Nachrichten
von der
Koniglichen Gesellschaft der Wissenschatten
ZU Gottingen.
^ X U? V ^ -
Philologisch-historische Elasse
auB dem Jahre 1910.
Berlin,
Weidmannsche Bachhandlnng.
1910.
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Data-^
Druck der Dieterichschen Univ. - Buchdruckerei (W. Fr. Kaestner)
in Gottingen.
Register
lilDer
die Nachricliten von der Konigl. Gesellsehaft der Wissenscliaften
philologiscli-historisclie Klasse
aus dem Jalire 1910,
P. C. Andreas, Nachwort zu dem Artikel von W.Bang
W. Bang, Beitrage znr Erklarung des komanischen Marien-
hynmus
P. Kehr, Nachtrage zn den Papsturkunden Italiens. IV.
P. L e 0 , Znr Kydippe des Kallimachos
L. Meyer, Etymologiscbe Mitteilungen
G-. Pasqnali, DoxograpMca ans Basilinsscholien . . •
E. Piets chmann, Berickt des Diego Rodriguez de Fi-
gueroa iiber seine Verbandlnngen mit dem Inka Titn
Cnsi Ynpanqni in den Anden von ViUcapampa . - •
R. Reitzenstein und P. Wendland, Zwei angeblicb
christlicbe liturgiscbe Gebete
E. Scbroder, BusbeccLS Krimgotisches Vokabular . . .
E. Scbroder, Schillers JugendgedicM ‘An die Sonne’ .
E. Scltirdder, Ein niederrbeiniscber ‘Contemptus mnndi’
und seine Quelle _•
P. Wendland, Beitrage zn atbeniscber Politik und Publi-
cistik des vierten Jahrbnnderts.
I. Konig PbHippos und Isokrates
n. Isokrates und Demosthenes
P. Wendland s. o. R. Reitzenstein.
A. Wolkenbauer, Die Koblenzer Eragmente zweier hand-
scbriftlicben Karten von Deutschland aus dem IB. Jabr-
bundert. Mit 2 Tafeln
S. 74
„ 61
» 229
» 56
« «
„ 194
79
324
1
183
335
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Busbecqs Krimgotisehes Vokabitlar.
Von
Edward SehrSder.
Vorgelegt in der Sitzung vom 15. Januar 1910.
Die Personliclikeit des Ogier GrMselm^) von Bnsbecq ist mir,
wie ich dankbar bekenne, erst dnrch die Programmschrift von
A. Viertel, ^Busbeeks Erlebnisse in der Tiirkei’ (Gottingen 1902)
nahe gebracht worden, die mich veranlafite die tiirkiscben Briefe
im Original zu lesen, und demnacbst nach einem alten Druck Dm-
scban zu balten. Die Elzevir- Ausgabe von 1633 , die ick bald
darauf erwarb^), hat mich schon mehrfach auf Eeisen begleitet:
solche Biicher mufi man besitzen, urn sich an ihnen zu erfreuen
und den Verfasser liebzugewinnen. Urn die Bibliographie und
Geschichte des Werkes hatte ich mich bisher nicht gekiimniert,
auch vergessen, daB Richard Lowe in seinem fleifiigen Buche ODie
Reste der Germanen am Schwarzen Meere’ (Halle 1896) S. 132 f.
liber die verschiedenen Drucke gehandelt hat. Ein Zufall hat mich
dazu gefiihrt, diese Aufstellungen Lowes anzuweifeln, und die
reichen Bestande der Gottinger Bibliothek haben es mir ermog-
licht, sie genau zu kontrolieren. Ich lege das Ergebnis hier vor:
es ist nicht bedeutend, aber auch nioht gleichgiltig, wenn man
sieht, \vie auch andere emsthafte Porscher im dunkein tappen^).
1) Diese Formen des Vor- und Familiennamens werden durch die IJrkunden
1301 Forster u. Daniell 11, 292 ff. gesichert; nach seiner Horrschaft heifit 0. G. im
Latein immer ‘Busbeqius’, franzosisch ‘de Bous(e)becque, -beque\ danach empfiehlt
sich ‘Bushecq’, wie auch sowohl Gachard als io englischen Biogtaphen B.s (S. 2)
schreiben.
2) Es ist dieselbe welche Viertel besitzt, nur ist in dessen Exemplar die
Jahreszahl auf dem Titel mit Tinte in 1663 korrigiert oder erganzt.
3) So R. Much, der Idg. Forsch, Anz, IX, 197 L5wes Annahmen unbedenk*
Kgl. Oas. d. Wiss. Naehrichten, PMlolog.-histor. Klasse 1910. noft 1. 1
2
Edward Schroder,
Die Nachrichten liber das Leben Busbecqs flieBen nicbt eben
reichlich. Die beste Quelle bleiben seine Briefe, eine gute Zii-
sammenfassung bietet der Artikel von Grachard in der Biographie
nationale T. Ill (Bruxelles 1872), 180 — 191; in dem zweibandigen
Werke von Charles Thornton Forster u. F. H. Blackburne Daniell,
‘The life and letters of Ogier Grhiselin de Biisbecq’ (London 1881)
besitzen die XJntersuchungen liber die Familie, der nnser Autor
als unechter, erst spat legitimierter SproB entstamante, eigenen
Wert, anch die TJbersicht fiber die Drucke (II, 288 ff.) verdient
Anerkennung; den meisten Raum nimmt die Uebersetzung der
Briefe ein.
Busbecq, geboren 1522 zu Comines, gestorben am 28. Oktober
1592 an den Folgen eines Reiseunfalls in der Nahe von Rouen,
war als Briefschreiber und Publizist ein Meister des lateinischen
Stils, hat sich aber allem Anschein nach damit begnfigt, seine
Ausarbeitungen handschriftlich im Kreise urteilsfahiger Freunde
zirkulieren zu lassen, wie das in der Renaissance vielfach so Branch
war: soviel ich sehe, hat er selbst nie etwas in Druck ge-
^ geben, anch ffir seinen wertvollen litterarischen NachlaJB keine
Ffirsorge getroffen. Die vier Briefe aus und fiber die Tfirkei,
welche uns Grermanisten am meisten interessieren (denn Nr. IV
enthalt die wichtigen Mitteilungen fiber die krimgotische Sprache),
hat er in der Zeit vom 1. Sept. 1666^) bis zum 16. Dez. 1662
(wo er den letzten in Frankfurt a. M. zum Abschlufi brachte) ge-
schrieben und an seinen Freund und Studiengenossen Nicolas Mi-
chault Herrn von Inde veldt adressiert, der, Humanist^) und
Diplomat wie Busbecq, als Vertreter zweier verwittweter Koni-
ginnen am portugiesischen Hofe weilte — jedenfalls bis zum J.
1658, in welchem seine beiden Herrinnen starben: Eleonore von
Frankreich und Maria von Ungarn, die Schwestern Karls V., der
im gleichen Jahre verschied. Nach 1562 blieb Wien, dessen Samm-
lungen er durch eine Ffille wertvoller Handschriften und viele
andere Seltenheiten bereicherte, zunachst Busbecqs Wohnsitz: als
Hofbeamter und Prinzenerzieher hat er das Vertrauen dreier Kaiser
besessen, der vierte (Matthias), dessen Thronbesteigung er nicht
lich iihernimmt und seinerseits geneigt ist, den Lesarten spater Ausgaben Wert
heizulegen (S. 202 Mitte ii. unten).
1) fJher den durch alle Ausgaben fortgefuhrtenDruckfehler ‘1554’ s.S. 5 Anm. 3.
2) Justus Lipsius war ein Freund wie Busbecqs so auch Michaults: zwei
Briefe an diesen stehn in J. L. Epist. chilias, Cent. Ill ep. 69 u. Cent. II ad Belgas
ep. 66; das Symboluni welches er ihm ins Stamnabuch schrieb, in Justi Lipsi
, Flores’ (Antv. 1616) S. 346.
Busbecqs Krimgotiscbes Vokabular.
3
erlebte, war sein spezieller Schiiler. Wiederholt fiihrten ihn wich-
tige Auftrage fiir langere Zeit an die Hofe von Madrid nnd Paris :
mit dem September 1674 beginnen die Briefe ans Prankreicb an
K. Maximilian II. Spatestens im J. 1682 nahm B. seinen Anfent-
halt dauernd in Frankreich, vorzngsweise mit den Vermogens-
angelegenbeiten der Konigin-Wittwe Elisabeth, der Tochter K.
Maximilians II., beschaftigt, daneben aber mit Berichten iiber die
politischen Zustande dieser bewegten Zeit in Prankreich nnd die
Vorgange am Hof nnd in der G-esellschaft betrant, die er in form-
gewandten Briefen, wie friiher an K. Maximilian II., so jetzt an
K. Endolpbll. niedergelegt hat. DenWohnsitz hat er dabei cifter
wechseln miissen. Er gait vielfach als kaiserlicher Gesandter, was
er aber in Wirkliohkeit nichtgewesen ist‘). AlsB; sich nach dem
Tode seiner fiirstlichen Herrin im Herbst 1692 in die fiandrische
Heimat znriickziehen wollte, erlebte er einen Ueberfall dnrch li-
gnistische Soldaten, dessen Anfregnngen seinen Tod herbeifnhrten.
Ich gebe non eine TJebersicht iiber die Dmcke seiner Briefe
nnd Denkschriften, die notwendig ist, nm liber die Natur nnserer
Ueberliefernng des krimgotischen Glossars Klarheit zu schaffen. ^
I, a) Im J. 1681 erschien zn Antwerpen bei Christoph Plantin '
ein diinnes Bandchen m. d. T. ‘Itinera Constantinopolitanum et
Amasianum ab Angerio Gislenio Busbeqnij &c. D. ad Solimannnm
Tnrcarnm Imperatorem C. M. oratore confecta. Einsdem Busbeqnij
De acie contra Tnrcam instruenda consilium’. Es war die erste
der tiirkischen Episteln nnd ihr angehangt eine ebenso ehrliche
wie gescheite Denk- oder Mahnschrift (‘exclamatio’) iiber die Tiirken-
gefahr, welche aber so wenig wie der Brief fiir die Oeifentlichkeit
bestimmt war. Heransgeber war der PhUologe Louis Carrion^),
der damals in Bourges jnristische Vorlesnngen Melt, ernige Jahre
spater aber er als ao. Professor an die jnristische Paknltat zu
Lowen iibersiedelte, wo er 1686 Ordinarius wurde, 1691 das Eek-
torat bekleidete nnd 1696 starb.
Carrion widmete das Heft dem Nic. Michanlt von Indeveldt,
der kurz vorher in Orl4ans einen Sohn verloren hatte, nnd be-
griindet nach einigen Worten des Beileids die Dedikation damit,
dafi er erfahren habe, Michanlt sei der Adressat des Busbecqschen
Briefes gewesen. Zngleich hofft er, B. selbst werde die ohne seine
.Erlanbnis geschehene Pnblikation ohne GroU aufnehmen, wenn
1) Vgl. bieriiber den Brief XIV an K. Maximilian II.
2) Biographic nationale de Belgique III, 352 if. ; wie Lowe dazn kommt, den
Editor einen Anonymus zu nennen (a. a. 0. 133), ist mir unverstilndlich geblioben.
1 *
4
Edward SchrSder,
sein Freund M. sich die Widmung gefallen lasse. Carrion, der
sich anderwarts der personlichen Bekanntschaft B,s riilimt (S. 6
Anm. 1), hat die Schriftstiicke , die offenbar mit Wissen Busbecqs
und Michanlts in Kopieen zirkulierten , keinesfalls von Busbecq
selbst erhalten (‘cum in manus meas incidissenf).
DaB B. von seinen Briefen, die er durchaus als litterarische
Kunstwerke schuf und gewiB selbst so wertete, Abschriften
(oder meinetwegen die Bronillons) zuriickbehielt und dann wieder
andem Kopieen schenkte oder solche zu nehmen gestattete, ist
nach den G-epflogenheiten dieser humanistischen Epistolographen
von vorn herein wahrscheinlich, und wird uns noch ausdriicklich
bestatigt durch die (groBere) Publikation der Briefe aus Frank-
reich, welche J. B. Honwaert zu Brussel 1632 aus seiner eigenen
Bibliothek veranstaltete: hier ist S. 170 eine Liicke der Korre-
spondenz von B. selbst markiert und durch eine kurze Inhaltsan-
gabe des fehlenden Briefes ausgefiillt.
b) 1682 brachte ein zweiter Druck von Plantin im Anhang
(d. h. hinter der ‘Exclamatio’ !) ‘Eiusdem Busbequij secunda in
Thraciam profectiu’, d. i. den z-weiten, kiirzesten, Tiirkenbrief. Es
scheint daB diese Zugabe des Neudrucks erst wahrend des Satzes
einlief, denn das zuerst gedruckte Titelblatt der ‘altera editio’
kundigt das Plus nicht an,
Aus einem Brief den Justus Lipsius am 22. August 1684 von
Leiden aus an Busbecq schrieb, wissen win, daB man damals von
ihm selbst eine vollstandigere Edition seiner Reisebriefe erwartete,
J. L, Epistolarnm selectarum chilias (Aven. 1609), Cent. I ep. 63 :
‘Itineraria tua Plantinus si accifiet, edet; nos qualecumgue augmentum
avide expectanms'. Zu dieser vom Autor besorgten oder doch auto-
risierten Ausgabe ist es nicht gekommen.
n. Statt dessen erschienen alle vier turkischen Briefe und
im Anhang wieder die Denkschrift vereinigt;
A. Paris 1589^) (‘apud Aegidium Beys, via Jacobaea ad in-
signe Lflii albi’) : ‘Augerii Gislenii Busbeqnii D. legationis Turcicae
epistolae quatuor. Quarum priores duae ante aliquot annos in
lucem prodierunt sub nomine Itinerum Constantinopolitani et Ama-
siani. Adiectae sunt duae alterae. Eiusdem de re militari contra
Turcam instituenda consilium’. — Hier steht zuerst auch der Be-
richt iiber die Krimgoten : Bl, 136 — 137 ; R. Lowe hat ihn danach
1) Im Grundr. d. germ, Phil. P 16 wird die erste Ausgabe noch wie bei
Mafimann ins J. 1696 gelegt.
Busbecqs Krimgotisclies Vokabular.
5
S. 127 — 130 (und nach ihm W. Streitberg, Got, Elementarbuch^
S. 286 — 288) sorgfaltig wieder abgedruckt.
Der sebr ungeschickte Titel erweckt von vorn herein den
Eindruck eines rein bnclihandlerischen TJnternehmens , nnd dieser
wird dnrch weitere Beobachtungen verstarkt. Auch vor dieser
ersten vollstandigen Aiisgabe der Tllrkenbriefe treffen wir wieder
das Kondolenz- und Widmungsschreiben des Carrion an Michanlt
vom 1. Febr. 1581, das sick doch allein auf die editio princeps
des ersten Briefes bezog und eigentlich wohl nur angebracht war,
um dem ersten Unwillen des Briefschreibers liber die unbefugte
Edition vorzubeugen. Wenn wir dem, freilich oft scharf zuge-
spitzten, Zeugnis des Jos. Scaliger glauben diirfen, so stand Carrion
iiberhaupt nicht im besten Rufe: ^Carrio estoit lien docte^ mais
mediant . . . Est doctiis sed summus fnr lilromm^ (ScaKgerana, Col. 1695,
S. 81), An dieser neuen Edition wird er, der damals langst in
Lowen weilte, schwerlich Anteil haben — nur an den Kreis,
welcbem Carrion in Paris angehort hatte, wird man denken dllrfen:
derselbe Drucker hat 1583 auch des Carrion Ausgabe von Censo-
rinus ^De die natali^ hergestellt ^).
Am wenigsten konnen wir Busbecq selbst einen unmittelbaren
Anteil daran zuschreiben, obwohl er damals sicher in Frankreich
und vielleicht sogar in Paris lebte^). Wie soUte er es liber sich
gebracht haben, jene aus einem bestimmten AnlaB entstandene
(oder damit drapierte) und nur flir eine Teilpublikation bestimmte
Widmung des Freibeuters Carrion beizubehalten? Es ware ihm
auch gewifi nicht passiert, da6 er die falsche Datierung des ersten
Briefes: 1. Sept. 1664 (statt 1655^)) steken lieb, die nun in alle
weiteren Ausgaben iiberging. Und der Mann der in Griechenland
und Kleinasien eifrig Handschriften sammelte und Inschriften
kopierte, der noch in seiner Pariser Zeit fiir Justus Lipsius den
1) Im Vorwort dazu (datiert aus Orldarjs, 25. Okt. 1582) z^hlt 0. eine lange
Reibe von franzOsischen Freunden auf, die er seit 1579 kennen gelernt babe, und
an der Spitze dieser Liste heiBt es: ^Nolo wm&mn ilh,d et singular e secuU nostri
decus Augerium Busbegidum Tieroem sajgientia^ doctrina, (mini mrtutum denique
genera viris viaximis parent ^ liumanitate superiorem., Flandria vindidas contra
atjentCy nominare\
2) Wir besitzeu aus dem November und Bezember 1589 drei Briefe von ibm
an K. Rudolph II. : bei Houwaert (Brux. 1632) Lib. II Nrr Liv— lvi, die aber --
begreiflicberweise — fiir unsere Frage niebts enthalten.
3) B. erbielt den Auftrag zur tiirkisebeD Legation am 3. November 1554 in
Lille, bracb Anfang Bezember von Wien auf und traf am 20. Januar 1555 in
Konstantinopel ein (Ed. 1589 fol. 20^); Ep. I ist erst nach der Riickkebr von
der turkiscb-kleinasiatiscben Reise zu Wien am 1. Sept, 1555 abgescblossen.
6
Edward Schroder,
Pnteanus des Livius verglichen hat (J. L, Epist. Cent. 1 ep. 18),
wlirde das krimgotische Grlossar nnmoglich so haben vom Setzer
mihhandeln lassen, wie es tatsachlich geschehen ist.
Denn allerdings, das Vertrauen welches einzelne Grelehrte auf
die Ueberlieferting dioser Wbrterliste setzen, vermag ich gaiiz und
gar nicht zu teilen. Am weitesten geht darin R. Lowe, der sich
noch im Jahresbericht £ german. Philologie 1902, S. 34 dagegen
straubt, Fyuf (^quinqne’) in Fynf zu andern, da doch ^Bnsbeck um
so weniger seine eigene Schrift falsch gelesen haben kann, als er
durch ein fynf an nhd. fmf erinnert ware^ ^).
Ebenso wie der Verfasser der Briefe ist aber anch ihr erster
Adressat als Pleraiisgeber ausgeschlossen, das Ganze ist die Speku-
lation eines Buchhandlers, die ohne Zutnn iind wahrscheinlich ohne
Mitwissen der beiden Nachstbeteiligten zu Stande kam, nachdem
die Briefe, wie sich aiis dem Dedikationsschreiben des Carrion
von 1681 schlieJBen lafit und nach dem Branch dieses Jahrhunderts
ohne weiteres verstandlich ist, in gewissen Pariser Kreisen, zu
denen wir namentlich die Philologen und Diplomaten zahlen diirfen,
langere Zeit abschriftlich zirkuliert hatten. Die Andacht welche
Lowe dem Buchstaben des Vokabulars entgegenbringt, ist von vorn
herein nicht begriindet, und sie wird durch die genauere Prlifung
der Laute und Buchstaben als absurd erwiesen.
DaB die meisten Eehler der ersten Ausgabe in alien spatern
Editionen wiederkehren, beweist natlirlich gar nichts fiir ihre TJr-
spriinglichkeit , wenn diese Ausgaben sich als Nachdrucke einer
Editio princeps spuria herausstellen. Lowe konnte auf diese Kon-
gruenz nur Wert legen, weil er bei der Mehrzahl dieser Neudrucke
den alten Herausgeber als mitwirkend ansah, fltr eine allein-
stehende (Miinchen 1620) aber sogar ein Zuriickgehn auf das Manu-
skript erweisen wollte. Dieser Glaube mu6 griindlich zerstort werden.
Unter B fafi ich die samtlichen Drucke zusammen, welche aus
der Wechel-Aubryschen Offizin in Frankfurt und Hanau her-
vorgegangen sind^)j sie tragen alle vier das bekannte Signet : den
Pegasus liber dem Merkurstabe.
B\ 1695 : Trancofurti Apud heredes Andreae Wecheli, Claudium
Marnium & Ioann. Aubrium’. Der Titel ist wie der Inhalt genau
1) In seinem Buche S. 132 scMebt L. freilich die Ausgaben von 1689. 1595.
1605. 1629 samtlich ^einer und derselben Person’ zu; die Unmoglichkeit aucli
dieser Annalime wird sich bald herausstellen.
2) Die lOOjahrige Geschichte dieser Buchdruckerfirma hat G. Konnecke im
'Hessischen Buchdruckerbuch’ (Marburg 1804), S, 124—167 geschrieben.
Busbecqs Krimgotisches Vokabnlar. 7
der gleiche wie bei A, aber mit dem Zusatz ‘Cum Indice omnium
locupletissimo’. Das Glossar steht S. 269 — 261.
[B^, 1696: ‘Gedruckt zu Franckfurt am Mayn, in Verlegung
Andree Wechels seligen Erben’ ist die erste deutscbe Uebersetzung:
‘Reysen Vnd Bottschafften’ usw. Das Glossar mit neukockdeutscber
Uebertragung S. 386 — 388. TJebersetzer war der ‘Ludimoderator’
M. Michael Schweicker zu Frankfurt, welcher das Werk unterm
6. Marz 1696 dem Rat der Stadt Schwabisch Hall widmet. Die
Widmung Carrions ist hier fortgelassen.]
Um konfessioneller Schwierigkeiten wUlen wandten sick die
Wechelschen Erben zunachst nach Basel und dann nach Hanau.
In Hanau sind die beiden folgenden Ausgaben gedruckt.
B**, 1606: ‘Hanoviae, Typis Wechelianis apnd Claudium Mar-
nium & haeredes loan. Aubrij’. Die Ausgabe bringt einen Zu-
wachs, der auch im Titel angekiindigt ist: ‘Accedit Solimani Tur-
carum Imper. Legatio adFerdinandumRom. Caes. anno M. C. LXII
Francofurtum missa: cuius apud Busbequium mentio’. Sonst ist
die Einrichtung von Titel und Text durchaus die gleiche wie in
B*. — Das Glossar S. 244. 246.
B^, 1629 : ‘Hanoviae, Sumptibus dementis Schleichii, & Yidnae
Danielis Aubrii’. Die Ausgabe deckt sich Seite auf Seite und
meist auch Zeile auf Zeile mit B**, ist aber doch voUig neu ge-
setzt. — Das Glossar S. 244 — 246.
Die Yeranstalter der B-Editionen waren aus der guten philo-
logischen Schule des Pariser Buchdrucks hervorgegangen, sie hielten
vor allem auf eine scharfe Korrektur und gewannen daflir Per-
sonlichkeiten von Htterarischer Bildung und wissenschaftlichem
Ruf : hat doch ein Philologe wie Friedrich Sylburg die Korrektor-
stelle bei Wechel einer Marburger Professur vorgezogen. So sind
denn unsere Drucke durch groBe Sauberkeit ausgezeichnet, die
Aufmerksamkeit des Korrektors ist auch gegeniiber dem schwierigen
Satze des krimgotischen Glossars nicht erlahmt.
Die Reihenfolge der Vorlagen ist klarlich die ohronologisch
gegebene : A — ^B^ — ^B*— ^B*.
4 '
B^
Von Zuriickgreifen auf ein Manuskript kann bei den Frank-
furt-Hanauer Drucken absolut nicht die Rede sein, und ebensowenig
ist an eine Beteiligung Carrions (des ‘Anonymus’ von R. Lowe)
zu denken. Als die erste dieser Ausgaben bei den streng calvi-
nistischen Verlegern erschien, war der Lowener Domherr und
Professor kaum noch am Leben: er starb am 23. Juni 1695, und
8
Edward SchrBder,
gerade die Wiederholung seiner langst deplacierten Widmung be-
weist, dal3 hier nur buchhandlerische Gf-eschaftspraxis im Spiele
war. Wecbels sowobl wie ibre Korrektoren waren gewifi ver-
standig genug, run das UngescMck dieser veralteten Vorrede ein-
zusehen, aber sie mnfiten RiicksicM nebmen anf ibre MeBkund-
scbaft, die von dem Bestande der ‘ecbten Ansgabe’ nicbts cnt-
bebren wolUe, nnd der jeder Neudruck nnvollstandig erscbien dem
die alte Widmung fehlte.
Die dentsche Uebersetzung (B*) kommt fiir die weitere Text-
geschichte des Glossars nicht in Betracht nnd darf daber in einer
Anmerkung erledigt werden^).
B^ bewabrt gewissenbaft alle [spater zn erbrternden] Lese-
nnd Satzfehler von A nnd vermebrt sie um zwei neue : Jes fiir
les, das scbon in (B^nnd) B® wieder scbwindet ^) , und Galim fiir
GaU 0 ou, das sicb in B^‘ ® halt nnd in (C und) alle Ausgaben von
III iibergebt®).
B^ bessert den sebr dnrchsicbtigen Febler von AB^ (B^) Stein
(‘Stella’) in Stern, was dann von (C and) III festgebalten wird,
bringt aber einen neuen Scbnitzer binzu: das in B^ mit Zeilen-
trennung stebende Athe, | n^/ne (‘acbt, neun’) wnrde in B^ mit
Trennungsstricb am Zeilenende als Athe- \ nyne wiedergegeben.
B® iibernabm dies Athe-nyne am ZeUenscbluB und verlas aufier-
dem das ScJmuaUh mit abgebrochener ^-Type als Sehuualcli.
Der so entstandene Text: mit einer guten Korrektur {Stern)
und drei neuen Fehlern {Schuiiahh , Athe-nyne, Galisu) gegeniiber
A bildet dann die Grundlage fiir III, s. u.
Zwiscben B^ und B* schiebt sicb zeitlich ein
C, die Miincbener Ansgabe von 1620: ‘Augerii Gislenii Bus-
bequii Legationis Turc. Epistolae IV, In quibus Mores, et res a
Turcis per septennium gestae explicantur. Eiusdem de re militari
contra Turcam consilium, & Solimanni Turc. Imp. legatio ad Eerd. I.
1) Sie hat fortgelassen Binck siue und gibt nur ^Eingo, Einolv', sie hat
vollig misverstanden Knauen tag und behandelt knaum als cin Wort fiir ‘Tag’j
sie verbessert die alten Fehler Tzo Warthata in Tso vvarthata und les (B^ Jes)
Vartliata in Ics warthata (ohne damit Nachfolge zu ixnden)^ sie verdruckt irei'
thycn in Tlireithyen,
2) Ganz unabhangig taucht der gleiche Fehler noch einmal in dem spaten
Dresdener Druck (1689) auf.
3) Es zerstort das Reimbild (\ingdoloiC) und verrat sich schon dadurch als
Fehler — gleichwoM spricht es Lowe S. 132 als echte Lesart an.
Busbecqs Krimgotisches Vokabular. 9
Imp. Biom. . A Kaphaele Sadelero Imagiiiibus exornata et venum
proposita. 010 loc. xx. Monaci’. — Das Glossar S. 378 — 381.
Baphael Sadeler, der diese Ansgabe veranstaltet nndimter
Fortlassung der Widmung des Carrion Kaiser Ferdinand II. zu-
geeignet hat, ist keineswegs eine so nnbekannte Personlichkeit wie
E. Lowe S. 133 zu meinen scheint: er war der mittlere von drei
Briidern, die ans den Niederlanden nach Miinchen libersiedelten und
dort eine hliihende Schnle des Kupferstiches begrlindeten , vgl.
J. V. Sandrart^), Tentsche Akademie III, 354 ff., Nagler, Allgem.
Kiinstlerl exikon XIV, 138—167. Eaphael Sadeler (Nagler S. 146 ff.),
geb. 1655 zu Brllssel und gestorben (wahrscheinlich) 1628 zu
Miinchen, ist besonders an der Illustration der ^Bavaria sancta et
pia’ beteiligt. Zu seinen letzten Werken scheinen der grofie Stick
der Schlacht von Prag (1620) und eben unsere illustrierte Busbecq-
Ausgabe zu gehbren. Diese lieB er bei der Wittwe Adam Bergs,
Anna Berg drucken, nahm sie aber in eigenen Verlag (s. d. ge-
stochene Schlufiblatt: ^Apud Eaphaelem Sadelerum iconographuna
diicalem venalis’). Sie war mit 6 Kupfern von seiner Har^d ge-
schmiickt: einem reich und zierlich gezeichneten Frontispiz, einer
kleinen Landkarte von Europa und Kleinasien , einem Bild von
Konstantinopel aus der Vogelschau und den Portrats von Busbecq,
Soliman und K. Ferdinand I. Auch sonst hat sich S. bemiiht,
seine Ausgabe konkurrenzfahig zu machen: er setzte fortlaufende
Inhaltsangaben an den Eand und verbesserte das von B gebotene
Eegister.
DaB er die Hanauer Ausgabe B^ (1605) benutzte, beweist
allein schon der torichte Fehler Athenyne (hier vollig in ein Wort
gezogen). Neben der von B^ iibernominenen Besserung Stern be-
gegnet eine eigene: Kriten fiir Eriten^ die sich der Plaralander
wahrscheinlich schon vor denoi Beginn des Druckes in das der
Offizin ilbergebene Handexemplar eingetragen hatte: denn weiter-
hin liefi er dem Setzer freie Hand und hat wohl kaum eine Kor-
rektur gelesen; so geht die Doppelsetzung der SchluBkonsonanten
in Whghenn und fluff natiirlich ebenso auf den Branch des Setzers
zuriick, wie der Nasalstrich in Jmaue (am ZeilenschluB)^).
Die Niederlander waren allgemein sehr stolz auf ihren Lands-
1) Der ein ScMiler des jungsten Binders Egidius Sadeler war,
2) R. Lowe erwagt (S. 183) bei allem dem den EinfluB ‘der (1) Handscbrift',
die Sadeler neu verglicben iiaben soli. Mit Sicherkeit leitet er aus ihr ab das
Kriten (s. 0 .) und die Variante Emmisclep fiir Hcemisclep der aiteren Drucke in
dem jetzt als tiirkisch erkannten Liedfragment — und zwar desbalb weii Eadloff
in seiner Euckumscbrift bier Imn ischldp schreibtl
10
Edward Schroder,
maim, den gelehrten Diplomaten Bnsbecq, den Carrion, Lipsins und
Houwaert mit einem Lieblingspradikat ilirer Zeit einen ^heros’
nennen und der von Houwaert in der Vorrede zu seiner Ansgabe
der Briefe an K. Maximilian II. als ^magnns Belgii nostri patriae-
que splendor’ gepriesen wird. Aus einer ahnlicben Empfindnng
hat auch Sadeler die Tiirkenbriefe Busbecqs neu gedrnckt nnd dem
Kaiser Eerdinand 11. zugeeignet, an dessen Grrofivater sie gerichtet
waren.
Im J. 1680 gab J. B. Houwaert von Briissel zu Lowen die
Briefe heraus, welche Busbecq aus Erankreich an K. Ru-
dolph II. geschrieben hatte (63 Hrr.), und lieB dann zu Brussel 1632
einen starkeren Band folgen, in welchem die inhaltreichen Briefe
an K. Maximilian II. (37 JSfrr.) vorangestellt und auherdem die
Briefe an Rudolph um 5 Nrr. vermehrt waren: ^Augeri Grisleni
Busbequi Epistolaruih legationis Gallicae Libri II. Ad Maximi-
lianum II. et Rudolphum II. Romanorum Imperatores. E biblio-
theca Jo. Bapt. Houwaert J. C. patricii Bruxell. Bruxellis. Apud
loannem Pepermannum etc. Anno 1632’.
III. Wie es scheint noch vor dem Erscheinen dieser zweiten
Publikation Houwaerts, jedenfalls ohne Kenntnis davon^), veran-
stalteten die Elzevirs in Leiden eine ^Gresamtausgabe’ : ^A. Gis-
lenii Busbequii omnia quae extant. Cum privilegio. Lugd. Bat.
1633’. Diese enthalt (als I. II. Ill) alles was die Hanauer Drucke
B^‘ ^ bieten, und aufierdem (als IV) die 53 Briefe an K. Rudolph 11,
Zwischen die auch hier wiederholte Widmung des Carrion von
1581 und den Text der Briefe aus der Tiirkei ist eine kurze Vita
eingeschaltet, die in das Epitaphium des Justus Lipsins auslauft.
Die zweite Elzevir- Ausgabe, Amsterdam 1660, wiederholt die
erste seiten- und zeilengetreu ‘^) , aber mit einigen neuen Eehlern,
die dann in dem Dresdener Druck (ausgegeben in Leipzig) 1689
wiederkehren : verraterisch ist besonders innerhalb des Glossars
‘TJ t fecisti’ st. Tu fecisti’. Dagegen hat die sorgfaltige Dresdener
1) Das Buch (G6tt. Bibl. Acta puhl. 26^ in 4^) scheint sehr seiten zu sein:
vorEorster und Daniell hab ich es nirgends erwllhnt und benutzt gefunden. Audi
alle 5 spilteren Ausgaben von ‘Busbequii omnia quae extant’ nehmen keine No-
tiz davon.
2) Audi Fchler des lateinischen Textes die zuerst 1633 auftauchen, gehn
von jetzt ab durcli alle Ausgaben, so im Eingang des IV. Briefcs (1683, S. 287) :
^Caradenis hoc est maris rubri’ st. ‘nigri’.
Busbecqs Krimgotisclies Vokabular. U
Ausgabe selbstandig gebessert Athe^ nym und auBerdem thiinekia,
thiinetria ’).
Direkt auf die Leidener Elzevirausgabe von 1633 zurlick gehn
ferner die Ausgaben von Oxford 1660 und von Basel 1740 , und
jedenfalls auch die Londoner Ausgabe von 1660, die einzige von
der mir kein Exemplar zuganglicb gewesen ist^).
Die Leidener Ausgabe von 1633 zeigt im Text des Vokabulars
(S. 323 — 326) den engsten AnscbluB an (Hanau 1629) : sie iiber-
nimmt von dort den Eebler Galimi (B^* ®), pflanzt den bbseu
Schnitzer Athenyne aus dem Atlie-nyne{&^*^) weiter fort, tmd ebenso
den jlingsten Eebler Scliwalch (B^); sie bewabrt anderseits die
Besserung Stern (B''^* ^). Hinzugekommen ist einmal ein kleiner
neuer Eebler : SchecUt fiir Schediit AB^* und dann eine treff-
licbe Emendation: Griten fiir Eriten AB^‘ ^ Die gleicbe Besse-
rung baben wir (als Kriten) in C angetroffen. Zwiscben der Elze-
virana und demMiincbener Drucke besteht nun keinerlei Zusammen-
hang — auBer dem nicbt gleichgiltigen, daJB der Bucbdrucker El-
zevir und der Kupferstecber Sadeler beide Niederlander sind!
Jeder von ihnen muBte beim Lesen, spatestens beim Korrigieren,
auf die Besserung kommen : wenn Busbecq sagt, fiir viele BegrifFe,
so auch fiir budere’ und ‘flere’ batten die Krimgoten bostratia
aut parum differentia vocabula’, dann muBte j e dem Niederlander
neben dem Wort fiir bidere’ ; lachen als Wort fiir ^flere’: eriten
anstoBig erscbeinen, und die Verbesserung eriten lag wabrlich nabe
genug, vgl. den gleicbzeitigen Lexikograpben Kilian: ^hrijten . . .
plorare , lamentari , flere’ ^). Hier bedurfte es weder fiir Elzevir
des Heranziebens von C nocb fiir Sadeler des Nacbscblagens in
dem (fiir ibn vollig unerreiebbaren) Originalmanuskript.
Es steht nunmebr fest, daB aus der Pariser Ausgabe von 1689
(A) alle andern abzuleiten sind, und zwar nur die nacbstfolgende,
die Frankfurter von 1595 (B^), direkt, aUe iibrigen bis zur ersten
‘Gresamtausgabe’ herunter (1633, von der dann wieder alle spateren
abbangen) in der ermittelten Eolge, welch e die Chronologic und
1) Muchs Angabe, daB thiinetua auch schon in Amsterdam 1660 erscheine,
liab ich nicht bestiitigt gefunden, obwohl mir von dieser Ausgabe zufallig 3 Exem-
plare vorgelegen liaben.
2) DaB im J. 1660 nach eiuer Pause von- 27 Jahren plotzlicii drei Ausgabeii
ans Licht trateu, liat seinen Grund offenbar in dem gesteigerten Interesse, das
die energischen Aktionen des GroBwesirs Meliemed Koprili der halbvergessenen
Tiirkei aufs neue zuwandten.
3) Das Wort, unser Icreifsen^ ist natiirlich etwas gauz auderes als got. gretan.
12
Edward Sclir5der,
der Geschaftsbetrieb als natlirlich erscbeinen lassen muJB. Die Art
wie Lowe S. 134 und sonst mit ‘Lesarten’ operiert, ist einer so
durchsichtigen Abstammimg yon dem erhaltenen Arclietypus gegen-
liber nnbedingt abzulehnen. Diesen ArcbetyptisAalleinbaben
wir nnnmebr auf seine Zuverlas sigkeit zu priifen.
Allgemein zngestanden sind die im Laufe der Fortliberliefe-
rung beseitigten Febler ‘Stein. Lapis’ (wofiir Stern von ab) und
‘Eriten. Dlere’ (wofiir Kriten C, Criten III) ; weiterhin das t in Fisct
(s. u. S. 14). Nirgends ausdriicklich betont find ich die feblerhafte
Majuskel in der Verbalform (2Vo) Vvarthata und den doppelten
Fehler (les) Varthata (Majuskel und v si. to). Weiterhin liegt in
den Zahlen thunetua, tliunetria neben unmittelbar vorausgehendem
thiiney tUinita ein wiederholter Lapsus vor, gegen den sich Lowe
nicht hatte strauben sollen, s. Much, Idg. Forschgn Anz. IX, 202 ^).
Diese Achtzahl von Fehlern gegenliber dem anzusetzenden Ori-
ginal ist an sich schon grofier, als die Zahl der Abweichungen die
sich irgend ein spaterer Druck gegeniiber seiner Vorlage hat zu
Schulden kommen lassen. Sie wird alsbald vermehrt durch zwei
Fehler, die langst notiert, aber noch immer nicht entschieden
genug anerkannt sind. fyufy das schon Mafimann unbedenklich in
fynf anderte , wird von Lowe und (sehr geq^ualt) von v. Grien-
berger, Zs. f. d. Phil. XXX, 132 verteidigt: es ist schon aus dem
Grunde unhaltbar, weil der Diphthong iu^ der nur in diesem Falle
begegnet, der Sprache und Orthographic B.s selbst fremd ist. —
Flir ‘SdJmos. Sponsa’ ist von Detter bei Much a. a. 0. 198 Schnos
(^nurus^) vorgeschlagen worden, und ich stimme dem zu, obwohl
die Ablautstufe nicht geklart ist; denn Schuo- kann weder ein
-uo- enthalten, da dieser Diphthong der Sprache sowohl wie der
Transcription B.s fremd ist, noch ein siv- y da er ja anderwarts
ScJiimester und ScJiimalth schreibt. Liegt aber hier zweimal Ver-
tauschung von n in it vor, so wird man mit einem ahnlichen
Fehler auch anderwarts rechnen diirfen ; Menus (^.Caro’) riickt dem
ulfilanischen mim^ wesentlich naher, sobald wir Mends dafur ein-
setzen. — Dafi weiterhin fiir Wintch (Wentus’) Wlntsch zu lesen
sei, entsprechend dem Fdntscli (Much a. a. 0.), wird durch folgende
Erwagung bekraftigt : B. war weder phonetisch geschult noch hatte
er die Absicht phonetisch getreue Wortbilder zu bieten; er woUte
und konnte nichts anderes als flamische und aUenfalls deutsche
Transcription geben — und da war eine Laut- oder Buchstabeii'
1) Dagegen ist es freilich ganz bedeutungslos , wenn eine spate Ausgabe
(Dresden 1689J endlicb so einsicbtig ist bier auszugleichen.
Busbecqs Krimgotisches Vokabular.
13
gruppe -ntch (am Wortende!) ganz auggeschlossen. — Auch Wuht-
gata (^Alburn’) ist fehlerliaft, und ich glaiabe daB Much a. a. 0, 199
das Eindringen des cli richtig atis den Wortbildern der XJmgebung
erklart hat.
SchlieBlich liegt noch im Latein des Griossars ein PeHer vor :
in Vohmtas statt Volnptas — jedenfalls wenn die iibliche Deutung
von Borrotsch als ulf. gdbanrjopus das richtige trifft.
Die Pariser Editio princeps, anf die allein wir unsere Kennt-
nis des Vokabular s und der krimgotischen Sprache liberhaupt
griindenj enthielt unzweifelhaft eine stattliche Anzahl von Pehlern.
Bei den bisher von mir angesprocbenen — einem reichlichen
Dutzend! — hab ich nicht ohne weiteres entscheiden wollenj ob
sie auf das zur Druckerei gelangte Manuskript zuriickgehn, oder
vom Setzer durch Lese- und durch Setzfehler verschuldet sind.
Wir wissen ja, daB in Paris die tiirkischen Episteln Busbecqs hand-
schriftlich umliefen; wenigstens fur die erste steht dies durch
Carrions Aussage fest. Anderseits sind derartige Humanisten-
briefe — ■ und man wird den Diplomaten Busbecq unbedenblich
einen Humanisten im vornehmsten Sinne nennen — schon um ihrer
eleganten Form willen meist von geschulten Philologen und mit
besonderer Sorgfalt kopiert worden, und dem lateinischen Text
gegenliber hat man auch hier durchaus den Eindruck, daB er
genau abgeschrieben und im Druck sorgfaltig korrigiert sei. Bei
dem krimgotischen Griossar aber konntd sowohl das Interesse des
Kopisten wie die Aufmerksamkeit des Korrektors erlahmt sein —
und auf den Pariser Setzer war hier erst recht kein Verlafi:
Fehler wie ^Stein. Stella^ und ^Eriten. Flere’ waren einem fla-
mischen Korrektor nicht passiert, und das spater mit Zahigkeit
festgehaltene fyuf hatte ein deutscher Setzer aus der Handschrift
ganz mechanisch als gelesen; das einmal geschaffene Druck-
bild fyuf freilich ist nachher festgehalten und nur ausnahmsweise (in
der Niirnberger Uebersetzung von 1664) in fynf geandert worden.
Ich glaube aber, wir sind mit den Fehlern der ersten Aus-
gabe nbch keineswegs zu Ende : :es scheint behn Satz noch ein
kleines Erfcramalheur passiert zu sein. Wahirend der Text der
Briefe fortlaufend in der gewohnlichen geraden Antiqua gedruckt
ist, tritt bei dem Griossar zweispaltiger Satz mit Kursive ein. Ich
vermute nun, daB der Setzer hier (wie es wohl das iibliche ist)
anfangs einspaltig das Ganze setzte und alsdann eine Umbrechung
vornahm: dabei aber mdgen ihm einige Zeilen ^eingefaUen’ oder
einige Buchstaben kerausgesprungen’ sein, die er dann verkehrt
14
Edward Schroder
wieder einstellte. So erkl&'e ich namlicli die mir wahrsclieinlichen
Verderbnisse in der folgenden Grnippe:
Kor, Triticum,
1. Korn.
Salt, Sal,
Fisct, Biscis\
1. Fise.
Iloef, Qapitt,
1. Eoeft.
Thurn, Borta,
1. Thiir.
Auf 6 Worter entfielen mitHn 4 Fehler, und damit ist die FeUer-
liste dieser Spalte keineswegs erschopft: denn das nachste "Wort
gleich ist Stein fiir Stern (^Stella’) , nnd dann wird die Kolumne
geschlossen von Sune {^SoV) und Mine (Xuna’), die mir dnrchans
nicht so unverdaclitig ersckeinen, wie scheinbar Allen die sick bis-
her mit unserm Gflossar beschaftigt haben^). Nehmeii wir hinzu,
daB auf derselben Spalte weiter oben auch VVintch eine Stoning
aufweist, so kommen wir zu dem Ergebnis daB auf dieser Un-
gliicksspalte moglicherweise 8 von 20 Wortern verderbt sind,
Der Eehler Fisct war natiirlich langst erkannt : ob Fisch oder
Fisclo zu schreiben sei, daritber gingen die Meinungen von Much
(a. a. 0. 197) und v. G-rienberger (Zs, f. d. Phil. XXX, 133) aus-
einander : beide schoben das -t auf den EinfluB des voranstehenden
Salt] geben wir es dem unmittelbar folgenden Hoef(t)j so sind
beide Worter in Ordnung. Dasselbe Verhaltnis besteht m. E.
zwischen Thurn und dem durch 3 Zeilen davon getrennten Kor:
tauschen wir das -n aus , so sind wir der Qualereien iiberhoben,
mit denen z. B. v. Grienberger (Zs. f. d. Phil. XXX, 133 und Zs.
f. d. bst. Gymn. 1898, S. 250 f.) die Form Thurn zu erklaren
versucht.
Die Herstellung von Hoeft und Fisc halt ich fiir sicher, die
von Korn und Thur^) fiir mindestens wahrscheinlich. Man nahm
bisher an, -n mKorn sei lautgesetzlich abgefallen, und berief sich
auf Baar (Tuer^) fiir larn, Aber gegen den Schwund des aus-
lautenden -n spricht nicht nur {Stein oder vielmehr) Stern^ sondern
auch Waghen, Eeyhen und das durchweg bewahrte -n des Infinitivs.
Baar steht dringend im Verdacht eines Lese- oder Setzfehlers.
Nachdem wir fyuf und Sehuos beseitigt haben, bleiben von Be-
zeichnungen der Langvokale und Diphthonge nur solche iibrig,
1) Zunaclist fehlt in Sune ein n, das B. doch gcwiB gehort und aufge-
schrieben hat, dann aber beachte man, daC sowohl -d (in Ano^ Bingo) als (in
Bnmna^ Boga) der schwachen Declination sonst immer bewahrt erscheinen, wah-
rend bier beideinal -e steht.
2) Man kbnnte auch an Tlmru denken, wcnn man sich die ags. Form vor
Augen halt — unter alien Umstanden ist das fehlerhaftl
Busbecqs Krimgotisches Vokabular.
16
welche die niederlandische Orthographie jener Zeit darboi: ae
{Ael), oe {BroCj Oeghene, Hoef{t )) ; ei^ ou^ ie ; ee, ii ; also nicht oo, nicht
mi imd auch nicht aa, fiir das ihm vielmehr ae zn Grebote stand.
Das Dehnungszeichen vor r < rn ist aber doppelt verdachtig, weil
in Kor nnd Thtir[n) keine Spur davon vorhanden ist. So mocbt
ich denn Baar fiir eine Verlesung oder einen DruckfeUer statt
Barn ansehen, nnd jedenfalls sind mir Baar nnd Kor beide zu
verdacbtig, um auf ilir liberliefertes Bild bin dem Krimgotischen
einen ^Abfall des -n nacb r’ zu vindizieren.
Den ‘Abfall des d in Hoef hat man geglaubt mit dem Fehlen
des Dentals in Broe (Tanis’) in Parallele bringen und durch den
Dentalschwund in Breen (^Assare^) stiitzen zu konnen. Davon ist
zunachst zu streichen Breeot, in dem v. Grienberger Zs. f. d. Phil.
XXX, 133 richtig ein Verbum purum erkannt hat: seine Aus-
fiihrungen werden gestiitzt und modifiziert durch Busbecqs Lands-
mann Kilian: braeden^ Iraeyen ^assare, torrere flammis’; nur an
dieses braeyen^ nicht an braeden konnte B. denken , wenn er die
krimgotische Vokabel breen unter die ^nostratia aut parum diffe-
rentia* einreihte^). Es bleibt also einstweilen Broe, dies aber ist
mit dena behaupteten Dentalschwund in Hoef^ der hier doch erst
das aus liaiibi^ symkopierte Hoeft und somit die feste Konsonanten-
gruppe ft betroffen haben miiBte, kaum in eine Linie zu stellen.
Jedenfalls bleibt der AbfaU des Dentals nach f eine ebenso
unsichere Sache, wie der Abfall des Nasals nach r, nnd das ein-
fache Mittel die Pormen Kor und Hoef zu beseitigen, indem wir
die fehlenden SchluBkonsonanten in der Nacbbarschaft da holen wo
sie iiberfliissig sind, wird durch keine einwandsfreien Gegenbei-
spiele widerraten.
Damit will ich die Kritik der Deberlieferung fiir diesmal
schlieBen. Ich betone — nunmehr — nachdriicklich , daB sie sich
mit Bestimmtheit nur gegen den Setzer der Editio princeps richten
konnte. Einen festen Anhalt dafiir, dafi schon das Druckmanu-
skript durch Pehler entstellt war, hat dieser Ted meiner Beob-
achtungen nicht ergeben. Die Mehrzahl der Eehler, und fast alle
zweifellosen, fielen auf das Konto des Setzers. Die Annahme daB
nur eine Kopie, und am wahrscheinlichsten eine Kopie von fremder
Hand, in die Druckerei gelangt sei, stiitzt sich nach wie vor nur
auf die Erwagungen, welche ich oben S. 5f. liber die fehlende
Autorisation dieser Ausgabe angestellt babe.
1) Damit ist zngleicli das einzige krimgot. Beispiel von e fur endgiltig
beseitigt: fur steht durcliweg I
10 Edward Schroder, Busbecqs Krimgotisches Vokabular.
Ich mochte aber doch, indem ich von Busbecq Abschied
nehme, auf eine Mbglichkeit hinweisen, weitere Anhaltspunkte fiir
die Emendation seines krimgotisclien Vokabulars anfzufinden. Das
k. k Haus-, Hof- nnd Staatsarckiv in Wien bewabrt zweifellos
nocb eine Reihe von originalen Sckriftstiicken Busbecqs : bier
konnten wir seine Handschrift kennen lernen und aus ihr gewisse
Kriterien fiir die Verlesung durch den Kopisten gewinnen.
Ja, selbst die Mbglichkeit, dafi irgendwo in Frankreich oder
den Niederlanden nocb der Nacblafi seines Freundes und Korre-
spondenten, des Diplomaten Nicolas Micbault von Indeveldt exi-
stiert, und in ihm wohl gar die Originalbriefe des Ogier Grhiselin
von Busbecq, ist nicbt ohne weiteres von der Hand zu weisen.
Schluhnote: Von den oben angezogenen Ausgaben der Werke Busbecqs
hab ich die 2. Antwerpener Ansgabe von 1582 (Ib), die Mlinchener von 1620 (C)
und die Baseler Gesamtausgabe von 1740 in Exemplaren der Berliner Konigl.
Bibliothek benutzt — alle tibrigen sind auf der Gottinger Bibliothek vorhanden.
Die Koblenzer Fragmente zweier liandsoliriftlichen
Kartell von Deutschland ans dem 15. Jahrhundert.
Mit 2 Tafeln.
Von
A. Wolkenhauer.
Vorgelegt von Herrn Wagner in der Sitzung vom 18. Bezember 1909,
Das Konigliclie Staatsarchiv zu Koblenz ist im Besitze eines
kleinen unanselmliclierL Pergamentblattes, das f1ir die Gescbichte
der KartograpHe Deutschlands ein tmgewohDliches Interesse bietet,
Gelegentlich einer historiscb-kartograpMschen Studienreise horte
icb kurzlich dnrch Herrn Professor Dr. Konrad Kretschmer in
Charlottenburg von der Existenz des Blattes. Herr Klretschmerj
dem das Blatt vor langerer Zeit zur Begutachtung zngeschickt
war, iiberliefi mir fretmdlichst die von ihm angefertigte fliichtige
Abschrift der einen Seite des Blattes. Andere Stndien batten
Herrn Kretschmer bisher nicht zn einem bestiimnten Ergebnis bei
der Priifong des Blattes kommen lassen. Da mein spezielles
Interesse seit Imgerem der Renaissancekartographie Dentsdhlands
gewidmet istj ging ich mit Vergnligen anf Herrn Kretschmers
Anerbieten ein, meinerseits eine ErMSrtmg des jEVagments zn
versrichen. Meine bisherigen Ermittlangen teile ich im Eolgenden
mit. Wertvolle BHtteilimgen verdanke ich dabei Herrn Professor
Dr. Wilhelm Meyer beziiglichi des Alters der Schrift nnd Herrn
Professor Dr. Edward Schroder bezuglick der Begrenznng des
Heimatsgebietes des Verfassers auf Grand der Dialektformen,
In entgegenkommendster Weise entlieh mir das KonigKche
Staatsarchiv zu Koblenz die Handschrift fiir langere Zeit nach
Gottingen.
Kgl. Ges. d. Wisg. Nachricliten. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Heft 1,
2
18
A. Wolkenhauer,
I. Aeussere Beschrelbnng des Fragments.
Es handelt sich um ein rechtecbiges Pergamentstiick von 289
(oben 293) mm Breite und 197 mm Hoke. Wie Tafel I zeigt, sind
die Ecken teilweise abgerissen, auch ist das Blatt etwas wnrm-
stichig nnd zerrissen, auBerdem vergilbt nnd scbmntzig. Auf
beiden Seiten befinden sich handschriftlicbe Kartenzeicbnungen.
Wir wollen die besser erhaltene Seite mit dem Stempel des Ar-
chivs als vordere Seite (Tafel I) tmd die andere als untere oder
Eiickseite bezeicbnen. Mit der Riickseite ist das Blatt in einem
spateren Zustande anfgeklebt gewesen; vielleicht wnrde es bei
einem Bucheinbande benntzt. Teilweise sitzt der Hebstoff noch
anf dem Pergament. Infolgedessen ist die Zeicbnung der Euckseite
fast voUig verwischt; nnr mit groBter Miihe war die Eekonstruk-
tion, welche Tafel 11 zeigt, moglicb. Eine Eeprodnktion des Ori-
ginals hatte so gut wie nicbts von der Zeicbnung erkennen lassen.
Die Zeicbnung der Vorderseite, welcbe gut erbalten ist, stellt
eine Karte von Nordwest-Deutscbland nebst denNieder-
landen dar.
Die scbwer zu erkennende Karte der Euckseite umfaBt ein
Grebiet, das man zur Zeit der Eenaissance im AnscbluB an Ptole-
maus das Europaische Sarmatien^) zu nennen pflegte. Es
ist kurz gesagt das Gebiet zwischen der Ostsee und dem Scbwarzen
Meer. Die Karte umfaBt Polen, Dngam, Siebenbiirgen, einen groBen
Teil EuBlands, das ostliche Deutschland und einen Teil Oesterreichs.
"Wie wir seben werden, bilden beide Karten Bruchstiicke,
wabrscbeinlicb Yiertel, von groBeren Karten. Karte I umfaBte
wabrscheinlich Deutschland (im MaBstab von rand 1 : 3 Mall.)
und Karte 11 Mitteleuropa (im MaBstab von rund 1 : 7 Mill.).
Zeicbnung und Schrift sind auf beiden Seiten mit denselben
scbwarzen, roten imd braunen Tinten ausgefuhrt. Es handelt sich
ohne Zweifel auf beiden Seiten urn denselben Scbreiber. Allein
auf Grund der Schrift kann man die Entstehung mit groBer
Wahrscheinlichkeit in das 16. Jahrhundert setzen. Nach freund-
licher Beurteilung durch Herm Professor Dr. Wilhelm Meyer ist
die Schrift eher ins 16. Jahrhundert als in den Anfang des 16.
Jahrhunderts zu datieren. Eine spatere Zeit des 16. Jahrhunderts
erscbemt uberhaupt ausgeschlossen. Wir kommen hierauf bei Unter-
suchung der Autorschaft im letzten Kapitel noch zuriick.
1) Z. B. WaldseemftUers TABVLA • MODEENA • SAEMATIE - EVE • SIVE •
HVNGAEIE • POLONIE • EVSSIE • PEVSSIE ■ ET • VALACHIB • in den Stra£-
burger Ptolemausausgaben 1513 und 1520.
die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc.
19
Die Untersuclitmg der Fragmente werden wir so vornehmen,
daB wir zanadist die beiden Karten einzeln besprechen, damn zum
Vergleich das geograpbiscbe Material der Zeit an Karten xind
Ortstafein heranziehen nnd zum ScHuB zusammenfassen, was sich
fiber Zeit, Entstebungsort nnd Yerfasser des Fragments sagen laBt.
n. Die Karte der Vorderseite.
1. Dmgrenznng nnd matbematische*) Q-rundlagen.
a. G-ebiet. Die Karte der Yorderseite ist ebenso wie die
der Kiickseite nacb Nor den orientiert.
Das Q-ebiet der Karte umfafit in der Hanptsacbe Nordwest-
Dentscbland nnd die Niederlande. Am linken Kande sieht man ein
Stuck der Ostkiiste Englands. Als einzige Stadt ist doner (Dover)
verzeicbnet. Yom Kanal ans verlanft die Nordseekiiste mit einer
flacben nordlicben Ansbiegung bei der dreiarmigen Bbeinmundung
ein Stiick weit fiber die Elbemfindxmg binaus nacb Osten bis an
den Enmpf der Halbinsel Jfitland, wo die Karte gerade abge-
scbnitten ist. Als einzige Insel ist vor der Nordseekfiste der
Scbeldemundnng gegeniiber Selandia eingetragen. Der nordlichste
Ort der Karte ist Lnbek. Oestlicb reicbt die Karte etwas fiber
die Elbe. Eecbts der Elbe finden sicb die Orte wels (Wilsnacb)
nnd pranndb’g sowie der Landschaftsname March (Mark). Ebenso
ist noch das westlicbe Bobmen mit den Orten egra (Eger), kad . . .
(Kaaden) tmd tacbav (Tacban) verzeicbnet.. Der sfidlicbste Ort
ist esling (EBlingen am Neckar). Im Sfidwesten reicbt die Karte
bis nacb Frankreicb (ffrancia) binein. Infolge einer nacbtraglicben
Korrektnr, auf die wir weiter nnten zn sprecben kommen, findet
sicb anf der Karte die Seine (?) mit pisins (? Paris) ostlicb der
quer fiber die Ecke ziebenden Grenzlinie. Im Westen kommt
weiter die vorspringende Ecke der franzosiscben Kfiste zwischen
Boulogne nnd caJis (Calais) gut zum Ansdmck. ^
b. G-radnetz nnd MaBstab. Das Gradnetz stellt
angenscheinlicb eine wabre Kegelprojektion dar. Die Meridiane
sind geradlinig nnd konvergieren nacb Nor den j sie steben dnrcb-
weg seukrecbt auf den Breitenlinien. Allerdings bat die Kreisform
dnrcb Yerzieben des Pergamentes etwas gelitten.
Die Mascben des Gradnetzes sind Eingradfelder. Dies ergibt
sicb mit Sicberbeit beim Yergleicb mit einer modemen Karte aus
1) Vergl. auch das Inhaltsverzeichnis am ScMufi S. 47.
2) Die Genauigkeit der Ortspositionen wird im IV. Kapitel znsammen mit
den Positionen der Eilckseite behandelt.
2 *
20
A. Wolkenhauer,
der Entfernung der Orte. 1® der Breite ist auf der Karte im
Mittel gleich 36,6 mm mit einem Eehler von ± 1 mm. Das ent-
spricht einem Mafistab von ca. 1 : 3 Millionen.
c. Urspriingliche Grofie der Karte. Das Grradnetz
zeigt dentlich, dafi die vorUegende Karte nnr ein Eragment einer
nrsprunglich grofieren Karte bildet. Aus der Kriimmnng der
Parallelkreise ersiebt man, dafi der Mittelmeridian bei der ur-
spriinglichen Karte ungefahr mit dem recbten Kande des Erag-
ments zusammenfiel. ‘W’ahrscheinlicb bat also die Karte friiber
nacb dieser Seite die doppelte Ausdebnting gebabt. Das Eragment
ist ringsberom bescbnitten, abet nnr am recbten nnd nnteren Rande
sind die Namen nnd Ortszeicben xmvoUstandig. Ancb nacb Siiden
bat die Karte jedenfalls friiber bedeutend weiter gereicbt ; vermnt-
licb bat sie nocb die Alpen mitnmfafit. Somit diirfte die voll-
standige Karte „Deatscbland“ in der damals iiblicben Begrenznng
dargestellt baben nnd nnser Eragment bildet nnr das nordwestlicbe
Viertel der Originalkarte. Wir werden seben, da6 diese Vermntnng
gestutzt wird dnrcb die Karte der Rnckseite, die dementsprecbend
das nordostlicbe Viertel einer friiberen Karte bildet.
d. Die beiden Meilenskalen. Eine Gradniernng nnserer
Karte in Zablen feblt. Anf die den Gradlinien znkommenden
Zahlen kommen wir weiter nnten znriick. Die beiden Skalen am
linken Rande baben jedenfalls mit einer Breitengradniemng nicbts
zn tun. Die dort angegebenen Zablen 26 — 90 nnd 0 — 65 passen
in keiner Weise zn den Breiten nnserer Karte. Es scbeint sicb
viebnebx nm Meilenmafistabe zn bandeln. Von den kleineren Ein-
heiten der linken Skala geben ca. 16 anf 1° Breite, von den
grofieren der recbten Skala ca. I 2 V 2 anf 1°. Dies Verbaltnis pafit
ganz gnt zn den damaKgen Grofienannabmen der MeHen. Evir die
kleineren Meilen ergibt sicb nacb beutigem Mafi eine Lange von
ca. 7,16 km, fiir die grofieren von ca. 9,8 km. Bekanntlicb waren
die GroBen der Meilen sebr nngenau nnd scbwankend. Von den
sogenannten „gemeinen dentschen“ Meilen pflegten jedocb gewobn-
licb 16 anf einen Grad gerecbnet zn werden, nnd wir diirfen des-
balb die kleineren Einbeiten als solcbe anseben. Den grofieren
Einbeiten entsprecben ziemlicb genau die sogenannten „grofien
dentscben“ Meilen, wie sie z. B. Georg Erlinger von Augsburg anf
seiner heute anfierst seltenen Reisekarte von Dentscbland: „Ge-
legenbeit, Tentscher lannd vnnd aUer anstofi . . . .“ ^), die 1524 in
1) Das einzige Original dieser bisher unbekannten Karte Erlingers vom
die Koblenzer Fragmente zweier handschriftliclien Karten etc. 21
Bamberg gedruckt wurde, verzeichnet. Diese Karte ist ungradniert,
sodaB man das GroBenverlialtnis der Meilen zn den Graden niclit
direkt abmessen kann. In der Meilenskala sind jedoch 40 „groBe
deutsche^ Meilen 60 „gemeinen dentscken^ Meilen gleich gesetzt,
nnd dies ist fast genan das gleicbe Yerhaltnis (25 : 31 wie das
der beiden Meilenarten xmseres Fragments (ungefahr 25 : 31),
Erlingers Karte ist nebenbei bemerkt fiir die Meilenfrage insofem
von Bedeutung, als sie eine der ersten Karten ist, welche zwei
verscbiedene deutscbe Meilen zur Darstellnng bringt, neben ita-
lieniscben xmd franzosiscben Meilen, die kanfiger angegeben werden,
2. Situation.
a. Die Kiisten und PluBmiindnngen (Sluis). Die
Zeichnung der Kiistenumrisse hat im westlichen Teile fiir England
und Frankreich bis Skis durchaus den Charakter der mittelalter-
lichen Portnlankarten : eine Aneinanderreihung von kurzen gegen
das Meer konkaven Bogen. Dieser Teil der Kiiste geht zweifellos
auf eine marine Vorlage zuriick, sei es direkt, sei es indirekt.
Der Nordseekiiste von Sluis ostwarts feblt, abgesehen von der vor-
springenden Ecke bei der Rheinmiindung jegliche Gliederung. Als
einzige Insel ist ihr nur das schon friUier erwahnte Selandia vor-
gelagert. Die Miindungen der Fliisse sind aucb in der Manier der
Portnlankarten durch eine Liicke mit einspringenden ParaHelen
angedeutet.
Besonders ausgezeichnet ist die Mlindung des Flusses, an dem
Brugge (pruck) liegt. Die Mlindung des Zwijn ist zngleich das
Ortszeichen von Sluis (slusz), dem Hafen Briigges. Diese Hervor-
hebung Briigges diirfte kaum zufallig sein. Bekanntlich war
Brugge im 14. und 15. Jahrhundert der standige Mittelpunkt des
Welthandels. Die besondere Ortssignatur von Sluis bietet insofern
einen Anhalt fiir die Datierung des Blattes, als um die Wende
des 15. und 16. Jahrhunderts nach und nach alle fremden Geschafte
und Vertreter nach Antwerpen iibersiedelten. Het Zwijn und seine
Jahre 1524 fand ich 1908 im Britischen Museum zu London. Eine Ausgabe vom
Jahre 1530, die auch Unicum ist, besitzt die Kgl. bayerische Armeebibliothek zu
Muncben. Beide Karten stammen von demselben Holzblock. Bei K. Scbottenloher,
„Die Buchdruckertatigkeit Georg Erlingers in Bamberg . . 1907 werden diese
beiden wertvollen Drucke nicbt genannt. Eine Keproduktion der Karte ist in
Aussicbt genommen. Eine Pbotograpbie beiindet sicb bereits in der vom Yer-
fasser mit Unterstiitzung der Wedekind-Stiftung angelegten Sammlung von Pboto-
grapbien der altesten Karten Deutscblands im Geograpbiscben Seminar zu Gottingen.
22
A, W 0 Ikenhauer,
Kanale versandeten ^). Nach 1600 ware also eine besondere Her-
Torhebung des Hafens Slnis kaum nock begriindet. AuJSer der
Scbrift weist also aucb die Ortssignatur von Sluis die Karte ins
15. Jahrhnndert.
b. Fliisse. Die Zeicbnnng des Mnfinetzes ist sehx rob und
diirftig. Keiner der Fliisse ist benannt. Der Lauf der Schelde
Tonrnay — Gent — ^Antwerpen feblt; dagegen ist eingezeichnet eine
Wasserverbindung Gent — Slnis, die z. B. anck Merkators Karte
von Flandern verzeicknet, aber nickt direkt iiber Brugge fnkrt.
Der Nebenflnfi Rupel, an dem Meckeln Kegt, ist mit der Sckelde
bei Antwerpen zu einem selbstandigen FluB gemackt. Eingezeicknet
sind ferner die Seine, die Maas, der Ekein mit Neckar, Main und
Pegnitz, die Elbe mit der Saale und Teilen der Eger und Mies,
scklieBlich finden sick in der slidbstlicken Ecke nock Vxls, Kaab
und Kegen. Von der Weser, Tkemse (?) und Somme sind nur die
Mlindungen bezeicknet. DaB die Seine sick nbrdlick der Somme
befindet, sckeint seinen Grund in einer nachtraglicken Korrektur
der franzosischen Kiiste zu kaben. Man siekt von Sluis eine
zweite nbrdlickere Kiistenlinie direkt westlick verlaufen. An dieser
liegt auck das mit einer dunkleren Tinte nackgetragene zweite
Ortszeicken von calls (Calais), welckem gegenuber das auck mit
dunklerer Tinte nackgetragene Ortszeicken von douer (Dover)
entsprickt. Die quer durck das Ortszeicken von Dover verlaufende,
nack Siiden ausgespitzte Linie soU augensckeinlick die nordlicke
Kanalkiiste andeuten. Der niederen franzosiscken Kiiste diirfte
der Lauf der Seine, allerdings in wenig ricktiger Weise entsprecken.
Aufiallig ist besonders die wenig ausgepragte Gestalt von Main
und Ekein. Besonders beim Main feHt jede Andeutung seiner
ckarakteristiscken Kriitnmungen. Auck der Ekein ziekt okne
wesentlicke Ausbiegungen in ptolemaiscker Weise ziemlick direkt
nordwarts. Wir werden welter unten die Erage zu beantworten
kaben, ob die* Mangelkaftigkeit des EluBnetzes mehr der Eliicktig-
keit des Entwurfs oder wirklicher TJnkenntnis auf Eecknung zu
setzen ist. Hier sei nur nock auf die verkaltnismaBig sekr de-
taillierte Darstellung des EluBnetzes in der Dmgebung des. Eicktel-
gebirges hingewiesen. Die Quellen der Eliisse sind hier auBerdem
durck Kreuze bezeicknet.
1) A. Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs, I,
1900, S. 340.
2) Wiedergegehen in Ortelius, Theatrum orhis, 1670 ff.
die Koblenzer Fragmente zweier hands chriftlidien Ear ten etc.
23
c. Grebirge. Einige Gebirge sind durcb fliichtige braune
Pinselstricbe wenigstens angedeutet, so die Gebirge links und
recMs des Oberrheins, der Frankenjura nnd die westliche Unx-
wallung Bobmens nebst dem Pichtelgebirge. Gerade das letztere
wird durch die vier Qnellen von Main, Saale, Eger nnd Naab
deutlicb bezeichnet. Besonders die aufierordentlich fliicbtige Art
der Gebirgszeichnung weist darauf bin, daJS wir es bei der Karte
nur mit einem Entwnrf oder einer Skizze zn tun baben.
d, Grenzlinien. Die Situation wird vervollstandigt durcli
wenige, aucb sebr fliicbtig gezogene, rote Grenzlinien. Genannt
wurde scbon die Grenzlinie gegen Prankreich. Die Landschaft
Franconia wird von einer Linie rings tiinscblossen. Gerade bier
im Siidwesten des Blattes sind xiberbaupt mebrere solcber Linien
vorbanden.
3. Topographic.
Die Ortszeichen besteben in Kreisen. Sie sind ebenso wie die
Ortsnamen in scbwarzer, die Landscbaftsnamen und der Name der
„Insel“ Selandia in roter Parbe gescbrieben. Ein Teil der Orts-
namen bebt sich durcb dunklere Farbe nnd unregelmafiigere Stel-
lung von den iibrigen ab, z. B. alle niederlandiscben Namen auBer
mechel (Mecbeln) und mastrier (Maastricht). Sie scbeinen von dem
urspriinglicben Scbreiber erganzt zu sein. Im Zusammenbang
damit stebt die scbon erwabnte Korrektnr der franzosiscbenKuste^).
Ancb beim Dnterlanf des Mains ist im Original eine Korrektnr
zn bemerken, indem der Lauf des Mains vorber etwas nordlicher
direkt an Frankfurt und dem unbenannten Ortszeichen vortiber-
ging. Unbenannt sind fiinf Ortszeichen links des Rbeins siidlich
Worms, ferner ein Ortszeichen zwischen Frankfurt a. M. nnd
Bingen und noch ein Ort (Rouen?) an der Seine nnterbalb Paris.
a. Ortsnamen. Wir geben im Eolgenden eine Jjiste der
Orte, geordnet nach den heutigen politiscben Grenzen, in der
Reihenfolge von Norden nacb Siiden,
1) In der siidwestlicben Ecke des Blattes kann man bei giinstiger Beleucb-
tung auf dem Original, 11 und 24 mm vom linken und unteren Eande, noch ein
sehr verblaBtes Ortszeichen mit dem Namen pisius (Paris?) entdeckenj in
iinserem Lichtdruck ist beides noch deutlicher als im Original. Dies diirfte also
das dem alteren Kiistenverlauf entsprechende Paris sein.
24
A. Wolkenhauer,
Deutschland, nordlich des Main-Parallels.
Inbek
hamb’g
bremen
lunbtirg
an’gmud (Tangermiinde
wels (Wilsnack *)
prannswig
hildisheym
pranndb’g
sost
maidbnrg
gottingen
ach (Aachen)
gnlch (Jiilich)
coin (Coin)
leipck (Leipzig)
ertfnrt
marp’g
zwickav
coblentz
hoff (Hof)
trier
pingen
frankfnrt
babenh’g (Bamberg).
Deutschland, siidlich des Main-Parallels.
meintz
h’bipolis (Wiirzburg)
worms
weyden (Weiden)
roteb’g (Rotenburg o. d.
Tauber)
nureb’ga (Niimberg)
merget^ (Mergentheim)
horneck (Burg Horneck
hei Gundelsheim am
Neckar ®)
metz
heydelb’g
amberg
kam'*') (Cham)
nordling (Nbrdlingen)
Stockgarten (Stuttgart)
esling (EBHngen).
Bbhmen.
kad . . . (Eaaden)
egra (Eger)
tachav (Tachau)
Holland,
vtrich (Utrecht)
newmegen (Himwegen)
mastrier (Maastricht).
1) Nicht Angermtinde in der Uckermarfc, sondern ohne Zweifel Tangermunde
an der Elbe. Auch Erhard Etzlaub sohreibt auf seiner Karte der LaudstraBen
1501 : augermnnd. Nebenbei sei bemerkt, daB aoBer dem einzigen bisher bekannten
Original der Karte Etzlaubs vom Jahre 1501 in der Hauslab-Liecbtensteinschen
Bibliothek und Kupfersticbsammlnng in Wien durch freundliche Mitteilung von
Herm Dr. V. Hantzsch (Petermanns Mtteiluugen, Gotha, 1908, Lit-Berioht S. 211)
noch ein zweites Original in der Stadtbibliothek zu Lobau in Sachsen bekannt
geworden ist.
2) Damals ein sehr besuchter Wallfahrtsort. Vergl. „Das Wunderblut zu
Wilsnack", Drucke des 15. und 16. Jahrh., StraBb., 1904, S. 5 u. 6.
3) FMschlich weit ab vom Plusse gezeichnet; heute eine Ruine.
4) Im Original nur noch teilweise zu lesen. Nach den Buchstabenresten und
nach der Lage am Begen kann es sich nur um Cham handeln. Das ringfbrmige
die Koblenzer Fragmente zweier bandschriftlichen Karten etc.
25
leo (Lier)
antwerpia
slusz (Sluis)
pruchsel (Brussel)
mechel (Mecheln)
aerschot
Belgien.
endist (Diest)
pruck (Briigge)
louonium (Lowen)
leodium (Liitticli)
gent
tomek (Toumay).
Sonstige Ortsnamen.
lutzelb’g (Luxemburg^) calis (Calais)
douer (Dover) pisius (?) (Paris ?)
AuflfaUend ist die Yerzeicbnung der Burg Horneck am Neckar,
die ziidem falschlicb weit vom PlnB abgeriickt ist.
b. Lands c haft sna'men. Von Landschaftsnamen kommen,
ebenfalls nach den heutigen politischen Grenzen geordnet, die
folgenden vor:
In Deutschland: ffrisia, hemstedt (?), March, Cleuen, Westualia,
Saxonia, Monten^), Hassia, Duringia, Misna, luturingia, kotzen-
elpogn, Franconia, palatinus, Westerania, lichteberg, Wirteb’g.
In Holland: Terra traiect®, Hollandia, Gelria, Selandia.
In Belgien: brabancia, Flandria, hanonia.
In Frankreich: Picardia, Normandia.
Von besonderem Interesse ist das Vorkommen der Namen der
Grafschaft Katzenelnbogen nnd der Herrschaft Lichtenberg, da
sie eine willkoromene Handhabe zur Datierung bieten. Wir kommen
hierauf sowie auf den Dialekt der Namen im letzten Kapitel zuriick.
III. Die Karte der Biickseite.
1, Die Rekonstrnktion.
Schon einleitend wurde hervorgehoben, dafi die Zeichnung der
Karte leider nur auBerordentlich schlecht erhalten ist; groJStenteils
ist sie uberhaupt gar nicht mehr zu erkennen. Das Blatt scheint
eben mit dieser Seite in einem spateren Znstande des Pergaments
aufgeklebt gewesen zu sein. Teilweise sitzt sogar noch der Kleb-
Ortszeichen ist in unserer Reproduktion unten rechts, etwas nordlicli der dunklen
Gebirgspartie, nocb zu erkennen; die Namen verschwinden bier fast ganz in der
Gebirgsfarbe.
1) Falscblicb dicbt an die M^el gesetzt.
2) Grafscbaft „Berg“: MONTE heiBt es z. B. aucb in der Eicbstadter Cusa-
Karte, 14:91.
26 A. Wolkenhauer,
stoff darauf. Nur am linken und unteren Rande ist die Zeichming
etwas besser erbalten. Einige Hiilfe gewabrte bei der miilisameii
Rekonstruktion (Tafel II) der XJmstand, dafi im durcbscbeinenden
Lickt die Kontnren der Ostsee und einige Eliisse als punktierte
Linien erscheinen, die durcb kleine Locker im Pergament gebildet
sind. Angensckeinlick sind beim Kopieren diese Locker durck-
gedriickt worden. Da die Locker ziemlick stark durckgedriickt
sind, sollte man annekmen, daB xmser Pergament selbst die Vor-
lage gewesen ist. Nack der fliicktigen Art der Zeicknnng ist
dieses jedock wenig wakrsckeinHck.
Zu unserer Eekpnstruktion (Tafel II) sei bemerkt, daB die
sckraffierten Teile der Siidwestecke in Sckweden, ostKck darbot,
nnd an der Dnjestr-Mundnng im Original Locker bilden. Von der
Situationszeicknung sind im Original mit roter Tinte nnr die
Grenzlinien gezeicknet. Es sind in unserer Rekonstruktion die
ziemlick geradlinig verlaufenden, etwas zarteren Linien, die netz-
formig einen grofien Teil der Karte liberzieken. TTm sie besser
abzukeben, kaben wir im Gegensatz kierzu die Eliisse absicktlick
etwas verstarkt. Die Grenzlinien konnten zum groBeren Teile
nack nur ganz winzigen Spuren der roten Linien rekonstruiert
werden. Rot sind im Original auck die leisen Andeutungen der
beiden Randlinien oben und reckts.
2. TJmgrenzung und matkematiscke Grundlagen.
a. Das Gebiet. Aus dem Vorkandensein der zuletzt er-
waknten beiden Randlinien ergibt sick, daB das Blatt oben und
reckts nock ungefakr seine urspriinglicke Begrenzung kat. Links
und unten ist das Blatt, wie sick auck aus der vorderen Karte
ergab, abgescknitten. Oben links ragt ein Zipfel von Siidsckweden
(Sckonen) mit der Bezeicknung Svecia und zwei Ortsnamen elpogn
und scanie herein. Siidlick davon ist nock der Rest einer Insel,
okne Zweifel Seeland, vorkanden. Sonst sind Inseln in der Ostsee
nickt zu erkennen. Die deutscke Ostseekiiste beginnt an der
Odermiindnng. Das Stettiner Haff hat eine birnenformige Gestalt
und ist vom Meere vollstandig abgetrennt. Die Ostseekiiste ziekt
sick in ziemlick gerader Ricktung ostnordostlick bis darbot (? Dor-
pat), um kier nack Norden und dickt vor dem oberen Rande wieder
nack Westen umzubiegen, Im Westen sckneidet die Karte etwas
westlich der Oder ab. In roter Earbe finden sick in der siidwest-
licken Ecke die Landsckaftsnamen der Lausitz, Slesia, Merkern
(Makren), Ostrich (Oesterreick), Vngam. Am Siidrande siekt man
1) Auf Tafel I deutlich zu sehen.
die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc.
27
die Ortsnamen buda, clausenburg, kron (Kronstadt). In der Siid-
ostecke ragt das Scbwarze Meer mit seinen n6rdlicb.en Teilen in
die Karte hinein. Wir seben in der traditionellen Zeichnnng der
Portulankarten den Istmus der Krim mit seinem seit dem Altertmn
bestekenden Durchstich, westlick des Istmus die Bucht von Odessa
nnd ostlicb einen Teil des Asowscben Meeres. Die Krim selbst
ist gerade abgeschnitten, nur die nordlicken Kiisten sind noch. er-
halten. Auf der West- nnd Nordwestseite des Blattes sindirgend-
welche Spuren des Kartenbildes nickt mebr zu erbennen. Danacb
begreift unser Kartenfragment in der Hauptsacbe das Gebiet ost-
lich der Oder, nordKch der Donau und fast ganz EuBlaud. Es ist
eben das Gebiet, welches auf den tabulae modernae gewohuHch als
Sarmatien bezeichnet wird. Einleitend wurde hierauf bereits hin-
gewiesen. Die Lagenverhaltnisse sind stark verzerrt.
b. GradnetzundMafistab. Die noch vorhandenen Eeste
der Gradnetzlinien geniigten, um das Gradnetz voUstandig zu
rekonstrrderen. Wir haben uns dabei genan an die vorhandenen
Linienspuren gehalten; so dah auch die kleinen Dngenauigbeiten
der Zeichnnng nach Moglichkeit beibehalten sind. Es handelt sich
run eine trapezformige Projektion mit geradlinigen , gleich-
abstandigen Parallelen und geradlinigen Meridianen.
Wie sich ans dem Inhalt der Karte weiterhin ergeben wird,
betragen auch hier, ebenso wie auf der Yorderkarte, die Abstande
der Gradlinien 1®, da ein Meridiangrad im Mittel gleich 16,6 mm
(± 1 mm) ist, ergibt sich als Mahstab der Karte rund 1 : 6,8
Millionen.
c. TTrspriingliche Grofie der Karte. Aus der Keigung
der Meridiane nach links ersieht man, dah der urspriingliche
Mittelmeridian ungefahr mit der linken Bandlinie unseres Blattes
zusammenfiel. Auf das aUeinige Vorhandensein von Bandlinien
oben und rechts wurde schon hingewiesen. In IJebereinstimmung
mit dem Gradnetz der vorderen Karte folgt also auch hieraus,
dafi die vollstandige Karte eine doppelt so grofie Breite hatte.
Da wir auf Grund der Gebietsumgrenznng und wegen des sonst
sehr ungewohnlichen Formats ebenso wie bei der vorderen Karte
auch nach Siiden eine ungefahr doppelte Ausdehnung annehmen
diirfen, so wird die vollstandige Karte „Mitteleurop'a“ umfafit
haben, ahnlich der Eichstadter Cusa-Karte (1491), die wir unten
noch mehrfach heranzuziehen haben.
28
A. Wolkenlianer,
3. Situation.
a. Kiistenumrisse. Die deutsche Ostseekiiste zieht sick,
wie schon erwaknt, von dem birnenformigen Stettiner BLaff in
ziemlich. gerader Ricbtung ostnordostlich bis Riga, um bier nacb
Norden und dicbt am oberen Rande wieder naoh Westen umzu-
biegen. Irgend welcbe Andeutungen des Rigaer und finniscben
Meerbusens sind also nicbt vorbanden. Als Kiistenorte sind auf
der deutscb-russiscben Seite Stralsund (, • . nt), Danzig, Konigsberg,
Riga und Dorpat (darbot) verzeichnet. Konigsberg, das auf dem
Original nur bei besonders gtinstigem Licbt nocb miibsam zu ent-
ziffern^) ist, ist falscblicb in die Mitte zwiscben Memel und Riga
gesetzt. Die Darstellung Scbwedens zeigt deutlicbe Aebnlicbkeit
mit der Karte des Danen Claudius Clavus, auf die samtlicbe ta-
bulae modernae der Nordlander in den .PtolejnSnsansgaben der
Renaissance zuriickgeben. Dafiir sprecben aucb die beiden Orts-
namen elpogn und scanie, auf die wir gleich nocb zuruckkommen.
Die Ausmiindung des Sunds zwiscben Scbonen und Seeland ist
betracbtlicb nacb Osten bis nordlicb der Odermundung verscboben.
Die Manier der Kiistenzeicbnung ist ebenso wie auf der Vorder-
karte die der Portulankarten. Gresagt wurde scbon, dab aucb die
Umrisse des Nordwestzipfels des Scbwarzen Meeres genau mit der
Zeichnung der Portulankarten ubereinstimmt. Bemerkenswert und
auf anderen Karten nicbt nacbweisbar ist die Zeicbnung des
frischen und des kuriscben Haffs als zwei langliche, der Kiiste
parallele Seen.
b. Pliisse. Das PluBnetz ist verbaltnismafiig reichbaltig,
jedocb besonders im dstlichen Teile der Karte sebr ungenau. TJu'
scbwer zu identifizieren sind die Oder, die Weicbsel, die Donau
mit zablreichen Nebenfliissen und der Oberlauf der Elbe mit dem
in Wirklicbkeit etwas slidlich der Elbe liegenden Kuttenberg
(perk). Die beiden groJSen von Rufiland ber in die Ostsee ein-
miindenden Strome mussen wir ihrer Lage nacb als Njemen mit
Wilija und Diina ansprecben. Den von Korden ber in den Busen
von Odessa miindenden EluB^) miiBte man zunacbst seiner Lage
als den Dnjepr anseben. Die mit vieler Miihe aus dem Original
1) Grleiches gilt von den anderen Namen in diesem Teil der Karte, z. B. von
xnemel und ragnet. Yon Kowno nnd Wilna sind nur noch nnlesbare Eeste vor-
handen, weshalb in der Eekonstruktion nur die vermnteten modernen Namen in
Klammern beigefiigt sind.
2) Im Original fast nur an der oben erwabnten durcbscbeinenden Punktierung
2 U erkennen.
die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc.
wieder herausgelesenen Ortsnamen Tribel (Trembowla) und
Kamnitz (Kamenez Podolski am Dnjestr) beweisen jedoch^ daB der
Verfasser damit den Dnjestr meint. Palscblich ist also dieser Teil
Kartenbiides nacb Nordosten hernmgedrebt. Die rechten Neben-
fliisse der Donan sind vermutlich als Trann, Enns, Traisen, Leitta
und Eaab zu benennen. Wir baben damit angenommen, daB das
namenlose Ortszeichen an der Donau westlich. des Namens Ostrich
als Linz zu deuten ist. Die Benennnng der linken Nebenfliisse ist
nur teilweise mit Sicherheit moglich. Der FluB, an dem Krenmitz
verzeichnet ist, scheint die Gran zu sein. Kaschau liegt an der
Hemat. AUer dings liegen in Wirklicbkeit die Quellen von
Weichsel, Gran und Hernat nicht so nahe beisammen, wie es die
Karte zeigt. In die TheiB mlindet zugleich mit der Hernat noch
ein zweiter NebenfluB (Bodrog ?). Die weiter ostHch verzeichneten
Fliisse sind vermutlich als schnelle Kbrbs, Maros und Oltu (Alt)
anzusehen. Besonders auffallend sind die Schlangenwindongen des
Oberlaufes der schnellen Koros. Die Quellen der Fliisse sind aucb
Mer ebenso wie auf der vorderen Karte mehrfach durch Kreuze
bezeichnet.
c. Gebirge. Ein stark verwischter brauner Parbenton
scheint im Original auch auf der Eiickkarte noch das friihere
Vorhandensein einer aufierst fliichtigen Gebirgszeichnung zu ver-
raten. Es handelt sich auch hier um hingeworfene Pinselstriche.
Das Bemerkenswerteste ist, daB sich ein langer Gebirgszug von
Siidwesten nach Nordosten qner dnrch den bstlichen Teil des
Blattes zog, den wir vermntlich mit jenem Silva Hircynia iden-
tifizieren diirfen, wie ihn die meisten Karten vom Cusa-Typus,
z. B. die EichstMter Knpferstichkarte (1491) und die moderne
Karte von Deutschland im romischen Ptolemaus (1507 und 1B08)
verzeichnen.
d. Grenzlinien. Bedeutend zahlreicher noch als auf der
anderen Karte sind die roten Grenzlinien, welche wie ein Netz-
werk die ganze Karte iiberdecken. Nur im westlichen Teil laBt
sie das Original heute noch einigermafien deutlich erkennen. Eine
ahnliche geradlinig-schematische Grenzlinienfiilirung findet sich.
allgemein auf den Karten des Ptolemaus. Auf einer modernen
Karte kennen wir sie jedoch nur von jener bekannten Eichstadter
1) Vergleiclie auch -weiter unten S. 32. — Bei Deutung dieser uud einiger
anderer im Original kaum zu erkennender Namen unterstutzte mich in erfolgrexcLer
Weise Herr cand. phil. Franz Bohne.
30
A. Wolkenhauer,
Knpferstiolikarte mit der JahreszaH 1491, deren xirsprungliche
Vorlage auf den Xardinal Nicolaus von Cusa zuriickgelien solL
Wir werden auf diese Beziekung weiter unten noch zuriickkomiuen.
4. Top ogr apkie.
a. Ortsnamen. Wir stellen im folgenden die nock zu ent-
ziffernden Ortsnamen, geordnet nack den kentigen politiscken
Grrenzen, zusammen.
Sckweden: elpogn = Malmo.
scanie = Skanor*
Beide Namen kommen bereits um 1425 bei Claudius Clavus vor.
Daraus ergibt sick mit groker Wakrsckeinlickkeit mindestens ein
mittelbarer Zusammenkang mit den Karten des Clavus. Auf die
Aeknlickkeit der UmriBgestalt Sckwedens wurde bereits kinge-
wiesen. Malmo erkielt den Namen Ellenbogen von kansiscken
Seefakrern wegen einer vorspringenden Landzunge. Skanbr war
im Mittelalter besonders infolge der Heringsfisckerei im Sund einer
der bedeutendsten Handelsplatze Danemarks^).
Deutsckland:
kunigspk
Kbnigsberg
doran
Thorn
?
Kowno
. . . nt
Stralsnnd
ragner
Ragnit
wolin
WoUin
memel
Memel
slemia?
?
dantzik
Danzig
stetin
Stettin
. . , ennb^g
Lauenburg?
frankfurt ..
Pranifurt
mebe
Mewe
glogav
Glogan
groudenz
Grraudenz
presla
Breslau
Colman
Kulm
neyssav
NeiBe.
1) Nebenbei bemerkt deutet Carl Drolsbagen diese Grenzlinien der Eicbstadter
Karte durchaus falsch als „Heerstrafien“ in seiner mit wenig Literatur-Kenntnis
verfaBten Arbeit „Neuvorpommern und Kiigen im Rahmen der alteren KartograpMe
und Landesaufnahme, Teil Pommersche Jabrbiiclier Bd. X, Greifswald, 1909,
S. 171.
2) Bj.6rnbo und Petersen, Der Dane Claudius Clausson Swart, der alteste
Kartograpb des Nordens. Innsbruck, 1909, S. 116, 117 u. 140.
8) Ebenda, S. 116. 4) Ebenda, S. 117.
5) Der Name ist im Original unlesbar; nach der Lage am ZusammenfluB
von Njemen und Wilija kann es sich nur um das heutige Kowno handeln. Auf
der modernen Karte der Ptolemausausgabe, Rom 1507 (und 1508) heifit es Kofno,
auf der Eichstadter Karte (1491) Cava. — Wegen weiter er Angaben iiber die bier
zum Vergleicb berangezogenen Karten von Deutschland verweise icli auf meinen
Yortrag: Der Niirnberger Kartograpb. Erhard Etzlaub in den Verhandlungen des
16. Deutschen Geographentages zu Niirnberg, 1907» S. 140 ff.
6) Ealscblich direkt an der Oder.
die Koblenzer Fragmente zweier liandscliriftlichen Karten etc.
31
0 est err ei
troppav
Troppau
. . . tmeritz
Leitmeritz
perk
Kuttenberg
Prag
prun
Brlxnn
steyr^)
Steyr
krems
Krems
Wyen
Wien
neuenstat
Wiener Neu-
stadt
krocav
Krakau
Dngarn:
lemburk
Lemberg
zalek
Alt-Sandec
nenstadt
Keu-Sandec
psp’g ^
PreJBburg
kremnitz
Kremnitz
kaschav
Kaschau
buda
Budapest
pusakn ?
?
wardein
Grrofiwardein
olausenb’g
Kdausenburg
nossen
?
WeiBenb’g
?
abrahel
? ^
kron
Kronstadt,
Schwierigkeiten bereitet die Deutung der Namen siidlich von
Lemberg. Die Feststellung der im Original kaum lesbaren Namen
pusakn (?), nossen, Weifienb’g^), abrabel muB der Lokalforsclmng
iiberlassen bleiben. Dnsere Deutung von zalek und nenstadt als
Alt- und Neu-Sandec ergibt sick mit groJBer WalirsclLeinliolikeit
aus einem Vergleicb mit den nackstgleiclialtrigen Karten dieses
Grebietes. An der entsprechenden Stelle finden wir auf der mo-
dernen Karte von Deutsckland des Henricus Martellus^) aus dem
Ende des 15. Jalirbunderts : zomodicz vetus und zomodicz noua,
auf der modernen Karte von Deutschland in der Ptolemausausgabe,
Rom, 1607 (und 1508): ZVDEIZ ANTIQVA und ZVNDEIZNOVA.
Auf der Eichstadter Kupferstichkarte mit der Jareszahl 1491 ist
nur eines der Ortszeichen benannt: ZODITZANES. Trotz der
Entstellnng der Namen diirfte unser zalec und nenstadt der „ alien “
und jjneuen^^ Stadt auf den genannten Karten entsprechen.
1) FalscMich direkt an der Oder.
2) Das Ortszeichen fehlt.
3) Auf der Karte des Martellus (s. folgende Anmerkung) findet sich an der
entsprechenden Stelle ein Ort belgrad, der gleichhedeutend mit WeiBenhurg ist.
4) In der Ptolemaus-Handschrift ^sec. XY der Bibliotheca Nazionale
in Florenz. Fine Photographie der Karte verdanke ich der giitigen Yermittlung
des Direktors des Kgl. preuBischen historischen Instituts in Kora, Herrn Geheim-
rat Kehr.
32 A. Wolkenhauer,
Rximanien:
parlatta
Berlad prailla? Braila.
BuBland:
Tribel
Trembowla
Kanmitz
Kamenez Podolski am Dnjestr
rig
Riga
darbot^)
Dorpat
?
Wilna? (Ptolemaus, Rom 1607; WYLNO)
worsav
Warschan
zandiner
Sandomir
loblein
Lublin
luzik
Luzk.
Wiclitig ist die richtige Deutnng der Namen Tribel und Kamnitz,
die beide im Original sebr scliwer erkennbar sind. Dadnrcli wird
der zugehorige MuB, wie schon oben bemerkt, als Dnjestr fest-
gelegt, wahrend man ihn seiner Lage nach. znnachst als Dnjepr
ansprechen wttrde. Besonders beweisend sind die an entspreckender
Stelle auf der genannten Karte des Martellns^) verzeichneten
Namen tribolla und cominitz,
b. Landschaf tsnamen. Mit roter Tinte sind besonders
im westKchen Teile des Fragments eine betrachtHche Zahl von
Landschaftsnamen eingesckrieben. Einige Spuren der roten Tinte
sind anch im nordostlichen Teile nock zn finden, jedock ist eine
Entziffernng nnmoglick. Eingesckrieben sind die Namen in das
erwaknte Netz von roten Grenzlinien. Wir stellen im folgenden
die nock zn lesenden Landsckaftsnamen zusammen. Daneben setzen
wir die Namen der Karte Erhard Etzlanbs: „Das sein dy lant-
strassen dnrck das Eomisch reyck . . , Gedruckt von Georg Glog-
kendon zn Nnrnbergk 1501". Wir sehen eine gewisse Aeknlick^
keit, die aber weniger anf eine direkte Bezieknng als anf die
Gleichkeit des Dialekts zuriickzufukren sein diirfte.
1) H. Oesterley, Mstor.-geogr. Worterbuch des deutscben Mttelalters, 1883,
S. 132 fiibrt fur Dorpat u. a. an Tarbatum, Darbeta, Tarbat, Darbt. Danach
diirfte auch unsere Deutung berecbtigt sein, trotzdem Dorpat falschlich direkt an
die Kiiste geriickt ist.
2) Die Karte von 1507 hat nur CAMENECZ und die Eichstadter Karte
(1491) nur TRIBOFLA.
die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc.
33
Fragment: Etzlanb 1601:
Vngern
HVNGERN
Ostrich
OSTEREICH
Merhern
MERHERN
. . . em
BEHEM
Slesia
SCHLESI
laus. ..lavia^)
LAVSNICZR
new Mark
MARK
Pomern
POMERN
Polen
POLEN
Zeckenlant
—
Walachia (?)
—
(Preussen ? ^)
PREISSN.
IV. Vergleich der Fragmente mit, anderem kartographlschem
Material der Zelt.
1. Der Inhalt der Karten.
a. Das Vergleichsmaterial. Dm ein Urteil fiber Wert
und Bedeutimg xinserer beiden Kartenfragmente zu gewinnen,
miissen wir sie mit den Karten ilirer Zeit yergleichen. Scbon
einleitend wnrde bemerkt, daB wir als Zeit der Entstehung ziem-
licb sicber das letzte Viertel des 16. Jahrbimderts angeben bonneru
In dieser Zeit ist das Kartenmaterial von Deutschland noch sehr
sparlich. Die Gresamtkarten von Deutschland fiihren wir anf die
Originalkaxten zweier Kartenautoren zuriick, n^lich die des
Kardinals Nicolaus von Ousa (f 1464:) and die des Niimberger
Kartographen und Sonnenkompafimachers Erhard Etzlanb (f 1632).
Wir nnterscheiden danach einen Cusa-Typus und einen Etzlanb-
Typus, indem die znm gleichen Typus gehorenden Karten unter
sich groBe Verwandtschaft zeigen. Fiir einen Vergleich kommen
nnr die folgenden Karten in Betracht, die jede fiir sich wilder
eine gewisse Selbstandigkeit zeigen.
Vom Cusa-Typus:
1. Handschriftliche Karte von Deutschland des Henricus Mar-
tellus in einer Ptolemaushandschrift ^sec,
Nazionale in Florenz. Ende des 15. Jahrhunderts
XV -^'1 der Biblioteca
1) Die entsprechenden Namen lauten auf der groBen Wandkarte von Deutsch-
land des Pyramius, 1547: Merhern, Lansnitz, Prenfien.
2) Land der Sz^kler, magyarischer Yolksstamm im Ostlichen und norddst-
licken Siebenburgen.
8) A. Wolkenhauer, Der Niimberger Kartograph Erhard Etzlaub, Yerbandl.
des 16. Deutscben Geograpbentages zu Nuxnberg, 1907, S. 139.
Kgl. Oes. d. Wis8. li^aclinchteii. Phiiolog.-Mst. Klasss. 1910. Heft 1.
3
34
A. Wolkenhauer,
2. Tabula moderna von Deutschland in den Ptolemansausgaben
Rom, 1607 und 1608.
3. Die Eichstadter Knpferstichkarte mit der Jahreszahl 1491.
Vom Etzlanb-Typus:
4. „Das ist der Rom-Weg . , . durch deutsche lanntt“, Eiirn-
berger Holzschnittkarte, um 1492 (?).
5. „Das sein dy lantstrassen durch das Romiscb reych“, Holz-
schnittkarte, gedrnckt von Georg Glogkendon zu Niimberg. 1601.
b. Ergebnis des Vergleichs. Da vsdr fiij; beide Seiten
unseres Eragments denselben Kartenzeichner anzunehmen haben,
nehmen wir berm Vergleich jedes Mai beide Seiten znsammen.
Beziiglich des Cusa-Typus ergibt sich, da6 gar keine irgendwie
besonders bezeichnende AehnlicLkeit mit den Karten des Eragments
besteht, weder in der Situation noch in der Auswahl oder Eorm
der Ortsnamen. Ganz abweichend ist bei alien 3 Karten (No. 1 — 3)
auch das Schwarze Meer noch in der alten ptolemaischen Eorm
gezeichnet, wahrend das Eragment die richtigere Darstellung der
Portulankarten hat. Vielleicht ist auf Karte 3 erne gewisse Aehn-
lichkeit in der Eorm der Ostsee zu erkennen, jedoch lauft die
deutsche Ostseekiiste geradliniger direkt von "Westen nach Osten.
Auf 1 und 2 zeigen einige Einzelheiten des Elufinetzes eine Be-
ziehung: Neckar, Pegnitz, 3 paraUele Elusse westlich der Rhein-
miindung. Irgend welche Schlusse lassen sich jedoch hieraus nicht
ziehen. Tleberraschend viele Eehler in den Namen zeigt die Karte
vom Jahre 1607 (No. 2); auch sind die Namensformen durchaus
abweichend. Trotzdem ermoglichte es uns diese Karte die Namen
Ragnet und Kofno festzustellen. — Es ist schwer, era Werturteil
Uber das Eragment im Vergleich mit den Karten vom Cusa-Typus
zu fallen. Da die Karten des Eragments weniger inhaltreich sind,
sind sie auch weniger falsch. Nach allem kann man sie aber dooh
wohl besser als die Karten No. 2 und 3 und schlechter als No. 1
bezeichnen.
Besonders hervorzuheben ist die Deberernstimmung der Pro-
jektion bei der riickseitigen Karte unseres Eragments und der
Eichstadter Karte (No. 3). Hingewiesen wurde auch schon auf ihre
Aehnlichk^t in der Zeichnung der politischen Grenzen sowie auf
die vermutliche Abgrenzung des Gebiets der voUstandigen Karte
(Mitteleuropa) des Eragments.
Auch era Vergleich mit den Karten des Etzlaub-Typus ergibt
keine bestrmmten Beziehungen. An Reichtum def Situationszeich-
nung und auch der Topographie uberragt besonders die Karte von
die Koblenzer Fragmente zweier handschriftliclien Karten etc. 35
1601 QSo, 6) die Karten des fragments bei weitem. Es ist kanm
denkbar, da6 der Verfasser des Fragments die Etzlaubschen Karten
bereits znr Verfiigung katte; dann batten seine Karten nicbt melir
so mangelhaft ansfallen konnen. Einige Einzelheiten des F1il6-
netzes zeigen Aebnlicbkeit mit der Karte von 1501 (No. 6). Aebn-
licb dentlich wie anf dem Fragment sind anch bier die 4 Quell-
fliisse des Ficbtelgebirges verzeicbnet. Ancb der Bogen der Peg-
nitz ist abnlicb. Im iibrigen ist jedocb der Verlauf der Fllisse
sebr abweicbend. Wenn ancb die Namen der Etzlanbscben Karten
ebenso wie die des Fragments deutscb sind, so zeigen die Namens-
formen trotz der dialektiscben Verwandtscbaft keine besonderen
Uebereinstimmnngen. Im Ganzen mlissen wir also ancb im Yer-
gleicb mit den Etzlanbscben Karten die Selbstandigkeit der Karten
des Fragments konstatieren.
2. Die Positionen.
a. Erlauternde Bemerkungen. Wie nach den bisberigen
Ergebnissen nnseres Vergleiches schon zn vermnten ist, zeigen
ancb die Positionen der Orte nnseres Fragments wenig TJeberein-
stimmnng mit den Positionen der znm Vergleich beranznziebenden
Karten. Die nacbstebenden PositionstabeUen mogen dies nocb
genaner belegen. Die Positionen der Karte des Martellns (No, 1)
konnten nicbt angegeben werden, da sie gar keine Gradnierung
besitzt. Beigefligt sind jedocb anfier den wirklichen Positionen
nocb die Positionen der Ortstafeln^) Regiomontans (1476 ff.) und
Stofflers (1499 ff,).
Einige Bemerkungen iiber die Entstebnng der Tabellen sind
znm Verstandnis notwendig. Samtliche Positionen sind abgernndet.
Einmal wird dadnrcb die Uebersicbtlichkeit bedentend erhobt,
nnd zweitens erscbeint eine libergroBe Genanigkeit bei der Robeit
der damaligen Kartenzeicbnnng — bei nnserem Fragment bandelt
es sich zudem nnr nm einen fliichtigen Entwurf — midi der Un-
genanigkeit der damaligen astronomischen Ortsbestimmmigen direkt
als ffbeiflnssig- da sie nocb innerbalb der anzxmebmenden Febler-
grenze Kegen wfirde. Wir mnden daber die Breiten anf Vs Grade
= 10 Bogenminuten ab. Eegiomontan nnd Stoffler geben in
den angefiibrten Ortstafeln nnr ganze Graded* Da bei den
1) Nahere Angaben iiber diese Ortstafeln bei A. Wolkenhauer, Seb. Miinsters
bandscliriftliches KoUegienbucb aus den Jabren 1515 — 1518, Abhandlungen der
Kgl. Gesellscbaft der Wissenscbaften zu Gottingen. Neue Folge. Bd. XI. No. 3. S.56ff
2) Fiir den praktischen Gebraucb der Kalender und Epbemeriden, denen
die Ortstafeln beigegeben sind, genugte diese Genanigkeit der Breiten.
3*
36
A. Wolkenhauer,
Langengraden noch die Abnahme nach den Polen zu beriicksichtigen
ist, erscbeint eine Abrundung der Langen anf Grade = 16
Bogenminuten vollkommen ansreickend. Der leicbteren Vergleich-
barkeit wegen driicken wir diese 15 Bogenminuten im Zeitmafi,
also als 1 Zeitminute, aus. Die Langen unserer Tabellen sind also
in einer aus Bogen- und ZeitmaB kombinierten Borm gegeben.
Da die Karten unseres Fragments zwar ein Gradnetz, aber
keine Graduierung in Zaklen besitzen, muBten wir uns zu einer
Benennung der Gradlinien entschliefien. Mit groBer Wabrscbein-
licbkeit diirfen wir auf der vorderen Karte den Parallel des Mains
als den 50. benennen. Danacb sind auf der Karte nach Norden
noch der 51., 62. und 63., nach Siiden noch der 49. Parallel ver-
zeichnet. Als Anfangsmeridian wablen wir den direkt ostlich vom
Ortszeichen Niirnberg vorbeigehenden Meridian. Nach dem Prinzip
unserer Abrundung durfen war ihn direkt als Meridian von Niim-
berg bezeichnen. Auch Erfurt liegt dementsprechend noch auf
dem Anfangsmeridian.
Auf der rlickseitigen Karte gehen wir bei Benennung der
Parallelkreise wohl am sichersten von Wien aus, fiir das man
ehestens eine einigermaBen genaue Position erwarten darf. Fast
alle „modernen^^ Karten jener Zeit geben Wien richtig eine Breite
zwischen 48® und 49®. Nur die Eichstadter Karte (1491) hat den
Ortsring auf dem 48. Parallel. Wir geben also dem nordlich Wien
verlaufenden Parallel die Zahl 49. Danach ffflt die sudliche
Grenzlinie des Fragments mit dem 47. Parallel zusanamen, wahrend
der nordlichste, durch Schweden verlaufende Parallel als der 68.
zu bezeichnen ist. Die Langenunterscbiede beziehen wir fiir die
riickseitige Karte auf Stettin.
Die beiden Karten vom Etzlaub-Typus besitzen nur eine
Breiten- und keine Langengraduierung. Um auch die Langen
vergleichen zu fconnen, haben wir beide Karten mit geradlinigen,
parallelen Meridianen iiberzogen, und zwar in einem Abstande
entsprechend der langentreuen Teilung der ungefahren Mittel-
parallele. Wir haben somit beiden Karten das Gradnetz einer
rechteckigen Plattkarte untergelegt, da dieses die groBte Wahr-
scheinlichkeit fiir sich hat. Auch wegen der bierin liegenden Tin-
isicherheit der Projektion erscheint die oben erwahnte Abrundung^
der Positionszahlen angezeigt.
b. Ver gleichende Postionstabellen I — IV (S. 37 — 39).
die KoWenzer Fragmente zweier Landschriftlichen Karten etc.
37
I. Langen der vorderen Karte, bezogen auf Niirnberg.
Geordnet nacli der wahren Lange (ostliche Langen knrsiv),
ansgedriickt in Bogengraden nnd Zeitminuten (I”* = 16^).
Frag-
ment
Wabre
L^nge
Eom-
weg
Etzlaub
1601
Eich-
sta.dt
1491
Ptole-
maus
1607 0
Eegio-
montan
Stuffier
1499
Paris
70 2 «
80 3*"
IQo 2*"
100 Qrn
7®2”»
70 1 ”*
Brugge
7 3
7 3
9 1
9
70 3 »rt
603m
9
8 2
Gent
7
7 1
8 2
8 1
7 2
6
6
4 1
Mecbeln
6 2
6 2
7 1
7 1
7 2
—
6
4 1
Utrecbt
4 1
6
6 3
6 2
2 2
1 3
3
3 1
Coin
3 3
4
4 2
4 2
3 3
3 2
3 1
3 2
Mainz
3 1
2 3
3
3
3 1
3
3 3
3
Bremen
2
2 1
2 3
2 3
0 1
0 2
—
—
Wurzburg
1 1
1
1 1
1 1
0 3
0
1
1 2
Hamburg
0 1
1
1 1
1 2
1 2
1 1
— 1
—
Liineburg
0 1
0 3
0 2 ,
0 3
3
1 1
—
*—
Braunschweig
0 2
0 2
0
0 2
3
4
0
2
Bamberg
0 1
0 1
0 1
0 1
t 1
0
—
—
Llibeck
1
0 1
0 2
0 2
3 1
2 3
4
2 2
Erfurt
0
0 1
0
0
2 2
2r-)
1
1 2
Niirnberg
0
0
0
0
0
0
0
0
Magdeburg
0 2
0 2
1
1
5 1
5 1
4
5 3
Leipzig
1
1 1
1
1 1
4 1 \
4 3
2 2 \
3
c. Ergebnis. Verglichen mit den wahren Positionen sind
die Breiten des Eragments anf beiden Karten als relativ gute zni
bezeichnen. Nnr wenige Breiten weichen nm mehr als V 2 ® ab.
Zn den schlechtesten gehoren Paris (1® 30'), Utrecht (1^ 10'), Coin
(40'). Besonders gut sindBriigge, Wiirzbnrg, Llibeck, Nlimberg, Mag-
deburg, Leipzig; Krakau, Kaschau, Budapest. Ln allgemeinen sind
die Breiten des Ikagments ahnlich gut wie die der Etzlaub-Earten,
dagegen bedeutend besser als die der Ciisa-Karten. Es siud zwar
1 ) Die Langenzahlen stehen in der Mitte der randliclien Gradabteilungen.
Ebenso wie bei der Karte von 1491 bezieben wir die Zahlen in der Bichtung der
Zablung immer auf den folgenden Meridian. Man benannte die Meridianstreifen.
Der erste wurde vom 0. und 1 . Meridian begrenzt,
2) Der Name NOBENBERGA ist auf der Karte von 1607 ohne Zweifel
versehentlicli verschoben. Der Name gebort in Wirklichkeit zu dem unbenannten
Ortsring im Knie der Pegnitz, slirdlicb FOECHE. So verzeicbnet ibn aucb die
dem Originale Cusas bedeutend naber kommende Karte des Henricus Martellus in
der Florentiner Ptolemausbandscbrift.
38 A. Wolkenhauer,
II. Breiten der vorderen Karte.
Greordnet nach. der wahren Lange.
Frag-
ment
Wabre
Breite
Bom-
weg
Etzlaub
1501
Eicb-
stadt
1491
Ptole-
maus ,
1507 1
1 i^egio-
mont.
1475
Stoff-
ler
1499
Paris
50”
' 0'
48” 50'
48
10'
47” 50'
-
—
48^
480
Brugge
51
10
51
13
61
40
51
30
55” 10'
68” 50'
52
53
G-ent
50
40
51
3
51
20
51
20
54
30
53
40
52
53
Mecbein
51
20
51
2
51
20
51
10
53
40
-
51 1
53
TJtrecbt
53
20
62
5
52
20
52
20
55
10
54
53
53
Cdlii
51
30
50
57
51
10
51
52
40
52
30
51
62
Mainz
49
50
50
50
20
50
10
50
30
50
30
50
• 50
Bremen
53
30
53
15
53
50
53
40
55
10
53
50
—
Wiirzburg
49
50
48
48
50
1
49
50
50
j
50
50
50
Hamburg
53
50
53
34
54
30 '
54
30
56
10
54
20
—
—
Liineburg
53
10
53
20
54
10
54
54
30
53
50
—
—
Braunschweig
52
40
52
16
52
50
52
40
53
30
52
10
53
53
Bamberg
50
49
53
50
50
49
10
49
40
—
—
Liibeck
53
50
53
52
55
54
50
56
20
54
20
56
56
Erfurt
51
10
50
59
61
20
1 51
10
51
50
40
51
51
Niirnberg
49
30
49
27
49
so
1 49
80
48
50
49
10^)
49
49
Magdeburg
52
10
52
8
52
30
52
20
51
60
51
20
54
64
Leipzig
51
20
51
20
51
30
51
30
50
40
50
i
20
51
51
einige ITebereinstimmungen mit den Etzlaub-Karten vorhanden,
jedocb sind sie nicbt irgendwie bezeicbnend. Die Positionen der
Etzlaub-Karten selber zeigen hingegen untereinander eine deutlich.
hervortretende Verwandtscbaffc. Yiel weniger miteinander Uber-
einstinmiend sind die Positionen der beiden Cusa-Karten nnserer
Tabellen. Irgend eine Beziehnng zwischen ihnen und den Karten
des Fragments ergibt sicli aus den Tabellen nicbt. Nocb weniger
IJebereinstimmung als wie beziiglicb der Breiten ist von vomherein
fiir die Langen zu erwarten. Aus dem Vergleicb folgt im allge-
meinen dasselbe Ergebnis, das wir fiir die Breiten gefunden haben.
Eine wirklicbe bezeichnende Aebnlicbkeit zeigen wiederum nnr die
Etzlaub-Karten. Es eriibrigt sicb, Einzelheiten bervorzubeben.
Aucb die Positionen der Ortstafeln Regiomontans und Stofflers
lassen keine irgendwie cbarakteristiscbe Beziebting erkennen.
1) Ebenso wie bei der Langentafel nebmen wir auch bier fiir Niimberg das
Ortszeicben im Knie der Pegnitz.
die Koblenzer Fragmente zweier hands cbriftlichen Xarten etc. 39
m. Langen der hinteren Karte, bezogen auf Stettin.
Greordnet nach der wahren Lange (westl. Langen knrsiv),
ausgedriiokt in Bogengraden ttnd Zeitminuten = 16').
llllll^
Wahre
Lange
Roinveg
Etzlaub 1
1501 1
Eichstadt
1491
Ptolemaas
1507
Riga
1401 m
902 m
—
16'>2“
15“ ”
Danzig
3 1
4
50
401
13 3
4 1
Stettin
0
0
0
0
0
0
Thorn
3 3
4
3 2
3
5 1
5 2
Warschau
6 1
6 2
__
—
16
Breslau
1 1
2 2
2 1
1 3
1 1
0 1
Krakau
4
5 2
6
5 0
12 2
15
Kaschau
6 3
6 3
—
5 3
6 1
Wien
1 2
1 3 ,
2 3
2 1
2 0
0 3
Budapest
4
4 2
5 3
4 3
12 2
4 3
Klaus enburg
8
9
—
—
~ i
—
IV, Breiten der hinteren Karte.
Greordnet nach der wahren Breite.
Frag-
ment
Wahre
Breiten
Rom-
■weg
Etzlaub
1501
Eich-
stadt
1491
Ptole-
maus
1507
Stoff-
ler
1499
Riga
56“ 30'
56“ 57'
570 20 '
66“ 20'
560
—
Danzig
54 30
54 21
64“ 50
54050
56 10
64 30
—
56*
Stettin
53
53 26
54
54
54 60
63 30
-
—
Thorn
53 10
53 1
53 40
53 30
54 30
53 20
—
—
Warschau
52 40
52 14
—
—
52 30
—
—
Breslau
51 20
51 7
51
61
50
60 10
51
51
Krakau
50
50 4
50 10
50 10
50
50 20
61
51
Kaschau
48 40
48 40
, — ,
48 10
48 10 1
50
50
Wien ,
48 40
48 13
48 10
48 20
48
48 20
48-
48
Budapest
47 30
47 29
47
47
47 10
47 40
47
47
Klausenburg
47
46 40
—
—
—
—
—
—
ITnsere Priifong der Karten des Fragments ergibt also, daB
wir es mit selbstandigen kartographischen Leistnngen zu tnn haben.
Die Karte von Deutschland bezw. Mitteleuropa, welche sich in
in den beiden Fragmenten erhalten hat, hat keine Beziehnng zu
den beiden bis jetzt bekannten, altesten Kartentypen von Deutsch-
land aus der Zeit der Renaissance, weder zum Cusa-Typus, noch
40
A. Wolkenliauer,
JsTim Etzlaub-Typus. Ihrem ganzen Inlialt nach scheinen die Karten.
des Fragments ohne Benntznng der Karten Etzlanbs entstanden
zn sein ; walirscheinlicli sind sie also alter als diese, deren alteste,
;^die Karte des Eomwegs“, vermntlich im letzten Jabrzelint des
15. Jakrlinnderts entstand. Um den Wert der Karten ricbtig ein-
znscliatzen, haben wxr nocb besonders zn beriicksichtigen, dafi es
sicb bei unseren Fragmenten augenscbeinlicb um sebr fliicbtige
Entwiirfe handelt. Manche TJngenauigkeiten sind nicbt der Un-
kenntnis des Verfassers, sondern eben der wenig sorgMtigen Art
der Zeichnung au£ Eechnnng zu setzen. Dafiir, da6 wir es mit
einem gelebrten, zum Mindesten matbematiscli gebUdeten Verfasser
zn tun baben, spricht nocb besonders die Answabl der Projektionen,
welche beiden Karten zu Grunde liegen.
3. Die Projektionen.
Wie oben gezeigt, stellt das Gradnetz der vorderen Karte
eine Kegelprojektion nnd das der binteren Karte eine trapezformige
Projektion dar. Die Verwendung b eider Projektionen ist fiir die
sogenannten „modernen“ Karten dieser Zeit nocb etwas Dnge-
wbbnlicbes.
a. Die trapezformige Projektion. Beztiglicb der
trapezformigen Projektion gleicbt, wie sobon erwabnt wnrde, die
Karte der Rlickseite der Eicbstadter Knpfersticbkarte mit der
Jabreszabl 1491* v. Wieser^) bat die Ansicbt ausgesprocben, daB
es sicb bei dieser Karte um eine Umzeicbnung der Karte des
Kardinals Cusa fiir eine Ptolemausausgabe durcb Nicolaus Ger-
manus bandelt. Da die Eicbstadter Karte die einzige j,modeme“
Karte von Deutschland dieser Zeit ist, welcbe die trapezformige
Projektion benntzt, — alle anderen sind recbteckige Plattkarten
— und zudem das Gebiet unserer Karte nngefabr dasselbe gewesen
zn sein scbeint, so liegt der Gedanke an eine Beziehung nabe,
trotzdem beide Karten inhaltlicb ja wenig iibereinstimmen. Zuerst
angewandt wnrde diese Projektion^) von dem oben genannten Nicolaus
Germanus 1466 ff. fiir die antiken Karten seiner Ptolemansband-
scbriften. Da diese fast ansnahmslos den ersten Ptolemausdrucken
(1478, 1482, 1486, 1490, 1607, 1608) zn Grunde liegen^), so fand
1) A. Wolkenliauer, Yerhandl. des XVI. deutschen Geographen-Tage? zu
Niirnberg, 1907. S. 137.
2) Vortrag auf der 77. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu
Meran, 1905. Meraner Zeitung No. 120, S. 6.
3) Jos. Fischer, Die Entdeckungen der Normannen in Amerika, Freiburg
i. Br., 1902. S. 83. 4) Ebenda, S. 80.
die Eoblenzer Fragmenie zweiter hands chriftKchen Earten etc. 4-1
die trapezformige Projektion damals eine ziemlick weite Verlrei-
ixmg. Von den „iQodernen“ Karten dieser Ptolemausausgaben
hatte jedoch nnr die „Karte der Nordlander" die trapezforimge
Projektion. In den Ptolemausausgaben 1507 nnd 1608, die zmn
ersten Male eine moderne Karte von Deutschland enthalten, ist
fur Deutschland auch die rechteckige Plattkarte benutzt. Man
sieht also, daB flir eine moderne Karte von Deutschland damals
die Verwendung der trapezformigen Projektion noch etwas ITn-
gewohnliches war.
b. Die Kegelproj ektion. Noch auffalliger ist die Ver-
wendung der Kegelprojektion fiir eine Karte einzelner Lander.
Zwar beschrieb bereits Ptolemaus in seiner Cosmographie diese
Projektion und wandte eine bestimmte Abart derselben auch. fiir
seine Weltkarte an. Piir die Einzelkarten der Lander benutzte er
jedoch ausschlieBlich die Projektion des Marinus, d. h. die recht-
eckige Plattkarte. *Wie eben erwahnt, war es dann Nicolaus Ger-
manus, der zuerst die ptolemaischen Landerkarten in die trapez-
fornadge Projektion umzeichnete. Nun existiert jedoch eine bereits
vielumstrittene, aber noch wenig aufgeldarte Ptolemausausgabe, die
s. g. Bologneser Ausgabe, die aufier der Weltkarte auch alle Lander-
karten in der Kegelprojektion gibt. Am Schlufi des Textes dieser
Ausgabe steht deutlich die Jahreszahl MCCCCLXII, jedoch hat unter
anderen Nordenskiold^) gute Griinde vorgebracht, daB es sich bei
der Zahl um einen Druckfehler handelt und sie 1472 zu lesen ist.
Nordenskiold mochte die Dmzeichnung der Projektion den im Kolo-
phon genannten Hieronimus Manfredus und Petrus Bonus zu-
schreiben. Dieser Pall der Anwendung der Kegelprojektion fiir ein-
zelne Lander steht jedoch vollkommen allein. Past ein Jahrhundert
verging, ehe wir wieder die Kegelprojektion^) fiir Landergebiete
benutzt sehen. Auf der sogenannten „Zeno-Karte“, einer Karte
der Nordlander, welche 1568 Marcohni in Venedig verojffentlichte,
ist dieses der Pall. Die Zeichnung der Projektion ist Her nicht
einmal ganz korrekt, Besonders aus der Verwendung der Kegel-
1) Faksimile-Atlas, 1889, S. 12 a. Es ist sehr zu hoffen, dafi die zur Zeit mit
Eifer betriehenen Studien tiber diese merkwiirdige Ptolemausausgabe Ton Erfolg
gekront sind.
2) Vergl, die Aufzablung bei Nordenskiold, Faksimile-Atlas, 1889, S. 86 a.
Ancb Gregor Euyscb benutzte die Kegelprojektion* fur seine Weltkarte, die sicb
in den romiscben Ptolemausausgaben 1507 und 1508 findet. Da der Berubrungs-
parallel mit deni Pol zusammenfallt, erscbeint die Kaxte als Polarkarte.
42
A. Wolkenliauer,
projektion auf unserem Fragment scheint sich also zu ergeten,
dafi wir es mit einem selbstandigen, iiberlegenden Kartographen
zu tun haben, und nicbt mit einem gewohuliclien Kopisten,
V. Datieriing, Ort der Entstehung und Yerfasser.
1. Datierung.
a. Allgemeinere Hinweise. Scbon einleitend^) wurde
bemerkt, da6 wir auf Grand der Scbrift nach Wilhelm Meyer die
Abfassung des Fragments mit groBer Wahrscheinlichkeit in die
2. HSfte des 16. Jahrhunderts setzen diirfen. Gleich Her sei mit-
geteiltj dafi aach die sprachlichen Beobachtungen Edward
Schroders, iiber die wir gleich noch aasfiihrlich zu berichten
haben, ganz unabhangig^) von der Schriftbeurteilong Wilhelm
Meyers zu demselben Ergebnis gefiihrt haben, Fiir eine Zeit v o r
1500 spricht auch die friiher^) erwahnte Hervorhebung der Orts-
signatnr von Slnis, des Hafens von Brugge, da mit der Verlegung
des Handels von Briigge nach Antwerpen am 1600 aach Slais seine
friihere Bedeatung verier. Eine besondere Hervorhebang hatte
nachher keinen Sinn mehr gehabt. Der Vergleich mit den Karten
Etzlaubs hat ergeben^), dafi diese Karten augenscheinlich nicht
benutzt sind and daher vermntlich noch nicht existierten. Dieser
Schlufi ist berechtigt, wie wir weiterhin zeigen werden, weil vieles
daflir spricht, dafi anser Fragment ebenso wie Etzlaubs Karten in
Numberg entstand. Da die alteste Karte, welche wir Etzlaab
zuschreiben, die „Karte des Eomwegs", ins letzte Jahrzehnt des
16. Jahrhunderts zu setzen ist, so schiebt sich damit der Termin
ante quern auf ca. 1490 zuriick. TJeber den Termin post quern sei
bier nur ganz allgemein bemerkt, dafi nach der Entwicklung der
Kartographie an eine Zeit vor 1460 kaum zu denken ist.
b. Die Namen Katzenelnbogen und Lichtenberg.
Vortrefflichunterstutzt werden diese mehr allgemeinen Bemerkungen
zur Datierung durch das Vorkommen zweier Kamen auf der vor-
deren Karte, die fiir eine Entstehung der Karte vor 1480 bezw,
1479 sprechen. Es handelt sich, wie vorher bereits kurz angedeutet
wurde, am die Namen der Grafschaft Katzenelnbogen and der
Herrschaft Lichtenberg. 1479 starb der letzte Graf von Katzen-
elnbogen, womit die Grafschaft als solche aufgehort hatte zu
1) Oben S. IS. •
2) Herrn Schroder lag zunachst nur eine Absclirift und nicht das Original vor.
3) S. 22. 4) S. 40.
die Koblenzer Fragmente zweier hands chriftlichen Karten etc. 43
existieren. Sie kam dnrck Erbschaft an den Landgrafen Heinrich.
III. Yon Oberhessen und spater nach dem Tode yon dessen Sohn
Wilhelm III. (f 1600) an den Landgrafen Wilhelm II, von Hessen^),
Auch die Familie Lichtenberg war 1480 in mannlicher Linie ana-
gestorben. Das Territorinm fiel durch Erbschaft znr Halfte an
den Girafen von Hanan nnd zur Halfte an den Gr-rafen von Zwei-
briicken-Bitsch ^). Es ist kanm anzunehmen, dab die beiden Namen
nach den Jahren 1479 bezw. 1480 noch auf der Karte verzeichnet
waren, als beide Grebiete als solche nicht mehr existierten. Man
darf ans dem Vorkonmien der beiden Hamen also wohl mitgroBer
Wahrscheinlichkeit den SchluB ziehen, dafi die Karte vor dem
Jahre 1479 entstanden ist. Auch Herr Professor Schroder kam
bei Priifung der Ortsnamen ganz unabhangig zu denselben ScliluB-
folgerungen: . einer dieser Eehler konnte passieren, brauchte
nicht einmal als Fehler zu gelten — wenn aber, wo doch nnr ganz
wenige der kleinen Dynasten eingetragen sind, gerade diese beiden
(eigentlich die einzigen!) solche sind, die von 1479 bezw. 1480 ab
nicht mehr existierten, dann gibt das zu denken.^
2. Ort der Entstehung.
a. Allgemeine Dialektabgrenzung. Besonders wichtig
sowohl fiir die Datierung als auch namentlich fixr die Abgrenzung
des Heimatsgebietes des Verfassers der Karte sind die SchluB-
folgerungen, zu denen Herr Professor Schroder auf Grrund der
Namensformen gelangt ist. Fur seine wertvolle Unterstiitzung
sage ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank. Herr
Schroder teilte mir folgendes miti
„Fur die Heimat sind, wenn ich mich auch nur an die Laute
und Formen halte, ausgeschlossen: Der ganze Westen (von Basel
bis Utrecht), der ganze Norden bis zum Main und dazu der ganze
Nordosten (von Breslau bis Konigsberg).
Charakteristisch sind: *
1) einmal die bairischen (neuen) Diphthonge L^ipck, prat^nswig,
neeOTiegen fur i, h, iu (spr. ii);
2) das constante p des Anlauts jprun, jpingen, jpranndbg,
praunswig ;
3) die Formen esling und nordling, fur die man auBerhalb
Bayerns zumeist -lingen sprach und schrieb.
1) Konr. Kretschmer, Historische Geographie von Mittelenropa, 1904:, S. 440.
2) Kretschmer, a. a. 0. S. 465,
M
A. Wolkenhauer,
(Anderes wie maidburg neben heydelb’g, mergente?/ beweist
weniger.)
Darnach kommt nur das &ebiet des bairiscben Dialekts emst-
haft in Frage, freilich mit EinschluB der angrenzenden oberpfalzi-
schen und oberfrankischen Grebiete. Niirnberg selbst ist damals
noch sprachlicli eine ausgesprochen bairische Stadt.“
b. Number g. ^Ich darf wohl kinzufiigen, daJS nach meinem
Urteil Nurnberg in allererster Linie in Frage kommt. Das hydro-
graphische System ist in dem oberfrankisch-oberpfalzischen Grebiet
viel vollstandiger als anderswo. Dafi ein Fliifichen wie die Peg-
nitz eingetragen wird, ist auffallig.
Nun aber die Beobacbtung ernes Philologen. Der Verfasser
scbreibt: lutzelb’g, marp’g, maidburg, roteb’g, pranndb’g, lunburg;
babenb’g, amberg, aber nurSb’ga, der einzige latinisierte Name !
Daneben nennt er die Bischofsstadt Wurzburg (im Gegensatz
zu babenb’g, meintz, coin, trier, maidburg) mit ibrem lateiuischen
Namen k’bipolis und setzt sie zugleiok deutlicb als JEauptstadt in
Franconia an (der Wiirzburger Bisckof ist Herzog von Franken!).
Das scbeint fast fiir einen clericus dioecesis herbipolensis zu
sprecben. Niirnberg gebbrt zwar kirchlicb zum Bistum Bamberg,
aber deshalb kann, zumal etwa als Notar oder in ahnlicber
Stellung, dort sebr woH ein Eleriker der Wiirzburger Diocese
sitzen.“
Somit kommt auf Grund der sprachlicben XJntersucliung als
Heimat des Verfassers das Gebiet des bayrischen Dialektes ein-
schlieBlicb der oberpfalzischen und oberfrankischen Nachbargebiete
in Frage. Auffallig ist, was gerade vom geographischen Standpunkt
noch besonders betont werden mufi, die detaillierte Darstellung
des Fichtelgebirges und seiner siidwestlichen Nachbarschaft, d. h.
der weiteren TJmgebnng von Nurnberg, und wir teilen durchaus
die von Herrn Professor Schroder geauBerte Vermutung, da6
gerade Nurnberg der TJrsprungsort des Fragments sein kann.
3. Verfasser.
a. Ablehnung Regiomontans. Auch innere Griinde
sprechen dafiir, dafi Niirnberg der Sitz des Verfassers war. In
der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts herrschte hier ein auBer-
ordentlich reges geistiges Leben. Besonders die technischen
Wissenschaften standen in groBem Ansehen. War es doch die
weitbekannte Kunstfertigkeit der Niirnberger Mechaniker, welche
die Eoblenzer Fragments zweier iiandschriftliclien Karten etc.
46
den berulnnten Regiomontan veranlaJBten, 1471 nacli Niirnberg
iiberznsiedebi. Die auf dem Fragment verwandten Kartenprojek-
tionen lieBen xms zu dem SchlnB kommen, da6 der Verfasser ein
in der Mathematik bewanderter G-elehrter sein miisse. Sehr nahe
liegt es daher, zunacbst am Regiomontan selber zn denken, trotz-
dem seine Ortstafel (1475 ff.), wie oben gezeigt, keine besondere
Debereinstimmnng mit dem Fragment zeigt. Die anBeren TTm-
stande passen in der Tat vortrefiFHcb zusammen. Regiomontan
stammt ans Konigsberg in Oberfranken; er sprach also von Haus
ans den in Betrackt kommenden Dialekt. Von 1471 — 1475 kielt
er sick in Niirnberg anf. Bekanntlicb folgte er dann einer Anf-
fordernng des Papstes, an der Kalenderreform mitzuarbeiten, und
starb 1476 in Rom an der Pest. Fiir Niirnberg batte sick Regio-
montan einen ^wabrkaft groBartigen Arbeitsplan“ gemacbt. Neben
sekr vielem anderen war ancb gerade die Herstellung von Karten
geplant^), sowohl fiir die ganze Erde, als auch Spezialkarten von
Dentsckland, Spanien, Frankreich, Grriechenland nsw. Regiomontan
berichtet iiber seine Niirnberger Arbeitsplane selber in einem
Briefe an semen Frennd, den Magister Christian Roder in Erfnrt.
Weim wir annehmen diirften, daB die Karten des Fragments
wahrend Regiomontans Niirnberger Anfentbalt entstanden sind, so
paBt das ansgezeichnet zu unserer bisherigen Datierung : vor 1479.
Fiir die Autorsckaft Regiomontans spricht vielleicbt anck die
verkaltnismaBig detaillierte Darstellung der weiteren Dmgebimg
von Wien tmd Budapest auf der Riickseite des Fragments. In
beiden Stadten katte sick Regiomontan vorker langere Zeit auf-
gebalten. Leider werden aUe diese Hinweise zunacbst widerlegt
durck einen Vergleick der Handschrift Regiomontans mit der
Handsckrift des Fragments. Zum Grlfick sind von Regiomontan
eine ganze Reike von Handschriften erhalten®). Wir benutzten
zum Vergleick die beiden Sckriftproben, welcke sick anf einer
Tafel am SckluB der Schrift: »Notitia trium codioum autograpko-
rum Jokannis Regiomontani in bibliotkeca Ckr. Tkeopk. de Murr,
Norimbergae, 1801“ finden. Sie zeigen deutliok, daB das Fragment
nickt von Regiomontan selbst gesckrieben ist.
1) Allgem. deutsche BiograpMe, Bd. 22 S. 669; firsct und Gruber, AUgem.
Encyclopadie der Wissenschaften u. Kunste, 2. Sektion, 22. Teil. Leipzig, 1843,
S. 207.
2) Abgedruckt in Chr. Theoph. Murr’s Memorabilia Bibliothecarum publica-
rum Norimbergensium, Pars I, Norimb., 1786, S. 184 ff.
3) Vgl. auch Al. Ziegler, Regiomontanus, Dresden, 1874, S. 48, 49.
46
A. W olkenhauer,
b. Niirnberger Scbule E egiom ontans. "Wenn also
die Hoffnung, in dem Fragment ein Exemplar der vollstandig ver-
schollenen eigenhandigen Kartenzeichnxmgen Eegiomontans wieder-
gefunden zu haben, damit vernicbtet ist, so bleibt doch eine grofie
Wahrscheinlichkeit, daB das Fragment zn Eegiomontan eine gewisse
Beziehtmg bat. Es kann kein Zweifel sein, daB Eegiomontan in
Niirnberg eine anBerordentlicb anregende Tatigkeit entfaltet bat,
wenn aucb nicbt erwiesen scbeint^), wie vielfacb bericbtet wird,
daB er direkt im Anftrage des Magistrats ofPentliche Vortrage
liber Matbematik nnd Astronomie gebalten hat. Irgendwie ist
Eegiomontans jedenfalls ancb xmterricbtend tatig gewesen. Er-
ionert sei nnr an den spateren Seefabrer Martin Bebaim, der
vermutlicb damals Eegiomontans TJnterricbt genoB.
Vielleicbt spiegeln sogar die zablreicben, niederlandiscben Orte
anf der vorderen Karte die lebbaften Handelsbeziebnngen wieder,
die damals zwiscben Niirnberg nnd den Niederlanden bestanden.
Vielfacb hielten sicb die jungen Niirnberger Kauflente zn ihrer
weiteren Ansbildung in den Niederlanden anf, so lebte der ge-
nannte Bebaim®) 1476 — 1479 in Mecbeln nnd dann bis 1484 in
Antwerpen. Es liegt also sehr nabe, daB die Karten nnseres
Fragments docb in einem naben Znsammenbange mit den ver-
scboUenen Karten ans Eegiomontans Scbnle stehen.
Wir kommen daber, indem wir alle angefnbrten Hinweise in
Betranht ziehen, zn dem Ergebnis, daB das Fragment vermntlicb
dem Sebiilerkreise Eegiomontans in Niirnberg entstammt nnd in
den siebziger dabren des 15. Jabrbnnderts entstanden ist. Eine
ansgesprocbene Aebnlichkeit bestebt in Bezng anf die Schrift mit
einer Forstkarte ®) des Niirnbergers Erbard Etzlanb, der „Wiltkarte
V. J. 1516“, deren Original sicb im Grermanischen Nationalmnsenm
zn Niirnberg befindet. Jedocb ist die Uebereinstimmnng nicbt
derart, daB unbedingt anf die Identitat der Antoren geschlossen
werden konnte. Zndem war Etzlanb (f 1532) in den Jahren vor
1479 wabrscbeinlicb fiir die Herstellnng solcber Karten nocb zn
jnng. Immerhin diirfte doch ancb die Verwandtscbaft der Schrift
anf eine Niirnberger Scbreibscbnle binweisen. Sebr zn boffen ist,
daB es mit HUfe der bier beigegebenen Eeprodnktion der vorderen
Karte nocb gelingen moge, dnrch Handscbriftenvergleich den
wirklicben Autor des Fragments festzustellen.
1) E. G. Ravenstein, Martin Behaim, his life and his globe, London, 1908, S. 8.
2) Eavenstein, a. a. 0. S. 8 u. 9,
3) A. Wolkenhauer, Der Nttmberger Kartograph Erhard Etzlanb. Verhandl.
des 16. dentschen Geographentages zu Niirnberg, 1907, S. 130.
die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc.
Inhalt
47
Einleitung 17
I, Aeussere Beschreibung des Frag-
ments 18
IL Die Karte der Vorderseite .
1. TJmgrenzung nnd mathema-
tiscbe G-rundlagen . . .
a. Das Grebiet 19
b. Gradnetz und MaBstab . 19
c. UrspruBglicbe GroBe der
Karte 20
d. Die beiden Meilenskalen 20
2, Situation
a. Die Kiisten und FluBmun-
dungen (Sluis) . . .21
b. Fliisse 22
c. Grebirge 23
d. Grenzlinien 23
3. Topograpbie , , . ♦ .
a. Ortsnamen 23
b. Landscbaftsnamen , . .25
III. Die Karte der Riickseite .
1. Die Rekonstruktion ... 25
2. Umgrenzung und mathema-
tiscbe Grundlagen . . .
a. Das Gebiet 26
b. Gradnetz und MaBstab . 27
c. Urspriinglicbe GroBe der
Karte 27
3. Situation
a. Kiistenuinrisse .... 28
b. Eliisse 29
c. Gebirge 29
d. Grenzlinien 29
4. Topographic
a. Ortsnamen . . , . .30
b. Landscbaftsnamen . . ,32
IV. Vergleich des Fragments mit
anderem karthographischen
Material der Zeit . . .
1. Inhalt der Karten . . .
a. Das Vergleichsmaterial . 33
b. Ergebnis 34
2. Die Positionen ....
a. Erlauternde Bemerkungen 35
b. Vergleicbende Positions-
tabellen 37
c. Ergebnis ... ... 37
3. Die Projektionen ....
a. Die trapezform. Projektion 40
b. Die Kegelprojektion . . 41
V. Datierung, Ort d. Entstehung
und VeriEasser ^ .
1. Datierung
a. Allgemeinere Hinweise . 42
b. DieKamenKatzenelnbogen
und Licbtenberg . .42
2. Ort der Entstehung (die
Kamensformen nacb Edw.
Schroder)
a. AUgemeine Dialekt-Ah-
grenzung 43
h. Niimherg 44
3. Verfasser
a. Ahlehnung Regiomontans 44
b, Kumherger Schule Regio-
montans 46
Etymolog'ische Mitteilungen.
(Grott; Grafj Gaumen; ' — Consul.)
Yon
Leo Meyer.
Vorgelegt in der Sitzung vom 12. Februar 1910.
Gott.
Hermann flirt, der die none, die fiinfte, Anflage von Weigands
vortrefflichem Deutschem Worterbucli besorgt nnd es im GroBen
nnd Ganzen ansgezeiclmet verstanden bat, das genannte Werk
wie ans etwas engerem Rahmen anf die weitansblickende Blolie
der heutigen gescHcktlichen Spracbwissenscliaft Mnanfznlieben,
bat dpcb in mancben einzelnen Fallen nocb nicbt ganz gliicMicb
abzuwagen verstanden, was als im hocbsten Grade wabrscbeinlicb
Oder als dnrcbans unwabrscbeinlicb gelten darf oder etwa mit
einer zwiscben diesen beiden Endpxinkten liegenden Wertnuancie-
rung zu beurteilen ist. Denn das ist ja inuner wieder zu betonen:
Spracbwissenschaft ist keine Matbematik und als wirldicb matbe-
matiscb feststebend bbnnen ibre Ergebnisse nie bezeichnet werden.
Immerbin aber ist docb des Stoffes mehr und mehr geworden, der
nach der gewbhnlicben Anschauung der menscblicben Wissen-
scbaften fiir wabr und richtig gelten darf.
IJnser Wort Qoit^ das gotiscbe guth mit dem Genetiv gudis^
ist in Weigands vierter Auflage nocb in ganz unricbtiger Weise
mit dem gleicbbedeutenden persiscben chodd zusammengestellt. Die
Entwicklung des anlautenden persiscben ch bat mit unserm g gar
nicbts zu schaffen. flirt aber erklart folgender MaBen: „Eine
alte partizipiale Bildung urgerm. ^gudom^ idg, "^ghutom^ die man“
— so fabrt er fort — zu verscbiedenen Verben der verwandten
Spracben stellen kann, entweder 1) zu aind. hu ,anrafen' hdta- nnd
Etymologische Mitteilungen.
49
aw. -zbdta ,gerufeii‘, abg. sovq ,icli rufe^, lit. zaveti ,besprecheii,
zaubem^ Wir fugen dem binzu, da6 diese Erklarung die einzige
wirklicb wahrscbeinliche ist and obne weiteres als die richtige
gelten darf. Das altindisclie hii ,aiirufen‘ wird besonders haufig
vom jAnrufen der G"otter^ gebraucht, so im Rgvaidas 9, 80, 1: daivan
havatai divas jpdri ,die Grotter ruft er vom Himmel ber^; 1, 106,173
tritds . . . daivan havatai Htdjai ,Tritas ruft die Q-btter zu
1, 7, Bi indram vajdm . . . liavamahai ,deii Indras rufen wir^; 1, 127, 8:
vigvdsdm tvd vigdm pdtim havdmahai ,dict (Agnis) den Herrn aller
Stamme rufen wir^ ; 10, 15, 5 : upa-hutds pitdras saumdsas harhishiaishu
nidhishu prijdishu tdi a gamantu ,herbeigerufen zu den bereitstehen-
den Opfergaben sollen die saumaliebenden Vater berbeikommen* ;
10, 107, 9 : hhaugds §igjus jdi d-diutas prajdnti ,die Ereigebigen be-
siegten die, welcbe ungerufen vorangelm‘.
Eine zweite Erklarungsmoglicbkeit fixr unser GoU findet HUrt
im AnscbluB an altind. Jiu ,opferii‘ {§u-}iduii ,er opfert^), hdd-s ,ge-
opfert^, das er zum griechiscben %hiv^ %vx6g ,giei3en, gegossen^ stellt.
Soli demnacb GoU eigentlich bedeuten ,der Greopferte‘, oder, was
dock durcbaus nicht der angenommenen Bildxmg entsprecien wtirde,
,der dem geopfert wird?^ Dazu bleibt die Aimabme der genauen
IJbereinstimmung von %Betv mit altind. Im ,opfern‘ durchans be-
denklich. Scheint dock mit dem altindiscben hu ,opfem^ vielmehr
das griechische ^lisiv ,opfern^ genau iibereinzustimmen. Nack Hirts
Untersuckung miiJBte das gotiscke guth^ unser Gott^ mit dem parti-
zipiellen %vt6g genau iibereinstimmen. Bei Homer begegnet diese
W ortform viermal (H. 6,464; 14,114; 23,256; Od. 3,258), jedesmal
in Verbindung mit yala ,ErdeS von jaufgeschiitteter Erde, einem
aufgeworfenen Grrabbugel, also in einer Bedeutung, die von ,Grott‘
ohne Zweifel auBerordentlick weit abliegt.
Eine weitere MogKckkeit etymologiscken Zusammenkangs
unseres Wortes ,Grott‘ findet Hirt im lateiniscken fovdre ,warmen*.
Soli damit also etwa,Grott^ als urspriinglick ,gewarmter‘ oder ,er-
warmter^, oder etwa anck als ,erwarmender^ angenommen werden
und fiir das lateiniscke fovere Entwicklnng des anlautenden f- aus
urspriinglickem gh ? Darliber wird gar nickts weiteres angedeutet,
es brauckt also auck nickt widerlegt oder als ganz und gar un-
wakrscheinlick erwiesen zu werden.
Das Letzte, was als moglicker Weise mit unserm QoU im
etymologisckem Zusammenkang stekend kingestellt wird, ist das
lateiniscke favere ,giinstig sein^ Es ist aber auck da weder in
Bezug auf die Form nock in Bezug auf die Bedeutung irgend
Kgl. Ges. d. Wlss. lfachri<^hteii. PMlolog.-Wstor. Klaase 1910. Heft 1. 4
60
Leo Meyer,
etwas angefiihrt, das als beweisend oder auch nur als ganz entfernt
wakrscheinlich machend bezeichnet werden konnte.
Graf.
In Bezug auf die Herknnft nnseres Wortes Graf sckwankt
Hirt zwischen zwei Moglichkeiten der Erklarung, deren eine doch
weit unwahrsckeinlicker ist, als die andre. „Ain nacbsten", heiBt
es bei ihm, »liegt Znsammeusetzung aus gi- und einem rt^, ruh,
dessen Bedeutnng aber anck nickt klar ist.“ Da das r&j oder
rob bei dieser ,Erklarang‘ voUig im Dnnkel bleibt, erkebt sick
gegen die angefiikrte Annakme einiges Bedenken, es ist aber anch
ein weiteres nock dagegen ins Peld zu fiikren.
Es ist bekannt, dak im kTeukockdentscken das anlautende g
der Konsonantenverbindnng gl sekr oft ans dem Prafix ge, gotisck
ga, verkiirzt ist, so in glauhen neben mkd. gelouben, got. ga-laubjan-
in gleich, mkd. geltch, got. ga-leika-] — in Gleis aus alterem ge-
leise] — in GUed, das auck nock bei Lutker als Gelied auftritt,
neben mkd. ge-lU] — in Gliinitf mkd. gdm$f\ — in Glildk neben
mkd. gelikike, das gotisck ga-lulcja- lauten wurde.
Dnrckans vmgewoknlick aber und nur in ganz vereinzelten Bei-
spielen entgegentretend ist anlautendes neukochdeutsckes gr, in dem
das anlautende g durck Verkurzung aus dem alten Prefix ge, gotisck
ga-, Lervorgegaugen ware. Unser Graf ist als mittelkockdeutsckes
grave und als altkockdeutsckes grdfo ein sekr geliiufiges Wort,
das aber niemals als etwa voUer lautendes gerdve oder altkock-
deutsckes girdfo entgegentritt. So ist von vornkerein als ganz
bestimmt auszusprecken, daB unser Graf durckaus kein altes Pra-
fix ga entkalt. Das augelsacksiscke gerefa entkalt gar nickts besonders
altertiimlickes in seiner Bildung, sondern kann nur miBverstand-
lich aus seiner alten festlandiscLen Form mit der anlautenden
Konsonantenverbindung gr umgebildet und so verunstaltet sein,
als ob es mit einem alten Prafix ge gebildet sei.
jAnderseits“, beiBt es bei Hirt weiter, ^vergleickt man got.
gagrcfts f. ,BesckIuB, Befekl'. Aber daim muB man ags. gerefa von
Graf trennen“. Aber solcke Notwendigkeit bestekt durckaus nickt.
Das augelsacksiscke gerefa stekt so wie so mit dem altkockdeutscken
grdfo und mittelkockdeutscken grave in lautlickem Widerspruck und
kann durckaus nickt als die erlauternde Grundlage zu den kock-
deutseten Formen gelten.
Das gotische gagrefiSj liber das noeb einiges zu sagen ist, be-
gegnet nur zweimal in der gotischen Bibellibersetzung, zuerst Luk«
2,1; wo imann gagrefts fram Icaisara Agiistau dem grieebiseben
Etymologische Mitteilungen,
61
Sdyfia TCaQ^^ KaC 6 ccQ 0 Q A'i)y 6 ' 66 tov gegenuberstelit, also das
griecliisclie 86 yiLa jGrebot^ deutlicli durch gagrefts iibersetzt ist. Die
andere Stelle ist nicht ganz so durcbsichtig und ancb ofters mifi-
verstanden. Sie findet sicb Kor. 2, 8, 12, wo es beiBt jabai auh
vilja in gagreiftai (so in beiden Handscbriften mit einem im Goti-
scben auch sonst mebrfaclieii Eintreten des ei fiir e) ist^ das grie-
cbiscbe ei yccg ^ TtQod'vgia TtQdzeitaL also durch „denn wenn Bereit-
willigkeit im BeschluB ist“, wieder gegeben ist.
Die Bildung von gagrefts ist nnverkennbar deutlich. Es hat
die Grundform ga-grefti- nnd gehort zu den zahlreichen durch altes
ti gebildeten weiblichgeschlechtigen Snbstantiven. Das Praflx ga
hebt sich deutlich ab, so ergibt sich eine alte Verbalform grefan
mit der Bedeutung ,beschlieBenj befehlen, gebieten^, die ursprlingliche
Stufe des Labials ergibt sich eben aus der anzunehmenden Zu-
gehbrigkeit unsers Graf als ganz wie sie zum Beispiel besteht
im gotischen fimf neben unserm funf Dnserm Graf dem mittel-
hochdeutschen grave^ althochdeutschen grdfo wird mithin ein goti-
sches nomen agentis grefan- genau entsprechen mit der Bedeutung
,der beschliefiende, gebietende, befehlende, Herr^
Gaumen.
Dnser Gaumen^ mhd. gounie^ ahd. goimo^ wiirde in gotischer
Grundform lauten gamnan-\ Darin lost sich deutlich ein suffixales
man ab, das im gotischen gar nicht ungewohnlich ist und zum Bei-
spiel noch vorliegt in bldman- stoman- ,Stoff, Gegenstand^
(Kor. 2, 9, 4; 2, 11, 17) und milkman- ,Wolke^ Das gau- entspricht
mit derselben Entwicklung des lateinischen /*, wie sie sich zum
Beispiel in fundere neben gotischem ghiian^ unserm giejien zeigt, genau
dem fau- im lateinischen faux ,Rachen, Schlund^ In ibm kann
der Guttural nur suffixales Element sein, wie es solches auch nur
ist in den zahlreichen lateinischen weiblichen Bildungen auf trtc^
wie zum Beispiel fautric- ,G6nnerin‘, cantric- ,Sangerin^ und sonst.
Weiterer naher Zusammenhang besteht mit dem griechischen
,das Auseinanderklaffen, die Leere^, das ganz wie das un-
geschlechtige g}(lcog- ,List^ auf alteres (pdfog- so auf ein altes %dfog-
zuriickflihrt. Dnmittelbar dazu gehort das adjektivische
,aus einander blaffend, locker, poros^
Consul.
Mommsen hat im ersten Bande (Zehnte Auflage, Seite 246)
seiner Romischen Geschichte bei Besprechung der grofien Ver-
fassungsanderung, in Edge deren „an die Stelle des einen lebens-
4*
62
Leo Meyer,
langlichen zwei Jalireskonige“, treten, „die sich Eeldherm {prae-
tores) oder Kichter {judices) oder auch. bloB Kollegen {consuUs)
nannten^, auch der Etymologic des letztangefiihrten Ausdrucks
cine kleine Aumerkung gewidmet, die folgenden Wortlaut hat:
^ConsiiUs sind die zusammen Springenden oder Tauzenden, wie
praesul der Vorspringer, exul der Ausspringer (6 i% 7 CB 06 v)^ insula
der Einsprung, zunachst der ins Meer gefallene Eelsblock^.
Diese Kombination kann nur als eine sehr wenig gliickliohe
bezeichuet werden. Kaum warden viele Inseln durch ins Meer
gefallene Eelsblocke entstanden sein, Gerade bei Inseln wird man
im allgemeinen gewiS am Allerwenigsten an ein Hineinspringen
denken wollen.
Die Etymologie des lateinischen insula ist schon vor langer
Zeit erkannt. Ganz wie beispielsweise das adjektivische
alter %BQaf6g^ das mehrfach als Beiwort zu elacpois ,Hirscli^ (IL
3,24; 11,475: 15,271; 16,168) gebraucht worden ist, sich im la-
teinischen cervos ,Hirsch^ zu substantivischer Selbstaudigkeit ent-
wickelt hat, beruht das substantivisch selbstandig gewordene in-
sula auf dem adjektivischen sv-cclo-g ,im Meer {iv tfi aU) befindlich^
(Horn. hymn. Ap. 180; Eur. HeL 1130; EL 1348; Kritias bei
Athen. 1,28, B), das an drei Odysseestellen (4,443; 5,67; 16,479)
in der durch suffixales to erweiterten adjektivischen Form elv-dcXco-g
(echt homerisch wohl avv-dho-g zu lesen) auftritt. Das griechische
ccX- jMeer^ fuhrt auf altes sal zurlick und hangt auch mit dem la-
teinischen salum ,Meer‘ (Cat. ; Prop. ; Ov.) und altindischen salild-m
,das Fliissige, Wasser^ zusammen. Das inner e u von insula be-
ruht auf einem weithin wirkenden — im ersten Bande von Bezzen-
bergers Beitragen, Seite 143—162, etwas eingehender besprochenen
— lateinischen Lautgesetz, wonach innere kurze Vokale ganz ge-
wohnlich mi — , oder wo sichs um ein nachbarliches I handelt,
wie in zahlreichen VerMeinerungsformen, in u umgewandelt werden.
Was nun das Wort Consul anbetrifft, so mag zunachst angefiihrt
werden, dah das lateinische com- ein auBerordentlich haufiges Prafix
ist, das in Verbindung mit Verbalformen in der Hegel ,zusammen‘
das ist ,an denselben Ort‘ bedeutet, wie in con-venire , zusammen
kommen^, con-currere ,zusammenlaufenS com-ponere ,zusammenlegen,
zusammensetzen^, con-gredi ,zusammenschreiten^ Fin con-salire oder
con-siltrej fiir dessen einst wirklich lebendigen Gebrauch iibrigens
gar keine Gewahr besteht, wtirde danach ,zusammen‘, d. i. ,an den-
selben Ort springen^ bedeuten.
In Verbindung mit je folgendem Nomen wird com ganz gewohn-
lich so gebraucht, da6 wir es ,in liber einstimm ender Weise^, ,das-
Etymologisclie Mitteilungen.
53
selbe' Oder almlicli ubersetzen koBnen. So in con-sanguineus ,iiL
liber einstimmenderWeise Bint {sanguisy oder ,dasselbe Blut habend,
blntsverwandt^, collega (aus com-Uga) ,denselben Axiftra.g (leg-) habend,
dasselbe Amt habend, Amtsgenosse^, con4empordneus ,derselben Zeit
angehorend, Zeitgenosse^ con-color jgleichfarbig^, con-ftnis ,dieselbe
Granze habend, angranzend', con-gene-r, von gleichem Geschlecht'
(genus)^ con-sors ,den gleichen Anteil habend, gemeinsam^, con”
•tuberndlis ,demselben Zelt angehorig, Zeltgenosse^.
Der SchlnBteil des zusammengesetzten consul ist nichts anders,
als das substantivische solum 3oden, Boden anf dem man steht,
Heimatsboden (sohim vertere oder muidre ,den Heimatsboden ver-
lassen, in die Fremde gehn, in die Verbannnng gehn‘), es bedentet
also jdemselben Heimatsboden angehorig, Landsmann, Kamerad,
Genosse^ Eine ganz entsprechende Bildung gibts im Deutschen
nicht, in gewisser Weise aber laBt sich unser Geselle vergleichen. v
Im gotischen Gewande wiirde es gasaljan- lanten nnd zunachst
bedenten ,demselben Wohnranm, demselben Saal (mittelhochdeutsch
sal^ unser Saal^ mit dem lateinischen solum iibereinstiiamend) an-
gehorend^ Unser ge-^ gotisches ga-, wird in Zusammensetzimgen
mehrfach genau so gebrancht, wie das lateinische com- in oben ange-
fiihrten Beispielen, wie zum Beispiel in Gefdhrte ,Fahrtgenosse‘,
Ge-spiele, am selben Spiel Teil nehmend', got. ga-sinthjan- oder ga-
sinthan- ,Ileisegenosse^ (zu dem mutmafilichen sintha- jReise^.
Das innere u von Consul {consulem^ coiisules) entwickelte sich
ganz so wie in insula. Zu bemerken ist dann noch, daB der
suffixale Vokal von solo- {solum) in dem zusammengesetzten consul
aufgegeben ist. Damit laBt sich vergleichen, daB zum Beispiel
neben famulus ,Diener^ bei alteren Dichtern (Enn. ann. 317; Lucr.
3, 1033) auch ein verktirztes famul gebrancht worden ist. Mit
suffixalem I bildet sich der Wortausgang ul offenbar sehr leicht,
so in facul ,leicht‘, das bei alteren Dichtern (Pacur. tr, 322 u. 426;
Acc. tr. 460; Afran. Com. 7) often statt des ungeschlechtigen fa-
cile auftritt, und in simul ,zu gleicher Zeit^, das nichts] anderes
ist, als die ungeschlechtige Form zu similis ,ahnlich^ (urspriinglich
wohl auch ,gleich^).
Mittels des suffixalen das im Gebiet der abgeleiteten Worter
und zwar sowohl der adjektivischen als der sub st anti viscb. selb-
standigen iiberhaupt das weitaus haufigste ist, ist aus consul abgeleitet
consilium, das an erster Stelle bedentet ,GeseUschaft‘, weiter aber
dann auch ,gesellschaftliche, genossenschaftliche Behandlung, Be-
ratung^ und dann auch ,das Resultat solcher Behandlung und Be-
ratung‘. Ahnliche Bildungen sind convtvium ,Tischgesellschaft^
64
Leo Meyer,
(zu Gonvtva ,Txschgenosse‘), collegnim ,Amtsgenosseiiscliaft‘ (zu col-
Uga) ,Amtsgenosse‘, conjugium ,eheliche Verbindung*, zn conjug- ,Gre'
malib. Die Behandlung des inneren Vokales ist dieselbe wie zum
Beispiel in familia ,die Gesellscbaft der Angehorigen^, das von
famulus jAngehoriger, Diener^ ausging.
Weiter ist von consul anch noch abgeleitet das Verbum con-
sulere, das seiner Bildung nacb im Lateinischen ganz isoliert dasteht.
Wahrend namlich im Griecbiscben abgeleitete Verba, die von kon-
sonantisch anslantendenNomiaalformen ausgingen, das alte ableitende
Verbalelement j in den prasentiscben Bildnngen unmittelbar an
jene konsonantisoh. auslantende Nominalform antreten lassen,
wie znm Beispiel in g^slalvco (aus iisXdvjm) jicli mache schwarz^ (von
,sc]iwarz% oder in dvofiaCvco (ans 6vog>dvj(o-) ,ich nenne^ (von
ovoiiccv-j einer neben "6vogax- jlsTame^ mit Sicherheit zu mutmaBen-
den alten Form ISvogav-) oder in rsxguCQogai (aus xsxfLdQjogcct)
jicli setze fest^ (zu rhgaQ- ,Festgesetztes, Ziek) oder in
alter vsikbCg) (II. 4, 369; aus V6t7ce6j(x)) ,icb zanke^ (zu vsi^og- ,Streit,
Zank‘), werden im Lateinischen abgeleitete Verba von Grundformen
auf Konsonanten in der Hegel so gebildet, als babe eine Nominal-
form auf suffixalen A-Vokal zunachst zu Grunde gelegen, wie
zum Beispiel nomindre ,nennen', das von nomen- ,Name^ ausging,
aber gebildet worden ist, als lage ihm zunachst exn nomino- oder
nomina zu Grunde, oder generdre (zunachst aus "^genesdre) ,erzeugen^
(von genus- ,GeschlechtO oder duplicdre ,verdoppela^ (von Huplec-
jdoppelt^) und andres mehr. In consulere aber ist das ableitende
j wie unmittelbar an das zu Grunde liegende nominale consul an-
getreten zu denken, das j neben dem Konsonanten aber dann aus-
gefallen, wie man es auch sonst im Lateinischen beobachten
kann; so zum Beispiel im pluralen Dativ- und Accusativsuffix bus
{ndvibus aus "^ndvibjos) neben altindischem bhjas (ndubhjas) ,von den
Schiffen^ oder in ovom ,Ei^ = gr. cidi/, das aus altem ovjon hervor-
ging; das unserm ei^ mutmaBlichem gothischem ai- entspricht, in
dem in abweichender Weise das alte innere v erloschen ist.
Unmittelbar neben consul ist das ganz ahnlich gebildete exsul
{exuT) ,der Verbannte, der Heimatlose‘ zu nenuen. Beide sind be-
zugliche, nach dem indischen Ausdruck i?a/mz;r&‘-Zusammen-
setzungen mit dem SchluJBteil solum^ der zu -sul lautlich abge-
schwacht wurde. Ihren ersten Teil aber bilden Adverbien, die
spater gewohnlich als Prapositionen gebraucht worden sind, in
der Zusammensetzung aber noch nicht als Prapositionen wirkend ge-
dacht werden. So bedeutet beispielsweise das auch in ganz ahn-
licher Weise gebildete ex-sanguis nicht etwa ,ex sanguine^, sondern
Etymologische Mitteilungen.
5B
den, dessen Bint fort {ex) ist, also hhifleer, oder ex-animus nicht
etwa ex animo, sondern jemanden, dessen Seele fort ist, also ,ent-
seelt, tot^ Entsprechend bedentet also ex-sul zunacbst jemanden,
, dessen Heimatsboden {solum) fort oder fern ist‘, also ,der Heimat
entriickt, der Heimat fern^ Granz abnlich ist ex-forris^ dessen
Scblufiteil irgendwie als dialektiscbe Nebenform von terra ,Land,
Heimatland^ gelten darf, ,der dem Lande oder der Heimat feme^
Vergleicben laBt sich dem ex-sul und ex4orris unser elendj das in
gotiscber Eorm alja-landja- lanten wtirde und urspriinglicli bedentete
,einem andern Lande angeborig, in einem andern Lande weilend^
Minder durchsichtig als consul und ex-sul ist das offenbar anch
zusammengesetzte praesul-. Es ist ein durchaus nicht sehr haufig
gebranchtes Wort und ist nirgend so gebraucbt, daB sick eine be-
stimmte Etymologic als sebr wabrscbeinlicli herausstellte. Cicero
bietet es zweimal in seiner kleinen Sckrift de divinatione. Die
erte Stelle (1, § 56) lautet : exin cutdam rustico Bomdno dormienU vtsus
est ventrej qul diceret praesulem siM non plaeuisse Udts. Die zweite
Cicerostelle {de div, 2, § 136) lautet : pervulgatum jam illud de prae-
sule, Weiter ist bier nock anzufiikren Aurelius Victor (de viris
illustribus 3, § 1) : Numa Fompilius . . . Salios, Martis sacerdotes,
quorum primus praesul vocatur, diiodecim instituit. Man kat kiernack
das praesul als ,Vorspringer, Vortanzer^ geglaubt erklaren zu diirfen
und darin, wie das oben erwahnt wurde, die Verbalform salire
yktipfen, springen‘ geglaubt annekmen zu diirfen, mit der dann auck
jenes Salii in Verbindung gebracht worden ist: was aber wissen
wir iiberhaupt von altromiscker Mytkologie und allem damit in
naherem Zusammenhang Stehenden ? TJnd was berecktigt uns, eine
Eorm wie Salius rukig als Nomen agentis ,der Springer, der Tanzer,
der Hiipfer^ aufzufassen? Bildet das Lateiniscke iiberkaupt aknlicke
und Aknlickes bedeutende Wortformen? Wir fiikren nock eine
weitere Stelle an, in der man einen Beweis fur jene dock in
Wirklickkeit unbewiesene Ansickt iiber das Worti?rae5wZkat annehmen
zu diirfen geglaubt. Sie findet sich in Julius Capitolinus’ Vita
Marci Antonini philosopki 4, § 4 und lautet : fuit in eo sacerddtio et
praesul et vates et magister et multds inaugur avit, Kurz nackher
heiBt es: octavo aetdtis anno in saliorum collegium rettulU (namlick
Hadridnus); in salidtu omen accepit imperil Bei Spateren bedentet
praesul ganz allgemein ,der Vorgesetzte, Vorsteker^ oder auck ,der
Beste, der Vorziiglickste^, was alles sckwerlick von einem ,Vor-
tanzer ‘ oder ,Vor springer^ ausgegangen sein wird.
Zur Kydippe des Kallimachos.
Von
Friedrich Leo.
Yorgelegt 'in der Sitz'ung vom 12, Marz 1910.
Die neuen Pragmente des Kallimachos^) geben einen plotz-
lichen und hberraschenden Einblick in die JtttLcc nnd imd
lehren nns die Production des Dichters, dnrch die er am starksten
anf die hellenistische und romische Poesie gewirkt hat, eigentlich
erst kennen. Davon will ich hent, nach dem ersten Eindruck,
nicht reden. Anch der Text ist yon Hunt, dem diesmal leider
nicht Grrenfell zur Seite stand, wohl aber Wilamowitz und Murray,
wieder so eindringend behandelt worden, da6 nur die schwierigsten
Stellen unerledigt geblieben sind; und die lafit man am besten
eine Weile ruhen. Ich will nur eine Stelle des ersten Fragments
besprechen, das den SchluB der Greschichte von Akontios tind Ky-
dippe enthalt, die einzige Stelle die, auBer ein paar einzelnen
Wortern, in diesem wichtigsten Stuck der Emendation noch wider-
standen hat.
Vorher ein Wort iiber den Anfang des Fragments. Es be-
ginnt mit Pentameter, die ersten 9 Verse sind der SchluB eines
Abschnitts, der durch vom Folgenden getrennt wird:
ijdr] zal Jcojp-O’fVog S'dvd6ato^
tsd'^iov d)g EKBlsvSy ^QOVv^q)Lov vmov iav6av
adtixa tijv xaXiv Ttccidl 6vv
^Hgriv y&Q xori fpa6i — xiiov xiiov Xaidgh
5 d'viie* 0i} y’ xccl td ^t€Q O'dx b^lri.
1) The Oxyrhynchus Papyri VII ed. by A. S. Hunt 1910.
2) avt^ncc im schol. Soph. Ant. 629 (frg. 210) uberliefert, im Papyrus die
ofPenbare Interpolation dgaevt,.
Friedrich Leo, zur Kydippe des Kallimachos.
57
mvcto evBX^ ov tv vSsg vegd (pgiKt'^g*
i^aviTCaiv ml tmv ijgvyag [^rogvriv ^).
TtoXvidgeCrj %aXB7cbv mx6Vf S^tvg axagzst
yX(h067}g* tbg itsbv tcccvg oSb [iccvXvv i%Bv»
10 Yimoi ijbhv b^bXXov iv ^datv d'v^bv A^ii^sw
ov fi6sg d^Blav dEQxbiiBvov SoQ0a
deveXvv7]Vy triv d' bIXb xccxbg %Adog u. s. w.
Bei Aristaenetos geht der Monolog des Akontios nnmittelbar der
Znriistung von Kydippes Hoclizeit voranf: tovavta ^lev to tcavSiov
dvBXsysto — tf} ds KvdlnTcri ijrpog stagov sitQBTtv^sto ydfiog, Zu
diesem Monolog ziekt Hunt (S. 60) die Verse (cpaoC): Akon^
tics driicke sein Bedanern ans, daJB Kydippe es mit ihm nickt
maclie wie die Madcken ihrer Insel, nach Heras Beispiel. BaB in
der Paraphrase davon nichts steht, ist kein Einwand; aber ich
sehe nicht, wie es sprachlich heranskommen soli, denn es wird
dock erzahlt; und jedes Wort dieser Verse zeigt, dafi nickt Akon-
tios, sondern der Dichter redet^). Auch Murray (bei Hunt) snckt
die Tatsacbe zu umgeben, dafi Kallimachos mit unzweideutigen
Worten berichtet, Kydippe habe mit ihrem erklarten Brautigam
das in Naxos libliche Brautbeilager in der Nacht vor der Hocbzeit
bereits gefeiert. Dann kommt der Morgen : V. 10.
Aristaenetos und Ovid libergehen dies Moment der Erzahlung ;
nur da6 in beiden Heroiden das mehr oder minder erotische Ver-
halten des Brautigams sehr eingebend ausgemalt ist (20, 137 ff.,
21, 191 ff.), Es ist kein Wunder, daB auch unsere Erklarer es zu
machen suchen wie der Sophist und der Dichter, denen die naxische
Vorhochzeit garnicht in den gewohnten Context einer poetischen
Liebesgeschichte passen konnte. Aber fur Kallimachos handelt es
sich urn eine heilige Sitte, deren ccvtvov er kennt und andeutet;
und Kydippe ist durch keine Liebe zu Akontios, den sie liber-
1) Die Anrede an den wie im Anfang des Demeterhymnus, die Iden-
tificirung mit der Person wie Theokrit XXX, vgl. Ahh. phil.-hisi Kl. X 6 S. 108.
2) Ttatg Qds ficcvXiv sxBv (Y. 9) geht nicht auf Akontios, sondern ist Sprich-
wort : (lij ^dxavQav (angefiihrt von Hunt ; Paroem. I 276). — Bei Aristae-
netos folgt auf die angefiihrten Y7orte : nal tfjg utactccdog zbv 'bfiivcciov ^3ov
at fiovcL’KthtsQat t(bv ytaQ^ivcov. Auch der Brief der Kydippe erwahnt Hymenaeus
(21, 159), aber nicht den Gesang (Dilthey, De Call. Cyd. 91). Doch heiBt es bei
Kallimachos Y. 42, vor der wirklichen Hocbzeit: ^Xmeg aMx' haCqrig ^6ov
v^iTivaLOvg obyi icva^aXXofisvovg. Die letztenWorte scheinen zu beweisen, daB das
Singen des Hocbzeitsliedes auch dem Tt^ovv^KpLog ydfiog voraufgegangen war, so
dafi wir danach die Erzahlung vor Y, 1 reconstruiren konnen: der Abend mit
dem Hymenaus der Jungfrauen, die Nacht, Y, 10 der Morgen, der nun an dem
Bilde der badenden Opferrinder genug hat.
68
Friedrich Leo,
haupt nicht geseKen hat, gehindert der Sitte zu folgen; der Gre-
danke, dafi Akontios eine Einrede zu machen habe, kommt nicht anf,
Sehr merkwiirdig ist dieser Zug; wir haben uns nach den
beiden Reproductionen, deren eine auf den siiJBlichen Ton ausgeht,
die andre auf die Variirung des empfindsamen Ausdrucks, die
kallimacheische Erzahlung sentimentaler vorgestellt als sie sich
nun ausweist. Und ebenso merkwiirdig ist es zu sehen, daB der
originalen Grestaltung der Legende durch ihren ersten Dichter in
der abgeleiteten Litteratur ein wesentlicher Bestandteil dadurch
verloren geht, daB die Erzahlung, und zwar gleichermaBen in ver-
schiedenen Ableitnngen, aufs Conyentionelle reducirt wird; denn
eine zwischen Kallimachos Her und Ovid Aristaenetos dort liegende
Fassung anzunehmen notigt diese Uebereinstimmung nicht. Da
nun die Quelle geoffnet ist, wollen wir nicht mehr aus den
Leitungsrohren trinken.
Die uuerledigte Stelle ist V. 38 — 41. Der Gott hat dem Vater
des Madchens Auskunft gegeben:
^ S'sdg’ avx&Q o Ncc^ov Ttdltv, stQBto d’ avtriv
xovQTjv, t] d’ dvs'tcog Ttdv SKdlvilJBv sutog,
40 X't]VKV(SCO0O't • XOLTCbv 0SSLO (istsld'Fo
B6tcci tijv lSln]v ig ^diovv^iddoc,
DaB V. 39 dvitcog in&Xv^Bv sinnlos ist, fiihrt Hunt richtig aus
(S. 64) und nimmt nach der Aenderung von Wilarnowitz dvBmg
auf. Aber das ist wirklich gegen den Zusammenhang. Bei Ovid
berichtet Kydippe der Mutter schon vor dem Orakel (21, 243) :
fassaque sum matri deceptae foedera linguae, lumina fixa tenens plena
pudoris Jmmo, und es ist wieder bezeichnend, wie diesem Dichter
das dvitcog nicht paBt, das ihm dock offenbar vorliegt. Wichtiger
als dies Zeugnis ist, daB das verbindende Glied zwischen dem
Orakel und Akontios^ Einholung fehlt, wenn Kydippe Ttdv ixdXvtjjsv
BTtog, und an der Einholung kann doch kein Zweifel sein. Ver-
langt wird nicht ^sie gestand', sondern ^dv STCog geht auf ^ d'sdg :
sie deutete dem Vater aus was an der Rede des Gottes dunkel
war. Dafiir ist b%iXvslv das richtige Yerbum ^), und ich meine daB
zu schreiben ist Ttdv b%bXv6bv BTtog. Sobald dies geschehen ist,
wird Akontios aus Keos nach Naxos geholt^).
1) Athen. X 449® E^^ovXog voLO'6tovg TtQogdXXsi, of'^rog nal
ccvtovg. Bei Sextus Pyrrh. II 235 die dialektische und praktische didlvaig und
h%ClvGig (246) der Marcus 4, 34 6e TtocgccpoX'^g ovtc iXdXsi ccitoig,
IdCccv ds roLg ^ccd'ritcc^s cc'brov iniXvsv Tcdvtoc.
2) /hovvaidg: Diod. V 52 {t7\v Nd^ov) vrco tlvcov dLOvv6tddcc ’KaXsta^oct,
Plin. n. h. IV 67 Naxus — cum opyido gucm Strongylen, deinde Dian, mox Bio-
nysiada — appellarunt.
zur Kydippe des Kallimaclios.
69
Hunt schreibt das Distichon 40. 41 nach Wilamowitz :
xrivccv0%'lix)0ato • Xomhvj ^Ak6vxlEj 0slo ^szBXd'stv
i0th xiiv idcrjv ig Aiovv^idda.
Das durch. Aenderung gewonnene in den zweiten Daktylus ans-
gekende Wort zu Anfang des Hexameters wird sein Urheber
nickt loben. Die Hauptsache aber ist : woven hangt 0sto ab ? Um
das dafiir notige Nomen zn gewinnen, ist iar(b aus hrac gemacht;
sicker stand aVrea nickt in der Handsekrift, wie Hunts nakere An-
gaben (S. 64) zeigen. Wesson idii] ist die Aiovvaidg'} des Akon-
tios? der bringt Kydippe nack Keos; des Vaters, der Subject zu
hvccv 0 ^l 60 cLto sein muB ? das ware miissig. Da6 Xoltcov {^v) ^Lstak-
%'Blv gut zusammensckliefit, ist ricktig; aber das riebtige ist, dafi
0Blo von (to) Xol 7 c 6 v abkangt ‘was von Akontios nock iibrig war’.
Aristaenetos besekreibt den Verliebten: B^xcmsig 8s td xal
8v0^viJLCccLg ^aQatvd^isvog rrjv ml to Sstv^g hgauebv^
und weiterhin: otQog tm 6(hiiaxi jiaQcctvdiiBvog ml xbv vovv. Die
zu grunde liegenden Stellen des Gedickts sind ein Ausgangspunkt
fiir die bekannten Verse der romiseken Elegie: Prop. II 12,20
non egOj sed tennis vapulat tmibra mea, I 5, 21 nec iam pallorem to-
tiens mirdbere nostrum ant cur sim toto corpore nuUus ego, Ov. am.
I 6, 5 longus amor tales corpus tenuavit in usus aptague subducto cor-
pore membra dedit, II 9, 13 guid iuvat in nudis hamafa retundere
tela ossibus? ossa mihi mida relinguit Amor. Anders gewendet
Kallimackos selber: iffiiov fisv ipvx^^g Itt to tcvbov. Also 8 x[i\
XoLTtbv, AitbvxLS, 0sto ^).
Der Anfang lost sick nun von selbst: xrj^) veevg hg 5xi Xoittov,
Andvris, asio — auf den Infinitiv (isxsld'Btv mufi man nun ver-
zickten, aber am SekluB des Wortes ist die Lesung unsicher; die
Form des Verbums kangt von der Natur des (bg-Satzes ab und
diese wieder von der Form des ganzen Satzes. Zu fj vavg muB
das Verbum in epxcct liegen. Ueber die Lesung bericktet Hunt:
‘tke two last letters must apparently be ccc, 8 l or Xr, and they
are preceded by the end of a horizontal stroke suggesting y, xc
QP ^ and although the preceding letter is not a satisfactory
6, if the initial s be right, there is practically no choice.’ Das
TA
HA
ergibt, nack Studemunds Art ausgedriickt: GCFAI. Die Losung
1) Hymn. 1, 70 bTXbo 8’ cd^ri&v o tl q}SQtocTOv.
2) Geschrieben ist «?], V. 42 x^i a-ter in demselben Verse ccMk statQnSj
corrigiert in a^tCx\ V. 6 evsK, 130 ToifloxQveov , 135 tnttQTj , 253 «©? =
Xd)g, 286 Kot = xoC, auch 240 ci8%Bv[_d] nacb Wilamowitzens Erganzung.
60
Fried ricli Leo, zur Kydippe des Kallimachos.
springt in die Augen: das Verbmn ist ieiitXst, geschrieben €07tU^):
vavg Sg S tc XoiTcdv, ^Ak6vtls, 6ato [isvrjkd'sv,
hOTtXel riiv IdiTjv eg diovv^i&Sa,
Ob iieteK^ im Papyrus stebt, so da6 nur, wie baufig^), e flir i]
gescbrieben ware, oder ob es in iiBXBX%'ei verschrieben ist, mag die
Priifung lebren. Durcb idCifjv wird nacbtraglich ij vccvg deter-
minirt: es war ein Scbiff ans Dionysias, das gegangen ist den
Akontios zu bolen. Der Dicbter fahrt fort :
X'fl d'shg aioQKSiXO kuI ijktxBg a’hxl% exalQrig
riSov v^rjvaiovg oix dvccfia^Xoii^vovg,
Es ist Mar da6 xrj vavg — xri d'sdg die rascb zu Ende gebende
Erzahlung anapboriscb zusammenfaBt.
1) Itacismus ist im Papyrus (5. Jatrli.) haufig: t fiir si V. 8 neoXvidQiTi
202 &csXya£viv 275 Ttgot^vovei *, si fur i V. 194 stgaig 222 IIv^sIt} 229 yshofiui
270 nsivs 276 und in der Wiederholung rgsicc 294 Xslr}v 373 •b^isiv p, 65 frg. 2^
4 XQSis 270 und 272 STtixQiGrig und xgi^u', 7 } fur si V. 122 si fur rj
vielleicht V, 140 ^aXXsi = §dXX" (Wilamowitz) ; yielleicht si fur v Y. 71 Xgsi-
Govg und 01 fiir v Y. 325 fio^^si.
2) Y. 15 hs^s 28 i^sXsig 43 sidov (=: ^dov) 156 Tt^^sad's, So o fiir a>
Y, 163 tdcpd'alX^d (Wilamowitz) 295 ysvofis^^ ix^gcc^'^ co fiir o Y. 182 fco??*, s
fiir SI vielleicht Y. 144 iX&v] si fur s Y, 257 Nur einmal s fur cci:
Y. 241 Sctgsfiscog.
Beitrage
zur Erklarung des komanischen Marienhymnus.
Ton
W. Bang.
Mit einer Figur im Text. ^
Yorgelegt von Herrn F. C. Andreas in der Sitzung am 12. Mte 1910.
Mit den Vorarbeiten zu einer teilweisen Nenbearbeitung der
wenigen tins erbaltenen tlberreste der Sprache der Komanen be-
scbaftigt, mocbte icb die Anfmerksamkeit der Fachgenossen be-
sonders anf den herrlicben Marienbymnus lenken, der nach seiner
Veroffentlicbnng durck den Grafen Kunn nnter dem Mangel an
Verstandnis tind der willkurlicben tmd gewaltsamen Anslegting
Eadloffs, des zweiten Herausgebers, sckwer zn leiden gekabt kat.
Ick bekandle, in diesen Beitragen, znnackst zwolf Stropken,
okne anf die Frage nack den QneUen des Hymniis einzngeken®).
Was ick an Yergleicken gebe, soli lediglick der Erklarung dienen.
1) Kuun, Codex Gumanieus, Budapest, 1880, pp. 186 (= K) ; Uadloff, Das
Turk. Sprachmaterial des Codex Gomanieus (M^m. Acad. Imp. St. Petersb. XXXT,
No. 6, 1887, p. 91 fP. (= R).
2) [Korrektumote : Icb babe inzwiscben die Quelle gefunden und vrerde sie
mit dem ganzen Hymnus berausgeben.]
W. Bang,
3.
Enans Text:
desideriu p (? per)
Aye kiz kirn knsanc oza
clamasti
kifikerip se tengriga
grS(=gratiani) adepta audita es
soywrgatip isittirdiag
univisti
sosni tenga biriktirding
Eadlofls Text:
Aye qyzj kim kiizanfi oza
qyfiqyryp san tanriga
sailrgStlp aSittirdin,
sozni taiiriga biriktirdin.
3,1. Msdnc konimt in der Bedeutung „Sehnsiicbt“ yor K208,7
ari-lar-ning Msdnc-i „Sebnsucht der Heiligen“. Zur Sacke yergl.
Hokelied 2,3: sub umbra illius, quern desiderayeram, sedi etc.
3,8. Statt des liberlieferten soywrgatip liest Eadloff bier sdur-
gdtip, p, 65^ aher^sojiiryatypj was „lieben machen“ bedeuten soil. Wie
er zu der IJbersetzung „freudig“ kommt, ist ganz unyerstandlioh.
Die Bedeutung des Wortes steht fest: K 172, i soivrganiachbile tola
sen = gratia plena; K 215,5: tengri seni soyurgadi wozu zu yergl.
Luc. 1,30: Et'ait angelus ei: Ne timeas, Maria; inyenisti enim
Ennns Text:
Aye Maria ganingni
jaruti ata nuri
juzuning jariklihinde
salut
bisga teyir onglik msa
Eadloffs Text:
Aye Maria, canynny
jarutty ata nury,
jlizlinnin jaryqlyyyndan
bizga tir onlykyn san.
4,4. msd ist offenbar yerschrieben fiir ni sd — ni sdn'^)] Badloffs
yn ware jedenfalls ing geschrieben worden. Hier sowohl als in
4,3 jumhnin ist die Einfuhrung des Suff. der 2. Person fiir Radloff
verhangnisyoll geworden, und er katte besser getan wie im Worter-
yerzeichnis p. 46® bei der uberlieferten Lesart zu bleiben.
Zu 4,3-4 yergl. etwa Psalm 26,1 : Dominus illuminatio mea et
salus mea; 43,4: illuminatio yultus tui etc.
1) Genau so ist 17,3 in ihcm m fur ni yerschrieben. Dort hat es Kadloff
richtig verbessert (Andreas.).
Beitrage zur Erklarung des komanischen Marienkymnus.
63
3.
Ed.dlo£Ps ITbersetzung: Bangs tlbersetznng :
Ave JuBgfrau, die dem Wnnsche Ave Jungfrau, die Du aus Sehn-
gemab, sucht
Grott anrufend Zu Grott gefleht hast;
Freudig (dich) vernehmen liefiest, Grnade empfangend hist Du er-
hbrt worden,
Unddas Wort mit Grott verbandest. Und hast das Wort dem Fleische
verbunden !
gratiam apud Deum. In 67,2 ist also auch „Gnade^^ statt „Freude^
einzusetzen.
3,4. ten = neup. ten { tanu^ worth „Korper“, entspricht in der
christlichen Terminologie dem des Neuen Testaments, dem caro
der Vulgata. Dadurch, daB EadlofP ten-gd ganz willkiirlich in
tdnrigd verandert, laBt er den Verfasser des Hymnus eine Haeresie
aussprechen, die ihm den Kopf gekostet hatte. Vgl. Joh. 1,1:
^Ev &Q%fj 6 Xoyog^ xal 6 X6yog tcqos xcd d'sog
6 X6yog.
4.
Badloffs Ubersetzung: Bangs tlbersetzung :
Ave Maria, deine Seele Ave Maria, Deine Seele
Hat des Vaters Licht erleachtet, Hat des Vaters Licht erleuchtet,
Durch das Leuchten deines Ant- Aus (von) dem Glanze seines
litzes (Gottes) Antlitzes
Bringe du auf uns deine Treff- Bringe Du Heil auf uns.
lichkeit.
DaB on und seine Ableitungen mit „HeiP „salus^ zu iibersetzen
sind, geht aus K211 hervor, wo es im Symbolnm heiBt: dagu lemm
ongimis u6un = et propter nostrum salutem. Auch in 43,4 hat
Eadloff in dem ganz klaren Vers menguUh ongga jethirgil = ad
aeternam salutem pertingere facias ongga in ongd (dnynd?) ver-
andert und iibersetzt dann: bringe du uns zu der Ewigkeit!
64
W. Bang
7 .
Euans Text: Kadloffs Text:
Itmu (= intimum)
Ave Maria ifirihing Ave Maria i2rikin
sortitus ac
tengri tintir asa ha boying tahri tintir asa, ham bojyh
barfialarda artuk are barfialardan artyq ary,
seni tabubtur ha sili sani tabyp tyr qm siii.
7,1-2. Zur Rechtfertigung meiner Ubersetznng sex zunaohst
darauf hingewiesen, dafi dsd ("^dr + sd) Zeichen eines Coaditioiial-
oderTemporal-Nebensatzes ist, daB also der daranf folgendeHauptsatz
nicht mit Mm „tmd“ beginnen kann; Mm hoying gehbrt demnach noch
zum Nebensatz. Sachlich vergl. Hohelied 4,?: Tota pulchra es,
arnica mea, et macula non est in te, was die Kirchenvater in
mannigfacher Weise erweitert haben: Vergl. nur S. Ambrosias,
Migne, 11 164,7 (p. 209): Virgo erat non solum corpore sed etiam
mente (dort Hinweis auf S. Augustin.). Ferner S. Bonaventura, ed.
18 .
Kunns Text: Kadloffs Text:
talamus
Ave kiz kining kertegi Aye qyz, gimnih (sic fiir kimnih)
kartagi
'' sicut sol lucidus e ac calidus
kudey iariht’^ ha isi kiindaii jaryqtyr ham yssy,
sposu hospitata est
kujovni kodurding Christas kiijaiini qondurduh,
letificasti
barfialarni sdvdurding barcalarny saiidiirdih.
Die Beziehung von 18, i auf Ps. 18,6 tamquam sponsus pro-
cedeus de thalamo suo (cf. Migne, Fair, lat, voL 219, Sp. 519 unten)
scheint verkannt zu sein. In 18,4: darf sdvdurding^ der Tilde wogen,
nicht sdildurdin gelesen warden; lies sdundurdin. Die Tilde wird
iiberhaupt ofter iibersehen : 30,4 jarqynda fiir iarJcinida ; 38,4 Urilc-
Mni fiir Urihgdni] 45,3 anda fiir andd] 68, i jasynda fiir jasidd, ob~
wohl das folgende turyan das Richtige zeigt (vergl. 63, 1-2 wo des
qurban wegen auch Mnlinddn (®(Za, ""da) herzustellen ist).
In 18,2 darf das dnrchsichtige Mdey — sicut sol (vgL anning
dey = anm-{-dai „so, solch“ K p, 161) nicht in Jcilnddn Yevtini&rt
werden ^).
1 ) Warum wird 26 , 1 Ave U und 33,i Ave saa in Ave verandert ? Auch
in dem Hymnus, der teilweise dem Sedulischen A SoUs ortus cardine (Wacker-
Beitrage zur Erklarung des komanischen Marienliyinmis.
66
7.
KadlojGFs tJbersetzung : Bangs tjbersetzung ;
Ave Maria, dein Inneres Ave Maria, als Grott
Hat Grott aufgesucht, und dein Dein Innerstes (Deine Seele) and
Korper Deinen Korper anfsnchte,
1st heiliger als alles tlbrige. Hat er dich iiber alle (vor alien)
Diet hat der Fiirst rein erfnnden. Heilig xind rein gefunden.
Mogont., MDCIX, voL III, 355 : tota, dicit : quia in came et in
mente pulcherrima fnit etc. etc.
Zu tint vgl. K 139 tintovci = mcher (Sucher). Im Worterbuch
p. 64^ construiert Kadloff eine Wurzel tynt „herausgelm, ent-
springeu", indem er das sortitus der Glosse offenbar mit franz.
sorti verwechselt!
In 7,4 lost Eadloff ha in lean „Furst“ auf, was an sich mog-
lich ware. Ich lese es wie z. B. unten 18,2.
18.
BadloJffs tjbersetzung : Bangs tjbersetzung :
Ave Jungfrau, deren Inneres Ave Jungfrau, deren Kammer
(Zimmer)
Heller und warmer ist, als der Wie die Sonne hell und warm
Tag, ist (war),
Die du den Brautigam Christus Christus den Brautigam hast Du
beherbergtest beherbergt
TJnd uns Alle lieben hiefiest. TJnd hast alle erfrent. ^)
nagel, Das Deutsche Kirchenlied I, 46 ff.) entsprickt (Bp. 110—111), wird mehrfacli
unnotig geandert; so wird Z. 2 hiz sowie Z. 5 sosi eingeschoben und Z, 24 das iiber-
lieferte toyga ur gurali in toiya ju/nip jyry ay aly yeranderfc und iibersetzt:
„0bne die Thiir des Zimmers zu dffnen, kam der BrUutigam heraus, wir wollen
uns freuen, (denn) uns alle hat er einladen lassen, zur Hochzeit wollen
wir gehn und zechen“! Und das vor der Doxologiel Mcht besser ergeht
es der 4. Str., die iibersetzt wird „In den Leib der gebarenden Jungfrau ist
herabgesunken des Himmels Thau, er hat Nichtgeborenhabende gebaren
lassen, hat das Nichtgewufite wissen machen". Das Original hat (Z. c. p. 45 Str. 3):
Clausa parentis viscera
caelestis intrat gratia :
Tenter puellae baiulat
seer eta quae non noverat.
1) Bei den Yatem heiBt sie origo oder fms consotationis, origo felicitatum
nostraruniy in der Litanei geradezu causa nostrae laetitiae.
Kffl. Ges. d. Wiss, mchrichten. PMlolo g.-Iiist. Kla^se. 1910. Heft K
5
66
W. Bang,
22 .
Ennns Text: RadlofPs Text:
Ave iessening Sibiigi Ave jazynyn 5ybyyy
tayjak bizga seda bitti tajaq bizga sandan bitti,
curvum nrm rectiflcat
egrimisni ol bondorir agrimizni ol kondurir,
infirmita nrm sustentat,
kuSsismisni kotr'ix kii&izmizni kotiirir.
Mit dieser und der gleich darauf zu bebandelnden Strophe 28
kommen wir zu zwei Gripfelpunkten Eadloffscber Interpretations-
ktinst. 22 , 1 : Vgl. Isaias 11,1 : Et egredietur virga de radice lease,
et flos de radice ejus ascendet. Dazn S, Augustin. VI 696: ipsa
nia Tirga crux, ipsa ilia virga quae floruit ex radice lesse; dann
ib. p. 698 : Virga Maria Sancta. In dem Hymnus „ Agnoscat omne
saeculuni“ bei Wackernagel, Das Deutsche Kirchenlied I, p. 60
lautet Str. 4:
28 .
Ennns Text: Badloffs Text:
vox tua vicit
Ave uning organani Ave iinun uryan any,
korking iengipV libani korkiin janip tir Liban-ny;
occii e (= occisns est)
H bizi u6u olturuldi kim biznin u5un bltiiruldi
buzovley aning anasi bazaulai, anyn anasy.
28,1. Fiir organani liest RadlofP urgan any, es ist aber obne
weiteres klar, dafl die Glosse vicit entweder in Enuns Ausgabe
oder schon im Codex selbst an eine verkehrte Stelle geraten ist;
sie gebort zu iengigt' = „besiegte“.
39 .
Knnns Text: Radloffs Text:
Ave xpc anasina Ave Cbristus anasjma!
postquafcs e (=factus est).
oglung kurba boldi asa oylun qurban boldy asa,
kurba barCa anda kaldi qurban barca andan qaldy,
legis pfecto (= perfectio)
toraning tugeli jeti toranin tSgalligi jatti.
Beitrage zur Erklarung des tomanisclien Marienhymims.
67
Eadloffs tlbersetzang:
Ave, du StraTich der Ebene
Von dir ist flir nns der Stab
gewachscBj
Der die Krummen unter uns grade
macht,
Der die Schwacben nnter tins
erbebt.
22 .
Bangs Ubersetznng :
Ave Da Reis Jesse^s
Aus Dir ist nns der Stab er-
wacbsen ;
Er macbt grade was krumm in
nns ist
Dnd stiitzt (erbebt) was scbwacb
in nns ist.
Radix lesse floruit
et virga frnctum edidit
Eaecunda partum edidit
et virgo mater permanet.
22.3. Vgl. Isaias 40,4: et ernnt prava in directa (vgl. Luk. 3,5).
22.4. Vgl. Isaias 60,4: at sciam sustentare enm, qui lassns
est, verbo.
RadlolPs tJbersetznng;
Ave, deine Stimme hat ibn ge-
scblagen,
Deine Scbonheit hat iibertroffen
den Libanon;
Der nnseretwegen getotet wnrde
Wie ein Kalb, dessen Mutter
bist dn.
28 .
Bangs tlbersetzang:
Ave, Deine Stimme besiegte
(war siiBer als) das Organum,
Deine Scbonheit besiegte (war
herrlicber als) der Libanon;
Der nnsertwegen getotet wurde
Wie ein Kalb, dessen Mutter
bist dn.
Dafl es sich bei organa nm das bekannte biblische Masik-
instrnment "dgyuvov bandelt, hat schon Kunn erkannt, der auch
fiir Vers 2 anf das Hobelied 5,16 binwies: species ejus ut Libani.
Eadloffs LT)ersetzung:
Ave dir, der Mutter Christi!
Da dein Sohn ein Opfer geworden,
Sind alle Opfer von ibm nachge-
blieben,
Undhat des GresetzesVoUkommen-
beit (uns) erreicht.
39 .
Bangs Tlbersetzang:
Ave der Mutter Christi!
Als (nachdem) Dein Sohn ein
Opfer geworden war,
Haben seitdem alle Opfer (im
Sinne des altenBundes)aufgehort,
TJnd ist des Gresetzes Erfiillung
eingetreten (ist das Gesetz
erfuUt woxden).
6 *
68
W. Bang
In 89,8 steht andan im Sinne von inde, exinde, wie es K. p. 67
nnd in unserem Hymnus 45,3 erklart wird; icli fasse es temporal.
Der ganze Vers steM im Zeichen von Maleachi 1, 10 — 11 : non est
milii volnntas in vobis, dicit Dominus exercituum; et munus (Opfer)
non suscipiam de manu vestra etc. etc. Vgl. etwa S. Angustin.
VII p. 594 sacrificium antem ludaeorum cessasse
negate non possnnt etc.
In tOgdlUgi ist, wenn wir nns an die beiden Worterverzeichnisse
balten diirfen, Radloffs 0 Druckfehler fiir ii‘, das Suffix -lig ist iiber-
fliissig. Sachlicb geniigt es, zu 39,4 anf Luc. 24,44 zu verweisen:
Haec sunt verba qnae locutus sum ad vos, cum adbuc essem vobiscum,
Kanns Text:
inocecia tua
Ave jaziksislikingni
affectas Ds trnstulit
arczulap tengri kogurdi
stan(sict)psona tua etrnitate
kaziz toying mengulu^ga
fecit sede sui ipius i dextera
oltti ozoz onginda
40 .
Eadloffs Test:
Ave, jazyqsyzlyqyfiny
argylap, tanri kogiirdi,
kazyz bojyn manUliikka
olturtty oz oz Snina.
40,2 ist ,;abbussend“ ganz xmverstandlich ; im. Worterbucb p. 4^
finden wir: arcyla ^abgehnlst, abgeschalt sein“, wonacb es aus-
sieht, als sei „abbussend^^ eia Druckfehler fiir „abloseiid“ ?? Aber
auch unter „deiiie Siindlosigkeit ablosend^^ wird niemaud sich etwas
vorstellen konnen. '
Fiir arcsulap lese ich ar 0 ulap und vergleiche Osm. ar^ulamaq,
„dgsirer, aspirer, convoiter", das zuin up. ar^U „Wuiisch“ gehort,
also genau der Grlosse affectans entspricht (Du Cange : affectare =
peroptare, sitienter expetere)!
Sachlich vgl. Psalm 46,12: et concupiscet rex decorem tuum,
59 .
Eunns fiadloffs Text:
q fta (= facta) es ei
Ave kr bolmis se aar Ave, kim bolmyS san ar
mf (= mater) ^ gignit^
ana ki tengrida tuvar ana, kimdan tanri tuar,
Beitrage zur Erklarnng des komanisclien Marienhymnus.
69
qnoniam necesse est impleri omnia, quae scripta sunt in lege Moysi,
et Proplietis, et Psalmis de me. Die Vater nennen denn ancli
Christum ;,j&nis legis“ etc. (Migne, J?at lat. 219, p. 133).
Aus S. Ephraem finde ich dazu bei Daniel, Thesaurus Eymnolog,
III, p. 147 — 48 folgende Parallele:
„Jenes Lammchen blokte freundlich,
Da es gebracht ward vor den Erstgebornen,
Es preisete das Lamm, so da gekommen
Die Schaf und Stier’ vom Opfer zu befreln,
End’s Osterlamm, so uns das Osterfest
Des Sohnes in der Zeiten Eiille brachte (Apoc. 5,12.13).“
40.
Radloffs tJbersetzung: Bangs TJbersetzung :
Ave, deine Siindlosigkeit Ave, Deine Stindlosigkeit (Un-
schuld)
Abbiissend, hat Gott iibergefiihrt Ersehnend hat Gott
Dein hohes Selbst zur Ewigkeit, Deine heilige Person in die
Ewigkeit emporgeholt
Hat (dich) selbst vor sein Antlitz End Dich zu seiner eignen
gesetzt. Rechten sitzen lassen.
wozu Methodius (Migne p. 13B — 136) ausfuhrt : Quocirca merito in
consortium regni Enigeniti ascita est (sc. Domini sponsa) illo sibi
earn adaptante atque uniente. Itaque in psalmo quadragesimo quarto,
quae inter plures a dextris Dei regina astat, aurea virtutis mundo
omata, cujus rex pulchritudinem concupivit ....
40,4 ist on-in-da „zu seiner Rechten" vollstandig am Platze
und die Anderung in on „ Antlitz “ unnotig; On fehlt tibrigens im
Wbrterbuch. Radloff ist offenbar erst nachtraghch an die caga-
tajische Form erinnert worden.
Radloffs Ebersetzung:
59.
Bangs TJbersetzung:
Ave, die du ihm eine Mutter Ave (Dir), die Du Ihm eine
Mutter
gewesen, von der Gott geboren, Geworden hist, der von (....)
Gott geboren wurde
70
W. Bang,
Ybalitr ita adepti sum
[sjozley alay bizga teydi sozlai alai bizga tidi,
vbm (— verbum) deiidutu (= indutum) came
te keyinip tengri sbzi tan kinip tanri sozii,
Diese gewaltsame Bekandlung yon 59, a ist durck nickts zu
recktfertigen ; sie legt dem Dickter nnr eine Tantologie in den
Mnnd. Wenn die Tilde iiber dem i yon tengrtda wirklick im Codex
stekt, so ware idnrindcm „yon Deinem G'otte^ zu lesen, VgL
Wackernagel, Das Deutsche Kirchenlied I, p. 109 :
Quae genuisti filinm
A summo patre genitum.
