Full text of "Ilias"
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^«illfiMliaHBIIilWBiMi^
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DAS HOMETtlSCHEi TROJA
y« V J€eCiM'i:i^
lUas
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Homers Ilias
VON
loHANN Heinrich Voss.
ERSTER BAND
mit einer Karte von Troja.
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Homers Ilias
VON
loHANW Heinrich V o s s.
mmmm^mm^mmmm^
l ^ XII GESANG.
Dritt£ verbesserte Auflage.
TÜBINGEN
In der J. G. Cotta' sehen Buchhandlung.
,j — g^jt-.iu--. '»^g-^-^g^^y Google
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DIE WEIHE.
St^tbiTgy tUr der staäi ufn hsiegttten tmsen dir Ostsie,
Kak0 dir frucktbann flur, wo der dänischi pflugir din diutscken,
DiiSiT den Dänen verstiht, dim giingitin irhi der Angeln:
Kränzet din hord, der des meers einst hlfkere fluten zurühzwangt
Dunkles gehSh^ und sehanert dem Wanderer grauen der vor zeit, 5
Dort vom sinnenden gang an dem quell ausruhend des ahhangs ,
Horcht* üh der lockenden wachtet im grünlichen rauche der ähre»,
Durch der woge geräusch und des fernher säuselnden südes.
Vier mir wehf anmutig mit änderndem grüne der buchbaum,
WtitgewHlbt; und es traf ein flüchtiger Schimmer der sonne 10
9ezo das stechpalmtaub, das blinkende ^ jezo den finster
FerUnden quelle jezt blendend das lied des ionischen Sängers,
Ifonniger schon in das herz vom bezauberten blatte sich schwingend ^
Scholl mir der hehre gisang: schnell Uuchtef es; hain und gefilde
Schwanden in licht; Wohllaute , wie liebender nachtigallen , 15
Tönten; und rosengedUft, doch duftender y athmete ringsum,
Siehe, da trat aus dem lieht ein unsterblicher; seine gestalt war
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Morgenglanz t durchwattend die nehetkUUe, wh nordscheia;
Lorber kränzt* ihm die kßrf\ und di§ silber lockige seheiteL
Als ich den staunenden blick abwendetet fafste der heros 20
Sanft mir die kaud; und in bangen entzückungen bebte das herz auf,
ffener begann nun freundlich, und redete laute des himntels:
ff^ende dich nicht so bange ^ du htjperborischer Jüngling f
Hebe den blick y dir bin ich der trauliche sänger von Chios,
fVekhen du oft mk dem laut inbrünstiger liebt genennet, ä5
Einsamer, wann du mein bild anstaunetest , oder den nachkalt
Meines gesangs, unwissend, da/s vater Homer dich umschwebte*
Sfezt mit himmliscfter harf* in den* chor der verklärteren sing* seh
Gott, unsichtbar und hehr, um des allerheiligsten eingangs
Einst mit irdischer saite vor noch unmündigen vUlkern 30
Sang ich den sichtbaren gott im heiligt humg der schHpfung^
Sein, den der seligste nicht ausnennt, vielnanfiges abbilde
Kindlich flocht mein gesang der menschlichkeit edlere blu9nen^
Tugenden, die aufblähten am stral des gemeinsamen lichtes;
Einfalt gold^üer sitt*, und herzlichkeit ; dankende ehrfureht 35
Vor der natur und der kunst uohlt hängen kräften, der urkrafi
Gefiien; frommes gefühl für Vaterland and erzeugerf
Heiligen band der Vermählung, des hauslterm und der genossen;
IVeisheit in that , in red^ und gesang j und schirmenden mannsinn^
Diese mit geistiger schifn aufsprossende Li.Ve des guten 40
Gab ich, in kränze gereiht ^ der jungen ionischep ^sprach^^
Denn wir gebot alloater, zur priesterin an dem orakel
Seiner natur sie zu weihn, die holdanredende Jungfrau i
Dafs sie die klumen erfrischte mit .täglicher sprenge des nektars.
Und, um die scheite l gekränzt, weissagete, Tugend und anmut 45
Sang ihr freundlicher mund; flngs ward dea gemilderte» Völkern .
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ffeilfg und hehr dii HOiurt des unendlichen sichtbare gottheit.
Aber ein schwärm, akhoid der Vernunft, in barbarischem Wahnsinn,
Sckrärmte daher, nashtgteich, und zerschtug der geläuterten menschheit
HeÜigthum und altar und pjirpurllumigen festhain; 5#
Hafs mit geretteten' hränzen die pries ter in kaum in die felsklufi
Flohf und starb. Nur einzeln umgehn tiefsinnige waller
Koih den schutt, und hören mit lauschendem ohr in der felsklufi
Leisen gesaug, gleich ferne verhallendem harfengelispeU
Sokn der edleren spräche Teittonia, die mit der jungern 55
Schwester I^nia gern auf thrakischen bergkn um Orfeus
Sf'tUt, von einerlei kost der nektartraule begeistert f \
Dann in dem bardenhain unsträflicher Htfperhoreier,
Oft, von j^pcllon besucht, mit dem heiligen volke der freiheii
Htilig und frei^ die gespie len verachtete, welche von Jedem 69
Sieger entehrt, nachhallten gebotene worte des auslands:
Heb* aus dem staube den sinn zu gUftlicher rede verständnifs ,
Dafs für den keuschen altar der Teu/onia du, ein geweihter
Herold, meines gesangs nektarische kränze heraufbringst»
Duh wird nächtlich umwehn mein geist mit ahndendem tiefsinn 65
Vnd vollherziger liebe für jegliche kraft und schünheit;
Bis der natur einfalt und eigene grdfse du darstellst
Durck reintonendes worts lebenäigkeit, If^andele mutig
fort auf der mühsamen bahn, *dem waltetulen führer vertrauend,
^'», von der sonrie geführt, hinwallt die beleberin erde; 7^
Si^t in Sturm und gewUlh, und jezt in ätherischer klarheii.
Strebet iie fort, und erfreut mit licht und wärme die vUlker:
^tso streb*, o genofs, durch freud* und schmefz auf der lauf bahn p
Kickt abwankend vom ziel, mit getrost ausharrendem eifer,
indUck ntUi, ungesshrekt von dem lerm unholdes gevögeis, 75
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Das aus dem schuft zanksüchtig emporschwarmt ; steigt in du fetsktnfi
Demutsvolt, und empfahe {sie reicht kein teuschendes unbild)''
Aus der lonia Itand weiMiYänz^ und belebenden nehtar.
Dir, wie vordem mir, danke die weit nicht, aber die nachwelt.
So die gestalt, und verschwand. Da flofs in betäubende» sckiummer So
Sanft mein leben dahin; mir war, ais wallete ringsum
Purpur gewog , einwiegend den geist in melodischem tonfalt.
Endlich erwacht* ich vom träum, und schauderte, Hain und gefiUh
Grünten wie vor; doch die sonn\ in glühende fluten sich tauchend.
Schien mir unter den zweigen mit rlithlichem schimmer ins antlit, 85
ffezo ging ich, umnickt von thauigen ährin, den fufssteig,
ITelcher den blühenden rocken durchschlängelte, freudig und ernstvotlf
Und bald hait* ich erreicht die trauliche pforte des gartens.
Wo sie entgegen mir hüpfte, die. braut mit offenen armen.
Aber so bleich, mein lieber, so unruhvoll und so heftig? 9p
Sprach sie mit forschendem blick; allein ich wandte des tages
Gluten vor, und verhehlte der Schmeichlerin, was mir geschehn w»r.
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I L I A S.
ERSTER GESANG.
Homers Ilias. 1. Uand« A
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INHALT.
Den priesUr Chryses zu rächen 9 dem Agamemnon die tocHer
vorenthielt 9 sendet Apoüon den Achatern eine tödliche krankheit.
Agamemnon zankt mit AchiOeus, weil er durch KaUhas die be^
freiung der Chrysetsfodern ließ ^ und nimtihm sein ehrengeschenk^
des Brises Tochter. Dem zürnenden Achiüeus verspricht ITietis
hülfe. Entsendung derChryseis, und Versöhnung ApoUons. Der
Thetis gewährt Zeus so lange sieg für die Troer, bis ihr söhn
genugthuung erhalte. Unwille der Here gegen Zeus. Hefästos
besänftigt beide.
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I L I A S.
ERSTER GESANG.
C
vjinge den zorfi , o göttin, des Peleiaden Achilleus^
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,
,Cnd viel tapfere seelen der heldensohne zum Ais
Sendete , aber sie selbst xum raub' ausstrekte den hunden ,
Und dem gevögel umher: so ward Zeus wille vollendet: 5
Seit dem tag', als einst durch bitteren zank sich entzweiten
Atreus söhn, der herscher des voiks, und der edle Achilleus.
Wer der unsterblichen reizte sie auf zu feindlichem hader?
Lcto's sehn und des Xeus. Denn der, dem könige zürnend,
Sdndte verderbliche pest durch das heer ; und es sanken die Völker : 10
Drum weil ihm den Chry^es beleidiget, seinen priester,
Arrcus Söhn. Denn er kam zu den rüstigen schiffen Achaia's,
Frei XU kaufen die tochter, und bracht' unendliche lösung,
Tragend den lorberschmuk des treffenden Föbos ApoUon
Um den goldenen stab; und er flehete allen Achaiern, 15
Aber zumeist den»Atrciden, den zween heerfürsten der völker:
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4 IL LAS,
Atreus söhn*, und ihr andern, ihr hcllumschientcn Achaier,
Euch verleihe die macht der unsterblichen auf dem Olympos ,
Priamos Stadt zu vertilgen, und wohl nach hause xu kehren ;
Doch Mir gebt die tochter zurük , und empfahet die lösung , zo
Ehrfurchtsvoll vor Zeus ferntrefTcndem söhn Apoüon.
Jezo gebot beiFallend das sämtliche heer der Achaier ,
Jenen priester xu schcun , und die köstliche lösung zu nehmen.
Aber nicht Agamemnon, des Atreus söhne, gefiel es,
Nein, er entsandt'ihn mit schmach, und befahl mit drohender rede: 25
Dafs ich nimmer, o greis, bei den räumigen ichiJen dich treffe,
Weder anizt hier zaudernd, noch wiederkehrend in zukunft!
Kaum sonst möchte dir helfen der stab, und der lorbcr des gottes !
Jene lös' ich dir nie , bis einst das alter ihr nahet ,
Wann sie in unserem haus* in Argos, fern von der heimat, ;^o
Mir als weberin dient , und meines bettes genossin l
Gehe denn, reize mich nicht; dafs wohlbehalten du heimkehrst!
Jener sprachs ; doch Chryscs erschrak , und gehorchte der rede.
Schweigend ging er zum strande des weitaufrau&chenden mecres ;
Und wie er einsam jezt hinwandelte , flehte der alte 35
Viel zum herscher Apollon, dem söhn der lockigen Leto: |
Höre mich, gott, der du Chrysa mit silbernem bogen umwandelst»
Samt der heiligen Killa, und Tenedos mächtig beherschcst,
Sniintheus! hab' ich dir einst den gefälligen tcmpel gedecket,
Oder hab' ich dir je von erlesenen furren und ziegen 40
Fetteschenkel verbrannt; so gewähre mir dieics verlangen:
Meine thränen vergilt jnit deinem geschofs den Achaicrn !
Also rief er betend ; ihn liöieie Föbos Apol4on ;
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ERSTER GESANG. 5.
Und von den höhn des Olympos enteilet' er , zürnendes herzens,
Auf der schuher den bogen und wohl verschlossenen köcher. 45
Laut erschollen die pfcir an der Schulter des' zürnenden gottes.
Als er einher sich schwang; er wandelte, düsterer nacht gleich ;
Sextesich drauf von den schiffen entfernt, und schnellte den pfeil ab;
Vnd ein schreklicher klang entscholl dem silberhen bogen.
Nur maulthier' erlegt' er zuerst, und hurtige hundc: 50
Doch nun gegen sie selbst das herbe geschofs hinwendend ,
Traf er; und rastlos brannten die todtenfeuer in menge.
Schon neun tage durchflogen das heer die gesrhosse des gottes.
Drauf am zehnten berief des volks Versammlung Achilleus ,
Dem in die seel' es legte die lilienarmige Here ; 55
Denn sie fühlete schmerz , die Danaer sterben zu sehen.
^ Als sie nunmehr sich versammelt, und voll die Versammlung gedrängt war;
Trat hervor und begann der mutige renner Achilleus :
Atreus söhn , nun denk' ich , wir ziehn den vorigen irrv^'eg
^Vieder nach hause zurük , wofern wir entrinnen dem tode ; €0
Weil ja zugleich der krieg und die pest hinraft cjie Achaier.
Aber wohlan , fragt einen der opferer , oder der seher^
Oder der traumweissager; auch träume ja kommen von Zeus her;
Eafs er melde , warum so eifere Föbos Apollon :
Ob versäumte gelübd' ihn erzürneten ^ ob hekatomben : 6$
Wenn vielleicht der lämmer gedüft und erlesener ziegen
Er zum opfer begehrt, uns abzuwenden das unheil.
Alfo redete jener , und sezte sich. Wieder erhub sich
Ka!( has der Thestoride , der weifeste vogelschauer ,
Der erkannte, was ist, was sein wird, oder ^»J^or n^^^^^j^ 70
6 ILIAS.
Der gen Ilios auch der Danaer schiffe gelcitetj
Durch wahrsagenden geist, defs ihn würdigte Föbos Apollon:
Dieser begann wohlmeinend , und redete vor der Versammlung :
Peleus söhn, du gebeutst mir, ©göttlicher, auszudeuten .
Diesen zorn des Apollon , des fernhintreffenden herschers. •75
Gerne will Ichs ansagen ; du merk* , und schwöre mir heilig ,
Dafs du gewifs willfährig mit wort und bänden mir helfest.
Denn leicht möcht* erzürnen ein mann , der mächrigcs ansehns
Argos Völker beherscht, und dem die Achaier gehorchen.
Stärker ja ist ein könig , der zürnt dem geringeren manne. 80
Wenn er auch die galle den selbigen tag noch zurükhält ;
Dennoch hegt er beständig den heimlichen groll in dem busen.
Bis er ihn endlich gekühlt. Du denke denn, ob du mich schüzest ?
Ihm antwortete drauf der mutige renner Achilleus ;
Sey getrost, und erkläre den götterwink, den du wahrnahmst. S5
Denn bei Apollon fürwahr , Zeus lieblinge , welchen du , Kalchas ,
Anflehst , wann den Achaiern der götter rath du enthüllest :
Keiner , so lang* Ich leb' , und das licht auf erden noch schaue ,
Soll bei den räumigen schiffen mit kränkender band dich berühren ,
Aller Achaier umher ! und nenntest du selbst Aganuemnon , 90
Der nun mächtig zu sein vor allem volke sich rühmet !
Jezo begann er getrost , und sprach , der untadliche sehcr :
Nicht versäumte gelübd* erzürnten ihn , noch hekatomben ;
Sondern er zürnt um den priester , den also entehrt' Agamemnon ,
Nicht die tochter befreit* , und nicht annahm die erlösung: 95
Darum gab uns Jammer der Treffende , giebt ihn hinfort auch.
Nicht zieht jener zuvor die schrekliche hand vcn^^derhen ,
ERSTER GESANG. 7
Bis man dem liebenden vater das freudigblickende mägdlein
Hingiebty frei, ohn' entgeh, und mit heiliger sühnhekatombc
Heim gen Chrysa sie führt. Dann möchten wir gnade gewinnen, loo
Alfo redete jener, und sexte sich. Wieder crhub sich
Atrcus h^ldensohn, der völkerfurst Agamemnon,
Zamend vor schmerz ; ihm schwoll sein finsteres herz von der galle
Schwarz umströmt ; und den äugen entfunkeltcf stralendes feuer.
Gegen Kalchas zuerst mit drohendem 'blicke begann er: 105
Unglüksseher , der nie ein erfreuliches wort mir geredet!
Immerdar nur böses, erfreut dein herz, zu verkünden!
Gutes hast du noch ninmier geweissagt, oder vollendet!
}m auch meldest du hier als götterspruch den Achaiern ,
Dioim habe dem volk der Treffende wehe bereitet, iio
Weil ich für Chryscs tochter die köstliche gäbe der lösung
Aniunehmen verwarf. Denn traun! weit lieber behielt' ich-
Solche daheim; da ich höher wie Klytämnestra sie achte,
Meiner Jugend vermählte: denn nicht ist jene geringer.
Weder an bildung und wuchs, noch an geist und künstlicher arbeit, i rj
D<rnnoch geb' ich sie willig zurük, ist solches ja besser.
Lieber mög' ich das volk errettet schaun , denn verderbend.
Gleich nur ein ehrengeschenk mir gefertiget, dafs ich allein nicht
Ungcchrt in dem volk hier sei; nie wäre das schiklich!
Denn das seht ihr alle, dafs mein geschenk mir entgehet. laa
Ihm antwortete drauf der mutige renner Achilleus :
Atrcus söhn, ruhmvoller, du habbegierigster aller.
Was denn verlangst du zum ehrengeschenk von den edlen Achaiern?
Nirgends wi&sen wir doch des gemeinsamen viel^ii^Y^i^^^'^Ö^Ie
■ / ^
8 ILIAS,
Sondern was wir au» Städten erbeuteten, wurde getheilet; iij
Auch nicht ziemt es dem volke , das einzele wieder zu sammeln.
Aber entlafs du jezo dem gottc sie; und wir Achaicr
Wollen sie dreifach ersezen und vierfach, wenn uns einmal Zeus
Gönnen wird, der Troer befestigte Stadt zu verwüsten.
Gegen ihn rief antwortend der völkerfurst^ Agamemnon : 130
Nicht also, wie tapfer du seist, gottgleicher Achiileus,
Sinn' auf trug , nie wirst du mich schlau umgehn , noch bereden !
Willst du , indefs Dir bleibt das geschenk, dafs ich selber umsonst hier
Sizc, des meinen beraubt? und gebietest mir, frei sie zu geben?
Wohl denn, wofem mir ein andres verleihn die edlen Achaier, 135
Meinem sinn* es erlesend , das mir ein voller ersaz sei !
Aber verleihn sie es nicht , dann komm' ich selber , und nehm' es »
Deines vielleicht , auch des Ajas geschenk wohl , oder Odysseus ,
Führ' ich hinweg; und zürnen vielleicht wird, welchem ich nahe !
Doch von solcherlei dingen ist zeit zu reden auch künftig. 140
Auf nun, ein schwärzliches schif zieht schnell in die heilige meerflut; ,
Sammeh hinein vollzählig die rüderer; bringt auch Apollons
Hekatomb'; und sie selbst, des Chryses rosige tochter,
Führet hinein; und gebieter des schifs sei der könige einer:
Ajas, oder der held Idömeneus, oder Odysseus, 145
Oder auch du, Peleide, du schreklichster unter den männern!
Dafs du den Treffenden uns durch heilige opfer besänftigst.
Finster schaut' und begann der mutige renner Achiileus :
Ha , du in Unverschämtheit gehülleter , sinnend auf vortheil !
Wie doch gehorcht dir willig noch einer im heer der Achaier , 150
Einen gang dir zu gchn, und kühn mit d<im f<:iude zu Uimpfen?
ERSTER GESANG. 9
Nicht ja wegen der Troer , der lanzenkundigen , kam ich
Mit hieher in den streit; gar nichts sind jene mir schuldig.
Denn nie haben sie mir die rosse geraubt, noch die rindcr;
Nie auch haben in Fna, dem scholligen männergefilde , 155
Meine frucht sie verlezt; indem viel raumes uns sondert,
Waldbe&chattete berg', und des meers weitrauschende wogen.
Dir, schamlosester mann, dir folgten wir, dafs du dich freutest;
Nur Menelaos zu rächen, und dich, du ehrevergefsner.
An den Troern ! Das achtest du nichts, noch kümmert dich solches ! 160
Selbst nun drohest du mir mein ehrertgeschenk zu entreifsen,
Welches mit schweifs ich errungen , und mir verehrt die Achaier !
Hab' ich doch nie ein geschenk, wie das dcinige, wann die Achaier
fine bevölkene Stadt des troischen volkes verwüstet ;
Sündern die schwerste last des tobenden schhichtcngetiinmiels 165
Trag' ich mit meinem arm: doch kommt zur ihcllung es endlich,
Dein ist das gröfste geschenk; und Ich, mit wenigem fröhlich,
Kehre heim zu den schiffen, nachdem ich erschlaft von dem streite.
Doch nun geh' ich gen Ftia! denn wxit zuträglicher ist es, 160
Heimmit den schiifenzugehn,den gebogenen iSchwerlichauchwirst du,
TVcil du alhier mich entehrst, noch schäz' und guter dir häufen !
Ihm antwortete drauf der herscher des volks Agamemnon;
Fliehe nur, wenns dein herz dir gebeut ! Nie werd' ich fürwahr dich
Anflehn , meinethalb zu verziehnl Mir bleiben noch andre,
Khre mir zu erwerben ; zumal Zeus waltende vorsieht ! 1 75
Siehe verhafst mir bist du vor allen beseligten herschern !
immer hast du den zank nur geliebt, und kämpf und befehdung!
Wenn du ein stärkerer bist, ein gott hat dir solches veidichen !
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J
lo ILIAS,
Schiffe denn heim , du selbst mit den deifiigen , dafs du in ruhe
Myrmidonen gebicfest! denn Du biit nichts mir geachtet; i8o
Nichts auch gilt mir dein grollen ' vielmehr noch droh* ich dir also :
Weil mir Chryscs tochter hinwegnimt Töbos Apollon,
Werd' ich sie mit eigenem schif und eignen genossen
Senden ; allein ich hole die rosige tochter des Brises
Selbst mir aus deinem geielt , dein ehrengeschenk : dafs du lernest, 185
Wie viel hoher ich sei als Du , und ein anderer xage ,
Gleich sich mir xu wiihnen , und so lu trozen ins antliz !
Jener sp^achs ; da entbrannte der Peleion', und das herz ihm
Unter der zottigen brüst rathschlagete , wankendes sinnes :
Ob er, das schneidende schwert alsbald von der hüfte sich reifsend, 190
Trennen siq sollt* aus einander, und niederhaun den Atreiden ;
Oder stillen (Jen zorn , und die mutige seele bcherschen.
Als er solches c*rwog in des herzens geist und empfindung.
Und er das mächtige schwort schpn hervorzog ; nahte vom himmel
Pallas Athene, gesandt von der lilienarmigen Here , 195
Die für beide zugleich in liebender seele besorgt war.
Hinter ihn trat sie, und fafs?te das bräunliche haar des Pcleiden,
Ihm allein sich enthüllend; der anderen schaute sie keiner.
Staunend zukte der held , und wandte sich : plözlich erkannt' er
Pallas Athene s gestalt, und fürchterlich stralt' ihm ihr äuge. 200
Und er begann zu jener, und sprach die geflügelten worte:
Warum, o tochter Zeus des Agiserschüttereis , kamst du?
Etwa den frevel zu sch^un von Atreus söhn Agamemnon?
Aber ich sage dir an, und das wird wahrlich vollendet:
Sein unbändiger stolz wird einst noch das leben ihm kosten! 205
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ERSTER GESANG. ii
DfauF antwortete Zeus blauäugige Tochter Athene:
Deinen zorn zu stillen, gehorchtest du, kam ich vom himmel;
Denn mich sendete Here , die lilienarmige göttin ,
Die für beide zugleich in liebender seele besorgt ist.
Aber wohlan, lafs fahren den streit « und zucke das schwert nicht. 210
Magst du mit Worten ihn doch beleidigen , wie es dir einfallt.
Denn ich sage dir an , und das wird wahrlich vollendet :
Einst wird dir noch dreimal so herliche gäbe geboten ,
Wegen der heutigen schmach. Drum fasse dich nun, und gehorch uhJ.
Ihr antwonete drauf der mutige renner Achüleus : 215
Euer wort , o göttin , gezieniet es , wohl zu bewahren ,
Welche wut auch im herzen sich hebt; denn solches ist besser.
Wer dem gebot der götter gehorcht , den hören sie wieder.
Sprachs, und hemmte die nervichte hand an dem silbernen hefte,
Siiefs in die scheide zurük das mächtige schwert, und verwarf nicht 220
Arhcnäas gebot. Sie wandelte drauf zum Olympos,
In den palast des donnernden Zeus , zu den anderen göttetn.
Doch der Peleide begann mit erbitterten worten von neuem
Gegen des Atreus söhn ; denn noch nicht' ruht er vom zorne : 224
Trunkenbold, mit dem blicke des hufids, und dem mute des hirsches!
Niemals weder zur schlacht mit dem sämtlichen volk dich zu rüsten«
^och lum hinterhalte zu gehn mit den edlen Achaia's ,
Hast du im herzen gewagt ! das scheinen dir schrecken des todes !
Iwar behaglicher ist es , im weiten heer der Achaier
Bim das geschenk zu entwenden, wer dir entgegen nur redet! 230
Volkvcrschlingender könig l denn nichtigen menschen gebeutst du !
Oder du hättest, Atreide, das leztemal heute ^^f^cv^AooIp
14 ILIAS.
Aber ich sage dir an , und mit heiligem cide beschwör* ichs !
Wahrlich bei diesem zepter , der niemals blLitter und zweige
Wieder zeugt , nachdem er den stumpf im gebirge verlassen ; 235
Nie mehr sprofst er empor , denn ringsum schälte das erz ihm
Laub und rinde hinweg; und edele söhne Arhaia's
Tragen ihn jezt in der hand , die richtenden , welchen Kronion
Seine geseze vertraut : dies sei dir die grofse beiheurung !
Wahrlich vermifst wird Achilleus hinfort von den söhnen Achaia's 240
Allzumal; dann suchst du umsonst, wie sehr du dich härmest,
Rettung, wenn sie in vchaaren, vom männermordenden Hektor
Niedergestürzt, hinsterben; und tief in der seele zernagt dich
Zürnender gram, dafs den besten der Danaer nichts du geehret I
Also sprach der Peleid*, und warf auf die erde den zepter 245
Hell mit goldenen buckeln geschmükt; dann sezt* er sich nieder.
Gegen ihn stand der xA^treid*, und wütete. Jezo erhub sich
Nestor mit holdem gespräch , der tönende rodner von Pylos ,
Dem von der zung' ein laut wie des honiges süfse daherflofs.
Diesem waren schon zwei der redenden menschen geschlechter 250
Abgewelkt, die vordem ihm zugleich aufwuchsen und lebten,
Dort in der heiligen Pylos; und jezt das dritte beherscht* er.
Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der Versammlung:
Wehe, wie grofses leid dem achaiischen lande herannaht!
Traun , wohl freun wird sich Priamos defs, und Priamos söhne, 255
Auch das volk der Troer wird hoch frohlocken im herzen,
Wenn sie das alles gehört,. wie Ihr durch zank euch ereifert,
Ihr die ersten Achaier iia rath, und die ersten im kämpfe.
Aber gehorcht! ihr beide seid jüngerer jähre, deip Ich^bin!
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ERSTER GESANG. 13
Denn schon vormals pflog ich mit stärkeren münnem gemeinschaft, 260
Als Ihr seid; und dennoch verachteten jene mich nimmer!
Solche männer ersah ich nicht mehr, und ersehe sie schwerlich,
So wie Peirithoos war, und der völkerw^idende Dryas,
RIneus auch, und der held Exadios, auch Polyfemds.
Traun » das waren die stärksten der lebenden erdebewohn er , oß^
Waren selbst die stärksten, und kämpfeten wider die stärksten, -
Wider die Bergkentauren , und übeten grause Vertilgung.
Seht, und jenen war Ich ein kriegsgenofs , der aus Pylos
K.im, aus entlegenem lande der weit; denn sie riefen mich selber;
Und ich kiimpfte das mein ige mit. Doch jene vermöchte 370
Keiner, so viel nun leben des menschen geschlechts , zu bekämpfen.
Dennoch hörten sie rath von mir, und gehorchten dem worte.
Aber gehorcht auch ihr; denn rath zu hören ist besser.
Weder Du , wie mächug du seist , nim jenem das mägdlein ;
Sondern laCs , was ihm Einmal zum dank verliehn die Achaicr : 275
Noch auch Du, o Peleid', erhebe dich wider den könig
So voll troz; denn es ward nie gleicher ehre ja theilhaft
Ein bexcpterter könig, den Zeus mit rühme verherlichr.
Wenn du ein stärkerer bist, und söhn der göttlichen mutter;
(st er mächtiger doch, weil mehrerem volk er gebietet, 280
Atreus söhn, lafs fahren den zorn; und ich selbst will Achilleus
Anflchn, auch sein herz zu besänftigen, ihn der die grofse
Schuzwehr ist den Achaiern gesamt im verderbenden kriege.
Gegen ihn rief antwortend der völkerfürst Agamemnon :
Wahrlich, o greis, du hast wohlziemcnde worte geredet. 285
Aber der m;inn will immer den anderen allen zuvor sciq;'
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J
14 ILIAS.
Allen wiU er gebieten im heer, und alle beberschen,
Allen gesei' austheilen, die niemand} mein' ich, erkennet!
Wenn sie ja lanzenkund' ihm verliehn , die ewigen götter;
Siellen sie darum ihm frei, auch Schmähungen auszurufen? 290
Ihm in die red' einfallend begann der edle Achiileus :
Ja fürwahr , ein feiger und nichtiger müfst' ich genannt sein ,
"W^nn ich in allem m.ich dir demütigte , was du nur aussprichst !
Andern gebeut du solches nach willkühr; aber nur mir nicht
Winke befehl; Ich mochte hinfort dir wenig gehorchen! 295
Eines verkünd' ich dir noch, und Du bewahr* es im herzen.
Niemals heb* ich die arme zum streit auf, wiegen des magdleins.
Weder mit dir , noch andern ; ihr gabt , und nehmet sie wieder.
Aber so viel mir sonfit bei dem dunkelen «chiife sich findet.
Davon nimst du mir schwerlich das mindeste, wider mein wollen. 300
Oder wohlan , versuch* es ! damit sie alle mit ansehn ,
Wie alsbald an der lanze dein schwarzes blut mir herabtrieft 1
Also haderten beide mit widerstrebenden worten,
Standen dann auf, und trennten den rath bei den schiffen Achaia's.
Peleus söhn, zu den zelten gewandt und schwebenden schiffen, 305
Wandelte , samt Mönetios s;ohn und seinen genossen.
Doch der Atreid* hicfs ziehen ein hurriges schif in die meerBut;
Wählcte zwanzig hinein dtr rüderer, bracht' auch Apollons
Hekatomb*; und darauf des Chryscs rosige tochter
Führt* er hinein; und gebietet des schifs warder weise Odysscus. 310
Alle nun eingestiegen durchstcuerten flüssige pfade.
Drauf hiefs Atreus söhn sich entsundigen alle Achaier:
Und sie entsündigten «ich , und warfen ins meer die befleckung ,
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ERSTER GESANG. 15
Opferten dann fiir ApoUon vollkommene sühnhekatombcn ,
Mutiger stier' und ziegen , am «trand des verödeten meeres; 315
Und hoch wallte der duft in wirbelndem rauche gen himmel.
So war alles im heere be^ichäftiget. Doch Agamemnon
Liefe nicht ruhn, was er zankend zuvor gedroht dem Achilleus;
Sondern Talthybios schnell und Eurybates rief der behcr&cher ,
Die hctold' ihm waren und rasch aufwartende diener; 320
Gehet hin zum gezelte des Peleiaden Achilleus;
Nehmt an der hand , und bringt des Briscs rosige tochter.
Wenn er sie nicht auiTgh'bet so möcht* ich selber sie nehmen, ^
Hin mit mehreren kommend ; was ihm noch sclveklicher sein wird !
Jener sprachs, und entliefs sie, die drohenden worte befehlend. 325
Ungern gingen sie beid' am Strand des verödeten meeros,
Bis sie die zeit' und schiffe der Myrmidonen erreichten.
Ihn nun fanden sie dort am gezelt und dunkelen schiffe
Sizend; und traun, nicht wurde des anbliks fröhlich Achilleus.
ßcide, bestürzt vor scheu und ehrfurcht gegen den könig, 330
Standen, und wägeten nichts zu verkündigen, oder zu fragen.
Aber er selbst vernahm es in seinem geist, und begann soj
Freude mit euch, herold', ihr boten Zeus und der menschen!
Nahet euch ! Ihr nicht traget die schuld mir ; nein Agamemnon,
Der euch beide gesandt, um Brises rosige tochter. 335
Auf denn ^ führe heraus das ^mägdelein , edler Patroklos ,
Und lals jene sie nehmen. Doch sein sie selber mir zeugen,
Vor den seligen göttern , und vor den sterblichen menschen ,
\Qch vor dem könige dort , dem Wüterich : Wenn man hinfort noch
Meiner hülfe bedarf, dem schmählichen Jammer zu steuern 340
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i6 ILIAS.
Jenes volks . . . ! Ha , wahrlich er tobt in verderblichem Wahnsinn,
Blind im geißle zugleich vorwärts zu schauen und riikwarts ,
Dafs bei den schiffen er sichre das streitende heer der Achaierl
Jener sprachs ; da gehorchte dem freund sein trauter Patroklos,
Führt* aus dem zeit , und gab des Brises rosige tochter 345
Jenen dahin; und sie kehrten zurük zu den schiffen Achaia's.
Ungern ging mit ihnen das magdelein. Aber Achilleus
Weint' , und sezte sich schnell , abwärts von den freunden gesondert ,
Hin an des meeres gestad*, und schaut* in das finstre gewässer.
Viel nun fleht er zur mutter, der trautesten, breitend die händc : 350
Mutter, dieweil du mich nur für wenige tage gebar<»t,
Sollte mir ehre jedoch der Olympier jezo verleihen,
Der hochdonnernde Zeus! doch gat nichts ehrt er mich jezot
Siehe, des Atreus söhn, der völkerfürst Agamemnon,
Hat mich entehrt, und hält mein geschenk, das er selber geraubet ! 353
Also sprach er bethränt; da hört* ihn die trefliche mutter,
Wo in des meeres abgründen sie safs bei dem grauen erzeugcr.
Eilendes schwungs entstieg sie der finsteren flut , wie ein nebel ;
Und nun sezte sie nahe sich hin vor den thränenbenezten ,
Streichelt* ihn drauf mit der band , und redete , also beginnend ; 36c
Liebes kind, was weinst du? und was betrübt dir die seelej
Sprich-, verhehle mir nichts; damit wir es beide wissen.
Doch schwerseuftend begann der mutige renner Achilleus i
Mutter, du weifst das alles; was soll ichs dir noch erzählen^
'fhebe belagerten wir, Eetions heilige vestc, 365
Und verwüsteten sie, und führeten alles von dannen.
Kecliich iheilteti den raub die tapferen söhne Acliaia's,
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ERSTER GESANG» 17
Und man erkohr dem Atreiden des Chryses loAge tochter»
Chryses darauf, der priester des treffenden Föbos Apollon ,
Kam zu den riisrigen schiffen der erx umschirmten Achaier» 3']o
Frei zu kaufen die tochter, und bracht* unendliche lösung»
Tragend den lorberschmuk des treffenden Föbos Apollon
Um den goldenen stab ; und er flehete allen Achaiern ,
Aber zumeist den Atreiden , den zween heerf ürsten der völken
Jtto gebot beifallend das samtliche beer der Achaier, 375
Jenen priester zu scheun , und die köstliche lösung zu nehmen* .
Aber nicht Agamemnon, d^s Atreus söhne, gefiel es;
Nein, er entsandt* ihn mit schmach , und befahl mit drohender rede*
Xiimend vernahm es der greis , und entwandelte. Aber Apollon
Hörte des flehenden ruf; denn sehr war jener geliebt ihm. 380
Und nun sendet* er todesgeschofs ; und die Völker Achaia's
Statben in schaaren dahin, da rings die geschosse des gottes
Flogen im weiten beere der Danaer. Siehe da weissagt'
Urs ein kundiger seher den heiligen rath des Apollon*
Eilend befahl ich selber zuerst, den gott zu versöhnen* 385
Aber der Atreion' ereiferte : schnell sich erhebend ,
Sprach er ein drohendes wort, das nun der Vollendung gensdit ist*
Jene geleiten im schif frohblickende söhne Achaia*s
Heim nach Chrysa zunik» auch bringen sie gaben dem her^cher*
Doch mir nahmen nur eben die herold* aus dem gezelte 390
Brises tochter hinweg, das ehrengeschenk der Achaier.
O wenn Du es vermagst » so hilf dem tapferen söhne 1
Steig* empor zum Olympos, und flehe Zeus, wenn du jemal«
Homers lüaj. i. Band* B
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18 ILIAS.
Ihm mit Worten das herz erfreuetest, oder mit thaten.
Denn ich habe dich oft in de« vaters hause gehöret , 395
Wann du erzähltest mit rühm , wie den schwarzumwölkten Kronion
Du allein von den göttern geschirmt vor schmählicher kränkung ,
Als vordem ihn zu binden die andern Olympier drohten ,
Here, und Poseidaon zugleich, und Pallas Athene.
Doch du kamst , o göttin , und lösetest ihn aus den banden. 400
Schnell zum hohen Olympos den Hundertarmigen rufend,
Den-Briäreos nennen die himmlischen, aber Ägäon
Jeglicher mensch ; denn er raget an krafit vor dem eigenen vater*
Der nun safs bei Kronion dem donnerer, freudiges trozes.
Drob erschraken die götter » und scheuten sich , jenen zu fesseln. 405
Seze nun , dessen erinnernd, zu ihm dich, iasse die knie' auch »
Ob es vielleicht ihm gefalle ^ den Troern schuz zu gewähren.
Aber zurOk zu drängen zum lager und meer die Achaier ,
Niedergehaun , bis sie alle sich sänigen ihres gebieters ,
Auch er selbst, der Atreide, der völkerfiirst Agamemnon, 410
Kenne die schuld, da den besten der Danäer nichts er geehret!
Aber Thetis darauf antwortete , thränen yergiefsend :
Wehe mir! dafs ich, mein kind, dich erzog, unselig geborner!
Mochtest du hier bei den schiffen doch frei von thränen und kränkung
Sizen ; dieweil dein Verhängnis so kurz nur währet , so gar kurz 1415
Aber zugleich friihwelkend und unglükselig vor allen
Wurdest du ! Ja , dich gebar ich dem jammergeschik im palaste !
Dies dem donnerer Xeus zu verkündigen, ob er mich höre,
Geh' ich selbtr hinauf zum schneebedekten Olympos.
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ERSTER GESANG, 19 j
Du indels an des meers schnellwzindelnden schiffen dich sezend , 420 |
Züme dem Danaervolk, und des kriegs enthake dich gänzlich*
Zeus ging gestern zum mahl der unsträflichen Aethiopen
An des Okeanos (lut ; und die himmlischen folgten ihm alle.
Aber am zwölften tag, dann kehret er heim zum Olympos*
Hierauf steig' ich empor zum ehernen hause Kronions , 425
Und umfass' ihm die knie'; und ihn zu bewegen erwart' ich.
Als sie solches geredet, enteilte sie. Jener allein nun
Xiimt' im geist, und gedachte des schöngegürteten weibes»
Das man xnit troz und gewalt ihm hinwegnahm* Aber Odysseu«
Kam und brachte gen Chrysa die heilige sühnhekatombe, 430
Als sie nunmehr in des ports riefgriindige räume gekommen »
Zogen sie ein die segel ^ und legten ins schwärzliche schiff sie ;
Lehnten darauf zum behälter den rnast^ an den tauen ihn senkend»
Eilig hinab, und schoben das schif mit rudern zur anfuhrt;
Warfen dann anker hinaus, und befestigten seil' am gestade. 435
Aus nun stiegen sie selbst am wogenschlage des meeres,
Aus auch lud man das opfer dem treffenden Föbos ApoUon;
Aus auch stieg Chryseis vom meerdurchwallenden schiffe.
Diese nun führte sogleich zum altar der weise Odysseu^»
Gab in des vateis bände sie hin , und redete also : 44^
Chryses , mich sandte daher der völkerfiirst Agamemnon »
Dafs ich die tochter dir brächt' , und die sühnhekatombe dem Föboi
Opfene fiir die Achaier, den zorh zu versöhnen des herschers,
Der nun Argos voUce so schmerzliches webe verhänget.
Sprachs, und gab in die bände sie ihm ; und freudig empfing er 445
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20 ILIAS.
Seine geliebteste tochter. Auch ordneten jene des gottci
Herliche sühnhekatomb* um den schöngebaueten ajtar;
Wuschen die bände sodann, und nahmen sich heilige gerne.
Laut nun betete Chryses empor, mit erhobenen bänden:
Höre mich, gott, der du Chrysa mit silbernem bogen umwandelst.
Samt der heiligen Kill^, und Tenedos mächtig beherschest! 451
So wie schon du zuvor mich höretest, als ich dich anrief,
Wie du ehre mir gabst, und furchtbar schlugst die Achaler;
Also auch nun von neuem gewähre mir dieses verlangen:
Gieb dem Dänaecvolke der schmählichen plage genesung! 455
Also rief er betend; ihn hörete Föbos Apollon.
Aber nachdem sie gefleht, und heilige gerste gestteuet;
Beugten xuriik sie die hals', und schlachteten , zogen die haut* ab ,
.Sonderten dann die Schenkel, umwickelten solche mit fette
Zwiefach umher, und bedekten sie dann mit stücken der glieder. 460
Jezo verbrannt' es auf scheltern der greis , und dunkeles weines
Sprengt' er darauf; ihn umstanden die Jünglinge, haltend denfünfzak.
Als sie die Schenkel verbrannt, und die eingeweide gekostet;
Jezt auch das iibrigö schnitten sie klein , und stektens an spiefse ,
Brieten sodann vorsichtig, und zogen es alles herunter. 465
Abet nachdem sie ruhten vom werk, und das mahl sich bereitet;
Schmausten sie, und nicht mangelt' ihr herz des gemeinsamen mahles. 1
Aber nachdem die begierde des tranks und der speise gestillt war;
Füllten die jUnglinge schnell die krüge zum rand mit getrlinkc.
I
Wandten von neuem sich rechts , und vertheileten allen die becher. 4']ol
Jene den ganzen tag versöhnten den gott mit gesange, j
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ERSTER GESANG, ' ai
Schön anstinunend den Päaii , die blühenden mannet Achala's ,
Preisend des Trcffenclcn macht ; und er hörete freudiges hexiens.
Als die sonne nunmehr hinsank^ und das dunkel heraufzog;
Legten sich jene zur ruh an den hakenden seilen des schiiFes. 475
Ais die dänunernde Eos mit rosenfingern emporstieg;
Jezo scliiften si^ heim zum weiten heer der Achaier.
Günstigen hauch sandt' ihnen der treffende Föbos -ApoUon ;^
Und sie erhüben den mast, und spannten die schinunemdpa segeL
Voll nun schwellte der wind des segeis mitt\ und umher scholl 480
Laut die purpurne wog' um den kiel des gleitenden schiiFes i
Und CS durchlief die gewässer, den weg in eik vollendend.
Als sie nunmehr hinkamen zum weiten heer der Achaier;
Zogen das. schwänJüchc schif sie empor an die vcste. des landes,
Koch 9uf den kiesigen sand , und breitqten drunter gebälk hio ; 485
Selbst dann zerstreuten sie sich ringsher zu gezelten und schiffen^
Jener zürnt*, an des meers schnellwandelnden schiffen sich seziend»
Pelei^s göttlicher söhn, der mutige renner AchiUeus;
Niemab mehr in den lath, den männ^ehrend^n , ging ^r^.
Niemals mehr in die schlacht. Doch gram zernagte das herz ihm,, 4^
Dais er blieb ; ec verlangte nur feldgeschrei und getümmel.
Als nunmehr die zwölfte der morgenröthen emporstieg;
Kehret^ l^eim zum Olympos die ewigwahenden gönej
Alle zugleich; 2>cus führte. Doch Thetis.vergafs das geheifs nicht
Ihres sohns ; sie enttauchte der woge des meers , und erhub sich 495
Schon in dänunemder frühe zum himmel empor und Olympos;
Fand niin den >^alt^nden Zeus abwärts von den anderen 6izend,
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34 ILtAS»
Auf der erhabensten kuppe des viclgetaktcn Olympoi.
Und sie sexte sich 'nahe vor ihnx, umschlang mit der linken
Seine knie' , und berührt' ihn unter dem kinn mit dqr rechten ; 50c»
Flehend zugleich begann sie zum herschenden Zeus Kronion :i
Vater Zeus, wenn ich je mit worten dir, öder mit thaten^
Frommt' in der götter schaar ; so gewähre mir dieses ^erlangen;
Ehre mir meinen söhn, der friihhinwelkend vor andern
Sterblichen ward! Doch hat ihn der völkerfiirst Agamemnon jojf
Jezo entehrt, und häh sein geschenk» das er selber geraubet!
Aber o räch* ihn Du, Olympier, Ordner der weit, Zeus!
Stärke die Troer so lange mit siegskraft, bis die Achaicr
Meinen söhn mir geehrt, und hoch mit ehre verherlicht!
Jenesprachs; ihr erw^ederte nichts der Wolkenvcrsammler ; jio
Lange safs er und schwieg. Doch Theds schmiegte sich fest ihm
An die umschlungenen knie', und flehete wieder von neuem;
Ohne falsch verheifse mir jezt, und winke gewährung;
Oder verweigere mirs! (nichts scheutest du!) dafs ich es wisse,
Ganz sei Ich vor allen die ungeehrtestc göttin! 515
Unmuthsvoll. nun begann der herscher im donnergewölk Zeus »
Heillos traun ist solches , dafs zank mit Here und feindschaft
Du mir erregst , wann jene durch schmähende wortc mich aufreizt.
Zanket sie doch schon so im kr^is der unsterblichen götter
Stets mit mir, und saget, ich hclf im streite den Troern. 520
Eile denn Du jezt wieder hinweg, dafs nicht dich bemerke
Here; doch mir sei die sorge des übrigen, bis ich vollendet.
Aber wohlan, mit dem haupte dir wink' ich es , dafs du vertrauest«
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ERSTER GESANG, 33
Solches ist ]a meiner verheif&ungen unter den göttem
Heiligstes pfand, denn nie ist wandelbar, oder betriiglicfay ^25
Noch unvollendet das wort, das mit winkendem haupt ich gewähret
Abo sprach , und winkte mit schwärzlichen braueti Kronion ;
Und die ambrosischen locken des königes wallten ihm vorwärts
Von dem unsterblichen haupt ; es erbebten die höhn des Olympoi.
So rathschlageten beid* , und trennten sich. Siehe , die götdn 53a
Fuhr in die defe des meers vom glanzerhellten Qlympos;
2eus dann in seinen pälast. Pie unsterblichen standen empor ihm
Alle vom siz , denn vater entgegen zu gehn ; und nicht einer
Harne des kommenden dort, entgegen ihm traten sie alle.
Er nun nahte dem thron , und sezte sich. A1>^K nicht achtlos
flati' es Here bemerkt, wie geheim rathschlagte imt jenen^ 53S
Nereus tochter des greises , di^ silberfufsige Thetis,
Schnell mit kränkender rede zu Zeus Kronion begann sie:
Welcher gott hat wieder mit dii, o du schlaue^» gerathschlagt?
Immer war es dir freude, von mir hinweg dich entfernend « 540
Heimlich ersonnenen x^th zu genehmigen! Hast du doch niemals
>Ur nur ein wort willfährig verkündiget, was du gedenkest!
Hit antwortet^ dfauf der pmenschen und ewigen vater : ,
Here, nur nicht alle* getraue dir, was ich beschliefsc«
Einzusehn; schwer yrörde dir das, und seist du gemahlin) 545
Zwar was dir zi:^ hören vergönnt ist» keiner soll jenes
Früher erkenneq denn du» der unsterblichen oder der menschen.
Doch was mir von den göttem entfernt zu beschiiefsen genehm ist»
Solches dar&t du mir nicht auskundigen 1 oder erforschen,
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34 ILIAS.
Ihm antwortete drauf d:e hoheitblickende Herc : 550
Welch ein wort, Kronion, du schreklicher , hast du geredet!
Nie doch hab* ich zuvor mich erkundiget , oder geforschet ;
Sondern ganz in ruhe beschliefsest du , was dir genehm ist.
Doch nun sorg' ich im herzen geängstiget , dafs dich beschwazc
Neieus tochter des greises , die silberfÜfsige Thetis. 555
Denn sie safs in der frühe bei dir, ulhd umschlang dir die kniec.
Ihr dann winkend, vermut' ich, gelobtest du, dafs du Achilleus
Ehren willst, und verderben der Danaer viel* ah den schiffen.
Gegen sie rief antwortend der herscher im donnergewölk Zeus :
Immer, du wunderbare, vermutest du; spähest mich immer! 560
Doch nicht schaft dein thun dir das mindeste, sondern entfernter ,
Wirst du. im herzen mir stets: was dir noch schreklicher sein wird?
Wenn auch jenes geschieht, so wird mirs also geliehen!
Sizc dann ruhig und schweig*, und gehorche du meinem geböte!
Kaum wohl schüzten dich sonst die unsterblichen alV im Olympos, 565
Trat' ich hinan, ausstreckend zu dir die unnahbaren bände!
Also Xcus ; da erschrak die hoheitblickende Here ;
Schweigend safs sie nunmehr, und bezwang die störme des herzens,
Doch rings traurten im saale die göttlichen Uranionen.
Jezo begann Hefastos, der kiinstberühmte , zu reden, 570
Seiner mutter zu gunst, der lilienarmig^en Here:
Heillos traun wird solches zulezt noch, und unerträglich.
Wenn ihr bcid* um sterbliche nun euch* also entzweiet,
Und zu tumult aufreizet die himmlischen ! Nichts ja geneufst man S14
Mehr von der fr«ude des mahls ; denn es wird je länger , je ärger !
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ERSTER GESANG. 25
Jczt ermahn' ich die mutter, wiewohl sie selber verstand hat»
Unserem vater zu nahn mit gefälligkeit , däfs er hinfort nicht
Schelte , der vater Z^us , und uns zerrütte das gastmahL
Denn sobald er es wollte, der donnergott des Olympos,
Sdunctteit* er uns von den thronen ; denn £r ist mächtig vor allen. 580
Aber MvoUan, Du wollest mit freundlichen worten ihm schmeicheln ;
Bald witd wieder zu huld der Olympier uns versöhnt sein.
Jener sprachs, und erhub sich, und nahm den doppelten becher 1
Reicht' In die hand der mutter ihn dar, und redete also:
Duld*, o theuere mutter, und fasse dich, herzlich betrübi^zwar ! 58S
Da& ich nicht, du geliebte, mit eigenen äugen es sehe.
Kann er dich straft ; dann sucht' ich umsonst, wie sehr ich mich harmtCi
Rettung: schwerlich ja mag den| Olympier ein^r begegnen J
Denn schon einmal vordem , als abzuwehren ich strebte ,
Schwang er mich hoch, an der ferse ge(afst„ von der heiligen schwelle.
Ganz den tag durchflog ich, und spät mit der sinkenden sonne 591
Fiel ich in Lemnos hinab, und athmete kaum noch leben;
Aber der Sintier volk empfing mich gefallenen hreundlich..
Sprachs ; da lächelte sanft die lilienarmige Here ;
Lächelnd nahm sie darauf aus der hand des soh^es den becher. 59^1^
Jener schenkte nunmehr auch der übrigen götterversammlung
Rechts herum , dem kruge balsamischen nektar entschöpfend^
Doch vneimefsliches lachen erscholl den seligen göttern,
Ais sie sahn , wie Hefästos in ämsiger eiV umherging.
Also den ganzen tag bis spät zur sinkenden sonne 600
Schmausten sie; und pi^ht ^angelt' ihr herz des gemeinsamen mahles,
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a6 ILIAS. ERSTER GESANG.
Nicht des saitengetc)n5 von der lieblichen leler Apollons,
Noch des gesangs der Musen mit hold antwortender stimme..
Aber nachdem sich gesenkt des Helios leuchtende fackel«
Gingen sie auszuruhn; zur eigenen wohnung ein jeder ,
Dort wo jedem vordem der hinkende künstlet Hefastos
Bauete seinen palast mit kundigem geist dc;t erfindüng.
T^eus auch ging z\\m lager, der donnergott des Olympos,
Wo er zuvor ausruhte, wann süfser schlaf ihm genaht war:
Dorthin stieg er zu ruhn , mit der goldenthronenden Here*
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I L I A S.
ZWEITER GESANG.
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INHALT.
ZeuSf dis Versprechens eingedenk, bewegt Agamemnon dun
einen träum , die Achaier zur schlackt a^szuj^hren. Rath derßx
sten; dann Volksversammlung. Agamemnon, das volk zuversn
cken, befiehlt heimkehr; und alle sind geneigt: Odysseus, vo
dthene ermahnt , hemmt sie. Thersites dringt schmähend auf kern
kehr , und wird gestraft. Das beschämte volk , durch Odysseu
und Nestor völlig gewonnen, wird von Agamemnon zur schlack
aufgefodert. .Frühmahl, opfer und anordnung des heers. Ver
ztichnis der achanschen Völker. Die Troer in Versammlung hl
ren die botschaft, und rücken aus. Verzeichnis der iroischen v'dlket
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/
I L I A S.
ZWEITER GESANa
**lle nunmehr, die gotter und gaulgcrusteten naänner,
ScUiefen die ganze nacht ; nur Zeus nicht labte der schluminer :
Sondern er sann im geiste voll unruh, wie er Achilleu«
wen möcht', und verderben der Danaer viel' an den schiffen.
Dieser gedank' erschien dem xweifelnden endlich der beste: 5
lincn teuschenden Traum lu Atreus söhne zu senden.
vnd Cr begann zu jenem , und sprach die geflügelten worte t
Eile mir, teuschender Traum, zu den rüstigen schiffen Achaia's ;
^« dort ins gezelt zu Atreus «ohn Agamemnon,
dby Google
Digifeed b
30 ILIAS.
Ihm das alles genau tu verkundigen» was ich gebiete. l
Heifs ihn rüsten zur schlacht die hauptumlokten Achaier»
Alle geschaart; denn jexo sei leicht ihm bezwungen der Troer
WeitdiKchwanderte Stadt. Nicht mehr zwiefaches entschlussec
Sein die olympischen götter; bewegt schon habe sie alle
t
Here durch flehn; und hinab auf Ilios schwebe verderben.
Jene sprachs; und der Traum, sobald er die rede vernomme]
Eilte hinweg, und kam zu den rüstigen schiffen Achaia's»
Hin nun eilt' er , und fand des Atreus söhn Agamemnon
Schlafend in seinem gezelt ; ihn umflofs der ambrosische schlunuiK
Jener trat ihm zum haupt, gleich Neleus söhne gestaltet »
Nestorn , welchen zumeist vor den ältesten ehrt Agamemnon ;
Dessen gestalt nachahmend , begann der göttliche Tiaum so :
Schlummerst du, Atreus söhn, desTeurigen rossebezähtners ?
Keinem richtet gebührts die ganze nacht zu durchschlummem ,
Dem zur hut sich die völker vertraut » und so mancherlei obliegt.
Auf, nun höre mein wort; ich komm' ein böte Kronions »
Der dich sehr, auch ferne, begüncdget, dein sich erbarmend.
Rüsten heifst er zur schlacht die hauptumlokten Achaier»
Alle geschaart; denn jezo sei leicht dir bezwungen der Troer
Weitdurchwanderte Stadt. Nicht mehr zwiefaches entschlusses
Sein die olympischen götter; bewegt schon habe sie alle
Here durch flehn ; und hinab auf Ilios schwebe verderben
Hoch von Zeus. Du merk' es im geiste dir , dafs dem gedächtni
Nichts entfalle, nachdem du vom lieblichen schlununer erwacht b
Also sagte der Traum, und entwandelte von Agamemnon^
Welcher im geist nachsann , was nie zur Vollendung bestimmt v
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ZWEITER GESANG«^ 31
Denn er Jbofte noch heut des Priamos Stadt tu erobern ;
Thor! und erkannte nicht, was Zeus für thaten geordnet«
Denn er beschlo£s noch januner und angstgeschrei xu erregen
Troern zugleich und Achaiern im unge6tüme der feldschlacht» 40
]ezo erM^cht' er vom schlaf, noch umtönt von der göttlichen stimme ;
Seite sich aufrecht hin, und zog das weiche gewand an,
Sauber und neugewirkt, und warf den mantel darüber;
Unter die glänzenden fufs' auch band er sich stattliche solen ;
Hängte sodann am die schultet dasschwert voll silberner buckeln; 45
Nahm auch den. lierscherstab , den ererbeten, ewiger dauer;
Wandelte dann zu den schüfen der erzumschirmten Achaier.
Eos aber, die göttin, erstieg den hohen Olympos,
Dafs sie das licht ansagte dem Zeus und den anderen göttern-
Vnd er gebot herolden von hell austönender stimme , 50
King« lur versannmlung zu rufen die hauptumlokten Achaier.
Tönend ruften sie aus, und flugs war die menge versanmielt.
Einen rath tuerst der erhabenen ältesten sezt' er,
Am nestorischen schiffe , des herschenden greises von Pylos ,
Vor den versanmnelten nun entwarf er die weise berathung: 55
Frcunde,vernehmt; mir erschien ein göttlicherTraumin demichlummer
Durch die ambrosische nacht; und ganz dem erhabenen Nestor
War an wuchs und gröfs' und. gestalt er wunderbar ähnlich,
Kcser trat mir zum haupt , und redete , also beginnend :
Wilummerst du, Atrcus söhn, des feurigen rossebezähmcrs ? 60
deinem richter gebührts die ganze nacht zu durchschlumm^rn ,
**ni rur hut sich die völker vertraut, und so mancherlei oblicijt.
Auf, nun höre mein wort j ich komm* ein böte Kronion* ,
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31 ILIAÄ
Der dich sehr, auch ferne, begünstiget, dein sich erbarmend.
Rüsten heifst er zur Schlacht die hauptumlokten Achaler, 6.
Alle geschaart; denn jezo sei leicht dir bezwungen der Troer
Weitdurchwanderte Stadt. Nicht mehr zwiefaches entschlusses
Sein die olympischen götter; bewegt schon habe sie alle
Here durch {lehn; und hinab auf Ilios schwebe verderben
Hoch von Zeus. Du merk' es im geiste dir. — Dieses geredet , »)
Schwand er iiti fluge hinweg; und der liebliche Schlummer vcrliefs micli
Auf, ob vielleicht uns zu rüsten gelingt die m'mner Athaia*s!
Selber zuerst durch worte versuch' ich sie, wie es gebrauch ist,
Und ermahne zur flucht in vielgeruderten schiffen:
Ihr dann, anderswo andre, bewegt zu verweilen die völker. T
Also redete jener , und sezte sich. Wieder erhub sich
Nestor, welcher gebot in Pylos sandigen Auren ;
Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der Versammlung j
Freunde, des volks von Argos erhabene Pursten und pfleget,
Hätte von solchem träum ein anderer mann uns erzählet; {
' Lug wohl nennten wir ihn , und sonderten uns mit Verachtung,
Doch ihn sah, der den ersten im Danaervolke sich rühmet.
Auf, ob vielleicht uns zu. rüsten gelingt die männer Achaia's!
Als er solches geredet, da schied er zuerst aus dem rathkrei
Kings dann standen sie auf, dem völkerhirten gehorchend, I
Alle bezepterten fursten. Heran dort stürzten die völker.
Wie wenn schaaren dfer bienen daherziehn, dichtes gewimmeis,
Aus dem gehöhleten fels in beständigem schwärm sich erneuend
Jezt in trauben gedrängt umfliegen sie blumen des lenzes ;
Andere hier unzählbar entflogen sie, andere dortliin:
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ZWEITER GESANG. 33
Also zogen gedrängt von den schiffen daher und gezelten
Rings unzählbare völker am rand des tiefen gestades
Sc haar an schaar zur versanunlung. Entbrannt in der mitte war Ossa,
Welche, die botin Zeus, sie beschleunigte; und ihr gewiihi wuchs.
Weit nun hdUte der markt, und es dröhnete drunten der boden, 95
Als sich das volk hinsext'; und getös war. Doch es erhüben
Neun Herolde den ruf, und hemmeten, ob vom geschrei sie
Ruheten, und anhörten die gottbeseligten herscher.
Kaum «afs endlich das volk, und hielt die gereiheten size;
Und es verstummt' ihr getön. Da erhub sich der held Agamemnon, 100
Haltend den herscherstab, den mit kunst Hefa^tos gebildet.
Diesen gab Hefastos dem waltenden Xeus Kronion ;
Hierauf gab ihn Zeus dem bestellenden Argoswürger ;
Hemies gab ihn, der herscher, dem ro&sebändiger Pelops;
Wieder gab ihn Pelops dem völkerweidenden Atreus; 105
Dann liefs Atreus ihn sterbend dem -lämmerreichen Thyestes ;
Aber ihn liefs Thyestes dem held Agamemnon zu tragen,
Viel eilande damit und Argos reich zu beherschen.
Hierauf lehnte sich jener , und sprach die geflügelten worte :
Freund', ihr beiden des Danaerstamms , o genossen des Ares, iio
Hart hat Zeus der Kronid' in schwere schuld mich verstricket !
Grausamer! welcher mir einst mit gnädigem winke gelobet,
Heimxugehn ein vertilger der festummauerten Troja.
Aber verderblichen ti^g beschlofs er jezo , und heifst mich
Ruhmlos kehren gen Argos, nachdem viel volks mir dahinstarb. 115
Also gefällts nun wohl dem hocherhabnen Kronion,
Der schon vielen stitdten das haupt xu bodcn geschmettert,
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Homers Ilias. I. Band. C
34 ILIAS.
Und noch schmettern es wird ; denn sein ist siegende alimacht.
Schande ja daucht es und höhn noch spätem ge schlecht xu vernehmen,
Dafs so umsonst ein solches , so grofses volk der Achaier 120
Niemals frommenden streit rastlos fortstreitet und kämpfet
Gegen mindere feind*, und noch kein ende zu sehn ist.
Denn wofern wir wünschten, Achaier zugleich und Troer,
Treuen bund uns schwörend, die zahl zu wissen von beiden;
Erst zu erlesen die Troer, so viel dort eigenes heerdes; 125
Wir dann ordneten uns je zehn und zehn, wir Achaier,
Einen mann der Troer für jegliche wählend zum schenken:
Viele der zehenden wohl entbehreten , mein' ich , des schenken.
So weit daucht mir gröfser die zahl der edlen Achaier,
Als dort wohnen der Troer in Ilios. Aber genossen 130
Sind aus vielen der städt' auch lanzenschwingende männer,
Deren macht miir verwehrt, und nicht, wie ich wollte, gestattet,
Ilios auszudlgen, die Stadt voll prangender häuser.
Sind doch bereits neun jähre des grofsen Zeus uns vergangen.
Und schon stokt den schiffen das holz, und die seile vermodern ; 135
Unsere weiber indefs und noch unmündigen kinder
Sizen daheim, und schmachten nach uns: wir aber, umsonst hier,
Endigen nimmer das werk , um dessenthalb wir gekommen.
Auf demnach, wie ich rede das wort, so gehorchet mir alle:
Lafst uns fliehn in den schiffen zum lieben lande der väter; 140
Nie erobern wir doch die weitdurchwanderte Troja!
Jener sprachs ; und allen das herz im busen bewegt' er ,
Ringsumher in der menge, die nicht anhörten den rathschlufs.
Rege*nun ward die Versammlung , wie schwellende wogen des meere*
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ZWEITER GESANG. 35
Aufdcrikarischen flut, wann hoch iie der o$t und der sUdwind 145
Aufsiü'rmt, schnell dem gewölke des donnerers Zeus sich entstürzend
Wie wenn der kommende west unemnefsHche saaten erreget.
Zückend mit ungestüm , und hinabbeugt wallende ähren :
So war ganz die Versammlung in aufruhr. Hin mit geschrei nun
Stürzte das volk zu den sshifFen ; empor stieg unter dem fufstritt 150
finsterer staub in die luft ; sie ermunterten einer den andern ,
Aniugrcifen die schiff', und zu 7.iehn i« die heilige meerflut.
Und man räumte die graben ; es scholl gen himmel der heimwärts
Strebenden ruf; und den schiffen entzog man die stUzenden balken.
Jcio geschah den Argeiern auch troz dem schiksal die heimkehr, 155
Hätte nicht, zur Athene gewandt, so Here geredet:
Weh mir , des ägiAerschütternden Zeus unbezwungene tochter !
Also sollen nun heim zum lieben lande der väter
.\rgOi Völker entfliehn auf weitem rücken des mecres ?
Licfic man so dem Priamos rühm , und den troischen männern 160
Helena, Argos kind , um welche so viel der Achaier
Hin vor Troja gesunken, entfernt vom vatergefilde?
Handele gleich in das heer der erzumschirmten Achaier!
Hemme da jeglichen mann durch sAmeichelnde red', und verbeut ihm
Nicht zu ziehen ins meer die zwiefachrudernden schiffe ! 165
Jene sprachs; ihr gehorchte die herstherin Pallas Athene.
Stürmendes Schwungs entflog sie den felsenhöhn des Olympos ;
Sdincll erreichte sie dann die rüstigen schiffe Achaia s.
Jtio fand sie Odysscus , an rathschlufs gleich dem Kro.nion ,
S^ehn; und nicht an sein schif, das schön gebordete schwarze, 170
führet' er, weil ihm der gram in herz und seele gedrungen.
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36 ILIAS-
Nahend redete Zeus blauäugige tochter Athene t
Edler Lasrtiad', erfindungsreicher Odysseus,
Also wollt ihr nun heim zum lieben laiide der vater
Flichn, ihr alle gestürzt in vielgeruderte schiffe? 175
Liefset ihr so dem Priamos rühm, und den troischen männern
Helena , Argos kind , um "welche so viel der Achaier
Hin vor Ttoja gesunken, entfernt vom vatergcfilde?
Wandele gleich in das heer der Danaer, nicht so gezaudert I i*J^
Hemme da jeglichen mann durch schmeichelnde red' , und verbeut ihm,
Nicht xu ziehen ins meer die twiefachrudernden schiffe !
Jene.sprachs; da erkannte der held die stinmie der götrin.
Schnell abwerfend den mantel^ enteilet' er; aber den mantel ^
Hob Eurybates auf, sein herold , der ihm gefolgt war.
Jener, wie Atreus sehn Agamemnon g^gen ihn herkam, 185
Nahm ihm den herscherstab , den ererbeten, ewiger dauer;
Hiermit durcheilt' er die schiffe der erzumschirmten Achaier.
Welchen der könige nun und edleren männer er antraf,
Freundlich hemmt' er diesen, mit schmeichelnden Worten ihm nahend :
Seltsamer, nicht dir geziemts, wie ein feiger mann, zu verzagen ! 190
Siz' in ruhe du selbst, und heifs auch ruhen die andern!
Denn noch weifst du ja nicht, wie der Atreione gesinnt sei.
Jezo vielleicht versucht er, und züchtiget bald die Achaier.
Penn nicht all' im rathe vernahmen wir, was er geredet.
Dafs nicht entbrenne sein zorn, und wüte durchs heer der Achaier ! 195
Furchtbar ist der eifer des gottbeseligten königs ;
Seine ehr* ist von Zeus , und ihn schirmt Xeus waltende vorsieht.
Welchen mann des Volkes er sah, und schreiend m^o antraf,'
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;5WEITER GESANG. 37
Diesen schlug scjin xepter , und laut bedrohte das wort ihn s
Seksamer , lege dich nicht , und hör' auf anderer rede , oqo
Die mehr gehen denn Du ! Unkriegerisch bist du und kraftlos ,
Nie auch weder im kämpf ein gerechneter , noch in dem rathe !
Nicht wir alle zugleich sind könlge hier, wir Achai^r!
Niemals froxmnt vielherschaft im volk; nur einer sei herscher,
Bner könig allelu, dem* der söhn des verborgenen Kronos aoj
Zepter gab und gesexe, dafs ihiti die obiergewalt sei.
Also durchberscht' er das beer, und ordnete ; drauf zur Versammlung
Stiimeo die vöUcer zu^ük, von den scbiflFen daher und gezclten,
LcimvoU: wie wenn die woge des weitaufrauschenden meere«
Hoch an das. felsengcstad' anbrüllt, und die stürmende flut hallt, 210.
Alles safs nun ruhig, und hielt die gereiheten «i^ej
Nur Thersites erhob sein zügelloses geschrei noch:
Dessen herz mit vielen und thörichten worden erfüllt war.
Immer verkehrt, nicht der Ordnung gemäfs, mit den fürsten zu hadern;
Wo ihm nur etwas erschien^ das lächerlich vo^ den Argelern 213.
Wk'rc- Der häfslichste mann vo? Ilios war er gekommen:
Schielend war er , und lahm* ^m anderen fufs ; und die schulter]>
Höckerige gegen die brüst ijim geengt, und oben erhub sich
Spiz sein h^upt, auf der Scheitel niit dünnlicher wolle besäet^
» Widerlich war er vor allen des Peleus söhn* und Oclysseus; 22a
Denn sie lästert* er stets. Do^h jezt Agameninpn dem herscher
KrciKht er hell entgegen mit Schmähungen, Rings di^ Achaiei
Zürnten ihm heftig empört , und ärgerten sich in der secle.
Aber der lästerer schalt mit lautern geschrei Agamemnoni :
Atreus söhn, was klagst du denn nun, und w^ien^ Jjf darfst du ? 225
38 ILIAS.
Voll sind dir von era die gezelt*, und viele der \Mciber
Sind in deinen gexelten , erlesene , die wir Achaier
Immer xuerst dir schenken , vom raub* eroberter stadte.
Mangelt dir auch noch gold , das ein rossebezähmender Troer
Her aus Ilios bringe, xum lösungswerthe des sohnes, 230
Welchen ich selbst in banden geführt , auch sonst ein Achaier ?
.Oder ein jugendlich weib , ihr beizuwohnen in wollust,
Wann du allein in der stille sie hegst? Traun, wenig geziemt e«,
Führer xu sein , und in Jammer Achaia's söhne xu leiten !
Weichlinge, xag* und verworfen, AchaiVinnen, nitht mehr Achaier ! 235
Lafst doch heim in den schiffen uns gehn , und diesen vor Troja
Hier an ehrengeschenken sich sättigen, dafs er erkenne,
Ob auch wir mit thatep ihm beistehn, oder nicht also!
.Hat er Achilleus doch, den weit erhabneren krieger,
Jexo entehrt , und behält sein geschenk , das er selber geraubet ! x|o
Aber er hat nicht gall* in der brüst, der träge Achilleus!
Oder du hättest, Atreide, das lextemal heute gefrevelt!
Also schalt Thersites den hirten des' volks Agamemnon,
Atreus söhn. Ihm nahte sofort der edle Odysseus;
Finster schaut er auf jenen , und rief die drohenden worte ; 245
' Thörichter schwäxer Thersites, obgleich ein tönender redner,
Schweig', und enthalte dich, immer allein mit den fiirsten xu hadern !
Denn nicht mein* ich , dafs irgend ein schlechterer mensch wie du selber
Wandle , so viel herzogen mit Atreus söhnen vor Troja !
Nie drum nenne dein mund die könige vor der Versammlung ! 25©
Nicht mit Schmähungen schreie sie an, noch hiur* auf die heimfahrt !
Denn noch wissen wir nicht, wohin sich wencJ(ebyöS30sache :
ZWEITER GESANG. 39
Ob wir zum glük heimkehren, wir Danaer, oder zum unglük.
Siie« du , Atreus söhn , den hirten des volks Agamemnon ,
Darum zu schmähn alhier , weil Ihm die helden Achaia s 255
Schäle so reichlich geschenkt, und lästerst ihn vor der Versammlung?
Aber ich sage dir an, und das wird wahrlich vollendet!
Find' ich noch Einmal dich vor Wahnsinn toben , wie jezo ;
Dann soll Odysseys haupt nicht länger stehn auf den schultern,
Dinn soll keiner hinfort des Telemachos vater mich nennen : 260
Wenn ich nicht dich ergreif, und jedes gewand dir emreifse,
Deinen mantel und rok, und was die schäm dir umhüllet,
Ind mit lautem geheul zu den rüstigen schiffen dich sende.
Aus der versanunlung gestäupt mit schmählichen geifselhieben! 264
Sprachs, und rasch mit dem zepter den rücken zugleich und dieschultern
Schlug er, da wand sich jener, und häufig stürzt ihm die thrane,
f ne striem* erhub sich mit blut aufschwellend am rücken
l^nter dem goldenen stab*. Er sezte sich nun, und bebte.
Murrend vor schmerz, mit entstelltem gesicht, und wischte die thrän* ab.
J^ing«, wie traurig man war , doch lachten sie herzlich um jenen. 270
Alio ledete mancher, gewandt zum anderen nachbar:
Traun, gar vieles bereits hat Odysseus gutes vollendet,
Heilsamen rath zu reden berühmt , und schlachten zu ordnen ;
Abcranjezt vollbracht' er das treflichste vor den Argeiern,
Oafs er den ungestümen und lästernden redner geschweiget ! 275
*hwerlich möcht' er hinfort, wie das mutige herz ihn auch antreibt,
»^iderdic könige sich mit schmähenden Worten empören!
Also das volk. Da erhub sich der städteverwüster Odysseus ,
Haltend den herscherstab : und neben ihm Pallas Athene. ^t
40 ILIAS.
Gleich an gestalt dem herold , gebot stillschweigen den völkcrn : 280
Dafs die nächsten zugleich und die äufsersten männer Achaia'i
Hörten des redenden wort, und wohl nachdachten dem rathe.
Jener begann wohlmeinend, und redete vor der versamnrtung:
Atreus söhn, nun bereiten die Danaer dir, o gebietet,
Hohn und schmach vor allem geschlecht viellautiger menschen;
Und vollenden dir nicht die verheifsungen , die man gelobet, 286
Als man hieher dir folgt* aus der rossenährenden Argos:
Heimzugehn ein vertilger der festummauerten Troja.
Denn wie die zartesten kinder sogar, und verwittwetc weiber,
Klagen sie dort einander ihr leid , und jammern um heimkehr. 290
Freilich ringt wohl jeder, wer triibsal duldet, nach heimkehr.
Denn wer auch Einen mond nur entfernt ist seiner gemahlin.
Weilet ja schon unmutig am vielgeruderten schiffe ,
Welches der winterndc stürm Aufhält, und des meeres empörung.
Doch uns ischwand das neunte der rollenden jähre vorüber, 295
Seit wir alhier ausharren. Ich tadele nicht die Achaier ,
Dafs man traurt bei den schiffen, und heimstrebt. Aber es war* uns
Schandbar doch , die so lange geweilt , leer wiederzukehren !
Duldet , o freund', und harrt noch ein weniges , da£s wir erkennen ,
Ob uns Wahrheit vom Kalchas enthüllt ward, oder nicht also. 300
Denn wohl denken wir jenes im geiste noch , und ihr bezeugt es
Alle, die nicht wegführten die graulichen Keren des todes.
Gestern wars, wie mir daucht, da sich unsere schiffe bei Aulis
Sammelten , böses, zu bringen dem Priamos selbst und den Troern.
Kingsher opferten wir den unsterblichen, dort um den sprudel, 305
Auf geweihten altären vollkommene festheJcjitOjiji^g^QQj^
ZWEITER GESANG. 41
Unter des ahorns grün , wo entsprang das blinkende wasser.
Sich, und ein zeichen geschah. Ein purpurschuppiger drache ,
Gräulich zu schaun , den selber ans licht der Olympier sandte ,
Urnen entschlupft dem altar, fuhr schlängelnd empor an dem ahorn. 3 10
Alda ruhten im neste des sperlinges nackende kindlein ,
Oben auf schwankendem ast, und schmiegten sich unter den blättern,
Acht; und die neunte war der vögelchen brütende mutter.
Jener nunmehr verschlang die kläglich zwitschernden alle;
Nur die mutter umflog mit jammernder klage die kindlein. 315
ßis er das haupt hindreht' , und am flügei die schreiende haschte.
Aber nachdem er die jungen verzehrt , und das weibchen des Sperlings ;
Stellte zum wunderzeichen der gott ihn, der ihn gesendet:
Denn lum stein erschuf ihn der söhn des verborgenen Kronos.
^ir nun standen umher, und stauneten ob der erschein ung, 320
^Me doch so furchtbares graun eindrang in der himmlischen opfer.
Jchleunig vor allem volk weissagete Kalchas der seher:
Karum steht ihr verstummt , ihr hauptumlokten Achaier ?
Inj erschuf dies wunder der macht Xeus waltende vorsieht,
V*^ von dauer , und spät erfüllt , zu ewigem nachruhra ! 315
Gleichwie jener die jungen verzehrt, und das weibchen des Sperlings,
Acht: und die neunte war der vögelchen brütende mutter:
Aljo werden wir dort neun jähr' auch kriegen um Troja »
Öoch im zehnten che Stadt ^oU prächtiger gassen erobern.
Sc weissagete jener; und nun wird alles vollendet. 330
Ajtdenn, bleibt mit einander, ihr hellumschicnten Achaier,
*i:er nun , bis wir gewonnen des Priamos thürmende vestc !
Jener sprachs ; auf schrieen die Danaer laut, p.(^n^c|y*imher s'choll
42 ILIAS»
Ungestüm von den schiffen das jubelgetön der Achaicr,)
Alle das wort hochpreisend, des göttergleichen Odysscus. 335
Drauf vor jenen begann der gereni&thc reisige Nestor:
Götter ! ja traun ihr redet wie knäbelein hier in Versammlung,
Die unmiUndig noch nichts um thaten des kriegs sich bekümmern !
Wo die verheifsungön nun, wo unsere heiligen schwüre?
Soll denn in rauch aufgehen der rath, und die sorge der männer, 340
Opfer des lauteren weins, und der handschlag, dem wir vertrauet?
Denn mit eiteler rede ja zanken wir; und es erscheint nicht
Ausgang irgend noch rath , wie lange wir hier auch verweilen !
Atreus söhn, du künftig, wie vor, unerschüttertes herzens ,
Führe der Danaer volk durch tobendes waffengetüimnel. 345!
Aber dahin lafs schwinden die einzelen, welche gesondert
Etwa von uns rathschlagen , (denn nie wird solchen crfüUung!)
Heim gen Argos zu kehren, bevor vom Agiserschüttrer
"Wir erkannt, ob er teuschung gelobete, oder nicht also.
Denn ich sag', uns winkte der hocherhabne Kronion 350
Jenes tags , da wir traten in meerdurchgleitende schiffe , !
Argos volk, die Troer mit mord und verderben bedrohend:
Rechtshin zukte seilt bliz, ein heilweissagendes Teichen I
Drum dafs keiner zuvor wegstreb' und trachte zur heimkehr,
Eh er alhier mit einer der troischen frauen geruhet, 353
Eh er gerächt der Helena angst und einsame Seufzer!
Sehnt sich einer indefs so gar unbändig nach heimkehr;
Wagt' er mirs, sein schwarzes gebogenes schiff zu berühren:
Dafs er zuerst vor allen den tod und das schiksal erreiche!
Sinne denn selbst, o kÖnig, auf rath, und hör* ihn von andern. 360
ZWEITER GESANG, 43
Kkht wird dir verwerflich das wort sein , welches ich rede.
Sondere rings die männer nach stamm und ge&chlecht , Agamemnon :
Daus ein geschlecht dem geschlecht beisteh', und stamme den stammen.
Thijst du das, und gehorchen die Danaer dir; so erkennst du,
Wer von den führern des heers der feigere, wer von den Völkern, 365
Und wer tapferer sei; denn es kämpft dann jeder das seine.
Auch erkennst du , ob göttergewalt die eroberung hindert ,
Oder des heers feigheit, und mangelnde kriegserfahrung.
Ihm antwortete drauf der völkerfürst Agamemnon;
IVahrlich im rath besiegst du, o greis, die männer Achaia's. 370
Wenn doch, o vater Zeus, und Pallas Athen', und Apollon,
Noch lehn andre räthe, wie du, mir \vären im volke?
Bild dann neigte sich uns desherschenden Priamos vestc,
l-tcr unseren bänden besiegt und zu boden getriimmert ! -
hhtx Zeus Kronion der donne^er sandte mir unheil , 375
Der in ein eitles gewirr von hader und zank mich verwickelt.
Denn ich selbst und Achilleus entzweiten uns, wegen des naägdleins ,
M t feindseligen worten ; ich aber begann die entrüstungf.
^enn wir je uns wieder vereinigen; traun nicht länger
S -mt alsdann das verderben von Ilios , auch nicht ein kleines 5 380
D'Kh nun geht zum mahle ; damit wir rüsten den angrif,
*^ühl bereite sich jeder den schild , wohl schärf' er die tanze ;
^^ohi auch reich' er die kost den ieichtgcschenkclten rossen;
^^ohlauchspäh* er den wagen umher, und gedenke derfeldschlacht:
Dafs wir den ganzen tag im schreklichen kämpf uns versuchen, 385
Dinn nicht wenden wir uns zum ausruhn , auch nicht ein kleines,
&e die nacht ankommend den n&ut der männer gesondert- ale
44 IL I.AS.
Triefen von schweifs wird manchem das riemengehcnk um den busen '
Am ringsdeckenden schild , und starren die band an der lante ; '
j
Triefen wird manchenidas rofs, vor den zierlichen wagen gespannet. 391
Aber wofern mir einer, der Schlacht mit fleifs sich enthaltend,
Bei den geschnäbelten schiffen zurükbleibt ; wahrlicli umsonst wird
Dieser umher dann schaun , zu entfliehn den hunden und vögeln
Jener sprachs ; auf schrieen die Danaer laut : wie die meerflut
Briillt um den hohen Strand, wann d)er kommende siid sie emporwühl
Am vorragenden fels , der nie von wogen verschont ist, 39!
Aller erhobenen wind*, ob sie dorthin wehen, ob dorthin.
Und aufspringend enteilte das volk, durch die schiffe zerstreuet;
Ringsum dampft*aus gezelten der rauch, und sie nahmen das frühmahl
Andere opferten andern der ewigwaltenden götter, 40^
Flehend , dem töde der Schlacht zu entgehn , und dem toben des hrti
Aber er selbst, Agamemnon der heerfürst, weihte zum opfer
Einen stier, fünfjährig und feist, dem starken Kronioti.
Auch die ältesten lud er, die edleren aller Achaier :
Nestor zuerst vor allen, Idomeneus dann, den gebiet^r, A<>\
Dann die Ajas bcid', und Tydeus söhn Diomedes,
Auch den . sechsten Odysseus , an rathschlufs gleich dem Kronion
Aber es kam freiwillig der rufer im streit Menelaos ;
Denn er erkannt' im herzen, wie viel dem bruder zu thun war.
Und sie umstanden den stier, und nahmen sich heilige gerste; 4^^
Betend erhub die stimme der völkerfürst Agamemnon:
Zeus, ruhmwürdig und hehr, seh warx wolkiger, herscher des äthers
NicHt bevor lafs sinken die sonn', und das dunkel heraufziehn,
^£h ich hinab von der höhe gestürmt des Priamos wohnung,
ZWEITER GESANG. 45
Dunkel voh rauch, und die thorc mit feindlicher flamme verwüstet ; 415
Bi ich vor Heklors brüst ringsher zerrissen den panxer
Mit eindringendem erx , und häufig um ihn die genossen ,
Vorwärts liegend im staube, geknirscht mit den zahnen das erdrcich !
Jener sprachs ; doch mitnichten gewährt' ihm solches Kronion ;
Sondern er nahm seinopfer, und mehrt' unermefsliche drangsal. 420
Aber nachdem sie gefleht, und ^eilige gerste gestrei^et;
Beugten zurük sie den hals , und schiachteten , zogen die haut ab ,
Sondcnen dann die schenke!, umwickelten solche mit fette
iN^icfach umher 9 und bedekten sie dann mit stücken der glieder.
Dies verbrannten sie alles, gelegt auf entblätterte scheiterj 425
Wendeten dann durchspiefst die eingeweid' an der flamme.
AI5 sie die schenke! verbrannt > und die eingeweide gekostet ;
]eit auch das übrige schnitten sie klein , und stektens an spiefse ,
Biietcn sodann vorsichrig, und zogen es alles herunter.
Aber nachdem sie ruhten Vom werk, und das mahl sich'bereitet ; 430
Schmamten sie, und nicht mangelt' ihr herz des gemeinsamen mahles.
Aber nachdem die begierde des tranks und der speise gesüllt war ;
Jeio begann das gespräch der gerenische reisige Nestor :
Atreus söhn, ruhmvoller, du Völkerfürst Agamemnon:
lau uns nicht hier redend die zeit verlieren, und länger '435
Kidit aufschieben das werk , das jezo der gott uns vertrauet,
•^uf denn, und heifs ausrufend die herold', aller Achaier
^umpanzcrtcs volk ringsher bei den schiffen versanuneln.
Wrdann wollen gesamt das weite heer der Achaier
Wber durchgehn, um in eile die wütende Schlacht zu erregen. 440
Also der greis; ihm gehorchte der völkerfürst Agamemnon,
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46 ILIAS.
EU* und gebot hcrolden von hellaustönender Ätinifne,
Rings in die &chlacht zu rufen die hauptunnlokten Achaier.
Tönend ruften sie aus, und flugs war die menge versammelt.
Jen* um den Atreionen , die gottbeseligten herscher , 44j
Stürmten umher anordnend. Zugleich/ ging Pallas Athene ,
Haltend die Ägis voll pracht, unaltemd stets und unsterblich:
Hundert zierliche quäst', aus lauterem golde geflochten,
Hingen daran, und vom werthe der hekatombe war jeder.
Hiermit weithinlcuchtend durchflog sie das heer der Achaier, 45^
Trieb zur eile sie an, und rüstete jegliches mannes
Busen mit kraft, rastlos im streite zu stehn und zu kämpfen.
Allen sofort schien süfser der kämpf, als wiederzukehren
In den geräumigen schiffen zum lieben lande der väter.
Wie ein vertilgendes feuer entbrennt in unendlicher waldung 45
Auf den höhn des gebirgs , und fern die flamme gesehn wird :
Also dem wandelnden heer von des schreklichen erzes bewcgung
Flog weitleuchtender glänz durch den äther empor zu dem himine
Dort, gleichwie der gevögel unzählbar fliegende schaaren ,
Kraniche, oder gäns', und das volk langhalsiger schwane, 46
Ueber die asische wies', um Kaystrios weite gewässer.
Hierhin flattern und dorthin , mit freudigem schwunge der fliigcl ,
Dann mit getön absenken den flug , dafs weit das gefild* hallt r
So dort sturiiten die schaaren von schiffen einher und gezelten
Auf die skamandrische flur; und ringsum dröhnte die erde 4<
Graun voll unter dem gang des wandelnden heers und der rosse.
Jezo standen sie all' in der blumigen au des Skamandros,
Tauseude , gleich wie blätt«r und knospende blumen im frühling.
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ZWEITER GESANG. 47
Aber dicht, wie der fliegen unzählbar wimmelnde schaaren
Kastlos durch das gehege des ländlichen hirten umherziehn , 470.
Im anmutigen ienx, wann milch von den butten herabtrieft:
So uniählbar standen die hauptumlokteii Achaier
Gegen die Troer im felde, sie auszutilgen verlangend.
Jeio, wie oft geishirtcn die schweifenden ziegenheerden
Ohne müh' aussondern, nachdem sie sich weidend gemischet: 475
Alio stellten die führet , und ordneten hierhin und dorthin ,
Einzugehn in die schlacht ; mit ihnen der held Agamemnon ,
Gleich an äugen utid haupt dem donnerfiohen Kronion ,
Gleich dem Ares an gurt , und an hoher brüst dem Poieidon,
So wie der stier in der heerd* ein herlicher wandelt vor allen , 480
Mtnnlich stolz ; denn er ragt aus den rindern hervor auf der weide:
Aho verherlichte Zeus an jenem tag* Agamemnon ,
ßit er hoch aus vielen hervorschien unter den beiden.
Sagt mir anizt , ihr Musen , olympische höhen bewohnend :
Denn ihr seid göttinnen , und wart bei allem , und wifst es ; 485
Unser wissen ist nichts, wir horchen allein dem gerüchte:
Weiche waren die Fürsten der Danaer, und die gebieter?
Nie vermocht' ich das volk zu verkündigen , oder zu nennen ;
Wären mir auch zehn kehlen zugleich, zehn redende ziingen,
W^ü' unzerbrechlicher laut , und ein ehernes herz mir gewähret : 490
Wenn die olympischen Musen mir nicht, des Agiserschüttrers
Tchter die zahl ansagten, wie viel vor Ilios kamen.
Dmm die ordner der schiffe genannt, und die sämtlichen schiffe.
Führer war den Booten Peneleos, Leitos fiihrer,
Arkeälaos zugleich , und Klonios , samt Prothoenor. 495
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48 ILIAS,
Alle, die Hyrie rings, und die felsige AuUs bewohnten,
Schönos auch, und Skolos, und. windende thal' Eteonos,
Dann Thespeia , und Gräa , und weit die aun Mykalessos ;
Auch die Harma umwohnten, Eilesion auch, und Erythrä,
Auch die Eleon sich, und Pcteon bauten, und Hylc, 50c
.Rings Okälea dann, und Medeons prangende gasscn,
Kopä , Eutresis sodann , und die taubenumflatterte Thisbe ;
Die Koroneia umher, und die grasgefild* Haliaitos,
Die Platäa gebaut, und die in Glisas gewohnet,
Die umher Hypothebe bewohnt in stattlichen häusern, 50^
Auch Onchestos, wo pranget der hain um den tempel Poseidons
Die dann Arne bewohnt voll weinhöhn, auch die Mideia,
Auch die heilige Nissa , und fern Anthedon die grenzstadt:
Diese zogen daher in fünfzig schiffen, und jedes
Trug der böotischen Jugend erlesene hundert und zwanzig. 51^
Die in Orchomenos wohnten, der Minyer, und in Aspledon,
^ Führt' Askälafos an , und lalmenos , söhne des Ares ,
Au« der Astyoche schoofs: in der bürg des azeidischen Aktor
Stieg sie* einst in den söUer empor, die schüchterne Jungfrau,
Hin zum gewaltigen Ares, und sank in geheimer umarmung. 5'1
Diese trug ein geschwader von dreifsig gebogenen schiffen.
Aber Schedios herscht' und' Epistrofos vor den Fokäem»
Beide des Ifitos söhne , des naubolidischen königs :
Die umher Kyparissos gebaut, und die felsige Python,
Auch die herliche Krissa, und Panopeus äcker, und Daulis; 5-
Die um Anemoreia, und her um Hyampolis wohnten;
Dann die läng« dem Kefi«os, dem heiligen «trome, gehausct;
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ZWEITER GESÄNä 49
Auch die Liläa bestellt , bis hinauf xum quell des Kefisos :
Die&e zogen einher in vierzig dunkelen schiffen.
Jene stellten in reihn die fokäischen männer umwwdelnd ; 525
Und sie schlössen sich links an die manne rschaar der Booten.
Ajas führte die Lokrer, der schnelle söhn des Oileus:
Kleiner, und nicht so grofs , wie der Telamonier Ajas,
Sondern geringer an wuchs; doch klein, und im leinenen hämisch.
War er geübt mü dem speer vor Hellas volk und Achaias. 530
Alle, die Kynos bewohnt, KalHaros auen, und Opus",
Bessa , und Skarfe umher , und Augeia*s liebliche felder ,
Tarfe, und Thronios au, von Boagrios ströme gewässert:
Folgeren jenem zugleich in vierzig dunkelen schiffen ,
Lokrer, die jenseits wohnen dem heiligen land* Eubba. 535
Dann die Euböa bewohnt, di^ mutbeseelten Abanter*
Chalkis, Eiretria dann, und Histiäa, die wcinflur.
Auch Kerinthos am meer, und Dios tagende bergstadti
Auch die Karystos bewohnt , und in Styrons flurerr gehauset i
Diese führt* Elefenor zum kämpf, der spröfsling des Ares, 540
Vom Chalkodon erzeugt, heerfürst der erhabnen Abanter.
Rasch war ihm der Abanter geleit, nachwallendes haupthaars,
Schwinger des Speers, und begierig mit ausgestrekter esche
Krachendes panzergeschmeid* an feindlicher brüst zu durchschmetterh.
Deren folgt' ein geschwader von vierzig dunkelen schiffen. 545
Dann die Aihenä bewohnt , des hochgesinnten Erechtheus
Wohlgebauete Stadt, des königes, welchen Athene
Pflegte, die tochter Xeus, (ihn gebar* die fruchtbare erdcf)
Und in Athenä «ezt* in ihren gefeierten tempel:
Homers Ilias. I. Band. oBzedby Google
50 jLIAS,
Wo das herz ihr crfreun mit geopferten farren und lämmern 550
Jünglinge edler Athener, in kreisender jähre Vollendung.
Denen gebot anführend des Peteos söhn Menes^heus.
Ihm war nie zu vergleichen ein mann von den erdebewohnern ,
Rosse der schlacht zu ordnen , und schildgewapnete männer.
Nur wetteiferte Nestor; denn der war höheres alters. 555
Diesem folgt' ein geschwader von fünfzig dunkelen schiffen. *
Aias führte daher aus Salamis zwölf der schiffe ,
Stellte sie dann , wo in reihn der Athener schaar sich geordnet.
Dann die Argos bewohnt, und die festummauerte Tlryns;
Auch Hernuone's port , und Asine's schifbare meerbucht , ^6t
Trözen, Eionä dann, und die traubengestad' Epidauros,
Auch die Agina und Mases bewohnt, die jungen Achaier:
Diesen gebot obwaltend der rufer im streit Diomedes;
Sthenelos auch, des Käpaneus söhn, des gepriesenen heldeti;
Auch der dritte gebot Euryalos, ähnlich den göttern, 56
Er des Mekistheus söhn, des taläionidischen königs.
Alle gesamt dann führte der rufer im streit Diomedes.
Ihnen folgt' ein geschwader von achzig dunkelen schiffen.
Dann die Mykenä bewohnt, die Stadt voll prangender häusei
Auch die reiche Korinthos, und schöngebaute Kleonä; 5-7
Auch die Omeia bestellt, und Aräthyreas äcker,
Sikyon auch, wo vordem der held Adrastos gewaltet,
Hyperesia dann, und die felsenstadt Gonoessa;
Auch die Pellene gebaut, und in Agion lings sich gesiedelt.
Und durch das ganze gestad', und Helike's grünes blachfcld t 5-
FUhrt' in hundert schiffen der völkerfiirst Againemnonr,
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ZWEITER GESANG. S«
Atreus söhn. Ihm folgte das mehreste volk und das beste
Htr zum snrit ; und er selber , in blendendem erxe gerüstet »
Troite voran , da er herlich hervorschien unter den helden ;
Weil er der tapferste war, und mit mehrer^m Volke daherzog. 580
Dann die bewohner der grofsen umhügelten Stadt Lakedämon ,
Fares und Sparta s zugleich , und der taubenumflatterten Messe ,
Und die Briseia bestellt , und Augeia'^ liebliche felder ;
Die in Amyklä gewohnt, auch Helos bürger , der meerstadt,
Auch die Laas gebaut, und Otylos auen bestellet: 585
Deren fuhrt' ihm der bruder , der rufer im streit Menelaos ,
Sedizig schüfe daher; doch hielt gesondert die heerschaan
Aber er selbst durchging sie , dem eigenen mute vertrauend ,
lind ermahnte zur schlacht: denn am heftigsten brannte das herz ihia.
Bis er gerächt der Helena angst und einsame seufzet. 5^
Dann die Pylos bewohnt, und die anmutsvolle Arene,
Thnos, Alfeios fuhrt, und die schöngebauctc Apy,
Auch die KypaTisseis bestellt, und Amfigencia«
heleos auch, und Helos , und Dorion : dort wo die Musen
Th^yris fanden, den Thraker, und schnelLdes gesanges ber^ubteni 595
Deraus'Ochalia kam von Eurytos, Denn sich vermessend
Prahh' er laut, zu siegen im. lied', und längen auch ^dber
Gegen ihn die Musen , des Agiserschütterers tochten
Doch die zürnenden straften mit blindheit jenen , und nahmen
Ilim den holden gesang , und die kunst der tönenden harie« 600
Diesen herschte voran der gerenische reisige Nestor ,
l^nd ihm folgt' ein geschwader von fünfzig geräumigen schiffen.
Die in Arkadia wohnten , am hang des kyllenischen herges >
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5» ILIAS,
Nächst dein äpytischcn male , die hartandrinjg^endeti kämpfet t
Die sich Feneo& üur , und. Orchomenos triften bestellet , 605
Kipe, und Stratie'^dann , und Enispe's wehende gipfel«
Auch die Tegea «ich, und die schöne Mantinea bauten^
Auch die Stymialos bezirk, und Parrhasias Auren bestellet:
Deren führt* Ankäos gebietender söhn Agapenor
Sechxig schiffe daher ; zahlreich in jedes der schiffe 6ic
Traten arkadische manner, gewandt in kricgeserfahrung.
Denn er selbst gab ihnen > der Völkerfürst Agamemnon,
Schöngebordete schiffe, d^s dunkele meer xu durchsteuern,
Atreus söhn ; nicht waren der meergeschäfte sie kundig.
Die Bupräsion dann, und die heilige Elis bewohnten, 6ij
Wa« Hyrminc umher, und Myrsinos äufserste grenzstadt*
•Dort der oleiiischc fels, und dort Aleision einschliefst i
Ordneten vier heerfürsten zum kämpf und jeglichem folgteh
Xehn der hurtigen schiffe, gedrängt voll edler Epeien
Denn Amfimachos fuhrt' und Thalpios eine der schaartin » 6jI
Jener des Kteatos söhn, des aktorischen Eurytos dieser;
-Dort war führet Diores ,. der tapfere söhn Amarynkeus ;
Doch in der vierten gebot der göttliche held Polyxeinos ,
Den Agafthenes zeugte, der augeiadische könig.
Was Dulichiou baut', und die heiligen Echinadeni 6^
Meereilande, die fern von Elis ufer man schauet:
<^Solchcs ordnete Meges zur Schlacht, dem Ares vergleichbar*
Fyleus söhn, des erhabnen, des gaulbezähmenden Fyleus,
Der gen Dulichion einst auswanderte , zürnend dem vater.
Diesem folgt' ein geschwadcr von vierzig dunkclen *chiffen* 6
^ •*. DigitizedbyVjOOQlC
^WEITER qESANG, 53
Aber Odysseus fuhrt' hochherzige Kefalknci ,
Die durch Ithaka. wohnten, um Neritons rauschende wäldeF^
Die Krokyleia bestellt, und Agilips rauhe gefilde;
Auch die Zakynthos gebaut , und die weitbevölkerte Samos.,
Auch di^ Epeiros gebaut, und die gegenküste bestellet: 635
Diesen gebot Odysseus , an rathschlufs gleich dem Kronion ;
Und ihm folgt' ein geschwader von zwölf rothschnäblichten schiffen.
Thoas fuhrt' Atoler zum streite der söhn des Andrämon:
Die um Pleuren gebaut,^ um Olenos, und um Pylene,
Auch um Chalkis gestad' , und Kälydons feLsichte gegend. 640
Denn nicht lebeten mehr von Oneus stamm , des erhabnen ,
Noch er selbst; auch starb der bräunliche held Meleagros ;^
Dwm ward j^nem vertraut die Obergewalt der Äfolei ;
Und ihm folgt* ein geschwader von. vierzig du^nkelcn schiffen,
Rreta's Jünglinge führt' Idömeneus , kundig dqr lanze : 645
Alle, die Qnossps bewohnt, und die festummauerte Gk)rry'n,
Lyktos auch , und Miletos , und rings die weifse Lykastos ,
Fastos und Rhytios au<;h». di^ volkdurchwimmelten städte.
Auch noch andrq besteiler der hundertburgigen, Kreta.
Diöen herschte, voran Idömeneus kundig der lanze , 65p
Auch Meric)nes, gleich dem männcrmoi;denden Ares.
Ihnen folgt' ein geschwader von achzig dunkelcn jchiffen.
Aber der Ucrakleide Tlepölenws, grofs und gewaltig,
Fuhn' in neun meerschiffen der Rhodier trozendc Jugend :
Welche die heilige Rhodos umwohmen, dreifach geordnet, €55
Llndo^, sarnt laly&os , und rings die weifse Kamtiros :
Diesen herschic voran Tlepölemp«, welchen die fürstin ,
54 ILIAS.
Astiocheia gebar der hohen kraft Herakles.
Diese gewann Herakles an Efyrcs ströme Selle'is,
yicle städi' austilgend der gottbeseligten männcr. 660
Aber Tlepölemos wuchs in Herakles prangender wohnung
Kaum xum jiingling empor, da erschlug er Likymnios plöxlich.
Ihn, des Vaters grauenden ohm, den spröfeling des Aresr.
Schnell nun bauet' er schiflF*, und viel des volkes sich sammelnd.
Floh er hinweg auf das meer ; denn ihm drohetcn räche die andern, 655
Söhne zugleich und enkel der hohen kraft Herakles.
* Endlich kam er in Rhodos, der irrende, kummer erduldend.
Dreifach wohnten sie dort in stamme getheilt, und gediehen,
Werth dem Teus, der gotter und sterbliche menschen beherschet;
Segnend herab gofs ihnen des reichthums schäze Kronion. 670
Nireus kam aus Syma mit drei gleichschwebenden schiffen ,
Nireus, Chäropos söhn, des herschenden, und der Aglaia;
Nireus, schöner wie sonst kein mann vor Ilios herzog,
Rings im Danaervolk, nach dem tadellosen Achilleus:
Doch unkriegerisch war er, auch folgetc klein ihm die heerschaar. 675
Dann die Nisyros umher , und Krapathos bauten , und Kaso& ,
Kos, des Eurypylos Stadt, und umher die kalydnischen inseln:
Diesen gebot Feidippos zugleich und Antifos führend.
Beide sie Thessalos söhne , des herakleidischen königs.
Ihnen folgt' ein ge^chwader von dreifsig gebogenen schiffen. 680
Nun auch jene, so viel das pelasgische Argos bewohnten:
Die sich in Alos gebaut , und Alope , auch die in Tr achis ,
Auch die Ftia bewohnt, und Hellas, blühend von jungFraun ;
Myrmidoncn genannt, Hcllc-nen zugleich, u.nd^A^y^}^
ZWEITER GESANG, 55
Diesen in fünfzig schiffen gebot obwaltend Achilleus. 685
Doch nicht diese gedachten des schreklichen waiFengetöses ;
Denn nicht war, der jexo geordneten schaaren voranging.
S(ill ja lag bei den schiffen der mutige renner Achilleus,
Zürnend des mägdleins wegen, der schöngelokten Briseis,
Die aus Lyrnesos vordem nach hartem kämpf er erbeutet, 690
Als er mit macht Lyrnesos zerstört, und die mauren im Thebe,
Als er den Mynes erlegt und Epistrofos , lanzengeübte ,
Mutige söhn' Euenos , des selepiadischen königs.
Zürnend lag er vor schmerz; allein bald sollt' er emporwehn.
Dann die Fylake bauten, und Pyrasos blumengefilde , 69^
Gern von Demeter bewohnt , und die lämmernährende Iton ,
Antrons laute gestad', und Pteleos schwellende rasen:
Diesen hcrschte voran der streitbare Protesilaos ,
Weiler lebt'; izt aber umschlofs ihn die dunkele erde.
Einiam in Fylake blieb mit zerrissenen wangen die gatrin , ^oo
l'nd unvollendet sein haus : ihn erlegt* ein dardanischer krieger ,
Ali dem schif er entsprang , zuerst vor allen Achaiern.
Zwar nicht blieb ungef ührt sein volk , doch vermifst* es den führer ;
Sondern es ordnete nun des Ares spröfsling Podarkes ,
Sohn von Fylakos söhne, dem heerdenreichen Ißklos, 1o5
Lnd ein leiblicher bruder des mutigen Protesilaos,
Jünger er selbst an geburt; der ältere war und der stäfkre
Protesilaos, ein held wie der kriegsgott. Zwar es gebrach nicht
Am heerführer dem volk; doch vermifsten sie ihn, den erhabnen.
Jenem folgt' ein geschwader von vierzig dunkelen schiffen. TiO
Dann die Ferä bewohnten, am böbeidischen landsee,
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56 ILIAS.
Bbbe, und Gläfyrä weit, und die prangende Stadt laolkos:
Diese führt' Euinelo& , der thcuere «ohn des Admctos ,
In cilf schiffen lum streit ; ihn gebar Alkestis , die fürsrin
Aller fraun, die schönste von Pelias blühenden töchtern. 115
Die in Methone sodann und Thaumäkia weit sich gesiedelt ,
Die Meliböa bewohnt, und das rauhe gefild' Oh'xon :
Diesen gebot Filoktetes det held, wohlkundig des bogens;
Sieben waren der schiff*, und der rüderer fünfzig in jed^m»
Alle der bogenkund' erfahrene, tapfere streiten 720
Aber er selber lag in dem eiland, quälen erduldend.
Dort in der heiligen Lemnos, wo Argos heer ihn xurükliefs ,
Krank an schwärender wunde , vom bifs der verderblichen natter.
Jammernd lag er in schmerz ; allein bald sollte gedenken
Argos heer bei den schiffen des königes Filoktetes. 725
Zwar nicht blieb ungefiihrt sein volk, doch vermifst' es den fiihrer;
Sondern es ordnete Medon , ein nebensohn des Oileus ^
Welchen Rhene gebar dem städteverwüster Oileus.
Dann die Trikka bewohnt, und die felsanhöhen Ithome's,
Auch Öchalia rings, des Öchaliers Eurytos veste: 730
Diesen herschten voran Podaleirios samt Machaon ,
T-ween heilkundige männer, sie bcid* Asklepios söhne.
Ihnen folgt' ein geschwader von dreifsig gebogenen schiffen.
Die in Ormenion wohnten , und die am quell Hypereia,
Die um Asterion auch, und Titanos schimmernde häupter: 735
Fuhrt* Eurypylos her, der glänzende söhn des Euämon;
Und ihni folgt' ein geschwader von vierzig dunkelen schiffen.
Dann die Argissa bestellt, und die Gyitone bewohnet ^
ZWEITER GESANG, 57
Oithc dann , und Elön' , und die schimmernde bürg Oloosson : .
Descn herscKte voran der mutige held Polypotcs , . »740
Ei des Peirithoos söhn , den Zeus ^der unsterbliche zeugte ;
Dcch dem Peirithoos gab ihn die ruchtbare Hippodameia
Jenes tags , da er strafte die xottigen Ungeheuer ,
Und sie vom Pelion drängte , zum voIk der Athiker verj^end s
Nicht er allein; ihm zugleich des Ares spröfsling Leonteus, ^45
Sohn von l^neus söhne , dem hochgesinnten Koronos.
Diesen folgt' ein geschwadejr von vierzig dunkelen schifFen,
Guneus kam aus Kyfos mit zweiundzwanzig der schiffe;
Dieser fuhrt' Eniener, und kri^ges&ohe Peräber;
Sie am Dodona's hain, den winternden, häuser bewohnte ., TSo
Auch die am lieblichen ström Titaresios äcker bestellten s
Dfr in Pcneios flut hin rollt sein schönes gewässer,
•Mki ach nie einmischt in Pencios silbergestrudel ,
Sondern wie glattes öl auf der oberen welle hinabrinnt;
DcDfl von der stygischen flut des furchtbaren eides entspringt er, ^SS
Piöthoos führte Magneter zum strtit, der söhn des Tendredon,
^ am Pcneios umher und Pelions rauschenden gipfeln
^^clineten: diesen voran ging Pröthoos , freudiges mutes ;
hd ihm folgt' ein geschwader von vierzig dunkelen schiffen.
Sokhe waren die forsten der Danaer , und die gebieter. 76a
"er denn war der beste zum kämpf: das verkünde mir, Muscr
j^cr selbst, und der rosse, die Atreus söhnen gefolget?
'cfüch waren die rosse zumeist dem Feretiadien ,
^*. von Eumelos gelenkt, hinflogen im lauf, wie die vögel,
G^itheshaars, gleichjährig, und schmirgleich übsi:^.d^^n(gigj|^l^ 765
58 ILIAS.
Auf pereiischer flur ernährte sie Föbo5 ApoUon ,
/ Stuten beid', und drohend uniher mit den schreken des Ares«
Treflich vor männern war der Telamonier Ajas,
Weil Achilleus zürnte; denn der war tapfrer denn alle;
Auch das gespann, das ihn trug, den umadlichen Pelcionen. 770
Aber Er , bei den schnellen gebogenen schiffen des meeres ,
Ruhete, zürnend im geist dem hirten des volks Agamemnon,
Atreus söhn'; und die völker am wogemchlage des meeres
Freueten sich , mit Scheiben und jägerspiefsen zu schleudern »
Und mit geschofs. Auch standen an jeglichem wagen die rosse ^75
Müsiig,, den lotos rupfend und sumpfentsprossenea eppich;
Aber die wagen umhüllt mit teppichcn, standen den eignem
In dem gezelt : sie selber , den streitbaren führer vermissend ,
Wandelten hier im lager und dort, und mieden das Schlachtfeld.
Sie dort zogen einher, wie wenn glut durchs ganze gefild hin 780
Loderte ; dumpf auf hallte der grund , wie dem gotte der donner
Zeus, wann des zürnenden stral weitschmetternd das land des Tyfoeut
Arima schlägt , wo $ie sagen , Tyfoeus ruhe gelagert :
Eben so laut dort hallte der grund von der kommenden völker
Mächtigem gang ; denn in eile durchzog das gefilde der heeizug. 785
Aber den Troern kam die windschnell eilende Iris
Her vom Ägiserschütterer Zeus mit der traurigen botschaft*
Jene riethen im rath an Priamos pforte, des königs.
Alle gesellt mit einander , die Jünglinge so , wie die greise.
Nahe trat und begann die leichthinschwebende Iris, | 790
Gleich an tönender stimme des Priamos söhne Polites,
Der zur hut der Troer, den hurdgen fe«en vcri^^^^
ZWEITER GESANG. 59
Oben safs auf dem grabe des grauenden Asyctcs ,
Spähend , wie bald vom gestad' anstürzte das volk der Achaier ;
Dessen gestalt nachahmend, begann die schwebende Iris: »jgs
Edler greis , noch immer gefallen dir eitele reden ,
So ^ic im frieden vordem ; da der krieg unermefslich herannaht !
Traun, schon oftmals kam ich in blutige schlachten der mäiinec^
Doch nie hab' ich ein solches , so grofses volk noch gesehen !
Gleich den blättern d^s waldes an xahl, und dem sande desimeeres, 800
lichn sie dahei^ im gefilde« die Stadt ringsum zu bestürmen !
Hektor, Du vor allen gehorch' izt meinem Ermahnung«
Viel sind bundesgenossen in Priamos thürmender veste ,
Andre von anderer spräche der weitzerst^eueten menschen.
Dfncn gebiete nunmehr ein jeglicher , welchen er vorsteht ; 805
««e fuhr' er hii^aus , in Ordnungen stellend die bürger.
Jene sprachs ; und flektor , der göttin wort nicht verkeimend ,
iicnme sofort die Versammlung ; und alles entflog zu den wafFen.
*^ngsum standen geöfnet die thor', und es stürzte das kriegshecr,
«^«er zu fufs und zu wagen , hinaus mit lautem getünunel. 810
Draufsen liegt vor den thorei^ der Stadt ein erhabener hügel,
In dem gefild' abv^a'rts , und umgehbar hierhin und dorthin.
wcjer wird Batieia genannt von sterblichen männern ,
^^igen helfet er das mal der sprunggeübten Myrine^
^fi nun theilten die Troer in reihen sich, und die genossen. 815
Erst den Troern gebot der helmumflatterte Hektor»
Wamos söhn, ihm folgte das mehreste volk und das beste,
wohlgeordnet zur Schlacht, und stürmifche .speere bewegend.
Drauf vor den Dardanerngtng deranchisiaclie spröfsling Aneias ,
6o ILIAS,
Mutvoll, welchen. Anchises crzeugete samt Afroditc, -82c
Als im Tdagehölz hinsank zu dem mann^ die.göttinr
Nicht er allein; ihm zugleich Amenors tapfere söhne,
Akamas und Archilochos beid', allkundig des Streites.
Dann die Zeleia bewohnt, am äufsersten hange des Ida,
Reich an hab', und trinkend die dunkele flut des Asepos, 82^
Troisches stanims : dit führte der glänzende sohrt des Lykaon ,
Pandaros, dem den bogen Apollon selber verliehen.
Aber die Adrasteia gebaut, und Apäsos gemcinfeld.
Auch Pityeia gebaut, und die Celsenhöhn von Tereia:
Führt' Adrastos daher, und in leinenem panzer Amfiosr 83«
Beide von Merops erzeugt , denL Perkosiet : welcher vor allen.
Fernes geschik wahrnahm, und nie den söhnen gestattet,
Einzugehn in den krieg, den verderblichen; aber sie hörten
Nicht sein wort ; denn sie führte des dtuikelen tod^s Verhängnis.
Die um Perkote sodann und Präktion rings sich gesiedek , 83J
Sestos dann und Abydos bewohnt, und die edle Arisbe:.
Ordnete Hynakos söhn , held Asios , männergebieter ,
Asios, Hyrtakos söhn, den her aus Ari&be die rasse.
Führeien , glänzend und grofj> , vpm. heiligen ström Selleis.
Aber Hippothoos ging vor speergewohnten Pelasgern, 84
Deren stamm' um Larissa die scholligen äcker beM^ohnet;
Samt Hippothoos führte, des Ares spröfsling Pyläos: !
Beide von Teutamos söhne gezeugt, dem pelasgischen Lethos.
Akamas führte zunächst und Peiroos Thrakia's völkcr,
Welche der Hellespontos mit reifsendem ströme begrenzet. 84^
Weiter gebot Eufemos kikonischen lanzenschwingern ,.
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ZWEITER GESANGv 6i
Den Trözenos gezeugt, der gottgeiiebtc Keade.
Nächst ihm fühne Pyrächmes päonhche krümmer des bogens
Fem aus Amydon her , von des Axios breitem gewässer ,
Axios, der am schönsten das land mit der welle befruchtete 850
Weiter gebot Paflagonen Pyläraenes, troziges heriens,
Her aus der Enetcr Lande, wo wild aufwachsen die mäuler:
Die den Kytöros beXvohnt, und um Sesamos rings sich gesiedelt«
Und um Parthenios ström sich gepiie&ene hk'u&er gebauet ,
Kromna, Agialos auch, und die felsenhöhn Eriihyno. - 855
Aber Hodios kam, und Epistrofos , samt Halixonen
Fem aus Alybe her, alwo des sjlbers geburt ist.
Mysera gebot dann Chromis, und Ennomos, kundig der vögel .•
Aber nicht durch vögel vermied er das schwarze Verhängnis ;
Sondern ihn tilgt« die band des äakidiichen renners , 860
Dort im Strom , wo gemordet noch andere Troer ihm sanken.
Forkys dann und der held Askanios führten die Fryger
Fem von Askania her, und sie dürsteten alle nach feldschlacht.
Mesthles ordnete drauf und Antifos kühne Mäonen,
Beide Pylämenes söhn', und der Nymf im reiche Gygäa, 865
Die auch mäonische stamme geführt vom fufce des Tmolos*
Nastes führte die Karen, ein volk barbarischer mundart,
Welche Miletos umwohnt, und das Waldgebirge der Fteirer,
Auch des Mäandros flut , und Mykale's luftige scheitel :
Diesen waren zugleich Amfimachos führer und Nastes, 8lo
Nastes, der glänzende held, und Amfimachos, söhne Nomions;
Ef, der mit golde geschmükt, iil die Schlacht eingieng, wie ein mägd lein,
Thor! nicht konnte das gold ihn bcfrcin vom grausen yi:rclci1:cn;
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Oa ILIAS. ZWEITER GESANG.
Sondern ihn tilgte die hand des äakidischen renners
Dort im ström; und das gold ward raub des erhabnen Achilleus. 8";i
Lykier führte Sarpedon zum kämpf , und der rühmliche Glaukos,
Fem aus Lykia her, von Xanthos wirbelnden fluten.
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I L I A S.
DRITTER GESANG.
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ttJüALT.
Begignung der heere» Alexandras oder Paris f nachdem t
vor Menelaos geflohn , erbietet sich ihm durch Hektor zum zwe\
kämpf nm Helena f welchen Menelaos annimt. Die heere ruhn, un
Priamos wird zum vertrage aus Ilios gerufen. Indefl geht Heh
na auf das skäischt thor , wo Priamos mit den ältesten sizt, un
nennt ihmdieachaiischen heerführe^. Priamos fährt in das schlackt
feld hinaus. Vertrags Priamos rükkehr, Zweikampf Den besieg
ten Paris entführt Afrodite in seine hammer, und ruft ihm Helem
Agamemnon fodert den siegspreis^
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I L I A S.
DRITTER GESANG.
/\ber nachdem sich- geordnet ein jegliclies volk mit den fiihrern,
logen die Troer in lerm und geschrei einher, wie die vögel:
So wie geschrei hertönt von kranichcn unter dem himmel,
Welche, nachdem sie dem wintcr entflohn und unendlichem regen,
Dort nnit geschrei hinziehn an Okeanos strömende fluten, 5*
Kleiner Pygmäen geschlecht mit mord und verderben bedrohend;
Und aus dämmernder luft annahn zu böser befehdung.
Jene wandelten still, die mut\>e5eelten Achaier,
Air im herxen gefafst, xu verthcidigen einer den andern*
Wie auf des bergs felskuppen der süd ausbreitet den nebel, lO
Der nicht hirten erwünscht , doch dem raubenden besser wie nacht ist;
Und man so weit vorschauet, als fliegt der geworfene feldstein; ,
Also wirbelte staub von dem gang der konmienden völker
Dicht empor; denn in eile durchzog das gefilde de*, heerzug.
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Homers Ilias. 1. Band. S
66 ILIAS.
Als sie nunmehr iich genaht, die eilenden gegen einander; 15
Schritt aus den Troern voran der göttliche held Alcxandros,
Tragend ein pardelvliefs und ein krummes geschofs um die schultern.
Samt dem seh wert; zwo lanzen, gespizt mit der schärfe des erzes.
Schwenkt' er, und rief hervor die tapfersten aller Achaier,
Gegen ihn anzukämpfen in schreckenvoller cntscheidung. 20
Aber sobald ihn sähe der streitbare held Menelaos
Vor dem schaarengewiihl einhergehn, mächtiges schritte«:
So wie ein löwe sich freut, dem gröfsere beute begegnet,
Wenn ein gehörneter hirsch dem hungrigen, oder ein gemsbok.
Nahe konmit; denn begierig verschlinget er, ob ihn hinweg auch 25
Scheuche der hurtigen hund' andrang, und blühende Jäger:
So war froh Menelaos, den göttlichen held Alexandros
T)ort mit den äugen tu schaun; denn er wollt' ihn strafen j den frevler.
Schnell vom wagen herab mit den riistungeh sprang er zur erde.
Aber sobald ihn sähe der göttliche held Alexandros 30
Schimmern im vorderheer, da erschütterte grauen das tierz ihm;
Und in der freunde gedräng' entzog er sich* meidend das schiksaL
So wie ein mann, der die natter ersaht mit entsezeh znrükführ,
In des gebirgs waldthal; ihm erzitterten unten die glieder;
Ra^ch nun floh er hinweg, und bläss' umzog ihm die wangcn.* 33
Also taucht' er zurük in die meng* hochherziger Troer,
Zagend vor Atreus söhn, der göttliche held AIejiandros*
Hektor schalt ihn erblickend, und rief die beschämenden Worte:
Weichling, an Schönheit ein held, weibsüchtiger, schlauer Verführer ?
Wärest du nie doch geboren , das wünscht' ich dir , oder gestorben , 40
£h du um wcibcr gebuhlt! Viel heilsamer owäi^y^ir solches ^-^
DRITTER GESANG, . i 67
Als nun so zum gespött da&tehn, und allen zum anschaun!
Ja, ein gelächter erheben die hauptumlokten Achaier,
Welche des heers Vorkämpfer dich achteten, weil du so schöner
Bildung erscheinst ; doch wohnt nicht kvaft dix im herzen ; noch stärke l
Wagtest denn Du, ein solcher! in meerdurch wandelnden schiffen 46
Leber die wogen zu gehn, von erlesenem volke begleitet,
Und, zu fremden gesellt, ein schönes weib zu entführen j
Fem aus entlegenem lande, die Schwägerin kriegrischer männer?
Deinem vater zunr gram , und der Stadt und dem sämtlichen volke; 5p
Aber den feinden zur wonn'i und zu ewiger schände dir selber?
Ha, nicht mochtest du stehn vor Atreus söhn! denn gelernet
Hättest du, welchem manne die blühende gattin du raubtest!
Nichts auch frommte dir saitcngetön, und die huld Afrodite'*»
Oder das haar, und der wuchs, wenn dort du im staube dich wälztest! 55
Waren die Troer nur nicht feigherzige; traun, es umhüllte
Längst dich ein steinerner roki für das unheil, das du gehäuft hast!
Ihm antwortete drauf der göttliche held Alexandros j
Hcktor, dieweil du mit recht mich tadehest, nicht mit unrecht;
Stets ist dir ja das hetz, wie die eherne axt, unbezwingbar, io
Welche das holz durchstrebt vor dem zimmerer , wann er Zum sehif bau
Künstlich die balken behaut, und der schwung ihm die stärke vetmlshret :
So ist fest dir das herz , und stets unerschrockenes mutes,
Nut nicht rüge die gaben der goldenen Afrodite.
Unvenverflich ja sind der unsterblichen ehrende gaben, €$
Welche sie selber verleihn, und nach willkühr keiner empfanget;
Doch jczt, willst du mich sehn im tapferen streite de« kneges)
Heifcc die anderen ruhn , die Troer gesamt und^^^^^^gl^
68 ILIAS,
Lafst dann mich vor dem volk und den streitbaren hcld Ntenelaos
Kämpfen um Helena selbst und die sämtlichen schäze den Zweikampf
Wer von beiden nunmehr obsiegt, und stärker erscheinet, 71
Nehme die schäze gesamt mit dem weib', und führe sie heimv^äris.
Ihr dann» nachdem Freundschaft und heiligen bund ihr beschworen,
Wohnt in der scholligen Troja; und jen' entschiffen zu Argos
Rossenährender flur, und Achaia's rosigen jungfraun. 75
Also sprach er; und hoch erfreute sich Hektor des wortes^
Trat dann hervor in die mitt', und hemmte die troischen hauFen,
Haltend die mitte des Speers; und still nun standen sie alle.
Auf ihn spannten den bogen die hauptumlokten Achaier,
Tlieleten mit wurfspiefsen daher, und schleuderten steine. 80
Aber es rief lauttönend der völkerfürst Agamemnon e
Haltet ein, Argeier, und werft nicht, männer Achaia's!
Denn er begehrt zu reden» der helmumflatterte Hektor!
Soder Atreid'; undsieliefsenvomkampF, und harreten schweigend
Flugs umher; doch Hektor begann in der mitte der völker: 85
* Hört mein wort, ihr Troer, und hellumschiente Achaier,
Was mir gesagt Alexandros, um welchen der streit sich erhobeni
Dieser heiüst euch andern, die Troer gesamt und Achaier,
Strecken das schöne geräth zur nahrungsprossenden erde;
Dafs er allein vor dem volk und der streitbare held Menelaos 90
Kämpf um Helena selbst und die sämtlichen schäze den Zweikampf.
Wer von beiden nunmehr obsiegt,^ und stärker erscheinet,
Nehme die schäze gesamt mit dem weib', und fiihre sie heimwärts:.
Freundschaft sollen wir andern und heiligen bund uns beschwören.
Jener sprachs; doch alle verstummten umher, u,nd schwiegen. 95
DRITTER GESANG, 69
Endlich begann vor ihnen der rufer im streit Menelaos:
Höret anjezt auch mich ; am meisten ja lastet der kummer
Meine secl*; und ich denke , versöhnt nun werdet ihr scheiden ,
Argos söhn- und ihr Troer , nachdem viel böses ihr trüget ,
Wegen unseres Streits, den mir Alexandros begonnen. loa
Wem nuninehr von uns beiden der tod- und das schiksal bevorsteht ,
Solcher sterb'; und ihr andern versöhnt euch eilig, und scheidet.
Bringi Lwei Jammer herbei , dem Helios wei(s und ein böklein ,
Schwarz der Erd' und ein weibchen ; ein anderes bringen dem Z^us wir.
Dann auch rufet die macht des Priamos , dafe er das bündnis 105^
Schwör*, er selbst! d-enn die ^öhne sind übermütig und^ treulos:
Dafe kein frevelnder mann Zeus heiligen bund verleze.
Stets ja flattert das hetz den Jünglingen ; doch wo ein alter
Iwiichentrit, cfcr zugleich vorwärts hinschauet und rükwärts,
Solcher erwägt, wie gedeihe die \ycchselseitigc Wohlfahrt. iio
Jener sprachs; da erfreuten sich hoch Argeie? qnd- Troer,
Hoffend, nun auszyruhn vom unglükseligen krieg«.
Ind sie hemmten die ross' in den Ordnungen, sprangen vom wagen
l'?en die rüstungen aus, und- legten sie nieder »zur erde^
^<iie nur von einander; denn weniges feld war dazwischen, iijj
Hcktor aber beschied- zween hergld' eilig gen Troja.
^ell die lämmer zu bringen, und* Priamos her zu berufen.
^h den Talthybios sandte der völkcrfiirst Agamemnon ,
^J den geräumigen schiffen zu gehn , d^mit er das lamm ihm
Molete; jener enteilt', und gehorcht' Agamemnon dem herscher. i2<4
bis brachte nunmehr der schimmernden Helena bot&chaEt»
^^cr Schwägerin gleich » des Antenor^d^n. gemahlin ,
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7Q ILIAS* /
Ihr , die Antcnors «ohn sich vermählt , der Rirst Helikaon ,
Friamos rosiger tochter Laddike, reizender bildung.
Jene fand sie daheim: und ein grofses gewand in der kammer 125
' Webte sie, doppck und hell, durchwirkt mit mancherlei kämpfen
Rossebezähmender Troer und erzumschirmter Achaier,
Welche sie ihrethalb von Ares händen erduldet.
Nahe trat und begann die Icichthinschwebcnde Iris:
Komm doch, du trautes kind, die seltsamen thaten zu schauen 130
Rössebezähmender Troer und erzumschirmter Achaier.
Die jüngst gegen einander das graun des Ares getragen
Durch das*gcfild', anstrebend zur thränenbringenden feldschlacht :
Diese ruhn stillschweigend nunmehr, und der krieg ist geendigt ,
Hingelehnt auf die Schild', und die ragenden Speer' in dem boden. 135
Nur Alexandros allein und der streitbare held Menelaos ^
Werden anjezt um dich mit langem speer sich bekämpfen ;
IJnd wer den gegner besiegt , der nennt dich traute gemahlin.
Also sprach die göttin, und schuf ihr süfses verlangen
Nach dem ersten gemahl, nach Vaterstadt und gefreunden. 140
Schnell in den schleier gehüllt von silberfarbener leinwand.
Flog sia hinweg aus der kammer , die zarte thrän* an den wimpern :
Nicht sie allein ; ihr folgten zugleich zwo dienende jungfraun ,
Athra, des Pittheus tochter, und Klymene, herschendes blickes.
Bald nun kamen sie hin , alwo das skäische thor war, 145
Aber Priamos dort, und Panthoos, neben Thymötes,
Lamp^s, und Klytios auch, und Ares sprofs Hiketaon,
Auch Antenor der held, und Ukälegon , beide voll Weisheit ,"J
Sdfsen, die ältsten der Stadt, umher auf dem skäischen thore:
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DRITTER GESANG, 71
Welche betagt. vom krieg' ausruheten ; doch in Versammlung 150
Kedner voll rath, den cikaden nicht ungleich, die in den wäldern
Au« der bäume gesprofs hellschwirrende stimmen ergie&cn:
Gleich so safsen der Troer gebietende dort auf dem thurme.
Als sie nunmehr die Helena sahn zum thurme dahergehn ;
Leise redete mancher, und sprach die geflügelten worte: 155
Tadelt nicht die Troer und heliumschienten Achaier,
Die um ein solches weib so lang' ausharren im elend !
Einer unsterblichen gött;in fürwahr gleicht jene von ansehn!
Dennoch kehr', auch mit solcher gestalt, sie in schiffen zur heimat,
Ehe sie uns und den söhnen hinfort noch Jammer bereitet ! 160
Also die greis'; und Priamos rief der Helena jexo :
Komm doch näher heran , mein töchterchen , seze dich zu mir ;
Dafs du schaust den ersten gemahl, und die freund* und verwandten !
Du nicht trägst mir die schuld; defs sind die unsterblichen schuldig ,
Welche mir zugesandt den bejammerten krieg der Achaier! 165
Dafs du auch jenes manns , des gewaltigen , namen mir nennest ,
Wer der Danaer dort so grofs und herlich hervorprangt !
Iwar CS ragen an haupt noch gröfsere männer des heeres;
tJoch so schön ist keirter mii; je vor den äugen erschienen,
Noch so edler gestalt; denn königlich scheint er von ansehn! 170
Aber Helena sprach , die göttliche unter den w eibern :
Birenwerth mir bist du, o theuerer schwähcr, und furchtbar.
Hätte der tod mir gefallen, der h^rbeste, ehe denn^hieher
Deinem söhn ich gefolgt, das gemach und die freunde verlassend,
^'nd näein einziges kind, und die holde schaar der gespieleii I i-jß
ßoch nicht solches geschah; unddruminthränen verschNvind'ich ! .* .
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72 ILIAS,
Dies nun , was du gefragt und erkundiget , will ich dir sagen.
Jener ist der Atreidc, der völkerfiirst Agame;rthon ,
Beides, ein treflicher könig zugleich, und ein tapferer streiten
Schwager mir war er vordem, der schändlichen ; ach er war es ! iSo
Jene sprachs; und der greis bewundert' ihn, laut ausrufend;
Seliger Atreion', o gesegneter, glüklichgebomer !
Deiner gewalt ja dienen unzählbare männer Achaia's! i
Vormals zog ich selber in Frygias rebengefilde,
Wo ich ein grofses heer gaultummelnder frygischer männer i8j
Schauete , Otreus volk und des götterähnlichen Mygdon ,
Welches umher am gestade Sangarios weit sich gelagert ;
Denn ich ward als bundesgenofs mit ihnen gerechnet.
Jenes tags, da die hord' amazonischer n\änninncn einbrach:
Doch war minder die zahl , wie der freudigen krieger Achaia's ! 190
Jezo ersah den OdysseUs der greis, und fragte von neuem;
Nenne mir nun auch jenen, mein töchterchen ; siehe, wie heif^t er?
Weniger ragt er an haüpt , als Atreus söhn Agamemnon ,
Aber breiteres Wuchses an brüst und mächtigen schultern.
Seine wehr ist gestrekt zur nahrungsprossenden '•erde; 195
Doch er selbst, wie ein widder, umgeht die schaaren der männer:
Gleich dem bok erscheinet er mir, dikwollige^ vliefses,
Welcher die grofse trift weifsschimmernder schafe durchwandelt.
Ihm antwortete Helena drauf, Xeus liebliche tochter;
Der ist Laerte^ söhn, der erfindungsreiche Odysseus, 20a
Welcher in Ithaka's reich aufwuchs, des felsigen eilands»
Wohl in mancherlei listen gewandt, und bed achtsamer, klugheit.
Und der verständige greis Antenor sagte dagegen t
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DRITTER GESANG. 73
Wahrlich, o firau, du ^ast untxiigUche worte gexedct.
Denn auch hieher kam er vorlängst, der edle Odysseus,^ 305
Deinethalbcn gesandt, und der streitbare held Menelaos.
Ich hcrbergete beid' , in meinem palast sie bewirtend :
So dals beider gestalt und bedachtsamer geist mir bekannt ist.
Als sie nunmehr in der Troer versammelten kreis sich gesellet « ^
Ragt' im stehn Menelaos empor mit mächtigen schultern ; a|o
Doch wie sich beide gesezt , da schien ehrvoller Odysseus.
Aber sobald sie mit red' und erfindungen alles umstrikten;
Siehe da sprach Menelaos nur fliegende worte voll inhalts ,
Wenige, doch eindringender kraft ; denn er liebte nicht Wortschwall,
Nicht abschweifende rede , wiewohl noch jüngeres alters, ai5
Aber nachdem sich erhub der erfindungsreiche Odysseus ;
Sand er, und schaute zur erde hinab mit gehefteten äugen;
Auch den stab, so wenig zurük bewegend \Yie vorwärts,
Hich er steif in der hand , ein unerfahrncr von ansehn :
Dafs du leicht für tückisch ihn achtetest, oder für sinnlos. aao.
Aber «o^^ald er der brüst die gewaltigen stimmen entsandte ,
tnd ein gedräng der worte , wie stöbernde winterflocken ;
Dann wetteiferte traun kein sterblicher sonst mit Odysseus ,
L'nd nicht stuzten wir so , des Odysseus bildung betrachtend.
Jeiq ersah den Ajas der greis , und fragte noch einmal : aaS
^crist jener Achaier, d^r mann, sp groJs und gewaltig,
Böher denii alles volk ai? haupt und mächtigen schultern?
Aber Helena sprach , die herliche , langes gewandes :
Oas ist' Ajas der held, der gewaltige hört der Achaier.
Donhin steht, wie ein gott, Idomcneus unter ^^'^.^Kr^^ t^ 230
igi ize y ^
74 ILIAS.
Und CS umsteh« den könig die kretischen Führer versammelt.
Oft herbergete jenen der streitbare held Menelaos ,
Wann er aus Kreta kam , daheim in unserer wohnung.
Nun zwar schau' ich sie alle, die freudigen krieger Achaia's,
Die ich wohl noch erkennt', und jeglichen nennte mit namen: 233
Zween nur vermag ich nirgend xu schaun , der völkergebieter ,
Kastor den reisigen held , und den kampfer der faust Polydeukes ,
Beide mir leibliche briider , von Einer mutter geboren.
Folgten sie nicht hieher aus der lieblichen flur Lakedämon?
Oder folgten sie zwar in mcerdurch wandelnden schiffen, 240
Aber enthalten sich nun , in die schlacht zu dringen der m'anner *
Weil sie dieschand'abschrekt und diegrofsc schmath, die mich zeichnet?
Jene sprachs ; doch die beiden umfing die ernährende erde
In Lakedämon bereits, im lieben lande der väter.
Aber die herolde trugen die bundesopfer der götter 245
Durch die Stadt, zwei lämmer, und fröhlichen wein des gefildes,
Im geisledernen schlauch; es trug Idäos der herold
Einen blinkenden krug in der hand , und goldene becher.
Dieser nahte dem greis', und sprach die ermahnenden worte :
Mache dich auf, Laomedons söhn; dich rufen die fürsten 250
Rossebezähmender Troer und erzumschirmter Achaiei I
Dort hinab ins gefil4*» um heiligen bund zu beschwören.
Ni^r Alexandros allein und der streitbare held Menelaos
Werden anjezi um das weib mit langem speer sich bekämpfen ;
Und wer im kämpf obsiegt , dem folget das weib und die schäze. 255
Wir dann, nachdem freundschaft und heiligen bund wir beschworen,
Baun die schollige Trqja ; und Jen' cntschiffen zu Argos
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DRITTER GESANG. 75
Rossenäihrender flur, und Achaia's rosigen jungfraun.
Also sprach er ; da stuite der greis , und befahl den gePahrten ,
Anzuschirren die ross'; und jene beschleunigten folgsam. 26b
Priamos trat in den wagen , und rog die lenkenden liigcl ;
Auch mit ihm Antenor be&rieg den prächtigen sessel;
Schnell durch das skäische thor entflogen die ross' ins geiilde.
Als sie nunmehr hinkamen zu Troja's volk und Achaia's,
Stiegen sie beid' aus dem wagen xur nahrungsprossenden erde , aSf
Wandelten dann in die mitte der Troer einher und Achaier.
Eilend darauf erhub sich der völkerfürst Agamemnon,
Aach Odysseus voll rath. Die stattlichen herolde jezo
Führten die bundesopfer herbei, auch wein in dem kruge
Mischten sie , sprengeten dann der könige bände mit wasser. 270
Arreus söhn, ausziehend mit hurtigen händeti das messer^
Das an der grofsen scheide des schwerts ihm immer herabhing ,
Schnitt vom haupt der lämmer das haar; und die herolde jezo
Theileten rings der Troer und Danaer edlen gebietern.
Laut dann fleht' Agamemnon empor, mit erhobenen bänden: VJS
Vater Xeus, ruhmwürdig und h^ehr, du herscher vom Ida!
Helios auch^ der alles vernimt, und alles umschauet!
Auch ihr Ström', und du Erd', und die ihr drunten die geister
Ruhender menschen bestraft, wer hier meineide geschworen!
Sdd uns zeugen ihr all', und bewahrt die schwüre des bundes ! 280
Wenn den held Menelaos vielleicht Alexandros erleget;
Diin behalt' er Helena selbst und die sämtlichen schäze,
Ik'Jh wir kehren^zurük in meerdurchwandclnden schiffen.
A:^! iinkt Alexandras dem bräunlichen held Menelaj
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76 ILIAS.
Dann entlassen die Troer das weib und die sämdfchen schäze ; aSJ
Bufse zugleich den Argeiern bezahlen sie, welche geziemet, I
Und die hinfort auch daure bei kommenden enkelgeschlechtern.
Doch wenn Priamos dann und Priamos söhne sich weigern, '
Mir zu bezahlen die bufse, nachdem Alexandros gefallen;
Dann wcrd' Ich von neuem mit kricgsmacht wegen der sUhnung 29J
Kämpfen, und nicht heimziehn, bis der zwek deskrieges erreicht is^
0 Sprachs, und die kehlen der lämmer zerschnitt er mit grausamemen^
Beide legt' er nunmehr, wie sie zappelten, nieder im staube,
Matt aushauchend den geist , da die kraft vom erze geraubt war.
Hierauf wein aus dem kruge , geschöpft mit goldenen bechern , 29J
Gossen sie aus, und flehten den ewigwaltenden göttern.
Also betete mancher der Troer umher und Achaier:
Zeus, ruhmwiirdig und hehr, und ihr andern unsterblichen götter
Welche von uns zuerst nun beleidigen, wider den eidschwur; I
Blurig fliefs' ihr gehirn, wie der wein hier, rings auf der erde, 30
Ihrs und der kinder zugleic^; und die gattinnen schände dei: fremdiin^
Also das Volk ; doch mitnichten gewahrere solches Kronion.
Aber Priamos sprach, des Dardanos herschender enket:
Hört mein wort, ihr Troer, und hellumschicnte Achaier.
Jezo kehr* ich wieder zii Ilios luftigen höhea 30
Heim ; denn ith kann unmöglich mit eigenen äugen es anschaun ,
Dafs hier kämpfe mein söhn mit dem streitbaren hcld Menelaos.l
Zeus erkennt es allein und die andern unsterblichen gotter,
Wem nunmehr von beiden das ziel des todes verhängt ist.
Also der götriichc held , und legt* in den wagen die lämmer , 3^
Trat dann selber hinein, und zog die lenkendeii zügel;
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; DRITTER GESANG. 77
\uch mit ihm Antenor bestieg den prächtigen sessel ;
Schnell dann kehrten sie beide gen Ilios Mfieder von dannem
Hektor drauf, des Priamos söhn, und der edle Odysseus,
Shiitn zuerst die weite des kampfraums , warfen dann eilend 315
Loos' in den ehernen heim , und schiittehen ; welchem das schiksal
Gönnte, zuvor auf den gegner die eherne lanze zu weifenk
Ringsum flehte das volk, und erhob zu den göttern die hande*
Also betete mancher der Troer umher und Achaier:
Vater Xeus , ruhmwürdig und hehr , du herscher vom Ida ! 320
Wer von beiden den grund zu solchem streite geleget,
Dtn lafs jeio venilgt eingehh in Aides wohnung ;
Uni erneue sich dann freundschaft und heiliges bündnis ! / *
Also da& vblk ; doch der grofse s der helmumflatterte Hektor
Sdüttcltc, rükwärts gewandt : da entsprang das zeichen des Paris. 325
Rings nun sezten sich all' in Ordnungen , dort wo sich jeder
Rosse gehobenes hufs, und gebildete wafFen gereihet.
Aber er selbst umhüllte mit zierlichen wafFen die schultern 9
Alexandros der held, der lockigen Helena gatte.
Elend fügt' er zuerst um die beine sich bergende schienen > 330
Bbk und schön, anschliefsend mit silberner knöchelbedeckung ;
Weiter umschirmt' er die brüst ringsher mit dem ehernen hämisch
Seines tapferen bruders Lykäon» der ihm gerecht war;
B^c sodann um die Schulter das schwert voll silberner buckeln ,
B»rner kling'; und darauf den schild auch , grofs und gediegen; 335
Audi das gewaltige haupt mit stattlichem helme bedekt' er.
Von rothaaren umwallt ; und fürchtetlich winkte der helmbusch ;
Kiilim dann die machtige lanze, die ihm in den banden ß;e recht war.
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78 ^ ILIAS»
So auch zog Menelaos, der streitbare, waffengeschmeid' ^n.
Als sich diese nunmehr in jeglichem heere gerüstet, . 34
Wandeheh hcid' in die mute der Troer einher und Achaier,
Mit androhendem blik; und staunen ergrif, die es ansahn,
Rossebezähmende Troer, und heliumschiente Achaier;
Und nun standen sie nah' im abgemessenen kampfraum,
Wild die spcere bewegend, und zornvoll wider einander. 34]
Erstlich entsandt* Alexandros die weithinschattende laiize;
Und sie traf dem Atreiden den schild von gerundeter wöIbung :
Doch nicht brach sie das erz, denn rükwärts bog sich die spize
Auf dem gediegenen schild. Nun erhob auch jener die lahze,
Atreus söhn Menelaos, und betete laut zu Kronion: 35^
Herscher Zeus j lafs strafen mich ihn^ der zuerst mich beleidigt
Alexandros den held ; und meinen arm ihn bezwingen i
Dafs man schaudre hinfort auch bei spätgeborenen enkeln^
Böse$ dem freunde zu thun^ der lieb* und gefälHgkcit darbot!
Sprachs, und im Schwung* entsandt' er die weithinschattendc laiiz^
Und sie traf dem Paris den schild von gerundeter wölbung. 35
Siehe den stralendeh schild durchschmetterte mächtig die lanze.
Auch in das kuhstgcschmeide des hämisches drang sie geheftet;
Grad' hindurch an der weiche des bauchs durchschnitt sie den leibrol
Stürmend : da wand sich jener, und mied das schwarze Verhängnis. ^6
Hurdg zog der Atreide das schwert voll silberner buckeln,
Hieb dann im schwunge den heim , den gekegelten ; aber an jener
Dreifach zerkracht und vierfach, entsprangihm das schwert aus der rechter
Atreus söhn wehklagte, den blik gen himmel erhebend:
Vater Zeus, nie gleicht dir an grausan^kcit einer der göttcr! 2^
DRITTER GESANa 79
Ha, ich hofte xu strafen die frevelthat Alexandros;
Aber es sprang aus der hand mir in trümmer das schwert, und die lanze
Flog mir hinweg aus den bänden umsonst , und verwundete nicht Ihn !
Spruchs, und stürmte hinan, undergrifihnambuschedeshelmes
log dann gewandt ihn daher zu den heliumschienten Achaiern. 370
Jenen engt' an der kehle der buntgezeichnete riemen.
Den er unter dem kinne^ des helmes band, sich befestigt.
Und er hätt' ihn geschleift, und ewigen rühm sich erworben.
Wenn nicht scharf es bemerkt die tochter Zeus Afrodite,
Und ihm zersprengt den riemen d(*s stark erschlagenen stieres. 3*75
Leer nun folgte der heim der nervichten hand Menelaos.
Diesen schleuderte drauf zu den hellumschienten Achaiern
^hchfvoLl schwingend der held ; es erhoben ihn theure genossen ;
Jcio stürmt' er von neuem in heifser begier zu ermorden
An mit dem ehernen speer. Doch jenen entrükt* Afrodite 380
&)nder müh» als göttin, und hülli* in nebel ihn ring^her;
Sext' ihn drauf in die kandmer, die duftende, süfses geruchcs;
Helena dann zu berufen, enteilte sie. Jene daselbst noch
fand sie auf ragendem thurm, und umher viel troische weiber.
Jezt ihr feines gewand , das nektarische , zupfte sie fassend j 2^1^
i(edete dann, in ge^talt der woUekrämpelnden greisin.
Die ihr» alt und betagt, in der heimischen bürg Lakedämons
liebliche wolle bereitet, und ihr am meisten geliebt war;
Dicicr gleich an gestalt, begann Afrodite die göttin:
Komm ; dich ruft Alexandros, mit mir nach hause zu kehren^ 390
jener ruht in der kammer auf zierlichem lagergestelle ,
Sendend in reiz und feiergewand. Kaum solltest du,
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80 ILIAS.
Dafser vom Zweikampf komme; vielmehr er gehe zum reigen,
Oder er «iz* ausruhend vom fröhlichen reigen ein wenig.
Jene sprachs» und erregt' ihr das wallende herz in dem busen. 391
Aber sobald sie bemerkte den lieblichen nacken der göttin.
Auch den busen voll reiz, und die anmutstralenden äugen;
Tief erstaunte sie jezt > und redete , also beginnend :
Grausame, was doch wieder verlangest du mich zu bcthörcn
Soll ich vielleicht noch weiter die wohlbevölkerten Städte 40
Frygias, oder der holden Mäonia stadte durchwandern >
Wenn auch dort ein geliebter dir wohnt in den stammen der völker
Weil nunmehr Menelaos den edlen held Alexandros
Ueberwandj und begehrt, mich heim, die verhafste^ zu fuhren;
Darum schleichst du mir jezo heran voll trüglicher arglist? 40
Scze zu jenem dich hin , und verlals der unsterblichen wandel ;
Und nie kehre dein fufs zu den seligen höhn des Olympos :
Ihm sei stets in kuAuner gesellt > ihn pflege mit Sorgfalt»
Bis er vielleicht zum weibe dich aufnehmt oder zur sklavin!
