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Full text of "Von Der Koniglichen Gesellschaft Der Wissenschaften Zu Gottingen 1910"

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Nachrichten 

von der 

Koniglichen Gesellschaft der Wissenschatten 

ZU Gottingen. 

^ X U? V ^ - 

Philologisch-historische Elasse 


auB dem Jahre 1910. 



Berlin, 

Weidmannsche Bachhandlnng. 

1910. 


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Data-^ 


Druck der Dieterichschen Univ. - Buchdruckerei (W. Fr. Kaestner) 
in Gottingen. 





Register 

lilDer 

die Nachricliten von der Konigl. Gesellsehaft der Wissenscliaften 
philologiscli-historisclie Klasse 
aus dem Jalire 1910, 


P. C. Andreas, Nachwort zu dem Artikel von W.Bang 
W. Bang, Beitrage znr Erklarung des komanischen Marien- 

hynmus 

P. Kehr, Nachtrage zn den Papsturkunden Italiens. IV. 

P. L e 0 , Znr Kydippe des Kallimachos 

L. Meyer, Etymologiscbe Mitteilungen 

G-. Pasqnali, DoxograpMca ans Basilinsscholien . . • 

E. Piets chmann, Berickt des Diego Rodriguez de Fi- 
gueroa iiber seine Verbandlnngen mit dem Inka Titn 
Cnsi Ynpanqni in den Anden von ViUcapampa . - • 

R. Reitzenstein und P. Wendland, Zwei angeblicb 

christlicbe liturgiscbe Gebete 

E. Scbroder, BusbeccLS Krimgotisches Vokabular . . . 

E. Scbroder, Schillers JugendgedicM ‘An die Sonne’ . 
E. Scltirdder, Ein niederrbeiniscber ‘Contemptus mnndi’ 

und seine Quelle _• 

P. Wendland, Beitrage zn atbeniscber Politik und Publi- 
cistik des vierten Jahrbnnderts. 

I. Konig PbHippos und Isokrates 

n. Isokrates und Demosthenes 

P. Wendland s. o. R. Reitzenstein. 

A. Wolkenbauer, Die Koblenzer Eragmente zweier hand- 
scbriftlicben Karten von Deutschland aus dem IB. Jabr- 
bundert. Mit 2 Tafeln 


S. 74 

„ 61 
» 229 
» 56 

« « 
„ 194 


79 


324 

1 

183 


335 


123 

289 


17 




Busbecqs Krimgotisehes Vokabitlar. 

Von 

Edward SehrSder. 

Vorgelegt in der Sitzung vom 15. Januar 1910. 

Die Personliclikeit des Ogier GrMselm^) von Bnsbecq ist mir, 
wie ich dankbar bekenne, erst dnrch die Programmschrift von 
A. Viertel, ^Busbeeks Erlebnisse in der Tiirkei’ (Gottingen 1902) 
nahe gebracht worden, die mich veranlafite die tiirkiscben Briefe 
im Original zu lesen, und demnacbst nach einem alten Druck Dm- 
scban zu balten. Die Elzevir- Ausgabe von 1633 , die ick bald 
darauf erwarb^), hat mich schon mehrfach auf Eeisen begleitet: 
solche Biicher mufi man besitzen, urn sich an ihnen zu erfreuen 
und den Verfasser liebzugewinnen. Urn die Bibliographie und 
Geschichte des Werkes hatte ich mich bisher nicht gekiimniert, 
auch vergessen, daB Richard Lowe in seinem fleifiigen Buche ODie 
Reste der Germanen am Schwarzen Meere’ (Halle 1896) S. 132 f. 
liber die verschiedenen Drucke gehandelt hat. Ein Zufall hat mich 
dazu gefiihrt, diese Aufstellungen Lowes anzuweifeln, und die 
reichen Bestande der Gottinger Bibliothek haben es mir ermog- 
licht, sie genau zu kontrolieren. Ich lege das Ergebnis hier vor: 
es ist nicht bedeutend, aber auch nioht gleichgiltig, wenn man 
sieht, \vie auch andere emsthafte Porscher im dunkein tappen^). 

1) Diese Formen des Vor- und Familiennamens werden durch die IJrkunden 
1301 Forster u. Daniell 11, 292 ff. gesichert; nach seiner Horrschaft heifit 0. G. im 
Latein immer ‘Busbeqius’, franzosisch ‘de Bous(e)becque, -beque\ danach empfiehlt 
sich ‘Bushecq’, wie auch sowohl Gachard als io englischen Biogtaphen B.s (S. 2) 
schreiben. 

2) Es ist dieselbe welche Viertel besitzt, nur ist in dessen Exemplar die 
Jahreszahl auf dem Titel mit Tinte in 1663 korrigiert oder erganzt. 

3) So R. Much, der Idg. Forsch, Anz, IX, 197 L5wes Annahmen unbedenk* 

Kgl. Oas. d. Wiss. Naehrichten, PMlolog.-histor. Klasse 1910. noft 1. 1 



2 


Edward Schroder, 


Die Nachrichten liber das Leben Busbecqs flieBen nicbt eben 
reichlich. Die beste Quelle bleiben seine Briefe, eine gute Zii- 
sammenfassung bietet der Artikel von Grachard in der Biographie 
nationale T. Ill (Bruxelles 1872), 180 — 191; in dem zweibandigen 
Werke von Charles Thornton Forster u. F. H. Blackburne Daniell, 
‘The life and letters of Ogier Grhiselin de Biisbecq’ (London 1881) 
besitzen die XJntersuchungen liber die Familie, der nnser Autor 
als unechter, erst spat legitimierter SproB entstamante, eigenen 
Wert, anch die TJbersicht fiber die Drucke (II, 288 ff.) verdient 
Anerkennung; den meisten Raum nimmt die Uebersetzung der 
Briefe ein. 

Busbecq, geboren 1522 zu Comines, gestorben am 28. Oktober 
1592 an den Folgen eines Reiseunfalls in der Nahe von Rouen, 
war als Briefschreiber und Publizist ein Meister des lateinischen 
Stils, hat sich aber allem Anschein nach damit begnfigt, seine 
Ausarbeitungen handschriftlich im Kreise urteilsfahiger Freunde 
zirkulieren zu lassen, wie das in der Renaissance vielfach so Branch 
war: soviel ich sehe, hat er selbst nie etwas in Druck ge- 
^ geben, anch ffir seinen wertvollen litterarischen NachlaJB keine 
Ffirsorge getroffen. Die vier Briefe aus und fiber die Tfirkei, 
welche uns Grermanisten am meisten interessieren (denn Nr. IV 
enthalt die wichtigen Mitteilungen fiber die krimgotische Sprache), 
hat er in der Zeit vom 1. Sept. 1666^) bis zum 16. Dez. 1662 
(wo er den letzten in Frankfurt a. M. zum Abschlufi brachte) ge- 
schrieben und an seinen Freund und Studiengenossen Nicolas Mi- 
chault Herrn von Inde veldt adressiert, der, Humanist^) und 
Diplomat wie Busbecq, als Vertreter zweier verwittweter Koni- 
ginnen am portugiesischen Hofe weilte — jedenfalls bis zum J. 
1658, in welchem seine beiden Herrinnen starben: Eleonore von 
Frankreich und Maria von Ungarn, die Schwestern Karls V., der 
im gleichen Jahre verschied. Nach 1562 blieb Wien, dessen Samm- 
lungen er durch eine Ffille wertvoller Handschriften und viele 
andere Seltenheiten bereicherte, zunachst Busbecqs Wohnsitz: als 
Hofbeamter und Prinzenerzieher hat er das Vertrauen dreier Kaiser 
besessen, der vierte (Matthias), dessen Thronbesteigung er nicht 


lich iihernimmt und seinerseits geneigt ist, den Lesarten spater Ausgaben Wert 
heizulegen (S. 202 Mitte ii. unten). 

1) fJher den durch alle Ausgaben fortgefuhrtenDruckfehler ‘1554’ s.S. 5 Anm. 3. 

2) Justus Lipsius war ein Freund wie Busbecqs so auch Michaults: zwei 
Briefe an diesen stehn in J. L. Epist. chilias, Cent. Ill ep. 69 u. Cent. II ad Belgas 
ep. 66; das Symboluni welches er ihm ins Stamnabuch schrieb, in Justi Lipsi 
, Flores’ (Antv. 1616) S. 346. 



Busbecqs Krimgotiscbes Vokabular. 


3 


erlebte, war sein spezieller Schiiler. Wiederholt fiihrten ihn wich- 
tige Auftrage fiir langere Zeit an die Hofe von Madrid nnd Paris : 
mit dem September 1674 beginnen die Briefe ans Prankreicb an 
K. Maximilian II. Spatestens im J. 1682 nahm B. seinen Anfent- 
halt dauernd in Frankreich, vorzngsweise mit den Vermogens- 
angelegenbeiten der Konigin-Wittwe Elisabeth, der Tochter K. 
Maximilians II., beschaftigt, daneben aber mit Berichten iiber die 
politischen Zustande dieser bewegten Zeit in Prankreich nnd die 
Vorgange am Hof nnd in der G-esellschaft betrant, die er in form- 
gewandten Briefen, wie friiher an K. Maximilian II., so jetzt an 
K. Endolpbll. niedergelegt hat. DenWohnsitz hat er dabei cifter 
wechseln miissen. Er gait vielfach als kaiserlicher Gesandter, was 
er aber in Wirkliohkeit nichtgewesen ist‘). AlsB; sich nach dem 
Tode seiner fiirstlichen Herrin im Herbst 1692 in die fiandrische 
Heimat znriickziehen wollte, erlebte er einen Ueberfall dnrch li- 
gnistische Soldaten, dessen Anfregnngen seinen Tod herbeifnhrten. 

Ich gebe non eine TJebersicht iiber die Dmcke seiner Briefe 
nnd Denkschriften, die notwendig ist, nm liber die Natur nnserer 
Ueberliefernng des krimgotischen Glossars Klarheit zu schaffen. ^ 

I, a) Im J. 1681 erschien zn Antwerpen bei Christoph Plantin ' 
ein diinnes Bandchen m. d. T. ‘Itinera Constantinopolitanum et 
Amasianum ab Angerio Gislenio Busbeqnij &c. D. ad Solimannnm 
Tnrcarnm Imperatorem C. M. oratore confecta. Einsdem Busbeqnij 
De acie contra Tnrcam instruenda consilium’. Es war die erste 
der tiirkischen Episteln nnd ihr angehangt eine ebenso ehrliche 
wie gescheite Denk- oder Mahnschrift (‘exclamatio’) iiber die Tiirken- 
gefahr, welche aber so wenig wie der Brief fiir die Oeifentlichkeit 
bestimmt war. Heransgeber war der PhUologe Louis Carrion^), 
der damals in Bourges jnristische Vorlesnngen Melt, ernige Jahre 
spater aber er als ao. Professor an die jnristische Paknltat zu 
Lowen iibersiedelte, wo er 1686 Ordinarius wurde, 1691 das Eek- 
torat bekleidete nnd 1696 starb. 

Carrion widmete das Heft dem Nic. Michanlt von Indeveldt, 
der kurz vorher in Orl4ans einen Sohn verloren hatte, nnd be- 
griindet nach einigen Worten des Beileids die Dedikation damit, 
dafi er erfahren habe, Michanlt sei der Adressat des Busbecqschen 
Briefes gewesen. Zngleich hofft er, B. selbst werde die ohne seine 
.Erlanbnis geschehene Pnblikation ohne GroU aufnehmen, wenn 

1) Vgl. bieriiber den Brief XIV an K. Maximilian II. 

2) Biographic nationale de Belgique III, 352 if. ; wie Lowe dazn kommt, den 
Editor einen Anonymus zu nennen (a. a. 0. 133), ist mir unverstilndlich geblioben. 

1 * 


4 


Edward SchrSder, 


sein Freund M. sich die Widmung gefallen lasse. Carrion, der 
sich anderwarts der personlichen Bekanntschaft B,s riilimt (S. 6 
Anm. 1), hat die Schriftstiicke , die offenbar mit Wissen Busbecqs 
und Michanlts in Kopieen zirkulierten , keinesfalls von Busbecq 
selbst erhalten (‘cum in manus meas incidissenf). 

DaB B. von seinen Briefen, die er durchaus als litterarische 
Kunstwerke schuf und gewiB selbst so wertete, Abschriften 
(oder meinetwegen die Bronillons) zuriickbehielt und dann wieder 
andem Kopieen schenkte oder solche zu nehmen gestattete, ist 
nach den G-epflogenheiten dieser humanistischen Epistolographen 
von vorn herein wahrscheinlich, und wird uns noch ausdriicklich 
bestatigt durch die (groBere) Publikation der Briefe aus Frank- 
reich, welche J. B. Honwaert zu Brussel 1632 aus seiner eigenen 
Bibliothek veranstaltete: hier ist S. 170 eine Liicke der Korre- 
spondenz von B. selbst markiert und durch eine kurze Inhaltsan- 
gabe des fehlenden Briefes ausgefiillt. 

b) 1682 brachte ein zweiter Druck von Plantin im Anhang 
(d. h. hinter der ‘Exclamatio’ !) ‘Eiusdem Busbequij secunda in 
Thraciam profectiu’, d. i. den z-weiten, kiirzesten, Tiirkenbrief. Es 
scheint daB diese Zugabe des Neudrucks erst wahrend des Satzes 
einlief, denn das zuerst gedruckte Titelblatt der ‘altera editio’ 
kundigt das Plus nicht an, 

Aus einem Brief den Justus Lipsius am 22. August 1684 von 
Leiden aus an Busbecq schrieb, wissen win, daB man damals von 
ihm selbst eine vollstandigere Edition seiner Reisebriefe erwartete, 
J. L, Epistolarnm selectarum chilias (Aven. 1609), Cent. I ep. 63 : 
‘Itineraria tua Plantinus si accifiet, edet; nos qualecumgue augmentum 
avide expectanms'. Zu dieser vom Autor besorgten oder doch auto- 
risierten Ausgabe ist es nicht gekommen. 

n. Statt dessen erschienen alle vier turkischen Briefe und 
im Anhang wieder die Denkschrift vereinigt; 

A. Paris 1589^) (‘apud Aegidium Beys, via Jacobaea ad in- 
signe Lflii albi’) : ‘Augerii Gislenii Busbeqnii D. legationis Turcicae 
epistolae quatuor. Quarum priores duae ante aliquot annos in 
lucem prodierunt sub nomine Itinerum Constantinopolitani et Ama- 
siani. Adiectae sunt duae alterae. Eiusdem de re militari contra 
Turcam instituenda consilium’. — Hier steht zuerst auch der Be- 
richt iiber die Krimgoten : Bl, 136 — 137 ; R. Lowe hat ihn danach 


1) Im Grundr. d. germ, Phil. P 16 wird die erste Ausgabe noch wie bei 
Mafimann ins J. 1696 gelegt. 



Busbecqs Krimgotisclies Vokabular. 


5 


S. 127 — 130 (und nach ihm W. Streitberg, Got, Elementarbuch^ 
S. 286 — 288) sorgfaltig wieder abgedruckt. 

Der sebr ungeschickte Titel erweckt von vorn herein den 
Eindruck eines rein bnclihandlerischen TJnternehmens , nnd dieser 
wird dnrch weitere Beobachtungen verstarkt. Auch vor dieser 
ersten vollstandigen Aiisgabe der Tllrkenbriefe treffen wir wieder 
das Kondolenz- und Widmungsschreiben des Carrion an Michanlt 
vom 1. Febr. 1581, das sick doch allein auf die editio princeps 
des ersten Briefes bezog und eigentlich wohl nur angebracht war, 
um dem ersten Unwillen des Briefschreibers liber die unbefugte 
Edition vorzubeugen. Wenn wir dem, freilich oft scharf zuge- 
spitzten, Zeugnis des Jos. Scaliger glauben diirfen, so stand Carrion 
iiberhaupt nicht im besten Rufe: ^Carrio estoit lien docte^ mais 
mediant . . . Est doctiis sed summus fnr lilromm^ (ScaKgerana, Col. 1695, 
S. 81), An dieser neuen Edition wird er, der damals langst in 
Lowen weilte, schwerlich Anteil haben — nur an den Kreis, 
welcbem Carrion in Paris angehort hatte, wird man denken dllrfen: 
derselbe Drucker hat 1583 auch des Carrion Ausgabe von Censo- 
rinus ^De die natali^ hergestellt ^). 

Am wenigsten konnen wir Busbecq selbst einen unmittelbaren 
Anteil daran zuschreiben, obwohl er damals sicher in Frankreich 
und vielleicht sogar in Paris lebte^). Wie soUte er es liber sich 
gebracht haben, jene aus einem bestimmten AnlaB entstandene 
(oder damit drapierte) und nur flir eine Teilpublikation bestimmte 
Widmung des Freibeuters Carrion beizubehalten? Es ware ihm 
auch gewifi nicht passiert, da6 er die falsche Datierung des ersten 
Briefes: 1. Sept. 1664 (statt 1655^)) steken lieb, die nun in alle 
weiteren Ausgaben iiberging. Und der Mann der in Griechenland 
und Kleinasien eifrig Handschriften sammelte und Inschriften 
kopierte, der noch in seiner Pariser Zeit fiir Justus Lipsius den 

1) Im Vorwort dazu (datiert aus Orldarjs, 25. Okt. 1582) z^hlt 0. eine lange 
Reibe von franzOsischen Freunden auf, die er seit 1579 kennen gelernt babe, und 
an der Spitze dieser Liste heiBt es: ^Nolo wm&mn ilh,d et singular e secuU nostri 
decus Augerium Busbegidum Tieroem sajgientia^ doctrina, (mini mrtutum denique 
genera viris viaximis parent ^ liumanitate superiorem., Flandria vindidas contra 
atjentCy nominare\ 

2) Wir besitzeu aus dem November und Bezember 1589 drei Briefe von ibm 
an K. Rudolph II. : bei Houwaert (Brux. 1632) Lib. II Nrr Liv— lvi, die aber -- 
begreiflicberweise — fiir unsere Frage niebts enthalten. 

3) B. erbielt den Auftrag zur tiirkisebeD Legation am 3. November 1554 in 
Lille, bracb Anfang Bezember von Wien auf und traf am 20. Januar 1555 in 
Konstantinopel ein (Ed. 1589 fol. 20^); Ep. I ist erst nach der Riickkebr von 
der turkiscb-kleinasiatiscben Reise zu Wien am 1. Sept, 1555 abgescblossen. 



6 


Edward Schroder, 


Pnteanus des Livius verglichen hat (J. L, Epist. Cent. 1 ep. 18), 
wlirde das krimgotische Grlossar nnmoglich so haben vom Setzer 
mihhandeln lassen, wie es tatsachlich geschehen ist. 

Denn allerdings, das Vertrauen welches einzelne Grelehrte auf 
die Ueberlieferting dioser Wbrterliste setzen, vermag ich gaiiz und 
gar nicht zu teilen. Am weitesten geht darin R. Lowe, der sich 
noch im Jahresbericht £ german. Philologie 1902, S. 34 dagegen 
straubt, Fyuf (^quinqne’) in Fynf zu andern, da doch ^Bnsbeck um 
so weniger seine eigene Schrift falsch gelesen haben kann, als er 
durch ein fynf an nhd. fmf erinnert ware^ ^). 

Ebenso wie der Verfasser der Briefe ist aber anch ihr erster 
Adressat als Pleraiisgeber ausgeschlossen, das Ganze ist die Speku- 
lation eines Buchhandlers, die ohne Zutnn iind wahrscheinlich ohne 
Mitwissen der beiden Nachstbeteiligten zu Stande kam, nachdem 
die Briefe, wie sich aiis dem Dedikationsschreiben des Carrion 
von 1681 schlieJBen lafit und nach dem Branch dieses Jahrhunderts 
ohne weiteres verstandlich ist, in gewissen Pariser Kreisen, zu 
denen wir namentlich die Philologen und Diplomaten zahlen diirfen, 
langere Zeit abschriftlich zirkuliert hatten. Die Andacht welche 
Lowe dem Buchstaben des Vokabulars entgegenbringt, ist von vorn 
herein nicht begriindet, und sie wird durch die genauere Prlifung 
der Laute und Buchstaben als absurd erwiesen. 