65.
Knuns Text: Eadlofls Text:
motiu mos (= montium mens)
Aye se taylarning tayi Aye san taularnyii tan’y
bominis) ruptus e
de te absque icisione hols (= incisione
sen^®^ kisi kesmey sindi sandan (sic!)^) ki§i kesmai syndy,
" mote q crescedo avect e
tayga tas. ki bitip osti tauya tag kam bitip ostlx,
kbkini barca toltdi koklarni barca tolturdy.
Der Plural „die Steine^ in Z. 3 zeigt, da6 Radloff den Sinn
der Stelle nicht verstanden kat. Zn yergleicken ist Daniel 2,35:
lapis autem factus est mons magnns, et impleyit uniyer-
sam terram. Zu 3 ist keranzuzieken Dan. 2,45 : q_uod yidisti, quod
de monte abscissas est lapis sine manibus. Dazu S. Augustin. V,
266 — 266 : Videte si potest dici nisi de Ckristo. Vidi, dixit Daniel,
et ecce lapis aljscissiis de monte sine manibus. Non koc dixit, Sine
manibus erat ille lapis : sed sine opere kumano praecisus lapis de
monte etc. Dieses de erklart auck 65,2 sdnddn,
S. Bernard. (Migne) IV, p. 120: Hodie itaque sapientia aedi-
ficare coepit sibi domum corporis nostri in utero Virginis, et ad
aedificandam unitatem Ecclesiae, angular em lapidem de monte sine
manibus abscidit; dum sine opere kumano de corpore yirginali
carnem sibi nostrae redemptionis separavit. Wackernagel, Das
Deutsche Kirchenlied I, p. 47:
1) Von Kadloff hervorgehoben I
BeitrS-ge zur Erklarung des komanischen Marienhymnus.
71
In der Rede ist so zn uns ge- Wie ein Wort; so ist zu tms
kommen gekorQmen
Grottes Wort, indem es sick in Grottes Wort Fleisck geworden^).
einen Korper kleidete.
Ob in 59,3 Odey wirklick in sl)dey zu verbessern ist, wie Kuun
will, ist mir nickt ganz sicker, da Kuun leider keine textkritiscke
Anmerkung zu dieser Stelle gegeben kat. Unter Betonung dieser
Sckwierigkeiten — ick koffe den Codex selbst in Balde einsehen
zu konnen^) — gcbe ick die obenstekende tlbersetzung.
65.
Eadloffs tlbersetzung: Bangs Tlbersetzung:
Ave dir, der Berg der Berge Ave Dir, der Berg der Berge
Ist durch dick zerbrocken, okne
daB dieMensckenkalfen (scknitten),
Die Steine, die zum Berge an-
wucksen
Fullten alle Himmel an.
Ist okne Menscken-Scknitt von
Dir abgebrocken;
Der Stein, der zum Berge wurde,
Erflillte alle Himmel.
Lapis de monte veniens
mundumque replens gratia,
Quern non praecisum manibus
vates vetusti nunciant.
In 65,2 ist also ;;Okne Beikilfe brack er von Dir ab“ auf die
unbefleckte Empfangnis und Greburt zu bezieken. Dagegen steUte
man sick die Geburt des Antichrist so vor, wie es der Stick in
Sebast. Brants Ausgabe des Methodius, Basil. 1516, zeigt, der
kier S. 74 reproduziert ist.
1) loh. 1,14 Yerbmi caro factum est, 6 loyog eyivsto,
2) [Korrekturnote : Derselbe wird seines groBen Wertes wegen leider niclit
ansgeliehen ; ich babe mir jedocb inzwiscben Photograpbien der den Hymnus ent-
haltenden Blatter herstellen lassen, auf G-rund deren ich baldigst den Hymnus
neu herausgeben werde.]
72
W. Bang,
74 .
Eunnis Text: RadloflPs Text:
t(tibi)vg® (= Virgo) q cogitasti
Ave saa kiz sagiga Ave sa qyz, sayynyan
ac q petmsti(!)
bey tengrini ha tilega bi tanrini, ham tilagan
etnos anos q no ptereut
megu jillani ki ertmez mangii jyllarny kim artmas
T etm (=eternum) nec csumntr (=consuniantur)
megulnkga ne tugenmez mangliliikka na tiiganmas.
Eunns Text;
^ihu ®i (= matri)
Aye ihcning anasina
ave Mis iilio
aye ananing ogluna
q ille nob bndictione det
algis bizga ol ki bsin (= bersin)
byga anasi jalbarsin
76 .
Eadloffs Text:
Aye JesTis-nyn anasyna!
aye ananyn oylyna!
al;^y^ bizga ol kim barsin!
owgan anas}'’iia jalbarsynl
76 , 3 - 4 . In RadlofPs tibersetznng klingt dieser herrliche Hym-
nns mit einer Blasphemie ans.
Die Behandlung, die sich dieser ehrwiirdige Text yon Seiten
des Petersburger Turkologen hat gefallen lassen rniissen, ist flir
dessen Arbeitsweise nach jeder Richtung typisch.
Typisch ist die lannenhafte Willkiir, woroit an einem im
GrroBen imd Granzen gut iiberlieferten Text Anderungen yorge-
nommen werden,
Typisch die leichtfertige Hast, womit der Text ins Deutsche
libersetzt worden ist und an yielen Stellen jedes yernitnftigen
Sinnes bare Satze als IJbertragung des Originals dargeboten werden,
Typisch endlich die yollige Unkenntnis oder — was ebenso
schlimm ist — die Ignorierung des Milieus, in das der Text seiner
Herkunft nach gehort, und aus dem heraus ihn zu erklaren die
Beitrage zur Erkiarung des komanischen Marienhymnus.
73
74 .
Bangs Ubersetzung :
Badloffs tlbersetznng :
Ave dir, Jungfrau, die nur ge-
daclit hat
An Grott, den Herren, und ihn
erfleht hat,
Der die ewigen Jahre nicht
durchlebt,
Der in Ewigkeit nicht vergeht.
Ave Dir, Jungfrau, die Du (nur)
gedacht hast
(An) Grott den Herrn, und (die
Du fiir uns) erbeten hast
Ewige Jahre, die nicht vergehen
TJnd bis in alle Ewigkeit kein
Ende nehmen!
76 .
Badloffs tlbersetzung :
Ave, der Mutter Jesu!
Ave, dem Sohne der Mutter!
Er moge uns seinen Segen geben 1
Moge flehen zu seiner geliebten
Mutter 1
76,8 ist him = jjdamit, dafi,
priesen, benedicta".
Bangs Ubersetzung :
Ave der Mutter Jesu!
Ave dem Sohne der Mutter!
Dafi er uns seinen Segen gebe,
Moge seine gebenedeiete Mutter
erflehen I
auf dafi“ ; in 76,4 bvgan = ^ge-
Pflicht eines gewissenhaften Herausgebers und Ubersetzers
gewesen ware.
Wenn die Art, wie Herr Eadloff den komanischen Marien-
hymnus und — wir diirfen ruhig hinzufiigen — die tibrigen koma-
nischen Texte behandelt hat, nicht als ungliickKcher Einzelfall zu
betrachten, sondern als typisch fiir seine ganze Arbeits-
weise zu bezeichnen ist, so liegt die Berechtigung dafiir in der Tat-
sache, dafi was hier, an seiner Bearbeitung eines christlichen
Textes, zu Tage getreten ist, — Unwissenheit, Verstandnislosig-
keit und Willkiir — genau in demselben MaBe auch seine Bear-
beitung anderer alttiirkischer Texte kennzeichnet.
74
W. Bang,
Nachwort.
Von
F. C. Andreas.
In der vorstehenden Abhandlung, dnrcli die die Erklarung
des komanischen Marienhymnus in sekr gliicklicker Weise gefordert
worden ist, ist derVerfasser anf die Frage nack den QueHen des
Hymnns nicht eingegangen. Aber ans einer bei der letzten Kor-
rektur hinzugefligten Anmerkung (S. 61;2) erfakren wir, daB „er
inzwiscken die Quelle gefunden kabe und sie mit dem ganzen
Beitr^ge zur Erklarung des komanischen Marienkymnus.
76
Hymnus herausgeben werde.“ Das Nahere fiber sie soil offenbar
die angekfindigte ausffihrlicbie Arbeit bringen. Nun ist jedoch auch
von anderer Seite scbon vor einiger Zeit das Original des koma-
nischen Hymnus nacbgewiesen worden. Zwei Tage nachdem die
Abhandlung des Herrn Bang von mir vorgelegt worden war, am
14. Marz, kam Herr Edward Sckroder zu mir und ersuchte mick,
ihm zu bestatigen, daB das von E. J. Mone im zweiten Bande
seiner Lateinischen Hymnen des Mittelalters, S. 233 ff., veroffent-
lichte Psalterium Mariae das Original des komanisclien Hymnus
sei, die beiden Anfangsverse der beiden Hymnen stimmten jeden-
falls fiberein und auch. ini Fortgang manches, wie er mit Hilfe des
Grlossars in des Grafen Kuun Ausgabe des Codex Cumanicus fest-
gestellt kabe. Die am selben Tage vorgenommene Vergleickung
des lateiniscken und des komaniscken Hymnus ergab, dafi diesem
in der Tat die erste Halfte des Psalterium Mariae zu Grunde liegt.
Es wurde nun bescklossen, dies in einem Nackwort zu der
Bangscken Abhandlung mitzuteilen. Auch soUte Herr Bang von
der Entdeckung des Herrn Schroder erst nach dem vollendeten
Druck seiner Abhandlung in Kenntnis gesetzt werden, damit nicht
der Einwand erhoben werden konne, die von ihm gegebenen rich-
tigen Erklarungen seien nicht so sehr sein Yerdienst, als das Er-
gebnis des aufgefundenen Originals., Jetzt aber, wo es Herr Bang
in letzter Stunde selbstandig entdeckt hat, glaube ich in seinem
Interesse die Erklarung abgeben zu sollen, dafi seine Abhandlung,
von unwesentlichen stilistischen Anderungen abgesehen, genau so
gedruckt worden ist, wie ich sie vorgelegt habe, und dafi die vor-
getragenen Erklarungen in keiner "Weise von der Kenntnis des
Originals abhangig sind. Er hat durch seine Arbeit den Beweis
geliefert, dafi die richtige Erklarung des komaniscken Marien-
hymnus auch ohne Kenntnis des Originals moglich ist. Dnd es ist
dringend zu wfinschen, dafi er seine Absicht, den ganzen Hymnus
zu bearbeiten, recht bald zur Ausffihrung bringe.
Da wir jetzt die Yorlage des komaniscken Marienkymnus
kennen, so ffige ich eine tlbersicht seines Verhaltnisses zum Psal-
terium Mariae bei, indem ich die Strophennummern beider Texte
nebeneinanderstelle und wo die komanische Bearbeitung mehr oder
minder stark abweicht, oder gar etwas ganz anderes bietet, dies
kurz bemerke. Wo nichts bemerkt ist, gibt die komanische tJber-
setzung die betreffende Strophe im ganzen treu wieder. Diese
Zusammenstellung soil nur einer vorlaufigen Orientierung dienen.
Ausffihrlicheres wird sicker die von Bang geplante Arbeit bringen,
und er wird sick auch bereits die Frage vorgelegt haben, ob nicht
76
W. Bang
der komanische Hymnns auf eine andere Recension des Psalterinm
Mariae zuriickgeht als die von Mone veroffentlichte.
Psalterinm Mariae
1 (V. 1—4) . .
2 (V. 5-8) . .
3 (V. 9—12) . .
4 (V. 13-16) .
6 (V. 17—20) .
6 (V. 21—24) .
7 (V. 26—28) .
8 (V. 29-32) .
9 (V. 33—86) .
10 (V. 37—40) .
11 (V. 41—44) .
12 (V. 46—48) .
13 (V. 49—52) .
14 (V. 63—56) .
16 (V. 67-60) .
16 (V. 61-64) .
17 (Y. 65—68) .
18 (V. 69-72) .
19 (Y. 73—76) .
20 (Y. 77—80) .
21 (Y. 81-84) .
22 (Y. 86—88) .
23 (Y. 89—92) .
24 (Y. 93—96) .
25 (Y. 97—100) .
26 (Y. 101—104).
27 (Y. 105—108) .
28 (Y. 109-112) .
29 (Y. 113-116) .
30 (Y. 117—120) .
31 (Y. 121—124).
32 (Y. 126—128) .
33 (Y. 129—132) .
34 (Y. 133-136) .
35 (Y. 137—140).
36 (Y. 141—144) .
Komaniscker Hymnns
1 entsprickt Y. 1 — 3 u. 8 des Originals.
. 2 bietet etwas ganz anderes.
. 3.
. 4,
. 6 .
. 6 .
. 7.
8 (sehr freie, znm Teil abweicbende
Ubertragnng).
9.
10 (1 nnd 2 ganz abweichend).
11 .
jg I (bieten etwas ganz anderes).
14 1 (nnr ein vereinzeltes Wort klingt
16 j an).
16 (nnr der erste Yers stimmt iiberein).
17 (sehr freie TJbertragnng).
18 (klingt nnr vereinzelt an).
19 (nnr 1 nnd 2 entsprechen einiger-
mafien).
20 (nnr die letzte Zeile klingt an).
21 1
22 r (freie TJbertragnng).
23 (nnr in 4 ein schwacher Anklang).
24 (bietet etwas anderes).
26
26
27.
28.
29.
(nnr einzelnes klingt an).
30 (nnr einzelne Anklange).
31.
32.
33 (bietet etwas ganz anderes).
34 1 .
gg I (mit starken Abweichnngen
gg j wiedergegeben).
Beitrage ziir Erklarung des komanischen Marienkynmus.
77
Psalteriam Mariae
37 (V. 145-148) .
38 (V. 149—162) .
39 (V. 163—166) .
40 (V. 157—160) .
41 (V. 161-164).
42 (V. 166-168) .
43 (V. 169-172) .
44 (V. 173—176) .
45 (V. 177—180) .
46 (V. 181—184) .
47 (V. 185-188) .
48 (V. 189-192) .
49 (V. 193—196) .
50 (V. 197—200) .
61 (V. 201—204) .
62 (V. 205 - 208).
63 (V. 209-212) .
64 (V. 213—216) .
56 (V. 217—220) .
66 (V. 221—224).
57 (V. 225-228) .
58 (V. 229—232) .
69 (V. 233—236) .
60 (V. 237—240).
61 (V. 241—244) .
62 (V. 246-248) .
63 (V. 249-252) .
64 (V. 253-266) .
66 (V. 267—260) .
66 (V. 261—264) .
67 (V. 266-268) .
68 (V. 269 -272) .
69 (V. 273-276) .
70 (V. 277—280) .
71 (V. 281—284).
Komanischer Hymmis
. 37 (nur 2 Jbliugt an).
. 38 (sehr freie Wiedergabe).
. 39 (freie tlbertragung).
. 40 1 .
41 [ iveie Ubertragung),
. 42.
. 43 (1 und 2 sebr frei wiedergegeben,
3 und 4 etwas ganz anderes).
. 44 (freie Ubertragung).
. 46.
. 46 (sebr freie Ubertragung).
. 47 (freie Ubertragung).
. 48 (3 und 4 frei iibertragen).
. 49 (freie Ubertragung).
. 60 (3 u. 4 bieten etwas ganz anderes).
. 61 (3 und 4 weicben stark ab).
. 62 (freie Ubertragung von 13!).
. 53 (3 und 4 weichen ab).
. 64 (z. Teil abweicbende Ubertragung).
I fehlen in dem komaniscben Hymnus.
. 65 (freie Ubertragung, wobei 2 ganz
abweicbt).
. 66 (freie Ubertragung mit abweichen-
dem Schlub).
. 67 (bietet etwas ganz anderes).
. 58 (1 u. 2 geben frei 3 u. 4 des Ori-
ginals wieder, wabrend die beiden
letzten Yerse etwas ganz abwei-
cbendes bieten).
. 69 (freie Ubertragung).
. 60 (mit starken Abweicbungen).
, 61 1 (zum Teil abweicbende freie Uber-
. 62 I tragung).
. 63.
. 64.
. 66.
. 66.
. 67.
gg I (freie Ubertragung).
78 W. Bang, Beitrage zur Erklarung des komanisclien Marienkymniis.
Psalterium Mariae Komanisclier Hymnns
72 (V. 285 — 288) ... 70 (mit starken Abweichungen).
73 (V. 289—292) ... 72 (selir freie Ubertragung).
74 (V. 293 — 296) ... 71 (mit einer kleinen Abweicbtmg).
76 (V. 297 — 300) ... 78 (nxir der erste Vers erinnert an
das Original).
76 (V. 301—304) ... 74 (nnter Beibehaltung des ersten
Verses und einiger Wendtmgen
des Originals ganz abweichend ge-
staltet).
77 (V. 306 — 308) ... 76 (mit starken Abweichungen iiber-
tragen).
76 (mit dieser in dem Moneschen Text
fehlenden Strophe schlieBt der
komanisehe Hymnns).
Vorderseite des „Koblenzer Fragments", vor 1479 (?). Nofdiwestl. Viertel einer handschriftl. Karte von Deutschland.
Fast 0,75 GroBe des OrtiEifials <280, oben 293x197 mm).
TAFEL n.
Nachrichten der Kfinigl. Oesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen, phil.-hist. KI. 1910, Heft 1 (A Wolkenhatier).
Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber
seine Verhandlungen mit dem Inka Titu Cusi Yu-
panqui in den Anden von Villcapampa.
Mitgeteilt von
Rick&rd Pietschmann.
Vorgelegt in der Sitzung am 30. April 1910.
Aus dem Nachlasse Alexanders von Humboldt besitzt die
Eonigliche Bibliotbek zn Berlin in ibrer Handschriften-Sammlnng
ein dlinnes Quartheft, bezeichnet Ms, hispan. qii, 64, auf dessen
Vorsatzblatte von der Hand Alexanders von Humboldt und von
ihm unterzeichnet der Vermerk stebt: „ein seltenes von Hr. Jac-
quet in Paris sorgfaltig abgeschriebenes MSS nacb meinem Tode
der Eon. Bibliotbek zu Berlin zu schenken“. Diesem Blatte ge-«
geniiber bat Eduard Buscbmann auf der Innenseite des Umscblags
den Inbalt des Heftes am 31. Marz 1868 mit folgenden Worten
registriert: 5 ,den Brief Eugene Jacq^uet’s an Alexander von Hum-
boldt d. d. Paris 12. Dec. 1833 begleitet seine autbentische Ab-
scbrift von zwei alten bandschriftlicben Reisen in America :
A. Belacion del camino e viaje que Biego Bodrigues M 0 O desde la
Ciudad del Gu 0 co a la tierra de guerra, de Mango Ynga que
estd en los Andes . . . pag. 1 — 34.
B. Belacion breve del suscedido en el viaje, que Mm Alvaro de
Mendafia, en la demanda de la nueva Guinea, la qual ya
estava descubierta por Inigo Ortis de Betes (en 1567) . . .
pag. 1 — 19.^
Der Name des „kenntnisvollen Herrn Jacquet^, wie ibn Alexander
von Humboldt 1836 in der Vorrede zu seines Bruders Eawi-Werke
nennt, begegnet uns mebrfacb im 6. und 7. Baade der gesam-
melten Scbriften Wilbelms von Humboldt. Ausfiibrlicbe Nach-
Kgl. Ges. d. WIss. Nachrichten. PMlolog.-histor. Xlasae 1910. Heft 2. 6
80
Bichard Pietschmann
xichten iiber sein Leben mid seine wissenscbaftlicben Arbeiten und
Bestrebnngen gab !F41ix Nfeye in einer Denkscbrift, die 1856 im
27. Bande der Memoires couronnes et memoires des savants Grangers
puUies par VAcademie royale des sciences^ des lettres et des heaux-^arts
de Belgique erschienen ist, Aus AnlaB eines Aufsatzes von Jacqnet
iiber den TJrsprung der Scbriftarten der Philippinen hatte Wil-
helm von Hnmboldt an den erst zwanzigjahrigen am 10. Dezember
1831 ans Tegel die Lettre sur les alphabets de la Polynesie Asia-
tique gerichtet, die im Jnni 1832 xm 9. Bande des Nouveau Journal
asiatique abgedruckt wnrde. Ans diesem Briefwechsel ergab sich
anch das Schreiben an Alexander von Humboldt vom 12. Dezember
1833 , das in der Handscbrift der Kbniglichen Bibliothek , wie
Buschmanns Eintragnng besagt, den beiden Beiseberichten vorge-
heftet ist. Es hat 7 Quarts eiten.
Der franzosische Orientalist entschnldigt sich darin znnachst
ziemlich nmstandlich, daS er erst jetzt die Abschriften spanischer
Aktenstticke schicke, die er vor einiger Zeit Wilhelm fiir Alexander
angeboten habe, und bespricht dann etwas die Berichte selbst, die
er entdeckt hat, nnd die Schwierigkeit , von diesen Texten Ab-
schriften zn geben, bei denen iiber die richtige Lesnng der oft
fliichtigen nnd verschnorkelten Handschriftenzllge nnd der oft
vnlgaren Ansdrhcke nnd Wortformen keine Zweifel blieben. Es
folgt eine Schildernng der Greringschatznng, mit der in Paris die
Literatnrerzengnisse der Volker des Morgerdandes nnd das Stndinm
der orientalischen Sprachen von den Vertretern der klassischen
Stndien betrachtet warden. DaB die Sprachwissenschaft, wie sie
Bopp geschaffen babe nnd wie sie in Prankreich von Einzelnen
weitergefiihrt werde, gerade diesen Grelehrten znm Gespott diene,
das stimme nicht recht zn der Tatsache, daB diese Dndnldsamen
dock besondern Wert anf Anerkennnng von dentscher Seite zn
legen pflegten^).
Entnommen hat Eugene Jacqnet die beiden Abschriften, die
er Hnmboldt zustellte, einem Sammelbande spanischer Aktenstiicke
in der Kdniglichen Bibliothek zn Paris , den er nach der alten
1) Les personnes dmt je signale IHntolerance, attachentf je pense, heaueoup
de prix d V approbation de V Allemagne\ je doute fori qiPelles puissent la conciliet
d des opinions aussi exclusives. Von der Verwandtschaft, die zwischen den alten
Spraclien und einigen Sprachen des Morgenlandes bestehe, wollten sie nichts
■wissen : Vetude pliilologique telle que Va criee Mr. Bopp, telle que la continuent
en France quelques personnes, excite ioute leur irritabiliU et leur fournit le texte
de plaisanteries au moins peu genereuses.
Bericht des Diego Kodriguez de Figueroa fiber seine Verhandlungen u.s.w. 81
Signatnr Saint Germain, frang^ no, 1588 bezeiehnet. Wie Henxi
Omont anf meine Bitte giitigst feststellte, ist es die Handschrift
Esp. 325, liber deren mannigfacben Inbalt Alfred Morel-Fatio in
seinem KataJoge der spanischen und portugiesischen Abteflung des
D^partement des mannscrits der Nationalbibliothek (Paris 1892,
S. 162 — 166) nnter Nr. 550 eine tlbersicbt gibt. Die beiden Be-
ricbte bilden darin das 24. und 29. Stiick. Jacquet wird mit
diesem Sammelbande, der auf dem Biicken des Einbandes den Auf-
druck Melation des FMUppines tragi, sick beschaftigt baben, weil
zu den ersten Stiicken in der Beike mebrere Berickte liber die
Pkilippinen gehoren sowie Erlanternngen spanischer Missionare zu
einer ckinesiscken Karte, die ihm fiir seine eigenen Arbeiten von
besonderem Interesse sein muBten.
Den Text, den Buschmann unter B, Morel Fatio unter 550,24
verzeicknet, lasse ick Her bei Seite. Es ist ein kurzer aber nicht
nnwichtiger Berickt iiber die Entdecknngsfakrt von 1667 bis 1569,
die auf Anraten von Pedro Sarmiento unternommen wurde und
zur Anffindung der Salomon-Inseln fuhrte. Er ist in franzosischer
tibersetzung von Edouard Dulaurier und danack von Edouard
Ckarton^) und in englxseker neuerdings von Lord Amkerst und
Basil Tkomas®) verbffentlickt worden.
Wokl alien Fackleuten nock unbekannt ist kingegen der Be-
rickt, der in dem Quartkefte der Koniglicken Bibliotkek unmit-
telbar auf Jacquets Brief an Humboldt folgt und in dem Folianten
der Nationalbibliothek als Stiick 29 — Blatt 204 bis 218 — ein-
gereikt ist. Die Absckrift, die Jacquet, ein Mann von ganz auBer-
ordentlickem FleiBe, Humboldt iiberlassen hat, ist im wesentHcken
sorgfaltig und auck recht brauckbar. Fiir eine erkebliche Anzakl
von Fliicktigkeiten und Verseken des Originals kat er ricktige
Verbesserungsvorscklage am Kande der Absckrift vermerkt *).
Die iiberaus dankenswerte Bereitwilligkeit der Yerwaltung der
1) Nouvelles annales des voyages, T. 135 (= 5. Sdr. , Ann^e 8 = N. S.,
T. 31 = 1852 T. 3), Paris 1862 S. 57—85.
2) Ed, ChartoD, Voyageurs anciens et modernes, T. 4, Paris 1857. S. 187
bis 199.
3) TFbr/cs issued hy the Hakluyt Society, 2, Ser., No, 8: The Discovery of
the Solomon Islands in 1568. London 1901 S. 195 — 214.
4) Verscbiedene Bemerkungen von Jacquet teile ich unter dem Texte mit.
Gelegentlicb babe icb da , wo meine Lesung von seiner abweicbt , ausdrucklich
bervorgeboben, daB die Handschrift so zu lesen ist, wie icb im Texte gebe. An
Stellen, an denen mir die Abweicbung von seiner Lesung ganz sicker gerecbt-
fertigt erschien, babe icb jedoch meist nicbts angemerkt.
6 *
g2 Kicliard Piets chmann,
Handscliriften-Abteiluiig der National-Bibliotliek bat mir ermog-
licM, Mer den Wortlaut des Bericbts nacb dem Originaltexte
selbst wiedergeben zu konnen.
Als Verfasser des Scbriftstlicks wird in der tlberscbrift Diego
Eodrigues genannt. Am Scblnsse steht seine Namensnnterscbrift,
aber in so nnleserliclien nnd nngelenken Ziigen, dafi man bezwei-
feln kann, ob sie Autograph ist^ oder blob nachgezeicbnet ^). Es
spricbt in dem Berichte zu uns ofiFenbar derselbe ManU; der uns
in andern Texten als Diego Rodriguez de Figueroa begegnet.
Wie wir Mer von ihm selbst erfahren®) waren es zu dieser Zeit
17 Jahre her, dafi er nach Peru gekommen war. Wichtig bei der
Aufgabe als IJnterhandler, in der wir ihm Mer begegnen, ist dab,
wie beilaufig zur Sprache kommt, Diego Rodriguez von dem Vize-
kbnige conde de Nieva, der Peru in der Zeit vom April 1661 bis
zum 20. Februar 1564 verwaltete, zum Indianer-Anwalt, wie er
es nennt defensor de todos los indios, ernannt worden war®). An-
dere ISTachrichten tiber ihn findet man in Briefen von ihm aus
spaterer Zeit, die Marcos Jimenez de la Espada herausgegeben
hat*). Hier sei davon erwahnt, dab Diego Rodriguez sich riihmt,
er habe in dem Feldzuge, durch den 1664 die Emporung des
Francisco Hernandez Griron unterdriickt wurde, als Proviant-
meister des Heeres dem Konige von Spanien mehr als 100000
Pesos erspart. Auch beruft er sich darauf, dab er zur Wider-
legung eines Grutachten der Prokuratoren Juan de Quinones und
des Lizentiaten Polo, d. i. Polo de Ondegardo, in acht Tagen aus den
Akten nachgewiesen habe, es gebe von Quito bis Potosi 567000
zinspflichtige Indianer und man konne daher durch Erheben einer
bestimmten Kopfsteuer von den Eingeborenen in sechs J ahren mit
Vergniigen — muy holgadamente — sechs Millionen Pesos auf-
bringen. Bittschriften voll ein- und aufdringlichen Eigenlobes
1) Das Aktenstiick sclieint nicht etwas Offizielles zu sein. Es Wurde sonst
wohl an den Randern, oder wenigstens unter dem Texte die Controls triche auf-
weisen, die das Autkentische des Wortlauts garantieren soUen.
2) Vergl. Seite 95.
3) Vergl. S. 93. Uber diese Defensores vergl. die Einleitung zu dem Qe-
schichtswerke des Pedro Sarmiento, S. XX Anm. 3. Aus dem Berichte des Ro-
driguez sieht man, dafi dieses Amt nicht von Francisco de Toledo ersonnen
worden ist. Wie in andern Fallen hat Toledo auch in diesem von seinen Yor-
gangem gelernt; er steht darum noch nicht niedriger. Der altere Titel scheint
protector de los indios gelautet zu haben.
4) Vergl. Belaeiones geogrdficas de Indias, Perd 2, Apend., S. XXIX — XXXIV.
Vergl. Sarmiento, G-eschichte^ Einleitung, S. XXXX Anm. 3.
Bericht des Diego Kodriguez de Figueroa liber seine Verhandlungen u.s.w. 83
waren daziimal an der Tagesordnxing ^). Eodriguez erscheint dabei
mit andern verglichen noch keineswegs als besonders ruhmredig,
und so brancht ancb deswegen nocli keine besondere Ubertreibung
in der Scbilderiing der Erfolge enthalten zu sein, von denen xms
sein Eeisebericht meldet.
In der Uberscbrift des Berichts wird das Gebiet, in dem die
Eeise des Diego Eodriguez ausgefulirt wurde, bezeichnet als die
tierra de guerra de Mango Ynga que estd en los Andes ahado contra
el servicio de su magestad: “das Kriegszustands-Land desManco Inca,
der in den Anden gegen den Dienst Seiner Majestat sicb in Auf-
stand befindet”. Diese Angabe kann irreflihren. Es handelt sicb.
zwar um das Andengebiet von Villcapampa , in das Manco Inca
nacb dem MiBlingen des groBen Indianer-Aufstandes, den er gegen
die Brltder Pizarro zu Stande bracMe, sicb mit den Seinen und
einem Eest von Anhangern zurlickgezogen bat. Aber der Inka,
den dort Diego Eodriguez aufsucbt, ist nicbt mebr Manco Inca,
— der war langst umgebracbt, — auch nicbt dessen altester Sobn
und Nacbfolger Sayri Tupac Inca, — der batte mit den Spaniern
Erieden gescblossen, war nacb Yucay iibergesiedelt und dort ge-
storben — , sondern des Sayri Tupac Bruder Titu Cusi Yupanqui.
Diesen gait es zu einem abnlicben Vertrage zu iiberreden, wie ibn
1558 Juan de Betanzos im Auftrage des Yizekonigs von Peru D.
Andres Hurtado de Mendoza Marques de Canete mit Sayri Tupac
abgescblossen batte. Die ersten Verbandlungen dazu bat als
Statthalter von Peru der Prasident der Audiencia Eeal von Lima
Lope Garcia de Castro nocb durcb denselben bewabrten Kenner
der Quecbua-Spracbe und der Gescbicbte der Inka mit Titu Cusi
ankniipfen lassen^). Wann Betanzos starb weiB man nicbt. Yiel-
leicbt bangt es mit seinem Ableben zusammeu, dafi von dem Be-
vollmacbtigten des Prasidenten, dem Lizentiaten Juan Matienzo
de Peralta, Oydor der Eeal Audiencia von Potosi, nun Diego
Eodriguez als Dnterbandler entsendet wird.
Der Weg, den Eodriguez nimmt, ist der alte, den scbonPacba-
cutic Inca Yupanqui eingescblagen bat, als er auszog, die abge-
1) Es wurden eigens Verfiigungen daruber erlassen, wie man seine Yer-
dienste zu begruuden babe : para la orden de corno han de liacer con pretenciones
las protanzas para pretender por sus meritos y sernieios,
2) Wenigstens sagt das Marcos Jimenez de laEspada in derYorrede seiner
Ausgabe von Betanzos, Burna y narracion de los Incas, S. 5: Tambien bubo de
intervenir despues [Juan de Betanzos], en tiempo del Gobernador Lope Garcia
de Castro, en las primeras negociaciones que se entablaron con el otro inca re-
belde Titu Cusi Yupanqui
34 Kichard Pietschmaun,
legenen G-ebirgslandscIiafteii zu erobem, die jetzt die letzte Zu-
fiuclitsstatte seiner Nachkommen waren. Er fiibrte von Cuzco
nord warts durch das Tucay-Tal und an der gewaltigen Grrenzfeste
von OUantaytambo vorbei in das Tal des Villcamayn, dann von
dem Flufiiibergange Chuquicbaca westwarts in das Hochland.
Die Grrenzwacbter des Inka libermitteln zunachst ihrem Gi-ebieter
die Briefscbaften , die Eodriguez zum Ausweise iiber seinen Auf-
trag iibergibt, und lassen erst auf Befebl des Inka ihn passieren.
Titu Cusi ist gerade im Begriff, einen feindlicken Einbrucli in das
den Spaniern untertanige Grrenzland vorzubereiten. Er kommt
dem Ilnterbandler , wobl damit der nicht zuviel von der Landes-
beschaffenbeit anskundscbaften soli, seinerseits ein groBes Stuck
Weges an der Spitze mebrerer Eeerbaufen seiner Krieger ent-
gegen bis zu der Hocbebene von Bambacona am FuBe der von
Natur nocb unzuganglicberen Anden-Erbebungen. Die mancberlei
Scbwierigkeiten und Fabrlicbkeiten , denen Eodriguez begegnet,
werden bescbrieben; und ausfubrlicb erzablt er vor allem von
dem Einzuge des Inka in Bambacona, von dem Aufmarscbe seiner
Gretreuen , der Huldigung vor der Sonne und vor Titu Cusi Yu-
panqui. Wir erbalten ein farbenreicbes Bild, freilicb nur be-
leucbtet von einem letzten Aufflackern untergebenden Grlanzes.
Das Geprange, das bier den Inka umgibt, ist nicbt einmal mebr
etwas in ununterbrocbener Uberlieferung Ererbtes, sondern Er-
zeugnis eines Wiederbelebungsversucbs, der nur in seiner Isoliert-
beit auf der Scbaublihne der Andenwelt sicb nocb vorflibren lieB.
Aber als Aussage eines Augenzeugen aus letzter Stunde bat die
anscbauliche Erzablung des Diego Eodriguez unersetzlicben Wert.
Weniger von Belang ist der politiscbe Vorgang, urn den es
sicb bandelt. Titu Cusi ist von vornberein geneigt, auf giinstige
Bedingungen einzugeben. Das AbscblieBen der Einigung wird
zwar voriibergebend unterbrocben durcb eine Botscbaft Matienzos,
weil in ihr nicht bloB auf baldige EntschlieBung gedrangt, sondern
aucb mit Elriegserklarung gedrobt wird. Das bestimmt den Inka
und seine Leute, aucb ibrerseits mit Drobungen nicbt zu sparen
1) Chaca bezeichnet die Hangebruckeu, die in Peru gebaut wurden. Clmqiii
ist das Wort, das in so yielen Ortsnamen Perus vorkommt, und im Quechua
„Lanze“, im Aimara „Gold“ bedeutet, und „Gold“ aucb in diesen Ortsnamen be-
deuten mag. Bernabe Cobo bemerkt zu Chuquichaca; quiere decir puente de
oro. Yergl. auch E. W. Middendorf, die Aimara- Si^rache, S. 14; 16.
2) =: Fampactma, „Ebenen‘S „Gefilde“. Cobo, Historia del Nuevo Mundo,
T. 3 S. 160: los llanos de Pampacona, que es antes de entrar en la montana.
Bericlit des Biego Eodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s.w. 86
und zur EinscMchterung dem Unterhandler mit Waffen nali auf
den Leib zu riicken. Aber scbon Tags daranf werden rubige Be-
sprechungen lachend wieder aufgenoxameu. Eodriguez darf sogar
mit Hlilfe der Bekenner des Christentums, die Titu Cusi in seiner
Umgebung hat, ein Kreuz auf dem Platze von Bambacona auf-
richten, und, wie er versichert, setzt er selbst durch, daB er auch
die Unbekehrten um sich yersammeln und ihnen den Grottesbegriff
der Christen erlautern darf. Er will offenbar nicht versaumen,
in seinem Berichte auch ins Licht zu stellen, was er im Vill-
capampa nebenher als erster Grlaubensbote, der dort auftrat, ge-
leistet hat. Eine Abordnung von Hauptlingen, die Titu Cusi auf
Zureden des Diego Eodriguez zur Probe nach Cuzco entsendet,
findet dort freundliohe Aufnahme. Matienzo bricht von Cuzco
mit ihnen auf und trifPt sich mit dem Inka zu einer TJnterredung
vor Chuquichaca. Dock zu der Zusammenkunft bringt er gegen
dessen Wunsch eine Leibwache mit, und einige der Kavaliere in
der Begleitung des Oydors lassen AuBerungen fallen, aus denen
selbst unser Grewahrsmann die IJberzeugung entnimmt, da6 es mit
dem Vertrage nichts werden soUe. Der inka und noch mehr seine
Hauptlinge argwohnen, daJB ihm nur eine Palle gestellt werde,
um seine Person in Grewalt zu bekommen; und als die Arkebusiere
der Leibwache Miene machen naher zu kommen und herandrangen,
weicht er iiber die Briicke zuriick auf sein Grebiet und bricht alle
Verhandlungen ab. —
In welchem Jahre dies stattfand wird nicht gesagt, Diego
Eodriguez gibt aber Monatsdaten an und bemerkt zu dem 20.
April, dafi es Karfeitag war, sagt auch, am 20. Mai sei die Nach-
richt gekommen, Matienzo werde am letzten Pfingsttage von
Cuzco abreisen und Preitag oder Sonnabend an der Briicke Chu-
quichaca sein. Der Inka mit seinem Greleite und mit Eodriguez
brechen am 28. Mai auf, dem Oydor entgegen, und langen bei der
Briicke am Sonnabend vor Triuitatis an. Auch ist die Zeit da-
durch begrenzt, daB der Prasident, der die Verhandlungen fiihren
laBt, Lope Garcia de Castro, am 22. September 1564 seinen Einzug
in Lima hielt und am 26. November des Jahres 1569 Peru ver-
lassen hat. Dies zusammen fiihrt auf das Jahr 1565. Damit
stimmt iiberein, daB Francisco de Toledo in einem Berichte, den
er im Februar 1572 geschrieben haben wird, erwahnt, es sei 7
oder 8 Jahre her, daB man begonnen habe, mit dem Inka in den
Anden Friedensverhandlungen anzuknlipfen.
Diego Eodriguez wird seinen Bericht bald nach der Euckkehr
aus den Anden niedergeschrieben haben. Er wiirde sonst schwer-
86
Eieliard Pietschmann
lich unterlassen haben, irgendwie zur Kenntnis zu bringen, da6
seine Bemiiliungen trotz des Abbrncbs der personlichen Verhand-
Ixmg zwischen Inka und Oydor dock nich-fc ganz obne Erfolg ge-
blieben sind. Zmiacbst entspricbt durchaus den Anerbietnngen,
die Titn Cusi ihm gemacht bat, daB im Jabre 1666 Fray Marcos
Garcia als Missionar im Villcapampa Anfnabme fand ^). Aucb fiir
seine Person bat der Inka dann das Cbristentum angenommen.
Titu Cnsi Tnpanq^ni hat dariiber selbst berichtet in einem Scbrift-
stiicke, das von Martin Pando nnd Marcos Garcia am 6. Februar
1670 fiir ihn abgefafit wnrde: es sei ibm von Diego Eodrignez,
der also inzwiscben wiedernm in Villcapampa gewesen ist, nnd
von Martin Pando der Angnstiner - Orden nnd vor aUem der
Angnstiner-Prior von Cuzco, der Padre Juan de Vivero, so sebr
anempfoblen worden, dafi er an den Prior mebrere Scbreiben ge-
ricbtet nnd ibn veranlaBt babe, znsammen mit einem andern Geist-
licben, wobl mit dem Angnstiner Fray Diego Ortiz, nnd begleitet
von Gonzalo Perez de Vivero nnd Atilano de Anaya aus Cuzco
nacb Eayangalla zn kommen. Bier bat dann Juan de Vivero
den Inka im August 1668 anf den Namen Don Diego de Castro
getauft nnd nocb acbt Tage in christKcber Glanbenslebre nnter-
wiesen. Gonzalo Perez de Vivero nnd der Prior kebrten alsbald
znriick, aucb wobl Atilano de Anaya nnd Diego Rodriguez, wenn
der damals nocb bei dem Inka weilte^).
1) Calancha, Coroniea moralizada, T. 1 S. 794.
2) Yergl. den Anhang der Ausgabe der Guerra de Quito des Cieza de
Leon von Marcos Jimenez de la Espada, S. 118 — 120. — Baltasar de Ocampo
und Calancha geben an, Titu Cusi habe in der Taufe, oder richtiger, bei seiner
Wiedertaufe den Namen Don Felipe erbalten. Sicher falsch, — Baltasar de
Ocampo laBt einmal Juan de Vivero, Diego Ortiz, Atilano de Anaya,’ Diego Ko-
driguez de Figueroa und Francisco de Veredas, dann nocbmals Juan de Vivero
und Diego Eodriguez de Figueroa znsammen mit Atilano de Anaya von Fran-
cisco de Toledo nacb Villcapampa entsandt werden. Er verlegt, wle es scbeint,
das was sicb unter dem Prasidenten Castro begeben bat, in die Zeit Toledos;
und mit der zweiten Entsendung wird die des Gabriel de Oviedo gemeint sein.
Gabriel de Oviedo wurde aber nicbt von Diego Rodriguez begleitet, sondern von
einem Lizentiaten, den er Garci Rios nennt — wenn so wirMicb in der Hand,
scbrift des Bericbtes stebt, Calancba nennt ibn Garci Rodriguez. In einer an-
dem Quelle heifit er el Ucenciado JRodriguez (Colecc. de docum, ineditos del Ar-^
cMvo de Indias, T. 8 S. 265 und 266). Sicber ist zum Scblusse nicbt Atilano de
Anaya znsammen mit Vivero und Rodriguez entsendet worden; sondern erst, als
Gabriel Oviedo und sein Begleiter erfolglos zuriickkebrten und zwar von Aco-
bamba, wurde vom Vizekbnige mit einem vom 16. Oktober 1571 aus Yucay da-
tierten Scbreiben Atilano de Anaya allein liber Cbuquicbaca ausgescbickt.
BericM des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 87
Ancli ist mit dem Inka ein Vertrag ziemKch alinHclieii Wort-
lants, wie er zwischen dem Inka und Diego Rodriguez nach dem
Reiseberickte vereinbart wurde, tatsachlici. iu aller Form wohl
bald nacbber noch gescblossen worden. Der Nacbfolger des Pra-
sidenten Lope de Castro, der Vizekbnig Francisco de Toledo, er-
wabnt in Bericbten an Kbnig Philipp II. wiederbolt diesen Ver-
trag, die Kapitnlation , wie er ihn nennt, die der Inka mit dem
Lizentiaten Castro gemacht babe und die von Seiner Majestat
bestatigt worden sei. Der unbotmaBige Inka, meldet er, und seine
Anhanger in den Anden verbielten sicL. einstweilen rubig in der
Hoffnung, daB die Bedingungen, die darin abgemacht worden seien,
erfiillt wlirden^). Der Inka wiinsche dringend, — was ja aucli
aus den Angaben des Diego Rodriguez bervorgebt — seinen Sobn
mit dessen junger Eusine zu vermahlen, die bei den Spaniern sei.
Hbcbstens dann werde er sicb entscblieBen, seinen Scblupfwinkel
zu verlassen, und dann mlisse aucb die Kapitnlation zur Aus-
fiibrung kommen, die der Kbnig genebmigt babe. Hierzu seien
2000 Pesos Rente aus irgend einem Kron-Repartimiento erfor-
derlicb. Ob das den yielen armen Leuten entzogen warden solle,
„die bier zu Lande nicbts zu essen baben“ ^).
Nocb genauer sagt der Prior des Dominikaner-Klosters zu
Cuzco , Fray Gabriel de Oviedo , den Toledo am 20. Juli 1571
auserkor, die Verbandlungen mit Titu Cusi weiterzufiibren , in
einem Bericbte , den wir von ibm besitzen , es seien ihm dazu
iibergeben worden, erstlicb die Abmacbungen und Bewilligungen,
die der ebemalige Stattbalter Lizentiat Castro im Namen des
Kbnigs dem Inka gewabrt babe, samt der Bestatigung durcb den
Indiscben Rat und der personlicben Bestatigung durcb den Kbnig,
ferner ein ^sebr buldvolles Scbreiben des Kbnigs an den Inka, und
zugleicb aucb die Dispensations-Bulle, die der Kbnig erwirkt batte,
1) VergL Goleccion de documentos ineditos pay'a la Mstoria de JEJspana, T. 94=
S. 282. S. 302. S. 305.
2) Einiges aus dieser Eelaeion del estado de cosas de guerray die wohl im
Februar 1572 geschrieben wurde, babe ich scbon in der Einleitung zu meiner
Ausgabe der Gescbicbte des Inkareicbes von Pedro Sarmiento (S. XV) verwertet.
Der Satz: cumpliendo con el la capitulacion que Vuestra Majestad mando eon-
firmar, gebt nicht, wie icb damals annabm, auf den Vertrag mit Sayri Tupac,
sondern auf den spateren mit Titu Cusi.
3) Der Bericbt wurde aufgef unden und veroffentliclit von D. Carlos A. Ro-
mero (das ist wohl: C. A. R.) in der Bevista historica , organo del Instituto
Historieo del Bern, T, 2, Lima 1907 S. 65 — 73, dann in engliscber Ubersetzung
von Sir Clements R. Markham als Nacbtrag zu den Worls issued hy the Halcluyt
Society^ 2. Ser.^ No. 22.
damit der Sohn des Inka Don Delipe Quispi Tito sick rait seiner
Knsine Dona Beatrix Coysb vermalen konne.
Wie ich von Sir Clements Markkam erfahre , ist auck eine
Ansfertigang des Vertrages, den Diego Ilodriguez im Anftrage
des Prasidenten Castro gescklossen kat, nock vorkanden.
Cabriel de Oviedo wurde in das Grebiet des Inka nicht ein-
gelassen. Ein anderer Abgesandter, den Francisco de Toledo da-
mals absckickte, fand zwar Zutritt liber die Grenze, wurde aber
sckon in der nachsten Nackt ermordet. Am Palmsonntag, das ist,
am 30. Marz des Jakres 1672 lieB der Vizekonig in Cuzco zum
Kriege gegen die unbotmaBigen Indianer aufrufen^), Ende April
den Eampf eroffnen, und okne groBe Make wurde das Villcapampa-
Gebiet erobert. Erst da kam keraus, da6 seit mekr als Jakresfrist
Titu Cusi Yupanq^ui tot war. Bei diesem Peldzuge und bei der
erfolglosen Bekampfung der wilden Ckiriguanaes , an die darauf
Francisco de Toledo sick wagfce, kat Diego Eodriguez Anteil ge-
nommen. Zur Beloknung fur die geleisteten Dienste wurde ikm
von dem Vizekonig im Gebiete der im Villcapampa neu begriin-
deten Ansiedlung San Francisco de la Victoria eine Encomienda
von 100 Indianern liberwiesen und ikm von dem Konige die Be-
leknung mit dem Amtsstabe als Alguacil mayor bestatigt ^). Dort
blieb Rodriguez aber nur vier Jahre, da er mit dem Gobernador
in Zwist geriet. Er kekrte zur lick nack Potosi. Von kier ricktete
1) Vergl. wegen des Datums aucli Gottingische gelehrte Ameigen 1909
S. 154 — 155. Das Jalxr 1572 nennt ausdrucklich auch der aus Peru verbanute
Cristobal Maldonado in einer Denksclirift, die er an Philipp II. ricbtet (Golecoion
de doc, ined. para la hist de JEsp.^ T. 94 S. 361) : el ano de setenta y dos para
la flaca giierra del Inga se jmtaron ocliocientos lionibres en tres campos divididoSj
y el %mo oehenta leguas apaiiado de la persona del Virrey, — In der Angabe
von Antonio de la Calaiicha: proveyb auto en el Gu0co don Francisco de Toledo
para azer giierra a Tupac Amaro en treynta de lulio de mil i quinientos setenta
i dosj ist fur lulio nach dem Berichte von Oviedo einzusetzen Marzo\ der Mo-
natstag ist nach beider Angabe der gleiche.
2) Den Stab erhielt nach Ocampo Rodriguez schon aus AnlaB einer Ent-
sendung an den Inka verliehen: emhio . . , Diego Bodriguez de Figueroa por
alguazil may or ^ al qml hizo merzed el dicho seUor [D, Francisco de Toledo]
nirrey de aquella vara por su vida. Vielleicht ist es nicht ganz uberflussig zu
bemerken, da6 Diego Rodriguez de Figueroa nicht identisch sein kann mit dem
Diego Rodrigo (Rodriguez?) de Figueroa, dem Hernando Pizarro nach der Hin-
richtung des Diego de Almagro die vara verlieh (Coleccion de docum. ined, del
Archivo de Indias, T. 20 S. 321 ; vergl. auch S. 352). Wenn unser Diego Ro-
driguez 1565 in Peru erst 17 Jahre war, kann er nicht 1539 in Cuzco ge-
wesen sein.
Bericlit des Biego Kodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 89
er am 1. Dezember 1682 an Don Martin Enriquez, den Amtsnach-
folger des Vizekonigs Don Francisco Toledo ein Schreiben, um die
tlberweisung einer Anzabl Indianer zuruckznerbitten , die er im
Cerro de Potosi als Bergwerksarbeiter gehabt batte. Er hebt
bervor, er sei Vater von fiinf Tocbtern und drei Sobnen, sei dort
in Potosi seit 30 Jabren zn Hause und babe ftir den Konig drei
Scblacbten mitgemacbt. Er scbickt ein Stiick Zeug mit, auf dem
er den Cerro von Potosi umrabmt von Bildern zur Darstellung
der Grescbicbte Perns vorgefiibrt bat, erwabnt ancb eine Historia
de los IngaSj an der er scbreibe, und allerlei Bericbte, Denkschriften
und Anweisungen, mit deren Abfassung er sick auf Yeranlassung
des Corregidors von Potosi bescbaftigt. Ancb in diesen Ausar-
beitungen scbeint der Cerro de Potosi den Mittelpunkt einge-
nommen zu baben, wie man aus einem zweiten Scbreiben ersieht,
das Rodriguez nocb am 31. desselben Monats dem ersten bat
folgen lassen.
Icb gebe nun bier den Text des Berichts. Die Ortbograpbie
des Originals babe icb mbglicbst beibebalten, ancb die Abwei-
cbungen von den modernen Wortformen wie z. B. enpegar fiir
empemr; linpio, tienpo^ ynbio^ ynportancia, yntincion fiir limpio,
tiempOj envioj importanciaj intencion; efeto fiir efecto. J? babe icb in
rr aufgelost. Cerilla vor i und e babe icb als ganzlicb unnbtige
Erscbwerung des Satzes weggelassen. Fiir eine Reibe veralteter
Formen und Scbreibungen sind unter dem Texte von mir die mo-
dernen angegeben worden. Da6 bender = vender^ heran = eran,
ai = hay^ an = lian^ ombres == hombres^ nbiese = Imbiese^ dies
— die^ , cam = casa, uanda = banda ist und abnlicbes mebr
braucbte wohl den moisten Lesern nicbt erst gesagt zu werden.
Den Eigennamen babe icb grobe Anfangsbuchstaben gegeben. XJm
das Lesen zu erleicbtern, babe icb die wesentlicben Akzente ge-
setzt. Die Interpunktion riibrt von mir ber. —
Relacion del camino e viaje que Diego Rodrigues bizo desde
la ciudad del Cuzco d la tierra de guerra de Mango Ynga, que
estd en los Andes al^ado contra el servicio de su magestad, y de
las cosas que con 41 trato por modo y manera de paz, y tanbi4n
1) 1st dieser Brief -wirklich von 1583 datiert, so kann er dock nur am 31.
Bezember 1582 verfafit sein. Aus dera Anfange des Briefs gekt deutlich liervor,
daB er dem Schreiben vom 1. Dezember 1582 mdglichst bald nachgesandt ist.
Ferner ist er ebenfalls an Bon Martin Enriq^uez gerichtet, und der starb bereits
am 15. Mto 1583. Vielleicht ist Weihaachten als Jahresanfang gerecknet.
90
Richard Piets chmann
para que recebiese la dotrina evang^lica de miestro senor Jesuxpo;
que es la relacion siguiente.
A ocho de abril sail de la cindad del Cuzco, despues de aver
rrecebido cartas del oydor Matiengo para el ynga Titu^) Cusi
Yupangui y liceucia para poder ei3tra[r] , despues de avenue
ofrecido de yr el dicho camino. Y fui d dormir d Tambo, doude
me dierou siete yndios de carga, para que me eusenaseu el camino,
y entrasen comigo tres de aquel pueblo, despues de auerles dicho
el cacique, que si les preguntase el ynga de doude eran, que
dixesen que eran de otra parte, y que^) no eran de Tambo; por
ser frontera del ynga e guamicion ; porque no les matase, diziendo
que eran de alii.
A nuebe de abril fui de la otra parte de la cordillera e pas6
el despoblado de la nieue e dormi en Yanamanchi, que es vnas
cuebas grandes. E alli supe como los corredores del ynga^) avian
llegado a Chuquichaca, que es junto a la tierra de paz, y que
venia^) a hazer salto desta otra parte del rrio, que es subjeto de
los espaiioles. Y puesto que yo anime a los yndios que no tubiesen
miedo, que yo yria con ellos, i ver qu6 jente eran e lo que
querian, y®) nunca lo quisieron hazer. Esta noche se me Euyeron
de miedo los siete yndios que yo lleuaua con las cargas, que eran
algunas cosas de presente para el ynga compradas por mis dineros
y d mi cossta. E visto lo vno e lo otro, yo me quise boluer, si
no me ocupara la verguenca y otros secretos finis
Yo escondi las cargas debaxo de alguna paja e pasd adelante
cinco leguas a vn ualle de Amaibamba, tres leguas de la tierra
del ynga, donde se coje mucha coca e ai^) muchos yndios sienpre
al tienpo; y estaua despoblado, porque todos estauan escondidos
por aquellas montahas; donde, por no aver quidn me ensenase el
1) Hdsclir. : Tuti, korrigiert aus Tutu.
2) Namlich al Ynga.
3) Hdschr., am ZeilenschluB und Zeilenanfange : que que.
4) Unter den corredores des Inka sind wohl lessen herumstreifende An-
hanger zu verstehen, von denen die Grenzgebiete iiberwacht warden. Zugleich
werden sie dem Inka Dienste als Sendboten, cliasquis^ geleistet haben.
5) Jac 4 uet bemerkt richtig: II s’agit de TYnca lui meme, comme on peut
le voir par la suite de cette relation.
6) Das y ist aberfliissig, entspricht aber der nicht besonders sorgfaltigen
Ausdrucksweise des Verfassers und seiner Zeit,
7) So die Hdschr. ; = fines.
8) = hay.
BericM des Diego Kodriguez de Figueroa Tiber seine Yerbandlungen u.s.w. 91
vado de vn rxo. que esta antes, pas6 yo y el cauallo; donde dios
milagrosamente qniso guardar el cauallo abaxo, por ser mis de
trezientos estados de hondo.
Donde d los dies de abril se juntaron algunos yndios de los
huydos conmigo e asi mesmo los corredores. Yo los anim4 e dixe
que yria yo d la puente, a ver lo que auia, e que aquellos eran
ynfieles e que no eran xpianos, y que vno dellos bastaua Spelean
con todos aquellos, [204^] porque h.eran ynfieles y ellos xpianos.
Y [d] esto me rrespondieron que ellos auian sido robados mas de
dies 6 quinze vezes ; e que algunos de ellos tenian alld sus mugeres
e hijos e bijas; e que aquellos no eran hombres sino diablos, e
que no temian a dios; e que despues de auelles rrobado todo
quanto tenian, les quemavan las cazas; e que por menosprecio de
los xpianos les quemaua[n] las yglesias; e les auian ronpido las
ymdxines^); y que con la cruz que tenian puesta delante de la
yglesia auian quemado e cozido vna obexa con ella. Y es yerdad
que yo yide‘^) la yglesia quemada e los pedapos de la cruz que
ellos me ensenaron quemados, que bien se [a]via ser de cruz. T
esto, les dixe yo, que dios [lo] permetia por nuestros pecados, e
que dios enbiaria gran castigo sobre aquellos; y que yo yua d
hablar al ynga de parte del seller presidente e del cabildo del
Cuzco e audiencia real de la civdad de la Plata ^), y a dezilles
que uiniesen en con[o]cimiento de nuestra sauta fee catdlica y
obediencia de su magestad, e que si no lo hazian, les harian
guerra; e que ellos mientras que yo aUi estubiese, tubiesen buena
guarda en la puente, hasta ver quando viniesen los corredores,
para yo poderles bablar. Y esto ellos dixeron que no osarian, e
tanbi^n me aconsejaron que no fuese alia, porque me matarian e
me darian a comer 4 los yndios Andes
E uisto el poco dnimo destos yndios, yo les enbi4 por las
car gas, adonde las auia dexado escondidos ; e dexd el cauallo aquf
en Amaibamba, por ser el camino muy dspero; e i cabos no se
puede andar avn a pie sino & gatas. Y llegud a la puente d
bonce de abril, que es entre dos cierras grandes. E bize grandes
lumbres desta otra parte del rrio, para ver si acudian algunos
1 ) = imageries.
2 ) ==
3) = JPotosi.
4) Die Antis als Menschenfresser aucb Seite 111, wo sie sicb selbst dazu
erbieten. Der Anti runa-mieoc (F. Guaman Poma de Ayala, Cor mica 323), der
„Menscbenfresser Anti“, war in Peru spricbwdrtlich.
92
Kichard Pi etschmann,
corredores del ynga, e pnse vna uandera de nn pano de manos
encima de vn arbol en senal de paz y vna cruz al paso de la
pnente, muy grande, porque entendesen ama espanol e xpiano.
Y a esto vinieron dos corredores de Yncai, que es de la tierra de
paz, e me dixeron c6mo ya era venido mi hato, e que quedaua en
Amaibamba; y que los yndios que se auian tuidos al monte,
estauan ya juntos en el pueblo; e que no tenlan miedo, por .estar
yo en la pnente, e por parecerles que yo estando alH, ellos
estarian seguros; e que el ynga se auia buelto e sus capitanes.
A los lionce dias del dicho mes Wzieron grandes lunbres, e
vimos mucbos bumos de la otra parte de la puente como dos
leguas. Y aqnella nocbe los dos yndios corredores questauan
comigo se buyeron d los cerros, por no osar dormir adonde yo
[205] durmia, que era junto al paso de la puente, donde estube
con mas pena de los mucbos mosquitos, que me mordian de nocbe
y de dia, que no con miedo de la jente del ynga. Y asi estu-
bimos baziendo bumaradas desta uanda yo y los dos corredores
y ellos de la otra, sin que pudi^semos ver ni vn corredor ni
persona de su tierra del ynga. E visto esto, determine boluerme
d Amaibamba e dexar alH aquellos corredores, para que si uiesen
algo, me lo fuesen d dezir, que es tres leguas de alli, porque de
las picadas de los mosquitos se me auian bincbado los pies e
manos e me avian sobreuenido calenturas.
A los ueinte de abril, viernes santo, d prima nocbe vino vn
corredor e me dio nuebas de c6mo auia[n] llegado seis yndios de
los del ynga d la puente, e que le parecia auia mas jente alia
detras, e que no sabia la yntencion que tenian, mds de que auian
dexado la uandera e cruz que yo auia dexado puesto. E los yndios
todos se pusieron en arma, y algunos se buyeron al monte de
miedo. Yo me parti luego a la puente, encomenddndome a nuestro
senor, por vn camino bien malo e de nocbe, donde di^) bartas
caidas e me vi en mucbo trabaxo. E lleud conmigo dos yndios
contra su boluntad con algun pan e coca e cosas de comer. Lle-
gado d la puente, que seria d las tres de la nocbe, enpesd a dar
bozes y bize lumbre ; e luego acudieron los corredores a la puente ;
e con vnos bacbones de paja encendidos nos bablamos; e les dixe
que yo venia de paz a bablar al ynga e le traia cartas del ca-
bildo e oydores de la civdad de la Plata e que le Ueuasen vna
carta mia e otra que Ueuaua del oydor Matienco, para que me
1) z= entendiesen.
2) = di, Jacquet will ai lesen ; was aber keinen recbten Sinn geben wiirde.
Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s.w. 93
diese licencia para entrar alld a liablarle y darle las cartas en su
mano. Y ellos dixeron que eran contentos. E asi les arojd^) con
yna honda las cartas de la otra parte del rrio; e con vna soga
les pasaron coca e pan, para qne comiesen. E les rrogud dexasen
vno 6 dos yndios, hasta venir rrespuesta del ynga; e asi lo
hizieron.
A los veinte y ocho de abril rrespondio el ynga en vna carta
may brebe, diziendo me agradecia el trabajo que ania tornado, y
que en lo demas no qneria que ningun espauol entrase de paz ni
de guerra, porque yuan por espia 6 a enganalle, y que no entrase
yo, porque sus capitanes me matarian; y que en lo demds que
besava las [205'’] [majnos al oydor Matien^o y a todos los demas
que le auian escrito, e por estar enfermo no respondia; e que me
bolviese con esta respuesta, e que le hiziese merced de enbialle
las cartas que yo dezia lleuaua para dallas en su mano. Este
dia visto yo la determinacion del ynga, e que si yo me boluia,
dirian en el Cuzco buscaua rodeos de miedo, por tener ocassion
de no entrar al ynga, determine de dar las cartas d los corredores
y asi mesmo algunas cossas de regalo, que yo lleuaua, como pasas
e confites e bigos e came de membrillo e tres paiios de manos e
tres pares de tijeras e quatro vainas de cucbillos e algunas agujas
e otras cossas; e le escreui me tubiese por amigo, y entendiese
que no yba d enganalle, sino a dezille lo que le convenia; e que
si todavia me queria dar licencia, entraria alia, para conocello por
senor ; y ofrecidndosele en que servirle, lo haria; y que para que
entendiese esto ser verdad, le enbie vna prouision de defensor de
todos los yndios deste rreino, del conde de Nieba^).
A los treinta y seis, digo & los cinco de mayo, vinieron diez
capitanes a la puente, muy enplumados de arneses y lanijas e
diademas de pluma, y enmascarados de sus mandules que ellos se
ponen en el rostro, tocando vna bozina y blandeando las lan^as.
Se llegaron al paso de la puente, donde yo estava, diziendo; si
era yo el bombre que tenia osadia de venir d bablar al ynga.
Yo dixe que si, y d esto replicaron que no era posible sino que
traia muy gran miedo, e que si tenia miedo, no pasase alia, porque
era muy enemigo de bdnbres covardes. Y & esto respond! yo
1 ) =: arrojL
2) Vergl. oben, S. 82. D. Diego de Zuniga y Velasco Conde de Nieva,
den Philipp II. am 30. Jan. 1559 zum Vizekonig von Peru bestimmte , war in
Peru von April 1560 bis zu seinem Tode am 19. Februar 15G4,
3) So bier und Seite 104. Seite 99 der Singular mandul Seite 119 ; landules^
4) Namlich: el ynga.
94
Richard Pietschmann,
que si era algun alifante^) 6 gigante, que podria ser tener miedo^
enpero siendo hombre como yo, no le tenia miedo, mas de qne le
tendria todo respeto; y qne si queria que.entrase debaxo de su
palabra, lo haria, porqne entendia la cumpliria. Y d esto sacaron
dos cartas, la vna de vn meztizo que estd alld, qne se llama
Pando % y la otra del ynga 5 y me las echaron desta otra vanda.
Y i esto los yndios qne anian ydo comigo se hnyeron algunos
dellos. Las cartas la vna e la otra dezian se bolgavan mncbo
aver entendido por la pronision no ser espla, ni venir para en-
ganallos ; que ellos rrecebian merced yo pasase alld, e qne basta
vn pueblo qne se llama Arancalla no parase; e qne de alii ven-
dria*) con sn govemador e maese de campo.
Yo pas 6 a los seys de mayo en vn cesto por vna soga de la
otra parte del rrio e siete yndios que comigo lleuana; e los diez
yndios [206] del ynga me ayndaron d pasar e se fneron acon-
panandome. Esta nocbe durmi al pie de vn cerro neuado en vn
pueblo despoblado Condormarca, donde ania vna pnente en tienpo
antiguo, qne pasavan el rrio de Videos para yr d Tanbo y a
Sapamarca y d Picbo, que es de la tierra de paz.
A siete de mayo vinieron basta cien yndios d encontrarse
conmigo en el camino de Maraniyo , tierra mny fragosa e de
mneba montana e ci 6 negas^); los qnales me pregnntaron qne si
era yo el qne ania pnesto la vandera, qne atrds tengo dicbo,
del paho de manos. Yo dixe que si, y qne lo ania beebo en
1) = elefante.
2) ABtonio de la Calancha, Coronica moralizada del orden de San Augustin
en el Pern, T. 1 S. 813 nennt als secretario del inga: Martin Pando. Ein ano-
nymer Antor (Coleccion de doc. ined. del arcMvo de MidiaSj T. 8 S. 265) erwahnt
einen montanes mterjprete llamado Martin Pando. In dem Schreiben, das auf
Seite 86 erwahnt ist, nennt sich Martin Pando escribano de comision ^or el muy
illustre senor el Ucenciado Lojpe G-arda de Castro gobernador gue fue destos
reynos.
3) Mmlicli : el ynga.
4) Vergl. Seite 97. Es kommt auch die Schreibung Yitcos vor; vergl. Be-
laciones geogr. de Indias, Peru 4 S. CII. CCXLI. Cieza de Leon, Guerra de
Quito j A^end.y S. 116 und 117. Bei Gonzalo Fernandez de Oviedo, Mst. gen. de
las IndiaSy Parte 3 T. 4 (Madrid 1855) S. 294 ist statt Bideos zu lesen Bidcos
= Videos. Er nennt es: la cosa in4s fuerte que en el mundo puede aver 6 se
sabe, segund muchos digen. Grebrauchlicher ist die Form Viticos ; Cieza de Leon,
P. 1 Kap. 86 (Sevilla 1553, BL 103 a und b) ; P. 2 Kap. 6 (S. 13). Derselbe,
Guerra de Quito, S. 167—169. B. Cobo, Nuevo mundo, T. 3 S. 159. 208. Dock
mag das Wort auf huitliu „Kanal“, „Wasserrohre“, „Erug zum Handewaschen“
zuruckgeben.
5) = eienagas.
BericM des Diego Eodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s.w. 95
sefial que uenla de paz. Y a esto respondieron que era may gran
atrebimiento nadie alqar ni poner vandera junto d, la iierra del
ynga^), y que si no fuera porque el ynga auia mandado que
entrase, quellos me mataran alia luego. T asi enpesaron cada
vno de blasonar del arn4s, llamandonos de barbudos, couardes,
ladrones, y otros dezian: f^ao tubi^ramos licencia para matar este
barbndillo, para vengar lo que sus hermanos nos an becho? Yo
les aplaqu^, diziendo que verdad es que en aquel tienpo, quando
los espanoles entraron en este reino, avian hecho mucbo mal; e
que avia agora mucba justicia, e que los yndios eran muy fabo-
recidos, e que tenian mucba libertad. Y a esto me respondieron:
si era yo de aquel tienpo, 6 si avia venido poco a de Espana.
Yo les respond! que auia dies y siete afios que avia venido d’Es-
pana; y que en todo tienpo avia males e buenos; e que si agora
fuera, les bizieran mucba bonrra, porque me parecia eran hombres
de bien ; y que de lo que los otros abian beebo, no tenia yo culpa.
Y asi les di a beber y les di algunas agujas e ebaquira e quchil-
los ®); e fuemos"^) amigos. E yo escreul luego al ynga c6mo avia
entrado en su tierra, e que no pararia basta donde estava, e que
en serial de amistad le enbiaua dos xaros de vidrio e dos dozenas
de botones verdes de vidrio que parecian esmeraldas.
A oebo de mayo salimos de vn deposito del ynga, que se
llamaua Marainiyo ®), e fui basta lleg[a]r a vn pueblo de yndios,
que se dize Lucuma*^); donde vinieron quatro yndios a verme de
parte de vn capitan, que en aquella frontera esta, que se llama
Cayanbi. E yo le enbi4 sal e cucbillos, e de retorno me enbid
1) Der Sinn ist : Daranf antworteten sie, es sei eine groBe Verwegenlieit,
daB jemand bei dem Lande des Inka eine Flagge bisse oder aufstecke.
2) = ha,
3) == cucliillos,
4) In der Hdsebr. scheint fuemos zu lesen zu sein; = fuimos, Vergl.
S. 108 Anm. 1.
6) = jarros.
6) So bier, = Maraniyo oben S. 94. Maranniyoe ftibrt M. F. Paz Soldan
als Namen mebrerer Orte in Peru auf. Das Wort maran^ „Mablstein‘‘, bat eine
Nebenform maray (v. Tebudi, Wth. und Felipe Ouaman Poma de Ayala). Aus
ibr erldart sicb vielleicbt die Sebreibung Marainiyo oder, wie bier aucb gelesen
warden kann, Marajniyo,
7) Der Ortsname wird aucb Luema gesebrieben uud kommt her von ruhna,
ryjma^ dem Namen der Gahalleria latifolia, deren efibare Fruebt aucb lucuma
genannt wird. Als principal de Liicuma bezeiebnet Calancba, Coronica morale
zada 1 S. 821 einen Alonso Tipso.
Kgl. Ges. d. Wisa. NachricMen. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Heft 2,
7
Richard Pietschmann,
96
chocolos^) e cHcha, rogandome no pasase de alli, porque no le
ania enbiado a dezir el ynga cosa ninguna [206^ de mi venida ;
y qne ^1 vendria alii i dormir aquella noche y aconpanarme. T
yo de despecLo del camino rain y el trabaxo de aver venido d
pie y de ver qne junto al pnerto no me qnerian dexar entrar
en &1, le enbi4 d dezir qne no viniesen, qne yo me qneria bolner
al Cuzco. Y asi mand4 d los yndios hazia donde aniamos venido
qne marcbasen, y escreni Inego al jTaga con mncba cdlera, diziendo
qne ania llegado por sn mandado dLncuma, y qne vn sn capitdn,
qne estana en aquella frontera, no me ania qnerido recebir en sn
tierra. E con esto le enbi6 vn sonbrero con dos plnmas. Y el
capitdn visto mi determinacion para bolnerme al Cnzco, vino al
camino d rogarme no me viniese, liasta venia respnesta del ynga,
y me truxo mncba comida de la qne tenia en sn tierra.
Yo estnbe alii qnedo con el capitdn basta otro dia, qne vino
la respnesta del ynga , de qnarenta legnas en dos dias , diziendo
por sn carta estar mny enojado con sn capitdn, e qne lo ania de
castigar mny bieu. Y asi enbio otro en sn Ingar, qne se Uamana
Vilcapariguana ^), con cien yndios, para que tnbiesen qnenta^) con-
migo en lo qne nbiese menester, e me aposentasen en Arancalla,
pneblo de basta cien yndios, dos leguas de Lncnma, en vna tierra
mny dspera junta d vnas nieves y vn fnerte mny grande.
Y d los nnebe de mayo llegnd alii, donde me bdzieron dos
casas fnera de la congrecion^) de las cazas del pneblo dos tiros
de arcabus largos en vn cerrito. E luego vinieron todos los del
pneblo qne traxeron mncbas cosas de comer, y lo repartieron con
mis yndios. Y ante todas cosas me rrogd mostrase lo qne traia
en aqnellas cargas, porqne deseava mncbo saberlo; e yo rebnsdn-
dolo, parecidndome qne anqne no qnisiese lo anian de procnrar de
saberlo, nbe por bien de qne lo viesen y qne lo bnscasen. Y asi
lo miraron todo cada cossa por si, e vieron como yo traia vna
espada e daga, e dixeron qne porqne les parecia[n] blenas piecas
1) Unreife Maisholben, im Quechna tso%lyo. Arriaga, JEoctirpacion de la
idolatria, im Indice: choclo es la magorca 6 espiega gruessa del maiz, que es
trigo de las Indias, quando no estd seco.
2) Jacquet : Ecrit en abregd pueo ; je ne crois pas qu’on doive interpreter
cette abreviation par puello, Rodriguez braucht auch in seinen Briefen gele-
gentlich eine bildliche Redewendung. tJber einige horige Indianer, die ihm aber-
kannt -worden sind, sagt er : tengo necesidad destas aguas de aviar mis haciendas.
3) So die Handschrift. Ob zu andern, etwa in Vilcapari Guaman?
4) =
6) Wohl = congregacion.
Bericht des Diego Bodriguez de Figueroa uber seine Verhandlungen u.s.w. 97
que lo mostrase al ynga, porque se holgaria de Bellas ^). E laego
esto dia vino vn criado del ynga con dos patacas de mani^) a
visitarme de su parte, al qnal yo recebi bien y le di vn pano de
cabe^a e vna poca de cbaquira, e le di para que diese al ynga
dos barajas de naipes, e le di dos pares de tijeras. Y d lo que
entiendo, esto venia A ver que manera de bon[207jbre tenia y a
ynfornaarse de los, que avian venido connaigo, de lo que me auian
visto preguntar y a bablar y a bazer. Y ellos se despidieron
muy contentos.
E luego otro dia , que fueron bonce de mayo , recebi otra
carta del ynga, en que me bazia grandes ofertas por la buena
fama que de mi avia oydo e le avian escrito del Cuzco, y que yo
fuese a otro pueblo mas adelante, que se llama Banbacona, para
que mas presto nos vi^semos, y que 41 seria de ay a dos dias alli.
Donde me parti a los doze de mayo y pas4 por Videos,
adonde mataron al ynga los siete espanoles; y oy en dia estdn
sus cabe 9 as alli tendidas. Y me dixeron los yndios que[loJauian
muerto aquellos espanoles por algarse con la tierra, y que estando
jugando a la berradura determinaron de mataUe. Le ecb6 mano
vn folano Mendez’^), y le did con vnas tixeras por detrds en el
celebro quatro 6 cinco punaladas , basta que lo mate ; y que a
Tito Cuxi Ynga, que es agora ^), sino que se echo por vnos rriscos,
que ellos me mostraron; e con todo eso le alcan 9 aron vn[a] cu-
cbillada en vna pierna, [de] la qual 41 me mostro despues la senal®);
1 ) = veUas = verlas.
2) jgetaca das azteMsclie petla calU, in Peru ein aus Puna-Gras geflochtenes
Korbehen. mani die „Erdnui3“, „Erdpistazie“, Arachis hy^^ogaea^ im Quechua
intsix, intsis.
3) = ahi
4) Diego Mendez de Sotomayor. Er foebt in der Schlacbt bei Chupas am
16. September 1542 auf Seite des jungen Almagro und entkam nacb Cuzco, ivurde
dort gefangen gesetzt, entflob aber zu Manco Capac und wurde von ibm frennd-
licb aufgenommen und beberbergt. Yergl. Zarate, hist* del Ferity libro 4 cap. 19
und 21. Pedro Gutidrrez, hist de las guerras civiles del Ferd, T. 1 cap. 9 S. 100
bis 101. Andere Bericbte erwabnt in der Einleitung zu Sarmiento, Gesch* des
InTcareicheSi S. CXV.
5) Jacquet: il faut pour completer cette phrase lire: lo liuUesen matado.
6) Titu Cusi Yupanqui hat selbst am 6. Februar 1570 einen Bericht iiber
die Ermordung seines Vaters niederschreiben lassen. Vergl. oben Seite 86. Die
Spanier, denen Manco Inca bei sich eine Zufluchtstatte gewahrt hatte, spielten
mit dem Inka und Cusi Titu allein das Herrbn genannte Wurfspiel. Er selbst
war damals noch ein Knabe (que entonces era mochacho), Wie es ihm selber
erging beschreibt er so : E yo como he[ra] pequeiio y vf 4 mi padre tratar de
aquella manera quise ir alld, d, guarecerlo, y volvidronse contra mf muy enojados
7*
98
Uicliard Pietschmann,
y que si quisieran matar algunos yudios, lo pudieran liazer, empero
qiie su yntento era alcarse e matar al ynga; donde acudieron ^
muclios yndios e capitanes del ynga; e alii los tomaron d manos
e los mataron.
A treze de mayo yo enbid al camino dos yndios de los mios
al ynga con algiin refresco de pasas e bigos e otras cosas al ca-
mino; y el ynga lo rrecebi 6 bien y les di 6 dos petacas de mani,
que me truxesen, y que otro dia llegaria alii, y que pnes presto
nos aviamos de ver, no se alargaya mas.
A catorze de mayo los yndios de Bambacona tenian becbo
vna cassa grande en vn fuerte alto cercada de albarradas, y abaxo
estaua[nj las cazas del pneblo, que serian como duzientos vezinos.
El camino por donde avia de venir estaua may linpio e vn llano
muy grande. Asx mesmo con basta trezientos yndios con sus
lancas del pueblo y de otros de por alii a la redonda tenian becbo
de barro Colorado vn teatro muy grande para el ynga ^). Y ellos
alii esperando su venida, me queriendo salir a recebille, yo les
dixe que queria salir al camino a 61. Y a esta causa me respon-
dieron que los que estauan en [elj pueblo avian de esperar en el
llano, y que no me menease donde me senalasen el asiento [207^];
donde hizieron traer dos cargas de pasa^) y las pusieron desuiados
dellos como medio tiro de piedra y en su derecbo en vn cerrito
fuera de la congreciou de los demds yndios. Y asi me dixeron
esperase alii, y que de alii veria la entrada del ynga, y que no
me menease basta que el ynga me enbiase a llamar.
En este comedio asomaron por vn cerrito mucbas lan 9 as, e
vinieron mensajeros diziendo que el ynga llegaua ya. E luego
enpe 96 a entrar la jente con el ynga en la pla 9 a. El ynga venia
delante de todos con vnas coracinas de plumas de mucbos colores
y con vna patena de plata delante de los pecbos e vna rodela
de oro en sus manos e vna media lan 9 a con el bierro e vnas
cintas, que bolteauan la lan 9 a, e vnos garavatos, e todo de oro.
y arrojlndome un bote de lanza con la misma lanza de mi padre que ^ la sazon
alK estaba ; y que erraron poco que no me mataron a mi tambien, e yo de miedo,
como espantado de aquello, huime por unos montes abajo, porque aunque me
buscasen, no me pudieron liallar.
1) Ein Gegenstiick zu dem kunstvollen Ausschmiicken der Erdbodenflacbe
mit buntem Sande, den sogenannten Band paintings^ die bei bestimmten Anl^ssen
von einzelnen Stammen des Westens von Nordamerika bergestellt werden.
2) Wobl in 'igaja zu iindern.
3) Vergl. oben S. 96, Anm. 5.
Bericht des Diego Kodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s .w. 99
Traia vnos cinojileis de pltuna en las pantorillas, y en los to-
villos, colgado dellos vnos cascabeles de palo. Traia en la cabe^a
vna diadema de mucbas plnmas, y asi mesmo en el pescnego otra.
Traia vn pnnal dorado en la mano de la rodela de Castilla, y
venia enmascarado de tin mandul Colorado, que ellos se ponen, e
d cabos verde e a cabos morado de diferentes colores, echando los
pasos en borden. Y llegado al llano donde estauan puesto su
asiento y los del pueblo e yo, miro bazia donde el sol estaua, e
bizole con la mano vna manera de reberencia, a quien llaman ellos
mocba^); e luego se fu6 4 su asiento. Yenian junto a el vn
mestizo con vna rodela e vna espada vestido al uso espafiol con
vnos caraguelejos^) de algodon e vn sayo e vna capa parda^) mny
vieja. E luego echo el ojo a ver bazia donde yo estaua y me
tiro el sombrero; a esto los yndios no mirauan. En ello^) yo le
mostre vna ymagen de nuestra senora, que Ueuaua en el seno, y
61 se binco desde alia de rodillas; avnqne algunos yndios lo nieron,
no se les did nada^). Yenian junto al ynga dos orejones con dos
alabardas e tanbidn vestidos de pluma e diademas e traian mucha
cbaperia de oro y plata. E todos estos que eran vna parcialidad
mocbaron y biziero[n] reverencia al sol e despues al ynga. Y a
todo esto se estaua en pie junto a su asiento '^) ; y asi lo cercaron
estos a la redonda en buena borden. Luego entro su governador,
1 ) = cenojiles.
2) = mnUa, von mutsay, „kussen“. Davon gebildet das spanisclie mochar,
das weiterbin bier vorkommt.
3) Wobl abzuleiten von zaraguelles = JBeinkleid. Der Anzug des Mestizen
wird bescbrieben: baumwollene Pumpbosen, Warns und sebr scbabiger Mantel.
An caracolUlos^ wie Jacquet will, ist nicbt zu denken.
d) Undeutlicb gescbrieben, siebt mebr wie aus. Jacquet best porcZo.
Docb gebort der Stricb, den er zu dieser Silbe nimnit, wobl zu dem q des Wortes
garaguelejos, das gerade in der Zeile darliber oberbalb dieser Silbe stebt. In
einem Scbriftstucke dieser Zeit wird eine manta ^ardo oscuro genannt.
5) Jacquet best en ello und ziebt das zu dem vorbergebenden Satze : d esto
los yndios no mirauan en ello:. Der Sinn ist vielmebr: Die Indianer saben
nicbt bin. Da zeigte icb ibm ....
6) Jacquet: Toute cette pbrase qui se lit ainsi dans le Ms. est a peine in-
telligible. Der Sinn ist: Da zeigte icb ibm ein Muttergottesbild, das icb im
Busen trug, und er macbte von dort ber eine Kniebeugung •, einige Indianer saben
das zwar, gaben aber nicbts darauf. Bdrsele d uno nada bedeutet Importarle
nada, „es ist einem gleicb“.
7) Namlicb el ynga. Es ist also wobl zu scbreiben: cl se estaua.
8) Hdscbr. : los.
100
Kichard Pi ets chmann,
quQ se llama Tanque Malta [208] con su jente, que serlan liasta
cinqnenta 6 sesenta yndios, con sns patenas ;de plata e rodelas
e todos con sns coseletes de plnma y las lan 9 as con vnas cintas
de plata e oro bolteadas y hierros de Castilla y de cobre , e lo
mesmo todos los qne avian entrado con el ynga. E Inego entrd
su maese de campo con otros tantos yndios muy galanos con lo
mesmo; y como digo todos estos hazlan reuerencia al sol e luego
al ynga, dizi^ndole :.Mjo del sol, tu eres solo Mjo del dia^)! Y
se ponlan en orden, cercando todo el llano al rededor®) del ynga.
E luego entro otro capitdn que se llama Vilcapari Gruaman con
hasta treinta yndios con lancas enforradas^) en pluma de muchos
colores muy galanos, e as! mesmo otros veinte yndios con porras
y bachas de Herro ; e se puso en la horden que los demds ; e
hizieron reuerencia al sol como los demas, e asi mesmo enplu-
mados. E todos los que dicbo tengo venian enmascarados con sus
jambos de diversas colores , que ellos se ponen en la cara. Y
con este yndio [entro] vn yndi 9 uelo que no valia medio tomin®),
e despues de aver hecho rreverencia al sol y al ynga, se vino
para mi blandeando la lan 9 a e sel[e]vando ’) e muy denodado. E
9) = Yainqui Maita. Uber Yamq[ui als Titel vergl. M. Jimdnez de la
Espada, Tres reladones^ S. 231 Anm. 1.
2) In dieser Zeit bat man in Peru vielfach fiir die Sonne als gottlicbe Macbt
neben dem alien iJiamen Inti die Benennung pimtsau = »Tag“ in Gebraucb.
Puntsau hiefi aucb das goldene Reichsidol, das Manco Capac mit nacb Villca-
pampa genommen batte; es barg die Herzen der verstorbenen Inka in sicb. Ar-
riaga, JSxtirpacion de la idolati^ia del Piru^ S. 11 sagt iiber die Verhaltnisse im
zweiten Jabrzebnt des 17. Jabrbunderts, die Sonne werde in vielen Gegenden
Perus, besonders in der Sierra angebetet unter dem Hamen PunehaOj was el dia
bedeute, oder aucb unter ihrem eigentlicben Hamen Inti. In dem Zurufe, den
Rodriguez anfiibrt , wird mit beiden Benennungen gewecbselt ; er wird gelautet
baben : Intip tsurin, 'kam-mi sapalya puntsaupa tsurin Tcanlzi.
3) So ist die Abbreviatur, die in der Hdscbr. stebt, aufzulosen.
4) Jacquet: je lis ainsi dans le Ms., je pense qu’il faut restituer entor-
chadas. Ich balte das nicbt fur notig. Es sind wobl Prunk-Lanzen gemeint,
deren Scbaft der LMge nacb mit Federn besetzt war, wie'sie auf Bildern bei
Felipe Guaman Poma de Ayala zu seben sind. JEnforrav wiirde also von forro
berkommen, und enforrado „umfuttert“ bedeuten.
5) Plural von gamhox, eamhux, „Maske“.
6) Eine geringscbatzige Redewendung. Tomin biefi eine Scbeidemunze.
Yndiguelo, ein geringscbatziges Deminutivum von indio , wie Jiombre^uelo von
lionibre.
7) — se elevando. Jacquet liest: se levando, was ebensogut angebt.
BericM des Diego Eodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 101
yo reime des que me vide de^) aquella arte. T 41 enpe(j6 d dezir
en nuestra lengua espanola [afuera!,! afnera! y tirar botes de
lan^a bazia mi. Y el su capitan le Uamo. E luego eatro otro
capitan que se llama Cvxi Poma, con basta cinquenta yndios
flecberos que son A[n]des, que comen came bumana, y asf mesmo
todos los demas, todos con sus coseletes de pluma, como tengo
dicbo, con sus lanpas y en la punta vnos plumajes muy largos e
galanos. Y a todo esto el ynga no se aula asentado. E luego
todos aquellos se quitaron todos aquellos arneses de pluma y
bincaron cada vno las lan^as en su puesto, y con vnos puiiales
cada vno de bierro y otros de cobre, y con sus rodelas de plata
e otras de cuero e otras de pluma, fueron cada vno con los suyos
a bazer la rreverencia al ynga, que ya estaua asentado; y asi se
bolvieron a sus estancias.
E luego me enbio a llamar; y llegado alii por medio de
aquella multitud de yndios , yo le quit4 el sombrero , y le dixe
mucbas caique[sj y como avia venido de la ciudad del Cuzco solo
por belle e conocelle y serville, y que manifestaua que traia
vna espada y vn[a] daga por serville con ello e no por ofendelle.
Y d esto me respondi6 que de ombres era traer las armas y no
de mugeres 6 a lo menos de hombres covardes, e que por eso
me tenia el en mas, y que 41 me agradecia el trabajo que auia
tornado en venirle a ver de tan lexos, enpero que el tanbi4n avia
salido de mas de quarenta leguas por solo verme y bablarme. E
luego me dio vn mate^) de cbicba, rogandome lo bebiese por su
servicio. E yo bebi como la quarta parte d41, y por no saber
bebella, enpec4 a bazer jestos^) y linpiarme con vn panuzuelo®).
Y 41 atapose la boca y enpe^ose a rreyr, entendiendo que yo no
sabia beuer aquel vino. E luego babl4 al mestizo, pregvntandole
que c6mo estaua, e que se acordase de nuestro seiior Jesuxpo, que
41 le sacaria de aquellos trabaxos; e que me mostrase el gover-
nador Yanque Maita, para bablalle. Y asi me lo mostrd, y 41
1) So die Hdsclir. Vide wird die alte Form der 1. Person des Singulars
des Perfektum Yon ver sein. Jacq^uet : il faut probablement lire : me vi de aquella
2) = velle = verle.
3) Das Quecliua-Wort matiy mate, das eine kleine runde Kilrbisfrucbt be-
zeicbnet und die Trinkscliale, die daraus gemacbt wird, nacb. der dann der Pa-
raguay-Tee den Namen Mate erbalten hat. Arriaga erklart mate: plato hecho
de vnas como calaba^as que parece no las cri6 Dios para otra cos a. Vergl. auch
Cobo, Ristoria del Nuevo Mundo, T. 4 S. 169.
4) = gestos,
5) So die Hdschr. ~ panimelo.
102
Eichard Pi et schmann
me abraco como avia heoho antes el ynga, el qual estana asentado
a su mano derecba.
E luego yo me bolui a mi asiento con licencia del ynga; y
(51 me ynbio Inego con sn governador vn papagayo e dos petacas
de mani. E Inego vino el mestizo con vn matezillo de chicha
como hasta la quarta parte de medio qnartillo de vino, y qne me
rogana el ynga que bebiese aqnello, y qne en lo demds (51 me
tenia por amigo, e qne qnando qnisiese, podriamos tratar & lo
qne ania venido. E yo bebi basta vn trago, e lo demds di d vno
de los yndios qne avia venido comigo; y le enbi4 d dezir con el
mestizo qne descansase, qne venia cansado, e qne ya era tarde, e
qne el otro dia se baria todo lo qne sn merced mandase. E Inego
le llen^ quatro pie^as de vidro e vna petaca de confitnra, qne
era lo qne el oydor Matiengo le enbiava, y asi se lo escrevia por
sn carta. Y asi mesmo le llend media arroba de cbaqnira xpxsta-
lina^) e margarita e siete braceletes de plata e vna poca de cba-
qnira de colores desta tierra; y se lo di diziendo qne aqnellos
vidros le enbiava el oydor Matienco porqne era cossa qne entre
[209J senores se tenian en mncbo ; y qne los confites asi como
davan gusto en el tato de la lengua, asi y de mis palabras pre-
tendia darle contento ; y qne lo demds yo le bazia servicio como
mensajero y enbaxador qne a ^1 venia. Y ^1 lo tom6 todo e se
bolgo mncbo ; e porqne no se rrecatase de comer los confites, yo
le dixe qne era cossa mny bnena, e para qne snpiese qne no le
avia de bazer dano, yo qneria comer dellos delante d6L E comi,
e conbid4 al mestizo ; e Inego ^1 comi6 tanbien dellos. E Inego
di a sn governador Yanqne Maita dos vainas de cncbillos e vn
pano de cabega e otras cosas. E reparti tanbien entre todos los
demas capitanes, qne el mestizo me enseno, y asi los abrace d
todos e me bolni a mi asiento.
E Inego los del pneblo trnxeron®) mnchas comidas e se las
presentaron al ynga y a todos los demas qne con el avian venido.
El ynga no com6 en manteles, sino encima de mncbo s jnncos
1) Piminutivum von mate,
2) Hdschr. : podiramos,
3) Hier so die Handschrift.
4) = cristalina.
6) So die Handschrift.
6) So die Hdschr. statt tenia.
7) So die Hdschr., = tacio.
8) = trajeron. Yergl. Juan de Yald^s, JDidlogo de la lengua 40.
Berictit des Diego Eodriguez de Figueroa uber seine Yerbandlungen u.s.w. 103
Verdes'), e los demas en el suelo. Sera hombre de asta quarenta
aSos, de mediana estatura, moreno y con vnas pecas de viruelas
en la cara, el jesto algo cevero^) y rebusto^). El qual tenia
vestido vna camiseta de damasco azul e yna manta de toca de
lino mny delgada. Sirvese con plata e tiene sienpre junto detrds
de SI como basta veynte 6 treinta nmgeres de razonable parecer.
El me enbio de lo qne comia aca adonde estana con aquellas sns
mageres e con su governador; qne las comidas qne alia tienen es
mayz e papas e frisoles e las demas comidas, qne aca ay, eceto*^)
qne ay m^y poca came, e la qne ay es de venado e gallinas e
perdizes e micos, qne estos comen cozidos e asados ^), e papagayos.
T en este medio tienpo sobrevino la nocbe y &. me enbio a llamar
y me pregnnto qne si lo avia[n] becbo conmigo sus capitanes ^).
Yo le dixe qne si. Yo me despedi; y 41 se fne hazia la cassa
qne e dicbo qne les tenia[n] aparejado, ni mas ni menos por sn
horden, como avia venido, con sn miisica de flantas de plata e
tronpetas, como avia entrado. [209b] Y aquella nocbe se le bizo
guardia de mas de cien yndios e repartieron las velas en tres
quartos, y al rendir de cada qnarta tanian las flantas y atanbores
y flantas por la mejor borden qne ellos saben. Y a mi me pn-
sieron aquella nocbe qninze bonbres de gnarda con sns lan^as en
vna cassa qne tengo dicbo qne estana fnera de la congrecion ®) de
las otras. Todos los yndios qne con el ynga vinieron y de los
qne estanan en el pueblo me parece serian como quatro cientos e
cinqnenta.
A catorze de mayo Inego por la manana me enbio a llamar
el ynga a sn cassa, porqne llovia aquel did, e no podia salir a la
1) So speiste auch Atabuallpa: le llevaban la comida y se la poman de-
lante en unos juncos verdes muy delgados y pequenos .... Estos juncos ya
dicbos le tendian siempre delante cuando querfa comer, y alii le poman todos
los man j ares en oro, plata y barro (Col, de doc, ined. p. la hist, de jBJsp, T. 5
S. 249).
2) = severo,
3) = rohusto,
4) = exce^to.
5) Affen als Nabrungsmittel bei den Chuncbus erwabnt Clements Jilarkbam
im Journal of the JR. Geographical Society y Vol. 25 S. 152. — Mit venado ist
Gervus antisiensis gemeint.
6) coyimigo ist etwas fliichtig geschrieben, aber ist woM sicber da zu lesen.
Vielleicbt ist etwas ausgelassen, sodaB der Satz etwa bat lauten sollen: si lo
auian hecho conmigo como con sus capitanes,
7) = he.
8) Vergl. oben S. 96, Anm. 5.
104
Eicliard Pie ts climann
placa; el qual estaya en yn bohio grande, como tengo diclio, e la
mayor parte de sn gente asentados al derredor de vn gran fuego,
todos los que cabian en el bohio; el q^ual estaya asentado ve-
stido de yna ropa de terciopelo carmesi e manta de lo mesmo ;
e todos tenian quitados aqnellos mandules qae ellos tenian en las
caras el dia antes. As! como entr4, le salud4, dizidndole mnchas
caique[s] , quitandole la gorra ; y 61 me salndo tanbi6n en su
lengua; y el mestizo estaua alii sentado en yn vanco delante
d61. Lnego le hize presente de yn espejo de xpistaP) muy bueno
e dos sartas de coralle de Castilla e dos manos de papeP); y 61
se holgo mncho con todo, e me mando poner el asiento vn poco
desniado d6P), que cabia en medio su gouernador e otros dos
capitanes. Y segiin yo supe, 61 se ayia ynformado de yn capitan
suyo, que comigo auia venido, de lo que yo avia hablado e pre-
guntado ; e a lo que yo entiendo , se vi[n]o de dezir que yo
estaua descontento de sus yndios por el poco respeto e poca yer-
guenca que sus yndios tenian. E luego me pregunto por las
cartas que traia, e qu6 era a lo que yenia. To le respond! que
las cartas que 61 ya las avia yisto, antes que yo llegase, y que
en eUas se remetian 6 lo que yo de palabra con 61 comunicase ®).
Dixo que era verdad. E luego dixe®) lo que yo con 61 avia de
tratar en cosas de mucba ynportancia , asi como para salvacion
del cuerpo, como para el dnima; e que, para que yiese que no le
queria enganar en ninguna cossa de lo que le aui[a] de' dezir,
enbiase a llamar todos los mas sabios que aUi ubiese , para que
mejor entendiese lo que se avia de tratar, aynque, siendo 61
hombre de tan buen juizio, bastaua su yntindimiento para al-
cancar todo lo que 61 quisiese ®). [210] T 61 me respondio que
alll estauan todos, e que le dixese luego lo que queria, porque
otro dia pudese^) bolver al Cuzco con su respuesta, e que los
#
1) = cristal.
2) Die Handschrift hat pa^piel; wohl nur Schreibfehler. Mano de papel ist
ein „Buch Papier‘S wie franzosisch' main de painer.
3) Hdschr. : el asiento desuiado vn poco desuiado del.
4) So ist zu lesen, niclxt entiende,
5) Hdschr.: a lo gue yo con el de palahra con el comnnicase.
6) Vielleicht ist zu erganzen; le dixe.
7) = entendimiento.
8) Ob die Handschrift guisiese hat, oder, wie Jacq.uet schreibt, guixese, laBt
sich schwer entscheiden ; guixese wiirde neben guisiese so gut bestehen kbnnen wie
guigera neben guisiera; vergl. Yald^s, didlogo de la lengua 53.
9) = pudiese.
Bericht des Biego Bodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s. w. 105
xpianos que avian entrado d belles y a bablalles, nunca les abia
dado mds [de] vn dia de avdiencia, e otro les despedia, porq^ue
tenia entendido que si alii estnbiesen mas, de miedo y espanto
de su jente se mnriridn^), que tanbien quo algnnos dellos se
descomiderian sin su licencia para matalles ^). Y a esto respond!
yo que para tratar los negocios a que yo venla e para declarallos
e dallos a entender bien, que eran menester mas de dos dias,
especialmente que yo no le querla dar mucha pesadumbre, en
dezlrselo en tan brebe tienpo, enpero que mi yntincion era daiie
conte[nJto y no darle desabrimiento. Y 61 se Bolgo e me agra-
decio e luego me dixo que todo lo que le dixese, 61 y sus capi-
tanes no me respondiesen hasta aver acabado a todo' lo que venla,
e despues a la postre me responderlan lo [que] a ellos les con-
ueniese.
E luego dixe al mestizo, que era el yntdrprete, me pidiese
licencia para que yo pudiese dezir alguna cossa en alaban^a de
dios e de nuestra santa religion xpiana. Y ^1 did licencia. E
dixe muchas cosas que yo mds de ocbo dias avi[a] estudiado, en
vnos libros que Ueuaua, e por evitar prolixidad, no escriuo aqui;
las quales yo tengo escritas en vn librito^) con otras cosas. E
luego el ynga e todos sus capitanes se bolgaron de aver oydo, e
preguntele si avia alll a la redonda algunos yndios xpanos de
los forcados ’^) que alia estauan. E asi mando que se levantasen
en pie ; que serian veinte a veinte cinco como caciques ; que cada
vno les pregunte por si que c6mo se Uamavan, e todos me dixeron
nombres de xpianos sus nombres. E luego pedi licencia al ynga,
para animallos e consolallos ; y 61 se bolgd. Yo les dixe que no
venla mds de a velles®) e consolalles de parte de nuestro senor
Jesuxpo, e que tubiesen firmes lo que avian profesado quando
recebieron el bautismo, e que sirbiesen al ynga, pues era su
senor, e que se acordasen de dios criador de todas las cosas. E
:= 1) moriridn.
2) = descomidieran.
3) Hdsclir. matalle,
4) = intencion.
5) Deminutivum von Ubro,
6) Vor xpanos — cristianos am Zeilenaufange stehen einige unleserliche
Scliriftziige, die wolil yndios zu lesen siud.
7) So fliichtig gescbrieben, da3 fagados gelesen werden koniite. Vergl. S. 114:
los forgados yndios cristianos,
8) Hdscbr. vellees.
106
Eichard Piets chman n
les dixe otras [210b] muchas cosas, en qne les prouoque qae todos
enpecaron a llorar, en presencia de todos aqaellos capitanes del
ynga, que ayn el ynga se enternecio yn poco el ojo de yellos
asi. E me liablo muj asperamente, que ningun espanol ania en-
trado en su tierra que osase tratar cosas e dezir loa de nnestro
senor Jesiixpo, ni en tienpo de sa padre, e qae ayla sido gran
osadia la mia, e qae estaaa por mandarme matar. T a esto
respond! qae ya yo yenia como hombre qae le ayian de bazer
semejante cossa, confesado e comalgado, e beclio lo qae deuia
xpiano; e qae en mejor tienpo no me podia tomar la maerte qae
entonces; especialmente qae lo qae yo ay![a] dicbo, lo ayia dicbo
con sa licencia; y as! le rreport^ yn poco. E laego hize®) yn
parlamento en alabanca de la yerdad , deshaziendo la mentira
y enacbilando ®), e que as! lo qae se aaia de tratar con el, ayfa
de ser tan verdadero, como si faese dicho con jaramento. E laego
sablim4 todo lo qae pad! al oydor ]M[atien 90 , qae era el qae me
ay!a dado licencia para qae entrase y yna carta para el ynga.
E laego as! mesmo les dixe qaan aficionado yo era a bazer por
los yndios; y as! les mostr6 alganos papeles qae yo Ileaaaa, por
donde lo podia’^) bien entender; e qae pensase, qae yo no yen!a
por espia, ni d cossa mala, qae para qae entendiese lo qae yo
acd en sa avsencia avia beebo por dl; e como todo lo qae alld
pensaaan e las entradas en sa tierra a pie e por otros a caaallo
ellos pensaaan estaaan secretas, qae nosotros acd lo sabiamos may
publicamente, e que para eso no era menester espias, e qae la[e]go
se las diria todas; e qae qaeria antes tomar el negocio de mds
atras.
En este comedio llegaron tres yndios suyos, qae dl avia en-
biado por mensajeros al senor presidente, e le lleuaron oebo yaras
de damasco amarillo e media dozena de mascaras e vna carta del
senor presidente, en qae le dezia si qaisiese salir de paz al Cazco,
le enbiaria la encomienda de ciertos pueblos de yndios , qae
1) So Mer die Hdschr.
2) Hdschr. : le. Jacquet liest : liechole. Der Sinn ist aber offenbar : „und
getan was ein Christ zix tun hat^^
3) Hdschr. : Jiizo. Jaeguet bemerht richtig : lisez hize,
4) Oifenbar ein Lieblingsausdruck des Autors zur Bezeichnung von Aus-
einandersetzungen,
5) So ist die Abklirzung aufzidosen, die in der Handschrift steht.
6) Jacquet: ce mot clairement dcrit dans ^original est inintelligible. Ge-
meint ist wohl das lateinische anniliilando, spanisch aniguilando.
7) Namlich el ynga.
Bericlit des Biego Eodriguez de Figueroa iiber seine Verliandlungen u.s .w. 107
montauan mas de quinze mil pesos, las quales le mostraria el te-
sorero Merllo, e luego de ay^) d tves 6 quatro dfas los enbiaria,
para qne el tesorero Merlo les ensenase y le di[e]se a entender
[211] lo que rentauan aqnellos yndios que le haziamos en nombre
de su magestad. E asi mesmo les escriuio Merlo el traslado de
lo que contenia[ii] las cedulas de los yndios. E asi mesmo le
enbi6 otra carta firmada del senor presidente, que era para el
mesmo Me[r]lo, y en la suya le dezia que aquella carta le auia
escrito el senor presidente, en que abaxo dezia que si el ynga no
queria aceptar el repartimiento, que le hazia merced, le respon-
diese luego, porque quedaua vn cauallero por parte de la ciudad
del Cuzco, pretendiendo la entrada, para hazelle la guerra; e asi
mesmo que cuncluyese porque 41 tenia enpenada su palabra por
oras^). Y destas cartas, y de que le dixeron que los caciques de
Xauxa e del reino todo estauan presos, e como el cabildo de
Gruamanga y el del Cuzco le querian hazer guerra, y se alborotd
41 y sus capitanes brabamente. T alii delante de mi se leyanto
el ynga, como bazia la lumbre, e dixo que no tubiesen miedo de
nosotros, que 4ramos vnos cobardes. E dixo alH to parlamento,
todo lo demas en vituperio de los espanoles y en loor^) de sus
yndios. E todos se leuantaron los yndios luego y le enpecaron
a mocbar T de aquellos capitanes yndios enpecaronse a ofrecer
cada vno para si, con vnos punalejos en las manos, de cobre y de
hierro: vnos dezian que matarian a quatro espanoles, y otros d
cinco, y otros a seis, y otros a dies. Y el vno dellos, que se
Uamaua Cbincbero le dixo, qu4 bazia alii comigo, que porqu4
no me mandaua matar, que 41 me queria dar de punaladas con to
punal en la mano. Y el ynga callo y no le respondid nada f y el
yndio se fu4 d su asiento.
1) = aM.
2) = concluyese,
3) So die Handschrift. Jacquet : il faut probablement lire aras, Mir scbeint
das sehr zweifelhaft und jedenfalls oras = koras vorzuzieben.
4) 1st dem Sinne nacb zu streicben, doch scbeint ein solcbes y der Rede-
weise des Biego Rodriguez eben zu entsprechen.
5) So die Handscbrift; nicbt, wie Jacquet scbreibt, Joa,
6) Vergl. oben Seite 99 Anm. 2.
7) Jacquet: Est ce le mot espagnol ou un nom PeruvienP]. Cbincbero ist
aucb Name eines Orts in der Umgebung von Cuzco. Vergl, die Register zu Sar-
miento, GescK des Inkareiclies, aucb die Ortsnamen, die Mariano Felipe Paz
Soldan, JDiCcionario geogrdfico estadistico del Feru^ S. 305 anfiibrt.
108
Richard Piet schma nn,
E por parecerme qne era entrado el dia, e que avian bebido
bien, yo le pedi licencia al ynga, para yrme & mi cassa & comer,
y que otro dia le diria i todo lo que avia venido; y asi me fuee
dexandolos blaisonando brauamente todos muy ynquietos. E luego
me enbiaron a mi posada vn carnero de Castilla e muchas per-
dizes e gallinas e comida de la que ellos tienen en su tierra. Y
a los que las traxeron les di algunas cbaquiras e agujas [211^] e
cosas asi de Castilla. E luego me enbio a llamar otra bez el
ynga. Y fue^) alM, y estube sin bablar palabra basta la noche,
donde me bolui mi estancia. Y esto £u6 la causa por parecer
que estaiian algo tornados de la chicba.
Otro dia, que se contaron quinze de mayo, luego por la
manana, salio al llano el ynga con toda su jente que el dia antes,
con toda la mesma horden que antes. Y me enbid a llamar i la
p]a 9 a. Y quando fui, los bal[l]4 almorzando, y me dieron a mi y
a los yndios que vinieron mucba comida que comian. E despues
le pedi licencia para dezirle d lo que venia, y asi le dixe por
yntdrprete del mestizo como el seilor presidente e oydores de la
rreal avdiencia tenian gran cuidado de fab[o]recer a los yndios
del Peru e que asi venia dl muy encargado les hiziesen muchas
mercedes, queriendo salir de paz, no haziendo guerra, ni salto en
los yndios de la tierra de paz, e quel senor presidente traia muy
encargado de su magestad le biziese mucbas mercedes d 61 y 4
sus capitanes, e que i eso me avia enbiado el oydor Matienco,
para saber su yntincion^) y saber lo que queria. Y a esto me
respondieron que ya estauan auisados que le querian bazer guerra
por el Cuzco e por Gruamanga; e que por avello yntentado otras
bezes le avian ynquietado; e que por respeto deso avia entrado
d la tierra de paz a robar y a bazer saltos, e que asi mesmo
Vrtado ya avia pedido la entrada contra ellos en tienpo del
conde; e que por eso avia becbo salto en Gruamanga y en Amay-
bamba, E asi mesmo yo le respond! que despues de dada^), por
1) So die Handschrift; = fuL Yergl. S. 95 Anm, 4.
2) Hdschr. : jpam saber su yntincion para saber su yntincion. — yntincion
= intencimi.
3) So, = Hurtado, ist wohl zu lesen, nicht, wie zunachst dazustehen scheint
m tado, was hochstens Sinn giht, wenn es Schreihfehler — etwa fiir un fulano —
ware. Mit Hurtado wiirde vielleicht Martin Hurtado de Arbieto gemeint sein
kdnnen, dem Francisco de Toledo dann wirklich die Eroberung des Yillcapampa
tibertrug.
4) Namlich la entrada.
Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verbandlungen u.s. w. 109
no hazelle mal ni dano, la^) dexaron de liazer, e no por miedo de
su jente, e tanbi^n porqne los frailes e cl4rigos y senor arco-
bispo le avian ayudado y avian [212] hecho no le hiziesen gnerra.
Y el ynga dixo qne era verdad, qne asi lo avia 61 sabido^ y qne
si agora serian parte para estoruar la gnerra como entonces.
To le dixo qne no, e la causa era, porque avia entrado en la
tierra de paz e avia quemado algunas yglesias e ronpido las
ymdgines e quemado^ las cruzes, e qne a los yndios que estauan
de aca con ^1 les bazia adorar el sol, siendo xpiano, e por esta
causa ya no le faborecerian los cl4rigos ni frailes ni el ar 9 obispo.
T a esto se descargo, diziendo que 41 no avia mandado tal, porque
lo primero que encargaua a su gente, todas las vezes que enbiava
& bazer salto, era que no tocasen en las yglesias ni en las cruzes.
E a esto le dixe yo que en lo deste, lo^) avia mucbos testigos,
que avia[n] visto al mestizo y a 41 tomar las ymagines y que
auian quemado la yglesia. A esto dixo ques verdad que las yma-
gines que 41 las avia traido, e que las tenia alii muy bien guar-
dadas con los frontales, e que las baria traer alii delante, e que
la yglesia nunca tal avian quemado. To le dixo que en Amay-
bamba que yo avia visto la cruz quemada, con que avia cozido
vna obexa. T a esto dixo que no avia ydo en persona [a] aquel
salto, y que los yndios lo bizieron, y que la pesava mucbo. T
asi dixo tanbi4n que los frailes e cl4rigos e soldados e jente del
Pirn no se podia[n] quejar d41 aver muerto a ninguno, pudi4ndolo
bazer 41 muchas vezes ; e que bien pudiera 41 matar en Curaguaci
4 dos frailes agustinos e a dos espaiioles, que estavan metidos en
vn[a] cassa, e a otros mucbos en mucbas partes e lugares, e que
no lo queria bazer, e que asi mandaua a su jente no los matasen;
e que 4 los yndios que 41 traia tanpoco los matava, sino que en
su tierra tenian mas libertad que [212^] en la tierra de los espa-
noles; e que 41 yba a tomar yndios que eran de sus antepasados.
T a esto le dixe yo que ac4 en el Pirii se dezia que no era 41
senor beredero de los yngas en este reino, sino los bijos e nietos
de Atagualpa; porque al tienpo que los espanoles entraron en
esta tierra le ballaron en la posesion del reino. T a esto dixo
1) Namlich. la entrada. Jacquet: il faut probablement suppleer la gnerra.
2) Hier feblt wobl ein Wort wie suplica oder inter cesion oder solicitacion,
3) Namlich los frailes e clerigos y el senor argoUspo.
4) Etwas unleserlich. Jacquet liest: gue en lo desotelo avia. Er bemerkt
zu desotelo : la lecture de ce mot est incertaine ; celle que j’ai transcrite ne donue
point de sens.
5) d vor aquel erganzt aucb Jacquet.
110
Kichard Piet schmann, •
que avia sido tirano e qne era bastardo e que avia muerto a
G-uascar Tnga, que hera el lixitimo eredero ; e que despues d41
lo era su padre Mango Ynga. T a esto le dixe que tanbi^n se
dezfa qu6l era hijo bastardo de Mango Ynga. Y a esto dixo que
entre ellos era vsan 9 a que no aviendo Mjo lixitimo eredaua el
que era bastardo ; e que as! 41 era sumo cacerdote en lo que
llamamos nosotros acd espiritual; y esto era A falta de otro her-
mano que fuese & lo menos mas biejo que 41; e as! mesmo que
eredaua el senorlo temporal ; e que 41 estaua en la posesion, e por
tal le obedeclan los yngas que con 41 estauan ; que si no fuera, no ^
le obedecerian como le obedecian; e que en lo demds 41 tanbi4n
lo queria averiguar por armas e no por razones ; e que todos le
entrauan a enganar; e que yo me bolviese & otro dia; e qu41
escreuirla al oydor Matien 90 , que ddndole 41 muy bien de comer,
que 41 saldria de paz; y que se espantaua de mi aver tenido
tanto animo en averle dicho. E as! me despedi d41, e me ful 4,
mi posada, donde me estube todo aquel dla. E de encima de vn
cerrito vi a las fiestas, que le liazian al ynga, e cantos. E los
bailes eran con las lancas en las manos a vso de guerrU; tirandose
vnos 4 otros de botes ; donde salieron herido vno 6 dos ; que creo
que con la mucba cMcha que avian beuido desatinauan e bazian
semejantes cosas. ^
Y el ynga me enbio 4 llamar sobre tarde, e fui contra mi
voluntad. E luego me mand6 sentar, y enpec6 4 dezir cosas muy
brabas, diziendo [213] que avia de matar 4 todos quantos espa-
noles, que avia en todo este reino, e que 41 solo bastava, para
matar 4 cinquenta espanoles. E to[m6] vna lancilla, que tenia en
las manos, e vna rodela, e enpe^d hazer del valiente, e dixo luego
a grandes bozes: jvayan luego e traiganme toda esa jente que
est4 ai^) detras dese cerro Andes; que yo quiero yr sobre los
espanoles, e todos los que matar4, quiero que estos los coman!
E luego de ay®) vn poquito vinieron como basta seisciento[s] 6
setecientos yndios Andes, todos con sus arcos e flechas e macas e
bacbas, y entraron por su orden y bizieron reverencia al sol e al
ynga, e se pusieron en sus lugares*. E boluio 4 blandear la lanca,
1) = legitimo*
2) Hdsclir. ; que no aviendo Mjo lixitimo que no aviendo Mjo ligitimo.
3) = sacerdote,
4) Deminutivum von cerro,
5) = aM,
6) = aM.
Bericht des Diego Eodriguez de Figueroa Tiber seine Verbaudlungen u.s.w. HI
e dixo que en su mano estava alcarse todos los yudios del Pirii,
e que en su mano estaua para manddrselo, para que luego lo
hiziesen. E luego vinieron todos aquellos Andes d ofrecerse al
ynga, e que si queria, que luego me comeria[n] alli crudo, e di-
zidndoleiij qud hazes con este barbudillo aqui, que te quiere
enganar? mds vale que lo comamos luego. E luego vinieron dos
or ej ones yngas de rrenegados con dos lancas en las manos de-
rechos hazia mi, tirdndome botes y arrimandome el hierro en las
costillas, diziendori a barbudos 0? nuestros enemigos ! E yo d
todo esto me reia, e por otra parte me encomendaua a dios. E
le dixe al ynga que me hiziese merced, que queria yr a proveerme ;
y asi mescabulld de aquella jente rrenegada y me escondi hasta
la manana.
E luego en diez y seis de mayo por la manana me enbio d 11a-
mar d la placa, y entro d la orden que soHa ; e como llegue,
habld al ynga y senteme. Y dl e todos los capitanes se enpe 9 aron
a reir mucho de lo pasado del dia antes, e me preguntaron que
me®) parecia de la fiesta del dia antes, E yo les dixo que me
parecia bien, eceto aquello de averse herido los yndios me pesava
mucho, e lo que avian huzado conmigo era mal hecho, por yo
aver venido d dezilles [213^] cosas de paz e no de guerra. Y dl
me respondid que su padre les tenia asi ensenados, que no podia
con ellos aquella mala costunbre quitalles. Yo les dixe que como
me auia de yr, no auiendo con dl acabado cossa ninguna®); e que
didsemos alguna horden 6 [manera] de paz que a ellos les
pareciese bien y estubiese tienpo fijo^); porque dello les vendria
mucho bien, por tener en su tierra muchas cosas, de que podian
1) Lesung nicbt sicber. Jacquet liest: aburludos, imd bemerkt: ce mot
m’est inconnu.
2) = me esedbulle.
3) Hdschr. 2e.
4) = excepto,
5) == usado.
6) Hdscbir,: no auiendo acabado con el acabado cossa ninguna,
7) Jacquet : ce mot superflu embarasse la phrase et doit ^tre efface. Viel-
leicht ist 6 manera de paz zu schreiben.
8) Hdschr. : sienpo fija. Jacquet : la lecture de ces deux mots est tres in-
certaine; on pourrait lire encore sienso fija; je ne puis tirer aucun sens de ces
syllabes. Ich halte die Lesung sienso fiir ausgeschlossen. Zweifelhaft ist an
diesem Worte nur das erste Zeichen. Es wird ein Schreibfehler fiir tienpo vor-
liegen. Das a von fija ist danach in o zu andern. — JEstubiese ist in der Hand-
schrift aus Versehen estuHibise geschrieben.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Heft 2.
8
Eichard Pietschmann,
112
sacar mnclios dineros e ser muy rricos. T ellos me dixeron qne
si liarian, enpero que no se confianan de nosotros. Y el ynga me
dixo qxi& manera de paz me parecia seria bnena. To le dixe que
el rey le daria de comer y mds de quinze mill pesos de renta^),
con qne se estnbi[e]se en el Cuzco, 6 alli en los Andes, con que
consintiese hazer vn pueblo de yndios alli en Vilcapanpa. Y a
esto me respondieron que les parecia bien, porque yo les dixe que
la yerua^) 6 lena abian de bender A los espanoles, que poblasen
alli, e serian muy rricos.
T en este proposito estubieron dos dias. E despues me dixo
el ynga que si espafoles estauan entre ellos, por dicba le barian
algiin agrauio, por donde los espanoles les matase®) 6 61 4 los
espafoles; que por esta causa no queria que ubiese pueblo ni
entrase[n] espanoles donde 61 estaua. Y asi mesmo le dixe que
pues no queria aquello, que ubiese por bien que saliese 61 6 su
hijo d tomar la posesion de los yndios que el senor presidente le
bazia en nombre de su magestad; e que obiese por bien de que
vn corregidor estubiese alia dentro en nombre de su magestad,
para tener e mantener en justicia^) aquella tierra; e que rre-
cebiesen la ley ebang6lica e santo bautismo ; e que desto les yen-
dria mucho bien, e poseerian sus casas e bazienda e serian muy
rricos. Y ellos estubieron muy bien en esto, con cargo que ante
todas cosas su magestad les perdonase todo lo que basta entonces
avian becbo; y asi mesmo le^) diese nueba encomienda de los
yndios, que alia tenia, e le seruian; e asi mesmo que le biziese
merced de los pueblos e tierras, que a 61 despoblado y su padre
junto a la tierra de paz y el valle de Amaibamba; e que los
yndios, que a"^) lleuado de aca de la tierra de paz, scan suyos, e
le den nueba encomienda dellos; e que su magestad [214] grat[i]-
1) Der Vizekonig Toledo spricht spater (yergl. oben, Seite 87) nur von
2000 Pesos. Vergl. hierzu aucb Seite 113, Aura. 6,
2) = liierha. Gemeint ist wohl hauptsachlich Coca.
3) So die Handscbrift. Rich tig, soweit dafiir tl Subjekt ist, soweit das Sub-
jekt loB espanoles ist, miiBte matasen stehen.
4) So die Handscbrift in Abkurzung.
5) Hamlich al ynga. So ist auch im folgenden le zii verstehen.
6) =s ha el. Hier und im folgenden wird ganz in dem Wortlaut gesprochen,
den der Yertrag haben wiirde, der den Forderungen des Inka entsprache. Er
soil die Grenzgebiete bebalten, die er ausgepliindert, und die Indianer, die er
daraus entfiihrt bat. Die Personen, denen er sie fortgenommen bat, sollen von
dem spaniscben Kroniiskus entscbadigt werden, u. s. -w. So aucb : el da la dbe-
diencia u. s. w.
7) = ha.
BericM des Diego Kodriguez de Figueroa fiber seine Verbandlnugen n.s.w. 113
fique d las personas d qnien 41 los a^) Ueuado; e que le den vna
secntoria^) para que goze de las libertades e franquezas que
gozan los bijos de algo; e que desde luego entren frailes e cl4rigos
d predicar el santo evangelic; y que 41 da la obediencia d su
magestad; e que porquestd®) pobre e no podia salir conforme d
la calidad de su persona, que saiga su hijo Tito , y se baga el
casamiento con dona Beatriz su sobrina^); con que en el entretanto
se queden dos frailes 6 clerigos en rebenes, basta que le entreguen
d dona Beatriz su sobrina en su poder, porque teme no la casse
con otro, y se quede 41 y su bijo sin el repartimiento de los
yndios que en Saire Topa su bermano®) fueron encomendados ®) ; e
que despues de ay’) vn ano 6 dos 41 saldria de paz, despues de
1) = ha.
2) = esecutoria = exemtoria.
3) = porgue estd,
4) Gemeint ist die Tochter des Sayri Tupac Inca, die Dona Beatriz de
Mendoza getanft worden war. Sie wurde um die Zeit, in der Diego Eodriguez
mit Titu Cusi verhandelte, auf Befehl des Corregidor von Cuzco in das Kloster
der hen. Clara zu Cuzco getan: para casarla con el hijo del Inga que estaha
rebelado;' uiid es wurde bei Androhung einer hohen Geldstrafe verboten sie her-
auszuholen.
5) So ist die Abkiirzung aufzulosen, die in der Handschrift stebt.
6) tiber die Rente, die Sayri Tupac bewilligt erhielt, sagt Diego Fernandez
de Palencia, Hist, del Peru, P. 2 libro 3 cap. 4 (Bl. 124 a): El Virey . . . acordo
de darle para sus gastos (y que como sen or se pudiese sustentar) diez y siete
mil Castellanos de renta, para el y sus hijos: con encomienda de los Indios del
repartimiento de Francisco Hernandez, con el valle tambidn de Yucay (Indios del
repartimiento de don Francisco Pigarro, hijo del Marques) y mas vnas tierras
encima de la fortaleza del Cuzco: para hazer su morada, y casa, y de sus In-
dios. Diese Rente, die sich nach Garcilaso (2 libro 8 . cap. 9) aber nicht so hoch
belief, da das Repartimiento des Francisco Hernandez nur 10 000 Pesos brachte,
war auf des Sayri Tupac Tochter Beatriz iibergegangen. Die Besorgnis, daB die
Erbin an jemand anders verheiratet werden mochte, war nicht unbegriindet. Die
Maldonados holten sie trotz des Verbots aus dem Kloster und vermalten das erst
7 Jahre alte Madchen mit Cristobal Maldonado, nachdem sie die Einwilligung der
Mutter erwirkt batten. Dies geschah vor dem 12. Januar 1666, also wohl als
schon der Plan ausgefuhrt werden sollte, Beatriz mit dem Sohne des Titu Cusi zu
verheiraten. Der Lizentiat Castro lieB die Gebriider Maldonado verhaften und
schickte sie nach Spanien. Hier wurde 1572 Cristdbal Maldonado verurteilt auf
immer aus dem spanischen Amerika verbannt zu sein und eine bestimmte Zeit in
Oran ohne Sold dienen zu miissen mit der Yerpflichtung Pferd und Waffen sich
selbst zu halten. Yergl. die Einleitung zu Sarmiento, Gesch des Inkareiclies,
S. XY Anm. 2, auch Golecc. de doc. ineditos para la hist, de JSsp., T. 94 S. 387
bis 388; 297; 156 — 157. Duquesa de Berwick y Alba, Nuevos Autografos de
Colon y Pelaciones de Ultramar, Madrid 1902, S. 69—70.
7) = ahi.
8 *
114
Kichard Pi etschmann ,
ayer coxido') vna^) 6 dos tassas, para poder comprar las cosas
necesarias, q^ue ybiese menester; e que sustentaria la vezindad en
Gruamanga 6 en el Cuzco 6 donde 61 mas quisiese; y que en el
entretanto su Hjo Tito est6 en rebenes con su governador Yanque
Malta; e que esto le parecia era cosa conyiniente^), e que asi lo
han'a e juraria, si necesario era, 61 y sus capitanes en su lei; y
que para esto yo saliese por la yia de Guamanga, y que fuese a
negociallo con el senor presidente.
En este mesmo tienpo vino yna carta del oydor Matien 90 , en
que se dezia se partiria de ay^) d diez dias del Cuzco; e que
vista aquella, me saliese e lleuase la respuesta de lo que el ynga
queria. Yo le dixe al ynga que para certinidad e para que los
xpianos entendiesen que lo que tratava era yerdad, me diese li-
cencia para juntar los yndios que eran xpianos e poner yna cruz
e predicalles alii la ley de nuestro senor Jesuxpo y el santo
eyangelio. Y ^1 dixo que lo avia por bien, e luego mando traer
palos e hazer yna cruz muy alta. E que para mejor se bazer el
negocio le rogava e suplicava mucbo me dixeese vna yerdad, y
era que yo auia yisto en yn libro del bautismo de la yglesia
mayor como 61 era bautizado e se llamava don Diego. Y1 el me
dixo que era yerdad, y el que era xpiano, que asi lo confesava
delante de sus yndios, [214^] e que le auian becbado agua sobre
la cabepa, e que no se acordaua de su nombre. E luego se juntaron
como basta ciento y yeinte yndios xpianos. Y todos juntos al
pie de la cruz y el mesmo ynga con los for 9 ados yndios cristianos,
les dixe se bincasen de rodillas e se quitasen los llautos*^) de la
cabeca e se binQasen de rodillas, e todos los que eran xpianos
estubiesen juntos, e los que no lo eran se apartasen, y estubiesen
mirando lo que nosotros haziamos. E fuimos lleuando la cruz yo
e otros quatro yndios, que me ayudauan, e la pusimos en la plaqa.
E alii les dixe muchas cosas de nuestra santa rreligion xpiana e
saluacion de sus animas. E luego les dixe que se bincasen de
rodillas e que pidiesen misericordia a dios, e que los sacase de
1) = cogido,
2) = Bdschr. : mo.
3) Hdschr. : sus higos.
4) = conveniente.
5) = alii.
6) = dijese.
7) Auch auf den heidnisclien Anbetungs-Szenen, die uns Felipe Guaman
Poma de Ayala auf seinen Zeicbnungen vorfubrt, haben die Indianer ibre Llautus
vom Kopfe genommen und neben sicb auf die Erde gelegt.
Bericlit des Biego Eodriguez de Figueroa liber seine Verbandlungen u.s.w. 116
aqtiellos trabajos, en qne estauan; y asi se bincaron de rodillas
tres bezes, diziendo & muy grandes bozes : [ misericordia ! j mise-
ricordia l\ misericordia! puestas las manos e mirando al cielo. E
asi despues dixe al ynga me hiziese merced para predicar d aquellos
que no eran xpianos , pues 41 lo era. Y 41 lo ubo por bien y
les mando viniesen alH. E yo les prediqud e dixe de las cosas
que dios avia criado [que] eran para el servicio del bombre, e que
el sol e la luna eran criatnras, e que dios las avia becbo, para que
di[e]sen lumbre e fuesen para el servicio de los bombres. E
despues que se ubieron persinado e adorado la cruz, se fueron a
la pla^a. E yo le dixe que era bien lescrebiese al oydor Ma-
tienco de como ellos querian recebir el santo evangelio e tener
paz y enbiarme a Lima a acaballo de efetuar con el seiior pre-
sidente por la via de Gruamauga. Y ellos enbiaron dos ymdios e
yo otros dos, de los que avia[n] venido comigo, y escreuimos
lo dicbo.
E luege en diez y siete de mayo enbio ciertos papagayos e
petacas de mani al tesorero ]JIe[r]lo e al oydor Matien 90 . E asi
mesmo [215] le dixe seria cossa muy avisada e para su seguri[dad]
enbiase treinta capitanes a la ciudad del Cuzco , para que viesen
el buen tratamiento, que se les bazia, e como podian andar libre-
mente por toda la tierra ; e asi me quedaria yo en rehenes, basta
que boluiesen; e que respondiese d la carta del oydor Matien^o
e la de Merlo, porque entendiesen bien su yntincion®). Y 41 me
dixo que mirase, si queria que fuesen; que lo mirase bien; pero
que por el menor dano, que biziesen a qualquiera de sus yndios,
me aborcaria a mi. Yo le dixe que con ese rriesgo los enbiase,
que yo era contento. E asi les mando d los treinta capitanes que
llegasen dentro de seis dias desde alii, y enbiasen respuesta de
■c6mo los tratauan alia dentro de cinco dias. E les inand6 que
fuesen derecbo d la yglesia mayor, y adorasen el santisimo Sa-
cramento, e de alii d la caza del oydor Matien^o. Y escriuid d
los frailes de nuestra sen ora de la merced y d los frailes fran-
ciscanos que les fuesen d predicar y viniesen d su tierra dos dellos ;
que les darian de las cosas que en su tierra tenian en pago de la
dotrina. E asi mesmo escriuio al oydor Matienco , agradeciendo
averme enbiado a mi alld, e que yo les avia dado muy bien a
1) no eran iiber der Zeile.
2) = le escrehiese == eseribiese. Vergl. Juan de Valdes, dialog o de la lengna
91 escriviesse, und ebendort 42, wo escrivir unter den Worten aufgeflibrt wird,
von denen Valdes sagt : en todos essos pongo yo siempre i y no e.
3 = intencion.
116
Ei chard Pietschmann,
entender la ley de nuestro senor Jesuxpo; e que luego enbiase
dos frailes: qnellos querian ser cristianos y que bien entendian
que lo que asta entonces ayiau adorado era cosa de burla ; y que
pues su merced le escreuia se queria venir a verse con 41 i la
primer tierra de paz, que 41, por lo que yo le avia rogado, se
holgava dello, con que no biniesen con 41 mds de tres espanoles;
e que en la puente de Chuquichaca se berian para el dia que su
merced le avisase se vendrla.
En este medio tienpo sienpre yo cada manana les predicava
e se dezla la dotrina xpstiana y eUos la venian a oyr. E como
los yndios mensajeros que fueron al Cuzco no binieron al plazo
que les senal6, entendi6 [215^] que los auian ahorcado en el Cuzco.
T aquella manana los hall4 muy tristes ; y su gouernador Yanque
Maita me dixo a las primeras palabras si yo avia becho algiin
pecado en el Pirn, por que me enbiauan alM, & que ellos me ma-
tasen; que ellos tenlan determinado antes, que yo llegase, de con
setecientos Andes, que alii tenian, e otros dos mill de dar sobre
todos los pueblos que estubiesen en su frontera e tomar todos los
yndios que pudiesen e matar todos los cl4rigos e frailes e espa-
noles que pudiesen; e que lo avian dexado por amor de ml; y
que no enbargante eso avian recebido le ley ebang41ica; e que yo
que los aula enganado; e que si dentro de dos dlas no uiniese^)
la respuesta de lo que se bizieron sus capitanes, ellos barlan la
entrata^) en la tierra de paz como tenian pensado.
A los veinte de mayo vino respuesta de como auian recebido
bien d sus capitanes e que los avian tratado muy bien, T ellos
de alegrla tocaron mucbos atanbores e tronpetas e bizieron gran
fiesta, e me enbiaron a llamar, e me dixeron que yo les aula tra-
tado mucba verdad. E luego se leyeron las cartas del oydor
Matieneo ; y en el[l]as dezla se queria venir d ber con el ynga ; y
que el postrer dla de pasqua saldrla del Cuzco, e seria el biernes
6 el sabado en la puente ; e que para el efeto se diese toda priesa ;
e que trairla consigo catorze 6 quinze bonbres, que eran la guardia
que su magestad le dava, para que andubiese con 41. Y a esto el
ynga estubo neutral, que no quiso determinarse, diziendo que se
tenia no fuese debaxo de cautela para matalle d 41 y d sus yndios,
e que yo le aeons ej as e la verdad, pues se fiava de ml. E yo le
dl que no solamente se fiase de la palabra del oydor en‘yr d
Cbuquicbaca, mas que podia yr al Cuzco; y que a[u]nque traxese
1) Hdschr. : uiniesen.
2) = entrada.
Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 117
cien iLombres [216] consigo, no era para ofendelle, sino para ser-
ville; y que todos los qne con 61 viniesen, serian para conocelle
por amigo e para servillej e (jne si qvisiese el rrei d’Espana con-
quistalle, no avastaria todo el poder de los yndios desta tierra
ni de ostros diez mill contra el poder del rrei ; qne lo avia dexado
de hazer por pensar 61 saldria de paz e q^ue vendria en conoci-
miento de dios ; e qne no darian lugar d que los espanoles entrasen
d su tierra a tomarle sus hijos e mugeres e sus haziendas. Y a
esto me respondio que avnqueP) poder del rrey fuese mucho y
tubiese tantas naciones como yo dezia subjetas, asi negros como
mores, que en aquel monte con aquellos pocos se sabria defender,
como avia becho Mango Ynga su padre j enpero pues yo le dezia
que fuese, que 61 se determinava de yr; e luego enbio a Vilca-
pampa por mas jente;
A los veinte y cinco de mayo vino vn general suyo con basta
trezientos yndios con lancas y enplumados como tengo dicbo, y
entraron en la pla 9 a, donde estaua el ynga con toda su jente, y
bizieron reverencia al sol e despues al ynga. En esto se levan-
taron cien capitanes de los que vinieron de Vilcapanpa, e se fueron
adonde estaua el governador Yanque Maita ; y le dixeron que
como se consentia poner cruz en aquella tierra , e que si en
tienpo de Mango Ynga no se avia puesto , para que se ponia
agora; e si era verdad que lo avia mandado el ynga, donde no,
que ellos me querian matar. Y a esto respondio el ynga que 61
lo auia mandado, y que era bien recebiesen la cruz del criador de
todas las cosas. E asi se reportaron e se fueron d sus asientos,
e se bizo vna fiesta muy solene como las demas.
A veinte y oebo de mayo nos partimos para la puente de
Cbuquichaca a vernos con el oydor, que ya nos dezia venia; y
dex6 en la guamicion de Arancalla duzientos yndios, y se partio
con los demds. E llegamos [216^] por nuestras jornadas el sdbado
vispera del d trinidad d la puente de Cbuquichaca donde tuvimos
noticia que era llegado el oydor Matien 9 o al puente de Amai-
bamba con treinta espanoles e diez negros e veinte arcabttC9es e
ciento e cinquenta yndios Canares^) con sus lan 9 as, E luego re-
cebimos vna carta del mesmo oydor Matien 90 , en que dezia que
1) = aungue el.
2) Hdsclir. : gui.
3) Die Canares, aus den Familien, die von den Inka zwangsweise in Cuzco
angesiedelt worden waren, galten den Spaniern fiir besonders zuverlassig, da sie
ihren ebemaligen Herren den Inka feindselig gesinnt waren.
118
Kichard Pietschmann,
venia aquella jente ; e que el ynga pasase de la otra parte a
verse con y que para su seguridad que daria al tesorero Me[r]lo
y i vn cl^rigo y a otro espanol y 4 mi. El ynga lo quiso hazer,
si no que los capitanes no consintieron. E luego escrivid al oydor
Matien^o qudl viniese con toda la jente que traia al paso de la
puente; e que en el entretanto se haria la puente; e que su
merced pasase de la otra parte; y qudl enbiaria en rehenes su
governador e maese de campo , que quedasen en rebejies ; e que
pasase desta otra parte. E luego repartid trezientos yndios de
guerra por aqueUa tierra, para atalayar lo que pasase, para estar
seguro. To le dixe que no lo haria el oydor Matiengo, por no
tener condsion del rei^), mas antes que el escreuiese pasase de la
otra parte con toda su gente que traia de guardia e yndios e
negros [y] espanoles; y que en aquella placa, que era grande, se
podrian ver el vno y el otro e tratar lo que quisiesen; y asi se
lo escrivid. E luego hizo aparejar vnas andas de mucha plata e
oro e estanperia; e liizo sacar veinte e cinco alcabuges e los Hzo
repartir entre aquellos que sabian. E dixome que pues era yo
su amigo, que me queria ensenar vn secreto, pues era su amigo ;
e Mzo sacar mds de trezientos sayos e calgas vejas de los
hombres que avian muerto. E luego bizo vn parlamento, diziendo
que aquellos que traian aquellas ropas, ellos los abian [217]
muerto; e que si los epanoles yntentasen de ofendelles, cada vno
biziese como buen soldado en defensa de su senor^).
Y en este ystante^) llegd el oydor Matiengo d la puente con
todos los dicbos; la qual^) estava ya becha. E luego pasd Grarcia
de Merlo y el clerigo y otro espanol; e le dieron a entender al
1) So Mer die Handschrift.
2) So hier die Handsclirift.
3) Wie es zugeht, daB der Inka diesen Yorrat von alten Sacken in Bam-
bacona bereit bat, wird nicbt weiter erklart. Seiner Bebauptung liegt die vielen
Yolkern gelaufige Yorstellung zu Grunde, daB die Seelen Hingemordeter von einer
Eacbsucbt erfullt sind, die man auszunutzen vermag, urn sich seiner Feinde zu
erwebren. Aucb ist die merkwurdige Geschicbte ein Gegenstiick zu den Angaben
liber die Pururaucas, Steine, die vermbge gebeimnisvoller Beseeltbeit oder durcb
einen Zauber sicb in Krieger verwandeln, urn fiir den Inka zu kampfen, bernacb
aber wieder Steine sind. In Cuzco wiirden viele solcbe Steine aufbewabrt, die
bei der Abwebr des Angriffs der Cbancas auf Cuzco als Krieger gebolfen baben
sollten. Yergl. unter andern Tres Melaciones, S. 271. Jos. de Acosta, hist, na-
tural y moral de las Indias, libro 6 cap. 21 (Sevilla 1590 S. 434 — 435). Bernabd
Cobo, hist, del nuevo mundo, T. 3 S. 150—151. T. 4 S. 15. T. 4 S. 43.
4) = instante.
5) Kamlicb la puente.
Bericlit des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verhandluugen u.s.w. 119
ynga la prouision del sen or presidente. Y 61 dixo q^ue la entendia,
enpero que la respuesta qn6l la daria al oydor Matienco; que
pasase de la otra parte como avia dicho. T i esto le dixeron
qne la pnente estava vellaca; qne dl estana malo de las piernas
de vna caida que avia dado, y que no podria pasalla. E luego
me enbid a mi con su gobemador e otros dos capitanes para que
se quedasen alia en rebenes juntamente con los treinta capitanes,
que auian ydo al Cuzco, qne estavan todavia de la otra parte con
el oydor. Y aparte al oydor e le babl6 todo lo susodicbo. E
avn apenas la jente que estava con ellos nos dexaron bablar en
secreto. E luego yo entendi, como no avia de aver efeto en nin-
guna cosa, por cosas, que conjetur4 de mucbos cbapetones que con
41 yvan, que le dezian cosas tuera de razon; e los yndios lo no-
taron mucbo. Y 41 respondio que no queria 0- Yo me bolvi con
el governador e con todos los capitanes del ynga. Y le rogu4 41
pasase de la otra parte, y le propuse mucbas cosas por delante.
Y contra la voluntad de todos sus capitanes [consintidj que lo
queria bazer, pues yo se lo aconsejaua. E asi salieron todos de
aquel puente^), todos muy enplumados con sus bandu en la
cara e armas en buena orden, derecbo a vna cruz que estava
puesta alia desta otra parte del rio junto a la cassa del ynga.
E todos por su borden [217^] la reuerenciaron ; e baxaron todos
acompanando al ynga, que serian todos como basta seis cientos
•yndios. E yo bax4 luego, e pas4, e dixe al oydor Matienco que
41 solo baxase a la puente desviado de su jente, de manera que
el ynga y 41 se bablasen sin que les oyesen los que con 41 ve-
nian. Y asi abax6 con vn mestizo Porras por lengua, e asi
mesmo arraados con sus cotas e espadas e arcabucce, y el ynga
con las suyas como arriba tengo dicbo. Y paso de la otra vanda
con su governador e maese de canpo e general y diez capitanes
y el mestizo. Y luego se ecb6 & los pies del oydor, llorando,
contando las desventuras que a su padre y & 41 le avian hecho;
c6mo le avian tenido preso como a perro en vna collera en el
Cuzco Juan Piijarro ^), porque les diese vna cassa llena de oro ; e
1) Namlich pasar desta otra parte del rio.
2) So ist wohl zu erganzen. Jacquet: il faut sans doute supplier dixo,
3) Hdschr. : fuente. Jacquet liest fueHe^ was aber nicht dastebt, und setzt
ein ? dariiber.
4) Yergl. oben S. 93 Anm. 3.
5) Es ist wobl zu lesen: Hernando e Juan Figarro. Francisco Pizarro
batte den ungliicklichen Manco Inca, den er zum Scbeinberrscber einsetzte, seinen
120
Richard Piets chmann,
asi mesmo aseitearon vna hermana suya y su madre en el valle
de Tanbo ; e qiie su padre se auia retraido en aquellos montes,
e qne alli le auian venido a conq^uistar qnatro vezes Orgone e
Hernando Picarro e Juan Pi9arro e por parte del mar-
drei Briiderii iiberaiitwortet, und namentlich Hernando und Juan sollen bemuht
gewesen sein, durch schimpfiiche und unmenschliche Behandlung und durch be-
standiges Drohen mit deni Feuertode von ihm Gesthndnisse ilber verborgene
Gold - und Silberschatze zu erpressen. Vergl. Gonzalo Fernandez de Oviedo y
Valdes, hist gen. de las Indias, P, 3 T. 4 Madrid 1855 S. 244. 255. 28G. 288
Aktenstiicke in der Klage des Diego de Almagro des Sohnes gegen Francisco
Pizarro in der Goleccion de doc. ined. del Arch, de Indias, T. 20 S. 237 — 240,
242—244. 249. 386—388. Eechtsgutachten gegen Hernando Pizarro und dessen
Frau die Tochter des Marques in der Goleccion de doc. ined. p. t hist de JBJsp.,
T.’ 94 S. 241. Dagegen sagt Augustin de Zarate, hist del Feo% Libro 2
cap. 3, Hernando babe den Inka zwar unter Aufsicht gehalten, aber gut behan-
delt. Unser Text bier ist nicbt so zu verstehen, als sei aucb Titu Cusi so ge-
miBbandelt worden, aber seine Aussage fallt ins Gewicbt neben den andern, die
man bis dabin mehr als parteiiscbe Bebauptungen der Almagristen betracbten
durfte.
1) Gemeint sind bier zwei Begebeubeiten iiber die Pedro Pizarro bericbtet
{Col. de doc. inM. d. 1. hist, de JSsp.^ T. 5 S. 345—347). Vergl. Herrera, Dec.
6 libro 7 cap. 1, aucb die Anklagescbrift des jungereU Diego Almagro (S. 354),
wo wobl fiir Tico : Titu zu lesen , scbwerlicb aber Titu Cusi gemeint ist.
Francisco und Gonzalo Pizarro sollen, urn an Manco Inca Rache zu nehmen,
seine Haupt- und Lieblingsfrau, die sie in ibre Gewalt bekommen batten, einer
Abteilung von Canares-Indianern iiberantwortet baben, die sie an einen Baum^^
banden und mit Pfeilscbiissen und Steckenwiirfen langsam umbracbten. Das ge-
marterte Weib soil obne einen Laut der Klage den Tod erlitten baben. Ferner
soli Francisco Pizarro auf Anstiften der Ines Huayllas, mit der er lebte, eine
ibrer Scbwestern, eine legitime Tochter des Inka Huayna Capac, die Azarpay
genannt wird, als der Begiinstigung aufstandiscber Indianer verdacbtig baben er-
drosseln lassen.
2) Gemeint ist der Feldbauptmann des D. Diego de Almagro D. Rodrigo
OrgoSez, der Manco Inka nacb Aufbebung der Belagerung von Cuzco bekampfte.
Vergl. Gonzalo Fernandez de Oviedo, hist general, S. 294. 311. Cieza de Leon,
P. 1 cap. 86 (Sevilla 1553 Bl. 103 a. Antwerpen 1654 Bl. 219 a. Markham’s
Ubersetzung, S. 304). Goleccion de doe. ined. p. la hist Ue Esp. 5 S. 324. Golecc.
de doc. ined del Arch, de Indias , T. 20 S. 264. Herrera, hist, de los hechoSj
Dec. 6 libro 2 cap. 13. An dem Feldzuge des Orgonez gegen Manco nabm aucb
Juan de Salinas Loyola teil.
3) DaJ3 aucb Juan Pizarro bier genannt wird, konnte befremden, denn gegen
den nacb Villcapampa gefiiicbteten Inka konnte Juan nicbt mebr kampfen, da er
schon vorber bei dem Kampfe urn die Inkaburg von Cuzco Sacsabuaman das
Leben verlor, Juan Pizarro wird offenbar erwabnt, weil er es war, der den
Manco Inca, als dieser seinen ersten Flucbtversucb und zwar nacb dem Colla-
Gebiete macbte, bei Molina einfing. Vergl. Col. de doc. ined. p. la historia de
Espaha, T. 5 S. 287. Herrera, hist, d/los heehos, Dec. 5 libro 8 cap. 1.
Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verliandlungen u.s.w, 121
qxi6s en qae murieron muchos espanoles e yndios ; y asi mesmo que
por le aver liecho buen tratamiento d siete espanoles que se avian
recoxido por lo de don Diego de Almagro le mataron a su padre ®).
E dixo otras muchas cosas, e por esto no se confiaua de nosotros.
E asi dixo que queria la paz de la manera que como lo auia tra-
tado ; que ariba esta dicbo. E luego enbio por vnas petaquillas
de pluma e bizo presente al oydor. El oydor dixo que saliese con
41 de paz; y que 41 le otorgaua todo aquello que 41 pedia en
nombre de su magestad, eceto los yndios que auia tornado de
los vezinos del Cuzco; questos avia de boluer. Y el ynga dixo
que saldria luego con que le ottorgase luego aquellos juntamente
con lo demds. Y el oydor le [218] respondio que no podia ser.
Y 41 dixo que lo queria comunicar con sus capitanes, e que luego
bolueria d dalle la respuesta. Y el oydor le enpurtuno saliese;
y el respondio que estaua pobre y que no tenia que gastar. Y a
esto le respondi6 el oydor que le baria dar el tribute de vn ano
adelante, de que eran quinze mill pesos. Y 41 respondi6 bablando
con sus capitanes : pues vienen me aver y no me dan nada, vi-
niendo tres vezinos con este oydor, menos me cunplirdn lo que
dizen. E asi le ynportund todavia el oydor que le diese a su
bijo, Y 41 puso por aebaque que estaua en los Andes, que eran
sesenta leguas de donde 41 avia venido, y que era menester mds
de vn mes para aguardar al oydor, para que lo truxesen; y es
verdad que alia estava. Y el oydor dixo que esperaria en el
Cuzco. Y a esto los arcabuceros, que estauan con el oydor Ma-
t[i]enzo, se venian allegando, d oyr"^) y oler lo que se dezia, no
enbargante que el bombre les dava bozes que se bolviesen e se
detubiesen, porquel ynga se queria boluer por temor dellos, no
abastd razon , sino fu4 todo cossa de bebetria. El ynga se
despedid, e dixo que queria yr d lo comunicar aquello con sus
capitanes; e se boluio. E yo pas4 alld quatro, cinco bezes, d
saber d41 en lo que se resumia, porque el oydor se queria boluer.
Y el ynga le respondi6, pues venia tan de priesa que ellos trafan
1) Hdsclir. : martes, Es kana sich liier nur urn den Marques Francisco
Pizarro handeln.
2) Vergl. oben S. 97.
3) Wohl zu lesen; e gue por esto.
4) Yon petaca \ vergl. oben Seite 97, Anm. 2.
5) = excepto.
6) .= emportuno — importuno.
7) Hdscbr, a aoyr.
122 KichardPietschmann, Bericht des Diego Eodriguez u.s,w.
may gran miedo; e por esto entendia que le querian enganar.
Yo fni e liable al oydor que no se fuese aquel dia, pues avia
Uegado ya bien tarde y no podia boluer d Amaibanba, porque
era rods de tres legnas de alii, e no podria llegar con sol ; e que
esperase a ver en lo que se resumia el ynga. E asi se espero
basta la mananaj belando todos los yndios y espanoles gnardando
la pnente de la vna parte e de la otra. Los yndios hizieron
muchas lumbres e tocaron tronpetas e sus silvatos. A la maiiana
pas6 desta otra^) parte el maese de canpo e me dixo rogaua el
ynga fuese alld para responder al oydor e dezirme su parecer
del negocio, puesto que yo pudiese pasar. El oydor no quiso, y
asi le respondio en vna carta que era en lo que resumia el ynga,
porque 61 se queria yr, y que luego se lo escreviese ; y que si
no queria venir de paz, mandase derocar la puente; que asi
hariamos nosotros desta otra. Y d esto rrespondid el ynga que
lleudndole yo las prouisiones que ariba tengo dicbo, 61 cumpliria
lo que comigo avia tratado ; e que lueg[oJ 61 mandaua tanbi6n
derocar la puente de su parte. E asi se deroco, e nos venimos,.
y ellos se fueron.
Esta es la relacion verdadera de lo que pas6 en este viaje,
acortdndome en todo por evitar prolijidad; porques verdad que
pas6 delante de mi, lo flrm6 de mi nombre.
1) Hdschr. : desta otra otra parte.
2) == escrwiese = eserihiese.
3) Hdsclir. : pasa.
Beitrage zu athenischer Politik uud Publicistik des
vierten Jahrkunderts.
I Konig Philippos tmd Isokrates.
Von
Paul Wendland.
Vorgelegt in der Sitzung vom 28. Mai 1910.
Auffallend schwankend und widersprucksvoll erschemen auch
hente nock die Urteile liber Isokrates. Und mag man es begreifen,
daB sein politiscker Standpunkt sehr versckieden beurteilt wird
je nach der Scbatzung der Politik Philipps, der Wirksamkeit des
Demosthenes , der Bedeutung des Hellenismns , dessen Programm
Isokrates verklindet hat, daB eine Einigung der Ansichten hier
ansgeschlossen scheint, so ist es dock schwer yerstandlich, wie
versckieden die Stimmen liber den Erfolg nnd den EinfluB seiner
politischen Publicistik lauten. Lange Zeit hat die philologische
Eorschung sick allzu einseitig mit den literarischen Pehden des
Isokrates gegen konkurrierende Schulen ^und gegen Literaten be-
schaftigt und unter diesem Gresichtspunkte auch Schriften be-
trachtet, deren Gredanken und Absichten in eine ganz andere
Pichtung weisen. So konnte Dlimmler^) unter vblliger Ver-
kennung der so klar entwickelten und durch die Yerhaltnisse nach
dem Zusammenbruch des zweiten Seebundes bestimmten politischen
Tendenzen der Eriedensrede und des Areopagitikos den Ursprung
1) Kleine Schriften I 92 if. Mit Becht erhob schon Br. Keil, Die solonische
Verfassung in Aristoteles Yerfassungsgeschichte Athens, Berlin 1892, Einspruch.
Die Ausfiihrungen dieses Bnches tiber Isokrates sind nicht geniigend beachtet
worden.
124
P aul Wendland,
dieser Schriffcen aus platonischen Anregnngen ableiten und sie der
mit Plato rivalisierenden Konkurrenz dienen lassen. Ein Spiirsinn,
der iiberall polemiscbe Beziehungen witterte und das Grras waclisen
borte, der vergaB, daB uns nur ein Teil der Liter atur erbalten
ist und daB neben der Literatur das lebendige Wort, Sckulunter-
richt, Debatten des Tages, Konversation eine Rolle gespielt haben,
betbatigte sick in einer ausgebreiteten Literatur, in der die
Kargbeit sicberer (meist scbon von Spengel und Reinhardt fest-
gestellter) Ergebnisse in argem MiBverbaltnis zu der Eiille bait-
loser Hypotbesen stand. So war denn eine radikale und iiber-
triebene Skepsis als Eeaktion natiirlicb und aucb ganz beilsam ^).
Die neueren Untersucbungen iiber das Verbaltnis des Isokrates
zu den Pbilosopben seiner Zeit lebrten den Isokrates von seiner
scbwacbsten Seite kennen als den einseitigen Vertreter einer ober-
flachlicben AUgemeinbildung, die durcb die erstaunlicb reicbe Ent-
faltung der attiscben Philosopbie vollig uberbolt war, aber be-
greiflicher Weise von dem Manne, der seine Ueberzeugungen im
Zeitalter der Herrscbaft der Sopbistik gewonnen batte, durcb sein
gauzes Leben als die Summe aller Weisbeit gepriesen wurde. Das
mit Recbt ungiinstige IJrteil iiber diese Sorte Pbilosopbie bat
vielfacb die Schatzung des Publicisten und seines politiscben Scbarf-
blicks bedenklicb beeinflufit, Bekamen wir dock zu bbren^ daB
der Politiker der Studierstube nur, den Ereignissen nachbinkend,
den Verlauf der Grescbicbte mit rhetorischen Pbrasen und wobl-
gedrecbselten und biatfreien Perioden begleitet babe. Dnd dock
ist es denkbar, daB der zauberbafte Wohlklang seiner Rede, der
auf die gauze zeitgeubssische Prosa einen dominierenden EinfluB
ausiibte, nicbt aucb seine G-edanken in weite Kreise trug? Und
man vergesse dock nicbt, daB Isokrates aucb Lebrer der Politik
war und als solcber auf eine zablreiche Jiingerscbaft wirkte. Den
Erfolg wenigstens sollte man ibm nicbt abstreiten. Denn es stebt
fest, daB seine Reden sebr viel mebr gelesen sind als die des De-
mosthenes. Es stebt, so sebr es nock spezieller Untersucbungen
bedarf, scbon heute fest, daB sein Stil, seine Gresichtspunkte, seine
Gescbichtsauffassung scbon auf die Historiker seiner Zeit stark
eingewirkt, die Alexandergescbicbte und die spatere Historio-
graphic stark beeinfluBt baben^). Er bat wirklicb der Politik
1) von Hagen, Hum simultas intercesserit Isocrati cum Platone, lenae 1906.
2) von Scala, Isokrates und die Geschichtsschreibung, Yerbandlungen der
41. Philologenversammlung, Leipzig 1892, sei in Erinnerung gebracbt, nacbdem
die Heueren oft auf diesen EinfluB hingewiesen haben. Es fehlt an eingebenden
Untersuchung en.
Beitrage zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 126
Philipps und Alexanders die Wege geebnet, und die Urkunde des
Landfriedensbundes zu Korinih (338) lehnt sich vielfach an das
Programm des Isokrates an^), dessen Ausfiibrung Philipp nach
der Schlacht bei Chaeronea in Angriff genommen hat, fiber dessen
Grrenzen Alexander weit hinausgeschritten ist. TJnd um die Er-
gebnisse der folgenden Untersuchungen, anzudeuten: der PHlippos
des Isokrates ist trotz seiner Verstandnislosigkeit ffir die zunachst
national makedonische Politik des Konigs dennoch ein Paktor und
ein Zugmittel in den Berechnungen Philipps gewesen und hat in
den politischen Parteikampfen und diplomatischen Verhandlungen
der Jahre 346 — 339 eine Rolle gespielt. Und nicht nur als Meister
des Stiles hat Isokrates auf Demosthenes gewirkt; Demosthenes
hat auch Gremeinplatze, historische Exempel, Schlagworter isokra-
tischer Pragung mit seiner feinen Berechnung ffir die Instinkte
der Menge verwertet, ja der werdende Staatsmann hat sich an
den leitenden Gresichtspunkten des Isokrates vielfach orientiert
und an seinen Gredanken sich gebildet, bis seine Entwickelung
zum radikalen Demagogen ihn in einen sich verscharfenden Gregen-
satz zu ihm bringt, der in einer betrachtlichen Zahl polemischer
Beziehungen auf beiden Seiten noch klar zu fassen ish
Niebuhr hat Isokrates einen schlechten und kummerlichen
Schriftsteller, einen der gedankenlosesten, armseligsten Greister ge-
nannt. Dies temperamentvolle Urteil hat stark gewirkt, aber es
ist uns nur noch wertvoll als Zeugnis des personlichen Empfindens
des grofien Historikers, der als erster die schemenhaften Grestalten
des Altertums mit Eleisch und Blut zu umkleiden versuchte und
leibhafte Menschen schaute ] es ist nicht mehr giltig. Es ist ein
gr obes V erdienst B e 1 o c h s und E. M e y e r s , daJB sie die Bedeutung
des politischen Denkers erkannt, seiner richtigen Schatzung gegen-
fiber den verbreiteten Vorurteilen Bahn gebrochen haben. Ereilich
sein Kredit in der Darstellung der Vergangenheit ist nicht gro6
und er wird noch sinken, je scharfer wir interpretieren lernen.
Vermeintliche Geschichtszeugnisse und Traditionen werden nur zu
oft als willkfirliche Konstruktionen entlarvt; aber sie gewinnen
oft, sobald man die Motive der subjektiven Darstellung durch-
schaut hat, einen neuen Wert als Zeugnisse ffir die Geschichte
der Zeit und ffir Tendenzen der Gegenwart.
Isokrates ist eine der wichtigsten Quellen ffir die Geschichte
des 4. Jahrhunderts ; aber die Benutzung dieser Quelle ist nicht
leicht. An den Debatten des Rates oder der Ekklesie hat er sich
1) Zuletzt hat das von Hagen, Philol. LXVII 125 hervorgehoben.
126
Paul W endland ,
nicht beteiligt ; politisch gewirkt hat er nur in seinen Broschiiren.
Er entwickelt in ihnen nicht wie der moderne Publicist die gegen-
wartige Situation im Zusammenhange, scheidet nicht etwa einen
historischen vom aktuell politischen Teile. Er nimmt einen freieren
nnd weiteren Standpunkt ein als die an die parlamentarische Ord-
nung gebundenen Pedner des Tages und betrachtet die Ereignisse
yon hoherer Warte. Seine personliche Auifassung der Pragen orien-
tiert er vor allexn an einer weiten Perspektive in die oft kiinst-
lich konstruierte Entwickelung der Vergangenheit und an Postu-
laten fur die oft auch in seinem Sinne weite Zeitspannen umfas-
sende PoKtik der Zukunft. Der Horizont des Mannes, in dessen
Schule Hunderte von Jtlngern aus alien griechischen Stadten zu-
sammenstromten , ist nicht auf Athens Interessen beschrankt,
sondern panhellenisch orientiert, wie es sein Beruf mit sich bringt ;
Gorgias war ihm yorangegangen. Die Aktualitaten des Tages
hat er scharf ins Auge gefafit; aber der kiinstlerische Stil und
seine yornehme Zuriickhaltung laBt sie scheinbar zuriicktreten.
Meist in den negativen Gliedern der Antithese angedeutet, er-
scbeinen sie als die dunkle Eolie des Idealbildes der Vergangen-
heit Oder der Zukunft, oder sie werden' in den Darlegungen yon
Eehlern friiherer Politik und daraus sich ergebenden Lehren ge-
wissermafien in die Vergangenheit zuriickyerlegt. Zu dieser Art
der scheinbar iiber dem Konkreten schwebenden DarsteUung kommt
noch die Anonymitat der Polemik, die, durch yornehme alte Tra-
dition gegeben und geradezu als Stilgesetz beobachtet, uns oft im
ITnklaren laBt iiber die Gegner, gegen die gestritten wird.
Aufgabe philologischer Interpretation ist es , die scheinbar
yagen und allgemeinen Betrachtungen durch die aktuellen Bezie-
hungen auf die konkreten Verhffltnisse zu beleben und auf den
Boden der Wirklichkeit, auf dem sie gewachsen sind, zu versetzen.
Intime Kenntnis der Zeitgeschichte erschlieBt oft solche Bezie-
hungen; wo andere Quellen yersagen, lassen sie sich im giinstigsten
Ealle etwa hypothetisch rekonstruieren ,* sicher bleiben yiele
solcher Beziehungen uns unkenntlich. Zwischen den Zeilen lesen
muB man oft, wie in alien feineren Produkten der Publicistik,
und auch an Aristoteles’ Athenerstaat haben wir das ja gelernt.
An einem Beispiele, an der Entwickelung des panhellenischen
Programms des Isokrates, mochte ich zeigen, daB diesen Geschichts-
quellen noch manche Zeugnisse abzugewinnen sind durch eine Inter-
pretation, die die Zeityerhaltnisse scharf ins Auge faBt, die die
Variationen desselben Themas genau yergleicht und nach den po-
litischen Motiyen der wechselnden Auffassungen fragt, die besonders
Beitrage zu athenisclier Politik und Publicistik des yierten Jakrkunderts. 127
auf die negativen Grlieder der Antithesen achtet, welclie mit Vor-
liebe aktaelle Beziehungeii enthalten, die endHch. die Projektiou
der Ideale in die Vergangenheit tmd die VerMeidnng der Politik
in die tendenziose Darstellung alten fur den Rhetor beliebig
wandelbaren Greschichtsstoffes als eines seiner beliebtesten Mittel
erkennt.
I
Verfolgen wir die Wandlungen des politischen Programms des
Isokrates! 380 hat er es zuerst im Panegyrikos vorgetragen, um
dadurch die offentliche Meinung fiir die Stiftung des Seebnndes
vorzubereiten, dem neu entstehenden Reiche die Ziele seiner Po-
litik vorzuzeichnen und die Schmach des Kbnigsfriedens zu tilgen ^).
Die ganze Macht der idealen Griiter, die das Herz der Grriechen
hoher schlagen lieBen, der Mythus, die Errungenschaften der
Kultur, die groBen Erinnerungen der Vergangenheit werden be-
trachtet als ein nationaler Besitz, den die Hellenen Athens Tiich-
tigfceit verdanken, und auf der dunklen Eolie der Brutalitaten
spartanischer Vorherrschaft, die das alte attische Reich in unge-
triibtein Grlanz erstrahlen laBt, erhebt sich das Morgenrot des
neuen Seereiches, das die alten panhellenischen Traditionen, die
zum Schaden fiir ganz Q-riechenland in Vergessenheit geraten sind,
wieder lebendig machen will. Versohnung und Einigung der
Grriechen (b^dvoia) und gemeinsamer Zug gegen den persischen
Erbfeind sind die beiden Hauptsatze des Programms. Das zweite
ist ohne das erste unmoglich. Zuerst mussen die Grriechen ihre
Bruderfehden, Athen und Sparta den Streit um die Hegemonie
aufgeben; dann erst ist die Aufgabe zu losen, deren GrrbBe allein
geniigen miiBte, alien griechischen Eehden und Wirrnissen ein Ende
zu machen. Der Perserkrieg ist geboten durch die Traditionen
der Vergangenheit und durch die nationale Ehre. Dem Znstande
muB ein Ende gemacht werden, dafi griechische Gresandte am Perser-
hofe betteln, daB mit persischer Hilfe griechische Stadte geknechtet
werden. Anch das materielle Interesse fordert diesen Krieg; denn
eine Kolonisation Asiens wird aller wirtschaftlichen Misere ein
Ende machen. — Die Einigung der Grriechen ist nicht moglicb,
ehe man sich fiber die Erage der Hegemonie verstandigt hat. Die
1) Vgl. die Ckarakteristik in der Antidosis - Rede 57 — 59. 77 und Pk. 9.
Ich kann mich iiber den P. kurz fassen, daWilamowitz, Aristoteles und Atheu
II 380 Situation und Tendenz scharf gezeiclinet hat. Im Polgenden ist P. =
Panegyrikos, Ph. = PMlippos, Pan. — Panathenaikos.
Kgl. Gea. d. Wiss. Naclirichteii. Phil.-Mst. Klaase. 1910- Heft 2.
9
Paul Wendland,
Hegemonie aber in diesem Kriege ist Athen allein zu nbernekmen
bernfen.
Die beiden Hauptsatze dieses Programmes hat Isokrates dnrch
jseinLeben festgehalten. Die Details der Ansfuhrtmg hat er man-
nigfach erweitert und den Verhaltnissen angepaBt. Der Panegy-
rikos bewegt sich noch seinem aktuellen Zweck entsprechend ganz
im demokratischen Fahrwasser. Monarchische Verfassnngsformen
widerstreben dem Grefiihle des Eedners (126. 161). Aber die Gre-
schichte des zweiten Seebtmdes muBte den Tr%er des panhel-
lenischen Gredankens enttauschen (Ph. 129). Der nene Seebtind
kehrte seine Spitze gegen Sparta und fiihrte nur zu neuen grie-
chischen Brnderkampfen. Wir beobachten nnn bei Isokrates wach-
sende Sympatbieen flir monarchische Verfassungsformen^). Dms
Jahr 368 tragt er Dionysios I., wie vielleicht schon etwas friiher
Jason ^), sein panhellenisches Programm vor; es war die Zeit, wo
Athen sich eifrig um die Gnnst des Dionys bemiihte (Ep. 1).
Von panegyrischen Reden halt er jetzt nicht mehr vielj wer
etwas erreichen will, muB sich an die Quelle der Macht wenden®)
(§ 6—7). Es ist eine groBe Sache, das gemeinsame Interesse und
Heil von Hellas, wo von er sprechen will (§ 6. 7. 9). Der Plan laBt
sich gerade jetzt, da die Spartaner die Herrschaft verloren haben,
Athen mit Dionys zusammenzugehen bereit ist, ausfiihren. Welches
der Plan ist, erfahren wir nicht; der Brief bricht plotzlich ab.
Aber die Charakteristik des Planes klingt so sehr an den Pan^
egyrikos an, dafi sich nicht zweifeln laBt, es handelt sich auch
hier um den Hationalkrieg. Es kommt das bekannte Zeugnis des
zwar unechten, aber alten und auf guter Kunde beruhenden
Speusipp- Brief es hinzu^). Der SchluB des Briefes muB friih im
1) Die Entwickelung der monarcMsciien Tendenzen bei Isokrates bat Sill,
XJutersucbungen iiber die platoniscbeu Briefel, Halle 1901, S. 9 ff. gut gezeichnet.
2) Aus Ep. 6, mag sie ecbt oder unecht seiu, darf man auf intime Bezie-
bungen zu Jason scblieBen, da ibn Isokrates Pb. 119. 120 (vgl. Xenopbon Hell.
VI 1, 12) vegen seines Planes eines Krieges mit Persien riibmt. Vermutlicb wird
sicb Jason, der kluge Eealpolitiker, zum panbelleniscben Programme des Gorgias,
der ja seine letzte Lebenszeit in Tbessalien wirkte, abnlicb gestellt baben, wie
Konig Pbilipp zu dem des Isokrates.
3) Das liegt im Zuge derZeit; s. meine Ausfiibrungen iiber Plato, PreuB.^
Jabrb. CXXXYI 208 ff.
4) 30. sokratiscber Brief § 13. Blab erlaubt sicb die gewaltsamsten Ein-
griffe in den Text, um den Brief fiir ecbt balten zu konnen. Icb glaube, abnlicb
wie Diimmler (Kleine Scbriften I 121), daB der Brief zwar unecbt ist, aber auf
gutem Materiale berubt, wobl Speusipps bei Atben. 506 zitirtem Briefe und des-
selben Ts%vmv s. meine Scbrift „ Anaximenes von Lampsakos“ S. 35.
Beitrage zur atlienisclien Politifc und Publicistik des vierten Jahrbunderts, 129
Interesse des Isokraies weggesclinitten sein, vielleicht yon ihm
selbst^). Denn im PMlippos § 81 zitiert er zwar die Entschul-
digungen, die er einst im Brief anDionys ahnlich wie jetzt Philipp
gegeniiber gebrancht habe; aber als eine Schrift gleichen Themas
nennt er im Philippes nur den Panegyrikos (§ 9. 11. 83. 93.
128 jff.), nicht nnsem Briefs).
Der Philippes ist im Pruhsommer 346, bald nach AbschliiB des
philokratischen Priedens nnd vor Niederwerfong der Phokier, ge-
schrieben^) und gibt ein interessantes Stimmungsbild der Zeit.
Isekrates erzahlt am Anfang, er habe noch vor kurzem an einer
Bede tiber den Streit nm Amphipelis gearbeitet nnd darin die
paradoxe These vertreten, dafi jede der streitenden Parteien ibr
wahres Interesse yerkenne und eigentlich for das Interesse der
anderen Partei wirke^); die Preundschaft Athens sei fiir Philipp
schen den Verzicht anf Amphipelis wert; Athen aber gebe besser
die Stadt anf und solle lieber in Asien Kolenieen griinden, Mit
dieser Ausfiihrung habe er gehoflPt, die Pehde beizulegen, aber
nech wahrend der Arbeit ist zn seiner Prende der Priede ge-
schlossen. So hat er das Thema den jetzigen Yerhaltnissen an-
gepafit nnd will zeigen , wie der Prieden anfrecht erhalten
werden kann,
Er nimmt das Programm des Panegyrikos: Versohnnng der
griechischen Q-roBstaaten, gemeinsamer Peldzug nach Asien, wieder
anf, wenn er anch sich bewnfit ist, die klinstlerische Vollendnng
der frliheren Arbeit in seinem jetzigen Alter nicht mehr erreichen
zn konnen^). Aber das thnt nichts. Hat er dock die Erfolg-
losigkeit panegyrischer Prnnkreden erkannt (ygl. Ep. 1, 6) nnd
wendet sich jetzt, nm ein praktisches Ziel zn erlangen, an den
Inhaber einer starken monarchischen Grewalt. Philippes soil
das alte Programm des Isekrates, Einigung der Hellenen ( 6 ^ 6 -
1) Vgl. Wilamowitz S. 391,
2) Alls Philippos 13. 130. 138 geht freilici bervor, daB er das Thema noch
bfter behandelt hat. ^ Ich hbergehe Ep. 9 an Archidamos, deren Unechtheit zu-
letzt Woyte, Be Isocratis quae feruntur epistulis, Lpz. 1907 S. 25ff, erwiesenhat.
3) Ygl.Stavenhagen, Quaestiones Bemosthenicae, Gottingen 1907, S. 26. 27 .
Bamals ist wohl auch Tbeopomps Enkomion auf Philipp erschienen,
4) Solche iiberraschende Paradoxieen lieht der Bhetor: VIII 69 die The-
baner fbrdern unsere (der Athen er) Sache, wir ihre. 107 ahnlich vom VerhMtnis
Athens und Spartas. Vgl. auch VI 72. ~ BaB Isokrates die Unvermeidlichkeit des
Konfliktes in der Chalkidike und in der Chersonnes nicht erkannt hat, zeigt
auch VIII 22 ff.
5) 10. 11 ygl. 27. 93. 94.
9 *
130 P aiil Wendland,
voL(^ und Krieg gegen die Barbaren, annehmen und verwirklichen
(1-16 >).
Freilicb bat man ibm gesagt, Philipp werde im BewuBtsein
seiner Macht das Bnch verachten; ’es feble ihm weder an Klugheit
nocb an guten Beratern, die sein Interesse besser kennen als Iso-
krates. Aber Isokrates hofft, Philipp werde ihn gednldig anhoren
nnd sich auch nicht durch die Mangel, die einer schriftlichen Dar-
legung notwendig dem lebendigen “Worte gegenitber anhaften,
stbren lassen^) (17—29).
Der erste Schritt soil die Versohnung der Hauptstaaten, Argos,
Sparta, Theben, Athen sein^). Wenn ihre Einigxing gelnngen ist,
werden die anderen von selbst nachfolgen. Schon als Nachkomme
des Herakles , mit dem die Schicksale jener Staaten in yerschie-
dener Weise verflochten sind, ist gerade Philipp zu der Aufgabe
berufen. Er wird sich leicht durch Wohltaten die Staaten ver-
pflichten kbnnen und wird sie zur Verstandigung bereit finden,
da sie alle in gleicher Weise durch die Kriegsnbte erschopft
sind^). Die Aufgabe ist der bisherigen er staunlichen Leistungen
Philipps wiirdig. IJnd niemand wird das TJnternehmen fiir un-
moglich halten, der sich erinnert, wie fruher Athens Verhalten
zu Persien, Theben, Sparta, von erbitterter Feindschaft zur
Fretindschaft umgeschlagen ist (30—46). Die Notlage der ein-
zelnen Staaten wird geschildert, die Bereitwilligkeit Athens, mit
Philipp zusammenzugehen®), als selbstverstandlich vorausgesetzt,
wenn es nur in der Einigung der Griechen den vorbereitenden
Schritt zum Perserkriege erkennen diirfe. Philipp hat schon
so Erstaunliches voUbracht, daB er auch dies Ziel erreichen wird ;
Aufgaben, die nicht minder schwierig waren, haben Alkibiades,
Konon, Dionys gliicklich voUbracht (46 — 67).
Die MachtsteUung, die Philipp durch die IJnterordnung der
griechischen Staaten gewinnen wird, wird in glanzenden Farben
ausgemalt (68—71). Er soil, so wird dann nach einem Ausfall
1) § 15. 16 ist auffallend unvorsichtig : Philipp hat Geld und Macht, kann
daher und ^idtsa^cci. Das erste soil er den Hellenen, das zweite den
Barbaren gegeniiber anwendeni
2) 26 ff. ahnlich Ep. 1 (an Dionys) § 2. 3, beide Male mit deutlichem An-*
Mang an Platos Phaidros 275 E.
3) Diese vier Hauptstaaten werden auch P. 64 gezahlt.
4) g 38. 40. 45 'T&v ytocgovrcov •na'nmv und ahnlich ofter im Folgenden, s.
auch 7. 149. 73 tccgccxdg, Vgl, auch XV 85. — Mit denselbeu Worten schildert
der P. die Situation seiner Zeit : 6. 167.
5) § 56 (86) cvvocyoDvisiad'atf derselbe Ausdxuck im Brief an Dionys § 8.
Beitrage zu athenischer Politik imd Publicistik des vierten Jalirliunderts. 131
gegen die Pliilipp anfeindenden Eedner bemerktO? die Grrieclien
zu sicb in dasselbe Verbaltnis setzen, in dem die Spartaner zu
ibren Konigenj Philipps Genossen (itaiQOL) zu ihm selbst stehen,
nnd ihnen alien unparteiisch gegeniiberstehen (73 — 80). Dann wird
mit ahnlichen Worten wie im Briefe an Dionys und nnter Hinweis
auf diesen entschuldigt , dafi gerade Isokrates, der an den bffent-
lichen Angelegenheiten keinen tatigen Anteil ninamt, sich an
Philipp wendet (81. 82).
Der zweite, dem P. 133 — 186 entsprechende Hanptteil der Rede
behandelt den Perserkrieg, liber den Isokrates zn den Griechen
erst nach Herstellnng der Einigkeit xeden kann (83). Da6 ohne
solche Einignng ein erfolgreicher Perserkrieg nnmbglich ist, be-
weisen die Erfahrnngen des Agesilans, des sen Untemehmnngen
gegen den GroBkonig miBgliickten, weil er zugleich den griechi-
schen Stadten sein (oligarchisches) Parteiregiment anfzwang, statt
sie sich zu versbhnen (86 — 88) ^). Andere mogen noch an den Ruhm
erinnern, den den Peinden des GroBkdnigs die Kampfe mit ihni
eingebracht haben; Isokrates will lieber Philipp den ITntergang
des jiingeren Kyros und den trotz dieses MiBgeschickes und der
meuchlerischen Ermordung der Eeldherrn glucklichen Riickzug der
Griechen ins Gedachtnis rufen (89 — 92), Elir die Riistung des
Krieges ist das Wichtigste das WohlwoUen der Griechen; wie
diese Sympathie, die dem Zuge des Kyros und des Klearchos nicht
entgegengebracht wurde, zu gewinnen ist, ist bereits gezeigt
worden. Leute, die mit Ereuden dem Werberufe folgen, sind bei
der wirtschaftlichen Misere Griechenlands leicht zu haben, und
Philipp selbst gebietet liber eine geschulte Kriegsmacht (93 — 98).
Die gegenwartige Schwache des persischen Reiches l^t das Tlnter-
nehmen aussichtsvoUer erscheinen als das des Kyros (99 — 104). Auf
die militarischen Details will Isokrates als Laie nicht eingehen;
aber er weifi, er redet im Sinne des Vaters Philipps (Amyntas),
der freundliche Beziehungen zu den griechischen Stadten suchte,
des Reichsgrlinders , der yom griechischen Gebiet sich femhielt
und mit der griechischen Abneigung gegen die Monarchie rechnete,
des Herakles, dem eigentlich eine besondere Lobrede gewidmet
werden miiBte und der einst die Rolle gespielt hat, die jetzt Phi-
lipp libernehmen soil. Ihm nacheifemd soil Philipp Wohltater
1) Die Stelle wird in meinem zweiten Beitrage ^Isokrates und Demosthenes^
behandelt werden.
2) Die Ausfuhrung ist abgeschrieben im unechten Briefe an Archidamos
(Ep. 9,11—14).
132
Paul W eudland,
der G-rieclien werden und ilir Vertrauen durch Milde und Menschen-
frenndliclikeit gewinaen (105 — 118). Welche SympatMeen hat lason
von Phera sich dutch den bloBen Plan eines asiatischen Peldzuges
gewonnen (s. S. 128^)! Wie wird man Philipp verehren, wenn er
den Plan ausfuhrtj das Perserreich yernichtet oder doch Asien von
Eilikien bis Sinope zu griechischem Besitz macht, dessen Koloni-
sierung dem Elend und der Notlage vieler Grriechen abhelfen wird,
wenn er mindestens die kleinasiatischen Griechen befreit ! Damit
ware das richtige Verhaltnis der Racen hergesteUt, und damit
ware dem jetzt in kleinlichen Bruderfehden aufgehenden griechi-
schen Ehrgeize ein groBes und leicht erreichbares Ziel gestellt.
Die andern Nachkommen des Herakles sind an einen Staat ge-
bunden, Philipp darf wie sein mythischer Ahnherr ganz Griechen-
land flir sein Vaterland halten^) (119 — 127).
Man wird dem Isokrates mangelnden Patriotismus vorwerfen,
weil er sich an Philipp wende. Aber er hat, wie sichs gehort,
sein Programm zuerst seiner Yaterstadt vorgetragen, leider kein
Entgegenkommen gefunden, da die tollen Redner mehr Vertrauen
genieBen. Mag man seine Reden hamisch anhoren, Philipp wird
man doch, wenn er sie zur Wahrheit macht, zujubeln. Europa
inuB Asien, die Griechen den Barbaren, die Machkommen des
Herakles den vom Eindling (vgl. 66) Kyros abstammenden soge~
nannten GroBkonigen ®) iiberlegen sein (128 — 132).
Das Kapital an Ruhm, das Philipp aus dem Eeldzuge ge-
winnen wird, ist noch mehr wert als Landerbesitz und Reichtum,
die ihm zufaUen werden (133 — 136). Kurz gesagt : nicht nur Iso*
krates’ Rede, auch Philipps Yorfahren, die Eeigheit der Barbaren,
die Halbgbtter, die friiher sich dutch Zuge nach Asien einen
Famen gemacht haben, der Vergleich seiner Macht mit der Schwache
des Perserreiches, das alles ermuntert zum Kriege. Philipp ver-
einigt politische und strategische Tiichtigkeit. Jene wird er den
Griechen, diese den Barbaren gegeniiber anwenden. Er wird die
unvergleichliche Tat voUbringen, wie ja im Grunde schon seine
bisherigen Leistungen die Halbgotter in Schatten stellen. Wenn
neben Herakles und Theseus die Helden des troischen Krieges
den Ruhm der anderen Heroen verdunkeln, wenn Athens Ruhm
1) Dies Minimum hat Philipp ins Auge gefafit, als er 336 Parmenion und
Attalos nach Kleinasien schickte.
2) Dasselbe Lob wird freilich P. 81 den Athenern gespendet.
3) Derselbe Sarkasmus in P. 121, Ep. 2,11. 3,5. — Das Alter der grie-
cbischen Staaten wird gegen den spatern Ursprung der persiscben Herrschaft auch
P. 178 ausgespielt (vgl YI 27).
Beitrage zu atKenisclier Politik und Puklicistik des vierten Jahrhunderts. 133
sich nicht auf die GescHchte seines Seereictes, sondern auf die
Grofitaten der Perserkriege griindet, ist Philipp der Weg des
Euhmes vorgezeichnet (137 — 148).
Alle Schwachen des Bnches soli Philipp mit dem Alter des
Verfassers entschuldigen. Pindet es im Ganzen seinen Beifall, so
soli er darin einen Wink des Schicksals erkennen, das ihn zu Taten
berufen hat, die Isokrates zuerst in Worte zu fassen die Ehre
hat. Sein Rat ist jedenfalls mehr wert als ein Enkomion. Ktirz
zusammengefaBt, Philipp soil Wohltater der Griechen, Konig (nicht
Tyrann) der Makedoner sein, als Herr der iibrigen Volker anch
sie nach Anfhebung des barbarischen Despotismns hellenische Piir-
sorge geniefien lassen^) (149 — 155).
Die Hanptgedanken des Panegyrikos, die beiden Satze von
der Einigung nnd vom Revanchekrieg in der eigentlimlichen Ver-
schlingung, da6 die Einigung Vorbedingung des Krieges, aber dorch
die Aussicht auf diesen Krieg erleichtert sein soli, der Gedanken
der Kolonisation Asiens mit seiner besondern socialen Begriindung
kehren im Philippos wieder; das Schlagwort bii6voia^ das sdt der
Sophistik in l^oraltraktaten eine Rolle spielt, in politischem
Sinne die Parole der restaurierten Demokratie wird, beherrscht
in der von Gorgias geschaflfenen panhellenischen Bedeutung beide
Reden, nm nur das wichtigste zu erwahnen. Die Erage der He-
gemonic nur wird anders beantwortet. Isokrates rechtfertigt das;
denn er weiB, man wird ihm den Patriotismus absprechen.
Der Stolz auf des attischen Reiches Herrlichkeit ist vergangen.
Im Panegyrikos hatte Isokrates die Geschichte des ersten See-
bundes in glanzenden Farben gezeichnet und hatte keinen Schatten
darauf fallen lassen wollen. Damals war ihm der Untergang der
athenischen Seeherrschaft der Anfang aller ITebel fiir die Hellenen
(119). Jetzt hat er langst resigniert und setzt den Verzicht auf
wirkliche Seeherrschaft, den er schon vor einem Jahrzehnt in der
Friedensrede gepredigt hat, als selbstverstandlich voraus. Die
Seeherschaft und die Tribute und das willkurliche Schalten Tiber
fremde Stadte, heiBt es mm, ist keineswegs ein Ruhmestitel Athens
* (146 vgl. Friedensrede 29. 30. 64). Er steht jetzt mit diesem Ur-
teil den im Panegyrikos bekampften Lakonisten naher als seinem
frlihern Standpunkte. IJnd wenn er Spartas Streben, Seeherr-
1) Das ist, ganz auders als der bekannte B-at des Aristoteles, im Sinne der
spateren Politik Alexanders gesagt. Ich kalte gegen E. Meyer, Kl. Schriften
S. 295, den Gegensatz des aristotelischen Satzes gegen Alexanders wirkliclie
Politik aufreclit.
134
Paul Wendland,
schaft zn gewinnen, als den Anfang seines Ungliicts bezeicknet
(61 vgl. Friedensrede 101), so benrteilt er Athens Seeherrschaft
offenbar nicht viel anders. Eine Hegemonie Athens kann von dem
Verfasser der Eriedensrede nicht mehr ins Ange gefaBt werden.
Er wendet sich jetzt an die Quelle der Macht: Philipp soil die
Einigung der HeUenen vollbringen und damit den Perserkrieg vor-
bereiten, d. h. ein Bundesstaat soli begrlindet werden, an dessen
Spitze Philipp steht (s, besonders 68 — 71). Auf die antimonar-
chische Gresinnung der G-riechen soil Piicksicht genommen werden,
die demokratischen Verfassnngen soUen nicht nmgestiirzt werden
(106. 107 vgl. 87). Philipps Verhaltnis zu den Griechen wird als
das der bezeichnet (128), aber dasselbe Wort wird anch
154 von Philipps kiinftiger Herrschaft iiber die Barbaren gebrancht.
Die Rolle des fiysfimv und svaQyerrjg* Aev Hellenen, die nach dem
Panegyrikos durch seine ganze Geschichte Athen gespielt hat,
wird jetzt dem makedonischen Konig zugewiesen^).
Als ein zweiter Herakles soil er die Griechen durch Wohl-
woUen gewinnen. Der Herakles-Mythus wird so gestaltet, da6
Philipp in ihm das Vorbild seiner Pflichten sieht. Die Wirren
und Note, von denen Herakles Hellas befreit hat, werden ebenso
charakterisiert wie die gegenwartige Notlage Griechenlands ^).
Dann hat Herakles die Griechen zum Kriege gegen Troia ver-
einigt und damit gezeigt, gegen welche Eeinde die kriegerische
Tiichtigkeit der Griechen sich zu bewahren hat. Der Satz lauft
ganz parallel der § 115 an Philipp gerichteten Mahnung (vgl. auch
148). Durch rhetorische Geschichtsbehandlung wird die beratende
Rede in Enkomion umgesetzt, indem die Plane des Isokrates in
die Vergangenheit projiciert und als schon von Herakles verwirk-
licht dargestellt w^den; wir werden sehen, dafi der Rhetor sich
dieses Mittels noch ofter bedient hah
1) Dem. Kranzrede 43: oC iihv natdTttvGtoi Sttrcclol %al dvale^rixoi @7}-
§(jctoi (pCXoVy cmfjQa xbv ^lUtctcov ijyovvxo. Polybios IX 33, 7. Der
Herrs cberkult ist im Anzuge, aucb darin bereitet Isokrates den Hellenismus vor,
vgl. Meyer, Kl. Scbriften 308.
2) 111 6q&v TTjv ^MXZdS'cc ytoXsficov %al GxdcBcov. Ttccl tcoXX&v dXXoov TtccTiwv
fiBCtrjv o^cav^ uta^icug tavtcc . . vgl, die S. 130^ angefiibrten Schilderungen der
Gegenwart und der Situation zur Zeit des P. — Man braucht nur das beschranktere
Lob des Herakles in P. 56. 60 zu vergleichen, um die Tendenz des ausgefiibrten
Enkomion zu versteben. Etwas naber stebt der bierin vielleicbt von Gorgias be-
einfluBte Olympiakos des Lysias § 2 dem Herakles-Bilde des Pb. — Der Ver-
fasser des 30. Sokratikerbriefes will vor allem von Herakles fiktive juristiscbe
Eecbtstitel fiir Philipps Politik ableiten.
Beitr^ge zur athenischen Politik und Publicistik des yierten Jahrlaunderts. 135
Wir lesen deutlici. zwiscten den Zeilen die Mahnung an
Philipp: Meide doch alle KoUisionen mit griechischen Stadten
und versperre dir nicM damit den Weg zu deiner groBen pan-
hellenischen Aufgabe; gewinne dir lieber dnrch Nachgiebigkeit
das Vertrauen der unartigen Kinder. So optimistisch urteilt er
anch in der Friedensrede (22). Es ist sehr schwer, dem Rhetor
ins Herz zu sehen nnd seine wahrste in diplomatischen Verkdei-
dnngen nnd Verhhllxmgen versteckte Meinimg zu erkennen; aber
den EealpoHtiker Philipp scheint er doch nicht ganz begriffen zu
haben. Die Unvermeidlichkeit der Kollision makedonischer nnd
athenischer Interessen in der Chalkidike nnd in der Chersonnes
sieht Isokrates nicht oder will er nicht sehen. Athen muBte die
Resignation noch iiber das im Areopagitikos nnd in der Priedens-
rede geforderte MaB iiben, wenn es zn keinen Konflikten kommen
sollte.
An feinverhhllten Mahnnngen an Philipp fehlts auch sonst
nicht im Philippos. Die Anfgabe, die Isokrates ihm stellt, ist,
heiBt es, groBer nnd heilbringender als die gegenwartigen Taten
Philipps (17 ahnlich 41) ; die Befehdxmg einzelner griechischer
Stamme nnd einseitige Parteinahme in den poHtischen Gegensatzen
griechischer Staaten wird offenbar miBbilligt (vgL 80). Philipp
hatte nie mit einem griechischen Staat in Streit geraten sollen.
aXXc(. yic-Q aTCavtsg nXeCco ^s(pvxa^£v i^cciiaQtdvsiv tj HazoQd'Ovv^ aber
in Znknnft woUen wir nns bessern (35). Urban begreift der
Redner sich nnd seine Landslente in den Tadel ein, der vor allem
Philipp gilt. Weiter, das Wohlwollen ist mehr wert als die
Erobernng vieler hellenischer Stadte (68^), vgL 95, 148 III 58).
Und die Polemik gegen Verlanmdungen athenischer Redner —
dafi Demosthenes vor allem gemeint ist, wird spater gezeigt
werden — , die alle Unternehmnngen Philipps in letzter Linie
gegen Griechenland nnd gegen Athen gerichtet sein lassen, diirfen
wir zugleich als eine feme Mahnnng an Philipp verstehen, doch
nicht diesem Gerede dnrch seine Thaten einen Anhalt zn geben
nnd dadnrch die Position seiner athenischen Frennde zn erschweren.
Die Kampfe mit den barbarischen Nachbarst^men Makedoniens
will er allenfalls als kriegerische tlbung gelten lassen , aber er
drangt znm Hanptziele (152 vgl. 70).
WelcheRoUe der Philipp in den Debatten der Jahre346 — 339
1) Tjv (s^votciv) Ttolh TidXXiov iati Xafistv TtoXXdg TtoXsig rwv'^EXXriviidav y’
iav ?tc£Ta ‘nqdtog sXstv vgl. Den. Ill 20 ^lXctctiov TtoXsig ^JBjXXriv^dccg
136
Paul We u dland,
gespielt hat und daB Isokrates nicht okne Grrnnd den Vorwurf
des mangelnden Patriotismus befurcktet hatte, wird im z-weiten
Beitrage gezeigt werden. Dem 30. Briefe der Sokratiker (o. S. 128*)
durfen wir glauben, daB der Philippes literarische Debatten ver-
anlaBt hat und daB er wirklich dem Konige iiberreicht und vor-
gelesen werden ist. Philipp hat sich gewiB das Programm des
Isekrates gern gefallen lassen und in ihm ein erfreuliches Mittel
zur meralischen Starkung seiner Macht gesehen. Aber seine Po-
litik ging zunachst andereWege und war ganz auf KonseKdirung ^
und Sicherung der makedonischen Macht gerichtet. Das hat na-
tiirlich Isekrates von ihm nicht zu horen bekommen, und so harrt
er mit ungeduldiger Sehnsucht der Verwirklichung seines pan-
hellenischen Planes durch den Konig. Seiner Stimmiing gibt er
in dem 344 an Philipp gerichteten Schreiben (Ep. 2) Ausdruck.
Zum Anlafi nimmt er die Machricht von Philipps Verwundung im
Kampfe gegen die Illyrier. Ich mochte, wohin auch die Auf-
fassung E. Meyers in seiner griindlichen Besprechung des Brie-
fes‘) zu neigen scheint, betonen, daB der scheinbare Zweck des
Briefes, die Mahnung sich kiinftig im Kampfe nicht personlich zu
exponiren, vorgeschoben scheint, um damit in diskreter Weise den
Hanptzweck des Briefes, die erneute Aufforderung zur Erfullruig ^
seiner groBen Mission, zu maskiren (vgl. Ph. 70). Immer deut-
licher ist sie im Portgange des Schreibens zwischen den Zeilen
zu lesen. Isokrates hat sich, so bemerkt er (§ 2), friiher im In-
teresse Athens und aller Griechen in die Unternehmungen des
Konigs eingemischt. Der Kuhm personlicher Tapferkeit soil dem
Konige weniger am Herzen liegen als die Gesamtlage (§ 3) und
das Tlntemehmen, durch das er unvergleichKchen E.uhm gewinnen
wird (10). Er soil statt ruhmloser und schwieriger (o. S, 13B)
ruhmvoUe und leichte Kriege fiihren, den sturzen, der sich den
Namen des GroBen anmaBt (o. S. 132®), und den Griechen zeigen,
gegen wen man Krieg fiihren soil (11, zur letzten Wendung vgl.
0 . S. 134). Er soli sich Athen nicht entfrenden lassen durch fiber- ’
triebene Nachrichten von Lasterungen ®), denen er in Athen aus-
gesetzt sei, soli vielmehr daraus, daB nichtsnutzige Verlaumder
mit ihren Reden etwas gelten, abnehmen, wie viel er erst durch
reale Wohlthaten (o. S. 131. 135) werde erreichen konnen (15). Wie
1) S. A. B. 1909 S. 766. tjber die Verwundung Philipps im Kampfe gegen
die Illyrier vgl. auch von Hagen a. a. 0. und Florian, Studia Didymea, Lpz.
1909 S. 34 ff.
2) S. E. Meyer S. 768 und meinen zweiten Beitrag.
Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jalirhunderts. 137
Isokrates im Philippes den Perserkrieg erst nach Herstelluiag eines
freundlichen Verhaltnisses zn den Griechen unternommen wissen
will, so mahnt er hier zur Verstandigung mit Athen, dessert
Bundesgenossenschaft oder dock woUwollende Neutralitat von
groBtem Werte ist (17. 18). Es ist besser, das "Wohlwollen der
Stadte als ihre Mauern zu erobem (21, vgl. o. S. 135). Philipp
wie] Isokrates haben beide mit dem TJbelwollen der Menge zu
k^pfen. Aber Philipp wird das MiBtrauen leicht zerstreuen,
wenn er nur sein Konigtum und seine Macht vertrauensvoll in
den Dienst der hellenischen Sache stellt (22 — 24)^).
Man sieht, das Verhaltnis Athens zu Philipp ist stark ge-
spannt ; ein feindliches Yorgehen des Kbnigs wind ins Auge gefaBt.
Das ist ja zunachst nicht erfolgt. Aber gefruchtet hat der Brief
so wenig wie die frilhere ausfuhrliche Rede. Die Verstimmungen
und KoUisionen haben sich in den folgenden Jahren nur gemehrt ^).
Dennoch halt der Greis mit unverwiistlichem Oiotimismus an seinen
lllusionen fest, unbeirrt auch durch die Anfeindnngen , die ihru
seine Beziehungen zu Philipp und seine Sympathieon fiir Mafce-
donien in immer groBerem Ma6e eintragen muBten, je mehr sie
der in Athen wachsenden Erbitterung gegen den nordischen Kon-
kurrenten widersprachen.
II.
Mit erstaunlich erfinderischem Sinne hat Isokrates im Pana-
thenaikos sich wahrhaft raffinirte Formen geschafiPen, in denen
er das Programm des Philippos erneuert, ohne die Gebote der
Diskretion dem Kbnige gegeniiber zu verletzen und ohne sich in
Athen zu kompromittiren. Diese AufFassung ist freilich neu.
Aber ich brauche bei Kennem wenigstens nicht zu befiirchten, daB
sie sich schon durch ihre Neuheit diskreditirt. Denn wer sich
ernsthaft mit dem Pan. beschaftigt hat, mnB mindestens wissen,
1) Der Brief ist durchsetzt mit Ankla,ngen an den Pli(ilippos). Einiges ist
schon bemerkt worden. Ich hehe noch einige wortliche Anklange hervorj § 8
vgl. Ph. 99 (Tod des jiingeren Kyros). — § 13 vgl. Ph. 19 (Eatgeber Philipps). —
Das Verhaltnis von § 14 ff, zu Ph. 73 ff. wird im zweiten Beitrage behandelt
werden. § 16 = Ph. 35. — Athen als Zuducht der Schwachen (| 18) ist hau-
figer Gemeinplatz, der nicht nur von Isokrates, sondern auch von Demosthenes ge-
braucht wird, s. den zweiten Beitrag.
2) Vgl S. 139 und den zweiten Beitrag.
138
Paul Wendlaud,
was mir seit zwanzig Jahren feststelit, dafi das Bucli bocIl nicht
verstandeu nnd seine Eatsel nocli nicht gelost sind. GewiiJ, der
Pan. darf anch dem, der bedenkt, dafi die meisten groJBeren Prosa-
biiclier dieser Zeit unseren Anspriichen an Composition im Grofien
nicht geniigen^), als eine besonders scblechte Composition gelten.
Ich unterschreibe dies oft ansgesprochene Ilrteil. Aber die meisten
Grlinde, mit denen z. B. BlaJB es stiitzt, kann ich mir nicht an-
eignen. Leeres Gerede nnd kindische Spielerei kann ich im Pan.
nicht iinden. Der Eindruck seniler Schwache, den manche vom
Pan. empfangen haben, ist, bei Licht besehen, im wesentlichen
ein Emgestandnis der Unfahigkeit, das Stiick zu verstehen. Das
immer noch bedentende stilistische Vermogen, die immer noch
melodischen Perioden, die stieitlustige Vorrede nnd der besonders
in seiner Selbstironie hberans reizvolle Schlnb verbieten doch diese
beqneme Ansflncht ans den Schwierigkeiten der Interpretation.
Das verdammende Urteil ist in diesem Ealle gesprochen worden,
ehe die erste Anfgabe philologischer Forschnng, die Anfgabe der
Interpretation, energisch in Angriff genommen ist, nnd es ist ganz
dazn angetan, von einem eindringenden Stndium, dessen das Bnch
bedarf nnd wert ist, abznschrecken.
Dem Schlnfi der Bede selbst verdanken wir genane Angaben
hber die Zeit ihrer Entstehnng, 94 Jahre alt schreibt Isokrates
am Pan. (3 vgl. 266); das fiihrt anf das Jahr 342. Er ist mit
der Arbeit beschaftigt, als knrz vor den Panathenaen eine hamische
Kritik seiner Studien erfolgt (17. 18), die ihn veranlaBt, die Vor-
rede zn schreiben. Dann hat ihn (wohl nicht lange na’ch jenem
Streit nnd nach Abfassnng der Vorrede), als die Rede znr Halfte
fertig war, eine schwere Krankheit 3 Jahre geplagt, nnd erst 97
Jahre alt hat er anf ,das Drangen seiner mit dem ersten Teile
schon bekannten Verehrer das Bnch voUenden konnen (266—270).
Das fiihrt ins Jahr 339, nnd in der Tat fehlt jede Beziehnng anf
die Verwickelungen von 338^).
Vergegenwartigen wir nns nun die Zeitverhaltnisse, ans denen
der Pan. hervorgegangen ist nnd anf die Isokrates, nach Analogic
seiner andern Brochiiren zn schliehen, eine ganz bestimmte Wirknng
1) Diels, G. G. A. 1894 S. 306. 307.
2) Wilamowitz, Aristoteles und Athen II 380. Er deutet auf die MOg-
lichkeit, daB der Pan. fur die kleinen Panattenaen 339 bestimmt sei. Mir scheint
die ErwS^linung der groBen Panatbenaen (§ 17) den Xitel 5:u recbtfertigen, der
ScbluB zu erklaren, warum Isokrates zu dem Termine nicht fertig livurde , der
Xitel also eigentlich nicht paBt; Genaueres weiter unten !