Dorthin geh' ich dir nimmer, denn unanständig ja war' es^ 41
Ihm sein bett zu schmücken hinfort« Defs würden mich alle
Troerinnen verschmähn; und gram schon lastet das herz mir!
Ihr antwortete drauf zornvoll Afrodite die götnn :
Reize mich nicht , o thörin ! ich könnt' im zome mich wenden ,
Und so sehr dich hassen, als innig mein herz dich geliebet! 41
Beid* entflammt' ich die völker sodann zu verderblicher feindschaf
Troer sowohl wie Achaier; in graun dann sänke dein schiksal !
Jene sprachs; und verzagt ward Helena, tochter Kronions«
Silend ging sie, gesenkt den silberglänzenden schleieri
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DRITTER GESANQ. / gi
Stil! , den sämtlichen fraun unbemerkt ; und es führte die gSttin. 420
AU sie nunmehr Alexandros gepriesene wohnung erreichten,
Wandten die dienenden mägde sich schnell zur befohlenen arbeit*
Jene trat in das hohe gemach, die edle der weiber.
Einen sessel ergrif die holdanlächelnde Kypris,
Trug und stellt' ihn, die gottin, dem held Alexandros entgegen. 425
Helena scztc sich dort, des Agisers<;hiitterers tochter.
Kehrte die äugen hinweg, und schalt den gemahl mit den Worten t
Kommst du vom kämpfe zuriik? O IKgest du lieber getödtet
Von dem gewaltigen manne, der mir der erste gemahl war!
Ha, du praltest vordem, den streitbaren held Menelaps .430
Weit an kraft und händen und lanzenwurf lu besiegen !
Gehe denn nun , und fodre den streitbaren held Menelaos ,
Wiederum zu kämpfen im Zweikampf! Aber dir rath' ich, ,
Bleib' in ruh » und vermeide den bräunlichaa held Menelaos ,
Gegen ihn anzukämpfen den tapferen kämpf der entscheidung, 435
Ohne bedacht; dafs nicht durch seinen speer du erliegest!
Aber Paris darauf antwonete , solches erwiedemd :
Frau, lafs ab, mir das herz durch bittere Schmähung zu kränken.
Jeio hat Menelaos mir^obgesiegt mit Athene;
Ihm ein andermal Ich; denn es walten ja götter auch unser« 440
Komm , wir wollen in lieb' uns vereinigen , sanft gelagert.
Denn noch nie hat also die glut mir die seele bewältigt,
Auch nicht, als ich zuerst aus der lieblichen flur Lakedämon
Segelte, dich entführend in meerdurchwandelnden schiffen,
Und auf Kranaes au mich gesellt' in lieb' und umarmung; 445
Ab ich anjezt dir glühe, durchbebt von süfsem verlangen.
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Homers IHas. I. Band, F
8* ILIAS. DRITTER GESANG.
Sprachs, und nahte dem lager zuerst; ihm folgte die gattin.
Beide ruheten dann im schöngebildeten bette.
Atreus söhn durchstürmte das heer noch, ähnlich dem raubthier.
Ob er ihn wo ausspähte, den göttlichen held Alexandros. 450
Doch nicht einer des troischen Yolks, noch der edlen genossen.
Könnt' Alexandros ihm zeigen, dem rufer im streit Menelaos.
Nicht aus freundschaft wahrlich verhehlten sie, wenn man ihn schaute ;
Denn verhafct war er allen gesamt, wie das schwarze Verhängnis^
Jezo erhub die stimme der völkerfurst Agamemnon ; 455
Hört mein wort , ihr Troer « ihr Dardaner ^ und ihr genossen !
Offenbar ist sieget der streitbare held Menelaos.
Gebt denn Helena jezt, die Argeierin, samt der besizung.
Uns zurük; auch bufse bezahlt uns, welche geziemet.
Und die- hinfort auch daure bei konmienden enkergeschlechtern« 460
Also sprach der Atreid'; ihn lobeten alle Achaier«
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I L I A S.
VIERTER G ES AN ,a.
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INHALT.
Zius und Hin h$Uhtitßtn IVojafs untirgang^ Athim bire^
äst den Pandaros , iinen pfeil auf Menelaos zu schießen. Den vet'^
wundiim heilt Machaon, Die Troer rücken an, und Agamemnon
ermuntert die achaiiichen heerfUhrer zum ungti/i Schlachte
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I L I A S.
V I JE il T E '^l G E S A N G^
/ibei die götter um TjCus tathschlafeten aU^in Versammlung^
Sizend auf goldener flur ; sie durchging die treflichc Hebe ,
Nektar umher einschenkend^, und- jen* aus goldenen bechera
Tranken sich zu einander, und scbaueten nieder auf Troja.
Sdinell versuchte Kronion , das hem der Here zu kränken 3
Durch aufregende wortS und redete solche vergleiehung:
XwQ der götdnnen hier \/illfaJiren dem hdd Menelaos»
Hcre von Argos zugleich, und Athen*, Alaik6mene.'s göttin«
Aber beide von fern, des anschauns nur sich erfreuend,
Siien sie ; vfeil dem andern die holdanlächelnde Kypris la
Steu als helferin naht, und die graulichen Kercn ihm abwchrt^
Nun auch entzog sie jenen, da tpdesgraun er zuvorsah*
Aber gesiegt hat wahrlich der streitbare hcld MenelaQS.
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86 ILIAS.
Uns nun lafst erwägen, wohin sich wende die sache:
Ob wir hinfort durch kricgesgewalt und verderbende Zwietracht 15
Tüchtigen, oder in frieden die beiderlei vöIker versöhnen.
Wäre dies euch allen so angenehm und gefällig;
Gern noch möchte sie stehn, des herschenden Priamos vestc,
Und Menelaos zuriik die Argeieiin Helena führen.
Also Zeus; da murrten gcrheim Athenäa und Here. 2q
Nahe sich safsen sie dort, nur unheil sinnend den Troern,
Athenäa nunmehr, schwieg still , und redete gar nichts ,
Eifernd deni vater Zeus , ijnd ihr tobte das herz in erbittrung.
Here nur konnte den zorn nicht bändigen , sondern begann so;
Welch ein wort , Kronion, du scbreklicher , hast du geredet ! 25
Willst du, dafs ganz ich u^isonst arbeitete, dafs ich vergebens
Scbweiüi. der mühe v^rgofs, und umher mit ermatteten rossen
Völker ^ntgt\ um dem Priamos gram und den söhnen zu schaffen ?
Thu's! doch nimmer gefällt es. dem rath der anderen götter!
Unmutsvoll nun begann der herscher im donnergewölk Zeus :
prausamc, wa^ hat Priamos doch und Priamos söhne 31
Dir so böses gethan^ dafs sonder rast du dich abmühst,,
Ilios auszutilgen, die Stadt voll prangender häuser?
Möchtest du doch« eingehend durch thor' und thürmende mauern,
Roh ihn verschlingen« den Priamos selbst und Priamos söhne, 3S
Samt dem troischen volk; dann, würde der zorn dir gesättigt!
Thue« wie dir es gefallt: daDs. nicht ausi dem hader in zukunft
Beiden, dir selber und mir, ein grö()serer zwist sich erhebe.
lElines verkünd* ich dir noch, und D\i b^^välu*' es im herzen;
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VIERTER GESANG. 87
Wenn auch mir im eifer hinwegxutilgen gelüstet
Eine Stadt, wo dir erkohrene giinstlinge wohnen;
Da& du durchaus nicht weilest den rächenden , sondern mich lassest !
Gab doch Ich dir willig, obgleich unwilliges herzens.
Denn was unter der sonn' und dem Sterngewölbe des himmels
Irgend erscheint von Städten der sterblichen erdebewohner ; 45
Hoch mir vor allen geehrt war Ilios heilige veste,
Priamos^ selbst, und das volk des lanzenkundigen königs.
Denn nie mangelte mir der altar des gemeinsamen mahles,
Nie des weins und geduftes , das uns zur ehre bestimmt ward.
Ihm antwortete draüf die hoheitblickende Here : 50
Siehe, drei vor allen sind mir die geliebtesten Städte,
Argos und Sparta zugleich, und die weitdurch>yohnte Mykene;
Diese Verderb' im zotn , wann etwa dein herz sie erbittern ;
Niemals werd* ich solche vertheidigen ,^ oder dir eifern.
Wenn ich ja gleich misgönnt', und wehrete, dafs du verderbtest ; 55
Nichts doch Schäfte mein thun; denn weit gewaltiger bist du.
Aber es ziemt auch meine bemuhungen nicht zu vereiteln.
Denn auch ich bin göttin , entstammt dem geschlechte , wolicr du;
'cb die erhabenste tochter > gezeugt vom verborgenen Kronos ,
ivviefach erhöht, an geburt, und weil ich deine genossin 60
Ward ernannt, der du mächtig im kreis der unsterblichen waltesiy
Aber wohlan , dies wollen wir nach^ehn einer dem andern ,
Dir ich selbst , und du mir ; auch andre unsterbliche götter
folgen uns dann. Doch jezo beschleunige Pallas Athene,
ßniugehn in der Troer und Danacr furchtbare schlachtreihn ; 65
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J
8S ILIAS.
Dafs sie versuch', ob die Troer die siegesstoken Achaicr
Etwa zuerst anfahn zu beleidigen, wider den eidschwuf.
Jene sprachs ; ihr gehorchte der götter und sterblichen vater ;
Schnell zur Athene darauf die geflügelten worte begann er:
Eile sofort in das heer der Troer hinab und Achaier; fo
Dafs du vejrsuchst, ob die Troer die siegesstolzen Achaier
Etwa zuerst anfahn zu beleidigen, wider den eidschwur.
Also Zeus, und erregte die schon verlangend« göttin;
Stürmendes schwungs entflog sie dtsn felsenhöhn des OlympoJ.
Gleich wie ein stem, den gesendet der «ohn des verborgenen Kronos, 75
Schiffenden oder dem beere gewafneter völker zum zeichen,
Stralend brennt, und im flug* unzählige funken umherspriaht;
Also senkt' hineilend zur erde sich Pallas Athene
Zwischen die heete hinab ; und staunen ergrtf , dk es ansahn »
Rossebezähmende Troer, und heliumschiente Achaier. 80
Also redete mancher, gewandt zum anderen nachbai:
"Wieder fürwahr soll kriegesgewak und verderbende Zwietracht
Züchtigen, oder m frieden versöhnt nun beiderlei: völker
Zeus, der dem menschengeschlechte des kriegs obwalter erscheinet!
So nun redete mancher der Troer umher und Achaier. 83
Jen', ein mann von gestalt, durchdrang der Troer getiimmel,
Gleich dem Antenoriden Laödokos, mächtig im speerkampf,
Rings nach Pändaros forschend , dem göttlichen , ob sie ihn fände.
Jezo fand sie den starken untadlichen söhn des Lykaon
Stehend, und rings um den herscher die ^arke geschildete heerschaar 90
Seines volks, das ihm folgte vom heiligen ström Asepos.
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VIERTER QESANa 89
Nahe trat sie hinan , und sprach die geflügelten wortc ;
Möchtest du jeit mir gehorchen, verständiger söhn des Lykaon?
Wagtest du wohl , zu schnellen auf Atreus söhn Menelaos ?
Preis gewännst du und dapk vpn allem volke der Troer , 95
Doch vor allen zumeist vom herschenden held Alexandros 1
i
Der dich traun vorzüglich mit glänzenden gaben belohnte,
Sah' er jezt Menelaos » den streitbaren söhn des Atreus ,
Deinem geschosse besiegte die traurige flanune besteigen.
M denn , und richte den pfeS zum rühmlichen held Menelaoiif 100
Aber gelob' Apollon , dem lykischen bogenberühmten ^
£ine dankhekatombe der ersdingsiämmer z^u opfern ,
Wann du zu' hause gekeha^t in die heilige dkadt Zeleia.
Also Pallas Athen*; und das herz des thoren gehorcht* ihr.
Schnell entblöfst' er den bogen, geschnizt von des üppigen steinboks 105
Schönem gehöm, dem er selber die brüst von unten getroiFen,
Als er dem fclsen entsprang ; am gewähleten ort ihn erwartend ,
lielt' und durchschofs er die brüst, dafs rüklings am fels er hinabsank.
Sechzehn handbreit ragten empor am haupte die hörner.
Solche schnizt' qnd verband der hornarbeitende künstler, lio
Glättete alles genau, und beschlugs mit goldener kriimmung.
Den nun stellt' er geschikt, nachdem er ihn spannt', auf die erde
Angelehnt; und mit Schilden bedekten ihn tapfere freunde,
Daü nicht zuvor anstürmten die streitbaren männer Achaia's,
fh er gefällt Menelaos, den streitbaren fursten Achaia's. 115
Jczo des köchers deckel eröfnet' er, wählte den pfeil dann,
l'ngCKhnellt und gefiedert, den urquell dunk^ler quälen*
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90 ILIAS*
Eilend ordnet' er nun das herbe geschob auf der senne;
Und er gelobt' Apollon, dem lykischen bogenberühmten ,
Eine dankhekatombe der erstlingslämmer zu opfern, • I20
Wann er z.u hause gekehrt in die heilige Stadt Zeleia.
Und dann zog er die kerbe zugleich, und die nerve des rindes,
Dafs di^ senne der brüst annäht', und das eisen dem bogen.
Als er nun^iehr kreisförmig den mächtigen bogen gekrümmet; 124
Schwirrte das hörn, und tönte die senn\ und sprang das geschofs hin,
Scharfgespi^t, in, den häufen hineinzufliegen verlangend.
Doch nicht dein, Menelaos, vergafsen die seligen götter.
Ewig an macl\t, vor allen des Zeus siegprangende tochter.
Welche, vo;: dich hintretend, das tqdesgeschofs dir entfernte.
Gleich so wehrete sie's vom leibe dir, wie wenn die muttex 130
Wehrt vom söhne die flieg' , indem süfsschlummernd er daliegt.
Dorthin lenkt' es gerade die herscherin, wo sich des gurtes
Goldene spang' anschlofs, und, zwiefach hemmte der hämisch.
Stürmend traf das geschofs den festanliegenden leibgurt.
Sieh' und hinein in den gurt, den künstlichen, bohrte die ^ize; 135
Auch in das kunstgeschmeide des hämisches drang sie geheftet,
Und in das blech, das er trug zur schuzwehr gegen geschosse.
Welches zumeist ihn schirmte ; doch ganz durchbohrte sie dies auch;
Und ngn rizte der pfeil die obere haut des Atreiden,
Dafs ihm sogleich vorstromte das dunkelnde blut aus der wunde, i^o
Wie wenn ein elfenbein die Mäonerin , oder die Karin ,
Schön mit purpur gefärbt, zum wangenschmucke des rosses;
Dort nun liegts im gemach, und viel der reisigen männer
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VIERTER GESANG, 91
Wünschten es wegzutragen; doch königen hegt sie da« kleikiod,
Beides ein schmuk dem rosse zu seyn, und ehre dem lenker: ^145
Also dir, Menelaos, umflofs die rüstigen schenke!
Farbendes blut, und die bein' und zierlichen knöchel hinunter.
Schauer durchdrang urplözlich den heischer des volks Agamemnon,
Ak er das blut ansc^haute , das schwarz hinüofs aus der wunde ;
Schauer durchdrang ihn selber, den streitbaren held Menelaos. 150
Aber sobald er die schnür auswärts und die haken crblikte;
^Nard von neuem mit mut sein männliches herz ihm ^erfüllet.
Schwer aufseufzend- b^gani^ der völkerfiirst Agamemnon ,
Haltend die hand Menelaos; es seufzten umher die genossen:
0 du theuerer bruder, zuna tode dir schlofs ich das biindnis, 155
ßch allein darstellend, fiJr uns mit den Troern zu kämpfen!
l^n dich schössen die feind', und zertraten das heilige bijndnis!
Aber unispnst ist nimmer der eidschwur , oder der länuner
ßjt, noch der lautere wein, und der handschlag, dem wir vertrauet.
l^enn auch jezo sogleich der Olympier nicht es vollendet; 160
Doch vollendet er spät ! und hoch einst werden sie biifscn ,
«Ibit mit eigenem haupt, mit den gattinqen, und mit den kindern!
Denn das erkenn* ich gewifs in des herzens geist und empfindung :
tioii wird kommen def tag , da die heilige Ilios hinsinkt ,
'riimos selbst, und das volk des lanzenkundigen königs! 165
Dann wird Xeus der Kronid' aus stralender höhe des äthers
Gegen sie all' erschüttern das graun der umnachteten Ägis ,
Zürnend ob solchem betrug ! Ja geschehn wird dieses unfehlbar !
'*ber in bitteren schmerz versenkst du uiich , o Menelaos ,
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92 ILIAS,
Wenn du stirbst, und das mafs der kl^enstage gtfällt hast! i*?o
Ha wie schmachvoll wÖrd' ich zur durstigen Argos zurükziehii !
Denn alsbald gedächten; des Vaterland« die Achaier;
Und wir Hcfsen zum rühm dem Priamos hier und den Troern
Helena, Argos kind; es moderten deine gebcine,
Liegend im Troergefild', am unvollendeten \vcrke! Ä*j5
Ja dann spräche vielleicht ein über^nüriger Troer,
Über dem grab* aufhüpfend dem rühmlichen hcld lV(enetaQ$ \
Dafs doch s» bei aUem den zorn vollend' Agaunemnon j^
Wie er jezo umsonst herführte das volk der Achaic^! .
Denn fchon kehret* er heim zum lieben lande der vater, ifio
Leer die sämtlichen schiff* , und ohne den held Menelaosl.
AlsQ spräche man einst! Dann reifse sich weit mir die erd' auf!-
Doch, ihn tröstete so der bräunliche held Menelaos:
Sei getrost, und schrecke noch nicht das volk der Achaier, <
Nicht zum tod* hat jezo das scharfe geschofs mich verwundet ; 183
Sondern mich schüzte der gurt vol> künstlicher pracht, und darunter
Auch die bind', urid das blech, das erzarbeiter gebildet.
Ihm antwortete drauf der berscher des volks Agamemnon:.
Möcht* es doch also seyn, du geliebtester, q MenelaosK
Aber es prüfe der arzt die blutende wtuid*, und lege, 1,90
Linderung drauf, uni vielleicht die dunkele quäl zu bezähmen.
Sprachs ; und- Talthybios rief er sofort , den göttlichen herold*s
Auf, Talthybios, eile, mir schnell den Machaori zp rufien,
Ihn, Asklepios söhn, des unvergleichbaren aiztes,
Dafs MeneUos er schaue, den streitbaren fürstei\ AchaiaV;^ igs
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VIERTER GESANG. 93
Diesto traf mit geschols tin bogenkundiget Tro^r
Oder ein Lykier auch, zum rühme sich» uns zur betrUbnisi
Jener sprachs ; da gehorchte des königes Worte der herold ;
Schnell durchging er die schaaren der erzumschirmten Achaier»
Sdiauete forschend umhei^ und fahd den beiden Machaon 200
Stehend) und rings um den herscher die starke geschildete heerschaar
Seines Volks, da« ihm folgt' aus der rossenährenden Trikka»
Nahe trat er hinan , und sprach die geflügelten worte :
Auf > Asklepios söhn ; dich ruft det fürst Agamemnoti t
Dab Menelaos -du schauest » den streitbaren söhn des Atreus ; 205
Diesen ttaf mit geschofs ein bogenkundiger Troer
Öder ein Lykier auch , zum rühme sich , uns zur betrübnis.
Jener sprachs ; ihm aber das herz im busen erregt* er ;
Schnell durchwsmdelten sie das gedriing' in den schaaren Achaia'j».
Als äe nunmehr iiinkamen, wo Atreus söhn Menelaos ^ 210
Blutend stand t und um jenen die edelsten alle versammelt
Kings, er selbst in der mitte, der gönerähnliche streitet;
^g er sofort das geschofs aus dem festanliegenden leibgurt ;
Und wie er auszog , bogen die spizigen haken sich rUkwärts.
Hierauf löst' er den gurt voll kunMlither pracht, und darunter 215
Auch die bind\ und da« blech, das erzarbeiter gebildet.
Als er die wunde geschaut, Wo das herbe geschofs ihm hineindrang;
^ er das quellende blut) und legt* ihm lindernde salb* auf.
Kundig, die einst dem vater verliehn der gewogene Cheiron.
WSirend sie doit umeilten den rufer im streit Menelaos; 220
^cn bereits die Troer hcrto in geschildeten schlachtreihn.
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94 ILIAS.
Jen' auch hüllten sich wieder in wehr , und entbrannten von streidus^
Jezt nicht hättest du schlummern gesehn Agamemnon den hersche»
Nicht hinab sich schmiegen, und nicht unwillig zu kämpfen;
Sondern mit macht hineilen zur männerehrenden feldschlacht. 22J
Denn dort liefs er die ross' und den crzumschinmiertcn wagen; !
Und sein genofs hielt jene, die mutig schnaubenden^ abwärts,
Held Eutymedonj söhn von Piräos söhn Ptolemäos.
Ihm gebot er mit ernst, dafs er nahete^ würden ihhi etwa
Matt die glieder Vom gang , die Ordnungen rings'zu durchwalten« 22(
Selbst dann eilt* er zu fufs* und umging die schaaren der männci^
Wo er nunmehr jtrcitfertig erfand gaultutnmler Achaia's, '
Nahe trat er hinaii) und sprach die ermunternden worte:
Auf, Argeier, gedenkt rastlos einstürmender ab weht!
Denn nicht wird dem betrüge mit hülf erscheinen Kronion; 2 !
Sondern welche zuerst nun beleidigtet!) wider den eidschwur.
Deren leichname sollen, ein raub der geiier, vermodern;
Aber die Mühenden weiber und tioch unmündigen Icindef .-
' Führen wir selbst in schiffen , nachdem die Stadt wir erobert !
Die er sodann saumselig erfand zur traurigen feldschlacht, 24^
Solche straft' er mit ernst , und rief die zürnenden worte :
Argos Volk, pfeilkühne, verworfene, schämt ihr euch gar ni*ht
Warum stehet ihr dort so betäubt, wie die jungen der hindin.
Die, nachdem sie ermattet vomjauf durch ein weites geSlde^
Dastehn, nichts im herzen von kraft und stärke noch fühlend ? 24J
Also steht Ihr jezo betäubt, und starrt vor dtt feldschlacht! •
Säumt ihr, bis erst die Troer herannakn, wo wir die sthiffe 1
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VIERTER GESANG. 95
Stellten mit prangendem Steuer , am Strand des graulichen meercs ;
Don zu sehn, ob schirmend Kronions hand euch bedecke?
So mit herschergebot umwandelt' er jegliche heerschaar. 250
Jcio erreicht' er die Kreter, im gang durch der männer getiimmel.
Jen' um Idomeneus her ,, den feurigen , standen gewapnet ;
Aber Idomeneus selber voran , in der stärke des ebers ;
UndMeriones folgte*, die hinteren reihn ihm erregend.
Diese sah mit freude der völkerfiirst Agamemnon i 255
Ind zu Idomeneus schnell mit freundlicher rede begann er :
Du, Idomeneus, bist mir geehrt vor den reisigen allen.
Du im kriege sowohl , als sonst in jedeiti geschähe ,
Auch am mahl ^ wann festlich den edleren beiden von Argos
Funkelnder ehrenwein in vollen krügen gemischt wird. 260
Denn ob übrigens gleich die hauptumlokten Achaier
Trinken beschiedenes mafs ; doch steht dein becher bestandig
Angefiillt, wie der meine, nach henens wünsche zu trinken«
Auf denn, gestürmt in die Schlacht, wie du immer vordem difch gerühmet !
Aber der Kreterfürst Idomeneus rief ihm die antwort: 2JS5
Atreui söhn» dir bleib' ich ein treugesinnte* genösse
Inmicrdar, wie zuerst ich angelobt und betheueit.
iNurdie anderen reize, die hauptumlokten Achaier,
^Meunigden kämpf zu beginnen'; dieweil sie kränkten das bUndnis,
Trojans söhn' ! Izt möge sie tod und jammer in Zukunft 270
Treffen, dieweil sie zuerst nun beleidigten, wider den eidschwur!
Jener sprachs ; und vorbei ging freudiges muts Agamemnon.
Jtto etrcicht' er die Ajas , im gang durch der männer getümmcl.
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.'J
96 ILIAS,
Beide standen In wehr» und es folgt* ein gewölke des fufsvolks
Also schaut von der warte die finstere wölke der gei^hirt 27
Ueber das meer aisfüehn, vonXefyros hauche getragen;
Schwan dem fernen betrachter > wie düstere schwärze des peches ^
Scheint sie das mcer durehschwebend, und fuhrt unerraefslichen Sturmwind;
Jener erstarrt vor dem blik, und treibet die heerd* in die felskluft :
Also zog mit den Aj<is gewühl streitfertiger Jugend eSo
Dort zur blutigen schlacht in dichtgeordneten häufen
fl
Schwarz einher, von Schilden umstarrt und spizigen lanzen;
Diese sah mit freude der völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen > und sprach die geflügelten wörtet
Ajas beid'i heetPührer der erzumschirmten Achaier ^ 285
Ihr dort braucht, zu erregen das volk, nicht meines gebotes ;
Selbst schon eifrig ermahnt ihr die eurigen ^ tapfer zu kämpfen.
Wenn doch, o vater Xeus, und Pallas Athen' ^ und ApoUon,
Solch ein mut hier allen das h^rz im busen beseelte!
Bald dann neigte sich 'uns des herschenden Priamos veste , 390
Unter unseren bänden besiegt und zu boden getrünunert !
Dieses gesagt« verUeis er sie dort^ uhd eilte zu andern .
Wo er den Nestor fand, den tönenden redner von Pylos,
Welcher die &eund' anordnet'^ und wohl ermahnte zur feldschl \^- t\
Jen' um Pelagon her, und Chxomios, und um^Alastor, :ij^
Auch um Hämon den held , und den völkerweidenden Blas.
Erst die reisigen stellt' er mit rossen zugleich und geschirren ;
Hinten sodann die männer zu fu£s , die vielen und tapfern 4
Mauer zu seyn des gefechts ; und die feigen gedrängt in die mitte ,
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VIERTER GESANG, 97
üJsy wer sogar nicht wollte , die noth ihn zwänge zu streiten. 300
F:6t die reinigen nun ermahnet' er, jedem gebietend,
Wohl lu hemmen die rosse , nicht wild durch einander zu tummeln.
Keiner, auf wagenkund' und männerstärke vertrauend ,
Wag' allein vor andern zum kämpfe sich gegen die Troer;
Keiner auch weiche zurük: denn also schwächt ihr euch selber. 305
Welcher mann vom geschirr hinkommt auf des anderen wagen,
Strecke die lanze daher ; denn weit heilsamer ist solches.
Das war der alten gebrauch, die städt' und mauren zertrümmert,
Solchen sinn und mut im tapferen herzen bewahrend.
Also crmahnte der greis, vorlängst wohlkundig des krieges. 310
Ihn auch sah mit freude der Völkerfürst Agamemnon ;
l'nd er begann zu jenem , und sprach die geflügelten worte :
Möchten , o greis , wie der mut dein herz noch füllet im busen ,
So dir folgen die knie*, und fest die stärke dir dauern !
Aber dich drükt des alters gemeinsame last! O ihr götter, 315
Dafs sie ein anderer trüg* , und Du ein Jüngling einhergingst !
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor :
Atreus söhn , ja gqme verlangt' ich selber noch jezo
Dfcrm sein, wie ich einst den held Ereuthalion hinwarf!
Doch nicht alles zugleich verliehn ja die götter den menschen* 320
War ich ein Jüngling vordem , so naht mir jezo das alter.
Aber auch so beglcit' ich die reisigen noch , und ermahne
Andre mit rath und worten ; denn das ist die ehre der alten.
Speere geziemt zu werfen den jüngeren, welche der jähre
U'eniger zählen denn Ich, und noch vertrauen der stärke! 3^5
Homers Ilias« I. Ban<l. G
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98 ILIAS.
Jener sprachs ; und voibei ging freudiges muts Agamemnon ;
Fand dann Peteos söhn , den rossetummler Menestheus ,
Stehn, und umher die Athener geschaart , wohlkundig des fcldrufs.
Aber zunächst ihm stand der erfindungsreiche Odys&eus,
Welchem umher Kefailener in unverwüstbaren schlachtreihn 330
Standen. Denn noch nicht tonte zu beider volke der aufruhr»
Weil nur jüngst mit einander erregt andrängten die schaaren
Rossebezähmender Troer und Danaer. Aber erwartend
Standen sie, wann vorruckend ein anderer zug der Achaier
Stürmt* in der Troer volk , und dort anhübe das treffen. 335
Diese schalt erblickend der völkcrfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen , und sprach die geflügelten worte :
O du, Peteos söhn, des gottbeseligten herschers!
Und du , reichlich geschmükt mit bethörungen , sinnend auf vortheil !
Was so zusammengeschmiegt entfernt ihr euch, andererharrend? 340
Traun Euch war es gemäfs , in der vordersten reihe der kämpfer
Dazustehn , und hinein in die flammende Schlacht euch zu stürzen !
Seid doch Ihr die ersten zum mahl mir immer gerufen,
Rüsteten wir den edlen ein ehrenmahl , wir Achaier !
Freud' ists dann, zu schmausen gebratenes fleisch , und zu trinken 345
Becher des süisen weins, des erlabenden, weil euch gelüstet!
Doch nun säht ihr mit freude , wenn auch zehn schaaren Achaia*s
Euch zuvor eindrängen mit grausamem erz in die feidschlacht !
Finster schaut' und begann der erfindungsreiche Odysseus:
Welch ein wori:, o Atreid', ist dir aus den lippcn entflohen? 350
Wie? uns nennst du zur Schlacht saumselii^e? Wann wir Achaier
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VIERTER GESANG. 99
Gegen die reisigen Troer die wut aufregen de* Ares;
Wirst du schaun, so du willst, und solcherlei dinge dich kümmern,
Auch des Telemachos vater gemischt in das vordergetüminel
Troisther reisigen gehn ! Du schwazest da nichtige worte ! 355
Lächelnd erwiederte drauf der herschcr des volki A^aniciüüon,
Als er zürnen ihn sah; und xurük nun nahm er die rede:
Edler Laertiad', erfindungsreicher Odysseus,
Weder tadel von mir verdienen du , weder ermahnung.
Wcifs ich doch, wie das herz in deinem busen beständig 360
Milde gedanken mir hegt; du gleichst an gesinnung mir selber.
Komm; dies wollen hinfort wir berichtigen, wenn ja ein hattes
Wort entfiel; das mögen die himmlischen alles vereiteln!
Dieses gesagt, vcrliefs er sie dort, und eilte zu andern.
Tydeus söhn nun fand er, den stolzen held Diomedes, 365
Stehn auf . rossebespanntem und wohlgcfügetem wagen;
Neben ihm Sthenelos auch, den kapaneischen spröfsling.
Ihn auch schalt erblickend der völkerfürst Agamemnon; '
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten worte:
Wehe mir, Tydeus söhn, des feurigen rossebezähmers , 370
Wie du erbebst! wie du bang' umschaust nach den pEaden des treffen« !
Nie hat Tydeus also verzagt zu erscheinen geliebet.
Sondern weit den genossen voraus in die feinde zu sprengen.
Also erzählt, wer ihn sah in der arbeit: ninmicr ja hab' ich
Selbst ihn gesehn, noch erkannt; doch strebet* er, ^agt man, vor andern. 3*75
Einst verliefs er des kriegs heerzug, und kam in Mykene,
Er, mit dem held Polyneikes, ein gastfreund, volk zu versammeUi,
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loo ILIAS»
Weil mit streit sie bezogen die heiligen mauren von Tliebe;
Und sie fleheten sehr um rühmliche bundesgenossen.
Jen' auch wollten gewähren , und billigten , was sie gefodert ; 380
Doch Xeus wandte die that durch unglükdrohende zeichen.
Als sie nunmehr uns verlassen, und fort des weges gewandelt»
Und den Asopos erreicht, den gras und binsen umufern;
Sendeten dort die Achaier den Tydeus wieder mit botschaft.
Jener emeik', und fand die versammelten Kadmeionen 385
Fröhlich am mahl im palaste der heiligen macht Eteokles.
Doch er crblödete nicht, der rossebändiger Tydeus,
Fremdling zwar, und allein, umringt von vielen Kadmeiem;
Sondern er rief zu der kämpfe versuch ; und in jeglichem siegt' er
Sonder muh: so mächtig als helferin naht' ihm Athene. 390
Jene , von zorn ihm entbrannt , die kadmeiischen sporner der rosse ,
Legeten hinterhalt, auf dem heimweg seiner zu harren,
Junglinge, fünfzig an zahl; und zween anführer geboten,
Mäon der Hämonid', unsterblichen göttern vergleichbar,
Und des Autöfonos söhn, der trozende held Lykofontes. 395
Aber es ward auch jenen ein schmähliches ende von Tydeus ;
Alle sie strekt' er dahin, und einen nur sandt' er zur heimat;
Mäon allein entsandt' er, dem wink der unsterblichen trauend.
So war Tydeus einst, der Atolier! Aber der söhn hier
Ist ein schlechterer held in der Schlacht , doch ein besserer redner. 400
Jener sprachs; ihm crwicdertc nichts der held Diomedes,
Ehrfurchtvoll dem verweise des ehrenvollen gebieters.
Aber Käpaneus söhn, des gepriesenen, gab ihm die antwort:
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VIERTER GESANG, loi
Rede nicht falsch, Atreide, so wohlbekannt mit der Wahrheit!
Tapferer rühmen wir uns, weit mehr denn unsere väter! 405
Wir ja eroberten Thebe, die siebenthorige veste.
Weniger zwar hinführend des volks vor die mauer des Are«,
Aber durch götterzeichen gestärkt und die hülfe Kronions.
Jene bereiteten selbst durch missethat ihr verderben.
Darum preise mir nicht in gleicher ehre die väter! 41a
Finster schaut* und begann der starke held DIomedes:
Trauter, q halte dich still, und gehorche du meiner ermahnung.
Denn nicht Ich verarg' es dem hirten des volks Agamemnon,
Dafs er zum kämpf anreizet die heliumschienten Achaier.
Denn ihm folgt ja der rühm, wenn Achaia's 3Öhne die Troer 415
Bändigen, und mit triumf zur heiligen Ilios eingehn;. '
Ihm auch unendlicher gram, wenn gebändiget sind die Achaier.
Aber wohlan,, auch beide gedenken wir stürmender ab\yehr!
Sprach«, und vom wagen herab mk den rüstungen sprang er zur erde,
Graunvoll klirrte das erz um die brüst des völkergebieters, 420
Ali er sich schwang ; ihm hätt' auch ein männlicher unten gezittect.
Wie wenn die meeresflut zum hallenden felsengestad"^^ her
Wc^* an woge sich stürzt, vom Xefyros aqfgewühlet;
Weit auf der höhe zuerst erhebt sie sich; aber arvjezo^
Laut am lande zerplazt, e;:donnext sie,, und um den vorstrand 425
Hanget sie krumm aufbrandend > und spek von ferne den salzschaani:
Also zogen gedrängt die Danaer, häufen an häufen,
Rastlos her in die Schlacht. Es gebot den seinigen jeder
Völkerfiirst ; still gingen die atideren: (keiner gedäcTit' auch,
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101 : ILTAS-
Solch ein grokcs gefolg' hab' einen laut in den buscn:) 430
Ehrfurchtsvoll verstummend den königen ; jegliche heerschaar
Hell von buntem geschmeid', in welches gehüllt sie einherzog-
Troja's volk: wie die schafe des reichen manns in der bürde
Zahllos stehn, und mit milch die schäumenden eimer erfüllen,
Blockend ohn' unterlafs, da der lammer stimme gehört wird: 435
Also erscholl das geschrei im weiten beere der Troer;
Denn nicht gleich war aller getön , noch einerlei ausruf ;
Vielfach gemischt war die sprach', und mancherlei Stammes die Völker.
Hier ermunterte Ares, und dort Zeus tochter Athene; 439
Schrecken zugleich und Graun, und die rastlos lechzende Zwietracht,
Sie des mordenden Ares verbündete freundin und Schwester:
Die erst klein von gestalt einherschleicht ; aber in kurzem
Hebet sie hoch an den himmel das haupt, und geht auf der erde.
Sie nun streuete zank zu gemeinsamem weh in die mitte,
Wandelnd von schaar zu schaar, das geseufc def männer vermehrend. 44 -
Als sie nunmehr anstrebend auf Einem räum sich begegnet ;
Trafen zugleich stierl^äut*, und speere zugleich, und die kräfte
Rüstiger männer in'erz; und die hochgenabelten schilde
Naheten dichtgedrängt; und umher stieg lautes getös' auf.
Jezo erscholl wehklagen utid siegsgeschrei mit einander, 450
Würgender dort und erwürgter; und Wut umströmte das crdreich.
Wie zween ström' im herbste geschwellt, den gebirgen entrollend.
Zum gemeinsamen thal ihr strudelndes "wasser ergiefscn,
Beid' aus mächtigem quell, in dern schrof aushöhlenden absturz ;
Ferne hört Uir geräusch der weidende hirt .auf den bergen : 455
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VIERTER GESANG» 103
>I$o erhub den vermischten sich wutgcschrei und Verfolgung.
Erst nun erschlug den Troern Antilochos einen der kämpfer.
Welcher im vorkampf glänzte , Thalysios söhn Echepolos;
Diesem traf er zuerst den umflatterten kegel des helmes»
Dafs er die stirne durchbohrt' \ hinein dann tief in den schadel 460
Drang die eherne spix'; und nacht iiinhu 11t' ihm die äugen;
Ind er sank, wie ein thurm» im ungestüme der iFeldschlacht.
Schnell des gefallenen fufe crgrif Elefenor der herscher ,
Vom Chalködon erzeugt > heerfürst der erhabnen x^banter;
Dieser entzog den geschossen ihn cifcrig, dafeer^eschwind ihm 465
Raubte das waffengeschmeid' ; allein kurz währte die arbeit.
Denn wie den todten er schleifte ^ da sah der beherzte Agenor ,
Dafs dem gebükten die seit* entblöi^t vora schilde hervorschien ,
lakte den erzgerUsteten sthaftr und lost ihm die glieder.
Also verliefe ihn der geist ;. doch über ihm tobte die äibeit 470
GraunvoH kämpfender Troer und Danaer r ähnlich den wölfen.
Sprangen sie wild aa einandei> und mann für mann sich erwürgend,
Ajas der Telamonid* erschlug Anthcmions. söhn izt,
In frischblühender kraft , Simoqisios : welchen die mutter
Einst, vom Ida kommend,, an Simois ufer geboren, 475
Als sie , die heerde zu schaun ^ dorthin den eitern gefolgt war :
D^rura nannten sie ihn Simoeisios. Aber den eitern
Lohnet' er nicht die pflege ; denn kurz, nur bKitte das leben
'fhm, da vor Ajas speer, des mutigen beiden ^ er hinsank.
Denn wie er vorwärts ging, traf jener die brüst an der warze 480
Rechts, dafs gerad' hindurch ihm der eherne speer aus der schiriter
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I04 ILIAS.
Drang, und er selbst in den staub hintaumelte: gleich derpappcl.
Die in gewässerter aue des grofsen sumpfes emporwuchs,
Glattes Stamms, nur oben entwuchsen ihr grünende zweige;
Und die der wagener jezt abhaut mit blinkendem eisen, 485
Dafs er zum kränz des rades sie beug* am zierlichen wagen;
Jezo liegt sie welkend am bord des rinnenden baches:
So Anthemions «ohn Simoeisios, als das geschmeid* ihm
Raubete Ajas der held. Doch Antifos, rasch in dem panzer,
Sandt* ihm, Priamos söhn, die spizige lanz' im gcwühl her; 490
Fehlend zwar; doch dem Leukos, Odysscus edlem genossen,
Flog das geschofs in die schäm» da zurük den todten er schleifte:
Auf ihn taumelt' er bin, und der leichnam sank aus der hand ihm.
Um den erschlagenen freund entbrannt* im herzen Odysscus,
Ging durch das vordergefecht mit stralendem erze gerüstet, 495
Stand dann jenem genaht, und schofs den blinkenden wurf&piefs,
Rings umschauend zuvor; und zurük dort stoben die Trofcr,
Als hinzielte der held; doch flog nicht eitles gcschofs ihm,
Sondern Priamos söhn Demokoon traf es , den bastard ,
Der von Abydos ihm kam, vom gestüt leichtrennender gaule. 500
Dem nun sandte die lanz', um den seinigen zürnend, Odysseus
Durch den schlaf, und hindurch aus dem anderen schlafe gestürmet
Kam die eherne spiz'; und nacht unihüllt' ihm die äugen;
Dumpf hin kracht' er im fall, und es raspelten um ihn die waffen.
Rükwärts wichen die ersten des kampfs, und der stralende Hcktor. 505
Aber die Danaer tchrien laut auf, und entzogen die todten,
Drangen sodann noch tiefer hinein. Defs zürnet' Apollon»
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VIERTER GESANG. 105
Schauend von Pergamos höh', und ermunterung rief er den Troern:
Auf, ihr reisigen Troer, wohlauf! und räumet das feld nicht
Argos söhflen; ihr leib ist weder von stein, noch von eisen, 510
Dafs abpralle der wurf des leibdurchbohrenden erzes I
Nicht doch Achilleus einmal, der söhn der lockigen Thetis,
Kämpft; er ruht bei den schiffen, das herz voll nagendes zomes!
Also rief von der Stadt der schrekliche. Doch die Achaier
Trieb Zeus tochter zum kämpf, die herliche Tritogeneia, 5J5
"Wandelnd von schaar zu schaar, wo säumende kampfer erschienen.
Jext unistrikte der tod Amarynkeus söhn , den Diores ;
Denn ihn traf an dem knöchel des rechten fufses ein feldstein,
Fausterfüllend und rauh; es warf der thrakische führer
Pciros, Imbrasos söhn, der hergekommen von Anos. 520
Sehnen zugleich und knochen zerschmetterte sortder verschonen
Ihm der entsezliche stein; dafs er riiklings hinab auf den bodcn
Taumelte, beide händ* umher zu den freunden verbreitend,
Matt ausathmend den geist. Da nahete; der ihn verwundet,
Peiros, und bohrte die lanz' in den nabel ihm; und es ent&türzten 525
Alle gedärme zur crd', und nacht umhüllt' ihm die äugen.
Ihn den stürmenden traf mit dem spcer der Atolier Thoas,
Ucber der warz' in die brüst; und es drang in die lunge das erz ein.
Nahe sofort sprang Thoas hinan, und rifs ihm des Speeres 529
Machtigen schaft aus der brüst ; dann zog er das schneidende schwert aus,
Schwang es, und haut* ihm über den bauch, und raubte das leben.
Doch nicht nahm er die wehr; denn rings umstanden ihn Thraker
Mit hochstiäubendem haar , langschaftige spiefse bewegend ,
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io6 ILIAS. VIKRTER GESANG.
Welche, wie grof« der held, wie gewaltig er war, und wie ruhmvoll.
Dennoch zuriik ihn drängten; er wich voll jäher be&tiirzung. 535
Also lagen sie beid* im staube gestrekt mit einander,
Dort der Thrakier, hier der erzumschimiten Epeier "
Fürsten zugleich; auch sanken noch viel der anderen ringsum.
Jexo hätte kein mann da« werk der kricger getadelt^
Wandelt* er, ungetrofFen und ungehaun von dem crze, 540
Kings durch das waffengewühl, und leitete Pallas Athene
Ihn an der hand, abwehrend den fliegenden stürm der geschosse.
Denn viel sanken der Troer, und viel der Danaer vorwärts
Jenes tags in den staub, und bluteten neben einander.
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I L I A S.
FÜNFTER GESANG.
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INHALT.
Diomedes, den Athene zur tapfer keit erregt, wird von Pa
daros geschossen^ Er erlegt den Pandaris , und verwundet d
Äneias, samt der entführenden Afrodite. Diese flieht auf d
Ares wagen zum Olympos. ApoUon trägt , von Diomedes ve
folgt, den Äneias in seinen tempel auf Pergamos, woher er g
heilt bald zurückkehrt. Auf ApoUons ermahnung erwekt Ares a
Troer, und die Achaier weichen allmählich. Tlepolemos von Sa
pedon erlegt. Here und Athene fahren vom Olympos^ den jichü
ern gegen Ares zu helfen. Diomedes , von Athene ermahnt h\
begleitet, verwundet den Ares. Der gott kehrt zum Olyntpo
und die guttinnen folgen.
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I L I A S.
FÜNFTER GESANG.
Jezo schmükt' Athene des Tydeus söhn Diomedes
Hoch mit kraft und entschlu£s, damit vorstralend aus allem
Danaervolk er erschien', und herlichen^ruhm sich gewänne.
Ihm auf dem heim und dem schiid* entflammte sie mächtig umher glut :
Ähnlich dem glanigesrirne der herbstnacht, welches am meisten 5
Klar den himmel durchstrah, in Okeanos fluten gebadet:
Solche glut hiefs jenem sie haupt umflammen und schultern, *
Scürmete dann ihn hinein , wo am heftigsten schlug das getiimmel.
Unter den Troern war ein unsträflicher priester Hefastos,
Daresy mächdg und reich, der ins heer zween söhne gesendet, !•
Fegeus und Idäos, geübt in jeglichem l^ampfe.
Diese sprengten hervor aus den übrigen auf Diomedes,
Beid* im rossegeschirr ; Er strebte xu fufs von der erde.
Als sie nunmehr sich genaht, die eilenden gegen einander;
Sendete Fegeus zuerst die weithinschattende lanze. 15
Aber es flog dem Tydeidendas erx links über die schulter
Hin, und verwundete nicht. Nun schwang auch jener den wurfspiefs,
Tydeus söhn ; und ihm flog nicht eitles geschofs aus der rechten ;
Sondern es traf in die kerbe der brüst, und stürzt' ihn vom wagen.
Aber Idäos entsprang, den zierlichen sessel verlassend; ao
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HO ILIAS.
Denn nicht wagt' er zu ichüzen den leib des e>mordeten brudei
Kaum auch, kaum er selber entrann dem ichwarxen verhk'ngnis;
Doch ihn_entrükt' Hefastos , in schirmende nacht ihn verhüllend,
Dafs nicht ganz ihm sänke der greis in traurigen Jammer.
Weg nun trieb das gespann der söhn des erhabenen Tydeus, i
Gab es den seinigen drauf, zu den räumigen schifFeo zu führen^
Jezt wie die mutigen Troer geschaut die söhne des Dares,
Den in ängstlicher flucht, und jenen erlegt an dem wagen;
Regte sich allen das herz. Doch Zeus blauäugige tochter
Fafst' an der hand, und ermahnte den ungebändigten Ares: |
Ares , o Ares voll nxord , bluttriefender ♦ maurenzertriimmrer 1
Lassen wir nicht die Troer allein izt und die Achaier
Kämpfen , zu welcherlei volk Xeus vorsieht wende den siegsruhm
Und wir weichen zurük, und meiden den zorn Kronions?
Sprachs , und entführte der Schlacht den ungebändigten Ares ;
Diesen sezte sie drauf am gebügelten Strand des Skamand ros. j
Argos söhn' izt drängten den feind, und jeglichem/ Führer
Sank ein mann. Erst stürzte der völkerfürst Agamemnon
Hodios aus dem geschirr, den Halizonengebieter.'
Als er zuerst umwandte , da flog in den rücken der speer ihm
Zwischen der schulterbucht, dafs vorn aus dem busen er vordra^
Dumpf hin kracht* et im fall, und es r.asselten um ihn die wafF
Aber Idomeneus tilgte den söhn des mäonischen Bords,
Fästost der her aus Tarne, dem scholligen lande, gekommen.
Dieser strebt' auf dem wagen empor, doch die ragende lanze
Stiefs ihm der speerberühmte Idomeneus rechts in die Schulter ;
Und er entsank dem ge$chirr , und graun des todes umhüllt' iht
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FÜNFTER GESANG. iii
f
Aber Idomeneus freund' entzogen ihm eilig die rU&tung.
Ihn, des Strofios söhn Skamandrios , kundig der wildjagd,
Rafie mit spiziger lanze des Atreus söhn Mcnelaos , / 50 -
Jenen tapferen Jäger. Gelehrt von Artemis sejber ,
Traf er alles gewild , das der forst des gebirges ernähret.
Doch nichts frommte nunmehr ihm Artemis, froh des geschosses,
Nichts die gepriesene kunst , ferntreffende pfeile zu schnellen ;
Sondern des Atreus söhn , der streitbare held Menelaos , 55
Ab er vor ihm hinbebte, durchstach mit dem Speere den rücken
Zwischen der schulterbacht , dafs vorn aus dem husea er vordrang.
Jener entsank vorwärts , und 6s rassehen um ihn die waffen.
Auch Meriones traf den Fereklos, stammend von Tekton,
Haimonssohn, der mit bänden crfindsam allerlei kunstwerk 60
Bildete; denn ihn erkohr zum lieblinge Pallas Athene,
fr auch hatte dem Paris die sch>vebenden schiiFe gezimmert ,
Jene beginner des wehs, die unheil brachten den Troern,
l^ad ihm selbst ; weil nicht er vernahm der unsterblichen aussprach.
Diesen traf, da er jezt im verfolgenden lauf ihn ereilte , 65
Rechts hindurch ins gesäfs Meriones , dafs ihm die spize ,
Vom die blase durchbohrend, am Schambein wieder hervordrang.
Heulend sank er aufs knie , und todesschatten umfing ihn.
Mcges warf den Pedäos dahin, den söhn des Antenor,
ftr unehelich war ; doch erzog ihn die edle Theano ^o
Gfeh den eigenen kindern , gefällig zu sein dem gemahle«
l^escm schofs nachrennend der speerberühmte Fyleide
"inten die spizige lanze gerad' in die höhle des nackens ;
Zwischen den zahnen hindurch zerschnitt die zunge das>erz ihm;
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112 ILIAS.
Und er enuank in den staub, am kalten erze noch knirschend. -5
^Doch der Euämonid* Eurypylos traf den Hypsenor,
Ihn Dolopions söhn, des erhabenen, der dem Skamandros
War zum priester geweiht, wie ein gott im volke geehret.
Aber Eurypylos nun, der glänzende söhn des Euämon,
Als er vor ihm hinbebte, verfolgt* und schwang in die schulter 80
Rasch anrennend das schwert, und hieb den neivichtcn arm ab:
Blutig entsank ihm der arm ins gefild* hin ; aber die äugen
Uebernahm der purpurne tod und das grause Verhängnis.
So arbeiteten jen' im ungestüme der fcldschhu ht.
Aber des Tydeus söhn, nicht wüfste man, welcherlei volks er 85
Schaltete, ob er mit Troern einherging', ob mit Achaiern.
Denn er durchtobte das feld , dem geschwollenen ströme vergleichbar ,
Welcher mit herbstlicher flut sich ergeufst, und die brücken zerscheitert;
Nicht ihn zu hemmen vermag der brücken gewaltiges bollwerk,
Auch nicht hemmen die zäune der grünenden saatengefilde 90
Ihn, der beschleuniget kommt, wann gedrängt Zeus schauer herabfällt.
Weit dann unter ihm sinkf der Jünglinge fröhliche arbeit:
Also vor Tydeus söhn enttgiumelten dichte geschwader
Troisches volks , und bestanden ihn nicht , wie viel sie auch waren.
Aber sobald ihn schaute der glänzende söhn des Lykaon, 95
Wie er durchtobte das fe*d, und umher zerstreute die schaaren;
Richtet* auf Tydeus söhn er sofort sein krummes geschofs hin.
Schnellte dem stürmenden zu, und traf ihn rechts an der schulter»
In sein panzergelenk ; ihm flog das herbe geschofs durch,
Grad' in die schulter hinein, und blut umströmte den panzer. loa
Jauchzend erhub die stimme der glänzende sohri^des |L.ykaon:
Digitized b
ohn des Lyka
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FÜNFTER GEIÖÄNG. ' 113
Angedrängt, ihr Troer voll kriegimut, sporner der rosse!
Denn nun trafs den besten der Danaer! NiiTimer, vcrnaut* ich,
Wird er es lang* aushalten; das starke geschofc, so in Wahrheit
Mich Xeus herschender soTin xum streit aus Lykia hertrieb! 105
So «ein jauchzender ruf; ihn aber bezwang das geschofs nicht;
Sondern er wich, und gestellt vor den rossebespanneten wagen,
Redet' er Sthenelos an, den kapane'ischen spröfsling:
Auf, o trautester Kapaneiad*, und steige vom wagen,
Dafs du das herbe geschofs hervor aus der Schulter mir ziehest, iio
Also der held; doch Sthenelos sprang von dem wagen zur erde,
Naht', und zog den schnellen durchdringenden pfeil aus der schulter;
Hell durchsprizte das blut die geflochtenen ringe des panzers;
Jezo betete laut der rufer im streit Diomedesz
Höre, des ^giserschütternden Zeus unbezwungene tochter! 115
Wenn du mir je und dem vater mit sorgsamer liebe genahet
im feindseligen streit; so liebe mich nun; o Athene! ^
Gicb , dafc ich treffe den mann , und der fliegende speer ihn erreiche.
Welcher zuvor mich verwundet, und hoch frohlockend sich rühmet,
Nicht mehr schau' ich lange das licht der stralenden sonne! 120
Also rief er flehend ; ihn hörete I^allas Athene,
Leicht ihm schuf sie die glieder, die füfs', und die arme von oben;
Nahe nuh trat sie hinan, und sprach die geflügelten worte:
Kehre getrost j Diomedes, zum muligen kämpf mit den Troern;
Denn in das herz dir gofs ich den mut und die stärke des vaters, 1^5
Wie unerschrekt hinsprengte der scliildcrscluitterer Tyd^us.
Auch entnahm ich den äugen die finjtcrnis, welche sie dekte;
Dafs du wohl erkennest den gott und den sterblichen menschen*
Homers Ilias. I. Band. optzed 5^00gle
114 ILIAS*
Drum so etwa ein gott, dich hier zu versuchen» herannaht;
Hüte dich, seligen göttern im kahipf entgegen zu wandeln, 130
Allen sonst: doch so etwa die tochter Zeus Afrodite
Kam' in den streit, die magst du mit spizigem erze verwunden.
Also sprach, und enteike* die herscherin Pallas Athene.
Aber es flog Diomedes znriik in das Vordergetümmel.
Hatt* er zuvor im herzen geglüht, ixiit den Troein zu kämpfen; 135
Jezo etgrif ihn dreimal entflammterer mut : wie den bergleun ,
Welchen der hirt im felde, die wolUgen schafe bewachend.
Streifte, da über den zäun er hereinsprang, ohn' ihn zu tödten;
Jenem erregt' er die kraft, und hinfort nicht waget er abwefar.
Nein, in den Stallungen birgt er sich wo, und es fliehn die verlafsnen ; 140
Aufgehäuft nun liegen die blutenden über einander;
Jener entspringt wutvoll aus dem hochumschränkten geheget
So voll wut in die Troer erhub sich der held Diomedes.
Jezt den Astynoos rafe* er hinweg, und den herscher Hypeinor;
Ihn an der warze der brüst mit eherner lanze durchbohrend ; 145
Jenem schwang er ins schultergelenk des gewaltigen ^Schwertes
Vhh; dafs vom halse die Schulter sich sonderte, und von dem rücken.
Diese verliefs er, und drang auf Abas und Polyeidos,
Beid' Eurydamas söhne, des traumauslegenden greises.
Doch den scheidenden hatte der greis nicht träume gedeutet ; 150
Sondern es raubt' ihr geschmeide der starke held Diomedes.
Drauf den Xanthos un^ Thoon verfolget' er , söhne des Fänops ,
Beide spät ihm geboren; und schwach vom traurigen alter,
Xeugt' er kein anderes kind, sein eigenthum zu ererben.
Jener entwafnete nun', ihr süise$ leben vertilgendt^ 155
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FÜNFTER GESANG. 115
Beide zugleich; dafs der vater in gram und finsterer Schwermut
Nachblieb, weil nicht lebend sie heim aus dem treffen ihm kehrten»
Freudig begriffst, und das erV eindringende fremde sich theiiten.
Jezo zween aus Priamos blut, des Dardanionen,
Traf er auf Einem geschirr, den Chromios und den Echemon; 166
Und wie ein low' in die rinder sich stürzt, und den nackeh der starke
Abknirscht, oder der kuh, die laubgehölze durchweiden:
Also beide zugleich warf Tydeus sehn aus dem wagen
Schreklich herab mit gewalt; und hierauf nahm er die rüstung;
Doch das gespann entführten die seinigen ihm zu den schiffen. 165
Jenen ersah Aneias, .wie sehr er verdünnte die schlachtreihn ;
Flugs durcheilt' er den kämpf und den klirrenden stürm der geschosse,
Rings nach Pandaros forschend, dem göttlichen, ob er ihn fände«
Jezo fand er den starken untadlichen söhn des Lykaon,
Trat vor jenen hinan , und redete , also beginnend : 170
Pandaros, wo dein bogen, und wo die gefiederten pfeile, •
Und dein rühm, den weder alhier ein anderer theilet,
Noch in Lykia einer dir abzugewinnen sich rühmet?
Hebe die hände zu Xeus, und sende dem mann ein geschofs hin.
Der da einher so schaltet, und schon viel böses den Troern 17 j
Snftete, weil er vieler und tapferer kniee gelöset!
Ist er nicht etwa ein gott, der im -zorn heimsuchet die Troer,
Rächend der opfer schuld ; denh hart ist die räche der gÖtter.
Ihm antwortete drauf der glänzende söhn des Lykaon :
Edler fiirst, Aneias, der erzgepanzerten Troer, 180
Gleich des Tydeus söhne, dem feurigen, acht' ich ihn völlig;
Denn ich erkenne den schild , und die längliche ^*ffiPfA)(^^ helme*
igi ize y ^
ii6 ' ILIAS.
Auch sein rossegeschirr ; doch vielleicht auch mag er ein gott <eyn.
I6t der mann, den ich sage, dei feurige söhn des Tydeus;
Nicht ohn' einigen gott ergrimmt' er so, sondern ihm nahe 185
Steht ein unsterblicher dort, ein gewölk um die schulter sich hüllend,
Der auch das schnelle geschofs abwendete, welches ihm zuflog.
Denn ihm sandt' ich bereits ein geschofs , und traf ihm die schulter
Rechts, dafs völlig die spit* in das panzergelenk ihm hineindrang;
Und ich hoft', ihn hinab zu beschleunigen zum Aldoneus. 190
Dennoch bezwang ich ihn nicht. Ein gott mufs wahrlich erzürnt seyn.
Auch nicht hab' ichldie röss', und ein schnelles geschirr zu besteigen;
Sondern ich liefe in Lykaons palast eilf zierliche wagen.
Stark und neu vom künstler gefugt, mit teppichcn ringsum
Überhängt; und bei jeglichem stehn zweispännige rosse 195
Müfsig, mit nährendem speit und gelblicher gerstc gösattigt.
Dringend ermahnete zwar der grauende kricger Lykaon
Mich den scheidenden dort in der schöngebaueten wohnung,
Dafs ich, erhöht im sessel des rossebespann^ten wagens,
Troisches volk anführte zum ungestüme der feldschlacht. aoo
Aber ich hörete nicht, (wie heilsam, hatt' ich gehöret!)
Schonend des edlen gespanns, dafs mirs nicht darbte der nahrung
Bei umzingeltem volk, da es reichlicher pflege gewohnt wan
Also kam ich zu fufs gen Uios, ohne die rosse.
Nur dem bogen vertrauend; allein nichts sollt' er mir fronmien! 205
Denn schon zween heerfiirsten der Danaer sandt' ich geschofs hin,
JTydeus söhn', und des Atreus söhn'; und beiden hervor drang
Helles biut aus der wunde: doch reizt' ich beide nur stärker. ^
unseligen stund' enthob ich bogen und köcher
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FÜNFTER GESANG. U7
Jenes tagca dem pflok, da nach Ilios lieblicher, vcste aio
Troisches yolfc ich führte, xu gumt dem erhabenen Hektor.
Weid ich einntäl heimkehren , und wieder^ehn mit den äugen
Vatergefild* und weib , und die hohgebühnete wohnung ;
Schleunig haue mir dann das haupt von der schuher ein fremdling..
Wo nicht dieses geschofs in loderndes feucr ich weife, zis
Kun in den bänden geknikt , das ein nichtiger tand mich begleitet !
Aber Aneias sprach, der Troer fürst, ihm erwiedemd:
Freund, nicht also geredet! Xuvor wird dieses nicht -anders,
Ehe dem n>ann wir beide mit unseren rossen und wagen.
Kühn entgegen gerennt, und mit kriegesgeräth ihn versuchet. 220
Auf denn , ru meinem geschirr erbebe dich , dafs. du erkennest ,
^Vie doch troische rosse geübt sind , durch die gefildc
Dort Lu sprengen und dort, ia Verfolgungen, und in entfiiehung.
Ins auch wohl in die stadt> errettea sie , wenn ja von neu<;n\.
Zeus ihin ehre verleiht , des Tydeus sphn DiomedeSi 22^
Auf denn, dieg^ifsel sofort, und die kunstreich prangenden zügcL
Mm; ich selbst verlasse, die ross*, und wart^ des kampfes.
Oder begegn' ihm Du; und mir sei die sorge der tossß^
Ihm antwortete drauf der glänzende söhn des. Lykaon:.
Lenke du selbst, Aneias, dein rossegesp^nn mit dca^Pgeln. ^3<>
Huniger können, gewohnt, des lenkenden > Jen' ujjs entreifsen
Auf dem gebognen geschirr , wann wieder verfolgt; der Tydeide.
Denn sonst möchten sie.schcu abirren vom lauf* und d^m Schlachtfeld*'
^'ns unwillig: enttragen , des eigeners st^rnm^ vQripissend ;
Leicht dann stürxet daher der sohu des. erhabenen Tydeu^s^ asS
Der uns selber erschlägt, und entfuhrt di<5 stampfend^ rosse.
118 ILIAS.
Darum lenke du selbst dein wagengeschirr und die rosse ;
Jenem will Ich, so er kommt, mit spiziger lanxe begegnen.
Also redeten beid*, und den künstlichen wagen besteigend.
Sprengten ^uf Tydeus söhn sie daher mit hurtigen rossen. 240
Sie nahm Sthenelos wahr, der kapaneische spröf&ling; .
Schnell zum Tydeiden darauf die geflügelten worte begann ert
Tydeus söhn Diomedes, du meiner seele geliebter,
Schau zween tapfere männer auf dich anstürmen zum kämpfe ,
Beid* unermefslicher kraft: er dort, wohlkundig des bogens, 245
Pandaros, rühmet sich laut als söhn des edlen Lykaon;
Weil Aneias ein so^n des hochbeherzten Anchises
Trozt entsprossen zu seyn, von der tochter Zeus Afrodite.
Auf denn , lab uns im wagen entfliehn , und wüte mir so «nicht
Unter dem^vordergewühl, dafs nicht dein leben dir schwinde. 250
Finster schaut' und begann der starke held Diomedes:
Nichts von flucht mir gesagt; denn schwerlich möcht* ich gchorcl^en!
Mir nicht ists anartend, zurükzubeben im kämpfe,
Oder hinab mich zu schmiegen ; mir dauret die kraft ungeschwächt noch !
Dazustehn in dem wagen, verdreufst mich; nein, wie ich hier bin, 255
Wandr ich gegen sie an ; furcht wehret mir Pallas Athene.
Nie trägt jene zurük ihr gespann schnellfüfsiger rosse
Beid' aus unseren bänden, wofern auch einer entrinnet.
£ines verkünd* ich dir noch, und Du bewahr' es im herzen.
Wenn ja den rühm mir gewährt die rathende göttin Athene , 060
Dafs ich iie tödte zugleich; dann unsere hurtigen rosse
Hemme zurük, das gezäum am sesselrande befe&tigt;
u Aneias rossen enteile mir,, dafs duoi^l^d^
FÜNFTER GESANG. 119
Aus der Troer gewühl zu den hellumschienten Achaiern.
Jene« geschlechts ja sind sie, das Xeus Kronion dem Tros einst 26$
Gab zum entgelte des sohns Ganymedes: edel vor allen
Rossen, so viel' umstralet das tageslicht und die sonne.
Jenes geschlechts entwandte der völkcrfurst Anchises,
Ohne Laomedons künde die eigenen Stuten vermählend,
Welche darauf sechs füllen in seinem palast ihm gebaren, 27Q
Vier von jenen behielt und ernähret' er selbst an der kripp^;
Die. dort gab er Aneias dem söhn, zween stürmende renner.
Nähmen wir diese zum raub, dann würd* ein herlicher rühm uns^
Also redeten jen* im wechselgespräch mit einander^
Schnell nun naheten beide, die hurtigen rosse beflügelnd. 27^
Gegen ihn rufte zuerst der glänzende söhn des Lykaon:
Feuriger, hochbeherzter, du söhn des stralendcn Tydeus,
Nicht das herbe geschofs vom schnellenden bogen bezwang dich;
Aber anjezt mit dem Speere versuch' ich es, ob ey mir treffe.
Sprachs, und im schwung' entsandt' er die weitl^nschattende lanze;
Und sit traf auf den schild des königes ; diesen hindurch flog 280.
Stürmend die eherne spiz' , und schmetterte g^gen den panzer.
Jauchzend erhub die srimme der glänzende söhn des Lykaon:
Ha ? das traf doch hindurch in die weiche dir I Ninuner, vermut' ich,
Wirst du es lang' aushalten ; und herlichen rühm mir gewährst du ! 285^
Drauf begann unerschrocken der starke held Diomedes:
Nicht getroffen , gefehh ! Doch schwerlich werdet ihr, mein' ich,
Eher zur ruh eingehn, bis wenigstens einer entfallend
Ares mit blute getränkt, den unaufhaltsamen krieger!«
Sprachs, und entsandte den speer ; ihn nchwte Py^<^^^ 20-
150 ILIAS.
Grad* am aug' in die nas'; und die schimmernden T:ihne durchdrang sie ;
Hinten zugleich die xunge zerschnitt das starrende erz ihm ,
Dafs die stürmende spiz' am unteren klnne hcrvorschofs.
Und er .entsank dem geschirr , und es rasselten um ihn die waffen ,
Reges gelen)cs, weitstralend ; und seitwärts zukten die rosse, 295
Mutig und rasch; ihn aber verliefe dort ödem und stärke.
"- Siehe da rannt' Aneias mit schild und ragendem spcer an,
Sorgend, ob weg ihm zögen den todteh freund die Achaier.
Rings umwandelt' er ihn, wie ein low' in trozender kühnheit;
Vor ihn sttekt* er die lanz', und den schild von gerundeter wölbung, 300
Ihn zu erschlagen, bereit, wer nur annahete jenem,
Mit graunvollem geschrei.^ Da ergrif den gewaltigen Feldstein
Tydeus söhn, so schwer, dafs nicht ^ween männer ihn trügen,
Wie nun sterbliche sind , doch er schwang ihn allein und behende.
Hiermit traf er Aneias am hüftgelenk , wo des schenkeis 305
Bein in der hüfte sich dreht, das auch die pfanne genannt wird ;
Und er zermalmt' ihm die pfann', und zerrifs ihm beide die sehnen ;
Rings auch entblöfste die haut der zackige stein: und der held dort
Sank vorwärts auf das knie, und stemmte die nervichte rechte
Gegen die erd'; und die äugen umzog die finstere nadit ihm, 310
Dort i)nn war* er gestorben, der völkerfürst Aneias,
Wenn nicht scharf es bemerkt die tochter Xeus Afrodite,
Pie dem Anchises vordem ihn gebar bei der heerde der rinder.
Diese i den trautesten söhn mit lilienarmen umschlingend ,
Breitet' ihm vor die falte des silberhellen gewandes, 315
Gegen der feinde geschofs, dafs kein gaultummler Achaia^s
'hm die brüst mit erze durchbohrt', und das leben entrisse.
FÜNFTER GESANG. 121
Also den trautesten söhn epttrug sie der stürmende feldschlacht^
Doch nicht Käpatieus söhn war sorglos jenes Vertrages,
Welchen ihm anbefahl der rufer im streit Diomedes; 320
Sondern er hemmt' abwärts das gespann starkhufiger rosse,
Aufscr dem stürm , das gexäum am sesselrande befestigt ;
Schnell dann Aneias rosse, die schöngemähnten , entfuhrt' er
Aus der Troer gewUhl zu den hell umschienten Achaiern;
Gab sie darauf dem genossen Deipylos , den er vor allen 325
Jugendfreunden geehrt, weil fügsames sinnes sein heri war:
DaCs zu den schiffen hinab er sie führete. Selber der held nui^
Stieg in das eigne geschirr, und ergrif die prangenden zügel,
Lenkte dann schnell zum Tydeiden diemachtvoll stampfenden rosse ,
Freudiges muts. Der folgte mit grausamem erze d^er Kypris , 330
Weil er erkannt, sie erschein' unkriegerisch, keine der andern
Göttinnen , welche der männer gefecht obwaltend durchwandeln ,
Weder Athene's macht , noch der städt' unholdin Enyo.
A!s er nunmehr sie erreicht, durch schlachtgetiimmel verfolgend;
Jeio, die lanze gestrekt, der söhn des erhabenen Tydeus, 335
Traf er mit eherner spize daher sich schwingend die hand ihr ,
lart und weich; und sofort in die haut ein stürmte die lanze
Durch d^e ambrosische hülle, gewebt von den Chariten selber,
Nah am gelenk irt der fläche: da rann unsterbliches blut ihr.
Klarer saft, \vie den wunden der seligen götter entfliefset; 340,
Denn nicht kosten sie brot, noch trinken sie funkelndes weines;
Blutlos sind sie daher, und heifsen unsterbliche götter.
Laut auf schrie die göitin , und warf zur erde den söhn hin.
Diesen nahm in die h'ind' und errettete Föbos ApolIoiQOgle
121 ILIAS»
Hüllend in dunkles gewölk, dafs kein gaultummler Achaia*s 345
Ihm die Brust mit erze durchbohrt', und das leben entrisse.
Jezo erhub die stimme der rufer im streit Diomedes:
Weiche zurük, Zeus tochter, aus männerkampf und entscheidung !
Nicht genug, dafs du weiber von schwachem sinne verleitest?
Wo du hinfort iii den krieg dich einmengst ; wahrlich ich meine , 3S^
Schaudern sollst du vor krieg , wenn du fem nur nennen ihn hörest !
Jener sprachs; und verwirrt enteilte sie, quälen erduldend.
Iris nahm und enttrug sie windschnell aus dem Getümmel,
Ach voro schmerze betäubt , und die shöne band so geyöthct !
Jezo fand sie zur linken der Schlacht den tobenden Ares 355
-Sizend, in nacht die lanze gehüllt, und die hurtigen rosse.
Und auf die knie' hinfallend vor ihrem^ theuersten bruder i.
Bat sie und flehete sehr um die goldgeschirret^n rosse:
Theuerster bruder »-^ schaffe mich weg , und gieb mir die rosse j
Dafs zum Olympos ich komm' , alwo die unsterblichen 'Äohnen. 360
Heftig schmerzt mich die wunde; mich trafein sterblicher mann dort,
Tydeus söhn, der anjezt wohl Zeus den vater bekämpfte.
Jene spiachs; und er gab die gotdgeschirreten rosse.
Und ,sie trat in den sesscl , das herz voll grofser betrübnis.
Neben si& trat dann Iris , und fafst' in den bänden die zügel ; 365
Treibend schwang sie die geifsel , und rasch hin flogen die rosse.
Bald erreichten sie dann die seligen höhn des Olympos.
Alda hemmte die rosse die windschnell eilende Iris,
Schirrte sie ab vom wagen , und reicht' ambrosische nahrung.
Aber mit wehmuth sank in Dione's schoofs Afrodite; 370
Mütterlich hiek nun jene die götdichc tochtcr umarmet»
FÜNFTER GESANG. 123
breichelte sie mit det hand ,«iind redete» also beginnend :
Wer mishandelte dich , mein töchterchen , unter den göttern »
Sonder scheu, als hättest du öffentlich frevel verübet?
Ihr antwortete drauf die holdanlkchelnde Kypris: 375
Mich hat verlezt der Tydeide, der troxige held Diomedes,
Weil ich den theueren söhn aus dem Schlachtgetümmel hinwegtrug,
Meinen Aneias , der mir , o weit vor allen , geliebt ist.
Nicht ists mehr der Troer und Danaer schrekliche feldschlacht ;
Sondern es nahn die Achaier sogar unsterblichen kämpfend ! 380
Ihr antwonete drauf die herliche göttin Dione:
Dulde, du liebes kind, und fasse dich, herzlich betrübt zwar!
Viele det unsrigen schon, die olympische häuser bewohnen,
Duldeten gram von menschen, indem wir einander gekränket.
Ares trugs mit geduld , da di? riesenbrut des Aloeus , 385
Otos samt Efialtes, ihn hart in banden gefesselt.
Dreizehn lag er der mond', umschränkt vom ehernen kerker;
Lnd er verschmachtete schier, der unersättliche kriegcr,
Wenn nicht der brut Stiefmutter, die reizende Eeriböa,
Solches dem Hermes gesagt : der entwendete heimlich den Ares , 390
Dem schon fehlte die kraft ; denn die grausame fessel bezwang ihn.
Hcre auch trugs,« als einst Amfitryons mächtiger söhn ihr
Mit dreischneidigem pfeil an d^r rechten seit' in den busen
Traf; da hätte beinah unheilbarer schmerz sie ergriffen.
Selbst auch Aides trugs, der gewaltige schattenbeherscher , 395
Als ihn eben der mann, der söhn des Ägiserschüttrcrs ,
lernen am thor der todten mit schmerzendem pfeile verwundet.
Aber er stieg zum hause des Zeus und dem hoheg^^^^^l^
124 ILIAS»
Traurcnd das herz , durchdrungen vph wütender pein ; denn gehef
War ip der mächtigen Schulter d^r pfeil, und quält* ihm die seele. 4
Doch ihm legt' auf die wunde Päeon lindernden baUam,
Und er genas ; denn nicht war sterbliches loos ihm bcschicdciu
Kühner, entsexlicher .mann , der frech, nicht achtend des firevek.
Sein g^schofs auf götter gespannt, des Olympos bewohner^
Jenen erregte dir teus blauäugige tochter AtheijCv 4^
Thor ! er. e^v^'og nicht solches , der söhn des mutigen Tydeu« ,
Dafs ftrcht lange besteht, wer wider unsterbliche kämpfet.,
Dafs nicht kinc^r ihm einst an den knien : mein väterchen ! stammelr
Ihm der gekehrt aus krieg und schrecken voller entscheidung.
Darum hüte sich jezt, wie tapfer er sei, Diomedes., 41
Dafs nicht stärker , denn Du , ein anderer gegen ihn lüimpfe ;
Dafs nicht Ägialeia , die sinnige tochter Adrastos ,
Einst aus dem schlaf aufschluchzend die hausgenossen erwecke,
Schw^rmutsvoll um den Jugendgemahl , den ersteig Acbaia's ,
Sie, das erhabene weib von Tydeus söhn Diomedes! 41
Sprachs; und troknete jener mit beiden bänden die wunde;
Heil ward jezo die band , und besänftiget ruhten die schmerzen.
Aber es schaut* Athene daher und die königin Here ,
Und mit stichelnden, Worten erregten sie Zeus Kronion.
Also rediete Zeus blauäugige tochter Athene: 43
Vater Ireus, o wirst du mit zorn aufnehmen die rede?.
Sicher bewog nun Kypris ein schönes achaiisches weiblein»
Mitzugehn zu den Troern, die jezt unmäfsig sie liebet;
Dort vielleicht am gewande der holden Achaierin streichelnd ,
Hat sie mit goldener spange die zarte band sich eerizct. 421
FÜNFTER GESANG. 135
Sprachs; da lächelte sanft der memchen und ewigen vater,
Rief und redete so zu der goldenen Afrodite:
Nicht dir wurden verliehn , mein töchterchen , werke des kriegest
3rdne du lieber hinfort anmutige werke der hochxeit,
Oiese besorgt schon Ares der stürmende, und Athcnäa. 430
Also redeten Jen' im wechselgespräch mit einander.
\ber es rannt' auf Aneias^ der rufcr im streit Diomedes,
Wissend zwar, dafs selber ApoUons hand ihn bedekte.
Doch nicht scheut' er den gott, den gewaltigen; sondern begierig
Strcbt'er xa tödteh den held> und die prangende rüstung zu rauben. 435
Dreimal stürzt' er hinan, voll heifser begier zu ermorden;
Dreimal erregte mit macht den leuchtenden schild ihm ApoUon.
Als er das viertemal drauf anstiirmete , stark wie ein Dämon ,
Drohte mit schreklichem ruf der treffende Föbos ApoUon :
Hute dich, Tydeus söhn, und weiche mir ! Nimmei den göttern 440
Wage dich gleich zu achten ; denn gar nicht ähnliches Stammes
Sind unsterbliche götter , und erd umwandelnde menschen!
Also der gott; da entwich mit zauderndem schritt DiomedeS»
Scheuend den furchtbaren zorn des treffenden Föbos ApoUon.
Doch den Aneias enttrug dem schlachtgetümmel ApoUon, 445
Hin wo der tempel ihm stand auf Pergamos heiliger höhe.
Sein dort pflegeten Leto und Artemis, froh des geschosses,
Drinnen im heiligsten räum, ihm kraft und herlichkeit schenkend.
Aber es schuf ein gebild der gott des silbernen bogens ,
Ganz dem Aneias gleich an gestalt und jeglicher rüstung ; 450
Und um das bild , hier Troer und hier mutvoUe^ Achaier ,
Hauten sie wild einander umher an den bu^en die stierhaut
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126 ILIAS.
Schongeründcter sehild' und leichtgeschwungencr tanschen.
Doch xum tobenden Ares begann nun Föbos Apollon :
Ares, o Ares vollmprd, bluttriefender, maurenxertriimmrer ! 4.
Möchtest du nicht den mann aus der Schlacht zu entfernen dahingehi
Tydeus söhn, der anjezt wohl Zeus den vater bekämpfte?
Erstlich hat €x der Kypris die hand am knöchel verwundet;
Und mich selber darauf bestürmet* er, stark wue ein Dämon!
Also sprach er, und sezt*, auf Pergamos höhe sich nieder. 41
Troja's schaaren durcheilt* und ermunterte Ares' der wütrich,
Akamai gleich an gestalt, dem rüstigen führer der Thraker.
Jezt des Priamos söhnen , den gottibeseligten , rief er :
O ihr Priamos söhne, des gottbeseligten herschers.
Bis wie lange vergönnt ihr das morden des volks den Achaiern? :
Bis vielleicht um der Stadt schönprangende thore gekämpft wrc* -
Liegt c}och der mann , den gleich wir geehrt dem göttlichen Hcktc
Held Aneias, der söhn des hochgesinnten Anchises!
Auf , dem getüimnel der schlacht entziehn wir den edlen genösse
Jener riefs, und erregte den mut und die herzen der männer. 4
Jczo begann Sarpedon, und schalt den göttlichen Hektor:
Hektor, wohin ist geschwunden der mut dir, den du zuvor trug
Schirmen, auch ohne volk und verbündete, wölkest du Troja,
Du allein mit den Schwägern und deinen leiblichen brüdern !
Keinen davon nun kann ich umher schauii , oder bemerken ; 4
Sondern geschmiegt sind alle , wie scheue hund* um den löwen ;
Doch Wir tragen die schlacht, die wir als berufene mitgehn.
Auch ich selbst, ein bundesgenol^, sehr ferne ja kam ich.
Her aus dem Lykierland* an Xanthos wirbelnden fluten:
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FÜNFTER GESANG. 127
Wo ein geliebtes weib ich verliefs, und ein stammelndes knäblein, 480
Und der besixungen viel, was nur ein darbendet Wünschet.
Aber auch so ermahn' ich die Lykier, eifere selbst auch.
Meinem mann zu begegnen; wiewohl nichts solches mir hier ist.
Welches hinweg mir trüg* ein Danaet, oder entführte.
Doch Du stehst da selber , und auch nicht andere mahnst du 485
Auszuharren im Volk, und schuz zu bieten den weibem.
O dafs nicht, wie gefangen im weiteinschliefsenden zuggarn,
Ihr feindseligen mahlnern zu raub und beute dahin&inkt,
Welche sie bald austilgten, die Stadt voll prangender häuser!
Dir ja gebührts« das alles bei tag* und nacht zu besorgen, 49«
Dafs du flehst den fürstep der fernberufenen helfer,
Rasdos hier zu bestehn, und ablegst heftigen Vorwurf!
Also sprach Sarpedon, das herz aufreizend dem Hektor.
Schnell vom wagen herab mit den rüstungen sprang er zur erde.
Schwenkend die spizigen lanzen, durchwandelt* er alle gescn wader, 495
Rings ermahnend zum kämpf, und erwekte die tobende feldschlacht.
Sic nun wandten die stirn, und begegneten kühn den Achaiern.
Argos Volk dort harrte, gedrängt in schaaren und furchtlos.
Doch wie der wind hintraget die spreu durch heilige tennen.
Unter der worfeler schwung, wann die gelbgelokte Demeter 500
Sondert die frucht und die spreu im hauch andrängender winde;
Fem dann Imuft das weifse gcstöber sich: also umzog nun
Weifc von oben der staub die Danaer, den durch die heerschaar
Auf zum ehernen himmel gestampft mit den hufen die rosse,
Wieder zum kämpf anrennend, da rings umwandten die lenker. 505
Grade heran drang stürnusch der angrif. Aber in nacht ring«
128 ILIAS*
Hüllte der cobeode Ares den kämpf, xum schirme den Troern,
Wandelnd um jegliche schaar, und richtete aus die emiahnang.
Sein, des Fbbos Apollon itiit goldehem scjiwcrt, der ihm auftrug
Trojas Volke den rtiut lü erhöhn; als Pallas Athene 51c
Scheiden er sah, die hülfe dem Danaerheere geleistet;
Auch den Aneias entsandt' aus dem heiligthume des tempeis
Jexo der gott, und erfüllte mit kraft den hirten der Völker.
Plözlich trat zu den seinen der herliche, welche sich freuten; i
Als sie sahn, dafs lebend urid unVerlez.t er daherging» 51J
Und voll tapferes mutes; allein ihn fragete keiner;
Denn es verbot das andre geschäft, das ApoUon erregte,
Ares der wüiger zugleich, und die rastlos lechzende Eris.
Aber die Ajas beid', tind Odysseus, samt Diomedes^
Mahneten dort zum gefechte die t)anaer, welche von selbst auch 52c
Weder dem drang der Troer erzitterten, weder dem feldruf;
Sondern sie harreten fest, dem gewölk gleich, welches Kronion
Stellt' in ruhiger iuft auf hochgescheitelten bergen;
Unbewegt, weil schlummert des Boreas macht; und der andern
Vollandrangenden winde, die bald die schattigen wölken 52J
Mit lautbrausendenf hauch fortwehn in zerstreuter Verwirrung:
Also standen dem feind die Danaer ruhig und furchdos.
Atreui söhn durcheilte die heerschaar, vieles ermahnend:
Seid nun männer, o freund'; und erhebt euch tapferes herzens
Ehret euch selbst einander im ungestüme der feldschlacht ! S3<
Denn wo sich ehrt ein Volk, stehn mehrere männer denn fallen;
Aber dem fliehenden hebt nicht rühm sich empor, noch errettung
Riefs, und entsandte den spcer mit gewalt ; und im; vorderen treifefl
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FÜNFTER GESANG. «9
Strekt' er Deikoon hin , den freund des edlen Aneias » '
Pergasos sohn> den hoch wie Priamos söhne die Troer 535
Ehreten; denn rasch war er im vorderkampfe zu kämpfen«
Diesem traf mit der lanze den schild Agamemnon der herscher;
Und nicht hemmete solcher den Speer; durch stürmte das erz ihm»
Unten hineiti in den bauch, den künstlichen gurt durchtx>hrend.
Dumpf hin kracht' er im fall , und es rasselten um ihn die waiFen» 540
Jezo entraft' Aneias der D^naer tapferste männer»
Krethoii samt dem bruder Orsilochos» söhne Diokles»
Aber der vater wohnt* in der schÖngebaueten Ferc,
Reich an lebensgut, und erwuchs vom geschlecht des Alfeios^
Welcher den breiten ström hinroUt diirch der Pylicr äcker: 545
Der den Orsilochos zeugt', ein grcyfses volk zu beherschen;
Aber Orsilochos zeugte den hochgesinnten Diokles ;
Und dem Diokles wurden die zwillingssöhne geboren^
Krethon und Orsilochos beld', allknndig des Streites«
Beid' als Jünglinge dann , in dunkelen schüfen des mfcetes.j . • 550
Folgeten Argos hcere zum kämpf mit den tei&igen Troja's^
Ruhm für Atreus sÖhn', Agameihnon und MeiielaoSt * "
Suchend im. streit: nun hüllte sie dort des todes Verhängnis«
Wie zween freudige lÖwen zugleich auf -ragenden berghöhti
Wuchsen , genährt von der mutter, in dunkeler tiefe .des wal<te ; , S5J
Beide sie rauben tiunmehr' hornvieh und gemästetes kl^nvi^h,*
Und die gehege der menschen verwüsten si/^s bis sie nünf. selbem
Fallen durch männerhand, Von spizigem erzC getödjett .• . . ' , '
So voll kraft ♦ von Aneias gewaltigert händeh Ijftsieget ,
Sanken die zween, gleich tahnen mit hochaufsteigenden wipfeln» ^60
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Homers Ilias. I. Band. 1 ^
I30 ILIAS*
Ihren fall betraurte der rufer im streit Menelaos.
RascK durch das vordergewühl , mit stralendem ene gewapnet,
Nahet' er, schwenkend den speer; und das herz ermuntert* ihsn Ares,
Weil er hoft% ihn gestrekt von Aneias händen zu schauen.
Als ihn Antilochos sähe, der söhn des erhabenen Nestor, 565
Eilt' er durchs vordergewühl ; denn er sorgt' um den hirten der völker ,
Dafs er erlag' , und dem volke vereitelte alle die arbeit.
Beide hielten, die arm' und die erzgerüsteten lanzen
Dort schon gegen einander gezukt, in begierde des kämpfe«.
Aber Antilochos. trat dem Völkerhirten zur seite: 5-jo
Und nicht harrt' Aneias , obzwar ein rüstiger kämpfer ,
As er sah zween männer, voll muts mit einander beharrend,
ene, nachdem sie die todten zum volk der Achaier gezogen ,
Aebcn dort die atmen, gelegt in die hände der freunde;
Doch sie selber gewandt, arbeiteteten wieder im yorkampf. 5-75
Ihnen sank Pylämenes nun, deni Ares vergleichbar,
fitrst der Paflagonen, der schildgewapneten Streiter:
Welchen des Atreus sehn, der streitbare held Menelaos,
Stach, wie er stand, mit der lanz', am Schlüsselbeine durchbohrend.
Aber Amilochos warf den zügellenkenden diener, 580
Mydon, Atymnios söhn, da er wandte die stampfenden rosse,
Gbad* an des armes gdenk mit dem feldsttin ; dafs ihm die zügel ,
SchiiAmemd von elfenbem, in den staub des gefildes entsanken.
Doch An^lochos naht', und hieb ihm das schwert in die schlafe;
Und er entsank aufröchelnd dem schöngelnldeten sess^l, 585
Häuptlings hinab in den staub, auf scheitel gestellt und schultern.
Abo st9in4 er lange, vom lockeren sande gehalteii,
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FÜNFTER GESANG. 131
Eis anstofsend die ross' in den staub hinwarfen den leichnam;
Denn sie trieb mit der geifsel Antilochos zu den Achaiern. 589
Jezt wie sie Hektor ersah durch die Ordnungen 9 stürmt* er auf jene
Her mit geschrei; ihm folgten zugleich heerschaaren der Troer,
Tapfere. Dort ging Ares Voran» und die grause Enyo:
Sie von getiimmel umtobt und unermefslichem aufruhr ;
Ares, mit macht in den bänden die schrekliche lanze bewegend,
Wandehe bald vor Hektor einher, bald folget* er jenem. 595
Als er ihn sah^ schnell stuzte der rufer im streit Diomedes.
So wie ein mann unthätig, da weite geüld* ex durchwallt ist.
Steht am reifsenden falle des Stroms « der ins meer sich ergiefset.
Starr voll schäum hinbrausen ihn sieht) tihd in eile zurükkehrt:
Also entrifs der Tydeid' in eile sich) sprach dann zum volke: 600
Freunde , was staunen wir so dem verdienst des göttlichen Hektor,
Lanzenschwinger zu seyn* und Unerschrockener krieger?
Geht bei ihm doch immer ein gott, und wehrt dem verderben!
Jeii auch naht' ihm Ares, der dort wie ein leiblicher wandelt 1-
Auf denn , gegen die Troer zurük stets wendend das antliz , €0$
Weichen wir, und nicht suchen wir kämpf mit unstetbliche« göttern!
Jener sprachs ; und di<S Troer in schlachtreihn wandelten nähei^«
Hektor aber erschlug zween streiterfahrene manner,
Beid' auf Einem geschirr, den Anchialos, und den Menesthes.
Ihren fall betraurte der Telamonicr Ajas. 6td
Naher trat er hinan, und schwang die eherne lanze;
Und den Amfios traf er, des Selagos söhn, der in PäiOif
Wohnete, güterreich und feldreich; doch das verhkngnis
führt' ihn « helfet zu sein , dem Priamos her und den söhnen.
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1^2 ILIAS.
Diesen traf am gurte der Telamgiiier AjaSj
Dafs ihm tief in den bauch eindrang die ragende lanze ;
Dumpf hin kracht' er im fall. Da naht' ihm der leuchtende Ajas,
Rasch die wehr lu entxiehn; doch es schütteten Speere die Troer,
Blinkend und scharfgespiz.t , und den schild umstarreten viele.
Jezo stemmt' er den fufs , und die eherne lanz' aus dem leichnam 620
Tog er heraus ; doch jiicht vermocht' er die prangende rüstung
Auch^von der schuker zu nehmen; es drängeten ihn die geschosse.
Furcht nun gebot die starke Umzingelung mutiger Troer ,
Welche-, so viel und tapfer, ihm droheten, Speere bewegend;
Welche, wie grofs der held, wie gewaltig er war, und wie ruhmvoll,
Dennoch zurük ihn drängten; er wich voll jäher besturxung. 625
So arbeiteten Jen' im ungestüme der feldschlacht.
Aber den Herakleiden Tlepolemos , grofs und gewaltig ,
Trieb auf Sarpedon daher, den göttlichen, böses Verhängnis.
Als sie nunmehr sich genaht, die eilenden gegen einander, 630
Sohn zugleich und enkel des schwarzumwölkten Kronion;
Hub Tlepolemos an , und rief zu jenem die worte:
Herscher des Lykiervolks, was nöthiget dich, o Sarpedon,
Hier in angst zu vergehn, du ein mann unkundig des , Streites ?
Unwahr preisen sie dich ein geschlecht des Ägiserschüttrers 635
Xeus, denn sehr gebricht dir die heldentugend der mäniier,
Wcldie von Xeus abstammten in vorigen menschengeschlechtem !
Welch ein anderer war die hohe kraft Herakles,
Wie man erzählt, mein vater, der trozende, löwenbeherztes
Welcher auch hieher kam, Laomedons rosse zu fodern, 640
Von sechs schiffen allein und wenigem volke beeleitet,
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FÜNFTER GESANG. 133
Aber die Stadt verödet, und leer die gassen ruriikKefs!-
Du bist feig* im herxen, und fuhrst hinsterbende völker;
Und nicht wirst du den Tipern , so scheinet es , hülfe gewähren ,
Kommend aus Lykias flur, auch nicht wenn du tapferer wärest, 645
Sondern, von mir bezwungen, zu Aides pforten hinabgehn!
«
Drauf begann Sarpedon , der Lykier fürst , ihm crwiedemd z
Iwar, Tlepolemos, jener verwüstete IKos veste,
Um des erhabenen helden Laomedons frevelnde thorheit,
Weil er, für wohlthat ihn mit heftiger rede bedrohend, 650
Nicht die rosse gewährte, warum et ferne daherkam«
Doch Dir meld' ich alhier den tod und. das schwarze Verhängnis ,
Durch mich selbst dir bestimmt; von meiner lanze gebändigt,
Glebst du mir rühm, und die seele dem spornet der gauF Aldoneus.
Also sprach Sarpedon ; und hoch mit eschenem wurfspiefs 65^
Drohte Tlepolegios her, und beider gewaltige lanzea
Flogen zugleich aus der hand. Da traf Sarpedon dem gegner
Grad' in den hals , dafs hinten die schrekliche spize hervordrang j
Schnell umhüllt' ihm die äugen ein mitternächtliches dunkeL
AI er Tlepolemos traf den linken schenke! Sarpedüns .660
Mit langschaftigem speer ; und hindurch flog strebend die spize ,
Bis an den k;nochen gedrän^; nur den tod noch hemmte der vater.
Ihn,, den göttlichen held Sarpedon, führeten hebend-
Mle freund' aus dem. kajnpf ; doch die ragende lanze beschwert' ihn,
i
Nachgeschleift: denn keiner bemerkte sie, oder besann sich, 665
Auszuziehn, dafs er ginge, den eschenen speer aus dem schenke!^
L'nter der hast ; so. in eil* arbeiteten seine besorger*
Auch den Tlepolemos trugen die h^Uumschicotcn Achaict. ,
134 ILIAS,
Dort aus dein kämpfe zuriik, Dicfs sah der edle Odysseus ,
Voll ausdaurender kraft ; qnd bewegt ward innig das hcrx ihm. 670
Und er erwog hierauf in des herzens geist und empfindung :
Ob er zuvor Xcus söhn, des donnerfrohen ^ verfolgte;
Oder mehreren noch der Lykier raubte das leben.
Aber nicht dem erhabnen Odysseus gönnte das schiksal,
Zeus gewaltigen söhn mit scharfem erz zu erlegen; 67^
Darum wandt' ihm den mut in der Lykier meng* Athenäa.
Dort den Köranos raft* er , den Chromios , und den Alastor ,
Halios auch , und Alkandros , und Prytanis , auch den Noemon.
Und noch mehr der Lykier schlug der edle Odysseus,
Wenn nicht scharf ihn bemerkt der helmumflatterte Hektor. 6Sq
Rasch durch das vordergewiihl , init stralendem erze gewapnet ,
Kam er, ein graun der Achaier ; doch froh des nahenden freundes
Ward Zeus söhn Sarpedon, und sprach mit trauriger stimme:
Lafs nicht , Priamos söhn , mich nun zum raub den Achaiern
tiiegen; vertheidige mich ! Dann^ mög' auch fliehen mein leben 68 J
Dort in euerer Stadt ; weil mir doch weigert das schiksal ,
Heimgekehrt in mein haus, zum lieben binde der väter,
Einst mein liebendes weib zu erfreun , und das stammelnde söhnlein *
Jener sprachs; ihm erwiederte nichts der gewaltige Hektor;
Sondern et stürmte vorbei, voll heifser begier, wie er eilig 690
Wegdrängt' Argos volk , und vielen noch faubte das leben.
Aber den göttlichen hcld Sarpedon legten die freunde
Unter die prangende buche des ägiserschtitternden vaters.
Dort nun zog ihm hervor. den eschenen speer aus dem schenke!
Pelagon , tapfer und stark , der ihm ein trauter genofs war, 695
FÜNFTER GESANG. 135
Und ihn v^rliefs sein geist, und nacht umhüllte die aifgen*
Doch bald athmet' er auf, und kühlende hauche des nordwinds
Wehten er&ischung daher dem matt arbeitenden leben.
Argos Volk, von Ares gedrängt und dem stralenden Hektor»
Wandte sich weder hinab zu den' dunkelen schiffen des meeres , 700
Noch auch strebt' es entgegen dem kämpf; nein, weiter zurük stets
Wichen sie, als sie vernahmen im troischen beere den Ares.
Welchen entblöfste zuerst, und welchen zulezt des geschmeides
Hektor zugleich, des Priamos söhn, und der eherne Ares?
Teuthras den göttlichen held , und den rossetummler Orestes , 705
Drauf den Onömaos auch , und Atolias kämpfer den Trechos ,
Helenes, Onops söhn, und Oresbios, rüstig im leibgurt:
Der einst Hyle bewohnt, des reichthum^ sorgsamer hüteri
Wo am sec Kefissis er bauete; und ihm benachbart,
i ' .
Wohneten andre Booten, der segensflur sich erfreuend. Tip
Aber sobald sie bemerkte die lilienarmige Here,
Wie sie der Danaer voik austilgten im stürm der entscheidung ;
Schnell zur Athene nunmehr die geflügelten worte begann sie ;
Weh mir, des ägiserschütternden Zeus unbezwungene tochter!
Traun mit eitelem worte vertrösteten wir Menelaos, lij
Hcimzugehn ein vertilger der festummauerten Troja,
Wenn wir so zu wüten dem tobenden Ares vergönnen!
Aber wohlan, auch beide gedenken wir stürmender abwehr!
Sprachs ; und willig gehorcht' ihr Xeus blauäugige tochter.
Jene nun eilt' anschirrend die goldgezügelten rosse, 720^
Here, die heilige göttin, erzeugt vom gewaltigen Kronos.
Hebe fögt' um den wagen alsbald die gerundeten ^^It^^lc
136 ILIAS,
Mit acht ehernen Speichen, umher an die eiserne axe^.
Gold ist ihiien der kränz, unaltendes; aber umher sind
Eherne schienen gelegt, anpassende, wunder d?m anblik. '^XS
Silbern glänzen die nahen in schönümlaufender riindung.
Dann in goldenen riemen und silbernen schwebet der sessel
Ausgespannt, und umringt mit zween umlaufenden rändern«
Vornhin strekt aus silber die deichsei sich ; aber am ende
Band sie das goldene joch, das prangende; dem sie die seile, -730
Golden und schön, umschlang. Xn das joch nun fugete Here
Ihr schnellfüfsig gespann, und brannte nach streit und getümmel.
Aber Pallas Athene , des Agiserschütterers tochter «
Liefs hingleiten das feifie gewand im gemache des vaters,,
Buntgewtrkt, das sie selber mit künstlicher hand sich bereitet. ^735
Drauf in den panzer gehüllt des schwarzumwölkten Kronion,
Nahm sie das waiFengerSth zur thränenbringenden feldschlacht.
Siehe sie warf um die schulter die Ägis, prangend mit quästen.
Fürchterlich, rundumher mit drohendem schrecken gekränzet.
Drauf ist Streit, drauf Schtizung, und drauf die starre Verfolgung, -740
Drauf auch das Gorgohaupt, des entsezlichen Ungeheuers «
Schrcckenvoll und entsezlich, das graun des donnernden vaters !
Auch umschlofs sie das haupt mit des heims viergipflichter kuppel ,
Golden und grofs , fufskämpfer aus hundert Städten zu decken.
Jezt in den flammenden wagen erhub sie sich ; nahm dann die lanze, 745
Schwer und grofs und gediegen , womit sie die schaareu der hclden
Bändiget, welchen sie zürnt, die tochter des schreklichen vaters.
Here beflügelte nun mit geschwungener gcifsel die rosse;
Un4 auf krachte von selbst des himmels thor, daahÄiQliloren
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.v'teb^if*"
FÜNFTER GESANG. 137
Hüteten , welchen der himmel vertraut ward, und der Olympos, .750
Dab sie die hüllende wölk' izt öfheten, jezo verschlössen.
Dort nun lenkten sie durch die leichtgesporneten rosse.
Jeio &nden sie Zeus, der entfernt von anderen göttern
Oben safs auf der kuppe des vielgezakten Olympos.
Alda hemmt' ihr gcfpann die lilienarmige Here, 755
Und den erhabenen Teus befragte sie, also beginnend:
Zürnst du nicht, vater Zeus, den gewaltigen thaten des Ares,
Wie et verderbt ein so grpf&es und herliches volk der Achaier ,
Frech, nicht der Ordnung gemäfs? Mich schmerzet es! Aber geruhig
Treuen sich Kypris zugleich und der gott des silbernen bpgens , ^(So
Welche den wüterich reizten., der keine gerechtigkeit kennet!
Vater Zeus , ob du defs mir ereifertest , wenn ich den Ares
Mit unseligem schlage hinweg aus dem kämpfe verscheuchte?
Ihr antwortete drauf der herscher im donneigewölk Zeus:
Frisch nur , gereizt auf jenen die beuterin Pallas Athene , 765
Die am meisten ihn pflegt in bitteren schmerz zu versenken!
Also Zeus; ihm gehorchte die lilienarmige Here.
Treibend schwang sie die geifsel, und rasch hin {bgen die rosse.
Irischen dqr erd' einher und dem stemgewölbe des himmels.
Weit wie die dunkelnde fern* ein mann durchspäht mit den äugen, t|o
Sliend auf hoher wart', in das finstere meer hinschauende
So weit heben inci Sprung sich der göttinnen schallende rosse.
Aber nachdenfi sie Troja erreicht, und die doppelte Strömung,
Wo des Simois flut sich vereiniget und des Skamandros;
J '0 hemmt' ihr gespann die lilienarmige Here, »JIS
Vo^elöst vom wagen, und breitet^ dichtes gewxJlked^^OOgle
138 ILIAS.
Aber ambrosia sprofs der Siraois jenen zur weide.
Sie dann eilten dahin, gleich schüchternen tauben am gange,
Beid' entbrannt zu helfen den männerschaaren von Argos.
Als sie nunmehr hinkamen, alwo die meisten und stärksten '780
Standen um Tydeus söhn, den gewältigen rossebezähmer ,
Dichtgedrängt, blutgierig, wie raubverschlingende löwen,
Oder wie eher des waldes, die voll unverwüstbarer kraft sind;
Jezo stand sie und rufte, die lilienarmige göttin,
Stentom gleich, dem starken an brüst und eherner stimme, "785
Dessen ruf laut tönte, wie fünfzig anderer männer:
Schande doch, Argos volk, ihr verworfenen, treflichanbildung!
Weil noch mit in die Schlacht einging der edle Achilleus,
Wägeten nie die Troer aus Dardanos schirmenden thoren
Vorzugehn; denn sie scheuten Achilleus mächtige lanze! 790
Nun ist ferne der Stadt bei den räumigen schüfen ihr Schlachtfeld !
Jene rieSs, und erregte den mut und die herzen der nüinner.
Aber zu Tydeus söhn enteilete Pallas Athene;
Und sie fand den herscher am rossebespanneten wagen.
Wie er die wund' abkühlte , die Pandaros pfeil ihm gebohret. 795
Denn ihn quälte der schweifs , und der druk des breiten gehenkes
An dem gerundeten schild*; und kraftlos starrte die hand ihni.
Jezo hob er den riemen , und troknete dunkeles blut ab.
Aber das joch der rosse berührt*, und sagte die göttin:
Wenig gleicht dem erzeuger der söhn des mutigen Tydeus ! 800
Tydeus traun war klein von gestalt nur, aber ein krieger!
Selbst einmal, da ich jenem den kämpf nicht wollte gestatten.
Noch ausschweifenden, troz, da er einging^fern yOTj^^chaiern,
FÜNFTER GESANG, 139
Abgesandt in Thebe, zu häufigen Kadmeionen ;
(Ruhig hiefs ich ihn sizen am feiennahl im palaste:) 805
Dennoch zeigt' er den mut voll Ungestüms, wie' beständig ,
Rief die Kadmeier zu kämpfen hervor ; und iti jeglichem siegt* er
Sonder müh : so mächtig als helferin naht' ich ihm selber.
Zwar auch deiner walt' ich mit hülf und schirmender obhut,
Und X« freudigem kaqiirf ermahn' ich dich wider die Troer: 810
Doch dir starret^ die glieder vielleicht von stürmischer arbeit;
Oder dich lähmt auch die furcht, die entseelende ! Nimmer in zukunft
Scheinst du von Tydeus erzeugt, dem feurigen söhne des Oneus!
Ihr antwortete drauf der starke held Diomedes :
Wohl erkenn' ich dich, gönin; des Agiserschütterers tochtcr; 815
Darum meld' ich dir frei und unverhohlen die Wahrheit.
Weder lähmt mich die furcht, die entseelende , weder die trägheit;
Sondern annoch gedenk' ich, o herscherin, deines gebotes;
Niemals seligen göttern im kämpf entgegen zu wandeln.
Allen sonst; doch so etwa die tochter Xeus Afrodite 820
Kam' in den streit, die möcht' ich mit spizigem erze verwunden.
Siehe, warum ich selber zurükwich, und auch dem andern
Danaervolke gebot, sich hieher alle zu sammeln;
Denn ich erkenne den Ares, der dort das treffen dorchwaltet.
Drauf antwortete Xeus blauäugige tochter Athene : 825
Tydeus söhn, Diomedes, du meiner seele geliebter,
Fürchte du weder den Ares hinfort, noch einen der andern
Ewigen sonst : so mächtig als helferin nah' ich dir selber !
Mmig , zuerst auf Ares gelenkt die stampfenden rosse !
Dann verwund' in der näh', und scheu nicht Ares denKwütrich, 830
■■ • DigjtizedbyVljOOQlC
I40 ILIAS,
Jenen rasenden dort, den leidigen Andrenumandren!
Ihn der neulich mir gelbst und der Here gelobt die verheifsung,
Troja's volk zu bekämpfen , und beizustehn den Argeiein ;
Aber anjezt die Troer vertheidiget, jener vergessend I
Kaum gesagt ; und sofort den Sthenelos trieb sie vom wagen , 835
Ihn mit der hand abreifsend ; und williges mutes entsprang er.
Sie dann trat i^n den sessel zum göttlichen held Dipmedes,
Heifs in begierde des kampfs ; laut stöhnte iie buchene axe,
I. astvoll, tragend den tapfersten mann, und die schrekliche gpttin.
Geifcel sofort und zügel ergrif nun Pallas Arhene, 840
Eilt' und lenkt* auf Ares zuerst die stampfenden rosse.
Jener entwafnete dort der Atolier tapfersten krieget,
Perifas, grofe und gewaltig, Ochesios edlen erzeugten:
Diesen enthiillt* izt Ares, der blutige. Aber Athene
Barg sich in Ai.des heim, vor dem blik des gewaltsamen Ares. 845
Als nun der mordende Ares ^rsah Diomedes d^n edlen;
Liefs er Perifas scHnell , den gewaltigen , dort in dem staube
Liegen, alwo er zuerst des erschlagenen seele geraubet;
Selbst dann eilt' er gerad- auf den reisigen held Diomedes.
Als sie nunmehr sich genaht , die eilenden gegen einander ; 850
Vorwärts strekte der gott sich über das joch und die zügel
Mit erzbliiikender kinz', in begier ihm die seele zu rauben.
Aber die herscherin Pallas Athen', in der hand sie ergreifend,
Stiefs sie hinweg vom sessel , dafs nichtiges schwungs sie vorbeiflog.
Wieder erhub sich darauf der rufer im streit Diomedes 855
Mit erzblinkender lanz* ; und es drängte sie Pallas Athene
(j^gen die weiche des bauchs, wo die eherne binde^ichTanschIof& :
FÜNFTER GESANG. 141
Dorthin traf und zerrifs ihm die' schöne haut Dioniedes;
Log dann die lanze zurük. Da brüllte der eherne AresT
iVie wenn zugleich neuntausend daherschricn» ja zehntausend 860
(mtige männer im streit, zu schreklichem kämpf iich begegnend.
Und CS erzitterten rings die Troer umher und Achaier,
Bange vor angst: so brüllte der rastlos wütende Ares.
Jelö wie hoch aus Wolken umnachtetes dunkel erscheinet».
Wenn nach der schwül' ein orkan mit brausender wüt sich erhebet t 8^5
Also dem held Diomedes erschien der eherne Ares^
AU er , in Wolken gehüllt , auGFuhi^ zum erhabenen himmel.
Eilendes Schwungs erreicht* er die seligen höhn des Olympos.
Don nun safs er bei Xeus dem donnerer, trauriges hetzens»
Icigte das göttliche blut, das niedertrof aus der wunde; 870
Und er begann wehklagend , und sprach die geflügeheh worte t
liimst du nicht* vater Tcns^ die gewaltigen thaten erblickend?
Stets doch haben wir götter die bitterste quäl zu erdulden ,
Einer vom rath des andern, mit gunst für die sterblichen eifernd!
Doch Dir streiten wir alle I denn dein i«t die rasende tochter , 875
Die, zu verderben entbrannt, nur frevele thaten ersinnet!
Alle die anderen götter, so viel den Olympos bewohnen,
Folgen ja dir willfährig, und huldigen deinem geböte.
Jene nur, weder mit Worten bezähmst du sie, weder mit thaten;
Sondern vergönnst, weil du selber gezeugt die verderbende tochter : 880
Welche nun den Tydcidcn, den stolzen held Diomedes,
Wild zu rasen gereizt auf unsterbliche götter des himmeU !
Frstlich hat er der Kypris die hand am knöchel verwundet;
^'nd mich selber darauf bestürmet' er , stark wie ein Dämon !
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141 ILIAS. FÜNFTER GESANG.
Nur mit eilenden fiifsen entrann ich ihm! Lange vielleicht noch 88 j
Rang' ich dort mit quälen im gräfslichen leichcngewinmiel ;
Oder ich lebt' unkräftig, entstellt von des crxes Verwundung!
Finster schaut* und begann der herschcr im donncrgcwölk Xeus:
Hüte dich, Andrerumandrer , mir hier lur seite zu winseln!
Siehe verhafst mir bist du vor allen olympischen göttern ! 890
Immer hast du den xank nur geliebt , und kämpf und befehdung!
Gleich der mutter an troi und unerträglichem Starrsinn j
Heren, welche mir kaum durch worte gebändiget hachgiebt!
Auch ihr rath, wie ich meyn', hat dieses weh dir bereitet!
Aber ich kann nicht länger es ansehn, dafs du dich quälest. 895
Bist du doch meines g«schlechts, und mir gebar dich die tnutter.
Hätt* ein anderer gott dich erzeugt, heilloser verderber!
Traun du lägest vorlängst tief unter den Üranionen.
Also XeuS) und gebot dem Päeon, jenen zu heilen«
Ihm nun legt* auf die wunde Päeon lindernden baisam ^ . ^öö
Und er genas; denn nicht war sterbliches loos ihm beschieden«
Schnell wie die weifse milch von feigenlabe gerinnet ^
Flüssig zuvor; denn eilig erharscht sie umher dem vermischcr*
Also schlofs sich die wunde sofort dem tobenden Ares.
Jezo badet* ihn Hebe, und hüllt' ihm schöne gewand' um; 905
Neben den donnerer Zeus dann sezt' er sich, freudiges trozes.
Heim nun kehreten jen* in Xeus des allmächtigen wohnung ;
Here von Argos zugleich, und Athen' Alalkömene's göttin,
Als sie gehenmit den verderber, den männerraordenden Ares«
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I L I A S.
SECHSTER GESANa
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INHALT.
Die Ac haier im vortheiL Hektor eilt in die stadt, dann
seine mutier Hekabe zur Athene flehe. Glaukos und Diomedi
erkennen sich als gastfreunde. Hekabe mit den edlen Troerinne
fleht. Hektor ruft den Paris zur schlackt zurük. Er sucht se
ne Andromäche zu hause, und findet sie auf dem skäischen thor
Er kehrt' mit Paris in die schlachte
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IL I A S.
SECHSTER GESANG.
>
H'insam war der Troer und Danaer schrekliche feldschlacht.
Viel nun, hierhin und dort, durchtobte der kämpf das gefilde,
Jener, die grad' auf einander die ehernen lanzen gerichtet.
Zwischen des Simois flut, und des niederwalienden Xanthos.
Ajas der Tclamonide zuerst, schuxwehr der AcJiaier, 5
Brach die schaar der Troer, und Schafte licht den genossen.
Treffend den mann , der der beste des thrakischen Volkes einherging ,
Ihn des Eusoros söhn , den Akamas , grofs und gewaltig.
Diesem traf er zuerst den umflatterten kegel des helmes,
Dufs er die stirne durchbohrt* ; hinein dann tief in den schädel lo
Drang die ehtrne spiz', und nacht umhüllt' ihm die äugen.
Drauf den Axylos erschhig der rufer im streit Diomedes»
Theuthras söhn : er wohnt' in der schÖngebauten Arisbe ,
Reich an lebensgut ; auch war er geliebt von den menschen ,
Weil er alle mit lieb' herbergete, wohnend am heerweg* IJ
Doch nicht einer davon entfernt' ihm das grause verderben ,
Vor ihn selbst hintretend : es tödtete beide der krieger ,
Ihn und den kampfgcnossen Kalesios , der des gespannes
Lenker ihm war: und zugleich versanken sie unter die erde.
Homers Ilias. I. Band. ' ^ y 0
146 ILIAS*
Aber Euryalos nahm des Ofeltios waffen und Dresos; 20
Drauf den Asepos ereilt* er und Pedasos , die mit der Na'i«
Abarbärea einst der edle Bukölion zeugte.
Aber Bukölion war Laomedohs söhn, des erhabnen ,
Seines geschlechts der erste; doch heimlich gebar ihn die mutter.
Einst als hirt bei den Schafen, gewann er lieb* und umarmung, 25
Und befruchtet gebar ihm t.willingssöhne die Nymfe.
Beiden löste nunmehr die kraft und die strebenden glieder
Er der Mekisteiad', und entzog den schultern die rüstung.
. Auch den Asiyalos schlug der streitbare held Polypötes ;
Und den Pidyte« bezwang, den Perkosier, stürmend Odysscus ' 30
Mit erxblinkendcr lanz*; und Teukros den held Aretaon.
Nestors mutiger söhn Antilochos warf den Abieros
Hin , und den Elatos warf der völkcrfürst Agamemnon :
Dieser bewohnt' an des Stroms ISatmois grünenden ufern
Pedasos luftige Stadt ; den Fylakos traf im entfliehen 35
Leitos; und Eurypylos nahm des Melanthios rüstung.
Doch deii Adrastos erhaschte der rufet im streit Menelaos
Lebend anjezt ; denn die rosse durchsprengten ihm scheu das gefilde ;
Aber die füfs' im zweige der tamariske verwickelnd ,
Brachen sie vorn die deichsei des krummen geschirrSj und enteilten 40
Selber zur Stadt, wo noch andre verwildene rosse hinaufflohn.
Jener entsank <iem sessel, und taumelte neben dem rade
Vorwärts hin in den staub auf das antliz. Siehe , da naht* ihm.
Atreus söhn Menelaos mit weithinschattender lanze.
Aber Adrastos umschlang ihm die knie* , und jammerte flehend : 4^
Fähe mich , Atreus söhn , und nim vollgültige Ipsung.
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SECHSTER GESANG. 147
Viel kleinode verwahrt der begüterte vater im hause»
Erz und goldes genug, \und schongeschmiedetes eisen.
Hievon reicht mein vater dir gern unermefsliche lösung»
Wenn er mich noch lebend erforscht bei den schiffen A,cbaia's. 50
Jener sprachs , und diesem das herz -im busen bewegt' er.
Und schon war er bereit, ihn dem kampfgenossen zu geben^
Dafs er hinab zu den $chiiFen ihn fiihrete. Doch Agamemnon
Eilete laufend heran, und erhub den strafenden ausruf:
Trautester, o Menelaos, warum doch sorgst du für jene 55
So? Ja herliche thaten geschahn dir daheim von dea männern
Troja's ! Keiner davon entfliehe aun grausem verderben ,
Keiner nun unserem arm! auch nicht im schoofse das knablein.
Welches die schwangere trägt, auch das nicht! Alles zugleich nun
Sterbe 9 was Ilios nährt, ohn' erbarmen gera& und vernichtet! $0
Also sprach und wandte des bruders herz Agamemnon,
Denn sein wort war gerecht; und er stieis den edien Adi^stos
Weg mit der hand. Da bohrt' ihm der völkerfui;5t Agamemnon
Seine lanz' in den bauch; und er kehrte sich« Atreus soho dann
Stemmte die fers' auf die brüst, und zog den eschenen ;speer ^^^. 65
Nestor aber gebot mit hallendem riif den Argeiem:
Freund', ihr beiden des Danaerstamms , o genossen des Arpsl
Dafs nun keiner, zu raub' und beute gewandt, mir dahinten
Zaudere, um da$ meiste hinab zu den sdbüffen zu tragen!
Lafst uns tödten die mannet ! Nachher auch köiuit ihr geruhig I0 .
Leichnamen durch das gefild' auszieha ihr waffengesctimqide«
Jener sprachs , und erregte den mut und die her?^en der mannen
Bald nun wären die Troer vor Argos kxiegrikcheiv^cihneix
148 ILIAS.
Ilios zugeflohn, durch ohnmacht alle gebändigt;
Aber schnell zu Aneias und Hektor redete nahend '75
Helenes, Priamos söhn, der kundigste vogeldeuter:
Hektor du, und Aneias; denn euch belastet die meiste
Kriegsarbeit der Troer und Lykier, weil ihr die besten
Seid au jeglichem xwek, mit kraft gerüstet und Weisheit:
Steht alhier, und, hemmet das volk zuriik vor den thorenj. 8ö
Kings das gedrang* umwandelnd , bevor in die arme der weiber
Fliehend sich jene gestürzt» dem höhnenden feinde zum jubel!
Aber nachdem ihr umher die Ordnungen wieder ermuntert,
Wollen wir selbst hier bleibend der Danaer schaaren bekämpfen ,
Niedergebeugt wie wir sind; denn dringende noth ja gebietet: 85
Hektor, und' Du geh' eilig gen liios, sage daselbst dann
Unserer mutter das wort. Sie, edlere weiber versammelnd
Hoch auf die bürg , zum tempel der herscherin Pallas Athene ,
Oefne dort mit dem Schlüssel die pforte des heiligen hauses;
Und das gewand , so ihr das köstlichste scheint und das gröfste go
Aller im hause zu sein, und geliebt am meisten ihr selber«
Lege sie dar auf die kniee der schöngelokten Athene; ^
Und sie gelob^ in dem tempel ihr zwölf untadliche kühe,
Jährige, ungezähmte, zu heiligen: wenn sie der Stadt sich»
Und der troischen fraun und zarten kinder erbarmet; 95
Wenn sie des Tydeus söhn von der heiligen Ilios abwehrt ,
Jenen Stürmer der schlacht, den gewaltigen schreckengebietcr ,
Den ich fürwahr den stärksten im volk der Danaer achte!
Selbst vor Achillcus nicht, dem herschenden, zagten wir also,
Welcher doch söhn der göttin genannt wird! Jener ,^ie heftig 100
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SECHSTER GESANG* U9
Wütet er ! keiner vermag an gewalt Ihm gleich sich zu stellen !
Helenes sprachs ; doch Hektor gehorcht' unverdrossen dem bruder.
Schnell vom wagen herab mit den rü^tungen sprang er xur erde.
Schwenkend die spizigen laoxen, durchwandelt* er alle geschwader,
Kings ermahnend zum kämpf, und erwekte die tobende feld&chlacht« (05
Sie nun wandten die stirn', und begegneten kühn den Achaiern.
Arges söhn' ixt wichen zurük» und tuhten vom morde.
Wähnend, ein ewiger sei vom sterngewölbe des himmels
Niedergeeilt, xu helfen den schnell umkehrenden Troern.,
Hektor aber gebot mit hallendem rufe den Troern: Uo
Troja's mutige söhn', und fernher uf^ne helfet!
Seid nun männer, o. freund*, und gedankt einstürmender abwehu;
Während ich selbst hinwandle gen IHos, und die erhabnen
Greise dts raths anmahne, zugleich aycb unsere weiber,
Dals sie den hinmilischen flehn, und sühnhekatomben verheifsen. 1 15
Dieses gesagt, enteilte der hclmumflattcrtc Hektor.
Oben schlug ihm den nacken , und tief die knöchel des schwarxea
Felles land, der rings am genabelten schild' ui^nherlief.
Glaukos jezt, des Hippolochos söhn, und der held Diomedes^
Kamen hervor aas den heeren gerannt, in begierde des kampfes. i2o
Ms sie nunmehr sich genaht, die eilenden gegen einander y
Jczo begann et zuerst , der rufer im streit Diomedcs :
Wer doch bist du, edler, der sterblichen crdebewohner ?
Nie ersah i(:h ja dich in männerehrendej feldschlacht
Vormals; aber anjext erhebst du; dich >yeit vor den andern, 125
Kühnes tnuts, da du meiner gewaltigen lanxe dich darstellst.
Meiner kraft begegnen nur söhn* uqglükliche^ dt^eri^^Qg!^
ISO ILIAS.
Aber wofern du cm gott herabgekommcn vom himmcl ,
Nimmer fürwahr begehr* ich mit himmelsmächten zu kan^fen*
Nicht des Dryas erteugter eihmal, der starke Lykurgos, 130
Lebete lang', als gegen des himmels mächt' er gestrebet:
Welcher vordem Dionysos, des rasenden, ammen verfolgend
Sfheucht' auf dem heiligen berge Nyseion ; alle xogleich nun
Warfen die laubigen Stäbe hinweg, da der mörder Lykurgos
Wild mit dem Stachel sie schlug ; auch floh Dionysos , und tauchte 1 35
Unter die woge des meers, und Thetis nahm in den schoofs ihn.
Welcher erbebt' , aifigstvoll vor der drohenden stimme des mannes.
Jenem zürnten darauf die ruhig waltenden götter,
Und ihn blendete Zeus der donnerer ; auch nicht lange
Lebt' er annoch , denn verhafst war er allen unsterblichen göttem. 140
Nein , nicht selige götter im kämpf zu bestehen verlang* ich !
Wenn du ein sterblicher bist, und genährt von fruchten des fetdes;
Komm heraii, dafs du eilig das ziel des todes erreichest.
Ihm antwortete drauf Hippolochos edler erzeugter :
Tydeus mutiger söhn, was fragst du nach meinem gesehlechte? 145
Gleich wie blattet im walde , so sind die geschlechte der menschen ;
Blätter verweht zur erde der wind nun , andere treibt dann
Wieder der knospende y^ald , wann neu auflebet der friihling :
So der menschen geschlecht, dies wächst, und jenes verschwindet.
Soll ich dir aber auch dieses verkündigen, dafc du erkennest 150
Unserer väter geschlecht; wiewohl es vielen bekannt ist:
Efyre htifit die städt in der rossertährenden Argos,
Wo einst Siiyfos war, der schlaueste unter den männern,
Sis) fos , Aolos söhn ; der zeugte sich Glaukos zum sohm^^
SECHSTER GESANG. 151
Glaukos darauf erzeugte den herlichen Bellerofontes , 155
Welcheni Schönheit die gotter und reizende männerstärke
Schenketen. Prötos aber ersann ihm böses im herzen,
Der aus dem land' ihn vertrieb; denn allgewaltig beherscht' ef
Argos volk, und Zeus vertraut* ihm zepter und obmacht.
Jenem entbrannt* Anteia, des Prötos edle gemahlin, 160
Dali sie in heimlicher lieb* ihm nahcte ; doch er gehorcht' ihr
Nicht, der edelgesinnte verständige Bellerofontes.
Jezo mit lug erschien sie, und sprach zum könige Prötos;
Tod dir, oder, o Prötos, erschlage du Bellerofontes,
Welcher frech zu liebe mir nahete, wider mein wollen. 165
Jene sprachs ; und der könig ereiferte , solches vernehmend.
Dennoch vermied er den mord , denn graunvoll war der gcdank' ihm.
Aber er sandt' ihn gen Lykia hin , und traurige zeichen
Gab er ihm , todeswinke gerizt auf gefaltetem täflein :
Dafs , wann er solches dem schwäher gezeigt , er da« leben verlöre. 170
Jener wandeke hin , im geleit obwaltender götter.
Als er nunmehr -gen Lykia kam, und dem strömenden Xanthos;
Ehrt* ihn, gewogenes sinns, der weilen Lykia könig.
Gab neuntägigen schmaus, und erschlug neun stiere zum Opfer.
Aber nachdem zum zehnten die rosige Eos emporstieg; 175
Jezo fragt* er den gast, und hiefs ihn zeigen das täflein,
Welches ihm sein eidam, der herschende Prötos gesendet.
Als er nunmehr vernommen die todeswinke des eidams;
Hiefs er jenen zuerst die ungeheure Chimära
Tödten, die göttlicher art, nicht menschlicher, dort emporwuchs: 180
Voiti ein low', und hinten ein drach*, und ^cjs in (dg-^ mitte,
155 ILIAS.
Schreklich umher aushauchend die macht des lodernden feuers«
Doch er tödtete sie, dem geheifs der unsterblichen trauend.
Weiter darauf bekämpft' er der Sölymcr ruchtbare völker ;
Diesen nannt' er den härtesten kämpf, den er kämpfte mit männem . 1 85
Drauf xum dritten erschlug er die männliche hord* Amazonen«
Jexo dem kehrenden auch entwarf er betrügliche teuschung:
Als er im Lykierlande gewählt die tapfersten männer»
Legt' er den hinterhalt; allein nicht kamen sie heimwärts,
Alle vertilgte sie dort der untadliche Belleforontes. ige
Als er nunmehr erkannte den held aus göttlichem samen;
Hielt er dort ihn zurük, und gab ihm die blühende tochter.
Gab ihm auch die hälfte der königsehre zum antheil.
Auch die Lykier mafsen ihm auserkohrene guter,
Schön an ackergefild' und pflanzungen, dafs er sie baute. 195
Jene gebar drei kinder dem feurigen Bellerofontes,
Erst Isandros, Hippolochos dann, und Laodameia«
Siehe , zu Laodameia gesellte sich Zeus Kronion ;
Und sie gebar Sarpedon , den götterähnlichen Streiter.
Aber nachdem auch jener den hiiiunlischen allen verhafst ward ; 200
Irrt* er umher einsam, sein herz abzehrend in kummer,
Durch die aleische flur, der sterblichen pfade vermeidend«
Seinen söhn Isandros ermordete Ares der wötrich.
Als er kämpft' in der schlacht mit der Solymer ruchtbaren Völkern.
Artemis raubt' ihm die tochter, die lenkerin goldener zügel. 205
Aber Hippolochos zeugete mich, ihn rühm' ich ab vater.
Dieser sandt' in Troja mich her, und ermahnte mich sorgsam.
Immer der erste zu sein , und vorzustreben vor andernt
igi ize y ^
SECHSTER GESANG. 153
Dafs ich der vätcr geschlecht nicht schändete , welches die ersten
Männer in Efyre xeugt*, und im weiten Lykierlande. 210
Sieh aus solchem geschlccht und blute dir rühm' ich mith jezo.
Spiachs; doch freudig vernahm es der rufer im streit Diomedes.
Eilend stekt* er die lanz' in die nahrungsprosseade erde,
Und mit freundlicher rede zum völkerhirten begann er:
Wahrlich , so bist du mir gast aus väterzeiten schon vormals I 215
Oneus der held hat einst den untadlichen Bellerofontes
Gastlich im hause geehrt, und zwanzig tage geherbergt.
Jen' auch reichten einander zum denkmal schöne geschenke.
Oneus ehre ngeschenk war ein leibgurt, schimmernd von purpur ,
Aber des Bellerofontes ein goldener doppelbecher ; 220
Dnd ihn liefs ich scheidend zurük in meiner behausung.
Nicht des Tydeus gedenk' ich; denn noch ein stammelnder knabe
Blieb ich daheim , da vor Thebe das volk der Achaier getilgt ward.
Alio bin ich nunmehr dein gastfreund mitten in Argos i
Du in Lykia mir , wann jenes land ich besuche^ ^5
Drum mit unseren lanzen vermeiden wir uns im getu'nmiel.
Mir ja sind noch Troer genug, und rühmliche helfer,
Dafs ich tödte, wen gottmir gewährt, und die schenke! erreichen;
Dir sind Achaier genug , dafs , welchen du kannst , du erlegest*
Aber die wehr mit einander vertauschen wir, dafs auch die andern 230
Schaun , wie wir gaste zu sein aus väterzeiten uns rühmen.
Also redeten Jen* , und herab von den wagen sich schwingend ,
Füfiten sie beid' einander die ha'nd', und gelobten sich freundschaft.
Jea ward Glaukos erreget von Zeus, dafs er ohne besinnung
Gegen den held Diomedes die rüstungen , goldijg^ J5ij^(3^ögi|(^ 235
154 ILIAS.
Wechselte , hundert farren sie wenh , neun farren die andern.
Als nun Hektor erreicht das skäische thor und die buche ;
Jezt umeilten ihn rings die troischen weiber und töchter,
Forschend dort nach söhnen, nach brüd^n dort, und verwandte]
Und den gemahlen im beer. Er ermahnte sie, alle die götter 2J
Anzuflehn; doch vielen war weh und Jammer verhänget.
Als er den schönen patast des Priamos jezo erreichte.
Der mit gehauenen hallen geschmükt war: (aber im innern
Waren funfxig gemacher aus schön geglättetem, marmor.
Dicht an einander gebaut; es ruheten drinnen des königs %
Priamos söhn' umher mit ihren vcrmäjiletcn weibern;
Auch den töchtern waren zur anderen seit« des hofes
Xwölf gewölbte gemacher aus schöngeglättetem i^narmor,
Dicht an einander gebaut; es ruheten drinnen des königs
Priamos eidam' nmher mit ehrfurchtwü^digen weibern:) 2j
Dort begegnete Hektor der gernaustheilenden mutter,
Die zu Laödike ging, der holdesten tochtet an bildung.
Jene faf&t' ihm die hand » und redete , also beginnend :
Lieber sohh, wie kommst du, das wütende treffen verlassen^
Hart wohl drängen sie uns , die ^ntsezUchen mannet Achaia*s , 2j
Kämpfend um unsere sta,dt ; dafs nun dein herz dich hiehertrieb
Deine bände dem Xeus von Ilios bürg zu erheben !
Aber verzeuch, bis dir des lieblichen wcines ich bringe;
Dafs du Zeus dem vater zuvor und den anderen göttern
Sprengest, und dann auch selber des labetrunks dich erfreuest, olt
Denn dem ermüdeten mann ist der wein ja kräftige Stärkung,
So wie du dich ermüdet , im kämpf för die cbkiigenr stehend.
^ . Digitizedb7COt)gle
SECHSTER GESANG. 155
Ihr antwortete dräuf der helmuiidflatterte Hektor:
Jicht des lieblichen weins mir gebracht, ehrwürdige mutter,
)afsdu nicht mich entnervst, und desmutsund der kraficich vergesse.
iit ungewaschener hand Zeus dunkelen wein zu sprengen , , 265
frag' ich scheu ; nicht ziemt es , den schwarzumwöikten Kronion
^nzuflehn , mit blut und kriegesstaube besudelt.
^bcr wohlan, zum tempel der Siegerin Pallas Athene
jehe mit räuchwerk hin , die edleren weiber versammelnd ; 2*70
Und das gewand, so dir das köstlichste scheint und das gröfste
Uler im hause zu sein , und geliebt am meisten dir selber ,
lolches leg* auf die kniec der schöngelokten Athene ,
\uch gelob' in dem tempel ihr zwölf untadliche kühe ,
jährige, ungezähmte, zu heiligen: wenn sie der Stadt sich, 275
Und der troischen fraun und zarten kinder erbarmet;
Wenn sie des Tydeus söhn von der heiligen Ilios abwehrt.
Jenen Stürmer der schlacht, den gewaltigen schrcckcngebicter.
Auf denn, gehe zum tempel der Siegerin Pallas Athetie
Du; ich selbst nun eile zu Paris, ihn zu berufen, 280
Ob er vielleicht noch achte des rufenden. Schlänge die erd' ihn
L«l)cnd hinab ! Ihn erschuf zum verderben der gott des Olympos .
Troja*s Volk', und dem Priamos selbst , und den söhnen des herschers.
Sah' ich jenen. einmal in Aides wohnung hinabg'ehn;
Dann vcrgäfs'Sch im herzen des unerfreulichen elends ! 285
Jener sprachs; und die mutter ins haus eingebend, beschied dort
Magd' in die Stadt; und sie riefen die schaar der edleren weiber.
Mbit dann stieg sie hinab in die lieblich duftende kammer,
^^0 äe die schönen gewande verwahrete, reich an erfindung.
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156 ILIAS«
•Werke sidonischet fraun, die der göttliche held Alexandros 2;
Selbst aus Sidon gebracht , unendliche wogen durchschiffend ,
AU er Helena heim, die edelentsprosscne , führte.
Deren enthub ixt Hekabe eins xum geschenk der Athene,
Welches das gröfseste war , und das schönste zugleich an erfindun|
Hell Wie ein stern , so stralt' es , und lag das unterste aller. 2J
Und sie enteilt', ihr folgten gedrängt die edleren weiber.
Als sie nunmehr auf der bürg den tempel erreicht der Athed
Ofnete jenen die pforte die anmutsvolle Theano ,
Kisseus lochtet , vermählt dem gaulbexähmer Antenor,
Welche die Troer geweiht zur ptiesterin Pallas Athenc*s. 3c
Air erhüben die bände mit janmierndem laut zur Athene,
Aber es nahm das gewand die anmutsvolle Theano,
Legt' es dar auf die kniee der schöngelokten Athene,
Flehete- dann gelobend zu Zeus des allmächtigen tochter :
Pallas Athene voll macht , stadischirmerin , edelste göttin ! 3G
Brich doch jezo den speer Diomedes; aber ihn selber
Lafs auf das antliz gestürzt vor dem skäischen thore sich walzen !
Dafs wir jezo sofort zwölf stattliche küh' in dem tempel,
Jährige, ungezähmte, dir heiligen: werm du der Stadt dich,
Und der troischen fraun und zarten kinder erbarmest! 31
Also sprach sie betend ; es weigerte Pallas Athene.
Während sie dort so flehten zu Zeus des allmächrigen tochter ;
Wandelte Hektor den weg zum schönen palast Alexandros,
Welchen er selbst sich erbaut mit den kunsterfahrensten männern
Aller, so viel in Troja, dem scholligen lande, sich nährten: 31
Diese bereiteten ihm das ^emiich und den saitk und t den voihof ,
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SECHSTER GESANG. 15^
loch auf der bürg, und nahe bei Priamös wohnung und Hektors.
^rt hinein ging Hektor , der göttliche. Sieh , in der rechten
frug er den speer , eilf eilen an läng* ; und yorn an dem schafte
llinkte die eherne schärf, umlegt mit goldenem ringe. 320
hn im gemach jext fand er , die stattlichen waffen durchforschend ,
biiei und schild, und glättend das hörn des krummen geschossesi
tber Helena safs , die Argeierin , unter den weibem
iimig, den mägden umher anmutige werke gebietend,
lektor schalt ihn erblickend , und rief die beschämenden worte t 325
Seltsamer , nicht wars löblich , «o unmutsvoll zu ereifern !
■che, das volk verschwindet » um Stadt und thürmende maiier
limpfend; und deinethalb ist feldgeschrei und getümmel
lings entbrannt um die veste ! Du zanktest ja selbst mit dem andern ,
Velchen du wo saumselig ersähst zur traurigen feldschlacht» 330
iuf denn , ehe die Stadt in feindlicher flamme verlodre !
Ihm antwortete drauf der göttliche held Alexandros 1
äektor , dieweil du mit recht mich tadeltest , nicht mit unrecht ;
iarum sag* ich dir jezt : Du höre mein wort , und vernim es.
Jai nicht wider die Troer so unmutsvoll und ereifert, 335
lafs ich hier im gemach; zum grame nur wollt' ich mich wenden.
Joch nun hat mich die gattin mit freundlichen wojten beredet,
Wzugehn in die Schlacht; auch scheinet es also mir selber
ksser hinfort zu sein ; denn es wechselt der sieg um die männer«
^ber verzeuch, bis ich jezo in kriegesgeräth mich gehUlIet; 340.
Met geh , so folg* ich , und hoffe dich bald zu erreichen.
Jener sprachs; ihm erwiederte nichts der gewaltige Hektor.
^bcr Helena sprach mit hold liebkosenden worten : ^ i
^ DigitizedbyLiOOgle
158 ILIAS.
O mein schwager, des schnöden, des unheilstiftenden weib
Hätte doch jenes tags, da luerst mich die mutter geboren, i
Ungestüm ein orkan mich entraft auf ein ödes gebirg' hin,
Oder hinab in die woge des weitaufrauschenden mceres,
Dafs mich die woge verschlang', eh solche thaten geschahen!
Aber nachdem dies übel im rath der götter verhängt ward;
War* ich wenigstens doch des besseren mannes gemahlin , i
Welcher empfände die schmach und so viel nachrede der menschi
Dem ist weder anjezt hcrxhaftigkeit , noch in der Zukunft
Wird sie ihm je; und ich meine, geniefsen werd* er der frücht«
Aber o kommi doch herein, und scze dich hier auf den sessel,
Schwager; dieweil dir am meisten die arbeit liegt an der seele ,
Um mich schändliches weib und die frevelthat Alexandros :
Dtnen ein trauriges ioos Xeus sendete, dafs wir hinfort auch
Kuchtbar sein im gesange der kommenden enkelgeschlechter 1
Ihr antwortete drauf der helmumflatterte Hektor:
Hdena, heifse mich nicht so freundlich sizen ; ich darf nicht.
Denn schon dringt mir das herz mit heftigkeit, dafs ich den Trd
Helfe, die sehnsuchtsvoll nach mir abwesenden ümschaun.
Aber du muntere diesen nur auf, auch treib' er sich selber;
Dafs er noch in den mauren der Stadt mich wieder erreiche.
V
Denn ich will in die wohnung zuvor eingehn, um zu schauen
Mein gesind', und das liebende weib, und das stammelnde söhnl
Denn wer weifs, ob ich wieder zurük zu den meinigen kehre,
Oder mich jezt durch die hände der Danaer tilgen die götter.
Also sprach, und enteilte; der helmumflatterte Hektor.
Bald erreicht' er darauf die wohlgebauctc wobnuncf. t
* Digitizedby Google
SECHSTER GESANG, 159
Doch nicht fand er die schöne Andromache dort in den kanunern :
londem zugleich mit dem kind' und der dienerin, schönes gewandes,
kandsieannochauf demthurm, und jammerte, seufzend und weinend.
Us nun Hektor daheim nicht fand die untadliche gattin , ^
Trat er zur schwelle hinan , und rief den mägden des hauses : ß-^^
Auf wohlan, ihr mägde« verkündiget schnell mir die Wahrheit. '
IVohin ging die schöne Andromache aus dem gemache?
|)b sie zu Schwestern des manns , ob xu stattlichen frauen der Schwäger,
3der zum haus' Athene's enteilete , wo auch die andern
Locfcigcn Troerinnen die schrekliche götnn versöhnen? 380
ihm antwortete drauf die ämsige schafnerin also :
Rektor, weil du gebeutst > die Wahrheit dir zu verkünden;
^ichtzu Schwestern des manns, noch zu stattlichen frauen derschwäger,
3deT zum haus' Athene's enteilte sie , wo auch die andern
^ockigen Troerinnen die schrekliche gÖttin versöhnen ; 385
iondcm den thnrm erstieg sie von Ilios, weil sie gehöret,
öaü noth leiden die Troer, und obmacht sei den Achaiem.
Eben geht sie hinaus mit eilendem schritte xur mauer,
Einer rasenden gleich ; und die Wärterin trägt ihr das kind nach.
AUo sprach xu Hektor die schafnerin; schnell aus der wohnung
^' er den weg zurük durch die wohlbebaueten gassen. 391
^ er das s^iische thor , die gewakige veste durch wandelnd ,
|tto erreicht , wo hinaus ihn führte der weg ins gefilde ;
^ die reiche gemahlin Andromache eilendes laufes
■»cgcn ihn her, des edlen Eetion biiihende töchter: sgs
^n Eetion wohnt* am waldigen hange des Piakos,
'»der plakischcn Thebe, Kilikias männcr bcherschend ^^ ,
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i6o ILIAS.
Und er vermählte die tochter dem erxumschimmerten Hektor.
Diese begegnet' ihm jext ; die dienerln aber , ihr folgend ,
Trug an der brüst das zarte, noch ganx unmündige knäblein, 4<
Hektors einzigen söhn , dem schimmernden Sterne vergleichbar»
Hektor nannte den söhn Skamandrios, aber 4ie andern
Nannten Astyanax ihn, denn allein schirmt' Ilios Hekton
Siehe, mit lächeln blikte der vater still auf das knäblein;
Aber neben ihn trat Andromache, thränen vergiefsend, 4
Drükt' ihm freundlich die hand, und redete, also beginnend:
Seltsamer mann , dich tödtet dein mut noch ! und du erbarmst di
Nicht des stammelnden kindes, noch mein des elenden weibes.
Ach bald wittwe von dir I denn dich tödten gewifs die Achaier ,
Alle mit macht anstürmend ! Allein mir wäre das beste , ^
Deiner beraubt, in die erde hinabzusinken; denn weiter
Ist kein trost mir übrig, wenn Du dein schiksal vollendest»
Sondern weh! und ich habe nicht vater, noch liebende mutter!
Meinen vater erschlug ja der göttliche streitet Achilleus,
Und verhehne die. Stadt, die kilikische männer bevölkert, i
Thebe mit ragendem thor: den E'etion selber erschlug er, |
Doch nicht nahm er die wafien; denn graunvoU war der gedank' ih
Nein, er verbrannte den held mit dem künstlichen w äffen gcschm ei
Hoch dann häuft' er ein mal; und rings mit ulmen umpflanzte
Bergbewohnende Nymfen, des Ägiserschütterers töchter. ,
Sieben waren der brüder mir dort in unserer wohnung;
Diese wandelten all' am selbigen tage tum Als;
Denn sie all' erlegte der mutige renner Achilleus,
Bei weifiwolligen schafen und schwerhinwaniklndcn rindern«
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SECHSTER GESANG. i6i
Meine mutter» die fursrin am waldigen hatige des Piakos ^ 425
Führet' er zwar hieher mit anderer beute des krieges;
Doch befreit' er sie wieder, und nahm unendliche lösungt
Aber im Vaterpalast erlegte sie Artemis bogen»
Hektor, o Du bist jezo mir vater und liebende mutter»
Auch mein bruder allein, o Du mein blühender gatte! 43a
Aber erbarme dich nun, und bleib' alhier auf dem thurme!
Mache nicht zur waise das kind, und zur wittwe die gattin!
Stelle das heer dorthin an den feigenhügel; denn dort ist
Leichter die Stadt zu ersteigen » und frei die mauer dem angrif.
Dreimal haben ja dort es versucht die tapfersten ktieger, 435
Kühn um die Ajas beid' und den hohen Idomeneus strebend,
Auch um des Atreus söhn', und den starken held Dicfmedess
Ob nun jenen vielleicht ein kundiger seher geweissagt ,
Oder auch selbst ihr herz aus eigener regung sie antrieb.
Ihr antwortete drauf der helmumflatterte Hektor s 44a
Mich auch h^rmt das alles, o trauteste; aber ich scheue
Trojas männer zu sehr» und die saumnachschleppenden weiber,
Wenn , wie ein feiger , entfernt ich hier ausweiche der feldschlacht
Auch verbeut es mein herz ; denn ich lernete , biederes mutes
Immer zu sein, und zu kämpfen im Vorderkampfe der Troer, 445
Schirmend zugleich des vaters erhabenen rühm, und den meinen!
Iwar das erkenn' ich gewifs in des herzens geist und empfindung:
Einst wird konmien der tag, da die heilige Uios hinsinkt,
Priamos selbst, und das volk des lanzenkundigen königs»
Doch nicht geht mir so nahe der Troer künftiges elend , 450
Nicht der Hekabe selbst , noch Priamos auch , des beherschers ,
üomers Uias. I. Band. Xt
i6ä ILIAS*
Noch der leiblichen briider , die dann > so viel und so tapfer ,
Air in den staub hinsinken , von feindlichen händen getödtet :
Als wie deins, wenn ein mann der erzumschirmten Achaier
. Weg die weinende fuhrt, der freiheit tag dir entreifsend; 455
Wenn du in Argos webst für die herscherin» oder auch miilisain
yil2usset trägst aus dem quell' Hypereia» oder Messeis ^
Sehr unwilliges muts ; doch hart belastet der zwang dich !
Künftig sagt dann einer, die thränenvergieisende schauend:
Hektors weib war diese ^ des tapfersten beiden im volke 460
Rossebezähmender Troer , da Ilios Stadt sie umkämpften !
Also redet man einst; und neu erwacht dir der kummer,
Solchen manii zu vemussen , der abwchr böte der knechtschaft !
Aber es decke mich todten der aufgeworfene hiigel,
£h ich von deinem geschrei anhör', und deiner entfuhrung! 465^
Also der held^ und hin nach dem knäblein strekt* er die arme;
Aber zurük an den busen der schöngegürteten amme
Schmiegte sich schreiend das kind , erschrekt von dem liebenden vatcr »;
Scheuend des erzes glänz, und die flatternde mahne des busches.
Welchen es fürchterlich' sah von des helmes spize herabwehn. 4*70
Lächelnd schaute der vater das kind, auch die zärtliche mutter.
Schleunig nahm vom haupte den heim der stralende Hektor ,
Legete dann auf die ^rde den schimmernden j aber er selber
Küfste scfin liebes kind » und wiegt* es sanft in den armen ;
Laut dann flehet' er also dem Zeus und den anderen gÖttem : 475
Xeus und ihr anderen götter, o lafst doch dieses mein knäblein
Werden hinfort, wie ich selbst, vorstrebend im volke der Troer,
Auch so stark angewalt, und Ilios mächtig behersch^^
SECHSTER GESANG. 163
Und man sage dereinst: Der ragt noch weit vor dem vater!
Wann er vom streit heimkehrt, mit der blurigen beute beladen, 480
Eines erschlagenen feinds! Dann freue sich herzlich die^nutter!
Also sprach er, und reicht' in di^ arme der liebenden gatdn
Seinen söhn; und sie driikt* ihn an ihren duftenden busen,
Lächelnd mit thränen im blik; und ihr mann voll inniger wehmut
Streichelte sie mit der händ, und redete , also beginnend: 485
Armes weib, nicht mufst du xu sehr mir trauren im herzen!