DaB die meisten Eehler der ersten Ausgabe in alien spatern 
Editionen wiederkehren, beweist natlirlich gar nichts fiir ihre TJr- 
spriinglichkeit , wenn diese Ausgaben sich als Nachdrucke einer 
Editio princeps spuria herausstellen. Lowe konnte auf diese Kon- 
gruenz nur Wert legen, weil er bei der Mehrzahl dieser Neudrucke 
den alten Herausgeber als mitwirkend ansah, fltr eine allein- 
stehende (Miinchen 1620) aber sogar ein Zuriickgehn auf das Manu- 
skript erweisen wollte. Dieser Glaube mu6 griindlich zerstort werden. 

Unter B fafi ich die samtlichen Drucke zusammen, welche aus 
der Wechel-Aubryschen Offizin in Frankfurt und Hanau her- 
vorgegangen sind^)j sie tragen alle vier das bekannte Signet : den 
Pegasus liber dem Merkurstabe. 

B\ 1695 : Trancofurti Apud heredes Andreae Wecheli, Claudium 
Marnium & Ioann. Aubrium’. Der Titel ist wie der Inhalt genau 

1) In seinem Buche S. 132 scMebt L. freilich die Ausgaben von 1689. 1595. 
1605. 1629 samtlich ^einer und derselben Person’ zu; die Unmoglichkeit aucli 
dieser Annalime wird sich bald herausstellen. 

2) Die lOOjahrige Geschichte dieser Buchdruckerfirma hat G. Konnecke im 
'Hessischen Buchdruckerbuch’ (Marburg 1804), S, 124—167 geschrieben. 



Busbecqs Krimgotisches Vokabnlar. 7 

der gleiche wie bei A, aber mit dem Zusatz ‘Cum Indice omnium 
locupletissimo’. Das Glossar steht S. 269 — 261. 

[B^, 1696: ‘Gedruckt zu Franckfurt am Mayn, in Verlegung 
Andree Wechels seligen Erben’ ist die erste deutscbe Uebersetzung: 
‘Reysen Vnd Bottschafften’ usw. Das Glossar mit neukockdeutscber 
Uebertragung S. 386 — 388. TJebersetzer war der ‘Ludimoderator’ 
M. Michael Schweicker zu Frankfurt, welcher das Werk unterm 
6. Marz 1696 dem Rat der Stadt Schwabisch Hall widmet. Die 
Widmung Carrions ist hier fortgelassen.] 

Um konfessioneller Schwierigkeiten wUlen wandten sick die 
Wechelschen Erben zunachst nach Basel und dann nach Hanau. 
In Hanau sind die beiden folgenden Ausgaben gedruckt. 

B**, 1606: ‘Hanoviae, Typis Wechelianis apnd Claudium Mar- 
nium & haeredes loan. Aubrij’. Die Ausgabe bringt einen Zu- 
wachs, der auch im Titel angekiindigt ist: ‘Accedit Solimani Tur- 
carum Imper. Legatio adFerdinandumRom. Caes. anno M. C. LXII 
Francofurtum missa: cuius apud Busbequium mentio’. Sonst ist 
die Einrichtung von Titel und Text durchaus die gleiche wie in 
B*. — Das Glossar S. 244. 246. 

B^, 1629 : ‘Hanoviae, Sumptibus dementis Schleichii, & Yidnae 
Danielis Aubrii’. Die Ausgabe deckt sich Seite auf Seite und 
meist auch Zeile auf Zeile mit B**, ist aber doch voUig neu ge- 
setzt. — Das Glossar S. 244 — 246. 

Die Yeranstalter der B-Editionen waren aus der guten philo- 
logischen Schule des Pariser Buchdrucks hervorgegangen, sie hielten 
vor allem auf eine scharfe Korrektur und gewannen daflir Per- 
sonlichkeiten von Htterarischer Bildung und wissenschaftlichem 
Ruf : hat doch ein Philologe wie Friedrich Sylburg die Korrektor- 
stelle bei Wechel einer Marburger Professur vorgezogen. So sind 
denn unsere Drucke durch groBe Sauberkeit ausgezeichnet, die 
Aufmerksamkeit des Korrektors ist auch gegeniiber dem schwierigen 
Satze des krimgotischen Glossars nicht erlahmt. 

Die Reihenfolge der Vorlagen ist klarlich die ohronologisch 
gegebene : A — ^B^ — ^B*— ^B*. 

4 ' 

B^ 

Von Zuriickgreifen auf ein Manuskript kann bei den Frank- 
furt-Hanauer Drucken absolut nicht die Rede sein, und ebensowenig 
ist an eine Beteiligung Carrions (des ‘Anonymus’ von R. Lowe) 
zu denken. Als die erste dieser Ausgaben bei den streng calvi- 
nistischen Verlegern erschien, war der Lowener Domherr und 
Professor kaum noch am Leben: er starb am 23. Juni 1695, und 



8 


Edward SchrBder, 


gerade die Wiederholung seiner langst deplacierten Widmung be- 
weist, dal3 hier nur buchhandlerische Gf-eschaftspraxis im Spiele 
war. Wecbels sowobl wie ibre Korrektoren waren gewifi ver- 
standig genug, run das UngescMck dieser veralteten Vorrede ein- 
zusehen, aber sie mnfiten RiicksicM nebmen anf ibre MeBkund- 
scbaft, die von dem Bestande der ‘ecbten Ansgabe’ nicbts cnt- 
bebren wolUe, nnd der jeder Neudruck nnvollstandig erscbien dem 
die alte Widmung fehlte. 

Die dentsche Uebersetzung (B*) kommt fiir die weitere Text- 
geschichte des Glossars nicht in Betracht nnd darf daber in einer 
Anmerkung erledigt werden^). 

B^ bewabrt gewissenbaft alle [spater zn erbrternden] Lese- 
nnd Satzfehler von A nnd vermebrt sie um zwei neue : Jes fiir 
les, das scbon in (B^nnd) B® wieder scbwindet ^) , und Galim fiir 
GaU 0 ou, das sicb in B^‘ ® halt nnd in (C und) alle Ausgaben von 
III iibergebt®). 

B^ bessert den sebr dnrchsicbtigen Febler von AB^ (B^) Stein 
(‘Stella’) in Stern, was dann von (C and) III festgebalten wird, 
bringt aber einen neuen Scbnitzer binzu: das in B^ mit Zeilen- 
trennung stebende Athe, | n^/ne (‘acbt, neun’) wnrde in B^ mit 
Trennungsstricb am Zeilenende als Athe- \ nyne wiedergegeben. 

B® iibernabm dies Athe-nyne am ZeUenscbluB und verlas aufier- 
dem das ScJmuaUh mit abgebrochener ^-Type als Sehuualcli. 

Der so entstandene Text: mit einer guten Korrektur {Stern) 
und drei neuen Fehlern {Schuiiahh , Athe-nyne, Galisu) gegeniiber 
A bildet dann die Grundlage fiir III, s. u. 

Zwiscben B^ und B* schiebt sicb zeitlich ein 

C, die Miincbener Ansgabe von 1620: ‘Augerii Gislenii Bus- 
bequii Legationis Turc. Epistolae IV, In quibus Mores, et res a 
Turcis per septennium gestae explicantur. Eiusdem de re militari 
contra Turcam consilium, & Solimanni Turc. Imp. legatio ad Eerd. I. 


1) Sie hat fortgelassen Binck siue und gibt nur ^Eingo, Einolv', sie hat 
vollig misverstanden Knauen tag und behandelt knaum als cin Wort fiir ‘Tag’j 
sie verbessert die alten Fehler Tzo Warthata in Tso vvarthata und les (B^ Jes) 
Vartliata in Ics warthata (ohne damit Nachfolge zu ixnden)^ sie verdruckt irei' 
thycn in Tlireithyen, 

2) Ganz unabhangig taucht der gleiche Fehler noch einmal in dem spaten 
Dresdener Druck (1689) auf. 

3) Es zerstort das Reimbild (\ingdoloiC) und verrat sich schon dadurch als 
Fehler — gleichwoM spricht es Lowe S. 132 als echte Lesart an. 



Busbecqs Krimgotisches Vokabular. 9 

Imp. Biom. . A Kaphaele Sadelero Imagiiiibus exornata et venum 
proposita. 010 loc. xx. Monaci’. — Das Glossar S. 378 — 381. 

Baphael Sadeler, der diese Ansgabe veranstaltet nndimter 
Fortlassung der Widmung des Carrion Kaiser Ferdinand II. zu- 
geeignet hat, ist keineswegs eine so nnbekannte Personlichkeit wie 
E. Lowe S. 133 zu meinen scheint: er war der mittlere von drei 
Briidern, die ans den Niederlanden nach Miinchen libersiedelten und 
dort eine hliihende Schnle des Kupferstiches begrlindeten , vgl. 
J. V. Sandrart^), Tentsche Akademie III, 354 ff., Nagler, Allgem. 
Kiinstlerl exikon XIV, 138—167. Eaphael Sadeler (Nagler S. 146 ff.), 
geb. 1655 zu Brllssel und gestorben (wahrscheinlich) 1628 zu 
Miinchen, ist besonders an der Illustration der ^Bavaria sancta et 
pia’ beteiligt. Zu seinen letzten Werken scheinen der grofie Stick 
der Schlacht von Prag (1620) und eben unsere illustrierte Busbecq- 
Ausgabe zu gehbren. Diese lieB er bei der Wittwe Adam Bergs, 
Anna Berg drucken, nahm sie aber in eigenen Verlag (s. d. ge- 
stochene Schlufiblatt: ^Apud Eaphaelem Sadelerum iconographuna 
diicalem venalis’). Sie war mit 6 Kupfern von seiner Har^d ge- 
schmiickt: einem reich und zierlich gezeichneten Frontispiz, einer 
kleinen Landkarte von Europa und Kleinasien , einem Bild von 
Konstantinopel aus der Vogelschau und den Portrats von Busbecq, 
Soliman und K. Ferdinand I. Auch sonst hat sich S. bemiiht, 
seine Ausgabe konkurrenzfahig zu machen: er setzte fortlaufende 
Inhaltsangaben an den Eand und verbesserte das von B gebotene 
Eegister. 

DaB er die Hanauer Ausgabe B^ (1605) benutzte, beweist 
allein schon der torichte Fehler Athenyne (hier vollig in ein Wort 
gezogen). Neben der von B^ iibernominenen Besserung Stern be- 
gegnet eine eigene: Kriten fiir Eriten^ die sich der Plaralander 
wahrscheinlich schon vor denoi Beginn des Druckes in das der 
Offizin ilbergebene Handexemplar eingetragen hatte: denn weiter- 
hin liefi er dem Setzer freie Hand und hat wohl kaum eine Kor- 
rektur gelesen; so geht die Doppelsetzung der SchluBkonsonanten 
in Whghenn und fluff natiirlich ebenso auf den Branch des Setzers 
zuriick, wie der Nasalstrich in Jmaue (am ZeilenschluB)^). 

Die Niederlander waren allgemein sehr stolz auf ihren Lands- 

1) Der ein ScMiler des jungsten Binders Egidius Sadeler war, 

2) R. Lowe erwagt (S. 183) bei allem dem den EinfluB ‘der (1) Handscbrift', 
die Sadeler neu verglicben iiaben soli. Mit Sicherkeit leitet er aus ihr ab das 
Kriten (s. 0 .) und die Variante Emmisclep fiir Hcemisclep der aiteren Drucke in 
dem jetzt als tiirkisch erkannten Liedfragment — und zwar desbalb weii Eadloff 
in seiner Euckumscbrift bier Imn ischldp schreibtl 



10 


Edward Schroder, 


maim, den gelehrten Diplomaten Bnsbecq, den Carrion, Lipsins und 
Houwaert mit einem Lieblingspradikat ilirer Zeit einen ^heros’ 
nennen und der von Houwaert in der Vorrede zu seiner Ansgabe 
der Briefe an K. Maximilian II. als ^magnns Belgii nostri patriae- 
que splendor’ gepriesen wird. Aus einer ahnlicben Empfindnng 
hat auch Sadeler die Tiirkenbriefe Busbecqs neu gedrnckt nnd dem 
Kaiser Eerdinand 11. zugeeignet, an dessen Grrofivater sie gerichtet 
waren. 

Im J. 1680 gab J. B. Houwaert von Briissel zu Lowen die 
Briefe heraus, welche Busbecq aus Erankreich an K. Ru- 
dolph II. geschrieben hatte (63 Hrr.), und lieB dann zu Brussel 1632 
einen starkeren Band folgen, in welchem die inhaltreichen Briefe 
an K. Maximilian II. (37 JSfrr.) vorangestellt und auherdem die 
Briefe an Rudolph um 5 Nrr. vermehrt waren: ^Augeri Grisleni 
Busbequi Epistolaruih legationis Gallicae Libri II. Ad Maximi- 
lianum II. et Rudolphum II. Romanorum Imperatores. E biblio- 
theca Jo. Bapt. Houwaert J. C. patricii Bruxell. Bruxellis. Apud 
loannem Pepermannum etc. Anno 1632’. 

III. Wie es scheint noch vor dem Erscheinen dieser zweiten 
Publikation Houwaerts, jedenfalls ohne Kenntnis davon^), veran- 
stalteten die Elzevirs in Leiden eine ^Gresamtausgabe’ : ^A. Gis- 
lenii Busbequii omnia quae extant. Cum privilegio. Lugd. Bat. 
1633’. Diese enthalt (als I. II. Ill) alles was die Hanauer Drucke 
B^‘ ^ bieten, und aufierdem (als IV) die 53 Briefe an K. Rudolph 11, 
Zwischen die auch hier wiederholte Widmung des Carrion von 
1581 und den Text der Briefe aus der Tiirkei ist eine kurze Vita 
eingeschaltet, die in das Epitaphium des Justus Lipsins auslauft. 

Die zweite Elzevir- Ausgabe, Amsterdam 1660, wiederholt die 
erste seiten- und zeilengetreu ‘^) , aber mit einigen neuen Eehlern, 
die dann in dem Dresdener Druck (ausgegeben in Leipzig) 1689 
wiederkehren : verraterisch ist besonders innerhalb des Glossars 
‘TJ t fecisti’ st. Tu fecisti’. Dagegen hat die sorgfaltige Dresdener 


1) Das Buch (G6tt. Bibl. Acta puhl. 26^ in 4^) scheint sehr seiten zu sein: 
vorEorster und Daniell hab ich es nirgends erwllhnt und benutzt gefunden. Audi 
alle 5 spilteren Ausgaben von ‘Busbequii omnia quae extant’ nehmen keine No- 
tiz davon. 

2) Audi Fchler des lateinischen Textes die zuerst 1633 auftauchen, gehn 
von jetzt ab durcli alle Ausgaben, so im Eingang des IV. Briefcs (1683, S. 287) : 
^Caradenis hoc est maris rubri’ st. ‘nigri’. 



Busbecqs Krimgotisclies Vokabular. U 

Ausgabe selbstandig gebessert Athe^ nym und auBerdem thiinekia, 
thiinetria ’). 

Direkt auf die Leidener Elzevirausgabe von 1633 zurlick gehn 
ferner die Ausgaben von Oxford 1660 und von Basel 1740 , und 
jedenfalls auch die Londoner Ausgabe von 1660, die einzige von 
der mir kein Exemplar zuganglicb gewesen ist^). 

Die Leidener Ausgabe von 1633 zeigt im Text des Vokabulars 
(S. 323 — 326) den engsten AnscbluB an (Hanau 1629) : sie iiber- 
nimmt von dort den Eebler Galimi (B^* ®), pflanzt den bbseu 
Schnitzer Athenyne aus dem Atlie-nyne{&^*^) weiter fort, tmd ebenso 
den jlingsten Eebler Scliwalch (B^); sie bewabrt anderseits die 
Besserung Stern (B''^* ^). Hinzugekommen ist einmal ein kleiner 
neuer Eebler : SchecUt fiir Schediit AB^* und dann eine treff- 

licbe Emendation: Griten fiir Eriten AB^‘ ^ Die gleicbe Besse- 
rung baben wir (als Kriten) in C angetroffen. Zwiscben der Elze- 
virana und demMiincbener Drucke besteht nun keinerlei Zusammen- 
hang — auBer dem nicbt gleichgiltigen, daJB der Bucbdrucker El- 
zevir und der Kupferstecber Sadeler beide Niederlander sind! 
Jeder von ihnen muBte beim Lesen, spatestens beim Korrigieren, 
auf die Besserung kommen : wenn Busbecq sagt, fiir viele BegrifFe, 
so auch fiir budere’ und ‘flere’ batten die Krimgoten bostratia 
aut parum differentia vocabula’, dann muBte j e dem Niederlander 
neben dem Wort fiir bidere’ ; lachen als Wort fiir ^flere’: eriten 
anstoBig erscbeinen, und die Verbesserung eriten lag wabrlich nabe 
genug, vgl. den gleicbzeitigen Lexikograpben Kilian: ^hrijten . . . 
plorare , lamentari , flere’ ^). Hier bedurfte es weder fiir Elzevir 
des Heranziebens von C nocb fiir Sadeler des Nacbscblagens in 
dem (fiir ibn vollig unerreiebbaren) Originalmanuskript. 

Es steht nunmebr fest, daB aus der Pariser Ausgabe von 1689 
(A) alle andern abzuleiten sind, und zwar nur die nacbstfolgende, 
die Frankfurter von 1595 (B^), direkt, aUe iibrigen bis zur ersten 
‘Gresamtausgabe’ herunter (1633, von der dann wieder alle spateren 
abbangen) in der ermittelten Eolge, welch e die Chronologic und 


1) Muchs Angabe, daB thiinetua auch schon in Amsterdam 1660 erscheine, 
liab ich nicht bestiitigt gefunden, obwohl mir von dieser Ausgabe zufallig 3 Exem- 
plare vorgelegen liaben. 

2) DaB im J. 1660 nach eiuer Pause von- 27 Jahren plotzlicii drei Ausgabeii 
ans Licht trateu, liat seinen Grund offenbar in dem gesteigerten Interesse, das 
die energischen Aktionen des GroBwesirs Meliemed Koprili der halbvergessenen 
Tiirkei aufs neue zuwandten. 

3) Das Wort, unser Icreifsen^ ist natiirlich etwas gauz auderes als got. gretan. 



12 


Edward Sclir5der, 


der Geschaftsbetrieb als natlirlich erscbeinen lassen muJB. Die Art 
wie Lowe S. 134 und sonst mit ‘Lesarten’ operiert, ist einer so 
durchsichtigen Abstammimg yon dem erhaltenen Arclietypus gegen- 
liber nnbedingt abzulehnen. Diesen ArcbetyptisAalleinbaben 
wir nnnmebr auf seine Zuverlas sigkeit zu priifen. 

Allgemein zngestanden sind die im Laufe der Fortliberliefe- 
rung beseitigten Febler ‘Stein. Lapis’ (wofiir Stern von ab) und 
‘Eriten. Dlere’ (wofiir Kriten C, Criten III) ; weiterhin das t in Fisct 
(s. u. S. 14). Nirgends ausdriicklich betont find ich die feblerhafte 
Majuskel in der Verbalform (2Vo) Vvarthata und den doppelten 
Fehler (les) Varthata (Majuskel und v si. to). Weiterhin liegt in 
den Zahlen thunetua, tliunetria neben unmittelbar vorausgehendem 
thiiney tUinita ein wiederholter Lapsus vor, gegen den sich Lowe 
nicht hatte strauben sollen, s. Much, Idg. Forschgn Anz. IX, 202 ^). 