Beitr^ge zur athenisclien Politifc tmd Publicistik des yierten Jakrliunderts. 139
ausiiben will. Die Sorgen, die Isokrates in Ep. 2 an Eonig PMlipp
ansspricbt , waren nur zu begriindet. In den groBen Skandalpro-
zessen des Timarckos , Philokrates , Aeschines erhitzten sich die
Parteileidenschaften. Demosthenes gab bald die besonnenen Grnmd-
satze seiner Friedensrede anf, und die antimakedonische Stimmnng
machte in Athen Fortschritte. Philipp und Athen suchen ihre
Einflufisphare zu erweitern und geraten dadurch auf Euboa, Megara,
in der Peloponnes in Konflikte. Die Eadikalen spinnen ihre
diplomatischen FMen bis an den persischen Hof; Gresandtschaften
gehen hin und her. Mit unermiidlicher Greduld macht Philipp in
fortgesetzten diplomatischen Verhandlungen Versuche zur Yer-
standigung und friedlichen Beilegung der Beschwerden und nimmt
bfter Antworten hin, die der friiheren rechtlichen Festsetzungen
und aller politischen Klugheit spotten. Freilich fiihrt er unbeirrt
seine nationale Expansionspolitik in Thrakien fort, die Eonflikte
mit athenischen Intere^isen unvermeidlich machte. Philipp wiinscht
den Ejcieg nicht und erklart ihn auch noch nicht, als Diopeithes
in sein Grebiet einfallt und der Friede faktisch gebrochen ist.
Aber er zieht durch die Chersonnes, belagert.Perinth, dannByzanz.
Auf seinen Protest empfangt Athen Philipps Ultimatum!, erklart
den Krieg und unterstiltzt Byzanz, Das sind die wichtigsten der der
Veroffentlichung des Pan. sicher voranfliegenden Ereignisse. Es
folgen dann (339) Philipps Zug gegen die Skythen und Biickmarsch
durch das Grebiet der Trib aller, Philipps Wahl zum Feldherrn der
Amphiktionen (Sept.), Athens Verbindung mit Theben und endHch
(338) die Zerstdrung von Amphissa und die Entscheidung bei Cha-
ronea. — LaBt man die dreijahrige Kxankheit des Isokrates bald nach
den Panathenaen 342 beginnen, so ist es mdglich, wenn man die
Zahl von 3 Jahren nach oben abgerundet sein laBt, die Vollendung
des Pan. in den Herbst 339 anzusetzen. Es sind Jahre schwiiler
Stimmung, wachsender Erregung der Parteileidenschaften, eines
erst latenten, dann faktischen, endlich ofPen erblarten Kxieges mit
Philipp. Wer Isokrates nur als Ehetor ansieht oder wer den
Pan. iiberhaupt nicht ganz emst nimmt, der mag Isokrates ja
zutrauen, daB er in diesen Jahren sich init rein abademischen
Fragen und mit einem nur epideiktischen Thema habe beschaftigen
kdnnen. G-enauere Betrachtung wird zeigen, daB nur die mit
Eiicksicht auf die Zeitlage gewahlten besonderen Formen der Yer-
kleidung die Tatsache verdeckt haben, daB auch diesem Werke des
Isokrates aktuelle Tendenzen und Beziehungen auf die Gegenwart
nicht fehlen.
I. Ich beginne mit der Analyse der Yorrede (1—34):
140
Paul Wendland,
Hat er fruher seine die athenischen und die gesamthellenisclieii
Interessen betreffenden RatscMage (vgl. XV 3. 46) in den ge-
■wabltesten, begeisterten Beifall findenden Knnstformen vorge-
tragen, so will er jetzt in anderer, dem Alter entsprecbender
Weise reden. Aber er mufi, ebe er znm Tbema, den Taten Athens
und der Tugend der Vorfabren ^), kommt, von seinen personlicben
Erlebnissen reden (1 — 5).
So sebr er bemiibt gewesen ist, tadellos und rubig zu leben,
wird er docb von den Sopbisten verleumdet, von anderen verkannt.
Beiden muB er entgegentreten und sein Streben darlegen, in der
Hoffnung, dadurcb den Rest seines Lebens ungekrankt verbringen
zu konnen und fiir seine neue Rede mebr Aufmerksamkeit zu
finden. Sonst vom Gliick begiinstigt, bat er, auBer jenen Anfein-
dungen seiner Pbilosopbie, nur dariiber zu klagen, daB die Natur
ibtrt die zum aktiven Leben und zur lebendigen Beredsamkeit
notigen Gaben versagt bat (vgl. Pb. 81). So gilt er trotz uber-
legener Einsicbt und der boben Ziele seiner die Einigung der
HeUenen (bfi&votu), den Zug gegen die Barbaren, Kolonisirung
fordernden Politik (o. S, 127 ff.) weniger als die Redner des Pages.
Die Menge vertraut sicb deren Eiibrung an und stebt, so sebr sie
seine Reden lobt, seiner Person unfrenndlicb gegeniiber (7—15).
Seblimmer nocb ist das Yerbalten von Leuten, die sicb etwas
darauf einbilden, daB sie die Menge iiberragen. Zwar leben diese
ganz von seiner Weisbeit, tragen sie entstellt ihren Sobulern vor,
benutzen seine Reden als Beispiele — freilicb tragen sie sie sinnlos
vor — , dennocb auBern sie sicb liber seine Person veracbtlicb®).
1) § 5. 35 Wohltaten Athens als Thema hezeichnet. 24. 96. 112 (108) wird
als Thema hezeichnet der Nachweis, dafi die Athener den HeUenen mehr Gates
get an haben als die Spartaner, also die 39 geschilderte Methode der Synkrisis
angedeutet. In der Sache meinen alle Stellen dasselbe. Ygl. 48. 52. 60.
2) Das kann sebr wohl auf Aristoteles oder Theodektes zielen ; es laht sich
beziehen auf die ungenaue Art; wie Aristoteles die isokratischen Musterbeispiele
citirt (Yahlen, S. A. B. 1902 S. 189 ff.). Denn wenn auch Aristoteles’ Ehetorik
spater pablicirt ist, so spricht dock manches dafur, daB die meisten Beispiele
schon in der einige Jahre vor 342 veroffentlichten theodektischen Ehetorik standen
(s. meinen Anaximenes S. 36^). Und die Art, wie Aristoteles Isokrates’ Theorie
beriicksichtigt, kann sebr wohl dessen Unwillen erregt haben. Aber die Hypo-
these, daB der dreiste Sophist, dessen Angriff im Folgenden berichtet wird, Ari-
stoteles sei, laBt sich gar nicht begriinden, und es ist sebr bedenklich, daB
Bergk ihr zu Liebe einen nicht iiberlieferten Aufenthalt des Ai'istoteles in
Athen um 243/2 annimmt. — Zur Bestatigung meiner Beziehung von § 16. 17
auf Aristoteles laBt sich anfiihren, daB Isokrates Brief an Alexander (Ep. 5),
Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jahrhuiiderts. 141
Bisher hat er geschwiegen , der neueste kurz vor den groBen
Panatkenaen erfolgte Angriff zwingt ihn zn reden. Da kaben im
Lykeion einige gemeine und eitle Sopkisten tlber die Dickter, be-
sonders Homer und Hesiod geredet. Eigene Gredanken kaben sie
mcht vorgebrackt, sondern nur wie Rhapsoden die Gredichte vor-
getragen und wiederkolt , was andere Sckones dariiber gesagt
kaben. Dennock fanden sie Beifall, durck den der dreisteste der
Sopkisten zu einem Angriff auf Isokrates ermuntert wurde. Iso-
krates , sagte er , verackte Poesie , kokere Bildung und Pkilo-
sopkie; er erklare alle anderen Lekrer fiir Sckwatzer (16 — 19).
Im BewuBtsein seiner Besckeidenkeit ist Isokrates liber diesen
Ausfall emport. "Was soli er nun tun? Soil er diesen Angriff
erwidern? Das wlirde der Eitelkeit der Gregner nur sckmeickeln!
Oder soli er sie ignoriren und sick an die ihm miBgiinstigen
Laien wenden? Aber jedes neue Erzeugnis seiner Beredsamkeit
weckt ja yon Neuem ihren Heid^). Oder soli er es bei dem soeben
ausgesprockenen Protest bewenden lassen^) und jetzt sofort in
seiner Rede von Athens "IJberlegenkeit liber Sparta fortfakren?
Hein, er muB erst das eben Hiedergesckriebene zum AbsckluB
bringen, Anfang und SckluB in Verbindung setzen, d. k. er schliefit
das Probmium durck die Technik der Umrakmung zusammen; zu
seinem Ausgangspunkte zurilckkekrend legt er (26 — 34)^) seine
Studienricktung dar: sein freundlickes Yerkaltnis zu aller Bildung,
sogar zu den freilick nur mit MaB zu betreibenden modernen
"Wissensckaften, Greometrie, Astronomie, Eristik^), die praktiscke
der § 3 eine Spitze gegen Aristoteles enthalt, bald nach dieser Ausfulirung der
Pan. gescbrieben ist (E. Meyer a. a. 0. S. 763®).
1) Das zielt auf die Pratension des Rhetors, die Poesie auszustechen und
etwa auf Invektiven gegen die Dichter wie XI 38. Das Verhaltnis des Isokrates
zur Poesie ist behandelt in der S. 124 citirten Diss. von Hagens S. 54ff.
2) § 23: Sie werden sich noch mehr argern i^XXoag ts %&v cpava) vvv
Tto) TrjXiKovrog mv [TtSTtav^ivogJ TtaQccXriQcav, Das TtsTcavfihog in r ist mit den
andern Hss. zu streichen. Sie werden sich argern, daB er trotz seines Alters
noch nicht Unsinn redet, vgl. Ep. 6, 1 8 to^g &ifa>fv6vtag fii}
rjSTj fis ncc^a^Qovsiv diA td yfj^ag TtccvrdTtccGL XriQstv,
3) §24; Man soil mir auch nicht raten, d^ieXi^eavvi toi^vcov (die Sopkisten
sind gemeint) Ttccra^ccXdvTt, tcequCvsiv top X6yov (den Pan.). Uber
naxa^dXXBiv s. Bern ays, Ges. Abhandlungen I 118. Die gelegentliche
dialektische Widerlegung der Sophisten geniigt ihm nicht, er will sein positives
Bildungsideal entwickeln (25—34).
4) 26 — 29 ist meist Wiederholung aus XV 261 — 268. tlber die Eristik
vgl. auch Ep. 5, 3.
5) Als Yertreter dieser Wissenschaften kommen jedenfalls Platoniker inbe-
tracht. § 117. 118 bekommt Plato einen Hieb.
142
Paul Wen dland
AbzweckuBg der Bildung als besonderen Vorzug seines TJnter-
richtes. Von der Poesie zu reden fehlt ibm die Zeit, er will das
recbte Ma6 des Proominms nicht iiberschreiten (20 — 34).
Bern Leser die Ubersicht zn erleicbtem, will ich sogleich anf
die Analyse jedes Teiles der Rede die ■ Cbarakteristik nnd Be-
sprecbnng der Tendenz folgen lassen. Bei der lockeren Kompo-
sition des Buches empfiehlt sick diese gesonderte Betracbtung der
einzelnen Stiicke. In welchem Verbaltnis steht also die Vorrede
znm Granzen? Wie hangt sie mit dem Thema zusammen? Die
Prage zn beantworten, muB ich, das Resnltat der folgenden Unter-
suchnng vorwegnehmend, bier schon bemerken : Der Pan. ist nicht
das, wofiir er sich ansgibt, er ist kein reines Enkomion. Er ist
zngleich ein in die Form der Lobrede verkleideter (fviifiovXevuTcdg.
Diese Erkenntnis, daB der Pan. viel weniger anf panegyrische
Epideiktik als anf Bearbeitnng der offentlichen Meinnng nnd
aktnelle Wirknng berechnet ist, wirft anf Zweck nnd Absichten
des Probmiums, wenn auch znzngeben ist, daB seine Yerbindnng
mit dem Bnche keine enge nnd harmonische ist, nenes Licht.
Isokrates will anch hier als Yertreter einer bestimmten Politik,
des alten Programmes von 380 anftreten, das er durch den Make-
donen verwirklicht zn sehen hofft, aber nicht nnr als Puhrer in
der anBeren, sondern zngleich im zweiten Teile als Reformator
der inner en Politik im Sinne der Friedensrede nnd des Areopagi-
tikos. Weil er viel mehr sein will als bloBer Schonredner, nimmt
er anch zn den politischen Gregensatzen nnd Parteikampfen seiner
Zeit Stellnng. So nimmt das Personliche einen breiten Ranm ein,
aber es erscheint nns weniger deplacirt, wenn wir den Pan. als
ein politisches Pamphlet verstehen lernen. Es ist nnn nicht anders
zn benrteilen, als die persbnlichen Bemerknngen z. B. des Phi-
lippos : die Polemik gegen die Rhetoren d. h. die Staatsmanner
(Ph. 2. 72 81), die wegwerfenden AuBerungen iiber die zweck-
losen Reden vor groBen Yolksversammlnngen (12), die Entschul-
digungen der formalen Schwachen seiner nenen Komposition (10. 27.
28) , das Schnlgesprach (17 ff.) nnd manches andere. GrewiB , daB
das alles einen ungebhhrlich breiten Eanm einnimmt, hangt mit
individnellen Schwachen des Menschen, mit seiner Eitelkeit, Em-
pfindlichkeit nnd tlberschatznng der eigenen Person znsammen.
Aber ganz kann der Pnblicist solchen personlichen Anseinander-
setznngen nicht ans dem Wege gehen. Wer in politischen Kam-
pfen steht, fiir den bedentet, anch wenn er nnr mit der Peder
streitet, jeder erfolgreiche Angriff anf seine Person zngleich eine
Schwachung der politischen Position, die er einnimmt, eine Dis-
Beitrage zur athenisclien Politik und PubHcistik des vierten Jahrliunderts. 143
kreditirung der Sacke, fiir die er sick einsetzt. Die Invektiven des
Proominms des Pan. gegen Neid und boskafte Verlaumdung seiner
Feinde, gegen Verkennung seiner Person, seiner Absickten, seiner
politiscken und erziekeriscken Wirksamkeit; die Ausfalle besonders
gegen die Redner (10. 11. 12. 15), d. k. die Vertreter eines andern
politiscken Standpunktes, die das Ohr des Volkes besitzen — alles
das ist begreiflicb, wenn wir im Pan. ein in die Form des En-
komion eingekleidetes politisckes Prefierzengnis seken.
Aber dafi die eingehendste , gegen ganz bestimmte Person-
lickkeiten, die das atkeniscke Publikum sofort herauserkennen
muBte, gericktete Polemik, „Sopkisten“ und Vertretern der "Wis-
sensckaft gilt, das bedarf der Erklarung; denn es sckeint nickt
zur Sacke zu gekbren. Es ist auch nickt durck die Sacke ge-
fordert, sondern aus dem ganz indiyiduellen Empfinden des Iso-
krates zu yersteken. Der yornekme alte Herr mit seiner steifen
Grrandezza und wiirdeyollen Reserye laBt sick durck die Rketoren
nickt aus der Ruhe bringen. Den Schreikalsen der Ekklesie, die
den Pobel fanatisiren und in ikre Tascke wirtsckaften, stekt er
wie den Adyokaten sckon als Vertreter gut burgerlicker Moral
mit dem bei der Korrnption des offentlicken Lebens verstandlichen
Grefiikle der tlberlegenkeit gegeniiber. Fiir dies Gelichter hat er
gelegentlicke FuGtritte und Hiebe — nickt nur in der Vorrede
des Pan., sondern auck in seinem Kern — , aber in einen ernst-
kaften Kampf mit iknen einzutreten kalt er unter seiner Wiirde.
Aber es sind ikm gefakrlickere Gregner auf einem andern Boden
erwachsen. Die beispiellos rapide Entwickelung der Pkilosophie
und aller Wissensckaften durck die Sokratiker, besonders Plato,
dann auck Aristoteles mit ikren Sckulyerbanden, hatte die dilet-
tantische Allerweltsbildung , die Isokrates Zeit seines Lebens als
Summe alles Wissens und einzig wakre Pkilosopkie zu Markte
trug und yon der nur die formale Ausbildung der Kunstformen
etwas wert war, zusekends in Sckatten gestellt. DaB seine "Weis-
keit riickstandig und iiberkolt sein sollte, da6 sick die Elite der
Bildung yon ikm ab- und neuen, kokeren Idealen zuwandte, das
sckmerzt ikn in der innersten Seele. Diesen konkurrirenden Ver-
tretern der Wissensckaft gegeniiber yermag er die Ruke und die
Sickerkeit des SelbstbewuJBtseins nickt zu bewakren. Durck sie
fiiklt er seine ganze Autoritat bedrokt und ersckiittert. Er
fiircktet, daB mit seinem pkilosopkiscken und wissensckaftlicken
1) § 133. 140 ff. (248). Sie werden weiter unten und im zweiten Beitrage
nebst ahnlicben Stellen anderer Keden genauer behandelt werden.
Kq^l. Ges. d, Wiss. Nachrichten. Philolog.-Mstor. Klasae 1010. Heft 2, 10
144 Paul Wendland,
Kredite aucli der politisclie sinben bonne. Darnm wahrt er in
der Vorrede seinen Standpunbt nnd entwicbelt seine Richtnng der
Bildxmg und PMlosopHe, In einem gewissen Znsaimnenhange
stehen ja anch diese Grrundsatze mit dem Thema seiner Rede.
Denn die Hanptsatze seiner „Pliilosopliie“ kebren znm Teil als
Leitmotive in dem Tbema der Rede wieder nnd werden im Schnl-
gesprache des Epiloges weiter ansgefiilirt.
Am anstobigsten sind die Diskrepanzen, die sick aus der Ent-
stelmngsgescliichte ergeben baben nnd die der Antor nicbt ans-
geglicben bat. Die Rede beiBt Panatbenaikos, obgleicb der Titel
nicbt mebr zntrifft. Das mnfite die formlos angefligte ScblnJBnotiz
recbtfertigen. G-ewifi, Isokrates hatte diesen AnstoB dnrcb Um-
arbeitung der 342 gescbriebenen Vorrede vermeiden konnen. Aber
339 woUte er die Rede rascb ansgeben lassen, nm zn verbliten^
da6 sie etwa von den Ereignissen ganz liberbolt werde; darnm
wartet er nicbt anf die groBen Panatbenaen 338. Er scbiebt, wie
gezeigt werden wird, die zweite, drei Jahre spater gescbriebene,
mit der ersten nicbt barmonirende Halfte mechaniscb an die erste.
Um das Verfabren zu begreifen, mnssen wir uns erinnern, welcbe
Arbeit die stilistische Eeile dem Isokrates machte, wie langsam
er infolgedessen prodncirte. Der Greis bat die Miihe der einbeit-
licben Redaktion gescbeut, nnd er bats gewiB nicbt iibers Herz.
bringen konnen, die drei Jabre znriickliegende Polemik den Riick-
sicbten der Komposition znm Opfer zu bringen. So legt er die
Gescbicbte des Bncbes dar, nm die Mangel der Komposition zn
entscbnldigen. Er selbst ist sicb deren voll bewnBt. Diesen nn-
fertxgen Znstand des Bncbes muB man sicb gegenwartig balten.
Die Teile des Bncbes wollen fiir sicb betracbtet sein, nnd das
XIrteil iiber ibren Zweck nnd ibren Wert muB nnabbangig von
dem nnglinstigen Drteil liber die Komposition des Ganzen ge-
wonnen werden,
II la. Der Kern des Bncbes bestebt ans zwei ziemlicb ans-
einander fallenden Hanptteilen. Icb wende micb der Betracbtnng
des ersten (35—107) zu, der Athens Wobltaten znm Tbema bat.
Einige Praliminarien werden vorangescbickt, Athens Verdienste
nm die Hellenen bat er scbon oft bebandelt, jetzt aber znm ersten
Male znm besonderen Tbema seiner Rede gemacbt. Mancberlei
ermnntert ihn zn seinem Unternebmen trotz der Schwierigkeit,
das groBe Tbema wiirdig zn bebandeln : die maBlosen Anfeindnngen
Athens, das Ungescbick anderer Lobredner, sein bobes Alter, das,,
wenn die Rede wohl gelingt, seinen Rnhm erboben, im andern
Ealle ibre Scbwacben entscbnldigen wird. Die ricbtige Metbode
Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jabrhunderts. 146
aber filr eine Lobrede auf einen Staat ist die der Vergleichung
mit einem andern gleich bedeutenden Staate^). So glaubt er
Athens Macbt, Taten, Verdienste ins hellste Licht zu stellen
dnrcb die Parallele mit Sparta, das die einen maUvoll loben, die
andern libermaBig verhimmeln (36 — 41).
Er beginnt mit der Urzeit. Drei Ztige werden in der altesten
Grescbicbte Athens hervorgehoben, die sich mit den drei Leitsatzen
des isokratischen Programmes decken: Athen hat die Einigung
der andern G-riechen gesncbt, hat die seit dem troischen Kriege
traditionelle Eeindschaft mit den Barbaren fortgeflihrt, hat durch
Eroberung der Kykladen nnd Grllndnng von Kolonieen anf beiden
Erdteilen alien notleidenden Briidern eine Heimat gegeben; karz
Athen hat gezeigt, wie die griechischen Staaten verwaltet werden
nnd gegen wen sie Krieg fllhren miissen®), damit Hellas groB
werde. Sparta dagegen hat, nur anf Kriegsrnhm nnd egoistische
Machtentfaltnng bedacht, die griechischen Stadte der Peloponnes
sich nnterworfen ; die Not der Brlider hat es so wenig empfnnden
wie die Pflicht des Nationalkrieges. So hat Atben als Wohltaterin
die Liebe aller Hellenen gewonnen, Sparta Enrcht nnd Schrecken
nm sich verbreitet (42 — 48).
Die zweite Antithese betrifft die Leistnngen im Perserkriege.
Die tlberzahl der von Athen gegen Xerxes gestellten SchiflFe, die
GroJBe des durch die Preisgabe der Stadt gebrachten Opfers, die
hberragende Intelligenz des Themistokles wird betont. Die
Griechen selbst haben durch tlbergabe der Hegemonic an Athen
das gerechte Urteil hber beide Staaten ansgesprochen (49 — 52). —
Man brancht nur den parallelen Abschnitt des Panegyrikos
(85 — 99), der von dem Gedanken des edelsten sich iiberbietenden
Wetteifers beider Staaten beherrscht ist, zn vergleichen, nm die
einseitige Tendenz der anf die Kontrastwirknng berechneten Dar-
stellnng des Pan. zn erkennen^), in dem kein Wort von Thermo-
pyla fallt.
1) Die Vergleicliung als Mittel der Lobrede batte in den Technai ibren
festen Platz ; s. m e i n e n Anaximenes S. 58 ; G. P r a u s t a d t , Encomiorum
. . . . bistoria, Lpz, 1909 S. 64. 66. 88. 89.
2) Ygl. 0 . S. 127 ff. 140, tiber die Tradition von einer einmaligen jonischen
Wanderung und Eroberung als Reflex des attiscben Reicbes s. Wilamowitz
S. A. B. 1906 S. 69 ff. 46.
3) tiber diese beliebte Wendung s. S. 134 und Pan. 187.
4) 52 vgl. 67 und P. 72 VII 17. 80 VIII 30. 76.
5) Abnlicb tendenzios behandelt Platos Menexenos die Perserkriege: Hermes
XXV 188.
10 =^
146
P a ul W endland,
Die dritte Antithese, die die athenische und die spartanisclie
Seeherrschaft gegeniiberstellt, ist nur eine verdiinute Auflage des
polemischen Abschnittes des P. ^). Von FeMern haben sicb. frei-
lich wahrend ibrer Seeberrscbaft beide Staaten nicbt freigebalten,
aber die Vergleicbnng fallt aucb bier zu Athens Gnnsten ans.
Atben bat seine Grriecbenfrenndlicbkeit dadnrcb gezeigt, da6 es
ancb den Bundesgenossen die Wobltat demokratiscber Verfassang
sicberte; Sparta bat sicb dnrcb seine Zebntherrscbaften und ibr
Scbreckenregiment verbaBt gemacbt^). Das groBere Woblbefinden
unter Athens Fiibrnng gebt daraus hervor, daB Athens Herr-
schaft 65, die spartaniscbe nur 10 Jabre ertragen ist®). Atben
bat nn Kampfe um die Behauptung seiner Herrscbaft zebn Jabre
standgebalten und sicb vom Sturze rascb erbolt, Sparta bat, scbon
vorber auf die Herrscbaft zu Lande bescbrankt, durch die eine
Scblacbt bei Leuktra seine Macbt yerloren und sicb seitdem nicbt
wieder erbeben konnen. — Das Verbalten beider Staaten zu den
Barbaren wird beleucbtet durcb den Gegensatz des Kallias-Friedens
von 449 und des Konigsfriedens von 386 (§ 59 — 61). Der P.
fiibrt § 120 (115) denselben Vergleicb aus^). Sparta wird an
beiden Stellen fiir den Konigsfrieden verantwortlicb gemacbt^),
obgleicb dock Athens Politik den Frieden beraufbeschworen batte
und Isokrates, als er den Pan. scbrieb, sicb erinnern konnte, daB
Atben selbst sicb oft auf den Boden des Konigsfriedens gestellt
und ibn bald gegen Sparta, bald gegen Theben ausgespielt batte,
ja' dafi er selbst in der Friedensrede den Standpunkt jenes Frie-
dens vertreten batte. Die Haltung Sparta gegenliber ist noch
etwas einseitiger als die des P., der § 176 docb eine gewisse Mit-
scbuld der andern Staaten am Konigsfrieden zugibt.
Im Anbange dieser Antitbese folgt nacb ^einer Zusammen-
fassung der drei Yergleicbsmomente ein wieder in den Geleisen
des P. sicb bewegender apologetiscber Abscbnitt (62 — 73). Atben,
so sagen seine Anklager, bat Gericbtszwang gegen die Bundes-
1) tiber ibn s. Wilamowitz, Aristoteles und Athen II 385 ff., der zeigt,
daB in der panhellenischen Rede die direkte Polemik gegen Sparta vermieden
nnd durch eine Invektive gegen lakonisirende Anklager Athens maskirt wird.
2) Pan. 54. 65 = P. 104 — 106. 110 vgl. VIII 95 ff. Dekarchieen aucb
Pan. 68 und Y 95.
3) Pan. 56 vgl. P. 106, wo die Herrscbaft sich auf 70 Jahre erstreckt. Die
Angabe des Pan. ist genauer; es sind die Jahre 477—412 gemeint,
4) Ebenso Diodor XII 26, 2 nach Ephoros. Vgl. E. Schwartz, Hermes
XXXV 108.
5) Ahnlich der Menexenos : Hermes XXV 190.
Beitrage zur athenischen Politik und Puklicistik des vierten Jahrliunderts. 147
genossen geiibt, ibnen Tribute auferlegt, bat die Melier. Skio-
naer, Toronaer vernicbtet^), GrewiB, Febler mag Atben begangen
baben, sind dock aucb die Grotter nicbt feblerlos. Aber Spartas
Herrscbaft ist viel barter gewesen, und man mufi die lakonisi-
renden Verleumder Athens an Spartas groBere Frevel erinnern,
das mebr G-riecben obne Grericbt getotet als Atben wabrend seiner
Herrscbaft vor Grericbt gezogen bat Tribntpflicbtig baben die
Bundesgenossen sicb ans freien Stiicken durcb ibren Anscblufi an
Atben gemacbt (o. S. 145'^). TJnd sie steuerten in ibrem eigenen
Inter esse, nm sicb die demokratiscbe Ver fas sung und Freibeit zu
wabren. Und im Grunde steuerten sie von dem Besitz, den sie
uns verdankten. Athens Vorgeben ricbtete sicb gegen ein Paar
elende kleine Inseln®); die Spartaner baben (bei der Einwandernng
der Herakliden) die bedeutendsten Stadte der Peloponnes ver-
nicbtet^), indem sie pietatlos vergaBen, was diese Griecbenstadte
und die von ibnen gesteUten Fubrer im troiscben Kriege geleistet
baben.
2. Die Erwabnung der ungerecbten Eroberung von Messene,
Lakedamon, Argos, den Stadten des Nestor, Menelaos, Agamemnon,
fiibrt zu einem breit angelegten Exkurse, einem Enkomion des
Agamemnon. In einer Bemerkung, die ibrer Kiirze wegen nicbt
die verdiente Beacbtung gefunden bat, bat Schafer^) die Ten-
denz dieses Abschnittes erkannt. Er ist nicbt anders zu beur-
teilen als die Herakles-Episode und ibr negatives Gegenstiick, die
Agesilaos-Episode des Pbilippos. Die wbrtlicben Anklange an den
Pbilippos beweisen, dafi aucb bier die dem makedoniscben Konige
vorgezeicbnete Zukunftspolitik in die belleniscbe Urgescbicbte
projicirt wird. Agamemnons Troiazug ist wie der dem Philipp
1) Pan. 63 = P. 100. Ber Pan. ist wieder etwas genauer, wenn er Torone
zufiigt (Xenophon, Hell. II 2, 3). — P. 113 wird der Gerichtszw'ang beriihrt, 132
die Tributerhebung den Spartanern vorgeriickt.
2) Pan. 66 = P. 113. Die ubertrieben pointirte Antithese des P. ist im
Pan. gemildert , s. Wilamowitz 386. 388 und Busolt, Hermes XXXIII 86,
Dummler II 428.
3) 70 vriavS^ia vgl. 89 utoUxvCaiV.
4) § 71. 72, darum schon 45 ^%ovtss Ttoliv aXXotQiccv. Uber den Zweck
dieser tendenziosen Geschiclitsdarstellung werde ich am SchluB dieses Anfsatzes
handeln.
5) Demosthenes und seine Zeit IIP 6, Blafi IP 321. — Zugleich hat die
Episode eine polemische Spitze gegen Sparta. Nach Isokrates haben die Spar-
taner das Reich Agamemnons ungerechter Weise erobert, spartanischer Patriotis-
mus machte Agamemnon zum Spartaner.
148
Paul Wendland,
angeratene asiatische Feldzug das preiswurdigste und fiir die
Hdleuen heilsamste TJnterneluiien, das in Jieiner Zeit seines Grleichen
geliabt L-at (73. 76. 78). Agamemnon ist der Heerfiihrer von ganz
Hellas geworden, wie es Philipp werden soil; ob er die Wiirde
durch freie Wahl der Hellenen erlangt oder sie sich selbst ge-
schaffen hat (76), weiB Isokrates so wenig, wie er es von Philipp
wissen konnte ; gewiinscht hat er gewifi das erste, aber das zweite
wohl schon gefiirchtet, als er 342 die Worte sohrieb. Im Besitze
seiner Macht hat Agamemnon keine der hellenischen Stadte ge-
krankt — davor wurde ja Philipp gewarnt (o. S. 136) — , sich gegen
keine vergangen (ilcc^uQrBlv) — solche Pehler warden ja Philipp
in diskreter Weise vorgeriickt (o. S. 136); er hat die Grriechen von
den Kxiegsnbten und Wirren erlost, sie einheitlich znsammenge-
schlossen (b^dvoua) and mit Vermeidung aller unniitzen and aben-
tenerlichen IJnternehmungen sie gegen die Barbaren gefiihrt (77).
Wieder sind die Parallelen mit Handen zu greifen: die Notlage,
die Agamemnon vorfand, wird mit den gleichen Worten geschildert
wie friiher die traurigen Verhaltnisse, in denen Philipp als Better
erstehen solP); die .Schlagworter der dem Philipp zugewiesenen
Mission kehren wieder; and Philipps Bleinkriege gegen Thraker,
Skythen and Triballer erschienen ja Isokrates bei seiner Ver-
standnislosigkeit fiir die nationale Sendung Philipps als nnniitze,
zeitranbende , seine sehnsiichtige Erwartnng anfs anfierste fol-
ternde Episoden (o. S. 135. 136).
Die GrrbBe der Leistnng Agamemnons ist freilich noch nie
gewiirdigt worden; denn die Menschen geben mehr anf sensatio*
nelle Effekte als auf reale Wohltaten. Es war etwas GrroBes,
daB Agamemnon Konige zu seinen Grefoigslenten machte und sie
mit dem BewuBtsein erfiillte, daB es den Kampf fiir ganz Hellas
gegen die Barbaren und Asiaten iiberhaupt ^) , Bevanche fiir die
Einfalle des Pelops, Danaos, Kadmos gelte^), etwas GrroBes, daB
Agamemnon ein aus so vielen durch gegenseitigen Hader, Neid,
Eifersucht zersplitterten Staaten zusammengebommenes Heer ohne
1) 77 Ttci^ocXa^div rovg ’''Ellrjvag sv 7Vols(i(p %ccl tccQaxccfg %ccl TtoXXoig kcctiols
6vt(xg, vgl. 0. S. ISO*. 1342.
2) Helena 49 (P. 181) wird der Krieg um das Weib gefiihrt, Pan. 80 wird
das ausdriicklich hestritten.
3) DaB aus dieser miBdeuteten Stelle die dumme Anekdote, die Isokrates
3 Verse des Euripides von den 3 Barbaren vor dem Tode recitiren und Philipp
als den 4. aureihen laBt, herausgesponnen ist, hat von Hagen, Philol. LXVII
116. 117 gezeigt.
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 149
Sold zusammenlialten konnte darch die Mittel des feindlicliert
Landes nnd durch seine tiberlegene Einsicht (79 — 83), Die Be-
ziehnngen anf die Gregenwart liegen wieder klar: Die Sckwie-
rigkeit einer Einigung aller Hellenen wird jetzt von Isokrates der
veranderten Zeitlage entsprechend sekr viel tiefer empfnnden als
in den optimistisclien AuJBerungen unmittelbar nacli dem Erieden
des Pbilokrates (o. S. 130). Da6 gerade im reicken Asien der
Kxieg den Krieg ernabren werde, hat Isokrates friiher schon zur
Empfehlung des Perserkrieges bfter bemerkt. Besonders charak-
teristisch aber ist die Art, wie Isokrates, ganz im Sinne des
herodotischen Proomium die Weltgeschichte als einen fortgesetzten
Kampf von Hellenen und Barbaren, Occident und Orient betrach-
tend, den troischen Krieg sclion in einen Revanchekrieg umwandelt,
wie es der von ihm herbeigewunschte Nationalkrieg unter Philipps
Fiihrung sein sollte.
Die Agamemnon-Episode ist umrahmt von Entschuldigungen
und Motivirungen der Abschweifung (74. 76 und 84 — 87), die nach
BlaB leeres Grerede waren. Nun ich meine, so viel ersehen wir
dock mindestens aus diesen personlichen Bemerkungen, daB Iso-
krates noch nicht so senil ist, die Schwachen seiner Komposition
nicht zu sehen. Er ist eigentlich gar nicht diimmer als seine
modernen Kritiker, die ihm mit iiberlegener Miene gegenubertreten;
denn er hat in diesem Punkte und, wie wir sehen werden, auch
sonst in seiner Selbstkritik ihnen ihre Einwlirfe vorweggenommen.
Aber, so fragt man sick mit voUem Rechte, wie kommt es, daB
der Mann, der sick der Schwachen seiner Komposition bewuBt ist
und sie uns klar darlegt, sie nicht zu meiden gewuBt hat ? Man
konnte sagen: Sein geistiges Vermogen reicht nicht mehr aus, ein
harmonisch geschlossenes Granzes zu schafPen wie auf der Hoke
seiner Krafte im Panegyrikos, wohl aber der nachlassenden Kraft
sick bewuBt zu werden, und man konnte sick auf derartige seit
der Eriedensrede haufige Selbstzeugnisse berufen, wenn nicht
Isokrates so gern mit seinem Alter kokettirte. Ich mochte diese
Antwort nicht durchaus als falsch abweisen; aber sie geniigt nicht,
das ganze Ratsel des Pan. zu losen, das nach meiner IJberzeugung
sick erst enthiillt durch die besondere Eigenart des Buches als
eines Xdyog i<^xYi^arc6}ievog, Es ist eine merkwurdige Erscheinung,
daB bei zunehmendem Alter des Isokrates die aktuellen Interessen,
die Tendenzen auf praktische Politik eigentlich immer ungestiimer
hervordrangen. Der intelligente Publicist hat, wie Wilamowitz
treffend sagt, die Empfindung fiir den kommenden Wind, mit dem
das Staatsschiff fahren will; aber er selbst wahnt der Politik den
IBO
Paul Wendland
Kurs zu geben. Je alter er wird, nm so mehr sebnt er sich, end-
lich einmal die reife Frucht seiner Politik einzubringen. Die
praktischen Wirkungen steben ihm jetzt bober als die kiinst-
leriscben, so viel wird an seinen Aussagen wabr sein. Nun stellen
die verworrenen und zerfabrenen Parteiverbaltnisse der Jabre
343-^339 seine &eduld auf eine barte Probe. Seinen optimistiscben
Grlanben zu vernicbten, ibn zu endgiltiger Resignation zu bringen,
seinen Mund zu scblieiJen vermogen sie nicbt; aber die offene
Spracbe des Pbilippos verbietet sicb jetzt aus politiscben Riick-
sicbten. So greift er zxun hx'ri^cctLCi^svog und weil es ibm
um intensive Wirkung zu tun ist , bedient er sich verscbiedener
Mittel der Verkleidung: die Antithese Atben — Sparta stellt
Philipp jenes als Muster des recbten Verhaltens gegen Hellenen
und Barbaren, als Trager der Gedanken nationaler Einbeit und
unausloscblicher Feindschaft gegen die Barbaren, dieses als ab-
scbreckendes Beispiel einer die Knecbtung der Hellenen , die
Freundscbaft mit dem Perser bezweckenden Politik vor Augen;
alle Grundsatze, die im Pb. dem Konige ans Herz gelegt werden,
zeigt der Pan. im Idealbilde atbeniscber, alle Febler, vor denen
Philipp dort gewarnt wird, im diisteren Bilde spartaniscber Ge-
scbicbte realisirt.
Daneben tritt nun als zweite Form der Verkleidung in un-
serer Episode Agamemnon als Muster der panhellenischen Politik
Philipps. Durcb solches Nebeneinander bekommt die Rede etwas
Disbarmoniscbes ; es ist als bielten wir Fragmente in der Hand.
Aber die Einbeit der Idee ist da und verbindet die Teile, die von
denselben freilich nur durcb IJmdeutung berauszustellenden Grund-
gedanken beberrscbt sind.
Diese Auffassung, die durcb die Interpretation des ScbluBteils
sich spater bewabren wird, scbeint mir scbon durcb die den
Agamemnon-Exkurs umrahmenden persbnlicben Bemerkungen nahe
gelegt zu werden. Isokrates sagt, er wisse, dab solcbe nicbt zur
Sacbe gehorigen Exkurse als storend empfunden werden, daB viele
sie falsch verwenden (xa^cag xpoi)fi>£vovg)j nocb mebrere sie tadeln
( 74 ), Moglich, daB bier scbon die nicbt leicbt verstandlicbe Wen-
dung vom falscben Gebraucb der Exkurse — warum sollen gerade
sie eber miBverstanden werden als andere Partien? — , durcb
unsern besondern Fall veranlafit ist. Hier war ja freilich MiB-
braucb und MiBverstandnis sehr zu befiircbten, da die Tendenz der
Episode versteckt ist. Wer sie wortlicb nahm, konnte dem Rhetor
schwindeUiafte Entstellung der Geschicbte vorwerfen , und Iso-
krates selbst nimmt ja geflissentlicb diesen Vorwurf vorweg,
Beitrage zur athenischen Politik nnd Paklicistik des vierten Jahrhunderts. IBl
indem er selbst betont, daB seine Darstellang der Leistungen
Agamemnons etwas Neues ist (76. 84) ^).
Isokrates will, so fabrt er fort, dnrcb die Grefabr, fiir seine
Episode Tadel zn erfabren, sich nicht abscbrecken lassen; er will
Agamemnon beisteben, der ja ein Leidensgenosse von ih.m ist;
denn ancb er bat bisber trotz aller seiner Verdienste die ibm ge-
biirende Anerkennung nicbt gefunden (76). Isokrates stellt sick
mit diesen Worten zn Agamemnon genan in das gleicbe Yer-
baltnis wie mit den analogen Ausfubrnngen Ep. 2, 22. 23 zn
Pbilipp.
In der ScblnBbemerkung betont Isokrates nocbmals, daB er
den Tadel unniitzer 'W’eitscbweifigkeit sicber voraussebe. Aber
icb will lieber in diesem Teile das recbte MaB verfeblen, als die
Bedeutung und Tugend eines soloben Mannes nicbt ins reclite
Licbt stellen. Freilicb weiB icb ja : Das mangelnde MaB der Rede
wird mir Tadel einbringen, der gate praktiscbe Rat aber wird
nnr denen niitzen die dafiir gelobt warden (ti)v Ss jceqI t&g jt^d^sig
E'd^ovMav cc'bxo'bg tovg EJtixivovfidvovg djgpsXtlOovsav), Aber dennocb
will icb meinen Yorteil anfier Acbt lassen nnd nnr tun was ge-
recbt ist. Scbatze icb docb ancb an meinen Scbiilern die Be-
wabrnng im praktiscben Leben nnd in den Tbaten bober als die
Redefertigkeit, wiewobl das Lob der Beredsamkeit alle anf mein
Konto setzen, die praktiscbe Bewabrnng aber, ancb wenn sie nnr
meinem gnten Rate gedankt wird, nicbt mir gntscbreiben (86.
87). — AUes ist klar bis anf die ausgescbriebenen griecbiscben
Worte. Deren Sinn scbeint sicb ja ancb ans der folgenden Er-
lanternng sicber zn ergeben: Das Lob der Tugend will icb bober
stellen als scbone Harmonic der Rede, bober als "Worte,
obgleicb der gate Rat in den Tt^d^Eig (meine Art politiscber Wirk-
samkeit iiberbanpt) mir weniger Lob eintragt als mein rbe-
toriscber IJnterricbt. Die rbetoriscben Erfolge meiner Schuler
scbreibt man mir gut, for die praktiscben und politiscben werden
nnr sie gelobt, nicbt icb, der Ratgeber, der ibre Taten veranlaBt
bat®). — Aber bat denn Isokrates bier iiberbanpt einen gnten
Rat erteilt, so daB er wirklicb sagen kann, um nnr den gnten
1) P. 83. 186 warden die Leistungen des troisclien Krieges in Parallels mit
den athenischen herabgedriickt, ein aucli sonst beliebter panegyriscber Topos;
aus der Bias war ja auch wenig zum Lobe Athens herzuholen. Aber P. 158.
169. Ph. 144. 146 bereitet sich schon die Auffassung des Pan. vor.
2) Auch Ep. 2, 12 (3, 8) ist Isokrates angstlich besorgt um den Ruhm
seiner guten Katschlage.
Eat anzubringen, wolle er sogar die Harmonie seiner Eede stbren?
GrewiB liat er das ; wenn man meine Dentung der Agamemnon-
Episode annimmi Dann ist das sclieinbare Enkomion in Wirk-
lichkeit ein ^v^povXsvtLKdg oder jtQOZQSTtttHdg, Isokrates sckeint
mir an dieser Stelle zum ersten Male ein wenig die Maske zti
lllften.
Den Agamemnon-Exktirs wird ganz nur wiirdigen, wer sick
klar mackt; was der Mytkns fllr das Empfinden weiter Kreise
nock im 4. Jakrk. bedentet. GewiB war es ein Spiel, aber ein
anf die Instinkte des Hellenentums berecknetes Spiel, als Agesilaos
vor seinem Zuge nack Asien die Eolle des zweiten Agamemnon mit
einem Opfer in Anlis eroffnen wollte. Aber aiick Jason von
Pkera nnd Pliilipp kaben religiose Zngmittel ikrer Politik nickt
versckmakt. Welcke Wirknng kaben nock vorgesckobene reli-
giose Motive im keiligen Kriege geiibt! Es ist ja sekr scknode,
wenn Isokrates im Pkilippos (54) dieses religiose Maskenspiel
vbllig ignorirt nnd unverbliimt das brntal egoistiscke Motiv, Tke-
bens Wnnscli selbst Herr der Tempelsckatze zn werden, als wakren
Grand des Krieges bezeicknet. Aber wie oft kat derselbe Iso-
krates, z. B. im Arckidamos, den alten Mytken Eecktstitel filr po-
litiscke Pratensionen nnd Aspirationen der Gegenwart entleknt (vgl.
S.134. 147^‘^). TJnd wie oft sind solcke Eecktstitel in grieckiscker
wie israelitisck-jlidiscker Geschickte Eaktoren diplomatiscker Ver-
kandlungen gewesen! Am persischen Hofe erinnert Pelopidas bei
Xenopkon (Hell. VII 1, 34) an Agesilaos Agamemnon -Eolle im
Gegensatz zn Thebens Zusammengelien mit den Persern bei Plataa.
IJnd schon bei Herodot (VII 159) begriindet Sparta seinen An-
spruck anf die Hegemonie dnrck den Hinweis anf Agamemnons
Macktstellnng. Man siekt, wie nake dem Isokrates die Parallele
Agamemnon-Pkilippos liegen muBte. tJnd das Apopktkegma, das
Demades dem siegestrnnkenen Pliilipp znrnfen laBt : 0 Kbnig, das
Sckicksal kat dir die Eolle des Agamemnon zngeteilt, nnd dn
spielst die des Tkersites , ist ja sekr alt. Der jnnge Alexander
kat die Begeisterung fiir seine pankelleniscken Plane ans der Ilias
geschopft, nnd er ist, wie sckon Isokrates seinen Vater mit
Herakles vergleickt, als nener Herakles nnd Dionysos gefeiert,
seine eigenen Taten sind in die Mytken projicirt worden. GewiB,
beim Eketor wie beim Politiker ist es meist Berecknnng, wenn
er die alten Gestalten kervorzanbert ; aber er weiB, was er tnt ;
er weiB welcke Mackt diese Imponderabilien nock immer anf kel-
lenisches Empfinden ansliben; nnd eine Kritik, die die Klnft ro-
Beitrage ziir athenischen Politifc und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 153
mantisclien Anempfindens and echteu Grlaubens aufdeckt, hat er
nicht zu fiirchten.
lb. Nach diesem Exkurse bringt Isokrates das Thema, von
dem er abgeschweift war, die Anklagen gegen Athens Herrschaft,
wieder in Erinnerung (88. 89) und fahrt in der Schilderung der
Frevel der Spartaner fort. Sie haben nicht nur die Stadte troischer
Heroen ungerechter Weise erobert, sondern sie haben sich dann
auch gegen die mit ihnen eingewanderten Herakliden gewandt,
haben Messenien erobert und seine Bewohner vertrieben und mit
Argos einen bis auf die Gregenwart fortgesetzten Krieg geflihrt,
haben die Plataer, uneingedenk ihrer Yerdienste im Perserkriege,
vertilgt^). Die Athener dagegen haben die Messenier, die sich
retten konnten, in Naupaktos angesiedelt und die dem Yerderben
entgangenen Plataenser in ihren Blirgerverband aufgenommen.
Auch hier zeigt sich wieder der Gregensatz des Charakters beider
Staaten (90 — 91).
Dem Autor wird es schwer die Ruhe zu bewahren, aber er
muB frei heraus reden von den weiteren gegen Hellenen began-
genen Freveln, in denen stets die Spartaner vorausgegangen sind
(95. 96). Allgemein verbreitet ist die Beschwerde, dafi beide
Staaten zwar vorgaben im Interesse der Hellenen die Barbaren
zu bekriegen, aber in Wahrheit die Autonomie griechischer Stadte
nicht achteten und sie unterjochten^). Alle diese und noch
schlimmere Yorwlirfe haben die Spartaner verschuldet. Die Athener
haben seit der IJrvater Zeiten keine griechische Stadt sich unter-
tanig gemacht {&QXstv)^). Die Spartaner haben seit ihrem Ein-
dringen in die Peloponnes iiberhaupt an nichts anderes als an
Erweiterung ihrer Herrschaft gedacht^). Parteikampfe, Metzeleien
unter den Biirgern, Umsturz der Yerfassung wird beiden Staaten
schuld gegeben. In Wahrheit hat Sparta alle Stadte damit er-
fiillt®), Athen hat solche Erevel erst spater ganz vereinzelt nach
dem bosen Beispiel, das Sparta gegeben hatte, begangen, wahrend
1) Vgl. Xiy 26. 52. 58 ff.
2) Isokrates selbst spricht VIII 42. 79 (29) diesen Vorwurf gegen die
Athener arts.
3) Das Gegenteil (athenische ^QXi]) steht z. B. P. 102 Yllt 94, und das ist
ja auch auf den Inschriften libliche Bezeichnung. VIII 91 wird sogar ganz wie
vom thukydideischen Perikles ihre Herrschaft als Tyrannis bezeichnet.
4) 98 ojTcog fitxXtarcc fihv djcccvrav ag^ovaiv vgl. VI 7. Xen. Acc>i. tcoI. 14, 6.
VIII 44 sagt Isokrates von den Athenern seiner Zeit ujtdvtcov ^riTOV[isv,
5) VIII 9G. 99 P. 114.
164
Paul Wendland
des Bestehens des ersten Seebundes sicli davon ganz frei ge-
halten (95— lOlji).
Endlicb der letzte Erevel, den die Spartaner allein vollbracbt
haben. Wahrend die Atbener in den Barbaren nnd ihren Konigen
stets die Erbfeinde gesehen und niemals ihre Ereundschaft nnd
Bundesgenossenschaft gesncht haben ®), bat Sparta zugleicb Athens
Bnndesgenossen unter Verheifinng der Freiheit zum Abfall ge-
bracht nnd mit dem Perserkbnige sich verbiindet. Jene hat es
dann anfs argste geknechtet, diesem seinen Dank durch Veran-
lassung des Zuges des Kyros abgestattet ®), Und nachdem Sparta
durch die persische Macht und durch Konon die verdiente Strafe
erlitten hatte, hat es sich gerettet, indem es im Konigsfrieden die
kleinasiatischen Grriechen preisgab, und die schmahliche Friedens-
urkunde gar in seinen Heiligtiimern aufgestellt und seine Bundes-
genossen dazu gezwnngen (102 — 107)*).
III. Hier konnte der Eedner schliehen; denn er hat ge-
niigend bewiesen, wie viel mehr die Athener durch ihre Taten
um die HeUenen sich verdient gemacht haben. Aber die Verehrer
Spartas machen ihm noch zu schaffen. Die Verstandigsten unter
ihnen werden trotz seiner Ausfuhrungen bei ihrem Grlauben an
die Vorzuglichkeit der spartanischen Verfassung beharren; die
Unvernunftigen werden gar zu Ungunsten Athens einen Vergleich
der Verfassungen anstellen und besonders die spartanische uu-
^) nnd ins Feld fiihren. Das ist aber ein ganz
1) Busolt, Jalirb. Sappl. VD 830 f. bezieht die Worte auf die Zeit nach
del Schlacbt bei ICuidos. Aber die Zeitbestiuuuuug § 100 iTtsidi] jlwnsSccL^dvLot
s^exixtov ex xiav xgayfuiTav geht, wie die Parallelen § 67 YIII 100 V 47 be-
■weisen, auf die Schlacbt bei Leuktra. Athens Verfehlungen gehOren also der
Zeit nach Leuktra an, wo eine erobernd vordriugende Politik eingeschlagen
wurde; s. E. Meyer, Gesch. des Altertums V 463.
2) Vgl. die vorsichtigere Behauptang P. 167.
3) Vg). V 95. VIII 98, E. Meyer a. a. 0. 185.
4) Die Bntstellung der Geschichte liegt auf der Hand (s. o. S. 146). Die
rhetorische Periode des letzten Satzes wird, wenn es dessen iiberhaupt bedurfte,
als ungeheuerliche Unwahrheit erwiesen durch P. 180; xal xavrag (xccg avv&^xag)
rifi&g Tjvdyxaasv iv exrjZaig Xi&haig &vayfihpavxag iv xotg xoivoig xS>v teQotv
xaxa&eivcci. Selbstverstandlich stand die Urkunde offentlich bei alien Vertrags-
machten aus.
5) Isokrates selbst ruhmt VI 69. VII 7 an den Spartanern das acogi^Sviog ^fjv,
Xenophon Aax. tcoI, 3, 4 ; 8 Ages. 1, 27, G. Seyffert, De Xenophontis Agesilao
Gott. 1909 S. 53, Ich verzeichne hier nnd im Polgenden die wichtigsten Paral-
lelen zu den Urteilen der isokratischen Lakonisten, well sie zeigen, wie verbreitet
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 1B5
anderes Tiiema als das, welctes Isokrates sick gestellt hat, die
Vergleichung der Taten; dennoch will er, urn die Gregner zu
widerlegen, auf dies andere Thema eingehen (108—113), and so
fiillt denn die Vergleichung der Politieen die zweite Halfte des
.Hauptteiles.
Isokrates bemerkt in Voraus, er lege der Synkrisis nicht die
gegenwartige Demokratie Athens , sondern die Verfassung der
Vorfahren zugrunde. Die Athener haben die altvaterliche Ver-
fassung, obgleich sie ihre Vorziige kannten, der Not gehorchend
umgestalten mlissen, urn der spartanischen und peloponnesischen
Macht Widerstand leisten zu konnen. Denn sie wuBten, da6 die
Seeherrschaft sich mit den Tugenden der avtalla^ 0(og)Qo6vvrij
TCsid'aQxCci^), auf die die Landmacht sich grtindet, nicht vertragt,
sondern anderer Ktinste bedarf, durch die die alte Staatsordnung
vernichtet, das Wohlwollen der durch Tribute bedriickten Bundes-
genossen verloren geht. Diese libel nahmen die Athener in Kauf,
um der Dnterjochung durch Sparta zu entgehen. Sie gingen dabei
von dem Grrundsatze aus, den nur Phantasten bestreiten, daB Dn-
recht tun besser ist als Unrecht leiden^) (114 — 118).
Der Redner bewegt sich hier ganz in der Auffassung der
Entwicklung der athenischen Demokratie, die er zuerst in der
Priedensrede und im Areopagitikos dargelegfc hat (s. besonders
VIII 37 if. 75 VII 16 ff.), Auch dort unterscheidet er die gute
alte, durch Solon und Kleisthenes gegriindete und die durch die
Seeherrschaft ausgeartete Demokratie. Nur der Gregensatz ist
charakteristisch, daJ3 er dort aus der durch die Note des Bundes-
genossenkrieges und die Priedenssehnsucht erzeugten Resignation
heraus auch den Grlanz des ersten Seereiches um den Preis der
aus ihm folgenden libel filr zu teuer erkauft halt (VIII 93), im
Pan. dagegen der panegyrischen Tendenz zu Liebe dock ein Ge~
fiihl fiir die tragische GroBe des Ringens um die Behauptung der
Herrschaft verrat.
Er holt aber im Pan. wieder sehr viel weiter aus als in den
parallelen Ausfiihrungen der fruheren Schriften; denn die mythi-
diese Ansckauungen waren. DaB wir die besondere Schrift, die diesen Teil des
Pan, veranlaBt liat, nicht nachweisen konnen, wird spMer gezeigt werden.
1) Vgl. unten S. 162.
2) tiber die beiden letzten Tugenden vgl. die Amnerkung S. 154"’, iiber
sijta^Lcc yil 39. 82: svta^Lcc Kennzeichen altvaterlicher Verfassung. VIII 102:
Spartas Ubergang von der Land- zur Seeherrschaft ist zugleich ein Ubergang
von der s'bxa^Ca zur ocaolaaCaj vgl. 119.
3) DaB der Hieb die Platoniker treffen will, ist oft bemerkt worden.
Paul W endland,
156 ,
scken Zeiten gewahren ihm den Vorteil, ideale Geschichtsbilder mit
groiJerer Freiheit der Phantasie hervorzaubern zu konnen. Ganz
im Gegensatz zn frilheren Antipathieen gegen die monarcbiscten
Formen verlegt er jetzt sein Staatsideal in die Konigszeit (119.
138). Diese atheniscbe Urzeit zeigt ihm nichts von den Greueln
der altesten (mytbiscben) GescMcbte anderer Stamme ^), zeigt viel-
mekr die Vorfakren sckon im Vollbesitze aller Tugenden. Es
tut ibm besonders leid, daB er selbst sick sckon den Preis des
Theseus vorweggenommen kat (in der Helena) und nun nur nock
eines zu seinem Lobe kervorzukeben kat: Auf der Hoke seiner
Mackt kat Theseus, mit dem Rukme seiner Milken und Kampfe
sick begniigend, die Regierung in die Hande des Volkes gelegt
(119—129)2).
Das Volk kat darn sick die keilsamste Verfassung, seine De-
mokratie, gesckaffen, natiirlick nickt Demokratie wie wir sie keute
versteken, sondern die mit Aristokratie verbundene, ' die nickt auf
eine Stufe mit der den Census bei den Wahlen berilcksicktigenden
Demokratie gestellt werden darf^). Denn wenn man drei Ver-
fassungen : Oligarchie, Demokratie, Monarchic sckeidet, so ist dock
der Wert jeder dieser Verfassungen verschieden nack der geistigen
Disposition der filkrenden Manner und durck deren Tugend oder
Scklecktigkeit bestimmt (130 — 134). Die Glite der altatkenischen
Verfassung wird zunackst den Konigen yerdankt, die zuerst das
Volk in alien Tugenden erzogen und bewiesen, daB die rechte
Organisation flir den Staat dasselbe bedeutet wie die Seele fllr
den Leib^). So kat^ denn auck das Volk darauf gekalten, daB
seine Vorsteher von gleicker Gesinnung^) wie friiher die Konige
erfllllt waren, dafi egoistiscke, verkommene Individuen von der
Staatsverwaltung ausgescklossen wurden (138 — 142) ^). Sie waklten
1) Hier werden diese Mytlien als Tatsachen betrachtet, XI 38 ibre Er-
bndung den Dichtern zu schwerem Vorwurfe gemacbt.
2) Die Versionen einer gewaltsamen Yerdranguug des Theseus aus seiner
Herrschaft werden naturlich hier wie in der ahnlichen Darstelluug Helena § 35—37
ignorirt.
3) liber den Ausdruck trjv anb z&v TL(ir}(idt(ap (131) ygl. Bus o It, Griech.
Gesch. II2 185.
4) 138 otL Ttciaa Ttolitsia ipvx^ TCoXsag iati, vgl. YII 14,
5) 139. Auf das wird auch YII 40. 41 II 31 das groBte Gewicht
gelegt.
6) Die Charakteristik dieser argen Staatsinanner stimmt sonst mit YII 24,
aber neu hinzugekommen ist Pan. § 141. 142 die Polemik gegen die Eadikalen
(Demosthenes), die spater behandelt werden wird, und § 140 der Ausfall gegen
Beitrage zur athenisclaen Politik und Publicistik des yierten Jahrhunderts, 157
sich zn Eatgebern xmd Vorstehern die Tiiclitigsten ^) , dieselben
aber ancb zu Peldherrn und Gesandten, indem "sie meinten, da6
die guten Eatgeber am besten selbst mit der Ausfiihrung betraut
wiirden^). So warden bald die besten, von den Widerspriicben
und Unblarheiten®) der spatern Gesetzmacherei freien Gesetze ge-
geben (143. 144). Die Beamten warden e% TtQOKQhcov bestellt
(nicbt durch reine Losung bcstimmt). Die Amter waren, da es
die Trager der Amtsgewalt mit ihren Pflicbten ernst nabmen
und personlicben Vorteil verscbmahten, noch nicbt viel umworben;
sie warden eber als schwere Lasten gemieden. Die sicb im Amte
des Vertrauens wiirdig gezeigfc batten, warden in bohere Stellen
befbrdert , die Unwiirdigen bart bestraft. So batten die Besten
die Fiirsorge fiir das Volk, dem aber die unveraufierlicben Eecbte
der Beamtenwabl und der Gericbtsbarkeit zustanden. Wie zu-
frieden sicb das Volk in diesem Zustande fiiblte, beweist die Tat-
sacbe, dab diese Verfassung bis auf Solon und Peisistratos, der
eine barte Tyxannis einfuhrte (vgl. XVI 25), unverandert bestand
(145—148).
Es empfieblt sicb bier Halt zu macben, urn einen Uberblick
iiber dies Staatsideal des Isokrates za gewinnen and die Stellang
zu bestimmen, die es in der Entwickelang des Isokrates and der
antiken Staatstbeorieen uberbaupt einnimmt ; nur so wird es mbg-
licb sein , einige unbestimmte Andeutungen ricbtig zu versteben.
Icb rede vom isokratiscben Staatsideal; denn es ist klar, dafi es
sicb urn ein Staatsideal bandelt, das aus Abstraktion gewonnen
und konstruirt, dann als realisirt in der Vergangenbeit vorgestellt
wird. Diese altvaterlicbe Verfassung wird als Miscbung von De-
Staatsmanner, die notoriscli verworfen siad, die ihren Leib prostituirt hahen, die
ihr vaterliches Erbe fiir ibre Liiste vergeudet haben und den Staat besteblen.
Das zielt zumeist auf den ProzeB des Timarchos. Seine stadtkundige Verwor-
fenheit hebt auch Aeschines hervor (mit demselben diioloyovfiivoas wie Isokrates^
Aesch. I 74. 44. 46). Wortlich beniitzt scheint Aesch. X 116 tr}v ovoiav
cbj ccLG^Q&s &v'^XG>yts 67 dovXsvcov tccLS '^dovccts^ auch die Cha-
rakteristik der Synegoroi des Timarch 183. Aeschines lieB seine (nattirlich mit
der gehaltenen nicht ganz identische) Eede sofort nach dem Prozesse ausgehen.
1) 143 vgl. 260. VII 22 ff. 27.
2) 143, fast wOrtlich mederholt aus VIII 54. In anderer Formulixung wird
derseibe Satz im Archidamos 111 ausgesprochen : Die Stimme der Heerfllhrer soli
auch im Staate am meisten gelten. Vgl. Aristoteles 1305a 7, Br. Keil S. 221,.
Beloch II 474.
3) Wie hier (§ 144), so wird auch VII 40. VIII 50 an der Gegenwart der
UberfluB an Gesetzen getadelt. IJber Unklarheit der Gesetze vgl. Aristoteles^'
Athenerstaat 9, 2.
mokratie and Aristokratie bezeichnet ^). Der Walilmodus ix tcqo-
xQbtcov gilt offenbar bier wie anderweitig als aristokratisches
Moment^), ebenso die Vertrauensstellnng der offenbar zumeist den
oberen Hassen angeborigen Beamten, von denen sick das Volk
gern die Eegiernngslast abnehmen laBt. Solch Ideal einer ge-
mischten Verfassnng war ja in verschiedenen
verbreitet. Bald tritt es uns entgegen als Zukunftsideal des
Benkers wie in Platons Gresetzen , bald wird es identifizirt
mit einer der historiscken Yerfassnngen, mit der altkretischen
Oder spartaniscken. Piir Aristoteles ist die beste der realisir-
baren Verfassungen, die ,jPolitie“, die Verfassnng der richtigen
Mitte zwiscken Oligarchic nnd Demokratie, und es stebt ihm fest,
daB das Ideal der Verfassnng nnr dnrch vielfacbe Mischnng ge-
bildet werden kann. Und Aristoteles vermittelt nns eine Benr-
teilung der solonischen Verfassnng, die sie als eine ricbtige Mi-
schnng von Elementen aller drei Verfassnngen hinstellt^). Scbon
die Verschiedenartigkeit der Projektionen dieses Ideales nnd seiner
historisch legendenbaften Darstellnngen zeigfc, daB der G-edanke
der Miscbung alt ist, und im Kerne kann man ibn in Solons Ge-
dicbten finden.
Wir sahen scbon, daB das Staatsbild des Pan. nnr eine nene
Anflage des Staatsideales der Keden aus den flinfziger Jabren ist.
VII 21 ff. wird die Herrschaft der Besten nocb mebr betont, die
Vorziige der Wabl i% utQOXQitcov wird ansdriicklicb vermerkt.
Die beiden Grnndrecbte des Demos werden ancb bier (§ 26) ganz
wie im Pan. nnd abnlich wie bei Aristoteles hervorgeboben. Die
ansfiihrlicbe Verteidigung des Isokrates gegen oligarcbische Ge-
sinnnng VII 56 ff. bestatigt, was Wilamowitz scbon aus der
von Aristoteles mitgeteilten Beurteiinng der solonischen Ver-
fassnng, die sicb ziemlicb mit der Friedensrede deckt, gescblossen
batte, daB namlicb diese Anffassnng von reaktionaren Oligarcben
ansgegangen ist. Damit hangt nun aber nnlosbar znsammen die
Antitbese der richtigen nnd der ausgearteten Deniokratie, die
wieder ancb bei Plato (nnd Aristoteles) sicb findet; ancb er siebt
ja in der Seeberrscbaft den Grnnd alles tlbels nnd malt die Anti-
tbese in denselben Farben ans wie Isokrates^).
1) Der Sinn von 131 dri^oyigarLccv . . . S^QiatoKQcctia %QG}^svr}v wird genaner
bestimmt durch 153.
2) S. Wilamowitz a. a. 0. I 72.
3) Wilamowitz a. a. 0. 67 ff.
4) yil 20 haben wir, auf die beiden Arten der Demokratie verteilt, die drei
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten JahrBunderts. 159
Seit der Zeit der Aufklarung wareix Monarchie, Oligarchie,
Demokratie als die drei Grundformen der Verfassang anerkannt;
Pindar und das bekannte kerodotische Gesprack lehrt es. Auch
ihre Sckattenseiten waren beobacktet und legten den Grundsatz
der Mischung nake. Auck Isokrates kat die drei Grundformen^),
untersckeidet aber wieder in jeder die ricktige und die ausge-
artete Verfassung (o. S. 166) , ohne feste Benennungen fiir die
Arten zu kaben. Eine Rangfolge der drei Hauptformen gibt es
fiir ihn nicht ; denn sie alle konnen nack dem sie erfiillenden Geiste
Aristokratieen oder scklechte Verfassungen sein: sekr ckarakteri-
stisck fiir seinen pankellenisck-weltbiirgerlicken Standpunkt. Bei
Plato und Aristoteles beobackten wir dann die mannigfach va-
riirenden Versucke, Zakl, Terminologie, Bang- und Zeitfolge der
Arten festzustellen, bei ikren Nackfolgern die fortsckreitende
Tendenz zur Starrkeit des Sckematismus und der Terminologie,
Auck die Ausflikrung des Pan. 146. 146, dafi die Amter nickt
viel begekrt (7tsQL^cc%ritog)j vielmekr eine Last (lijtovQyccc) waren,
daB sie eher gemieden als gesuckt wurden, ist zum Teil in gleickem
Wortlaut VII 24. 25 gegeben, findet sick mit anderer und tieferer
Motivirung wiederkolt bei Plato : Nur durck karten Zwang werden
seine Pkilosopken bestimmt werden, die Ansckauung der oberen
Welt zu verlassen und die Mlikseligkeit der Staatsgesckafte zu
iiberneknien. Im Wortlaut klingen an Isokrates besonders an die
Gesetze 716 AC : ciQ%mv 7CSQiiici%ifix(DV ysvoiiBvcov ol viocij^avvsg td
xe jtQciy^ara xijv utoXcv ovtcog B0(pBtBQi0ccv 0(p6dQcc to'bg
d’ aQ%ovxag XsyoiiBVOvg vvv 'vjtrjQhag xotg vdiiotg BzdXs&a,
Das Staatsgebilde des Pan. deckt sick mit dem der fiinfziger
Jakre bis auf eine auffallende DifFerenz ; Nack der friikeren Dar-
stellung ist die altvaterlicke ricktige Demokratie eine Sckopfung
Paare d 7 i^oHQccTiu-d:%oXaaLa, iXsvd'sg^cc -ycagccvofilcc, TCttQQrjC^cc ^ VIII ' 119
^yLoXccaia - ffoi)q)Qoa'6vri^ ahnlxcli 77. 79. 102 VI 97 lariyoQCcc-TtccQQTiG^cc. Pan. 131
iXsvJd'SQ^a - d%oXoi6Lcc. Isokrates stimmt in der Sache mit Plato, besonders mit
dem Staat 660 DE. Benutzung des Plato in6chte ich daraus nicbt scbliefien (so
nach andern Munscber zu VII 20). Offenbar waren diese typisclien Charakter-
bilder scbon friiber antitbetiscb gezeiclinet und Ansatze dazu haben wir ja bei
Herodot und bei Euripides.
1) Akulich Aeschines I 5 = III G, der diese wie andere Dokumente seiner
allgemeinen Bildung entlebnt haben wird, wenn wir’s auch nicht immer wie bei
dem Plagiat aus Andokides sicker beweisen konnen. Demosthenes’ Bildung ist
tiefer; er prunkt nicht mit ihr. — Die Entartung des Konigtumes zeichiiet Iso-
krates X 32 ff.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. PMlolog.-Mstor, Klasss 1910. Heft 2.
11
160
P aul Wendland,
des Solon imd des Kleisttenes % die dann infolge der Seelierrscliaft
ausartet; etwa in der Greneration des Perikles beginnt die Wen-
dung zum Bosen. Ancli im Pan, wird die Parekbase der Demo-
kratie in die Entwickelnng des ersten Seereickes verlegt. Aber
das atbeniscke Volk scbafft sick diese Verfassung nnd ikre Ge-
setze sckon, nackdem Tkesens die Regierung in seine Hand gelegt
kat; und das vortrefflicke Regiment der Konige, ikre Erziekung
des Volkes kat die Bedingnngen fur die gate alte Verfassung er-
zeugt, Sie kat dann unverandert 1000 Jakre bestanden (iexql tfjg
Udkmvog ^sv UsLdLCitQdrov Ss 8vvcc6tSLag (Pan. 148). Peisi-
stratos’ Herrsckaft, die als karte Tyrannis in dunkeln Farben
gezeicknet wird (wie sonst die Herrsckaft des Hippias), bedeutet
natiirlick einen Umsturz der Verfassung. Aber welcken Sinn kat
die Verbindung des Solon mit Peisistratos t^g 2J6k(Dvog ^sv
'fjkLMag, Ilecai^tQd'cov da dwcccftstag ? Ick seke zwei M(5glickkeiten.
Entweder, Solon ist nur genannt der Zeitbestimmung wegen (darum
'^h^Lag), nickt als Sckopfer der Verfassung und der Gesetze, d. k.
die ganze Leistung Solons ware ignorirt. Das ware dann, so
seltsam es ersckeint, eigentlick nur die notwendige Konsequenz
der Projektion der soloniscken Konstitution des Areopagitikos ins
Ende der Konigszeit ^), Oder aber man konnte aus der engen Ver-
bindung des Solon und Peisistratos und aus der XJndenkbarkeit,.
dafi Solon als eine Null betracktet wiirde, scklieBen, daJ3 Solons
Verfassung gar nickt mekr zur guten alten Zeit gekort, sondern
eine Wendung der Dinge bedeutet. Dann katten wir kier zu-
gleick ein Rudiment jener aus Aristoteles’ Atkenerstaat bekannten
oligarckiscken Kritik, die Solon sckon fiir die Ausartung der
Demokratie verantwortlick mackte und in seiner Verfassung die
Wurzel aller tlbel sak, und einen Beweis, dad die reaktionar-
oligarckiscken Tendenzen Isokrates nock iiber den Standpunkt der
funfziger Jakre kinausgefiikrt katten; nur katte er sick gesckeut,
das klar kerauszusagen®). Wie dem aber auck sei, die Haupt-
frage wenigstens lafit sick sicker beantworten, warum Isokrates
sein Ideal in eine so feme Vergangenkeit zurlickverlegt kat. Dj.e
Neigung, in die Feme zu sckweifen, wo die Pkantasie in tenden-
1) Vn 16, etenso XV 232, wo es ja Isokrates daran gelegen ist, sicli als'
guten Demokraten Hnzustellen.
2) Vgl. Br. Keil a. a. 0. 87.
3) Der Standpunkt des Isokrates lajBt sick in jedem Falle’ vergleiclien mit
dem aus Aristoteles’ Atkenerstaat bekannten Versuck, das Idealbild Altatkens mit
Drakons Verfassung gleickzusetzen.
Beitrage zur athenisclien Politik nnd Publicistik des vierten Jakrlmiiderts. 161
zioser GescMclitskonstruktion sickfrei ergekenkaan, haben wir sckon
friiher (S. 134. 147 ff.) beobachtet. Und man kbnnte aucL. in den
durck die auf Philipp gegriindeten Znkunftskoffmingen verstarkten
monarckiscken Tendenzen den Grand dafiir sucken, daB er die
friiher Solon zugesckriebene Idealverfassung nun in enge Verbin-
dnng mit dem Konigtum setzt; und ick glaube auck in der Tat,
daB diese Tendenzen in der Hervorkebnng der Verdienste der
attiscken Konige mitspielen. Aber der wakre Grand fiir die Ab-
weickung von seiner friikeren Darstellnng ist ein anderer. Die
durckgefiihrte Antitkese gegen Sparta, die, wie wir nock seken
werden, zur tlbertragung einiger Ziige vom Idealsparta der La-
konisten auf Altatken gefiikrt kat, kat den Eedner zn der Eiick-
datirang bestimmt, um anck gegenliber dem Stolz der Spartaner
anf das Alter der lykurgischen Yerfassung Atkens tJberlegenkeit
zn erweisen^).
Wir seken kier, mit welcker Freikeit nnd WiUkiir Isokrates
mit der Gesckickte nmspringt ; sie ist ikm gerade gut genug,
Paradigmen zn geben. Ein BewnBtsein dieser Freikeit verrat
Isokrates selbst, wenn er im Folgenden (149. 160) auf die Frage
eingekt, woker er denn eine so genane Kenntnis der fernen
Vergangenkeit kabe. Er antwortet (aknlick wie im P. 30), dafi
er sick anf alte, oft wiederkolte, miindlicke nnd sckriftlicke Tra*
ditionen verlasse^) — eine Antwort, die zeigt, daB er fiir
kistoriscke Kritik kein Geflikl nnd kein Interesse kat.
m 2. Als nenes Tkema, das er dann anck wirklick § 161 — 198
bekandelt , bezeichnet Isokrates die ans der alten gnten Kon-
stitntion folgenden Taten Atkens (149 — 151). Die Ansfukrung
dieses Tkemas stekt nnn in einem anffallenden Yerkaltnis zum
ersten Teile der Rede. Denn in beiden Teilen werden zum Teil
dieselben Taten Altatkens bekandelt, dort nnter dem Gesickts-
pnnkte von pankelleniscken Yerdiensten nnd Wohltaten Atkens,.
kier als Folge der itoXitala (TtolctsLa^ der Geist der Verfassnng (o.
S, 156) nnd ^gd^sLg steken kier etwa in demselben Yerhaltnis wie
1) In den Geschkhtskonstruktionen spartanisclier Yerfassung zeigen sich
analoge Tendenzen der Euckdatirung.
2) Die Idealisirung der Herrschaft des Theseus in der von Isokrates ver-
folgten Eichtung war ja langst begonnen. Der naive Koblerglauben an die Tra-
dition, den Isokrates an beiden Stellen verrat, stebt in scbneidendem Kontrast zu
der scbarfen Kritik des Tbuk. I 73, die sicb wie eine Antwort auf diese Trivia-
litMen liest; d. b. die Frage nacb der Zuverlassigkeit der Quellen ist aktuell
gewesen.
11 *
Paul Wendland
162
im Enkomion &QEtai und itQd^eig , vgl. VII 78). Aber natiirlich
zeigt die zweite Bebandlung der itQd^sig im Verhaltnis zur ersten
Wiederholmagen, sogar viele Beriibrtmgen im WortlaTit, zeigt, wie
wir sehen werden, aucb Widersprilche. 1st eine Disposition, die
zu solchen Doubletten und Storungen fukrt, von Anfang an beab-
sicbtigt gewesen? Das Problem ist schon yon Mesk aufge-worfen
und, wie icb glaube, ricbtig gelost worden ^). Die Ankiindigungen
des Tbemas in der Einleitung und die sonstigen Bezeicbnungen des-
selben (s. o. S.140^) nebmen eine Vergleichung der Verfassnngen Athens
und Spartas gar nicht in Aussicht. Und wirklich wird die Synkrisis
der Verfassungen, ganz wie ein neues, vorher gar nicht ins Auge
gefafites (§ 108 ff., o. S. 164. 165) Thema eingefuhrt. Nun liegt es nahe,
mit dieser Erweiterung des Themas, die zum Teil zu einer er-
neuten Behandlung des schon friiher Dargestellten fiihrt, den
Bericht iiber die Greschichte des Buches am Schlusse des Pan. (o.
S. 138) zu kombiniren. Mit der Unterbrechung der Arbeit durch
dreijahrige Krankheit und ihrer Wiederaufnahme nach langer
Pause werden der Wecbsel des Themas und die damit verbun-
denen Storungen zusammenhangen. Dazu stimmt vortreffiich die
Angabe des Isokrates, da6 die Arbeit zur Halfte vollendet war,
als die Krankheit begann; denn die Einfiihrung des neuen Themas
§ 107 fallt, wenn man den Nachtrag, die Geschichte des Buches,
abzieht, wirklich ziemlich in die Mitte. Die Motive, die Isokrates
zur Anderung des Planes gefilhrt haben, lassen sich vermuten.
Wahrscheinlich war ihm eine der lakonisirenden Schriften, die in
der seit Kritias iiblichen Form®) die Verfassung Spartas unter
herabsetzenden Seitenblicken auf andere Staaten verherrlichten,
in die Hande gekommen. Es ist ja jetzt allgemein anerkannt, da6
die Idealisirnng der lykurgischen Verfassung nicht erst der litte-
rarische Reflex und Mittel der Propaganda fiir die Reformplane
des Agis und Kleomenes ist, sondern schon ein politisches Kampf-
mittel oligarchischer Eeaktion in Athen gewesen ist. AuBer
Isokrates eroffnen Plato , Aristoteles , Xenophon , Theopomp und
Ephoros die Perspektive auf eine sehr lebhafte, auch litterarische
Diskussion der Probleme im 4, Jahrh. und auf eine langere Vor-
geschichte dieser Debatten, und aus dem Anfang des Jahrhunderts
wissen wir von tendenziosen Elugschriften des Thibron und des
Konigs Pausanias. Einer lakonisirenden Schrift wird Isokrates
1) Der Panathenaikos des Isokrates, Jahresbericht des Staatsgymnasiums in
Briinn, 1902.
2) Kobler S. A. B. 1896 S.361ff.
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrkunderts. 103
das Schema entlehnt haben; ihren Standpunkt hat er in das Gre-
genteil verkehrt. in die Yerherrlichnng Athens xind die Herab-
setzung Spartas. Nur eine Stelle scheint der Annahme zu wider-
sprechen, dafi eine Vergleichnng der Verfassungen ursprlinglich
gar nicht beabsichtigt war, § 42, wo Isokrates anf die (spater
188 ff. behandelten) mythischen Kampfe nachher einzngehen ver-
spricht; Mesk hat richtig bemerkt, da6 Isokrates entweder das
Thema in anderem Zusammenhange behandeln wollte oder diese
Notiz spater eingefligt bat.
Die polemische gegen die Verheniichung des in Sparta reali-
sirten Verfassungsideales gerichtete Tendenz beherrscht die fol-
genden Ausfuhrnngen. Seinem eigentlichen Thema sieht Isokrates
sich wieder einmal genbtigt, Praambeln vorauszuschicken. Denn
wer die folgenden Darstellungen der Taten und der kriegerischen
Tlichtigkeit der Atbener liest, wird, meint er, den Eindruck em-
pfangen, als wenn spartanische Institutionen geschildert werden.
Das zu erklaren, wird den schwankenden und durchaus fiktiven
Traditionen vom Drsprunge der spartanischen Verfassung, von
ihrer Entlehnung aus Kreta oder Offenbarung in Delphi, der la-
konisirenden Theorie vom uralten Musterstaat, der fiir andere
exemplarische Bedeutung gehabt haben soli, die umgekehrte These
entgegengestellt : Lykurg hat die alte Verfassung Athens imitirt
und ist gar nicht si^etTjg. Daher die Mischung von Demokratie
und Aristokratie (o. S. 168) , die Erwahlung , nicht Losung , der
Beamten (o. S. 157) ^) , die die Stellung der Areopagiten einneh-
menden Geronten (151 — 164 vgl. VII 38). Auch die kriegerische
Tlichtigkeit ist nicht spartanische Erfindung, sondern schon vorher
von den Athenern geiibt (155). Mit andern Worten : die Theorie
vom Musterstaate Sparta, die Isokrates nicht nur im Archidamos,
sondern auch sonst of ter mit eindringlichen Mahnungen zur Nach-
ahmung vorgetragen hatte^), wird jetzt auf Athen iibertragen ^).
1) E. Meyer, Forschimgen I 246 if. Die Ephoren sind gemeint , die auf
Lykurg zuruckgefiihrt werden.
2) VI 81 {Ep. 2, 6). VIII 142, III 24. VI 11. — Im Areopagitikos, wo es sick
um Verkerrlichung Altatheus kandelt, stellt er dock nur (61) Altatben und Sparta
als gleichwertig gegeniiber. Die Behauptiing der Abkangigkeit spartaniscker Ver-
fassung ist eben eiii aus der besouderen Teudenz des Pan. entsprungener Einfall.
Vgl. Mesk S. 11,
3) Darum wird auch 123 (vgl. 138) so stark betont, dafi die alten Atbener
alle Tugenden besafien; denn dieser Zug kehrt oft im Idealbilde Spartas
wieder. Platos Gesetze 705 DE Xenophon %oX. 10, 4. Bestritten wird dies
Lob Spartas Pan. 223.
164
Paul Wendland,
Dem Sophisten, der ja auch XI 17 die Imitation agyptischer Ver-
fassung dutch Sparta behauptet hatte, um Busiris’ Ruhm zu er-
hohen, bereitet es keine Schwierigkeiten, zur Abwechselung diese
These zu vertreten. Die Technik, der wir seine Greschichtsbilder
verdanken, ist wieder ganz durchsichtig.
Ehe der Autor das dlanzbild der Sparta weit iiberlegenen
Taten Altathens zeichnet, schickt er als dunkle Eolie und Gregen-
bild voraus die Taten beider Staaten in letzter Zeit. Den Na-
tionalkrieg haben sie dutch den Konigsfrieden beigelegt uud statt
dessen in hellenischen Kriegen sich und Hellas zugrunde gerichtet.
Athen und Sparta stehen einander fremder gegeniiber als dem
Erbfeinde, und wetteifernd buhlen dutch Gresandtschaften die grie-
chischen Staaten um die Grunst des Konigs und beugen sich in
kriechenden Schmeicheleien vor seinem Eeichtum. Die Vorfahren
dagegen hielten ihre Hand fern von griechischen Stadten (vgl. o.
S. 136. 145 ff.), wie die Erommen vom heUigen Besitz, sahen aber
den Krieg gegen die Barbaren als nationale Bflicht an (156 — 163).
Ehe wir den Beweis dieser These kennen lernen, miissen wir
noch zur Erklarung dieses Abschnittes einiges bemerken. Die
ungeschiokte Wiederholung von § 168 in 162 ist veranlafit dutch
die die Abschweifung entschuldigende Zwischenbemerkung. Der
Konigsfriede war schon 69. 103 (o. S. 146. 154) behandelt; Her wird
die Verantwortung fiir ihn beiden Staaten zugeschrieben, und iiber-
haupt zeichnet sich diese Darstellung vor der friiheren dutch die
gleiche Verteilnng der Schuld aus. — Besonders beachtenswert
ist die dreimalige Erwahnung griecHscher Gresandtschaften am
Perserhofe, die ganz aktueUe Beziehungen erschlieben labt (169.
160. 162). Man hatte, wenn man sich gewohnt hatte, Isokrates
aus der ZeitgescHchte zu verstehen, langst aus diesen Stellen
folgern konnen, was die Zeugnisse bei Didymos bestatigen, dab
in den letzten vierziger Jahren wiederholte Verhandlungen zwischen
Athen und Persien stattgefunden hatten und den der orthodoxen
Demosthenesglaubigkeit so anstobigen Abschnitt der IV PHI.
(31 34 vgl. Ill Phil. § 71) erklaren und als echt erweisen konnen.
Nun hat das Kbrte mit Hilfe des Didymos geleistet'). Aber die
Entriistung des Isokrates hat noch auber einem patriotischen einen
sehr personlichen Grund. Der bittere Hohn des Demosthenes
(IV Phil. 33) iiber die abgedroschenen Phrasen 6 dij ^dcQ^ccQog
xkI 6 xoivbg sx^pdg mubten niemand empfindlicher verletzen als
1) Rh. M. LX 896. 403. Tiber die Beziehungen zu Persien vgl. auch
Schafer II 482. 483 , B e 1 o c h , Griech. Gesch. II 548. 549.
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrlmnderts. 165
Isokrates; denn die Wendungen gehorten ja zum eisernen Bestande
seiner ScUagworter (ygl. 158). Er erwidert mit dem Hohn liber
die kriechende Schiaeiclielei vor dem Perser und dem Betteln um
sein Grold^).
Es folgt nun als erster Tatbeweis der kriegeriscken Tlich.-'
tigkeit Atkens das Pkantasiebild seiner panheUeniscben Koloni-
sationsarbeit, die durck das Aufkommen der spartaniscken Macht
gekemmt sein soil (164 — 168, parallel lanfend und zum Teil wort-
lick iibereinstimmend mit 42 — 48, o. S, 145), dann die zum festen
Apparat rketoriscker Epideixis ®) gekbrige Hilfe , die Atkeu den
Argivern gegen Tkeben (168 — 171) geleistet kat, die wieder Anla6
zu einem Exkurse (172 — 174) gibt. Isokrates nimmt seinen
Gregnern den Vorwurf vorweg, dafi er sick selbst widersprocken
kabe. Im P. (§ 58 vgl. auck X 31. XIV 53) namlick kat er Atken
die Auslieferung der Leicken von Tkeben erzwingen lassen, kier
gibt Tkeben sofort auf glitlicke Vorstellung nack. Nur blasser
Neid und Boskeit, meint er, wird die Variation tadeln. Der wakre
Grrund, den er nickt nennt, ist natiirlick, aufier seinen Sympatkien
flir Tkeben, die er mit Konig Pkilipp teilt, dafi im guten Atken
den Hellenen gegeniiber alles kiibsck friedlick zugeken muB; nur
den Barbaren gegeniiber muB mit dem Sabel gerasselt werden,
und durck die bosen Nackbarn wird Atken in der Betkatigung
seiner Eriedfertigkeit gestort. Eiir das Verstandnis der Rede ist
dies neue Zeugnis, daB Isokrates seiner Entstellungen der Tra-
dition sick voll bewuBt ist, von Bedeutung.
Im Gregensatz zum Dogma der Lakonisten vom unabander-
licken, durck keinerlei Wecksel gestorten Bestande der Verfassung
fiihrt Isokrates aus, daB Sparta anders als Argos und Messene
sofort nack der unrecktmaBigen (o. S. 147^) Invasion in Lakeda-
monien wieder atdasig durckgemackt kabe ®). Wakrend die andern^)
die friikeren Einwokner in die Biirgersckaft aufgenommen kaben,
kaben die Spartiaten i^ovo^aia und nur auf sick be-
sckrankt^), das Volk als Perioken geknecktet und bedriickt, sie
1) Grenaxieres in meinem zweiten Beitrage ^Demosthenes und Isokrates".
2) E. Meyer, Forschungen II 219 ff.
3) S. E. Meyer, Forsch. I 277, Niese, Gott. Nachr. 1906 S. 141 ver-
gleicht Tliuk. I 18.
4) Die Argiver vor allem werden gemeint sein, s. Busolt, Griecli. Gesch.
Ill 1 S. 113 ff.
5) Einschrankende Bericlitigung von YII 60 f. — Gegen Niese betone ich,
da6 die „Demokratie" Spartas Fiktion antiker Theoretiker ist. — Fiir die Er-
166
Paul Wendland,
auf dem geringeren Lande angesiedelt, wahrend sie das meiste und
beste ftlr sich nabmen (177 — 181). tjberbanpt sind alia von Sparta
gegen die griecbischen Briider gefiihrten Kampfe verwerflicb ^).
Mogen sie nacb vulgar em auf %XBovB%ia gegriindetem Begriffe der
aQBt^ rubmlicb erscheinen, dem wabren Tugendbegriffe wider-
streiten sie, und die Niederlage bei Tbermopyla (vgl. Ph. 148.
Diodor XI 11, 2) ist ein groBerer Buhm als solcbe Siege (182 — 187
vgl. Pb. 148). Die wabre panbelleniscbe Gresinnung dagegen bat
Athen bewiesen in alien Kriegen, die nacb dem troiscben gegen Bar-
baren gefiibrt sind. Als solcbe warden dann unter Hinweis auf die
friibere ausfiibrlicbe Darstellung (191) erwahnt der Krieg gegen
Xerxes, der mit der einen Bemerkung, dafi die Atbener in ibm
mebr geleistet baben als die Spartaner (vgl. o. S. 146) , erledigt
wird, zweitens der scbon zweimal verberrlicbte Kolonisationskrieg
(o. S.145. 165), drittens mehrere auf bocbst selfsame Weise zu einer
Einbeit verbundene feindliche Invasionen in Attika: Thraker, die
mit den Amazonen verbitndeten Skythen, die Peloponnesier unter
Eurystbeus, Dareios. Durcb alle diese Erfolge sind die Atbener
nicbt libermtitig geworden^), sondern baben an den alten (o.
S. 166) festgebalten , baben von einseitiger Hocbscbatzung der
kriegeriscben Tiicbtigkeit sicb frei gehalten und auch die andern
Tugenden bewabrt (188—198).
Hier bedarf vieles der Erklarung. Der Zug des Xerxes (189)
und der des Dareios (196) sind auseinandergerissen. Der G-rund
ist wobl, dafi gegen Xerxes die Atbener nicbt allein, sondern ver-
btindet mit Sparta gekampft baben und daB dieser Krieg wie
der Kolonialkrieg, mit dem er verbunden ist, scbon friiber be-
bandelt ist. Darum aucb die Klirze, mit der der Krieg gegen
Xerxes abgetan wird; freilicb wind aucb der gegen Dareios wie in
einer Anmerkung erledigt, obgleicb er vorber gar nicbt erwabnt
war. Ist meine friibere Hypotbese ricbtig, daB nacb der innersten
klaruDg iin Einzelnen verweise icli auf Niese, Hist. Z. LX II 743. 76, Busolt
1519. 522, E. Meyer, ForscL I 260. 277, D umml e r II 370, der in der Nach-
richt, daB die Ephoren die Perioken obne Urteilsspruch Mnrichten durften, Yer-
wecbseiimg mit den Heloten vermutet; anders Niese, Gott. Nachr. 1906 S. 105^
1) Hie Stelle ist miBverstanden von Seyffert a, a. 0, S. 56. Yergleicbt
man ol^sLotrivog mit 207. 220, so ergibt sicb, daB es sich um die Kriege
gegen Hellenen iiberbaupt bandelt, die mit der Invasion der Herakliden beginnen
(Hie Gottlosigkeit dieser Kriege wird besonders betont, weil die Spartaner den
Lakonisten das specifiscb fromme Yolk sind), und die Parallele Ph. 148 be-
statigt es.
2) tiberdiesenLieblingsgedanken vgl.Pan.32YIII 103. 85. YI 61. YllSff,
Beitrage zur atlienischen Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 167
Meimmg des Verfassers des Pan. sclion mit Solon die Demokratie
anszuarten beginnt (o. S. 160), so konnte sick das scheinbare Mifi-
verkaltnis darans erklaren, dafi diese Tkaten eigentlich ans den
zeitlicken Grenzen des gnten alten Atken sckon kerausfallen. Die
Yerbindung der Heerziige der Tbraker, Skythen nnd Amazonen
ist wie ihre panegyriscke Verberrlichnng alte iiberkommene Tra-
dition der epideiktischen Rketorik'). Hbckst anstoBig aber ist,
daB in dem Abscknitte, der von den Kriegen gegen Barbaren kan-
deln will (189), der Zug der Peloponnesfer unter Eurystkens anf-
gefiikrt wird. Ick bin geneigt anzunehmen, daB Isokrates, von
frttker her an diesen Zusammenkang gewoknt (jVI 42. VII 76.
IV 56 ff.), kier eine arge Gedankenlosigkeit begangen kat.
IV. Damit ist die Vergleicbung der Verfassungen und der
Tkaten als Offenbarangen des Geistes der Verfassungen durck-
gefiihrt, aber Isokrates siekt sick veranlafifc, einen, wie er selbst
bemerkt, ganz ungewoknlicken Ankang, die Gesckickte der Dispn-
tationen, die liber das fertige Buck in seiner Scknle stattgefnnden
kaben, znznfugen : Als ick die bis kierkin niedergesckriebene Rede
mit drei bis vier meiner vertrautesten Sckiiler dnrckpriifte nnd
sie bis auf den nock feklenden SckluB fertig zn sein sckien,
wiinsckte ick nock das Gutackten eines Sckiilers einzukolen, der
einem oHgarckiscken Staate angekbrte und Verekrer der Lakeda-
monier war, damit er etwaige Irrtiimer {ipevdos) aufdecke. Der
kflm denn auck, las die Rede, lobte sie und beurteilte ikre Teile
aknlick wie wir ; aber dock fiihlte er sick oifenbar verletzt dnrck
den Tadel Spartas : Selbst wenn die Spartaner sonst nichts Gutes
den Griecken getkan katten, hatten sie dock die besten Institutionen
erfunden und die andern gelekrt (199—202).
Solcke Verkekrtkeit des Sckiilers muB der Meister zuriick-
weisen und fragt, ob er sick nickt so gottloser, falscker, wieder-
sprncksvoller Rede sckame. Da die Spartaner erst vor 700 Jakren®)
in die Peloponnes eingewandert sind, setzt deine Bekauptung, daB
sie erst die besten Institutionen erfunden katten, voraus, daB die
Helden des troiscken Krieges, daB Herakles, Tkeseus und andere
gottentsprossene Heroen Gottesfurckt, Gerecktigkeit, iiberkaupt
die Kardinaltugenden, die dock allgemein an iknen gerukmt werden,
nock nickt gekannt katten (203 — 206 vgl. § 72 und o. S. 163“).
1) IV 67. 68. VI 42. VII 76, Hermes XXV 187, E. Meyer a. a. 0. II 219. 220.
2) Dasselbe Lob wird von Isokratos VI 76 (61 vgl. 48). VIII 96 voraus-
gesetzt und bildet das Tbema von Xenophons Aa%. TtoX.^ s. Seyffert S. 54. 55,
3) Vgl. VI 12. VIII 95 und Bus olt I 259^ 573«.
168
Paul Wendland
Dein G-erede ware verzeihlich; wenn du meine Rede niclit
gehort hattest. Nun aber bast du ja die Rede gebilligt, in der
icb die Frevel Spartas gegen Stammesgenossen und Hellenen liber-
baupt nacbgewiesen babe; wie kannst du da bebaupten, dafi solcbe
Menscben die besfcen s^itTidsii^atcc gescbaffen batten ? Dazu feblte
es ibnen ja scbon an der notbigen allgeineinen Bildung. Oder
soli etwa die iclcjTCsCa^) eine Erziebung zur Tugend sein (203 — 214) ?
Da erwidert er, etwas eingeschiicbtert : Icb lobe ja gar nicbt
alles an Sparta; icb erkenne den Tadel der Kindererziehting und
andere Vorwiirfe an. Aber icb kann mir nicbt belfen, dein Urteil
liber Sparta scbmerzte micb, gerade weil icb’s nicbt widerlegen
konnte, und da sagte icb aus Yerlegenbeit, da6 wir dock den
Spartanern flir die scbbnsten smtrjdsviiatcc Dank scbulden. Icb
dacbte dabei an die allgemein anerkannten Vorziige, gymnastiscbe
und kriegeriscbe IJbung und 6^a6votcc Icb antwortete : Gerade
auf dem Gebiete yerdient Sparta den allerscbarfsten Tadel. GewiB,
jene Institutionen an und fiir sicb sind loblicb, aber die Spartaner
baben sie zum Scbaden der Hellenen scblecbt angewandt. Du ver-
kennst wie die meisten Menscben, daB das sittlicbe Urteil bedingt
ist durcb den ricbtigen oder scblecbten Gebraucb der Dinge und
Fabigkeiten (216 — 224). Die geriibmte b^dvoia der Spartaner
ist die Einteacbt, wie sie aucb Piraten und Rauber, wie sie aucb
die Triballer^) balten. Wabre Tugend verbreitet um sicb Segen,
die Beriibrung mit Sparta bat jedem nur Unbeil gebracbt (225 — 228).
Mit den Worten bracbte icb den gescbeuten, erfabrenen und
redefertigen Mann zum Scbweigen. Meine Scbiiler applaudirten
und waren auf ibn unwillig, mit Unrecbt. Denn er ging klliger
und bescbeidener als zuvor weg; icb aber war trotz oder gerade
wegen des Erfolges nur tboricbter, eitler, voll kindiscber Erregung
geworden. In dieser Stimmung diktirte icb dem Sklaven die
1) Sie wird aiisfulirlich gescliildert , aber oline Anklilnge an Xenoplion 2.
Gegen sie richtet sicli aucli Platos Kritik, Staat 547 E.
2) Pie kriegeriscbe Tuchtigkeit wird als Topos der Lobredner Spartas YI 71
(75 ff.) vorausgesetzt. Gegen die einseitig kriegeriscbe Erziebung Spartas wendet
sicb aucb Platos Kritik in den Gesetzen und Aristoteles. Die oiidvoicc Spartas er-
kennt Isokrates selbst YI 67 an. DaB sie ibre feste Stelle im Lobe der spartani-
schen Yerfassung batte, beweisen die von E. Meyer, Forscb. 1 216. 220. 225,
Seyffert S. 55 angeftilirten Zeugnisse. Icb fiige Dem. XX 108 Mnzu.
3) Derselbe Gedanke YI 50. Ill 3. 4. 50. Abnlicb aucb XY 251. Y 53. YII 4
(wortlicb wiederbolt von Tbeopomp Er. 100 Gr.-H.). Plato und Aristoteles bieten
zablreicbe Parallelen; s. meinen Anaximenes 93.
4) 339 kiimpfte Philipp gegen die Triballer (o. S. 139).
Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 169
Rede ; aber nacb. drei oder vier Tagen ergriff micli bei ernenter
Lektiire Schmerz iiber den berben Tadel Spartas. Icb war scton
drauf und dran, das Bucb zu vernicbten, da entscbloJB icb micb,
docb nocb meine Scbiiler zur Beratung zu versammeln. Wieder
wurde die Rede verlesen nnd fand Beifall. Nur jener Spartaner-
freund erklarte sicb in Verlegenbeit zu befinden; er wolle meinen
Worten den Glauben nicbt versagen, aber docb beschlicben ihn
Zweifel (229->-234).
Icb wuiidere micb namlicb, sagte er, liber deine Rene, denn
icb finde gar nichts so sebr Scblimmes in deinem Urteile iiber
Sparta^); icb wundere micb aber aucb dafi da deine Schiller zn
Rate ziebst, die ja docb gewbbnt sind alles an dir scbbn zu finden.
Icb meine, du bast weder die Beratung nocb deine Lobrede
in dem Sinne gemeint wie du vorgabst (pi% &7tlG)g ovS^
&)g disUs^ai tcqoq 'fi^iccg) j sondern bast uns auf die Probe
stellen wollen, ob wir die Art der Rede begreifen
(235. 236). Atben hast du wohl gelobt, nm deinen Mitblirgern
und ibren Preunden zu gefallen. Da die neue Metbode der Ver*-
gleicbung leicbt zur Herabsetzung Spartas fiibrte, bast du, um
das zu vermeiden und deinem frilheren Lobe Spartas nicbt zn
wider sprecben, zweideutige, Lob und Tadel in denselben Worten
ausdriickende, zu verscbiedenen Deutungen Anlafi gebende Reden'
gewahlt. So bast du deine Vorfabren als friedfertig, hellenen-
freundlicb, Vertreter der l66%)]g^ die Spartaner als libermiitig, krie-
geriscb, babslicbtig gescbildert, woflir sie ja aucb aUgemein gelten.
Du weiBt, die Atbener werden dadurcb Lob, die Spartaner aber
nur von den Einen Tadel ernten, bei den anderen Bewunderung
finden (237 — 241). Ibre Verebrer werden die 'b^sgoiljia lieber 6s^v6tr}g
nennen, werden die Spartaner bocbberziger ^) finden als die Preunde
der i 06 T: 7 jg, werden kriegeriscbe Tiicbtigkeit der Priedfertigkeit
vorzieben. Die Spartaner werden, weil sie faesser als andere zu
erwerben und zu bebalten wissen, gerade als vollkommene Manner
erscbeinen. Sei die Ttlsovs^ccc im privaten Leben aucb verwerflicb,
im 6fi:entlicben Leben werde sie bewundert, und jeder wiinscbe
sicb die Tyrannis ^). ‘ Icb braucbe nicbt erst zu bemerken, dafi du
1) 231. Manche Ubersetzer verstehen, sicker mit Unreclit, das Gesprach.
2) Das sagt der Lakonist sclion mit Bucksicht auf die neue § 242 if. vorge^
tragene Xvaig. Die scheinbaren Widersprliclie zu friilieren Aufierungen, die M e s k
S. 7 hervorhebt, erledigen sick damit.
3) Vgl. Xenopkoii 12, 5.
4) VIII 103. 111. IX 40, Diimmler II 159. Wilamowitz zu Euri-
pides’ Herakles 66.
170
Paul W en dland
diesen Standpunkt nicht billigst. Icli will vielmelir von unserer
Beratnng reden. Ernst kann icli die nickt iiehmen, darum beant-
worte ick deine eigentliche Erage nicbt. Ich ckarakterisire lieber
deine Rede als nur scheinbar einfack und leickt ver-
standlickj fiir alle tiefer Dringenden vielmehr
sckwierig und pr oblematis chj voll von Historie und Philo-
sopliie, voll von Buiitkeit und Trug (ipsvdokoyL<x\ freilick
einem erziekerisch wirksamen Truge, Diese meine Ent-
kiillung ist dir vermutlick nicht lieb ; denn der Rukm deiner Rede
wird gemindertj indem ick den Leuten den Sckliissel zu ikrem
Verstandnis gebe und sie sick nun nickt mekr den Kopf zer-
brecken. Du meinst wokl deinem Rukm zu d.ienen, wenn du
deine Absickt mbglickst gekeimkalt st; ick meine im Ge-
genteil, du tkust am besten, sie alien, vor allem aber den Spar-
tanern zu entkullen (242 — 249). Hatte man ihnen deine Rede
okne meinen Kommentar vorgelegt, milBten sie dick kassen. Nun
werden zwar die meisten Spartaner bleiben wie sie sind und von
deinen Reden liberkaupt keine Notiz nekmen; die Gebildeten
aber werden dock das Lob aufzufinden wissen, werden sick auck
deiner friikeren Lobsprliche erinnern und mit altem Stolze von
der Eroberung der Peloponnes von den Kampfen gegen Argos und
Messene xeden, sick ihrer Autonomie, ikrer Hegemonie im Perser-
kriege^), ihrer frukerenUnbesiegbarkeit unter Elikrung der Kbnige'^)
riikmen. All die Thaten aber erscheinen als Beweise von Tapfer-
keit und 6^6voia (o. S. 168^), wie es denn auck in Sparta Aufrukr
Oder VerfassungsweckseP) nie gegeben kat (260—259).
Dein Rukm, so sckon gro6 genug, wird unsterblick werden;
denn du hast beide gelobt, die einen •'(die Spartaner) nack der vul-
garen Meinung, die andern nack dem Mafistabe der (philosophiscken)
1) Vgl. 0. S. 163-’.
2) 253 i^sL^rj narsiSov tcig utoXsis Tag avxcbv ccSo^ovg %al ^i%Qas nccl TtoX-
Xmv ivdsscg o^irag, ziehen sie in die Peloponnes; ebenso VII 7 (gemeint ist die
dorische Tetrapolis). Vgl. auch Pli. 145. — Die Darstellung des Archidamos
(17 ff. 70) von der Eroberung wird bier in Antithese zur friilieren Bebandlung im
Pan. ( 0 . S. 147^. 165) erneuert,
3) Die war friiher im Pan. iibergangen.
4) Das war offenbar ein alter stehender Eubmestitel in den Verberrlicbung
Spartas (VI 111). Er wird weiter gefiibrt, obgleich die Ausnalimen, aiif die an-
gespielt wird (257), ihn illusoriscb machen.
5) Die mit revolutionaren Bewegimgen verbundenen Ubel werden in be-
bannten stereotypen Wendungen ((sg)ayc(t\ (pvyac — aito^OTCccC ^ yfjg ocvcc-
Sccc^og) aufgefiibrt (259). Vgl. Platos Gesetze 684 E 736 0.
Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jabrkunderts. 171
WahrlLeit. loh rate dir nun, die Rede keineswegs zu vernichten,
woM aber sie zu publiciren, indem du alle iiber sie gefiihrten Ge-
spracbe hinzufugst. — Mit diesem Vorschlage fand er stllrmiscbeu
Beifall ; aucb icb spracb ihm meine Anerkennung aus, auBerte mich
aber gar nicbt dariiber , ob er den Sinn meiner Rede getrofPen
habe oder nicbt (260 — 26B).
Der ScbluBteil mit seiner feinen sokratiscben Selbstironie ge-
bort zu dem Anziebendsten , was Isokrates je gescbrieben bat.
Nacb Blafi freilicb w&e das Heimlicbtbun dieses Teiles nicbts als
ziemlicb eitle Spielerei. Indem er den Greis nicbt mebr ernst
nimmt, fragt er gar nicbt danacb, welcbes denn die Motive der
Verblillung sind und wo in dem Bucbe die Zweideutigkeit der
Rede und die padagogiscb berecbnete Pseudologie zu finden sind
und ob wir nocb die Ratsel, die Isokrates seinen Lesern aufge-
geben baben will, zu losen vermogen. Er verschmabt den von
Isokrates selbst dargereicbten Scbliissel, der ibm den Zugang zum
Verstandnis hatte offnen konnen. Und doch kommt erder Wabr-
heit ganz nabe, wenn er einmal bemerkt, der Pan. sei in mancber
Beziebung ein Xdyos s^xrjjiccTL^fjievog. Scbade, daB er den Gedanken
nicbt verfolgt bat! Die Idealbilder des Agamemnon (vielleicbt
aucb des Tbeseus) und der von panbelleniscber Gesinnung und
Humanitat getragenen Politik Athens sind der Spiegel, in dem
Pbilipp sein besseres Icb und seine bobere Mission wiederfinden
soil, die egoistiscbe Macbtpolitik Spartas das warnende Scbreck-
bild, in dem freilicb der grofie Realpolitiker die wabren Ziige
seines Wesens leicbter erkennen konnte als in jenen kiilmen
Pbantasiebildern. Und das verklarte Altatben ist das Vorbild,
an dem das Atben seiner Zeit seine Fehler und seine Entartong
ermessen sollte. Mit vollem Rechte konnte Isokrates § 271 den
Pan. unter die Lehrscbriften recbnen und in Gegensatz zu epi-
deiktiscben Reden stellen.
Im 1. wie im 3. Bucbe der aristotelischen Rbetorik ist wort-
licb ubereinstimmend ein Abscbnitt iiber den Mccivog iiberliefert,
in dem sicb eine beacbtenswerte Ausfiibrung iiber die Verwandt-
scbaft von STcaivog und 0v^^ovXaL findet ^). Die Ratscblage, beiBt
1) I 9 p. 1367 b 36 — 1368 a 10 und, mit dem ganzen Abscbnitt, in den Hss.
iiberliefert III 16 binter p. 1416 b 29. Es ist verkebrt , dafi die Editoren die
Doublette im 3. Bucbe auslassen ; sie stellen sicb ja sonst verniinftiger Weise
nicbt das Ziel, den ecbten Aristoteles zu rekonstruiren. Zusammenbang vermiSt
man an beiden Stellen. Derselbe Redactor, der mebrere Scbriften zu 3 Biicbern
zusammenordnete und tfbergange interpolirte, fand offenbar ein mit Anmerkuugen,
Bandnoten, Doubletten, dem naturlicben Erzeugnis der Wiederbolung der Yorle-
172
Paul Wendland,
es, lassen sicli leicht in Lobreden umsetzen. Dieselben Tbaten
mxd Eigenscbaften , zn denen man ermuntert, kann man im
sTtdLVog als realisirt darstellen, Darum frage dick bei der Lobrede,
wozu du wokl maknen, bei der Makming, was dn wokl loben
wurdest. — Das ist wirklich die von Isokrates reicklich ange-
wendete Tecknik; nnd wenn Aristoteles die Tkeorie erlautert,
indem er einen Satz des isokratiscken Euagoras aus Lobrede in
Ermaknung umsetzt ^)5 darf man ikm die Erkenntnis zutrauen, daB
der Euagoras wie andere Enkomien des Isokrates anck symbu-
lentiscke Ziele verfolgt. Ja vielleicht diirfen wir nock einen
Sckritt weiter geken nnd bei dem bekannten Verkaltnis von
Aristoteles zu isokratiscker Lekre die ganze Erorterung der Be-
ziekungen von Lob- and Maknrede anf die Doktrin des Isokrates zu-
riickfukren. Meint dock dessen Sckiller im Pan. (236), der Meister
wolle sie mit der Ratselrede auf die Probe stellen, ob sie pkilo-
sopkiren, seiner Scknllekren gedenken und die Art der Rede zu
erkennen wiifiten. Die Worte finden ikre natlirlickste Erkl&nng
durck die Annakme, da6 sckon Isokrates Verwandtsckaft und Um-
setzung von Lob- nnd Maknrede erortert kat ; was eigentlick sckon
nnnmganglick war, wenn er nack seiner Grewoknkeit seine Reden
in der Scknle besprack.
Die Rede ist erziekeriscke Psendologie (o. S. 171), d. k. der
Antor weifi, wie frei nnd wiUkiirlick er mit dem GresckicktsstojflP ge-
sckaltet kat (o. S.161.161.165); er sagt das ganz offen und wartet
nickt erst, bis die G-egner ikm die Widersprllcke gegen frlikere Ans-
fiikrnngen vorrltcken. Isokrates bekennt sick ofter zn dem be-
denklicken Grnndsatze : Der Geschicktsstoff ist gegeben, der Antor
muB ikn nur nack seinen Zwecken gestalten nnd modeln nnd
wenden. Ganz nack diesem Grnndsatze ist der Pan. gesckrieben.
Diese GesckicktsdarsteUnng ist Mittel znm Zweck, darnm durckweg
snbjektiv und tendenzios, ein Abbild der Pratensionen und Wiinscke
der Gegenwart. Wir miissens Isokrates kock anrecknen, daB er
diese Tecknik gelegentlick offen nnd ekrlick darlegt, nnd kaben
gar keinen Grnnd, nns sekr erhaben iiber diese Metkode zn dlinken..
sungen, versehenes Manuscript des Aristoteles vor. Er kat das Material unge-
sckickt eingeordnet. Die Unordnung ist seine Sckuld, wenn man will sein Yer-
dienst. Yon tlbergangen abgeseken, kat er nickt starker eingreifen wollen. Daker-
ist das Material, auck wenns am unreckten Platze stekt, eckt wie in Platos
Gesetzen.
1) Ick verweise auf Y a k 1 e n s griindlicke Bespreckung der Stelle, S. A. B.
1902 S. 190, mbckte aber bemerken, dak es sick nickt nur urn den stilistisckeu'
Untersckied yon Lobrede und Ermaknung kandelt.
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jalirhunderts. 173
Denn solche GreschiclitsmaclLerei ist mit groberen und feineren
Niiancen auch in unserer Zeit am Werk. Verfasser von Schul-
bilcliern, die die GrescMchte chauvinistisch oder frommelnd zu-
recMstutzen — ausgestorben sind sie auch bei uns nicht — , die
Romantiker mit ihren typischen G-eschichtsbildern , praktische
Politiker, die dilettirend in historische Exkurse abschweifen, ’ die
Ebers und Dahn, die Nationalbkonomen , die ihre Zerrbilder der
Greschichte rechtfertigten mit den schonen Theorieen einer neuen
paradigmatischen Geschichtsschreibung oder einer Konstruktion
der Vergangenheit als Eolie und Kontrast zum modernen Wirt-
schaftsleben — sie alle sind bewafit oder unbewufit von ahnlichen
Motiven wie Isokrates geleitet. Und auch der X6yoq
TLGi^svog, in dem die tendenziose Gesckichtschreibung ihren kon-
sequentesten und bewuBt kunstlerischen Ausdruck findet, hat sick
oft als ein bewahrtes, in gewissen Zeitverhaltnissen als das einzig
mogliche Mittel politischer Propaganda erwiesen. Ich erinnere an
Platos Kritias, an die romische Cato-Litteratur, an antike und mo-
derne Staatsromane, an Er. D. StrauB’ Romantiker auf dem Thron
der Casaren, an Kleists Hermannsschlacht, an die Art, wie Demo-
sthenische Staatsreden durch Niebuhrs und Jakobs’ XJbersetzungen
einst zu Adyot B6%riiia%i0iiivoi erhoben warden.
So ist auch flir Isokrates die figurirte Rede die Eorm, in der
aUein 342 sich das Programm des Ph. wiederholen, in der allein
voUends 339 seine Hoffnungen auf den Konig, mit dem Athen im
Kriege lag, angedeutet werden konnten. GroJBe Teile der Rede
mufiten dem, der die Eiguration nicht erkannte, anstoJBig und
auffallend sein. So hat der Autor am Schlusse den Schleier ge-
hoben, aber mit Huger Berechnung sich auf vorsichtige Andeu-
tungen beschrankt. Die Richtung, in der die wahre Deutung zu
suchen ist, weist der Schuler, der Meister halt sein Urteil iiber
die Auffassung des Schulers vbllig zuriick (o. S. 171) ^). DaB nun
die Schlauen sich, um hinter die Geheimnisse seines Buches zu
kommen, die Kopfe zerbrechen warden, schmeichelt seiner Eitelkeit.
Wenn aber die boshaften Neider ihm die Konspiration mit dem
Eeinde Athens vorhielten, so konnte er die Hypothese seines
Schulers desavouiren
1) Daraus ergibt sich, daB der SchluBteil im Ganzen Fiktion ist, Schulge-
sprache iiber den Pan. haben sicher stattgefiinden ; aber die Eolie des klugen
Schulers, der uns vortragt was Isokrates selbst zum Verstiludnis der Bede sagen
will, ist erdicbtet. Also darf auch die Charakteristik des Schulers (Pan. 200. 229),
der, gewiB zum Teil nach lebenden Mustern, konstruirt ist, wie ihn Isokrates
174
Paul W endland,
Einer Erklarung bedarf nodi das Problem, warum denn der
listen- tind erfindnngsreicbe REetor neben andern Verkleidungen
die Antithese Athen- Sparta zur Darlegung seiner politischen
Plane gewablt bat. Oder ich miiS vielmehr nacb den Grrundsatzen
meiner Interpretation die Doppelfrage stellen: Was hat ihn 342
zn seiner antispartanischen Haltung bestimmt, was 339 veranlaBt,
diesen Standpnnkt zu mildern und fast znr iickzunehmen ? 343/2
verhandelte Philipp nnd Athen gleichzeitig mit den peloponne-
sischen Staaten. Es kam auch zu einem Blindnis Athens mit
andem peloponnesischen Staaten und mit Messene^), Wahrend
Sparta grollend abseits stand und sein Gregensatz gegen Athen
sich verscbarfte, schien sich den Eriedensfreunden die Aussicht
auf einen grofien Bund Philipps, Athens, der Peloponnesier zu
bieten Die Kriegspartei wollte, weil sie in Philipps Entgegen-
fcommen nur vorlibergehende Berechnung sah, Sparta erhalten und
AnschluB beim Perser suchen (o. S. 164).
Es ist verstandlich, dafi in dieser Situation Isokrates den HaB
gegen Sparta schiirt. Der Staat, dessen Tugenden und muster-
hafte Einrichtungen , dessen glorreiche Greschichte er friiher ge-
priesen hatte, ist ihm nun der Trager einer brutal egoistischen
Machtpolitik , in Verfassung und Kultur ruckstandig. Hatte er
friiher Spartas Eechtstitel auf Messene anerkannt und besonders
im Archidamos ausfiihrlich entwickelt, so schiebt er jetzt aUe
diese Rechtsansprliche (fiktiv sind sie ja freilich, aber das kommt
flir einen Isokrates nicht in Erage) bei Seite und lafit das Rauber-
volk ebenso unrechtmaBig Messenien unterjochen, wie es unrecht-
maBig in die Peloponnes eingedrungen war. Neu war ja der
Standpnnkt nicht. Schon im 5. Jahrh. hat Athen Spartas Recht
auf Messenien bestritten, seit der Neugriindung im J. 366 sich
seiner oft angenommen, die Rechtsfrage war oft genug diskutirt
worden. Der Standpnnkt des Pan. in dieser Erage ist das strikte
Gegenteil der Haltung, die Isokrates 365 im Archidamos ein-
nimmt; er ist jetzt in Harmonic mit seinem damaligen Gregner
Alkidamas.
braucht, nicht kombinirt werden mit dem Bilde des oder, besser gesagt, der Ver-
fasser lakonisirender Schriften', die in der Parallelisirung der TtoUtsi^cci beriick-
sichtigt werden.
1) von Scala, Verhandlungen der 43. Philologenversammlung 1895 S. 174.
Ich lege hier und im Folgenden das Quellenmaterial nicht vor, da fast alles in
Stavenhagens Dissertation sorgsam gesammelt ist.
2) StavenhagenS. 40ff.
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jabrliunderts. 175
Die . Wiederaufnalime der Arbeit nacli dreijahriger Unter-
brecKung und die inzwiscben veranderte politische Situation hat,
wie zum Teil schon ausgefuhrt wurde (o. S. 162), zu einer Ver-
schiebung des Themas und zu einer Anderung des Standpunktes
geflihrt. 339 im offenen Kriegszustande mit Philipp konnte die
Darstellung nicht ’mehr auf den panhellenischen Gredanken und
auf seine Realisirung durch Philipp zugespitzt werden. Die pan-
hellenische Begeisterung war niedergeschlagen und die Lust zu
panegyrischer Verherrlichung Athens, das durch die Kriegser-
klarung dem Idealisten die argste Enttauschung bereitet hatte,
sicker gedampft. So wird das Thema iibergeleitet auf das mehr
akademische Problem der Vergleichung der Yerfassxmgen. Die
Stbrungen, die dieser Wechsel mit sick bringt, sind bereits he-
handelt worden. Es wandelt sick aber auck die Aujffassung athe-
niscker Gesckickte. Der Preis gilt jetzt nur nock Altathen und
am meisten den friihesten Zeiten. Piir die Gregenwart gilt es,
BuBpredigt und Reformprogramm der fiinfziger Jahre zu erneuern.
Darum wird die Apologie atkeniscker Seeherrsckaft, die der erste
Hauptteil des Pan. im AnsckluB an den P. entwickelt hatte, ver-
lassen ; und wahrend Isokrates noch im ersten Teile Athens
Ekrenschild auf der Eolie spartanischer Grreuel in ungetriibtem
Grlanze erstrahlen laBt und einige Flecken aus der Zeit des
zweiten Seebundes von epidemischer Infektion Spartas kerleitet,
ist jetzt im zweiten Teile die Demokratie schon frlik und spontan
ausgeartet, ist durch die Seeherrsckaft zuchtlos und corrumpirt
worden.
Der HaB gegen Sparta, das, von Philipp und Alexander ganz
als quantity negligeable behandelt, eher bemitleidungswUrdig war,^
war offenbar auch verraucht, imd Isokrates erkannte das Einseitige.
seiner aus vorubergehender Situation erzeugten Erbitterung (s.
65. 95). So wird jetzt die fruhere Auffassung genuldert, in den
Doubletten werden manche fruhere Spitzen abgebrochen ; Vor-
wiirfe, die friiher gegen Sparta ■* allein gerichtet waren, werden
jetzt gegen beide Staaten erhoben, Eine weitere MaBigung und
Milderung bringt dann der SchluBteil, der zugleich die infolge der
verschiedenen Anlasse und Zeiten ihrer Entstehung etwas ausein-
ander fallenden Teile des Notbaus unter ein Dach bringen und
iiberhaupt Isokrates’ widersprechende Beurteilungen Spartas in
verschiedenen Reden harmonistisch vereinigen will. Das wird
fertig gebracht, indem zwei Standpunkte der BeurteUung Spartas
unter schieden werden, die vulgare 86ia und das hohere Wahr-
Egl. Ges. d. Wies. Nachrichten. Phil.-liist. Klasse. 1910. Heft 2. 12
17a
Paul Wendland
heitsstreben (261) ^). Nach. vulgarer Meinung gilt die Ttleovslia^
wenn aach nicht im privaten, so dock im politischen Leben fiir
erlaabt and berecktigt, der Besitz der Mackt als das kbckste Grut ^).
Von diesem Standpunkt aus ersckeint der staatlicke Macktegoismns,
wie ikn Sparta verkorpert, als normal und lobenswert, wakrend
er nack kokerem sittlicken MaBstabe eine Unmoral ist (242 ff.).
Die sick zu dieser Auffassung des Staates als Mackt bekennen,
werden also alle Tkaten Spartas, in denen Isokrates sittlicke
Flecken und Makel erkennt^ in Rukmestitel Spartas wandeln (242,
251), und das tkut der Lakonist, die vulg&e friiker auck von
Isokrates vertretene AufPassung erneuernd, § 262—259, und er
meint, Isokrates selbst kabe doppelsinnig in den Tadel das Lob
versteckt (239. 240. 261 ff.). Modern ausgedriickt , konnte man
sagen, dafi in den beiden typiscken Bildern der Antithese Atken-
Sparta der Gegensatz vonWeltbiirgertum^) und Nationalstaat zum
Ausdruck kommt nnd daB der Gegensatz dieser Tendenzen eine
gesckicktlicke Notwendigkeit ist, weil beide berecktigt sind. Die
Antitkese jener doppelten Moral begegnet sckon 46. 183. 187. 197.
198, und 117. 118 stellt Isokrates selbst sick auf den Standpunkt
der niederen Moral, urn Atkenzu recktfertigen; aus der Verteilung
der Stellen darf man vermuten, daB ikm im zweiten Hauptteile
sckon die des SchluBteiles und seine Tkeorie doppelter Moral
vorgesckwebt kat.
Die Anlasse zur Abfassung des zweiten Teiles, zur Wakl des
neuen Tkemas, der Vergleickung der Verfassungen, lassen sick nur
vermuten. DaB eine lakonisirende Sckrift den neuen AnstoB ge-
geben kat, ist wakrsckeinlick ^). LieBe sie sick nackweisen, so
wiirden wir klarer seken. Aber die bisherigen Versucke sind
miBlungen. DaB Isokrates Xenopkons Sckrift bekampfte, ist aus-
1) Vgl. 271. Isokrates meidet die scharfe Antithese weil er
selbst oft die So^cc (und das das ins zweite Glied aufgenommen ist),
als das dem Menschen allein Mogliche hezeichnet; s. Reinhardt, De Isocratis
aemulis, Bonn 1873 S. 36. 37.
2) Die private Pleonexie bektopft Isokrates oft, die politische z. B. YIII
17. 28 ff, wo er aber einen sittlich idealisirten Begriff der Pleonexie anerkennt
(vgl, 1124. Ill 2. XV 281). Als Grundsatz Spartas begegnet sie Pb. 148. Pan. 55
{VI 85). Dafi die Pleonexie vulgarer Grundsatz privater und staatlicber Moral
ist, hebt er ofter bervor.
3) 213 : Sparta bandelt dem zuwider, was Hellenen und Barbaren als recbt
erkennen.
4) S, S. 162. 163. §177 (paaCv weist auf Quellen. 155. 182 ff. (110. 111.
152) hat Isokrates bestimmte Gegner im Auge.
Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 177
gescUossen; . sie liegt zu weit zuriick und die Beriiliriiiigen be-
treffen niir Ptmkte, die znr allgemeinen Topik der Lobreden
Spartas geboren^). Ebenso vage sind die oft miBbrancliten An-
klange an Plato oder Aristoteles, die den Hanptzweck des Pan.
anf keinen Fall erklaren konnen. Ephoros differirt sogar mebr-
facb von den Anscbauungen, die Isokrates bekampft. Sicher war
es eine gerade aktnelle Schrift, die dem Isokrates den erwiinscbten
AnlaB gabj zn dieser mebr akademiscben Debatte liberzugeben*
Aber sicber bat er in der Behandlung eines Problemes , das er
bfter in semen Reden beriibrt, zweifellos griindlich durcbdacbt
nnd in der Scbule diskutirt batte, sicb nicbt an eine einzige Vor-
lage angescblossen. DaB der Pau. wirklicb mit den Scbiilern be-
sprocben ist, diirfen wir Isokrates glauben, Und es liegt gar
kein Grand vor, den Lakonisten, der bei der Gelegenbeit zn
"Worte kam, mit den im zweiten Hanptteile bekampft en lakoni-
sirenden Gegnern gleicbzusetzen oder gar nnter den Sopbisten der
Vorrede zu sncben. Die Interpretation des zweiten Teiles hat
sicb also daranf zu bescbranken, den Standpunkt der lakonisirenden
Gegner aus der uns erbaltenen verwandten Litteratar zu erlautern.
Mancbe personlicbe Spitzen entgeben uns, da wir diese Gegner
nicbt benennen konnen. Mancbes warden wir gewiB scbarfer ver-
steben konnen, wenn wir von Athens Beziebungen zu dem formell
ibm verbiindeten Sparta mebr wiiBten. DaB in der Zeit der am-
pbiktioniscben Wirren, angesicbts der Aussicbt, den Krieg bald
im eigenen Lande zu baben , Isokrates eine Abschwacbung der
Polemik mit Sparta, auf das Atben angewiesen war, notwendig
fand, ist begreiflicb.
III.
Icb muB nocb auf Ep. 8 des Isokrates eingeben. Dieser viel
umstrittene und so verscbieden beurteilte Brief will nacb der
Scblacbt bei Cbaronea (Aug. 338) und dem etwa zwei Monate
spater erfolgten Priedensscblusse verfaBt sein. WabrendWila-
mowitz die Unecbtbeit flir ausgemacbt bait, ist es E. Meyer
nicbt verstandlicb, wie man den Brief flir gefalscbt bat erklaren
1) Das Auffallendste ist, dafi 215 wie bei Xenopbon 3, 1 die „Autononiie“
der Knaben erwabnt wird, im Pan. mit tadeluder Xiiance.
2) S. A. B. 1909 S. 766b Aucb Beloch neigt zur Anuabme der Ecbtheit
(S. 509. 574). Die gesamte neuere Litteratur zu der Frage findet man verzeicbnet
bei Woyte S. 9 und in Miinschers Einleitung zu den Ausgewahlten Eeden
des Isokrates S. 13.
178
Paul Wendland
konnen. TTnbegreifiich ist mir das nicht. Denn wenn aucli nacli
meiner Uberxeugung nur ein beacbtenswertes Argument gegen die
Ecbtheit vorgebracbt ist, und zwar von W il am o wi t z , so bekenne
icb dock offen, dab ich mit diesem Argument nicht so leicbt fertig
werde, wxe z. B. von Hagen. Die gesamte oft zusammenge-
stellte antike Tradition lafit Isokrates aus Hummer freiwillig nacli
der Schlacht von] Cbaronea' sterben. Und mit dieser Tradition
verbunden treten Zeugnisse von zwei Zeitgenossen des Isokrates
auf, seines Adoptivsobnes Apbareus und des Demetrios von Pba-
leron, er sei durcb Nabrungsenthaltung, die er 9 oder 4 Tage er-
tragen babe, gestorben^). Zur ricbtigen Beurteilung dieser Tra-
dition scbeinen mir zwei Momente von Bedeutung. Das erste kat
scbon Wilamowitz bervorgehoben. Die Angabe von 4 oder 9
Tagen war urspriinglicb in keine Bezieknng zu einem festen Punkte
gesetzt. Daber variiren die Viten, indem bald der EntscbluB zu
sterben sofort auf die erste Kunde von der Scblacbt gefafit wird,
bald der Tod sebr viel spater (bei der Bestattung der Gefallenen)
erfolgt. Zweitens gestatten die Zeugnisse einen Zweifel daran,
ob die Motivirung des Todes mit dem Hummer scbon bei Apbareus
oder Demetrios zu lesen war. Icb recbne mit der Moglicbkeit,
dafi Isokrates seiner im Pan. erwabnten Krankbeit wegen sicb der
Habrung entbalten und dadurcb den Tod bescbleunigt bat. Die
Motivirung balte icb fiir psycbologiscb unwabrscbeinlicb. Darum
babe icb Bedenken, sie auf Apbareus zurlickzufiibren ; denn Blafi’
Auskunft, Apbareus babe wider besseres Wissen das patriotiscbe
Motiv zu Ebren seines Adoptivvaters erfunden, ist ungliicWicb
(u. S. 180). Die Erfindung ist etwas spater. Und daB Dionys sie
kennt, ist kein Beweis gegen die Echtbeit des Briefes. Die Gram-
matiker, denen er folgt, konnen den Widersprucb zwiscben ibrer
Tradition vom Tode und dem Datum des Briefes leicbt iiberseben
baben, da die Datirung des Briefes nur zu erscblieBen ist aus
Andeutungen, die aucb von Neueren ofter miBdeutet sind^).
Das Pecbt, jene Moglicbkeit ganz ernstbaft zu erwagen,
^griinde icb auf die Interpretation des Briefes. Wie die Sj^rache
und der StiP), so scbeint mir der Inbalt durcbaus fiir die Ecbt-
1 ) &'jto%cCQT;sQ itslsvtriasv, mg (isv ^ruirftQidg (priGiv, d' '^iJiSQCcs, ^9
Ag}(XQSvg, d (diese Anderung statt id halte ich mit Wilamowitz nach den Parallel-
stellen fur absolut notwendig) S. 258, 45 Westermann.
2) Ich erinnere nur daran , daB K o p p vor gar nicht so langer Zeit den
Brief seltsamer Weise ins J. B46 gesetzt hat.
3} Die ganze sprachliche Beweisfiihrung W o y t e s bedarf einer grimdlichen
Eevision. Die Art, wie er mit singularen Wortern und Wendungen argumentirt,
Beitrage zur athenischen Politik uud Publicistik des vierten Jahrkunderts, 179
heit zu sprechen : Isokrates hat schon mit Antipater iiber das
gemeinsame Interesse Athens und Philipps verhandelt, toII aber
anch noch brieflich Philipp mitteilen, was er nach erreichtem
Frieden nach seiner Meinung zu thun hat. Es ist der alte Ge-
danke des Ph., dessen Inhalt hier rekapitulirt wird ahnlich wie
im Ph. der Inhalt von P. und Ep, 1. Damals hat Isokrates zu
freundlicher Verstandigung (Ttsod'eiv)^) geraten. Die Zeiten sind
anders geworden. Jetzt sind die Griechen durch den Kampf zur
Raison gebracht und dem Gedanken Philipps, dafi sie die Bruder-
fehden aufgehen und nach Asien ziehen sollen, zuganglich. Oft
wird Isokrates gefragt, ob der Gedanke von ihm ausgegangen sei
Oder ob er nur die Idee des Philippos aufgenornmen habe. Genau
weifi er das zwar nicht, schreibt aber gern dem Kbnige den Plan,
sich selbst nur das Verdienst der Beratung zu^). Er hbrt dann
von jenen Eragern den dringenden Wunsch geauBert, Philipp
moge bei dem so heilsamen und zeitgemaBen Plane beharren (1—3).
Gem trUge der Redner, ware er nicht schon ganz alters-
schwach^), mlindlich seinen Rat vor; nun kann er Philipp nur brief-
lich bitten, nicht abzustehen, bis er diese Thaten vollendet habe (vgl.
Ph. 70). Wird maBloses Streben auch sonst verworfen, so ziemt
doch dem grofien Manne unersattliches Verlangen nach Ruhm
(Ph. 135, 0 . S. 132. 133). Und den wirst du erlangen, wenn du
die Barbaren den Griechen unterwirfst und den Konig, der sich
den Namen des GroBen anmaBt (o. S. 132^), deinem Willen ge-
fiigig machst. Dann bleibt dir nichts mehr iibrig als Gott zu
werden ^). In deiner jetzigen Machtstellung das zu erreichen, ist
eine leichtere Aufgabe als die bisherige Konsolidirung deiner
St, wo es sich nicht urn Idiotismen handelt, anfechtbar, die speciell gegen Ep. 3
geltend gemachten sprachlichen Griinde ehenso schwach, wie die sachlichen ver-
kehrt oder kurzsichtig. Ich schlage eine beliehige Seite des Index Isocrateus auf
(S. 99) und finde 9 &7ta^ Xsyofisvcc. Was abweicht, ist W o y t e Beweis der IJn-
echtheit, aber auch was ubereinstimmt, indem dies als Imitation aufgefafit wird.
1) § 2 = Ph. 30 (o. S. 130), 7cav0a^ivov5 rfjg ficcvLCcg )iccl xfig ^Isovsliccg
vgl. Ph. 88. 9. Die kurzen Andeutungen geniigen dem Greise, weil der Konig ja
alles andere im Ph. nachlesen kann.
2) Ph. 15 wird das empfohlen ; aber schon in Ep. 2 und im Pan.
zweifelt Isokrates, ob Philipp seinZiel ohneZwang erreichen wirdXo. S. 137. 148).
3) Vgl. die oben S. 133. 151 behandelten Stellen, an denen Isokrates liber
seine Eolle als Ratgeber spricht.
4) § 4 TtavrdcTtciGiv aTtsLQTjKcogy der starkste Ausdruck, den Isokrates je von
seiner Altersschwache gebraucht hat (Pan. 268 fehlt das Adverb) ; vgl. § 6.
5) Ahnlich schon Ph. 142 ff., 134, vgl. E. Meyer , Kl. Schriften S. 303 mid
Pan. 260.
180
Paul W endland,
Macht^). Icli habe rneinem Alter flir das eine zn danken, daB es
mick so lange am Leben erkielt, daB ick die Gredanken des P. und
des Ph. teils sckon jetzt durcli deine Thaten sick verwirklicken
sekO; teils von der Zukunft die Erflillnng sicker erwarten darf
(4-6).
Die Art und Piille der isokratiscken Anklange empfieklt
durckaus die Erklarung, daB Isokrates selbst sick frei in ge-
woknten Gedankengargen und Redewendnngen kewegt. Starker
nock sprickt fur die Ecktkeit, daB der Brief in die Situation vor-
trefflick pafit, einen Takt, eine Diskretion und gewisse diplomatiscke
Kunstgriffe zeigt, die wir ganz aknlick in dem biskerigen Ver-
kalten des Eedners zu Pkilippos beobacktet kaben. Auch kier
befolgt er die Taktik, seine Gedanken und Wiinscke okne weiteres
dem Pkilipp zuzusckreiben (§ 2) , und er sckildert sekr gesckickt,
wie die andem zur Erfiillung des panhelleniscken Programmes
drangen (§3), wakrend es in Wakrkeit ikm darum zu thxm ist,
Pkilippos zu treiben. Ob ein Falscker solcke eckt isokratiscke
Eeinkeiten getroffen katte, scheint mir sekr zweifelkaft.
1st es nun von vornkerein undenkbar. daB Isokrates nack dem
Eriedensschlusse diesen Brief babe schreiben kdnnen? Pkilipp
katte den Atkenern unerwartet giinstige Bedingungen bewilligt,
die Atkener katten ikm zum Dank ein Standkild erricktet und
das Blirgerreckt verlieken. Mufite Isokrates nickt nack diesen
Vorgangen, die die Panik, die unmittelbar nack der Scklackt aus-
gebrocken war, vergessen mackten, sick wieder koifnungsvoUer
Stimmung kingeben? Konnte er nickt mit vollem Rechte jetzt
die Ausfiikrung seines pankelleniscken Gedanken erkoffen? War
es so verkekrt, wenn er jetzt den reckten Zeitpunkt fiir gekommen
kielt (§2)? Die Einkeit, d. k. die von ikm geforderte Vorbe-
dingung des Nationalkrieges, war jetzt kergestellt (§ 2), ihre reckt-
licke Feststellung in Korinth stand bevor. Dnd er konnte mit
gutem Grunde koffen und wiinscken, daB dies gemeinsame Dnter-
nekmen die Wunden keilen werde, die bei Ckaronea gescklagen
waren. Diese Hoffinung ist, meine ick, die notwendige Consequenz
der frukeren Politik des Isokrates, und der Brief liegt ganz in
der Eortsetzung der Linie, die vom P. zum Pk. und Pan. fukrt.
Nur wer die ganze Politik des Isokrates als antinational meint
verwerfen zu mixssen, kann unsern Brief unpatriotisck nennen.
Aber gerade bei diesem Standpunkte lage dann gar kein Grund
mehr vor, die Ecktkeit des Briefes wegen seines Mangels an
}) Ahnlich Ph. 115, eine Stelle, die Dem. IX 21 zu benutzeu scheint.
Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 181
patriotischer Empfindung zn bezweifeln. Aber viel wicbtiger als
moderne Werturteile iiber Isokrates^ politische Gesinnung ist
dock fiir das Problem die Prage, ob Isokrates selbst, wenn er
diesen Brief schrieb , sick als guten atienischen Patrioten fiiklen
konnte. Ware diese Erage zu verneinen, so wiirde auck ick zur
Annakme einer Falsckung neigen. Aber nur MiBverstandnis des
Ethos des Briefes kat den Eindruck vaterlandsloser Gresinnung er-
zeugt. Nickt den Tag von Ckaronea erlebt zu haben, freut sick
der Verfasser des Briefes ^). Er erwaknt nur die Tkatsache, daU
durck den Kampf die Griecken zur Aufgabe ihrer Pekden ge-
zwungen , fiir den pankellenischen Gedanken zuganglick und ge-
fiigig gemackt sind. Wenn Isokrates die Worte geschrieben kat,
so hat er dabei den Kummer darliber, daB der Weg des Zwanges
zur d^6voLa geflihrt kat, tief empfinden konnen. Da die voUendete
Tkatsacke vorlag und gute Beziekungen zu Philipp gewonnen
waren, katte er gar keinen AnlaB, seinen Kummer vor Pkilipp
auszusckiitten und damit die Contr over sen iiber die Verteilurg der
Sckuld wieder aufzurlihren. Die aufricktige und tief empfundene
Freude des alten Mannes, der den Tod nahe fiihlt, gilt der ge-
sickerten Aussickt der Erflillung seines pankellenischen Gedankens,
der Seknsuckt seiner Jugend und seines ganzen Lebens. Die Aus-
fiihrung dieses Planes ist ikm oflPenbar das Mittel, die alte Sckuld,
die Reste der Verbitterung und Verstimmung, endlick auck die
traurige Erinnerung an Ckaronea auszuloschen. Das Ethos und
die Psyckologie des Briefes mirden auck bei der Annakme einer
unmittelbar nack den Ereignissen erfolgten Falsckung eine un-
glaublick feine Berechnung voraussetzen.
Nun fallt aber auck vom Pan. aus neues Lickt auf unsern
Brief. Isokrates hat es fertig gebrackt, 342 wakrend der sckarfsten
Spannung zwiscken Atken und Philipp den Gedanken einer Eini-
gung der Hellenen unter Philipps Hegemonic, freilick in figurirter
Eede, auszufiihren, und er kat es gevp’agt, 339 diese Ausfukrung
zu veroffentlicken , wakrend Atken mit Pkilipp im Kriege lag.
Ick wiirde es ganz begreiflick finden, wenn die Publikation des
Pan. unpatriotisck erschiene. Dennoch verbindet sick bei Iso-
krates mit jenem Projekte eine atkenisck patriotiscke, ick mockte
lieber sagen chauvinistiscke Gesinnung. Ep» 3 diirfen wir dem
1) Woy te S. 12. 13 findet sehr mit Unrecht § 6 diese Freude ausgesprocliea
und postulirt dann noch, daB der Brief passender Weise mit der Gratulation zu
dem Siege hatte anfangen miissen.
182 Paul Wendland, Beitrage 2 ur athenischen Politik und Publicistik u.s.w.
Manne durchaus zutrauen, der Zeit seines Lebens mit erstann-
licher Elasticitat die verschiedenen Regierungsformen und die
wecbselnden Parteiverhaltnisse der einen Idee dienstbar gemacht
und sie nur als wandelbare Mittel zum hoheren Zwecke behandelt,
der auch vorher immer neue Moglichkeiten zur Realisirung dieses
Gredankens in Zeitlagen, die ikm vbllig zu widerstreben schienen,
erspaht hat. Nach dem Priedensschlusse 338 und nach der gleich-
zeitigen Ankiindigung des korinthischen Bundestages muBte er den
^uLQdg gekommen sehen. Die Zeit war erftillet. Dem alten kranken
Manne ist es dock noch vergonnt, die Erfiillung seiner Sehnsucht
zu schauen. Nun barm er in Prieden scheiden. Er macht sein
politisches Testament, ein ruhrendes und ergreifendes Testament.
Schillers Jugendgedicht ‘An die Sonne’.
Von
Edward SchrSder.
Vorgelegt in der Sitznng rom 23. Juli 1910.
In der 'Anthologie auf das Jahr 1782’ finden sich drei Gre-
dichte mit der Chiffre ‘W.’: ‘An die Sonne’ S. 16, ‘Die Herrlich-
keit der Schopfung. Eine Pantasie’ S. 22 nnd ‘Ein Vater an seinen
Sohn’ S. 110, die dnrch keinerlei Zeugnis, weder Schillers noch
seines Verlegers noch der Almanachgenossen , einem bestimmten
Autor zugewiesen werden. Sie heben sich dnrch die Nachahmnng
Klopstocks, die in dem ersten Gredicht geradezu schiilerhaft wirkt,
scharf ab von den groJBen Hauptgruppen der fhr Schiller fest
gesicherten Gedichte, also einerseits von den Gedichten des Lanra-
Stils (Chiffre ‘T.’) , und andererseits von den Stiicken in denen
der EinfluB Biirgers mehr oder weniger deutlich ist (Chiffren ‘M.’,
‘P.’, ‘0.’); und da man sich zunachst nicht entschlieBen konnte, die
Entstehung der Anthologie - Gedichte iiber eine langere Reihe von
Jahren hin zu verteilen und in diesem diinnen Bandchen wichtige
Etappen der Entwickelung Schillers aufzusuchen, so blieben die
Gedichte mit der Chiffre ‘W.’ lange unbeachtet: die alteren Bio-
graphen, wie Hoffmeister, Viehoff, Palleske, sind daran voriiberge-
gangen, andere haben sie als ‘wortreiche, aber gedankenarme Oden’
fiir SchUlers nnwiirdig erklart.
Da teilte im Schillerjahr 1859 Prof. Aug. Henneberger
von Meiningen in R. Prntz ‘Deutschem Museum’ II, 778 ff. aus einer
Handschrift der 1847 hochbetagt verstorbenen Christophine Rein-
wald geb. Schiller ein ‘Gedicht von Schiller in sm. 14. Jahre’ :
‘An die Sonne’ mit, das in Prosa aufgezeichnet war und von
ihm hochst ungeschickt in freie Rhythmen aufgelost wurde (32
Egl. Ges. d. Wiss. Nacliriolilen. PhiU-liiUt. Elaase 1910. Heft 3. 13
184
Edward Schroder,
Zeilen, zwischen 5 tmd 21 Silben). Nachtraglich wurde er dann
(ebda S. 945) darauf aufmerksam, da6 das G-edicht nicht ganz nn-
bekaimt sei, sondern sich in der Hanptsaclie decke mit dem gleicli-
betitelten Gedicht in der ‘Antbologie’. Er hatte dann auch festge-
stellt, dafi er einige Stellen in der ‘sehr nnleserlicben Handscbrift’
nicht riehtig entzifPert babe, aber leider nnterlieB er es, eine Kolla-
tion Oder gar einen verbesserten Abdruck zu geben. Das Exem-
plar scbeint nach Hennebergers Tode verscbollen: gefallige Nach-
forscbungen, die fiir mich in Hildbnrghausen nnd Meiningen ange-
stellt Worden sind, haben zn keinem Ergebnis gefiihrt.
Scbon R. Pratz hatte in einer Yorbemerkung zn Hennebergers
‘Berichtigung’ den Wert des Fundes betont: jedenfaUs liege bier
eine altere, die urspriingliche Fassnng vor. Im nachsten Jabre er-
klarte sicb einer der besten Schillerkenner , Joachim Meyer in
semen ‘Nenen Beitragen znr Feststellnag, Verbessernng und Ver-
mebrung des Scbillerschen Textes’ (Hiirnberg 1860) S. 29 f. ent-
scbieden fiir die Echtheit dieses nnd nnnmebr auch der beiden
andern mit der Chiffre ‘W.’ nnterzeichneten Gebiete der Antbo-
logie, und er fiibrte als Stiitze nocb einen ungedruckten Brief des
Malers Karl Grafi^) an, der im J. 1806 Schillers Witwe daran er-
innert, sie babe ibm im J. 1791 von einem ‘Lied an die Sonne’ ge-
sprocben: auch GraB hielt dies Gedicht offenbar fiir ungedruckt
und bat sicb eine Abschrift davon aus.
Seitdem ist keia Zweifel mehr an der Echtheit des Gedichtes
laut geworden, nnd auch, soviel ich sebe, keiner an seinem Alter:
es gilt allgemein als das friibste erbaltene Originalgedicbt von
Schiller und wird von den Scbillerbiograpben obne weiteres dem
J ahre 1773, der ersten Zeit auf der Solitude zugewiesen. Die Ur-
teile iiber den Wert der von Henneberger mitgeteilten Fassung
freilicb gehn. weit auseinander. Der VerdruB iiber das Ungeschick
mit dem der Fund vor die Oeffentbcbkeit gebracbt war, verrat
sich bei Goedeke, der in der bistorisch - kritiscben Ausgabe I, 214
meint, es verlobne kaum der Miibe der Vergleicbung , und bei
Minor, der in seinem ‘Schiller’ Bd. I, 666 eine Vergleicbung fur
‘wertlos und unmoglicb’ erklart und sicb damit trostet, da6 ‘die
Abschrift aus der Antbologie genommen sein diirfte’. Weltrich,
‘Schiller’ Bd. I, 149 glaubte im Gegensatz dazu ‘in der urspriing-
licben Gestalt des Gedichtes’ die noch unbebolfene Hand des Autors
zu erkennen. v. d. HeUen in der Sakular-Ausgabe H, 273 betonte
1) So ist statt GroB zu lesen; uher den Aufenthalt des jougen Livltoders
in Rndolstadt 1791 vgl. Briefe ed. Jonas III, 142.
Schillers Jagendgedicht ‘An die Sonne’.
185
gleichfalls, dafi ‘Christophinens Abschrift (sic !) nicht aas der An-
tbologie genommen sei, sondern eine andere, eben die friihere
Fassung reprasentiere’ ; die TJeberarbeitung aber ist kurz vorher
ausdriicklich als ‘eine leicbte’ bezeiclmet worden. ®). Karl Berger in
seiner Schillerbiograpbie Bd. I (1906) S. 77 wieder meint , die ur-
sprunglicb ‘in reimlosen Rytbmen’ gebaltene Ode ‘An die Sonne’
sei spater ‘in neuer Fassnng’ in der Antbologie erscbienen; er
denkt also an eine vollige TJmgestaltnng : denn von freien Bhytlunen
zur arcbilocbiscben Strophe ist dock gewiB ein weiter Weg.
Es ist Zeit, dad dieser TJnsicberheit des TJrteils ein Ende ge-
macht werde, und das ist beute mit leicbter Miihe moglicb, nach,-
dem binnen knrzer Zeit zwei weitere Niederscbriften unseres Gre-
dicbtes von Christophinens Hand anfgetaucht nnd der Oeffentlich-
keit zuganglich gemacbt sind. Zn der Fassnng Hennebergers
(jBT) ist 1906 eine von Witkowski pnblizierte (TF), 1909 eine
von Giintter zum Brack gebrachte (Cf) gekommen. AUe drei
tragen den Vermerk fiber die frfibe Abfassungszeit, mit dem offen-
bar das Interesse an dem in der Niedersckrift der greisen Schwester
recbt wundersam anmutenden Produkt begrfindet werden soU. Alle
drei Handschriften zeigen Lfioken, von denen einige wiederkekren:
bier liegt also ein danemdes Vakuum im Gedacbtnis der Sckrei-
berin vor, andere nor in je einer Hs. auftaucben oder dock in
den einzelnen Hss. verscbiedenen TJmfang zeigen: bier handelt es
sich um ein zeitweiliges Aussetzen der Erinnerung, oder aucb um
die allmahlicbe Ansdebnxmg einer Gedacbtnislficke. Der verbalt-
nismafiig vollstandigste Text ist W, der Ifickenreichste M: denn
wenn wir aucb vier oder ffinf Varianten des Abdruckes als Lese-
febler BLennebergers anseben dfirfen (icb babe sie nnten im Apparat
mit ein Am Fragezeicben verseben), so ist dock weder nacb dem
Wortlaut der ‘Bericbtigung’, nock nacb den Zeugnissen die der
Gewissenhaftigkeit Hennebergers sonst ausgesteUt werden, anzu-
nehmen, dafi ihm eine Auslassnng nnd Verwirrung zuzutrauen sei,
wie sie mein Apparat ffir die Partie von V. 16 ab anzeigt. G- stellt
sich zwiscben W and iT in die Mitte. Banach wfirde man am
ebesten geneigt sein, die drei Niederschriften chronologisoh so an-
znordnen: W — G — H. Icb verkenne natfirUcb nicbt, was dieser
Aufreibxmg entgegengebalten werden kann : das Mebr oder W eniger
der Anslassungen braucbt nicht unbedingt anf zunebmender Scbwache
1) Der Ausdruck ‘Abschrift’ wird in der Literatur fortgesetzt aucb da miB-
brkachlich angewandt, wo von einer Kopie gar nicht die Eede sein soil.
[2) Aehnlich BeUermann in s. Ausgabe IX 451 : ‘wohl wenig uberarbeitet’.]
13*
186
Edward Schroder
der Erinnerting zu beriihen ; das Gredachtnis kann auch recht wokl
das eine Mai zur Hergabe besser disponiert, die Aufmerksam-
keit gerade bei einer spatern Niederschrift mekr konzentriert ge-
wesen sein. Allein fiir meine Voranstellung von W spricbt anck
ein anderer Ilmstand: nnr in W hat Christophine den Versnch
gemacht, die Verse, die ihr nach keinem graphischen Bilde, son-
dern nur ans der Deklamation im Gedachtnis lebten, abznteilen
— in (t tind E hingegen hat sie das Gedicht resigniert wie fort-
lanfende Prosa geschrieben. In W allein hat sie ferner einmal
eine Lhcke, die sie im Sinn und Rhythmns wahrnahm, unter dem
Hinschreiben selbst bezeichnet (V. 35) — in. Gr und E ist dann
auch diese Liicke weiter gerissen, oder aber die alte Dame hat
resolut das abgestorbene Glied (die heraufschimmernden Stddte) hin-
ausgeworfen. SchlieBlich zeigen G und H auch in den Beischriften
von Christophinens Hand (s. u.) fast den gleichen Wortlaut, die Bei-
schrift von W ist mit Bleistift nachgetragen und anders formuliert.
Christophine besaB weder einen Druck noch eine alte Ab-
schrift des Gedichtes, bewahrte auch nicht eine eigene Nieder-
schrift auf, sondern hat die drei Aufzeichnungen , wahrscheinlich
auf die Bitte von Preunden, jedesmal aufs neue ihrem Gedachtnis
entnommen, zuerst W, dann G, dann fi — zu welcher Zeit und
ob in groBern Zwischenraumen, das wiirde vielleicht annahernd fest-
stellen konnen, wem eine groBere Anzahl von Niederschriften
ibrer Hand zur Verfiigung stiinde. Die drei Aufzeichnungen ver-
halten sich also zu einander wie unabhangige Handschriften , die
direkt einem Archetypus entstammen , und diesen Archetypus
miissen wir herzustellen versuchen: das Gedicht wie es in Chri-
stophinens Erinnerung lebte, zur Zeit als sie veranlaBt wurde es
niederzuschreiben. W, die vermutlich erste Niederschrift, ge-
niigt als Ersatz nicht, denn in den spateren Aufzeichnungen hat
sie ihrem schwankenden Gedachtnis zum Teil bessere Lesarten
entlockt. Unser Versuch bliebe natlirlich ein recht unsicherer,
wenn wir immer nur das Zusammentreflfen zweier Hss. gegen die
dritte ausspielen konnten. Aber zum Gltick haben wir ja den
Druck in der Anthologie, den die Schwester nicht gekannt hat,
von dem sie sich absolut unabhangig wufite. An ihm konnen wir
den Wert der Lesarten kontrollieren : wo alle drei Hss. zusammen-
stimmen, ist unser Christophinen-Text gesichert, ebenso aber auch
wo eine oder zwei der Hss. an dem Druck eine Stiitze finden.
Dies sehr einfache kritische Verfahren stoBt nur da auf Schwierig-
keiten, wo die Hss. zugleich unter sich und vom Druck abweichen :
dieser Pall tritt aber erfreulicher Weise nur einmal ein, in V. 4.
ScMllers Jugendgedicht ‘An die Sonne’.
187
Und mm geb icb die erforderlichen Notizen iiber die Qaellen.
der TJeberlieferung und lasse den kritischen Text des G-e-
dichtes in Christophinens Passung folgen, nait einem aus-
ftibrlichen Apparat, der die Abweicbungen der Antbologie im
Sperrdruck scbarf hervortreten lafit. Rein orthograpbiscte Va-
rianten sind unberiicksicbtigt geblieben, die Interpunktion in An-
lebnung an den Druck geregelt.
G-rundlagen der TJeberlieferung sind folgendeHandschriften:
if, pubKziert von A. Henneberger im ‘Deutschen Museum’
1869 , Bd. n S. 779 f. (vgl. 946) ; die beute verlorene Hs. , die
Henneberger nacb eigenem Eingestandnis mehrfack fehlerhaft
gelesen hat, hatte ‘die Verse nicht abgesetzt’, der Herausgeber
hat daraus 32 Verse von verschiedener Lange gemacht. TJeber-
schrift: An die Sonne] Beischrift: GedicM von Schiller in sm. 14.
Jahre.
W, im Eaksimiledruck reproduziert von G. Witkowski:
‘Schillers altestes Gedicht in unbekannter Eassung. Abschrift von
Schwester Christophine. — Zum 9. Mai 1906 dargebracht von
G-. W.’] dann auch der Text im ‘Euphorion’ Bd. 12, 230 f.'). Hs.
im Besitz eines Leipziger Autographensammlers , ein hohes und
schmales Blatt (22 x 9 cm) mit 30 oder 31 abgesetzten Verszeilen
beiderseits (14 + 17) beschrieben. TJeberschrift : Aufgang der Sone ;
am untern Rand der Riickseite in verwischten Bleistiftziigen (von
Christophine?) nachgetragen : Schiller war 14 Jahre alt, als er diji
dichtete ®).
G, zeilengetreu abgedruckt von 0. G-iintter®), ‘VerofPent-
lichungen des Schwabischen SchUlervereins’ III (1909) S.^ 64 f., nach
dessen freundlicher MitteRung ich die Besohreibung der neuerdings
vom Schwab. Schillermuseum erworbenen Handschrift gebe: ein
Blatt Kanzleiformat (36x20,6 cm), nur die Vorderseite beschrieben:
27 + 1 Zeile (Z. 14 ist mit Verweisungszeichen am Rande nachge-
tragen). Heine TJeberschrift; an der Seite die Beischrift: Gedicht
von Schiller in seinem 14. Leibensjahr] TJnterschrift : Reinwdld ge-
hohr Schiller.
Zur KontroUe dient der Druck:
A, ‘Anthologie auf das Jahr 1782. Gedruckt in der Buch-
1) Ich lese abweichend von Witkowski V. 10 herfilr, V. 27 Sonn’ , V. 39
grofes.
2) So nach Witkowski im Euphorion; das Faksimile, das ich seiner Giite
verdanke, laBt die Beischrift nur z. Tl. erkennen.
S) Nach dessen Mitteilung in Z. 8 Graun zu lesen ist und die im Druck
eingeklammerten Worte die WoVcen Z. 13 fehlen.
188
Edward SchrSder,
drukerei zu Tobolsko.’ S. 16 — 18. Ick benutze den Nendruck
von F. V. Zobeltitz (Neudrucke literarbistor. Seltenkeiten No. B),
Berlin o. J., dessen Znverlassigkeit (in diesem Ealle) mir dnrch die
historisch-kritiscke Ausgabe Bd. I, S. 214 — 216 garantiert wird.
An die Sonne.
Preis dir, die dn dorten heraufstrahlst, Tochter des Himmels 1
Preis dem lieblicken Glanz
Deines Lachelns, der alles belebet nnd alles erfrenet!
Tief im Scbatten der Nacbt Sckatten GS] Dunkel W
5 Lag begraben die pracbtige Schopfung : todt war die Sckonheit
Lang dem lechzenden Blick:
Aber liebevoll steigst dn frUb. ans dem rosigen Schoofie
Deiner "Wolken empor,
Wecktest nns dnrch die Morgenrbthe; nnd freundlich
10 Schimmert diese herfhr
TJeber die Berge und verkiindet deine nahe Hervorkunft.
Scbnell begann nnn das Grann
Sich zu walzen ... in nngehenern Gebirgen.
Dann erschienest dn selbst,
15 Herrliche dnl nnd verschwnnden waren die neblichten Riesen. —
Ach! wie Liebende nnn,
Lange getrennt, Kebeingelt der iEmmel znr Erden, nnd diese
Lachelt znm Liebling empor;
Und es kiissen die Wolken am Sanme der Hbhe die Hiigel
20
Alle Flnren baden in deines Angesichts Abglanz
UeherscJirift JS = A] Aufgang der Sone TT, feJiU Gr,
1 heraufstrahlst GrH = A’\ herauf steigst W 3 belebet (belebt G)HW"]
begriisset A erfreut! HW Y. 4 Triib in Schauern und Nacht A
5 Lag GRW] Standi pracbtige GE = J.] herrliche W war GE = A]
lag W 6 Laog GW = A] Langst E 7 liebevoll W = A] nun GE steigst
GEW] stiegstJ. 9 Wecktest Weckest If (?) durch auf
A 10 Schimmert EW == A] schimmerte G 11 Berg’ A verkiindet GEW]
verkiindete A deine GW = A] die j 5'(?) nahe GEW] siis se A 12 Graun
G (Grauen TF) = A] Grau E{7) 13 walzen GW ^ A] wandeln E{7) Lucke
ufibezmlinet GEW] dahin A ungeheuern Gebirgen G — A (Gebiirgen)] unge-
heure Gebirge EW (?) 14 erschienst G 15 verschwunden GE = A'] ent-
schwunden W 16 neblichte A^ erbleichten E ist sicher Lesefeliler YV. 16 — 19
feJilen jff, das hier V, 25 einsteUt (s. u.) 16 Ach ! TF = JL] ah I 6r 17 Lange
getrennt TF = A] feliU G 19 die Wolken fehlt G Saume der Hohe W ^ A]
Saum der Berge G V. 20^ fehlt ohne Andeutung der Lucke GEW] Siisser
athmet die Luft; A F. 21 fehlt GE.
Schillers Jugendgedicht ‘An die Sonne’.
189
Sicli, and es wirbelt der Chor
Des Grevogels aus der vergoldeten Griine der Walder
I'reudenlieder herauf.
25 Alle Wesen taomeln wie am Basen der Wonne:
Seelig die ganze Natnr !
Und dieB alles , o Sonn’ entquoll deiner Hmmlischeu Liebe !
Vater der Heil’gen vergieb,
0 vergieb mir, da6 icb auf meia Angesicbt falle
30 TJnd anbete dein Werk!
Aber nnn ziehet sie fort im Zug der Purpnrgewolke
Ueber der Konige Reich,
Ueber die unabsehbaren Wasser, liber das Weltall!
Unter ihr werden zu Staub
35 Alle Thronen die heraufschimmernden Stadte.
Ach! die Erde ist selbst
Grrabeshiigel geworden. Sie aber bleibt in der Hohe,
Lachelt der Morderin Zeit
Und erfiillet ihr groBes Greachaft, erleuchtet die SphSren.
40 0 besnche noch lang,
Herrlichstes Yorbild der Edlen,
Unsre "Wohnnng, bis einst
Von detn Schelten des Ewigen sinken die Sterne
Und du selbsten erbleichst.
22 Sich fehU H, Sich und fehlt Q 23 aus his Waider fehlt W der ver-
goldeten Griine G — A] dem vergiildeten Griin H 24 Freudenlieder GW = A\
Trunkene Lieder JET herauf GB. W] hinaufA 26 taumeln wie GW = A]
trunken nun Jff V. 26 fehlt H 27 dieB GW — A] das E Sonne GJS
Liebe GW — A} SchSne H 28 Heiligen W = Heil’gen A] herrlichen GH nach
F. 30 marldert W scharf eine Pause 31 ziehet GSTW] schwebetA der
Purpurgewdlke GW = A] des Purpurgewolkes H 32 Konige Reich GW — A]
Berge Reih 36 GE hemahren von dem Verse nur alle Throne(n), die
JjUidke ewischen Thronen und die von W selbst dwch fmvf PimMe beseicfmei]
Moder die A heraufschimmernden IF] himmelaufschimmernden A
41 Herrlichstes TF — A] herrliches GH Z/ucke unbemchnet in GHW} mit
mildem freundlichem Blicke A 42 Unsre TF = A] unsere GS(f)
Wohnung GH — A] Erde TF 43 Von GHW] V o r A 44 erbleichst GH = A]
verbleichst TF.
In dem Texte, den ich dnrch die einfachste Recensio, ohne jede
Emendation oder metrische Nachhilfe hergesteUt habe, befindet
sich kein Wort, das nicht, nnd zwar an seinem Platze, dnrch. die
Ueberlieferung gesichert ware. Das Gredicht stellt sich. nns so dar
wie es sich in Christophinens Gedachtnis erhalten hatte, befreit
190
Edward Sclirfider,
nur von den Heinen Schwankungen , welche ihr bei den einzelnen
Niederschriften passiert sind. Diese Schwankungen konnten durck
die Kontrolle von A in alien Fallen ansgeglicben werden bis anf
die eine in V. 4, wo das einzige Mai der La. von A Schauern
eine Doppelvariante gegeniiberstelit : Schattm GR — Dtmicel TF;
ioh babe die erstere in meinen Text gesetzt weil sie in "Wortbild
und Klang der Antbologie-Fassnng naher stebt. In alien andern
Fallen ist die Spaltnng der Varianten derart, dafi eine oder zwei
der Niederschriften anf Seite der Antbologie treten: in meinem
Apparat ist das iiberall so dentlicb gemacbt, dafi icb bier anf
weitere Erorternng dnrcb Beispiele verzicbten kann.
Das erste was dies Textbild nnwiderleglich klarstellt, ist dafi
von einer Abfassnng in freien Rbytbmen , wie sie Brahm (I, 62)
n. AA., znletzt nocb K. Berger, angenommen baben, nicbt die Rede
sein kann: anch die Version welcbe Christopbine im Gedacbtnis
bewabrte, obne die Verse ricbtig abteilen zn konnen, war in der
ersten archilocbiscben Strophe gedicbtet, welche Klopstock in
seinen Oden ‘An Giseke’, ‘An Ebert’, ‘An Bemstorff nnd Moltke’
angewandt batte, anfierdem ancb nocb in dem Gedicbt, welches
mit der einfachen Ueberschrift ‘Ode’ in den Bremer Beitragen
Bd. I St. 6 erscbienen war nnd in Scbnbarts Sammlung den Titel
‘Der Adler eine Ode’ fiihrte, anderwarts ‘Die Verwandlung’ ge-
nannt wnrde (Mnncker-Pawel 1, 75 ff.) — der Dicbter selbst bat es
in keine seiner Ansgaben anfgenommen.
Aber anch das vorsicbtige Urteil von Weltricb (der sicb ja
nur anf Henneberger stiitzen koimte), dafi ‘die nrspriinglicbe Ge-
stalt des Gedicbtes die nocb nnbebolfenere (I. nnbebolfene) Hand
des Autors erkennen lasse’, darf nicbt aufrecht erbalten werden.
Die von mir znriickgewonnene Fassnng weist keinerlei Varianten
anf, die spater dnrcb eine metriscbe Feile beseitigt waren: weder
in den Hexametem nocb in den Knrzversen. Das ist aber nm so
bemerkenswerter, als wir dem Gedacbtnis Cbristopbinens, in dem
sicb neben IJnsicherheiten anch bereits Liicken eingestellt batten,
recbt wohl anch metriscbe Febler zntranen dnrften, die also nocb
keineswegs dem Bruder znr Last zn fallen brancbten. Seben wir
aber von den Liicken (nnd deren Random !) ab, von denen sie eine
(V. 35) bei der Niederschrift von W selbst empfunden und markiert
bat, so ist metriscb alles ebenso gut in Ordnnng wie in der Antbo-
logie. Es genngt das an einer Probe zn zeigen. In den Knrz-
versen gestattete sicb Klopstock fur den ersten Fnfi den Wecbsel
zwiscben Daktylns nnd Trochans (‘Spondeus’), ja er bat den letz-
Schillers Jugeudgedicht ‘An die Sonne’.
191
teren mehr und melir bevorzugt^). Von Schillers 22 Knrzversen
ist einer der Schwester abhanden gekommen, alle iibrigen sind
Inckenlos herzustellen, nud diese 21 zeigen genan den Ban wie in
der Anthologie : d. h. in 14 von ihnen ist der erste Fufi ein Tro-
chaus.
Da von einer metrischen Revision oder gar TJmarbeitung des
Jugendgedichtes fiir die ‘Anthologie’ nicht die Rede sein kann,
bleibt nur die Frage, ob der Dichter in Stil und Ausdruck etwa
Aenderungen vorgenommen hat, die uns gestatteten, die gedruckte
Form als eine neue Fassnng zn bezeichnen. Merkwiirdigerweise
trifft anch diese fagt selbstverstandliche Erwartung nicht zu. Der
Sperrdruck in meinem Apparat laBt alle Abweichungen hervor-
treten. Wenn wir an drei Stellen des Textes Lhcken konstatieren,
die selbstverstandUch anf das Konto Christophinens fallen, so sind
die Abweichungen innerhalb des von ihr bewahrten Wortlauts von
vornherein mit MiBtrauen zu betrachten. Sichere Fehler ihres Ge-
dachtnisses liegen vor in dem iibh. nur von W bewahrten lierauf
schimmernden st. himmelaufschimmernden (V. 36), in WeoMest
uns (Akk.) durch die Morgenrothe st. WecMest uns (Dat.) auf die
Morgenrothe (V. 9), in her auf st. hinauf (V. 24), in Von dem Schelten
st. Vor dem Schelten (V. 43). Der verwirrendeWechsel des Tempos
in V. 5 — 12 mag die Varianten steigst fiir stiegst (V. 7) und ver-
Idindet fiir verhundete (Sf.ll) verschuldet haben. In vier weitern
Fallen ist der Wortlaut der Anthologie deutlich der gewahltere,
und hier mag man immerhin schwanken, ob Christophine den ge-
laufigern Ausdruck eingestellt, oder aber Schiller selbst diesen
Ausdruck nachtraglich als zu matt getilgt hat — ich ziehe hier
durchweg die erstere Annahme vor: so in V. 3 lelehet — he-
g russet, V. B Lag — Stand, V. 11 nahe EervorTcunft —
siisse Servoricunft, schlieBlich V. 4 Ticf im Schatten der Nacht —
Tritb in Schauern und Nacht, In jedemFalle aber wiirde man
auf diese vier ‘Veredelungen des Ausdrucks’ die Textrevision des
Dichters zu beschranken haben, und man ist anch dann keineswegs be-
rechtigt, die Ode der Anthologie ‘An die Sonne’ als Umformung eines
noch wesentlich unvollkommenern Jugendgedichtes zu bezeichnen.
Die Fassnng, welche Christophine im Gedachtnis
bewahrte, ist ganz oder bis auf geringe Differenzen
dieselbe welche der Bruder in seine Anthologie auf-
genommen hat!
1) Ordne ick die vier Oden clironologisch , so weist ^An Giseko’ den Tro-
chans 5x in 14, ‘An Ebert’ 20 X in 42, ‘Ode’ 16 >< in 33, ‘An Bernstorff
und Moltke’ aber 15 x in 18 Versen auf.
192
Edward Schrdder,
Diese Feststelltmg mag geeignet scheinen, Zweifel, wie sie
bereits Minor gegenaber der Niederscbrift Christophinens ansge-
sproclen hat, von neuem anzuregen: Minor, der im iibrigen der
Ajigabe der Schwester, daB es sich nm ein Gedicht Schillers aus
sehr friiher Zeit handele, dnrchaus Glanben beimaB (I, 75), meinte
doch, ihre (von Henneberger schlecht gelesene) Aufzeichnung diirfte
eine aus der Anthologie genommene Abschrift sein (I, 565). Das
muBte man schon angesichts der Angaben Hennebergers entschieden
bestreiten : die ihm vorliegende Niederschrift v?ar namHch in Prosa
gehalten, ebenso wie die jetzt ans Licht getretene dritte Aufzeich-
nung von Christophinens Hand. Wie hatte l^rau Reinwald, die
mit dem Bild und Ban des Hexameters so wohl vertraut war, daB
sie sogar selbst gelegentlich ganze Reihen solcher Verse haute
und ihrem Tagebuch einverleibte (s. W. v. Maltzahn, Schillers
Briefwechsel m. s. Schwester Christophine usw. S. XLI), darauf
verfallen sollen, das Versschema so vielfach zu zerstoren, wenn
sie den Druck vor sich oder auch nur das Druckbild im Gedachtnis
hatte? Nachdem die andern Passungen bekannt geworden sind,
von denen jede ein verschiedenes Bild gibt, ist es voUstandig klar :
Christophine hat das Gedicht mit BewuBtsein nie gedruckt ge-
sehen, sie hat es fur ein ungedrucktes Stiick gehalten, das allein
in ihrem Gedachtnis aufbewahrt wiirde. Diesem Gedachtnis aber
hat sie es vor langen Jahren so zu eigen gemacht, wie sie es wahr-
scheinlich von dem deklamationsfrohen Bruder wiederholt gehort
hat. So ist ihr dann der erste, oder doch der erste uns erhaltene
Versnch einer Aufzeichnung, wobei sie das Gedicht in Verse abzu-
teilen versuchte (W), voUstandig miBlungen, und als sie, wohl
durch driugende Aufforderung von Preunden veranlaBt, sich spater
noch wiederholt zu neuen Niederschriften (immer aus dem Ge-
dachtnis!) herbeilieB, hat sie lieber die unverbindliche Aufzeich-
nung in Prosa d. h. iu fortlaufenden Zeilen gewahlt ((? und M).
Zweien ihrer Niederschriften (0- und JET) hat sie selbst die
Angabe beigefiigt, daB das Stiick ein ‘Gedicht von Schiller in seinem
li. Jahre {LebensjahrY sei. Danach wird die Ode von aUen die
der wahrhaftigen und gedachtnisstarken Prau Reinwald Glanben
schenken, ins Jahr 1773, und jedesfaUs doch in den Sommer dieses
Jahres gesetzt. Aber es darf reeht wohl daran erinnert werden,
daB der Sprachgebrauch dnrchaus nicht so feststeht und festge-
standen hat : Christophine kann bei ‘SchiUer in seinem 14*°" Jahre’
sehr wohl gemeint haben, Schiller als er 14 Jahre alt war. Und
eben das besagt auch die Bleistiftnotiz in W, von der freilich
nicht so wie bei G und H feststeht, daB sie von der Schwester
Schillers Jugendgedicht 'An die Sonne’.
193
selbst herriilirt: 'Schiller war 14 Jahre alt, als er difi dicMete\
Damit kamen wir eher ins Jahr 1774, und wenn wir, ohne der
Angabe der Scbwester direkt zu mifitrauen, das G-edicbt soweit
berabrncken diirfen, ist das gewiB erwiinscbt. Denn immerbin
bleibt es von dem einzigen Jugendgedicht, das sonst noch in einer
Klopstockischen Odenform gedicbtet ist, dem ‘Eroberer’, der zu
Anfang 1777 gedruckt wurde, noch um reicblich zwei Jahre ge-
trennt.
Doxograpbica aus Basiliiisscholien.
Von
Giorgio Pasquali.
Yorgelegt von F. Leo in der Sitzung vom 9. Juli 1910.
Bei der Inventarisierung des handschriftlichen Materials zu
Basilius’ Hexahemeros, die ich im Auftrag der ‘Wilamowitzstiftung
vorgenommen habe, bin ich auf Scholien gestoBen, die eine Fiille
von doxographischen Nachrichten bieten. Ein freilich recht nn-
bestimmter Hinweis von Ehrbard^) hat mich dann auf die beste
Handschrift, die von Grenua, gebracht. Ich habe mich nachher noch
nach anderen Handschriften^in Rom und Elorenz umgesehen, habe
auch mir aus Oxford Photographien zusenden lassen^). Was ich
hier vorlege, ist aber ganz provisorisch; ich kenne namlich die
meisten Handschriften noch nicht. ^
Ich lasse umstehend den Text der wichtigsten Scholien
nach flinf Handschriften drucken; viel fallt unter den Tisch. Die
Scholien zn den iibrigen Homilien haben einen grundverschiedenen
Charakter; sie weisen keine so grofie Grelehrsamkeit auf und sind
meistens glossographischen Inhaltes ®). Ich verschweige die meisten
Einzellesarten der Handschriften; sie sind fast nur leichte Ver-
schreibxingen. Ich werde etwas in der definitiven Ausgabe nach-
holen, vieles auch dort nicht erwahnen. Unter dem Strich ver-
zeichne ich jetzt lieber die Quellen und die Paralleliiberlieferung.
1) Centralbl. f. Bibliotheksw. 10, 202. Vieles hat Krumbacher ausdrucklich
Oder stillschweigend berichtigt: IF XXV 395 f.
2) Latiir sei hier den Herren v. Wilamowitz, Murray und Winstedt herzlich
gedankt. — Herr Vitelli hatte die Gute, selber mehrere Florentiner Handschriften
auf Scholien hin zu untersuchen.
3) Freilich stehen auch Parallel stellen aus Gregor v. ISTysa, Severian v. Ga-
bala und Johannes Chrysostomus voll ausgeschrieben da.
Doxograpliica aus Basiliusscholien. 196
Die Lemmata sind aus dem Druck von Migne patr. gr, 29 abge-
schrieben.
Auf den Text folgen Bemerkungen znv Interpretation und
zur Quellenkunde.
Icb babe folgende Codices za Grrunde gelegt:
Gr = Grenuensis Saulianus 17, saec. IX/X, Haupthandschrift ;
0 == Oxoniensis Barocc. 228, saec. XI;
F = Floreut. Laurent. IV 27, saec. XI;
V = Vatic. 405 saec. XI;
y = Vatic. 1867, saec. XIII/XIV, in sebr schlecbtem Zustand.
Icb babe noch andere Handscbriften durcbgeseben und als
wertlos ausgeschieden^).
1) Barocc. 85 saec. XV/XVI, me es mir feststett, Abschrift aus 0; Laurent.
Conv. soppr. 85 saec. XV und Vatic. Palat. 327 saec. XVI, beide seLr alinlich
dem Codex y; Laurent. X 12 saec, XV, vielleicht von V ausgescbrieben ; Vatic.
409 saec. XVI; Vatic. 1904, f. 148—149 (nur ein Brucbstack), saec. XV. — Sehr
wichtig nicht nur fur die Scholien zur Hexahemeros ist Vat. 413, saec. X, der
aber nicbts doxograpbiscbes bietet. — Die Glossen zu mehreren Schriften des
Basilius, aucb zur Hexabemeros, in Vat. Basil. 2066, einer sebr alien Uncialband-
schrift (derselben, die in der Apocalypsis Jobannis B beifit; saec. VIII/IX?) haben,
wie es mir scheint, keine Berubrung mit unserem Corpus. — Ein paar Scholien
batte Cramer aus dem (oben in dieser Anmerkung genannten) Barocc. 85 in den
Anecd. Oxon. Ill 413 veroffentlicht und zwar als Scholien zu Basilius Ttept YEv^aemg
(sic); sie sind viel benutzt, und viele baben sie in Unkenntnis des Textes mib-
braucbt.
I.
8 a TOLc TOD xdofiOD oTOL)(SLOt<;] ol ^rspl 0aX>]v 'Hp(ixXsLTov Aioysvtjv I
xhv ^ A'KokXmi&zyp %al oaot zoLCzov/Bia zm ovxmv apx(^C ait^XtTrov*
©aX'^C [lev Yocp oSmp ‘ icop 6s 6 MsiaTuoVTtvoc xoci 6 Eys-
aioc "EpdvXsizoQ- dt^pa Aio^ivyi<^-6 "AicoXXcovtdTYi^ • tyjv Sk y'^v 6
Sopto^ 4^spe>t68Y]<; * Ta 6^ T^ooapot 6[to6 6 ’AxpaYuvuvo^ E(Xite8oxX’^C 5
Fy; usque ad iTr^XtTrov V.
8 a aTO[ia otal dcjispi] a(b[jiaTa] ATjfJLoxpttoc AeoxtitTCoc MY]Tpd8c*)poc Ettl- II
%ODpo<; aTd(j.0Dc apX^C 6 vt(ov sioYjYTjoaVTO • Aid6(opO(; ijispi) *
6'Y)toD(; 6 Btdovic ’AoxX7]7rtdt8Y]<; * tod 8k ahzob d-tdcoo 6 KXaCoti^vtoc
Ava^aYopag tocc oixoiofispeiac slo7]Y7]odp.svo(; GrEV. 10
8 a aDVS)(stv T'fjv ^dolv t£ov dpocTmv] oti 8^ 1% tcXsiovcov tov otoo(tov %otl III
T 7 ]V dXtjv aovsoTdvai X^yodoiv ol tcAvtsc; 'EXXTjvmv ao(poi, (pavspov
1 Isaq. Galen, hist. pbil. 18 (Dox. 610, 9-20); Sext, P. H. HI 30—31
(126, 9-17 Bekk.), adv. math. IX 360-362 (461, 24-462, 4).
n 7sq(i. Galen, hist. pbil. 18 (Dox. 610, 20sqq.); Sext. P. H. HI 32 (126,
21—25), adv. math. IX 363 (462, 8—13).
Ill 11 sqq. prorsus eadem FseudchClem, Bom. recogn. VIII 15.
196
Giorgio Pasquali,
lot tv ' a5t(>ta yo5v 6 (iev Uod’aYdpac tiSv 4p)(^v ta atot^eia (ipt'8‘[to6(;
%ciXbI* STpAtcov TTOtd'CTjtac * ^AX%[JLa£cdV ivTtfl'Iostc* ^Ava^CfiavSpoc
ocTuetpov ^AvaSaYdpa? 6(jiot0[ieps[a(; * ’E^tlxoopoc atd[ioi)c' Atddcopoc
• ’AaxX7]7rtdt8Y]c 8 y%ooc ’ ^r^pac * ATjfxdxpiTOi; i8^ac ‘
6 ©aX*^? o8(!)p* ’^HpdtxXsttoc Trop* Aioy^vyjc i^pa* IlapjJievfSYjc Y'^^*
Ztjvwv ’Ep.^tsSoxX'qc nXdtTtov Tcop 5Sa>p y^v &ipa* ^Apiovotikri<; %al
7c^[t;ui;ov 4xaTovd|iaoTov Fy.
IV Sabvuv (JL^v Yap oovtdvtwv iXX'njXotc twv A|iep^v oo)[ji4t(OV, vov Sh pLem-
ooYXptvott^vwv] ta6T7]V alriav ^'fl-opac xal Y^v^aecoc otTrlStoxsv
10 ’ETcixoopoc &.
V 8 c tva |i'?i avap)(ov] ol icspl ’Atttx6v &7t6 iXdYoo
TYjv t5XY)V xiveiad-at 5sS(*)xaotv xal elvat tfev xdo(Jiov elpuj-
xaotv aYVOTjoavTs? T'Jjv twv 8 vto>v apx^'^ ^al aitCav a>c iXTjftwc y,
VI 12 a ot [iJv oovo;tapx£tv ii atStoo xm '0*ewt xbv o5pav6v otTUsyT^vavi:©]
15 ’AptatoTdXooc TQ S6$a GOF.
VII 12 a OL Sk abxbv elvat '9‘s8v avap^dv ts xal iteXeo'CTfjTov xal x^<; twv
xata [t^poc oixovo[ita<; atttov] X^y^^^^ ©ed^paoTOV iid TaotYjc
Yev^O'&ac Yvd)[A7j<; GOF.
VIII 12 b aXX’ ot Twv Soiptov tot Staotiijftam xataitsTpoovtec] sTuaYY^XXovTat
20 Yd^pj si 'co/oi, X^Ystv irdaov p.^v ^Apxtoc (isYotXif] trig [itxpac aip^aTT]-
xev* -Tcdaiov too Bot&too 6 ’Qptwv ^ too Kptoo 6 Taopoc ^ tdiv
nXetaScov 6 ’Ev Ydvaatv, xal irepl td>v Xoiitwv <i)oa6to)c* 7retpo>vtat
8^ taota xaptatav ol itepl taota Sstvol 6ta t^c xapa tote iptd'piYj-
ttxoie xal Yso)p*^tpatc dpoXoo{t^VY]e otvaXoYtae* Tcepl 8e 8tiroatc5tae(oe
26 aotpeov oEXXot te tcoXXoI xal ol luspl Eo8o£ov xal ^Iir?tapxov xal
Atd8a>pov tov ^AXeSavSp^a [i,a'9*Y][JLatixol l7tpaYP-ate6oavto xal Adtooc
IV 8 Dionys. episc, ap. Euseb. praep. ev. XIV 25, 11 p. 775 c (= Epic.
352, 20 Us.); Fhilo de aetern. mund. 4, 3sqq. Cum. Epic. 214, 13 Us.); Lmret
I 238 sqq. alibi.
V 11/12 Prod in Tim. I 277, 3; 382, 1 sqq.; 391, 8 sqq.
12 Prod in Tim. Ill 212, 6 sqq. ; Emeb. praep. ev. XV 6, 5.
VI 15 Aristotelem mundo aeternitatem tribuisse, notius est quam ut testi-
monia colligamus.
VII 17 Cicero de nat. deor. I, 13, 36 (Dox. 541, 17) ; Clem. Alex. Protr. V,
66, 5 (51, 5 Stahl).
Vin 20 sqq. cfr. exempli causa Plin. n. h. II 83 sqq. ; scholia in Arat. lat.
183, 4 sqq.; 186, 7 sqq.; 189, 9 sqq. Maass. similes laterculos congessit com-
paravit Maass, Aratea cap. Ill ; de Diodoro stoico Alexandrino cfr. Maass, Aratea
159; Doxogr, 19—22. Lasus Magnes ignotus, notus Hermionensis ; de Metone cfr.
Maass, Aratea 135 sqq.
A&n, crit. 6 7tup xal 56a)p* dipa y.
26 xal Aetcroc; ix^Xaoc trad.: corr. Cramer.
25 e68d£tov G: e^S^Siov 0.
DoxograpMca aus Basiliusscholien.
197
(oD^ 0 iXV stspog) %cd ’Epatoa-fl'^VYj? 6 Ypa{jL(i(xi:t,x6<;
xal M^-ctov 6 Yswix^TpYj^ GO.
12 b xal zobQ Ast^avetc a&twv] aettpavsi*; xaXoootv oioT^pac ol [xafl-Yjpia- IX
Ttxol xal iaTpovG'fiot to 5 c Ivto*; tod (ipXTtxoo xdxXod * todtov yap
%al &et(pav'^ 7 i:poo 7 ]Y( 5 p^Doav, xa^d Tcfep t 6 v voTtov, 8 v xal aVTapXTLxftv 6
xaXoDQLV, &(pav9l TTpoostitav td yap Ivt 6 c abvob aavpa Tjp-iv odS^-
7 COTS (pammi toic 'C'Jjv pdpstov C<a>vy)V oixoDotv ’ iatt Ss Tfi>v dstyavwv
xal dpXT(&ta)V doTpwv ^ iLByaXyj '"ApxToc * ^ p.ixpd, 'Sjv sopsv 0 aX'^c
6 MtXYjatoc ' 6 Apdx(ov 6 p-sYa<; ’ 6 ’EpooToXoc ccaTY]p (6 lgttxs[[xevoc
T'^i ^ApxTODt xfii [i.e'lfdXYjt djJLoSpo^ doTYjp) • TOD K7](p^(dC tA d^rb xri^; 10
C<baso>c xecpaX-^C' 'cd yap Xot^rd [idpT] IxTog ovtx tod
dpxTLXOD xoxXoD Sovst xal dvaTdXXet. SoveXbvTt oov tcdv SoTpcov
Td jjLsv deicpav^, Td 5 ^ d^av'q, Td Ss ttot^ jjlsv (patvSfisva ^tots 8 ^
d^pav*^ YtYVdpieva* dstyav^ pkv Td IvtSc dpxTtxoo, &<; elpYjTat*
d 9 av^ Ss Td IvTog tod votIod [^cSXod] • Td Ss p^sTa^b twv S 6 o tcoXcdv 15
7 COTS |xbv 9 atv 6 [i 6 va TcoTb S^ SovovTa. ’Ev todtoic 8 ^ Stayopd TotabTY] •
Td p.^v yap ahzG^v ppaS^ox; dvaTiXXovTa 86vsi Tax^wg, SoTcsp Td Iv
XSLjisptvwi Tp05Ttx^r ^rXsiov yap Ixst to djto i^p-ioyatptov tod
DX^ p Y^v • Ttvd Ss t(5v doTpoDV SovovTa ppaS^o)^ dvaT^XXst Tax^^*>C,
fioTusp Td Iv '9’spiva>t TpoTctxwi* TcXetov Y*^? ivTaoda tod oxb y^v 20
iQpLt.acpaiptoD Tb Direp y'^v GO.
12 b xal Saoi Tcspl Tbv vottov icdXov] ob irdat Td aoTd yaivead-at X4- X
YODOLV doTpa • ^Qp^iv p.bv y<^P Pdpetov olxoootv C(^V7]V dyaV'^
IcTlv Td vdTta* Totc Ss ttjv votlov olxooatv Td popsLa. 'IcTdpTjoav
YODV TLVsc Totc Dicep ©odXtjv TTiv ""ApXTOv p.'?) {palvea-Oat. Hepl 8e 25
Twv Dxsp ©odXtjv dirtoTODV dXXot ts icoXXol xal AioyivriQ
GO.
IX in universum cfr. Aehill, isag. § 37 (73, 21 sqq[. M.).
8 de Thale Milesio Achilla isag. 29, 17 ; GalUm, Oxyrrh. Pap. VII 33, 119 — 20;
frg. 94 Schn. ; Biog. Laert, I 23; Hyg. astr. II 2, p. 38, 9 B,
9 de Erotylo cfr. Leontius scholasticus Anth. Palat. IX 614 (Boll, Sphaera
81, 2).
10 de Cepheo Arat 649 sqq.; Aehill 72, 1; Anonym. II m Arat 112, 3;
cfr. etiam Hi^arch. 72, 8—74, 5 ; 160, 12 ; 164, 19 Manit. ; alia.
X 26 Phot, bybl. cod. 166 ; Porph, vit. Pyth. 10 (21, 21 K) ; Lyd. de mens.
40, 1; 99,24; Interpol Berx). ad Georgia I 30 (Rohde, gr. Roman^, 269 sqq.)
Adn. crit. 11 nolui CcGvtqc reponere: alio enim sensu hie adhibetur vox
CtovT). Xomd 0 : G. ixx^cy 0 : Ivxba G, 13 xot depavTj om G.
16 'iidXou seclusi. 16 I<jti ante Staepopd 0. 19 Sbvovta 0 : SbvavTa G.
20 Tct ante h om 0. 23 piev ydp 0: deXX’ ^jp-Tv (j.ev G. 25 — 26
Ttvec xal ^Ypatpav intercedentibus omissis 0. 25/26 ^o6pX7]v bis G,
Giorgio Pasquali
198
XI 12b
XII 12 b
5
xin 12 b
10
XIV 12 b
16
20
26
xai pdpsLOV TcXdtOi;] Sta yap ti ^rXstov elvat t 6 OTCsp iSapjia
TOO oopavoD iv Totc popsLOtc (i^psctv, ivAYTtT] TrXdtTOg s)(;etv m pd-
peta GO.
%al CoDtStaxbv %6otXov] !^m8ia%b<; %6xXoc 6 i)((ov Iv saoTwi Ta
tp Cchtdia ’ StatpoDOtv 81 l)taaTov Cc&tStov sU tp [lolpac )cal s%aoTov ScoSe-
%aTY][idptov sic X [XoCpac xal l^caoTov TpiaxooTbv sic £ Xstutoc %al
sxaoTOV Twv l£Y])tooT(ov elc s^Kj^ovta* 6ta tooto sl^cev p.Dp(otc
StaoT'K^p.aotv StalpoovTec GOFy.
%al l^tava^iopocg SoTpcov] iTcava^opd lottv dorpoo t6 to5 &poaxo-
TTooVToc CwtSioo iTuavaxlXXov (ilpoi; • dTidocXip^a 81 t 6 TrpwTov * avij-
piyiLa 81 t8 (xsaaitaTOV GOFy.
%al 8td Tcdooo xpdvoo twv irXav(op.lv(iDV SxaoTOt;] TcXavt&tisVot dotlpsc
Tov dpL'S'p.iv eldv C» o8c xal TcXav'^Tac xaXooatv, I7cst8'}] t'Jjv IvavTiav
tplpovtai Twt TuavTl %aX Iv SXXotc dXXote tdTroic dpwvtaf loixaoiv
ODV oDTOt p.dvot {iYj Ip.TTSTC'^X'®'^^ oDpavwt Tca-S'd ^rsp 01 d^cXaveic
XsYdjjLsvot. ^EoTtv 81 aoToiv Td£tg TOtaoTYj * TrpwTOC d 4>a[v()0V, ov
"EXXtjvsc (ilv Kpdvoo, AlyoTCTtot 81 Nspiloea)^* 8s6Tspo(; 6 ^aldcov,
%aza [ 1 .SV ""EXXYjva? tod Ato?, %aza AXyvi%'zio^<; 8s ^OoLpL8oc doTTjp ‘
TpiTOc 61 0 nopdetCj >taTd (xev ^iXXTjvac "^Apetoc, %aT’ Aiydtttiodc
81 'HpaxXsoD<;* TiTapToc 61 8 SuXpwv, Trapd [xsv ^'"EXXTjat.v 'EpjioD,
Tuap’ AlYOTTTioK; 6s ^ ATcdXXwvoc ' 7cl[t7CTOc 6 ^(oaydpoc, 6v ot [xsv
'A(ppo8LTTr]<;, ol 61 ^'Hpac ^pooaYOpB6oDatv (6 81 a&Tbc %arEco(3Y*<5poc %al
'‘'Ecj::spo<; * %a[TOt ye t 6 zaXaidv dXXoc I8d>cst sivat 8 ^E(oa(po'po<; %al
SXkoQ 8 '‘EaTTspoc * Tcp^TOc 81 ^ipo^toc 8 Tyjyivoc oovTjYaY^v Tdc ^pooTj-
Yopiac) • fxt0(; 61 8 ^Xtoc, xa'c’ AIyotctCod? 61 TiTapTOc • ip8d|X7]
osXtJvy]. ’ATToxa'^LOTaTat SI ij osXtjvy) Atco (a7]|i.stoD IttI) aYjjisrov Iv
XII 4 de hac ratione, qua non zodiacus, sed singula signa in dodecatemoria
dividuntur cfr. Hygin. astr. IV 5, p. 104, 20 B (qui priores astrologos adfert) ;
Sext. adv. math. V 9, p. 730, 5; Leant. Meeli. de zod. 569, 26 Maass.
7 de rainutis secundis cfr. Origen. in Gen. ap. Euseb. praep. ev. VI 11, 74;
Basilius Hexahem, VI 128 c; Procop. Gaz. in Gen. 92 d; ad tempus hanc ra-
tionem refert Gregor. Nys. de fato 156 b.
Xin Sext, adv. math. V 14, p. 731, 3 ixctaTou To^mv twv xivrpcov to fXEV
irpoctyov (J(i)tSiov dTcdxXipia xaXoOat, to Se ^ndpievov iTuavacpopav,
XIV in universum cfr. AcJiill isag. § 17. 12—16 cfr. Achill. 45,22 — 30;
Cleomed. 30, 4. 7 Ziegl. 16—26 Achill 43, 15—29. 24 Ihyc. fr. 42 B.
26—199,3; Achill 44,24—29.
Adn. crit. 1 6tdc — perierunt margine decurtato in G. 2/3 m ^dpeta
om 0. 4/5 [f(i)8tax6? — 8(b]8exa fi.o^pac: quae seclusi, decurtato margine pe-
'rierunt in F. 11 jj.ecfa(TaTov OF: |jL^cfov TidvTtov F: p^^aov y. 20/21 rta^A
{xh fe'XXTjotv tppiou Trap’ aiyuTTT^oia 8^ d7i(5XXtovoa G : Trapdt |i.lv a^yuTiT^oicf drcdXXujvocr Trap’
^XXrjffi 5s kpixou OFy. 22 twacpdpoa OFy: (pu)a<pdpoa G. 26 dcTToxaOfaTaTat
8e adijvTj om. Oy. 26 aTro cJYjfjLsTov Fy: ^tto a^pitov G; and zvjixeloo 0. <> supplevi
Boxographica aus Basiliusscholien.
199
[xYjvl t:6v laotijc 8pd[Jiov TuXTjpooaa ' 6 Ss ^Xtoc iv Ivtao'cdii * 6 8s
’A(ppo8trY]c %al tod 'Ep[i.o5 6[Lo£a)(; Iv IvtaoTWi * loota^^stc Y®P
oE Tpetc* o^ev Tcal 8id{(pmo(; a?>T(dV 'fj GrOFy.
12 c TcXaTDV Y^XcoTa %amyiooaiv Tcspl oDVTsXeiac tod %do[toD todtod XV
xal TcaXiYYsVBOta? aldivoc ot^caYY^^^ovTcov] IlD'O'aYoptxol flXaTWVtxol 6
^ApLOTOTeXLXol [iAXiOTa * odtoi y^p tcocvts? od (p'&stpooatv ‘)tdo(iov * oE
8s aTto T^(; UToac, fidsEpovtsc Iv T^t IraopciiOSL ty]V Sta%6o(j.7]aLV
(^a'O’dc Tcsp TrpdTspov xal 6 oxoTStv8<; ^Hpc^>tXsLToc), oh% av
StaoDpotsv* aXV o68l oE ’E^caoDpsLOL * %cd y^P odtoi XGsO'&aE (pact
Tiv Ttdojiov, T^^ Ta)V OCTdjJ-COV aVTSp.TcXoX'^C Td)L ^pdvcoi StdcOTOCaLV 10
8s5(0[iIvy]c Gt.
13 c TOL<: Cd)ta)V Ts ocal tpaxtSv ooiiiaaiv otov ps6[iaT( tlvl] TcoTap-wt 7cpo- XYI
osoL^evai to owjia SL( 7 rov) IIXdtTcov %ai A7][i6%ptToc; %cd oooi Ta
voTjxa 7cpoos{8l)Sav(To * Ta pisv) stScoXa 6 A'lrjjJ.d^ptTOc * 6 8(s T)ac
i8la(; Gr.
16 b TooaoTa^wg oov XsYop-sVYji; trig ^PX'^^] TotaoTa a7j|iaLV(5|xsva XVII
8LerXov TO T-^c ovo(ia oE ^spl apx^v ;rpaYtAaTeDaa[xevot Gr.
16cd6 8ixo'copLWV TYjV apx'?]V 86o itoiiioBi ocvtI jxaXXov Ss ^roXXdg XVIII
%al airstpoDc] t^i ek oEtotcov Ixp^jaaTO slaaY<j)Y'^t aTceiptav dYaY<5)V
XV 5/6 Aet. II 4, 1 (Box. 330 a, 15), ubi pro Aristotelicis traditum.
6/7 Aet II 4, 7 (Box. 331 b, 16) ; Heraclitum cum Stoicis in istiusmodi placito
coniungunt Alex. ApliTod. in Aristot. Meteorol. 62, 4 Hayd. ; Sivnplic, in Aristot.
Phys. 480, 27 D.; in Aristot. de cael. 294, 4; 307, 16 Heib.; Clem. Alex. Strom.
V 14 p. 396, 6. 22 St. (== Chrysipp. II 594. 603. 617. 590 Arn.). 9—11 cfr.
ad IV.
XVI Sext, adv. matli, VIII 6 p. 289, 29 sqg. Bekk. ol Tcspl t6v JlXdxmcc ocal
ATjfjidxptTov pdva Ta vot/tiI bitEVOTjCfav dXT]8‘?j elvai, dXX’ o (aev Aif][i.dxpiToc xtI , . o 81
IIXctTtiiV otd TO pev del Td aio^h/Td, |j. 7 ]olTCOTe ol slvat 7 roTC£p.ou o^xt/c ^eooffifjc T?j?
ohcslai. Bemocritum et Platonem in istius modi placito coniungit Iren, c. baer. II 14, 8.
14 de Bemocriti idolis Cie. de deor. nat. 1 12, 29 j 43, 120 j HutctTcli. guaest.
conv. VIII 10, 2, p. 735 a sgq. (Bemocr. A 74, 77 sgg. B.).
XVII Aristot. metaph. A cap. I (cfr. Alex, in metaph. 345, 21 sgq. Hayd.)
alio spectat quod Simplic. in pbys. 4,11 (ex Adrasto); 801,13;
802, 7 B. tradit, ab . aliis physicae auscidtationis libros quinque primes, ab
aliis totum opus Tcepl dpx^v esse inscriptum dpxT/t quasi exemplo bomonymiae
utitur Forpliyr. in categ. 65, 31 sqq. Bus.
XVIII Sext. P. H. Ill 140 sqq. p. 153, 23 sqq. Bekk.; adv. math. X 189,
p. 515, 10 sqq.
Adm. crit. 1 TcXT/pouoa Gi Trotoocja OFy. 3 6d£v xal 8ta G tantum. om. OFy.
<> ex Achille supplevi. XVI quae cancellis inclusi, in G evanida : supplevi.
Kgl. Ges. d. WiBS. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1910. Heft 8. 14
200
Giorgio Pasquali,
Tov Xd^ov 'vobmi aoVTj-d’coc Iv ISs'cdaeot ^pcoVTai Tcot TpdTrwt
ot & 7 ud S%§(l)e( 0 c O’*
XIX 17 a ItuelSy] >cal twv xexv^v at TcotirjxtHal XsYovxat at 8 s TrpaxTt-
%al %zs] Iv tatc ^ApLaxoT^Xooc sic IIXdiTcova ava 9 spo[jL§vatc Statp^-
6 OEOtv %sttat aSxY] xa>v xs^vtov Stayopi Gr.
XX 17 b TcoXXol x6>v cpavxaod^vxwv oovojcdtpxsiv IS atStoo xwt 'B-ewt x6v
xdo[iov] itepKpavcoc [ilv xaoxYjc TrpodoxTjoav xyJc ddSTjc ’ApcoxoxIXTjc
%a\ 6 YV(bpt[iO(; aoxoD ©ed^paoxoc xat xivec aTcb Ho'&aYdpoo
%al nXAxoiVoc 'c'^C ^cL'8*avdx'y]xoc xod Ilsptxdxoo oovapTraa-O'lv-
10 xe? Gr.