Keiner wird gegen geschik hinab mich senden zum Ais«
Doch dem Verhängnis entrann wohl nie der sterblichen einer »
Edel oder geringe, nachdem er einmal gezeugt ward« ■ -^
Auf, zum gemach hingehend, besorge du deine geschalte, 4go
Spindel und webestuhl, und gebeut den dienenden weibem,
Fleiüsig am werke zu sein. Der krieg gebühret den männern
Allen, und mir am meisten, die Ilios veste bewohnen.
Dieses gesagt, erhob er den heim, der stralende Hektori
Von rofshaaren umwallt; heim ging die liebende gattin^ 49J
Rükwärts häufig gewandt, und herzliche thränen vergießend«
Bald erreichte sie nun des männervertilgenden H^ktors
Wohlgebauete wohnung, und fand die mägd' in der kammer,
Viel an der zahl; und allen erregte sie gram und betrübius« .
Lebend noch ward Hektor betraurt in seinem palaste ;. 50O
Denn sie glaubten gewifs, er kehre nie aus der feldschlacht
Wieder heim , der Achaier gewaltigen bänden entrinnend.
Paris auch zauderte nicht in der hochgewölbeten wohnung;
Sondern sobald er in wafFen von stralendem erz sich gehiiHet,
Eilt' er daher durch die Stadt, den hurrigen füfsen vertrauend. SOJS
' . DigitizedbyVjOOQlC
i64 ILIAS. SECHSTER GESANG.
Wie wenn, genährt an der krippe mit reichlichem futter, ein staUrofs
Mutig die halfter zerreiEst, und stampfendes laufs in die felder
Eilt, zum bade gewöhnt des lieblich wallenden Stromes,
Trozender kraft; hoch ttägt es das haiipt, und rings an den schulrerti
Fliegen die mahnen umher; doch stolz auf den adel der Jugend, 510
Tragen die schenke! es leicht zur bekannteren weide der Stuten:
Also wandelte Paiis herab von Pergamos höhe,
Priamos söhn, umstralt von leuchtender wehr, wie die sonne,
Freudiges muts ; und es flogen die Schenkel ihm. Eilend nun hatt' er
Hektor den bruder erreicht, den erhabenen, als er sich wenden 515
Wollte vom ort, wo vertraulich mit seinem weib* er geredet.
Also begann zu jenem der göttliche held Alexandros:
Wahrlich, mein älterer bruder, dich eilenden hielt ich zu lange
Zaudernd auf, und kam nicht ordentlich, wie du befählest.
Ihm antwortete drauf der helmumflatterte Hektor : 520
Guter» es darf dir schwerlich ein mann, der billigkeit achtet«
Tadeln die werke der schlacht; du bist ein tapferer Streiter.
Oft nur säumest du gern, und willst nicht. Aber es kränkt mir
Innig das herz, von dir die schmähliche rede zu hören
Unter dem troischen volk, das um dich so manches erduldet. 525
Konun» dies wollen wir künftig berichtigen , wann uns einmal Xeus
Gönnen wird, des fammiels unendlich waltenden göttern
Dankend den krug zu stellen der freiheit in dem palaste,
Weil wir aus Troja verjagt die hellumschienten Achaier.
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I L I A S,
SIEBENTER GESANG.
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INHALT.
Athene und Apotton^ die schlackt zu enden, heißen Rektor
den tapfersten Ackaier zum Zweikampf fodern. Unter neunfür^
sten trift das loos den Ajas, Telamons sokn. Die nackt trennt
die kämpfer. Nestor in Agamemnons gezelt rätk stillstand, um
die todten zu verbrennen, und versckanzung des lagers. Ante^
nor in Ilios rätk, die Helena zurBkzugeben ; welckes Paris ver^
wirft. Am morgen läßt Priamos die Ackaier um stillstand bit^
ten. Bestattung der todten. Versckansi^ung des lagers, und Po.
seidons unwiüe. In der nackt unglHklicke zeichen von Zeus.
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I L I A S.
SIEBENTER GESANG.
a
'iescs gesagt, durcheilte das thor der stralende Hektor;
Auch Alexandres der bruder enteilete; aber das herz war
Beiden entbrannt , zu kämpfen den tapferen kämpf der entscheidung«
Wie wenn ein gott den schilfern nach sehnlichem harren den fahrwind
Sendet, nachden^ arbeitend mit schon geglätteten rudern ' 5
Lange das meer sie geregt, und müd' hinsanken die gliedert
Also erschienen si^ dort den sehnlich harrenden Troern.
Jener antraft': er dort den Menesthios , jenes beherschers
Arcidioos söhn, den der keulenschwinger in Arne '
Arc'ithoos zeugt' und die herliche Filomedusa.. 10
Hektor aber durchschofs dem Eloneus unter der sturmhaub'
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i68 ILIAS.
Ehernem rande den hals mit dem speer , und löste die glieder«
Glaukos, Hippolochos söhn, der lykischen männer gebieter,
Traf den Ifinoos jezt in der tobenden schlacht mit dem wurfspiefs,
Dexiassohn", da das schnelle gespanner bestieg, in die schulter; 15
Vnd er entsank vom wagen zur erd' , ihm erschlaften die gUeder,
^ Aber sobald sie bemerkte die herscherin Pallas Athene,
Wie sie der Danaer volk austilgten im kämpf der entscheidung ;
Stürmendes schwungs entflog sie den felsenhöhn des Olympos
Hin zu Uios Stadt. Entgegen ihr eilet' ApoUon, 20
Schauend von Pergamos zinne; den siegsruhm gönnt* er den Troern,
Jezt begegneten sich die unsterblichen bcid' afi der buche;
Und zur Athene begann Zeus söhn, der herscher Apollon:
Was so voller begier, o Xeus des allmächtigen tochter.
Kamst du anjezt vom Olympos? wie treibt dich der heftige eifer? 25
Pafs du vielleicht den Achaiern der schlacht i^mwechselnden sieg nun
Gebest ? Denn nicht ja der Troer , der fallenden , jammert dich jemals !
Aber gehorchtest du mir, traun weit zuträglicher war* es:
Jezt denn lassen wir ^uha den feindlichen kämpf der entscheidung,
lieut; doch künftig erneun sie die feldschlacht « bis das schiksal 30
Uios endlich erreicht; dieweil es also im herzen
Euth göttinnen gefällt, die hohe Stadt zu verwüsten^
Drauf antwortete Xeus blauäugige tpchter Athene ;
Also seis, Ferntreffer; denn dies auch selber gedenkend,
Kam ich anjezt vom Olympos zu Troern her^b und Achaiern. 35
Aber wohlan ; wie strebst du den kämpf zu stillen der männer?
Ihr antwortete drauf Zeus söhn , der herscher ApoUon :
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SIE;BENTER GESANG» 169
Hcktor erhöhn wir. den mut, dem gewalrigen rossebezahmer ,
Ob er ein einteler wohl der Danaer einen hervorruft,
Gegen ihn anzukämpfen in schreckenvoller entscheidang; 40
Und ob dann unwillig die erzumschienten Achaier
Einen allein hersenden xum kämpf mit dem göttUch^Jn Hekton
Also c^r gQtt; ihm gehorchte die berscherin Pallas Athene.
Ifclenös aber vernahm, des Priamos sehn, in der s^le
Jenen rath, d^r beider unsterblichen sinne gefallen; 45
Eilend trat er zu Hektor hinan, und redete alisos
Hektor , Priamos söhn , an rathschlufs gleich dem Kroiiion ,
Möchtest du jcxt mir gehorchen? Dcili lieber bruder ja biii ich.
ficifse die äderen ruhn , die Troer umher und Achaier ; *
Selbst dann rufe hervor den tapfersten aller Achaier , 50
Gegen dicji anzukämpfen in schreckcnvoUer Entscheidung,
Noch picht ward dir verhängt, den tod und das schiksal zu dulden;
Also vernahm ich die stinunc der ewig>y altenden götter.
Also sprach er; und hoch erfreute sich Hektor des ^yortesJ
Trat dann hervor in die mitt', vuid hemmte die troischen häufen , 55
Haltend die mitt^ des Speers; und still nun standen sie alle,
Auch Agamemnon sexte die hellum^chientcn Achaier,
Aber Pallas Athen' und mit silbernem bogen ApoUon
Seiten sich beid', an gestalt wie xween *hochfliegcnde geier^
Auf die erhabene buche des ägiserschu'tternden vaters , fo
Froh des männergewühls ; und die Ordnungen safsen gedrängt nun ,
Dicht von Schilden und helmen und ragenden lanzen umstarret,
So wi^ upter .dem west hinschauert ins meer ein gekräusel »
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170 ' ILIAS.
Wann er zuerst andrängt , und dunklere flut sich erhebet :
Also safsen geschaart die Achaier umher und die Troer 65
Durch das gefild', und Hektor begann in der mitte der völker:
Hört mein wort, ihr Troer, und hellumschiente Achaier,
Dafs ich rede, wie mir das herz im busen gebietet.
Unseren bund hat Zeus, der erhabene, nicht vollendet;
Sondern bösen entschlufs verhänget er beiderlei Völkern: 70
Bis entweder ihr selbsto^ einnehmt die gethürmete Troja,
Oder vor uns ihr erliegt bei den meerdurchwandelnden schiffen.
Euch ja; sind im heere die tapfersten beiden Achaia's.
Wem von solchen das herz mit mir zu kämpfen gebietet,
Hier nun tret* er hervor, n\it dem göttlichen (lektor zum vorkampf I 75
Abo beding' ich das wort, und zeug* uns werde Kronion«
Wenn mich jenet erlegt mit ragender spize'des erzes,
Trag* er den raub des gescfameides hinab zu den jäumigen schiffen ;
Ab^r den leib entsend' er gen Ilios , dafs in der heimat
Troj^'s männer und fraun des feuers ehre mir geben« 80
Wenn ich jenen erieg', und rühm mi^ gewähret Apollon,
Trag' ich den raub des geschmeidej in Ilios heilige veste »
Dafs ich ihn häng' an den tempel des treffenden Föbos ApoUon ;
Doch der erschlagene kehrt zu den schöngebordeten schiffen,
Dafs mit pracht ihn bestatten die hauptumlokten Achaier, • 8j
Und ihni ein mal aufschütten am breiten Hellespontos.
Künftig sagt dann einer der spätgeborenen menschen,
In^ vielrudrigen schiffe zum dunkelen meer hinsteuernd^
Seht das sagende grab des lan^stgestorbencn mannest
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SIEBENTER GESAI^G, 171
Der einst tapfc« im streit hinsank dem göttlichen Hektor! 90
Also redet man einst, und mein ist ewiger nachruhm.
Jener sprachs ; doch alle verstummten umher , und schwiegen ;
Schimpflich wars xu weigern, und anzunehmen gefahrvolL
Endlich stand Menelaos empor, und redete also,
Strafend mit herbem verweis', und schwer aus demjierzen erseufxt' er : 95
Weh nxiif drohende prahler, Achai'rinnen, nicht mehr Achaier!
Traun , dpch schmäch ist solches und vinauslöschliche schände ,
Wenn kein Danaer nun dem Hektor wagt lu begegnen !
Aber o mögt ihr all' in wasser und erd* euch verwandeln.
Wie ihr gesamt dasizet, so herzlos jeder und ruhmlos! 100
Selber denn giirt' ich jenem Tium kämpfe mich ! Oben ipi himiQel
Hangen des siegs ausgäng' an der hand der unsterblichen götterS|
Also sprach er, und hiil|te das stattUche waffengeschmeid' um.
Jeio erschien , Menelaos , das endende ziel dir dc;s lebens ,
Durch die gewalt des Hektor ^ denn mächtiger war er bei weitem; 105
Hätten dich nicht auffahrend gehemmt die herscher Achaia*s^
Selbst auch Atreus söhn , der völkerfiirst Agamttnnon ,
Fatt' ihm die rechte hand , und redete , also beginnend :
Nim doch bedacht, Menelaos, du göttlicher! night ja geziei^tdif
So unbesonnene wut ; drum fasse dich, herzlich betrübt zwar ; i|a
Und wetteifere nicht, den stärkeren mann zu bekämpfen»
Hektor , Priamos söhn , vor dem auch anderen grauqt !
Ihn hat Achilleus selbst in der männerehrenden feldschlacht
Aniugchen gest^zt, der doch viel' stärker wie du ist.
Du denn sezc dich nuii, zur schaar d^r deinigcn wandelnd; |||
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17» ILIAS* 1
1
Diesem erhellt sich zum kämpf schon ein anderer an; den Achaicm.l
Mög* er auch furchtlos sein, auch unersättlich des krieges;
Gern wohl» mein' ich, beugt er die kniee si<li, wenn er entfliehet |
Aus dem erbitterten kämpf und der schreckenvoll^n entscheidung !
Also sprach und wandte des brqders h^rx Agamemnon, i2o
Denn sein wort war gerecht ; er gehorcht' ihm r und die genosscq
Zogen ihm freudig nunmehr den waffenschiinuk von den schultern«
Aber Nestor erhub sich in Argos volk, und begann sqt
Wehe , wie grofses leid dem achaiischen lande herannaht !
Weinen ja würde vor schmerz der graue reisige Peleüs , xz5 \
Rühmlich die Myrniidonen mit rath und rede beberschend; |
\ Der ^inst mich zu befragen in eigener wpl^lung erfreut wai^t
Und nach aller Argeier geschlecht und Zeugungen forsdite !
liört* ex 9 wie scheu nun diese gesamt sich schmiegen vor Hektor; I
Oft zu den ewjgen würd' er die händ' aufheben mit flehen» 130 I
Dafs aus den gliedern der geist einging' in Aides wohnung !
Wenn ich, o vater XeüSj und Pallas Ath?n\ und Apollon,
Grünete, so wie vordem, da an Keladons reifsendem strpme
Kämpfte der Pylier beer mit Arkadias lanzengeUbtc^n ,.
Hart an Feia's mauren» w;o schnell der lardanos hinströmt! 13$
Vorn war jenen im kämpf Ereuthälion , ähnlich den göttern ,
Hell um die schulter geschmükt mit des Areithoos rUstung,^
Jenes erhabenen beiden ,^ der Keulenschwinger mjit namen
Ward Yon männem genannt und scljöngegürtctcn weibern :.
Denn nie trug er bogen noch ragende lanz' in der feldschlacht» 140 '
Soi\derni trennte di<; reihn nut dem schwung der qserneiü k,euk, !
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SIEBENTER GESANG, 173
Diesen erschlug LykuYgos durch list, durch keitie gewalt ihn,
Im einengenden Wege , wo nidits ihm die eiserne keule
Frommete gegen .den tod : denn Lykurgos , welcher zuvorkam ,
Rannt' ihm die lanz' in den leib, dafs zurUk auf den boden ei^hinsank. 145
Und er entblöfst' ihn der wehr, die geschenkt der eherne Ares;
Diese trug er selber hinfort im getümloiel des Ares.
Aber nachdem Lykurgos daheim im palaste gealtert ,
Uebergab er die wehr Ereuthalion, seinem genossen;
Der nun, trozend datauf, die tapfersten alle hervorrief. 150
Dodi sie erbebten ihm all' und zitterten ; keiner bestand ihn.
Midi nur entflammte der mut voll kühnes vertrauns zu dem kämpfe ,
Vnverzagt; doch war an geburt ich der jüngste von allen.
Und Ich kämpft' ihm entgegen , und rühm verlieh mir Athene.
Dm den gröfsesten nun und gewaltigsten mann erschlug ich^ 155
bafs er weit auf dem boden sich dehnete hierhin und dorthin«
War' ich so jugendlich noch , und ungeschwächtes Vermögens ;
Tiaun bald fände des kampfs der helmumflatterte Hektor 1
Aber so viel Ihr seid , die tapfersten aUer Achaier ,
Auch kein einziger wagt es, dem Hektor getrost zu begegnen! 160
Also strafte der greis*; da erhüben sich neun in der heerschaar.
Em vor allen erstand der herscher des Volks Agamemnon ;
Ihm zunächst der Tydeide , der starke held Diomedes ;
Drauf die Aja« zugleich, mit trozigem mute gerüstet^
I^ann Idomeneus selbst» und Idomeneus kriegesgenoCs auch, 165
Held Meriones, gleich dem mäimermordenden Ares;
Auch Eurypylos dann, der glänzende söhn des Euämon;
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174 ILIAS.
Thoas auch» der Andrämonid', und der edle Odysseus.
Alle sie waren bereit zum kämpf mit dem göttlichen Hektor.
Doch von neuem begann der gerenische reisige Nestor: !*]<
Jezt durchs loos mit einander entscheidet es » welcher bestimmt sei
Hoch erfreun wird dieser die heliumschienten Achaier;
Aber auch selbst im herten erfreut er sich, wenn er entfliehet
Aus dem erbitterten kämpf und' der schreckenvollen entscheidung
Also der greis; und ein loos bezeichnete jeder sich selber; i-]|
Dann in den heim Agamemnon^ , des königes » warf man sie alle
Aber das volk hub flehend die händ' empor zu den gÖttcrn;
Also betete mancher, den blik gen himmel gewendet:
Vater vXeus, gieb Ajas das loos^ o giebs dem Tydeiden,
Oder ihm selbst, dem könig der golddurchblinkten Mykenc. i8(
Also das volk; dort schüttelte nun der reisige Nestor;
Und es entsprang dem helme das loos, das sie selber gewün^chet
Ajas loos ; rings trug es der herold durch die versanunlung
Rechtshin, allen es zeigend, den edeleh beiden Achaia's.
Aber nicht erkennend verleugnete solches ein. jeder. i8i
Doch wie er jenen erreicht, ringsum die Versammlung durchwandelnd
Der das bezeichnete warf in den heim , den stralenden Ajas ;
Hielt er unter die band, utid hinein warfs nahend der herold,
iSchnell erkannt' er schauend das loos, und freute sich herzlich;
Warf es dann vor die fiifse zur erd' hin , also beginnend : sg/i
Wahrlich mein ist, freunde, das loos, und ich freue mich selblj
Herzlich; dieweil ich hoife den sieg vom göttlichen Hektor* i
Aber wohlan, indefs ich mit kriegsgeräth mich umhülle; ,
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SIEBENTER GESANG. 175
Fleht ihr anderen Xeus, dem wakenden söhne des Kronos»
Vor euch selbst in der stille , damit nicht hören die Troer ; 195
Oder mit laute» gebet, denn niemand furchten wir wahrlich!
Keiner ja soll durch gewalt trozvoU mich gezwungenen treiben.
Noch durch siegende kunst ; denn nicht unkundig des krieges
Hoff* ich in Salamis flur geboren zu sein und erzogen !
Ajas sprachs ; und sie flehten zum waltenden Zeus Kronion. 200
Also betete mancher, den blik gen himmel gewendet:
Vater Xeus, ruhmwiirdig und hehr, du herscher vom Ida,
Gleb, dafs Ajas den sieg und glänzenden rühm sich gewinne!
Ist dir aber auch Hektor geliebt, und waltest du seiner;
Gleich dann schmücke sie beide mit kraft und ehre des sieges ! 205
Also das Volk; und es dekte mit blinkendem erze sich Ajas.
Aber nachdem er den leib ringsum in waffen gehiillet;
Stünnt' er sofort, wie Ares der ungeheure herannaht,
Wenn in die schlacht zu männern er Angeht» welche Kronion
Trieb zum erbitterten kämpfe der geistyerzehrenden Zwietracht : 210
So stürnit' Ajas einher, der gewaltige hört der Achaier, ^
lächelnd mit finsterem ernste des antlizes; und mit den fiifsen
Wandelt' er mächtigen schritt, und schVang die erhabene lanze.
Sein erfreuten sich hoch die Danaer ringsher schauend ;
Aber dem volk der Troer durchschauderte schrecken die glieder. 215
Selbst dem Hektor begann sein herz im busen zu schlagen ;
Doch nicht könnt' er nunmehr wo zurükfliehn, noch sich verbergen
Unter die häufen des volks ; denn er foderte selber den Zweikampf.
Aja* nahte herw> und trug den thürmendcn Schild vor,
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176 ILIAS*
Ehern und siebenhäutig, den Tychios klug ihm vollendet 9 020
Hoch berühmt in des leders bereitungen , wohnend in Hyle z
Dieser schuf ihm den regsamen schild aus sieben häuten
Feistgenähreter stier', und umzog lum achten mit erx sie.
Den nun trug vor der brüst der Telamonier Ajas,
Stellte sich nahe vor Hektor, und sprach die drohenden Worte: aas
Hektor, deutlich nunmehr erkennest du^ einer mit einem.
Wie sich im Danaervolk noch andere beiden erheben»
Auch nach Peleus söhn, dem zermalmenden, löwenbeherxten !
Jener zwar bei den schnellen gebogenen schüfen des meeres
Ruht nun , zürnend im geist dem hirten des volks Agamemnon; 230
Aber auch wir sind mk'nner, mit freudigkeit dir zu begegnen,
Und noch viel ! Auf, hebe den kämpf und die blutige fehd' an !
Ihm antwortete drauf der helmumdatterte Hektor:
Ajas, göttlicher söhn des Telamon, völkergebieter ,
Denke mich nicht durch troz, wie ein schwaches kind, zu versuchen, ^35
Oder ein ^eib , das nimmer des kiriegs arbeiten' gelernet !
Wohl sind mir die kämpfe bekannt, und die schlachten der männer!
Rechtshin weiüs ich zu wenden , und links zu wenden den stierschild ^
Dürrer last, um stets unermüdeter stärke zu kämpfen;
Weils zu fufs ihn zu tanzen , den tanz des schreklichen Ares , 040
Weifs auch rasch im getümmel die fliegenden rosse zu lenken!
Aber nicht doch ereile mein speer dich, tapferer krieger,
lieimlicl;^ mit laurender list; nein öffentlich, ob er dich treffe!
Spruchs, und im schwung* entsandt' er die weithinschattende lanze ;
Und sie traf dem Ajas den siebenhäutigen stierschild 045
I
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SIEBENTER GESANG. 177
Auf das obere erz, das ihm tum achten Umherlag:
SecHs der schichten durchdrang das spähende erz unbezwingbar ,
Doch in der siebenten haut ermattet'^ es. Wieder entsandt' ihm
Ajas der göttliche hcld die weithinschattende lanze;
Und sie traf dem Hektor den schild von gerundeter wölbung« ASß
Siehe, den stialenden schild durchschmetterte mächtig die lanze.
Auch in das kunstgeschmeide des hämisches drang sie geheftet;
Grad' hindurch an der weiche des bauchs durchschnitt sie den leibrok
Stürmend : da wand sich jenerr , und mied das schwarze Verhängnis»
Beide dann zogen heraus die ragenden speer\ und zugleich nun 255
Rannten sie an, blutgierig, wie raubverschlingende löwen»
Oder wie eher des waldes, die voll unvcrwüstbarer kraft sind.
Priamos söhn stiefs mächtig den speer auf die mitte des Schildes;
Doch nicht brach er das erz, denn rükwärts bog sich die spize.
Nun stach Ajas den schild anlaufend ihm ; aber hindurch drang 260
Schmetternd die eherne lanz*, und erschütterte jenen im angrif.
Streifend am hals' hin fuhr sie, und schwarz entsprizte das blut ihm*
Doch nicht ruhte vom kämpf der helmumflatterte Hektor;
Rükwärts weichend erhub er mit nervichter rechte den feldstein,
Der dort lag im gefilde, den dunkelen, rauhen und grofsen; a^
Schwang, und traf dem Ajas den siebenhäutigen Stierschild
Mitten gerad' auf den nabel, dafs ringsum dröhnend das erz scholL
Wieder erhub nun Ajas den noch viel grösseren feldstein,
Sandt' ihn daher ümschwingend; und strengt* unermefsliche kraft an.
Einwärts brach er den schild mit dem mühlsteinähnlichen felsen, 27a
t'nd verlezt' ihm die kniee, dafs rüklings jener dahinsank,
Homers Ilias. I. Band. M
^ DigitizedbyVjOOQlC
178 ILIAS.
Fest den sthild in der band ; doch schnell erhub ihn Apollon.
Je7.t auch hätten mit Schwertern in nahem kämpf sie verwundet,
Wenn nicht zween herolde, die boten, Zeus und der männer ,
Eilend genaht , von den Troern und erzumschirmten Achaiern , 2,1 $
'Dort Idaos , und hier Talthybios , beide verständig.
Zwischen die kämpfenden strekien die Stäbe sie ; aber Idäos
SpTcich das wort, der herold, verständiges rathes erfahren:
Nun nicht mehr, ihr kinder, des feindlichen kampfs und gefechtes !
'Beide ja seid ihr geliebt dem herscher im donnergewölk Zeus ; 280
•Beid' auch tapfere Streiter: das schaueten jezo wir alle.
Doch nun nahet die nacht; gut ists, auch der nacht zu gehorchen.
Gegen ihn rief antwortend der Tela monier Ajas :
Erst , Idäos , ermahnt den Hektor , also zu reden ;
Weil er selbst zum kämpfe die tapfersten alle hervorrief. 285
Jener beginn'; und gerne gehorch* ich dir, wenn er zuerst will.
Ihm antwortete drauf der helmumflatterte Hektor:
Ajas, dieweil dir ein gott die kraft und die gröfse verliehen,
Und den verstand , auch künde des Speers vor allen Achaiern ;
Lafs uns jezt ausruhen vom feindlichen kämpf der entscheidung, 290
Heut; doch künftig erneun wir die feldschlacht, bis uns ein Dämon
Trennen wird , und geben der Völker einem den siegsruhm.
Denn nun nahet die nacht; gut ists, auch der nacht zu gehorchen:
Dafs du' dort bei den schiffen das herz der Achaier erfreuest,
Doch vor allen der freund' und deiner lieben genossen; 295
'Aber ich selbst, heimkehrend in Priamos Stadt, des bebe r sehe rs , "^
Troja s' männer erfreu' und saumnachschleppende weiber ,
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SIEBENTER GESANG. 179
Welche für mich aufflehend im heiligen räum sich gesammeltt
Auf, auch rühmliche gaben verehren wir beid' einander ;
Dafs einst werde gesagt bei Troern und bei Achaiern : 300
Sehtt sie kämpften den kämpf der geistverxehrenden Zwietracht,
Und dann schieden sie beid' in Freundschaft wieder versöhnet.
Hektor sprachs , und reicht' ihm das seh wert voll silberner buckeln'
Samt der scheid* in die hand '; und dem schongeschnittenen riemen.
Ajas schenkt' ihm dagegen den leibgurt, schimmernd vonpurpur. 305
Also beide getrennt , kehrt Er xu den schaaren Achaia's
Wieder , und Er in der Troer gewiihl hin : welche sich freuten i
Als sie sahn, dafs lebend und unverlext er daherging»
AjAS bänden entflohn und unaufhaltsamer stärke;
Führten ihn dann in die Stadt, und glaubeten kaum ihn errettet. 310 ,
Auch den Aja« Führten die hellumschienten Achaier
Hin zum Held Agamemnon; der hoch des sieges erfreut war.
Als sie nunmehr ins gezelt um Atreus sehn sich versammelt i
Opferte, ihnen zum schmaus, der völkerfürst Agamemnon
Hncn stier, fünfjährig und feist, dem starken Kronioiu 31^
Diesen zogen sie ab, und zcr legeten alles gcschäfüg ,
Schnitten behend' in stücke das fleisch j und stektens an spiefse^
Brieten sodann vorsichtig, und zogen es alles herunter.
Aber nachdem sie ruhten vom werk i und das mahl sich bereitet;
Schmausten sie, und nicht mangelt' ihr herz des gemeinsamen mahles.
Aber den Ajas ehrt' er mit langausreichendem rücken^ 3^1
Atreas heldensohn, der völkerfürst Agamemnon^
Aber nachdem die begierde des trank« und der speise gestillt w^ {
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180^ ILIAS.
Jezo begann der gteis den entwurf zu ordnen in Weisheit,
Nestor, der schon eher mit treflichein rathe genüzet; 325
Dieser begann wohlpieincnd , und redete vor der Versammlung:
Atreus söhn, und ihr andern, erhabene fursten Achaia's,
Viele ja sind gestorben der hauptumlokten Achaier,
Welchen das schwarze blut um den herlichen ström des Skamandros
Ares der wütrich vergofs, und die ^elcn zum A'ides sanken. 330
Drum , wenn der morgen erscheint , lafs ruhen den krieg der Achaier ,
Dafs wir gesamt auf wagen die leichname holen, von rindern
Und maulthieren geführt ; alsdann verbrennen wir alle ,
Etwas entfernt von den schiffen, damit einst jeder den kindern
Bringe den staub, wann wieder zum vateriande wir heimziehn. 335
Einen hiigel am brand' erheben Vir , draufsen versammelt ,
Allen zugleich im gefiid'; und neben ihm bauen wir eilig
Hochgethiirmt die mauer , uns selbst und den schiffen zur schuzwehr.
Drin auch bauen wir thore mit wohicinfugenden flUgeln,
Dafs bequem durch solche der weg sei rossen und wagen. 340
Draufsen umziehn wir sodann mit tiefem graben die mauer,
Welcher rings abwehre den reisigen zeug und das fufsvolk ;
Dafs nicht einst andränge die macht hochherziger Troer.
Jener sprachs; und umher die könige riefen ihm beifall.
Auch die Troer kamen auf Ilios burjj zur Versammlung, 345
Schreckenvoll und verwirrt, vor Priamos hohem palaste;
Und vor ihnen begann der verständige held Antenor :
Hört mein wort , ihr Troer , ihr Dardaner , und ihr genossen ,
Daft ich rede, wie mir das herz im busen gebietet.
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t|poogle
SIEBENTER GESANG, igi
Auf nun, Helena selbst, die Argeicrin, samt der besizung 350
Geben wir Atreus söhnen zurük« Jezt kämpfen wir treulos
Gegen den heiligen bund; drum hoff* ich nimmer, dafs Wohlfahrt
Unserem volk aufblühe, bevor wir also gehandelt.
Also redete jener, und seztc sich. Wieder erhub sich
Alexandras der held , der lockigen Helena gatte : s 335
Dieser erwiederte drauf, und sprach die geflügelten wortea
Keineswegs, Antenor, gefallt mir, wa$ du geredet!
Leicht wohl könntest du sonst ein besseres rathen , denn solches 2
Aber wofern du wirklich in völligem ernste geredet;
Traun dann raubeten dir die unsterblichen selbst die besinnung ! 360
Jezo verkünd* auch Ich den rossAezähmenden Trofcrn ;
Grade heraus bekenn' ich : Das weib , nie geh' ich^ es wieder ;
Aber das gut, sq viel ich aus Argos fuhrt' in die wohnung.
Will ich gesamt ausgeben , und noch des meinen hinzuthua.
Also redete jener, und sezte sich« Wieder erhub sich 365
Priamos, Dardanos enkel, an rath den unsterblichen ähnlich;
Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der Versammlung:
Hört mein wort , ihr Troer , ihr Dardaner , und ihr genossen ;
Dafs ich rede, wie mir das herz hn busen gebietet.
Jcio empfaht nachtkost durch das kriegsheer , so wie gewöhnlich , ß'j^
Auch gedenket der hut, und «cid ein jeglicher wachsam»
Morgen geh' Idäos hinab zu den rk'umigen schiffen:
Dafs er den fürsten des volks Agame^inon und Menelaos
Sage die red' Alexandros, um welchen der streit sich erhoben;
Auch dies wo« vcrkünd' er, da,s heilsa^ne, ob sie geneigt ^ein, 315
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181 ILIAS.
Auszuruhn vom kriege, dem gräfslichen, bis wir die todten
Erst verbrannt; dann wieder sei feldschlacht , bis uns ein Dämon
Trennen wird, und geben der völker einem den siegsruhm.
Also der greis; da horten sie aufmerksam, und gehorchten.
Spätmahl nahmen sie nun durch das ktiegsheer, häufen bei häufen.
Morgens ging Idlios hinab zu den schiffen Achaia*s. 381
Und er fand die Achaier im rath, die genossen des Ares,
Neben dem hinterschif Agamemnons. Jener, sich nahend,
Trat in den kreis, und begann, der lautaustonende hcrold:
Atreus söhn*, und ihr andern, erhabene fürsten Achaia's, 385
Priamos sendete mich, und die anderen edlen der Troer,
Dafs ich, wäV es vielleicht euch 'angenehm und gefällig,
Sagte die red' Alexandros^ um welchen der streit sich erhoben.
Alles gut, so viel Alexandros in räumigen schiffen
Her gen Troja geführt, (hätt' eher der tod ihn ereilet!) 390
Will er gesamt ausgeben, und noch des seinen hinzuthun.
Aber die jugendvermählte von Atreus söhn Menelaos
Gi'ebt er nie, wie er sagt; obzwar ihn die Troer ermahnen.
Dieses wort auch sollt' ich verkündigen, ob ihr geneigt seid,
Auszuruhn vom kriege, dem gräfslichen, bis wir die todten 395
Erst verbrannt; dann wieder sei feldschlacht, bis uns ein Dämon
Trennen wird, und geben der Volker einem den siegsruhm.
Jener sprachs; doch alle verstummten umher, und schwiegen.
Endlich begann vor ihnen der rufer im streit Diomedes:
Dafs nur keiner das gut Alexandros nehme , ja selbst nicht 400
Helena! Wohl ja erkennt, auch wer unmündiges geistes,
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SIEBENTER GESANG, »85
Dafs den Troern bereits herdrohe das ziel des Verderbens!
Also der held; ihm jauchzten gesartit die m'inner Achaia's,
Hoch das wort anstaunend von Tydeus söhn Diomedes.
Jezo sprach zu Idäos der völkerfürst Agamemnon: 405
Selber anizt, Idäos, vernahmst du das wort der Achaier,
Weichen bescheid sie geben; auch mir gelicbet es also.
Doch der todten Verbrennung sei euch mimichten geweigert.
Keiner sei unwillfährig bei abgeschiedenen todten ,
Dafs er, nachdem sie gestorben, mit glut zu besänftigen eile. 410
Höre den bund Xeus selber, der donnernde gatte der Here!
Jener sprachs, und empor zu den himmlischen hob er den zepter«
Aber es kehrt' Idäos zur heiligen liios wieder.
Dort noch safsen im rath die Troer und Dardanionen,
Alle gesellt mit einander, und harreten seiner zuriikkunft. 415
Jezo kam Idäos daher, und sagte die botschaft,
Hingestellt in die mitte. Da rüsteten jene sich eilig,
Andere, leichen zu holen, und andere, holz aus den wäldern«
Auch die Argeier indefs v^n den schöngebordeten schüfen
Eileten, leichen zu holen , und andere, holz aus den wäldern. 420
Aber die sonn' erhellte mit jungem stral die gefildc.
Aus des riefergofsnen Okeanos ruhiger Strömung,
Steigend am himmel empor. Da begegneten Jen' einander«
Schwer nun wars zu erkennen im Schlachtfeld jeden der männer.
Doch sie wuschen mit wasser den blutigen raoid von den gliedern, 425
Heilse thränen vergiefsend , und hüben sie all* ?uf die wagen.
Aber zu weinen verbot held Priamos; jene versttimmt nun
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184 ILIAS,
Häuften empor auf die scheiter die leichname , trauriges heriens »
Zündeten an das feuer, und kehrten zur heiligen Troja.
Also auch Jen' entgegen, die hellumschienten Achaier,, 430
Häuften empor auf die scheiter die leichname , trauriges herxens ,
7/iindeten an das feuer, und kehrten zu räumigen schüfen.
Als noch nicht der morgen erschien, nur gtauende dämmrung,
Jezo erhub um den brand sich erlesenes volk der Achaier.
Einen hiigel umher erhüben sie, draufsen versammelt, 435
Allen zugleich im gefild*; und neben ihm bauten sie eilig
Hochgethürmt die mauer, sich selbst und den schiffen zur schuz wehr.
Driq auch batiten sie thore mit \<^leinfugenden flügeln,
Dafs be(]uem durch solche der weg war rossen und wagen.
Draufsen umzogen sie dann mit tiefem graben die mauer, 440
Breit umher und grofs, und drinnen auch pflanzten sie pfähle«
So arbeiteten hier die hauptumlokten Achaier.
Dort die götter, um Xeus den wetterleuchtenden sizend.
Staunten dem grofsen werke der erzumschirmten Achaier,
Unter ihnen begann der erderschünrer Poseidons 445
Vater Xeus , ist irgend ein mensch des unendlichen Weltraums ,
Der den unsterblichen noch vorsaz' und entschliefsungen mittheilt?
Schauest du nicht, wie jezo die hauptumlokten Achaier
Eine mauer den schiffen erbaueten, rings auch den graben
Leiteten, ohne zuvor uns festhekatomben zu opfern? 450
Ihr nun dauret der rühm, so weit hinstralet das tagslicht;
Jener, vergifst man hinfort , die Ich und Föbos Apollon
Einst um die «tadt dem held^n Laomedon bauten in mühsal!
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SIEBENTER GESANG, i8s
Unmutsvoll nun begann der herscher im donnergewölk Zeus :
O du Gestaderschüttrer, gewaltiger! welcherlei rede! 455
Wenn noch ein anderer gott furch^ aufserte jener erfindung.
Der weit minder denn Du vörstrebt* an gewalt und an kühnheit!
Doch Dir dauret der rühm, so weit hinitralet das tagslicht.
Auf wohlan, sobald nun die hayptumlokten Achaier
Heimgekehrt in den schiffen zum lieben lande der väter; 460
Ein dann reifse die raau^r, und stürze sie ganz' in die meerRut,
iVieder das grofs^ gestad' umher mit sande bedeckend,
Pafe auch die spur wegschwinde vom grofsen bau der Acbaien
Also redeten jen* im wechselgespräch mit einander.
Nieder tauchtq die sonn', und der Danaer werk war vollendet. 465
Kings in den zelten erschlugen sie stiqr*, und nahmen das spätmahl«
Aber viel der schiffe, init wein beladen, aus Lemnos
J^andeten, abgesandt vom lasoniden Euneos,
Welchen Hypsipyle trug dem völkerhirtcn I^son.
Atreus söhnen aliein, Agamemnon und Me^elaos, 4701
Sandt' er edleren trank zum geschenk her, tausend der majse^
Dort nun kauften des weins die hauptujnlokteii Achaier s
Andere brachten erz, und andere blinkendes eisen,
Andere dann stierhäut', und andere lebende rinder,
Andre gefangne der schlacht, und bereiteten lieblichen festschmaus. 475
Ganz die nacht durchharrten die hauptumlokten Achaier
Schmausend; auch dort die Troer in Ilios, und die genossen*
Aber die ganze nacht sann unheil Zeus der erhabne,
Drohend mit donnergetönjda fafste sie bleiches emsezen«
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186 ILIAS, SIEBENTER GESANG.
Ringsher wein aus den bechern vergossen sie ; keines auch dürft* ihn -480
Trinken , bevor er gesprengt dem aUinächtigen söhne des Kronos.
Jeder ruhcte dann, und empfing die gäbe des Schlafes.
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I L I A S.
ACHTER GESANG.
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INHALT.
Den versammelten güttern verbietet Zeus^ weder Achaiern
noch Troern beizustehn^ und fährt ^ zum Ida. Schlacht. Zeiis
wägt den Achaiern verderben ^ und schrekt, sie mit dem donner.
Here bittet den Poseidon umsonst ^ den Achaiern zu helfen. Die
Achaier in die verschanzung gedrängt. Agamemnon und ein zei-
chen ermuntert sie zum neuen angrif. Teukros, strekt viele mit
dem bogen, und wird von Hektor verwundet. Die Achaier von
neuem in die verschanzung getrieben. Here und Athene fahren
vom Olympos den Achaiern zu hülfe. Zeus befiehlt ihnen durch
Jris umzukehren. Er selbst , zum Olympos gekehrt^ droht den
Achaiern noch größere niedertage, Hektar mit den siegenden
Jroern übernachtet vor dem lager.
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i L I A S.
ACHTER GESANG.
E
^05 im safrangewand* umschien mit helle den erdkreis ,
Als der donnere? Xeus die unsterblichen rief zur Versammlung
Auf die erhabenste kuppe des vielgezakten Olympos.
Selbst nun begann er den rath ; und die hinunlischen horchten ihm alle.
Hört mein wort, ihr götter umher, und ihr göttinnen alle, 5
Dafs ich rede , wie mir das herz im busen gebietet.
Kein unsterblicher hier, ob er gott sei, oder ob göttin,
Trachte, wie dies mein wort er vereitele; alle zugleich ihr
Stimmt ihm bei , dafs ich eilig Vollendung schaffe dem werke !
Wen ich jezt von den göttem gesondertes sinnes erkenne, 10
Dafs er geht, und Troer begünstiget, oder Achaier;
Schmählich geschlagen fürwahr kehrt solcher mir heim zum Olympos!
Oder ich fafs* und schwing' ihn hinab in des Tartaros dunkel,
Ferne, wo tief sich öfnet der abgrund unter der qrde:
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I90 ILIAS^
Den die eiserne pforte verschleußt und dife eherne schwelle, i
So weit unter dem Ais, wie über der erd' ist der himmel!
Dann vernimt er, wie weit ich der miichtig&te sei vor dengötternl
Auf wohlan , ihr götter , versuchts , dafs ihr all* es erkennet ,
Eine goldene kette befestigend oben am himmel^
Hängt dann all' ihr götter euch an , und ihr götiinnen alle : 2
Dennoch zögt ihr nie vom himmel herab auf den boden
Zeus den ordnet der weit , wie sehr ihr rängt in der arbeit !
Wenn nun aber auch mir im ernst es gefiele xu ziehen ;
Selbst mit der erd' euch zog' ich empor, und selbst mit dem mcer«
Und die kette darauf um das felsenhaupt des Olympos 2
Band* ich fest , dafs schwebend das weitall hing* in der höhe !
So weit rag* ich vor götter n an macht , so weit vor den men scher]
Jener sprachs ; doch alle verstummten umher, und schwieger
Hoch das wort anstaunend; denn kraftvoll hatt* er geredet.
Endlich erwiederte Zeus blauäugige tochter Athene: ;
Unser vater Kronion; o du, der gebietenden höchster,
Wohl ja erkennen auch wir , wie an macht unbezwinglich du waltest
Aber es jammern uns der Danaer streitbare völker.
Die nun wohl, ihr böses geschik vollendend, verschwinden*
Dennoch enthalten wir uns der befehdungen, wenn du gebietest; J
Rath nur wollen wir geben den Danaern , welcher gedeihe ,
Dafs nicht all' hinschwinden vor deinem gewaltigen zorne.
Lächelnd erwiederte drauf der herscher im donnergewölk 7.eu
Fasse dich, Tritogeneia, mein töchterchen! nicht mit des herzen
Meinung sprach ich das wort ; ich will dir freundlich gesinnt sein ! .
Also sprach er, und schirrt' in das joch erzhufige rosse;
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ACHTER GESANG. 191
Stürmendes flugs, umwallt von goldener mahne die schultern;
Selbst dann hüllt* er in gold sich den leib, und fafste die geifsel,
Schön aus golde gewirkt, und trat in den sessel des wagens.
Trcibcrid schwang er die geifsel, und rasch hin flogen die rosse, 45
Zwischen der eid' einher und dem stemge wölbe des himmels.
Schnell den Ida erreicht' er, den quelligen nährer des wildes,
Gargaros, wo ihm pranget ein hain und duftender akar.
Dort nun hielt der vater des menschengeschlechts und der götter.
Löste die rosse vom wagen, und breitete dichtes gewölk aus. 50
Selber iczt* er sodann auf die höhe sich, freudiges troxes,
AVo er die Stadt der Troer umsah, und die schiffe Achaia*s.
Jen' ixt nahmen das mahl, die hauptumlokten Achaier,
Rasch in den zelteiji umher , und hiilleten straks das geschmeid' um.
Auch die Troer dagegen in llios fafsten die Waffen, 55
Weniger zwar, doch entbrannt zum blutigen kämpf der entscheidung 1
Durch hartdringende noth; denn es galt für weiber und kinder.
Ringsum standen geöfnet die thor', und es stürzte das kriegsheer,
Streiter zu fufs und zu wagen, hinaus mit lautem getümmel.
Als sie^unmehr anstrebend auf Einem räum sich begegnet; 60
Trafen zugleich stierhäut', und speere zugleich, und die kräfte
Rüidger männer in erz; und die hochgenabelten schildc
Kahetcn dichtgedrängt; und umher stieg lautes getös* auf.
Jezo erscholl wehklagen und siegsgeschrei mit einander.
Würgender dort und erwürgter; und blut umströmte das erdreich. 65
Weil noch morgen es war, und der heilige tag emporstieg;
Hafteten jegliches heeres geschoss*, und es sanken die völker.
Aber sobald die sonn* an dem mittagshinuiiel eiiiherging;
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192 ILIAS*
Jczo strekte der vatcr hervor die goldene wage.
Legt' in die schalen hinein zwei fimtere tode&loo&e, 7c
Troja's rei&igem volk und den erzumschirmten Achaiern»
Falste die mitt', und wog: da la&tete schnell der Achaier
i^chlksalstag » dafs die schale zur nahrungsprossenden erde
Niedersank, und der Troer zum weiten himmel emporstieg«
Laut vom Ida herab nun donnert* er, und sein entbrannter 7^
Stral durchzukte das heer der Danaer; sie, bei dem anblik,
Starreten auf, und alle durchschauerte bleiches entsezen.
Nicht Idomeneus selber verweilt' izt, nicht Agamemnon,
Nicht die Ajas wagten zu stehn, die genossen des Ares.
Nestor allein noch stand, der gereniiche hört der Achaier, 8a
Ungern« weil ihm verlezt war ein rofs: das traf nriit dem pfeile
Alexandros der held, der lockigen Helena gatte,
Grad' in den/scheitel des haupts, wo zuerst die mahne der rosse
Vom dem schädel entwächst, und tödlicher ist die Verwundung.
Angstvoll bäumt* es empor, weil tief der pfcil ins gehirn drang, S5
Und es verwirrte Hie ross*, um das crz in der wunde sich wälzend.
Während der greis die stränge dem nebenrofs mit deip Schwerte
Abzuhaun sich erhub; kam Hektors schnelles gespann ihm
Durch die Verfolgung daher, mit dem unerschrockenen lenkcr,
Hektor! Dort nun hätte der greis sein leben verloren, 90
Wenn nicht scharf ihn bemerkt der rufer im streit Diomedes.
Furchtbar jezt ausrufend, ermahnet* er so den Ody.veus:
Edler Laerdad*, erfindungsreicher Odysscus,
Wohin fliehst du, den rücken gewandt, wie ein feiger im schwärme?
Dafs nur keiner den speer dir fliehenden heft* in die Schulter ! 95
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ACHTER GESANG» 193
Bleib doch, damit von dem greise den schreklichen mann wir entfernen !
Jener sprachs ; nicht hörte der herliche dulder Odysseus , i
Sondern er stürmte vorbei za den räumigen schiiFen Achaia's. \
Doch der Tydeid*, auch selber allein, drang kühn in den vorkampf»
Stellte sich dann vor die rosse des neleiadischen greises, loo
Und er begann zu jenem, und spracli die geflügelten worte:
Wahrlich, o greis, hart drängen dich jüngere männer im angrif!
Deine kraft ist gelöst, und mühsames alter beschwert dich;
Auch ist schwach dein wagengefahrt , und müde die rosse*
Auf denn, zu meinem geschirr erhebe|dich, dafe du erkennest, 105
Wie doch tJroische rosse geübt sind, durch die gefilde
Dort zu sprengen und dort, in Verfolgungen und in entfliehung:
Die ich jüngst von Aneias errang, dem schreckengebieter.
Jene lafs den gefährteti zur obhut; wir mit den meinen
Wollen die reisigen Troer gerad' angehn , dafs auch Hektor i to
Einsehn lern', ob mir selbst auch wüte der speer in den bänden!
Sprachs'; und ihm folgte gern der gerenische reisige Nestor.
Jext die nestorischen rosse besorgeten beide gePährten,
Sthenelos, tapferes muts, und Eurymedon, glühepd vor chrsucht*
Sie dort traten zugleich in das rasche geschirr Diomedes. 115
Nestor fafst' in die bände die kunstreich prangender! zügel,
Schwang dann die geifsel zum lauf; und bald erreichten sie Hektor*
Ihm, wie er grad' andrang, entsandte den speer Diomedes;
Und er verfehlt' ihn zwar; doch dem wagenlenkenden diener.
Welcher Eniopeu« hiefs, dem söhn des erhabnen Thebäos, xao
Als er hielt das geiäum, durchschofs er die brüst an der warze;
Und er entsank dem geschirr, und zuriik ihm ziiktcn die rosse»
Homers Ilias. I. Band. ij|zedby g
194 ILIAS*
Fliegendes huFs; ihn aber verliefs dort ödem und stärke,
tiektois seele durchdrang der bittere schmerz um den lenker;
^och ihn liefs er daselbst , wie sehr er traurte des freundes, 125
Liegen; und forscht', ob irgend ein mutiger lenker erschiene;
Und nicht lang' entbehrten die rosse der hut, denn er fand nun
Ifitos mutigen söhn Archeptolemos : diesem gebot er
Rasch in den wagen xu- steigen, und gab den bänden die xugel.
Jezt war' entschieden der kämpf, und unheilbare thaten vollendet,
Und sie zusammengescheucht in Ilios, gleich wie die lämmer; 131
Wenn nicht scharf es bemerkt der götter und sterblichen vatcr.
Siehe, da scholl sein donner mit graun , und der leuchtende stral schlug
Schmetternd hinab in den grund vor dem raschen gespann Diomedes :
Schreklich lodert* empor die schweflichte flamme des himmels;. 135
Und wild bebten in angst die rosse zurük vor dem wagen.
Nestors bänden entsanken die kunstreich prangenden xUgel,
Und er erschrak im herzen, und sprach zum held Diomedes:
Tydeus söhn, auf! wende zur flucht die stampfenden rosse!
Oder erkennest du nicht, dafs Zeus nicht sieg dir gewähret? 140
Jezo zwar wird jener von Zeus Kronion verherlicht.
Heut; doch künftig werden wir selbst auch, wenns ihm gelüstet.
Wieder geehrt ! Nie mag ja ein nlann Zeus hindern im rathschlufs ,
Nicht der gewaltigste selbst; denn Er ist mächtig vor allen!
Ihm antwortete drauf der rufer im streit Diomedes : 145
Wahrlich, o greis, du hast wohlziemende worte geredet;
Aber ein heftiger schmerz durchdringt mir die tiefe des herzens !
Bektor sagt ja dereinst in des troischen Volkes versanimlung :
Tydeus söhn ist bange vor mir zu den schüfen geflohen!
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ACHTER GESANG. 195
Also troxt er hinfort ; 'dann reifse sich weit- mir die erd' auf! 150
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor:
Wehe mir, Tydeus söhn, des feurigen, welcherlei rede!
Denn wofern dich Hektor auch feig* einst nennet und kraftlos»
Niemals glauben ihm doch die Troer und Dardanionen,
Oder die fraun der Troer, der schildgewapneten Streiter, 155
Welchen umher in den staub die blühenden männer du strektest.
Also der greis , und wandte zur flucht die stampfenden rosse
Durch die Verfolgung zurük; nach stiirmeten Troer und Hektor,
Mit graunvollem geschrei, und schütteten herbe geschosse.
Aber es rief lauttönend der heim umflatterte Hektor; 160
Tydeus söhn, dich ehrten die reisigen beiden Achaia's
Hoch an siz , und an fleische des mahls , und gePülleten bechern.
Künftig verachten sie dich; wie ein weib erscheinest du jezo !
Fort, du zagendes mädchen! denn nie, mich tapfer verdrängend.
Steigst du hinan die mauren von Ilios, oder entführest 165
Uns die weiber im schif; nein, dir erst send' ich den Dämon! ^
Jener sprachs ; da erwog mit wankendem sinn Diomedes ,
Ob er die ross' umlenkt', und kühn eritgegen ihm kämpfte.
Dreimai sann er umher in des herzens geist ui^d empfindung;
Dreimal scholl vom Ida das donnergetön des Kronion, 170
Troja*s Volk ankündend der Schlacht umwechselnden siegsruhn}*
Hektor aber gebot mit hallendem rufe den Troern:
Troer, und Lykier ihr, und Dardaner, kämpfer der nähe.
Seid nun männer , o freund' , und gedenkt einstürmender abwehr !
Denn ich erkenne, wie Mir voll huld zuwinkte Kronion i'jj
Sieg und erhabenen rühm, dpch schmach den Achaiern und unheil.
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196 ILIAS.
"Thörichte , die sich nunit\ehr xum schaz aussannen die mauer ,
Welche so schwach und venichtlich , so nichts vor meiner gewalt ist !
Denn mir springen die rosse mit leichtigkcit über den graben !
Aber sobald ich dort den gebogenen schiffen genahet t t8o
Dann gedenke man wohl für brennendes feuer zu sorgen;
Dafs ich die schifF* anzünde mit glut, und sie selber ermorde,
Atgos söhn' um die schiffie , betäubt im dampfe des brandes !
Also der held; und die ross' ermahnet' er, laut ausrufend s
Xanthos, und Du, Podargos, und mutiger Lampos, und Athon, 185
Jezt die reichliche pflege vergeltet mir, welche mit Sorgfalt
I
Euch Andromache gab, des hohen Eetion tochter;
Da sie zuerst vor euch den lieblichen weizen geschüttet*
Auch des weines gemischt , nach herzenswunsche zu trinken ,
Eher denn mir, der doch ihr blühender gatte sich rühmet! 190
Auf denn , mit grofser gewalt , und verfolget sie : dafs wir erobern
Nestors stralendcn schild, dcfs rühm nun reichet zum himmel,
Ganz sei lauteres gold das gewölb', und die Stangen des Schildes ;
Auch von der schulter herab dem reisigen held Diomedes
Jenen künstlichen hämisch, den selbst Hefästos geschmiedet! 195
^Vürd' uns solches ein raub, dann hoft' ich wohl, die Achaier
Möchten die nacht noch steigen in leichthinsegelnde schiffe!
Also jauchzet' er laut; da zürnt' ihm die herscherin Here,
Regte «ich heftig im thron , und erschütterte weit den Olympos.
Drauf zu Poseidaon , dem mächtigen gotte , begann sie : aoo
O du Gestaderschüttrer , gewaltiger, wenden auch Dir nicht
Argps sinkende schaaren das herz im busen zu mitleid?
Bringen sie doch gen Agä und Helikc dir der geichenkc
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ACHTER GESANG, 197
Viel', und erfreuende stets I O gönne du ihnen den sieg nun!
Denn wenn wir nur wollten , der Danaer sämtliche helfer , aqs
Troja's volk Wegdrängen ^ und Xeus dem donneret steuern;
Traun bald {afs- er daselbst sich einsam härmend auf Ida!
Unmutsvoll nun begann der erderschüttrer Poseidon ;
Welch ein wort, o Here, verwegene, hast du geredet!
Nimmermehr verlang' ich mit Zeus Kronion zu kämpfen, 210
Ich und die anderen hier; denn Er ist xnächtig vor allen!
Also redeten jen' im wcchselgespräch mit einander^
Dort, SQ viM von d^n schiffen zum wall und graben sich ausdehnt,
Voll war alles von rossen und schildgewapneten männcrn ,
Dichtgedningt; denn es drängte , dem stürmenden Ares vergleichbar ,
HektQr, Priamos «ohn, nachdem Zeus rühm ihm gewähret^ 216
Und nun hätt* ?r verbrapnt in lodernder flamme die schiffe.
Wenn nicht Her? sogleich aufregte das herz Agamemnons,
Welcher auch selbst üineilte, die Danaer schnell zu ermuntern.
Schleunig ^ng er hiqab d^r Danaer schiiT und gezelte, TM
Haltend in nervichter hand den grofsen purpurnen mantel;
Und er betrat des Qdyss^us gewaltiges dunkeles meerschif, ^•
Welches die naitt' einnahm; dafs beiderseits sie vernähmen.
Dort zvi Ajas gezelten hinab ^ des Telampniden,
Dort zu des Pcleionen^ die b^id* an den enden ihr schifheer 225
Aufgestellt, hochtrozend auf mut und stärke der bände.
Laut nun scholl sein durchdringender ruf in das heer der Achaier:
Schande doch, Argosvolk, ihr veru^orfenen , treflich an bildung !
Wo ist jezo der rühm, da wir uns tapfere priesen?
W^o, was einst in Lemnoj-mit nichtiger red' ihr gepralet,. 230
198 ILIAS*
Schmausend das viele fleisch der hochgehörneten rinder,
Und ausleerend die kriige, zum rand mit weine gefiillet?
Gegen hundert der Troer, ja gar zweihundert, vermafs sich
Jeder im kämpfe zu stehn ! Jezt gehen wir nichts vor dem Einen
Hektor, der bald die schiffe verbrennt in loderndem feucr! 235
,Hast du, o vater Zeus, je einen gewaltigen könig
So beladen mit fluch, und des herlichen ruhms ihn beraubet?
Niemals ging ich ja doch' vor deinem prangenden altar
Im vielrudrigen schiffe vorbei, herwandernd in unglük;
Nein auf allen verbrannt' ich der stiere fett und die schenke! , 240
Sehnsuchtsvoll zu vertilgen die festummauerte Troja.
Aber, o leus, gewähre mir doch nur dieses verlangen:
Lafs uns wenigstens selber errettet sein und entfliehen;
Nicht lafs so hinsinken vor Troja's macht die Achaier!
Also rief er bethränt; voll mitleids schaut' ihn der vater; 243
Und er winkt' ihm errettung der Danaer, nicht ihr verderben.
Schnell den adler entsandt' er, die edelste Vorbedeutung;
Dieser trug in den klauen ein kind der flüchtigen hindin ,
Und vor leus altar, den prangenden, warf er das hir&chkalb»
Wo dtm enthüllenden Zeus .die Danaer pflegten zu opfern. 250
Jene, sobald sie gesehn, wie von Zeus herschwebte der vogel ,
Drangen gestärkt in der Troer gewühl , und entbrannten vor Streitlust.
Jezo rühmte sich keiner, so viel auch Danaer waren,
Dafs vor Tydeus söhn er gelenkt die hurtigen rosse.
Vorgesprengt aus dem graben , und kühn entgegen gekämpfet; 255
Weit vor allen erschlug er zuerst den gerüsteten Troer,
'nions söhn Agelaos, der bang' umwandte die ross^Ic
Achter gesang. 199
Doch dem gewendeten stiefs der Tydeide den Speer in den rucken ,
Zwischen der schulterbucht » dafs vorn aus dem busen er vordrang ;
Und er entsank dem geschirr , und es rasseken um ihn die'wafFen.
Nach Ihm drangen voran Agamemnon und Menelaos; 261
Diesen zunächst die Ajas, mit troz und stärke gerüstet;
Dann Idomeneus selbst, und Idomeneus kriegesgenofs auch,
Held Meriones, gleich dem männermordenden Ares;
Auch Eurypylos dann, der glänzende söhn des Euämon; 265
Teukros auch kam der neunte, gespannt den schnellenden bogen,
Hinter des Ajas Schilde gestellt, des Telamoniden:
Oft dafc Ajas den schild ihm hinweghob; aber der held dort
Schaut' umher, und sobald sein todesgeschofs im getümmel
Traf, dann taumelte jener dahin, sein leben verhauchend; 2^0
Doch er eilte zurük, wie ein kind an die mutter sich schmieget.
Nah an Ajas gedrängt , der mit stralendem schild' ihn bedekte.
Welchen der Troer zuerst traf jezt der untadliche Teukros ?
Erst den Or&ilochos traf er, und Ormenos, auch Ofelestes,
Dätor und Chromios auch , und den göttlichen held Lykofontes , 275
Auch Polyämons söhn Hamopaon, auch Melanippos:
Alle sie strekt' er gehäuft zur nahrungsprossenden erde.
Ihn nun sah mit freude der völkerfüfst Agamemnon,
Wie er mit starkem geschosse die schlachtreihn tilgte den Troern;
Nahe trat er hinan, und sprach zu jenem die wortei 28«
Teukros, edeler freund, Telamonier, völkergebifter,
Trif so fort, und werde der Danaer licht, und des vatcrs
Telamon auch , ^er in liebe dich nähiete , als du ein kind warst^
Und, der dienerin söhn, dich pflegt' in eigener wphnung :
aoo ILIAS.
Ihn 9 den entfemeten nun, erhebe zu gläniendem rühme! 28s
Denn ich verkündige dir, und das wird wahrlich vollendet.
Wenn mir etwa gewährt der donnerer Xeus und Athene ,
Ilios auszutilgen y die Stadt voll prangender häuser;
Dann nach mir selber zuerst verleih' ich ein ehrengeschenk Dir:
Ob es ein dreifufs sei , ob ein doppelgespann mit dem wagen, 290
Oder ein blühendes weih, das dir dein lager besteige.
Rasch antwortete jenem darauf der untadliche Teukros:
Atreus söhn, ruhmvoller, warum, da ich selber ja strebe t
Mahnest du mich? Nichts wahrlich, so viel die kraft nur gewähret,
Tauder* ich; sondern seitdem gen Ilios jene wir drängen, 295
Hab* ich feindliche männer mit zielendem bogen getödtct.
Acht schon hab' ich versendet der lang vorblinkenden pfeile.
Und sie hafteten all* in streitbarer Jünglinge leibern.
Nur nicht jenen vermag ich, den wütenden hund, zu erreichen!
' Sprachs, und sandt' ein andres geschofs von der senne des bogens ,
Grad' auf Hektor dahin, mit herzlichem wünsch ihn zu treffen, 301
Und er verfehlt* ihn zwar ; doch den edlen Gorgythion traf er ,
Priamos tapferen söhn, die brüst mit dem pfeile durchbohrend:
Welchen ein nebcnwcib, aus Asyme gewählt, ihm geholfen,
Kastianeira die schön*, an gcstalt göttinnen vergleichbar« 305
So wie der mohn zur seite das haupt neigt, welcher im garten
Steht, von wuchs belastet, und regenschauer des frühlings:
Also neigt' er zur seite d^ haupt, vo^i helme beschweret,
Teukros sandt' ein andres geschofs von der senne des bogens,
Grad' auf Hektor dahin , mit herzlichem wünsch ihn zu treffen, 310
Aber auch jezt veifehh' er ; denn seitwärts tif^^Js^^^s» ApoUon.
ACHTER GESANG. 201
Archeptolcmos nur, dem mutigen lenker des Hektor,
Als er Sprengt' in die schlachte durchschofs er die bru&t an der warze;
Und er entsank dem geschirr, und zuTÜk ihiii zukten die rosse,
Fliegendes hufs; ihn aber verliefs dort ödem und stärke, 315
Hektars seele durchdrang der bittere schmerz um den lenker;
Doch ihn liefs er daselbst, wie sehr er traurte des freundes.
Schnell dann hiefs ^r den bruder Kebriones, der ihm genaht war.
Nehmen der rosse gezäum ; und nicht unwillig gehorcht' er. ^
Aber er selbst entschwang sich dem glänzenden scssel des wagens, ßTo
Mit graunvpllem geschrei, und fafst'in der rechten den feldstein.
Drang dann grad* auf Teukros, in heifser begier ihn zu treffen.
Jener hatt* aus dem köcher ^in herbes geschofs sich gewählet ,
l'nd auf die senne gefügt ; da traf der gewaltige Hektor »
Als er die senn* anzo^, ihn am Schlüsselbein auf die achsel, 325
Iwisch^n hals' und brüst, wo tiidli^h^r ist die Verwundung;
Dort den strebenden traf er mit zacl^igern stein des gefildes,
Und zerrifs ihm die senn'; es erstarrte die hand an dem knöchel,
Ind er entsank hinknieend , es gUtt aus der hand ihm der bogen.
Doch nicht Ajas vergafs des hingesunkenen bruders , 330
Sondern umging ihn in eile, mit mächtigem Schilde bedeckend.
Schnell dann bükten sich her zween auserwählte genossen,
Echios söhn Mekisteus zugleich > und der edle Alastor,
Die zu den räumigen schiffen den schwer aufstöhnenden trugen.
Wieder erhob die Troer mit mut der olympische könig. 335
Grade zurük an den graben verdrängeten sie die Achaier;
Hektor drang mit den ersten voran , wutfunkelndes blickes.
So wie ein hund den eher des bergwalds , oder den löwen gle
ao2 ILIAS^
Im nachrennen erhascht, den hurtigen fiifsen vertrauend,
Hinten an hüft* und Icnd*, und stets des gewendeten achtet: 340
Also verfolgt' izt Hektor die hauptutnlokten Achaier,
Immerdar hinstreckend den äufsersten; und sie entflohen.
Aber nachdem sie die pfähle hindurch und den graben geeilet,
Fliehendes laufs, und mancher gestürzt vor den händen der Troer;
Jezo hemmeten jene sich dort bei den schiffen beharrend, 345
Und ermahnten einander; und rings mit erhobenen händen
Betete laut ein jeder zu allen unsterblichen göttern.
Hektor tummelt* umher das gespann schönmähniger rosse ,
Grafs wie die Gorgo an blik, und der männermordende Ares.
Jene sah mit erbarmen die lilienarmige Herc; 350
Schnell zur Athene darauf die geflügelten worte begann sie:
Weh mir, o tochter Xeus^, des donnerersi wollen wir noch nicht
Retten das sterbende volk der Danaer, auch nur zulezt noch?
Die nun wohl, ihr böses geschik vollendend, verschwinden,
Unter des Einen gewalt! Da wütet er ganz unerträglich, 355
Hektor, Priamos söhn: und viel schon that er des freveis!
Drauf antwortete Zeus blauäugige tochter Athene:
Bald schon hätte mir dieser den mut und die seele verloren,
Unter der hand der Argeier vertilgt im heimischen lande;
Aber es tobt mein vater mit nicht wohlwollendem herzen, 360
Grausam, stets unbillig, und jeden entschlufs mir vereitelnd.
Nicht ja gedenkt er mir dessen, wie oft vordem ich den sehn ihm
Rettete, wann er gequält von Eurystheus kämpfen sich härmte.
Auf zum himmel weinte der duldende ; aber es sandt' ihm
Mich zur helfcrin schnell von des himmels höhe Kronion. 36^
ACHTER GESANG. 103
Hatt' ich doch dieses xuvor im spähenden geist^ geschauet,
Als er hinab zu Ais verriegelten thoren ihn sandte,
Dafs er vom Erebos brächte den hund des graulichen Ais!
Niemals war' er entronnen dem stygi&chen ström des entsezens!
Nun bin Ich ihm verhafct; doch den nith der Thetis vollzog er, 3']o
Welche die knie* ihm geherzt, und das kinn mit den bänden berühret ,
Flehend, dafs rühm er gewähre dem städteverwiister Achilleus.
Aber er nennt mich einmal blauäugiges töchterchen wieder!
Auf, und schirr' uns sofort das gespann starkhufiger rosse;
Weil ich selbst, in den saal des ägiserschütternden vaters 375
Gehend, zum kämpf anlege die rÜ6tungen: dafs ich erkerine,
Ob uns Priamos söhn, der helmumflatterte Hektor,
Froh sein wird, wenn ich plözlich erschein' in den pfaden des treffens,
rraun wohl mancher der Troer wird sättigen hund* und gevögel
Seines fettes und tleisches, gestrekt bei den schiffen Achaias! 380
Sprachs; und willig gehorcht* ihr die lilienarmige Here.
Jene nun eilt* anschirrend die goldgezügelien rosse,
Hcre, die heilige gottin, erzeugt vom gewaltigen Kronos.
Aber Pallas Athene, des Agiserschiittercrs tochter,
Liefs hingleiten das feine gewand im gemache des vaters, 38^
Buntgewirkt, das sie selber mit künstlicher band sich bereitet.
Drauf in den panzer gehüllt des schwarzumwölkren Kronion,
Ndhm sie das waffengcräth zur thränenbringenden feldsch lacht.
Jext in den flammenden wagen erhub sie sich; nahm dann die lanze.
Schwer und grofs und gediegen , womit sie die schaaren der beiden 390
Bündiget, welchen sie zürnt, die tochter des schreklichen vaiers.
Hcre beflügelte nun mit geschwungener geifsel 4|]Siz^^(§DOgIe
104 l L I A St
Und auf krachte von selbst des hlmmels thor , das die Hoien
Hüteten, welchen der himmel vertraut ward, und der Olympos
Dafs &ie die hüllende wölk* izt öfneten, jezo verschlöbeiu i
Dort nun lenkten sie durch die leichtgesporneten rosse.
Aber da Zeus von^ Ida sie schauete , heftig ergrimmt' er ;
Und zu verkündigen sandt' er die goldgeflügelte Iris:
Eile mir, hurtige Iris, und wende sie, ehe daher si^
Kommen ; denn unsanft möchten im jcampf wir einander begegnen ! i
Denn ich verkündige dir, und das wird wahrlich vollendet.
Lähmen werd' ich jenen die hurtigen ross* an dem wagen,
Stürzen sie selbst vom sessel beigab « und den wagen zerschmette
Nicht auch einmal in zehn dmroUender jähre Vollendung
Würden die wunden geheilt, womit mein stral sie gezeichnet: i
Dafs mir erkenn' Athens den schr^klichen kämpf mit dem vatc
Weniger reiu mii[ Here d^n Mnmut, oder den zorn auf;
Stets j^ \yar sie gewohnt, dab sie einbracht W^f ich beschlossei
Jener sprachs; doch Iris, die windschnell eilende botin,
Schwang sich vom Idag^birg' einher zupi grofsen Olympos. i
Jezt am vorderen thore des vielgebognen Olympos
Hielt sie die kommenden an, ynd sprach die worte Kronions:
Sagt mir, wohin so geeilt? was wütet das herz euch im bus<
Nicht verstattet ^uch Zeus, dein Danaervolke zu helfem
Denn so droht' euch jezo der donner^r, wo er ^ ausführt; *
Lähmen werd' er euch beiden di^ hurtigen ross' an dem wagen
Stürzen euch selbst vom sessel herab, und den wagen zerschmette
Nicht auch einmal in zehn ümroUender jähre Vollendung
Würden die wunden geheilt, womit sem sür^gj^ch gezeichnet:
ACHTER GESANG. 105
his du erkennst, Athene, den schreklichen kämpf mit dem Vater» 420
Veniger reixt ihm Here den unmut, oder den xorn auf;
cets ja war sie gewohnt» dafs sie einbrach» was er beschlossen.
Iber, entsexliche du, schamloseste, wenn du in Wahrheit
Vagst j xum kämpfe mit Zeus den gewaltigen Speer xu erheben!
Also sprach , und enteilte die leichthinschwebendc, Iris. 425
Ibcr Htrc begann , und sprach xu Pallas Athene :
Weh mir, o tochter Zeus, des donnerers' länger fiirwahr nicht
-ass* ich geschehn , dafs wir Zeus um sterbliche menschen bekämpfen !
•lag ein anderer sinken in statib , und ein anderer leben ,
Welchen es trift ! Doch jener , nach eigenem rathe beschliefsertd » 430
lichte den streit der Troer und Danaer, wie es ihm ansteht!
Sprachs» und lenkte xurük das gespann starkhufiger rosse.
fort nun lösten die Hören die schön gemähneten rosse ;
►lese banden sie fert, xu ambrosischen krippen geführet,
Itellten darauf den wagen empor an schimmernde wände. 435
|cnc selbst danti sexten auf goldene sessel sich nieder,
Jnter die andereti götter, das herx voll grofser betriibnis.
Zeus vom Ida daher, im schöngeräderten wagen,
fricb zum Olympos die ross* , und kam xu der götter Versammlung,
hm nun loste die rosse der erderschüttrer Poseidon, 440
lub xum geitell den wagen empor, und umhüllt' ihn mit leinwand.
ir, dem goldenen throne genaht, der ordner der weit Zeus,
icite sich; unter dem gang* erbebten die höhn des Olympos.
[ene, getrennt von Zeus und allein, Athenä^ und Here,
lafsen, und wägeten nichts xu verkündigen, oder xu fragen. 445
Vber er selbst vemafajm es in seinem geist, und begann so;
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2o6 ILIAS*
Warum seid ihr also betrübt, Athenäa und {^ere?
Nicht fehr lange bemüht' euch die männerehrende feldichlacht,
Troja's volk zu verderben , das heftigen groll euch erregt hat !
Alle, so weit Ich rag*. an gewalt und unnahbaren banden, 4;
Möchten mich nicht abwehren , die ewigen auf dem Olympos !
Doch Euch bebten ja eher vor angst die reizenden glieder,
Eh ihr den krieg nur ge!>ehn, und die schreklichen thaten des krieg
Denn ich verkündige nun, und traun, das wäre vollendet!
Nimmer in eurem geschirre, vom schlag der donner verwundet, 4
Wärt ihr gekehrt zum Olympos, dem siz der unsterblichen gört(
Also Zeus; da murrten geheim Athenäa urtd Here.
Nahe sich safsen sie dort, nur unheil sinnend den Troern.
Athenäa nunmehr schwieg still, und redete gar nichts,
Eifernd dem vater Zeus, und ihr tobte das herz in erbittrung. i
Here nur konnte den zorn nicht bändigen, sondern begann so:
Welch ein wort, Kronioh, du schreklicher , hast du geredet
Wohl ja erkennen auch wir, wie an macht unbezwinglich du walt
Aber es jammern uns der Danaer streitbare völker.
Die nun wohl, ihr böses geschik vollendend, verschwinden. <
Dennoch enthalten wir uns der befehdungen, wenn du gebieten
Kath nur wollen, wir geben den Danaein , welcher gedeihe ,
Dafs nicht all' hinschwinden vor deinem gewalrigen zorne.
Ihr antwortete drauf der herscher im donnergewölk Xeus:
Morgen gewifs noch mehr , du hoheitblickende Here ,
Wirst du schaun, so du willst, den überstarken Kronion
Tilgen ein grofses beer von Achaia's lanzengeübten.
Denn nkht ruhn soll eher vom streit der gewaltige Hektor,
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ACHTER GESANG. 307
Eh sich erhebt bei den schiffen der mutige renner Achiileus,
Jenes tags, wann dort sie zusammengedrängt um die Steuer 475
Kämpfen in schreklicher eng', um den hingesunknen Patroklos.
Also sprach das Verhängnis ! Doch dein , der zürnenden , acht' ich
Nichts, und ob du im zorn an die äuisersten enden entflöhest
Alles lands und des meers , wo läpetos druntf n und Kronos
Siien, von Helios nie, dem leuchtenden söhn Hyperions, 480
Noch von winden erfreut; denn tief ist der Tartaros ringsum!
Nein, ob auch dorthinschweifend du wandertest, nicht um ein wenig
Acht' ich der tobenden doch; weil nichts schamloser denn Du ist!
Sprachs; ihm erwiederte nichts die lilienarmige Here.
Doch zum Ok^anos sank des Helios leuchtende fackel, 485
Ziehend die dunkele nacht auf die nahrungsprossende erde.
iUngem sahn die Troer das tauchende licht; doch erfreulich
Kam, und herzlich erwünscht, die finstere nacht den Achaiern.
j6zo berief die Troer zum rath der stralende Hektor,
Abwärts dort von den schiffen zum wirbelnden ströme sie führend, 490
Wo noch rein das gefild' aus umliegenden leichen hervorschien.
Alle sie traten vom wagen zur erd', und hörten die rede,
Die nun Hektor begann, der göttliche. Sieh, in der rechten
Trug er den speer, eilf eilen an läng'; und vorn an dem Schafte
filinkte die eherne schärf, umlegt mit goldenem ringe; 49S
Hierauf lehnte sich jener, und sprach die geflügelten worte:
Hört mein wort, ihr Troer., ihr Dardaner, und ihr genossen.
Traun, ich hoft', ein verderber der schiff' und aller Achaier,
Jezo heimzukehren zu Ilios luftigen höhen;
Doch uns ereUte die nacht, die jezt am meisten gerettet 500
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20g . ILIAS^
Argos Volk und die schiff' am wogenschlage des meeres.
Aber wohlan, jczt wollen der finsteren nacht wir gehorchen.
Und uns rüsten das mahl. Die schöngemähneten rosse
Löst aus dem joch der geschirr*, und reicht vorschüttend das futtci.
Doch uns führt aus der Stadt homvieh und gemästetes kleinvieh 505
Eilig daher ; auch wein , den herxerfreuenden , bringt uns
Reichlich, und brot aus den häusem, und holz auch leset in menge:
Dafs wir die ganze nacht bis zum dämmernden Schimmer der Eoj
Feuer brennen durchs heer, und der glänz aufsteige zum himmel;
Dafs nicht gar im finstem die hauptumlokten Achaier 510
Uns zu cntfliehn versuchen auf weitem rücken des meeres,
Wenigstens nicht in mufse die schiff' und ruhig betreten;
Nein, dafs mancher von jenen daheim die wunde des pfeilcs
Oder des scharfen speers sich lindere, die ihn ereilte,
Als er ins schif einsprang; damit auch andere schaudern, 515
Gegen die reisigen Troer das weh zu tragen des krieges.
Lafst durch die Stadt herolde, die lieblinge Zeus, ausrufen,
Dafs vollblühende knaben und grau schon werdende mannet
Rings um die Stadt sich lagern , auf gottgebaueten thürmen.
Aber die zarten fraun , umher in den Wohnungen jede, 52c
Brennen ein mächtiges feuer; und wachsame hut sei beständig:
Dafs nicht schlau einbreche der feind, da die krieger entfernt sincl.
Also seis, wie ich red*, ihr edelmütigen Troer;
Und gesagt ist das wort, das jezt ich heilsam geachtet.
Morgen werd* ich das andre den reisigen Troern verkünden.^ 52«
Flehend wünsch' ich, und hoffe zu Zeus und den anderen göttern,
Endlich hinweg7;utreiben die wütenden hunde des schiksals,
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ACHTER GESANG, . «09
Welche das schiksal um auf dunkelen schifFen gebracht liat.
Auf, wir wollen die liacht aufinerksam hüten des heeres;
Frühe sodann vor morgen, mit ehernen waiFen gerüstet, 53a
Gegen die räumigen schiff' erheben wir stürmenden angrif.
Dann will kh sehn , ob Tydeus gewalriger söhn Diomedes
Mich von den schiifen xur mauer hinwegdrangt, oder ich selbst ihn
Tödte mit meinem erx , und blutige waffen erbeute.
Morgen zeig' uns der held die tapferkeit, ob er vor meiner 535
Nahenden lanze besteht. Doch unter den vordersten, mein' ich, .
Sinkt er dem stoise der band , und viel umher der genossen ,
Wann uns Helios morgen emporstralt. O so gewils nur
Möcht' ich unsterblich sein, und blühn in ewiger jugend»
Ehrenvoll^ wie geehrt wird Athene selbst und ApoUon: 540
Als der kommende tag ein unheil bringt den Argeiern !
Also redete Hektor; und beifall rauschten die Troer* ^ -
Sie nun lösten die rosse, die schäumenden unter dem joche,
Banden sie dann mit riemen, am eigenen wagen ein jeder. '
Und man fuhrt* aus der Stadt hornvieh und gemästetes kleinvieh 545
Eilig daher; auch wein, den herxerfreuendcn , trug man
Reichlich, und brot aus den häusern, und holz auch las man in menge.
Und man brachte den gÖttem vollkommene festhekatomben.
Opferduft vom gefild' erhüben die wind' in den himmel,
Siifses geruchs: doch nahmen ihn nicht die seligen göder^ 550
Abgeneigt; denn verhafst war die heilige Ilios jenen,
Priamos selbst, und das volk des lanzenkundigen königs.
Sie dort, mutig und stolz, in des kriegs abtheiluhgen rastend »
Saisen die ganze nacht; und es loderten häufige feuer*
Homers Ilias. I. Band. Digi@dbyGoOgle
iiö 1LIA5. ACHTER GESANG.
Wie wenn hoch am himmel die stern' um den leuchtenden mond her 555
Scheinen in herlichem glänz, wann windstill ruhet der äther;
Hell sind alle die warten der berg', und die zackigen gipfel,
Thäler auch ; aber am himmel eröfhet sich endlos der äther ;
Air auch schaut man die stem'; und herzlich freut sich der hirte:
So viel , zwischen des Xanthos gestad* und den schiffen Achaia'«, 560
Loderten, weit limstralend Vor Ilios, feuer der Troer.
Tausend feuer im feld' entflammten sie; aber an jedem
Safsen fünfzig der männer, im glänz des lodernden feuess.
Doch die rosse, mit speit und gelblicher gerste genähret.
Standen bei ihrem geschirr, die goldene früh* erwartend* 56 j
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I L I A S.
NEUNTER GESANa
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INHALT.
Agamemnon biruft düfUrsten, und räth zur flucht. Diomi^
des und Nestor wider stehn* fTache am graben. Die fürsten,
von Agamemnon bewirtet 9 rathschlagen. Auf Nestors rath sen^
det Agamemnon f den Achilleus ;su versöhnen f den Fönix, Ajas
Telamons söhn, und Odgsseusw mit zween herolden. Achilleus
empfängt sie^gaistfrei, aber verwirft die antrage, und behält den
Fönix zurük. Die anderen bringen die antwort in Agamemnons
zeit, Diomedes ermahnt zur beharrlichkeit , und man geht zur
ruhe.
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/
I l. I A S.
NEUNTER GESANa
i3o dort wachten die Troer vor Ilio*. Doch die Achaier
Ängstete grauliche flucht, des starrenden Schreckens genossin;
Und unduldsamer schmerz durchxukte die tapfersten alle.
Wie zween wind' aufregen des meers fischwimmelnde fluten»
Nord und sausender west, die bdd' aus Thrakia herwehn, 5
Kommend in schleuniger wut; und sogleich nun dunkele wallung
Hoch sich erhebt , und sie häufig ans land. ausschütten das meergras :
Also zeriils unruhe das herz der edlen Achaier.
Atreus söhn t in der seele von heftigem grame verwundet , .
Wandelt' umher , herolden von tönender summe gebietend , ip
Namentlich jeglichen mann zur rathsversammlung zu rufen,
Doch nicht laut; auch selbst arbeitet' er unter den ersten.
Jezo sausen im rath die bekümmerten; und Agamemnon
Stand voll thränen empor, der finsteren quelle vergleichbar,
dby Google
Digitized b
ai4 ILIAS^
Die aus jaKeih geHipp vorgeufst ihr dunkles gcwässcr. 15
Also schwer aufseufzend vor i^rgos söhnen begann er:
Freunde, des volks von Argos erhabene fursten und pfleger.
Hart hat Xeus der Kronid* in schwere schuld mich verstricket!
Grausamer! welcher mir einst mit gnädigem winke gelobet, .
Heimzugehn ein vertilger der festummauerten Troja. oo
Aber verderblichen trug bescWofs er jexo,'und heilst mich
Ruhmlos kehren gen Argos, nachdem viel volks mir dahinstarb.
Also gePällts nun wohl dem hocherhabnpn Kronion ,
Der schon vielen Städten das haupt zu boden geschmettert ,
Und noch schmettern es wird ; denn sein ist siegende allmacht. 25
Auf demnach, wie ich rede das wort, so gehorchet mir alle;
Lafst uns fliehii in den schiffen zum lieben lande der väter:
Nie cifobem wir doch die weitdurchwanderte Troja !
Jener sprachs ; doch alle verstummten umher, und schwiegen.
Lange safsen verstumörntdie bekümmerten männör Achaia's. 30
Endlich i»gaTin vor ihnen der röfer im streit Diomedes :
A^reisrsusolin., gleich tnufs ich dsts diörichte weit dir bestreiten.
Wie es^risührt, o konig, im rath. Du zürne mir defs nicht.
Xwar mir schmähtest du }üngst die tapferkeit vor den Achaiern,
Mutlos* sei ich mid ganz unkriegerisch ; aber das alles 55
%Vissen Achaia's söhne , -die Jünglinge so wie die greise*
Dir ja -gab nur eines der S€hr. des verborgenen ^Krönos:
Nur mit dem zepter der macht geehrt zu wefrden vor allen;
Doch nicht tapferkeit gab er , die edelste istärke 'der menschen !
Seltsamer, wie? du glaubtest im ernst, die nünner Achaia's 40
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NEUNTER GESANG. MS
Wären so gar unkriegrisch und mutlos, wie du geredet?
Wenn dir selber das herz so eiferig drängt nach der heimkehr,
Wandere! frei ist der weg, und nahe die schiff' an dem meexstrand
Aufgestellt, die in menge dir hergefolgt von Mykene,
Aber die andern bleiben , die hauptumlokten Achaier , 45
Bis wir zersti)rt die vest^ des Priamo«! Wollen auch jene,
Lafs sie entfliehn in den schiffen z^m lieben lande der vater !
Ich und Sthenelos dann, wir kämpfen den kämpf, bis wir endlich
Ilios schiksal erreicht; denn mit gottheit kamen wir hieher!
Ako der held ; ihm jauchzten ge^mt die männer Achaia's, .50
Hoch da^ wort anstaunend von Tydeus söhn Diomedes.
Jezo erstand vor ihnen und sprach der reifi^ige Nestor;
Tydeus söhn , wohl bist du der tapferste krieger im Schlachtfeld,
Auch im rath erscheinst dp von deinem alter der beste.
Keiner mag dir tadeln das wort, von allen Achaiem, 55
Noch entgegen dir reden ; nur blieb ungeendet das wort dir.
Zwar auch bist du ein jiingling, und kanntest sogar mein söhn sein,
Selber der jüngst' an geburt; doch lauter verständiges sprichst du
Unter den fursten des heers, da der sache gemäfs du geredet.
Auf, ich selber demnach, der höherer jähre sich rühmet, €0
Will ausreden das w^tt und endigen; schwerlich auch wird mir
' Einer die rede verschmahn, auch nicht Agamemnon der herscher.
Ohne geschlecht und gesez , ohn* eigenen heerd ist jener ,
Wer des heimischen kriegs sich erfreut, des entsezlichen Scheusals!
Aber wohlan , jezt wollen der finsteren nacht wir gehorchen , • 65
Und uns rüsten das mahl. Doch die sämtlichen hüter der schaaren
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ai6 ILIAS^
Gehn hinaus I und lagern am graben sich, ausser der mauer.
Solches befehl* ich jezo den Jünglingen. Aber du führ' uns^
Atreus söhn, ins gezelt; denn Pu bist obergebieter.
Gieb den geehrten ein mahl ; dir gleich ist solches, nicht ungleich. "70
Voll sind dir die gezelte des weins, den der Danaer schiffe
Täglich aus Thrakia her auf weitem meere dir bringen ;
Dir ist jeder bewirtung genug, der du vieles beherschest.
Sind dann viele gesellt, so gehorch' ihm, welcher den besten
Rath zu rathen vermag; denn noth ist allen Achaiera *75
Kluger und heilsauner rath, da die feind' unferne den schiffen
Brennen der feuer so viel! Wer mag wohl dessen erfreut sein?
Diese nacht wird vertilgen das kriegsheer, oder erretten!
Also der greis; da hörten sie aufmerksam, und gehorchten«
Schnell zur hut enteilten gewapnete männer dem iager: 80
Dort um Nestors söhn, den hirten des volks Thrasymedes;
Dort um Askalafos her und lälmenos, söhne des Ares;
Auch um Meriones dort, und Deipyros, und um den edlen
Afareus, auch um Kreions erhabenen söhn Lykomedes.
Sieben geboten der hut; und jeglichem wandelten hundert Ss
junglinge nach, in den banden die ragenden Speere bewegend«
Zwischen dem graben umher und dem steinwall sezten sich jene ;
Dort entflammten sie fcuer, und rüsteten jeder die nachtkost. .
Atreus sbhn nun führte die edleren fursten Achaia's
Air ins gezelt , und empfing sie mit herzerfr^uendcm schmause. 90
Und $U erhoben die hande zum leckerbereiteten mahle»
Aber nachdem die begierde des tranks und der -speise gestillt war ;
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NEUNTER GESANG. . 217
Jezo begann der greis den entwurf zu ordnen 'in Weisheit ,
Nestor, der schon ehej mit treflichem rathe genüzet;
Dieser begann wohlmeinend , und redete vor der Versammlung : 95
Atreus söhn, ruhmvoller, du . völkerPiirst Agamenmon,
Dir soll beginnen das wort , dir endigen ; weil du so vielen
Völkern mächtig gebeutst , und Dir Zeus selber verliehn liat
Zepter zugleich und gesez , da£s aller wohl du berathest.
Dium ziemt Dirs vor allen, zu reden ein wort, und zu hören, 100
Auch zu vollziehn dem andern, wem sonst sein herz es gebietet,
Dafs er rede zum heil; denn Du entscheidest, was sein soll.
Aber ich selbst will sagen , wie mirs am heilsamsten diinket.
Deim kein anderer mag wohl besseren rath noch ersinnen.
Als mein herz ihn bewahrt, nicht vormals, oder anjezt auch, 105
Seit dem tag, da du , liebling des Xeus , die schöne Briseis
Aus dem gezek wegführtest dem riimenden Peleionen :
Nicht nach unserem sinne fürwahr ; denn ich habe mit grofsem
Inistc dich abgemahnt. Doch Du , hochherziges geistes ,
Hast den tapfersten mann, den selbst die unsterblichen ehrten , iio
^clunählich entehrt ; denn du nahmst das geschenk ihm. Aber auch jezo
Sinnt uii\)ter, wie wir etwa sein herz zur Versöhnung bewegen
Durdi gefällige gaben , und sanft einnehmende worte.
Ihm antwortete drauf der herscher des volks Agamemnon :
Crcis, nicht unwahr hast du den fehl mir jezo gerüget. 115
Ja idi fehlt*, und leugn' es auch nicht I Traun, vielen der völker
Gleicht an wenhe der mann , den Zeus im herzen sich auskohr :
*^ic nun jenen er ehrt', und niederschlug die Achaier^
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218 ILIAS.
Aber nachdem ich gefehlt., dem schädlichen sinne gehorchend ;
Will ich gerft es vergelten, und biet' unendliche stihnung. i2e
Allen umher nun will ich die herlichen gaben benennen:
Zehn talente des goldes; dazu dreifüfsiger kessel
Sieben, vom feuer noch rein , und iwanzig schimmernde becken;
«Auch zwölf mächtige rosse, gekrönt mit preisen des wetdaufs.
Wohl nicht dürftig wäre der mann, dem so vieles geworden, 125
Und nicht arm an schäxcn des hochgepriesenen goldes:
Als mir siegskleinode gebracht xlie stampfenden rosse!
Sieben weiber auch gel/ ich, untadliche, kundig der arbeit,
Lesbische, die, da er Le&bos, die blühende, selber erobert,
Irh mir eikohr, die an reiz der sterblichen töditer besiegten. 130
Diese ,nun geb* ich Ihm; es begleite sie., die ich hinwegnahm,
Brises tochter z^ugleich; und mit heiligem eide beschwör' ich,
Dafs ich nie ihr iager verunehrt, noch ihr genahet.
Wie in der menschengeschlecht der mann dem weibe sich nahet.
Dieses empfang' er alles sogleich. Doch geben die götter, 135
Dafs wir die mächtige Stadt des Priamos endlich erobern;
Reichlich soll er das schif mit gold und erx belasten,
Selbst einsteigend , wann einst wir Danaer theilen den iies^sraub.
Auch der troischen weiber erwähle sich zwanzig er selber,
Die nach Helena dort, der Argeicrin, prangen an Schönheit. 140
Wann zum achaiischen Argos , dem segenslande , wir heimziehn ;
Soll er mir cidam «ein , und ich ehr ihn gleich dem Orestes ,
Der mein einziger söhn aufblüht in freudiger fülle.
Drei sind mir der töchter in festgebauetcr wohnung:
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NEUNTER GESANG, 219
Deren wähl' er sich eine, Chiysöthemis , Ifianassa, 14J
Oder Laodike auch, und fuhr* er umsonst die erkohme
Heim in des Peleus haus; ich geh' ihm selber noch brautsch^z,
Reichliche!^ , mehr als je ein mann der tochter gegeben.
Sieben. geb' ich ihm dort der wohlbevölkerten Städte:
Enope, und Kardämyle^ auch , und die grasige Hire, 15«
Ferä, die heilige bürg, und die grünenden auen Antheias,
Auch Apeia die schön*, und Pedasos, fröhlich des Weinbaus.
Alle sind nah' am meere, begrenzt von der sandigen Pylos;
L'nd es bewohnen sie männer, an schafvieh reich, und an hornvieh:
Die ihn hoch mit geschenken, wie einen uiftterblichen , ehrten, 155
Und, vom zepter beherscht, ihm steuerten reichliche schazung.
Dieses vollend' ich jetiem, sobald er sich wendet vom zome.
Zähm' er sich! A'ides ist unbiegsam, und unversöhnlich;
Aber den sterblichen auch der verhafsteste unter den göttern. ,
Auch mir nachstehn sollt' er, so weit ich höher an macht bin, i6o
Und so weit ich älter an lebensjahren mich rühme.
Ihm antwortete diauf der gerenische reisige Nestor 1
Atreus söhn, ruhmvoller, dii völkerfürst Agamemnon,
flicht verächtliche gaben gewährst du dem herscher Achilleut.
Auf denn, erlesene männer entsenden wir, eilendes schritte! 165
Hinzugehn ins gefzelt des Peleiaden Achilleus.
Oder wohlan, ich selber erwähle sie; und. sie gehorchen.
Fönix gehe zuerst, der- liebling des Zeus, als führcr;
D^nn auch Ajas der grofse zugleich, und der edle Odysseüf.
Aber Hodios folg' und F.urybates ihnen als herold« i^o
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a2o ILIAS*
«
Spiengt nun mit wasser die händ\ und ermahnt zur stille der andacfat;
Dafs wir Zeus den Kroniden zuvor anfiehn um erbarmung.
Jener sprachs; und allen gefiel die rede des königs.
Eilend sprengten mit wasser die herold' ihnen die hände;
Jünglinge füllten sodann die kriige zum rand mit getränke, 175
Wandten von neuem sich rechts, und vertheileten allefa die becher.
Als sie des tranks nun gesprengt , und nach herz^nswunscne getrunken ;
Eilten sie aus dem gezelte von Atreus söhn Agamemnon.
Viel ermahnte sie noch der gerenische reisige Nestor,
Jeglichem mann zuwinkend, vor allen zumeist dem Odysseus, 180
Eiferig doch zu bereden*den heilichen Peleionen.
Beid' izt gingen am ufer des weitaufrauschenden meeres.
Beteten viel und gelobten dem erdumgiirter Poseidon,
Dafs sie doch leicht gewonnen den hohen sinn des Achilleus.
Als sie die zeit' und schüfe der Myrmidonen erreichten; 185
Fanden sie ihn, wie er labte sein herz mit der klingenden leier,
Schön und künstlich gewölbt, woran ein silberner Steg war;
Die aus der beut* er gewählt, da Eetions Stadt er vertilget:
Hiermit labt* er sein herz, und sang siegsthaten der m'anner.
Gegen ihn safs Patroklos allein, und harrete schweigend 190
Dort auf Aal^os enkel, bis seinen gesang er geendigt.
Jen* izt gingen daher, und voran der edle Odysseus, \
Nahten und standen vor ihm; bestürzt nun erhub sich Achilleus,
Samt der leier zugleich, verlassend den siz, wo er ruhte.
Auch. Patroklos erhub sich, sobald er schaute die männer. 195
Beid* an der hand anfassend, begann der renner Achilleus;
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NEUNTER GESANG» 121
Freude mit euch ! 'willkommen, ihr theueren ! Zwar ist gewifc noth !
Doch auch dem zürnetiden kommt ihr geliebt vor allen Achaiem.
Also sprach, und führte hinein, der edle Achilleus,
Seite sie dann auf sessel und teppichd , schimmernd von purpur. 200
Eilend sprach er daiauf zu Patroklos , der ihm genaht war :
Einen gtölseren krag, Menötios söhn, uns gestellet;'
Misch' auch stärkeren wein ,. und jeglichem reiche den becher ;
Denn die werthesten jiränner sind mir jezt unter dem obdach.
Jener sprachs ; da gehorchte dem freund sein trauter Patroklos. 205
Selbst nun stellt' er aie mächtige bank im giante des feuers,
Legte darauf den rücken der feisten zieg' und des schafes ,
Legt* auch des masucHweins Schulter darauf voll blühendes fettes«
Aber Automedon hielt, und es schnitt der edle Achilleus;
Wohl zerstükt' er das fleisch, und stekt' es. alles an spiefse. aio
Mächtige glut entflanomte Menötios göttlicher söhn izt.
Als nun die loh' ausbrannt*, und des feuers blume verwelkt war;
Breitet' et aus die kohlen , und richtete drüber die spiefse ,
Sprengte mit heiligem salz , und dreht' auf stüzenden gabeln.
Als er nunmehr es gebraten , und hin auf borde geschüttet ; 215
Theilte Patroklos das brot in schöngeflochtenen körben •
Rings um den dsch; und das fleisch venheilete selber Achilleus.
Selbst dann sab er entgegen dem göttergleidhen Odysseus,
Dort an der anderen wand, und gebot, dals Patroklos den göttera
Opferte; dieser gehorcht', und warf die erstling' ins feuer. 220
Und sie erhoben' die bände zum leckerbereiteten mahle.
Aber nachdem di^ begierde des trank« und der speise gesriUt war;
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aaa ILIAS*
Jett winkt' Aja^dem Fonix. Das sah der edle Odysscut,
Füllte mit wein den becher, und trank dem Peleiden mit handschlag:
Heil dir. Peletd'! an des mahies gemeinsamer fülle gebrichts nicht» 225
Weder dort im gexelt um Atreus söhn Agamemnon ,
Noch auch jexo alhier; denn genug des erfreuenden stehet
Hier lum schmaus: doch nicht nach lieblichem mahle verlangt uns ;
Sondern das grofse weh, du göttlicher, ringsum schauend 9
Xagen wir ! Jexo gilts , ob errettet sind , oder verloreh , ^30
Uns die "gebogenen schüfe, wo du nicht mit stärke dich gihtest!
Nahe den schüfen bereits und dem steinwall dröhn sie gelagert,
Troja's mutige söhn', und die femberufenen helfer.
Ringsum feuer entflammend durchs heer ; und es hemime sie, trozt man»
Nichts annoch , sich hinein in die dnnkelen schüfe zu stürzen. *" 235
Ihnen gewährt auch Zeus der Kronid' andeutungen rechtshin.
Sendend den stral ; doch Hektor , die funkelnden äugen voll mordlust.
Wütet daher, und vertrauend dem donnerer, achtet er nichts mehr»
Weder menschen noch gott; so treibt ihn der taumel des Wahnsinns,
Sehnlich wünscht er, dafs bald der heilige morgen erscheine; 040
Denn er verhelfst von den schiffen zu haun die prangenden schnäbel»
Sie dann selbst zu verbrennen in stürmender flamm', und zu morden
Argos söhn' um die schiffe, betäubt im dampfe des brandes.
Hierum sorg' ich im Herzen geängsdget, dafs ihm die drohung
Ganz vollenden die götter , und uns das sclaksal verhängt sei» 245
Hinzusterben in Troja , entfernt von der fruchtbaren Argos.
Aber wohlauf! wenn das herz dir gebeut, die männer Achaia'«
Jezt, auch spät, zu befrein aus der drängenden Troer getümmcL
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NEUNTER GESANG. 223
Siehe, dir selbst wird künftig es leid sein; aber vergebens
Sucht man geschehenem übel noch be&serung ; lieber zuvor nun 250
Sinn* umher, wie du fern^st den schreklichen tag der Ächaier.
Ach mein freund, wie sehr ermahnte dich Peleus der vater^
Jenes tags, da aus Ftia zu Atreus söhn er dich sandtet
Lieber söhn, siegsstärke wird dir Athenäa und Hetc
Geben , wenns ihnen gePallt; nur den stolz des erhabenen herzens 255
Bändige Du in der brüst; denn freundlicher sinn ist besser.
Meide den bösen zank,, den verderblichen , dafs dich noch höher
Eiire das volk der Argeier, die Jünglinge so wie die greise;
Alsp ermahnte der greis; du vergafsest es. Aber auch jezt noch
Ruh', und entsage dem zorne, dem kränkenden ! Sieh, Agamemnon 26b
Beut dir würdige gaben, sobald du dich wendest vöni zorne.
Willst du, so höre mich an, und lafs mich alles erzähleri,
>Vas dir dort im gezelt zur gäbe verhiefs Agamemnon:
Xehn talente des goldes, dazu dreifüfsiger kessel
Sieben , yom fepernoch rein, und zwanzig schimmernde becken ; 265
Auch zwölf mächdge rosse , gekrönt mit preisen des wettlaufs.
Wohl nicht dürftig wäre der mann , dem so vieles geworden ,
Und nicht arm an schäzen des hochgepriesenen golde&:
Ab Agamemaons rosse der siegskleinode gewannen.
Sieben weiber auch giebt er, uncadliche; kundig der arbeit, 2'7«
Lesbische, die, da du Lesbos, die blühende, selber erobert.
Er sich erkohr, die an reiz der sterblichen töchter besiegten.
Diese nun giebt er Dir ; es begleite sie , die er hinwegnahm ,
firises tochter zugleich; und mit heiligem eide beschwört er.
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a24 ILIAS^
Dafs er nie ihr I^er verunehrt, noch ihr genahet, 215
Wie in der menschen geschlecht der mann dem weihe sich nahet.
Dieses empfängst du alles sogleich. Doch geben die götter,
Dafs wir die mächtige Stadt des Priamos etidlicfi erobern;
Reichlich solls^ du das schif mit gold und erz belasten ,
Selbst einsteigend , wenn einst wir Danaer theilen den 'siegsraub« 280
Auch der troischen weiber erwähle du zwanzig dir selber,
Die nach Helena dort, der Argeierin, pra^ngen an Schönheit.
Wann zum achaiischen Argos, dem segenslande, wir heimziehn;
Sollst du ihm eidam sein, und er ehrt dich gleich dem Orestes,
Der sein einziger söhn aufblüht in freudiger fiille. 28S
Drei sind ihm der töchter in festgebaueter wohnung:
Deren wähle dir eine, Chrysöthemis , Ifianassa,
Oder Laödike auch, und führ' umsonst die erkohrne
Heim in des Peleus haus ; er giebt dir selber noch braütschaz ,
Reichlichen, mehr als je ein mann der tochtcr gegeben. 290
Sieben giebt er dir dort der wohlbevölkerten Städte;
Enope, und Kardämyle auch, und die grasige Hire,
Ferä, die heilige bürg, und die grünenden auen Antheias,
Auch Apeia die schön', und Pedasos , fröhlich des Weinbaus.
Alle sind nah' am meere , begrenzt von der sandigen Pylos ; 295
Und es bewohnen sie männer, an schafvieh reich, und an homvieh:
Die dich hoch mit geschenken, wie einen unsterblichen, ehrten,
Und, vom zepter beherscht, dir steuerten reichliche schazung.
Dieses vollendet er dir, sobald du dich wendest vom zorne.
Aber wenn Ajtreus söhn zu sehr dir im herzen verha&t ist* 300
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NEUNTER GESANG, aaj
Er und seine geschenk'; o so schau der andren Achaier
Drängende noth mit erbarmen im heer, das wie einen der göttex
Ehren dich wird; denn allen fÜrvvahr hochherlich erschienst du:
Hektor entraftest du nun! denn nahe dir wagt* er zu kommen»
Voll unsinnigei wut; da er wähnt, nicht einer auch gleiche 305
Ihm in der Danaer volk, so viel hertrugen die' schüfe.
Ihm antwortete drauf der mutige renner Achilleus:
Edler L^rtiad', erfindungsreicher Odysseus,
Sieh, ich mufs die rede nur grad* und frank dir verweigern»
So wie im herxen ich denk» und wies unfehlbar geschehn wird ; 310
Dafs ihr mir nicht vorjammert , von hier und dort mich belagernd.
Denn^mir verhafst ist jener, so sehr wie des Aides pforten,
Wer ein andres im herzen verbirgt, und ein anderes redet.
Aber ich selbst will sagen, wie mirs am heilsamsten dü'nket.
Weder des Atreus söhn Agamemnon spll mich bereden» 315
Noch die andern Achaier; dieweil ja nimmer ein dank war,
Rastk>s fort zu kämpfen den kämpf mit feindlichen männern!
Gleich ist des bleibenden loos , und sein , der im felde sich anstrengt }
Gleicher ehre geniefst der feig' und der tapfere krieger»
Gleich auch stirbt der träge dahin , und wer vieles gethan hat. , 320
Nichts ja fruchtet es mir, da ich sorg' und kummer erduldet»
Stets die seele dem tod' entgegentragend im streite.
So wie den nackenden vöglein im nest darbringet die mutter
Einen gefundenen bissen, wenn ihr auch selber nicht wohl ist:
Also hab' ich genug unruhiger nachte durchwachet, 325
Auch der blutigen tage genug durchstiebt in der feldschlackt»
Homers lUas. I. Band. P >
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fta6 ILIAS.
Tapfere mannet bekämpfend, um jenen eui weib xu erobern!
Lwölf schon hab' ich mit «chißen, bevölkerte Städte, verwüstet,
Und eilf andre zu fufs im scholligen lande der Troer;
Dort aus allen erkohr ich der kleinode viel und geehrte 330
Mir, und brachte sie alle zur gab* Agamemnon dem herscher,
Atreus söhn': Er, tuheild indefs bei den rüstigen schüfen,
Nahm die schäz\ und vettheilt* ein weniges, vieles behielt ei*
Dennoch gab er den beiden und konigen ehrengeschenke ,
Die noch jeder verwahrt; Mir einzigen nur der Achaier 395
Nahm ers, und hat die genossin, die reizende, der er in woUusc
Froh seirt mag ! Was bewog denn zum kriegszug gegen die Troer
Argos Volk? Was ftihrt' er daher die versammelten Streiter,
Atreus söhn? Wars nicht der lockigen Helena wegen?
Lieben sie etwa allein von den redenden menschen die weiber, s4^
Atreus söhn'? Ein jeder, dem gut und bieder das herz ist,
Liebt sein weib^ und pflegt sie mit Zärtlichkeit: so wie ich jene
Auch von herzen geliebt > wiewohl mein speer sie erbeutet*
Nun er mir aus den Händen den siegslohn raubte mit arglist ,
Nie versuch' er hinfort mich kundigen! ninuner ihm trau' ich! 345
Sondern mit dir, Odysseus^ und anderen völkergebietern
Sinn' er nach^ von den schiffen die feindliche glut zu entfernen.
Traun sehr vieles bereits vollendet' et ohne mein zuthun:
Schön die mauer erbaut' er, und leitete draufsen den graben,
Breit umher und grofs ; und drinnen auch- pflanzet' er pfähle ! 350
Dennoch kann er ja nicht die gewait des mordenden Hektor
Bändigen! Aber da Ich im Danaervolke noch mitzog;
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NEUNTER GESANG. . 227
l
Niemals wagte zum kämpf von Ilios ferne sich Hektor ;
Nur zum skäischen thor und bis zur buche gelangt^ er,
Wo er einst mich bestand , und kaum mir entfloh vor dem angrif. 355
Nun mir nicht es gefällt, mit dem göttlichen Hektor zu kämpfen;
Bring* ich morgen ein opfer für Zeus und die anderen götter,
Wohl dann belad' ich die schiff* , und wann ich ins meer sie gezogen,
Wirst du schaun , so du wilbt, und solcherlei dinge dich künmiern ,
Schwimmen im morgenroth auf dem flutenden Hellespontos 360
Meine schiff*, und darin die eiferig rudernden männjer; /
Und wenn glükliche fahrt der Gestaderschutterer gönnet,
Möcht' ich am dritten tag* in die schollige Fna gelangen.
Vieles hab' ich daheim , das ich hieher wandernd zurüklie& ;
Anderes auch von hier , an gold* und röthlichem erze , 365
Schöngegurtete weiber zugleich, und giauLiches eisen,
Bring* ich, so viel ich erloost; doch den sieg'slohn, der fhn gegeben,
Nahm ihn mir selbst hochmüdg, der völkerfürst Againemnoü , '
Atreus söhn! Das alles verkiind' ihm , so wie ich ^g«>
Öffentlich : dafs ihm ergrimmen auch andere männer Achala'i , 3^o
Wenn er noch einen vielleicht der Danaer hoft zu beifriegen ,
Jener in Unverschämtheit gehallettf! Schwerlich indefs^ ftiit '
Wagt er hinfort, auch frech wie ein hund, ix^ antliz zu icha»^!
Ninuner ihm werd* ich zurath mich vereinigen, ninundr zu that^i!
Einmal betrog er mich nuh, und frevelte ; nimmer kinfbrt M^hl 3-75
Teuscht er mit tückischem wort; er begnüge sich! «oftd^rn geruhig
Wandr* er dahin : denn ihm raubte der waltende Xess die berinnung*
Graul sind nfiir seine geschenk' , und ich acht* ihn selber nicht se viel!
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228 ILIAS.
Nein, und bot* er mir zehnmal und xwanzigmal grSfscre gUtet>
Als was jexp er hat, und was er vielleicht noch erwartet; 380
Bot' er sogar die guter Orchomenos, oder was Thebe
Hegt, Agyptos Stadt, wo reich sind die häuser an schäzen:
Hundert hat sie der thor*, und es ziehn zweihundert aus jedeni.
Rüstige märuier zum streit , mit rossen daher und geschirren :
Bot' er mir auch so viel, wie des sandes am meer und des staubes ; 385
Dennoch nimmer, hinfort bewegte mein herz Agamemnon»
£h er mir ausgebufst die seelenkränkende Schmähung!
Keine tocht^ begehr' ich von Atreus söhn Aganiemnon;
Trozte sie. auch an reiz der goldenen Afrodite ,
Wäre^ sie klug , wie Pallas Athen' , an künstlicher arbeit ; 390
Dennoch begehr' ich sie nicht! Er wähle sich sonst der Achaier
Einen, der Ihm gemäfs» und der auch höher an macht ist.
Denn erhalten die götter mich nur, und gelang' ich zur heimat;
Dann, wird Peleus selbj^t ein edeles weib mir vermählen.
Viel der Achaierinnen sind rings in Hellas und Ftia , 395
Töchter erhabener Fürsten, die städt' und länder beherschen;
Hievon, die mir gefa'llt, erwähl' ich zur trauten gemahlin.
Dort,-o wie oftmals hebt mein mutiges herz sich von Sehnsucht,
Einer gefälligen gattin vermählt, in ehlicher eintracht,
Mich der guter zu freun, die Peleus der greis sich gesammelt. 400
Nicht« sind gegen das leben die schäze niir: nichts,, was vordem auch
Ilios barg, wie man sagt, die .staf;It voll prangender häuser,
£inst, als blühte der fried', eh die macht der Achaier daherkam;
Noch^ .was die steinerne schwelle des TreiFenden drinnen bewahret,
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NEUNTER GESANG» 229
Föbos Apdltons schaz, in Pytho*s klippigen Feldern« 405
Beutet man doch im gefecht. hornvieh und gemastetes kleinvieh.
Und man gewinnt dreifüTs' und braun gemahn ete rosse;
Aber des menschen geist kehrt niemals, weder erbeutet,
Noch erlangt , nachdem er des sterbenden lippen entflohn ist«
Meine göttliche mutter, die silberfüfsige Thetis, 410
Sagt, mich führe lum tod' ein zwie&ich endendes schiksal.
Wenn ich alhier aushanend die Stadt der Troer umkämpfe;
Hin sei die heimkehr dann, doch blühe mir ewiger nachriihm.
Aber wenn heim ich kehre xum Heben knde der väter;
Dann sei verwelkt mein rühm, doch weithin reiche des lebcns 415
Dauer, und nicht frühzeitig ans ziel des todes gelang* ich.
Auch den anderen möcht' ich ein rathsame« wort zureden.
Heim in den schiffen zu gehn? nie findet ihr doch der erhabnen
Ilios Untergang; denn der waltende Zeus Kronion
Dekt sie mit schirmender hand , und mutvoU trozen die völker. 420
Ihr denn gehet nunmehr, den edelen forsten Achaia's
Botschaft anzusagen: das ehrenamt der geehrten;
Dafs sie anderen rath und besseren jczo ersinnen,
Welcher die schiff' errette zugleich , upd das volk der Achaier
Bei den geräumigen schiffen? denn nicht ist jener gedeihlich, 425
Welchen sie jezt ausdachten, da Ich im zome beharre.
Fönnc indefs mag bleibend bei uns zur ruhe sich legen ,
Dals er mit mir heimschiffe zum lieben lande der väter , '
Morgen, wenns ihm gefällt; denn nicht aus zwang soll er mitgehn. ,
Jener sprachs; doch alle verstummten umher, und schwiegen, 430
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ago ILIAS*
Hoch das wort anstaunend ; denn kraftvoll hatt' er geredet«
Endlich begann Vor ihnen der graue reisige Fönix ,
Mit vordringenden thränen, besorgt um der Danaer schiffe:
Hast du die heimkehr denn im geiste dir,, edler Achilleus,
Vorgesext, und entsagst du durchaus, vom vertilgenden feuer 435
^ Unsere schiffe zu retten, da zorn in die seele dir eindrang;
O wie könnt* ich, von dir, mein söhn, mich trennend, allein hier
Bleiben? Mich sandte mit dir der graue rei&ige Peleus,
Jenes tags, da aus ¥t\ü zu Atreus söhn er dich sandte.
Jung wie du warst, unkundig des allverheerenden krieges, 440
Und rathschlagender reden, wodurch sich männer hervorthun.
Darum sendet* er mich, um getreu zu lehren das alles;
Wohlberedt in wortcn zu sein, und rüstig in thaten.
Also könnt* ich von dir, mein trautester, mich ja unmöglich
Trennen, und gäbe mir auch ein ewiger Selbst die verheifsung, 4.15
Mich, voni alter enthüllt, zum blühenden jüngling zu schaffen:
So wie ich Hellas verliefs, das land der rosigen jungfraun.
Fliehend des vaters zank, des Ormeniden Amyntor,
Der um die nebengemahlin , die schöngelokte , mir zürnte :
Denn ihr.schenkt' er die lieb*, und entehrte die ehliche gattin, 450
Meine mutter* Doch stets unüschlang sie mir flehend die kniec.
Jene zuvor zu beschlafen, dafs gram sie würde dem greise,
Ihr gehorcht* ich, und thats. Doch sobald es merkte der vater.
Rief er mit gräfsUchem fluch der Erinnyen furchtbare gottheit«
Dafs nie sizen ihm möcht' auf seinen knieen ein söhnlein, 455
Aufgewachsen von mir ; und den (Itich vollbrachte der grause
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NEUN?"ER GESANG, 231
Unterirdische Xetis, und die schreklkhe Persefoneia.
Erst zwar trieb mich der zorn , mit scharfem erz ihn zu tödten ;
Doch der unsterblithen einer bezähmte mich , welcher ins herz mir
Legte des volks nachred', und die Schmähungen unter den menscben : 460
Dafs nicht rings die Achaier den Vatermörder mich nennten.
Jezo durchaus nicht länger war mirs im herzen erträglich ,
Vor dem zürnenden vater einherzugehn in der wohnung.
Häufig zwar umringten inich Jugendfreund' und verwandte ,
Welche mit vielem flehn zuriik im hause mich hielten. 465
Viele gemästete schaf* und viel schwerwandelndes homvieh
Schlachteten sie, und manches mit fett umblühete mastschwein
Sengten sie ausgestrekt in d^r lodernden glut d^s Hefä&tos;
Viel auch wurde des weines geschöpft aus den krügen des grei&es;
Neun der nachte bei mir verw^ileten jene beständig, » 41®
Wechselnd die hut um einander; vind pi^ erioschen die feuer:
Eins am thor in d^r halle des fi^stum^nauerten vorhofs,
Und auf der ^lausQur eins , vor der doppelpforte der kämmen
Aber nachdem die zehnte der finsteren näc|ite gekommen;
Jezt erbrach ich der ka^nmer mit kunst gefügete pforte, 475
Filtc hinaus, und erklomm die schirmeade mauer des vorhofs
Leicht, von keinem der hiiter bemerkt und der wachenden weiber,
Sprang dann hinab, und entfloh durch Hellas räumige Auren ,
Bis zur scholligen Fua, dem lämmergefild' , ich gelangt war.
Hin zum könige Peleus : der gern und freundlich mich aufnahm , 480
Und mich geliebt, wie ein vater den einzigen söhn nur liebet,
Den er im alter gezeugt » sein grofses gut zu ererben.
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aja ILIAS.
Jener machte mich reich, und g^b mir ein volk in Verwaltung,
Fern an der grenze von Ftia, der Doloper mächtige herschaft.
Dich auch macht* ich zum manne , du göttergleicher Achilleus , 48S
Liebend mit herzlicher treu; auch wolltest du nimmer mit andetn
Weder zum gastmahl gehn , noch daheim in den Wohnungen essen ,
Eh ich selber dich nahm , auf meine kniee dich sezend ,
Und die zerschnittene speise dir bot , und den becher dir vorhielt.
Oftmals hast du das kleid mir vorn am busen befeuchtet, 490
Wein aus dem munde verschüttend in unbehülflicher kindheit.
Also hab* ich so manches durchstrebt, und so manches erduldet,
Deinethalb; ich bedachte, wie eigene kinder die götter
Mir versagt, und wählte, du göitcrgleicher Achilleus,
Dich zuni söhn, dafs einst du vor traurigem schiksalmich schirmtest.
Zähme dein grofses herz, o Achilleus! Nicht ja geziemt dir 496
Uirerbarmender sinn; lenksam sind selber die götter,
Die doch weit erhabner an herlichkeit, ehr* und gewalt sind.
Diese vermag durch räuchern und demutsvolle geliibde,
Durch weingufs und gedüft, der sterbliche umzulenken, 500
Bittend mit flehn : wann sich einer versündiget oder gefehlet.
Denn die reuigen Bitten sind Zeus des allmächtigen töchter.
Lahm und runzelich sie, und seitwärts irrendes auges,
Die auch hinter der Schuld sich mit sorg* anstrengen zu wandeln.
Aber die Schuld ist frisch und hurtig zu fufs ; denn vor allen . 505
Weithin läuft sie voraus, und zuvor in jegliches land auch
Kommt sie , schadend den menschen ; doch jen* als heilende folgen.
Wer nun mit scheu aufhünt dio nahenden töchter Kronions,
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NEUNTER GESANG, 333
Diesem frommen sie sehr , und hören auch seine gebete«
Doch wenir einer verschmäht, und troziges sinnes sich weigert; 510
Jexo flehn die Bitten, dem Xeus Kronion sich nahend,
Dafs ihm folge die Schuld , bis er durch schaden gebüfset.
Aber gewähr', Achilleus, auch Du den töchtem Kronions
»
Ehrfurcht, welche das herx auch anderer edlen bezwinget«
Denn wofern nioit gaben er bot*, und künftig verhiefse, 515
Atreus söhn, und stets in feindlichem sinne beharrte;
Nimmer fürwahr begehrt* ich, dafe leicht wegwerfend den zom du
Argos Volk' abwehrtest die noth, wie sehr sies bedürften.
Doch nun giebt er ja vieles sogleich, und andres verheifst er;
Anzuflehn auch sandt' er daher die edelsten mannet, £29
Die er in Argos volk auswählete, weil sie die liebsten
Aller Achaier dir sind. Du verschmäh nicht diesen die rede»
Oder den gang. Nicht war ja zuvor unbillig dein zürnen.
Also hörten wir auch in der vorzeit rühmen die männer
Göttliches Stamms, wenn einer zu heftigem zom sich ereifert; 525
Doch versöhnten sie gaben und mild zuredende worte.
Einer that gedenk' ich von alters her, nicht von neulich,
>Vie sie geschah ; ich will^ sie vor euch , ihr lieben , erzählen.
Mit den Kureten stritt der Atolier mutige heerschaar
Einst um Kälydons Stadt , und sie würgten sich unter einander : 530
Denn die Atolier kämpften für Kalydons liebliche veste,
Weil der Kureten volk sie mit krieg zu verheeren entbrannt war.
Artemis sandte das weh, die goldenthronende göttin.
Zürnend , dafs Ihr kein opfer der ernt' auf fruchtbarem acker
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134 ILIAS^
Oneus bracht'; es genossen die himmlischen all'- hekatomben ; 535
Ihr nur opfert' er nicht, der tochter Zeus des erhabnen-,
Achtlos, oder vergessend; doch grofs war seine Verschuldung.
Jene darauf voll zoms, die unsterbliche, froh des geschosscs.
Reizt' ihm ein gräfslichgenährt waldschwein mh gewaldgen hauem,
Das viel bÖses begann, des Öneus'a'cker durchstUrmend. ^40
Viel hochragende bäume hinab warfs über einander
Samt den wurzeln zur crd', und samt den bluten des obstes«
Endlich erschlug den verderber des Oneus söhn Meleagros,
Der aus vielen Städten die mutigsten Jäger und hunde
Sammelte; denn nie hätt' er mit wenigem volk es gebändigt, ^5
Solch ein gewild, das viel' auf die traurig^en scheiter gefuhret. j
Artemis aber erreg;' ein grofses getös' und getiimmel
Ueber des ebers haupt und borstenstarrende hülle,
Zwischen dem volk der Kureten und hochgesinnten Atoler.
Während nun Meleagros, der streitbare, mit in die feldschlacht $s^
Zog , traf stets die Kureten das unheil ; und sie vermochten
Nicht mehr aufser der mauer zu stehn, so viel sie auch waren.
Doch da von zom Meleagros erfüllt ward, welcher auch andern
Oft anschwellt im busen das herz, den verständigsten selber;
Siehe nunmehr, groll tragend der leiblichen matter Althäa« 555
Ruht' er daheim bei der gattin, der rosigen Kleopätra,
Die von der raschen Marpessa erwuchs, der tochter Buenos,
Und dem gewaltigen Idas, dem tapfersten erdebewohner
Jener zeit ; denn selbst auf den herschenden Föbos ApoUon
Hatt* er den bogen gespannt , um das leichthinwandelnde mägdlein.
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NEUNTER GESANG. 335
Diese wafd im pala«te darauf von vater und mutter 561
Mit Zunamen genannt Alkyone, weil iAr die mutter
Einst, das jammergeschik der Alkyon traurig erduldend,
Weinete, da sie entführt der treffende Föbos Apollon.
Bei ihr ruhete jener, das herz voll nagendes zornes, 565
Hart gekränkt durch der mutter Verwünschungen, welche den göttern
V^iel aufseufzend gefleht, ob des leiblich);n teuders ermordung:
Viel mit den bänden auch schlug sie die nahrungsprossende erde.
Rufend zu Aides macht und der schreklichen Persefoneia\
Hingesenkt auf die knie', und nczte sich weinend den busen, 570
Tod zu senden dem söhn; und die wütende grause Erinnys
Hört' aus dem Erebgs sie, das nachtdurchwandelnde scheusal..
Bald nun scholl um die thote der feindliche stürm , und die thürme
Kasseken laut von geschofs^ D^ kamen Atoliergreise
Flehend zu ihn\, und sandten der ewigen heiligste priester, 575
Dafs er zum kämpf auszog', ein grofses geschenk ihm verheizend.
Ko die fetteste flur der lieblichen Kalydon prange,
Dort geboten sie ihm ein stattliches gut sich zu wählen.
Fünfzig morgen umher: die hälft' an rebengefilde,
Und die hälft' unbepflanztes , für saat durchschnittenes landes« 580
/iel auch fleht' ihm der greis, der rossebändiger Oneus,
>tieg hinan zu der schwelle der hochgebübneten kanuner,
*ocht' an der fugenden pfort', und sank zu den knieen de* söhnet,
Vuch die Schwestern zugleich und die ehifurchtwürdige mutter
•"leheten viel ; doch mehr nur verweigert' er ; viel auch die freunde , 585
Vclche die sorgsamsten ihm und geliebtesten waren vor allen.
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136 ILIAS.
Dennoch konnten sie nicht sein herz im busen bewegen;
Bis schon häufig die kammer geschofs xraf , schon auf die thiinne
Klomm der Kureten volk , und die Stadt rings flammte von feuer.
Jezo bat den beiden die schongegürtete gattin, 59c
Flehend mit jammerton, und nannt* ihm alle das elend.
Das ungliikliche menschen umringt in eroberter veste:
IVie man die männer erschlägt , und die Stadt mit flammen verwüstet ,
Auch die kindei; entPühit, und dife txefgegürteten weiber»
Jezt ward rege sein herz , da so Schrekliche thaten er hörte. 535
Eilend ging er, und hüllte das stralende waffengeschmeid' um.
Also wandt' er nunmehr den bösen tag der Atoler,
Folgend dem eigenen mut ; doch nicht mehr gab man geschenk* ihm,
Viel* und köstliches werthes , umsonst nun wandt' er das übel.
Nicht so denke du mir, mein trautester; lafs dir den Dämon, 60c
Nicht dorthin verleiten das herz ! Weit schlechter ja war' es ,
Wenn du brennende schiffe vertheidigte^t ! Nein, für geschenke
Komm, dann wirst du geehrt wie ein gott sein allen Achaiem.
Doch wenn sonder geschenk in die mordende schlacht du hineingehst:
Nicht mehr gleich wird ehre dir sein, wie mächtig du obsiegst. 605
Ihm antwortete drauf der mutige renner Achillcuss
Fönix , vater und greis , du göttlicher , wenig bedarf ich
Jener ehr'; ich meine « dafs Zeus rathschlufs mich gechrct!
Diese daurt bei den schiffen der Danaer, weil mir der athem
Meinen busen noch hebt, und kraft in den knieen sich reget. 610
' Eines verkünd' ich dir noch , und Du bewahr' es im herzen.
Störe mir nicht die seele mit jammernder klag' und betrübnis »
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NEUNTER GE"SANG. 237
Atreus heldensohn zu begünstigen. Wenig geziemt diis,
Dafs du ihn liebst ; du möchtest in hafs die liebe mir wandeln.
Schiklicher, dafs du mit mir den kränkst, der mich selber gekninket ! 615
Gleich mir hersche hinfort , und empfang die hälfte der ehre.
Diese verkünden es schon; Du lege dich auszuruhen
Hier auf weichem lager. Sobald der morgen sich röthet,
Halten wir rath , ob wir kehren zum unsrigen , oder noch bleibenr
Sprachs, und gebot dem Pairoklos geheim mit deutenden wimpern,
Fönix wärmendes bett zu beschleunigen ; dafs sie der heimkehr 621
Schnell aus seinem gezelt sich erinnerten. Eilend begann nun
Ajas, der göttliche Telamonid', und sprach zur Versammlung:
Edler Laertiad', erfindungsreicher Odysseus,
Lafs uns gehn ; denn schwerlich, so scheints, wird jezo der endzwek 625
Unseres weges erreicht; zu verkündigen, aber' geziemt uns
lilig das wort den Achaiern, wiewohl es wenig erfreuet;
Denn sie siien gewifs, und erwarten uns. Aber Achilleus
Trägt unmild' in der brüst, und ein herz hochfahrendes geistes!
Grausamer ! nichts ja bewegt ihn die freundschaft seiner genossen^ 630
Die wir stets bei den schiffen ihn ehreten, hoch vor den andern!
Unbarmherziger mann ! Für den mord auch selber des bruders ,
Mahm wohl mancher die sühnung , ja selbst des erschlagenen sohfies ;
Dann bleibt jener zurük in der heimat , vieles bezahlend ;
\ber bezähmt wird diesem der mut des erhabenen herzens , 6^!^
iYann er die sühnung empfing. Allein Dir gaben ein hartes
Unversöhnliches herz die unsterblichen , wegen des Einen
Vlägdlcins ! Bieten wir dir doch sieben eilesene jungFraun ,
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138 ILIAS.
Auch viel andres daxu ! O sei sanftmütiges hcrzcns ;
Ehr' auch den heiligen heerd: wir sind dir gaste des hauses 64<
Aus der Danaer volk , und achten es grofs , vor der^ andern
Nahe verwandt dir zu sein, und die werthesten aller Achaier.
Ihm antwortete drauf der mutige renner Achilleus:
Ajas, göttlicher söhn des Telamon, völkergebieter ,
Alles hast du beinahe mir< selbst aus der seele geredet. 645
Aber es schwillt mein herz von galle mir, wenn ich des inannes
Denke, der mir so schnöde vor Argos volke gethan hat,
Atreus söhn, als war* ich ein ungeachteter frcmdling.
Ihr denn gehet nunmehr, dort anzusagen die botschafr»
Denn nicht werd* ich eher des blutigen kampfes gedenken, 65c
Ehe des waltenden Priamos söhn, der göttliche Hektor,
Schon die gezeft' und schiffe der Myrmidonen erreicht hat,
Argos volk hinmordend , und glut in den schiffen entflammet.
Doch wird, hoff* ich, bei meinem gezclt und dunkelen schiffe
Hektor, wie eifrig er ist, sich wohl enthalten des kampfes. 6^
So der Peleid'; und jeder, den doppelten becher erhebend.
Sprengt*, und ging zu den schiffen hinweg; sie führet* Odysseus.
Aber Patroklos ermahnte die freund* und die dienenden mägde,
Fönix wärmendes bett zu beschleunigen, ohne verweilen.
Ihm gehorchten die mägd', und breiteten ämsig das lager, 6&
Wollige vHefs* , und die deck* , und der leinwand zarteste blume.
Alda ruhte der greis, die heilige früh* erwartend.
Aber Achilleus schlief im innem gemach des gezeltes;
Und ihm ruhte zur seit* ein rosenwangiges mägdlein,
» , Digitizedby Google
NEUNTER GESANG. 239
Das er in Lemnos gewann, des Forbas kind» Diomede. 665
Auch Patroklos legt' ihm entgegen sich ; aber xur seit* ihm
Ifis, hold und geschmükt, die der Peleion* ihm gcschcnkct,
Als er Skyros bezwang, die erhabene Stadt des Enyeus.
Jene, nachdem sie erreicht die kriegsgezelt' Agamemnons»
Grüfste mit goldenen bechern die schaar der edlen Achaier» 679
Andere anderswoher entgegeneilend und fragend.
Aber zuerst nun forschte der völkerfuxst Agamemnon:
Sprich, preisvoller Odysseus, erhabener rühm der Achaier,
Will er vielleicht abwehren die feindliche glut von den schüfen?
Oder versagt er, und nähret den zorn des erhabenen herzens? 675
Ihm antwortete drauf der herliche dulder Ody$seu$:
Atreus söhn, ruhmvoIleiT, du völkerfSirst Agamemncm,
Noch will jener den tom nicht bändigen, sondern niir höhet
Schwillt ihm der mut; dein achtet er nicht, noch deiner geschenke.
Selber heifset er dich mit Arges höhnen erwägen, 680
Wie du die scliifFe zu retten vermögst und das volk der Achaier.
Aber er selber droht, sobald der morgen sich töthet,
Nieder ins meer zu ziehen die ichöngebordeten schüfe.
Auch den anderen möcht' er ein rathsames wort zureden,
Heim in den schüfen zu gehn: nie findet ihr doch der erhabnen 685
Ilios Untergang; denn der waltende Zeus Kronion
Dekt sie mit schirmender hand, und mutvoll trozen die völker«
Also sprach er ; auch dittse bezeugen es , welche mir folgten ,
Ajas und beid' herold« zugleich , die verständigen mannen
Fönix der greis blieb dort, und legte sich; denn so gebot er: £90
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»40 ILIAS. NEUNTER GESANG.
Dals er mit ihm heimschiiie xum lieben lande der väter ,
Morgen , wenns ihm gefallt ; denn nicht aus xwang soll er mitgehn.
Jener sprachs; doch alle verstummten umher, und schwiegen.
Hoch das wort anstaunend ; denn kraftvoll hatt' er geredet.
*
. Lange safsen verstummt die bekümmerten männer Achaia's. 695
Endlich begann vor ihnen der rufer im streit Diomedes:.
Atreus söhn, ruhmvoller, du völkerfurst Againemnon,
Hättest du nie doch gefleht dem untadlichen Peleionen,
Reiche geschenk' anbietend ! Denn stolz ist jener ja so schon :
Und nun hast du noch mehr im stolxen sinn ihn bekräftigt. ^00
Aber fürwahr ich denke, wir lassen ihn; ob er hinweggeht,
Oder bleibt. Dann wird er zur feldschlacht 'wieder mit ausziehn ,
Wann sein herz im busen gebeut, und ein gott ihn erreget.
Auf demnach, wie ich rede das wort, so gehorchet mir alle.
Jezo geht zur ruhe , nachdem ihr das herz euch erfreuet 705
Nährender kost und weines; denn kraft ist solches und stärke.
Aber sobald nun Eos mit rosenfingem emporstralt;
Ordne du schnell vor den schiffen die reisigen so wie das fufsvolk ,
Muntre sie auf, und kühn mit den vordersten kämpfe du selber.
Also der held; und umher die könige. riefen ihm beifall, 'yio
Hoch dks wort anstaunend von Tydeus söhn Diomedes.
Als sie des tranks nun gesprengt , da kehrten sie heim in die zelte ;
Jeder rubere dort, und «mpfirtg die gab« des schlafes.
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I L I A S.
2EHNTER GESANG,
Homers IHas. I. Band. DigtizedQpOOgle
INHALT.
Der schlaflose Agamemnon und Menelaos wecken die fürsten.
Sie sehn nach der wache ^ und besprechen sich am graben. Dia»
medeslind Odysseus, auf kundschäft ausgehend , ergreifen und
t'ödten den Volon ^ welchen Hektor zum spähen gesandt. F'on ihfn
belehrt p tödten sie im 'troischen lager den neugekotnnie^en Rhesos
fnit zwölf ThrakierUf und entführen des Rhesos rosse.
\
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I L I A S.
ZEHNTER GESANG.
XlUe sonst bei den schiffen , die edleren beiden Achaia's,
Schliefen die ganze nacht , von sanftem ^chlun^mer gefesselt ;
Nur nicht Atreus söhne, dem hirten des volks Agamemnon,
Nahte der liebliche schlaf, da viele* im geist er bewegte-
Wie wenn der Donnerer blixt, der geipahl der lockten Here, j
Vielen regen bereitend, unendlichen, oder ^uch hagel,
Oder ein Schneegestöber, das weifs die gefilde bedecket ^
Oder dafs etwa des kriegs scheusal weit öfne den racheix:
So vielfältig erseufxt*, im busen beklemmt, ^gaxnemxiQTiy
Tief aus dem herzen empor, ynd angst durchbebte die brüst ihi^, lO
Siehe, so oft er das feld, das troische, weit umschaute;
Staunt' er über die feuer, wie viel vor Ilio$ brai^nten, .
Über der flöten und pfeifen getön, und der menschen getüaimel,
Aber &o oft zu den schiffen er sah, und dem volk der Achaier;
Viel alsdann von dem. haupt enuauft* er des haars nüt den wurzcl9> 15
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244 I L 1 A S.
I
Hoch aufflehend xu Zeus; und er seufxt' chrsüchuges hcrxens.
Dieser gedank' erschien dem zweifehiden endlich der beste:
Erst XU Nestor xu gehn, dem neleiadischen könig;
Ob er mit jenem vielleicht unsträflichen rath aussonne,
Welcher das bös' abwehrte von allem volk der Achaier. ao
Aufrecht jext umhüllt' er die brüst mit wolligem leibrok;
Unter die glänxenden fUfs* auch band er sich stattliche solen ;
Warf dann das blutige feil des gewaltigen leun um die schultern »
Falb und grols , das die ktiöchel erreicht' ; utid fafste die lanxe.
So auch war Menelaos in bebender angst ^ und niemals sij;
Ruht'ihmschlaf auf den äugen, dem sinnenden, was doch verhängt -ei
Argos tapferem volk, das für Ihn durch weites gewässer
Kam in der Troer gefild*, unverdrossenem streite sich bietend.
Erstlich ein pardelvliefs um den mächtigen rücken sich hüllt' er.
Zottig -und buntgeflekt ; in der sturmhaub' ehernen schirm dann 30
Barg er das haupt, und fafste den specr mit nervichter rechten.
Schnell datm ging er xu wecken den herschenden bruder, der machtvoll
Allen Achaiern gebot, wie ein gott im volke gcchret.
Ihn nun fand er die schulter mit stattlichen rüstungen deckend,
Hinten am dunkelen schif ; und herxlich erwünscht ihm erschien er. 35
Jexo begann er xuerst, der rufer im streit Menelaos:
Warum wapnest du aich , mein älterer? Soll xu den Troern
Dir hingehen ein freund xu erkundigen? Aber mit unruh
Sorg' ich im geist, dafs keiner xu solcher that sich erbiete^
Hin xum feindlichen heer als einsamer späher xu wandeln 40
Durch die ambrosische nacht ; der müfst' ein entschlossener mann sein !
Gegen ihn rief antwortend der völkerfürst Agamemnon :
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ZEHNTER GESANG. . 545
Rath bedürfen wir beide, du göttlicher, o M^nelaos,
Wohl ersonnenen rath, der Sicherheit sch^ff^ und errettung
Argps vqik' und den schiffen ; di^weil Zeus her^ sich gewandt h^t. 45
Wahrlich zu Hektors opfer hat mehr sein herz er geneig^t!
Denn nie sah ich vordem, noch höret' ich je erzählen,
Dafs.Ein mann der wunder so viel ain tgi^e vollendet,
Als nun Hektor gethan, Zeus liebling, am volk der Achaier»
Selber für sich, obzwar nicht gptt ihn zeugte noch göttin. 50
Aber er that , defs wahrlich mit schmerz die Argeier gedenken ,
Spät v»nd lange hinfort; so häuft' er das weh den Achaiem!
Hurtig, d^n Ajas sogleich und Ido^eneus mir zu berufen,
Lauf zu den schiffen hinab: weil Ich zum göttlichen Nestor
Wandr, und aufzustehn ihn ermuntere; ob er geneigt sei, 55
Hin zur heiligen schaar der wächtej zu gehp » und zu ordnen^^
Ihm ja gehorchen si^ wohl api freudigsten ; dejin sein söhn ist
Führer der hut mit Äferiones dtjrt , des kr^tiscb^n königs
Waffenfreund; denii diesep vertraueten wir sie am meisten.
Ihm antwortete drauf der rufer im streit Menelaos; 60
Was denxi ist d^in will', und die absieht deii?cs gebotcs?
Bleib* ich dort mit jenen, und wart? dein, bis du hinkommst?
Qder lauf ich dir nach, sobald ichs jenen verkündigt?
Wiederum antwortete drauf Agamemnon der herschcr:
Bleibe mir dort, dafs nicht in der dunkelheit wir von einander 65
Irregehn; denn es sind viel kreuzende wege des lagers.
Ruf auch, wohin du konunst, und ermuntere rings zu wachen,
Jeglichen mann, nach geschlecht nriit vaterijamen benennend,
Jeglichem ehr' erw^eiscnd ; ynd nicht erhebe dich vornehm.
24<5 ' ILIAS.
Lafs uns viclmelir arbeiten, wie andere! Also ja hat uns 70
Xeus bei unsrcr geburt dies lastende wehe verhänget!
Jener sprachs, und entsandte den wohl ermahncten bruder;
Eilete dann, uili Nestor den völkerhirten xu wecken.
Diesen fand er nunmehr am gexelt und dunkelen schiffe,
Ruhend im weichen bett*; und neben ihm, prangte die rüstung: . 75
Schild, und stralender heim, und zwo erzblinkende lanxen;
Neben ihm prangt* auch der gurt , der künstliche , welcher den alten
Gürtete.,^ wann er gewapnet zur mordenden Schlacht einherzog.
Führend das Volk; denn er achtete nicht des traurigen alters.
Jezo erhob er das haupt, auf den eilenbogen sich stüzend, 80
Und er begann zum Atreiden , und fragt' ihn also mit zuruf :
Wer bist Du, der so einsam des lagers schiffe durchwandelt,
Jezt in. der finsteren nacht, da andere sterbliche schlafen?
Ob du einen der freund* umhersuchst, oder ein maulthier?
Red', und nahe mir nicht, ein schweigender! Wessen bedarfst du? 85
Ihih antwortete drauf der herscher des volks Agamemnon :
Nestor, Neleus söhn, du erhabener rühm der Achaier,
Kenne doch Atreus söhn Agamemnon, welchen vor allen
Zeus* in unendlichen jaftimer gesenkt, 50 lange der atfaem
Meinen busen noch hebt, und kraft in den knieen sich reget. 90
So nun irr* ich, dieweil kein ruhiger schlaf mir die äugen
iuschliefst, sondern der krieg und die noth der Achaier mich kümmert.
Denn ich sorge mit angst 'um die Danaer; nicht in der fassung
BKeb mir der mut, ganz ward ich bet'aubt; es entfliegt aus dem busen
Mein aufklopfendes herz , und es zittern mir unten die gliedcr ! 95
Aber sinnst du auf that , da auch Dir nicht nahet der schlununer ;
ZEHNTER GESANG, 347
Lab zu den hütern dort uns hinabgehn, dafs wir erkennen,
Ob sie vielleicht» entkräftet von kriegsarbeit und ermudung,
Sich zum Schlummer gelegt, und ganz der \v^chb vergessen.
Denn das feindliche heer ist nah uns; keiner ja weifs ts, loo
Ob nicht selbst in der nacht sie heran sich wagen zum angiiF.
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor:
Atreus söhn, ruhmvoller, du völkerfijrst Agamemnon,
Nie wird doch dem Hektor ein jeglicher wünsch von Kronbn
Ausgeführt, den er jezt sicH erträuincte, sondern ihn, hoff* ich^ 105
Drangen der sorgen hinfort noch mehrere, wenn nur Achilleut
Von dem verderblichen zorn die erhabene secle gewendet.
G^rn begleit' ich dich nun ; doch lafs uns auch andere wecken :
Tydeus söhn , den schwingcr des Speers ,- und den edlen Odysseüi ,
Ajas den schnellen zugleich, und Fyleus tapferen spröfsling. iiö
Wenn auch einer geschwind' hinwandelte, jene zu rufen,
Ajas, Telamons söhn, und Idomenetis, Kreta's beherscher;
Deren schiffe ja stehn am fernesten , nicht in der nähe.
Aber ihn, den geliebten und edlen freund Menelaos,
Scheit' ich fürwahr, und wiewohl du mir eifertest, nimmer verberg' ichs,
Dafc er schläft, und allein dir zugewendet die arbeit. ' 116
Xiemt* es ihm doch, arbeitend die sämtlichen Fürsten Achaia's
Anzuflehn ; denn die noth uindrängt uns , gar unerträglich !
Wiederum antwortete drauf Agamemnon der herscher:
Greis, zu anderer zeit verstätt' ich dir, jenen zu tadeln; 120
Denn oft säumt mein bruder, und geht nicht rasch an die arbeit.
Weder von trägheit besiegt^ noch Unverstände des geistes,
Sondern auf mich herschauend ^ und mein beginnen erw^end.
a48 ILIAS.
Doch nun hub er sich früher vom schlaf, und besuchte zuerst mich;
Und ich sandt* ihn umher, dafs er foderte, welche du wiiAschest. 125
Gehen wir denn! sie finden wir sicherlich dort bei den hütern
Aufser dem thor, wo ich ihnen bedeutete sich zu versammeln.
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor;
So .wird keiner ihm zürnen der Danaer, noch ihm mit unlust
Folgen, sobald er einen mit ernst antreibt und ermahnet. 130
Dieses gesagt, umhüllt' er di^ brüst mit wolligem leibrok;
Unter die glanzenden fiifs' auch band er sich stattliche solen;
Um sich schnallt* er darauf den purpurschimmernden mantcl.
Doppelt, und weitgefaltet, umblüht von der wolle gekrk'usel;
Nahm auch die mächtige lanze , gespizt mit der schärfe des erze3 ; 135
Eilete dann durch die schüfe der erzumschirmten Achaier,
Jezo zuerst den Odysseus, an rathschlufs gleich dem Kronion,
Wekte der greis aus dem schlaf, der gerenische reisige Nestor,
Hebend die stimm'; und sogleich an das herz drang jenem der au&ruf;
Und er kam aus dem zeit, und sprach zu ihnen die wortc: 140
Warum irrt ihr so einsam, des lagers schiffe durchy^andelnd.
Durch die ambrosische nacht? Was treibt" euch jezo für noth an?
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor;
Edler Laertiad*, erfindungsreicher Odysseus,
Turne nicht; denn groise bekümmeniis drängt die Achaier. 145
Komm,: und wecke mit uns noch andere, welchen es zieihet,
Heilsamen rath zu.rathen, der heimkehr, oder des kampfes.
Jener sprachs ; da eih' ins gezeh der wei*e Odysseus ,
Warf den prangenden schild um die schulter sich , folgte dann jenen.
Schnell nun kamen sie hin, wo Tydeus ^qhn Diomedes t 15a
ZEHNTER GESANG. 249
Draufscn lag am gezelt mit den rästungcn; auch die genossen
Schliefen umher, auf den Schilden das haupt; und jegliches lanze
Ragt' auf des Schaftes spiz* emporgerichtet , und fernhin
4
Stralte das erz, wie die blize des Donnerers. Aber der held selbst
Schlummerte, ausgestrekt auf die haut des geweideten stieres; 155
Auch war unter dem haupt ein schimmernder teppich gebreitet.
Diesen wekte genaht der gerenische reisige Nestor,
Rührend den fufs mit der fer^', und ermunterte, scheltend ins antlizt
Wache doch, Tydeus söhn ! Was schläfst du ruhig die nacht durcl|?
Hörtest du nicht , wie die Troer sich dort auf dem hiigel des feldes 160
Lagerten*, nahe den schiffen, und weniger räum sie noch abhäk?
Also der gxcU ; doch schleunig ^rst^n<;l aus d^m schlaf Diomedes;
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten worte:
Alzu ämsiger gr^is, du ruhst auch nimmer vop ^rbe;t!
Sind nicht andere noch und jüngere männer Achaia's» 165
Welchen es mehr obläge, der könig^ jeden zu wecken,
Rings durchwandelnd das heer? Du übeitreibst es, o altera
Ihm antwortete drauf der gereni&che reisige Nestor :
Wahrlich, o freund, du hast wohlziemende worte geredet.
Selber hab' ich ja söhn', und trefliche, hab' auch der yölker iio
Sonst genug, dafs mir einer umhergehn könnte zu rufen^ ^
Aber viel zii grolie bekümmernis drängt die Achaier i
Denn nun steht es allen fürwahr auf dei schärfe des messet^:
Schmählicher Untergang den Achaiern , oder auch leben !
Auf denn, Ajas den schnellen, und Fyleus tapferen spröfsling, 175
>Vecke vom schlaf; du biit ja der jüngere, daurt dich mein alter,
Sprachs ; und sogleich warf jener das löw^nfell um die schultem.