Diese Achtzahl von Fehlern gegenliber dem anzusetzenden Ori- 
ginal ist an sich schon grofier, als die Zahl der Abweichungen die 
sich irgend ein spaterer Druck gegeniiber seiner Vorlage hat zu 
Schulden kommen lassen. Sie wird alsbald vermehrt durch zwei 
Fehler, die langst notiert, aber noch immer nicht entschieden 
genug anerkannt sind. fyufy das schon Mafimann unbedenklich in 
fynf anderte , wird von Lowe und (sehr geq^ualt) von v. Grien- 
berger, Zs. f. d. Phil. XXX, 132 verteidigt: es ist schon aus dem 
Grunde unhaltbar, weil der Diphthong iu^ der nur in diesem Falle 
begegnet, der Sprache und Orthographic B.s selbst fremd ist. — 
Flir ‘SdJmos. Sponsa’ ist von Detter bei Much a. a. 0. 198 Schnos 
(^nurus^) vorgeschlagen worden, und ich stimme dem zu, obwohl 
die Ablautstufe nicht geklart ist; denn Schuo- kann weder ein 
-uo- enthalten, da dieser Diphthong der Sprache sowohl wie der 
Transcription B.s fremd ist, noch ein siv- y da er ja anderwarts 
ScJiimester und ScJiimalth schreibt. Liegt aber hier zweimal Ver- 
tauschung von n in it vor, so wird man mit einem ahnlichen 
Fehler auch anderwarts rechnen diirfen ; Menus (^.Caro’) riickt dem 
ulfilanischen mim^ wesentlich naher, sobald wir Mends dafur ein- 
setzen. — Dafi weiterhin fiir Wintch (Wentus’) Wlntsch zu lesen 
sei, entsprechend dem Fdntscli (Much a. a. 0.), wird durch folgende 
Erwagung bekraftigt : B. war weder phonetisch geschult noch hatte 
er die Absicht phonetisch getreue Wortbilder zu bieten; er woUte 
und konnte nichts anderes als flamische und aUenfalls deutsche 
Transcription geben — und da war eine Laut- oder Buchstabeii' 


1) Dagegen ist es freilich ganz bedeutungslos , wenn eine spate Ausgabe 
(Dresden 1689J endlicb so einsicbtig ist bier auszugleichen. 



Busbecqs Krimgotisches Vokabular. 


13 


gruppe -ntch (am Wortende!) ganz auggeschlossen. — Auch Wuht- 
gata (^Alburn’) ist fehlerliaft, und ich glaiabe daB Much a. a. 0, 199 
das Eindringen des cli richtig atis den Wortbildern der XJmgebung 
erklart hat. 

SchlieBlich liegt noch im Latein des Griossars ein PeHer vor : 
in Vohmtas statt Volnptas — jedenfalls wenn die iibliche Deutung 
von Borrotsch als ulf. gdbanrjopus das richtige trifft. 

Die Pariser Editio princeps, anf die allein wir unsere Kennt- 
nis des Vokabular s und der krimgotischen Sprache liberhaupt 
griindenj enthielt unzweifelhaft eine stattliche Anzahl von Pehlern. 
Bei den bisher von mir angesprocbenen — einem reichlichen 
Dutzend! — hab ich nicht ohne weiteres entscheiden wollenj ob 
sie auf das zur Druckerei gelangte Manuskript zuriickgehn, oder 
vom Setzer durch Lese- und durch Setzfehler verschuldet sind. 
Wir wissen ja, daB in Paris die tiirkischen Episteln Busbecqs hand- 
schriftlich umliefen; wenigstens fur die erste steht dies durch 
Carrions Aussage fest. Anderseits sind derartige Humanisten- 
briefe — ■ und man wird den Diplomaten Busbecq unbedenblich 
einen Humanisten im vornehmsten Sinne nennen — schon um ihrer 
eleganten Form willen meist von geschulten Philologen und mit 
besonderer Sorgfalt kopiert worden, und dem lateinischen Text 
gegenliber hat man auch hier durchaus den Eindruck, daB er 
genau abgeschrieben und im Druck sorgfaltig korrigiert sei. Bei 
dem krimgotischen Griossar aber konntd sowohl das Interesse des 
Kopisten wie die Aufmerksamkeit des Korrektors erlahmt sein — 
und auf den Pariser Setzer war hier erst recht kein Verlafi: 
Fehler wie ^Stein. Stella^ und ^Eriten. Flere’ waren einem fla- 
mischen Korrektor nicht passiert, und das spater mit Zahigkeit 
festgehaltene fyuf hatte ein deutscher Setzer aus der Handschrift 
ganz mechanisch als gelesen; das einmal geschaffene Druck- 
bild fyuf freilich ist nachher festgehalten und nur ausnahmsweise (in 
der Niirnberger Uebersetzung von 1664) in fynf geandert worden. 

Ich glaube aber, wir sind mit den Fehlern der ersten Aus- 
gabe nbch keineswegs zu Ende : :es scheint behn Satz noch ein 
kleines Erfcramalheur passiert zu sein. Wahirend der Text der 
Briefe fortlaufend in der gewohnlichen geraden Antiqua gedruckt 
ist, tritt bei dem Griossar zweispaltiger Satz mit Kursive ein. Ich 
vermute nun, daB der Setzer hier (wie es wohl das iibliche ist) 
anfangs einspaltig das Ganze setzte und alsdann eine Umbrechung 
vornahm: dabei aber mdgen ihm einige Zeilen ^eingefaUen’ oder 
einige Buchstaben kerausgesprungen’ sein, die er dann verkehrt 



14 


Edward Schroder 


wieder einstellte. So erkl&'e ich namlicli die mir wahrsclieinlichen 
Verderbnisse in der folgenden Grnippe: 


Kor, Triticum, 

1. Korn. 

Salt, Sal, 


Fisct, Biscis\ 

1. Fise. 

Iloef, Qapitt, 

1. Eoeft. 

Thurn, Borta, 

1. Thiir. 


Auf 6 Worter entfielen mitHn 4 Fehler, und damit ist die FeUer- 
liste dieser Spalte keineswegs erschopft: denn das nachste "Wort 
gleich ist Stein fiir Stern (^Stella’) , nnd dann wird die Kolumne 
geschlossen von Sune {^SoV) und Mine (Xuna’), die mir dnrchans 
nicht so unverdaclitig ersckeinen, wie scheinbar Allen die sick bis- 
her mit unserm Gflossar beschaftigt haben^). Nehmeii wir hinzu, 
daB auf derselben Spalte weiter oben auch VVintch eine Stoning 
aufweist, so kommen wir zu dem Ergebnis daB auf dieser Un- 
gliicksspalte moglicherweise 8 von 20 Wortern verderbt sind, 

Der Eehler Fisct war natiirlich langst erkannt : ob Fisch oder 
Fisclo zu schreiben sei, daritber gingen die Meinungen von Much 
(a. a. 0. 197) und v. G-rienberger (Zs, f. d. Phil. XXX, 133) aus- 
einander : beide schoben das -t auf den EinfluB des voranstehenden 
Salt] geben wir es dem unmittelbar folgenden Hoef(t)j so sind 
beide Worter in Ordnung. Dasselbe Verhaltnis besteht m. E. 
zwischen Thurn und dem durch 3 Zeilen davon getrennten Kor: 
tauschen wir das -n aus , so sind wir der Qualereien iiberhoben, 
mit denen z. B. v. Grienberger (Zs. f. d. Phil. XXX, 133 und Zs. 
f. d. bst. Gymn. 1898, S. 250 f.) die Form Thurn zu erklaren 
versucht. 

Die Herstellung von Hoeft und Fisc halt ich fiir sicher, die 
von Korn und Thur^) fiir mindestens wahrscheinlich. Man nahm 
bisher an, -n mKorn sei lautgesetzlich abgefallen, und berief sich 
auf Baar (Tuer^) fiir larn, Aber gegen den Schwund des aus- 
lautenden -n spricht nicht nur {Stein oder vielmehr) Stern^ sondern 
auch Waghen, Eeyhen und das durchweg bewahrte -n des Infinitivs. 
Baar steht dringend im Verdacht eines Lese- oder Setzfehlers. 
Nachdem wir fyuf und Sehuos beseitigt haben, bleiben von Be- 
zeichnungen der Langvokale und Diphthonge nur solche iibrig, 

1) Zunaclist fehlt in Sune ein n, das B. doch gcwiB gehort und aufge- 
schrieben hat, dann aber beachte man, daC sowohl -d (in Ano^ Bingo) als (in 
Bnmna^ Boga) der schwachen Declination sonst immer bewahrt erscheinen, wah- 
rend bier beideinal -e steht. 

2) Man kbnnte auch an Tlmru denken, wcnn man sich die ags. Form vor 
Augen halt — unter alien Umstanden ist das fehlerhaftl 



Busbecqs Krimgotisches Vokabular. 


16 


welche die niederlandische Orthographie jener Zeit darboi: ae 
{Ael), oe {BroCj Oeghene, Hoef{t )) ; ei^ ou^ ie ; ee, ii ; also nicht oo, nicht 
mi imd auch nicht aa, fiir das ihm vielmehr ae zn Grebote stand. 
Das Dehnungszeichen vor r < rn ist aber doppelt verdachtig, weil 
in Kor nnd Thtir[n) keine Spur davon vorhanden ist. So mocbt 
ich denn Baar fiir eine Verlesung oder einen DruckfeUer statt 
Barn ansehen, nnd jedenfalls sind mir Baar nnd Kor beide zu 
verdacbtig, um auf ilir liberliefertes Bild bin dem Krimgotischen 
einen ^Abfall des -n nacb r’ zu vindizieren. 

Den ‘Abfall des d in Hoef hat man geglaubt mit dem Fehlen 
des Dentals in Broe (Tanis’) in Parallele bringen und durch den 
Dentalschwund in Breen (^Assare^) stiitzen zu konnen. Davon ist 
zunachst zu streichen Breeot, in dem v. Grienberger Zs. f. d. Phil. 
XXX, 133 richtig ein Verbum purum erkannt hat: seine Aus- 
fiihrungen werden gestiitzt und modifiziert durch Busbecqs Lands- 
mann Kilian: braeden^ Iraeyen ^assare, torrere flammis’; nur an 
dieses braeyen^ nicht an braeden konnte B. denken , wenn er die 
krimgotische Vokabel breen unter die ^nostratia aut parum diffe- 
rentia* einreihte^). Es bleibt also einstweilen Broe, dies aber ist 
mit dena behaupteten Dentalschwund in Hoef^ der hier doch erst 
das aus liaiibi^ symkopierte Hoeft und somit die feste Konsonanten- 
gruppe ft betroffen haben miiBte, kaum in eine Linie zu stellen. 

Jedenfalls bleibt der AbfaU des Dentals nach f eine ebenso 
unsichere Sache, wie der Abfall des Nasals nach r, nnd das ein- 
fache Mittel die Pormen Kor und Hoef zu beseitigen, indem wir 
die fehlenden SchluBkonsonanten in der Nacbbarschaft da holen wo 
sie iiberfliissig sind, wird durch keine einwandsfreien Gegenbei- 
spiele widerraten. 

Damit will ich die Kritik der Deberlieferung fiir diesmal 
schlieBen. Ich betone — nunmehr — nachdriicklich , daB sie sich 
mit Bestimmtheit nur gegen den Setzer der Editio princeps richten 
konnte. Einen festen Anhalt dafiir, dafi schon das Druckmanu- 
skript durch Pehler entstellt war, hat dieser Ted meiner Beob- 
achtungen nicht ergeben. Die Mehrzahl der Eehler, und fast alle 
zweifellosen, fielen auf das Konto des Setzers. Die Annahme daB 
nur eine Kopie, und am wahrscheinlichsten eine Kopie von fremder 
Hand, in die Druckerei gelangt sei, stiitzt sich nach wie vor nur 
auf die Erwagungen, welche ich oben S. 5f. liber die fehlende 
Autorisation dieser Ausgabe angestellt babe. 


1) Damit ist zngleicli das einzige krimgot. Beispiel von e fur endgiltig 
beseitigt: fur steht durcliweg I 


10 Edward Schroder, Busbecqs Krimgotisches Vokabular. 

Ich mochte aber doch, indem ich von Busbecq Abschied 
nehme, auf eine Mbglichkeit hinweisen, weitere Anhaltspunkte fiir 
die Emendation seines krimgotisclien Vokabulars anfzufinden. Das 
k. k Haus-, Hof- nnd Staatsarckiv in Wien bewabrt zweifellos 
nocb eine Reihe von originalen Sckriftstiicken Busbecqs : bier 
konnten wir seine Handschrift kennen lernen und aus ihr gewisse 
Kriterien fiir die Verlesung durch den Kopisten gewinnen. 

Ja, selbst die Mbglichkeit, dafi irgendwo in Frankreich oder 
den Niederlanden nocb der Nacblafi seines Freundes und Korre- 
spondenten, des Diplomaten Nicolas Micbault von Indeveldt exi- 
stiert, und in ihm wohl gar die Originalbriefe des Ogier Grhiselin 
von Busbecq, ist nicbt ohne weiteres von der Hand zu weisen. 

Schluhnote: Von den oben angezogenen Ausgaben der Werke Busbecqs 
hab ich die 2. Antwerpener Ansgabe von 1582 (Ib), die Mlinchener von 1620 (C) 
und die Baseler Gesamtausgabe von 1740 in Exemplaren der Berliner Konigl. 
Bibliothek benutzt — alle tibrigen sind auf der Gottinger Bibliothek vorhanden. 



Die Koblenzer Fragmente zweier liandsoliriftlichen 
Kartell von Deutschland ans dem 15. Jahrhundert. 

Mit 2 Tafeln. 

Von 

A. Wolkenhauer. 

Vorgelegt von Herrn Wagner in der Sitzung vom 18. Bezember 1909, 

Das Konigliclie Staatsarchiv zu Koblenz ist im Besitze eines 
kleinen unanselmliclierL Pergamentblattes, das f1ir die Gescbichte 
der KartograpHe Deutschlands ein tmgewohDliches Interesse bietet, 
Gelegentlich einer historiscb-kartograpMschen Studienreise horte 
icb kurzlich dnrch Herrn Professor Dr. Konrad Kretschmer in 
Charlottenburg von der Existenz des Blattes. Herr Klretschmerj 
dem das Blatt vor langerer Zeit zur Begutachtung zngeschickt 
war, iiberliefi mir fretmdlichst die von ihm angefertigte fliichtige 
Abschrift der einen Seite des Blattes. Andere Stndien batten 
Herrn Kretschmer bisher nicht zn einem bestiimnten Ergebnis bei 
der Priifong des Blattes kommen lassen. Da mein spezielles 
Interesse seit Imgerem der Renaissancekartographie Dentsdhlands 
gewidmet istj ging ich mit Vergnligen anf Herrn Kretschmers 
Anerbieten ein, meinerseits eine ErMSrtmg des jEVagments zn 
versrichen. Meine bisherigen Ermittlangen teile ich im Eolgenden 
mit. Wertvolle BHtteilimgen verdanke ich dabei Herrn Professor 
Dr. Wilhelm Meyer beziiglichi des Alters der Schrift nnd Herrn 
Professor Dr. Edward Schroder bezuglick der Begrenznng des 
Heimatsgebietes des Verfassers auf Grand der Dialektformen, 
In entgegenkommendster Weise entlieh mir das KonigKche 
Staatsarchiv zu Koblenz die Handschrift fiir langere Zeit nach 
Gottingen. 

Kgl. Ges. d. Wisg. Nachricliten. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Heft 1, 


2 



18 


A. Wolkenhauer, 


I. Aeussere Beschrelbnng des Fragments. 

Es handelt sich um ein rechtecbiges Pergamentstiick von 289 
(oben 293) mm Breite und 197 mm Hoke. Wie Tafel I zeigt, sind 
die Ecken teilweise abgerissen, auch ist das Blatt etwas wnrm- 
stichig nnd zerrissen, auBerdem vergilbt nnd scbmntzig. Auf 
beiden Seiten befinden sich handschriftlicbe Kartenzeicbnungen. 
Wir wollen die besser erhaltene Seite mit dem Stempel des Ar- 
chivs als vordere Seite (Tafel I) tmd die andere als untere oder 
Eiickseite bezeicbnen. Mit der Riickseite ist das Blatt in einem 
spateren Zustande anfgeklebt gewesen; vielleicht wnrde es bei 
einem Bucheinbande benntzt. Teilweise sitzt der Hebstoff noch 
anf dem Pergament. Infolgedessen ist die Zeicbnung der Euckseite 
fast voUig verwischt; nnr mit groBter Miihe war die Eekonstruk- 
tion, welche Tafel 11 zeigt, moglicb. Eine Eeprodnktion des Ori- 
ginals hatte so gut wie nicbts von der Zeicbnung erkennen lassen. 

Die Zeicbnung der Vorderseite, welcbe gut erbalten ist, stellt 
eine Karte von Nordwest-Deutscbland nebst denNieder- 
landen dar. 

Die scbwer zu erkennende Karte der Euckseite umfaBt ein 
Grebiet, das man zur Zeit der Eenaissance im AnscbluB an Ptole- 
maus das Europaische Sarmatien^) zu nennen pflegte. Es 
ist kurz gesagt das Gebiet zwischen der Ostsee und dem Scbwarzen 
Meer. Die Karte umfaBt Polen, Dngam, Siebenbiirgen, einen groBen 
Teil EuBlands, das ostliche Deutschland und einen Teil Oesterreichs. 

"Wie wir seben werden, bilden beide Karten Bruchstiicke, 
wabrscbeinlicb Yiertel, von groBeren Karten. Karte I umfaBte 
wabrscheinlich Deutschland (im MaBstab von rand 1 : 3 Mall.) 
und Karte 11 Mitteleuropa (im MaBstab von rund 1 : 7 Mill.). 

Zeicbnung und Schrift sind auf beiden Seiten mit denselben 
scbwarzen, roten imd braunen Tinten ausgefuhrt. Es handelt sich 
ohne Zweifel auf beiden Seiten urn denselben Scbreiber. Allein 
auf Grund der Schrift kann man die Entstehung mit groBer 
Wahrscheinlichkeit in das 16. Jahrhundert setzen. Nach freund- 
licher Beurteilung durch Herm Professor Dr. Wilhelm Meyer ist 
die Schrift eher ins 16. Jahrhundert als in den Anfang des 16. 
Jahrhunderts zu datieren. Eine spatere Zeit des 16. Jahrhunderts 
erscbemt uberhaupt ausgeschlossen. Wir kommen hierauf bei Unter- 
suchung der Autorschaft im letzten Kapitel noch zuriick. 


1) Z. B. WaldseemftUers TABVLA • MODEENA • SAEMATIE - EVE • SIVE • 
HVNGAEIE • POLONIE • EVSSIE • PEVSSIE ■ ET • VALACHIB • in den Stra£- 
burger Ptolemausausgaben 1513 und 1520. 



die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc. 


19 


Die Untersuclitmg der Fragmente werden wir so vornehmen, 
daB wir zanadist die beiden Karten einzeln besprechen, damn zum 
Vergleich das geograpbiscbe Material der Zeit an Karten xind 
Ortstafein heranziehen nnd zum ScHuB zusammenfassen, was sich 
fiber Zeit, Entstebungsort nnd Yerfasser des Fragments sagen laBt. 

n. Die Karte der Vorderseite. 

1. Dmgrenznng nnd matbematische*) Q-rundlagen. 

a. G-ebiet. Die Karte der Yorderseite ist ebenso wie die 
der Kiickseite nacb Nor den orientiert. 