XXI 20 b ot 9pea)p6xo0 A 7 ][JioxpixoD TrpaYttaxsia xa ypstopoxt^^a %(xl
SXXoi sYpaij^av &Spo(o>to) 7 CL%dt Gr.
XXII 20 be [ 1 . 7 ] C'^j'cet xy]V xwv ixaaxov liceS 7 jYV]otv] xwv o 6 pava)V ot jisv
TtoptbSy] xYjV o&atav stTcov* ’Eii.TcsSoxX'qc 61 & 6 po 7 c 6 tY 7 j a.at olovel
16 xpOGxaXXcoSec l?ts[XY][JLa * clXXot 61 xpapia s% xd)V 6 oxotxsicov’ exspot
XOD s oxotxstoD. EtxdxcDc oov irapaTcIptTCSxat 'ri]V ?repl ooatac o)tlt[)tv
0 )^ 6 tdc 9 a>vov Ttal axp 7 ]oxov Gr.
XXIII 21 a XsTuxTjV yuatv %al o5 axspsdv od 8 s Tcaxstav sic T^'fjv xod oDpavoD
aDOxaatv 0DOt(t)oac] oopavoD * ol (xlv a9aLpoEt6sc, ot 61 %a)Voet-
20 Si(;, (ol dh d)tosi 6 lc)j '^C ixovxat 6dS7]C ot ^Op^txoC &.
XXIV 21 a ao|j. 7 cXYip(oxt%d x^c o&atac 67 cd:pxovxa ‘ sic od 8 ^v y“P ^taxaXT^Sstc
sxdcoxTiv x(5v IvDTcapxoDOoiV aox'^t Tcotoxnjxcov DTTsSatpstod’at xc5t XoYCDt
^stp(i)(i.evoc] xo 6 x(ot twt iTctxstpT^lxaxt Ixpijoaxo nop 96 pLoc Iv xotc
IIspl dX7]c xal Sxd^avoc Iv xwt TcpcJixcot xtov @soyv(&ox(ov Gr.
XIX dwis, Aristotel Diogenis Laertii 5 = Marc, 8, p. 7,12 Mutschm. Tiepl
dTriCfTT^pYJC.
XX cfr. ad VI~VIL
XXI Geopon. II 6 {)8po(yxoTcixov ATjfAOxpkou ; II 4 uopoaxoittxov IlaEczpou; II 5
«2XXo Ttepl 65po(yxo7c^at.
XXII cfr. in universum AcMU. isag. § 6; II 11. 13/14 Achilh
34, 25; A&}, H 11, 4. 14/16 AcMl 34, 29; Aet II 11, 2; Lactant. de op.
dei 17, 6 (e Varronis Tuberone, cfr. Diels, Dox. 198 0* IS AchilL 35, 1 (mi-
sere corrupta); an respicit AU. II 13, 12 (Plato de astris ix pev too itXefaTou p^-
pouc 7 rop(vouc, pET^)(ovTac 81 xal toSv aXXcov CTrot^^eicov : Tim. 40 a) ? (cfr. ad baec
Prod, in Tim. Ill 113, 16 sgq. D.). 15/16 Aet II 11, 3; Galen, hist. phil.
623, 21 D. ; Achill 35, 1/2 (corrupta).
XXIII Achill 37,8; AU. II 2, 1 (Lobeck, Aglaoph. 477).
XXIY 23 Forphyr, h TcSt 8eudpu>t TOpt uXtjc ap. Simplic. in phys. 231, 5 sqq.
D. Steplianus 6 Pdpapoc ap. Phot: bybl, cod. 232 (cap. 1 exponebat 287 b,
30 oTt TO 28{(Dpa xal 6 ^^apaxTT^p xal pop9^ brcdaTaat? ^(Jxtv, dXX’ o5)^I cjopTcXox^ tyj?
o5ff(ac xal tou iStdbpaTo; o68^ xh abOoTcdcJTaTOv).
Adn crit 12 bSpoinxc^ G: corr. 15 hi ante xpetpa ego: ouv G.
17 8td)(pTfjcjTov G: corr 20 <> addidi ex Achille optpixec G.
Doxographica aus Basiliusscholien.
201
21 b TcaXtv liv iaottot 88(op elvat zb OTroPspXYjp^^vov ttji XXV
IlapiievtSTji; Iv aiixonoitai ^SardptCov et^cev tYjv y'^V Gt.
24 b t'Jjv Y'^v (ixLVYjTov p^lvsiv] t:Y)v y^v axEvTjtov napfjievlSTjc 6 ^EXsA- XXVI
TYjC SevoyAvYic 0 KoXoycjbvtoc • nXaiJcov 8e a5TY]V iXXeo'&at 97301 -arspl
t6v 8ta ^ravToc t^iajj^^vov TcdXov, Sjcep av sIt) oTp^^sodat • iXXoc [itjv 6
xal ^AptoTOT^XTjc xal oi &7ub z^<; Stoag &%tV7jTov k%€kuKo^ t'Jjv y'^v *
T'^t 8s Tcpoxstii^VTji v 5 v alttoXoYtat %%i Tcepl axtVTjoCac y'^C
StpATcov 8o>tet Tcpwtoc 6 9001x6^ ^(pTjoao'S'ai GrPOy.
26 a oJ (JL^v oGv^stov aoTdv lx twv TeooApwv otoixsiwv] xabzrp ’Aptoro- XXVII
tIXt]? oh% olSs t7]V 8 ( 5 Sav‘ flXaToiv 6s TtpolotT] xal 01 a^6 10
T’^<; SToa<; GrPOVy.
25 b 01 8s . . . 'Tulp.TtTTjv tivA a(&[iaToc 96atv] zh ^s[i 7 ci;ov cwjiaj 8 8 'J] xaXoSotv XXVIII
al'O'^pLov xal xoxXo9opix6v, ’A ptototlXTj^; 7cp5t:o<; eloTiYT^^ato • 8s
TLVsc olbvrat 6 Asoxavftc "^OxsXXog, &(; xal Iy 6 y86(ol Tcaps-
'0'STo twv SxsTcttxwv 8s "'OxeXXo(; slc twv 0:716 IIo&aYdpoo Gr 15
{%i^%zov oa)[i,a ^ApLOTOtlXT]*; slo9lpet: haec tantum FO).
26 b zoic; {jlIv AtcXoi^;, 816x1 toi<; (ilv AttXolc olxsla xSv7]ot<; ^ Itu’ sSfl-eCac; XXIX
XTs] TODTotc l/pT^oato OTjjJLstoic Iv IIspl olpavoo TrpaYp-a'Tslai
ApLOTOTlXTjc sic o6aT;aoiv too tuIixtc'cod oAp^atoc Gr.
28 a aXXoc 81 zi<; t^v 09piY<8vTa)v xata 7ci8*avoXoYtav iTtavao-cac TcaXiv 20 XXX
'uoototCj taoTa (i.sv 6ts)(£s xal 8ilXDasv] Trspl xou Tcsp.TT'coo aajjiatoc ’
olbvTai yocp ot Z73VtbvstoL todtoo 7 capaSs)(' 0 -^vtoc avacpstO'&aL tcov Iv
Y'^t T^jV Tcpbc ta xai:’ oopavov ao[i7i:6c'0*eLav ' Taota xal 6 nop96ptoc
Iv TStdip'cwL ^^(v) rispl oo[A[ilxi:a)v Tuaps'&sto Gr.
XXV placitum novum.
XXVI 3 Aet. Ill 15, 7. 4= Smpitc iu 1. de cael. 522, 5 Heib.
4/5 Aristot de cael. B 293 b 30 Iviot otat xeifA^vTjv ini tou x^vTpou cpaclv abT^v
tXXea&at ml "/ivetaftat Ttepl t3v Btd Tcavxoc Tei:a|i.^vov tcoXov, ^anep iv Tuit
Ttfj.a(a)t (40 b) UXea^at platonicum aliter et rectius intellegebat ex. gr.
Alexander Apbrodisiensis ap. Simplic. de cael. 618, 1 sqq[. 5/6 Arisiol de
cael. B 296 b 21. 6 Clirysipp. 11 646 Arn. (= Plutarch, de facie in
orbe lunae 6, p. 923 e).
XXVir 10 cfr. ad XXII et Plat Tim. 32 b, quern locum Basilius respicit.
10/11 de Stoicis cfr. ad XXX.
XXVIII 12/13 cfr. Kernes, de nat. horn. 164^ 18 Matth. ApiaToiilT]? Ss ml
TiifATCTOv eidayet dwfia to ai^ipiov xal xOxXotpoptxcJv ; Fliilo de somniis p. 209, 11
Wendl. 13-15 Sext. adv. math. X316, p. 539, 20 Behk. lx ulvie S^'OxbXXo?
6 Aeuxavoc xal A ptcfTOTlXif}? • dU|j.7repilXapov y*^P Tiddapdt <szov)(&Loii t 6 7tlp.7tTov xal
xoxXocpopTjTtxov dwpia, 1$ o5 Xlyouatv elvai Td oipc^vta.
XXIX Aristot de cael. A 269 a 1 sqq.
XXX Origen. adv. Cels. IV 56, p. 329, 15 Kotschau; AUxand. Aphrodis.
de mixtione 216, 14sqq; 223, lOsqq. 32; 226, 34sqq.; Oleomed. 8, 15; Sext adv,
math. IX 79.
Adn. crit 22 TrapaBi^^OIvto? G. 24 tw G: corr.
14 *
202
Giorgio P as qii ali,
n.
Wir greifen vorlaufig die Quelleniintersucliung nicht an nnd
besprechen vielmebr zuerst die einzelnen neuen Nachrichten.
1 .
Parmenides behauptete in seiner Dichtung, die Erde babe
ihre Wnrzeln im Wasser^, sagt das XXV. Scholion. Diese Meinimg
war bis jetzt fur Parmenides nicht bezeugt; aber der Eleat hat
darin Vorganger in den ionischen Naturphilosophen. Thales hatte
bekanntlich angenommen, die flache Erdscheibe schwimme auf dem
Wasser; was fiir eine Stellung diese Theorie in seinem System
einnahm, zeigt der SchluB, den Seneca, nat. quaest. Ill 14 (== Thales
A 15) aus dem placitum zieht: non est ergo mirmiy si abundat
umore ad flnmina profundenda, cum in umore sit totus (scil. terranm
orhis). Die Annahme soUte also auch den IJrsprung des Quell-
wassers erklaren. Schon Anaximander lehrte anders Tiber Form
und Lage der Erde; aber der unmittelbare Vorganger des Parme-
nides hatte sich in der Grrundwassertheorie schon dem alten lonier
wieder genahert. Xenophanes, der freilich lehrte, die Erde sei Itc’
aTceipov lppiCo>tT.^V7i, bestand darauf, daB das Meer, wohl der Okeanos,
der IJrsprung alles Wassers sei: S' ia-rl 'S-aXotaa’ tJSatoc, TcyiYT]
S’ dv^pioio und, bald darauf, aXXa tcovtoc Ysv^Twp avs^nov
Te %al TTorap-wv (B 30, l.B)^). Nicht anders Parmenides. Der Aus-
druck oSatoptCoc kann der echte sein : Xenophanes hatte kurz yor-
her von den Wurzeln der Erde gesprochen und SSaToptCoc pafit
gut in den Vers. Die Anlehnung an Thales ist gar nicht liber-
raschend: was im Thaleszit^t bei Seneca yorangeht, stimmt auch
gut mit Lehren des Parmenides: ait terrarum orhem aqua sustineri
et veM more navigii mdbilitateque eius fluctuar e tunc cum dicitur
tremere: vgl Parmenides A 44 (tdvov (isv xpaSaivsadat, [jl-}] xLVsra{f*at
SI Ob in der griechischen Quelle des Seneca eben xpaSaivsa&at
stand ?
Freilich bleibt es zuerst dunkel, wie die Annahme tiber die
Wasserwurzeln sich mit der Kugelgestalt der in der Weltmitte
schwebenden Erde im Parmenideischen System vertrug. Es scheint
mir nicht unbedenklich, das Scholion dahin zu interpretieren, daJ5
1) Das Zitat, in den Genfer ScLolien zu 0195 iiberliefert, ist von Diels,
Berliner Sitzungsber. 1891, 581 ff., in den richtigen Zusammenbang eingereiht
worden: vgl. auch Seneca und Lucan 14 ff. Eine Ubersicht iiber die verscMe-
denen Grundwassertheorien gibt Oder, Ein angebliches Bruchstiick Demokrits (in
PMlologus, Suppl.-Band VII), 266 ff.
Doxographica aus Basiliusscholien,
203
das Wasser sicl. nur in gewaltigen Becken tief unter der Erde,
„an ihren Wurzeln^ befande; dies ware die Lehre des Anaxa-
goras. Aber wenn anch oSaidpiCo? ein wortliches Zitat ist und
dem dichteriscken Klexd mancli nngenauer oder ratselhafter Aus-
druck jzugetraut werden darf, ist eine solche Interpretation trotz-
dem deswegen unwabrscheinlicb, weil das Scholion sich anf die
Worte des Basilios beziekt: sav D7cod’'^L<; ianmi oSoop sivai tb oTcope-
pX7j[xsvov xfii 7 *^ 1 . Der Scholiast, der ja aus einera grbfieren Zn-
sammenhang scbbpfte, hatte dann ein etwas weniger nnangebracktes
Placitnm beibringen konnen; er wird sick auck im Eolgenden als
einen reckt verstandigen Mann bestatigen, dem wir wirklick keinen
MiJJgriff nnnbtig zatrauen dlirfen.
Mir ist die nene So^a ein neues Indizinm fiir die Auffassung
des Parmenideischen Gredicktes, die Diels vor Jahren anfgestellt
nnd begriindet kat {Philosophische Aufsdt^e fur Zeller 249 ff., Farme-
nides* Lehrgedicht 63) : xplvat dk Xo^m TtoXoSvjpLV BXsy’/ov hi Iixs'lI’sv
pTjdevTa, fordert Parmenides (1, 36) seinen Znkbrer auf ; 8s ae
%dnoL 7][xev ’AXri'&sCif]^ soxo^Xsoc ot'cpsp.sc '^top, i]Sk ppomv
Sd^ac, talc 00 % hi itlazK; aXTj'&Tjc (1,28). Woker soUte der Horer AX7j{)’eL7]
nnd Sd^at kennen lemen? Die ’AXYid'stTj sicker aus dem ersten
Teilj dann aus dem zweiten die falscken Sd^at der anderen Pki-
losopken. Das keiUt, um mit Worten von Diels zu reden, der
zweite Teil war eben nur „eine kritiscke Debersickt iiber die
strittigen Ansickten der biskerigen Denker, eine DoxograpHe".
Nun, jede neue Nackrickt, welcke die Anleknung dieses zweiten
Teiles an alte Pkilosopken, Tkales, Anaximander, Anaximenes auf-
weist, ist ein neuer Beweis fiir diese Auffassung; oder soli um-
gekekrt der originelle Denker nunmekr in seinen Vorgangern auf-
geken? Der Wert einer Nackrickt ist in dieser Beziekung desto
grdker, als sie sick mit den anderen in ein eiokeitlickes System
nickt fiigen will, Es gekort zum Wesen einer Doxographie Wider-
spriicke zu entkalten.
2 .
Das Sckolion XXVI fiikrt eine Beweisfiikrung im Text von
Basilius auf Straton von Lampsakos zuriick. Ick muB diesmal die
ganze Stelle kierker setzen (24 b — 26 a) : Se ttvsc t:c5v ^oatutov
xai loiabzaiq aktaic tijv y’^v axtVYjTov [leveiv xaT:axo(JLt})s6ovi:ai, &<; apa
8td zb z'^v [JL^aiQV too TcavToc slXYjcpsvaL TcaVTodev
TTpdc zb axpov aTcdoTaatv, oox s)(oooav ottoo piaXXov aTtoxXi'S-'^t, dvaYxattoc
[ji,£veiv ly’ saoTiJC) dSbmzov ahzrji TuavTsXwc ttjv stcl zi poTCTjv z^q itavza-
204
Giorgio Pasquali,
xd'&ev TcspastjA^VT]? op.oLOT'yjToc l(i7coto6<37]c^)’ 'C'yjv 8 b (i^( 37]V xt^kpav [Xi]
d7co%XYip(0'ci%a)c 'C'/jv y'^v (xtjSs I)C tod akop^dTOD Xa^stv, dXXoc yDctXTjV
elvat TaDTtjv x'^c ytjc xal dvaY^atav ttiv '8’sotv * too y^P oopavtoD a(h\ia'zo<;
/TTjv %oCT^X®VTO^, d Trep dv, ^tjolv, otco-O-ci)-
(jieda pdcpT] IxTctTCTSiv aTzb xwv dvco, Taom Tcavtocxd'&sv s;cl t 6 p^^aov aove-
vex'S’Tjoexat * itp^ STcep 8^ av xd (t^piQ Y^ipifixai, ItcI xodxo %al x6 8Xov
ODVcoa'&Tjoexat 8'iQXov Sxt* el 8^ Xi'&ot xal S6Xa Hal xd Y^'^pdt Trdvxa
pexdt TTpbc x6 ndxo), aoxif] dv bit] nal x'^t oX 7 ]t y"^^ olxsia Hal TtpooTjHoooa
'O'datc * xt x^v Ho6(pa)V (p^pY]xat d7c6 xo5 ji^ood, 8'^Xov oxt 7rp6c dv(i)xaxov
HiV'’/j'8’75oexat * Saxe olnela ^opd xoic papoxdxoti; 7] 7cp6c '^6 Hdxco • Hdxo> 8s
6 XoYoc <t5> p.^aov I 8 et£s. M'?] odv ' 0 'ao{idaY]t(;, el {X 7 ] 8 a[toD InTctexet ii -(fi xtjv
H axd tpoatv X^P^^ p-saov exooaa • Tudaa Y^p dvdYHYj p^^vstv aoxijv naxd
X^pav t) Tcapd Htvoo[JL^VY]V x’^c olneta^ ISpac l^iaTao-O-at.
Die Beweisflihrung des Basilius gelit ungefahr so vor sich:
^Die Erde (ich ziehe vorlanfig die erste Periode liberhatipt nicbt
in Betraclit imd unterdriicke kleinere TJnebenlieiten, woriiber bald)
bat ibre Stelle nicht zufallig eingenommen, sondem nacb der Natnr
und der Notwendigkeit; denn alle schweren Korper, die ans der
Himmelssphare herabfallen, finden sick am Mittelpunkt zusammen;
nxin, sind alle beliebigen TeUe der Erde scbwer : also ancb die Erde.
Sie muB also im Mittelpunkt liegen, Umgekebrt und entsprecbend
steigen die leicbten Korper von dem Mittelpunkt zur Peripberie^
von der Erde zum HimmeL Die Lage der Erde ist also natiirlicb".
Basilius bat nocb eine Periode vorangeben lassen, die mit dem
Eolgenden nicbt eben gut reimt. ^jDie Erde scbwebt in der Mitte,
wen wegen der gleicben Entfernung von alien Punkten des Him-
mels keiner auf sie eine groBere Anziebungskraft austibt als die
anderen^^ Das ist der Grrund des Anaximander (Aristot. de cael.
B. 296 b 10), des Parmenides (Aet. Ill 15, 7), des Platon (Pbaedon.
109 a); er wird eben von Aristoteles verworfen (de cael. B. 296 b
16). Was aber bei Basilius darauf folgt, klingt gut peripatetiscb.
Es lebnt sicb an die im 14. Kapitel des zweiten Bucbes von Ilepl
oDpayoD vorgetragenen Theorien an; ist aber bei Basilius viel klarer
und bestimmter, viel folgericbtiger ausgedriickt. Aristoteles sagt
nur 296 b 6 ext 8^ Y^opa xwv pboplcov nal oXtjc aoxfjc 'f] ^axa ^dolv
ItuI x 6 jj^dcov xoD 7uavxd<; loxtv* 8ta xooxo y^P T^OYX^ivet Hetp.svY] v5v IhI
1) Die Stelle spracWicb etwas seltsam, aber, wie icb denke, ricbtig iiber-
liefert. Die Negation zu t)]v iizl ti ^otc^^v l|XTCoio6aYj« wird bier ausgedriickt, indem
das negative^^Adjektiv dB6vaTov pr^dikativ zum Objekt binzutritt. Man kann
sicb die Konstruktion als eine Contamination you t))v ^o'^rtv l(ji7cotoi)cy7]c und t^v
jboTTYjv do^vaTov iioto6a7)? denken.
DoxograpMca aus JBasiliusscholien.
206
TOD %evi:poo. Und in einem etwas verschiedenen Zusammenhang, in
dem Beweis namlicli, daB die Erde deswegen eine Sphare sein muB,
weil alle irdischen Punkte gleich zum Zentrum streben, und so
sich an gleicbier Entfemung anordnen, sckarft Aristoteles ein
(297 b 7) ooSsv toivdv Stafpspet todto 'ki^QVJ ItcI pcbXoo %cd {xoptoo tod
TO)( dvToc ItuI oXtjc * oh ^ap 6tdc \Li%p6xrim t) [jlIys'S’C^ stp7]Tat xh oop.-
Palvov, aXXa %axa TraVTbc 'cod poTrijV s^fovTog IttI xb p^oov. Die aktoXcY^ot,
die das Scholion dem Straton nnd zwar als ihrem ersten Urheber
beilegt, entbalt nicbts wesentliches mehr, aber ist viel scbarfer
formuliert. Der Hanptton wird bei Basilius auf die pDoai] avdY^Tj
gelegt: das paBt gat fur den Peripatetiker, der den mehr oder
weniger persbnlicben Grott seiner Schule mit der pootc ersetzt hatte.
Aucb die drastische Voraussetzung der von der Himmelssphare her-
abfallenden Korper fehlt, wenigstens hier, bei Aristoteles, So
glaube ich nicht, Basilius babe einfach aus dem IIspl o&pavoo ex-
zerpierfc, obwohl er nachweislich in dieser selben Homilie eben aus
jenem Buch etwas heriibernimmt ^). Auch zeigt sich, daB er eine
reichhaltige Quelle benutzte, die ihm mehr bot, als er nahm; sie
konnte nicht IIspl o&pavoo sein. Die zum hohen Himmel strebenden
%ob(p(x sind bei Basilius ein zweckloses Rudiment geblieben; sie
konnten sich gut in eine breitere Darstellung fiigen, wo leichtere
und schwerere, oder iiberhaupt leicbte und schwere Korper ent-
gegengesetzt wurden. Auch der Ausdruck hat ein beinahe paren-
thetisches Q-eprage. Auch daB xdxo) 6 X6 y 0(; (to) p.saov sSetSsv, ist
nicht berechtigt; die Identitat des ^aTco totco?, worauf alle y^^QP*^
streben und des Mittelpunktes, wo sich alle Massen zusammen-
finden, wird eben mit keinem Wort hervorgehoben ^). Ich verstehe
nicht wie Basilius dazu kommen sollte, das ionisch-platonische
Placitum liber das Schweben der Erde in den aristotelischen Zu-
sammenhang miissig zu interpolieren. Noch eine Spxir mag auf
Straton hinweisen: Basilius spricht iiberall in diesem Zusammen-
hang von %o5(pa und von papsa in absolutem Sinn; nur einmal ist
Ta papoTaTa stehen geblieben: Sots oheicc cpopd Totc ^ccpo xdxoig
7cp6<; TO xdcTO). Straton erkannte notorisch alien Korpern die
Schwere zu, nur in verschiedenem MaB; vgL besonders Simplic.
de caelo 267, 29 ff,; 268, 32 ff. Heib.
1) Freilich, ob die Benutzung direkt ist, weifi icb nocb nicht zu sagen. Ich
hoffe in absehbarer Zeit eine Quellenuntersuchung zur Hexahemeros vorlegen zu
konnen.
2) Man vermiBt etwa was bei Cleomedes 24,3 steht; 'xal yap aOrrj? (d.h, tt];
Y^c) Tc6t xe)(pr]w.^v7]5 'jcdxo) xo petfafxaxdv laxiv.
206
Giorgio Pasquali,
Ich glaube selbstverstaadlich nicht, Basilius babe aus Straton
geschopft. Hatte er das getan, so batte der Scholiast das nicbt
wissen kbnnen : denn er hatte scbwerlicb den Straton zur Verfiigung.
Er benutzte wieder, wie wir weiter nnten seben werden,
und, als er merkte, dafi die Beweisftibrnng des Basilius sicb mit
einem Placitum des Straton berlibrte (denn Grlinde steben, wenn
aucb in stark gektirzter Eorm, mancbmal bei Aetius, immer bei
Arins Didymns), scbrieb er an den Band : motTjt aktoXoYtai 5o%si
7i:p(i)T:o(; 6 S'cpdtcov xpvjaao'&aL, d. b. er bebanptet aucb nicbt, Basilius
babe Straton ausgescbrieben. Basilius wird vielmebr aus einer
solcben Quelle gescbopft baben, die ibm die beiden Grunde flir
die TJnbeweglicbkeit der Erde, und nocb viel mebr dazu, scbon
zusammengestellt und verarbeitet bot. So kann die Stelle des
Basilius nur mit starken Reserven als „Eragment“ des Straton
gelten, obwobl nach meinem Urteil an der Zuverlassigkeit des
Scboliasten gar nicbts auszusetzen ist. Icb weiJB nicbt, ob der
Nacbricbt etwas anderes entnommen werden darf, als dafi er kein
Bekenner des beliokentriscben Glaubens war, dafi er vielmebr in
dem altperipatetiscben Geleise verblieb und zugunsten der axtvTjata
den Beweis des Aristoteles neubearbeitete ^). Die Lebre bleibt die-
selbe nocb in der Stoa : vgL Plutarcb de facie in orbe lunae cp. 6
p, 923 a u. 8 am Anfang ^).
3.
Aucb das XXX. Scbolion bringt etwas neues. Dafi die Stoiker
einen besonderen Wert auf die Leugnung der fiinften ooaia gelegt
batten, durften wir kaum aus Origenes adv. Cels. I 329, 16 Ko.
(= Cbrysipp II 417) schliefie'n: ^rpoc 8v XdYov (namlicb gegen die
Annahme der fiinften Natur) oox aYsvvwg %al ol aTzb UXoctcovoc %al ot
arch Stoac beifit im Grund nicbts anderes als „sie sind
bei der Tbeorie der vier Elemente geblieben". Mebr konnten wir
aus Alexander von Apbrodisias scbliefien : einige Stellen des Trac-
tates iiber die Miscbung erscbeinen jetzt in neuem Licbt. Alexan-
der bekampft notoriscb in dem grbfieren Teil seiner Abbandlung
(Cap. Ill — ^XII) die Tbeorie des Cbrysipp fiber Miscbung und Com-
bination. Die Darstellung der gegneriscben Lebre fangt an
216, 14 Br, ; i^vwadai [jisv oTuo'ct'O-emi tyjv a6p.7caoav ooaiav, 7rve6[i.aT(5c
1) Diels tatte das Wichtige scton aus der unglucklichen Publikation dieses
Scholion durch Cramer herausgelesen, wo das Lemma falsch angegeben wird:
Berliner Sitzungsber. 1893, 118, A. 5.
2) = Cbrysipp. frg. phys. 646 Am.; Cbrysipp ist bier fur Arnim nur Sam-
melname.
Doxographica aus Basiliusscholien.
207
Ttvoc Sta Traorjc ao'C’^C StTjxovxog, Dip’ od aDfjLjxsvei %cd
aofj.Tcadsc loTtv aoTwt to Tcav. Es folgt die Unterscheidung der ver-
scHedenen Vermiscliungsarteii, die mit Argumenten aus den xoivai
svvotat belegt wird. Mit dem fiinften Capitel beginnt die Eefu-
tation, die zuerst an das an der letzten Stelle Vorgetragene, eben
an die xoival Ivvotai ankniipft. Der erste Satz der clirysippeisohen
Lebre wird erst im X. Cap. wieder ins Ange gefafit: 223, 6 ttcdc
S’ om aTOTtov Ttai t6 Xs^stv i^vwa'O’at TTjV o6jj-7uaaav oooLav TcysojiarSc mo<;
Sta Ttdoriq ao'C'^C SltjxovtoCj ocp’ oo aovsxsT:at te vtal aD[XjJLSVEi zb -jrav ml
oDji^ra'O’^C icJTiv ocotwc; Die buchstablicbe Wiederholung derselben
Worte biirgt dafiir, daB Alexander die eigenen Worte des Chrysipp
wiedeffgibt. Es folgt: ty]V ^dp xDpKDtdtYjV akiav tod mvToc
svttoecog OOX slSoTSg (aOTYJ S’ IotIv tod d’SlOO TS %cd XDxXopop7]TC%o5
xal al-O-epCoD ottp^aToc ^dod;, die eben ODVsxst %al actiCst to mv), TaoTiQV
[iyjt’ iSdvTsc saoToig [iTjTS Toi^ ISoDOLV dxoXoo'&'^oat SovTQ'&sVTsg — mlissen
sie zu einem gewissen Alles durcbdringenden 7cV£D[xa ibre Zuflucht
nebmen, welcbes nicbt nnr unnotig, sondern geradezu unmbglich
ist. Wie viel folgericbtiger ist es (223, 32) ttjv oDp.Tcd'&etav . . .
octtCeO'&at . . . Std ts ttjv t^<; dXtjc xotvcovtav xal tyjv too Tceptueip.svoo
dsLOO 0 (t[jLaT 0 (; aoTcot (soil. Td)i TcaVTi) poaiv.
Die Confutation gebt weiter: der stoiscbe Begriff vom Tcveopua
wird unerbittlicb aufs Korn genommen; es wird eingescbarft, dafi
dieses gbttliche Trysop^a, wenn es iiberbaupt etwas sein soil, nur eine
Art von '9’Stov owp^a, eine tusp^tctt] tic oooia ist, daB es sich also nicbt
lobnte, gegen die aristoteHscbe fiinfte Natur ins Feld zu ziehen, um
dann ein miserables Surrogat an seine Stelle setzen zu miissen (226,
6 ff.). Warum Alexander eben diese Lebre mit so groBem Nacbdruck
bebandelt, sagt er selbst am Anfang des XII. Capitels: TotoTa p.sv
elTceiv TcpoTjX'fl’TQV Std todc dvTtXeYOVTac p^sv ’AptoTOT^Xst Tuspl tod Tuep^TUToo
o(D[iaToc ml Toic p^dvotc ocaT’ d^tav twv d-sicov elp7]p.evotc IvtOTaa&at,
7C£tpa>p.^vooc Std 9 tXoTtp.tav, Was fiir „einzig wiirdige Aussagen"
gemeint sind, lebren die vorhergehenden Worte: eben die Lebre
vom fiinften Korper. Es gebt weiter: „die Stoiker empfinden
nicbt, wie wunderlicb der beriicbtigte Satz ist: acopia
o(tp.aToc, und docb verdient er um so mehr eine Widerlegung, als
alle anderen Tbeorien mit ibm steben und fallen: o t£ ^dp Tcspl
xpdaecoc a&TOtc X6yoc odx Iv dXXa>i Ttvt, dXXd xal Td Tcspl tl^ox^C dti:’ aoTwv
X£Y0p-£Va IVTSD'&SV TJpTYJTat,* Y] Te TToXO'&poXYjTOC aOTOtC SLp.app.£VYl ml il
t6)V mvTODV TTpovoia S’ (ivTED'&sv: erganzt von mir) tyjv TctoTtv Xap^pd-
VODOiv, Itl TE TO Tcepl dpx^v TS ml S-soD xal tod TuaVToc eymatc ts xal
oDp.Tud'&sta TupSc a^To* TrdvTot ^dp a^TOic TaoT’ loTtv 6 Std t^c dXyjc
StT^XCDV
208
Giorgio Pasquali,
Dieses stimmt ganz genau. Man versteht zuerst eigentlicli
nicht, was die Ivcoacc der Welt rnd die Vermischungstheorie in
der Lehre des Ciirysipp mit einander zu tun haben; der Zusammen-
liang ertlart sich plotzlicb, wenn man bedenkt, dafi diese Combi-
nationstheorie eine bestimmte Tendenz hat. Wahrend die Mischnngs-
lehre des Aristoteles an nnd fiir sich bestehen kanu nnd die An-
nahme einer fiinften ooota nicht im Mindesten davon abhangig ist,
dient die stoische TJnterscheidung von Mschnngen apjiTjv (oder
Tcapa-O’^ost), %am atiiy^apatv t 6)V [iiYVO(i^va)V, nnd otVTt7rap§XT;aoLV
(diese sind die eigentlichen xpotosic) ausschlieBlich dazn, die An-
nahme eines alldurchdringenden Korpers, des TcvsOjia, zu rechtfer-
tigen, die zu theologischen Zwecken notig war, Anders ausgedriickt:
Chrysipp behandelte die Mischung im Zusanunenhang mit der
Theorie des Tcvsopia und der Welt. Ich darf wohl weitergehn und
sagen: In jenem Buoh bekampfte er seiner Yorganger Theorie
iiber die Welt, zumal iiber die Einheit der Welt, und polemisierte
scharf gegen Aristoteles’ Lehre vom fiinften Korper. Anders er-
klart sich die Polemik des Alexander nicht, der eben auch die
7r^(jL7CTY] o&aEa hineinzieht. Das wird jetzt durch das Scholion be-
statigt, das auch den Grrund hinzufugt, warum Chrysipp gegen die
oooia kampfte: die Annahme eines besonderen Elementes
fiir den Hiinmel vertrug sich nicht mit der aop.xdc'&eta Tcav oX(*>v;
wurde der absoluten durch das Tcveojia bedingten Einheit der Welt
nicht gerecht; fiihrte zur Verwerfung der Mantik.
4.
Tiber Epikur lernen wir aus den Scholien lY und XY (S. 199,
9 — 11) nichts wesentlich neues. Nur ist vielleicht ein Terminus,
avrsfiTcXoxT], echt epikureisch. Es gibt Leute, sagt Basilius Sab,
die nur Atome als Prinzipien des Seins anerkennen wollen: vov
[isv Y^P oi)vcovT(ov aXX7]Xot^ tcov afispwv ocojiaijcov, v5v jismaoYxpt-
vo[xsva)v Tac %al (pQ'opa<; sTCLYivsod’ai * xal tdiv Stapxsoi:^-
p(ov oa)(idTa)v 'cyjv loppoTspav twv ocTOficov avrsfiTcXoxijv zfiQ StajioVYjc
i:y]V oclrtav 7raps5(stv, und die S telle ver dient sicher Aufnahme in
die bevorstehende Neubearbeitung der Epicurea. Nun sagt der
Scholiast XY, 9 ff. xal Y^p ooTOt X6ea'8’aE tpaoi t:6v xdo[Jiov, zfiQ twv
{ irdticov aVTS[i7cXox'^<; Twt ^(pdvcot SidaTaotv 6e)(0[i£VY]c* Die Form ist
eine solche, daB kaum daran gedacht werden kann, der Scholiast
schopfe aus der Stelle des Basilius. Auch stehen die oben aus-
geschriebenen Worte des Scholions am SchluB einer doxographischen
TJbersicht, fiir welche die Benutzung des Basilius ausgeschlossen
ist. Das Wort ist also fiir die epikureische Tradition von zwei
Doxograpbica aus Basiliusscliolien.
209
unabhangigeu Zeugen verbiirgt. Ein Doppelcompositum dieser Art
paBt vortrefflich fiir die Sprache von Epiknr^). Lucrez hat viel-
leicht diesen Ausdruck vor Angen gehabt I 240 {materies) inter se
nexic minus aut magis indujgedita] II 102 (corpora) indupedita suis
perplexis ipsa figuris ; II 393 das 01 besteht maioribiis (dementis aut
magis liamatis inter se perque pUcatiSj die bitter oder herb schmecken-
den Grerichte miissen (II 40B) magis liamatis inter se nexa teneri
(namlich dementis), AUe Sachen, die sich verfliichtigen und in
einem ISTu verschwinden, rniissen (II 459) non esse , . . perplexis
indupedita, Ich vermute, unser griechisches Wort liegt zu Grrnnde
alien oder den meisten derartigen Wendungen. Selbstverstand-
lich kann man auch mit Tcspt^rXoxT], 6 [jl 7 cXo% 7], 00^.71X0x75 auskommen,
aber die sprachliche Abnndanz xind die starke Hervorbebung der
Reziprozitat sprechen fiir ein Compositum, wo die Gregenseitigkeit
dnrch einen besonderen Bestandteil markiert war. — Was wir
liber Attikus nnd Porphyrins znlernen, mnB anf einen weiteren
Abschnitt erspart werden.
B.
Was das Scholion XIX liber die Benntzung der divisiones
Aristoteleae dnrch Basilins zu berichten weifi, ist richtig. In
unserer IJberliefernng der divisiones^ sowohl bei Diogenes Laertius
wie in der Marciano-Parisinischen Rezension, lautet das Lemma der
div. 5 iTCLO'uTjp.Y], nicht Basilins aber ubertragt nicht etwa
willkurlich anf die was sich in seiner Quelle anf die ItuioxtJplt]
bezog, sondern gibt anch darin seine Vorlage wieder. Denn Platon
an der Stelle, woher die nrspriingliche voraristotelische divisio ge-
flossen ist JPolit 2B8 b sqLq., spricht, ohne Unterschied, von xiyyai
nnd iTctox^liat; nnd daB xiyyyi statt l7noi:7]p.7] in alten Brechungen
der tiberliefernng geblieben war, beweisen die Stellen des Maximus
Tyrins XXXTTT 4 nnd des Cicero Acad, prior, II 22, die Mntsch-
mann angefiihrt hat. Wie hbrigens noch in der jnngeren Tra-
dition diese Synonyma wechseln konnen, zeigt die div» 22, die bei
Diogenes ai ts^vai, in dem Marcianns aber al l7ttox7jp.at betitelt ist.
Die Stelle bei Basilins lantet 17 a b iTxstSTj Se xai ttov
ai [ilv TcotTjxixal XsYOVxat, at 8s Trpaxxtxat, at 8^ '&£0)p'y]Ttxai, xal xmv
(jL^v '8’e(op7]xtxwv TsXo? loxiv rj xaxa voov svspYsta, xo)v 6s TtpaxTixcbv autT]
1) Es gentigt, auf den Index von P. Linde, de Epkuri ‘OOcabuUs ab Optima
AUlvide alienis zu verweisen.
2) Mutsclimann bat in der Yorrede seiner Ausgabe, besonders S. XXIII, in
sebr lebrreicber Weise die Gescbicbte dieser divisio bis iiber Aristo teles binaus
verfolgt.
210
Giorgio Pas qu ali,
TOO XLVYjatC; 7raoaa[JLSV7]<; ooSsv otcsott] odSs TcapsfjLstve tolc
opwatv * bpyriGsm Y^p >tal aoXTjux^*; tsXoc ooSsv, aXX’ ahx'^ sic laoTTjV
svspYsta xaTaX^jY^L* IttI Ss twv tcoctjutc^v 'ce)(V66v, xal ^aDoap.sv7]c 'C'^c
svepYstaq, Tcpouetixsvdv sau xb epYOV, a)c ol%oSo|xt%^C xal tsx'covlx'^C >tal
)(aX7tsDTtX'^C %al 6Y>avi;i%7jc %cd oaat T:ocaoTat at' %av (jit) irap'^t 6 ts^^VLTTjC;
Ixavwc iv laoratc todc ts^^vt^cooc Xoyooc ip.<paCvoootv etc. Hier hat
Basiliiis seine Yorlage recht frei bearbeitet (er zitiert vielleicht
aus dem Kopf), aber es laBt sich trotzdem sagen, dafi sie der
Marcianischen Eezension etwas naher stand, denn sowohl die
Hexahemeros wie der Marcianus betrachtet hier zuerst die Kiinste
an sich und geht erst dann zu einzelnen Beispielen iiber, wahrend
Diogenes mit den Beispielen anfangt.
Wichtig ist im Scholion die Form des Titels: der lantet Iv
xaXc; ’AptotorlXoDc eic IIXAtcDVa ava^epofiisvaic Statpsasaiv: so ahnlich
hatte ihn Mutschmann (passim in der Torrede) fllr das Altertum
erschlossen. Das heiBt „in den Staipsastg des Aristoteles, die er
als platonisches Eigentum anfiihrt".
Bei Basilius geht eine Anseinandersetzung iiber die verschie-
denen Bedeutungen des Wortes apxQ nnmittelbar vorher; diese ist
vielleicht auch aus einer Statpsostc-Sammlung geflossen. Das Scho-
lion XVII, wo ol ^tspl apxwv 7upaYtJ^aTeoodc[j.evoi als Quelle genannt
werden, diirfte so interpretiert werden. Und Basilius geht so mit
dem zu Grrunde liegenden aristotelischen Texte um, Metaph. A 1,
daB ein solches Verhaltnis notwendig scheint ^). Bedenklich ist
1) Hier mogen die betreffenden Stellen einander gegeniiber abgedruckt werden.
Es ist Yorber zu bemerken 1), daJ3 Basilius nachweisen will, dad alle Bedeutungen
von d^yji fiir die Genesisstelle iv ap^^t diiotTjcrev 6 gut passen ; 2) dafi er fur
jeden Sinn ein Beispiel aus der Bibel beibringt, wobei es nicbt ohne Gewaltsam-
keiten abgeht; ich unterdrizcke es naturlich jedes Mai.
Basilius 13 c
Aristot. 1012 b 34
Asyexoci p.£V oi>v xal rj TuptoTT] xfvrj-
ats . . . (bier ist das bibliscbe Beispiel
dem Bild von bb6i entnommen).
’Ap)(y] X^yexai psv odsv d'v Tt; too Tcpoc-
YfJ^axoc xiVYjOe^T] irptoxov, olov tou
xal 68ou IvTEuOev piv auxTj 4p^Tj, Ivav-
T^a? 6’ kxipa.
Basilius iibergebt bier den zweiten Paragrapben des Aristoteles, 5 e 50ev
av xfitXXtOTa Ixacfxov yevotto, ofov xal pLa^T^creo)? etc., weii er ibn fiir die Erklarung
nicbt braueben konnte.
Basilius 16 a
Xiyexai Be dp)^^ xal odev yfvexa^ xt §vu-
Tcap)^ovxo? a6xu)i Ix^poo, cb? inX
ohia^ xal ditl rckolou xpc^TU? . . .
(Die Uberliefcrung der gesperrten Worte
bei Basilius ist unsicber)
Aristot. 1013 a 4
Be o^ev upoixov y^vexat evuTtczp'/ovxog,
olov 0 )? ttXo^ou xpduts xal oixfas Oep-^Xiog
%
i
Doxographica aus Basiliusscholien.
211
mir bei dieser Annahme bloB, dafi die ganze Abbandlung viel mehr
die verscbiedenen Bedeutungen eines vieldeatigen Wortes aufzablt
als sie einen pMlosophischen Begriff zerteilt ^).
6 .
Das Scholion XXVIII zitiert aus dem acbten Buch der oxe-
7zu%6t. des Sextus eine Stelle, die sich jetzt im neunten Bucb gegen
die Mathematiker findet. Die Bllcberteilung bei Sextus ist sicker
secundar; das stellt sich heraus, sobald nicbt die Codices, sondern
die Rollen zu gemeinsamem Nenuer genommen werden®); eine
solche Abhandlung, wie izpb<; [loootxotc, die in der Ausgabe von
Bekker kaum 14 Seiten fiillt, konnte kein „Buch“ bilden. Werden
die Stichoi von adv. rhet., adv. geom., adv. astroL, adv. mus. zu-
sammengerechnet, so ergibt sick eine Zakl, die nock nickt so groB
ist, wie sie jedes der beiden Biicker gegen die Logiker oder das
erste gegen die Pkysiker allein aufweist. Mein Freund Mutsck-
mann ist, mit der Annahme einer Normalrolle von 1800 bis 3600
Sticken zu 36 Buckstaben und mit Beibekaltung der kandsckrift-
licken Reihenfolge, die Bekker umgesteUt hatte, zu Resultaten
gelangt, die mick vollkommen iiberzeugt kaben, weil sie sowokl
der Form des antiken Buches gereckt werden als auck mit den
Zeugnissen der anderen Sckriftsteller und den Subskriptionen der
Codices vortreflPlick sick reimen. Das zweite Buch gegen die Pkysiker
erhalt in diesem System die Nummer 9. Ich weiB also mit der
Zakl des Zitates vorlaufig nickts anzufangen: sie diirfte einfack
verckrieben sein.
All das Folgende ist bei Basilius unterdruckt; nur aus der clvaxe<paXafu)a£c
des Aristoteles 1013 a 20 6i6 . . . ... aal to o5 evexa wird bei Basilius ein be-
sonderer Paragraph herausgesponnen : U Trpc^feojv xal to eo^^pvjatov
T^Aoc Tuiv Ytvop.£vtov, a>c t^c IXeY]p.ocy6v>]« rj irapd cJttoSox^ xal TictafTjc T7 ]c
dpexT]? hzp'jeiag to h iizayy^Xiaiz ditoxe^p-evov t^Xo?.
1) Ich hatte auch gedacht, die Ausfiihrungen uber dpyr] seien irgend einein
christlichen Tractat 'jrepl dp^wv entnommen ; aber in der rufinischen Ubersetzung
von Origenes de principiis steht, soviel ich sehe, nichts derart.
2) Ich hahe im Apparat nach Bekker zitiert, der das Buch Ttpos dpi&fxTjTixo^?
von dem upo? yewfA^Tpac getrennt hat; hier greife ich naturlich auf die hand-
schriftliche Teilung zuriick.
3) Fiir diesen Paragraphen henutze ich Mitteilungen von Herrn Dr. H
Mutschmann, der eine Ausgabe des Textes vorbereitet: die Rechnungen stammen
von ihm.
212
Giorgio Pasquali,
7.
Das Scholion XXI nennt Demokrit als Verfasser von ypeco-
po^tocA und bezeugt, dafi Andere oSpooxoTctxA geschrieben batten.
Die demokriteiscbe Scbrift war wobl eine der zabllosen tmter-
gescbobenen. Bis jetzt war ein oSpooxoTrixiv ATjp.oxpi'uoo nnr aus
dem Lemma vom 6. Capitel des 11. Bucbes der Greoponika bekannt.
E. Oder hat aber (in den gleich zu nennenden Studien) schlagend be-
wiesen, daB solche Antorenlemmata in den G-eoponika dnrchweg
gefalscht sind; sie scheiden fiir die QueUenbestimmung total
aus. Oder hat eben dieser Ekloge ein schones Buch^) gewidmet
und sie einwandfrei auf die posidonianische Schule zuriickgefiihrt ;
das hinzugekommene Material scheint mir diesen SchluB nur zu
bekraftigen. Ob er aber mit Eecht annimmt, die Lemmata seien
ersb in der abscUieBenden Eedaktion, um die Mitte des zehnten
Jahrhunderts, an den Rand geschrieben worden, babe ich Grund
zu bezweifeln.
Oder hat in einer Reihe von Aufsatzen „zur Geschichte der
Landwirtschaft bei den Griechen" % die Komposition imd die Text-
geschichte unserer byzantinischen Sammlung der Geoponika ein**
dringend untersucht: bier mogen die Hauptresultate mit ein paar
Worten skizziert werden: Die Lemmata bei den Geoponika sind
ganz unzuverlassig ; werden sie ernst genommen, so muB man
glauben, daB Schriftsteller sich selbst mit Namen oder gar jiingere
zitieren, und man gerat in noch schlimmere *Widerspruche und IJn-
mbglichkeiten. Die Hauptquellen der byzantinischen Geoponika
sind Anatolius von Berytos und Didymos : ein Redaktor hat diese
beiden Quellen in einander gearbeitet; als solcher zu gelten hat
Cassianus Bassus einen Anspruch, der als Verfasser von einem
der Hauptzeugen der TJberlieferung, dem Marcianus, genannt wird :
Cassianus, weil er den nachher verschwundenen Professortitel gjo -
Xaai:cxd<; fiihrte, muB vor ■ dem Kaiser Heraclius, wahrschemlich
noch im VI. Jahrhundert, gelebt haben. Das Werk wurde gegen
die Mitte des X, Jahrhunderts auf Befehl des Kaisers Konstantin
Porphyrogenitus wiederbearbeitet, wie die Widmung an ihn in
der Haupthandschrift bezeugt : von der Keubearbeitung verursachte
Storungen im Zusammenhang lassen sich noch merken.
Bis hier konnte ich mich ganz an Oder anschlieBen; die Mit-
teilungen, die Brockelmann aus einer armenischen Version des
1) Das angebliche Bruchstiick Democrits iiber die Entdeckung unterirdiscber
Quellen in Pbilologus, Suppl.-Band Vn,
2) Bh. Mus XLV 1890, 58 ff., 212 ff. ; XLIII 1893, 1 ff.
Doxographica aus Basiliusscholien.
213
Anatolius in der Byzantinisclien Zeitschrift V 1896, 386 £P. ver-
ofFentlicM hat, scheinen mir sogar einen Teil der Vermutangen
von Oder zu yollkommener Gewifiheit zn erheben. Znerst zeigt
die Subscriptio des Armeniers, dafi die Eklogen aus den im grie-
chischen Text ofter zitierten Florentinns, Leontius (oder Leon)
und Tarantinns wirklicb scbon von Anatolius benutzt warden.
Zweitens stimmen die Quellenangaben im Armenischen sehr oft
mit den Zitaten des griecMschen Textes ; nie, soweit ick sebe, mit
den Lemmata. Ich. meine aber, Oder hat Unrecht mit der Zu-
ruckfuhrung der Lemmata auf den letzten konstantinianischen
Redaktor.
Der Genuensis, der das Scholion XXI bietet, ist sicher, auch
nach dem Urteil von Krumbacher ’), wenigstens ein halbes Jahr-
hundert alter als die Alleinherrschaft von Konstantinus Porphy-
rogenitus und kennt eine Schrift des Demokrit uber Brunnenan-
lage ^). Nun koimte man sich die Sache so zurecht legen, dafi der
Lemmatist von einem oSpooxoTctxdv oder ypewpoxtxdv des Demokrit
gehort hatte, wahrscheinlich demselben, von dem auch der Scholiast
wufite, und im guten Glauben sein AYjp.oxpi'roo an den Rand schrieb :
so soli er nach Oder (Bruchstiick Demokrits 244, in der Anmerk.
zu S. 243) schon ein anderes Mai getan haben. Aber viel starker
sprechen gegen die Annahme von Oder innere, der handschrift-
lichen tlberlieferung entnommene Bedenken.
Die Hauptzeugen flir die Geoponiker sind zwei, ein P(loren-
tinus) des XI. und ein M(arcianus) des XIII. Jahrhunderts. P
stellt eine Vorrede an Konstantin voran, die in M fehlt. M gibt
als Verfasser den Cassianus Bassus an; die Angabe fehlt in P.
Die Proomien dreier Bucher in M enthalten eine Anrede an
Bassus, der einmal als Sohn des Anredenden bezeichnet wird;
diese fehlen in F, Um diesen Tatsachen gerecht zu werden, hat
Oder (Rh. M. 48, 1893, 28 A. 1) eine freilich sehr scharfsinnige
Hypothese aufgestellt; nach ihm hatte der konstantinianische
Diaskeuast „die tlberschrift und die Widmung des von ihm zurecht-
gemachten Werkes in der Stammhandschrift zwar stehen lassen,
aber den Abschreibern angedeutet, dafi sie nicht mit zu kopieren
waren“ ; einige Abschreiber werden plinktlich gehorcht haben, an-
dere mogen den Auftrag weniger genau erledigt haben. Schon
1) Vgl. oben S. 194, Anm. 1.
2) Ich darf mich wohl dariiber leicht Mnwegsetzen, dafi der Scholiast cppeui-
pu^txa des Demokrits und u8pocsxo7ct7C(5t anderer unterscheidet, w^hrend das Lemma
der Geoponika dem Demokrit ein bBpocyxoraxdv beilegt: man muB bedenken, wie
oft Synonymen in den Titeln wechseln.
214
Giorgio Pasquali,
an und fiir sich schemt mir diese Konstruktion kiinstlicli. Und
dann, warmn sollen eben dieselben Abscbreiber, die Titel tind Wid-
mnng aus Yersehen steben liefien, anck die neue Vorrede iiber-
seken haben? XJbrigens hebt Oder selber ehrlicb Tatsacken ker-
vor, die sick nack meinem Urteil mit seiner Hypotkese nickt ver-
tragen. M kat die Tts^dtXata an der einzig ricktigen Stelle, vor
jedem Buck, bekalten; M allein bewakrt uns XII 1 die alien Mo-
natsnamen, die F durck jiingere, mittelgrieckiscke Formen er-
setzt kat.
Ick kenne fiir diese Differenzen nur eine Erklarnng: M ist
ein Exemplar der vorkonstantinianiscken, F der konstantinianiscken
Auflage. Oder entziekt sick bloB deswegen diesem SckluB, weil
er mit dem Herausgeber Beckk^) an einen „Arcketypus^ glaubt.
Es gibt freilick gemeinsame Fekler in alien Codices; aber daraus
ist nack mir nur zu schlieBen, daB der Fekler sckon in den TJreklo-
gen stand, daB diese vielfack aus sckleckten Handsckriften zu-
sammengesckrieben warden DaB der konstantinianiscke Redaktor
so wenig geandert kat, darf nickt befremden; die Neuigkeit be-
stand eben — in der neuen Widmung, Beispiele aus byzantiniscker
Zeit lassen sick leickt beibringen; ick nenne zwei, die mir eben
eiofallen: die Taktik yon Konstantin dem YIII. ist sekr wenig
versckieden von ikrer unmittelbaren Vorgangerin, der von Leo;
der Kommentar des Nikepkoros Grregoras zu Synesius Tcspl Ivotuviwv
ist in den meisten Handsckriften dem Tkeodor Metockites gewidmet,
wenigstens in einer einer Palaeologine, und dock bietet diese eine
Handsckrift keine weitere Anderung ®). — Die Lemmata ersckeinen
in den beiden Auflagen; so miissen sie sckon vor Konstantin im
Werk gestanden kaben.
DaB die Lemmata aber nack Cassianus Bassus zugefugt worden
sind, erkellt sckon daraus, daB sein Name selber zweimal als Lemma
erscheint (Y 6. 36). Das braucht nickt uns an der Ricktigkeit
unserer Hypotkese irre zu macken: daB das Werk von Cassianus
Bassus sckon nickt mekr in der urspriinglicken Form, sckon in ver-
wakrlostem Zustand dem konstantinianiscken Redaktor, oder, sagen
wir besser, Yerleger vorlag, daB dieser nickt viel mekr als Buck-
binderarbeit geliefert kat, gibt Oder (Rh. Mus. 48, 28 f.) selber zu.
Die Tiber arbeitung fallt zwiscken Cassianus und Konstantin; es
1) Vgl. dessen Abhandlung De Geoponicorum codicibus inanuscriptis in Acta
seminarii Erlangensis IV 261 ff., besonders 336, 345.
2) Die Prolegomena von Scbwartz zu Eusebs’ KirckengescMchte bieten auf
jeder Seite Beispiele dieser Art.
3) Vgl. Terzagbi, St. it. d. fil. class. XIII 437
DoxograpMca aus Basiliusscholien. 216
liegt eben in der Natur dieser Texte immer wieder tiberarbeitet
zn werden.
Ob der Lemmatist ATjixoxpi'uoD liinzugescbrieben bat, weil er
von dem des Demokrit wufite, oder ob das Lemma
ganz ans der Lnft gegriffen ist, und dann unser Scbolion aus den
G-eoponika scbopft, laBt sick naturlicb nicht entscheiden; also leider
aucb nicht, wie alt das (]}soSoS 7 ][j.o>tpLt£tov ist, ob hellenistisch oder
erst byzantinisch ^). Notorisch hat der Name des Demokrit seit
der ersten hellenistischen Zeit immer welter nm sich gegriffen,
Ob iinsere Losung indirekt auch dem Hippiatrika-Problem zu
Gate kommt? M. Ihm hat namlich (Rh. Mns. XLYII 1892, 312 ff.)
daranf aufmerksam gemacht, daB es keinen Grand gibt, die
Hippiatrika mit Konstantin Porphyrogenitns zu verbinden, wie es
doch im Allgemeinen geschieht. L. Cohn (Byz. Zeitschr. IX 1900,
158 ff.) wendet dagegen ein, daB es doch einnaal einen Codex gab,
der eine Widmung an Konstantin enthielt. Eine Hands chrift in
dem aus dem XVI. Jahrhunderte stammenden Katalog der Biblio-
thek des Michael Kantakuzenos heiBt^) too abvoo ^Opipocatoo to5
laxp 0009101:00 Trpoc Tov aorov KcovoTaVT t VO V i: 6 v ^op 9 t)poYevV 7 ji:ov
paotX^a, olov A^ovtoc i;od 00900 , kmarpwdc. Wennwir uns iiber den
Zweifel, den die Erwahnung des Oribasios hervorruft, hinweg-
setzen, dann kommen wir leicht zu der Vermutung, die Verhalt-
nisse bei den Hippiatrika dlirften dieselben wie bei den Geoponi-
kern sein. Die alte Sammlung wurde vielleicht unter Konstantin
mit einer huldigungsvollen Vorrede an den Herrscher versehen
und „neuverlegt“. Ich spreche die Vermutung selbstverstandlich
nur unter starker Reserve aus.
III.
1 .
Die Anflihriing von einenx Stephanus im Scholion XXIV
gibt einen terminus post quern fiir die AbschlieBung dieser
Scholien: Stephanus kann kein anderer sein als Stephanus Popapo^;
6 Tpi'fl’siTT]*;, dessen Werke Photius im cod. 232 ein ziemlich aus-
fiihrliches Resumd gewidmet hat. Stephanus Gobarus 6 'cpi&skrji;
1) II 4, ein anderes Capitel hydroskopiscben Inbaltes, hat das Lemma llacd(j.oo
erhalten, weil Demokrit und Paxamus XX 6, p, 517, 3 im Text verbunden erscbeinen.
2) Nacb Forster, de iibris et antiquitatibus constantinopolitanis (Rostock
1877), 27. — Wie die Verwechselung mit Oribasios entsteben konnte, zeigt
Marc. 294 (bei Beckb, Acta Erlangensia IV, 287), wo die Geoponika eben auf
Oribasios folgen.
Nachrichten d. Kgl, Ges. d. Wiss. Philolog.-histor. Kl. 1910. Heft 3. 15
216
Giorgio Pasi^uali,
liatte namlicli nach Photins 62 Kapitel theologischen Inhaltes ver-
fafit; jedes von diesen enthielt znerst Argnmente zngnnsten einer
gewissen Losung einer kontroversen Prage, dann Argnmente zn-
gnnsten der entgegengesetzten ; eine dispntatio inntramqne partem
also. Photins iat gliickliclierweise in seiner Inhaltsangabe die
Scheidnng der Kapitel beibehalten : so konnen wir konstatieren,
da6 was das Scbolion ans dem ersten Kapitel oder Bncb der
dsb'Yvaia'ca anfnbrt, in das erste Kapitel der von Photins gelesenen
Schrift vortrefflich paBt: es behandelte eben die Prage nach dem
Verhaltnis der Eigenschaften znr Materie. Die Identification
scheint so gesichert.
Der alteste Codex nnserer Scholien, Gr, stammt wahrscheinlich
noch ans dem Ende des IX. Jahrhnnderts ; Stephanas lebte nm die
Wende vom VI. znm VIL Jahrhnndert^). Mithin sind diese Scho-
lien zwischen dem Anfang des VII.nnd dem Ende des IX. Jahrhnnderts
abgeschlossen worden, Abgeschlossen — oder iiberhanpt abgefafit.
Denn die doxographischen Scholien weisen ein ganz einheitliches
Geprage anf; dafi die astronomischen von jenen nicht zn trennen
sind, werde ich bald zeigen. Man kommt leicht anf den Gedanken^
das ganze Corpus fiir die sogenannte erste byzantinische Renais-
sance in Ansprnch zn nehmen. Dieses bleibt vorlanfig eine Ver-
mntnng j moglich, dafi weitere handschriftiiche Dntersnchnngen sie
znr Gewifiheit erheben.
2 .
Stephanns iv zm tc5v ©soYVt&a'coov nnd Porphyrins Tcspl
oXrji; werden znsammen angefiihrt; es liegt der Schlnfi nahe, dafi
der Scholiast die Schrift Tcspl SXvjc nnr ans Stephanns kennt^).
Dagegen diirften die oop.piL'x.'ca CTj'CTjp.am desselben Porphyrins direkt
benntzt sein ; denn der Scholiast zitiert sie nnr einmal (schol. XXX),
aber, wie es sich wahrscheinlich machen lafit, schopft er ans jenen
sicher noch ein Mai, wahrscheinlich aber zweimal.
H. Krause hat^), z. T. nach dem Vorgang v. Arnims^), nachge-
wiesen, dafi Nemesius wenigstens in den Kapiteln 2, 3, 5 nnd 38
1) Die ratio des Titels bleibt mir freilicb dunkel; icb weiB tibrigens auch
nichtj was Fdpapos heiBt: bier mogen Kenner der neugriecbiscben Spracbe oder
Slavisten oder Orientalisten belfen.
2) Kacb Ebrbard bei Krumbacher, Byz. Lit.^ 52,
3) Das Zitat des Porphyrins im Scholion bietet ja nicbts anderes als ein
kurzes Exzerpt, aus dem Kapitel, dessen Wortlaut Simplicins (z. St, angefiihrt)
bewahrt.
4) Studia neoplatonica, Leipziger Dissert. 1904.
5) Bh. Mus. 42, 276 £
Boxographica aus Basiliusscholien.
217
seines Werkes de natura hominis ans Porpkyrins’ C'yj'CYjfia'ra
schopffc. Das neue Fragment in schoL 3SX bestatigt dnrcbaus
dieses Resnltat. DaB Porphyrins znr Annahme eines fiinften
Korpers Stellung genommen hatte, wnBten wir freilich scion ans
einem Brucistiick der o^ropT^liata znm Timans bei Johannes Phi-
loponus de aetern. mnnd. 521, 26ff, (besonders 522, 15ff.) Pabe^).
Aber das Zitat zeigt, daB er diese Frage anch in den aD(i[rwtm
behandelte. Nemesius spricht im dritten Kapitel seines "Werkes
^repl lv(*)osa>c o(A)(iai:oc in einer Weise, die, wie anch vieles
im zweiten Eapitel, an das oben(S. 206ff.)beriihrte Bnch des Alexan-
der von Aphrodisias ^repl jit^ecoc sehr stark erinnert; wir habenfhr
das neue Stoikerfragment eben bei Alexander Analoga gefnnden,
Arnim hat anch in Priscians Solntiones Benntznng der aDtipLiXTa
nachgewiesen : dort warden im Qnellenyerzeichnis so wohl Porphyrins
wie Alexander genannt; da Priscian anch mittelbare Qnellen in
diesen Katalog hineingezogen zn haben scheint, schliefie ich darans,
daS schon Porphyrins sich anf Alexander bezog; freilich ist er
anch anf die Stoiker selbst znrlickgegangen, denn das winzige
Zitat im schoL XXIII bietet doch, wie oben(S.206ff.)g^2:eigt, etwas,
was bei Alexander wenigstens nicht ansgedrhckt ist^).
Der erste Teil des schol. XXVIII stimmt nnn wortlich mit
einer Stelle des 5. Kapitels des Nemesins hberein: ich habe sie im
Apparat ansgeschrieben. Anch das Znsammentreffen in der sel-
tenen Form xouXoipopLudv statt %oxXo(pop7]Ti>tdv dixrfte schwerlich
znfallig sein. Der SchlnB scheint mir nnabweisbar, daB anch bier
Porphyrins benntzt ist. Freilich ist das Schol. kontaminiert; denn
es wird fhr den zweiten Teil ein anderer Gewahrsmann, Sextus^
genannt: davon bald nnten.
YieUeicht hat der Scholiast anch die Sd^oc des Attikns (schoL
V) ans derselben Qnelle. Attikns ist sicher nicht direkt benntzt;
denn seine Meinnng er scheint in einer recht nngenanen Form, die
nnr ans flhchtiger ilfezerpierung erklart werden kann. Attikns
lehrte nicht, daB die Welt von Ewigkeit her bestehe; nnr daB die
Welt xmsterblich sei, nnd das zwar nicht ihrer Natnr gemaB,
sondern nnr dnrch Gottes Willen^). Attikns wird besonders oft
1) Darauf hat mich Prof. J. Bidez in Gent aufmerksam gemacht, der eine
Sammlnng von Porphyrins’ Fragmenten vorbereitet.
2) Die nahere Ansfuhrimg dieses nnd ahnlicher Gedanken hoffe ich in einer
hesonderen Arbeit geben zn konnen.
3) AnBer bier, soviel ich weiB, nnr im doxograpbiscben Abscbnitt bei
Philo de somniis, 209, 11 Wendl.
4) Ygl. die unter dem Scbolion angefiibrten Stellen des Proklus nnd des
Euseb,
16 *
im Kommentar des Proklus zum Timaus zitiert, der notoriscli auf
den oTcojiVTjiJiaira des Porpliyrins fuBt. Die ob\L\Li%m C7]T:7][iata sclieinen
sich besonders mit Aporien ans dem Timaeus bescbaftigt zu haben
(vgl. Eraxise, S. 45); das Zitat des Attikus, der in dem Problem
liber die Ewigkeit der Welt eben von der Eede des Demiurgos an
die sicbtbaren Grbtter im Timans ausging, wiirde vortrefflicb. ins
Werk des Porpliyrms passen.
3.
Eine Redaktion von SLaipeosic ist vom Sckoliasten direkt be-
nntzt, denn er nimmt ans einer solcken, wie ick oben S. 209 if. wakr-
sckeinlich zn machen versnckt babe, zwei Siatp^astc, der Texvat nnd
der Apx'^-
4.
Sextus Empiricus ist vielleiobt direkt eingeseben worden, Er
wird erst in scboL XXVIII flir eine „Variante“ genannt; aber
scbon das Scbolion XVIII nimmt auf ibn Bezug. Basilius ereifert
sicb 16 c gegen die, die die apyri derZeit scbon zur Zeit recbnen;
denn man muB dann eine der dipyri annebmen, nnd so weiter,
Der Scholiast notiert dazn, dafi diese Art der adductio ad infinitum
bei den Skeptikern beliebt ist. Er denkt sebr wabrscbeinlicb dabei
an eine Stelle der Hypotyposen S. 153, 23 oder an die parallele
im z-weiten Buck gegen die Pbysiker 515, 10, wo aus Analyse der
ap^^T^-Notion bewiesen wird, daB die Zeit nicbt begrenzt sein
kann, um nacbber aus Ausfubrungen fiber die (xspT] zoo xpovoO, Ver-
gangenbeit, Gregenwart und Zukunft, zu scbliefien, dafi sie aucb
nicbt unbegrenzt sein kann. Ob Basilius aucb den Sextus vor
Augen gebabt bat, ist eine andere Frage, die nicbt bierber gebort :
icb bin geneigt, sie zu verneinen.
tlber moglicbe Benutzung des bei Sextus vorliegenden doxo-
grapbiscben Materials spreche icb bald unten (S. 227).
5.
Die sogenannte Isagoge in Aratum des Acbilles bat das Meiste
geliefert. Das XIV. Scbolion stimmt zum groBen Teil wortlicb
mit dem Paragrapben 17 des Acbilles, dessen Ifickenbaften Text
man so aus dem Scbolion erganzen kann; ffir einen anderen, klei-
neren Teil stimmt es aucb wortlicb mit dem Anfang von § 18
fiberein; diesmal ist es moglicb, eine Lficke im Scbolion aus
Acbilles auszuffillen. Der Anfang des Scbolions gibt fur den Namen
Doxographica aus Baailiusscholien.
219
7i;Xavt()[ievot oder izka\^rimt eine Erklarung, die, wenn auch in viel
wissenscliaftliclierer Eorm, im vierten Absatz des § 18 wiederkekrt.
Das Sckolion XXII stimmt, ziim Teil auch wbrtlich, mit dem ersten
Absatz von § 5; das Schol. XXIII buchstablich mit dem Anfang
yon § 6.
Es gibt fllr diese IJbereinstimmungen mir eine Erklarung:
nnsere Scholien sind aus Achilles abgeschrieben. Ich lege ein ganz
besonderes G-ewicht auf zwei Punkte: das XIV. Schol. benutzt
anf einander folgende Kapitel, ebenfalls die Scholiengruppe XXII
bis XXIII. — Die Koiikordanz betrifft sowohl das astronomische
wie das doxogr aphis che Grebiet, ist nicht auf eines der beiden be-
schrankt. Nun gehort die Zusammenstellung von philosophischen
placita und von ganz elementaren astronomischen Definitionen und
Nachrichten, wie sie bei Achilles vorliegt, nicht notwendig in das
Wesen der, sagen wir, [/.sTecopoXoYLXT] ; schwerlich konnte
sie also der Scholiast anderswoher haben, als aus AchiUes. — Wichtig
scheint es mir auch, daJ3 die Scholien mit Achilles eben in solcher
placita wbrtlich ilbereinstimmen, die bei Aetius anders ausgedriicbt
sind. So hat Aetius II 2,1 ol StcoixoI o^paipostS'^ tov 'itdop.ov;
Achilles und das Schol. XXIII nur oi (xsv (oder ol 5 s ) a^paLpostSec
(scil. TO TOO xda[j. 0 D Achilles hat ebenda ein Plus rjg syovTaL
5d^7]c OL Ta DpcpLXot paxTjpLa TeXcovTsc, das Diels (Dox. 23) uber-
zeugend aus EinfluB einer vorhergehenden Stelle erklart hat: das
Plus kehrt auch im Scholion wieder.
Es scheint zuerst zu widersprechen, dab das Schol. XXII einmal
einen guten doxographischen Terminus bewahrt, den sowohl Aetius
wie Achilles, jeder auf seine Eaust, verwischen. 'EpLTrsSooLX-^c 5^
oSpoTraY'^ (sciL tov oopavov) %al ocovei TCpDamXXibSeq kTteiXrjiia, sagt
der Scholiast. oSpoTrocY^jc macht den Eindruck eines guten alten
Wortes; es ist vielleicht eben der Ausdruck von Empedokles, den
die Ur-5d^at beibehalten, die spateren Kompilatoren mit G-lossemen
ersetzt haben: ly'frboLV oSpopieXdc'O’poLc hat einmal eben Empedokles
gesagt (B 20, 6). AchiUes sagt: ’Ep.;re5o%X7jc xpooTaXXctSv] tootov
sLvaL cpTjOLV 1% too TcaYSTctSooc aoXXsYsvta ; Plutarch ^E(JL7rs5oxX'^? ote-
psjxvLov slvat TOV oopavov aspo<; aD[j.7caYsVT0c onb Tcopbc xpoaTaXXosiSwc,
to TCDpwSsg xal to aspwSsc h IxatspoDt mv i^(A.LO(paipio)V TrspLsyovta. Der
Scholiast bewahrt hier das Drsprllngliche ; Achilles paraphrasiert
es; Aetius verwischt am starksten.
Wir miissen nur bedenken, daB wir notorisch nicht mehr den
urspriinglichen Achilles, sondern ein elendes Exzerpt vor uns haben;
eben diese Ekloge ist auch im Eolgenden in unserem Text des
AcMlles bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Scholiast hat aus
dem echten Achilles geschopft^).
Ich glaube er hat ihm mehr entnommen als wir an der Hand
nnseres Achilles nachweisen kbnnen ; ich mochte dieser Quelle noch
die doxographis chen Scholien VI — VII (iiber Ewigkeit bezw.
Gottlichkeit des Himmels), XIX (iiber Ewigkeit der Welt), XXV
(Parmenides liber die Wurzeln der Erde), XXVI (Beweglichkeit
Oder Unbeweglichkeit der Erde) zuschreiben, d. h. ungefahr aUe
doxographischen Angaben, die in ein Buch Tuspl oyatpac passen
konnten. Aber auch vieles in den astronomischen Scholien
diirfte aus dem echten Achilles stammen: so der laterculus in schol.
VIII; das schol. IX, auch in den Teilen die jetzt in nnserem
Achilles nicht mehr nachweisbar sind; auch das schol. XII, sicher
aber das schol. XIII ^). Urn diese Vermutungen zur Wahrschein-
lichkeit zu erheben, darf ich aUerdings einen langeren Umweg
nicht scheuen.
Ich lege hier dem Achilles ziemlich kostbare Raritaten bei.
Was die Doxographie betrifft, stehen von den flinf SdSat-Ileihen
zwei, XXV und XXVI, iiberhaupt nur hier; zwei (besser gesagt
eine, denn VI und VII erganzen einander) fehlen in Aetius und
stehen nur in einer sehr alten Brechung der doxographischen tlber-
lieferung, bei Cicero de natura deorum. Auch das Astronomische
ist auserlesen; schol. IX bestatigt eine schone Vermutung yon
Boll iiber den Sternnamen ""EpmoXog ; schoL XII nimmt auf eine
Teilung des Zodiakos Bezug, die nur in sehr wenigen, z. T. alten
astronomischen Texten erscheint und die sich nachher nur in den
Genesis- Commentar des groBen Gelehrten Origenes (denn die an-
deren christlichen Zeugen gehen samtlich auf ihn zuriick ®)) hiniiber-
1) Diels liatte mit glauzendem Scliarfsinn schon an den paar Brocken dieser
Sckolien, die Cramer aus der elendesten unter alien Hands ckriften veroffentlicht
katte, das riclitige Verhaltnis bemerkt: Dox. 19 ^ Maass geht dagegen in die Irre
(Aratea 21).
2) Was in XIII stelit, konnte freilicli nock in byzantiniscker Zeit aus der
verbreitefcsteii Aberwissensckaft, der Astrologie, bekannt sein; aber ick kalte an
der Zur lickfukr Ling auf Achilles fest, denn Firmicus kat in Achilles eben Astro-
logisckes gelesen.
Ftlr die Scholien X und XI hrauckt man wokl keine solcke Quelle anzu-
nehmen. Was im schol. XI steht, wuSte wokl jeder auch in byzantiniscker Zeit.
Nur die Nachricht uher Antonins Diogenes im schol. X geht iiber das Niveau des
XI. hinaus, aber sie hangt iiberhaupt mit dem vorhergehenden Teil des Scholions
urspriinglich nicht zusammen. — Naturlich will ich nicht sagen, daB dieselbe
Quelle auch fur diese Scholien ausgeschlossen sei; nur dafi sie nicht geboten ist.
3) Vgl. Wendland, Philo liber Yorsehung 35^ und Neuentdeckte Fragmente
Philos, passim.
DoxograpMca aus Basiliusscholien.
221
gerettet hat. Haben wir aber das Recht eine so groJBe Grelehrsamkeit
dem AcMUes zuzutrauen? und stammt das Doxograpbische bei ihm
nicht durcbweg aus den pseudoplutarcHscben Placita?
Diels glanbte vor Jabren’^), da6 Acbilles den Pseudoplutarcb
benutzt babe; dem ist aber sicber niobt so. Scbon die Ver-
gleicbnng, die wir oben (S. 219) zwiscben nnserem Acbilles und
Aetius an der Hand einer neuen Fassung eines Placitums ange-
stellt baben, die, einerlei wober geflossen, das Greprage der Ur-
sprtinglicbkeit an sicb tragt, geniigt m. E. zu beweisen, daB aucb
der exzerpierte Acbilles wenigstens da aus Aetius nicbt gescbopft
baben kann. Diels selber muB zwiscben den doxograpbiscben An-
gaben unterscbeiden, die aus Posidonius durcb die erst von ihm
entdeckten Diodorus und Eudorus geflossen sein diirften, und denen,
die aus Plutarcb stammen; Maass bat die Scbeidung von Diels
weitergefiibrt und auf den Rand seiner Ausgabe libertiAgen. So
stellt es sicb am besten beraus, dafi sie mancbmal falscb sein muB.
Icb nebme als Beispiel einen Satz wie 40, 19 KXsAV'&tjc aoTooc (soil.
Tooc (iotspac) >t(i6voei5sc Ss TrsTocXotc lotx^vai
IxTCDpoig [3d'0’oc 0 D% sxoVTag, otXX’ SoTrsp ^patpac sivat, T:ivec 8e 7CDpa(x[8ac *
OL Se StcocxoI apatpi^bv 'sy^siv oyrjinx Xb^oogi, %o:d'd ^sp %ai tov ^Xtov ml
Tov Trepisxovm oopavdv. Es scbeint mir sebr bedenklicb, diesen Satz,
der docb einen einbeitlicben Cbarakter aufweist, mit Maass in zwei
Teile zu zerlegen, deren erster bis an '^topap.iSac reichen soil; und
all dieses nur um den ersten Teil auf eine Stelle der placita II 14
zuriickzufubren, wo das tlvsc Ss Tcopap^iSac feblt und wo dagegen
das placitum der Stoiker, das Maass, wenn aucb zweifelnd, auf
Eudorus zuruckfiibrtj vorbanden ist. Dieses ist vielleicbt nur ein
Verseben; aber was sagen wir zu 68, 11? Ava^LfjLavSpog 'co'mv ^6atv
dipog Tov ocvep-ov el^s, tivbc 8s dva'&ofJi^aaLV aspoc : das soR aus Plutarcb
III 7, 1 — 2 stammen. Aber es gebt weiter bei Acbilles aXXoi Ss
Stapspstv ocvs[iov Xsyooolv aDpa<;* Scvsijlov yap slvai pbatv 8c^poCi aopav Ss
ava'8’0[i4iaoLV y^g; es folgt nocb eine Aufzablnng von verscbiedenen
Winden, zu der fiir einen terminus Aristoteles Tcepi und
Callimacbus zitiert werden. Hier vergleicbt Maass eine Stelle vom
Bucb Tcspl xdo[xoo, d. b. fdbrt diesen Teil auf posidonianiscbe Ricb-
tung zuriick. Ware es nicbt angemessener, alles dies, mit Plutarcb
libereinstimmende placita und bei Plutarcb feblende placita, auf
die dcadoxy] Posidonius-Diodorus-Eudorus zuriickzuf iibren ? Zumal
1) Ich darf mich wolil so ansdriicken, denn Herr Diels liatte die Gtite mir
gespraclisweise mitzuteilen, daB er von dieser Meinung schon liingst zurilckge-
kommen ist. Vgl. zum ganzen folgenden Abschnitt Dox. 19 — 26.
Giorgio Pasq^uali,
222
wissen wir jetzt durcli die Entdeckimg von Kaibel (Herm. XX
1885, 679 ff.), dafi es eben fiber Winde placita gab, die bei Aetius
feblen. Knrz : da 6 unser Achilles, daB meinetwegen aucb der ecbte
Achilles elend bompiliert baben mag, gebe icb Diels gern zu; aber
er bat nicbt ans Aetius geschopft').
So ist es moglicb, daB die nenen placita durcb Achilles in
uusere Scbolien gelangt sind: ist es ancb wabrscbeinlicb ? Hier
muB icb anf die Grescbicbte der Isagoge eingeben. Diels bat be-
wiesen, daB Acbilles posidonianiscbes Gut durcb Eudorus erbalten
bat, der selber nicbt anf Posidonius selbst, sondern auf dem Posi-
donianer Diodorus fuBt: Diodorus soil zwiscben Posidonius und der
Zeit des Augustus, der Eudorus angebort, gelebt baben. Diels
vermutet (p. 21 sq.), Diodor babe einen Kommentar zu Arat ge-
scbrieben. Icb iann ibm in dieser Vermutung nicbt beistimmen.
Wer die sogenannte Isagoge obne vorgefaBte Meiuungen durcb-
liest, vermiBt die fortlaufende Bezugnabme auf den Dicbter, in
dessen Lektfire sie einffibren soUte. Scbon im ersten Kapitel ist
Arat nur einer in der Liste der Dicbter, die einen sopsTTjs fiir die
Kenntnis des Himmels genannt baben. Arat ist vielleicbt erst
sekundar in diesen Zusammenbang hineingebommen: er paBt bierber
viel weniger als Aeschylus, Sopbokles, KaUimacbos. Unser Acbilles
versucbt sicb fiber den arateiscben ’Actpaio?, der kein sopsr(]s war,
mit folgendem wunderlicben Ausdruck binwegzubelfen (29, 3) : 6
’Aparos vijv ■fisaiv cwv oXwv si? Ala iotasv ^vayipsiv, viiv Sfe yiv-
V7]oiv ml Ivvotav si; ’Aotpalov. "Was bat nun die Y^vvKjat? mit
der Ivvota zu tun? Auf die zitierten Verse paBt allerdings besser
jene als diese.
Die Mebrzahl der anderen Zitate sitzt nicbt fester. Arat er-
scbeint recbt oft, aber merkwfirdigerweise entweder in Zitaten-
nestern (z. B. 34, 18; 52, 1; -61, 19); da ist er ein Dicbter unter den
vielen; oder fast parenthetiscb angeffibrt (z. B. 39,25; 41,16.24;
46,19; 47,3.26; 60,13; 53,27; 65,29; 61,6.27; 69,14.16; 74,14).
Die Anffibrungsformeln sind ungefahr die folgenden®): <«)? xal
’'Apaio?; olSs Ss 1 : 08 x 0 oder [ji,sp,VY)Tat Ss xootod xal "'Apaxo?; xaoxTfjt x^i
KaxYiaoXotfi-Tjas aal Apaxo?; SvjXol -{oov xoQxo “'Apaxo? Xs-pcov und
bier ein paar Verse, und daim gebt die Darstellung rubig weiter.
1) In der letzten Zeit ist eben aucb anderes Material zu Tage gekommen,
das nicbt auf AStius zuriickgebt; vgl. die doxograpbiscben Abscbnitte bei Pbilo
(Wendland, Berliner Sitzungsbericbte 1897, 1074 £f.) und Ammianus Marcellinus
(v. Scala in Festgaben fiir Blldinger).
2) Icb strebe aucb Her wie in den Beispielen keineswegs nacb Vollstandig-
keit; ein paar Typen kfinnen mfi genugen.
Doxographica aus Basiliusscholien.
223
Ein paar mal aiicli (41, 15) to5xov 5s t6v IlXdxajjiov ob% otSsv ^Apaxog;
(63,6) r?jv 5^ oXvjV aoxoa od% s5t5a?sv ^Apatoc, aXX^ (5)C ev Trotiijast.
p.O'&LXcbxspov SoTcep 6(3sXioxov aoxov sIttsv (soil, xov S^ova). Dieselben
Hinweise mit denselben Eormeln hat atich Greminos, der doch^)
sicher keinen Aratkommentar hat schreiben wollen; vgl. 88,13
to6tol(; 6s aD(i.<f((>vo)<; %al 6 "'Apaxo^; aTtoipaivsxai X^y^^ ooxcoc; 104,11
xoDxotc 5^ a>coXo6'8’0)c 6 ‘"^Apaxoc sttl xwv TrpooTjYOptcav xc&v i^fxspwv
a'Kotpaivsxai Xsycov ooxcog; 1B8, 11 p.V'/jpLoveDexac 6s %cfX xodxcov sm ttocov
’A paxoc X^Y^^ oDxo><; u, s. w. So beuaerkt Kleomedes 94, 1, da6 Arab
den Stern Kanobns nicht genannt hat. Eine Erklarnng drangt
sich anf : der Lehrer belegte in seinem Kolleg Beobachtungen und
Theorien mit Stellen aus den klassischen Dichtern; die Erwahnungen
sind in dieser Literatnr, die mit der Schnle znsammenhangt, stehen
geblieben.
Ich bekenne, daB all diese Griinde mir noch nicht entscheidend
scheinen; ich denke, ich habe einen starkeren. Achilles hat drei
Kapitel (XXIX — XXXI), eine relativ einheitliche Abhandlung ilber
Zonen. Sie fangt 62, 18 an : ?rspl Ss xwv Coivc^v "^Apaxo^ ev xoic $at-
vo[Jisvotg oh% I(ivv5a'&7], aXXoL Ss, wv %od ’Epaxoo'&svYjc, i[J.V7][idvsDoav.
Wozn denn soviele Seiten dariiber in einer Isagoge zn Arat, wenn
Arat davon nicht spricht?
Ein SchluB scheint mir unabweisbar: die sogenannte ‘Isagoge
zn Arat’ des Achilles ist nur ein Exzerpt ans einem leicht iiber-
arbeiteten Buch Tcspl o'^atpac. Eine leichte Uberarbeitung muB man
allerdings annehmen. Die meisten Aratcitate konnten, wie oben
gesagt, schon in der Grnndschrift stehn. Aber die Kapitel 35 — 36
(iiber die Stellnng des Globus) haben Sinn nur fiir den Aratleser ;
im Kap. 25 Tcspl xtov ttsvxs TuapaXXTjXoav ist eine sich klar abhebende
Einlage (56, 32 — 57, 12) mit Bezugnahme eben auf die genannten
Eapitel uber hsatg x'^c ocpatpag verfaBt. Auch das Kap. 15 bezieht
sich ausdriicklich auf Arat. Es ist ganz merkwiirdig, daB dieses
ein nicht passendes Lemma tr^t : es heiBt irspt luXavvjxwv.
Man wlirde nach der Analogie der librigen Lemmata eine, wenn
auch summarisch gehaltene, doch vollstandige Theorie iiber die
Planeten erwarten: es folgt aber nur eine Sammlung von darauf
beziiglichen Aratstellen. Dies ist wichtig, denn die Lemmata haben
hier im Handbuch ein Anrecht auf Ursprlinglichkeit. Die Diskre-
panz ist ein starkes Indiz der IJberarbeitung.
Nun aber, hat die Adaptierung der Grnndschrift an Arat voi",
durch oder nach Achilles stattgefunden? Die Frage ist fiir meinen
1) Blass, de Gemino et Posidonio, 9 lafit die Frage UBentscMeden.
224
Giorgio Pasguali,
Zweck niclit gerade imuinganglicli. Wir wissen seit langenx, da6
tinser Achilles nur ein Exzerpt ist; wir erfahren jetzt, dafi das
•arspriingliche Bncli nicht au£ Arat zugeschnitten, sondern eia
Lehrhuch posidonianischer Eichtung war. Wir haben daher das
Eecht, was yon unseren Scholien in diese ototxeEwatc paBt, ihr bei^
zulegen; auf Namen nnd Personlichkeiten kommt es in dieser
Literatur nicht an, Aber ich glanbe allerdings, daB, was Maass
im eraten Kapitel seiner Aratea liber Achilles annimmt, der tlber-
liefernng direkt ins Gesicht schlagt, nnd denke, ich kann es be-
weisen,
Suidas (s. v. ’A^lXXsoc StaTto<;) kennt von Achilles keinen Eom-
mentar zu Arat, sondern ein Buck Tuspl 09 a(pa(;^). Pirmicus Ma-
ternus zitiert iV 17, 2 Achilles als Gewahrsmann fiir seine sphaera
barbarica. Nach diesen Zengnissen dltrfte Achilles kein Gram-
matiker sein. — Ich gehe einen Schritt waiter : es ist nicht einmal
hberliefert, daB Achilles eine Isagoge geschrieben habe.
Maass hat die darauf bezliglichen handschrifthchen Tatsachen
sehr fleiBig gesammelt (Aratea 16 — 20), hat sie aber nachher nnrichtig
gedentet. In der weit besseren der zwei Handschriften des Achilles,
einem Yaticanns, stehen die folgenden Stllcke; ich schreibe da-
neben, wenn notig, die Seitenzahlen der Maassschen Ausgabe nnd
bemerke, oh nach Maass Titel nnd Snbscriptio von der ersten oder
von einer zweiten Hand stammen:
1) Titel twv Aptitoo ^atvop-evtov irpoc sloaYcoY7]V 1% tcov ’Ax^XX^wi;
p. 27—75
Snbscriptio toov Apoctoo yaivofisvcov Tupbc slaaYtoY'^^
AxtXXscoc xn^
2) Titel at kspcov Stacpsastc ni^
3) Y^voc ^Apdzoo %al ptoc p. 75 — 79
4) TTspl I^TjYVjoscoc p. 80 — 86
Snbscriptio zm Apdzoo «paLVO[jL£va)v Tcpbc elaaycoYrjV s% Tdiv
Ax^XXeox;
Maass benntzt diesen Tatbestand, nm die Stlicke 1, 3 nnd 4
dem Achilles zn vindizieren. Ich schlieBe anders : die zweite Hand
hat nnter solchen Umstanden keine Antoritat; denn sie mag den
Text willkhrlich abgegrenzt nnd sich in der Porm an die erste
1 ) Ich miiB in suspense lassen, oh das folgende xal ko(i.oXoyLa? anch von Ttepl
ahhangt oder Akkusativ ist*, vgl. den Titel, den Schwartz, Deutsche Lit.-Zeit.
1893, 747 fiir die Vorlage des Eratosthenes Basiliensis gefunden hat: ’EpaToa^evou;
Tcepl TOO Tuiv daxeptuv oiazdap-ou xal ty)? twv cpatvofjisvmv dTU|j.oXoYias.
2) So nach der Ausgahe in den Commentarii ; die Aratea haben eia/jyyjcnv.
%
DoxograpMca aus Basiliusscholien. 226
angelehnt haben. Dann bleibt nur bezeugt, daB Stuck 1 aus
Achilles exzerpiert ist.
Die auderen Griinde, die Maass zugunsteu der Identifikation
vorbringt, scheinen ungenligend ; das Fragment Tcspl I^y)yv]osoO(; (81,
16) Tind die Isagoge (48, 1) bezeugen (Aratea 17 ff.) gegen die an-
deren Zeugen dieselbe Lesart fur den V. 752. Die mag
die Lesart aus Diodor oder Eudor haben; oder beide batten die-
selbe Variante vor Augen. — Die Scholia Marciana zn V, 23 legen
(Aratea 41) eine gewisse Schreibung und Erklarung dieser Stelle
den Ypa[i[rai:LXoi bei; diese kommt in der Isagoge cap. 28 wieder:
so soil Achilles ein Grammatiker sein. Ich meine, man darf nicht
die Worte so pressen. — Ein Grammatiker Achilleus (Comment, in
Arat. XVII) erscheint in einem laterculus Coislinianus. Der
Name war zu jeder Zeit sehr verbreitet^).
Aber die subscriptio zu Stuck 1 bezeugt auch nicht, da6
Achilles eine Einleitung zu Arat geschrieben habe. Ich kann
grammatisch besser tcov ApdcToo (paivojievcov Tcpog slaaYWY'^v , twv
interpungieren und iibersetzen: ‘Zur Einflthrung in das
Gedicht des Arat: Exzerpt aus Achilles^, womit nichts iiber die
Absicht des Achilles gesagt wird, sondern nur iiber den Zweck des
Exzerptors. — "Wir miissen uns an die Angabe des Suidas halten,
nach der Achilles ein Buch Tcspl ayaipag geschrieben hatte; daraus
hat ein Spaterer dasjenige exzerpiert, was zur Vorbereitung zur
Lektiire des Arat geeignet war, wohl auch seine Exzerpte niit
Gut aus anderer Quelle bereichert.
Das Eesultat darf nicht ixberraschen. Die eratosthenischen
Katasterismen bieten ein yollbommenes Analogon. Nach Maass
(Analecta Eratosthenica 139) sollte zuerst ein Kommentator des
Arat die Katasterismen, wenigstens die Drkatasterismen zu Stande
gebracht haben, indem er eine Legendensammlung mit einer astro-
nomischen Beschreibung kombinierte. Rehm hat aber spater in
einer Reihe von Aufsatzen-^) eine andere, wahrscheinlich die rich-
tige Hypothese vorgetragen. Die Kombination von astronomischen
Angaben und Sagen stand schon im urspriinglichen Werk, das
hochst wahrscheinlich eine echte Schrift des Eratosthenes war.
In unseren Katasterismen liegt eine Ilmarbeitung vor, die zur An-
ordnung des arateischen Gedichtes in Beziehung gesetzt ist % Era-
1) Vgl. Kirchner, in Pauly-Wissowa u. in der prosopographia attica s. v,
2) Untersuchungen iiber Sternsagen (Miincbener Gynin. -Progr. 1895/96);
Ansbaclier Progr. 1898/99 ; Herm. XXXIY 1899, 257 ff.
8) Auch. OUvieri, der doch eine ganz verschiedene Aiiffassung der ganzen
Frage vertritt, war unabhangig von Eehm zu dem ScbliiB gekommen, daB die
226
Giorgio Pasquali,
tosthenes wird ja gelegentlich Arat wie andere Dichter zitiert
haben^). All diese Literatiir hat sich erst mit der Zeit nm Arat
herumkristallisiert.
6 .
Jetzt wissen wir, da6 astronomische und doxographische An-
gaben in imseren Scholien sehr gut auf Achilles Tcspl cyatpotg zu-
rlxckgehen konnen. auch wenn sie sich nicht mehr in unserem
Achilles finden. "Wir konnen jetzt mit groberem Vertrauen auf
den laterculus im Schoh VIII eingehen. Maass hat ihn im dritten
Kapitel seiner Aratea behandelt; er stellte ibn mit handschrift-
lichen Listen von Tuepl ttoXod aovTa^dlievot zusammen. Nur fuBt seine
Behandlung auf der schlechten Pnblxkation von Cramer und muBte
so in vielen Einzelheiten das Eichtige verfehlen. Eine Konjektur,
mit der er ttoXod in unseren laterculus hineinbringt, geht
von Worfcern aus, die nicht iiberliefert sind: denn, was er freilich
nicht wissen konnte, stehen sie nur in der Handschrift, die Cramer
benutzte und die nachweislich aus 0 stammt, wo die Wort e fehlen.
Dah der laterculus aus Achilles stammt, lajBt sich auch auf
einem eigenen Wege wahrscheinlich machen. Es ist Grewohnheit
des Achilles die Schriftsteller zu erwahnen, die denselben Q-egen-
stand, wie er, behandelt batten. So z. B. 46, 29 ttoXXol*; ds Tcepl
Tobvm TTpaYp-aTerat yeyovaaiv, Soirsp ©paooXXcoi %al ASpdoTcot
t:o 5 IIsptTcdTOt) xm AypoStotsi; 47, 13 IxpaYp-a'csoaav'co 5^ tcoXXoI Tuepl
£7cXsL([;e(0c t^Xiod %axd xd Izm 7cXL(xa'ca, SaTcsp ’Siptcov ’ATroXXtvdpio^
TlToXsfiaLoc ^'hizapxoQ u, s. w. Hier auch dieselbe Eormel dXXoi xs
;roXXol %cd — diese und diese ii:pa^(\LciLxebaavxo,
Unser laterculus steht, wie schon von Maass bemerkt, dem-
jenigen in dem ptoc, den er ohne Grriinde dem Achilles beilegt, am
nachsten (79, 3 if.): dort werden Schriftsteller angeflihrt, die
vo(i£va geschrieben haben sollen: %al Y^p EoSo^oc 6 KvtStoc eYpa(|;e
4>atvd(rsva %aX Adaoc 6 MdYVTjc, oo)(l 6 'Epixtovsoc dXk' 6(ra>VD[iog SXXog
Adacoi xihi 'Epfnovsr, %aX "’'EppLtTTTCo*; %al EY'/jatava^ xal Aptai:o(pdV7]c 6
BDCdv'CL 0 (; %cd dXXot TToXXoL. Eudoxus und Lasus, die im phc als
erste genannt sind, erscheinen auch in unserem laterculus wieder,
der aber von denen spricht, die Tcepl dTroordcscoc daxpm schrieben.
Der Biograph hat vielleicht den ersten Teil seiner Eeihe dem
Achilles oder einer QueUe des Achilles entnommen.
Katasterismen von Haus aus mit der Interpretation des Arat niclits zu tun hatten :
St. it. di m. V 1897, 24 f.
1) Relim, Sternsagen 21
Doxographica aus Basiliusscholien.
227
Zwar konnte das Lemma des Basilius oi xCbv a^zpm ta Staa'cTj-
(j.ata ^aTaiieTpoovTsc die Formel ^repl otTrooTaascog ocatpoDV mitverursaclit
haben. Trotzdem scbeint mir das Gregenteil wabrscbeinlicher, dafi
der Biograph seine Beihe von Verfassern von yaLvd|xeva aus solchen
Speziallaterculi kompiliert habe. Denn wir haben noch Angaben
■liber Entfernungen der Konstellationen von einander im Aratus
latinns^). Dieser ist aber eine vorzhgliche Quelle, dieselbe die
allein den wohl echten Sternkatalog des Eratosthenes bewahrt
und so Eehm ermoglicht hat, die nrspriinglicben Katasterismeii
zu rekonstraieren. Ich vermute, die Katasterismen des Eratos-
thenes enthielten auch solche Angaben.
7.
Es bleibt noch eine Heine Grruppe von doxographischen An-
gaben noch nicht bestimmter und wohl meist unbestimmbarer
Herkunft iibrig. Ich will nur eins behaupten: Schol. I -and II
standen nicht in derselben Vorlage wie Schol. III. Denn die
beiden Beihen, die beide iiber die ap/at handeln, schliefien ein-
ander aus.
Ich darf wohl I und II als eine einheitliche Beihe behandeln :
Namen die in einem Scholion erscheinen, kehren nicht im anderen
wieder; beide wiederholen dieselbe IJberlieferung wie Sextus und
Gralen; aber was im schol. I steht, geht auch bei Sextus und
Galen vorher. Ich glaube, die beiden ersten Scholien stammen
aus Sextus, und eben aus der Stelle adv. math. IX 360 ff.: denn
da wird HeraHit erwahnt, der bei Galen und in der anderen
Sextusstelle fehlt^). Dagegen scheint es zu sprechen, da6 das
Scholion II auch Leukipp und Metrodor erwahnt, die sowohl bei
Sextus wie bei Galen fehlen. Die Beihenfolge der Namen legt
aber Zeugnis fur die Kontamination ab. Es heifit Aifjp.dxpt'coc
AsDXtTTTToc MYiTpoScopoc ^ETTiTtoopoc Lcukipp poBt gar nicht nach,
sondern vor Demokrit. Wir miissen nur bedenken, wie viele unter
den Quellen dem Scholiasten doxographische Nachrichten boten:
Sextus Empiricus, Achilles, die a6[x[jux'ua C'^TTjp.a'ca des Porphyrins,
wahrscheinlich auch das durch Vermittlung des Stephanas benutzte
Buch Tcspl oXt]?.
Das schol. Ill wird durch Worte eingeftihrt, die sehr gut in
einem Buch iiber die Materie oder in einer Abhandlung, die sich
1) An den unter dem Scholion angefuhrten Stellen.
2) Uber das Yerhaltnis von Galen zu den beiden Sextusstellen vgl. Diels,
Dox. 249 f.
228 Giorgio Pasqiiali, DoxograpMca aus Basiliusscholien.
mit dem Timaus beschaftigte, stehen konnten. Eine lateinisclie
tJbersetzung ist langst bekannt: Diels kat sie vor yielen Jakren
yeroffentlickt : Dox. 250 f.; sie stekt in den sogenannten clemen-
tiriscken Eecognitionen. Die beiden Texte stimmen genan zn-
sammen^). Ein entspreckendes Stiick feklt in der anderen Eedak-
tion des clementiniscken Romans, denHomilien; es stekt librigens
auck in den Recognitiones ganz lose eingefiigt; es diirfte also
katun der Grundsckrift angekort kaben. Die Recognitiones in ikrer
gegenwartigen Form stammen nack Waitz (Psendoklementinen
370ff.) ans der zweiten Halfte des yierten Jakrkxinderts: sie konnen
also die Reike dem Porpkyrins entnommen kaben ; aber anck andere
Moglickkeiten sind denkbar.
1) Diels hat aus Versehen in seinem Abdruck ein paar Zeilen ausgelassen.
Nachtrage zu den Papstnrkunden Italiens. IV.
Von
P. Kehr.
Vorgelegt in der Sit25iing vom 23. Juli 1910.
’Wiederum bringe ich eine Eeihe Yon Papsturkunden znm
Abdruck, welche znr Erganzxing des noch in diesem Jabre er-
sckeinenden V. Ban des der Italiapontificia dienen soUen. Icb
beabsiclitige damit den Benntzern dieses Werkes einen Dienst zu
leisten. Denn da von den Begesta Romanorum pontificum bis znr
kritiscben Ausgabe ihrer TJrkunden nock ein recht weiter Weg
ist, dessen Ziel abznseken icb znr Zeit selbst nickt vermag, die?
Benutzer der Regesta aber nicht immer mit den dargebotenen
Ansziigen anskommen, sondern haufig den Wortlaut bisher unbe-
kannter Stiicke selbst wiinscken werden, so biete icb sie in diesen
Nacbtragen, aucb solcbe, vrelcbe nur znm Teil oder an scbwer zu-
ganglicber Stelle ediert sind.
IJnter den folgenden 36 Stiicken sind also znnachst wieder
eine Reibe von Inedita, auf welche icb bei der Bearbeitung des
V. Bandes gestofien bin. Es ist ja natiirlich, da6 mir, der icb in
diesen langen Jabren mit dem Arcbivwesen und der Lokalliteratnr
Italiens so vertraut geworden bin wie wobl kaum ein anderer Gre--
lehrter, und der ich fast aller Orten dank meinen pers8nlicben
Verbindnngen micb der grobten Ereibeit in der Benutzung der
Archive erfreue, bei der Revision des Materials nocb mancbes
Stiick, das nns seiner Zeit entgangen ist, in die Hande kommt.
Es sind nun schon dreizebn Jahre vergangen, als wir die Ar-
chive der Romagna und Emilia, denen der neue Band gewidmet
ist, besucbten. Unsere Erfabrungen waren dlirftig, unsre Famen.
230
P. Kelir,
wenig bekannt, unsre Absichten aucb nicbt liberall willkommen.
Der Zutritt zu den geistlicben Arcbiven war damals oft schwierig,
eine nmfassendere Arbeit in den Staatsarcbiven nicbt immer mdg-
licb. Ancb in nnserm Arbeitsprogramm war nocb mancbes tinklar
find unsicber. An die Italia pontificia dacbte Niemand. Wir
gingen damals geradeweg auf die Ansgabe selbst los, glanbten
mit der von den Vatern ererbten Metbode den arcbivaliscben Eob-
stoff in scbnellem Dnrcbeilen Italiens und der andern Lander
Europas in ein bis zwei Jahrzebnten zusammenbringen zn kbnnen,
begniigten uns in der Hanptsacbe mit dem Eopieren, Kollatio-
nieren und Eaksimilieren der uns von den Arcbivaren vorgelegten
Oder nacb den uns zuganglicben Eepertorien festgestellten Ur-
kunden. An eine Orientierung dariiber kinaus, an die systema-
tiscbe Durcbarbeitung der bandscbriftlicben und gedruckten LokaL
literatur, an die Durcbsicbt aucb der neben unsrer nacbsten Auf-
gabe liegenden Arcbivbestande, an eine Untersucbung der Struktur
der groBen Archive dacbten wir nicbt. Wir waren damals aucb
gar nicbt dazu in der Lage gewesen.
Die Erweiterung unseres Arbeitsprogramms, deren Erucbt die
Italia pontificia ist — die icb wissenscbaftlicb fiir weit wicb-
tiger und bedeutender ansebe als die kritiscbe Ausgabe der Papst-
urkunden selbst, obne daB icb diese dariiber aus dem Auge ver-
lore — verdanke icb dem Studium des Corpus inscriptionum La-
tinarum. Die in diesem monumentalen Werk angewandte Metbode
der Sammlung und Herbeiscbaffung des Inscbriftenmaterials bat
micb zum ersten Mai empfinden lassen, daJB wir Historiker diesen
Pbilologen gegeniiber Pfuscber und Stumper sind. In jenen Banden
des Corpus ist Ordnung, Prazision, Sauberkeit; die Arbeit rubt
auf sicbern Eundamenten; die Darcbfiibrung ist klar und volb
standig. Von diesem Yorbild bin icb, als icb zur Ausarbeitung
der Italia pontificia schritt, am starksten beeinfluBt worden, obne
freilicb es erreicbt zu baben.
Aber zunacbst ergab sicb eine durcbgreifende Eevision unsrer
ersten arcbivaliscben Arbeiten von selbst, insbesondere in den
grofien Arcbivzentren. In der Eomagna, der die erste Halfte des
Y. Bandes gewidmet ist , waren es vorzliglicb die Archive von
Eavenna, Eerrara und Bologna, die eine grundlicbe Eevision er~
forderlicb macbten; auBerdem, woriiber icb in dem nacbsten Beb
trag bericbten werde, in der Emilia die Archive von Modena und
Nonantola, Eeggio, Parma und Piacenza. Darauf babe icb, zu-
erst unterstiitzt von Herrn Dr, Aloys Euppel, dann von Dr.
Hermann KalbfuB, einige Wocben im Herbst 1909 und im Ertib-
Nachtrage zu den Papsturknnden Italiens. IV. 231
jahr 1910 verwandt, liberall auf das Beste anfgenommen und auf
das Liebenswiirdigste gefordert. Von einer Exkursion in das Tal
des Savio bracbte Dr, Fedor Sclineider wicbtige Urknnden aus
Sarsina mit.
AnJBerdem gebe icb von mehreren Urkunden, die bister bloB
im Eegest bekannt waren, jetzt den vollen Text. Aucb in dieser
Beziebung lassen nnsre ersten Reiseberichte dock sehr zn wlinschen
iibrig. Icb war zwar damals, ebenso wie icb es hente bin, weit
entfernt von der Meinnng eines neueren Historikers, der jiingst
das groBe Wort gelassen aussprach, daB die einzelne Papst-
urknnde kaum den Druck lobne, die Masse miisse es bringen — ,
aber von einer gewissen Dnterscbatzung des Inbalts der einzelnen
Urkunde war icb damals in der Tat nicbt ganz frei, verfubrt, wie
das leicbt verstandlicb i&t, von dem forraelhaften Grewand, in das
die Papsturknnden besonders des 12. Jabrbunderts gekleidet sind.
Die formelhaften Teile zu kiirzen oder ganz fortzulassen babe icb
aucb jetzt kein Bedenken; aber den Rechtsinbalt so kurz abzu-
tun, wie wir dies friiber taten, balte icb aller dings jetzt nicht
mebr fiir erlaubt. Aucb nach dieser Ricbtung soil der Abdruck
der folgenden Stiicke eine verbessernde Erganzung zu den friiheren
Reiseberichten sein. Dock babe icb in der Regel auf ausfuhrliche
Kommentare verzicbtet; das Nabere wird der Leser in der Italia
pontificia selbst finden.
Kgl, Ges. d. Wiss. Nacliriclitett. PhiL-Hst. Klasse. 1910. Heft 3.
16
232
P. Kelir
1 .
Agapit IL bestdtigt dem JErMschof Feirus von Bavenna das
ihm von Marinus IL verliehene Privileg, namentlich das Bistum Cervia
mit alien Pieven und anderem BesiU und die KonseJcration des
Bischofs von Cervia, 948 Oldober,
Kopie von 1224 Paris Bill, nat, Nouv, Acquis, 2573 f. 52,
Vgl, Italia pontif, V 50 n, 156. — An der EcMheit ist nicht m
meifeln, dafur Uirgt das Formular. AJber der Text ist melirfacli ver-
derht; ihn uberaJl richtig m verhessern ist lei der geringen Zalil von
Frivilegien aus dieser Zeit scliwierig, — Ueber den Codex s. Italia
pontif, Vl7; iiber den episcopatus Ficoclevsis (Cervia) ebendap. 168 sq,
— Die AbscJirift besorgte Frof, Dr, E, Otto,
f Agapitus episcopus sernus seruorum Dei. Eenerentissimo
confratri nostro Petro arcHepiscopo sancte Raxi(ennatensis) ecclesie
et per te in eandem sanctam Eaxi(ennatensem) ecclesiam ac snces-
soribns tnis arcHepiscopis in perpetmm. Cum enim^) omnium
sanotarum Dei ecclesiarnm status a beatorum apostolorum prin-
cipis Petri doctrinis pro[uide]tur et ab eius fulcimine lapse que
sunt resolidantur, oportet et merito sanctam Eati(ennatensem) eccle-
siam minorationem sue^^ dioceseos patientem suarumque digni-
tatum®^ copiam carentem cito restitui, ut etiam metropoleos non
admittat Cognoscentes igitur ipsam in omnibus
quassatam-^, convenit ad eius releuationis-^^ statum auxiliatricem
nostram porrigere dexteram, quatinus beati Petri apostoli fonte-
potata^*^ Christo iuuante suis redintegretur honoribus. Et ideo om-
nium sanctarum Dei ecclesiarnm cultores comperiant adque fideles,
eo quod Petrus uenerabilis archiepiscopus eiusdem sancte Eau(enna-
tensis) ecclesie suggessit apostolice almitati nostre, quatinus con-
firmaremus ei precepta, que sunt edita in predicta Eau(ennatensi)-
^ a) 0u lesen ist woJil Quoniam. h) suis. c) dignitatem. d) in der
Kopie ist Iceine Liicke, VielleicTii ist 0u emendieren ut nomen metropoleos non
amittat o. d. e) cognosentes. f) cassatam. g) releuationem. Oder ware
0u lesen ad eius releuationem statim? li) sic.
l^aclitrage zu den Papsturkunden Italiens. IV.
233
ecclesia et que*) ab antecessore nostro sacro pontifice domino
nostro Marino sanctissimo papa eidem Petro archiepiscopo largita
atque concessa snnt^). Cnins precibns, dinino amore beatiqne
Apollinaris pontificis et martiris Christi snccensi, amabilins incli-
nati, confirmamns hac stabilimns in perpetnnm absque aliqna dimi-
noratione secundum priscam consuetudinem predicte sancte Eau(en-
natensi) ecclesie episcopatum sancte Ficoclensis ecclesie cum plebibus,
titulis, fundis, casalibus, fundamentis, salinis, salariis uel ubiubi
tarn in montibus quamque in planitiis sunt constitute, ad ipsum
episcopatum sancte Picoclensis ecclesie pertinentibus. Consecra-
tionem uero predicte sancte Picoclensis ecclesie uestre ecclesie
Ilau(ennatensi) et uobis ac sucessoribus uestris in perpetuum
firmamus et debitas Lobedientias, quemadmodum^ antecessoribus
uestris soliti sunt facere, uestre ecclesie et uobis uestrisque suces-
soribus faciantj ab ipsa presente indiction e septima in perpetuum
confirmamns, ut in episcopatu sancte Ficoclensis ecclesie episcopum
consecretis, statuentes atque promulgantes coram Deo et terribili
eius futuro examine per buius nostri apostolici priuilegii paginam”^)
sancimus et beati Petri apostolorum principis auctoritate decer-
nimus atque obtestamus tarn apostolice sedis”^ futures pontifices
quamque qui ecclesiasticas ministrauerint functiones uel etiam
magnas paruasque personas et quispiam cuiuscumque^^ sit digni-
tatis preditus^^ de omnibus supradictis que a nobis concessa sunt*'^,
quoquo modo licentiam babeant, sepius nominate episcopio in uno
adunato adque specialiter apostolice exarationis coniuncto®) unum^^
ab altero alienare. Si quis interea, quod non credimus, temerario
ausu’*) contra ea que ab bac nostra auctoritate pie et firmiter per
boc nostrum priuilegium disposita sunt, contraire tentauerit u’el
bee, que a nobis ad laudem Dei pro stabilitate dicte ecclesie
statuta sunt, refragare aut in quoquam transgredi, sciat®^ se auc-
toritate beati Petri apostolorum^®) principis, cuius inmeriti*) uices
agimus, anatbematis uinculo innodatum et cum diabolo et eius
atrocissimis pompis atque luda traditore domini nostri lesu Christi
eterni incendii subplicio concremandum sit deputatus necunquam^)
a prefatis anatbematis nexibus sit^) absolutus; insuper sciat®) se
compositurum auri ebrizi libras tres sancte Ilau(ennatensi) ecclesie,
qui buius uoluntarie confirmationis nostre temeratores extiterint
^) ea. 7c) largiuit atque concessit. T) quod ab m) priuilegium. n) decer-
uimus tarn apost. sedis obtestamus. 6) cuiusque, j?) predictas. g;) sauctisque.
r) sunt felilt. s) vielleicM m ergamen disiungere uel. t) uno. u) ausus.
v) siat. w) apostolorum feUU x) inmeritis. y) cuiquam. z) sit fMt
16 *
234
P. Kehr,
et nostro contraire precepto^) non metnerint, quia uiolatores huius
preceptionis nostre inpunitos euadere non sinimus. At nero qui
pio intuitu obseruator in omnibus extiterit, custodiens huius nostri
priuilegii constitutum^) ad cultum Dei respitiens, benedictionis
gratiam a misericordissimo Deo nostro multipliciter conseqnatur®)
et uite eterne particeps^^ effici mereatur et cum sanctis omnibus
sotiatus permaneat.
Scriptum per manum Stefani notarii et regionarii atque scri-
niarii sancte Romane ecclesie, in mense octubrio et indictione
septima.
f Bene nalete.
ot) prouocare. 1) constituti. c) consequatur fehlt d) particeps felilt
3.
JBenediU (VII?) erteilt dem AU Andreas von S» Vitale in Ba-
venna ein Brivileg.
Dorn Benedetto Fiandrini Memorie per servire alia storia del-
Vantichissimo monastero di 8» Vitale di Bavenna a. 1792, p, 99, ms. Ce-
sena Bill, comunale.
Ber treffliche AU Fiandrini hat das schbne Archiv von S. Vitale
nocli Mr^ vor der Aufhelung des Klosters geordnet. In seinem noch
erhaltenen gro/ien Inventar des Archivs findet sich indessen Jceine
Spur dieses Frivilegs. In seiner GescMchte von S. Vitale hemerht er
nur, daji er eine Kopie davon gesehen hale, von der er leider nur den
Anfang gilt. So lleilt, da wir uler die Abtsreihe nicht sonderlich
unterrichtet sind, es unsicher, welchem Benedict das folgende Privileg
mimschreiben ist. Boch ist das Formular alt und entspricht dem
Kandeibrauch des 10. Jahrhunderts. Vgl. Italia pontif. V 80 n. 1.
Bas Stilch fand Br. A, Buppel auf.
Benedictus episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto in Domino
filio Andreae religioso presbitero et monaco atque coangelico abbate
uenerabilis monasterii sancti Christi martiris Yitalis, qui situs est
intro Rauennatium ciuitatem, et per te in tuo sancto monasterio
successoribusque in perpetuum. Conuenit apostolico moderamine
etc. Nec non confirmamus nobis Padule qui uocatur Bartina cum
omnibus ad eum pertinentibus, sicuti euenit nobis per cartulam
donationis.
Nachtrage zu den Papstnrkunden Italiens. lY.
235
3.
Calixt IL bestdtigt den Kanonilcern der Kirche von Sarsina imier
dem Archidiakon Hugo den JSesiU der Tfarrldrche S. Maria in Bagno
und alle an ihr lioftenden Eechte. Lateran 1121 April 2.
Kopie s, XVII Sarsina Cancelleria vescovile (Oolettaneo di varie
cose antiche appartenenti al vescovato di Sarsina raccoUe e messe assieme
or dine del , Mons. Giov, BatL Braschi a 1705 I f. 288),
Vgl. Italia pontificia V 118 n, 1, — Die Ahschrift verdanke ich
Hr, Fedor Schneider.
Calixtus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis flliis Ugoni
archidiacono et canonicis sancte Saxenatis ecclesie tam presentibus
quam futuris in perpetnum. Officii nostri nos liortatur anctoritas
pro ecclesiarum statu satagere et qn^ recte stabilita sunt, per
Dei gratiam stabilire. Siquidem predecessores nostri, ecclesie uestrq
obedientiam et diligentiam cognoscentes, beat§ Mariq plebem in
territorio Balnei positam ecclesi§ uestrq cum omnibus ad earn
pertinentibus concesserunt et concessionem ipsam suis chirograpbis
flrmanerunt. Quorum nos uestigia subsecuti, ad bonarem Dei et
beati Petri ecclesiq uestrq in Romanae ecclesiae obedientia persi-
stenti id ipsum concedimus^^ et presentis scripti pagina confir-
mamus®^. Statuentes, ut predicta plebs cum primitiis, decimis, ob-
lationibus et ordinationibus suis uestrae Saxenati ecclesiae annexa^
sit, sicut et aliae plebes uestr^ et sicut in^) antiquioribus prede-
cessorum uestrorum priuilegiis continetur. NuUi ergo omnino
bominum facultas^^ sit earn ab ecclesia uestra subtrabere aut ca-
lumnia-m ei molestiamue inde ausu temerario irrogare, sed sub
predict^ Saxenatis ecclesie subiectione atque obedientia perseueret,
salua in omnibus auctoritate Romany ecclesiq et bonore. Si qua
igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona banc nostrq
constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire temptauerit,
secundo tertioue commonita, si non^^ satisfactione congrua emen-
dauerit, potestatis bonorisque sui dignitate careat reamque se
diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a
sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri
lesu Cbristi aliena fiat atque in extremo examine districte ultioni
subiaceat. Cunctis autem eidem ecclesi§'') iusta seruantibus sit
pax domini nostri lesu Cbristi, quatinus et hie fructum bon^
a) apographis. &) concedere. e) korr. aus confirmare. d) innecta.
e) in feMt. f) faculta. g) sine. 7i) folgt geiilgt nestr^.
actionis percipiant et apud districtum iadicem premia etern^ paois
inueniant. Amen.
Scriptum per manum Greruasii scriniarii regionarii et notarii
sacri palatii.
R. Ego Calixtus catholic^ ecclesie episcopus ss. BV.
Dat. Laterani per mantim Grrisogoni sancte Eomane ecclesi^
diaconi cardinalis ac Hbliotecarii , IIII nonas aprilis, indictione
Xlin®’, incarnationis dominice anno pontificatus autem
domini Calixti secnndi pape anno III.
4.
JBischof Landulf und die Konsuln von Ferrara iibergeben dem
Kardinallegaien Aso das von ihnen fur den Bau der neuen Kathe-
drale und des Kirchhofs erworbene Grundstuchj mit der Verpflichtung
eines Jaliresdnses von 1 Bymntius, Ferrara 1135 OUober 30 (?).
Peregrini Prisciani Collectanea voh HI f. 69' Modena Arch, di
state, — Baker ivohl auch die Kopie bei Scaldbrini Copie di scritture
estratte daW arcMvio del capitolo di Ferrara gu, XIX f, S, s, XVIII,
Ferrara Bibl, comunale 459 ND 4,
Diesen von der neuen Kathedrale des h. Georg m mhlenden Jahres-
ms von 1 Bymntier haben Albinus und Cencius (Liber censuum
8, P, E, ed, Fabre- Duchesne II 107, 115; I 120) irriger Weise
0 weimal notiert:
;,Ecclesia sancti Greorgii I morabntinnm.
Ecclesia maior I morabutinum per annum. “
Zur Datierung vgl, das folgende Privileg Innocen^^ II (n, 5),
Vgl, Italia pontif, V 212 n, 19,
In nomine domini nostri lesu Christi. Anno ab incarnatione
eiusdem MCXXXV, indictione XIII, tertio kal. nouembr. Cum
domnus Azo presbiter cardinalis sancte Anastasiae ac legatus
domni papae Innocentii esset Ferrarie, prestaturus auctoritatem,
mandate domni pape, episcopo Ferrariensi Landulfo et totius ciui-
tatis clero ac communi edificaturis episcopalem ecclesiam, supra-
dictus episcopus cum Ferrariae consulibus, q^uorum nomina sunt
baec: Adegerius sancte Romane ecclesie aduocatus, Ildeprandus cau-
sidicus, loannes index, En'gelerius, Ricardus, Petrus de Martina,
Guido de Albina, Albertus de Bona, Eodo, Petrus Guarellus,
Enricus, lerardus Scortus, Berulfus, dederunt et tradiderunt pre-
Naclitrage zu den Papsturkunden Italiens. T7.
237
dicto cardinali acceptatori uice sanote Romane ecclesie beati Petri
et domni pape Innocentii terrain acquisitanx et acquirendam pro
ecclesia Perrarie episcopali aedificanda et cimiterio perpetuo sancte
Romane ecclesie liabendam et tenendam sibique predictam ecclesiam
ordinandam et nulli alii concedendam. Unde pro eadem terra pre-
dictus Landulfus episcopus et consules promiserunt, se prestatnros
sancte Romane ecclesie annualem censum^^, unum uidelicet bisantinin
optimum.
Supradictns Landulfus episcopus et predicti consules omnia,
ut superius legitur, scribere rogauerunt.
Ego in Dei nomine Berardus tabellio in ciuitate Eerrarie etc.
scrips! etc.
h) census.
5.
Innocem IL nimmt auf Bitten des Offimalen JRimrdus und des
Ferrareser Konsuls Bainald das von Bischof Landulf und den Konsuln
und dem Volk von Ferrara fur den Bau der neuen Kathedrale und des
Kirchhofs erworbene und dem Kardinalpresbyter A^o gegen einen. Jahres-
^ins von 1 By^antier dem h, Petrus tradierte Q-rundstuck in den
apostolischen Schut^, Pisa (1135) September S0(?).
Privileggi antichi dioersi conceduti dai sommi pontefici ai vescovi
di Ferrara e confini della dioeesi f, 13 ^ s. XV ex.j Ferrara ArcJu
della Oancellaria arcivescovile. — Fine andere Kopie im Ms.
Exempla privilegiorum dioersorum pontificum pro episcopatu Ferrariae
f» 7'f s. XVllj Modena Arch, di sfato {cf, PflugkSarttung Iter p. 225
n, 333) geht tvohl auf das Privilegienhueh in Ferrara mruck^ woraus
auch die Abschriften von G, A, Scalabrini Descrimne della chiesa
metropoUtana di Ferrara und Annali della chiesa di Ferrara f 5 und
von Gius. AntonelU Documenti antichi spettanti al capitolo ^ ai ves-
covl, sdmtlich in der Biblioteca comunale m Ferrara^ herruhren.
Die JJrkunde Bitiert Pflugk - Harttung Iter p. 225 n. 333 m
1134: — 36. Banach J-L. 7641 0 U 1133—34. — Bas richtige Jdhr
1135 ergibt sich aus der vorausgehenden Urkunde des Kardinallegaten
A 0 O von 1135 Oktober 30. Sicker aber steckt in der Tagesangabe
einer dieser beiden TJrkunden ein Fehler; jene des Kardlnals ist die
alter das Privileg Innocent' II. die jiiagere Urkunde. Vgl. Italia
pontif. V 212 n. 20.
Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Landulfo episcopo et dilectis filiis consulibus et populo Perrariensi
238
P. Kehr,
imperpetuum. Cum omnibus fidelibns debitores ex iniuncto"^
nobis a Deo apostolatns offitio ac beniuolentia existanms, illis
tamen^^ propensiori caritatis studio nos conuenit imminere®), quos
ad dominium^ et proprietatem beati Petri apostolorum principis
constat specialius pertinere. Hoc profecto intuitu uestris postu-
lationibus annuentes, supplicantibus nuntiis uestris, Eizardo uide-
licet officiali uestro et Rainaldo consule Perrarie, terram pro con-
struenda episcopali ecclesia et cimiterio infra Perrariensem ciui-
tatem a uobis deuocionis studio comparatam et in presentia dilecti
filii nostri Azzonis sancte Romane ecclesie presbiteri cardinalis
sub censu annuo unius bisantii per uos beato Petro oblatam sub
apostolice sedis et nostra protectione suscipimus et non solum
eandem acquisitam, sed etiam quamcumque imposterum ad opus
ipsius matris ecclesie iuste ac legitime acquirendam presentis script!
pagina comunimus. Statuentes, ut predicta oblatio exinde*^ sancte
Romane [ecclesie] facta firma in perpetuum et illibata permaneat^^
nec aliqua occasione de proprietate beati Petri celorum clauigeri
eiusque dominio diuellatur. Vestrum'^Htaque interest ita*^ in apo-
stolice sedis obedientia et seruicio nostro persistere et*) bona et
possessiones beati Petri, que in partibus uestris sunt, ciuitatem
scilicet Perrariensem, comitatum et alia, que sancte Romane ecclesie
iuxis existunt, in fidelitate ac ditione eiusdem matris uestre^) in-
uiolabiliter conseruare, quatenus aput Deum et homines tamquam
proprii et speciales fiUi inueniri mereamini ampliori gratia digniores.
Ego Innocentius catholice ecclesie episcopus ss.
Ego Guido [Tiburtinus] episcopus ss.’”)
Ego Anselmus presb. card. ss.
Ego Lictifredus^) presb. card. tit. Vestine ss.
Ego Lucas presb. card, sanctorum lohannis et Pauli tit. [Pa-
macbii] ss.
Ego Gregorius presb. card. tit. sancte ....
Ego Gregorius diac. card, p) sanctorum Sergii et BacM ss.
Ego Guido card. diac. sancti Adrian! ss.
Ego Hubaldus diac. 5) card, sancte Marie in Via lata ss.
Ego Grisogonus [diac.] card, sancte Marie in Porticu ss.
Dat. Pisis per manum Aimerici^) sancte Romane ecclesie dia-
coni cardinalis et cancellarii®), II kal. octobr
a) innento. &) quibus. c) inuuiaere. d) dominum. e) uestra.
f) exiude unsicher. g) permaneant. 7i) uestra. i) et. fc) ita. 1) nostre.
m) Ego Guido ep. ss. steht nach Guido card. diac. s. Adriaui ss. n) Lutifredus.
o) Lucus. j?) diacus card. tit. q) diacus. r) Aimeri. s) diaconus card,
et cancellarius.
KacMrage zu den Papsturknnden Italiens. lY.
239
6 .
F alscliung,
Lucius II, lestimmt naeh dem Vorgange InnocenF II, und Ge--
lestins IL, dafi der Blschof von Ferrara von den Kardindlen m
ivdlden und vom Fapst m weilien sei^ bestdtigt nach dem Vorgange
von Vitalian, Hadrian J., Leo III^, BenediJct FIZ., Johann XIIL,
Victor ILj Alexander JJ., Fasclial IL, Innocent II und Celestin IL
der KircJie von Ferrara die Fatrimonien^ hestimmt die Grenmi des’
Comitats von Ferrara^ verfUgt ilber die Ahgaben^ besUitigt die genannten
JBesii^ungen und die alien Geivohnlieiten und Bechte.
Lateran IIM Mdr 0 15,
Kopie s, XIll Modena Arch, di state (Vescovado di Ferrara), —
Ehenda Kopie s, XVI,
Es gibt vom gleichen Tag ein oft gedrucMes Privileg Lucius'^ II,
J-L, 8520 fur das Bistum Ferrara^ mit dem der Her folgende Text
mm grojiten Teil ubereinsiimmtj das aber auf der andern Seite sostarlce
Abiveiehungen bietet, dafi M, Klinkenborg (Gbtt, Nachr, 1897 8,243
Anm, 1) auf die Idee Team,, es handele sich %tm verschiedene Ausferti-
gungen einer und derselben TJrlunde, Dies ist nun freilich nicht der
Fall, Jenes andere Frivileg Lucius'' II, gehbrt in die Serie der im
wesentlicJien gleichlautenden Frivilegien von Innocent II, J-L, 8018
und Celestin IL JH, 8515, woran sich dann ein verlorenes Frivileg
Alexanders III, und die noch erhaltenen von Gregor VIII, J-L. 16048,
Clemens III. J-L, 16404 und Celestin III, J-L, 16842 anscUieOen,
Biese Texte stutzen sich gegenseitig, Dann ist aber ohne Weiteres
hlar, dafi die hier folgende Fassung von Lucius II, eine Fdlschung
ist, Der Fdlscher ist dabei so vorgegangen, dafi er den echten Text
des Frivilegs Lucius' II, J-L, 8520 mit allerlei Stucken aus andern,
fruheren und spdteren Ferrareser Fapstbullen kombinierte. So entnalim
er im meiten Teil den Sat 0 Preterea uestre deuotionis — bona fide
iunabitis aus InnocenF II, Frivileg J-L, 7612 und den Sat^ Anti-
quas igitiir et rationabiles consuetudines — concedimns et indul-
gemas aus Alexanders III, Urkunde J-L, 11614, Ehenso hat er die
Besitdiste, die er in der echten Luciiisurkunde vorfand, aus den
spdieren Frivilegien in seiner Weise ergdnd und vermehrt, Man siekt
dabei nicht, was eigentlich der Zweek dieser TJebung war\ irgend eine
wesentlich neue Bestimmung enthdlt die Fdlschung nicht. In Ferrara
ist^ wie man weifi, tuchtig gefdlscht icorden\ die TJrkunden Vitalians
J-E, 2102 a und Hadrians I, J-E, 2430 legen davon Zeugnis ah,
und auch die Frivilegien des X. Jahrhunderis unterliegen dem Verdacht
wenigstens der Interpolation] mit diesen scheint unsre Fdlschmg in
Verhindung Bih stehn. TroU seiner guten Yorlagen hat der Fdlscher
sich dock einige jBldfien gegeben, 0 . B, wenn er mitten im Texte den
JBischof mit dilecte fili anredet, Vgh Italia pontif, V 214 n, 26.
L. episcopns seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Gr. Fer-
rariensi episcopo einsque successoribus regalariter substituendis in
perpetunm. Ad hoc in apostolice sedis cathedra disponente
Domino constitnti esse conspicimar, ut ecclesiarum omnium curam
gerere et ius suum cuiqne tribuere, presertim his, q[ue beati Petri
iuris existunt, conseruare integre debeamus. Ad exemplar itaq^ue
predecessorum nostrorum felicis memorie pape Innocentii et Cele-
stini Romanorum pontificum") iusta tenorem priuilegiorum Pera-
riensium episcopum a cardinalibus nostris eligendum et a Romane
sedis antistite consecrandum decernimus atque Ferrariensem eccle-
Siam sub iure et dominio sedis apostolice de cetero manera sancci-
mus. Te igitur, clero et populo Ferrariensi in fldelitate beati
Petri persistentibus , ad instar predecessorum nostrorum beate re-
cordationis Vitelliani, Adriani, Leonis, Benedicti, lohannis, Victo-
ris^), Alexandri, Pascalis, Innocentii et Celestini Romanorum ponti-
flcum^^ sancte Ferrariensi ecclesie tamq^uam apostolice sedis filie
fundos eiusdem matris et patrimonia conflrmamus, ipsam nidelicet
massam Babiloniam (jue uocatur Feraria cum duodeoim fundis suis,
cui alias XI massas nostras minores cum omni obedientia atque
seruitute subiugamus, id est massam et ripam Pullariolum cum
XII fundis suis, et massam Constantiacus cum XII fundis suis,
simulque massam Quartisanam cum XII fundis suis, et to tarn et
integram massam Donoro cum XII fundis suis, et similiter massam
Popularem cum XII fundis suis, nec non et massam Curruli et
massam Sallettam cum XX!!!!®"^ fundis suis, et massam Senefcicam
et Castillonem similiter cum fundis suis, similique modo massam
que uocatur Ferminiana^^ cum omnibus fundis suis. Has quidem
predictas massas cum omnibus ad earum iura pertinentibus de
dominio et iure atque potestate huius sancte Romane ecclesie in
sanctam Ferrariensem ecclesiam per banc donationis et traditionis
paginam donamus et tradimus, ut ab hac hora in antea liceat tarn
tibi, karissime frater Grrifo episcope, quam successoribus tuis in
singulis massis ecclesias cum clericis diaconibus ac presbyteris
ordinare et consecrare; illud omnino decernentes, ut Ferrariensis
ecclesia cum tota parrochia sua in iure et dominio ac priuilegio
a) pontifficum. 1) Yictoris trug eine jilngere Band ilber der Zeile nacK
e) Ferminianam.
KacMrage zu den Papsturkunden Italiens. IV.
241
nostro sancte Romano ecclesie beati Petri, cuius est patrimonium,
perpetuo conseruetur, et sit semper sub nostra electione, consecra-
tione atque ordinatione, ut quicumque illic per nos electus, ordi-
natus et consecratus fuerit, ille honoris huius ac potestatis inte-
gritate fungatur. Gomitatus^) autem Perrariensis fines et termini
sunt: ab oriente ab una parte fluminis Padi, altera nostra massa
Piscalia et XJetariaria, a Uetariaria®) usque ad fossam Bosonis
transeuntes flumen Sandali usque Bozoletum, et per Bozoletum
transeuntes flumen Gabiane , per Ludariam circumdant Uillam
maguam et Madrariam, peruenientes usque Maletum, a Maleto per-
gunt iuxta Argilem Ansianum per paludes*^^ et piscarias usque ^
Uitricam, et transeuntes Uitricam ueniunt usque fossam Buranam,
et per fossam Buranam exeunt in Padum et descendunt ad occi-
dentem usque ad Ulmum formosam^'), que terre finis est inter Ro-
maniam et Lombardiam ; ab altera autem parte fluminis fines sunt
similiter ab oriente Callis de fine, que finis est inter nostrum
comitatum^*'^ Perrariensem et alteram nostrum comitatum^^ Coma*^
clensem, et extendunt se per paludes^) et piscarias usque ad fos-
satum de Siluule, circundant massam Corneti et Laugnanum, que
de nostro comitatu Perrariensi est, descendunt inde ad occidentem
per paludes-^) et piscarias usque flumen Tartar!, et per ipsum
flumen Tartar! pergunt usque in flumine Padi. Collectam uero uel
fodrum aut prauam uel iniustam functionem aut dationem sen con-
suetudinem nequaquam exigimus, sed omnia pro Dei timore atque
amore predicte sancte nostre ecclesie beati Georgii pepercimus
aliasque minores massas ei, sicut supradictum est, cum omnibus
suis seruitutibus subiugamus. Similiter tholonei de mercato unam
medietatem nobis conseruamus, alteram uero predicto nostro epi-
scopio condonamus. Ripatici uero et tributi atque thelonei de ripa
et flumine unam medietatem pro benedictione ad communem utili-
tatem et meliorationem iam dicte maioris masse concedimus. Pre-
terea uestre deuotionis desiderio annuentes, prefatos comitatus^^
Perrariae et Comaclii*) ac ripaticum cum omni iure, quod infra
ciuitates et comitatus^^ ad dominium sancte Romane ecclesie per-
tinet, alicui minime tribuemus, nisi aut communi ciuitatis uestre
aut Perrariensi episcopatni. Pro tantis itaqiie perceptis a sede
apostolica beneficiis uestra uniuersitas nobis nostrisque successori-
bus per proprium nuntium annuatim in commune iurabit, quod in
ciuitate et toto comitatu Perrariensi iusticiam beati Petri ac
d) commitatas. e) a XJefcariaria cius dm Yonirhxndm ergiinzL]
f) palludes. g) formosum. Ji) commitatuna. * i) CoinacM. jfc) commitata.
sancte Eomane ecclesie nos et successores nostros recnperare, reti-
nere ac defendere bona fide innabitis. Preterea, dilecte fili ep>
scope, qnascumqiie ecclesias et cnrtes ac possessiones, quecumque
etiani bona in presentiarum inste et canonice possides aut in fu-
turum rationabilibus modis Deo propitio poteris adipisci, firma
tibi tuisque snccessoribns et per nos Perrariensi ecclesie et illi-
bata permaneant. In qnibns bec^-> propriis dnximns exprimenda
uocabnlis : monasterinm sancti Bartbolomei de Ultra-Padnm, mona-
sterinm sancti Silnestri de Cauda longa, bospitale quod est sitnm^”)
supra Euptam Petri Storti, bospitale Omnium sanctorum, bospitale
de Cauda longa, domus infirmorum de Campo mercati, plebem
sancti Greorgii de Ultra-Padum, plebem sancte Marie de Gabiana,
ecclesiam quondam plebem sancti Martini de Bosco, plebem sancte
Marie de TJigouentia, plebem sancti Martini de Contra - Padum,
plebem sancti Georgii de Tamara, plebem sancti Petri de Copario,
plebem sancti Stepbani de Perminiana, plebem sancti Apollinaris
^e Trisigalio, plebem sancti Martini de Eupina, plebem sancte
Marie de Uicobariano, plebem sancte Marie de Septempolicino,
plebem sancti Stepbani de Galligo , plebem sancti Donati de Pe-
drurio, plebem sancti Antonini de Pigariolo, plebem sancti Georgii
de Trecenta, plebem sancte Marie de Cinisello, plebem sancti Mi-
cbabelis de Bragantino cum capellis et earum pertinentiis , eccle-
siam sancti Eomani de Tartaro, curtem Melarie, curtem Trecente,
curtem Uigouentie, curtem Perminiane. Has quidem et alias om-
nes, quas iuste babes et detines, tibi tuisque snccessoribns cum
Omni bonore, dominio et districtn nostra anctoritate apostolica
confirmamus. Antiquas igitnr et rationabiles consnetudines , quas
antecessores tui in canonica maiori et in ecclesiis tui episcopatus
babnernnt, tibi et snccessoribns tuis nostra anctoritate comproba-
mns, Statuentes, ut nnlli liceat aliqnem in ecclesia maiori in cano-
nicnm uel in aliquam prelationem sine consilio”^ et licentia tna
sen snccessorum tuorum recipere, nec cuiquam fas sit in ceteris
ecclesiis capellannm absque consensu tuo instituere nel amonere;
capellanus uero, qni anctoritate tna fuerit institntus, de mann tna
cur am animarnm recipiat et debitam tibi et consnetam reuerentiam
inpendat. Correctionem qnoqne ecclesie tue canonicorum libere
habeas et eorundem ondinationem, sicnt predecessores tui babuisse
noscuntur, tibi concedimns et indulgemns, salua in omnibus apo-
stolice sedis anctoritate. Annllantes nostraqne anctoritate de-
struentes, si tui predecessores affinitate nel parentela sen malo
1) tec ausradieH, m) scitum. n) conscilio.
Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV.
243
ingenio aKq[nam scriptionem uel pactionem nociuam ecclesie contra-
xernnt. Si qua sane ecclesiastica secularisue persona hanc nostre
constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire temp-
tauerit aut JFerrariensem ecclesiam Ms, que supra dicta sunt, dimi-
nuere aut sancte sedis apostolice sua in eis iura, que superius
significata sunt, auferre presumpserit, pene et compositionis no-
mine reddat eidem sancte sedi^^ apostolice libras obtimi auri C,
nisi que male presumpta sunt, satisfactione congrua emendauerit,
potestatis bonorisque sui dignitate careat reamque se diuino iudicio
existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo cor-
pore et sanguine Dei ac domini redemptoris nostri lesu Christ!
aliena fiat atque in extreme examine districte ultioni subiaceat.
Ciinctis autem eisdem ecclesiis iura seruantibus sit pax domini
nostri lesu Christi, quatenus et hie fructum^) bone actionis perci-
piant et apud^^ districtum iudicem premia eterne pacis inueniant.
AMEN. AMEN. AMEN.
Data Lat. per manum Baronis capellani et scriptoris, id.
martii, indictione septima, incarnationis dominice anno M^.C.XL
tercio, pontificatus uero domni Lucii II pape anno primo.
o) sedis. p) fructus. g[) ante.
7.
Fdlschung,
Fugen III. nimmt das Kloster 8. Maria in Megula tmter dem
AM Budolf in den apostoUschen ScImU^ hestdiigt die Begel des h,
JSenedild and die namentlich aufgefulirten Besitmngen^ verleiht die
Sepidtur^ verMetet in der ParocMe den Bau einer nenen Kapelle Oder
eines Oratoriums und hesfMigt die von P. Gregor VII. dem Marten-
altar in der Kirche verlielienen Ahldsse,
Lateran 1146 Februar 21(9).
Antonio Ferri Catalogo antico e diffuse dei vescovi dBmola e Ori-
gine della cMesa Imolese p. 33, Ms. $. XVIII in,, Imola Btbl, cornu--
node „dalV originate, it quale con diverse copie si conserva nelV ar-
chivio del monaster o^^ [B], — Kopie s. XVIII Imola Arch, Sassatelli
[G], — Aujierdem iefinden sich, wie mir Dr. A, Hessel mitteilte,
drei moderne Kopien der Urhunde im Archiv des Grafen Malvern-
Medici in Bologna.
Eugens III. Privileg fur das Kloster 8. Maria di Begida ist be-
Icannt und gedrucU von Zaccaria 8eries epp, Forocorneliensium 1 189
244 :
P. Kehr
imd von Fanim^i Mon, Bavennati VI 46 n, 28 aus Zaccaria’s Manu-
skript — Migne Patrol, lat OLXXX 1085 n, 66, Banach J, 6195
and J-L, 8634, 8978, Bieses Privileg, das Innocent IV, 1252
August 12 loiederholte (vgl, Ma^mtinti Archivi I 159) ist in hester
Ordnimg, wenn auch die Batierung : Anno MCXLVI, pontificatus
nero domni Eugenii III pape anno mir unvollstdndig erhalten ist,
Baneben existiert aher eine meite Urkunde Eugens III, mit erheb-
lichen Abweichungen, Mehrere davon sind gutartig und offenhar einem
andern echten Privileg entnommen, Bagegen sind sclion die Ah-
tmicliungen in der JBesitdiste bedenUich, Offenhar aber wird die Fdh
schung aus dem Passus^ auf dem das Schwergewicht der Urkunde ruht:
Praeterea indulgentias — in perpetunm dnraturas. Ben Marien-
altar, von dem Mer die Bede ist^ soil der Bischof Basilius von Imola^
bekannt durch sein Schlangenwunder (vgl, Man^oni p, 66] Zaccaria
II 26), 1068 errichtet haben. Und ebenso legendenhaft ist die Indul-
gent Gregors VII, Bas Stuck ist also eine Fdlschung, die mit Hulfe
jenes echten Privilegs Eugens 111, fabritiert ist. Bern echten Privileg
Eugens HI. sind auch die Kardinalsunterschriften entlehnt und geiviji
auch die Batierung , die his auf den Tag IX kal. mart, richtig ist,
1146 Febr. 21 war aber Eugen III, in Trastevere und auch pont.
a. I stmmt da nicht mehr. Alter Wahrscheinlichkeit nach hat der
Fdlscher oder der Kopist sich verlesen; und ich vermute, daji in der
echten Vorlage IX bal. ian. gestanden hat: dann stimmt alles, Vgl,
Italia pontif. V p, 169 n, 8.
Engenins episcopus seruns Seruornm Dei. Dilectis flliis Ro-
dnlpEo^^ abbati monasterii sanct^ Mariq in Eegula eiusqne fratri-
bns tarn pr^sentibus q[tiam fninris regularem nitam professis in
perpetunm. Qnotiens illnd a nobis petitnr, q^nod religion! et
bonestati connenire cognoscimns , animo nos decet libenti conce-
dere et petentium desideriis^) impertiri*^^ snifFragium. Eapropter,
dilecti in Domino filii, nestris instis postulationibns clem enter an-
nnimns et monasterinm sanct^ Mari^ in Regnla Imolensis , in quo
dinino mancipati estis obseqnioj snb beati Petri et nostra protec-
tione snscipimus immediate et pr esentis scripti prinilegio commn-
nimns. In primis siqnidem statuentes, nt or do monasticns, qni se-
cixndnm Denm beati Benedictiqne regulam eodem in loco institntus
esse dignoscitnr , perpetnis ibidem temporibus inniolabiliter*^^ ob-
seruetur. Preterea qnascnmque possessiones, qnqcumqne bona eins-
dem monasterii in prqsentiarum inste et^^ canonice possidetis ant
a) Kudolfo C. b) statt cognoscitur. c) fehU congruum. d) impar-
tiri G, e) immediate suscipimus G, . f) G, fehlt in B. g) ac G,
Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. lY. 245
in futurnm concessione pontiflcum, largitione regum nel principum,
oblatione fidelium sen aliis iustis modis pr^stante Domino poteritis
adipisci, nobis uestrisqne successoribus firma et illibata perma-
neant. In qnibus b^c propriis duximns exprimenda nocabulis :
locum ipsum, in quo pr^fatum monasterium situm est cum omnibus
membris et pertinentiis suis, massam*^ Bubani cum ecclesia et
omnibus pertinentiis suis^'\ decimas*) quoque eiusdem mass^ uobis
nihilominus confirmamus, ecclesiam Mausignani cum area, in qua
Qdificata est, cum suis pertinentiis, et alias possessiones de curte
Moretani scilicet fundos Catenazoli et Ma . . . massam Murq
cum ecclesia et quatuor fundis^^ sibi pertinentibus et aliis”*) suis
possessionibus , ius item in ecclesia sancti loannis in Pantagasse,
quoddam spatium terrq in Capite Silicis, in quo sunt tumb^ qdi-
ficatq, piscariam quoque cum Cugularia sibi cohqrente, castellum
Campioni cum tota sua curte, castellum Porogni cum tota sua
curte, medietatem plebis sancti Patritii positam in Capite Silicis
cum iuribus et aliis pertinentiis ad eandem plebem spectantibus,
quasdam possessiones in curte Tausignani, ecclesiam Eiui Salsi cum
tota sua curte, in episcopatu Bononiensi ecclesiam sanctorum Tbomq
et lacobi in uilla Pbasani cum omnibus possessionibus suis, eccle-
siam ”) sancti Georgii in Medicina cum omnibus possessionibus suis,
sancti Martini in Podio*’) cum possessionibus suis, omnes posses-
siones uestras in plebe sancti Laurentii cum terris, pratis, uineis,
nemoribus, usuagiis^*^, pascuis, in bosco*?) et piano, in aquis et mo-
lendinis, in uiis et semitis et omnibus aliis libertatibus et immu-
nitatibus suis. Sepulturam quoque ipsius’") liberam esse concedi-
mtis et^) eorum, qui se bic’^) sepeliri deliberauerint , deuotioni et
extremq uoluntati, nisi forte excommunicati nullus obsistat, salua
iustititia matricis ecclesi^* Probibemus insuper, ut infra fines pa-
rocbi§ uestr^ nullus sine assensu uestro cappellam sen oratorium
de nouo construere®) audeat, saluis priuilegiis pontificum Eoma-
norum. Prqterea indulgentias quadraginta annorum cuilibet uisi-
tanti quotidie altare beatissim^ et gloriosissimg uirginis Mariq per
beatum Basilium in dicta ecclesia qdificatum, et uiginti octo anno-
rum et totidem quadragenarum in festiuitatibus quatuor beatissimq
uirginis Mariq et duodecim apostolorum, et trecentum annorum et
totidem quadragenarum omni*®) die sabbati quadragesimq, et ducen-
li) C, massam Bubani — pertinentiis suis felilt in B, i) decimam 0.
W) Muretani G, 1) G, et aliis fundis quatuor B. m) C, ceterisque B.
n) scilicet add. G. o) G, in Podio fehlt in B. p) usuasiis C. q) (7,
busco B. r) fehlt loci, ipsius quoque (7. s) statt ut. t) statt illic.
It) fehlt sint. -u) G, construere de novo B. le) omne G.
246
P. Kehr
turn annorum a sextadecima die iulii usque ad ooto dies imme-
diate sequentes pig ac sanctg memorig beati G-regorii predecessoris
Bostri prgdicto altari concessas confirmamus in perpetuum dura-
turas. Decernimus ergo, ut nulli omnino bominum Jiceat prgfatam
ecclesiam temere perturbare aut eius possessiones anferre uel ab-
latas retinere, minuere sen quibuslibet uexationibus frangere sed
omnia integra conseriientur , eorum pro quorum gubernatione con-
cessa sunt ac sustentatione usibus omnimodis profutura, salua
sedis a]Dostolicg auctoritate. Si qua igitur in futurum ecclesiastica
sqcularisue persona buius nostrg constitutionis paginam sciens
contra earn temere uenire tentauerit, secundo tertioue commonita?^),
si non reatum suum congrua satisfactione correxerit, potestatis
bonorisque sui careat dignitate reamque se diuino iudicio existere
de perpetrata iniquitate cognoscat ct a sacratissimo corpore et*)
sanguine Dei et redemptoris nostri lesu Cbristi aliena fiat atque
in extreme examine district^ ultioni subiaceat"^. Cunctis autem
eidem sua iura seruantibus loco sit pax domini nostri lesu Cbristi,
quatenus et bic fructus bong actionis percipiant et apud distric-
tum iudicem prgmia gterng pacis inueniant. Amen.
Ego Eugenius catbolicg ecclesig episcopus.
Ego Conradus Sabinensis episcopus.
Ego Albericus flostiensis episcopus.
Ego Joannes^) presb. card. tit. sancti Marcelli.
Ego Ubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem.
Ego Sinibaldus®) presb. card. tit. sanctorum loannis et Pauli.
Ego Oddo diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum.
Ego Guido diac. card, sanctorum Cosmg et Damiani.
Ego Guido diac. card, sancte Marig in Porticu.
Ego Hiacyntbus diac, card, sancte Marig in Cosmedin.
Ego Petrus diac. card, sancte Marig in Via lata.
Dat. Laterani per manum Poberti sancte Romane ecclesie pres-
biteri cardinalis^^ cancellarii, nono kal. martii, indictione nona,
incarnationis dominicg anno millesimo centesimo quadragesimo
sexto, pontificatus uero domni Eugenii tertii papg^^ anno prime.
os) statt fatigare. y) commiinita 0. z) ac C. a) subiaceat ul-
tioni C. h) staU lulius. c) statt Humbaldus. d) felilt et. e) C, papg
tertii B.
8 .
JEugen IIL tadelt den Bischof von Adria loegen seiner Uehergriffe
in dem dem hi, StuJil gehbrenden Kloster Yangadum und erMdrt
seine mil dem Alt ohne Zustimmung der Monohe geschlossenen Kon-
ventionen fur unguUig, Segni (1151) November 18,
iJ^achtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV.
247
3Ionumenta spectantia ad ahbatiam s, Mariae de Vmgaditia,
s. XVII j God. Vat. Ottobon. 2328 pars I f. 83 als Eugens IV.
sJcript m 1433 Jan. 29 et f. 90^ ex Banco 11^ n. 64 fol. 33 et fol.
106 ex quodam processu 1 existente in Cancellaria Vangaditiensi.
— Kopie s. XVIII Modena Arch, di stato.
Vgl. Italia pontif. V 196 n, 4.
EVQ-ENIVS episcopiTs seruus seruornm Dei. Adriensi episcopo
salutem. Quod Vangaditieuse monasterium ad ius beati Petri
et sanct^ Romany ecclesi^ spetiali prerogatiua pertineat, fraterni-
tatem tuam non credimus ignorare. Ideoqne ualde miramur et
grauiter ferimus, quod auctoritate priuilegiortim apostolice sedis
neglecta, in ecclesiis ipsius monasterii per abbatis incuriam sine
assensu fratrum suorum tibi aliqua, nobis inconsultis, usurpare pr§-
sumpseris, qug nulli predecessorum tuorum in eodem monasterio
hactenus statuisse noscuntur, et quoniam ea, qu^ iniuste et contra
sedis apostolic^ auctoritatem fiunt , nec robur debent nec uires
aliqusts obtinere, conuentiones siue pacta, qu^ cum eodem abbate
illicite fecisse dignosceris, in irritum ducimiis et nullas in posterum
uires babere decernimus, per presentia tibi scripta mandantes, qua-
tenus monasterium ipsum de cqtero nec super hiis nec in aliis, qu^
ad ius ipsius loci pertineant, inquietare presumas. Si uero aliquod
ius in antedicto monasterio te babere confidis, in nostra presentia
quod iustum fuerit poteris^^ obtinere. Dat. Signiq XIIII kab
decembris
a) poteritis. h) die Kojpien fiXgen Mmu 1433.
9 ,
Anastasius IV, hestatigt dem Prior Manfred und den Briidern
von S, Maria in Porto den von ihnen mit dem AU Siboto und den
Monchen von 8. Maria und 8. Andrea di Serra in Istrien uber einen
Besitz im Exarchat dbgeschlossenen Vertrag.
Later an (1153) December 18.
Kopie von 1311 Ravenna Bihl. Olassense (8. Maria in Porto).
Vgl. Italia pontif. V 98 n. 8, — Vgl. die Urhunde des AJbtes Sipoto
von Serra von 1154 Mai 12 (edd. Mittarelli Access, hist, Faventin,
p. 434 = Strocchi Serie de^ vescovi di Faenm p. 279; Fantu^^i Mon.
Bav. II 269 n. 52; AUi e Mem. della 8oc, Istriana XI 268), wo^
raus sich ergibt, daj] es sich um die Massa Quarta regia im Terri-
iorium von Faenm Jiandelte.
Egl, Ges. d. Wiss. Nuchriciiten. PhiL-Mst. Klasse. 1910. Heft 8.
17
248
P. Kehr,
ANASTASIVS episcopus sermts seriioriim Dei* Dilectis flliis
M. priori et fratribus eclesie beate Marie in Portu salutem et
apostolicam benedictionem. Qne a filiis nostris, eclesiarum Dei
rectoribns, rationabili prouidenOia et pia intencione ad ntilitatem
commissarum sibi eclesiarum acta esse cognosoimus, in sua uolu-
mus stabilitate subsistere et, ut perpetuis obseruentur temporibus,
confirmationis nostre munimine roborare. Vestris itaque iustis
postulationibus gratum impercientes assensum, conuencionem sen
contractum, q[uem cum S. abbate ac fratribus monasterii sancte
Marie et sancti Andree in insula Serre apud Istriam super quadam
possessione sita in Eavennatensi exarcbatu, sicut ex litteris uestris
perpendimus, iuste fecistis, utriusque partis precibus inclinati,
auctoritate sedis apostolice confirmamus et ratum manere decerni-
mus, saluo nimirum censu unius aurei, quern predicto abbati et
eius mon(acbis) pro ipsa possessione singulis annis debetis. Si
quis igitur banc nostre confirmationis paginam temerare presump-
serit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli
apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat* Lat, XV kal. ianuar*
10 .
Hadrian IF. nimmt das Bistum Sarsma unter dem Biscliof
Hubert von Barsina in den apostolischen Schuf^ mid hestdtigt die Be-
sitmngen. Bom hei S. Peter 1155 Mdr 0 BO.
Originalfragment Bom Vat. 'Archiv Arm. XVI c. VII n. 1 [A].
— Kopie s. XVII Sarsina Cancellaria vescovile (Coletianeo . . .
d'ordine . . . di Braschi I f. 225') von dcr Hand des Filippo Anto-
nmi [B]. — Lilro dei Privilegii e di altri Monumenti raccolti da
Mons. BrascU 1701 II f. 116 [H].
Vgl. Italia pontif. V 118 n. 4. — Nach Kopie von Hr. F.
Schneider,
ADEIANVS EPISCOPVS SEEVVS SEEVOEVM DEI. VENEEA^
BILI EEATEI YBEETO SAXEXATI EPISCOPO EIVSQVE SVC-
CESSOEIBVS OANONICE PEOMOVENDIS IN PEEPETVVM.
[Quia] diuine miserationis dementia nos in specula uniuersalis ad-
ministrationis constituit, ex debito nostri officii [cogimjur uniuersis
ecclesiis proui[dere et eas] munimine nostre protectionis a iacul[is]
infe[stantium pia consideratione] defendere, Quapropter, uenera-
bilis in Christo frater episcope, [tuis iustis postulationibus gra-
a) in Ms BB\
ISTachtrage zu den Papsturkunden Italiens. 17. 249
turn impertientes] assensum, [ecclesiam sancte Mari§ et sancti
Vicinii]^), cui Deo auctore [preesse] dinosceris, [sub beati Petri et
nostra protectione suscipimus et presentis script! priuilegio cojtnmu-
nimus]. Statuentes, ut quasciimque possessiones , queeumqiie bona
eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet [aut
in futurum] concessione pontificum, largitione regum uel principum,
[oblatijone fidelium sen aliis iustis modis [Deo propicio poterit
adipisci, firma tibi tuisque successoribus et per uoseidem®) ecclesie
illibata permaneant. In quibus b^o propriis duximus exprimenda]
uooabulis: monasterium sancti Saluatoris de [Simano, ius quod
babes in monasterio sancti Ambrosii, cellam sancti lobannis inter
ambas Paras sitam], plebem sancte Marie maioris cum capellis,
[decimis et] aliis [pertinentiis suis, plebem sancte Anastasie de
Ronoscla] cum capellis, [decimis et aliis pertinentiis suis, plebem
sanctorum Cosme et Damiani cum capellis , decimis et aliis perti-
nentiis suis], plebem sancti Bartolomei [de Eancha cum capellis,
decimis et aliis pertinentiis suisj, plebem [de Vignola cum omnibus]
pertinentiis suis, plebem [sancti Petri de Romagnano cum capellis
et decimis atque aliis pertinentiis suis, ita tamen, ut canonioi
ecclesie tue], quibus predicts plebes, [sancte Marie uidelicet et
sancti Vicinii^) ac sancti Petri de Romagnano, a] predecessoribus [tuis
et a te concessq sunt et] scriptis eorum [confirmate, nullum ex hoc
priuilegio preiudicium uel iuris sui detrimentum ualeant] siistinere,
plebem sancti [Cassiani] cum capellis [et] decimis atque aliis [per-
tinentiis suis, possessiones, quas babes in plebe Balnei, in Popu-
liensi episcopatu, in] plebe sancte Marie de Castro nouo [et in]
territorio Cesenati. Decernimus ergo, ut [nulli omnino bominum
liceat predictam ecclesiam temere perturbare aut eius] possessiones
[auferre uel ablatas] retinere, [minujere aut aliquibus uexationibus
[fatigare,* sed omnia integra conseruentur, uestris et aliorum , pro
quorum gubernatione et sustentatione concessa sunt, usibus omni-
mo dis] profutura, [salua sedis apostolice auctoritate. Si qua igitur
in futurum ecclesiastica] secularisue persona banc nostre constitu-
tionis paginam [sciens contra earn temere uenire temptauerit,
secundo tertioue commonita, si non satisf[actione congrua emen-
dau[erit], potestatis bonorisque [sui] dignitate ca[reat reamque se
diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et] a
sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri
lesu Cbristi [aliena fiat atque in extreme examine district^ ultioni
subiaceat]. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit [pax]
y) Yidai c) eiusdem BB\
17 *
2B0
P. Kehr
domini nostri lesu Christi, [quatenus et hie fruotum bone actionis
peroipiant] et apud districtnm iudicem premia eterne pacis inue-
niant. Amen. Amen. Amen.
R. [Ego Adrianus catholice] ecclesie episcopna ss. BV.
j- Ego Imams Tusculanus episcopus ss.
f Ego Guido presh. card. tit. sancti Grisogoni ss.
[| Ego] Aribertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
[t Ego Hjnbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
[f Ego Johannes presb. card.] tit. sanctorum Martini et Siluestri ss.
f Ego Rodulfus diac. card, sancte Lucie ss.
i Ego Gerardus card. diac. sancte Marie in Via lata ss.
i Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss.
[Dat. Rome apud sanctum Petrum] per manum R[olandi] sancte
Romanq ecclesiq presbiteri cardinalis et cancellarii, XIII kal. april.,
indictione III, incarnationis dominice anno M.C.L.IIII, pontiiicatus
uero domni Adriani [pape IIII anno pri]mo.
(B. dep.)
U.
Alexander III. nimmt die Kanoniher von Mavenna, welche Gan-
tores heiffien, mter dem Praepositus Heinrich in den apostolischen
Sohuts und lestdtigt die genannten JBesiUungen.
JBeneveni 1169 November 11.
Orig. Ravenna Arch, gapitolare. — Ehenda Kopie s, XVI.
Vgl. Italia pontif. V 78 n. 2. — Aus demselben Jahre vom
22. Juni hdben wir ein Privileg Alexanders III. fiir die Kanoniher
von Ravenna, welche Gardindles heijien und unter dem Archidialcon
standen. Aus der Vergleichung ergibt sich nicht nur, daji der Ordo
der Gardinales und der Ordo der Gantores an der Bomhirche gans
eienso verschiedene Binge waren wie etwa die rdmischen Ordines der
Kardmalpreshyter und der Kardinaldiahonen, sondern dafi im 12. Jahr-
hundert jeder dieser Ordines seine eigene Verwaltung und eigenen Re-
sits hatte.
ALEXANDER EPISOOPVS SEEVVS SEEVORVM DEI. DILEC-
TIS EILIIS HENEIOO PEEPOSITO EAVENNATIS ECOLESIE ET
EIVSDEM EOCLESIE CANONIOIS QVI OANTOEES DICVNTVR
TAM PEESENTIBYS QYAM EYTYRIS OANONICE SYBSTITYENDIS
IN PEEPETYYM. Effectum iusta postulantibus indulgere et
uigor equitatis et ordo exigit rationis, quando petentium uolun-
tatem et pietas adiuuat et ueritas non relinquit. Quapropter, di-
ISTaclitrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 251
lecti in Domino filii, uestris iustis | postulationibiis clementer an-
nuimus et nos et canonicam uestram^\ in qua diuino estis obae-
quio mancipati, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus
et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ( lit quas-
cumque possessiones, quecumque bona in presentiarum legitime pos-
sidetis ant in futurum concessione pontificiim, largitione regum uel
principum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis prestante Do-
mino I poteritis adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et
illibata permaneant. In quibus bee propriis duximus exprimenda
uocabulis: ex dono bone memorie Dominici quondam Rauenn(atis)
arcbiepiscopi domum quondam integram | cum omnibus mansionibus,
bortis et uac[ua]mentis et puteis ad ipsam domum pertinentibus ab
introitu sancte Eauennatis ecclesie usque ad monasterium quondam
sancti Micbaelis una cum ipso monasterio et cum omnibus sibi
per|tinentibus et inde usque ad caput portus et aditum balnei,
curtem que uocatur Colonia cum familiis suis et cum omni iure
suo positam in plebe sancti Cassiani in Decimo et curtem que
uocatur Uallis Baronic(i) cum fami|liis suis et omnibus sibi perti-
nentibus sitam in plebe sancti lobannis in Octauo, plebem sancti
Zacbarie cum omnibus capellis et decimis et primitiis suis et
possessionibus , ordinationem quoque ac dispositionem eiusdem
plebis, sicut rationabiliter | uobis concessa est, uobis nicbilominus
conflrmamus, curtem que uocatur Casanoula cum duobus fundis
Asuano et Maccuniano cum familiis suis sitam in plebe sancti
Petri in Quinto, piscariam integram que uocatur Uallis de re|gione,
que modo^^ Uallis montonis dicitur, cum^^ piscationibus, fossis, cana-
libus, terris et siluis circumquaque, terram que estPozale positam
in Classe, ubi uaccaria fuit, una cum prato suo, ex dono Petri
arcbiepiscopi platanetam mi[norem que modo dicitur Sclai a flumine
Populiensr usque ad medium fluminis Liuiensis et ab Arcboplacto
et Trisco usque ad Calancum, totam et integram animarum commen-
dationem tarn ciuitatis quam suburjbii et quicquid iuris inde babere
potestis, et omnes oblationes, que in missis arcbiepiscoporum uel
sacerdotum cardinalium siue sacerdotum cantorum oblate fuerint-^),
tarn in maiori ecclesia quam in processionibus aliarum ecclesiarum,
sicut 1 in autentico scripto prefati Petri arcbiepiscopi exinde factp^>
noscitur contineri, ex dono bone memorie Honesti Eauennatis archi-
episcopi plebem sancti Cassiani in Decimo cum omnibus capellis
et decimis et^^^ primitiis ac possessionibus | suis et omni iure suo
a) uos — uestram auf Basur. &) concessa z. T. mf Basur, c) sitam
in plebe auf Basiir. d) folgt df ausradiert. e) dicitur cum auf Basu/i\
f) folgt Icleine Basur. g) facto z, T. auf Basur, li) et auf Basur.
sub potestate, ordinatione prepositorum et fratrtim, qui in eadem
canonica cantorum pro tempore fnerint, sicut in eiusdem arohi-
episcopi scripto continetur, curtem que uocatur de Molino a fossa
que dicitur | Rupta usque ad pontem longum et a medio flunio
Liuiensi usque in canale de Montone, ex donatione Greboardi arcbi-
episcopi fundum Grranarol(am) cum domnicalibus suis et fundum
Cisani et fundum de Nocito, fundum Qua|rantule et casale quod
dicitur Misano coherentes sibi‘\ ex donatione G-ualteri aroMepi-
scopi quantum olim refutauerunt eidem arcWepiscopo Yitalis de
Marino et Petrus Gruaraneus cum terris, campis, pratis, pascuis,
siluis et Berlelta atque paludibus omnibus sibi pertinentibus,
constitutum in Rotitula et quantum plus babuit Ardicio per
feodu[m ajb eodem arcMepiscopo in supradicta Rotitula, et
totnm quod ecolesia Rauennas h[ab]et9 ant aliquis suo iure tenet |
a terra, quam Conradi tenent usque ad terram uestram de Longana
et a medio fluuio Liuiensi usque Monton(em), mansionem, ubi quon-
dam babitauit Radulfus capellanus cum curte retro se usque ad
Solcismum et cum alia cor|ticella in capite eiusdem mansionis usque
ad plateam publicam et totum locum ilium, ubi quondam bospitalis
domus fuit cum curte ante se et muris suis, et bortum nmim posi-
tnm prope portam de Glazo"'). Sententiam | quoque inter uos et
cardinales Rauennatis ecclesie super aditu porte rationabiliter
latam, sicut in publico instrumento exinde facto noscitur contineri,
auctoritate apostolica confirmamus. Decernimus ergo etc. Si qua
igitur etc. Cunctis autem etc. AMEN. AMEN. AMEN, j
R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Hvbaldus Hostiensis episcopus ss.
f Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss.
I Ego Willelmus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss.
t Ego Bo-so presb. card, sanct^ Pudentianq tit. Pastoris ss.
t Ego Petrus presb. card, tit, sancti Laurentii in Damaso ss.
t Ego lacinctus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss.
f Ego Arditio diac. card, sancti Tbeodori ss.
f Ego Cintbyus diac. card, sancti Adriani ss.
t Ego Manfredus diac. card, sancti Georgii ad Velum
aureum ss.
f Ego Hugo diac. card, sancti Heustacbii iuxta templum
Agrippe ss.
t Ego Petrus diac. card, sancte Marie in Aquiro ss.
i) tes sibi mf Basur. Tc) Icorr. am Guareneus. T) b[. . .] et init Ab-
’k'wtsM’iigsstvicfi, 7n) Gaza scliGint Tzoyt. in Gazo.
NacMrage zu den Papsturkunden Italiens. IV.
263
Dai Beneuent. per manum Gerardi sanete Romane ecclesie
notarii, III id. nouemb., indictione III, incarnationis dominice anno
M^.C^LX^.VIIII, pontificatus uero domni ALEXANDEI pape III
anno undecimo.
(B. dep.)
13.
Alexander III, nimmt die Fieve 8, Lorenzo in Fanico unter dem
Fleban Gnalfred in den apostolischen SchnU und lestatigt ihr den
BesiU und den Zehnten, Anagni 1173 JSovemier 10,
Orig, Bologna Arch, capitolare,
Vgl, Italia pontif, F 291 n. 2, ~ Von dem Original ist die rechte
ohere JEJche, ebenso die Plica wegg.eschnitten^ so daJS der Text Luchen
iietef. Die Ahschrift verdanlce ich Herrn Dr. A. Hess el.
ATjEXAXDER EPISCOPVS SEEWS SEEVORVM DEI. DD
LEOTIS EimS GVALFEEDO PLEBAXO PLEBIS SAXCTI LAV-
EENTII DE PANICO EIVSQYE CLERICIS TAM PEESEN[TIBVS
QVAM FVTVEIS GANONICE SVBSTITVENDIS IN PEEPETVYM]. [
Qnotiens illud a nobis petitur, quod honestati conuenire dinoscitur,
animo nos decet libenti concede[re et petentium desideriis con-
gruum imper]|tiri suffragiiim. Eapropter, dilecti in Domino filii,
uestris iustis postulationibus clementer [annuimus et prefatam
ecolesiam, in qua] | diuino mancipati estis obseqnio, snb beati Petri
et nostra protectione suscipimns et presentis sGrip[ti prinilegio
commnnimus]. | Statuentes, ut qnascumque possessionea, quecumqne
bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canon[ice possidet
ant in fntnrnm con]|cessione pontificum, largitione regum uel prin-
cipnm, oblatione fidelium sen aliis iustis modis pr[estante Domino
poterit] I adipisci, firma nobis nestrisq^ue snccessoribns et illibata
permaneant. In quibns hec propriis dnximns [exprimenda noca-
bnlis] I : quicqnid rationabiliter possidetis a rino Grausene usque
ad nlmnm de Gazo, a Monte magno usque ad [ ], | qui
pergit usque ad Montem Pauli et usque ad sanctum Hylarum, et
a riuo de Gauignano usque ( ] \ rubeam et usque ad col-
linam, que pergit ad Montem M[us . .]m atque usque ad sanctam
Trinitatem nec non usque [ ]|cem Pipini et usque ad caput
Venule et usque ad Montem Praulese et usque ad Pignoni et usque
ad iliua[. . . .] | et usque ad Medelanum et usque ad Albareta et
usque ad Culinam que dicitur Termine et usque ad [rijjuum de
254
P. Kehr
Orsarolo, qpi pergit ad fluuium Sitta et usque ad Siranum. Cano-
nicam uero portiouem decimarum de [ tota plebana uestra, sicut
earn pacifice habere debetis, uobis nichilominus coufirmamus, Decer-
nimus | ergo etc. Si qua igitur etc^ Cunctis autem etc. Amen.
Amen. Amen. |
*
E. Ego Alexander cathoHce ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss.
f Ego Bernardus Por[tu]ensis et sancte Eufine episcopus as.
f Ego Gualterus Albanenais episcopus ss.
f Ego Johannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Guillelmxis presb. card. tit. sancti Petri ad Vin[c]ula ss.
f Ego Boso presb. card, sanctq Pudentianq tit. Pastoris ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss.
I Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss.
f Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Grrisogoni ss.
f Ego Oddo diac. card, sancti Nicholai in carcere Tulliano ss.
f Ego Cynthius diac. card, sancti Adriani ss.
f Ego Hugo diac. card, sancti Eust(achii) iuxta templum
Agrippe ss.
f Ego Yitellus diac. card, sanctorum Sergii et Bachi ss.
•j* Ego Laborans sanctq Eomanq ecclesig diac. card. ss.
Dat. Anagnie per manum Grratiani sancte Eomane ecclesie
subdiaconi et notarii, JJJI id. nouemb., indictione VIJ^, incarnationis
dominice anno M^.C^.LXX^.JIJ®, pontificatus uero domni Alexandri
pape JJJ anno quintodecimo.
(B. dep.)
13.
Alexander HI. bestdtigt dem Er^bisclwf Gerard von JRavenna
nach dem Vorgange Anastasius' IV. die 8entem Eugens IIL uber die
mischen dem Er^bischof Moses von Bavenna und dem Bischof Griffo
von Ferrara streitige Massa Firminiana.
Venedig 1177 September 29.
Orig. Baris Bibl. nat. Nonv. acquis. 2573 f. 89.
Vgl. Italia pontif, V 66 n. 231. — Die UrJctmde ist eine so
wdrtliche Wiederholung der Senten^en Eugens IIL von 1152 Juni 2
(Italia pontif. V 62 n. 213) und Anastasius’ IV. von 115i Juni 17
(ib. V 63 n. 218), daji sogar die stilistisch notwendigen Aenderungen
unterblieben sind. Da Eugens III. Senten^ bereits Gbtt, Naclir. 1897
Naclitrage zu den Papsturknnden Italiens. IV.
265
S. 197 n, d und diejenige Anastasms' IV, von TarJa^H Appendice
ai Monwnenti Eavennati di M, Fantu^d II 9 n, 7 gedrucM sind, so
legnuge ich mich Jiier mit der Wiedergdbe des ErotolwUes, — Ueber
den Pariser Oodex s, oben Nr, 1, — Ueber die Massa Firminiana^
heute Formignana, vgl, Italia pontif, T MO sg,
Alexander episcopus sernus seruornm Dei. Venerabili fratri
Gerardo Eavennati archiepiscopo salutem et apostolicam benedio-
tionem. Que a predecessoribns.
E. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Ubaldus Ostiensis episcopus ss,
t Ego Guillelmus Portuensis et sancti Euflne episcopus ss.
I Ego Manfredus Prenestrinus episcopus ss.
f Ego lohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
t Ego Boso presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss.
f Ego Theodinus presb. card, sancti Vitalis tit. Vestine ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego Iac(inctus) diac. card, sancte Marie in Cosmidyn ss.
f Ego Arditio diac. card, sancti Theodori ss.
f Ego Cinthyus diac. card, sancti Adrian! ss.
f Ego Hugo diac. card, sancti Eustacbii iuxta temj)liiin
Agrippe ss.
f Ego Laborans diac. card, sancte Marie in Portion ss.
Dat. Venetiis in Eiuo alto per manum Gratiani sancte Eomane
ecclesie subdiaconi et notarii, III kal. octobris, indictione XP, in-
carnationis donainice anno M.C.LXXVII, pontificatus uero domni
Alexandri pape III anno XVIIII®.
(B. dep.)
14.
Alexander III, bestdtigt dem ArcJiipresbyter Albert und den Kon
nonikern von Bologna die Institution sdmtlicher Kirchen der Pieve
von Buita und die Besitmngen der Eirche, gemdfi dem Privileg des
fruheren Bischofs Lambert Later an (1166 — 79) April 9,
Orig, Bologna Arch, di stato (Capitolo di 8, Pietro), — Ab-
scJirift s, XIII im Libro d^Asse f, Bologna Arch, capitolare und
in lessen Kopie s, XVIII p, 7 Bologna Arch, di stato.
Vgl, Italia pontif, V p, 259 n, IS, — Die Urhinde Alexanders
wurde twrtlich wiederholt von Ludus III, PL, 15238 (ed, v, Pflugh^
EartUmg Acta III 315 n, 849), Buida oder Buita deutet Pflugh--
P. Kehr,
2B6
Em-ttmg auf JBuio in der Provins Beggio. So sind seine topogra-
pUschen Bentungen uberlmipt, ohne alls Kenntnis, mfs GeradewoM
Jiin, nach deni ndchsthesten Dmonario geografico. Die Plebs Buida
Icommt in Bdlogneser Urlcunden so Mufig vor , dafi es nicJit sclnver
ist, sie richtig m deuien; sie ist idenfisch mit Medieina (vgl. A. Ressel
OeschicJite der Stadt Bologna S. 53 Antn. 11). — Nach Kopie von
Br. E. Kalhfufi.
ALEXANDEK episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
Alberto arcbipreabytero et canonilcis Bononiensis ecclesie salutem
et apostolicam benedictionem. Si quaxido postulatur a nobis, quod
rationi | conueniat et consonet boneatati, petentium desideriis nos
conuenit olementer annue|re et effectum iuxsta postulantibus indul-
gere. Eapropter, dileoti in Domino filii, uestris iustis | postula-
tionibus grato concurrentes assensn, institutiones omnium eocle-
siarum plebis Buite, sicut | a quadraginta annis retro predecessores
uestri et uos ipsi eas rationabiliter babuisse noscimi|ni, nec non
etiam antiques et rationabiles consuetudines, quas babetis in obla-
tionibus et in pro|uentibus ipsarum ecclesiai'um et in aliis ad eccle-
siam uestram spectantibus, nobis auctoritate apostolica ] oonfirma-
mus. Possessiones qnoque Bononiensis ecclesie, que ad eandem
ecclesiam iusto titulo peruenerunt uel | peruenerint, sicut Lambertus
quondam uester episcopus priuilegio suo uobis indulsit, uobis et
eidem ecclesie | duximus confirmandas. Nulli ergo omnino bominum
lieeat banc paginam nostre confirmationis infringere I uel ei ausu
temerario contrabire. Si quis autem boc attemptare presumpserit,
indignationem omnipoten|tis Dei et beatorum Petri et Pauli apo-
stolorum eius se nouerit incursurura. Dat. Laterani V idus
aprilis.
(B. dep.)
15.
Lucius III. nimmt das Kloster San Pietro in Vincoli (bei Ba-
venna) unter dem AM Johannes nach clem. Vorgange Innocenz' II.,
Eugens III. und Alexanders III. in den apostolisehen ScJmU, he-
stdtigt die genannien Besitmngen, die von Innocens II. und Eugen III.
verliehene Freiheif, die von Eersog Johannes geioahrte Immunitdt und
andere Vorrechte, gegen einen Jahressins von 12 Benaren.
Vellefri 1181 September 28.
Abschrift in Qiulio Mancini Ennunciativae genealogicae et alia
Notabilia vol. I f. 9' Poggitassi Arch. Magherini-Qrasiani.
FacMrage zu den Papsturkunden Italiens. IV,
257
Von diesem Privileg hannten wir Usher nur einen Ausmg lei
Bossi Hist. Bav.^ p. 353 (danach J. 9415. J-L. 14507). Has Ori-
ginal lefand sich am Anfang des vorigen Jahrhunderts im ArcUv der
Vitelli in Gittd di Gastello, aus dem es Giulio Mancini hopierte; jetzt
soil es in dem Archiv Vitelli- Buoncompagni in Florem sein, m dem
wir dber Usher noch nicht Zugang gefmden hdben. Hie Alschrift
aiis Mancini hesorgte Hr. Fedor Schneider. — Vgl. Italia pontif. V
110 n. 4.
Lucius episcopus serims seruoruxn Dei. Dilectis filiis lohanni
abbati monasterii sancti Petri ad Vincula eiusque fratribus tarn,
pr^sentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum.
Licet uniuersis ecclesiis debitores simus de suscepto ministerio ser-
uitutis, specialius tamen illis prouidere tenemur, quq nullo me-
diante beati Petri iuris existunt et noscuntur specialiter ad defen-
sionem apostolicam pertinere. Eapropter, dilecti in Domino fllii,
uestris iustis postulationibus clementer annuimus et pr^decessoram
nostrorum felicis memori§ Innocentii, Eugenii et Alexandri Eoma-
norum pontificum uestigiis inherentes, pr^fatum monasterium beati
Petri ad Vincula, quod ad ins et proprietatem beati Petri et no-
stram nullo mediante pertinere dignoscitur, in quo diuino manci-
pati estis obsequio, sub beati Petri et nostra tutela et protectione
suscipimus et prqsentis scripti priuilegio communimus. Statuentes,
ut quascumque possessiones, quecumque bona idem monasterium
impresentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum conces-
sione pontificum, largitione regum uel principiim, oblatione fidelium
seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma
uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. In quibus
bee propriis duximus exprimenda uocabulis: ecclesiam sancti Petri
de Brettenora, ecclesiam sancti Xisti de Ceruia, ecclesiam sancte
Mariq de Asignano, ecclesiam sancti Blasii de Turricla, ecclesiam
sancti Stepbani de Arzena, ecclesiam sancti lobannis de Meleto,
ecclesiam sancti Paterniani de Padulecla, ecclesiam sanctorum lo-
bannis et Pauli de Vetreta, ecclesiam sancti Egidii de Calanco,
ecclesiam sancti Petri in Aqueducto, ecclesiam sancti Marci euan-
gelistq de Banco cum omnibus earum pertinentiis, quidquid iuris
babetis in plebe sancti Laurentii de Vado Bondineo, possessiones
Asignani, Pascasi^, Bannullelli, Flazani, Grauli, Arzen^, casalis
Martini, prati Masiuli, Meleti, Uliano, Perituli, Alfiani, possessiones,
quas babetis in plebe sancti Cassiani in Decimo, Cartonariam cum
terris, siluis et pratis, Siluanolam cum tennis et uineis, Burgum
cum terris, uineis et aliis pertinentiis suis, pontemLi§ cum terris,
268
P. Kehr,
tiineis et aliis pertinentiis suis, Pumpillolam cum terra, duos
mausos apud sanctum Paternianum, possessiones, quas iiabetis in
plebe sancti Laurentii in Vado Rondineo, Graibolam cum molendino,
prate et silua, possessiones , quas babetis in plebe sancti Petri in
Trintula, tres mansos in Vitreta, possessiones, quas babetis in
plebe sancti Pancratii, in Ceruia salinas et barcones, tiineas, terras
et siluas, possessiones, quas babetis in plebe sancte Mariq in
Aqueductu, locum qui dicitur Turri cum pertinentiis suis in plebe
sancte Mariq de Brettenora, possessiones, quas babetis in plebe
sancti Petri in Quinto, possessiones, quas babetis in plebe sancti
Zaccariq, in ciuitate Eauenn§ domos cum ortis et aliis earum per-
tinentiis, et Turricellam cum suis pertinentiis, et possessiones,
quas babetis ab episcopatu Liuiensi, saluo censu, quern pro eis
eidem episcopatui debetis, Ut autem quietius seruire omnipotenti
Domino ualeatis, libertatem a predictis Innocentio et Eugenio Ro-
manis pontifleibus monasterio uestro pia consideratione concessam
et postmodum obseruatam aiictoritate apostolica confirmamus. Sane
noualium uestroruin, qa^ propriis manibus aut sumptibus colitis,
siue de nutrimentis animalium uestrorum nullus a nobis decimas
exigere presumat. Crisma uero, oleum sanctum, consecrationes
altarium seu basilicarum, ordinationes clericorum, qui ad sacros
ordines fuerint promouendi, a diocesano suscipiatis episcopo, si
quidem catbolicus fuerit et gratiam atque communionem apostolic^
sedis babuerit et ea nobis gratis et absque prauitate aliqna uo-
luerit exbib ere; alioquin liceat uobis qnemcumque malueritis adire
antistitem, qui nimirum nostra fultus auctoritate quod postnlatnr
indulgeat. Sepultnram pr^terea [ipsius loci] liberam esse decerni-
mus, nt eorum denotioni et extremq uoluntati, qui se illic sepelliri
deliberauerint, nisi forte excommunicati nel interdicti sint, nullus
obsistat, salna tamen iustitia illarum ecclesiarum, a qnibus mor-
tuoriim corpora assumuntur. Obennte uero te nunc einsdem loci
abbate nel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qnalibet sur-
reptionis astutia seu uiolentia pr^ponatur, nisi quern fratres com-
muni consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei
timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eligendum ; electus
autem ad Romanum pontificem benedicendus accedat. Ad hqc
immunitatem, quam bon^ memoriq lobannes dux monasterio uestro
et possessionibus eius indulsit et scripti publici munimine robo-
rauit, ratam babentes, sicut bactenus obseruata est, auctoritate
apostolica confirmamus. Decernimus ergo, ut nulli omnino bomi-
num fas sit pr^fatum monasterium temere perturbare aut eius
possessiones auferre uel ablatas retinere, minuere seu quibuslibet
Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV.
269
iiexationibus fatigare, sed omnia Integra conseruentur, eorum^ pro
quorum gubernatione ac sustentatione concessa sunt, usibus omni-
modis profutura, salua sedis apostolic^ auctorifcate et in prgdictis
ecclesiis diocesanorum episcoporum canonica iustitia. Ad indicium
autem percepte buius a Romana ecclesia libertatis duodecim de-
narios Lucensis monet^ annuatim nobis nostrisqiie sucoessoribus
persoluetis. Si qua igitur etc. Cunctis autem etc. Amen. Amen.
Amen.
R. Ego Lucius catholicg eeclesi^ episcopus ss. BV.
f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufin^ episcopus ss.
f Ego Paulus Prenestimus episcopus ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susann§ ss.
f Ego Cynthius presb. card, tit, sancte Cecili^ ss.
f Ego Hugo presb. card. tit. sancti dementis ss.
f Ego Mattheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie Transtiberim tit. Ca-
lixti ss.
f Ego Rainerius diae. card, sancti Greorgii ad Velum
aureum ss.
f Ego Grratianus sanctorum Oosm§ et Damiani diac. card. ss.
I Ego Rainerius diac. card, sancti Adrian! ss.
f Ego Mattheus sanct^ Marie None diac. card. ss.
Datum Velletri per manum Alberti sancte Romane ecclesiQ
presbyter! cardinalis et cancellarii, IIII kal. octobris, indictione
[X]V, incarnationis dominicq anno MCLXXXI, pontificatus uero
domni Lucii III pape anno primo.
16.
Lucius III, nimmt das KapUel von Sarsina unter dem Arclii-
diaJwn Manerius in den apostoliscJien 8cJiut0, bestatigt Him die Be-
sit^ungen^ sowie die Him von dem verstorbenen Siscliof Subert ver-
lielienen Freiheiten imd Immunitdten^ und verleiht die BischofswaM
und die SepuUur, Velletri 1182 August 27,
Kopie s, XVII Sarsina Cancellaria vescovile (Colettaneo . . . d’or-
dine , . , di Braschi I f, 257) von der Hand des F. Anfonini,
Vgl, Italia pontif, V 119 n, 2, — Die AbscJirift verdanJce ich
Dr, Fedor Schneider, Die Vorlage ist aber so undeutlich, daji die
Namen der Orte niclit immer mit Sicherheit m lesen sind,
Lucius episcopus seruus seruorum Dei, Dilectis filiis Ranerio
archidiacono et canonicis Saxenatibus tarn presentibus quam futuris
260
P. Kehr,
canonice substituendis in perpetuiim. Quotiens illud a nobis pe-
titiir, quod rationi et bonestati conuenire uidetur, animo nos
decet libenti concedere et petentium desideriis congruum impertiri
suffragium, Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postii-
lationibus clementer anniiimiis et ecclesiam Saxenatem, in qua di-
iiino mancipati estis obsequio, sub beati Petri et nostra protec-
tione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Sta-
tuentes, ut quascumque possessiones , quecumque bona eadem ec-
clesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum
concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione
fidelium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit®) adipisci,
firma iiobis nestrisque successoribus et illibata permaneant. In
quibus bee propriis duximus exprimenda uocabulis : in primis locum
ipsum , ubi ecclesia sita est, cum claustro et omnibus officinis suis
et ortum cum omnibus sibi pertinentibus, clausuram uinearum infra
ipsam ciuitatem Saxenam positam, domnicatum de Brolio, domum
Bisexti cum orto, qu^ est infra ciuitatem, quartam partem de domo
Maurelli, domum Unganelli^^ et Passauini cum uno orto, domum
Ugolini fabri cum uno orto, qu§ nobis obuenit a Donizone de Gual-
teri, et petiam uine^, quam detinuit lohannes Curtese cum nepo-
tibus suisj petiolam terrq subtus fabricam, quam detinuit idem
lobannes cum nepotibus suis, terram, qu§ dicitur Troua, quam
detinuit Tiberius Dberti de Pago, domum, quam detinuit Bolandus
de Yiuiano cum uno orticello, uineam, quam detinuit Ugolinus
faber, et petiam terr^ sub orto uestro et duo oliueta, qu§ omnia
sunt infra ipsam ciuitatem Saxenatem, tenjmentum Bisexti, quod
uobis obuenit ex parte Eamburge, quod est positum in Laterclo et
ubicumque est de ipso tenimento, Trouam, quam detinixit lohannes
Cortesq cum suis nepotibus, a fossato de Porte, sicut intrat in
flumine , usque ad pontem Campoquenti , aquimolum in eodein
Campoquenti cum duabus Trouis et duas siluas in eodem campo,
in fundo Paterniani siluam unam et unum mansum et portionem,
quam obtinuit Maria de Anno, petiolam terr§ sub monte Ouili^,
quattuor tornaturas terrQ desuper cruce sancti Donati, medium
mansi in Busseto cum propriis famulis, mansum, quern habetis in
Pedeclana, castrum Sapini et integram curtem eius cum terra et
omnibus appendiciis et pertinentiis suis, sicut circumdatur ab una
parte a fluuio Sapis, a seciinda Panante, a tertia Clusina, a
quarta®) Rouore Clauelleria plebem sancti lohannis baptistq cum
a) poteritis. h) siaU Ungarelli ? c) quarto, d) auf KorreUur mid
niclit deutlich lesbar.
Nachtr^ge zu den Papsturkunden Italiens. lY. 261
omnibus dotibus, decimis, primitiis et iiniuersis ad ipsam perti-
nentibus, plebem sancte Mari^ in Romagnano cum omnibus dotibus,
decimis, primitiis et ceteris ad eandem plebem pertinentibus , pe-
tiam terr^, quam babetis domnicatam^^ in fundo Pedeclana, totum
quod babetis et tenetis in castro de Sorbano et curte eiiis, quod
uobis obuenit ex parte Petri de Sorbano, et in castello de Bezo
ecclesiam sancti Donati, duo domnicata et petiam unam terr§, que
sunt prope ecclesiam sancti Donati, tenimentum, quod detinuit
lobannes cocus, quod Henricus de Alberto cum predicta petia in
sancto Donato ecclesie uestre dedit pro anima sua, totum quod
babuit Albertus de Alberto in curte de Turrita uel alibi uestro^)
iure et que babetis in castro uel curte de Valbiano et Forcamen-
taula^) et inAlpezano, qu§ detinuit Bosius de Valbiano, oblationes,
quas percipiebant Grualfredus de Turrita et Ildeprandus frater eius
in festiuitate sancti Vicinii, medietatem omnium ofiFertionum in
consecratione ecclesiarum et incensum, quod in earumdem conse-
cratione offertur, quartam partem turris Sallacii, tali tenore, iit
non babeatis licentiam uendendi, alienandi^'^, donandi uel commit-
tendi, ecclesiam sancti Marini cixm omnibus dotibus, offertionibus
et aliis ad ipsam ecclesiam pertinentibus, ecclesiam sancti Petri
cum dotibus, omnibus oflFertionibus et uniuersis ad earn pertinen-
tibus, omnia que uestri homines babent in castro et burgo Sallacii
et in curte eius tota, in riuo de Cumo aquimoluni, siluam qu^ uo-
catur Abete, teiuam, quam babetis, quq fuit Leti de Azone, quam
detinuerimt filii lobannis de Urriesto, quartam partem de uno
guardengo, quam ipsi detinuerimt uestro iure, oliuetum, quod ba-
betis in Siluagnoni, quatuor tornaturos terr§ ibidem', alium aqui-
molum in Campociuenti, medium mansi Petorniani et possessionem
principalium possessorum eiusdem mansi, integrum mansum in
eodem casale, capellam sancte Marie in Atedio cum omnibus, quq
ad earn pertinent, capellam sancti lobannis de Oplo cum dotibus
omnibus et aliis, que ad earn pertinent, capellam sancti Paterniani
de Senzola cum uniuersis pertinentiis suis, capellam de Caresti,
capellam de Turrita cum omnibus dotibus, capellas, quas babetis
in Lizola, unam in castro et aliam, que est in uilla eiusdem Li-
zolq cum omnibus dotibus suis, capellam in Quarto cum omnibus
dotibus suis, duas capellas, quas babetis [in]^) Valdagneto cum om-
nibus, quq ad eas pertinent, totum quod babetis in Ruxello, totum
quod uobis obuenit a Gruelfone de Sorbano in Pelleclaua, terciam
quo que partem de tbeloneis, quq a mercatoribiis percipiuntur, qui
e) donicatam. f) uo. g) unsiclier. li) candancli. i) in feUt
262
R Kehr,
ad forum celebrandum in festiuitate sanct§ Mari§ et in festiuxtate
saucti Vicinii, die sancti Mtcbahelis et octaua eius, dominica in
ramis palmarum et in coena Domini conuenerint, refectionem, in
qnam ad inensam episcopi uestri recipimini, in natiuitate Domini,
in resurreotione atque in festiuitate omnium sanctorum, decimationes
et primitias et cetera, quq baptismalis ecclesia promeretur de tota
curte Valdigneta, medietatem bonorum, que detinuit Unganus et
Paganus de Gulina, qu§ nobis obuenerunt ex parte Henrici et Hu-
baldi filiorum quondam Eustici Berardi, totum quod detinuerunt
filii Mariq Blanc§ in curte .... dii^^ uestro iure, et quod tenue-
runt fabri in curte Lizole uestro iure, donnicatum, quod uocatur
de Pastino, uineam, quq est in curte de Massa, tenimentum, quod
obuenit nobis per comparationem comitis Albertini, tornaturam de
Castagneto, quam babetis in curte Linari, quam dedit uobis comes
Gruido pro anima sua et uxoris suq, petiam^ terre, quam habetis
in Colonata, quartam partem omnium, quq inuenturi uel excussuri
sunt episcopi, qui in ecclesia uestra pro tempore fuerint, sicut in
autentico instrumento bonq memorig Dberti quondam episcopi
uestri continetur. Libertates quoque et immunitates a bong recor-
dationis Huberto quondam episcopo uestro rationabiliter uobis in-
dultas et scripto eius auctentico roboratas auctoritate apostolica
conflrmamus. Statuimus etiam, ut infra terminos ecclesiarum uestra-
rum nullus ecclesiam uel oratorium edificare absque assensu epi-
scopi diocesUni et uestro presumat, saluis priuilegiis apostolice
sedis. Obeunte uero episcopo uestro, qui pro tempore fuerit, nullus
in ecclesia uestra qualibet surreptionis astutia sen uiolentia pre-
ponatur, nisi quern uos communi consensu uel uestrum pars con-
silii sanioris secundum Dei timorem canonice prouideritis eligen-
dum. Sepulturam insuper ecclesie uestre liberam esse decernimus,
ut eorum deuotioni et extremg uoluntati, qui se illic sepeliri deli-
berauerint, nisi forte excommunicati uel interdict! sint, nullus ob-
sistat, salua tamen iustitia illarum ecclesiarum, a quibus mor-
tuorum corpora assumuntur. Decernimus ergo, ut nulli omnino
bominum liceat ecclesiam iiestram temere perturbare aut eius pos-
sessiones auferre uel ablatas retinere, minuere sen quibuslibet
uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur, eorum, pro
quorum gubernatione ac snstentatione concessa sunt, usibus omni-
modis profutura’”^ salua sedis apostolicg auctoritate et episcopi
uestri canonica iustitia et debita reuerentia. Si qua etc, Cunctis
autem etc. Amen. Amen. Amen.
Tc) Luclce im Teost, T) petia. m) prestituta.
Kachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV.
263
R. Ego Lucius catholic^ eoclesi§ episcopus ss. BV.
I Ego Theodinus Portuensis et sauote Rufine sedis epi-
scopus ss.
f Ego Paulus Preuestinus episcopus ss.
f Ego lohannes presb. card, tit, sancti Marci ss,
f Ego Petrus presb. card, tit, sancte Susanna ss.
f Ego Viuianus tit. sancti Stepbani in Celio monte presb. card. ss.
\ Ego Arduinus presb. card, tit. sancte Orucis in lerusalem ss.
I Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Mari^ Transtiberim tit. Ca-
listi ss.
f Ego lac(intus) diac. card, sanct^ Mari^ in Cosmidin ss.
f Ego Rainerius diac. card, sancti Greorgii ad Velum au-
reum ss.
f Ego Grratianus sanctorum Cosm^ et Damiani diac. card. ss.
Dat. Velletri per manum Alberti sancte Romany ecclesi^ pres-
biteri cardinalis et cancellarii, VI kal. septembris, indictione XV,
incarnationis dominice anno M^.C.LXXXII, pontiflcatus uero do-
mini Lucii pape III anno prime.
17.
Lucius III. befiehlt dem Bischof (Theobald) von Ferrara^ den
VerJcauf des Hospitals (S. Blasii) in Casajola durch den Prior G(e-
rard) von 8. Maria di Bheno an den Er^priester von Boffeno fur
ungilltig jstu erMdren. Anagni (1183) November 34.
Epitome tarn privilegiorum quam instrumentorum canonicae s,
Mariae de Bheno n. 33, s. XVII, Bologna Arch, di stato (8. 8aL
vatore).
Vgh Italia pontif. V 381 n. 19.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Ferra-
riensi episcopo salutem et apostolicam benedictionem. Ad audien-
tiam nostrum peruenisse cognoscas, quod G. prior sanctae Mariae
de Rbeno hospitale, quod situm est apud Casaliolam, uendere archi-
presbytero de Roffeno presumpsit. Quia igitur religiosa loca et
piis operibus deputata uendi non debent, fraternitati tuae per apo-
stolica scripta mandamus, quatenus, inquisita diligentius ueritate,
si rem noueris ita esse, uenditionem illam, cessante appellatione,
in irritum reuoces et facias pecuniam prefato arcbipresbytero de-
Kgl, Ges. d, Wiss. Nacliriclitea. Phil.-liist. Klasse 1910, Heft 3. 18
264
P. Kehr,
signari Si tiero commutation em factam inneneris fraudiilentam
et damnosam predicte ecclesie sancte Mari§, componere studeas
inter eos. Quod si compositio fieri forte nequiuerit, quod iiistum
fuerit indices et facias obseruari. Datum Anagnie VIII kal. decemb,
< 1183 ).
a) staU resignaxi?
18 .
Lucius 111, nimmt nach dem Vorgange Alexanders III, die Dom-
IdrcJie in Ferrara in den apostolischen ScJmU %md lestdiigt die nament-
licli aufgefuhrten JBesitmngen und Rechte,
Verona 1184 OMober 1,
Kopie von 1279 Ferrara Arch, capitolare (XIII 12), — - 46 -
schrift von G, A, Scalahrini in Transnnto dei documenti f, 179^ s,
XVIII^ Ferrara Ribl, commale 468 XD 5,
Vgl, Italia pontif, V p. 224 n, 16, — Die Abschrift dieses Fri-
vilegs, das der genannten VontrJcunde Alexanders III (I, c, p. 228
n, 11) folgtj verdanke ich Dr, A, Ruppel,
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis iliis canonicis
Ferrariensis ecclesie tarn presentibus quam futuris canonice sub-
stituendis in perpetuum. Quotiens a nobis petitur quod rationi et
bonestati conuenire dinoscitur, animo nos decet libenti concedere et
petentium desideriis fauorem congruum impertiri. Eapropter, di-
lecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus clementer annui-
mus et prefatam Ferr^riensem ecclesiaro, in qua diuino estis obse*
quio mancipati, ad exemplar felicis recordationis Alexandri prede-
cessoris nostri sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et
presentis script! priuilegio communimus. Statuentes, ut quascun-
que possessiones , queeunque bona eadem ecclesia in presentiarum
iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificumy
largitione regum uel principum, oblatione fidelium sen aliis iustis
modis prestante Domino poterit adipisci, firma nobis uestrisque
successoribus et illibata permaneant. In quibus bee propriis duxi-
mus exprimenda uocabulis: uillam que dicitur Quartisiana, fundum
Contra -Padum, locum Currula, Caput Rede, uillam que dicitur
Banniolum, fundum Dundorgum, uillam que dicitur Guartiatica,
fundum Petorile, uillam que dicitur Fossa noua, capellam sancti
Marci ibidem sitam, piscariam que dicitur Morticium, ecclesiam
sancti Micbaelis cum suis pertinentiis, capellam sancti Stepbani
Nachtrage zu den Papsturlmnden Italiens. IV, 205
cum pertinentiis suis in burgo Ferrarie, capellam sancti lacobi in
ciuitate Ferrarie, capellam sancti Petri et sancti Saluatoris sitas
in castro eiusdem Ferrarie cum omnibus pertinentiis suis, capellam
sancte Marie Magdalene et sancti Viti, que est in mercato Fer-
rarie, capellam sancti Leonard! , capellam sancti Georgii in Quar-
tisiana sitam cum medietate Quartisii, cum ordinatione et dispo-
sitione ipsius ecclesie, Corrigium Stadii totum, medietatem Len-
denarie maioris et minoris, Cocolariam Laini, piscariam Ramadelli,
mansum in Capite Sandali positum, mansum de Porto Uetrarie,
mansum Gamolaga, medietatem fundi Ducentule, fundum Bagnoli,
Lamas comunis, medietatem fundi Gallinarii, medietatem fundi Pur-
purane, portum Capitis Rede, terram quoque, qua fuit de Aicba,
positam^) in ualle que dicitur Zucula, mansum unum in fundo qui
dicitur Luce, insuper etiam medietatem totius decimationis plebis
sancti Georgii in episcopio Ferrarie, medietatem omnium rerum,
que pro animabus fidelium defunctorum eidem ecclesie relinquntur,
tarn mobilium quam immobilium, to tarn decimam totius uille que
dicitur Oacoinarium, et cetera, que eidem canonice iuste pertinent
in terris, uineis, pratis, agris, cultis et incultis, aquis, in piscationi-
bus, uenationes etiam et molendina, seruos et ancillas, duodecim
homines ipsius loci, qui uos nauigio ferant^), quocunque usus uester
fuerit, absque omni pretio. Ad bee adicientes statuimus et aucto-
ritate apostolica probibemus, ne cui liceat clericos capellarum, que
ad iurisdictionem uestram tantummodo pertinent, uobis inuitis,
interdicto uel excomunicationi subicere aut alias indebita molesta-
tione grauare, sed uos liberam dispositionem, ordinationem et cor-
rectionem capellarum et clericorum ipsarum sine contradictione
qualibet babeatis, sicut usque ad tempera presentis episcopi uestri
babuistis. Preterea presenti pagina duximus statuendum, ut nullus
contra uoluntatem uestram infra ciuitatem uel suburbia uestre
ciuitatis baptizare, ungere secundum institutionem ab Azone olim
Romane ecclesie cardinal! et tunc apostolice sedis legato cum con-
silio ef assensu Landulfi quondam episcopi factam et hactenus ob-
seruatam uel publicas penitentias dare presumat. Quartam uero
partem decimarum, que in paroebia uestra uobis noscitur de iure
competere, nullus uobis subtrabere uel uiolenter detinere presumat*
Nichilominus etiam auctoritate apostolica probibemus, ne aliquis
parroebianos uestros, quos cum auctoritate episcopi uestri excomu-
nicationi uel interdicto canonice subieceritis , ad diuina officia uel
sepulturam ante absolutionem recipere audeat. Ad bee uobis duxi-
a) sito. 5) positum. c) ferunt.