250 ILIAS.
Fdlb und grofs, das die knöchel erreicht', und hkte die lanie;
Hin dann eilte der held, und erwekt' und brachte die andern.
Als sie rÄinmehr der hütcr Versammelte schaaren erreichten , i8o
Fanden sie auch nicht schlafen die edelen fiihrer der schaaren;
Sondern munter und wach mit den rüstungen safsen sie alle*
So wie die hund' unruhig die schaf im gehege bewachen,
Hörend des unthiers laut, des gewaltigen, das aus der waldung-
Ankommt durch das 'gebirg', umtönt von lautem getümmel 185
Treibender männer und hund'; entflohn ist ihnen der Schlummer:
Also entfloh auch jenen der süfse schlaf von den wimpern,
Da sie die nacht durchwachten , die schrekliche, stets nach dem Felde
Hingewandt , ob sie etwa den anlauf merkten der Troer.
Diese sah mit freude der greis, und redete Stärkung; 190
Und er begann xu ihnen, und sprach die geflügelten worte:
Recht so, trauteste kinder, seid wachsam; keinen besiege
Jeio der schlaf: dafs nicht ein triumf wir werden den feinden !
^ Also der greis, und den graben durcheilet* er; aber ihm folgten
Argos könige nach , so viele zum rath sich versammelt. 195
Auch Meriones folgt', und Nestors edcler spröfsling,
Jeiien zugleich; denn sie selber beriefen sie tnit zur berathung.
Jezt, nachdem lit den graben durchwandelten, sezten sich alle.
Wo noch rein das gefild' aus umliegenden leichen hervorschien;
Dort wo der stürmende Hektor sich wendete von der Argeier aoo
Blutigem mord', als schon die finstere nacht sie umhüllte:
Alda sezten sich jen', und redeten unter einander.
Und es begann das gespräch der gerenische reisige Nestor:
Freund'» o möchte nicht iezo ein mann vertra^n der kühnheit,
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ZEHNTER GESANG. 351
Und dem entschlossenen mut, zu den edelmütigen Troern ao5
Hinzugehn? ob er etwa der äufsersten einen erhaschte,
Oder vielleicht ein gespräch der feindlichen männer behorchte^
Was sie jezo im rath abredeten: ob sie gedenken ,
Fem alhier zu bleiben von Ilios, oder zur Stadt nun
Heim von den schiffen zu gehn , nachdem sie besiegt die Achaier. 2io
Dieses erforscht' er alles, und kehrete wieder zu uns dann,
Unvcrlezt; grols wäre der rühm ihm unter dem himmel,
Rings in der menschen geschlecht, auch lohnten ihm edle geschenke.
Denn so viel' in den schiffen gewalt ausüben und herschaft,
Jeder umher von allen, verehrt* ein dunkeles schaf ihm , 215
Samt dem saugenden lamm ; kein eigenthum war' ihm vergleichbar ;
Stets auch kam' er geladen zu fest und freudenbewirtung.
Jener sprachs; doch alle verstummten umher, und schwiegen.
Jezo begann vor ihnen der tufer im streit Diomedes:
Nestor, mich reizt mein mut und das herz voll freudiger kühnheit,
Einzugehn in das beer der nahe gelagerten Troer. 221
Doch wen» mir zum begleiter ein anderer mann sich erböte;
Gröfsere Zuversicht, und mehr unerschrockenheit gab' es.
Wo zween wandeln zugleich, da bemerkt der ein' und der andre
Schneller, was heilsam sei; doch der einzele, ob er bemerket, 225
Ist doch langsamer stets sein sinn , und schwach die emschliefsung.
So der Tydeid'; und viel' erboten sich ihm zu bcgleitem:
Willig waren die Ajas zugleich, die genossen des Ares;
Willig Meriones auch, sehr willig der söhn des Nestor,
Willig der Atreione, der Schwinger des speers Menelaos; 230
WiUig war auch Odysseus, der duldende, unter die TiQ^Ie
25? ILIAS,
Kifizugehn; denn er trug ein wagendes herz in dem busen.
jexo begann vor ihnen der völkeifiirst Agamemnon :
Tydeus söhn Diomede^, du meiner scele geliebter,
Selbst nunmehr xum genossen erwähle dir, welchen du wünschest, ^35
Unter der zahl den besten, diew^ii so viele bereit sind.
Doch nicht teusche das herz dir ehrfurcht, dafs du den bessern
Übergehst, und den schlechtem aus blöder scheu dir gesellest,
Schauen4 auf edleren stamm; und rag* er an Obergewalt auch.
Jener sprachs ; deriij er sorgt* um den bräunHchen held Menelaos.
Jezo beigann von neuem der rufer im streit Diomedesi 241
Wenn ihr nun den genossen mir selbst zu wählen gebietet.
Wie vergäfse doch Ich des göttergleichen Odysseus?
Dem so entschlossen der mut , und d^ herz voll freudiger kühnheh
Jst ia jeder gefahr ; denn es liebt ihn Pallas Athene. 245
Wenn mich dieser begleitet , spgar. aus flammendern feuer
Kehrten wir beide zuriik; denn er weifs zu erfinden, wie keiner.
Ihm antwortete drapf der herliche duld^r Odysseys :.
Tydeus sphn, nicht darfst du. so sehr mich rühmen, noch tadeln;
Denn vor kundigen männern von Argos redest du solches, 250
Gehen wir denn! schnell eilet cli^ nacht, und nah ist der morgen.
Weit schon rükten die st?rn\ und es scliwand das meiste der nacht hir>,
Um zween theile bereits^ nur ein drittheil haben wir übrig.
Dieses gesagt, verhülhen ^ich beid' in schrekliche rüstungt
Tydeus söhne nun gab der streitbare held Thrasymed^s 255
Sein zweischneidiges schwert; denn das eigene blieb bei den schiffen ;
Auch den schild ; und dekt' ihm das haupt mit dem helnie von stierhau t»
Sonder kqgel und busch, der auch Sturmhaube genannt wird,^
ZEHNTER GESANG. 253
Und vor Wunden bewahrt der blühenden Jünglinge scheitcl.
Aber Meriones gab dem Odysscus bogen und köcher, 260
Samt dem schwert ; und dekte des königes haupt mit dem helme ,
Auch aus leder geformt: »inwendig mit häufigen riemen
Wölbt' er sich, straf durchspannt j und auswärts schienen die hauer
Vom wcifs^ahnigen Schwein, und starreten hieb in und dorthin,
Schön und künstlich gereiht ; und ein filz war drinnen befestigt. 265
Einst aus Eleon hatt' Autolykos diesen erbeutet,
Stürmend den festen palast des Hormeniden Amyntor ; '
Jener gab dem Kytherer Amfidamas ihn gen Skandeia;
Aber Amfidamas gab xura gastgeschenk ihn dem Molos;
Dieser gab ihn dem söhne Meriones wieder xu tragen; 270
Und nun war er dem haupt des Odysseus feste beschüzung»
Als sich beide nunmehr in schrekliche rüstung gehüllet»
£iken sie fort, und verliefsen die edelen beiden Achaia's.
Ihnen naht ein reiher, gesandt von Pallas Athene,
Rechtsher (liegend am weg^ ; ihn sahen sie nicht mit den äugen 275
Durch die finstere nacht, nur ward sein tönen gehöret.
Freudig vernahm Odysseus den flug , und rief zu Athene :
Höre mich, tochter Xeus des Donnerers, die du beständig
Mich in allen gefahren vertheidigesi , und, wo ich hingeh,
Meiner gederkst; o zumeist gieb jezo mir lieb', Athenäa! 280
Lafs uns wohl zu den schiffen und ruhmvoll wieder gelangen,
Thätcr erhabener that, die nachweh schaffe den Troern!
Ihm zunächst auch flehte der rufer im streit Diomedes:
Höre du jczt auch mich» o Xeus unbczwungene tochter!
Folge hiir, wie du dem vater gefolgt, dem göttlichen Tvdeus, 28s
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354 1 L I A S«
Als er gen Thebe ging, ein gesendeter von den Achai^rnJ
Jen*. am Asopos verlassend, die erxumschirmten Achaier,
Bracht' er freundliche worte den kriegrischen Kadmeionen
Dorthin; doch umkehrend vollendet* er schrekliche thaten»
Mit dir, heilige göttin, da Ihm willfährig du beistandst. 290
So nun wollest du mir auch beistehn, und mich behüten!
Dir dann opfr' ich ein jähriges . rind , breitstimig und fehllos;
Ungezähmt, das ninuner ein mann zum joche gebändigt:
Dieses opfer* ich dir, mit goldumzogenen. hörnern.
Also fleheten beid'; es hörte sie Pallas Athene. ; 295
Drauf, nachdem sie gefleht zu Zeus des allmäclitigen tochter.
Gingen sie schnell, zween löwen an mut, im nächtlichen dunkel,
Über gemord* und leichen hinweg, durch waffen und blut hin.
Auch nicht dort liefs Hektor die edelmütigen Troer
Ausruhn , sondern berief die edelsten rings zur Versammlung , 300
Alle des troischen volks erhabene fursten und pfleger;
Vor den versammelten nun entwarf er die weise berathung:
Wer doch möchte die that einwilligend jezt mir gewähren»
Um ein grofses geschenk, das ihm zum lohne genug sei?
Einen wagen verehr* ich, und zween .hochhalsige rosse, 305
Welche die edelsten sein bei den rüstigen schiffen Achaia*s:
Wer auch immej; es wagt, und selber den rühm sich erstreber,
Nahe zu gehn an die schiffe der Danaer, und zu erforschen:
Ob sie stets noch bewachen die nisdgen schiffe, wie vormals;
Oder ob sie vielleicht, von unseren bänden bezähmet, 310
Schon die flucht mit einander beschleunigen, und sich enthalten,
Nächtliche hut zu versehn, kraftlos von der scbreküchen arbeit.
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, ZEHNTER GESANG, 355
Jener sprachs ; doch alle verstummten umher, und schwiegen.
Aber im troischen volk war Dolon, erzeugt von Eumedcs,
Einena göttlichen heiold, an gold' und erxe begütert; 315
Zwar ein übeler mann von gestalt, doch ein hurtiger läufer.
Und der einzige söhn mit fünf aufwachsenden schwestem.
Dieser begann vonretend im Tath der Troer zu Hektor :
Hektor, mich reizt mein mut, und das herz voll freudiger kühnheit ,
Nahe zu gehn an die schiffe der Danaer , und zu erforschen. 320
Aber wohlan, den zepter erhebe mir, heilig beschwörend,
Dafs du jenes gespann, und den erzumschimnierten wagen,
Schenken mir willst, das ihn trägt, den untadlichen Peleionen.
Nicht auch werd' ich umsonst ausspähn , noch gegen erwartung.
Denn so weit durchwandr' ich das kriegsheer, bis ich erreiche 325
Selbst Agamemnons scKif, wo vielleicht sein werden die fürsten,
Heilsamen lath zu rathen, der heimkehr, oder des kampfes.
Jener sprachs ; doch Hektor erhub den zepter , und schwur ihm :
Höre mich nun Zeus selber , der donnernde gatte der Here!
Nie soll jenes gespann ein anderer lenken der Troer; 330
Sopdern Dir verheifs' ich daherzuprangen bestiindig!
Sprachs , und gelobt' unwahres im schwur , und reizete jenen.
£lend hängt' er darauf das krumme geschofs um die schiilter ,
Hüllete dann ^ich umher ein graugezotteltes wolf^fell.
Fügte den yotterhelm auf das haupt, und fafste den wurfspiefs, 335
Xilete dann zu den schiffen der Danaer. Aber ihm ward nicht
Wiederkehr von den schiffen, das wort zu bringen dem Hektor.
Als er nunmehr verlassen der ross' und der männer getümmel,
Ging er den weg mit begicr. Allein der edle Odysseus
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256 . ILIAS-
Merkte des nahenden gang, und sprach zum söhne des T^deus: 340
Siehe, da kommt, Diomedes^ ein mann aus dem lager gewandelt !
Will er vielleicht auskundend tu unseren schiffen herannahn,
Oder einen berauben der leichname hier auf dem Schlachtfeld ?
Auf, wir lassen ihn erst voröbcrgehn im gefilde,
Wenig nur ; dann stürmen wir nach, und erhaschen den flüchtling« 345
Eilendes laufs. Doch wenn er mit schnelleren fUfsen zuvorrennt;
Immer sodann zu den schiiFen vom lager hinweg ihn gescheuchet,
Mit anstürmendem speer, dafs nicht zu der Stadt er entrinne.
Also besprachen sich beid', und bargen sich aufser dem wege.
Unter den todten geschmiegt ; lind vorbei lief jener bedachtlos. g^o
Als er so weit sich entfernt, wie ein joch maulthier* an des ackere
Ende gewinnt; denn sie gehn vor langsam folgiendcn stieren.
Mutig ein tief brachfeld mit gefiigetem pflüg durchfuichend :
Schnell nun liefen sie nach , und er stand , das getöse vernehmend ;
Denn er vermutet*^ im geiste , zurük berufende freunde 355
Kämen aus Troja's volk, ihm nachgesendet von Hektot.
Aber so weit nur entfernt, wie ein speerwurf, oder noch minder«
Kannt* er dje männer als feind'; und die hurtigen kniee bewegend ,
Floh er, dahin ; doch jene verfolgeten angestrenget.
Wie wenn zween scharfzahnige hund*, erfahren der wildjagd, 360
Treiben in dringender eile das hirschkalb oder den hasen.
Durch dikwaldigen räum, und voran der quäkende rennet:
Also trieb der Tydeid' und der städteverwüstei^ Odysseus
Ihn von den seinen hinweg, in dringender eile verfotgend«
Aber nachflem schon dicht an der Danaer hut er genaht war, 363
Fliehend hinab zu den schiffen; mit zorn nun exfuUt' Athenäa
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ZEHNTER GESANG, 257
Tydeus söhn, dafs keiner der erxumschirmten Achaler
Früheres wurfs sich riihmt', und et selbst der zweite nur käme;
Rasch mit der ianz' anstiirmen.d » bedroht' ihn'der held Diomedes:
Steh da, oder ich werfe die lanze dir I Schwerlich vermagst du s^o
Lange dem schreklichen tod' aus meiner hand zu entOiehen!
Sprachs, und im schwung' entsandt* er den speer, und fehlte mit vorsaz;
Rechtshin. über die schuher ihm flog des geglätteten Speeres
Erz in den boden hinein: und er stand nun, starr vor schrecken,
Bebend das kinn, und es klappten ihm laut in dem munde die zahne, 375
Blafs sein gesicht vor angst. Jezt nahten sie keichend, und hielten
Beid' an den händen ihn fest; doch Er mit thränen begann so:
Faht mich lebenden doch ; und ich löse mich. Dienn mir daheim liegt
Erz und goldes genug, und schönge^chmiedetes eisen.
Hievon reicht mein vater euch gern unendliche lösung, 380
Wenn er mich noch lebend erforscht bei den schiffen Achaia*s.
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
Sei g^etrost ; kein tödesgedank' umschwebe das herz dir I
Aber sage mir jczt, und verkündige lautere Wahrheit.
Warum gehst du allein vom lager hinab zu den schiffen, 385
Jezt in der finsteren nacht , da andere sterbliche schlafen ?
Willst du einen berauben der leichname hier auf dem Schlachtfeld?
Oder sandte dich Hektor, dafs wohl bei den schiffen du alles
Spähetest? Oder bewog dein eigenes herz dich zu gehen?
Ihm antwortete Dolon darauf; und es bebten die glieder: 390
Ach zu Jammer und weh verleitete Hektor das herz mir.
Welcher des tadellosen Achilleus stampfende rosse
Mir zum geschenkc verhiefc, und den crzumschimmerten wagen;
, QigitizedbyVjOOQlC *
Homers lUas. I. Band. R
158 ILIAS^
Und mir befahl, duich wandelnd der nacht stillfliebendes dunkel.
Nahe zu gehn an die schiffe der Danaer, und zu erforschen: 395
Ob ihr stets noch bewacht die rüstigen schiffe, wie vormals;
Oder ob ihr vielleicht, von unseren bänden bezähmet,
Schon die flucht mit einander beschleuniget, und euch enthaltet ,
Nächtliche hut zu versehn, kraftlos von der schreklichen arbeit.
Lächelnd erwiederte drauf der erfindungsreiche Odysseus : 40a'
Traun nach grofsem geschenk hat dir die seele gelüstet,
Nach des Peleiden gespann, des feurigen! Schwer sind die rosse
Jedem sterblichen manne zu bändigen, oder zu lenken,
Aufser Achilleus selbst, den gebar die unsterbliche mutter.
Aber sage mir jezt, und verkündige lautere Wahrheit. 405
Wo verliefsest du Hektör, den hirten des volks, da du weggingst?
"Wo sind ihm die geräthe des kriegs? wo stehn ihm die rosse?
Auch die anderen Troer, wie wachen sie, oder wie ruhn sie?
Sag' auch, was sie im rath abredeten: ob sie gedenken,
Fern alhier zu bleiben von Ilios, oder zur Stadt nun 410
Heim von den schiffen zu gehn, nachdem sie besiegt die Achaier.
Ihm antwortete Dolon darauf, der söhn des Fumedes:
Gerti will Ich dir Solches verkündigen, ganz nach der Wahrheit.
Hektor berief nun alle , des heers rathgebende forsten ,
Rath mit ihnen zu halten am mal des göttlichen Ilos, 4^5
Fern dem geräusch. Was aber von wachen, o held, du gefraget r
Keine gesonderte schirmet das kriegsheer, oder bewacht es.
Denn wo Troer sich glut anzündeten, welchen es noth ist.
Diese warten der hut, und ermahnen sich unter einander,
Wach zu sein. Hingegen die fernberufenen helEer 4^o
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ZEHNTER GESANG. 259
Ruhn im schlaf; und die wach' ist überlassen den Troem;
Denn nicht jenen sind kinder und gattinnen hier in der nähe.
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
Wie denn, etwa vermischt mit Troja's reisigen mlinnern
Schlafen Sie, oder aliein? Dies sage mir, dafs ich es wisse. 425
Ihm antwortete Dolon darauf, der söhn des Eumedes:
Gern will Ich auch solches verkündigen , ganz nach der Wahrheit.
Meerwärts ruhn mit den Karen, päonische krümmer des bo'gens,
Leleger auch, Kaukonen zunächst, und edle Pelasger;
Lykier ruhn gen Thymbra hinauf, und trozige Myser, 430
Frygias reisige schaar, und Mäonias rossebezähmer.
Aber was fraget ihr mich so genau nach allem und jedem?
Denn wofern ihr begehrt in d^s troische lager zu wandeln;
Dort am ende des heers sind neu ankommende Thraker,
Hingestrekt um Rhesos, Fioneus söhn, den bcherscher: 435
Dessen rosse die schönsten imd grÖfsestcn , die itK gesehen ,
Wcifser denn blendender schnee , und hurtiges laufs wie die winde.
Auch sein wagen ist köstlich mit gold und silber geschmucket,'
Rüstungen auch aus golde, gewaltige, wunder dem anblik,
Trägt er daher; kaum ziemt es den sterblichen erdebewohnern , 440'
Solches geräth zu tragen , vielmehr unsterblichen göttern. •
Doch nun führt mich hinab zu des meers schnellwandelnden schüfen;
Oder lafst mich gebunden alhier in grausamer fessel,
Bis ihr wiedergekehrt, und selber gesehn aus erfahr u ng ,
Ob ich geziemende wort* euch meldete, oder nicht also. 445
Finster schaut' und begann der starke held Diomedes:
Nur nicht flucht, o Dolon, erwarte mir etwa im
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Ite^e
i6o ILIAS.
Gabst du auch guten bescheid, da in unsere bände du kämest!
Denn wofern wir anjezt dich löseten, oder entiiefsen;
Traun du luimst auch hinfort zu den rüstigen schüfen Achaia's, 450
Sei es um auszuspähn, seis öffentlich uns zu bekämpfen.
Doch so von meiner hand du besiegt dein leben verlierest;
NimmeAnehr dann magst du verderblich sein den Argeiem.
Sprachs ; und bereit war jener, das kinn mit nervichter hand ihm
Rührend , emporzuflehn ; doch tief in den nacken ihm schwang er 455
Schnell das erhobene Schwert, und durchschnitt ihm beide die sehnen ,
Dafs des redenden haupt mit dem staub' hinrollend verniischt ward«
Hierauf nahmen ihm jene den otterhelm von der scheitel,
Auch sein krummes geschofs f den ragenden Speer , und das wolfsfelL
Alles empor zu Zeus siegprangender tochter Athene , 460
Hub Odysseus der held, und rief anbetend die worte:
Freue dich deis, o güttin; denn dich zuerst im Olympos
Rufen wir an vor allen unsterblichen ! Aber auch jezo
Leit' uns hin zum lager der thrakischen männer und rosse!
Also betet' er laut, und legete hebend die rüstung 4^5
Hoch auf des felds tamarisk' , und dabei zum deutlichen merkmal
Legt* er gesanuneltes röhr, und brach tamariskengezweig' ab;
Dafs sie des oits nicht fehlten, %urük durch iinsternis kehrend.
Vorwärts gingen sie nun, durch mord und waffen und blut hin;
Und sie erreichten in eile die schaar der thrakischen männer. 470
Jene schliefen cnmervt von der arbeit; aber bei ihnen
Prangten gestrekt zur erde die rüstungen , schön nach der Ordnung ,
Dreifach gereiht; und bei jedem die stampfenden doppelgespanne.
Rhesos schlief in der mitt', und die hurtigen rosse hei jcw
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e
. ZEHNTER GESANG. a6i
Standen mit riemen gehemmt am hintersten ringe des wagens« 475
Ihn nun zeigte dein freunde, zuerst wahrnehmend, Odysseuss
Dies ist dir, Diömedes, der m^nn, und dieses die rosse,
Welche zuvor uns Dolon bezeichnete, den wir getödtet.
Aber wohlan, nun zeige die tapferkeit; denn dir geziemt nicht,
Hier unthätig zu stehn mit den rüstungen ) Löse die ross' ab ; 480
Oder du tödte die manner, und mir sei die sorge der rosse.
Sprachs; doch jenen beseelte mit mut Xeus tochter Athene,
^Vild nun haut' er umher f mistöniges röcheln erhub sich
Unter dem mordenden schwert, und geröthet von blut.war der boden.
So wie ein low', antrefifend das ungehiitete kleiuvieh, 483
'Kegen oder auch schafe, mit grimmigem mut sich hineinstürzt;
Also die thrakischen mäoner disrchwandelte do];t Dioniede«,,
fiLs er zwölfe gemordet. Allein der kluge Odysseu^,
Welchen mann dei: Tydeide mit hauendem Schwerte getödtot,
Solchen zog Odysseus zurük, am fufs ihn ergreifend; 490
Denn er bedacht' im geist, wi^ di^ schöngemähneten rosse
Leicht hindurch ihm gingen, und nicht anstuzend erbebten»
V)bcr todte zu schreiten, noch ungewohnt des ermorden«.
Aber nachdem zu dem könig der held Diomedes gelangt war,
Zum dreizehnten beraubt* er auch ihn des erfreulichem lebens, 495
Und schwer athmet' er auf: ein schreklicher träum zu dem haupte
Stand ihm die nacht, der öneidische held, durch den rath der Athene.
Anxsig löst' Odysseus indefs die stampfenden rosse,
Band sie mit riemen vereint, und trieb sie hinweg aus dem häufen,
Mit dem geschofs anschlagend; denn nicht oie schimmernde geifsel 500
Hatt' er zu nehmen beducht aus dem I^ü^^^^dW^IJJ P(3SSt^* Wagens.
a62 ILIAS.
Jezo pfif er leis', und warnte den held Diomedes.
Jenei indefs sani^ bleibend umher, was er kühneres thäte:
Ob er den wagen zugleich , wo die glänzenden rÜ5tungen lagen ,
Xög' an der deichsei hinweg, ob hinaustrüg', hoch ihn erhebend; 505
Oder noch mehreren dort der Thrakier raubte den ödem.
Als er dieses im geiste bewegete , siehe, da naht' ihm
Pallas Athen', und begann zum edlen held Diomedes:
Denke der Wiederkehr, o söhn des erhabenen Tydeus,
Xu den geräumigen schiffen ; dafs nicht du ein fliehender kommest, 510
Wenn vielleicht auch die Troer erwekt der unsterblichen einer!
Jene sprachs; da erkannte der held die stimme der göttin.
Eilend bestieg er ein rofs; da schlug mit dem bogen Odysseus ^
Beid', und sie flogen daher zu den rüstigen schiffen Achaia's.
Aber nicht achtlos lauschte der gott des silbernen bogens. 515
Als er sah, wie Athene zu Tydeus söhn sich gesellet;
Zürnend ihr^ drang er sofort in des troischeri heeres getümmel.
Und den Thrakierfursten Hippokoon wekt' er vom Schlummer,
Rheso^ tapferen sippen. Doch Er, dem lager entfahrend,
Als er den ort leer sah, wo die hurtigen rosse gestanden, 5ao
Und noch zappelnd die männer in schreckenvoller ermordung;
Laut wehklagt' er nunmehr, und rief dem lieben genossen.
Aber die Troer, mit lerm und unermefslichem aufiuhr.
Stürzten heran, und schauten erstarrt die entsezlichen thaten,
Was doch die männer verübt, die entflohn zu den räumigen schiffen, S^S
Als sie den ort nun erreicht , wo sie Hektors späher getodtet ;
Henrunte die hurtigen rosse der held, Zeus liebling Odysseus;
Aber zur erd* entsprang der Tydeid', und die bluiige^rüstuncr
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ZEHNTER GESANG. 263
Reicht' er Odysseus bänden , und stieg auf den rücken des rosse«. .
Jener schlug mit dem bogen ; und rasch hin flogen die rosse 530
Zu den geräumigen schifFen ; denn dortbin wünschten sie herzlich.
Nestor horte zuerst die stampfenden huf*, und begann so:
Freunde , des Volks von Argos erhabene fursten und pfleger ,
Irr' ich, oder ist Wahrheit mein wort? Doch die seele gebeut mir«.
Schnell antrabender rosse gestampf umtont mir die obren. 535
Wenn doch Odysseus jezt und der starke held Diomedes
Hurtig daher von den Troern beflügehen stampfende rosse!
Aber ich sorg* im herzen geängstiget, was sie betroffen,
Argos tapferste beiden im lermenden Troergctümmel !
Noch nicht ganz war geredet das wort ; da kamen sie selber. 540
Und sie schwangen herab auf die erde sich; jene mit fretide
Reichten die bände zum grofs, und redeten frepnd liehe wortc.
Doch vor allen begann der gfercnische reisige' Nestor •
Sprich« preisvoller Odysseu«, erhabener rubmr der Achaier,
Wie/ ihr doch die rosse gewannt? ob ins Troergewübl ih* 545
Eindrangt» ob sie ein gott, der euch begegnete, darbot?
Wunderbar gleicht ihr Schimmer den- leuchtenden sonnenstralen l
Stets zwar geh' ich mit Troern gesellt, und zaudere, mein' ich.
Niemals gern bei den schiffen , wiewohl ein grauender krieger ;
Solcherlei rosse jedoch hab' ich weder gesehn noch bemerket l 550
Aber gewils hat euch ein begegnender gott sie verliehen ;
Denn es liebt euch beide der herscher im donnergewölk teuSf
Und des allmächtigen Xeus blauäugige tochter Athene.
Ihm antwortete drauf der . erfindungsreiche Odysseus:
Nestor, Neleus söhn, du erhabener rühm der Achaier, «"^
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i64 ILIAS, ZEHNTERGESANG.
Leicht kann wahrlich ein gott noch schönere rosse denn diese »
Wenns ihm gefallt > darbieten ; denn weit gewaltiger sind sie !
Diese, greis, wie du fragst, sind neu ankommende rosse»
Thrakische, welchen den eigner der tapfere held Diomedes
Tödtete, zwölf auch umher der edelsten kriegesgefährten. 569
Zum dreizehnten annoch erschlugen wir, nahe den schiflFcnt
Einen spähenden mann, der kundschaft unseres heeres
Forschte, von Hektor gesandt und den aaderen fürsten der Troer.
Sprachs, und lenkte den graben hindurch die stampfenden rosse.
Jauchzendes muts ; ihn begleiteten froh die andern Achaier. 565
Als sie nunmehr erreichten das schöne gezelt Diomedes;
Banden sie dort die rosse mit wohlgeschnittenen riemen
Fest an die kripp', alwo die anderen rosse des königs
Standen, geflügeltes hufs, mit lieblichem weizen sich nährend.
Aber Odysseus legte die blutige beute des Dolon 570
Hinten ins schif , bis sie könnten ein dankfest weihn der Athene.
Drauf entwuschen sich beide den vielen Schweifs in die meerflut
Eingetaucht, von den beinen, dem hals' umher» und den schenkein.
Aber nachdem die woge den vielen schweüs der arbeit
Ganz den gliedern entspulti und gelabt ihr mutiges herz war; 575
Stiegen sie ein zum bad' in schöngeglättete wannen.
Beide vom bad' erfrischt, und gesalbt nait geschmeidigem öle,
Safsen zum fnihmahl jezt; und aus vollem kruge sich schöpfend ,
Gossen sie aus vor Athene des herzerfreuenden weines^
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i
f
I L I A S.
ELFTER GESANG.
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INHALT.
Am morgen rüstet sich Agamemnon 9 und ßihrt zur sehlacht,
Hektar ihm entgegen. Vor Agamemnons tapfer keit fliehu die
Troer. Zeus vom lia sendet dem Hektor befehlt bis Agamemnon
. verwundet sei, den kämpf zu vermeiden, * Der verwundete Aga.
me'mnon entweicht , und Hektor dringt vor, Ferwundtt kehrt Dio-
medes zu den schißen ; dann Odysseus , von Ajas aus der Umzin-
gelung gerettet \ dann Machaon und Eurtfpylos. Zu Nestor,
der mit Machaon vorbeifuhr, sendet Achiäeus den Patrokios zu
fragen, wer der verwundete sei, Patrokios, durch Nestors rede
gerührt , begegnet dem Eurypylos , führt ihn voll mitleid ins zelt^
und verbindet ihn.
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I L I A S.
ELFTER GESANG.
Hos stieg am dem lagcr des hochgesinnten Tithonos
Aufwärts, göttern das licht und sterblichen menschen zu bringen.
ZLeus nun sandte daher zu der Danaer schiiFen die Eris ,
Welche zu schreklichem wehe das kriegsgraun trug in den händen.
Und sie betrat des Odysseus gewaldges dunkeles meerschif , 5
V\ elches die mitt' einnahm, dafs beiderseits sie vernähmen ,
Dort zu Ajas gezehen hinab, des Telamonidcn,
Jon zu des Peleionen, die beid' an den enden ihr schifheer
Vufgestellt, hochtrozend auf mut und stärke der hk'nde.
^Ida stand die göttin und schrie, machtvoll und entsezlich, to
.aut in Achaias heer,und rüstete jegliches mannes
lusen mit kraft, rastlos im streite zu stehn und zu kämpfen.
Lllen sofort schien süfser der kämpf, als wiederzukehren
II den geräumigen schiffen zum lieben lande der väter,
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268 ILIAS.
Atreus söhn auch rief und ermahnete , fchnell sich zu güiten, ij
Argos volk; auch dekt* er sich selbst mit blendendem crze.
Eilend fügt' ex xuerst um die beine sich bergende schienen.
Blank und schön, anschliefsend mit silberner knöchelbedeckung ;
Weiter umschirmt* er die brüst ringsher mit dem ehernen hämisch ,
Den ihm Kinyras einst zum gastgeschenke verliehen. 2fi
Penn es erscholl gen Kypros der grofse ruf der Achaier,
Da£s sie zum troischen lande hinaufzuschiiFen beschlossen;
Darum schenkt* er ihm jenen , gefällig zu sein dem behersch^r.
Ringsum wechsehen zehn blauschimpiemde streifen des stales,
Xwölf aus funkelndem gold', und i^wanzig andre des xinnes ; 25
Auch drei bläuliche drachen erhüben sich gegen den hals ihn^
Beiderseits, voll glänz wie regenbogen, die Kronos
Sohn in die wölke gestellt , den redenden n^enschen zur Wahrschau,
liieir^uf warf er das schwert um die schütter sich: goldene buckeln
Leuchteten über das heft ; und ringsum hüllte di^ scheide , 30
Silberhell, am gehenk von stralendem gokle befestigt.
Drauf den umwölbenden schild, den gewaltigen, hub er, den schönen,
Reich an kunst; ihm liefen umher zehn eherne kreise;
Auch umblinkten ihn zwanzig von zinn aufschwellende nabel,
Weifs , und der mittlere war von dunkeler bläue des stales. 35
Auch die Schreckengestalt der Gorgo drohetc schlängelnd,
Mit wutfunkelndem blik, und umher war Graun und Entsezen.
Silbern war des Schildes gehenk ; und gräfslich auf diesem
Wand ein bläulicher drache den leib; drei häupter des Scheusals
Waren umhergekrümmt , aus Einem halse, sich windend. 40
Dr.iaf tmiichlofs er das haupt mit des heims viergipÖichter kuppel,
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ELFTER GESANa aß^
/on rofshaarcn umwallt; und fürchterlich winkte tler helmbusch.
\uch zwo mächtige lanzen, gespizt mit der schärfe des erzes*
^afste der held, dafs ferne das erz tum erhabenen himmel
itralt'. Es donnerten nun lauther Athenäa und Heie , 45
:!och zu ehren den könig der golddurchblinkten Mykene.
Jezo gebot ein jeder dem eigenen wagenlenker,
Oort am graben die ross' in geordneter reihe zu halten*
\ber die Streiter zu fufs , mit ehernen wafFen gerüstet ,
Drangen voran; endloses geschrei durchhallte die dämmrung. 50
^or den reisigen zogen sie rasch , an dem graben geordnet ;
^fahe folgeten dann die reisigen. Aber getümmel
robt' in dem beer, von Kronion erregt, der hoch aus dem äther
Thau^mit blute gesprengt ausschüttete; denn er gedachte, *
Viele tapfere häuptei hinabzusenden zum Ais. 55
Jenseits hielten die Troer geschaart auf dem hügel des ftldcs ;
Hektor der grofse gebot und der edle Polydamas jenen ,
\uch Aneias, geehrt wie ein gott im volke der Troer,
Polybos auch, und Agenor der held, und der mutige Jüngling
^kamas, göttem gleich, drei tapfere söhn' Agenors. 60
Rektor durchging die ersten mit rundgcwölbetem schiide.
>o wie aus nachtgewölk ein stem zum verderben hervorblikt,
Stralenhell ; dann wieder sich taucht in schattende wölken:
Vlso erschien izt Hektor, die vordersten rings durchwandelnd ,
|ezo im äufsersten zug'» und ordnete; ganz in dem erze 65
^euchtet' er, ähnlich dem stral des ägiserschütternden vaters*
Siehe nunmehr, wie Schnitter entgegenstrebend einander
[irade das schwad hiiunähn« auf der flur des begüterten mannen«
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Wcixcn oder auch gerat', und die sinkenden bunde sich häufen:
Also stürmten die Troer und Danaer gegen einander -70
Mordend, nicht hier noch dort der verderblichen flucht sich erinnernd;
Haupt an haupt drang alle? xur feldschlacht ; und wie die wölfc
Tobten sie. Froh nun schaute die jammererregende Eris :
Denn der unsterblichen war sie allein noch unter den Streitern ;
Und kein anderer gott gesellte sich; sondern geruhig 75
Saben sie all' in den eignen behausungen , dort wo fiir jeden
Prangt* ein schöner palast, auf den steigenden höhn des Olyinpos.
Alle tadelten sie den schwarxumwölkten Kronion,
Weil er dem troischcn volke beschlofs xu verleihen den siegsruhm.
Doch nicht achtete dessen der Donnerer; ferne gesondert, 80
Schied er hinweg von den andern , und sexte sich , freudiges trozes ,
Wo er die Stadt der Troer umsah, und die schiffe Achaia's ,
Und hellstralendes erx, und würgende rings und erwürgte.
Weil noch morgen es war , und der heilige tag emporstieg ;
Hafteten jegliches heeres geschoss', und es sanken die völker. 85
Doch wenn ein mann, holxhauend im forst, sein mahl sich bereitet,
An des gebirgs abhängen , nachdem er 'die arme gesättigt ,
Ragende bäume zu haun, und unlust drang in die seele.
Und nach erquickender kost sein herx vor verlangen ihm schmachtet :
Jexo mit kraft durchbrachen die Danaer kühn die geschwader , 90
Rufend den freunden umher in den Ordnungen. Sieh*, Agamemnon
Stürmte voran, und entrafte den völkerhirtcn Bianor,
Ihn, und darauf den genossen, den wagenlenker Oileus.
Dieser schwang sich herab vom wagengeschirr , und bestand ihn ;
Doch in des grad' anstrebenden stirn mit spixiger lanxe 95
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ELFTER GESANG. 271
liach er; und nicht verwehrte der sturmhaub' ehefne wölbung,
londern erx und schädel durchbohrte sie, und das gehirn ward
Jani mit blute vermischt: so bändigt' er jenen im angrif.
Sie nun liefs er daselbst, der völkerfiirst Agamemnon,
iakt die schimmernden brühte, nach abgehülleten panzern; loo
'Ute sodann auf Isos und Antifos , gierig des mordes ,
ohne des Priamos bcid', unächt und eJielich, beide
fchend in Einem geschirr. Der bastard lenkte die zügel;
kntifos stand xum kämpfe, der herliche? die der Peleid* einst
Luf anhöhen des Ida mit weidenen gerten gefesselt, 105
lIs er hütend der schafe sie fand, und befreiet um lösung.
iber des Atreus söhn, der völkerfiirst Agamemnon,
crem über der warxe durchschofs er die brüst mit der lanze; .
btifos haut' er am ohr mit dem schwert, und stiirzt'ihn vom wagen,
chncll entzog er darauf der getödteten prangende rüstung, iio
ennend beid'; er sah sie Vordem bei den rüstigen schüfen,
Js iie vom Ida geführt der mutige renner Achilieus.
3 WC ein leu der hindin noch unbehülfliche kinder
eicht nach einander zermalmt, mit mächtigen zahnen sie fassend,
iTann er im lager sie traf, und ihr blühendes leben entreifset; 115 (
31C, wie nahe sie ist, vermag nicht ihnen zu helfen;
cnn ihr selbst ctbcben von schreklicher angst die gebeine;
lendes laufs entflieht sie durch dichtes geitäud' und durch Waldung,
25tlo5, triefend von schweife, vor der wut des mächtigen raubthiers:
so könnt' izt keiner des troischen volks vom verderben lao
ne beirein; auch selber vor Argos söhnen entflohn sie.
Jexo den kiiegesfrohen Hippolochos und den Peisandro«,
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^j2 \ ILIAS*
Bcid' Antimachos söhne, des waltenden: welcher am meisten
Drang, vom gold' Alexandros, den glänzenden gaben ^ bethöret,
Helena nicht tu geben dem bräunlichen held Menelaos: i2<
Dessen söhne nun traf der völkerftirst Agamemnon,
Beid* auf Einem geschirr, die hurtigen rosse bezähmend;
Denn es entflohn den händen die kunstreich prangenden^ zilgel ,
Uod sie tununelten wild. Da stürzt* er heran, wie ein löwe,
Atreus söhn; und sie flehten ihm hingeschmiegt vom wagen: I3<
Fah' uns, Atreus söhn, und nim vollgültige lösung.
/Viel kleinode ja rulm ia Antimachos hause verwahret i
Erz und goldes genug, und schöngeschmiedetes eisen.
Hievon reicht der vatcr dir gern unermefsliche lösung,
Wenn er uns noch lebend erforscht bei den schiffen Achaia*«« 13^
Also fleheten sie mit freundlichen Worten den könig
Weinend an ; da erscholl die unbarmherzige stimme :
Hat Antimachos denn, der waltende held, euch gezeuget.
Welcher im rath einst hiefs, dafs Troja's volk Mcnelaos,
Als er gesandt hinkam, mit dem göttergleichen Odysseus, 14
Dort erschlug*, und sie nicht heimsendete zu den Achaiern;
Auf, so büfst mir jezo des vaters schändlichen frevel.
Sprachs, und stürzte Peisandros vom wagengeschirr auf die erd<
Werfend den speer in die brüst, dafs zurük auf den boden er hinsanl
Aber Hippolochos spirang von dem siz ; da erschlug er ihn unten , 14
Ihm mit dem schivert abhauend die händ\ und das haupt von der schulte
Liefs wie den mörser sodann ümrollen den rümpf im getümmel.
Jene verliefs er, und dort, wo am dichtesteiv drängten die häufen
Stürzt* «r hinein, begleitet von hellumschienten Achaiern.
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ELFTER GESANG. ayj
Fufsvolk mordete nun fufsvolk, das gezwungen turükflohi 150
Und rofslenker die lenker der ross% (und es wallte der staub hoch
Aus dem gefild% erregt von dem donnernden huf der gespaime,)
Tödtendes erz nachschwingend. Doch Atreus söhn Agamenmon»
Immer verfolgt' er mit mord, und ermahnete laut die Argeier.
Wie wenn- vertilgendes feuer in niegehauene waldung 155
Fallt, dann wirbelnd der stürm es umherträgt, und bis zur Wurzel
Stamm' und getweig' hinsinken, geraft von des feuerorkans wutt
Also vor Atreas söhn Agamemnon sanken die ha'upter
Fliehender Tioer in staub, und viel hochhalsige rosse
Rasselten, leer die geschirre^ dahin durch diepfade des treSens» i6d
Ihrer untadlichen Unker beraubt, die zerstreut im gefilde
Lagen ) den geiern anizt weit lieblicher, als den Vermählten.
Hektorn zog aus geschossen der Donnerer , und aus dem staube^
Aus dem gewürge der schlachte aus strömendem blut und getUnmiel»
Doch ihm Folgt* Agamemnon , mit macht die Achaier erinumexnd« i6i5
Jene flohn zu dem male des alten dardanischen Ilos^
Mitten durch das gefild*, an der feigenhöhe vorüber >
Sehnsuchtsvoll nach der Stadt; dodi stets lautschreiend verfolgt^ eti
Atreus söhn , mit blut die unnahbaren hände besudelt»
Als zu dem skäischen thore sie jezt und def buche gej>ii)gci4 iT^
Standen sie endlich still, und erwarteten einer den andern.
Stets noch durch das gefilcT entflohen sie> scheu wie die rinder«
Welche der löwe gescheucht > in dämmerader stunde des melkens»
Allzumal; doch der einen erscheint izt gtaij|s€s verderben; ,
Ihr den nacken zerknirscht er, mit mächtigen Zährten sie fassend, 175
Erst, dann schlürft er das, blut und die etngeweide hinunter:
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Homers Ilks. I. Band. S *^
274 ILIAS.
Also verfolgte sie Atreus gewaltiger söhn Agamemnon,
^Immerdar hinstreckend den äuf&ersten ; und sie entflohen.
Vorwärts taumelten viel* und riikwärts viele vom wagen,
Unter der hand des Atreiden ; so tobt' er voran mit der lanxe. ijo
Aber da bald er nunmehr rur Stadt und thürmenden mauer
'Nahete; siehe, der vater des menschengeschlechts und der gpttet
*Sextc sich nun auf dem gipfel des quellenströmenden Ida ,
Nieder vom himmel gesenkt, den flammenden stral in den bänden.
Schnell dann sandt' er als botin die goldgefltigelte Iriss iS5
Eile mir, hurtige Iris, das wort tu verkünden dem Hektor.
^Weil er sieht, dafs annoch der völkerhirt Agamemnon
Tobt in dem vordergewühl , und die reihn der männer vertilget;
Weich* er selber rurük, doch dem anderen Volke gebiet* er,
•Gegen den feind zu kämpfen im ungestüme der feldschlacht. 190
Aber sobald ein speer ihh verwundete, oder ein pfeilschufs,
«Dafs er den wagen besteigt; dann rüst* ich jenen mit stärke,
Niederxuhaun , bis er naht den schöngebordeten schiffen.
Bis die sonne sich senkt, und heiliges dunkel herauftieht.
Also Zeus; ihm gehorchte die windschnell eilende Iris; * 195
Von den idäischen höhn zur heiligen Iltos fuhr sie;
*Fänd des waltenden Priamos söhn, den göttlichen Hektor,
Stehn auf rossebespanntem und wohlgefiigetem wagen ;
•Nahe dann trat, und begann, die leichthinschwebende Iris 2
Hektor , Priamos söhn , dem leus an rathe vergleichbar , 200
Teus entsendete mich, dir dieses wort zu verkünden.
«Weil 4if siehst, dafs annoch der völkerhirt Agamemnon
Tobt in dem vordergewilfal , und die reikn der männer veitilget;
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ELFTER GESANG. 275
Weiche du selber zurtik» doch gebeut dem anderen volkc,
Gegen den feind zu kämpfen im ungestüme der feldsch lacht. Oog
Aber. sobald ein *peer ihn verwundete, oder ein pfeilschufs» '
Dafs et den wagen besteigt; dann rüstet er dich mit starke,
Niederzuhaun , bis du nahst den schöngebordeten schiffen,
Bis die sonne sich senkt, und heiliges dunkel heraufzieht.
. Also ^sprach, und enteilte > die leichthinschwebende Iris« 2io
Hektor vom wagen herab' mit den rustungen sprang auf die erde*
Schwenkend die spizigen lanzen« durch wandelt' er alle geschwader,
Rings ermahnend zum kämpf, und erwekte die tobende feldschlacht«
Sie nun wandten die stim, und begegneten kühn den A^haiern.
.Argos söhn' auch drüben verstärkten die macht der geschwader; 215
Neu begann das gefec«lit ; an drangen ^ie t doch Agamemnon
Stürmte voraus; denn er wollte der vorderste kämpfen vor allen.
Sagt mir anizt* ihr Mu«en, olympische höhen bewohnend:
Welcher kam doch zuerst Agamemnons banden entgegen.
Unter den Troern selbst, und den. rühmlichen bunjdesgenossen? a^
Erst Antenors söhn Ifidamas, grofs und gewaltig,
Aufgenährt in Thrake , der scholligert mutter der schafe.
.Kisseus der ahn erzog ihn als kind in der eigenen Wohnung«
Welcher Theano gezeugt, Ifidamas rosige mutt^n
Aber nachdem er das ziel der -rühmlichen juigend erreichet« MS
Jczo behielt ihn der ahn, und gab ihm die bUibende tochtcr.
Neuvermählt dann folgt* er dem grolien ruf der A^haier
Aus dem gemach, mit iwolf schönprangenden schiffen des nueeras;
Und er. liefe in Perkope zurük die schwebenden schiffe,
Selber sodann fufc^vaiKiclnd erreicht* erjlios mauern- t 030
276 ILIAS.
Dieser begegnete jezt des Aureus söhn' Agamemnon.
Als sie nunmehr sich genaht, die eilenden gegen einander ,
Jezo verfehlt' Agamemnon , und seitwärts flog ihm die lanze.
Aber Ifidamas stiefs auf den leibgurt, unter dem panzer,
Kraftvoll, drängte dann nach, der nervithten rechte vertrauend. I35
Doch er durchbohrete' nicht den schöngetriebenen gürtel ;
Sondern vom Silber gehemmt , verbog wie blei sich die spize.
Schleunig ergrif die lanzc der herschende held Agamemnon ,
Zog sie heran, mit gewalt, wie ein berglöw', und aus der hand ihm
Rifs er sie ; schwang in den nacken das schwert , und löste die glieder.
Also sank er daselbst, und schlief den ehernen Schlummer, 241
Mideidswerth , von der gattin getrennt, für die seinigen kämpfend.
Eh sein jugendlich weib ihm belohnt die grofsen geschenke:
Hundert rinder schenkt' er zuerst, und gelobte darauf noch
Tausend ziegen und schaf ' aus seinen unendlichen heerden. 245
Ihn entwafnete jezt des Atreus söhn Agamemnon,
Trug dann einher durch Achaiergewüht die prangende rüstung.
Aber sobald ihn Koon ersah, der gcpriesenste kämpfer,
Er der ältere söhn des Antenor; hüllt* ihm die äugen
Überschwenglicher gram um den hingesunkenen bruder. ^250
Seitwärts genaht mit dem speer, unbemerkt vom held Agamemnon,
Stach er ihm in die mitte des arms, dicht unter der beugung,
Dafs ihn grade durchdrang die schimmernde spize des erzes.
Schauer ergrif nun plözlich den herschenden held Agamemnon ;
Dennoch tastet* er nicht vomi kämpf und schlachtengetümmel , cl^S
Sondern er stürzt* auf Koon mit sturmgenähreter lanze.
Seinen Ifidaihas dort, den leiblichen bruder vom<-\'ater,T
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ELFTER GESANG, 577
7.0g CT am fufs in der eil', und rief den tapfersten allifn,
Doch wie er zog im gedränge, verwundet' ihn unter dem schUde
Jener mit erzgerüstetem sqhaft , und löste die gli^der ; 96a
IJber Ifidamas dann enthieb er das haupt ihm genahet,
So vom^Atreiden besiegt, dem könige, fanden Antenors
Beide söhn' ihr Verhängnis, und sanken in A'ides wohming.
£f dann wandelte fort durch schlachtreihn anderer männer,
Mordend mit lanz' und schwert and gewaltigen steinen de$ feldes, 263
yfäl ihm das blut noch warm aus offener wunde hervordrang.
Aber sobald ihm stokte das blut in erharschender wunde,
Heftiger schmerz nun fafste den heldenmut Agamemnons.
Wie der gebährerin seelc der pfcil des Schmerzes durchdringet,
Herb' und scharf, den gesandt hartringende Eileithyen , $fc']a
Sic .der Here tochter , von bitteren wehen begleitet ;
Also £äfste der schmerz den heldenmut Agamemnons.
Und er sprang in den sessel, dem wagenlenker gebietend,
Dais Z14 den räumigen schiffen er kehretc; d^nn Um umfing gram«
Laut nun scholl sein durchdringender ruf in das heer der Achaier : 2*75
Freunde, des yolks von Argos erhabene fürsten und pfleger,
Ihr nun hemmet xurük von den meerdurchwandelnden schiffen
Diesen entsezlichen streit, da Mir Zeus waltende vorsieht
Je;zo verwehrt, die Troer den ganzen tag zu bekämpfen!
. Sprachs; da geifselte rasch die glänzenden rosse der lenket 280
Hin zu den räumigen schiffen; und nicht unwillig . entflohn sie«
Beide mit schäumender brüst, .und besprengt VQii unten mit staube.
Trugen sie fern aus der schlacht den hartgequäleten könig. .
Aber wie Hektör ersah, daCs Atreus söhn sid^ntfcrjite,
178 ILIAS,
Mahnet* er Troer zugleich und Lykier, laut ausrufend ; ?t85
Troer« und Lykier ihr, und Dardaner, kämpfer der nahe.
Seid nun männer, o freund*, und gedenkt einstürmeoder abwehr!
Fern i&t der tapferste mann, und Mir giebt hergehen ^iegsr\ihni
Zeus der Kronid'! Auf, grade gelenkt die stampfenden rosse,
Gegen der Danaer beiden, dafs höheren rühm ihr gewinnet! a^
Hekior riefs , und erregte dei^ mut und die harzen der mänpen
Wie wenn oft ein Jäger die schaar weifsxabniger hunde '
Reizt auf den grimmigen eher de^ waldthals , oder den löwen ;
So auf die Danaer reizte die edelmütigen Troer*
Hcktor, Priamos söhn, dexs^ mordenden Ares vergleichbar' 295
Selbst hochtrozendes sinns durch wandelt' er vorn das getiimmel.
Stürzte sich dann in die schlacht, wie ein hochherbrausender Sturmwind,
Der in gewaltigen^ stürz blauschimmernde wogen emporwühlt.
Welchen strekte zuerst , und welchen zulezt in den staub hia
Hektor,. Priamos söhn, da Ihm Zeus ^hre verliehen? 300
Erst Assäos den held, Autdnoos dann, und Opites«
Dolops, Klytios söhn, und Ofeltios, auch Agelaos,
Oros; Asymnos sodann, und Hippönoos , freudig zur feldschlacht^
Diese gebieter entraft' er den Danaern, würgte dann weiter
Unter dem volk : wie der west aus einander wirrt die gewölke 305
Vom blafsschauernden süd , mit dichtem stürm sie verdrängend ;
Häufig wälzt hochbrandend die woge «ich, aber eihpor sprizt
Weifser schäum , vor dem stofse der viel^chzuckenden Windsbraut :
So rings stiSirzten vor Hekior bezwungene häupter des Volkes,
Jezt war' entschieden der kämpf, und unheilbare thaten vollendet, 310
Und in die schiffe gedrängt das fliehende hcjet der^chaier;
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ELFTER GESANG. 279,
Hatt< nicht den Tydcklen eunahnt der dulder .Odysseus :
Tydei4$ söhn» wie vergessen wir doch einstürmender abwehr?
Auf, trit näher, mein freiend, &teh neben mir! Schande ja war* e^»,^
>Veno er die schiff' eimübn^e, der helmun>flfitteite Hektar! 31 j;
Ihm antwortete drauf der starke held Pio4Tiedc$ :
Gerne bebarr* ich aihier, and dulde noch; ai^er nur wenig
Fruchtet unsere kraft; denn der. herschex im dgnu^rgewölk Zeus
Will die Troer mit sieg verbcrlicheny vor den Achatern!
Sprach«, und warf Thyiabräos vom wagen herab a^uf die er^i^ 320
Links durchschmetternd die brüst mit dem wurFspiefs; aber Cklysseu«
Traf den edlea MloUoOi des köuiges wagengencssen, .
Jene liefsen sie dprt ausruhn von der kriegrischen »tbeit..
Drangen hinein ins getiimmel, und wüteten: wie wenn der eher
P.uir in di? hunde der jagd hoc]itrozeiides mutes hineinstürzt : 3^3
Also durchK)btcn den f#ind die gewendeten; und die Achaier
Frt^ en $ich aufiuathmen, ge«chj?ucht von dem göttlichen Hektor.
Jezitwar eirhaschrc^in geschirr ; xween tapferste m'^nner des Volke«
Trug es, von M«rops Qrieugt, dem Perkosier: welcher vor allen
Fernes ge«chik wahrnahm, und nie den söhnen gestattet, 330
Finiugchn in den krieg, d$n verderblichen; aber sie hörten
Nicht sein iMiort, denn sie führte de& dvinki^len todes Verhängnis.
Die>?n kam der Tyd^ide, der schwanger des speers Oiomqdcs,
Raubete geist upd leben , und t^ug die prangend^ rüstung.
Doch dem Hippodamas jezt und Hypeirochos nabmsieOdysseus« 335
Nun liefs schweben die schlacht im glcichgewichte Kronion^
Schauend vom Ida herab; und sie würgten sich unter einander.
Siehe, den Päoniäen Agäsifofo« traf Diomedes, r^^^^T^
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28Q I.LIAS, ^ •
Stofsend mh eherner hinx* am hiiftbein; denn das gespann war
Nicht ihm nah lu entfliehn ; so grofe war des geistes hethörung V 340
Abwärts hiek der genofs den wagen ihm; aber er selber
Tobte zu fufs durch das vordergewiihl j bis sein leben dahin war.
Doch wie sie Hektor erkannt durch die Ordnungen, stnrmt* er auf jene
Her mit geschrei ; und es folgten zugleich heprschaaren der Troer.
Als er ihn sah ^ da stuztc der rufer im streit Diomedes» 345
Und er redete schnell zu Odysseus, der ihm genaht war:
Schau, dort wälzt das verderben sich her, der gewaltige Hektor?
Aber wohlan, hier stehn wir in fcst ausharrender abwehr*
Sprachs, und im schwang* entsandt' er die weithinschattende lanze«
Traf, undverfehlete nicht, auf das haupt dem kommenden zielend, 350.
Oben die kuppel des heims ; doch prallte das erz von dem crze ,
Eh es die schöne haut ihm beröhrt; denn es >K^hwe der heim ab.
Dreifach, länglich gespizt, ihm geschenkt von Föbos Apollon.
Hektor flog unermefslich zurük , in die schaaren sich mischend ;
Und er entsank hinknieend , und stemmte die nervichte rechte 355
Ge^n die erd' ; und die äugen umzog die ^nstere nacht ihm.
Aber indcfs der Tydeide dem schwung nacheilte des Speeres ,
Fern durch das vordergewühl, wo er nieder ihm schofs in den boden ;
Kehrete Hektors geist , und schnell in den sessel sich sck^ngend ,
/
Jagt' er hinweg ins gedräng', und vermied das schwarze verhl^ngnis. 360
Doch mit dem speer anstürmend , begann der held Diomedes*:
Wieder entrannst du dem tode, du hund ! Schon nahte verderben
Über dein haüpt; doch von neuem entrb'kte' dich Föbos Apollon,
Den du gewifs anflehst , in das speergerassel dich wagend !
Poch bajd mein' ich mit dir zu endigen , künftig/%cffegniend , 365
ELFTER GESANG, .. agi
Würdiget anders auch mich ein unsterblicher gott xu begleiten!
Jczo eil* ich umher zu den anderen , wen ich erhasche !
Sprachs, und Faons söhne, dem tapferen, raubt* er die rüstung.
Aber der held Alexandros, der lockigen Helena gatte, .
Richtet' auf Tydcus söhn das geschöfs, den hirteii der volker, 570
Hinter die seule geschmiegt , auf dem männerbereitet^n grabmal
Ilos des Dardaniden , des vormals waltenden greises.
Jener entrifs dem starken Agastrofbs eilend des pailzers
Kunstgeflecbt von der brost, und den schild von den müchdgen söhultern,
Samt dem gewichtigen heim. Da zog er den bcigel des hocnes , 375
Schnellt' und traf$ nicht eitles geschöfs von der nerve versenaend,
Unten den rechten fufs; und das erz, durch die sole gedrungen,
Bohrt' in den boden hinab. Doch er mit behaglicher lache
Sprang aus dem hinterhalt , und rief lautjauchzend di^ worte :
Ha das traf! nicht eitel entflog dar geschöfs ! O wie gerne 38a
Hätt- ich die weiche des bauchs dir durchbohrt, und das leben entrisse^i !
Dann vermöchten die Troer doch aufzuathmen von drangsal,
Welche du wild fortscheuchst , wie ein leu die meckernden ziegen !
Diauf begann unerschrocken der starke* hejd Diomed^s 2
Lästerer, bogenschüz,' pfeilprangendei , mädchenbeäugler ! 385
Wenn du mit ofner gewalt in rtistungen wider mich kämest,
Nichts wohl frommete dii das geschöfs und di^ häufigen pfeile.
Jezt da den fufs mir unten du rizetest, prahlst du vergebens.
Nichts gilt mirs! als traf' ein m^dchen mkh, oder ein knäblein!
Kraftlos spielt das geschöfs des nichtsgeachteten Weichlings! 390
Traun wohl anders von mir, "und ob nur ein wenig es fasse,
Dringt ein scharfes geschöfs, und sofort zu den lodten gesellt es!
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28a ILIAS*
Seiner vermählten daheim äind umher zerrissen die wangen,
Und die kinder verwaist; mit blut die erde befleckend 394
Modert er; und der gevögel umschwärmt ihn mehr» denn der wdber!
Also der heid ; doch Odys6(;u5 der lanzenschwinger, sich nüiend.
Trat vor ihn ; nun sa{s er geschirmt , und zog sich den schnellen
FFjil aus dem fpfs ; und der schmerz durchdrang ihm die glied^r gewaltsam«
Und er sprang in den sessel, dem wagenlenker gebietend,
Dufs zu den räumigen schHFen er kehrete ; denn ihn umfing gram. 400
Einsam blieb Odysseus der lanzenschwinger > und niejnand
Hiirrt' um ihn der Achaier, denn furcht verscheuchte si^ alle,
Unmutsvoll nun , sprach er zu seiner exhabenen seele :
W^ehe, was soll mir geschehn! O schände doch, wenn. ich entflöhe,
Fort durch menge geschrekt ! Doch entsezlich^r> wijrd* ich geBingen, 405
Einsam hier ; denn die .andern der Danacr scheuchte Kronion !
Aber warum doch bewegt^ da$ }i^rz mir splche g^dafiken?
Wohl ja weifs ich, dafs feige zprük sich, ziehen vom kämpfet
Doch wer edel erscheint in der feldschlacht , dem ist durchaus noth,
Tapfer den feind zu bestehn , er treffe nun, oder m'<m treff' ihn! 41Q
Ab er solches erw^g in des herzdns geist imd empfindung,
Trogen bereits die Troer heran in geschildeten schlachfreihn ;
Und sie umschlossen ihn rings, ihr unheü selber \imzingelnd.
Wie auf den eher umher Jagdhund' und blühende Jäger
Kennen ini stürz; er wandeh aus tiefverwachsener holzUng» 415
Wezend den weifsen zahn im zurükgebpgenen rüssel;
Kings nun stürmen sie an; und >vild mit klappenden huuern
Wütet er; dennoch bestehp sie zugleich, wie SiphrclxUch er difohet:
Also dort um Odysseus , den göttlichen , stürsteii^icb lingsher
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ELFTER GESANG, ^83
Troer* Doch jener durchstach dem^ untadlichcn Dciopites 420
Erst clie obere schüUer, mit spiziger lanz* ihn ereijend;
Auch den Thoon darauf und lEnnomos strekt' er in Uut hin;
Auch dem Cher&idamas rannt' er> der schnell vom wagen herabsprang>
Unter dem buklichten schild den ragenden «peer in den nabel,
Tief; und er «ank in d^n staub, mit der band den bgden ergreifend. 425
Jene verliefs er« und Hippasos söhn mit der lanze durchstach er»
Charops, den leiblichen bruder des wohlent&prossenen Sokos,
Ihm ein helfer zu sein, wie ein gott, kam Sokos gewandelt;
Nahe trat er hinap, und sprach zu jenem die worte;
O preis voller Odysseus, an list unerschöpft, und an arbeit, 43Q
Heut ist dir entweder der rühm, dafs Hippasos söhne
Beide du, solche männer, gestrekk, und die wafFen erbeutet;
Oder von meiner lanze durchbohrt, verhaqchst dui das leben!
Also sprach er , und stiefs auf des Schildes geiUndete Wölbung,
Siehe, den stralenden schild durchschnietterte mächtig die lanze, 43 j
Auch in das kunsrge&chmeide des harnisches dipang sie geheftet;
Gc.nz dann rifs sie die haut von den rippcn ihm; aber Athene
Licfs nicht dringen das erz in die eingeweide des niannes.
Doch wie Odysseus erkannt, dafs ihm kein todesgeschols kanii
>\'ich er ein wenig zuriik, und sprach zu Sokos die worte: 44a
Unglükseliger, traun! dich ergreift nun grauses verderben!
Z.war mich hast du gehemmt in des troischen Volkes beka'mpfung: -
Doch Dir meld' ich alhier den tod und das schwarze Verhängnis ;
Oiesen tag dir bestimmt; von meiner lanze gebändigt,
[Riebst du mir rühm, und die seele dem sporner der gauF Aidoneus. 445
Sprachs; und jenet, zurük in d^ flucht gewendet^ enteilte;
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284 ILIASt
Doch dem gewendeten schof& er den ehernen Speer in den riicken ,
Zwischen der &chulterbucht , dafs vorh aus dem busen er vordrang;
Dumpf hin kracht- er im fall ; und es rief frohlockend Odysseus :
Sokos, Hippasos söhn, des feuiigen rossebeiähmers , 450
Siehe, der endende tqd erhaschte dich, und du entrannst picht!
Wehe dir, nicht dein vater und deine liebende mutter
DHicken die äugen dir zu , dem sterbenden ; sondern des raubes
Vögel zerhacken dich bald, mit den fittigen froh dich umflatternd !
Starb' auch Ich, dann schmücken mein grab die edlen Achaier! 455
Jener sprächs , und den mächtigen speer des erhabenen Sokos
•TLog er hervor aus der wund*, und dem hochgenabelten Schilde;
Flugs, dem entzogenen nach, schofs blut, und schwächte das herz ihm.
Doch wie die mutigen Troer das blut ^es königes schauten ,
Kiefen sie laut einander, und wandelten gegen ihn alle. 460
Aber Odysseus wich dem gedrängt, und schrie zu den freunden.
Dreimal schrie er empor, wie die bru&t aushallet des mannes;
Dreimal vernahm das geschrei der streitbare held Menelaos,
Schnell begann er und sprach zu Ajas , der ihm genaht wat :
Ajas, göttlicher söhn des Tclamon, völketgsbieter , 46J
Eben umscholl Odysseus, des duldenden, fernes geschrei mich,
Jukbem' gleich, als driingten den einsam verlassenen etw^
Troer, den weg abschneidend im ungestüme der feldschlacht.
Auf, das getümmel hindurch! denn auszuhelfen geziemet i
Dafs nur nichts ihm begegne, deip einsan\en unter den Troern, 470
Stark wie er sei ; und schmerzlich der Danaer volk ihn vermisse !
Sprachs , und ging ; ihin folgte der gotterähn liehe Streiter.
Und iie erreichten Odysseus, den heriichen; uno^ihn gedrängt wai
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ELFTER GESANG. 2^5
Troergewtihl : so wie oft rothgelbe schakal' im gebirgwald
Umdengehörnetcnhirsch, den verwundeten , welchen ein jäger 475
Traf mit der senne geschofs; dem zwar entrann er im laufe
Fliehend, dieweil warm itröratc das blut, und die kniee sich regten;
Aber sobald ihn der schmerz des geflügelten pfeiles gebändigt,
Dann zerreifsen schakal' im gebirg' ihn, gierig des fleisches.
Tief im schattigen hain ; doch ein leu , den gesendet ein Dämon, 480
Naht grimmvoll; es entfliehn dieschakal', und jener verschlingt nun :
Also dort um Odysseus, den feurigen held voll erfindung,
Diangen viel der Troer, und tapfere. Aber der held schwang
Seine lanz', und wehrte dem grausamen tag des Verderbens.
Ajas nahete jezt, und den thiirmenden schildi vortragend» 485
Trat er zu ihm; und die Troer entzitterten dorthin und dahin.
Jenen führt' an der hand der streitbare held Menelaos
Aus dem gewühl, bis die rosse der wagengenofs ihm genähert.
Ajas sprang in der Troer gedräng', und entrafte Doryklos,
Priamos neben&ohn; und darauf auch den Pändokos stUnc* er, 490
Stürzte Lysandros dahin, und Pyrasos, und den Pylartes.
Wie wenn hochgeschwollen ein ström in das thal sich ergie&et,
Strudelnd im herbst vom gebirg', indem Zeus regen ihn fortdrängt;
Viel der dorrenden eichen sodann, viel kiefergehölz auch
Wälzt er hinab , und rollt viel trübenden schlämm in die salzfl ut : 495
Also durchtobt' hinstürzend das feld der stralende Ajas,
Bahn durch männer sich hauend und reisige. Dieses vernahm noch
Hektör nicht; denn er kämpft' an der linken seite des treffens, .
Längs dem gestade des Stroms Skamandros: dort wo am meisten
Taumelten häupter der männer, und graunvoU brülhe der Schlachtruf,
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a86 ILIAS*
Um den Idomeneus her» und den götterähnlfchen Nestor. 501
Hektor schaltete dort im gewiihl, und &chrckliche thaten
Übt' CT mit^ Speer und wagen , der Jünglinge reihen verwüstend.
Doch nicht wären gewichen die edelen männer Achaia's,
Hatte nicht Alexandros, der lockigen Helena gatte, 505
Mitten im streite gehemmt den völkerhirten Machaon,
Mit dreischneidigem pfeil ihm rechts die schuUer.verwundend.
Seigethalb erschrakeii die mutfaeseelten Achaier,
Sorgend, es möchte der feind in gewendeter schUcht ihn ermorden.
Schnell zum göttlichen Nestor begann Idomeneus also: 510
Nestor, Neleus söhn, du erhabener rühm der Achaier» '
' Hurtig, betrit dein wagengeschirr ; auch betret* es Machaon
Neben dir; dann zu den schiffen gelenkt die stampfenden rosse!
Denn ein heilender mann ist werth wie viele zu achten,
Der ausschneidet den pfeil, und mit lindernder salbe verbindet« 515
Sprach«; und ihm folgete gern der gereni^che reisige Nestor;
Schnell betrs^t er sein wagengeschirr; auch betrat es Machaon,
Er, Asklepios söhn, des unvergleichbaren arztes.
Treibend schwang er die geifsel, und rasch hin flogen die rosse
Xu den geräumigen schiffen ; denn dorthin wünschten sie herzlich. 520
Aber Kebriones sah der troischen männer getümmel,
Hektors wagengenofs, und redete, also beginnend:
Hektor, wir beide sind hier mit Danaerschaaren beschäftigt,
Fern am ende der «chlacht , der ents^tlichen ; aber die andern
Troer sind dort in einander gewirrt, die^espann und sie selben 525
Ajas durchtobt das gewühl, der Telamonid'; ihn erkenn' ich: .
Denn breit raget der schild um die Schulter ihm. Wenn wie denn izo
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ELFTER GESANG. 287
Dorthin io$s* und wagen beßügelten , wo nun am meisten
Streiter xu fiiCs und xu wagen , im schreklichen kämpf sich begegnend ,
Rings einander ermorden, und graunvoll brüllet der Schlachtruf! 530
Sprachs, und geifselte rasch das gespann schönmähnlger tossp
Mit hellknallendem schwung; doch sie, der gcifseUgehorchend ,
Trugen das schnelle geschirr durch Troer dahin und Achaier,
Stampfend auf bäuchige schild* und leichname .* unten besudelt
Trof die axe von Wut, und die zierlichen ränder des sessels, 535
Welchen jeit von der hufe gestampf ansprizten die tropfen , -
Jezt von der räder beschLag. So strebte der held in der mk'nner
Dichtes gewUhl, zu zerstreun, wo er stürmetel Grauses getümmel
Bracht* er dem Volk der Achajer, und rastete wenig vom Speere.
Sieh', er wandelte fort durch schlachtreihn anderer männer, 540
Mordend mit lanz' und Rh wert und gewaltigen steinen des feldes;
Ajas nuir vermied er im kämpf, den Telamoniden;
Denn ihm eiferte Zeus, wann den stärkeren mann er bekämpfe.
Zeus nun sendete furcht, der allmächtige vater, dem Ajas.
Starrend stand, und warf er den lastenden schild auf die schulter , 545
Flüchtete dann, umschauend im männetgewühl , wie ein raubthier,
Rückwärts häufig gewandt, mit langsam wechselnden knieen.
Wie wenn den funkelnden leun vom verschlossenen riridetgehege
Oftmals hund' abscheuchen und landbewohnende manner ,
Welche nicht ihm gestatten, das fett derrinder zu rauben, 550
Ganz durchwachend die nacht; er dort, nach fleische begierig.
Rennt gtadan ; ' doch er wütet umsonst ; denn häufige Speere
Fliegen ihm weit entgegen, von mutigen handln geschleudert.
Auch helUodemde brmnd*; und er zuktim stülpenden ankuf;
/
288 ILIAS*
Dann in der dämmerung scheidet er weg, mit bekünunertem herxcn: 555
Also ging nun Ajas mit traurendem gei&t von den Troern,
Sehr ungern; denn er sorgte voll Angst um der Danaer schiffe.
Wie wenn zum Feld* ein esel sich drängt, und die knaben bewältigt^
Träges gangs, auf dem viel stecken zerscheiterten ringsum;
Jezt eindringend zerrauft er die saat tief; aber die knaben 560
Schlagen umher mit stecken ; doch schwach ist die stärke der kinder.
Und sie vertreiben ihn kaum» nachdem er mit frafs sich gesättigt:
Also schwärmt' um den heid, den Telamoni'er Ajas»
Mutiger Troer gewUhl und fcmberufencr helfcr^
Die aufden Schild die lanzen ihm schmetterten, immer verfolgend. 565
Aber bald gedachte der held einstürmender abwehr»
Wieder das antliz gewandt, und zwang die dichten geschwader
Reisiger Troer zurük; bald kehrt' er von neuem zur flucht um*
Allen indefs verwehrt' er den weg zu den rüstigen schiffen;
Denn er selbst, in der Troer und Danaer mitte sich stellend» 5*]o
Wütete; aber die speere, von mutigen bänden geschleudert»
Hafteten theils anprallend im siebenhäutigen sderschild ;
Viel auch im Zwischenräume, den schönen leib nicht erreichend.
Standen empor aus der erde, voll gier im flei^he zu schwelgen.
Als ihn Eurypylos jezt, der glänzende söhn des Euamon , 5*75
Schauete» wie der geschoss' unmässiger stürm ihn umdrängte;
Stand er zu jenem genaht , und schwang den blinkenden wurfspjefs ,
Und traf Fausias. söhn , den hirten des volks Apisaon »
Unter der b^ust in die leber, und losere straks ihm die glieder.
Schnell dann sprang er hinzu , und raubte die wehr von den schultern.
Aber sobald ihn ersah der göttliche held Alexandros« 58 t
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ELFTER GESANG, a89
Wie ci die" wehr abnahm dem getödteten; tog er den bogen
Gegen 'Eurypy lös flugs, und sandt' in den schenke! den pfeil ihmi
Rechts hinein; und das röhr brach ab, und beschwerte den schenke!.
Schnell in der freunde gedräng' entzog ersieh, meidend das schiksal; 5S5
Laut nun scholl sein durchdringender ruf in das heer der Achaiers
Freunde, des volks von Argos erhabene fiirsten und pfleger,
Steht, die stirne gewandt, und schirmt vor dem grausamen tage
Ajas, der hart von geschossen umdrängt wird! Nimmer, Vermut' ich.
Wird er dem treffen entfliehn r dem entsezlichen ! Al)er o stellt euch 590
Gegen den feind, um Ajas, den mächtigen Telamoniden!
So der verwundete held Eurypylos; und die genossen
Stellten sich nah um ihp, die Schilde gelehnt an die schultern,
Alle die lanzen erhöht. Daher nun wandehe Ajas,
Stand dann xum feinde gewandt, da der seinigen schaar er erreichet. 595
Abo kämpften sie dort, wie lodernde flammen des feuers.
Nestorn aber enttrugen der schlacht die nele'ischen stuten,
Schäumend in schweifs, und brachten den völkerhirten Machaon*
Jenen sah und erkannte der mutige renner Achilleus;
Denn er stand auf dem hinterverdek des gewaltigen meerschifs , 600
Schauepd die kriegsarbeit, und die thränenwerthe Verfolgung.
Schnell XU seinem genossen Patrokleus redet' er jexo,
Laut xurufend vom schif; und Er, im gexelte vernehmend,
Kam gleich Ares hervor; dies war des wehes beginn ihm.
Also fragte xuerst Menötios tapferer spröfsling: 605
Warum rufest du mir, 0 Achilleus? wessen bedarfst du?
Ihm antwortete drauf der mutige renner Achilleus:
Edler Menötiad*, o meiner seele geliebter, ^ ,
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Homers lUas. I. Band. T
190 I L I A S*
Bald wohl nahn, vcnnut* ich> zu meinen knien die Achaier,
Anzuflehn; denn die noth umdränget sie, ganz unerträglich. 6io
Aber o geh, Patroklos, du göttlicher, fot&che von Nestor,
Welchen verwundeten mann er dort aus dem treffen zurükführt.
Xwar von hinten erschien dem Machaon ganz die gestalt gleich »
Ihm des Asklepios söhn ; aHein nicht sah ich das antliz ;
Denn mir stürmten die rosse vorbei, im geflügelten laufe. 615
Jener sprachs; da gehorchte dem freund sein trauter Patroklos,
Silt' und lief zu den zelten und rüstigen schiffen Achaia's.
Als nun jene das zeit. des Neleiaden erreichten,
. Traten sie selbst vom wagen zur nahrungsprossenden erde;
Hierauf löste die ross' Eurymedon , diener des greises , 620
Von dem geschirr. Sie aber, den schweifs der gewandezu kühlen,
SteUten sich gegen den wind am luftigen meergestade.
Gingen sodann ins gezelt , und sezten sich nieder auf sessel.
Weinmus mengt' izt ihnen die lockige Hekamede,
Die aus Tcnedos wählte der greis, wie Achilleus sie einnahm, 625
Tochter des hochgesinnten Arsinoos, die die Achaier
Ihm auskohren, diewcil er im rath vorragte vor allen.
Diese rükte zuerst die schöne geglättete tafel
Mit stahlblauem gestcU vor die könige; mitten darauf dann
Stand ein eherner korb voll trunkeinladender zwiebeln, 630
Gelblicher honig dabei, samt heiligem kerne des mehles;
Auch ein stattlicher kelch, den der greis mitbrachte von Pylos:
Den rings goldene buckeln umschimmerten ; aber der henkel
Waren vier, und umher zwo pickende tauben an jedem ^
Schön aus golde geformt ; zwei waren auch unten 4^^Äd<fP' 635
ELFTER GESANG. a^i
Mühsam hob ein andrer den schweren kelch von der tafel»
War er voll; doch Nestor der greis erhob unbemüht ihn«
Hieriil mengte das weib, an gestalt göttinnen vergleichbar»
Ihnen des pramnischen weins, und rieb mit eherner raspel
Ziegenkäse darauf, mit weifsem mehl ihn bestreuend, 640
Nöthigte dann zu trinken voni wohlbereiteten weinmus.
Beide , nachdem sie im tränke den brennenden durst sich gelöschet ,
Freueten sich des gesprächs, un4 redeten viel mit einander.
Jezo stand an der pforte Pattokios, ähnlich den göttern.
Als ihn scheute der greis , da sprang er vom schimmernden sessel , 645
Führt' ihn herein an der hand, und nöthigte freundlich zum size.
Doch Patroklos versagt* es dem greis', und erwiederte also:
Nöthige nicht .zum size, du göttlicher alter; ich darf nicht«
Ehrfurcht fodert und scheu, der mich aussandte, zu forschen.
Welchen verwundeten dort du zurükführst. Aber ich selber 650
Kenn* ihn schon; denn ich sehe den völkerhirten Machaon.
Jezo kehr* ich als bot*, und melde das wort dem Achilleuf.
Wohl ja kennest auch du, ehrwürdiger alter, des maaqes
Heftigen sinn, der leicht unschuldige selber beschuldigt«
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor: 655
Was doch küi^mern so sehr des Achilleus herz die Achaiet,
Welche bereits das geschofs verwundete? Aber er weit nicht,
Welch ein weh sich erhub durch das kriegshcerl Alle die tapfcm
Liegen umher bei den schiffen , mit; wurf und stofse verwundet ! .
Wund ist vom pfeil der Tydeide, der starke held Diomedes; 660
Wund von dqr lanz* Odyiseus, der hetliche, und Agamemnon*'
Diesen anderen hier entführt* ich eben der
feldschlacht, t
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292 , ILIAS*
Als der scntie gc^chors ihn vctwundctc. Aber AchiUeul
Hegt, xwar tapfer, mit uns nicht mitleid oder erbannung!
Harrt er vielleicht, bis erst die rüstigen schiff' am gestade« 66$
Troz der Achaiermacht, in feindlicher flamme vcrlodem,
Und wir selbst hinbluten der reihe nach? Nicht ja besteht mir
Kraft, wie vordem sie gestrebt in den leichtgebogenen gliedern!
War' ich so jugendlich noch, und ungeschwächtes Vermögens ,
Wie als einst der Eleier und Pylier fehde sich anspann» 670
Über den rinderraub; da Ich den Itymoneus hinwarf^
Jenen tapferen ^hn des Hypeirochos, wohnend in Elis» ^
Vhd mir entschädigung nahm. Er stritt^ uns wehrend die rinder;
Aber ihn traf im vordergewühl mein stürmender wurfspiefs,
Dafs er sank« und in angst sein ländliches Volk sich zerstreute. 675
Viel und reichliche beute gewannen wir rings aus den f eidern:
Fünfzig heerden der rinder umher, der weidenden schafe
Eben so viel, auch der schweine so viel, und der streifenden ziegen;
Auch der bräunlichen rosse gewannen wir hundert und fupfxig,
Stuten all', und viele von saugenden füllen begleitet. 680
Weg nun trieben wir jene, hinein zur neleischen Pylos,
Nachts in die Stadt ankommend; und herzlich freute sich Neleus^
Dafs mir Jünglinge schon so viel kriegsbeute beschert war.
Heroldstuf nun tönte, sobald der morgen emporstieg.
Jeden herbei « wem schuld in der heiligen Elis gebührte. 685
Aber de« Pyllervolks versamnrielte obergebieter
Theileten aus; denn vielen gebührete schuld von Epeiem,
Seit wir wenigen dort in drangsal Pylos bewohnet.
Denn uns drängt' hinkonunend die hohe kraft HerajclM
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ELFTER GESANG. »93
Einige jähre zuvor und erschlug die tapfersten mdnneu 690
Siehe, wir waren zwölf untadliche söhne des Neleus;
Davon blieb ich allein; die anderen sanken getödtet,
Dmm verachteten uns die erzumschirmten Epeier,
Und voll Übermutes verübten sie mancherlei frevel.
Draus nun wählte der greis sich eine heerde der rinder, 695
Eine von schafen gedrängt, drei hunderte, samt den hirten;
Weil auch Ihm viel schuld in der heiligen EHs gebührte:
Vier siegprangende rosse zusamt dem wagengcschirre ,
Zum Wettrennen gesandt: denn ein dreifufs war zur belohnqng
Aufgesreüt; da behielt der völkerfürst Augeias • loo
Jene zurük, und entsandte den traurenden wagenlenker.
So zum* zorne gereizt durch wort' und thaten des freveis ,
Kählte sich vieles der greis; das übrige gab er dem volke»
Gleichgetheilt, dafs keiner ihm leer ausginge des gutes.
Also vollendeten wir ein jegliches, und um die Stadt her 705
Weihten wir opfer des danks. Doch schnell am dritten der tage
Kamen die feind' unzählbar, sie selbst und stampfende ro^sse,
Alle goschaart ; auch kamen die zween Molionen gerüstet ,
Kinder annoch, und wenig gewandt in stürmender ab^yehr.
Eine Stadt Thryoessa erhebt sich auf felsigem hügel, Tio
Fern an Alfeios ström, und begrenzt die sandige Pyloss
Diese bekämpfte der feind, sie auszutilgen verlangend.
Doch wie sie ganz das gcfild* umschwärmeten , kam uns Athen«
Schnell vom Olympos gerannt mit der botschaft, uns zu bewafnen.
Nachts; und nicht unwillig erbot sich Pylicrvolk rings, 715
Sondern mit freudigen! mut zu der feldschlacht. . ^fe nur verwehrte
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294 ILIAS*
Neleus, mitzugehn in den streit, und barg mir die rosse; ^
Denn npch wähnt* er mich nicht zu kriegsarbeiten gewixigt.
Dentioch strah* ich hervor in unserer reisigen schaaren,
Ohne gespann, auch zu fufs; so trieb in den kämpf mich Athene.
Aber es rollt ein ström Minyeios nieder zur salzflut, qai
Dicht an Aren': hier harreten wir der heiligen frühe,
Pylos reisige schaar; und daher flofs menge des fufsvolks.
, Drauf mit gesamter macht in wohlgerüstetem heerzug *
Kamen wir mittags hin zum heiligen stiom Alfeios. »725
Alda brachten wir Xeus dem allmächtigen prangende opfer.
Einen stier dem Alfeios, und einen stier dem Poseidon,
Eine kuh von der heerde -fiir Zeus blauädgige tochter ;
Spätmahl nahmen wir nun durch das kriegsheer, häufen bei häufen,
Legten uns dann zur ruh, in eigener rüstung ein jeder, 730
Längs den flilten des Stroms. Die hochgesinnten Epeier
Standen bereits um die Stadt, sie hinwegzutilgen verlangend;
Aber sie fanden zuvor des Ares schrekliche arbeit.
Denn als leuchtend die sonn' emporsüeg über die erde,
Rannten wir an zum gefecht, und fleheten Zeus und Athenen. ^35
Jezt da die schlacht anhub der Pyiier und der Epeier,
Raft*. ich den ersten der feind', und nahm die stampfenden rosse,
Mulios, kühn und gewandt, der ein eidam war des Augeias,
Seiner ältesten tochter vermählt, Agamede der blonden,
Die heilkräuter verstand, so viel rings nähret das erdreich. »740
Ihn, wie er gegen mich kam, durchbohrt' ich mit eherner lanze ;
Und er entsank in den staub; und Ich, m den sessel mich schwingend ,
Stand nun im vordergewühL Die hochgesinnten Epeieiole
ELFTER GESANG. 295
Titrerten ängstlich umher , da deii mann hinfallen sie sahen.
Ihn der reisigen fuhrer, der weit vorstrebt' in der feldschlacht. 745
Aber ich stürmt' in die feinde, dem dunkelen donnerorkan gleich;
Funixig gewann ich ^er wagen, und zween kriegsmänner um jeden
Knirschten den staub mit den zahnen, von meiner lanze gebändigt.
Aktors söhn' auch hätt* ich gestrekt, die zween Molionen,
Hätte nur nicht ihr vater, der erderschüttrer Poseidon, 750
Schnell dem gefecht sie entrükt^ in dunkelen nebel sie hüllend.-
Jezo gewahrere Zeus den Pyliern herliche siegsmacht.
Denn stets folgeten wir durch schildbestreuete felder.
Niederhauend den feind, und stattliche rUstungen sammelnd,
Bis wir zum weizengefilde Buprasion trieben die rosse, 755
Und zum olenischen fels, und wo Alesions hügel
IfVifd genannt, wo zurUk uns wendete Pallas Athene.
Dort verliefs ich den lezten erschlagenen; und die Achaier
Lenkten das schnelle gespann von Buprasion wieder gen*Pylos,
Preisend mit dank von den ewigen Zeus, von den sterblichen Nestor. 760
So war Ich (o ich wars!) in der feldschlacht! Aber Achilleu«
Hegt der tugcnd genufs sich allein nurf Wahrlich mit thränen
Wird er hinfort es bejammern, nachdem die Achaier vertilgt sind!
Ach mein &eund, wohl hat dich Menödos also ermahnet»
Jenes tag», da aus Fria zu Atreus söhn er dich sandte. 765
Denn wir beide darinnen, ich selbst und der edle Odysseus,
Hörten sie all' im gemach, die ermahnungen, die er dir mitgab.
Siehe, wir kamen dahin zu Pejeus stattlicher wohnung,
Völker umher aufbietend im fruchtbaren land* Achaia's;
Und 'Wir fanden den held Menötios dort im palaste^ 770
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196 ILIAS*
Dich und Achilleus zugleich. Der alte reisige Peleuaf
Brannte dem doniierer Xeus die fetten schenke! des süeres
In dem umschlossenen hof, und hielt den goldenen becher.
Sprengend den funkelnden wein in die heilige flamme des opfers.
Und ihr ordnetet beide das stierQeisch. ^ Jezo erschienen "775
Wir an der pforte des hofs; bestiint nun erhub sich Achilleus,
Führt' uns herein an der hand, und nöthigte hreundlich zum sixe,
Wohl dann bewirtet' er uns, nach heiliger sitte des gastrechts.
Aber nachdem wir der kost uns gesättiget und des getränkes,
Jezo begann ich die red', euch mitzugehen empfehlend; '78#
Ihr auch wolltet es gern , und viel ermahnten die v'ater.
Peleus, der grauende held, ermahnete seinen Achilleus ,
Immer der erste zu sein, und vorzustreben vor andern.
Dich ermahnete also Menönos, Aktors. erzeugter:
Lieber söhn, an geburt ist zwar erhabner Achilleus, ^785
Alter dafür bist dii; doch Ihm ward gröfscre stärke;
Aber du hilf ihm treulich mit rath und kluger erinnrung,
Und sei lenker dem freund'; er folgt d^r gerne zum guten.
Also ermahnte der greis ; du vergafsest es. Aber auch jezt noch
Sage doch dies Achilleus, dem feurigen, ob er gehorche. 790
Denn wer weifs? vielleicht, durch göttliche hülfe, bewegt ihn
Dein zusprach! Gut inmier ist redliche warnung des freundes.
Aber wofern in der seeF ein wink der götter ihn abschrekt,
Und ihm wortc von Zeus ansagte die göttliche rnuttcr;
Send' er zum wenigsten dich, und der Myrmidonen geschwader ^95
Folge zugleich, ob du etwa ein lipht der Danaer werdest.
Dir auch geb' er das wafFcngeschmeid' im kämpft zu tragen.
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ELFTER GESANG. 397
Ob, dich fiir Ihn ansehend, vielleicht vom kämpfe die Troet
Abstehn, und sich erholen die kriegrischen männer Achaia's
Ihrer angst; wie klein sie auch sei, die erholung des kampfes. 800
Leicht auch könnt ihr frischen die matt schon werdenden Streiter
Kükwärts drängen zur Stadt , von den schüfen hinweg und gezelten.
Abo der greis, und jenem das herz im busep bewegt' er.
Schnell durchlief er die schiffe zum Äakiden Achrlleus.
Aber nachdem zu den schiffen des göttergleichen Odysseus 805
Laufend Patroklos genaht, wo der volkskreis und der gerichtplan
War , wo rings auch alcäre , gebaut den unsterblichen göttern ;
Traf er Eurypylos dort , den glänzenden söhn des Euämon ,
Welcher hart verwundet daher , mit dem pfeil in dem Schenkel , 809
Mühsam hinkt' aus der Schlacht; ihm strömete nieder der angstschweifs
Häufig von Schulter und baupt , und hervor aus schmerzender wunde
Rieselte schwarzes blut; doch blieb ihm die stärke des geistes«
Mideidsvoll erblikt' ihn Menötios tapferer spröfsling;
Und er begann wehklagend, und sprach die geflügelten worte^
Weh euch, weh! der Achaier erhabene fürsten und pfkger! 815
Solltet ihr so,' den freunden entfernt und dem vatergefilde,
Nähren mit weifsem fett in Troja hurtige hunde?
Aber verkündige mir, Eurypylos, göttlicher kämpfer:
Ob noch bestehn die Achaier dem ubergewaltigen Hektor,
Oder bereits hinsinken, von seiner lanze gebändigt? 820
Und der verständige söhn des Euämon sagte dagegeht
Nichts mehr , göttlicher held Patrokleus , schaft den Achaiern
Heil ; bald -werden sie all' um die dunkelen schiffe gestrckt sein !
Denn sie alle bereits , die vordem die tapfersten jybf @bOQle
298 ILIAS« ELFTER GESANG.
Liegen umher bei den schiffen i mit wurf und stofse verwundet, 825
Unter der hand der Troer, die stets anwachsen an starke!
Aber errette du mich^ xum dunkelen schiffe mich führend;
Schneid' aus dem schenke! den pfeil, und rein mit laulichem wasser
Spüle das schwärzliche blut; auch lege mir lindepide würx' auf.
Heilsame, welche du selbst von Achiüeus, sagt man, gelemet» 830
Ihm, den Cheiron gelehrt, der gerechteste aller Kentauren.
Denn die ärzte des heers, Podaleirios und Machaon:
Einer wird im gezelt an seiner wunde, vermut' ich,
Selber anjezt bedürftig des wohlerfahrenen arztes.
Liegen; der andr' im gefilde besteht die wütende schlacht noch. 835
Ihni antwortete drauf Menötios tapferer spröfsling:
Wie • kann solches geschehn ? was machen wir , söhn des Euämon ?
Eilend mufs ich Achilleus , dem feurigen , melden die botschaft ,
Welche mir Nestor befahl, der gerenische hört der Achaier.
Dennoch werd' ich nimmer dich hier verlassen im schmerze ! 840
Sprachst und unter der brüst den völkerhirten umfiassend
Führt' er ins zeit; ein genofs dort breitete feile der stier' aus.
Hierauf strekt' ihn der held , und schnitt mit dem messer den schaifeji
Schmerzenden pfeil aus dem schenke!; auch rein mit laulichem wasser
Spült' er das schwärzliche blut; dann streut' er die bittere würze! 845
Drauf, mit den händen zermalmt, die lindernde, welche die schmenen
Alle l)ezwang; und es stokte das blut in erharschender wunde.
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I L I A S.
ZWÖLFTER GESANG,
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INHALT.
Künftige Vertilgung der mauer. Die Achaier eingetrieben.
Hektar t wie Polydamas rieth, läfst die reisigen absteigen ^ und
in fnnf Ordnungen anrücken. Nur Asios var seiner schaar fährt
im wagen auf das linke thor % welches zween Lapithen vertheidi^
gen. Ein unglüklicher vogel erscheint den 'Troern ; Polydamas
warnt den Hektar umsonst. Zeus sendet den Achaiern sinem
stäubenden wind entgegen. Hektar stürmt die mauer^ und die
beiden Ajas ermuntern zur gegenwehr. Sarpedon und Glaukos
\nahn dem thurme des Menestheus ^ dem Telamons söhne zu hülfe
eilen. Glaukos entweicht verwundet ; Sarpedon reifst die Brust»
wehr herab. Hektar zerfprengt ein thor mit einem steintaurf :
worauf die Troer zugleich über die mauer, und durch aas thor
eindringen.
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IL I AS.
IWÖLFTER GESANG«
LMlso sorgt' im geiclte M^notios tapferer spiöfsling.
Ms des Eurypylos arzt, de^ verwundeten. Aber es kämpitcti
Argos söhn* und die Troer mit heerskraft. Länger ein schuz sein
Sollte der Danaer graben nicht mehr , noch die ragende mauer ,
Welche sie breit um die schüF' aufthUrmeten , rings dann den graben s
Leiteten: denn nicht brachten sie festhekatomben den göttern,
Dafs die riisrigen schiffe zugleich und den köstlichen kriegsraub
Schirmt' ihr umgehendes werk ; nein , troz den unsterblichen göttem
Ward ts gebaut ; deswegen auch Stands nicht lang' unerschiittert.
Denn weil Hektor lebend noch war, noch zürnet' Achijleus» lo
Und unzerrüttet die Stadt des herschenden Priamos ragte;
Eben so lang' auch bestaild der Danaer gvofse verschanzung.
Aber nachdem gestorben der Troer tapferste beiden.
Mancher auch der Argeier vertilgt war, mancher noch übrig ,
Und nun Priamos Stadt hinsank im zehnten der jähre., , 15
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302 ILIAS^
Dann die Argeier in ^hiffen zur heimath wiedergekehiet ;
/
Jczo bejchlob Poseidaon im rath und Föbos Apöllon,
Wegzunlgen den bau , der ströme gewalt einlenkend.
So viel hoch vom Idagebirg' in das meer sich ergiefsen»
Khodios und Karesos , Heptäporos auch , und Granikos » 20
Rhesos au^h , und Äsepos zugleich , und der edle Skamandros ,
Simois auch 9 wo gehäuft stierschild' und gekegelte helme
Niedersanken in staub, und das göttergeschlecht der Heroen:
Allen gesamt nun wandte die miindungen Föbos ApoUon
'Gegen den bau ; lieun tage beströmt' er ihn ; während herab Xeus 25
Regnete, schneller ins meer die umflutete mauer zu wälzen.
Aber der Eiderschütterer selbst, in den händen den dreizak.
Ging voran , und stürzt' aus dem gründe gewühlt in die Mrogen
Alle blök* uiid steine, die mühsam gelegt die Achaier;
Schleift' und ebnet' es rings am reifsenden HeUespontos , 30
Und umhüllte mit sand weithin das.grofse gestade ,
Wo er die mauer vertilgt; darin wandt* er zuiük in das flutbett
Jeglichen ström , wo zuvor er ergofs sein schönes gewisser.
Also sollte de^inst Poseidons macht und ApoUons
Thaten thun. Doch jezo war schlacht und getümmel entbrannt rings 35
Um den gexyalugen bau , und der thürme geworfene balken
Donnerten. Argos volk, von Kronions geifsel gebändigt.
Drängte sich eingehegt bei den schwarzen gebogenen schiffen.
Bange, vor Hektors wut, des gewaltigen schieckengebieters.
Er dort stritt, wie zuvor, mit dem ungestüm des orkanes. 40
Wie wenn in) kreise der hund' und rüstigen Jäger ein waldschwein
Hingsher, oder ein löwe, sich dreht, wutfunkelndes bückeis;
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ZWÖLFTER GESANG. . 503
Jene 'gesamt , mit einander in heerschaar wohlgeordnet ,
Stehn ihm entgegen gestellt, und es fliegen geschwungene spiefse
H'dufig daher aus den händen; doch sein ruhmathmendes herz kennt 45
Weder furcht noch enifliehn , und tapferkeit tödtet ihn endlich ;
Vielfach drehet er sich , die reihn der männer versuchend ;
Und wo er grad' anrennt, da weichen ihm reihen der männer:
So im gcwiihl ging Hektor umhergewandt, und ermahnte.
Über den graben zu sprengen, die seinigen. Aber ihm wagtens 50
Nicht die rosse, geflügeltes hufs ; sie wieherten lautauf,
Stehend am äussersten bord ; denn- zuriik dort schrektc des grabens
Breite, der vs'eder zum sprungc bequem war, weder zum durchgang
Leichtgebahnt: denn ein jäh abhängiges ufer erhob sich
Rings an jeglicher seit'; auch war mit spizigen pEihlen ^^
Obenher er bepflanzt, die Achaia's söhne gestellet,
Dicht gereiRt und mächtig, zur ab wehr feindlicher männer«
Schwerlich vermocht' ein rofs, an den rollenden wagen gespannet,
tJberzugchn; fufsvölker nur eiferten, ob sie vermöchten.
Aber Polydamas sprach , dem trozigen Hektor sich nahend : . 60
Hektor, und Ihr der Troer gewaltige, und der genossen,
Thorheit ists , durch den graben- die hurtigen rosse zu treiben.
Viel zu schwer ist wahrlich der weg; denn spizige pfähle
Stehn ja daran, und zunäciist der Danaer mächtige mauer.
Dort lenkt keiner hinab der reisigen, keiner besteht auch 65
Unten den kämpf; hin sänken sie all', in der enge verwundet.
Denn wofern nun ganz, in vertilgendem zorne sie heimsucht
Der hochdonnemde Zeus, und den Troern hülfe gewiihret;
Traun dann wünscht' ich selber aufs schleunigste solches vollendet;
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304 ILIAS*
Dafs liier ruhmlos stürben von Argos fem die Achaier. »jo
Wenn sie jcdoc^i umkehrten, und rükverfolgung begönne
Von den schiffen daher, in die tief uns drängend des grabens;
Nimmer kam*, ich furcht' es, auch nicht ein bete von dannen ,
Wieder gen Troja xurük, vor den umgewandten Ac^iaiem.
Auf demnach, wie ich rede das wort, so gehorchet mir alle- ^5
Lsifst die ross* am graben, gehemmt von den wagengenossen;
Selbst dann, Streiter zu fufs, mit ehernen waffen gerüstet,
Folgen wir alle dem Hektor in hcerschaar. Doch die Achaier
Stehh uns nicht, wenn jenen das ziel des Verderbens daherdroht.
So des Polydamas rath; den unschädlichen billigte Hektor«, 80
Schnell vom wagen herab mit den rüstungen sprang er zur erde.
Auch nicht blieben in wagen die anderen " Troer versammelt;
Sondern sie stürmten herab, da sie sahn den göttlichen Hektor.
Jezo gebot ein jeder dem eigenen wagenlenker.
Dort am graben die ross* in geordneter reihe, zu halten. 85
Selber darauf sich theilend , in fünf heerschaaren geordnet ,
Gingen sie wohlgereiht, und folgeten ihren gebietem.
Hektor selbst und der edle Polydamas führten die Ordnung^
Welche die meisten enthielt und tapfersten, alle b^erig.
Durchzubrechen den wall, und nah um die schiflFc zu kämpfen, go
Auch Kebriones folgte der dritte, noch; und dem geringern
Blieb, an Kebriones statt, nun Hektors wagen vertrauet.
Paris gebot der zweiten, Alkäthoos auch, und Agenor.
Helenos führte die dritt*, und De'ifobos, göttlicher bildung»
Beide des Priamos söhn'; aüph Asios führte mit jenen, ^^
Aiios, Hyrtakos söhn, den hergebracht aus Arisbe
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ZWÖLFTER GESANG, 305
Rosse , feurig und grofs » vom heiligen ström Selleis* «
Aber der vierten herscht* Aneias voran » des Anchises
Starker söhn; samt diesem Antetior^ tapfere söhne, /
Akamas und Archilochos beid% allkundig des Streites« loo
Endlich gebot Sarpedon den rühmlichen bundesgenossen ,
Der sich den Glaukos gesellt\ und den kriegüschen Asteropäos:
Denn sie dünkten ihm beide die tapfersten sonder vergleichung »
Aller umher, nach ihm selbst; er ragete weit vor den andern.
Als sie nunmehr sich zusammengedrängt mit Schilden von stierhaut ; 105
Eilten sie freudiges muts auf die Danaer, hoffend, nicht öbstehn
Würden sie» sondern bald um die dunkelen schiffe gestrekt sein«
Alle sonst, die Troer und fernberufenen helfer,L
Waren Polydamas rathe, des tadellosen, gefolget;
Nur nicht Asios wollte, des Hyrtakos söhn, der gebietet*» vio
Dort verlassen di« ross' und den wagenlenkenden diener;
Sondern er drang samt ihnen zugleich an die rüstigen schiffe«
Thörichtcr! ach nicht sollt' er,^ die schreklichen Keren Vermeidend »
Samt dem wagengespann in stolzem triumf , von den schijfen
Wiedemm heimkehren zu Ilios luftigen höhen; tiS
Denn ihn umhüllte zuvor das unheilsame Verhängnis
Unter Idomeneus lanze, des herlichen Deukalionen» .
Denn er wandt* in die schiffe zur lihken sich, wo die Achaier
Aus dem gefild' einzogen mit hurtigen rossen und wagen t
Dort nun lenkt' er hindurch der rosse geschirr; und er fand nicht toa
Vorgestrekt die flügel des thors, noch den mächtigen riegel;
Offen hielten es miinher, und harrcten, ob ein genofs noch
Käme, dem treffen entflohn> und rettung sucht' in ^dem lager.
Homers Ilias. I. Band« U
506 I L I A S*
GraJan lenkt' er die rosse, der wähnende''; andere folgten
Naclti mit hellem geschrei ; denn die Danaer würden nicht obstehn, 1 25
Höften sie, sondern bald um die dunkelen schiffe ge&trekt sein.
Thoren! sie fanden daselbst zween tapfere männer am eingang,
Edelmütige söhne der speergewohnten Lapithen:
Ihii, des Peirithoos söhn, den starken held Polypötes,
Ihn, den Leonteus auch, dem mordenden Ares vergleichbar. 130
Beid* an dem eingang dort des hochgeflügelten thores
Standen sie: also stehn hochwipflige eichen der berge,
Welche den stürm ausharren und regenschauer beständig,
Eingesenkt mitgrofsen und weithinreichenden wurzeln:
Also die zween y der gewalt der mächtigen arme vertrauend t 135
Harrten sie aus unerschrocken des mächtigen Asios annahn.
Jene, gerad' auf die mauer, die trozende, sprengten mit lautem
Feldgeschrei, und erhoben die trockenen Schilde von stierhaut.
Um beld Asios her, um lämenos, und um Orestes,
Akamas, Asios söhn, um Onömaos auch, und um Thoon. 140
Sie dort hatten zuvor die heliumschienten Achaier
Drinnen im lager ermahnt , zum mutigen kämpf für die schiffe ;
Aber sobald zu der mauer mit macht anrennen sie sahen
Troja's söhn', und erscholl der Danaer angst und getümmel,
Brachen sie beid' hervor, und kämpfeten draufsen am eingang. 145
Gleich zweeti ebem an mut, unbändigen, die in dem bergwald
Kühn der männer und hund' anwandelnde heze bestehen;
Seitwärts nun einbrechend durchschmettem sie rings die gesträuche.
Weg vom stamme sie mähend , und wild mit klappenden faauem |
Wüten sie, bis ein geschob ihr mutiges leben VMtiLMti 150
igi ize y ^
ZWÖLFTER GESANG. 307
Also klappt auch jenen das schinuhemde erz an den busen,
Unter der feinde geschols; denn sie wehrten mit grofser gewalt ab ,
Oben dem volk der mauer, und eigener stärke vertrauend.
Jene» mit steinen herab von den wohlgebaueten thürmen»
Schleuderten, um sich selbst zu vertheidigen , und die gezelte^ 155
Samt den schiffen des meers. Wie ein Schneegestöber herabfallt,
Welches ein heftiger wind, die schattigen wolkep erschütternd, .
Häufig heruntergiefst zur nahrungsprossenden erde :
Solch ein schwall von geschossen entstöberte dort der Achaier
Händen, und dort der Troer ; und dumpf rings krachten die helme, i$6
Von mühlsteinen umprallt, und die hochgenabelten schildeu
Laut nunmehr wehklagte, vor schmerz die hüften sich schlagend,
Asios, ^yrtakos söhn, und rief, unwilliges hertens:
Vater 2eus, ja wahrlich auch dir gefielen der falschheit ,
Teuschungen! Nie doch hätt* ich geglaubt, die beiden Achaia's. '.1S5
Würden bestehn vor unsrer gewalt und unnahbaren bänden!
Aber sie, wie die wespen mit regsamem leib', und die bienenj
Die am höckrichten weg' ihr felsennest sich bereitet.
Nicht verlassen ihr haus in den höhlungen, sondern den angrif
Raubender jKger bestehn, im mutigen kämpf für die kinder: l^9
So auch wollen sie nicht, obgleich nur zween, von dem thprq
Abstehn, bis sie entweder erlegt sind, oder gefangen!
Asios riefs; ihn hört* unbewegetes ßinnts Kronion;.
Denn er beschlofs im geiste, dem Hektoc rühm xu gewähren^
Andere kämpften den kämpf um andere thorQ des lagcrs« i^S
Aber zu schwer ist mirs, wie ein gott, das 4lUs zij melden!
Denn ringsher um den wall stieg schreklid^|.Jf^u^rorkaa auf,
308 ILIAS,
Prasselnder stein'; unmutig im gelst, doch genSthiget, schirmten
Argos söhne die schiff'; und es trauerten herzlich die gÖtter,
Alle, so viel den Achaiern ini kämpf mitheUende waren. i8o
Stürmend begann der Lapithen gefecht und Waffenentscheidung.
"Siehe y Peirithoos söhn, der starke held Polypote«,
Schofs auf Dämasos stirne den speer, durch die eherne klippel:
Und nicht hemmte das erz den gewaltigen ; sondern hindurch drang
Schmetternd die eherne spiz* in den schädel ihm , uiid das gehim ward
Gant mit blute vermischt: so bändigt* er jenen im angrif. ißö
Weiter darauf dem Pylon und Ormenos raubt* er die rüstung.
Doch den Hippomachos traf des Ares spröfsling Leonteus»
Ihn des Antimachos söhn, mh dem wurfspiefs unten am leibgun.
Dann aus der scheide sofort das scharfe schwert sich entrcifsend , 190
Drang er merst auf Antifates ein , durch das grause getümmel ,
Schwang in der näh* , und hieb , dafs xurük auf den boderi er hinsank^
Weit«? darauf den Menon , lämenos dann , und Orestes ,
Alle sie strekt* er gehäuft zur nahrungsprojisenden erde.
Während sie jen' enthüllten des schimmernden waffengcichmeides.
Folgten dem Hektor dort und Polydamas bliilieHde männer, x^
Sie die meisten an zahl und tapfersten, alle begierig.
Durchzubrechen den wall, und in glut*zu entflammen die schiiFc.
Diese zauderten noch, unschlüssiges raths, an dem graben.
Denn ein vogel erschien, da sie übcrzugehn sich entschlossen, aoo
Ein höchfliegender adler, der, linkshin streifend das kriegsheer.
Eine schlang' in den klauen dahertrug> roth und unendlich.
Lebend annoch, und zappelnd, noch nicht vergessend der «neitlust.
Deiui dem haltenden adler durchstach sie die bru^^^^ halse.
ZWÖLFTER GESANG» 309
Rtikwärts drehend das haupt ; er schwang sie hinweg auf die ecde» 205
Hart von schmerzen gequäh; und sie fiel in dip mitte des haufens;
Aber ex selbst lauttönend entflog im hauche des windes.
Starrend sahn die Troer umh^r die ringelnde schlänge
Liegen im staub , das zeichen des ägiserschüttemden vaters.
Aber Polydamas sprach, dem trozigen Hektor sich nahend: aio
Hektor , du pflegst mich zwar in Versammlungen immer zu tadeln,
Red' ich heilsamen rath; denn traun, es geziemet durchaus nicht,
Anderer meinung zu sein, dem gehorchenden, wxder im rathe,
Noch in der schlacht, vielmehr dpin ansehn stets zu vergröfsern:
Dennoch sag' ich dir jezo , .wie mirs am heilsamsten dünket. 215
Lalst nicht weiter uns gehn, um der Danaer schiffe zu kämpfen.
Denn so wird, vermut' ich, es endigen, wenn ja den Troern
Dieser vogel erschien, da sie iiberzugehn sich entschlossen:
Ein hochfliegender adler, der, linkshin streifend das kriegsheer,
Fine schlang' in den klauen dahertrug, roth und unendlich, aao
Lebend ; doch schnell sie entschwang, eh heim er kam in die wohnung,
Und nicht vollends sie brachte, zum raub den harrenden kindem.
So auch wir: wo wir anders durch mauer und thor der Achaier
Brechen mit grofser gewalt, und vor uns fliehn die Achaier;
Kehren wir nicht in ordnonglden selbigen weg von den schiffen \ 225
Sondern viel der Troer verlassen wir, die der Achaiei
Hand mit dem erze getödtet, im mutigen kämpf für die schiffe«
Also würd' ein seher verkündigen, welcher im geiste
Kennte der zeichen verstand , und dem aufhorchten die völker«
Finster schaqt' und begann der helmumflatterte Hektor: 23Q
Keineswegs gefällt mir, Polydamas, was du geredet I^ooqIc
3IO . ILIAS.
Leicht wohl könntest du sonst ein besseres rathen » denn solches !
Aber wofern du wirklich in völligem ernste geredet;
Traun dann raubeten dir die unsterblichen selbst die besinnung:
Der du befiehlst, zu vergessen des donnerers Xeus Kronion 235
Rathschluis, welchen er 6elbst mir zugewinkt und gelobet;
Du hingegen ermahnst, den weitgeflügelten vögeln
Mehr zu vertraun. Ich achte sie nicht, noch kümmert mich solches,
Ob sie rechts hinfliegen, zum tagesglanz und zur sonne,
Oder auch links dorthin, zum nächtlichen dunkel gewendet. a4g
Wir vertrauen auf Zeus, des hocherhabenen, rathschlufs.
Der die sterblichen all' und die ewigen götter beherschet!
Ein Wahrzeichen nur gilt: das Vaterland zu erretten!
Doch was zitterst denn Du vor kämpf und Waffenentscheidung?
Sänken wir anderen auch an den rüstigen schiffen Achaia*s 245
Alle getödtet umher; Dir droht kein schrecken des todes!
Denn dir ward kein herz, ausharrend den feind und die feldschlacht '
yfo du mir aber dem kämpf dich entziehn wirst, oder der andern
Einen vom krieg' ablenken, durch thörichte worte beschwazend;
Schnell von meiner lanze durchbohrt, verhauchst du das leben ! 25c
Dieses gesagt, ging jener voran; ihm folgten die andern
Mit graunvoUem geschrei. Der donnerfrohe Kronion
Sendete hoch vom Idagebirg' unermefslichen Sturmwind,
Der zu den schiffen den staub hinwirbelte: dafs den Achaiem
Sank der mut, doch der Troer und Hektors rühm sich erhöhte« 25^
Jero dem wink des gottes, und eigener stärke vertrauend,
JStrebten sie durchzubrechen der Danaer grofse verschanzung;
Rissen herab die zinnen der thürm', und regten j^^ij^stwchr ,
ZWÖLFTER GESANG, 311
Und umwühlten mit hebeln des walls vorragende pfeiler»
Die man zuerst in die erde gesenkt , zur veste den thürmen: 260
Di^e wuchtet' ihr stoSs^ und sie hoften der schlitternden mauer
Einbruch. Doch nicht wichen die Danaer dort von der stelle;
Sondern mit starrenden Schilden die brustwehr rings umzäunend ,
Warfen sie sttin* und geschoss' auf die mauerstürmenden feinde.
Aber die Ajas beide, das volk auf den thürmen ermahnend, 26$'
Wandelten ringsumher, und erregten den mut der Achaier,
Den mit freundlicher red', und den mit strenger bedrohung
Xiichtigend, welchen sie ganz im gefccht nachlässig erblikten:
Freund', im Danaervolk wer heryorstrebt, oder wer mitgeht.
Auch wer dahintenbleibt ; denn gar nicht gleich mit einander 270
r
SchaiFen die männer im kämpf: nun zeigt für alle sich arbeit!
Aach ihr selber fürwahr erkennet es! Nimmer zurük denn
Wendet euch gegen die schiffe, die drohungen hörend des ^rozers;
Sondern vprani dringt all', und ermahnt euch unter einander !
Ob ja Zeus vergönne, der donnergott des Olympos, 275
Da£s wir, den streit abwehrend, zur Stadt die feinde verfolgen!
Also schrien sie beid', und erregten den kämpf der Achaier.
Dort, gleichwie Schneeflocken daher in dichtem gestöber
Fallen am wintertage, wann Zeus der herscher sich auimacht.
Über die menschen zu schnein, der allmacht pfeile versendend; 280
Kuhn dann heifst er die wind', und schüttet herab, bis er einhüllt
iochgescheitelte häupter der berg', und zackige gipfel,
iuch die gefiide voll klee, und dts landmanns fruchtbare äcker;
iuch des graulichen meers vorstcand'' und buchten umfliegt schnee,
ibcr die wog' anrausch^end verschlinget ihn^ M^^;;2g^^^}^ 285
3ia ILIAS*
Wird von oben umhiillt, wann gedrängt Zeus schauer herabfallt:
So dort flog von beere tu beer der steine gewimmel,
Welche die Troer hier , und die Danaer dort auf die Troer
Schleuderten; und um die mauer erscholl rings dumpfes gepolter.
Noch nicht hätten die Troer anjett und der stralende Hektor 290
Durchgebrochen die pforte des v/alls und den mächtigen riegel;
Hätte der waltende Zeus nicht seinen söhn, den Sarpedon,
Auf die Argeier gesandt, wie den leun auf gehörnete rinder«
Vor sich trug er den schild von gleichgeründetef wolbiing«
Schöngehämmert aus erx, den prangenden ; welchen der wehrschmied
Hämmerte, drinnen gefugt aus häufigen tinderhäuten , 296
Und um den rand ringsber mit goldenen Stäben durchzogen:
Diesen sich nun vortragend zum schirm, zween speere bewegend,
Eilt* er hinan, wie ein löwe des betgwalds, welcher des fleisches
Lang' entbehrt, und jezo, gereizt von der mutigen seele, 300
Eindringt, schafe zu würgen, auch selbst in ein dichtes gehege;
Findet er zwar bei ihnen die wachsamen bitten versammelt.
Die mit hunden und spiefsen umher die schafe behüten,
Doch nicht ohne. versuch von dem stall zu entfliehen gedenkt er;
Nein.» entweder er raubt, wo er einsprang, oder auch selber 305
Wird er verlezt im beginn von rüstiger hs^nd mit dem wurfspiefs:
So dort reizte der mut den gottergleichen Sarpedon,
Stürmend der matter zu nahn, und durchzubrechen die brustwehr.
Schnell zu Glaukos nunmehr, des Hippolochos söhne, begann er:
Glaukos, warum doch* ehrte man uns vor anderen immer 310
Hoch an siz, an fleische des mahls, und gefulleten bechern.
Uns im Lykierlande / wie himmlische gött^r^^^J^e^rachtend ?
ZWÖLFTER GESANG, 313
Und was baun wir ein gro&es gcfild^ am ufer des Xanthof ,
Das 2nit pflanzungen prangt und weizenbe&äeten ackern?
Darum ziemet uns jezt, mit X.ykierhelden des vorkampfs 315
Dazustehn, und ^inein in die brennende schlacht uns zu stürzen;
Dais man also im volk der gepanzerten Lykier sage:
Nicht fürwahr unrühmlich beherschen sie Lykia's söhne»
Unsere könige hier, mit gemästeten schafen sich nährend»
Und herzstärkendem wein, dem erlesenen; sondern ihr mut auch 320
Raget empor , denn sie kämpfen mit Lykierhelden des vorkamp& !
Trautester, könnten wir ja, durch Weigerung dieses gefechtes »
Immerdar fortblühen, unsterblich beid' und unalternd;
Weder ich selbst dann stellte mich unter die vordersten kämpfer »
Noch ermuntert* ich dich zur männerehrenden feldschlacht. 325
Aber da gleichwohl Keren des schreklichen todes daherdrohn.
Tausende, die nicht meidet ein sterblicher, oder entfliehet;
Auf! dals anderer rühm wir verheriichen, oder den unsem!
Also der held; nicht träge vemahms , noch sträubte sich Glaukos*
Gradan drangen sie beide , die schaar der Lykier führend. 330
Als er sie sah, dastuzte des Peteos söhn Menestheys;
Denn ihm nahten zum thurm sie daher, mit verderben gerüstet.
Rings umspäht' er den thurm, ob der Danaerfiirsten er einen
Schaute, weicher die noth abwehrete seinen. genossen.
Jezo sah et die Ajas, sie beide des kämpft unersättlich» 335
Dastehn, auch den Teukros, der jüngst vom gezelte zurükkam»
Nahe sich; doeh nicht konnte so weit aushallen sein antuf, :
Durch das getöse der schlacht : es erscholl zum hinmiel der aufruhr ;
Denn rings prallt* an die schild' und die flattern<|J||i j^e^e ge$chö& her .
Homers Ilias. I. Band. ->- X
314 ILIAS.
Und an die thor'; all' alle bestiinnte man» und die darau&en 340
Stehenden strebten mit macht sich durchzubrechen den eingang.
Ungesäumt zu Ajas entsandt* er Thootes den herold:
Laufe mir» edler Thootes, in eil\ und rufe den Ajas;
Lieber sie beide zugleich: denn weit das beste vor allem
War* es, dieweil hier' bald ein gräfsliches morden bevorsteht! 345
Denn hart drängen die Kirsten der Lykiet, welche von jeher
Ungestüm anrennen in schredienvoller entscheidung !
Aber wofern auch dort die kriegsarbeit sie beschäftigt;
Komme doch Ajas allein, dd Telamon tapferer spröisling»
Und ihm gesellt sei Teukros der held , wohlkundig des bogens ! 350
Jener sprachs; nicht träge vernahm die worte der herold»
(leia er enteilt' an der mauer der erzumschiimten Achaier,
Stand den mudgen Ajas genaht , und redete also :
Ajas beid', heerfiihrer der erxumschirmten Achaier,.
Euch Ermahnt des Peteos söhn , der edle Menestheus , 355
Don der kdegesgewalt ein weniges nur zu begegnen ;
Lieber ihr beide zugleich: denn weit das beste vor allem
IVär' es, xliewieil dort bald ein gräfsliches morden bevorsteht!
Denn hart drängen die (ursten der Lykier, welche von jeher
Ungestüm anrennen in schreckenvoller entscheidung! 3601
Aber wofern auch hier die kriegsarbeit euch beschäfrigt; ,
Komme doch Ajas allein, des Telamon tapferer spröisliag.
Und ihm gesellt sei Teukros der held» wohlkundig des bogens !
Sprachs; und willig gehorchte der Telamonier Ajas.
Schnell zu OUeus söhn die geflügelten worte begann er: 36-
Ajas, ita beid'^lhier, du selbst und der heU Xykomede« •
ZWÖLFTER GESANG, ,315
Stehet fest, und ermahnt die Danaer, tapfer zu streiten.
Ich entwandere, dort der kriegsarbeit xu begegnen;
Schnell .dann eil' ich xuräk, nachdem ich jene vertheidigt.
Also sprach, und enteilte, der Telamonier Ajas; 3*|o
Und ihm gesellt ging Teukros, der leibliche bruder vom vater;.
Auch Pandion zugleich trug Teukros- krummes geschofs nach.
Als sie dem thurm izt nahten des hochgesinnten Menestheus,
Drinnen die mauer entlang; zu bedrängeten nahten sie wahrlich»
Dort an die brustwehr klommen, dem düsteren stürme vergleichbar, 375
Jene, des Lykiervolks erhabene fursten und pfleger;
Tobend begann nun nahes gefecht , und es hallte der Schlachtruf.
Ajas strekte zuerst, der telamonische kämpfer,
Einen freund des Sarpedon, den hochbeherzten Epikles,
Mit scharfzackigem marmor gefällt, der drinnen der mauer 386
Grofs an der brustwehr lag, der oberste« Schwerlich vielleicht wohl
Trüg' ihn mit beiden bänden ein mann , auch in blühender jugend ,
Wie nun sterbliche sind; doch er schleuderte, hoch ihn erhebend,
Brach ihm des heims viergipflichtes erz, und zerknirschte mit Einmal
Alle gebeine des haupts ; und schnell, wie ein taucher von ansehh, ^gfs
Schofs er vom ragenden thurm, und der geist entfloh den gebeinen.
Teukros traf den Glaukos, Hippolochos edlen erzeugten,
Mit dem geschofs, da stürmend den hohen wall er hinanstieg,
Wo er ihn sah entblöfsen den arm, und hemmte die Streitlust.
Jener entsprang von der mauer geheim , dafs nicht ein Achaier 3^
Ihn den verwundeten schaut', und stolz mit worten verhöhnte.
Schmerz durchdrang dem Sarpedon die brüst, als Glaukos hinwegging.
Gleich nachdem er es merkte ; doch nicht verwais cr^d^Jaj^pfes ;
3i6 N ILIAS^
Sondern er traf Alkmaon, des Thestor söhn, mit der lanie
Stofs, und entrifs ihm den schalt ; da taumek' er, folgend der lanie, 395
Vorwärts, und es umklirrt* ihn das erz der prangenden rüstung.
Doch Sarpedon, mit grofser gewalt anfassend die brustwchr.
Zog, und gesamt nachfolgend entstünte sie; aber von oben
Ward die mauer entblöfst, und öfnete vielen den zugang.
Ajas sofort und Teukros begegneten: der mit dem pfeile 400
Traf das riemengehenk, das hell um den busen ihm stralte»
Am ringsdeckenden schild'; allein Zeus wehrte dem schiksal
Seines sohns, dafs nicht bei den äufsersten schiffen er hinsank.
Drauf stach Ajas den schild anlaufend ihm ; aber hindurch drang
Schmetternd die eherne lanz', und erschütterte jenen im angrif« 405
Weg von der brustwehr zukt* er ein weniges ; doch nicht gänzlich
Wieb er , dieweil sein herz noch erwartete rühm zu gewinnen.
Laut in die göttliche schaar der Lykier ruft' er , sich drehend 2
Lykier, o wie vergelst ihr der rastlos stUrmenden abwehr?
Mir ja ists unmöglich, und war' ich der tapferste Streiter, . 410
Durchzubrechen allein, und bahn zu d^n schüfen zu öfnen!
Auf denn , zugleich mir gefolgt ! denn mehrerer arbeit ist besser !
. Jener spachs ; und geschrekt von des königes scheltendem zuruf.
Rannten sie heftiger an, gedräigt um den waltenden könig.
Argos söhn' auch drüben verstärkten die macht der geschwader,« 415
Innerhalb der mauer; und fürchterlich drohte die arbeit.
Weder die Lykier konnten mit macht den Danaerheklen
Je durchbrechen den wall, und bahn zu den schiffen sich öfhen;
Noch auch konnten mit macht die Danaer Lykia's söhne
Wieder vom wall abdrängen , nachdem sie sich einmal genahet. 420
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ZWÖLFTER GESANG. 317
Sonderi) wie zween landmänner dip grenz' einander bestreiten;
Jeder ein xnafs in der h^nd ^ auf gemeinsamer scheide dqs Feldes »
Stehn sie auf wenigem räum, und zankpn sich wegen der gleichung:
Also trennt' auch jene die bmstwehr; über ihr käpnpfend»
Haueten wild sie einander umher ap d^n busen die snerhaut 425
Schöpgeründeter schild' und leichtgeschwungenipr tartschen.
Viel' auch wurden am leib vom grausamen erze verwundet;
Einige, wapn sich wendend im streit sie den rücken entblöfsten
Durch das gewül>l , und manche sogar durch di^ schilde von stierhaut.
Überall von thürmen und brustwehr rieselte rothes 435^"
Blut, an jeglicher seite» von Troern vind von Achaiem« /
Doch nicht Schäften sie flucht der Danapr; sondern sie standen
Gleich : wie die wage steht , wenn ein w^ib , lohnspinnend un^ redlichi
Abwägt woir und gewicht, und di^ schalen b^id' in gerade^
Schwebung hält , für die kind^r den ärmlichen lohn zu gewinnen : 43^
Also stand gl^ichschwebend die Schlacht der kämpFendpi völkcrt
Bis nunmehr Zeus schenkte der obma^ht ehre dem Hektor,
Priamos söhn, der zuerst einstürmt' in der Danaer maue^
Laut nun scholl sein durchdringender ruf in die schaairen der T'oert
Auf, ihr reisigen Troer, hinan! und brecht d^r Argeier 44«
Mauer hindurch, und werft in die schiff' auflodernde flaminen!
Also ermahnte der h^Id, und aller phrpn vepiabinens,
Gradan drang zu der mauer die heerschaar ; . alle begierig
Klommen empor an die zinnen , geschärfte speer' in den bänden«
Hektor trug aufraffend den feldstein, welcher am thore 445
Dastand , draufsen gestellt , von unten dik , und von oben
Zugespizt; nicht hätten ihn zwe'eti der tapfersten männer
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318 ILIAS, ZWÖLFTER GESANG,
Leicht xum wagen hinauf vom boden gewälzt mit hebeln »
Wie nun sterbliche sind; doch er schwang ihn allein und behende:
Denn ihm leichterte solchen der söhn des verborgenen Kronos. 450
Wie wenn ein schafer behend' hinträgt die wolle des widders,
Fassend in Einer hand, und wenig die last Ihn beschweret:
So nahm Hektor und trug gradan zu den bohlen den Feldstein ,
Welche das thor verichlossen mit dicht einfügender pfortc,
Xweigcflügelt und hoch; und zween sich begegnende riegel 455
Hielten sie innerhalb , mit Einem bolzen befestigt.
Nah izt trat er hinan, und \^arf gestemmt auf die mitte.
Weit gespreizt, dafs nicht ein schwächerer wiirf ihm entSoge«
Schmetternd zerbrach er die angeln umher, und es stürzte d^r marmor
Schwer hinein ; dumpf krachte das thor ;-auch die mächtigen riegel 460
Hielten ihm nicht, und die bohlen zerspalteten hiehin und dorthin,
Unter des Steines gewalt; und es sprang der erhabene Hektor
Fütchtbari hinein , wie das grauen der nacht: er stralt' in des eries
Schreklichem glänz, der ihn hüllt', und zwo hellblinkende lanzen
Schüttelt' er. Schwerlich hätt' ein begegnender jezt ihn gehemmet, 465
Aufser ein gott,*da er sprang in das thor, wutfunkelndes blickes.
Laut ermahnt* er die Troer, unfiherge wandt im getümmel,
Über die mauer zu steigen; und schnell folgt' alles dem aufruf:
Andere drangen zur mauer und kletterten, andere strömten
Durch die gezimmerte pfbrte hinein. Doch es flohn die Achaier 470
Zu den geräumigen schiffen; es tobt' unermeßlicher aufruhr.
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Homers Ilias
VON
IohannHeinrich Voss-
XIII - XXIV GESANG.
DRITTJI TJS&BISSfiRTS AVFLAGS.
M^— ——————
TÜBINGEN
ia duri. Q. C»tta'<cli«A Buchhandlung.
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f
Homers Ilias
VON
lOHANN Heinrich Voss.
ZWEITER BAND.
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» ■•• - •» •
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I L I A S.
DREIZEHNTER GESANG.
Homers Ilias. II. Band. Digi.iz-^byGoOgk
INHALT.
Kampf um He sehifi. Poseidon, von Zeus unbemerkt, kommt
die Aehaier zu ermuntern. Dem Rektor am erstürmten tkore des
Menestkeus ufiderstehn vorzüglich die Ajas. Zur linken kämpfen
am tapfersten Idomeneus und Meriones wider Äneias , Paris und
andere. Auf Polydamas rath beruft Rektor diefürsten, dafs man
vereint kämpfe, oder zurükziehe. ' Verstärkter angrif.
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I L I A S.
DREIZEHNTER GESANG.
JLicus, nachdem er die Troer und Hektor bracht' an die schiffe,
Xiiefs sie nunmehr bei jenen in arbeit ringen und elend ,
Rastlos fort; und er wandte zurük die straleilden äugen,
Seitwärts hinab auf das land gauhummelnder Thrakier schauend.
Auch nahkämpfender Myser, und trcflicher Hippomolgen, 5
Welche bei milch arm leben , ein volk der gerechtesten manner.
Doch auf Troja wandt' er nicht mehr die stralenden äugen ;
Denn nicht hoft' er im geist» der unsterblichen würde noch einer
Kommen, um Troja's volk zu vertheidigen , oder Achaia's.
Aber nicht achtlos lauschte der erderschüttrer Poseidon. 10
Denn er safs, anstaunend den kämpf und die waffenemscheidung,
Hoch auf dem obersten gipfel der grünumwaldeten Samos
Thrakias: dort erschien mit allen höhn ihm der Ida,
Auch erschien ihm Priamos Stadt, und der Danaer schiffe.
4 ^ ILIAS. '
Dort, entstiegen dem meer,, sah jener mit gram die Achaier 15
Fallen vor Troja's macht, und ergrimmte vor zorn dem Kronion.
Plöxlich stieg er herab von dem zackigen feUengebirge ,
Wandelnd mit hurtigem schritt ; und es bebten die höhn und die wälclev
Weit den unsterblichen füf&en des wandelnden Poseidaon.
Dreimal schwang er sich fort ; und das viertemal stand er am ziele, 20
Ägä: wo ein gepriesner palast in den tiefen des sundes.
Golden und schimmerreich, ihm erbaut ward, stets unvergänglich.
Schnell , wie er ankam , schirrt' er ins joch erzhufige rosse ,
Stürmendes flugs, uitiwallt von goldener mahne die schultern;
Selber i^göld nun hiillt' er den leib, und fafste die geifsel, 25
Schmaus golde gewirkt, und trat in den se&sel des wagens.
Lenkte dann Über die flut: die ungeheuer des abgrunds
Hüpften umher aus den klü'ften, den mkchtigen herscher erkennend.
Freudig trennt' aus einander die Wge sich; und wie gefli^'gelt
Eilten sie , ohne dafs ^unten die eherne axe genezt ward ; 30
Und ihn trugen im sprung zu der Danaer schiffen die rosse.
Eine geräumige grott' ist tief in den Schlünden des sundes,
Zwischen Tenedos höhn und der rauhumstarreten Imbros:
Dorthin stellte die rosse der erderschütti;er Poseidon,
Abgespannt vom gcschirr, und reicht* ambrosische nahrung 35
Ihnen zur kost; und die füfs' umschlang er mit goldenen fesseln.
Unzerbrechlich, unlösbar, dafs fest auf der stelle sie harrten.
Bis ihr herscher gekelitt; dann ging er ins heer der Achaier.
Troja's männer gedrängt, dem orkan gleich, oder dem feuer,
Folgeren Priamos söhn', unersättlicher gier, in den kämpf hin, 40,
Brausendes, wüstes geschreis; denn der Danaer schliFe zu nehmen ,
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DREIZEHNTER GESANG: 5
Hoften SIC, und zu crmprden die Danaer all* um die schifFc.
Aber der crderschiittrer, der landumstürmer Poseidon,
Reizte den mut der Argeier , des mecrs Abgründen entstiegen ,
Ähnlich ganz dem Kalchas an wuchs und gewaltiger stimme. 45
Erst zu den Ajas begann er, die selbst schon glühten iri kampflust:
Ihr, o Ajas, vermögt der Danaer volk zu erretten,
^enn ihr der stärke gedenkt, und nicht des starrenden zagens.
Anderswo schrecken mich nicht die unnahbaren hände der Troer,
Die hoch über die mauer herein sich stürzten mit heerskraft; 50
Allen gesamt schon wehren die hellumschienten Achaier.
Hier nur sorg' ich, am meisten geängstiget, was uns betreffe,
Wo der rasende dort, wie ein brennendes fcuer, voranherscht ,
Hektor, der sich entsprossen von Zeus dem allmächtigen rühmet!
Gäbe doch Euch in die seel* ein unsterblicher diesen gedanken, ^i^
Selbst entgegen zu stehn mit gcwalt, und andre zu reizen!
Traun, wie eifrig er strebt, hinweg von den schiffen Achaia's
Drängtet ihr ihn, wenn gleich der Olympier selbst ihn erwecket!
Sprachs, und rührte sofort, der umufernde Ländererschüttrer »
Beide mit mächtigem stab', und crfüUte sie tapferes mutes; 66
Leicht auch schuf er die glieder, die füfs' und die arme von oben.
Aber er selbst, wie einihabicht in hurtigem flug sich emporschwingt,
Der, von des felsengebirgs hochschwindelnder jähe gehoben»
Rasch hinfährt in die thale, den anderen vogcl verfolgend:
Also entschwang sich jenen der erderschüttrer Poseidon. 65
Erst von beiden erkannt' es der schnelle söhn des O'ilcu«,
Und zu Ajas sogleich, dem Telamoniden, begann er;
Aja4, dieweil uns irgend ein gott, von den hc^H^^«jpiympos>
igi ize y ^ ^
6 ILIAS^
Gleich an gestalt dem seher, gebeut bei den schiffen zu kämpfen:
Denn nicht Kalchas war es, der deutende vogelschauer; -70
Wohl ja bemerkt' ich von hinten der fiifse gang und der schenke!.
Als er hinweg sich wandte; denn leicht zu erkennen sind gölten
Jezo verlangt mir selber der mut im innersten herzen,
Stürmischer aufgeregt, zu kämpfen den kämpf der entscheid u ng ;
Und mir streben von unten die fiifs*, und die bände von oben. 75
Ihm antwortete drauf der Tclamonicr Ajas:
So nun streben auch mir um den speer die unnahbaren bände
Ungestüm, und es hebt sich die seele mir; unten die fü£s* auch
Fliegen mir beide von selbst; und Sehnsucht fühl' ich, auch einzeln,
Hektor, Priamos söhn, den Stürmer der schlacht, zu bekämpfen ! 80
Also redeten jen' im wechselgespräch mit einander,
Freudig der kämpf begier, die der gott in den herzen entflammet.
Hinten indefs erregte die Danaer Poseidaon,
Die bei den rüstigen schiffen das herz sich ein wenig erlabten:
Welchen zugleich von der mühe des kampfs hinsanken die glieder, Ss
Und auch grani die seele belastete, weil sie die Troer
Sahn hoch über die mauer herein sich stürzen mit heerskraft:
Diese schaueten sie , und es strömte die thrän' aus den wimpem ;
Denn nicht hoften sie ^ucht ans den schreknisseii. Aber Poseidon
Kräftigte leicht durchwandelnd den mut der starken geschwader. 90
Siehe, zu Teukros zuerst und Le'itos trat er ernvahnend,
Auch zu Pencleos hin, zu Deipyros auch, und zu Thoas,
Dann zu Meridnes auch, und Antilochos, beiden des k^mpfes;
Diese reizte der gott, und sprach die geflügelten worte:
Schande doch, Argos söhn', ihr Jünglinge ! Euch ja^ertraut' ich, 95
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DREIZEHNTER GESANG» 7
Dafs ihr tapfere« armes errettetet unsere schüfe ! ^
I .
Aber wo Ihr der gefahr euch entzieht des verderblichen kämpfe«,
Dann ist erschienen der tag, da Troergewah uns bezwinget!
Weh mir! ein grofses wunder erblick' ich dort mit den äugen,
GraunvoU, welches ich nimmer auch nur für möglich geachtet: loo
Troer an unseren schiffen so nahe nun! welche vordem ja
Gleich den hindinnen waren, den flüchtigen, die in den wäldern
Beute sind für schakal' und reifsepde pardei und wölfe,
So in die irre gescheucht, wehrlos, nicht freudig zum angrif:
Also wollten die Troer den mut und die kraft der Achaiet 105
Nimmer vordem ausharren mit abwehr, auch nur ein wenig.
Nun ist ferne der Stadt bei den räumigen schiffen ihr Schlachtfeld,
Durch des gebieters vergehn, und lässigkeiten der völker,
Die, auf jenen ergrimmt, nicht kühn zu vertheidigen streben
Unsre gebogenen schiffe, vielmehr hinbluten bei ihnen. iio
Aber wird er auch wahrlich mit völligem rechte beschuldigt»
Atreus heldensohn, der völkerfürst Agamemnon»
Weil er schniählich entehrt den mutigen renner Achilleus;
Doch nicht Uns geziemt es, so abzust<^hn vom gcfechte!
Auf denn , und lafst euch heilen ; der edelen herzen sind heilbar« 1 15
Nimmer euch selbst zur ehre vergefst ihr dex stürmenden abwehr «
Ihr die tapfersten alle der Danaer ! Schwerlich ja würd* ich
Gegen den mann auftreten, der wo dem gefecht «ich entzöge»
Feig' und schwach; Euch aber verarg' ich es wahrlich von herzent
Trauteste freund', ach bald noch gröfseres wehe verschaft ihr X2^
Durch nachlässigen sinn! Wohlauf, und gedenket im herzen
Alle der schäm und der schand'! Ein gewahiger kämpf ja erhub sich!
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S ILIAS.
Hektot stürmt um die schifFe, der rufer im streit, uns bekämpfend ,
Furchtbar an kraft , und durchbrach schon thor und mächtigen ricgcl I
Abo rief und erregte die Danaer Poscidaon. 125
Dort um die Ajas beide gestellt nun, gingen geschwader,
Tapfere, die selbst Ares untadeüch hätte gefunden.
Auch Athenäa selbst, die zerstreuerin. Denn der Achaier
Edelste harrteh der Troer gefafst, und des gottlichen Hektor:
Lanz' an lanz' eindrängend, und schiid mit schild auf einander, 130
Tartich' an tartschc gelehnt, an heim heim, krieger an kriegcr;
Und die umflatterten helme der nickenden rührten geengt sich
Mit hellschimmernden zacken: so dichtvereint war die heerschaar;
Aber die speer' , unruhig -in mutigen bänden beweget ,
Zitterten; gradan strebten sie all*, und entbrannten in kampfgicr. 135
-Vor auch drangen die Troer mit heerskraft; aber voran ging
Hektor in rascher begier: wie ein schmetternder stein von dem felsen.
Den an der kröne des bergs abreifst die ergossene herbstflut»
Brechend mit stürmischem regen das band des entsezlichen Felsens;
Hoch nun stürzt er im sprung sich herab, und zerschmetterte waldu ng 1 40
Kracht; doch stets und unhemmbar enttaumelt er, bis er erreichet
Ebenen grund; dann rollt er nicht mehr, wie gewaltig er andrang:
*Also droht' auch Hektor zuerst, bis zum ufer des meeres
Reicht hindurchzudringen der Danaer schuf' und gezelte,
Mordend; allein da nuimnehr die geschlossenen reihen er antraf, 145
Stand er, wie nah* er gestrebt. Die begegnenden männer Achaias,
Zuckend daher die Schwerter und zwiefachschneidenden lanzen ,
nen ihn mutig zurük; und er wich voll jäher bestürzurrg.
•^ fichoU sein durchdringender ruf in die schaarenTder Troer :
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DREIZEHNTER GESANG. ^ 9
Troer, und Lykier ihr,, und Dardaner, kampfer der nähe, 150
Haltet euchl Traun nicht lange bestehn sie vor mir, die Achaicr,
Nahen sie g^leich mit einander in heerschaar wohlgeordnet;
Sondern bald vor dem speer entweichen sie, wo mich in Wahrheit
Trieb der erhabenste gott, der donnernde gatte der Here!
HektOT rief«, und erregte den mut und die herzen der männer. 155
Aber Deifobos ging hochtrozeodes sinns in der heerschaar,
Priamos söhn, und trug den gleichgeründeten schild vor,
Leise bewegend den schritt, und unter dem schild' anwandelnd.
Doch Meriones zielte mit blinkender lanz' ihm entgegen,
Schofs , und verfehlete nicht des gewaltigen schüdes von stierhaut 160
Runden kreis: nicht diesen durchbohret' er, sondern zuvor brach
Kurz an der ose der ragende schaft; Deifobos aber
Hielt den gewakigen schild vom leibe sich , weil er im herzen
Scheute Meriones speer, des feurigen beiden; doch jener,
Schnell in der freunde gedrängt entzog er sich , heftig erbittert, 165
Um den verfehleten sieg, und den wurfspiefs, welcher ihm abbrach;
Und er enteilt' an den zelten hinab und den schiffen Achaia's,
Holend den mächtigen speer, der ihm im gezelte zurükblieb.
Aber die anderen kämpften , und graunvoll brüllte der Schlachtruf.
Teukros der Telamonide zuerst schlug einen der tapfem, 170
Imbrios, Mentors söhn, des rossebegiiterten herschers.
Jener wohnt' in Pedäos, bevor die Achaier gekommen,
Priamos nebentochtcr vermählt, der Medesikaste.
Aber nachdem die Achaier in ruderschiffen gelandet.
Kam er gen IHos wieder, und ragete hoch vor den Troern; - 1T5
Auch bei Priamos wohnt* er-, der gleich ihn ehne fJen söhnen.
lo ILIAS.
Den traf Telamons söhn jezt unter dem ohr mit des Schaftes
Stofs, und entrifs ihm den schaft;. da taumelt* er hin, wie die esche.
Die auf luftigem gipfel de« weitgesehenen berges,
Nieder vom erze gehaun, zur erd* ihr hartes gesprofs senkt: i8o
So sank jener , umklirrt von dem erz der prangenden rüstung^.
Schnell lief Teukros hinan , in begier das geschmeide zu rauben ;
Aber im lauf schofs Hektor die blinkende lanz' ihm entgegen.
Zwar er ielbst vor&chauend vermied den ehernen wurf&piefs.
Kaum; doch Amfimachos, Kteatos söhn, des Aktorionen, 185
Traf, da er nahte zum kämpf, der stürmende speer in den busen;
Dumpf hin kracht* er im fall, und es- rassehen um ihn die w^afFen.
Hektor eilt* in begierde , den heim , der den schlafen sich anschiofs.
Ab von Amfimachos haupte zu ziehn, des erhabenen kämpfers;
Aber im lauf schofs Ajas jJic blinkende lanz' ihm entgegen. 190
Hektors leib zwar rührte sie nicht; denn er starrete ringsum
Schreklich in stral^ndem erz; dpch siehe, dem schild' auf den nabel
Stiefs er, und drängt' ihn mit grofser gewalt, dafs er eilend zurükwich
Von den erschlagenen zween: die zogen hinweg die Achaier.
Ihn, den Amfimachos trugen Athens streitkundige fürsten, 195
Stichios samt Mcnestheus, hinab in das beer der Achaier;
Imbrios trugen die Ajas, entbrannt von stürmischer kampfgier.
Wie zween löwen die geis , der gewalt scharfzahniger hunde .
Weggeraft , fontragen jduich dichtverwachsenes reisig ,
Hoch empor von der erd* in blutigen rächen sie haltend: 200
Also hielten empor die zween geharnischten Ajas
Jenen, und raubten die wehr; und das haupt vom zarten genick'ihm
Hieb des Oileus söhn, um Amfimachos heftig erl^ittert,
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DREIZEHNTER GESANG. n
Sch^vang en darauf wie die kugel umhergedreht ins getümmel ; '
Und zu Hektoxs füfsen entrollete jenes im staube. 005
Heftig im herzen empört ward Posddaon von unmut,
Als sein enkel ihm sank in schreckenvoller entscheidung ;
Und er enteih* an den zelten hinab und den schifiFen Achaia's,
Trieb die Achaier zum kämpf, und bereitete jammei den Troern.
Ihm begegnete jezt Idomeneus, kundig der lanze, 210
Wiedergekehrt vom genossen, der jüngst ihm aus dem gefecl\te
Kam, an der beugung des knies mit scharfem erze verwundet.
Diesen brachten die freund', er a)}er befahl ihn den ärzten»
Eilete dann zum gezelte; denn noch in das treffen verlangt' er
Einxugehn. Ihm nahend begann der starke Poseidoi; , • Ai5
Gleich an tönender stimm' Andrämons söhne, dem Thoas.
Der durch Pleuron umher und Kalydons bergige felder
Allen Atolern gebot, wie ein gott im vplke geehret:
Wo ist, Kreta's beherscher Idomeneus, allfc die drohung
Hingeflohn, die den Troern Achaia's söhne gedrohet? 220
Aber der Kreterfurst Idomeneus rief ihm die antworte
Thoas» keiner im volk ist jezo schuldig, so weit ich
Sehen kann; denn alle verstehn wir den feind zu bekämpfen:
Keinen fesselt die furcht, die entseelc^nde ; keiner, von trägheit
Lafs, entzieht den gefahren der Schlacht sich : sondern es wird wohl a,7S
Also beschlossen sein vom allmächtigen sohrie des Kronos,
Dafs hier mhmlos sterben von Argos fern die Achaier.'
Thoas , wohlan ! du warst ja vordem ausharrendes mutes »
Und ermahnst auch andre, wo jemand säumen du sähest;
Drum laGs jezo nicht ab, und ermuntere jeglichen Streiter! , 230
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la ILIAS,
Ihm antwortete drauf der erderschiittrcr Poseidon :
Nimmer kehre der mann, Idomeneus, nimmer von Troja
Wieder heim , hier werd* er zerfleischenden hunden ein labsal ,
Welcher an dienm tn.ß^e den kämpf freiwillig vermeidet!
Aber wohlan lu den walltn , und folge mir ! Beiden gebührt nun 235
Thätig zu sein ,- ob wir hülfe vielleicht noch schaffen , auch zween nur.
Wirkt doch vereinigte kraft auch wohl von schwächeren männem;
Und wir sind ja kundig mit tapferen selber zu kämpfen.