Das Q-ebiet der Karte umfafit in der Hanptsacbe Nordwest- 
Dentscbland nnd die Niederlande. Am linken Kande sieht man ein 
Stuck der Ostkiiste Englands. Als einzige Stadt ist doner (Dover) 
verzeicbnet. Yom Kanal ans verlanft die Nordseekiiste mit einer 
flacben nordlicben Ansbiegung bei der dreiarmigen Bbeinmundung 
ein Stiick weit fiber die Elbemfindxmg binaus nacb Osten bis an 
den Enmpf der Halbinsel Jfitland, wo die Karte gerade abge- 
scbnitten ist. Als einzige Insel ist vor der Nordseekfiste der 
Scbeldemundnng gegeniiber Selandia eingetragen. Der nordlichste 
Ort der Karte ist Lnbek. Oestlicb reicbt die Karte etwas fiber 
die Elbe. Eecbts der Elbe finden sicb die Orte wels (Wilsnacb) 
nnd pranndb’g sowie der Landschaftsname March (Mark). Ebenso 
ist noch das westlicbe Bobmen mit den Orten egra (Eger), kad . . . 
(Kaaden) tmd tacbav (Tacban) verzeicbnet.. Der sfidlicbste Ort 
ist esling (EBlingen am Neckar). Im Sfidwesten reicbt die Karte 
bis nacb Frankreicb (ffrancia) binein. Infolge einer nacbtraglicben 
Korrektnr, auf die wir weiter nnten zn sprecben kommen, findet 
sicb anf der Karte die Seine (?) mit pisins (? Paris) ostlicb der 
quer fiber die Ecke ziebenden Grenzlinie. Im Westen kommt 
weiter die vorspringende Ecke der franzosiscben Kfiste zwischen 
Boulogne nnd caJis (Calais) gut zum Ansdmck. ^ 

b. G-radnetz nnd MaBstab. Das Gradnetz stellt 
angenscheinlicb eine wabre Kegelprojektion dar. Die Meridiane 
sind geradlinig nnd konvergieren nacb Nor den j sie steben dnrcb- 
weg seukrecbt auf den Breitenlinien. Allerdings bat die Kreisform 
dnrcb Yerzieben des Pergamentes etwas gelitten. 

Die Mascben des Gradnetzes sind Eingradfelder. Dies ergibt 
sicb mit Sicberbeit beim Yergleicb mit einer modemen Karte aus 

1) Vergl. auch das Inhaltsverzeichnis am ScMufi S. 47. 

2) Die Genauigkeit der Ortspositionen wird im IV. Kapitel znsammen mit 
den Positionen der Eilckseite behandelt. 


2 * 



20 


A. Wolkenhauer, 


der Entfernung der Orte. 1® der Breite ist auf der Karte im 
Mittel gleich 36,6 mm mit einem Eehler von ± 1 mm. Das ent- 
spricht einem Mafistab von ca. 1 : 3 Millionen. 

c. Urspriingliche Grofie der Karte. Das Grradnetz 
zeigt dentlich, dafi die vorUegende Karte nnr ein Eragment einer 
nrsprunglich grofieren Karte bildet. Aus der Kriimmnng der 
Parallelkreise ersiebt man, dafi der Mittelmeridian bei der ur- 
spriinglichen Karte ungefahr mit dem recbten Kande des Erag- 
ments zusammenfiel. ‘W’ahrscheinlicb bat also die Karte friiber 
nacb dieser Seite die doppelte Ausdebnting gebabt. Das Eragment 
ist ringsberom bescbnitten, abet nnr am recbten nnd nnteren Rande 
sind die Namen nnd Ortszeicben xmvoUstandig. Ancb nacb Siiden 
bat die Karte jedenfalls friiber bedeutend weiter gereicbt ; vermnt- 
licb bat sie nocb die Alpen mitnmfafit. Somit diirfte die voll- 
standige Karte „Deatscbland“ in der damals iiblicben Begrenznng 
dargestellt baben nnd nnser Eragment bildet nnr das nordwestlicbe 
Viertel der Originalkarte. Wir werden seben, da6 diese Vermntnng 
gestutzt wird dnrcb die Karte der Rnckseite, die dementsprecbend 
das nordostlicbe Viertel einer friiberen Karte bildet. 

d. Die beiden Meilenskalen. Eine Gradniernng nnserer 
Karte in Zablen feblt. Anf die den Gradlinien znkommenden 
Zahlen kommen wir weiter nnten znriick. Die beiden Skalen am 
linken Rande baben jedenfalls mit einer Breitengradniemng nicbts 
zn tun. Die dort angegebenen Zablen 26 — 90 nnd 0 — 65 passen 
in keiner Weise zn den Breiten nnserer Karte. Es scbeint sicb 
viebnebx nm Meilenmafistabe zn bandeln. Von den kleineren Ein- 
heiten der linken Skala geben ca. 16 anf 1° Breite, von den 
grofieren der recbten Skala ca. I 2 V 2 anf 1°. Dies Verbaltnis pafit 
ganz gnt zn den damaKgen Grofienannabmen der MeHen. Evir die 
kleineren Meilen ergibt sicb nacb beutigem Mafi eine Lange von 
ca. 7,16 km, fiir die grofieren von ca. 9,8 km. Bekanntlicb waren 
die GroBen der Meilen sebr nngenau nnd scbwankend. Von den 
sogenannten „gemeinen dentschen“ Meilen pflegten jedocb gewobn- 
licb 16 anf einen Grad gerecbnet zn werden, nnd wir diirfen des- 
balb die kleineren Einbeiten als solcbe anseben. Den grofieren 
Einbeiten entsprecben ziemlicb genau die sogenannten „grofien 
dentscben“ Meilen, wie sie z. B. Georg Erlinger von Augsburg anf 
seiner heute anfierst seltenen Reisekarte von Dentscbland: „Ge- 
legenbeit, Tentscher lannd vnnd aUer anstofi . . . .“ ^), die 1524 in 


1) Das einzige Original dieser bisher unbekannten Karte Erlingers vom 



die Koblenzer Fragmente zweier handschriftliclien Karten etc. 21 

Bamberg gedruckt wurde, verzeichnet. Diese Karte ist ungradniert, 
sodaB man das GroBenverlialtnis der Meilen zn den Graden niclit 
direkt abmessen kann. In der Meilenskala sind jedoch 40 „groBe 
deutsche^ Meilen 60 „gemeinen dentscken^ Meilen gleich gesetzt, 
nnd dies ist fast genan das gleicbe Yerhaltnis (25 : 31 wie das 
der beiden Meilenarten xmseres Fragments (ungefahr 25 : 31), 
Erlingers Karte ist nebenbei bemerkt fiir die Meilenfrage insofem 
von Bedeutung, als sie eine der ersten Karten ist, welche zwei 
verscbiedene deutscbe Meilen zur Darstellnng bringt, neben ita- 
lieniscben xmd franzosiscben Meilen, die kanfiger angegeben werden, 

2. Situation. 

a. Die Kiisten und PluBmiindnngen (Sluis). Die 
Zeichnung der Kiistenumrisse hat im westlichen Teile fiir England 
und Frankreich bis Skis durchaus den Charakter der mittelalter- 
lichen Portnlankarten : eine Aneinanderreihung von kurzen gegen 
das Meer konkaven Bogen. Dieser Teil der Kiiste geht zweifellos 
auf eine marine Vorlage zuriick, sei es direkt, sei es indirekt. 
Der Nordseekiiste von Sluis ostwarts feblt, abgesehen von der vor- 
springenden Ecke bei der Rheinmiindung jegliche Gliederung. Als 
einzige Insel ist ihr nur das schon friUier erwahnte Selandia vor- 
gelagert. Die Miindungen der Fliisse sind aucb in der Manier der 
Portnlankarten durch eine Liicke mit einspringenden ParaHelen 
angedeutet. 

Besonders ausgezeichnet ist die Mlindung des Flusses, an dem 
Brugge (pruck) liegt. Die Mlindung des Zwijn ist zngleich das 
Ortszeichen von Sluis (slusz), dem Hafen Briigges. Diese Hervor- 
hebung Briigges diirfte kaum zufallig sein. Bekanntlich war 
Brugge im 14. und 15. Jahrhundert der standige Mittelpunkt des 
Welthandels. Die besondere Ortssignatur von Sluis bietet insofern 
einen Anhalt fiir die Datierung des Blattes, als um die Wende 
des 15. und 16. Jahrhunderts nach und nach alle fremden Geschafte 
und Vertreter nach Antwerpen iibersiedelten. Het Zwijn und seine 


Jahre 1524 fand ich 1908 im Britischen Museum zu London. Eine Ausgabe vom 
Jahre 1530, die auch Unicum ist, besitzt die Kgl. bayerische Armeebibliothek zu 
Muncben. Beide Karten stammen von demselben Holzblock. Bei K. Scbottenloher, 
„Die Buchdruckertatigkeit Georg Erlingers in Bamberg . . 1907 werden diese 

beiden wertvollen Drucke nicbt genannt. Eine Keproduktion der Karte ist in 
Aussicbt genommen. Eine Pbotograpbie beiindet sicb bereits in der vom Yer- 
fasser mit Unterstiitzung der Wedekind-Stiftung angelegten Sammlung von Pboto- 
grapbien der altesten Karten Deutscblands im Geograpbiscben Seminar zu Gottingen. 



22 


A, W 0 Ikenhauer, 


Kanale versandeten ^). Nach 1600 ware also eine besondere Her- 
Torhebung des Hafens Slnis kaum nock begriindet. AuJSer der 
Scbrift weist also aucb die Ortssignatur von Sluis die Karte ins 
15. Jahrhnndert. 

b. Fliisse. Die Zeicbnnng des Mnfinetzes ist sehx rob und 
diirftig. Keiner der Fliisse ist benannt. Der Lauf der Schelde 
Tonrnay — Gent — ^Antwerpen feblt; dagegen ist eingezeichnet eine 
Wasserverbindung Gent — Slnis, die z. B. anck Merkators Karte 
von Flandern verzeicknet, aber nickt direkt iiber Brugge fnkrt. 
Der Nebenflnfi Rupel, an dem Meckeln Kegt, ist mit der Sckelde 
bei Antwerpen zu einem selbstandigen FluB gemackt. Eingezeicknet 
sind ferner die Seine, die Maas, der Ekein mit Neckar, Main und 
Pegnitz, die Elbe mit der Saale und Teilen der Eger und Mies, 
scklieBlich finden sick in der slidbstlicken Ecke nock Vxls, Kaab 
und Kegen. Von der Weser, Tkemse (?) und Somme sind nur die 
Mlindungen bezeicknet. DaB die Seine sick nbrdlick der Somme 
befindet, sckeint seinen Grund in einer nachtraglicken Korrektur 
der franzosischen Kiiste zu kaben. Man siekt von Sluis eine 
zweite nbrdlickere Kiistenlinie direkt westlick verlaufen. An dieser 
liegt auck das mit einer dunkleren Tinte nackgetragene zweite 
Ortszeicken von calls (Calais), welckem gegenuber das auck mit 
dunklerer Tinte nackgetragene Ortszeicken von douer (Dover) 
entsprickt. Die quer durck das Ortszeicken von Dover verlaufende, 
nack Siiden ausgespitzte Linie soU augensckeinlick die nordlicke 
Kanalkiiste andeuten. Der niederen franzosiscken Kiiste diirfte 
der Lauf der Seine, allerdings in wenig ricktiger Weise entsprecken. 
Aufiallig ist besonders die wenig ausgepragte Gestalt von Main 
und Ekein. Besonders beim Main feHt jede Andeutung seiner 
ckarakteristiscken Kriitnmungen. Auck der Ekein ziekt okne 
wesentlicke Ausbiegungen in ptolemaiscker Weise ziemlick direkt 
nordwarts. Wir werden welter unten die Erage zu beantworten 
kaben, ob die* Mangelkaftigkeit des EluBnetzes mehr der Eliicktig- 
keit des Entwurfs oder wirklicher TJnkenntnis auf Eecknung zu 
setzen ist. Hier sei nur nock auf die verkaltnismaBig sekr de- 
taillierte Darstellung des EluBnetzes in der Dmgebung des. Eicktel- 
gebirges hingewiesen. Die Quellen der Eliisse sind hier auBerdem 
durck Kreuze bezeicknet. 


1) A. Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs, I, 
1900, S. 340. 

2) Wiedergegehen in Ortelius, Theatrum orhis, 1670 ff. 



die Koblenzer Fragmente zweier hands chriftlidien Ear ten etc. 


23 


c. Grebirge. Einige Gebirge sind durcb fliichtige braune 
Pinselstricbe wenigstens angedeutet, so die Gebirge links und 
recMs des Oberrheins, der Frankenjura nnd die westliche Unx- 
wallung Bobmens nebst dem Pichtelgebirge. Gerade das letztere 
wird durch die vier Qnellen von Main, Saale, Eger nnd Naab 
deutlicb bezeichnet. Besonders die aufierordentlich fliicbtige Art 
der Gebirgszeichnung weist darauf bin, daJS wir es bei der Karte 
nur mit einem Entwnrf oder einer Skizze zn tun baben. 

d, Grenzlinien. Die Situation wird vervollstandigt durcli 
wenige, aucb sebr fliicbtig gezogene, rote Grenzlinien. Genannt 
wurde scbon die Grenzlinie gegen Prankreich. Die Landschaft 
Franconia wird von einer Linie rings tiinscblossen. Gerade bier 
im Siidwesten des Blattes sind xiberbaupt mebrere solcber Linien 
vorbanden. 


3. Topographic. 

Die Ortszeichen besteben in Kreisen. Sie sind ebenso wie die 
Ortsnamen in scbwarzer, die Landscbaftsnamen und der Name der 
„Insel“ Selandia in roter Parbe gescbrieben. Ein Teil der Orts- 
namen bebt sich durcb dunklere Farbe nnd unregelmafiigere Stel- 
lung von den iibrigen ab, z. B. alle niederlandiscben Namen auBer 
mechel (Mecbeln) und mastrier (Maastricht). Sie scbeinen von dem 
urspriinglicben Scbreiber erganzt zu sein. Im Zusammenbang 
damit stebt die scbon erwabnte Korrektnr der franzosiscbenKuste^). 
Ancb beim Dnterlanf des Mains ist im Original eine Korrektnr 
zn bemerken, indem der Lauf des Mains vorber etwas nordlicher 
direkt an Frankfurt und dem unbenannten Ortszeichen vortiber- 
ging. Unbenannt sind fiinf Ortszeichen links des Rbeins siidlich 
Worms, ferner ein Ortszeichen zwischen Frankfurt a. M. nnd 
Bingen und noch ein Ort (Rouen?) an der Seine nnterbalb Paris. 

a. Ortsnamen. Wir geben im Eolgenden eine Jjiste der 
Orte, geordnet nach den heutigen politiscben Grenzen, in der 
Reihenfolge von Norden nacb Siiden, 


1) In der siidwestlicben Ecke des Blattes kann man bei giinstiger Beleucb- 
tung auf dem Original, 11 und 24 mm vom linken und unteren Eande, noch ein 
sehr verblaBtes Ortszeichen mit dem Namen pisius (Paris?) entdeckenj in 
iinserem Lichtdruck ist beides noch deutlicher als im Original. Dies diirfte also 
das dem alteren Kiistenverlauf entsprechende Paris sein. 



24 


A. Wolkenhauer, 


Deutschland, nordlich des Main-Parallels. 


Inbek 

hamb’g 

bremen 

lunbtirg 

an’gmud (Tangermiinde 

wels (Wilsnack *) 

prannswig 

hildisheym 

pranndb’g 

sost 

maidbnrg 
gottingen 
ach (Aachen) 


gnlch (Jiilich) 

coin (Coin) 

leipck (Leipzig) 

ertfnrt 

marp’g 

zwickav 

coblentz 

hoff (Hof) 

trier 

pingen 

frankfnrt 

babenh’g (Bamberg). 


Deutschland, siidlich des Main-Parallels. 


meintz 

h’bipolis (Wiirzburg) 
worms 

weyden (Weiden) 
roteb’g (Rotenburg o. d. 
Tauber) 

nureb’ga (Niimberg) 
merget^ (Mergentheim) 
horneck (Burg Horneck 
hei Gundelsheim am 
Neckar ®) 


metz 

heydelb’g 
amberg 
kam'*') (Cham) 
nordling (Nbrdlingen) 
Stockgarten (Stuttgart) 
esling (EBHngen). 


Bbhmen. 
kad . . . (Eaaden) 
egra (Eger) 
tachav (Tachau) 


Holland, 
vtrich (Utrecht) 
newmegen (Himwegen) 
mastrier (Maastricht). 


1) Nicht Angermtinde in der Uckermarfc, sondern ohne Zweifel Tangermunde 
an der Elbe. Auch Erhard Etzlaub sohreibt auf seiner Karte der LaudstraBen 
1501 : augermnnd. Nebenbei sei bemerkt, daB aoBer dem einzigen bisher bekannten 
Original der Karte Etzlaubs vom Jahre 1501 in der Hauslab-Liecbtensteinschen 
Bibliothek und Kupfersticbsammlnng in Wien durch freundliche Mitteilung von 
Herm Dr. V. Hantzsch (Petermanns Mtteiluugen, Gotha, 1908, Lit-Berioht S. 211) 
noch ein zweites Original in der Stadtbibliothek zu Lobau in Sachsen bekannt 
geworden ist. 

2) Damals ein sehr besuchter Wallfahrtsort. Vergl. „Das Wunderblut zu 
Wilsnack", Drucke des 15. und 16. Jahrh., StraBb., 1904, S. 5 u. 6. 

3) FMschlich weit ab vom Plusse gezeichnet; heute eine Ruine. 

4) Im Original nur noch teilweise zu lesen. Nach den Buchstabenresten und 
nach der Lage am Begen kann es sich nur um Cham handeln. Das ringfbrmige 



die Koblenzer Fragmente zweier bandschriftlichen Karten etc. 


25 


leo (Lier) 
antwerpia 
slusz (Sluis) 
pruchsel (Brussel) 
mechel (Mecheln) 
aerschot 


Belgien. 

endist (Diest) 
pruck (Briigge) 
louonium (Lowen) 
leodium (Liitticli) 
gent 

tomek (Toumay). 


Sonstige Ortsnamen. 
lutzelb’g (Luxemburg^) calis (Calais) 

douer (Dover) pisius (?) (Paris ?) 

AuflfaUend ist die Yerzeicbnung der Burg Horneck am Neckar, 
die ziidem falschlicb weit vom PlnB abgeriickt ist. 


b. Lands c haft sna'men. Von Landschaftsnamen kommen, 
ebenfalls nach den heutigen politischen Grenzen geordnet, die 
folgenden vor: 

In Deutschland: ffrisia, hemstedt (?), March, Cleuen, Westualia, 
Saxonia, Monten^), Hassia, Duringia, Misna, luturingia, kotzen- 
elpogn, Franconia, palatinus, Westerania, lichteberg, Wirteb’g. 

In Holland: Terra traiect®, Hollandia, Gelria, Selandia. 

In Belgien: brabancia, Flandria, hanonia. 

In Frankreich: Picardia, Normandia. 

Von besonderem Interesse ist das Vorkommen der Namen der 
Grafschaft Katzenelnbogen nnd der Herrschaft Lichtenberg, da 
sie eine willkoromene Handhabe zur Datierung bieten. Wir kommen 
hierauf sowie auf den Dialekt der Namen im letzten Kapitel zuriick. 


III. Die Karte der Biickseite. 

1, Die Rekonstrnktion. 

Schon einleitend wurde hervorgehoben, dafi die Zeichnung der 
Karte leider nur auBerordentlich schlecht erhalten ist; groJStenteils 
ist sie uberhaupt gar nicht mehr zu erkennen. Das Blatt scheint 
eben mit dieser Seite in einem spateren Znstande des Pergaments 
aufgeklebt gewesen zu sein. Teilweise sitzt sogar noch der Kleb- 

Ortszeichen ist in unserer Reproduktion unten rechts, etwas nordlicli der dunklen 
Gebirgspartie, nocb zu erkennen; die Namen verschwinden bier fast ganz in der 
Gebirgsfarbe. 

1) Falscblicb dicbt an die M^el gesetzt. 

2) Grafscbaft „Berg“: MONTE heiBt es z. B. aucb in der Eicbstadter Cusa- 
Karte, 14:91. 