18 *
266
P. Kehr
mils indttlgendum, ut, si episcopus uester, a uobis humiliter requi-
situs, inuasores, perturbatores aut detentores possessionum uestra-
rum infra triginta dies noluerit ecclesiastica sententia cobercere,
nisi manifesta et rationabilis causa prepediat, liceat uobis in eos~
dem auctoritate nostra secundum qualitatem et quantitatem ex-
cessus excommunicationis uel interdicti seutentiam promulgare* Con-
stitutionem etiam, quam predictus cardinalis cum consilio et as-
sensu prefati episcopi super testamentis defunctorum rationabiliter
fecisse dinoscitur et bone memorie Amatus episcopus uester appro-
basse, ratam et firmam babemus et earn perpetuis temporibus in-
concussam manere sancimus. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc,
Cunctis autem etc. Amen.
Ego®) Lucius catbolice ecclesie episcopus ss.
f Ego Tbeodinus Portuensis et sancte Euflne episcopus ss.
f Ego Theobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss.
f Ego Johannes presb. card, tit.-^) sancti Marci-^) ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte^') Marie Transtiberim tit.
Calixti ss.
f EgoWillelmus**) Eemorum arcbiepiscopus, sancte Sabine cardinalis ss.
f Ego Hubertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss.
f Ego Pandulfus presb. card. tit. basilice XII Apostolorum ss.
f Ego Ardicio diac. card, sancti Tbeodori ss.
f Ego Grracianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Sofredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss.
f Ego Albinus diac. card, sancte Marie None ss.
Dat. Verone per manum Hugonis sancte Eomane ecclesie
notarii*), kal. octobris, indictione tertia, incarnationis dominice
anno M^C^LXXXIIII, pontificatus uero domni Lucii pape III
anno Iim
d) rationabili. e) Ego feliU. f) tit. feUt g) Martini. h) sancte
fehlt. {} Dbaldus. h) notarius.
19 .
Lticius III. verleiht der Kirche 8. Petri in Casola Canina das
Begrahnisreeht. Verona (1181 — 85) OMoler 30.
Orig. Iniola Arch, capitolare.
Vgl. Italia pontif. 7 173 n. 1.
LYOrvs episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Guidoni
presbitero ecclesie sancti Petri Casa|lensis salutem et apostolicam
ISTachtrage zii den Papsturkunden Italiens. IV. 267
'benedictionem. Iiistia petentium desideriis dignum est nos
facilem prebere conjsensum et uota, qne a rationis tramite non dis-
cordant, effectu prosequente complere. Eapropter, [ dilecte in
Domino fili, tuis instis postulationibus grato concurrentes assensu,
tibi et ecclesie tne | auctoritate apostolica indnlgemus, ut quicum-
que in cimiterio prescripte ecclesie sepeliri delil)erane|rint , eorura
denotioni et extreme uolnntati, nisi excommunicati sint uel nomi-
natim interdicti, | nullus obsistat, salua nimirum iustitia illarum
ecclesiarum, a quibus mortuorum corpora assumunltnr. Decernimns
ergo, nt nnlli omnino bominum liceat banc paginam nostre consti-
tntio|nis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem
hoc attentare pre|sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et
beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se noluerit incursurum,
Dat. Veron. Ill bal. nouembr. |
(B.)
30 .
Vrlan IJL bestdtigt dem Er^priester Michael des jDomkonvents
in Ferrara nach dem Vorgange Innocen^^ 11. j Hadrians IV. und Ale-
xanders III. die Statuten des Bischofs Landulf uber die Anflassmg
der Kirchen, Oblationen, ZeJmten und Primitien durcli die Laien und
uber die grojieren Messen und die Exseguien^ nimmi ilin samt seinem
BesiU in den apostolisclien 8 chut 0 , bestdtigt die alien Gewohnheiten
und verleiht Him und den Mitgliedern des Bomhonvents das Appella-
tionsrecht. Verona 1186 April 22 .
Orig. Ferrara Arch, capitolare. — Aujierdem Abschriften im
Liber privilegiorum eccl. Ferrariensis s. XVI f. 5 ehenda^ und im
Exemplar des Vat. Archivs Arm. V e. V n. 24 f. 13^] in Bom. Bay-
noddies Ferrarien. Investitur. vol. V f. 146' ^ s. XVI ex.^ Bom Vat
Arch. Arm. XL VI t. 25 und in UgheWs Nachloji s. XVII, cod.
Vat Barb. 3214 (XL 11 , olim 3632) f. 125; ferner in G. A. Sea-
labrini in Transunto dei documenti f. 82' und f. 181 tmd in Copie
di scritture esfratte dalV archivio del capitolo di Ferrara guat XVIII
f, 7, beide Ferrara Bibl. comunale.
Bas EschatolwU gab UghelU UI 575; ^II 540 (J. 9816. J-L.
15590). Ich lasse den vollen Wortlaut der UrJeunde folgen, weil er
hie und da von den Vorurlcunden Innocem' II. J-L. 8033 und Ha-
drians IV. (ed. Gott Nadir. 1897 p. 379 n. 5) — tvdhrend diejenige
Alexanders III. nicht erlidlien ist — dbtveicM. Vgl. Italia pontif. V
p. 225 n. 17. Nach Abschrift von Br. A. Buppel.
268
Kehr,
YRBANVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Mi-
chaeli conuentiis Ferrariensis arcHpresbytero salutem et aposto-
licam benedictionem. Apostolice sedis moderammi | et clementie
congruit denotes et humiles saorosancte Romane ecclesie fllios pro-
pensius confouere et in suis iustis postulationijbus attentius ex-
audire. Eapropter, dilecte in Domino fili Michael archipresbyter,
tnis iustis petitionibus clementer annuimus et qaicq[uid | per bone
memorie Landulfum quondam Ferrariensem episcopum de ecclesiis,
oblationibns , decimis et primitiis a laicis excussum est, ad exem-
plar 1 predecessorum nostrorum feliois recordationis INNOOENTII,
ADRIANI et ALEXANDEI Romanorum pontificum sub beati Petri
et nostra protectione susoipi|mus et presentis scripti priuilegio
communimus. Statuentes, ut nullus deinceps clericus de Ferra-
riensi conuentu de patrimoniis | suis uel ecclesiasticis possessioni-
bus siue laboribus decimas ulli cogatur persoluere laicorum. Quic-
quid etiam de missis ma|ioribus et exequiis mortuorum per eundem
L. Ferrariensem episcopum canonice statutum est et pacifice possi-
des , tibi tuisque successojribus coufirmamus , inuiolabiliter san-
oientes, omnes clericos de conuentu Ferrariensi iuxta mundibur-
dium recolende memorie Ottonis | imperatoris immunes [esse] ab
omni tribute siue datione et laicali penitus functione. Ad hec per-
sonam tuam cum bonis | tarn ecclesiasticis quam mundanis, que in
presentiarum iuste et canonice possides ant in futurum prestan|te
Domino rationabiliter poteris adipisci, nichilominus sub beati Petri
et nostra protectione uolumus permanere. Antiquas | etiam et
rationabiles consuetudines conuentus et congregationis hactenus ob-
seruatas ratas habemus et eas perpetuis | temporibus illibatas ma-
nere sancimus. Statuimus insuper, ut te uel aliquem de prefato
conuentu in aliquo grauari [presjenserisj | libere tibi liceat sedem
apostolicam appellare. Niilli ergo omnino etc. Si qua uero etc.
Seriiantibus autem etc. AMEN. AMEN. AMEN. |
R. Ego Urbanus catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Henricus Albanensis episcopus ss.
f Ego Paulus Prenestinus episcopus ss.
t Ego Theobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss.
,f Ego lohannes presb. card. tit. s. Marci ss.
f Ego Laborans presb. card. s. Marie Transtiberim tit. Calixti ss.
t Ego Pandulfus presb. card. tit. XII Apostolorum ss.
t Ego Albinus presb. card. tit. s. Crucis in lerusalem ss.
f Ego Melior presb. card. ss. lohannis et Pauli tit. Pamachii ss.
t Ego Adelardus tit. s. Marcelli presb. card. ss.
269
N’achtrS.ge zu den Papsturkunden Italiens. IV.
f Ego G-ratianus ss. Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Bobo s. Angeli diac. card. ss.
f Ego Octauianus ss. Sergii et BacM diac. card, ss.
f Ego Soffredus s, Marie in Via lata diac. card. ss.
f Ego Radulfas s. Georgii ad Velum aureum diac. card. ss.
. Dat. Veron. per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres-
byteri cardinalis et cancellarii, X kal. maii, indictione IIII, incar-
nationis dominice anno M^C'^.LXXXVI, pontificatus uero domri
VRBANI pape III anno primo.
(B. dep.)
31.
Urban III. nimmt das Kloster S. Stefano in Bologna imter dem
Aht Raineriits nach dem Vorgange Hadrians IV, und Alexanders III,
in den apostolischen Schut^ ^ bestdtigt den Ordo monasticus nach der
Begel des h. Benedikt^ die naynenilich aufgefuhrten Besitmngen und
Bechtej gegen einen Jahresdns von 1 Bymntier,
Verona 1186 September 26,
Orig, Bologna Arch, di state (S, Stefano),
Vgl, Italia pontif, V p, 266 n. 8.
VEBANVS EPISOOPVS SERVVB SERVOBVM BEI. DILEOTIS
FILIIS EAINERIO ABBATI SANOTI STEPHANI BONONIENSIS
EIVSQVE EEATEIBVS TAM PEESENTIBVS QVAM: PVTVEIS EE-
GVLAEEM VITAM PEOEESSIS IN PEEPETVVM. 1 Effeotum iusta
postulantibus indulgere, et uigor equitatis et ordo exigit rationis,
presertim cum petentium uoluntatem et pietas adiuuat et ueritas
non relinquit. | Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis
postulationibus clementer annuimus et prefatam eoolesiam sancti
Stepbani, in qua diuino mancipati estis obsequio, ad exemplar prej-
decessorum nostrorum felicis reoordationis ADEIANfl et ALE-
XANDEI Romanorum pontificum sub beati Petri et nostra protec-
tione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. In
primis | siquidem statuentes, ut ordo monasticus, qui secundum
Deum et beati Benedict! regulam in eodem loco institutus esse
dinoscitur, perpetuis ibidem temporibus inuiola|biliter obseruetur.
Preterea quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia
in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum conces-
sione pontificum, largitione regum | uel principum, oblatione fide-
lium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci,
270
P. Kehr,
firma uobis uestrisqne successoribus et illibata permaneant. In
qnibus bee propriis | dtiximns exprimenda nocabnlis: bospitale
sancti Stepbani in Claterna, ecclesiam sancti Stephani in Claterna
et medietatem decimationis ipsius plebis, ecclesiam sancti Lau-
rentii et sancte | Marie de castro Varegnane, ecclesiam sancti Da**
miani, que est infra cnrtem Casalicli, ecclesiam sancti lobannis in
Galisano, ecclesiam sancti Andree de Capite Vici, ecclesiam sancte
Marie de Elerario, ecclesiam | sancti lobannis de Valle Lambri,
ecclesiam sancti Miliani de Eussi, ecclesiam sancte Marie de Ca-
selle, ecclesiam sanctorum lobannis et Pauli de Panteo, ecclesiam
sancti lobannis et sancte Marie de Catanusco"), ecciesias | sancti
Victoris et sancti Petri de Vitaliacula, ecclesiam sancti Vitalis de
Granarolo, ecclesiam sancti Mamme de Lopoleto, ecclesiam sancti
lobannis in Tiriario, ecclesiam sancti Bartbolomei destructam, ec-
clesiam ] sancti Senesii de Duliolo^), ecclesiam sancti Cassiani de
Eunke, ecclesiam de Heremitorio, ecclesiam de Turre Poii, ecciesias
sancti Laurentii et sancti Quirici de Butrio, ecclesiam sancte Marie
de Cajstenase, ecclesiam sancte Marie de Cento, ecclesiam sancti
lobannis de Policino, ecclesiam sancti Prosperi de Panicale, eccle-
siam sancti Eofflli, ecclesiam sancti Vitalis in Barbiano, ecclesiam
sancti Martini | in Pozatello, ecclesiam sancte Tecle/ ecclesiam
sancti Micbaelis in Leprosito, ecclesiam sancti TKome, ecclesiam
sancti dementis Ferrariensem, ecclesiam sancti Blasii de Vogu|lo
cum omnibus suis pertinentiis^^. Sane noualium uestrorum, que
propriis manibus uel sumptibus colitis, seu de nutrimentis anima-
lium uestrorum nullus a uobis decimas extorquere presumat. Li-
ceat quoque uobis clericos uel laicos e seculo fugientes liberos et
absolutes ad conuersionem recipere et eos absque contradict! one
aliqua retinere. Probibemus [ insuper, ne ulli fratrum uestrorum
post factam in eo loco professionem fas sit absque abbatis sui
licentia nisi artioris religionis obtentu de eodem discedere; disce-
dentem uero absque communijum litterarum cautione nullus audeat
retinere. Auctoritate quoque apostolica probibemus, ne episcopus
Bononiensis, qui pro tempore fuerit, absque manifesta et rationa-
bili causa mona|sterium uestrum interdicere uel abbatem suspen-
dere ab amministratione aut indebitis exactionibus fatigare^) pre-
sumat. Cum autem generale interdictum terre fuerit, liceat | uobis
d) Icorr. aus Catanasco. d) Icorr, aus Buliolo. e) Icorr. mit ZPmstellungs-
mchen aus eccl. s. Blasii cum omnitiis suis pertinentiis de Yogulo. d) Icon*,
mit UmsteTlungszeichen aus interdicere ant indebitis exactionibus fatigare uel ab-
batem suspendere ab amministratione.
l^aclitrage zu den Papsturlmnden Italiens. IV, 271
clausis ianiiis, exclusis excommunicatis et interdictis, non pnlsatis
campanis, snppressa tioce, diuina officia celebrare. Sepultnram pre-
terea ipsius loci liberam esse [ decernimiis, ut eornm deuotioni et
extreme iioluntati, qni se illic sepeliri deliberanerint, nisi forte ex-
communicati nel interdicti sint, nnllus obsistat, salua tamen iiisti|tia
illarnm ecclesiarnm , a qnibus mortnorum corpora assumuntur,
Obennte uero te nnnc einsdem loci abbate nel tuornm qnolibet
snccessor[um], nnllus ibi qnalibet snrreptio|nis astntia sen uiolentia
preponatnr; nisi qnem fratres commnni consensu nel fratrum maior
pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti
regnlam proni|derint eligendnm. Decernimus ergo, nt nulli omnino
hominum liceat prefatam ecclesiam temere perturbare ant eins
possessiones anferre nel ablatas retinere, \ minnere sen quibuslibet
nexationibns fatigare, sed omnia Integra consernentnr, eornm, pro
quorum gnbernatione ac sustentatione concessa sunt, usibns omni-
modis I profutura, salua sedis apostolice auctoritate et diocesani
episcopi canonica iustitia. Ad indicium autem hnius a sede apo-
stolica percepte protectionis bizantium unnm nobis | nostrisqne
successoribus annis singulis persoluetis. Si qua igitnr etc, Cunctis
autem etc, AMEK. AMEN. AMEN. |
E,. Ego Drbanus catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Henricus Albanensis episcopus ss.
t Ego lohannes presb. card, tit. sancti Marci ss.
f Ego Petrus de Bono presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie Transtiberim tit, Ca-
lixti ss.
t Ego Pandulfns presb. card. tit. XII Apostolornm ss.
f Ego Albinus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
f Ego Melior presb. card, sanctorum lohannis et Pauli tit. Pa-
macHi ss.
f Ego Adelardus tit. sancti Marcelli presb. card. ss.
t Ego Iac(intus) diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss,
f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss.
f Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss.
f Ego Eollandus sancte Marie in Portion diac. card. ss.
f Ego Petrus sancti Nicholai in carcere Tnlliano diac.
card. ss.
t Ego Radulfus sancti Greorgii ad Velum aureum diac,
card. ss.
Dat. Veron. per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres-
P. Kehr,
272
byteri cardinalis et cancellarii, VI kal. octubris, indiotione Y, in-
carnationis dominice anno M“.C“.LXX".VI“, pontificatus uero domni
VEBANI pape III anno I.
(B. dep.)
33.
Urlan IJL verordnet, daji die Bischofe von Ferrara von der
KircJie 8. Maria in Vado Iceine iJdoer deren Privilegien Unausgehenden
Leistungen fordern durfen. Verona (1186) November 22.
Cf. A. Scalabrini Monumenta vetera guat. div, f. 19, s. XVIII,
Ferrara JBibl. comunale cod. 454 ND 4.
Die Abschrift Scalabrini' s weisi starTce LucTcen auf, die sich nur
hie und da dem Sinne nach erganeen lassen. — Vgl. Italia pontif. V
228 n. 6.
Urbanus episcopus sernus sernorum Dei. Dileotis flliis priori
et fratribus sancte Mari^ de Vado salutem et apostolicam bene-
dictionem. Loca per regularem obseruantiam diuino oultui depn-
tata apostolica nos conuenit auctoritate, [ne]“^ indebite seruitutis
opere pregranentur®^, communire. Cum igitur in prinilegiis ecclesie
nestre a felicis memorie Romanis pontifioibus predecessoribus no-
stris et nobis ipsis apostolica benignitate indultia reuerentia , que
Ferrariensi eccle[sie ]">, sit ne contra con-
suetndinem Lactenus obseruatam et ipsorum priuilegiornm tenorem
uestra qnies indebitis granaminibus perturbetur, [apostolica] aucto-
ritate statuimus, ut predicta Ferrariensis ecclesia uel episcopi, qui
in ea pro tempore fuerint, nullis uos esactionibus inquietent,
ultra quod''^ in uestris prinilegiis est expressum^') et acteniis est
seruatum. Nulli ergo omnino bominum liceat banc paginam nostre
constitutionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis
autem boc attemptare presumpserit , indignationem omnipotentis
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit inour-
surum. Dat. Veron. X kal. decembr.
a) Lucke in der Ko;pie. 1)) pregrauetur, mit folgender Lilclce. c) etwa
debetur zu ergdnmi. d) unleserlicli. e) per tempora, f) que. g) qx-
pessum.
Nachtr^ge zu den Papsturkunden Italiens. IV.
273
33.
Urban IIL beauftragt den Er^bischof Gerard von Mavenna mit der
Vntersuchmg d^r Klage des JBischofs von Imola gegen den Prior von
Yolcina und die Aebtissin von S. Maria in Eiaconia ivegen einiger
Kirchen und JBesitmngen. Verona (1186 — <97^ Mai 27.
Kopie s. XII Imola Arch, capitolare.
Vgl, Italia pontif, V 161 n, 9,
VEbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
G, Ranennati archiepiscopo salutem et apostolicam benedictionem.
Proposuit nobis nenerabilis frater noster Immolensis episcopus,
quod prior et fratres de Volcina, abbatiasa et moniales sancte
Marie in Diaconia quasdam ecclesias et possessiones alias ecclesie
sue iniuste detinent et reddere contradicunt. Unde fraternitati tue
per apostolica scripta mandamus , quatinus , partibus conuocatis,
audias bine inde proposita et super ecolesiis et possessionibus illis
facias, appellatione cessante, iustitiam exhiberi, cogens partes
quod decreueris obseruare. Dat. Veron. VI kal. iunii.
34.
Urban IIL beauftragt den Er^bischof Gerard von Ravenna^ den
AU und die Monche von S, Apollinare in Olasse mir Euckgabe einer
dem Bischof von Imola fortgenommenen Kirchengloche anmhalten.
Verona (1186—87) Mai 27,
Kopie s, XII Imola Arch, capitolare,
Vgl, Italia pontif, V 161 n, 10,
VEbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
G. Eauennati arcbiepiscopo salutem et apostolicam benedictionem.
Proposuit nobis nenerabilis frater noster Immolensis episcopus,
quod dilectus filius noster abbas et fratres sancti Apollenaris in
Classe quandam campanam ecclesie sue irrationabiliter detinere et
reddere contradicunt Quocirca fraternitati tue per apostolica
scripta mandamus, quatinus predictum abbatem et fratres, appella-
tione remota, ecclesiastica districtione compellas, ut campanam
ipsam, si uerum est quod asseritur, ei reddere, prout iustum fuerit,
non morentur^^. Dat. Veron. VI kal. iunii.
a) contradicit. 6) moretur.
274
P. Kehr,
35.
TJrban IIL ieauftragt den Er^Mschof Gerard von Ravenna, fur
die BeobacMung des mischen dem Bischof von Imola nnd den Jo-
hannitern uber gewisse TfarrrecMe geschlossenen Vergleichs Sorge m
tragen und die Johanniter awnhalten, dem Bischof und seinen Ka-
nonilcern geivisse Besitmngen m restituieren.
Verona (1186 — 87) Juni 3,
Kopie s. XII Imola Arch capitolare.
VgL Italia pontif. V 164 n, 11.
Yrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Yenerabili fratri
Gr. Eaiiennati arcbiepiscopo saliitem et apostolicam benedictionem.
Ea que inter uiros ecclesiasticos ad ampntandam litigiornm mate-
riam et pacem in posternm obsernandam pxouide statuuntur, firma
debent et illibata consistere et, ne in recidine contentionis scru-
pnlum reducantur, nostro connenit officio pronidere. Quapropter
fraternitati tne presentium auctoritate mandamus, quatinus com-
positionem, que inter uenerabilem fratrem nostrum Immolensem
episcopum et quasdam commissas sibi ecclesias ex una parte et
dileotos filios nostros fratres bospitalis lerosolimitani ex alia super
parrochialibus intercessit, sicut de assensu partium sine prauitate
facta est et recepta et in instrumento facto exinde continetur,
appellatione remota, per districtionem ecclesiasticam facias obser-
uari. Ad bee quia iam dicti fratres quasdam possessiones ad
eundem episcopum eiusque canonicos pertinentes iniuste detinere
dicuntur, tu nichilominus eos auctoritate nostra compellas, ut pos-
sessiones ipsas restituant uel sub examine tuo, appellatione remota,
quod iustitia dictauerit exequantur. Dat. Yeron. Ill non. iunii.
36.
Gregor VIII. nimmt nach dem Vorgange Alexanders III. und
Lucius' HI. die Domlcirche in Ferrara in den apostolischen Schut 0
und bestdtigt den Eanonihern die namentlich aufgefuhrten BesiUungen
und RecMe. Bologna 1187 November 19.
Orig. Ferrara Arch, capitolare. — Abschriften im Liber privi-
legiorum eccl. Ferr. s. XVI f. 4 ebenda, und in dem Exemplar des
VatiJcanischen ArcMvs Arm. V e. V n. 24 f. 10] in Bom. Raynaldi's
Ferrarien, Investiturar. vol. V f. 142, s. XVI ex., Rom. Vat Arch
Arm. XLVl t. 25, und in G. A. Scalabrini Transunto dei documenti
Naclitrage zu den Papsturkunden Italieus. IV. 275
f, 83 und Copie di scritture extratte dalV archivio del capiiolo di Fer-
rara quat XIV f. 8, ieide Ferrara Bibl, comunale.
Die Ahschrift der Urhunde besorgfe Dr, A. Buppel. Sie ist eine
Wiederholung der fruheren Privilegien Alexanders 111, und Lucius'' III.
Aher jenes ist bei Ughelli sehr sohlecM gedruclct und von diesem be-
sitmi loir nur eine fehlerhafte Kopie, Vgl. Italia pontif. V p, 235 n, 18.
GEEGOEIVS EPISOOPVS SEEWS SEEVOEVM DEI DILEC-
TIS PILHS CANOlSrEOIS FEEEAEEENSIS ECOLESIE TAM PEE-
SEFTTIBYS QVAM PVTYEIS OANONIOE SYBSTITVENDIS IN PEE-
PETWM. I Quotiens a nobis petitur quod rationi et honestati
conuenire dinoscitur, animo nos decet libenti concedere et peten-
tium desideriis effectum congruum impertiri. Eapropter, dilecti in
Domino filii, uestris | iustis postulationibus clementer annuimus et
prefatam Eerrariensem ecclesiam, in qua diuino estis obsequio man-
cipati, ad exemplar felicis recordationis ALEXANDEI et LYOII
predecessorum nostrorum Eomanorum pontiflcum sub | beati Petri
et nostra protectione suscipimus et presentis script! priuilegio com-
munimus. Statuentes, ut quascumque possessiones , quecumque
bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut
in futurum [ concessione pontificum, largitione regum uel principum,
oblatione fidelium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit
adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata perma-
neant. In quibus bee propriis [ duximus exprimenda uocabulis :
uillam que dieitur Quartisiana, fundum Contra-Padum, locum Cur-
rula, Caput Eede, uillam que dieitur Banniolum, fundum Dundor-
gum, uillam que dieitur Guartiatica, fundum Petorile, uillam que|
dieitur Eossa noua, cappellam sancti Marci ibidem sitam, pisca-
ritiam que dieitur Morticium, ecclesiam sancti Michaelis cum suis
pertinentiis , capellam sancti Stephani cum pertinentiis suis in
burgo Eerrarie, capellam sancti lacobi in ciuitate Eerrarie, j ca-
pellam sancti Petri et sancti Saluatoris sitas in castro eiusdem
Eerrarie cum omnibus pertinentiis suis , capellam sancte Marie
Magdalene et sancti Yiti, que est in mercato Eerrarie, capellam
sancti Leonardi, capellam sancti Georgii in Quartisiana | sitam cum
medietate Quartisii, cum ordinatione ipsius ecclesie, Corrigium
Stadii totum, medietatem Lendenarie maioris et min oris, Coco-
lariam®^ Laini, piscaritiam Eamedelle, mansum in Capita Sandali
positum, mansum de [ Porto Detrarie, mansum Camolage, medie-
tatem fundi Ducentule, fundum Bagnioli, Lamas communis, medie-
a) Cocolariariam Or.
276
P. Kehr,
tatem fundi Gallinarii, medietatem fundi Purpurani, portum Ca-
pitis Rede, terram quoque, que fait de Aicha, positam in | ualle
que dicitur Zucula, mansum unum in fundo qui dicitur Duce, in-
super etiam medietatem totius decimationis plebis sancti Georgii
in episcopatu Perrarie, medietatem omnium rerum, que pro ani-
mabus fidelium defunctorum eidem ecclesie | relinquuntur , tarn
mobilium quam immobilium, totam decimam totius uille que dicitur
Cocoinarium, et cetera, que eidem canonice iuste pertinent in terris,
uineis, pratis, agris, cultis et incultis, aquis, in piscationibus, uena|-
tiones etiam et molendina, seruos et ancillas, duodecim homines
ipsius loci, qui uos nauigio ferant, quocumque usus uester fuerit,
absque omni pretio. Ad hec adicientes statuimus et auctoritate
apostolica prohibemusy ne cui liceat | clericos capellarum, que ad
iurisdictionem uestram tantummodo ‘pertinent, uobis inuitis, inter-
dicto uel excommunicationi subicere aut alias indebita molestatione
grauare, sed uos liberam dispositionem, ordinationem et correctionem
capel|larum et clericorum ipsarum sine contradiction e qualibet ha-
beatis, siciit usque ad tempora presentis episcopi uestri habuistis,
Preterea presenti pagina duximus statuendum, ut nullus contra
uoluntatem uestram infra ciuitatem uel suburbia j uestre ciuitatis
baptizare, ungere secundum institutionem ab Azone olim Eomane
ecclesie cardinale et tunc apostolice sedis legato cum consilio et
assensu Land(ulfi) quondam episcopi factam et hactenus obser-
uatam uel publicas penitentias dare | presumat. Quartam uero
partem decimarum, que in parrochia uestra uobis noscitur de iure
competere, nullus uobis subtrahere uel uiolenter detinere presumat.
ISrichilominus etiam auctoritate apostolica prohibemus, ne | aliquis
parrochianos uestros, quos cum auctoritate episcopi uestri excom-
municationi uel interdicto canonice subieceritis , ad diuina officia
uel sepulturam ante absolutionem recipere audeat. Ad hec uobis
duximus indulgendum, ut, si | episcopus uester, a uobis humiliter
requisitus, inuasores, perturbatores aut deteiitores possessionum
uestrarum infra triginta dies noluerit ecclesiastica sententia coher-
cere, nisi manifesta et rationabilis causa prepediat, liceat uobis j in
eosdem auctoritate nostra secundum qualitatem et quantitatem ex-
cessus excommunicationis uel interdict! sententiam promulgare.
Constitutionem autem, quam predictus cardinalis cum consilio et
assensu prefati episcopi super | testamentis defunctorum rationabi-
liter fecisse dinoscitur et bone memorie Am(atus) episcopus uester
approbasse, ratam et firmam habemus et earn perpetuis temporibus
inconcussam manere sanccimus. Decernimus ergo etc. Si qua igitur
etc, Cunctis autem etc. AMEIST. AMEN. AMEN. |
Nachtrage zu den Papsturkunden Italians . IV.
277
E. Ego Gregorius catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Pauliis Prenestinns episcopus ss.
f Ego Theobaldus Hostieusis et Velletrensis episcopus ss.
f Ego Laborans presb. card. s. Marie Transtiberim tit. Calixti ss.
f Ego Melior presb. card. ss. lohanuis et Pauli tit. Pamacbii ss.
f Ego lac(intus) diac. card. s. Marie in Cosmidyn ss.
f Ego Gratianus ss. Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Octauianus ss. Sergii et Bachi diac. card. ss.
f Ego Radulfus s. Georgii ad Velum aureum dyac. card, ss.
Dat. Bononie per maniim Moysi Lateranensis canonici, uicem
agentis cancellarii, XIII kal. decembr. , indictione sexta, incarna-
tionis dominice anno M^.C^.LXXXVIP, pontificatus uero domni
GEEGOEn pape VIII anno primo.
(B. dep.)
37.
Clemens IIL nimmt das NonnenMoster S. Silvestro in Ferrara in den
apostolisclien SchuUy hestdtigt den Oy^do monasticus nacJi der Begel des
Ji. JBenediM und die namentlich avfgefuhrten JBesitmngen tmd JReelite.
Lateran 1190 Mdr^ 8,
Kopie s. XIII Ferrara ArcL capitolare (XL IV 1), — Abschrift
von (t. a, Scalabrini in Copie di scritkire estratte dalV arehivio del
capUolo di Ferrara guat, X f. 20, s. XFJIJ, Ferrara JBibl, eomunale.
Vgh Italia pontiff V p, 229 n. 1, — Lie Abschrift besorgte Lr,
A. BuppeL
Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis in Christo
filiabus abbatisse ac sororibus sancti Siluestri Eerrariensis tarn
presentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum,
Prudentibus uirginibus, que sub habitu religionis accensis lampa-
dibus per opera sanctitatis iugiter se preparant obuiam spouso ire,
sedes apostolica debet patrocinium impertiri, ne forte cuiuslibet
temeritatis incursus aut eas a proposito reuocet aut robur, quod
absit, sacre religionis eneruet. Eapropter, dilecte in Christo filie,
uestris postulationibus clementer annuimus et prefatum monaste-
rium sancti Siluestri Eerrariensis, in quo diuino estis obsequio
mancipate, sub beati Petri nostraque protectione siiscipimus et
presentis scrip ti priuilegio communimus. In primis siquidem sta-
tuentes, ut ordo monasticus, qui secundum Deum et beati Bene-
dicti regulam in eodem monasterio institutus esse dinoscitur, per-
278
P. Ketr
, p'
petuis ibidem temporibus et inuiolabiliter obseraetur. Statuentes,
ut ^[uascumque possessiones, quecum(jue bona idem monasteriiim in
presentiarum iuste et canonice possidet ant in futnrnm concessione
pontificnm, largitione regam nel priucipum, oblatione fidelium sen
aliis instis modis prestante Domino poterit adipisei, firma nobis et
eis, qne nobis snccesserint, et illibata permaneant. In quibus liec
propriis dnximns exprimenda nocabnlis : locum ipsnm, in qno pre*-
fatnm monasterium sitnm*^) est, cnm, omnibns pertinentiis snis,
domos et nineas, qnas habetis in cinitate Ferrariensi cnm omnibns
pertinentiis snis, possessiones de Cornaceruina , de Foscalia, de
Cosalegio et de Ronco cnm omnibns pertinentiis snis, ecclesiam
sancte Margarite de Pondaro^) et ecclesiam sanctorum Cosme et
Damiani cnm omnibns pertinentiis earnndem. Cnm antem generale
interdictum terre fnerit, liceat nobis clansis ianuis, exclnsis ex-
communicatis et interdictis , non pnlsatis campanis , snpressa noce,
dinina officia celebrare. Sepnltnram qnoqne ipsins loci liberam
esse decernimus, nt eornm deuotioni et extreme noluntati, qni se
illic sepelliri deliberanerint , nisi forte excomnnicati nel interdict!
sint, nnllns obsistat, salna tamen insticia illarnm ecclesiarnm, a
quibns mortnornm corpora assnmnntnr. Ad bee nonas et indebitas
exactiones ab arcbiepiscopis, episcopis, archidiaconibns sen decanis
aliisqne ecclesiasticis secnlaribnsne personis omnino fieri probibe-
mus. Obennte uero te nunc eiusdem loci abbatissa nel earnm ali-
qua, qne tibi snccesserit, nulla ibi qnalibet snrreptionis astntia
sen niolentia preponatur, nisi quam sorores commnni consensu nel
earnm pars consilii sanioris secnndnm Dei timorem et beati Bene-
dicti regnlam prouiderint eligendam. Benedictiones uero inonialinm,
ordinationes cappellanornm uestrornm , qni ad sacros ordines
fuerint promouendi, a qnocnmqne episcopo malneritis, sine praui-
tate nobis nolnmus exbiberi. Ad bee liceat nobis liberas et ab-
solntas mnlieres e secnlo fngientes in monasterio nestro ad con.’-
uersionem recipere et eas absque contradiction e aliqua retinere.
Nulli qnoqne post factam in eodem loco professionem licitum sit
de monasterio nestro nisi arctioris religionis obtentu discedere;
discedentem uero absque commnni litterarum nestrarnm cantione
nnllns andeat retinere. Adbuc liceat nobis sacerdoteS; diaconos,
clericos qnoscnnqne malneritis in capellis nestris recipere et eos
de ipsis ecclesiis extrabere sine contradictione aliqua. Sane nona-
lium uestrornm, qne propriis manibns ant snmptibns colitis, sine
de omnibns prefatis possessionibns, qnas babetis in predictis nillis
et per totnm districtum Ferrarie, ac de uestrornm animalium nutri-
a) situm fehlt, t) sonst Po velar o.
Nachtrage zu den Papsturlmnden Italiens. IV»
279
mentis nnllus a uobis decimas exigere uel extorquere presumat,
sed liceat uobis decimas de sorte cuiuslibet usufructus agricolarum
uestrorum et cunctorum animalium suorum extorquere, nulla contra-
dictione uobis obstante. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc,
Cunctis autem etc. Amen. Amen. Amen.
R. Ego Clemens catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Albinus Albanensis episcopus ss.
I Ego Octauianus Ostiensis et Velletrensis episcopus ss.
f Ego Pandulfus presb. card, basilice XII Apostolorum ss.
f Ego Petrus tit. sancte Cecilie presb. card. ss.
f Ego lordanus sancte Pudenciane tit. Pastoris presb. card. ss.
f Ego lohannes tit. sancti dementis cardinalis et Tuscanensis
episcopus ss.
f Ego lohannes Felix presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego lacintus®^ sancte Marie in Cosmedin diac. card. ss.
f Ego Gracianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Sofredus^ sancte Marie in Via lata diac. card. ss.
f Ego Gregorius sancte Marie in Portion diac. card, ss.
f Ego lohannes sancti Theodori diac. card, ss.
f Ego Bernardus sancte Marie Xoue diac. card. ss.
f Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss.
Dat. Laterani per manum Moysi sancte Romane ecclesie sub-
diaconi uicem^^ agentis cancellarii, VIII id. martii^), indictione VIII,
incarnationis dominice anno M®.C°.LXXX, pontificatus uero domni^'>
dementis pape III anno III,
c) lanuarius oder lanucius. d) Esostodus. e) Tco^r. aus Margarite.
f) uice. g) maii Scaldbrim. h) dopni.
38.
Clemens IlL lestdtigt dem Trior und den JBrUdern von S, Maria
in Porto die ihnen vom Bischof von Fermo verliehenen Oblationen
der KircJie 8. Claudio, Lateran 1190 Mai 15,
Orig, Bavenna Bill, Classense (8, Maria in Porto),
Ygl, Italia pontif, V 99 n, 15,
CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . .
priori et fratribus sancte Marie in ] Portu salutem et apostolicam
benedictionem, Et si omnibus iura sua integra conseruare ueli-
mils, uiris tamen | religiosis fortius debemus adesse, et que ipsis
Xgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten, Klasse. 1910. Heft 8, 19
P. Kehr,
280
pia largitione fidelium oonferuntur, apostolico rolbore communire.
Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus
amauen|tes, cunctas oblationes, qne in quanta ebdomada mensis
• augusti a prime dilucu|lo diei Veneris usque ad horam tertiam
diei dominici ad ecclesiam sancti Claudii delate fuerint, | a uene-
rabili fratre nostro . . Eirmano episcopo uobis et successoribus
uestris rationabiliter con|cessas, salua una libra thuris annuatim
[eidjem episcopo persoluenda, s[icu]t in eius scripto au|tentico con-
tinetur, et uos pacifice possidetis, deuotioni uestre auctoritate apo-
stolica conjfirmamus et presentis scripti patrooinio c[ommun]imus,
Stat[uente]s, ut nulli omni|no hominum liceat banc paginam nostre
co[nfir]mationis infringere uel ei ausu temera|rio contraire. Si quis
autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipoten|tis
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incur-
surum. Dat. La|teran. id. maii pontifleatus nostri anno tertio.
(B. dep.)
39.
Celestin III, veriietet, daji Jemand den Prior und die Kanoniher
von S» Maria in Porto in Betreff von Legaten und Zehnten heldstige„
Lateran 1191 April 19,
Kopie von 1334 Eavenna Bibl. Classense (8, Maria in Porto).
Vgl, Italia pontif, V 100 n, 17,
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . •
priori et canonicis Portuensibus salutem et apostolicam benedic-
tionem. Cum a nobis petitur quod iustum est et honestum, tarn
uigor equitatis quam ordo exigit rationis, ut id per sollicitudinem
offitii nostri ad debitum perducatur effectum. Eapropter, dilecti
in Domino filii, uestris iustis et honestis postulationibus inclinati,
presenti pagina duximus inhibendum, ne cui liceat uos aut eccle-
siam uestram super his impetitione temeraria molestare, que
ecclesie uestre aut obedientiis ipsius cuiusquam ultima uoluntate
rationabiliter relinquuntur. Preterea decimas possessionum ad
uestram mensam iuste pertinentium alicuius insolentia nolumus per-
turbari, sed in ea uolumus tranquillitate manere, in qua usque ad
tempera ista manserunt. Nulli ergo etc. Si quis etc, Dat. La-
teran, XIII kal. maii pontificatus nostri anno prime.
Nachtrage zu den Papsturknnden Italiens. IV.
281
30.
Celestin III, nimmt nach dem Vorgange TIrhans 111. und Cle-
mens IIL die von dem Klerilcer Bomanus mvischen Cessna und For-
limpopoU gegrundete Kirche und Hospital 8. Johann in das Eigentum
und den SchuU der romischen Kirche gegen einen Jahresdns von 3
Solidi. Bom lei 8, Beter 1191 Mai 31.
Orig. Bavenna Bill, Classense (8. Maria in Borto).
Ygl. Italia pontif. V 135 n. 3.
OELESTINVS episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto fllio
ilomano clerico salutem et apostolicam benedictionem. Ex auten-
tico felicis recordationis Urbani | pape predecessoris nostri eui-
denter agnonimus; quod, cum in episcopatu Populiensi inter Cesa-
nam et Forum Populi super stratam publicam ecclesiam et | hospi-
talem domum ad receptionem transeuntium et honorem Dei et
memoriam beati lohannis baptiste proposuisses Domino inspirante
constru|ere, Populiensis episcopus ad petitionem tuam super boc
tuo desiderio condescendit et quicquid iuris in loco illo uidebatur
habere, iuxta uotum [ tuum in plenum ius et potestatem Romane
ecclesie transtulit, ut domus et ecclesia ilia, cum constructa esset,
nonnisi Ilo|mano pontifici debeat subiacere, ita quod, si quando
priuilegium tacito facto isto contrarium comparuerit, quantum ad
ipsum I et ecclesiam suam nullam habere debeat firmitatem. Pre-
fatus itaque antecessor noster locum ipsum a prescripto episcopo
in proprietatem ecclesie Ro|mane translatum recepit et tibi domum
et ecclesiam ipsam ad honorem Dei et Romane ecclesie construendi
concessit liberam faculjtatem, in qua nullus nisi Romanus pontifex
habere debeat potestatem, et id postmodum bone memorie Clemens
predecessor noster | script! sui communitione firmauit. Nos igitur
tuis postulationibus benignius annuentes, prescr[i]ptam ecclesiam,
quam te Domino auc|tore construxisse proponis, ad instar predic-
torum predecessorum nostrorum in ius beati Petri et pro[p]rietatem
Romane ecclesie et nostra | protectione suscipimus et presentis
script! patrocinio communimus. Statuentes, ut quascumque posses-
siones, quecumque bona [ prescripta hospitalis domus in presentiarum
rationabiliter possidet aut in futurum iustis modis prestante Do-
mino poterit adipisci, | firma tibi tuisque successoribus et illibata
permaneant. Ad indicium autem, quod eadem ecclesia specialiter
beati Petri iuris existat, tres so|lidos Prouiniensis monete nobis
nostrisque successoribus tu et successores tui annis singulis persol-
282
P. Kehr
uetis. Nulli ergo omnino hominuin liceat hanc ] paginam nostre
protectionis et institutionis infringere uel ei ausu temerario con-
traire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, [ indignationem
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se
nouerit incursurnm. Dat. Rome apud sanctum Petrum | II kaL
iunii pontificatus nostri anno primo.
(B. dep.)
31 ,
Gelestin III. iestatigt dem Er^priester und den Kanonikern von
Monteveglio die im Auftrage Clemens* HI. gefdlUe Senienz des Propstes
von Modem vber die heiden mischen iJinen and dem Aht von Fa-
hiano striUigen Kirchen S. Bonati und S. Venantii,
Rom lei 8. Peter 1191 Juni 12.
Orig. Bologna Arch, di stato (8. Maria di Monteveglio als Cele-
stin V).
Vgl. Italia pontif. V p. 295 n. 9.
CELESTINTS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . *
archipresbytero et fratribus de Montebelio | salutem et apostolicam
benedictionem. lustis petentium desideriis dignum est nos fa-
cilem 1 prebere consensum et uota, que a rationis tramite non dis-
cordant, effectu I prosequente complere. Eapropter, dilecti in
Domino filii, uestris iustis postu(latiombus grato concurrentes
assensu, sententiam, quam dilectus filius . . prepositus | Mutinensis
ex delegatione domini pape dementis post auditas allegationes
partium super duabus | ecclesiis sancti Donati et sancti Venantii,
quas uobis . . delegatus iudex adiudicauit, prefate [ ecclesie Montis-
belii contra abbatem sancti Fabiani de multorum consilio protulit,
sicut canonice [ lata est nec legitime appellationis remedio suble-
uata, presenti pagina confirmamus. | Nulli ergo omnino hominum
liceat hanc paginam nostre confirmationis infringere uel | ei ausu
temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit,
indignationem | omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apo-
stolorum eius se nouerit incursurnm. Dat. | Rom. apud sanctum
Petrum II id. iun. pontificatus nostri anno primo. |
(B. dep.)
Naclitrage zu den Papsturkunden Italiens. lY.
283
33 .
Oelestin III. nimmt nach dem Vorgange Innocem^ II, ^ Gelestins
II, Lucius^ II,, Alemnd&s IIL, Gregors VIII, und Clemens'' III,
die Kirche von Ferrara unter dem Sischof Uguitio in den aposto-
lischen ScJmt^, lestdtigt ilir die genannten Besitmngen und alien Oe-
wohnheiten, und verfUgt nach dem JBeispiel der genannten Vorgdnger,
daji sie mit der gamen Farochie im Figentum der romischen Papste
hleiben soil, Lateran 1192 Mdr 0 26,
Orig, Modena Arch, di stato (Vescovado di Ferrara), — Die Ah-
schriften sind Italia pontif, V p, 219 n, 54 verseichneU
Citiert von J-L, 16842 nach PflugTc-Rarttung Iter p, 325 n, 936. —
Die Urhunden Gregors YIIL J-L, 16048, Clemens'' III, I-L, 16404
und Gelestins III, J-L, 16842 lauten tvdrtlich gleich. Die ersfe ist
dber nur in Abschriften erhalten und von Pflugh - Harttung Acta III
348 n, 396 schleehf gedrucM] die 0 weite ist 0 war im Original erhalten,
aher von Muratori Antiq, VI 439 aus Priscianus ediert, so daJi ein
AJbdruclc nach dem Original Gelestins III, notig erscheint, damit fur
eine dringend notwendige Vntersuchung der Ferrareser Privilegien eine
mverldssige Grundlage existiere. Nach Kopie von Dr, A. Ruppel,
OELESTINVS EPISOOPVS SEEYVS SERYORYM DEL YEM3-
RABILI EEATRI YGYIOIONI FEREAEIENSI EPISCOPO E3YSQYE
SYCOESSOEIBYS OANONICE SYBSTITYENDIS IN PEEPETYYM. |
In eminenti sedis apostolice specula, licet immeriti, constituti,
fratres nostros episcopos tarn uicinos quam longe positos fraterna
debemus caritate diligere et ecclesiis a Deo sibi commissis paterna
sollicitudine pro|uidere. Eapropter, uenerabilis in Christo frater
episcope, tuis iustis postulationibus clementer annuimus et felicis
recordationis predecessorum nostrorum INNOOEJSTCII, CELESTINI,
LYOn, ALEXANDEI, | GEEGOEII et OLEMENTIS Eomanorum
pontificum uestigiis inherentes, prefatam Ferrariensem ecclesiam,
cui Deo auctore preesse dinosceris, sub beati Petri et nostra pro-
tectione suscipimus et prejsentis scripti priuilegio communitnus.
Statuentes , ut quascumque possessiones , quecumque bona eadem
ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futuriim
concessione pontifl.|cum, largitione regum uel principum, oblatione
fidelium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit adhipisci,
firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. In qui-.
bus I bee propriis duximus exprimeiida uocabulis: monasterium
sancti Siluestri, monasterium sancti Bartbolomei, plebem sancti
284
P. Kehr
Q-eorgii ultra Padum, plebem sanote Marie de Grabiana, plebem
saucte I Marie de Vicouentia ciim eastro et curte et toto honore
ac districtu Vicouentie, plebem sancti Martini de Contra-Padum,
plebem sancti Apollinaris de Trisicalio, plebem sancti Stepbani de
rirminiaii(a) cum tota l^curte Pirminian(e)"^ et Trisca](ii) cum bo-
nore et districtu, plebem sancti Petri de Copario, plebem sancti
[Grejorgii de Tamara, plebem sancti Martini de Rupina, plebem
sancte Marie de Septempolicin(o), plebem sancte | Marie de Vica-
ran(o) cum curte Vicaran(i) et toto bonore et districtu, plebem
sancti Bonati de Pedrurio cum. curte sancti Donati et districtu,
plebem sancti Stepbani de Bolonitico cum curte Bolonitici et bo-
no|re ac districtu, plebem sancti Georgii de Tricenta cum curte
Tricent(e), toto bonore ac districtu, plebem sancti Antoni de Pica-
rolo, plebem sancte Marie de Cinisello, plebem sancti Michaelis de
Bingantin(o)^) cum | curte Melaria et toto bonore ac districtu, eccle-
siam sancti Stepbani de Staurano cum tota eius curte, ecclesiam
sancti Romani de Tartaro, ecclesiam de Cadaldo cum bospitali,
ecclesiam sancti Tbome cum | bospitali subtus Buran(am), ecclesiam
sancti Matbei cum bospitali de Riipta Petri Storti, bospitale Om-
nium sanctorum, bospitale fratris Duranti, bospitale de Cauda
longa, ecclesiam sancti Lazari cum bospitale de Campo | mercati,
curtem Prancolini cum toto bonore et districtu , curtem Badring-
nan(i) et Bragantini cum toto bonore et districtu, curtem Porti-
clamatoris cum bonore et districtu, uallem Theodoram, | Campum
ducis, Dossum Portunarie cum tota uallada sibi pertinente, eccle-
siam sancti Martini de Bosco, bospitale de Ruptulo cum omnibus
capellis et tenutis et earum pertinentiis. Antiquas igitur et ratio-
nabiles | consuetudines, quas antecessores tui in canonica maiori et
in ecclesiis tui episcopatus bactenus babuerunt, tibi et successo-
ribus tuis auctoritate apostolica confirmamus. Statuentes, ut nulli
liceat aliquem | in ecclesia^J maiori in canonicum uel in aliquam
prelationem, non requisite consilio et licentia tua sen successorum
tuorum, recipere nec cuiquam fas sit in ceteris ecclesiis capellanum
absque tuo consensu instituere uel | amouere. Correctionem quoque
canonicorum ecelesie tue et aliorum clericorum tui episcopatus et
monacborum libere habeas et eorundem ordinationem, sicut prede-
cessores tui babuisse noscuntur, tibi et successoribus ] tuis duximus
concedendam, Illud etiam ad exemplar predecessorum nostrorum
supradictorum omnimodis sanccientes, ut Perrariensis ecclesia cum
tota parroebia sua in iure [et] dominio ac priuilegio sancte Ro-
a) Firmian. Or, 1) lies Bragantino. c) ecclesiam Or.
Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. lY.
286
mane ecoleaie et | beati Petri, cuius est patrimonium , perpetuo
conseruetur et sit semper sub nostra nostrorumque suooessorum eleo-
tione, ordinatione atque consecratione , ut quioumque illic electus,
ordinatus et consecratus fuerit, ille honoris | huius ac potestatis
integritate fungatur. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc.
Cunctis autem etc. AMEN. AMEN. AMEN. |
E. Ego Celestinus catholice ecolesie episcopus ss. BV.
I Ego Albinus Albanensis episcopus ss.
f Ego lohannes Prenestinus episcopus ss.
f Ego Pandulfus presb. card, basilice XII Apostolorum ss.
f Ego Melior sanctorum lohannis et Pauli presb. card, tit, [Pa-
machii ss].
f Ego lohannes tit, sancti dementis card., Tuscanensis episcopus ss.
i Ego Eomanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss.
t Ego Hugo presb. card, sancti Martini tit. Equitii ss.
f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego lohannes sancti Theodori diac. card. ss.
f Ego Bernardus sancte Marie None diac. card. ss.
I Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac.
card. ss.
f Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diao. card. ss.
f Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmydin diac. card. ss.
Dat. Lateran. per manum Moysi sancte Eomane ecclesie sub-
diaconi, Lateranensis canonici, VII kal. april. , indictione X% in-
carnationis dominice anno M^.C^.XC^.II^, pontificatus uero domni
CELESTINI pape III anno primo.
(B. dep.)
33.
Gelestin III. hefieTilt dem JBischof Gerard von Bologna , in dem
von Angelica auf dem Mons Ouardiae gegrundeten Oratorium 3* JMIariae
den von Urn selhst geweihten Grimdstein m legen.
Lateran 1193 August 3L
Orig. Bologna Arch, di state (S. Luca). — Kojpien s. XVI und
s. XVIII ebenda.
Vgl Italia pontif. V p. n. 1. — Das ist die Grilndungs-
urjeunde der beruhmten Kirche Madonna di San Luca auf dem Berge
aber Bologna. Sic ist in einer Note in dem Di^ionario des Calindri
gedrucM j das aber in Deutschland und seTbst in Italien selten und
286 Kehv,
aujierhalb Bologna's hall vergessen ist iroU der nicht geringen Ge-
lelirsamkeit des Verfassers.
Celestinus episcopus seruus seruorura Dei. Venerabili fratri
. . episcopo Bononiensi salutem et apostolicam benedictioDem.
Cum mulier ad bonorem Dei et beate uirginis Marie in loco
qui dicitur Mons Gruardie oratorium ex deuotione duxerit con-
stituendum, nobis humiliter supplicauit, quatenus ad consumandum
pietatis opus primaxium lapidem ipsius fabrice fundamento aucto-
ritate apostolica iacendum concedere deberemus. Cuius desiderio
et petitioni acquiescentes, preseutium tibi auctoritate mandamus
firmiter iniungentes, quatenus ad locum accedens, lapidem nostris
manibus consignatum, quern ei duximus transmittendum, cum tibi
presentauerit , auctoritate nostra in eo dicte fabrice fundamento
ponere non omittas. Dat, Lateran. IX bal. septembr. pontificatus
nostri anno tertio.
(B. dep.)
a) Angelica.
34.
Celestin HI, leauftragt den Propst Joachim von Faenm nnd den
Alt Guarnerius von S. Mercuriale di Forli mit der Entscheidung des
Streites mischen dem Er^spriester , dem apostoUschen SuldiaJwn nnd
Propst Mainard nnd den Kanonikern von Ferrara einerseits und dem
Prior und den Monchen von S, Bomano in Ferrara andererseits,
Lateran 1195 Mai 3,
Inseriert in die Sentew des Propstes Joachim von Faenm und
des Guarnerius AJbtes von S. Mercuriale di Forli von 1195 Juli 5:
Orig, Ferrara Arch, capitolare (OXIV n. 9) — Scalalrini Gopie di
scritture estratte dalV archivio del capitolo di Ferrara gu. V f, 18,
s. XVIII, Ferrara Bill, comi^nale 459 JSfD 4. Notarielle Kopie s.
XII ex. Eeggio Arch, capitolare.
Vgl. Italia pontif. V p. 225 n. 20.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis pre-
posito Dauentino et abbati sancti Mercurialis Liuiensis salutem et
apostolicam benedictionem. Causam, que inter dilectos filios
nostros arcbipresby terum , Mainardum, subdiaconum nostrum, pre-
positum et canonicos Derrarienses ex una parte et priorem et mo-
nachos sancti Romani Berrariensis ex altera super missis cele-
brandis in maiori altari ab arcbipresbytero et canonicis ipsis apud
Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV,
287
ecclesiam sancti Romani et super aliis honorificentiis in sedibus et
cboro eiusdem ecclesie, quas canonici sibi deberi proponunt, agitari
dignosoitur , uestro duximus examini committendam. Quocirca
discretioni uestre per apostolica scripta mandamus, quatenus par-
tibus ad uestram audientiam conuocatis et ueritate diligenter in-
quisita, causam inter eos, appellatione cessante, fine canonico deci*
datis, facientes quod rationabiliter decreueritis, a partibus firmiter
obseruari. Dat. Lat. V non. mail pontificatus nostri anno V,
86 .
Celestin III. lefiehU dem Sischof Gerard von Bologna^ die von
dem ArcMdialwn von Padua und dem Aht von S. Giustina (eienda),
apostoUschen Delegierten in der Streitsache misclien dem JEr^priester
nnd Propst von Ferrara und den Parrochianen von 8. Petri de Castro
curialium m Ferrara iiber die WoM des Priesters dieser Kirche ge-
fdlUe Senten 0 mr Beolachtung m bringen. (or. 1195).
Inseriert in die Sentem des Bischofs Gerard von Bologna von
1195 OUober 11: Orig. Ferrara Arch capitolare (XXVII n. 3) ==
Scalahrini Copie di scriUure estratte dalV archivio del capitolo di Fer-
rara gu. d f. M, s. XVIII j Ferrara Bill, coniunale 459 ND 4.
Vgl. Italia pontif. V 226 n. 24.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Gr. Bononiensi episcopo salutem et apostolicam benedictionem.
Ex parte dilecti fliii archipresbyteri et prepositi Eerrariensis ad
audientiam apostolatus nostri peruenit, quod dilectus fllius arcM-
diaconus Paduanus et abbas sancte lustine, iudices a sede aposto-
lica delegati, contra parocbianos sancti Petri Eerrariensis super
electione et nominatione sacerdotis ipsius ecclesie sancti Petri sen-
tentiam promulgarunt. Ideoque '"fraternitati tue per apostolica
scripta mandamus, quatenus sententiam ipsam, sicut rationabiliter
lata est nec legitima appellatione suspensa, facias appellatione
remota per censuram ecclesiasticam firmiter obseruari.
36 .
Celestin III. hefieUt dem Bischof Gerard von Bologna und dem
Abf von 8. Felix in Bologna^ auf die Klage der Angelica^ den Prior
und die Bruder von 8, Maria di Bheno an^ulialten^ der Angelica Hire
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichteii. Phil.-hist. Klasse. 1910. Heft 8. 20
288 Kehr, Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. lY.
Anspriicke ^urilch^uerstatten ^ nachdem sie einseitig von deni mit ihr
dbgeseJilossene'n Vergleich mruckgetreten smd.
Rom hei S. Peter 1195 November 17,
Orig, Bologna Arch, di state (S, Luca), — Kopie s, XVIJI ebenda,
Vgl. Italia pontif, V p, 275 n, 8 und oben n, 33,
Celestinus episcopus seruns seruorum Dei. Venerabili fratri . .
Bononiensi episcopo^ dileoto filio abbati sancti JPelicis Bononiensis
salutem et apostolicam benedictionem. Ex conquestione Angelice
latricis presentium ad nostram noueritis audientiam peruenisse,
quod, cum inter ipaam et diiectos fllios priorem et fratres de
Bbeno super ipsius mulieris necessariorum prouisione et quibus-
dam aliis articulis ex utriusque partis assensu amicabilis corapo-
sitio intercesserit et scripto fuerit autentico oonflrmata, dicti prior
et fratres ab eadem paction e propria resiliuerint uoluntate et, licet
super ipsa obseruanda scripta nostra receperint, ea tamen obser-
uare penitus cont'radicunt. Volentes igitur, ut eidem controuersie
per solicitudinis uestre studium finis debitus imponatur, discretioni
uestre per apostolica scripta mandamus, quatenus dictos priorem
et fratres, ut uniuersa, que ab eadem muliere ipsos constiterit
recepisse, ei sine qualibet difficultate restituant, per censuram
ecclesiasticam , appellatione postposita , compellatis ; nicMlominus
earn ab eiusdem pacti obseruantia auctoritate nostra, non obstante
appellatione cuiuslibet, absoluentes. Dat* Eom. apud sanctum
Petrum [XV] kal. decemb. pontificatus nostri anno quinto.
(B. dep.)
Beitrage zu athenisclier Politik und P ublic istik
des vierten Jakrhunderts.
II. Isokrates and Demostkenes.
Von
Paul Wendland.
Vorgelegt in der Sitzung vom 23. Juli 1910.
Die Frage nach den Bezielinngen von Isokrates und Demostlienes
ist anffallender Weise bisker nock gar nickt ernstlick aufgeworfen
worden. Das Interesse ist bisker liber den Nachweis einzelner
Heminiscenzen und Anklange nickt kinausgegangen^), und mit dem
sekr geringen sickeren Ertrage solcker Vergleickungen ist so gut
wie nickts gewonnen. Denn nur eine sorgfaltige Analyse und
Vergleickung ganzer Komplexe politiscker Ansckauungen gestattet
eine Antwort auf die Frage, ok Demostkenes zu dem politiscken
System des Isokrates Stellung genommen oder ok er es ignoxiert
kat ^). Dafi diese tiefere Fragestellung nock nickt einmal gefunden
worden ist, liegt m.E. zum guten Teil an der auBeren Trennung
von Pkilologie und G-esckickte, die nickt mekr Grlieder einer Alter-
tumswissensckaft sein sollen, und der dadurck geforderten Zer-
splitterung der Forsckung. Die Historiker, die langst gelemt
kaben, historiscke Biicker, Insckriften, Papyri streng pkilologisch
zu interpretieren, stecken nock auf eiuigen Grebieten tief in der
1) Parallelen sind gesammelt von Funkhiinel, Z. fixr Altertumswiss. 1837
S. 485 ff. Vgl. aucli Schafer I 324 if, Aufierdem geben die Commentare zu Iso-
krates und zu Demostlienes vereinzelte Beobachtungen.
2) Bei Isokrates durfen wir von vornherein nur einzelne Reziehungen auf
Demosthenes erwarten, da sein System friih ausgebildet war und dann nur im
einzelnen Abwandlungen uud Anpassung, die letzte bedeutende Aenderung unter
•dem Eindruck des Bundesgenossenkrieges erfuhr.
Kgl. Qes. d. Wise. Iffachricliten. PhiL-Mst. Klasse. 1910. Heft 4,
21
290
Paul W endland
bedenklichen Praxis, aus dem, was iknen nicbt als QneUe im
engeren Sinne des ‘Wortes gilt, besonders aus der Publicistik sicb.
die historischeu Testimonia berauszufiscben. Wilamowitz’ Ana-
lyse des isokratiscben Panegyritos bat wenig Nacbfolge gefunden.
JBelochs anregendes Bucb ilber attiscbe Politik forderte dringend
als eine Erganzung, die seinen Umfang freilicb verdoppelt batte,
eine Analyse aller Erzengnisse der Publicistik, die unser Ver-
standnis flir die politisobe Entwicklung sebr vertieft batte.
Diese Mangel treten in der modernen Bebandlung der Gescbicbte
Athens in den Jabren 359 — 323, abnlicb wie in den Zeiten der
niedergebenden romiscben Republik, besonders bervor^). Die pri-
maren Q-escbicbtsdarstellungen sind bis auf zerstreute Reste und
versprengte Trlimmer geringen Umfanges verloren. Diodor ist
wegen der Plucbtigkeiten und der willkurlicben Grruppierung, die
vielfacb Edge seiner knappen Zusammenziebung des Stoffes waren,
scbwer zu nutzen. Jedes neue Auftauchen einer Inscbrift oder
eines Historikerfragments zeigt die auffallende Luckenbaftigkeit
unserer Kenntnisse. Und des Reicbtums an gleicbzeitigen Grerichts-
reden und Erzeugnissen der Publicistik wird man nicbt recbt frob^),
seit man sicb ibrer tendenziosen und parteiiscben Haltung und der
Scbwierigkeit ibrer Yerwertung bewuJBt geworden ist. Ueber
A. Scbafer diinkt man sicb erbaben, obne docb an umfassender
Durcbarbeitung aller Quellen ihm gleicbzukommen. Die griindlicbe
Arbeit, die er einst an die Reden des Dem. gewandt bat, miiB
jetzt mit friscben Kraften und mit neuen Mitteln geleistet werden;
denn durcb die Erkenntnis, da6 Demostbenes Reden mebr Bro-
cbliren als wirklicb gebaltene Staatsreden sind, sind die meisten
der friiheren Eragestellungen, so oft sie aucb nocb fortgescbleppt
werden, yeraltet und uberwunden, und nacbdem wir uns von
Scbafers Demostbenes-Ortbodoxie emancipiert baben, sind die
Ricbtlinien flir die Interpretation der demostbenischen Eeden ganz-
licb verandert.
Die Pbilologie aber ist, was das bistoriscb politiscbe Ver-
standnis der Publicistik angebt, riickstandig ; Blafi’ politiscbe
Verstandnislosigkeit bezeicbnet sogar gegen Scbafer einen Rlick-
scbritt. Flir das Yerstandnis der Mittel der Rbetorik baben die
Interpreten des Demostbenes sebr Bedeutendes geleistet, sie ver-
sagen auf bistoriscb-pobtiscbem Grebiete^), wo sie aUe insgesamt —
1) Ygl. Broysen, Kl. Scliriften I 121, Kromayer, Strafiburger Fest-
schrift 1901 S. 207.
2) Pr^sek, Gesch. der Meder iind Perser II resigniert mit Ahsicht vollig.
3) Ber Ahstand dessen, was Eehdantz-BIaB in den Aiisgewahlten Eeden
Beitrage zu atlienisclier Politik und Puklicistik des vierten Jahrhunderts. 291
nnr Henri Weil bildet eine riiliinliclie Ausn^hme — der alte L.
Spengelj der nocL. zu einer Zeit lebte, als es nxir eine Alter-
tiunswissenscliaft gab, vollig in Scbatten sfcellt. Diese Interpreten
citieren wohl in Einzelbeiten die pragmatische Historie, wie sie
nnsere neuesten Historiker konstruiert baben nnd ans didaktipcben
Grriinden baben konstrnieren miissen; sie citieren sie oft nur zu
glaubig und kritiklos. Im librigen bewegen sie sicb in den alten
(xeleisen einer einseitigen, die Grescbichte nur von demostbeniscben
Principien beurteilenden und an sie gebundenen Heroen-Yerebrung.
Erklaren sie Plato, so finden sie seine fanatiscbe Polemik gegen
die demagogiscbe Beredsamkeit, erklaren sie Demosthenes, so finden
sie diese von Plato bekampfte Beredsamkeit in allem gut und
scbdn; Aeschines freilicb wixd auf dem Altar des Demosthenes-
Eultes geopfert. Es sind oft dieselben Manner, die starke Begei-
sterung fiir die radikale athenische Demokratie mit Betatigung
ganz anderer Gresinnung in ihrem Leben vereinen.
Auch der Gregensatz der beiden Personlicbkeiten hat wohl die
Erage nach ihren Beziehungen nicht recht aufkommen lassen: Iso-
krates der nur mit der Eeder wirkende Journalist, der sich vom
politischen Leben des Pages fernhalt, Demosthenes der praktische
Staatsmann, der das geschriebene Wort nur gelegentlich als eine
seiner Waffen gebraucht; jener Yertreter einer panhellenisch ge-
richteten, dieser Yorkampfer einer specifisch athenischen Politik;
jener der aristokratische Litterat, der sich an ein ideales und an
ein nicht nur athenisches Publikum wendet, dieser Pealpolitiker,
der mit Majoritaten rechnen, der sich den Instinkten und Yor-
urteilen der Menge anpassen muB. Die Mittel der Politik haben
beide gewechselt. Aber Isokrates hat eine Entwickelung durch-
gemacht, die ihn der athenischen Demokratie mehr noch, als er es
wahr haben will, entfremdet und ihn den monarchischen Tendenzen
seiner Zeit angenahert hat. Demosthenes ist stets iiberzeugungs-
treuer Demokrat gewesen, der sich nur widerwillig AeuBerungen,
die die IJeberlegenheit eines strafifen monarchischen Pegiments an-
erkennen, entschliipfen laBt.
Aber sollte dieser Gegensatz der Personlichkeiten wirklich
die Annahme nahe legen, daB sie ohne Pucksicht auf einander ihre
fiir das Formale und Blietorische leisten, von der Parteilicbkeit der Mstorischen Ein-
leitung und der Naivetat mancher politiscben Anmerkungen, ist groB ; aber auf-
fallend ist aucb der Gegensatz zwiscben Thallieiins glanzenden Analysen atti-
sclier Gericblsreden, der besten Einfubrung in die advokatiscbe Beredsamkeit, und
dem Standpimkt, den derselbe Forscber in seinem Demos tbenes-Artikel der R. E.
einnimmt.
21 *
292
Paul AYendland,
eigenen Wege gegangen seien? Sollte Isokrates den keftigsten
Q-egner des in seinem Philippes entwickelten Programmes und man
darf sagen seiner unitarischen Politik iiberhatipt ignoriert haben?
Und sollte Demosthenes in Isokrates’ Wirksamkeit keine Gf-efahr
gesehen haben? Diese Annahme mochte bei der friiheren Grering-
schatzung des Stubenpolitikers, dessen tonenden Phrasen man nicht
viel mehr als eine rhetorische Wirkung zutrautOj moglich sein;
nach dem, was jetzt liber EinflnB des Isokrates und Wirkung
seiner Reden ausgemacht ist, erscheint sie heate wenig wahr-
scheinlich. Ist es dock aus andern Griinden sicker, daB De-
mosthenes von der publicistiscken Tatigkeit des Isokrates Notiz
genommen hat. Auf welchen Wegen ihm auck die Kenntnis iso-
kratiscker Kunstlekre vermittelt sein mag, die Tatsacke steht test,
daB Demosthenes wie ja alle Prosaiker des 4. J ahrkxmderts unter
dem Einfiusse des isokratiscken Stiles steht, daB er in der Meidung
des Hiates, in der Architektonik der Periode, anck in den rkytk-
miscken Elauseln an diesem Vorbilde gelernt hat; und diese Ein-
wirkung tritt in den friikeren Reden, als die Originalitat seines
Stiles nock weniger durchgebildet ist, besonders deutlick kervor.
Und vor allem, Isokrates war der anerkannt bedeutendste Ver-
treter der Litter aturgattung, zu der auck die demostkeniscken
Staatsreden gehbren oder der sie wenigstens am nacksten stehen.
DaB Demosthenes’ Reden nicht in der Ekklesie wirklick gehalten
sind, so wenig auck ihre Vollendung okne die praktiscke Schule
der Volksversammlung denkbar ist, darf als ein gesickertes Er-
gebnis der neuesten Eorsckungen betracktet werden; die Umarbei-
tung der Reden des Demosthenes und Aeschines in den Prozessen
der Jakre 343. 330 flir die Publikation steht ja auck fest. Die
alte Ansicht war eigentlick sckon durck die Konsequenz, mit der
Hart el die daraus sick ergebenden Eragen nach Tagesordming,
Antrag, Amendement, Stellung in der Gesamtdebatte, Datierung,
praktischer Wirkung verfolgte , widerlegt ; denn befriedigende
Antworten auf diese Eragen waren nicht zu finden. Die aktuelle
Situation in ihrer momentanen Bestimmtheit ist nicht zu fassen,
weil der Redner als Pampkletist sick absicktlick liber sie erhebt.
Die Disposition ist nicht die lockere und scheinbar zufallige der
wirklicken Parlamentsrede, die nie so gehalten wird, wie sie vor-
bereitet ist, oft eine ganz neue Gestalt gewinnt^); Hegesipp, An-
1) Denjenigen antikeu und modernen Demosthenikern, die Dem. die sorgfiil-
tigste Voxkereitung seiner Staatsreden bis ins Kleinste und Feinste des Stiles
nachrubmen, ist es nicht zum BewuBtsein gekommen, daB sie ibn zu einem
schlechten Praktiker machen.
Beitrage zn athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrlmnderts. 293
dokides’ Friedensrede, vielleiclit aucli Demosthenes’ 4. PMlippika,
geben nns allein eine Vorstellung von der wirklichen athenischen
Staatsrede. Die des Demosthenes erheben sich vollig liber die
ephemera Tagesdebatte dnrch die straffe Konzentration und Ein-
heit des G-rundgedankens. Die wirkliche Debatte fordert direkte
Polemik gegen die Vorredner und ISTennung der Gegner, und die
Historiker spiegeln nock deutlicb diese einzig naturgemabe Praxis
wieder ; es ist wieder nur das hohere Niveau des Pamphletes oder
Essays, das Anonymitat der Polemik zum Stilgesetz erbebt (o.
S. 126). Dab Wortwahl und Stilisierung dnrch die Publikation in
eine hohere Lage versetzt wird, ist auch mit Sicherheit anzu-
nehmen (vgl. Plutarchs Dem. K. 9). Die Worte, die Zeitgenossen
aus Demosthenes Reden citieren, passen so wenig zu dem uns be-
kannten Tone, dafi Blab sie als Earrikaturen bezeichnet; aber es
sind ganz dieselben dnrch lebhafteste Aktion und Gesten unter-
stiitzten drastischen Mittel, die Hegesipp anwendet^) und die ge-
wib der Menge besser eingingen als alle Rhythmik, Architektonik
und raffiniert berechnete Wortstellung. Der Abstand gesprochener
Rede und geschriebener ist fiir antikes Gefiihl selbstverstandlich,
von den Modernen, die „Vorlesungen“ halten und wie ein Buck
reden, verkannt. Die Staatsreden des Demosthenes stehen in der
Mitte zwischen wirklichen Volksreden und den Brochiiren des
Isokrates. Diesen nahern sie sich dnrch Abrundung der Kompo-
sition und Abklarung der Sprache; jenen verdanken sie die Iso-
krates vollig in Schatten stellende wuchtige Energie lebendiger
fiir lautes Lesen bestimmter Rede und den treffsicheren Instinkt
fiir die Effekte, wie ihn nur der Praktiker gewinnt. Ist es nun
gewib, dab Demosthenes an seinem bedeutendsten litterarischen
Vorganger sich gebildet hat, so ist auch zu erwarten, dab er zu
dessen politischen Grundsatzen Stellung nimmt^).
1) Die Charakteristiken Philipps und seiner Umgebung in Theopomps Phi-
lippika scheinen von dem oft pobelhaften Ton der athenischen Ekklesie bestimmt
zu sein : Dem. ist stark benutzt Genaueres in einem spateren Beitrage. Die
Kunst der grellen Effekte und Sensationen hat Th. erst in der Zeitgeschichte
ganz entfaltet.
2) DaB die Bede XXII und ein Teil von XXIY gegen den Isokrateer An-
drotion gerichtet ist, sei wenigstens erwahnt. Selbstverstandlich wird Androtions
rhetorische Ausbildung benutzt, seine Glaubwurdigkeit zu verdachtigen. Aber
daraus folgt nichts fiir Demosthenes’ Yerhaltnis zu Isokrates; denn diese Diskre-
ditienmg der rhetorischen Kunst ist Gemeinplatz und findet sich z. B. ebenso in
den pseudo-demosthenischen Beden wider die Isokrateer Kallippos und Lakritos,
als Bezept in den Handbuchern der Bbetorik.
I
Ici. beginne mit der Rede IIsqI 6v^iioQcmv (XIV), die iia
Sommer 364 veroffentlicbt ist mad in die ersten Anfange der po-
litiscben Wirksamkeit Artaxerxes Ockos batte sich vor
kurzem die Unterstiitzung seines abtriinnigen Satrapen Artabazos
durcb Cbares energiscb yerbeten. Jetzt riefen seine -ungebeuren
Eiistungen in Atben eine grofie Erregung bervor^). Die patrioti-
scben Redner scbwelgten einmal wieder im Preise der GrroBtaten
der Vorfabren (§1.8, 36. 41) und wollten alle Hellenen znm ge-
meinsamen Erieg auffordem (12. 13. 38). Im Sinne der Priedens-
politik des Eubnlos mabnt Demosthenes zur MaBignng, warnt vor
jeder Provokation des Perserkonigs. Seine leitenden Q-esicbts*'
pnnkte nun sind an den Grrundgedanken des isokratiscben Pro-
grammes orientiert. Er setzt den Gredanken des Perserkrieges in
dieselbe unlosbare Verbindung mit dem der Einigung aller Hel-
lenen, in der er bestandig im Programme des Isokrates auftritt
(o. S. 127. 133. 140. 148), und erklart den Kriegsgedanken fiir in-
opportun, weil seine Voraussetzung und Yorbedingung, die
nocb nicbt erfiillt ist®). Xocb sind die Grriecben nicbt unter sicb
einig (3), und das Interesse an den Sonderfebden ist starker als das
panbelleniscbe Bewufitsein (12). Die Aufforderung zur Teilnabme
an einem yon Atben proyozierten Kriege wird jetzt keinen allge-
meinen Widerball finden, yielmehr die Zersplitterung von Hellas
offenbaren, indem mancbe der Hellenen, die Atben scbirmen wolle,
auf persiscbe Seite treten werden. Dagegen bofft der Redner, da6
eine ungerecbte Kriegserklarung von Seiten des Perserkonigs die
Einbeit yon Hellas berbeifiibren werde^).
1) S. Weil, Harangues S. 7.
2) Vgl. Dem. § 27* 30. Schafer I 457-^ ist nach den neueren Forschungen,
besonders Kahrstedts, zu berichtigen.
3) 36 m^ovoovv 37 ofioQ'v^adov.
4) 4. 13—40 'tovg "Elhpccg 6 q^ dsoii^'vovg tivhg s'aqvgCov ^ iL%ovaLOt)
diallccnrov, Der Perser wird durch eine Kriegserklilrung unfreiwillig eine Mittler-
roile spielen. Die Rolle des freiwilligen Mittlers weist Isokrates Philippos zu:
Ph. 30. 41. 46. 57. 83, 88. 111. Dies Gestandnis des Demosthenes von der all-
gemeiuen Sehnsucht nach einem bedeutenden Manne, der Hellas die Einheit
bringen solle, ist sehr merkwiirdig. Es entspricht wirklich dem Zuge der Zeit,
steht aber bei Dem. ganz isoliert da. — Dem. benutzt den blinden Kriegslarm,
urn die Athener fur einen neuen Organisationsplan der Seemacht zu gewinnen.
Die Btistung soli in erster Linie nicht gegen den Perser, sondern gegen die er-
klarten Feinde Athens sich richten (11. 41, ebenso in der Rekapitulation des In-
haltes dieser Rede XV 6). Dafi hier vor allem Philipp gemeint ist, haben schon
die antiken Kritiker erkannt (Schafer 14690, XV 24 wird er als gefahr-
licher Feind mit Namen genannt. Auch XIII 36 wird er gemeint sein*
Beitrage zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 296
Deraosthenes weiB, da6 der Standptinkt der zum Krieg hetzenden
Hedner popular ist. Darum betont er, dafi er mit der traditionellen
Beurteiluug des Parsers vollig harmouiert. Der Bevanchekrieg
ist notwendig uud ist nur eine Prage der Zeit (37. 39); nur im
Augeublicke ist er durckaus inopportuu. Der Perserkonig ist
Barbar (32. 35) und ist gemeinsamer Peind aller Grrieclien (3. 36).
Das sind die beliebten ScHagworter der epideiktiscken Paneg 7 rik
und des Isokrates (o. S, 127 ff.). Granz in denselben Greleisen bewegt
Dem. sick auck, wenn er die Bliite von Hellas aus dem einmlitigen
Zusammensteken gegen die Persermackt, den Verfall aus der Zer-
splitterung und dem Paktieren mit dem GrroBkbnige kerleitet^),
wenn er auf Salamis und Maratkon kindeutet (29. 30) und wiinsckt;
da6 den Perserkonig dieselbe Tollkeit'^) wie seine Vorfakren (Da-
reios und Xerxes) ergreife. Man siekt, wiewokl er im Eingange
den praktiscken Bat koker stellt als Lobreden auf die Aknen^),
recknet er dock mit der Mackt der traditionellen Bomantik der
Perserkriege und mit den Instinkten der Menge. Er will beileibe
nickt als Preund des Persers ersckeinen. Ebenso betont er in der
Bkodiaca, dafi er die Grefiikle der Grenugtuung liber die Demuti-
gung der frdkeren Gregner Atkens und der Sckadenfreude mit dem
Demos teilt, um dennock aus Opportunitatsgriinden die IJnter-
stutzung der rkodiscken Demokraten zu fordern.
Piir das Verstandnis der politisoken Entwickelung des De-
mosthenes, des Systemes seiner Politik, der seiner praktiscken Po-
litik zugrunde liegenden tkeoretischen Grrundgedanken, die , so
wenig sick Demostkenes auf staatswissensckaftlicke Tkeorien ein-
laSt, dennock durck die konkreten Verkleidungen oft kindurck-
sckeinen, ist die Beobacktung von Bedeutung, dafi der Bedner
bfter politiscke Grrundsatze, die aus bestimmten gesckicktlicken Ex-
fakrungen abstrakiert sind, auf ein ganz anderes Grebiet und auf
1) 36. 40.
2) § 39 jcaQdvoLav. Die Charakteristik des verblendeten Xerxes war in
der Panegyxik seit Aiscliylos und Herodot traditionell.
3) Irre ich nickt, so hat Isokrates den Gegensatz richtig herausgefulilt und,
wie er zu tun pdegt, prompt in der Antidosisrede vom J. 353 erwidert. Er
wendet sich § 62 gegen seine Neider, die zwar die Anmut seiner pankellenis cken
Eeden anerkennen (xccqvevvg>s sCqT]G&ccl, Dem. XIV 1 = Pr. 7 Xoyov TiaxccQvGfbhov),
die aber Tadelreden und Mabnreden zur Tat fiir nutzlicber balten als Lobreden
auf alte und vergangene Taten (vgl. Dem. XIY 1. 2. 41, XV 35 und Pr. 33,2). Uud
§76 erklart er mit Erapbase, es gebe keiae frommere uud gerecbtere Rede als
ein wiirdiges Enkomion auf Tugend und Taten der Vorfabren (s. dagegen Dem.
XIV 1). Jedenfalls zeigen diese Beriihrungen, wie unsicber die Beziebung jener
Isokrates-Stellen auf Plato ist (Diimmler, IQ. Scbrifteu 1 92. 949-
296
Paul Wendland,
Verlialtnisse, die zum ersten Male in seinen Gesichtskreis treten,
iibertragt. So wendet er den ihzn gelaufigen Grnndsatz daB es
in Athens Interesse liege, wenn die thehanische nnd die spartani-
sche Macht sich im schwebenden Gleichgewicht hielten nnd keine
von beiden ein den anderen Teal erdriickendes TJebergewicht ge«
winne, in der Aristokratea (XXIII 102 ff.) anf die thrakischen
Verhaltnisse an, Er widerrat das parteiische Eintreten filr Ker-
sobleptes, da Athens Vorteil es vielmehr erheische, dafi in einem
zersplitterten Thrakien mehrere Ehrsten sich im Schach hielten
nnd im Verhaltnis des Mifitranens nnd der Eifersncht zn einander
standen.
So finden anch frhher entwickelte Gedanken nnd Grnndsatze
in seiner nach dem philokratischen Frieden sich ernenernden anti-
philippischen Politik ihre besondere Anwendnrg. Znnachst ist sein
Verhalten Philipp gegenhber in der Friedensrede vom J. 346 der
politischen Haltnng vergleichbar, die er 354 gegen Persien ein-
nahm. Die radikalsten HeiJBsporne haben damals die Anffordernng,
Philipp als Mitglied der Delphischen Amphiktionie anznerkennen,
benntzen woUen, nm von Nenem einen Bruch mit ihm herbeizn-
flihren, Dem. betont, daB er den philokratischen Frieden nnd die
Verlnste, die er Athen anferlegt habe, nicht billige, nnd laBt seine
TJebereinstimmnng mit den Vorrednern nnd einer verbreiteten
Strbmung in feindlicher Gesinnnng gegen Philipp dentlich er-
kennen. Dennoch halt er eine Provokation jetzt nicht fair opportun.
Isoliert nnd in feindlicher Spannnng mit den Philipp verbiindeten
Staaten, darf Athen nicht den Krieg mit Philipp provozieren ans
einem AnlaB, der zngleich jene Machte heransfordern nnd sie anf
Philipps Seite stellen woirde. Mit Opportnnitatsrncksichten wird
354 die Abweichnng von den Traditionen des antipersischen Pa-
triotismus, 346 der scheinbare Widersprnch gegen die friihere
antimakedonische Kriegspolitik gerechtfertigt. Und wirklich lenkt
die Politik, die Demosthenes in den 4 oder, wenn man die beiden
Eezensionen der III Phil, doppelt zahlt, 6 Eeden der Jahre 344 —
340 verfolgt, wieder in die alten Bahnen nnd ist daranf gerichtet,
die Deberzeugnng von dem solidarischen Interesse aller Hellenen
an der Bekampfnng PhiHpps nnd an der Xotwendigkeit einer
Einignng aller Hellenen gegen diesen Nationalfeind zn verbreiten.
1) XVI 4f. 24 und XXIII 102 wird der Grundsatz als ein allgemein aner-
kannter iDezeichnet. V 17 wird andern griechischen Staaten ein ahnliclies Urteil
liber das Verbytnis zn Athen und Theben zugeschrieben.
Eeitrage zu athenisclier Politik und Publicistik cles vierten Jakrlmnderts. 297
Nnn werden, wie sclion frillier, die Schlagworter der alten pan-
hellenischen Politik wieder gegen Philipp gerichtet ^).
Es lohnt nock weiter, von der Symmorienrede ansgehend, die
Haltung, die Demosthenes in denselben Jahren dem Perserkonige
gegeniiber einnahm, zu verfolgen. Wir sahen, wie er schon in den
Reden XIV. XV in Philipp, nicht im Perserkonige, den erklarten
Eeind sieht und wie die patriotischen Schlagwbrter, die er gegen
den Perser schlendert, wesentlich als eine Konzession an die herr-
schende Stimmung anziisehen sind. Kein Wunder, daB er seit 344
angesichts des sicker bevorstekenden Krieges mit Philipp sick von
jenen Vorurteilen ganzlick emanzipiert und den Bund mit dem
Perser sucht^).
Wir haben reicklicke Zeugnisse, um die damaligen Beziekungen
zwiscken Atken und Persien genauer verfolgen zu konnen. Aus
dem Material, das Didymos CoL 8, 7ff. aus Androtion, Anaximenes,
Pkilochoros vorlegt, wissen wir, daB unter Lykiskos’ Arckontat
(344/3) zugleich Philipp Gresandte jcfpl slgTjvrjg — es handelt sick
um Revision und Erweiterung des pkilokratiscken Priedens —
nack Atken sandte^) und persiscke Gesandte erschienen, um die
Befestigung der vater lichen Ereundsckaft zu erbitten. Die Ein-
sickt in die ikm von Philipps Vordringen und dessen Konspiration
mit Hermias von Atarneus drokende Gefahr^) und wohl auck
der *Wunsch, wakrend der agyptiscken Expedition^) an Atken einen
Riickkalt gegen Philipp zu kaben, werden Artaxerxes Ockos zu
diesen Vexhandlungen mit Atken bestimmt haben. Aber er fand
kein Entgegenkommen. Der athenische Bescheid lautete in hbf-
1) Philipp ist jetzt der Barbar: III 17. 24. IX 31. XIX 305. 308. 327. Er
ist der ^OLvbg ix^Qog: XIX 307. Jetzt soil die Politik der Sammlimg sick gegen
Philipp richten: X 59 Sno^viiccdov gebraucht wie in der Symmorienrede 37.
2) Die alteren Beziekungen Atkens zu Persien wird Xakrstedt in der
Fortsetzung seiner Diss. „Die Politik des Demosthenes I^^, Berlin 1910 hehandeln.
Bis jetzt seke ick keine Moglickkeit zu beweisen, daB Dem. schon in der Zeit der
Eeden I — IV ernstlich mit einer persischen Koalition gerechnet katte.
3) Es ist die zweite der drei von E. Meyer S. 770 ff. richtig untersckiedenen
Gesandtschaften des Philipp : 1. die mit der Besckwerde fiihrenden Gesandtschaft
der Peloponnesier zugleick in Athen eintreffende, bei deren Gelegenheit Dem.
(Herbst oder Winter 844) die 11. Phil, hielt. 2. Pythons Gesandtschaft (Pruhjalir
343), die der liber sie berichtenden Bede cles Hegesipp vorausliegt und mit der
die persische Gesandtschaft zusammentraf. 3, die Gesandtschaft vom Friihjakr
342, die Hegesipp den AnlaB zu seiner unklngen und pobelhaften Bede gab.
4) So lautet eine Vermutung bei Didymos Col. 8, 26ff.
5) Kakrstedt hat die Eroberung Aegyptens 343/2 angesetzt, so da£ ikr
die persische Gesandtschaft nack Athen vorangcht (S. 15 if.).
298
Paul Wendland,
licher Pom doch. entscMeden abweisend, der Friede werde Bestand
haben, wemx der Konig sicb niclit gegen griecMsclte Stadte wende
Die Folge dieser Abweisung ist vielleicbt der bei Arrian erwabnte
Vertrag des Ocbos mit Philipp gewesen, der, falls man ihn in
diese Zeit ansetzen darf^), eine freilich bald vorubergehende Ver-
standigung herbeigefiihrt hatte. Die Erfolge der Makedonen in
Thrakien bestarkten ihn in der Ueberzenguing, daB doch inWahr-
heit seine und Athens Interessen ganz zusammenliefen. Philipps
Vordringen gegen den Hellespont bedrohte ihn bald nicht weniger
als Athen, nnd seine Satrapen unterstiitzten bald das belagerte
Perinth ^).
Fiir die kilhl abweisende Antwort trat, wie Didymos Col. 8, 15
bezengt, anch Androtion ein. Dem. stand also damals seinem alten
Gegner, der als Isokrateer anch die Schlagworter der panhelleni-
schen nnd perserfeindlichen Politik seines Meisters anfgeboten
haben wird, gegenhber. Denn es nnterliegt keinem Zweifel, daB
Dem. bei dieser Gelegenheit wirklich fiir einen Band mit Persien
agitiert hat, daB er aber nicht dnrchdrang, gerade so wie er kurz
yorher bei Gelegenheit der makedonischen nnd der peloponnesischen
Gesandschaft einen MiBerfolg dayongetragen hatte, den die II. Phil,
yertnschen will (s. E. Meyer). Die Moglichkeit dieser Politik lag,
wie wir sahen, ganz in der Linie seiner frtiheren AenBernngen
hber das Verhaltnis zn Persien, die nnr nnter dem Drnck der
bflentlichen Meinnng einen scheinbar feindlichen Ton anschlngen;
sie ist aber anch mit Notwendigkeit ans seinen spateren AenBe-
rnngen in der zweiten, etwas ansfiihrlicheren Ansgabe der III. Phil,
nnd in der IV. Phil, zu erschlieBen. Athenische nnd persische So-
lidaritat wird yon der athenischen Kriegsparfcei ganz so empfanden
1) Philochoros bei Didymos Col. 8, 21 — 23. Vorber berichtet Didymos nach
Androtion und Anaximenes; tov ^Ll^TtTtov iitl aQx^vtog AvKLffKOv ^A&ijvoc^s jtsgl
a^Q'^vrjg Ttsfifccvtog, ^aaiXsaig TCQsapsLg ovfiTtQoa^KOCvto ot Ad'rivccLOL, S^Ucc •bits-
QOTCtinm'csQOv i) ixQVv dLsXsx^r}()Ccv avtoig, Meyer S. 777 bat meine Konjektur ov
TtQQGTi'Aavxo angenommen, C. F. Lehmann, Klio X S. 392, sie bestritten, und man
kann im Referate des Didymos sicb mit der nicht sebr prazisen Ausdrucksweise
zufrieden geben. Das unklare si^'^vrig ist besser als von Lehmann scbon
von Stavenhagen, Quaest. Demostbenicae Gott. 1907 S. 40 verteidigt worden;
und Col. 12, 64 ist •^iUv als die wabre Lesung aucb von Florian, Stadia Di-
dymea, Lpz. 1908 S. 34 erkannt worden. Icb citiere mebr als nbtig ist; denn die
modern en Arbeiten ignorieren ihre Vorlaufer in der Eegel,
2) Judeicb, Kleinas. Studien S, 299 hatte ihn scbon scbarfsinnig in diese
Zeit ungefahr gesetzt.
B) Schafer II 502 vgi. aucb 516 und Philochoros’ Zeugais (Did. 10, 54) iiber
Verbandlungen des Chares mit persischen Satrapen (Florian S. 54. 55).
Beitrage zu athenischer Politik und Piiblicistik des Yierten Jahrhunderts. 299
wie von Ochos. Ill PMl. 71 empfieUt Dem. erne Gresandtsclaaft
aucb. an den Perserkonig mit der Begriindung, daB anch dieser in
Philipps Vordringen eine Grefahr sehen milsse. IV Phil. 31 — 34
fiihrt er aus, daB durch gliicklichen Zufall die Moglichkeit einer
Verbindung mit dem Perserkonige sich biete, die man nut 2 ;en
miisse. Denn auch die Vertrauenspersonen nnd ‘Wohltater des
Konigs hassen und bekampfen Philipp ^). Und durch den bei ihm
in Haft befindlichen Hermias wird Ochos anthentische Kunde er-
halten von den gegen ihn gerichteten Wuhlereien des Philippi).
Darum muB man jetzt eine Gesandtschaft an den Konig schicken
und Verhandlungen mit ihm ankmipfen. Man muB die abge-
schmackten Phrasen, die schon oft Schaden gestiftet haben, 6 Si}
pdQ^aQog und 6 %oi,vbg B%%'Q6g^ und alles ahnliche Geschwatz
der Art aufgeben. Der Eauber, der mitten in Griechenland vor
den Thoren steht, ist zu flirchten, nicht der Perser in Susa und
Ekbatana; der hat vielmehr Athen schon frliher aufgeholfen^) und
machte ihm erst jlingst Anerbietungen; wenn ihr sie nicht an-
nahmt und ablehntet, so ist es wahrhaftig nicht seine Schuld^).
Hier haben wir anthentische Zeugnisse des Demosthenes^ die
einen sicheren SchluB gestatten, daB er das Entgegenkommen der
persischen Gesandtschaft vom J. 343 gegeniiber empfohlen hat und
daB die Absage wider seinen Willen erfolgt ist. Es ist sehr zu
bedauern, daB diesen Zeugnissen gegeniiber ein so verdienter und
scharfsinniger Eorscher wie der jiingst verstorbene Nitsche®)
sich zum Vertreter einer Demosthenes-Orthodoxie aufwirft, die
vorgefaBter Meinung zu Liebe die Tatsachen vergewaltigt. Er
stellt S. 105 dfeh seltsamen Kanon auf, bei dem er sich offenbar
selbst nicht ganz wohl fiihlt, daB Dem. zwar nach Charonea, aber
nicht vorher beim Perserkonig Hilfe gesucht haben darf. Diesem
Kanon zu Liebe wird die Echtheit der langeren Eezension der
1) Gemeint ist Yor allem Mentor, der durch die Verhaftung des Hermias
den Kampf mit Philipp eroffnete, und die Satrapen, die dann nach XI 5 Perinth
beigestanden haben.
2) A. Korte, Kh. M. LXSDOff., Kahrstedt S. 12 ff.
3) DaB Dem. vor allem an Konon denkt, hat schon Weil gesehen, und Di-
dymos interpretiert ebenso.
4) Didymos Col. 6,71 bestatigt die, wie so oft, vortreftliche Lesart der Vul-
garhss. o-b rd ys i%s^vov (ov tk i%s^vov SA Vind. I Did. Col. 8, 7 tdd'), vgl.
VIII 53 = X 56.
5) Z. fur das Gymnasialwesen, Jahresberichte XXXII 1906 S. 73 — 184 ^De-
mosthenes und Anaximenes Ignoriert zu werden wie bisher verdient die durch
Materialsammlung und feme Beobachtungen wertyolie Arbeit keineswegs.
300
Paul W endland,
III. Pliil. rad die der der IV. Phil, preisgegehen (S. 105. 136. 164).
Nun kommt ja aber noch das Zeugnis der fingierten Demostlienes'
rede des Anaximenes (XI 5. 6) hinzu, der Dem. unter Hinweis auf
die Unterstiltzung Perinths durch. die Sairapen die Aussiclit auf
persische Hilfe und auf persisch.es Grold erbffhen laJBt. Der Zeit-
genosse Anaximenes, sollte man meinen, mlifite gewufit haben,
warum er Dem. diese Worte in den Mund legt. Aber Nitsche
macht gerade Anaximenes zu dem Siindenbock, mit dessen Hilfe
Dem. entlastet wird. Er ist es, der „der wirklichen Politik des
Demosthenes seine phantastische unterzuschieben wagte“ und den
auch im Perserhah korrekten Patrioten „beim barbarischen Perser-
kbnige Hilfe suchen liefi“ (S. IOB)^). Er ist Nitsche Verfasser nicht
nur der von Didymos ihm zugeschriebenen Rede, sondern auch der
Rede Ilegl dvvtd^acjg, der Erweiterungen der III. Phil. ^), der IV.
Phil. ^), der ersten Rede gegen Aristogeiton, der Brief- und der
Proomiensammlung.
Zur Yerstandigung zwischen Athen und Persien ist es auch
jetzt nicht gekommen. Dem. selbst bezeugt ja auch, daB augen-
blicklich noch das Verhaltnis des Persers zu Athen gespannt ist
(§ 52). Seine Gresandtschaft nach dem Bosporos, die bald auf die
Publikation der lY. Phil, folgte und wahrscheinlich auch eine Yer-
standigung mit den Satrapen bezweckte"^), hat zu dem gewiinschten
Biindnisse nicht gefiihrt.
In diese Zeit wird wohl das von Aeschines (III 238) citierte
Schreiben des Konigs fallen^), in dem er Athens Werbungen ebenso
schroff abweist, wie die Athener seine frlihere Botschaft abgelehnt
hatten. Aeschines mag die Porm zugespitzt haben; den Sinn des
Schreibens wird er doch richtig wiedergeben mit denWorten: Ich
werde euch kein Gold geben, bittet mich nicht, denn ihr kriegt
doch nichts.
1) Wie konnte denn von einer in dieser Zeit erfolgten Bestecliung des Dem.
durch den Perser (Ps. Plut. 847 vgl. 848 E) die Bede sein, wenn er gar nicht die
Faden mit Persien anknupfte?
2) Umgekehrt scheint E. Meyer S. 778^, mit Unrecht, die ktirzere Kezen-
sion fur -willkurlich zurechtgemacht zu halten.
3) Ich wurde, als idi durch Diels’ Gute zuerst nur die Vorrede der grofien
Berliner Didymos- Ausgabe erhielt, durch ein Versehen vpn Diels (s. meinen
Anaximenes S. 2^) zu der Annahme gefiihrt, Anaximenes sei als Autor der IV.
Phil, hezeugt, und fiihrte mit negativem Ergebnis fiir diese eine XJntersuchung^
die ich dann mit Erfolg fur K XI aufnahm.
4) S. Korte, Rh. M. LX 404. Schafer II 482.
5) Vgl. Schafer II 483, der aber falschlich Dem. XIX 137 hierhin zieht,
•vvo es sich vielmehr urn Bestechung handelt, und Korte S. 404.
Beitrage zu athenischer Politik und Puklicistik des vierten Jahrhunderts. 301
Aucli wie das Werben um die Griinst des Persers von der an-
dern Seite aufgefafit wurde, ist uns nocb bezeugt. In dem tins
erbaltenen Briefe^) (XU 6. 7) sagt Philipp den Athenern seine
Meinnng liber ibre Yerbandlungen mit dem Perser; Dieser Versnch
einer Konspiration mit dem Perser nimmt ihn Wunder. Denn
ebe Ocbos Aegypten (343/2, aber der erste Peldzng 3B1) und Pbo-
nikien (i. J. 3B0) unterwarf, baben die Atbener fiir den Fall eines
Konfliktes mit Persien Philipp und alle andern Grriecben zur Hilfe
aufgerufen ^). Jetzt geben sie in ibrem HaB gegen Philipp so weit,
daB sie mit dem Perser iiber ein Defensivblindnis gegen ihn ver-
bandelten. In fein berechneter Wendung halt er ,den Athenern
vor, daB, was sie einst den Pisistratiden vorwarfen, daB sie den
Griecben den Perser anf den Hals zogen, sie jetzt selbst zu ttin
sicb nicbt scbamten®).
Die Opposition des Isokrates gegen die perserfreundliche Po-
litik und vor allem gegen Demosthenes babe icb scbon S. 164. 165
beriihrt. Ein abnlicher Gregensatz der Anschauungen tritt bier
1) Ob er das von Pbilochoros erwahrite Ultimatum oder ein frixherer Brief
Philipps ist (so Nits c he S. 81. 173 vgl. Welzhofer, Die Komposition der
Staatsreden des Dem., Progr. Straubing 1905/6 S. 6 und Stavenbagen S. 32ff.),
fallt fur diese Untersucbung nicht ins Gewicht. Je nach Entscheidung dieser
Frage sind die von Philipp iibel vermerkten Verhandlungen mit Persien zeitlich
anzusetzen. Entschieden betonen muB ich gegeniiber Nitsche (S. 84), daB der
uns erhaltene und der von Didymos citierte Brief identisch sind, daB also zwei
Bezensionen desselben Textes kursierten.
2) Nitsche S. 103 setzt diesen Appell kurz vor die Eroberung Aegyptens,
abnlich Kah rst edt S. 17 fP. Icb verstehe nicht, wie K. diesen Appell — darum
handelt es sich nach den Worten — mit der Antwort auf Philipps zweite Ge-
sandtschaft gleichsetzen kann. Wahrscheinlicher hahen andere an die Situation der
Symmorienrede gedacht. Das ist wenigstens eine Moglichkeit. Damals wunschten,
wie § 12. 13. 38 zeigt, die enragierten Patrioten und Perserfeinde einen Appell
an alle Hellenen. K. S. 17^^ bestreitet die Gleichsetzung mit den Worten „Ein
Appel an die hellenische Nation ist doch keine Entente mit Philipp". Aber in
den Worten Philipps ist gar nicht von einer Entente, sondern von einem solchen
Appell die Bede. Auffallig ist nur, daB nach Philipps Brief Philipp selbst in den
Appell eingeschlosseu war; denn davon horen wir im J. 354 nichts. Moglich, daB
die Patrioten 354 in jenen Appell auch Philipp einschlieBen wollten; dann hMten
sie, wie zu Demosthenes’ Mahnung zu einer abwartenden Haltung dem Pefser
gegeniiber, so auch zur Forderung der Wacbsamkeit gegen den erklarten Feind
Philipp im strikten Gegensatz gestanden. Aber es konnte auch ein KniF Philipps
sein, daB er als HeraklessproB den damals laut gewordenen Appell an die Hellenen
auch auf sich bezieht.
3) Meine frlihere Hypothese (Anaximenes S. 21), daB auch in dieser Notiz
sich die Hand des iiberarbeitenden Anaximenes verrate, halte ich nicht mehr
aufrecht.
302
Paul Wendland,
hervor, wie einst in den Debatten des J. 354 und des J. 343, nnd
nacb den Analogieen konnten wir noch mit einiger Sicherbeit re-
konstrnieren, was Androtion nnd was Demostbenes 343 gesagt
baben. Wir saben scbon, daB die Art, wie Dem. die 3B4 von ibrn
angenommenen Scblagworter seiner panbelleniscben Politik zum
alten Eisen wirft, Isokrates besonders verletzen mnBte. Das xoivos
s%Q'q6s wiederbolt er Panathenaikos 158, nennt es eine Scbmacb,
daB die groBten G-riecbenstadte wetteifernd nm den persischen
Reicbtnm werben, daB Argos nnd Tbeben zur Dnterdriicknng des
Anfstandes in Aegypten gebolfen baben ^), Athen nnd Sparta
feindlicber zn einander als znm gemeinsamen Feinde steben, dnrcb
Sondergesandtscbaften seine Dnterstlitznng in den Febden mit
Griecben sucben; and dabeimiiBten sie docbwissen, daB er gerade
die, welcbe sicb nm seine Gnnst bemiiben, nbermiitig zn beban-
deln pflegt ^).
Dnbefangene Betracbtnng wird Isokrates’ Drteil nicbt bei-
stimmen, sondern in den Versucben einer Verstandignng mit dem
Perser eine niiebterne, dnrcb die Verhaltnisse geboteneEealpolitifc
erkennen, nicbt eine Scbmacb, von der die Apologetik ihren Heros
zn befreien notig batte. Ebenso nngliicklicb ist die Apologetik in
der Verwerfung des folgenden Abscbnittes der IV. Phil. (35 — 45)
gewesen, in dem die Tbeorika verteidigt werden. Man bat es
wabrbaftig nicbt notig, die Ehre des Dem. dnrcb Atbetese dieser
Ausfiibrnng zn retten; der Politiker bat die Mittel gewecbselt.
Weil sicb ibm jetzt die allzn optimistiscbe Anssicbt anf das per-
siscbe Gold offnet, meint er anf den friiberen miBliebigen Plan
einer Dmwandlung der Tbeorika in Ekiegsgelder verzicbten zn
konnen nnd will wohl dnrcb diesen Verzicbt seiner PoHtik eine
groBere Popnlaritat sicbern®). Als sicb dann jene Anssicbt als
triigerisch erwies, bat er den alten Plan wieder anfgenommen nnd
339 wirklicb dnrebgesetzt. Scblimmer als solcber Wecbsel sind
die demagogiscben Mittel, mit denen Dem. in dieser Bebandlnng
der Tbeorika nacb der Popnlaritat bascht.
Wabrend der Vorbereitungen von Alexanders Znge nacb Asien
bat Dareios nocb einmal die Verbindnng mit den griecbiscben
Staaten gesncbt, nnd Dem. bat persisches Geld empfangen. Aber
der zweite Anmarscb Alexanders bereitete der griecbiscben Er-
1) § 159 (0. S. 164).
2) § 160. Wahrscteinlicli ist datei auch an das S. 300 erwahnte Schreiben des
Ochos gedaebt.
3) Der III 19 vorgesehene Fall einer andern Auslnmft , die das Besteben
der Tbeorika gestattet, ist jetzt eben eingetreten.
Beitrage zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 303
hebnBg tind damit aucli den Planen einer Konspiration mit dem
Perser ein jahes Ende^). Die G-egner sind nicht miide geworden,
Dem. die Annalime persiscben Groldes vorzuwerfen, tind iohnend
weist Aeschines (III 269) anf die Sclimaci. Mn, daB Dem. ofPen mit
dem Perser gegen die (rrieclieii gemeinsame Sache gemacht habe.
Demosthenes’ Politik nach der Schlacht hei Charonea laJBt
sich nicht mehr henrteilen; die Nachrichten werden jetzt diirftig
land stammen meist yon seinen Gregnern her. Eine fiihrende Rolle
hat er nicht mehr gespielt. Gemessen an der Hohe seiner Bahn
tind an der fieberhaften Tatigkeit der Jahre 343 — 338, erscheint
der Dem. dieser Periode als toter Mann. Der KxanzprozeB setzt
noch einmal seine Eeder in Bewegting: handelt es sich doch nm
seine Ehre tmd um seine biirgerliche Existenz. Aher der Publicist,
der im Kampf groB geworden ist, schweigt jetzt. An Mufie zur
Schriftstellerei fehlt es ihm nicht, aber Schriftsteller yon Natur
nnd Bernf ist er eigentlich nicht ^). Die Publicistik war ihm Pa-
rergon und eine Waffe im Kampf. Dm so mehr miissen wir die
yollendete Kunst des Publicisten bewundern.
II
Sahen wir, dafi Dem. in den Anfangen seiner politischen Wirk-
samkeit sich noch an den G-esichtspunkten des Isokrates orientiert
und dessen Anschauungen sich anpaBt, so muBte wenn nicht schon
die yon Dem. betriebene Kriegspolitik der Jahre 349 und 348, so
doch die im Ph. des Is. offen heryortretende Sympathie des Iso-
krates fur Philippos, Demosthenes’ bald nach dem philokratischen
Erieden sich erneuernde Eeindschaft gegen den Makedonen zu
einem Gegensatz der Manner flthren, der sicher auch durch die
Verschiedenheit der Naturen yerscharft worden ist, Der philokra-
tische Eriede, auf den die Publikation des Ph. gefolgt ist, hat Iso-
krates nicht abgehalten, diesen Gegensatz zum Ausdruck zu bringen.
Isokrates weiB, daB sein Appell an Philipp bei yielen AnstoB er-
regen wird, und rechtfertigt sein Vorgehen damit, daB er friiher
ja das gleiche Programm seiner Vaterstadt yorgetragen, aber die
Erfahrung gemacht habe, daB diese auf seine Reden weniger gab
als auf die auf der Tribune rasenden Redner (129 — 131). Kann
man schon in dieser Bosheit und in dem Prodmion, das mit seiner
1) Das Material bei Schafer III llSff. 146ff.
2) Die Griecben waren ja als Bundesgenossen mit Philipp vereinigt.
3) Das ist uberhaupt ein charakteristisches Merkmal der attischen Litteratur
und eine der wesentlichen Bedingungen ihrer GroBe, daB es ein herufsmaBigeS'
Litteratentum, Leute, die nichts sind als Schriftsteller, gar nicht gibt.
304
Paul Wen dland,
Verstandnislosigkeit fiir den tim Amphipolis gefdlirten Streit zu
Demosthenes' Einsicht in die Bedeutnng des Konfliktes^) in Kon-
trast steht, imd sich ausdritcklich in G-egensatz zu den athenischen
Rednern (§ 2) stellt, Polemik auch gegen Dem. finden, so ist das
Ziel der Polemik ganz klar in der Invektive gegen die Verlaumder
Philipps (§ 73 — 79); die ihre Staaten in Verwirrung stiirzen und
den allgemeinen Erieden als einen Kriegszustand fiir sich selbst
ansehen (aldd’dvoiiai yccQ ds t&v 0ol (pd'O-
voiivtcovj dl itdlug %kg ax)td5v sl%'i6^iv<x>v slg taQccx&g za^L6t<i-
vai %al rijv €Iq')^V')]v riiv toig ccXXoig Kotv'^jv TtdXeiiov rotg aitcov idloig
eIvcci vo^L^6vtG}v). Sie behaupten, heiBt es weiter, das Wachstum
der Macht Philipps sei gegen Hellas gerichtet {StcI tcciiti^v a'b^dvs-
Tat), dem er schon seit langem nachstelle , sein beabsichtigtes
Eintreten fiir Messenien bezwecke in Wahrheit die Hnterwerfung
der Peloponnes und endlich der andern Griechen, und finden mit
solcher Liigenmar in weiten Kreisen Glauben. Philipp soil dies
Gerede, das ihm eine des Perserkonigs, nicht des Wohltaters Grie-
chenlands wiirdige Eolle zuschreibt; doch ja nicht geringschatzen
und unbeachtet lassen. Wendet sich Isokrates Her direkt pole-
misch gegen die antimakedonischen Staatsmanner, die den Krieg
betrieben hatten, aber geWifi auch mit der Absicht, Philipp vor
einex Politik zu warnen, die diese „Verleumdungen“ berechtigt er-
scheinen laBt (o. S, 186), so hat er an andern Stellen den Stand-
punkt jener Staatsmanner stillschweigend beriicksichtigt. Er warnt
Philipp davor, hellenische Stadte zu erobern (68, o. S. 136); ge-
rade diese Knechtung hellenischer Stadte macht Demosthenes oft
(besonders III 20, 1X22) dem Makedonen zum Vorwurf. Isokrates
mahnt Philipp, auf die antimonarchische Gesinnung der Griechen
Rucksicht zu nehmen (o. S. 134) ; den unversohnlichen Widerstreit
demokratischer und monarchischer Verfassung bringt Dem, ofter
zu scharfem Ausdruck^).
Wie viel das Wort des Journalisten auch in den politischen
Tageskampfen gait, tritt ganz besonders klar hervor in der Eiille
der Beziehungen auf den Ph., die wir in den Debatten und diplo-
matischen Yerhandlungen der Jahre 344-- 339 nachweisen konnen.
Bei Gelegenheit jener drei S. 297^ erwahnten Gesandtschaften hat
sich der Redestreit auch urn jene isokratische Invektive gegen die
Staatsmanner gedreht. Die erste Beziehung des Konigs auf den
1) S. 0 . S. 129, Is, VIII 22 und von vielen demosthenischen Stellen besonders
VI 17, X 12,
2) iTei^ovXs'^SLV 78. 75, 77.
3} I 5. VI 21. VIII 40. (= X 11). 43. (= X 16). IX 38. X 4.
Beitra<ge zu athenisclier Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 306
Ph., die freilich sich als ganz siclier erst durch die Analogie der
spateren Berufungen ergeben wird, liegt vor in seinem diplomati-
schen Scbreiben voxn J. 344, das znr II. Phil, den Anlafi gab. Nach
der Hypothesis des Libanios zu dieser Rede beschwerte sich der
Konig, daJB die Athener ihn yerleumdeten, indem sie von Ver-
sprechungen Philipps redeten, die er nicht erfhllt haben solle^).
DaB schon in diesem Scbreiben Philipps der Ph. des Isokrates be-
nutzt war, wird durch die unleugbaren Beziehungen der II. Phil,
des Dem. auf den Ph. wahrscheinlich. Er wuhdert sich, wie je-
mand noch bestreiten kann, dafi Philipp gegen Athen riiste {s(p'
TC&vta •jtaQa 6 KBv(k^B 0 %'ab 6). Philipp selbst hat ja das Bewufit-
sein, daB er Athen nachstellt {plSs . , . ai)thv i^itv iuti^ov^^siiovta
18). Seine bisherigen MaJBnahmen haben ihm nur den Weg nach
Attika und in die Peloponnes offnen sollen (35. 36)®). Dem. be*
tout, dafi demokratische Gresinnung in notwendigem Gegensatz zu
Konigtum und Tyrannis stehe, und wiederholt die Warnung, die
er schon als Gesandter in der Peloponnes ausgesprochen hat, man
solle sich in Acht nehmen, dafi man nicht aus Kriegsscheu sich
einen Herrn auf den Hals ziehe (25).
AUe diese Gedanken stehen im Kontrast zum Ph., und im
zweiten diplomatischen durch Python Pruhjahr 343 iiberbrachten
Scbreiben Philipps ist auch der Anschlufi an denselben Ph. sicherer
nachzuweisen, da wir bier einen genaueren Bericht dem Hegesippos
verdanken (§ 21): Er machte uns, den Verlaumdern Philipps^),
Vorwurfe und tadelte auch euch, daB ihr ihn in seinem Streben,
euch Gutes zu tun und euch zu s einen Ereunden zu machen, hin-
dert, indem ihr den Reden der sykophantischen Verleumder Glauben
schenkt, die ihr Schweigen sich gern durch makedonisches Geld
erkaufen liefien. Solche verleumderische Reden und der Beifall,
den sie fanden, machten seine Gesinnung umschlagen, wenn er bei
denen auf MBtrauen stoBe, deren Wohltater er dock so gern sein
woUte. Man mbge doch auf solche Leute, die, statt Verbesserungen
der Eriedensurkunde vorzusehlagen, nur verleumdeten, nicht horen.
1) Zur Sftche s. E. Meyer, S. 774 (ick bemerke, daB Dem. § 12 (Ende)
eine latente Polemik gegen Pbilipps Bescbwerde, also eine Beziebung auf Philipps
Gesandtschaft enthalt). Genaueres ergeben die von Eohrmoser, Z. f. ost. Gymn,
XXV 796^ gesammelten Stellen.
2) Dem. wiederholt also was Is. Ph. § 74 (o. S. 304) bestreitet.
3) ripLiv totg dia^aXlovai rbv Mlurc'itov. Heg. wiederholt hier wie oft mit
ironischem Ausdruck Philipps Worte, und mit dem bezeugt er, da Dem. in
•derselben Ekklesie, in der Hegesipps Rede gehalten ist, in gleichem Sinne wie
Heg. redete, dafi Philipps Angriff sich auch auf Dem. bezog.
Kgl, Ges, d. Wiss. Nachricliteii. Philolog.-hist. Klasse. 1910. Heft 4. 22
306
Paul W endland.
Wir sehen, der Konig nimmt hier gegen Athen ganz die Hal-
tiing ein und scMagt den Ton an, den Isokrates ikm empfoklen
katte. Er spielt wirklick die Eolle des s'degys'ttjg, der Athen so
gern alles G-ute antnn mochte^). Er verlafit sick anf den Rat des
erfakrenen atkeniscken Journalisten, nnd der Isokrateer Pytkon
war ja gerade ganz der geeignete Mann, ikm seines Meisters Ge-
danken genaner zu interpretieren nnd zu begriinden. Aus eigenem
fiigt er nnr die boskafte, seine atkeniscken Gegner diskreditierende
Insinnation kinzn, dafi die Redner es anf Erpressnngen absaken.
Die frenndlicke Anffordemng Philipps zn Beratnngen iiber
Revision der Eriedensakte kaben dann Hegesipp nnd Dem. mit
Erenden anfgegrifFen nnd sofort zn dem Vorscklage benntzt, die
Eormel emte'^ovg S%blv & E%ov0tv^) zn ersetzen dnrck die andere
imriQovg S%biv bccvtwv^). Dieser dreiste, jedes Rechtsgefiikls.
spottende Yorscklag, der in "Wakrkeit den pkilokratiscken Erieden
nmstieB nnd dem Pkilipp Verzickt anf alle seine kriegeriscken Er-
folge znmntete, war natiirlick nickt ernst gemeint. Die Eiikrer
der Kriegspartei, die die Verantwortnng einer Eriegserklarnng
Atkens nickt tragen wollen, legen es in diesen Jakren daranf an,
so lange zn sckiiren nnd zn ketzen, bis sie dnrck ihre provokato-
riscken Afcte Pkilipp znr Kriegserklarnng treiben. Hegesipp iiber-
bringt dann dem Konige mit anderen Wiinscken diesen nnglaub-
licken Vorscklag nnd wird damit abgewiesen. Er kat nnn erreickt,
was er will, nnd kann beim Empfange der nacksten Gesandtschaft
Philipps'*) 342 seine Brandrede kalten, ein Erzengnis groBter di-
plomatischer Taktlosigkeit, Rabnlisterei nnd Sophistik®). Indem
er dem Konige die nnglanblicke Dnmmkeit impntiert, dafi er im
V orans alle V erbessernngsvor scklage der Atkener gntgeheiBen kabe ®),
1) Vgl. 0 . S. 184 nnd Ph. 37. 116. 140. 180 toig fihv "JEUijvag &ya&6v ru
Tcoi^acci 35.
2) Diese feste recbtliche Formel, die den gegenwartigen Besitzstand aner-
kennt, wird von Hegesipp § 26 ff. in iJirem Sinne vollig verdrelit. Das ist ebenso
imwabrliaftig wie wenn Dem. VI 31 (vgl. XIX 48. 54. 87. 310) sich entrlistet, daB
der Frieden iiach iiblicher Formel aucb fiir die Naclikommen Philipps gelten sollte.
3) VII 18 vgl. X 12. VI 17.
4) DaB Philipp sich iiberhaupt noch in weitere Verhandlungen einlieB, er-
Mart E. Meyer S. 778 ansprechend daraus, daB die Athener wenigstens gleich-
zeitig dem Perser eine Absage gegeben batten (o. S. 297 £).
6) Was Libanios uber die Griinde der Zuweisung von B. VII an Hegesipp
mitteilt, weist auf solideste alexandrinische Forscbung, die dasselbe Vertranen
verdient wie im Falle der Znteilung von B. XI an Anaximenes.
6) § 18 ff. Er deduziert das § 20 ff, aus dem Schweigen. mit dem Philipps
Gesandte die Botscbaft Athens hinnahmen. Dies Schweigen, das Allerweiseste was
sie tun konnten, soli Zeichen des Beifalls gewesen sein. ISToch dreister ist freilich
Beitrage zu athenisclier Politik tind Publicistik des vierten Jakrlmnderts. 307
kann er nun triampHerend verklinden (23), daB Philipps Bereit-
willigkeit zu einer Beyision eitel Schwindel gewesen sei^); seine
athenischen Lehrmeister hatten ihm den Grlauben beigebracht, nie-
mand werde einen Antrag stellen, der dem philokraiischen Frieden
widerstreite (der ihn umsturzte, ware der ehrliche Ausdruck ge-
wesen). Nun kann Hegesipp sich ruhmen, dab er dock diese Hel-
dentat vollbracht babe. Die athenischen Vertrauensmanner Phi-
lipps (sicher auch Isokrates) bekommen auch noch § 17.5 einen Hieb :
Sie weihen ihr Leben Philipp, nicht ihrem Vaterlande, und filhren
Geschenke heim, fiir die sie ihre Heimat verkaufen. Und Philipp
yerlaBt sich darauf, daS die Athener sich von denen betrligen
lassen, die die Politik Athens nach Philipps Wlinschen zu lenken
versprochen haben und es auch tun.
Nur weniges von dem Inhalt der dritten Botschaft Philipps
die sich aus Hegesipps Rede ziemlich sicher rekonstruieren labt,
kommt hier fiir meine Untersuchung inbetracht. Der gute Ein-
druck, den seine ruhige, sachliche Haltung in Athen machte (45. 46),.
argert Hegesipp. Wieder wandte sich Philipp gegen die ihm feind-
lichen athenischen Staatsmanner (1). Er auBerte sich liber sie
ganz ahnlich wie in dem voraufgehenden Schreiben (21, o. S. 305)
mad beschwerte sich wieder, daB Hegesipp ihn beschuldige, seine
Verheifiungen nicht erfiillt zu haben (33). Das veranlaBt den
Redner, liber Philipps „Wohltaten“ und alles Gute, was er ver-
sprochen habe, zu hohnen (33 — 35. 44).
Natilrlich hat Dem. auf die in diesen Jahren oft, auch von
Aeschines^) wiederholten Angriffe im Tone des Ph. geantwortet.
Demosthenes^ Entstellung, Eranzrede 136, der hehauptet, sogar Philipps Bundes-
genossen hatten seinen damals (ganz im Sinne Hegesipps gehaltenen) Reden Bei-
fall gespendet. Es ist ja auch hei Vergleichung der Gesandtschafts- und der
Kranzrede ofter beohachtet worden, daB die Entstellungen in groBerer zeitlicher
Feme dreister werden.
1) Das Gegenteil ergibt sich aus dem Entgegenkommen, das er andern
Wiinschen der Athener entgegenhrachte.
2) II 79 'c&v iv ^oXsv qriroQmv xogri'/bv tccig need’’ ijiisgccv SccTtdvccLg
rbv vrSXsfiov Tvoiovfihoov 177. DaB hier dem Aeschines die S. 304 citierte Invek-
tive des Isokrates vorschweht, ware an und fiir sich nicht ndtig anzunehmen, wird
aher doch wahrscheinlich durch eine Stelle seiner Kranzrede (III 82), die sich
wirklich auffallend mit Isokrates beriihrt: b’ccMv oi vf tfjg itolmg
'jtqoC'jtolBiiovvrBg y]6v%Ca iHaiiBvoi TtaQsncilovv l%i xh Die isokratische Anti-
these von den Rednern, die den allgemeinen Frieden als Kriegszustand fiir sich
ansehen, war iiberhaupt im Altertum beriihmt und fast gefliigeltes Wort. Arist.
(Rhet, III 10 p. 1410 b 30) fiihrt die Worte %al toig ccXloig %oiv^v bI^yivtiv
vofii^ovTcov toig avt&v td^oLg ^dXsfbov als ein Beispiel der aGtsVa und Bvdo%iiiovvta
an. Wie so vieler anderer Scblagwbrter der Tagesdebatte haben sich dann auch
22 *
308
Paul W endian d,
Wenn er in der Gresandschaftsrede (Sommer 343) das ^verbreitete
Grerede^ abweist oC 'caQdtrovtsg zijv 7c6Xiv^ ol diazayXiiovtsg
%ov TtoLTjacii zijv ^6Xiv (XIX 187)^ so beziebt er sich zugleich zu-
riick auf Isobrates wie aaf die jiitigst durcb Python iiberbrachte
Botschaft Pbilipps. Ausfiihrlicb gebt er datin in den Keden des
Jabres 341 (VIII — X) anf diese Vorwurfe ein. Er wiederbolt bier
die scbon frllber von ihm gebraucbten mid von Isobrates geriigten
Bebaupty.ngen, dafi Pbilipp Atben nnd alien Grriecben nacbstellt
dafi er sicb gegen sie riistet^). Er bemerkt, daB er gern den
Mabnnngen zur Enbe beistimmen wiirde, wenn ein Grott verburgen
konnte, daB Pbilipp nicbt gegen Atben zieben wird (VIII 49). Sagt
jemand etwas gegen Pbilipp, dann preisen die Eedner sofort den
Segen des Eriedens nnd warnen vor den Opfern des Krieges. Der
Friede bringt ibnen freilicb (Philipps) Grnnst nnd Lobn ein^), Selt-
sam, daB sie, so offenkundig es ist, nicbt von Pbilipp sagen, daB
er den Krieg errege, sondern von denen, die ibm entgegentreten
(VIII 56 = X 58). Anf diese Weise leiten sie enren Aerger iiber
die kriegeriscben MiBerfolge anf die gnten Ratgeber ab, indem sie
immer sagen, es gebe Lente, die Krieg erregen (YIII 57 vgl. X 58).
— Offenbar beziebt sicb Dem. bier anf die Invektive des Pb. nnd
die an ihn sicb anscbHeBenden Debatten. End fast wie eine Replik
Hingt der gegen die Friedensfrennde ansgesprocbene Tadel, daB
sie zwar die Atbener, selbst vrenn sie Unxecbt leiden, znr Enbe
mabnen, selbst aber nicbt Rnbe balten konnen, wiewobl niemand
ibnen Unrecbt tue (VIII 67 = X 70). IJnd nocb kiarer ist das
Ziel der Polemik, wenn die langere Version der III. Pbil. (§ 6) sicb
liber die bescbwert, die angesicbts des bedroblicben Vordringens
Pbilipps behanpteten, einige Eedner seien es, die den Krieg erregten.
Dem. bat also natiirlicb ganz ricbtig verstanden, daB nnter
die Historiker des 4. Jahrliiinderts dieses Wortes bemaclitigt. Diodor citiert es
XIII 53, 1 (nach Ephoros) und noch einmal in der Fassung, die uns bald in Phi-
lipps Brief begegnen wird, XYIII 10,1 (nach Hieronymos) ; vgl. Nitsche, De-
mosthenes und Anaximenes S. 179ff. (und meinen Anaximenes S. 21), den E.
Meyer, Theopomps Hellenika S. 51 hatte benutzen sollen.
1) i'jtLpovXsvsLV (VIII 35. 40 X 49 vgl. VI 2. 18). Deuselben Ausdruck ,ge-
hrauchte nach Dem. XIX 10. 304 Aeschines als er i. J. 347 noch gegen Philipp
agitierte (s. Kahrstedt S. 65).
2) VIII 5. 6. 43 X 15 vgl. o. S. 305.
3) VIII 52. 53 = X 55. Das konnte anf Aeschines kurz voraufliegende
VerteidigUDgsrede (II 177 vgl. Dem. XIX 88. 92. 336) gehen. Das Loh des Frie-
dens var, -wie schon Anaximenes zeigt, rhetorischer Qemeinplatz. Der Vorwurf
der Bestechxing wird X 59 ff. "weiter ansgeftihrt, die Aufforderung zur Bestrafung
der Verrater stimmt wieder in VIII 61 =: X 63 uberein.
Beitrage zu atheiiisclier Politik imd Piiblicistik des vierten Jahrhunderts. 309
den VerleiTindern, die zxim Eriege ietzten, die alle Schritte PH-
lipps gegen Athen gerichtet sein nnd Grriechenlands Unterjocliting
zum letzten Ziele liaben lieBen, vor allem er gemeint war. Zum
Beweise, dafi der G-rnndgedanke aller antimakedonisclien Agita-
tationen des Dem. richtig von Isokrates wiedergegeben war, ge~
niigt es, bespielsweise auf einige demostbenisclie Ansfnhrungen
hinzuweisen, die vor dem Ph. liegen: I 16. 25ff. Ill 9 IV 43. 60,
und seine ganze Politik der Jabre 340 — 838 bewegt sick in den-
selben Baknen.
Wohl spater als die IV. Phil, fallt der uns erhaltene Brief
Pkilipps (s, 0 . S. 301^), der durch ein nnzweideutiges Citat des
Ph. anch die friiheren Anklange an diese Broschure bestaiigt.
Philipp erwahnt , dab friiher , als er Gresandte aus seiner ganzen
Bnndesgenossenschaft schickte^), nm ein Uebereinkommen festzu-
steUen, seine G-esandten abgewiesen waren (18), Er fahrt dann
fort (19): Dem Volke niitzte das (die von mir vorgeschlagenen
Verhandlungen) zwar, aber nicht den Eednern. q)a6l ydp o[
%oXiX£Cag tr'ijg TCaQ ifitv SfiTtecQOc trjv y^ev €Iq7]vi]v TtdXsyuov avtoig
stvai^ rhv Si TtdXeyov BlQ^vrjv. So weit reicht die Eeminiscenz aus
dem Ph. § 73, dessen Satz nur noch scharfer in zweigliedriger
Antithese zugespitzt ist; das Citat mu6 natiirlich so allgemein ge-
halten sein; Isokrates Name darf nicht genannt werden, damit
ihm keine Ungelegenheiten erwachsen. Philipp setzt dann zu dem
Citat noch einen Zusatz, der leicht noch als Zeugnis seines knn-
digen Gewahrsmannes aufgefafit warden konnte und vielleicht auch
sollte: Jene Staatsmanner wiinschen sich den Krieg, weil sie durch
Eintreten fur die Eeldherrn oder auch durch sykophantische Ver-
leumdungen derselben von ihnen Geld erlangen und sich durch
Lasterungen gegen die angesehensten Burger und Auslander po-
pular machen. — Die Ziige sind aus der Wirklichkeit genommen
und durch isokratische und demosthenische Ausfiihrxmgen zu be-
statigen; Philipp war gut orientiert, § 20 wiederholt Philipp
noch eine friiher geauBerte (o. S. 306) Bosheit, wenn er sagt: Mir
ware es ein leichtes, ihre Schmahungen durch Bestechung in Lob
umzuwandeln; aber ich schame mich, euer "Woblwollen von solchen
Lenten zu erkaufen^).
1) Schafer, 11 878 denkt an die zweite Gesandtschaft (des Python), W'eil
wahrscheinlicher an die dritte (o. S. 307). Die Beziehimg auf die letzten Ver-
handlungen erscheint am naturlichsten.
2) Noch eine Beziehung auf den Ph. kame hinzu, wenn Cronert bei Didymos
Col. 20, 29 im Originale des Briefes ricbtig svsQysTTjaavra ergilnzte (G. G. A.
310
Paul 'Wendland
Aticli Isokrates hat, als sich die schon im Ph. ausgesprochene
Sorge, man werde ihm dieser Broschiire wegen Mangel an Patrio-
tismns vorwerfen (o. S. 132. 303), erfiillte und als die im Ph. ange-
griffenen „B,hetoren“ heftig erwiderten, nicht geschwiegen. In der
Ep. 2. schwacht er die Warnung des Ph. vor den athenischen
Verlenmdem etwas ab (o. S. 136) und lafit es an Beziehungen auf
die politischen Kampfe der Gegenwart nicht fehlen. Jetzt heifit
es, Philipp solle nicht horen auf die vielen, die ihm schlimme in
Athen liber ihn gefallene AeuBerungen berichten und sie noch
durch eigene Zusatze iibertreiben; er diirfe nicht den Demos ta-
deln, daB er von den Verlenmdem leicht beredet wird, und selbst
denen, die ein Gewerbe daraus machen, trauen. Er solle vielmehr
daraus, dafi Athen sich von den ersten besten Lenten, die ihm
nichts Gutes tun honnen, so leicht leiten lasse, abnehmen, wie viel
er durch reale Wohltaten erlangen konne (14 — 16). Die Wen-
dungen iya&bv noirjeiai und sisQystfjeat sind uns schon ofter im
Munde des Isokrates und des Philippos begegnet (S. 306*). Die
Beziehung auf Philipps Klage iiber seine athenischen Verleumder
setzt dock wohl das erste diplomatische Schreiben Philipps voraus
(o. S. 305), und es hindert auch nichts, Isokrates’ Brief etwas
spater anzusetzen, als E. Meyer*) -will.
Dann mu6 man aber auch die Moglichkeit in Erwagung ziehen,
ob nicht Isokrates schon die II. Phil., die durch jenes Schreiben
Philipps veranlafit wurde, berlicksichtigt ^). Wie unter Philipps
Verleumdern vor allem Dem. gemeint ist, so sind auch im Fol-
genden polemisehe Beziehungen auf Dem. sicher wahrzunehmen, und
vielleicht hat Isokrates speziell die II. PhU. im Auge. Philipp soli,
das ist der Sinn von § 16®), die Wahrheit suchen in der Mitte
von dem was die Anklager Athens und was Philipps Gegner, die
Athen von jedem Ilnrecht freisprechen, sagen. Die Charakteristik
1907 S. 268). Passend ist die Ausfiillung der Liicke, aber nur als eine Mbglicb-
keit unter andereii gemeint.
1) Er selbst sagt vorsichtig \ S. 763, „daB der Brief etwa im August oder
September 344 gesckrieben ist«. von Hagen PhiloL LXVIl 123 setzt ihn Ende
343 Oder Anfang 343, alinlich Kahrstedt (S. 85).
2) So schon von Hagen, der aber Ep, 2,15 t:ois ti]v tccvtTjv e^ovcl
nicht auf Dem. beziehen durfte, da es sich ja in den Worten um die Verleumder,
die von Athen Ungiinstiges berichten, handelt. Bei der AufTassung der Beden des
Dem. als Broschiiren ist die Yoraussetzung ganz selbstverstandlich, daB sie in der
aktuellen Situation publiciert sind. Moglich, daB Dem. spS^ter auch mehrere zu
einer Sammlung vereinigt hat.
3) Ygl. E. Meyer S. 768, aber § 16 Ttdvtcc rs tccvv^ stvca halte ich mit
BlaB fiir korrupt.
Beitrage zu athenisclier Politik uud Publicistik des vierten Jakrliuiiderts. 311
der letzteren trifft auf die IL Phil, zu, wo die absolute Grerechtig-
keit der athenischen Sache bestandig betout wird. Ebenso beziehe
ich auf Dem. die Empfehlung freundschaftlicher Haltung zu Athen
mit der Begriindung, Philipp werde so die unter seiner BotmaBigkeit
Stehendeu leichter beherrschen kdnueu, wenn sie an Athen keine
Zuflucht {a7to6tQo(p7]v) hatten. Athen als Zuflucht der Schwachen
und Unrecht Leidenden wird von Dem. oft gefeiert, auch II. Phil.
§ 8ff., und dabei bemerkt, dab Philippos es gerade in dieser alt-
ererbten Eigenschaft furchte ^). Aus diesem demosthenischen Satze
hat Isokrates im Interesse Philipps eine wenig patriotische Kon-
sequenz gezogen.
Nun erldart sich auch die Heftigkeit der Polemik des Pan.
gegen die „Ehetoren‘‘ (o. S. 143. 1B6) aus den jiingsten Erfah-
rungen des Isokrates und gewinni eine aktuelle Beziehung: Sie
haben die Kraft der Stimme und die^Dreistigkeit, an der es Iso-
krates fehlt (§ 10)^). Trotz liberlegener Einsicht und hoherer
Ziele seiner Politik gilt er weniger als die Eedner der Tribune,
die nur an ihren persdnlichen Vorteil denken, einander lastern®),
die Bundesgenossen ruinieren, gegen jedermann ihre sykophan-
tischen Verleumdungen richten (11 — 13). IJnd obgleich die Menge
ihren Charakter tadelt, macht sie sie dennoch zu Vorstehern und
Herren der Stadt und sieht trotz des Lobes seiner Reden ihnen
zu Liebe Isokrates scheel an (15). Im Gegensatz zur guten alten
Zeit stellt man jetzt die Dreistesten und Schlechtesten an die
Spitze (133). 1st § 140 gegen Timarch gerichtet (o. S. 156), so
werden wir die Charakteristik der Staatsmanner , die zu ihrem
Nutzen den Staat ausbeuten, die Liebe zum Demos afPektieren
und ihn verhaBt machen, die nach ihren Reden fiir die Hellenen
eintreten, in der Tat sie ruinieren und verhetzen (141. 142 ygl.
VIII 121), auf Demosthenes und Genossen als die Gegner des Erie-
dens beziehen diirfen.
Mbgen auch die angenommenen Beziehungen bestimmter pub-
licistischer und diplomatischer Aeufierungen auf einander nicht alle
in gleichem Mafie gesichert scheinen, jedenfalls geben sie eine le-
bendige Anschauung von der Leidenschaft der politischen Kampfe,
1) Die Beziehung auf Dem. wird auch nahe gelegt durcli I. Phil. 8, wo
c:iitoaTQo<p7j in ganz demselben Zusammenhange gebraucht wird. Dem. hat das
Wort sonst nur noch einmal, Is, niemals auBer an unserer Stelle gebraucht.
2) Aelinliche Stellen des Dem. bei Swoboda, De Demostbenis quae fe-
runtur prooemiis, Wien 1887 S. 80.
3) Aehnliche Klagen des Dem. hat Swoboda S. 15. 16. 58. G9. 73. 74=
gesammelt.
312
Paul Wendland,
Yom Gegensatze der Parteien und von der Macht der Schlagworter,
tmter deren Herrschaft sie stamden.
in
Nut auhangsweise stelle icli noch zusammen, -was mir sonst
von Beriihrungen zwisclien Is. tind Dem. bemerkenswert ersckeint.
Nur an wenigen dieser Stellen ist eine direkte Peziekung wabr-
scheinlicb, kaom ans einer etwas fiber das Verkaltnis beider Manner
zn schliefien. Meist handelt es sick nm politiscke Ansckauungen
nnd gesckicktlicke Traditionen, die man als Gemeinbesitz weiter
Kreise der Gebildeten v^ird anseken dfirfen. Solcken Gemeinbesitz
zn erkennen ist nickt obne Interesse; erklaren wird man ikn ans
der Wirkung der publicistiscken nnd der panegyrisck rketoriscken
Literatnr, anch ans dem rketoriscken nnd politiscken TFnterrickte.
Ick bekandle znerst das epideiktiscke Gebiet. Von der "Wir-
knng panegyriscker Lobreden versprickt sick Dem. nickt viel:
Solcke Lobreden, ffikrt er ans ^), werden zwar gern gekort ®), aber
sie nfitzen nickts. Denn indem die Eedner von Taten sprecken,
die dock niemand mit Worten erreicken kann®), tragen sie selbst
zwar den Enkm der Beredsamkeit davon, setzen aber die Tficktig-
keit der Vorfakren in der allgemeinen Geltnng kerab. Die Zeit
ist ikr groJBter Lobredner, da nack so langem Zeitranme dock
niemand groBere Taten als die ihrigen anfweisen kann*). Dem. ver-
sckmakt die Epideiktik, wie er ja anck seinen Epitapkios nickt
pnbkciert kat. Aber er begrfindet seine Ableknnng nnt Gedanken,
die znr stehenden Topik der Epideiktik gekoren.
Nnr gelegentlick streut er zn protreptisckem Zwecke das Lob
der Vorfakren ein. Dak Pkilipp statt des Bnndes mit Atken
lieber den mit Argos und Tkeben sncke, erklart Dem. VI 10 ans
den pankelleniscken Traditionen der atheniscken Politik und fakrt
dann fort (§ 11): Pkilipp weifi genan, dafi einst die Atkener das
Anerbieten der Oberkerrsckaft fiber die HeUenen, das der Perser-
1) XIV 1.2 = Pr. 7.
2) Tgl. XV 35.
3) wv oiS av dg &i^cos iq>tzsff&ai X6ym dvvairo VI 11 £ ndvTsg del
yXiyfivxui Xiytiv, dlimg S’ o'bSsls d^iiv SeSvv^rai, Sidittq ■n&yd nagcfXs^fa (IW
ydg fis/ta rdxs/vav S'gya ^ mg X6y<p |ng &v If&oi) vgl. Thuk. 11, 86, 1.2 Is.
1^ 13 82. 187 T6tB iiEV y(XQ tpfiTiv d^^cog SvvijGSG&cci t&v Ttgccyfidvoiv slitEiv,
vvv S iquMvoi/iai rov fnysS’ovg airav VI 100 XII 86 [Lys.] II 1. 64 Hy-
pereides’ Epitaphios 2.4 Platons Menexenos 239 B [Dem.] LX 1.
^3lII 13 heiBt es von den Taten der Perserkriege: d)v o'hS 6 xgovog tijv
livi^fiTiv d^eXsa9aE SivaxM.
Beitrage zu atlienischer Politik und Publicistik des vierten Jahrlmuderts, 313
konig ihneii durck Alexander von Makedonien machte, zuriickwiesen
nnd lieber ibre Stadt verliefien nnd alle Grefakren auf sick nahmen,
wakrend die Tkebaner mit den Barbaren kielten, die Argiver sickihiien
nicht widersetzten. Hier wie in der parallelen Ausfiikrnng XVIII
202. 203 wird die Gresandtsckaft Alexanders vor die Scklackt bei
Salamis statt vor die bei Plataiai (Herodot VIII 136. 140 ff.) ge-
setzt^). Diese tendenzibse Umgestaltung der Gresckickte , durck
die der nneigenniitzige pankellenische Idealismns der Atkener ins
kellste Lickt gesetzt wird, diirfen wir anf Reckming der epideik-
tiscken Bketorik setzen ; denn dieselbe Darstellnng gibt Is. P. 94 ^).
Dock kat Dem. sie sehr gesckickt seinem besonderen Zwecke an-
gepaBt. Mit Bedackt nennt er den Namen Alexanders „des Vor-
fakren“ Pkilipps, den Is. ubergekt, und laBt ikn, abweickend von
Her. und Is., die Bedingung der Unterwerfung unter den GroBkonig
stellen. Und das Verkalten der Tkebaner und Argiver wird aus-
driicklick gebrandmarkt, weil vorker ikre Verbindung mit Philipp
gerligt war.
Auck sonst erwahnt Dem. gelegentlick Maratkon und Salamis^)
und die pankelleniscken Verdienste Atkens®), beziekt sick auf die
GrroBtaten derVorfakren ini Allgemeinen oder ruft sie als Zeugen
1) Der Zug’ gehort zum featen Inventar der Epideiktik: Is. IV 99 V 147
VI 43. 83 Vni 43 Dem. XVIII 204 [Lysias] II 33. 40 Lykurg. Leokr. 68.
2) Zweimal lafit [Lysias] II 33. 45 die Versuchmig an Athen herantreten.
3) Fiir seine Benutzung durch Dem. lieBe sich anfiihren, da6 beide die An-
tithese mit i^6v einfiihren. Daneben konnte Herodot benutzt sein; denn XVIII
202 0 ^ovlszai Xcc^ovcTj iavxfis klingt an Her. 140 cc 2 an. —
Die Art, wie Dem. II 22 IV 8 die Vorstellung von der Scbwierigkeit, Philipp zu
besiegen, bekampft, klingt an Isokrates’ §,hnliche Ansfuhruiigen iiber den Perser-
konig P. 138 (s. Miin sobers Anmerkung) an, Wie Is. P. 139, fiibrt Dem. X
51 (vgl. XV 23) a.us, da6 der Perser immer nur iiber eine der beiden griecMschen
Hanptmachte dadurch, daB er sich mit der andern verhiindete, gesiegt babe. Und
wenn Dem. X 51 fortfabrt, daB die griecbiscben Mbcbte trotz gelegentlichen Zu-
sammengebens mit dem Perser den nationalen HaB bewabrt batten, so wiederbolt
er aucb bier einen von Is. IV 157 geanBerten Oedanken. Und wie Is. an jener
Stelle IV 139 folgert, daB die persiscbe Macbt nur in AnscbluB an eine andere ins
Gewicbt falle, so wendet Dem, II 14 (s. meinen Anaximenes S. 8) denselben Ge-
danken, aucb an den Wortlaut anklingend, auf Makedonien an. Wenn ferner
Dem. an der soeben angefiibrten Stelle XV 28 hervorhebt, dem Perser babe der
mit Sparta iiber Athen davongetragene Sieg nicbts geniitzt, weil er sofort gegen
Klearcbos und Kyros zu kampfen hatte, so erinnert das lebbaft an die Art, wie
Is. VIII 97. 98 XII 103. 104 (o. S. 154^ den Undank Spartas gegen seine WobL
tater demonstriert.
4) S. BlaB’ Index nominum.
5) XXII 13.
314
Paul Wendland,
auf^). Oft erwalint er einen traditionellen Grundsatz athenisclier
Politik, den die Panegyrik zu riihmen und auck init mythiscken
Beispielen zn erlaatern liebt, den Grundsatz, den Sckwachen bei-
znsteben nnd die Unglucklicben zu erretten^). Die Hegemonie
iiber die Grieohen ist ikm Athens ererbtes Pecht®).
GescMcktliche Peminiscenzen oder epideiktiscke Gemeinplatze
sind fiir Dem. Mittel zum Z-weck. Wakrend Is. seine Vorscklage
weit auskolend gesckicktlick begriindet, stekt bei Dem. die aktuelle
politiscke Situation im Mittelpunkt der Beweisfiikrung. Er be-
nutzt jene Mittel, wo sie ikm zweckdienlick sckeinen, mit feiner
Berecknung ikrer Wirksamkeit; aber er weist sie auck energisck
zuruck, wenn sie die Gegner gegen ikn ins Eeld fiikren. Beispiele
aus Staatsreden kaben wir sckon kennen gelernt. Besonders
ckarakteristisck fiir die sopkistiscke Kunst des Advokaten ist die
Art, wie Dem. einmal sick entriistet iiber die widersprucksvolle
Haltung des Aeschines zu den gesckicktlick patriotiscken Erinne-
rungen, obgleick er selbst auck mit gutem Peckt seine Haltung
naok den Verkaltnissen geweckselt kat. Pack Aeschines’ eigener
Darstellung *) erinnerten bei den Verkandlimgen iiber den pkilo-
kratischen Erieden die Pedner der Kriegspartei an die Propylaen,
an Salamis, an die Graber und Tropkaen der Vorfakren. Aeschines
erwidert, dak man vor allem die Klugkeit der Vorfakren zur Zeit
der Perserkriege®), nickt die Uniiberlegtkeit, mit der die Spateren
1) XV 27. SB VIII 49 (= X 25) IX 74 X 73 XIX 66. 269 XAI 34 cclaxgbv
lijceiv ri}v tov qiQOvijfiaTog td^iv ifiiv ol XQoyovoi nccgsSiawv (ahnlick XV 33
X 46 s. auch Nitsche S. 110), vgl. Platous Menexenos 246B fit Xeineiv riiv
rd^iv t&v 'TtQoyovcov Is. YI 93.
2) XXiy 171 ic6%'&vstg sXbblv XVI 15 rovg adL-novp^ivovg aji^siv (vorher
durcli BoispiBlo erlM,iit6rt) XV 22 do^ccv s^ovtccg tov c&^biv tovg cctv^ovvtag dsi
(21. 30) X 13. 40 XVIII 97 vgl. Is. P. 52. 53 (Polemik gegen den Menexenos
244 E) VIII 30. 137 XV 20 Ep. II 18 [Lys.] II 12. 22. 67 Gorgias Fr. 6 ,bei
Diels, Vorsoki-.*- S. 657, 20, Spengel Demegorieen S. 11 und o S. 311.
3) XIX 04 7VQ0S()rdTai tcbv 'EXXt]vcov tccctqiov (XIII 8 VIII 60 = X 62
vgl. X 74) vgl. Is. IV 18 EffTiv avroig TcdtQiov 95 VII 66 XV 234.
4) II 74 — 77. 63. 69 ; 138. 171. Xaturlich. ist das Referat seiner Rede
ebeiiso wie Demosthenes’ Gesandtschaftsbericht in R. VI dem gegeuwartigen Zwecke
angepafit und frei gestaltet.
5) Die Unordniing, in der er § 75 die Klugheitsbeweise bei Plataiai, Salamis,
Marathon, Artemision, beim Zuge des Tolmidas aufzahlt, zeigt sehr oherflachliche
Kenntnis (vgl. o. S. 159^); aber die Scheidung der guten und der ausgearteten
Demokratie wie die ungefS/lire Zeitgrenze erinnert doch an Isokrates’ Friedensrede
(o. S. 160, besonders § 37), die § 84 sehr ahnlich die Situation zur Zeit des sici-
lischen Zuges schiidert und § 75 auch Kleophon nennt. — Dafi Aeschines nach
§ 78 diese patriotischen Reminiscenzen von seinem Vater und Onkel gelernt haben
Beitrage zu atlienischer Politik und Publicistik des vierten Jalirhunderta. 315
den Zng nacli Sicilien unternahinen und iinter Kleophons Fiihrung
die spartanischen Friedensvorsclilage abwiesen , sich zum Master
nelimen soUe. — Dem. konstraiert einen von AescMnes § 79 mifc
Eecht abgelengneten ’Widerspruck zwisclien dieser Rede und der
ein Jakr friiker bei seiner arkadiscben Gresandtscbaft von Aeschines
gehaltenen patriotischen Kriegsrede (XIX 306 f.). Er entriistet
sich dariiber, dab Aeschines plbtzlich von den Siegen der Vor-
fahren nichts mehr wissen will (16. 307. 311). Und doch beruht
der Bestand von ganz Hellas auf den Siegen von Marathon und
Salamis (312). Das Lob dieser Taten ist der den Toten zukom-
mende, auch durch’^den Neid'nicht angefochtene Besitz den ihnen
Aeschines ranben will (313) 2). — Aas derselben Taktik, die Dem.
3B4 der Kriegspartei gegenuber angewendet hatte, wird hier ein
Beweis fiir Aeschines’ Bestechung hergeholt!
In der Antithese der guten alten Zeit und der Gregenwart ist
Dem. sicher bei aller Originalitat seiner Fassung von der seit den
Zeiten der alten Komodie langst traditionellen Behandlung dieses
beliebten Themas^) beeinfluBt. Ich lege der Yergleichung mit Is.
die Hauptstelle III 01. 21 — 31, mit der die wohl etwas altere^
aber fast gleichzeitige Rede JJsqI Gfwtd^scog (wohl vom Jahre 349)
§ 21 — 31 zum Teil parallel lauft, zu Grunde: Die Gewohnheit,
nach Gefallen zu redeii, kannten die alten Staatsmanner , die man
zwar lobt, aber nicht nachahmt^), noch nicht. Durch sie richten
die Rhetoren der Gegenwart den Staat zugrunde. Das ergibt sich
aus der Yergleichung der Taten beider Zeiten, die sich kurz fassen
lafit, da es sich nicht um fremde, sondern urn vaterlandische Bei-
spiele handelt®). Die Yorfahren haben 45 Jahre die Hellenen
mit ihrem Willen beherrscht®), mehr als 10000 Talente auf die
will, ist eine durch Demosthenes’ Invektiven gegen seine Herkunft und Familie
veranlaBte Fiktion.
1) 6 gj'd'dvog avtofg trjvLnccvt^ ivavtiovtai III 24: %QsCttco
ItcI xoig ^Qyoig d6lciv r&v (pd'ovovvrcov ncctsliTCov vgl. Thuk. II 45,1-
2) Ygl. Lykurg, Leokr. § 46.
3) Recht diirftig behandelt es Aeschines III 178. 179.
4) III 21 vgl. XIII 26 = XV 35 Is. VIII 41 (YII 73 ff.).
6) III 23 = XIII 21 (wo zunachst eine mit XXIII 196 — 201 parallele Aus-
fuhrung iiber das Ma6 alter Eluenerteilungen folgt): ov y^Q dlXotQ^otg viitv
XQGiiisvoLg TCccQccdefyfiaaiv, dXX' ol%BLOig, ahnlich Pr. 42, 2. XIX 269. Die oi%Bla
•jtaQadBiyiiata empfahl die rhetorische Theorie : Is, V 113 IX 77.
6) III 24 = XIII 26, B'novtmv wird betont wie bei Is. (o. S. 145^. 147). Die
45 Jahre sind gerechuet bis zu den ersten Verwickelungen, die zum peloponesi-
schen Kriege fiihrten. Die gesanite Herrschaft bezeicbiiet Dem. IX 23 als 73-
jilhrig und abrundend § 25 als 70-jahrig. XJeber die Eecbnung des Is. und andrer
s. 0 . S. 146^ und Rehdantz-BlaB-F uhr, Ausg. Reden I 1 S. 2^.
316 Paul W endland,
Burg gebraclit^) imd viele Trophaen flir Land- und Seesiege er-
richtet.
Und der auBeren Politik entspracken die inneren Zustande,
offentlicke und private. Der Pracht offentlicker Bauten stand ge-
geniilber die Einfachheit der Privathauser eines Aristides, Milti-
ades und der andern angesekenen Staatsmanner^). War dock
ikre Politik nickt auf eigene Bereickerung, sondern auf Hebung
des Staates gericktet^),
Jetzt dagegen kaben es unsere Staatsmanner dakin gebrackt,
daB, obgleick wir freies Eeld von Mitbewerbern um die Hege-
monie batten, wir eigenes Land verier en, 1500 Talente zweekios
verbrauckt, die im Kriege gewonnenen Bundesgenossen im Erieden
verloren, Pkilipp als Eeind grofi gezogen kaben ^). Und mit den
inneren Zustanden der Stadt ist es auck nickt besser bestellt. Die
Ausbesserung der Brustwekren, Wege, Quellen kann man nickt
dafilr geltend macken ^). Ereilick sind von den Staatsmannem,
deren politiseke Tatigkeit darin aufgekt, mancke aus Armen reick,
aus Unangesekenen beriikmt geworden ®), mancke haben sick Hauser
1) a. a. 0. (Ill 24 folgt noch eine imr in diesen Zusammenhang passende
Bemerkung liter Makedoniens Unterordnung unter Atken) und Thuk. II 13, 3,
dessen genauexe Angaben Is. XV 234 (an diese Stelle klingt der demostbenische
Wortlaut am meisten an) VIII 69 ebenso wie Bern, abrundet. Genauer Is. VIH
126 6%xa%iG%£Xi(z tdXavta toav Csq&v, vgl. auch VIII 47 XV 307; E. Meyer,
Forsch. II lllff.
2) III 25. 26 == XIII 28. 29, wo aber Themistokles’, Kimons, Aristides’ Hauser
genannt imd einzelne offentlicbe Bauten (vgl. XXII 76. XXIV 184) erwabnt
werden. Ebenso XXIII 207, wo Tbemistokles und Miltiades genannt werden. Die
Elemente dieser Darstellung finden sick auck bei Is., aber in anderem Zusammen-
kange: VII 66 Prackt der offentlicken Bauten, VIII 126 Uneigennutzigkeit des
Perikles, VIII 76 die Antitbese: Aristides, Tkemistokles, Miltiades — Hyperboles,
Cleopkon.
3) Pr. 55, 1 kelirt der isokratische Zug (o. S. 169) wieder, dak einst in der
guten alten Zeit die Besten ziir Uebernahme der Aemter sick notigen lieBen.
4) III 27. 28 = XIII 27 (wo die Beziekung auf Pkilipp nock feklt). Fiir
die Angabe iiber die Finanzen sebeint zugrunde zu liegen Is. VII 9 TtXs^m
%iXia xdXavxcc ^atriv sig rovg ^svovg dvTjXcjTioTSg, unter Zurecknung des inzwiseken
verbrauckten Geldes. Baran leknt sick eng im Wortlaut an Bern. XIII 27 o'6
TrXsiG) fisv ^ %£Xia %al Ttsvra'nocLcc tdXccvta dvrjXcoTccL dg to^bg t&v ^EXX'^-
vav &7c6QOvg (Is. sprickt gegen die Variante ccjtoatdXovg), freier III 28 7 cXe£a) . . .
dvri^d)ncifisv stg O'bdsv dsov. Die Sekatzung berukt sicker nickt auf genauer Be-
recknung, und Aeschines II 73 gibt wieder dieselbe Summe als verbrauckt fiir
das Jakr 347/6. — Ber Einfluk des Is. wird dadurck nock wakrsckeinlicker, dak
auck der bei Bern, folgende Zug an derselben Stelle des Is. wiederkekrt (VII 10).
5) XXIII 208 XIII 30 HI 29.
6) III 29 01 i% TCTo^cbv tcXovglol ysyovaciv^ ol Scdo^cov
Beitrlige zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhiinderts. 317
gebaut^ deren Pracht die offentlichen Banten iibertrifft Kurz
in dem MaBe wie der Staat gesunken ist, ist ihr Wohlstand ge-
wacbsen^).
Was ist nun scbuld an dem Wecbsel zum Scblecbten? Einst
war das Volk, energiscb handelnd, Grebieter [d£( 37 c 6 t'ri^ liber die
Staatsmanner und alle Yorteile und Auszeicbnungen ; jetzt ge-
bieten die Staatsmanner liber die Vorteile, fiir deren (JenuB ihr
ihnen noch Dank zu scbulden meint; ihr selbst aber seid in die
-Stellung des Dieners getreten^).
Weitere Ziige dieser Antithese lassen sicb aus andern Stellen
nachtragen. Wie Is. (o. S. 157) stellt Dem. (XX 91 f.) der Ein-
fachheit und Elarheit der altern Gresetze die widerspruchsvolle
Gresetzmacberei seiner Zeit gegeniiber.
An anderer Stelle bringt einmal Dem. ganz wie Is. den Wecbsel
der Zeiten zum Ausdruck in einer Yergleicbung des Kalliasfriedens
von 449 mit dem Antialkidasfrieden von 386 ; bier wird gemein-
same rbetoriscbe Tradition, die ja der Kontrastierung wegen auch
die Bedeutung des Abkommens des Kallias ubertrieben hat, zu-
grunde liegen^). Die Uebernabme der Scbulden der frliberen Ee-
gierung durcb die restaurierte Demokratie scbeint Dem. XX 11. 12
nacb Is. VII 68 zu erzahlen. Und in Demosthenes’ Schilderung
der Verdienste Konons in der Leptinea § 67 ff. erinnert die Erwab-
nung des Standbildes Konons wenigstens an die Bebandlung des
gleichen Tbemas durcb Is. IX 53 — 57 ^). Das Soldnerunwesen werden
alinlich XXIV 124 XXIII 209 VIII 66 = X 68 Pr. 53, 3 vgl Is. VIII 124 h
TtBvrjtcov Tclova^ovg 125 £% tccTtsivav s'bd>x^pi>ovccg, Swoboda S. 58. 59. Der Vor-
wurf ist seit der alien Komodie oft gegen Staatsmanner erhoben worden and ge-
tort zu den gewobnlichsten Kampfmitteln der Invektive; vgl. Florian a. a. 0
S. 17.
1) III 29 == XIII 30.
2) III 29, entsprecbend der entgegengesetzten Zusammenfassung § 26. Die
Antitbese haben wir scbon als isokratiscb S. 157 kennen gelernt,
3) XXIII 209 XIII 31 III 30. 31, eine Stelle, an der die Leidenschaftlichkeit
der Polemik wieder die Hohe erreicht. Vom Demos als Tyrann redet in aner-
kennendem Sinne Is. VII 26.
4) XV 29 s. 0 . S. 146 (164) mid Lykurgs Leokr. 73, E. Meyer, Forscb.
n 73 £ Aber wie XIX 273 zeigt, bat Dem. mebr gemiBt, als er Isokrates’ P.
entnebmen konnte.
5) Die Berufung auf die Alten, die das erlebt baben, bei Dem. § 68 konnte
in diesem Sinne gedeutet werden (vgl. o. S. 814®). — Pb. § 63 stimmt dann Is. in
der Bebandlung des Konon in einem Zuge so wortlich mit Dem. § 68 iiberein,
da6 bier auf seiner Seite eine Reminiscenz wabrscbeinlicb ist (Is. SicpoQ^riv o^ds-
liCav aXXriv tcXtiv tb a&fia ticcI dtdvoiav Dem. O'ud'* r\vtivovv dcpoQ^iiiv
XccpSv),
318
Paul Wendland,
dagegen wohl beide nach der WirklicKkeit geschildert liaben, und
die frtlhere Kriegstiicttigkeit dazu in Gegensatz zu stellen lag
auch nahe genug^). Anf gleichartigen Beobachtungen kann es be-
ruben, wenn Dena. in der Antithese des straffen monarcbisclien
Eegiraentes nnd der Scklaffbeit der Demokratie an Is. anklingt^)-
Ebenso ist der beiden gemeinsame Gedanke^), daB das GHiick den
Menscken den Verstand raube, zu verbrcitet und zn verscbieden-
artig eingekleidet, als daB Scklltsse auf Abkangigkeit gewagt
werden diirften. Bemerkenswert ist die ITebereinstimmung einer
andern Sentenz:
Is. VI 102: Dem, H 20:
a[ ^i£V yaQ s'i)tv%lai %al Totg cpccii- ai yccQ siitqa^lai dsivaX ^vyxQiitjjoii^
?.oig %^v otmlag totavt^ bvsldri • bI di xi TtxaCeBiy,
6vy%Q^%xov0iVy at dv^TtQaltao rdr’ aHQi^cbg a'hxov xavx s^sxa^-
xaxsGJg xataq)av£tg 7totov6iv^ Sstoi- d'^eistai (s. meinen Anaximenes
oC xivsg £%a6toi xv^xavov^iv ^ovxsg, S. 9. 10^)).
IV.
Eassen wir znsammen, was sick ans tmseren Erorterungen fiir
die Beziehungen yon Isokrates und Demostkenes als wakrsckeinlicli
ergeben bat. Die Wirkung des P. auf Dem. tritt in mebrfacben
Eeminiscenzen und in der Art, wie er in seinen politiscben An-
fangen die Gedanken des panbeUeniscben Programmes des Is. yer-
wertet, deutlicb beryor. Ebenso scbeinen die isokratiscben Eeden
1) Is. VIII UK IV 168 V 120. 121 vgl. Dem. XIV 31 XXIII 61 XIII 6. 27
(0. S. 316^) IV 19. 24. 29. 45. 46 VIII 24 ff.
2) Vgl. z. B. Dem. I 4 D 23 VIII 11 IX 50 mit Is. Ill 17—19.
3) Dem. I 23 XX 49. 50 XXIII 113 16 Pr. 24, 4. 43, 1 mid die o. S.
166^ aiigefiihrten Stellen aus Is.
4) Eine bemerkenswerte Beriilirung ist scbon S. 180^ hervorgelioben worden..
Dagegen die oft bemerkte ITebereinstimmung von Dem. XXIV 4 mit Is. VIII 1 be-
weist keine Benutzung; denn die Hervorhebung der Wicbtigkeit des Themas ist
Gemeinplatz (vgl. Anaximenes S. 66, 6. 80, 6 Hammer). Und dasselbe gilt fur
Dem. IV 1, verglicben mit Is. VI 1. Eine abnliche Entscbuldigung des Auftretens
findet sich z. B. bei Thrasymacbos Fr. 1 Diels (Vorsokr.^ S. 576) und bei Herodes
UsqI ytoliTSLa^ (Anaximenes S, 52, 1 £f. 69, 1 ff.). — Die Proomien babe iclx ofter’
berangezogen : ich bin von der Ecbtheit der meisten iiberzeugt- V7as Swoboda.
z. B. S. 65. 81 Tiber deren Beziebungen zu Is. bemerkt, scbeint mir ebenfalls ge-
meinsamer rbetoriscber Tradition anzugeboren. Gegen die Ecbtheit wiirden diese
Beziebungen, auch wenn sie ganz sicher wS,ren, nicht zeugen, da sie liber das
sonst nachweisbare Verhaltnis freier Benutzung der Gedanken des Is. nicht bin-
ausgeben.
Beitr^ge zu athenischer Politik und Publicistik des vzerten Jahrliunderts. 319
VIII und yil (366 nnd 354) anf ilin eingewirkt zn haben. Re-
miniscenzen an sie haben wir in den folgenden seeks Jakren an den
Reden des Dem. verfolgen konnen. Diese Beriibrungen erscheinen
rnn so natiirlickef, als Dem. zur Zeit ihres Ersebeinens der Erie-
denspartei nake stand. Das Ziel der Symmorienrede war sicker
ebenso im Sinne des Enbnlos , der den Eriedensseklufi nack dena
Bnndesgenossenkriege znstande gebrackt kaste, wie des Is., der
als bedeutendster literariseker Eiirsprecker der Eriedenspolitik auf-
trat. Die Verstandigen waren sick einig, da6 der Staat Rnke
braucke , nm die dnrek die Kriegsjakre ersekopften Krafte zn
sammeln und zn ernenern. End iiber der gemeinsamen Eriedens-
sebnsnekt sind mancke dentlick wakrnekmbare Gregensatze zuriick-
getreten. Die konservativ reaktionare Gesinnnng jener beiden
Reden des Is. wird sekon damals nickt Demostkenes Beifall ge-
fnnden kaben nnd ihm als oligarckisck verdacktig gewesen sein.
Und Demostkenes’ kiikle Ableknnng der Epideiktik kat Is. miB-
fallen (S. 295^). Als dann Dem. in Philipp den gefakxlicksten
Eeind Athens erkannte und seine Bekampfnng zum Ziele seiner
Politik mackte, wahrsckeinlick erst seit Ende 360^), mag sick der
Gregensatz zu Is. vorbereitet kaben, dessen Sympatkien ftir Philipp
wokl erkeblick liber das Jakr 346 znriickreichen. Die Parteigegen-
satze, die dnrek Demosthenes’ tatigen Anteil am pkilokratiscken
Erieden ausgeglickeii warden, kamen dann zum erneuten Ausbrnch,
als Dem. diesen Erieden als ein Ungliick kinzustellen begann, fiir
das er selbst jede Verantwortung ablehnte. Mit Isokrates’ Ph.
und Demosthenes’ Eriedensrede ist der Gregensatz offenbar, der
sick dnrek Demosthenes’ antimakedonische und perserfreundlicke
Politik wie dnrek Isokrates’ makedoniseke Beziekungen und seine
Propaganda fiir die panhelleniscke Bedeutung der nordiseken GroB-
mackt zusehends verscharft. Die nock heute kenntlicken polemi-
seken Beziekungen, Isokrates’ Angriffe anf die antimakedonischen
Staatsmanner, die sekarfen Invektiven, die sick gegen den nnr
dnrek das geschriebene "Wort wirkenden Publicisten Is. rickten,
geben eine Vorstellung von der fanatiseken Leidensekaft und der
Skrupellosigkeit der Mittel, mit denen der Kampf der Parteien in
parlamentarischen Diskussionen und gericktlicken Prozessen gefiikrt
wurde.
Ick stelle mir die Entwickelnng des jungen Staatsmannes Dem.,
zum Teil anf Grand der voraufgekenden Untersucknngen, als einem
1) Schwartz, Festschrift fiir Mommsen, Marburg 1893 S. 3 Iff. (vgl.
Kahrstecit S. 52'°8) hat m. E. richtig die I Phil. 360/49 angesetzt.
320
Paul Wendland,
TIebergang von vorsichtigen dnrch AnschluB an vorliandene Partei-
gruppen nnd Huge Riicksiclit auf Andersdenkende bezeichneten
ersten Versucien zu einer im Wider stande gegen Philipp ihr ein-
heitliches Ziel, ihre koncentrierte Energie, ihre prononcierte
Stellungnahme findenden selbstandigen und selbstbewufiten Politik
vor. Anders hat E. Schwartz in seinem sehr anregenden Ver-
snche die Entwickeliing des Politikers aufgefabt : Im AnschluB
an Eubnlos und die Eriedenspartei sei Dem. hochgekommenj wie
besonders die Symmorienrede bezeuge; dann habe er die Eahne
gewechselt und in der rhodischen Rede den fruheren Standpunkt
yerleugnet. Vor den Bruch soUen die fiir die Partei der Reichen
einiretenden Reden gegen Leptines, Androtion, Timokrates, nach
dem Bruch die radikale Aristokratea fallen. — Die fiir das Ver-
standnis der politischen Entwickelung des Dem. wesentlichen^ Mo-
mente hat Schwartz richtig hervorgehoben; nur gegen Beleuchtung
und Gruppierung dieser Momente richten sich meine Bedenken,
besonders gegen die Annahme eines plotzlichen Wechsels und un-
vermittelten Eontrastes der Parteistellung. DaB der Eriede vom
J. 355 uberhaupt die Parteien annaherte, da6 die Haltung der
Symmorienrede nicht eine vollige Gleichsetzung mit der Politik
des Eubulos bedeutet und Gegensatze, die nur momentan zuriick-
traten, nicht ausschlieBt, habe ich schon bemerkt. Eemer vermag
ich zwischen der Symmorienrede und der Rhodiaca keine un-
tiberbriickbare Kluft, die nur durch voUigen Parteiwechsel ver-
standlich wiirde, zu erkennen. Ich sehe in der rhodischen Rede
nur ein Symptom daflir, daB latente Gegensatze und verschiedene
Interessen, die 355 zuriickgestellt waren, allmahlich in die Erschei-
nung treten muBten. Demosthenes’ Erwartung, daB eine athenische
Einmischung in Rhodos wohl nicht zum Eriege mit Persien fiihren
werde (XV 8. 10), ist bei der Lage der Dinge verstandlich und
wird ganz ehrlich gemeint sein. Jene beiden Reden unter die
Schlagworter Eriedens- und Eriegspolitik zu begreifen, ist be-
denklich. Auch die zweite will nicht den Krieg mit Persien, sie
widerspricht nur, wie schon friiher die MegalopoKtenrede, Eubulos’
Neigung, alle politischen VerwicHungen zu meiden.
1) a. a. 0. 44 50 f. 27. 30 und E. E I 2174. Schwartz’ Auffassung suchen
im einzelnen genauer auszufuhren Stavenhagen a. a, 0. 30. 31, Kahle, De
Demosthenis orationum Androtioneae Timocrateae Aristocrateae temporibus, G5tt.
1909 S. 32£ Kahle stellt auch die Timokratea im Gegensatz zu Stavenhagen
in die zweite Gruppe. Die Eolge der allzu schroffen Differenzierung ist, dafi
Dem. in zwei Reden (Androtionea und Timokratea), die er fur denselben Klienten
abfaBte, einen verschiedenen Parteistandpunkt eingenommen haben soil.
Beitrage zu athenischer Politik uad. Publicistik des viertea Jahrhunderfcs. 321
Gegen die Verwertung der genannten Gericlitsredeii habe icb
zunachst rein prinzipielle Bedenken. Dem. bat sie, wabrscheinlicb
auch die Leptinea, nicht selbst gebalten, Und mag man aucb an-
nebmen, Dem. babe diesen KUenten die Reden gescbrieben, weil
sie politiscbe Gesinnungsgenossen waren, dennocb wird man vor-
anssetzen diirfen, dafi mancbe personliche Wunscbe nnd Riicksicbten
der Klienten, aucb Riicksicbten auf die Ricbter, die Haltung der
Reden bestimmt baben, daB des Antors eigene politiscbe Ueber-
zeugungen nicbt zntn vollen Ansdruck gekommen sind^).
Aber aucb von diesen prinzipiellen Bedenken abgeseben, sind
die vermeintlicben Kontraste jener beiden Grnppen von Reden za
grell gezeicbnet worden. Ob man in Ausfiihrungen liber Reicbe
oder Arme immer den klaren Ansdruck einer bestimmten Partei-
zngeborigkeit suchen darf, ist schon von anderer Seite mit guten
Grlinden bezweifelt worden^),
In dem Worte der Aristokratea „damals war der Demos
7t6t'i]g der Staatsmanner, jetzt ist er ibr Diener" (o. S. 373^) darf
man gewiB eine bedenklicb demagogiscbe Nuance der Anschauung
finden, daB Athens Volk der unverantwortlicbe Souveran ist. Aber
daraus den Parfceisfcandpunkt erscblieBen wollen ist gefabrlicb.
Ich verstebe Demosfcbenes’ beginnende Opposition gegen Eubulos
ahnlicb wie die gegen Is. nicbt als einen volligen Gesinnungswecbsel,
weil das Zusammengeben nacb dem Ende des Bundesgenossenkrieges
gar nicbt eine Gleicbsetzung des demostbeniscben Standpunktes
mit der Politik des Eubulos bedingt. Unter dieser Voraussetzung
erklart sicb am natiirlichsten, daB wir den Gegensatz zu Eubulos
1) Kahle S. 38 setzt es yiel zu zuversichtlicli voraus.
2) Sundwall, Klio, BeiKeft IV 72, Den Yorwarf der Timokratea § 124
dafi manclie Staatsmanner durch die Politik sich bereicliern, benutzt Kakle S, 37
um die ^ugelibrigkeit des Dem. zur „Partei der Armen“ zur Zeit dieser AeuBe-
rung zu bestimmen. Aber S. 316’ babe icb gezeigt, daB ahnliche AeuBerungen
traditionell sind und sicb aucb bei Is. finden. Und einer der Abscbnitte der
Leptinea § 24, der beweisen soil, daB Dem. sich damals zur „Partei der Keicben“
zahlte, barmoniert mit der IV PMl. 44. 45, d. b. einor Eede 'der Periode, in der
man nocb am ebesten Dem. radikal nennen darf ; vgl. Gott. gel, Anz. 1906 S. 362.
363. Kable widerlegt sicb zum Teil selbst durcb den sebr yerstandigen Grund-
satz, den er S. 38. 39 yortragt. Leptinea § 137 macbt den Eindruck, daB Dem.
nicbt aus Parteigenosse von Eubulos rede.
3) Vgl. Schwartz S. 27^. %vQLog ware der unanstoBige Ausdruck. Aber
die Reden des Dem, sind uberbaupt scbon in dieser Zeit nicbt frei von unerfreu-
lichen Worten des Demagogen, besonders nicht die Timokratea: XXIV 2 (Die
Gerichte balten der Staat zusammen) 37 (iiberlegene Einsicht des Gerichtes) 51,
(heriibmte Humanitat der athenischen Richter) 99.
Kgl. Go3. d. Wiss. Nachrichtea. Phil.-hist. Elass©. 1910. Heft 4. 23
322
P aul W endland,
in der Aristokratea tind in der Eede Ilsgi ^vvtd^smg hervortreten,
in der III 01. in voller Scharfe zum Ansdrnck kommen seken^).
Der Yon Bern, inspirierte Versnch Apollodors, die Theorika ab^n-
scbaffenj richtete sich gegen Enbulos. Ben Mut zn seinen Macbi-
nationen gegen Bern, scbopfte Meidias ans seinen Beziebnngen zn
Enbnlos. End als Eubnlos 348 den Eeldzug nacb Enboa beftir-
wortete, trat Bern, ibm entgegen.
Anck in Demostkenes’ Haltnng Konig Pkilipp gegenliber mockte
ick eine natiirlicke Entwickelnng der von Anfang an vorkandenen
Erkenntnis, dafi Pkilipp als erklarter Eeind Atkens anzuseken sei,
zn der Eeberzengnng der Notwendigkeit energiscker Abwekr er-
kennen. Sckon in der Symmorien- nnd in der rkodiscken Rede
weist er auf Pkilipp als den erklarten Eeind Atkens gelegentlick
kin (S. 294^). Aber erst im J. 49 seken wir Bern, als Piikrer
antimakedoniscker Politik anftreten^). Befremdend ist, wie be-
senders Sekwartz bemerkt kat®), die Haltnng der Aristokratea
(vom J. 352/1) Pkilipp gegeniiber. Ber HaB gegen ihn kommt ge-
legentlick zu sekarfem Ansdrnck. Aber das Verkaltnis Athens zn
Kersobleptes wird merkwiirdiger Weise gar nicht nnter dem Gre-
sicktspnnkte der Politik Philipps betracktet. Nun sind ja freilick
Philipps Yordringen in Tkrakien nnd Erobernng von Heraion
Teickos, die Bedroknng der Chalkidike spater als nnsre Rede. 'Ben-
nock ist es nnwakrsckeinlickj daB Dem. Philipps Expansionspolitik
als eine Atken bedrokende nationale Gefakr nock nickt erkannt
katte. Diese Einsickt, die dann nnter dem Eindmck der folgenden
Ereignisse der seine ganze Politik bekerrsekende Grrnndgedanke
wird, mockte ick ikm sckon znr Zeit der Aristokratea nickt ganz
absprechen. Besondere Momente miissen die bessere Einsickt zn-
riickgedrangt kaben ; darnber sind bereits manckerlei Vermntnngen^
wakrsckeinlicke nnd nnwakrscheinliche, anfgestellt worden^). Man
1) Die S. 376® besprocliene Polemik der drei Eeden ist gegen Eubulos ge-
richtet. S. Schwartz S. 27®. 55, Schafer I 202. 203.
2J Aber der zufallige Bestand publicistischer Eeden schlieBt die Moglichkeit
nicht aiis, daB sicli die Politik des Dem. schon" etwas friiher in dieser Eichtung
bewegt habe.
3) S. 20. 27 ff.
4) Schwartz S. 20 (29) 27 erldart Demosthenes’ Verhalten aus der Ueber-
schatzung des Erfolges an den Thermopylen nnd aus den Beziehungen zum
Condottiere Chares, der Charidemos als Konkurrenten in Athen nicht hochkommen
1 ass en will. BlaB III 1 S. 298 vermutet Eiicksichten auf Amadokos. Kahr~
s tedt , Eorschungen zur Geschichte des ausgehenden fimften und des vierten
Jahrhunderts, Berlin 1910 S. Ill, EiBt die Eede ganz unwahrscheinlich in Persiens
Interesse gehalten sein. Sein Buch (o, S. 297^) geht mir zu, wahrend ich diese
letzten Seiten schreihe.
Beitrage zn athenischer Politik und Publicistik des vierten Jakrkaiiderts 323
wird sich vielleicht bei der Annahme beruligen diirfen, daB der
Logograph die Vertretung einer Sacbe iibernommen hat, die ihn
notigt , den Faitor Makedonien aus seiner Betrachtung der tbra-
kischen Frage anszuschalten.
Scharfe Interpretation der Reden lebrt uns Dem. als einen
mit den gegebenen Verhaltnissen geschickt rechnenden, in den
Mitteln sehr erfinderischen Realpolitiker kennen, dessen spezifisch
athenische Politik in Philipp den gefahrHchen G-egner frhh erhennt
nnd nach seinem bedrohlichen Vordringen in Thessalien und
Thrakien den Kampf gegen ihn zum Inhalt seines Lebens macht.
Das Verhaltnis zn griechischen Staaten und zu Persien, Wirt-
scbafts- und Finanzpolitik , Marine und Militarwesen , alles wird
nun unter den beherrschenden Gesichtspunkt dieses Eampfes ge-
stellt. Kahrstedts Behauptung, daB Dem. in den Wendungen
seiner Politik wesentlich durch den Glauben an die Notwendigkeit
des Anschlusses an Persien und durch die Riicksicht auf persische
Interessen bestimmt worden sei, halte ich fiir eine Einseitigkeit,
und, trotz einiger guter Beobachtungen, ist der Beweis dieser
These durchaus miBgluckt.
23 *
Zwei angeblich cliristliche liturgisclie Grebete.
You
B.. Beitzenstein imd P. Wendland,
A^orgelegt in der Sitzung vom 26. November 1910.
I
In der neuen Ausgabe seiner Dogmengeschichte (146) klagt
Harnack ^die Pkilologen^ an, da6 sie theologiscken Arbeiten als
einer Gekeimwissensckaft aus dem Wege zu gehen pflegen. Religions-
geschicktlicken Arbeiten scheint das gleicke Los besckieden. Soeben
bringt das von der Berliner Greneralverwaltnng der Kgl. Mnseen
keransgegebene Heft VI der Berliner Klassikertexte (Altcbristlicbe
Texte bearbeitet von C. Sckmidt nnd W. Scbnbart), das zufallig
erst keute in meine Hande kam, mir einen lieben alien Bekannten,
der auch in der ibeologiscben Literatnr der leizten Jahre mancb-
mal erscMen^), als Wildfremden wieder, icb meine die Hermetiscbe
Schrift des sogenannten Poimandres. In der Grebetsammlung des
Berliner Papyrus 9794 findet sick Col. 2 Z. 42 ff. das Gebet, welckes
den ScklnB dieser Schrift bildet. Ick mockte auf die einzelnen
Midgriffe in der Erklarnng nickt eingeken. Da die theologiscken
Bearbeiter von dem Grundirrtnm ansgingen, in einer Sammlung
besonders wirkungsvoller Gebete aus liter ariscken Werken
(vgl. Col. 2 Z. 60 die IJebersckrift TIqo^bvx^ twv aTto^tdlcov TLitQov
ml T0P aUcov) liturgiscke Stiicke seken zu wollen, waren allerlei
Gewaltsamkeiten, ja der voile Verzickt auf jedes Verstandnis des
Scklusses wokl unvermeidlich. V7er ein solckes Stuck ediert, muB
Wagemut kaben und verdient als besten Dank, dafi man sicker
1) Z. B, A. Jakoby, Die antiken Mysterienreligionen und das Cliristentum,
Eeligionsgeschicbtliche Yolksbucber, berausgegeben von M. ScMele III, 12 S. 32
(sogar in Uebersetzung).
Zwei angeblich christliclie liturgisclie Gebete.
325
UnricMiges olme Polemik beseitigt. Ob in einzelnen Pallen der
Papyrus Yersclirieben oder verlesen isi — die theologisclie Behand-
lung bot ja diesmal dem vorziigliclien Palaograph.exi nicht die ge-
nligende TJnterstutzung — , unterlasse ich zu untersuclien j der Text
scheint, von einer groBeren und zwei Heineren Stellen abgeseben,
festzustehen.
Ich. stelle znnachst den Wortlaut der Berliner Ausgabe und
sodann in zwei Kolumnen den Text des alien Grebetes in der Pas-
sung des Poimandres und der des Papyrus zusammen, um in einer
kurzen Erklarung dann das Yerkaltnis beider zu erlautern und
Irrtiimer, die ick frliber beging, zu verbessern.
A. Text der Ausgabe.
43 "'Ayiog [6 'O’fog 6 'b%o8'\Bi%ag ^oi a%h iron viog %al (p[&s]i "dyi-
og 6 %[al TtcctiiQ r&]v HXcov^ dyiog si [6 ajr’] dQ%^{g dyio]g
45 6 ^sbg o[g yLv^^Ksjtai ctotb tmv i 8 l(o\y dyiog el 6]
^'shg og 7 t[dv'ta >jt 8 QiSB]%stai %a[l] yiv 66 [%si^ dyiog] el [6 'O’sog]
6 loyo) ^vlptriiodinevog rd :itdvt]a^ dyoog si 8[z/] ^ (pij^ig oi% i^iavQco-
6 svy dyiog si O'S 7 Cd 6 a q)[vcfLg ] or, ^;^iOg si 6 otd(j 7 ]g
[dvvd(jtscog
i 0 %vQ 6 tSQog^ dyiog £[t] o [ ] dyiog si 6 ^QsixtCDV
50 tG)V siitacvcDv^ ^[ov tdg q)co]vdg ci%h 'ijjvxijg xal xa^dlag
TtQog (DS avarsrccy^Evagj avs%MX[ri\tay aQQYyts^ 6 iG) 7 Cfi (pcovoii-
lisvs^ ahoviiivcp \b 0 cpaX^]vai x^g yvm^scog x^g xaxd vg)og
cibx^v i 7 tCvsv 6 \o\v ybs %(ii svdvvdii(xi 6 ov [.is xcci x^g
%dQLXog xavxrjg (pG)xC 0 (X) xoyg ev svvola xov yevovg (xov ddeXq)oi)g
55 vloi}g ds o’er* xb ydg itvsviid ^gy tp %'eC(p ^vsiijiaxi* dtb %i 0 tsvco
xal iiagxvQcb* '^g xal (p&g %(X)QG)* siXoyyxbg sl^ %dxsQ^ 6 o'og
ccvd'g( 07 to[g 6v]vayLd^SLV 6oi p[o]vXsxaiy xad'hg TtagedcDxag xyv
7 Cd 0 av i^[ov6o]av avxm‘ s[i]y qoi S6^a %al vvv %al (d)sb xccl slg xo'bg
6[v]y,7cccvxa[g aljmvag x[m]v al6v(DV [cc]iii^v*
B. Echter Text.
Poimandres. Papyrus.
^Ayiog 6 d' so g 6 vTtoS sl^ag
^ot dTtb xov Nobg xccl
(pmg^
1 dyiog 6 S'sbg 6 ^(XX'))g xmv bXcov^ dyiog 6 '9’fbg xal Ttaxyg xmv oXcov^
dyiog si , , . dQ%rj . . .
2 dyiog 6 ^s 6 g^ ov fj ^ovXij xsXsi’- dyiog 6 d'sog^ ov iTtLXsXsixai^) cctco
xai ccTCb XG)V IdCcov dvvd^soDV^ xav IdCcov dvvdixscov xj ^ovXrj^
1) 'tsXstrcci allein scheint der Liicke nicht zu genligen.
3 S^Log 6 yv(o6%'^vai poii-
leTUi %al yivd)6%Btai totg Idioig.
4 ^'ycog st 6 XdyG) 6v^ti]<3d(i£vog
T;d '6vmj
5 dyiog si, oH 7t6t6a g)ii0Lg shkv
s(pv, ay Log el, hv rj Lpv6ig oix
i^dQcpodsv*
6 dyLog si 6 7tdG>i]g Svvdfiscog
dyiog si 6 7cdcf7]g
i)7CSQ0%^g fLSl^COV,
7 dyiog st 6 ^Qskrcjp t^v i^caC-
vcov, —
8 Sslai Xoyi%dg %'v6lag dyvdg &7cb
ipvxfjg ical ^aQdlag TtQog 6s ccva--
ta'vaiJLBV'i]g, dvszXdXrjvs, d^^Tjrs,
dLOjTCfj (pcovoiiiisvs,
9 akoviisvG3 tb 6(paX^vai trig
yvd) 6 sc:)g VTjg ocat^ 0 'b 6 Lav rj^cjv
s7cCv6v66v iioi ml ivdvvdiico66v
IJbE, ml trig %dQLrog ta'6t'i]g gpco-
toi>g iv dyvoiif tov ys-
vovg, iiiov ddskq)Q^g, vlovg dh
6ov,
10 dtb 7tL6tsii(o %al ^aQtVQ&' sig
^coijv ml g)&g %(dq^,
11 £vloyi]tbg si, TcdrsQ • 6 ebg dv-
dwaycd^siv 6 ol pov-
Israt, ocad'ojg TtaQsdcoKag airp
rijv 7td6av i^ovaCav.
dyiog 6 ^s6g, yva)6%'^vai /Soti-
Xsxai %al yiv(h0KSTai xotg {s)idloig,
6 X6yq) 6v6ti]6d^svog %d utdvta ^),
dyiog si, bv rj g)Ti6Lg o^k S}i6q-
(pco6ev, dyiog si, ov 7tcc6a (p'v6ig
shhv ^(pv,
dyiog si 6 otd67jg Svvdijiscog
i6%vQ6t£Qog, dyiog si 6 7cd6rig‘^)
i^BQOXTjg ^sC^(X)v,
dyiog si 6 KQskt(X)v t&v
V(DV, —
ds^ai Xoyi^dg (d'v 6 lagy^) kyvdg
d%b ijvxrjg ml m^SCag ^itQbg 6 ^
dvarstayiivag^), dvs%XdX 7 ]Vs, ccq-
QrjtS, 6l€03tfl (pcovoiip.£vs,
aitovpisvip tb pi^i 6 (paX^vai rrig
yvd) 6 scog tijg mrd {'}gpog(?)
avt^v i 7 Civsv 66 v fioi ml ^v 8 v-
vdp>co 66 v p>s, ml %^g x^Q ^'^^2 WtJ-
trig q)(DtC 6(0 tovg iv &yvol<^^) tov
ysvovg, {i)iiov ®) MsX(po' 6 g, vlovg
Sh 6 ov,
tb ydQ ^vsvfid fiov (6vfi'-
Ttvst) tm d'slm %v S'^iiati,
8ib ^i6rs'ii(jo ml fia^rv^^* slg
^Goijv %al q)(5g %copc5.
svXoyrjvbg si, TtdtsQ* 6 6bg dv-
d'Q(x)mg 6vvayid^siv 6oi fioMstai,
md'cog m^sScorng triv 7Cd6av s^ov-
6lav aitco.
1) Fiir yv luid I lasen die Herausgeber tc uud %’
2) Fiir ovtoc sclieint die Liicke zu groJ3.
3) Svvdctscog aiis Veiiesung der Vorlage.
4) Yielleicht wegen der LuckengroBen nur 6 rfjs v7feQoxf]S-
6) Fiir Xo haben die Herausgeber woM irrig (i gelesen; ^vOLag feWte,
6) dvarstayfiivccg Pap., Ygl. Papyrus Mimaut Z. 284 'ipvxijiv) 7 tccacc(v) %ccl
‘na^Scav ^gbg os icvccts'cccyi,svr{v.
7) fis Pap. verb. Herausgeber.
8) s^voCa mit der Deiitung „die Gotteskinder, nicbt bios die KatedLumeueii*^
die Herausgeber.
9) 6[iov ist uotig, da das Pronomen nicbt zu ysvovg gebbren kanu. Zuni
Gebraucb vgl. Poimaudres § 26 und § 29.
Zwei angeblich. christliche liturgische Gebete. 327
sI't] 0oi d6^a %ai vvv %ccl
ccsi %al eig tovg (3'6 iiTtavxccg
cclmvccg xmv alSvcov. a^iriv.
Dafi die Doxologie des ScMusses von einem Christen zngefiigt
istj bedarf keines Beweises; anders steht es mit dem Anfang. Er
setzt die Poimandres - Schrift geradezu vorans. Unmittelbar vor
dem ScbluJBgebet steht ja dort (§ 30) : rovto 6vvi^i] iioi Xa^dvto
liob aich xov Noog rovva^tL tov UoL^dvdQOv, xoii Tfjg avd'svr^ccg
A6yov^), d'eoTtvovg ysvdiisvog r‘^g dlrjd'stag '^jld'ov. dih dldco^i m
i’vxfjg %al l(3xvog eiXoylav %m icaxQi Erzahlt wird vorber,
dafi der Prophet den Gott scbaut, nnd dafi dieser Gott go)?) %(d
(pwg ist. Auf diese Offenbarung nimmt der Anfang des Gebetes
in dem Papyrus bezug und ist streng genommen ohne sie nicht
verstandlicb. Ganz den gleicben Hergang wie bier in der Samm-
lung cbristlicber Gebete konnen wir in einem beidniscben Zauber-
papyrasj dem Papyrus Mimaut, verfolgen (vgl. Arcbiv fiir Religions-
wissenscbaft VII393fF. und Die bellenistiscben Mysterienreligionen
S. 113 ff.): das Scblufigebet eines LiteraturwerkeSj das auf eine
vorber gescbilderte Oifenbarung bezug nimmt, ist berausgebrocben
und in eine Sammlung von Zaubervorscbriften libernommen. Die
umgekebrte Annabme ware widersinnig. Daraus folgt zunacbst:
der Berliner Papyrus bezeugt eine von der iiberlieferten ab-
weicbende Fassung der Poimandres-Scbrift im dritten Jabrbundert
n. Cbr. Diese Fassung aber ist j linger als die uns literariscb
erhaltene; das zeigt eine Priifung der Anrufungen Gottes. In dem
literariscben Text sind es neun, je drei Gruppen von drei An-
rufungen (vgl. oben 1—3; 4. 6; 6. 7). Diese gewollte Ordnung
durcbbricbt die erste Anspracbe ebenso wie der Zusatz, den der Pa-
pyrus zu V. 1 bietet: ciyiog f? . . . ccQxrj . . . Letzterer bat nicbt
einmal die in diesem Gliede liblicbe Einleitungsformel dycog 6 d'sdg,
Sein Wortlaut — um dies gleicb vorauszunebmen — lafit sicb
nicht wieder gewinnen. Die Stelle I. Job, 1, 1 o ^
d%ri%6ayiBv KtX.^ auf welcbe Kleinert verweist, weicbt viel zu weit
ab, um irgend etwas zu ergeben; dem Stil der Hermetica und der
Gedankenverbindung entsprache etwa: dybog st 6 d>p dQ%ri SXcov^
dock weifi icb nicht, ob die Liicke das zulafit, und tav oXcov wiirde
erwartet. Wie dem sei: der literariscb iiberlieferte Text ist alter
als der in dem Papyrus benutzte. Er ist — genau wie im Papyrus
Mimaut — aucb besser iiberliefert (vgl. Die bellenistiscben Myste-
rienreligionen S. 113 fF.). Scbon in v. 1 verstbfit 6 'O’fog ml mryg
1) loyog ist personlich und sachlicli gefafit.
328
E. Reitzenstein luid P. Wenclland
g egen die Fomel der ubrigen Grlieder ; richtig ist nur 6 O-fog 6 TtatyjQ,
In y. 2 ist die Umstellnng des Wortes scUecBt; in v. 4 scbeint
aytog el ans Versehen ansgelassen, oder der Schreiber empfand
nicht mehr, dafi der nene Atsatz 3nit der Forirel beginnen miiJB.
Ganz verkehrt ist die TJmstellnng der beiden Glieder in v, 6; an
X6y(p 6v6tri<jd^SQwg rd Hvra scUiefit inbaltlicli oi Tcacfa ehhv
E(pv^ erst dann bringt bv q)v6ig ovk iiid^q^co^ev (yoll znr Gestal-
tung bringt) die letzte Steigeriing. In v. 8 ist ^v0tag im Pap.
ansgefallen, dvaxexayinivag falscli bezogen nnd yerdorben; iiber
eivoia in y. 9 — falls es ■wirklicb ilberliefert ist — und iiov babe
ich scbon gesprocheB; ai)tmv ist offenbar tbricbter Znsatz. Anch
za%^ oidcav rjfi&v ist selbstverstandlich. besser nnd nrspriinglicber
als ^ccrd vg)og Selbst Nordens Dentnng „Bau desKbrpers,
Gewebe des Korpers" scbeint mir dem Sinn nicbt zu geniigen;
icb nebme eine ScblimmbessernBg einer alteren Verderbnis an.
In y. 11 ist civx& mit Absicbt nmgestellt, nm vor der Doxologie ^
nicbt einen zu fiiblbaren AbscblujB zu lassen. So bleibt nur der
Znsatz zu y. 9; er scbeint mir in der Tat notwendig, nm das
folgende did zu erklaren, nnd daher alt. Icb mnfi den Zusammen-
bang darlegen.
Der Pnenmatiter, der entsendet wird, nm eine nene Lebre zu
yerkiindigen^ bittet, der 'yv&0tg nicbt yerlustig zu geben nnd mit '
ibr die gottlicbe Kraft zu empfangen: dann will er mit dieser
Gnade (x^Qig ist bier wie %dQL0iia gebrancbt, ygl. Papyrus Mimaut
Z. 294) taufen und erleucbten alle, die nocb im Dunkel der Dn- j
wissenbeit sind. Die harte Konstruktion xccl %ccQLtog xaiitTjg
q)C)tl0G) Tovg Bv dyvolcf xov yevovg meinte icb einst durcb Ein-
scbiebungen mildern zu sollen ; allein im Corpus Herm. IV 4 lesen
wir : O0OL ^ev oiv 0vv7}xav tov %7]Qvy^axog %al e^amlaavro tov Noog^
oi>toi iLsve0%ov t^g yv^aemg. Icb halte danacb tpcotl^stv xTjg yvm-
0eGig Oder x^g %dQLtog fiir mdglicb. DaB die Unwissenden erleucbtet >
warden, wtinscbt Gott, weil sie seine Kinder, und der Prophet,
weil sie seine Briider sind: to jtvsv^id iiov (pviiTCvei)^) rp ;
^veiiiiccxi, Aber weil so sein Geist und Gottes Geist Eins ge-
worden sind, kann er aucb glauben und yerkiinden, daB er in Gott
eingebt und eingeben wird. Das ist ein 0vvayid^BLv mit Gott (das ^
Wort ist gebildet wegen des immer wiederbolten dyiog sl)j und :!
1) Erganzt nacli Dietericli Mithraslitnrgie 4, 14 %ccl TtvBve^ iv i^iol tb tsqbv \
•jtvsviicc, DaB einWort fehlt scliemt mir fast siclier, der tloBe Begriif der Ueber- 'j
einstimmung fur das folgende Slo zu schwach. — DaB eine Erganzung Plasbergs
6 'AQBktcov {7cdv)xG3v i%ak(ovy die ich. fruber annabm, durch den Papyrus be-
seitigt wird, erwahne icb beilaufig.
Zwei angeblicli christliclie liturgisclie Gebete. 329
der Prophet, der durch den Empfang des vovg zu dem Gott-
menschen geworden ist, liat dazu die Kraft von Grott empfangen.
Es ist vollig nnmogliclij bei diesenWorten an Christus zn denken.
Weder Cbristliches noch Jiidisches kann ich in dem Grebete
finden; die von den Heransgebern angefiihrten Bibelstellen be-
■weisen gar nickts. Wenn Psalm 11, 23 to ovofid 6ov
toig adeXipotg yiov zn v. 9 oder Ev. Job. 10, 14 eyo? sliio b Jtoiti'fjv
b xccXbg^ %ccl yivcHxiocE) td k^icc xccl 'yuvdiG'xovoC (is tu s(id zn v. 3
iiberbaupt angefiibrt werden, so kann wobl nur eine Art Jiorror vacui
AnlaB sein. Zwingender ware, wenn ich diese Art Beweis iiber-
Lanpt gelten lieBe, vielleicht folgende Beobachtung. Der Preis
G-ottes 6 TtciSrig dvvdiismg lo%vQ6t£Qog, b ndtSrig x}nEQo%^g [isi^av er-
innert an eine agyptische Eormel im Totenbnch Kap. 93, wo ent-
weder der Tote von dem Gott sagt ‘er ist in mir starker als die
Starken nnd er ist in mir machtiger als die Machtigen’ oder der
Gott selbst spricht: ‘ich bin dort stSrker als die Starken mid ich
bin dort machtiger als die Machtigen’ ®).
Allein die Erage steht ja nicht so, da3 wir aus nnserm Gebet
allein entscheiden miiBten, ob es in christlichem oder heidnischem
Kreise entstanden ist. Eiir die ganze Schrift, deren miablbslicher
SchlnJBteil dies Gebet ist, mufi sie beantwortet werden®). Daferner
diese Schrift anf das engste mit dem iibrigen Corpus Hermeticum
znsammenhangt, mlifite die TJntersuchnng sich erweitern nnd dies
ganze Corpus als wesentlich christlich in Anspruch nehmen. So
lange dies nicht geschieht, bleibt die Behauptung, die freilich nach
den Eunden gerade des letzten Jahres kaum befremden diirfte,
zn Eecht bestehen: ein heidnisches Gebet ist unverandert in eine
Sammlung christlicher Gebete mit aufgenommen.