Dieses gesagt, enteilte der gott in der männer getiimmeL
Als Idomeneus nun zum stattlichen zelte gelangt war, 240
Hüllt' er in schöne geräthe den leib, und fafste zwo lanzen.
Eilte dann, ähnlich dem blizc des Donnerers, welchen Kronion
Hoch mit der hand herschwang vom glanzerhellten Olympos,
Sterblichen menschen zum zeichen; er stralt in blendender klarheit:
Also blizte das erz um die brüst des eilenden königs. 245
Aber Meriones kam, sein edler genofs, ihm entgegen,
Nah' annoch dem gezelt; denn die eherne lanze sich holend.
Lief er hinab; ihm ruft' Ic^omeneus heilige stärke:
Molos rüstiger söhn Meriones, liebster der freunde,'
Warum kamst du , verlassend gefecht und Waffenentscheidung? 250
Traf dich vielleicht ein geschofe, und quäh dich die wunde des crzcs?
Oder suchest du mich mit botschaft? Selber gewifs nicht i
Ausxuruhn im gezelte verlanget mich, sondern zu kämpfen! '
Und der verständige held Meriones sagte dagegen s
O Idomeneus, fürst der erzgepanzerten Kreter, 255'
Sieh, ich komm', ob dir etwa ein speer im gezelte zurükblieb, :
Dafs ich ihn hole zum kämpf; denn, den ich l^tte. zerbrach ich,
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DREIZEHNTER GESANG. 13
Treffend De'i&bos 'schild , des übergew^ltigen kriegers.
Aber der Kretcrfiirst Idomcneus rief ihm die antwort:
Suchst du Speere, mein freund, so findest du einen, ja zwanzig, aßo
Dort in meinem gezelt an schimmernde wände gelehnet,
Troischc, die von erschlagnen ich beutete. Denn ich bekenne,
Niemals ferne zu steh« im kämpf mit feindlichen männern.
Darum hab' ich der speere genug, und genabelter schilde.
Auch der heim', und der panier, umstrah von freudigem Schimmer. 265
Und der verständige held Meriones sagte dagegen:
Mir auch fehlts bei meinem gezelt und dunkelen schiffe
Nicht an raub der Troer ; doch fern ists , dessen zu holen.
Denn ich selbst , wie ich meine , vergafs noch nimmer des mutes ;
Sondern zugleich mit den ersten in männerehrender fcldichlacht 270
Pfleg' ich zu stehn, wann beginnt der blutige kämpf derentächeidung.
Manchem anderen wohl der erzumschirmten Achaier
Bleib' ich verborgen im streit ; Du kennst mich lange , vermut' ich.
Aber der Kreterfürst Idomeneus rief ihm die antwort:
Deine tapferkeit kenn' ich; was brauchest du dieses zu sagen? 275
Viürdcn qjpjezt bei den schiffen zum hinterhalte wir tapfern
Ausersehn, wo am meisten erkannt wird tilgend der männer,
Wo der furchtsame mann , wie der mutige , deutlich hervorscheint :
(Denn dem zagenden wandelt die färbe sich, anders und anders;
Aach nicht ruhig zu sizen vergönnt sein wankender geist ihm, . 280
andern er hokt unstät, auf wechselnden knieen sich stUzend;
Und ihm klopfet das herz voll Ungestüms in dem busen,
»ahndend des todes graun , und dem schaudernden klappen die zahne :
l^h nie wandelt dem tapfern die färbe sich, nie auch erfülle ihn
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14 ILIAS.
Grofse furcht, wenn er einnfal zum himerhalt sich gelagert; 285
Sondern er wUn&cht , dafs er schnell eingeh' in den schreklichen angrtf :)
Keiner mochte sodann dein herz und die arme dir tadeln!
Wenn auch fliegendes erz dich veWundete, oder gezuktes;
Doch nicht traf in den nacken geschofs dir, noch in den rücken,
Sondern der brüst *entwedcr begegnet' es, oder dem bauche, 290
Weil du getad* anstürmtest im vordergewühl der entschlofsnen.
Aber lafs nicht länger uns hier, gleich albernen kindem,
Schwazend stehn, dals keiner in zürnendem herzen ercifrc;
Sondern du geh ins gezelt,. und nim dir die mächtige lanze.
Jener sprachs ; undMeriones, gleich dem stürmenden Ares, 295
Holete schnell aus dem zelte hervor die eherne lanze,
Folgt* Idomeneus dann , voll heftiger gier des gefechtes.
Wie wenn Ares zum kämpf hingebt, der menschenvertilger ,
Und ihm der Schrecken , sein söhn , an kraft und an mut unbezwingbar.
Nachfolgt, welcher verscheucht auch den kühn ausharrenden krieger; 300
Beid* aus Thrakia gehn sie zu Efyrerschaaren gewapnct,
Oder zum Flegyervolkc , dem mutigen; aber zugleich nicht
Hören sie beider gebet. Ein volk nur krönet der siegsruhm:
So Meriones dort und Idomeneus, forsten des heeres,
Als in die schlacht sie gingen, mit stralendem erze gewapnet. 305
(
Aber zum könige sprach Meriones, also beginnend:
Deakalione, wo denkst du hineinzugehn ins getünmiel?
Dort zur rechten seite der heerschaar, dort in die mitte,
Oder auch dort zur linken ? Denn nirgends scheinen mir etwa
Dürftig des kampfes zu sein die hauptumlokten Achaier. 310
Aber der Kreterfürst Idomeneus rief ihm die antwort:
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DREIZEHNTER GESANG. 15
Mitreh sind schon andre vcrtheidiger unseren schiffen,
Ajas beid% und Teukros, der fertigste hogenschüze
Unter dem volk, auch tapfer im stehenden kämpf der entscheidung:
Welche genug ihn hemmen , wie kühn zum gefecht er dahertobt, 315
Hektoi, Priamos söhn, und ob er der tapferste wäre!
Schwer wirds wahrlich ihm sein, dem rasenden Stürmer der feldschlacht,
Jener heldenmut iind unnahbare hände besiegend,
Anzuzünden die schiffe; wofern nicht selber Kronion
Einen lodernden brand in die rüstigen schiffe hineinwirft. 320
Aber ein mann scheucht Dimmer den Telamonier Ajas,
Keiner, der sterblich ist, und kern der Demeter geniefset,
Auch durchdringlich dem erz, und gewahigen steinen des feldes.
Selbst vor Achilleus nicht, dem, zerschmetterer, möcht' er weichen,
[m stillstehenden kämpf; denn im lauf wetteifert ihmViiemand. 325
Dorthin streb' uns zur linken det heerschaar, dafs wir in eile
!ehn, ob anderer rühm wir verherlichen , oder den unsern!
Jener sprachs; und Meriones, gleich dem stürmenden Ares,
Eilte voran, bis sie kamen zur heerschaar, wo er ihn hintrieb.
Doch wie die feind' Idomeneus sahn, dem feuer an kraft gleich, 330
Ihn und seinen genossen in prangendem waffengeschmeide;
iliefen sie laut einander, und gegen ihn wandelten alle,
uns nun ward das getummel der schlacht um die ragenden Steuer.
Vic vor brausender winde gewalt unwetter daheiziehn,
encs tags , wann häufig der staub die wege bedecket ; 335
'nd sich alsbald von dem staub' aufwölkt ein finsterer nebel:
0 dort stürmt^ zusammen 4lie schla9ht ; denn sie sehnten sich herzlich,
Kirch das gewüW einander ndt spizigem etze zu moxden. t
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i6 ILIAS.
Weithin starrte die würgende Schlacht von erhobenen lanxen,
Lang emporgestrebten , zerfleischenden ; blendend dem äuge 340
Schien der eherne glänz von sonnenspiegelndcn helmen,
Neugeglättetem panzergeschmeid', und leuchtenden Schilden ,
' Als sie sich nahten zum kämpf. Der müfst' ein entschlossener mann sein.
Welcher sich freute zu schaun den tumult dort, und nicht verzagte!
Beide, gesondertes sin ns, die mächtigen söhne des Kronos » 345
Sannen dem heldengeschlecht unheil zu bereiten und elend.
, Xeus beschied den Troern den sieg und dem göttlichen Hektor,
Peleus rüstigen söhn zu vcrherlichcn ; aber nicht gänzlich
Wollt* ^er Achaia's macht vor Ilios lassen verderben,
Ruhm nur Schaft* er der Thetis und ihrem erhabenen söhne. 350
Doch die Argeier durchging und ermunterte Poseidaon, ,
Heimlich den graulichen fluten enttaucht; denn er sähe mit gram sie
Fallen vor Trojas macht, und er^immte vor zorn dem Kronion.
Zwar entsprossen sie beid* aus gleichem stamm und geschlechte ;
I
Aber Xeus war eher gezeugt, und höherer Weisheit. 355
Drum auch scheute sich jener sie offehbar zu beschirmen ;
Heimlich stets ermahnt' er die Ordnungen, menschlich gebildet*
Stehe, des schreklichcn «treits und allverheerenden krieges
Fallstrik zogen sie ^t\d* , und warfen es über die völker ,
Unzerbrechlich, unlösbar, das ^lel' in verderben hinabrifs. 36«
Jezo, wiewohl halbgrauendes haupts, die Achaier ermunternd
Stürmt* Idomeneus ein, und trieb die erschrockenen Troer.
Denn er erschlug den edlen Othryoneus, der von Kabesos
Neulich dahergekommen zum grofsen rufe des krieges.
Dieser warb um Kassandra, die schönste von.Priamos töchtem , ^6,
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DREIZEHNTER GESANG» 17
Ohne geschenkt und verhiefs ein grofses werk zu vollenden v
Weg aus Troja tu drangen die trozenden männer' Achaia'Sk
Priamos aber> der gteis> gelobetc winkend die tochter
Ihm zur eh': und er kämpfte, des koniges worte vertrauende
Doch Idoineneus ziehe mit blinkender lanz' ihm entgegen ^ 370
Schofs^ wie er hoch anwandelt'» und traf; nichts frommte der panzer.
Schwer von erz» den er trug; sie drang in die mitte des bauches;
Dumpf hin kracht'. er im fall; da rief frohlockend der Sieger:
Hoch vor den sterblichen siUen, ÖthtyqneuSi sollst dugerühmtsein,
Wetib du gewUs das alles hinausführ&t ; was du. vttheissen 375
t'riamos» Dardanos sehne > det dir die tochter gelobety
Wir auch hätten dir gern ein. gleiches gelobt und vollendet:
Siehe > die schönste tochter des Atreionen gewännst du ^
Her aus Airgos geführt» zum weibe dir; wenn du uns. hqlfesty
Ilios austutilgeti» die Stadt voll prangender häuser. 380
Folge mir* dort bei den schiffen der Danaer reden wir weiter
Über die eh; wir sind nicl^t karg ausstattende seh wäher.
Also sprach der held Idomeneus» zog dann ana fufs ihn
Durch das getümmel der Schlacht. Doch Asios kam ihm e^n rächer«
Vor dem gespann herwandeiiid, das.tiah' ihm stets an den f chultern 38S
Schnob, vom wagengenossen gelenkt; und er sehme sich Jbeifzlichi
Wie er Idomeneus träfet doch schnell warf jener den ^eer ijun
Unter dem kinn in die gurgel, dafs hinten das ert ihm hervordrangt
Und er sank, wie die eiche dahinsinkt» oder die psqppd, .
Oder die stattliche tanne, die hoch auf bergen die künstler 399
Ab mit geschiiiFenen äxten gehaun, tum balken des schiffest
Also lag er gestrekt vor dem rossebespanneten wagen,
Homers Ilias. IL Band, optzgby Google
»I ILIAS.
Knirschend in angst, nilt den banden des blutigen staubes ergreifend.
Aber dem starrenden lenker entschwand jedwede besinnung;
Nicht einmal vermocht* er, die feindlichen bände vermeidend, 395
Umzudrehn das gesipann: doch Antilochos, freudig zur feldschlacbt
Traf mit der lanz' ihn mitten hindurch; nichts frommte der panzer»
Schwer von erz , den er trug ; sie drang in die mitte des bauches ;
Und er entsank aufröchelnd dem schöngebildeten spssel.
Aber der Nestorid' Antilochos lenkte die rosse 400
Schnell aus dier Troer gewübl zu den bellumschienten Achaienu
Siehe, Deifobos kam dem Idomeneus nahe gewandelt »
Traurend um Asios fall, und warf die blinkende lanze.
Zwar er selbst vorschauend vermied den ehernen wurfspiefs,
Kreta's fürst; denn ihn barg des Schildes gerundete wölbung, 405
Welchen er trug , aus häuten der stier' und blendendem erze
Starkgewölbt, inwendig mit zwo querstahgen befestigt:
Unter ihn schmiegt* er sich ganz , dafs der wurfspiefs über ihn hinflog ,
Und mit heiserem tone der schild von der streifenden lanze
Scholl; nicht aber umsonst entflog sie der nervichten rechte, 410
Sondern Hippasos söhne, dem völkerhirten Hypsenor,
Fuhr in die lebei das erz, und löst* ihm die strebenden kniee*
Aber Deifobo« rief mit hoch frohlockender stimme :
' Nicht fürwahr ungerächt liegt Asios; sondern ich meine,
VVandehid zu Ais bürg mit starkverriegelten thoren, 415
Wird er sich fireuen im geist; denn ich gab ihm dnen begleitcr.
Jener sprachs; da schmerzte der jauchzende ruf die Achaier;
Und dem Antilochos schwoll sein mutiges herz vor betrübnis.
Doch nicht, wie er auch trauite, vergafs er seines genossen,
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DREIZEHNTER GESANG. 19
Sondern umging ihn in eile, mit gro&em schild' ihn bedeckend. 420
Schnell dann bükten sich her zween auserwählte genossen ,
Echios söhn Mekisteus zugleich, und der edle Alastor>
Die zu den ra'umigen schiffen den schwer aufstöhnenden trugen*
Noch war Idomeneus nicht mutlos; noch strebt' er beständig,
Ob er einen der Troer mit nacht des todes umhüllte, 425
Ob er auch selbst hinkrachte, das weh der Achaier entfernend.
Siehef den götcergleichen Aikatnoos, den der gebieter
Asyetes erzeugt: ein eidam war er Anchises,
Seiner ältesten tochter vermählt, der Hippodameia^
Die von herzen der vater daheim und die zärdiche mutter 430
Liebeten; weil sie vor allen zugleich aufblühenden jungfraun
Glänzt' an Schönheit und kunst und tugenden; darum. erkohr ^ifs
Auch der edelste mann im weiten lande der Troer: »
Diesen bezwang nunmehr durch Idomeneus hand Po&eidaon,
Teuschend den hellen blik, und hemmte die stattliche^ gUeder, 435
Denn niciit rükwärts könnt' er hinwegfliehn , oder auch seitwärts;
Sondern gleich der seul', und dem hochgewipfelten bäume,
Stand er ganz unbewegt; da stieis Idomeneus kraftvoll
Seinen speer in die brüst, und zerschmetterte rings ihm den panzer.
Der mit ehrnem geflecht ihn bisher vor dem tode geschirmet;' 440
Doch rauh tönt' er anizi, um die mächtige lanze zerberstend«
Dumpf hin kracht' er im fall', und es stekte die lanz' in dem herzen»
Dafs von dem pochenden schlage zugleich der schalt an dem Speere
Zitteite; doch bald ruhte die kraft des mordenden erzes.
Aber Idomeneus rief mit hoch frohlockender stimme : 445
Scheint sie dir billig zu sein, Deifobos, unsere rcchnung,
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20 ILIAS.
Drei für einen erlegt? Denn umsonst nur ha5t du gepralet,
Thörichter! Aber wohlan, und stelle dich selbst mir entgegen,
Dafs du erkennst, welch einer von Zeus geschlecht ich daherkam!
Dieser zeugete Minos zuerst, den hüter von Kreta; 4501
Minos darauf erzeugte Deukalions heilige stärke ;
Aber Deukälion mich, der unzählichen menschen gebietet
Weit in Kreta's gefild'; allein jczt segelt* ich hieher.
Dir und demvater zum weh\ und anderen söhnen von Troja!
Also der held; da erwog De'ifobos wankendes sinnes: 455
Ob er sich einen gesellte der edclmürigen Troer,
Rükwärt« wieder gewandt; ob allein er wagte den Zweikampf.
Dieser gedank' erschien dem zweifelnden endlich der beste ,
Hi^ugehn-*zu Aneias. Er fand ihn hinter der heerschaar
Stehend; denn immerdar dem götdichen Priamos zürnt* er, 460
Weil er ihn nicht ehrte, den tapferen Streiter des Volkes.
Nahe trat er hinan , und sprach die geflügelten worte :
Edler fürst der Troer, Aneias; traun dir geziemt nun
Deinen schwager zu rächen, wofern dich rührt die Verwandschaft.
Komm denn, und räche mit mir Alkathoos, welcher vordem ja, 465
Deiner Schwester gemahl, als kind dich erzog in der wohnung;
Ihn hat Idomeneus dir , dtt speerberühmte , getödtet.
Ji^ner sprachs; ihm aber das herz im busen erregt' er.
C^egen Idomeneus eilt' er, entbrannt in begicrde des kampfes.
Doch nicht zagte vor furcht Idomeneus , gleich wie ein knäblein ; 4*70
Sondern er stand, wie ein eher des bergs, voll trozender kühnheit.
Welcher fest das gehez anwandelnder männer erwartet,
Dort in einsamer öd*, und den borstigen rücken emporsträubt;
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DREIZEHNTER GESANG. ' ^i
Sieh, es funkeln von feuer die äugen ihm; aber die hauev
Wexet er, abzuwehren gefafst, wie die hund*, auch die Jäger: 475
Also bestand der Streiter Idomeneus kühn den Anelasg
Der mit geschrei anstürmte; doch ruft* er seinen genossen,
Afareus/samt Askalafos dort, und Deipyros schauend.
Auch Meriones dqrt, und Antilochos, kundig des fcldrufs;
Dies^ mahnt' er zum kämpf, und sprach die geflügelten« wertes 480
Freunde, heian, und helft mir einzeleh! Schrecken ergi^ift mich
Vor dem raschen Aneiasy der pnidi zu bestürmen daherrenlit;
Der ^in gewaltiger ist in der f eldschlacbt , männer zu tödten;
Auch noch blüht ihm Jugend in üppiger stärke des lebens.
Wären wir doch an alter so gleich uns , wie an gesinnung ; 485
Bald würd' Ihn siegsehre vcrherlichcn , pder inich selber!
Also der held; und sie all', einmütiges. sinnes versammelt,
Stellten sich nah* umher, die schilde gelehnt an die scbult^nif
Auch Aneias indefs ermahnte seine genossen , .
Paris, samt De'ifobos dort, und den edlen Agenor, r 490
Welche die Troer mit ihm anführeten ; aber die völker
Folgeten nach s so folgen die blockenden schafe dem widdcr
Von der weide ^ux ttänk'; es freuet sich herzlich der schäferi
Also war dem Aneias das herz im' busöp voll freude,
AU er die völkerschaar nachwandein sähe sich selber« 49S
Jen' um Alkathoos nun arbeiteten /lab^ anstürmend '
Mit tangs^haftigen Speeren; und rings um die busM derimÄnnei
Hasseke schtekUch das cant., von den zielenden ge^n «nandtr'
Durch das gewühl. Xween manner , an kriegsmüt ratend vor a|idern,
Beid', Aneias der held qnd Idomeneus, ähnlich dcixl Ares,
34 • ILIAS»
Strebten einander den leib mit grausamem er* tu verwunden.
Erstlich schofs Aneias den speer auf Idomeneus zielend;
Jener indefs vorschauend vermied den ehernen wurfspiefs»
Dafs Aneias geschofs mit bebendem schaft in den boden
Stürmte, nachdem es umsonst aus nervichter band ihm entflogen. 505
Aber Idomeneus traf des Onömaos wölbenden panier
Mitten am bauch, dafs schmetternd ins eingeweid' ihm die spize
Taucht*; und er sank in den staub, mit der hand deniboden ergreifend.
Zwar Idomeneus rifs den langen speer aus dem todten
Eilend; doch nicht vermocht* er noch andere prangende rüstung 51«
Him von der schulter zu ziehn: so drängten umher die geschosse.
Denn nicht frisch war der fiifse gelenk dem strebenden kärapfer,
Weder hinanzuspringen nach seinem geschofs, noch zu weichen.
Drum in stehendem kämpf zwar wehrt* er dem grausamen tage;
Aber zur flucht nicht trugen ihn rasch aus dem treffen die schenkeL 515
Als er nun langsam wich, da flog De'ifobos lanze
Blinkend ihm nach; denn er hegte noch stets fortdaurenden groU ihm.
Doch verfehlt* er auch jezt; denn Askalafos fafste die lanze.
Ihn Enyälios söhn, dafs die schulter hindurch ihm der wurfspiefs
Stürmt*; und er sank in den staub, mit der band den lipden ergreifend. 520
Nicht vernahm es annoch der brüllende wUterich Ares,
Dafs sein söhn gefallen im ungestüme der feldschlacht ;
Nein, aufdcmbauptdesOlympos, durch Zeus des allmächtigen rathschlufs,
Safs er^ in goldenen wölken urhschränkt; dort safsen zugleich ihm
Andre' unsterbliche götter » zurük von dem treffen gehemmet. 525
Ten' um Askalafos nun arbeiteten nah* anstürmend.
Siehe, De'ifobos riis von Askalafos haupte den blankegle
N
DREIZEHNTER GESANG. ' 33
flatternden heim; doch Meriones, rasch wie der tobende Ares,
Rannte den Speer in den arm des raubenden » daf$ aus der hand ihm
Schnell der längliche heim mit getön hinsank auf den boden, 530
Doch Meriones sprang von neuem hinan» wie ein habichtj
Und er entrifs aus dem ende des arms den gewahigen wuxfvpiefs,
Dann in der freunde gedräng' entzog er sich. Aber Polites*
Seinen verwundeten bruder Deifobos mitten umfassend, 534
Führt' ihn hinweg aus dem stürme der grä&lichen schlacht zu den rossen,
Welche, geflügeltes hufs» ihm hinter dem kämpf und gefechte .
Standen , gehemmt vom lenkcr am kunstreich prangenden \yag^p.
Diese trugen zur Stadt den schwer aufstöhnenden krieger,
Matt vor schmerz; und das blut entflofs dem verwundeten arm^.
Aber die anderen kämpften , und graunvoU brüllte der Schlachtruf.
Jczo stürzt' Aneias auf Afareus , söhn des Kaletqr , 541
Und den speef in die gurgel dem zugewendeten stiefs er. «^
Jenein sanl^ fuf seite das haupt, es folgte 4er schild nach,
Auch der hdiq; und des todes entseelendcr schauer umfloCs ihn.
Als Antilochos jezt den gewendeten Thoon bemerkte, 545
Stiefs er, im sc^wung anrennend, und ganz die ader zerschnitt er,
Welche längs dem rücken emporläuft bis zu dem nacken:
Diese zerschnitt er ihm ganz, dafs er rüklings hinab auf den boden
Taumelte« |)eide händ' umher zu den freunden verbreitend.
Aber Antilochos eilt\ und entzog den schultern diq lüstung, 55«
Mit umschauendein buk« denn rings anstü^^nd^ Troei^
Trafeii den breiten sdrild^ den prangenden; doch si^ vermochten
Nicht ihni durchhin zu verwunden den leih mit grausamena erze,
Nestors glänzendem söhn \ deni^ der erdexschuttre^. Poseidon
a4 ILIAS,
Dekt* Antilochos rings vor dem mächtigen stürm der gcschoss^ 555
Denn nie war er der ftind^ entlediget, sondern verkehrte
Durch das gewöhl; nie ruhte der speer ihm, sondern beständig
Bebt' er geschwungen umher; und er wMhlete, mutiges herzens»
Jezt der« würfe das zie}, und jcz^ dem stürmenden anlauft
Wohl nahm Adamas nun des zielenden wahr im getiinunel, 56©
Asios söhn , und traf mit sptxigem erze den schild ihm ,
Nahe daher sich stürzend ; docli kraftlos machte die schärfe
Der schwarzlockige herscher' des m^ers, sein leben verweigernd:
Stecken blieb ein theil, wie ein ffahl in der flamme gehärtet,
Auf des 'Antilochos schild*, und der andere lag an der erde. 565
Schnell in der freunde gedräng* enuog er sich, meldend^das schiksal.
Aber Meriones folgt', und schofs die lanze dem flüchtling
Zwischen schäm und nabel hinein: wo am meisten empfindlich
Naht der blutige mord den ünglükseligen menschens
Dort durchdrang ihn das erz , dafs er hingestürzt um die lanze 570
Xappeltei, gleich wie ein stier, den im bergwald weidende männer,
Wie er sich sträubt, fortziehen durch zwang des rutengeflechtes :
AlsQ zappelt' im blut er ein weniges, aber nicht lange;
Denn ihm nahte der held Meriones, welcher dem leibe
Mächtig die lanz* entriis ; und nacht umhüllt' ihm die äugen, 575
Helenos hieb nun genaht dem De'ipyros über die schFäfe
Mit d0n gewaldgen thrakierschweit, und den heim von dem haupre
I Schmettert' er, dais er entfernt hintaumelte; und ein Achaier»
Als vor der streitenden flifs' er rollete, hob ihn vom boden;
Doch Ihm hüllte die äugen ein mitternächtliches dunkel.' 5S0
Schmerz erglif den Atreidcn, den rufer im streit Menelaos;
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DREIZEHNTER GESANG, 25
Schnell mit furchtbarem dröhn auf Helenos eih' er, den herscher,
luckend den ehernen speer; doch Helenos spannte den bogen.
Also nahten sie betd' , und trachteten , dieser den wurfspiefs
Gegen ihn herxuschnellen , und jener den pfeil von der senne. 585
Priamos sehn izt traf mit dem pfeil den wölbenden paniec
Jenem über der brüst; doch es flog das herbe geschofs ab«
Wie von der breuen schaufei herab auf geräumiger renne
Hüpfet der Johnen fracht , der gesprenkelten , oder der erbsen ,
Unter des windes geräusch, und dem mächdgen schwunge des worflers:
Also vom panzer herab dem herlichen hcld Menelaos 591
Pralletc mächrig zurük das herbe geschofs , und entflog weit.
Nun traf jener die band , der rufer im streit Menelaos ,
Weldie den bogen gefafst, den geglätteten; und in den bogen
Stünnte, die hand durchbohrend, hinein die eherne lanze: 595
Schnell in der freunde gedräng' entxog er sich, meidend das schiksal,
Mit hinhangender hand , und schleppte den eschenen speer nach«
Diesen 10g aus der hand der hochgesinnte Agenor;
Dann verband er sie selbst mit geflochtener wolle des schafes,
Sner Schleuder, geführt von dem kricgsgefahrten des herschers, €09
Aber Peisandros rannt* auf den herlichen held Menelaos
ungestüm ; denn ihn führte tum* tod* ein böy s' Verhängnis ,
^»^ Menelaos, zu fallen in schreckenvoUet entschcidung,
^^ sie nunmehr sich genaht, die eilenden gegen einander?
chofs er fehl, der Atreid', und Seitwärts flog ihm die lanze^ 603
•»tr Peisandros traf dem herlichen held Menelaos
Ir^cJe den sdiild ; Hur könnt' er hindurch nicht treiben die spizp }
cnn sie henmite der «child , dafs ab der schaft an der Öse gle
26 ILIAS.
Brach: schon freute rieh jener im get<t, und erwartete il^srubm;
Doch der Atreid', ausziehend das seh wert voll silberner buckeln , 610
Sprang auf Peisandros hinan. Der hob die schimmernde &treitaxt|
Unter dem schild, die ehrne, geschmiikt mit dem stiele von Ölbaum,
Schöngeglättet und lang; und sie drangen zugleich an einander.
Dfewser haut* ihm den kegel des schweifumflatterten helmes
Oben dicht an dem busch: doch Er des nahenden vorhaupt 61^
Über der nas*; es zerkrachte der knochen ihm» aber die ai^en
Fielen ihm blutig hinab vor die fu£$* .auf den staubigen boden ; j
Und er entsank sich windend. Da stemmt* er die fers* auf die brost ihm |
Raubte das waffengeschmeid' , und rief frohlockend die worte:
So doch endlich verlafst ihr der reisigen Danaer schiffe, 621
Ihr unmenschlichen Troer, des schreklichen Streits unersättlich! 1
Die ihr auch andere schmach und beleidigung nimmer gespart habt
Wie ihr schändlichen hunde mich schinähetet^ und nicht geachu
leus schwercreSenden zom, des Donnerers, welcher das gastrecb
Heiliget, und austilgen euch wird die erhabene veste! 62^
Die piein jugendlich weib und viel der reijchen b^sizung
frech ihr von dannen gefuhrt» nachdem sie euch freundlich bewirtet
Und nun möchtet ihr gern in die meerdurchwandelnden schiffe
Werfen verderbliche ^lut , und Achaia's beiden ermorden!
Aber ihr ruht wohl endlich , wie sehr ihr tobt, von der kriegswuc! 63
Vater X«us, man sagt ja, du seist vorwaltend an Weisheit
Ub^r menschen und götter ; doch warst Du Stifter des alles ;
Wie du anjezt willfahrest den übermütigen niänne^u
Troja's, welchen, vor troz utvd Üppigkeit, ninuner das herz sich
Sättigen kann am streite des allverdcrbenden kriegedle 6;
DREIZEHNTER GESANG. 27
Mies wird man ja satt» dies Schlummers^ selbst , und der liebe,
\uch des süfsen gesapgs» und bewunderten reigentanzes :
IVelche doch mehr anreizen die sehnsuchtsvolle begierde,
\\s der krieg; .doch die Troer sind piemals satt des gefechtes!
Also sprach er, und raubte die blutigen waiFendemleichnam, &|f
Diq er den seinigen gab» der untadliche held Menelaos;
\ber er selbst drang wieder hinein in das vordergötiimmeL.
Siehe, Pylämenes söhn Harpalion wütete jezo
Segen ihn an, der, gesellt dem theueren vater, gen Troja
Kam. in den krieg, allein nicht wiederkehrte zur heimat; 645
Dieser traf dem Atreiden gerade den schild mit der lanze ,
Nahe gestellt; doch könnt' er hindurch nicht treiben die spize:
Schnell in der freunde gediäog' entzog er sich, meidend das schiksal,
Rings umschauend , ob einer den leib mit dem erze berührte..
Kber Meriones schob den ehernen pfeil nach dem flüchtling, 65p
IVelchcr rechts am gesäfs ihn verwundete, dals ihm die spize
Vom , die blase durchbohrend , am Schambein wieder hervordrang.
HingeieKt auf der sieUe , den liebenden freunden im arnie ,
Matt den geist ausathmend, dem wurme gleich, auf der erde
Lag er gestrekt; schwarz strömte das blut, und nezte den boden. 655
[hn nmeilteo geschäftig die paflagonischen kämpfer,
3ie, in den wagen gelegt, ihn zur heiligen Ilios brachten,
kVehmoitsvoll ; auch folgte der vater ihm, thränen. vergiefsend;
>och nicht könnt' er rächen den tod des Ueben söhn es*
. Jezt ward Pan|fim geist um den fallenden heftig erbittert, 660
iVelcher ihm. gastfreund war im paflagonischen volke ;
Leimend um ihn, entsandt' er den cbctncn* pfcil von der scnne.
V
28 ILIAS,
Einer hiefs Euchenor, ein söhn Polyidos des sehers,
Reich an hab* und edel, ein haus in Kofinthos bewohnend.
Der, wohlkundig des trauergeschiks , im schiffe daherkam« 665
Denn oft sagt' ihm solches der gute greis Polyidos,
Sterben würd* er zu haus' an peinlich schmachtender kxankheit ,
Oder auch unter den schiffen des heers von den Troern getodtot;
Darum mied er sowohl der Danaer schmaSilicbe strafe.
Als der krankheit graun , tlafs nicht ihn quälte die nachreu. (70
Diesen am ohr und backen durchbohret* er, dais aus den gliedern
Schnell der geist ihm entfloh; und graun des todps umhüllt* ihn.
Also kämpften sie dort, wie lodernde flammen des fcuers.
Doch nicht Hektor vernahm , der gBttiiche, oder erkannt' es,
Dafs zur linken der schiffe die seinigen würden getödtet 675;
Unter der Danaer hand , und bald sich des siegs die Achaicr
Freueten: also trieb der gestadumstürmer Poseidon
ArgOs s6hne zum kämpf, auch selbst mit stärke beschirmt' er:
Sondern erhielt, wo zuerst durch mauer und thor er hereinsprang.
Dichte reihn durchbrechend ges6hildeter • mannet von Argos; (
Dort wo Ajas die schiff' an den Strand und Protesilaos
Längs dem grauen gewässer emporzog; aber die mauer
Baueten dort die Achaier am niedrigsten , wo vor den andern
Ungestüm anstrebten zuni kämpf sie selbst und die rosse^ .
Sidie, Booten zugleich, und in langem gewand' laonen, 685
Lokrer, und Ftia's söhn*, auch hochbetühmter Epeier«
Heinmten mit müh von den schiffen den stünnenden; doch sie veimochrcn
Nicht hinweg zu drängen die flammende sräxke de^ Hektor. I
Vornati kämpften Athens erlesene-; titid ihr gebiete^
DREIZEHNTER GESANG« 29
Wandelte Peteos söhn Menestheus; diesem gesellr war 690
Feida«, und Bias der held, und Stichios. Vor den Epeiem
Ging der Fyleid', held Meges, mit Drakios, und mit Amfion«
Mcdon führte die Frier, zugleich der tapfre Podarkes,
Jener war unehlich erzeugt von dem edlen Oileus ,
Medon, des Ajas bruder, des kleineren; aber er wohnte 695
Feme vom Vaterland' in FyUke , weil er im Jähzorn.
Einst den vctter erschlug des Oileus wei^ Eriopis:
Aber gezeugt war Podarkes vom Fylakiden Ifiklos.
Diese, voran gewapnet vor Ftia's mutiger Jugend,
Kämpften , der Danaer schiffe verdieidigend , nächst den Booten« 700
Ajas wollte sich nie , der rasche söhn des Oileu^ ,
Fernen, auch nicht ein wenig, vom Telamonier Ajas;
Sondern wie zween pflugsriere den stämmigen pflüg durch ein brachfeld,
Schwärzlich und gleich an mute, daherziehn, und an den stimcn
Ringsum häufiger schweifs vorquillt um die ragenden hömer ; 705
Beide von Einem joch , dem geglätteten, wenig gesondert,
Schneiden sie änuig die furche hinab zum ende des feldes:
AKo halfen sich bcid*, und wandelten dicht an einander.
Aber Telamons söhn begleiteten viel' und entschlossne
M'inner zum streite gesellt, die seinen schild ihm enthoben^ 710
Wann ihm die kiiegsarbeit und der schweifs die kniee beschwerte.
Doch nicht folgten die Lokrer dem mutigen söhn des Oileus:
Denn nicht duldet* ihr herz im stehenden kämpfe zu kämpfen;
Denn nicht hatten sie helme von erz mit wallendem rolsschweif,
Hatten auch nicht gewölbete 'schildi' und eschene lanzen; 715
Sondern mit bogen allein und geflochtener wolle des.schafe«
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30 I L I A S,
Zogen sie voll vertraun gen Ilios , warfen mit diesen
Dichte geschofs', und brachen die troischen kriegesgeschwader.
Jene nunmehr vornan, in kunstreich prangender riistung,
Kämpften mit Troja s volk und dem erzumschinmierten Hektor 2 ^2o
Diese , von fern herwerfend , verbargen sich. Aber der Streitlust
Dachten die Troer nicht mehr, von dem stürme verwirrt der gcschosjc.
Schmachvoll wären anjezt von den schiffen daher lind gezeiten
Troja's söhne gekehrt zu Ilios luftiger höhe;
Aber Polydaihas sprach , dem trozigen Hektor sich nahend: "2^
Hektor, du bist hanherzig, auf warnende rede zu horchen.
Weil dir ein gott vorzüglich des kampfs arbeiten verliehn hat.
Darum willst du an rath auch kundiger sein vor den andern?
Aber du kannst unmöglich doch alles zugleich dir erwerben.
Anderen ja gewährte der gott arbeiten des kriegcs; 730
Anderen legt' in den busen verstand Zeus waltende vorsieht,
Heilsamen , dessen viel' im menschengeschlecht sich erfreuen ,
Der auch städte beschirmt ; doch zumeist er selber geniefst ^ein.
Drum will Ich dir sagen, wie mirs am besten erscheinet.
Rings ja droht dir umher die umzingelnde flamme des krieges. '73J
Doch die mutigen Troer, nachdem sie die mauer erstiegen,
Fernen sich theils vom gefecht mit den nistungen ; andere kämpfen ,
>^Weniger sie mit mehreren noch, durch die schiffe zerstreuet.
Weiche demnach, und berufe die edelsten alle des Volkes; '
Dafs wir vereint für alles entscheidenden rath ausdenken: 74*
Ob wir hinein uns stürzen ins heer vielrudriger schüfe ,
So uns ein g^ott willfährig den dieg sclienkt; ob wir anizo
Heim von den schiffen ziehn, unbeschädi^et ! Denn ich besorge
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DREIZEHNTER GESANG. 31
rraun, uns wägen zurük die gestrige schukl die Achaier
Eleichlich, dieweil bei den schiffen der unersättliche krieger 745
Hiarrt, der schwerlich hinfort sich ganz enthalt des gefechtes.
So des Polydamas rath ; den unschädlichen billigte Hektor.
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten werte:
Sammle, Polydamas, hier die edelsten alle des volkes.
Dorthin geh ich selber, der wütenden Schlacht zu begegnen ; '^50
^bcr ich kehre sofort, nachdem ich ^Ucs geordnet.
Sprachs, und stürmte hinweg, wie ein schneegebirge von ansehn»
Lautes rufs, und durchflog die Troer und die genossen.
Schnell zu Polydamas her, des Panthoos streitbarem söhne»
Eilten die edelsten alle, da Hektors ruf sie vernahmen. 755
Nur den Delfobos noch , und des herschenden Heienos stärke »
Adamas, Asios söhn, samt Asiqs, Hyrtakos söhne,
Ging er umher ausforschend im vorkampf, ob er sie fände.
Doch nicht fand er sie all' unbcschädiget , noch ungetödtet: ^
Einige lagen bereits um die ragenden Steuer von Argot» l(ki
Unter der Danaer hand der mutigen seelen beraubet;
Andere waren daheim, von geschofs und lanze verwundet.
(hn nun fand er zur linken der janunerbringenden feldschlacht ,
Mexandros den held , der lockigen Helena gatten ,
kVcIchei mit mut aufregte die freund' , und ermahnte zu kämpfen. 765
^ahe trat er hinan, und rief die beschämenden worte:
Weichling, an Schönheit ein held, weibsüchtiger, schlauer Verführer !
No ist Deifobos doch, und des herschenden Heienos stärke,
Vdamas, Asios söhn, samt Asios, Hyrtakos söhne?
Vuch Othryoneus wo? Nun sank sie herab von dem gipfel, '770
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X
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3Z ILIAS.
Ilios thürmende stadt; nun naht dein grauses verhängnU!
Ihm antwortete drauf der göttliche held Alexandros t
Hektor, dieweil dein heiz unschuldige selber beschuldigt;
Eher möcht* ich vielleicht ein andermal läfsig im kämpfe Tl4
Scheinen ; auch mich ja gebar nicht ganz unkriegrisch die mutter!
Denn seitdem bei den schiffen zur schlacht du erregtest die freunde,
Seitdem streben wir hier im schaarengewühl der Achaier
Sonderverzug! Doch die freund' entschlummerten, welche du forschest;
Xween» Deifobos nur, und des hergebenden Helenos starke,
Schieden hinweg, verwundet mit langgeschafteten lanzen, 78c
Beid* an der band.; doch den tod ' entfernete Zeus Kronion«
Führe nunmehr, wohin dein herz und mut es gebietet:
Wir mit freudiger seele begleiten dich ; nimmer auch sollst du
Unseres muts vermissen , so viel die kraft nur gewähret !
Über die kraft kann keiner , auch nicht der tapferste , kämpfen ! ';Si
Also sprach, und lenkte des bruders herz Alexandros.
Schnell nun eilten sie hin , wo am heftigsten kämpf und gcfecht warl
Um Kebriones dort, und Polydamas heilige stärke ,
Falkes, Orthäos zugleich, und den göttlichen held Polypötes, 1
Palmys, Askanios auch, und Morys, Hippotions söhne: ^gj
Die aus dem scholligen land' Askania kamen xum Wechsel
Früh am yorigen tag* ; izt trieb in die schlacht sie Kronion.
Diese rauschten einher, wie der stürm unbändiger winde.
Der vor dem rollenden wetter des Donnerers über das feld braust,
GraunvoU dann mit getös' in die flut einstürzt « und emporbäumt '4
Viel hochbrandende wogen dei weitaufrauschenden meeres*
Krunmigewölbt und beschäumt, vorn andr\ und andere hinteni
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DREIZEHNTER GESANG. ^3
So dort drängten sich Troer in Ordnungen, andre nach andern,
Schimmernd im ehernen glänz, und folgeten ihren gebietern.
Hektor stralte voran, dem mordenden Aies vergleichbar, 800
Priamos söhn, und trug den glcichgeründeten schild vor,
Dicht aus häuten gefügt, und umlegt mit starrendem erze;
L' nd um des wandelnden schlafen bewegte sich stralend der helm^chmuk.
Ringsumher versucht* er mit kühnem gang die geschwader.
Ob sie vielleicht ihm wichen, wie unter dein schild' erdahertrat; 805
Doch nicht schrekt*er den mut in der männlichen brüst der Achaier.
Ajas nahte zuerst, und foderte, mächtiges Schrittes:
Komm, ungiüklicher , komm! Warum doch schreckest du also
Argos Volk ? Nicht wahrlich des kämpfe unkundige sind wir ,
Sondern Zeus, mit der geifsel des wehs, bezwang die Achaier. 810
Sicherlich wohl im herzen erwartest du auszutilgen
Unsere schiffe ; doch rasch sind auch Uns die bände zur abwehr !
Traun weit eher vielleicht wird eure bevölkerte veste
Unter unseren bänden besiegt und zu bodcn getriimmert !
Auch dir selbst verkünd* ich den nahen tag, da du fliehend 815
Jammer A wirst zu Zeus, und allen unsterblichen gönern,
Dafs noch schneller wie falken die schöngemähneten rosse
Sein, die zur Stadt dich tragen, in stäubender flucht durch die Felder.
Als er es sprach, da schwebt' ihm rechtsher nahend ein vogel ,
Ein hochfliegender adler ; und lautauf schrien die Achaier, 8^
Durch das zeichen gestärkt. Doch es rief der stralende Hektor :
Ajas, wds plauderst du da, grofspralender , eiteler schwäzcr?
Wenn ich doch so gewifs Zeus söhn des Agiserschüttrers
War', ein unsterblicher gott von der herscherin Hercgeboren ,
Homers Ilias. 11. Band.
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H ILIAS, DREIZEHNTER GESANG.
Fwig geehrt, wie geehrt Aihenäa wird und Apollon: 825
Als der heutige tag ein unheil bringt cfen Argeiern
Allen; du selbst auch liegst ein erschlagener, wenn du es wagest,
Meinen gewahigen speer zu bestehn ! Er xerrcifet dir den zarten
Leib; dann sättigest du der Troer hund' und gevögel
Deines fettes und fleisches , gestrekt bei den schüfen Achaia*s ! 830
Also rief der herscher, und führete; jene nun folgten
Mit graunvollcm geschrei, und laut nach jauchzten die völkcr.
Laut auch schrien die Argpier daher , unlässiger abwehr
Eingedenk, land bestanden die nahenden beiden von Troja.
Zwiefach scholl ihr geschrei xu den glanzhöhn Zeus in dem äther. 83 J
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I L I A S.
VIERZEHNTER, GESANG.
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INHALT.
Nestor, der den verwundeten Machao» bewirtet, eilt auf das
getöse hinaus, und spähet. Ihm begegnen Agamemnon, Diomedes
und Odysseus, die, matt von den wunden, das treffen zu schaun
kommen. Agamemnons gtdanken an r&kzug tadelt Odysseus.
Nach Diomedes Vorschlag gehn sie die Achaier zu ermuntern; und
Poseidon tröstet den Agamemnon. Here, mit Afrodite's gürtet
ntschmüki, schläfert den Zeus auf Ida ein, dafs Poseidon noch
mächtiger helfe. Heitor, den Ajas mit dem steine traf, wird
ohnmächtig aus dir sehlacht getragen. Die Troer fliehn, indem
Ajas, Oileus söhn, sich auszeichnet.
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I L I AS.
VIERXEHNTER GESANG.
N.
^ostor vernahm das gesrhrei nicht achtlos, sii^end am trunk zwar;
Schnell zu Asklq)ios söhn die geflügelten wbrte begann er:
Denke doch, edler MacKaon, wohin sich wende die sache!
Lauter hallt um die schiffe der ruf von blühenden Streitern !
Aber bleib du sizen, und trink des funkelnden weines» 5
fiis dir ein warmes bad die lockige Hekamede
Wärmt, und rein die glied^r vom blutigen staube dir badet.
Ich will indefs hineilen, und schrteU von der höhe mich ümsehn.
Sprachs, und den kilnstUchcn schild des edelen sohnes ergrif er.
Der im gezelt dalag dem reisigen held Thrasymedes , lo
Übcrstralt von erz: der ging mit dem schild^ des vatets:
Nahm dann die mächtige lanze, gespizt mit der schärfe dps erz^s«
Stellte sich aufser dem zeit, und schaut' uncrfreulifhe thatcn:
Diese dahergescheucht , und jen' im tumultc verfolgend^ ,/[:
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38 ILIAS.
Troja*s mutige söhn'; auch gestürzt war der Danaer mauer. 15
Wie wenn dunkel das meer aufwalk mit stummem gewoge.
Noch vorahndend der wind' im gcsaus* anstürxenden wandel»
Unbestimmt, und weder sich dorthin wälzet, noch dorthin.
Bis in entschiedenem gang* absteigt von Kronion ein fahrwind;
Also erwog unruhig der greis in der tiefe des herzens, 2m
Zwiefach: ob er ins heer gau kümmelnder Danaei; ginge ,
Oder zu Atreus söhn, dem hirten des volks Agamemnon.
Dieser gedank* erschien dem zweifelnden endlich der beste.
Hin zum Atreiden zu gehn. Dort würgten sie einer den andern.
Kämpfend in wut; und es krachte das starrende erz um die leiber 25
Unter dem stofs der Schwerter und zwiefachschneidenden ianzen.
Nestom begegneten nun die gottbeseligten herscher,
Wiedergekehrt von den schiffen, die jungst dem erae geblutet,
Tydeus söhn, und Odysseus, und Atreus söhn Agamenmon:
Welchen weit vom treffen entfernt sich reihten die schiffe 30
An dem gestade des meers. Denn die erstgelandete^ zog man
Feldwärts auf, und erhub an den steuerenden die mauer.
Nimmermehr ja konnte , wie breit es war , das gestade
Alle schiff' einschlielsen des heers; und es engte die völker:
Darum zog man gestuft sie empor, und erfüllte des ufers 35
Weite bucht, die begrenzt von den Vorgebirgen umherlief.
Deshalb kamen zu schaun das feldgeschrei und getümmel,
Matt auf die lanze gestüzf , die verwundeten ; und von bctrübnis
Schwoll in den busen ihr herz. Es begegnete jezo der ^rauc-
Nestot, und macht' hinstarren das herz der edlen Achaier. 40
'V'n anredend begann der herschende held Agamemnon :,
. ^ . Digitizedby Google
VIERZEHNTER GESANG. 39
Nestor, Neleus söhn, du erhabener rühm der Achaier,
Warum kommst du daher, das würgende treiFen verlassend?
Ach ich sorg', es vollende das wort der stütmende Hektor,
Wie er vordem mir gedroht im rath der versammehen Troer: 45
Eher nicht von den schiffen gen Ilios wiederzukehren,
£h er in glut die sphifFe verbrannt, und getödtet sie selber.
Also redete jener; und nun wird alles vollendet.
Gotter, gewifs sie alle, die heliumschienten Achaier,
Hegen mir groll im herzen, und hassen mich, gleich wie Achilleus ; 50
Dafs sie dem kämpf sich entziehn um die ragenden Steuer der schiffe!
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor :
Dies ward alles vollbracht und gefertiget; nimmer vermocht* auch
Selbst der donnerer Z^us es ymzuschaffen von neuem!
Denn schon sank die mauer in schutt, die ganz unzerbrechlich, 55
Traueten wir, sich erhub, uns selbst und den schiffen zur abwehr.
Jen* um die rüstigen schiff', unermeCsliche jtftnpfe bestehn sie,
Kastlos; nicht ja erkenntest du mehr, wie scharf du umhersähst,
Welcherseits die Achaier im tobenden schwärme sich tummeln :
So ist vermischt das gemord*, und es hallt zum hijnmel der aufruhr.
Uns nun latt erwägen, wohin sich wende die sache, 61
Wenn ja verstand noch hilft. Nur rath* ich nicht, in die feldschlacht
Einzugehn; denn es taugt der verwundete nimnier zu streiten.
Ihm antwortete drauf der herscher des volks Agamemnon:
Nestor, dieweil schon wütet der kämpf um die ragenden Steuer, 65
Und nichts frommte der mauer gewaltiger bau, noch der graben,
Was mit müh* uns Achaiern gelang, und ganz unzerbrechlich.
Traueren wir, sich erhub, uns selbst und den schiffen zur abwehr;
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40 ILIAS.
AUo gefallt« nun wohl dem hocherhabnen Kronion,
Dafi hier ruhmlos sterben von Argos fern die Achaier. "70
Wufst' ich es doch, als Zeus huldvoll die Achaier beschirmte;
Und wcifs jext, dafs er jene xur herlichkeit seliger göttcr
Auserwählt, uns aber den mut und die bände gefesselt.
Auf demnach, wie ich rede das wort, so gehorchet mir alle.
So viel schiffe zunächst am rande des meers wir gestellet # 75
Nehmen wir all', und ziehn sie hinab in die heilige meerHut,
Hoch auf der fiut mit ankern befestigend , bis uns heiannaht
Ode nacht, wo alsdann auch zurük sich hält vom gefechte
Troja*s volk; drauf ziehn wir die sämtlichen schuf* in die wogen.
Denn nicht tadel verdients, der gefahr auch bei nacht zu entrinnen ! 80
Besser, wer fliehend entrann der gefahr, als wen sie ereilet!
Finster schaut' und begann der erfindungsreiche Odysseus:
Welch ein wott, o Atreid', ist dir aus den lippen entflohen?
Schreklicher! dafs du vielmehr ein anderes feigeres kriegsvolk
Führetest,' ifur. nicht uns obwaltetest, welchen fürwahr Xeus 85
Früh von der Jugend gewährt' auch spät ins alter zu dauern
Unter des kriegs drangsalen, bis todt auch der lezte dahinsinkt!
Also gedenkst du im ernst, von der weitdurchwanderten Troja
Heimzufliehn, um welche wir gram erduldet so vielfach?
Schweig, damit kein andrer in Argos volk es vernehme.
Dieses wort, das schwerlich ein mann mit den Hppen nur ausspricht,
Dessen seele gelernt , anständige dinge zu reden ,
"Wenn er, geschmükt mit dem zepter, so mächtige völkcr behcrschet,
Als Dir, könig, daher aus Argos Städten gefolgt sind!
Jczo tadr ich dir gänzlich den einfall, welchen du vprbriiigit ! 95
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VIERZEHNTER GESANG« 41
Mitten in schlacht und getümmel die schöngebordeten schiffe
Nieder ins meer zu ziehen , ermahnest du : dafs noch erwünschter
Ende der Troer geschik» die so sdion siegen an obmacht,
Un4 uns tod und verderben zerschmettere! Denn es bestehn nicht
Arges söhne die schlacht, so ins meer wir die schiffe hinabziehn;
Sondern in angst umschauend, vergessen sie alle der Streitlust ! loi
Traun dann wäre dein rath uns fürchterlich, völkergebieter !
Ihm antwortete drauf der herscher des volks Agamenuion:
Tief in die seele fürwahr, Odysseus, drang dein verweis mir.
Schreckenvoll ! Doch fodr* ich ja nicht, dafs wider ihr wollen 105
Argos söhn' in das meer die gebogenen schiffe hinabziehn.
Konune nunmehr, wer uns mit besserem rathe belehret,
Jüngling oder auch greis; mir kommt er ein herzlich erwünschter!
Jezo begann vor ihnen der rufer im streit Diomedes ;
Hier ist der mann! was suchen wir länger ihn? höret ihr anders iio
Guten rath, und verschmähet ihn nicht, unwilliges herzens,
Drum weil Ich an geburt der jüngere bin von euch allen*
Aber ich rühme mich stolz nicht weniger edles geschlechtes,
Tydeus söhn , den in Thebe gebügelte erde bedecket !
Portheus hatte ja drei untadliche söhne gezeuget, I15
Welche Pleuron bewohnt, und Kalydons bergige . felder !
Agiios erst, dann Melas, und dann der rei&ige Oneus,
Tydeus vater, mein ahn, berühmt vor jenen an tugend.
Dieser weilte daselbst; doch es zog mein vater gen Argos,
Lange veiirrt: so ordnet' es Zeus und die anderen götter. 120
Kiner tochter vermählt des Adrastos, wohnt' er im hause,
Reich an lebensgut; auch genug der weizengefilde
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41 ILIAS.
Hatt* er, und viel der gärten, von bäum und rebe beschattet.
Viel auch des weidenden viehs; und an ianzenVunde besiegt* er
Alles Volk. Doch sicher vernahmt ihrs schon, wie es wahr ist. 125
Drum nicht wähnet mich feiges und unwehrhaites geschlechtes »
Noch verachtet den raih, den ich frei vortrage zur wohlikhrt«
Kommt, wir gehn in die Schlacht, obgleich verwundet, da noth ist!
Dort dann wollen wir zwar uns selbst "enthalten des kampfes/
Aus dem geschofs , dafs nicht uns wund' auf wunde verleze ; 130
Doch ermahnen wir andre zu tapferkelt, welche zuvor schon»
Ihrem mut willfahrend, zuriikflohn^ müde des kampfes.
Also der held ; d^ hörten sie aufpfierksam , und gehorchten.
Eilend folgten sie jezt dem herscher des volks Agamemnon«
Aber nicht achtlos lauscht<; der erd^rschüttrer Poseidon; 135
Sondern er trat zu ihnen, ein altend^r krieger von ans^hn«
Fafete die rechte h^nd dem berscher des volks Agamemnon ,
Redetp drauf zu jenem y und sprach die geflügelten wortet
Atreus söhn, nun wallt des Achilleus grausames herz wohl
Hoch vor frcud* in der brüst, das giewürg' und die flucht der Achaier 1 40
Anxuschaun; denn ihm fehlt auch die ^nindeste gute besinnqng.
Lafs ihn seinem verderben ; ein himmlischer zeichne mit schand' ihn !
Noch sind dir nicht ganz die seligen götter gehässig;
Sondern gewifc der Troer erhabene fürsten und pfleget
Füllen noch weit das gefilde mit staub, und du siebest noch einmal 145 j
Heim sie entfliehn in die Stadt, von den schiffen hinweg und gezelten;
Sprachs und mit lautem gcschrei durchwandelt* er rasch das gefilde. !
Wie wenn zugleich neuntausend daherschrien, ja zehntausend |
Rüstige männer im streit j zu schreklichem kamp{ sich begegnend:
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vier;^ehnter gesang, 43
Solche srinrim' enthallte des erderschütternden köpigs 150
Starker brüst. in das heer , und rüstete jegliches mannes
Busen mit kraft, rastlos im streite zu stehn und zu kämpfen»
Here schauete nun, die goldenthronende göttin,
Stehend, vom gipfel daher des Olympos; und sie erkannte
Schnell den schaltenden dort in der männerehtenden feldschlacht , 155
Ihren leiblichen bruder und schwager, freudiges herzens.
Auch den levis auf der höhe des quellenströmenden Ida
Schauete sie , wie' er safs , und zürnt' ihm tief in der seele.
Jezo sann sie umher, die hoheitblickende Here,
IVie sie. teuschte den sinn des ägiscrschütternden gottes, |6§
Dieser gedank' erschien der zweifelnden endlich der beste:
IVohl zu schmücken sich selbst , und hinzugehen auf Ida ;
Db vielleicht er begehrte » von lieb* entbrannt zu umarmen
Ihren reiz , und sie ihm einschläfernde holde ^täubung
Söfs'aufdie äugen herab, und das herz voll spähenden geistes. 165
Und sie enteilt* ins gemach , das dei söhn , ihr trauter Hefästos ,
Schön ihr gebaut , und die pfpite voll kunst an die pfosten gefüget ,
Ocren verborgenes schlofs kein anderer gott poch geöfnct.
9ort nun ging sie hinein > und verschlofs die glänzenden flUgel.
[ezt entwusch sie zuerst in ambrosia jede befleckung i^o
hrem reizenden wuchs , und salbt' ihn mit lauterem öle ,
''ein unci ambrosischer kraft, von würzigem dufte durchbabam't;
Vciches , nur eben bewegt im ehernen hause Kronions ,
:rcle sogleich und himmel mit wohlgerüchen umhauchte:
[iermit salbte sie rings die schöne gestalt ; auch das haupthaar 175
iäxnnnt' und ordnete sie, und ringelte glänzende locken, .
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/
44 1 L I A S*
Schön und ambrosiaduFtend , herab von der göttlichen scheitel;
JHüllte &ich drauf ins gewand, das ambrosische, welches Athene
Zart 'und künstlich gewirkt, voll mancherlei wundergebilde;
Und mit güldenen spangen verband sie es über dem busen; isi
Schlang dann umher den gürtel, mit hundert quästen umbordet.
« j
Jezo fügte sie auch die schönen gehäng' ^n die obren , !
Dreigestirnt, hellspielend; und anmutUeuchtete ringsum.
Auch ein schleier umhüllte das haupt der erhabenen göttin.
Lieblich und n eu vollende t ; er schimmerte, hell wie die sonne; i8J
Unter die glänzenden fUfs* auch band sie sich stattliche solen.
Als sie nunmehr vollkommen den schmuck um die gUeder geordnet
Eike sie aus dem gemach ; dann rief sie hervor Afroditc ,
Von den anderen göttern entfernt , und Redete also t
Möchtest du jeit willfahren, mein töchterchen, was ich begehre; 19
Oder vielleicht es versagen , mir dairuip zürnend im herzen , I
Weil ich selbst die Achaier , und du die Tpcr beschüzest?
Ihr antwortete drauf die tochter Zeus Afrodite?
Here, gefeierte göttin, erzeugt vom gewaltigen Kronos,
Rede, was du verlangst; mdin herz gebeut mir gewährung, ijj
Kann ich nur es gewähren , und ist es selber gewährbar.
Listenreich antwortete drauf die herscherin Here:
Gieb mir den zauber der lieb* und Sehnsucht, welcher dir alle
Herzen der götter bezähmt , und sterblicher erdebewohner.
Denn ich gehe zu schaun der nährenden erde begrenzung , 20
Auch den Okeanos, unsrc geburt , und Tethys die mutter:
Welche beid* im palaste mich wohl gepflegt und erzogen ,
Ihnen von Rheia gebracht , da der waltende 'ffÄf^^f^ Kronos
VIERZEHNTER GESANG. , 45
Unter die erde verstiefs und die flut des verödeten meeres.
Diese geh* ich zu schaun , und den heftigen zwist zu vergleichen. 20 j
Denn schon lange zeit vermeiden sie einer des andern
Hochzeitbetc und umarmung, getrennt durch bittere feindschaft«
Könnt' ich jenen das hert durch freundliche worte bewegen.
Wieder zu nahn dem lager, gesellt zu lieb' und umarmung;
Stets dann würd' ich die theure geehrteste freundin genennet. 21a
Ihr antwortete drauf die hold anlächelnde Kypris :
Nie wärs recht , noch geziemt* es , dir solches wort zu verweigern ; '
Denn du ruhst in den armen des hocherhabnen Kronion.
Sprachs, und löste vom busen den wunderköstlichen giirtel ,
Buntgestikt: dort waren die zauberreize versammelt; . 215
Dort war schmachtende Heb* und Sehnsucht, dort das getändel,
\ucli die schmeichelnde bitte» die selbst den weisen bethörer.
Den nun reichte sie jener , und redete , also beginnend :
Da, verbirg* in dem busen den bunt durchschimmerten gürtel,
No ich die zauberreize versammelte. Wahrlich du kehrst nicht 220
ionder erfolg von dannen , was dir dein herz auch begehret.
Sprachs ;. da lächelte sanft die hoheitblickende Here ;
.ächelnd drauf verbarg sie den zaubqrgiJrtel im busen.
ene nun ging in den saal , die tochter Xeus Afrodite.
Lere vcrliefs im schwunge das felsige haupt des Olympos, 225
'rat auf Pieria dann , und Emathias liebliche felder ,
tann zu den schneeigen höhn gaultummelnder Thraker entflog sie,^
ber die äulsersten gipfel, im gang nie rührend das erdreich;
^SLnn von dem Athos schritt sie herab auf die wogende meerdut ;
emnos erreichte sie dann , die Stadt des göttlichen Tlioas. 2;»
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46 iLlAS.
Üort nun fand iic den Schlaf , den leiblichen bruder des Todes,
Fafst' ihm freundlich die hand , und redete , also beginnend :
Mächtiger Schlaf, der die götter und iterblichen alle heherMrhct,
Wenn du je mir ein wort vollendetest, o so gehorch'auch
Jezo mir gern ; ich werde dir dank es wissen auf ewig. 235
Schnell die leuchtenden äugen Kronions unter den wimpem
Schläfire mir ein , nachdem uns gesellt hat lieb' und umarmung.
Deiner harn ein geschehk, ein schöner unaltender sessel,
Stralend ron gold: ihn soll mein hinkender söhn HeFastos
Dir bereiten mit kunst, und ein schemel sei unter den fiifsen; 240
Dafs du behaglich am mahl die glänzenden Piilse dir ausruhst.
Und der erquickende Schlaf antwortete, folches erwicdcrnd:
Here, gefeierte göttin , erzeugt vom gewaltigen Kronos»
Jeden anderen leicht der ewigwaltenden götter
Schläfert* ich ein , ja selbst des Okeanos wallende fluten, 045!
Jenes Stroms , der allen geburt vetliehn und erzeugung.
Nur nicht Xeus Kronion , dem Donnerer » wag' ich zu nahen ,
Oder ihn einzuschläfern , wo nicht er selber gebietet.
Einst schon wizigten mich , o königin , deine befehle »
Jenes tags, da Zeus hochherziger söhn Herakies as»
Heim von Ilios fuhr, die Stadt in trümmern verlassend.
Denn ich betäubte den sinn des ägiser&chüttemden gottes.
Sanft umhergeschmiegt; du aber ersannst ihm ein unheil ,
Über das.meer aufstürmend die wut lautbrau«ender wii^de.
Und du verschlugst ihn darauf in Kos bevölkertes eiland, 255!
Weit von den freunden entfernt.- Doch Er , der erwachende , zürnte,'
Schleudernd umher die götter im saal ; mich aber vor allen '
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VIERZEHNTER GESANG. 47
Sacht' er, und hatt' austilgenid vom äther ins meer .mich gestiiriet ;
Slur die Nacht, die bändigeiin der götter und menschen,
!4ahm mich fliehenden auf: da ruhetc, wie er auch tobte, tSo
Leus, und scheuetc sich., die schnelle Nacht zu betrüben.
und nun treibst du mich wieder, ein heillos werk zu beginnen!
Ihm antwortete drauf die hoheitblickende He^re :
Schlaf, warum doch 'solches in deiner seele gedenkst du ?
kleinst du vielleicht, die Troer vertbeidige so der Krcnide, 065
tVie um Herakles vor zorn, um seinen söhn, er entbrannt war?
üuf nur, komm; ich will auch der jungem , Chariten eine
Dir zu umarmen verleihn , dafs dir sie ehegenossin
ieilse» Pa&ithea selbst » nach welcher du stets dich gesehnet.
Here sprachs ; und der Schlaf antwortete freudiges herzens: 270
Sun wohlan y beschwör' es bei Styx wehdrohenden wassern»
lührend mit einer band die nahrungsprossende erde,
jnd mit der andern das schimmernde meer; dafs alle sie uns nun
Leugen 5ein, >die um Kronos versammelten unteren gotter:
ianz gewifi mir verleihn der Jüngern Chariten eine 275-
Vilbc dii , Pasithea selbst ^ nach welcher ich stets mich gesehnet.
Spxachs; und willig gehorchte die lilienacrmige-Here,
I
chwur , wie jener begehrt, und rief mit namen die götter
jr im Tartaros unten, die man Titanen benennet.
kbex nachdem sie gelobt , und ausgesprochen den eidschwur ; 280
iingen sie , Lemnos beid' und Inibros Stadt zu verlassen ,
ingehüllt in nebel , den weg in eile vollendend.
ia erreichten sie nun, den quelligcn nührer des wildes,
ekton, wo erst dem meer sie entwandeltcn; dann auf der vestc
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4S ILIAS*
Schritten «ie ; und es erbebten vom gang die wipfcl des waldes. 2S5
Dort nun weilte der Schlaf, bevor Xeus äugen ihn sahen ;
Hoch au£ die tanne gesezt, die erhabene, welche des Ida
Höchste nunmehr durch trübes gedüft zum äther emporstieg:
Alda sab er umhüllt von stachelvollem gezweige ,
Gleich dem tönenden vogel , der nachts die gebirge durchflattert , 29)
Chalkis von göttern genannt, und nachtaar unter den menschen.
Here mit hurugeni gang* efsrieg des Gargaros gipfel ,
Ida's höh*; und sie sähe der herscher im donnergewölk Zeus.
So wie er sah, so umhüllt' inbcunst sein waltendes herz ihm^
Jener gleich , da zuerst sich beide gesellt zur umarmung , 295
Nahend dem bräutlichen lager , geheim vor den liebenden eitern.
Und er trat ihr entgegen, und redete, also beginnend:
Here, wohin dein weg, da du hieher kommst vom Olympos?
Auch nicht hast du die ross' und ein schnelles geschirr zu besteigen.
Listenreich antwortete drauf die herscherin Here: 300
Xeus, ich: gehe zu schaun der nährenden erde begrenzung,
4uch den Okeanos , unsre geburt, und Tethys die mutter.
Welche beid' im palaste mich wohl gepflegt und erzogen; *
Diese geh*. ich zu schaun, und den heftigen zwist zu vergleichen.
Denn schon lange zeit vermieiden sie einer des andern 305
Hochzeitbett und umarmung, getrenm dusch bittere feindschaft.
Aber die ross*, am säume des quellenströmenden Ida
Stehen sie , mich zu tragen durch trockenes land und gewässer.
Deinethalb nun lenkt' ich den weg hieher vom Olympos ,
Dafs nicht etwa dein herz mir eiferte , wandelt' ich heimüch 310
Xu des Okeanos hause , des tief hinströnienden herschers.
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VIERZEHNTER GESANa 49
Ihs antwortete drauf der herscher im donnergewölk Zeus^
Here, dorthin magst du die reis' ?tuch spater beginnen^
Komm, wir wollen in lieb' uns vereinige^, sanft gelagert.
Denn so sehr hat keine der göttinnent oder der weib^r, 315
Je mein herz im busen mit mächtiger gtut mir. bewälngt :
Weder, als ich, entflanunt von Ixions ehegenossin,
Einst den Peirithoos zeugt', an rath den unsterblichet^ ähnlich;
Noch da ich Dänae liebt', Akrisiös reizende tpchter,
Welche den Perseus gebar , den herlichsten kämpfer der vorzeit ; 3^
Noch auch Fönix tochter, des ferngepriesenen königs ,
Welche mir Minos gebar, und den göttlichen held Rhadamanthys j
Noch daidi Semele liebt', auch nicht Alkmene von Thebe,
Welche zum söhne mir gab den hochgesinnten Herakles i
Semele aber gebar .der sterblichen iust Dionysos ; Mj
Noch da ich einst die erhabne, die schöngelokte Demeter»
Oder <)ie herliche Leto umarmete, oder dich selber;
Als ich anjezt dir glühe , durchbebt von süfsem verlangen !
Listenreich antwortete drauf die herscherin Here :
Welch ein wort ^ Kronion, du schreklicher, hast du geredet! 330
Wenn du jezt in liebe gesellt zu ruhen begehrest
Oben auf Ida's höhn , wo umher frei all^s erscheinet ;
O.wie wärs,.wenn uns einer der. ewigwaltenden gottec
Beid' im Schlummer erblikt', und den himmlischen allen es eilend
Meldete ? Traun nie kehrt' ich hinfort zu deinem palaste , 335
Aufgestanden vom lager; denn unanständig ja war' es!
Aber wofem du willst, und deiner seel' es genehm ist; . .
Siehe, du hast ein gemach, das der söhn, dein trauter Hefastos,
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Jäomers lUas. 11, Band. D ^
so ILIAS.
Schön dir gebaut, und die pforte voll kumt an die pfontn geföget:
Dorthin gehn wir zu ruhn , ist dir ja gefailig das lagert 540
Ihr antwortete drauf der he^cher im donnergewölk Zeus :
Here» weder ein gott» 0 vertraue mir, weder ein mensch auch
Wird uns schaun : denn ein solches gewölk verbreit' ich umher dir »
Stralend ton gold ; nie wlird' uns hindurch spahn Helios selber ,
Der doch scharf vor allen mit stralenden äugen daherblikt« 345
Also Zeus, und umarmte voll Inbrunst seine gemahlin^
Unten sptofs die heilige erd' aufgrünende kräuter«
Lotos mit thauiger blum*, und krokos, samt hyakinthos.
Dicht und locker geschwellt , die empor vom boden sie trugen :
Hierauf ruheten beid\ und hülleten sich ein gewölk um, - 350
Schön und stralend von gold ; und es thauete nieder mit glanzduft.
' Also schlummerte dort auf Gargaros höhe der vater ,
Sanft von schlaf bezwungen und lieb', und umarmte die gattiiu
Eilend lief der erquickende Schlaf zu den schiffen Achaia's ,
Botschaft anzusagen dem erderschiittrer Poseidon ; 355
Nahe trat er hinan, und sprach die geflügelten worte:
Jezo mit ernst , Poseidon , gestrebt Pur die männer Achaia's !
Ihnen verleih' ich rühm , zum wenigsten , weil noch Kronion
Schläft ; ich selber umhüllt' ihir mit sanft betäubendem Schlummer ,
Als ihn Here bethört zu holder lieb' und umarmung. 360
Dieses gesagt, entflog er zu rühmlichen menschengeschlechtern.
Doch Ihn reizt' er noch mehr, dem Danaervolke zu helfen.
Schnell in das Vordergetümmel sich weit verstürzend ermahnt' er:
Lassen wir, Argos söhne, den sieg auch jezo dem Hektor,
Prlamossohn» dafs er nehme die schiff*, und rühm sich gewinne? 365
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VIERZEHNTER GESANG. 5t
Aber er wähnt zwar abo, und frohlokt, weil noch Achilleus
Bei den geräumigen schiffen verweilt mit zürnendem herzen.
Dennoch vermissen wir Sein nicht sonderlich, wenn nur wir andern«,
Mutiger angestrengt , uns vertheidigen unter einander !
Auf demnach ^ wie ich rede das wort , so gehorchet mir alle, s^jo
Jezt die gewaltigsten schild' und die gröfsesten unseres , heeres
Angelegt, und die luiupter in weithinstralende helme
Eingehüllt, in den händen die ^mächtigsten lanzen bewegend»
Wollen wir ^ehn, ich selber voran; und schwerlich besteht uns
Hektor, Priamos söhn, wie ungestüm er daherstrebt! 375
Ist wo ein streitbarer mann, der mit kleinerem schilde sich decket,
Reich' er dem schwächeren krieger ihn dar , und nehme den gröfsern!
Also der gott; da hörten sie aufmerksam, und gehorchten.
Aber die könige selbst, die verwundeten, stellten in Ordnung,
Tydeus söhn, und Odysseus, und Atreus söhn Agamemnon ; 380
Gingen umher, und vertauschten die kriegsger'ithe der männer:
Starke bekam der starke , dem schwächeren gaben sie schwache.
Drauf nachdem sie den leib mit blendendem erte gehüllet ,
Drangen sie vor; sie führte der erderschüttrer Poseidon,
Tragend ein Schwert, entsezlich und lang» in der nervichten rechte, 385
Gleich dem flammenden bliz; ihm wagt niemand zu begegnen
In der vertilgenden Schlacht ; auch die furcht schon hemmet die krieger.
Troja's söhn* auch stellte der stralende Hektor lA Ordnung.
Siehe, mitschreklicherwutnun strengten den karfipf der enischcidung
Der schwarzlockige herscher des meers , und der stralende Hektor, 390
Dieser dem Troervolk, und der den Danaern helfend.
Hoch aaf wogte das mecr an der Danaer schiff' und |[ezelte
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S» , . JLIAS,
Brandend empor; und sie rannten mit wutausruf.an einander.
Nicht so hallet die wog' in donnerndem hall an den fielsstrand.
Aufgetürmt aus dem meer vom gewaltigen hauche des nordwinds ; 395
Nicht so prasselt das feuer heran mit sausenden flammen
Durch ein gekrümmt bergdial , wann den Forst zu verbrennen es auffuhr ;
Nicht der orkan durchbrauset die hochgewipfelten eichen
So voll Wut, wann am meisten mit grofsem getos' er dahertobt:
Als dort laut der Trpcr und Danaer stimmen erschollen» 40Q
Dia sie mit grausem gesdirei anwuteten gegen einander.
Jezo zielt' auf Ajas zuerst der stralende Hektor ,
Als er sich gegen ihn wandt', und nicht verfehlt' ihn die lanze;
Dort wo ihm zween riemen sich ^eiteten über den busen»
Dieser vom schild', vnd jener vom silbergebuckelten Schwerte, 405
Traf er ; doch beide beschirmten den leib. Da zürnete Hektor ,
Dais sein schnelles Reschofs umsonst aus der band ihm entflohn war;
Und in der freunde gedräng* entzog er sich, meidend das schiksal.
Aber den weichenden traf der Telamonier Ajas
Schnell mit dem stein; denn viele, die räumigen schiffe zu stüzen , 410
Lagen gewälzt vor den fufsen der kämpfenden : den nun erhebend»
Warf er über dem schiide die brüst ihm , nahe dem halse ;
Jenen schwang, wiedenkräuiel, derwurf, und er taumelte ringsum ;
Wie vor demschinetternden schlage des Xeus der entwurzelte eichbaum
Niederkracht, und entsezlich der dampfdes brennenden schwefele 415
Dampft aus dem stamm , mutlos und betäubt steht, welcher es anschaut»
Nähe dem Qrtj denn furchtbar ist Xeus des allmächtigen dohner:
Also stürzt' in d.en-^t^ub die gewalt des göttlichen Hektor.
Schnell enjtsank die.lahze der band, es folgte der schild nach,
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VIERZEHNTER. GESANG» 53
Auch der heim; ihti ümklitrte das txz> der prangenden riistung. 429
Laut vor freud' aufjauchzend, bestürmten ihn männer Achaia's»
Hoffend ihn wegzuiiehn> und häufige Speer' aus den bänden
Warfen sie; dennoch traf den völkerhirten nicht ieiner,
Weder mit stofs noch warf; denn die tapfersten nahten umwandebid,.
Hdd Aneias, Polydamas auch, und der edle Agenor» 425
Auch Sarpedon, der Lykierfürst, und der trefliche Glaukos;
Auch der anderen keiner versäumt*^ ihn ; sondern sie hielten
Wohlgcriindetc schild' ihm xur- abwehr. Doch ihn erhebend
Trugen die freund' auf den armen aus kriegsarbeit xu den rossen,
Welche, geflügeltes hufs, ihm hinter deni kämpf und gefechte 430
Standen, gehemmt vom-lenker am kunstreich prangenden wagen;
Diese trugen zur Stadt den schwer aufstöhnenden krieger.
AU sie nunmehr' an die fuhrt des sehöiihinwallenden Xanthos
Kamen, des wirbelnden Stroms, den Xens der unsterbliiche zieugte;
Legten sie dort vom gesthirr ihn «urerd-, und sprengetcn wftsser- 43^
Über ihn her^ hs£d athmiet'er ^^f, ttnd;blikte-gen;himmel-$
Hingeknict dann «afs er, und spie schwarxschäumendes Mtot aus;-
Aber zurgk nun sank er zuf erd' hin,* und eS umhüllte
Finstere nacht ihm die äugen; detm noth betäubte tter wurf ihn.
Argos söhn', als jezo sie Hektor sahön hinweggehn, 440
Rannten nochhefager gegen deri feind, und gedachten der Streitlust.
Siehe , zuerst traf Ajas , der rasche sohti des^ Oileüs ,
Satniös^ nahe daher mit spiziger lanze sich schwingend 1
Enops söhn ; ihn gebair dem rinderweidendetl Enops > •
Eine schöne Najad' an Satniois' grünenden üfem : . 445
Diesen traf anrennend der streitbare söhn des OiledP^S - - •
54 ILIAS.
Durch die weiche des bauch«, dafs er taumehe; und ihn' umdrängten
Trper zugleich und Achaier, gemischt zu grauser entscheidung.
Aber der lanzenschwinger Polydamas kam ihm ein rächer,
Panthoos söhn, und schofs Protho'enor rechts in die ^huker, 450
Areilykos söhn» da£s hindurch der stürmende wurfspiefs
Fuhr ; und er sank in den staub, mit der hand den boden ergreifend.
Hoch frohlokte darob Polydamas,, laut ausrufend:
Nicht ist jezt, vie ich mieine, dem mutigen Pantboiden
Aus der gewaltigen hand umsonst entsprungen der wurfspiefs; 455
Sondern ihn prägt im leib' ein Danaer, welcher vermutlich
Nun, auf den stab sich stiizend, in A'ides wohnung hinabgeht!
Jener sprachs; und es schmerzte der jauchzende ruf die Achaier;
Aber dem Ajas schwoll sein mutiges herz vot betrübnis.
Ihm des Telamon söhn , dem zunächst hinsank Prothoenor« 460
Schnell, dem weichenden nach, p^tsandt' er die blinkende ianie«
Zwar Polydamas selber verminet das schwarze Verhängnis»
Seitwärts hurtig gewandt; doch A^cbilochos» söhn des Amenor,
fing den. wurf i ihn weihte der ewigen rs^th dem verderben»
Diesem Apg das g^schofs, v^q hai^pt und packen sich fuget, 465
Ob<;n am wiübel: hinein« und dprchs^lmitt ihm beide die sehnen ;
Pais ihm eher d^ h^upt upd mund und näse. das erdreich
HühreteDi, ehq hinab die VnW un4 5<;henkei ihm s^en.
l^aut rief Aja^ nvmmehr zu P^nthpQS tieflichem söhnen
Sinne ^ P^lyd^mas, nach, und sage mir lautere Wahrheit» 4-70
War nicht dies/cr ein m^nn« PfPthoenors wegen z« fallen,
WMig genug? K«io oi^dw erscheint er mir, oder von niedern;
Sondern qIq IcibUchcr biudei de^ reisigen beiden Aii^cppf «
VIERZEHNTER GESANG, $5
Oder ein söhn; ihm mufs an gtschlecht er nahe verwandt sein,
Ajaj riefs, wohl kundig; und schmerz erfüllte die Troer. 475
Akamas stieb mit. dem speer den Böotier Promachos nieder ,
Titu den brudier umwandelnd , da der an den füfsen ihn wegzog«
Hoch firohlokte d^rob held Akam'as , laut, ausrufend :
Argos volk, pfeilkühne» der drohungen ganz unersättlich!
Nicht uns wahrlich allein wird kriegsdrangsal und betrübnis 4S0
In\mer zu theil ; euch selber ist so zu fallen geordnet !
Schaut, wiö Promachos. euch, von meiner lanze gebändigt.
Ruhig schläft ; dafs -nicht .dei bruders schuldige räche
Lang' euch bleib* UD)}ezahlt ! JSo >vünscht auch ein anderer mann wohl
Einen freund im hau&e, des Streits abwehrer, zu lassen! 485
Jener sprachs; und es schmerzte der jauchzende ruf die Achaier.
Doch dein Peneleos schwoll sein mutiges herz vor betrübnis.
WUd auf Akamas sprang er ;' und nicht stand jener des königs
Heftigem stürm; allein den Iljoneus stiekt' er danieder,
Forbas söhn, des heerdebegüterten., welchen Hermeias . J^oo
Hoch im volk der Troer, geliebt, und. mit habe gesegnet;
Diesem hatte scin.w^ik dc:n Ilioncus einzig gpborcn:
Unter der bfau' jlkn^ stach er die unterste wurzel des auges,
Dafs ih^ der stern ausflofs , und der spcer, durch d^ äuge gebohret,
Hint^ den scluCdc\ zgrbfach; und er s^^fs ausbreitend die, hände 495
Beide. Peneleos drauf, das geschliffene schwert sich entrcifsend,
Schwang es gerad* in den nacken , und schmetterte nieder zur erde
Samt dem helme das haupt; noch war die gewahige lanze
Ihm durch das äuge gebohrt ; dann hub er es , ähnlich dem mohnhaupt ,
Zeigt' es dem Troervolk , und sprach mit jauchzender stimme: 500
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S6 ILIAS« VIERZEHNTER GESANjGu
Meldet mir dies» ihr Troer, Ilioneus vater und mutter»
Dals sie den glänzenden 'söhn daheim im palaste betrauern !
Auch nicht Promachos weib, des edlen sohns Alegenors,
Grölst ja den trauten gemahl mit freudigkeit, wann wir aus Troja
Heim einst kehren in schiffen , wir blühenden männer Achaia*sf 505
Jener sprachs; und allen erzitterten unten die glieder;
\ ...
Jeglicher schaut* umher» zu entfliehn dem grausen verderben*
Sagt mir anizt, ihr Musen ^ olympische höheii bewohnend.
Wer der Achaier zuerst blumiefendes heldengeräth sich
Raubte , nachdem gewendet die Schlacht der gewaltige meergott. Sio
Ajas, Telamons söhn, stiefs eist den Hyrtios nieder,
Gyrtias söhn, den ordner der trozigen Myserschaaren ;
Auch Andlochos nahm des Mermeros wehr, und cles Falkes;
Aber Meriones warf den Hippotion nieder , und Morys ;
Teukros darauf entrafte den Pröthoon , und Perifetes ; 515
Atreus söhn auch stach dem hirten des volks Hyperenor
Tief in die weiche des bauchs , und die eingeweide durchdrang ihm
Schneidend das erz; dals die seel' aus der gaffenden todeswunde
Schleunig entfloh ; und die äugen umzog ihm nächtliches duhkeL
Doch schlug Ajas die meisten, der rasche söhn des Oileus; 520
Denn ihm gleich war keiner, in hurtigem lauf zu verfolgen
Zitternder männer gewiihl, wann Xeus sein schrecken erregte»
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I L I A S.
FÜNFZEHNTER QESANa
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INHALT.
Der erwachte Zeus bedroht Here, und gebeut ^ ihm Iris «d
Jtpoüon vom Olympos^zu rufen; iafs jene dieu Poseidon aus da
Schlacht gehen heifse^ dieser den Hehtor herstelle, und die Ackalti
scheuche, bis jfchiBeus den Patroklos sende. Es geschieht. Hek
tor ni{t ApoSon schreki die Achater, deren heldsn allein viier\
stehn, in das Lager zurük, und folgt mit den Streitwagen ühti
graben und mauer, wo jfpoUon ihm bahnt. Den kämpf höri
Patroklos in Eurypylos zeit , und eilt den Achiüeus zu erweicht
Die Achaier ziehn sich von den vorderen schiffen zurük. Jjasi
Telamons söhn, kämpft von den Verdecken mit einem schifsfmt\
und vertheidigt des Protesilaos schiff das Hektor anzünden vr^
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I L I A S.
FÜNFZEHNTER GESA Na
riber nachdem sie die pPahle hindurch und den graben geeilet,
Fliehendes laufs , und mancher gestürzt von der Danaer händen ;
{ezo hemmeten jene sich dort bei den wagen beharrend,
Uafs ihr gesicht vor angst» die erschrockenen. Doch es erwachte
leus auf Ida's höhn bei der goldenthronenden Here. 5
chnell nun stand er empor, und umsah die Achaier und Troers
Mese dahergescheucht, und Jen' im tumulte verfolgend ,>
itgos söhn', und mit ihnen den meerbeherscher Poseidon«
lektor auch sah er im felde , den liegenden; und die genossen
afsen umher; und beklemmt, auf athmet'er, schwindelnd in ohnmachr,
^nd spie blut; denn ihn traf kein schwächerer mann der Achaier. 11
[itleidsvoU erblikt' ihn der menschen und ewigen vater;
lohend zur Here begann er, und sprach mit finsterem antliz:
Traun, dein böser betrug, arglistige, tückische Here,
emmten den göttlichen Hektor vom streit, und erschrckte die völker ! 15
och wer weifs , ob nicht wieder des schlaucrsonnenen firevels
rste frucht du geniefscst, von meiner geifsel gezüchtigt; /
enkest du picht, wk du hoch hcrschwcbetcst , upd an die füü' ich
6o ILIAS^
Xween ambossc; gehängt, und ein band um die hände geschürzet
Golden und unxerbrechlieh? Aus ätherglanz und gewölk her a
Schwebtest du; ringsum traurten die ewigen durch den Olympo
Doch nicht wagte zu lösen ein nahender: wen ich eihaschte.
Schleudert' ich mächtig gefafst von der schwell* ab, bis er ilut cid
Niederstürzt* ohnmächtig ; auch so nicht ruhte der zorn mir ,
Heftig entbrannt um die quäl des. göttergleichen Herakles, :
Welchen Du, mit des Boreas hülf aufregend die stürme ,
' Sendetest durch einöden des meers, arglisten entwerfend ,«
Pnd ihn endlich in Kos bevölkerte insel verschlugest;
Doch ihn fuhrt* ich von dannen zurük , und bracht* ihn in Argos
Kossenähi^endes land , nach mancherlei kämpfen des eleads. i
Dessen erinner* ich dich , dafs hinfort du entsagest dem trug^e ,
Eis du erkannt > ob frommen dir mög' Umarmung und lager »
Dem du, von göttern entfernt, hier nahetest, und mich bethörtes
Also %€\xs; da stuzte die hoheitblickendc Here;
Und sie. begann dagegen, und sprach die geBügelten worres ;
2/euge mir jezo die Erd* , und der wölbende Himmel von obei
Auch die stygische flut, die hinabrollt: welches der gröE&te
Eidschwur ja und furchtbarste ist den seligen göttern:
Auch dein heiliges haupt , und unserer blühenden Jugend
Hochzeitbett, bei welchem ich nie falsch wagte zu schwören! ,
Dafs nicht meines gehei'ses der erderschüttrer Poseidon
X'oja's söhn* und Hektor verlezt, und jene beschirnciet;
Sondern vielleicht sein herz aus eigener tegung ihn antreibt.
Weil er in noth bei den schiffen die Danaer sah mit erbarmung
£h«r ja möcht' ich auch Ihm ein rathsames \fon zureden,
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FÜNFZEHNTER GESANG. 6i
its er wandle, wohin, Schwarz wolkiger» du es gebietest!
Sprachs; da Ikchehe sanft der menschen und ewigen vater;
nd er erwiederte drauf , und sprach die geflügelten worte :
Wenn nur Du hififiihro, du hoheitblickende Here,
leich mir selbst an gesinnung im rath der unsterblichen säfsest ; 50
fahrlich Poseidon würde, wie sehr er auch anderswohin strebt,
üd umlenken den sinn, nach deinem herxen und meinem,
ber wofern ja im ernst und ohne &lsch du geredet;
rändele nun zu der götter ge&chlecht, und rufe mir eilig
is daherzugehn , und den bogenberühmten ApoUon 7 55
lafs sie schnell in das beer der erzumschirmten Achaier
Eedersteig', und verkünde dem meerbeherscher Poseidon,
bzulassen vom kämpf, und heim zum palaste zu kehren;
bei den Hektor zur schlacht aufmuntere Föbos ApoUon,
iFiederum ihn beseele mit kraft, und zähme die schmerzen, 66
ie nun schwer sein herz ihm ängstigen ; dann die Achaier
Nieder zur flucht ümwend', ohnmächtiges schrecken erregend;,
afs die fliehenden bang' in des Peleiaden Achilleus
uderschiffe sich stürzen. Er heifst dann seihen Patroklos
iifstehn ; doch ihn erlegt müt dem speer der stralende Hektor , 65
ahe vor Ilios mauren , nachdem er der Jünglinge viele
[isgetilgt , auch meinen erhabenen söhn Sarpedon.
n dann rächend, erschlägt den gottlichen Hektor Achilleus.
eh, alsdann von neuem verhäng' ich flucht und Verfolgung
tts von den schiffen hinweg, unwandelbar, bis die Achaier 70
bs höhn einnehmen , durch weisen rath der Athene,
lier werd' ich den' zom nicht mäfsigen, öder der andern
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6^ ILIAS.
Ewigen einem gestatten» die Danaer dort zu tieschirmen;
Ehe dem Peleioncn erfüllt ist , was er verlanget :
Wie ich zuerst ilim verhiefs , mit gewährendem winke des hauptes, y^
Jenes tags, als Thetis die kniee mir flehend umfafste,
Ihren söhn zu ehren, den städtever wüster Achilleus.
Sprachs; und willig gehorchte die lilienarmige Here»
Eilte vom Idagebirg', und fuhr zum hohen Olympos.
yiic der gedanke des mannes umherfliegt, der, da er vieles {
Land der erde durchging, nachdenkt im spähenden geistez
Dorthin möcht' ich, und dort; und mancherlei pfade beschlielse
Also durchflog hineilend den weg die herscherin Here«
Als sie zum hohen Olympos f^elangt war, fand sie versammelt
All' im saale des Xeus, die unsterblichen. Jene, sie schauend, |
Sprangen empor von den sizen, und grüfsten sie alle mit becher
Aber sie liefs die andern» und nahm der rosigen Thcmis
Bechei allein; denn zuerst entgegen ihr kam sie gewandelt.
Redete freundlich sie an, und sprach die geflügelten worte:
Warum kommst du , o Here ? Du scheinst erschrocken im antliz«;
Sicherlich hat dein gemahl, des Kronos söhn, dich ge'ängstct.
• Ihr antwortete drauf die lilienarmige Here :
Frage mich nicht, o Themis, du gottliche; selber ja weifst du,
Wie unfreundlich er ist, und übermütiges herzens.
Aber beginn mit den göttern imi saal das gemeinsame gastmahl ; |
Dann zugleich samt allen unsterblichen sollst du vernehmen.
Welcherlei gräucl uns Xeus ankündiget. Nimmer, vermuc' icb.
Freut sich allen da^ herz, den sterblichen, oder den göttern;
Hat auch mancher bisher in behaglicher ruhe geschmäuseu
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FÜNFZEHNTER GESANG, 63.
Also spradi» und sette isich hin, die herscherin Here. loo
Lings nun traurten im saal die unsterblichen, Sie mit den lippen
«ächcke, doch nicht wurde die stirn' um die dunkelen brauen
Lufgeklärt ; und zu allen mit zürnender ^ele begann sie :
Thörichte, die wir dem Zeus co unbesonnen ereifern,
>der sein thun zu stören uns abmiihn, nahend mit worten, 105
>der mit macht! Er sizet von fern, und achtet nicht unser,
JnbesoTgt; denn er dünkt sich vor allen unsterblichen göttern
Veit an kiaft und gewalt den erhabensten sonder vergleichung«
)uldet denn, was er auch immer d«« unheils jeglichem sendet.
Lben nur ward , ich meine , dem Are» Jammer bereitet ,* 1 10
)enn Askaläfos sank, sein trautester unter den menschen,
!>ort in der Schlacht, sein söhn, wieder stürmende Ares bekennet.
Here*sprachs; doch Ares, die nervichten hüften sich schlagend
dit gebreiteten bänden, erhub die jammernde stimme:
Jezo verargt mirs nicht, olympischer höhen- bewohner, 115
laf« ich, ein rächer des sohns, hingeh zu den schiffen Achaia's;
Väre sogar mein loos, von des Donnerers strale zerschmettert,
Jnter den todten zugleich in blut und staube zu liegen !
Jener sprachs ; und die rosse gebot er dem Graun und Entsezen
Liizuschirren , und zog helbtralendes wafFengeschmeid' an. 120
exo fürwahr noch gröfser und schreckenvoüer denn jemals^
\^äre den göttern entbrannt der zorn und die räche Kronions;
/äre nicht Athenäa, besorgt um die ewigen alle,
chnell aus der pforte geeilt, den thron, wo sie ruhte, verlassend«
Txn vom haupt entrils sie den heim, und den schild von den schultern; 1 25
.uch die eherne lanz', aus starker hand ihm entreifsend«-
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^4 ILIAS.
Steiite sie hin , und schalt den ungebändigten Aies :
Rasender du , sinnloser » du rennst in verderben ! Umsonst dem
Hast du obren zu hören » und hegst nicht schäm noch besiiuiung
Hörtest du nicht , was geredet die lüienarmige Here, 13
Die nun eben von Zeus» dem Olympier , wieder xuriikkam ?
Willst du vielleicht » selbst füllend das mafs des unendlichen januneii
Heim zum Olympos kehren , ob zwar mit verdmfs, doch genöthig
Und uns anderen allen des Jammers fülle bereiten?
Denn abdann von der Troer und Danaer mudgen völkem i^
Wandelt er her» uns bringend verderben und graus zum Olympo
Unli er ergreift nach einander , wer schuldig ist , oder wer schuldlo
Drum nun , rath' ich , entsage dem zorn ob des sohnes ermorduni
Mancher bereits , und besser an kraft und armen denn jener »
Sank, und sinkt noch hinfort ein erschlagener« Ists doch unmöglich^ ii
Aller sterblichen menschen geschlecht vom tode zu retten.
Also sprach sie, und sezt' auf den thron den stürmenden Ares«
Here nunmehr berief den ApoUon aus dem gemache«
Iris zugleich, die verkündigerin unsterblicher götter;
Und sie begann zu ihnen, und sprach die geflügelten worte: 1
Zeus befiehlt , dafs ihr beid' aufs schleunigste kommet xum Id
Aber sobald ihr genaht, und des Donnerers antliz gesehen;
Thut alsdann, was hxuner sein herz verlangt und gebietet«
Also sprach, und kehrte zurük, die herscherin Here»
Sezte sich dann auf den thron. Doch jen' entschwangen sich eilend » i
Bis sie den Ida erreicht, den quelligen nährer des wildes.
Und sie fanden den waltenden Xeus auf Gargaios gipfel
Hingesezt^ ihn barg die duftende wolkeoumhiiUung.
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FÜNFZEHNTER GESANG. 65
Als sich beide genaht dem wolkensammler Kronion,
Standen sie; und nicht war des schauenden seele voll zornes, 155
Weil sie ^schleunig gehorcht dem bcfchl der trauten g«mahlin.
Drauf zur Iris zuerst die geflügelten worte begann er:
Eile mir, hurtige Iris, zum meerbeherscher Poseidon,
Alles verkünd' ihm genau , und sei nicht teuschende botin.
Auszuruhn gebeut ihm von kämpf und wafFenentscheidung , 160
VJnd zu gehn in die schaar der unsterblichen , oder zur meerflut-
Wenn er nicht das gebot mir beschleuniget, sondern verachtet; -
Dann erwäg* er hinfort in des herzens geist und emplindung.
Ob er nicht , wie mächtig er sei , mich nahenden schwerlich
Möchte bestehn ; denn ich dünke mich weit erhabner an stärke , 165
Aher auch an geburt; und nichts doch achtet sein herz es,
Gleich sich Mir zu wähnen , vor dem auch anderen grauet«
Also Teus; ihm gehorchte die windschnell eilende Iris;
Von den idäischen höhn zur heiligen Ilios fuhr sie.
Wie wenn der schnee aus wölken daherfliegt, oder der hagel, i-jo-
Kalt , und geschnellt vom stofse des hellanwehenden nordwinds :
Also durchflog hineilend den weg die geflügelte Iris ;
Nahe gestellt nun sprach sie zum erderschüttrer Poseidon:
Eine Verkündigung dir , schwarzlockiger Erdumstürmer ,
Bring* ich, dahergesendet von Zeus dtm Ägiserschüttrer. .175
JVuszuruhn gebeut er von kämpf und walfönentscheidung,
Und zu gehn in die schaar der unsterblichen , oder ^ur meerflut.
Wenn du nicht das gebot ihm beschleunigest, sondern verachtest;
Selber dro^t er sodann, zu schreklichem kämpfe gerüstet,
Wider dich herzukommen: doch warnet er dich, tu vernieiden 180
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Homers liias. XI. Band. B
66 ILIAS,
Seinen arm; denn er dünke sich weit erhabner an ^stärke ,
Alter auch an gebuit ; und nichts doch achtet dein herz es ,
Gleich dich Ihm zu wähnen, vor dem auch anderen grauet.
Unmutsvoll nun begann der erderschütternde herscher :
Traun da; heifst, wie mächug er sei, hochmütig geredet: 185
Mir , der an würd' ihm gleicht , mit gewalt den willen zu henunen !
Denn \vir sind drei brüder, die Kronps zeugte mit Rheia:
Zeus, ich selbst, und Ais, der unterirdische könig.
Dreifach getheilt ward alles , und jeder gewann von der heischaft:
Mich, nun trafs, auf immer das graue meer zu bewohnen, 190
Als wir gelost; den A'ides traf das nächtliche dunkel;
Zeus dann traf der himmel umher in äther und wölken;
Aber die erd' ist allen gemein , und der hohe Olympos.
Nimmer folg* ich demnach Zeus Ordnungen; sondern geruhig
Bleib* er, wie stark er auch ist, in seinend beschiedenen drittheil. 195
Nicht mit den armen fürwahr , wie den zagenden , schrecke mich jener !
Seine töchter vielleicht und söhn' auch möcht' er mit anstand
Dujrch hochfahrende worte bedräun , die er selber gezenget ; '
Denn sie werden aus zwang auf jedes gebot ihm gehorchen !
Ihm antwortete drauf die windschnell eilende Iris : 200
Völlig 50, wie du sagst, schwarz lockiger Erdumstürmcr,
Bring* ich dem Zeus die rede, so ungestüm, und so trozig?
Oder wendest du noch? Ge^rn wenden sich herzen der edeln»
Weifst du doch , dafs älteren stets die Erinnyen beistehn.
Wieder begann dagegen der erderschüttrer Poseidon: soj
Iris, du hast, o gÖttin, verständige worte geredet.
Wahrlich ein gutes ding, wenn ein böte weifs, was geziemet.
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FÜNFZEHNTER GESANG. 67
Aber dei bittere schmerz hat seeV and geist mir durchdrungen ,
Wenn er , wer gleich an wUrd' $ und ähnlichem schik$al bestimmt ist»
Den zu schelten gedenkt mit wild anfahrenden Worten. 2ta
Dennoch möcht' ich für jeit» obzwar unwillig, ihm weichen.
Aber ich sage dir an » und beschiieis* im herzen die drohung t
Wo er zum troz.mir selbst, und der siegerin Pallas Athene,
Hermes, und der Here zum troz , "bnd dem herscher Hefastos»
Ilios veste verschont , die erhabene , und die Vertilgung ai5
Nicht beschleufst , noch schenket die Obergewalt den Achaiern ;
Wiss' er dann , dafs ewig unheilbarer zorn uns entflammet !
Also sprach, und verlie£s der Danaer h^er Poseidaon*
Ging und taucht* in die fluten, vermifst von den beiden Achaia*s*
Jezo begann zu ApoUon d^r herscher im donnergewölk Zeus: odo
.Föbos, geh, o geliebter, zum erzgepanzerten tiektor;
Denn bereits ja entwich der erderschiittter Poseidon
Wieder ins heilige meer, den verderblichen grimm tu vermeiden
Unseres zorns. Wohl hätten den kämpf auch andr^/ gehöret ,
Selbst die unsterblichen unter. der erd', umKronos versammelt! 22S
Ab^r sowohl für mich weit heilsamer , als für ihn selber ,
Wars, dafs jener zuvor, obzwar unwillig, enteilte
Meinem arm; nicht ^hatten wir ohne Schweifs uns gesondert!
Auf, du nim in die bände die quastumbordete Agis;
Diese mit macht herschUtternd, erschrecke das. herz der Achaier. 230
Aber besorge du selbst, FerntreiFer, den stralenden Hektor: .
Denn so latig' erhebe den mut ihm, bis die Achaier
Fliehend daher die schiff' und den Hellespontos erreichet,
Dann^ beschliels' ich selber mit wört und th^t ts zp ordnen ,
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68 ILIAS.
Dafs *ich wieder erholen des schweren kampfs die Achaier. ^35
Jener sprach«; und dem vater war nicht unfolgsam Apollon.
Schnell von dem Idagebirg* entschwang er sich , gleich wie der habicht ,
Stürmend zum taubenmord , der geschwindeste aller gevögel.
Priamos söhn nun fand er, den heldenmütigen Hektor,
Sizend; er lag nicht mehr , und erfrischt vom kehrenden leben 240
Kannt'er die scinigen rings ; des alhems schwer' und der angstschweifs
Ruhete, weil ihn erwekt des Agiserschihterers rathschlufs.
Nahe trat und begann dci* treffende Föbos Apollpn :
Hektor, Priamos söhn, warum so entfernt von den andern
Sizest du- kraftlos hier? Hat etwa ein leid dich getroffen? 245
' -Wieder begann schwachathmend der helmumßatterte Hektor :
Wer bist Du, o bester der himmlischen, welcher mich fraget?
Hörtest du nicht, dafs dort um die ragenden Steuer von Argos»
Wo ich die freund' ihm vertilgte , mich warf der gewaltige Ajas
Mit dem gestein an die brüst, und hemmt' im stürmischen angrif?
Glaubt' ich doch die geister der tief' und A'ides wohnung 251
Diesen tag noch zu sehen; denn schon verhaucht^ ich die seelc«
Ihm antwortete drauf der treffende herscher Apollon:
Sei getrost ; solch einen gewaltigen retter entsendet
Teus vom Ida daher, dir beiz ustehn und zu helfen, 255
Mich den Föbos Apollon mit goldenem schwert» der zuvor auch
Schirmte dich selber zugleich, und Uios thutmende veste.
Jezo wohlan > ermahne die reisigen schaaren der krieger.
Auf die gebogenen schiffe die hurtigen rosse zu lenken»
Sieh , ich wandle voran , und ebne die bahn vor den rossen 260
Weit hinab, und wende ^ur flucht die beiden AchciiaV.
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FÜNFZEHNTER; GESANG. 69
Also der.gütt, und beseelte mit mut den hirten der vöIker.
Wie wenn , genährt an der krippe nut reichlichem futter , ein stallrofs
Mutig die halfter xerreif&t» und stampfendes laufs in die Felder
Eilt, zum bade gewöhnt des lieblichwallenden Stromes , 0.6$
Tretender kraft; hoch trägt es das haupt, und rings an den schultern
Fliegen die mahnen umher; doch stolz auf den adel der Jugend»
Tragen die Schenkel es leicht zur bekannteren weide der stuten:
So auch Hektor , in eile die knie* und die Schenkel bewegend ,
Trieb er der reisigen schaar» da des gdttes stimm' er vernommen. 270
Dort, wie wenn ein gewild, den kronhirsch, oder den geisbok^
Jagende hund' hinscheuchten und landbewohnende männer;
Jenen dann des gebirgs felshaupt und schattiges dickicht
Rettete; denn ihn Versagte das schiksal noch den Verfolgern;
Doch auf das laute getümmel erschien ein bärtiger löwe 275
Drohend am weg';, und verscheuchte die strebenden alle mit einmal:
So die Achaier zuerst , in schlachtreihn , folgten sie inuner ,
Zuckend daher die Schwerter und zwiefach schneidenden lanzen;
Doch wie sie Hektor gesehn die männerschaaren umwandeln;
Standen sie starr, und allen entsank vor die fufse der mut hin. 280
Drauf ermahnte sie Thoas, der tapfere söhn Andrämons,
Edel -im volk der Atoler, ein kundiger held mit dem wurfspiefs.
Auch im stehenden kämpf; den redenden aber besiegten
Wenige, wann um. ihr wort Achaia's Jünglinge stritten;
Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der Versammlung: 285
Weh mir! ein grofses wunder erblick* ich dort mit den äugen!
Wie doch von neuem erstand , den graulichen Keren entronnen ,
Hektor! Eben nur hoft* in sicherem herzen ein jeder , t
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70 ' ILIAS.
DaCs er von Ajas händen gcstörxt, des Telamoniden.
Aber ein gott hat wieder emporgestellt und errettet I90
Hektor, der schon vielen der Danaer löste die kniee:
Welches auch jext , vertnut* ich , geschehn wird ! Schwerlich ja steht er
Ohne den donnerer Zeus so freudiges muts in dem vorkampf.
Auf demnach , wie ich rede das wort , so gehorchet mir alle,
Heif&t die menge des volks zu unseren schiffen zuriikziehn; 295
Selbst nur, so viele wir uns die tapfersten rühmen des heeres,
Lafst uns stehn, um zuerst dem ungestüm zu begegnen,
Alle die lanzen erhöht. Ich meine ja, wie er auch antobt,
Wird er im herzen sich scheun , der Danaer schaar zu durchbrechen.
Also der held ; da hörten sie aufmerksam , und gehorchten. 300
Schnell um die Ajas her, und Idomeneus, Kreta'« beherscher,
Teukros auch, und Meriones auch, und den kriegrischen Meges»
Ordneten jene die Schlacht, die edelsten helden berufend.
Gegen der Troer gewalt, und Hektors; aber von hinten
Zog die menge des volks rükwärts zu den schiiFen Achaia*s. 305
Vor nun drängen die Troer nnrit heerskraft ; Hektor voran ging
Mächtiges Schritts ; vor ihm selbst dann wandelte Föbos Apolion »
Eingehüllt in gewölk, und tmg die stürmische Agis,
OraunvoU, rauhumsäumt, hochfeierlich 1 welche Hefästos
Schmiedet' , und Zeus zu tragen empfing zum entsezen der männer ; 3 10
Diese trug in den händen der gott, und führte die Völker«
Argos söhn' auch harrten gedrängt dort; und ein geschret sti«g
Laut aus beiderlei heer ; von den sennen geschnellete pfeile
Sprangen; und häufige Speere, von mutigen händen geschleudert.
Hafteten theils anprallend im leib der blUhe^c|e|i^^^mpfer ; 315
FÜNFZEHNTER GESANG. 71
Vier auch im Zwischenräume, den schönen leib nicht erreichend,
Standen empor aus der erde, voll gier im fleische zu schwelgen» '
IVeil noch still die Agis einhertrug Föbos ApoUon,
Hafteten jegliches heeres geschofs'» und es sanken die völker.
Aber sobald er sie gegen der reisigen Danaer antliz 320
Schüttelte, laut aufschreiend und fürchterlich; jezo verzagte
Ihnen im busen das herz, und vergafs einstürmender abwehr.
Schnell, wie die heerd' entweder des hornviehs, oder der schafe,
Xwei raubthiere zerstreun, in dämmernder stunde des melkens,
Kommend in schleuniger wut, wann nicht der hüter dabei ist: 325
Also entflohn die Achaier, wie kräftlos, ganz von ApoHons
Schrecken betäubt ; denn die Troer und Hektor ehrt' er mit siegsruhm.
Nun schlug mann vor mann,im zerstrcueten kämpf der entscheidung.
Hektor warf den Stichios hin und den Arkesilaos :
Diesen der erzumschirmten Böoner ordnenden fuhrer, 330
Jenen des hochgesinnten Menestheus treuen genossen.
Auch Aneias entrafte des lasos waiFen und Medons:
Dieser war unehlich erzeugt von dem edlen Oileus,
Medon, des Ajas bruder, des kleineren; aber er wohnte
Ferne vom Vaterland* in Fylake, weil er im Jähzorn 335
Einst den vettcr erschlug, des Oileus weib* Eriopis:
lasos- war zum führer der Athenäer geoidnet,
Sfelos söhn im volke genannt, des Bukoiionen.
Auch den Mekistcus schlug Polydamas, auch den Polites
Echios vom im gcfecht, und den Klonios mordet* Agenor. 540
Paris durchschofs rükwärts dem Deiochos oben die Schulter,
Als er im vorkampf floh, dafs vorn hindurch ihm>das erz drang.
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J
71 ILIAS,
Während sie Jen' entblöfsten der rüstungen; flohn die Achaier,
Und auf graben und pfähle dahergestiirzt in Verwirrung,
Bebten &ie dorthin und dort , und tauchten aus zwang in die mauer. 345
Hcktor aber gebot mit hallendem rufe den Troern :
Grad' auf die schiffe gesprengt , und verlafst die blutige riistung !
Wen ich vielleicht wo anders entfernt von den schiffen erblicke,
Gleich den tod auf der stelle bereit* ich ihm! Keine verwandschaft
Folgt dann, mannet und fraun , zum todtenfeuer dem leichnam ; 350
Sondern er liegt, von hunden zerfleischt, vor Uios mauern!
Sprachs , und trieb das gespann , und geifselte über die schultern,
Lautes rufs anmahnend die Ordnungen. Alle zugleich nun
Lenkten sie, wild aufschreiend, die wagenbeflügeinden rosse,
Mit graunvoUem gctös* ; und der führende Föbos ApoUon 355
Stüri.ete leicht mit den fiifsen die ragenden ufer des graben«
Stampfend hinab in die mitt*, und brükte den pfad hinüber.
Lang zugleich und breit, so fern der geschwungene wurfspiefs
Hinfliegt , welchen ein mann , die kraft zu versuchen , entsendet.
Dort nun strömten sie vor in geschlossener schaar, und Apollon 36b
Vorn, von der Agis umstralt; hin stürzt' er der Danaer mauer.
Leicht , wie etwa den sand ein knab' am ufer des meeres ,
Der, nachdem er ein spiel aufbaut' in kindischer freude,
Wieder mit hand und fufse die häuflein spielend verschüttet x
So, ferntreCFender Föbos, verschüttetest Du der Achaier 365
Müh und daurenden fleifs , und scheuchtest sie selbst mit entsezen.
Jezo hemmeten jene sich dort bei den schiffen beharrend.
Und ermahnten einander; und rings mit erhobenen bänden
Betete laut ein jeder zu allen unsterblichen göttern.
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FÜNFZEHNTER GESANG. 73
Nestor vor allen der greif , der gerenische hört der Achakr , 370
Flehete, streckend die hände 2um Sterngewölbe des himmels:
Vater Zeus, so dir einer in Arges weizengfcfilden
Fette Schenkel des stiers anzündete, oder des widders,
Flehend um Wiederkehr, und Du ihm gewinkt und gelohet;
Denk' uns dcfc, und steur', Olympier, solchem verderben! 375
Lafs nicht so hinsinken vor Troja's macht die Achaier!
. Also fleht' er empor ; da donnerte Xeus Kronion >
Laut, das gebet erhörend des neleiadischen greises.
Trojans söhn*, als sie hörten des Agiserschiitterers rathschlufs,
Rannten noch heftiger gegen den feind , und gedachten der streitlust.380
Dort wie die mächtige woge des unabsehbaren meeres
Über den bord des schifFes hinabstürzt, wann sie verfolget
Wut des orkans , die am h&cbsten den scbwall der gewässer emporth&rmt :
Also stürzten die Troer mit wutausruf von der maüer,
Lenkten die rosse hinein, und kämpfeten wild um die steue^ 385
Mit zweischneidigen lanzen, die nahenden: sie von den wagen;
Jene hoch vom verdek, die dunkelcn schiflfc besteigend,
Mit langragenden Stangen, die dort auf den schiffen zum meerkampf
Lagen, zusammengefügt, und vorn mit erze gerüstet.
Aber der held Patroklos, indefs die Achaier und Troer 390
Noch umkämpften den wall, auswärts von den rüstigen schiffen,
Safs noch stets in des edlen Eurypylos schönem gezelte^
Ihn mit worten erfreuend , und fugt' auf die schmerzende wund' ihm
Lindernde heilungssäfte , die dunkele quäl zu bezähmen.
Vber sobald zur mauer mit macht anrennen er höite 395
froja's söhn', und erscholl der Danaer angst und getümnrlel;
• 74 ILIAS*
Laut Wehklagt* er nunmehr , und beide hüften ^ich schlagend
Mit gebreiteten bänden, erhub er die jammernde stimme:
Nein , ich kann nicht länger , Eurypylos , darfst du auch ineina,
Hier verweilen bei dit; zu laut schon hebt sich der aufruhr! 400
Drum dein waffengenoüs vergnüge dich; aber ich selber
Eile zu Peleus söhn, ihn aufzuregen tur feldschlacht.
Denn wer weifs? vielleicht durth göttliche hülfe bewegt ihn
Mein Zuspruch! Gut immer ist redliche Warnung des freundes.
Kaum gesagt , so enttrugen die Schenkel ihn. Dort die Achaier , 405
'Fest vor der Troer gewalt bestanden sie; doch es gelang nicht,
' Jene, die minderen zwar, hinweg von den schiffen zu drängen.
Nicht auch den Troern gelangs , der. Danaer dichte geschwader
Trennend , hindurchzubrechen in ruderschifP und gezelte.
Sondern gleich , wie die schnür abmifst den balken des Schiffes 410
Unter des Zimmerers hand, des erfahrenen, welcher die Weisheit
Aller kunst durchdachte, gelehrt von Pallas Athene:
Also stand gleichschwebend die schlacht der kämpfenden völker;
Ringsher kämpften sie kämpf um die meerschifP« andre bei andem.
Hektor erschien vor Ajas, dem ruhmverklärten, ein gegner. 415
Bcid* um Eines der schiff' arbeiteten; aber nicht konnte.
Weder er ihn austreiben, und glut in den schiffen entflammen.
Noch ihn jener verdrängen, nachdem ihn genähert ein Dämon.
Ajas der held schofs jezo des Klytios söhne Kaietor
Seinen spcer in die ^rust, da er glut zum schiffe dahertrug. 420
Dumpf hin kracht' er im fall, und der brand entstürzte dex rechten.
Aber wie Hektor ersah, dafs ihm sein tapferer vetter
Niedersank in den staub, am dunkelen schiffe des meeres;
FÜNFZEHNTER GESANG. 75
Vlahnct* er Troer zugleich und Lykier , laut ausrufend :
Troer, und Lykier ihr, und Dardaner, kämpfer der nähe! 425
Mimmermehr doch entweichet de« kampfs graunvollem gedräng' hier ;
Sondern errettet den söhn des Klytios, dafs die Achaier
Nicht ihm die wehr abziehn , der im kreis der schiffe dahinsank»
Sprachs , und entsandt' auf Ajas imschwung diehlinkende lanze.
Lwar ihn selbst verfehlt* er; doch Mastors söhne Lykofron, 430
Ajas genossen im ^reit, dem Kytherier, welcher bei jenem
Wohnete, seit er um mord wegflog aus der edlen Kythere:
Diesem traf er ins haupt mit dem wurf&piefs über dem ohre,
Dicht wie an Ajas er stand ; und riiklings herab auf die erde
Sank er vom hinterverdek in den staub ; es erschlaften die glieder. 435
Ajas schaute bestürzt, und sogleich zum bruder begann er :
Teukros, o trautester, sieh, uns sank ein treuer gePahrte»
Mastors söhn , den wir beide , seitdem er kam .von Kythere t
VVerth wie vater und mutter in unserem hause geachtet !
Ihn schlug HektOT anizt, der gewaltige I Wo die geschwinden 440
Todesgeschoss' und der bogen, den dir geschenket ApoUon?
Jener sprachs ; doch der bruder vemahms , und naht' ihm in eile ,
Haltend zugleich in der band das schnellende hom, und denköcher,
Pfeilevoll; und schleunig entsandt' er geschosse den Troern*
Kleitos zuerst nun traf er, den blühenden söhn Peisenors, 44S
Ihn des Polydamas freund, des gefeierten Panthoiden,
Welchem die zügcLer lenkt': er war um die rosse geschäftig.
Lenkend dahin ^ wo vor allen am dichtesten tobten die schlachtreihn,
Hektorn und den Troern gefallig zu sein: doch sofort ihm
Nahte das weh, dem ihn keiner cntrifs der strebenden freunde. 450
76 ILIAS.
Denn ihm traf von hinten der schmerzende pfeil in den nacken ;
Und er entsank dem geschirr, und zuriik ihm zukten die rosser
Leer das geschirr hinrasselnd. Polydamas aber erkannt* es
Schnell, und eilte zuerst den flüchtigen rossen entgegen.
Diese gab er Astynoos drauf » dem söhn Protiaons , 4Si
Welchen er sehr anmahnte, die ross' ihm nahe zu halten.
Schauend auf ihn ; dann eilt' er, und drang iri das vordergetümmel
Teukros , ein andres geschofs auf den stralendeh Hektor ergreifend
Zielt' ; und er hätte gehemmt den kämpf bei den schiffen Achaia s
Hätt* er den tapfersten held mit treffendem pfeile getödtet. 461
Doch nicht seiner vergafs der waltende Xeus ; er beschirmte
Hektor, und raubte den rühm dem Telamonier Teukros.
Siehe, die schöngeflochtene schnür des untadlichen bogens
Brach er dem ziehenden dort ; und seitwärü flog ihm verwirrend
Sein erzschweres geschofs , und der bogen entsank aus derlinken. 46^
Teukros schaute bestürzt, und sogleich zum bruder begann er:
Wehe mir! traun es vereitelt ein gott uns jeglichen vorsaz
Unseres kampfs , der den bogen aus meiner hand mir hinwegscblug,
Und mir die senne zerrifs, die neugeflochten ich umband
Heute früh , zu erdulden auch viel* abspringende pfeile. 4^o
Ihm antwortete drauf der Telamonier Ajas:
Trautester, ia{s den bogen doch nur und die häufigen pfeile
Ruhn, nachdem ihn zernichtet ein gott, der die Danaer neidet.
Jezo den ragenden speer in der hand , und den schild auf der schulter
Kämpfe mit Trojas volk, iznd ermahn* auch andere schaaren: 4'7j
Dafs nicht arbeidos, und siegten sie gleich, sie erobern
Unsre gebordettn schiffe! Wohlauf, und^j^eJ^c^^^M^trcitlust!
FÜNFZEHNTER GESANG, 77
Jener sprachs ; und den bogen verwahrete Teukios im zelte ;
^^arf alsdann unx die Schulter die last des vierfachen Schildes ;
.uch das gewaltige haupt mit stattlichem helme bedekt' er, 480
'on roishaaren umwallt; und fürchterlich winkte der helmbusch;
[ahm auch die mächtige lanze , gespizt mit der schärfe des erzes ;.
ief dann zurük , und stelh' in eile sich n^ben den bruder.
Hektor, sobald er gesehn, dafs Tcukios bogen vcrlezt war,
[ahnet' er Troer zugleich und Lykier , laut ausrufend : 485
Troer, und Lykier ihr, und Dardaner, kämpfer der nähe!
nd nun männer, o freund', und gedenkt eiilstürmendcr abwchr
hl die gebogenen schiffe! Denn schon mit den äugen ersah ich
inem tapferen manne verlezt das geschofs von Kronion.
eicht ja erkannt wird Zeus obwahender schuz von den menschen , 490
ncn sowohl, die er hoch mit glänzendem rühme verherlicht,
\s die CT niederbeugt , und nicht zu vertheidigen achtet :
ie nun Argos Völker er schwächt, uns aber beschirmet.
if, zum kampfum die schiffe mit heerskraft! Welcher von euch nun
\d und schiksal erreicht', mit wurf und stofse verwundet, 495
Tbe ! Nicht ruhmlos ists , für des Vaterlandes errettung
rben : in Wohlfahrt läfst er die ganin "zurük und die kinder,
id sein haus und erb' unbeschädiget , wann die Achaier
imgekehrt in den schiffen zum lieben lande der väter!
Hektor riefs , und erregte den mut und die herzen der noänncr. £00
LS indch auch drüben ermunterte seine genossen:
Schande doch, Argos volk! Nun gilts, entweder zu sterben,
er uns heil zu schaffen, und unseren schiffen errettung!
t ihr vielleicht, wenn die schiffe gewinnt der gewaltige Hektor.
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78 ILIAS.
Dals dann jeder zu fuls heimkehr* in der väter gefilde? 505
Höret ihr nicht» wie laut et die feindlichen schaaren ermuntert,
Hektor, der schon die schifie mit glut zu verbrennen daherstürmt ?
Nicht zum tanze fürwahr ermahnt er sie, sondern zum kämpfe!
Uns .erscheint nun nirgend ein besserer rath und entschlub mehr,
Als mit gewafheter hand vorwärts in die feinde zu stürzen! 510
Besser, die. wähl des todes beschleunigen, oder des lebens.
Als so lang' hinschmachten in schrecken voller entscheidung.
So umsonst bei den schiffen, vertilgt von schlechteren männem!
Ajas riefs , und erregte den mut und die herzen der männer.
Hektor erschlug den Schedios nun, den söhn Perimedes, 515
Der den Foka'em gebo^ doch Ajas strekte des fufsvolks
Führer Laodamas hin, den glänzenden söhn Antenors.
Auch Polydamas nahm dem Kyllenier Otos die cUstung ,
Welcher, des Meges geoofs, vorschritt den stolzen Epeiem.
Rächend flog der Fyleide hinan ; doch Polydamas wich ihm 520
Seitwärts aus: ihn selbst nun verfehlet' er, weil ihm ApoUon
Weigerte , Panthoos söhn im Vorderkampf zu bezwingen ;
Aber dem Krb'smos rannt' er gerad' in den busen die lanze ;
Dumpf hin kracht* er im fall, und jener entzog ihm die rustung.
Gegen ihn flog nun Dolops hinan, wohlkundig der lanze, 5^
Lampos söhn , den Lampos , der tapferste kämpfer , gexeuget ,
Er Laomedons söhn, den kundigen Stürmer der feldschlachc :
Dieser durchstach dem Fyleiden die mitte des Schilds mit der lanze ,
Nahe daher sich stürzend; allein ihn schirmte der panzer.
Dicht und stark mit gelenken befestiget: welchen noch Fyleus 530
Mit aus Eiyre brachte, vom heiligen ström Selle'is ;
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FÜNFZEHNTER GESANG. 79
Denn sein gastfreund schenkt' ihm, der völkerfiJrst Eufetes»
Solchen im streit zu tragen , zur abwehr feindlicher männer:
Der ihm auch jezt vom leibe des sohns abhielt das verderben*
Ihm nun traf der Fyleide des schweifumflatterten helmes 535
Oberste wölbung von erz » mit dem stofs der spizigen lanze ;
Dafs der gemähnete busch ihm abbrach; ganz dann zur erde
Sank er nieder in staub , noch neu geröthet von purpur.
Während er ihn noch kämpfend bestand, und holte den siegsruhm;
Kam ihm plözlich ein helfer, der streitbare held Menelaos. 540
Seitwärts trat er geheim mit dem speerr und die schulter von hinten
Warf er, dafs vorn aus der brüst die stürmende spize hervordrang,
Ungestüm fortstrebend; da taumelt' er nieder aufs antliz.
Beide nun sprangen hinzu , die eherne wehr von den schultern
Abzuziehn. Doch Hektor gebot den verwandten und briidern 545
Allen umher; vor allen den edlen söhn Hiketaons
Straft' er, den held Melanippos: der einst schwerwandelnde rinder ^
In Perköte geweidet, da fern noch waren die feinde;
Aber nachdem die Achaier in ruderschiffen gelandet ^
Kam er gen Uios wieder, und ragetc hoch vor den Troern; 550
Auch bei Priamos wohnt' er , der gleich ihn ehrte den söhnen.
Diesen straft* izt Hektor, and laut ausrufend begann er: -
Also jezt, Melanippos, versäumen wir? Wendet auch dir nicht
Mildes eibarmen das herz, da todt dein retter dahinsank?
Siehst du nicht , wie sehr sie um Dolops rUstung sich abmühn ? 555
Folge mir ! Jezo gilts , nicht fern von den söhnen Achaia's
[kämpfend zu stehn! Entweder wir morden sie, oder vom gipfel
Stürzen sie Ilios veste herab, und ermorden die bilrger!
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80 ILIAS.
Sprachj, und eilte voran; Ihm folgte der göttliche Streiter.
Argos söhn* auch ermahnte der Telamonier Ajas: 560
Seid nun männer, ofreund', und schäm erPüll' euch die heuen!
Ehret euch selbst einander im ungestüme der feldschlacht !
Denn wo «ich ehrt ein volk, stehn mehrere männer, denn fallen;
Doch den fliehenden hebt nicht rühm sich empor, noch errettung!
Also der held; und jene» zur abwehr selber entflammt schon , 565
Fafsten all' in die hcrxen das wort; sie umzäunten die schiffe
Weit mit ehmem gehege , woran Zeus stürmte die Troer.
Text den Antilochos reixte der rufer im streit Menelaos:
Keiner ist jünger denn du, Antilochos, vor den Achaiem,
Weder geschwinder im lauf, noch tapfer wie du in der feldschlacht ; 51©
Wenn du hervor doch springend erlegctest einen der Troer!
Also sprach er, und eilte zurük, und reizere jenen;
Und er entsprang dem gewühi, und warf die blinkende lanze«
Mit umschauendem blik; und es flohn aus einander die Troer,
Als hinzielte der mann : doch umsonst nicht sandt* er die lanze, 5*;5
Sondern dem held Melanippos, dem mutigen söhn Hiketaons,
Welcher zum kämpf anschritt, durchschofs er die brüst an der wanc:
Dumpf hin kracht' er im fall , und es rasselten um ihn die waffeo
Aber Antilochos sprang , wio der rasche hund auf des rehes
Blutendes kalb anstürzt, das, weil aus dem lager es aufipuhr, 59
Schnell der laurende Jäger durchschofs, und die glieder ihm löitei
. So , Melanippos , auf dich sprang Nestors kriegrischer söhn ixt ,
Abzureifsen die wehr. Ihn sah der göttliche Hektor,
Welcher entgegen ihm lief , durch kämpf und wafFenentscheidund
Nicht, wie tapfer er war, bestand Antilochos jenen; jl
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FÜNFZEHNTER GESANG. gi
Sondcfh entflHchtete, gleich dem gewild , das böses ^ethto hat,
Das, da den hund um die rindtr es mordete, oder den hirten,
Wegflieht, ebe die schaar versammelte! mannet herandringt:
Also der Nestorid'; ihm rannten die Troer und Hektor
Nach mit lautem getös', und schatteten- herbe geschosse; 590
Doch nun stand er gewandt, da der seinigen schaar er eneichet.
Troja's volk, blutgierig wie rsmb verschlingend« löwen ,
Stürzte nunmehr in die schiffe, des Xeus auftrage vollendend;
Der sie mit höherem mut stets kräftigte , doch den Argeiem
Schwächte das herz , und des ruhms sie beraubt', anreizend die Troer.
Denn dem Hektor beschldb sein lathschluis rühm zu gewähren 1 596
-Priamos söhn, damit er die schrekliche flamme des feüers
Wurf' in die prangenden. schiff', und ganz ausführte der Thetis
Unbarmherzigen wünsch: drum harrete Xeus Kronion,
Leuchten zu sehn den glänz von einem entflammeten schiffe; 600
Doch aUdann verhängt' er den Troern flucht und Verfolgung
Immerdar von den schiffen , und siegesruhm den Achaiern.
Also gesinnt t erregt* er, der Danaer schiffe zu stürmen,
Hektor, Priamos söhn, der seihst schon glixhte von eifer*
Wutvoll tobt' er, wie Ares mit raffendem Speer, und wie feuer 605
Schreklich die berge durditobt , in verwachsener tiefe des wald^ !
Siehe, der schäum umstand die lippcn ihm, während die. äugen
Unter den düsteren brauen ihm funkelten; und um die schlafen
Wehte der mähnenbusch von dem heim des kämpfenden Hektor
Fürchterlich! Selbst war Ihm aiß des äthers höhn ein beschirmet 6x0
Zeus, der jenem allein ii^ mächrigen schaaren der männer
Preis und herlichkeit gabt denn wenige tage nur waren
. Hom.« Dias. U. Band, o:.,.e^GoOgIe.
«a . ILIAS. :
Ihm gewährt ; schon lenkt* ihm das finstere todesverKängnis '
Pallas Athene daher durch ;iiegeiule 'macht de$ AchilLeiis.
Er nuh ging zu durchbrechen die Ordnungen» rings versuchend , 615
Wo den dichtesten häufen er sah^ und die treflichscen wa&n:
4>ennoch versucht' er unisonst eihbruch, wie gewaltig er andrang;
Denn stets hemmte die schaar der geschlossenen : gleich wie ein felsen ,
HochgethÜrmt und grofs, an des bläulichen meeres . gestade , ;
Welcher besteht der orkan' iin gesaus' anstUnbeikleo wandel , 620
Und die geschwollene Hut, die gegen ihn brandend eniporrauscht:
^o vor den Troern bestand i der Danaer volk , und entfloh nicht.
*Er^ d«n stralendes feuer umloucfaxete-, sprang auf die heerscbaar,
tJnd stürzt' ein, wie die wog' in das rüstige sthif sich hineinstiim,
Ung'estüm aus den wölken vom stürme genährt; es bedekt sich 625
Ganz mit schäume das schiff uikd. fürchterlich saust in dem segel
'Oben die wut desorkans; und es bebt den erschrockenen Schiffern
Bange das herz ; weil -wellig: vom tode g^tren^t «ie entfliegen ;
Also empört' unrohe das herz der edlen Achaicr.
Aber der held, wie ein Iowe voll wüt eindringt in. die rihdery 630
Die in gewsbserter ane des mächtigen aoimpfes umhergehn ,
Tausenden; nur ein hirt beglelttt sie, wenig geübt .noch, '
•Ein krummhorniges lirid zu vortheidigcii wider ein raubthier ;
Xwar bei den vordersten bald, und bald bei den äufsersten rindern,
Wandelt er angstlich umher; doch er, iii die mittesich iftürzend ^ 635
Mordet den stier, und sämtlich .entfliehen sie: so die Achaicr,
Graunbetäubt entflohn sie vor Hektors macht und Krönions ,
Alle; doch einen erschlug er , Mykene's hcld Peiifetes,
Koprcus söhn , des berühmten , der einst des königs Eurystheus
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FÜNFZEHNTER GESANG. 83
Botschaft pflag zu bringen der hohen kraft Herakles: 640
Ihm ein besserer söhn, dem schlechteren vater, gezeuget
War er in jeglicher tugend, im rüstigen lauf, und im kämpfe»
Auch an verstand mit den ersten im rath der Mykener gepriesen;
Der nun sank vor Hektor, und gab ihm höheren siegs rühm.
Denn wie herum er sich drehte , da stiefs er sich unten am schttde , 645
Der , die geschofc' abwehrend , ihm tief an die knöchel hinabhing:
Er» verwickelt daran , sank rükwärts, und um die schlafen
Tönte mit furchtbarem klänge der heim des fallenden kriegers.
Hektor bemerkt* es sofort, und eilendes laufs rhm genahet,
,£ohrt*er die lanz'in die brüst, ihn dicht bei den lieben genosssen 650
Mordend: sie suchten umsonst, obzwar den genossen betraurend,
Rettung j sie selbst erbebten zu sehr' dem göttlichen Hektor.
Vorwärts hatten sie schon , und umher die äufsersten schiffe ,
Die man zuerst aufzog ; und herein dort stürzten die Troer.
.Argos söhn' izt wichen gcnöthiget zwar von den vordem 655
Schiffen zurük ; dort aber beharrten sie bei den gezelten
Schaarweis , nichrsich zerstreuend durchs lager umher ; denn es hielt sie
Scham und furcht; sie ermahnten sich unablässig einander.
Nestor vor allen der greis , der gerehische hört der Achaier,
Flehet« jeglichem manne , bei stamm und geschlechte beschwörend : 660
Seid npn männer, o freund', und schäm erfüll' euch die herzen,
" Scham vor anderen mer^chen ! Noch mehr erinnre sich jedkr
Seines weibs, und der kinder, des eigenthums, und det eltel:ti,
Welchem sie leben sowohl , als welchem bereits sie gestorben ;
Ihrenthdlb , der entfernten , beschwör* ich jexo euch flehend , 665
Tapfer den feind zu bestehn , und nicht zur flucht euch zu wenden !
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8^ ILIAS.
Nestor siefs , und erregte den mut und die herzen der mannen
Allen nunmehr von den äugen enmahm Athene des dunkeis
Hehres gewolk; und licht umstralte sie hiehin und dorthin.
Nach der seite der schiff'« und des allverheerenden krieges. £70
Hektor sahn sie, den rufer im streit, und sahn die genossen,
Jene, die hinterwärts sich entfemeten, müde des kampfes,
Und die mutig den kämpf um die rüstigen schiffe noch kämpften.
Doch nicht mehr des Ajas erhabenem mute gefiel es,
Dort in der ferne zu stehn mit den anderen söhnen Achaia's ; G75
Sondern der schiffe verdeck' umwandelt' er, mächtiges Schrittes,
Und bewegt' in den bänden die mächtige Stange des meerkampfs»
Wohlgefögt mit ringen, von zweiundzwanzig eilen.
So wie ein mann, mit rossen einherzureiten verständig,
Der, nachdem er aus vieler! sich vier reitrosse vereinigt, 680
Rasch aus' dem flachen gefilde zur grofsen Stadt sie beflügelt.
Auf dem gemeinsamen weg'; und viel anstaunend ihm zuschaun,
Männer umher und weibcr; denn sicher stets und unfehlbar
Springt er vom anderen rofs aufs andere; und sie entfliegen:
So dort Ajas , auf vieler gerüsteten schiffe verdecke 685
Wandelt' er mächtiges schritts; es erscholl sein ruf in den ather«.
Stets mit schreklichem laute dem volk der Achaier gebot er,
Dafs sie schiff' und gezclte vertheidigten. Aber auch Hektor
Weilete nicht im häufen der dichtumpanzerten Troer;
Nein , wie ein funkelnder adler auf weitgeflügelter vb'gel ^o
Schaaren daher sich Stürzt, die weidend am ström sich gelagert«
Kraniche, oder gäns', und das volk langhalsiger schwane:
So drang Hektor gerad' auf ein schw'arzgeschnäbeltes meerschif
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FÜNFZEHNTER GESANG, «5
Im anstürmenden lauf; ihn schwang von hinten Kronion ^
Mit allmächtiger hand» und zugleich ihm trieb er die beerschaar. 695
Wiederum erhqb sich ein bitterer streit bei den schiffen;
Gleich als flog* unermüdet und nie bezwungenes mutes #
Jeder entgegen dem kämpf: so tobten sie wild an einander.
Dieser gedank' entflammte die streitenden: sie, die Achaier
Dachten nicht zu entfliehn vor denschreknissen» sondern zu sterben ; 700
Aber den Troern hoft' ein jeglicher, muriges herzens»
Anzuzünden die schiff', und Achaia*s beiden zu morden.
Also gesinnt im herzen, bekämpften sie wütend einander.
Hektor fafste nunmehr das steuerende des meerschifs ,
Das, leichtsegelnd und schön» den Pkotesilaos gen Troja 705
Hergeführt, allein nicht wiederbrachte zur heimat.
Um dies schif nun kämpften die Troer und die Achaier,
IVild durch einander gemengt, und mordeten. Keiner erschien izt,
Welcher auf bogenschub fern harrete, oder auf speerwurf;
Nein ganz nahe zusammen gedrängt, einmütiges herzens, 710
Schwangen sie scharfe heil' und hauende äxt' auf einander.
Auch gewalrige Schwerter , .und zwiefach schneidende lanzen.
Manches stattliche schwert mit schwarzumwundenem hefte
Stürzete dort aus der haad in den staub, und dort von den schultern
Streitender männer herab; und blut umströmte das Erdreich. 715
Hektor, nachdem er das schif anrübrete» liefs es durchaus nicht.
Fest den knauf in den händen gefafst , und ermahnte die Troer 2
Fbuer her, und erhebt in stürmendem dränge den Schlachtruf!
Uns nun sendete Zeus den tag, der alle vergütet:
Dafs wir die schiff' einnehmen, die, troz den unsterblichen landend, ^^-
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86 ILtAS.
- Uns so viel Unheiles gebracht, durch dei ältesten zagheit«
^Welche, so oft zu kämpfen ich strebt' um die ragenden Steuer,
Immer mich selbst abhielten, und kriegesvolk mir versagten.
Aber fiethört' auch damal der waltende Zeus Kronion
Unseren sinn; doch jexo ermahnet er selbst und gebietet! 725
Hektor sprachs ; und sie stürmten noch heftiger auf die Achaici.
Ajas bestand nicht fürdcr, ihn drängten zu sehr die geschosse;
Sondern entwich ein wenig, da todesgraun er xuvorsah.
Hoch auf des steuerers bank, vom verdek des schwebenden schiffei.
Dort gestellt nun späht' er umher, mit der lanze die Troer 730
Stets von den schiffen entfernend, wer loderndes fcuer herantrug;
Stets mit schreklichem laute dem volk der Achaier gebot er:
Freund*, ihr helden des Danaerstanims , o genossen des Ares!
Seid nun mannet, o freund', und gedenkt einstürmender abwehr!
TVähnen wir denn, uns stehn noch tapfere hdlfer dahinten? 135
Oder eilt stärkerer wall, der das weh abwehre ^en männem?
Keine Stadt ist nahe, mit thürmender mauer befesrigt,
Welche veitheidigen könnt', abwechselndes volk uns gewährend;
Sondern ja hier im felde der dichtumpanzerten Troer
Liegen v;^ir nahe dem meer, entfernt vom lande der vätcr! 740
Drum in den artnen ist heil, und nicht in der laue des kampfcs!
Sprachs, und schaltete wütend daher mit der spizigen lanze.
Niihm dann irgend ein Troer zu räumigen schiffen den anlauf ,
Flammende glut in der hand, zur gunst dem ermahnenden Hektor;
Diesen verwundete Ajas, mit langem speer ihn empfangend. 745
Zwölf mit stürmender hand vor "Achaia's schiffen «legt* er.
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I L I AS.
SECHZEHNTE« GESANG.
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in H ALT.
Dem Patroktos erlaubt jtchilleus, in seiner rUstung zur ^er*
theidigung der schiffe^ aber/tifht fgeüe^f au^nziekn. j/jas wird
überwältigt^ und das scktf brennt. AekiÜeus treibt den Pair^
klos sich zu bewafneup und ordnet die sehaaren. Patroklos tr#r-
treibt die Troer, erst vom brennenden schiffe, dann vbüig. Ver*
folgung und' abschneidung der äufsersten. Sarpedons tod. Pa^
troklos ersteigt die mauer, wird aber von JpoUon gehemmt, Hek^
tor fährt gegen Patroklos zurük, der seinen wagenlenker Kebrio^
nes tHdtet. Den tapferen Patroklos macht ApoÜon betäubt und
wehrlos; worauf ihm Euforbos den rücken, dann Hektar den
bauch d^rchbohrt. Seinen genossen Autoniedon verfolgt Hektar.
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I L I A $•
SECHZEHNTER GESANa
x\ko kämpften sie dort um das schöngebordete meerschit
Aber Patioklos trat zum völkerhirt^n AchiUeuSt
Heifse tfaränen vergiebend, der finsteren quelle vergleichbar»
Die aus jähem geklipp vorgeulst ihr dunklet gewässen .
Mitleidsvoll erblikt' ihn der mutige renner Achilleus; 5
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten worte: '
Warum also geweint , Patrokleus? gleich wie ein mägdlein.
Klein und zart» das die mutter verfolgt» und: nimmich! sie anfleht»
An ihr gewand sich schmiegend» den lauf der eilenden henunet»
Und mh thränenden äugen emporblikt-» bis sie es aufhebt: lo
So auch dir» Patroklos» entrinnt das tröpfelnde thränlein.
Bringst du den Mynhidonen Verkündigung» oder mir selber?
Hast du etwa allein botschaft aus Ftia vernommen?
Siehey noch lebt» wie sie sagen» Menötios» Aktors erzeugter;
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90 I L I A S*
Auch noch lebt in dem volke der äakidische Peleus: 15
Welche zween wir am meisten betrauerten, wenn sie gestorben.
Oder um Argos volk Wehklagest du, wie es verderbt wiid
An den geräumigen schiffen, zum lohn des eigenen freveis?
Sprich, verhehle mir nichts, damit wir es beide wissen.
Schwer aufseufzend erwiedertest du , gaultummler Patroklos: 20
Peleus söhn, Achilleus, erhabenstet held der Achaier,
Xtirne mir nicht; zu schwer ja belastet der gram die Achaier!
Denn sie alle bereits, die vordem die tapfersten waren,
Liegen umher bei den schiffen, mit Wurf und stofse verwundet:
Wund ist vom pfeil der Tydeide, der starke held Diomedes; 25
Wund von der lanz* Odysseus der herliche, und Agamenmon;
Auch den Eurypylos traf ein fliegender pfeil in den schenkeL
Dieser pflegen umher vielkundige ärzte mit heilung,
l^indernd die quäl. Du aber bist ganz .unbiegsam , Achilleus-!
Nie doch fiiUe der zorn die seele mir, welchen du hegest, 30
Starker zu weh! Wer anders genieist dein, auch in dcrzukunft,
Wenn du nicht die Argeier vom schmählichen. janmier errettest?
Grausamer ! Nicht dein vater war traun der reisige Peleus ,
Noch auch Thetis die muttev, dich schuf die finstere ifieerflut,
Dich hochstarrende fetsen: denn starr ist dein heiz und gefähllos! 35
Aber wofern in der sccl' ein* wink der götter dich abschrekt.
Und dir worte von Zeus ansagte. die göttliche mufter;.
Sende zum weniigsten mich, und der Myrmidonpn geschwader
Folge zugleich, ob kh etwa ein licht der Danaer werde. •
Gieb mir auch nm die schultern die rüstungen, welche du tragest^ 40
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SECHZEHNTER GESAlMG» 91
3b, mich för dich ansehend, vielleicht vom kämpfe die Troer
\bstehn« und sich erholen die kriegrischen männer Achaia's
hrer angst , • wie klein sie auch sei die erholung des kampFes.
Leicht auch können wir frischen die matt schon werdenden Streiter
iükwärts drängen xur Stadt» von den schüfen hinweg und geielten. 45
Also sprach er flehend, der thörichte! Siehe, sich selber
Sollt*- er jezo den tod und das schrekliche schiksal erflehen !
Unmutsvoll antwortete dra>if der renner Achilleus;
Wehe mir, edeler held Patrokleus, welcherlei rede!
Weder ein wink der gÖtter bekümmert mich, welchen ich wahrnahm ; 50
Nbch hat worte von Xeus mir gesagt die göttliche mutter.
Nur Der bittere schmerz hat seel* und geist mir durchdrungen,
(A'enn den gleichen nunmehr ein mann zu berauben gedenket, "
Und sein ehrengeschenk zu entziehn, da an macht er vorangeht!
Bitterer Ichmerz ist mir solches; ich trug unendlichen kummer! 55
|ene, die mir auskohren zum ehrengeschenk die Achaier,
Und mif der lanz' ich gewann, die thürmende veste zerstörend,
5>. nun raft' aus den bänden der völkerflirst Agamemnon,
\treus sohn^ als war* ich ein ungeachtetcr fremdling!
\ber vergangen sei das vergangene ! Nimmer ja war auch €ö .
Rastlos fort zu ztimen mein vorsaz; denn ich beschloß zwar
füher nicht den groll zu besänftigen, aber sobald nun
^leinen schiffen genaht das feldgeschrei und gettimmel. '
[)u denn hülle die schultern in meine gepriesene riistung»
Führ' auch das streitbare volk der Myrmidonen zuni kämpfe: 65 *
^'eil ja mit düsterem graun der Troer gewölk sich umherzogt
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9» ILIAS»
Gegen die schiff* amtürmend; und jen',^an der wogenden meerflot
Eingezwängt, nur wenig des schmalen raums noch behaupten,
Argos söhn*, und der Troer gesamtes reich auf sie eindringt,
Troziglich: denn nicht sehn sie von meinem helme die stirne 70
Nah herstralen mit glänz! Bald hatten sie fliehend die sturzbach'
Angefüllt mit todten, wenn Mir Agamemnon der herscher
Billigkeit hätte gewährt; nun kämpft um das lager ihr angrif!
Denn nicht Tydeus söhn I^omedes schwingt in den händen
Seinen wütenden speer, der Dana^r schmach zu entfernen; 75
Nicht auch von Atreus söhne vemehm' ich den tönenden ausruf
Aus dem verhalsten mund: doch Hektors ruf, des erwürgeis.
Weicher die Troer ermahnt , umschmettert mich ! Jene mit kriegsschrei
Decken das ganze gefild*, und besiegen im kämpf die Achaierl
Dennoch jezt> o PatroUos» da^ weh von den schiffen entfernend, 8»
Stürz* in die Troer mit macht; dafis nicht in flammendem feuer
Jene die schiff* anzünden, und rauben die fröhliche heimkehi*
Abet vemim, wie dirs mit umfassendem wort ich gebiete;
Dafs du mich mit rühm und glänzender ehre verherlichst
Vor dem volk der Achaier» und sie das rosige mägdlein 85
Wieder zurük mir geben, und köstliche gaben hinzuthun:
Treib*ausdenschiffensieweg, und wende dich! Ob dir vielleicht aucb
Ruhm XU gewinnen verleiht der donnernde gatte der Here;
Doch nicht ohne mich selbst verlange du sie zu bekämpfen»
Troja*s streitbare söhne: denn weniger ehrte mich solches. 90
Auch nicht üppiges mutes im streit und waffengetUnmiel
Führe du» mordend die Troer» das volk vor Ilios mauern;
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SECHZEHNTER GESANG. 93
Dafs nicht her vom Olympos det ewigwaltenden götter
Einer dir nah'; es liebt sie der treiFende Föbos Apollon:
Sondern zurük dich gewandt, nachdem du den schiiFen errettung 95
Schufst, und lafs die andern im feld' umher sich ermorden.