26 A. Wolkenhauer, 

stoff darauf. Nur am linken und unteren Rande ist die Zeichming 
etwas besser erbalten. Einige Hiilfe gewabrte bei der miilisameii 
Rekonstruktion (Tafel II) der XJmstand, dafi im durcbscbeinenden 
Lickt die Kontnren der Ostsee und einige Eliisse als punktierte 
Linien erscheinen, die durcb kleine Locker im Pergament gebildet 
sind. Angensckeinlick sind beim Kopieren diese Locker durck- 
gedriickt worden. Da die Locker ziemlick stark durckgedriickt 
sind, sollte man annekmen, daB xmser Pergament selbst die Vor- 
lage gewesen ist. Nack der fliicktigen Art der Zeicknnng ist 
dieses jedock wenig wakrsckeinHck. 

Zu unserer Eekpnstruktion (Tafel II) sei bemerkt, daB die 
sckraffierten Teile der Siidwestecke in Sckweden, ostKck darbot, 
nnd an der Dnjestr-Mundnng im Original Locker bilden. Von der 
Situationszeicknung sind im Original mit roter Tinte nnr die 
Grenzlinien gezeicknet. Es sind in unserer Rekonstruktion die 
ziemlick geradlinig verlaufenden, etwas zarteren Linien, die netz- 
formig einen grofien Teil der Karte liberzieken. TTm sie besser 
abzukeben, kaben wir im Gegensatz kierzu die Eliisse absicktlick 
etwas verstarkt. Die Grenzlinien konnten zum groBeren Teile 
nack nur ganz winzigen Spuren der roten Linien rekonstruiert 
werden. Rot sind im Original auck die leisen Andeutungen der 
beiden Randlinien oben und reckts. 

2. TJmgrenzung und matkematiscke Grundlagen. 

a. Das Gebiet. Aus dem Vorkandensein der zuletzt er- 
waknten beiden Randlinien ergibt sick, daB das Blatt oben und 
reckts nock ungefakr seine urspriinglicke Begrenzung kat. Links 
und unten ist das Blatt, wie sick auck aus der vorderen Karte 
ergab, abgescknitten. Oben links ragt ein Zipfel von Siidsckweden 
(Sckonen) mit der Bezeicknung Svecia und zwei Ortsnamen elpogn 
und scanie herein. Siidlick davon ist nock der Rest einer Insel, 
okne Zweifel Seeland, vorkanden. Sonst sind Inseln in der Ostsee 
nickt zu erkennen. Die deutscke Ostseekiiste beginnt an der 
Odermiindnng. Das Stettiner Haff hat eine birnenformige Gestalt 
und ist vom Meere vollstandig abgetrennt. Die Ostseekiiste ziekt 
sick in ziemlick gerader Ricktung ostnordostlick bis darbot (? Dor- 
pat), um kier nack Norden und dickt vor dem oberen Rande wieder 
nack Westen umzubiegen, Im Westen sckneidet die Karte etwas 
westlich der Oder ab. In roter Earbe finden sick in der siidwest- 
licken Ecke die Landsckaftsnamen der Lausitz, Slesia, Merkern 
(Makren), Ostrich (Oesterreick), Vngam. Am Siidrande siekt man 


1) Auf Tafel I deutlich zu sehen. 



die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc. 


27 


die Ortsnamen buda, clausenburg, kron (Kronstadt). In der Siid- 
ostecke ragt das Scbwarze Meer mit seinen n6rdlicb.en Teilen in 
die Karte hinein. Wir seben in der traditionellen Zeichnnng der 
Portulankarten den Istmus der Krim mit seinem seit dem Altertmn 
bestekenden Durchstich, westlick des Istmus die Bucht von Odessa 
nnd ostlicb einen Teil des Asowscben Meeres. Die Krim selbst 
ist gerade abgeschnitten, nur die nordlicken Kiisten sind noch. er- 
halten. Auf der West- nnd Nordwestseite des Blattes sindirgend- 
welche Spuren des Kartenbildes nickt mebr zu erbennen. Danacb 
begreift unser Kartenfragment in der Hauptsacbe das Gebiet ost- 
lich der Oder, nordKch der Donau und fast ganz EuBlaud. Es ist 
eben das Gebiet, welches auf den tabulae modernae gewohuHch als 
Sarmatien bezeichnet wird. Einleitend wurde hierauf bereits hin- 
gewiesen. Die Lagenverhaltnisse sind stark verzerrt. 

b. GradnetzundMafistab. Die noch vorhandenen Eeste 
der Gradnetzlinien geniigten, um das Gradnetz voUstandig zu 
rekonstrrderen. Wir haben uns dabei genan an die vorhandenen 
Linienspuren gehalten; so dah auch die kleinen Dngenauigbeiten 
der Zeichnnng nach Moglichkeit beibehalten sind. Es handelt sich 
run eine trapezformige Projektion mit geradlinigen , gleich- 
abstandigen Parallelen und geradlinigen Meridianen. 

Wie sich ans dem Inhalt der Karte weiterhin ergeben wird, 
betragen auch hier, ebenso wie auf der Yorderkarte, die Abstande 
der Gradlinien 1®, da ein Meridiangrad im Mittel gleich 16,6 mm 
(± 1 mm) ist, ergibt sich als Mahstab der Karte rund 1 : 6,8 
Millionen. 


c. TTrspriingliche Grofie der Karte. Aus der Keigung 
der Meridiane nach links ersieht man, dah der urspriingliche 
Mittelmeridian ungefahr mit der linken Bandlinie unseres Blattes 
zusammenfiel. Auf das aUeinige Vorhandensein von Bandlinien 
oben und rechts wurde schon hingewiesen. In IJebereinstimmung 
mit dem Gradnetz der vorderen Karte folgt also auch hieraus, 
dafi die vollstandige Karte eine doppelt so grofie Breite hatte. 
Da wir auf Grund der Gebietsumgrenznng und wegen des sonst 
sehr ungewohnlichen Formats ebenso wie bei der vorderen Karte 
auch nach Siiden eine ungefahr doppelte Ausdehnung annehmen 
diirfen, so wird die vollstandige Karte „Mitteleurop'a“ umfafit 
haben, ahnlich der Eichstadter Cusa-Karte (1491), die wir unten 
noch mehrfach heranzuziehen haben. 



28 


A. Wolkenlianer, 
3. Situation. 


a. Kiistenumrisse. Die deutsche Ostseekiiste zieht sick, 
wie schon erwaknt, von dem birnenformigen Stettiner BLaff in 
ziemlich. gerader Ricbtung ostnordostlich bis Riga, um bier nacb 
Norden und dicbt am oberen Rande wieder naoh Westen umzu- 
biegen. Irgend welcbe Andeutungen des Rigaer und finniscben 
Meerbusens sind also nicbt vorbanden. Als Kiistenorte sind auf 
der deutscb-russiscben Seite Stralsund (, • . nt), Danzig, Konigsberg, 
Riga und Dorpat (darbot) verzeichnet. Konigsberg, das auf dem 
Original nur bei besonders gtinstigem Licbt nocb miibsam zu ent- 
ziffern^) ist, ist falscblicb in die Mitte zwiscben Memel und Riga 
gesetzt. Die Darstellung Scbwedens zeigt deutlicbe Aebnlicbkeit 
mit der Karte des Danen Claudius Clavus, auf die samtlicbe ta- 
bulae modernae der Nordlander in den .PtolejnSnsansgaben der 
Renaissance zuriickgeben. Dafiir sprecben aucb die beiden Orts- 
namen elpogn und scanie, auf die wir gleich nocb zuruckkommen. 
Die Ausmiindung des Sunds zwiscben Scbonen und Seeland ist 
betracbtlicb nacb Osten bis nordlicb der Odermundung verscboben. 
Die Manier der Kiistenzeicbnung ist ebenso wie auf der Vorder- 
karte die der Portulankarten. Gresagt wurde scbon, dab aucb die 
Umrisse des Nordwestzipfels des Scbwarzen Meeres genau mit der 
Zeichnung der Portulankarten ubereinstimmt. Bemerkenswert und 
auf anderen Karten nicbt nacbweisbar ist die Zeicbnung des 
frischen und des kuriscben Haffs als zwei langliche, der Kiiste 
parallele Seen. 

b. Pliisse. Das PluBnetz ist verbaltnismafiig reichbaltig, 
jedocb besonders im dstlichen Teile der Karte sebr ungenau. TJu' 
scbwer zu identifizieren sind die Oder, die Weicbsel, die Donau 
mit zablreichen Nebenfliissen und der Oberlauf der Elbe mit dem 
in Wirklicbkeit etwas slidlich der Elbe liegenden Kuttenberg 
(perk). Die beiden groJSen von Rufiland ber in die Ostsee ein- 
miindenden Strome mussen wir ihrer Lage nacb als Njemen mit 
Wilija und Diina ansprecben. Den von Korden ber in den Busen 
von Odessa miindenden EluB^) miiBte man zunacbst seiner Lage 
als den Dnjepr anseben. Die mit vieler Miihe aus dem Original 


1) Grleiches gilt von den anderen Namen in diesem Teil der Karte, z. B. von 
xnemel und ragnet. Yon Kowno nnd Wilna sind nur noch nnlesbare Eeste vor- 
handen, weshalb in der Eekonstruktion nur die vermnteten modernen Namen in 
Klammern beigefiigt sind. 

2) Im Original fast nur an der oben erwabnten durcbscbeinenden Punktierung 
2 U erkennen. 



die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc. 


wieder herausgelesenen Ortsnamen Tribel (Trembowla) und 
Kamnitz (Kamenez Podolski am Dnjestr) beweisen jedoch^ daB der 
Verfasser damit den Dnjestr meint. Palscblich ist also dieser Teil 
Kartenbiides nacb Nordosten hernmgedrebt. Die rechten Neben- 
fliisse der Donan sind vermutlich als Trann, Enns, Traisen, Leitta 
und Eaab zu benennen. Wir baben damit angenommen, daB das 
namenlose Ortszeichen an der Donau westlich. des Namens Ostrich 
als Linz zu deuten ist. Die Benennnng der linken Nebenfliisse ist 
nur teilweise mit Sicherheit moglich. Der FluB, an dem Krenmitz 
verzeichnet ist, scheint die Gran zu sein. Kaschau liegt an der 
Hemat. AUer dings liegen in Wirklicbkeit die Quellen von 
Weichsel, Gran und Hernat nicht so nahe beisammen, wie es die 
Karte zeigt. In die TheiB mlindet zugleich mit der Hernat noch 
ein zweiter NebenfluB (Bodrog ?). Die weiter ostHch verzeichneten 
Fliisse sind vermutlich als schnelle Kbrbs, Maros und Oltu (Alt) 
anzusehen. Besonders auffallend sind die Schlangenwindongen des 
Oberlaufes der schnellen Koros. Die Quellen der Fliisse sind aucb 
Mer ebenso wie auf der vorderen Karte mehrfach durch Kreuze 
bezeichnet. 

c. Gebirge. Ein stark verwischter brauner Parbenton 
scheint im Original auch auf der Eiickkarte noch das friihere 
Vorhandensein einer aufierst fliichtigen Gebirgszeichnung zu ver- 
raten. Es handelt sich auch hier um hingeworfene Pinselstriche. 
Das Bemerkenswerteste ist, daB sich ein langer Gebirgszug von 
Siidwesten nach Nordosten qner dnrch den bstlichen Teil des 
Blattes zog, den wir vermntlich mit jenem Silva Hircynia iden- 
tifizieren diirfen, wie ihn die meisten Karten vom Cusa-Typus, 
z. B. die EichstMter Knpferstichkarte (1491) und die moderne 
Karte von Deutschland im romischen Ptolemaus (1507 und 1B08) 
verzeichnen. 

d. Grenzlinien. Bedeutend zahlreicher noch als auf der 
anderen Karte sind die roten Grenzlinien, welche wie ein Netz- 
werk die ganze Karte iiberdecken. Nur im westlichen Teil laBt 
sie das Original heute noch einigermafien deutlich erkennen. Eine 
ahnliche geradlinig-schematische Grenzlinienfiilirung findet sich. 
allgemein auf den Karten des Ptolemaus. Auf einer modernen 
Karte kennen wir sie jedoch nur von jener bekannten Eichstadter 

1) Vergleiclie auch -weiter unten S. 32. — Bei Deutung dieser uud einiger 
anderer im Original kaum zu erkennender Namen unterstutzte mich in erfolgrexcLer 
Weise Herr cand. phil. Franz Bohne. 



30 


A. Wolkenhauer, 


Knpferstiolikarte mit der JahreszaH 1491, deren xirsprungliche 
Vorlage auf den Xardinal Nicolaus von Cusa zuriickgelien solL 
Wir werden auf diese Beziekung weiter unten noch zuriickkomiuen. 

4. Top ogr apkie. 

a. Ortsnamen. Wir stellen im folgenden die nock zu ent- 
ziffernden Ortsnamen, geordnet nack den kentigen politiscken 
Grrenzen, zusammen. 

Sckweden: elpogn = Malmo. 

scanie = Skanor* 

Beide Namen kommen bereits um 1425 bei Claudius Clavus vor. 
Daraus ergibt sick mit groker Wakrsckeinlickkeit mindestens ein 
mittelbarer Zusammenkang mit den Karten des Clavus. Auf die 
Aeknlickkeit der UmriBgestalt Sckwedens wurde bereits kinge- 
wiesen. Malmo erkielt den Namen Ellenbogen von kansiscken 
Seefakrern wegen einer vorspringenden Landzunge. Skanbr war 
im Mittelalter besonders infolge der Heringsfisckerei im Sund einer 
der bedeutendsten Handelsplatze Danemarks^). 


Deutsckland: 


kunigspk 

Kbnigsberg 

doran 

Thorn 

? 

Kowno 

. . . nt 

Stralsnnd 

ragner 

Ragnit 

wolin 

WoUin 

memel 

Memel 

slemia? 

? 

dantzik 

Danzig 

stetin 

Stettin 

. . , ennb^g 

Lauenburg? 

frankfurt .. 

Pranifurt 

mebe 

Mewe 

glogav 

Glogan 

groudenz 

Grraudenz 

presla 

Breslau 

Colman 

Kulm 

neyssav 

NeiBe. 


1) Nebenbei bemerkt deutet Carl Drolsbagen diese Grenzlinien der Eicbstadter 
Karte durchaus falsch als „Heerstrafien“ in seiner mit wenig Literatur-Kenntnis 
verfaBten Arbeit „Neuvorpommern und Kiigen im Rahmen der alteren KartograpMe 
und Landesaufnahme, Teil Pommersche Jabrbiiclier Bd. X, Greifswald, 1909, 
S. 171. 

2) Bj.6rnbo und Petersen, Der Dane Claudius Clausson Swart, der alteste 
Kartograpb des Nordens. Innsbruck, 1909, S. 116, 117 u. 140. 

8) Ebenda, S. 116. 4) Ebenda, S. 117. 

5) Der Name ist im Original unlesbar; nach der Lage am ZusammenfluB 
von Njemen und Wilija kann es sich nur um das heutige Kowno handeln. Auf 
der modernen Karte der Ptolemausausgabe, Rom 1507 (und 1508) heifit es Kofno, 
auf der Eichstadter Karte (1491) Cava. — Wegen weiter er Angaben iiber die bier 
zum Vergleicb berangezogenen Karten von Deutschland verweise icli auf meinen 
Yortrag: Der Niirnberger Kartograpb. Erhard Etzlaub in den Verhandlungen des 
16. Deutschen Geographentages zu Niirnberg, 1907» S. 140 ff. 

6) Ealscblich direkt an der Oder. 



die Koblenzer Fragmente zweier liandscliriftlichen Karten etc. 


31 


0 est err ei 


troppav 

Troppau 

. . . tmeritz 

Leitmeritz 

perk 

Kuttenberg 


Prag 

prun 

Brlxnn 

steyr^) 

Steyr 

krems 

Krems 

Wyen 

Wien 

neuenstat 

Wiener Neu- 
stadt 

krocav 

Krakau 


Dngarn: 

lemburk 

Lemberg 

zalek 

Alt-Sandec 

nenstadt 

Keu-Sandec 

psp’g ^ 

PreJBburg 

kremnitz 

Kremnitz 

kaschav 

Kaschau 

buda 

Budapest 

pusakn ? 

? 

wardein 

Grrofiwardein 

olausenb’g 

Kdausenburg 

nossen 

? 

WeiBenb’g 

? 

abrahel 

? ^ 

kron 

Kronstadt, 


Schwierigkeiten bereitet die Deutung der Namen siidlich von 
Lemberg. Die Feststellung der im Original kaum lesbaren Namen 
pusakn (?), nossen, Weifienb’g^), abrabel muB der Lokalforsclmng 
iiberlassen bleiben. Dnsere Deutung von zalek und nenstadt als 
Alt- und Neu-Sandec ergibt sick mit groJBer WalirsclLeinliolikeit 
aus einem Vergleicb mit den nackstgleiclialtrigen Karten dieses 
Grebietes. An der entsprechenden Stelle finden wir auf der mo- 
dernen Karte von Deutsckland des Henricus Martellus^) aus dem 
Ende des 15. Jalirbunderts : zomodicz vetus und zomodicz noua, 
auf der modernen Karte von Deutschland in der Ptolemausausgabe, 
Rom, 1607 (und 1508): ZVDEIZ ANTIQVA und ZVNDEIZNOVA. 
Auf der Eichstadter Kupferstichkarte mit der Jareszahl 1491 ist 
nur eines der Ortszeichen benannt: ZODITZANES. Trotz der 
Entstellnng der Namen diirfte unser zalec und nenstadt der „ alien “ 
und jjneuen^^ Stadt auf den genannten Karten entsprechen. 


1) FalscMich direkt an der Oder. 

2) Das Ortszeichen fehlt. 

3) Auf der Karte des Martellus (s. folgende Anmerkung) findet sich an der 
entsprechenden Stelle ein Ort belgrad, der gleichhedeutend mit WeiBenhurg ist. 

4) In der Ptolemaus-Handschrift ^sec. XY der Bibliotheca Nazionale 

in Florenz. Fine Photographie der Karte verdanke ich der giitigen Yermittlung 
des Direktors des Kgl. preuBischen historischen Instituts in Kora, Herrn Geheim- 
rat Kehr. 



32 A. Wolkenhauer, 

Rximanien: 


parlatta 

Berlad prailla? Braila. 

BuBland: 

Tribel 

Trembowla 

Kanmitz 

Kamenez Podolski am Dnjestr 

rig 

Riga 

darbot^) 

Dorpat 

? 

Wilna? (Ptolemaus, Rom 1607; WYLNO) 

worsav 

Warschan 

zandiner 

Sandomir 

loblein 

Lublin 

luzik 

Luzk. 


Wiclitig ist die richtige Deutnng der Namen Tribel und Kamnitz, 
die beide im Original sebr scliwer erkennbar sind. Dadnrcli wird 
der zugehorige MuB, wie schon oben bemerkt, als Dnjestr fest- 
gelegt, wahrend man ihn seiner Lage nach. znnachst als Dnjepr 
ansprechen wttrde. Besonders beweisend sind die an entspreckender 
Stelle auf der genannten Karte des Martellns^) verzeichneten 
Namen tribolla und cominitz, 

b. Landschaf tsnamen. Mit roter Tinte sind besonders 
im westKchen Teile des Fragments eine betrachtHche Zahl von 
Landschaftsnamen eingesckrieben. Einige Spuren der roten Tinte 
sind anch im nordostlichen Teile nock zn finden, jedock ist eine 
Entziffernng nnmoglick. Eingesckrieben sind die Namen in das 
erwaknte Netz von roten Grenzlinien. Wir stellen im folgenden 
die nock zn lesenden Landsckaftsnamen zusammen. Daneben setzen 
wir die Namen der Karte Erhard Etzlanbs: „Das sein dy lant- 
strassen dnrck das Eomisch reyck . . , Gedruckt von Georg Glog- 
kendon zn Nnrnbergk 1501". Wir sehen eine gewisse Aeknlick^ 
keit, die aber weniger anf eine direkte Bezieknng als anf die 
Gleichkeit des Dialekts zuriickzufukren sein diirfte. 


1) H. Oesterley, Mstor.-geogr. Worterbuch des deutscben Mttelalters, 1883, 
S. 132 fiibrt fur Dorpat u. a. an Tarbatum, Darbeta, Tarbat, Darbt. Danach 
diirfte auch unsere Deutung berecbtigt sein, trotzdem Dorpat falschlich direkt an 
die Kiiste geriickt ist. 