StraBburg, den 13. November 1910. R. Reitzenstein.
1) Ygl. zu diesem (yvaa^fjvai povlstm %al Die bellenistischen
Myslerienreligionen S. 124. 125 nnd Poimandres S. 245 und 20.
2) Der Aegypter denkt nacb einer giitigen Mitteilung von Prof. Spiegelberg
dabei an dtoonische Krafte; denn die Worter ‘die Starken’ und 'die Machtigen’
zeigen Gotterdeterminative. Aehnlicbe Gedanken konnen der griechischen Formel
noch zugrunde liegen, vgl. fur vtieqox'i^ Pap. Berolin. I Z. 215 (Parthey, Abb. d.
Berl. Ak. 1865, S. 126): vTCEQaaTtiadv fiov Tcgbg nuGav vnsQoxrjv
(lovog, ^Qovov, ^QXVSi stiiccQfosvrjg,
3) Selbst die Annahme, daB diese Schrift schon cliristliche Einflusse zeige,
■whrde, so unglaublich und unbeweislicli sie mir scheint, nicht genligen, um die
Auffassung der theologischen Herausgeber des Gebetes wenigstens nachtraglich
zu rechtfertigen.
Auf Herrn Reitzensteins Wunsch und in seinem Sinne knupfe
ich an seinen Nachweis der Reception eines heidniscken Grebetes
einige Bemerknngen iiber einen, wie mir scheint, analogen Rail.
Die oft nnternommene IJntersucbung des eucharistiscken Gebetes
in den apostoKschen Konstitutionen VIII 12, mit dem ein anderes
Gebet VII 34 sick vielfach berlilirt, ist jiingst durcL. Skntsck^)
auf eine nene Grundlage gestellt worden durch den Beweis engster
Verwandtsobaft zweier Gebete, die Firmicns Maternus in den An-
fang des B. nnd des 7. Bucbes seines astrologiscben Werkes ge-
setzt bat. Skntscb scbliefit aus dieser Aufnabme eines scbeinbar
cbristbcben Gebetes, daB der spatere Apologet des Cbristentnins
bei Abfassnng seiner Astrologie scbon mit dem Cbristentum min-
destens iimig vertraut gewesen sei. Er bebt ricbtig bervor, daB
die weitgebende Uebereinstimmung z. B. mit Cic. De nat. deor.
II 91 ff. und mit einigen Seneca-Stellen ibren Grand baben miisse,
d. b. daB die Gedanken der stoiscben Tbeodicee in ein Gottes
Scbopfermacbt preisendes Gebet umgesetzt sind. Er bebt ancb
sebr ricbtig bervor, daB die Gebetform Eirmicus in viel engeren
Zusammenbang mit den cbristbcben QueUen riickt, als mit den
zablreicben nns erbaltenen Darstellungen stoiscber Tbeodicee, die
meist von Poseidonios abbangig sind.
Dennocb scbeint mir der SchlnB, daB Eirmicus ein cbristbcbes
Gebet benutzt babe, wenigstens nicbt zwingend. Icb betone, daB
icb nur auf eine andere Moglicbkeit binweisen ■will, die icb ancb
nicbt ganz sicber erweisen kann; icb mocbte damit nur zu weiteren
Eorsebmagen anregen.
Das cbristlicbe Gebetstuck entbalt den ecbt griechiscben Preis
auf Harmonic und GesetzmaBigkeit des Kosmos, die als Beweis
der Macbt des Scbopfers betracbtet warden. So vielfacb aucb stoi-
scber EinfluB auf Gebete durcb neue Papyrusfunde erwiesen ist,
diese gescblossene Tbeodicee stebt in Gebalt und Eorm einzigartig
da. Die Disposition ist wirklicb der ciceronischen nabe verwandt.
Der stoiscbe Kern ist unverkennbar ; icb konnte aus stoiscben
Quellen ein reicbes Vergleicbsmaterial vorlegen. Aber icb ver-
zicbte darauf; denn einigermaBenVollstandiges kann ich im Augen-
blick nicbt geben, und die meisten Gedanken waren ja so ver-
breitet, daB die Masse der Parallelen allein eine nicbtcbristlicbe
1) Archir fur Eeligioiiswiss. XIII 291 ff. Dort findet man die altere Lite-
ratur tiber das Gebet verzeicbnet.
Zwei angeblicli christliclie liturgisclie Gebete.
331
Quelle nicht sicher erweisen konnte. So greife icli zunaclist zur
Erganzung der Ausfiihrungen anderer einige charakteristiscte Ziige
keraus: C. A. VIII 12 S. 2B0, lOLag. : Dn hast die Luft geschaffen
TtQog qxDvijg d!Jt 6 So<jiv Scd 'yX 6 tti]g 7 cXri%tov 6 Yig xov ccsga %al &%oriv
6 vv 6 ^yovfisv^]v iTt' aitov hg ^Ttatsiv slddsxo^svrjv tijv itQo€Tcl 7 Ctov 6 av
aitfi XaXidv vgL die stoische Lehre bei Diog. Laert. VII 158
ct%ovBiv 8 s tov ^Bta^v tov ts (pcovovvTog %al rov dHOiiovrog dsQog
7 tX 7 ]tTo^evov 6 (paLQ 0 SLd&g^ stta . . . rcclg aKocctg ^qQ07cl^%ovtog, Stoisch
ist es, wenn die ErschalFung des Menschen als des Kosmopoliten
mit der des Eosmos parallelisiert oder wenu vom Eeigentanze der
Grestirne geredet wird^).
Wenn aber eine stoische Grrundlage des cbristlichen Grebetes
anzunehmen ist, so scheint mir hochst bemerkenswert, dab bei
Eirmicus wirklich eine rein stoische Parallelversion hervortritt.
Hier feblen die Bibelreminiscenzen ^), mit denen die christlichen
Eassungen gelegentlich durchsetzt sind. Hier begegnet viermal
der stoische Begriff der necessitas, und wenn sie als infatigabilis
bezeichnet wird, so erinnert das an Aristoteles’ von Poseidonios
libernommene Scheidung der sublnmaren Region und der bimm-
lischen, deren ewiger Kreislauf in unverbriichlicher Ordnung sich
muhelos vollzieht^). Weiter laBt Eirmicus in heraklitisch-stoischem
Gredanken aus elementaren Gregensatzen die Harmonie des Alls
hervorgehen^).
Hie Analyse jener christlichen Grebete laBt eine stoische Quelle
erschliefien. Eirmicus bietet wirklich eine stoisch-heidnische Eassung.
1) VII 34 S. 215, 15 Lag. VIII 12 S. 251, 7. 250, 8. 9. vgl. Weymann,
Hist. Jahrb. der Gorresgesellscbaft XXIX 581.
2) qui fragilitatem cojpom divma mentis inspiratione sustentas konnte An-
klang an Gen. 2, 7 angenommen werden, aber s. Cic. II 83 animantes autem aspi-
ratione aeris susUnentur und F. 1 10, 15. — Aucb der in der apologetischen Scbrift
wiederkebrende (Skutscli S. 293) Satz voluntas del perfecti operis substantia est ist
nicbt notwendig cbristlicb. Aehnlicbe Anscbauiingen linden sicb im Neuplatonis-
nius: Zeller 1112^ S. 499 £ (iiber Pbilo s.Wendland, Philos Scbrift uber dieVor-
sebung S. 5^). Aber aucb eine vereinzelte cbristlicbe Keminiscenz, wie sie in der Zeit
des Firmicus bei einem nicbt-cbristlicben Autor nicbts Auffallendes bat, wiirde nicbts
an der Tatsacbe andern, dab die Fassung des Firmicus sonst in boberem Mabe als
die christlichen stoisch ist. — Ecbt antik ist der Eingang des Gebetes (B. V.)
quicumque es mit dem Zweifel, mit welcbem Namen der Gott am besten zu be-
nennen sei. IJnd das pater pariter ac mater, tu iihi pater ae filius begegnet be-
sonders in orpbischen Kreisen; s. IIsqI yi66gov 7 und Dieterich, Mifcbrasliturgie
S. 156.
3) S. Wendland a. a. 0. S. 6Sb 70^.
4) Aebnlicb UeqI % 6 aiiov 5, Diels S. A. B. 1901 S. ISSff. Ausfuhrlicber
entwickelt den Gedankeii Xovatian De trin. 2 (Skutsch S. 301).
332 S’’ Keitzenstein iind P. Wendland,
1st es wahrscheinliclier, dafi er ein christlicL.es Grebet von den
christlichen Zutaten befreit nnd es so dem stoiscben Gredanken-
kreise wieder angenabert babe, aus dem es erwacbsen ist, oder
nicbt vielmebr dad F. wie die Christen aus stoiscber Quelle ge-
scbopft babe? Fiir eine stoiscbe Quelle des F. spricbt aucb die
enge Yerbindung der Astrologie mit der stoiscben Lebre, die durcb.
die neuesten Forschungen erwiesen ist. Die Yorstellungen vom
Abstiege und Aufstiege der Seele, die im Grebete des B. YII be-
gegnen, mocbte man nicbt gern der Drgestalt des Gebetes ab-
sprecben, da sie (scbon bei Poseidonios) mit der Astralreligion
verkniipft zu sein pflegen.
Die Annabme, dab Poseidonios sein Werk UsqI x 60 ^ov mit
einem Gebete erofiPnet Labe, wie im platoniscben Timaios dem
Yortrage iiber die Weltscbbpfung eine Anrufung der Gotter vor-
aufgeht, ware nicbt unmoglick; aber eine andere Lbsung der
Quellenfrage scbeint mir dock wabrscbeinlicber. Auf versckiedenen
Gebieten ist jetzt der starke EinfluB poseidonischer Mystik auf
die populare Erbauungsliteratur, aucb auf Gebete z. B. der Papyri,
nacbgewiesen worden; ja vereinzelte Parallelen aus nicbtckrist-
licken Gebeten zu dem von mir bebandelten sind scbon bervor-
geboben worden^). Da scbeint mir das Yerbaltnis des F. zu den
christlicben Yersionen die natttrliobste ErHarung zu finden in der
Annabme eines nichtcbristlicben auf die Tbeodicee des Poseidonios
gegriindeten Gebetes. Es mag aucb in versckiedenen Yersionen
kursiert baben. Und es ist gar nicbt unmoglich, dafi Gelebrtere
es etwa in der astrologiscben Literatur nacbweisen kbnnen. Bei
meiner Annabme steht das bebandelte Gebet des F. nicbt als
cbristlicbes in Kontrast zu seinem ScbluBgebete von B. I, sondem
auf gleicber Stnfe; und dies ScblujBgebet ist aucb wirklicb aus
demselben Geiste geboren.
Die Wahrscbeinlicbkeit, dab die Grundlage des christlicben
Gebetes vorcbristlicb ist, ergibt sick vielleicbt aucb aus Pbilon
und damit zugleicb die Mbglichkeit, dab die Kenntnis des Gebetes
den Christen dnrcb das bellenistiscbe Judentum vermittelt ist. Er
gibt einmaP) folgende Anweisung iiber das Dankgebet: ^Wenn
du, 0 Seele, Gott flir die Weltscbopfung danken willst, so statte
1) Skntsch S. 803, Parallelen bieten auch die von Schermann, Archi? ftir
dieAusgabe der alteren cLristlidien Schriftsteller XXXIV 2b S. 7. Off. 88 ff. auf-
gefubrten Texte.
2) Le victimis 6 (Bd. V, S. 60, 20ff. Cohn). Ich zitiere nach der TJeber-
setzung vonHeinemann (Die Werie Philos in deutscher TJebersetznng II S. 69. 70).
Zwei angeblicli christliche liturgisclie Gebete.
333
deinen Dank sowolil fiir das Granze als auck fiir seine Hauptteile
ab, die Grlieder des yollkommensten Lebewesens, ick meiue z. B.
Himmel, Sonne, Mond, Planeten nnd Fixsterne, dann die Erde nnd
die Tiere und Pflanzen auf ihr, ferner Meere nnd Eliisse — Quell-
fliisse und Bergfliisse — und was sie fiillt, endlich die Luffc und
die Veranderungen in ikr; denn Winter und Sommer, Priililing
und Herbst, die segenspendenden Jakreszeiten, sind Veranderungen
der Luft, die sick zum Heile der Wesen unter dem Monde wandelt.
. . . Und wenn du Grott fiir einen einzelnen Mann dankst, so teile
deinen Dank yernunftgemaB , freilick nickt nack den kleinsten
Teilen bis ins allerkleinste, sondern nack den Hauptteilen ^), zuerst
Leib und Seele, aus denen er zusammengesetzt ist, dann Vernunft,
Verstand und Wakrnekmung; denn auck ein Dankgebet fiir jeden
dieser Teile ware yon Grott angekort zu werden nickt unwert/^
Ick muB es dem Leser iiberlassen, zu prlifen, wie genau Dis-
position und Stimmung dieser Gebetsanweisung mit jenem ckrist-
licken Gebete iibereinstimmen. In der Bezeicknung der Welt als
des yollkommensten ^pov tritt Her nock die urspriingliche pan-
tkeistiscke Haltung keryor. Die bei E. yorausgesetzte Trennung
der sublunaren yon der oberen Region ist Her ausdriicklick aus-
gesprochen. Und kurz vorker redet Pkilo, wie auck sonst oft,
yom Reigen der Gestirne, in dem die gottesfiircktigen Seelen sick
sckwingen (s. o. S. 331).
Hierzu kommt nock ein merkwiirdiges Zeugnis Philos iiber
Gebete des Hokenpriesters : jjDie Priester der andem Volker
pflegen nur fiir ikre Angekorigen, Freunde und Mitblirger die
Gebete und Opfer zu yerrickten, der jlidiscke Hokepriester dagegen
sprickt seine Bitt- und Dankgebete nickt nur fiir das ganze
Mensckengesckleckt, sondern auck fiir die Teile der Natur, Erde,
Wasser, Luft und Feuer; denn die ganze Welt betracktet er als
sein Vaterland, wie sie es ja auck in Wirklickkeit ist, und fiir
sie erflekt er in innigem Gebete die Gnade des Meisters, den er
bittet yon seiner Milde und Giite dem ErsckajTenen mitzuteilen.
Das Zeugnis ist wokl mit groBerVorsicht zu benutzen. Pkilo
kellenisiert Her stark; der Kosmopolit des ckristlicken Gebetes
kekrt wieder. Pkilo kat sicker zum Teile seine kellenistiscke
Gebetsstimmung dem Hokenpriester zugesckrieben. Nun kat,' wie
1) Damit wird das Yerbaltnis des Gebetes zur ausfiibrlicben stoiscben Theo-
dicee, wie wir sie z. B. bei Cic. und in einem den clementinisclien Recognitionen
eigenen, nock nie untersucbten Teile lesen, richtig beschrieben.
2) Be sacerdot. 6 (Y 24, 9ff. Cohn), Heinemann S. 37. 38.
334 S'- Reitzenstein u. P. Wendland, Zwei angeLl. christl. liturg. Gelbete.
icli Kattenbuscli, Das apost. Symbol II 361^ entnehme, Swainson au£
Grrund dieser einen Stelle judischen Ursprung jenes cbristliclien
Gebetes angenommen. Beide Stellen zusammengenommen scheinen
mir die Existenz eines im wesentlichen stoiscben Gebetes zu be-
statigen, das die Cbristen direkt oder durch hellenistisch-jiidisclie
Vermittelung benutzt kaben konnen.
Der griechisclien Tlieodicee und dem antiken Hymnns auf den
Kosmos kat die Kircke immer mit einigem Mifitrauen gegeniiber
gestanden. Sie in einem liturgiscken Stuck der Ckristen wieder-
zufinden befremdet^- Die herrschende Stimmung ist die der
Engelsgesange im Prolog des Eaust^), die wir uns auck nickt als
Kirckengebet und Teil der Agende vorstellen konnen. Dieser
Eindruck des Dngewoknlicken wiirde sick bewahren, wenn sick
meine Vermutung bestatigen soUte, daB wir es mit einem Ein-
scklag aus einem stoisoken Gebete zu tun kaben.
Gottingen. Paul Wendland.
1) Dafi das Gebet irgendwo wirklicli im Gottesdienste gebraucht wurde,
wird fast allgemein angenommen. G. Loscbcke, Jildiscbes und Heidnisches im
cbristlicben Knit, Bonn 1910, S. 13. U bait die Liturgie als Ganzes fiir ein lite-
rariscbes Produkt. Die Grenzen sind fliebend, Stereotype Gebetsformulare gab
es in der alten Kircbe nicbt, aber to erkennen dock bestimmte Typen, die mannig-
facb variiert werden.
2) Es lobnt wirklicb, mit ibnen IIeqI %6<s^ov 5 zu vergleichen. Den hie-
ratiscben und poetisierenden Stil der Gebete der Constitutiones scbreibt aucb Po-
seidonios, wo er die Wunder des Kosmos preist.
Ein niederrheinisclier ‘Contemptus mundi’ und seine
Quelle.
Von
Edward Scliriider.
Vorgelegt in der Sitzung vom 29. Oktober 1910.
Das nactfolgende Werkchen ist bisher wenig beachtet niid
jedenfalls dem Eabmen der Literatur nirgends eingefiigt worden.
Icb bab es mit dem librigen Inhalt der Handschrift schon als
Grymnasiast abgeschrieben: in Gremeinschaft mit meinem Fretinde
Karl Kochendorffer; nnd eben diesem Stndiengefahrten yer-
dankt ich auchj nach gut zwanzig Jahren, den Hinweis, der zur
AnfEndnng der lateinischen Vorlage gefiihrt hat. Erst die Be-
schaftigung mit dieser hat mir den EntschlnB gebracht, die diirftige
mittelfrankische Keimerei der Oeffentlichkeit zu iibergeben, Denn
erst jetzt trat ihr kulturgeschichtliches Interesse deutlich zu Tage.
— Dann aber ist die kleine Arbeit abermals 14 Jahre liegen ge-
blieben, und erst der Tod KochendorjBPers am 14. August dieses
Jahres gibt mir Veranlassung, dies friihe Dokument unserer ge*-
meinsamen Studien und Interessen hervorzuholen.
Das Mscr. philos. in 8® Kr. 6 der Standischen Landesbiblio-
thek zu Kassel, in dem das Opusculum allein iiberliefert zu sein
scheint, wurde zuerst benutzt von Wilh. Grrimm in seiner Ausgabe
von „Vridankes Bescheidenheit“ (Gottingen 1834), wo es S. VIII
unter der Sigle p und mit der knappen Inhaltsangabe: „Cato, Fa-
cetus, Contemptus mundi, Freidank (461 Verse), Lucidarius" be-
gegnet^). Spater erscheint die Hs. wie verschollen: selbst dem
Spiirsinn Zarnckes ist sie entgangen, und erst K. Schorbach hat
1) WoM nur daraus schbpft Blommaert, Oudvlaemsche gedichten III p. YI
336
Edward Schroder,
in seinen griindliclien ^Stndien liber das deutsclie Volksbuch Luci-
darius" (= Quellen und Forschungen H. 74), Strafiburg 1894, S, 28
wieder anf sie hingewiesen ^).
Es ist eine Handschrift kleinsten Formats, in schonen kraftigen
Zligen nack der Mitte (oder anch gegen Ausgang) des 14. Jakrlmn-
derts am Niederrbein geschrieben: 130 x93 mm, der beschriebene
Eanm 82x53 mm. Anf der Seite steben 13 Zeilen; die Verse
nicht abgesetzt, bloJB dnrcli ScklnBpunkte markiert.
Der Codex zablt in moderner Foliiernng 222 Blatter: die
Scblnfilagen feblten sckon, als er (im 16. od. 16. Jb. ?) gebnnden
wnrde. Der genaue Inbalt ist folgender:
a) Bl. 1( — 42*") obne Deberscbrift : Cato. Es ist die Bear-
beitung, welcbe Zarncke „Der deutscbe Cato^^ S. 160 if. als „jungere
rein niederdentscbe IJebersetzung^^ einfiihrt; er kennt sie nur ans
dem (ans Werden a./R. stammenden) Mscr. germ, in 4°. 679 der
Berliner Kgl. Bibliothek. Anfang: Oatho^livas eyn vromer man —
ScblnB: Dese litrte wort doch %cail hesinne d'ti vints da tzweyueldige
oneynt^nge ynne.
b) Bl. 42^( — 77^) Hie heginnct Facet us, Anfang: Wilch iitnc
man ringen wilt na eren — ScblnB: JBis d'tt %vys so lls hie vroelycJi
Momen die dich machen mcliten rycli,
c) Bl, 77^( — lib”*") Contempt mUdi; s. n.
d) BL 115\ — 1891^) Hie ieginnet Vrigedanlc, Anfang: Ich
Un genant hescheydenkeyt — ScblnB: Be Jiait fych feluer gar he-
drogen vnd mmmert up den raynhogen.
e) Bl. 140^( — 222^) Bit hoich heyf^t Lucidarius.
Der Debersetzer des „Contemptns mnndi^^ batte seine Nacb-
dicbtnng geplant nnd begonnen in vierzeiligen Absatzen mit der
Reimfolge aa bb, denen man dnrcb die Bezeicbnung „Stropben^^
eine nngebiibrende Ebre antun wiirde. Je ein solcber Vierzeiler
sollte zwei Zeilen des lateiniscben Originals wiedergeben ; Sinn nnd
Konstraktion gingen ans einem in den andern nacb Bediirfnis iiber.
Aber aucb diesen gewiB recbt leisen Zwang bat er spater abge-
scbiittelt nnd nacb seiner Beqnemlicbkeit immer banflger 6- nnd
8-zeilige Abscbnitte eingestrent. Der Scbreiber bat diese Absatze
getreulicb bewabrt und abwecbselnd mit roter und blaner Initiale
markiert; innerbalb der Absatze bezeicbnet eine rotdnrcbstricbene
Majnskel den Beginn des 2. (3. 4.) Reimpaars. Indem icb die
immerbin stark vorwiegenden Vierzeiler mit denjenigen verglicb,
1) Vgl. dazu Anz. f. dtsch. Altertum XXIII, 108 f.; neuerdings verspricht
0. Schroder (in seiner Berliner Dissertation von 1909), den Kasseler Facetus (in
Palaestra H, LXXXVI) zum Abdruck zu bringen.
Ein niederrheinischer ‘Contemptus miindi’ und seine Qnelle.
337
in •jw'elclien der mittelniederlandische Cato (znletzt lirsg. von A.
Beets, Groningen 1885) abgefafit ist, setzte sich mir die Vorstel-
Inng fest, daB aucb die Vorlage nnseres Werkcliens in Distichen
abgefafit gewesen sei, Und diese Idee in Verbindung mit einem
andern gleicb triigeriscben „Pnnd‘‘ bat meine Quellensucbe , wie
icb andern znr Lebre bier verraten will, lange irregeleitet. Die
eigentiimlicbe (mir freilicb aucb jetzt nocb nicbt recbt kMre) Ge-
genllberstellung von galle und gimst in V. 199. 200 batte mich zu
der Yermutung gebracbt, daB bier in der Quelle statt des alten
Reimbontrastes fel—mel ein allitterierendes Paar fel — favus ge-
standen baben milsse, der Bearbeiter also bier favus mit favor ver-
wecbselt (oder verlesen) babe^). Wie das unten abgedruckte Ori-
ginal V. SB aufweist, ist das nicbt der Pall, und icb babe obne
Grund lange Zeit in der verwandten Literatur — die icb ubrigens
aucb zu andern Zwecken studierte — nacb einem Wortparcben
Umscbau gebalten, das vielleicbt iiberhaupt nirgends existiert.
Bekanntlich ist die Zabl der asketiscben Scbriften in Vers
und Prosa, die den Namen ,jContemptus mundi“ oder einen ganz
abnlicben fiibren, eine sebr groBe, und besonders die Zeit zwiscben
1050 und 1250 bat mebr als ein Dutzend derartiger Werke und
Werkcben bervorgebracbt. Geben docb nicbt weniger als 5 (6)
allein unter dem triigeriscben Nanien des beil. Bernbard. Die
Listen, welcbe J. Kelle in seiner Gescbicbte d. deutscben Literatur
Bd. II, S. 31 und 91 (vgL dazu die Anmerkungen S. 260 u. 295)
gibt, sind in jeder Hinsicbt unvollstandig ; sie lassen gerade die
eigenartigsten und verbreitetsten Dicbtungen und Prosawerke ver-
missen, so die des Bernbard von Morlas, Innocenz III und die
anonyme Dicbtung, welcbe unserm Autor als Vorlage gedient bat.
In Disticben ist unter alien mir bekannten nur das „ Carmen de
contemptu mundi“ abgefaBt, das meist unter dem Namen des An-
selm von Canterbury (Migne Patr. lat. 158, 687 ff.) gebt, aber
neuerdings von Haur4au dem Monch von Bee Roger von Caen
(f ca. 1090) zugesebrieben wird.
Die Entsebeidung liber die Quelle gab Koebendorffers Hin-
weis, daB sicb in mebrern Handsebriften der Miincbener Hof- und
Staatsbibliotbek ein lateiniscber „Contemptus mundi“ in ganz abn-
licber Naebbarsebaft von (lateiniscbem) Cato und Eacetus flnde,
wie in unserm deutscben Manuscript. Sebon die ersten von Er.
1) Mit solchen Yersehen darf man in der Tat bei unserm Autor reclinen:
so bat er dicht dabei Y. 196 fenyn der selen fur das virus amarum der Yorlage
Y. 84: er las eben animarum !
Kgl. Ges. d. Wise, Nachricliten. Phil.-hist. Klasse. 1010. Heft 4.
24
338
Edward SclirSder,
Keinz — beatae memoriae — mit gewobnter Hilfsbereitscbaft ge-
lieferten Notizen fiihrte znr Feststellung des Originals, dessen
zaMreiche Miinchener Handschriften icL. darin an Ort nnd Stelle
nnd teilweise, in grofierer Mnfie, in Marburg stndieren durfte : dank
der oft erprobten Grefalligbeit des inzwisci.en anck verstorbenen
Direktors Dr. von Laubmann. Eh ich dnrch Grrbber (Grrdr. d. ro-
man. Philol. II l,376f.) anf die Abhandlnng von Hanr^an, „Des
p oximes latins attribn^s 4 Saint Bernard (Paris 1890) p. Iff, auf-
merksam wurde, hatte ich wohl die Idee, dem Abdrnck des nieder-
rheiniscben gleich eine kritische Ausgabe des lateiniscben Textes
beizngeben — liber das was ich nnten biete, mnJB ich micb be-
scbeidener ausdrucken. Die tingemein reiche Verbreitnng des
Werkes, von dem mir in Dentscbland nnr jiingere Hss. nnd Drucke
znganglich waren, gebietet Entsagnng. Die Zeit wo man anch
diese fiir die Geistesrichtnng nnd die klosterliche Dnxchscbnitts-
bildung des spaten Mittelalters so wichtigen Texte kritischer Be-
arbeitnng nnterziehen kann, ist noch nicht gekommen.
Die paranetische Dichtnng, welcbe mit CliarUda nostra tibi man-
dat^ dilecte (al. Bainalde), sahdes beginnt nnd mit Hoc till det miimis
qui regnat trims et umis scbliebt, nmfabt in nnversthmmelten Hss.
360 — 380, am hanfigsten wohl 373 Verse, Hexameter mit wech-
selnden Eormen des Reimschmnckes, doch so dafi die gewdhnlichen
Leonini nnd Candati hber Vierfxlnftel des Ganzen (30B VV.) aus-
machen. Derartige Miscbnng der Formen, wo „die Eeiheii der
Leonini oder Candati an bedentnngsvollen Stellen dnrcb klangvoUere
Eeimverse nnterbrocben werden", ist im 12. Jh., dem das Gedicht
zweifellos angehbrt, nichts seltenes. Wilhelm Meyer, der in der
Einleitnng zn Eadewins Tbeophilns (Miinch. Sitz.-Ber. d. phiL-bist.
Cl. 1873, I 70ff. = jjGesammelte Abbandlnngen^^ I, 79 ff.) die ver-
schiedenen Arten des gereimten Hexameters mit griindlicber Ge-
lehrsamkeit bebandelt bat, nennt natilrlich ancb unser Gedicht
und bat es (a. a. 0. 90 nnd 97) nach dieser Seite charakterisierk
Mein Text und meine Zahlen weichen bier und da von den seinigen
ab; wir baben also
inv. 1--8: 8 Collaterales [M.s II 1; S. 74].
V. 9--35: 27 Leonini [M.s II 2; S. 74].
V. 36 — 53: 18 Trinini Salientes, nnd zwar iambici caudati
[M.S III, (A) 2a; S. 78].
V. 54— 61 : 8 Caudati [M.s I ; S. 73].
V, 62—139: 78 Leonini.
V. 140. 141: 2 Unisoni [M.s H, 4; S. 75].
Y. 142 — 176: 35 Leonini.
Ein niederrheinischer ^Contemptns mundi^ und seiae Quelle.
339
177. 178: 2 Unisoni.
V. 179 — 203: 26 Leonini.
V. 204 — 216: 12 Tripertiti Dactylici caxidati [M.s III, (B)
10,2; S. 82].
V. 216—229: 14 Adonici caiidati [M.s III, (B) 13].
Und weiter : v. 230. 231 : 2 Collaterales. — y. 232 — 263 : 22 Can-
dati. — V. 264 — 273: 20 Leonini. — v. 274. 276: 2 Unisoni —
y. 276 — 341: 66 Leonini. — y. 342. 343: 2 Unisoni. — y. 344 —
347 : 4 Leonini. — y . 348. 349 : 2 Unisoni. — y. 360 — 364 : 15
Leonini. — y. 366 — 368: 4 Unisoni. — y. 369 — 373: 6 Leonini.
Unter diesen Reimyersen sind die Tripertiti Dactylici candati
flir Alter und Herkunft des GedicLtes Leryorragend charakte-
ristisch. Bernhard yon Morlas, der um 1140 au£ den schrecklichen
Einfall kam, in dieser Versart ein umfangreiches Werk ;,De con-
temptu raundi“ in 3 Buchern (fast 3000 Versen) zu schreiben und,
wie die Widmung an den Cluniacenserabt Peter zeigt, sehr stolz
auf diese Leistung war, betont ausdrlicldich (bei Wright, „The
anglo-latin satirical poets and epigrammatists “ II S. 6), dafi das
kunstyolle Metrum yor ihm nur ganz gelegentlich yon Hildebert
yon Layardin in 4 Versen seiner „Maria Aegyptiaca^^ (Cant. IX,
y. 612 — 616 ed. Beaugendre)^) und auBerdem yon Wichard yon
Lyon „in sua ilia contra quosdam satyra“, aber auch nur in „plus
minus triginta" Versen angewandt wor den sei^). Weiterhin trefPen
wir diese Verse in yerschiedenen Gedichten, welche die Hss. dem
Hildebert unterschieben ; so durchgehends in der Inyectiye gegen
die Frauen („Quam periculosa mulierum familiaritas^) bei Beau-
gendre col. 1363, welche, wie man langst erkannt hat, viele Aus-
driicke und gauze Versteile direkt dem Bernard yon Morlas ent-
1) Die von W. Meyer s. 82 (90) angefiilirten 4 Verse entstammen den jeden-
falls unecliten „Yersus de quodam paupere“ (Beaugendre col. 1328).
2) Trotz Haurdau in seinen „Isrotices et Extraits“ V, 229 fP. glaub ict *110011
immer, dafi mit dieser Satire das bekannte, zuweilen dem Marbod, meist einem ^Gualo
Brito’ 0 . a. zugescbriebene Gedicbt „Ordo monasticus eccUsiastieus esse solehaf^
usw. gemeint ist (zuletzt Wrigbt II 201 ff.) : es ist 1) alter als Bernhard, 2) eine
satira, 3) entbalt es in den Hss. gerade 30—32 derartige Verse. Haureau nininit
docb wobl das Zeugnis des Bernbard von Morlas zu leicbt: denn dieser spricbt
nicbt ganz allgemein von iingefahr 30 „hexametres dactyliques“, sondern meint
ganz speciell tripertiti caudati. Zu einer eingehenden Untersuchung , fiir welche
niich Ludwig Trauhe mit den literarischen Nachweisen freundschaftlich ausge-
stattet hatte, fehlt mir leider doch das hands chriftliche Material: vor allem ist
es mir nicht gelungen, aus Konigsberg die Abscbrift Fr. Bessels zu erhalten (vgl.
dessen „]\Iiscellaneorum pbilologico-criticorum syntagma^, Amst. 1742, Praef. p. XII).
24 *
340
Edward Schroder,
nimmt’), and gruppenweise in den „ Versus de quodam paupere®
. bei Beangendre col. 1327 f. Weiter kenne ich durch Haur4an. in. s.
^Notices etExtraits“ V, 211 ff. den Canonikns von St. Omer Pierre
le Peintre, insbesondere dessen wider-w&tiges Gedioht „De ilia
quae impndenter filinm snum adamavit", wo sie s. 220 ff. begegnen:
Mater amdbilis, insnperaMlis ad meliora Te, precor, erige, factague cor-
rigc deteriora etc. Auf Prankreich und das 12. Jah.rhnndert weisen
alle diese Belege kin, und da die alteste datierte Hs. unseres Ge-
dicktes, die obendrein bereits eine voluminose Portsetzung bringt,
dem Jakre 1207 angekbrt (Bibl. nat. n”. 3B49, Haur4au, „Pobnies
attribu^s 3. Saint Bernard" p. 7), so ist dessen Entstekungszeit
auck nack unten test begrenzt.
Ben Pranzosen sckeinen auck gewisse Eeimbindungen zu ver-
raten, obwokl ick ikr Vorkommen in Beutsckland nickt bestreiten
will: es ware wunderbar, wenn sie in dieser internationalen Poesie
auf Prankreich besckrankt geblieben waren. Ich denke dabei an
Reimpaare wie dbissum : ipsimi 206 f. (vgl. afz. abisnie : me'isme) ;
intus : extinctus, : cinctus 134. 191 ; secum : fgmmt 117 ; magno : danino
226 f. (vgl. 259. 380), segnis iperennis 330.
Die kandsckriftlicke IJeberlieferang, die Sckicksale der Dick-
tung im Druck und die Autorfrage kat Haur^au a. a. 0. p. 1 — 24
auf Grund eines Materials bekandelt, mit dessen Reicktuna ick
durchaus nicht wetteifern kann. Das wertvollste daran ist freilick
S. 10 — 24 die JZergliederung jenes Ankangs, der bereits in der
Hs. des Bernard Itkier von Limoges vom J. 1207 dem urspriing-
licken Werke beigegeben ist und dieses an TJmfang bedeutend
iiberragt (ca. 520 gegeniiber ca. 380 Versen)®). Haur4au erweist
ikn, groBenteils unter Aufdeckung der Quellen, als ein Potpourri
der versckiedensten Vers- und Stilarten, das auck nickt einmal im
Gegenstand einen festen Vereinigungspunkt kat. Ick weiB dazu
nichts nachzutragen als (zu p. 10) eine weitere Hs. und einen
weitern Druck, beide aus den Sckatzen der Kgl. Hof- und Staats-
bibliotkek zu Miincken : der Druck „De contemptu mundi | sine
commento. | [Holzschnitt] Jekan Petit" (Paris o. J.) steckt im
Sammelband P. 0. lat. 197; die Hs. Clm. 14062 saec. 14, welche
diese Passung auf Bl. 116—119 entkalt, stammt zwar aus S. Em-
meran und gehorte diesem Kloster sicker sckon im Jakrkundert
1) G-rSber, Grdr. II 1,376 (vgl. Anin. 9) halt es irrtumlich sogar fur einen
Ausschnitt daraus.
2) In dem gleich aufgefuhrten Druck des Jean Petit sind es zusammen 905
(382H-523), in Clm. 14062. 883 (375 + 608) Verse.
Ein niederrheinischer ^Contemptus mundi’ und seine Quelle.
341
ihrer Entsteimngj aber sie erweckt durchaus den Eindruck, als sei
sie in Erankreich gescbrieben: “Wilb. Meyer, der zufailig im Hand'
scbriftenzimmer der Mllncbener Bibliotliek mir gegenilbersaB, be^
merkte das sofort, als icb den Codex anfschlng. Fiir uns ist diese
ganze anfgescbwellte Version zunachst obne Interesse. .
Eine weit groJBere Verbreitnng fand das "Werkclien in seiner
ursprlinglicben Gestalt, oder doch mit geringen, mebr ziifalligen
Anslassungen nnd Plusversen. Das Ansehen, dessen es sick dnrch
Jahrknnderte erfrente, ist sckier imbegreiflich. Da es offenbar
anonym in die Welt kinausgegangen war, so blieb fiir Vermu'
tnngen liber den Verfasser der weiteste Spielranm. Man sckrieb
es dem Pabst Damasus, dem Pabst Coelestin oder Silvester I zn,
ja „alii dicimt, qnod fait missus de coelo per angelum‘‘ (Bibl. nat.
ms. lat. no. 8023 bei Haur6au p. 3); man versak es mit dem Namen
Hinkmars yon Pkeims oder des Jokannes de Garlandia, oder gab
unbestimmter einen Angekorigen des Minoriten- oder des Prediger-
ordens oder einen Augustiner fiir den Verf. ans. Alle diese An-
gaben bediirfen keiner Discussion. End die einzig erwagenswerte
und zndem die kanfigste, welcke znm Verfasser den ‘Bernardus’ oder
bestimmter den beil, Bernkard mackt, bat ihre Widerlegung dnrcb
Haur6au gefunden. JSTur sckeint mir die ganze Darstellnng Hau-
r6aus insofern irrefiikrend als sie dem Namen des Bernkard yon
Morlas nickt diejenige Bolle zuerteilt, welcke er offenbar bei Ein-
flikrung des kl. Bernhard als Verfasser gespielt kat.
Wir wissen, daJS unser asketisckes Gedickt, das von Hans aus
als einfacke ^ckartula’, als paranetisckes Sckriftchen und Gelegen-
keitsdicktung, gewifi gar keinen Titel katte, nack dem „Contemptus
mundi“ des Cluniacensers Bernkard yon Morlas gesckrieben ist,
nnd ick darf kinzufligen, auck okne daB ick kier den Beweis an-
trete; unter dem entsckiedenen EinfluB dieses fiir die Zeitgenossen
und besonders die Ordensbrlider gewiB eindrucksyollen Werkes.
Der monckiscke Verfasser, der darin seinen nock im Knabenalter
stekenden (leiblicken) Bruder aufforderte, seinem eigenen streng
asketiscken Ideal zn folgen, war aller Wakrsckeinlickkeit nack
selbst ein Cluniacenser. So mag das Werkcken friikzeitig, viel-
leickt gar durck den Verfasser selbst, in (^iner Handsckrift mit
dem „Contemptns mundi Bernkards yon Morlas yereinigt worden
sein. Eine solcke Handsckrift war es, aus welcker Eilh ar d Lubin
(der Sckwager Jok. Laurembergs) beide Wex'ke gemeinsam kerauS'
gab: „Bernardi Morlanensis Monacki ordinis Cluniacensis De ya-
nitate mundi et gloria caelesti liber aureus. Item alii ejusdem
342
Edward Sclirdder
libri tres ejusdem ferme argumenti etc. etc. Eostoohii 1610“^).
Eiae ahnliche Hs. batte aber aucb. woM schon im J. 1280 Hugo
YOU Trimberg im Sinn, wenn er in seinem „Eegistrum multorum
auctorum“ (ed. Hnemer, Wien. Sitz.-Ber. 1888) v. 487 ff. von ,,Bern-
hardus" riilimt
Qni docte composnit maiorem et minorem
Mundi contemptum, indicans secularem dictatorem,
und nacbdem er den Autor Bernbardus als ‘abbas Clarevallensis’
und ‘speculum gregis Cisterciensis’ erlautert bat, nacb seiner Weise
(v. 497 £f.) die Eingange der beiden Werke binznfiigt:
„Hbra novissinta, tempora pesskna sunt, vigilemus !
Ecce minaciter imminet arbiter ille suprenms^.
und: „Cartula nostra tihi mandat, dilecte, salutem“.
Also: Hbcbst wabrscbeinlicb von der bandscbriftlicben Hacbbar-
scbaft ber bat die „Cartula“ den Autornamen „Bernbardus„ und
den Titel „Contemptus mundi minor" oder kurzweg „Contemptas
mundi* angenommen. Der Erfolg des kleinen Werkcbens, von den
Elosterscbulen getragen, uberfliigelte rascb den der ansprucbsvollen
Dicbtung Bernhards von Morlas, und -wenn scbon Hugo von Trim-
berg den Cluniacenser mit dem groBeren tmd unendlicb berubmteren
Cistercienser Hamensvetter zusammenwarf, so ist dies fiir die fol-
genden Jabrbunderte sogut wie selbstverstandlicb. Ob die Zu-
scbiebung der ^Cartula" nook dadurcb begiinstigt wurde, daB man
aufs Conto des beil. Bembard scbon andere (von Haurdau S. 24 —
30 behandelte) Dicbtungen „De contemptu mundi" setzte, oder ob
nicbt vielmebr diese Stiicke erst auf Grund unseres Werkcbens
mit seinem Namen in Verbindung gebracbt worden sind, diese
Prage kann icb mit dem mir zuganglicben Material nicbt ent-
scbeiden. Wie sicb die Herausgeber des bl. Bernbard zu der
Prage verbalten baben, moge man bei Haurdau nacblesen.
Der V erfasser ricbtet sein Mabnscbreiben aus dem Eloster an
einen jugendlicben Bruder. Einzelne Hss. bewabren nocb in der
ersten Zeile die Anrede ^Rainalde^ , so diejenige, welcbe Mabillon
in der Ausgabe der Werke des bl. Bernbard II (1690) 892 ff. ab-
gedruckt bat (wiederbolt bei Migne 184, 1307 ff.) und welcbe 371
Verse zahlt. Icb zweifle nicbt, daB der Hame urspriingbcb ist,
die Ersetzung durcb ein blasses „dilecte“, welcbe alle andern mir
zuganglicben, verscbiedenen Becensionen angehorigen Handscbriften
und Drucke bieten, kann recbt gut mebr als einmal selbstandig
1) Im Abdruck fulirt das erstere den Titel; „Bernardi Morlanensis De Vani-
tate mundi, et appetitu Seternae vitae libellus aureolas", das letztere: „Bern.
Morlanensis [Liber primus etc.] De contemtu mundi".
Eiu niederrheinisclier 'Contemptus mundi’ mid seine Quellen.
343
vorgenoirtmen worden sein. Die Anrede Jrater^ begegnet zuerst
V. 21, wo wir aucb gleich (V. 22) erfabren, da6 der Adressat im
Weltleben stebt, also ein leiblicber, kein geistlicber Bruder ist.
Dann tritt seine Person ganz zuriick, und nur die ofter wieder-
bolte Anrede in der zweiten Person singularis erinnert an den
Ausgangspunkt. Eindringlicberj zeigt sicb die Sorge nm das
Seelenheil des Braders wieder von V. 264 ab, und 358 ff. erfabren
wir, daB es nocb ein Knabe ist, dem der Allmacbtige Einsicbt und
Energie verleiben moge, die Lehren des alteren Braders aufzii-
nebmen and zu befolgen^).
Es war wolil bauptsacblicb diese Veranlassang and Einklen
dang: Mabnscbreiben eines ernsten Klostergeistlicben an seinen
jlingern Bruder, die dem Scbriftcben seinen Erfolg gewann: denn
die Ausftibrung bat nicbts originelles, und von Disposition ist
kaum die Rede. Aber der Erfolg ist nnleugbar ein grofier ge-
wesen, und die bands cbr if tlicbe Umgebung in der wir das Gredicbt
zumeist antreffen, wie die auBerlicb erkennbaren Scbicksale mancher
Hss. zeigen, daB es bauptsacblicb im Unterricbt der Klosterscbule
zur Verwendunggelangte. Leider kann icb micb eben nur auf eine
Anzabl Hss, aus deutscben Bibliotheken stiitzen, da Haureau von
den weit zablreicbern franzosiscben Mss. eben nur die Cbiffre
angibt.
Auf der Miincbener Kgl. Hof- und Sbaatsbibliotbek bab icb
unsern Text auBer in der S. Emmeramer Pg.-Hs. cod. lat. 14062
(s. 0 . S. 340) nocb 6 mal gefunden^), namlicb in den codices latini
(sarntbcb cbartacei)
1) 4413 (Aug. S. Ulr.) s.XIV med.; fob 8^—10,: 277 Verse
mit Llicke von ca. 86 Versen durcb Ausfall eines Doppel-
blattes zw. fob 3 u. 4.
2) 4350 (Aug. S. Hlr.) s. XV; fob 4—6, ca. 380 Verse.
3) 4146 (Aug. S. Cruc.) s. XV; fob 9^— 14\ ca. 380 Verse.
Scbreiber ist (1436/37) Burckbard Zingg, der sicb iiber den
scblecbten Zustand der Vorlage beklagt.
4) 4409 (Aug. S. IJlr.) s. XV; fob 208'' — 212'', verstummelt
(230 Verse).
1) Wunderlicli ist der’Einfall von F. W. E. Both, der in den „Vkioiien
und Briefen der hi. Elisabeth von Schonau“ (2. Aufl, Brllnn 1886) S. 22G (vgl.
Anuierkungen S. LII) das Gedicht „eine Art Gliickwunsch, offenhar an Erzbischof
Eainald von Coin *gerichtet“ uennt und dessen Verfasser in Ekbert von Schonau
sieht 1
2) Haureau Jsennt davon elm. 4413. 7678 (a. a. 0. p. 4), bei den Zahlen
4416. 7740, die er p. 3 fiir Miinchen anfiihrt, miifi ein Irrtum vorgefallen sein.
344
Edward Schro der,
6) 7678 (Indersd.) s. XV; foL 108 — 116; 376 Verse. Datierte
Teile der Hss. weisen auf die Jahre 1449 nnd 1450 und
auf Augsburg, sodaB also Mer in der Zeit zwischen ca.
1360 und 1460 von den 7 Mtincliener Hss. 5 entstanden
waren.
6) 11804 (Polling) s. XVI; p. 78—92; liber 380 Verse.
Den Titel ^Contemptus mundi^^ ftitrt das Werkcben (am Eingang
Oder am Schlufi) in den nahverwandten Hss. 4146 und 4360 okne,
in 7678 und 11864 mit dem Namen des Bernhardus; 4413 kennt
nur den Autornamen, [14062 nur den Titel], 4409 kennt weder
Verf. nock Titel. Der „Pacetus“, der ;,Cato“ (oder „Noyus Cato“)
der „Liber q^uinque clayium sapiencie“ und der „Pkysiologus Tkeo-
baldi“ {Tres leo naturas ei tres liahet inde figitras) sind mekr oder
weniger voUstandig in alien diesen Hss. Begleiter unseres Werk-
chens^) — ein Physiologus feklt auck in dm. 14062 nickt.
AuJSer den Miinckener Manuscripten kab ick nur nock eine
Handsckrift unseres Werkckens kerangezogen die liegt in Darm-
stadt und ist mir durck den Direktor der GrroBkerzogI, Hofbib-
liotkek Dr. A. Sckmidt, dem ick scton frliker Mitteilungen daraus
vexdankte, bequem zuganglick gemackt worden. Die Perg.-Hs. JSTo.
3223, ist ansckeinend aus dem Verbande mit einer Drucksckrift
losgelbst worden; es sind 8 Bll. mit Sckrift des 16. Jhs, Der
Text umfafit 373 Verse. Anfang:
I noie ik’u xpi
Cartula nra tibi madat dilce salutis
pl’a videbis ibi Ij no mea dona refuges
i i
Schlufi (Bl. 8a) Hoc tibi dat mim^ regnat tn^ i vn^
Explicit ifte liber
i ____
Qai me fcbebat euerardns nom babebat
Scriptor scripsisset melius bn si potuisset.
Es folgen allerlei Eederproben : Zeicbnungen aus dem Pbysio-
logus , Baum des Lebens mit der Scblange , Kreuzigung. Auf
der leergebliebenen Ruckseite des acbten und letzten Blattes
steben nocb einige lascive Verse. Die Herkunft ist nicbt bekannt;
die Lautform in der der Schreiber seinen Namen gibt, spricbt fiir
den Mederrbein oder die Niederlande : icb vermute, daB der Band
zu den Bestanden des famosen ‘Baron’ Hupsch geborte, mit denen
1) Das nahere ergeben die gedruckten Catalogi Codicum Monacensium.
Ein niederrheinisclier ‘Contemptus miincli’ und seine Quelle.
346
aucli viele Handscliriften und alte Dracke (z. B. aus S. Jakob in
Liitticb) nach Darmstadt geltogt sind^). — Der Text dieser Hs.
ist zwar im einzelnen recM fehlerkaft, steht aber im ganzen der
Vorlage des deutscken Gredicktes naber als die Mlinckener Hss. ^).
Weiter bab icb benntzt zwei Incnnabeln dentscben TJr-
sprnngs®), die das Gedicbt als „Bernardus de contemptu mnndi et
appetitu super celestinm bonorum versibus conscriptus bexametris^
bieten: 1) Leipzig, Arnoldus de Colonia, 1493; 2) s. 1. 1499.
2. scbopft nicbt aus 1., sondem muB direkt oder indirekt auf
dessen jedenfalls gedruckte Vorlage zuriickgeben. Die beiden
Drucke steben dem Texte des Lubin (1610) sebr nabe: alle drei
baben, wie aucb mein Text unten, 373 Verse, wobei aber nach y.
205 ein hocbst unpassender Leordnus {Fauper laudakir mm dives
vUiiperatur) eingescboben und anderseits der V. 289 fortgelassen ist.
Die Lesarten dieser Gruppe weichen aucb sonst vielfacb von dem
lat. Text ab, den unsere deutscbe Bearbeitung voraussetzt.
Das im allgemeinen recbt junge Material das mir zur Verfu-
gnng stand, reichte natlirlicb nicbt aus, eine kritiscbe Ausgabe
der lateiniscben Dicbtung berzustellen — und das konnte aucb
gar nicbt in meiner Atifgabe liegen. Icb babe micb darauf be-
schrankt, den Text so berzuricbten , wie er etwa in der Vorlage
des niederrbeiniscben Bearbeiters ausgeseben baben mag, und das
bab icb unter eklektiscber Verwertung der oben verzeicbneten
bandscbriftlicben und gedruckten Grundlagen und obne viele Kon-
jekturen erreicbt. Darliber in jedem Binzelfall Recbenscbaft ab-
zulegen oder etwa gar den ganzen Text mit einem Apparat zu
begleiten, diirfte iiberfllissig sein, ja will mir direkt sinnlos
scheinen. Icb gebe bier nun ein paar Beispiele fiir mein Verfabren.
Wenn sicb V. 306 die Lesarten terrenorum rmd eternorum, V. 308
diirabile und miraUle gegenliberstebn, so war die Entscbeidung fiir
die Vorlage des dentscben Textes durch emjch (569) und wunder-
lijch (576) gegeben; V. 177 entscbied in ^wmil (362) fiir incerta
gegen mcitura^ V. 178 hi/S (366) fiir morsiim gegen mortem,
Icb stelle nunmehr den lateiniscben Text voran und lasse
ibm den dentscben mit einigen Verbesserungen folgen.
1) Ad. Sclunidt, Baron Hiipscli und sein Kabinett, Ein Beitrag zur Ge-
scliichte d. Hofbibliotliek u. d. Museums zu Darmstadt (Darmstadt 1906) S. 10 u. 6.
[2) Sehr sclilecbt scheint aucb der Text der Jenaer Hs. des Lor. Scballer:
L. Bertalot, Humanist. Studienbeft e. Hiirnberger Scbolaren aus Pavia (1460),
Berlin 1910, S. 15].
3) Die Exemplare in Gottingen; Poetae Lat. rec. 5300 und 5304.
346
Edward Schroder
Chartula nostra tibi mandat, dilecte, salutes,
Plura videbis ibi, si non mea dona refutes.
Dulcia sunt anime solatia que tibi mando,
Sed prosunt minime, nisi servas bee operando.
6 Que mea verba monent, tu noli tradere vento,
Cordis in aure sonent, et sic retinere memento,
Ut tibi grande bonum nostri monitus operentur,
Perque dei donum tibi celica regna parentur.
Menti sincere possunt bee verba placere,
10 Hec iter ostendunt, bortantur, non reprebendunt.
Vox divina sonat, quod nemo spem sibi ponat
In rebus mundi, que causam dant pereundi.
Si quis amat Cbristum, mundum non diligit istum,
Sed quasi fetorem spernens illius amorem
15 Estimat obscenum, quod mundus credit amenum:
Totum vilesoit iam quidquid in orbe nitescit.
Vitat terrenum decus ut mortale venenum,
Abiectoque foris ceno carnalis amoris
Ad regnum celi suspirat mente fideli,
20 lamque fide plena paradisi sperat amena.
Tu quoque, frater, ita carnis contagia vita,
TJt placeas Christo, mundo dum vivis in isto.
Nec tibi sint cure rei ad nibilum rediture,
Quae cito labuntur, multoque labore petuntur,
26 Nec modo leteris, quia forsan eras morieris.
Per nullam sortem poteris depellere mortem.
Cur caro letaris, quia vermibus esca pararis?
Nunc locus est flendi, locus est peccata luendi,
Postea gaudebunt qui nunc sua crimina flebunt.
30 lam modo letetur qui gaudia summa meretur.
Gaudia stulfcorum cumulant tormenta dolorum.
Talia prudentes fugiunt, ea despicientes.
Cur caro non spernis que pretereuntia cernis?
Nonne vides muudum miserum et pariter moribundum
35 Sub gladio dire mortis languendo perire?
Mors resecat, mors omne necat quod came creatur,
Magnifleos premit et modicos, cunctis dominatur.
Nobilium tenet imperium, nullum reveretur,
Tam ducibus quam principibus communis babetur.
40 Mors iuvenes rapit atque senes, nulli miseretur.
Ilia fremit, genus omne tremit quod in orbe movetur.
Ilia ferit, caro tota perit, dum sub pede mortis
Ein Diederrheinisclier 'Contemptus mnndi’ und seine Quelle.
347
Conteritur nec eripitur vir robore fortis.
Cur igitur, qui sic moritur, vult magnificari?
4B Cur nimias sibi divitias petit ille parari?
Instabiles sumus et fragiles, multisqiie ruinis
Atterimur ; sic iam traliimur sub tempore finis.
Pretereunt et non redeunt mortalia queque,
Heo static manet in dubio sic nocte dieque.
50 Vita brevis velut umbra levis sic annibilatur.
Sic vadit subitoque cadit, dum stare putatur.
Quis redimit cuxn mors perimit, quia fedora nunquam
Nec pretium nec servitium mors accipit nunquam?
Sed quid plura loquor? nulli mors impia parcit,
55 Non evadit inops nec qui marsupia farcit.
Non igitur cesses ea que bona sunt operari,
Nam mors non cessat tibi nocte dieque minari.
Amplius in rebus noli sperare caducis,
Sed cupiat tua mens eterne gaudia lucis.
60 Pallitur insipiens vite presentis amore,
Sed sapiens noscit, quantum sit plena dolore.
Quidquid formosum mundus gerit aut speciosum,
Floris babet morem, cui dat natura colorem,
Mox ut siccatur, totus color annihilatur,
65 Postea nec florem monstrat nec spirat odorem.
Eegia maiestas, omnis terrena potestas
Prosperitas rerum, series longinqua dierum
Transiet absque mora, cum mortis venerit bora.
Mundi quid sit honor, ego nunc tibi scribere conor !
70 Nosti quippe satis, quia nil ferat utilitatis.
Predia terrarum, possessio divitiarum,
Pabrica murorum, grandis structura domorum,
Gloria mensarum cum deliciis epularum,
Insignesque tbori, cuppe scjpbique decori,
75 Eesplendens vestis, que moribus obstat bones tis,
Grex armentorum, spaciosus cultus agrorum,
Fertile vinetum diversa vite repletum,
Gratia natorum, dilectio dulcis eorum,
Cuncta relinquentur nec post bee invenientur.
80 Quod breviter durat, quis j)rudens querere curat?
Non metuens bominem faciet mors aspera finem
Eebus mundanis mendacibus et male sanis.
Causa gravis scelerum cessabit amor mulierum,
Colloquium quarum non est nisi virus amarum,
348
Edward Schroder,
86 Prebens sub mellis dulcedine pocula fellis.
Nam decns illarum laquens fallax animarum
Cum verbis blandis mendacibns atque nefandis
Illaqueat stultos et fert ad tartara multos.
Tempora transibunt, et gaudia vana peribunt,
90 Et parient frxicttiin tristem per sectila luctiim.
Omnibus Hoc dice, ne se subdent inimico,
Ne supplantetur qui captus in bis retinetur.
Noli confundi misera dulcedine mundi,
Nam sua dulcedo dilabitur or dine fedo.
, 95 Que trepidas mentes et mollia queque sequentes
Fallit mulcendo carnem blandeque fovendo,
Postea finitur, nec dulcis iam reperitur,
Sed fit amara nimis non equans ultima primis,
Et graviter pungit miseros^ quos primitus uaigit.
100 Nam sic illusos et semper mollibus usos
Damnatos digne post mortem torquet in igne,
Atque voluptatem convertit in anxietatem,
Et fit flamma furens, illos sine fine perurens.
Talia lucra ferent studiis qui talibus berent.
105 Sed qui salvari vult perpetuoque beari,
Cbristo devotum studeat se trader e totum
Eins inberendo preceptis, et faciendo
Que scripturarum monstrant documenta sacrarum.
Accipiet vere qui yult bee iussa tenere,
110 Sedibus in letis eterne dona quietis,
Que cunctis dantur qui corde Deo famulantur,
Atque ea qui spernunt que pretereuntia cernunt. .
Hie est servorum requies et vita suorum,
Gaudia que prestat, tribulatio nulla molestat.
115 Gloria solennis manet illis paxque perennis.
Semper bonoratos, semper iacit esse beatos,
Quos recipit secum. Quod quamyis iudicet equum,
Plura tamen dantur sanctis quam promereantur.
Omnia dat gratis fons divine pietatis,
120 Proque labore brevi bona confert perpetis evi.
His qui salvantur sicut bona multa parantur.
Sic mala multa malis mors preparat exitialis,
Isti gaudebunt, mali sine fine dolebunt.
Nemo potest fari nec dicere nec meditari
126 Gaudia iustorum, necnon tormenta malorum.
Quam male fraudatur, quam stulte ludificatur,
Ein niederrlieinischer ‘Contemptus mundi’ und seine Quelle.
Qni propter florem mandi, vanumq^ue decorem,
Qui prius apparet quasi floS; et protinus aret,
Vadit ad infernum perdens diadema supernuin,
130 Quod Dominus donat cunctis quos ipse coronat.
Errat homo vere, qui cum bona possit habere,
Sponte suhit penas infernalesque catenas.
Huius amor mundi putei parat ima profundi,
Protinus extinctus, moritur qui mittitur intus,
135 Semper ad ima cadit, semper mors obvia vadit.
Nec venit ad metas mortis miserabilis etas,
Nescit finiri, semperque videtur oriri,
Semper vexando, semper gemitus renovando,
Ingerit ardores, inflnitosque dolores.
140 Sunt ibi serpentes flammas ex ore vomentes,
Funestos dentes et guttura torva gerentes,
A flatu quorum pereunt anime miserorum.
Sunt ibi tortores serpentibus horridiores,
Deformes, nigri, sed non ad verbera pigri,
146 Nunquam lassantur, sed semper ad hoc renovantur,
Et male ferventes sunt ad torment a recentes.
Semper tristati, semperque ferire parati.
Semper inardescunt, nec cessant, nec requiescunt;
Non exsternantur, nec parcunt, nec miserantur.
160 Quam male damnatur, quam fortiter excruciatur
Qui fert tantorum feritatem suppliciorum.
Quid nunc thesauri, quid acervus proderit auri,
Cum peccatores mittuntur ad inferiores
Infemi latebras, ignem pariterque tenebras
166 Semper passuri, nec ah his unquam redituri ?
Tunc flens et tristis qui penis traditur istis,
Mallet preterite quod in omni tempore yite
Pauper vixisset, quam divitias habuisset.
Stat male securus qui protinus est ruiturus,
160 Nec bene letatur cui pena dolorque paratur.
Non igitur cures gazas acquirere plures,
Grazas fallaces incertas atque fugaces,
Que magis optantur cum plenius accumulantur :
Et faciunt mentem semper maiora petentem.
166 Divitie tales sunt omnibus exitiales,
Nam sibi credentes faciunt miseros et egentes
Post carnis vitam per blandimenta nutritam.
Expertesque boni traduntur perditioni.
860
Edward Schroder,
Nemo tameii creclat quod ab ista luce recedat,
170 Ignibiis arsurus, vel propter opes perituruSj
Si proprium servet, si divitias coacervet.
Quamvis sit rarum, poterit possessor earum
luste salvari, fugiat si nomen avari,
Vivat prudenter, gazas babeat^^sapienter,
176 Non abscondendo, sed egenis distribuendo,
Sed satis est notum, quod plus dimittere totum
Prodest, quam temere que sunt incerta tenere.
Tutiiis est vere mortem fugiendo cavere,
Quam prope serpentem procumbere yirus babentem.
180 Sic est in mundo; quare tibi consilium do,
Quatenus boc spreto te tradas pectore leto
Seryitio Cbristi, cui traditus ipse fuisti.
Hie tibi prebebit regnum quod fine carebit,
Huic si seryieris, celsis opibus potieris,
186 Tollere quas fures nequeunt nec rodere mures.
Collige tbesaurum qui gemmas vincat et aurum,
Quere bonos mores, tbesauros interior es.
Grazas congestas mentis precellit bonestas,
Nam miser est et erit qui mundi prospera querit,
190 Est dives yere qui non ea gliscit babere,
Qui bonus est intus, fidei munimine cinctus,
Semper bonestatis studium tenet et probitatis.
Cum bona quis tractat, tunc se yirtutibus aptat,
Si nibil est sordis quod polluat intima cordis,
195 His delectatur Dominus qui cor speculatur,
Thesaurus tabs speciosus, spiritualis
Comparat eternam yitam, patriamque supernam.
Congregat in celis tbesaurum quisque fidelis,
Perque bonos mores ad summos tendit bonores,
200 Nec modo vult fieri locuples, nec magnus baberi,
Sed semper minimus, semper despectus et imus;
Plus paupertatem cupiens quam prosperitatem,
Hoc ideo tolerat, quia celi gaudia sperat.
Pauper amabilis et yenerabilis et benedictus,
205 Dives inutilis et miserabilis et maledictus,
Qui bona negligit et mala diligit, intrat abissum,.
Nulla potentia, nulla pecunia liberal ipsum,
Irremeabilis, insatiabilis ilia y or ago,
Hie ubi mergitur, borrida cernitur omnis imago.
210 Hec cruciamina per sua crimina promeruerunt,
Ein niederrlieiiiisclxer ^Contemptus miindi’ und seine Quelle. 351
Vir miserabilis Evaque flebilis hec subierimt.
lussa Dei pia, iiissa salubria si tennissent,
Vir neque femina, nec sna semina morte perissent.
Sed quia spernere, iussaque solvere non timuerunt,
215 Mors gravis irruit, boo merito fuit, et perierunt. —
lanua mortis, lesio fortis, crimen eorum
Attulit orbi semina morbi totque malorum.
Ilia parentes atque sequentes culpa peremit,
Atque piarum deliciaram munus ademit.
220 Flebile fatum dans cruciatum, dansque dolorem,
Ilia mereri, perdere veri regis amorem!
Tam lacbrimosa tamque perosa morte perire,
Atque ferorum suppliciorum claustra subire!
Est data sevam causa per Evam perditionis,
225 Dum meliorem sperat honorem voce draconis»
Hec male credens, nos quoque ledens crimine magno
Omnia tristi subdidit isti secula damlio.
Stirps miserorum plena dolorum postea crevit,
His quoque damnis pluribus annis subdita flevit.
230 Tunc Deus omnipotens, qui verbo cuncta creavit,
Sic cecidisse dolens biominem, quern semper amavit,
Ipse suum verbum transmisit ad infima miindij
Exulibus miseris aperire viam redeundi.
Filius ergo Dei descendit ab arce superna,
235 Nunquam descenders a maiestate paterna.
Qui corpus sumens animatum, numine salvo,
Processit natus sacro de virginis alvo,
Verus homo verusque Deus pius et miserator,
Verus Salvator nostreque salutis amator,
240 Vivendique volens nobis ostendere normam,
Se dedit exemplum rectamque per omnia formam.
Insuper et multos voluit sufferre labores,
Atque dolor e suo nostros auferre dolor es.
Sponte sua moriens mortem moriendo peremit,
245 Et sic perpetua miseros a morte redemit.
Quod non debebat, persolvit fons pietatis:
Succurrit nobis mortali peste gravatis,
Pondera nostra ferens penitus nos exoneravit,
Et quidquid crimen vetus abstulerat reparavit.
250 Nam de morte sua consurgens ut leo fortis
Restituit vitam prostrate principe mortis.
Sic Domini pietas mundum non passa perire
352
Edward S clir o der,
Fecit nos miseros ad gandia prima redire.
lam satis audisti, frater, q^nod gratia Christi
256 Sic nos salyavit nostrnmqne genus reparavit.
Si sapisj Koc credas, nec ab hac ratione recedas.
Sed quid lucratur credens qui non operatur?
Hie male se ledit, male vivens non bene credit.
Crede mibi, magnum facit ilia fldes sibi damnum,
260 Mortem mercatur, quia mortua iure yocatur
Hunc facit ipsa mori sub iudicio grayiori,
Quam si nescisset Mei quid dogma fuisset.
Quod loquor est notum retinentibus utile totum:
Frater id ausculta, yenient tibi commoda multa,
265 Si retinere yelis, quia sic eris ipse fideUs.
Hanc per yirtutem poteris sperare salutem,
Atque beatus eris, si que bona sunt opereris.
Ergo yerborum semper memor esto meorum,
Cura tue ^mentis semper sit in his documentis.
270 Si yis salyari, semper studeas imitari
Vitam iustorum, fugiens exempla malorum,
niis iungaris, quorum nunc facta sequaris.
Elige sanctorum consortia, non reproborum.
0 quam ditantur qui celica regna lucrantur!
275 Sic exaltantur qui sanctis associantur.
Yiyunt iocundi qui spernunt gaudia mundi,
Qui camis misere nbrunt yitiosa cayere.
Sub pedibus quorum yictus iacet hostis eorum.
His dabitur yere Dominum sine fine yidere,
280 Angelicosque choros, diyina laude sonoros,
Cum quibus ante Deum referunt cum laude tropheum.
Quod tibi nunc dico, si seryes corde pudico,
Hos inter cetus yiyes sine tempore letus.
Sed miseri flebunt, quia gaudia nulla yidebunt.
285 Hunquam cum reprobis tribuatur portio nobis.
Ad penas ibunt et sic sine fine peribunt.
Mundus ad hanc partem trahitur per demonis artem,
Istaque damna ferent qui sordibus eius adherent.
His igitur monitis tactus quoties repetitis
290 Sensu discrete que sunt nocitura cayeto,
Pervigili cura semper meditare futura.
Quam fera quam fortis yeniet destructio mortis!
Que yia pandetur, cum spiritus egredietur!
Quid sit facturus vel quos comites habiturus!
Ein niederrheinisclier ^Contemptus mimdi’ und seine Quellen.
363
295 Qnam miser infernns, quam nolbilis ordo supernus !
Que mala damnatis, que sunt bona parta beatis !
Quantum gaudebunt quos gaudia summa replebunt!
Quos illustrabit, quos semper letificabit
Visio sancta Dei, splendorque sue faciei!
300 Talia querenti venient nova gaudia meiiti.
Cum studio tali dulcedine spirituali
Mens tua pascetur, si iugiter hec meditetur.
Hoc studium mentein Domino facit esse placentem,
Curas terrenas magno cruciamine plenas
305 Funditus expellit, vitiorum germina vellit.
Sic eternorum mens tacta timore dolorum
Deserit errorem, mundique repellit amorem.
Postea summorum flagrescit amore bonorum;
Confert tale bonum Domini mirabile donum.
310 Nam cum mutatur mala mens, Dens hoc operatur.
Virtutum munus prestare potest Dens unus,
Qui sic servorum docet intus corda suorum,
Qui bona sectantar vel dicunt vel meditantnr.
Sic Dominus mores levat illos ad meliores,
315 Quos penitentes videt auxiliumque petentes.
Ergo fide pur a Christo te subdere cur a,
Auxilio cuius fugies mala temporis huius.
Atria sunt celi vere patefacta fideli,
Semper ibi vives divino munere dives,
320 Si vis sincere Domini precepta tenere.
Christo iunguntur sua qui precepta sequuntur.
Nam decus eternum datur his regnumque supemum,
Grloria celestis paradisi debita festis
Hos faciet letos, et pax eterna quietos.
325 lam delectaris cum talia premeditaris,
Ista libens audis, et ad hec pia gaudia plaudis.
Nec tamen ignores per magnos ista labores
Sanctis adquiri, nec fortuito reperiri.
Sed quamvis gratis tribuat Deus ista beatis,
330 Nemo tamen segnis vite fert dona perennis,
Ni melior factus proprios correxerit actus.
Quern facit his dignum Dominus vult esse benignum,
Promptum, ferventem, non ocia vana sequentem.
Ad regnum celi non tradit mente fideli
335 Insipiens et hebes; sed tu bene credere debes
Christo dicenti: rapiunt illud violenti,
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachriclitan. Pliilolog.-liiat. Klasse. 1910. Haft 4
26
354
Edward Schroder
Scilicet austeri, sed distinguendo severi,
Mollia spernenteSj et carni vim facientes,
Semper et intenti Domino parere iubenti.
340 Res est nota satis, quod nil babet ntilitatis :
Spiritns inde perit, si corpus dulcia querit.
Et dum vexatur caro, spiritus alleviatur,
Cumque relaxatur, mortaliter ille gravatur*
Omne quod ostendo potes ipse videre legendo^
345 Indice scriptura poteris cognoscere plura :
Yitam querenti dat iter sacra lectio menti.
Accipe scriptorum, frater, documenta meorum,
Que tibi monstravi, que dulciter insinuavi.
ISTon ea corde gravi teneas, sed mente suavi,
350 Quidquid enim scripsi multum tibi proderit ipsi,
Si via virtutis delectat iterque salutis.
Nam rex celestis, quern nil latet, est mihi testis.
Nil tibi uarravi nisi quod prodesse putavi,
Nec ratio veri debet tibi dura videri.
365 Namque per angustum dixi tibi currere iustum.
Sic probus ascendit, dum semper ad ardua tendit.
Hunc facias cur sum, si vis ascender e sursum.
Eortassis puero tibi frustra mittere quero
Istum sermonem, quia non capis banc rationem.
360 Sed pater immensus det perspicuos tibi sensus,
Roboret etatem, tribuatque tibi probitatem.
Filius ipse Dei, spes nostre progeniei,
Autor bonestatis, fons perpetue bonitatis
Virtutum flores et hones to s det tibi mores. •
366 Spiritus amborum, qui tangit corda piorum,
Et bine verborum sonitu fit doctor eorum,
Ipse tuam mentem regat et faciat sapientem,
Recte credentem, monitusque bonos retinentem,
lit bene vivendo mandataque sancta tenendo
370 Letitiam vere lucis merearis habere,
Que tenebras nescit, nimioque decore nitescit.
Et cuicunque datur, sine fine beatificatur.
Hoc tibi det munus qui regnat trinus et unus.-
Ein niederrheinisclier ‘Contemptus mundi’ und seine Quelle. 355
Das deutsclie G-ediclit ist in der einzigen Kasseler
Handsclirift dur chans nicht feHerfrei ilberliefert; doch liegen
die Verderbnisse anschemend nirgends tief, meist handelt es sich
nm Anslassxing des Reimwortes oder akoliche Miichtigkeiten des
Schreibers, die leicbt zu erkennen sind tind zn beseitigen -waren.
Es siebt nicbt so aus, als ob zwiscben dem Original und unserer
Handscbrift nocb ein Zwiscbenglied existiert babe, und so mag
der Scbreiber aucb zeitlicb recbt nabe an den Dicbter beranriicken.
Unter den Werken, welcbe nnsere Handscbrift gewib nicbt zufSllig,
sondern planmajBig yereinigt, ist der „ Contemptus mundi" zweifellos
das jiingste: der „Lucidarius“ gebort in den Ausgang des 12.
Jabrbtmderts, dem dritten Jabrzebnt des 13. Jbs. entstammt der
„Ereidank“, den „Cato“ und den „Facetus“ wird man der ersten
Halfte des folgenden Saculums zuscbreiben diirfen — der „ Con-
temptus mundi" mag nocb ein Menscbenalter jiinger sein: liber
1350 gebt er scbwerlicb binauf. Es ist gar nicbt ausgeschlossen,
dab die Personlicbkeit , welcbe die Zusammenstellung unseres
Kodex nacb dem Muster ahnlicb kompHierter lateiniscber Hand-
scbriften veranlaBte, erst die Anregung gegeben bat, fiir diesen
Zweck aucb den „ Contemptus mundi" in deutscbe Eeime umzu-
scbreiben. Ja, der TJmstand dab der geiibte Berufsscbreiber sicb
allerlei Verstobe besonders an den Reimstellen bat zu Scbulden
kommen lassen, scbliebt die Moglicbkeit keineswegs aus, dab der
Dicbter des Werkcbens und der Redaktor oder Kompilator dieser
Sammlung von lebrbaften Texten eine Person darstellen. Icb sprecbe
das mit Absicbt aus, um einmal der weitverbreiteten Anscbauung
entgegenzutreten , als ob eine Originalbandschrift immer feblerlos
sein, jedenfalls aber den Verfasser selbst zum Scbreiber haben
miisse. Dieser Fall wird sicb im Gregenteil auberst selten ereignet
baben: nur ganz ausnabmsweises trat ein Werk in der eigenen
Niederscbrift oder Abscbrift des Dicbters an die Oeffentlicbkeit;
und aucb der Vorgang, dab der Autor die Herstellung des ersten
Editionsexemplars iiberwacbte wie etwa Otfried, bildet ganz und
gar nicbt die Regel.
Was die Heimat der Umdicbtung angebt, so kann man sie
mit Bestimmtheit als ripuariscb bezeicbnen. Heber dies Grebiet
scbeinen freilicb ein paar auffallige Erscbeinungen binauszuweisen.
Einmal das vorletzte Reimpaar 679 f. das in der Hs. ynnicheyt :
^oeyf 0 lautet, also rein niederdeutscb ist. Aber dieser eiuen Bin-
dung t : 5 steben allein 29 Reime eyt : eyt gegeniiber : 19. 26. 47 .
71. 91. 99. 103. 149. 167. 193. 205. 216. 221. 229. 237. 251. 267.
259. 266. 291. 381. 459. 661. 571. 619. 643. 646. 667. 675 und, an-
25*
Edward SchrSder,
356
derseits die Bindungen 5 : 5 in • ^^ 2 /^ 159 und soli : 5 in ^leyf cli :
^eys 341. Ueberhaupt reimen im ganzen BOmal 4 : -t, 2raal ^ ^
: tvM^ 11, gmt 0 : giants 161), Smal -j ; -j (auBer 169 nocli
slof 0 :genof 0 435, Uoif 0 : grolf^ 497), 2mal - 5- : -5"
116. 519), Imal - 55 - : -jj- {pergef^en : hefof^en QOB)
nnd unrein je einmal 5 : 5c/i (311) -j : -c9 (6i/^ : is 366). Diesen
70 Beimen, ‘welclie die schai^fe Sclieidung des t und der ^-Laute
bezeugen, widersprich.t also nnr jenes . . . ynniclieyt : got der allc
liertmi weyf^ am ScUusse, und ich trage daber kein Bedenken,
Her die Aenderung fpoyt (= fpeJiet) yorzuscklagen ; ^Doininus gui
cor fpeculatur^ keiBt er auch im latein. Giediclit V. 196. Von
dieser einen, kochst -wahrsckeinlick yerderbten Bindung abgeseken,
weist der Eeimbefund keinerlei niederdeutscke Erscheinnngen im
Konsonantismus auf ; denn hurten (: voerten) 139 geht weit iiber
niederdeutsches Grebiet Hnauf. Bei der Dilrftigkeit des Beim-
sckatzes treten iiberliaupt nur wenige dialektische Ersckeinungen
zu Tage, wie yor allem das niederrliemisclie d fiir 0 (s. Franck,
Zs. f. d. Alt. 24, 383), das durck die Eeime gode : gudde 485, gmdde
581; henomen : dmen 681 bezeugt ist; dann die kontrakierten
Formen des Verbums ^sekeH, yon denen gesien : inflien 117. 186
(Inf. u. Part.) und sijt (3 P. Sg.): ^ijt^ guijt 87, 191. 391 be-
zengt ist.
Aus dem Wortsckatz sind am bemerkenswertesten ein paar
niederlandiscke Leknworter, denn als solcke sake ick zwar nickt
okne weiteres ilyt (201), Mytsohaf (266. 271. 662), wokl aber venyn
(49. 70. 196. 364. 439), ferner iolijt (35. 97, ygl. Mnl. Wb. Ill 1058)
und das Verbum premen (213. 624, ygl. priemen Mnl. Wb, VI 667)
an. Ein ecktes Heimatswort des Verfassers diirfte das Adj. seys
(160. 342) sein; Lexer bezeugt es nickt iiber die bairiscke Exodus
des beginnenden 11. Jhs. kinab, ick kabe keine Zeit gefunden, ikm
in der niederrkeiniscken Literatur alterer Zeit nackzuspiiren.
Der poetiscke Wert der Beimerei ist gleick Null, die kiinst-
lerische Leistung des Uebersetzers stekt tief unter der seines
Landsmannes, der den Facetus bearbeitete; der zuweilen macktig
dakinflutenden Beredsamkeit des Originals ist er nickt Herr ge-
worden. Aber einmal yerdient das Denkmal spracklick Beack-
tung eben durck jenes eigenartige Hiniibersckielen zum Nieder-
landiscken, wie es fiir die Zeit yor und nack 1400 auck sonst be-
zeugt, aber bisker nickt zusammenkangend gepriift worden ist,
und dann sind wir dock jetzt auf dem Wege, als Dokumente der
Bildungsgesckickte des ausgehenden Mittelalters auck jene Beim-
werke heryorzukolen , die nack dem Verfall der koken Eunst der
367
Ein niederrheinisclier ‘Conteroptus miindi’ imd seine Quelle.
Belehriing und Erbanung weiter Kreise unseres Volkes gedient
haben. Der niederrlieinische „Conteinptus mundi^^ verdient sclion
nm der Umgebnng willen in der er uns itberliefert ist, ans Licht
gezogen zu werden.
Die Orthograpbie der Hs. ist in mancliera lebrreich und
im ganzen iso gut, daB ich sie getrost beibebalten durfte. Insbe-
sondere bin icb ihr aucb in einem Punkte zur Seite geblieben. Der
Scbreiber unterscheidet y flir % und ij fizr 1 Eine rein graphische
Entgleisung von y zu ij (etwa gar bei ey usw.) kommt niemals
vor; wohl aber scbwenkt der Scbreiber umgekehrt von ij zu y
binliber : er wechselt zwiscben dyn {syn)^ dyns, dynen usw. und dijn,
dijns, dijnen — oifenbar weil er bier in der Quantitat unsicber
war, dasselbe Scbwanken zeigt sicb aucb zwiscben sycli und sijcli:
der Unterscbied zwiscben betonter und unbetonter Form macht
sicb bier in einer Unsicberbeit der Ortbographie geltend^).
Eine Anzabl von Erganzungen bab icb unbedenklicb im Texte
vorgenommen und in der ublicben Weise kenntlicb gemacbt; auf
andere Korrekturen weisen die Anmerkungen bin. Recbts an der
Seite bab icb die Verse der Quelle angefiibrt, was aber inmancben
Partieen, wo die Bearbeitung sebr frei ist (so bes. von V. 493 ab)
nur als ein ungefabrer Hinweis gelten darf.
Contemptus inimdi.
pyn mynscbe de sijcb wilt keren
^zu goide, de sal zijtlicb leren,
Vnd sijn bertze gar zestoeren
4 die werilt vnd ir zdbeboeren.
So macb be goide vrbntlicb werden.
ia wilt be it an | syn ende berden,
Zi\ lange beyden en is niet gftt:
8 die werilt maincben vallen dfit
Ane boyde in des dbuils drfl,
want wir enbain bie niet dan eyn nd:
In deme nd doi dynen nfltz,
12 ee morne der doit dir sprecbe trdtz.
D4 enmacbt niet wiszen, of dir sij
zijt dijns steruens na of bij,
1) Zur Mahnung fiir andere will ich liier bekennen, dafi ich dies erst hei
der Kollation bemerkt babe.
3) Ich sehe nachtraglich, daB ein paarmal y statt ij flir i aucb sonst vor
n steht, wie in fyne 309. 314.
Bl. 77"
BL 78^
368
Edward Schroder,
En meirre niet, grijf ane | zfihant :
16 ^contemptus mundi^ is genant
Ein "boeclielijn, dat leert dich wail,
wie man van gantzen Eertzen sal
Got lief hain vnd die werilt leyi;
20 nu mirke wie dat ane geyt.
Dit boechelijn hain ich dir gesant
mit beyle, lief, hsz vremede lant,
Da ynne sijs dft gMe lere,
24 of sij dir niet ] en sijn vnmere.
Dyne sele soeszen troist intfeyt
van deme dat hie ynne beschrenen steyt;
Des saltd wenich doch intzenen,
28 dd enwils darna mit werken leuen.
Dd ensalt niet vdr dem winde reren,
wat ich dich gdder dinge leren.
Sy geuent dyme hertzen soeszen clanck,
32 of dd sij setzis in dynen ( gedanck.
Van ganen goits eyn groeszlich gdt
myne lere dich erweruen ddt,
Dat hemelrijch vnd groisz iolijt
36 wirt dir bereyt ain aUe zijt.
Dat ich hie leren dat sal alien
reynen kertzen wad benaUen,
It en is mit schelden nieman hart,
40 vnd wijst doch zd der bester vart.
Wat is dir hdde vrenden noit,
I as dich lichte morne nympt der doit!
Gheyn gdt mach dir zd staden stain,
44 dat dd dem dode moechs intgain.
En kere dich nicht an gdt van erden,
da mit dd macht gedrdngen werden
In pyne groisz vnd in arbeyt,
48 vnd leuen ain gerechticheyt.
Van ertschen gdde kumpt venijn,
da die selen mit | bedragen syn.
We dat vdr alien troist erkdyst,
52 dat ewige licht he gar verluyst.
Haista gdts alle dyn gevdch,
tesche vnd bddil vol gndch,
Alleyn it dir hie die zijt verdrijft,
56 dyne vrende vniiolkomen blijft.
Bl. 78^
1 . 2
BL 79^
3. 4
5. 6
BL 79^
7. 8
9. 10
BL 80^
BL 80^
Ein niederrheinisclier ^Contemptus mundi’ und seine Quelle.
359
Grot spriclitj dat nieman alze sere
syn hertze an ertsche dinck enkere,
Die alze sere dar na wor|uen,
60 der selen dicke sint verdoruen.
Wilch. mynsche got wilt leren mynnen,
de sleyt die werilt dsz den synnen,
Vnd keert da van alien synen gedanck,
64 as sy ym brenge vfllen stanck.
"We got mynt, dem is vngeneme
allit dat der werilde is beqneme,
Wat der werilde schonen schijn
68 Grit, dat dunkit | ym viilnis sijn.
De got mynt, dem diinckit allit sijn
der werilde zierbeyt eyn venijn,
He pyngifc sijcb, dat he van ym sleyt
72 allit dat dem vleysche waillnst (deyt).
We got mynt, he al syn hoffen keert,
as yn sijn geloune leert,
Dat he van goide sij gewert
76 des hemelrijchis, des he hegert*
TJp dat dll goid [ beuellich sijs,
So lene dan in sidcher wijs,
as got meynt in alien zijden.
80 vnkdysche wailliist saltd miden.
Enroeke niet der dinge van erden,
die doch zu niede muszen werden.
Die du mit arbeyde mds gewinnen,
84 vnd mach alze geelich dir intrinnen.*
Wes vrenwit sijch nd der lijcham dijn,
|de da mdsz der wdrme spise sijn?
Der doit engheynen man versijt,
88 wie starck he sij in deser zijt.
Hn schrie eyn yeclich syne misdait
vnd beszer die, so wirt sijn rait.
We hie beschriet dat he misdeyt,
92 van gode vrende he intfeyt.
We die hemelsche vreude mach
erwernen, vrenwe sijch nacht vnd dach.
jit brengit alle liden sicherlijch,
96 des hie die doren vredwent sijch.
11 . 12
Bl. 81 ^
13. 14
15. 16
Bl. 81^
17. 18
19, 20
BL 82^^ 22. 21
23. 24
27. 26
BL 82^
28. 29
30. 31
BL 83^
93 Hs, hemelche.
360
Edward Schroder,
Alsfllehe blijtschaf, alsillch iolijt
versmeit der wise in alre zijt.
War nmb enbais di\ oucb niet leyt
100 vreude die so snel vergeyt?
Dd sijs alle dinck dp deser erden
sterflicb vnd vergencklich werden,
Eyn yclicb ain gewer vergeyt,
104 as 1 der doit kdmpt vnd (yn er)sleyt
Der doit ersleyt wijf vnd man
vnd allit dat ye lijf gewan,
Dat wilt der doit aJlit verdringen,
108 die idngen mit den alden twingen.
Der doit den idngen vnd den alden
nympt vnd deyt yn bene sckalden,
Hertzogen, vilrsten, grenen (nnd keirren),
112 beyde die mynren vnd die meir|ren,
He envoert den eidelen noch den vrien.
dat macb eyn yecHch wal besckrien.
Der doit vns treet vnder die vdsze,
116 vleyscb vnd beyn vergeyt ain alle bdsze,
Hie man so stare enwart gesien,
de dem dode moeebt intflien.
Sint dan eyn yeclicb ane sonder
120 stirft, so ddnekit micb <eyn) wonder,
IDat yeman ertseber eren gert,
de docb bloisz van bynne vert
Vnstedicbeyt, kranebeyt, vngemacb.
124 vns oyuergeyt nacht vnd dacb,
Wir enwiszen niet wa dat wende,
as vns der doit voert in ellende.
Ocb dat lenen wirt benomen
128 vns ain alle wederkomen,
Vnd wir enwiszen niet, wanjne
Grewalt des doits vns oeuergee.
Sij sint wijs die yt mirken kdnnen !
132 Wie der scheme vltiit der sdnnen,
Also vergeyt des mynseben lenen,
wa bij macb be sijcb dan erbeuen?
As micb beklilmmen bait der doit,
32. 33
34. 36
Bl. 83^
36
40. 39. 37. 38. 41
Bl. 84»
42. 43
44. 45
Bl. 84’>
46. 47
48. 49
Bl. 85“
60. 61
52. 53
Vl
i
111 Ms. Hertzogen vteten vnd greiien. 113 Ms. enwoert 119 ane
sonder ^ohne au8nalime\
Ein niederrheinischer ‘Contemptus mundi’ und seine Quelle.
361
136 wilch vrftnt Hlpt mir dan i\sz der noit?
Odwe leyder mir enkan
Grekelpen dienst | nock gaue dan.
Dat ick da mit die reide kiirten,
140 der doit engift dp niemans voerten:
He nympt die armen mit den rijchen,
ym enmack nieman intwijcken.
Dar vmk, wolt dd reckt proenen,
144 woltd dick in doegeden oenen,
Vnd wirken gdts wat dd vermackt,
der doit volgit dir dack vnd | nacht.
Vdrbasz kere die synne dyn
148 van dingen die vergenclick syn,
Vnd sckaffe, dat dir werde bereyt
vreude in der ewickeyt.
(reldst der werilde dicke Idgit
152 vnd der gecke vil bedrdgit.
Mer wat der na gebdrt zd liden,
dat mirkit der wise man bij ziden
Der werilde zierkeyt is gelijck
166 der bldmen, | die gezieret rijck
In wdnniclicker bldde steyt,
die kait nature an sij geleyt:
As die craft der sonnen keysz
160 verderret gar die bldme zeys,
so wirt ir al benomen gantz
ir rock, ir zierkeyt vnd ir glantz.
Is dir eyn koyninckrijck gegenen,
164 gewalt, geldcke vnd lane leven,
Vnd were ouck alle die werilt dyn,
dat I dd der moeckts geweldick sijn.
So kumpt der doit vnd nympt it al,
168 of ick dir die wairkeyt sagen sal.
Wat ick mack sagen vnd leren
van keirkeyde vnd van werHteren,
Ir drber ddyrt kurte stdnt.
172 dat mack dir seine wesen kxint.
Hais dd bdrge vnd lant,
groisze gewalt in dynre kant
I Vnd van kdsen groiszen bd,
176 so en is dock anders niet dan nd.
Haistd wingart vnd geuilde.
Bl. 85'>
54. 66
56. 67
Bl.
68. 69
60. 61
62. 63
Bl. 86”
64. 66
66-68
Bl. 87'‘
69. 70
71. 72
Bl. 87”
77. 76
Edward Scb ruder
gMer wyne vnd vnlclite milde,
Eijche tafele gdder spisen,
180 der doit wilt it allit van dir wisen.
Hais dfl swijn, sciaif vnd pert,
as vil as ir dyn hertze gert,
Bodngarde vnd schoinre kinder vil,
184 dat is dir | wail eyn vreMen spil;
Der doit de deyt dirt al intvlien,
so enmacht dft is nftmerme gesien.
Wilch wise man mit ernste vsdlt ringen
188 na vnsteden ertschen dingen,
Vnd die zijt da mit verdriuen,
die ym lange niet entblinen,
Der (doit) engheynen man insijt,
192 ke enmache yn erfcsclier wftnnen quijt.
Sick I vronwen mynne onck vergeyt,
die mit yn sick vergecken deyt,
Ir vrAntlicke gflnst, ir g&t gekoese
196 is as fenijn der selen koese.
. Mit soeszen sanften worden liegen
kftnnen die vrokwen vnd bedriegen,
Q-alle is iren worden bij ,
200 wie (soesze ir) gknst zk dem eirsten sij.
Vronwen sckoende zierlick, blijt
en is niet dan der | selen strijt,
Die vil der gecke kait bedrogen
204 vnd in der kellen grknt gezogen.
Geyne ydil vrende lange ensteyt,
mit der zijt sy kene geyt,
Dock brengit sy vrkckt gar vnbekende:
208 bedroeflick sckrien sonder ende.
Deme dknil nieman sijck ergeue,
vmb dat ke kie in vreuden leae.
Vp dat ke kie niet zu | mail onwerde
212 verwknnen, of ke it lange kerde.
Sick dat die werilt niet enpreme
dick, vnd dock dar na ersckeme.
Want der werilde soeszickeyt
216 zk vklen stanke na ergeyt.
We kie nympt allit des ke begert,
73. 74
76. 78. 79
Bl. 88"
80—82
Bl. 88‘ 83. 84
87
85
86 . 88
Bl. 89"
89
90
91
Bl. 89’’
92
93
94
193 Ss. myne.
211 Hs, Met, t durchstrichen.
Ein niederrlieinisciier ^Contemptus mundi’ und seine Quelle.
363
vnd na sijns yleyscliis genfigeden vert,
De vint dat is allit is gedroch,
220 as he herjna leret singen och.
As dese waillust alle vergeyt,
die doch lange niet ensteyt,
So vints dd, dat is sicherlijch,
224 dat leste dem ersten vngelijch.
Die sfis die werilt hait bedrogen,
vnd al irs willen hait geplogen,
Den git sij leyder lidens vil,
228 den sij vfirmails gaf vreude vnd spil.
Die lijfs geldst | so hait verleyt,
na irme dode yn wirt bereyt
Eyn ewich vdyr vdr ire gelust,
232 da wirt yn alre vreiiden brftst.
Da is eyn vdyr, dat vmmer me
birnet, da inne ruwe vnd we
Vnd anders geynen solt’ erweruent,
236 die in iren snnden steriient.
We mit goide selicheyt
hain wilt in der ewicheyt,
Vnd na ] dode sijn behalden,
240 de sal inniclichen schalden
Sijn hertze mynnenclich in got,
doyn vnd halden sijn gebot.
We dat allit dat ich hie sohriuen,
244 in syme hertzen leiszt becliuen,
Vnd beheldit dat ich hie leren,
vnd wilt dar na sijn lenen keren,
Van goide he vrende intfangen sal,
248 dat dar ich ym ge|louen wal.
Die vrende alle den wirt gegenen,
die goide hie zfl dienste lenen,
Die vrende in alre gfttlicheyt
252 got synen dieneren hait bereyt.
We verdient, dat got ym gan
der vrenden die he genen kan,
Den enmach ndmmer leyt bedroenen,
256 he mdsz alle zijt blijtschaf oenen
In vrende die ain ende | steyt,
95—98
Bl. 90"
99
BL 90^ 100—102
103
104
105—108
BL 91"
109
BL 9D
113 ff.
BL 92"
218 Us, sijs.
257 Hs. vreuden.
364
Edward Sclirdcler,
ouch wirt ym ho cliche ere hereyt.
Alleia got richtet na gerechticheytj
260 den heylgen hait he doch hereyt
Me giUs den he sijns rijchis gan,
dan alle die werilt verdienen kan.
Grot alle gfit den heylgen git
264 zfl vergeifs vnd ymb niet,
Vnd git yn vmb eyn zijtlich leyt
vreude in der ewicheyt.
So wie I die gftden sint verblijt
268 ewelichen sender zijt,
So haint die boesen vnbehende
groisze pyne sender ende.
Die gdden solen blijtschaf driuen,
272 die boesen in dem liden bliuen.
Wiszt dat -ftp erden wyf noch man
voldencken noch volsprechen kan,
Wat liefs den giiden wirt beraden,
276 wat lidens wirt gedain | den quaden
We ddrch boisheyt wirt verdoemt,
de wirt vfir eynen geek genoemt*
Siet, mack he yt ein doir sijn,
280 de umb der werilde valschen schijn
Zer hellen yert, ynd ouch die crone
yerWyst, die got in des kernels trone
Grit synen yrflnden al gelijehe,
284 die he zieret in syme rijehe?
He is yerjirret in den synnen,
de godis hdlde wail mach gewinnen,
Vnd geyt mit willen sonder ende
288 zer hellen in des dfluils bende.
It is da boese werden alt,
der doit is da also gestalt,
Dat he ndmmerme envergeyt,
292 mer alle zijt ndwe up steyt.
Der doit ernuwit ye lanck so me
sflehten, karmen ynd we:
Da I is yilyrich birnen oyuer all,
296 da en is lidens geyn gezal;
Da sint slangen die dsz dem munde
117. 18
119. 20
Bl. 92^ 121—23
124. 2B
BL 93^
126—30
BL 93^ 131. 32
133-27
138. 39
BL 94"
140—42
295 Bs. Eat.
Ein niederrheinisclier ‘Contemptus mundi’ and seine Quelle. 366
blasent vflyr in alre stunde.
Ire zende vflyl vnd yngeMre
300 senckent van dem seluen vure.
Van irme blasen gar verier uen
verdoemde selen sender sternen.
Nock ist da eyne meirre quale:
304 da sint stoecker, die | zil male
Sint keslick, swartz vnd yngestalt,
die alle der pynen kaint gewalt.
Nkmmer enbaint die stoecker roy,
308 eyn yeclick pijnt sijck, wie ke doy
Den selen pyne sinderlijck,
irre engeyn erbarmet sijch.
On we wie sere ist ym versckert,
312 de verdoempt van kynne vert,
Vnd mnsz van yn vmb syne sckllden.
so maincker leye pyne dulden!
Ock of der sknder mirken woelde,
316 wat ym kilpt eyn sckatz van golde!
As ke vmb maincker leye sknde,
die ke deyt, vert in afgrknde
Mit den dduelen zk der kellen,
320 da sy (in) in dem viire quellen,
Mit swegil, pecke vnd mainckme swere,
ewelick sender (weder)kere.
[In den iemerlicken ziden, BL 95^ 1B6 — B8
324 as dit mnsz der sunder liden.
So wenen ick, dat ke sicker woelde^
as ke zfi reckte willen soelde,
Dat ym in alle syme leuen
328 got rijcktkm nie enkedde gegeuen.
Dar vmb salt! dynen m&t 169 — 64
bekdmmern nick vmb groisz git,
Dat sekone geloift vnd alle zijt Hgit,
332 vnd maincken myn|scken so bedrkgit. Bl. 96*^
Wie vil ke gert des g4ts van erden,
vnd denkit ouck, wie it ym moege werden,
He blijft von kertzen arm as ee,
336 vnd ked is alle zijt gerne me.
Alsklck rijehtum ddnekit mick 165 — 68
143. 44
Bl. 94^
145—49
160, 51
BL 95-
152—55
300 lies smeclrent?
866
Edward SchrSder,
alien Mden schedelicli :
We jzil verre dem gelenft^
340 van gode wirt lie gar verschenfi
As hie verstirft sijn yflle | vleysch, BL 96^
dat he gezogen halt so zeys,
So wirt ym alle gdt intfirret:
344 dan clait he, dat he was verirret.
0 rijch mynsche, dfl doch sere 169 — 71
dich niet enhedroene virih sfilche mere.
As dh soelis birnen in dem vflyre
348 der hellen, dat dir is vmmer dfire,
Of 'du in rijcbtftm bis behtt,
vnd meirren kans dyn | eygen gi\t, Bl. 97^
Wie it niet dicke sij gesien; 172 — 75
352 mit rechte mach it doch gescbien,
Dat der rijche werde behalden,
of he wilt gijrheyt van ym schalden,
Vnd sijn gflt wijslich bewaren,
356 vnd deylen it sender sparen
In der mynnen mit den armen,
die vfir der dilr van hhnger karmen,
Ich enweysz, wie icht moejge basz bedhden: Bl. 97^ 176. 77
360 it dunct mich kftnt sijn alien IMen,
Dat nfitzlich is dat gantz begenen,
da mit man mftsz in zwinil lenen.
It is beszer, we da weysz bij erne sijn 178. 79
364 eynen slange de da dreyt venijn,
Dat he den schuwe viir dem bisz,
dan na as he gebiszen is.
Die werilt is allit <sfis> gestalt: 180—83
368 ich raden, drijf sij | mit gewalt , BL 98^
Van dir vnd diene gode,
vnd richte dich na syme gebode.
Want du erne wirts gegeuen.
372 woltd fm in trflwen leuen,
He git dir eyn koynincrijche,
dat sal dir blynen ewelijche.
Diens dxl gode, dir wirt zd lone 184. 85
376 dat hoeste gut in des kernels trone,
Dat enkan van dir intferren
ndmmer | dief noch mdys gez erren. BL 98^
Nd soeke in doegenclicher mynnen 186. 88
Ein niederrheinisclier ^Conteiaptxis mundi’ und seine Quelle.
367
380 eynen reynen schatz van bynnen,
Eyns doegenclichen hertzen reynicbeyt
vflr alien schatz der werilde geyt.
We wail geleuft vnd da by giit
384 van hertzen is, keert synen mut,
Wie he sijcb in eren proeue,
vnd dar zu sijcb in doejgcden oene. Bl. 99®*
We alzijt gerne in doegeden wandilt,
388 vnd da bij gftde dinck bandilt,
Deme wedervert engeyn
vnnlait dab sijn hertz intreyn,
Q-ot baits genoede, in wilcber zijt
392 be so reyne bertze sijt.
Snllicb geystlicb schatz is gode wert,
we den bait, of be is gert,
De wint da mit dat ewige leuen,
396 [dat hemelscbe lant wirt erne gegeuen. BL 99^
Wilcb rijcb man is in deser zijt
versflmelicb, be wirt vermaledijt,
Mer der doegenclicber armen
400 wilt sijcb sicber got erbarmen.
We mynt dat boese vnd leiszt dat beste,
de vert in der hellen veste,
Den enmacb zu geynre zijt
404 gewalt nocb rijcbtiim macben qnijt.
Niejman geseiden enkan den slbnt BL 100®
der bellen, be is ain grflnt.
We dar yn kdmmet, be wirt vngestalt
408 vnd beszlich, be sij ifeic of alt.
Odwe der clegelijcber stbnt!
Adam vnd Ena in den sMnt
Mdsten varen vmb ire misdait,
412 des alle die werilt scbade bait.
Weren sij geboirsam blenen,
got enbedde sij nie verdrenen,
I Nocb dfirch geynre leye noit BL 100^
416 so verurdilt in den doit.
Want sij bracben dat gebot,
dat yn badde geboden got,
It was recbt, dat sy verdurnen.
191. 92.
193-95
196. 97
205, 204
206-08
209. 10
211. 12
213. 14
215
405 geseiden di. geseten ^satiare\
Edward SelirSder,
368
420 vnd vrnb ire vugehoirsamgeyt stfiruen,
Ena misdede vnd Adam,
da van in alle die -sverilt q^uam
Mainche krancheyt vnd der doit.
424 otwe der clegelijcher | noit! Bl. lOl®
Die alden vur vnd die ifingen na
worden alle verderuet da,
Vnd mainche vreude wart inthalden
428 beyde den ifingen vnd den alden.
Dat was eyn bedroeflich vngenal,
dat liden gaf der werild al,
Des hoesten kojoiinx gftnst benam,
432 vnd zd groiszme leyde quam,
vnd sij onck niet en | mochten weruen, Bl. 101”
dan in bitteren noeden steruen,
Vnd varen in der kellen slosz.
436 dat was vns eyn kranc genosz.
Do Enen der slange bedroich,
de schone geloifde vnd allit loich,
Do dranck sij leyder dat venijn,
440 da mit wir alle vergifticht sijn.
Alle Mde na den ziden
schrdwen vnd hadden Hden
Me dan vdnftzich | hfindert iair, Bl. 102®'
444 dat ich dir sagen dat is wair.
Do lange hadde gedxlyrt dit karmen,
des mynschen got sijch wold ei'barmen,
Den he alwege hadde gemynt.
448 wat he doi dede, dat besynt.
Sijn ewich wort gaf he her neder,
da bij der mynsche queme weder,
Vnd die lere van erne neme,
462 da bij he zfl gejnaden queme. Bl. 102”
Dat wort wart mynsche vnd bleyf doch got,
der vader gaf erne dat gebot,
Dat he werden soelde geboren
466 van eynre idnfrodwen dsz erkoren,
Gewair got vnd mynsche mit eyn.
syne genade vns da erscheyn,
Die vns vmb barmhertzgeyt
460 vnd vmb mynne bracht in selicheit.
Eyn I ndwe lenen he begflnde
216. 17
218. 19
220-23
224-26
227—29
230. 31
232. 33
234—37
238. 39
Bl. 103® 240. 41
Ein niederrheinisclier 'Contemptus mundi’ und
maclieii so lie beste Mnde,
Dar na eyn yeclich solde leuen,
464 dat wolde he seiner ane heuen.
Dat de got vnd mynsche beyde
vns machede vri van alme leyde,
So hadde he liden vnd noit,
468 vnd arbeyt bisz in synen doit.
Mit syme willen wold he steruen,
vnd vnsen | doit da mit verdernen.
We gaf ye vrhnde sdlchen troist?
472 syn doit hat vns van dode erloist.
Ain syne scholt mit gedolt
hait he voldain vhr vnse scholt,
Vnd hait sij gar up sijch genomen,
476 dat he vns moechte zh helpen komen.
Dat ich sagen dat is offinbair,
vnd is ouch nhtzlich, dat is | wair.
We it hoert vnd dar na leuen wil,
480 de vindit gemach vnd vreMen vil.
Dar na setze dynen mdt,
so is dyn gelodue gdt.
Mit dem gelouuen machtfi komen
484 zft groiszme heyle mit dyme vromen,
Vnd geseligit syn van gode,
deys dd dat gfide vnd leis dat quade.
Dar vmb 1 dencke an myn wort,
488 die dd nd hoers vnd hais gehoirt.
0 wat gdts haint sij gewdnnen,
die dat hemelrijch erweruen kdnnen,
Vnd sijch gesellent mit den besten,
492 die got erheuet in irme lestenl
Wat wint he de geleuuich schijnt,
vnd sijch zd geynen doegeden (pynt),
Noch gdder werke niet | enhait?
496 syn gelodue deyt ym quait.
Gelodue gdder werke bloisz
brengit hindernisse vnd schaden groisz,
He is vdr gode doit vnd mat,
500 die heylge lerer sprechent dat.
Alsdlch gelodue deyt dich steruen
in strengen drdil vnd verderuen,
Dem weres dd vil basz intgangen,
Kgl, Ges, d. Wiss. Nachricliten. Pliilolog.-Mst. Klasse. 1910. Heft '
seine Quelle. 369
242. 43
244—46
Bl. 103'*
247—49
264—66
Bl. 104“
267—69
Bl. 104'^
274-76
Bl. 106*
26
Edward Schroder,
370
B04 enhets dd nie gejlodne iatfangen. BL lOB^
Sich, weme dd dich. Me wils ergeuen,
mit dem mds dd her na odch leuen.
Kdys den gdden, vld den quaden,
508 dat wil ich dir in trdwen raden.
Woltd van gode behalden sijn,
so setze alle die synne dyn
Zd volgen den gerechten na
512 in alien landen hie vnd da,
Die vngerechten schdjwen sere; BL 106*"
setze in dyn hertze ouch dese lere:
We hait eyn vro hertze vnd vrien mdt, 276 — 78
516 de ertscher vredden is behdt,
Sijns yleyschis geldst verwinnen kan,
ia dat is ein selich man!
Alle ddMl ligen mdszen
520 verwonnen vnder synen vdszen.
Haistd in dat hertze dyn gelaicht 279 — 83
die wort | die ich nd hain gesacht, BL 106^
So saltd sonder auelain
524 mit den heylgen vreude hain.
Die so verwinnent, die solen sien
got, vnd ouch sal yn gescMen,
Vnd mit den engelen sij got so
528 mit sange solen louen ho.
Mer die verdoempt sint zd der hellen, 284 — 86
die soUen sijch zd liden stellen
Mit den dduelen | in der pynen, BL 107 ^
532 vnd yn ensal ndmmer vreude erschinen.
Nd mirket wie der dduil dar 287. 88
mit listen zdycht die werilt gar,
Vnd sij dat selue mdszen da
536 liden vnd erne volgen na.
Mit ernste dencke wat ich sain, 289. 90
vnd dencke wat ich vdr gesprochen hain.
Dd salt alzijt van dir drengen
540 dat dir her|namails mach schaden brengen BL 107^
Mit vlijsze saltd sonder wencken 291, 92
die zijt die komen sal bedencken,
vnd dich intghein den doit bewaren,
544 de so strenge kdmmet geuaren,
Wilchs wegis vert die sele dyn,
293. 94
Ein niederrlieinisc]ier ‘Contemptns miindi’ imd seine Quelle. 371
of we sal ir geselschaf syn,
Wanne sy varen sal van li 3 mne?
548 gedenke wes sy dan beginne,
[Dencke wie arm die belle sij, Bl. 108^ 295. 96
wie rijck dat kemelrijck da bij.
Dem verdoemden rftwe vnd leyt,
552 den seligen blijtschaf is bereyt.
We goetlicbs wesens claren schijn 297 — 99
mack scbodwen, de mack wail vroelick sijn,
He enmack niet danne, ke mdsz da blyuen,
556 vnd ewelick vredde dryuen.
We got I wilt sien vnd des begert, BL 108^ 300 — 02
sal van gode sijn gewert
Ndwer genaden, die yn spisen
560 sal in geystlicker wisen.
Mer daran denke spade vnd vrd
ain vnderlaisz, dat koert dir zd.
We setzit in got al sijn gedanck
564 in alien ziden sender wanck,
De wirt gode bekegelijek,
vnd mackt onck wail sicker sijck,
jDat ertseke sorge van ym vert,
568 vnd sdntlickeyt yn niet endert.
So we voert eyn ewick Men
der kellen in den selnen ziden,
So wirt ym vnwert vnd leyt
572 der werilde ere vnd ire rijekeyt.
Dar na zu kant mdsz ke beginnen
dat koeste goetlicke gdt zd mynnen.
Der gedencke enis nieman | rijck,
576 sy engene got wdnderlijck.
Want sal eyn man in doegeden leuen,
dat mack erne got alleyne genen.
As dan der sdnder sijck bekeert,
580 dat git erne got, des sij ke geeert.
Stare in dem gelodnen gif dick gode, 316. 17
vnd bid got vmb syne genade,
He kilpt dir hie verwinnen al
584 deser werilde vnge|ual. Bl. IIO®-
Grelenfs dd vnd bistd sdnden ain, 318 — 20
303—05
BL 109"
306-08
BL 109^ 309. 10
673 Hs, hantz
372
Edward SchrSder
der hemel wirt dir 'fip gedain,
Van gauen goits saltft rijcli
588 mit eme leuen ewelijcli,
Wolt dfi gantz halden die gebode,
die dfl intfangen hais van gode.
So we leift as ym geboden is,
692 de Mmpt bij got, des sij gewis.
Den wilt got ain falleren
in syme [ rijche hoegelicb zieren Bl. 110'^
Mit glorien, die in des Kernels festen
696 got bereyt bait synen gesten,
Wilt be sij vrebwen, vnd da mede
genen raste vnd ewigen vrede.
As db dit in dyn bertze sencHs,
600 vnd mit geMste dar an denckis,
So vretiwis db sblcber reiden dicb,
vnd boers sij gerne, des boiFen icb.
Nocbjtan laisz dicb niet vergeszen, Bl. 111“
604 dat nie geyn beylige enbait beseszen
Dat rijcbe goits in eyncben ziden,
be enwtone it mit arbeyde vnd mit liden.
Wie got git zb vergeifs dem gbden,
608 so endarf sijcb dock geyn man vermbden,
He ensoele na syme rijcbe ringen,
is be trage an gbden diagen.
Mer beszert | be sijcb vnd sijn lenen, Bl. Ill’’
612 so wilt eme got syn rijcbe genen.
Wen got rijcbt mit sblcbme gbde,
de mbsz sijn van sanften mbde,
Vnd gelebnen dat ym got sal genen
616 in bemelrijcbe myt ym zb leuen.
It is kbnt vnd dioke vbr gesacbt,
dat it wenicb urbers bracbt,
dat der lijf na vrenden steyt,
620 I want der geyst da von vergeyt. Bl. 112“
We na sijns lijfs gelbst wirnet,
des geyst in synre craft verdirnet.
Mer so we wilt geystlicb gut vernemen,
624 de sal sijn<en> lijcbam preimen.
Dese reide sal dicb dbncken swair,
nocbtan is sij sicher wair:
Des gbden mynscben wecb is enge
821. 22
323. 24
325. 26
327. 28
329—31
332—35
340. 41
343. 42
856. 66
Ein nieclerrheinisclier ‘Contemptus mimdi’ und seine Quelle.
373
628 zfl dem hemelrijch vnd al|ze strenge.
Durch den wecli mnsz der gude stigen,
de dat lieinelrijcli wilt erkrigen.
Wolt du dar, so wisze dat:
632 du mus ouck durch den seluen pat.
Dat ich Me leren, dat macktu soeken
vnd lesen in den koecken.
Die lerer kaint it al besckreuen,
636 vnd me dat kie is ackter blenen.
Dat iSk dir kain kunt 1 gedain,
vnd mit soeszen worden doin verstain,
Dat intfanckj want it is lere,
640 der du mackt kauen nutz vnd ere.
Dat ick dir sagen dat sal dir vromen,
vnd zu groiszer eren komen,
Mynnes du den week der dogentheyt
644 vnd dyne eygen selickeyt.
Grot; dem niet zk verbergen steyt,
de weysz wal, dat | mir were leyt,
Dat ick iet sekrene, leerde of seichte,
648 dat niet ere of nutz enbreckte.
Wat ick dir reckter reiden sekriuen,
ick voerten, it soele ain firber blyuen:
Du bis kintsck vnd iunck van dagen,
652 du enversteys niet wat ick dir sagen.
Der kemelscke vader ain beginne
musz erlnckten dir dyne sinne,
I Vnd dyn kints gemude sterken
656 in doegeden vnd in guden werken.
Eyn lerer reckter eirbarckeyt,
eyn burne da aUe gut iisz geyt,
De musze in doegeden dick poUieren,
660 vnd in gMen seden zieren.
Der keylge geyst, de van yn beyden
vert, van yn dock vngesekeyden,
De guder kertzen troester is,
664 lynd leirt die wairkeyt des vnd dis,
De musze ouck dyne synne leren,
zu waildait vnd zu doegeden keren,
Grantz in got geletuen wal,
Bl. 112^
357
344. 46
BL 113*^ 347. 48
350. 51
352. 53
Bl. 113^
358. 59
360. 61
Bl. 114*^
362—64
365—68
Bl. 114^
647 Hs, it.
662 Hs. van eyn.
Edward Schrfider, Ein niederrhein. ‘Oontemptus mundi’.
374
668 vnd doin as man zfl rechte sal.
Dyn leuen kere zfl richt in got, 369 — 71
vnd halt mit vlijsze sijn gebot,
Dat dk moeohs schonwen vroeliobe
672 syn goetlioh Ifcht in syme riche.
|Deme lichte kftmpt geyn dfiyster hij, Bl. 116'‘
da van sijn glantz de minre sij.
W& dat licht van gode intfeyt, 372. 73
676 de is selich in der ewichejd;.
Mit dem mdsz he dir ouch lonen,
de eyn got is in drin personen.
Nl bidde in rechter ynnicheyt
680 got de alle hertzen weysz,
Dat dir dat licht niet envyerde henomen.
halt dit gedichte, | sprich mit mir; Amen. Bl. IIS'*
680 fur weysz lies speyt oder erspeyt?
Papsturkun den in FrankreicL
V.
Berry, Bourbonnais, Nivernais und Auxerrois,
Von
Wilkelm Wiederhold.
Vorgelegt von F. Leo in der Sitzung am 16. Januar 1910.
Die drei Berichte , deren ersten ich hier vorlege , sollen die
Ergebnisse einer Reise zusammenstelleii , die ich dank der Muni-
ficenz des Herrn Ministers in der Zeit vom April 1908 bis Ende
Marz 1909 habe machen kbnnen. Ich habe dieses Mai die archi-
valischen Bestande des siidwestlichen Frankreichs zu erforschen
versucht; mit welchem Erfolge, davon werden die Berichte selbst
Rechenschaft geben.
Die Schwierigkeiten der Arbeit fand ich auch dieses Mai nicht
geringer. Die archivalische IJberlieferung in diesen Gregenden
Frankreichs ist noch arger heimgesncht als in den Grebieten, iiber
die ich fruher berichten konnte. Kanm ein Archiv ist in seinem
urspriinglichen Bestande auf uns gekommen, die Verluste nament-
lich an Originalurkunden sind ganz aufierordentliche gewesen.
Viele Fonds sind nnr noch in kiimmer lichen Resten vorhanden,
andere sind hn Laufe der Zeit in alle "Winde zerstreut worden.
Die planmafiigen Versuche aber, alles noch in den Departemental-
archiven Vorhandene zu. ordnen und auch Verier enes wieder in
diesen Depots zu vereinigen, sind durchaus noch nicht so weit
gediehen, dafi der Benutzer der Archive auf diesen Arbeiten ohne
Muhe weiterbauen konnte.
Dafi diese Schwierigkeiten in absehbarer Zeit schwinden
konnten, darauf ist bei dem gegenwartigen Stand des Archiv-
wesens und namentlich bei dem allgemein geringen Interesse an
der alteren Greschichte in Frankreich nicht zu hoffen. Das In-
Kgl, Gei, d. Wiss. NachricMen. Philol.-kistor. Klasso 1910. Beilieft. 1
2
Wilhelm Wiederhold
teresse fiir die Revolutionsgesclnclite liberwxegt derart, dafi fiir
die alteren Perioden der franzosischen GescMchte nicht allzuviel
Arbeit iibrig bleibt. Denkt man dock in gewissen Ereisen Frank-
reichs stark daran, die Nicole des cbartes, diesen Euhmestitel
Frankreicbs, eingeken za lassen.
Die Centralverwaltung ist in der riihrigsten Weise tatig, die
Orientiernng liber die gesamten Bestande zu erleichtern; nacb
dem iitat g^n^ral bat sie jetzt auch die Pnblikation des niitz-
lichen Annnaire des archives et biblioth^qnes wieder anfgenommen,
nnd sie plant jetzt schon das Werk, das die Kronung aller ihrer
Arbeiten darstellen soil: eine ansfiihrliche Quellenktmde der nr-
knndlichen TJberlieferung von ganz Frankreich, dessen erste Vor-
bedingung allerdings, die minntiose Eepertorisiemng aller Fonds,
vorlaufig noch nicht erfiillt ist. Aber die Centralverwaltnng ist
in der Erreichxmg ihrer auf allgemeine Grrundlagen hin anfge-
stellten Ziele abhangig von den allerverschiedensten Bedingongen
der Arbeit an Ort nnd Stelle. Dab das Resnltat ihrer Bemiihungen
in den einzelnen D^partements oft der anfgewandten Milhe nicht
entspricht nnd vielleicht nie entsprechen wird, ist niemandem
verborgen. Die Kosten der lokalen Archivverwaltnng bestreiten
die D^partements , oder vielmehr, sehr oft bestreiten sie sie in
diir(d;ans nngeniigender Weise, Es kommt wohl vor, dafi ein
reici^es I)6partement sich einen herrlichen Archiypalast erbant,
ohne wertvoUe aiie Anchivalien iiberhanpt zn besitzen, wahrend
in einem armen Bezirk der Archivar seine schonsten Schatze in
dnmpfen Lbchern, am Fufiboden liegen lassen mufi. Eihe Bessernng
in diesem Pnnkte ist allerdings wohl iiberall zu erwarten. Das
Gesetz iiber die Trennnng von Staat nnd Kirche gibt fast tiberall
den D^partements Gelegenheit, der Eirche abgenommene Gebaude
zu sehr geringen Preisen zu erwerben, nnd so werden wenigstens
den dringendsten Bedurfnissen entsprechende Archivraume wohl
bald den meisten D^partements znr Verfiigung stehen.
Damit aber werden die znr Untersthtznng der eigentlichen
archivalischen Arbeit vorhandenen Mittel nicht groher. Der bei
weitem grbfite Teil des nach Abzug der Gehalter und Enter-
haltnngskosten verbleibende Best der Budgets ist festgelegt fiir
den Druck des Inventars. An einen systematischen Ankauf auch
nnr der allemotwendigsten Hilfsmittel ist nicht zu denken. Den
Etat g^n^ral sucht man in den meisten Archiven vergeblich ! I
Die wichtigsten das D4partement oder einen Fonds betreffenden
Publikationen sind meist nicht vorhanden (auch nicht in den Eom-
munalbibliotheken) 5 und es soUte doch das Ziel einer jeden Be-
Papsturkunden in Frankreick V.
3
zirksverwaltung sein — was nnr an einigen Stellen begonnen
ist — , eine Sammlnng der gesamten auf das D4parteinent bezlig-
zuglichen Litteratur znsammenzubrixigen; deren Unentbebrlicbkeit
filr jeden Benntzer von selbst einleachtet. Ganze Reiben von
Publikationen konnte man anfzahlen; die einzuseben selbst in. der
Gegend, die sie ganz nnmittelbar angeben, nicbt gelungen ist.
XJm diesem fiihlbaren Mangel abznhelfen, versucben an einigen
Orten die Archivare EinfluB auf die Stadtbibliotbeken zu gevdnnen
Oder deren Leitung in ibre Hande zu bekommen, und dieses Be-
streben scbeint, trotz der meist aucb nur geringen Mittel dieser
Institute, gelegentlicb scbon Erfolge gezeitigt zu baben.
Nocb auf einen anderen Punkt mocbte icb bier kurz bin-
weisen. Es ist in allerletzter Zeit ein MinisterialerlaB ergangen,
der TJbelstanden abbelfen soli, die sicb bei der Herstellung der
Inventare ergeben baben. Der Druck der Inventare schreitet dem
Ministerium nicbt scbnell genug vorwarts — der Herr von Per-
signy batte eben niemals den Plan der Druoklegung der Reper-
torien fassen sollen — , da die D4partements fiir diese Publika-
tionen natiirlicb nur bescbrankte Mittel bewilligen, und da in
vielen Eallen die Inventare in der Eassung ibrer Angaben, den
Inbaltsangaben der Urkunden weit liber das binausgeben, was
man fiiglicberweise von einem summariscben Inventar erwarten
darf. Mancbe von ibnen sind tatsacblicb beinabe Urkundenbiicber
geworden; oft genug finden sicb scbon irgendwo gedruckte Ur-
kunden wieder in extenso angefuhrt. Und so bat das Ministerium
eine neue Anweisung erlassen, nacb der der alte Branch, nur die
„wicbtigsten“ Stiicke einer Liasse oder eines Registers zu ver-
zeicbnen, wieder befolgt werden soil. Gangbar wird sicb dieser
Weg auf die Dauer nicbt erweisen; studiert der Arcbivar nicbt
jedes Stiick, so kommt er uberhaupt nicbt zur Feststellung der
Wicbtigkeit der einzelnen Urkunden , und in den allermeisten
Eallen wird sicb wieder wie friiber die Giite der Inventare nacb
den besonderen wissenscbaftlicben Neigungen der Arcbivare richten.
Es ware desbalb nur zu wiinscben, dafi aucb fernerbin bis zu
einem bestimmten Zeitpunkte, etwa bis zum Jabre 1400 oder
15()0, jedes Stiick inventarisiert wiirde und erst fiir die spatere
Zeit summariscbe Angaben gemacbt wiirden. In den allermeisten
Eallen wiirde diese Art der Behandlung fiir den Benutzer ge-
niigen, und das soil docb am Ende der Zweck alien arcbivaliscben
Arbeit sein.
Und dann die Angabe der „ Dates extremes die Angabe des
Jabres des altesten und des jiingsten Stiickes einer Liasse. DaB
1 *
4
Wilhelm Wiederhold,
diese Angaben so liaufig die notige Sicherheit vermissen lassen,
scieint mir auf einer fehlerhaften Anscliaatmg zu beruhen, der
von. der Bedentungslosigkeit der Kopie. Selbst der Etat g4n6ral
gibt in gar nicht vereinzelten Eallen das Ausstellnngsjahr der
altesten Originalnrkunde als das Anfangsjahr eines Fonds an.
Oft genug habe ich Kopien des siebzelmten , achtzelinten Jahr-
hunderts, die sich mir dann als hochst wiohtige tlberreste eines
alien Fonds erwiesen , achtlos beiseite gelegt gefnnden. Dem
Diplomatiker von Fack sei seine Frende an den alien Perga-
gamenten von Herzen zn gonnen, der Quellenwert der (als ecbt
erkamien) Kopie siehi aber auch nickt im geringsien Hnter der
eines Originals znriick.
Vorlaufig allerdings gelingt es wohl nock der systematiscken
Arbeit, dieser Sckwierigkeiten in den meisten Fallen Herr zu
werden. Namentlick die immer wieder anfs Liebenswiirdigste ge-
Hekene Hulfe der Herren Arckivare und Bibliotkekare lafit den
Benntzer zuletzt docb an das gewunsckie Ziel gelangen. So bin
auck ick diesen Herren zu Dank verpflicktet. Die Herren Ber-
tbelet in Montpellier, Pasquier und Massip in Toulouse, Brutails
und Bouckerie in Bordeaux, Oardbre in Condom, Leroux in Limoges,
Biouchon ukd Laude in Clermont-Ferrand, Imbert in Montauban,
Poux in Carcassonne, Lempereur in Hodez, de la Maxtinibre in
Angoulfeme'( Palam6 in Cahors, Rickard und Ginot in Poitiers,
Gabory in La Rocke-sur-Yon, Hubert in Ch&teauroux, Gandilkon
in Bourges, Por4e in Auxerre, Jacotin in Le Puy, Heur4 in Seks,
Demarcke in Toimerre, Lauer, Poupardin und Gautkier in Paris
kaben sich urn unsere Arbeiten wohlverdient gemacht.
Von Privaten, die mir ikre Sckatze zuganglick mackten, ge-
denke ick besonders des Herzogs von Levis-Mirepoix auf L^ran
(Axifege), des Herm de Fougfere auf Fougfere bei Ckateauroux, der
Frau Grafln de ViUye auf MerviUe bei Toulouse und des Herrn
Mirpied in Bourges, aus deren Sammlungen ick reicken Gewinn
zieken konnte. Mgr. de Carsalade-du-Pont, Bisckof von Perpignan,
verdanke ick sachkundigen Rat, und mekrfacke selbstlose Hiilfe
fand ich bei den Herren P. Robert Trilke im Kloster Blagnac
bei Toulouse und Verlaguet, cur6 von Notre-Dame de Vane bei
Rodez. Die freundlichste XJnterstutzung fand ick besonders auck
wieder bei Herrn H. Omont in Paris.
Zum SekluB spreche ich dem Herm Minister meinen ehrer-
bietigsten Dank fiir den mir bewilligten TJrlaub und dem Herrn
GekeimratDr. Matthias fiir die mir hierbei erwiesene Forderung aus.
Papsturkunden in P'rankreicli V.
5
Wie friiher folge ich bei der Zusajnmenstelltmg der Fonds
der Eeihenfolge des Etat g4n4ral par fonds des archives d^par-
tementales (Paris 1903) und stelle auch die in andere Bibliotheken
Oder Archive verschlagenen Originale, Chartulare^) oder Mann-
skripte nnd Kopien zu dem Archive, zn dem sie urspriinglich ge-
hbrt haben.
Gregenwartig verteilen sich die hierher gehbrigen MateriaKen,
soweit dieser erste Bericht in Prage kommt, auf die Departemen-
talarchive von Bonrges, Chateanronx, Nevers, Moulins oind Auxerre,
die Kommunalbibliotheken von Sens, Auxerre und Tonnerre, das
Archiv des Hospitals in Sens, die Nationalbibliothek und das
Nationalarchiv in Paris und die Sammlungen der Herren Mirpied
in Bonrges und de Eougere auf Pougere bei Ch§,teauroux. In
anderen Bibliotheken und Archiven hahe ich nichts flir die Zwecke
dieses ersten Berichtes gefunden, die Urkunden des Britischen
Museums in London aber noch nicht gesehen.
Ddpartement du Cher.
' Archevechd de Bonrges et primatie d’Aquitaine.
Inventar v. 1777. Chartulare s. XIV und XVIII*) (Stein Nr. 588).
Coll, Baluze 79 und 81 Paris Bibl. Nat. — Benedikt VIII. J-L.*
3994. — J-L.* 3995. — Paschalis II. J-L. 6623. — Calixt 11. J-L.
6870. — Eugen III. J-L. 8883. — Hadrian IV. J-L. 10269 (s.
Anhang), — Alexander III. J-L. 12921 (s. Anhang). — Lucius III.
(1184) I 1 (s. Anhang). — (1184) 1 1 (s. Anhang). — J-L. 14969. —
1) Uber die franzSsischen Chartulare haben wir jetzt die Bibliographie
g(in^rale des cartulaires frangais von H. Stein (Paris 1907). Es beruhigt mich
etwas Tiber den Erfolg meiner Arbeit, daB auch Stein nicht alles Material zu-
gS,nglich gewesen ist, daB er sogar Manuskripte nicht gesehen, die schon lange
Besitz der Nationalbibliothek in Paris sind, wie das Chartular von Saint-Marcel
in Chalons s. XU (Stein Nr. 839. Vgl. meine Papsturkunden in Frankreich II
p. 16) und das Chartular s. XII von Beaulieu-en-Limousin (Stein Nr, 380) Ms.
Noiiv. acqu. lat. 493.
2) Die Kommunalbibliothek in Bourges babe ich nicht gesehen. Es waren
gerade Ferien, und der Herr Concierge der Bihliothek erklarte mir, daB er selbst
einem Befehle des Maire, die BibUothek zu oifnen, sich urn jeden Preis wider-
setzen werde. Da mir nun das Manuskript (Nr. 85 s. XII mit Innocenz II. J-L.
8144 und 8145) nicht wichtig genug schien, seinetwegen einen in seinen Folgen
ganz unabsehbaren Kampf zwischen dem Maire von Bourges und seinem Concierge
zu entfesseln, babe ich vorlaufig auf seine Benutzung verzichtet.
3) Das im Inventar von 1777 f. 1' citierte Chartular von 1480 VI 3 ist
vielleicht identisch mit dem Ms, 1172 der Bibliothek in Tours (Kopie s. XIX
Paris Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1209).
6
■Wilhelm Wiederhold,
(1184 — 86) IX 4 (s. Anhang). — Urban III. (1186 — 87) I 16^). —
(1186—87) I 17 2). — (1186-87) I 23 (s. Anhang). — (1186-87)
I 23 (s. ioiliang). — (1186—87) II 9 (s. Anhang). — J-L. 16804
Chartular s. XIV Nr. 87. — J-L. 168068). — J-L. 16834 Char-
tular s. XIV Nr. 179. — J-L. 15835 Chartular s. XIV Nr. 88. —
(1186 — 87) IV 16 (s. Anhang). — J-L. 16932 (s. Anhang). — Cle-
mens III. J-L. 16308 Chartular s. XIV Nr. 31 und 206. - J-L.
16313 Chartular s. XIV Nr. 96. - 1188 VII 12^). — 1188 VH 15
(s. Anhang). — Celestin HE. J-L. 16946 (s. Anhang).
Chapitre m4tr op olitain Saint-Etienne de Bour-
g e s 8). Inventare s. XV-XVH. Chartular s. XIH (Stein Nr.698). —
Chartular s. XHI Paris Bibl. Nat. Ms. Nonv. acqu. lat. 1274
(Stein Nr. 597). — Calixt II. J-L. 6870 a Orig. ®). — Innocenz H.
J-L. 8300 (s. Anhang). — Eugen III. J-L. 8897. — Hadrian IV.
J-L. 10602 (s. Anhang). — Alexander IH. J-L. 11862 b (s. An-
hang). — J-L. 12467 (s. Anhang). — J-L. 13229 (s. Anhang). —
J-L. 13262 (s. Anhang). — J-L. 13663 (s. Anhang). — J-L. 13664
(s. Anhang). — J-L. 13569. — J-L. 13601. — J-L. 13606 (s. An-
hang). — J-L. 13635 (s. Anhang). — J-L. 13776 (s. Anhang). —
J-L. 13777 (s. Anhang). — J-L. 13778 (s. Anhang). — J-L. 13779.
J-L. 13780 ’). — J-L. 14319 (s. Anhang). — J-L. 14336 (s.
Anhang). Lucius III. J-L. 14791 (s. Anhang). — . Clemens III.
(1188-^91) (s. Anhang).
Chapitre de la Sainte-Chapelle du palais royal
de Bourges®). Inventar von c. 1620. — Calixt 11. 1123 IV 4
1) Im Chartular s. XIV Nr. 71. Ed. Kaynal Histoire da Berry (1844) II
p. 315 aus dem Chartular s. X'VIII.
2) WSrtlich wie Clemens in. J-L. 16308. "VrOanus episcopus seruus ser-
uorum Dei. "Venerahili fratri Henrico Bituricensi archiepisoopo salutem et apo-
stolicam henedictionem. Cum in Lateranensi concilio. Bat. Veron. X'VI kal. febr.
(Chartular s. XIV. Regest im Chartular s. XVIII p, 517).
3) Ed. auch P. Parg LMgRse primatiale de Bourges (TuUe 1897) p. 39.
4) Ed. ebenda p. 12. — Das im Fonds vorhandene Chartular von Saint-
Benolt-sur-Loire s. XVII (Stein Nr. 3321) publizieren jetzt Proa und Vidier (Paris
1900 u. f.).
5) Das Buch Libertez, immunitez et exemptions de I’dglise patriarchale,
primatiale et m^tropolitaine de Bourges (Bourges 1618) ist mir nicht zuganglich
gewesen. — Der Ponds ist durch verschiedene allzu eifrige Gelehrte sehr in Un-
ordnung geraten, so daB spSter -wohl noch das eine oder andere Original zu Tage
kommen wird.
6) Ed. Robert Bullaire de CaUxte H vol. I p. 289 Nr. 194 aus von mir nicht
gefundener Kopie s. XVDI.
7) Auch im Chartular s. XHI Packet J.
8) Hierher gekommen ist ein Teil des Archive von Saint-OhtriUe du Chhteau.
Papsturkunden in Frankreich V.
7
OvigJ). - Urban m. (1186) IV 8 Orig. (s. Anhang). (1187)
II 16 Orig. (s. Anbang). — Clemens III. 1188 VII 15 Orig. (s.
Anhang).
Abbaye de femmes de Saint-Hippolyte de Bourges. Alexander
in. 1164 III 27 Orig. % — 1177 VIII 29 %
Chap it re Notre- Dame deMontermoyende Bourges.
Inventare von c. 1650 und 1724. Chartular s. XIII (Stein Nr. 590).
— Innocenz II. 1140 III 6 Orig. (s. Anhang). — Alexander III.
(1176) III 13 Orig. (s. Anhang). — 1177 IV 5 ~ IX 20 Orig. (s.
Anhang). — Celestin III. 1192 XII 24^).
Abbaye de Plaimpied. Inventare von c.1670 und s. XVII.
Das im Inv. s. XVII f. 192 citierte Chartular ist verloren. —
Paschal II. s. d."). — Hadrian IV. 1168 1%
Abbaye de Massay. Inventar von 1789. Wegen des
Chartnlars vgl. Stein Nr. 2376 und Grallia Christiana II p. 141. —
Stephan IV. 816-8177).
1) Ed. Bobert Bullaire de Oalixte II vol. II p. 173 ISTr. 386.
2) Ed. A. de Kersers Statistique monumentale du d^p. du Cher II p, 360.
3) „Une antienne bule du pappe Alexandre donnee a Venise le quatriesme
des callendes de septembre 1177 le dixhuitieme an de son pontifical faisant
mention de plusieurs previlleiges antiennement accordez par icelluy pappe aux
relligieuses abbesse et convent de Sainct-Ypolitte“ (Inventar von c. 1620 f. 39).
4) Auf ganz zerst5rtem Blatt des Chartnlars s. XIII; es handelt sich nm
Abwehr der Belastignngen des Kirchhofs. Celestinus episcopus [sernus ser-
uorum Dei. Yenerabili fratri Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam
benedictionem ] Dat. Lateran. VIIII kal, ianuarii, pontificatus nostri
anno secundo.
5) Im Inventar v. c. 1670 f. 1 nnd s. XVII f. 14 wird eine Urkunde citiert,
nach der der Erzbischof von Bourges bestatigte „Pdglise de Saint-Fulgent, celle
de Blet, ceUe de Gravier avec la chapelle du chasteau de Guerches, celle de
Lurcy avec la chapelle de Poligny , celle de Coulocuure avec la chapeUe de
Champereux, celle de Centres, celle de Lantan, celle de Comuce, celle de Te-
nuevit, celle de TOratoire, celle de Yerdus, celle de Brueres, la chapelle d^Iny on
Ignon, celle de Begny, ceUe de Urciet, celle de Montlouis, celle d’Estrechi, celle
d’ Argon, celle de Lunaise, celle de Leuet, celle de Lissay, celle de Malsaz“, und
dann folgt gleich die Angabe: „Bulle du pape Pascal portant ratiffication de
I’union faitte par les archevesques de Bourges des benefices cy-dessus h Fab-
baye de Plainpied*‘. Ygl. Thaumas de la Thaumassi^re Histoire du Berry (1863)
III p. 252 zu 1110 pont. XI,
6) Gitiert Thaumassi^re III p. 252 aus tr^sor de I’abbaye.
7) Ed. Neues ArcMv XXX (1905) p, 399 aus Coll. Breguigny 46 s. XYIII
f. 32. Auch in Estiennot Antiqu. Ben. s. XYQ p, 365 (ex chron. Maciacensi f. 15)
Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12742. Thaumassi^re III p. 272 erzahlt, Baoul von
Bourges habe ein Privileg Gregors lY. ftir Massay aus Bom mitgebracht, das
839 Y in der Abtei Fleury von einer Synode feierlich bestatigt wurde.
8
Wilhelm Wiederhold,
Coll^giale Saint-Outrille du Ch3,teau-lez-Bourges.
Inventare von 1766, 1770 nnd s. XVIII. Chartnlar s. XIII (Stein
Nr. 593). — Alexander III. 1174 11 25 Kopie von 1638 XI 6 (s.
Anhang). — (1174-76) I 28 Orig. (s. Anhang). — (1174—76) I
28 Orig. (s. Anhang). — (1174 — 76) II 18 Chart, (s. Anhang), —
Lncins IH. (1183) I 20 Chart, (s. Anhang). — (1184) VI 23 Chart,
(s. Anhang). — Celestin III. 1195 V 3 Chart, (s. Anhang).
Coll6giale Notre-Dame de Salles k Bourges.
Inventar von 1762. Wegen des Chartnlars vgl. Stein Nr. 691. —
Innocenz II. 1138 IV 1 Kopie von 1626 VII 19 (s. Anhang). —
Engen IH. 1146*) — Alexander IH. 1179 VHE 22 Kopie von
1626 VH 19 (s. Anhang). — Urban HI. (1186-87) HI 4 Orig.
(s. Anhang).
Coll4gialeSaint-Pierre-le-PnellierdeBonrges.
Inventare von 1699 nnd s. XHI. Vgl. Stein Nr. 594. — Inno-
cenz H. 11382). — Alexander IH. 11708).
Coll4giale Saint-Ursin de Bonrges. Chartnlar s.
XIH (Stein Nr. 695). — Hadrian IV. (1169) V 29"). — Alexander
HI. (1178-80) IX 12 Orig. (s. Anhang). — Celestin IH. s. d.®).
Coll^giale Saint-Cyr de Sancergues. Inventar von
1758. — Innocenz H. 1140 III 6 Orig. «). — Lncins HI. 1183 I 8
Orig. (s. Anhang). — Urban HE. 1186 VI 20 Orig. (s. Anhang).
Abb ay e de Che zal -B en 0 it. Inventar von 1679. Char-
tnlarfragment s. XH (Stein Nr. 936), Antiqn. Bened, s. XVH
Ms. lat. 12744 p. 26 Paris Bibl. Nat., Monast. Bened. s. XVH
vol. VH Ms. lat. 12664 f. 120, Collectanea ex chartulariis s. XVII
Ms. lat. 13816 f. 296. Vgl. anch Ms. lat. 13871 p. 647. — Urban
H. J-L. 6789. — Paschal H. J-L. *6968 *). — J-L. 6281. — Cele-
1) Citiert Gallia Christiana 11 p. 123 und A. Chazand Etude sur la chrono-
logie des sires de Bourbon (Moulins 1866) p. 178 (aus dem Chartular p. 12).
2) Citiert Gallia Chr. n p. 122.
8) Citiert Gallia Chr. 11 p. 122. Vgl. auch Kersers Statistigue mouumentale
du ddp. du Cher II p. 213 und IV 143 und G. Thaumas de la Thaumassibre Hist,
du Berry (1863) I p. 247.
4) Ed. Kersers Statistigue monumentale II p. 860 aus jetzt nicht auffind-
barem Original.
5) Celestinus episcopus seruus seruorum Dei Dilectis filiis priori et cano-
nicis sancti Vrsini Bituricensis salutem et apostolicam benediotionem. Catholica
fides exposcit (Chartular s. XHI. Nur der Anfang der Urkunde ist erhalten).
6) Ed. Kersers Statistigue monumentale VI p, 340.
7) Cit. Raynal Hist, du Berry I p. 449 „l’original m’ a 6t6 dound par M.
de Saussaye h Blois“. Unter den Originalurkunden s. XII in Paris Bibl. Nat.
Ms. lat. 9217 sind keine Papsturkunden.
Papsturkunden in Frankreich V. 9
stin 11. J-L. 8468 (s. Anhang). — Eugen III. J-L. 8884 (s.
Anhang).
Abbaye Saint-Pierre de Vierzon. Chartular s.XII
Ms. lat. 9866 Paris Bibl. Nat. (Stein Nr. 4090). Monast. Bened.
s. XVII vol. XXXIV Ms. lat. 12691 f. 87. — CaKxt H. J-L.
6874. — Hadrian IV. J-L. 9988^). — J-L. 9990 2).
Abbaye de Saint- Snlpice-lez Bourges. Inv^ntar
von 1754. Wegen des Chartnlars vgl. Stein Nr. 586. — Calixt IL
J-L. 71033). — Alexander HI. 1162 VII ^). — 1163 X 12 (s.
Anbang).
Abbaye de Eontmorigny. Inventar von 1716 11. Das
Chartular s. XIII in der Bibliothek in Bourges (Stein Nr. 1394)
hat keine Papsturkunden. — Hadrian IV. 1157 I 13 Orig. ^). —
Alexander IH. 1163 IX 13 Orig. «). — (1177)) IV 2 Orig’). —
(1177) IV 2 Orig.8). — 1177 V 19 Orig.^). — (1177) VII 21
Oxig^% — Urban III. (1186—87) JI 20^').
Abbaye de Loroy. Ein Papierumschlag um eine Original-
urkunde Heinrich von Bourges 1186 mit der Aufschrift: „bulle
de confirmation de droits et possessions de Tabbaye de Loroy
1186“ will ojfenbar nicht eine Papsturkunde erwahnen.
Ed. Toulgoet-Treanna Hist, de Vierzon et de Pabbaye de Saint-Pierre
(Paris 1884) p. 480.
2) Auch in London Brit. Mus. Add. Charters 22398 s. XII f. 22. Das
Buck von E. Tausserat Vierzon et ses environs (Bourges 1895) citiert nur TJr-
kunden aus Ms. lat. 9865.
3) Ed. Bobert Bullaire II p. 249 Nr. 439 aus Hist, de Saint-Sulpice de
Bourges p. 98 Ms. lat. 13871 Paris Bibl. Nat., aber daselbst findet sick keine
tiberlieferung der XJrkunde, von der ich iiberkaupt keinen Text gefunden babe.
4) „Juillet 1162 bulle d Alexandre III, donn^e en faveur des rev. abb4 et
convent de Saint-Sulpice-lez-Bourges, qui les exempte d’impositions des fruits de
leurs possessions en fief ou dixme dependantes de leur eglise tant pour le present
que pour Pavenir" (Inventar von 1754 vol. I f. 31). Das Ms. Goll. Duchesne 32
in Paris Bibl. Nat. babe ich nock nicht gesehen.
5) Ed. Soyer Les actes des souverains ant^rieures au XV® si^cle conserves
dans les archives d^partementales du Cher (Bourges 1905) p. 9.
6) Ed. ehenda p. 13.
7) Ed. ehenda p. 16.
8) Ed. ehenda p. 17.
9) Ed. ehenda p. 18.
10) Ed. ehenda p. 24.
11) Ed. ehenda p. 24.
10
Wilhelm Wiederhold,
Abbaye deHoirlac. Inventar von 1746. — Lncius III.
(1184) 121). - Urban HI. (1186-87) IV 7%
Abbaye Notr e-Dame-des-Pierres. Inventar s. XVIII.
— Alexander III. J-L. 10883 (s. Anhang). — Lucius III. s. d. ®).
Abbaye de Saint-Satur-sous-Sancerre. Inventar von
1686—89. Das Chartular s. XVII (Stein Nr. 3558) enthielt nur
eine Kopie von Innocenz H. J-L. 8339 auf f. 163*). — Pascbal II.
1107 V 29 Orig.®) — Innocenz II. J-L. 7606 Orig. — 1136 XI 9
Orig. — 1140 m 6 Orig. — J-L. 8339 Orig. — (1143) 1 10 Orig.
— Eugen III. 1146 HI 26 Orig. — Hadrian IV. 1156 I 21 Orig.
— Alexander HI. (1164^66) 11 18 Orig. — J-L. 11192 Orig. und
Kopie s. XVII. — (1167—69) XII 17 Orig. — (1176) Vlt 23 Orig.
— (1174—76) I 23 Orig. — (1169-77) XH 21 Orig. — (1177) 1 19
Orig. — (1166—79) VI 29 Orig. — (1166—79) VI 29 Orig. —
Lucius in. (1184-85) Vn22 Orig. — (1184-86) VII 28 Orig.
— Urban III. (1186-87) VI 3 Orig. - Celestin HI. 1194 IX 29.
— 1196 Vn 9 Orig. —
Abbaye de Charenton. Inventare von 1666 und s. XVII.
Remarq^ues sur I’abbaye royale de Notre-Dame de Charenton. —
1) „Bulle du pape Luce III par laquelle en interpretant Pexemption des
dixmes accordde ^ I’ordre de Cisteaux sur les terres qu’ils cultivent de leurs pro-
pres mains ou qu’ils font valoir ^ leurs frais et depens ne se doivent pas entendre
seulement des terres novales quUls defrichent mais de toutes les terres generale-
ment, q[uelconques qu’ils cultivent ou font cultiver, lesquelles sont ddclardes exemp-
tes de toutes dixmes, de meme qu’ils sont aussi exempt de payer les dixmes de
tous les animaux qu’ils nourissent ou font nourrir a leurs frais et d^pens etc.
Donnd a Agnanie le quatri^me des nones de ianvier‘‘ (Inventar von 1746 p. 23).
2) „Bulle du pape Urbain III semblable h celle de son prddecesseur le
pape Luce III, addressee k I’archev^que de Bourges son legat, aux eveques ses
suffragans, aux abbds, arcbidiacres, prdvots et pr^tres desdits dioceses pour I’exe-
cution de la presente bulle, par laquelle en interpretant" u, s. w. wie oben „Donnd
a Veronne le sept des ides d’avril (Inventar von 1746 p. 23). Das waren also
zwei Urkunden: Audiuimus et audientes,
3) Citiert im Cahier 69 p. 4 des Inventars s. XVIII; aucb bier handelte es
sich nacb dem Regest um eine Ausfertigung der mebrfach zu Gunsten des
Cisterzienserordens ergangenen Urkunde: Audiuimus et audientes.
4) Xacb dem Inventar f. 1' stand f. 839 nocb die Urkunde Alexanders III.
J-L. 11192 (vgl. J. SoyerjLes actes des souverains antdrieures au XVe si^cle
(Bourges 1903) p. 49 Nr. 21).
5) Die Urkunden sind samtlich gedruckt bei Soyer p. 1, 3, 7, 13, 16, 12, 17,
23, 30, 33, 44, 46, 29, 28, 48, 42, 41, 53, 54, 55, 57, 58. Das Regest bei Soyer
p. 44 nach dem Inv. f. 300' ist zu streichen, denn das Inventar verwechselt da
Alexander III. und Celestin III.
Papsturkunden in Frankreich V,
11
Paschal II. 1113 ^). — Calixt II. citiert in Engen III. 1147 IX 6 ^).
— Alexander III. &. d.^) Celestin III. 1191^). — Vgl. J-L. 6870.
D4partement de Plndre.
Chapitre Saint- Aonstille de Ch^-tillon-snr-Indre.
Hadrian IV. 1157 III 10 (s. Anhang).
Chapitre Saint-Cyr d’Issoudun. Urban III. 1186®).
— Grregor VIII. J-L. 16069 London Brit. Mns. Eg. Chartres 113.
Chapitre Saint-Laurian de Vatan. Urban III. vor
(1186^87) IV 15 (s. Anhang Nr. 127).
Abbaye de D6ols. Inventar s. XVIII (A 4). Bullarium
des Kanonikus Louis Penier von 1736 in der SchlojBbibliothek von
Foug^re (Stein Nr. 1131^^®). Chartular s. XVII (nicht XV) Paris
Bibl. Nat. Ms. lat. 12820 (Stein Nr. 1131). Vgl. auch Stein Nr.
3932, Der Ponds enthalt fast nichts mehr, etliche Originale sind
in Paris Arch. Nat. — Johann XL J-L. 3586 ®). — Leo VII. J-L.
1) Cit. Thaumassiere Histoire du Berry III p. 275. Vgl. auck Antiq^uitates
Bened. in dioc. Bitur. II s. XVII p, 1 Ms, lat. 12743 Paris Bibl. Nat.
2) „ Copie en parcbemin le 26 de septembre 1417 d’une bulle du pape
Eugene addressee \Mad. Agnes abbesse, ou ^ Pimitation de son pr^decesseur
Calixte il confirme k la dite abbaye les benefices dont iouissoient lesdites dames,
c’est h dire les cures de Charenton, de Saint-Pierre des Estieux, de Const, de
Braize, de Plsle, de Saint-Pierre de Souy, de Vernay, de Saint-Estienne d’Ainay
le ChMeau et de Saint-Quentin en I’evesche de Clermont en Auvergne, la terre et
seigneurie de Berar, de Vivounes, de Vilhers et de Orsons etc. Sign^e de plu-
sieurs cardinaux et donnee h Aiixerre par la main de Guy diacre cardinal et
chancellier octauo idus septembris, indiction dixieme, la troisieme annde du siege
dudit pape, qui est Pan 1147" (Inventar s. XVII f. 29, Kemarques s. XVIII p. 1).
3) „Le pape Alexandre III donne le privilege et le pouvoir aux dames de
pouvoir faire et celebrer le divin service dans un temps d’interdit a voix basse,
les portes ferm^es et sans sonner les cloches" (Inventar s. XVII f. 29' und von
1655 f. 89).
4) „Le pape Celestin III donne le pouvoir d’admettre au divin les confreres
de la dite abbaye pendant leur vivant en temps d’interdit general et les faire
enterrer aussy en terre sainte apr^s leur mort etc. he premier an de son pon-
tificat" (Inventar s. XVII f. 30 und Inventar v. 1655 f. 89). Die M^moires con-
cernant Pancienne fondation de Charenton -von 1698 und Abrdgd de Phistoire de
Ch. von 1674 sind wertlos.
5) Citiert Thaumassiere Hist, du Berry (1863) II p. 146. Vgl. auch Gallia
Chr. II Instr. p. 48, A. Pdremd Becherches historiques et archdologiques sur la
ville dTssoudun (Paris 1847) p. 281 und J. Chevalier Histoire rdligieuse dTssoudun
p. 70 und 176.
6) Ed. auch bei Hubert Becueil gdndral des chartes interessant le ddparte-
ment de PIndre (1899) p. 121.
12
Wilhelm Wiederhold,
3603 Kopie s. XII Arch. Nat. L. 987b Nr. 1 ^). — Stephan Vni.
939-9422).— JobannXm. J-L. 3726®). - Silvester 11. 1000 XI
(s. Anhaag). — Leo IX. 1048 XI ^). — Leo IX. 1050 IV 13 (s. An-
hang). — G-regor VII. 1081 10 9®). - Urban II. J-L. 6376 Kopie
s. XII Arch. Nat. L. 222 Nr. 2®). — 1099 IV 16 ’). — Paschal 11.
1103®). — J-L. 6476 Orig. Arch. Nat. L. 223 Nr. 4. -J CaHxt II.
J-L. 6748 Orig. Arch. Nat. L. 224 Nr. 1. — Iimocenz II. 1138
in 22 Kopie von 1396 ®). — Lncius H. J-L. 8640 Orig. Arch. Nat.
(s. Anhang). — Eugen HI. s. d.^®) — Anastasius LV. J-L. 9891
Orig. Arch. Nat. (s. Anhang). — Alexander HE. (1176) VHI 18
(s. Anhang). — (1174^76) VH 21 (s. Anhang). — (1166—79) V 7
(s. Anhang). — Lucius HI. (1184) XTT 9 (s. Anhang). — (1186) I 3
(s. Anhang). — Urban ni. (1186 — 87) III 10 (s. Anhang). — Ce-
lestin HI. 1191 V 29 (s. Anhang). — 1191 V 31 (s. Anhan g Nr. 62),
— 1191. VI 13 (s. Anhang). — 1191 VI 13 (s. Anhang). — 1191
VI 13 (s. Anhang). — 1191 VI 17 (s. Anhang). — 1193 VIII 16
(s. Anhang). — 1193 VIH 16 (s. Anhang Nr. 147). — 1193 V TTT 16
(s. Anhang). — 1193 VIH 26 (s. Anhang). — 1194 VH 23 (s. An-
hang). — 1196 V 12 (s. Anhang). — 1197 n 3 (s. Anhang). —
1197 Vn 4 (s. Anhang).
Abbaye Notre-Dame de Barzelle. Das Inventar von
1751 war nicht zu finden. — Eugen HI. 1147 IX 26 *^). — Alexander
III. 116312).
Abbaye Notre-Dame d’Issoudun. Monast. Bened.
s. XVII vol. XXin Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12680 f. 299. - Ana-
1) Auch bei Hubert Recueil p. 124.
2) Ed. ebenda p. 129.
3) Ed. Gallia Chr. II Instr, p. 44 ex archivio episcopi Lemovicensis, aber
in Limoges findet sich keine Ueberlieferung.
4) Ed. Hubert Kecueil p. 161.
5) Ed. ebenda p. 207.
6) Ed. ebenda p. 218.
7) Ed. ebenda p. 257 aus Kopie s. XVI.
8) Citiert im Inventar s. XVIII f. 442' nach einem Vidimus von 1476 I 1.
Vgl. Hubert Eecueil (1901) p. 115.
9) Ed. Hubert Eecueil (1901) p. 187.
10) Citiert im Inventar s. XVIII f. 443 aus Kopie von 1347. Vgl. Anhang
!Kr. 29. Die Urkunde scheint jetzt verloren zu sein.
11) Ed. Hubert Eecueil (1901) p. 205 aus nicht mehr zu findender Kopie
s. xvm.
12) Citiert Gallia Chr. II p. 204. Das Original citiert Desplangues M^oires
sur les archives de I’Indre (Paris 1863) p. 48; eine Kopie von 1696 soli in Liasse
H. 88 sein, war aber nicht zu finden.
Papsturkunden in Frankreick V. 13
stasius IV. J-L. 9895. — Alexander IH. J-L. 13150 (s. Anhang).
— Urban III. J-L. 15614 1).
Abbaye Notre-Dame dn Landais. Inventar yon 1667^).
— Eagen HI. 1147 IX 25 (s. Ajihang). — Alexander IH. 1163
VII 27 (s. Anhang).
Abbaye Saint-Pierre de M6obec. Inventar s. XVIL
— Anastasias IV. s. d. citiert in Hadrian IV. J-L. 10268^). —
(1167—59) III 25 Kopie s. XIII ^). — Alexander III. 1176 111
Orig. Versailles Erau GrajGLn Lambert^).
Abbaye Saint-Nicolas deMiseray. Inventar s. XVII
(nichts vor 1300). — Innocenz II. J-L. 8088.
Abbaye La Vernusse. Alexander III. 1178 VII 23. Orig.
Bonrges, Bibliotbek des Herrn Mirpied.
Prieur6 de Londien. Alexander III. 1162 XII 1 Kopie
V. 1383 VI 9 (s. Anhang).
D^partement de la Xievre.
Abbaye de Corbigny. Monast. Bened. s. XVII vol. VIII
1) Nur die Unterschriften und Datierung sind erhalten im Ms. lat. 12680 f, 307.
Ego Yrbanus catkolice ecclesie episcopus ss.
f Ego Henricus Albanensis episcopus ss.
f Ego Paulus Prenestinus episcopus ss.
t Ego Theobaldus Hostiensis et Veletrensis episcopus ss.
f Ego Jobannesjpresb. (card.) tit. sancti Marci ss.
t Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie (trans Tiberim) tit. Calixti ss.
t Ego Pandulfus presb. card. tit. XII apostolorum ss.
t Ego lacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss.
f Ego Adrianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss.
Dat. Veron. per manum Alberti (sancte) Eomane ecclesie presbiteri cardi-
nalis et cancellarii, VIII kal. iunii, indictione IIII, incarnationis dominice anno
M® C® liXXXP VP, pontificatas uero domni Vrbani pape III anno primo.
2) Danach p. 419 entbielt das Archiv aucb ein Transsump t Simons von
Bourges von Urkunden Anastasius’ IV., Hadrians IV., Alexanders HI. und Cele-
stins HI. fur die Cisterzienser, das nicht mebr vorhanden ist.
3) Auch im Cartulaire de rarchev^cb^ de Bourges s. XVIII p. 501 Bourges
Arch. Ddp.
4) Ed, E. Hubert in Eevue du Centre XI (1889) p. 125. Faksimile in E.
Hubert Le Bas-Berry, Canton de Buzangais p. 500.
5) Ed. H. Stein in Eecueil de M^moires de la soci^t^ des antiquaires de
France (Paris 1904) p. 4. — In H. 1014 liegt ein M^moire concernant Villeloin
s. XVIII. Da wird citiert: „Bulle du pape Adrian IV, ou plusieurs noms de
cardinaulx sont sign^s, la dite buUe scell^e en plomb, laquelle contient ces mots:
ecclesiam sancti Micbaelis de Chrocb cum furno decima et censu". Ich wei6
nock nickt, wohin diese Urkunde gekort.
14
Franz Wiederhold,
Paris Bibl. bTat. Ms. lat. 12665 f. 224 (Stein Nr. 1069). CoU. de
Bonrgogne 108 ebenda. — Paschal II. J-L. 6163^). — Hadrian IV.
J-L. 10112 2). — J-L. 10434"). - J-L. 10-436 ‘).
Abbaye de Roches. Inventar s. XVIII. Vgl. Stein Nr.
3216. — Innocenz 11. (1132) I 7 (s. Anhang). — ■ J-L. 8258 Copie
s. XVin. - Engen III. s. d.") citiert in Alexander III. J-L. 11168.
Abbaye de Saint-Martin de Nevers. Honorins II. I-L.
7373. — Innocenz II. J-L. 7437. — Hadrian IV. 1168 V23«). —
Alexander III. 1161 und 1162 "). — Lucins III. 1181 ’). — Urban
III. (1186—87) V 19«).
Abbaye de Bouras. Das Chartnlar s. XVII in Anxerre
Arch. Ddp. (Stein Nr. 670) hat keine Papsturkunden. — Eugen III.
s. d.») — Alexander HI. 1162"). — Lucius III. J-L. 15071.
Prieurd de la Charit4-sur-Loire. Inventar von 1739,
wo f. 127 mehrere jetzt verlorene Inventare citiert werden. Das
Chartnlar s. XVII soli im Besitz des Herrn Grirerd in Orleans
sein (Stein Nr. 1793). — Monast. Bened. s. XVII vol. XXIII Paris
Bibl. Nat. Ms. lat. 12680. — Urban 11. J-L.* 5748 citiert in Pa-
schalis n. J-L. 6127"). — J-L. 6127 a. — Lucius H. J-L. 8572
Kopie von 1396 Auxerre Arch. D6p. — Eugen III. J-L. 9722. —
Anastasius IV. J-L. 9863. — Hadrian IV. 1156 IV 24 (s. Anhang).
— Alexander III. J-L. 13064. — J-L. 13067. — J-L. 13398. —
Lucius HI. J-L. 14852. — J-L. 16086. — Urban III. J-L. 16933.
— Celestin IH. J-L. 16921.
Prieur4 de Saint-Etienne de Nevers. Chartnlar s. XV
(Stein Nr. 2720), Privileges de Saint-Etienne^ von 1674 (Stein Nr.
1) Die Voriirkunde Nikolaus’ II. ist verloren.
2) In Coll, de Bourgogne 108 f. 18 mit Dat. Beneuent. non xnaii, also zu
(1156) y 7 zu setzen.
3) Bd. Charmasse Chartes de I’abbaye de Corbigny in M^moires de la soci^te
Eduenne XYII (1889) p. 8.
4) Ed. ebenda p. 11.
5) Ygl. GaUia Cbr. XII p. 468.
6) Citiert Gallia Chr. XII p. 677.
7) Citiert ebenda p. 678.
8) Citiert ebenda p. 456. — Originalurkunden sext 1132, aber keine Papst-
urkunden sind in Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9120.
9) Ed. Lespinasse Cartulaire de la Charitd-sur-Loire (1887) p. 361 aus Kopie
von 1296 Paris Bibl. Nat. Ygl. Nachricbten der K. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu GQttingen 1904 p. 20 nacb Cod. Gud. 169 s. XU Wolfenbiittel Her-
zogl. Bibliotbek.
Papsturkunden in Frankreick V,
16
2721). ~ Alexander IIL J-L. 107211). — Lucius III. 1183 2). —
(1184—85) XI 22 (s. Anhang). — Urban IIL (1186—87) VI 6 (s.
Anbang). - 1187^). — Clemens III. J-L. 16152 (s. Aniang Nr. 130).
— J-L. 16163. — 1188 1124 (s. Anhang). — 11882).
Prieur6 de Saint-Pierre de Decize. Chartularfrag-
ment s. XV (Abschrift aus Chartiilar von Saint-Grermain d’Auxerre
s. Xin, Stein Nr. 1129). — Urban III. (1186—87) VIII 21 (s. An-
hang). — Celestin IIL 1194 VI 28 (s. Anhang Nr. 131).
D4partement de I’Allier.
Chapitre de la Sainte-Trinite de Montaigne t.
Abbaye de la B4nissons-Dieu. Alexander III. 1164 VI 26^).
Abbaye Notr e-Dame-de-Saint-Lien on de Sept-
fond s. Hadrian TV. J-L. *10433. — Alexander III. J-L. *11152
Kopie von 1483 IV 16 (s. Anhang). — Lucius III. (1184) II 26
Orig. nnd Kopie s. XVIII ^). — Aufierdem enthalt der Fonds ein
Chartular s. XV von Clairvaux mit f. 2' Lucius III. J-L. 15391 aus
Transsumpt Alexanders IV., f. 6 Innocenz II. J-L. 7644, f. 5'
Alexander III. 1163 II 6 (s. Anhang) % £. 6' Clemens III. 1190
III 31 (s. Anhang)^) und f. T Celestin III. 1197 I 31 (s. Anhang).
Prieur6 de La Chapelaude. Das Chartular s. XII ist
verloren (Stein Nr. 1789). Coll. Baluze 73 f. 208 Paris Bibl. Nat.
— Innocenz II. J-L. 7603. — Engen III. s. d. ®) — Anastasius IV.
s. d. ’)
Prieur6 de Souvigny. Thesaurus Sylviniacensis s. XVII
(Stein Nr. 3744). Der Ms. lat. 13819 f. 315 Paris Bibl. Nat. ci-
tierte „magnus codex papiraceus“, wo f. 115 Eugen IIL J-L. 9668
1) In Privileges von 1674 p. 26 zu V 31.
2) Citiert Gallia Chr. XII p. 668.
3) Git. Backet Histoire de la B^nisson-Dieu (Lyon 1880) p. 30 aus Kopie in
Moulins, aker die Urkunde ist nickt da, nur der Umscklag, Wakrsckeinlick kat
auck Backet nur den geseken. Tgl. meine Papsturkunden in Frankreick II (1906)
p. 17.
4) Lucius epis copus seruus seruorum Dei. Yenerabilibus fratribus arcki-
episcopis episcopis et dilectis filiis abbatibus et prioribus arckidiaconis decanis
presbiteris | et aliis ecclesiaruin prelatis, ad quos Httere iste peruenerint, salutem
et apostolicam benedictionem. Audiuimus et audientes (folgt das bekannte Zeknten-
privileg). Dat. Anagn. Y kal. mar. (B. dep.).
5) Ueberliefert ansckeinend auck in London Brit. Mus. Ms. Faustina B. 1.
6) Citiert Coll. Baluze 73 f. 214'.
7) Minute. Ed. Ckazaud Cartulaire de La Ckapelle-Aude p. 135 aus Coll.
Baluze 73 f. 215.
14
Franz Wiederhold,
Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12666 f. 224 (Stein Nr. 1069). Coll, de
Bourgogne 108 ebenda. — Paschal II. J-L. 6163^). — Hadrian TV.
J-L. 10112 2). _ j.L. 10434 »). — J-L. 10436 *1).
Abbaye de Eoches. Inventar s. XVIII, Vgl. Stein Nr.
3216. — Innocenz II. (1132) I 7 (s. Anhang). — J-L. 8268 Copie
s. XVm. — Eugen III, s. d.®) citiert in Alexander III. J-L. 11168.
Abbaye de Saint-Martin de Nevers. Honorins II. I-L.
7373. — Innocenz II. J-L. 7437. — Hadrian IV. 1168 V 23 »). —
Alexander III. 1161 und 1162®). — Lucius III. 1181 ’'). — Urban
III. (1186— 87) V 19®).
Abbaye de Bouras. Das Chartular s. XVII in Auxerre
Arch. D^p. (Stein Nr. 670) hat keine Papsturkunden. — Eugen HI.
s. d.8) — Alexander IH. 1162®). — Lucius IH. J-L. 15071.
Prieur^ de la Charit4-sur-Loire. Inventar von 1739,
wo f. 127 mehrere jetzt verlorene Inventare citiert werden. Das
Chartular s. XVII soU im Besitz des Herrn Grirerd in Orleans
sein (Stein Nr. 1793). — Monast. Bened. s. XVU vol. XXIII Paris
Bibl. Nat. Ms. lat. 12680, — Urban II. J-L.* 5748 citiert in Pa-
schalis n. J-L. 6127®). — J-L. 6127 a. — Lucius II. J-L. 8572
Kopie von 1396 Auxerre Arch. D6p. — Eugen III, J-L. 9722, —
Anastasias IV. J-L. 9863. — Hadrian IV. 1156 IV 24 (s. Anhang).
— Alexander III. J-L. 13054. — J-L. 13067. — J-L. 13398. —
Lucius ni. J-L. 14862. — J-L. 16086. — Urban HI. J-L. 16933.
- Celestin IH. J-L. 16921.
Prieurd de Saint-Etienne de Nevers. Chartular s. XV
(Stein Nr. 2720), Privileges de Saint-Etienne^ von 1674 (Stein Nr.
1) Die Yorurkunde Nikohius’ II. ist verloren.
2) In CoU. de Bourgogne 108 f. IS mit Dat. Beneuent. non maii, also zu
(1166) Y 7 zu setzen.
3) Ed. Charmasse Chartes de Pabbaye de Corbigny in Mdmoires de la socidt^
Eduenne XYII (1889) p. 8.
4) Ed. ebenda p. 11.
5) Ygl. Gallia Cbr. XII p. 468.
6) Citiert Gallia Chr. XII p. 677..
7) Citiert ebenda p. 678.
8) Citiert ebenda p. 456. — Originalurkunden seit 1132, aber keine Papst-
urkunden sind in Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9120.
9) Ed. Lespinasse Cartulaire de la Cbarit^-sur-Loire (1887) p. 361 aus Kopie
von 1296 Paris Bibl. Nat. Ygl. Nachrichten der K. GeseUschaft der Wissen-
schaften ani Gottingen 1904 p. 20 nach Cod. Gud. 159 s. XII Wolfenbiittel Her-
zogl. Bibliotkek.
Papsturkunden in Frankreich V.
15
2721). ~ Alexander HL J-L. 10721^). — Lucius III. 1183 2). —
(1184—86) XI 22 (s. Anhang). — Urban III. (1186—87) VI 5 (s.
Anhang). — 1187^). — Clemens III. J-L. 16152 (s. Anhang Nr. 130).
— J-L. 16163. — 1188 1124 (s. Anhang). — 1188 2).
Prieur^ de Saint-Pierre deDecize. Chartularfrag-
ment s. XV (Abschrift aus Chartular von Saint-Cermain d’Auxerre
s. XIII, Stein Nr. 1129). — Urban III. (1186—87) VIII 21 (s. An-
hang). — Celestin III. 1194 VI 28 (s. Anhang Nr. 131).
D6partement dePAllier.
Chapitre de la Sainte-Trinit6 de Montaigne t.
Abbaye de la B4nissons-Dieu. Alexander III. 1164 VI 26 ®).
Abbaye Notr e-Dame-de-Saint-Lieu ou de Sept-
fond s. Hadrian IV. J-L. *10433. — Alexander III. J-L. *11162
Kopie von 1483 IV 16 (s. Anhang). — Lucius III. (1184) II 26
Orig. und Kopie s. XVIII^). — AuBerdem enthalt der Ponds ein
Chartular s. XV von Clairvaux mit f. 2' Lucius III. J-L. 15391 aus
Transsumpt Alexanders IV., f. 6 Innocenz II. J-L. 7644, f. 6'
Alexander III. 1163 II 6 (s. Anhang) % f. 6' Clemens III. 1190
III 31 (s. Anhang) *') und f. 7' Celestin lU. 1197 131 (s. Anhang).
Prieur4 de La Chapelaude. Has Chartular s. XII ist
verloren (Stein Nr. 1789). Coll. Baluze 73 f. 208 Paris Bibl. Nat.
— Innocenz II. J-L. 7603. — Eugen HI. s. d. ®) — Anastasias IV.
s. d.^
Prieure de Souvigny. Thesaurus Sylviniacensis s. XYII
(Stein Nr. 3744). Der Ms. lat. 13819 f. 316 Paris Bibl. Nat. ci-
tierte „magnus codex papiraceus“, wo f. 115 Eugen III. J-L. 9668
1) In Privileges von 1674 p. 26 zn V 31.
2) Citiert Gallia Ckr. XII p. 668.
3) Git. Packet Histoire de la Benisson-Dieu (Lyon 1880) p. 30 aus Kopie in
Moulins, aker die Urkunde ist nicht da, nur der XJmscMag. Wahrscheinlich hat
auch Packet nur den geseken. Vgl. meine Papsturkunden in Frankreick II (1906)
p. 17.
4) Lucius episcopus seruus seruorum Pei. Yenerabilibus fratribus arcki-
episcopis episcopis et dilectis kliis abbatibus et prioribus arcbidiaconis decanis
presbiteris | et aliis ecclesiarum prelatis, ad quos littere iste peruenerint, salutem
et apostolicam benedictionem. Audiuimus et audientes (folgt das bekannte Zehnten-
privileg). Pat. Anagn. Y kal. mar. (B. dep.).
5) Ueberliefert anscheinend auch in London Brit. Mus. Ms. Faustina B. 1.
6) Citiert Coll. Baluze 73 f. 214'.
7) Minute. Ed. Cbazaud Cartulaire de La Cbapelle-Aude p. 135 aus Coll.
Baluze 73 f. 215.
16
Wilhelm Wiederhold,
stehen soUte, scheint verloren. — Urban IL J-L. 6463 ^). — J-L.
6686 Kopie von 1647 III 30 im Thesaurus p. 267 (aus Transs. von
1246 VIII 6). — Paschal IL J-L. 5844. — Eugen III J-L. 9558
Kopie von 1647 III 30 im Thes. p. 270. — Alexander III. (1168 —
69) III 31 2). — J-L. 12192 % — (1160—76) V 24 Orig. (s. Anhang).
— (1174—76) 1 16 Orig. (s. Anhang). — (1171—81) II 9 Orig.
(s. Anhang). — J-L. 14419 Orig. und Thesaurus p. 626 (au« Kopie
von 1429 X 7). — Lucius III. J-L. 16064 Thes. p. 353 und 626. —
Lucius III. 1184^). — Dann enthalt der Thesaurus noch Urkunden
flic Cluny, p. 416 Honorius II. J-L. 7193 (aus Kopie von 1644
XI 17), p. 523 Hadrian IV. J-L. 10069 (aus Kopie von 1235 III)
und p. 644 Urban HI. J-L. 15666 (aus Kopie von 1237).
Abbaye d’Ebreuil. Oregor VII. 1080®). — Paschal II.
J-L. 6376®). — Hadrian IV. J-L. 10106 Orig. Clermont-Ferrand
Arch. D6p. (Ev^ch6 de Clermont sac 1 cotte 39).
D^partement de PYonne.
Archev6ch6 de Sens. Inventare von 1664 und 1642.
Chartular von 1391 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9895 — 97 (Stein
Nr. 3676). Recueil de chartes s. XV (Stein Nr. 3677). — Johann VIII.
J-E. 3032. — CaHxt IL s. d.’) — Honorius 11 . J-L.* 7264®). -
Hadrian IV. J-L. 10168 Kopie von 1627 III 6. — J-L. 10395 Kopie
von 1627 in 6 (s. Anhang). — Alexander HI. J-L. 10921 Kopie
von 1627 m 6 (s. Anhang). — J-L. 11806 Kopie s. XTTT im Ms.
1) In Antiquitates Bened. in dioc. Bitur. s. XVH voL HI p. 177 Paris Bibl.
Nat. Ms. lat. 12744 „ex ms. cod. 4 in fine".
2) Citiert als an den Erzbischof von Bonrges und den Bischof von Cler-
mont gerichtet in Mdmoires pour servir a rhistoire du prieur^ de Saint Pierre et
Saint Paul de Souvigny s. XVIII f. 41 Paris Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. frangaises
3602, — Das M^moire toucbant les titres du prieur^ de Souvigny s. XVII ebenda
Coll. Baluze 214 ist wertlos.
3) Die von A. Cbazaud Etude sur la cbronologie des sires de Bourbon
p. 182 citierte Drkunde Alexanders III. an Erzbischof Petrus von Bourges (f 1171) :
Dattee de Gannat le 12 des calandes de iuin, „dont Foriginal que le P. Andr^
dit avoir copi^ h Souvigny est aujourd'bui perdu" babe auch ich nicht gefunden,
wie auch nicht die nach Chazaud p. 41 auf uns gekommenen Pieces justificatives
des P. AndrA
4) Citiert Gallia Chr. II p. 379.
5) Citiert Mon. pont. Arvemiae p. 57 aus Chabrol Coutumes d’ Auvergne IV
Art, Esbreule und Tahlettes historiques de PAuvergne I p. 465 (Citat). '
6) Ed. auch Tahlettes historiques de PAuvergne VH p. 282 (mit Beschrei-
bung der Bleibulle) und (Boudant) Histoire de la ville, du chateau et de Pahbaye
d’Evreuil p, 65.
7) Vgl, Quantin Cartulaire gdn^ral de PYonne I p. 245.
8) Citiert Nouveau traits de dipl. T note 1 „ex tabulario Senonensi".
Papstnrkunden in Frankreich V.
17
lat. 16992 f. 138 Paris Bibl. Nat. — Lucius HI. 1184 I 29 Kopie
von 1627 me (s. Anhang). — (1182—86) IS^). — (1182—85)
VI 182). — Clemens HI. 1188 III 2 Kopie von 1627 IH 6 (s.
Anhang).
Chapitre cathedral de Sens. Inventare von 1632 u.
1672. Inventar der Register von 1620. Chartnlar von 1462 Paris
Bibl. Nat. Ms. lat. 9898. Von den 1620 vorhandenen acM Char-
tularen sind die meisten verloren, so der Liber Pilosus (mit Papst-
urkuuden seit 1187), der Liber Morellus, der Liber Rossellus. Vgl.
Stein Nr. 3679. — Innocenz II. J-L. 8365 Orig. Sens Bibl. Comm. *)
— Eugen III. 1161 III 21 Kopie von 1666 II 8 (s. Anhang). —
Hadrian IV. 1165 I 3 Orig. (s. Anhang). — J-L. 10429 Orig. Sens
Bibl. Comm. — Alexander III. J-L. 11172 Orig. ebenda. . — J-L.
11173 Orig. ebenda. — J-L. 11388 Orig.") — (1170—72) XI 26
Orig. (s. Anhang). — (1170 — 72) XII 20 Orig. (s. Anhang). —
(1171—72) X 3 Orig. (s. Anhang). — (1176) VH 13 Kopie s. XVI
(s. Anhang). — J-L. 12868 Orig. (s. Anhang). — (1179) EC 15 Orig.
(s. Anhang). — J-L. 13667 Orig.®)
Evech4 d’Auxerre. Inventare von 1642 und 1756, das
von 1697 ist verloren. Dom Viole G-esta episcoporum Autisiod.
s. XVII Bibl. Comm. Ms. 163. Ein Chartular von 1282 von
61 Blattem (cit. im Inventar von 1766 p. 9) ist verloren (vgl.
Stein Nr. 296). — Johann XIX. J-L. 4102. — Paschalis U. J-L.
6150. — J-L. 6426. — Calixt II. J-L. 6803 Kopie von 1123 im
1) „Petite bulle du pape Lucius en datte du troisiesme des nones de ianvier,
scelld soubs plomb en lacs de soy jaulne et rouge faissant mention, qu’il confirme
la paix faicte entre le dit archevesque de Sens et le Cbappitre de Melun“ (Inv.
von 1564 p. 21. Vgl. Inventar von 1642 f. 104).
2) „Bulle du pape Lucius troisiesme en datte de la quatorziesme callande
de iuDJet, par laquelle est permis h I’arcbevesque de Sens d’absouldre tons ceulx
qui seront excommuniez par les moynes“ (Inventar v. 1564 p. 22. Vgl. Inventar
von 1642 f. 8).
3) Kopie von 1668 III 12 ebenda und Kopien von 1622 YIl 24 und 1668 III 20
in Arch. Dep.
4) Kopie s. XY und v. 1627 XI 23. Dazu Kopie v. 1627 XI 23 in Sens.
5) Kopie von 1605 X22 in Sens. Ed. aucb bei Chartraire Cartul. du cha-
pitre de Sens (1904) p. 18 (aus Ms. lat. 9898 f. 6'). — In G. 1402 liegt eine Ori-
ginalurkunde, durch die Erzbischof Guido von Sens, Bischof Hugo von Auxerre
und Abt Hugo von Dilo auf Befebl des Papstes entscbeiden „controuersiam inter
canonicos ecclesie Senonensis et Bartholomeum militem de Braetes super nemore
de Yalonessa". Dieses zwischen 1182 und 1189 ergangene Mandat ist verloren.
— Fur Innocenz 11. 1141 fur das Kapitel in Bray (Kopien von 1667 lY 23 und
1668 III 13) hoffe ich auf bessere Uberlieferung in Melun, ebenso fiir Hadrian lY.
1156 lY 3 fur Ferri^res (Kopie v. 1383).
Kgl. Ges. d, VTiss. Nachrichten. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Beilieft.
2
18
Wilhelm Wiederhold,
im Fonds Saint-Marien (H. 1043). — Innocenz II. J-L. 8262 Dom
Viole II p. 100. — Eugen III. J-L. 9269. — Engen III. s. d. —
Anastasins IV. J-L. 9876 Dom Viole II p. 138. — Hadrian IV.
s. d. — Alexander III. s. d. — Clemens III. s. d.
Chapitre cathedral d’Auxerre. Inventar von 1765.
Chartular s. XIII (Stein Nr. 294). — Alexander III. (1168—69)
IV 9 Orig. (s. Anhang). — J~L. 11761 Dom Viole II p. 699. —
1170 ^). — Lucius III. s. d. ®)
Coll6giale de Saint-Lazare d^Avallon. Alexander
III. s. d. citiert in Lucius III. J-L. 15464 Kopie s. XVII ^).
Abbaye de Saint-Grermain d’Auxerre. Inventare
von 1637 und 1773. Cbartular s. XIII (1266) Bibl. Comm. Ms. 161
(Stein Nr. 286). Chartular s. XV Paris Bibl. Nat. Ms. fran 9 ais
18693 (Stein Nr. 287). Abscbriften aus dem Cbartular s. XIII von
1607 IX 26j 1676 IV 11 und s. XVIII. Dom Viole Historia abba-
turn sancti Grermani s. XVII Bibl. Comm. Ms. 154. Dom Cotron
Cbronicon s. Grermani Autisiodorensis von 1652 ebenda Ms.
167. Vgl. aucL Mss. lat. 11893 f. 260 und 12673 f. 134 Paris Bibl.
Nat. — Nicolaus I. J-L. 2866a. — Paschalis 11. J-L. 6166 Dom
Viole ni p. 199 «). - Innocenz II. J-L. 7958 Chartular s. XIII.—
Eugeh in. J-L. 9166 Dom Viole HI p. 241 »). — Eugen HI. J-L. 9648
Chartular s. XTU, wie auch alle ubrigen. — Anastasins IV. J-L.
9838 (s. Anhang). — Hadrian IV. J-L. 10046 (s. Anhang). — J-L.
10166. — Alexander HI. (1176) V 30 (s. Anhang). — (1177) II 1
(s. Anhang). — Urban III. (1186) X 16 (s. Anhang). — J-L. 15862.
1) Citiert in J-L. 9875 und von Clemens IV. 1266 V 15 Gallia Chr. XII
Instr. p. 170.
2) Citiert von Clemens IV. 1266 V 16.
3) Citiert ebenda. — Alexander III. muB aiicli die beiden Quantin I p. 393
und II p. 164 gedruckten Urkunden bestatigt haben (Inventar von 1642 f. 3' und
Kopie dieses Inventars s. XVII p. 1 Paris Bibl. JSTat. Ms. frangais 18692).
4) Citiert von Clemens IV. 1266 IV 15.
5) „Bulle d’ Alexandre III pape de Pan 1170 qui confirme les statut et or-
donnance de Pev^que et chapitre d’Auxerre touchant les stages des chanoines
nouveaux venus et regus^ (Inventar von 1755 p. 391).
6) „Bulle du pape Lucius III. de Pannde 1190“ (sic) „qui confirme Particle
des statuts qui oblige cbaque cbanoine lors de sa prise de possession de faire
serment qu’il residera“ (Inventar von 1755 p. 391).
7) Quantin Cartulaire g^ndral II p. 845 gibt das Original als seine Quelle
an, er batte nur diese Kopie.
8) Vgl, Bruel Recueil des cbartes de Cluny V p, 209 Nr. 3869.
9) Aus jetzt verlorenem Chartularium episcopi Autisiodorensis. Vgl. Ms.
lat. 10940 f. 60 Paris Bibl. Nat.
Papstnrkunden in Frankreick V.
19
— J-L. 16859. — (1186-87) VI 1 (s. Anhang). — (1186—87)
VI 4 (s. Anhang). — (1186— 87) VIII 21 (s. Antang), — (1186—
87) VIII 26 (s. Anhang). - Clemens III. J-L. 16231. - 1190
VI 27 (s. Anliaiig). — Celestin III. 1194 VI 22 (s. Aahang
Nr. 132). — J-L. 17133. — 1194 VI 26 1). — 1194 VI 27
(s. Anhang Nr. 129). -- 1194 VI 27 (s. Anhang). — 1194 VI 27
(s. Anhang). — 1194 VI 28 (s. Anhang Nr. 131). — 1194
VII 11 2). — 1194 Vn 12 (s. Anhang). — J-L. 17140 (s. Anhang).
1194 VII 16 (s. Anhang). — 1194 VII 26 (s. Anhang). — 1195
VII 9 (s. Anhang). — 1196 IV 2 (s. Anhang).
Abbaye de Saint-Marien d’Auxerre. Inventare
von 1767 V 2 und s. XVIII. Wegen der Chartulare vgl. Stein
Nr. 290, 291 und 292. Vgl. anch Ms. lat. 17724 s. XVH Paris
Bibl. Nat. - Innocenz II. J-L. 8293. — Eugen III. J-L. 8847
Orig. und Kopie s. XVII. — Eugen III. 1152 I 18 Orig. (s. An-
hang). — Hadrian IV. 1166 IV 9 Orig. (s. Anhang). — Alexander III.
J-L. 10723 Orig.’). — J-L. 13144 Orig. — J-L. 13732 (s. Anhang).
Abbaye de Saint-P^re d’Auxerre. Inventar s. XVII.
Chartular s. XVII (Stein Nr. 293). — Innocenz, II. s. d."*) —
Alexander in. 3166 in28®). — J-L. 12346 Dorn Viole Oesta
episc. Aut. s. XVII p. 182 Bibl. Comm. Ms. 163. - 1178®).
Abbaye de Notre-Dame de Dilo. Inventar s. XVIII.
Wegen der Chartulare vgl. Stein Nr. 1196 und 1197. — Eugen III.
J-L. 9102 Kopien von 1704 III 6, 1704 VII 16 und zvsrei Kopien
s. XVIII. — Anastasius IV. J-L. 9916 (s. Anhang). — Alexander III.
J-L. 10971 Orig. — 1164 I 12 (s. Anhang). — (1177) Vni21
(s. Anhang).
Abbaye des Escharlis i Villefr anche. Inventar s.
XVIII. — Eugen III. s. d. ^) cit. in Alexander III. J-L. 10960
Orig.
1) Wiederholimg von J-L. 16852. Celestinus episcopus etc. Dilectis filiis
abbati et fratribus sancti Germani etc. Sicut uobis etc. Datum Lateran. Vn fcal.
iulii, pontiflcatns nostri anno guarto (Chartular s. XIII f. 14).
2) Wiederholung von J-L. 15869. Celestinus episcopus seruus seruorum Dei.
Dilecto filio Eadulpho abbati sancti Germani Autisiodorensis etc. Nec nouum nec
insolitum est. Datum Lateran. V idus iulii, pontiflcatus nostri anno quarto
(Chartular s. XIII f. 17'). Citiert Gallia Chr. XII p. 384 zu 1194 VI kal. augusti.
3) Kopien von 1670 II 28 und 1679 IV 8. J-L. 13731 ist zu streichen.
4) Citiert Gallia Chr. XII p. 435.
6) Citiert ebenda und Lebeuf Mdmoires concernant Phistoire d’Auxerre
(1848) II p. 525.
6) Citiert Gallia Chr. XII p. 435 und Lebeuf II p. 530.
7) Citiert Gallia Chr. XII p. 220 zu pent. III.
2 *
20
Wilhelm Wiederhold,
Abbaye de Notre-Dame et Saint-Edme dePon-
tigny. Inventar von c. 1720, Chartnlar s. XIII Paris Bibl. Nat.
Ms. lat. 9887 (Stein Nr. 3061). Chartnlar s. XIV ebenda Ms. lat.
5465 (Stein Nr. 3062). Kopien s. XVII der Chartnlare. — Inno~
cenz II, J-L. 7969 Orig. — J-L. 8259 Orig. — Hadrian IV. J-L.
10276 Orig. — J-L, 10374 Orig. — J -L. 10379 Orig. — Alexander III.
J-L. 10624 Orig., Kopien von 1684 XII 20 und s. XVIII, — J-L.
11296 Orig,’) — J-L. 11358 Orig.^) — Lucius III. (1184) XI 29
Orig. ^) — * Celestin III. J-L. 16993 Orig. und Chartnlar s. XIII.
Abbaye Notre-Dame de Quincy. Chartnlar s. XV
Tonnere Bibl. Comm. (Stein Nr. 3127). — Innocenz II. J-L. 7659
Orig. Tonnerre. — Eugen III. 1146 I 20 (s. Anhang). — J-L. 9126
Chartnlar s. XV. — Anastasius IV. 1164 IV 20 (s. Anhang). —
Alexander III. J-L. 10907 (s. Anhang). — J-L, 13327^). — J-L.
13330 Chartnlar s. XV.
Abbaye de Notre-Dame de Beigny-Hs- Vermen-
ton. Inventar s. XVIII. "Wegen des Chartnlars vgl. Stein
Nr. 3146. — Innocenz 11. J-L. 7620. — (1138-^42) XII 23 (s. An-
hang). ■— (1141 — 43) IV 8 (s. Anhang). — Lucius II. (1144) IV 30
(s. Anhang). — Eugen III. J-L. 9121. — Hadrian IV. J-L, 10362.
— J-L, 10353 Kopie s. XVII. — s. d. (s. Anhang). — Alexander III.
J-L. 11187 Orig. und Kopie von 1460 IV 6. — (1168-69) I 13
(s. Anhang). — s. d. Orig.*)
Abbaye de Sainte-Colombe-l&s-Sehs. Inventare
s. XVH u. XVm. Dom Cotron Chronicon s. Colnmbae Senonensis
1) Die citierte Urkunde Eugens III. ist verloren.
2) In Liasse H. 1410 liegt eine Urkunde Bischof Johanns von Poitiers von
1163 VII 5 an den Abt von Pontigny wegen Notre-Dame-du-Pin, die der Bischof
eiiaJlt: „de consilio domni pape Al(exandri), qui super hoc multotiens nos
scripto et uiua uoce commonuit“.
3) LVCIVS episcopus seruiis seruorum Dei. Dilectis filiis abbati Cisterciensi
et uniuersis coabbatibus eius sub eodem ordine | Domino seruientibus salutem et
apostolicam benedictionem. Monastice sinceritas discipline (wie J~L. 15118 und
15332). Dat. Veron, III kal. decembr. (B).
4) Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fratribus Lug-
dunensi et Senonensi archiepiscopis et suffraganeis eorum salutem et apostolicam
benedictionem. Audiuimus et audientes (das bekannte Zebntenprivileg). Datum
Lat. id. mart. (Chartular s. XV f. 5').
5) ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fratribus
Lugdunensi archiepiscopo, apostolice sedis legato et Senonensi archiepiscopo et
eorum suffraganeis | et dilectis filiis abbatibus archidiaconis prepositis presbiteris
in eorum episcopatibus con[stitutis salutem] et apostolicam benedictionem. Audi-
uimus et audientes (das bekannte Zebntenprivileg) n. V (B. dep.).
Papsturkunden in Frankreicli Y.
21
s. XVII Sens Bibl. Comm. Ms. 217. Monasticon Benedictinnia
XXXIV s. XVII f. 246 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12691. Vgl. Stein
Nr. 3673. — Johann VIII. 880 0- — Innocenz II. J-L. 8347 Orig.
Sens Bibl. Comm. — Hadrian IV. J-L. 10312 Orig. ebenda^). —
Alexander III. J~L. 11020 Dom Cotron p. 241^).
Abb aye de Saint-Jean-les-Sens. Inventar von 1638.
Chartnlar s. XIV (Stein Nr. 3674). — Honorins II. (1125—29)
III 10 (s. Anliang). — Innocenz II. (1131) VII 9 Orig. Sens Bibl.
Comm. (s. Anhang). — 1136 XII 12 (J-L. 780B) Orig. ebenda^). —
Engen III. J-L. 9593 Orig. ebenda®). — Alexander HI. (1166)
VII 20 Orig. ebenda (s. Anhang). — (1176) XI 12 (s. Anliang). —
J-L. 13005 Orig. Sens Bibl. Comm. (s. Anhang). . — Lucius III.
1182 V 27 (s. Anhang). — Clemens III. 1189 VII 11 Orig. (s. An-
hang). — 1190 VI 29 Orig. (s. Anhang) ’).
Abbaye de Saint-Pierr e-le- Vif -les-Sens. Inven-
tar von 1703, Chronicon s. Petri Vivi anctore Clario s. XII Sens
Bibl. Comm. Ms. 212®). Dom Cotron Chronicon s. Petri Vivi von
1650 ebenda Ms. 213 (Eopien der Chronik des Clarins in Paris
Bibl. Nat. Ms. lat. 11732 f. 291', Ms. lat. 11733 f. 210 und Ms. lat,
12691 f. 107, Coll. Baluze 46 p. 365). Chartnlar von 1644 Sens
Bibl. Comm. Ms. 216. — Paschalis II. J-L. 5953 Clarins nnd Co-
tron. — Calixt II. J-L. 6792 ebenda. — Honorins II. 1126 1 13
1) „Bulle du pape Jean centre les usurpateurs des biens de Pabbaye et du
convent de Sainte-Colombe immediate an Saint-Si^ge de Pan 880“ (Inv. s. XVIII p. 15).
2) Kopien von 1601 III 30 nnd 1607 11 20 ebenda. Ygl. aneb Ms. lat. 13816
f. 386 Paris Bibl. Nat.
3) Kopien von 1484 III 9 imd 1607 II 20 in Sens, von 1614 VII 31 in
Arch. I) dp. Ygl. anch Ms. lat. 12777 f. 647 Paris Bibl. Nat.
4) Anch im Ms. lat. 12665 f. 98 Paris Bibl. Nat. Ygl. anch Brullee Histoire
de Pahbaye royale de Sainte-Colomhe-lez-Sens (1852) p. 111. — Bas von Hugo
von Sens 1160 (Grail, Chr. XII Instr. p. 45 nnd Geoffroy de Conrlon Le Livre des
reliqiies de Pabhaye de Saint-Pierre-le-Yif (Sens 1887) p. 288) citierte Mandat
Hadrians lY. ist nicht mehr erhalten (Inventar s. XVH p. 1 und s. XYIII p. 6).
6) Kopie von 1554 XII 18 ebenda nnd von 1531 YIII 31, 1655 lY 12 und
s. XYII in Arch. Ddp.
6) Kopien s. XYI nnd von 1667 XI 23 ebenda, von 1655 lY 12 nnd 1667
XI 24 in Arch. Ddp. Ygl. anch Ms. lat. 12776 p. 356 Paris Bibl, Nat.
7) In H. 377 liegt eine Kopie von 1626 II 3 nnd in H. 445 eine s. XYII von
Alexander III. J-L. 14375.
8) Im Ms. des Clarins f. 120' stebt anch Urban IL J-L. 5693. — Das Exem-
plar des Clarins s. XIII in Orleans Bibl. Comm. Ms. 315 babe ich nocb niebt ge-
seben.
22
Wilhelm Wiederhold,
(J-L. 7328)’). - J-L. 7392 2). - J-L. 7393 »). - J-L. 7394 — In-
nocenz II. (1132) II 10 (s. Anhang). - (1134—36) VI 12 (s. An-
hang). — J-L. 7754 Clarius und Cotron. — 1136 VI 12 (J-L. 7863)
(s. AnLang). — (1136—37) (s. Anhang). — Lucius II. (1146) 14
Orig. Sens Bibl. Comm. (s. Anhang). — 1146 I 9 (J-L. 8688)
(s. Anhang). — Eugen III. J-L. 9146 Orig. Sens Bibl. Comm. —
Alexander HI. J-L. 11714 Cotron. — J-L. 13211 Cotron u. Char-
tular von 1644 p. 124. — (1179) XII 10 (s. Anhang). — Lucius III.
(1182 — 83) in 17 (s. Anhang). — 1186 VI 8 (s. Anhang). — Ce-
lestin m. 1193 H 20 (s. Anhang).
Abbaye de Saint-Michel de Tonnere. Chartulare
s, XVI D und G Tonnerre Bibl. Comm. (Stein Nr. 3836). Cartu-
laire du comt^ de Tonnerre s. XVII ebenda (Stein Nr. 3839). —
Innocenz II. s. d. *) — Eugen ni. J-L. 9131 Chartular s. XVI. —
Hadrian IV. J-L. 10674 Orig. Tonnerre (s. Anhang). — Alexander III.
(1176) V 4 Orig. (s. Anhang). — J-L. 13347. — Lucius III. J-L.
16080 (s. Anhang). — Urban III. 1186 VII 14 ^). — Clemens III.
J-L. 16639 (s. Anhang)®).
Abbaye de Vauluisant. Inventar s. XVII Sens Bibl.
Comm. Ms. 128. Inventar von 1773. Chartular s. XIII Paris
Bibl. Nat. Ms. lat. 9901 (Stein Nr. 4041), s. XVH ebenda Ms. lat.
5468. — Alexander IH. J-L. 10957 Orig. — J-L. 13187 Orig.’) —
1179 1 16 Orig. (s. Anhang).
Abbaye de La Madeleine de V4zelay. Inventar
von 1770 und 1771. Chartular von 1772. Chronicon Vizeliacense
s. Xn Auxerre Bibl. Comm. Ms. 227 (Abschrift s. XVII in Ms. lat.
1) Ed. Bibliothfeque historique de I’Yonne II p. 564 ohne Datiernng aus Cla-
rius. Die Datierung steht bei Cotron p. 679, wie auch E. und BV. Data Laterani
per manum Aimerici sancte Komane eoclesie diaconi cardinalis et cancellarii, idi-
bus ianuarii, indictione IV, incarnationis dominice anno MCXXV, pontiflcatus autem
domni Honorii II pape anno 11.
2) Ed. auch Bibl. Mstorique de I’Yonne II p. 669 aus Clarius.
3) Ebenda p. 671 aus Clarius.
4) Citiert in J-L. 15080.
5) Citiert im Cartul. du comte de Tonnerre s. XVII f. 276 mit Dat. Verone
2 id. iulii, ind. 8, 1186, pont. I. Each Ms. lat. 12685 f. 77' Paris Bibl. Hat. war
die Urkunde gerichtet an Abt Wilhelm.
6) Das Cartulaire de la rille de Tonnere s. XVII vol. II f. 280 enthait Jo-
hann VIII. J-E. 3186.
7) ALEXANDEK episcopus seruus sernorum Dei. Venerabilibus fratribus
Senonensi archiepiscopo et suffraganeis eius salutem et apostolicam benedictionem.
Audiuimus et audientes (das bekannte Zehntenprivileg). Dat. Lat. id. mart.
(B. dep,).
Papsturkunden in Frankreich T.
23
12703 f. 281). Chartular s. XIII Plorenz Bibl. Latirentiana Plut.
XIV Nr. 21 (vgl. Stein Nr. 4076, 4076 und 4074). — Nicolaus I.
J-E. 2831 Citron. Vizel. s. XH^). - Johann VIH. J-E. 3189. -
Stephan VI. J-L. 3514. — Sergius HI. J-L. 3642. — Johann XI.
J-L.35892). — Marinus J-L. 3621**). — Benedict VI. J-L. 3770. —
Benedict VII. J-L. 3786. — Joliann XV. 986 *). - Siluester II.
J-L. 3920. — Leo IX. J-L. 4213. — Gregor VII. J-L. 4980®). —
PaschaHs II. J-L. 5924 Kopie s. XVII Paris Bill. Nat. Ms. Nouv.
acqu. lat. 2365 Nr. 1, — J-L. 5959. — J-L. 6069®). — J-L. 6530. —
J-L. 6666. - J-L. 6567. — c. 1117’). — CaHxt II. J-L. 6806 Ep.
pent. Rom. s. XVII f. 190 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 16991. — In-
nocenz II. J-L. 7444. — J-L. 8330. — J-L. 8331. ~ J-L. 8337. —
Lucius n. J-L. 8641. — J-L. 8667. — J-L. 8619. — J-L. 8666. —
Eugen III. J-L. 8982. — J-L. 8983. — J-L. 8984. — J-L. 8986. —
J-L. 8986. — J-L. 8987. — J-L. 8988. — JL. 9218. - J-L. 9219.
— J-L. 9407. — J-L. 9408. — J-L. 9409. - J-L. 9410. — J-L. 9443.
— J-L. 9444. — J-L. 9449. — 1162 I 27 Auszug von 1486 1 10
(s. Anhang). - J-L. 9642. - J-L. 9543. — J-L. 9644. — J-L. 9546.
— J-L. 9692. — J-L. 9619. — J-L. 9620. — J-L. 9627. — J-L. 9675.
— J-L. 9684. — Anastasius IV. J-L. 9784. — J-L. 9785. — J-L.
9786. — J-L. 9787. — J-L. 9788. — J-L. 9799. — Hadrian IV.
J-L. 10066. — J-L. 10067. — J-L. 10068. — J-L. 10097. — J-L.
10466. — Alexander III. J-L. 10720. — J-L. 11061 «). - J-L. 11199.
— J-L. 11200. - J-L. 11201. — J-L. 11202. — (1168—70) II 9»). -
J-L. 11720 Kopien von 1466 VI 30 und 1486 1 10. — Lucius III.