W^enn doch, o vater Zeus, und Pallas Athen', und Apollon,
\uch kein einziger Troer sich rettete, aller die da sind,
^uch der Danaer keiner; und Wir nur entflöhn der verrilgung;
Dafs wir allein abrissen die heiligen zinnen von Troja! 100
Also redeten Jen' im wechselgespräch mit einander.
Ajas bestand nicht fiirder; ihn drängten zu sehr die geschosse.
Denn ihn bezwang Zeus heiliger rath, und die mutigen Trper,
Werfend geschofs ; dafs schreklich der leuchtende heim um die schlafen,
Rings umprallt von geschofs, aufrasselte; denn es umprallt' ihm 105
Stets dai gebuckelte erz; und links erstarrte die schulter,*
Stets vom schilde beschwert , dem prangenden : dennoch vermocht' ihn
Keiner umher zu erschüttern, wie viel des geschosses herandrang.
Häufig indels und schwer auf athmet' er, und es entflofs ihm,
Rings von den gliedern herab, der angstschweils ; nimmer erholung 1 10
IVard ihm vergönnt; ringsher ward graun an graun ihnir gereihet.
Sagt mir anizt, ihr Museii, olympische höhen bewohnend,
^ie nun feuer zuerst einfiel in der Danaer schiffe.
Hektor, heran sich stürzend auf Ajas eschene lanze,
Schwang das gewaltige schwert, und dicht an der Öse des erzes 115
Schmettert' er grade sie durch; und der Telamonier. Ajas
Lukt' umsonst in der hand den verstümmelten schaft, da geschleudert
?ern die spize von ezz mit getöh hinsank auf den boden.
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94 ILIAS*
Ajas erkannte. nunmehr» in erhabener seel' aufschauemd»
Göttergewalt 9 dafs gänzlich des kampfs anschlage vereitle iic
Der hochdonnernde Zeus, und den Troern gönne den siegsruhm;
Und er entwich dem geschofs. Da warfen sie brennendes feuer
Schnell in das schif', und plöxlich unlöschbar lodert* umher glut
Also ergofs um das Steuer die flamme sich.. Aber Achilleus
Schlug sich die hiiften vor schmerz, und redete so zu Patrokleus:
Hebe dich , edeler held Patrokleus , reisiger kämpfer ! i2(
Denn ich seh' an den schüfen der feindlichen flamme gewalt schon
Dafs sie nicht nehmen die schiiF*, und gehemmt sei jeglicher ausweg
Hüll* in die wafirn dich rasch ; und ich selbst versammle die völker
Jener sprachs ; und Patroklos umschlols sich mit blendendem erze
Eilend fugt' er zuerst um die beine sich bergende schienen, 151
Blank uvid schon, anschliefsend. mit silberner knöchelbedeckung.
Weiter umschirmt' er die brüst ringsher mit dem ehernen harnisdii
Künstlich und sternenhell, des äakidischen renners;
Hiüigte sodann um die schuher das schwert voll silberner buckeln, 13;
Eherner kling' ; und darauf den schild auch , grbfs und gediegen ;
Auch das gewaltige haupt mit stattlichem helme bedekt' er.
Von rofshaaren umwallt; und fürchterlich winkte der helmbusch;
Auch zwo mächdge lanzen, gerecht in den bänden, ergrif er.
Nur nicht nahm er den speer des untadlichen Peleiönen, 14c
Schwer und grofs und gediegen; es könnt' ihn der Danaer keinei
Schwingen, allein vermocht' ihn umherzu schwingen Achilleus:
Pelions ragende esche, die Cheiron schenkte dem vater,
Pelions gipfel enttraun, zum mord den heldengeschlechtem.
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SECHZEHNTER GESANG, .95
Aber Automedon hieb er in eil' anschirren* die rosse, - 145
Ihn den trautesten freund nach dem schaarentrenner Achiileus,
Der ihm bewährt w^ vor allen, im kämpf zu bestehen den hohnruf.
Und Automedon führt' in das joch die hurtigen rosse
Xanthos und Balios beide, die rasch hinflogen wie winde;
Diese gebar dem Xefyros einst die Harpye Podarge, 150
Weidend auf grüner au an Okeanos strömenden wassern.
Nebengespannt dann liefs er den mutigen Pedasos wandeln,
Den aus Eerions Stadt siegreich einst führet' Achiileus ,
Der, zwar sterblich gezeugt, mit unsterblichen rossen einherlief.
Aber die Myrmidonen bewafnete wandelnd Achiileus 155
Rings durch alle gezelte mit rüstttngen. Jene, wie wölfe,
Gierig nach fleisch, und das herz voll unermefslicher kübnheit, <
Welche den mächtigen hirsch mit geweih, den sie würgten im bergwald,
Fressend umstehn , sie alle von blut um die backen geröthet ;
Jezo gehn sie geschaart, und am finsteren sprudel des quelles 160
Lecken sie, dünn die Zungen gestrekt, das dunkle gewisser
Obenhin, ausspeiend den blutigen mord; und unzähmbar
rrozt in dem. busen ihr herz, und gedehnt sind allen die bauche:
Mso der Myrmidonen erhabene fürsten und pfleger,
l'Vild iwi den edlen genossen des äakidischen renniers 165
Stürmtyi sie; unter der schaar stand kriegrisches mutes Achi]leus,
Laut anmahnend die ro&s', und me schildgewapneten männer.
Fünfzig waren der schiffe, die, hurtiges laufs., dem Achiileus
Einst gen Tioja gefolgt , Zeus lieblinge ; aber in jedem
tVaren fünfzig männer, die ruderbänke bedeckend/ 170
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96 \ ILIAS*
Diesen ordnet* ef fiinf kriegsobersten, welchen er traute,
Vorxustehn; und er selber gebot obwaltend den herschem.
Eine der Ordnungen fährte Menesthios, rasch in dem panier«
Er ein söhn Spercheios, des himmelentsprossenen Stromes:
Ihn gebar Polydora, des Peleus liebliche tochter, 1*7;
Durch Spercheios kraft, das weib zum gotte gelagert;
Doch als vater genannt ward Boros, der söhn Perieres, «
Welcher sie ÖiFentlich nahm nach unendlicher bräutigamsgabe«
Drauf die andere führt* Eudöros, jener beherzte
Jungfraunsohn , den die schönste zu reigentanz Polymele, , iB<
Fylas tochter, gebar: denn der nuichtige Argoswürger
Liebte sie, äk er im chor der Sängerinnen sie wahrnahm
Tanzend an Artemis fest, der götnn mit goldener spindel;
Eilend stieg er zum söUer empor, und umarmte sie heimlich,
Hermes, der rener aus noth; und den glänzenden söhn Eudoros iS!
Trug ihr schoofs, der im laufe so rasch war, und in der feldschladu
Aber nachdem ihn jezo die ringende EUeithya
Xog an das tageslicht, und der sonne glänz er gesehen;
FUhrete Jen' Echekles, der nächtige söhn des Aktor,
Heim in seinen palast, nach unendlicher bräutigamsgabe ; 19
Fylas indefs, der greis, erzog den knaben, und pflegt' ihn
Mit treuherziger lieb', als wk'rs sein leibliches söhnlein. .
Dann der dritten gebot der streitbare held Petsandros,
Mämalos söhn, der berühmt vor den myrmidoni&chen kampfern
Strebt' an künde des Speers, nach Achilleus freunde Patroklos. tj
Daim vor der vierten ging der graue rcisigf Fonix ;
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SECHZEHNTER GE3ANG. 97
Und vor def fünften der held AUdmedon, söhn des Laerkes«
Aber nachdem sie alle, zusamt den gebietem, Achilleus
Wohl gereiht und gestellt, jext rief er den ernsten befehl aus:
Keiner, o Myrmidonen, vergesse mir alle die drohung, 200.
Die bei den rüstigen fchiiFen ihr angedroht den Troern,
Stets dieweil ich gexumt; und wie sehr mick jeder beschuldigt:
Sträflicher Peleusfohn, ja mit gall' erzog dich die mntter!
Grausamer, der an den schiffen mit zwang die genössen zuriikhältt
Heimwärts lafs uns vielmehr in rüstigen schüfen des meeres 205
Ziehn , da dir doch also von bösem zorne das herz tobt !
Oft so redetet ihr in Versammlungen. Nun ist erschienen»
Sehet, der tag des gcfechts, nach welchem so lang' ihr geschmachtet!
Jezt, wem das mutige herz es gebeut, der bekämpfe die Troer!
Jener sprachs, und erregte den mut und die herzen der männer; 210
Enger noch schloffen die reihn , nachdem sie den könig vernommen«
Wie wenn die mauer ein mann fest fügt aus gedrängeten steinen,
Einem erhabenen hause, die macht der winde vermeidend :
Alfo fugten sich heim' und genabelte schild' an eiiiander ,
Tartsch' an tartsche gelehnt, an heim heim, krieger an krieger ; 215
Und die umflatterten helme der nickenden rührten geengt sich
Mit hellschimmemden zacken* so dichtvereint war die heerschaar.
Vornan gingen dem zuge die wohlgewapneten krieger
Beide, Patroklos der held und Automedon, mutiges henens,
Einzuhaun- vor der schaar nacheifernder. Aber Achilleus 220
Eilte zuiük ins gezelt, und hob den deckel des kascens^
Weichen, schon und kümtUch, die silberfdfsige Thetis
Homers lUaSf IL Band« G
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98 I L I A S^
Ihm mitgab in das schif, ganz voll leibröckc gcdranget.
Auch dikwolliger decken, und windabwehrender mäntel.
Drin auch lag ihm ein becher voll kunstwerk : nimmer aus diefem 225
Hatt* ein anderer mann des funkelnden weines getrunken.
Noch er einem gesprengt der unsterblichen, aufser Kronion.
Den nun hob aus dem kästen undvreinigte jener mit schwefel
Erst 9 und wusch ihn darauf in lauteren fluten des wassers ;
Wusch dann selber die händ', und schöpfte des funkelnden weines ; 230
Trat in die mitte des hofs, und betete, sprengte ddn wein dann.
Schauend gen himmel empor, und nicht unbemerkt von Kronion r
Xeus, dodonischer könig, pelasgischer , ferne gebietend.
Herscher im frostigen hain Dodona's, wo dir rlie Seiler
Reden vom geist, ungewaschen die ftils', auf erde gelagert! 235
So wie fchon du zuvor mich höretest, als ich dich anrief,
Wie du ehre mir gab&t, und furchtbar fch^igst die Achaier;
Alfo auch nun von neuem gewähre mir dieses verlangen.
Selbst zwar bleib' ich alhier , im kreis der schiffe beharrend ;
•Aber den freund entsend' ich mit häufigen Myrmidonen 240
Hin zur schlacht. O gesell' ihm sicgsruhm , Ordner der weh Zeus !
Stärke sein herz im busen mit tapferkeit, dafs nun auch Hektor
Lernen mög', ob, allein auch, den kämpf zu tragen verstehe
Unser waffengenofs, ob nur dann die unnahbaren band' ihm
Wüten , wann Ich ihm zugleich eingeh' ins getümmel des Ares ! 245
Aber sobald von den schiffen er streit und getöse verdränget;
Unverlezt mir alsdann in die rüstigen schiffe gelang' er„
Samt dem waffiengeschmcid' und den nah' anstürmenden freundpn !
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SECHZEHNTER GESANG. 99
Also sprach er flehend ; ihn höretc Xeus Kronion. ,
Doch ein anderes gab ihm der gott, ein andres versagt' er: 25
Weg von den fchifFen xu drängen den streit und das kriegesgetöse ,
Gab er; allein versagte, gesund aus dem streite zu kehren.
Jezö, nachdem er gesprengt, und Xeus dem vater geflehet,
Eilt* er zuriik ins gezelt, und legt' in den kästen den becher,
Kam dann wieder, und stand vor dem zek; noch wünscht' er im herzen,
Anzuschaun der Troer und Danaer blutige feldschlacht. ^56
Jene, zusamt Patroklos, dem mutigen, wohlgerüstet,
Zogen einher, in die Troer mit troziger kraft sich zu stürzen.
Schnell wie ein schwärm von wespen amheerweg, strömten sie vor wäirtSr
Die mutwillige knaben erbitterten nach der gewohnheit, 26a
Immerdar sie reizend, die hart am wege gebauet,
Thörichte! denn sie bereiten ja vielen gemeinsames übel;
Jene, sobald einmal ein wandernder mann im vorbeigehn
Absichtlos sie erregt, schnell tapferes mutes zur abwehr
Fli^en sie alle hervor, ihr junges geschlecht zu beschirmen: 265
Also die Myrmidonen, von tapferem mute beseelet,^
Strömten sie vor aus den schiffen ; und graunvoll brüllte der Schlachtruf.
Aber Patroklos gebot mit ballendem ruf den genossen:
Myrmidonen, erwählte des Peleiadeil Achilleus,
Seid nun m^änner, o freund', und gedenkt einstürmender abwehr : a^Q
Dais wir Peleus söhn verherlichen , ihn , der voranstrebt
Allen in Argos Volk, dem stürmen zum kämpf die genossen;
Auch er selbst , der Atreide , der völkerfürst Agamemnon ,
Kenne die schuld , du den besten der Danaer nichts er geehret!
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loo ILIAS.
Jener sprachs, und erregte den mut und die heizen der männer. 275
Wild ein drang in die Troer die faeerschaar ; und in den schiffen
Donnerte , dumpf nachhallend , der wutausruf der Achaier.
Doch wie die Troer ersahn Menötios tapferen spröfsiing.
Ihn, und seinen genossen, in stralendem waiFengeschmeide ;
Regtesich allen das heiz, und es schwankten ▼er>vint die geschwader, 2g#
Wähnend, es hab* an den schiffen der mutige renner Achilieus
Abgelegt den zürnenden groll, und erkohren die freundfchaft ;
Jeglicher schaut* umher, zu entfliehn dem grausen verderben.
Aber Patroklos zuerst entschwang die blinkende ianze,
\Grad* in die mitte hinein, wo am dichtesten schwoll das getümmel, 285
Hinten ^m dunkclen schif des erhabenen Protesilaos ;
Und er traf den Pyrärhmes, der reisiges volk der Päonen
Führt' aus Amydon her, von des Axios breitem gewässers
Rechts war die schülter durchbohrt ; und rüklings hinab auf den boden
Taumelt' er, laut wehklagend; und rings die päoni&chen freunde 290
Flüchteten, alle von schrecken betäubt vor dem edlen Patroklos»,
Als den gcbieter er schlug, den tapfersten einst in der feidschlachc.
Jener vertrieb von den schiffen, und lö*chte die lodernde flamm' aus.
Halbverbrannr blieb stehen das schif, und mit grausem getümmel
Flohn die Troer in angit'; nach stürzten die D^naeihaufen 29J
Durch die geräumigen schiff'; und es tobt* unernuefslicher aufruhr.
Wie wenn einst von des grofscn gcbirgs hochragendem felshaupt
Dickes gewölk fortdrängte der donnercr Zeus Kroüion ;
Hell sind alle die warten der berg*, und die zackigen gipfel,
Thiüer auch ; aber am himmel eröfnet sieh endlos der iuhcr : 300
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SECHZEHNTER GESANG. loi
' Sot da hinweg sie gedrängt die feindliche glut von den schüfen,
Athmeten auf die Achaier; doch nicht war ruhe der feldschlacht.
Denn nicht (lohn die Troer vor Argos kriegrifchen männern ,
Schon die rücken gewandt , von den dunkelen schiffen de^ meeres ;
Nein, noch boten sie troz, und wichen aus zwang von den schiffen. 305
Nun schlug, mann vor niann,iinzerstreueten kämpf der entscheid ung»
Jeglicher fürst: doch zuerst Menotios tapferer sprölsling, ,
Schnell wie jener sich kehrte, durchschofs Areilykos schenke!
Mit scharfspiziger lanze, dab grad* hindurch ihm das erz drang;
Krachend zerbrach das gebein., und vorwärts hin auf den boden 310
Taumelt* er. Doch Menelaos» der kriegrischc, bohrte dem Thoas
Neben dem schild' in die offene brüst 9 imd löste die glieder.
«Fyleus söhn, denAmfiklos, der wild anrannte, bemerkend,
Zukt' ihm entgegen die lanz' in das obere bein , wo am diksten
Strozt die wade des menschen von fleisch ; es zerrifs ihm die sehnen 3 1 5
Rings das durchbohrende erz , und die äugen umschattete dunkeL
Nestors söhn': auf Atymnios rasch mit der spizigen lanze
Fuhr Antilochos an, und durchstiefs ihm die weiche des bauches;
Und er entsank vorwärts; da schwang mit der lanze sich Maris
Nah an Antilochos her, voll zorns um den leiblichen bruder, 320
Vor den erschlagnen gestellt: doch de? göttliche held Thrasymedcs
Strekte den speer, eh jener verwundete; nicht ihn verfehlend,
Drang in die Schulter das erz ; qnd hinweg vom gelenke des armes
Rissen die muskeln zerfleischt, ab brach der zerschmetterte knochen ;
Dumpf hin kracht' er im fall, und die äugen umschattete dunkel. 325
Also dort, zween hrüdcTn gebändiget, gingen die briidet
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IÖ2 ILIAS.
Beid' in des Ercbos nacht, Sarpedons tapfre genossen«
Lanxenkundige söhn' Amisödaros, der die Chimära
Nährte, das ungeheuer, das viel hinrafte der menschen.
Ajas, Oiieus söhn, sprang vor, und ergrif Kleobulos 330
Lebend, indem das gedräng* ihn hinderte; aber sofort ihm
Löst' er die kraft, einhauend das mächtige schwert in den nacken:
Ganz ward warm die klinge vom sprizenden blut; und die äugen
Übernahm der purpurne tod und das grause Verhängnis«
Siehe, Peneleos rannt* und Lykon zugleich an einander; 335
Denn mit lanzen verfehlten sie beid*, und warfen vergebens;
Jezt.mit dem schwert einander bestürmten sie: Lykon zuer&t nun
IVaf den gekegelten heim an denn rofsbusch , aber am hefte
Sprang ihm die klinge zerknikt ; doch uhter dem ohr in den nacken 339
Hieb Peneleos ein, ganz tauchte das schwert, und die haut nur
Hing, und seitwärts schwebte das haupt, es erschlaften die g;Iieder.
Aber den Akamas haschte Meriones hurtiges laufes.
Als er den wagen bestieg, und stach ihm rechts in die schuker;
Und er entsank dem ge&chirr, und nacht umhüllte die äugen.
Aber Idomeneus traf in Erymas mund mit des erzes 345
Stofs; und es drang aus dem nacken die eherne lanze' durchbohrend
Unter dem hime hervor, und zerbrach die gebeine des hauptes;
Und ihm entstürzten die zahn', und blut erfüllte die äugen
Beid', auch athmet' er blut aus dem offenen mund' and der nase
Köchelnd empor ; und des todes umnachtende wölke bedekt' ihn. 350
Diese Danaerfursten ermordeten, jeder den seinen.
Wie wenri wölf in lämmer sich stüizeten, oder in ziklein,
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SECHZEHNTER GESANG. 103
Grimmvoll, weg sie zu rauben aus weidender heerd' im gebirge.
Welche vom hirten versäumt sich zerstreuete; jen\ es ersehend,
Nahn in eir, und durchwürgen die mudos bebenden thierlein : 355
So in die Troer nun stürzten die Danaer; nur des entfliehen^
Dachten sie, und des geschreis, und vergafsen der stürmenden abwehr.
Ajas, der grössere, strebte den erzümschimmerten Hcktor
Stets mit dem speer zu erreichen; doch Er voll kriegeserfahrung ,
Vom stierledernen schilde gedekt um die mächtigen schultern , 360
Nahm in acht der pfeile geschwirr und das sausen der lanzen.
Xwar bereits erkannt* er der schlacht umwechselnden siegsruhm;
Aber auch so verweilt* er^ und rettete theure genossep.
Wie vom Olympos daher ein gewölk den himmel umwandelt,
Aus hellstralendem äther, wann Xeus sturmwetter verbreitet : 365
So von den schiffen zurük war angst und geschrei und Verfolgung.
Nicht in geordnetem zuge durchdrangen sie« Hektorn enttrug zwar
Sein schnellfufsig.gespann mit den rüstungen; aber zurük blieb
Trojä's Volk, da mit zwang die gegrabene tiefe sie hemmte.
Viel' in dem graben umher der wagenbeflügelnden rosse 370
Liessen zerschellt an der deichsei zurük die geschirre der eigner.
Aber Patroklos verfolgte, mit macht die Achaier ermunternd,
Unglük drohend dem feind*, und rings mit geschrei und getümmel
Füllten sie jeglichen weg, die zerstreueten; hoch zu den wölken
Wirbelte ifinsterer staub ; und es sprengten die stampfenden rosse 375
Langgestrekt nach der Stadt , von den schiffen hinweg und gezelten.
Er, wo der dichteste schwärm hintummeke, sprengte Patroklos
Nach mit tönendem ruf; und vorwärts unter die räder
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104 ILIAS^
Stürzten die mannet in staub, und zerdittete se^sel erkrachten«
ijber den graben hinweg nun sprang der unsterblichen rosse 380
Schnelles gespann , die dem Peleus die ehrenden götter geschenlet ,
Vorwärts eilend im stürm; denn auT Hektor reiz.te der mut ihn,
Dafs sein 'speer ihn ereilte , der schnell mit den rossen dahinfloh.
Wip wenn stürmischer regen das dunkele land ringsum dekt,
Am nachherbstlichen tage, wann reissende wasser ergiesset 385
7.eus, heimsuchend im zom die frevelthaten der männer,
Welche gewaltsam richtend im volk die geseze verdrehen r
Und äusstossen das recht, sorglos um die räche der götter;
Ihnen sind hoch nun alle die flutenden strönie geschwollen.
Viel abhäng' auch verschwemmen die schrof ausJiShlenden wasser ; 390
N
Und in das purpurne meer mit lautem geräusch sich ergiessend,
1 aumeln sie hoch vom gebirg';und verheert sind die werke der menschen:
Also die troischen rosse , da laut mit geräusch sie dahinflohn.
Doch wie Patroklos nunmehr abschnitt die nächsten geschwader,
"WiedersuiükzudenslchifFen verscheucht* er sie, und zuderstadc nicht 995
Liefs er die sehnsuchtsvollen hinaufxj^hn; sondern im mittel
Dort der schiiF' und des Stromes, und dort der erhabenen mauer.
Mordet* er stürmend umher, und Schafte sich viele Vergeltung.
Siehe, den Pronoos warf er zuerst mit blinkender lanze
Neben dem schiid' in die offene brüst, und löste die glieder; 400
Dumpf hin kracht' er im fall. Dann Enops söhne, dem Thestor,
Nahend mit grosser gewalt: der safs in dem zierlichen sessel.
Eingeschmiegt ; denn die angst betäubte sein herz, und den banden
W^r das gezäum entsunken: da stiess ihm jener ereilend
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SECHZEHNTER GESANG* 105
Rechts in den backen den speer, und ganz die zahne durchbohrt' er ; 40^
UbeiF den rand dann zog er am schaft ihn : gleich wie ein fischer^
Auf vorragender klippe gesezt, den gewalugen meeriisch
AuFwärt« zieht aus den fluten an schnür und «eherner angel:
So an blinkender lanze den schnappenden zog er vom sessel,
Schüttelt* ihn dann aufs ge&icht ; und cler fallende hauchte den geist aus.
Er nun warf Eryälos, der gegen ihn lief, mit dem steine 411 ^
Grad' auf die mitte des haupts ; und ganz von einander zerbarst e^
Unter dem lastenden heim, und vorwärts hin auf den boden
Taumelt' er; aber des todes entseelender schauer umflofs ihn. '
Weiter den Erymas dann, und Amfoteros, und den Epaltes, 415
Pyres, und Echios dann, und Tlepolemos, söhn des Damastor,
Ifeus dann, und Euippos, und Argeas söhn Polymelos»
Alle sie strekt' er gehäuft zur nahrungsprossenden erde.
lezt wie Sarpedon ersah die gurtlos geharnischten freunde
Unter Patroklos band, des Menötiaden, gebändigt: 420
Lnut ermahnt' er und schalt der Lykier göttliche heerschaar :
S<;hande doch, Ly kia's volk ! wo entflieht ihr ? Riisrig erscheint nunt
Denn Ich will begegnen dem manne da; dafs ich erkenne.
Wer da umher so schaltet, und schon viel böses den Troern
Stiftete; weil er vieler und tapferer kniee gelöset! 425
Sprachs,und vom wagen herab mit den rüstungen sprang er zur erde.
l\uch Patroklos, sobald et ihn schauete, sprang aus dem sessel.
Beide den habichren gleich, scharfkiauigen , krummes gebisses,
Die auf luftigem fels mit tönendem schrei sich bekämpfen:
\lso mit lautem getöti nun stürzten sie gegen einander, 430
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io6 ILIAS.
Diese schaut' erbarmend der söhn des verborgenen Kronos;
Und zur Here begann er, der leiblichen Schwester und gattin:
Wehe mir, wann das geschik Sarpedon, meinen geliebten«
Unter Patroklos hand, des Menötiaden, mir bändigt!
Zwiefach forschet den rath mein sinnendes hen im busen: 435
Ob ich ihn lebend annoch aus der thränenbtingenden feldschlacht
Stelle hinweggeraft in Lykia's fruchtbare Auren;
Oder ihn unter der hand des Menötiaden bezwinge.
Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Here:
Welch ein wort, Kronion, du schreklicher ! hast du geredet? 440
Einen sterblichen mann, längst ausersehn dem Verhängnis,
Denkst du anizt von des tods graunvoller gewalt zu erlösen?
Thu's ! doch nimmer gefällt es dem rath der anderen götter !
Eines verkiind' ich dir noch, und Du bewahr* es im herzen.
Wenn du lebend entsendest in seinen palast den Sarpedon; 445
Dann erwäg*, öh nicht ein anderer gott auch begehre,
Seinen geliebten söhn der schreklichen schlacht zu entfuhren*
Denn noch viel* umkämpfen des herschenden Priamos vestc.
Söhn* unsterblicher götter ; die trügen dir heftigen groll nach.
Auf denn,^ wofern du ihn liebst, und deine seel' ihn betrauert; 450
Siehe, so lafs ihn zwar im ungestüme dec feldschlacht
Sterben, besiegt von der hand des Menötiaden Patroklos;
Aber sobald ihn verlassen der geist und der ödem des lebens,
Gieb ihn hin wegzutragen dem Tod* und dem ruhigen Schlafe ,
Bis sie gekommen zum volk des weiten Lykierlandes ; 455
Wo ihn rühmlich bestatten die brüder zugleich und verwandten
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SECHZEHNTER GESANG. 107
^llt grabhügel und seule ; denn das ist die ehre der todten.
Here sprachs ; ihr gehorchte der menschen und ewigen vater.
iiehe, mit blutigen tropfen betraufeit* er jezo die etde,
ehrend den theueren söhn, den bald ihm sollte Patroklos 4^0
rügen in Troja's lande , dem scholligen , fern von der heimat<|
Ais sie nunmehr sich genaht, die eilenden gegen einander;
fezo traf Patroklos den hicrlichcn held Thrasymelos,
3er ein tapfrer genofs Sarpedons war, des gebieters;
Diesem durchbohrt' er unten den bauch, und löste die gliedet. 4^5 ,
\uch Sarpedon verfehlt* ihn selbst mit der blinkenden lanze,
Wer£end den anderen wurf; doch Pedasos stürmt* er» dem rosse,
Rechts in die schulter den speer ; und es röchelte schwer aufathmend,
itürzete dann in den staub mit geschrei , und das leben entflog ihm.
icheu zerstoben die zWeen, und es knarrte das joch» und die zügel 470
^^irrten sich, als in dem staube das nebenross sich herumwarf.
\ber der lanzenschwinger Automedon steurte dem unheil:
Sein langschneidiges schwertvqn der nervichten hüftesich teisseiid,
^aht* und zerhieb er den Strang des getödteten, nicht unentscheidend;
Jnd nun stellten sich beid*, und zogen gerad' in den strängen. 475
kVieder bekämpften sich Jen' im vertilgenden kämpfe des todes.
Doch Sarpedon verfehlt* auch, jezt mit der blinkenden lanze ;
3enn links über die schulter Patroklos stürmt* ihm des erzes
ichärf*, und verwundete nicht. Nun schwang der edle Patroklos
leinen speer ; nicht eitel entflog das geschoss aus der rechten ; 480
londern es traf, wo ums herz des zwerdifells hülle sich windet;
und er sank, wie die eiche dahinsinkt, oder die pappel,
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108 ILIAS*
Oder die stattliche tanne , die hoch auf bergen die kün^Ier
Ab mit geschliffenen äxten gehaun, zum balken des schiffes?
Also lag er gestrekt vor dem rossebespanneten wagen , 4SS
Knirsch(5nd in angst, mit den händen des bludgen staubes ergreifend.
So wde den stier ermordet ein löw\ in die heerde sich stürzend.
Ihn, der feurig und stolz vorragt schwerwandelnden rindern;
Doch dumpf unter dem rächen des malrhenden stöhnt er den geist aus :
So dem Patroklos erlag der geschildeten Lykier heerfürst, 49G
Mudgen geist ausathmend , und rief dem theureh genossen f
Glaukos , o freund , du des kampfs gewaltiger, jezo gebührt dir
Lanzenschwinger zu sein, und unerschrockener krieger!
JezQ sein dir erwünscht kriegsschreknisse , wenn du beherzt bist!
Erst ermuntere nun der Lykier edle gebieter, 49S
Wandelnd um jegliche schaar , zu vertheidigen ihren Skrpedon ;
Aber sodann auch selber für mich mit dem erze gekämpfet!
Denn dir werd' ich hinfort zur schmach und daurenden schände
Sein durch alle geschlechter in ewigkeit, wo die Achaier
Mir die waffen entziehn, der im kreis der schiffe dahinsank! 500
Auf denn, übe gewatt, und ermuntere jeglichen Streiter!
Als er dieses geredet, umschloss der endende tod ihm
Augen und nas'- Er aber, die fers' auf den busen gestemmet,
Zog aus dem leibe die lanz'; es folgt* ihr die hülle des herzens;
Also entrifs er die secle zugleich , und die schärfe des Speeres. sqJ
Myrmidönen hielten des königes schnaubende rosse ,
Welche zur flucht sich empörten, der eigener wagen verlassend.
' Glaukos scele durchdrang wehmut bey der rede des freunde?;
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SECHZEHNTER GESANG, 109
Jnd ihm stünnte das herx , dafs nicht er vermochte zu helfen,
i'assend di iikt' er den arm mit der hand ; denn es quälte die wund' ihn 5 10
ieftig, die Teukros ihm, dem stürmenden , schofs mit dempfeile,
\ls er der ragenden mauer vertheidigung schafte den« freunden.
Laut nun fleht' er empor zum treffenden Föbos ApoUon :
Herscher, vemim; ob vielleicht du in Lykia*s fruchtbarem lande
3ist, ob in Troja vielleicht: du kannst aus jeglichem ort ja 515
[iören den leidenden mann , wie anjext mich leiden umdränget !
Diese wund* hier trag* ich, die «chrekliche! Ganz wird der arm mir
V^on titfbrennenden schmerzen gepeiniget; nicht auch zu hemmen
Ist das quellende blut, und, beschwert mir, starret die schulter!
Nicht den Speer zu halten vermag ich noch, oder zu kämpfen, 520
Unter die feinde gemengt: und der tapferste mann, Sarpedon
Starb, Xeus söhn! der sogar des eigenen kindes nicht achtet!
Hilf denn Du , o herscher , die schrekliche wunde mir heilend !
Schläfere ein die schmerzen, und stärke mich: dafs ich die männer
Lykia> rufend umher aufmuntere, tapfer zu streiten; 525
Und auch selbst um die leiche des abgeschiedenen kämpfe !
Also rief er flehend ; ihn hörete Föbos ApoUon.
Plözlich ftillt* er die schmerzen, und htrmmt in der schreklichen wunde
Sein schwarzrinnendes blut, und haucht' ihm mut in die seele,
[glaukos aber erkannt' es im geist, und freute sich herzlich , 530
3afs so schnell sein flehen der mächtige gott ihm gewähret«
Irst ermuntert' er nun der Lykier edle gebieter,
i\^andelnd um jegliche schaar, zu vertheidigen ihren Sarpedon.
\ber sodann auch die Troer durchwaqdelt' er, nxächdges schnttes,
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iia IHAS.
Hin zu Polydamas, Panthoos söhn, und dem edlen Agenor, 53J
Auch zu Aneias darauf, und dem erzumschimmerten Hektor;
Nahe trat er zu ihnen , und sprach die geflügelten wbrte :
Hektor, so ganz nunmehr vergassest du deiner berufnen.
Welche für dich , den freunden entfernt und dem vatergefilde ,
Hier aushauchen den geist; Pu aber versagst sie zu retten* 54
Siehe, Sarpedon sank, der geschildeten Lykier heerförst.
Welcher Lykia*5 heil durch gerechtigkeit und durch gewalt hob;
Unter Patroklos speer bezwang ihn der eherne Ares.
Eilet hinzu, ihr geliebten , und nehmt zu herzen die kränkung,
Wenn ihn die Myrmidonen enrwafncten, wenn sie den leichnam 54
Schändeten , über den tod der Danaer aller erbittert ,
Die um die hurtigen schiffe wir ausgerilgt mit den lanzen !
Glaukos sprachs; und die Troer umschlug seh werlasteDderkummc
Ungestüm, unerträglich; denn eine seule der Stadt war
Jener, wiewohl aus fremdem gcschlecht: viel tapferes Volkes 55
Führt' er daher, er selbst der tapferste held in der heerschaar.
Gradan drangen sie wild in die Danaer; aber voran ging
Hektor, von eifer entbrannt um Saipedon. Auch die Ach^ier
Trieb des Menötiaden Patrokleus männliches herz an.
Srst zu den Ajas begann er, die selbst schon glühten in kampflust: 55
Ajas ihr, nun müsse der feind' abwehr euch erwünscht sein
So wie vordem mit männern ihr schaltetet, oder noch tapfrer!
Seht, er liegt, der zuerst einstürmt' in der Danaer mauer.
Er Saipedon der held! O dafs wir entstellten den leichnam,
Dafs wir die wehr von der Schulter ihm raubeten, und der genossen 5^
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SECHZEHNTER GESANG. iii
Manchen im melt um ihn selber mit grausamem erze bezähmten !
Jener sprachs; auch waren sie selbst schon gierig des kampfes.
Aber da beiderseits sie die macht der geschwadei verstärket,
Troer und Lykier dort, hier Myrmidon' und Achaier;
Rannten sie an, um die leiche des abgeschiednen zu kämpfen, 565
Mit graunvoUem geschrei; und es rasselten waffen der männer.
2eus mit entsezUcher nacht umzog das getiimmel des mordes,
Dafs um den trauten söhn noch entsezHcher tobte die kriegswut*
Troja's söhn' izt drängten die freudigen krieger Achaia's:
Denn es sank nicht der feigste der myrmidonischen männer, 570
Er vom held Agakles erzeugt, der edle Epeigeüs:
Welcher mit macht gewaltet im wohlbewohnten Budeion
Ehmais; aber nachdem er den treflichen vetter getödtet,
Sucht' er bei Peleus schuz und der silberfüssigen Thetis ;
Welche zugleich mit Achilleus, dem schaarentrenner, ihn sandten 575
Gegen' Ilios veste, zum kämpf mit den reisigen Troern.
Der nun fafste den todten ; da warf der stralende Hektor
Ihm mit dem steine das haupt ; und ganz von einander zerbarst es
Unter dem lastenden heim, und vorwärts hin auf den leichnam
Taumelt' er ; aber des tode^ entseelender schauer umfloss ihn. 580
Schmerz ergrif den Patroklosi da todt sein freund. ihm dahinsank.
Gradan stürmt' er durchs vordergefecht, mit der schnelle des habichts,
Welcher den flüchtigen schwärm der staar' und dohlen verfolget :
So in der Lykier schaar, Patrokleus, reisiger kämpfer.
Stürmten du ein,und derTroer; es zürnte das herz um den freund dir. 5S5
Sieh, er traf Stheneläos, Ithämenes söhn, an den nacken
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HZ ILIAS*
Mit dem gewaltigen stein, und terschmettcrte ganx ihm die sehnen.
Rükwärts wichen die ersten des kampfs, und der stralendc Hcktor.
Weit wie die lanx' im schwänge , die langgeschaftete , hinfliegt ,
Wenn sie ein mann aussendet mit kraft , entweder im kampFspiel, 590
Oder im schlachtgefild' > umdroht von mordenden feinden :
So weit wichen die Troer , gedrängt von den söhnen Achaia's.
Glaukos aber zuerst , der geschildeten Lykier heerfiirst»
Wandte sich um, und erschlug den grossgesinnten Bathyklcs»
Chalkons treflichen söhn, der, ein haus in Hellas bewohnend, 595
Reich an gut und habe vor Myrmidonen hervorschien:
Diesem nunmehr stiefs Glaukos die lanz' in die mitte des busens,
Gegen ihn plözlich gewandt, ab schon ihn ereilt der Verfolger;
Dumpf hin kracht* er im fall. Da ergrif wehmut die Achaier ,
Als der tapfere sank ; doch die Troer freuten sich herzlich ; 600
Und sie umstanden gedrängt den liegenden: auch den Achaiern
War nicht säumig der mut, vordrangen sie grad* in die heerschaar.
Aber Meriones traf den Laogonos unter den Troern;
Tapfer und kühn, den söhn des Onctor, welcher ein priester
War des idäischen Zeus, wie ein gott im volke geehret: 605
Den an backen und ohr durcfischmettert' er , dafs aus den gliedern
Schnell der geist ihm entfloh; und grauliches^ dunkel umfing iha
Gegen Meriones schwang den ehernen Speer Aneias;
Denn er hoft* ihn zu treffen, wie unter dem schild' er dahertrat.
Jener indess vorschauend vermied den ehernen wurfspicss, 61c
Vorwärts niedergebükt ; da flog der gewaltige Speer ihm
Über das haupt in die erde » dafs hinten der schaft an dem speen
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SECHZEHNTER GESANG. 113
Zitterte; doch bald ruhte die kraft des mordenden erzes*
Dessen ergrimmt' Aneias. im mutigen geist, und begann so:
Bald, o Meriones» hätte dich leichtgewendeten tänzer 615
Meine ianz' auf immer beruhiget, hätt'.ich getroffen.
Aber der speerberiihmte Meriones' sagte dagegen:
Schwer wird dirs, Aneias, wiewohl du ein mächtiger held bist»
Aller menschen gewalt zu bändigen, wer dir entgegen
Kommt, zum streite gcfafst; auch Du b{st, sterblich geboren, 620
Wenii ich selber dich traf, erzielt nüt der schärfe des>erzes:
Bald, wie tapfer du bist, und mächtigen banden vertrauend^
Gäbst du mir rühm, und dieseele dem spotnei[ der gaul' Auloneus !
Jener sprachs ; da straft' ihn Menötiös tapferer spröfsling :
Warum, edler im streit, Meriones, schwazest du also? 625
Trautester, nie ja werden vor schmähenden Worten die Troer
Weichen vom todten zuriik» eh manchen noch deket d^s erdreich«
Denn im arm ist entscheidung des kriegs , und des worj^s im rathe.
Dnim nicht rede zu häufen gebührt ,uns , sondern zu kämpfen !
Sprachs , und eilte voran ; ihm folgte der göttliche Streiter. 630
Jezo wie laut das getös' hplxhauender männer emporsteigt
Aus des gebirgs waldthal', und fern in die rund' es gehört wird;
So dort stieg ein getön von' dei; weitum wanderten ctd^ , .
Erzes zugleich und leders und wohlbereiteter 'stierhaut ; ,
Unter dem stofs der Schwerter und zwiefachschneidenden lanzen. 633
Keiner noch war', auch ein achtsamer mann, der den edlen Sarpedon
Kennete; so mit; ^eschos^en , mit blut ringsher, und mit staube
War er. vom haupte bedekt bis hinab zu den äassersten seien.
Homers Ilias. IT. Band. oigtzetty Google
114 ILIA:S,
Stets den erschlagenen noch umschwärmten sie: gleich wie die fliegen
Sumsen im meierhof' um die milcherfiilLeten eimer» 640
Im anmutigen lenx, wann milch von den butten.hcrabtrieft:
So den erschlagenen dort umschwärmten sie. Aber 'Kronion
Wendete nie vom getSmmel der Schlacht die stralenden äugen;
Sondern schaut* auf die Streiter hinab ; und vieles im herzen
Dacht' er über den tod des Patrokleus» tiefnachsinnend : 645
Ob bereits auch jeneh, in schreckenvoller entscheidung»
Dort um den hohen Sarpedon die kraft des stralenden Hektor
Tilgt« mit mordendem erz, und die wehr von der Schulter ihm raubte ;
Oder ob mehreren noch er schwer anhäufte die miihsaL
Dieser gedank' erschien dem zweifelnden endlich der beste: 650
Dafs der tapfre genofs des Pelesaden Achilleus
Wieder der Troer yolk und den erzumschimmerten Hektor
Rükwärts drängte zur Stade ,^ und vielen noch raubte das leben.
Hektom sandt* er zuerst kleinmütige furcht in die seele;
Und er sprang in den sessel» und flüchtete rufend den andern 655
Troern zu 'fliehn ; denn er kannte foonions heilige wage.
Auch nicht Lykia's beiden verweileten , sondern gescheucht (lohn
Alle, nachdem sie ^n könig gesehn , der, im herzen verwundet»
Dalag unter dem leichengewühl ; denn viel' um. ihn selber
Sanken in blut , da den heftigen streit anstrengte Kronion, 660
Jen* entzogen nunmehr von Sarj>edons Schulter die rüstung,
Schimmernd von erz, und hinab zu den raumigen schiffen zu tragen
Gab sie den kampfgenossen Menötios tapferer spröfsling.
Jezo begann zu ApoUon der herscher im donnerg^wölk Xeuss
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SECHZEHNTER GESANG* 115
Föbos, geh', o geliebter, vom dunkelen blute zu säubern, 665
Aulser dem kiiegesgeschoüs , den Sarpedon , trage darauf ihn
Fern hinweg an den ström, und spul' ihn rein im gewzjsser;
Auch mit ambrosia. salb', und hüll' ihm ambiosich gewand unu
Dann ihn wegzutragen vertrau den schnellen geleitern,
Beiden.dem Schlaf und dem Tode,den Zwillingen, welche sofort ihn 670
Stellen ins weite gebiet des fruchtbaren Lykierlandes :
Wo ihn rühmlich bestatten die briider zugleich und verwandten
Mit grabhiigel und seule; denn das ist die ehre der todten.
Also Xeus; und dem vater war nicht unfolgsam Apollon«
JEilend fuhr er vom Idagehirg' in die schrekliche'feldschiacht; 6*75
Au&cr dem kriegesgeschofs den Sarpt^ion hob er; und trug ihn
Fern ;hinweg. an den ström, und spült' ihn rein im gewisser;
Auch mit ämbrosia salbt' er, und hüllt' ihm ambrosisch gewand um.
Dann ihn wegzutragen vertraut' er den schnellen geleitern.
Beiden dem Schlaf und dem Tode,den Zwillingen, welche sofort ihn 680
Stellten ins weite gebiet des fruchtbaren Lykierlandes >;. ,
Aber Patroklos, die rofs' und Automedon laut ermahnend,
Jagte den Troern nach und Lykiern, rennend in unheil:
Thörichter! Hätt' er das wort des P^leiaden bewahret,
Traun er entrann dem bösen geschik des dunkelen todos* 1 i,€8S
Aber Xeus rathschluls ist mächtiger stets, denn der menschen:
Der auch den tapferen mann fortscheucht, und den sieg ihm entwendet^
Sonder muh; dann wieder ihn selbst antreibt zum gefechte:
£r der jenem auch nun das herz im busen emflammte.
Welchem zogst du zuerst,und welchem zulezt das geschmeid'ab, 699
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ii6 ILIAS*
Als dich, Menörios söhn , xom tod' ixt riefen die gönev?
Ihn den Adrastos zuerst, Autonoos dann, und Echeklosy
Perimos, Megas söhn, und Epistor, samt Melanippos, .
Weiter den Elasos diauf, und MuKos, auch den Pyiartes»
Raft' er hinweg ; doch die andern entzitterten alle voll Schreckens. 695
. Jezt hatt' Argos volk die thürmende Troja erobert ,
Unter Patroklos hand; so tobt' er voran mit der lanzes
Wenn nicht Fobos Apolton auf festgegründetem thurme
Dastand , ihm , das verderben ersann , und beschirmte die Troer.
Dreimal stieg zur ecke der ragenden mauer Patroklos 700
Kühn hinan, und dreimal verdrängt* ihn mächtig ApoUon,
Gegen den leuchtenden schild mit unsterblichen bänden ihm siossend«
Als et das viertemal drauf anstürmete, ^tark wie ein Dämon;
Rief mit schrcklichem dröhn der treffende Föbos Apollon:
Weiche mir, cdcler held Patrokleus! Nicht, ja vergönnt ist, 705
Dafs dein speer verwüste die Stadt hochherziger Troer;
Nicht dem Achilleus einmal, der weit an kraft dir vorangeht!
Also clergott; da entwich mit eilendem schritte Patroklos ^
Scheuend den furchtbaren zorn des treffenden Föbos Apollon.
Hektor am skäischen thor hielt noch die stampfenden rosse ; 710
Denn er sann , ob er kämpfte , zurük ins getümmel sie treibend ,
Oder dem volk in die mauer sich einzuschliessen geböte.
Als er solches erwog, da nahete Föbos Apollon,
Gleich- an gestalt, wie ein mann in blühender stärke der jugencf ,
A&ios, welcher ein ohm des rossetummelndcn Hektor 715
War, der Hekabe bruder, und sohh des treflicheo Dymas,
^ . • • Digitized-by VjOOQ IC
sechze;hnter gesang. 117
Welcher in Frygia wohnt* an Sangarios grünenden ufern;
Dessen gestalt nachahmend» begann izt Föbos Apollon:
Hektor, warum entziehst du dem kämpfe dich ? Wenig geziemt dirs !
Möcht' ich, wie weit ich dir folge, so weit an stärke vorangehn; 720
Bald dann wärst du zum graun hinweg aus dem kämpfe gewichen !
Aber wohlan , auf Patroklos gelenkt die stampfenden rosse ;
Ob du vielleicht ihn erlegst, und rühm dir gewähret Apollon!
Dieses gesagt, enteilte der gott in der männer getümmeL
Und dem Kebriones rief der helmumflatterte Hcktor, > 725
Dafs er die rofs* in die schlacht angeisselte. Aber Apollon
Drang in die schaaren hinein , und empört' in grauser Verwirrung
Aigös Volk; doch die Troer und Hektor schmükt* er mit ehre.
Hektor vermied sonst alle die Danaer, keinen ermordend;
Nur auf Patroklos lenkt* er die machtvoll stampfenden rosse. 730
Auch Patroklos dagegen entsprang vom geschirr auf die erde,
Trug in der linken den speer, und fafst' in die rechte den marmor,
Glänzendweiis ; rauhzackig, den eben die faust ihm urtispannte.
Angestrengt nun warf er ; und nicht flog säumig zum manne ,
Oder verirrt, das geschofs; den wagenlcnker des Hektor 735
Traf er , Kebriones , ihn des Priamos mutigen bastard ,
Wie er die ziigel gefafst, an der stirn mit dem zackigen steine.
Beide brauen zerknirscht' ihm der fels, dem des hauptes gebein nich
Widerstand; und die äugen entflossen zur erd* in den staub ihm.
Dort vor die füsse hinab; vorwärts, wie ein taucher von ansehn, 740
Schofs er vom prangenden siz, und der geist verliefs die gebeiner
Kränkenden «pott nun riefst du daher, gaukummler Patroklos:
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118 ILIAS,
Wunder » wie ist er behende, der mann \ wie leicht er hinabtaucht !
Übt' er die kunst einmal in des meers fischreichen gewässern;
Viele sättigte wahrlich der mann mit gefangenen austern , 745
Hurtig vom bord' abspringend, und stürmt* es noch so gewaltig:
So wie jext im gefild' er behend' aus dem wagen hinabtaucht!
Traun, auch im troischen volk sind unvergleichbare taucher!
Also sprach er, und rasch auf Kebriones stürzt* er, den beiden,
Ahnlich dem löwenan wut, der ländliche bürden verödend, 750
Jezo durchbohrt an der brüst, hinsinkt durch eigene kühnheit:
Sq auf Kebriones dort, o Pacrokleus, sprangst du begierig.
Hektor auch dagegen entsprang vom geschirr auf die erde.
Beid' um Kebriones kämpften » wie zween blutgierige löwen;
Die auf den höhn des gebirgs um eine getödtete hindin, 755
Beide von hunger gequält, hochtrozendes muts sich bekämpfen:
So um Kebriones dort die zween schlachtkundigen männer.
Er Patroklos, Menötios söhn, und der stralende Hektor,
Strebend einander den leib mit grausamem erz zu verwunden.
Hektor, nachdem er das haupt anrührte, liels es durchaus nicht; '760
Drüben hielt Patroklos am fufs ihn, und auch die andern
Troer umher und Achaier vermischten den kämpf der entscheidung.
Wie wenri der ost und der süd sich zugleich anstrengen im Wettstreit,
Durch des gebirgs waldthale den tiefen forst zu erschüttern»
Buch' und erhabene esch' und zähumwachsne kornelle ; 1%
Dafs sie wild an einander die ragenden äste zerschlagen
Mit graunvoUem getös'» und der stürz der zerbrochnen umherkracht:
Also stürzten die Troer und Danaer gegen einander;
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SECHZEHNTER GESANG, iig
Mordend , nicht hier noch dort der verderblichen flucht sich erinnernd.
Viel erzblinkende speer' um jKcbriones stanten geheftet, '770
Auch gefiederte pfeile, die schnellenden bogen entsprangen;
Und viel mächtige steine zeischmetterten krachende Schilde
Kämpfender. männer umher; er lag im gewirbel des staubes,
GtoIs, auf grossem bezirk, der Wagenstunde vergessend.
Weil annoch die sonn' an dem mittagshinunel einherging : 775
Hafteten jegliches heexes geschoss', und es sanken die völker.
Aber sobald die sonne zum stierabspannen sich neigte;
jezt ward gegen das schiksal die Obergewalt den Achaiern:
Denn sie entrissen den held Kebriones aus den geschossen ,
Und aus der Troer geschrei,und raubten die wehr von den schultern/ 780
Aber Patroklos stürzte mit feindlicher wut in die Troer.
Dreimal stürzt' er hinein, dem stürmenden Ares vergleichbar,
Mit graunvoUem getön; dreimal neun männer erschlug er.
Als er das viertemal drauf anstürmete, stark wie ein Dämon;
Jezt war dir , Patroklos , genaht das ende des lebens. 785
Denn dir begegnete Föbos im ungestüme der feldschlacht
Fürchterlich.Doch nicht merkt* er den wandelnden durch das getümmel,
Weil in finstere nacht der begegnende gott sich gehüllet«
Hinten stand und schlug er den rücken ihm zwischen den schultern
Mit gebreiteter hand; da schwindelten jenem die äugen. 790
Auch vom haupte den hekn entschlug ihm Föbos ApoUon ;
Dieser rollte dahin, und erklang von den hufen der rosse
Hell, der gekegelte heim; und besudelt ward ihm der haarbusch
Ganz in blut und staube. Zuvor war .nimmer es denkbar,
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iio ILIAS*
Dafs der umflatterte heim besudelt würd' in dem staube; 795
Sondern dem göttlichen manne das haupt und die liebliche stime
Dekt' er, dem Peleionen^ allein Xeus gab ihn dtm Hektor
Jezt auf dem haupte zu tragen ; doch nah' ihm war das verderben.
Auch in den bänden zerbrach ihm die weithinschattende lanze,
Schwer und grofs und gediegen, die eherne ; und von den schultern 800
Sank der &child mit dem riemen, der langausreichende , nieder.
Auch den harni&ch löst* ihm der herschende Föbos ApoUon.
Graun nun täubte sein herz , und starr an den blühenden gliedenii
Stund er erstaunt. Doch von hinten die spizige lanz' in den rücken
Bohrete zwischen den schultern genaht ein dardanischer krieger , 805
Pdnthoos söhn , Euforbos , der vor den genossen der jugend
Prangt' an lanz*, an reisiger kunst, und an hurtigen schenkeb:
Denn »schon zwanzig vordem der kampfenden stürzt' er vom wagen,
Als er zuerst im gcschirre daherflog, lernend die feldschiacht.
Dieser warf dir zuerst ein geschofs, gaultummler Patroklos; 810
Doch bezwang er dich nicht : dann eilt' er zurük in die heerschaar,
Schnell aus der wund^ntraiFend den eschenen speer, und bestand nicht
Vor Patroklos, entblöfst wie er war, in der ernsten entscheidung.
Jener, vom schlag des gottes gebändiget, und von der lanze,
Raschln der freunde gedräng' entzog ersieh, meidend dasschiksaL 8i5
Hektor, sobald er sähe den hochgesinnten Patroklos
Wieder dem. kämpf sich entziehn , vom spizigen erzc verwundet,
Stürmt' er ihm nahe daher durch die Ordnungen, stiefsdann die lanie
Durch die weiche des bauchs, dafs hinten das erz ihm hervordrang:
Dumpf hin kracht' er im fall, und erfiiUte mit gram die. Achaier. S^o
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SECHZEHNTER GESANG. im
Wie dem gewalrigen eber der low' obsieget im angrif,
Wann sie am haupt des gcbirgs hochtrozendes muts sich bekämpfen.
Nahe dem winzigeii bom; denn sie sehnen sich beide zu trinken;
Aber der schnaubende stürzt, der gewalr des löwcn gebändigt:
Also bezwang den würgcr, Menötios tapferen sprössling, teS
Hektor, Priamos söhn, und entrifs mit dem speer ihm das leben*
Laut nunmehr frohlokt' er, und sprach. die geflUgehen worte :
Hai Patroklos, du dachtest die Stadt uns bald zu verwüsten;
Und die troischen weiber, beraubt der heiligen freiheit,
Weg in schiffen zu führen zum lieben lande der väter^ &30
Thörichter! jenen zum schuz sind Hektors hurdge rosse
Angestrengt zu durchjagen die feldschlacht ; selber auch streb* ich ,
Unter den troischen beiden voran mit der lanz', und entferne
Ihnen der knechtschaft tag! Hier fressen dich jezo die geier!
Elender! nichts hat, stark wie er ist, dir geholfen Achilleus, 8S5
Welcher gewiüs dort bleibend dir gehenden mancherlei auftrug?
Kehre mir ja nicht eher , Patrokleus , reisiger kämpfer ,
lu den gebogenen schiffen , bevor des mordenden Hektor
Blutigen panzerrok ringsher um die brüst du zerrissen ;
Also sprach er vielleicht, und bcwog das thörichte herz dir! 840
Schwaches lauts antwortetest du, gaultummler Patroklos:
Immerhin, o Hektor, erhebe dich! Dir ja gewährte
Siegsruhm Zeus der Kronid* und Apollon, die mich bezwungen.
Sonder müh; denn sie selber entzogen die wehr von den schultern.
Solche wie du, wenn mir auch zwanzige wären begegnet, 845
Alle sie lägen gestrekt, von meiner lanze gebändigt!
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IM ILIAS. SECHZEHNTER GESANG»
Mich hat böses geschik, und der Letoide getödtet»
Und von den menschen Eufbrbos ; du rauhst mir der dritte die waffea
Eines verkünd' ich dir noch» und Du bewahr* es im herxen.
Selbst nicht wirst du noch lang' einhergehn, sondern bereits dir 850
Nahe steht zur seite der tod und das grause verhängnir,
Dafs du erliegst vor Achilleus , dem göttlichen Aakiden.
Als er solches geredet , umschlofs der endende tod ihn ;
Aber die seel' ahs den gliedern entflog in die tiefe des Ais» .
Klagend ihr jammergeschik, getrennt von Jugend und mannkraft. 855
Auch dem gestorbenen noch rief jezt derstralende Hektor:
Was weissagest du mir, Patrokleus, grauses verderben?
Wer doch weifs, ob Achilleus, der söhn der lockigen Thetis,
Nicht von meiner lanze durchbohrt sein leben verhauche?
Also sprach der heid, und den ehernen speer aus der wund* ihm 860
Zog er, die fers' anstemmend, und schwang ihn zurük von dem Speere.
Schnell alsdann mit dem speer zu Automedon kam er gewandelt,
Ihm dem edlen genossen des äakidischen renners,
Sehnsuchtsvoll ihn zu treffen; allein die unsterblichen rosse
Retteten ihn , die dem Peleus die ehrenden götter geschenket. 865
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I L I A S.
SIEBZEHNTER GESANG.
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INHALT.
Streit um Patroklos. Euforbos von Menetaos erlegt. Hek-
tor, von Automedonsich tpendend, raubt dem Patroklos die rü-
stung, ehe jijas, Telamons söhn, ihn verscheucht. Drauf in
Achilleus rüstung verstärkt er den angrif auf den leicknatttf
dem mehrere jfchaier zu hülfe eilen. Hartnäckiger kämpf bei
wechselndem glük. Die traurenden rofse des Achilleus , die Zeus
gestärkt, lenkt Automedon in die schlachte wo Hektor und
Aneias umsonst ihn angreifen. Um Patroklos wankender sieg.
Menelaos sendet den Antilochos mit der nachricht zu Achilleus.
Er selbst und Meriönes tragen den leichnam, indefs beide Jjas
abwehren.
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I L I A S.
SIEBZEHNTER GESANG.
X^icht unbemerkt dem Atieidep, dem kitegruchen held Menelaofi
War«i wie Menötios söhn den Troern erlag in der feldschlacht»
Rasch durch das vordergewUhl , mit stralcndem erze gewapnet.
Kam und umwandeh* er ihn, wie ihr kalb die blockende starke,
Die ihr erstes gebar, noch iieu den sorgen der mutter: 5
Also umging den Patroklos der bräunliche held Menelaos.
Vor ihn strekt' er die lanz% und den schild von gerundeter wöJbung,
Ihn XU erschlagen bereit, wer nur annähere jenem«
Auch nicht Paiithoos söhn, der speerberUhmte , war achtlos
Um den gefallneü Patroklgs, den herlichen; sondern genaht ihm 10
Stand er, und rief, anredend den streitbaren held MenelaoS:
Atreus söhn, Menelaos, du göttlicher, völkergebieter,
Weiche zurUk vom todten, und lafs mir die. blfitige rüstung!
Keiner xuvor der Troer und rühmlichen bundesgenossen
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126 ILIAS*
. Hat den Patroklos vcrlczt mit ^eschofs in der ernsten entscheidung: 15
Drum lafs Mich siegsehre verherlichen unter den Troern,
£h ich dich trefF', und hinweg dein süsses leben dir raube!
Unmutsvoll nun begann der bräunliche held Menelaos:
Vater Zeus , nicht xiemt es , so trozige worte zu rufen !
Nie doch trozt ein pardel so fürchterlich , nie auch ein löwe , 20
Noch der eher des waldes, der grimmige, welchem vor allen
Grofser zorn im busen mit drohender stärke daherschnaubt:
Als sich Panthoos söhne > die lanzenschwinger, erheben !
Doch nicht hatte fürwahr die heldenkraft Hyperenors
Seiner Jugend genub, da der schmähende wider mich auftrat! 25
Dieser lästerte mich den verworfensten krieger Achaia's;
Aber ich mein^ er kehrte mir nicht mit eigenen Rissen
Heim, der liebenden gattin zur freud', und den würdigen elteni.
Also werd' ich auch dir auflösen die kraft, wo du näher
Gegen mich kommst! Wohlan denn, ich rathe dir, weiche mir eilig Jd
Unter die menge zurük, und scheue dich, mir zu begegnen;
£h dich ein übel ereilt! Geschehenes kennet der thor auch! I
Also der held ; doch Er unbewegt antwortete also :
Traun nunmehr, Menelads, du göttlicher 1 sollst du mir büssen,
Dafsdu den bruder erschlugst, und rühmend der that dich erhebest, 31
Dafs du zur wittwe genäacht sein weib in der biäutlichen kamme^
Und den unnennbaren gram den jammernden ehern bereitet! I
Ach den elenden würd* ich des grattis erleichterung schaffen, '
Wenn ich zurük dein haupt und die blutigen rüstungen tragend
Überreicht' in Panthoos band und der göttlichen Fronds ! 4
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SIEBZEHNTER GESANG, 127
Doch nicht länger annqch sei unversucht uns die arbeit,
Und nicht leer der entscheidung, der tapFerkeic und des entsezens!
Also sprach er, und rannt' aufden Schild von gerundeter wölbung;
Doch nicht brach er das erx; denn riJkwärts bog sich die spiie
Auf dem gediegenen schild. Nun erhob auch jener die lanxe, 43
Atreus söhn Menelaos , und betete laut zu Kronibn ;
Ihnrt, wie zurük er zukte, gerad' in die wurzel des Schlundes
Stiels er, und drängete nach, der nervichten rechte vertrauend;
Da£s von hinten die spiz' aus dem zarten genik ihm hervordrang :
Dumpf hin kracht' er im fall, un^ es rasselten um ihn die waiFpn« 50
Blutig trof ihm das haar, wie der huldgötdnnen gekmusel,
Schöngelokt, und zierlich mit gold' und silber durchflochten.
Gleich dem stattlichen spröfsling des Ölbaums, welchen ein landmann
Nährt am einsamen ort, wo genug vorquillt des gewässers;
Lieblich sprolst er empor, und sanft bewegt ihn die kiihlung 55
Aller wind' umher, und schimmernde bliite bedekt ihn;
Abel ein stürm, der sich plözlich «hebt mit gewaltigen wirbeln.
Reifst aus der grübe den stanun, und strekt ihn lang auf die erde;
Also erschlug den Euforbos, den panthoidischen kämpfer,
Atreus söhn Menelaos, und raubt' ihm die prangende rüstung. 60
Jezt wie ein low', im gebirge genährt, voll trozender kiihnheit ,
Hascht aus weidender heerde diekuh, die am schönsten hervorschien ;
Ihr den hacken zerknirscht er, mit mächtigen zahnen sie fassend,
Erst, dann schlürft er das blut und die eingeweide hinunter,
Und zerfleischt; rings stehen diehund' und die männer des hirten, 6s
Häufig und viel anschreiend von fernher » aber auch keiner^
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138 V ILIAS.
Wagt ihm entgegen zu.gehn; so fasste sie bleiches entsezent
Also wagt* auch keinem das mutige herz in dem busen.
Dort ihm entgegen zu gehn , dem rühmlichen held Menelaos.
Leicht enttrüg' ler nunmehr Euforbos prangende rüstung» ^o
Atreus söhn , wenti nicht ihn neidete Fobos Apollon ,
Der ihm den Hektor erregt'» in der kraft des stürmenden Ares:
Denn er erschien wie Mkntes an wuchs , der Kikonengebieter;
Und er begann tu jenem, und sprach die gefiügelten wonc:
Hektor , du rennst nun also einher, unerreichbares suchend, 75
Nach des Peleiden gespann , des feurigen ! Schwer sind die rosse
Jedem sterblichen manne zu bändigen, oder zu lenken,
Ausser Achilleus selbst, den gebar die unsterbliche mutter.
/yber indefs hat Atreus erhabener söhn Menelaos,
Als er Patroklos umging, dir den tapfersten Troer ermordet, 80
Panthoos söhn , Euforbos , den stürmischen mut ihm bezähmend.
Dieses gesagt, enteilte der gott in der männer getümmel.
Hektors finsteres herz umfing unermessliche wehmut.
Ringsum schaut' er nunmehr durch die Ordnungen ; plözlich erkannt' er
Ihn , der die prangende wehr sich erbeutete , ihn auf der erde SS
Ausgestrekt, dem das blut aus offener wund' hervorrann.
Rasch durch das vordergewühl , mit stralendem erze gewapnet.
Eilt* er, und schrie lautauf, wie die lodernde glut des Hefästos
Ungestüm* Wohl hörte den schmetternden ruf der Atreide;
Unmutsvoll nun sprach er zu seiner erhabenen seele: go
W^he mir! wenn ich anizt verlasse die prangende rüstung,
Samt Patroklos ) der hier, mein ehrenretter, dahinsank;
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SIEBZEHNTER GESANG. 139
Eifern wiid mir jeder der Danaer, welcher mich anschaut!
Wenn ich aber allein mit Hektor kämpf und den Troern,
Meidend die schmach; dann, sorg' ich, umringen mich einzelen viele; 95
Alle ja führt die Troer daher der gewaltige Hektor.
Aber warum doch bewegte das heri mir solche gedanken?
Wagt es ein mann, dem Dämon zum trox, mit d^m helden zu kämpfen»
Den ein himmlischer ehrt, bald rollt auf das liaupt ihm ein unheil.
Darum eifre mir keiner der Danaer, welcher mich siehet 100
Weichen vor Hektors macht; denn er kämpft in göttlicher obhut.
Wenn ich indefs nur Ajas, den rufer im streit, wo vernähme;
Beide wir kehreten dann , des freudigen kampfes gedenkend ,
Selbst dem Dämon zum troz, ob entziehn wir möchten den leichnam
Für den Peleiden Achilleus ; denn besserung wär'cs dem unglük. 105
Als er solches efwog in des herzens geist und empfindung;
Nahten bereits die Troer in schlachtreihn, folgend deni Hektor. '
Jezo^wich Menelaos hinweg, und verliefs den erschlagnen,
Rtikwärts häufig gewandt: wie ein bäniger löwe des bergwalds,
Welchen hund' und männer hinweg vom gehege verscheuchen iio
Rings mit speer und geschrei ; sein mutiges herz in dem busen
Schaudert ihm, und unwillig vom ländlichen hof entweicht er:
Also ging von Patroklos dei: bräunliche held Menelaos;
Stand dann zum feinde gewandt, da der seinigen schaarer erreichet,
Riftgs nach Ajas schauend, dem mächtigen Telamoniden. 115
Diesen erkannt' er sofort linkshin im gemenge der feldschlacht.
Wo er mit mut aufregte die freund', und ermahnte zu kämpfen ^
Denn unermefsliche schrecken iwregete Föbos Apollon.
Homers Ilias. II. Baad. I
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130 ILIAS.
Eilend lief er dahin, und bald ihm genahet begann er:
A'jJiS, her, o geliebter ! zum kämpf um den todten Pätroklos 120
Eilen wir; ob ja die leiche zu Peleus söhne wir bringen,
Nakt wie er ist ; denn die waffen entzog der gewainge Jiektor«
Also der held, und erregte das herz dem feurigen Ajas.
Schnell durch die vordersten ging er mit Atreus söhn Menelaos.
Hektor , nachdem er Patrpkios beraubt der prangenden rüstung, 125
Zog ihn, das haupt von der schulter zu haunmit schneidendem ene,
Uad den geschleiften rümpf vor die troischen hunde zu werfen.
Aja$ naht' ihm nunmehr, und trug den thiirmenden schild vor.
Schnell dann flüchtete Hektor zurük in die schaar dex genos&en,
Sprang in den sessel empor, und gab die prangende rüstung 130
Troern zur Stadt zu tragen, ihm selbst zum herlichen denkmal.
Ajas mit breitem schild den Menötiaden bedeckend,
Stand vor ihm, wie ein löwe vor seine jungen sich darstellt;
Väterlich führt er die schwachen einher , da begegnen ihm plöilkh
Jagende männer im forst; und er zürnt, wutfunkelndes blickes, 13S
Zieht die gerunzelten brauen herab, und dekt sich die äugen:
Also erschien dort Ajas, den held Patroklos umwandelnd.
Atxeus söhn auch drüben , der streitbare held Menelaos ,
Stellte sich dar, sein herz von unendlichem grame belastet.
Glaukos nun, des Hippolochpssohn, des Lykier heerfiirst, 140
Schauete finster auf Hektor, und straft' ihn mit heftiger rede:
Hektor, an Schönheit ein held, der tapferkeit mangelt dir vieles!
Traun umsonst erhebt dich der rühm , dich zagdiden flüchtUng!
Sinn' izt nach» wie du selber die bürg und die veste vertheidigstj
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SIEBZEHNTER GESANG. 131
Du aHein mit dem volk, in Ilios grenze geboren! 14^
Denn der Lykier keiner bekämpft die Danaer künftig,
Euere Stadt xu beschirmen^ dieweil ja nimmer ein dank war,
Kasdos fort tu kämpfen d<n kämpf mit feindlichen männern !
Welchen geringeren mann vcrtheidigst du wohl in der heerschaar^
Sträflicher » da du Sarpedon , der gastfreund dir und genofs war, 150
Unbeschtixt den Achaiem zu raub und beute verliessest?
Der so o(t dir nuzen geschaft, der Stadt und dir selber,
Weil er gelebt? Nun za^st du sogar ihm die hunde zu scheuchenl
Dtum, wo einer mir noch der lykischen männer gehorchet,
Kehren wir heim, und Troja versinkt in grauses verderben l 155
Denn wenn jezt die Troer entschlossene kiihnheit beseelte,
^ Unverzagt, wie männer sie kräftiget, die für die h'eimat
Gegen feindliche männer des kriegs arbeiten erdulden;
Würden wir bald Patroklos hinein in Ilios ziehen.
Und wenn dieser nur erst in des herschenden Priamos veste' 160
Käme , der todt hinsank , und wir dem gefecht ihn entzögen ;
Würden alsbald die Argeier Sarpedons prangende rüstung
Lösen , auch führeten wir ihn selbst in Ilios veste.
Denn es sank der genols des gewaltigen, welcher voranstrebt
Allen in Argos Volk, dem stürmen zum kämpf die genossen* 165
Und nicht dem Ajas einmal, dem mutigen, hast du gewaget
Fest mit geheftetem blicke zu stehn in der feinde getümmel«
Noch gradan zu kämpfen ; denn weit an tapferkeit ragt et !
Finster schaut' und begann der heimumflatterte Hektor:
Glaukos 9 wie hast du, ein solcher, so Übermütig geredet? 170
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13* I L I A S.
Wahrlich, mein freund, ich glaubte,, du wär&t verständig vor andern,
Welche durch Lykia rings hochschollige äcker bewohnen.
' Jezo tadr ich dir gänzlich den einfall, welchen du vorbringist;
Der du sagst, nicht steh* ich dem übergewahigen Ajas.
Niemals gab Mir grauen die scblacht und das stampfen der rosse ! 1*75
Aber mächtiger stets ist Xeus des donnerer^ rathschlufs :
Der auch den tapferen mann fortscheucht, und den sieg ihm entwendet»
Sonder muh; dann wieder ihn selbst antreibt zum gefechte.
Aber wohlan, trit näher, mein freund, und schaue mein thun an:
Ob ich den ganzen tag ein zagender sei, 'wie du jredest; iSo
Ob auch der Danaer manchen, und streb* er in freudiger kühnheit.
Hemmen ich werde vom kämpf um den hingesunknen Patroklos !
Dieses gesagt, ermahnt' er mit hallendem rufe die Troer:
Troer, und Lykier ihr, und Dardaner, kämpfer der nähe.
Seid nun mann er, o freund', und gedenkt einstürmender abwehr; 1S5
Bis ich mir selbst anlege des tadellosen Achilleus
Schönes geräth, das Patroklos vertilgeter kraft ich geraubet.
Also rief, und enteilte, der Iielmumflatterte Hektor^
Aus der erbitterten schlacht, und erreicht* im lauf die genossen
Bald, nicht ferne davon, mit hurtigen füssen verfolgend, 190
Welche zur Stadt hintrugen die herliche wehr des Achilleus.
Jezo entfernt vom Jammer der feldschlacht , tauscht* er die waffen ;
Gab dann seine zu tragen in Ilios heilige veste
Troja's kriegrischen söhnen , und zog die unsterbliche wehr an ,
Sein des Peleiden Achilleus, die göttliche Uranionen 195
Peleus dem vater geschenkt ; der reichte sie wieder dem söhne ,
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SIEBZEHNTER GESANG, 133
Altend; doch nicht der «ohn ward ah in den waffen des vaters«
Als so entfernt ihn schaute der herscher im donnergewölk Xeus,
Wie er Achilleus wafFen, des göttergleichen, sich anzog;
Ernst bewegt' er dashaupt, und sprach in der tiefe des herzen«: 200
Armer, ach! nichts ahndet dir noch von gedanken des todes^
Der schon nahe dir ist! Du zeuchst die unsterbliche wehr an.
Sein des erhabenen mannes, vor dem auch andere zittern!
Ihm den gj^ossen erschlugst du , so sanftgesinnt und so tapfer ;
Auch die wehr, nicht der Ordnung gemäfs, von haupt ihm und schultern
Raubtest du! Dennoch will ich dir jezt siegsehre verleiheq, 206
Defs zum vergelt, weil nicht dir kehrenden aus dem gefechte
Grüssend Andromache löst die gepriesene wehr des Achilleus !
Also sprach, und winkte mit schwärzlichen brauen Kronion«
Hektors leib umschlossen die rUstungen ; stürmend durchdrang ihn 210
Ares kriegrischer geist, und innerlich strozten die glieder
Ihm voll kraft und gewalt. Xu den rühmlichen bundesgenos&en
Ging er mit lautem geschrei; und allen erschien er wie ähnlich,
Leuchtend im waifenschmuk des erhabenen Peleionen.
Rings das gedräng' umwandelnd, ermuntert* er jeden mit zuruf: 215
Mesthles dort, und Glaukos, Thersilochos auch, und Medon,
Auch Deisenor, Hippothoos auch, und Asteropäos,
Chromios auch , und Forkys , und Ennomos , kundig der vögel ; :
AUe sie trieb er zum kämpf, und sprach die geflügelten worte:
Hört^ unzählbare stamm' umwohnender bundesgenossen ! 220
Nicht weil menge des volks ich verlangete, oder entbehrte,
Hab' ich rings euch daher aus eueren Städten versammelt^
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134 ILIAS«
Nein cfafs Troja's wcibcr und noch unmündige kinder
Freudiges muts ihr schinntet vor Arges kriegrischen völkcm,
Densen besorgt, erschöpf ich durch kriegessteuer und speise 225
Unser volk, und streb' euch allen das heri lu ermuntern«
Drum nun grade hinein euch gewandt, und entweder gestorben,
Oder heil euch erkämpft! denn das ist der wandel des krieges!
Wer jedoch den Patroklos, auch nur den erschlagenen, gleichwoW
Her zu den leisigcn Troern mir xicht, und den Ajas lurüktlrängt ; 230
Dem erthcir ich die hälfte der beut', und die hälfic behalt' ich
Selbst mir; dann wird rühm, wie der meinige, stets ihn erheben.
Hektor sprachs ; und gerad' in die. Danaer drangen sie machtvoll,
Alle die lanzen erhöht, und getrost im hcrxcn von hofnung,
Wegxuiiehn den todten vom Telamonier Ajas: 235
Thörichtc! vielen umher auf dem leichnam raubt* et das leben.
Jcxo redete Ajas zum rufer im streit Menelaos :
Trautester, o Menelaos, du göttlicher! nimmer, erwart' ich,
Freuen wir noch uns selber der heimkehr aus dem gefechtc!
Nicht so sehr nun sorg' ich um unseren todten Patroklos, 240
Der bald sättigen ^mufs der Troer hund* und gevögel;
Als um mein eigenes haupt ich besorgt bin, was es betreffe.
Und um deins! da des krieges gewölk rings alles umdunkelt,
tiektor; und uns mit schrecken daherdroht grauses verderben!
Auf denn, und rufe den beiden der Danaer, ob man es höre ! 245
Sprachs; und willig gehorchte der rafer im streit Menelaos;
Laut nun scholl sein durchdringender ruf in das beer der Achaiei:
Freunde, de« volk« von Argo« erhabene fiijsten und pflcger,
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SIEBZEHNTER GESANG. 135
Die ihr um Atreus söhn' Agamemnon und Menelaos
Trinkt vom weine des volks, und gebot austheilet, ein jeder 250
Eigenem volk, von Zeus mit tuhm und ehre verherlicht!
Doch mir ists unmöglich herauszuspähen die fiihrer»
Jeden im heer; xu heftig entbrannt ist die Qamme des krieges!
Komme denn jeder von selbst, und fühle die schmach in der seele,
Dafs Patrokios liege, den troischen hunden ein labsal!^ 255
Jener sprarhs ; wohl hört' ihn der schnelle söhn des Oileus.
Dieser zuerst kam näher, im lauf durch die wafFcnentscheidung ;
Dann Idomeneus selbst, und Idomeneus kriegesgenofs auch,
Held Meriones, gleich dem männermordenden Ares.
Doch der anderen namen^ wer könnt* im geiste sie nennen, 260
Aller , die jezt nachfolgend die Schlacht der Achaier erwekten.
Vor nun drangen die Troer mit heerskraft, folgend dem Hektor,
Wie wenn laut an der mündung des himmelentsprosseneh Stromes
Braust cUc gewaltige flut, die heranwogt: rings dann die äussern
Fels engestad* auftosen, mit weithin sprizendem salzschaum: 265
So -war der Troer getön, da sie wandelten. Doch die Achaier
Standen fest um Menötios solin , einmütiges herzens ;
Und crzstärrende schild' umzäunten sie. Ihnen umher nun
Über die leuchtenden ^elme verbreitete nächtliches dunkel
Zeus: nie hatt' er zuvor Menötios söhn ja gehasset, 270
\V"eiI er lebt', ein genofs des äakidischen renners ;
Auch ein gräuel ihm wars, dafs troischen hunden zum raube
l,age der hcld: drum ihm zur vcrtheidigung sandt' er die freunde.
Trojas söhn' izt drängten die freudigen krrcger Achaia's,i
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J
13$ ILIAS.
Dafj» von der Iciche hinweg sie entzitterten ; keinen indels auch 2*75
Mordet* ein speer der Troer, wie sehr sie strebten in kampFgier.
Aber sie xogen den todten; doch wenige frist nur entfernt ihm.
Sollten die Danaer sein: denn sogleich hatt' alle gewendet
Ajas, der hoch an gestak, und hoch an thaten hervorschien
Kings im Danaervolk, nach dem tadellosen AchiUeas. 2S0
Gradan stürmt' er durchs vordergefccht , wie ein trozender eher
Einbricht , der im gebirg Jagdhund' und rüstige Jäger'
leicht aus einander zerstreut, durch die waldigen thalesich wendend:
Also Telamons edles gcschlecht, der stralende Äjas,
Leicht , da hinein er stürzte , zerstreut* er der Troer geschwader, 28S
Welche rings den Patroklos umwandehen, gieriges herzens.
Ihn zur eigenen veste zu ziehn, und rühm zu gewinnen.
Siehe, Hippothoos nun, der söhn des pelasgischen Lethos»
7.0g am fuls ihn hinweg durch schrekliches wafifengetümmel;
Denn er umband mit dem riemendie sehnen ihm unten am knöchel, 25)0
Hektorn und den TrQern gefällig zu sein ; doch sofort ihm
Nahte das weh, dem ihn keiner entrifs der strebenden freunde.
Denn der Telamonide, dahergestürmt durch den aufruhr.
Schlug ihm nahe den speer durch des hclms erzwangige kuppel ;
Und es zerbarst der umflatterte heim um die scharfe des Speeres, 295
Durch von det mächtigen lanze gehaun und der nervichten rechte;
Siehe, da sprang das. gehim an der röhre des speers aus der w^^nde
Blutig hervor : schnell lösten die kräfte sich ; und aus den händen
Liefs er Patroklos fufs , des hochgesinnten , zat erd* hin
Sinken; zunächst ihm sank er aucl^ selbst vorwarf auf den l^ichnapü, 30Q
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SIEBZEHNTER GESANG. 137
Weit entfernt von Larissa, der scholligen; aber den eitern
Lohnet' er nicht die pRege ; denn kurz nur blühte das leben
Ihm, da vor Ajas speer, des mutigen helden, er hinsank.
Hektor xielt* auf Ajas , und warf die blinkende lanze.
Zwar er selbst vorschauend vermied den ehernen wurfspiefs, 3^5
Kaum ; doch Schedios traf et , den Ifitos stärke gezeuget ,
Ihn des fokäischen Volkes gewaltigsten, der in der edlen
Panopeus h'äuser bewohnt', und Viel der männer beherschte:
Mitten am Schlüsselbein erzielt' er ihn, dafs, ihn durchbohrend »
Scharf die eherne spiz' an der oberen schulter hervordrang; 310
Dumpf hin kracht' er im fall, und es rasselten um ihn diewaffen.
Ajas, dem Forkys genaht, dem feurigen söhne des Fänops,
Der um Hippothoos kämpfte, durchstiefs ihm den wölbenden panier,
Mitten am bauch, dafs schmetternd ins eingewcid* ihm die spize
Taucht*; und er sank in den staub, mit der hand den boden ergreifend. 315
Riikwärts wichen die ersten des kampfs, und der stralende Hektor«
Aber die Danaex schrien lautauf, und entzogen den Forkys
Samt des Hippothoos leich', und lösten die wehr von den schultern.
Bald nun waren die Troer vor Argos kriegrischen männern
Ilios zugeflohn ,' durch olinmacht alle gebändigt; 3x0
Und rühm hätten gewonnen die Danaer, gegen das schiksal
Xeus , durch eigene kraft und gcwalt. Doch selber Apollon
Xrieb den Aneias zum kämpf, dem Perifas ähnlich erscheinend ,
Epytos söhn, dem herold, der ihm bei dem grauenden vater
Grau geworden im dienst, liebreich und verständiges herzens : 32$
pesien gestalt nachahmend , begann dcx )xcnchcr Apollon;
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138 • ILIAS.
O wie schüft ihr, Aiieias, auch troz «cn unsterblichen, rettunf
llios thlirmcnder bürg? wie ich andere mähner gesehen ,
Ihrer kraft und gewah und m'ännlichem mute vertrauend ,
Und zahllosem gefolge der furchtverachtenden vöIker! 330
Uns gew'ahret ja Zeus weit günstiger, als den Achaiem,
Siegesruhm; doch ihr selber entbebt scheu, ohne zu kämpfen!
Sprachs; und Aneias erkannte den treffenden Föbos Apollon,
Schauend« sein ange&icht; da ersrfoU zu Hektor sein ausruf:
Hektor, und ihr, der Troer gewaltige, und der genossen, 335
Schande doch wäre das nun , vor Argos kriegrischen männern
llios zuzufliehn, durch ohnmacht alle gebändigt!
Aber es sagt auch zugleich ein unsterblicher, neben mir stehend,
Zeus , der ordner der weit, sei unser schirm in der feldschlacht!
Drum gradan in der Danaer heer ! nicht müssen sie ruhig 340
^ Dort den schiffen sich nahn mit dem leichnam ihres Patroklos !
Sprachs; und weit vorspringend den vordersten,stand er zum kämpfe.
Sie nun wandten die stirn*, und begegneten kühn den Achaiem.
Aber Aneias durchstach den Leiokritos dort mit der lanze.
Ihn des Arisbas söhn, Lykomedes edlen genossen. 34S
Seinen fall betraurte der streitbare held Lykomedes;
Nahe trat er hinan, und schofs die blinkende lanze;
Sieh , und Hippasos söhne , dem hirten des volks Apisaon ,
Fuhr in die lebcr das erz, und löst* ihm die strebenden kniee:
Der aus Paonia kam, dem land* hochscholliger äcker, 350
Und nach Asteropäos der tapferste kämpft' in der heerschaar.
Seinen fall betraune der streitbare Asteropäos;
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SIEBZEHNTER GESANG. . 139
Üradan drang nun auch dieser, die Danaer kühn zu bekämpfen;
\ber umsonst: denn rings mit geschlossenen Schilden umxHunet,
Standen sie all' um Patroklos, gestrekt die ragenden lanzen. 355
\ja.s, stets geschäftig, umeilte sie, vieles ermahnend:
Weder zurük von dem todten verstattei' er einem zu weichen,
Weder hervorzudringen zum kämpf vor den andren Achaicrn ;,
Sondern dicht zu umwandeln die leich', und nahe zu kämpfen.
Also gebot dort Ajas, der mächnge; ab« gcröthet 360
Flofi die erde von blut, und es tauineltcn über einander
Todte zugleich der Troer und mutigen bundesgenossen ,
Danaer auch; nicht gingen sie ohne blut aus dem kämpfe;
Doch viel weniger sanken sie hin : denn sie dachten beständig,
Sich im gedräng' einander den schreklichen mord zu entfernen. 365
So dort tobten wie feuer die kämpfenden. Keiner erkannt' izt,
Ob am himmel die sonn' unversehrt sei , oder der mond noch.
Denn von dunkel umhüllt im gefecht rings waren die tapfern,
Die um Menötios söhn, den hingesunkenen, standen.
Doch die anderen Troer und erz umschienten Achaier 3*70
Stritten frei in der helle des tags; denn es stralete ringsum
Brennender Sonnenschein, und gewölk beschattete nirgends
Weder feld noch gebirg'. Auch pflegten sie oft vom gcfechte
Auszuruhn, und zu meiden die bitteren todesgeschosset
Weit von einander gestellt. Doch die mittleren duldeten Jammer 3*75
Dort im dunkel und kämpf, und gequält vom grausamen erze
Waren die beiden gesamt. Nur zween noch hörten den ruf nicht,
Hochgcprics^nc männer, Antilocho? und Thrasymcdc«,
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I40 ILIAS^
Dafs Patroklos sank, der untadliche; sondern sie wähnten,
Dafs noch lebend im vordergewühl er die Troer bekämpfte. 381
üeid* auFmeiksam verhütend den tod und die flucht der genossen,
Statten sie fern in der schlacht: denn so ermahnete Nestor,
Als er zum kampF sie cniliefs von den dunkelen scbifTen Achaias.
Jene den ganzen tag wetteiferten heftig in mordiust, '
Tobender stets; von arbeit und triefendem schweifse beständig 3S5
Wurden die knie' und die schenke! und unteren fiifse der streitei,
Wurden die hünd' und die äugen im wütenden kämpfe besudelt,
Um den edlen genossen des äakidischen renners.
Wie wenn ein mann darreichte die haut des gewaltigen stieres,
Dafs sie die knecht' ausdehnen, mit schmeidigem fette getränket ; 390
Sie nun nehmeh die haut, und ziehn, aus einander sich stellend,
Ringsumher , bis die nässe verschwand , und die fettigkeit eindringt,
Weil sich viel' anstrengen , und ganz sie im ziehen sich ausdehnt:
So auch dort mit einander auf wenigem räume den leichnam
Zogen sie bin und her; denn fest vertrauten die männer 39S
Troja's , weg ihn zu führen gen Ilios , doch die Achaier ,
Xu den gebogenen schüfen ; und ringsum tobte der aufruhr
Fürchterlich: selbst nicht Ares der wüterich, oder Athene,
Hdtt' ihn schauend getadelt, wie sehr auch der zorn sie entflammte.
So schuf Zeus um Patroklos den manne rn dort und den rossen 400
Jenes tags arbeiten und schreknisse. Aber noch gar nichts
Wusste vom tod des Patroklos der göttergleiche Achilleus;
Denn weit kämpften die beer' entfernt von den, blutigen schiffen,
Unter der mauer der Stadt. Drum hoft' er nimmet im geiste»
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SIEBZEHNTER GESAN.G, 141
Foclt ihn , sondern lebend , sobald er den thorcn genahet , 405
Wiederkehren zu sehn: denn das auch hoft' er mitnichten,
Dafs er die Stadt einnähme , aicht sonder ihn , noch ihm gesellet.
Oft ja vernahm er dies ingeheim von der göttlichen mutter,
Wann sie ihm anvertiiiute den rath des grossen Kronion;
Doch auch dann verschwieg sie dasschrekliche, was ihm bevorstand,4io
Mutterlich: dafs ihm anjezt der geliebteste sank der genossen.
Jene stets um den todten die spizigen lanzen erregend,
Tobten zusammengedrängt, und würgten sich unter einander.
So nun redete mancher der erzumschirmten Achaier:
Freund, fiirwahr nicht folget der rühm uns, kehren wir jezo 415
lu den geräumigen schiffen! O nein, eh schlinge der erde
Schwarzer Schlund uns hinab! Das war' uns besser in Wahrheit;
Als wenn Den wir verlassen den gaulbezähmenden Troern,
Dafs sie zur eigenen Stadt ihn ziehn , und rühm sich gewinnen !
Also sprach auch mancher der übermütigen Troer: 420
Freund*, und war' uns bestimmt, bei diesem manne zu sterben.
Alle zugleich*; nie dennoch entziehe sich einer dem kämpfe!
So dort redete mancher, den mut des genossen entflammend.
Also bekämpften sich jen'; und eisernes dumpfes geprassel
Scholl zum ehernen himmel empor durch die wüste des äthers. 425
Aber Achilleus rosse, die abwärts standen dem Schlachtfeld,
Weineten, als sie gehört , ihr 'wagenlenker Patroklos
Lag' im staube /gestrekt von der hand des mordenden Hektor«
Ach Automcdon zwar, der tapfere söhn des Diorcs,
Strebte sie 6h mit der geissei geschwungenem schlag zu beflügeln, 430
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144 ILIAS.
Oft mit schmeichelnden Worten ermahnet* er , oft auch mit drohung;
Doch nicht heim zu den schifien am breiten Hellespontos
Wollten Me gehn, und nfcht in die feldschlacht zu den Achaiein:
Sondern gleich der seule, die unbewegt auf dem hügel
Ein£S gestorbenen mannes emporragt, oder des weibes; 43;
Also standen sie fest» vor dem prangenden sessel des wagens,
Beid' ihr haupt auf den boden gesenkt; und thränen entflossen
Heifs von den wimpern herab den traurenden» welche des ienkes
Dachten mit sehnendem schmerz; auch sank die blühende mihm
Wallend Kervor aus dem ringe des jochs » mit staube besudelt. 440
Mitleidsvoll nun sähe die traurenden Xeus Kronion;
JErnst bewegt' er das haupt, und sprach in der tiefe des herzcns:
Arme, warum doch schenkten wir euch dem könige PeUus,
Ihm dem sterblichen euch, unalternd beid* und unsterblich?
Etwa dafs gram ihr ertrügt mit den unglükseligen menschen? 44}
Denn kein anderes wesen ist jammervoller auf erden.
Als der mensch, von allem, was leben haucht und sich reget.
Aber umsonst hoft Euch vor dem kunstreich prangenden wagen
Hektor, Priamos söhn, zu bändigen; nimmer gestatt' ichs!
Nicht genug, dafs die waSfen er hat« und eitel sich rühmet? 45<^
,£eiden kraft in die kniee gewähr', ich euch, und in die herzen.
Dafs ihr Automedon auch, den geretteten, tragt aus der feldschlacht
Xu d^n geraumigen schiffen. Denn rühm noch schenk' ich den Tioerfli
Niederzuhaun , bis sie nahn den schöngebordeten ichifiTiin»
Bis die sonne, sich senkt , und heiliges dunkel heraufzieht. MSS
Also Xeus ; und die rosse mit edeler .stärke beseelt' er«
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N
SIEBZEHNTER GESANG, 145
Beide, nachdem von den mahnen den staub kie zur erde geschüttelt,
Sprengten sie rasch mit dem wagen in Troer hinein und Achaier.
^ber Automedon kämpfte, betrübt zwar um den genossen»
Stürmend im flugdes gespanns , wie ein gtier gestürzt in diegänse : 460
Leicht nun floh er zurük vor dem troischen männergetümmel » .
Leicht dann stürmt' er hinein in die dichtesten häufen verfolgend.
Doch nicht mordet* er mlinner, wann ungestüm er hinandrang.
Denn ihm wars unmöglich , aHein in dem heiligen sessel ,
Herzuschwingen die Ianz\ und die hurtigen rosse zu lenken. 465
Endlich nunmehr erblikt' ihn Alkimedon dort mit den äugen,
Sein genofs , ein söhn des Amoniden Laerkes ;
Hinter den wagen gestellt des Autome.Ion, redet' er also't
Welch ein gott, Automedon, w^irs, der den nichtigen vor^az
Dir in dieseele gelegt, und entwandt die gute besinnung? 470
Dafs «o gegen die Troer du kämpfst im Vordergetümmel.,
Einzeln, da todt der genofs dir hinsank, und mit der riistung
Hektor selbst um die schulter einherprangt , sein des Achilleus!
Aber Diores söhn Automedon rief ihm die antwort :
Wer doch, Alkimedon, wcifs gleich Dir von allen Achaiern, 475
Dieser unstetblichen ross' unbändigen ii>ut zu bezähmen;
Ausser. Patroklos allein , der himmlischen ähnlich an rath war ,
Weil er lebt'? izt aber ereilet' ihn tod und Verhängnis.
Auf denn, die g^issel sofort und die kunstreich prangenden zügiel
Nim; ich selbst verlasse die rosa', und warte des kämpfe«, 480
Sprach5;und Alkimedon rasch in den wagendes Streits sich erhebend,
FaiJste die geiss^l sofort und das schöac gezäum in die bände.
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144 ILIAS.
Aber dem äcsscI entsprang Automedon. Diesen bemerkt' ixt
Hektor, und redete schnell zu Anclas, der ihm genaht war;
Edler Piir^t, Aneias« der erxumpanzerten Troer, 485
Schau y dort seh* Jch die rosse des äakidischen renners
Wild in die Schlacht vorsprengen mit sehr unkriegrischen lenkem.
Darum hoff* ich beinah, wir nehmen sie, wenn du nur selber
Solches begehrst: denn nimmer, sobald wir b^ide bestürmen,
Wagen sie , uns entgegen gestellt , des gefechtcs entscheidung. 49c
Hektor sprachs; ihrn gehorchte der tapfere söhn des Anchisei.
Gradan stürmten sie beid*; und mächtige schiide von stierhaut
Dekten sie^ dürr und gedrängt, und umlegt mit starrendem enc.
Chromio^, ihnen gesellt, und Aretos, ähnlich den göttern.
Folgten zugleich; denn sicher, vertrauten sie, würden erlegt sein 49J
Jene beid*, und entführt das gespann hochhalsiger rosse:
Thörichte ! traun nicht Rollten sie ohne blut aus dem kämpfe
Heim von Automedon kehren. Sobald er gefleht zu Kronion,
Ward mit kr;ift und gewalt sein finsteres herz ihm erfüllet.
Schnell zum treuen genossen Alkimedon redet* er also: 5G0
Ja nicht ferne von mir, Alkimedon, halte die rosse,
«
Sondern dicht mir am rücken die schnaubenden ! Nimmer vermut' idii
Hektor , iPriamos söhn, werd' izt der gewalt sich enthalten, .
Eh er Achilleus rosse, die schöngemähneten , lenket.
Weil wi^ bluten im staub', und in flucht hinscheucht die geschwader 50$
Argos; oder auch selbst in dem vordersten männergewühl ^inkt*
Sprachs, und die Ajas berief er, und Atreus söhn Menelaos
A]as beid*, heerfuhrer der Danaer, und Menelaos ,
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SIEBZEHNTER GESANG. 145
Ihn den gestorbenen nun vertraut den tapfersten allen t
Dafs sie rings Hin umgehn , und die reihn abwehren der männer ; 510
Nur von uns, die leben ^ entfernt den tag des Verderbens!
Denn dort drängen heran durch Jammer und graun des gewiirgec
HektoT samt Äneias> die tapfersten beiden von Troja!
Aber solches ruht ja im schoos der seligpn götter!
Ich auch sende den speer; für das übrige sorge Kronion! 515
Sprachs^ und im Schwung' entsandt' er die weithinschattende lanze;
Und er traf dem Aretos den sd^ld von gerundeter Wölbung :
Und nicht hemmete solcher den speer; durch stürmte das erz ihm
Unten hinein in den bauch, den künstlichen gurt durchbohrend..
Wie wenn ein blühender mann mit scharfer axt in den bänden 20
Hauend den nacken des stidrs, des geweideten , hinter den hörnern^
Ganz ihm die sehne durchschnitt, und der sder aufspringend hinabsank :
Also sank aufspringend in staub er zurük; und der wurfspiefs,
Welcher ihm scharf die gedärme durchwütete, löste die glieder.
HektOT schwang auf Automedon jezt die blinkende lanze ; 525
Jener indels vorschauend vermied den ehernen^*Vurfspiefs ,
Vorwärts niedergebükt ; da flog det gewaltige speer ihm
Über das haupt in die erde, dafs hinten der schaft an dem Speere
Zitterte; doch bald ruhte die kxaft des mordenden erzes.
Jext mit dem schweit auch wären in nahem kämpf sie begegnet , 530
Hätten die Ajas nicht auseinander getrennt die entbrannten ^
Die durch gedi-äng' herkamen, da laut der genois sie anrief.
Abgeschiekt von diesen, enteileten wieder von dannen •
Hcktor samt Aneias, und Chiomios, göttlicher bildung;
Homers llias. II. Band. ^ K
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146 ILIAS.
Und sie ^erliessen Aretos daselbit» der zerrissenes herzens 535
Lag; Automedon drauf , dem stürmenden Ares vergleichbar,
Raubte das waffengeschmeid*, und rief frohlockend die worte:
Ha! ein weniges doch um den tod des edlen Patroklos
Labt* ich vom Jammer das herz , den schlechteren zwar nur ermordend!
Sprachs , und legt* in den wagen den raub der blutigen rüstung, 540
Trat dann selber hinein, die fuss* und die hände von oben
Blutbeflekt, wie ein löwe, vom mächtigen stiere gesättigt.
Wieder begann um Patroklos mit heftiger wut die entschcidung,
Schreklich und thränenwerth : denn es wekte den kämpf Aibenäa,
Welche dem himmel entstieg, von Zeus dem vatcr gesendet, 545
Argos Volk zu entflammen; denn jezo wandte sein herz sich.
^ Wie wenn den purpurnen bogen den sterblichen weit an dem himmd
Zeus ausspannt, ein zeichen zu sein, entweder des krieges,
Oder des wintersturms , des schaudrigen, welcher die arbeit
Hemmt der menschen im Feld' , und die blockende heerde betrübet : 550
Also trat, umhüllt mit purpurner wölke, die göttin
Unter Achaias volk, und ermunterte jeglichen streitar.
Siehe, zuerst Menelaos , dem göttlichen, rief sie ermahnend,
Atrcus tapferem söhne, denn dieser stand ihr am nächsten,
Ahnlich sie ganz dem Fönix an wuchs und gewaltiger stimme : 555
Dir wirds traun , Menelaos , zur schmach und daurenden schände
Ewig sein, wo Achilleus , des herlichen, treuen genossen
Unter Ilios mauren die hurtigen hund' umherziehn!
Auf denn , heran mit gewalt, und ermuntere j(^glichen kämpfer?
Ihr antwortete drauf der rufer im streit Menelaos: 560
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SIEBZEHNTER GESANG. 147
Fb'nix, vater und greis , ehrwürdiger, wenn doch Athene
Kraft mir wollte verleihn, und wehren dem stürm der geschosse!
Gern dann war' ich bereit, ihm beizustehn und zu helfen.
Unserem freund ; denn es drang mir Patroklos tod in die seele !
Aber es tobt ja Hektor wie loderndes feuer, und ruht nicht, 565
Nlederzuhaun mit dem erz; weil Ihm Zeus ehre gewähret!
Jener sprachs; froh aber war Zeus blauäugige- tochter,
Weil ihr selbst er zuerst vor den himmlischen allen geflehet.
Diese stärkt* ihm die schultern mit kraft und die strebenden kniee ,
Und in das herz ihm gab sie der flieg' unerschrockene kiihnheit : 570
Welche , wie oft sie inuner vom menschlichen leibe gescheucht wird 9
Doch anhaltend Ihn sticht, nach menschenblute sich sehnend:
So ausharrender troz erfüllte das finstere herz ihm.
Schnell zu Patroklos eilt* er, und schwang die blinkende lanze.
Unter den Troern war ein söhn des Eetion Podes, 5'j5
Reich an hab* und edel ; auch ehrt^ ihn Hektor am meisten
Unter dem volk; denn er war ihm lieber gePährt und tischfreund:
Diesen traf an dem gurte der bräunliche held Menelaos ,
Als er zur flucht sich gewendet^ und ganz durchbohrte das eiz ihn ;
Dumpf hin kracht' er im fall. Doch Atreus söhn Menelaos 580
log die leich' aus den Troern hinweg in die schaar der genossen.
Hektom nahte sofort, und ermunterte, Föbos Apollon,
Fiinops, Asios söhn', an gestalt gleich, welcher vor allen
Gästen geliebt ihm war, ün haus in Abydos bewohnend;
Diesem gleich, ermahnt;' ihn der treffende Föbos Apollon: 585
HcKtor^ o wer mag künftig im Danaarvolke dich scheuen,
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-148 ILIAS>
Da dich so Menelaos zurükschrekt ? er, der zuvor ja
Weichlich War in der Schlacht, jezt aber allein aus den Troern
Weg den erschlagenen führt! Auch schlug er den treuen genossen,
Welcher im vorkampf glänzte, den söhn des Eetion Podcs! 590
Sprachs ; und jenen umhüllte der Schwermut finstere wölke.
Schnell durch die vordersten ging er , mit stralendem crzegewapnet.
Siehe, da nahm Kronion die quastumbordete Agis»
Hell von glänz; und den Ida in dunkele wölken verhüllt' er,
Blizt' und donnerte laut,, und erschütterte mächtig die Ägis. 595
Sieg nun gab er den Troern , und schrekte zurUk die Achaier.
Erst der Böotierfiirst Pen^leos kehrte zur flucht um;
Denn ihm traf in die Schulter , da vorwärts immer er andrang ,
Oben ein streifender speer ; doch rizte das fleisch bis zum knochen
Ihm des Polydamas erz ; denn der warf nahend im anlauf. 600
Nahend dem Leitos dann stach HektOf die hand an dem knöchel,
Ihm des erhabnen Alektryons söhn, und hemmte die kampflust:
Bang' umschauend entbebt' er; denn nie mehr hoft' er im geiste, 1
• I
Einen speer in der hand, mit Troja's volke zu kämpfen. '
Hektorn schwang Idomeneus jezt, da er Leitos nachlief» 605
Seinen speer auf den hämisch, gerad' an der warze des busens;
Doch ihm brach an der ose der Schaft; und Troergeschrei 5choIL
Jener sdiwang auf Idomeneus nun» den Deukalionen,
Welcher stand im geschirr; und sein zwar fehlt' er ein wenig:
Doch des Meriones freund und mutigen wagenlenker 610
Köranos , der aus Lyktos bevölkerter Stadt ihm gefolgt v^ar :
(Denn zu fu£i erst kam er', die ruderschiife verlassend ,
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SIEBZEHNTER GESANG* 149
Kreta*s fiirst, und er hätte mit sieg die Troer verherlicht»
Wenn nicht Köranos schnell die hurtigen^ rosse genähert;
Ihm zum heil erschien er, und wehrte dem grausamen tage» 615
Doch selbst sank er entseelt von der hand des mordenden Hektor:)
Den an backen und ohr durchschmettert' er; siehe, die zahn* aus
Stiels ihm der eherne speer , und ganz die. zunge durchschnitt er.
Und er entsank dem geschirr, und gofs die zügel zur erde.
Diese nahm Meriones schnell mit eigenen bänden 620
Niedergebükt aus dem staub*, und drauf zu Idomeneus sprach er:
Geisselc nun , dafs hinab zu den hurtigen schiffen du kommest !
Denn du erkennst ja selbst, nicht mehr sei der sieg der Achaier!
Sprachs ; und Idomeneus trieb das gespann schönmähniger rosse
Zu den geräumigen schiffen; denn furcht erfüllte das herz ihm. 625
Nicht unbemerkt wars Ajas , dem herlichen , und Menelaos ,
Dals nun Zeus den Troern gewährt den wechselnden siegsruhm«
Also begann das gesprach der Telamonier Ajas:
Jammer doch! jezo fürwahr kann selbst, wer blöd' an verstand' ist,
Schaun, dab Zeus der vater deii Troern ehre verleihet! 630
Denn von ihnen ja trift auch jedes geschofs, ob ein feiger,
Oder ein tapferer schwingt, und Zeus selbst lenket sie alle:
Aber Uns so umsonst entfallen sie alP auf die erde!
Auf denn, wir selbst nun wollen den heilsamsten jrath uns ersinnen:
Dafs den erschlagenen freund wir zugleich wegziehen , und selber 63s
Unseren lieben genos[sen zur freud' heimkehren vom kämpfe,
Welche daher wohl schauend sich ängstigen Tdenn sie vertraun nicht,
Dafs wir des mordenden Hektors gewalt und unnahbare bände
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j 50 I L 1 A S*
Fürdcr bcJtchn, nein «traks an den dunkelen schiiFen erliegen.
Wäre doch irgend ein freund , der schnell ansagte die botschaft 640
Peleus söhn; denn nichts ja, vermut' ich, hörete jener
Noch von dem jammergeschik , dafs todt sein trauter genofs sanL
Aber nirgend erscheint mir ein solcher im heer der Achaier ;
Denn es umhüllt ring» dunkel sie selber zugleich und die rosse!
Vater Xcus, o errctt' aus der dunkelen nacht die Achaier! 64s
Schaff uns heitre des tags, und gieb mit den äugen zu schauen!
Nur im licht vcrderb' uns, da dirs nun also geliebet!
Also rief er bethränt; voll mitleids schaut' ihn der vater.
Bald zerstreut* er das dunkel umher, und verdrängte den nebel;
Hell nun stralte die sonn', und die schlacht ward völlig erleuchtet. 650
Jexo redete Ajas zum rufer im streit Menelaos:
Spähe nunmehr, Menelaos, du göttlicher, ob du wo lebend
Noch Antilochos schaust^ den söhn des erhabenen Nestor.
Heifs ihn zu Peleus söhne, dem waltenden, schleunig hinabgchn»
Meldend das wort, dafs todt sein trautester freund ihm dahinsank. 655
Ajas sprachs ; ihm gehorchte der rufer im streit Menelaos ;
Eilt* und gieng , wie ein löwe voll wut vom ländlichen hofe »
Wann er zulezt ermüdet« die hund' und die männer zu reizen.
Welche nicht ihm gestatten , das fett der rinder zu rauben ,
Ganz durchwachend die nacht; er dort, des fleisches begierig, €60
Rennt gradan; doch er wütet umsonst; denn häufige speetc
Fliegen ihm weit entgegen , von mutigen bänden geschleudert ,
Auch helllodernde bränd'; und er zukt im stürmenden anlauf;
Dann in der dämmerung scheidet er weg, mit bekümmertem heizea;
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SIEBZEHNTER GESANG. 151
Also ging von.Patroklos der ruFer im streit Menelaos 66s
Sehr unwillig hinweg; denp er fürchtete, dafs die Achaier
In der entsexlichen angst zum raub* ihn liessen den feinden.
Viel dem Meriones noch und den mutigen Ajas gebot er :
Aja^ beid' ^ und Meriones du , heerfiihrer von Argos ,
Jezo seid der milde des jammervollen Patroklos 670
Eingedenk , der allen mit freundlicher seele zuvorkam ,
Weil er lebt' ; izt aber ereilet' ihn tod und Verhängnis !
Also sprach er, und ging, der bräunliche held Menelaos«
Mit umschauendem blik , wie ein adeler , welcher gelobt wird «
Scharf vor allen zu spähn ,- den luftdurchschweifenden vögeln; 675,
Dem auch nicht in der höhe der flüchtige hase verstekt ist
Unter umlaubtem gesträuch , wo er hindukt ; sondern auf jenen
Stürzt er herab, und erhascht ihn geschwind' , und raubt ihm das leben :
So hellstralend auch dir, o göttlicher held Menelaos»
Jt^oUten die äugen umher, durch die weite schaar der genossen, 6So
Ob du Nestors söhn noch irgendwo lebend erbliktest.
Diesen erkannt* er sofort linkshin im gemenge der feldschlacht »
Wo er mit mut aufregte die freund', und ermahnte zu kämpfen«
Nahe trat und begann der bräunliche held Menelaos:
Auf, Amilochos, kon^m, du göttlicher , dafs du vernehmest 68S
Unser jammergeschik , das nie doch möchte geschehn sein !
Zwar du «elbst, vermut' ich, mit eigenen äugen erkennend.
Weifst es schon, dafs ein gött unheil den Danaetn zuwälzt*
Aber den Troern sieg! Denn es sank Patroklos, Achaia's
Tapferster held , den schmerzlich die Danaer alle vermissen ! 690
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15» ILIAS*
Auf denn, schnell dem Achilleus, hinab zu den schiffen enteilend,
Melde das wort, ob er eilig zum schif errette den leichnam,
Nakt wie er ist; denn die Waffen entzog der gewaltige Hektor!
Sprachs; und schauer durchfuhr den Antilochos, als er es hörte.
Lange blieb er verstummt und sprachlos ; aber die äugen 695
Waren mit thränen erfiillt, und athmend stokt* ihm die stinune.
Gleichwohl nicht versäumt' er, was ihm Menelaos geboten;
Sondern enteilt', und dem edlen Laodokos gab er die riistun^,
Der, seingenofs, ihm nahe die stampfenden rosse dahertrieb.
Ihn den weinenden trugen hinweg aus dem treffen die Schenkel, 700
Peleus söhn* Achilleus das schrekliche wort zu verkünden*
Doch nicht dir, Menelaos, o göttlicher, strebte das herz nun,
Dort die freund' in der noth zu vertheidigen, wo er hinwegging,
Nestors söhn , den schmerzlich die Pylier ?ille vermissten ;
' Sondern jenen erregt' er den edelen held Thrasymedes; 705
Selber dann zu Patroklos, dem göttergleichen; enteilt' er,
Jezt /ZU den Ajas trat tt hinan, und redete schleunig:
Ihn zwar hab' ich hinab zu den rüstigen schiffen gesendet, '
Dafs er dem schnellen Peleiden verkündige; schwerlich iiidefs woM
Kommt er anjezt , wie sehr er auch zürnt dem göttlichen Hektor: 710
Denn nicht könnt' er ja doch wehrlos die Troer bekämpfen.
Aber wir selbst nun wollen den heilsamsten rath uns ersinnen:
Dafs den erschlagenen freund wir zugleich wegziehen, und sdba
Fern aus der Troer getöse den tod un'd das schiksal vermeiden.
Ihm antwortete drauf der Telamonier Ajas : 715 '
Wahrheit hast du geredet, gepriesener held Menelaos. I
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SIEBZEHNTER GESANG* 153
Selbst denn eil' und Meriones her» und nieder euch bückend ^
Tragt die erhobene leich' aus dem aufruhr. Aber wir andern
Halten im kämpf die Troer zurük und den göttlichen Hektor f
Wir, die gleich an namen, und gleich an mutiger seele» "jao
Immer vereint mit einander die wut des gefechtes erduldet*
Ajas sprachs ; da erhüben sie schnell von der erde den leichnam
Hoch empor mit gewalt; und es schrien die Troer von hinten
GraunvoU, als sie die leich* auf den armen ersahn der Achaier*
Gradan rannten sie nun,wie die hunde der jagd auf ein waldsch wein, 725
Ward es verlezt, hinstürzen, voran den blühenden Jägern;
Anfangs laufen sie zwar, es hinwegzutilgen verlangend;
Aber sobald es zu ihnen mit trozender stärke sich umkehrt, '
Weichen sie alle zurük , und zerstreuen sich dorthin und dahin t
Also die* Troer zuerst, in schlachtreihn folgten sie immer, 730
Zuckend daher die Schwerter und zwiefachschneidenden lanzen;
Aber sobald die Ajas herumgewendet zu ihnen
Standen, da wandelte jenen die färbe sich; keiner auch wagte ^
Vorwärts rennend im stürm , um den leichnam kämpf zu erheben.
Also trugen gestrengt den leichnam beid' aus der feldschlacht 7}^
Xu den geräumigen schüfen; und stets nach tobte des kiicgs wut\
Ungestüm, wie ein fcuer, die Stadt der männer durchstürmend,
Plözlich in flamm* aufsteigt und verbrennt; weg schwinden die häuser
Im hochlodernden glänz ; und hinein saust mächtig der Sturmwind :
Also scholl von den rossen und speergewapneten männern 740
Kastlos tobender lerm , die wandelnden immer verfolgend.
Sie, wie der mäuler gespanri, mit gewaltiger stärke gerüstet 1
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154 ILIAS. SIEBZEHNTER GESANG.
Schwer hinschleppt vom gebirg' auf steinigem piade den balken,
Oder den Isutenden blök xum schifbau ; aber ihr herx wird
Abgequält v^on arbeit und schweif hartringender miihsal : 145
Also trugen gestrengt die leiche sie. Aber von hinten
Wehrten die Ajas ab, wie die flut abwehret ein hügel,
WaldbekrKnzt , in die ebne sich ganz hinunter erstreckend;
Der auch gewaltiger ströme mit macht antobende fluten]
Hemmt , und sogleich sie alle zum lauf in andere thäler 150
Abscheucht ; denn nicht mag ihr strömender stürz ihn durchbrechen:
Also drängten die Ajas zurük anstürmende Streiter
Troja's; jene verfolgten, doch zween am meisten vor allen,
Held Aneias der Anchisiad\ und der stralende Hektor.
Dort wie die staar* in langem gewölk ziehn, oder die dohlen, '755
Allzumal aufschreiend, sobald sie den konunenden habicht
Sahn, der blutigen mord herbringt dem kleinen gevögel:
Also dort vor Aneias und Hektor flohn die Achaier
AlUumal aufschreiend im schwärm, und vergassen der kampflust
Viel auch des waifengeschmeides entsank ringsher um den graben 76»
^rgos fliehenden söhnen; und nicht waj ruhe der feldschlacbt.
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I L I A S.
ACHTZEHNTER GESANO.
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INHALT.
jtchiBeus jammert um Patroklos tod^ Thetis hört seinen eni'
scUu/s Hektar zu töäten, obgleich ihm bald nach jenem zu sterba
bestimmt sei 9 und ver hei/st ihm andere waffen von Hefästos. Da
Achaiern entreifst Hektar beinahe denleichnam; aber Achiüm^
der sich waffenlos an den graben stellt^ schrekt durch sein geschni
die Troer. Nacht. Den Troern räth Polffdämas, im die veste zu
ziehUf ehe AchiBeus hervorbreche : welches Hektar verwirft* Du
Achaier wehklagen um Patroklos t und legen ihn auf leichengewa%
de. Der Thetis schmiedet Hefästos die erbetenen waffen.
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J
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I L I A S.
ACHTZEHNTER GESANG.
A
Iso kämpften sie dort, wie lodernde fiammen des feuers»
!>och zu Achilleu« eilt' Antilochos schnell mit der botschaft«
[enen fiand er vom an des meers hochhauptigen schiffen ,
3em nachsinnend im geist« was schon zur Vollendung genaht war.
Jnmutsvoll pun sprach er zu seiner erhabenen seele: '5
Wehe mir doch! was fliehen die hauptundokten Achaier
Vieder mit angst zu den schiSFen, dahergescheucht im gefiide?
Venn nur nicht mir die götter zum gram vollenden das unglük.
Ig wie vordem mir die mutter verkündiget 9 und mir gesaget,
)afs, weil Ich noch lebte, der tapferste Myrmidon' einst 10
Jnter der Troer band das Ucht der sonne verliesse!
Vahrlich, gewifs schon starb Menötions tapferer spröfsling!
Vosci ! i<;h warnete ja , wann die feindliche glut er gewendet ,
ieim zu den schiffen zu gehn, nicht Hektor mit macht zu bekämpfen!
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/
158 ILIAS^
Ab er solches erwog in des herzens geist und empfindung;i|
Siehe, da kam ihm nahe dei söhn des erhabenen Nestor.
Heisse thränen vergiessend , und sprach die schrekliche bocschait:
Wehe mir, Peleus söhn, des feurigen, ach ein entsezlich
JammergQschik vemimst du, was nie doch möchte geschehn sein
Unser Patroklos sank ; sie kämpfen bereits um den leichnam , 2d
Nakt wie er ist; denn die wafien entzog der gewaltige Hektor!
Sprachs ; und jenen umhüllte der Schwermut finstere wölke.
Siehe, mit beiden bänden des schwärzlichen staubes ergreifend ^
Überstreut* er das haupt, und etitstellte das liebliche antliz;
Auch das ambrosische kleid umhaftete dunkele asche. S5
Aber er selber, grofs, auf grofsem bezirk, in dem staube,
I
Lag, und entstellete raufend mit eigenen bänden das haupthaar.
Mägde zugleich, die Achilleus erbeutete, samt Patroklos,
Laut, mit bekümmerter seel*', auf schrieen sie ; all' aus der thüie
Rannten sie vor um Achilleus, den feurigen, und mit den bänden 30
Schlugen sie alle die brüst, und jeglicher wankten die kniee.
Drüben Amilochos auch wehklagete, thränen vergiessend,
Haltend Achilleus händ', als beklemmt sein mutiges herz rang:
Denn er besorgt', ob die kehl' er sich selbst abschnitte mit eisen.
Fürchterlich weint' er empor. Da hört' ihn die trefliche mutter,3S
.Wo in des meers abgrUnden sie safs bei dem grauen erzeuger.
Lautauf schluchzte sie nun ; und die göttinnen kamen versammelt,
Alle, so viel Nereiden des meers abgründe bewohnten.
Dort war Glauke nunmehr, Kymodoke auch, und Thaleia,
Speio, Nesäa, und Thoe, und Hälia, herschendes blickes, ip
ch Aktäa, Kymöthoe auch, und Limn0reia,^OOgIe
ACHTZEHNTER GESANG, ^59
bleute dann 9 und lära, Amiithoe dann, und Agaue,
!)oto, Dynämene auch, und Protho, und Kaüianeira,
)ann Dexamene auch , Amfinome auch , und Ferusa ,
)ori5 , und Pänope dann , und edles ruhms Galateia , 45
)ann Nemertes , Apseudes zugleich, und Kallianassa;
)ort auch war laneira , und Klymene , auch lanassa ,
Ik'ra , und Oreithya , und schönumlokt Amatheia ; *
Ind wie viel Nereiden des meers abgriinde bewohntsnf
oil ward deren die grotte, die silberne; alle zugleich nun 50
ihlugen die brüst; und Theris begann die jammernde klage:
Hört mich all', ihr Schwestern, unsterbliche töchter des Nereus,
tafs ihr vernehmt den Jammer, wie viel mir die seele beiastet! ^
Ich mir armen, o mir unglüklichen heldenmutter,
ie ich den söhn mir gebar, so edeles sinns, und so tapfer, 55
xh vor helden geschmükt ! Er schwang sich empor, wie ein spröfsling;
id ich'Crzog ihn mit fleifs, wie die pflanz* im fruchtbaren acker;
auf in geschnäbelten schiffen gen Ilios sandt* ich daher ihn,
oja's Volk zu bekämpfen : doch nie empfang* ich ihn wieder ,
änn er zur heiitiat kehrt, in Peleus ragende wohnung! 66
er so lang' er mir lebt, und das licht der sonn6 noch schauet ,
Idet er quäl; und nichts vermag ich ihm nahend zu helfen!
f , ich gehe zu schaun mein theueres Jcind , und zu hören 9
Ich ein j^mmer ihn traf, der entfernt vom kriege beharret!
Dieses gesagt, verliefs sie die Wölbungen; jene zugleich ihr 65
gen mit thra'nen benezt , und umher die woge des meerec
nnte sich. Als sie nunmehr zur scholligen Troja gelangten,
gen sie auf zum gestade der reihe nacbr ^^6\^^ed3'^*^^^^^^^
i6o ILIAS^
Myrtnidonischer schiff* her$tand um den schnellen Achilleas.
Nahe dem schluchzenden trat die ehrfurchtwüidige mutter» 1«
Und lautweinend umschlang sie das haupt des theuereiji sohnesr
Und sie begann wehklagend, und sprach die geflügelten worte:
Liebes kinil^ .was weinst du? und was betrübt dir die seele?
Sprich 9 verhehle mir nichts! Dir ward doch alles vollendet
Jenes von Zeus, wie vordem mit erhobenen händen du flehtest: ij
Dab, um die Steuer zusamniengedrängt , die männer Achaia*s,
Schmachtend nach deiner hülf% unwürdige thaten erlitten!
Drauf schwerseufzend begann der mutige renner Achilleus:
Mutter , es hat mir zwar der Olympier jenes vollendet
Aber was frommt mir solches , nachdem mein theurer Patroklos So
Mir hinsank, den ic)i werth vor allen freunden geachtet,
Werth wie mein eigenes haupt ! Er sank ; und die waifen entzog ihn
• Hektor, welcher ihn schlug, so gewaltige, wunder dem anblik.
Köstliche: welche dem Peleus die ehrenden götter geschenket,
Jenes tags., da sie dich dem sterblichen führten zum lager.
Dafs du vielmehr doch dort zu meergöttinnen gesellet .
Wohntest, und Peleus hätt' ein sterbliches weib sich erkohren!
Nun mufs Dir auch die seel' unendlicher Jammer belasten.
Um den gestorbenen söhn; denn nie empfängst* du ihn wieder,
Wann er zur heimat kehrt ! Ja mir selbst gebietet das herz nicht, Ji^
Lebend umherzugehn mit sterblichen , wo mir nicht Hektor j
Erst, von meiner lanze durchbohrt, sein leben verhauchet., |
Und für Patroklos raub, des Menötiaden, mir abbüfst!
Aber Thetis darauf antwortete , thränen vergiessend :
Bald, mein söhn, verblühet das leben dir, so^ie dii redest! 9i
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ACHTZEHNTER GESANG. i6i
Denn alsbal4 nach Hektot ist dir dein ende geordnet!
Unmutsvoll antwortete drauf der schnelle Achilleus:
Möcht' ich sogleich hinsterben, da nicht mir gönnte das schiksal,
Meinen erschlagenen freund lu vertheidigen ! Fern von der heimat
Sank er, und mangelte meiner , des fluchs abwehrer zu werden! loo
Nun da ich nicht heimkehre, zum lieben lande der väter,
Hab' i(h weder Patroklos mit heil erfreut , noch die andern
Freund' im volk, die so viel' erlagen dem göttlichen Hektor;
Sondern ich siz' an den schiffen, umsonst die erde belastend,
Solch ein mann» wie keiner der erzumschiimten Achaier, 105
In der schlacht; denn. im rathe besiegen mich andere männer!
Möchte der zank aus göttem und sterblichen menschen vertilgt sein ,
Und der zorn» der selbst auch den weisere^ pflegt zu erbittern:
Der, .weit süsser zuerst denn sanfteingleitender honig,
Baid in der männer brüst aufwächst, wie dampfendes feuer! 110
Wie mich jezo erzürnte der herscher des volks Agamemnon.
Aber vergangen sei das vergangene, kränk' es auch innig;
Unseren mut im herzen bezähmen wir, auch mit gewalt uns!
Jezo geh' ich, den mörder des werthesten haupts zu erreichen,
Hektor! Doch mein loos, das empfah' ich , wann es auch inruner 115
Teus ^u Vollenden beschleuist, und die andern unsterblichen götter!
Nicht ja Herakles einmal, der gewaltige, mied das Verhängnis 1
Welcher der liebste doch war dem hcrschenden Zeus Kronion;
Sondern ihn. zwang das geschik und der heftige zorn der Here«
Also auch Ich, wofern ein gleiches geschik mir bevorsteht, im
JLieg* ich, nachdem ich verhaucht: nun eifer' ich edelem rühm nach !
Manche Troerin noch und Daidanerin , schwellendes busens ^
Homers Ilias. II. Band. oigitizecf^GoOgle
i62 ILIAS.
Süll mir mit beiden bänden vom rosenwangigen antliz
Thränen des grams sich enttroknen » mir schwer aufzirrerajden seufzem !
Merken sies nun , dafs ich lange genug von dem kriege gerastet ! 125
Nicht mir wehre den kämpf, du liebende; nimmer gehorch* ich!
Ihm antwortete drauf die 'siiberfiissige Theti« :
Wahrheit hast du geredet, mein kind; nicht übel ist sokhes,
Seine geängsteten freunde vor tod und verderben ivt schüzea.
Doch in der Troer gewalt ist dir die stattliche rüstung, 13a
Stralend von erz, mit welcher der helmuniHatrerte Hektor
Selbst um die schuiter geschmiikt einherprangt.Xwar wird er schwerlich
Lange darin frohlocken, denn nah' ist jenem ermordung.
Abet du sollst mir noch nicht eingehn ins getümmel des Ares,
Bis du zunik mich kehren gesehn mit eigenen äugen. 135
Denn ich konun* in der frühe, sobald die sonne heraufsteigt.
Stattliche wehr dir zu bringen vom mächtigen her!>cher Hefastos.
Also sprach die göttin, und schied von dem edelen söhne.
Drauf gewandt zu den Schwestern, den meergöttinnen , begann sie:
Taucht ihr jezo hinab in den schoofs des unendlichen meeres . 140
Dafs ihr den meergreis dort und die Wohnungen schauet des vaters;
Ihm dann verkündiget alles. Doch selbst auf den hohen Olympos
Geh' ich zum kunstberühmten Hefastos, ob er mir wilUkhrt,
Rüstungen, schön und stralend, für meinen söhn zu bereiten.
Jene sprachs ; da tauchten die göninnen unter die meerBut 145
Selbst dann ging zum Olympos die silberfussige Theds
Schnell, dem theueren söhne gepriesene waffen zu bringen.
So zum Olympos enttrugen die schenke! sie. Doch die Achaier,
Mit graunvollem geschrei vor dem männermordenden Hektor
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ACHTZEHNTER GESANG. 163
Flüchteten, daß sie die schifiT und den HcUespontos erreichten. 150
Nicht den Patroklos auch hätten die heliumschienten Achaier
Aus den geschossen entführt, den erschlagenen freund des Achilleus;
Denii von neuem ereilt* ihn der manner getös' und der lossci
Hektor zumal) des Priamos söhn, gleich stürmendem feuer. "
Dreimal fasst' ihn von hinten am fufs der stralende Hektor, 155
Weg ihn zu reissen entbrannt, und ermahnte die Troer mit zur uf;
Dreimal stiesseh die Ajas, mit stiirmender stärke gewapnet.
Ihn von dem todten hinweg. Er fest, Volt trozender kühnheit,
Wütete jezo hinan das gcv^ühl durch, jezö von neuem'
Stand er,und schrie lautauf;doch zurukgehn wollt* er durchaus nicht. 160
Wie Vom gemordeten leibe den wild anfunkelnden bergleun
NÄchtiiche hirten umsonst, den hungrigen Bürger , verscheuche^ :
Abo strebten umsonst die beiden gerüsteten Ajas
Hektor , Priamos söhn, von dem leichnam abzuschrecken«
Und er hätt* ihn geraubt, und unendlichen rühm sich erworben ; 165
W^enn nicht Peleus söhne die windschnell eilende Iris'
Kam von'Ölympos gerannt mit botschaft, sich zu bewafnen,
leus und den anderen göttern geheim; denn es sandte sie Here.
Nahe trat sie hinan , und sprach die geflügelten worte :
Hebe dich, Peleus söhn , du schfeklichster unter den ixi^nnern ! 1^70
Schnell den Patroklos geschiizt , uro den die entsezllche feldschlacht
Drausseh tobt vor den schiffen. Sie morden sich unter einander:
Diese mit macht beschirmend den hingesunkenen leichnam;
Dorther, ihn zu entreissen nach lUos luftiger höhe,
Wüten die Troer mit macht; vox allen der straknde Hektor 175
i>c ihn XU rauben entbrannt : denn das haupt ihm wünschet er herzlich ,
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i64 ILIAS.
Ab vom zarten halse gehaun » auf pPahle zu heften.
Rasch, nicht länger gesäumt ; und gtaun durchschaudre das herz dir, i
Dafs Patroklos liege den troischen hunden ein labsal!
Dein ist schmach , wenn irgend entstellt die leiche daherkommt! i8o
Ihr antwortete drauf der mutige renner Achilleus:
Welcher gott hat, o Iris, dich mir als botin gesendet?
Wieder begann dagegen die windschnell eilende Iris:
Here sandte mich her, Xeus rühmliche lagergenossin^
Nicht weifs solches auch Zeus, der erhabene, oder ein gott sonst , iSS
Aller, die rings des/ Qlympos beschneiete höhen umwohnen.
Ihr antwortete drauf der mutige renner Achilleus :
Wie doch geh' ich zur Schlacht» da jene die rüstungen haben?
Auch die liebende mutter verbot mir alle bewafnung.
Bis ich zurük sie kehren gesehn mit eigenen äugen; itp
Denn sie yerhiefs, von HePästos mir herliche waffen zu bringen.
Niemand weifs ich ja sonst, defs prangende wehr mir gerecht sei;
Wo nicht Ajas schild , des gewaltigen Telamoniden.
Aber er selbst ist, hoff* ich, im Vorderkampfe beschäftigt.
Mordend mit schreklichem speer um den hingesunknen Patroklos. 195
Wieder begann dagegen die windschnell eilende Iris:
Wohl ja wissen auch wir, dafs die herlichen waffen geraubt sind.
Doch nur so an den graben genaht, erscheine den Troern;
Ob, vor dir erschrocken, vielleicht vom kämpfe die Troer
Abstehn , und sich erholen die kriegrischen männer Achaia s 200
Ihrer angst, wie klein sie. auch sei, die erholung des kampfes.
Dieses |[esagt, entflog sie, die windschnell eilende Iris.
Aber Achilleus erhob sich ^ der götdiche. Selber Athene
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ACHTZEHNTER GESANG. 165
Hängt' um die mächtige scliulter die quastumbordete Agis; /
Auch umkränzte sein haupt mit gewölk die heilige götdn«' 205
Goldenem, und ihm entstralt' ein ringsumleuch'tendes feuer.
Wie hochwallender rauch aus der Stadt aufsteiget zum äther»
Fern aus dem meereiland, das feindliche männer bestürmen;
Jene den ganzen tag, in dem kriegsunheil sich versuchend,
Kämpfen aus ihrer Stadt; doch sobald die soiine sich senket, 210
Brennen empor reisbunde mit. häufiger glut, und es leuchtet
Hoch der steigende glänz, dafs ringsumwohnende schauen;
Ob vielleicht in schiffen des Streits abwehrer herannahn:
So von Achilleus haupt erhub sich der glänz in den äther.
Schnell nun trat er zum graben , den wall durch ; nur den Achaiern 215
Nahet' er nicht 9 denn er scheute der mutter sorgsame warnung:
Dort gestellt, aufschrie er; auch seitwärts Pallas Athene
Hub den laut; und die Troer durchtobt* unermesslicher aufruhr. '
Wie wenn hell auftönet der kriegsausruf der drommete.
Wann um die Stadt herwühlt wehdrohend'er feinde getiimmel: 220
Also hell auf tönte der kriegsausruf des Peleiden.
Aber sobald sie vernommen den ehernen laut des Peleiden;
Regte sich allen das herz, und die schöngemähneten rosse
Wandten zurilk ihr geschirr ; denn sie ahndeten Jammer im herzen.
Starrend sahn auch die lenker der glut rastlöse gewalt dort 225
Graunvoll über dem haupt des erhabenen Peleionen
Brennen, entflammt von Xeus blauäugiger tochtcr Athene.
Dreimal schrie vom graben mit macht der edle Achilleus;
Dreimal zerstob der Troer gewirr und der bundesgenossen.
Dort nun starben, vcnilgt durch eigene wagen und lanzen, 2.'i«
i66 ILIAS.
Zwölf der tapfersten, helden im volk. Doch die männer Achaia's«
Herzlich froh den Patroklos den mordgeschos&en emreissend.»
Legeten ihn auf betten ; und ringsum standen die freunde
Wehmutsvoll; auch folgte der mutige renner 'Achilleus,
Hei&se thränen vergiessend , da dort er den treuen genossen 235
Liegen sah auf der bahre, zerfleischt von der schjirfe des erzes.
Ihn , ach jüngst nur , entsandt' er mit rossen zugleich und ge&chiire
Hin zur Schlacht; nicht aber empfing er den kehrenden wieder.
Helios, rastlos im lauf, entsandt von der herscherin Here,
Kehrcte jeit unwillig hinab zu Okeanos fluten. ^ 240
Nieder tauchte die sonn* ; und da^ heer der edlen Achaier
Ruhte vom schreklichen kämpf und allverderbenden kriege.
Troja's söhn' auch drüben, vom ungestüme der feldschlacht
Wiedergekehrt , entlösten die hurtigen rosse den wagen ;
Eilron darauf zur Versammlung! bevor sie des mahles gedachtes. 245
Aufrecht standen im kreis die versammelten ; keiner auch wagte
Sich zu sezen; denn all' erbebten sie, weil nun Achilleus
Wieder erschien, der lange vom schreklichen kämpfe gerastet.
Und der verständige held Polydamas sprach zur Versammlung»
Panthoos söhn , der allein Zukunft und vergangenes wahrnahm , 3jo
Hektors freund , mit jenem in Einer nacht auch geboren ;
Er durch worte berühn^t, er dort durch künde des Speeres;
Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der Versammlung;
Wohl erwägt , ihr lieben , den rath ; ich denke , sogleich nun
Kehren \yir heim in die stad't, nicht harrend der heiligen frühe 255 ^
Hier im feld' an den schiffen ; da weit die mauer entfernt ist.
Während der mann dort zürnte dem göttlichen held AgamcmBon,
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ACHTZEHNTER GESANG. 167
Damals ward uns leichter ()er kämpf mit den sehnen Achaia'«.
Froh auch ruhet' ich selbst vor den rüstigen schüfen gelagert.
Hoffend bald zu gewinnen die zwiefachrudernden schiffe. 260
Doch nun furcht* ich mit angst den mutigen renner Achilleus.
So wie das herz ihm strebt voll heftigkeit, wird er fürwahr nicht
Lange verziehn im geiilde, wo Troja's söhn' und Achaia's
Gleich bisher mit einander die wut des Ares getheilet;
Nein um die blühende Stadt nun kämpfet er, undumdie.weiber. 265
Kehren wir denn in die veste ; gehorchet mir : also geschieht es !
Jczo hemmte vom kämpf den mungen renner A^hilleus
Nur die ambrosische nacht. Doch findet er morgen alhier uns.
Wann er heryor sich stürzt, der gcwapnete ; traun dann Verkennt wohl
Mancher den held, uiid gerne zur heiligen Ilios flüchtet, 270
Wer ihm entrann; viel werden ein frafs den huaden und geiera,
Troja's söhn*! O möge mein ohr nie hören ein solches l
Aber wofern mein wort ihr genehmiget, herzlich betrübt zwar;'
Haltet die nacht auf dem markte die kriegsmacbt; thurmende mauern
Schüzen die Stadt ringsum , und hohe befestigte thore , 2*75
Wohlverwahrt mit grossen und dicht einfugenden flügeln»
Frühe sodann vor morgen, mit ehernen waffen gerüstet.
Stehen wir ^iitgs auf der mauer ; und weh ihm , wo er begehret »
Angestümu von den schiffien mit uns um die mauer zu kämpfen!
Heim zu den schiffien entweicht er, nachdem hochhalsige rosse, 2S0
Satt von mancherlei lauf, er um .Ilios veste getummeb.
Aber hinein wird nimmer der raut ihm zu dringen verstatten;
Nie erobert er auch: eh fressen ihn hurtige hunde!
Finster schaut* uiid begann der hclmumflattfrte Hektot:
i68 ILIAS^
Keineswegs geföUt mir, Polydamas, was du geredet, 285
Der du ermahnst in die veste die kehrenden einiuschliessen.
Noch nicht wurdet ihr müd% umhegt zu sein von der mauer?
Sonst war Priamos «tadt bei vielfachredenden menschen
Weit auf def etde berühmt, als reich an gold', und an eixe;
Doch nunmehr ist geschwunden die köstliche hab' aus den häusern ; 290
Häufig nach Frygia nun und Mäonia's schönem gefilde
Gehn zum verkauf kleinode , da Xeus allmacht uns ergrimmt lit.
Aber anjeit, da mir ja der söhn des verborgenen Kronos
Ruhm bei den schiffen verliehn , und ans meer die Achaier zu drängen ;
Thörichter , nicht mehr äu(sre mir solcherlei rath in dem volke ! 295
Denn kein einziger Tioer gehorchet dir; nimmer gestatt' ichs!
Auf demnach , wie ich rede das wort , so gehorchet mir alle.
Jezo empfaht nachtkost durch das kriegsheer, häufen bei häufen;
Auch gedenket der hut, und seid ein jeglicher wachsam.
Wer der Troer mit angst um gut und vermögen sich härmet, 300
Solcher nehm* und geb' es dem volk zu gemeinsamem gastmahl:
Besser daf& jene damit sich belusngen, als die Achaier!
Frühe sodann vor morgen , mit ehernen waffen gerüstet ,
G^gen die räumigen schiff' erheben wir stürmenden angrif.
Wenn d«nn gewifs bei den schiffen erstand der edle Achilleus ; 305
Wohl, so erkohr er sich selbst das schlimmere! Nie ja vor jenem
Werd' ich entfliehn aus dem kampfei dem grässlichen; nein ihm entgegen
Steh' ich, ob Ihn siegsehre verherliche, oder mich selber!
Gleich ist Ares gesinnt, und oft auch den schlagenden schlägt er!
Also redete Hektor ; und beifaU rauschten die Tcoer : 310
Thörichte ! welchen den geist verblendete Pallas Athene.
ACHTZEHNTER GESANG, 169
Siehe, dem Hektor stimmten sie bei , der böses beschlossen ;
Doch dem Polydamas nicht, der heilsame worte geredet.
Spätmahl nahmen sie nun durch das kriegsheer. Doch die^Achaier
Hüben die ganze nacht um Patroklos klagen und seufzen '315
Peleus söhn vor ihnen begann die jammernde klage ;
Seine mordenden hände gelegt auf den busen des freundes',
Achxet'.er häutig empor: wie ein bärtiger löwe des bergwalds.
Welchem die jungen geraubt ein hirschverfolgender Jäger
Tief aus verwachsnem gehöh ; er , drauf ankommend , betrübt sich , 320
Und viel thale durcheilt er , der spur nachrennend des mannes ,
Ob er ihn wo ausforsche; denn bittere galle durchdrang ihn;
Also schwer aufseufzend vor Myrmidonen begann er .-
Götter, wie eitele worte sind jenes tags mir entfallen,
Als ich trost im palaste dem held Menötios zusprach ! 325
Heim verhiels ich gen Opus den rühmlichen söhn ihm zu bringen,
Wann er Troja verheert, und köstliche beute geloset. .
Aber der mensch entwirft , und Zeus vollendet es anders !
Uns ward beiden bestimmt, die selbige erde zu röthen,
Hier im troischen landM Auch mich heimkehrenden wird er (330
Nimmer empfahn im palaste ^ der graue reisige Peleus,
Noch auch Thetis die mutter ; mich wird hier decken das erdreich.
Doch nun Ich, o Patroklos, nach dir in die erde vetsinke;
Feier' ich dir nicht eher das grabfest, bis ich dir Hektors
Wafien gebracht und das haupt , des trozigen, deines mörders! 335
Auch zwölf Jünglinge werd' ich am todtenfeuer dir schlachten ,
Troja's edlere söhn' , im zorn ob deiner ermordung !
Kuh' indessen alhier bei meinen geschnäbeiten schiffen^ogle
lyo vi IL I AS*
Manche Troerin auch und Dardanerin, schwellendes busens,
Soll wehklagen um dich, bei tag' und nacht dich beweinend, 3^
Welche wir selbst erbeutet mit kraft und gewaltiger lanze ,
Blühende städt* austilgend der viclfachredenden menschen.
Also sprach, und den freunden gebot der edle Achilleus:
Filend ein grofs dreifüssig geschirr auf feuer zu stellen.
Um von dem blutigen staube Patroklos leiche zu säubern. ^
Jene stellten das badegeschirr auf loderndes feuer,
Gossen dann wasser hinein, und legeten holz an die flamme;
Hell umschlug sie den bauch des geschirrs, und es kochte das wamsen
Aber nachdem das wasser gekocht im blinkenden erze »
Wuschen sie jezt , und salbten mit schmeidigem öle den leichnam ; 35«
Mit neunjähriger salb* erfiillten sie jezo die wunden;
Legten ihn dann auf betten, und breiteten köstliche lein wand
Ihiü vom haupt zu den fiissen , und drauf den schimmernden teppicKj
Aber die ganze nacht um den mutigen renner Achilleus
Klagten die Myrmidonen Patroklos weipend und seufzend. 3S
Icus nun sprach zu Here , der göttlichen Schwester und gattin:
Endlich gelang dirs doch , du hoheitblickende Here ,
Peleas söhn zu erregen, den mutigen. Sicher ans deinem
Eigenen schoofs entstanunen die hauptumlokten Achaier.
Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Here : 3&
Welch ein wort, Kronion, du schreklicher, hast du geredet?
Kann ja doch wohl .etwas ein mensch dem manne vollenden,.
Er der sterblich nur ist, und nicht so kundig des rathes.
Aber Ich , die stolz der götrinnien erste sich rühmet , .
Zwiefach erhöht', durch geburt, und weil ich deine genossin 5^3
ACHTZEHNTER GESANG* 171
rVard ernannt, der du mächtig im I^is der unsterblichen waltcstf
Jollt' ich nicht den Troern im zorn ein übel bereiten ?
Also redeten jen* im vrechselgespräch mit einander.
\ber Hefastos palast erreichte- die herscherin Thetis,
Sternenhell, unvergänglich, d^r vor^tralt' unter den göttem, 370
IVelchen aus erz er selbst ^ich gebaut, der hinkende künstler.
Ihn dort fand sie in schweifs um die blasebälge beschäftigt»
Eiferig: denn dreifüsse bereitet' er, zwanzig in allem,
Kings zu stehn an der wand des wohlgegründeten saales.
Goldene räder befestigt' er jeglichem unter den boden ; 315
Dafs sie aus eigenem trieb' in die schaar eingingen der göttcr ,
Dann zu ihrem gemach heimkehreten , wunder dem anbltk.
Sie nun waren so weit gefertiget; nur noch der henkel
Kunstwerk fehlte daran ; jezt fügt' er sie , hämmernd die nägeL .
Während er solches erschuf mit kundigem geist der erfindung , 380
Siehe, da kam ihm nahe die silberTüssige Thetis.
Diese sah vorwandelnd die feinumschleierte Charis,
Schön und hold , die gattin des hinkenden Feuerbeherschcrs ;
Und sie fafst' ihr die hand , und redete , also beginnend :
Thetis in langem gewande , wie nahest du unserer wohnung, 3S5
Rhrenwerth und geliebt? Denn sonst besuchst du mich wenig.
Aber komm doch herein, damit ich als gast dich bewirte.
Also sprach, und führte sie ein, die herliche göttin«
Jene sezte sie dann auf den silbergebuckelten sessel,
khön und prangend an kunst; undeinschemelstüzt'ihrdiefüsse. 390
Laut nun rief sie, und sfprach zum kunstberuhmten Hefästos:
rrit hervor , Hefiistos j die herscherin Thetis bedarf dciißOgle
i7a ILIAS.
Iht antwortete dmuF der hinkende Feuerbeherscher^
Traun ja, so i&t die erhabne, die edelste göttin daheim mir.
Welche vordem mich gerettet im schmerz des unendlichen falles , 35
Als mich die mutter verwarf, die entsezliche ! welche mich lahme;
WegiuschafFen beschlofs« Da war ich geschwunden in trühsai.
Hält' Eurynome nicht und Thetis im -schoofs mich empfangen ,
Jene, des kreisenden Stroms Okeanos blühende tochter.
Dort neun jähre verweilt* ich , und schmiedete mancherlei kunstwerk , 4«
Spangen und ring*, und ohrengehenk* , haamadeln und kettlein,
In der gewölbeten grott' ; und der ström des Okeanos ringsher
Schäumte mit brausendem hall , der unendliche : keiner der andern
Kannte sie, nicht der götter, und nicht der stetblichen menschen;
Sondern Thetis allein und Eurynome, die mich gerettet. 40J
Diese besucht uns jezo im haus'; und darum gebührt mir.
Froh der lockigen Theds den rettungsdank zu bezahlen. |
Auf, nun reiche du ihr des gastrechts schöne bewirtung,
IVährend ich selbst die bälge hinwegräum', und die geräthschaL
Sprachs, und vom ambofs hub sich das ru^sige ungeheuer, 41«
Hinkend , und mühsam strebten daher die Schwächlichen beinc.
Abwärts fegt' er vom feuer die bälg', und nahm die gerathschaft,
Alle Vollender der kunst, und verschlofs sie im silbernen kästen;
Wusch sich dann mit dem schwämme die bände beid' , und das antlix, j
Auch den nervichten hals, und den haarumwachsenen basen ; 415
Hüllte den leibrok um, und am mächtigen stab' aus der thüre
Hinkt' er hervdr; auch stüzten geschäftige" mägde den herscfaer, '
Goldene, lebenden gleich, mit jugendlich reizender bildung:
Diese haben verstand In der brüst, und redende stimme.
ACHTZEHNTER GESANG. 173
[aben kraft , und lernten auch kunstarbeit von den göttem. '420
chräge vor ihrem herrn hin eihen sie; er nachwankend ,
Iahte, wo Thetis safs, und nahm sich den schimmernden sessei;
u nun (asst* er die hand, und redete, also beginnend:
Thetis in langem gewande, wie nahest ^du unserer wohnung»
hrenwerth und geliebt? Denn sonst besuchst du mich wenig« 4^5
ede , was du verlangst ; mein herz gebeut mir gewährung ,
ann ich nur es gewähren, und ist es selber gewährbar»
Aber Thetis darauf antwortete, thränen vergiessend:
ch Hefastos, war eine der göttinnen auf dem Olympos,
ie so viel im herzen des traurigen wehes geduldet» 430
Is auf mich vor allen den gram aufhäufte Kronion?
ich aus den meergöninnen dem sterblichen manne gesellt* er,
Icus Aakos söhn', und ich trug des mannes umarmung,
hr unwillig aus zwang; doch jezt vor traurigem airer
eget er dort im palast , ein entkräfteter. Mehrnoch desgramsnun ! 435
nen söhn zu gebären verlieh er mir, und zu erziehen,
Kh vor beiden geschmükt ! Er schwang sich empor , wie ein spröisling ;
td ich erzog ihn mit fieifs , wie die pflanz' im fruchtbaren acker ;
auf in geschnäbelten schiffen gen lUos sandt' ich daher ihn,
>ja's Volk zu bekämpfen. Doch nie empfang' ich ihn wieder, 44a
mn er zur hetmat kehrt, in Peleus ragende wohnung!
er so lang' er mir lebt, und das licht der sonne noch schauer ^
Idet er quäl ; und nichts vermag ich ihm nahend zu helfen !
zum ehrengeschenk ihm die Danaer wählten , die Jungfrau
im aus der band ihm wieder der völkerfUrst Agamemnon. 445
urend zerquält er um diese das herz sich. Aber die Troer
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174 ILIAS*
\
Schlössen die Danaer ein um die ragenden Steuer, und liessen
Nicht aus jdem lager sie gehn. Ihm fleheten drauf der Achaier
Älteste, welche viel und herliche gaben erboten.