2) Die Karte von 1507 hat nur CAMENECZ und die Eichstadter Karte 
(1491) nur TRIBOFLA. 



die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc. 


33 


Fragment: Etzlanb 1601: 


Vngern 

HVNGERN 

Ostrich 

OSTEREICH 

Merhern 

MERHERN 

. . . em 

BEHEM 

Slesia 

SCHLESI 

laus. ..lavia^) 

LAVSNICZR 

new Mark 

MARK 

Pomern 

POMERN 

Polen 

POLEN 

Zeckenlant 

— 

Walachia (?) 

— 

(Preussen ? ^) 

PREISSN. 


IV. Vergleich der Fragmente mit, anderem kartographlschem 

Material der Zelt. 

1. Der Inhalt der Karten. 

a. Das Vergleichsmaterial. Dm ein Urteil fiber Wert 
und Bedeutimg xinserer beiden Kartenfragmente zu gewinnen, 
miissen wir sie mit den Karten ilirer Zeit yergleichen. Scbon 
einleitend wnrde bemerkt, daB wir als Zeit der Entstehung ziem- 
licb sicber das letzte Viertel des 16. Jahrbimderts angeben bonneru 
In dieser Zeit ist das Kartenmaterial von Deutschland noch sehr 
sparlich. Die Gresamtkarten von Deutschland fiihren wir anf die 
Originalkaxten zweier Kartenautoren zuriick, n^lich die des 
Kardinals Nicolaus von Ousa (f 1464:) and die des Niimberger 
Kartographen und Sonnenkompafimachers Erhard Etzlanb (f 1632). 
Wir nnterscheiden danach einen Cusa-Typus und einen Etzlanb- 
Typus, indem die znm gleichen Typus gehorenden Karten unter 
sich groBe Verwandtschaft zeigen. Fiir einen Vergleich kommen 
nnr die folgenden Karten in Betracht, die jede fiir sich wilder 
eine gewisse Selbstandigkeit zeigen. 

Vom Cusa-Typus: 

1. Handschriftliche Karte von Deutschland des Henricus Mar- 
tellus in einer Ptolemaushandschrift ^sec, 

Nazionale in Florenz. Ende des 15. Jahrhunderts 


XV -^'1 der Biblioteca 


1) Die entsprechenden Namen lauten auf der groBen Wandkarte von Deutsch- 
land des Pyramius, 1547: Merhern, Lansnitz, Prenfien. 

2) Land der Sz^kler, magyarischer Yolksstamm im Ostlichen und norddst- 
licken Siebenburgen. 

8) A. Wolkenhauer, Der Niimberger Kartograph Erhard Etzlaub, Yerbandl. 
des 16. Deutscben Geograpbentages zu Nuxnberg, 1907, S. 139. 

Kgl. Oes. d. Wis8. li^aclinchteii. Phiiolog.-Mst. Klasss. 1910. Heft 1. 


3 



34 


A. Wolkenhauer, 


2. Tabula moderna von Deutschland in den Ptolemansausgaben 
Rom, 1607 und 1608. 

3. Die Eichstadter Knpferstichkarte mit der Jahreszahl 1491. 

Vom Etzlanb-Typus: 

4. „Das ist der Rom-Weg . , . durch deutsche lanntt“, Eiirn- 
berger Holzschnittkarte, um 1492 (?). 

5. „Das sein dy lantstrassen durch das Romiscb reych“, Holz- 
schnittkarte, gedrnckt von Georg Glogkendon zu Niimberg. 1601. 

b. Ergebnis des Vergleichs. Da vsdr fiij; beide Seiten 
unseres Eragments denselben Kartenzeichner anzunehmen haben, 
nehmen wir berm Vergleich jedes Mai beide Seiten znsammen. 
Beziiglich des Cusa-Typus ergibt sich, da6 gar keine irgendwie 
besonders bezeichnende AehnlicLkeit mit den Karten des Eragments 
besteht, weder in der Situation noch in der Auswahl oder Eorm 
der Ortsnamen. Ganz abweichend ist bei alien 3 Karten (No. 1 — 3) 
auch das Schwarze Meer noch in der alten ptolemaischen Eorm 
gezeichnet, wahrend das Eragment die richtigere Darstellung der 
Portulankarten hat. Vielleicht ist auf Karte 3 erne gewisse Aehn- 
lichkeit in der Eorm der Ostsee zu erkennen, jedoch lauft die 
deutsche Ostseekiiste geradliniger direkt von "Westen nach Osten. 
Auf 1 und 2 zeigen einige Einzelheiten des Elufinetzes eine Be- 
ziehung: Neckar, Pegnitz, 3 paraUele Elusse westlich der Rhein- 
miindung. Irgend welche Schlusse lassen sich jedoch hieraus nicht 
ziehen. Tleberraschend viele Eehler in den Namen zeigt die Karte 
vom Jahre 1607 (No. 2); auch sind die Namensformen durchaus 
abweichend. Trotzdem ermoglichte es uns diese Karte die Namen 
Ragnet und Kofno festzustellen. — Es ist schwer, era Werturteil 
Uber das Eragment im Vergleich mit den Karten vom Cusa-Typus 
zu fallen. Da die Karten des Eragments weniger inhaltreich sind, 
sind sie auch weniger falsch. Nach allem kann man sie aber dooh 
wohl besser als die Karten No. 2 und 3 und schlechter als No. 1 
bezeichnen. 

Besonders hervorzuheben ist die Deberernstimmung der Pro- 
jektion bei der riickseitigen Karte unseres Eragments und der 
Eichstadter Karte (No. 3). Hingewiesen wurde auch schon auf ihre 
Aehnlichk^t in der Zeichnung der politischen Grenzen sowie auf 
die vermutliche Abgrenzung des Gebiets der voUstandigen Karte 
(Mitteleuropa) des Eragments. 

Auch era Vergleich mit den Karten des Etzlaub-Typus ergibt 
keine bestrmmten Beziehungen. An Reichtum def Situationszeich- 
nung und auch der Topographie uberragt besonders die Karte von 



die Koblenzer Fragmente zweier handschriftliclien Karten etc. 35 

1601 QSo, 6) die Karten des fragments bei weitem. Es ist kanm 
denkbar, da6 der Verfasser des Fragments die Etzlaubschen Karten 
bereits znr Verfiigung katte; dann batten seine Karten nicbt melir 
so mangelhaft ansfallen konnen. Einige Einzelheiten des F1il6- 
netzes zeigen Aebnlicbkeit mit der Karte von 1501 (No. 6). Aebn- 
licb dentlich wie anf dem Fragment sind anch bier die 4 Quell- 
fliisse des Ficbtelgebirges verzeicbnet. Ancb der Bogen der Peg- 
nitz ist abnlicb. Im iibrigen ist jedocb der Verlauf der Fllisse 
sebr abweicbend. Wenn ancb die Namen der Etzlanbscben Karten 
ebenso wie die des Fragments deutscb sind, so zeigen die Namens- 
formen trotz der dialektiscben Verwandtscbaft keine besonderen 
Uebereinstimmnngen. Im Ganzen mlissen wir also ancb im Yer- 
gleicb mit den Etzlanbscben Karten die Selbstandigkeit der Karten 
des Fragments konstatieren. 

2. Die Positionen. 

a. Erlauternde Bemerkungen. Wie nach den bisberigen 
Ergebnissen nnseres Vergleiches schon zn vermnten ist, zeigen 
ancb die Positionen der Orte nnseres Fragments wenig TJeberein- 
stimmnng mit den Positionen der znm Vergleich beranznziebenden 
Karten. Die nacbstebenden PositionstabeUen mogen dies nocb 
genaner belegen. Die Positionen der Karte des Martellns (No, 1) 
konnten nicbt angegeben werden, da sie gar keine Gradnierung 
besitzt. Beigefligt sind jedocb anfier den wirklichen Positionen 
nocb die Positionen der Ortstafeln^) Regiomontans (1476 ff.) und 
Stofflers (1499 ff,). 

Einige Bemerkungen iiber die Entstebnng der Tabellen sind 
znm Verstandnis notwendig. Samtliche Positionen sind abgernndet. 
Einmal wird dadnrcb die Uebersicbtlichkeit bedentend erhobt, 
nnd zweitens erscbeint eine libergroBe Genanigkeit bei der Robeit 
der damaligen Kartenzeicbnnng — bei nnserem Fragment bandelt 
es sich zudem nnr nm einen fliichtigen Entwurf — midi der Un- 
genanigkeit der damaligen astronomischen Ortsbestimmmigen direkt 
als ffbeiflnssig- da sie nocb innerbalb der anzxmebmenden Febler- 
grenze Kegen wfirde. Wir mnden daber die Breiten anf Vs Grade 
= 10 Bogenminuten ab. Eegiomontan nnd Stoffler geben in 
den angefiibrten Ortstafeln nnr ganze Graded* Da bei den 

1) Nahere Angaben iiber diese Ortstafeln bei A. Wolkenhauer, Seb. Miinsters 
bandscliriftliches KoUegienbucb aus den Jabren 1515 — 1518, Abhandlungen der 
Kgl. Gesellscbaft der Wissenscbaften zu Gottingen. Neue Folge. Bd. XI. No. 3. S.56ff 

2) Fiir den praktischen Gebraucb der Kalender und Epbemeriden, denen 
die Ortstafeln beigegeben sind, genugte diese Genanigkeit der Breiten. 

3* 



36 


A. Wolkenhauer, 


Langengraden noch die Abnahme nach den Polen zu beriicksichtigen 
ist, erscbeint eine Abrundung der Langen anf Grade = 16 
Bogenminuten vollkommen ansreickend. Der leicbteren Vergleich- 
barkeit wegen driicken wir diese 15 Bogenminuten im Zeitmafi, 
also als 1 Zeitminute, aus. Die Langen unserer Tabellen sind also 
in einer aus Bogen- und ZeitmaB kombinierten Borm gegeben. 

Da die Karten unseres Fragments zwar ein Gradnetz, aber 
keine Graduierung in Zaklen besitzen, muBten wir uns zu einer 
Benennung der Gradlinien entschliefien. Mit groBer Wabrscbein- 
licbkeit diirfen wir auf der vorderen Karte den Parallel des Mains 
als den 50. benennen. Danacb sind auf der Karte nach Norden 
noch der 51., 62. und 63., nach Siiden noch der 49. Parallel ver- 
zeichnet. Als Anfangsmeridian wablen wir den direkt ostlich vom 
Ortszeichen Niirnberg vorbeigehenden Meridian. Nach dem Prinzip 
unserer Abrundung durfen war ihn direkt als Meridian von Niim- 
berg bezeichnen. Auch Erfurt liegt dementsprechend noch auf 
dem Anfangsmeridian. 

Auf der rlickseitigen Karte gehen wir bei Benennung der 
Parallelkreise wohl am sichersten von Wien aus, fiir das man 
ehestens eine einigermaBen genaue Position erwarten darf. Fast 
alle „modernen^^ Karten jener Zeit geben Wien richtig eine Breite 
zwischen 48® und 49®. Nur die Eichstadter Karte (1491) hat den 
Ortsring auf dem 48. Parallel. Wir geben also dem nordlich Wien 
verlaufenden Parallel die Zahl 49. Danach ffflt die sudliche 
Grenzlinie des Fragments mit dem 47. Parallel zusanamen, wahrend 
der nordlichste, durch Schweden verlaufende Parallel als der 68. 
zu bezeichnen ist. Die Langenunterscbiede beziehen wir fiir die 
riickseitige Karte auf Stettin. 

Die beiden Karten vom Etzlaub-Typus besitzen nur eine 
Breiten- und keine Langengraduierung. Um auch die Langen 
vergleichen zu fconnen, haben wir beide Karten mit geradlinigen, 
parallelen Meridianen iiberzogen, und zwar in einem Abstande 
entsprechend der langentreuen Teilung der ungefahren Mittel- 
parallele. Wir haben somit beiden Karten das Gradnetz einer 
rechteckigen Plattkarte untergelegt, da dieses die groBte Wahr- 
scheinlichkeit fiir sich hat. Auch wegen der bierin liegenden Tin- 
isicherheit der Projektion erscheint die oben erwahnte Abrundung^ 
der Positionszahlen angezeigt. 

b. Ver gleichende Postionstabellen I — IV (S. 37 — 39). 



die KoWenzer Fragmente zweier Landschriftlichen Karten etc. 


37 


I. Langen der vorderen Karte, bezogen auf Niirnberg. 

Geordnet nacli der wahren Lange (ostliche Langen knrsiv), 
ansgedriickt in Bogengraden nnd Zeitminuten (I”* = 16^). 



Frag- 

ment 

Wabre 

L^nge 

Eom- 

weg 

Etzlaub 

1601 

Eich- 

sta.dt 

1491 

Ptole- 
maus 
1607 0 

Eegio- 

montan 

Stuffier 

1499 

Paris 

70 2 « 

80 3*" 

IQo 2*" 

100 Qrn 





7®2”» 

70 1 ”* 

Brugge 

7 3 

7 3 

9 1 

9 

70 3 »rt 

603m 

9 

8 2 

Gent 

7 

7 1 

8 2 

8 1 

7 2 

6 

6 

4 1 

Mecbeln 

6 2 

6 2 

7 1 

7 1 

7 2 

— 

6 

4 1 

Utrecbt 

4 1 

6 

6 3 

6 2 

2 2 

1 3 

3 

3 1 

Coin 

3 3 

4 

4 2 

4 2 

3 3 

3 2 

3 1 

3 2 

Mainz 

3 1 

2 3 

3 

3 

3 1 

3 

3 3 

3 

Bremen 

2 

2 1 

2 3 

2 3 

0 1 

0 2 

— 

— 

Wurzburg 

1 1 

1 

1 1 

1 1 

0 3 

0 

1 

1 2 

Hamburg 

0 1 

1 

1 1 

1 2 

1 2 

1 1 

— 1 

— 

Liineburg 

0 1 

0 3 

0 2 , 

0 3 

3 

1 1 

— 

*— 

Braunschweig 

0 2 

0 2 

0 

0 2 

3 

4 

0 

2 

Bamberg 

0 1 

0 1 

0 1 

0 1 

t 1 

0 

— 

— 

Llibeck 

1 

0 1 

0 2 

0 2 

3 1 

2 3 

4 

2 2 

Erfurt 

0 

0 1 

0 

0 

2 2 

2r-) 

1 

1 2 

Niirnberg 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Magdeburg 

0 2 

0 2 

1 

1 

5 1 

5 1 

4 

5 3 

Leipzig 

1 

1 1 

1 

1 1 

4 1 \ 

4 3 

2 2 \ 

3 


c. Ergebnis. Verglichen mit den wahren Positionen sind 
die Breiten des Eragments anf beiden Karten als relativ gute zni 
bezeichnen. Nnr wenige Breiten weichen nm mehr als V 2 ® ab. 
Zn den schlechtesten gehoren Paris (1® 30'), Utrecht (1^ 10'), Coin 
(40'). Besonders gut sindBriigge, Wiirzbnrg, Llibeck, Nlimberg, Mag- 
deburg, Leipzig; Krakau, Kaschau, Budapest. Ln allgemeinen sind 
die Breiten des Ikagments ahnlich gut wie die der Etzlaub-Earten, 
dagegen bedeutend besser als die der Ciisa-Karten. Es siud zwar 

1 ) Die Langenzahlen stehen in der Mitte der randliclien Gradabteilungen. 
Ebenso wie bei der Karte von 1491 bezieben wir die Zahlen in der Bichtung der 
Zablung immer auf den folgenden Meridian. Man benannte die Meridianstreifen. 
Der erste wurde vom 0. und 1 . Meridian begrenzt, 

2) Der Name NOBENBERGA ist auf der Karte von 1607 ohne Zweifel 
versehentlicli verschoben. Der Name gebort in Wirklichkeit zu dem unbenannten 
Ortsring im Knie der Pegnitz, slirdlicb FOECHE. So verzeicbnet ibn aucb die 
dem Originale Cusas bedeutend naber kommende Karte des Henricus Martellus in 
der Florentiner Ptolemausbandscbrift. 



38 A. Wolkenhauer, 


II. Breiten der vorderen Karte. 

Greordnet nach. der wahren Lange. 



Frag- 

ment 

Wabre 

Breite 

Bom- 

weg 

Etzlaub 

1501 

Eicb- 

stadt 

1491 

Ptole- 
maus , 
1507 1 

1 i^egio- 
mont. 
1475 

Stoff- 

ler 

1499 

Paris 

50” 

' 0' 

48” 50' 

48 

10' 

47” 50' 

- 



— 

48^ 

480 

Brugge 

51 

10 

51 

13 

61 

40 

51 

30 

55” 10' 

68” 50' 

52 

53 

G-ent 

50 

40 

51 

3 

51 

20 

51 

20 

54 

30 

53 

40 

52 

53 

Mecbein 

51 

20 

51 

2 

51 

20 

51 

10 

53 

40 

- 


51 1 

53 

TJtrecbt 

53 

20 

62 

5 

52 

20 

52 

20 

55 

10 

54 


53 

53 

Cdlii 

51 

30 

50 

57 

51 

10 

51 


52 

40 

52 

30 

51 

62 

Mainz 

49 

50 

50 


50 

20 

50 

10 

50 

30 

50 

30 

50 

• 50 

Bremen 

53 

30 

53 

15 

53 

50 

53 

40 

55 

10 

53 

50 

— 


Wiirzburg 

49 

50 

48 

48 

50 

1 

49 

50 

50 

j 

50 


50 

50 

Hamburg 

53 

50 

53 

34 

54 

30 ' 

54 

30 

56 

10 

54 

20 

— 

— 

Liineburg 

53 

10 

53 

20 

54 

10 

54 


54 

30 

53 

50 

— 

— 

Braunschweig 

52 

40 

52 

16 

52 

50 

52 

40 

53 

30 

52 

10 

53 

53 

Bamberg 

50 


49 

53 

50 


50 


49 

10 

49 

40 

— 

— 

Liibeck 

53 

50 

53 

52 

55 


54 

50 

56 

20 

54 

20 

56 

56 

Erfurt 

51 

10 

50 

59 

61 

20 

1 51 

10 

51 


50 

40 

51 

51 

Niirnberg 

49 

30 

49 

27 

49 

so 

1 49 

80 

48 

50 

49 

10^) 

49 

49 

Magdeburg 

52 

10 

52 

8 

52 

30 

52 

20 

51 

60 

51 

20 

54 

64 

Leipzig 

51 

20 

51 

20 

51 

30 

51 

30 

50 

40 

50 

i 

20 

51 

51 


einige ITebereinstimmungen mit den Etzlaub-Karten vorhanden, 
jedocb sind sie nicbt irgendwie bezeicbnend. Die Positionen der 
Etzlaub-Karten selber zeigen hingegen untereinander eine deutlich. 
hervortretende Verwandtscbaffc. Yiel weniger miteinander Uber- 
einstinmiend sind die Positionen der beiden Cusa-Karten nnserer 
Tabellen. Irgend eine Beziehnng zwischen ihnen und den Karten 
des Fragments ergibt sicli aus den Tabellen nicbt. Nocb weniger 
IJebereinstimmung als wie beziiglicb der Breiten ist von vomherein 
fiir die Langen zu erwarten. Aus dem Vergleicb folgt im allge- 
meinen dasselbe Ergebnis, das wir fiir die Breiten gefunden haben. 
Eine wirklicbe bezeichnende Aebnlicbkeit zeigen wiederum nnr die 
Etzlaub-Karten. Es eriibrigt sicb, Einzelheiten bervorzubeben. 
Aucb die Positionen der Ortstafeln Regiomontans und Stofflers 
lassen keine irgendwie cbarakteristiscbe Beziebting erkennen. 

1) Ebenso wie bei der Langentafel nebmen wir auch bier fiir Niimberg das 
Ortszeicben im Knie der Pegnitz. 



die Koblenzer Fragmente zweier hands cbriftlichen Xarten etc. 39 


m. Langen der hinteren Karte, bezogen auf Stettin. 