J-L. 14538 Kopie von 1671 1 12 (mit XIV kal. ianuarii) — Lu-
1) Hier sind auck fast alle librigen Papsturkunden uberliefert. Ueber die
Deperdita sehe ich noch nicbt klar ; im Cod. Laur. XIV, 21 f. 31 wird z. B. in
KiSnigsurkunde von 936 TII 26 ein verlorenes Privileg Papst Leos V. oder VI.
citiert.
2) Auch im Cod. Laurent. XIV, 21 p. 26.
3) Auch im God. Laurent. XIV, 21 p. 23.
4) Johannes episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto filio Bldrado religiose
abbati sancti Vizeliacensis cenobii omniq^ue congegrationi eiusdem monasterii in
perpetuum. Quotiens ilia a nobis u. s. w. wie die Vorurkunden (Chronicon Tize-
liacense s. XII f. 40' und Cod. Laurent. XVI 21 s. XIII f. 30).
6) Kopie s. XTIII in Arch. D^p.
6) Von J-L. 6172 fand ich keine Ueberlieferung.
7) Ed. Bandini I p. 642 aus dem Cod. Laurent.
8) J-L. 10962 ist zu streichen.
9) Ed. bTachrichten der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen
1902 p. 433 Nr. 13 aus Reg. Vat.
10) Die Unechtheit wird verfochten in Coll. Moreau 821 f. 140 Paris Bibl. Nat.
24:
Wilhelm Wiederhold,
cius III. J-L. 14666 Paris Bibl. Nat. Ms. frangais 16816 s. XVI
f. 138 (mit V id. ianuarii). — Urban m. J-L. 16890 ebenda Ms.
frangais 16816 s. XVI f. 138'. — Clemens III. J-L. 16136 ebenda
Ms. fran 9 ais 16816 s. XVI f. 139 ^). —
Priear4 de Saint-Amatre d’Auxerre. Innocenz II.
J-L. 7486 Kopie von 1286.
Prienr^ de Saint-Ensfebe d’Atixerre. Engen III.
J-L. 9630. — Hadrian IV. J-L. 10371. — Alexander III. J-L. 10726 ^).
Abbaye de Saint- Jnlien d’Auxerre. Inventare
s. XV Tmd von 1659 V 17. Cbartular s. XIII und Kopie s. XVI
(Stein Nr. 289). — Alexander HI. (1163-64»). — Lncins HI. J-L.
14672 Cbartular s. XIII. — Celestin HI. J-L. 17451 Dorn Viole
G-esta episcoporum Antis. Bibl. Comm. Ms. 152.
Abbaye de Notre-Dame de Crisenon. Cbartular
s. Xin Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9885 (Stein Nr. 1105). Anne de
la Porte M4moire cone. Crisenon v. 1691 Paris Bibl. Nat. Ms. lat.
9886 (Kopie s. XIX in Arob. D4p.). — Innocenz II. J-L. 8104
Cbartular s. XIII. — Eugen III. J-L. 8846 ebenda^). — Alexander
III. J-L. 13470 (s.Anbang). — Lucius III. J-L. 14597 (s. Anbang).
— J-L. 14602 (s. Anbang). — Celestin HI. J-L. 17368 Cbartular
axm.
Abbaye de Notre-Dame-lfes-S ens oudelaPom-
meraie. Alexander III. J-L. 11168 Kopie von 1537 1X15.
Abbaye de E,oz oy-le- J eune. Cbartular s. XV (Stein
Nr. 3277). J. Vignier Hist, de Eozoy-le-Jeune s. XVIII Paris Bibl.
Nat. Ms. francais 6990 (Stein Nr. 3278). — Lucius 11. (1144) III 17
(s. Anbang). — Alexander III. J-L. 11070 Cbartular s. XV p. 201
und p. 608 ®).
Prieurd de Jully. Eugen III. 1146 XI 18 Naebzeiebnung
s. XII «).
H6pital de Sens (im Hospital zu Sens). Inventar von
1865. Cbartular s. XIII (Stein Nr. 3682). -- Alexander III. J-L.
1) Vgl. Quantin Cartulaire g&^ral de rYonne II p. 246.
2) Zwei Schreiben Alexanders III. an Abt Hugo und Abt Gaufried sind ver-
loren (rgl. Gallia Chr. XII p. 431).
3) Citiert in Urkunde von 1164 ed. Quantin 11 p. 165 und in J-L. 14672.
4) J-L. 8811 ist zu streichen.
5) Ed. Annales du Gktinais XXHI (1906) p. 88 aus Ms. frangais 8990 f. 208.
6) Vgl. meine Papsturkunden in Erankreich II p. 7. — Die im Invent, som-
maire aus H. 2229 citierte Urkunde Alexanders IH, fur die Johanniter erwies sich
als eine Urkunde Alexanders IV.
Papsturkunden in Frankreicli V.
25
10990 Kopie von 1331 XI 1. — J~L. 14256 (s. Anhang). Lu-
cius III. (1183) XII 11 Orig. (s. Anhang). — Celestin III. J-L. 17668
(s, Anhang). — 1197 VII 5 Orig. (s. Anhang).
L^proserie de Pont-Prault. Urban III. (1186) X9
Orig. (s. Anhang).
1 .
Silvester 11. hestdtigt dem Alt Emeno von Beols nacJi dem Yor-
gange Johanns XJ., Leos VIL^ Stephans VllL, Johanns Xlll. und
Zacharias^ die Privilegien seines Klosters und hesonders den Besit^
des Klosters Vouillon. 1000 November.
Bidlaire de Vahbaye de Beols von 1735 x). 22 in der Schloflbihlio-
theh von Fougere hei Chdteauroux.
Nach dem Inventor s. XVlll f. M2 war die 1735 nach Baris
gehommene UrJcunde ^^ecrite en parchemin trhs ancien gui paroit avoir
ete scellee^, das war also schon nicht mehr das Original. Bapst Za-
charias Jcann eine Urhunde fur Beols nicht ausgestellt hdben^ da das
Kloster erst 917 September 2 gegrilndet wurde. Bie uhrigen Vor-
urhinden sind erhalten. Wahrschemlich Fdlschung.
Siluester episcopus seruus seruornm Dei. Dilecto in Domino
filio Emenoni uenerabili abbati Dolensis monasterii et post te cunctis
successoribns tuis abbatibns in perpetuum. Desiderimn quod
ad religiosorum propositorum et sanctorum locorum stabilitatem
monstratur, sine aliqua est Domino autore dilatione perficiendum,
et quotiens in sue utilitatis commodis nostrum assensum et solite
sedis apostolice autoritatis exposcitur presidium, ultra benignitatis
intuitu nos conuenit subuenire et rite pro Integra securitate ex
ratione solidare, ut ex hoc nobis potissimum premium a conditore
omnium Domino in sydereis arcibus conscribatur. Et ideo quia
postulastis a nobis, ut prefatum monasterium Dolense apostolice
autoritatis serie muniremus et omnia eius pertinentia perenni iure
ibidem inuiolabiliter permanenda confirmaremus et ut absque omni
iugo seu ditione cuiuscumque persone nostri priuilegii pagina con-
stabiliremus et corroboraremus, flexi itaque uestris precibus et
cancellarii nostri Petri charitate, immo uenerabilium antecessorum
nostrorum loannis, Leonis, Stephani atque loannis et Leonis Za-
charie et aliorum quam plurimorum prouocati exemplo, per huius
nostre autoritatis priuilegium statuentes decernimus, ut cuncta loca
uel monasteria uidelicet Vodolionem in honorem sancti lusti mar-
tyris monasteriumque JSTamnetense in honore sanctorum Donatiani
et Rogatiani martyrum Pontiacumque in honore sancti Tyrsi mar-
26
Wilhelm Wiederhold,
tyris sanctique Austregesilli- apud castrum de Turre ceteraqne
quam plurima monasteria et ecclesias ac loca urbana nel rnstica,
turres mansos salas castella casales uineas terras salinas di-
uersaque predia culta ael inculta cum colonis uel colonibus, seruis
et ancillis et queque ab aliquibus fidelissimis christianis eidem loco
concessa sunt uel in future erunt uel que etiam munimine ad eun-
dem pium locum pertinere uiderentur cum magna securitate quieti
possidere debeatis et post uos cuncti successores uestri abbates in
perpetuum, ita ut nulla persona archiepiscoporum episcoporum co-
mitum aut cuiuscumque sit dignitatis uel ordinis ualeat contra
eundem pium locum aliquam in possessis querelam mouere uel
calumniam facere uel aliquam potestatem ibidem exerce;re. Quod
qui presumpserit, quod absit, sciat se excommunicatum apostolica
mulctione et autoritate, nisi se emendauerit congrua satisfactione.
In tantum etiam ut si contigerit, totum episcopatum Bituricensem,
in cuius parrocMa illud uidetur esse monasterium iamdictum cum
adiacente cella Vodolionis nominC; necessitate cogente ab eodem
episcopo excommunicari "^5 cuncta monasteria uel omnes ecclesie
eidem loco subdite omnesque monaclii cum omnibus subditis immu-
nes a sua excommunicatione maneant semper et cum omnibus seruis
et ancillis ao quotidianis seruientibus eiusdem loci. Liceatque illic^^
Domino famulantibus monachis et diuinum officium agere et iam-
dictos suos tumulare, eo autem conuentu, ut alios homines ubique
degentes a Bituricensi presule exoommunicatos infra terminos mona-
sterii non recipiant nec uiuos nec mortuos, sed clausis ianuis ipsi
monacH Domino uota sua persoluant. Super hec autem uolumus
et ex apostolica autoritate confirmatum esse iudicauimus, ut secun-
dum antiquam consuetudinem, quam nullo modo uiolari licet, buic
sancte Romane ecclesie iamdicta abbatia iure perenni semper sit
subdita, ab abbate autem ipsius loci per singulos annos causa me-
morie ac respectus Romani pontificis reddantur duodecim denarii.
Si quis autem temerario ausu, quod fieri non credimus, contra
huius nostre apostolice confirmationis seriem uenire tentauerit,
sciat se Domini nostri apostolorumque principis Petri anathematis
uinculo innodatum ac cum diabolo et eius atrocissimis pompis atque
cum luda traditore domini et saluatoris nostri lesu Christi in
eternum ignem concremandum simulque et in uoragine tartareo di-
missus cum impiis deficiat. Qui uero custos et obseruator huius
nostri primlegii extiterit, benedictionis gratiam et uitam eternam
a Domino consequi mereatur.
a) excommunicare.
h) illis.
Papsturkunden in Frankreich V.
27
Scriptum per manus Petri notarii ac scriniarii sancte Romane
ecclesie, in mense nouembrio, indictione decima qnarta.
c) scrinarii.
3 .
Leo IX. bestdtigt dem Kloster Leols unter dein Aht Ingelhaudns
nacJi dem Vorgange der Pdpste Gregor^ Leo, Zacharias und Sylvester
seine Lesitmngen imd Mechte, besonders das Kloster Touillon gegen
eine jdhrliclie Abgabe von zwblf Lenaren.
1050 April IS,
BuUaire de Vabbaye de Dedls von 1735 M in der Schlofi-
bibliotheic von Fougere bei Ghdteauroux,
Eine Voriirlainde Gregors V, oder VI. fur Deols ist nicM er-
Jialten, Vgl, Nr, 1,
Leo episcopns seruus sernorum Dei. Dilecto in Domino filio
Ingelbando abbati Dolensis monasterii et post te cunctis successor
ribus tuis in perpetnum. Desiderium quod ad religiosorum pro-
positorum et sanctorum locorum stabilitatem monstratur, sine ali-
qua est Deo antore dilatione per Sciendum, et q^uotiens in sue uti-
litatis commodis nostrum assensum et solite sedis apostolice auto-
ritatis expostulatur presidium, ultra benignitatis intuitu nos con-
uenit subuenire et rite pro integra securitate ex ratione solidare,
ut ex hoc nobis quoque potissimum premium a conditore omnium
Deo in sydereis arcibus conscribatur. Et ideo quia postulasti a
nobis, ut prefatum monasterium Dolense apostolice autoritatis serie
muniremus et omnia eius pertinentia perenni iure ibidem inniola-
biliter permanenda conSrmaremus, et ut absque omni iugo seu
ditione cuiuscumque persone nostri priuilegii pagina constabiliremus
et corroboraremus , flexi itaq[ue uestris precibus et cancellarii
nostri Petri diaconi charitate, immo uenerabilium antecessorum
nostrorum Grregorii, Leonis, Zacharie, Syluestri et aliorum quam
plurimorum prouocati exemplo, per huius nostre autoritatis priui-
legium statuentes decernimus, ut cuncta loca urbana uel rustica,
id est omnia monasteria uel omnes ecclesias turres mansos halas
castella casales uineas syluas terras aquas diuersaque predia
culta uel inculta cum colonis uel colonibus, seruis et ancillis, et
queque ab aliquibus Sdelissimis christianis eidem monasterio con-
cessa sunt uel in future erunt uel que etiam per aliqua muniminia
ad eundem presentem locum pertinere uiderentur, cum magna se-
curitate quieti possidere debeatis et post uos uniuersi successores
uestri abbates in perpetuum, ita ut nulla persona archiepiscoporum
28
Wilhelm Wiederholcl
episcoporum comitmn, cuiuscumque sit dignitatis uel ordinis, aliquam
potestatem ibidem exercere presnmat. In tantnm etiam ut nec
presuli Bituricensi, in cuins parochia positum esse nidetur, illud
monasterinm iamdictnm cum adiacenti cella Vodolionis nomine et
omnia alia monasteria uel ecclesias aliqua ratione excommunicare
liceat. Sed si necesse eidem presuli fuerit to turn comitatum Bitu-
ricensem excommunicare, omnes monacM eiusdem monasterii im-
munes a sua excommunicatione semper maneant cum omnibus serais
uel ancillis ac quotidianis seruientibus eiusdem loci. Liceatque illic^^
Deo famulantibus monacbis et diuinum officium agere et iamdictos
suos tumulare, eo tamen conuentu, ut alios homines ubique de~
gentes a Bituricense presule excommunicates infra terminos mo-
nasterii non recipiant uiuos nec mortuos, sed clausis ianuis ipsi
monacH Domino uota sua persoluant. Super bee autem uolumus
et autoritate apostolica conflrmatum esse iudicauimus, ut secundum
antiquam consuetudinem, quam nuUo modo uiolari licet, buic sancte
Romane ecclesie iam dicta abbatia iure perenni semper sit subdita,
ab abbate autem ipsius loci per singulos annos causa memorie ac
respectus Romani pontifleis reddantur duodecim denarii. Si quis
autem temerario ausu, quod fieri non credimus, contra buius nostre
apostolice confirmationis seriem uenire tentauerit, sciat se domini
nostril apostolorumque principis Petri anatbematis uinculo inno-
datum ac cum diabolo et eius atrocissimis pompis atque cum luda
traditore domini et saluatoris nostri lesu Cbristi in eternum ignem
concremandum simulque et in uoragine tartareo dimissus cum im-
piis deficiat. Qui uero custos et obseruator buius nostri priuilegii
extiterit, benedictionis gratiam et uitam eternam a Domino con-
sequi mereatur.
R. BV.
Data idibus aprilis per manus Petri diaconi bibliotbecarii et
cancellarii sancte apostolice sedis, anno domini Leonis IX. pape se-
cundo, indictione tertia.
a) illis. 5
3.
Honorkis IL hestatigt dem Aht Eainard von Saint- Jean-lesSens
den Sesit^ der ihm vom Kapitel von Sens mit Zustimmung Er^hiscTiof
Heinrichs gescheyiMen Kirche von Saint-Sauveur.
Later an (1125—29) Mdr^ 10.
Oartulaire de Vdbhaye de S> Jean s. X.IV f* 7 Auxerre Arch, JDep.
Papsturkimden in Frankreich V. 29
(AVbaye de Saint- Jean-les-Sens H.376) = Kopie von 1660 III 29
nnd Kopie von 1655 111 12 ehenda (K 442).
Innocent 11. hat diese UrJcunde hestdtigt, vgl. J-L. 7805. Die
Oallia Christiana XII Instr. p. 29 aus den lapieren Lebeufs ge^-
drucMe XIrhunde Honorius' II. Dat. ViterU VII id. aprilis (Oartu-
laire s. XIV f. 6) ist loohl eine Fdlschung.
Honorius episcoptis seruus seruorum Dei. Dilectis filiis E.ai-
nardo abbati sancti lohannis eiusque successoribus regulariter
snbstituendis imperpetuum. Ad lioc tiniiiersalis ecclesie cura
nobis a pronisore omnium bonorum Deo commissa est, ut religiosas
diligamus personas et bene placentem Deo religionem studeamus
modis omnibus propagare. Nec enim Deo grains aliqnando famu-
laius impenditur, nisi ex caritatis radice procedens a“^ puritate re-
ligionis fuerit conseruatus. Hoc nimirum caritatis intuitu, dilecte
in Domino fili E(ainarde) abbas, ecclesiam sancti Saluatoris, que
iuris est Senonensis capituli, a canonicis Senonensibus, uenerabile
fratre nostro Henrico Senonensi arcliiepiscopo assensum prebente,
cum omnibus suis pertinenciis tibi tuisque successoribus commissaCm),
ut uidelicet canonicus or do ibi statuatur et perp etuis irrefragabi-
liter conseruetur temporibus, sub apostolice sedis protectione susci-
pimus et presentis scripti robore communimus. Statuentes ut nulli
omnino hominum fas sit concessionem illam intuitu religionis factam
ausu temerario immutare aut fratres regulares ibidem diuino fa-
mulatui mancipatos temere perturbare, possessiones et bona eorum,
que hodie iuste et legitime possident siue in futurum largiente
Deo iustis modis poterunt adipisci, rapere minuere aut iniuriis uel
molestiis fatigare, salua iusticia et reuerencia Senonensis capituli.
Si quis autem buic nostre constitutioni contraire temptauerit, nisi
digne satisfecerit^ clericus ecclesiastico beneficio et laicus cbristiana
communione priuetur. Cunctis uero eidem loco iusta seruantibus
sit pax domini nostri lesu Christi, quatinus et bic fructum bone
actionis percipiant et apud districtum iudicem premia eterne pacis
inueniant. Amen. Dat. Laterani YI idus martii.
a) et.
4.
Innocem IL bestdtigt dem Er^hischof Heinrich von Sens eine
Entscheidung des Kardinallegaten Matthaus von Albano loegen der
Kirclie Saint-Etienne von Ohdteaurenard.
Aiixerre (1131) Juli 9.
Orig. Sens Bibl. Comm. (Archives H.15).
30
Wilhelm Wiederhold,
Das Original ist sehr schlecht erhalten^ die Schrift fast uberall
gam dbgerieben,
INNOCENTIV8 EPISOOPVS SEEWS 8ERVOKVM DEL VE-
ivfERABILI PEATRI HENRICO SENONENSI AECHIEPISOOPO 1 sa-
LVTEM ET APOSTOLiCAM BENEDictioneni. ApostoKcQ sedis dignitas
exigit per uniuersas ecclesias recta | disponere et que ab aliis sunt
recte disposita, [auctori]tatis sue munimine roborare. Ideoque quod
a uenera|bili fratre nostro Matheo Albanensi episcopo tunc aposto-
lice sedis legato, super ecclesia beati Stepbani de castro E[ain]ardi |
religionis intuitu stat[utum e]st et [cum] arbitrii robore commoni-
tum, auctoritate nostra firmamus. Vt ] uidelicet iu eadem ^cclesia
or do canonicus futuris temporibus conseruetur et nullus ibi dece-
dentibus bis qui modo | supersunt, nisi regularem siquidem uitam
professus [canoni]cus subrogetur. Ipsius sane ecclesie resurectionem
a Mijlone de Curtiniaco, quam utique tarn [ipse quam predecessores
eius inuasione tirannorum] occupauerant, consilio [ et consensu Gau-
fridi . . paltis et Burcbardi
Meldensis episcoporum ( factam laudamus et ne de cetero ab . .
sed quietius sua gaudeat | libertate,
presenti decreto j0Lr[mamus. Si quis autem contra banc paginam]
nostre constitutionis te|merario ausu con[traire t]emp[tauerit, nisi
reatuin suum digna satisfactione] correxerit, a sacratissimo corpore
et sanguine ] Dei ac domini nostri lesu Cbristi aKenus fiat [atque in
extreme examine distrijete ultioni subiaceat. Cunctis autem | eidem
loco benefacientibus sit pax [domini nostri lesu Cbristi, quatinus
et bic fructum bone actionis percipiant et] apud districtum | iudicem
premia ^tern^ pacis [inueniant. Dat. Altisiodori] YII id. iulii.
B. dep.
5.
Innocem 11, nimmt das Kloster Villegondom unter dem Abt Ai-
merich in den apostoUschen Schut^ und bestdtigt Him die Besitmngen,
Auxerre (1132) Januar 7,
Dorn Viole Gontinuatio gestorum e;piscoporum Autisiodorensium
s,XVll voL II p,80 (ex arcUvis monasterii de Bupibus) Auxerre
Bibl, Comm, Ms, 153, — Epistolae pjontifiemn Bomanorum s, XVII
f, 37 Baris Bibl. Nat, Ms, lat, 16992,
DL,7527 citiert nach Ms. lat, 16992, Das Imentar s, XVIII
(H, 121) citiert die Urkunde aus dem Chartular f, 3S\ aber dies Char-
tular ist verloren.
Papsturkunden in Frankreicli V.
31
Innocentius episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto filio Ai'
merico abbati monasterii Villaregundis einsque successoribiis regu-
lariter substituendis in perpetunm. Desiderium quod ad reli--
gionis propositum et animarnm salatem pertinere monstratur.
anctore Deo sine aliqua est dilatione complendum. Qnocirca, di-
lecte in Domino fdi Aimerice abbas, tuis rationabilibns postulati-
onibus annnentes, monasterium Villaregundis, cui Deo anctore pre-
sides, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis
script! pagina communimus. Statuentes ut quecumque bona quas-
cumque possessiones prefatum monasterium in presentiarum iuste
et legitime possidet aut in futnrum concessione pontificum, largi-
tione principum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis prestante
Domino poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata
permaneant. Decernimus ergo ut nulli omnino bominum liceat
prefatum monasterium temere perturbare aut eius possessiones
aufferre uel ablatas retinere minuere aut temerariis uexationibus
fatigare, sed omnia integra conseruentur, eorum pro quorum gu-
bernatione et sustentatione concessa sunt, usibus profatura, salua
nimirum episcopal! iustitia et reuerentia. Si qua igitur in futnrum
ecclesiastica secularisue persona banc nostre constitutionis paginam
sciens contra earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue commo-
nita, si non satisfactione congrua emendauerit, potestatis bonorisque
sui dignitate careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata
iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore et sanguine Dei ac
domini redemptoris [nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in ex-
treme examine districte ultioni] subiaceat. Cunctis autem eidem
loco iusta seruantibus sit pax domini nostri lesu Cbristi, quatinus
et bic fructum bone actionis percipiant et apud districtum iudicem
premia eterne pads inueniant. Amen. Amen. Amen. Dat.
Altisiodori VII id. ianuarii.
6 ,
Innocent II, schreibt dem Aht von Saint- Jean-du-^FrS, daJJ er
den miscJken ihm und dem Aht Herbert von Saint-JPierreIe-7if4es-Sens
obwaltenden Streit den JBischbfen Stephan von Autun und Hugo von
Auxerre und dem Aht Hugo von Fontigny 0 ur Entscheidung uber-
tragen liabe. Cluny (1132) Februar 10.
Chronicon sancti Petri Vivi Senonensis auctore Clario s, XII
/■ 128' Auxerre Bibl. Comm, Ms, 212. — Horn Cotron Chronicon
sancti Petri Vivi von 1660 p,689 (apud Gaufridum Hiron p. 103)
cbenda Ms. 213, — Coll. Baluse 46 s. XVII p, 389 Paris Bibl. Nat,
32
Wilhelm Wiederhold,
Innocentiiis episcopns seruus sernorum Dei. Dilecto filio abbati
sancti lobaimis de Prato salutem et apostolicam benedictionem.
Controuersiam qne inter te et filium nostrum H(erbertum) abbatem
sancti Petri Yiui agitur, nenerabilibus fratribus nostris Stepbano
Eduensi et Hug(oni) Altissiodorensi episcopis et dilecto filio nostro
H(ugoni) abbati Pontiniacensi commisimus terminandam. Mandamus
ergo tibi atque precipimus, quatinus loco et tempore quo ab eis
uocatus fueris, eorum presentiam adeas et quod ab eis super eadem
causa statutum fuerit exequaris. Data Clun. IIII id. febr.
7 .
Innocent II. uhertrdgt dem Bischof Hugo von Auxerre %md dem
Abt Hugo von Bontigny die Entscheidung eines Streites mischen den
Alien von Saint Bierre4e-Vif und Saint- Jean-du-PrS] hommt eine
Emigung nicht m Stande^ sollen die Parteien am ndchsten IS. Mdr 0
vor dem Papste selber erscJieinen. Pisa (1134 — 86) Juni 12.
Chronicon sancti Petri Yivi Senonensis aiictore Glario s. XII
f. 130 Auxerre Bill. Gomm. Ms. 212 = Bom Cotron Chronicon sancti
Petri Yivi von 1650 p. 589 ( apud Qaufridmn Hyron p. 205 ) ehenda
Ms. 218 = Coll. Balu 0 e 46 s. XYIl f. 390 Paris Bill. Nat. = Bom
Yiole Oontinuatio gestorum episcoporum Autisiod. s. XYII vol. II
f. 76 Auxerre Bill. Comm. Ms. 153.
Innocentius episcopns seruus sernorum Dei. Venerabilibus
fratribus"^ Hugoni Altissiodorensi episcopo etHugoni Pontiniacensi
abbati salutem et apostolicam benedictionem. Inter dilectum
filium nostrum B[erb(ertum) sancti Petri Viui, Eainardnm sancti lo-
bannis Senonensis et Gr. sancti lobannis de Prato abbates super
quibusdam capitulis contronersia agitatur, quam profecto prudenti^
uestre duximns committendam, ut uidelicet pridie non. proximi
augnsti eosdem faciatis ante uestram presentiam conuenire et auditis
hincinde rationibus, quod iustitia dictauerit decernatis, quod si
inter prefatos abbates per iustitiam uel concordiam componi non
poterit, proximis idibus martii nostro se conspectui representent,
quod iustitia dictauerit exequi preparati. Prefatum autem sancti
Petri Viui“), qui de uestra benignitate erga se nobis bona plurima
nunciauit et de nobis ualde confidit, pro nostra reuerentia babeatis
attentius commendatum. Data Pisis II id. iunii.
a) sic,
8 .
Innocent 11. nimmt das Kloster 8aint-Pierre4e-Yif4es-Sens unter
dein Alt Herbert nacTv dem Yorgange Paschalis^ 11. und Honorius^ II,
Papsturkunden in Frankreich V. 33
in den apostoliscJien SchuU und l)estdUgt Hint die Besitmngen und die
freie AhtswahL Pisa 1136 Juni 12.
Bom Gotron Ohronicon sancti Petri Vim von 1650 p. 592 Auxerre
SiU. Comm, Ms. 218.
J-L.7863 citiert nach dem Citat lei Quantin Cartulaire gSneral
de VYonne 11 p. 216. Vgl. auch Qallia Christiana Xll p.l39.
Innocentius episcopus seruus seruoram Dei. Dilecto in Ckristo
£Qio Herberto abbati Senonensis monasterii, quod in bonore aposto-
lorum Petri et Pauli situm est in uico qui Viuus dicitur, eiusque
successoribus regulariter substituendis in perpetutun. Officii
nostri nos“^ bortatnr auctoritas pro ecclesiaruna statu satagere
et earum quieti et utilitati salubriter auxiliante Domino prouidere.
Dignum namque est et utilitati conueniens esse cognoscitur, ut qui
ad ecclesiarum regimen assumpti sumus eas et a prauorum homi-
num nequitia tueamur et beati Petri atque apostolice sedis patro-
cinio muniamus. Quam ob rem, dilecte in Domino fili Herberte
abbas, tuis rationabilibus postulationibus assensum prebentes, mo-
nasterium beatorum apostolorum Petri et Pauli, in quo diuina
suffragante dementia preesse dinosceris, cum omnibus ad ipsum
pertinentibus ad exemplar predecessorum nostrormn beate memorie
Paschalis et Honorii Romanorum pontificum sub tutelam et pro-
tectionem apostolice sedis excipimus. Quod uidelicet monasterium
sancte memorie TeodecLdldis, Clodouei regis filia fundasse et rerum
suarum muneribus ditasse cognoscitur. Per presentis igitur priui-
legii paginam apostolica auctoritate statuimus, ut quecumque predia
quascumque possessiones prefata Tbeodecidldis eidem monasterio
contulit, quecumque etiam alia bona idem monasterium in presen-
tiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione ponti-
ficum, largitione regum uel prmcipum oblatione fidelium seu .aliis
iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma tibi tuisque
successoribus in perpetuum et illibata seruentur. In quibus beo
propriis nominibus annotanda subiunximus, scilicet: Altare quod
est in pago Senonico in uilla que uocatur Ausonus in honore
sancti Petri dedicatum, quod olim domnus Egil bone memorie
Senonensis archiepiscopus eidem monasterio dedit; tria quoque
altaria que Seuuinus archiepiscopus uestre contulit ecclesie et suis
litteris confirmauit, uidelicet in uilla que uocatur Sanceias altare
sancti Sanctiani martyris, item altare quod distat a cripta pre-
dict! monasterii quinquaginta dextris in honore sancti Sauiniani
martyris atque pontificis consecratum, in pago Pruuinensi in uilla
d) nos fehlt.
Kgl, Ges. d. Wiflfi. Nachricliton. PMlolog.-liistor. Klasse. 1910. Beiheft.
3
34
Wilhelm Wiederhold,
que uocatur NaMus altare sancti Lupi; hec quatuor altaria cum
suis pertinentiis, sicut a prefatis presulibus concessa sunt, mona-
sterium omni tempore possideat absque alicuius seruitii administra-
tione et in eis fideles sacerdotes ad seruiendum Deo omnipotenti
digne constituat. Sane Mauriacensem cellam in Aruernico pago
coustitutam sub iure semper et ditione monasterii uestri permanere
sancimus cum rebus omnibus et possessionibus ad ipsam pertinen-
tibus. Preterea uestro monasterio nichilominus confirmamus pensum
Trecensis ciuitatis et Bari super Album, quemadmodum ab Hugone
comite illustris memorie et postmodum a nobili uiro Theobaldo
Blesensium comite, nepote eius tibi et eidem monasterio concessum
est et scripto firmatum. Quicquid preterea immunitatis, quicquid
libertatis sen donationis a Senonensis ecclesie archiepiscopis uel
catbolicis regibus monasterium uestrum hactenns obtinuisse cognos-
citur, ratum firmumque manere sancimus. Obeunte uero te nunc
eiusdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi
qualibet surreptionis astutia uel uiolentia preponatur, nisi quern
fratres communi consensu uel fratrum pars sanioris consilii se-
cundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eli-
gendum. Decernimus ergo ut nuUi omnino bominum liceat prefa-
tum. monasterium temere perturbare ,aut eius possessiones auferre
uel ablatas retinere minuere sen quibuslibet molestiis fatigare, sed
omnia integra conseruentur, eorum pro quorum gubematione et
sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura, salua Se-
nonensis ecclesie canonica reuerentia. Si qua igitur in posterum
ecclesiastica secularisue persona banc nostre constitutionis paginam
sciens contra earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue com-
monita, si non reatum suum congrua satisfactione correxerit, po-
testatis bonorisque sui dignitate careat reamque se diuino iudicio
existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo cor-
pore et sanguine Dei et domini^) redemptoris nostri lesu Cbristi
aliena fiat atque in extreme examine districte ultioni subiaceat.
Cunctis autem eidem loco sua iura seruantibus sit pax domini
nostri lesu Cbristi, quatenus et hie fructum bone actionis perci-
piant et apud districtum iudicem premia eterne pacis inueniant.
Amen.
R. Ego Innocentius catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Vulielmus Prenestinus episcopus ss.
t Ego Gerardus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss.
f Ego Lucas presb. card. tit. sanctorum loannis et Pauli ss.
&) domini fehlt
Papsturkunden in Frankreich V.
35
t Ego Ato presb, card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Gregorius diac. card, sanctorum Sergii et Bacbi ss.
f Ego Hubaldus diac. card, sancte Marie in Via lata ss.
t Ego Grisogonus diac, card, sancte Marie in Porticu ss.
Data Pisis per manum (A)imerici sancte Eomane ecclesie dia-
coni cardinalis et cancellarii, idus innii, indictione XIV, in-
carnationis dominice anno M®. C^. XXXVII®, pontificatus uero domni
Innocentii pape II anno septimo.
c) uero feliU.
9 .
Innocenz 17 . fordert den Aht von Saint- Jean-du-Pre aufj dem
Alt Herbert von Saint-Pierre4e-Vif unverzuglich die Kirche von Picy
znrucTizugelen und susfendiert ihn loegen seines Ungehorsams vom
Amte. (1135—37).
Ohronicon l$ancti Petri Vivi Senonensis auctore Clario s. XII
/. 130 Auxerre Bill. Ms. 212. — GoU. Baluze 46 s. XVII p. 391
Paris Bill. Nat.
Das citierte Mandat ist nicht erhalten; es wird gleichzeitig mit
Nr, 7 ergangen sein. Unsere Urlmnde ist ein Jahr spdter anzusetzen
als diese.
Innocentius episcopus seruns seruorum Dei. Dilecto filio G.
abbati sancti lobannis de Pratis salutem et apostolicam benedicti-
onem. Debet proprie ruin^ dolore prosterni quisquis apostolicis
contempnit parare preceptis. Nos siquidem per apostolica tibi
scripta mandauimus, ut aut dilecto filio nostro Her(berto) abbati
sancti Petri Viui in presentia uenerabilium fratrum nostrorum
H(ugonis) Altissiodorensis episcopi et H(ugonis) Pontiniacensis ab-
batis de ecclesia et uilla Eiciaci comienires aut idibus martii eidem
responsurus nostro te conspectni presentares. Quod miaime est
effectui mancipatum. Ideoque per apostolica tibi scripta manda-
mus atque precipimus, quatenus eandem ecclesiam cum uilla pre-
dicto abbati restituas, et quia rebelHs et inobediens nobis extitisti,
quousque congrue nobis satisfacias, interdicimus tibi sedem abbatis.
10 .
Innocenz II. lestdtigt der Kirche von Notre Dame de Salles
unter dem Prior Petrus^ Suldialon der Rdmischen Kirche^ die Be-
sitzungen und die Sepultur. . Lateran 1138 April 1.
3 *
36
Wilhelm Wiederhold,
Kopie von 1625 VII 19 (ex cartulari f. 4&) Bourges Arch, Dep,
(Collegiale de Notre-Bame de Salles Liasse 1).
Oitiert Soyer in Memoires de la societS du Oher 1900 p, 11 aus
dieser Kopie,
Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Petro
sancte Romane eoclesie subdiacono, priori sancte Marie de Salis
eiusque siiccessoribns canonice substituendis in perpetuum. Pie
postnlatio nolimtatis debet eflPectn prosequente compleri, quatenus
et denotionis sinceritas laudabiliter enitescat et utilitas postulata
aires indubitanter assumat. Proinde, dilecte in Domino fili Petre
prior, tnis rationabilibns postulationibns clementer annnimns et
ecclesiam beate Marie, cnins es gubemationi et regimini deputatus,
apostolice sedis prinilegio communimns. Statnentes nt quascmnqne
possessiones quecnmque bona eadem ecclesia in presentiarum inste
et®) legitime possidet ant in faturiun concessione pontificum, libera-
litate regnm nel principnm, oblatione fidelinm sen aliis instis
modis anxiliante Domino poterit adipisci, firma tibi tnisqne snc-
cessoribns et illibata permaneant. In qnibus bee propriis nomi-
nibns annotanda snbinnximns : Ecclesiam sancte Marie de Agnngiis,
ecclesiam sancti Saturnini de Canmeriaco, ecclesiam sancti Martini
de Cogniaco, censnm xdginti solidornm, qni a MoKsmensi abbatia
eidern ecclesie pro Mercenniaco etBisiaco annnaliter persolnnntur,
sex sextarios frnmenti et sex sextarios siliginis ab abbatia de
Loco Regid prp terra sancti Albini tibi tnisqne snccessoribns pro
censn annnaliter persolnendos, censnm dnornm solidornm ab ecclesia
sancti Satiri pro ecclesia Monasterioli nobis solnendnm, tres obolos
qnos pro censn debent nobis canonici sancti Anstregisili, ecclesiam
sancte Marie de Primellis. Decemimns etiam nt eos qni deno-
tionis cansa in festinitatibns beati Marie nel ad nigilias celebrandas
illnc uenire decrenerint, nnllns omnino probibere presnmat. Se-
pultnram sane ipsius loci liberam esse decernimns, nt eornm qni
se illic sepeliri deliberanerint , denotioni et extreme nolnntati,
nisi forte excommnnicati sint, nnllns obsistat, nuUo propter boc
matrici ecclesie preindicio generando. Decemimns ergo nt nnUi
omnino bominnm liceat predictam ecclesiam temere pertnrbare ant
eins possessiones anferre nel ablatas retinere minnere ant ali-
qnibns nexationibns fatigare, sed omnia Integra consernentnr, eornm
pro qnornm gubernatione et®) snstentatione concessa snnt, nsibns
onmimodis profntnra. Si qnis antem bnic nostra constitntioni
temerario ansn contraire temptauerit, nisi reatnm snnm satis-
a) et fehlt
Papsturkunden in Frankreich V.
37
factione congrua emendauerit, potestatis honorisque sui dignitate
careat et a sacratissimo corpora ac sanguine Dei et domini re-
demptoris nostri lesu Christi aliena fiat ac in extremo examine
districte nltioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco sua iura
seruautibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatenns et bio
fructum bone actionis percipiant et apud districtnm iudicem premia
eterne pacis inueniant. Amen. Amen. Amen.
R. Ego Innocentius catholice ecclesie episcopus ss. BY^\
f Ego Lucas presb. card. tit. sanctorum lohannis et Pauli ss.
f Ego Grisogonus diac. card, sancte Marie in Portion ss.
Datum Laterani per manum Aimerici sancte Romane ecclesie
diaconi cardinalis et cancellarii, II kal. maii, indictione I, incar-
nationis dominice anno M®.C°XXX®VIII°, pontificatus uero domini
Innocentii pape II anno VIIII.
bj BY feJiltj ebenso uberall f und ss.
11 .
Innocent IL bestdtigt den Kanonikern von Notre-Dame de Monter-
moyen in JBourges ihre JBesit^ungen, Lateran 1140 Mdr^ 6.
Orig. JBourges Arch. JDSp. (Grand Seminaire. Chapitre Notre-
Dame de JMJontermoyen de Doiirges Liasse 2). — Cartulaire div cha-
pitre N-D. de Montermoyen s, XIV ebenda.
Der SchluJ] ist 0 ersfdrt, aber leicht 0 U ergdnzen,
INNOCENTIYS EPISOOPYS SERYVS SEEVOEVM DEI. DI-
LEOTIS FILIIS CANOXIOIS SAXCTE MAEIE MEDD MONASTEEH
BITVEIOEXSIS TAM PEE8ENTIBV8 QVAM EVTVRIS IN PEE>
PETVVM. I Pie postulatio uolnntatis prosequente debet studio
confoueri, quatenus fidelis deuotio celerem consequatur effectom. |
Hoc nimirum in|tuitu, dilecti in Domino filii, uestris postulatio-
nibus paterna benignitate impartimur assensum et ecclesiam | beate
Mari§, in qua Domino militatis, presentis priuilegii pagina com-
munimus. Statuentes ut^^ quascumque possessiones quecumque bona
idem uenerabilis locus in presentiarum legitime possidet | ant in
futurum concessione pontificum, largitione regum uel principum,
oblatione fidelium sen aliis iustis modis Deo propitio poterit ad-
ipisci, firma uobis in perpetuum et illibata perma|neant. In quibus
bee nominatim duximus annotanda: Ecclesiam uidelicet sancti Petri
de Lugniaco, ecclesiam sancti Petri de Marmeniis, ecclesiam sancti
Petri de Troi, ecclesiam sancte Marie | de Coslono, ecclesiam sancte
MariQ de Cildriaco, ecclesiam sancte Lizanioj ecclesiam sancte Mari^
a) ut fMt,
Wilhelm Wiederhold,
de Nououico. Nulli ergo omnino hommum liceat prenominatam
ecclesiam temere perturbare | aut eins possessiones auferre uel
ablatas retinere minuere aut aliquibus uexationibus fatigare. Sed
omnia Integra conseraentur , eorum pro quorum gubernatione et
sustentatione [ concessa sunt, usibus onmimodis profutura. Si qua
igitur in posterum gcclesiastica secularisue persona hanc nostre
consti|tucioms paginam sciens contra earn temere uenire tempta-
uerit, secundo tercioue commonita, si non congrue satis fecerit, po-
testatis honorisque sui dignitate careat reamque se diuino | iudicio
existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo cor-
pore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesu CBristi
aliena fiat atque in extreme examine districjte ultioni subiaceat.
Cunctis autem eidem loco sna iura seruantibus sit pax domini
nostri lesu Christi, quatenus et hie fructum bone actionis perci-
piant et [ apud districtum iudicem premia §tern^ pacis inueniant.
AMEN. AMEN. AMEN.
R. Ego Innocentius cat[holice ecclesie episcopus ss.]. BV.
Dat^ Lat. per manum AIMERIOI sancte Romane ecclesiq dia-
coni cardinaJis et cancellarii, II non. marcii, indictione II[I, in-
carnationis dominice anno M°C°XXX®VniI°, pontificatus uero domni
Innocentii H pape anno XI].
B. dep.
13 .
Innocem IL schreiht dem Abt Gerald von MoUme, daji er die
Entscheidung eines Streites 0 wischen Him und dem Aht StepJmn von
Beigny den Bisehofen Hugo von Auxerre und Gottfried von Langres
tmd dem Abt Bernhard von Clairvaux uhertragen habe.
Later an (1138 — 42) Be^ember 23.
Kopie Is. XVII Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Notre-Bame de
Reigny4es-Vermenton H. 1562).
CUiert E. Petit Bugs de Bourgogne II p. 225 aus Arch. Nat. L.
988 , wo aber nach Charles Poree Inventaire de la collection de
Chastellux in Bulletin de la societe de VYonne 1903 nur moderns Ko’-
pien von Urhunden fur Beigny sind. Unsere TJrhunde citiert Poree
uberhaupt nicht. Bas Schreiben an die Schiedsrichter ist verier en.
Innocentius episcopus seruus seruorum Dei, Dilecto filio Gre-
raldo Molismensi abbati salutem et apostoUcam benedictionem.
Scire te uolumus, quod controuersiam que inter te et dilectum
filium nostrum Stephanum Regniacensem abbatem super terra quam
Ascelinus tibi uendidit agitatur, uenerabilibus fratribus nostris
Papsturkunden in Frankreich V.
39
Hugoni Altissiodorensi, Godefrido Lingonensi episcopis et Bernardo
Clareuallensi abbati commisimus terminandam. Ideo qnoniam fra-
terne caritatis xiuiculuiri exigit, ut fratres nostros tanqnam nos
ipsos diligamns, per presentia tibi scripta mandamus et mandando
precipimns, quatinus cum ab eis fueris euocatus, eorum presentiam
adeas et quod ab ipsis iudicio uel concordia super hoc statutum
fuerit, recipias et obserues. Dat. Lat. X kal. ianuarii.
13.
Innocent IL hestdtigt dem DeJmn und Kapitel von Saint-Etienne
in JBourges die loegen der Kirche von Saint-lter-Us-Ays von Er^--
hischof Wulgrin von Bourges getroffene Entscheidung,
Lateran (1188— dB) April 16,
Oartulaire de Saint-Etienne de JBourges s, XIII f. 17^ Baris
BibL Nat, Ms. Nouv, acgu, lat. 1274.
J-L. 8300 citiert nach diesem Chartula/r.
Innocencius episcopus etc. Dilectis filiis decano et capitulo
Bituricensi in perpetuum. Quemadmodum ea que a nobis fiunt
firma fieri uolumus et iUibata consistere, ita ea etiam que a fra-
tribus nostris rationabiliter disponuntur, nos conuenit roborare.
Quod igitur a discretione uenerabilis fratris nostri Vulgrini Bituri-
censis archiepiscopi inter uos et canonicos sancti Tterii Aiacensis
assensu utriusqne partis statutum est et scripto munitum, ut ui-
delicet ecclesia sancti Yterii in dispositione capituli sancti Stepbani
Bituricensis perpetuo maneat, presenti pagina communimus et ratum
atque inconuulsum in perpetuum fore sanccimus, sicut einsdem
fratris nostri munimine noscitur institutum. Nulli ergo omnino
bominxun fas sit prefatam einsdem fratris nostri constitutionem
infringere uel mutare aut qualibet occasione auellere. Si quis
autem ausu temerario id attemptare presumpserit, quousque te-
meritatem suam congrua satisfactione correxerit, indignationem
omnipotentis Dei et beatorum apostolorum eius Petri et Pauli
incurrat. Dat. Lat. XVI kal. maii.
M.
Innocent IL leauftragt die Bischofe Hugo von Auxerre, Gottfried
von Langres und Humbert von Autun die Monche von JReigny in
ihrer Zehntfreiheit zu bescTiut^en. Lateran (1141 — 43) April 8.
Kopie s. XVII Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Notre-Dame de
JBeignydes-Vermenton H 1562).
Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus
40
Wilhelm Wiederhold,
fratribus Hugoni Altisiodorensi , Godefrido Lingonensi et Hum-
berto Eduensi episcopis salutem et apostolicam benedictionem.
A sanctis patribus est statutum et a nobis in generalibns conciliis
iimonattun, ut religiosi uiri de laboribus, quos propriis manibns
aut snmptibus excolnnt, decimas alicui soluere non cogantur. Quo-
circa per presentia nobis scripta mandamus atque precipimus,
quatinus nec a monachis uel clericis neque laicis uobis subditis a
ddectis filiis nostris monachis Reniacensibus decimas exigi permit-
tatis. Si quis uero contemptor extiterit eosdemque fratres super
hoc inquietare presumpserit, ecclesiastica censura ipsum coerceatis.
Dat. Lat. VI idus aprilis.
15.
Gelestin IL nimmt die AUei Chegal-JBencnt wfder dem AM
Banulph in den apostolischen Schute und iestatigt ihr die Be-
siteungen. 1143 (JDegember).
Ausgug in Collectanea ex cliartulariis s. XVII f. 296 Baris
Bibl. Nat. Ms. lat. 13816,
J-L. 8468 citiert nach Ms. lat, 13816.
Gelestinus papa Ranulpho abbati monasterii beati Petri Ca-
zalis Beneddcti eiusque fratribus. Vestris iustis postulationibus
(annmentes), prefatum monasterium, in quo diuino mancipati estis
obseqnio, sub beati. Petri proteotione suscipimus. Quascmnque po^'
cessiones. In quibus hec propriis duximus exprimenda uocabulis:
Redditus salis de castro Exolduni, sicut Rodulphus eiusdem castri
doininus uobis concessit, ecclesiam de PoUinis cum obedientiis suis,
scilicet Cambonum , Albiniacum , Espaliardum , ecclesiam sancti
Martini de Hoengerio, ecclesiam sancti Benigni Caluiniacum, ca-
pellam sancti Leodegarii Corcellam, (u)suagias in pago Senonensi,
ecclesiam sancti Aniani in pago Ambianensl, ecclesiam sancte Marie
de Eluxacorte in pago Aurelianensi , precibus et assensu fratris
nostri Helie episcopi Aurelianensis prioratum de Corneliaco uobis
humiliter confirmatum"^; monachi autem illius loci abbati de Ca-
zali, qui pro tempore fuerit, cum omni humUitate obediant, ubi
ipse prouiderit.
Ann o milesimo centesimo XLI1I°, pontificatus uero domni Ce-
lestini n pape anno primo.
aj confirmamus.
41
Papsturkunden in Frankreich V.
16 .
Lucius IL nimmt d,ie AUissin und die Schwestern von Ito0Qy4e-
Jeune in den apostolischen Schut^. Lateran (IIM) Mdr 0 17,
Cartulaire de Valbaye de Ro 0 oy-le- Jeune s. XV p, 436 und 505
Auxerre Arch, Dep, (Ahbaye de Bo^oyde- Jeune S, 950)^
Gitiert Gallia Ghr, XII p, 188 als TJrhunde Lucius^ IlL
Lncius episcopus serutis seruorum Dei. Dilectis in Christo
filiabus abbatisse et sororibxis de Roseto salutem et apostolicam
benedictionem. Si quando ab apostolica sede requiriinr quod
inri conneniat et ab ecclesiastica non dissonet honestate, petentixun
desideriis facilem debemus impertiri assensum eoramque nota e£-
fectu prosequente complere. Eapropter, dilecte in Christo fllie,
uestris iustis postulationibns gratum impertientes assensum, domum
uestram cum omnibus bonis tarn ecclesiasticis quam mundanis, que
in presenciarum iuste et pacifice possidet uel in futurum iustis
modis Deo propicio poterit adipisci , sub beati Petri et nostra
protectione suscipimus et presentis script! patrocinio communimus.
Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostre protectionis
infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc
attentare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et bea-
torum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum.
Dat. Lat. XVI kal. aprilis.
17 .
Lucius II, beauftragt die JBischofe Hugo von Auxerre und Gott-
fried von Langres und den AM Bernhard von Glairvaux mil der
Entscheidung eines Streites swischen den AMen von Moleme und
Beigny, Lateran (1144) April 30,
Kopie s. XVII Auxerre Arch Bep, (Ahbaye de Notre-Dame de
Beigny Als-V ermenton H, 1562),
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fratribus
Hugoni Autisiodorensi, Grodefrido Lingonensi episcopis et Bernardo
abbati Clareuallis salutem et apostolicam benedictionem. Signi-
ficatum nobis est, quod inter dilectos filios rfostros uidelicet Mo-
lismensem et Regniacensem abbates occasione cuiusdam terre,
quam ipse Molismensis abbas a Celino emit, controuersia diutius
sit agitata et necdum fine debito terminata. Sed quia seruos Dei
litigare nec honestum est hec ad religionis spectat propositum,
fraternitati uestre, quorum precibus interest scandala fratrum de
medio toUere, per presentia scripta mandamus, quatinus utramque
partem congruo loco et tempore ante uestram euocetis presentiam
Wilhelm Wiederhold
42
et auditis liincmde rationibns et diligenter inquisitis, sic eandem
controuersiam terminare curetis, ut nulla inter eos dissentionis
occasio ualeat remanere. Dat. Lat, pridie kal. maii.
18 .
iMcius IL hestdtigt dem dem heiligen Petrus gehorigen Kloster
JDeols unter dem AU lohannes nach dem Vorgange Leos IX. und
Calixt IL seine Besitzungen und Bechte, namentUch die Kirche von
AncesmeSj die auch XJrhan ll.j Paschalis IL^ Galixt IL und Inno-
cenz IL schon dem Kloster lest&tigt hdben.
Ceperano 1144 Juni 6.
Orig. Paris Arch. Nat. SSrie L. 227 Nr. 4. — Bullai/re de V ah-
laye de Beols von 1735 p. 38 in der SchlofibibliotheTc von Fougere
bei Chdteauroux.
J-L. 8640 eitiert nach dem Original. Vgl. auch E. Chenon Hi-
stoire de Saint-Severe en Berry (Paris 1888) p. 24.
LVOIVS EPISCOPVS SERVVS SEEVORTIM DEI. DILECTIS
FILnS lOHANNI ABBATI DOLENSIS MONASTERH EIVSQVE
FEATBIBVS TAM PBESENTIBVS QVAM FVTVEIS EEGVLAEEM
VITAM PROFE8SIS IN PEEPETWM. 1 Cum uniuersis catho-
lic^ ^cclesiQ filiis debitores ex iniuncto nobis a Deo apostolatus
officio existamus, iUis tamen locis atque personas qa§ specialius
ac fanuliarius Romany adherent ecclesiq propensiori nos con-
uenit caritatis studio imminexe. Eapropter, | dilecte in Domino
fill lohanne abbas, qui per multos labores apostolorum limina
et nos ipsos deuotione debita uisitasti, txds ac fratrum tuorum
iustis postulationibus clementer annuimus et prefatum beat^ Dei
genitricis semperque uirginis Mari§ monasterium sub | iuris-
ditione sedis apostolice specialiter constitutum , ad exemplar
felicis memoriQ Leonis noni et Calixti Romanorum pontificum
ceterorumque predecessorum nostrorum presentis script! priui-
legio communimns. Statuentes ut quascumque possessiones que-
cumque bona idem monasterium | in presentiarum iuste et ca-
nonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione
regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis Deo
propitio poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et
illibata permaneant. In quibus h^c propriis | duximus exprimenda
uocabulis: In episcopatu uidelicet Bituricensi monasterium Vodo-
lionis cum ^cclesia parrochiali de Bormet, ^cclesiam de Ambraus,
qcclesiam de Chosclai, ^cclesiam de Conde cum aliis appendiciis
suis, monasterium de Celia cum parrochia sua et capella sancti
Papsturkunden in Frankreich V.
43
Petri, I capellam sancti lermani cum aliis appenditiis suis, ^ccle-
Siam de Meilent cum capella sancti Romuli, monasterium de Vriaco
cum 'ecclesiis et capellis suis, sancti Martini de Castro, sancti
Nicholai, sancti Christofori, sancti Martiniani, sancti Siluei, eccle-
siam de Olcas et nouam ^cclesiam, ecclesiam de | Curte sancti
Victoris cum parrocMa sua, ^cclesiam de Sargiaco cum appendiciis
suis, gcclesiam de Mesple, ecclesiam de Orcenai, ^cclesiam de Ar-
folio, ecclesiam de Parnai, ecclesiam de Sosbers, ecclesiam de Ar-
cuncio, capellam sanct^ Mari^, sancti Hylarii, ^cclesiam de Pauar-
zinis, ecclesiam sancti | Pauli foris muros ciuitatis Bituric^ cum
parrocMa sua, ecclesiam de Yurie, ecclesiam de Prada cum capellis
de Cuslenc sanct§ Mari^, sancti Yrbani, sancti Cliristofori cum
^cclesiis de Visduno, ecclesiam sancti Stephani de castro Melano
cum ecclesiis et capellis suis, capellam sanct^ Mari^, sancti Sil-
uani, I sancti Petri, sancti Martini, ecclesiam sancti lanuarii, eccle-
siam de Vrciaco, ecclesiam de Yico cum capella de Albeis, ecclesiam
sancti Petri de Bosco, ecclesiam sancti Tlarii de Bornes cum ca-
pellis suis sanct^ Mari^ de castro Lineriis, sancti Martini de
Burneis, capellam de Tosnai, ecclesiam de Reziaco \ sancti Karterii,
ecclesiam de Noent, ecclesiam de Yico iuxta sanctum Carterium,
sancti Aiulfi, sancti Saluatoris de Masnilio cum appenditiis suis,
sancti Stepliani de Cassagnolis, ecclesiam de Maernio cum capellis
suis et parocMa, ecclesias de Ardenta, ecclesias de Campiliaco,
sancti Simplioriani de Creisset, | ecclesiam de Nouo uico Paludoso,
ecclesiam de Saliec, ecclesiam de Duno, ecclesiam sancte Sericul^
et capellam de Cups, ecclesiam de Buxolio, ecclesiam de Baldra,
ecclesiam de Roura, ecclesiam de Polignec, ecclesiam de Brittania,
ecclesiam de Brium, ecclesias de monasterio Cauma, | ecclesiam de
Yilers, ecclesias de Diort, ecclesias de Nuce, ecclesiam de Plo-
riaco, ecclesias et capellas omnes utriusque Closis, ecclesiam de
Marcorniaco, ecclesiam de G-runai, ecclesiam de Beselgia, ecclesias
de Caallac cum parrocMis suis, ecclesiam de Yigo, ecclesiam de
Celon, ecclesiam Luzeret, ecclesiam de | Mulnai cum MbernaJi,
ecclesiam de Niemia cum sutrinio, ecclesiam de Cambono cum
parrocMa sua, ecclesiam de Claudiomaco, ecclesiam de Tausiliaco
cum parrocMa sua, ecclesiam sancti Sigiranni de Camboth, eccle-
siam sancti Laurentii de Guarialesia, ecclesiam de Cuzinn, eccle-
siam de Barrecia, ecclesiam de Danper, ecclesiam [ de Orcena,
ecclesiam sancti Pantaleonis, ecclesiam de Pomerio, ecclesiam de
Crosenc cum capellis suis, ecclesiam de Aguzun, ecclesiam de Cipda
alia , ecclesiam sancti Elegii cum appenditiis suis , ecclesiam de
Ainoculo, ecclesiam sancti Austregisili de Gastello nouo, ecclesiam
44
Wilhelm Wiederhold,
sancti Grenitoris de Oblinco, capel|lam sanct^ Mari§, sancti Petri,
sancti Sigiranni in eodem castro, ecclesiam de Tremsals, ecclesiam
de Artaum, ecclesiam de Oratorio, ecclesiam sanct^ Sener^ cum
ecclesiis et capellis suis, monasterium de Spinoculo, sicut sub censu
duodecim denariorum Eomano pontifici annualiter persoluendo a
pre|decessoribus nostris uobis concessum est; quicquid etiam in
monasterio beat^ Mari^ Exoldunensi et Virsionensi a Romanis pon-
tificibus nobis concessum est et scriptis eorum firmatum, ecclesias
de Briuis, ecclesiam de Planchis, gcclesias de Marun; in Lemoui-
censi ecclesiam sancti Austregisili | de Curte cum capella sancti
Michaelis et ecclesiam sancti Desiderii eiusdem castri, ecclesiam de
Viaguilla cum parrocbia sua ; ex sedis uero apostolice [liberalitate]
Andesmensem ecclesiam, que iuris est ipsius, tibi tnisqne succes-
soribus regendam disponendamqne contradimus, sicut a predeces-
soribus | nostris sanctq memorie VRBANO, PASOHALI, OALIXTO
atque INNOCENTIO papis concessa esfc, ita ut ex ea quotannis II
solidos, ex Dolensi uero unum Eomano pontifici persolnatis; mo-
nasterium de Pradellis cum parrocbia sua, capellam de Potiaco,
ecclesiam de Noent, ecclesias de | Genoliaco, Qcclesiam de Magniaco
cum appenditiis suis, ecclesiam de Latapetra, ecclesiam de domo
Pagina, capellam sancti Petri de Duno, ecclesiam de Nozelio, ec-
clesiam de Musterio, ecclesiam de Musterol, ecclesiam de Cercillac,
ecclesiam de Nozerinis, ecclesiam sancti Pau|li, monasterium de
Pontiaco cum capella sanct^ Mariq, ecclesiam sancti Martini, ec-
clesiam sancti Desiderii, ecclesiam de Nozerolis, qcdesiam de Meanis,
ecclesiam de oratorio sancti Michaelis; in Pictauensi ecclesias de
Salgiaco, ecclesiam de Bonis, ecclesiam de Portio sum appendiciis j
suis, ecclesias de Eoccha cerueria, de Graula, ecclesiam de [Lejtge,
ecclesiam de Malaualle, ecclesiam de Codra, ecclesiam de Bren-
niaco, ecclesiam de Ligolio ; in Turonensi ecclesiam de instila Buc-
cardi, ecclesiam sancti Plodouei; in Nannetensi insulam cum ec-
clesia de Andra, capeljlam de castro Begonis, §cclesiam de Boia,
ecclesiam de Musterlensi cum capella sua, ecclesiam sancti Gereonis ;
Aurelianis ecclesiam sancti Vincentii. Decernimus ergo ut nuUi
omnino hominum liceat idem cenobium temere perturbare aut eius
possessiones | auferre uel ablatas retinere minuere uel temerariis
uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur, eorum pro
quorum sustentatione et gubernatione concessa sunt, usibus onmi-
modis profutura, salua in supradictis qcclesiis diocesani episoopi
eano|nica iustitia et in omnibus apostolice sedis anctoritate. Pre-
terea quod idem monasterium ab initio fundationis snq nostrorum
optinuit prinilegiis predecessorum, decernimus et apostolica aucto-
Papsturkunden in Frankreiclj V,
46
ritate stabilimus , ut nullus episcoporum nee etiam | Bituricensis
prestil, in cuius parrochia situm est, eundem locum abbatemue seu
mouaclios excommunicare uel ad synodum uocare iudiciaria pote-
state nel diuinum officium ibidem interdicere presumat. Sed si
necesse eidem presuli fuerit totum | comitatum Bituricensem ex-
communicare, omnes monacbi et familia einsdem monasterii in-
munes a sua excommunicatione semper maneant liceatq[ue illic Deo
famulantibus monacbis clausis ianuis diuina officia celebrate, ita
tamen ut excommunicati ad ea nullatenus | admittantur, et iam
dictam familiam tumulare. Si qua igitnr in futurum ^cclesiastica
SQCularisue persona banc nostre constitutionis paginam sciens contra
earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue commonita, si non
satisfactione congrua emendauerit, potestatis bonorisque | sui digni-
tate careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate
cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini re-
demptoris nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in extreme examine
districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta ser-
uanti|bus sit pax domini nostri lesu Cbristi, quatinus et hie
fructum bonQ actionis percipiant et apud districtum iudicem premia
QteruQ pacis inueniant. AMEN. AMEN. AMEN.
R. Ego Lucius catbolic§ ecclesi§ episcopus ss. BV.
f Ego Conradus Sabinensis episcopus ss.
f Ego Petrus Albanensis episcopus ss.
f Ego Rainerius presb. card. tit. sancte Prisce ss.
f Ego Tbomas presb. card. tit. Vestine ss.
t Ego Guido diac. card, sanctorum Cosm^ et Damiani ss.
f Ego Petrus diac. card, sancte Marie in Portion ss.
Dat, Ceperani per manum BARONIS sancte Romane ecclesie
subdiaconi, VIII id. iun. , indictione VII, incarnationis dominice
anno M?C?XL?Iin?, pontificatus uero domni Lncii II pape anno
prime.
B. dep.
19.
Lucius IL nimmt den Aht Herbert von Saint’-Fierre-le-Vif-les-
Sens und sein Kloster mit alien Insassen und Qutern in den apo-
stoUschen Scliutz. Rom (1145) Januar 4,
Orig. Sens Bibl. Comm, (Archives H, 32), — Lorn Cotron Ghro-
nicon sancti Petri Vivi von 1650 p, 601 Auxerre Bihl, Comm, M, 213,
LYcius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Herb(erto)
abbati sancti Petri Yiui salutem et apostolijcam benedictionem.
46
Wilhelm Wiederhold
Officii nostri debito et auctoritate compellimur paci quieti
^cclesiarmn sollicite prouidere | et earum prelates sub nostre pro-
tectionis patrociuio defeusare. Quia igitur, in Domino dilecte fili
Herberte | abbas, tarn nostro quam predecessorum nostrorum tem-
pore diutinis es molestiis fatigatus, tuis laboribus | paterno com-
pacientes affectu, personam®^ et monasterium tibi commissum cum
omnibus tarn clericis quam laicis sen [ aliis mobilibus uel immobi-
libus ad ipsum pertinentibus sub apostolicq sedis tutela et defen-
sione sus|cipimus et presentis scripti patrocinio communimus. Nulli
ergo bominum Qcclesiasticorum siue secula|rium fas sit personam
tuam aut bona monasterii tui perturbare sen quibuslibet fatigare
inolesti[is]|. Si quis ausu®^ temerario id attemptare presumpserit
et de rebus propriis, seruis scilicet et ancillis uel ce|teris bonis
tibi commissisj aliquid iniuste contra uoluntatem tuam acceperit,
episcopis, quorum parrocbia[niJ 1 fuerint, precipiendo mandamus, ut
postquam tuam uel fratrum tuorum querimoniam susceperint, ca-
nonijeam de ipsis iusticiam fatiant. Dat. Romq II non ian.
B. dep.
a) et auf Basur 1) sic.
30.
Lucius II, nimmt das Kloster 8aint-Pierre-le-Vif4es-8ens unter
dem Ait Herbert nach dem Vorgange Paschalis^ IL, Honorius^ II,
und Innocenji^ II, in den apostolischen 8cl%utz und bestdtigt ihm die
JBesiUungen und die freie Abtswahl, Rom 1145 Januar 9.
Dom Cotron Ghronicon sancti Petri Vivi v, 1650 p, 602 Auxerre
Bibl. Comm. Ms, 213 [A], — Kopie von 1590 ^Sens Bill, Comm.
(Archives H, 32) [B].
J-L, 8688 citiert nach dem Gitat bei Quantin Cartulaire general
II p. 216, Vgl. auch Gallia Christiana XII p, 139,
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto in Christo
filio Herberto abbati Senonensis monasterii, quod in honore apo-
stolorum Petri et Pauli situm est in uico qui dicitur Viuus, eiusque
fratribus tarn presentibus quam futuris regulariter substituendis
in perpetuum. Ad hoc uniuersalis ecclesie cura nobis a proui-
sore omnium bonorum Deo commissa est, ut religiosas diligamus
personas et bene placentem Deo religionem studeamus modis omni-
bus propagare. Nee enim Deo gratus aliquando famnlatus im-
penditur, nisi ex caritatis radice procedens a puritate religionis
fuerit conseruatus. Oportet igitur omnes ebristiane fidei amatores
religionem diligere et loca uenerabilia cum ipsis personis diuino
Papsturkunden in Frankreich V.
47
seruitio mancipatis attentius confouere, ut nnllis prauortim ho-
minnm inqixiietentnr molestiis nel importunis angarxis fatigentur,
Quam ob rem, dilecte in Domino fili Herberte abbas, tuis ratio-
nabilibus postulationibns assensum prebentes, monasterium beato-
rum apostolorum Petri et Panli, in quo diuina suffragante dementia
preesse dinosceris, cum omnibus ad ipsum pertinentibus ad exemplar
predecessorum nostrorum beate memorie Paschalis, Honorii et
Innocentii Romanorum pontificum sub beati Petri et nostra pro-
tectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus.
Quod uidelicet monasterium sancte memorie Tecbildis, Clodouei
regis filia fundasse et rerum suarnm mnneribus ditasse cognoscitnr.
Statuimus itaque ut quascumque possessiones quecumque bona
prefata Techildis eidem monasterio de suo iure contulit, quecumque
etiam alia bona idem monasterium in presentiarum iuste et cano-
nice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione
regum uel principum, oblatione fidelium seu aKis iustis modis Deo
propitio poterit adipisci, firma uobis uestrisque success oribus im-
perpetuum et iUibata permaneant. In quibus bee propriis duximus
exprimenda uocabulis, scilicet: Altare quod est in pago Senonico
in uilla que uocatur Ausonis in bonore sancti Petri dedicatum,
quod olim domnus Egil bone memorie Senonensis arebiepis copus
eidem monasterio dedit; tria quoque altaria que Seuuinus arebi-
episcopus uestre contulit ecclesie et suis litteris confirmauit, uide-
licet in uilla que uocatur Sanceias altare sancti Sanctiani martyris,
item altare quod distat a cripta predict! monasterii quinquaginta^^
dextris in bonore sancti Sauiniani martyris atque pontifiicis con-
secratum; in pago Pruuinensi in uilla que uocatur Naudus altare
sancti Lupi; item altare sancti Hilarii quod est in uilla que uoca-
tur Honorifiacus, ut eo iure quo tria altaria a iamdicto Seuuiao
arcbiepiscopo collata possidet et istud possideat; bee quinque al-
taria cum stiis pertinentiis, sicut a prefatis presulibus concessa
sunt monasterio uestro, omni tempore possideat absque alicuius
seruitii administratione et in eis fideles sacqrdotes ad seruiendum
Deo omnipotenti digne constituat. Sane Mauriacensem cellam in
Aruernico pago constitutam sub iure semper et ditione monasterii
uestri permanere sancimus cum rebus omnibus et possessionibus ad
ipsam pertinentibus. Preterea uestro monasterio nicbiLominus con-
firmamus pensum Trecensis ciuitatis et Bari super Albam, quem-
admodum ab Hugone comite illustris memorie et postmodum a
nobili uiro Teobaudo Blesensium comite, nepote eius tibi et eidem
a) quingenta AB.
48
Willielm Wiederh-old,
monasterio concessnm est et scripto firmattnn. Quicqtiid preterea
immunitatis, quicquid libertatis seu d.onatioiiis a Senonensis ecclesie
archiepiscopis uel catbolicis regibus monasterium uestram bactenns
obtinnisse cognoscitur, ratum firmumque manere sancimus. Obeunte
Hero te nunc einsdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum,
nullns ibi qualibet subreptionis astutia uel uiolentia preponatur,
nisi quern fratres communi consensu uel fratrum pars sanioris con-
silii secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint
eligendum. Decernimus ergo ut nulli omnino bominum liceat pre-
fatum monasterium temere perturbare aut eius possessiones auferre
uel ablatas retinere minuere seu quibuslibet molestiis fatigare, sed
omnia Integra conseruentur, eorum pro quorum gubernatione et
sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura, salua in
omnibus sedis apostolice auctoritate et diocesani episcopi canonica
iustitia. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona
banc nostre constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire
temptauerit, secundo tercioue commonita, si non reatum suum con-
grua satisfactione correxerit, potestatis bonorisque sui dignitate
careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate
cognoscat et a sacratissimo corpora ac sanguine Dei et domini
redemptoris^) nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in extreme
examine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iura
sua seruantibus sit pax domini nostri lesu Cbristi, quatenus et hie
fructum bone actionis percipiant et aptid districtum iudicem premia
eterne pacis inueniant.
R. Ego Lucius catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Tbeodeuuinus sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Petrus Albanensis episcopus ss.
f Ego Bainerius presb. card. tit. sancte Prisce ss.
f Ego Tbomas presb. card. tit. Vestine ss.
f Ego Gruido presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso^) ss.
f Ego Hugo sancte Romane ecclesie presb. card.^) tit. sancti Lau-
rentii in Lucina ss.
t Ego Gregorius dtac. card, sanctorum Sergii et Bacebi ss.
f Ego Otto diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum ss.
t Ego Guido diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
t Ego frater lordanns diac. card. ss.^>
f Ego Petrus diac. card, sancte Marie in Portion ss.
Datum Rome-^) per manum Baronis sancte Romane ecclesie
h) corpore Dei ac sanguine redemptoris AJB. c) et Damasi AB.
d) card, fehlt AB, e) ss. fehlt m A, f) Rome fehlt in A,
Papstarkunden in Frankreicli V.
49
subdiaconi, V idus ianuarii, indictione VIII, incamationis dominice
anno 0® XLIIII, pontiflcatus nero domnx Lucii II pape anno
prime.
2h
Eugen JII. nimmt das Kloster Notre-Eame de Quincy unter dem
AU Urban in den apostolisclien SchuU und bestdtigt ihm die Besitmngen
und die Zehntfreiheit, Later an 1146 Januar 20.
Privilegia abhatiae Quinciacensi concessa s. XV f. L Tonnerre
JBihl. Comm, Ms, 39.
Gitiert Quantin Cartulaire general de VYonne II p, 67,
Engenius episcopns seruns seruorum Dei. Dilectis flliis Vrbano
abbati mpnasterii sancte Marie Quinciacensis emsq_ne fratribus tarn
presentibus qnam futnris regularem nitam professis imperpetnum.
Ad hoc nniuersalis ecclesie enra nobis a prouisore omnium bonorum
Deo commissa est, ut reHgiosas diligamus personas et bene placen-
tem Deo religionem studeamus modis omnibus propagare. Neque
enim grains Deo aliqaando famulatus impenditur, nisi ex charitatis
radice procedens a puritate religionis fuerit conseruatns. Oportet
igitur omnes christiane fidei amatores religionem diligere et loca
nenerabilia cum ipsis personis diuino sernicio mancipatis attentius
confouere, ut nullis pranorum hominum inquietentur molestiis uel
importunis angariis fatigentur. Eapropter, dilecti in Domino filii,
nestris iustis postulationibus clementer annuimus et prefatum beate
Dei genitricis semperque uirginis Marie monasterinm, in quo diuino
mancipati estis obsequio, sub beati Petri et nostra protectione
suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes
ut quascumque possessiones quecumque bona in presentiarum iuste
et canonice possidetis aut in futurum concessione pontificum, libe-
ralitate regum, largitione principum, oblatione fidelium sen aliis
iustis modis prestante Domino poteritis adipisci, firma uobis
uestrisque successoribus et iPibata permaneant. In quibus hec
propriis duximus exprimenda uocabulis: Monasterinm ipsum beate
Marie cum possessionibus nemoribus pratis et aliis omnibus perti-
nentiis suis, terram de Quintiaco cum orreo nemore et aliis omni-
bus adiacentiis suis, terram de Balano orreum et nemus cum aliis
omnibus appendiciis suis, orreum de Heruy cum pratis et aliis
omnibus pertinentiis suis, uineas de Osmunt, terram cum orreo de
Submontxbus cum appenditiis suis, sicut uobis a monasterio Melun-
densi et eiusdem loci fratribus pro censu duorum solidorum annuatim
eis persoluendo rationabiliter concessa est, terram de Eontanis cum
Kgl. Oes. d. Wiss. Naohricliten. Philolog.-hist. Klasse. 1910. Beiheft. 4
50
Wilhelm Wiederhold,
nemore et aliis omni'bus adiacentiis stiis, terras prata et nemora
que in uicinia abbatie uestre possidetis. Sane laborum uestrorum,
quos propriis manibns ant snmptibns colitisj sine de nntrimentis
animalinm nestrornm nnllns omnino clericns uel laicns a nobis
decimas exigere presnmat. Decernimns ergo nt nnlli omnino ho-
minnm liceat prefatnm locnm temere pertnrbare ant eins possessiones
anferre nel ablatas retinere minnere sen qnibnslibet nexationibus
fatigare, sed omnia integra consernentnr, eornm pro quorum gnber-
natione et sustentatione concessa sunt, usibns omnimodis profntnra,
salna sedis apostolice anctoritate et diocesani episcopi canonica
institia et renerentia. Si qua igitnr in fntnrnm ecclesiastica se-
cnlarisue persona hnins nostre constitntionis paginam sciens
contra earn temere nenire temptaueritj secnndo tercione commonita,
si non reatnm snnm congrna satisfactione correxerit, potestatis
honorisqne sni dignitate careat reamqne se dinino iudicio existere
de perpetrata iniqnitate cognoscat et a sacratissimo corpore et
sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesn Cbristi aliena fiat
atqne in extreme examine districte nltioni snbiaceat. Cunctis
antem eidem loco sna inra sernantibns sit pax domini nostri lesn
Cbristi, qnatinns et bic frnctnm bone actionis percipiant et apnd
districtnm indicem premia eterne pacis inneniant. Amen. Amen.
Ament.
R. Ego Eugenins catholice ecclesie episcopns ss.®^ BV.
f Ego Conradns Sabinensis episcopns sa.
f Ego Albericns Hostiensis episcopns ss.
f Ego Ymarns Tuscnlanns episcopns ss.
t Ego Grregorins presb. card. tit. Calisti ss.
f Ego Guido presb. card. tit. sancti Grisogoni ss.
f Ego lordanus presb. card. tit. sancte Snsanne ss.
t Ego Guido diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
*f Ego Octanianns diac. card, sancti Nicolai in carcere Tul-
liano ss.
f Ego Astaldns diac. card, sancti Enstachii inxta templum
Agrippe ss.
Dat. Lat. per mannm Eoberti sancte Eomane ecclesie presbi-
teri cardinalis et cancellarii, XIII kal. febrnar., indictione nona,
incamationis dominice anno M°. Cl XLV®, pontificates nero domni
Eugenii pape tercii anno prime.
a) ss. fehlt Uherall.
Papsturkunden in Frankreich V.
61
33 .
Eugen IIL lestdtigt dem Kloster Cheml-Eenoit unter dem AM
Jtanulph nach dem Vorgange Innocent’ IL die Immunitdt und die
JBesiUungen, Trastevere 1146 Fehmar 28\
Aitsmg in Collectanea ex chartulariis s, XVII f. 296' Paris EM.
Nat Ms. lat. 13816. — Begest in Antiqiiitates Benedictinae in dioeesi
Bituricensi s. XVII vol. Ill f. 135 ebenda Ms. lat. 12744.
J-L. 8884 citiert nach Ms. lat 12744 and 13816 zu 1146 III. Vgl.
aber Gallia Christiana II p. 143. Die Vorurhunde Innocenz' II.
scJieint verier en.
Eugenius papa Ranulpho abbati monasterii beati Petri Cazalis
Benedicti eiusq[ue fratribus. Predecessoris Innocentii et Petri
Bituricensis arcbiepiscopi precibus inclinati, immunitatem ipsius loci,
sicut a Leodegario bone memorie Bituricensi arcHepiscopo inter
terminos per circumpositas cruces designates constituta est,- red-
ditus salis de castro Exolduni, sicut Radulpbus eiusdem castri
dominus nobis concessit, eclesiam de Dpmnopetro, eclesiam de
Pruneriis, quas tenetis ab eclesia sancti Cirici sub censu quinqua-
ginta solidomm Exoldunensinin, eclesiam de Poliniaco, eclesiam de
Polinis cum obedientiis uestris, que intra eandem parroebiam site
sunt, scilicet Cambone, Albiniaco, Espaliardo, eclesiam sancti Mar-
tini de Noengerio, eclesiam sancti Benigni Caluiniacum, capellam
sancti Leodegarii Corcellam, (u)suagias in page Senonensi, eclesiam
sancti Aniani in pago Ambianensi, eclesiam sancte Marie de Eluxa-
cuesa in pago Aurelianensi, prioratum de Comeliaco cum pertinen-
tiis suis et eclesiis, scilicet de Contris, de Seriaco, de Eraxino;
monaebi autem ipsius loci de Comeliaco abbati de Cazalis, qui pro
tempore fuerit, cum omni bumilitate obediant et ubi ipse prouide-
rit, benedictionem suscipiant. Porro decimas quas assensu et con-
silio arcbiepiscoporum uel episcoporum de manu laycorum babere
poteritis, nobis presentis scripti munimine ^roboramus, sicut ab
eodem predecessore nostro papa Innocentio nobis concessum esse
dignoscitur.
Datum Trans Tyberim^), II kal. mart.®) anno milesimo cen-
tesimo XLV^ pontificatns nero domni Eugenii III pape anno UP.
a) predecessorum. b) fehM im Ms. lat. 13816. c) Pie Angdbe
II kaL mart, findet sidh Gallia Christima II (1720) p. 143 J
33 .
Eugen IIL nimmt das Kloster Notre-Dame du Landais imter
dem Abt Hugo in den apostolischen Schutz und bestdtigt ihm seine
Besitzungen und Zehnten. Auxerre 1147 September 25.
4 *
B2
Wilhelm Wiederhold,
Martyr ologium monasterii Landensis s. ILIII f. 27 Faris Bibh
Nat Ms, lat 9863,
A.usfuhrTjichGS FogBSt Im Inventaire dcs tiltTBS de I ctbbayB du
Landais von 1667 p, 7 Chateauroux Arch Dep. (Abbaye du Landais
S, 276). Vgl. auch Estiennot Antiquitates Fened. in dioc. Biiur,
s, XVII vol I p. SOI Paris Bill Nat Ms, lat 12742,
EVGEinVS EPISCOPVS SEEWS SEEVOEVM DEL DILECTIS
FILnS HVGONI LAEDENSI ABBATI EIVSQVE FEATEIBVS TAM
PEESENTIBT8 QTAM PVTYEIS EEGTXAEEN VITAM PEOFESSIS
IN PEEPETWM. Desiderixim quod ad religiouis propositum et
animarum salutem pertinere monstratur, auctore Deo sine aliqua
est dilatione complendum. Eapropter, dilecti in Domini filii,
nestris iustis postulationibus clementer annuimns et ecclesiam beate
Marie Landensis, in qua dinino mancipati estis obsequio, sub beati
Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priui-
legio communimus. Statuentes ut quascumque possessiones que-
cumque bona eadem ecclesia in presentiarum iaste et canonice
possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum
uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis Deo pro-
picio poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata
permaneant. Sane laborum uestrorum, quos propriis manibus aut
suidptibus colitis, siue de nutrimentis uestrorum animalium nullus
onmirio a uobis decimas exigere presumat. Probibemus etiam ut
nuEi fratrum post factam in uestro monasterio professionem absque
abbatis sui licentia liceat de daustro discedere, discedentem uero
nullus audeat retinere. Decemimus ergo ut nulli omniuo bominum
liceat prefatam ecclesiam temere perturbare aut eius possessiones
auferre uel ablatas retinere minuere aut aliquibus uexationibus
fatigare, sed omnia Integra conseruentur, eorum pro quorum guber-
uatione et sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura,
salua sedis apostolice auctoritate et diocesani episcopi canonica
iustitia. Si quaigitur in futurum ecclesiastica secularisue persona
banc nostre constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire
temptauerit, secundo tertioue commonita, si non satisfactione con-
grua emendauerit, potestatis bonorisque sui dignitate careat ream-
que se diuino iudicio exsistere de perpetrata iniquitate cognoscat
et a sacratissimo corpore ac sanguine^) Dei et domini redemptoris
nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in extreme examine districte
ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit
pax domini nostri lesu Cbristi, quatenus et bic fructum bone ac-
a) a Sacramento corporis ac sanguinis.
Papsturkunden in Frankreich V. 53
tiords percipiant et apnd districtum iudicem premia eterne pacis
inueniant. AMEN. AMEN AMEN
R* Ego Eugenins cathoKce ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Albericus Ostiensis episcopus ss.
f Ego Ismarus Tusculanus episcopus ss.
I Ego Vmbaudus presb. card. tit. sanctorum lohannis et Pauli ss.
f Ego Hugo presb. card. tit. in Lucina ss.
f Ego Oddo diac. card, sancti Greorgii ad Velum aureum ss.
f Ego Grregorius diac. card, sancti Angeli ss.
f Ego lacinctus diac. card, sancte^^ Marie ss.
Dat. Autisiodoro per manum Gruidonis sancte Romane ecclesie
diaconi cardinalis et cancellarii, VII kal. oct., indictione X, incar-
nationis dominice anno M^. C^. XL® VII®, pontiflcatus uero do mni
Eugenii III pape anno III®.
&) tit. sancti. c) tit. sancte.
34 .
Eugen IIL nimmt die Kanoniker von Notre-Dame und Saint-
Etienne in Sens in den apostolischen Schuts und bestdtigt ihnen ihre
Besitmngen, Ferentino 1151 Mdr^ 21.
Kopie von 1666 II 8 Auxerre Arch, Dep, (Ghapitre cathedral de
Sens a, 1438).
Das Inventor von 1632 p. 5 citiert mndchst diese JJrlmnde und
dann: j^hulle du pape Adrien IV poriant semUaile confirmation du
31 decembre 1155^ (Q. 1441 p, 5 und G. 1440 f. 2).
Eugenius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis cano-
nicis ecclesie beate Marie et sancti Stepbani Senonensis eorumque
successoribus canonice substituendis in perpetuum. Quoties
illud a nobis petitur quod ecclesiarum honestati conueniens esse
dignoscitur, animo nos decet libenti concedere et petentium desi-
deriis congruum impertiri suffragium. Eapropter, dilecti in Do-
mino filii, uestris iustis postulationibus benignum impertientes
assensum, personas uestras sub beati Petri et nostra protectione
suscipimus et presentis script! patrocinio communimus. Statuentes
ut quascumque possessiones quecumque bona nomine prefate ecclesie
in presentiarum iuste et canonice possidetis aut in futurum con-
cessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fide-
lium sen aliis iustis modis Deo propitio poteritis adipisci, firma
uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. In quibus
bee propriis duximus exprimenda uocabulis : In prescripta ecclesia
beate Marie et sancti Stephani in sede pontificali duas prebendas
84
Wilhelm Wiederhold,
a capitulo Senonensi perpetuis temporibus rationabili uobis
dispositione concessas, in claustro eiusdem ecclesie domnin nnam
infra monasteriom et posternam, aliam domnm sitam infra domnm
quondam Bochelini et domnm Petri Senonensinm canonicorum, apud
Vennam qnatuor molendinos molentes, unnm ad tanum et alium
ad boandnm, inxta eosdem molendinos domnm qnam emistis a
Stephanone de Cathath. et terras circumadiacentes, terram qnam
emistis a Theardo cnm appendiciis snis, apnd Grranarolnm nnnm
molendinnm qni dicitnr de Fossa ad molendnm, nnnm ad tannm,
medietatem nnins molendini molentis, tertiam partem nnins ad
boandnm et fnrnnm nnnm cnm censn einsdem loci, clansnram sancti
Desiderii cnm censn et medietate nnins fnrni, clansnram de CroUa-
pede, nineam sancti Tebaldi, nineam de Loncinallo, Fospites et
census de nilla sancti dementis, census de sancto Dionysio, census
de bnrgo nicecomitis, prata et census de Grisyaco ; preterea quod
ad decorem domns Dei et Fonestatem predicte ecclesie Teobaldns
quondam Senonensis arcHdiaconus de nobis ac snccessoribns nestris
rationabiliter ordinanit, scilicet nt eidem ecclesie perceptis inde
canonice constitntis beneficiis, omni tempore debeatis anctore Do-
mino desernire, nos qnoqne antboritate sedis apostolice confirmamns
et fntnris temporibus ratnm manere sancimns. Decernimns ergo">
nt ntdli omnino hominnm liceat nos temere pertnrbare ant nestras
possessiones anferre nel ablatas retinere minnere sen aliqnibns
nexationibns fatigare, sed omnia illibata et integra consementnr,
nsibns et necessitatibns nestris omnimodis profutnra. Si qnaigitnr
in fntnmm ecciesiastica secnlarisne persona banc nostre constitn-
tionis paginam sciens contra earn temere nenire temptanerit, secnndo
tertione commonita, nisi satisfactione congrna emendanerit, pote-
statis bonorisqne sni dignitate careat reamqne se diuino indicio
existere de perpetrata iniqnitate cognoscat et a sacratissimo cor-
pore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesn Cbristi
aliena fiat atqne in extreme examine districte nltioni subiaceat.
Cnnctis antem nobis insta seruantibns sit pax domini nostri lesn
Cbristi, qnatenus et bic frnctnm bone actionis percipiant et apnd
districtnm indicem premia .eterne pacis inneniant. Amen. Amen.
B. Ego Engenins catbolice ecclesie episcopns ss. BV.
f Ego Tmarns Tnsculanus episcopns ss.
f Ego Nicolaus Albanensis episcopns ss.
f Ego Vbaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss.
f Ego Nicolaus presb. card. tit. sancti Cyriaci ss.
a) Becernimusque.
Papsturtunden in Frankreich. Y.
B5
.f Ego Aribertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Vbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
f Ego lordanns presb. card. tit. sancte Snsanne ss.
f Ego Astaldns®®) presb. card. tit. sancte Prisce ss.
f Ego Otto diac. card, sancti Greorgii ad Yelnm aureum ss.
f Ego lohannes Paparo diac.^^ card, sancti Adriani ss^
f Ego Gregorius diac. card, sancti Angeli ss.
f Ego Guido diac. card, sancte Marie in Porticu ss.
f Ego lacinthus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss.
f Ego lobannes diac. card, sanctorum Sergii et Baccbi ss.
Dat. Eerentini per manum Bosonis sancte Bomane ecclesie
scriptoris, XII kal. aprilis, indictione XIIII, incarnationis dominice
anno M°. C^. L®, pontiflcatus uero domni Eugenii pape III anno
septimo.
h) Ego fehlt c) sancte Crucis felilt cc) Ditaldus. d) diac. felilt.
35.
Eugen IIL nimmt das Kloster Saint-Marien vor Auocerre unter
den Abt Ohert in den apostolischen SchuU und hestdtigt Him seine
JBesitmngen und Bechte^ namentlich die Zehntfreiheit.
Segni 1152 Januar 18,
Orig, Auxerre Arch. Dep. (Abbaye de Saint Marien d'Auxerre
H. 1201). — Ausmg von 1359 III 18 ebenda if. 1210.
Oitiert Quantin Cartulaire general de V Tonne Ip. 393 nach dem
Original.
EVGENIYS EPISOOPYS SERYY8 SEEVOEVM DEL DILEOTIS
PILnS OBBETO ABBATI SANCTI MAEIANI FOEIS MVEYM AVTI-
SIODOEENSIS CIVITATIS EIVSQVE EEATEIBYS TAM PEBSEN-
TIBVS QYAM EYTVEIS EEGVLAREM VITAM PEOEESSIS IN
PEEPETWM. I Eeligiosis desideriis dignum est facilem pre-
here consensum, ut fidelis deuotio celerem sortiatur effectum. Ea-
propter, dilecti in Domino filii, uestris iustis | postulationibus cle-
ment er annuimus et prefatum locum, in quo diuino mancipati estis
obsequio, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et pre-|
sentis scripti priuilegio communimus. Statuentes ut quascumque
possessiones quecumque bona idem locus in presentiarum iuste et
canonice possidet | aut in futurum concessione pontificum, largitione
regum uel principum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis Deo
propitio poterit adipisci, firma | uobis uestrisque successoribus et
illibata permaneant. In quibus bqc propriis duximus exprimenda
56
Wilhelm Wiederhold,
nocabulis : Ecclesiam sancte Mari^ Eotund^ sitam in snbnrWo Au|ti“
siodori cum omnibus ad se pertinentibus, exceptis ilKs q^ue ad
proprietatem et dominium episcopi pertinere uidentur, grangiam
de Oisello cum omnibus terris suis, que ad ins ecclesiq beat§ Ma|rie
pertinent in loco illo et in parrochiis circapositis, grangiam de
Bosculo cum terris suis, grangiam de Veteri prato cum terris
suis, molendinum de Stagno et ipsum stagnum cum | orto et pratis
circapositis, grangiam de Bunor cum territorio suo, in silua Othe
locum qui uocatur Vallis profunda cum omnibus appenditiis suis,
usum quoque ipsius silue pro j animalium uestrorum pastura sine
[pro faciendis domjibus et aliis uestris domesticis utilitatibus,
uineam Adding et alia qug circa ecclesiam uestram adepti estis,
clausum Arberti Crassi. | Preterea prebendam integram in ecclesia
sancti Stepbani, ita tamen ut in celebratione cotidiang miss^ pro
defuDctis canonicis et dlius missg etiam quam presbyteri canonici
per ordinem statutis ebdomadis celebrant, | debitum eidem ecclesie
seruitium impendatis. Sane laborum uestrorum, quos propriis
manibus.aut sumptibus colitis, sine de nutrimentis uestrorum ani-
malium nullus omnino a uobis decimas | exigere presumat. Decer-
nimus ergo ut nuUi omnino hominum liceat prefatum locum temere
pertuxbare aut eius possessiones auferre uel ablatas retinere mi-
nuere aut aliquibus \ uexationibus fatigare, sed omnia Integra con-
seruentur, eorum pro quorum gubernatione et sustentatione concessa
sunt, usibus omnimodis profutura, salua sedis apostolice auctoritate
et diocesani episcopi canonica | iustitia. Si qua igitur in futurum
ecclesiastica secularisue persona banc nostre constitutionis paginam
sciens contra earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue
co mm onita, si non satisfactione | congrua emendauerit, potestatis
bonorisque sui dignitate careat reamque se diuino iudicio existere
de perpetrata iuiquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac
sanguine Dei et domini redemptoris nostri | lesu Christi aliena fiat
atque in extreme examine districte ultioni subiaceat. Cunctis
antem eidem loco iusta seruantibus sit pax domini nostri lesu
Cbristi, quatenus et bic fructum bone actionis | percipiant et apud
districtum iudicem premia eterne pacis inueniant. AMEN. AMEN.
AMEN.
E. Ego Eugenius catbolicQ ecclesiq episcopus ss. BV.
f Ego Ymarus Tusculanus episcopus ss.
f Ego NTicoIaus Albanensis episcopus ss.
f Ego Gr(regorius) presb. card. tit. Calixti ss.
f Ego ARIbertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
Papsturkunden in Frankreicli V.
t Ego Mius presb. card. tit. sancti MarcelK ss.
57
f Ego Eolandus presb. card. tit. sancti Marci ss.
Ego Otto diac. card, sancti Greorgii ad Veltiin anretun ss.
t Ego Grregorius diac. card, sancti Angeli ss.
f Ego Johannes diac. card, sancte Marie None ss.
f Ego Johannes diac, card, sanctorum Sergii et Bachi ss.
Dat. Signie per mannm BOSONIS sancte Eomane ecclesie scrip-
toms, XV kal. febr., indictione XV, incarnationis dominice anno
W. Cl L® pontificatus nero domni EVgenii JII pape anno VII®.
B. dep.
36 .
Eugen III. nimmt das Kloster Ve^elay unter dem Ait Pontius
in den apostolischen Schuts und bestdtigt ihm die Besit^ungen,
Segni 1152 Januar 27.
Aus^ug in einem Transsumpt von 1486 1 10 Auxerre Arch. JDe^.
(Ahiaye de la Madeleine de Vezelay H. 1942).
Gitiert Bulletin de la societe de VYonne XXH (1868) p. 515
nach einem Transsumpt von 1466 VI 30. In dem grojien Privileg
Alexanders III. J-L. 11720 iverden als Vorurhinden solche Paschals II.,
Ccdixts II., InnocenP II., Lucius^ II. und Bugens III. und in dem
Lucius^ III. J’L. 14538 solche von Leo IX., Gregor VII., Urban 11,
Eugen III. und Alexander III. citiert. Bavon scheinen die Urkunden
Urbans II., Innocen^^ II. und Lucius^ II. gdndich verloren, und von
der Eugens III. ist nur der kurze Auszug erhalten.
Eugenins episcopus seruns seruorum Dei. Dilecto filio Pontio
Vizeliacensi abbati eiusque successoribus regularem") uitam pro-
fessis^^ in perpetunm. Quamuis omnium ecclesiarum cura etc.
Ecclesiam de Villaris monasterio cum decimis et pertinentiis suis,
ecclesiam sancti Mauritii, ecclesiam Fessardi, ecclesiam Montislan-
duni, ecclesiam de Ladon, ecclesiam de Johenuilla, ecclesiam de
Magneriis, ecclesiam de Gundreuilla, ecclesiam de Vicomauro, ec-
a) regulariter.
li) profuturis.
58
Wilhelm Wiederhold
clesiam de Camposeuraio cum decimis suis, ecclesiam de Serarduulla
cum parrochiis de Venit et de Bolouilla cum decimis earundem
uillarum, molendinum de Seth, in curia de Marini solidos per
singulos annos de elemosina uicecomitis; in page Beluacensi etc.
Datum Signie per manum Bosonis sancte Romane ecclesie
scriptoria, VI kaL februarii, indictione XV, incarnationis dominice
anno Ml Cl L.® 1°, pontificatus uero domni Eugenii HI pape anno
sexto.
37 .
Anastasius IV, nimmt die AUei Saint-Germain vor Auxerre unter
dem AU Arduin nach dem Vorgange Eugens III, in den apostoUschen
SahuU und bestdtigt ihr die Besitsungen und Rechte, iesonders die
Sepuliur, Lateran 1154 Fehruar 25.
Gartulaire de Saint-Germain d' Auxerre s, XIII f, 8' Auxerre
Bill, Comm, Ms, 161 = Bom Viole Historia abhatum s, Germani s,
XVII p, 222 ebenda Ms, 154 = Kopien von 1676 IV 11, 1607 IX
25 und mvei Kopien s. XVIII ebenda Arch, Bep, (Ahbaye de Saint-
Germain d Auxerre H. 984),
J-Ij, 9888 nach dem Citat hei Quantin Gartulaire general de
VTonne I p. 480, Bie Urhunde wiederholt das Privileg Eugens III,
J-L, 9548 und fugt nur Mnm, m den Besitmngen in der Biocese
Xuajerre : monasterinm de Bellonionte, in der Biocese Sens: ecclesiam
de Pains, eedesiam de sancta Craoe, in der Biocese Langres: ec~
clesiam de Massiliaco, in der Biocese monasterium de
Pesmis, ecclesiam de Tumbero, in der Biocese Autun: ecclesiam
de Disingiaco, in ecclesia de Mainiaco nouem solidos et obolum,
in der Biocese Nevers: ecclesiam de Tais.
Anastasius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ar-
duino abbati monasterii sancti Grermani, quod secus ciuitatem Au-
tisiodorensem situm est, eiusque fratribus tarn presentibus quam
futuris regularem uitam professis in perpetuum. In apostolice
sedis regimine.
Dat. Later. V kal. martii, incarnationis dominice anno Ml C®.
Llir, pontificatus uero dompni Anastasii IIII pape anno primo.
88 .
Anastasius IV. nimmt das Kloster Notre-Bame de Quincy unter
dem Aht Hugo in den apostoUschen Schuts und bestdtigt ihm seine
Besitmngen und Zehiten, Lateran 1154 April 20,
Papsturkunden in Frankreich Y, B9
Frivilegia abbatiae Quinciacensi concessa s. XV f, 2* Tonnerre
JBibl. Comm. Ms. 89.
Die Besitmngen sind : Locum in quo ipsum monasterium situm
est cum appendxciis suis, grangiam Quinciaci cum appendiciis suis,
grangiam Balano cum appenditiis suis, grangiam Semont cum ap-
penditiis suis, grangiam Nielle cum appenditiis suis, prata et que
Labetis in Heruio, uineas similiter quas habetis apud Espinollum
et apud Losmondum.
Anastasius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Hu-
goni Quinciacensi abbati eiusque fratribus tarn presentibus quam
futuris regularem uitam professis in perpetuum. Quotiens illud
a nobis petitur.
R. Ego Anastasius catbolice ecclesie episcopus ss“^. BV.
f Ego Ymarus Tusculanus episcopus ss.
f Ego Hugo Hostiensis episcopus ss.
f Ego Censius Portuensis et sancte Eufine^) episcopus ss.
f Ego Grregorius presb. card, tit. Calisti ss.
f Ego Hubaldus^^ presb. card. tit. sancte Praxedis ss.
f Ego lulius presb. card. tit. sancti Marcelli ss.
f Ego Astaldus presb. card. tit. sancte Prisce ss.
f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss.
f Ego lohannes presb. card. tit. sanctorum Siluestri et Martini ss.
f Ego Odo diac. card, sancti Greorgii ad Velum aureum ss.
f Ego Rodulfus diac. card, sancte Lucie in Septa Solis ss.
f Ego Gruido diac. card, sancte Marie in Porticu ss.
j* Ego Grregorius diac. card, et Sauinensis electus ss.
f Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in careers Tulliano ss.
Datum Lat. per manum Rolandi sancte Romane ecclesie pres**
biteri cardinalis et cancellarii, XII kal. maii, indictione II, incar-
nationis dominice anno M^. C^. L^. IIII^, pontificatus uero domni
Anastasii pape IIII anno prime.
a) ss fehlt iiheraU. h) Silue Candide. c) Fustaldus.
39.
Anastasius IV. bestdtigt dem dem lieiligen Feirus geJidrigen Kloster
Deols unter dem AU Crirard nach dem Vorgange Faschalis^ II. und
Calixts IL und anderer Pdpste seine JBesitmngen^ besonders die schon
von Urban IX, Paschalis IL und Galixt IL dem Kloster hestdtigte
Kirche von Ancesmes imd die von Eugen III. hestdtigte Entscheidung
60
Wilhelm Wiederhold
des Er^MscTiofs Gaufried von Bordeaux und BiscJiofs Lambert von
Angouleme wegen der Kirche von Saint'-Nicolas de la Bochelle,
Lateran 1154 Mai 7,
Orig. Paris Arch. Nat. Serie L. 229 Nr. 8. — Bullaire de
Vablaye de Deols von 1735 p. 42 in der Schlo/]bibliothek von Fougere
bei Chdteauroux.
JL. 9891 citiert nacli dem Original. Die TJrhunde Eugens III.
ist verloren. Die nicht formelhaften Teile unserer TJrhunde lauten:
Ecclesiam uidelicet sancti Alberti, sancti Martialis, sancti Andrew
apostoli et sancti Martini, ecclesiam sancti Dyonisii inxta Dolense
castmin, ecclesiam sancti Stephani prothomartiris sanctique ler-
mani confessoris, ecclesiam aliam in honore beat^ Mari§ nirginis in
bnrgo Dolensi; in episcopatu Bituricensi monasterinm Vodolionis
nnd welter wie in dem Privileg Lucius'^ II. (Nr. 18) bis monasteritim
de Spinocnlo, und dann fdhrt die TJrhunde fort: ita nt ex eo quo-
tannis duodecim denarios Eoman^ ecclesi^, sicut est constitntiim
antiquitns, persoluatis. Preterea ordinationem Virsionensis mo-
nasterii tibi tnisque snccessoribus perpetuo prouidendam et regen-
dam committimus, donum quoqne et concessionem Emenonis Exol-
dunensis seniorisj^ qnam fecit Emenoni et Alberto abbatibus Do-
lensibus de monasterio beat^ Marie apud castrxim Exuldxmnm sito,
quemadmodnm iamdicti predecessoris nostri egregi§ recordationis
pape Calndii prinilegio continetur, nobis nicbilominns confirmamns;
adicientes insnper ecclesias de Brnnis, ecclesiam de Plancas, ec-
clesias de Marun, ecclesiam sancti Astregisilii de Tnrre cum ca-
pella sancti Michaelis et ecclesiam sancti Desiderii einsdem castri,
ecclesiam de Yigeuilla cnm parrochia sna, monasterinm de Prallia
cum parrochia sua, capellam de Botiaco, ecclesiam de Noent, ec-
clesiam de Magniaco cum appenditiis suis, ecclesiam de Latapetra,
capellam sancti Petri de Dnno, ecclesiam de Nozelio, ecclesiam
de Musterio, ecclesiam de Mosterol, ecclesiam de Certillac, mo-
nasterium de Pontiaco cum capella sanctQ Marig, ecclesiam sancti
Martini, sancti Desiderii, ecclesiam de Nocerolis, ecclesiam de
Meanis, ecclesiam de oratorio sancti Michaelis, ecclesias de Sagiaco,
ecclesiam de Bonis, ecclesiam de Eortio cnm appendiciis suis, ec-
clesias de Rocha Cerneria, de Grroula, ecclesiam de Letge, ecclesiam
de Malaualle, ecclesiam de Codra, ecclesiam de Brentiaco, ecclesiam
de Ligolio, ecclesiam sancti Elodouei, insulam cum ecclesia de An-
dria, capellam de castro Begonis, ecclesiam de Boia, ecclesiam de
Mnsterlensi cum capella sua, ecclesiam sancti Zenonis, Aurelianis
ecclesiam sancti Vincentii, ecclesiam de insula Buccardi cum ec-
Papsturkunden in Frankreick V.
61
clesia de Lamere, ecclesiam de domo I^aginea cum supradicta ca*-
pella sancti Petri, sancti Michaelis de Duno cum terra et tominibus,
burgo libertate et immunitate ipsius et cum omnibus ad eandem
ecclesiam pertinentibus ; preterea Andesmensem ecclesiam, quQ uti-
qne beati Petri iuris esse cognoscitur, ex apostolic^ sedis benigni-
tate uobis et successoribus uestris regendam dispoiiendamq[ue con-
cedimus, quemadmodum a supradictis Pomanis pontificibus VBJBA-
NO, PASOALI et OALIXTO noscitur institutum eorumque priui-
legiis confirmatum, ut uidelicet ex eadem ecclesia duos solidos, ex
Dolensi uero monasterio unum Lateranensi palatio annnaliter per-
soluatis. Ad bee felicis memoriQ pape BVGBNII predecessoris
nostri uestigiis adberentes, sententiam quam uenerabiles fratres
nostri GAVPEIDYS Burdegalensis arcbiepiscopus et LAMBEETVS
quondam Engolismensis episcopus super capella sancti Nicbolai de
Eocbella, super qua inter uos et Cluniacenses monacbos contro-
uersia uersabatur, ex mandate ipsius rationabiliter [protjulerunt
et scripti sui pagina roborarunt, auctoritate apostolica confirma-
mus et, sicut ab eis iudicatum est, capeUam ipsam a uobis uestris-
que successoribus inconcusse perpetuo decernimus possidendum.
Hoc quoque capitulo decreuimus adiungendum, ut neque Bituri-
censis arcbiepiscopus nec aliqui minis tri eius in capellis sine par-
rocbialibus ecclesiis burgi uestri diuina officia, nisi ob certam cul-
pam burgensium, unde uos, ad quorum iurisditionem pertinent,
iusticiam facere nolueritis, interdicant. Si quis uero capellanorum
uestrorum eiusdem burgi aliquo interueniente casu seu industria
delinquerint, in curia uestra iusticiam faciant, alioquin uobis uolen-
tibus ea que in ecclesiis uestris babent, amitant. Decernimus ergo
ut quod idem Dolense monasterium ab initio fundationis su^ nostro-
rum optentu priuilegiis predecessorum perpetuis futuris temporibus
inuiolabili firmitate obtineat, ut scilicet nullus episcoporum nec
etiam Bituricensis arcbiepiscopus, in cuius parroebia situm est,
idem locum uel abbatem seu etiam monacbos excommunicare uel
ad synodum uocare iudiciaria potestate et diuinum officium ibidem
interdicere presumat, sed si necesse fuerit eidem presuli totum
comitatum Bituricensem excommunicationi subicere, omnes monaebi
et familia eiusdem monasterii immunis, ab eadem excommunicatione
semper existat, liceatque illic Deo famulantibus monaebis diuina
officia celebrare et iamdictam familiam tumulare, ita tamen ut
excommunicati ad earn nullatenus admittantur.
AXASTASIVS EPISOOPVS 8EEYVS SEEVORVM DEI. DILEC-
TIS PILnS GIEAEDO ABBATI DOLENSIS MONASTBEII EIVSQVE
Wilhelm Wiederhold,
62
PEATEIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM EVTVEIS EEGVLAEEM
VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. ] Effectum iusta postulantibus.
E. Ego Anastasias catbolie^ ecclesiQ episcopus ss. BV.
f Ego Imarus Tusculanns episcopus ss.
f Ego Hugo Hostiensis episcopus ss.
f Ego Grregorius presb. card. tit. Calixti ss.
[f Ego G-uidol presb. card. tit. sancti Girisogoni ss.
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Braxedis ss.
f Ego Manfredus presb. card. tit. sanct§ [Sabine] ss.
f Ego Aribertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
I Ego lulius presb. card. tit. sancti Marcelli ss.
•j- Ego Bernardns presb. card. tit. sancti dementis ss.
f Ego Octauianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
f Ego Gr-erardus presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss.
•f Ego lohannes presb. card, sanctorum lohannis et Pauli tit. Pa-
macbii ss.
•]• Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbillei ss.
I Ego lohannes presb. card. tit. sanctorum Siluestri et Martini ss.
f Ego Eodulfus diac. card, sancte Lucie in Septa Solis ss.
f E^o Giuido diac. card, sancte Marie in Porticu ss.
f Ego lohannes diac. card, sanctorum Sergii et BacM ss.
I Ego Odo diac. card, sancti Nicholai in carcere TuUiano ss.
Dat. Laterani per manum, Eolandi Sanctf Romane ecclesi^
presbiteri cardihalis et canceflariij non. maii, ihdictione H, incar-
nationis dominice anno M“. C". LIUI, pontificatus uero domni
Anastasii pape IIIl anno primo.
B. dep.
30.
Anastasius IV. nimmt das Kloster Dilo unter dem Aht Ertdld
in den apostolischm Schuts und iestatigt ihm die JBesUmngen, die
Zehnten und das Aufnahmerecht. Lateran HSi Juni 4.
Kopien s. XVI, von 1686 IX 29, von 1704 111 5 und 0 wei Ko-
pien s. XVIII Auxerre Arch. Dep. (AVbaye de Notre-Dame de Dilo
H. 592).
J-L. 9916. Wiederliolung von Eugen 111. J-L. 9102 mit den hei
Quantin Cartulaire general de V Tonne Ip. 432 verseichneten Zmatzen.
Anastasias episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Err
taldo abbati eeclesie sancte Marie de Deiloco eiusque fratribus tarn
Papsturkunden in Frankreich Y. 03
presentibns quam futuris canonicam uitam professis in perpetuum.
Religiosam uitam eligentibus.
R. Ego Anastasias catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Hugo Ostiensis episcopus ss.
f Ego Cencius Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Grregorius presb. card. tit. Calixti ss.
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss.
t Ego Bernardus presb, card, tit sancti dementis ss.
f Ego Octauianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
f Ego G-erardus presb. card. tit. sancti Stepbani in Celio monte ss.
f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbillei ss.
f Ego lobannes presb. card, sanctorum Siluestri et Martini ss.
I Ego Guido diac. card, sancte Marie in Portion ss.
t Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in car cere Tulliano ss.
Dat. Lat. per manum Rolandi sancte Romane ecclesie pres-
biteri cardinalis et cancellarii, II non. iunii, indictione II, incar-
nationis dominice anno MP, C^. L®. 1111°, pontificatus uero domini
Anastasii pape IIII anno primo.
31.
Hadrian IV, iestdtlgt dem Propst Herveus imd den Kanonikern von
Sens die Entscheidung aus der Zeit Er^bischof Heinrichs von Sens^
dafi ihre Prdbenden in heinem FaUe verringert iverden dicrfen, toenn
nickt ehoa hei fortgeset^teni UnfleiH der Inhaler in der ErfuUung
ihrer kirchlichen Pflichten, Rom Sankt Peter 1155 Januar 3,
Orig, Sens Bill, Comm, (Archives Q, 109), — Kopie von 1682
VII 24 Auxerre Arch, Bep, (Gkapitre cathedral de Sens Gr, 695),
Gitiert Quaniin Gartulaire general de V Tonne II p, 93, Ber
enischeidende Sat 0 des Textes lautet : Constitutionem quam pari uoto
et communi assensu tempore Hen(rici) quondam arcbiepiscopi uestri
fecistis, uidelicet ut canonici qui apud Senonensem Qcclesiam ha-
bitant et in ipsius seruitio assidue commorantur, prebendarum sua-
rum fructum integre et sine diminutione percipiant; ilK uero qui
licentia capituli in scolis fuerint aut infirmitate detenti niobilomi-
nus accipere debeant, qui autem extra §cclesiam commorantur et
eidem ecclesie assidue non deseruiunt, uiginti solidos tantum per-
cipiant, apostolice sedis auctoritate firmamus et constitutionem
ipsam ratam et inconcussam futuris temporibus decernimus per-
manere.
ADRIANYS EPISOOPVS SERVYS SERVOKYM DEI. DILBOTI8
64
Wilhelm Wiederhold,
FILHS HEEVEO PBEPOSITO SENONENSIS EOOLESIE EIVSQVE
FBATEIBVS TAM PEESENTIBYS QYAM FYTYEIS OANONIOE
SVB8TITVEEDIS IN PEEPETYYM. | Quotiens illud a nobis.
E. Ego Adrianns catholic^ ^cclesi^ episcopus ss. BY.
f Ego Tmarus Tusculanns episcopus ss.
f Ego Hugo Hostiensis episcopus ss.
f Ego Gregorius Sabinensis episcopus ss.
f Ego Guido presb. card, tit. sancti G'risogoni ss.
f Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Sauine ss.
f Ego lulius presb. card, tit- sancti MarceEi ss.
f Ego Astaldus presb. card. tit. sancte PriscQ ss.
f Ego lobannes presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit, Pa~
maciiii ss.
f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss.
f Ego lotannes presb- card. tit. sanctorum Siluestri et Martini ss.
f Ego Guido diac. card, sancte Marie in Porticu ss.
f Ego lobannes diac. card, sanctorum Sergii et Bachi ss.
f Ego Odo diac. card, sancti Nicbolai in carcere Tulliano ss.
Dat. Rome apud sanctum Petrum per manum Rolandi sancte
Eomane ecclesie presbiteri cardinalis et cancellarii, III non. ian,,
indictione HI, incarnationis dominice anno M®. C®. L®. IIII®, ponti-
ficatus uero domni Adriani pape IIII anno primo.
B. dep.
33 .
Hadrian IV. nimmt das Kloster Saint-Germain vor Auxerre
tmter dem Aht Arduin nach dem Vorgange Eiigens HI. in den
apostolischen Schulz und iestdtigt ihm die Besitmngen und alls RecJite,
Eom SanJct Peter 1155 April 80,
OartuJaire de Saint-Germain d'' Auxerre s. XIII f. 9. Auxerre
Bill. Comm, Ms. 161 = Bom Viole Hist, dbbatum s, Germani s.
XVII p. 225 Auxerre Bibl, Ms, 154 = Kopie von 1607 IX 25,
Kopie von 1676 IV 11 und mei Kopien s. XVIII ehenda Arch, Bep,
(H. 984),
J-L, 10045 nach dem Gitat bei Quantin Cartulaire general de
VYonne I p, 480, Bie Urkunde wiederhoU das Privileg Anastasius^ IV,
J-L, 9838 und fugt hinzu, m den Besitmngen in der Biocese Langresi
ecclesiam de Estiualt. Vgl, Nr, 27.
Papsturkunden in Prankreick Y,
65
Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ar-
duino abbati monasterii sancti G-ermani, quod secus ciuitatem Au«
tisiodorensem situm est, eiusque fratribus tam presentibus quam
futuris regularem uitam professis in perpetuum. Effectum iusta
postulantibus.
Dat. Rome apud sanctum Petrum, II kal. maii, incarnacionis
dominice anno C®, L^. pontificatus uero dompni Adriani pape
nil anno prime.
33.
Hadrian IV. nimmt das Kloster Saint- 3Iarien in Auxerre unter
dem Abt Milo in den apostolischen SchuU und hestdtigt Him die He-
sitmngen und BecUe, JBenevent 1156 April 9,
Orig, Auxerre Arch Hep. (Saint-31arien d* Auxerre H. 1304).
Citiert Quantin Cartulaire general de VYonne I p. 393. — Hie
Urlcunde stimmt wortlich uberein mit der iei Quantin II p. 136 ge-
drucMen Hestdtigungsurhunde Alexanders HI. J-L. 10738 (Orig.
und Kopie von 1670 II 28 ebenda).
ADRIANVS EPISOOPVS SBRWS SERVORVM DEI. DIDEOTIS
EILIIS MILONI ABBATI SANOTI MARIANI EIVSQVE ERATRIBYS
TAM PRESENTIBVS QVAM PVTVEIS EEGVLAEEM VITAM
PROFESSIS IN PERPETVYM. | Quotiens illud a nobis petitur.
R. Ego Adrianus catbolicQ ecclesi^ episcopus ss. BV.
f Ego Gruido presb. card. tit. sancti G-risogoni ss.
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss.
f Ego Vbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
f Ego Bernardus presb. card. tit. sancti dementis ss.
f Ego Octauianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
f Ego Odo diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum ss.
f Ego Guido diac. card, sancte Marie in Porticu ss.
Dat. Beneuenti per manum Rolandi sancte Romany ecclesie
presbiteri cardinalis et cancellariij V id. april., indictione 1111,. in-
carnationis dominice anno M^. VI°, pontificatus uero domni
Adriani pape IIII anno II.
B. dep.
34.
Hadrian IV. nimmt das Kloster La Charite-sur-Loire unter dem
Prior Bainald nach dem Vorgange Urbans II., Paschalis' II. und
Lucius^ II. in den apostolischen Schut^ und bestdtigt ihm seine He-
Kgl. Ges. d. Wiss. Nacliricliton. Klasse. 1910. Beiheft. 5
66
Wilhelm Wiederhold,
siUmgen und EecJde^ name^itlich die JBestimmung InnocenB^ JLj daj]
durch Mine JSfeugrilndung innerliaTb seiner Pfarreien die Reclite imd
Gilter des Klosters irgendwie beeintrdchtigt werden dUrfen.
Benevent 1156 April 24,
Dorn Viole Qesta episcoporum Autisiodorensiiim s, XVI J vol. I
p,.999 Auxerre Bill, Comm, Ms, 152.
Citiert Monast. Bened, s, XVII vol. IX f, 9 Paris Bibl, Nat, Ms,
lat 12666. — Die Besitmngen sind: In Antissiodorensi episcopatu
apnd Boniacum ecclesiam sancti Petri et sancti Aniani cum omni-
bus possessionibus et appendiciis suis, apud Dampnam Mariam
sancte Marie et sancti Amatoris, apnd Balbiniacum sancti StepHani,
apud Septemfontes sancti Petri, apud Conadam sancti Aniani et
ecclesiam de Nououico, apud Polliacum sancti Petri, apud Menam
sancti luliani, apud Bellusiacum sancti Martini, apud Karciacum
sancti MarceUi, apud Varrennam sancti Martini, iuxta Eauenam
sancti Siluani, apud Domnum Petrum sancti Petri, apud Murliacum
sancti Martini, in Bosco Brittangia sancti Vincentii, apud Castrum
nouum sancti Simpboriani, apud Sulliacum sancti Simpboriani,
iuxta Sulliacum iuxta Virgultum sancti Germani et sancti Aniani,
apud Matriaoum sancti Petri, apud Banam sancte Marie, apud
Grin sancti Stepbani, apud Colungar super Yoniam sancte Marie,
ecclesiam de la Couronni, apud Nannay sancti Symeonis, apud
Alydacum sancti Saiurnini, apud Featiniacum sancti Cyrici, ec-
clesiam de Via sancti Stepbani, apud Mannar sancti Martini, apud
Cellam sancti luliani; in episcopatu Niuemensi ecclesiam sancti
Aniani de Albiniaco cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti
Sulpitii de CapeUa supra Ligerim, de Partiaco, sancti Victoris de
Eiuernis, de Bichiis, de Tanturiaco, de sancto Sulpitio, de Bello-
monte, de Roy, de Patingis, de Monteniaco, de Sauiniaco, de Cir-
siaco, de Colongia supra Carsiacum castrum; iu episcopatu Bituri-
censi ecclesiam de Monastello cum burgo et omnibus pertinentiis
suis, de sancta Montsana, de Argento cuius castellum et castra
in terra monacborum sunt, de Parpatiaco, ecclesiam de sancto
Celso cnm burgo et omnibus pertinentiis suis, de campo Feroldi,
de sancto Florentio, de Aurolio, item de Or olio, de Vatiniaco, de
Barday, de Santonio, de Ylmeriaco, de Fonteniaco castro, sancti
Cyrici de Bed, de Neronda, de Perli, de Berriaco, ecclesiam sancte
Marie et sancti Martini apud montem Falconis de Cronaj in epis-
copatu Eduensi in subnrbio ecclesiam sancti Rocbi, ecclesiam de
Eoca, de monte Osberti cum uilla de Brali, de Vinerio, de saucto
Honorato, de Lamaneria; iu episcopatu Aurelianensi ecclesias in
Papsturkimden in Frankreicli Y.
67
suburbio sancti Laurentii cum omnibus pertinentiis snis, de Aurolio ;
in Carnotensi episcopatu ecclesiam in suburbio beate Marie Belli-
loci, apud Meruillam sancti lohannis; in episcopatu Turonensi ec-
clesiam sancti Micbaelis, sancti Medardi de Emira; in episcopatu
Senonensi ecclesias sancte Marie de Porta Leonis cum omnibus
pertinentiis suis, de Curtiniaco sancti Petri cum omnibus pertinen-
tiis suis, de Disiacoj de castro Painaldi, sancti Nicbolai ecclesiam
de Monte Boio cum omnibus pertinentiis suis, de Castellione, de
Cbauennis, de loyniaco cum omnibus pertinentiis suis, de Brancbiis,
de Contentione, de Ladis, de castello Belliot, de Venisiaco, de
Cruce cum omnibus pertinentiis suis, de Meso, de Yonisuilla, de
luliaco, de capella Eagi; in Trecensi episcopatu ecclesiam sancti
Sepulchri cum omnibus pertinentiis suis, de sancto lusto de Se-
sanna cum omnibus pertinentiis suis; in episcopatu Snessionensi
ecclesiam de Brena cum omnibus pertinentiis suis, de Villeriis cum
omnibus pertinentiis suis; in episcopate Catalonensi ecclesias de
Monte Mauro; in episcopatu Meldensi ecclesias de Badolio cum
omnibus pertinentiis suis, de Eirmitate Augulfi, de Challi, de Cbar-
niui, de Boissi, de Bellouidere, sancti Cbristopbori in subnrbio; in
episcopate Parisiensi ecclesiam sancti Yonii cum omnibus pertinen-
tiis suis; in episcopate Beluacensi ecclesiam sancti Cbristopbori
cum omnibus pertinentiis suis ; in episcopate Botomagensi ecclesiam
de Longuauilla cum omnibus pertinentiis suis; in Venetia ecclesiam
sancte Crucis cum pertinentiis suis; in Hispania sancti Petri de
^Batis uel Aratis cum pertinentiis suis; in episcopate Vinconiensi
in Anglia ecclesiam sancti Saluatoris de Vermondeste cum perti-
nentiis suis; in episcopate Lincolnensi ecclesias sancti Andree de
Noretona cum pertinentiis suis, ecclesiam de Dammceria cum per-
tinentiis suis; in episcopate Heresfordensi ecclesiam sancte Mil-
burgis de Vannclocb cum tota uilla et aliis pertinentiis suis; in
episcopate Cboracensi ecclesiam de Pontefracto cum pertinentiis
suis, alias quoque ecclesias et decimas de Laurento et deMena et
ceteras omnes quas canonice possidetis.
Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Eai-
naldo priori monasterii beate Marie que^^ de Cbaritate dicitur
eiusque fratribus tarn presentibus quam futeris regularem uitam
professis in perpeteum. Quotiens a filiis nostris.
Datum Beneuenti per manum Bolandi sancte Bomane ecclesie
presbyteri cardinalis et cancellarii, VIII kal. maii, indictione IV,
incarnationis dominice anno C°. L° VP, pontificates uero do-
mini Adrian! pape IV anno IP.
a) sic, h) anno feJiU,
5 *
68
Willielm Wiederhold,
35 .
Hadrian IK ubermittelt dem Aht Girard und den Briidern von
BSols seine JEntscheidung in einem Streite ^wischen iJmen und den
Klerilcern von Ohdtillon, Lateran 1157 Mdr^ 11.
Kopie s. XVIII (aus Kopie von 1280) Chdteauroux Arch. Dep.
(Ohapitre Saint- Aoustille de Ghdtillon-sur-Indre G. 54).
Adrianus episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto filio Girardo
abbati et fratribus Dolensibas salutem et apostolicam benedictio-
nem. Qnoties ad sedis apostolice andientiam controuersie alique
perferimtur , solicite debemus efficere, nt fine congruo mediante
iustitia sopiantur et cum faerint terminate, ne recidiuum impo-
sterinn patiantnr, qualiter terminate sint nel decise, litterarnm
debet fidei commendari, nt habeat secntnra posteritas qnid super
Loc euidenter agnoscat. Venisti siqnidem' ad nostram presentiam,
dilecte in Domino fili, cum qnibusdam fratribus tuis, uenerunt et
qtiidam clerici de Castellione, et que inter nos et ipsos de iure
parocMali controuersia uertebatur, studuisti in nostra et fratrum
nostrorum presentia explicate. Ex confessione itaque utriusque
partis post longam et diutinam disceptationem tandem iuramento
hincinde prestito cognoscentes totnm castrum quod Castellio
dicitur ad parocliiam sancti Tyburcii pertinere, communicato fra-
trum nostrorum consilio super eadem controuersia sententiam
huiusmodi statuimus promulgare. Decernimus siquidem quod omnes
homines et mulieres ipsius castri in subscriptis festiuitatibus ad
baptismalem ecclesiam Thoisiliacensem pergant, uidelicet in Natale
Domini ad missam maiorem et festiuitate beati Stephani, in puri-
ficatione beate Marie, in Ramis palmarum ad processionem, ad
Pascha ad missam et corpus domini, in Ascensione, in Penthe-
eostem, in festiuitate Omnium sanctorum utraque die, in missis
sponsalitiis, in purificatione mulierum. Ceteris autem diebus eant
quocunque uoluerint ad audienda diuina officia sine diminutione
baptismalis ecclesie. Domini etiam domorum tarn mares quam
femine cum filiis et filiabus ameribus et generis in uita et in
morte penitentiam a baptismali recipient et ibidem eorum corpora
tumulentur, familia uero militum uidelicet sernientes, qui non sunt
eiusdem generis in quadragenia, tantum ibunt ad penitentiam quo-
cumque uoluerint, sed sepulturam apud eamdem matricem habebunt
ecclesiam, milites uero et uxores eorum liberam sepulturam habe-
bunt, salua iusticia matricis ecclesie. Decimas etiam omnes habebit
matrix ecclesia. Baptisma apud maiorem tantum ecclesiam cele-
Papsturkunden in Frankreicli V.
69
brabunt, nisi forte ingrnente necessitate mortis, cum capellanus
matricis ecclesie presens non fuerit. Peram uidelicet et scarcellam
ab ipsa matrice ecclesia periglini accipiant [et uisitationes at(jue
unctiones infirmorum a sacerdotibus matricis ecclesie accipient.
Statuimus ergo ut nulli omnino hominum liceat banc nostre con-
firmationis sententiam infringere aut ei aliquatenus contraire. Si
quis autem id attemptare presumpserit, secundo tertioue monitus,
nisi reatum suum congrna satisfactione correxerit, indignationem
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius in-
currat atque in extreme examine districte ultioni subiaceat.
Datum Laterani per manum Roclandi sancte Romane ecclesie
presbiteri cardinalis et cancellarii, V® idibus martii, indictione V,
incarnationis dominice anno M°. C®. L°. VP, pontificatus uero domini
Adriani pape IIII anno tercio.
36.
Hadrian IV> nimmt das Er^histum JBourges miter dem Erjs-
hischof Fetnis nach dem Vorgange Eugens IlL in den apostolischen
SchuU und bestdtigt iJim den Primat uber die Provin^en JBourges und
Bordeaux und alle Besitmngen und JReelite,
Lateran 1157 JMdr 0 29.
Cartulaire de Varcheveche de Bourges s. XIV Nr. 164 Bourges
Arch. Hep. — Cartulaire s» XVIII p. 5 (mit der JRandnotiz Nr. 12)
ebenda (ArchevecM de Bourges Q. 2). — Coll. Baluze ml 79 f. 137
(ex cartulari f. 15) und f. 252 (ex cartulari f\ 68) Paris Bihl. Nat,
J-L. 10269. Die Uriamde wiederhoU das Privileg Eugens III.
J-L, 8883 bis m den Worten: altare beati Stepbani iuxta antiquam
consuetudinem und fdhrt dann fort : Constituimus insuper , ut de-
canus Bituricensis ecclesie, sicut eiusdem ecclesie canonica con-
suetude requiuit, nuUam aliam preter decanatum in ipsa ecclesia
obtineat dignitatem. Liceat quoque tarn tibi quam successoribus
tuis cantoriam Bituricensis ecclesie et tbesaurariam sancti Au-
stregisili absque canonicorum electione, sicut antecessores tui iuste
fecisse noscuntur, sine cuiusquam contradictione concedere. lus
etiam episcopale in synodis paratis et aliis consuetudinibus, in
ecclesiis clericis et laicis de Burgodolensi, sicut tu et antecessores
tui ab antiquis retro temporibus usque nunc pacifice babuistis, tibi
tuisque successoribus confirmamus. Nibilominus quoque statuimus,
ut singule parocbiales ecclesie per Bituriam constitute ad episco-
pale ius pertinentes synodum tarn tibi quam successoribus tuis et
paratas exsoluant. Obeunte uero te u, s. iv.
70
Wilhelm Wiederhold
Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Petro Bituricensi archiepiscopo eiusque successoribus canonice sub-
stitueudis (ia perpetuxim). In eminenti culmine sedis.
Datum Laterani per manam Rolandi sancte Romaixe ecclesie
presbyter! cardinalis et cancellarii, IIII kal. aprilis, (indictione) VI,
incarnationis dominice anno MCLVII, pontificatus (uero) domini
Adriani pape IIII anno tertio.
37.
Hadrian IF. bestdtigt dem Hrsibischof Hugo von Sens die Bechte
and Besitmngen seiner Kirche^ erneuert die Entscheidungen Inno-
censf^ II, und. Eugens IIl,^ nach denen alle Guterverdujierungen Er 0 -
biscliof Heinrichs von Sens als ungultig anmsehen sind und bestdtigt
eine eingerucUe Urhunde Kbnig Ludwigs des Jungeren von FranTcreich,
Lateran 1158 Mdr 0 19,
Kopie von 1627 HI 6 Auxerre Arch, Hep, (ArchevecM de Sens
G, 176),
J-L, 10395 nach dem Citat bei Quantin Cartulaire general de
V Yonne J p, 541), Die Vorurhmden Innocenz^ II, und Eugens 111,
sind verlpren die inserierte Kbnigsurlmnde gedruckt bei Quantin II
p, 74, Her Text wiederhoU im wesentlichen die UrJcunde Hadrians
IV, I-L, 10168^ fdhrt aber nach potestatem liceat appeUare fort:
Preterea quoniam antecessores nostri sancte recordationis Inno-
centius et Eugenius Bomani pontifices possessiones et bona Seno~
nensis ecclesie distracta illicite cognoscentes, donationes sen quas-
libet alienationes de possessionibus et bonis ipsius ecclesie per
Henricum antecessorem tuum absque communi fratrum snorum
consilio factas euacuauerunt et irritas censuerunt , nos quod ab
ipsis super hoc factum est apostolice sedis autboritate firmamus
et ratam manere censemus.
Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Hugoni Senonensi archiepiscopo eiusque successoribus canonice
substituendis in perpetuum. Cum ex iniuncto nobis a Deo,
Datum Lat. per manum Bolandi sancte Bomane ecclesie pres-
byter! cardinalis et cancellarii, XIIII kal. aprilis, indictione VI,
incarnationis dominice anno VIP, pontificatus uero domini
Adriani pape IIII anno quarto.
Papsturkunden in Frankreich V.
71
38 .
Hadrian IV. schreiht dem Ait Pontius von Veiselay^ dafi er von
dem Ait Stephan von Notre-Dame de Reigny heine Zehnten fordern
durfe. (1154—1159).
Kopie s, XVII Auxerre Arch. Hep. (Aihaye de Nofre-Dame de
Reigny-les-Vermenton H. 1562).
Adriaiius episcopus seruns seruorum Dei. Pontio abbati Vi-
zeliacensi. Dilectns films noster Stephanus abbas Regniacensis
transmissa nobis relatione monstrauit, quod deciinas ab eo de
noualibus suis contra iustitiam et apostolica statuta requiras. Nos
enim apostolice sedis auctoritate statnimus; ut religiosi niri decimas
nonalium snorum nnlli prorsus exsoluere teneantur. Ideoqne per
apostolica tibi statuioms mandata, qaatinus decimas, sicut diximns,
de noualibus suis de cetero ab eodem filio nostro abbate exigere
nulla ratione presumas.
39 ,
Hadrian IV. lestdtigt dem Er^bischof Petrus und dem Kapitel
von Bourges Hire Beschlusse wegen der Propstei Mimbriac.
Later an {1157—59) Mdr^ 80.
Cartulaire de Saint - Etienne de Bourges s. XIII f. 16 Paris
Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat, 1274.
J-L. 10502 citiert nach diesem Chartular.
Adrianus episcopus (seruus seruorum Dei). Venerabili fratri
P(etro) arcbiepiscopo et uniuerso capitulo Bituricensi salutem
etc. Ea que a uiris ecclesiasticis racionabili prouidencia sta-
tuta esse noscuntur, in sua debent stabilitate consistere et, ne
alicuius temeritate ualeant in irritum reuocari, apostoHce sedis
munimine conuenit roborari. Quocirca uestris iustis postulatio-
nibus grato concurrentes assensu, quod de Mimbricensi prepositura
rationabiliter a uobis statutum esse dinoscitur, auctoritate sedis
apostolice confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus.
Statuentes etc. Dat. Lat. Ill kal. aprilis.
40 .
Hadrian IV. nimmt das Kloster Saint- Michel in Tonnerre unter
dem Abt Petrus in den apostoUschen Schiit^ und bestdtigt ihm die Be-
sitmngen, das Prdsentationsrecht und die Abtswahl.
Anagni 1159 Juni 15.
Orig. Tonnerre Bibl. Comm. Ms. 40.
72
Willielm Wiederliold,
J-L. 10574: nach dem Oitat lei Nouveau traite de diplomatique
V 272 n, 3, Die Lisie der JBesiUungen lautet: Ecclesiam de Atheis
mm terris et naedietate decime, cappellam et uillam de Scissiaco
cum pertinentiis suis, tertiam partem decime de Lagniaco castro
et medietatem reddituum in ecclesia de Lagniaco uilla, ecclesiam
de ualle Pelletana cum terris et molendino, cappellam de Plogniaco
et uillam et molendinum cum iustitia terris et appenditiis siiis,
uillam q^ue Carriacus dicitur cum molendinis terris et iustitia,
ecclesias et uillam de Caniaco cum iustitia et appendiciis suis,
ecclesiam de Spineolo cum duabus partibus decime et decimam
molendini Camelli, ecclesiam sancte Columbe, cappellam sancti
Winemari cum decimis et redditibus suis, ecclesiam de Anciaco
Suili cum tertia parte decime et tertia parte molendinorum cum
terris et possessionibus suis, ecclesiam Pimelle et uillam cum iu-
stitia et omnibus appenditiis suis, decimam finagii de Parsum et
tertiam partem de tertiis et de iustitia, ecclesiam de Crusiaco
cum decimis et redditibus eius et ecclesiam de Puteis, similiter
ecclesiam et uillam de Curtegradu cum iustitia et omnibus appen-
diciis eius, ecclesiam de Ebroilo et medietatem decime et tertiarum
reddituum , excepto obolo de Solido , ecclesiam de Turgeio cum
tertia parte decime cum terris pratis et siluis, medietatem red-
dituum eoQlesie et decime de Lentagio, decimam finagii quod Stet
dicitur, ecclesiam sancte Triaitatis de Barro super Sequanam cum
terris et molendinis ad eandem ecclesiam pertinentibus et nundinis
festiuitatis sancte Trinitatis, id est dominica secunda et tertia
feria, tertiam partem molendinorum de uilla Morim cum terris et
pratis, cappellam de Monasteriolo cum terris pratis siluis et tertia
parte iustitie, cappeUam et medietatem uille Campaniaci cum iu-
stitia, terras aquas et siluas que,ad eandem pertinent uillam; in
episcopate Trecensi ecclesiam sancti Petri in uilla que lassanz
dicitur et totam uillam cum molendinis terris pratis et omnibus
appenditiis suis et in eadem parrochia in uilla que Trena dicitur
cappellam sancti Michaelis, molendinos de burgo Tornodori, de
burgo Beraudi et molendinos Bernerii, daas etiam partes sedis
molendini quod Camelli dicitur, cappellam de Cappa et totum fina-
gium cum iustitia et uineis, illud etiam quod dicitur Campus
Infredi et tertiam partem communium et iustitie Vallisplane.
Statuimus preterea ut quicumque in castro Tornodoro et in par-
rocHa sancti Aniani moriuntur, quorum parentes sepulteram apud
uos ex antique consueuerunt babere, non alibi quam ad uestrum
monasterium defferanter et ibidem sepelianter, nisi adhuc uiuentes
et sui compotes aKbi sibi elegerint sepulteram.
Papsturkunden in Frankreich V.
73
ADEIANVS EPISCOPVS SERWS SEEYDEVM DEL DILEOTIS
FILII8 PETEO ABB ATI MONASTEEH SANCTI MICHABLIS TOE-
EODOEEESIS EIVSQVE EEATEIBVS TAM PEESENTIBVS QVAM
EVTVEIS EEG-VLAEEM YITAM PEOFESSI8 IN PEEPETVVM |.
Eeligiosam uitam eligentibus.
E. Ego Adriamis catliolicQ ^cclesi^ episcopns ss. BY.
f Ego Hnbaldxis Hostiensis episcopus ss.
t Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
f Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Boso diac. card, sanctornm Cosme et Damiani ss.
Dat. Anagn. per maniim Eolandi sancte Eomane ecclesie pres-
biteri cardinalis et cancellarii, XYII kal. ini., indictione YII, in-
carnationis dominice anno MCLYIIII, pontificatns aero domni
ADEIANI pape IIII anno quinto.
B. dep*.
41.
Alexander IIL nimmt das Cistercienserldoster Loudieu imter
dem Alt Arnald in den apostoliscJien SchuU und hestdtigt Him die
SesiUungen^ die Zelmtfreiheit und den Klosterfrieden.
Tours 1162 Dezemler 1.
Kopie von 1388 Juni 9 Ghdteauroux Arch, Top, (Trieure de
Loudieu E, 763).
Die Kopie ist voller Fehler. Lie Eesitmngen sind: Pariter ui-
delicet locum proprium, in quo manetis, qui dicitur Eroncbaleis
cum terra adiacente, nemus uicecomes de Brucia qni situs est inxta
uineas et prata de sancto Cipriano, domum de Labita cum perti-
nentiis suis, domum de Heremtaria cum pertinentiis suis, domum
de Bellouidere cum pertinentiis, prata que Oeraldus CoraUi nobis
dedit, uineas de Argen(to) et de Celsomonte, domum de Bragnellis
cum pertinentiis suis, domum de la Bairachanborai cum pertinentiis
suis, domum de Castris cum pertinentiis suis, belemosinam quam
Petrus Mouseu et lobannes Audiandi uobis concesserunt, terram
de la Budra et molinarum de Grrantri, belemosinam quam Petrus
Alius uobis detulit, decern sextarum salis quas ecclesia Eontisdulcis
in perpetuum concessit.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ar-
naldo abbati monasterii sancte „Marie de Peyriaco ac de Loco Dei
eiusque fratribns tarn presentibus quam futnris regularem uitam
professis in perpetuum. (Eeligiosam uitam) eligentibus.
74
Wilhelm Wiederhold
Dat. Turon. per manum Hermanni sancte Romane ecclesie
subdiaconi et notarii, kaL decembr., indictione XI, incarnationis
dominice anno MCLXII, pontiflcatus nero domni Alexandri pape
in anno IV.
43.
Alexander IIL nimmt das Kloster Clairvaux unter dem Aht Gif-
fard nach dem Vorgange Innocent'' II. in den apostolischen Schut^
und besidtigt Him die Besitmngen und Bechte,
Baris 1163 Februar 6.
JBullarium Glarevallense s.XV f.5 Moidins Arch, Fep. (AJbbaye
de Septfonds JST. M).
Die Urlcunde wiederholt das Privileg Innocent* IL J-L. 7544,
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Grif-
fardo Clarenallensi abbati eiusq^ue fratribus tarn presentibns quam
futuris regularem nitam professis (in perpetnnm). Eqnitatis
ratio persnadet.
Il.“) Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss.
f Ego Bernardus Portuensis et sancte Eufine episcopus ss.
•j* Ego G-nalterius Albanensis episcopus ss.
f Ego ladnotus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss.
f Ego Octdo diac. card, sancti Nicolai in career e Tulliano ss.
t Ego Ardicio diac. card, sancti Tteodori ss.
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
f Ego Cintbius diac. card, sancti Adriani ss.
Datum Parisiis per manum Hermanni sancte Romane ecclesie
subdiaconi et notarii, VIII° id. febr. indictione X, incarnationis
dominice anno C®. LX®. II®, pontifleatus uero domni Alexandri
pape III anno quarto.
a) R tind BY fehlen.
43.
Alexander IIL ninimt das CistercienserUoster Notre-Dame-des-
Pierres unter dem Abt Stephan in den apostoUschen Schutis und be-
stdtigt Him die JBesiUungen und Bechte^ besonders die Zehnten und
den Klosterfrieden. Tours 1168 Juni 7.
0. Estiennot Antiquiiates Benedictinae in diocesi Bituricensi vol, II
p, 360 Paris Ms, lot, 12743, — Kopie s, XVII (ex arcMvio caput XVI)
in Actes du diocese de Sens ebenda Ms, lat, 17095 [B],
Papsturkunden in Frankreich V.
76
J-L, 10888 citiert nach Ms. lot. 127 A8. Die Besit^ungen sind :
Locum ipsum, in quo abbatia fundata est, et grangiam que Stondas
uocatur cum omnibus pertinentiis suis, ex done Radulpbi Dolensis
et Hebonis filii eius quidquid de casamentis suis habituri estis uel
babetis, mansum de Petris, de Stondis, de Faidar®), prata de Pe-
trafola, de Putrolis^^ de Runeicb®), de Alperia^^^ Falort, siluam
que uocatur Carbones, grossum nemus, podium Arsum et uniuersa
que his**^ locis adiacent, ex dono Adilardi-^^ G-uillebaudi et filiorum
eius quidquid in supradictis habebant et quidquid de casamentis
suis^^ babetis uel babituri estis, ex dono Willelmi de Culant quid-
quid in supradictis babebat et quidquid ex casamentis suis babetis
uel babituri estis ex dono Serini de Frasna*^ Beruere^-*, Giraldi
Audeer^'^) et Amblardi Marescbal”) quidquid babebant in pratis de
Petrafola, de Putrolis^^ et de Runcieb®^, ex dono Frouini arebi-
diaconi, Willelmi GrumioP), Gaufredi Mess'^) et Radulpbi Amelii
siluam que uocatur Carboners’*^ ad edificandum et ad pascua, ex
dono Emenun(is) de Monte quidquid babebat in terra de Cbasellis,
ex dono Giraldi Torti^) et uxoris eius et Giraldi Titant^^ podium
Arsum et prata que uocantur Aprait^*) et quidquid babebant in
terra de Petris et in terra de Stondis, ex dono Bartbolomei de
castro Melano, Giraldi Gaset et Willelmi fratris eius quidquid ba-
bebat in terra de Petris, ex dono Humbaldi de Domairac quidquid
babebat in terra de Stondis, ex dono lohannis de Montelobum feo-
dum deApibus quod*') babebat in grosso nemore, locum Bonifontis
cum omnibus pertinentiis suis, ex dono Matbei de Fluriaco, Ro-
gerii, Radulfi et Stephani fratrum eius quidquid babebant in terra
de Lineis, ex dono Gaufridi et Stepbani de Cruitis terram iuxta
fontem Berte, ex dono WiUelmi Maliuicin**') et filiorum eius quid-
quid babebant in terra de Faidart, in pratis de Stondis et in Au-
geria Falort, in Putrolis^) et in'*') Petrafola, ex dono Radulpbii
Maliuioin"’) quidquid babebat in terra de Faidart, ex dono Radulfi
Grosmelli^') et fratrum eius, Radulpbi de Aiguiranda^) et Beraldi
fratris Andree Malasherbas et Willelmi®) fratris eius et Agnetis
sororis eorum, Bernardi Malasberbas et lobanne sororis eius, Ber-
ner e et uxoris et filiorum eius et lohannis de Domairac^) quidquid
a) Faidart B. h) Puteolis B. c) Raneich B. d) Algeriis B.
e) istis B. f) Amblardi B. g) suis fehlt in B. li) ex dono bis estis
fehlt in B. i) Sequini de Frasnet B. Tc) Beruere ist durcligestnehen in B.
m) Girardi Ander B. n) Marescal B. o) Eancieh B. p) Grumrii B.
q) Gofridi Meix B. r) Garboneix B. s) Forti B. t) Fitaut B,
u) Aprat B. v) quidquid B. to) Maleuicini B. x) in fehlt in B.
y) Grosmelii B. z) AgurandaJB. a) WillermiJ?. b) lohanne Dommerahe B.
76
Willielm Wiederhold,
habebant in terra de Angeria, ex done Vmbaldi de Vallenineta
qne habebat in Angeria, ex dono Vmbaldi uicarii et Willelmi Car-
pentarii partem terre qnam habebat in Angeria, ex dono Grrossini^^
Vmbaldi de Domairac^^ et Vmbaldi de Montelobet qnidqiiid habe-
bant in terra de Stondis, grangiam qne uocatnr Agnoreth. enm
omnibns pertinentiis snis, ex dono Radnlfi Macarii et filiornm eins
qnidqnid habebant in terra de Vlmo Chansnm'*) et in hereditate
qne nocatnr Agnoreth^ et in terra qne nocatnr Priscas^^ ex dono
Alberti de Grocel et filiornm eins qnidqnid habebant in terra de
Vlmo Chansnm^*) snb annuo censn et in hereditate qne nocatnr
Agnoreth-^ et in terra qne nocatnr Priscas ex dono Bernardi de
Agnoreth'^ qnidqnid habebat in terra qne nocatnr Agnoreth^ snb
annno censn, ex dono abbatis de Plempes^) terram qne nocatnr
Terra sancti Petri snb annuo censn, grangiam de Chalmeil enni
onmibns pertinentiis snis, ex dono Granfridi de Pmillee^ qnidqnid
habebat in terra qne pertinet ad hereditatem de Chalmeit tarn in
planis qnam in nemoribns, ex dono Grnillebaldi qnidqnid habebat
in terra qne pertinet ad hereditatem de Chalmeil tarn in planis
qnam in nemoribns et qnasdam terras contignas terris de Chalmeil,
ex dono Willelmi Bertranni”^^ qnidqnid habebat in terra de Do-
mairac"^ snb annno censn, ex dono Willelmi de Eoser'’^ qnidqnid
habebat in terra de Domairac"^ snb annno censn, ex dono Petri
Cod^’^ et nxoris eins qnidqnid habebant in terra de Domairac’"^
snb annno censn, ex dono Willelmi Bertranni, Willelmi 9^) de
Eoser’’) et Petri Coei^) et nxoris eins nemns de Domairac”^ ad
edificandnm, ad calefaciendnm et ad pasena.
Alexander episcopns sernns sernorum Dei. Dilectis filiis Ste-
pbano abbati de Petris eiusqne fratribns tarn presentibns qnam
fntnris regular em nitam professis in perpetunm. Qnotiens illnd
a nobis.
E.^) Ego Alexander catholice ecclesie episcopns ss. BV.
f Ego Hubaldns Hostiensis episcopns ss.
f Ego Bernardns Portnensis et sancte Enfine episcopns ss.
f Ego Gralterins Alban ensis episcopns ss.
t Ego Hnbaldns presb. card. tit. sancte Crucis in Ihernsalem ss.
t Ego Henriens presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss.
t Ego loannes presb. card. tit. sancte Anastasia ss.
c) Grofmi B. (:?)'Doineiracli B, e) Chorum JB, f) Agneret P.
g) de Priscas B, h) Chosum i) hereditate 1) Plempes B. 1) Go-
fridi de Pruillec B. m) Willermi Bertrandini B. n) Domairach B.
o) Wuldini de Eofer B. p) Coq B, g) Willermi B. r) Eofer B,
s) E und BY fehlen, ebenso f und ss iiberalt
Papsturkunden in Franfcreich V.
77
f Ego Albertus presb. card. tit. saacti Laurentii in Lucina ss.
f Ego Gruillermus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss.
f Ego Hiacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss.
f Ego Oddo diac. card, sancti Nicolai in carcere Tulliano ss.
f Ego Ardicio diac. card, sancti Tbeodori ss.
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
Dat. Turonis per manum Hermanni sancte Romane ecclesie
subdiaconi et notarii, VII id. iunii^\ indictione X, incarnationis
^ dominice (anno) MCLXIIIj pontificatus (uero) domni Alexandri
pape III anno V.
t) iunii felilt in B.
44.
Alemnder III, nimmt das Kloster Dotre-Bame de Quincy iinter
dem AU Qarinus nach dem Vorgange JEugens III. in den apostoli-
schen Schut^ und lestdtigt ihm die Besit^ungen und die Zehntfreiheit.
Beols 1168 Juli 19.
Privilegia ahbatiae Quinciacensi concessa $. XV f. 4! Tonnere Bill,
f Comm. Ms. 39.
BL. 10907 nach dem Citat hei Quantin Gartulaire general de
VYonne II p. 395. Die TJrhunde wiederJwU das Privileg Eugens III.
J-L.9136, fdhrt aher nach partes allodii de Marsul fort\ et terram
iuxta grangiam de Marsul, terram de Caserio cum orreo nemore
et aliis appenditiis, grangiam que Logium dicitur in finagio Lagni^
iuxta terram beate Marie Molimen(sis) et prope uiam que ad Mon-
tembarri ducit, uiam quoque que a grangia conuenienter ducere
possit ad agriculturam suam et pascua in finagio cuiusdam nemoris
quod Logium dicitur tarn in piano quam in nemore, tres carnatas
terre et usuariam pasturam in omni finagio predicte uille scilicet
Lagnie, decern arpenta in palustibus que nominantux Veure ad pra-
torum bedificationem, piscaturam de aqua Laignie, sedem cuiusdam
molendini et alueum per quern aqua decurrit ad molendinum et
nemus quod Correum dicitur, quod est prope predictam grangiam
de Logio.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ga-
rino abbati monasterii sancte Marie Quinciacensis eiusque fratribus
tarn presentibus quam futuris regularem uitam professis in per-
petuum. Pie postulatio uoluntatis effectu.
78
Wilhelm Wiederhold,
R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss.^^ BV.
f Ego Hnbaldns Hostiensis episcopus ss.
f Ego Bernardus Portuensis et sancte Rnfine episcopus ss.
f Ego Hnbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss.
f Ego Albertus presb. card. tit. sancti Lanrentii in Lucina ss.
f Ego lacintus diac. card, sancte Marie in Cosmydin ss.
t Ego Oddo diac. card.[sancti Nicolai in carcere TuUiano ss.
Datum apnd Dolense monasterium per manum Hermann! sancte
Romane ecclesie subdiaconi et notarii, XIV kal. angusti, indictione
incarnationis dominice anno M^C®. LX°IIP, pontificatns uero
domni Alexandri pape tercii anno secundo.
a) ss fehlt iiberall b) XI felilt
45.
Alexander IIL ninimt das Kloster Notre-Dame die Landais unter
dem Alt Hugo in den apostoUschen Schiit^ und lestdtigt ihn seine
BesiUimgen tend Zehnten, JDeols 1163 Juli 37.
JRegest im Inventaire des tiltres de Vallaye dto Landais von
1667 p. 5 Ohdteauroux Arch, Dip. (Ahbaye Notre^Dame du Landais
Km).
¥gh Imerdaires sommaires des archives de VXndre M. p. 32 m
K 994j wo K Huhert; das Ms. H. 376 nochmals andlysiert.
R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Hnbaldus Hostiensis episcopus ss.
t Ego Bernardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Gfualterius Albanensis episcopus ss.
t Ego Hnbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss.
t Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbilei ss.
t Ego loannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
t Ego Albertus presb. card. tit. sancti Lanrentii in Lucina ss.
t Ego Gruillelmus tit. sancti Petri ad Vincula presb. card, ss.
f Ego Hyacinthus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss.
t Ego Oddo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss.
t Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss.
t Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
t Ego Cintbyus diac. card, sancti Adriani ss.
f Ego Petrus diac. card, sancti Eustachii iuxta templum
Agrippe ss.
f Ego Menfredus diac.^ card, sancti Greorgii ad Velum au-
reum ss.
Papsturkimden in Frankreich V.
79
Dat. apud monasterimn Dolense per manum Hermanni sancte
Romane ecclesie snbdiacoiii et notarii, VI kaL angusti, indictione
XI, incarnationis dominice anno MCLXIII, pontificatus uero domni
Alexandra pape III anno IV.
46.
Alexander JJJ, bestdtigt dem JEJr^hiscJiof Hugo von Sens nacJi
dem Vorgange Hadrians IF. die MecMe und JBesit^ungen seiner Kirche,
erneuert die Entscheidungen Innocenjs^ II, ^ Eugens 111, und Ha-
drians JF., nach denen die Quterverdvjierungen Er^Mschof Heinrichs
von Sens als ungultig an^usehen, and bestdtigt eine Schenlning Kbnig
Ludwigs von Franlcreich, Bourges 1168 August 5.
Kopie von 1627 III 6 Auxerre Arch, DSp, ( ArchevecM de Sens
a, 176),
J-L, 10921 nach dem Oitat bei Quantin Cartulaire general de
V Tonne Ip. 540. Wiederholung von Nr. 37.
Alexander episcopns seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Hngoni Senonensi arcHepiscopo eiusqne snccessoribus canonice snb-
stituendis imperpetunm. Cum ex iniuncto nobis.
Datum Bituricis per manum Hermanni sancte Romane ecclesie
subdiaconi et notarii, non. augusti, indictione XI, incarnationis do-
minice anno C\ L° XIII^, pontificatus uero domini Alexandri
pape III anno IIII.
47.
Alexander 111, nimmt das Kloster Saint-Sulpice in Bourges
unter dem jibt Cadurcus nach deni Vorgange Calixts II. in den apo-
stolischen Sckutjs und bestdtigt ihm die Besit^ungen und die Sepultur,
Sens 1163 Olctober 12,
Kopie von 1515 III 5 Bourges Arch. Bep. (Abbaye de Saint-Sul-
pice). — Kopien von 1522 II 25 ^ 1534 VII 4 und 1549 IK 4 ebenda.
— Martene Anecdota KIV s. KVll f.200 Paris Bibl. Nat, Ms. lat.
11899. — Biplomata monasteriorum s. XVI f. 406 ebenda Ms. lat. 12779.
Die Besitzungen sind: Monasterium uidelicet sancti Leopor-
dini cum tribus ecclesiis, Albiniacum, Algiacum, Coturniacum et
omnibus ad ipsum pertinentibus, ecclesia sancti Aniani, NuiUegium,
Algiacum, Calmetum cum omnibus pertinentiis suis, Sagonium cum
pertinentiis suis, item capella Pallude, ecclesia de Monestello cum
capellis duabus, una de Castro, altera Aclierias, ecclesia sancti lacobi
de Capella, ecclesia de Domnopetro cum duabus cappellis que sunt in
castro de Concortiaco, ecclesia de Osonio, ecclesiam Miriaci, ecclesia
80
Wilhelm Wiederhold,
de Alomaco, ecclesia de Giaco, ecclesia de Vinollo, ecclesia de
SallebriaiOj ecclesia de Telliaco cum omnibus ad ipsas pertiuenti-
bus, ecclesia de Bariaco, ecclesia de luniaco, ecclesia sancti Me-
dardi cum decima et appendanciis suis, cappella sancte Crucis, cap-
pella sancti Andree, cappella sancti Mauritii, capella Gaualda in
ecclesia de Siraico cum nna capella de Coldreio et decima et om-
nibus appendantiis suis, ecclesiam de Placida, ecclesiam de Magnico
cum decima et omnibus appendenciis suis, ecclesiam sancti loiiannis
de Culmis cum capella de Mulneto, capella de Bomecio castro, ec-
clesiam de Cambono cum cappella de"*) Celliaco, ecclesiam de Fulge-
rollas, ecclesiam de Gilliaco cum cappella sancti Simpboriani cum
omnibus ad supxadictas ecclesias pertinentibus, ecclesiam deYueto
cum omnibus ad se pertinentibus, burgum sancti Sulpitii,
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ca-
durco abbati sancti Sulpicii eiusque fratribus tarn presentibus quam
futuris monasticam uitam professis in perpetuum. Desiderium
quod ad religionis.
R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.
I Ego Bemardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Gualterius Albanensis episcopus ss.
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Jerusalem ss.
t Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbillei ss.
t Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
t Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laiirentii in Lucina ss.
f Ego Gruil(elmus) tit. sancti Petri ad Vincula presb. card. ss.
f Ego lacintus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss.
t Ego Oddo diac. card, sancti ISTicholai in carcere Tulliano ss.
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss.
t Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
f Ego Cintbius diac. card, sancti Adriani ss.
t Ego Petrus diac. card, sancti Eustacbii iuxta templum
Agrippe ss.
f Ego Manfredus diac. card, sancti Georgii ad Velum au-
reum ss.
Dat. Senon. per manum Hermanni sancte Romane ecclesie sub-
diaconi et notarii, IIII id. octobris, indictione XP, incamationis
dominice anno MCLXIII, pontificatus uero domini Alexandri pape
III anno quinto.
a) de feMt.
h) uero fehU.
Papsturkunden in Frankreich Y.
81
48.
Alexander IIL nimmt das Kloster Notre-Bame de Bilo unter
dem Aht Balduin nach dem Vorgange Anastasias^ IV. in den apo-
stolischen SchuU and hestatigt Him die JBesitmngen and BecMe.
Sens 1164: Januar 12.
Kopie von 1704 1115 Auxerre Arch. Bep. (Abbage de Notre--
'Bame de Bilo H. 592).
Bie UrJcunde tviederlwU das Privileg Anastasias^ IV. J-L. 9916,
fugt aber hinter den Worten aniraalia uestra pascatis ein usuariuiu
quod dedit uobis Ausellus de Vinisiaco in nemore quod dicitur
Fagiosa et partem quam habetis in nemore et territorio Esergi-
arum.
Alexander episcopus seruns sernorum Dei. Dilectis flliis Bal-
duino abbati ecclesie sancte Marie de Deiloco einsque fratribns
tarn presentibus quam futuris canonicam uitam professis in per-
petuum. Effectum iusta postulantibus.
R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Hubaldus Ostiensis episcopus ss.
f Ego Bemardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Galterius Albanensis episcopus ss.
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
t Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss.
f Ego Gruillelmus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss.
f Ego lacintus diac. card, sancte Marie in Cosmydin ss.
f Ego Oddo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss.
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss.
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
f Ego Cyntius diac. card, sancti Adrian! ss.
f Ego Manfredus diac. card, sancti Greorgii ad Velum au-
reum ss.
Datum Senonis per manum Hermann! sancte Romane ecclesie
subdiaconi et notarii, II id. ian., indictione XI, incarnationis domi-
nice anno MCLXIII, pontificatus uero domni Alexandri pape III
anno quint o.
49.
Alexander 111. nimmt das Gisiercienserhloster Septfonds unter
dem AM Aselin nach dem Vorgange Hadrians IV. in den apostolischen
Sehutz und hestatigt ihm die JBesitmngen und die Zehntfreiheit.
Sens 1165 Februar 3.
Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Phil.-Iiist. Klasse, 1910. Beilieft. 6
Wilhelm Wiederhold,
Kopie von 1483 IV 16 Moulin s Arch, Bvp, (Abbaye de Sept-
fonds jff. 1)^
J-L> 11152 nacli dem Citat in Gallia Ohristiana IV p, 499, Die
VorurJcunde Hadrians IV, DL, 10433 (nach dem Citat Gallia Chr,
IV p, 499) ist verloren, in II, 5 liegi ein Heft s, XVIII y^Des Abies de
Septfons, Dissertation^^ i wop. 9 die an Alt Bicharcl adressierte Urkunde
Hadrians IV, und p, 13 die Alexanders HI. yestanden hat, aber die
'Blatter felilen jetd, — Die Schreibfehler der sehr schlechten Kopie von
1483 verbessere ich stillsehweigend. Die Besitmngen sind: Ex doixo
Willelmi de Burbun et Hndini de laligni et Elisabeth matris sue
locum abbatie Septemfontium, ex dono Bernardi de Spelius et filio-
rum eius et Petri de Arceiis et Emblardi de Eurniaus et fratrum
eius grangiam unam, ex dono predicti Hudini et matris eius Elisa-
beth grangiam de Dongiu cum pratis terris nemoribus et appen-
diciis suis, ex dono eiusdem Hudini domum de Berbrot et etiam
.ex dono cum terris nemoribus pratis uineis et
appendiciis suis, ex dono Willelmi de Burbunio et Wicardi de
Burbunio et Hudini de lalligny grangiam de Eiundois cum terris
pratis nemoribus et appendiciis suis, ex dono Segaudi presbiteri
de Leegma, Petri de Vitri et Siguiui filii eius et Theobaudi du
Buise grangiam de Montet cum terris pratis nemoribus et appen-
diciis suis, ex dono Gral. .... Segaudi archipresbiteri de
Burbun domum de Yitri cum uineis et appendiciis suis, ex dono
Audoin de Riueria, G-audrici de Veireriis et uiUici
grangiam de Chargium cum terris aquis pratis nemoribus et appen-
diciis suis, ex dono Hudini Curneti grangiam de Molinet cum terris
aquis pratis nemoribus et appendiciis suis, do-
mum de Dyo cum appenditiis suis, ex dono Petri de luUiaco et
Petronille uxoris eius [uillam franc]ham de lulliaco, grangiam de
malo Verneto cum molendino et terris pratis nemoribus et appen-
diciis suis, ex dono iamdicti Hudini de laligny et Elisabeth matris
eius et Rolandi de la Chassegne et fratrum eius grangiam de
Vlleriis cum terris pratis nemoribus et appendiciis suis et domum
de . . . . cum terris pratis aquis et appendiciis suis.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei, Dilectis filiis Aze-
lino abbati monasterii sancti Loci eiusque fratribus tarn presentibus
quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. Deside-
rium quod ad religionis.
R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.“^
t Ego Theobaldus Hostiensis episcopus ss.
a) BV felilt, ehemo uherall f.
Papsturkunden in Frankreich V. 83
f Ego Bernardus Portaensis et sancte Rnfine episcopus ss.
f Ego Grualterins Albanensis episcopus ss.
f Ego Theobaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Jerusalem ss.
f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss.
f Ego Johannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
t Ego Gruillelmus tit. sancti Petri ad Vincula presb, card. ss.
f Ego Jacinctus diac. card, sancte Marie in Cosmedin ss.
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
f Ego Cinthius^^ diac. card, sancti Adrian! ss.
f Ego Petrus diac. card, sancti Eustachii iuxta templum
A grippe ss.
Datum Senon. per manum ilermanni sancte Eomane ecclesie
subdiaconi et notarii, JII non. febr., indictione XU, incarnationis
dominice anno M°, C^. LXIJJJ^, pontificatus uero domni Alexandri
pape JJJ anno VJ^^.
1) Ameliniis.
50.
Alexander III, hestdtigt dem Abt and den JBrudern von Saint-
Jean4e$-Sens die iJinen von Erzhischof Hugo von Sens geschenlcte
Kirche von Caumont and einen Vertrag mit dem Kapitel von Sens
ilher die iJmen mstehenden Prdhenden, Lateran (1166) Juli 20,
Orig, Sens JBibl. Comm, (Archives H, 20),
Die Kopien von 1659 V 1 und s, XVI J (Sens JBibl, Comm, H, 15)
und des Cartulaire de Vabbaye de Saint- Jean s. XIV f, 5 (Auxerre
Arch, Hep, H, 876) sind unvollsidndig.
Hie bestdtigte UrJmnde ist datiert von 1162 und steht im Cartu-
laire s, XIV f, 4,
ALEXANDEE episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
abbati et fratribus ecclesie sancti | Johannis Senonensis salutem et
apostolicam benedictionem. Justis petentium desideriis dignum
est I nos facilem prebere consensum et uota que a rationis tramite
non discordant, effec|tu sunt prosequente complenda. Eapropter,
dilecti in Domino filii, uestris iustis [ postulationibus grato con-
currentes assensu, ecclesiam de Caumont cum par|rochia sua, sicut
a uenerabili fratre nostro Hu(gone) Senonensi archiepiscopo eidem
ecclesie rationa|biliter concessa est et designata et in eiusdem
arcLiepiscopi autentico scripto exinde | facto continetur, uobis et
per uos ecclesie uestrq auctoritate apostolica confirmamus. Pre~
terea | compositionem inter uos et capitulum Senonensis ecclesie
6 *
84
■Wilhelm Wiederhold,
super annualibus prebendarum quas"^ in eadem ecclesia | habetisj de
assensu utriusque partis rationabiliter factam, sicut in autentico
scripto eius|dem capituli continetur, uobis nicMloininus confirmamus
et presentis script! patrocinio coin|muniinus. Statuentes ut null!
omnino hominum liceat banc pagiaam nostre confirmationis | in-
fringere uel ei aliquatenus contraire. Si qxds antem id attemptare
presumpserit, indiglnationem omnipotentis Dei et beatorum Petri
et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. Lat. XIII
kal. aug.
B. dep.
a) super Us quas auf Basur.
61.
Alexander III, bestatigt dem Aht Ascelin and den BrUdern von
Beigny elne Zehntenschenhmg Bischofs Alanus^ von Auxerre.
Benevent (1168-—69) Janiiar 13.
Orig. Auxerre Arch, Dej). (Ahbaye de Notre-Dame de Eeigny-les-
Vermenton H. 1563).
Citiert Quantin Ca/rtulaire general de VYonne IIp.Ml^ wo auch
die iestdUgte IJrTmnde ged/rucU i$t. Die Batierung ist von anderer
Tinte und Hand als der Text.
ADEXANDBR episcopus seruus seruorum Dei, Dilectis jBliis
Ascelino abbati et | fratribus Eegniacensibus salutem et apostoli-
cam benedictionem. Ex litteris dilecti filii nostri Alani quon|-
dam Autisiodprensis episcopi nobis innotuit, quod idem A(lanus),
cum in Autisiodorensi | ecclesia pontificali officio fungeretur, uobis
decimas tarn uinearum quam | agrorum quos in parrochia sancti
Prisci aut alibi in diocesi sua""^ tenetis seu | etiam illorum quos in
eadem de cetero legitime poteritis adipisci, sine deciime pontificales
aut parrocbiales existant, episcopal! auctoritate con|cessit et script!
sui munimine confirmauit. Quam utique concessionem | nos ratam
et firmam habentes, pretaxatas decimas, sicut in iam|dicti episcopi
scripto autentico continetur, deuotioni uestre et per uos | monasterio
uestro auctoritate apostolica confirmamus et presentis script! | pa-
trocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino bominum liceat
I banc paginam nostr^ confirmationis infringere uel ei aliquatenus
con|traire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indigna-
a) corrigiert von anderer Hand aus suo.
Papsturkunden in Frankreich V. 85
tionem omnipotentis | Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum
eius se nouerit incursurum. [ Dat. Beneuent. id, ian.
B. dep.
53 .
Alexander HI, bestdtigi dem Proust Wido und dem Kapitel von
Auxerre die ihn von JBischof Wilhelm von Aiixerre in der Kirche
von Ba^erna verliehenen Beclite, Benevent (1168 — 69) April 9,
Orig. Auxerre Arch, Bap. (Ghapitre cathedral d! Auxerre G. 1849).
ALBXAOT)EP episcopus senius seruorum Dei. Dilectis filiis
Vuid(oni) preposito et capitulo Antisiodorensi | salutem et aposto-
licam benedictionem. lustis petentium desideriis dignum est
nos facilem prebere con|sensxiia et nota que a rationis tramite non
discordant, efFectu sunt proseqnente | complenda. Eapropter, di-
lecti in Domino filii, uestris instis postulationibns grato concur|-
rentes assensu, presentationem presbiteri et medietatem beneficii
in ecclesia de Bajzema, qnam nenerabilis frater noster W(ilelmxLs)
episcopus nester inste nobis concessit, cerexnn qnoque, [ quern snpra-
dictus episcopus, adbnc thesanrarins, assensn sacriste constituit,
nt arderet in | cboro nestro a principio matntinarum usque ad
finem, nobis auctoritate apostoHca confir|mamus. Statuentes ut
nuUi omnino bominum liceat banc paginam nostre | confirmationis
infringer e uel ei aliquatenus contraire. Si quis | autem hoc at-
temptare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei | et beato-
rum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat.
I Beneuent. V id. aprilis,
B.
53 .
Alexander HI. lestdtigt dem Behan und dem Kapitet von Saint-
Etienne in Bourges die iJinen von Er^hischof Petrus von Bourges
geschenhte Kirche von Saint-Martin de Las. 1159 — 1171,
Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. Kill f. 17* Paris
Bill, Nat. Ms. Nouv. acgu, lot. 1274,
J-L. 11862 h citiert nach diesem Ghartular, Er^bischof Petrus
starb 1171.
Alexander etc. decano et capitulo Bituricensi etc, lustis pe-
tencium desideriis dignum est nos facilem prebere consensum et
86
Wilhelm Wieclerhold
uota que a rationis tramite non discordant, effectu sunt prose-
quente complenda. Eapropter, dilecti in Domino filii, nestris iustis
postulationibus grato concurrentes assensu, ecclesiam sancti Martini
de Las, quam nobis neneraWlis frater noster P(etrus) Bituricensis
arcliiepiscopns rationabiliter cum uniuersis snis pertinentiis con-
cessit, nobis et ecclesie nestre auctoritate apostolica confirmamus et
presentis scripti patrocinio commnnimus. Statnentes nt nulli om-
nino hominnm liceat etc.
64 ,
Alexander III, hestdtigt dem JEr^biscJwf Wilhelm von Sens seine
Anordnung^ daji die EinMnfte der Propstei der Kirche von Sens mr
Yermehrung der EinMnfte der ubrigen Kanoniher verwandt und ein
Propst vorerst nicJit eingeset^t werden solle,
Tusculum (1170 — 72) November 26.
Orig, Sens Eihl. Comm. (Archives G. 41). — Kopie s. XVII
Auxerre Arch. Dep. (Ghapitre cathedral de Sens G. 695).
ALEXANDER episcopns seruns sernorum Dei. Venerabili fratri
Willelmo Senonensi arcbiepiscopo, apostolice sedis lejgato salntem
et apbstolicam benedictionem. Ex litteris tue fraternitatis intel-
leximus, quod quia erant canonicorum | ecclesie tue redditus tenues,
tu et iUi pariter statuistis, ut prepositura einsdem ecclesie in aug-
mentmn | eorundem reddituum redacta, nlterius ibi prepositus non
institueretur. Statutnm est insuper quod, | sicut in pluribns ec-
clesiis regni Erancie episcopi potestatem babent canonicos insti-
tuendi et prebendas conjcedendi, sic quoque rationabili et prudenti
consilio id faciendi plenum habeas de cetero authoritatem. Sane |
quoniam te propter prudentiam et honestatem tuain et propter
deuotionem et fidei puritatem, quam cir|ca nos exbibes, speciali
prerogatiua diligimus et uolumus bonorare, constitutionem pre-
scriptam, sicut j rationabiliter facta est, auctoritate apostolica con-
firmamus et presentis scripti patrocinio communimus. | Statnentes
ut nulli omnino bominnm liceat banc nostre confirmationis paginam
infringere ant \ ei aliqnatenus contraire. Si qnis autem boc attemp-
tare presnmpserit, indignationem omnipotentis | Dei et beatomm
Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incnrsnrum. Dat.
Tusculan. VI kal. decembr.
B. dep.
87
Papsturkunden in Frankreicli V.
55.
Alexander III. hestatigt dem Vorsdnger Gaufried von Sens die
durch Er^bisehof Wilhelm von Sens vorgenommene Erhbhung der Ein^
Imnfte seiner Frdbende. Ttismlum {1170 — 72) Dessember 20.
Orig, Aiixerre Arch. Dej). (Ghapitre cathedral de Sens G. 705).
ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio
Gaiifrido Senonensi | precentori salatem et apostolicam benedic-
tionem. Cum officio nostro congruat uirorum ecclesia|sticorum
commodis et incrementis pastorali diligentia intendere, circa iljlos
curam et sollicitudinem nos conuenit gerere ampliorem, qui ( spe-
cialius Eomane®) ecclesie adlierentes, arctiori sunt nobis caritate
coniuu|cti. Pernenit autem ad audientiam nostram, quod uenera-
bilis frater noster | W(illelmus) Senonensis archiepiscopus, apostolice
sedis legatus considerans precentorie di|gnitateni, quam Domino
largiente in Senonensi ecclesia obtines, esse in redditibus 1 exiguam^
eidem precentorie redditus decern librarum de assensu et con|cessione
capituli sui libere et sponte adauxit. Quos quidem redditus eidem |
precentorie proprio scripto firmauit et sigilli sui ac predicti capi-
tuli munimi|ne roborauit. Nos itaque prescriptum augmentum,
sicut in prefato scripto con|tinetur, ratum et firmum habentes
auctoritate apostolica confirmamus et presentis | scripti patrocinio
communimus. Decernimus ergo ut nulli omnino hominum liceat
I banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquatenus
contraire. Si quis | autem hoc attemptare presumpserit, indigna-
tionem omnipotentis Dei et beajtorum Petri et Pauli apostolorum
eius se nouerit incursurum. Dat. TuscuL XIII kaL ian.
B. dep.
a) Romane auf Rasur.
56.
Alexander III. hestatigt dem Vorsdnger Gaufried die Him von
Erzbischof Wilhelm von Sens gemachte imd auf die Pfingsteinhiinfte
des Erzbischofs angeiviesene SchenJcung von zehn Pfund.
Tusculum {1171 — 72) Ohtober 3.
Orig. Sens Bibl. Comm. {Archives G. 108). — Kopie von 166S
III 13 ebenda {Q. 54^*% — Kopie s. XVII Auxerre Arch. Dep.
{Ghapitre cathedral de Sens G. 705).
ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio
Gr(aufrido) Senonensis ecclesie precentori | salutem et apostolicam
Wilhelm Wiederhold,
benedictionem, Tustis filioram ecclesie petitionibus paterna man-
suetudine | nos conuenit condescendere et eis effectum celerem et
congrunm indnllgere, ui ab apostolica sede facile se gandeant ex-
audiri in eo quod preuia [ ratione requirunt. Bapropter, dilecte
in Domino fili, tuis instis postnlationibxis grajtum impertientes
assensum, redditus X librarum, quas uenerabilis frater noster W(il-
lelmus) Senonensis arcbiepiscopus, ajpostolice sedis legatus cum con-
silio et assensu capituli sui redditibns precentorie tibi commisse
addi|dit et in quanta parte oblationum Pentecostes, que ad ius
archiepiscopi spectat, percipiendas ] assignauit, tibi et sucjcessoribus
tuis auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patro-
cinio communimus. [ Statuentes ut nulli omnino bominum liceat
banc paginam nostre confirmationis infringere | uel ei aliquatenus
contraire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, indigna-
tionem omni|potentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum
eius se nouerit incursurum. Dat. Tuscul. V non. octob.
B. dep.
57 . •
Aleix^mder III, nimmi die Kanoniher von Saint-Outrille in JBourges
tmter dem Behm Wilhelm in den apostoUschen 8chut^ -und hestdtigt
ihnen die SesiUungen) die Freiheit vom Interdiht und die SepuUur.
Anagni 1174 Fehruar 25,
Oartulaire de Saint Outrille s, XIII Bourges Arch Bep. =;
Kopie von 1538 XI 6 in j^Second cahie des privileges du chapitre
du chdteau depuis 1522 iusgu^ en 1696^ Nr, 13 (aus Pergamentheft
von 8 jBI, von 1503 V 24) ehenda {Gollegiale Saint-Outrille du Chdteau-
le^-Bourges).
Bie Besitmngen sind: Locum ipsum, in quo prefata ecclesia
sita estj cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Austre-
gisili de Graciaco cum omnibus ad ipsam pertinentibus secundum
quod continetur in carta bone memorie Leodegarii Bituricensis
archiepiscopi, ecclesiam de Pruilliaco cum decima et omnibus ad
ipsam pertinentibus, ecclesiam de Lapam cum omnibus appendiciis
suis, ecclesiam Arnoten. cum suis pertinentiis, ecclesiam de monte
Liuico cum decima et omnibus pertinentiis suis, ecclesiam de An-
nogia cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam de Cuziaco cum om-
nibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Stepbani de Duno cum
omnibus capellis eiusdem castri et aliis pertinentiis suis, ecclesiam
de Buchiaco cum suis pertinentiis, ecclesiam de Auor cum suis
Papsturkunden in Frankreick V.
89
pertinentiis, ecclesiam de Bagiaco cum omnibus ad earn pertinen-
tibuS; ecclesiam de Luico cum suis pertinentiis, ecclesiam de Mo-
linis cum suis pertinentiis, ecclesiam de Annorda cum suis perti-
nentiis, ecclesiam sancti Austregisili intra muros Bituricensis ci-
uitatis, ecclesiam sancti lusti cum pertinentiis suis; molendina ne~
mora fiumina t err am cultam sine incultam, que in presentiarum
rationabniter eadem ecclesia possidet, nicbilominus ipsi ecclesie auc-
toritate apostolica confirmamus.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio W*.
etc. Desiderium quod ad religionis.
Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Humbaldus Hostiensis episcopus ss.
f Ego Bernardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Gralterius Albanensis episcopus ss.
f Ego lobannes presb, card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Guillermus tit.^) sancti Petri ad Yincula presb. card. ss.
t Ego Boso presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss.
f Ego lobannes presb. card. tit. sancti Marci ss.
f Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Grisogoni ss.
f Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss.
f (Ego) Cintbius diac. card, sancti Adriani ss.
I Ego Hugo^^ diac. card, sancti Eustacbii iuxta templum
Agrippe ss.
f Ego Vitellus sanctorum Sergii et Bacbi diac. card. ss.
f Ego Hugo diac. card, sancti Angeli ss.
Datum Anagnie per manum G-ratiani sancte Bomane ecclesie
subdiaconi et notarii, V® bal. martii, indictione septima, incama-
tionis dominice anno M°. C®. LXX®. Ill®, pontificatus uero domni 1
Alexandri pape III anno XV".
a) E und BV fehlen, ebenso uberall ss. b) tit. fehlt. c) Hugo Bono-
niensis. d) domni fehlt.
58.
Alexander III, erlaubt dem Delean und dem Kapitel von Mon-
termoyen in JBourges die Benutmng der Einlmnfte einer Preibende ^ur
Beparatur des Kirchendaches und einigen anderen notwendigen Aus-
gdben, Ferentino (1175) Mdr^ 13,
90
Willielni Wiederhold
Orig, Bourges Arclu Dep, (Montermoyen Liasse 2).
ALBXANDEK episcopus seruus seruorum Dei. "" Dilectis filiis
0. decano et | capitulo ecclesie Medii monasterii salutem et aposto-
licatn benedictionem. Commodis | et profectibus ecclesiarum solli-
cita nos connenit meditatione | intendere et que legitime possident
scripti nostri nrnnimine [ roborare. Accepimns autem, quod saniori
deliberato conjsilio quandam prebendam ad resarcienda tecta et
ad alias | necessitates eiusdem ecclesie communiter assignastis.
Quod utique | ratum et firmum habentes, eidem ecclesie prelibatam
pre|bendam, quemadmodum sibi a nobis rationabiliter assigna|ta est,
auctoritate apostolica confirmamns et presentis scripti pa|trocinio
communimus. Statuentes ut nulli omnino hominum liceat | banc
paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquatenus | con-
traire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, indignationem
I omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se
nouerit [ incursurum. Dat. Perent. Ill id. mar.
B.
59.
Alexander IIL hestdtigt dem JDehan und dem Kapitel von Saint-
Etienne in Bourges einen durch VermiUlung Erzhischof Wilhelms von
Sens mit dessen Bruder Stefan von Sancmre abgeschlossenen Vertrag.
Ferentino (1175) April 27,
Gartidaire de Saint-Etienne de Bourges s, XIIJ f, 13* Baris
Bill. Nat. Ms. Nouv. acqit. lat. 1274.
J-L. 12467 citiert nacli diesem Chartular.
Alexander etc. Dilectis filiis decano et capitulo Bituricensi
salutem etc. Ex litteris dilecti filii nobilis uiri Stepbani, do-
mini de Sacrocesare accepimns, quod cum inter uos et eumdem
St(epbanum) super uiHa noua, quam edificauit iuxta Bellumlocum in
terra in qua stagnum fuerat commune, inter uos et ipsum contro-
uersia grauis et difficilis emersisset, tamdem mediante uenerabili
fratre nostro Senonensi archiepiscopo, apostolice sedis legato, fratre
ipsius cum eodem Stepbano de querela ipsa pacifice et amicabiliter
conuenistis et idem St(epbanus) compositionem ipsam sigilli sui mu-
nimine roborauit. Quam utique compositionem, sicut de communi
assensu utriusque partis sine prauitate facta est et in autentico
scripto eiusdem St(ephani) continetur, ratam et firmam babentes,
earn auctoritate apostolica confirmamns et presentis scripti patro-
Papsturkunden in Frankreich V.
91
cinio commnnimus, Statnentes ut nulli omnino hominum liceat
hanc paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquateixus
contraire. Si quis autem lioc attemptare presumpserit, indigna-
tionem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostoloram
eiiis se nonerit incursurum. Dat. Perent. Y kal. maii.
60 .
Alexander 111, hestdtigt dem Abt imd den Brudern von Saint-
Michel in Tonnerre das ihnen von Innocent IL verliehene Becht der
Sepultur daselbst %md die von dem Grafen von Tonnerre geschenkten
Muhlen. Ferentino (1175) Mai 4,
Orig, Tonnerre Bibl, Comm, Ms. 40.
Die TJrkimde Imiocen 0 \ II. ist verloren.
ALEXANDEE episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
abbati et fratribiis sancti Micbae|lis Tornodorensis salutem et
apostolicam benedictionem. Sicut institutiones nostras uolu|inus a
successoribns nostris illesa et integra conseruari, ita etiam | nostre
intentionis est et propositi predecessormn nostrorum statuta con|-
seruare penitus et illibata, ne nideamnr nomen reprebensionis in-
currere, j si predecessorum nostrorum uelimus institutionibus ob-
uiare. Eapropter, | dilecti in Domino filii, officii nostri debito pro-
uocati et conside|ratione ista clementer inducti, sepultnras Torno-
dorenses et alia que legitime possijdetis, sicut a pie recordationis
predecessore nostro Innocentio papa nobis et monasterio uestro |
sunt confirmata, et molendina apud Tornodorum, sicut ea de dono
nobilis uiri Gr. comi|tis Tornodorensis rationabiliter possidere nos-
cimini, uobis et eidem monasterio aucto|ritate apostolica confirma-
mus et presentis scripti patrocinio commimimus. Statu|entes ut
nulli omnino hominum liceat banc paginam nostre constitutio|nis
infringere uel ei aliquatenus contraire. Si quis autem boo at-
temptare presumpse|rit, indignationem omnipotentis Dei et beato-
rum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit | incursurum.
Dat. Ferentin. IIII non. madii.
B. dep.
61 .
Alexander 111. bestdtigt dem Abt Humbert tmd den Brudern von
Saint-Germain in Auxerre die ihnen von d&in Grafen Wilhelm ge-
schenkten und von Graf Guido von Nevers besfdtigten Besif^ungen.
Ferentino (1175) Mai SO.
92
Willielm Wiederhold
Gartulaire de Saint-Germain ddAuxerre s» XIII f» 17 Aitxerre
Bill. Comm, Ms. 161 = Dorn Gotron Chronicon s. Oermani Auti-
siodor. von 1652 p. 883 ebenda Ms. 167 = Bom Viols Mist ahbatimi
s. Germavi s. XVII p. 2i6 ebenda Ms. 154.
J-L. 14305 citiert nach dem Citat bei Qiiantm Gartulaire general
de V Yonne II p. 230. Die bestdtigte Urhinde steht ebenda p. 229.
Alexander episcopns seruns seruornm Dei. Dilectis filiis Hnm-
b(erto) abbati et fratribus sancti Grermani Autisiodorensis salatem
et apostolicam benedictionem. lustis petencmm desideriis dignma
est nos facilem prebere consensxun et nota q^ue a racionis tramite
non discordant, effectn sunt prosequente complenda. Eapropter,
dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus grato con-
currentes assensu, medietatem Villenoue cum pertinentiis suis, sal-
uamentum de potestate cuiusdam uille que dicitur Digia, censum
sexaginta solidorum apud sanctum Geruasium, saluamentum et ber-
bergagium in uilla de Escanz, sicut bone memorie comes ‘W’(ilelmus)
ea monasterio uestro pro anime sue suorumque parentum remedio
in perpetuam elemosinam pia largicione concessit et nobilis uir
Guido comes Niuemensis frater eius scripto proprio confirmauit et
uos racionabiliter possidetis, nobis et eidem monasterio auctoritate
apostoliea conflrmamus et presentis scripti patrocinio communimus.
NuIH ei^go, efc. ^i qtiis autem etc. Datum Eerent. Ill kal. iunii.
63.
Alexander III. erUdrt jedes gegen die Kirchen der Abtei Beols
olme ausdruckliches pdpstUches Mandat ausgesprochene InterdiU fur
iingultig. Ferentino (1175) August 18.
BuUaire de Vabbaye de Beols von 1735 p. 103 in der Schloji-
bibliotliek von Fougere bei GMteauroux.
Celestin III. bestdtigte 1191 V 31 diese Entseheidung : Celestinus
episcopns seruns seruornm Dei. Dilectis filiis capellanis ecclesiarum
Burgi Dolensis salutem et apostolicam benedictionem. Quanto
Dolense monasterium %l s. w. wbrtlich tvie Alexander III Dat. Home
apud sanctum Petrum IE kal. iunii, pontificatus nostri anno primo
(Bullarium von 1735 p. 51).
Alexander episcopns seruns seruornm Dei. Dilectis filiis uni-
uersis capellanis ecclesiarum Burgi Dolensis salutem et apostolicam
benedictionem. Quanto Dolense monasterium ad iurisdictionem
beati Petri et nostrum specialiter pertinere dignoscitur, tanto
Papsturkunden in Frankreich V.
93
ipsins iura et libertates eius propensiori studio manutenere et
custodire debemus. Inde est quod uniuersitati uestre per aposto-
lica scripta precipieudo mandamus et mandando precipimus, qua-
tenus si quis in predictas ecclesias nisi de speciali mandate nostro
inter dicti sententiam protulerit, eidem inter diet o nuUatenus defe-
ratis nec ipsum aliquatenus obseruetis. Datum IFerentini XV
kal. septembris.
63 .
Alexander III, hefiehlt dem Bischof von Clermont seine Parro-
chianen anmhaltenj alle ihnen verpfdndeten BesUmngen des Klosters
Sonvigny dem Kloster mrilcJc^ugeben,
Jnagni (1160— ‘76) Mai 24.,
Orig, Moiilins Arch, Bep, (Prieure de Souvigny H, 422).
Littera clausa. Das Original ist selir schlecM erlialten.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Claromontensi episcopo [salutem et] | apostolioam benedictionem.
Ad audientiam nostram peruenit, quod possessiones et redditus
monasterii | Siluiniacensis per incuriam et incautelam priorum qui
pro tempore fuerint [uario modo] | distracti sunt et pignori obK-
gati. Vnde quoniam nostra interest reparationi ecclesiarum . ,
I conseruationi diligenter intendere et huic rei ope-
ram omnimodam | . . . , adhibere et periculosum
est uniuersis Cbristiane religionis ui[ris » • .] I kabundantias uel
usuras exigere, fraternitati tue per apostolica [scripta man]|da~
mus atque precipimus, quatinus parroebianos tuos, qui ter[ras et
redditus] | prescript! prioratus babent pignori obligatos, mones in-
stanter [et sub ana]|tbematis distractione compellas, ut quidquid
de prescripts terris et reddi[tibus deduc]|tis expensis perceperunt
occasione et appellatione remota, in sortem [ qua re-
cepta, prescriptas terras et redditus eidem prioratui libe[re et ab-
solut]|te resignent. Dat. Anagn. YIIII kal. iun.
a) scriptis terris auf Itasur,
64 .
Alexander III. befiehlt den Bischofen von Nevers und Clermont
und dem Archidiahonus Hu. von Bourges^ gewisse Burger von Sou-
vigny und Bitter des Crehietes Bourbon mi ermahnen, ihnen verpfdn-
dete Besitmoigen des Klosters Souvigny diesem schleunigst mruchm^
geben. Anagni (1174 — 76) Januar 16.
94 Wilhelm Wiederhold,
Orig, WlouUns Arch. Dei). (Prieure de Souvigny H. 422).
Alexander episcopns seruns seruorum Dei. Venerabilibus fra-
tribus Niuernensi et Claromontensi episcopis et | dilecto filio") Hu.
Bitnricensi arcMdiacono salutem et apostolicam benedictionem,
Significatnm est nobis ex parte abbatis et | fratrum Cluniacensinmj
quod quidam burgenses uille Siluiniacensis, milites etiam et clientes
terre domni ) de Borbona possessiones et redditus Siluiniacensis ec-
clesie detinent pignori obligatos, quos eidem | ecclesie restituere
contradicunt, licet inde sortem suam deductis expensis recipisse
dicantur. | Quoniam igitur usurarum crimen Deo abbominabile et
hominibus pernitiosum existit, discre|tiom uestre per apostolica
scripta precipiendo mandamus, quatinus inquisita ueritate rei, si
quos I ex detentoribus predictarum possessionum et reddituum
uobis constiterit sortem suam inde prelter expensas in integrum
recepisse, eos monere curetis, ut easdem possessiones et redditus |
prescripte ecclesie omni dilatione et appellatione cessante, sine
qualibet exactione et conjtradictione restituant et in pace et quiete
dimittant. Si uera commonitioni uestre noluejrint adquiescere,
eos sublato appellationis remedio, auctoritate nostra publice ex-
communijcatos denuntietis et faciatis usque ad condignam satis-
factionem tamquam excommunicatos | cautius euitari. Dat. Anagn.
XVII kal. febr.
B. dep.
a) dilecto filio awf Rasm\
65.
Alexander HI. schreibt an Dehan and Kapitel von Samt-Ontrille
in JBourges, daJ3 niemand ohne triftigen Grund den vorgeschrieleneu
Versammhingen des Kapitels fern Ueihen dilrfe ; anderenfalls solle das
Kapitel ohne Rucksicht aiif die Ausgehlielenen verhandeln.
Anagni (1174 — 76) Januar 28.
Orig. Bourges Arch. Dep. (ColUgiale Saint-OiUrille du Chateau-
les-Bourges Liasse 1). — Cartulaire de Saint-Outrille s. XIII ebenda.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis de-
cano et capitulo beati Austre|gisili Bituricensis salutem et aposto-
licam benedictionem. Ad audientiam nostrum noueritis peruenisse,
I quod quidam uestrum statutis et determinatis capitulis ecclesie
uestre interesse con|tempnunt, hac de causa uidelicet, quod a ba-
Papsturkunden in Frankreich Y.
96
liuis"^ et propositis, qui fuerint statuendi, premia uellent contra
honestatem ecclesiasticam extorqnere. Insnper | etiam, ne in his
^ uel in aliis negotiis ipsius ecclesie procedatnr, snam eisdem capiitulis
presentiam snbtrahere non nerentur. Nos itaque pronidere no-
lentes, ne propter | malitiosam aliquorum absentiam prescripte ec-
clesie ntilitas debeat retardari, axic|toritate nobis apostolica duxi-
mns indnlgendnm, nt si qui ex nobis pro causa | quam prediximus
se a prescriptis capitnlis absentauerint, nichilominns nobis | li~
citnm sit in negotiis ecclesie nestre secundum Deum et rationem
procedere, ne^^ pro | ipsornm absentia eadem possint negotia pre-
pediri. Dat. Anagnie V kal. febr.
B. dep.
ft) 1 atif Rasur, &) Von nec dan c ausradiert.
66 .
«
Alexander 111, hestdtigi dem Delzan Wilhelm und dem Kapitel
von SainUOutrille in JBoiirges die Entscheidimg des verstorhenen Er^-
bischofs Stephan von Bourges ilber die Zahl Hirer Frdbenden und die
des verstorhenen Erd^iscliofs Petrus ilber die Einicunfte des Behans,
Anagni (1174 — 76) Januar 28,
Orig, Bourges Arch. B(p, (ColUgiale Saint-Outrille du Chateau-
le^- Bourges Liasse 1),
ALEXANDBE episcopns seruus sernorum Dei- Dilectis filiis
Willelmo decano et capitulo beati Anstre|gisili Bitnricensis sa-
Intem et apostolicam benedictionem. Satis est absonnm et^
absnrdnm, si lenitate qnalibet | debeat immutari, quod esse
noscitur prouida consideratione statutum, cum omnia firmi|tatis
robnr debeant obtinere que nel rationi conneniunt nel ecclesiastice
consonant hojnestati. Andinimns antem, quod de anctoritate bone
memorie S(tephani) quondam Bitn|ricensis archiepiscopi in ecclesia
uestra eins facnltatibns stndiose pensatis, de commnni assensn sit
et I nolnntate uestra statutum, ut ibidem canonicorum numerus
uiceshnum non excedat neue | aliquis, donee canonici ad predictum
numerum redigantur, de nouo in canonicum assu|matur- Nos itaque
nolentes constitutionem ipsam aliquorum presumptione rescindi,
presertim [ cum a nobis sit, sicut audiuimus, iuramento firmata nec ab
honestate discordet, earn ratam | habemns ac firmam et auctoritate
apostolica duximus confirmandam. Preterea quoniam a uobis sta-
tutum est, ut 1 quicumque nostrum in ecclesia uestra interfuerit
matutinis, singulis noctibus duos denarios et amplius etiam in po|-
96
Wilhelm Wiederhold,
sterum secundum quod redditus ipsius ecclesie adaugentnr,
recipiant, constitutionem ipsam, sicut de communi assensu | facia
estj auctoritate apostolica confirmamus. Nicliilominus eiiam, sicut
de auctoritate pie recordationis P(etri) | quondam Bituricensis ar-
cHepiscopi super beneficio et redditu decanie inter uos cum consilio
discretorum uirorum de coin[muiii assensu statutum esse dinoscitur
et autentico scripto firmatum, ita etiam statutum ipsum perpetuum
robur | babere sancimus, auctoritate apostolica prolibentes, ne quis
contra banc uel alteram institutionem, quam pre|diximus, ausu
temerario uenire presumat aut banc paginam nostre confirmationis
infringere audeat ] uel ei aliquatenus contraire. Si quis autem
hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipo|tentis Dei et
beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum.
Dat. Anagnie V kaL febr.
B. dep.
* 67.
Alexander 111, iemftragt einen Bischof, eine Klage der Kano-
niJcer von SainUOuiriUe in Bonrges gegen die Kanonilter von Gra-
W (•) '^ogen voreiliger Wahl meier Brabendare m untersuchen und
ndiig onfalls diese Wahl m Icassieren.
Anagni [1174 — 76) JFebruar 18.
Cartulaire de Saint ~ Ouirille de Bourges s. Kill Bourges
Arch, BSp.
Bin Bischof von OantJiracum ist mir unbeTcannt,
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Cantbracen(si) episcopo salutem et apostolicam benedictionem,
Eeferente nobis dilecto filio nostro decano sancti Austregisili
Bituricensis accepimuSy quod cum®) canonici Crancbiacenses duos
pueros, quos sibi elegerant, in canonicos ei confirmandos uel repro-
bandos, sicut moris est, presentassent, idem decanus usque ad
proximum sequentenx diem eis terminum dedit, ut interim de
meritis et conuersatione dictorum puerorum et de qualitate electionis
ipsorum per alios plene agnosceret, quia bee sibi erant ignota.
Predictis uero canonicis ab eo cum murmure recedentibus et asse-
rentibuSj quod terminum nuUatenus expectarent sed prefatis pueris
prebendam continue assignarent, idem decanus ex^) parte nostra
probibuit, ne in facto procederent, sed prefati canonici nicbilo-
minus eisdem pueris prebendam non sine iniuria nostra et ipsius
b) et.
a) cum fMt
Papsturkunden in Frankreich V.
97
decani concedere presumpserunt. Quoniam igitur grauiter sunt
puniendi qui proMbicionibus ex parte nostra factis obuiant aut
alios suo iure et dignitate spoliare nituntur, nos contemptum
nostrum et iniuriam eiusdem decani noleutes relinquere incor-
reptam ant memorato decano in suo iure deesse, fraternitati tue
per apostolica scripta mandamus et mandando precipimus, quatinus
utraque parte coram te conuocata, rei ueritatem diligenter inquiras
et, si prout dictum est ita esse inueneris, prefatos pueros a pre-
bendis suis auctoritate nostra appellatione cessante omniuo remo-
ueas et canonicis illis qui fuerint buius presumpcionis principales
auctores, Raymundo uidelicet, Grilfredo Lodoisi, I. de Carophis et
Benedicto auctoritate nostra appellatione remota earn penam in-
fligas, quod aliis suis canonicis, sicut moris est, eligentibus ipsi
usque in biennium uocem in electione babere non possint. Dat.
Agnanie XIIII bal. martii.
68 .
Alexander 111, hestdtigi dem Ait and den Brudern von Deals
einen Vergleich zwischen dem Kloster und dem verstorbenen Er 0 -
bischof Stephan von Bourges* Anagni (1174 — 76) Juli 21,
Bnllaire de Vaibaye de Deals von 1785 p, 46 in der SchloJJ-
bibliotheJc von Fougere iei Ch&teauroux.
Fr^bischof Stephan starb 1174,
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
abbati et fratribus Dolensibus salutem et apostolicam benedictio-
nem. Que pro bono pacis et concordie rationabili prouidentia
facta esse noscuntur, in sua debent firmitate consistere, et ne
processu temporis aHcuius temeraria presumptione ualeant im-
mutari, ea nos conuenit scripti apostolici munimine roborare. Ea-
propter, dilecti in Domino filii, iuste postulationi uestre gratum
impertientes assensum , compositionem que inter monasterium no-
strum et bone memorie Stepbanum Bituricensem archiepiscopum
super ecclesiis et decimis, de quibus controuersia diutius fuerat
agitata, interuenit, sicut rationabiliter facta fuisse dignoscitur et
predicti archiepiscopi necnon decani et capital! ecclesie sancti
Stepbani Bituricensis scriptis autenticis roborata, deuotioni uestre
auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio
communimus. Statuentes ut nuUi omnino bominum liceat banc
paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquatenus con-
traire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, indignationem
Kgl. Ges. d, Wiss. Nackcicliten. Phil.-hist. Kiasse. 1910. Beiheft. 7
98
Wilhelm Wiederhold,
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se
nouerit incursurum. Datum Auagnie XII kal. aug.
69 -
Alexander III. hestdtigt den in der KircTie von SainUEtienne in
Bens mm Eienste am Altar e des heiligen Johannes bestimmten Ka-
nonikern die SchenTcungen des Er^lischofs Wilhelm von Reims.
Anagni (1176) Juli 13.
Kopie $. XVI Auxerre Arch. Dip. (Chapitre cathedral de Bens
Q. 713). — Kopie von 1658 VII 21 Sens JBihl. Oomm. (Archives
G. 112).
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis ca-
nonicis nouiter institutes in ecclesia sancti Stepbani Senonensis ad
seruitium altaris sancti lohannis salutem et apostolicam bene-
dictionem. Quotiens aliquid a nobis petitnr quod ration! con-
ueniat et ab ecclesiastica non dissonet bonestate, decet nos id
clementer admittere et utili effectu prosequente complere. Ea-
propter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus be-
nignius annuentes, ea que uenerabilis frater noster W(illelmus)
Remensis archiepiscopus, apostolice sedis legatus nobis pro uestris
necessitatibus canonice concessit, sicut in autentico scripto exinde
facto continetur et nos ipsi rationabiliter possidetis, nobis et suc-
cessoribus uestris auctoritate apostolica confirmamus et presentis
script! patrocinio connnunimus. Statuentes ut nuUi onmino bo-
minum liceat banc paginam nostre confirmationis infringere uel
ei aJiquatenns contraire. Si quis antem boc attemptare pre-
sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et
Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Datum Anagnie
IIP idus iulii.
70 .
Alexander III. hestdtigt dem Aht imd den Briidern von Saint-
Jean Jes- Sens die ihnen von Er 0 hisGhof Wilhelm von Sens ^ dem
jeUigen Er^hischof von Reims^ geschenicten Kirchen Saint- Gilles de
Nemore und von Dorleto und den Ort Flottin.