Selbst nunmehr verweigert' er zwar dem verderben zu wehren ; 453
Aber den freund Patroklos, mit eigenen waifon ihn rüstend«
Sandt' er daher in die sdilacht, und viel auch des Volkes gewähn er
Ganz den tag duirchkämpften sie nun am skäischen thore ;
Ja und des tages verheert war' Ilios, wenn nicht Apollon
Jenen vertilger des volks, Menötios tapferen spröfsling, 45J
Schlug in dem Vordergefecht y und Hektom schenkte den siegsruhro.
Drum nun flehend umBtss' ich die kniee dir, ob du geneigt seist,
Schild und heim zu verleihen dem bald hinwelkenden söhne.
Prangende schienen zugleich mit schliessender knöchelbedeckung ,
Harnisch auch: was er hatte, verlor sein genofs, da er Troja's 460
Mimnern sank; und er liegt an der erd', unmutiges herzens.
Ihr antwortete drauf der hinkende Feuerbeherscher :
Mutig, und lafs nicht dieses das herz dir im buscn bekümmern.
Dafs ich dem graulichen tod* ihn doch so ferne vermöchte
Aus der gewaltzu entziehn , wann einst sein jamniergeschik naht : 4^
Als nun prangende wehr ihn erfreun wird, solche wie mancher
Wohl anstaunt im geschlcchte der sterblichen, wer sie erblicket!
Dieses gesagt, verliels er, sie dort, und eilt^ in die ^se.
Wandt' in das feuer die bälg', und hieis sie mit macht arbeiten.
Zwanzig bliesen zugleich der blasebälg' in die Öfen, 4'a
Allerlei hauch aussendend des glutanfachenden windes,
Bald des eilenden werk zu beschleunigen, bald sich erholend,
Je nachdem es HePdStos befahl zur Vollendung der arbeir.
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' ACHTZEHNTER GESANa 175
;ner iteUt* aaf die gkit unbändige« erz in den tiegeln ,
uch gepriesenes gold , und zinn, und leuchtendes silber; • 4*7-;;
ichtete dann auf dem blök den ambofs , nahm mit dei rechten
rauf den gewaltigen hammer, und nahm mit der linken die xan(_£.
Erst nun formt' er den schild , den ungeheuren und starken »
anz ausschmückend mit kunst, und zog die schimmernde randuug
rcifach und blank ringsher; ein gehenk dann fügt* er von silber. 4S0
IS fünf schichten gedrängt war der schild selbst ; oben darauf dann'
Idet' er viel kunstreiches mit kundigem geist der crfindung.
Draufnunschuferdieerd', und das wogende meer, unddenhimmel,
ich den vollen mond , und die rastlos wandelnde sonne ;
auf auch alle gestime, so viel sind zeichen .des himmels» 485
ich Plejad* und Hyad*, und die grosse kraft des Orion,
ich die Bärin , die sonst der himmelwagen genannt wird ,
flehe sich dort umdreht , und stets den Orion bemerket ,
d allein niemals in Okeanos bad sich hinabtaucht.
Drauf erschuf er sodann zwo Städte der redenden menschen , 490
hende: voll war die ein* hochzeitlicher fest* und gelage.
Ige braut* aus den kammern, geführt im scheine der fackeln.
Igen einher durch die Stadt; und hell erhub sich das brautlied:
izende jUnglinge drehten behende sich^ unter dem klänge,
von flöten und harfen ertönete; aber die weiber 495
iden bewunderungsvoll, vor den Wohnungen jede betrachtend,
h v^ar Volksversammlung gedrängt auf dem xparkte : denn heftig
kten sich dort zween mannet , und haderten wegen der sühnung
den erschlagenen mann. Es betheuerte dieser dem volke ,
i hab* er bezahlt; ihi;n leugnete jener die Zahlung. 500
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176 , ILIAS*
Jeder drang, den streit durch des kundigen zeugnis tu enden.
Diesem schrien und jenem begünstigend eifrige helfer;
Doch herolde bezähmten die schreienden. Aber die obecn I
Sassen im. heiligen kreis' auf schöngehauenen steinen;
Und in die bände den stab dumpfrufender herolde nehmend, 5o|
Standen sie auf nach einander, und redeten wechselnd ihr uithdl
Mitten lagen im kreis' auch zwei talente des goldes.
Dem bestimmt, der vor ihnen das recht am gradesten spräche.
Jene Stadt umSassen mit krieg zwei beere der völker,
Leuchtend im waiFenglanz. Die belagerer droheten zwie£adi: 51
Auszutilgen die Stadt der vertheidiger , oder zu theilen
Alles gut, das die liebliche Stadt inwendig verschlösse.
Jene verwarfen es stolz, zum hinterhalte sich rüstend«
Ihre maüer indefs bewahreten liebende weiber.
Und unmündige kinder, gesellt zu wankenden greisen. S
Jen' enteilten, von Ares geführt und Pallas Athene:
Beide sie waren von gold, und in goldene kieider gehüllet.
Beide schön in den waiFen und grofs , wie unsterbliche göttcr,
Weit umher vorstralend; denn kleiner an wuchs war die heer^chs^
■
Als sie den ort nun erreicht, den zum hinterhalt sie gewählet, j
Nahe dem bach, wo zur tränke das vieh von der weide geführt ui^
Siehe, da sezten sich jene, geschirmt mit blendendem erze.
Abwärts sassen indefs zween spähende wächter des volkes,
Harrend, wann sie erblikten die schaf und gehörneten rinder.
Bald erschienen die heerden, von zween feldhi^en begleitet, i
Die, nichts ahndend von trug, mit syringengetön sich ergeiteO'
Schnell auf diekommendejn stürzt' aus dem Hinterhalte die heerscl»
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ACHTZEHNTER GESANG, 177
Raubt' und trieb die beeiden hinweg, der gehömeten rinder.
Und wei£swoliigen schaP, und erschlug die begleitenden hirten.
Jene, sobald sie vernahmen das laute igetös' um die rinder» 530
Welche die heiUgen thore belagerten; schnell auf die wagen
Sprangen sie, eilten im stürm der gespann* , und erreichten sie plözlich«
Alle gestellt nun, schlugen sie schiacht um die ufei des baches.
Und hin flogen und her, die ehernen kriegeslanzen«
Tiwietracht tobt' und Tumult ringsum, und des jammergeschiks Ker, 535
Die dort lebend erhielt den verwundeten, jenen vor wunden
Sicherte, jenen entseelt durch die schlacht fortzog an den fussei^.;
Und ihr gewand um die schulter war roth vom blute der mannet.
Gleich wie lebende menschen durchschalteten diese die feldschltcht.
Und sie entzogen einander die leichname todter beiden. 540
Weiter schuf er darauf ein brachfeld, locker und fruchtbar»
Breit , zum dritten gepflügt ; und viel der ackernden männex
Trieben«<lie joch' umher, und lenketen hiehin und dorthin«
Aber so oft sie kehrend des ackers ende gewannen »
Reicht' ein mann den becher des herzerfreuenden weines 54^
Jeglichem dar nach der Ordnung; sie wandten sich dann zu den furchen ,
Freudiges muts, das ende der riefen flur zu erreichen.
Aber es dunkelte hinten da^ land , und geackertem ähnlich
Schien es , obgleich von gold : so wundersam war es bereitet«
Drauf auch schuf er ein feld tief wallender saat t wo die Schnitter 550
Mäheten , jeder die band mit schneidender sichel bewafnet. .
Län^s dem schwad' hin sanken die häufigen griffe zur erde;
Andere banden die binder mit strohernen seilen in garben;
Denn drei garbenbiuder verfolgeten. Hinter den mähern
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Homers IHju. H. Ban4. M
17? ILiAS,
Sammelten knaben die griff*, und trugen sie unter den armen 555
Rastlos jenen daher. Der herr stillschweigend bei ihnen
Stand, den Stab in den bänden, amschwad', und freute sich henlidL
Abwärts unter der eiche bereiteten diener die mahlzeit,
Rasch um den grossen^ stier , den sie opferten; weiber indessen
Streueten weisses mehl zum labenden mus für die ernter. 560
Drauf auch ein rebengefilde , von schwellendem weine belastet,
Bildet' er schon aus gold; doch schwärzlich glänzten die traubcn;
Und lang standen die pfähle gereiht aus lauterem silber.
Rings dann zog er den graben von dunkelei bläue des Stahles,
Samt dem gehege von zinn. Ein pfad nur führte zum tebhain, 565
Für die träger zu gehn , in der zeit der fröhlichen lese,
Jünglinge nun, aufjauchzend vor lust, und rosige jungfraun
Trugen die süsse fiucht in schongeflochtenen körben.
Mitten auch ging ein knab' in der schaia? ; aus klingender leier
Lokt' er gefällige tön', und «ang den reigen von Linos 5-0
Mit hellgellender stimm'; ufid ringsum tanzten die andern.
Froh mitgesang und jauchzen und hüpfendem Sprung ihn begleitend.
• Eine hecrd' auch schuf er darauf hochhauptiger rindei;
Einige waren* aus goldc geformt , aus zinne die andern.
Froh mit gebrüll vom hof enteileten diese zur weide, 5^5
Längstiem rauschenden flufs', der hinabschofs , wankend von Schilfrohr.
Aber goldene hirten begleiteten ämsig die rinder.
Vier an- der zahl, auch folgeten^neun schnellfüssige hunde.
Zweeii -entsezliclie lÖwen^ gestürzt in die vordersten rinder,
Fassten den dumpf aufbrummenden stier ; und mit laptem gebrüll nun {81
Ward er geschleift; doch hund* und Jünglinge folgten ihm schleunig«
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Digitized b
ACHTZEHNTER GESANG. 179
Jene, nachdem sie zerrissen die haut des gewaltigen stieres ,
Schlürften die eingeweid' und das schwarxe blut; und vergebens
Scheuchten die; hirten daher , die hurtigen hund' anhebend.
Sie dort zukten zuriik, mit gebifs zu fassen die iöwen, 585
Standen« genaht, und belhen sie an, doch immer vermeideiid.
Eine trift auch erschuf der hinkende Feuerbeherschcr ,
Im anmutigen thal, durchschwärmt Von silbernen schafen»
Hirtcngeheg' und hütten zugleich^ und- schirmende stalle.
Einen reigen auch schlang der hinkende Feuerbeherscher , 590
Jenem gleich, wie vordem in der weitbewohneten Knossos
Dädalos künstlich ersann der lockigen Ariadne.
Blühende Jünglinge dort und vielgefeierte jungfraun
Tanzten den ringeltanz , an der hand einander sich haltend.
Schöne gewand' umschlossen die Jünglinge, hell wie des öles 595
Sanfter glänz , und die mäddien verhüUete zarte ieinwand.
Jegliche tänzerin schmükt' ein lieblicher kränz, und den tänzern
Hingen goldene dolch* an silbernen riemen herunter.
Kreisend hüpften sie bald mit schöngemessenen tritten
Leicht herum , so wie» oft die befestigte scheibe der töpfer 600
Sizend mit prüfenden bänden herumdreht , ob sie auch laufe }
Bald dann hüpften sie wieder in Ordnungen gegen einander.
Zahlreich stand das gedräng* um den lieblichen reigen versammelt.
Innig erfreut; auch zween haupttummeler tanzten im kreise,
Nach dem gesang' anhebend, und dreheten sich in der mitte. 605
Auch die grosse gewalt des Stromes Okeanos schuf er
Rings am äussersten rand des &chönvoUendeten Schildes.
AU er den schild vollendet, den uni?eheuren^nd starken;
^ DigitizedbyLiOOgre '
i8o ILIAS. ACHTZEHNTER GJESANG»
Schuf er den hamüch anjezt» von hellerem glänz wie de$ Feuers;
Schuf ihm dann den gewaltigen helm,der den schlafen ach anschlols,6io
Schön und prangend an kunst y und zog aus golde den haarbusch;
Schuf ihm zulezt auch schienen» aus feinem zinne gegpssen*
Als nun jedes geräch vollbracht der hinkende künstler;
Nahm er» und legt' es gtlÜLufc vor Achilleus göttliche mutter«
Schnell wie ein habicht herab vom schneebedekten^Olympos 615
Sprang sie , und trug vonHefiistos das schimmernde wa£Fengeschmeide.
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I L I A S.
NEUNZEHNTER GESANa
Digitized
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INHALT.
Am morgen bringt Thetis die Waffen ^ und sickirt den Uiciu
nam vor Verwesung, Achiüeus beruft die Ackaier, entsagt dem
xorn^ und verlangt sogleich schlackt. AgatHemnon erkennt sein
vergehn , und erbietet sich die gesckenke kolen zu lassen. Auf Odys-
seus rath nekmen die Ackaier das frUkmakl » die gesckenke nebst
der Briset s werden gebrackt t und Agamemnon sckwVrt^ sie nie-
mals berükrt zu haben. AckiUeus okne nakrung wird von Athene
gestärkt, und ziekt mit dem heere gerüstet zum kämpf Sein
rofs weissagt ihm nach dem heutigen siege den naken tod, den er
veracktet.
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I L r A s.
NEUNZEHNTER GESANG,
E.
.^05 im saf ränge wand \ Okeanos fluten entsteigend ,
Hub sich, göttern das licht und sterblichen menschen zu bringen.
Jene kam zu den schiffen, vom gott herbringend die gaben.
Jezo fand sie den söhn gestrekt um den lieben Patroklos,
Weinend mit lauter srimm'; und viel' umher der genossen 5
Jammerten. Unter sie trat die silberfüissige göttin;
Und sie fasst' ihm die band, und redete, also beginnend :
Lieber söhn, ihn lassen wir nun, wie herzlich wir trauern ,
Seiner ruh, nachdem der unsterblichen rath ihn bewältigt.
Du nim hier von Hefästos die hochgepriesene rüstung, 10
Wunderschön, wie sie nimmer ein mann um die schultet geträgen.
Also spxach die göttin, und legete nieder die wafien
Vor dem söhn; und laut errasselten alle die wunder.
Alle die Myrmidonen durchdrang furcht ; keiner auch wagte
Grade sie anzuschaun; sie entzitterten. Aber Achilleus, 15,
So wie er sah, so ergrif ihn noch, stärkerer zorn; und die äugen
Stralten ihm unter den wimpern y wie schrekliche flamme des feuers.
Freudig umfasst* und hielt er die herliche gäbe des gottes.
Aber nachdem er sein herz gesäniget, schauend die wunder;
Schnell zur muttcr nunmehf die gcRKgelten worte WannjCr: ao
igi ize y ^
184 ILIAS.
Mutter, die waffen verlieh ein gott mir, so wie sie wahrlich
Schaft der unsterblichen hand, kein sterblicher mann sie bereitet.
Gleich denn erschein' ich wieder in rüstungen. Aber mit unruh
Sorg' ich , dafs mir indefs Menötios^ tapferem spiöfsling
Fliegen, hineingeschmiegt in die crxgeschlagenen wunden, 25
Drinnen gewürm erzeugen , und schnöd' entstellen den leichnam ;
(Denn sein geist ist entflohn!) und der leib hinsink' in Verwesung.
Ihm antwortete drauf die silberfb'ssige Thetis:
Lafs, o söhn, nicht dieses das herz dir im busen bekümmern«
Jenem versuch* ich selber hinwegxuscheuchen die fliegen, . 30
Deren geschlecht raubgierig erschlagene männer verzehret.
Wenn er. sogar daläge bis ganz zur Vollendung des Jahres,
Dennoch soll ihm der leib unversehrt sein, oder noch schöner.
Rufe demnach zur Versammlung die edelsten beiden Achaia's,
Ausgesöhnt von dem zorne mit Atreus söhn Agamemnon ; 35
Schnell dann eile gewapnet zum kämpf, und gürte mit kraft dich.
Also redete jen', und gat;> ihm entschlossene kühnheit.
Drauf dem Patroklos gofs sie ambrosiasaft in die nase ,
Und rothfunkelnden nektar, den leib unversehrt zu erhalten.
Fort nun ging er am strande des meers , der edle Achilleus , 4®
Rufend mit grausem getön, und erregte die beiden Achaia's.
Jene sogar, die zuvor im kreis der schiffe beharret.
Auch die steuerer selbst, die am rüder sassen der schiffe,
Auch die schafner der schiffe, das brot zu vcrtheilen geordnet;
'Sie auch eilten daher zur versammelung: weil nun, Achilleus 45
Wieder erschien, dfer lange vom schreklichen kämpfe gerastet.
Jene bcid' auch hinkten daher, die genossen des Ares,
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NEUNZEHNTER GESANG, igs
Tydeus söhn , der streitbare held , und der edle Odysseus , '
Matt auf die lanze gestiizt ; denn sie trugen noch schmerzende wunden ;
Und sie sezten sich beid' in den vordersten reihn der Versammlung. 50
Doch am spätesten kam der herscher des volks Agamemnon ,
Krank an der wund'; ihm hatt* in schreckenvoUer entscheidung
Koon , Antenors söhn , mit ehernem speer sie gebohret.
^ber nachdem sich alle zusammengedrängt die Achaier;
[ezo erstand vor ihnen und sprach der schnelle Achilleus : 55
Atreus söhn, o gewifs war heilsamer solches uns beiden,
3iT und mir selber zugleich; als wir, unmutiger seele^
4it herzkränkendem zank uns ereiferten, wegen des nrfägdleins! -
iätte vielmehr an den schiffen der Artemis pfeil sie getödtet,
[enes tags, da zur beut' ich mir sie erkohr au» Lyrnessos ; 6b
3ie 50 viel* Argeier den staub mit den zahnen geknirschet »
Jnter der feinde gewalt , weil Ich im zorne beharrte !
lektom wars und den Troern erfreulicher ; nur die Achaiei
j
Verden noch lang', ich meine, sich unseres zwistes erinnern.
hex vei^ngen sei das vergangene, kränk' es auch innig; 6j
dennoch das herz im busen bezähmen ^yir auch mit gewalt uns*
[einen xom nun hab' ich besänftiget; denn mir gebührt nicht»
afs ich beständig im groll fprteifere. Auf denn, sogleich nun
ngemahnt zum gefechte die liauptumlokten Achaier :
afs ich noch die Troer einmal angehend versuche» ^ 70
3 an den schiffen zu ruhn sie geneigt sein. Mancher indefs wohl
ugt dort herzlich vergnügt die kniee sich, wenn er entfliehet
IS dem erbitterten kämpf und unseres Speeres entscheidung!
Jener sprachs; froh wurden die heliumschienten Achaier»
ig6 ILIAS*
\
Als er dem zorn absagte, der mutige Peleione. 75
Jezo begann vor ihnen der volkerfiirst Agamemnon»
Dort von dem siz aufstehend, und nicht vortretend im kreise .-
Freund', ihr beiden des Danaerstamms , o genossen des Ares!
Ihn / der steht , anhören geziemet sich , nicht in die red' ihm
Fallen; denn solches beschwert, wie viel auch wisse der störer. So
Bei so grossem getiJmniel des volks wer vermag da zu hören,
Wer zu reden ? Betäubt wird sogar ein tönender redner.
Peleus söhn' anjezo erklär' ich mich ; aber ihr andern
Merkt , Argcicr , es wohl , und beherziget jeder die worte.
Oft schon haben mir dieses Achaia's söhne gerüget, 85
Und mich bitter gestraft ; doch trag' ich dessen die schuld nichtt
Sondern Zeus, dasGeschik, und das nächtliche schrecken Erinnys:
Die in der Volksversammlung zum heftigen fehl mich verblendet,
Jenes tags, da ich nahm sein ehrengeschenk dem Achilleus.
Aber was könnt' ich thun? ENe göttin wirkt ja zu allem, 90
Xeus ^rhabene tochter, die Schuld» die alle bethöret,
Schrecken voll: leicht schweben die füfs' ihr ; nimmer dem grund' aud
Nahet sie , nein hoch wandelt sie her auf den häuptern der mann«,
Reizend die menschen zum fehl; und wenigstens Einen vcrAtrikt sie
Ihn ja selber einmal , Zeus irrte sie , der an gewalt doch $
Weit vor menschen und göttern emporragt; aber auch ihn hat
Here, wiewohl. ein weib, durch listige ränire verleitet,
Jenes tag^, wie Alkmene die hohe kraft Herakles
Jezo gebären sollt* in der starkummauerten Thebe.
Rühmend redete Xeus vor allen unsterblichen göttem: iw
Hört mein wort, ihr götter umher, ^ujidijhr gottinnen alle.
NEUNZEHNTER GfeSANG. 187
Dafs ich rede, wie mir das herz im busen gebietet.
Heute. Schaft an das licht die ringende Eileithya
Einen mann, der hinfort die umwohnenden alle beherschet,
Jenes heldengeschlechts , die aus meinem blute gezeugt sind. 105
Listenreich antwortete drauf die herscherio Here:
Wahrlich du trügst, und nimmer zum ausgang führst du die rede.
Oder ^yohlan, gleich schwör*, Olympier, heiligen cid mir,
Dafs gewifs er hinfort die umwohnenden alle behersche,
Welcher an diesem tage dem schoofs desweibes entsinket, iio
Jenes heldengeschlechts , die aus deinem blute gezeugt sind.
Also sprach sie; doch Zeus argwöhnete nichts des betruges,
Sondern schwur ihr den eid , und busste darauf die Verblendung.
Here verliefs im schwnnge das felsige haupt des Olympos ;
Und zur achaiischen Argos gelangte sie, wo ihr bekannt war iij
Sthenelos edles weih, des perseiadischen königs.
Jene trug ein knäblein, und jezt war der siebente monat*
Dieses zog sie ans licht, unzeitig an noch, und hemmte
Dort der Alkmene gehurt, die ^ileithyen entfernend.
Selber darauf anzeigend , vor Zeus Kronion begann sie ; 120
Vater Xeus, stialschwinger , ein wort nun leg' ich ans herz dir.
Schon ist geboren der held, der einst die Argeiet beherschet,
Sthenelos söhn Eurystheus, des perseiadischen königs »
Dein geschlecht, und kein unwürdiger herscher für Argos.
Also sprach sie; und tiefdrang heftiger gram in das herz ihm. 125
Eilend fasst' er die Schuld an den glänzenden locken des hauptes,
l^oU voih 2orne das herz, und schwur den heiligen eidschwur,
Mie zum Olympos hinfort und dem, sterngewölbe des hinuHek
188 ILIÄS^
Solle sie wiederkehren , die Schuld , die alle bethoret. ,
^ Also Xeus , und .warf sie vom sterngewölbe des himmels i^
Aus ümschwingender hand ; Yind sie stürzt' auf die werke der mcnschm
Diese beseuftet' er stets, wann seinen söhn er erblikte,
Wie mühselig er rang im harten frohn des Eurystheus.
Also auch Ich, so lange der hclmumflatterte Hektor
Argos schaaren vertilgt* um die ragenden Steuer der schiiFe, t]y
Könnt' ich nicht vergessen der Schuld, die zuerst mich verblendet.
Aber nachdem ich gefehlt, und Zeus die besinnung mir wegnahm;
Will ich gern es vergelten, und biet' unendliche sühnung.
Aufdenn , zeuch in den kämpf, und treib' auch die anderen völkcr.
Auch die geschenke zu reichen erbiet' ich mich, alle die gestern fi4o
Dir im gezelt ankommend verhiefs der edle Odysseus.
. Oder willst du , so bleib , wie sehr dich verlangt nach dem angrif ;
Gleich sind dir die geschenk' aus meinem schif von den dienern
Hergebracht, dafs du sehest, was dir ich erfreuliches g€be*
Ihm antwortete drauf der mutige renner Achitleus: 145
Atreus söhn , ruhmvoller , du völkerfürst Agamemnon ,
Ob die geschenke zu reichen dir gut deucht, wie es geziemet.
Ob zu behalten; du magst! Jezt lafs uns gedenken tlct kampflust«
Ohne Verzug; nichts frommt es, alhier im gespräche zu zaudern,
Und mit dem werke zu säumen? denn noch ist viel unvollendet! 15c
Dafs man Achitleus wieder im vordersten treffen erblicke ,
Wie sein eherner speer austilgt die geschwader der Troer!
Also auch Ihr seid jeder bedacht mit dem feinde zu Idimplcn !
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
Nicht also , wie tapfer du seist , gottgleicher Achilleusqle 155
NEUNZEHNTER GESANG. 189
reibe sie ungespeist vor Ilios hin, die Achaie^»
Toja's volk zu bekämpfen! Denn nicht für wenige zeit nur
fährt das gefecht, wenn sich einmal gerad' angehn die geschwadei
kmpfendeiy aber ein gott mut einhaucht beiderlei Völkern.
afs sich erquicken zuvor an den rüstigen schiffen die männer i6o
lle mit speis' und wein ; denn kraft giebt solches und starke.
ton kein maßkn ja vermöchte; den tag bis zur sinkenden sonne»
ungestärkt von speise» dem feind' entgegen zu kämpfen, '
^enn ihn auch mit eifer das herz antreibt zum gefechte;
»ennoch werden gemach die glieder ihm schwer» und es quälet 165
unger zugleich und durst » und dem gehenden wanken die kniee.
ber ein mann» der mit weine sich erst und speise gesätdgt»
b feindselige männer den ganzen tag er bekämpfe »
leibt ihm getrost sein herz in der brüst» und ninmier erstarren
iser die knie*» eh alle zuriikziehn aus dem gefechte. 1*70
if demnach» zerstreue das volk» und heifs sie das frühmahl
ragen« Doch das geschenk mag Atreus söhn Agamemnon
ingen in unseren kreis» dals allzumal die Achaier
er mit den äugen es schaun » und Du im herzen dich freuest*
inn auch schwör' er den eid» vor Argos volk sich exhebend, 175
,{s CT nie ihr lager verunehrt» noch ihr genahet»
ie in der menschen geschlecht der mann dem weibe sich, nahet.
id nun sei dir selber das herz im busen besänftigt.
luf bewirt' er dich endlich mit köstlichem mahl im gezelte
erlich» dafs du nichts der schuldigen ehren vermissest. 180
eus söhn» du wirst auch billiger gegen die andern
nftig sein; denn es ist nicht unansitändig dem könig,
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190 ' ILIAS*
Einen mann zu versöhnen, nachdem er zuerst ihn beleidigt.
Wieder begann dagegen der völkerfur&t Agamemnon;
Freudig von dir vernahm ich das wort, o söhn des Laertes; 185
Weil da mit fug das alles hinausgeführt und geordnet.
Gern auch will ich schwören den eid ; denn die seele gebeat mir:
Und; beim schirmenden gott, nicht meineid! Aber Achilleus
Weile noch hier so lange, wie sehr- ihn verlangt nach dem angiif;
Weilt auch alle gesamt ihr anderen: bis die geschenke 190
Aus dem gexelt herkommen , und treuen bund Wir beschwören.
Dieses sei dir selber noch anvertraut und befohlen.
Wähle der Jünglinge dir, die edelsten aller Achaier;
Bringe dann die geschenk* aus meinem schif , die wir gestern
Peleus söhne bestimmt tu verieihn , auch fiihre die weiber, 195
Abdr Talthybios schaff* aus dem weiten heer der Achaier
Einen eher , damit wir dem Zeus und dem Helio» opfern.
Ihm antwortete drauf der mutige rennet Achilleas:
Atreus söhn, ruhmvoller, du völkerfiirst Agamemnon,
Mehr xu anderer' xeit gexiemet euch das zu besorgen , 2»
Wann uns erholungsfrist einmal vom gefechtc- sich darbeut,
Und mir der xorn nicht also das herx im busen durchwiitet.
Doch nun liegen ja dort erschlagene , welche zerfleischt hat
Hekror, Priamos sphn, als Ihm Xeus schenkte den siegsruhm!
Ihr dort wollt zur speise xuvoif anmahnen : ich selbst wohl 205
Hiesse fürwahr nun gleich in die schlacht eingehri die Achaier«
Nüchtern und ungespeist, und dann mit der sinkenden sonne
Herlichen schmaus anordnen , nachdem wir gerächt die beschimpfung
Mir soll wenigstens nichts vorher durchgleiten <die kohle,
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NEUNZEHNTER GESANG. 191
IVeder trank noch speise, da todt der genofs mir hinsank, 210
Welcher mir im gezelte, zerfleischt von der schärfe des erzes,
Daliegt, gegen die thüre gewandt; und genossen umstehn ihn
l^'ehmutsvoll ! Nein wahrlich, mir liegt nicht solches am herzen»
Sondern mord nur, und blut, und schrekliches männergeröchel!
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: 215
Peleus söhn , Achilleus , erhabenster held der Achaier ,
Stärker erscheinst du denn Ich, und tapferer, nicht um ein kleines,
Du mit dem speer; doch möcht' ich an rath dirs etwa zuvorthun^
Weit, da ich länger gelebt, und n{ehr gesehn und erfahren.
Darum füge dein herz sich besänftiget meiner ermahnung. aao
Bald an dem kriegsauf rühr ersättigen sich die menschen.
Wo in menge die halme das erz zur erde dahinstrekt;
Kurz auch dauert das mahn, nachdem herneigte die wagschal
Leus , der dem menschengeschlechte des kriegs obwalter erscheinet.
^icht mit dem bauch ja müssen die Danaer todte betrauern; 225
[Denn zu viel auf einander, und schaarweis jegliches tages,
Fallen sie: wer vermöchte dann aufzuathmen vom kummer?
Jiliig demnach jedweden beerdiget , wie er gestorben ,
dit unweichlicher seel', und Einen tag ihri beweinend,
to viel' aber entrannen des kriegs graunvoller Vertilgung, 230
l'i&sen. mit trank und speise sich kräftigen; dafs noch entflammter
Vir ausdaurendes muts feindselige männer bekämpfen,
Jnter der ehernen last der rüstungen. .Aber dafs niemand,
larrend des zweiten befehls , in Argos Volke verweile!
iplcherbe&hl bringe wahrlich verderben ihm, welcher zurifkbleibt 235
Jnter den schiffen des beersl Nein, alle zugleich äusnürmend
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19» ILIAS.
Gegen die icüigen Tioer erheben wir grause Vertilgung! _
Sprachs, und Ne&tors söhne gesellt' er sich, jenes erhabnen,
Meges zugleich den Fyleiden , Meriones auch , und Thoas ,
Kreions tapferen söhn Lykomedes, samt Melanippos. o^
Eilend gingen sie dann zum kriegsgezelt Agamemnons.
Schnell dann war, wie geredet das wort, so die sache voUenda
Sieben nahmen sie dort dreifiissiget kessel im zelte,
Die er versprach, zwölf ross', und zwanzig schimmernde becken;
Weiber auch führten sie schnell» untadliche, kundig der arbeit, 343
Sieben, zugleich die achte, des Brises rosige tochter.
Aber Odysseus wog die zehn talente des goldes,
Ging dann voran ; ihm folgten die Jünglinge alle mit gaben.
Die nun stellten sie dort in den volkskreis. Doch Agamemnon
Hub sich; Talthybios dann, unsterblichen ähnlich an stimme» 250
Trat zum hirten des volks , und hielt in den hängen den eber.
Atreus söhn, ausziehend nxit hurtigen händen das messet.
Das an der grossen scheide des Schwerts ihm immer heraUiing»
Schor von des ebers haupte das erstlingshaar, und erhob dann
Betend die bände zu Zeus; rings sassen indels die Argeier 25;
Still umher, nach der sitte, des königes wort zu vernehmen.
Flehend nunmehr begann er, den blik gen himmel gewendet r
Höre nun Xeus zuerst , der seligen höchster und bester » |
Erd* und Helios auch , und Erinnyen , unter der erde ,
Die ihr todte bestraft, wer hier meineide geschworen* 260
Niemals hab' ich die h^nd an Brises tochter geleget,
Weder des lagers genufs abnöthigend , weder ein andres;
Sondern sie blieb unberührt in den wohnungen meines gezeltes!
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NEUNZEHNTER GESANG. 193
Schwör' ich einiges iklsch» dann senden nax elend die götter«
Ohne mafs»« wie sie senden dem frevelen schwörer des meineids ! sßs
Sprachsy und des ebers kehle zerschnitt er mit grausamem ene;
Welchen Takhybios. drauf in des meers grauwogende fluten
Wirbelnd den fischen zum frab hinschieuderte. Aber Achüleus
Stand empor, und begann vor Argos kriegrbchen söhnen:
Vater Xeus, uaun grosse Verblendungen giebst du den männem ! 2*70
Nimmermehr wohl hätte den mut in der tiefe des herzen«
Arreus söhn mir empört so fürchterlich > oder das mägdlein
Weg mir gefuhtt mit.gewalt» der unbiegsame; sondern fiirwahrZeu»
Wollte nur vielen den tod in Argos vplke bereiten!.
Doch nun geht zum mahle, damit wir rüsten den angrif* 2*75
Also der held, und trennte sofort die rege Versammlung,
Alle zerstreuten sich rings, zum eigenen schif ein jeder..
Doch die geschenk' umeilten die Myrmidonen geschäftig»
Brachten sie. dann zum schiffe des göttergleichen AchiUeus*
Diese legten sie dort im gezelt, und.sezten die.weibei^; 280
Auch die ross' ihm führten zur heerd' hochherzige diener*
Brises tochter nunmehr, wie die goldene ^Afrodite,
Als sie gesehn den Pauoklos zerfleischt von der schärfe des erzes;
Gofs sie um jenen sich hin , und weinetp laut , und zerxiis «ich
Beide brüst', und den blühenden hals, und ihr rosiges antliz. 285
Also sprach mit thränen das weih, gottinnen vergleichbar:
Ach mein theurer Patroklos , gefälligster freund mir im elend !
Lebend noch verlief« ich im zelte dich , als ich hinwegging ;
Und ich kehrende finde dich todt nun, völkergebieter,
Hingesttekt ! So verfolgt mich unheil ix^f^mer auf unheil ! . 2^0
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Homers Ilias. U. Band- N *^
194 ILIA&
Meinen mann, dem der vater mich gab» und die würdige matter «
Sah ich dort vor der Stadt itrfieifcht von der schärfe des encs;
Auch drei leibliche briidert von Einer mutcer geboren,
Herxlich geliebt , die alle der ungliikstag mir hinwegrils«
Dennoch wolltest du nie, da den mann dir schnelle Achilleus 295
Mir erschlug, und verheerte die Stadt des göttlichen Mynes,
Weinen mich sehn; du versprachst, des göttcrgleichen Achilleus
Jugendlich weib mich zu machen, und wann du in schiffen gen Ftia
Mich gebracht 9 zu feiren den Myrmidonen das brautmahl.
Drumohn' ende bewein' ich, dafs Du, steufreundlicher, hinstarbst! 300
Also sprach sie weinend; und ringsum seufzten di? weiberf
Um Patroklos zum schein , doch jed* um ihr eigenes elend.
Jenen indefs umringteh die edleren beiden Achaia*s,
Flehend des mahls zu geniessen ; allein er versagt* es mit seufien :
-Trauteste freund', ich fleh euch, wofern ihr liebe mir heget, 303
Eher nicht ermahnt mich , mit trank und nährender speise
Meinen geist ^u erfrischen ; denn heftiger kununer durchdringt michf
Nein bis die sonne sich senkt , ich harr' , und gedulde mich standhaft!
Dieses gesagt, entliefs er die anderen fUrsten des heeres.
Atreus söhne nur blieben zuriik, und der edle Odysseus, 310
Nestor, Idomeneus auch, und der graue reisige Fönix,
Sorgsam all' aufheiternd den traurenden ; doch er empfand nicht
Heiterkeit, eh in den Schlund des blutigen kriegs er hineindrang.
Stets gedacht* er des freundes , und redete , schnell aufathmend :
Achduhast mir vordem, unglUklicher, liebster der freunde, 315
Selber so oft im gezelte gebracht ein labendes frühmahl,
Schnell in geschäftiger hast, wenn das beer der Achaier hinausdratig ,
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NEUNZEHNTER GESANG» 195
t
Gegen die reuigen Trqer das graun des krieges zu tragen l
Jezo liegst. Du hier , ein erschlagener ; und e^ erqui^t mir
Weder nank noch speise das herz » von dem reichlichen Vorrat , 320
Weil Du fehlst! Nie könnt' auch ein herberes wehe mich trefiFen;
Nein» und wenn ich sogar des vaters ende vernähme^
Der wohl nun in Ftia die bittersten thrsoien vergiesset»
Solches sohns zu entbehren 1 der hier im lande des fremdlings
Um die entsezliche Helena kämpft mit den reisigen Troja's; , 325
Oder den tod des sohnes , der mir in Skyros ernährt wird .
Wenn er etwa noch lebt, Neoptolemos» göttlicher bildung!
Ehmals hegte mir immer das henc im busen die hofnung ,
Sterben würd* ich allein , von der rossenährenden Argos
Fern , im f roischen land' ; und Du 'heimkehren gen Fda ^ 330
Dafs du mir den söhn im dupklen gebogenjsn schiffe
Brächtest von Skyros daher , und dort jedwedes ihm zeigtest.
Meine bab% und die knecht*, und die hochgebUhnete Wohnung«
Denn schon ahnd' ich im geist, dafs Peleus ^odt in der erde
Schlummere , oder vielleicht noch kümmerlich leb' in Schwermut» 335
Niedergebeugt Von alter und traurigkeit, weil er beständig . .
Harrt des schreklichen bot^n, der meinen tod ihm verkündigt!
Also sprach ex weinend; und ringsum seufxten die fUrsten,
Eingedenk y was jeder in seinem h^use zurükliefs. ;
>litleid&voll erbiikte die traurenden Xeus Kronion ; 340
Schnell zur Athene nunmehr die geflügelten worte begann er:
Trautes kind, so gänzlich verlassest du jezo den beiden!
Gar nicht kümmert sich mehr dein herz um den edlen Achilleus?
iSchaaC} wie jener dort vor des meers hpchhauptigen schiSen
, Digitized b
ptigen schiffi
dby Google
196 ILIAS*
Sizt , um deti freund wehklagend , den theuersten ! Alle die andern 345
Gingen xum fiühmahl hin; Er rührt nicht speise noch trank an.
Auf, lafs nektar sogleich un.d ambrosia jenem zum labsal
Sanft in die brüst einfliessen , dafs nicht ihm nahe der hunget.
Also Xeus, und erregte die schon verlangende giSttin.
Schnell» wie ein schreiender adler mit weitverbreiteten flUgeln, 350
Schwang sie vom himmel hinab durch den äther sich : wo die Achaiev
Ämsig zur schlacht im heere sich riisteten ; und denri Achilleus
Flöfste sie nektar sogleich und ambrosia sanft in die brüst ein,
Dafs nicht starrten die kniee von unerfreulichem hunger.
Selbst dann heim zum palaste des allgewaltigen vaters^ 555
Kehrte sie. Jen* entströmten deri hurtigen schiffen des.meeres.
Wie dichrwimmelnde flocken des schnees von Xeus sich ergiessen»
Kalt, und geschnellt vom stosse des hellanwehenden nordwinds:
So dichtwimmelnde helme nunmehr, voll freudiges Schimmers,
Drangen hervor aus den schiffen, und hochgenabelte schiide, 36b
Auch brasthamische , mächtig gewölbt, und eschene lanzen.
Glanz erreichte den himmel , und ringsum lachte das erdreich
Von hellstral^dem erz ; und getön scholl unter dem fiifstritt
Wandelnder* Mitten auch wapnete sich der edle Achilleus*
Ihm von den zahnen ertönt' ein geknirsch her; aber die äugen 365
Funkelten , gleich wie die lohe der glut ; und es ftillte das herz ihm
Unausduldsamer schmerz. So heftig ergrimmt auf die Troer,
Nahm er das göttergeschenk , das mit kunst ihm geschmiedet Hefastos.
£ilend fiigt' er zuerst um die beine sich bergende schienen.
Blank und schön, anschliessend mit silberner knöchelbedeckuhg ; 370
Weiter umschirim' <f die brüst ringsher mit dem ehernen hämisch;
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NEUNZEHNTER GESANG. 197
Hängte «odann um die Schulter das schwert voll silberner buckelui
Eherner kling'; und darauf den schild auch, gro£s und gediegen,
Nahm er, der ferne den glänz aussendete, ähnlich dem vollmond.
Wie wenn draussen im meere der glanx hcrleuchtet den schiffcrri , 3*75
Vom auflodernden feuer, das hoch auf bergen entflammet
Brennt in einsamer hürd'; indefs mit gewalt sie der Sturmwind
Fern in des meers fischwimmelnde flut von den freunden hinwegträgtr
So von Achilleus schild' cntleuchtete glänz in den ärher.
Denn schön prangt' er an kunst. Den gewichtigen heim nun hebend, 380
Dekt' er das haupt ring&her; und es stralete, gleich dem gestirne,
Sein hochbuschiger heim; und die mahn' aus gesponnenem golde
Flatterte, welche der gott auf dem kegel ihm häufig geordnet.
Jezo versucht' in der riistung sich selbst der edle Achilleus, ,
Ob sie genau anschlb'ss' , und leicht sich bewegten die glieder ; 385
Und wie flügel ihm war sie, und hob den hirten der Völker.
Auch dem schönen gehäus' entzog er den speer des erzeugers ,
Schwer und grofs und gediegen ; es könnt' ihn der Danaer keiner
Schwingen, aHein vermocht' ihn umherzuschwingen Achilleus:
Pelions ragende esche, die Cheiron schenkte -dem vater, 399
Pelions gipfel enthaun, zum moid den heldengeschlechtem»
Aber Automedon jezt und Alkimos fugten die rosse
Schnell in die seile des jochs , die zierlichen ; drauf in die mäuler
Legten sie jedem gezäum, und spanneten hinten die zUgel
Zum wohlfugenden sessel. Automedon faiste die geissei, 395
Blank und bequem , mit der hand , und sprang in den sessel des wagens.
Hinter ihn drauf, genistet zur feldschlacht , schwang sich Achilleus ,
Leuchtend im wafiFenschmuk , wie der stralende söhn Hypcrions.
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198 ILIAS. NEUNZEHNTER GESANG.
Graunvoll tönte den rossen sein ruf, dem gespanne des vaters:
XanthosundBaliosihr, ruhmvolles geschlecht derPpdarge» 400
Anders jexo gedenkt den wagenleiiker xu bringen
Wieder ins heer der Achaier» nachdem wir des kampfs uns gesättigt;
Und nicht, gleich dem Patroklos ♦ veilafst ihn todt im gefildel
Unter dem joch antwortete drauf das geflügelte streitroft
Xanthos, und neigte das haupt erdwärts , dafs die blühende mahne 405
Ganz vorwallt* aus dem ringe des jochs , und zum boden hinabsank^
Sprachton aber gewährt' ihm die lilienarmige Here:
Ja, wohl bringen wir jezt dich lebenden, stärket Achilleus;
Doch des Verderbens tag ist nähe dir! Dessen sind wir nicht
Schuldig, vielmehr der mächtige gott und das harte Verhängnis. 410
Nicht fürwahr durch Säumnis und langsamkeit unserer Schenkel
Raubte der Troer volk von Patroklos schulter die rüstung;
Nein der gewaltigste gott , der söhn der lockigen Leto «
Schlug ihn im vordergefecht , und gab siegsehre dem Hektor* '
Wir zwar wollten im lauf auch Xefyros athem ereilen , 415
Welcher doch schnell vor allen daherstürmt: aber dir selber
Ward verhängt, dem gott und dem sterblichen manne zu fallen.
Jener sprachs ; und die macht der Erinnyen hemmte den laut ihm
Unmutsvoll antwottete drauf der schndle Achilleus:
Xanthos, warum weissagst du den tod mir? Dessen bedarfs nicht! 420
Selber weifs ich es wohl, dafs fern von vater und mutter
Hier des todes geschik mich hinwegraft. Aber auch so nicht
Ka&t* ich, bevor ich die Troer 'genug im kämpfe getummelt!
Sprachs , und lenkte voran mit geschrei die stampfenden xosit.
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I L I A S.
Z\VANZIGSTER GESANa
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INHALT.
Zeus ver stattet den g'öttsrn antheit an der schlackt , dofs nicht
Jlchiüeus 9 dem schiksal entgegen ^sogleich Troja erobere, Donm
und erdbeben. Die gotter zum kämpfe gestellt. Den Äneias rnzt
jfpoUoH gegen AchiEeus. Beiderlei schuzgotter sezen sich geson-
dert. ^Den besiegten Jlneitss tntrüki Poseidon, damit seine w^k*
kommen die Troer beherschen. Rektor , den AchiUeus ongAenii
wird von ApoUon zurUkgehalten. Durch des bruders Polydoroi
ermordung gerührt, naht er ihm gleichwohl. Hektors speer kaucht
Athene zurük, ihn selbst entführt ApdUon^ Achißeüs mordet üt
fliehenden.
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I L I A &
X W A NZIGSTER GESANG.
i3o an den räumigen schiffen bewafneten sich die Achaier,
Um dich , Peleus söhn » unersättlicher krieger , geordnet.
Jenseits hielten die Troer geschaart auf .dem hügel des feldes.
Zeus nun gebot der Themis, zum rath zu berufen die götter,
Von des Olympos haupt, des vielgebognen; und ringsum 5
Wandelte Jen' und gebot, sich in Zeus palast zu versammeln..
Auch kein gott der ströme war fern, nur Okeanos einzig»
Und nicht eine der Nymfen, die liebliche haine bewohnen,
Oder quellen der ström', und grünbekräuterte thäler.
Als sie gekommen zum hause des schwarzumwölkten Kronion, 19
Sassen in )iallen sie dort, den gehauenen» welche dem vater
Selbst Hefastos gebaut mit kundigem geist der erfindung. j
< Digitized by g
d02 I L I A S«
'So dort sausen um Teus die versammelten. Nicht auch Poseidoo
War unfolgsam dem ruf, er kam aus dem meer zu den andetn.
Sizend nunmehr im kreis*, erforscht' er den rath des Kronion: 15
Warum doch , Stralschwinger , beriefst du der götter ver^ammlangf
Denkst du über die Troer und Danaer etwas zu ordnen.
Welchen anjett ganz nahe der krieg und das treffen entbrannt in?
Ihm antwortete drauf der herscher im donnergewölk Xeus:
Erderschiittrer, du kennst den rathschlu& meiner gedanken, 30
Und weshalb ich berief. Sie kümmern mich, auch im verderben.
Selber indefs nun bleib' ich auf ragendem hang des Olympos
Sizend, das herz zu erfreuen des anschauns* Aber ihr andeni
Ceht hinab in die beere der Troer und der Achaier:
Beiden mögt ihr helfen, wie jeglichen treibt die gesinnung« 25
Denn wo Achilleus allein zum kämpf in die Troer hineindringt,
Nicht auch ein kleines bestehn sie den rüstigen Peleionen.
Stets vor ihm ja zuvor auch entbebten sie, schon ihn erblickend;
Doch liunmehr, da so heftig um seinen freund er ergrimmt ist.
Sorglich, dafs er die mäuer, auch troz dem schiksal, verwüste. 30
Also redete Xeu», und erregt' unermefsliche kriegswut.
Schnell nun eilten zum kämpf tdie unsterblichen 1 zwiefaches sinned
Here ging zum kreise der schiff', und Pallas Athene;
Auch Poseidon zugleich, der umuferer; auch Hermeias
Folgte,der bringer des heils,der mit spähendem geiste geschmükt war;}}
Auch Hefastos folgte gesellt, wutfunkelndes blickes,
Hinkend, und mühsam strebten daher die schwächlichen beine.
Ares mit wehendem heim ging unter die Troer; zugleich ihm
Föbos, das haupt ungeschoren» und Art©nii«,^^^^jte^geschosjeJ.
ZWANZIGSTER GESANG. 403
.eto, und Xanthos zugleich, und die holdanlächelnde Kypris. 40
Als noch fern die götter dem kämpf der sterblichen' waren ,
rangeten stets die Achaier in herlichkeit, weil nun Achilleus
Viedcr, ciichien , der lange vom schreklichen kämpfe gerastet ;
)och den Troetn gesamt erzitterten unten die glteder
leftig vor angst » da sie schauten den riistigen Peleionen 9 45
«euchtend im waiFenschmuk , dem mordenden Ares vergleichbar.
Lber nachdem ins gemeng* Olympier kamen zu männem : ,
Vütete Eris mit macht, die zerstreuerin ; schrie auch Athene,
tchend bald an der tiefe des grabens» ausser der mauer,
lald an des meers dumpf hallendem Strand scholl mächtig ihr ausruf. 50
>ort brüllt' Ares entgegen, dem düsteren stürme vergleichbar,
aut von der obersten höhe der Stadt anmahnend die Troer,
lald am Simois laufend umher auf Kallikolone.
So dort gegen einander empöreten selige götter
ieidc hecr , und hüben zerschmetternden streit der Vertilgung. 55
IraunvoU donnerte nun der menschen und ewigen vater
^benher ; und von unten erschütterte Poseidaon
Zeit die unendliche erd', und der berg' aufstarrende häupter.
ile sie wankten bewegt, die füsse des quelligen Ida,
is zu den höhn, auch Ilios Stadt, und der Danaier schiffe. 60
ang* erschrak dort unten der schattenfürst Aidoneus s
ebend sprang er vom thron mit geschrei auf, dafs ihm von oben
icht die erd' aufrisse der landerschüttrer Poseidon,
als fliegt menschefi erschien' und unsterblichen seine behausung,
ircbtcrlich dumpf, voll wüstes, wovor selbst grauet den görtern, 65
>Ich ein gctös' erscholl , da die götter zQm kämpf sich genahet !
304 ILIAS*
Siehe, nunmehr entgegen dem meerbeherscher Poseidon
Stallte sich.Föbos Apollon» und tiug die gefiederten pfeile;
Gegen den Ares stand die kriegerin Pallas Athene;
•Gegen Here die göttin der Jagd, mit goldener spindel,
Artemis , froh des geschosses , des FemetreiFenden schy^ester ;
Gegen Lpto Hermeias» der segnende bringer des heiles;
Doch dem HefiUtos entgegen des Stroms tiefstrudeinder herscher,
Xanthos im kreb der götter genannt, «von menschen Skamandros.
So dort stürzten auf götter die götter sich. Aber Achillcus, 15
Gegen den Hektor zumeist ins gewühl zu 'tauchen begehn* er,
Priamos söhn; denn vor allen mit seinem blute verlangt* ihn
Sehnlich den Ares, zu tränken , den unaufhaltsamen krieger.
Doch den Aneias stürmte der volkzerstreuer Apollon
Grad' auf den Peleionen, und haucht' ihm edelen mut ein, So
Ahnlich an wuchs und stimme des Priamos söhne Lykaon;
Dessen gestalt nachahmend, begann der herscher Apollon:
Wo isXf fürst der Troer, Aneiäs, alle die drohung.
Die du vor Troja's beiden gedroht bei festlichem weintrunk,
Kühn entgegen zu kämpfen dem Peleionen Achilleus? Sj
Aber Aneias darauf antwortete, solches erwiedernd:
Priamos söhn» o warum mich abgeneigten ermahnst du.
Gegen die Übermacht des Peleionen zu kämpfen?
Nicht ja heute zuerst vor dem mutigen renner Achilleus
IVürd' ich bestehn , der mich eher bereits mit der lanze vom Ida f
IVeggescheucht , da er kam die weidenden rinder zu rauben,
Und Lyrnessofii verheert* und Pedasos. Aber Kronion
Rettete mich, der kraft mir erregt* und hurtige schenkek
ZWANZIGSTER GESANG. 205
rraun ich wäre vertilgt Von Achilleus hand und Athene's ,
Welche licht ihm xu schaffen voranging, und ihn ermahnte/ 95
Leieger ringe und Troer mit ehernem speer zu ermorden.
Drum nicht mag dem Achilleus ein mann zum kämpfe begegnen;
Stets ist einer der götter gesellt, der böses ihm abwehrt«
\uch sein eignes geschofs fliegt gradan, nicht ihmr ermüdend.
Eh es in menschenblut sich gesättiget« Wenn nur ein gott uns 100
bleich ausmässe des kampfs entscheidungen ; nimmer so leicht dann
|\^ürd' ihm der sieg, und trozt' er, aus starrendem e'rze gebildet!
Ihm- antwortete drauf Zeus söhn , der herscher Apollon :
fkuf denn, edler, auch Du die ewigwaltenden giSttei
angefleht ! Dich hat ja die tochter Xeus Afirodite , X05
Sagt xnsin, erzeugt; und jener entsprofs der geringeren göttin:
Sie ist tochter v6n Xeus , sie dort vom greise des meeres.
[irade denn trage das erz ungebandigter kmft , und durchaus nicht
iVerde durch pochende worte zurökgewandt noch bedrohung !.
Also der gott, und beseelte mit mut den hirten der völker. iio
Schnell durch die vordersten ging er , mit stralendem erze gewapnet.
Doch nicht eilt' unbemerkt von der iilicnarmigen Hcre
[Segen den Peleiönen der hdd durch das männergetummel.
fene berief die götter umher , und redete also :
Überlegt nun beide, Poseidon du, und Athene, 115
Selbst in eueren herzen, wohin sich wende die sache.
Dorther kommt Aneias, mit stralendem erze gewapnet,
[>egen den Peleiönen ; es reizt' ihn FÖbos Apollon.
\ber wohlan, wir wollen zuriik ihn drangen von danncn
Straks nun; odet auch einer vertheidige, neben ihm stehend, i2o
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266 : ILIAS. ^
Peleui <ohn, und erfüir ihn mit kraft, und lasse sein herz nicht
Mangeln des muts : dafs er sehe » die mächtigsten unter den gSttes
Sein ihm hold; dort aber die nichtigen , welche von jeher
Troja*s volk' abwehren gefecht und wafFenentscheidung.
Air ent'sti^gen wir ja dem Olympos , um zu begegnen «j
Diesem gefecht"", dafs nichts im Troervolk er erdulde,
«Heute nur; künftig jedoch erduld' er, was ihm das schibal,
.Als ihn die mutter gebar ,. in den werdenden faden gesponnen.
Aber entdekt nicht solches «;in götterspruch dem Achilleus;
Schrecken ergreift ihn gewiis, wann ein gottentgegen ihm wandelt 130
Durch die Schlacht ; denn furchtbar zu schaun ist der götter erscheinung,
Ihr antwortete drauf der erderschuttrer Poseidon :
Here» nicht so gewütet im Wahnsinn; wenig geziemt d!rs.
Ungern möcht' ich solches , dafs wir die anderen götter
Feindlich im kämpf anfielen ; denn weit gewaltiger sind wir. i3{
Lafst uns jezo. vielmehr hingehn, und nieder uns sezen
Ausser dem weg' auf die wart', und der krieg sei zur sorge den männctn
.Aber wo Ares zuerst kämpf anhebt, oder Apollon ,
Wo sie Achilleus hemmen, und nicht ihn lassen im kämpfe;
Schleunig sodann uns selber wird straks sich erheben der aufruhr i^
Wildes gefechts ; und in eile hinweg dann scheidend , vermut' ich»
Kehren sie heim zum Olympos , zur schaav der anderen götter,
Unter unseren bänden mit kraft und stärke gebändigt. |
Dieses gesagt , ging jener voran , der Finstergelokte ^
Xu dem geschütteten walle des göttergleicheii Herakles ^ 4J
Den ihm hoch die Troer vordem und Pallas Athene
Rundeten ^ dafs , sich bergend , de:Tn meer«jcheusal er entrönne^
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ZWANZIGSTER GESANG. 207
IVann es einmal vom gestade daher ihn scheucht* in das blachfeld.
Dorthin ging Poseidon, uiid lals mit den anderen göttern»
Mle die schukem umhüllt von undurchdringlichem nebeL 15p
Drüben sezten sich Jen' auf der stirn der Kallikolone»
Schnellender Föbos, um dich, und den stadtverwüstenden Ares.
Also Sassen sie dort, die unsterblichen, gegc^n einander.
Sinnend auf rath; zum beginne des harthinstreckenden kampfes
Säumten sie jegliches theils ; doch Zeus hochthronend gebot ihq. 155
Voll nun ward das ganze gefild', und stralte vom erze
Wandelnder männer und ross* ; aufdröhnte der grund von dem fufstritt^
Als sie sich nahten in wut. Doch zween vorstrebende männer
Kamen hervor aus den beeren gerannt, in Begierde des kampfes,
Held Aneias der Anchisiad', und der edle Achilleus. 160
Sieh', Aneias zuerst kam wild androhend; und hochher
Nikte vom lastenden helme der busch ; den gewaltigen stierschild
Trug er der brüst vorhaltend , und schwenkte den ehernen wurfspieis.
Gegen ihn drang der Peleide mit ungestüm, wie ein löwe
GrimmVoll naht,den zu tödten entbrannt, die versammelten männer i^
Kommen , ein ganzes volk.; im anfang stolz und- verachtend
Wandele er; aber sobald mit dem speer ein mutiger Jüngling
Traf, dann krümmt er sich gähnend zum Sprung, und schäum von den zahnen
Rinnt ihm herab, und es stöhnt sein edeles herz in dem busen;
Dann mit dem schweif die hüften und mächtigen seiten des bauches ITO
Geii&eU er rechts und links , sich selbst anspornend zum kämpft ;
Grafs nun die augep verdreht, an wütet er, ob er ermord«
Einen mann , ob er selbst hinstürz' im Vordergetümmel :
So clcn xVdiiUeus' drängte der mut des erhabenen lierzens,
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io8 1 L I A S^
Kühn entgegen zu gehn dem tapferen held Aneias. i*^?
Als sie nunmehr sich genaht , die eilenden gegen einander ;
Rief er zuerst anredend» der mutige renner Achilleus :
^ie so weit, Aneias, hervor a^us der menge dich wagend.
Nahest du? Treibt dich vielleicht mit mir zu kämpfen das herz an,
Weil du hofst zu beherschen das volk gaulzähmender Troer, i$o
Künftig in Priamos macht? O wenn du schon mich erlegtest ,
Nie wird Priamos drum in die hand dir geben die ehre.
Denn selbst hat er ja söhn'; und fest, nicht wankend, beham ei.
Massen vielleicht die Troer dir auserlesene guter ,
Schon an ackergefild' und pflanzungen, dafs du sie bautest, i8j
Wenn du mich etwa erschlu gst ? Das möchtest d u schwerlich vollenden l
Hab' ich doch schon, wie ich ineine, dich womit der lanze verfolget
Denkest du nicht , wie ich einst dich einsamen dort von den rindem
Scheuchte die höhn des Ida hinab mit hurtigen schenkein.
Fliegendes iaufs? Nicht wagtest du umzuschaun im entfliehen! 191
Dorther bis in Lymessos entflohest du ; aber in trilmmer
Warf ich sie, rasch einstürmend mit Pallas Athen* und Kronion.
Viele gefangene weiber, beraubt der heiligen freiheit.
Führt' ich; allein dich rettete Zeus und die anderen götter.
Schwerlich indefs erretten sie heute dich , wie du im herzen ijj
Etwa wähnst! Wohlan denn, ich rathe dir, wandere schleunig
Unter die menge zurük, und scheue dich, mir zu begegnen,
*Eh dich ein übel ereilt! Geschehenes kennet der thor auch!
Aber Aneias darauf antwortete , solches erwiedernd :
Peleus söhn, mit worten fürwahr nicht , gleich wie ein knäblein , 20
Hoffe mich abzuschrecken; denn wohl vcrmöcKt' ich ja selber,
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i
ZWANZIGSTER GESANG, 209
So herz5chneidende wort\ als frevele, auszurufen.
Kennen wir doch des andern geschlecht, und kennen die eitern ^
Hörend die längstberUhmten erzählungen sterblicher menschen ;
Denn nie sahst du die meinen, ich sah die deinigen niemals. 205
Doch man sagt, dich zeugte der unvergleichbare Peleus »
Dem dich Thetis gebar, des meers schönlockige göttin. ^
Aber ich selbst, ein söhn des hochgesinnten Anchises
Rühm' ich enuprossen zu sein, von der tochter Zeus Afrodite.
Jenen ist oder auch diesen, den theueren söhn zu b^einen, 210
Heute bestimmt; nicht weiden ja wir, durch kindische worte
So aus einander getrennt, das Schlachtfeld wieder verlassen.
Soli ich dir aber auch dieses verkundigen, dafs du erkennest
Unserer väter geschlecht, wiewohl es vielen bekannt ist:
Erst den Dardanos zeugte der herscher im donnergewölk Xeus, 215
Ihn Dardanla's Stifter; denn Ilios heilige veste
Stand noch nicht im gefilde, bewohnt von redenden menschen;
Sondern am abhang wohnten sie noch des queliigen Ida*
Dardanos drauf erzeugt' Erichthonios sich, den beherscher, .
Welcher der reichste war der sterblichen erdebewoKner. 220
Stuten weideten ihm, drei tausende/ rings in den auen,
Säugende, üppiges mutes, von hüpfenden füllen begleitet.
Boreas seihst, von den reizen gelokt der weidenden Stuten,
Gattete sich, in ein rofs mit dunkeler mahne gehüllet;
Und zwölf mutige füllen gebaren sie seiner befruchtung. 225
Diese , so oft sie sprangen auf nahrungsprossender erde ,
tJbcjr die spizen des halms hin flogen sie , ohn' ihn zu knicken ;
Aber so oft sie sprangen auf weitejcn rücken des meere^Ie
Homers Ilias* II. Baud. Q
210 I L I A S*
Oben einher auf der fläche der Wallungen liefen sie schwebend.
Dann Erichihonios zeugte den Tros lum gebieter den Troern ; 230
Aber von Tros erwuchsen die drei untad liehen söhne »
Ilos, Assarakos auch, und der götdiche held Ganymedes»
Welcher der schönste war der sterblichen erdebewohnei :
Ihn auch raften die götter empor, Zeus becher zu füllen,
* Wegen der schönen gestalt , dafs er lebte mit ewigen göttexn. 255
lies zeugte den söhn Laomedon, tapfer \ind edel;
Aber |L.aomed6n zeugte den Priamos , und den Tithonos , .
Lampos, und Klytios auch, und den streitbaren held Hikeuon.
Kapys, Assarakos söhn, erzeugete drauf den Anchlses;
Aber Anchises mich selbst; und Priamos zeugte den Hektor. 240
Sieh , aus solchem geschlecht und blute dir rühm' ich mich jezo»
Doch der meiischen gedeihn vermehrt und mindert Kronion»
Wie sein herz es gebietet; denn Er ist mächtig vor allen.
Aber lafs nicht länger uns hier, gleich albernen kindern,
Schwazend stehn in der mitte des feindlichen waffengetümmels. 245
Denn fik beide ja sind herzkränkende worte zu sagen,
Viele , dafs kaum sie trüg' auch ein hündertrudriges lastschif.
Leicht ist die zunge der menschen gewandt, viel sind auch die reden
Aller art, und weit das gefild* hinstreifender worte.
Wie du selbst ausredest ein wort, so magst du es hören« 250
Doch was nöthiget uns , in erbitterung gegen einander
Lästerworte zu lästern und Schmähungen, gleich den weibem.
Die, zum zorne gereizt von herzdurchdringender feindschaft^
Lästern gegen einander, hervor auf die gasse sich stürzend,
Manches wahr,und auch nicht ; denn der zorn gebietet auch solches. 255
ZWANZIGSTER GESANG. an
Worte ja werden mir nimmer den mut abwenden vom angrif ,
Ehe mit erx du entgegen gekämpft hast ! Jezo wohlauf denn»
Kosten Wir rasch von einander die ehernen ki^iegeslanzen !
SprachSyUnd den ehernen speer auf den scbild voli grauns und entsezens
Schwang er; und ringsum haUte der grosse schild i^on dem speerwurf. 260
Doch der Peleid' hiek ferne den schild mit nervichtem arme.
Ganz bestürzt; denn er wähnte, die weitherschattende lanze
Würde hindurch leicht dringen dem mutigen held Aneias:
Thor! er bedachte nicht in des herzens geist und empfindung^
Wie es so leicht nicht sei, dais herliche gaben der götter aßs
. Durch der sterblichen arme gebändiget werden , und weichen.
Auch nicht jezt Aneias , des feurigen , stürmende lanze
Brach den schild ; denn es hemmte das gold 9 die gäbe des gottes«
Zwo der schichten allein durchsturmte sie ; aber annoch drei '
Waren ; denn fiinf der schichten vereinigte hämmernd der kiins der , 270
Jene zwo voti erz, und die inneren beide von tinne,
Aber die eine von göld , wo die eherne lanze gehemmt wardr
Jezo schwang der Peleide die weithinschattende lanze;
Und er traf dem Aneias den schild von gerundeter wölbung,
Nahe dem äussersten rand, wo das erz am dünnsten umherlief, a^S
Auch am dünnsten ihn dekte die stierhaut; aber hindurch drang
Pelions ragende esche mit stürm, und es krachte die wöibung.
Nieder dukt' Aneias in ,eil% und strckte den sichild auf^
Angstvoll; aber der speer, der ihm hinsattst' über die schultern,
Stdnd in die erde gebohrt, und zerschlug ihm beide die ränder aSo
Am ringsdeckenden schild; doch entschlüpft der gewaltigen lanze,
Stander nunmehr,(und entsezen umströmt'ihm die dunkelnden augenj
2ia ILIAS.
Ganz bestiitit , wie so nah das geschols traf. Aber Achilleus
Rannte begierig hinan, das geschliiFene schwert sich entreissend,
«•
Mit graunvollem geschrei. Da ergrif Aneias den Feldstein, 285
Grofs und ungeheuer, dals nicht zween manner ihn trüSgen,
Wie nun sterbliche sind; doch er schwang ihn allein und behende.
Jezo hätt' Äneias des stUrmenden heim mi^ dem steine ,
Oder den schilp ihm getroiFen, der doch dem verderben gewehret;
Ihn dann hätt' Achilleus gehaun mit dem schwert und getodtet: 290
Wenn nicht scharf sie bemerkte der erderschüttrer Poseidon.
Eilend begann er das wort zur unsterblichen götterversammlung:
Wehe doch! traun mich janunert des hochgesinnten Aneias,
Welcher bald, vom Peleiden besiegt, zum Als hinabfahrt.
Weil' er gehorcht dem worte des treffenden Föbos ApoUon: 295
Thor! nichts wird er ihm helfen zur abwehr grauses Verderbens«
Aber warum soll jener nun schuldlos Jammer erdulden.
Also verkehrt, um anderer weh; da geBUlige opfer
Stets er den göttern gebracht, di# weit den himmel bewohnen?
Auf, wir selbst nun wollen der todesgefahr ihn entreissen; 300
Dafs nicht auch der Kronid' ereifere, weiin ihn Achilleus
Tödtete, jenen mann; denn das schiksal gönnt ihm errettungr
Dafs nicht samenlos das geschlecht hinschwind' 'und der name
Dardanos , den der Kronid' aus allen söhnen sich auskohr ,
Welche von ihm aufwuchsen und sterblichen menschentöchtem. 305
Denn des Priamos stamm ist schon verhafst dem Kronion;
Jezo soll des Aneias gewalt obherschen den Troern,
Und die söhne der söhn', in künftigen tagen erzeuget^
Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Herik)OgIe
ZWANZIGSTER GESANG. aij
Selber im geist erwäg* es, o erderschütterndei könig, 310
Ob du erretten ihn willst, den Äneias, oder ihn lassen.
Denn fürwahr wir beide betheuerten oft mit eidschwur,
Vor den unsterblichen allen, ich selbst und Pallas Athene,
Niemals einem der Troer den grausamen tag zu entfernen >
Nicht wenn Troja sogar in verheerender flamme des feudrs 315
Loderte , rings entflammt von den kriegrischen söhnen Achaia's.
Als er solches vernommen, der erderschiittrer Poseidon;
Flugs durcheilt' er den kämpf und den klirrenden stürm der geschosse ,
Hin wo Äneias war , und der hochberlihmte Achilleus*
Jezo sogleich umgofs er mit schattendem dunkel die äugen 320
Ihm, dem Peleiden Achilleus, und zog die mordende esche
Selber zurük ^us dem Schilde des hochgesinnten Äneias ;
Diese legt* er darauf vor die fiisse gestreckt dem Achilleus ;
Doch den Äneias hoch von der erd' aufhebend entschwang er.
Und weit über die reihen des voiks, weit über die rosse, 3^5
Flog Äneias hinweg, von der band des gottes geschleudert;
Bis ' er kam an die grenze des tobenden Schlachtengetümmels,
Wo der Kaukonen geschlecht zum kämpf gerüstet cinherzog.
Jezo naht' ihm wieder der erderschüttrer Poseidon;
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten worte: 330
IVelch tiA gott, Äneias, gebietet dir, also verblendet ,
Gegen des Peleus söhn zu kämpfen den kämpf der entscheidung ,
Der weit mächtiger ist, und mehr geliebt von den göttern?
Künftig weiche zurük, so oft du jenem begegnest;
Dafs nicht, troz dem Verhängnis , in Aides haus du hinabsteigst. 335
Aber nachdem Adiilleus den tod und das schiksal erreicht hat;
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ai4 ILIAS^
Dann nur immer getrost in den vordersten reihen gekKmpfet!
Denn kein anderer sonst der Danaer raubt dir die rüstung.
Sprachs, und verliefs ihn daselbst, nachdem er ihm alles verkündigt.
Schnell dem Achillcus jeit von den äugen trieb er des ncbels 34a
Hehre nacht; und sofort war hell den blicken die aussieht.
Unmutsvoll nun sprach er zu seiner erhabenen seele:
Weh mir! ein grosses wunder erblick' ich dort mit den augcn!
Siehe, die lanze liegt« an der erd' hier; aber der mann ist
Nirgends , dem ich sie warf, ihn auszutilgen verlangend ! ' 345
Ei dafs auch Aneias geliebt von unsterblichen göttern
War! doch meint' ich gewifs, er rühme sich nur so vergebens.
Wandr'er dahin! Nie wahrlich mit mir sich annoch zu versuchen
Waget er, der auch nun zu entfliehn aus dem todt sich ireuet!
Jezo wohlauf, anmahnend der Danaer kriegesgeschwader , 350
Will ich die anderen Troer im feindlichen kämpfe versuchen!
Riefs, und sprang in die reihn y und ermunterte jeglichen Streiter:
Nicht so fern von den Troern enthaltet euch, edle Achaier;
Alle nun, mann auf mann, dringt ein» und gedenket des kampfes-
Denn tu schwer wird mirs, wie grofc auch meine gewah sei, J55
Solch ein Imannerge wühl zu durchgehn, und mit allen zu kämpfen!
Selbst nicht Ares vermocht', ein unsterblicher zwar, noch Athene,
Solchen Schlund des gewürgs mit kriegsarbeit zu dorchwandeln!
Aber so viel ich selber vermag an banden und schenkein ,
Und an gewalt; nicht mein' ich da« mindeste defs zu versäumen; 3^®
Ringsum schreit' ich einher durch die Ordnungen; ninuner auch, hoff id.
Wird ein Troer sich freun, wer meinem speerc begegnet!
AUo ermahnte der beld; auch dort der «tralende Hektor
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ZWANZIGSTER GESANG. 315
Rief den Troern befehl , und verhiefs kämpf gegen Achilleus :
Troja's mutige söhne , verxagt nicht vor dem Peleidcn ; 365
Ich auch möchte mit Worten unsterbliche selber bekämpfen ,
Doch mit dem speer unmöglich; denn weit gewaltiger sind sie.
Selbst nkht Achilleus vermag ein jegliches wort zu vollenden;
Sondern eins vollbringt er, das andere läfst er verstümmelt.
Ihm nun eil' ich entgegen , und wäre sein arm wie die flanyne, 310
Wäre sein arm wie die flamme, sein mut wie blinkendes eisen!
Also ermahnte der held; da erhüben sie drohende lanzen,
Troja's söhn', und gemischt war der angrif; wildes getön scholl.
Jezo trat zu Hektor und redete Föbos Apollon:
Rektor , nimmer hinfoK mit Achilleus wage den vorkampf ; 375
Sondern umher in der meng', auswärts dem getümmel , erhasch* ihn :
Dafs nicht etwa sein specr dich bändige, oder sein schwerthieb!
Jener sprachs ; und Hektor entwich in den häufen der männer »
Angstvoll , als er die stimme vernahm des redenden gottes.
Aber Achilleus sprang voll stürmender kraft in die Troer, . 380
Mit graun vollem geschrei;<und zuerst den Ifition raft* er,
Ihn des Otryntcus söhn, den mächtigen völkergebieter ,
Den die Najade gebar dem städteverwüster Otrynteus,
Unten am schneeigen Tmolos , in Hyda's fettem gefilde.
Diesem, der anlief, schofs mit dem speer der edle Achilleus 385
Grad' auf die mitte des haupts , und ganz von einander zerbarst es.
Dumpf hin kracht' er im fall ; da rief frohlockend Achilleus :
Liege nun , Otrynteide , du schreklichster unter den männern !
Hier ist also dein tod; die geburt war fem an Gygäa's
Schönem See, wo dir dein väterlich erbe gebaut witd , 390
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ai6 ILIAS*
Am fischwimmelnden Hyllos . und Hermos strudelnden wassern!
So frohlokte der held; dodi' jenen umschattete dunkel;
Und von der Danaer rossen zermalmt mit rollenden rädern ,
Lag er im vordergewühl. Nach ihm dem Demoleon jezo,
Jenem tapferen wehre» der Schlacht » dem erzeugten Amenors , 395
Stiefs er den speer in den schlaf, durch des heims erzwangige kuppel:
Und nicht hemmte das tn den gewaltigen ; sondern hindurch drang >
Schmetternd die eherne spiz' in d^n schädel ihm ; und das gehijn ward
Ganz mit blute vermischt : so bändigt* er jenen im angrif.
Drauf dem Hippodamas stach eri der rasch vom wagen herabsprang, 400
Als er vor ihm hinbcbte, mit ehernem speer in den rücken;
Und er verhau(;hte den geist, und stöhnete dumpf , wie einsderob
Stöhnete , umgeschleppt um den helikonischen herscher ,
Wann ihn Jünglinge schleppen ; es freut sich ihrer Poseidon ;
Also stölyit' auch jener, den mutigen geht aushauchend. 4<>5
Er dann flog mit dem speer auf den göttlichen held Polydoros,
Priamos söhn. Dem wehrte bisher sein vater die feldschlacht »
Weil er der jüngste söhn, gezeugt in späterem alter,
Und der geliebteste war, der behendeste aller. im wettlauf.
Jezt aus kindischer lust , vorzüglidi im lauf zu erscheinen , 410
Tobt* er im vorderkampf, bis das blühende leben dahin war.
Diesen traf mit der lanze der mutige renner Achilleus,
Als er vorüberflog , an den rükgrat , wo sich des gurtes
Goldene spang' ihm schlols, und zwiefach hemmte der hämisch.
Aber bis vorn zum nabel durchstürmt' ihn die eherne spize; 4U
Heulend sank er aufs knie; und gewölk des todes umhüllt* ihn
Schwarziund er raftc heran das gedärm mit den händensich krümmend.
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ZWANZIGSTER GESANG.* 117
tlektor, sobald er gesehn, wie dort Polydoros der bruder
Hielt das.gedänn in den bänden, uinbergekrümmt auf der erde;
Schnell vor die äugen herab flofs dunkel ihm; und er ertrug nicht 420
Langer entfernt zu verkehren ; er stürmete grad' auf Achilleus ,
luckend den ehernen »peer , wie ein glutstral. Aber Achilleus^,
So wie er sah, auf sprang er, und rief frohlockend die worte*:
Siehe der mann , der schmerzlich das innerste herz mir verwundet ,
Der den genossen mir schlug, den trautesten ^I, Länger Fürwahr nicht 425
Wollen wir scheu vor einander entfliehn durch die pfade des Treffens !
Sprachs, und mit finsterem blicke begann er zum göttlichen Hektor:
Näher heran ^ dafs du eilig das ziel des todes erreichest !
Wieder begann unerschrocken der helmumflatterte Hektor:
Peieus söhn , mit worten fürwahr nicht , gleich wie ein knäblein , 430
Hoffe mich abzuschrecken ; denn wohl vermocht' ich ja selber ,
So herzschneidende wort', als frevele, auszurufen.
Weifs ich doch , wie tapfer du bist, und wie weit ich dir nachsteh.
Aber solches ruht j^ im schoofs der seligen götter:
Ob ich vielleicht, auch geringer an kraft, dir raube das leben, 435
Treffend mit meinem geschofs , das auch an der spize geschärft ist.
Sprachs, und die lanz'aufschwingend entsendet' er. Aber Atheno
Trieb mit dem hauch sie zuriik vom Peleionen Achilleus,
Nur ganz leis' anathmend; und hin zum göttlichen Hektor
Flog sie , und sank kraftlos zu den fussen ihm. Aber Achilleus 440
Stürzte begierig hinan, ihn auszutilgen verlangend,
Mit graunvoUem geschrei ; doch schnell entrükt' ihn Apollon ,
Sonder müh*, als gott, und hüllt' in nebel ihn ringsher.
Dreimal stürzt' er hinan, der mutige rehner Achilleus^
DigitizedbyLjOOQlC ,
1X8 ILIAS* '
Mit enblinkendem Speer, und dreimal stach er den nebeL 44j
Als er das viertemal drauf anstürmete« stark wie ein Dämon;
Jezo niit drohendem laut die geflügelten wortc begann er:
Wieder entrannet du dem tode , du hund ! Schon nahte verderba
Über dein haupt; doch von neuem entrükte dich Föbos Apollon,
Den du gewifs anflehst, in das speergerassel dich wagend! 450
Doch bald mein' ich mit dir zu endigen , künftig begegnend ;
IVürdigiCt anders auch mich ein unsterblicher gott zu begleiten!
Jezo eil* ich umher zu den anderen, wen ich erhasche! ^
Sprachs, und dem Dryops stach er gerad* in den hals mit der lanie,
bafs er hinab vor die füfs' ihm taumelte. Den nun verliefs cri4J5
Aber Filetors söhn, den gewaltigen kämpfer Demuchos,
Hemmt* er, durchbohrend das knie mit gesendeter lanze ; genaht dann,
Schwang^ef das mächtige schwert mit gewalt , und raubte die seel* ihm.
Drauf den Laogonos auch und Dardanos, söhne des Bias,
Stürzet* er beid* anrennend vom wagengeschirr auf die erde: 4^
Den mit der lanze wurf , und den mit dem hiebe des Schwertes.
Tros dann, Alästprs söhn: der naht' ihm, fassend die kniee,
Ob er ihn , den gefangnen , verschont' , und lebend entliesse ,
Und ihn nicht zu erschlagen, an alter ihm gleich, sich erbarmte:
Thörichter , nicht ja erkannt' er, wie all sein flehen umsonst war.-4ft
Denn nicht sanft war jener gesinnt, noch freundliches herzens,
Sondern ein heftiger mann! Zwar rührt' ihm jener die kniec,
StrebeiKl ihn anzuflehn; doch er haute das schwert in die leber,
Dafs ihm die leber entsank, und das schwarze blut aus der wunde
Ganz den bu&en erfüllt'; und nacht umzog ihm die äugen, 4'-
Als ohnmächtig er sank. Auch dem Mulios stiefs er die lanze
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^ZWANZIGSTER GESANG, 219
tfahend ins ohr , und sogleichi aus dem anderen ohre hervor drang
[encm das spizige erz. Auch Agenors söhn, dem Echeklos/
»ch>vang er tief in den schädel das schwert mit gewaltigem hefte :
janz Ward warm die klinge vom sprizenden blut ; und die äugen 475
Jbernahm der purpurne tod und das grause Verhängnis«
Vuch den Deukalion jezt: wo der sehnen geflecht sich vereinigt
Unter dem buge des arms, dort, ganz di^ rechte durchbohrend,
Fraf ihn das spizige etz ; und er harrt' , am arme gelähmet » 479
^or sich schauend den tod ; doch das schwert in den nacken ihm haut* er,
Düfs mit dem helme das haupt fern taumeke ; und aus den wiibeln
Sprizte das mark ihm empor , iind er lag auf der erde sich streckend.
Weiter darauf enteik' er zu Peireos treflichem söhne ,
Rigmos , der aus Thrake , dem scholligen lande , gekommen :
Diesem schofs er die lanze gerad' in die weiche des bauches ; 485
Und er entsank dem geschirr. Auch dem freund* Arelthoos jezo ,
Ihm, der die ross' umlenkte, den ehernen Speer in den rücken
Stiefser, und warfihn vom wagen ; es tummelten bäumend die rosse.
Wie ein entsezlicher brand die gewundenen thale durchwütet,
Hoch im dürren-gebirg'; es entbrennt ünermefslich die Waldung, 490
Und rings wehet der wind mit sausenden flammenwirbeln:
So rings flog init der lanze der wütende, stark wie ein Dämon,
t'olgend zu mord und gewürg'; und blut umströmte das erdreich.
Wie wenn einer ins joch breitstirnige stiere gespannet ,
Weisse gcrste zu dreschen auf rundgeebneter tenne ; 495
Leicht wird zermalmt das getreide vom gang lautbrüllender rinder:
So vor AchiUeus dort, dem erhabenen, trabten die rosse
Stampfend auf bäucliige schild* und lelchnamc ; unten besudelt
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aao ILIAS» ZWANZIGSTER GESANG.
Trof die axe von blut, und die zierlichen ränder des sessels,
Welchen jezt von der huiPe gestampf ansprizten die tropfen , 500
Jezt von der r'ader beschlag« So wütet' er, rühm zu gewinnen,
Peleus söhn« mit blut die unnahbaren hande besudelt«
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I L I A S.
EINUNDZWANZIGSTER GESANG.
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INHALT.
jtchiBeus stürzt einer sckaar Troer in den Skamandros m
dem Schwerte nach. Zwölf lebende fesselt er znm sühnopferfl
Patroklos. Den getodteten Lykaon hineinwerfend, höhnt er, isj
der Stromgott nicht rette. Auch den Asteropäos, eines stromgoi
tessohn, welchen Skamandros erregte, strekt er ans ufer, utA
höhnt der stromgotter. Skamandros gebeut ihm , ausser dem str^
me zu verfolgen. Er versprichts; doch in der wut springt er m
der hinein. Der zürnende ström verfolgt ihn ins feld. ^mr
von göttern gestärkt f durchdringt die flut. Als Skamandros mt
wütender denSimois zu hülfe ruft 9 sendet ihm Here den Hefästi
entgegen, der das feld troknet 9 dann ihn selber entflammt, Di
jammernden gebeut Here zu schonen. Ares und Afrodite von Mi
ne beßegt 9 FUbos dem Poseidon ausweichend , Artemis vonHn
geschlagen, Hermes die Leto scheuend. Kükkehr der gUtter, Pru
mos Vfnet den flüchtigen das thor. Den verfolgenden Jckün
hemrnt Agenor; dann in Agenors gestalt fliehend, lokt Af^
ihn feldwärts , indefs die Troer einfluchten.
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/ •
I L I A S.
SINUNDXWANZIGSTER GESANG.
ils sie nunmehr an die fahrt des schönhinwallenden Xanthos
nen, des wirbelnden Stroms , den Zeus der unsterbliche zeugte;
rt aus einander sie trennend » verfolgt' er ein theil in das blacBfeld
Irwärts, wo die Achaier dahergescheucht sich ergossen
; den vorigen tag, vor der wut des stralenden Hektor: 5
r nun flüchteten jen' in betäubender angst; doch Here
tete dickes gewölk, und hemmte sie. Aber die andern ,
t gedrängt an des Stroms tiefstrudeinde silbergewasser ,
Kten hinab mit lautem getös'; und es rauschten die fluten»
i cüc gcstad' umher laut hallctcn: rings mitjcsch^^^ lo
M4 ILIAS^
Schwammen sie dort durch einander und dorthin den drehenden wirbefa
Wie vor des feuers gewalt sich ein schwärm heuschrecken emporhebt
Gegen den ström zu entfliehn; denn es sengt unermiidete glut ä
^ Plozlich entflammt im gefild', und sie fallen gescheucht in die wasxi
So vor Achilleus ward dem tiefhinstrudelnden Xanthos \
Voll sein rauschender ström von der rosse gewirr und der mintA
Aber der göttliche liefs die lanze daselbst an dem ufer.
Auf tamarisken gelehnt , und stürzte sich, stark wie ein Dämon
Nach, sein schwert in der hand, und entsezliche thaten ersann <
Wild nun haut' er umher; mistöniges röcheln erhub sich j
Unter dem mordenden schwert, und geröthet von blut war das wass«
Wie vor dem ungeheuren deifin Uie anderen fische
Fliehend die buchten erfüllen des wohlanlandbaren hafens.
Bange gedrängt; denn gr'afslich verschlinget er, wen er erhaschd
So die Troer, voll angst in des furchtbaren Stromes gewässem: j
Flohen sie unter die bord'. Als drauf vom ermorden die händ* i^
Starreren, wählt' er annoch zwölf lebende jüngling' im ströme,
Abzubiissen den tod des Menödaden Patroklos. '
Diese zog er heraus, sinnlos , wie die jungen der hindin ; |
Band dann zlxrük die bände mit wohlgeschnittenen riemen.
Welche sie selbst getragen um ihre geflochtenen panzer ;
Gab sie den seinigen drauf, zu den räumigen schiffen lu fuhro
Wieder hinein dann stürzt' er, nach mord und gewürge sich schna
Jezt begegnet' ihm Priamos söhn, des Dardanionen,
Der aus dem ström aufstrebte, Lykäon; den er vordem selbst
Weggeführt mit gewalt von des vaters fruchtbarem obsthain ,
Einst in der nacht ausgehend. Es schnitt mit dem erxe der jünc'ii
EINUNDZWANZIGSTER^ GESANG. aas
Wildernder feigen gesprofs, zum sesselrande des wagens.
Doch unverhoft ihm nahte lum weh der edle Achilleus.
Damals sandt' er in Lemnos bevölkerte Stadt zum verkauf ihn, 40
Führend im schif , und den werth bezahlte der söhn des lason.
Dorther löste sein gast Eetion, herscher in Imbros,
Ihn sehr theuer erkauft, und sandt' ihn zur edlen Arisbe,
Heimlich schlich er von dannen, und kam zum palaste des vaters*
Eilf der tag' erfreut' er das herz mit seinen geliebten , 45
Wiedergekehrt aus Lemnos ; doch jezt am zwölften von neuem
Gab ihn ein gott in die hand des Achilleus, welcher bestimmt war,
Ihn zum Ais zu senden,. wie sehr ungern er dahinging.
Als nun jenen bemerkte der mutige renner Achilleus,
Ihn der entblöfst von helme , von schild und Unze , daherkam : 50
Alles hatt' er zur erde gelegt; denn ermattet von angstschweifs
Strebt' er empor aus dem ström , and kraftlos w^ankten die kniee :
Unmutsvoll nun sprach er zu seiner erhabenen seele:
Weh mir, ein grobes wunder erblick' ich dort mit den äugen!
Ganz gewifs nun werden die edelmütigen Troer, 55
Die ich erschlug, von neuem aus nächtlichem dunkel hervorgehn;
So wie jener auch kommt, entflohn dem grausamen tage,
Der in die heilige Lemnos verkauft ward ; aber ihn hielt nicht
Wogend das graue meer, das viele mit zwang zunikhemmt.
Auf denn wohlan, nun soll er die spiz' auch unserer lanze 6a
Kosten, dandit ich erkenn' in meinem geist, und vernehme,
Ob er so gut auch von dannen zuriikkehrt, oder ihn endlich
Hält die ernährende erde , die selbst den tapferen festhält.
Also dacht' er, und stand; da nahete jener ihm angstvoll^
Homers Dias. IL Band. ' oigi^äby Google
236 ILlAS.
Seine knice xu rühren bereit: denn er wünschte so herzlich, 65
Noch XU cntfliehn dem grausamen tod' und dem schwarten Verhängnis.
Siehe, den ragenden speer erhob der edle; Achilleus,
Ihn zu durchbohren bereit; doch er oik' und umfafste die kniee,
Hergebükt; und der speer, der 'hinwegsaust* über die schultern,
Stand in der erd*, und lechzt' im menschenblute zu schwelgen, »jo
Aber mit einer hand umschlang er ihm flehend die kniee,
Und mit der anderen hielt er die spiiige lanz* unverrükt ihm;
Laut nun fleht' er empor, und sprach die geftiigelten wone:
Flehend fass' ich dem knie; du erbarm dich meiner, Achilleus!
\
Deinem schuz einst \kj,t ich vertraut; drum scheue mich, edler! 15
Denn bei dir ja zuerst genofs ich den kern der Demeter,
Jenes tags, da dein arm mich ergrif in dem fruchtbaren obsthain,
Und du fern mich verkauftest, getrennt von vater und freunden,
Nach der heiligen Lemnos, nnd hundert stiere gewännest.
Jezo löst* ich mich dreimal so hoch! Der zwölfte der morgen 80
Leuchtet mir erst, seitdem ich in Ilios mauren zurükkam.
Lange gecjuält ; und von neuem hat Dir in die hand mich gesendet
Böses geschik! Wohl mufs ich verhafst dem erhabenen Zeus sein.
Der dir wieder mich gab ; und für wenige tage gebar mich
Meine . liebende mutter Laothoe, tochter des greises 85
Altes, welcher im volk der streitbaren Leleger herschet,
Pedasos luftige bürg an Satniois ufer bewohnend.
Dessen tochter war Priamos weib, nebst vielen der andern;
Und zween söhne geb^r sie; doch Du willst beid' uns erwürgen!
Jenen im vordergefecht fufsuundelnder kämpfer bezwangst du, go
Ihn den hcld Polydoro«, durchbohrt mit spiziger lanze;
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EIJVJUNDZWANZIGSTER GESANG, 227
Und mein harrt das verderben alhier nun ! Nimmer ja hoflF ' ich
Deiner hand zu entflichn , nachdem mich genähert ein Dämon !
Eines verkünd' ich dir noch . und Du bewahr' es im herzen.
Tödte mich nicht; denn ich bin kein leiblicher bruder desHekior, 95
Welcher den freund dir ferschlug, so sanfigcsinnt und so tapfer!
AUo flehte zu jenem des Prianftos e^ler erzeugter
Jammernd empor; da erscholl die unbarmherzige stimme:
Thörichter, nicht von lösung erzähl* und schwaze mir länger!
Denn bevor Patroklos den tag erreichte des schiksals, loo
War ich annoch im herzen geneigt , zu schonen' der Troer ;
Viel' auch führt' ich gefangen hiiTweg, und verkaufte sie lebend.
Doch nun fliehe den tod nicht einer auch, welchen ein Dämon
Hier vor Ilios mauren in meine hand mir gesendet,
Aller Troer gesamt, und am wenigsten Piiamos söhne! 105
Stirb denn, lieber, auch du! Warum wehklagest du also?
Starb doch auch Patroklos, der weit an kraft dir voranging!
Schauest du nicht, wie ich selber so schön und grofs an gestalt bin?
Denn dem edelsten vater gebar mich die göttliche mutterl
Doch wird mir nicht minder der tod und das harte Verhängnis iio
Nahn, entweder am morgen, am mittag, oder am abend ;
Wann nun einer auch mir in der Schlacht das leben entreisser,
Ob er die lanze mir schnellt , ob auch ein geschiofs von der senne.
Also der held ; doch jenem erzitterten herz uhd kniee.
F<^ren itefs er den speer, und safs ausbreitend die bände 115
Beide. Doch Peleus söhn , das geschliffene schwert sich entreissend ,
Sriefs es hinein am gelenke des halses ihm : tief in die gurgel
Drang zweischneidig d^s schwert; und vorwärts P^A(f(V/Ld^r^d?
aag ILIAS*
Lag er gcstrekt ; schwaiz strömte das Mut , und nexte den boden.
Ihn dann schwang der Peleid* , am fusse gefafst , in den stromhin ; 120
Und mit jauchzendem ruf die geflügelten worte begann er :
Dort nun streck' im gewimmel der fische dich , die von der wunde
Soiglos dir ablecken das blut! Nie bettet die mutter
Dich auf leich engewand', und wehklagt; sondern Skamandros
Trägt dich strudelnd hinab n\ des meers weixofFenen abgrund. 125
Hüpfend sodann naht unter der flut schwarzschauemder fläche
^iancher filsch, um zu schmausen am weissen fette Lykaons.
Treff' euch weh , bis wir kommen zu IHos heiliger veste ,
Ihr in stürzender flucht, ich aber mit mord euch verfolgend.
Nicht ja selber der Strom mit mächtigem silbergestrudel 130
Retret euch , welchem ihr oft so viel darbringet der stiere »
Und starkhufige ross' in die flut lebendig hinabwerft:
Aber auch so vertilgt euch das jammergeschik , bis ihr alle
Für Patroklos mord mir gebüfst, und das weh der Achaier,
Die an den hurtigen schiffen ihr tödtetet, als ich entfernt warl 135
Jener sprachs ; da ergrimmte noch weit zornvoller der stromgott ;
Und er erwog im geist, wie hemmen er möcht' in der arbeit
Peleus göttlichen söhn , und die plag' abwenden den Troern.
Aber Achilleus indefs mit weithinschattender laoze
Sprang auf Asteropäos, ihn auszutilgen verlangend, 140
Pelegons söhn : den zeugte der mächtigströmendfe herscher
Axios, und Periböa, des Akessamenos tochter,
Schön, an geburt die erste, geliebt vom wirbelnden stromgott.
Gegen ihn drang der Peleid': er dort, aus dem ströme begegnend,
Stand f zween speer' in den bänden ; ihm atbmete mu| in die sede 145
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EINUNDZWANZIGSTER GESANG. 219
Xanthos , dieweil er mit zorn die ermordeten Jünglinge schaute ,
Die der Peleid' in den fluten ermordete, sqqder erbarmen.
Als sie nunmehr sich genaht, die eilenden gegen einander;
Kufte zuerst anredend der mutige renner Achilieus :
Wer , und woher der männer , der mir zu nahn sich erkühnet? 150
Meiner kraft begegnen nur söhn* unglüklicher eitern!
Ihm antwortete drauF d^s Pelegon edler erzeugter:
Peleus mutiger söhn , was fragst du nach meinem geschlechte ?
Fern aus denn scholligen lande Päonia führ' ich die schaaren
Speerumragter Päonen zur schlacht; und der eilfte der morgen 155
Leuchtet mir nun , seitdem ich in Ilios mauren hineinging.
Doch mir stammt das geschlecht von dem mächrigen Axio6StiK)me ,
Axios, der am schönsten das land mit der welle befrifchtet:
Der hat Pelegons stärke gezeugt, und der ianzenberühmte
Pelegon mich, wie man sagt. Jezt kämpfe mir, hoher Atkilleus I 160
Also- dioht* er daher ; da erhob der edle AchilieuK
Pelions ragende esch'; allein zwo lanzen zugleich warf
Asteropäos der held, der rechts mit jeglicher band war.
Eine traf des Schildes gewöib' ihm ; aber hindurch nicht
Brachsie den Schild ; denn es hemmte das gold , die gäbe des gottes. 165
Doch die andere streift' ihm den rechten arm an der beugung,
Dafs ihmr dunkeles blut vorrieselte ; über ihm selbst dann
Stand sie gebohrt in den grund , voll gier im fleische zu schwelgen.
Jexo schwang auch Achilieus die gradanstürmende esche
Hin auf Asteropäos , ihn auszudlgen verlangend. » 1*70
Doch ihn selbst verfehlt' er , und traf das erhabene ufer ,
Dais bis zur lülft' in das ufer die e&cheiie lanze iiineindrang.
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^30 ILIAS^
Peleus söhn , das ^schliffene schwert von der hiifte sich rcissend^
Stürmte hinan mit bcgicr : Der strebte den Speer des Achilleus ,
Aber umsonst, dem borde mit nervichter hand zu entziehen. i'?5
Dreimal erschüttert* er jenen, und strengt' im ziehen gewak an;
Dreimal versagt* ihm die kraft ; doch das viertemal wollt* er mit eifer
Brechen , ihn ganz ümbeugend , den eschenen speer des Achilleus.
Aber es kam mit dem schwert der Peleid\ und raubte das leben^
Denn er hieb in den bauch am nabel ihm; und es ergofs sich 180
Alles gedärm' auf die erd* ; und dem röchelnden starxten die äugen
Trüb' in nacht. Doch Achilleus , daher auf den busen ihm stürmend,
Nahm sein waffengeschmeid' , und rief frohlockend die worte:
Lieg* also ! Schwer magst du des hochediabnen Kronions
Söhne mit streit angehen , obgleich von dem Strome du abstammst * v 85
Denn dich rühmst du entsprossen vom machtigströmenden herscher ;
Aber von Zeus gescblecht, des gew^ltigei», preis' ich mich seU>er.
Denn mich zeugte der könig des myrrnldonischen Volkes »
Peleus , Äakos söhn ; und den Aakos zeugte Kronion.
Drum wie Jjdus vorwaltet den meerabrauschenden Strömen, 190
Also waltet des Zeus geschlecht vor den söhnen des Stromes.
Auch ein mächtiger Strom rauscht neben dir, ob er vielleicht dir
Helfe ; doch keiner vermag mit Zeus Kronion zu kämpfen.
Ihm nicht wähnet sich gleich der herliche gott Acheloos ,
Noch des Okeanos kraft, des tief hinströmenden hcrschcrs: 195
Welchem doch alle ström', und alle fluten des meeres.
Alle quellen der erd' , und sprudelnde brunnen entfliessen :
Dennoch scheut auch jener den wetterstral des Kronion ,
Und den entsezlichen donner, der hoch vom^ hig^npiel herabkracht.
EINUNDZWANZIGSJER GESANG. 231
Also der held ; und dem bord* entzog er die eherne lanze. 200
Jenen Verliefs er daselbst, nachdem er den geist ihm genommen.
Ausgestrekt auf dem sande» bespült vom dunklen gewässer.
Ringsher schlängelten aal* und wimmelnde fisch' um den leichnara,
Gierig das weisse fett» das die nieren umwuchs, ihm benagend.
Er dann wandelte fort zur reisigen schaar der Päonen, 205
Welche noch voll angst am wirbelnden ström umherflohn,
Als sie den tapfersten sahn in schr^ckenvoU^r entscheidung
Unter Achilleus hand und gewaltigem Schwerte gebändigt..
Dort den Thersilochos nun, und Astypylos schlug er, und Mydon,
Thrasios dann, auch Mnesos , und Aniös, auch Qfc;lestes« . 210
Und noch mehr der Päonen erschlug der schnelle Achilleus,
Wenn nicht zürnend geredet des Stroms tiefstrudelnder herscher ,
Der in ihenschengestalt aufruft' aus tiefem gestrudel:
Peleus söhn, du wütest, an kraft und entsezlichen thatea
Mehr als mensch; denn immer begleStw dich waJtepd^ gotter. 215
Wenn dir Xeus die Troer verlieh» da£s du allfe verderbtest ;
Ausser mir sie verfolgend im b)achfeld', übe die graunthat.
Voll sind mir vqn todten bereits dije schönen gew^sset ; .
Kaum auch kann ich annoch ins: heilige meer mich ei^ssen,
Ganz von todten geengt; : so tobst du mit motd und Vertilgung ! 220
Aber wohlan, lafs ab; ich staune dit, vöikergebieter !
Ihm antwött^e drauf der mutige renner Achilleus :
Solches gescheh',,0 Skamandros, du göttlicher, wie du gebietest.
Doch nicht raste mein arm 1 die frevelen Troer zu morden ,
Bis ich zur Stadt sie gejagt, und (iektors stärke geprüfet, 225
Ob er im kämpfe vielkiebt mich bSndigef, [3?gfeby*6^dl^^'^'^ ^^"'
2^2 ILIAS*
Also sprach er , und stürzt' in die Troer sich, stark wie ein Dämon.
Jezo begann zu ApoUon des Stroms tiefstrudelnder herscber:
Wehe, du achtest ja nicht, leus söhn mit silbernem bogen»
Was Kronion beschlofs, der dir so ernsten befehl gab, 230
Troja's söhne mit macht zu vertheidigen , bis sich des abends
Dämmernde späte genaht , die scholligen ^Cclcer beschattend.
Jener sprachs ; und Achilleus , der herliche, sprang in den Strudel
Hoch vom hangenden bord. Da wütete schwellend der Strom her.
Air erregt* er die fluten getrübt, und drängte die todten, 235
Jene, die rings in meng' ihn erfüllt, die getödtet iychilleus:
Diese warf er hinaus, mit lautem gebrüll, wie ein pBugsti^,
An das gestad*^ und die lebenden rings ip den schönen gewässem
Rettet* er, eingehüllt in hoch aufstrudelnde wogen.
Schreklich umstand den Peleiden die trübe geschwollene brandung, 240
Schlug an den schild dann schmetternd herab; und er konnte nicht länget
Fest auf den fiissen bestehn. Da fasst* er die ulm' in den bänden,
Frisch von wuchs, hochragend; doch jene, gestürzt aus den wurzeln ,
Rifs das gestad' aus einander, und hielt die schönen gewässer
Auf mit dichtem gezweig*, und überbrükte die fluten, 245
Ganz hinunter gestürzt ; undderheld, aus der tiefe sich schwingend.
Eilete durch das gefilde mit hurtigen fÜssen zu fliegen.
Angstvoll. Noch nicht ruhte der schrekliche, sondern er stürzt' ihm
Nach mit dunkelnder flut ; dafs hemmen er möcht' in der arbeit
Peleus göttlichen söhn, und die plag* abwenden den Troern. 250
Aber Achilleus entsprang, so weit die -lanze dahinfK^,
Ungestüm wie der adler, der schwarzgeflügelte Jäger,
Welcher der mächtigste ist und geschwindeste aller gevogeb
EINUNDZWANZIGSTER GESANGr 433
)iesein gleich, hin stürmt' et; das erzgeschxneid* um den busen
Usselte grauses getöns ; und seitwärts jenem entschlüpfend 255
'loh er ; allein nach rauschte der ström mit lautem getös' ihm.
Vie wenn ein wässernder mann von des bergquells dunklem gesprudel
Jber saat und gärten den lauf der gewässer daherführt,
Jnd> in der hand die schaufei, den schutt wegräumt aus der rinne;
ezo strömt es hervor, und die kieselchen afle des baches 260
Verden gewäkt; denn geschwinde mit rauschenden wellen entstürzt es
^om abschüssigen hang', und eilet zuvor auch dem führen
i\so erreichte der Strom mit wogender flut den Achilleus
lets , wie rasch er auch war ; denn stark vor menschen sind götter.
ihcT so oft ansezte der mutige renner Achilleus, 265
'est ihm entgegen zu stehn, dafs er schauete, ob ihn die götter
iUe zur flucht hinscheuchten, die weit den himmel bewohnen;
Ichneil hatt' ihm das gewoge des himmelei^tsprossenen Stromes
loch die schulter umspült. Dann sprang er empor mit den füssen ,
anmutsvoll in der seel'; und der ström zwang hinten die kniee, 270
chräg* anrollend mit macht, und den staub den füssen emrei&send.
-aut wehklagt' Achilleus, den blik gen himmel gewendet:
Vater Zeus, dafs auch keiner der ewigen nun sich erbarmet,
lieh aus dem ström zu retten ! Wie gern dann duldet' ich alles !
meiner indefs ist mir der Uranionen so schuldig , 275
ih die liebende mutter, die mich durch teuschungen einnahm;
>enn sie sprach , an der mauer der erzumpanzertcn Troer
ei mir zu sterben be.stimmt durch ApoUons schnelle geschossc.
lätte mich Hdktor gctödtet, der hier der tapferste aufwuchs!
>ana war' ein starker erlegt, und es raubt* ein starl|j||f.djj5y Rüstung! 280
234 ILIAS»
Doch nun ward, zu sterben den schmählichen tod^ mir geordnet
£ingehenfimt von dem mächtigen ström, wie ein jüng&rer sauhm
Welcher im regenbache versinkt, durchwatend im winter!
Als er es sprach, da traten Poseidon schnell und Athene
Ihm 2^ur Seite genaht, gleich sterblichen männern an bildung, 2$]
Fügcten hand in band, und redeten tröstende worte; I
Also begann vor ihnen der erderschüttrer Poseidon: j
Nicht so bang\ o Peleid*, erzittere, noch so verzagend;
Denn wir sind dir beid' als helfende götter genahet.
Mit einwiiligung Zeus, ich selbst und Pallas Athene! 2^
So nicht ward , zu sterben im ström , dir geordnet vom schiksal ;
Sondern bald kehrt jener zur rast , und du selber erkennst es.
Doch ermahnen wir dich aufs fleissigste, wenn du gehorchest.
Lafs nicht ruhn die bände ^om allverheerenden kriege.
Ehe du eingehenunt in Ilios thürmende mauern 29I
Troja's Volk , wer entrann. Doch wann Hektorsgeistdu geraubthasti
Dann zu den schiffen gekehrt; wir geben dir rühm zu gewinnen
Also redeten beid*, und eilten hinweg zu den göttem.
Er nun drang, vom gebot der unsterblichen mächtig ermuntert, I
In das gefild'; und es wogte von weitergossenen wassern* 300
Viel schönprangende waffen der kampferschlagenen männer
Schwammen,undleichen gemischt.Hoch sprang er empor mit den knieei
Gegen die flut gradaus, der stürmende, welchen nicht aufhielt
Der brcitrollende ström ; denn mit kraft erfüllt' ihn Athene,
Noch nicht liefs Skamandro$ vom zorn.ab; nein noch ergrimmter ^
Eifert' er Peleuf söhn", und erhub hochwogige brandung.
Mächtig empor sich, bäumend, und laut [^^r^by^ÖC^Il*^^* ^^ =
EINUNDZWANZJGSTER GESANG. 235
Bruder, wohlan! die gewalt des mannes da müss^eD wir bcid'izt
indigen ; oder sofort des herschenden Priamos veste
^iift er in staub; denn die Troer bestchn ihn nicht im gctümmeH 310
uf, sei helfer in eil*, und fülle den ström mit gewässern
ings aus den quellen der berg', und ermuntere jeglichen giefsbach!
och nun hebe die Hut, und rolle mit donnernder woge ^
lock' und steine daher; dafs den schreklichen mann wir bezähmen,
reicher nunmehr obherscht , und gleich den unsterblichen schaltet 1315
icht soll, mein' ich, die kraft ihn vertheidigen , oder die bildung,
och der rüstungen pracht: die sollen^ mir tief in dem sumpf wo
legen von häufigem schlämme bedekt ; und ihn selber umwälz' ich
ings mit sand , in den schwall von müscheln und kies ihn verschüttend,
och, dafs selbst sein gebein nicht aufzusammeln vermögen 320
rgos söhn*, im unendlichen wüst, den ich über ihn ausgofs!
ort soll werden das mal des gestorbenen; und er bedarf nicht,
afs ihm ein rasengrab die bestattenden Danaer häufen!
Sprach« , und drang auf Achilleus in trüb* aufstürmender brandunf ,
lut mit ischaum anrauschend, mit blut und gewirbelten leichen. 325
irpurbraunes gewoge des himmelentspxossenen Stromes
allere hochgethürmt , und schlug auf den Peleionen«
:re nunmehr schrie auf, voll inniger ang^t um Achilleus,
ifs ihn mit macht wegrafte des. Stroms tiefstrudelnder herscheir
hneli zu Hefästi)s daraiif , dem theueren Sohne , begann sie : 330
Hebe dich, söhn Hefastos, du hinkender! deiner gewalt ist,
hien wir, gleich im kämpfe der mächtig strudelnde Xanthos; .
rf , sei helfer in eile, mit lodernden flammen erscheinend!
>cr ich selbst will gehen, den West und den schauernden Südwind
2^6 ILIAS.
Schnell von dem meergestade zu heftigem stürm zu erregen, ;
Welcher das Heer der Tioer mit mann und wafien verbrenne,
Schrekliche glut fbrtttagend. Doch Du am gestade des Xantlio^
Zünde die bäum', auch ihn selber durchlodere; aber durchaus dI
Werde durch freundliche worte zurükgewandt noch bedrohung!
Eher auch nicht lafs deine gewalt ruhn» als wann ich selber j
Kufe das laute gebot; dann zähme die glut der Vertilgung!
Here s^rachs; doch Hefastos ergofs den entsezlichen glutsc
Erst durchflog das gefilde die glut, und verbrannte dia todten,
Jene, die rings in meng' es erfüllt, die getödtet Achilleus.
Ganz ward trocken das feld , und gehenmit das blinkende wasser.
Wie wenn in herbstlicher schwüle der nord den gewässerten gane
Alsobald austroknet, und fröhlich es schaut der besteller:
So ward trocken das ganze gefild', und die leichname ringsunj
I
Brannten. Da stürmte der gott in den ström helleuchtende flamd
Brennend standen die ulmen , die weidichte , und tamarisken ,
Brennend der lotos zugleich, riedgras und duftender galgant.
Welche die schönen gewässer des Stroms weitwuchernd umsprofst
Angj»tvoll schnappten die aal' und die fisch* umher in den stmdi
Welche die schönen gewässer durchtaumelten hiehin und donh
Matt von dem flammenhauch des erfindungsreichen Hefastos.
Brennend auch wogte der Strom, und redete, also beginnend:
Keiner , Hefästos , hält diir obstand^ unter den göttern ;
Auch nicht Ich verlange mit dir ^ gkrtsprüher , zu kämpfen l
Ruhe vom sueit ! Ob die Troer sofort auch der edle Achilleus
^Ganz aus der veste verjagt ! Was acht' Ich fehd* und beschirmung ? 3
Sprachs , und bräunt' in der glut , und es sprudelten seine gofc ü»>
EINUNDZWANZIGSTER GESANG. 337
wie braust ein kessel , gedrängt vom gewaltigen feuer »
inn er das fett ausschmelzet des wohlgenähreten mastschweins ,
igs umher aufbrodelnd, umflammt von trockenen scheitern,
durchglühte das feuer den ström , und es brauste das wasser. 365
u-wärts flofs er nicht mehr; er stokt', in der lohe geängstef»
irch Hefastos gewait, des erfindenden. Aber zur Here
andt' er sich laut wehklagend, und sprach die geflügelten worte;
Here, warum doch quälet dein söhn so heftig vor andern
einen ström? Ich habe mich dir ]a minder verschuldet, 370
s die anderen alle, so viel beistehen den Troern.
>ch nun will ich ja gern mich beruhigen, wenn du gebietest;
ir sei ruhig auch jener! Zugleich auch dieses beschwor' ich,
emals einem der Trofsr den grausamen tag zu entfernen, ^
cht wenn Troja sogar in verheerender flamme des^feuiers 375
»derte, rings entflammt von den kriegrischen söhnen Achaia's!
Als sie solches vernommen, die lilienamuge Here;
hnell darauf zu Hefastos , dem theueren söhne , begann sie :
Halt, mein söhn Hefastos, gepriesener! nicht ja geziemt dir,
den unsterblichen gott der sterblichen wegen zu martern! 380
Here sprachs; da löschte der gott sein entsezliches feuer;
hnell dann rollten zurük in den ström die schönen gewässer.
s dem Xanthos der mut so gedämpft war, blieben sie beide
mx in ruh; denn Here bezähmte sie, heftig ergrimmt zwar.
Aber die anderen götter durchfuhr unmäs&ige feindschaft, 385
igestum; und getrennt tobt' allen das herz in den busen.
ut nun prallt' an einander der sturirf ; weit krachte der erdkreis ,
id es erscholl wie drommeten die luft rings. Ferne vernahm es
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^38 ILIAS*
Zeus auf Olympos höhn , wo er safs ; und es lachte das herr ß
Wonnevoll, da er sähe zum kämpf anrennen die göltet. 31
Nicht mehr lang* aus einander verweilten sie. Siehe, voran dm
Ares der schilddurchbrecher, und stürmt* auf Pallas Athene,
Haltend den ehernen spe^r; und er rief die schmähenden wortt:
Warum treibst du die götter zum kämpf, schamloseste flie^
Stürmischer dreistigkeit voll. Du tobst unbändiges mutes! 3
Weifst du noch, wie du Tydeus söhn Diomedes gereixet.
Mir zu nahn , und wie selber den stralenden Speer mit den händi
Grade daher du gedrängt, den blühenden leib mir verwundend'
Jexo sollst du mir alles berichtigen , was du verschuldet !
Also sprach er , und stiefs auf clie quastumbordete Agis , 4
Schreklich und hchr,die auch nimmer bezähmt Zeus flammender don»
Hierauf stiefs mit gewaltigem Speer der blurige Ares.
Jene wich , und erhub mit ncrvichter rechte den feldstein^
Der dort lag im gefilde, den dunkelen, rauhen und grossen.
Den zur grenze der flur aufstelleten männer der vorteil : |
Hiermit traf sie den wütrich am hals', und loste die giieder.
Sieben hufea bedekt' er im fall, und bestäubte das haupth<iar;
Und ihn umklirrte das erz« Da lächelte Pallas Athene;
Und mit jauchzendem ruf die geflügelten worte begann sie z
Thörichter, nie wohl hast du bedacht , wie weit ich an kraft dir 4
Vorzugehn mich rühme, da Mir voll troz du begegnest.
Also magst du der mutier Verwünschungen ganz ausbüssen.
Welche von zorn und hafs dir entbrannt ist, weil den Achaiei:
Du dich entzogst, und vcrtheidigst die übermürigen Troer.
Aho redete jen' , und wandte die stralenden äugen. I
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EINUNDZWANZIGSTER GESANG» 339
m dann führt* an der hand die tochter Zeus» Afrodite ^
'ährend ^r schnell aufstöhnt'; und kaum kehrt* endlich der athenu
zt ward ihrer gewahr die lilienarmige Here,
fid zur Athene sogleich die geflügelten worte begann sie :
Weh mir , des ägiserschütternden Zeus unbez wungene tochter ! 420
haue, wie dreist die fliege den mordenden Ares hinwegführt
js dem entscheidenden kämpf durch den aufruhr I Hurtig verfolge 1
Here sprachs ; i^nd Athene verfolgete , freudiges herzens.
lirmend drang sie hinan, und schlug mit mächtiger hand ihr
!gen die brüst; und plözlich erschlaften ihr herz und kniee. 425
so la^n sie beid' auf der nahrungsprossenden erde,
ne mit jai^hzendem rufe begann die geflügelten worte:
Also müssen sie alle , so viel beistehen den Troern ,
inftig sein, wann sie Argos gepanzerte söhne bekämpfen,
en so kühn und beharrlich an mut, wie jezt Afrodite 430
m, dem Ares zu helfen, und meiner stärke sich darbot!
dann hätten wir längst schon ruhe gehabt von dem kriege ,
:il ^Afu Troja verheert, die Stadt voll prangender häuser!
Sprachs; da lächelte sanft die lilienarmige Here.
ch XU Apollon begann der erderjchüttrer Poseidon: 435
Föbos, warum dochstehn so entfernt wir? Uns ja gebührts nicht »
5chon andre begannen! O schände doch, wollten wir kampflos
d' hingehn zum Olympos, zum ehernen hause Krooions!
>e denn an ; du bist ja der jüngere ; aber mir selbst nicht
met es, weil an geburt ich vorangeh*» und an erfahrung, 440
>r, Avie erinnerungslos dir das herz ist! Selber ja defs nicht
ikst du, wie viel wif bereiu um Ilios böses erduldet »
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240 1 L 1 A S»
Wii von den göttem allein, als, herge&andt von Kronion,
Wir ein völliges jahi dem stolze^ Laomedon firöhnten.
Für bedungenen lohn, und jener befehl' uns ertheilte.
Ich nun selbst erbaute der Troer Stadt , und die mauer »
Breit und schön , der veste zur undurchdringlichen schuzwehr;
Doch du weidetest, Föbos, das schwerhin wandelnde homvieh
Durch die waldigen krümmen des vielgewundenen Ida.
Als nun aber dem lohne das ziel die erfreuenden Hören 45
Endlich gebracht, da entzog mit gewalt der grausame könig
Uns den sämtlichen lohn , und trieb uns hinweg mit bedrohung.
Denn dir drohete jener die füfs' und die bände zu fesseln,«
Und zum verkauf dich zu senden in irgend ein ferneres eiland:
Ja er verhiefs, uns beiden mit erz die obren zu rauben. 45]
Also kehreten wir mit erbitterter seele von jenem, *
Xornvoll wegen des lohns , um den der Versprecher geteuschet.
Dessen Volke nunmehr willfahrest du, nicht mit uns andern
Trachtend, wie ganz hinstürzen die frevelcn Troer von grund' aa^
Schreklich getilgt, mit kindern zugleich und züchtigen weibem! 46
Ihm antwortete drauf der treffende Föbos ApoIIon :
Herscher des meers, dir selbst nicht wohlbehaltenes geistes
Schien* ich, wofern mit dir, der sterblichen wegen, ich kämpfte.
Die hinfällig, wie laub in den Waldungen, jczt um einander
Mutig an kraft aufstreben , die frucht der erde geniessend , ^
Jezo \sjieder entseelt dahinfliehn. Auf denn , in eile
Ruhen wir beide vom kämpf, und jen' entscheiden ihn selber
Also sprach Apollon, uud wandte sich, scheuend in ehrfuriJi
Wider des vaters bruder den arm der gewalt zu erheben.
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/
EINUNDZWANZIGSTER GESANG. 041
Doch ihn stiafte dk Schwester, die herscherin streifendes wildes» 470
Artemis , fröhlich der jügd , und rief die höhnenden worte :
Fliehest du schon, Femtreffer? und hast den sieg dem Poseidon
Ganz nun eingeräumt, und umsonst ihm gegeben den siegsruhm?
Thor, was trägst du den bogen, den nichtigen tand , andeischultcr?
Dafs ich nimmer hinfort dich hör' im palaste des vaters 475
Pralend dröhn, wie vordem im. kreis der unsterblichen götter,
Kühn entgegen zu kämpfen dem meerbeherscher Poseidon ! ^
Also sprach .sie; doch nichts antwortete föbos ApoUon.
Aber es ziimete Zeus ehrwürdige lagergenossin :
Wie doch wagst du anizt, schamloseste hiindin , mir selber 480
Obzustehn? Schwer magst du mit mir dich messen an stärke^
Troz dem geschofs, das du trägst. Denn sterblichen frau^n zur löwin
Stellte dich Zeus, und gab, dais du mordetest, die dir gelüstet.
Wahrlich gerather^er war! es, im foist zu erlegen das raubwild,
Oder die streifenden hirsch', als höhere frech zu bekaMoripfen. 485
Aber gefällt auch des kampfes versuch dir; auf, so erkenne,
Wie viel stärker ich sei,- da du Mir voll trozes dich darstellst!
Sprachs , und ergrif mit der linken ihr beide händ' an dem knöche[ ,
Und mit der rechtep entzog sie die Jagdgeschosse den . s(;hultei;n ;
Lächelnd gab sie d^mit unwürdige streich' um die obren 490
Ihr, die zurük sich gewandt ; und die pfeil* entsanken deixx köcher.
Weinend floh die göctin nunmehr, wie die sdiüchterne taube,
Welche , vom habicht verfolgt ^ in den hphligen feigen hineinfliegt ,
Tief in die kluft; npch' nicht war , erhascht zu werden, ihrsclüksal:
AUo flog auch jene bethränt, und liefs ihr geschofs dort. 49$
Aber zu Leto sprach der bestellende Argoswürger:
Homers Ilias. IL Band. oigtiz^^GoOgle
24^ ILIAS.
Lcto, mit dir lu streiten, sei Ferne mir; denn lu gefahrvoll
Ist der kämpf mit den frauen des schwarzumwolkten Kronion*
Drum nur immer getrost im kreis der unsterblichen götter
Ruhme dich» da& du riiir obgesiegt durch gewalnge knifte! 500
Sprachs; da sammelte Leto das krumme ge&chofs und die pfeile.
Andere anderswoher, wie im wirbelnden staub sie gefallen.
AU sie nunmehr sie genommen, enteilte sie, hin zu der tochter.
Jene kam zum Olympos, zum ehernen hause Kronions;
Weinend sezte sich dort auf des vaiers kniee die Jungfrau ] 505
Und es erbebt' ihr feines gewand , von ambrosia duftend.
Herzlich umarmte sie Xeus, und begann mit 'freundlichem lächeln:
Wer mishandelte dich, mein töchterchen, unter den gÖttern?
Ihm antwortete drauf die jägerin, lieblich im kränze:
Vater, Bein weib hat mir leides gethan, die erhabene Here, 510
Welche die ewigen götter zu streit und hader empöret.
Also redeten jen' im wechselgesprach mit einander.
Aber zur heiligen Troja hinein ging Föbos Apollon ;
Denn er sorgt' um die mauer der schöngebaueten veste,
Dafs nicht, troz dem verhängnii , die Danaer heut sie verheerten. 515
Doch zum Olympos eilten die anderen ewigen götter ,
Die voll zürnendes grams, und jen' hochprangendes ruhmes;
Safsen sodann um den vater, den donnerer. Aber Achilleiis
Mordete Troja's söhne zugleich und stampfende rosse.
Wie wenn wallender rauch zum weiten hirrmiel emporsteigt 52a
Aus der brennenden Stadt, und zorn der götter ihn aufregt;
Arbeit schaffet er allen, und bringt auch manchem betrübnis:
Alse schuf der Peleid' atbeit und betrübnis den Troern. ,
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eiNUNDZWANZIGSTER GESANG. 343
Dort stand Priamos jezo, der greis, auf dem heiligen thurme,
Schauend auf Pdeus söhn , den gewahigeb ; und wie vor jenem $2$
Fliehender Troer gewühl hertummeke, ühne dais abwehr
Irgend erscUen. Wehklagend vom thuirm nun stieg er zur erde»
Und ermahnt' an der mauer die rUhmlichen htiter des thores:
Öfhet die flDgel 4^s thors, und haltet sie , bis sich die völket
Air in die Stadt «indrangen ^ die fiiehenden ; denn der Peleide 530
Tobt dort nahe dem schwärm! Nun ahndet mir miislicher ausgang!
Aber sobald in die mauer sie eingehemmt sich erholen,
Schliefst dann wieder das thor mit dicht einfugenden Hügeln;
Denn ich besorg*, uns stürmt der verderbliche mann itk die mauei!
Sprachs; und m äfheten schleunig das thor, wegdrängend die riegel;
Und die gebreiteten flügel erretteten« Aber ApoUon 536
Eilte hinaus , um begegnend die noth der Troer zu wenden.
Jene , gerad' auf die Stadt und die hochgethürmete mauer,
Ausgedörrt vom durste, mit staube bedekt, aus dem blachfeld
Flohnsie; doch rasch mit der lanze verfolget' er; wild wie im Wahnsinn
Tobt* ihm beständig das herz , und er wütete rühm zu gewinnen. 54 t
Jext hatt' Argos volk die thUfmende Troja erobert,
Wenn nicht Föbos Apollon den held Agenor erwekte,
Ihn des Antenor söhn j den untadlichen tapferen Streiter«
Diesem haucht' er ins herz kiihnheit , und selber ^ur seit' ihm 545
Stand er, um abzuwehren die schreklichen bände des tödes,
Dicht an die buche gedrängt ; und dunkeler liebel umhülk' ihn.
Jener, sobald er gesehn den städreverwäster Achilleus,
Stand, und vieles bewegt' unruhig sein geist« wie er harrt«.
Unmutsvoll nun sjprach et zu seiner erhabenen seeU« 550
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244 ILIAS,
Wehe mir "doch 1 woferri icji dahin- vor dem starken A^hilleui
Fliehe des wegs, wo dieandem in angst hinfliehn und verwirrung;
Dennoch wird er taicK fahn ^ und gleich dem feigsten erMKirgen.
Aber l^ss* ich jene gescheucht die geliide durchtunundn
Vor dem Peleiden AchiHeüs» und fliehe hinweg von der mauer 555
Nach dem idäischcn Felde mit Schnelligkeit, bis icH erreichet
Ida*s wäl(|anhöhen , und wo im- gesträuch mich verborgen;
Dann am abende könnt^ich, nachdem ich im ströme gebadet.
Abgekühlt vom schweifse, gen Ilios heimlich zurükgehn.
Aber warum doch bewegte das herz nnür solche gedanken ? gfe
Wenn er nur nicht von des Stadt mich feldwärts fliehenden wahmimt,
Und* nachstiirmendies laufs einholt mit hurtigen füssen !
i
Nimmer hinfort entiöHnMcfa dem tod' und deni grausen Verhängnis ;
Denn zu sehr an gewalt vor alleii geborenen ragt er!
Aber wofern alhiei vor -der Stadt ihm entgegen ich wandle i 565
Ist ja auch jenem der leib dem spiiigen erzc verwundbar.
Und ihn beseelt Ein geist, und sterblich: wie andere mannet
Nennen sie ihn; doch 2eus der donnerei schenket ihm ehre!
Sprachs; und gefafst den Achilleus erwartet' er; und in der brüst ihm
Strebte das mutige herz zu kämpfen den kämpf der entscheidung. 5-c
Wie wenn kühn ein pardel aus deiverwachsener holzui^
Gegen den jagenden mann anrennt, und weder im herzen
7.agt« noch erschrocken entflieht, nachdem das gebell ihn luntönte:
Denti ob jener ihn stechend Verwundete, oder auch werfend.
Dennoch , selbst von der lanze durchbohrt schon , rastet er niemals , srS
Sondern stürmt, bis er jenen bekämpft half oder dahinsinkt:
Also Antenors söhn, der tapfere stseiter Agenor^Q j
\
EINUNDZWANZIGSTER GESANG. 345
Nitlit begehrt' er zu fliehn,'bis dort- er versucht den Achilieus;
Sondern sich selbst vorstreckend den schiid von gerundeter wöibung,
lukt' er die lanz' auf jentfn, und tief' mit lautem ^etön aus: 580
Wohl schon hast du im herxen gehoft, ruhmvoller Achillous;»
Diesen tag tu verhi^ren die ^tadt'der mutigen Troer! ,.
Thörichter! traun noch viel soll des elends werden um jene;
Weil wir annoch so viel' und so tapfere männer. darin sind ,
Die für ehern zugleich, und blühende weiber und kinder» 585
Ilios veste beschirmen! Doch deiner harrt das geschik hier.
Seist du noch so entsezlich ,1 du unerschrockener krieger !
Sprachs,und den blinkenden speer mit gewaltigem arme versandt* er,
Traf, und verfehlete nicht, das Schienbein unter dem kniee,
Dafs ringsher ihm die schiene des neugegossenen zinnes 590
Tönete schrekliches klangs; doch es prallte das erz dem getrofnen
Ab, und durchbohrete nicht, gehemmt von der gäbe des gottes.
Auch der Peleid* izt drang auf den göttergleichen Agenor
Wütend ; allein nicht gönnt* ihm ApoUon rühm zu gewinnen ,
Sondern jenen entraft' er, und breitete hüllenden nebel, 595
Liefs ihn ruhig sodann aus schlacht und getümmel hinweggehn.
Aber den Peleionen entfernt' er mit list von dem volke.
Siehe , der treffende gott , in Agenors bildung erscheinend ,
Trat ihm nah vor die füfs*, und eilendes laufes verfolgt' er*
Während er diesem nunmehr nachlief durch weizengefilde , 600
Welcher, zum wirbelnden ströme gewandt des tiefen Skamandros,
Wenig zuvor ihm entrann ;- denn ipit list verlokt' ihn ApoUon 9
Dafs er beständig ihn hoft' im fliegenden lauf zu erhaschen:
Kämen indefs einflüchtend die anderen Troer
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Äteöfegle
54« ILIAS. EINUNDZWANZIGSTER GESANG,
Herzlich erwünscht in die stadt»die ganz von gedrängten erfiiUt ward,6>5
Keiner vermocht* anjeu vor der Stadt und der thtirmenden mauex
Andere noch zu erwarten , und umzuschai^n , wer entflohn sei ,
Und wer ge<en im streit ; nein herzlich ctwiinscht in die veste
Strömten tit^ wen nun scfaemkel und hurtige Mee gerettet.
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I L I A S.
ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANa
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INHALT.
Din AchilleuSf i$t vom verfolgten jffioUon wiederkehrt, er-
wartet Hektor vor der Stadt , obgleich die eitern von der mauer ihn
jammernd hereinrufen ; beim annahn des schreklichen flieht er, und
wird dreimal um IRos verfolgt. Zeus wägt Rektors verderben^
und sein beschüzer jtpoBon weicht. Athene in Detfobos gestalt
verleitet den Hektor zu wider stehn. Acjiiüeus fehlt , Hektor s lan»
ze praBt ab; drauf mit dem schwert anrennend wird er am halse
durchstochen , dann entwafnet , und rükwärts am wagen zu den
schiffen geschleift. Wehklage der eltem von der mauer ^ und der
zukommenden Andromache^
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I L I A S.
IWEIUNDXWANXIGSTER GESANG.
r\Uo rings in der Stadt» angstvoll, wie die jangen derhindiir,
Kühleten jene den sdivlreifi, und tranken , den dur&t sich zu löschen.
Längs der mauer gestrekt aii der brüstWehp. Doch die Achaier
(Yatidehen dicht zarrmaoert'die Schilde gelehnt an die sdiukem.
fiektorn- zwang zu behanreh das schreckenvoUe'verhängfm^* 5
\ufserhalb vor Iliqs' Stadt uitid dem' s^Äischen thbre. ."
Vber zum Peleioneni begann izt Fobos^ ApoUdn': •
Warum doch,'o Peleide / verfolgst du mich eilendes lanfesi*» :
leibst ein stccblicher :du'den unsterblichen? Schwerlich indefs wohl
last: du ab gott mich erkannt, daCs sonder.rast du dich abmünst* to
^rauh nichts kümmert der Troer gefecht dich, welche du scheuchtest:
ene rlohii in die veste 'gedrangt ; du aber verirrst hier. r
lie doch todtest du mich , dem durchaus kein schiksal verhängt ist.
Unmutsvoll antwortete drauf der schnelle
zso ILIAS*
O des betrugs , Femtreffer , du grausamster unter den göttem , i
Dafs du hinweg von der mauer mich wendetest! Viele fürwahr no(
Hätten geknirscht in den staub , eh Ilios Stadt sie erreichet !
Doch mir raubtest du jext siegsruhm, und rettetest jene,
Sonder müh; denn du hast nicht räche zu scheun in der zukunft
Traun ich rächte mich gern , wenn genug det stärke mir wäre ! M
Sprachs , und gegen die Stadt ging troziges sinnes der held aO|
Ungestüm, wie ein rols, zum siege gewöhnt» mit dem wagen,
Welches behend' und gestrekt einhersprengt durch das geiilde:
So der Peleid', eilfertig die knie* und die sdienkel bewegt* er.
Priamos aber , der greis , ersah ihn zuerst mit den äugen , 25
Ganz umstralt, wie den stern, da er herfiog durch das gefilde.
Welcher pn herbst aufgeht« und liberschwänglich an klarheit
Scheint vor vielen gestitnen in dänunemder stunde des melkensl
Welcher Orions hund genannt wird unter den menschen ;
Hell zwar glänzt er hervor , doch zum schädlichen zeichen geordnet , 30
Denn viel dörrende. gluc den bekümmerten sterblichen bringt er:
Al^ stacahe das erz um. die brüst des laufenden herschers.
Laut wehklagte der greis» und schlug sein haupt-.mit den händen»
Hoch empör sie erhebend» und Hef wehklagend hinumer.
Flehend dem lieben söhn, der ausserhalb vor dem thore 55
Stand» voll heisser begier» mit dem Peleionen zu kämpfen ;
Diesem rief lautjammemd der greis». und strekte die händ^ aus r
Hektor, erwarte mir nicht» mein theuerer söhn» den verderber,
Einsam » getrennt von den andern, dafs nicht dich eieile das schiksal
Unter Achiileus hand » der weit an stärke dir vorgeht ! 40
Ha der grausame! möcht* er den ewigen aUo geliebt sciat
t DigitizedbyVjOOQlC
ZWEIÜNDZWANZIGSTER GESANa 251
Wie mit selbst.! bald lag* er, ein raub den huitden und geiern
Dargestrekt; dann schwände der gram» der das herz mir belastet!
Ach der söhne so viel' und §0 tapfere raubte mir jener ,
Mordend theils , und verkaufend in fernentlegene inseln ! 45
Jezt auch xween dec geliebten» Lykäon samt Polydoros,
Schau' ich nirgend im volke der eingeschlossenen Troei:,
Die mir Laothoe beide gebar» die fürstin der weiber.
Wenn sie jedoch nur leben im Danaerhcere, so könnt* ich
Wieder mit erz und gold sie befrein ; denn ich habe daheim ja : 59
Vieles gab ja der tochter der graue gepriesene Altes,
Sind sie aber schon todt, und in A'ides schattenbehausung;
Wqhe mir selbst und der mutter, die wir zum g^rame sie zeugten. '
Doch das andere volk wird weniger jene betrauern.
Wenn nur Du nicht stirbst» von AchiUeos stärke gebändigt. 55
Komm denn herein in die Stadt, mein trautester, dafs du errettest
Troja's manner und fraun, dafs nicht mit rühm du verherlichst
Peleus ;Sohn , und selber dein süsses leben verlierest !
Auch erbarme dich mein, des elenden, weil ich noch athme^
Ach des jammervollen , den Xeus an der schwelle des alters 60
Straft zu schwinden in gram, und unendliches weh zu erblicken:
Meine söhn' erwürgt, und hinweggexissen die töchter»
Ausgeplündert die kammem der bürg , und die stammelnden kindeir
AU' auf den baden geschitiettert» in schreckenvoller entscheidung ,
Auch die schnüre geschleppt von grausamer band der Achaier! 65
Selber zulezt wohl lieg' ich zerfleische am thor des pälastes
Von blutgierigen hiinden, nachdem ein mordendes en mirt
luckend oder gcschncUi , den gcist ^us den gliedern hin wegnahm»
25a ILIAS*
Die ich im hause genährt am tisch, zu hiitem des thores;
Sie dann lecken mein blut » und wild von rasendem Wahnsinn i
Liegen sie vom am-thor ! Dem jüngiinge stehet es wohl an ,
Wenn er im streit erschlagen , «erfleischt von der schärfe des crw
Daliegt; schön ist alles im tode noch, was auch erscheinet
Aber wird das grauende haupt , und der grauende hart nun,
Auch die schäm von hunden entstellt dem ermordeten grebe;
Niohts ist kläglicher traun den ungliikseligen menschen!
Also der greis , und raufte sich graues haar mit den händea
Rings von dem haupt; doc^i nicht war Hektors geist zu bewegei
Auch die mutter zunächst wehklagete, thränen vergiessend,
Trennte das busengewand, und erhub die brüst mit der linken;!
So, von thränen benezt, die geflügelten worte begann sie:
Hektor! scheue, mein söhn, den anblik', ach und erbana
Meiner selbst ! wo ich je die stillende brüst dir ge))Oten ,
Denke mir defs, mein kind, und wehre dem scfareklicfaen man
Hier, in die itiauer gerettet; nur nurht vorkämpfend besteh' ihn
Rasender ! wenn et sogar dich mordete ; nimmer bewein' ich
Dich auf Icichengewaiiden , du : trautester spröfsling des schoofstf
Noch die reiche gemahlin; getrenm, o so fern! von «ms beiden.
Dort an der. Danaer schiffen , zerfleischen dich hurtige hunde
A\s6 weineten beide, den nautescenisohn anflehend,
Laut mit geschrei; doch nicht war Hektors geist zu bewegen;
Nein er erharrt* Achilleus, des ungeheuren, herannähn.
So wie ^tn drach' im gebirge den mann erharrt an der felsklaitt
,Satt des giftigen krauts, und erfüllt von hefidgeni zorne;
Grafslich schaut er umher, in ringel gcdreht/iim die fclsklufr:
ZWElüNDZWANZIGSTER GESANG. »53
So unbändiges mutes verweilt* auch Hektor» und wich nicht,
Lehnend den hellen schild an des thurms vorragende mauer;
Unmutsvoll nun sprach er zu seiner erhabenen seele : t
Wehe mir! wollt' ich anjezt in thor und mauer hineingehn;
l^^iirde Pplydamas gleich mit kränkendem höhn mich belasten, loo
Welcher mir rieth in die veste das heer der Troer zu fyhren,
Vor der verderblichen nacht, da erstand der e41e AchiUeus.
Aber 'ich hörete nicht; wie heilsani, hätt' ich gehöret! y
Jezo nachdem icH verderbte das volk durch meine bethörung,
Scheu' ich Troja's männer und saumnachschleppende weiber, 105
Dafs nicht einst mir sage der schlechteren einer umher wo:
Hektor verderbte das volk, auf eigene stärke vertrauend !
Aho spricht man hinfort; doch mir weit heilsamer war* es:
Miidg entweder mit sieg von AchiUeus morde zu kehren,
Oder ill^ selbst zu fallen in rühmlichem kämpf vor der mauer. iio
Aber legt' ich zur erde den schild von geriindeter wölbung,
Samt dem gewichtigen heim« und, den speer an die mauer gelehnet,
Eilt' ich entgegen zu gehn dem tadellosen AchiUeus,
Und verhiefs' ihm Helena selbst, und ihre besizung
Alle, so viel Alexandros daher in geräumigen schiflFen 115
Einst gen Troja geführt, was unseres Streites beginn war,
Dafs er zu Atreus söhnen es führt'; auch dem volke Von Argo*
Anderes auszutheilen , wie viel auch heget die Stadt hier;
Und ich nähme darauf von Troja's fursten den eidschwur ,
Nichts ingeheim. zu entziehn, nein zwiefach aUes zu theilen, lao
Was auch die liebliche Stadt an gut in den Wohnungen einschliefst : —
Aber warum doch bewegte das herz mir solche gedanken^T^
154 , ILIAS.
Lafs mich ja nicht flehend ihm nahn ! Nein sonder etbarmung
Würd' er» und sonder scheu, mich nlederhaun» den entblöfstca
Otad' hinweg, wie ein weih, sobald Ich der wehr mich enthiiliet. t:|
Jeto fürwahr nicht gih es, vom elchbaum oder vom felseti
Lange mit ihm tu schwazen, wie Jungfrau traulich und jungling
Jungfrau traulich und jungling zu holdem geschwai sich gesclki
Besser zu feindlichem kämpfe hinangerannt ! daf$ wir eilig
Sehn, wem etwa von uns der Olympier gönne den siegsruhm! 13
Also erwog' er, und blieb. Doch nah' ihm wandelt' Achilleu^
Ares gleich an gestalt, dem helmerschlittemden Streiter, j
Welchem Pclions esch* auf der rechten schultet entsetlich
Bebete ; aber das exz umleuchtet' ihn, ähnlich dem Schimmer
Lodernder feuersbrunst , und der hell aufgehenden sonne« 13
Hektor, sobald er ihn sah, erzitterte; nicht auch vermocht' et
Dort zu bestehn, und er wandte vom thore sich, angstlich entfliehend
Hinter ihm flog der Peleide, den hurtigen fdfsen vertrauend.
So wie ein falk des ^ebirgs, der behendeste aller ge\'^ögel.
Leicht mit gewalrigem schwung nachstürmt der schüchternen taube;' tfi
Seitwärts schlüpfet sie oft; doch nah mit hellem getön ihr
' Schiefset er häufig daher, voll heifser begier zu erhaschen t
So drang jener im flug gradan ; doch es flüchtete Hektor
Längs der troischen maues, die hurtigen kniee bewegend.
Beid' an der warte vorbei und dem wehenden feigenhügel» i4j
Immer hinweg von d«r mauer, entflogen sie über den fahrweg.
Und sie erreichten die two schönsprudelnden quellen t woher sidi
Beide Väch' ergiessen des witbelvoUcn Skamandros.
Eine rinnt beständig mit warmer flut, und umher ihr,
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ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANG, ass"^
aüi aufsteigender dampf, wie der rauch des brennenden feuers ; 150
>eT die andere fliebt im sommer auch kak wie der hagel ,
der des winters schnee, und gefrorene schollen des eises.
3rt sind nahe den (Quellen geiäumige gruben der wasche ,
hön aus steine gehaun, wo die stattlichen feiergewande
roja^s iveiber vordem und liebliche töchter sich wuschen , . r55
is noch blühte der fried', eh die macht der Achaier daherkam«
icr nun rannten vorbei der fliehende und der Verfolger.
ornan floh ein starker , jedoch ein stärkerer fol^e,
ärmendes laufs: denn nicht um ein weihvieh, oder ein srierfell,
rebtetn sie, welches man stellt zum kampfpreis laufender männer ; i€o
ädern es galt das leben des gauibeLähmenden Hektor.
wie, zum siege gewöhnt, um das ziel stariihuiige rosse
jniger drehen den lauf; denn es lohnt ein köstlicher dreifuis^
Jer ein blühendes weib, am fest des gestorbenen herschers:
so kreiseten sie dreimal- um Priamos veste 165
ngs mit geflügeltem fufs; und die ewigen schaueten alle«
£0 begann das gespräch der menschen und ewigen vater:
Wehe doch! einen geliebten, umhergejagt um die mauer,
ii' ich dort mit den äugen ; und ach, sein jammert mich herzlich,
ktoTS, welcher so oft mir schenke! der stier' auf dem akar 170
ndete, bald auf den höhen des vielgewundtnen Ida,
Id in der oberen bürg! Nun drängt ihn der edle Achilleuf ,
igs um Priamos Stadt mit hurtigen fli&en verfolgend,
er wohlan , ihr götter , erwägt im herzen den tathschlufs ;
I er der todesgefahr noch entfliehn soll, oder anizo 175
Icn ^ wie tapfer er ist, dem Peleion^n Achilleuf.
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a56 ILIAS^
Drauf antAvortefe Zeus blauäugige tochter Athene:
Vater mit blendendem stral, schwarzwolkiger , welcherlei rede!
Einen sterblichen mann, längst ausersehn dem Verhängnis ,
Denkst du aniu von des tods graunvoUer gewalt zu erFosen? iSi
Thu's; doch nimmer gefallt es dem rath der anderen götterl
Ihr antwortete drauf der herscher im donnergewölk Xeus :
Fasse dich , Tritogeneia , mein töchterchen ! Nicht mit des herzeit
Meinung sprach ich das wort: ich will dir freundlich gesinnt sei^
Thue, wie dirs im herzen genehm ist; nicht so gezaudert. ifi
Also Zeus, und erregte die ^ichon verlangende göttin;
Stürmendes schwungs entflog sie den felsenhöhn des Olympos.
Hektorn drängt* in der flucht rastlos der Verfolger Achilleus.
Wie wenn den söhn des hirsches der hund im gebirge verfolget^
Aufgejagt aus dem lager , durch windende thal' und gebüsche ; ij
Ob auch jener sich berg' und niederduk' in dem reisig.
Stets doch läuft er umher, der spurende, bis er gefunden:
So barg Hektor sich nicht dem mutigen rennet Achilleus.
Wenn er auch oft ansezt^, zum hohen dardanischen thore
Hinzuwenden den lanf, und den fesi^ebaueten thürmen.
Ob vielleicht von oben der freunde geschofs ihn*beschüz.te;
Eb^ so. oft flog jener zuvor, und wendet* ihn abwärts
Nach dem gefild', er selbst an der seite der Stadt hinflicgencL
Wie man W träum. Umsonst den fliehenden strebt zu verfolgen:
Nicht hat dieser die macht zu entfliehn , noch der zu verfolgen : 2
Also ergrif nicht dieser im lauf, noch enteilete jener.
Doch wie war' izt Hektor entfiobn vor den Keren des todes.
Wenn nicht Einmal- noch und zulezt ihm Föbps Apollon
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E'öbos Apoll
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ZWEIÜNDZWANZIGSTER GESANG, as7
Nahete, welcher ihm kraft aufregt' und hurtige schenke!?
Aber dem Volke verbot mit winkendem haupt der Pcleide , 205
Nicht ihm daherzuscbnellen auf Hektor herbe geschosie ;
Dafs kein treffender raybte den rühm, er der zweite dann käme.
Als sie nunmehr zum vierten die sprudelnden quellen erreichet;
Jezostrekte der vater hervor die goldene wage 9
Legt' in die schalen hinein zwei finstere todesloose, aio
Dieses dem Peleionen, und das dem reisigen Hektor»
Faiste die mitt'» und wog: da lastete Hektors schiksal . .
Schwer zum Aides hin ; es verliefs ihn Föbos Apollon.
Doch zu Achilleus kam' die herscherin Pallas Athene ;
Nahe trat sie hinan« und sprach die geftägelten''worte: aif
Jezt doch 9 hoff* ich gewifs, Zeus liebling, edler Achilleus»
Bringen wir grossen rühm dem Danaervolk zu den schiffen»
Hektors kraft austilgend, des unersätdichen kriegers.
Nun nicht länger vermag^ er aus unserer hand zu entrinnen »
Nein wie sehr auch sich hämie der treffende Föbos AppUon» aoo
Hingewälzt vor die kniee des ägiserschüttemden vaters.
Aber wohlan » nun steh und erhole dich ; wahrend ich selber
Jenem genaht zurede, dir kühn entgegen zu kämpfen.
Also PalUs. Athen'; er gehorcht' ihr, fteudiges herzens,
Stand , und ruhte gelehnt auf die erzgerüstete esche. 02$
Jene vetliels ihn dort, und erreichte den göttlichen Hektor, '
Ganz dem De'ifobos gleich an wuchs und gewaltiger stimme;
Nahe trat sie hinan , und sprach die geflügelten worte :
Ach mein älterer bruder, wie drängt dich der'schnelle Achilleus ,
Rings um Priamos Stadt mit hurtigen fassen verfolgend! ^230
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Homers Iliasr II. Band* R
358 . ILIAS.
Aber wohlan, hier stehn wir in fest ausharrender abwehi!
Ihm antwortete drauf der helmumflatterte Hektor:
Stets, De'ifobosi warst du zuvor mein trautester bruder.