Greordnet nach der wahren Lange (westl. Langen knrsiv), 
ausgedriiokt in Bogengraden ttnd Zeitminuten = 16'). 



llllll^ 

Wahre 

Lange 

Roinveg 

Etzlaub 1 
1501 1 

Eichstadt 

1491 

Ptolemaas 

1507 

Riga 

1401 m 

902 m 

— 



16'>2“ 

15“ ” 

Danzig 

3 1 

4 

50 

401 

13 3 

4 1 

Stettin 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Thorn 

3 3 

4 

3 2 

3 

5 1 

5 2 

Warschau 

6 1 

6 2 


__ 

— 

16 

Breslau 

1 1 

2 2 

2 1 

1 3 

1 1 

0 1 

Krakau 

4 

5 2 

6 

5 0 

12 2 

15 

Kaschau 

6 3 

6 3 


— 

5 3 

6 1 

Wien 

1 2 

1 3 , 

2 3 

2 1 

2 0 

0 3 

Budapest 

4 

4 2 

5 3 

4 3 

12 2 

4 3 

Klaus enburg 

8 

9 

— 

— 

~ i 

— 


IV, Breiten der hinteren Karte. 

Greordnet nach der wahren Breite. 



Frag- 

ment 

Wahre 

Breiten 

Rom- 

■weg 

Etzlaub 

1501 

Eich- 

stadt 

1491 

Ptole- 

maus 

1507 


Stoff- 

ler 

1499 

Riga 

56“ 30' 

56“ 57' 




570 20 ' 

66“ 20' 

560 

— 

Danzig 

54 30 

54 21 

64“ 50 

54050 

56 10 

64 30 

— 

56* 

Stettin 

53 

53 26 

54 

54 

54 60 

63 30 

- 

— 

Thorn 

53 10 

53 1 

53 40 

53 30 

54 30 

53 20 

— 

— 

Warschau 

52 40 

52 14 


— 

— 

52 30 

— 

— 

Breslau 

51 20 

51 7 

51 

61 

50 

60 10 

51 

51 

Krakau 

50 

50 4 

50 10 

50 10 

50 

50 20 

61 

51 

Kaschau 

48 40 

48 40 


, — , 

48 10 

48 10 1 

50 

50 

Wien , 

48 40 

48 13 

48 10 

48 20 

48 

48 20 

48- 

48 

Budapest 

47 30 

47 29 

47 

47 

47 10 

47 40 

47 

47 

Klausenburg 

47 

46 40 

— 

— 

— 

— 

— 

— 


ITnsere Priifong der Karten des Fragments ergibt also, daB 
wir es mit selbstandigen kartographischen Leistnngen zu tnn haben. 
Die Karte von Deutschland bezw. Mitteleuropa, welche sich in 
in den beiden Fragmenten erhalten hat, hat keine Beziehnng zu 
den beiden bis jetzt bekannten, altesten Kartentypen von Deutsch- 
land aus der Zeit der Renaissance, weder zum Cusa-Typus, noch 



40 


A. Wolkenliauer, 


JsTim Etzlaub-Typus. Ihrem ganzen Inlialt nach scheinen die Karten. 
des Fragments ohne Benntznng der Karten Etzlanbs entstanden 
zn sein ; walirscheinlicli sind sie also alter als diese, deren alteste, 
;^die Karte des Eomwegs“, vermntlich im letzten Jabrzelint des 
15. Jakrlinnderts entstand. Um den Wert der Karten ricbtig ein- 
znscliatzen, haben wxr nocb besonders zn beriicksichtigen, dafi es 
sicb bei unseren Fragmenten augenscbeinlicb um sebr fliicbtige 
Entwiirfe handelt. Manche TJngenauigkeiten sind nicbt der Un- 
kenntnis des Verfassers, sondern eben der wenig sorgMtigen Art 
der Zeichnung au£ Eechnnng zu setzen. Dafiir, da6 wir es mit 
einem gelebrten, zum Mindesten matbematiscli gebUdeten Verfasser 
zn tun baben, spricht nocb besonders die Answabl der Projektionen, 
welche beiden Karten zu Grunde liegen. 

3. Die Projektionen. 

Wie oben gezeigt, stellt das Gradnetz der vorderen Karte 
eine Kegelprojektion nnd das der binteren Karte eine trapezformige 
Projektion dar. Die Verwendung b eider Projektionen ist fiir die 
sogenannten „modernen“ Karten dieser Zeit nocb etwas Dnge- 
wbbnlicbes. 

a. Die trapezformige Projektion. Beztiglicb der 
trapezformigen Projektion gleicbt, wie sobon erwabnt wnrde, die 
Karte der Rlickseite der Eicbstadter Knpfersticbkarte mit der 
Jabreszabl 1491* v. Wieser^) bat die Ansicbt ausgesprocben, daB 
es sicb bei dieser Karte um eine Umzeicbnung der Karte des 
Kardinals Cusa fiir eine Ptolemausausgabe durcb Nicolaus Ger- 
manus bandelt. Da die Eicbstadter Karte die einzige j,modeme“ 
Karte von Deutschland dieser Zeit ist, welcbe die trapezformige 
Projektion benntzt, — alle anderen sind recbteckige Plattkarten 
— und zudem das Gebiet unserer Karte nngefabr dasselbe gewesen 
zn sein scbeint, so liegt der Gedanke an eine Beziehung nabe, 
trotzdem beide Karten inhaltlicb ja wenig iibereinstimmen. Zuerst 
angewandt wnrde diese Projektion^) von dem oben genannten Nicolaus 
Germanus 1466 ff. fiir die antiken Karten seiner Ptolemansband- 
scbriften. Da diese fast ansnahmslos den ersten Ptolemausdrucken 
(1478, 1482, 1486, 1490, 1607, 1608) zn Grunde liegen^), so fand 

1) A. Wolkenliauer, Yerhandl. des XVI. deutschen Geographen-Tage? zu 
Niirnberg, 1907. S. 137. 

2) Vortrag auf der 77. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu 
Meran, 1905. Meraner Zeitung No. 120, S. 6. 

3) Jos. Fischer, Die Entdeckungen der Normannen in Amerika, Freiburg 

i. Br., 1902. S. 83. 4) Ebenda, S. 80. 



die Eoblenzer Fragmenie zweiter hands chriftKchen Earten etc. 4-1 

die trapezformige Projektion damals eine ziemlick weite Verlrei- 
ixmg. Von den „iQodernen“ Karten dieser Ptolemausausgaben 
hatte jedoch nnr die „Karte der Nordlander" die trapezforimge 
Projektion. In den Ptolemausausgaben 1507 nnd 1608, die zmn 
ersten Male eine moderne Karte von Deutschland enthalten, ist 
fur Deutschland auch die rechteckige Plattkarte benutzt. Man 
sieht also, daB flir eine moderne Karte von Deutschland damals 
die Verwendung der trapezformigen Projektion noch etwas ITn- 
gewohnliches war. 

b. Die Kegelproj ektion. Noch auffalliger ist die Ver- 
wendung der Kegelprojektion fiir eine Karte einzelner Lander. 
Zwar beschrieb bereits Ptolemaus in seiner Cosmographie diese 
Projektion und wandte eine bestimmte Abart derselben auch. fiir 
seine Weltkarte an. Piir die Einzelkarten der Lander benutzte er 
jedoch ausschlieBlich die Projektion des Marinus, d. h. die recht- 
eckige Plattkarte. *Wie eben erwahnt, war es dann Nicolaus Ger- 
manus, der zuerst die ptolemaischen Landerkarten in die trapez- 
fornadge Projektion umzeichnete. Nun existiert jedoch eine bereits 
vielumstrittene, aber noch wenig aufgeldarte Ptolemausausgabe, die 
s. g. Bologneser Ausgabe, die aufier der Weltkarte auch alle Lander- 
karten in der Kegelprojektion gibt. Am Schlufi des Textes dieser 
Ausgabe steht deutlich die Jahreszahl MCCCCLXII, jedoch hat unter 
anderen Nordenskiold^) gute Griinde vorgebracht, daB es sich bei 
der Zahl um einen Druckfehler handelt und sie 1472 zu lesen ist. 
Nordenskiold mochte die Dmzeichnung der Projektion den im Kolo- 
phon genannten Hieronimus Manfredus und Petrus Bonus zu- 
schreiben. Dieser Pall der Anwendung der Kegelprojektion fiir ein- 
zelne Lander steht jedoch vollkommen allein. Past ein Jahrhundert 
verging, ehe wir wieder die Kegelprojektion^) fiir Landergebiete 
benutzt sehen. Auf der sogenannten „Zeno-Karte“, einer Karte 
der Nordlander, welche 1568 Marcohni in Venedig verojffentlichte, 
ist dieses der Pall. Die Zeichnung der Projektion ist Her nicht 
einmal ganz korrekt, Besonders aus der Verwendung der Kegel- 

1) Faksimile-Atlas, 1889, S. 12 a. Es ist sehr zu hoffen, dafi die zur Zeit mit 
Eifer betriehenen Studien tiber diese merkwiirdige Ptolemausausgabe Ton Erfolg 
gekront sind. 

2) Vergl, die Aufzablung bei Nordenskiold, Faksimile-Atlas, 1889, S. 86 a. 
Ancb Gregor Euyscb benutzte die Kegelprojektion* fur seine Weltkarte, die sicb 
in den romiscben Ptolemausausgaben 1507 und 1508 findet. Da der Berubrungs- 
parallel mit deni Pol zusammenfallt, erscbeint die Kaxte als Polarkarte. 



42 


A. Wolkenliauer, 


projektion auf unserem Fragment scheint sich also zu ergeten, 
dafi wir es mit einem selbstandigen, iiberlegenden Kartographen 
zu tun haben, und nicbt mit einem gewohuliclien Kopisten, 

V. Datieriing, Ort der Entstehung und Yerfasser. 

1. Datierung. 

a. Allgemeinere Hinweise. Scbon einleitend^) wurde 
bemerkt, da6 wir auf Grand der Scbrift nach Wilhelm Meyer die 
Abfassung des Fragments mit groBer Wahrscheinlichkeit in die 
2. HSfte des 16. Jahrhunderts setzen diirfen. Gleich Her sei mit- 
geteiltj dafi aach die sprachlichen Beobachtungen Edward 
Schroders, iiber die wir gleich noch aasfiihrlich zu berichten 
haben, ganz unabhangig^) von der Schriftbeurteilong Wilhelm 
Meyers zu demselben Ergebnis gefiihrt haben, Fiir eine Zeit v o r 
1500 spricht auch die friiher^) erwahnte Hervorhebung der Orts- 
signatnr von Slnis, des Hafens von Brugge, da mit der Verlegung 
des Handels von Briigge nach Antwerpen am 1600 aach Slais seine 
friihere Bedeatung verier. Eine besondere Hervorhebang hatte 
nachher keinen Sinn mehr gehabt. Der Vergleich mit den Karten 
Etzlaubs hat ergeben^), dafi diese Karten augenscheinlich nicht 
benutzt sind and daher vermntlich noch nicht existierten. Dieser 
Schlufi ist berechtigt, wie wir weiterhin zeigen werden, weil vieles 
daflir spricht, dafi anser Fragment ebenso wie Etzlaubs Karten in 
Numberg entstand. Da die alteste Karte, welche wir Etzlaab 
zuschreiben, die „Karte des Eomwegs", ins letzte Jahrzehnt des 
16. Jahrhunderts zu setzen ist, so schiebt sich damit der Termin 
ante quern auf ca. 1490 zuriick. TJeber den Termin post quern sei 
bier nur ganz allgemein bemerkt, dafi nach der Entwicklung der 
Kartographie an eine Zeit vor 1460 kaum zu denken ist. 

b. Die Namen Katzenelnbogen und Lichtenberg. 
Vortrefflichunterstutzt werden diese mehr allgemeinen Bemerkungen 
zur Datierung durch das Vorkommen zweier Kamen auf der vor- 
deren Karte, die fiir eine Entstehung der Karte vor 1480 bezw, 
1479 sprechen. Es handelt sich, wie vorher bereits kurz angedeutet 
wurde, am die Namen der Grafschaft Katzenelnbogen and der 
Herrschaft Lichtenberg. 1479 starb der letzte Graf von Katzen- 
elnbogen, womit die Grafschaft als solche aufgehort hatte zu 

1) Oben S. IS. • 

2) Herrn Schroder lag zunachst nur eine Absclirift und nicht das Original vor. 

3) S. 22. 4) S. 40. 



die Koblenzer Fragmente zweier hands chriftlichen Karten etc. 43 

existieren. Sie kam dnrck Erbschaft an den Landgrafen Heinrich. 
III. Yon Oberhessen und spater nach dem Tode yon dessen Sohn 
Wilhelm III. (f 1600) an den Landgrafen Wilhelm II, von Hessen^), 
Auch die Familie Lichtenberg war 1480 in mannlicher Linie ana- 
gestorben. Das Territorinm fiel durch Erbschaft znr Halfte an 
den Girafen von Hanan nnd zur Halfte an den Gr-rafen von Zwei- 
briicken-Bitsch ^). Es ist kanm anzunehmen, dab die beiden Namen 
nach den Jahren 1479 bezw. 1480 noch auf der Karte verzeichnet 
waren, als beide Grebiete als solche nicht mehr existierten. Man 
darf ans dem Vorkonmien der beiden Hamen also wohl mitgroBer 
Wahrscheinlichkeit den SchluB ziehen, dafi die Karte vor dem 
Jahre 1479 entstanden ist. Auch Herr Professor Schroder kam 
bei Priifung der Ortsnamen ganz unabhangig zu denselben ScliluB- 
folgerungen: . einer dieser Eehler konnte passieren, brauchte 

nicht einmal als Fehler zu gelten — wenn aber, wo doch nnr ganz 
wenige der kleinen Dynasten eingetragen sind, gerade diese beiden 
(eigentlich die einzigen!) solche sind, die von 1479 bezw. 1480 ab 
nicht mehr existierten, dann gibt das zu denken.^ 

2. Ort der Entstehung. 

a. Allgemeine Dialektabgrenzung. Besonders wichtig 
sowohl fiir die Datierung als auch namentlich fixr die Abgrenzung 
des Heimatsgebietes des Verfassers der Karte sind die SchluB- 
folgerungen, zu denen Herr Professor Schroder auf Grrund der 
Namensformen gelangt ist. Fur seine wertvolle Unterstiitzung 
sage ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank. Herr 
Schroder teilte mir folgendes miti 

„Fur die Heimat sind, wenn ich mich auch nur an die Laute 
und Formen halte, ausgeschlossen: Der ganze Westen (von Basel 
bis Utrecht), der ganze Norden bis zum Main und dazu der ganze 
Nordosten (von Breslau bis Konigsberg). 

Charakteristisch sind: * 

1) einmal die bairischen (neuen) Diphthonge L^ipck, prat^nswig, 
neeOTiegen fur i, h, iu (spr. ii); 

2) das constante p des Anlauts jprun, jpingen, jpranndbg, 
praunswig ; 

3) die Formen esling und nordling, fur die man auBerhalb 
Bayerns zumeist -lingen sprach und schrieb. 


1) Konr. Kretschmer, Historische Geographie von Mittelenropa, 1904:, S. 440. 

2) Kretschmer, a. a. 0. S. 465, 



M 


A. Wolkenhauer, 


(Anderes wie maidburg neben heydelb’g, mergente?/ beweist 
weniger.) 

Darnach kommt nur das &ebiet des bairiscben Dialekts emst- 
haft in Frage, freilich mit EinschluB der angrenzenden oberpfalzi- 
schen und oberfrankischen Grebiete. Niirnberg selbst ist damals 
noch sprachlicli eine ausgesprochen bairische Stadt.“ 

b. Number g. ^Ich darf wohl kinzufiigen, daJS nach meinem 
Urteil Nurnberg in allererster Linie in Frage kommt. Das hydro- 
graphische System ist in dem oberfrankisch-oberpfalzischen Grebiet 
viel vollstandiger als anderswo. Dafi ein Fliifichen wie die Peg- 
nitz eingetragen wird, ist auffallig. 

Nun aber die Beobacbtung ernes Philologen. Der Verfasser 
scbreibt: lutzelb’g, marp’g, maidburg, roteb’g, pranndb’g, lunburg; 
babenb’g, amberg, aber nurSb’ga, der einzige latinisierte Name ! 

Daneben nennt er die Bischofsstadt Wurzburg (im Gegensatz 
zu babenb’g, meintz, coin, trier, maidburg) mit ibrem lateiuischen 
Namen k’bipolis und setzt sie zugleiok deutlicb als JEauptstadt in 
Franconia an (der Wiirzburger Bisckof ist Herzog von Franken!). 
Das scbeint fast fiir einen clericus dioecesis herbipolensis zu 
sprecben. Niirnberg gebbrt zwar kirchlicb zum Bistum Bamberg, 
aber deshalb kann, zumal etwa als Notar oder in ahnlicber 
Stellung, dort sebr woH ein Eleriker der Wiirzburger Diocese 
sitzen.“ 

Somit kommt auf Grund der sprachlicben XJntersucliung als 
Heimat des Verfassers das Gebiet des bayrischen Dialektes ein- 
schlieBlicb der oberpfalzischen und oberfrankischen Nachbargebiete 
in Frage. Auffallig ist, was gerade vom geographischen Standpunkt 
noch besonders betont werden mufi, die detaillierte Darstellung 
des Fichtelgebirges und seiner siidwestlichen Nachbarschaft, d. h. 
der weiteren TJmgebnng von Nurnberg, und wir teilen durchaus 
die von Herrn Professor Schroder geauBerte Vermutung, da6 
gerade Nurnberg der TJrsprungsort des Fragments sein kann. 

3. Verfasser. 

a. Ablehnung Regiomontans. Auch innere Griinde 
sprechen dafiir, dafi Niirnberg der Sitz des Verfassers war. In 
der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts herrschte hier ein auBer- 
ordentlich reges geistiges Leben. Besonders die technischen 
Wissenschaften standen in groBem Ansehen. War es doch die 
weitbekannte Kunstfertigkeit der Niirnberger Mechaniker, welche 



die Eoblenzer Fragments zweier iiandschriftliclien Karten etc. 


46 


den berulnnten Regiomontan veranlaJBten, 1471 nacli Niirnberg 
iiberznsiedebi. Die auf dem Fragment verwandten Kartenprojek- 
tionen lieBen xms zu dem SchlnB kommen, da6 der Verfasser ein 
in der Mathematik bewanderter G-elehrter sein miisse. Sehr nahe 
liegt es daher, zunacbst am Regiomontan selber zn denken, trotz- 
dem seine Ortstafel (1475 ff.), wie oben gezeigt, keine besondere 
Debereinstimmnng mit dem Fragment zeigt. Die anBeren TTm- 
stande passen in der Tat vortrefiFHcb zusammen. Regiomontan 
stammt ans Konigsberg in Oberfranken; er sprach also von Haus 
ans den in Betrackt kommenden Dialekt. Von 1471 — 1475 kielt 
er sick in Niirnberg anf. Bekanntlicb folgte er dann einer Anf- 
fordernng des Papstes, an der Kalenderreform mitzuarbeiten, und 
starb 1476 in Rom an der Pest. Fiir Niirnberg batte sick Regio- 
montan einen ^wabrkaft groBartigen Arbeitsplan“ gemacbt. Neben 
sekr vielem anderen war ancb gerade die Herstellung von Karten 
geplant^), sowohl fiir die ganze Erde, als auch Spezialkarten von 
Dentsckland, Spanien, Frankreich, Grriechenland nsw. Regiomontan 
berichtet iiber seine Niirnberger Arbeitsplane selber in einem 
Briefe an semen Frennd, den Magister Christian Roder in Erfnrt. 
Weim wir annehmen diirften, daB die Karten des Fragments 
wahrend Regiomontans Niirnberger Anfentbalt entstanden sind, so 
paBt das ansgezeichnet zu unserer bisherigen Datierung : vor 1479. 