Anagni (1176) November 12.
Kopie von 1563 VI 24 (aus dem Orig.) Auxerre Arch. Dip.
(Abbaye de Saint- Jeandes-Sens H. 377).
Dabei ist vermerM: ,jau troisieme caier du registre seconde page^
Papsturkunden in Erankreich V. 99
second article est escript ce que s'ensuit : primlegitiiQ de ecclesia sancti
Egidii et de Dorleto et Motaiii“.
Alexander episcopns semus sernorum Dei. Dilectis filiis abbati
et nninersis fratribns ecclesie sancti lobannis Senonensis salntem
et apostolicam benedictionem. Instis petentium desideriis
dignum est nos facilem prebere consensnm et nota que a rationis
tramite non discordant, effectu prosequente complere. Eapropter,
dilecti in Domino filii, nestris instis postnlationibns grato concur-
rentes assensn, ecclesiam sancti Egidii de Nemore cnm ecclesia de
Dorletj sicnt earn nenerabUis frater noster W(illelmus) nunc Re-
mensis, tunc Senonensis arcbiepis copus nobis cum assensu fratrum
eiusdem loci, capituli etiam Senonensis, ad qnos eadem ecclesia
spectare uidebatur, sub censu quinque dnintaxat solidorum eidem
capitulo annis singulis persoluendo, nobis pia denotione donauit
cum omnibus ad eandem ecclesiam pertinentibus ; locum quoque de
Flotein cum omnibus ad ipsum pertinentibus et rationabiles in-
structiones, quas antecessores uestri ad maiorem religionis obser-
uantiam fratribns ibidem Domino seruientibus tradiderunt per-
petua obseruatione tenendas, sicnt in eorum scripto autentico
continetur et a iam dicto archiepiscopo sunt confirmate, nos eas
ratas babentes auctoritate apostolica confirmamus et presentis
script! patrocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino bo-
minum liceat banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei
ausu temerario contraire. Si quis autem boc attemptare pre-
sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et
Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. Anagn. 11
idus nouembris.
71.
Alexander IIL hestatiqt dem Abt und den Briidern von Saint-
Germain in Auxerre die ihnen von den Er^hischofen Heinrich von
Sens und Wilhelm von Heims geschenJcte Kirche von Ervy.
Siponto {1177) Feiruar 1,
Cartulaire de Saint - Germain d'* Auxerre s, XIII f. 16 Auxerre
Bill, Gomm. Ms, 161 = Bom Viole Historia dbbatum s, Germani
Autisiodorensis s, XVII p, 216 ebenda Ms. 154.
Alexander episcopns seruus seruorum Dei. Dilectis filiis ab-
bati et fratribns sancti Grermani Autisiodorensis salutem et apo-
stolicam benedictionem. Instis petencium desideriis dignum est
nos facilem prebere consensnm et nota que a racionis tramite non
7 *
100
Wilhelm Wiederhold,
discordant, effectu sxmt prosequente complenda. Eapropter, dilecti
in Domino filii, uestris iustis postulationibus grato concxirrentes
assensu, ecclesiam que sita est in castro quod dicitur Heruianis,
sicut earn bone memorie Henr(icus) quondam Senonensis arcHepis-
copus monasterio uestro racionabiliter contulii et uenerabilis frater
noster W(illelmus) nunc Eemensis, olim Senonensis archiepis copus
scripto suo proprio conflrmauit, uobis et eidem monasterio aucto-
ritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio com-
munimus. Statuentes ut nulli omnino hominum etc. Si quis autem
etc. Datum Sypont. kal. febr.
73 .
Alexander II J. lestdtigt den Kirchendltesten von Saint - Etienne
in Sens mehrcre Schenhingen des Er^bischofs Wilhelm von Reims,
Venedig am Rialto {1177) Juni 6,
Orig, Auxerre Arch: Rep, (Ohapitre cathedral de Sens &, 710),
J-L, 18868 naoh dem Gitat bei Quantin Gartul. general de
V Tonne Up. 886, Die bestdtigte UrJcunde ist gedrucM ebenda Up, 885,
ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
matriculariis ecclesie sancti | Stephani Senonensis salutem et aposto-
licaln benedictionem. Intelleximus ex tenore cuiusdam auten|tici
instrumenti uenerabilis fratris nostri W(illelmi) Eemensis archie-
piscopi, apostoKce sedis legati, quod 1 cum prefatus arcbiepiscopus
curam et amministrationem Senonensis ecclesie gereret, uobis j
procurationem in domo sua concessit et unicoique nostrum triginta
solidos in resur|rectione Domini et triginta in festo sancti Eemigii
annuatim reddendos et alia quedam | que in prefato scripto con-
tinentur. Quia uero ea que rationabiliter statu|untur ad utilitatem
et incrementum ecclesiarum pertinentia debent munimine sedis |
apostolice roborari, procurationem ipsam et alia que prefatus ar-
cMepiscopus de assensu j capituli Senonensis ecclesie uobis ratio-
nabiliter concessit, sicut in autentico scripto | exinde facto conti-
netur et uos ea babetis, deuotioni uestre auctoritate apostolica |
confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Statuentes
ut I nulli omnino bominum liceat banc paginam nostre confilrma-
tionis infringere uel ei ali|quatenus contraire. Si quis autem boc
attemptare presumpserit, indignajtionem omnipotentis Dei et bea-
torum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursu|rum.
Dat. Venet. in Riuo alto VIII id. iunii.
B. dep.
Papsturkunden in Frankreich V.
101
73 .
Alexander HI. nimmt das Kloster Saint-Marien vor Auxerre
unter dem Abt Milan in den apostolischen Scliut^ und bestdtigt ihm
die Besitzungen und Bechte.
Venedig am Bialto 1177 August 20.
Orig. Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Saint-Marien d' Auxerre
H. 1204).
J-L. 18732 zu 1159 — 81 citiert nach dem Fragment hei Hugo
0. P. A. II Preuves] p. 148. Vgl. auch Quantin Cartulaire general
de VYonne 11 p. 138 zu 1177.
ALEXANDER EPISOOPVS SERYYS SERVORYM DEL DL
LEOTIS EILnS MILONI ABBATI SANCTI MARIANI F0RI8 MV-
RYM ALTISIODORENSIS OWITATIS EIVSQVE FRATRIBVS TAM
PRESENTIBVS QVAM EVTVRIS REGYLAREM YITAM PROFESSIS
IN PERPETYYM. | Quotiens illud a nobis petitar.
R. Ego Alexander cattolice ecclesie episcopns ss. BY.
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopns ss.
f Ego Gruillelmns Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Ildebrandus basilice XU apostolorum presb. card. ss.
f Ego lohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Boso presb. card. sanctQ Pndentiane tit. Pastoris ss.
f Ego Tbeodinns presb. card, sancti Yitalis tit. Yestine ss.
f Ego Petrns presb. card. tit. sancte Sasanne ss.
f Ego lacinctns diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss.
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss.
•j* Ego Cinthyus diac. card, sancti Adrian! ss.
f Ego Hugo diac. card, sancti Enstachii inxta templnmAgrippess.
f Ego Hugo diac. card, sancti Angeli ss.
f Ego Laborans diac. card, sanct^ Mari^ in Porticu ss.
f Ego Rainerius diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum ss.
Dat. Venet. in Riuo alto per manum Grerardi sancte Romane
ecclesie subdiaconi et notarii, XIIII kal. septembr. , indictione X,
incamationis dominice anno M°.C®.LXX°.Vir, pontificatus nero domni
Alexandri pape III anno XYIII.
B. dep.
74.
Alexander IIL nimmt das Erzbistum Bourges unter dem Erz^
biscJiof Warimts nach dem Vorgange Eugens IIL und Hadrians IF.
102
Wilhelm Wiederhold,
in den apostolischen ScJiut^ und bestdtigt Him den Primat uber die
Proviwen Bourges und Bordeaux und alle BesiUungen und Bechte.
Venedig am JRialto 1177 August 21,
Cartuldire de Varchevkhe de Bourges s, XIV Nr, 19 Bourges
Arch, Dep, — Goll, Balu^e voh 79 f. 165 (ex cartulari f. 21!) Paris
Bill, Nat!
J-L. 12921, WiederJiolung von Nr, 36,
Alexander episcopns sernus seruorum Dei. Yenerabili fratri
Gnarino Bituricensis ecclesie arcliiepiscopo emsq[Tie successoribtis
canonice snbstitnendis (in perpetnum). Et ordo rationis ex-
postulat.
Datum Yenetie in Bino alto per manum Gratiani sancte Eo-
mane ecclesie subdiaconi et notarii, XII kal. septembris, indictione
X, incamationis dominice anno MCLXXYIIy pontificatus uero
domini Alexandri pape III anno XYIII.
75 .
Alexcmder III. lestdtigt dem Alt und den Brildern von JDilo
die ihnen von den Ersbischofen Hugo und Wilhelm von Sens uber-
frdgenen Kirchen von Bussy und Paroy,
; Venedig am Bialto (1177) August 21,
Kopie s, XV Sens Bill, Oomm, (Archives (x* 59),
Die bestdtigte Uricunde ist daUert von ll76.
Alexander episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis
abbati et fratribus ecclesie Deiloci salutem et apostolicam bene-
dictionem. lustis petentium desideriis dignum est nos facilem
prebere consensum et uota que a rationis tramite non discordant^
effectu sunt^prosequente complenda. Eapropter, dilecti in Domino
filii, uestris iustis postulationibus grato concurrentes assensu, ec-
clesiam de Bussiaco et ecclesiam de Paria cum omnibus pertinentiis
earum, a bone memorie B[ug(one) quondam Senonensi archiepiscopo
et a uenerabili fratre nostro Bemensi archiepiscopo, apostolice sedis
legato, tunc Senonensi, ecclesie uestre rationabiliter concessas et
confirmatas, sicut in eomm auctenticis scriptis exinde factis con-
tinetur et uos eas legitime possidetis, nobis et per nos eidem ec-
clesie auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patro-
cinio communimus. Statuentes ut nulli omnino hominum liceat
hanc paginam nostre confirmationis infringere nel ei aliqnatenus
Papsturkunden in Frankreich V.
103
contr'aire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indigna-
tionem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum
eius se nouerit incursurum. Datum Venetiis in Riuo alto®^ XII
kal. septembr.
a) laco.
76.
Alexander III. nimmi die Kirche Notre-Bame de Montermoyen
in JBourges unter dem DeJcan Cadurcius in den apostolischen Schutz
und hestatigt ihr die Besitsungen, die Sepultur und die Freiheit vom
Interdikt. Venedig am Bialto 1177 ( April 5 — September 20).
Orig. Bourges Arch. Dep. (Ohapitre N.-B. de Montermoyen de
Bourges Liasse 2).
Bie Besitzungen sind : Ecclesiam uidelicet sancti Petri de Liuer-
ginaco, ecclesiam sancti Petri de Marmeniis, ecclesiam sancti Petri
de Troi, ecclesiam sancte Marie de Coslano, ecclesiam sancte Marie
de Cildriaco, ecclesiam sancte Litanie, ecclesiam sancte Marie de
Nououico cum omnibus pertinentiis earum.
ALBXANDEE EPISOOPVS SEEYVS SEEVORVM DEI. DILEOTIS
F TT.TTS OADVECIO DEOANO ET OAPITVLO BEATS MAEIB MEDH
MONASTBEn TAM PEESENTIBVS QVAM PVTTHIS OANONIOE
SVB8TITVBNDIS IN PEEPETWM. | Quotiens iUud a nobis
petitur.
R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss.
f Ego Graillelmus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Menfredus Penestrinus episcopus ss.
f Ego lohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Boso presb. card, sanctq Pndentiane tit. Pastoris ss.
f Ego Theodinus presb. card, sancti VitaKs tit. Vestine ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego Tacinctus dia,c. card, sancte Marie in Cosmidyn ss.
f Ego Hardicio diac. card, sancti Theodori ss.
f Ego Cinthyus diac. card, sancti Adriani ss.
f Ego Hugo_diac. card, sancti Eustachii iuxta templum Agrippe ss.
f Ego Laborans diac. card, sancte Marie in Porticu ss.
Dat. Venetiis in Riuo alto per manum G-erardi sancte Romane
ecclesie [subdiaconi et notarii , in-
Wilhelm Wiederhold,
104
cjarnationis dominice anno M".C^LXX‘’VII°, pontificatus nero domni
Alexandri pape III anno octauodecimo.
B.
77.
Alexander III. bestdtigt dem Alt Warmund und den KanoniJcern
von Samt- Jean -Us -Sens den BesiU einiger ihnen von Er^bischof
Wilhelm von Sens geschenUen Kirchen.
Anagni (1174 — 78) Februar 24.
Orig. Sens Bibl. Comm. (Archives H. 15).
J-L. 13005 nach dem Oitat bei Quantin Gartulaire general de
V Tonne Up. 239. Die bestdtigte TJrhunde ist gedrucM ebenda Up. 238.
ALEXANBEE episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis
©(uarmundo) abbati et cano|nicis ecclesie sancti loliannis Seno-
nensis salntem et apostolicam benedictionem. Instis petentinm
deisideriis digniun est nos facilem prebere consensum et nota que |
a rationis tramite non discordant, ejffectti simt prosequente com-
plenda. | Eapropter, dilecti in Domino filii, nestris instis postnla-
tionibns grato concurrentes assensu, ecclesiam de Teleio et de
VaUemanri et ecclesiam de | molendino Leonis et ecclesiam de
Villanona snper Vannam, ecclesiam de j Monte Barrel, ecclesiam
de Bosco commnni, ecclesiam de Cerbona, ecclesiam ) de Dians cnm
omnibus appendiciis earnm, sicnt"^ eas nobis uenerabilis frater
noster W(illelmns) Senonensis archiepiscopnsj apostolice sedis le-
gates canonice concessit, de|uotioni uestre auctoritate apostolica
confirmamus et presentis scripti | patrocinio communimns. Sta-
toentes nt nnlli omnino hominum liceat 1 banc paginam nostre
confirmationis infringere uel ei aliquatenns con|traire. Si qnis
antem boc attemptare presumpserit , indignationem omnipotentis
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolormn exus se nonerit in-
cursurum. f Dat. Anagn, VI kal martii.
B. dep.
a) sicut von anderer Hand auf JRasur,
78 .
Alexander III. bestdtigt dem Kloster Vernusse unter dem Abt
Bkhard die Augustinerregel^ die namentlich anfgefuhrten Eesitmngen^
die Zehnten^ das Aufnahmerecht^ die Sepultur nnd das Wahlrecht.
. - Lateran 1178 Juli 23.
Papsturkunden in FrankreicL V.
106
Orig, im BesiU von Herrn Mirpied in Bourges.
Gitiert Gallia Chr. 11 p, 191. Die Liste der Besitmngen lautet:
Locum ipstun, in quo prescripta ecclesia constructa est, cum om-
nibus pertinentiis suis, oratorium sancti Laurentii quod est in
nemore quod dicitur Fracneia cum pertinentiis suis, oratorium
sancti Nicolai quod est in loco qui dicitur Xanctas cum pertinentiis
suis, oratorium sancti lotannis Euangeliste quod est in loco qui
dicitur Barifons cum pertinentiis suis, nemus de Varnuca quod est“>
nemus de Grrossobosco, in quo abbatia uestra sita est.
ALEXANDER EPISOOPVS SLEWS SEEVOEVM DEI. DILEOTIS
PILIIS EIOCAEDO ABBATI ECOLESIE^) SANCTE|MAEIE DE VAE-
NVOIA EIVSQYE FEATEIBVS TAM PEESENTIBVS QVAM EV-
TVEIS EEGVLAEEM VITAM PEOFESSIS IN PEEPETTVM. ]
Monet nos apostolice sedis.
R. Ego Alexander catRolice ecclesie episcopus ss. BY.
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss.
f Ego lohannes sanctorum loRannis et Pauli presb. card. tit.
Pamachii ss.
f Ego Boso presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego Iac(inthus) sancte Marie in Cosmydyn diac. card. ss.
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss.
f Ego Cintliyus diac. card, sancti Adrian! ss.
*}• Ego Hugo diac. card, sancti Angeli ss.
f Ego Arduinus diac. card, sancte Marie in Via lata ss.
Dat. Lat. per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres-
biteri cardinalis et cancellarii, X kal. augusti, indictione XD, in-
carnationis dominice anno M°.C®.LXX®.YII^&) , pontificatus uero
domni ALEXANDBI pape HI anno XYIIIL
B.
a) quod est von anderer Tinte, h) auf Basur. c) sic.
79.
Alexander 111 geivdhrt dem Aht und den Brudern von Issoudun
die Freiheit vom Interdiht. Anagni (1160 — 79) OUoher 7.
Monasticon Benedictinuni vol, XXII 1 s. XVII f. 308 Paris
Bihl. Xat Ms. lat 12680.
J-L. 13150 citiert nach diesem Ms*
106
Wilielm Wiederhold,
Alexander episcopns seruns seruorum Dei. Dilectis filiis ab-
bati et fratribns Exsoldnnensis monasterii salutem et apostolicam
benedictionem. Eeligiosis notis annuere et eorum iustas postu-
lationes benignius exaudire et debito suscepti regiminis cogimur
et pietatis officio commouemnr. Ea propter, dilecti in Domino
filii, nestris iustis postulationibus gratum impertientes assensmn,
presentibns nobis litteris indnlgemus, ut cnm nilla uestra fuerit
interdicta, liceat nobis clansis iannis non pnlsatis campanis ex-
clnsis excommnnicatis et interdictis suppressa noce dinina officia
celebrare. Dat. Anagnie non. octobr.
80 .
Alexander 111, ermdchtigt Alt nnd Bruder von Beols^ innerhall
Hirer Barrochien fdllige Zehnten von ihren Eigentumern als Geschenh
anzundimeny sofern niclit BecMe anderer Kirchen dem entgegenstehen.
Later an (1166 — 79) Mai 7,
BuUaire de Vdblaye de Deols von 1785 p, 46 in der Schloji-
lihliotTieh von Fougere lei Ghdteauroux.
Alexander episcopns seruns sernornm Dei. Dilectis filiis abbati
et fratribns Dolensis monasterii salntem et apostolicam bene-
dictionem, Laudabiliter officinm nostrum exeqnimnr, si de
statu Qlamm ecclesiarnm paterna snmus cnra soUiciti, qne ad
dispositionetn et tatelam sacrosancte Eomane ecclesie noscnntnr
specialins pertinere. Hac itaqne ratione indncti anctoritate nobis
apostolica duximns indnlgendnm, nt ab illis qxd infra parocbias
nestras decimas babent, si monasterio nestro nel locis ad ipsnm
pertinentibns eas conferre nolnerint, liceat nobis ipsas incnnctanter
accipere, si eas non constat ad aliam ecclesiam^) pertinere, et
ne ab arcHepiscopis nel episcopis ant ab alia ecclesiastica persona
super boc impendimentum sustineatnr ant dinina ipsis negentnr
officia, arctins inbibemus. Datnm Laterani nonis maii.
a) ecclesiam non.
81 .
Alexander III, lestatigt devi BeTcan und dem Eapitel von Saint-
Etienne in Bourges die Sclienkungen einer Fran Irmgard,
Lateran (1166—79) Mai 23.
Gartulaire de Saint-Etienne de Bourges s, Xlll f, 14 Baris
Bill. Nat. Ms, lat. Nouv, acqu, lat 1274.
J-L. 13229 eitiert nacJi diesem Chartular,
Papstarkunden in Frankreich V.
107
Alexander etc. Dilectis filiis decano et capitnlo Biturice’nsi
salntem etc. Ad anres nostras noueritis peruenisse, quod qnedam
nobilis mulier Erm(ingardis) nomine, cum sobolem non haberet,
Christum heredem facere cupiens, hereditatem quam ab ecolesia
uestra tenebat per manus uenerabilis fratris nostri archiepiscopi
uestri nobis et eidem ecclesie resignauit et super altare se et suam
hereditatem per anulum obtulit et coram eodem altari in manu
ipsius archiepiscopi se donum suum fide data spopondit pro suis
iuribus seruaturam, ita tamen, ut ab ecclesia uestra redditus certas
habeat, de quibus in uita sua possit commode sustentari. Vnde
quia coipicessionem et oblationem predicte mulieris auctoritate nobis
petitis apostolica confirmari, nos uestris postulationibus gratum
impertientes assensum, concessionem ipsam de hiis, sicut diximus,
rationabiliter factam, ratam habemus eamque auctoritate apostolica
confirmantes presentis script! patrocinio communimus. Statuentes
etc. siciit supra. Dat. Later. X kal. iunii.
83 . -
Alexander III. hestdtigt dem Behan und dem Kapitel von Saint-
Etienne in JBourges die EntscJieidung des ErMscTiofs Warinus, daJJ
die Zalil Hirer Prdbenden nicJit iiber dreijiig hetragen durfe.
Later an (1178—79) Mai 12.
Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. XIII f. 16' Paris Bihl.
Nat Ms. Nouv. acqu. lat. 1274.
J-L. 13262 citiert nach diesem Ghartular.
Alexander etc. Decano et capitulo Bituricensi etc. Quociens
aliqua statuuntur que ad ecclesiasticam pertinent honestatem, ea
nos conuenit apostolice firmitatis robore communire, ne possint
in posterum quorumlibet temeritate rescind! uel a suo statu quo-
modolibet reuocari. Littere siquidem quas nobis uestra direxit
deuotio continebant, quod uos et uenerabilis frater noster Gr(ua-
rinus) archiepiscopus uester, consideratis facultatibus uestre eccle-
sie diligenter, ne posset eadem ecclesia in posterum ultra facultates
suas canonicorum receptione grauari, pari uoto pro pace et utili-
tate ecclesie statuistis, quod eadem ecclesia triginta prebendarum
numerum non excedat et quod prebenda nemini conferatur uel
promittatur, donee aliqua uacauerit de triginta. Nos itaque con-
stitutioni uestre prestare uolentes debit! rob oris munimentum, earn,
sicut- a uobis de assensu predict! archiepiscopi facta est et iura-
mento firmata, ratam habemus et firmam eamque auctoritate apo-
108
Wilhelm Wiederhold,
stolica conflrmantes presentis scripti patrocinio commiinimus. Sta-
tuentes etc. Dat. Lat. IIII idus maii.
83 .
Alexander IIL nimmt das Kloster Notre-Dame de Vauluisant
unter dem Abt Petrus in den apostolischen SchuU und hestdtigt ihm
die JBesitmngen und MecMe. Tusculum 1179 Januar 15.
Orig. Auxerre Arch. Dep. (Albaye de Vauluisant H. 676).
Citiert Quantin Cartulaire general de V Tonne II p. 389. — Die
Besitmngen sind : Grrangiain de dteureio cum nemore et tota terra
de Ceruins et cum parte quam habetis in nemore et terra Ra-
bardi et cnm tota terra de Valoirs cum nniuersis ad predicta loca
de Chenreio et de Ceruins pertinentibus.
ALEXANDER EPISCOPVS SERWS SERVOEVM DEI. DI-
LEOTIS EILnS PETRO ABBATI MONASTERII SANCTB MARIE
VALLISLYCENTIS EIVSQYE FRATRIBVS TAM PRESENTLBVS
QVAM FYTVRIS REGYLARBM YITAM PROFESSIS IN PERPE-
TVYM. I Etsi iura omniam religiosorum.
R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BY.
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss.
t Ego lobannes presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit. Pa-
macbii ss.
f Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss.
t Ego Viuianus presb. card. tit. sancti Stepbani in Celio monte ss.
t Ego Cintbius presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
t Ego Hugo presb. card. tit. sancti dementis ss.
t Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in^^ lerusalem ss.
t Ego Matbeus presb. card. tit. sancti Marcelli ss.
t Ego Rainerius diac. card, sancti Greorgii ad Velum au-
reum ss.
f Ego Gratianus diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
t Ego Rainerius sancti Adriani diac. card. ss.
f Ego Matbeus sancte Marie None diac. card. ss.
t Ego Bernardus diac. card, sancti Nicolai in carcere Tul-
liano ss.
Dat. Tusculan. per manum Alberti sancte Romane ecclesie
presbiteri cardinalis et cancellarii, XYIII tab febr., indictione
a) in fehU.
Papsturkimden in Prankreich Y. 109
XI®, incarnationis dominice anno C°. LXX®.VIII®, pontificatus
uero domni ALEXAXDEI pape III anno XX^
B. dep.
8L
Alexander III, hestdtigt den mm Dienste am Altar des heiligen
Johannes in der Kirche m Sens hestimmten Kanonihern die VerfU-
gung ErMschof Wilhelms von Beims^ daji die filnfte Brdbende am
Hauptaltar derselben Kirche, sobald sie frei iverde, an die Kanoniker
vom Altar des heiligen Johannes fallen solle,
Lateran (1179) Februar 17,
Orig, Sens Bibl. Comm. (Archives G,112). — Kopie s. KVl
Auxerre Arch. Dep. (Ohapitre cathedral de Sens G. 718).
ALEXAXDEE episcopns seruns seruomm Dei. Dilectis filiis
canonicis obseqnio Dei in altari | sancti loLannis quod in ecclesia
Senonensi nuper erectum est depntatis salntem et apostolicam be-
nedictionem. Que a | fratribns et coepiscopis nostris pietatis in-
tuitu statnuntur, firma uolumus et illibata persistere | et ne ali-
cuius^^ temeritate turbentur, auctoritate sedis apostolice commu-
nire. Eapropter, dilecti | in Domino filii, uestris iustis postula-
tionibus grato concurrentes assensu, concessionem | quinte prebende
maioris altaris Senonensis ecclesie per uenerabilem fratrem nostrum
’W(illelmum) tunc Se|nonensem, nunc uero Bemensem arciiiepisco-
pum, apostolice sedis legatum supradicto altari beati lohannis, |
cum primo uacauerit, factam ratam habemus et uiginti solidos
quos pro inuestijtura eiusdem prebende prescripto altari contulit
annuatim soluendos, eidem altari auctorita|te apostolica confirma-
mus et presentis scripti patrocinio communimus. Statuenjtes ut
nulK omnino hoininnm liceat banc paginam nostre confirmationis
infringere uel | ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc
attemptare presumpserit, indignationem omni|potentis Dei et bea-
torum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incurs urum. Dat.
Lat. XIII kal. martii.
B. dep.
a) et ne alicuius auf Basur.
85 ,
Alexander III, nimmt die Kirche von JSfotre-Bame de Salles unter
dem Prior Bomishomo nach dem Vorgange Innocent II. und Eugens
110
Wilhelm Wiederhold,
III. in den apostolischen 8 chut 0 und bestdtigt ihr die Besit^imgen,
die Sepulkir, Freiheit von Exkommunication und Suspension, die Zahl
von stvOlf Frdbenden und das durch Er^bischof Warin von Bourges
erlassene Staiut der Kirche. Segni 1179 August 22.
Kopie von 1625 VII 19 (ex cartulari f,36) Bourges Arch. Bep.
(ColUgiale Notre-Dame de Salles Liasse 1 ).
Vgl. Nr. 10 . Die Vorurhunde Eugens IIL ist verloren. Die
Besit 0 ungen sind : Locum, in quo ecclesia ipsa sita est, cum omnibus
pertinentiis suis, ecclesiam sancte Marie de Agongiis, quicquid
iuris in ea babetis, ecclesiam sancti Saturnini de Taumeriaco, ec-
clesiam sancti Martini de Cogniaco, censum uiginti soHdorum qui a
Molismensi monasterio eidem ecclesie pro Mercenniaco et Bissiaco
annualiter persoluuntur, sex sextarios frumenti et sex sextarios
siliginis ab abbatia de Loco Regio pro terra sancti Albini uobis
uestrisque successoribus pro censu annualiter persoluendos, censum
duorum solidorum ab ecclesia sancti Satiri pro ecclesia Monaste-
rioli uobis soluendum, tres obolos quos“^ pro censu debent uobis
canonici sancti Austregisili, ecclesiam sancte Marie de Promellis
cum decimis et aliis ad supradictas ecclesias pertinentibus, apud
castrum Nouum duo molendina in rippa Cari fluminis, in loco qui
dicite Nantolium et in clusa eorumdem molendinorum duas sedes
ad molendina constmenda, unum ad pannos alterum ad corticas;
uniuersa que habetis apud Penestriliacum, medietatem nemoris de
Laus, decern arpenta pratorum de Cutiaco et aquam circa eadein
prata, prata quoque et terrain quam habetis apud Greuaudatdi et
quendam locum qui dicitur Francauilla; sententiam uero que inter
nos et moniales sancti Menulfi super capella de Francauilla et
iure parrochiali eiusdem loci rationabiliter rata est et seruata,
perpetuis temporibus habere decernimus firmitatem.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Bo-
nohomini priori sancte Marie de Sails eiusque fratribus tarn pre-
sentibus quam futuris canonice substituendis in perpetuum. Ef-
fectum iusta postulantibus.
R.^> Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.
t Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss.
f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
f Ego Petrus Tusculanus episcopus ss.
f Ego Bernardus Prenestinus episcopus ss.
t Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss.
a) quos fehU, h) R und BV feJiIen, ebenso uberall f tmd ss.
Papsturkunden in Frankreicli V.
Ill
f Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss.
f Ego Gratianus diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
f Ego Matheus sancte Marie None diac. card. ss.
f Ego Bernardus diac. card, sancti Nicolai in carcere Tul-
liano ss.
Datum Signie®) per manum Alberti sancte Eomane ecclesie
presbiteri cardinalis et cancellarii, XI kal. septembris, indictione
XII, incarnationis dominice anno M® C® LXX® pontificatus
nero domini Alexandri pape III anno XX^.
e) signatum.
86 .
Alexander ILL bestdiigt der Friorin %md den Nonnen von Gri-
senon einige ihnen vom Fischof von Auxerre geschenMe EinMnfte,
Segni (1179) September IL
Chartularium monasterii de Crisenone s, XIII f, d Paris Bill.
Nat Ms. lat. 9885 = Anne Belaporte Memoire de Vahbaye de Cri^
^enon-les-Auxerre von 1691 Paris Bill, Nat. Ms. lat. 9886 p, 15 und
s. XIX f. 10 Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Notre-Bame de (7me-
non H. 1842).
J-L. 13470 citiert nach Ms. lat. 9885.
Alexander episcopus seruus sernorum Dei. Dilectis in Christo
filiabus priorisse et monialibus de Crisinone salutem et apostolicam
benedictionem. Eelatum est anribus nostris ex parte) uestra,
quod uenerabilis frater noster Autisiodorensis episcopus quadraginta
solidos de teloneo suo in nundinis de Tannet(o) et uiginti solidos
et decern libras ceree in ecclesia de Monastelrello, quos ab antique
ecclesia ipsa persoluit, et dimidiam partem minutarum decimarum
in uilla Ligniaci uobis et ecclesie uestre intuitu pietatis capitulo
suo annuente concessit et script!®^ sui munimine roborauit. Vnde
quoniam super his confirmationem sedis apostolice postulastis, nos
precibus uestris benignius annuentes, prescriptos redditus, sicut
rationabiliter uobis concessi sunt et pacifice possidetis, uobis et
ecclesie uestre auctoritate apostolica confirmamus et ’ presentis
scripti patrocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino homi-
num liceat hanc paginam nostre confirmationis infringere uel ei
ausu temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpse-
a) scrip ta.
112
Wilhelm Wie derhold,
rit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli
aposiolorum eius se nouerit incursuram. Dat. Sign. Ill id. sept.
87 .
Alexander HI, bestdtigt dem Alt und den Brildern von Saint-
Pierre-le-Vifles-Sens die ihnen vom ErzUschof Wilhelm von SenSj
jet 0 t Erzbischof von BeimSj geschenkte Kirche von Auxon,
Velletri (1179) Eezember 10.
Eom Cotron Ohronicon sancti Petri Vivi von 1650 p. 645 Auxerre
Bibl. Comm. Ms. 213.
Alexander episcopus seruns sernorum Dei. Dilectis filiis abbati
et fratribns ecclesie sancti Petri Vini salutem et apostolicam bene-
dictionem. lustis petentium desideriis dignum est nos facilem
prebere consensnm et uota qne a rationis tramite non discordant,
effectu stmt proseqnente complenda. Eapropter, dilecti in Domino
j&lii, nestris instis postulationibus grato concurrentes assensn, ec-
clesiam de Anson cum omnibus pertinentiis suis a uenerabili fratre
nostro Kemensi, time Senonensi arcMepiscopo de assensn capituli
Senonensis ecclesie nestre canonice concessam, sicut earn rationa-
biliter possidetis, nobis et per nos eidem ecclesie auctoritate apo-
stoliea confirmamns et presentis scripti patrocinio communimns.
Statnentes nt nnUi omnino bominmn liceat hanc paginam nostre
confirmationis infringere uel ei aliqnatenns contraire. Si qpis
antem hoc attemptare presnmpserit, indignationem omnipotentis
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in-
cursurum. Datum VeUet.«) IV idus decembris.
a) Alet. ?
88 .
Alexander III. bestdtigt dem Dekan Huhald und dem Kapitel
von Sainf-Etienne in Bourges die ivegen der Kirche von Saint-Iter-
les-Ays von Erzbischof Wulgrin von Bourges einst getroffene Ent-
scheidung. Tusculum (1171—80) August 20.
Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. Kill f. 14 Paris Bibl.
Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1274.
J-L. 13563 citiert nach diesem Chartular. Vgl. Nr, 13.
Alexander etc. Dilectis filiis Hyb(aldo) decano et capitulo
Bituricensi salutem et apostolicam benedictionem. lustis peten-
Papsturkunden in Frankreicli V.
113
cium desideriis dignmn est nos facilem prebere consensnin et uota
que a rationis tramite non discordant, effectu sunt prosequente
complenda. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postu-
lationibus grato concurrentes assensn, ecolesiam sancti Iterii Aia-
censis in dispositione uestra perpetuo permansuram, sicut a bone
memorie Vulgrino quondam Bituricensi archiepiscopo statntum est
et de assensu utriusque partis scripto eius autentico roboratum et
demum a pie recordationis predecessore nostro papa Inn(ocentio)
confirmatum et hactenus obseruatum, deuotioni uestre auctoritate
apostoKca confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus.
Statuentes etc, sicut est siiperius annotatum. Dat. Tuscnlan.
XIII kal. septemb. ^
89.
Alexander IIL hestdtigt dem Dehan und dem Kapitel von Saint-
Etienne in Bourges nach dem Vorgange Hadrians IV, die durch Ers-
bischof Petrus von Bourges geschehene Ein^ieJiung der Propstei Mim-
hriac. Tusculum (1171 — 80) August 20.
Cartulaire de Saint -Etienne de Bourges s, XIII f. 16 Paris
Bibl, Nat. Ms. Nouv. acqu. lat 1274:.
J-L. 13564 citiert nach diesem Ghartular. Vgl. Nr. 39.
Alexander etc. Decano et capitulo Bituricensi etc. Ea que
rationabiliter disposita sunt et statuta, firma debent et inconcussa
manere et ne temeritate quorumlibet a sue possint robore firmi-
tatis auelli, ea nos conuenit apostolico munimine roborare. Sug-
gestum est siquidem auribus nostris, quod de assensu et uoluntate
bone memorie P(etri) quondam archiepiscopi uestri ac uestra sta-
tutum est et scripto autentico confirmatum, ut prepositura Mim-
briacensis nulli deinceps personnaliter assignetur sed uniuersi red-
ditus, qui ad partem prepositure pertinebant, ad proprios usus
capituli redigantur. Quam utique constitutionem, sicut a predicto
archiepiscopo ac uobis rationabiliter facta est et tarn uestro quam
sancte recordationis predecessoris nostri Adriani pape scripto au-
tentico confirmata et hactenus obseruata, nos ratam et firmam ha-
bentes, earn auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti
patrocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino hominum
liceat hanc paginam nostra confirmationis infringere etc. Dat.
Tusculan. XIII kal. septemb.
Kgl. Ges. d, Wiss. Nachrichten. PMlolog.-Mst. Kiasse. 1910. Beiheft, 8
114
■Wilhelm Wiederhold
90.
Alexander 111, geivdhrt dem Frior imd den Kanonikern von
Saint- Vrsin in Bourges die freie Verfugung ilher ihre JEinJcUnfte und
Besitmngen j wie ihnen JEr^bischof Warinus von Bourges mge-
standen liatte, Tusculum (1178 — 80) September 12,
Orig, Bourges Arch, Bep, (Gollegiale Saint -Ur sin de Bourges
Liasse 2).
Die bestdtigte Urhunde ist datiert von 1178,
ALEXANDER episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis
C. priori et canonicis sancti Vrsini [ salutem et apostolicam bene-
dictionem. Apostolice sedis anctoritate indnciimir et officii
nostri debito proiioca|miir, filiorum ecclesie preces, c[xie inri con-
uenitint et consonant bonestati, libenter admit|tere et effecta pro-
seq[uente complere. Hac itaq^ue ratione indncti et nestris iustis
postulationilbns inclinati, anctoritate nobis apostolica indnlgemns
liberam facnltatem redditns et res ecclesie j nestre ad bonorem
Dei et ntilitatem eiusdem ecclesie disponendij sicut uenerabilis
frater noster Gr(narinus) | Bitnricensis arcbiepiscopns pronide nobis
snis noscitnr litteris indtilsisse. NnUi ergo omnino bo|minnni liceat
banc paginam nostre concessionis infringere nel ei ansn temerario
conltraire. Si qms antem boc attemptare presninpserit, indigna-
tionem omnipoltentis Dei et beatornm Petri et Panli apostolornm
eins se nonerit incnrsnrnm. Dat. 1 Tnsculan. 11 id. sept.
B. dep.
91.
Alexander 111, nimmt Behan und Kapitel von Saint’-Etienne in
Bourges in den apostolischen Schut ^ , verbietet Suspension oder Ex-
Jcommunikation oline ausreichenden Qrund m verhdngen und gewdhrt
dem Kapitel das Becht der Appellation an den Bomischen Stuhl,
Velletri (1180) Fehruar 9,
Gartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. Xlll f, 17 und f. 19^
Paris Bibl, Nat, Ms. Nouv, acgu, lat. 1274,
J-L, 13606 citiert nach diesem Ghartular,
Alexander episcopus sernns sernornm Dei. Dilectis filiis
Hn(baldo) decano et capitulo Bitnricensis ecclesie salutem et apo-
stolicam benedictionem. Ideo sumus licet inmeriti ad officinm
ecdesiastice pronisionis assunpti, nt ecclesiarum paci quantum
Papsturkimden in Frankreich V.
115
nobis dederit Dominus intendamus et ne possint aliquorum ma-
lignitate uexari, mnnimen inpendamns apostolicmn et fauorem.
Hac itaqne consideracione inducti et nestris postulacionibns in-
clinati, ecclesiam nestram sub beati Petri et nostra protectione
suscipimus et presentis script! patrocinio communimus. Yerrnn ne
communiter uel specialiter indebite sentencia ecclesiastica granari
possitis, presentibus litteris nobis indulgemus, ut nemini Hceat in
uos omnes communiter aut in aliquos nostrum specialiter suspens-
sionis uel excommunicationis sentenciam sine manifesta et racio-
nabili causa proferre. Statuentes ut si uos in aliquo presenseritis
agrauari, libere nobis liceat sedem apostolicam apellare. Si qui
autem nostrum, quod absit, incestati decesserint, res eorum quas
conssideracione ecclesie uestre habuisse noscuntur, ad ecclesiam
ipsam decemimus sine contradicione qualibet deuoluendas. NuUi
ergo omnino bominum fas sit personas uestras temere perturbare
sen banc paginam, nostre protectionis et constitucionis infringere
uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem boc aptemptare
presumserit“\ indignationem omnipotentis Dei^> et beatorum Petri
et Pauli apostolorum eius se nouerit incurssurum. Datum Vel-
letri V idus februarii.
a) presusserit. &) Dei fehlt* c) nouerint.
93.
Alexander III, entscheidet einen Streit mvischen dem Magister
Odo^ dem Vertreter des Kapitels von Saint-Etienne in Bourges, und
Petrus de Barentonio wegen einiger Prdhenden.
VelletH (1180) Mdr 0 28,
Gartulaire de Saint ^ Etienne de Bourges s. XIII PaJcet
Bourges Arch, Bep, = Gartulaire s, XIII f, 15* Paris Bilh Nat*
Ms, Nouv, acgu, lat, 1274,
J-L. 13635 citiert nach Ms, Nouv. acgu, lat, 1274, Die in
heiden Ghartularen fehlende Batierung gibt Girardot Bistoire du
chapitre de Saint-Etienne de Bourges p, 7 Note 2 aus dem Original
im Bonds von Saint-Etienne (Affaires diverses Liasse 2f Nr, 2), wo
aber das Original sich nicht mehr findet, Gerade die von Girardot
benutzten StucJce fehlen in der Liasse (jetzt PaJcet 149), Audi das
Inventaire des bulleSj lettres patentes etc, s, XVI f, 11* citiert Ubrigens
unsere UrJcunde zu Y kaL aprilis.
Alexander etc, Venerabili fratri arcbiepiscopo et dilectis filiis
uniuerso capitulo Bituricensi salutem et apostolicam benedictio-
8 *
116
Wilhelm Wie derhold,
nem. Quociens aJiqua negocia in nostra presencia concordia
nel inditio terroinantur, conueniens est et consentaneum rationi^
nt quod fuerit iudicatnm scriptura memorie commendetnr. Ideoque
qualiter controuersia, que inter dilectos filios nostros Od(onem)
magistrum scolarnm ecclesie nestre, confratrum snorum uicem
agentem, et P(etnim) de Barentonio, qui tarn pro se qnam pro
sociis Utigaturus aduenerat, super concessione prebendarum, que
illis facta fuerat, et uoce habenda in capitulo uertebatur, in au-
ditorio nostro fuerit terminata, presentis scripti serie precepimus
annotari. Magister siquidem Odo banc constitutionem in ecclesia
Bituricensi de assensu uenerabilis fratris nostri Gr(uarini) Bituri-
censis arcbiepiscopi et tocius capituli factam et omnium Sacra-
mento firmatam de canonicorum numero asserebat, ut nemini ui-
delicet alicuius prebende promissio uel donatio fieret, donee 'cano-
nicorum numerus redigeretur ad tricenarium et unus de triginta
decederet, cui alter posset, sicut constitutum fuerat, subrogari.
Vnde predictus P(etrus) uel socii eius prebendam adbuc de iure
petere non poterant, maxime cum et ipse et socii sui, sicut littere
capituli continebant, eandem constitutionem iurisiurandi religione
firmassent. Petrus uero dicebat, se ad eandem prebendam ratio-
nabiliter admittendum pro eo quod tricenarius numerus de resi-
deniibus deberet intelligi et nunc nec uiginti in ecclesia residerent.
Ad bee etiam idem P(etrus) locum sibi dicebat in cboro et capitulo
assignatum et ob boc in capitulo cum ceteris uocem habere de-
bere. Magister uero 0(do) asseuerabat et boc ex Btteris capituli
plenius ostendebat, contradicendi ei facultatem ex tunc qu^ndo
receptus est usque ad plenam perceptionem penitus interdusam.
Nos igitur fratrum nostrorum communicate consilio, ne alterutri
parcium occasionem deierandi relinquere uideremur, capitulum ab
impetitione prefati P(etri) super postulatione prebende absoluimus
et tamdiu decreuimus eum expectare debere, quousque canonicorum
numerus, forinsecis cum intrinsecis computatis, ad tricenarium re-
digatur. De uoce uero in capitulo habenda uel non babenda, quia
prefatus P(etrus) negabat sibi earn ademptam uel se aliquatenus
abiurasse, boc constituimus ut, si de uoluntate arcbiepiscopi et
capituli prefata constitutio facta est et iuxta litteras capituli, que
nobis ostense sunt, confirmata et boc ipsum iurasse, irrefragabiliter
obseruetur. Si uero id constare nequiuerit, consuetudo super hoc
ecclesie teneatur, quod si consuetudo ecclesie non apparet, ad ui-
cinarum ecclesiarum consuetudinem recurratur et sciatur ab eis, si
antequam prebende fructus accipiat, uocem in capitulo possit habere.
Nulli ergo hominum hanc diffidtionem.
Papsturkunden in Frankreich V.
117
93 .
Alexander III, nimmt das Kapitel von Saint^Mienne in JBourges
unter dem Dekan Suiald in den apostoliscJien 8 chut 0 und bestdtigt
ihm die JBesitmngen, JRecMe und Gewohnheiten,
(1159—1181).
Cartulaire de Saint -Etienne de JBourges $. Xlll f. 13 Paris
JBihl, Nat, Ms. Nouv. acqu. lat, 1274:.
J-L. 13776 citiert nacli diesem Chartular. — Die JBesit^ungen
sind: Curiam Belliloci cum appendiciis suis, curiam de Suriaco
cum appendiciis, curiam de Bengiaco cum appendiciis, curiam de
sancto Karterio cum appendiciis, curiam de Chiriaco cum appen-
diciis, curiam Voeti cum appendiciis, ecclesiam de Moroga, ecclesiam
de Prachiaco, ecclesiam de Velga, ecclesiam de Rionio, ecclesiam
de G-run, ecclesiam sancti Siluani, ecclesiam de Momaio, ecclesiam
de Tendronio, ecclesiam de Amolio, ecclesiam de Plauiniaco, eccle-
siam de Croisiaco, ecclesiam deJCirnaio, ecclesiam de Altri, ecclesiam
de Mostichebur, ecclesiam de Tesciaco, ecclesiam de Condeto, ec-
clesiam de Marolio, ecclesiam de Loschi, ecclesiam de Dannan,
ecclesiam de lussiaco prope Crotas, ecclesiam de Yernolio apud
sanctum Karterium, ecclesiam de Sauiniaco, census q[uoque quos
annuatim recipitis in ecclesiis, duos scilicet solidos in ecclesia de
Castellione , in ecclesia de Paludello duos solidos , duodecim de-
narios in ecclesia de Miserai, quinque solidos in cella iuxta Pir-
mitatem, quinque solidos in ecclesia monachorum Virsionis de
Prulliaco, quinque solidos in ecclesia de Vali, quinque solidos in
ecclesia de Sori, quinque solidos in ecclesia de Sariaco, de Boscho,
quinque solidos in ecclesia de Ballo, duodecim denarios in ecclesia
Loci Dei, duos solidos in ecclesia de Suenai, quinque solidos in
ecclesia sancti Karterii, decern solidos in ecclesia de Vico, quinque
solidos in ecclesia de Floriaco iuxta Spinolium, tres solidos in
ecclesia de Artaun, duos solidos in ecclesia de Ardenta, duodecim
denarios in ecclesia de Transau, duodecim denarios in ecclesia de
sancta Seuera, duos solidos in ecclesia de Ronouico paludis, quinque
solidos in ecclesia de Eonteneio iuxta Estinum, tres solidos in
ecclesia de Viuarerds, quinque solidos in ecclesia sancti Egidii,
duos solidos in ecclesia de ScLaceriis, decern solidos in ecclesia de
Nesancrunda, duodecim denarios in ecclesia de Santels, quinque
solidos in ecclesia de Yenesina , quinque solidos in ecclesia de
Corcoe, triginta solidos in ecclesia de sancto Florencio, quinque
solidos in ecclesia de Bleto, tres solidos in ecclesia de Grauesino,
duos solidos in ecclesia de sancto Fulgentio, quinque solidos in
118
Wilhelm Wiederhold,
ecclesia sancte Marie de Ainaio, uiginti solidos in ecclesia de
sancto Satyro, duos solidos in ecclesia de Agungiis, quadraginta
solidos in ecclesia de Sueto, duos solidos in ecclesia de Miengio,
decern solidos in ecclesia sancti Petri super Carum fluuium, septem
soHdos in ecclesia de Luceraio, quinque solidos in ecclesia de sancto
Priuato et Solengiaco , in nouem ecclesiis Case Dei duodecim de-
narios ad Pentecosten, in ecclesia de sancto Palladio duodecim
denarios, in ecclesia de Ilung(er)iis duodecim denarios, in ecclesia
de Oratorio duodecim denarios, in ecclesia de Vrseio duodecim
denarios, in ecclesia de lauardan duodecim denarios, in ecclesia de
Vitriaco duodecim denarios, in ecclesia de Mediana duodecim de-
narios, in ecclesia de Bucai duodecim denarios, in ecdesia de
Buxeriis duodecim denarios. Preterea antiquas Hbertates et ra-
tionabiles consuetudines, quas ecclesia nestra bactenus habuisse
dinoscitur, uobis auctoritate apostolica nicMlominus confirmamus,
Alexander episcopus seruus sernorum Dei. Dilectis fiKis
Hubaldo decano et canonicis ecclesie beati Stepbani Bituricensis
tarn presentibus quam futuris canonice substituendis in perpe-
tuum. Pie postulatio uoluntatis effectu.
94.
III. nimmt das Leprosenhaus iei Sens in den apo-
stolisihen Sdiwts und iestdMgt ihm die Zehntenfreiheit und die Sepultur.
Tuseulum (1171 — 81) Fehruar 5.
Cartulaire des Popelins von 1220 f. 1' Sens Hopital (Archives
A. 2).
J-L. 14256 nach dent Citat hei Quantin Cartulaire general de
V Tonne 11 p. 161.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Le-
prosis Senonensibus salutem et apostolicain benedictionem. Cum
simus omnibus ex suscepte seruitutis officio iuxta uerbum apostoli
debitores, uobis tanto propensius apostolicum debemns subsidium
impertiri, quanto minus pro cruciatibus, quos assidue in uestris
corporibus toleratis, uestra potestis a malignorum incursibus iuxa
tueri. Hac itaque ratione mducti et uestris postulationibus nicbi-
lomiuus prouocati, domum uestram cum omnibus que impresen-
tiarum rationabiliter possidet nel in futurum iustis modis Deo
propitio poterit adipisci, sub beati Petri et nostra protectione
suscipimus et presentis script! patrocinio commnnimus. Statnentes
ut de nutrimentis ammalium uestrorum sen • de ortis aut pomis
Papsturkunden in Frankreich V.
119
arborum uestrarum millns a uobis decimas presumat exigere.
Sepulturam quoque ipsius domus fratribus eiusdem et ipsoram
familie, nisi nominatim excommnnicati fuerint uel interdicti, liberam
esse concedimns, nt eorum deuotioni et extreme uoltintati, qm se
illic sepeliri deliberauerint , miUns obsistat. Nnlli ergo omnino
bominum liceat banc paginam nostre protectionis confirmationis
et constitntionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si
quis autem hoc attentare presumpserit, indignationem omnipotentis
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in-
cursurum. Dat. Tusculan. non febr.
95.
Alexander IIL heauf tragi die BiscMfe von Auhm, Clermont und
Nevers und den Delean und das Kapifel von Bourges^ den SenescJiall
von Bourbon und semen Bruder und die Herzogin von Moulins an-
mlialten^ den dem Kloster Souvigny mgefugten Schaden m erseUen,
Tusculum (1171 — 81) Februar 9.
Orig. Paris Bibl. Nat Ms. Nouv. acqu. lat. 2378.
Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra-
tribus Eduensi Claromontensi Niuernensi | episcopis et dilectis
filiis decano et capitulo Bituricensis ecclesie salutem et aposto-
licam benedictionem. Querelam dilectorum [ filiorum nostrorum
T(heobaldi) abbatis et fratrum Cluniacensium intelleximusj quod
nobilis uir W. senescalcus de Borbono 1 et frater eius et ducissa
de Molins ecclesie Siluiniacensi, que ad prescriptum monasterium
pertinet, dampna \ grauia estimatione decern milium solidornm ne-
quiter intulerunt. Quoniam igitur nimie negligentie re|dargui
uideremur, si pateremur prescriptum monasterium in capite uel in
membris malitiosa j quorumlibet uexatione turbari, discretioni
uestre per apostolica scripta mandamus atque precipimus, qna|-
tinus, si res ita se habet, memoratas personas moneatis illata
dampna prescripte ecclesie resarcire [ et ab buiusmodi de cetero
iniquitate cessare. Si uero monitis uestris acquiescere forte no-
luerintj | eos contradictione et appellatione cessante uinculo ana-
tbematis innodetis et si nec sic resipuerint, j terras eorum ubi
presentes fuerint, interdicti sententie supponatis et tarn excom-
municationis quam interdicti | sententiam faciatis usque ad dignam
satisfactionem inuiolabiliter obseruari. Ceterum quia predictus
senes|calcus in quondam presbiterum monaebum predictorum fra-
a) sk.
120
Wilhelm Wiederhold,
trnm, sicut asserunt, uiolentas marras iniecit, equum ei | abstulit,
cimiterimn niolauit et ipse idem quendam alium monachtun et frater
eias prepositum eorum laictun | usque ad effusionem sanguinis infra
cimiterium uerberarunt, eos si res ita se babet sublato apjpella-
tionis obstaculo candelis accensis excommunicatos pnblice nuntietis
et sicut excommunicates faciatis arc|tins enitari, donee memoratis
fratribus ablata restituant, de iHatis iniuriis satisfaciant et pre-
fatus 1 senescalcus cum litteris uestris attestantibus ueritatem apo-
stoKco se conspectui representet. Dat. | Tusculan, V id febr.
B. dep.
96 .
Alexander III. bestdtigt dem DeTcan und dem Kapitel von Saint-
Edenne in Sourges ihre Eechte hei der Wahl der Kanoniker und die
ihnen und ihren Leiden von Konig Ludwig von Franhreich bewilligte
Freiheit. (1174—1181).
Cartidaire de Saint - Etienne de Bourges s. XIII f. 16’ Baris
Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1274.
J~L. 13778 (m 1159 — 81) citiert nach diesem Ckartular. Die
angesogene Vrlunde Konig Ludwigs steht ebenda f. 31 und ist datiert
am Bmrges 1174.
j&le::^;^der etc, Decano et capitulo Bituricensi etc. Cum
circa nos et Bomanam eedesiam multam deuotionem et sincerum
au im u m habetis, dignum est et Qonsonum rationi, ut preces et
petitiones uestras, quantum secundum Deum possumus, debeamus
libenter admittere et iura uestra illesa et integra conseruare.
Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus
benignius annuentes, quicquid iuris uel dignitatis predecessores
uestri et nos ipsi usque ad bee tempera in electione canonicornm
habudsse noscimini, nobis et successoribus uestris auctoritate apo-
stolica confirmamus. Libertatem quoque claustri et bominum ue-
strorum a iarissimo in Christo filio nostro Lud(ouico) illustri
Erancorum rege nobis indultam, sicut in eius scripto autentico
continetur, ratam babemus et firmam eamque perpetuis temporibus
illesam et illibatam manere sanccimus. Nulb ergo omniuo bominum
liceat banc paginam nostre confirmationis etc.
97 .
Alexander III. bestdtigt dem Bekan und dem Kapitel von Saint-
Etienne in Bourges die ihnen, ihren Leuten und denen des Era-
Papsturkunden in Frankreich Y. 121
hischofs von Konig Ludwig von FranJcreich gewahrleisteten Frei-
heiten. (1174--1181),
Qartulaire de Saint -- Etienne de Bourges s. XllI f, 15 Paris
Bibh Nat. Ms. Nouv. acgu. lat. 1274.
J-L. 14319 citiert nach diesem Chartular. Die hestdtigte TJr'kunde
steht f. 31 und ist datiert von 1174.
Alexander etc. Decano et capitulo Bitnricensi etc. lustis pe-
tencinin desideriis dignnm est nos facilem prebere assensum et
nota q^ue a rationis tramite non discordant, effectu sunt prose-
quente complenda. Eapropter, dilecti in Domino filii, iustis po-
stulationibus uestris grato concurrentes assensu , libertates et
inmunitates, quas nobis in clanstro, bominibus nestris et archiepis-
copi nestri karissimns in Christo filius noster Lndouicus illustris
Erancornm rex celestis desiderii ardore snccensns , pro sna et
snorum parentum salute regia pietate concessit, sicut nobis ab
eodem rege rationabiliter collate sunt et in antentico scripto
ipsius exinde facto continetur, auctoritate apostolica confirmamns
et presentis script! patrocinio communimns. Statuentes ut nnlli
onmino hominum liceat hanc paginam nostre confirmationis in-
fringere etc.
98.
Alexander III. hestdtigt deni Dehan und dem Kapitel von Saint-
Etienne in Bourges eine SchenJcung Konig Keinrichs von England.
(1178—1181).
Cartulaire de Saint - Etienne de Bourges s. XIII f. 17 Paris
Btbl. Nat. Ms. Nouv. acgu. lat. 1274.
J-L. 14335 citiert nach diesem Chartular. Die bestdtigte Ur-
Tcunde steht ehenda f. 32 und ist datiert von 1178.
Alexander episcopus etc. Decano et capitulo Bitnricensi etc.
In scripto karissimi filii nostri Hen(rici) illustris Anglorum regis
inspeximus contineri, quod idem rex dedit nobis centum libras
Andegauensis monete pro tutela et cnstodia feodi, quod B. de
nobis apud sanctum Karterium obtinebat, babenda tamdiu et
tenenda, donee filia predict! R. fuerit maritata, cum autem uirum
babuerit, maritus eius, uel si earn, antequam uirum habet, mori
contigerit, is qui; terram habebit nobis faciet quod de feodo illo
facere de consuetudine ac de iure tenetur. Nos autem quod super
hoc factum est ratum babentes, auctoritate apostolica confirmamns
122
Wilhelm Wiederhold,
et presentis scripti patrocinio communimus, Statuentes ut nulli
omnino hominum liceat hanc etc.
99 .
Alexander III. erlaubt dem Dehan und dem Kapitel von Saint-
Etienne in Bourges ihre tjheltdter^ falls der Emhischof ahwesend sei
Oder auf dreimalige Bitte nicht einschreiten wolle^ selbst m exTcom-
munuieren und letvilligt noch einige andere Freiheiien.
(1179—1181).
Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. X,I1I /. 17* Paris
BibL Nat, Ms. lat. Nouv. acgu. lat. 1274.
J-L. 13777 ( 0 u 1159 — 81) citiert nach diesem Ghartular. Wegen
der Erwdhnung des Lateranensisohen Komils ist die Urhunde m 1179
Ns 1181 anzuseUen.
Alexander episcopns etc. Decano et capitulo Bitnricensis
ecclesie etc. Apostolice sedis aiictoritas nos inducit et debitiun
postulat caritatis de profectu ecclesie nestre paternam sollicitu-
dinem gerere et uestris iustis postnlationibus libenti animo as-
sentire. Hac igitnr consideratione ratiohis indupti et uestris bu-
milibus precibus inclinati, presentium nobis axiltoritate dnxiains
indnlgendniQ, nt si nenerabilis frater noster Bitnricensis arcbiepis-
eopns absens fnerit, ita q^nod ipsnm de facili reqnirere non pos-
sitis, ant jsi presens fnerit et tercio commonitns a nobis, nolnerit
de malefactoribus nestris parrocbianis snis iusticiam facere, liceat
nobis eos, si commoniti non resipnerint, nsqne ad satisfactionem
congruam per excommunicationis et interdicti sententiam cobercere.
Ad bee libertatem illam et immunitatem quam sex ecclesie nestre
uidelicet de Bellolocoj de Centrengiis, de Seriaco, de Bangiaco, de
Cberi, de Bni usque ad bee tempera babuisse nosenntur, nobis et
per nos ecclesie nestre anctoritate apostolica confirmamus et pre-
sentis scripti patrocinio comuinnimns, maxime enm a nobis in
Lateranensi concilio deliberatione pronida sit statntum, nt noui
census non imponantnr ecclesiis nec neteres angeantnr. Confir-
mamns qnoqne nobis libertatem illam quam in sigdlandis litteris
sigiUo uestro mnltis retro temporibus pacifice babnistis; iUnd etiam
quod karissimns in Cbristo filins noster Lndouiens illnstris Fran-
corum rex de duobus cereis in ecclesia nestra perpetuo ardendis
institnit , anctoritate apostolica censemns omni tempore conser-
nandom. Nnlli ergo bominnm liceat etc.
Papsturkunden in Frankreich V.
123
100 .
Lucius ILL hestdtigt der Friorin und den Schwestern von Cri-
senon ^ die ihnen von dem Aht und den Kanonihern von Castrum
Gensorii geschenlcten Annualien dieser Kirche.
Lateran (1182) Fehruar,
Ohartularium nionasterii de Crisenone s. XIIJ f, 5' Paris JBibl.
Nat Ms. lat, 9885 = Anne Delaporte Memoii-e de Vdbbaye de Gri-
mnon-leS’-Auxerre von 1691 Paris Pibl. Nat. ilfe. lat 9886 p. 19 und
s. XIX f. 11 Auxerre Arch. Dep, (Ahbaye de Notre-Dame de Gri-
senon H. 1842).
J-L. 14597 citiert nach Ms. lat. 9885. Vgl. Quantin Gartulaire
general de V Tonne II p. 219.
Lucius epis copus seruus seruorum Dei. Dilectis in Christo
filiabus priorisse et sororibus de Orisinone salutem et apostolicam
benedictionem. lustis petentium desideriis facilem decet nos
prebere assensum et uota qne a rationis tramite non discordant,
effectu prosequente complere. Eapropter, dilecte in Christo filie,
uestris iustis postulacionibus grato concurrentes assensu, annualia
canonicorum Castri Gens or (ii) ab abbate et conuentu ipsius ecclesie
imperpetuum nobis et ecclesie uestre concessa, sicut in autentico
scripto abbatis et capituli continetur et uos sine controuersia
possidetis, nobis et ecclesie uestre auctoritate apostolica confir-
mamus et presentis scripti patrocinio communimus. Nulli ergo
omnino hominum liceat hanc paginam nostre confirmationis in-
fringer e uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc at-
tentare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum
Detri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat.
Lateran. IX id. febr.
a) sic.
101 .
Lucius III. bestdiigt der Priorin und den Schwestern von Gri-
senon eine ihnen von Gaufried von Arsey geschenkte Hohgerechtigloeit
und einige andere Schenhungen. Lateran (1182) Mdr^ 4.
Chartularium monasterii de Grisenone s. XIII f. 3 Paris Bibl.
Nat. Ms. lat 9885 = Anne Delaporte Memoire de Vabbaye de Gri-
mnondes- Auxerre von 1691 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9886 p. 21
und s. XIX f. 12 Auxerre Arch. Dep. (Abbaye de Notre-Dame de
124: Wilhelm Wiederhold,
Crisenon JS, 1842), — ColL de Bourgogne 122 s. XVIII f. 6 Baris
Bill, Nat
J-L, 14602 citiert nach dem Chartular s, XIII,
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis in Christo
filiabus priorisse et sororibus de Crisinoue salutem et apostolicam
beuedictionem. Significatum est nobis ex parte uestra, quod
Graufridus de Arseio uobis usagium in bosco mortuo de Arseio
concessit ita, quod diebus singulis, si uolueritis et potueritis, liceat
uobis accipere et portare de predict© bosco mortuo quantum in
quadriga una poterunt duo equi deferre, si uero contingent
qnadrigam eundo uel redeundo in nemore frangi, licitxun sit uobis
fractionem de uiuo nemore contradictione postposita reparare.
Ynde quoniam prescriptam indulgentiam uobis queritis auctoritate
apostolica confirmari, earn, sicut continetur in script© bone me-
morie W(iUelmi) Autisiodorensis episcopi et seruata dinoscitur,
auctoritate apostolica confirmamus et presentis script! patrocinio
communimus. Preterea unum sextarium frumenti et unum tre-
mescei, quos apud Domiciacum nobilis mulier P., dttm ageret in
extremis, ecclesie uestre donauit, et fumum de porta Ficel, quern
uobis Heiieius donauit et illam partem de Campis et de Mondefes
et de Arseio tarn bladi quam uini quam Bladuinns Grrossus cum
assensu bone memorie Autisiodorensis episcopi ecclesie uestre
dimisit et uos racionabiliter et sine controuersia possidetis, deuo-
tiord uestre auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti
patrocinio communimus. Nulli ergo omnino hominum liceat banc
paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu temerario
contraire. Si quis autem hoc attentare presumpserit, indignationem
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius
nouerit incursurum, Dat. Lateran. IIII non. martii.
a) in.
103 .
Lucius IIL nimmt die Kirche Notre-Dame du Mes unter dem
Brior Simon in den a^ostolischen ScTiutz und bestdtigt ihr die Be--
sitmngen^ die Freiheit vom Inter dild^ die SepuUur^ das AufnaJimerecht
und die freie Wahl des Friors, Velletri 1182 Mai 27.
Eopie von 1670 I 22 Auxerre Arch.\I)ep. (AVbaye de Saint-
Jeanles-Sens H, 377),
Papsturkunden in Frankreich. V.
125
Die BesiUungen sind: Locum ipsum, in quo ecclesia ipsa sita
est, ecclesiam de Meso cum omnibus ad earn pertinentibus, eccle-
siam de Zarsoliaco cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam de
Noem cum omnibus pertinentiis suis, domos etiam et possessiones
quas Otrannus miles, qui ecclesiam uestram consumptam pro^ anime
sue remedio reparauit, eidem ecclesie contulit, sicut eas iuste et
sine questione tenetis.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Simoni
priori ecclesie sancte Marie de Meso eiusque fratribus tarn pre-
sentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum.
Effecium iusta postulantibus.
R. Ego Lucius catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
I Ego Obonradus Prenestinus episcopus ss.
f Ego TbeodinusPortuensis et sancte Rufine sedis episcopus ss.
I Ego Petrus Tusculanensis episcopus ss.
f Ego Petrus presb. card, tit.®) sancte Susanne®) ss.
f Ego Cintbius presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
I Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
t Ego Matbeus presb. card. tit. sancti Marcelli ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit. Calixti ss.
f Ego Hiacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmedin ss.
f Ego Ardicio sancti Tbeodori diac. card. ss.
f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
*{• Ego Rainerius®) diac. card, sancti Adriani ss.
Datum Velletri per manum Alberti sancte Romane ecclesie
presbiteri cardinalis et cancellarii, VI kal. iunii, indictione XV
incarnationis autem dominice anno M^C^LXXX^IP®), pontificatus
uero domni Lucii pape III anno 1.
a) tit. felilt Jiier tmd in der Folge. 1) Sabine. c) Laurentius.
d) V. e) WLXKXPIK
103.
Lucius IIL hestatigt dem AM von Saint'-Pierre-le^Vif-les-Sens
die seinem Ktoster vom Erzhischof Wilhelm von Sens geschenkte
Kirche von Auxon, Velletri (1182) Mdr 0 17,
Dorn Ootron Ghronicon sancti Petri Vivi von 1650 p, 653 Auxerre
Bill, Comm. Ms. 213.
Vgl. Nr. 87.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio abbati
sancti Petri de Vino salutem et apostolicam benedictionem.
126
Wilhelm Wiederhold,
Cum religiosis locis pietatis intuitu rationabiliter aliqna confe-
runtur, ne aliquorum malitia procedente tempore perturbentur,
apostoKco conuenit presidio communiri. Eapropter , dilecti in
Domino fill, tuis iustis postulationibus grato concurrentes assensu,
concessionem ecclesie de Ausonis , quam uestro monasterio uene-
rabilis frater noster tunc Senonensis, nunc Remensis arcMepiscopus,
necessitate inspecta fecisse dinoscitur, sicut ab eo rationabiliter facta
est et in scripto exinde facto plenius continetur, auctoritate apo-
stolica confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus.
Statuentes ut nuUi o-mnino hominum liceat banc paginam nostre
confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis
autem boc attemptare presumpserit , indignationem omnipotentis
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in-
cursurum. Datum Velletri XVI tab aprilis.
104.
Lucius III, iestdtigt dem LeJcan und dem Kapitel von Lourges
einen Vertrag mil den Tempelhm^ren uber einige Einkunfte,
Velletri (1182—83) Mai 30.
Gmiulaire de Sainf-Etienne de Bourges s. XIII f. 19 [A] und
f, 16 [BJ Paris Biil. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1274,
J'-jC. 14791 citiert nach diesem Ghartular.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei Dilectis filiis decano
et capitulo Bituricensi salutem et apostolicam benedictionem.
Ea que concordia ratione preuia statuuntur, nulla debent leuitate^)
dissolui j sed ut maiorem babeant in posterum firmitatem, dignum
est ut patrocinio apostolico muniantur. Eapropter precibus uestris
benignius inclinati, compositionem que inter uos et dilectos filios
nostros fratres milicie Templi super quibusdam redditibus de as-
sensu parcium intercessit, sicut absque prauitate facta bincinde
recepta est et in scriptis autenticis continetur, auctoritate apo-
stolica confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus.
NuUi ergo omnino bominum liceat banc paginam nostre confir-
mationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem
hoc atemptare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et
beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum,
Dat. VeUetr.®) in kal iunii.
a) ratione B.
&) Velletrum A,
127
Papsturknnden in Frankreich Y.
105.
Lucius III, nimmt die Kirche Saint-Oyr de Srmcergues nach dem
Vorgange Innocent' II, in den apostolischen ScJmU und hestdtigt ihr
die Besitmngen und Mechte, Velletri 1183 Januar 8,
Orig, JBourges Arch, Lep, (Gollegiale Saint- Gyr de Sancergues
Carton 1),
Lie SesiUungen sind: Locum ipsura, in quo prefata ecclesia
sita est, cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancte Marie de
Graringni"), ecclesiam sancte Marie de Cbaci cum omnibus perti-
nentiis suis, ecclesiam sancti Martini de Chobi et ecclesiam sancti
Tlarii®) de Marcelli cum omnibus earum pertinentiis, ecclesiam
sancti Q-ermani de Estrici^^ et ecclesiam sancti Petri de Cha-
rentanai cum omnibus earum pertinentiis, ecclesiam sancti Martini
de Asneriis et ecclesiam sancti MarcelK de Munteigni^^ cum omnibus
earum pertinentiis, ecclesiam sancti Caprasii de Sancio et capellam
de Belloloco cum omnibus earum pertinentiis , ecclesiam sancti
Martini que est in castro de Sancirgio et ecclesiam sancti luliani
de lussi cum omnibus earum pertinentiis. Ad bee compositionem
inter uos et monacbos de Callouio super decimis terrarum par-
roebie de Estricbiaco^) mediante bone memorie Petro quondam
Bituricensi arcbiepiscopo canonice factam, sicut ab utraque parte
recepta foisse dinoscitur et bactenus obseruata, futuris temporibus
manere uolumus inconcussam; balliagium quoque tertie partis de-
cime de Asneriis in manu memorati archiepiscopi a Gauderico
milite de Sancero post controuersiam que inter uos et predictum
Gaudericum fuerat agitata relictum, uobis et per uos successoribus
uestris auctoritate apostolica confirmamus, ita quod, sicut ipsius
archiepiscopi autenticum exprimit scriptum, liceat uobis ad coUi-
gendam tertiam partem predicte decime uel disponendum de ipsa
sicut uideritis expedire communiter cum eodem Gauderico ant
singulariter quemcumque uolueritis ponere seruientem. Liceat
etiam uobis et successoribus uestris quicquid poteritis de feudis et
casamentis Arnulfi iuuenis acquirere, sicut ipse pro remedio anime
sue predecessorum etiam et beredum suorum per manum eiusdem
archiepiscopi rationabili prouisione donauit et fecit per scriptum
eiusdem archiepiscopi confirmari.
LVOIVS EPISOOPYS 8EEVYS SEETORYM DEL DILEOTIS
FILHS OANONIOIS ECOLESIE SANCTI OIEIOI DE SANOIE&IO
TAM PEESENTIBYS QYAM EVTYEIS CANONICE SYBSTITVENDIS
IN PEEPETV VM. | Effectum iusta postulantibus.
a) Die Lesarten von Nr. 119 sind: Garingne. t) Choi. c) Hylarii.
d) Estrichi. e) Charentenay. f) Monteigni. g) Estrici.
128
Wilhelm Wiederhold,
E. Ego Lucius catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego TheodinusPortuensiset saucteEufinesedis episcopus ss.
f Ego Henricus AJbanensis episcopus ss.
I Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss.
t Ego Viuianus tit. sancti Stephaui in Celio iponte presb. card. ss.
f Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit.
Calixti ss.
f Ego Eainerius presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit.
Pamaclui ss.
t Ego Hubertus presb. card. tit. sancti Laurencii in Damaso ss.
f Ego PanduHus presb. card. tit. sanctorum apostoldrum ss.
t Ego lacinthus sancte Marie in Coamidin diac. card. ss.
f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss.
t Ego Octauianus diac. card, sanctorum Sergii et Bacbi ss.
t Ego Soffredus diac. card, sancte Marie in Via lata ss.
t Ego Albinas diac. card, sancte Marie None ss.
Dat. Velletri per manum Alberti sancte Eomane ecclesie
presbiteri cardinalis et canceUarii, VI id. ianuarii, indictione prima,
incamationis dominice anno M.C.LXXXn, pontificatus uero domni
LVCH pape III anno secundo.
B.
106 .
Lucius HI. hestatigt den Kanonikern von Saint - Outrille in
Bourges eine Sclienkung von Zehnten.
Velletn (1183) Januar 20^
Carfulaire de Saint-Outrille de Bourges s. XIII Bourges Arch.
Bep,
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis etc. Que in
ecclesias Dei uel in minpstros] earum“) pie deuocionis intuitu con-
feruntur, ne [projcessu temporis aliquorum maHcia perturb[entur],
apostolico debent presidio communiri. Sicut relatione dilecti filii
noatii Od. Mauberti ac[cepimus], cum decimam de Montepiloso ad
ecclesiam^ uestram parrochiali inre spectantem bere[ditariaj suc-
cessione lUicite detineret, tarn in ani[malibus] quam in uino, tali
conditione ecclesie ipsi concessit, quod ipse et frater suns earn
a) eorum.
Papstuxkunden in Frankreicli Y.
X29
toto tempore uite sue debebat possidere, post utriusq^ue decessus
libere ad eamdem ecclesiam deuoluendam. Hanc igitur conces-
sionem, sicut ab ipso facta est, auctoritate apostolica confirmannis
et ratam futuris temporibus manere sauctimus. Dat. Velletri
Xm kal. februarii.
107 .
iMcius 111. iestdtigt dem Leprosenhaus hei Sens eine Sclienkung
von ErMschof Guido von Sens. Anagni (1188) Demmher 11
Orig. Sens Sdpital (Archives A. 1).
LVOIVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis leprosis
apud Senonensem citutatem manentibus salutem | et apostolicam
benedictionem. Quanto uos acrius egritudine corporaK Dei
manus affligit et magis nostro | patrocinio indigetis, tanto uos
diligentiori debemus cnra fouere atq[ue iustis petitioioilbus ex-
audire. Sicut autem ex parte uestra recepimus, cum decern uinearum
arpenta in Se|nonensi diocesi haberetis, quorum decime ad ar-
cMepiscopale ins pertinebant, uenerabilis frater noster G(uido) |
ipsius ciuitatis archiepiscopus pietatis optentu decimas illas domui
uestre remisit et factum ipsum^> | scripto autentico roborauit.
Nos igitur donationem ipsam, sicut ab eodem arcbiepiscopo rajtio-
nabiliter facta est et in eodem scripto contineri dinoscitur, ratam
babentes | auctoritate apostolica confirmamus et presentis script!
patrocinio communimus. | Nulli ergo omnino bominum liceat banc
paginam nostre confirmationis infringere uel | ei ausu temerario
contraice. Si quis autem boc attentare presumpserit, indignationem
omnijpotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius
se nouerit incursurum. Dat. | Anagn. Ill id. decembris.
B.
a) iu iustis petitionilnibus Grig, h) ipsum auf Bamr.
108 .
Lucius 111 erlaubt dem Erzbischof Heinrich von Sourges alle
seit zehn Jahren vor dem Lateranensischen Konzil der Kirche von
Bourges entfremdeten Kirchen oder Zehnten wieder mrUcTcmfordern.
Anagni (1184) lanuar 1,
Gartulaire de Varcheveche de Bourges s. XIV Nr, 45 Bourges
Arch. Bep. = Gartulaire $, XVIII p. 314 ehenda (Archeveche de
Bourges G, 2).
K'gl. Oes. d. Wise, l^achrichten. Phil.-hist. Elasse. 1910. Beiheft.
9
130
Wilhelm Wiederhold,
Es handelt sich um das Laterankomil von 1179.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Hen-
rico Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam benedictio-
nem. Quotiens per mundane malignitatis astutiam in ecclesie
preiudicium aiiqua presumuntur, tanto nos attentius Mis oportet
occurrere, quanto in maioris iniquitatis audaciam impunita posset
temeritas prosilire. Ea propter, uenerabili in Domino frater®!,
super grauamen et preiudicium, quod a diuersis sustinere diceris,
attendentes, Kberam tibi damns authoritate apostolica facultatem,
ut ecolesias uel dedmas , si quas sine tuo uel predecessorum
tuorcun‘1 assensu nonnnlli de manu laica Mfra Bituricensem dio-
cesim a decennio ante celebrationem Lateranensis concilii rece-
perunt , in ordicationis ecclesie potestatem sine uUius contra-
dictione uel appellatione reducas, nec eas in tuum uel ecclesie tue
scandalum ab occupantibus illicite detiaeri permittas. Dat.
Anagnie tal. ianuaiii.
a) frater fM. h) tuorum feMt.
109.
Lucias III. erlaubt dem ErzMschof Heinrich von Hourges in
dm Kwchen and Eldstern seiner Diocese hei Streitigheiten and Bes-
serangshesttdymgen eimagreifen und die JEntscheidung m trejfen.
Mnagni (118 A) Januar 1.
Cartulaire de VarchevtcM de Bourges s. XIV Nr. 86 Bourges
Arch. Dep. = Cartulaire s. XFIII p, 203 eienda (ArchevecM de
Bourges Q. 2).
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Hen-
rico Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam benedictio-
nem. Solet sicut audiuimus sepius euenire, quod in ecclesiis
et monasteriis tuis per Bituricensem diocesim constitutis propter
diuisiones et scandala, que frequenter emergunt, grauia ibi detri-
menta proueniant, dum non est qui motis dissensionibus se opponat
et per pacis et concordie tramitem ad sedandam prodeat concitati
turbinis tempestatem. Ideoque tibi liberam damns authoritate
apostolica facultatem, ut, quotiens fueris ab aliqua de predictis
ecdesiis sen quolibet monasterio requisites , ad emendationem
discordie sen reformationem pacis incunctanter inuigiles et sta-
tutum ecclesie flnctuantis, ascitis tibi prudentibus religiosisque
personis, nuUius appellatione obstante in sue tranquillitatis or-
Papsturkunden in Frankreich V,
131
dinem authore Domino renoces et instaures Sane qnidqnid cum
maioris partis assensu et religiosamm personarnm consilio ratio-
nabiliter a te fuerit super lininsmodi necessitatibus ordinatnm,
firmum esse nolnmns et illnd appellatione remota inniolabiliter
decemimns ordinandnm. Dat. Anagine kaL ianuar.
a) instantes.
110 .
Lucius IIL lestdtigt dem Er^liscliof Quido von Sens nach dem
V or gauge Hadrians IV. und Alexanders IIL die Hesitmngen und
Rechte seiner KirchCf erUdrt, wie schon Innocent IL^ JEugen JJX,
Hadrian IV. und Alexander III. getan^ die GilterverduJJerungen JEr 0 -
bischof Heinrichs von Sens fiir ungultig und bestdtigt die eingerucJcten
Urhunden Konig Ludivigs und Fhilipps August von Hrankreich.
Anagni 118 A Januar 39.
Kopie von 1627 III 6 Auxerre Arch. Dep. (Ghapitre catMdral
de Sens G. 176).
Wiederholung von Nr. 46. Hie Konig surhunden sind gedrueU
bei Quantin Gartulaire general de V Tonne II p. 74^ 341 und 343.
Lncius episcopns seruus seruornm Dei. Venerabili fratri
Grnidoni (Senonensi) arckiepiscopo einsqne snccessoribxis canonice
snbstitnendis in perpetxmm. Cum ex ininncto nobis a Deo.
Datum Anagn. per manmn Alberti sancte Romane ecclesie
presbiteri cardinalis et cancellarii, IIII kal. februarii, indictione H,
incamationis dominice anno M®.C®.LXXX®(in)®, pontificatus nero
domini Lncii pape III anno tertio.
m.
Lucius IIL verbietet den Kanonikern von Saint-Outrille in BourgeSj
den Kanonikern j welche die a/ngesef^ten Frilhmessen nicht abhalten,
die dafiir ausgeseUten Gelder aus^mahlen.
Rimini (1184) Juni 33.
Gartulaire de Saint - Outrille de Bourges s. Kill Bourges
Arch. Hep.
Lncius episcopns sernus seruornm Dei. Dilectis filiis etc.
Peruenit ad nos quod, licet in ecclesia (nestra) quidam denarii
canonicis illis dumtaxat deputati fuerint, qui in matutinalibns of-
9 *
132
Willielni ‘Wiederhold,
ficiis interessent, quidam tamen uestrum se lioris ipsis absentant
et predictos denarios mchilomxiius sibi contra id quod est consti-
tutum usurpant. Vnde quia ex hoc, sicut fertur et nos credimus,
prescripta ecclesia in diuinis graue sustinet detrimentum, nos pro-
uidere uolentes, ne remaneat quid in dampnum presumitur ecclesie
supradicte incorrectum , discretioni uestre per apostolica scripta
mandamus atque precipimus, quatinus matutinaKbus et aliis horis
omnipotenti Deo reuerenter et unanimiter in prescripta ecclesia
seruiatis, quia sicut uos integjrum beneficium petitis, ita integre
uestrum debetis ecclesie seruicium exhibere. Si quis autem ex
nobis siue decanus siue cantor uel alii sint qui in matutinalibus
horis interesse contempserint, denarios illos qui matutinales di-
cuntur, ipsis dari. auctoritate apostolica prohibemus. Dat.
Ai^imin. IX kal. iulii.
113 .
Lucius IIL nimmt das Kloster Saint-Michel in Tonnerre unter
dem Abt Agano nacli dem Vorgange Innocen^^ IL in den apostolischen
Schut^ und bestdtigt iJm die Besitmngevb^ die Zehnten, das Auf-
nahmerechtj die Freiheit vom Inter diU^ das Prdsentationsrecht, die
S^ulfur und die AMsmaM. (Verona) 1184: September 15.
' de Samt-Michel de Tonnerre s. XVI f. 16 Ton-
nerre EM. QornpK
J-L. 15080 nack dem Oitat bei Quaniin Ca/riulaire gSneral de
VYonne II p. 306. Die Eesitzungen sind : Locum ipsum, in quo pre-
fatum monasterium situm est, cum terris hominibus in eodem
burgo manentibus et aliis omnibus suis pertinenths, quidquid
Willermus filius Gruidonis quondam comitis et Matildis comitisse
Niuernensis in eodem burgo libere uobis concessit scilicet totum
territorium quod infra metas continetur, decern libras censuales
et uentas illius terre de qua census coUigitur, in uilla Tornodori
ecclesiam sancti Ambrosii de Atheis cum terris et decimis et per-
tinentiis suis, ecclesiam de Laginaco uilla cum pertinentiis suis et
terciam partem decime de Laginaco castro, cappellam et uillam
de Scissiaco cum pertinentiis suis, cappellam de Maliniaco cum
appendiciis suis, ecclesiam de Vallepelletana cum terris et molen-
dino, cappellam de Feogniaco et uillam et molendinum cum iusticia
terris et appendiciis suis , uiUam que Carriacus dicitur cum mo-
lendino terris et iusticia, ecclesias et uiUam de Caniaco cum iu-
sticia et appendiciis suis , ecclesiam de Spussolo cum duabus
partibus decime et decimam molendmi CameUi, ecclesiam sancte
Papsturkunden in Frankreicli V.
133
Colombe cum decimis et appeudiciis snis, cappellam sancti Wine-
mari cum decimis et redditibus suis, ecclesiam de Anciaco seruili
cum tercia parte decime et tercia parte molendinorum et molen-
dinum quod iuxta castrum situm est cum terris et possessionibus
suis, ecclesiam de Punella et uillam cum iusticia et omnibus ap-
pendiciis suis, decimam finagii de Parson et terciam partem eiusdem
nemoris cum terris et iusticia, ecclesiam de Crusiaco cum decimis
et redditibus suis, ecclesiam de Putheis cum domo, ecclesiam et
uillam de Cursegradu cum iusticia et omnibus appendiciis suis,
ecclesiam de Ebrolio et medietatem decime, tercia et redditus cum
pertinenciis suis, ecclesiam de Turgeyo cum tercia parte decime,
cum terris pratis et siluis, ecclesiam sancti Laurentii de Coiz et
terciam partem decime et usuarum siluarum de Vaulay et de
Turgeyo et de Ebrolio ad omnes usus et officinarum ecclesie
sancti Micbaelis et molendinorum de burgo Tornodori. et ad omnes
usns domus et furni de Cursegradu et pasturam animalium omnium
eiusdem uille et panasticum sexaginta porcorum, duas partes de-
cime de uilla que dicitur Viroz, quidquid iuris babetis in ecclesia
de Lentagio tarn in redditibus quam in decimis, ecclesiam de Pra-
taleno cum tercia parte decime, terris et possessionibus suis, de-
cimam finagii quod Stet dicitur, ecclesiam sancte Trinitatis de
Barro super Sequanam cum terris et molendinis ad eandem eccle-
siam pertinentibus et nundinis festiuitatis sancte Trinitatis, id est
dominica secunda et tercia feria et terciam partem molendinorum
de uilla Mornii cum terris et pratis, terras et redditus de Val-
leriis et de Cbaaley et de Estormaco, terras cum pratis et reddi-
tibus de sanctis Virtutibus, cappellam de Monasteriolo cum terris
pratis siluis et tercia parte iusticie, cappellam et medietatem uille
Campaniaci cum iusticia terris aquis et siluis ad eandem uillam
pertinentibus; in episcopatu Treucensi ecclesiam sancti Petri in
uilla que dicitur lassaus cum decimis molendinis terris pratis et
omnibus appendiciis suis et in eadem parrocbia in uilla que Trenna
dicitur cappellam sancti Micbaelis, molendina de burgo Beraldi et
de burgo Tornodori et molendina Bernerii, duas partes sedis mo-
lendini quod Chauielli dicitur, capellam de Capa et totum finagium
cum iusticia et uineis et terram que dicitur Cbaron et campum
Baufredi et terciam partem communis et iusticie Valisplane.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Aganoni
abbati monasterii sancti Micbaelis de Tornodoro eiusque fratribus
tarn presentibus quam futuris regularem uitam professis in per-
petuum. Quotiens a nobis petitur.
134
Wilhelm Wiederhold,
R. Ego Lucius catholice ecclesie episcopus ss. BV.«)
f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine sedis epi-
scopus ss.
f Ego Heuricus Albauensis episcopus ss.
f Ego Theobaldus Hostiensis et Yelletrensis episcopus ss.
t Ego lohanues tit. sancti Marci presb. card. ss.
f Ego Labo[rajis presb. card, sancte] Marie trans Tiberim tit.
Calixti ss.
f &)Ego Willelmus Remorum archiepiscopus tit. sancte Sabine
card. ss.
f ^)Ego Pandulfus [presb. card, tit.] XT! apostolorum ss.
f Ego Arditio diac. card, sancti Theodori ss.
f Ego Grratianxis diac. card, sanctorum Cosine et Damiani ss.
f Ego Sofflredus diac. card, sancte Marie in Via lata ss.
f Ego Albinus sancte Marie None diac. card. ss.
[Dat. Veron. per manum] Hugonis sancte Romane ecclesie
notarii, XVII kal. octobris, indictione III, incarnationis dominice
anno MCLXXXIIII , pontificatus uero domni Lucii pape III
anno IIII.
BY fMt, ehmso uherall ss. h) f felilt
113 .
Lucius III, schrdbt dem JJbt und Kapiiel von Pools y daji horn
Er^hischof oder Bischof den Kirchen des Klosters neue ZeKnten auf^
legen Oder die Kirchen und Hire Pfarrer oline rechtsguUigen Orund
mit deni Inter dikt lelegen durfe, Verona (1184) Lezeniber 9,
Bullaire de Vdbhaye de Beols von 1735 'p, 47 in der Schloji-
Uhliotheh von Fougere lei Chdteauroux,
Lucius episcopus .seruus seruorum Dei. Electo et capitulo
Dolensis monasterii salutem et apostolicam benedictionem.
Dignum est et consonum rationi ut quanto speciaUus ecclesia
uestra beati Petri iuris existit, tanto attentius in capite et in
membris profectibus eius et commodis intendamus. Ac itaq[ue ra-
tione inducti autoritate apostolica probibemus, ne arcbiepiscopus uel
episcopus aut aliquis officialis eorum ecclesiis uestris nouas et in-
debitas exactiones imponat aut ipsas uel ministros earum absque
iudicio et rationabili causa subiaceat interdicto. Nulli ergo omnino
hominum liceat banc paginam nostre probibitionis infringere uel
ei ausu temerario contraire. Si quis autem boc attentare pre-
Papsturkuudea in Frankreich Y.
136
sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et
Pauli apostolorum eius se nouerit iucursurum, Dat. Verone
V idibus decembris.
m.
Lucius HI. beauftragt den Er^hiscliof Heinrich von JBourges
dafUr 0 U sorgen^ daji die Zahl der JPrdhenden in den Kirchen seines
Sprengels nicht eigenmdchtig verringert toerde.
Verona (llSi — 85) September i,
Cartulaire de Varcheveche de Bourges s. XIV Nr. 85 Bourges
Arch. I)ep. = Cartulaire s. XVIII p. 179 ebenda (Archeveche de
Bourges G. 2).
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. VenerabHi fratri
Henrico Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam bene-
dictionem. Ad audientiam apostolatus nostri te significante
peruenit, quod usque ad moderna tempora ecdesia tua de consue-
tudine antiqua obtinuit, ut in nulla canonica infra tne diocesis
teriainos constituta prebende canonicorum ad certum numerum
inconsulto arcbiepiscopo, qui pro tempore fuerit^ reducantur. De-
bent enim prius in presentia archiepiscopi ecclesiastici redditus
estimari et iuxta quantitatem eorum constituendus est numems
prebendarum , quia si redditus sufficientes pluribus paucioribus
conferantur, obsequium diuini cultus minnitur et cum minori cele-
britate diuina officia celebrantur. Hac itaque ratione inducti,
authoritate tibi apostolica indulgemus, ut hoc, sicut rationabiliter
factum fuisse et sub tuis predecessoribus obseruatum dignoscitur,
autboritate nostra, nullius appellatione obstante, facias inuiola-
biliter obseruari. Si uero canonici aliqui autboritate alicuius ar-
chiepiscopi constituisse se numerum affirmauerint nec poterint ca-
nonice demonstrare, autboritate nostra, nullius appellatione obstante
numerum casses, qui sine autboritate Bituricensis ecclesie fuerit
institutus, prouisurus, quod instuendorum numerus facultates ec-
clesie non excedat. Dat. Verone II non. septembris.
U5.
Lucius HI, bestdtigt dem Kloster Saint-Etienne in Nevers die
ihm von dem Grafen Wilhelm von Nevers verliehenen Rechte tind
Freiheiten, Verona (1184 — 85) November 22,
136
Wilhelm Wiederhold,
Cartulawe de Saint-Etienne de Never s s. XV f. 2^ Never s Arch.
Dep. — Privileges dii prieure de Saint-Etienne von 1674 p. 81 ebenda.
Citiert Monasticon Bened, XL s. XVII f. 341 (ex cartulari /. 5
tend Orig,) Paris Bihl. Nat. Ms. lat. 12697.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis priori
et monachis saucti Stephani Niuemensis salutem et apostolicam
benedictionem. lustis petentixmi desideriis facilem nos con-
uenit prebere consensum et uota quo a rationis tramite non dis-
cordant, effectu prosequente complere. Eapropter, dilecti in Do-
mino ffliij uestris iustis postulatibnibus grato concurrentes assensu,
ecclesiam beati Stephani sitam in suburbio Niuernensi cum omni
iure et libertatibus suis, uobis a bone memorie Willelmo comite
Niuernensi eiusdem loci fundatore concessis, sicut in eius autentico
contmetur, auctoritate uobis apostolica confirmamus et presentis
scripti patrocinio communimus. Statuentes ut nullus super iure
et libertatibus uestris uobis inferre presumat iniuriam uel gra-
uamen. Nulli ergo omnino bominum liceat banc paginam nostre
confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis
autem boc attemptare presumpserit, indignation em omnipotentis
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in-
5^stbton. Datum Yeron. X bal. decembris.
, ■ ' m ' , ,
Lucius III. erlauht nach dem Vorgemge Alexanders III. dem
Abt von Diols den Oelrauch von Mitra und BandscJiuhen,
Verona (1185) Januar 4.
Biillaire de Vdbbaye de Deals von 1735 p. 48 in der Schloji-
bibliotheh von Fougere bei Ghateauroux.
Die VorurTcunde Alexanders 111. ist verloren.
Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Dolensi
abbati salutem et apostolicam benedictionem. Eos largitione
nostri muneris duximus decorandos, qui bonestate sunt prediti et
beato Petro et nobis sincera deuotione adstricti. Attendentes
itaque deuotionis fideique tue constantiam et considerantes, qua-
liter monasterium tibi commissum ad dispositionem et tutelam
beati Petri et nostrum specialiter nullo mediante pertineat, tibi
tuisque successoribus usum mitre et ebiroteebarum, sicut indultum
est a pie recordationis Alexandro papa predecessore nostro et
predecessoribus tuis ab aliis predecessoribus nostris, de consueta
Papsturkunden in Prankreich V.
137
benignitate sedis apostolice indulgemus. Statuentes ut nuUi
Omnino bominum Kceat banc paginam nostre concessionis infringere
nel ei ausu temerario contraire. Si qtus antem hoc attentare pre-
sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et
Paiili apostolorum eius se nonerit incursurum. Datum Yerone
II non. ianuarii.
irA
Lucius IlL nimmt das Kloster Saint-Fierre-le-Vif in Sens unter
dem AM Walther nacJi dem Vorgange FaschalW Honorius^ 11.^
Innocent'' II,, Lucius^ II. und Alexanders III. in den apostolischen
Schut 0 und lestdtigt Him alle Eechte und Privilegien.
Verona 1185 Juni 8.
Bom Ootron Chronicon sancti Petri Vivi von 1650 p. 654 Auxerre
Bihl. Comm. Ms, 213, — Gartulaire de Saint-Pierre4e-Vif von 1644
p, 101 ebenda Ms. 216.
Bie UrJcunde wiederhoU ivortlich das Privileg Alexanders III.
P-L, 11714. Gitiert Monimenta pontificia Arverniae p. 844 nach
dem Citat im Ms. lat. 12691 f. 187.
Lucius episcopus seruus seruonum Dei. Dilectis filiis Graltero
abbati monasterii beatorum apostolorum Petri et Pauli, q^uod situm
est in uico qui dicitur Viuus, eiusque fratribus tarn presentibus
quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. Ad
boc uniuersalis ecclesie cura.
R. Ego Lucius catbolice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Tbeodinus Portuensis et sancte Rufine sedis epi-
scopus ss.
f Ego flenricus Albanensis episcopus ss.
f Ego Tbeobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss.
f Ego iobannes presb. card. tit., sancti Marci ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit. Ca-
lixti ss.
f Ego Pandulpbus presb. card. tit. XII apostolorum ss.
*j* Ego Albinus tit. sancte Crucis in Hierusalem presb. card. ss.
f Ego Melior presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit. Pa-
macbii ss.
f Ego Arditio diac. card, sancti Tbeodori ss.
f Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
I Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card, ss-
3^38 Wilhelm Wiederhold,
f Ego RoUandus sancte Marie in Portion diac. card. ss.
f Ego Radnlfns sancti GreorgU ad Velnm aurenm diac. card. ss.
Datum Verone per manum Alberti®) sancte Romane ecclesie
presbiteri cardinalis et cancellarii, VI idns innii, indictione 111,
incamationis dominice anno C°. LXXX® V^^, pontificatns uero
domni Lucii pape III anno quarto.
a) Eberti.
U8.
Urlan HI. bestdtigt dem DeJcan Wilhelm und dem Kapitel von
Saint-Outrille in Bowrges die Entscheidung Er^hischofs Stephan von
JBomrges Uher die Zahl ihrer Prabenden und die von ErMschof Pe-
trus uber die Emkiinfte des Dehans. Verona (1186) April 8 .
Orig, Bourges Arch. Bep. (Chapitre de la Sainte-Chapelle du
palais royal de Bourges Liasse 3).
Die Urlounde wiederholt ivdrtlich das Schreiben Alexanders HI.
von (1174 — 76) I J28 (Nr. 66), Auf der Plica steht von einer Hand
$. XIII „hoc ipsum confirmarunt Alexander et Lucius pape",
und nach der Ghronigue du chapitre du Ghateau-lejs-Bourges s. XVIII
p. 10 {angebur^ m das Inventar von 1770 — 1776) soil diese Ur-*
hunde Lucius' HI im Jahre 1183 ergangen sein. Bin Blatt des
Ghartulars s. XIII beginnt mit den r „se assiduitatem in
eadem ecclesia", und diese UrJcunde scUiefit: „Dat. Veron. VI kal.
mart." Wenn das der Rest einer tlrhmde Lupius'^^ H so
stimmte sie wdrtlich uberein mit der Urbans HI. von {1187) II 15
(Nr. 134) und ist su set^en m {118S) II 24.
VEBANVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis de-
cano et capitulo beati Austregisili Bitu|ricensis salutem et apo-
stolicam benedictionem. Satis est absonum et absurdum.
Dat. Veron. VI id. april.
B.
119 .
Urban III. nimmt die Kirche Saint-Cyr de Sancergues nach dem
Vorgange Innocent' II. und Lucius' HI. in den apostolischen Schut^
und bestdtigt ihr die Besitmngen und Bechte, dam die Freiheit vom
InterdiU. Verona 1186 Juni 20.
Orig. Bourges Arch. Dep. (Collegiale Saint- Gy r de Sancergues
Carton 1).
Papsturkunden in Frankreich Y. 139
Wiederholung von Nr. 105. Die Lesarfen gehe ich dort in der
Anmerhung.
YEBANVS EPISOOPVS SERYVS SERVOEYM DEL DILEOTIS
FILIIS OANONIOIS BOCLBSIE SANOTI CIEIOI DE SANOIEG-IO
TAM ;PBE8ENTIBYS QYAM PYTYBIS OANONIOE 8VBSTITY-
ENDIS IN PEEPETYYM. | Quotiens a nobis petitur.
E. Ego Yrbanus catholice ecclesie episcopus ss. BY.
f Ego Henricus Albanensis episcopus ss.
f Ego Paulas Prenestinus episcopus ss.
f Ego lohannes presb. card. tit. sancti Marci ss.
i Ego Petrus de Bono tit, sancte Susanne presb. card, ss.
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit. Ca-
lixti ss.
f Ego Pandulfus presb. card. tit. XII apostoloruin ss,
I Ego Albinas tit. sancte Crucis in lerusalem presb. card. ss.
I Ego Melior presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit. Pagma-
cliii ss.
f Ego Adelardus tit. sancti Marcelli presb. card. ss.
f Ego lacinctus diac. card, sancte Marie in Cosmidyn ss.
f Ego G-ratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss.
f Ego Octauianus sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss.
f Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss.
f Ego EoUandus sancte Marie in Porticu diac. card. ss.
f Ego Petrus sancti Nicholai in carcere Tulliano diac. card, ss,
f Ego Radulfus sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss.
Dat. Veron. per manum Alberti sancte Eomane ecclesie pres-
biteri cardinalis et cancellarii, XII kal. iulii, indictione HU, in-
earnationis dominice anno M^^. C°. LXXX^ YT®, pontificatus uero
domni VRBANI pape III anno prime.
B.
130-
TJrhan III. gewdhrt den Leprosen von Pont-FrauU auf Bitten
Konig Philipps von Frankreich die Freiheit von alien Zehnten.
Verona (1186) Oktoher 9.
Orig. Auxerre Arch. Dep. (Leproserie de Pont-Frault H. 2402).
YEBANVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis le-
prosis Pontiferaud(i) communem uitam ducentibus | salutem et
uo
Wilhelm Wiederhold
apostolicain IbeiiGdictioiieiii. Quanto grauins ostis itisto Dei iu-
dicio flagellati et nerbere superne m|sitationis afflicti, tanto nobis
attentins in necessitatibus nestris compatimnr et quod secnndnm^ |
Denm possumus, snffraginm impertimur. Eapropter, dilecti in
Domino fflii, nestris instis postnlatiojnibns annnentes, ad preces
maxime karissimi in Cbristo filii nostri Ph(ilippi) illnstris Pran-
cornm regis presenjti scripto nobis duximns indnlgendnm, nt de
nonalibns nestris, qne propriis manibus nel snmp|tibns colitis, nel
de nntrimentis animalinm nestrorum nemini facnltas pateat a nobis
decimas ex|torqnendi. Si qnis antem contra banc paginam nostre
concessionis ansn temerario nenir6 prelsnmpserit , indignationem
omnipotentis Dei et beatornm Petri et Panli apostolornm eins se
nonerit in|cnrsnrnm. Dat. Veron. VII id. octobr.
B. dep.
131.
Urban 111- schreiU dem Mt von Saint-Germain in Aicxerre,
da^ ein von Him hestr after Bruder gegen dieses TJrteil nur mil Zu-
stmmung des ganzen Kafitels appelUeren durfe,
Verona (1186) OMober 16.
Gartulaire de Saint-Germain d'Amerre s. Sllll f, 17 Autoerre
BiU. Oomm\ Ms. 161 = Bom Cdtrm OhronicOn s, Gerrnani Auti-
siodorensis von 1652 p. 895 ebenda Ms. 167 = Bom Viole Hist, ah-
hatum s. Germani Antis, s. XVII p. 251 ebenda Ms. 151.
Vrbanns episcopus sernus sernorom Dei. Dilecto filio abbati
sancti Grermani Antisiodorensis salntem et apostolicam benedictio-
nem. Significatnm est nobis ex parte tna, quod cum qnandoque
contingat aliqnem fratrnm tnornm, sicut se habet linmana fragi-
litas, in aliquo graniori delinquere et tn in eum exercere nelis,
sicut et debes, correctionis canonice disciplinam, ipse ad appella-
cionis diffnginm non dnbitat connolare. Ne igitnr occasione fru-
stratorie appellacionis tui ordinis religio nacuetnr, denocioni tne
presencium anctoritate concedimus, qnatinns hninsmodi appellacioni
non deferas, nisi facta fnerit de assensn tocins capitnli ant maioris
et sanioris partis, quominus delinqnentinm culpas inxta institnta
tni ordinis corrigas et emendes. Nulli ergo etc. Si qnis antem
etc. Datum Yeron. XVII kal. nonembr.
Papsturkunden in Frankreich V.
m
133 .
Urban IIL erlaubi dem Er^bischof von Bourges die Bfrunden,
die von den m Hirer Besetmng verpflicUeten Kanonikern vber die
von dem Lateranensischen Konml festgesetde Zeit unbeseUt gelassen
ivUrden, weiter^ugeben. Verona (1186 — 87) Januar 28,
Cartulaire de Varchev^cM de Bourges s. XVIII p. 241 (Nr, 78)
Bourges Arch, Bep, (Archeveche de Bourges G, 2),
Vrbamis episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam benedictionem.
Ctuoa personates ecclesiarmn ei beneficia propter dissensiones eornm,
ad quos concessio pertinet, per multem temporis aliquando uacare
contingat, bnic morbo Lateranense concxKum congruam medelam
adhibnit, circnmspecta pronidentia stateens certnni terminum, ultra
qnem idem personates et beneficia nacare non possint. Ne igitur
personates ecclesiarum tee diocesis pro minori sollicitedine cano-
nicis dissidentibus ultra terminum ipsnm inordinati remaneant,
cnm ex Hoc eisdem ecclesiis grane posset dispendium prouenire,
anthoritate apostolica tibi concedimnsj nt si canonici ecclesiarum
ipsarum personates ultra tempus in concilLo Lateranensi statutum
uacare malitiose permiserint, tu personates ipsos ex tunc personis,
que secundum Deum reprobari non debeant, conferendi contra-
dictione et appellatione remota liberam habeas facultatem.
Datum Veron^ X kal. februarii.
133 .
Urban III, schreibt den Brioren, Monchen^ Tempelherren und
Johannitern der Diocese Bourges, dafi sie die vom ErMschof von
Bourges mit der Exkommunikation belegten auf Tceinen Fall bei sich
aufnehmen dilrfen; nur die Templer und Johanniter durfen im Falle
eines Inter diJctes einmal im Jahre von ihren Privilegien Gebrauch
machen, Verona (1186 — 87) Januar 23,
Cartulaire de V archeveche de Bourges s, XVIII p, 516 (Nr, 29)
Bourges Arch. Dep, (Archeveche de Bourges G, 2),
Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis prio-
ribus monachis templariis et hospitalariis per Bituricensem dio-
cesim constitetis salutem et apostolicam benedictionem.
Quanto nos potius ad amorem iustitie et propositem religionis
aduocat et debitum nestre professionis innuit, tanto dolendum
Wilhelm Wiederhold,
m
magis est et lugendum, si quid a uobis obtentu transitorie cupi-
ditatis admittitur^ quo iustitie tenor nel nigor ecclesiasticus dis-
solvatur. Quoniam igitur, sicnt a nenerabili fratre nostro Bitnri-
censi arcbiepiscopo nobis est intimatnm, ecclesiasticas sententias,
qne ab eo uel ex mandate eius in malefactores eodesiamm canonice
promtilgantur , contemnitis et eas prinilegiorum uestrorum fidncia
non tenetis, xiniaersitati nestre per apostolica scripta mandamus,
quatenus excommunicatos archiepiscopi memorati ntillo unquam
tempore aut etiam interdictos, salua indulgentia sedis apostolice
uobis facta uobis templariis et bospitalariis de interdictis reci-
piendis semel in anno, ad diuina recipere ullatenus presumatis,
sdentes quod dignus est concessa et licita perdere, qui ea que
non licent presumpserit usurpare. Si uero post presentis prohi-
feitionis paginam ea que diximus duxeritis attemptata, liberam esse
uolumus pxedicto arcbiepiscopo facultatem, ut presumptionem ue-
stram sine appellationis obstaculo iuxta Lateranensis concilii de-
creta coberceat et corrumpi per uos ecclesiasticam iustitiam non
permittat. Datum Verone X kalendas februarii.
m.
Urban III. bestatigt dem Erzbischof Seinrich von JBourges^
Printas von Aquitanien, seine Entscheidung wegen der Zahl der Ka-
noniker des Kapitels von Montermoyen.
Verona (1186 — 87) Eehruofr 9,
Cartulaire de V archevecM de Bourges s. XIV Bourges Arch.
Dep. = Cartulaire s. XVIII p. 182 (Nr, 36) ebenda (Archevkhe de
Bourges G, 2) = Coll Baluze 79 s, XVII f. 177 (ex cartulari /. 2&)
Paris Bihl Nat,
Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Henrico Bituricensi arcbiepiscopo, Aquitanie primati salutem et
apostolicam benedictionem. Transmisse nobis dilectorum filiorum
nostrorum decani et capituli beate Marie Medii monasterii Bituri-
censis litter e continebaut, quod cum in earum ecclesia non fuisset
statutus certus numerus prebendarum, ad euitandam instantiam
potentum uirorum, quorum precibus cogebantur interdum ultra
facultates ipsius ecclesie canonicos plures admittere, te in capitulo
ipsorum presente et pensante studiosius facultates ipsius ecclesie
de tua uoluntate et conuenientia statuerunt, ut redditus prescripte
ecclesie inter tresdecim tantum modo prebendas, decano qui duas
Papsturkunden in Frankreich V.
143
de consuetudine percipit in niimero computato, de cetero dim-
dentnr. Insuper etiam nt nitarent scandalum, quod de donatione
prebendarum inter eos solebat frequenter emergere, donationes
prebendarum tibi tuisque successoribus pari uoto et unanimi con-
cesserunt, post decessom predicti decani sine scrupulo alicuius
difficultatis habendas et omnem quam in earum concessionibus
habere solebant potestatem, concorditer contulerunt. Eorum itaque
precibus inclinati et consideratione tue sincere deuotionis inducti,
nnmerum sicut in ecclesia predicta per ianxdictum decanum et
canonicos de assensu tuo circumspecta prouidentia statutns est,
ratum habemus et donationem prebendarum ipsius ecclesie tarn
tibi quam successoribus tuis, sicut nobis a prefatis decano et cano-
nicis concessa est, authoritate apostolica confirmamus et presentis
script! patrocinio communimus. Nulli ergo omnino hominum liceat
banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu teme-
rario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, in-
dignationem omnipotentis Dei et beatorum apostolorum Petri et
Pauli se nouerit incur surmn. Datum Verone Y idus februarii.
135.
Urban III, scJireibt dem Prior und den Kanonikern von Notre-
Dame de Salles^ daji sie entgegen einem friiheren Mandat niernanden
als Kanonikus aufnehmen sollten, ehe niclit die Zahl Hirer Kajpitel-
pldtze auf 0 ivdlf oder eine andere von Er^bischof Heinrich von Dourges
mit Hirer Zustimmnng festmcsetzende Zahl herahgegangen seL
Verona (1186-87) Marz 4.
Orig. JBourgesArch, Dejp, ( ColUgiaUNotre-Dame de Salles LiasseS).
YRBANYS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
priori et canonicis sancte Marie de Salis salutem | et apostolicam
benedictionem. Suscepti regiminis amministratio nos inducit,
ut ecclesiarum profectibus debeamus intende|re et ne grauentur
indebite, attenta soUicitudine prouidere. Inde est quod, cum ad
mandatum nostrum | tres, sicut dicitis, in canonicos receperitis et
ecclesia uestra supra facultates suas canonicorum numero 1 sit gra-
uata, nos uestris postulationibus annuentes, presentibus nobis lit-
teris indulgemus, ut | neminem in canonicum recipere teneamini,
donee ad duodenarium numerum redigamini | uel ad iUum quern
uenerabilis frater noster Hen(ricus) Bituricensis archiepis copus cum
assensu uestro, pensatis | prescripte ecclesie facultatibus prouide
duxerit statuendum. Nulli ergo onmino hominum li|ceat hanc
Wilhelm Wiederhold,
m
p a ginam nostre concessionis infringere uel ei ausu temerario con-
traire. Si quis | autem hoc attemptare prestunpserit, mdignationem
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Paujli apostoloram eius se
nouerit incursurum. Dat. Veron, nH non. martii.
B.
136 .
Urban III. bestatigt dem Kaplan der Kirche Sainte-Serene die
ihm von Abt Gerhard von DSols geschenhte Kirche von Peragay.
Verona (1186 — 87) Mars 10.
BuOaire de Vdbbaye de Beols von 1735 p. 48 in der Schhfi-
IMiotheh von Fougere bei Chdieauroux.
Das Inventar s. XVIIl f. 587 erwahnt das Original als 1785
nach Paris gehmmen.
Vrbanus episcopns seruns sernornm Dei. Dilecto filio A. ca-
pellano sancte Serene salntem et apostolicam benedictionem.
Instis petentium desideriis dignum est nos facilem prebere con-
sensnm et uota que a rationis tramite non discordant, effectu
proseqnente complere. Eapropter, dilecti in Domino fili, tnis instis
pbstniationibas grato concurrentes assensu, ecclesiam de Peraced,
sicnt®^ earn ex donatione G(erardi) bone memorie Dolensis abbatis
inste et sine contronersia possides, denotioni tne anctoritate apo-
stolica confirmarnus et presentis scripti patrocinio. conununimus,
bTnlli ergo omnino hominnm liceat banc paginam nostre confirma-
tionis infringere nel ei ansn temerario contraire. Si quis antem
hoc attentare presnmpserit , indignationem omnipotentis Dei et
beatornm Petri et Pauli apostoloram eius se nouerit incursurum.
Datum Verone VI idibus martii.
a) sicut fehlt.
137 .
Urban III, schreibt dem Er^bischof Heinrich von Eourges,
Primas von Aquitanien, Legaten des apostolischen Stuhles, daji er
unbeschadet des den Kanonilcern von Vatan verliehenen Privilegs iiher
die Zahl der Prabenden in dieser Kirche statuieren Mnne,
Verona (1186 — 87) April 15,
Cartulaire de Varchevkhe de JBourges s, XVIII f, 187 (Er, 210)
JBomge^ Arch, Bep. (Archeveche de Bourges G, 2),
Papsturkunden in Frankreich V* 145
JDas erwdhnte Privileg fur die KanoniJcer von Vatan ist nicht
erhaUen. Es miljite in CMteauroux sein,
Vrbanxis episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Henrico Bituricensi arcbiepiscopo , Aq^uitanie primati , apostolice
sedis legato salutem et apostolicam benedictionem. Ad in-
stantiam quorumdam canonicorum Vastinensis ecclesie asserentium
eandem ecclesiam ultra facilitates suas canonicorum numerositate
granatam, ipsis scriptum indulsimus, ut in prescripta ecclesia certns
canonicorum numerus fieret , qaem eis transgredi non liceret.
Vnde quod") super hoc authoritati tue asseris derogatum, cum pre-
decessorum tuorum temporibus longa consuetudine sit obtentmn,
ut facultates ecclesiarum tuarqm per te considerari debeant, prius-
quam in eis canonicorum numerus statuatur, presentibus tibi lit-
teris indulgemus, ut si forte in litteris quas predictis canonicis
concessimus non babetur, ut per te pensata prescripte ecclesie
utilitate, certus numerus canonicorum statuatur, eis non obstantibus
et reuocato si quid earum obtentu quantum ad institutionem
numeri factum est, nibilominus, sicut id ab apostolica sede fir-
matum tibi fuerat, iuxta consuetudinem predecessorum tuorum in
constitutione certi numeri in eadem ecclesia autboritatem tuam
cum consilio illorum quibus id comisimus faciendum, sublato ap-
pellationis obstaculo libere ualeas exercere. Datum Veron^
XVII kal. maii.
a) que. »
138.
Urban IIL iestdtigt dem AM und dem Konvent von Saint- Ger-
main in Auxerre die Verfugungen Ersiiscliofs Gruido von Sens wegen
der Kirche von Ervy. Verona (1186 — 87) Juni 1.
Gartulaire de Saint-Germain d^ Auxerre 5. X.III f. 16* Auxerre
Bill. Comm. Ms. 161 = Bom Viole 'Mstoria abbatum s. Germani
Autisiodorensis s. XVII p. M9 ebenda Ms. 154,
Yrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et conuentui sancti Grermani Autisiodorensis salutem et aposto-
licam benedictionem. Profectui religiosorum uirorum ex am-
nainistracione suscepti regiminis tenemur intender e et eorum iura
propensiori sollicitudine conseruare, ut deuotius suam Domino ex-
bibeant seruitutem, qui religionis in eis propositum assumpserunt.
Accepimus siquidem ex scripto uenerabilis fratris nostri Gr(uidonis)
arcbiepiscopi Senonensis, quod ipse uobis in ecclesia de Erui con-
firmauit et statuit, ut medietatem omnium beneficiorum fructuum
Kgl. Ges. d. Wifis. Naohricliten. Phil.-hist. Elasse. 1910. Beiheft. 10
Wilhelm Wiederhol d,
•#
146
et reddituTiia qui ad ipsam ecclesiam de Erui pertinent, imper-
petnum habeatis et ad representationem nestram presbiteri in ipsa
ecclesia debeant ordinari, Concessit eciam nobis, nt in ecclesia
qne dicitnr Monasterinm Arandi sine diminntione qnalibet habeatis
qne habere solebat in ea^ alter dnomm presbiterornm, qui ante
predictam constitntionem eius prescripte ecclesie de Erui sernie-
bant. Vestris itaqne iustis postnlationibus annnentes, hec que
prediximus, sicnt ea de canonica concessione et institutione prefati
archiepiscopi habere noscimini, salna constitucione Lateranensis
concilii nobis et monasterio nestro anctoritate apostolica confir-
mamns et presentis scripti patrocinio commnnimns. Nnlli ergo etc.
Si qnis antem etc. Datum Yeron. kaL innii.
139.
Vrhan IlL erlauht dem Abt Humbert und dem Kapitel von
Saint-Germain in Auxerre die iischdflichen Leisiungen von einem be-
liehigen Bischof 0 u erbitten^ wenn der Bischof von Auxerre diese
trotz ge^iemender Bitte verweigern sollte, Verona ( 1186 — 87) Juni 4.
Cartulaire de Saint-Germain d^ Auxerre s. XIII f. 13 Auxerre
BtbL Comm. Ms. 161 = Kopie s. XVII ebenda Arch. Dep. (Abbaye
de Saint-Germain H. 988) = Kopie s. XVIII ebenda H. 894 =
Dorn Cotron Ghronicon s. Germani Autisiodor. von 1653 p. 893
Auxerre Bibl. Comm. Ms. 167 = Bom Viole Hist abbatum s. Ger-
mani Autisiodorensis s. XVII p. 350 ebenda Ms. 154. — Miscel-
lanea monastica s. XVII f. 335* Baris Bibl. Nat Ms. lat. 13778.
Der Urhunde folgt auf f, 13' das JRegest der Bestdtigungsur-
Jcunde Gelestins III. von 1194 VI 37: Celestinns episcopus sernns
semorum Dei. ^Dilectis filiis abbati et capitnlo sancti Grermani
Autisiodorensis salutem et apostolicam benedictionem. Ex
multiplicitate querelarum uestrarum etc. ut supra in proodmo pre-
cedenti. Datum Lateran. V kal. iulii, pontificatus nostri anno
quarto.
Yrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Hum-
b(erto) abbati et capitnlo sancti Grermani Autisiodorensis salutem
et apostolicam benedictionem. Ex multiplicitate querelarum
uestrarum, quas aduersus uenerabilem fratrem nostrum Autisiodo-
rensem episcopum propositas a nobis audiuimus, ipsum monasterio
nestro usque adeo arbitramur infestum, ut per eum, sicut dicitis^
sine difficultate non possitis pontifiicalia percipere sacramenta.
if os autem, quibus imin et uniuersorum necessitati prospicere, no**
Papsturkanden in Frankreich V,
147
lentes uoWs ex mrnisterio suscepti regiminis pronidere, ne pro
duritia ipsins episcopi defectnm in talibns incnrratis , presenti
scripto duximns indnlgendum, ut si memoratxis episcopus a nobis
Iminiliter reqxdsitus, crisma oleum sanctum consecrationes altarium
sen basilicarum, benedictionem abbatis et prdinationes monacborum,
qui fuerint ad ordines promouendi, gratis et sine prauitate nobis
indulgere noluerit uel maliciose distnlerit, liceat nobis alium qnem
malneritis catholicnm adire antistitem, qni auctoritate nostra fretus
nobis qnod postulatnr indnlgeat, Indnlgemns eciam nt, si qnando
homines monasterii nestri nincnlo tenentnr excommnnicationis
astricti, pro eornm absolntione prefatns episcopns nel qnilibet
alins potestatem non habeat pecnniam extorqnendi et si in eos,
quia propter boo pecnniam non exsolnnnt, ecclesiastica fnerit sen-
tentxa promnlgata , earn decemimns auctoritate apostolica non
tenere. Nnlli ergo etc. Si qnis antem etc. Dat. Veron. II
non. innii.
ISO.
Urban III. hestatigt dem Trior und den Monchen von Saint-
Etienne in Nevers einen mit dem Crrafen von Nevers und seiner
Frau Agnes ahgescMossenen und von Konig TMUpp von Frankreich
bestdtigten Vertrag. Verona (1186 — 87) Juni 5.
Privileges du prieure de Saint-Etienne von 1674 p, 52 Nevers
Arch* Eep. H. 58.
Citiert Monast. Eened. XV f. 342 (ex cartulari f. 14 vmd 15)
Pa/ris Eibh Nat. Ms. lot. 12697. Das citierte Schreihen an den
Grafen ist verloren. Clemens III. wiederholte 1188 II 21 diese Ur-
kunde : Clemens episcopus sernns seruorum Dei. Dilectis filiis
priori et monacbis sancti Stepbani Ninernensis salntem et aposto-
licam benedictionem. Cum ecclesia nestra. Datum Lateran. X
kal. marcii, pontificatus nostri anno primo (Privileges von 1674
p. 55. J-L. 16152).
Vrbanns episcopns seruus semornm Dei. Dilectis filiis priori
et monacbis sancti Stepbani Ninernensis salntem et apostolicam
benedictionem. Cum ecclesia nestra, sicut andinimns, ad mo-
nasterium Clnniacense pertineat, qnieti eins specialins nolnmus
solicitndine pronidere, ne processn temporis malignitate qnoram-
libet immntentnr qne sunt pro ipsins ecclesie consematione statnta.
Peruenit antem ad nos qnod, cnm nobilis nir Ninernensis comes
nobis et ecclesie nestre mnlta damna et iniurias intnlisset, tandem
10 *
148
Wiltelm Wiederhold,
litterarum nostrarum autlioritate commonitus a suo facto resipuit
et libertatem burgi nestri prout debxiit recognouit et earn se pro-
misit iuramento prestito seruatorum. Compositionem quoque ab
eodem comite et Agnete nxore eius uobiscum amicabiliter factam
ad memoriam futnrortim scriptis autbenticis roborauit, quam cha-
rissimus in Christo filius noster Pb(ilipptis) illnstris Francorum
rex ratam habuit et mbilominus sui scripti muniniine confirmanit.
Nos itaque nestris postulationibus annuentes, compositionem illam,
sicnt inter nos et predictnm comitem et uxorem eius de assensu
partium facta est et non solum eorum, sed etiam ipsius regis
scriptis autbenticis roborata, ratam babemus eamque futuris tern-
poribus manere decernimus illibatam. NuUi ergo omnino bominum
Hceat banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu
tenerario contraire. Si qxds autem boc attemptare presumpserit,
indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apo-
stolorum eius se nouerit incursurum. Datum Veron. nonis
iunii.
131.
Urban IlL gewahrt dem Prior und den Briidern von Saint-
Pwrm Me der Sepultur.
• Verona (1186 — 87) August 2P
Cartulaire de Saini^&ermain dAuxe^re^ Sjll f, 16l Auxerre
BiU. Comm, Ms, 161 == Cartulaire du prieure de Decide $, XVI
Severs Arch, J)ep. (PrieurS de Scdnt-Pierre de Decide S, 317) —
Bmn Viola Sist, abbatum s, Germani Autisiod, s. XVII p, 251
Auxerre Bibl, Comm, Ms, 154,
Celestin III. bestdtigte 1194 VI 18 dieses Privilege wie aus foh
gendem Begest im Cartulaire de Saint-Germain f 16^ hervorgeht:
Celestinus episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis fdiis priori et
fratribus ecclesie sancti Tetri de Desisia etc, Quotiens a nobis etc,
ut supra. Datum Eome apud sanctum Petrum XIIII kal. iulii,
pontificatus nostri anno quarto.
Vrbanus episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis priori
et fratribus ecclesie sancti Petri de Desisia regularem uitam du-
centibus salutem et apostolicam benedictionem. Quotiens a
nobis petitur quod religioni et bonestati conuenire dinoscitur,
animo nos decet libenti concedere et petentium desideriis con-
gruum suffragium impertiri. Eapropter, dilecti in Domino filii,
uestris iustis postulacionibus incliaati, sepulturam ecclesie uestre
Papsturkunden in Frankreich V.
149
liberam esse decernimus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati
qni se illic sepeliri deliberanerint , nisi forte excommmiicati sint
uel interdicti, nnlliis obsistat, salna tamen insticia illarum eccle-
siarum, a (jnibus mortuormn corpora assumentur. Nnlli ergo etc.
Si qnis autem etc. Datum Veron. XII kaL septembr.
133.
Urban 111. schreiht dem Abt von Saint-Germain m Aaxerre^
doJJ der JBischof von Auxerre loeder sie noch Hire Eapldne und
Kleriker ohne offensichtlichen Grund exkommunisieren noch mit dem
Inter diU belegen dilrfe. Verona (1186—87) August 26.
Cartulaire de Saint-Germain dAuxerre s. Xlll f. IS Auxerre
JBibl. Comm. Ms. 161 — Kopie s. XVII ebenda Arch. Dep. (Ab-
baye de Saint-Germain H. 988) — Kopie s. XVIIl ebenda H. 984
= Dom Cotron Ohronicon s. Germani Autisiodor. von 1652 p. 894
Auxerre Bibl. Comm. Ms. 167.
Im Ghartular folgt f. 13* dann gleich das Begest: Celestinns
episcopus seruus sernorum Dei etc. sicut in privilegio precedentL
Cum sicut frequenter intelleximus etc. Datum Eome apud sanctum
Petrum X kal. iulii, pontificatus nostri anno IIII. Die Urhunde
ivar also datiert aus Bom Sanlct Peter 1194 Juni 22.
Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et fratribus sancti G-ermani Autisiodorensis salutem et apostoKcam
benedictionem. Cum, sicut frequenter intelleximus et experti
sumus, Autisiodorensis episcopus uos et iura uestra contra iu-
sticiam sepius inquietet, dignum est ut contra indebitas oppres-
siones eius fauor uobis apostolicus impendatur. Eapropter deuo-
cioni uestre auctoritate presencium indulgemus, ut excommunicandi
siue interdicendi uel suspendendi uos uel ecclesias uestras earumque
capellanos aut clericos et homines monasterio uestro seruili con-
ditione astrictos absque manifesta et racionabili causa et seruato
iuris ordine, nisi tale commissum fuerit quod iudiciarium ordinem
non requirat, nullam predictus episcopus babeat facultatem; quod
si contra indulgentiam nostrum fuerit attemptatum, sententiam
ipsam auctoritate apostolica decernimus non tenendam. Nulli ergo
omnino bominum liceat banc paginam nostre concessionis infringere
uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem boc attemptare
presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri
et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. Veron.
VII kal. sept.
ISO
Wilhelm Wiederhold,
133 .
Urban III. nimmt das Erzbistum Bourges wnter dem Erzbisckof
Hdnrich nachdem Vorgange Eugens III., Hadrians IV., Alexanders III.
und Lucius’ III. in den apostoUschen Schufz, bestdUgt ihm den Primal
und BesUsungen und ReeMe und verleiht den Erzbischofen von Bourges
das Pallium. Verona 1187 Januar 28.
Cdl. Baluze vol. 79 f. 161 (ex eartulari f. 20) Paris BM. Nat.
— Begest im Ca/rtulaire de I’archevecJie de Bourges s. XVIII p. 6
(Nr. 17) Bourges Arch. Dep. (ArchevSche de Bourges G. 2).
J-L. 15932. Wiederholung der Urhunde Lucius’ III. J-L. 14969,
jedoeh ist Unter den Worien: amtentico exinde facto continetur ein-
gesehoben: castjxun de Nauis in dominio cam omnibus pertmentiis
suis. Bann fahrt die Urhunde fort: Constituimus insuper ut decanus
M. s. vp. wie Ludus III.
Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabdi fratri
Henrico Bitoricensi archiepiscopo, Acqnitanie primati eiusque suc-
cessoribus canonice substitnendis (in perpetuum). Et ordo
rationis expostulat.
Datum Verone per manum Alberti sancte Romane ecclesie
presbyteri eardinalis et canceUarii, V kal. februarii, indictione V,
incarnationis dominice anno MCLXXXYI, pontificatus uero domini
Vrbani pape HI anno secundo.
134 .
Urban HI. wiederholt dem Behan Wilhelm und dem Kapitel von
Saint-OUtrille in Bourges die von seinen Vorgdngern Alexander HI.
und Lucius III. und ihm selbst ergangene Bestatigung der Statuten
Erzbischofs Stephan von Bourges und fugt dem weitere Bestimmungen
hinzu. Verona (1187) Februar 15.
Orig. Bourges Arch. Bep. (Ghapitre de la Sainte-Chapelle du
pcAais royal de Bourges Liasse 3).
Wegen der Vorurhunde Lucius’ HI. vgl. Nr. 118.
VEBANTS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
W(illelmo) decano et capitulo beati Austregisili Bituricensis sa-
lutem et apostolicam benedictionem. Cum de uniuersis ecclesiis |
ex debito suscepti regiminis pastoralem soUicitudinem gerere te-
neamur, si q^uando quicquam statuitur quod ad earum conserua-
Tapsturkunden in Frankreich V.
151
tionem et honestatem per|tmeat, apostolico nos comienit patrooinio
communire. Ex soripto siq[aidem uenerabilis fratris nostri Hen(rici)
arcLiepiscopi nestri accepimus, quod cum inter nos et eum sujper
canonicorum numero , quern in ecclesia uestra de assensu et no-
luntate bone memorie Stephani predecessoris eius dicebatis pen-
satis eo presente ip|siu8 ecclesie facultatibus, institutum et a felicis
recordationis Al(exandro) et Luc(io) predecessoribus nostris et a
nobis ipsis postmodum confirmatum, controuersia | din agitata fuisset,
tandem idem arcHepiscopus precibus uestris inductus a te, fili
deoane, et a tribus antiquioribus canonicis tuis, qui maioiis no-
minis I sunt, pro toto capitulo recepit fidem corporaHter prestitam,
quod ita fuerit a iamdicto predecessore suo nobis concessum et
deinde statuit, ut in ecclesia uestra ca|nonicorum numerus octauum
decimum amodo non excedat, decano qui solus tres prebendas de
consuetudine percipit in eodem numero computato, et ita [ semper
personarum numerus octauus decimus erit et uicesimus prebeu-
darum. Insuper etiam ad ipsius ecclesie obsequium augmentandum
uobis consentientibus et petentibus | est statutum, ut ultra pre-
scriptum numerum fructus duarum prebendarxim quatuor presbiteris,
quos nos eligendos duxeritis, in ea integritate sine diminutione j
uel exceptione aliqua, in qua singuli canonici eos percipiunt, per-
petuo conferantur. Idem uero presbiteri electi a capitulo, sicut
diximus, post receptionem suam prestito iuramento firmabunt, j
se assiduitatem in eadem ecclesia seruaturos et eiusdem ecclesie
Semitic fideliter uacaturos. Verum si aliquo eorum contigerit ad
maius beneficium forte uocari et propter hoc non posse cotidianis (
obsequiis interesse, aut ampliori beneficio cedet aut eo ammoto
locum et beneficium eius facultatem habebitis alii presbitero idoneo
conferendi. Additum est etiam ut predicti quatuor presbiteri
cano|nicorum nomen non habeant nec uocem in capitulo uel aliam
sibi quamUbet uendicent potestatem, sed sicut simplices presbiteri
et non canonici fructus duarum prebendarum, sicut pre dictum est,
equa percipiant | portione. Cum autem aliquis ipsorum cesserit
uel decesserit, loco eius alium idoneum infra triginta dies tene-
bimini subrogare. Vnde quia nobis imminet quod est pro ecclesie
uestre honestate et conser|uatione statutum, apostolice sedis aucto-
ritate flrmare, constitutionem tarn numeri quam presbiterorum de
auctoritate predicti archiepiscopi et assensu uestro circumspecta,
sicut diximus, prouidentia factam | , ratam habemus eamque pre-
sentis scripti munimine roboramus. Preterea quia idem] arcMepi-
scopus, sicut ex scripto eius nobis innotuit, uos et ecclesiam uestram
a procuratione quam in ecclesia de Hannorlda minus rationabditer
1B2
Wilhelm Wiederhold,
reqnirebat, absolnit et tain sibi qnam successoribus suis earn
amodo reqnirendi facaltatem ademit, nos nestris postulationibns
inclinati, absolntionem ipsam | auctoritate apostolica confirmamns
et ne de cetero super eadem procuratione uestra grauetnr ecclesia
proldbemus. Nulli ergo omnino bominnm liceat banc paginam |
nostre confirmatiords et prohibitionis infringere nel ei ansu teme-
rario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, in-
dignationem omnipotentis \ Dei et beatornm Petri et Pauli apo-
stolorum eius se nouerit incursurutn. Dat. Veron. XV kal.
marcii. | f
B. dep.
135 .
Olemens 111. schreiht den Sischofen von Nevers und Auxerre,
einen von dem Qrafen von Nevers mif deni Prior und den Monchen
von Saint-^Etienne in Nevers abgeschlossenen Vertrag auf den Wunsch
des Qrafen mit ihrem Siegel m versehen.
Lateran 1188 Fehruar 2d.
PriviUges du prieure de Saint-Etienne de Nevers von 1674 p. 54
Nevers Arch. Dip. H. 58,
Citiert Monast. Benedict. XL s. XVJl f, 342 (aus Chart, f. 15)
Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12697.
Clemens episcopus seruus semornm Dei. Venerabilibus fra-
tribus Xiuernensi et Autissiodorensi episcopis salutem et aposto-
licam benedictionem. In compositione ilia que inter priorem
et monachos sancti Stephani Niuernensis et nobilem uirum comitem
Niuernensem et Agnetem uxorem eius super damnis et iniuriis
quas ab eis predicta ecclesia sustinuerat facta est, audiuimus eidem
comiti placuisse, quod scriptum ’ipsius compositionis ad maiorem
firmitatem sigillis uestris roborari deberet. Inde est quod frater-
nitati uestre per apostolica scripta mandamus atque precipimus,
quatenus scripto eiusdem comitis super iamdicta compositione facto,
cum ad profectum prescripte ecclesie pertiriere dicatur, sigiUa
uestra sine difficultate, cum requisiti fueritis, apponatis, ut maiori
debeat in posterum firmitate gaudere, cum uestra fuerit authoritate
nmnita. Datum Laterani VII kal. marcii, pontificatus nostri
anno prime.
Papsturkunden in Frankreich V.
163
136.
Clemens IIL hestdtigt dem Er^hischof Guido von Sens nach dem
Vorgange Hadrians Alexanders IIL und Lucius' HI. die JBe-
sitmngen und Bechte seiner Kirche, die EntscJieidungen Innocem' H,
Eugens IIL, Hadrians IV. und Alexanders IIL loegen der TJngul-
tigheit der Guterverdujierungen Er^hischof Heinrichs von Sens und die
Schenhungen der Konige Ludwig und Philipp-AugusL
Lateran 1188 Mdrsi 2.
Kopie von 1627 III 6 Auxerre Arch. Dep. (Ghapitre de Sens
G. 176).
Wiederholung von Nr. 110.
Clemens episcopus sertitis sernoram Dei. Venerabili fratri
Guidoni Senonensi archiepiscopo eiusque success oribus canonice
substituendis imperpetuum. Cum ex iniuncto nobis.
Datum Lateran. per manum Moysi Lateranensis canonici uicem
agentis cancellarii, VI non. martii, indictione VI, incarnationis
dominice anno M®.C®.LXXX"VII'', pontificatus uero domini de-
mentis pape III anno primo.
137.
Clemens IIL ermahnt den Hehan und das Kapitel von Eourges,
dem Er^hischof Heinrich von JBourges, wenn er die Einsichtnahne in
ihre Privilegien verlange, deren Vorlage nicht m verweigern.
Lateran 1188 Juli 15.
Cartulaire de Varcheveche de Bourges s. XVIII p. 220 (Nr. 209)
Bourges Arch. Dep. (ArchevecM de Bourges G. 2).
Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis decano
et capitulo Bituricensi salutem et apostolicam benedictionem.
Cum a uenerabili fratre nostro B[(enrico) arcMepiscopo uestro nobis
aliqua iniunguntur, que possent ad eius pariter et ecclesie com-
modum redundare, nequaquam debetis difficiles inueniri, sed sicut
denotes filios exhibere uos conuenit et humiliter obe&ire. Per-
uenit quidem ad nos ex parte iam dicti arcbiepiscopi, quod ad in-
quirenda iura et rationabiles ecclesie consuetudines indagandas
priuilegia ecclesie requisiuit, sed ea ei ostendere noluistis, Ideoque
per apostoHca scripta nobis mandamus atque precipimus, quatenus
cum ab eo fueritis requisiti, priuilegia ipsa pro iamdictis causis
a) nobis feliU.
164
Wilhelm Wiederhold,
eidem ostendere minime proponatis, ut eis inspectis melius et
leuius iura ipsa et consuetudines ad suum et epclesie sue com-
modum ualeat conseruare. Dat. Lateran. idus iulii, pontificatus
uostri anno prime.
138.
Clemens IIL bestdtigt dem Behan Wilhelm und dem Kapitel von
8aint‘0utrille in Bourges nach dem Vorgange Alexanders IIL, Lu^
cius^ IIL und Urbans IIL das Statut des Er^bischofs Stephan von
Bourges und fugt dem einige andere Bestimmungen hinm.
Lateran 1188 Juli 15.
Orig. Bourges Arch. Bep. (Ghapitre de la Sainte - Ohapelle du
palais royal de Bourges Liasse 3). — Kopie von 1355 IX ebenda
(GolUgiale Saint-Outrille du Chdteau-le^-Bourges Liasse 4). — Car-
tulaire de Saint-Outrille s. XIII ebenda.
Bie Urhunde wiederholt das Brivileg Urbans IIL von (1187) II 15
(Nr. 134), fugt aber ^wischen den Worten: tenebimini subrogare
und Yude q^uia nobis die folgenden Sdt^e ein: Ad hec quia in uestram
et ecdesie uestre iniuriam plurimam et grauamen cadere uidebatur,
quod tarn uos quam canonici ecdesie sancti Austregisili Grratia-
censis, que ecdesie uestre tanquam membrum capiti subesse dinos-
dtur , cogeremini aliquando simul comedere, cum ad boc nequa-
quam possent uestre sen iUorum sufficere facultates nec non et
canonicos ecdesie cathedralis quorum actibus imformari tenemini
nuUo tempore simul comedere uideretis , prouida est uobis ab
eodem arcHepiscopo deliberatione concessum, quod canonicis ca-
thedralis simul non comedentibus non possitis uos sen sancti Au-
stregisili Grratiacensis canonici ab eo uel aliquo successorum suorum
ad simul comedendum compelli; si uero contigerit canonicos ca-
thedralis ecdesie simul comedere, uos et Grratiacenses canonici
simul sine contradictione aliqua comedetis.
CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
W(illelmo) decano et capitulo sancti Austregisili Bituricensis sa-
lutem et apostolicam benedictionem. Cum de uniuersis ecclesiis.
Dat. Lateran. id. iuKi, pontificatus nostri anno prime.
B.
Papsturkunden in Frankreicli Y.
155
139.
Clemens III. iestatigt dem Aht und den Kanonikern von Saint-
Jean in Sens die Schenkungen des Kanonikers Roger von Sens.
Lateran 1189 Juli 11.
Orig, Auxerre Arch. Dep. ( Abhaye de Saint - Jean - le^ - Sens
H, 377), — Kopie von 1604 XII 14 ebenda.
Das Original ist sehr schlecht erlialten^ die Kopie selir fehlerhaft.
CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis ab-
bati et fratribus sancti lohannis Senonensis salutem et apostolicam
benedictionem. | lustis petentium desideriis facilem nos conuenit
prebere consensum et nota que a ratio|nis tramite non discordant,
effectu proseqnente complere. Eapropter, dilecti in Doraino filii,
iiestris instis postnlationibus grato concurrentes assensu, prata
domos et iim|eas que Eogerius canonicus Senonensis canonice con-
cessit, sicut eas inste et pacifice possidetis, | discretioni uestre
anctoritate apostolica confirmamus et presentis script! patrocinio
commnnimus. | Statuentes nt nulli omnino boniinnm liceat banc
paginam nostre confirmationis infringere | nel ei ausu temerario
contraire. Si qnis antem hoc attemptare presumpserit , indigna-
tionem omnipo|tentis Dei et beatorum Petri et Panli apostoloram
eius se noaerit incnrsurum. Dat. Lat. Y id. iulii, | ponti-
ficatxis nostri anno secundo.
B. dep.
140.
Clemens HI. nimmt das Kloster Clairvaux unter dem Aht Guar-
nerius in den apostolischen SohuU und bestdtigt ihm seine Besitmngen
und Rechte. Lateran 1190 Mdr 0 31.
Bullarium Clarevallense s. XV f. 6^ Moulins Arch. Dep. (Ah-
baye de Septfonds H. 2).
Die JJrkunde wiederholt im Wesentlichen das Privileg Alexanders
III. von 1163 II 6. Vgl. Nr. 42 und S. 15 Anm. 5.
Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Guar-
nerio abbati Clareuallensi eiusque fratribus tarn presentibus quam
futuris regularem uitam professis (in perpetuum). Quotiens
postulatur a nobis.
156
Wilhelm Wiederhold,
Ego Clemens catliolice ecclesie episcopns ss. BY.
f Ego Albinus Albanensis episcopus ss.
f Ego Octanianus Hostiensis et Yelletrensis episcopus ss.
f Ego Pandulfus presb. card, basilice XII apostolorum ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Cecilie ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss.
f Ego Petrus presb. card, sancti Petri ad Vincula tit. Eudoxie ss.
f Ego lordanus presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss.
'f Ego lohannes card, sancti dementis episcopus Tuscanensis ss.
f Ego lobannes Eelix presb. card. tit. sancte Susanne ss.
f Ego lacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmidyn ss.
f Ego Grratianus diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss.
*)■ Ego Sofifredus sancte Marie in Via lata®) diac. card. ss.
f Ego Gregorius diac. card, sancte Marie in Portion ss.
I Ego lobannes diac. card, sancti Tbeodori ss.
f Ego Bernardus sancte Marie None diac. card. ss.
f Ego Gregorius sancte Marie in Acquire diac. card. ss.
Datum Lateran. per manum Moysi sancte Eomane ecclesie
subdiaconi uicem agentis cancellarii, II kal. aprilis, indictione
Qctaua, anno incamationis dominice M^.C^^LXXX^IX^, pontificatus
laero domni dementis pape IH anno tercio.
a) R md BV fehlen, &) TuscanelieBsis. c) Lateran.
141.
Clemens 111, lestdtigt dem AJbt und den JBrudern von SainU
Germain in Auxerre eine von dem Grafen Heinrich Hirer Dependent
Saint-Florentin gemachte SchenJeung. Lateran 1190 Juni 27,
Oartulaire de Saint-Germain dAnxerre s, XIII f, 16 Auxerre
JBibl, Comm, Ms, 16L — Chartae prioratus sancti Florentini s, XVI
(ex cartiilario sancti Florentini f, 6) Auxerre Arch, Hep, (Ahhaye
de Saint-Germain H, 1068), — Horn Cotron Ghron, s, Germani Au-
tisiodor, v, 1652 p. 911 eienda Bill, Comm, Ms, 167, — Horn Viola
Hist, ahhatum s, Germani Autis, s. XVII p, 278 ehenda Ms, 154.
demens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et fratribus sancti Germani Autisiodorensis salutem et apostolicam
benedictionem, Q^isi domum uestram religionis intuitu qua
feruetis, uinculo sincere dilectionis amplectimur, in hiis que se-
cundum Deum possumus uobis et paterna uolumus benignitate
deferre et quieti uestre imposterum prouidere. Eapropter, dilecti
Papsturkunden in Frankreicli Y.
167
in Domino filii, uestris iustis postnlationibus grato concurrentes
assensn, elemosinam quam bone memorie quondam Henricus comes
domui uestre de sancto Florentino super libertate cellarii uestri
et super nundinarum augmentatione , q^ue concilium nuncupantur,
pia deuotione rationabiliter contulit, sicut in eius scripto autentico
continetur et uos pacifice possidetis, uobis et eidem domui aucto-
ritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio com-
munimus. Nulli ergo omnino hominum liceat banc paginam nostre
confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire* Si quis
autem hoc attentare presumpserit, indignationem onmipotentis Dei
et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incur^
surum» Datum Laterani V kaL iulii, pontificatus nostri
anno tertio.
143.
Clemens IIL bestdtigt dem Aht Petrus und dem Konvent von
Saint- Jeandes-Sens einen Vertrag mit der Kdnigin Ala von FranJc-
reich wegen der Villen Cheroy, Voux und Lixi,
Later an 1190 Juni 29.
Orig. Auxerre Arch. Bep. (Ahhaye de Saint-Leandes-Sens H, S77),
CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Petra
abbati et conuentui sancti lohannis | Senonensis salutem et apo-
stolicam benedictionem. Cum aliqua fuerint amicabili Con-
cordia stabilita, ne cuiusquam ] insolentia uel ausu temerario
disturbentur, iuxta postulantium uoluntatem consentaneam rationi |
conuenit eadem apostolico munimine roborari. Eapropter uestris
iustis postnlationibus | annuentes, conuentionem inter ecclesiam
uestram et [dilecjtam in Christo filiam nostram Alam illustrem [
reginam Prancorum factam de tribus uipllis de] Chesero scilicet,
Rissiaco et V . sicut eadem con|uentio iuste facta®) fait, re-
cepta pariter et seruata [et] in scripto autentico continetur,
auctoritate ] apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio
communimus. Nulli ergo omnino hominum lijceat hanc paginam
nostre confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire.
Si quis I autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omni-
potentis Dei et beatorum Petri et Pauli | apostolorum eius se
nouerit incursurum. Dat. Lateran. Ill kaL iulii, ponti-
ficatus nostri anno tertio.
B. dep.
") Alices
d) iuste facta von anderer Hand auf Basur.
158
Wilhelm Wiederhold,
143.
Clemens IlL nimmt das Kloster SainUMichel in Tonnerre unter
dem AUe Guido nach dem Vorgange Innocent' IL und Lucius’' IlL
in dm apostolischen ScJiuU und bestdtigt ihm die Besitmngen und
BecMe, Bom Santa Maria Maggiore 1190 August 20.
Oartulaire D de Saint-Miehel de Tonnerre s. XVI f. 1 Tonnerre
BiU. Comm. Ms. 28.
J-L. 16539 nach dem Citat hei Quantin Cartulaire general de
VYonne 11 p. 306. Wiederholung von Nr. 112.
Clemens episcopns seruus sernornm Dei. Dilectis filKs Gni-
doni®) abbati monasterii sancti Micbaelis de Tornodoro einsque
fratribns tam presentibns q^uam futuris regnlarem tdtam professis
in perpetunm. Quotiens a nobis petitnr.
Ego Clemens catholice ecclesie episcopns ss. BV.
f Ego Albinns Albanensis episcopns ss.
f Ego Octaxiianus Hostiensis ei^^ Velletrensis episcopns ss.
f Ego lohannes Prenestinns episcopns ss.
I Ego Petrns Portuensis et®^ sancte Eufine episcopns ss.
f Ego Petrns presb. card, sancti Petri ad Vincnla tit. Endoxie ss.
I Ego lobannes EeHx^tit. sancte Susanne presb. card. ss.
f Ego Enfinns tit. sancte Praxedis presb, card. et®> Ariminensis
episcopns ss.
f Ego lacintns diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss.
f Ego Gregorins sancte Marie in Portion diac. card. ss.
f Ego lobannes sancti Tbeodori diac. card. ss.
Datnm Eome apnd sanctam Mariam maiorem per mannm
Moysi sancte Eomane ecclesie subdiaconi nicem agentis cancellarii,
Xm kal. septemb,, indictione VIII, incarnationis dominice anno
M®. C®XC®, pontificatns nero domini dementis pape III anno tercio.
a) Gudoni. b) R und BV fehlen, ebmso uberall ss. c) et
fehlt. d) lostel.
144.
Clemens III. schreiM dem Erehischof Heinrich von Bourges wegen
dn&r Klage der Kanoniker von Saint-Etienne in Bourges.
(1188—1191).
Oartidaire de Saint-Etienne de Bourges s. XIII Pahet J. Bourges
Arch. D^.
Papstnrkunden in Frantreicli V. 169
Das Dlatt^ ist vereinzelt^ der Mest der UrJcunde nicht auf^ufinden^
Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri
Heii(rico) Bituricensi archiepiscopo, Aqnitanie primati salutem et
apostolicam benedictionem. Delate ad examen sedis apostolice
qnestiones, sicut discussione sollicita tractande sunt et mediante
iusticia terminande, ita quod super eis statuitur litteris annotari
debet et apostolico munimine roborari, ne processu temporis ue-
ritas dubietate uel ignorancia corrunpatur uel sedata litigia in
recidiue contentionis scrupulum facilitate aliqua reducantur. Di-
lecti siquidem filii nostri R(aimundus) decanus et magister R.
presbiter et ceteri canonici Bituricensis ecclesie iam pridem apo-
stoKco se conspectui presentantes, pro se et quibnsdam canonicis
suis proposuerunt coram nobis et fratribus nostris , quod cum in
ecclesia tua de assensu bone memorie Gr(uarini) predecessoris tui
fuisset soUempniter institutum et a residentibus
145.
Celestin IIL hestdtigt dem AM und den JBrudern von Deals die
in dem Streite mit den Klerikern von Ancesmes tvegen der Kirche
daselhst von Er^hischof Johannes von Tours auf pdpsfliches Mandat
gefdlUe und dem KardinaUegaten Wilhelm von S. Pietro in Vincoli
lestdtigte Entscheidung, Rom Sanht Peter 1191 Mai 29.
Bullaire de Vabhaye de Deals von 1735 p. 51 in der Schloji-
bihliotheh von Fougere hei Chdteauroux.
Das Mandat an den Ershiscliof Johann von Tours ist verloren.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et uniuersis fratribus Dolensis monasterii salutem et apostolicam
benedictionem. Sententia que a fratribus nostris archiepiscopis
et episcopis super aliquo negotio rationabiKter promulgata est in
sua debet stabilitate consistere et ne processu temporis a sua
ualeat firmitate connelli, apostolice sedis presidio earn necesse est
roborari. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postu-
lationibus benignum impartientes assensum, sententiam quam ue-
nerabilis frater noster lobannes Turonensis arcbiepiscopus in
controuersia que inter uos et clericos Andesmenses super ecclesia
Andesmensi uersabatur , de mandate sedis apostolice canonice
noscitur protulisse et dilectus filius noster W(ilelmus) quondam
tituli sancti Petri ad Vincula presbiter cardinalis, apostolice sedis
a) est fehlt.
160
Wilhelm Wiederhold,
legates scripti sui munimme roborasset, quemadmodum in scripto
exinde facto rationabiliter continetur, antoritate apostolica confir-
mamus et presentis scripti patrocinio communimus, Statuentes
ut nuUi omnino hominum liceat banc nostre paginam confirmationis
ansn temerario infringere nel in aKqnatenns contraire. Si qnis
autem hoc attentare prestunpserit, mdignationem onmipotentis Dei
et beatornm Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum.
Datum Eome apud sanctum Petrum IV kal. iunii, pontificates
nostri anno I.
146 .
Celestin III, schreibt AM Girald und den SrUd^rn wn Deals ^
dafi pdpstUches Privileg den BecJiten des Klosters Abbruch tun
dmfe, .auch dann nichty wenn das Kloster etwa in solchern Privileg
nioJit msdrUcJcUch erwahnt warden sei.
Bam SanJct Peter 1191 Juni 13.
Bullaire de Vohhaye de Deals von 1735 p, 19 in der Schlaji-
bihliotheh von Fougere bei Chateauroux.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis
(^alfio abbati et fratribus Dolensis monasterii salutem et apo-
stolicam benedictionem. Cum monasterium uestrum specialiter
beati Petri iuris existat, dignmn est et consonum rationi, ut fa-
uorem sentiat apostolicum et iuuamen. Volentes igitur ut nullum
nobis preiudicium generet, si quid a nobis apparuerit per subrep-
tionem obteutum^\ presentium antoritate stateimus, ut si que
littere nunciis uestris in nostra presentia existentibus et ignoran-
tibus uel non express© nomine monasterii uestri apparuerint im-
petraie, nullam contra priuilegia nobis indulta uel in preiudicium
iuris uestri ant nunciorum uestrorum in nostra presentia existen-
tium habeant firmitatem. Nulli ergo omnino hominum liceat banc
paginam nostre constitutionis infringere uel ei ausu temerario
contraire. Si qnis autem hoc attemptare presumpserit, indigna-
tionem onmipotentis Dei et beatornm Petri et Pauli apostolorum
eius se nouerit incursurum. Datum Rome apud sanctum Petrum
idib, iunii, pontificatus nostri anno primo.
a) obtentio.
161
Papstarkxmden in Frankreich V.
147 ,
Celestin III. heauftragt alle Er^bischofe und Bischofe, das Kloster
Deals in ihren hesonderen Schuts^ m nehmen und den Brildern dar
selbst auf ihr Verlangen alle Sahramente der Kirche m erteilen,
Rom SanU Deter 1191 Juni 18.
Bullaire de Vahhaye de Deals von 1735 p. 49 in der Schlofi--
bibliotheJc von Fougere bei Chdteauroux.
Celestin III. wiederholte diese XJrhunde in wdrtlich gleichlautender
Fassung 1193 VIII 16: Celestinus episcopns seruus seruorum Dei.
Venerabilibus fratribus archiepiscopis episcopis et dilectis filiis
aliis ecclestiasticis personis, ad quos littere iste peruenerint, sa-
Intem et apostolicam benedictionem. Quamuis xmiuersa loca bis
postposita consernare. Dat. Laterani XVII kal. septembr., ponti-
ficatus nostri anno terfcio (Bullarium von 1735 p. 58).
Celestinus episcopns seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra-
tribus archiepiscopis et episcopis, ad quos littere iste peruenerint,
salutem et apostolicam benedictionem. Quamuis uniuersa loca
religiosa fouere ac diligere teneamur, illis tamen propensiorem
curam impendere nos opportet, que specialiter beati Petri iuris
existunt et ad nostram nullo mediante prouisionem pertinent et
tutelam. Cum autem Dolense monasterium ad'*^ beatum Petrum
et Romanam ecclesiam nullo mediante respiciat et plerumque
multimodis malignantium oppressionibus perturbetur, ad defen-
sionem ipsius uos et ceteros fratres et coepiscopos nostros eo am-
plius nos conuenit inuitare, quo speciaKus sub nostro debet patro-
cinio confoueri pariter et tueri. Inde si quidem est, quod frater-
nitatem uestram attentis precibus et commonitionibns exhortamur
et per apostolica scripta mandamus, quatenus prefati monasterii
fratres et bona pro uestra reuerentia salubriter et efficaciter
protegentes eorum ubique iusticias fouere ac diligere procuretis
et onmino de sollicitudine , contradictione et appellatione post-
posita, conseruare. Volumus preterea et per presentia scripta
nihilominus uobis iniungimus, ut cum ab ipsis fratribus fueritis
requisiti, cuncta sacramenta ecclesiastica secundum quod eis indul-
simus et in scriptis apostolicis continetur, auctoritate nostra suf-
fulti, sublato cuiuslibet contradictionis uel appellationis obstaculo,
ministrare nuUatenus dijSFeratis, nuUis litteris uel rescriptis ob-
stantibus a sede apostolica impetratis. Datum Rome apud
sanctum Petrum idibus iunii, pontificatus nostri anno primo.
a) ad feUt b) auctoritas.
Kgl, Gea, d. Wiss. Nadirichtea, Plnlolog.’-liist. Klasse. 1910. Beiheft.
11
m
Wilhelm Wieder hold,
148 ,
, Celestin JIL erlaubt dem Ait und den Brudern von^ Deals
Vheltaten gegen das Kloster mit Bann oder Interdikt m bestrafen^
die lischdflichen Leistungen von einem belieiigen Bischof m erbitten
und bestatigt dem Abt nach dem Vorgange Alexanders JIL und Lu-
(^us' 111* das Becht mm Gelrauch von Bing, Mitra und Hand--
schuJien. Bom SanJct Peter 1191 Juni 13.
Bullaire de Vabbaye de DSols von 1735 p. 50 in der ScJiloJ]-
Ubliothelo von Fougere bei Chdteauroux.
Vgl Nr. 116.
Celestimis episcopus sertras seruorum Dei. Dilectis filiis ab-
bati et frairibus Dolensibns salutem et apostoHcam benedictio-
nem. licet tmiuersa loca religiosa fouere ac diligere teneamtir,
illis tsmen propensioxem curam impendere nos opportet, que spe-
cialiter beati Petri iuris existnnt et ad nostram nnllo mediante
pronisionem pertinent et tntelam. Eapropter, dilecti in Domino
filii, inra nestri monastern nolentes integra consernari et contra
innidentinm nobis insidias nos et idem monasterinm speciali mnnire
prinilegio libertatis, present! scriptnra statuimns et nobis et sac-
cessoribtts nertris concedimns, nt omnia prinilegia et rescripta
predecessornm nostrorom Romanorum pontificnm et autentica
scripta archiepiscopomm episcopornm regnm dncnm comitnm prin-
cipum baronnm et ntrinsqne sexus hominnm qne nestro mona-
sterio snnt indnlta, perpetuam obtineant in postemm firmitatem.
Preterea nt dininis famnlatibns liberins insistatis nec qnis nestra
qnibnslibet aliquorum fatigationibns naleat pertnrbari, bnic scripto
nostro dnximns snbinngendum, nt si ecclesiarum prelati coram
niris pmdentibus a nobis tertio requisitis, malefactores nestros
excommnnicare uel interdicere forte distnlerint, nobis’ ac sncces-
soribns nestris liceat eos auctoritate nostra, omni contradictione
et appellatione cessante, excommnnicationis uel interdict! sententiis
innodare eosqne tandin faciatis eisdem sententiis manere snbiectos,
donee de perpetratis ininriis et excessibns satisfaciant competenter
et, si qnantitas delicti nel qualitas deposcit, enm nestris litteris et
eornm qnos diximns prelatornm, si scribere forte nolnerint, ad
sedem apostoHcam neniant absolnendi, qtiod si scribere forte no-
lnerint, tamen cum litterarnm nestrarnm testimonio transmit-
tantnr. Ad bee, si malefactores predict! nel persone nestre inris-
dictioni snbiecte dnxerint appellandnm ad sedem apostoHcam, qnam
nnllo respicitis mediante, nel ad legatnm a snmmi pontificis latere
Papsturkunden in Prankreich V.
168
d^stinatnm, snblato cuiuslibet contradictionis ei appellationis ob-
staculo predpimns appellari. Chrisma uero, oleum sanctum, con-
secrationes altarjum, basilicarum dedicationes, benedictiones abbatunji
ordinationesque monachorum nestrorum sine clericorum omnium
burgi Dolensis ceteraque ecclesiastica sacramenta a quocumque
malueritis catholico suscipietis episcopo, gratiam et communionem
apostolice sedis babente, qui nostra fretus auctoritate sine cuius-
libet contradictionis uel appellationis obiectu quod postulabitur
non differat exhibere. Ceterum tibi, dilecte in Domino fili abbas,
usnm annuli et , sicut in scriptis autenticis pie recordationis
Alexandri et Lucii predecessorum nostrorum Romanorum ponti-
ficum continetur, mitre et cHrothecarum de benignitate sedis apo-
stblice duximus concedendum, nlillis litteris uel scriptis obstantibus
contra bee nostra statuta a sede apostolica impetratis. Decer-
nimus ergo ut nulli omnino hominum liceat banc paginam nostrarum
constitutionum et concessionum infringere uel ei aliquatenus con-
traire. Si quis autem boc attentare presumpserit, indignationem
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se
nouerit incursurum. Datum Rome apud sanctum Petrum idibus
iunii, pontificatus nostri anno primo.
149 .
Gelestin III. hestdtigt dem dem lieiUgen Feints gehorigen Kloster
Beals unter dem AU Girald mch dem Vorgange Faschalis* IL^
Galixts ILj Anastasius" IV., Alexanders III. und Lucius^ III. ] seine
JBesiUungen und Reohtej und besonders die schon von JEugen III.
nach einer Entscheidung Erzbischofs Grmfried von Bordeaux und
Bischofs Lambert von Angouleme dem Kloster Beols zugesprochene
Kirche von Saint -Nicolas de la Bochelle.
Bom SanM Fefer 1191 Juni .17.
BuUaire de Vabbaye de Deals von 1735 Pi 52 in der Schlofi-
bibliothek von Fougere hei OMteauroux.
WiederJiolung von Nr, 29. Die Vorurhunden Alexanders. III.
und Lucius^ III. sind verloren, ebenso eine nicM hier^ aber in einem
Privileg Gregors IX. von 1238 V 30 erwahnte Yorurkunde Badrians
IV. Vgl. auch Grillon des Ghapelles Notice sur Vabbaye de Deals
p. 313. Monast. Bened. XXXVIII f. 192 Paris Bibl. Nat. Ms.
lot. 12695 citiert ein Vidimus . von 1492 VIII 7 der Privilegien
Lucius^ III. und Urbans III.
11 *
164
Wilhelm Wiederhold,
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
Giraldo abbatx monasterii sancte Marie Dolensis eiusque fratribus
tarn presentibus quam futnris regularem nitam professis in per-
petnum. EfFectum iusta postulantibns,
R. Ego Celestinns catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Albinus Albanensis episcopus ss.
f Ego Octauianus Hostiensis episcopus ss.
f Ego Toannes Prenestinus episcopus ss.
f Ego Petrus Portuensis episcopus ss.
f Ego. Pandulpbus®^ presb. card. tit. basilice X TT apostolorum ss.
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte CeciKe ss.
f Ego Petrus presb, card, sancti Petri ad Vincula tit. Eudoxie ss.
f Ego lordanus®) presb. card. tit. sancte Pudentiane ss.^^
f Ego Rufinus presb. card. tit. sancte Praxedis et Ariminensis
episcopus ss.
f Ego Eomanus presb. card, tit. sancte Anastasie ss.
f Ego Gruido presb, card, sancte Marie trans Tiberim tit. Ca-
lixti**) ss.
f Ego lohannes presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss.
f Ego Cinthius presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss.
I Ego Grerardus sancti Adriani^ diac, card. ss.
t Ego Sofeedus^^ diac. card, sancte Marie in Via lata ss.
f Egb Gb?eg<>i5^^ card, sancte Marie in Porticu ss.
f Ego lobannes diafe. c^d. sancti Tliepdori ss.
f Ego Bernardos sancte Marie None diac. card. ss.
t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro*^ diac. card. ss.
f Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss.
t Ego Lotharios diac. card, sanctorum Sergii et Bacchi ss,
f Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmidin^^ diac. card. ss.
f Ego Gregorius diac. card, sancti Angeli ss.
Datum Rome apud sanctum Petrum per manum Egidii sancti
Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinaJis, XV kal. iulii, in-
dictione VII, incarnationis dominice anno M^.C^.XCI®, pontificatus
autem domni Celestini IH pape anno primo.
elenso f. h) Gundulphus. c) Joannes d) Damn
folgt dte gam verderbte Vnterschrift Ego labiletus presb. card. tit. sancte Balbine.
J mje Marie in cMterio Calixti. f) Romani. g) Gaufredus.
ft) m iXaue. ») Mmerua. fc) Finibns.
Papsturkunden in Frankreich Y.
166
150.
Oelestin III. nimmt das JErMstum Sourges unter dem Erg-
Mschof Heinrich nach dem Vorgange Eugens III. , Hadrians /F.,
Alexanders IILj Lucius^ HI. und Urbans III. in den ajgostolischen
Schutg, hestatigt ihm den Primat, die Besitmngen und Piechte und
verleiht den Ergbischofen von Bourges das Pallium,
Bom SanU Peter 1192 Januar 11.
Coll. Baluge vol. 79 f. 169 (ex cartulari f. 22^) Paris Bihl,
Nat. — Begest im Gartulaire de VarchevecM de Bourges s. XVIII
p, 7 (ex cartulari Nr. 20) Bourges Arch. Bep. (Archeveche de
Bourges G. 2).
J-L. 16946 (git 1193 1 11). Wiederholung der Urhunde Ur-
bans in. J-L. 15932. Vgl Nr. 133.
Celestinns episcopns seruns semorum Dei. Venerabili frairi
Henrico Bitnricensi arcliiepiscopo eiusque snccessoribus canonice
snbstituendis (in perpetunin). Et ordo rationis expostulat.
Datum Rome apud sanctum Petrum per manum Egidii sancti
Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, III idus ianuarii,
indictione X, incarnationis dominice anno MCXCII, pontificatus
uero domini Celestini pape III anno primo.
161.
Celestin III. beauftragt die Ahte von Preuilly und Sainte-
Colombe in Sens einen Streit gwischen dem Alt und Kapitel von
Saint Pierre -le-Vif und dem Priester von Saint -Savinien gur Ent-
scheidung gu bringen. Lateran 1193 Februar 20.
Bom Cotron Chronicon sancti Petri Vivi von 1650 p. 664 Auxerre
Bibl. Comm. Ms. 213,
Celestinus episcopns seruns sernorum Dei. Dilectis filiis de
Pruliaco et sancte Colnmbe abbatibns salutem et apostolicam be-
nedictionem. Dilecti fiHi nostri"^ abbas et capitulnm sancti
Petri Viui Senonensis transmissa nobis conqnestione monstrarunt,
quod cnm inter ipsos et V. presbiteriun sancti Sauiniani super
quibusdam reditibus ab ipso presbitero ininste detentis, questio
uerteretnr et illi^^ in presentia nenerabilis fratris nostri Senonensis
archiepiscopi connenirent, ab anditorio sno idem presbiter ad sedem
apostolicam appellanit, cumqne utrique parti ad appellationem
a) nostri fehlt
1)) ilium.
166
Willielin Wiederiold,
prosequendam octanas Epiphanie termintim idem arcMepiscopus
prefixisset, nuntio abbatis et capituli ueniente et in cnria moram
non modicam faciente, dictus presbiter nec uenit nec responsalem
aliqnem destinauit. Vernm quia nobis non constitit de substantia
ueritatis, discretioni nestre per apostoKca scripta mandamus, nt
auditis que hincinde proposita fuerint, super controuersia memorata
quod canonicum fuerit, remoto appellationis obstaculo decernatis.
NietulominTis a®^ Gr. de Braio et uxore sua^ in Senonensi epis-
copatu manentibus, qni seruicium ecclesie saneti Petri debitum eis
per ioiuriam, sicut asseritur, reddere contradicunt, remota appel-
latione, faciatis institie plenitudinem exhiberi, nullis litteris ueritati
et institie preiudicantibns, si que apparuerint a sede apostolica
impetrate. Datum Laterani X kaL martii, pontificatus nostri
anno secundo.
c) a fMt d) suo.
153.
Celestin IIL ermahnt den Er^biscliof von JBourges und den
Bischof von Orleans, die vmi dem Kardinallegaten Melior von San
Giovanni e J?aolo uber 0. von Solier, Serrn von Issoudun wegen
fortgeseMer JBeldstigungen des Klosters B&ols ausgesprochene Exhofit-
munikcdion und Interdiht 0 ur Ausfuhrung m bringen.
Lateran 1100 August
Bullaire de Vahbaye de D6ols von 1735 p. 58 in der Schlofi-
bibliotheh von Fougere bei Chdteauroux,
Das citierte Mandat an Kardinal Melior ist verloren.
Celestinns episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra-*
tribus Bituricensi archiepiscopo et episcopo Aurelianensi salutem
et apostolicam benedictionem. Si personas ecclesiasticas et
ecclesias sibi commissas consentimur a laiois male tractari et
ipsorum laicorum maleficia relinqxdmus impunita, ipsa impnnitas
aliis uiam aperit excedendi et id agimus, nt uigor ecclesiasticns
enaretur. Dilecti siquidem filii nostri abbas et monacbi Dolenses
transmissa nobis conquestione monstrarunt, quod nobilis nir 0. de
Soliaco dictus dominus Exolduni cum quibusdam aliis ecclesias
eorum uiolenter infregit et homines ipsorum capiens atque ad
f edemptionem tyrannico naore compellens , res eorum nequiter
asportauit. Cum itaque dilecto fllio nostro Meliori sanctorum
loannis et Pauli tituli Pamachii presbytero cardinali, apostolice
Papsturkunden in Frankreich V.
167
sedis legato dederimus in mandatis, ut eundem 0. et alios ad
satisfaciendum plenarie de iuiuriis et damnis illatis per excom-
municationem personarum et terre interdictum, appellatione eessante
compellat, fraternitati uestre per apostoHca scripta mandamus
atque precipimus, q[uatenus sententiam quam tulerit, appellatione
remota, inuiolabiliter olbseruetis et faciatis ab aliis usque ad satis-
factionem congruam firmiter obseruari, nullis litteris obstantibus,
si que harum tenore tacito a sede apparnerint apostolica impe-
trate. Quod si omnibus iis exequendis nequiretis interesse, alter
uestrum ea nibilominus exequetur. Datum Laterani XVII
kal. septembris, pontificatus nostri anno tertio.
153.
Celestin IIL verhietet den Schott de$ Kloster Deols m irgend-
welchem profanen Zwecke ssu verwenden und hestdtigt im Voraus die
gegen solchen Mijibrauch ergreifenden Majiregeln von AU und
Konvent Lateran 1193 August 26.
JBullaire de Vdbhaye de Deols von 1735 p. 57 in der Schlofi-
hihliotheJc von Fougere hei Ghateauroux.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et conuentui Dolensi salutem et apostolicam benedictionem.
Cum ecclesia uestra sedis apostolice specialis existat, tanto in-
demnitati eius attentius prouidere tenemur, quanto specialius eius
cura de nostro pendet arbitrio et nobis incumbit, ut ipsam eccle-
siam uestram in omnibus conseruemus indemnem. Proinde aucto-
ritate presentium districtius inMbemus, ne quis thesaurum ecclesie
uestre distrahere aliqua temeritate presumat sen forniferis usibus
applicare, alioquin sententiam que in presumptores a nobis proinde
fuerit promulgata, uolumus inuiolabiliter obseruari. NuUi ergo
omnino bominum liceat banc nostre paginam inhibitionis et con-
stitutionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis
autem boc attentare presumpserit, indxgnationem omrdpotentis Dei
et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incur-
surum. Datum Laterani VII kal. septembris , pontificatus
nostri anno IIP.
154.
Celestin III. bestdiigt dem Abt und den Monchen von SainU
Germain in Auxerre die ihnen von Dischof Mathdus von Troyes ge-
schenMen Kirchen von Bretonniere und Vauchassis.
Lateran T19i Jtini 27.
168
Wilhelm Wiederhold,
Cartulaire de Saint-Germain d'Auxerre s, XllI f. 16' Auxerre
Siit Comm. Ms- 161- — Charhdarium sancti Germani Autisiodo-
rensis s, XV p. 457 Paris Bill, Nat Ms- frangais 18693-
Celestinus episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et monacliis sancti Grermani Antisiodorensis salutem et apostoKcam
benedictionem. Instis petentinm desideriis dignnm est nos
facilem prebere consenstini et uota que a rationis tramite non
discordant, effectn prosequente complere. Eapropter, dilecti in
Domino filii, nestris iustis postulationibns grato concurrentes as-
sensu, ecclesiam de Bretanniaco et de Vancbarti^> nobis a Matbeo
quondam Trecensi episcopo et ab eins successore donatam, sicnt
earn canonice ac sine controuersia possidetis, denocioni nestre
auctoritate apostoKca conflrmamus et presentis script! patrocinio
commnnimus. Decernimns ergo ut nulli omnino hominnm liceat
banc nostre paginam confirmationis infringere uel ausn ei temerario
contraire. Si quis antem hoc attemptare presumpserit, indigna-
tionem omnipotentis Dei et beatornm Petri et Pauli apostolomm
eius se nouerit incursurum. Dat. Lateran. V kal. iulii, pontifi-
catus nostri anno TJIP-
a) Valdiaxti Ms. fr. 18693,
; .V m. .
Celestin III- bestdtigt dem Aht und den Monchen von Saint-
Germain in Auxerre die iJmen von dem verstorbenen JEr^bischof
Seinrich von Sens gescJienIcte Kirche von Ervy.
Lateran 1194 Juni 27,
Cartulaire de Saint-Germain d' Auxerre s, XIII f- 16 Auxerre
Bibl- Comm. Ms. 161.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis abbati
et monachis sancti G-ermani Antisiodorensis salutem et apostolicam
benedictionem. Cum a nobis petitur qnod iustnm est et honestnm,
tarn uigor equitatis quam ordo exigit rationis, ut id per sollici-
tudiaem officii nostri ad debitum perducatur effectnm. Eapropter,
dilecti in Domino filii, nestris iustis supplicationibns grato con-
currentes assensu, concessionem et donacionem ecclesie de Erniaco
ab H(enrico) quondam Senonensi archiepiscopo racionabiliter. nobis
factam, sicnt a successoribus eius archiepiscopis nobis est confir-
mata et ea in pace sernata, denocioni nestre auctoritate apostolica
Papsturkunden in Frankreich Y. 169
confirmamus et presentis script! patrocinio commtmiinus. Decer-
nimus ergo ut nuUi onmino hominum etc. Si qnis autem etc,
Datnm Lateran. V kal. irdii, pontificatus nostri anno qnarto.
156 .
Oelestin 111, schreibt dem Aht Madulf und dem Konvent von
Saint-Germain in Auxerre, da/] eine vom Bischof von Auxerre und
den Priestern seiner Diocese ohne o/fensiehtlichen Grund gegen die
Leiite des Klosters verlidngte JExlwmmimikation ungultig sein solle,
Lateran 1194 Puli 12,
Oartulaire de Saint-Germain d/ Auxerre s. XIII f, IP Auxerre
Bill, Comm. Ms, 161,
Celestimis episcopns serums seruorum Dei. Dilectis filiis Ra-
dulfo abbati et conuentui sancti Grermani Autisiodorensis salutem
et apostolicam benedictionem. Grrauis ex parte uestra fuit in
auditorio nostro querela proposita, quod uenerabilis frater noster
Autisiodorensis episcopns et presbiteri eiusdem diocesis homines
uestros absque manifesta et racionabili causa et non seruato iuris
ordine, excomunicationi subiciunt pro sue arbitrio uoluntatis.
Volentes igitur grauamini uestro paterna soUicitudine prouidere,
si predictus episcopns et presbiteri in homines uestros excomuni-
cacionis sentenciam absque manifesta et racionabili causa et iuris
ordine non seruato duxerint promulgandam, earn decernimus non
teneri“)-et uos auctoritate nostra diuma eis oflicia nichilominus
celebretis. Nulli ergo etc. Si quis autem etc. Datum Lateran.
im id. iulii, pontificatus nostri anno quarto.
a) tenere.
157 .
Oelestin III, nimmt das Kloster Saint-Germain in Auxerre unter
dem Alt Badulph nach dem Vorgange Eugens III , , Hadrians IV,
und Clemens^ III, in den apostolischen Schut^ ^ hestdtigt ihm seine
Besit 0 ungen und Bechte und verhietet den Bischofen und ihren ArcM-
diafconen, die Kirchen des Klosters mit grdJJerer als durch das Late^^
ranensische Konnl erlaubter Begleitung m besuchen,
Lateran 1194 Juli 16,
Oartulaire de Saint-Germain dAuxerre s, XIII f. Iff Auxerre
Bibl, Oomm, Ms. 161 = Kopien von 1607 IX 25, von 1676 IV 11
und zxcei Kopien s, XVIII ebenda Arch, Bep. (Ahbaye de Saint-
Germain dAuxerre H, 984),
170
Wilhelm Wiederhold,
J-L. 17140 nach dem Oitat hei Quantin Ccirtidaire gmeral de
V Tonne II p, 387, Wiederholung von Clemens IIL J-L. 16281,
Celestinus episcopus seruus seruorim Dei. Dilectis filiis Ra-
dnlpho abbati monasterii sancti Grermani Altisiodorensis eiusq^ue
fratribns tarn presentibns qnam, fnturis regnlarem uitaia professis
imperpetuum. Effectum insta postulantibns.
Dat. Later. XVII kal. augusti, incarnationis dominice anno
M®C°XC®IIII®, pontificatus nero domni Celestini pape III anno
quarto.
158.
Gelestin IIL gibt dem AM Radulf und dem Konvent von Saint-
Germain in Auxerre das Recht^ ilvren auf die Zitatim vot den Kon-
vent nicht erscheinenden Kapldnen die Temporalien m sperren*
, Lateran 1194 Juli
GaHulaire de Saint-Germain d"" Auxerre s. XIII f, 14 Auxerre
Bill, Comm, Ms, 161 = Bom Cotron Ohronicon s, Germani Autisiod,
von 1652 p,^914 ebenda Ms, 167 — Bom Viole Hist, ahhaium s,
Germani s, XVII p, 274 ebenda Ms, 154,
Oelestintis episcopus sernus seruorum Dei. Dilectis filiis Ra-
di^ connentui sancti Grermani Autisiodorensis salntem
et apostolicam benedictionem. Proposnisti nobis, dilecte fili
abbas , in nostra presentia constitntns , quod cum in ecclesiis
ucstris capellani constituantur, qui uobis debeant de temporalibus
respondere, si quando in ins super eisdem temporalibus a uobis
uocantur, uestram adire presentiam pretermittunt. Eapropter
uestris iustis suppKcationibus annuentes, auctoritate^ uobis pre-
sencium indulgemus, ut si idem capellani a uobis ut diximus in
ius uocati ad citationem uestram uenire contempserint, subtrahend!
eis temporalia, que a uobis tenent, liberam habeatis auctoritate
presencium facultatem. Nulli ergo etc. Si quis autem etc. Datum
Lateran. XVII tal. augusti, pontificatus nostri anno IIII^
159.
Gelestin HI, hestdtigt dem AM und den Mbnclien von Biols die
ihnen von den Burgern von Beols 0 u mhlenden Ahgaben,
Lateran 1194 Juli 23.
Bullaire de Vabbaye de Beols von 1735 p, 59 in der Schlofi-
bibliotheh von Fougere hei Ohdteauroux.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et monachis Dolensibus salutem et apostolicam benedictionem.
Papsturkunden in Frankreich Y.
171
Cum Romanfe sitis ecdesie filii speciales et ad earn nullo mediante
respicere debeatis, de profectu uestro solliciti tenemur existere ac
iura uestra nobis intemerata seruare, Eapropter, dilecti in Domino
filii, tranquillitati uestre in posterum pronidentes, uniuersas con-
snetudines et iusticias quas a longo tempore burgenses uestri nobis
nestrisqne antecessoribus hactenus persolnerunt , nobis uestrisqne
posteris sine contradictione aliqna et appellationis obstaculo per
eos constitnimns exhiberi, sub districtione anatbematis inhibentes,
ne dicti burgenses uel quilibet alii nos super bis de cetero audeant
indebite fatigare. Nulli ergo omnino bomimm liceat banc nostre
paginam constitutionis et inbibitionis infringere uel ei ansa te-
merario contraire. Si quis autem boc attentare presumps erit, in-
dignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli aposto-
lorum eius se nouerit incursurum. Datum Laterani X kal. an-
gusti, pontificatus nostri anno quarto.
160 .
Celestin IIL schreiht dem Er^lischof Michael von Sens tmd semen
Sitffraganen und alien Prdlaten der Proving von Sens , daji sie sich
nicht- der von dem AM und den Brildern von Saint-Germain in
Auxerre gema/Jregelten Kapldne dieses Klosters entgegen den Privi-
legien von Saint-Germain anneltmen soUen, Later an 1194 Juli 25 »
Cartulaire de Saint-Germain d'^Auxerre s, XIII f. 14! Auxerre
JBibl. Comm, Ms, 161 = Bom Ootron Chronicon - 5 . Germani Auti-
siod, von 1652 p, 914 ehenda Ms. 167 == Bom Vide Hist alhatum
s. Germani s. XVII p. 275 ebenda Ms. 154,
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra-
tribus M(icbaeli) arcbiepiscopo Senonensi et suffraganeis eius et
dilectis filiis uniuersis ecdesiarum prelatis in Senonensi prouincia
constitutis salutem et apostolicam' benedictionem. Cum in
ecclesiis dilectorum filiorum nostrorum abbatis et fratrum sancti
Grermani Autisiodorensis per eos capellani constituantur, qui debeant
eis de temporalibus respondere, dignum est et consonum racioni,
ut sicut ex consuetudine obseruatur, si quando aduersus eos con-
trouersia mota fuerit, ad indicium super ipsis temporalibus ab
eisdem fratribus compellantur. Ideoque discretioni uestre presen-
tibus literis inbibemus, ne capellanos ipsos uel eosdem fratres
contra indulgentias eisdem abbati et conuentui ab apostolica sede
indultas in audiencia uestra subire indicium compellatis uel si
spontanei accesserint, in preiudicium predictorum fratrum nullatenus
iadmittatis, set si quid super boc questionis emergat, coram eis
172
Wilhelm Wiederliold,
secundum ordinem iuris experientes suam iusticiam consequan-
tur. Datum Lateran. VIII kal. augusti, pontificatus nostri
anno quarto.
161 .
Gelestin III, bestdtigt die von dem Kardinallegaten Melior von
S, Giovanni e Paolo iiber die ZaliL der Prdbenden von Saint-OUtrille
in Bourges getroffene Entscheidung, Lateran 1195 Mai 3.
Cartnlaire de Saint - Outrille de Bourges s, XIII Bourges
Arch, Dep,
Celestinus epis copus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis etc.
Cum a nobis petitur quod iustum est et bonestum, tarn uigor
equitatis quam ordo exigit rationis , ut id per soUicitudinem of-
ficii nostri ad debitum perducatur effectum. Eapropter, dilecti in
Domino filii, uestris iustis postulationibus grato concurrentes as-
sensu, ordinacionem ecclesie uestre super restauratione numeri
prebendarum contra iuramentum uestrum prout fertur [extjensi,
sicut a dilecto filio nostro MeHore tituli sanctorum lobannis et
Pauli presbytero cardinale, legato nostro prouide ac racionabiliter
facta esse dinoscitur, auctoritate apostolica confirmamus et pre-
sentis scripti patrocinio communimus. Nulli ergo hominum liceat
bane j^agiinam nostre confirmationis infringere uel ei ausu teme-
rario conlraire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, in-
dignacionem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apo-
stolorum eius se nouerit incursurum. Datxun Eateran, V non.
mail, pontificatus nostri anno V.
163 .
Celestin III, sclireibt dem AM und den Mbnchen von Saint-
Germain in Auxerre^ daji sie loenn die Kanoniher von Saint-Etienne
die seit Alters an bestimmten Tagen stattfmdenden feierlichen Besuche
in ihrer Kirche unterliejien , berecUigt seien, die dafur festgeseUten
Leistungen m unterlassen, Lateran 1195 Juli 9. !
Cartidaire de Saint-Germain WAuxerre s, XIII f, 15 Auxerre
Bihl, Comm, Ms, 161 = Bom Cotron Chronicon s, Germani Autis, v,
1652 p, 915 ebenda Ms, 167 = Bom Viole Hist, ahbatum s, Germani ®
s, XVII p, 275 ebenda Ms, 154, — Eopie s, XVI ebenda Arch, -
Bep, (H, 984), f
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati |
et monacbis sancti Germani Autisiodorensis saint em et apostolicam |
4
.:p
Papsturkunden in Frankreich V.
173
benedictionem. Quanto in ecclesxa uestra ordo monasticus meKus
obseruatur et nos in ecclesie Romane deuocione fidelins permanetis,
tanto ntilitatibus ecclesie uestre libencius aspiramus et, ne nos nel
ecclesia nestra indebite molestetnr, paterna uolumus sollicitudine
precauere. Sane sicut ad andienciam apostolatus nostri ex lite-
rarum nestrarum tenore peruenit, cnxn dilecti filii canonici sancti
Stefani Antisiodorensis ecclesiam nestram in Ramis palmarum,
Resnrrectione et Ascensione Domini et die sancto Pentecosten et
in duabus festiuitatibns sancti Grermani ex antiqua institucione
hactenns obseruata cum soUempni processione consueuerunt uisitare
et stipendia qnedam a uobis accipere, eorum laboribus antique
tempore deputata, nunc eandem uobis processionem penitus dene-
gantes aut paucos ex canonicis ad uestram ecclesiam dictis ter-
minis dirigentes, eadem stipendia a uobis sine diminucione qualibet
exigere non uerentur. Eapropter uestris petitionibus inclinati,
uobis et ecclesie uestre presenti pagina duximus indulgendum, ut
nisi memorati canonici ecclesiam uestram dictis terminis ut con-
suetudinis est omnes pariter uel ex maiori parte soUempniter ui-
sitarint, uos ipsis subtrahend! stipendia constituta liberam habeatis
4uctoritate presencium facultatem. NuUi ergo etc. Si quis autem
etc. Datum Lateran. VII id. iulii, pontificatus nostri anno
quinto.
163.
Celestin III. hestdtigt dem Aht und den Mdnchen von Saint-
Germain in Auxerre einen Yertrag mit den Kanonikern von Saint-
Etienne in Troyes Uher die Kirche von Bretonniere und Vauchassis.
Lateran 1196 April 2.
Cartulaire de Saint-Germain d'^ Auxerre s. XIII f. 16^ Auxerre
Sibl, Oomm. Ms. 161.
Die hestdtigte UrJcunde steht ehenda f. 81.
Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati
et monachis sancti Grermani Antisiodorensis salutem et apostolicam
benedictionem. lustis petencium desideriis dignum est nos
facilem prebere consensum et uota que a racionis tramite non
discordant, effectu prosequente complere. Eapropter, dilecti in
Domino filii, uestris iustis postulationibus grato concurrentes as-
sensu, compositionem que inter uos et dilectos filios nostros cano-
a) nostros fehlt.
174
Wilhelm Wiederhold,
nicos sancti Stephani Trecensis super ecclesia de Breteniaco et de
Yaachati rationabiliter intercessit;, sicut sine prauitate facta est
et recepta et in literis dilectomm jdliornin decani et capitnli sancti
Stepbani noscitnr contineri, denodoni nestre anctoritate apostolica
confirmamns et presentis scripti patrocinio communimns. Decer-
nimns ergo ut nnlli omnino homintun etc. Si quis antem etc.
Datum Lateran, IIII non. aprilis, pontificatus nostri anno quinto.
164 .
Celestin III. schreibt dem Konig Bichard von England^ daji er
dem Andreas von Ghauvigny^ als dieser von Jerusalem mruchhehrte^
den~ SehuU der Ahtei Beols ubertragen habe; derselbe betrage sich
aber wie ein wahrer Tyrann, versuche den Monchen uberall m schaden^
und da auch Ba/nn und Inter dikt gegen ihn nicMs gefrucJitet Jiahe^ so
moge jeW der Konig mit Qewalt gegen ihn vorgehen.
Lateran 1196 Mai 12.
Bullaire de Vahhaye de Deols von 1735 p. 60 in der Schlofi-^
bibliothek von Fougere bei Ghdteauroux.
Bos citierte Mandat an den Fr^bischof von Bourges ist verloren.
Celestinus episcopns sernns sernornm Dei. Charissimo in
Christo illustri Anglorxun regi salutem et aposto-
licam henedictionem. Tradite tibi celitus potestatis dignitas
exigit et pia pxedecessortun tuorum consuetndo requirit, ut circa
ecclesiarum defensiones soUicite eas ab ipsarxun persecutoribus
brachio potenti defendas et regie serenitatis comprimas potentatu,
qui censuram ecdesiasticam in sue iniquitatis pertinacia persistentes,
in suarum animarum exitium parnipendunt. Comperimus siquidem
quod Andreas de Caluiniaco, cui olim a lerosolimitanis partibus
redeunti tuitionem et defensionem Dolensis monasterii, quod no-
strum est speciale, accepta ab eo de ipsius inununitate et in-
demnitate iuratoria cautione, meminimus commisisse, tradita sibi
potestate tanquam uerus tyrannus abutens et de pastore lupus et
de patrono impugnator effectus, dictum monasterium non protegit
sed infestat et iurisdictiones libertates et immunitates ac iura
ipsius et possessiones que conseruanda^) acceperat et defendere
tenebatur, non dubitat minorare et potentiam suam in eius dispen-
dium exercere. Quod cum olim sepius ad nostrum audientiam
peruenisset, uenerabili fratri nostro Bituricensi archiepiscopo, sicut
a) conseruenda.
Papsturkunden in Frankreich V.
175
bene credimns, dedimus in mandatis, ut nisi predictus Andreas
ab ipso commonitus a sua presnmptione desisteret et de damnis
et ininriis eidem monasterio irrogatis satisfaceret competenter^ in
eum excommunicationis sententiam promulgaret et totam terrain
eins subiiceret interdicto. Qni nt mandatiun apostolicnm exeqne-
retnr fideliter ac denote, cnm ipsnm ad satisfaciendum diligentius
monuisset et cognouisset , quod idem Andreas in sue iniquitatis
pertinacia diutius perduraret, ilium excommunicationis uinculo in-
nodauit et terram eius totam curauit supponere interdicto, sicut
ex litteris, quas nobis misit super hoc, perpendimus manifeste.
Cum igitur dictus Andreas latas in se sedis apostolice auctoritate
anathematis et in totam terram suam interdict! sententias parui-
pendat et in predicti monasterii nostri persecutione mente obstinata
perdurat, serenitatem regiam rogamus monemus et exhortamur in
Domino, quatinus ipsum tanquam excommunicatum euites et ab
ipsius monasterii et eorum omnium que ad ipsuin pertinent perse-
cutione concessa tibi a Domino potestate prohibes^^, ut qui eccle-
siastice serenitatis sententiam non formidat, regio saltern compri-
matur bracbio potestatis et quern ab iniqua intentione spiritualis
non potuit gladius reuocare, temporalis pena percellat et regalis
nltio persequatur. Ad ultimum magnificentie tue perennes gra-
tiarum referimus actiones super eo quod dilecto filio nostro E.(o-
dulfo) abbati Dolensis predicti monasterii, sicut ex ore ipsius
accepimus, exulanti benigne compatiens consilium et auxilium tuum
liberaliter impendisti, nec prefato Andree contra memoratum mo-
nasterium in aliquo patrocinium insisti tribuere uel fanorem.
Datum Laterani IV idib, maii, pontificatus nostri anno sexto.
V) statt proMbes freier Baum c) oh.
166 .
Celestin HI, nimmt das, Kloster Clairvaux unter dem Aht Guido
nach dem Vorgange Innocem^ JJ., Alexanders IIL^ Lucius^ III, und
Gregors VIII, in den apostolischen SchuU und iestatigt ihm seine
BesiUungen und Rechte,
Later an 1197 Januar 31,
JBullarium Clarevdllense s, XV f, 7' Moulins Arch. Rep, (Ah-
haye de Septfonds JS. 2),
Wiederholung des Frivilegs Clemens’' III, von 1190 111 81
(Nr, 140), Vie Vorurhunden Lucius" III, und Gregors VIII, scheinen
verloren 0 U sein.
176
Wilhelm Wiederhold,
Celestinas episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
Guidoni abbati Clareuallis eiusque fratribiis tarn presentibus qnam
futuris regularem uitam professis imperpetuum. Eeligiosam
uitam eligentibus.
E. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV.
f Ego Corradus Sabinensis ecclesie episcopus ss.
f Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss*
f Ego Petrus Portueusis et sancte Eufiue episcopus ss,
f Ego Melior sanctorum lobannis et Pauli presb. card. tit. Pa-
macbii ss.
f Ego Petrus tit. sancte Cecilie presb. card. ss.
f Ego lordanus sancte Pudentiane tit. Pastoris presb. card. ss.
f Ego lohannes tit. sancti dementis card., Viterbiensis et Tusca-
nensis episcopus ss.
f Ego Hugo presb. card, sancti Martini tit. Equitii ss.
f Ego lobannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss.
f Ego Cinthius tit. sancti Laurentii in Lucina presb. card, ss,
f Ego Soffredus tit. sancte Praxedis presb. card. ss.
f Ego Bernardus sancti Petri ad Vincula presb. card. tit. Eu-
doxie ss.
I Ego lohannes tit. sancte Prisce presb. card. ss.
Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss.
^ Ego sancti Adrian! diac. card. ss.
f Ego Gregorius sancte Marie in Portion diac. card. ss.
t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss.
f Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss.
f Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss.
t Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmedyn diac. card. ss.
Datum. Lateran. per manum Cencii sancte Lucie in Orthea
diaconi cardinaJis, domni pape camerarii, II kal. febr. , indictione
XV, incarnationis dominice anno M^C®. XC^.VP, pontificatus uero
domni Celestini pape tercii anno sexto.
a) U und BV feKlm, h) f felilt hei den Biakmen. c) in fehlt.
166.
Gelestin IIL lestdtigt dem Abt Rudolf und den BrUdern von
Beols die ihnen seitens der Burger von Deols und Hirer Eigenleute
m mUenden Ahgaben, namentlich das Recht auf den Nachlaji (main
morte). Lateran 1197 Februar 3.
Papsturkunden in Frankreich V. 177
Bullaire de Vailaye de JDSdls von 1735 p. 59 in der ScMoJ}-
Hhliothek von Fougere bei Chdteauroux,
Celestinus episcopus seruns semorum Dei. Dilectis iiliis E(o-
dulfo) abbati et conuentui Dolensis monasterii salutem et aposto-
licam benedictionem. Cum Eomane sitis ecclesie filii speciales
et ad earn imllo mediante respicere debeatis, de profectn nestro
sollicite tenemur existere ac iara uestra nobis intemerata seruare.
Eapropter, dilecti in Domino filii, tranq[uillitati uestre in posterum
proTiidentes , uninersas consuetudines et insticias quas in bnrgo
Dolensi hactenus habuistis, nobis et per nos ecclesie nestre anoto-
ritate apostolica confirmamns. lUas etiam consnetndines atqne
insticias qnas a longo tempore bnrgenses et homines nestri nobis
nestrisqne antecessoribus persolnernnt lincusqne et illam precipne
qne manus mortna nnncupatnr, nobis nestrisqne posteris sine con-
tradictione aliqna et appellationis obstacnlo per eos et ab eis
constitnimns exhiberi, snb districtione anathematis inhibentes, ne
dicti bnrgenses nel quilibet alii snper iis de cetero nos qnomodo-
libet andeant fatigare. Nnlli ergo omnino bominnm liceat banc
nostre paginam confirmationis constitntionis nel inhibitionis in-
fringere nel ei aliquatenns contraire. Si qnis antem hoc attentare
presumpserit, indignacionem omnipotentis Dei et beatornm Petri
et Pauli apostolorum eins se nonerit incursurum. Datum Late-
rani III nonas februarii, pontificatns nostri anno sexto.
a) uestre fe%lt, b) uobis uestris. c) in,
167,
Celestin IIL nimmt das Leprosenhaus von Fopelin bei Sens in
den apostoUsohen 8 chut 0 und hestdtigt ihm die Zehntenfreiheit und die
Sepidtur. Lateran 1197 Juni 26.
GarUdaire des Popelins von 1220 f. 2 Sens JSopital (Archives
A. 2).
FL, 17568 nach dein GUat bei QMantin Cartulaire general de
V Tonne II p. 161.
Celestinus episcopus sernns semorum Dei. Dilectis filiis le-
prosis de Popelino Senonensi salntem et apostolicam benedictio-
nem. Instis petentinm desideriis dignnm est nos facilem
prebere consensum et nota qne a rationis tramite non discordant,
effectn proseqnente complere. Eapropter, dilecti filii in Domino,
uestris instis postnlationibns grato concurrentes assensu, domnm''
nestram, in qua mancipati estis dinino obseqnio, snb beati Petri
Kgl. Ges. a. Wiss. Nachrichten. Philolog.-Mst. Klasee 1910. Beiheft. 12
178
Wilhelm Wiederhold,
et nostra protectione suscipimus et presentis script! patrocinio
comnmnimns. Statuentes nt q^uascumque possessiones quecumqne
bona eadem domns impresentiarnm rationabiliter possidet aut in
futurum iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma nobis
nestrisqne successoribus et illibata permaneant. Sane nonalium
nestrorum, qne propriis manibus aut snmptibus colitis, sen de ortis
et eorum fructibus sine de nutrimentis animalium nestrorum de-
cimas a nobis nullns presnmat exigere. Sepnltnram qnoque ipsins
domns fratribns einsdem et ipsorum familie, nisi nominatim ex-
commnnicati fuerint nel interdicti, liberam esse concedimns, nt
eornm deuotioni et extreme nolnntati, qui se illic (gepeliri) delibe-
ranerint, nnllns obsistat. NnlH ergo omnino hominnm liceat banc
paginam nostre protectionis confirmationis et constitntionis in-
fringere nel ei ansn temerario contraire. Si qnis antem hoc
attentare presnmpserit , indignationem omnipotentis Dei et bea-
tornm Petri et Panli apostolornm eins se nouerit incnrsnrnm.
Dat. Lateran. VI kal. inlii, pontificatns nostri anno septimo.
168 .
Celestin 111* verleiht dem AM Budolf von Deals und seinen
Nachfolgern das EecM, Dalmatika^ Tunika und Sandalen m tragen*
Lateran 1197 Lull 4*
Bullaire de Vdbhaye de Deals von 1735 p. 61 in der ScMoJI-
UhUotheh von Fougere hei Chdteauroux. )
Celestinns episcopns sernns semomm Dei. Dilecto filio Il(o-
dulfo) abbati Dolensi salntem et apostolicam benedictionem.
Ad hoc personis ecclesiasticis pronida sanctorum patriim deli-
beratione coUata sunt insignia dignitatnm, nt quod exterins pre-
tendunt in habitn interins representent in actn et amictnm corporis
mentis excellant ornatn. Eapropter, dilecti in Domino fili, sin-
ceritatem deuotionis quam ad nos et sacrosanctam Eomanam
ecclesiam habes, diligentins attendentes et uolentes personam tuam
debit! honoris prerogatina inxta tuorum meritorum exigentiam
decorari, usnin dalmatice tunice et sandaliornm’ tibi et snccesso-
ribns tuis present! pagina indulgemns. NuUi ergo omnino ho-
minum liceat Lane paginam nostre indnlgentie infringer e nel ei
ansn temerario contraire. Si qnis antem hoc attentare pre-
snmpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatornm Petri et
Pauli apostolornm eins se nonerit incnrsnrnm. Datum Laterani
IV non. inlii, pontificatns nostri anno septimo.
Papsturkunden in Frankreick V.
179
169 .
Gelestin IIL hestdtigt dem Leprosenhaus von Topelin hei Sens
die ihm von Henricus Gasteile gemacMe und von ErMschof Guido
von Sens bestdtigte Schen'kung einer Rente von einem Scheffel Getreide,
Later an 1197 Juli 5,
Orig, Sens Hopital (Archives A. 1).
Bas Original der Urlmnde des Henri GateUed liegt in Liasse
JB, 3 Nr. 6.
CELESTnsrVS episcopns seruus seruorum Dei. Dilectis filiis
leprosis de Popelino Senonensi salutem et apostolicam | bene-
dictionem. Instis petentium desideriis dignnra est nos facilem
prebere consensnm et uota qne a rationis | tramite non recedunt,
effectn sunt prosequente complenda. Eapropter, dilecti filii in
Domino, uestris instis po|stnlationibus grato concurrentes assensxi,
unum medium frumenti apud Tboriniacum singulis annis ] perci-
piendum, quern Henricus Gasteble assensu et uoluntate fratrum
suorum pro matre sua, que in domo ue|stra reddita erat, uobis
dedit et concessit, sicut iuste et pacifice possidetis et in autentico
Gruidonis bone me|morie Senonensis archiepiscopi continetur, deuo-
tioni'uestre auctoritate apostoHca coiafirmamus et presentis scrip[ti
patrocinio communimus. NulK ergo omnino hominum liceat hanc
paginam nostre confirmationis | infringere uel ei ausu temerario
contraire. Si quis autem hoc attentare presumpserit , indigna-
tionem | omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum
eius se nouerit incursurum. Dat. Lateran. Ill non. iulii,
pontificatus nostri anno septimo.
B.
J