Aller, die Prianios zeugt' und Hekabe, unsere mutter;
Doqh nun denk* ich noch mehr im innersten dich zu ehren » 235
Dafs du um meinetwillen, sohald dein äuge mich wahrnahm»
Dich aus der mauer gewagt , da andere drinnen beharren«
Ihm antwortete Zeus blauäugige tochter Athene:
Bruder, mich bat der vater xmt dehn und die wUrdige mutter.
Die um einander die kniee mir rühreten, auch die genossen 240
Fleheten, don xu bleiben: so sehr sind alle voll Schreckens.
Doch mein herz im busen durchdrang tiefschmerzender kummer.
Nun gradan mit begierde zum kämpf! nun länger hinfort nicht
Unserer lanzen geschont! damit wir sehn, ob Achilleus
Uns in den staub ausstrekt, und blutige waiFen hinabträgt 245
Xu den gebogenen schiffen; ob deiner lanz' er dahinsinkt!
Dieses gesagt, ging jene voran, die teuschende göttin.
Als sie nunmehr sich genaht , die eilenden gegen einamdei ;
Jezo begann anredend der helmumflatterte Hektor t
Nicht fortan, o Peleid', entflieh' ich dir, so wie bis jezo! 250
Dreimal umlief ich die veste des Priamos , nimmer es wagend ,
Deiner gewdlt zu beharren ; allein nun treibt mich das herz iui .
Fest dir entgegen zu stehn , ich tödte dich , oder ich hllc !
Lafs uns jezt zu den göttern emporschaun, welche die stärksten
Zeugen des eidschwurs sind, und jegliches bundes bewahrer. ^5
Denn ich werde dich nimmer mit schmach mishandeln, verleiht nur
Zeus , als sieget zu stehn , und dir die seele zu rauben ;
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ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANG. 259
Sondern nachdem ich entwandt dein schönes geschmeid\ oAchilleus;
Geh' ich die leiche zurük an die Danaer. Thue mir gleiches.
Finster sdiaut' und begann der mutige rennet Achilleus: 260
Hektor, du unsühnbarei« mix nicht von vertragen geplaudert |
Wie kein bund die löwen und menschenkinder befreundet»
Auch nicht wölP und lämmer in eintracht je sich gesellen;
Sondern bitterer hafs sie ewig trennt von einander:
So ist nimmer für uns Vereinigung, oder ein bUndnis» 265
Mich za befreunden und dich, bis einer zuvor in dem staube
Ares mit blute getränkt, den unaufhaltsamen krieger!
Jeglicher* kampfeskund' erinnre dich! Jezo geb&hrt dir,
Lanzenschwinger zu sein , und unerschrockener krieger!
Länger entrinnst du nicht mehr ; durch meine lahze bezähmt dich 270
Pallas Athene sofort! Nun büfsest du alles auf Einmal,
Aller der meinigen weh, die di; rasender schlugst mit der lanze! .
Sprachs , und im seh wung' entsandt' er die weithinschatt'ende lanze»
Diese jedoch vorschauend vermied der stralende Hektor ;
Denn er sank in die knie*; und es flog der eherne waifspiefs 275
Über ihn weg in die erd' : ihn ergrif und reichte die göttin
Schnell dem Peteiden zurük, unbemerkt von dem streitbaren Hektoi^
Hektor aber begann zu dem tadellosen Achilleus:
Weit gefehh! Nein schwerlich, o gottergleicher Achilleus>
Offenbarete Zeus mein geschik dir, wie du geredet; 28Ö
Sondern du Warst ein gewandter und hinterlistiger schwäzer,
Dafs ich, vor dir hinbebend, des mats und der stärke vergäfse.
Kicht mir (liehenden soll dein speer den rücken durchbohren;
Sondern vorn, dem gerad' anstürmenden, stofs* in- die brüst ihn,
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a6o ILIAS^
Wenn dir ein gott es verlieb ! Doch jezt vermeide die sdiarfe 285
Dieses j^peers ! O möchte dein leib doch ganz ihn empfangen !
Leichter wäre sodann der kämpf für die manner von Tioja,
Wenn Du sänkst in den staub ; Du bist ihr grossestes unheil !
Spruchs, und im schwung' entsandt' er die weithinschattende lanz^
Traf, und verfehlete nicht, gerad' auf den schild des Peleiden; 290
,Doch weit prallte vom Schilde der speer. Da lilmete Hektor»
Dafs sein schnelles geschofs umsonst aus der band ihm emfldhn war;
Stand , und schaute bestUrxt ; denn es war kein anderer wux&piefr.
Laut tu Deifobos drauf, dem weiisgeschildeten , ruft* er»
Fodernd den ragenden speer; allein nicht nahe war jener. a^
Hektor erkannt' es anjezt in seinem geist, und begann so:
Wehe mir doch! nun rufen zum tode mich wahrlich, die gottet !
Denn ich dachte, der held Deifobos wolle mir beistehn;
Aber er ist in der Stadt, und es teuschte mich Pallas Athene«
Nun ist nahe der tod , der schrekliche, nicht mir entfernt noch ; )oo
Auch kein rath zu entfliehn ! Denn ehmals gönnete solches
Xeus, und des Donnerers söhn, der Treffende, welche zuvor mich
Stets willfahrig geschirmt ; nun aber erhascht mich das schiksal!
Dafs nicht arbeitlos in den staub ich sinke, noch ruhmlos,
Nein erst grosses vollendend, wovon auch kiinfdge hören! 305
Also redete jener, und zog das geschliffene Schwert aus.
Welches ihm längs der hiifte herabhing, grofs und gewaltig;
An nun stürmt' er gefafst, wie ein hochherfliegender adler,
Welcher herab auf die ebne gesenkt aus nächdichen wölken
Raubt den hasen im busch, wo er hindukt, oder ein Uunmlein^^ 310
Also stürmete Hektor, das hauende schwert in der rechtem
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ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANa a6i
Gegen ihn drang der Peleid% und wut durchtobte das herz ihm
Ungestüm: er strekte der brüst den gerundeten schild vor^
Schön und prangend an kunst; und der heim» viergipfligundstralend,
Nikte vom haupt; und die mahne des schöngesponnenen goldes 315
Flatterte, welche d^ gott auf dem kegel ihm häufig geordnet.
Hell wie der stem vorstralet in dämmernder stunde des melkens ,
Hesperos, der am schönsten erscheint vor den stemen des himmelst
Also stralt* es vom speer, dem geschliiFenen , welchen AchiUeus
Schwenkt* in der rechten hand , wutvoll dem erhabenen Hektor , 320
Spähend den schönen leib, wo die wund' am leichtesten hafte.
Rings xwar sonst umhüllt' ihm den leib die eherne rüstung,
Blank und schön » die er raubte , die kraft des Patroklos ermordend ;
Nur wo das Schlüsselbein den hals und die achsel begrenzet»
Schien die kehl* ihm entblöfst» die gefährlichste stelle des lebenss 325
Dort mit dem speer anstürmend durchstach ihn der edle Achilleus»
Dais ihm gerad' aus dem zarten genik die spize hervordrang.
Doch nicht völlig durchschnitt der eherne speer ihm die gurgel»
Dafs er noch zu reden vermocht' im wechselgespräche ;
Und er sank in den staub; da rief frohlockend AchiUeus: 330
Hektor» du glaubtest gewifs, da Patrokleus wehr du geraubet,
Sicher zu sein» und achtetest nicht des entfernten AchiUeus.
Thörichter ! fern war jenem ein weit machtvollerer rächer
Bei den gebogenen schüfen , ich selbst » zuruk ihm' geblieben »
Der dir die kniee gelöst! Dich ziehn nun hund' und gevögel 335
Schmählich umher; ihn aber bestatten mit rühm die Achaier.
"Wieder begann schwachathmend der helmumflatterte Hektor:
Dich bei dem leben beschwör* ich,^ bci.ddnen knieng ji^j^^
a6a ILIAS»
f
Lafs mich nicht an den schiiFen der Danaer hunde zerreissen ;
Sondern nim des erxes genug und des kösdichen' goldei 340
Dir zum geschenkt das der vater dir beut, und die würdige muttet
Aber den leib entsende gen Uios , dafs in der heimat
Troja*5 männer und fraun des fieuers ehre mir geben«
Finster schaut* und begann der mutige renner Achilleus:
Nicht beschwöre mich , hund, bei meinen knien , und den ehern! 345
Dafs doch zorn und wut mich erbitterte, roh zu verschlingen
Dein zerschnittenes fleisch, fiir das unheil, das du mir brachtest!
Niemand sei , der die hunde von deinem haupt dir verscheuche !
Wenn sie auch zehnmal so viel , und zwanzigfaltige siihnung ,
Hergebracht darwögen, und mehreres noch mir verhieben! 350
Ja wenn selber mit golde dich aufzuwägen geböte
Priamos, Dardanos söhn; auch so nicht bettet die mutter
Dich auf leichengewand*, und .wehklagt, den sie geboren;
Sondern hund' und gevögel zerreissen dich, ohne verschonung!
Wieder begann, schon sterbend, der helmumflatterte Hektor : 3S5
Ach ich kenne dich wohl, und ahndete, nicht zu erweichen
Wärest du mir ; Du trägst ja ein ei&ernes herz in dem busen.
Denke nunmehr, dafs nicht dir götterzorn ich erwecke,
Jenes tags, wann Paris dich dort und Föbos ApoUon
Tödten, wie tapfer du bist, am hohen skäisdien thore! 36b
Als ei^ solches geredet, umschlofs der endende tod ihn;
Aber die seel* aus den gliedern entflog in die defe des Ais ,
Klagend ihr jammergeschik , getrennt von Jugend und mannkraft.
Auch dem gestorbenen noch rief jezt der edle Achilleus :
Stirb ! mein eigenes I00& , das empfahüch , wann es auch immer 363
ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANG, 263
Xeus zu vollenden beschliefst , und die andern unsterblichen götter !
Also sprach er, und zog die eherne lanz' aus dem leichnam;
Diese legt* er beiseit, und die blutige wehr von den schultern
Nahm er zum raub. Da umtiefen ihn andere männer Achaia's,
Welche sehr anstaunten den wuchs und die herliche bildung 3^0
Hektors; und nicht naht' ihm ein einziger ohne Verwundung.
Abo redete mancher , gewandt zum anderen nachbar:
Wunder doch! viel sanfter fürwahr ist nun zu betasten
Hektor» als da die schiiF' in lodernder glut er verbrannte!
Also redete mancher, und nahte sich, ihn zu verwunden. 375
Aber nachdem ihn entwafnet der mutige renner Achilleus,
Stand er in Argos volk, und sprach die geflügelten worte:
Freund*, ihr beiden des Danaerstamms , o genossen des Ares ,
Jezo da diesen mann mir zu bändigen gaben die götter,
Der viel böses gethan, weit mehr denn die anderen alle; 380
Auf denn, lafst uns die Stadt in rüstungen rings versuchen.
Bis wir ein wenig erkannt, wo der sinn der Troer hinausgeht:
Ob sie vielleicht uns räumen die bürg, weil dieser dahinsank;
Oder zu stehn sich erkUhnen , wiewoh\ nicht Hektor begleitet«
Aber warum doch bewegte das herz mir solche gedanken? 385
Liegt doch tödt bei den schiffen, und ohne klag' und bestattung.
Unser freund Patroklos , den nie ich werde vergessen ,
Weil ich mit lebenden geh', und kraft in den knieen sich reget!
Wenn man auch der todten vergifst in A'ides wohnung.
Dennoch werd' ich auch dort des trautesten freundes gedenken ! 390
Jezo wohlan, im gesang des Päeon, männer Achaia's,
Kehren wir, Hektor führend, hinab zu den räumigen schiffen!
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d64 ILIAS.
GroDs ist der rühm des triumfs; uns sank der göttliche Hektor,
Welchem die Troer der Stadt, wie einem gott, sich vertrauten! 394
Sprachs , und schmähliche thaten ersann er dem göttlichen Hektor.
Qeiden fassen nunmehr durchbohret' er hinten die sehnen.
Zwischen knöchel und fers* , und durchzog sie mit riemen von sderhaut,
Band am sessei sie fest» und liefs nachschleppen die scheitel;
Selbst dann trat er hinein, und erhob die prangende rüstung;
Treibend schwang er die geissei, und rasch hin flogen die rosse. 400
Staubgewölk umwallte den schleppenden; rings auch zerriiuet
Rollte das finstere haar, da ganz sein haupt in d^m staube
Lag , so lieblich zuvor ! allein nun hatt* es den feinden
Xeus zu entstellen verliehn in seiner väter gefilde.
Also bestäubt ward jenem das haupt ganz. Aber die muttei ^S
Rauft' ihr haar, und warf den glänzenden Schleier des hauptes
Weit hinweg , und blikte mit Jammergeschrei nach dem söhne.
Kläglich weint' auch der vater und jammerte ; doch von den vöikein
Tollte geheul ringsum und angstgeschrci durch die veste.
Weniger nicht scholl jezo die wehklag', als wenn die ganze i^o
Illos hoch vom gipfel in glut hinsänke vetlodernd«
Kaum noch hielten die völker den gceis , der in zürnender wehmui
Strebte hinauszugehn aus dem hohen dardanbchen thore.
Allen fleht' er umher, auf schmuzigem boden sich wälzend,
Nannte jeglichen mann mit seinem na^nen, und sagte: 4^5
Haltet, o freund', und lafst mich allein, wie sehr ihr besorgt seid,
Gehn vor die veste hinaus, und nahn den schiffen Achaia's!
Anflehn will ich den mann, den entsezlichen tlüter des ftevels:
Qb er vielleicht mein alter mit ehrfurcht, und mit erbarmung
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ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANG, 165
iiischaut; denn auch jenem ist «chon grauhaarig der vater» 400
^eleus, der ihn erzeugt' und nährete, ach zum verderben
Froja's , doch Mir vor allen bereitet* er fülle des Jammers !
knn so viele söhn' erschlug er mir, blühender Jugend!
üle betiaur' ich jedoch nicht so sehr » herzlich betrübt zwar»
Us ihn allein, defs herber verlust mich zum Ais hinabführt 9 425
lektor! War' et doch nur in meinen armen gestorben!
!att dann hätten wir beide das heiz uns geweint und gejammert,
ch, und die ihn gebar, die unglükselige mutter!
Also sprach er weinend ; und ringsum seufzten die bürger.
lekabe aber erhub die wehklag* unter den weibern: 430
Sohn, was soll ich arme hinfort noch leben in Jammer ,
)a du trauter mir starbst? der mir bei nacht und bei tage
ühi' und herlichkeit war in der Stadt, und allen errettung,
Tioja's männern und fraun, die dich, wie einen der götter,
achteten! Traun auch warst du ihr stolz und erhabener rühm stets, 435
Veil du gelebt! Nun aber hat tod und geschik dich ereilet!
Also sprach sie weinend. Doch nichts noch hörte die gatdn
lektors; denn nicht kam ihr ein kundiger, welcher die botschaft
leldete 9 da£s der gemahl ihr auswärts blieb vor dem thore ;
ondem sie webt' ein gewand, im innern gemach des palastes, 440
teppelt und blendend weife , und durchwirkt mit mancherlei bildwerk.
szo rief sie umher den lockigen magden des hau5e.<9,
Uend ein grofs dreifüssig geschirr auf feuer zu stellen,
um erwärmenden bade, wann>Hektor kehrt' aus der feldschlacht:
hörin ! sie wu£ste nicht , dafs weit entfernt von den bädem 445
m durch Achilleus bände besiegt Zeus tochter Athenc^oogle
a66 ILIAS.
Aber geheul vemahni sie und Jammergeschrei von dem thurme;
Und ihr erbebten die glieder» es sank zur erde das webschif;
Alsobald in dem kreis schönlockiger mägde begann sie:
Auf , ihr zwo mir gefolgt ; ich eile zu schaun , was geschehn ist ! 451
Eben vernahm ich die stimme der schwäherin; ach, und mir scIIm
Schlägt das herz im busen ^um hals' empor, und die kniee
Starren mir! Sicherlich naht ein unheil Priamos söhnen-!
Fern sei meinem ohr die Verkündigung ! aber mit unruh
Sorg* ich, den mutigen Hektor hab* izt der edle Achilleus 45J
Abge&chnitten allein von der Stadt , ins gefilde verfolgend ,
Und wohl schon ihn gehenunt in seiner entsezlichen kühnheit» j
Welche stets ihn beseelt ! Denn niemals weilt' er im häufen ;
Sondern voran flog mutig der held, und zagte vor niemand!
SprachSfUnd die kammer hindurch entstürmte sie,gleich der M*3[nad(
Wild ihr pochendes herz; und es folgten ihr dienende w^iber. ^
Aber nachdem sie den thurm und die schaar der männer erreichetl
Stand sie und blikt' auf der mauer umher, und schauete jenen |
Hingeschleift vor Ilios Stadt ; und die hurtigen rosse
Schleiften ihn mideidslos zu den räumigen schiffen Achaia*s. 4$
Schnell umhüllt* ihr die äugen ein mitternächtliches dunkel ;
Und sie entsank rükwärts^ ausathmend die seel* in ohnmacht.
Weithin flog vom haupte der köstlich pragende haarschmuk.
Vorn das band, und die haub', und die schöngeflochtene binde.
Auch der Schleier , geschenkt von der goldenen Afroditc , 41
Jenes tags, da sie führte der helmumflatterte Hektor
Ajis Eetiolis bürg, nach unendlicher bräutigamsgabe.
Rings auch standen geschwister des manns und frauen der Schwäger
ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANG. 467
iltend die atheinlose, die ganz wie zum tode betäubt war.
s sie zu athmen begann, und dergeist dem herzen zuriikkam ; 475
zt mit gebrochener klage vor Troja^ irauen begann sie:
Hektor, o weh mir armen l zu gleichem geschik ja geboren
urden. wir einst: du selber in Priamos hause' zu Tioja;
3er Ich zu Thcbe, am waldigen hange des Piakos,
E'etions bürg.; der mich erzog, da ich klein war, 480
end ein elendes kind! Ach hätt' er mich nimmer erzeuget!
zt in A'ides wohnung hinab zu den tiefen der erde
thest du; Ich hier bleib*, in schmerz und Jammer verlassen,
ne wittwe im haus% und das ganz unmündige söhnlein ,
elches wir beide gezeugt, wir elenden l Nimmer, o Hektor, 485
irst du jenem ein trost, da du todt bist, oder dir jener!
»erlebt er auch etwa den traurigen krieg der Achaier,
jinoch wird ja beständig ihm sorg' und gram in der Zukunft
ohn; denn andere werden ihm rings abschmälern das erbgut.
he , der tag der Verwaisung beraubt ein kind der gespielen ; 490
mar senkt es die äugen beschämt, mit thränen im antiiz.
rbend gehet das kind umher zu den freunden des vaters,
ht und fafst den einen am rok, und den andern am mantel;
er erbarmt sich einer, der reicht ihm das schälchen ein wenig,
fs er die lippen ihm nez', und nicht den gaumen ihm neze. 495
: verstöfst es vom schmaus" ein kind noch blühender eitern,
j mit fausten es schlägt, und mit kränkenden Worten es anfährt:
>e dich weg ! dein vater ist nicht bei unserem gastmahl !
inend geht von dannen das kind zur verwittwetcn mutter,
fer Astyanax! der sonst auf den knieen des v§tjr|^yQQQQl(|öo
5^68 ILIAS. ZWEIUNDZWANZIGSTER GESANG.
Nur mit mark sith genährt» und fettem fleische der lämmer;
Und wann, müde des spiels, er auszuruhen sich sehnte,
Schlummert' er siib im schönen gestell, in den armen der anua
Auf sanftschweliendem lager , das herz mit freude gesättigt.
Doch viel duldet er künftig , beraubt des liebenden vaters , j
Unser Astyanax, wie Troja's männer ihn nennen:
Denn du allein beschirmtest die thor* und die thlirmenden maud
Nun wird dort^n den schiEFen der Danaer, fem von den ehm
Reges gewürm dich verzehren , nachdem du die hunde gesättigt
Nakt! Doch liegen genug der gewand* in deinem palaste, 5
Fein und zierlich gewebt von künstlichen bänden der wciber!
Aber ich werde sie all* in lodernder flamme verbrennen !
Nichts mehr frommen sie dir; denn niemals ruhst du auf ihn^
Brennen sie denn vor Troern und Troerinnen zum rühm dir!
Also sprach sie weinend ; und ringsum seufzten die weiber. i
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I L I A S.
DREIUNDZWANZIGSTER GESANO.
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INHALT.
jlchiüius mit den Mimn umfährt den Patroklos^ wMIa^
und legt den Hektar aufs antliz am todtenlager. In der nackt «
scheint ihm Patroklos, und bittet um bestattung. Am margin M
die Achaier holz zum Scheiterhaufen. Patroklos wird ausgm
gen , mit haarlocke^ uphäuft^ und samt den todten-opftm vi
brannt. Boreas und Zefyros erregen die flamme. Den anitt
morgen wird Patroklos gebein in eine urne gelegt , und^ bis M
leus gebein hinzukomme, beigesezt; vorläufiger ekrenhügtl a^ i
^ brandsteüe. Wettspiele zur ehre des todtenz wagenrennen, Jm
kämpf, ringen p lauf, waffenkampf, kugelwurf, bogensfhufs, sft\
wurf. 1
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I L I A S.
REIUNDXWANXIGSTER GESANG.
ö dort seufxeren jene durch Ilips* Doch die Achaicr ,
Is sie die schüfe nunmehr und den Heliespontcfs erreichet ^
hneil zerstreuten sich alle , zum' eigenen schif ein jeder*
ir den.'Myrmidonen verbot der edle Achilleus
h zu .zerstreun t und begann vor den kriegserfahrnen genossen: S
Reisige Myrmidonen , ihr werth geachteten freunde ,
ify noch nicht den geschirren entspannt die stampfenden rosse;
ndern zugleich mit rossen und rollenden wagen uns nahend ,
sinen wir erst Patroklos ; denn das ist die ehre der todten.
er nachdem wir die herzen des traurigen grames erleichtert, lo
sen wir unsre gespann'» und schmausen aihier mit einander.
Sprachs, und begann wehklag'; auch klageten alle genossen«
eimai lenkten sie rings schönmähnige ross' um den leichnam^
iurend, und Thetis erregte des grams wehmütige selinsutht.
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a72t I L I A S*
fiz£s war der sand von thyänen , und nafs die riistung dei männer, ij
Welche den held vermieten , den m&hrigen )schreckengelncter.
Peleus söhn vor ihnen begann die jampnemde klage,
Seine mordenden hände gelegt auf den busen des freundes:
Freute dir» held Patroklos» auch noch in Aides wohnungs
Alles ja wird dir jezo vollbracht, was zuvor ich gelobet, 2
Hektor dahergeschleift den zerfleischenden hunden zu geben;
Auch zwölf Jünglinge dir km todtenfeuer zu schlachten,
Troja's edlere söhn', im zorn ob deiner ermordung !
Sprachs , und schmähliche thaten ersann er dem göttlichen Hekto
Vorwärts nieder am bett des MenÖtiaden ihn streckend, 2
- Hin in den staub. Sie aber enthüllten sich alle der rüstung.
Blank von erz, und lösten die schallenden rosse vom wagen;
Sezten sich dann am schifiie des äakidischen renners.
Tausende; jener darauf gab köstlichen schmaus der bcgräbnis.
Viele der mutigen stier' umröchelten blutend das eisen, i
Abgewürgt , auch viele der schaP und meckernden ziegen ;
Viel weifszahnige schweine zugleich, voll blühendes fettes.
Sengten sie ausgestrekt in der lodernden glut des HeFastos;
Und rings strömete blut, mit schalen geschöpft, um den leichi
Aber ihn selbst, den her^cher, den rüstigen Peleionen,
Führten zum held Agamemnon die waltenden fursten Achaia's,
Kaum durch worte bewegend ; da zom um den freund ihn eibitn
Als sie das schöne gezek Agamemnons jezo erreichten;
Schnell gebot herolden von tönender stimme der könig.
Über die glut zu stellen ein grofses geschirr; ob gehorchte
Peleus söhn, zu waschen den blutigen staub von den gliedern*
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DREIUNDZWANZIGSTER GESANa 275
Aber er weigerte sich standhaft, und gelohte mit eidschwur:
Nein, so wahr Xeus waket, der seligen höchster und bester!
Nicht ist erlaubt, dafs eher ein bad mir rühre die scheitel,
£h ich Patroklos auf feuer gelegt, und geschüttet das grabmal, 45
Und mir geschoren das haar! denn nie wird fUrder mir ako
Gram durchdringen das herz, so lang' ich mit lebenden wandle!
Aber wohlan, jezt fugen wir uns dem traurigen gastmahl.
Doch am morgen gebeut, o vöikerfürst Agamen\non,
Holz aus dem walde zu fuhren, und darzubieten das alles, 50
Was dem todten gebührt, der in nächtliches dunkel hinabgeht:
Dafs uns jenen verbrenne die kraft unermüdetes feuers ,
Schnell aus den äugen hinweg , und das toik zum geschäfte sich wende.
Also der held; da hörten sie aufmerksam, und gehorchten*
Als nun ämsig umher die nachtkost jeder gerüstet, 55
Schmausten sie ; und nicht mangelt' ihr htti des gemeinsamen mahles«
Aber- nachdem die begierd^ des tranks und der speise gestillt war.
Gingen sie auszuruhn, zum eigenen zeit ein jeder. '
Peleus söhn am gestade des weitaufrauschenden meeres
Legte sich seufzend vor gram, mit umringenden Myrmidonen, fo
Dort wo rein der Strand von der steigenden welle gespült war: »
Als ihn der Schlummer umfing, und der seeV i!inruhen zerstreuend,
Sanft iiniher sich ergofs; denn es starrten die reizenden giieder
Ihm', der Hektor verfolgt' um Ilios luftige höhen.
Jezo kana die seele des jarmmervoUen Patroklos, 65
Ähnlich an gröfs' und gestalt und lieblichen äugen ihm selber,
Auch an stimm', und, wie jener, den leib mit ge wanden umhüllet;
Ihm nun trat er zum haupt, und sprach anredend die worte:
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Home^rs Ilias. IL Baiid« S - >
274 , ILIAS*
Schläf&t du» meiner so ganz uneingedenk, o Achilleus?
Nicht des lebenden zwai vergar»e4t du, aber des todten! -jo
Gieb mir ein grab, dab ich eilig des A'ides thore durchwandle!
Denn mich scheuchen die seelen» gebild' ausruhender , fernweg,
Und nicht über den ström vergönnen mir jene den zugang;
Sondern' ich irr* unstät um die mächtigen thore des Ais*
Und nun reiche die hand mir jammernden ! Nimmer hinfort ja 75
Kehr' ich aus A'ides bürg, nachdem ihr die glut mir gewähret!
Ach nie werden wir lebend t von unseren freunden gesondeit,
Sizen, und rath aussinnen: denn mich entrafte das schiksal
Jezt in den Schlund, das verhafste, das schon dem geborenen zufiel;
Und dir selbst ist geocdnet, o gBtterglcicher ^chilleus, 80
Nahe der mauer zu sterben der wohlentsprossenen Troer.
Eines sag' ich dir noch, und ermahne dich, wenn du gehorchest.
Lege mir nicht das gebeio vom deinigen fern, o Achilleus;
l^ondern gesellt, wie mit dir ich erwuchs in eueret wohnung;
Seit Menötios miph, den blühenden knaben, aus Opus 85
Führte zu eujcrer bürg, nach der sch^eklichen that der ermorduag.
Jenes tags, nachdem ii:h AmfidaiHas knajben getödtet,
Ohne bedacht, nicht wollend, erzürnt beiiti, spiele der knöchel;
Freundlich empfing anidi in seinem . palasjC der reisige Peleus,
Und erzog mich mit. fleifs, upd «r^anAte mich deinen genossen: 90
So auch unser gebein umschiidlV ein gleiches behälmis.
Jenes goldne gefaTs, das die göttliche mutter dir schenkte.
Ihm antwortete drauf 4er mutige renner Achilleus:
Was, mein trautester bruder, bewog dich herzukommen,
^ Jnd mir solches genau zu verkündigen ? Gerne gelob' ich , 95
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DREIUNDZWANZIGSTER GESANG. 175
Alles dir lu vollxichn, und gehorche dir, wie du gebietest.
Aber wohlan , trit näher ; damit wir beid' uns umarmend p
Auch nur kurz, die herzen des traurigen grames erbkhtem.
Ab er dieses geredet, da strekt' er verlang^d die händ' aus;
Aber umsonst; denn die seele , wie dampfender rauch < in die erde; loo
Sank sie hinab hieibchwirrend,. Bestürzt tiütl erhub sich Achilleus,
Schlug die bände zusammen « und sprach- mit jammernder stimme i
Götter 4 so ist denn furwahf auch noch in A'ides wrohilung
Seel* und schattengebild ^ doch gani der besinnqng. entbehrt sie!
Diese nacht ja stand des jammerVoUed Patroklos i löj
Seele bei mir am la^er^ die klageilde^ herzlich bettübte,
Und gebot mir manches f und glich zum erstaunen ihm selber 1
Sptachsi und allen erregt' er des graffls wehmütigtS Sehnsucht^
Doch den traurenden kam die rosenarmige Eos
Um den bejammerten todten« Und siehe ^ der held Agamemnon ito
Trieb maulthier* und manner daher au« den zelten dds lageis «
Holz vom walde zu führen; zugleich, ein edler gebieteri
£ihe Meriones.mit, des tapfcm IdomcneOs kriegsfreund«
Diese wandelten nun^ holzhauende axt' in den händen^
Auch geflochtene seil'; und voran die huttigen mäuler« if j
Lauge hinauf und hinab « richtweg* und. kiümmungen t 'ging maiii
Als sie die waldanhöhen erreicht des quelligen Ida«
Schnell mit geschHifenem erz hochwipRiche bäume des Waldes
Hauten sie amsiger eil'; und rings mit lautem gektach hin
Stürzten sie; drauf zerschlugen das holz die Achaier« und ludatis täö
Kasch auf diebnäulei' gcschnürtjund sie trabten den grund mit den hufcti",
Sehniuchtivoll nach der ebnc^ da& dichtverVachsne gesträuch durdi.
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276 ILIAS.
Schwer auch tragen die männer gesamt dikstämmige kloben.
So wie Meriones hiefs, des tapfem Idomeneus kri^sfreund.
Jezo warf jman die reihn an denmeerstrand, dort wo Achilleus 125
Auserkohr dem Patroklos das ragende grab, und sich selber.
Aber nachdem ringsher sie gereiht die unendliche waldung ,
Blieben sie dort mit einander , und sezten sich. Aber Achilleus
Rief alsbald den schaaren der myrmidonischen Streiter »
Umzugürten das erz, und vorzuspannen den wagen 130
Jeder die ross' ; ' und sie sprangen empor , und hüllten geschmeid* um.
Jezt betraten die sessel die reisigen, kämpfer und lenker;
Diese voran ; und es zog des fuisvolks dickes gewölk nach ,
Tausende; ^mitten auch trug der freunde schaat den Patroklos.
Überstreut ward gaoi mit geschorenen locken der leichnam; 135
Und ihm hielt nachfolgend das haupt der edle Achilleus,
Traurend; clenil seinen freund , den untadlicfaen, sandt'er zum AK
Als sie den ort nun erreicht, den ihnen genannt der Peleide;
Sezten sie nieder die bahr* ^ und häuften genügende waldung.
Aber ein andres ersann der mutige renner Achilleus: 140
Abgewandt vom geruste , beschor er sein bräunliches hauptfaaar.
Das er dem ström Spercheios genährt, vollblühendcs wuchsen.
Unmutsvoll nun sprach «:, und schaut' ia die dunkek raeerflut:
O Spercheios, umsonst gelobte dir Peleus der vater,
Dort einst, wiedergekehrt zum lieben lande der väter, 145
Sollt' ich dir scheeren das haar, unfl weihn die dankhekatombe •
Auch an den quellen daselbst dir fünfzig üppige widder
Heiligen, wo dir pranget ein hain und duftender altar.
Also gelobte der greis; nicht hast du das dehn ihm vollendet.
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DREIUNDZWANZIGSTER GESANG. 277
Nun. ich nicht heimkehre zum lieben lande der väter, 150
Lafs mich dem held Patroklos das haar mitgeben zu tragen !
Jener sprachs , in die hände des trautesten freundes das haupthaar
Legend; und allen erregt' er des grams wehmiitige Sehnsucht*
Siehe; , den klagenden wäre das licht der sonne gesunken;
Doch schneit trat der Peleide zum held Agamemnon > und sagte: 15^
Atreus söhn, denn. deinen ermahnungen horcht ja vor allen
Argos Volk; sich des grames ersättigen können Sie immpr.
Jezo gebeut, dafs jene, vom todtenbrand sich zerstreuend,
Rüsten ihr mahl. Dies werk vollenden .wir, denen am meisten
Sorg' um die leich* obliegt; auch lafs die könige weilen. ^o
Als er solches vernommen, der völkerfürst Agamemnon;
Schnell zerstreut' er das volk zu den gleichgezimmerten schiffen.
Nur die bestattenden blieben daselbst, und häuften die waldung.
Bauend das todtengerüst, je hundert fufs ins gevierte.
Legten dann hoch aufs gerüst den leichnam , trauriges hertens.' 165
Viele gemänete schaF, und viel schwerwandelndes hornvieh,
Zogen sie ab am gerüst , und bestellten sie ; aber von allen
Nahm er das fett, und bedekt;e den freund, der edle Achilleus»
Ganz vom haupt zu den füssen; die abgezogenen leiber
Häuft' er umher; auch kriige voll honiges stellt' er und Öles, 170
Gegen das leichenbett; und vier hochhalsige rosse
Warf er mit grosser gewalt auf das todtengerüst , lautstöhnend«
Neun der häuslichen hund' ernährt* am tische der herscher;
Deren auch warf er zween, die er schlachtete, auf das gerüst hin;
Auch zwölf tapfere söhne der edelmütigen Twcr, 173
Die loit dem.^rz er gewürgt ;. denn schrekliche thaten ersann er;
278 ILlAS*
Vnc) nun liefs er die flammt mit eiserner Wut ncli verbreiten,
(.aut wehklagt* er, sodann , den trautesten freund fuiruFend :
Freude dir, hcld Patroklos, auch noch in A'ides wohnang!
Alles ja wird dir jezo vollbracht, was zuvor ich gelobet. i8o
Auch zwölf tapfere söhne der edelmütigen Troer,
Diese Zugloch dir ^lle verzehrt glut; Hektor indefs nicht,
Priamos soHHi spU dem feuer ein rayb sein, sondern den banden!
Also rief er mit dröhn ; doch Ihm nicht nährten hunde;
Sondern die hund* entfernte die tocbter Zeus Afrodite iSj
Tag und nacht, und salbte den ]eib mit {imbro&ischem baisam i
Hosiges diifts, dafs nicht er schleifend die haut ihm verleite.
tJber ihn zog ein dunkles gewölk auch Föbps Appllon
Hoch vom himmel aufs feld, pnd ganz pmhülU' er die gegcnd»
Wo der ermordete lag; dafs nicht der sonne gewalt ihm 19^
Früh um die «ebnen das fleisch ^lusdörrete» vind an den gliedern*
Poch nicht lodert* in glut das geriist des todten Patroklos.
Schnell ein andre« ersa-nn der mutige rennen AchiUcus,
Trat vom geriist abwärts, «nd rief zween Winde gelobend,
Koreas samt des T-efyro« macht, mit verheifsenen opfern} '95
Viel auch sprengt' er des weins aus goldenem bechert «TJd flutte,
l<asch zu wehn, und den todten in lodernder glut zu verbrennen,
*^ i
Mächtig das holz anfachend zum brand. Doch die hurtige Iris
liörete seine gelubd', und kam als botin den Winden, 1
Sic nun s^ssm gesellt in des sausenden Tcfyros wohnungi ^
Frqh am festlichen schm<^us; und Iris, fliegendes laufpSf |
Twt auf die steinerne schwell*. Als jene sie sahn mit den ^uf^^'
Spiapgen §lc alle vQm m I ynd neben «i^|*^J[^d(^&5W[(i?^^f'
DREI|UNDZWANZIGSTER GESANG. 279
Doch sie weigerte sich des gebotenen sizes, und sagte:
Nöthiget nicht; denn ich eile zurük an Okeanos fluten, 205
Dort wo die Athiopcn den ewigen jezt hekatomben
Festlich weihn, dafs ich selber des opfermahls mich erfreue.
Aber, o Boreas, dir und dem sausenden Zefyros flehet
Peleus söhn zu kommen, und heilige opfer gelobt er»
Dafs ihr in glut aufregt das todtengerust des Patroklos» 210
Wo er liegt, den seufzend das volk der Achaier bejammert.
Also sprach sie, und eilte hinweg. Da erhüben sich jene,
Mit graunvotlem getös*, und tummelten rege gcw81k' her.
Bald nun kamen ins meer sie gestürmt ; da erhub sich die brandung
Unter dem brausenden haucih : und sie kamen zur scholligen Troja, ns
Stürzten sich dann ins geriist; und es knatterte mächtig empor glut.
Siehe, die ganze nacht durchwühlten sie zuckende flammen.
Sausend zugleich in das todtengerust; und der schnelle Achilleus
Schöpfte die ganze nacht, in der hand den doppelten becher,
Wein aus goldenem krug' , und feuchtete sprengend den boden , 220
Stets die seel' anrufend des jammervollen Patroklos.
Wie wenn klagt ein vater, des sohns gebeine verbrennend,
Der ein bräutigam starb, zum weh der jammernden eitern: ,
Also klagte der held , das gebein des freundes verbrennend ,
Und umschlich das todtengerust mit unendlichen seufzern. 225
Jezt wann der morgenstern das licht ankündend hervorgeht,
Dann im safrangewand* um das meer sich Eos verbreitet;
Jexo sank in staub das gerüst, und es ruhte die flamme.
Schnell nun eilten die Winde zurük , nach hause zu kehren,
Über das thrakische meer ; und es braust' aufstiirme^cjc brandung. 230
aso ILIAS^
PeleiM söhn, abwärts vom glimmenden schütte gesondert,
Legte sich abgemattet; und labender Schlummer umfing ihn.
Aber um Atreus söhn versammelten jene sich ringsher.
Und der kommenden männer getös' und lermen crwekt' ihn.
Aufrecht safs er nunmehr , und sprach zu jenen die worte : 235
Atreus söhn, und ihr andern > erhabene Pursten Achaia's,
Erst den glimmenden schutt it^it röthlichem weine gelöschet ,
Überall, wo die glut hinwütete; aber sofort dann
Lafst Patroklos gebein , des Menötiaden , uns sammeln ,
Wohl es unterscheidend ; und leicht zu erkennen ist solches. 240
Denn er lag in der mitte der glut; und die anderen abwärts
Brannten am äufseren rande vermischt, die ross' und die männer.
Dann in gedoppeltes fett , in eine goldene urne ,
Legen wirs, bis selber hinab ich sinke zum Ais.
Doch nicht rath' ich das grab sehr grofs zu erheben mit arbeit , 245
Sondern nur so schiklich ; in Zukunft mögt ihr es immer
"Weit und hoch aufhäufen, ihr Danaer, die ihr mich etwa
Überlebt, nachbleibend in vielgeruderten schiffen.
Jener sprachs ; sie gehorchten dem rüstigen Peleionen :
Löschten zuerst den glimmenden schutt mit röthlichem weine, 250
Rings wo die flamme gewütet , und hoch die asche gehäuft lag ;
Sammelten drauf das weifse gebein des herzlichen freundes
Weinend, in doppeltes fett, in eine goldene urne;
Stellten sie dann im gezelt, umhüllt mit köstlicher leinwand;
Mafsen im kreise das mal, und warfen den grundindieründung 255
Rings um den brand, und häuften geschüttete erde zum Hügel.
Als sie das mal nun geschüttet, enteilten sie. Aber Achilleus
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DREIÜNDZWANZIGSTER GESANG, agi
iemmte das volk, und hicfs es in weitem ringe sich sezen ;
brachte darauf zu preisen des kampfs dreifüfiigc kessel ,
decken , und ross' und mauler und m4chtige stier' aus den schüfen , 260
khöngegürtetp weiber zugleich , und blinkendes eisen.
Erst dem lenker des schnellsten gespanns zum. herlichen kampfpreis
hellt' er ein weib zu nehmen, untadeKch» kundig der arbeit,
5amt dem gehenkelten kessel von zweiundzwanzig mafsen:
dieses dem ersten zum preis; dem anderen stellt' er die stute, 265
Jugezähmt, sechsjährig, beschwert vom füllen des maulthiers;
Dann dem dritten bestimmt' er zum preis ein schimmerndes becken ,
»ch<jn, vier mafs* enthaltend, und rein von der flamme des feuers;
3rauf dem vierten den preis von zwei talenten des goldes ;
*.ndlich dem fünften die doppelte schal', unberührt von der flamme.''27o
Vufrecht stand der Peleid', und redete vor den Argeiern:
Atreus söhn, und ihr andern, ihr heliumschienten Achaier,
•"ür die reisigen stehn die kampfpreis' hier in dem kreise.
Vär' es ein anderer nun, den wir Danaer ehrten mit wettk<impf;
)ann wohl trüg' ich selber den ersten preis zum gezelte. 275
)enn ihr wifst, wie an tugend hervor mein edles gespann ragt,
kuch ist unsterblich die zucht : denn Poseidon schenkte dem Pcleus,
leinem vater, die rosse, der mir zur gäbe sie darbot,
^och nun bleib' ich selber zurük, und die stampfenden rosse,
^nn sie verloren die kraft des edelsten wagenlenkers , 280
ch des freundlichen, welcher so oft mit geschmeidigem öle
men die haare gesprengt, wann in lauterer flut sie gebadet,
liesen nunmehr dastehend betrauren sie, und auf den boden
iiefsen die mahnen herab , und sie stehn unmutiges herzens.
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aga ILIAS.
Auf denn , ihr andern im beere , beschicket euch , wer der Achaier 2SS
Eigenen rossen vertraut , und dem woblgefiigeten wagen !
Also sprach der Peleid*; und rüstige lenker erstanden.
Erst vor allen erbub sich der völkerfürst Eumelos,
Er des Admetos söhn, der an wagenkunde hervorschien.
Auch der Tydeid* erbub sich, der starke held DiomedeSy 2^
Welcher die troischen ross* anschirrete, die dem Ancias
Jüngst er geraubt ; ihn selber errettete Föbos Apollon.
Drauf erstand der Atreide, der bräunliche held Menelaos, |
Göttliches Stamms, und jochte die hurtigen ross* an den wagen,
Seinen Podargus , den hengst , und Athe , diestut Agamemnons i 2^
Welche dem bruder geschenkt der Anchisiad' Echepolos
Um nicht jenem zu folgen ins land gaultummelnder Troer,
Sondern dort sich der ruhe zu freun; denn mächtigen reichthuml
Gab ihm T^eus, und er wohnt* in Sikyons fruchtbaren thälem:
Sie nun spannt* er ins joch , die stets sich sehnte nach wettlauf. 3^
Dann der vierte bereitet* Antilochos glänzende rosse»
Nestors treflicher söhn, des edelmütigen herschers,
Sein des Neleiaden; und hurtige rosse von Pylos
Flogen einher mit dem wagen. Ihm ricth jezt nahend der vatcr
Guten rath , der kundige greis dem verständigen Jüngling: ji
Sohn , wie jung du auch bist , Antilochos , liebten dich dennod
Zeus und Posciddon , und lehreten künde des wageAs
Aller an; drum möcht' es nicht noth sein, dich zu belehren.
Wohl das ziel zu umlenken verstehest du ; aber die rosse
Sind dir die trägsten im lauf; drum ahndet mir mifslicher a Umgang. 3:
Rascher sind jener die ross' und fertiger ; selber indefs nicht
DREIUND5;WANZIGSTER GESANG. 283
IVissen sie besseren rath, ^1$ du, mein söhn ^ zu ersinnen.
\uf demnach , mein theurer , ins herz dir fasse die lehre
Vlancher art; dafs picht die belohnungen alle vorbeigehn.
VIehr ja vermögen durch rath holzhauende, weder durch stärke ; 315
(\uch dprch rath nur lenket im dunkden mcere der steurer
Sein schnellwandelndes schif , das stUrmender winde gewah wirft:
So durch rath auch besiegt ein wagenlenker dön andern.
Wer allein dem gespapn und dem rollenden wagen vertrauet.
Ohne bedacht in das weite verliert er sich dorthin und dahin, 320
Wild auch schweifen die ross* und uhgezähmt in der rennbahn.
Doch ^er den vonheil kennt, und schlechtere rosse dahertreibt,
schaut beständig das ziel, und .beugt kurzum, und vergifst nie«
Welchen strich er i&uerst sie gelenkt mit seilen von stierhaut ;
Nein fest hält er den lauf, und merkt auf den vorderen achtsam« 325
Deutlich mufs ich das ziel dir verkündigen, dafs du nicht fehlest.
Dorrend ragt ein pfähl, wie die Wafter hoch, aus der erde,
Kienholz , oder von eichen , das picht im regen vermodert ;
Recht&ap lehnen und links sich zween weifsscbimmernde steine,
Dort in der enge des wegs , wo die ebene bahn sich herumschwingt ; 330
Sei er vielleicht ein mal des läfigst verstorbenen mannes,
Oder ein renpziel auch, von vorigen menschen errichtet;
Den nun stellt ?^um zeichen der mutige renner Achilleus,
Diesem dkh hart andrängend, beflügele wagen und rosse;
Selber zugleich dann beug' in dem schöngeflochtenen sessel 335
Sanft zur linken dich hin; qnd das rechte rofs des gespannes
Treib mit geifscl und ruf, imd lafs ihm die zügel ein wenig)
Während dir nah ^w ziele da5 link^ iofs sich herumdrehtS^^
384 ILIAS*
So dafs fast die nabe den rand zu erreichen dir scheinet
Deines zierlichen rades. Den stein nur zu rühren vermeide, 3I
Dafs du nicht verwundest die ross' , und den wagen zerschmetteia
Denn ein triumf den andern, und schmähliche kränkung dir selbe
Wäre das ! Auf denn , geliebter , sei vorsichtsvoll und behutsam
Hast du nur erst am ziele herumgewendet im vorsprung;
Keiner ist dann, der verfolgend dich einholt, oder vorbei jagt: 34J
Trieb' er sogar im stürme dir nach den edlen Areion ,
Der selbst gottem entstammte, den hurtigen gaul des Adiastos,
Oder Laomedons rosse, die hier voll herlichkeit aufblühn!
Also redete Nestor, der neleiadische könig,
Sezte sich dann , nachdem er dem söhn jedwedes bedeutet. 351
Auch Meriones schirrte der fünfte sich glänzende ross' an.
Alle betraten die sessel, und warfen die loos', und Achilleus
Schüttelte: plözlich entsprang des Antilochos loos aus dem helme:
Nächst dem Nestoriden gewann Eumelos der herscher;
Diesem zunächst der Atreide, der streitbare held Menelaos; 35]
Hierauf traf das loos den Meriones ; aber zulezt traf
'Tydeus tapferen söhn das loos die rosse zu lenken.
Alle gereiht nun standen ; es M'ies das zeichen Achilleus
Fern in dem flachen gefild'; und dabei zum schauer bestellt' er
Fönix, den göttlichen held, den kriegsgefährten des vaters, 569
Wohl zu bemerken den lauf, und anzusagen nach Wahrheit.
Alle zugleich auf die ross' erhüben sie drohende geifseln.
Schlugen zugleich mit den riemen , und schrien anmahnende wortf •
Heftiges muts; und in eile durchstürmeten jene das blachfeld.
Schnell von den schiffen hinweg ; urid empor stieg unter den briisten 365
DREIUNDZWANZIGSTER GESANG. 385
Ik aufwallender staub , dem gewölk gleich , oder dem Sturmwind ;
nd wild flogen die mahnen im wehenden hauche des windcs.
lo rollten die wagen gesenkt an der nährenden erde,
zo stürmten sie hoch, als schwebende. Aber die lenker
anden empor in den sesseln ; es schlug ihr herz in den busen 37a
lut vor begierde des siegs ; und jeglicher drohte den rossen ,
ächtiges rufs ; und sie flogen in stäubendem lauf durch die felder.
Doch wie dem ende des lauf« die hurtigen rosse sich nahten,
ehrend zum bläulichen meer; nun wars, wo jegliches tugend
hien ; und gestrekt fort schössen die rennenden. Aber in eile 215
»rangen die Stuten voraus des Feretiaden Eumelos;
lesen zunächst entschwang sich das hengstgespann Diomedesi
oisches Stamms : nicht ferne verfolgten sie , sondern so nahe ,
ifs sie stets auf den sessel des vorderen schienen zu springen,
id ihm warm auf den rücken ihr hauch und die mächtigen schultern 380
hmete ; denn ihn berührte das haupt der fliegenden rosse.
id nun war' er voraus , doch wenigstens gleich ihm gekommen ,
enn nicht Föbos Apollon gezürnt dem söhne des Tydeus,
id ihm schnell aus den bänden die glänzende geifsel geschleudert.
he , vor unmut stürzten die thränen ihm über das antliz , 385
; er die noch viel stärker entfliegenden Stuten erbiikte,
er die hengst* ihm säumten , die treibende geifsel vermissend.
:ht unbemerkt von Athene belistete Föbos ApoUön.
ievks söhn; schnell eilte sie her zum hirten der vBIker»
b ibm die geifsel zurük, und mehrte den mut des gespannes. 390
rnend verfolgte sie drauf den tapferen söhn des Admetos ,
d zerbrach ihm das joch, die unsterbliche: wild aus einander
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286 ILIAS.
Sprangen die Stuten vom weg* , und es scharrt' an der erde die deichid
Jener entsank dem 'sessel , und uKlzte sich neben dem radc ,
Beide arm' an der beugung f den mund und die nase verleiend ; 3|
Auch die stirn* an den brauen verwundet' er; aber die äugen
Wurden mit thränen erfüUt, und athmend stockt' ihm die stimmi
Tydeus söhn trieb schleunig vorbei die stampfenden rosse • |
Weit den anderen allen zuvor ; denn Pallas Athene
Stärkte die rosse mit mut, und krönt' ihn selber mit siegsruhnu 4/^
Nächst ihm, flog der Atreide , der bräunliche held Menelaos.
Aber Antilochos rief des vaters rossen ermunternd:
Angestrengt die glieder» und dehnet euch fliegendes laufes! j
Dafs mit jenen ihr kämpft um den votsprung , fbder' ich gar ntcl^
Mit des Tydeiden gespann, des feurigen; hat doch Athene 4^
Ihnen die schnelle verliehn, und gekrönt ihn selber mit siegsruhm.
Nur Menelaos gespann holt ein , und bleibt nicht dahinten ,
Stürmender kraft, dafs nicht mit kränkender schmach euch bedecj
Äthe, die stute nur ist! Was säumet ihr, trefliche rosse? j
Denn ich verkünde xuvor, und das wird wahrlich vollendcj^ 4
Nie wird -pflege für euch beim völkerweidenden Nestor
Künftig sein ; schnell mordet er euch mit der schärfe des enes .
Wenn wir anizt nachlässig geringeren preis nur gewinnen!
Auf denn, mit grosser gewah, und verfolget sie huniges laufeil
Aber ich selbst will dieses mit kgnst ausfuhren und Sorgfalt, 4
Dafs in der enge des wegs ich vorbeischlüpf, und ihn bemerke.
Jener sprachs; und geschrekt von des königes scheltendem lui^
Rannten sie heftiger fort ein weniges« Siehe, sogleich nun
Schaut' er des hohlwegs eng* f Antilochos 1 freudig zur feldscbkd
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DREIUNDZWANZIGSTER GESANG, as?'
usgeschwemmt war der grund , wo gesammelte wintergewässei 420
urch den weg sich gewühlt, ringsum die erde vertiefend.
Drthin fuhr Menelaos , der wagen gemisch zu vermeiden.
ber Antilochos trieb seitwärts die stampfenden rosse
usser. dem weg', und wenig vorbei ihm lenkend verfolgt' er.
essen erschrak der Atrcid', und rief dem söhne des Nestor: 425
Sinnlos lenkst du den wagen, Antilochos! hemme die rosse!
Ig ist der weg; bald eil* auf breiterer bahn mir vorüber:
afs du nicht an den wagen mir fahrst, und uns beide beschädigst!
Sprachs ; doch Antilochos trieb noch ungestümer zum lauf an,
rängend mit geifselhieben, dem nichts vernehmenden ähnlich. 430 «
^eit wie die scheib* hinflieget vom schwung des erhobenen armes ,
^ann sie ein blühendermann, die kraft zu versuchen, entsendet:
I weit sprangen sie vor, unfd es säumeten jene von hinten
leus sohii*; auch henrnit* er mit fleifs in der eile des laufes:
äfs nicht wo anprellend im weg die stampfenden rosse 435
:ide geschirr' umstürzten , die schöngeflochtnen , und selbei
; in dei\ staub hinsäqken, gereizt von begierde des sIeges.
helteud begann nunmehr der bräunliche held Menelaos:
Keiner, Antilochos, gleicht an verderblichem sinne dir selber!
ih ! wir nannten dich falsch den verständigen sonst, wir Achaiei ! 440
)ch nicht sollst du fürwahr ohn' eidschwur nehmen den kampfpteisl
So der Atreid'; und den rossen mit hallendem rufe gebot ert
eilet mir nicht so trag', und steht nicht traurendes herxens!
Id wird jenen die kraft der knie' und schenke! erstarren,
er denn euch; denn beiden gebrichts an blühender jagend! 445
Jener^prachs ; und geschrekt von des königes scheltendem luruf ,
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ä88 ILIAS^
Rannten sie heftiger fort, und bald nun nahten sie jenen.
Argos söhn' indessen im kämpf kreis schaueten siiend
Auf die gespann'; und sie flogen in stäubendem lauf durch die Felder.
Kretas herscher xuerst, Idomeneus, merkte die rosse; 4^3
Denn er safs aus dem kreise getrennt auf der höheren warte.
Jenen anjext, in der ferne den laut androhenden hörend ,
Kännt' er, und merkte das rofs , das hell und kennbar hervorschien :
Welchem röthlich umher der leib war , aber die stirne
VVeils die gerundete blässe bezeichnete , ähnlic}i dem vollmond. 455
Aufrecht stand der könig , und redete vor den Argeiern :
Freunde, des Volks von Argos erhabene fürsten und pfleger,
Kenn' ich allein die rosse der kommenden , oder auch ihr dort ?
Andere dünken mir jext die vorderen rosse der kämpfer.
Auch ihr lenker erscheint ein anderer. Jene vielleicht sind 460
Wo im gefilde verlext, die hinauf die tapfersten waren. '
Denn zwar sah ich die Stuten zuerst an dem ziele sich untidrehn;
Doch jtun kann ich sie nirgend ersehn , ob rings mir die äugen
Durch der Troer gefild* umherschaun forschendes blickes.
Sind dem lenker vielleicht die zügel entflohn , und vermocht' er 46^
Nicht zu wenden ums ziel, und traf unglüklich die beogung?
Doft wohl stürzt' er vom sessel herab , und der wagen zerbrach ihm,
tJnd es entsprangen zerscheucht mit verwildertem geiste die stuten.
Aber schauet auch thr , und erhebet euch ! Nicht ja vermag ich
Jene genau zu erkennen ; doch dünkt der lenker des wagens 4-'o
Mir der k'tolische mann, der Argos schaaren bcherschet,
Tydeus des reisigen söhn , der starke held Diomedes.
Höhnend verwies ihm Ajas, der schnelle söhn des Oileus:
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DREIUNDZWANZIGSTER GESANG. 289
Was so gcschwätig vorher, Idomeneus? Dort sind die Stuten,
Fern mit gehobenem hufe des blachfelds xäume durchfliegend ! 475
Nicht doch bist du der jüngste so sehr im voik der Argeier,
Noch sind dir am schärfsten im haapt die spähenden äugen!
Aber du warst beständig ein plauderer! Nicht* ja geziemt dir,
Rasch mit der zunge zu sein ; denn hier sind bessere manner !
Sind doch die Stuten noch immer die vorderen , so wie im anfang ; 480
Und noch fährt Eumelos , die lenkenden seil* in den bänden !
Drauf voll hefdges zornes begann der herscher von Kreta :^
Ajas , im zank der erste , du lästerer ! anderer tugend
Trägst da wenig ini volk,denn du bist unfreumdiiches herzens!
Hurdg, ein dreifufs steh' ims wettenden, -oder ein becken; 485
Aber ein zeuge des stretts sei Atreus sbhn Agamemnon,
Wef& die vorderen rosse: dkniit du büfsend erkennest!
Jener sprächs; da erhub sich dei. schnelle söhn des Oileus,
Zürnendes muts, noch mehr dex hefügen worte zu wechseln.
Und nun hätten fortan die zankenden beide geeifert, 4go
Wenn nicht AchiUeus selbst sich. emporhob, also beginiiend:
Nicht mehx jezt mit eiaandex der heftigen worte gewechselt,]
Zorn voll, Ajas du seübst, und Idcnnensös; wenig gezientts euch!
Selbst ja tadeltet ihxs , wenn !eih ahdttirer solches begönne»
Aber sizt ihr ruhig im kreis', und i£haut nach den rossen 495
Forschend hinauf: bald werden, gerdat vch begierde de& sieges.
Jene von selbst 'ankommen ; damn^mägtiihs jeder, erkenhen ,
Welches geapanh der Argeier vooräiiläiift, weldbes dahinten.
Also der held; da näht' in bescJhleun%töni lauf. Diomedesw
Iiximeruntfchwahg er die schultern, und'geiCseltc; abetdie rosse 509
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Homers Ilias. II. Band. T *^
ä
a90 ILIAS.
Hüben sich hoch von der erde, den weg in eile vollendend,
(mnier auch flc^ um den lenker der staub • von den hufen gesprenget;
Während der prangende wagen , mit xinn und golde gelieret ,
Schnell dem stürm des gesp^nns nachrasseke ; und nur ein wenig
Tauchte von hinten das gleis der enbeschlagenen täder 505
In den gelockerten stäub : so eiferig flogen die rosse.
Jezo hielt er im kreis* , und es quoll den dampCenden rossen
Ringsum Schweifs von den nacken und vorn von der brüst auf die eide.
Selber darauf entsprang er dean heliumschimmerten sessel,
Lehncte dann die geifsel ans Joch. Nicht säumte der tapfre 510
Sthenelos liun, er ergrif in freudiger eile den kampfjpreis,
Gab dan|i hinwegzuführen das weib den mutigen freunden.
Samt dem gehenkelten kessel, und lösete selber die rosse.
Nächst ibzDL lenkte die ross' Antilochos, enkd des Neleus,
Welcher durch list , durch schneUigkeit nicht , dem« Atreiden zuvorkam.
Dennoch trieb. Menelaos ihm nah die hurdgen rosse. 5^^
' Weit wie dem rade das rois entfernt ist, welche» den eigner
Trägt , und gestsekt vor. dem. w;agen. dnheripcengt durch das gefilde;
Hinten berührts xles radts uinschientea. tamdi mit- den haaren
Seines schweifs ; dqin nah ihna. enteilet e&, und nur ein wenig 520
Kaum ist, welcher es tzennt.im lauf durch gebreitetes, biachfcld:
!Eben so weit. von. dem. edlen. Atiäfochos blieb Nfenelaos
Nu^ zurijk^ da. ex. erst bisr zum sphcibenwuife zuriikblieb ;
Doch bald holt' er. ihn ein :. denn ; mudgei «rcti. und entflammtet
Sprang die stut* Agamemnon^ einfacr., die glanzende. Äthe. 5^t
Hätte lioch weiter die- bahn sich efsitekt- den jagenden kämpfern,
^'--heriidh war' ev voiatts , docb wenigctens gleich ihm gekommea
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icn imn gei
byGoogfe
. DREIUNDZWANZIGSTER GESANG. 291
Aber Meriones drauf, Idomeneus tapfa^r kriegsfreund ,
Blieb des speerwurfs weite vom rühmlichen held Menelaos:
Weil am ttögften ihm war das gespann «chonmähniget rosse, 53a
Wenig et selbst auch geübt ein gescharr zu lenken im wettkampf.
Endlich zulezt nach den andern erschien der söhn des Admeros ,
Schleppend den zierlichen wagen , und vorwärts treibend die losse^
Mitleidsvoll erblikt' ihn der mutige rennet Achilletfs»
Stand im kreis der Argeier, und sprach die geflügelten wotte: 535
Schaut, wie zulezt der tapferste mann sein edles gespann letikt !
Aber \^ohlauf, ihm werde, nach billigkeit, jezo der preise ^^^
Zweiter verliehn; doch der erste gebührt dem söhne des Tydeus»
Jener sprachs ; und alle sie billigten , was er geordnet.
Und nunhätt' er das rofs ihm verliehn , denn die Danaet wolltens ; 540
Hätt' Antilochos nicht , der söhn de^ erhabenen Nestor,
Schnell auffahrend vom siz, mit Peleus söhne gerechtet:
Heftig werd' ich dir zütnen, Achilltfus, wo du vollendesif/
Dieses wott! denn du gehst mir abzunehmen den kampfpr^is,
Denkend im geist , weil jener gespanh und wagen beschädigt ; 545
Er ein treflicher mann ! Doch soUt* er die^wigön* geltet •
Anflehn; nie dann- wkV er zulezt mit dem wagen gekommen!
Aber bedauerst du ihn, und . gefällt dirs also im hetzen;
Siehe, du hast im gezelte des goldes viel und de€ erzes,
Hast auch vieh^ und ma'gde genug, und stampfend« rosset • 550
Nim davon, und ehr* ihn sogar mit htiherem kampfpteis)'
Künftig oder- auch gleich, damit die Achaier dichloben^
Abet nie entsag' ich dem tofs; um dlesfes versuche.
Welcher mann es begehrt , init mir int kämpfe zp^ streiten !
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aya ILIAS.
Sprachs; da lächelte sanft der mutige rennet Achilteus» 555
Seines Antilochos froh , der ihm 6in. trauter genofs war.
Ibm antwortet' er drauf» und sprach die geflügelten worte:
Soll ich, Aritüpcho^, denn ein andres geschenk dem Eumelos
Geben ^aav meinem geielt ;. ich will dir auch dieses gewähren.
Ihm d.ensi.sc'henk* ich den hämisch r geraubt dem Asteropäos, 560
Blank von erz, um welchen ein gufs heUstralendes ^innes
i^iiigsumher sich dreht; nicht wenig wird er ihm werfh sein.
: Spji^chSfUnd dem trau^^^ten freund Au tomedon hiefs er den hämisch
Bringen ^us sei^esn gefeit ^ da ^Uteilete jener, und' bracht' ihn.
£r niin bot dem Eumelos die :gab'; und freudig empfing er. 565
Jezo. st^od Menelaos empor, Unmäßiges herzen« ,
Ziirne^d mit ungestfim dem lAntilocfaps ; aber em h^rold
Reicht' in die händ' ihm il^ %9ptct , .«und still zu schweigen ermahnt' er
Argos Volk.; uiid jezo begunn. der göttliche kKmpfer:
Weltbe that begingst 4u:, Afitilochos, sonst so verständig? 510
Meine tugend hast^du; giesqhmfiht. Und die rosse gehindert.
Deine mit ü« .Vordrängend i die weit geringer doch waren!
Auf denn, ihr, der Argeier .erhabene fjürsten pnd pfleger.
Schlichtet das recht. uns .beiden : nach billigkeit, keinem zu liebe:
Dafs nicht jemand sage der erzum^hi^n^fn. Achaier« 575
Atreus söhn hat mit trug den A:milochOs überwallt >
Und Um. .der >tute beraubt , .^a weit geringer docJn waren
Seine ross', er selber an maoht VorrageQd- upd . &$ä^e.
Aber ich selbst will schlichten, und scbwei^^^ wird , was ich sage.
Irgend ein mann mir tadeln.im volk ; derlei gefacht sei der ausspruch. 5S0
Auf, Amilocho#, komm,. du göttlicher^ wie der gebrauch ist»^
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DREIUNDZWANZIGSTER*GESANG, 393
Vor die ross* und den wagen gestellt hier, und in den hailden •
Haltend die schwanke geifsel, womit du eben gelenket,
Rühre die ross', und schwöre zum erderschüttrer Poseidon,
Dafs du nicht vorsäxlich mit'Iist mir den wagen gehindert! 585
Und der verständige Jüngling Antilochos sagte dagegen:
Xähme dein herz; du siehst ja, ich bin weit jüngeres alters,
Als Du, fürst Menelaos, du ragst an jähren und tugend.
Weifst du doch, wie ein }ungling sich leicht zu vergehung-en wendet :
Übereitt ist solchem der sinn, und eitel der rathschlufs. 590
Drum lafs jezo das herz dir besänftigen. Gern ja dte stute ^
Geh* ich dir, die ich nahm; und 'fodertest du v^n ^em meinet
Sonst ein grofseres noch, mit freudigkeit brächt' ich sogleich « eS J
Dir zum 'geschenk : nur dafs ich , o göttlicher held , niclit auf ihimdr
Deinem herzen entfair, und sündige wider äth gottct ! 595
Sprachs, und führte das rofs, der söhn des erhabenen NflWor, .
Gab es sodann in die hand Menelaos. Jenem durdhdrang trun
Wonne das herz , wie der thau sich mild um die ähf en ve^bireitet
Frisch aufwachsender saat, wann empor rings starren die fclfler:
So durchdrang, Menelaos, dein herz erfrischende wönne. 600
Und er begann zu jenem, und sprach diä geflügelten Wortes
Jezo will ich selber , Antilochos , gerne dir nacHsebn ,
Eifert' ich schon ; denn nicht ausschweifendes , flatterndes geiitcs
Warst du vordern ; jezt aber besiegte dein herz nur die jugend.
Künftig indcfs vermeide, die besseren schlau zu belisten. 605
Nicht so leicht hätt* ein andrer im Danaervolk mich besänftigt;
Doch- Du hast ja so vieles gethaii , und so vieles erduldet,
Meinethalb, du selbst, und der tapfere vater und hruder.,
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1
194 ^ * iLIAS.
j
Drum will£dir* ich dir gerne, dem flehenden, und auch die stute i
Geh' ich, die meinige, dir: dals all* umher sie erkennen, 6io i
, Weit ^ei entfernt mein hera von Übermut und gewaltthat. j
AUo sprach er, und gab des Antilochos freunde Noemon
Wegxufuhren das rob; sich nahm er das schimmernde becken.
Aber Meriones nahm die zwei talente des goides.
Er der vierte des kampEi. Der fiinite preis, der lurlikblieb, 615
War die doppelte schale ; die gab dem Nestor Achilleus ,
Trug durch Argos söhne sie hin, und redete nahend:
Mimt und bewahr', o greis, diesd^nkmal unserer freundsdult,
Xu des begr^bnen Patroklos erinnerung ! Nimmer ja schaust da
Ihn im Danaervolk! Ich gewähre dir diesen kämp^reis ^
Frei 1 denn du theUst wohl schwerlich den faustkampf , oder das ringen ,
Nicht auch zum schwuoge des Speere eriiebst du dich , noch in dem wetdaof
Fliegest du; denn schon driikt dich die last des höheren alters.
Sprachs , und reicht' ihm die schal* in die band' ; und freudig empfing er;
Und er begann zu jenem, und sprach die geflügelten worte: ^5.
Wahrlich, o söhn, du hast wohlziemend[e worte geredet.
Nicht mehr fest sind die glieder, dieföfse, mein freund, auch die arme
Regen sich nicht von den schultern so kicht und behende wie ehmals.
War* ich. so jugendlich noch, und ungeschwächtes Vermögens,
Wie in Buprasion einst am leichenfest Amaryrnkeus, ^9
Als kampipreise gestellt des epeiischen königes kinder !
Dort war Mir nicht einer an kraft gleich , nicht der Epeier ,
Noch der Pylier selbst, noch auch ^ erhabnen Atoler.
Denn nut der &ust besiegt^ ich 4^ Enops söhn Klytomedes ;
Ringend darauf den Aokäos von Fleuron , welcb^r^rur dufstand ; 635
igi ize y ^
DREIUNDZWANZrGSTER GESjANG. 295
Rasch dann lief ich vorüber dem fertigea Fattfer Ifi&lo«/;
Schofs dann ab mit dem sptcte den Fyleus, samt Polydoros.
Nut mit rossen gewannen mir ab die Aktorioneh,
Aber an zahl vorstr^bend, im neidischen durste dessieges;
Denn dort waren die gröftten der herlich^ preise noch tibng. 640
Beide nun fuhren gepaart: der hielt und lenkte die tügel,
Lenkte die ziigel mit macht; und der andere trieb mit der geifsel.
So war ich einst! Dochjeio vergönn' ich *rs jüngeren n^nnetn^
Solcherlei thaten zu thun ; ich selbst muft traurigem alter
Folg&am sein: dort aber wie schin^itfert' kh fiittet dttt beiden r^45
Gehe denn hin , und feire den tod des gendssen mit t^ettkampf.
Gern^ empfah' ich dieses geschenkt und es fire^iet mein be^ sich,
Dab du mein noch gedenkst, dtls Ikbtndtn^ flffnfffet vtrgcs^tiä\
Mich mit geziemender ehr' in Argos völke tti dhtkti»
Lohnen es dir die götter mit herzerfreuchdem damke! 650
Sprachs \ und durch das gedränge der Danaer ^afndelt* AcMlUds
Weg, nachdem er das lob des Neleiaden vehVoAiMen.
Jezt der schreklichen wette dts faustkaMpfs stelk- er die preise«
Führend band er im kreis' ein arbeitdnldendes maäkhier,
Ungezahmt, sechsjährig, und hart zu beiaChmthdes trozes; 655
Doch dem besiegöten Ward fein doppelter beicher beschieden.
Aufrecht stand der PeleSd'y ürtrf redete vor dem ArgeJemt
Atreus söhn% nnd ihr anfdierft, ihr hcllumschienten Achaier,
Hieruln lafst zween männer» dt6 tapfersten hier, sich bekämpfen»
Rüstig die händ' aufhebend zum fau^tkampR Wem nun Apolton 660
Giebt, als Sieger zu stehn» erkannt von alten Achaiem,
Solcher fuhr' ins geiek dad altbettduldende maakhiex.;
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a96 . ILIAS.
Doch wer besiegt abgeht» empfange den' doppeken becher.
Sprachs; und schleunig erhub sich ein mann,machcvoll und gewaltig,
Panopeus söhn Epeios , geübt in der künde des faustkampFs. 665 '
Laut rief der, anfassend das arbeitduldende maulthier:
I
Komme heran, wer begehrt den doppelten becher zu nehmen! |
Aber das maulthier, mein* ich, entfuhrt kein andrer Achaier,
biegend im kämpfe der faust ; denn ich rühme mich selber den besten.
Nicht genug , dafs der schlacht ich ermangele ? Traun ja unmöglich 670
Könnt' in jeglichem werk ein sterblicher künde gewinnen.
Dieses verkUnd' ich zuvor,. und das wird wahrlich vollendet:
Ganz zerschmettr' ich den leib vor der iaust , und gebeine zermalm' ich !
Bleibe denn hier mit einander die schaar der leichenbesorger,
Dafs sie den mann Ayegtragen, von. meiner stärke gebändigt. 6is
Jener sprachs; doch alle verstummten umher, und schwiegen.
Nur der göttliche mann Eiuryalos trat ihm entgegen,
,£r des 'Mekistheus söhn , des taläonidischen herschers ,
Welcher in Thebe vordem, am leichenfest des erschlagnen
Ödipus, alles volk der Kadmeionen besieget. 680
Am&ig bereitete diesen der speerberühmte Tydeide,
Sprach aufmunternde wort* , und wünscht* ihm herzlich den siegsruhm.
Erstlich legt* er den gürtel ihm dar, und reichte darauf ihm
SchÖngeschniuene riemen des mächtigen sders von der weide«
AJs sich beide gegürtet, da trsLtf» sie vor in den kämpf kreis. 685
Gegen einander zugleich mit gewaltigen armen sich hebend»
Rannten sie an, und es .mischten die lastenden arme sich ringsum;
Furchtbar sphpU um die kiefei{der fauste geHiatsch,und der angstschweils
Flols von den glieclcrn herab. Nun hub. sich dc^^^e jl^ios 689
igi ize y ^
DREIUNDZWANZIGSTER GESANG, »97
Hoch , und schlug auf den backen des spähenden , dafs er xu stehn nicht
Läogei vermocht', und zur eide die blühenden glieder ihm sanken.
Wie vor dem kräuselnden nprd ein fisch aus dem wasser emporspringt
Am meergrasigen Strand, und die dunkele' wog' ihn bedecket:
So sprang jener empor von dem streich. Doch der edle Epeios
Stellt an den bänden ihn auf ; und liebende freund* in Versammlung 695
Führten ihn weg durch den kreis, da er kaum nachschleppte die füfse.
Dickes bl,ut ausspeiend, das haupt zur seite gehänget;
Zwischen sich sezten sie dann den betäubeten, irrendes geistes;
Andere^ gingen indefs , und trugen den doppelten becher.
Peleus söhn nun stellte noch andere preise des kampfes, 700
Zeigend dem Dapaervolk, des mUhsamstrebenden ringens;/
Erst dem siegcr den grofstn und feuerduldenden dreifufs,
Welchen an werth twölf.rinder bei sich die Danaer schalten;
Doch dem besiegeten stellt' er ein blühendes weib in den kämpf kreis ,
Klug in mancherlei kunst , und geschalt vier rinder an werthe. 705
Aufrecht stand der Peleid', und redete von den Argeiern :
Hebt euch , welchen gefallt auch diesen kämpf xu versuchen !
Jener sprachs ; da erhub sich der Telamonier Ajas ,
Auch der erfindungsreiche Odysseus, kundig des vortheils.
Als sich beide gegürtet, da traten sie vor in den kämpf kreis, 7 10
Fafsten sich dann einander, umschmiegt mit gewaltigen armen:
Gleich den begegnenden sparren , die fest der zimmeret fugte,
Kinem erhabenen hause, die macht der winde vermeidend.
Beiden knirschte der rijcken, von stark anhaltenden atmen
Angestrengt und gezukt; und nieder strömte der schweifs rings; 715
Aber häufige Striemen entlang an selten und schulternioogle
^98 ILIAS^
Roth von schwellendem blut» erhüben sich; und mit begier stets
Rangen sie beide nach sieg, um den schongegossenen dreifufs.
Weder vermocht* Odysseus im ruk auf den boden zu schmettere
Noch auch Ajas vermocht* es , ihn hemmte die kraft des Odysseus. "2
Aber nachdem schon murrten die hellumschiente'n Achaier,
Jezo begann zu jenem der Telamonier Ajas:
Edier Laerriad', erfindungsreicher Odysseus,
Hebe mich, oder ich dich; für das übrige sorge Kronion!
Sprachs,und hub ihn empor;doch der list vergafs nicht Odysscusnsj
Schlug ihm von hinten die beugung des knies, und löste die glieder
Riiklings warf er ihn hin , und es sank von oben Odysseus
Ihm a6f die brüst ; rings schauten erstaunt und wundernd die völker
Jezo hub auch jenen der herliche dulder Odysseus,
Und bewegt' ihn vom boden ein weniges, doch er erhub nicht; "»^^
Dennoch beugt* er sein knie ; da sanken sie beid* auf den boden
Dicht an einander hinab, ringsum. mit staube besudelt.
Und zum drittenmal hätten sie beid* aufspringend gerungen }
Aber Achilleus erstand, und hemmte sie, also beginnend:
Nicht mehr strebt mit einander , euch selbst abmattend in aibek. 7J|
Beiden gebührt ja der sieg ; mit gleichem preis denn belohnet
Geht nun , dafs auch andre der Danaer eifern im kampfspieL
Also der held; da hörten sie aufmerksam, und gehorchten;
Beid* entwischten den staub, und kleideten sich mit dem leibidc
Peleus söhn nun stellte noch andere preise dem wettlauf: '^p
Einen silbernen krüg voll kuiistwerk ; dieser umfafste
Sechs der mafs*, und besiegt* an Schönheit all* auf der erde ,
Weit; denn kunsterfahrne Sidonier schufen ihn sinnreich;
DREIUNDZWANZIGSTER GESANG* 199
Aber fÖnikische männer» auf finsteren wogen ihn bringend,
Boten in hafen ihn feil , und schenkten ihn endlich dem Thoas ; "745
Diauf für den Priamiden Lykaon gab zur betahlung
Ihn dem erhabnen Patroklos lasons söhn Euneos.
Den nun stellt' Achilleus zum kampfpreis wegen des freundes,
Ihm, der am schnellsten im laufe der hurtigen schenke! erschiene;
Einen mächtigen stier dem folgenden, schwer des fettes; 150
Drauf des goldes ein halbes talent bestinmit' er dem leiten.
Aufrecht stand der Peleid', und redete vor den Argeiern:
Hebt euch, welchen gefallt auch diesen kämpf ztfi versuchen!
Sprachs; und Ajas erhub sich, der schnelle söhn des Oileus,
Drauf Odysseus, im rathe gewandt, und Antilochos endlich, 755
Nestors söhn ; denn rasch vor den Jünglingen siegt' er im wettlauf.
Alict gereiht nun standen; es wies das zeichen Achilleus.
Ihnen erstrekte der lauf von dem stände sich; aber in eile
Stüimete Ajas voran; ihm flog der edle Odysseus
Nahe gedrängt: so wie «dicht an des schöngegürteten weibes 760
Busen das webschif fliegt , das schön mit den bänden sie aojswirft,
liebend das garn vom knäuel zum eintrag; nahe dem busen
Lenket sie : also verfolgt' ihn Odysseus nah ; und von hinten
Trat er die spur mit den f üfsen , eh fallend der sand sie bedekte ;
Und an den nacken ihm strömte den hauch der edle Odysseus 765
Stets im geflügelten lauf; und daher schrien alle Achaier
Ihm , wie er strebte nach sieg , den eilenden mehr noch ermunternd.
Als sie dem eudc des laufs nun näheren, betet' Odysseus
Schnell zu des mächtigen Zeus blauäugiger tochtet im beszen:
Höre mich , göttin , und komm als helferin mir zu dem wetdauf ! 770
30O ILIAS*
Also sprach er fleliciid ; ihn hörete Palla* Athene ;
Leicht ihm schuf sie die glieder, die fiifs', ui^d die arme von oben,
Als sie nunmehr schon nahten hinanzufliegen zum kamp^reis;
Jezo strauchelte Ajas im lauf, denn es irrt* ihn Athene,
Dort wo der unrath lag der geschlachteten brüllenden rinder» 771
Die für Patroklos getödtet der murige renner Achilleus;
Und mit dem rinderkoth ward mund ihm und nase besudelt.
•Aber den mischkrug hob der herliche dulder Odysscus
Schnell, wie er kam; und es fafste den stier der gewalrigc Ajas-
Dieser stand, in den banden das hörn des geweideten rinde», 7s«
Immer noch koth ausspeiend, und redete vor den Argeiern:
Traun, wohl irrte die göttin im laufe mich, welche von jehei
Mütterlich naht dem Odysseus, ihm beizustehn und zu helfen!
Jener sprachs ; und sie all* erhüben ihm frohes gelächter.
Auch Anrilochos jezo enttrug den lezten der preise, •'Sj
Lächelnd im gehn, und also vor Argos söhnen begann er:
Freunde, das wifst ihr alle , doch sag' ich es : dafsauchaniztnoc^
Ehre den älteren menschen vferleihn die unsterblichen götter.
Ajas zwar ist nur ein weniges älter denn Ich bin ;
Jener indefs ist früheres Stamms, und früherer menschen : rc
Doch man preist sein alter ein grünendes; schwerlich gelingt es,
Dafs im lauf ihn ereil' ein Danaer, aufser Achilleus.
Jener sprachs, lobpreisend den rüsrigen Peleionen.
Aber Achilleus drauf antwortete , solches erwiedemd :
Nicht, Anrilochos, soll umsonst dir geredet das lob sein; 795
Sondern ich will des goldes ein halbes talent dir hinzuthan.
Sprachs,und reicht' ihm das gold in die händ*; und freudig empfing er.
DREIÜNDZWANZIGSTER GESANG, 301
ezo trug der Peleide die weithinschattende länze,
ämt dem schild' und d^m heim , und legte sie nieder im kHA4>fkreis,
ene wehr des S^rpedon, die jüngst Patroklos erbeutet* 800'
luf recht stand dcj Peleid't und redete. vor den Argeiern:
Hieruni' la£$t zween männeiy die tapfersten unseres beieres,
eid' in wafFen gehüllt, und durchbohrendes. erz in den bänden,
angestrengt i|iit ein^ander vor Argos voUc sich versuchen,
^er nun den blühenden leib des anderen eher verlezet, 805
lurch die waiFen das fleisch und das dunkele blut ihm berührend :
lern gewähr' ich zum lohn dies schwert voll silberner buckeln,
chön, von thrakischer kunst, das ich raubte dem Asteropäos,
ber die rüstungen hier empfangen sie beide gemeinsam.;
nd mit köstlichem mahle bewiit' ich sie beid* im gezelte. Sxo
Jener sprachs; da erhub sich der Telamonier Ajas, .
uch der Tydeid' erstand, der starke held Diomedes.
Is an gesonderten enden des volks sich diese gewapnet;
raten sie beid' in di6 mitte hervor, in begierde des kaftipfes,
ic androhendem blik; und statinen ergrif die Achaiör. 8^5
\s sie nunmehr sich • genaht', die eilenden! gegen einander f
reimal rannten $it an, und dreimal stürmten sie nah$;
jas darauf Stiels jenem den schild von gerundeter Wölbung;
ych nicht rührt' er den leib ; ihm wehrt* inwendig cfei harnib'ch«
3er der held Diomedes;» hinweg. am inä^teigen schild' ihm. ',Spio
ele(' ex stets nach dem hak mit der blinkenden sdiäife des speerfes. <
Lut nun riefen dahef, |>tn Ajas btoorgt, die Achaiet^ / :>
ifs sie vom streit ablieisen , uad gleich sich theilteji dm kampfpteis.
ler Acbillcus gab das .mi^chtiige schwert dem Tydeiden, ..•
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3oa ILIAS.
Samt der fcheid' in die band , und dem sch^ngeschnittenen riemen. 825
JcKO trug der Peleide die rohgegoscene kugelt
Welche vordem geworfen Eetions mächtige stärke;
Aber jenen erschlug der mutige rermer Achilleas,
Und er entführt' in schiffen mit anderer habe die kugel«
Aufrecht stand der Peleid*, und redete vor den Argeiern: 830
Hebt euch, welchen gefällt auch diesen kämpf zu versuchen!
Wenn er auch weites gebiet fruchnragender äcker beherschet,
Hat er daran zu fünf ümrollender jähre Vollendung
Reichen gebrauch : denn es darf niemals aus mangel des eisens
Weder hirt ncfch pflüger lur «tadt gehn« sondern er reicht ihm. S35
Jener sprachs; da erhub sich der streitbare hted Polypötes,
AuchWLeonteus kraft, des göttergleichen gebieters, '
Ajas auch, der Telamonid', und der edle Epeios.
Alle gereiht nun standen: da fafst* Epeios die kugel,
Schwang sie im wirbel , und warf; und es lachten gesamt die Achaier. S40
Hietauf nahm sie, und warf des Ares spröfsling Leonteus;
Nächst ihm drauf entschwang sie der Telamonier Ajas
Aus de^ gewaltigen hand , dafs sie hinflog über die zeichen.
Doch da die kugel etgrif der streitbare- held Polypötes:
Weit wie ein linderfiirt den gebogenen stecken entschwinget, 845
Welcher, im wirbel geareht, hinfliegt durch die weidenden rindcrJ
So^ ganz über den kreis , eiitschwang er> sie ; alle nun schrien auf!
Und es erhüben sich freunde des- göttlichen manns Polypötes, \
Die zu den räumigen schiffen den preis hintrugen des kötiigs, !
Hierauf sezee den schüzen der.held blauschimmemdes eisen , S?
Zehn zweischneidige äxt', und* zehn der -beile^nm kampfprcis*
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DREIUNDZWANZIGSTER GESANG. 303
Dann erhub er den mast'des «chwarzgeschnabelten meerschifs
Fern am kiesigen stiand ; und eine schüchterne taube
3and ^ daran mit dem fub an dünnem faden , zum ziele
ihrem geschof«. Wer nun die schüchterne taube getroffen» 855
VehiTie die doppelten äxte gesamt, zum gezelte sie tragend;
^er jedoch den faden nur trift, und d^ vogel verfehlet »
Solcher mag , wie besiegt , mit den kleineren heilen hinweggehn.
Jener sprachs; da erhub sich die kraft des herschenden Teukros,
\uch Meriones dann, Idomeneus tapferer kriegsfreund. 860,
3eid' ixt nahmen sich loos', und schüttelten; aber des Teukros
I
Sprang aus dem ehernen helme zuerst : und sogleich, von der senne
Schnellt' er den pfeil mit gewalt ; doch nicht gelobt' er dem herscher
Sne dankhekatombe der erstlingslämmer zu opfern.
iiehe, den vogel verfehh' er; denn Ihm misgönm' es ApoUon; 865
Vber er traf den faden am fulis des gebundenen vogels,
Und es dutchschniit den faden das erz des* herben geschoss;es*
\ufwärt8 schwang die taub' in die lüfte sich, aber heiunter
rling der (aden zur erd'; und laut. auf. schrien die. Achaier.
3hne verzug entrafte MericoKs jezo den. bogen 870
Ihm aus der band ; denn er hielt den pfeil schon lange zum schnellen.
^Isobald gelobt* er dem treffenden Föbos ApoUon
Sine dankhekatombe der erstlingslämmer zu opfern.
üoch nun unter den wölken ersah er die schüchterne taube;
Jnd wie im kreise sie flog , duKhschofs er sie unter dem flügel ; 8*75
janz hindurch drang stürmend der pfeil; in die erde zuxük dann
Schob er gebohrt vor den fufs des Meriones; aber der vog'el
Lieb auf den mast sich^tiieder des fchwarzgeschnifbelten meerschifs ,
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304 ILIAS. DREIUNDZWANZIGSTER GESÄNa
/
Safs and senkte den hals, und die ausgebreueten fliigel.
Bald entfloh aus den gliedern der geist » und ferne vom mastbaum SSo!
Sank er hinab : rings schauten erstaunt und wundernd die völkei.
Aber Meriones nahm die lehn zweischneidigen äxte;
Teukros , die bcii' aufhebend , durchging die gebogenen schifFc.
Peleus söhn nun $teHte den ragenden Speer und ein becken,
Rein von glut, mit blumen geziert, vom wcrthe des stieres, 885
Hergebracht in den kreis. Da erhüben sich sender des wurfepccrs:
Erstlich erstand der Atreidc, der völkerfilrst Agamemnon»
Auch Meriones dann , Idomeneus tapferer kriegsfreund.
Doch es begann vor ihnen der mutige renner Achilleus:
Atreus söhn, wir wissen, wie weit du allen vorangehst; 890
Auch wie weit du an kraft und speerwurf alle besiegest.
Darum kehrte du selbst mit diesem preis zu den schiffen;
Aber den speer lafs uns dem held Meriones reichen,
Wenn es Dir im herzen geßUh; Ich wenigstens rath' es.
So der Peleid' ; ihm gehorchte der vöikerfiirst Agamemnon. 895
Er nun reichte den speer dem Meriones; aber der held dort
Gab in Talthybios band den kösdich prangenden kampfjpieis.
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I L I AS.
VIERÜNDZWANZIGSTER GESANG»
I
Homers Ilias. 11. Bana, ü ^.^.^.^^
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INHALT.
' jfchiHius, nach schlafloser nacht, schleift Hektars leib um Pa-
troklos grab ; doch jtpoUon verhütet entsteüungen. Zeus befiehlt
dem jichiUeus durch Thetis, den leichnam zu erlassen; und dem
PriamQS durch Iris, dem jtchiäeus die losung zu bringen. Prin-
moSf durch ein zeichen gestärkt , kommt unter Hermes gileitf ufh
bemerkt von den hütemf zu AchiUeus gezelt. Er erlangt den leich-
nam des Sohns , nebst Waffenstillstand zur bestattung , und kekrt »«-
bemerkt nach llios zurük. Um Hektors todtenlager wehklage der
gattiut der mutter, der Helena. Bestattung und gastmahl.
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I L I A &
VIERUNDXWANXIGSTER GE^1\Na
Jczo trennten den kreis die versammelten; rings tu den schiiFen
Eilten die völker zerstreut; und jeglicher sorgte, des mahles
Und des erquickenden schlafs sich zu sättigen. Aber Achilleus
Weinte den trautesten freund trostlos ; nicht fafst' ihn des Schlummers
Allgewaltige kraft; er wälzte sich hiehin und dorthin, 5
Sehnsuchtsvoll nach Patroklos erhabener tugend und mannkraft.
Ach wie viel er vollendet mit ihm, und wie manches erduldet,
Männerschlachten umher und schrekliche wogen durchstrebend:
Dessen gedacht* er im geist , und häufige thränen vergofs er.
Bald nun legt' auf die Seiten ersieh, und bald auf den rücken ^ xo
Bald auf das antliz hin ; dann plözlich empor sich erhebend ,
Schweift' er am ufef des meers , voll bangigkcit. Jexo erschien ihm
Eos im röthlichen glänze, das meer und die ufer bestralend.
Schnell, nachdem er ins joch die hurtigen rosse gespannet,
Und zum schleifen den Hektor befestiget hinten am sessel, 15
Zog er ihn dreimal ums grab des Menötiaden Patroklos ,
Ging dann zurük ins gezelt, und luhete; jenen veriiefs er
Dort im staube gestrekt auf das antliz. Aber ApoUon
Schüzte den schönen leib vor entstellungen , weil ihn des mannes
Jammerte, selbst im tod', und dekt* ihn ganz mit der Ägis 20
Goldenem schirm, dafs nicht er «ehleifend die haut ihm verleite.
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308 ILIAS^
Also frevelte jener im xorn an dem göttlichen Hektor.
Ihn nun sahn mit erbarmen die seligen götter des himmels,
Und sie geboten entwendong dem spähenden Argoswiirger.
Xwar den anderen allen gefiels; nur der Here durchaus nicht, 25
Auch detn Poseidon nicht » noch Zeus blauäugiger tochter ;
Sondern stets blieb ihnen verhafst die heilige Troja,
Priamos selbst und das volk, um die frevelthat Alexandros,
Welcher die göttinnen schmähte, da ihm ins gehöfde sie kamen,
Und sie piies , die zum lohn ihm verderbliche Üppigkeit darbot. 30
Aber nachdem die zwölfte der morgenröthen emporstieg,
Jezo begann im kreis der unstetblichen Föbos Apollon:
Grausam seid ihr , o götter , und eiferig ! Hat euch denn niemals
Hektor schenke! verbrannt erlesener rinder und ziegen? ^
Doch versagtet ihr jezo, auch selbst dem todten, erreitung, 35
Dafs sein weib und die mutter ihn sah' , und das stammelnde knäblein,
Auch sein vater der greis , und das volk rings : welche sogleich dann
Jenen in glut verbrennten mh festlichem leichenbegängnis !
Aber dem bösen Peleiden, ihr ewigen, hellt ihr so willig»
Welchem das herz nichts achtet der bilUgkeit, noch die gesinnung 40
Biegsam ist in der brüst; wie ei^ bergleu, denkt er nur wUdheit,
Der, von gewaltiger kraft und trozendem mute gereizet,
Wild in der sterblichen heeitd' eindringt , sich ein mahl zu erhaschen :
So ist erbarmungslos der Peleid'; auch sielber die schäm nicht
Kennet er, welche den menschen zum heil ist, oder zum schaden. 45
Traurt doch mancher fürwahr um einen geliebteren todten.
Wann ein leiblicher bruder dahinsank, oder ein söhn auch;
Deimoch hemmt er die thränen, und stillt die jammernde klage:
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VIERUNDZWANZIGSTER GESANG. 309
Denn ausduldenden mut verlieh den menschen das schiksaL
Jener indefs, nachdeni er den göttlichen Hektor ermordet, 50
Band ans geschirr den entseelten , und rings um des freundes begräbnis
Schleift er ihn ! Traun nicht kohr er das schönere , oder das befsre !
Dafs nur nicht, wie edel er sei, wir götter ihm eifern!
Denn unempfindlichen staub mishandelt er, tobend vor unsinn!
Wieder begann voll zornes die lilienarmige Herei 55
Hingehn möchte dein wort, o gort des silbernen bogens,
Achtet ihr gleich an würde den Hektor und den Achilleus ! .
Sterblich nur ist Hektor, gesäugt vom busen des weibes;
Aber Achilleus ist der göttin geschlecht, die ich selber
Nähret' und auferzog, und dem mann hiqgab zur genossin, 60
Peleus, ihm, den vor allen zum lieblinge kohren die götter. ^
Alle ja kamt ihr götter zum brautfest ; du auch mit jenen
Schmausetest, haltend die harf , o genofs der bösen, o falscher!
Ihr antwortete drauf der herscher im donnergewölk Zeus :
Eifere nicht, o Here, so unmutsvoll mit den göttern. 65
Zwar nicht gleicher würde geniefsen sie; aber auch Hektor
War den göttern geliebt vor den sterblichen allen in Troja ;
So ja auch Mir! denn nimmer versäumet' er köstliche gaben;
Nie auch mangelte mir der altar des gemeinsamen mahles,
Nie des weins und gedüftcs, das uns zur ehre bestimmt ward, •jo
Seiner entwendung indefs entsagen wir, C^ic ^^^^ geschah' es
Vor dem Peleiden geheim), des mutigen Hektor; denn immer
Kommt zu ihm die mutter, sowohl bei nacht wie bei tage.
Doch wenn irgend ein gott daher mir riefe die Thctis,
Dafs ich ein heilsames wort ihr redete, wiä'^ffttfrt^ 'Achilleus Tt
310 ILIAS*
Gaben aus Priamos band annahm', und erlieCse den Hektor!
Sprachs; und Iris eihub sich, die windschnell eilende botin.
Zwischen Samos hinab, und die rauhumstarrete Imbros,
Sprang sie ins finstere meerf und es scholl die woge des sundes.
Jene sank, wie gerundetes blei, in die tiefe hinunter, 80
Welches, über dem hörn des geweideten stieres befestigt.
Sinkt, den gefräfsigen iischen des meers das verderben zu bringen.
Jezo fand sie Thetis in wölbender grott' , und die andern
Meergöttinnen umher ; sie selbst in die mitte gesexet
Weinte des sohns schiksal, des untadlichen, welchem bestimmt war, 85
Feme vom Vaterland* in der scholligen Troja zu sterben.
Nahe trat und begann die windschnell eilende Iris:
Hebe dich, Thetis; es ruft, der unwandelbar ordnet« Kronion.
Ihr antwortete drauf die silberPufsige Thetis :
Warum heilst mich solches der mächtige ? Blödigkeit hält mich , 90
Ewigen göttern zu nahn» weil gram mir die seele belastet.
Aber ich geh; kein wort auch entfalle mir, welches er redet.
So die heilige götdn, und nahm ein trauergewand um,
Dunkelschwarz,. .noch keinen umhiillete schwärzere kleidung.
Rasch nun wandelte sie, und die windschnell eilende Iris 95
Führete; seitwärts fuhr die getrennete woge des meeres.
Als sie den Strand nun erstiegen , entschwangen sich beide gen himmeL
Und sie fanden den waltenden Zeus, und rings um den herscher
Safsen, zum rathe gesellt, die unsterblichen seligen götter*
Jene nunmehr safs nieder bei Xeus, es wich ihr Athene. . 100
Here reicht* in die hand den schönen goldenen becher.
Freundliche wort- ihr sagend; sie trank, und rcichjte xurük ihn.
VIERUNDZWANZIGSTER GESANG. 311
Jezo begann vor ihnen der menschen und ewigen vater:
Theds, du kamst zum Olympos, o herscherin, herzlich betrübt zwar,
Denn unendlicher gram belastet dich; selber ja weifs ichs. 105
Dennoch sag* ich dir an , warum ich daher dich gefodert.
Schon neun tag* empörte der streit die unsterblichen götter.
Über Hektors leich' und den städteverwUster Achilleus.
Denn sie geboten entwendung dem spähenden Argoswürger;
Doch Ich strebe vielmehr Den rühm zu verleihn dem Achilleus , i lo
Achtsame scheu und liebe für dich noch immer bewahrend.
Schleunig denn gehe zum heer , und verkündige solches dem söhne :
Unmuts sein ihm die götter gesamt, doch vor allen mir selber
Glühe das herz von zorne, dieweil er in tobendem Wahnsinn
Hektor dort ungelöst bei den prangenden schüfen zurükhält; 115
Ob er vielleicht mein achte mit furcht, und erlasse den Hektor.
Aber ich selbst will Iris dem herschenden Priamos senden,
Dafs er löse den söhn , zu den schiffen der Danaer wandelnd ,
Und mit gefalligen gaben Achilleus seele versöhne. - •♦
Also Zeus; ihm gehorchte die silberfüfsige Thetis; 120
Siürmendes Schwungs entflog sie den felsenhöhn des Olympos.
Bald zum gezelte des sohnes gelangte sie, wo sie ihn selber
Fand, schwerseufzend vor gram; und umher die trauten genossen
Schalteten ämsiger eil', und rüsteten jenem das frühmahl;
Denn ein schaf, dikwoUig und grofs, war im zelte geschlachtet. 125
Nahe dem söhn nun safs sie, die ehrfurchtwürdige mutter.
Streichelt* ihn sanft mit der hand, und redete, also beginnend:
Lieber söhn, wie lange, vor gram wehklagend und seufzend.
Willst du das herz abzehren , des tranks und der speise vergessend ,
311 ILIAS^
Auch des Schlafs? Gut war* es» ein blühendes weib zu umarmen. 130
Denn nicht wirst du mir lang* einhergehn, sondern bereits dir
Nahe steht zur seite dqr tod und das grause .Verhängnis.
Auf» und vernim, was ich red'; ich bringe dir worte Kronions:
Unmuts sein dir die götter gesamt» doch vor allen ihm selber
Glühe das herz von zome, dieweil du in tobendem Wahnsinn 135
Hektor hier ungelöst bei den prangenden schiffen zurükhältst.
A)>er wohlan, entlais' ihn, und nim die lösung des leichnams.
Ihr antwortete drauf der mutige renner Achilleus:
Wohl denn, wer die lösung^ mir bringt, der empfahe den leichnam.
Wenn ja mit ernstem beschlufs der Olympier selber gebietet. 140
Also redeten dort in dem schifheer mutter und söhn izt.
Viele geflügelte won' im wechselgespräch sich erwiedemd.
Zeus entsandte nun Iris zu Ilios heiliger veste:
Eile mir, hurtige Iris, verlassend die höhn des Olympos;
Bring' in Ilios Stadt dem herschenden Priamos botschaft , 145
Cafs er löse den söhn, zu den schiffen der 'Danaer wandelnd,
Vn& mit gefälligen gaben Achilleus seele versöhne ,
Er allein, von keinem der anderen Troer begleitet.
Nur ein herold folg' ihm, ein älterer, welcher die mauler
Samt dem rollenden wagen ihm lenk', und wieder von dannen 150
Führe den leichnam zur Stadt, d«n der Peleione getödtet.
Weder tod bekümmre sein herz, noch andere schteknis^
Denn wir gesellen zur hut den mächtigen Argoswürger,
Dafs er geleit' und führe, bis Peleus söhn er erreichet.
Wann ihn jener geführt, ins gezelt des edlen Achilleus, 155
Selbst nicht tödtet er ihn, und wehrt auch den anderen allen.
VIERUNDZWANZIGSTER GESANG. 313
Nicht ja vernunftlos ist er, noch unachtsam, noch ein frevler;
Nein voll huld wird er schonen des hülfeflehenden nnannes.
Sprachs; und Iris erhub sich, die windschnell eilende botin.
Bald zu Priamos kam sie, und fand wehklag* und geheul dort. i6o
Ringsher safsen die söhn' um deh traurenden vater im vorhof ,
Feucht die gewande sich weinend; er selbst in der mitte der greis war
Straf , dafs die bildung erschien , in den mantel gehüllt ; und umherlag
Viel unraths auf nacken und haupt des herschenden greises,
Den er, vor leid sich wälzend, mit eigenen händen emporwarf. 165
Aber die töchter und schnür* in den Wohnungen jammerten lautauf ,
Eingedenk der aller, die schon, so viel und so tapfer,
Lagen des geistes beraubt von der .Danaer mordenden händen.
Nahe vor Priaxnos trat die botin Zeus, und begann so.
Redend mit leiser stimm' ; und schauer durchfuhr ihm die glieder : !*]•
Fasse dich , Dardanos söhn , o Priamos ; nicht so verzaget !
Denn kein iibeles wort zu verkündigen nah* ich dir jezo.
Sondern gutes gedenkend; ich komm' als botin Kronions,
Der dich sehr, auch ferne, begünsuget, dein sich erbarmend.
Lösen heifst der Olymjrter dich den göttlichen Hektor, 175
Und mit gefälligen gaben Achilleus seele versöhnen,
Dich allein, von keinem der anderen Troer begleitet.
Nur ein herold folg', ein älterer, welcher die mäuler
Samt dem rollenden wagen dir lenk', und wieder von dannen
Fuhre den leichnam zur Stadt, den der Peleione getödtet. 180
Weder tod bekümmre dein herz, noch andere schreknis:
Denn er gesellet zur hut den mächtigen Argoswürger,
Dafs er geleit' und führe, bis Peleus söhn du crreicl]«^^ j^
314 ILIAS^
Wann dich jener gefuhrt ins gezelt des edlen Achilleus»
Selbst nicht tödtet er dich , und wehrt auch den anderen allen. iS^
Nicht ja vemunftlos ist er, noch unachtsam , noch ein frevler;
Nein voll huld wird er schonen des hülfeflehenden mannes.
Also sprach und entflog die windschnell eilende Iris.
Aber Priamos hiefs die söhn' ihm den rollenden wagen
flüsten mitmäulergespann,und den korb auf den wagen ihm binden. 19a
Selbst dann stieg er hinab in die lieblich duftende kammer,
Hoch, mit zeder gebühnt, die viel preiswürdiges einschloCs;
.Rief dann Hekabe her , sein edeles weib , und begann so :
Armes weib, mir nahte von Xeus olympische botschaft,
Dals ich löse den söhn, zu den schiffen der Danaer wandelnd, 195
Und mit gefälligen gaben Achilleus seele versöhne.
^ Aber sage mir nun , wie deucht dir solches im herzen ?
Denn mir selber entflammt ein gewaltiger eifer die seele,
Hinzugehn zu den schiffen, ins weite heer der Achaier.
Also der greis ; doch schluchzend erwiederte jenem die gattin: 200
Wehe, wohin doch entfloh der verstand dir, der so gepriesen
Ehmals war bei menschen der fremd', und deines gebietes?
Welch ein mut , so allein zu der Danaer schiffen zu wandeln,
Einem mann vor die äugen, der dir so viel und so tapfre
Söhn' erschlug? Du trägst ja ein eisernes herz in dem busen! 205
Denn sobald er dich hält und dort mit den äugen erblicket.
Jener mann , blutgierig und falsch ; nie heget er mideid
Oder erbarmen mit dir ! Drum lafs uns fern ihn beweinen ,
Sizend im hause daheim: so hats ihm das grause Verhängnis,
Als ich selbst ihn gebar, in den werdenden laden>ßönM>nnen, 210
vierundzwanzigsJ;e;r gesang. .315
Einst schnellfüfsige hunde zu sättigen, fern von den eitern,
Bei dem entsezlichen mann , dem ich gern aus dem busen die lebet
R.oh verschlang* einbeifsend! Das war* ihm gerechte Vergeltung
Meines sohns! Denn nicht der verworfenen einen erschlug er;
Sondern für Troja's männer und tiefgegürtete weibcr 215
Stand der held , nicht achtend der flut , noch zages vermeidens !
Ihr antwortete Priamos drauf, der göttliche herscher:
Hahe mich nicht, der zu gehen beschlofs , noch werde du selber
Lum wehdrohenden vogel im hause mir; nimmer gehorch' ich!
Hätt' es ein anderer mir der erdbewohner geboten» 220
Etwa ein zeichendeuter , ein opferprofet, und ein priester;
Lug wohl nennten wir solches , und wendeten uns mit Verachtung.
Nun , ( denn ich hörte die göttin ja selbst , und schaut* in das antliz, )
Geh' ich , und nicht sei verloren die rede mir ! Droht denn das schiksal
Mir den tod bei den schiffen der erzumschirmten Achaier; 225
Wohl! er ermorde mich gleich, der wüteiich; halt' ich nur meinen
Lieben söhn in den armen, das herz mit thränen gesättigt!
Sprachs , und öfnete schnell die zierlichen deckel der kisten.
Dorther wählt* er sich zwölf der köstlichen feiergewande,
Iwölf der teppiche dann , und einfache hüllen des schlafes , 230
Auch leibröcke so viel, und so viel der prächtigen mäntel.
Hierauf wog er des goldes , und nahm zehn volle talente ;
Auch vier schinunernde becken, und zwcen dreifiifsige kessel;
Auch den köstlichen becher , den thrakische männer ihm, schenkten ,
Als er gesandt hinkam, ein kleinod! aber auch sein nicht 235
Schonete nun im palaste der greis; denn er wollte so herzlich
Lösen den trauten söhn. Doch jezo scheucht' efjie(^j^i^
3x6 ILIAS^
Sämtlich hinweg aus der halle , mit schmählichen worten bedrohend
Fort, ihrvenuchtesgexücht, nichtswürdige! Habt ihr nicht selbe
Gram im hause genug, dafs iht herkommt , mich zu bekümmern ? zd
Achtet ihrs klein, dafe Xeus den Jammer mir gab, xu verlieren
Meinen tapfersten söhn? Wohlan, schon selber erfahrt ihrs!
Denn viel leichter hinfort wirds wohl den söhnen AchaiaV,
Euch, da jener geschieden, zu bändigen! Aber o möcht* ich,.
Eh ich die trümmerhaufen der Stadt, und die grause Verwüstung, 04!
Selbst mit den äugen geschaut, eingehn in A'ides wohnung!
^ Sprachs, und scheuchte hinaus mit dem Stabe sie; und sie enteilte^
Vor dem stürmischen greis. Dann ruft* er scheltend die söhne,
Helenos ruft' er, und Paris, und Agathon, göttlicher bildung,
Pammon, Antifonos auch, und De'ifobos, auch den Polites, 2^i
Tapfer im streit, Hippothoos auch, und den mutigen Dies;
Diesen «eun gebot mit scheltendem rufe der vater:
Eilt, untüchtige söhn', ihr schändlichen! Dafs ihr zugleich dodj
Alle fdr Hektor lägt bei den hurtigen schiffen getödtet !
Ich unseliger mann! die tapfersten söhn' erzeugt' ich 2$,
Weit im Troergebiet, und nun ist keiner mir übrig!
Mesior den göttlichen held, und Troilos, froh des gespannes,
Hektor auch, der ein gott bei sterblichen war, und an tugend \
Nicht wie des sterblichen manns , wie ein söhn der götter , einhergingj
Diese verschlang mir der krieg; nur die Schandfleck' alle sind übrig, 56^
Lügener all' und gaukler und trefliche reigentänzer,
Räuber des volks, nur schwelgend im fett der lämmcr und ziklein!
Wollt ihr nicht mir den wagen sogleich ausrüsten, und alles
Dies in den korb einlegen, dafs unseren weg wir vollenden?
VIERUNDZWANZIGSTER GESANG. 317
Also der greis j und geschickt vom scheltenden rufe des vaters , 265
rrugcn sie sclihell aus der halle den rollenden wagen der mäuler«^
Schön und neugefugt , und banden den korb auf den wagen ;
rluben sodann vom pflocke das joch der mäuler von buxbaum»
Glatt , mit buckeln erhöht , und wohl mit ringen befestigt ;
Brachten zugleich mit dem joche sein band , neun eilen an länge , a^o-
Legeten dieses behend' auf die wohlgeglättetc deichsei ,
Vorn am äufsersten end', und fügten den ring auf den nagel;
Dreimal umschlangen sie jezo des jochs vorragende buckeln,
Banden dann grade sie fest, und kniipfeten unten die schlinge.
Amsig darauf aus der kammer, den zierlichen wagen beladend, 2*75
Trugen sie Hektors lösegeschenk' , unendliches werthes ;
Fügten die mäuler sodann , starkhufige dulder der lastfuhr ,
Welche dem Priamos einst zum geschenk verehret die Myser.
Rosse für Priamos joch nun führten sie, welche der alte
Selbst mit sorge gepflegt an schöngeglätteter krippe; flSo
Beid' izt fugten die ross' im hof des hohen palastes ,
Priamos selbst und der herold, des raths allkundige greise.
Ihnen nähere Hekabe nun mit bekümmertem herzen;
Einen goldenen becher des herzerfreuenden • weines
Trug sie daher in der rechten , zum opfertrank vor der abfahrt j 285
Und sie trat vor die ross% und redete, also beginnend: v
Nim, und sprenge für Xeus , und fleh' ihm, dafs du zurükkehrst,
Heim aus der feindlichen männei gewalt, da das mudge herz dich
Doch hintreibt zu den schüfen , wie sehr ungern ich es wölke.
Auf, du bete nunmehr zum schwarzumwölkten Kronion, 290
Ida*s gott , der rings auf Troja's Auren herabschaut :
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318 ILIAS^
Senden woU' er lum zeichen den rascfageflügelten vogel.
Der, ihm geliebt vor allen, an mächtiger stärke hervorragt,
Rechts einher ; damit du , ihn selbst mit den äugen erkennend ,
Seiner getrost zu den schiffen der reisigen Danaer gehest. 293
Doch wenn nicht dir gewährt der Donnerer seinen gesandten;
Nie dann möcht* ich fiirwahr durch meinen rath dich ermuntern;
Hin zu der Danaer schiffen zu gehn, wie sehr du es wünschest.
Ihr antwortete Priamos drauf, der göttliche herscher:
Liebes weib, nicht sei mir dieser dein rath unvollendet; 300
Wohl ja erhebt man die hände zu Zeus , um erbarmen ihm flehend.
Also der greis» und berief die schafnerin, dafs sie die hände
Ihm mit lauterem wasser besprengete; jene nun nahte.
Haltend das waschgeßifs und die kanne zugleich in den bänden.
Als sich gewaschen der greis, empfing er den becher der gattin , 305
Stand in der mitte des hofs , und betete , sprengte den wein dann ,
Schauend zum hinmiel empor, und rief mit erhobener stinmie:
Vater Xeus, ruhmwürdig und hehr, du herscher vom Ida,
Lafs mich vor Peleus söhn barmherzigkeit finden und gnade!
Sende mir auch zum zeichen den raschgeflügelten vogel , 310
Der , dir geliebt vor allen , an mächtiger stärke hervorragt ,
Rechte einher ; damit ich, ihn selbst mit den äugen erkennend,
Seiner getrost zu den schiffen der reisigen Danaer gehe.
Also sprach er flehend; ihn hörete Zeus Kronion. '
Schnell den adler entsandt' er, die edelste Vorbedeutung, 315 '
Wohnend in thal und gesümpf, den schwarzgeHügelten jagen '
Weit wie die thüre sich öfiiet der hochgewölbeten kammer,
Eines begüterten manns, mit sicherem schlösse befestigt:
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■(
VIERÜNDZWANZIGSTER GESANG. J19
Iso breitete jener die fittige, als er am himixier
echtsher über die Stadt anstürmete. Jen* , ihn erblickend , 320
reueten sich, und allen durchglnhete wonne die herzen*
Eilend betrat nyn der greis den zierlichen sessel des wagens,
enkte darauf aus dem thor, und der dumpfumtönenden halle,
or ihm zogen die ma'uler der last vierrädrigen wagen ,
on Idäos gelenkt, dem fertigen; aber von hinten 325
ampfte der rosse gespann, die der greis antrieb mit der geifseU
urtig einher durch die Stadt ; und alle die seinigen folgten
tut wehklagend ihm nach , als ob er zum tod' hinginge.
\s sie nunmehr von der höhe der Stadt in die ebene kamen,
ieder zurük nun kehrten gen Ilios eidam* und söhne. 330
3ch der beiden vergafs nicht Xeus allwaltende vorsieht >
eiche das feld durchfuhren; er schaute den greis mit erbarmung;
hnell zu Hermeias darauf, dem theueren söhne, begann er:
Hermes, o söhn, (denn dir ja das angenehmste geschäft ists,
inriern gesellig zu nahn; auch hörest du, wen dir geliebet;) 335
\ und den Priamos doxf zu den räumigen schüfen Achaia's
hre mir so, dais keiner ihn seh*, und keiner bemerke,
ngs in der Danaer volk, bis Peleus söhn er erreichet.
Also Xeus ; ihm gehorchte der thätige Argoswürger ;
te sofort , und unter die fu'fse sich band er die solen , 340
lön-, ambrosisch und golden, womit er über die wasser
kd das unendliche land hinfahrt, wie im hauche des windes.
srauf nahm er den stab , womit er der sterblichen äugen
schliefst , welcher er will , und die schlummernden wieder erwecket ;
escn trug und entflog der tapfere Argoswürger. , 345
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3ao ILIAS^
Schnell nun Troja's gefild' und den Mellespontos erreicht* er;
Ging dann einher , an gestalt wie ein blühender söhn des beherschers ,
Dem die wange sich bräunt , im holdesten reize der Jugend.
Als nun jene vorbei an llos' male gelenket *
Hielten sie beid' ein wenig » die loss* und die m'auler zu tränken 35«
Unten am ström ; schon lag in dämmerung rings das gelildc^
Aber den Hermes nunmehr ersah der bemerkende heroid
Dort in der näh\ und schnell zu Priamos redet' er also:
Merke doch , Dardanion' ; hier gilts aufmerksame klugfaeit.
Schaue den mann; ich sorge, der wird uns beide vertilgen! 35^
Lafs uns sofort mit den rossen hinwegfliehn , oder auch nahend
Jenem die knie* umfassen, und flehn um gnad' und erbannung!
Sprachs ; und die seele des greises durchschauerte banges entsezen
Aufrecht starrten die haar' , und gelähmt an den biegsamen gliedern
Stand er erstaunt. Da nahte der freundliche bringer des heiles , 361
Fulste die hand des greises, und fragt' ihn, also beginnend:
Vater, wohin doch also die ross' und die mäuler gelenket.
Durch die ambrosische nacht, da andere sterbliche schlafen?
Gar nicht furchtest du denn die mutbeseelten Achaier,
Welche ja nahe dir dröhn, so feindlichgesinnt und erbittert? 3^
Sähe dich einer davon in der nacht schnellfliehendem dunkel
Führen so köstliche habe , wie war' alsdann dir zu mute ?
Selbst ja bist du nicht jung, und ein greis ist jenei begleiter.
Einem mann zu wehren, wer etwa zuerst euch beleidigt.
Doch ich werde thit nichts dich beleidigen , andre sogar auch 3^
Möcht' ich von dir abwehren ; dem lieben vater ja gleichst du.
Ihm antwortete Priamos drauf, der götdiche herschci:
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Vierundzwanzigster gesang. 311
Also ist es fUrwahr, mein theuerer söhn, wie du sagest«
Aber es decket ein gott auch mich mit schirmender hand noch ,
Dafs mit solch ein geßihrt auf meinem wege begegnet, 375
Mir zum heil, so wie du, an gestalt und bildung ein wunder, ^
Und so verständig an geist; du entstammst glükseligen eitern«
r Wieder begann dagegen der thätige Argoswürgert
Wahrlich, o greis, du hast wohlziemende worte geredet«
Aber sage mir jezt, und verkündige lautere Wahrheit« ' 380
Sendest du etwa hinweg so viel und erlesene guter 1
Fem in ein fremdlingsvolk, aafs dir dies wenigstens bleibet
Oder verlafst ihr alle bereits die heilige Trpjä r.
Angstvoll? denn solch einen, den tapfersten mann )a verlort ihr, '
Deinen söhn ! nichts wich er an mutigem kämpf den Achäiem ! 3SS
Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche herscher:
Aber wer bist du, o bester, und welchen eitern entstammst da,
Der du so schön vom tode des armen sohns mir geredet?
Wieder begann dag^en der thätige Argoswüitjer:
Mich versuchst du , o greis , und fragsrnach,dem göttlichen Hektor» 390
Jenen hab* ich so oft in männerehrender feldschlacht .
Selbst mit den äugen gesehn, auch als zu den sdnifeh er treibend
Argos männer erschlug, mit zerfleischender . schärfe des erzes.
Wir dann standen von fern , und bewunderten ; weil uns Achilleus
Wehrt' in den kämpf zu gehn, dem Atreionen noch zürnend. 395
Denn ihm bin ich genofs, von deni selbigen schiffe geRihret,
Myrmidönisches Stamms, und es heifst mein vater Poiyktor.
Reich ist jener an gut, doch ein greis schon, so wie du selber«
Sechs noch hat er der söhn', ich selbst bin. des siebeiite bruder«
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Homers Illas. II. Band. X ^
Als mit diesen ich loste» da traf michs, dab ich daherzog. 400
Jezo ging ich ins feld von dem schifsheer; denn mit dem noorgen
Xiehn in die Schlacht um die Stadt frohblickende männer Achaia*s.
Denn mit verdrufs schon harren diesiienden; kaum auch hinfon noch
Hemmen das volk von begierde des kampfs die fursten Achaia's,
Ihm antwortete Priamos drauf» der göttliche herscher: 405
Wenn du denn ein genois des Peleiaden Achilleus
Bist; wohlan sa verkünde mir ganx die lautere Wahrheit;
Ob noch dort bei den schiffen mein söhn ist, oder Achilleuf
Schon in stücke zerhaun den gierigen huriden ihn vorwarf.
Wieder begann dagegen der tlüfdge Argoswürger: 410
Greis, noch nicht ward jener den hunden ein frafs» noch den vögeln;
Sondern dort noch liegt er am schif des edlen Achilleus
Immer so im gezelt; und schon den zwölften der morgen
Lieget er, ohne dab moder ihnvsdiadete, noch des gewürmes
Keger schwärm» der gierig erschlagene nmnner verzehret. 415
Immer zwar um das grab des trautesten freundes Patroklos
Schleift er ihn mitleidslos, waim der heilige morgen emporsteigt;
Doch nicht schändet er ihn« Mit bewunderung sähest du celber,
Wie er so frisch und thauig, umher vom blute gereinigt»
Daliegt, nirgend beflekt» und die wunden sich alle geschlossen, 420
JXe ihn durchbohrt , so viel' auch mit feindlichem erz ihn bescl^üligt.
Also walten besorgt des edelcn sohnes die götter
Dir im tode sogar ; denn geliebt war er jenen von herzen.
Hermes sprachs; firöh hörte der greis, und erwiederte, also: 424
Kind , wie gut » wenn der mensch den unsterblichen bringt die geschenke
Seiner pflicht! So vevgals auch der ^ohn mir, adi da er lebte.
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VIERUNDZWANZIGSTER GELANG* 323
Nie im palast der gtJtter, die hoch den Olympos bewohnen;
Drum gedenken sie «ein auch selbst in des todcs Verhängnis.
Aber wohlan, iiim jezo von mir den stattlichen becHerj
Dann verleihe mir schuz, und geleite ^ich hin mit den göttem, 430
Bis ich komm' ins gezelt des Peleiaden Achilleus.
Wieder begann dagegen der thäfJgc Argoswiirger :
Greis, du versuchst umsonst mich jüngeren ; nimmer gehorch* ich,
Dafs ich deine geschenk', ohn' Achilleus wissen, empfange.
Jenen scheu' ich im herzen , und zittere , ihn zu berauben , 435
Ehrfurchtsvoll, dafs nicht ein übel hinfort mir begegne.
Doch dir ging* ich gesellt auch wohl zur gepriesenen Argos,
Sorgsam im rüstigen sthif, und sorgsam zu fufs dich geleitend;
Keiner auch würd', achtlos des geleitenden, wider dich annahn.
Also der bringer des heils , und ins tossegeschlrr sich erhebend , 440
Fafst' er die geifsel sofort und das schöne gezaum in die bände ,
Und gab edelen mut den rossen zugleich und den mäolem.
Als sie nunmehr die mauer der schiff' und den graben 'erreichten 1
Fanden sie dort die hüter am spätmahl eben beschäftigt.
Doch sie bethaute mit schlaf der bestellende ArgoswUrger 445
Air, und öfnetis schleunig das thor, wegdrängend die riegel.
Führte dann Pnamo9 ein , und die schonen geschenk' auf der lastfuhr«
Als sie nunmehr das i^ezelt des Peleiaden erreichten , J
Wefches hoch dem beher&cher die Myrmidonen erbauet,
Wimmernd der tannen g^ebalk, und obenher es gedecket 45<>
Mit grauwoUigem Schilf, aus ^ilmp|igen wiesen gesammelt:
Ring^m bauten sie dainn den geräumigen hof dem beherscher
Dicht Vün gereiheten pfählen» und nur ein tannener riegel
324 ILIAS»
Hemmte die pfort' ; tß schaben ihn vor drei starke Achaicr ,
Und drei schoben zurük den mächtigen riegel des thores , 455
Von den anderen dort ; nur AchiUeus 'schob ihn allein vor :
JezQ öfnete schnell der bringer des heils Hermeias,
Führte den greis. ins geheg' und das edle geschenk für Achilleus,
Stieg dann herab vom wagen zur erd', und redete also :
Siehe» dir bin ich, 0 greis, ein unsterblicher gott gekommen , 460
Hermes, den zum geleiter dir selbst hersandte der vater.
Aber wohlan, nun will ich hinweggehn, eh ich AchiUeus |
Angesichte genaht; dei^n unanständig ja war* es.
Wenn ein unsterblicher gott für sterbliche sorgte so sichtbar«
Geh du hinein, und die kniee des Peleionen umfassend, 465
Flehe bei seinem vater ihn an , und der lockigen mutter ,
Und dem geliebtesten söhne; damit du das hen ihm erregest.
Also sprach er, und eilte hinweg zum hohen Olympos,
Hermes ; doch Priamos sprang vom rossegeschirr auf die erde ,
Liefs dann Ida'os im hofe zurük, dafs bleibend. der heroLd 470
Ross' und mäuler bewahrt', und wandelte grad' in die wohnung,
Dort wo AchiUeus $a£s , der göttliche. Jenen^ daheim nun
Fand er; es safsen getrennt die seinigen; aber allein zween»
Held Automedon nur, und Alkimos, spröfsling des Ares,
Dieneten jenem gesellt; er ruhetekaum von der mahlzcit, 475
Satt der speis' und des tranks, und vor ihm^and npch.die tafcL
Jczo trat unbemerkt der erhabene greis in die wohnung,
Naht', und umschlang dem Peleiden die knie', undküfstediehände«
Ach die entsezlichen würger, die viel der söhn* ihm gemordet!
Wie wenn ein mann, belastet mit blüt5chuld^.<|j|j^^ii der heimat 480
VIERUNDZWANZIGSTER GESANG, 3*5
Einen bürget erschlag /zum anderen volke sich rett^»
In des begiitenen hausi und eistamit ihn jeder betrachtet:
Also staunt* Achilleus, den gSttlichen Priamos schauend«
Auch die anderen staunten ,. und sahn einander ins antliz«
Aber flehend begann der erhabene Priamos also: 485
Deines vaters gedenk*, o göttergleicher Achilleus» '
Sein , der bejahrt ist wie lieh , an der traurigen schwelle des alters !
Und vielleicht, dals jenen auch rings umwohnende völker
«
Drängen, und niemand ist, ihm jammer und weh zu entfernen«
Jener indefs, so oft er von dir dem lebenden höret, 490
Freut sich innig im gcist, nnd hoft von tage zu tage,
Wiederzusehn den trautesten söhn, heimkehrend von Troja«
Ich unseliger mann ! die tapfersten söhn* erzeugt* ich ' /
Weit im Troeirgebiet, und nun ist keiner mir übrig!
Fünfzig hatt' ich der söhn*, als Aegos menge daherzog: 495
Ihrer neunzehn wurden von Einer mntter geboren.
Und die anderen zeugt' ich mit neben&aun in der wohhung.
Vjeleiv davon zwar löste der stürmende Ares die gUeder;
Doch der mein einziger war , der die Stadt und uns alle beschirmte,
Den jüngst tödtetest Du , da er kämpfte den kämpf für die heimat , 500I
Hektor ! Für Den nun komm' ich herab zu den schiflen Achaia's
Ihn zu erkaufen von' dir, und bring' unendliche lÖsung.
Scheue die göner demnach, o Peleid', und erbarme dich meiner,
Denkend des eigenen vaters ! ich hin noch werther des mitleids ! .'
Duld' ich doch, was keiner der sterblichen erdebewohner : sd(
Ach zu küssen die hand, die meine kinder getödtet!.
Sprachs , und jenem erregt' er des grams Sehnsucht um deivv^fe^
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326 ILIÄS.
Sanft bei der band anfassend« zuriik ihn drängt* er» den alten.
Als nun- beide gedachten : der greis des tapferen Hektor ,
Weint' er laut, vor den fiHsen des Peleionen sich windend; jio
Aber Achilleus weinte den vater jezo ,. und wieder
Seinen freund ; es erscholl von jammertöacn die wohnung.
Aber nachdem' sich gesätdgt des grams der edle Achilleus,
Und aus der brüst ihm entfloh der wehmut sUises verlangen;
Sprang er empor vom sessel , 4ind hub den greis an der hand auf» 515
Voll mitleids mit de^ grauenden haupt, und dem grauenden bfute;
Und. er begann zu jenem, und. sprach die geflügelten worte:
Armer, fürwahr viel host du des wehs im herxen erduldet!
Welch ein mut, so allein zu der Danaer schifiFen zu wandeln.
Einem mann vor die äugen, dar dir so viel und so tapfre 500
Söhn* erschlug] Du trägst ja ein eisernes herz in dem busen!
Aber wohlan , nun sez' auf den sessel didh ; lab uns den kununer
Jezt in der seel' ein wenig beruhigen , herzlich betrübt zwar.
Denn wir schaflFeto ja nichts mit unserer starrenden Schwermut.
Also bestimmten die götter der elenden sterblichen schiksal, 525
Bang' in gram zu leben; allein sie selber sind sorglos.
Denn es stehn zwei fässer gestellt an der schwelle Kronions,
Voll das eine von gaben des wehs, das andre des heiles.
Wem nun vermischt austheilet der donnerfrohe Kronion,
Solcher ttift abwechselnd ein böses kos , und ein gutes. 530
Wem er aber des wehs austheilt, den verstöbt er in schände;
Und herznagende noth auf der. heiligen erde verfolgt ihn,
Dafs, nicht göttem geehrt noch sterblichen, bang* er umherirrt.
io zwar schenkten die götter dem Peleus glänzende fi[aben
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VIERUNDZWAJIZIGSTER GESANG« 317
Seit der gcburt ; dedn hoch vo^ allen menschen gesegnet 535
Ragt' er an nah' und mächt, der Myrmidonen beherscher;
la sie vermähleten selbst dem sterblichen manne die göttin.
Aber es gab auch böses ein himitilischer ; denn er versagt* ihm
Edle söhn' im palaste gezeugt xu künftiger herschaft.
Einen söhn nur zeugt' er, der früh hinwelkt, und sogar nicht 540
Pßegen des altenden kann ; denn weit entfernt von der heimat
Sil' ich In Troja hier, dich selbst und die. deinen betrübend«
Dich auch priesen, o greis, vormals glükselig die Völker:
Alles, so viel dort Lesbos, der siz des Makar, umgrenzet,
Frygia dort, und hier der unendUche Hellespontos, 545
Das beherschtest du, gxeis, durch nnacht und söhne verherlicht.
Aber nachdem dies leid dir gesandt die Uranionen ,
Tobt dirs stets um die mauren von schlacht und männerermordung«
Duld' es, und jammere nicht so unablässig im herzen;
Nichts ja fruchtet es dir, den edelen söhn zu betrauern, S5ß
Noch erweckest du ihn; eh schafst du dxf ''anderen kummer!
Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche herscher:
Seze ^ich nicht auf den sessel, o liebling Xcus, da no^h Hektor
Liegt in deinem gezelt, unbcerdiget! Eilig erlass' ihn,
Dafs ich selbst mit den äugen ihn seh'; und empfahe du lösung, 555
Reichliche, die wir gebracht. Du geneufs des guten, und kehre
Heim in das Vaterland , nachdem du zuefstmis vergönnet.
Lebend annoch zu schauen das licht der stralenden sonne«
Finster sqhaut', und begami, der mutige rennet AchiUeus;
Glicht mehr jezt mich gcreizct, o greis !- Ich gedenke ja selber, 566
Rektor dir zu erlassen; denn leus emsandtc mir bo|jc^^pu^
jag ILIAS..
Meine gebarerin Thetis, erzeugt vom gteise de« meeres.
Auch erkenn' ich im geist»- o Priantios, deutlich lind fehlloff^
Dafs ein gott dich geführt zu den haitigen schiffen Achaia's.
Niemals wagt' es fürwahr ein steiblicher, war' er auch Jüngling, 565
Her in das lager zu kommen ; denn nie entschiüpft' er den wächtein
Und liicht öfhet' er leicht an unseren thoren die riegel.
Drum lafs ab, noch mehr mein traurendes herz zu erregen;
Denn sonst möchc' ich, o greis, auch dein nicht schonen im zelte i
Wie demütig du flehst, und Teus geböte verlezen. ^M
Jener sprachs; bang* hörte der greis, und gehorchte der rede
•Aber Achilleus .sprang , wie ein low', aus der pForte der wohnung.
Nicht er allein; ihm folgten zugleich zween wackre genossen,
Alkimos dort, und der held Automedon, welche vor allen
Ehrete Peleus söhn, nach denn abgeschiednen Patroklos. 5^|
Und sie entspannten dem joch die rosse zugleich und die mäuler
Dann herein auch führend des' königes tönenden herold ,
Sezten sie ihn auf den sessel; und drauf vom zierlichen wagen
Hüben sie Hektors lÖsegeschenk', unendliches werthes.
Aber man liefs zween mäntel, und einen, köstlichen leibrok, 58
Dafs er die leich', anständig verhüllt, dargäbe zur heimfahit.
Mägde berief er nunmehr ^ und.hiefs sie waschen und salben
Hektors leib,, doch entfernt, und ungesehn von dem vater;
Dafs nicht tobte Act lom in Priamos traurender seele ,
Schaut' er den sQhn,und vielleicht aufstUrmte das herz dem AchiUeas,5^
Dann cor jenen «rsdblüg*« und Xcus geböte verlezte.
Aber nachdenii ihn gewaschen die mägd', und mit öle gcsalbct.
Dann mit dem köstlichen jnamcl ihn wohl umhiflk, unddemlribrol
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VIERUNDZWANZIGSTER GESANG. 339
Legt' ihn Achllleus selbst auf 'ein hingebreitetes lagcr;
Und ihn erhoben die freund' auf den zierlichen wagen der mäuler. 59D
Jener nunmehr wehklagt', und rief dem theuren genossen:
Xürne mir nicht, Patroklos, noch eifere» hörest du etwa
Auch in A'ides nacht, dafs ich Hektors leich* ihm zuriikgab.
Der ihn gezeugt; denn nicht uawurdige lösungen bracht' er.
Dir auch weih' ich davon zum antheil,. was dir gebühret. 595
Also sprach, und kehrt' ins gezelt, der edle Achilleus,
Sezt' auf den stattlichen sessel sich hin,. von welchem er aufstand,
Dort an der anderen wand, und sprach zu Priamos also:
Siehe, dein söhn ist jezo gelöst, o greis, wie du wünschtest;
Und er liegt auf gewanden. Sobald der morgen sich röthet, 600
Schaust du und fuhrst ihn hinweg; nun lafs uns denken der nachtkost.
Denn auch Niobe selbst, die lockige, dachte der nahrung,
Sie die zugleich zwölf kinder in ihrem hause verloren ,
Sechs der lieblichen töchter, und sechs aufblühende söhne«
Ihre söhn' erlegte mit sUbemem bogen ApoUon, 605
Zorniges muts , und die töchter ihr Artemis , froh des geschosses ;
Weil sich Niobc gleich der rosigen Leto geachtet:
Zween nur habe die göttin, sie selbst so viele geboren,
Prahlte Äe ; defs' ergrimmten die zween , und vertilgten sie alle.
Jene lagen nunmehr neun tag' in blut; und es war nicht, 6x0
Der sie begrub; denn die völker versteinerte Zeus Kronion.
Drauf am zehmeil begrub sie die hand der unsterblichen götter.
Dennoch dachte der speise die traurende« müde der thränen.
Jezo dort in dtn felsen , auf einsam bewanderten bergen
Sipylons, wo man erzählt dafs göttliche Nymfen gelagert 615
33P ILIAS*
Auscuhn, wann sie im tane Acheloios ufer umhüpfet:
Dort, obzwar ein gestein» fühlt jene da« leid von den gSttem.
Auf denn» o göttlicher greis, auch wir gedenken d^s mahles,
Jezo; hinfort ist mufse den lieben söhn j&u beweinen.
Wann du zur Stadt ihn gebracht ; denn viel der thranen verdient er. 620
Sprachs, und erhub sich in eil', undeinschaf wei&wolligesvliefses
Schlachtet' er ; freund entzogen die haut, und bestelken es klüglich ;
Schnitten behend' in stücke das fleisch, und stektens an spiefse,
Brieten sodann vorsichtig, und zogen es alles herunter.
Aber Automedon nahm und veftheihe das brot auf dem tische, 625
Jedem im zierlichen korb*; und das fleisch vertheilet' Achilleus.
Und sie erhoben die bände zum leckerbereiteten mahle.
Aber nachdem die begierde des tranks und der speise gestillt war;
Nun sah Priamos staunend, der Därdanion', auf Achilleus,
Welch ein wuchs, und wie edel ; er glich unsterblichen göttem. 630
Auch vor Priamos staunte, dem Dardanionen, Achilleus,
Schauend das angesicht voll wiird', und die rede vernehmend.
Aber nachdem sie gesattigt den anblik einer des andern;
Drauf zu jenem begann der erhabene Priamos also r
Bette mich nun aufs schnellste, du göttlicher, dafswiranizo 635
Auch des erquickenden schlaft yn; sättigen, sanft gelagert.
Denn nie schlössen sich noch die äugen ;iiir unter den wimpera,
Seit vor deiner gewalt mein söhn zu den todten hinabsank ;
Sondern stets nur seufz' ich , und nähr* unendlichen jammer ,
In dem gehege des hofs auf schmuziger erde mich wälzend. 6140
Nun erst kostet' ich wieder der speis', auch röthlichen weines
Sandt* ich die kehle hinab; nichts hatt' ich zuvor noch gekostet.
VI.ERUNDZWANZliGSTER GESANG, 331
Jener sprach« ; und Achilleus be&hl den genossen und mägden.
Unter die halle zu stellen ihr bett, dann unten von purpur
Prächtige polster lu legen, und teppiche driiber zu breiten. 645
Diauf auch wollige mäntel zur oberen hülle zu legen.
Ra&ch enteilten die mägde dem saal, mit leuchtenden fackeln;
Und sie bereiteten ämsig den fremdlingen jedem ein lagen
Scherzend begann nunmehr der mutige renner Achilleus:
Draussen lagre dich nun, o lieber greis ; denn es möcht' hier 650
Etwa ein fürst herkommen der Danaer, welche gewöhnlich, /
Rath mit mir zu rathen, in meinem gezelt sich versammeln.
Sähe dich einer davon in der nacht schnelldiehende^i dunkel.
Bald verkündigte ders dem hirten des Volks Agamemnon,
Und verzögert würde vielleicht die erlassung des leichnams« 655
Aber sage mir jezt, und verkundige lautere Wahrheit:
Wie viel tage gedenkst du den edelen söhn zu bestatten?
Dafs ich indefs, selbst ruhend, das volk abhalte vom angrif.
Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche herscber:
Wenn du vergönnst , mit feier den edelen söhn zu bestatten, 660
Würdest du , so es machend , geßUligkeit üben , Achilleus.
Wir in der Stadt, wie du weifst, sind eingehemmt, und die Waldung
Holen wir fern im gebirg'; und mutlos zagen die Troer.
Gern betraurten wir ihn neun tag* in unserer wohnung;
I^änn am zehnten bestatteten wir, und feirten das gastmahl; £65
Häuften ihm drauf am eilften den ehrenhügel des grabes ;
Aber den zwölften tag, dann kämpfen wir, wenn es ja sein muis.
Wieder begann dagegen der mutige renner Achilleus :
Creis, auch dieses gescheh', o Priamos, ^e du begehrest» *
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33» -. ILIAS.
Hemmen werd' ich so lange die kriegsmacbt, als du geFbderr. 6']o
Also sprach der Peleid', und falst*. am knöchcl des greises
Rechte hand, damit, er des heizens furcht ihm entnähme«
Also schliefen sie dort in der vorderen halle der wohnung,
Priamos selbst und der herold, des raths allkundige greise.
Aber Achilleus ruht' im innersten räum des gezeltes» 675
Und ihm lag zur seite des Brises rosige tochter.
Alle nunmehr, die götter und gaulgeriisteten mannet,
Schliefen die ganze nacht, von sanftem Schlummer gefesseb;
Aber nicht Hermeias, den segnenden, fafste der Schlummer;
Denn er erwog im ^eist, wie er Priamos» Troja's beherscher, 680
Führen möcht' aus den schiffen, geheim vor den heiligen wächtem.
Ihm nun trat er zum haupt, und redete, also beginnend:
Greis, keiA böses fürwahr bekümmert dich, dafs du so ruhig
Schläfst bei feindlichen männem, nachdem dich verschonet Achilleus.
Xwar nun hast du den söhn dir gelöst , und vieles gegeben ; 6S5
Aber dich lebenden lösten mit dreimal gröfserer gäbe
Deine söhne daheim in Ilios, wenns Agamemnon
lYüfste, der Atreion', und A^haia's völker «s wüfsten.
Jener sprachs; bang' hörte der greis, und wekte den herold.
Ihnen schirrt' Hermeias der rosse gespann und der mäuler; 690
Selbst dann lenkt' er in eile durchs heer ; und keiner vernahm es.
Ab sie nunmehr an die fuhrt des schönhinwallenden Xanthos
Kamen, des wirbelnden Stroms, den Zeus der unsterbliche zeugte;
Jezo schied Hermeias hinweg zum hohen Olympos.
Eos im safrangewand' umschien mit helle den erdkreis* 6gs
Sie dann trieben die rosse zur Stadt wehklagend und seufzend
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VIERUNDZWANZIGSTER GESANG. 333
Fort, und den leichnam führten die nlaulthier'. Aber kein andrer
Sah sie vorher , der männer und schöngegiirteten weiber ;
Nur Kassandra« so schön , wie die goldene AFrodite»
Stieg auf Pergawos höh' , und schauete ferne den vater ; ^ 700
Welcher im sessel stand, und den stadtdurchrufenden herold »
Auch in dem mauithierwagen, gestrekt auf gewande den leichnam.
Laut wehklagte sie nun, und rief durch Ilios ringsum:
Eilt XU schaun, ihr Troer und Troerinnen, den Hektor;
Habt ihr des lebenden je, der wiederkehrt* aus der feldschlacht, 705
Euch gefreut; denn er war die freude der Stadt und des volkes!
Jene sprachs; und es blieb kein einziger mann in der veste,
Auch kein weib; denn alle durchdrang unermefsliche trauer«
Nahe begegneten sie am thor dem fiihrer des leiclinams*
Beide, die liebende gattin, voran, und die würdige mutter, nio
Rauften ihr haar, sinnlos an den rollenden wagen gestürzet.
Ihm anrührend das haupt; und weinend umstand sie die menge>
Also den ganzen tag bis spät zur sinkenden sonne
Hätten sie Hektor am thore geklagt mit thränen des janmiers,
Wenn nicht jezt aus dem sessel der greis zum volke geredet: 715
Weicht, und lafst mir die mäuler hindurchgehn ; aber nach diesem
Sättiget euch der thränen , nachdem ich ins haus ihn geführet !
Jener sprachs; und sie trennten sich schnell, und wichen dem wagen.
Als sie den leichnam nun in die prangende wohnung geführet,
Legten sie ihn auf ein schönes gestell, und ordneten sänget, 720
Anzuheben die klag'; und gerührt, mit jammernden tönen,
Sangen sie trauergesang, und ringsum seufzten die weiber«
Aber die blühende fürstin Andromache klagte yor^llen^
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Homers Ilias. II. Band« Y
334 ILTAS.
Haltend sein haupt in den händen, des männervertilgenden Hektor^
Mann, du verlorst dein leben, du blühender ; aber mich wittwe ^aH
Läs.se5t du hier im palast, und das gani unmündige söhnlein, *
Welches wir beide gezeugt, wir elenden! Ach wdhl schwerlich
Blüht er zum Jüngling* heran ! Denn zuvor wird Troja vom gipfel
Umgestüri^t, da du starbst, ihr verthcidiger , welcher die mauern
Schirmte, die züchtigen frauen und stammelnden kinder errettend. 730
Bald nun werden hinweg sie geführt in geräumigen schiiFen, I
Und mit jenen ich selbst! Doch du, mein trautester söhn, witst I
Dorthin gehn mit der mutter, um schmach zu erdulden und arbeit,
Unter des frohnherrn zwang, des grausamen; oder dich schmettert
Hoch vom thurm ins verderben, am arme gefafst, ein Achaier, 735
Zürnend, dafs Hektor den bruder ihm todtete, oder den vater, .
Oder den blühenden söhn: denn sehr viel männer Achaia*s
Sanken durch Hektors hände» den staub mit den zahnen zerknirschend
Denn kein schonender war dein vater im graun der entscheidung j
Drum wehklagen ihn nun die volker umher in der veste. •740
Unaussprechlichen gram der Verzweiflung schufst du den eitern ,
Ilektor; doch mich vor allen betrübt nie endender Jammer;
Denn nicht hast du mir sterbend die hand aus dem bette gereichet,
Noch ein wort mir gesagt voll Weisheit, dessen ich ewig
Dächte bei tag und nacht, wehmütige thränen vergießend. »745
Also sprach sie weinend, und ringsum seufzten die weiber,
Jczo erhub vor ihnen auch Hekabe klagend die stimme:
Hektor, du herzenskind, mein trautester aller gebornen!
Ach und weil du mir lebtest, wie warst du geliebt von den göttern,
Welche ja dein wahrnahmen auch selbst in des todp Verhängnis.' 750
I VIERUNDZWANZIGSTER GESANG, 335
fenn die anderen söhne, die mir der schnelle Achiileus
lahm, verkauft' er vordem jenseits der verödeten meerflut,
lin gen Samos und Imbros und lur un wirtbaren Lemnos.
ibcT da Dich er entseelt mit ragender spize des eries ,
y wie schleift' er dich oft um das ehrenmal des Patroklos, 155
leines Freunds, den du schlugst; und erweckete jenen auch so nicht:
Dennoch frisch wie bethaut und blühend annoch im palaste
ituhest du, jenem gleich, den der gott des silbernen bogens
Jnverschns hinstrekte, mit lindem geschofs ihn ereilend.
Also sprach sie weinend, und wekt* unermefs liehen Jammer, •jßo
Endlich erhub vor ihnen auch Helena klagend die stimme:
Hektor, o trautester du, mir geliebt vor des mannes gebrüdcrn!
Ach mein gemahl ist jexo der göttliche held Alexand>os ,
Der mich gen Troja geführt! O war' ich zuvor doch gestorben!
Denn mir entdohn seitdem schon zwanzig jähre des lebens, ^65
Seit von dannen ich ging, das land der väter verlassend;
^Jimmer jedoch entfiel dir ein böses wort, noch ein Vorwurf.
Ja wenn ein andrer im hause mich anfuhr, unter den brüdern
Oder den Schwestern des manns, und den stattlichen ftauen der Schwäger,
Oder die schwäheiin selbst, denn der schwähcr istmild wie ein vater ; •]7o
Immer besänftigtest du, und redetest innner zum guten,
Durch dein freundliches herz und deine freundlichen wortc.
Drum bewein' ich mit dir mich elende, herzlich bekümmert!
Denn kein anderer nun in Troja's weitem gefilde
Ist mir trösrer and freund ; sie wenden sich alle mit abscheu ! 775
Also sprach sie weinend ; es seuht* unzählbares volk nach.
jPriamos aber, der greis, begann im gedränge der T^AU^^Tp
336^ ILLAS. VIERUNDZWANZIGSTER GESANG.
Bringt nun holi, ihr Troer, vom walde lur staclt, und besorgt nici
Laurenden hinterhalt der Danaer; denn es verhiefs ja
Peleus söhn, mich entsendend von Argos dunkelen schiffen, 7$
Nicht uns schaden xu thun, bis genaht der iwölftc der morgen.
Jener sprachs ; da bespannten sie schnell mit stieren und mäulei
Wagen der last , und versammelten sich dort aufser der veste ,
Fiihreten dann neun tage zur Stadt unermefsliche waldung.
Aber nachdem xum zehnten die leuchtende Eos emporstieg, 78
Jeio trugen sie weinend hinaus den mutigen Hektor,
Legten ihn hoch auf der scheiter gerüst, und entflammten das feuei
Als die dämmernde Eos mit tosenfingem emporstieg.
Kam das versammelte volk um den brand des gepriesenen Hektoi
Diese löschten <icn glimmenden seh utt mit röthlichem weine, 79
Überall , wo die glut hinwütete ; drauf in der asche
Laseii das wfeifse gebein die briider zugleich und genossen.
Wehmutsvoll, ihr antliz mir häufigen thränen benezend«
Jezo legeten sie die gebein in ein goldenes kästlein,
Und umhüllten es wohl mit purpurnen weichen gewanden; 791
Senkten sodann es hinab in die hohle gruft; und darüber
Häuften sie mächtige stein* in dichtgeschlossener Ordnung;
Schütteten dann in der eile das mal; rings safsen auch späher,
Dafs nicht zuvor anstürmten die hellumschienten Achaier.
Als sie das mal nun geschüttet, enteilten sie. Jezo von neuem Soi
Kamen sie, nach dem gebrauch, und feierten stattlichen festschmau
Üort in Priamos hause, des gottbeseligten herschers.
Abo bestatteten jene den leib des reisigen Hektor.
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