Fiir die Autorsckaft Regiomontans spricht vielleicbt anck die 
verkaltnismaBig detaillierte Darstellung der weiteren Dmgebimg 
von Wien tmd Budapest auf der Riickseite des Fragments. In 
beiden Stadten katte sick Regiomontan vorker langere Zeit auf- 
gebalten. Leider werden aUe diese Hinweise zunacbst widerlegt 
durck einen Vergleick der Handschrift Regiomontans mit der 
Handsckrift des Fragments. Zum Grlfick sind von Regiomontan 
eine ganze Reike von Handschriften erhalten®). Wir benutzten 
zum Vergleick die beiden Sckriftproben, welcke sick anf einer 
Tafel am SckluB der Schrift: »Notitia trium codioum autograpko- 
rum Jokannis Regiomontani in bibliotkeca Ckr. Tkeopk. de Murr, 
Norimbergae, 1801“ finden. Sie zeigen deutliok, daB das Fragment 
nickt von Regiomontan selbst gesckrieben ist. 


1) Allgem. deutsche BiograpMe, Bd. 22 S. 669; firsct und Gruber, AUgem. 
Encyclopadie der Wissenschaften u. Kunste, 2. Sektion, 22. Teil. Leipzig, 1843, 
S. 207. 

2) Abgedruckt in Chr. Theoph. Murr’s Memorabilia Bibliothecarum publica- 
rum Norimbergensium, Pars I, Norimb., 1786, S. 184 ff. 

3) Vgl. auch Al. Ziegler, Regiomontanus, Dresden, 1874, S. 48, 49. 


46 


A. W olkenhauer, 


b. Niirnberger Scbule E egiom ontans. "Wenn also 
die Hoffnung, in dem Fragment ein Exemplar der vollstandig ver- 
schollenen eigenhandigen Kartenzeichnxmgen Eegiomontans wieder- 
gefunden zu haben, damit vernicbtet ist, so bleibt doch eine grofie 
Wahrscheinlichkeit, daB das Fragment zn Eegiomontan eine gewisse 
Beziehtmg bat. Es kann kein Zweifel sein, daB Eegiomontan in 
Niirnberg eine anBerordentlicb anregende Tatigkeit entfaltet bat, 
wenn aucb nicbt erwiesen scbeint^), wie vielfacb bericbtet wird, 
daB er direkt im Anftrage des Magistrats ofPentliche Vortrage 
liber Matbematik nnd Astronomie gebalten hat. Irgendwie ist 
Eegiomontans jedenfalls ancb xmterricbtend tatig gewesen. Er- 
ionert sei nnr an den spateren Seefabrer Martin Bebaim, der 
vermutlicb damals Eegiomontans TJnterricbt genoB. 

Vielleicbt spiegeln sogar die zablreicben, niederlandiscben Orte 
anf der vorderen Karte die lebbaften Handelsbeziebnngen wieder, 
die damals zwiscben Niirnberg nnd den Niederlanden bestanden. 
Vielfacb hielten sicb die jungen Niirnberger Kauflente zn ihrer 
weiteren Ansbildung in den Niederlanden anf, so lebte der ge- 
nannte Bebaim®) 1476 — 1479 in Mecbeln nnd dann bis 1484 in 
Antwerpen. Es liegt also sehr nabe, daB die Karten nnseres 
Fragments docb in einem naben Znsammenbange mit den ver- 
scboUenen Karten ans Eegiomontans Scbnle stehen. 

Wir kommen daber, indem wir alle angefnbrten Hinweise in 
Betranht ziehen, zn dem Ergebnis, daB das Fragment vermntlicb 
dem Sebiilerkreise Eegiomontans in Niirnberg entstammt nnd in 
den siebziger dabren des 15. Jabrbnnderts entstanden ist. Eine 
ansgesprocbene Aebnlichkeit bestebt in Bezng anf die Schrift mit 
einer Forstkarte ®) des Niirnbergers Erbard Etzlanb, der „Wiltkarte 
V. J. 1516“, deren Original sicb im Grermanischen Nationalmnsenm 
zn Niirnberg befindet. Jedocb ist die Uebereinstimmnng nicbt 
derart, daB unbedingt anf die Identitat der Antoren geschlossen 
werden konnte. Zndem war Etzlanb (f 1532) in den Jahren vor 
1479 wabrscbeinlicb fiir die Herstellnng solcber Karten nocb zn 
jnng. Immerhin diirfte doch ancb die Verwandtscbaft der Schrift 
anf eine Niirnberger Scbreibscbnle binweisen. Sebr zn boffen ist, 
daB es mit HUfe der bier beigegebenen Eeprodnktion der vorderen 
Karte nocb gelingen moge, dnrch Handscbriftenvergleich den 
wirklicben Autor des Fragments festzustellen. 

1) E. G. Ravenstein, Martin Behaim, his life and his globe, London, 1908, S. 8. 

2) Eavenstein, a. a. 0. S. 8 u. 9, 

3) A. Wolkenhauer, Der Nttmberger Kartograph Erhard Etzlanb. Verhandl. 
des 16. dentschen Geographentages zu Niirnberg, 1907, S. 130. 



die Koblenzer Fragmente zweier handschriftlichen Karten etc. 

Inhalt 


47 


Einleitung 17 

I, Aeussere Beschreibung des Frag- 
ments 18 

IL Die Karte der Vorderseite . 

1. TJmgrenzung nnd mathema- 
tiscbe G-rundlagen . . . 

a. Das Grebiet 19 

b. Gradnetz und MaBstab . 19 

c. UrspruBglicbe GroBe der 

Karte 20 


d. Die beiden Meilenskalen 20 

2, Situation 

a. Die Kiisten und FluBmun- 


dungen (Sluis) . . .21 

b. Fliisse 22 

c. Grebirge 23 

d. Grenzlinien 23 

3. Topograpbie , , . ♦ . 

a. Ortsnamen 23 

b. Landscbaftsnamen , . .25 

III. Die Karte der Riickseite . 

1. Die Rekonstruktion ... 25 


2. Umgrenzung und mathema- 

tiscbe Grundlagen . . . 

a. Das Gebiet 26 

b. Gradnetz und MaBstab . 27 

c. Urspriinglicbe GroBe der 

Karte 27 

3. Situation 

a. Kiistenuinrisse .... 28 


b. Eliisse 29 

c. Gebirge 29 

d. Grenzlinien 29 


4. Topographic 

a. Ortsnamen . . , . .30 

b. Landscbaftsnamen . . ,32 

IV. Vergleich des Fragments mit 

anderem karthographischen 
Material der Zeit . . . 

1. Inhalt der Karten . . . 

a. Das Vergleichsmaterial . 33 

b. Ergebnis 34 

2. Die Positionen .... 

a. Erlauternde Bemerkungen 35 

b. Vergleicbende Positions- 

tabellen 37 

c. Ergebnis ... ... 37 

3. Die Projektionen .... 

a. Die trapezform. Projektion 40 

b. Die Kegelprojektion . . 41 

V. Datierung, Ort d. Entstehung 

und VeriEasser ^ . 

1. Datierung 

a. Allgemeinere Hinweise . 42 

b. DieKamenKatzenelnbogen 

und Licbtenberg . .42 

2. Ort der Entstehung (die 

Kamensformen nacb Edw. 

Schroder) 

a. AUgemeine Dialekt-Ah- 

grenzung 43 

h. Niimherg 44 

3. Verfasser 

a. Ahlehnung Regiomontans 44 

b, Kumherger Schule Regio- 

montans 46 



Etymolog'ische Mitteilungen. 

(Grott; Grafj Gaumen; ' — Consul.) 

Yon 

Leo Meyer. 

Vorgelegt in der Sitzung vom 12. Februar 1910. 

Gott. 

Hermann flirt, der die none, die fiinfte, Anflage von Weigands 
vortrefflichem Deutschem Worterbucli besorgt nnd es im GroBen 
nnd Ganzen ansgezeiclmet verstanden bat, das genannte Werk 
wie ans etwas engerem Rahmen anf die weitansblickende Blolie 
der heutigen gescHcktlichen Spracbwissenscliaft Mnanfznlieben, 
bat dpcb in mancben einzelnen Fallen nocb nicbt ganz gliicMicb 
abzuwagen verstanden, was als im hocbsten Grade wabrscbeinlicb 
Oder als dnrcbans unwabrscbeinlicb gelten darf oder etwa mit 
einer zwiscben diesen beiden Endpxinkten liegenden Wertnuancie- 
rung zu beurteilen ist. Denn das ist ja inuner wieder zu betonen: 
Spracbwissenschaft ist keine Matbematik und als wirldicb matbe- 
matiscb feststebend bbnnen ibre Ergebnisse nie bezeichnet werden. 
Immerbin aber ist docb des Stoffes mehr und mehr geworden, der 
nach der gewbhnlicben Anschauung der menscblicben Wissen- 
scbaften fiir wabr und richtig gelten darf. 

IJnser Wort Qoit^ das gotiscbe guth mit dem Genetiv gudis^ 
ist in Weigands vierter Auflage nocb in ganz unricbtiger Weise 
mit dem gleicbbedeutenden persiscben chodd zusammengestellt. Die 
Entwicklung des anlautenden persiscben ch bat mit unserm g gar 
nicbts zu schaffen. flirt aber erklart folgender MaBen: „Eine 
alte partizipiale Bildung urgerm. ^gudom^ idg, "^ghutom^ die man“ 
— so fabrt er fort — zu verscbiedenen Verben der verwandten 
Spracben stellen kann, entweder 1) zu aind. hu ,anrafen' hdta- nnd 



Etymologische Mitteilungen. 


49 


aw. -zbdta ,gerufeii‘, abg. sovq ,icli rufe^, lit. zaveti ,besprecheii, 
zaubem^ Wir fugen dem binzu, da6 diese Erklarung die einzige 
wirklicb wahrscbeinliche ist and obne weiteres als die richtige 
gelten darf. Das altindisclie hii ,aiirufen‘ wird besonders haufig 
vom jAnrufen der G"otter^ gebraucht, so im Rgvaidas 9, 80, 1: daivan 
havatai divas jpdri ,die Grotter ruft er vom Himmel ber^; 1, 106,173 
tritds . . . daivan havatai Htdjai ,Tritas ruft die Q-btter zu 
1, 7, Bi indram vajdm . . . liavamahai ,deii Indras rufen wir^; 1, 127, 8: 
vigvdsdm tvd vigdm pdtim havdmahai ,dict (Agnis) den Herrn aller 
Stamme rufen wir^ ; 10, 15, 5 : upa-hutds pitdras saumdsas harhishiaishu 
nidhishu prijdishu tdi a gamantu ,herbeigerufen zu den bereitstehen- 
den Opfergaben sollen die saumaliebenden Vater berbeikommen* ; 
10, 107, 9 : hhaugds §igjus jdi d-diutas prajdnti ,die Ereigebigen be- 
siegten die, welcbe ungerufen vorangelm‘. 

Eine zweite Erklarungsmoglicbkeit fixr unser GoU findet HUrt 
im AnscbluB an altind. Jiu ,opferii‘ {§u-}iduii ,er opfert^), hdd-s ,ge- 
opfert^, das er zum griechiscben %hiv^ %vx6g ,giei3en, gegossen^ stellt. 
Soli demnacb GoU eigentlich bedeuten ,der Greopferte‘, oder, was 
dock durcbaus nicht der angenommenen Bildxmg entsprecien wtirde, 
,der dem geopfert wird?^ Dazu bleibt die Aimabme der genauen 
IJbereinstimmung von %Betv mit altind. Im ,opfern‘ durchans be- 
denklich. Scheint dock mit dem altindiscben hu ,opfem^ vielmehr 
das griechische ^lisiv ,opfern^ genau iibereinzustimmen. Nack Hirts 
Untersuckung miiJBte das gotiscke guth^ unser Gott^ mit dem parti- 
zipiellen %vt6g genau iibereinstimmen. Bei Homer begegnet diese 
W ortform viermal (H. 6,464; 14,114; 23,256; Od. 3,258), jedesmal 
in Verbindung mit yala ,ErdeS von jaufgeschiitteter Erde, einem 
aufgeworfenen Grrabbugel, also in einer Bedeutung, die von ,Grott‘ 
ohne Zweifel auBerordentlick weit abliegt. 

Eine weitere MogKckkeit etymologiscken Zusammenkangs 
unseres Wortes ,Grott‘ findet Hirt im lateiniscken fovdre ,warmen*. 
Soli damit also etwa,Grott^ als urspriinglick ,gewarmter‘ oder ,er- 
warmter^, oder etwa anck als ,erwarmender^ angenommen werden 
und fiir das lateiniscke fovere Entwicklnng des anlautenden f- aus 
urspriinglickem gh ? Darliber wird gar nickts weiteres angedeutet, 
es brauckt also auck nickt widerlegt oder als ganz und gar un- 
wakrscheinlick erwiesen zu werden. 

Das Letzte, was als moglicker Weise mit unserm QoU im 
etymologisckem Zusammenkang stekend kingestellt wird, ist das 
lateiniscke favere ,giinstig sein^ Es ist aber auck da weder in 
Bezug auf die Form nock in Bezug auf die Bedeutung irgend 

Kgl. Ges. d. Wlss. lfachri<^hteii. PMlolog.-Wstor. Klaase 1910. Heft 1. 4 



60 


Leo Meyer, 


etwas angefiihrt, das als beweisend oder auch nur als ganz entfernt 
wakrscheinlich machend bezeichnet werden konnte. 

Graf. 

In Bezug auf die Herknnft nnseres Wortes Graf sckwankt 
Hirt zwischen zwei Moglichkeiten der Erklarung, deren eine doch 
weit unwahrsckeinlicker ist, als die andre. „Ain nacbsten", heiBt 
es bei ihm, »liegt Znsammeusetzung aus gi- und einem rt^, ruh, 
dessen Bedeutnng aber anck nickt klar ist.“ Da das r&j oder 
rob bei dieser ,Erklarang‘ voUig im Dnnkel bleibt, erkebt sick 
gegen die angefiikrte Annakme einiges Bedenken, es ist aber anch 
ein weiteres nock dagegen ins Peld zu fiikren. 

Es ist bekannt, dak im kTeukockdentscken das anlautende g 
der Konsonantenverbindnng gl sekr oft ans dem Prafix ge, gotisck 
ga, verkiirzt ist, so in glauhen neben mkd. gelouben, got. ga-laubjan- 
in gleich, mkd. geltch, got. ga-leika-] — in Gleis aus alterem ge- 
leise] — in GUed, das auck nock bei Lutker als Gelied auftritt, 
neben mkd. ge-lU] — in Gliinitf mkd. gdm$f\ — in Glildk neben 
mkd. gelikike, das gotisck ga-lulcja- lauten wurde. 

Dnrckans vmgewoknlick aber und nur in ganz vereinzelten Bei- 
spielen entgegentretend ist anlautendes neukochdeutsckes gr, in dem 
das anlautende g durck Verkurzung aus dem alten Prefix ge, gotisck 
ga-, Lervorgegaugen ware. Unser Graf ist als mittelkockdeutsckes 
grave und als altkockdeutsckes grdfo ein sekr geliiufiges Wort, 
das aber niemals als etwa voUer lautendes gerdve oder altkock- 
deutsckes girdfo entgegentritt. So ist von vornkerein als ganz 
bestimmt auszusprecken, daB unser Graf durckaus kein altes Pra- 
fix ga entkalt. Das augelsacksiscke gerefa entkalt gar nickts besonders 
altertiimlickes in seiner Bildung, sondern kann nur miBverstand- 
lich aus seiner alten festlandiscLen Form mit der anlautenden 
Konsonantenverbindung gr umgebildet und so verunstaltet sein, 
als ob es mit einem alten Prafix ge gebildet sei. 

jAnderseits“, beiBt es bei Hirt weiter, ^vergleickt man got. 
gagrcfts f. ,BesckIuB, Befekl'. Aber daim muB man ags. gerefa von 
Graf trennen“. Aber solcke Notwendigkeit bestekt durckaus nickt. 
Das augelsacksiscke gerefa stekt so wie so mit dem altkockdeutscken 
grdfo und mittelkockdeutscken grave in lautlickem Widerspruck und 
kann durckaus nickt als die erlauternde Grundlage zu den kock- 
deutseten Formen gelten. 

Das gotische gagrefiSj liber das noeb einiges zu sagen ist, be- 
gegnet nur zweimal in der gotischen Bibellibersetzung, zuerst Luk« 
2,1; wo imann gagrefts fram Icaisara Agiistau dem grieebiseben 



Etymologische Mitteilungen, 


61 


Sdyfia TCaQ^^ KaC 6 ccQ 0 Q A'i)y 6 ' 66 tov gegenuberstelit, also das 
griecliisclie 86 yiLa jGrebot^ deutlicli durch gagrefts iibersetzt ist. Die 
andere Stelle ist nicht ganz so durcbsichtig und ancb ofters mifi- 
verstanden. Sie findet sicb Kor. 2, 8, 12, wo es beiBt jabai auh 
vilja in gagreiftai (so in beiden Handscbriften mit einem im Goti- 
scben auch sonst mebrfaclieii Eintreten des ei fiir e) ist^ das grie- 
cbiscbe ei yccg ^ TtQod'vgia TtQdzeitaL also durch „denn wenn Bereit- 
willigkeit im BeschluB ist“, wieder gegeben ist. 

Die Bildung von gagrefts ist nnverkennbar deutlich. Es hat 
die Grundform ga-grefti- nnd gehort zu den zahlreichen durch altes 
ti gebildeten weiblichgeschlechtigen Snbstantiven. Das Praflx ga 
hebt sich deutlich ab, so ergibt sich eine alte Verbalform grefan 
mit der Bedeutung ,beschlieBenj befehlen, gebieten^, die ursprlingliche 
Stufe des Labials ergibt sich eben aus der anzunehmenden Zu- 
gehbrigkeit unsers Graf als ganz wie sie zum Beispiel besteht 
im gotischen fimf neben unserm funf Dnserm Graf dem mittel- 
hochdeutschen grave^ althochdeutschen grdfo wird mithin ein goti- 
sches nomen agentis grefan- genau entsprechen mit der Bedeutung 
,der beschliefiende, gebietende, befehlende, Herr^ 

Gaumen. 

Dnser Gaumen^ mhd. gounie^ ahd. goimo^ wiirde in gotischer 
Grundform lauten gamnan-\ Darin lost sich deutlich ein suffixales 
man ab, das im gotischen gar nicht ungewohnlich ist und zum Bei- 
spiel noch vorliegt in bldman- stoman- ,Stoff, Gegenstand^ 

(Kor. 2, 9, 4; 2, 11, 17) und milkman- ,Wolke^ Das gau- entspricht 
mit derselben Entwicklung des lateinischen /*, wie sie sich zum 
Beispiel in fundere neben gotischem ghiian^ unserm giejien zeigt, genau 
dem fau- im lateinischen faux ,Rachen, Schlund^ In ibm kann 
der Guttural nur suffixales Element sein, wie es solches auch nur 
ist in den zahlreichen lateinischen weiblichen Bildungen auf trtc^ 
wie zum Beispiel fautric- ,G6nnerin‘, cantric- ,Sangerin^ und sonst. 

Weiterer naher Zusammenhang besteht mit dem griechischen 
,das Auseinanderklaffen, die Leere^, das ganz wie das un- 
geschlechtige g}(lcog- ,List^ auf alteres (pdfog- so auf ein altes %dfog- 
zuriickflihrt. Dnmittelbar dazu gehort das adjektivische 
,aus einander blaffend, locker, poros^ 

Consul. 

Mommsen hat im ersten Bande (Zehnte Auflage, Seite 246) 
seiner Romischen Geschichte bei Besprechung der grofien Ver- 
fassungsanderung, in Edge deren „an die Stelle des einen lebens- 

4* 



62 


Leo Meyer, 


langlichen zwei Jalireskonige“, treten, „die sich Eeldherm {prae- 
tores) oder Kichter {judices) oder auch. bloB Kollegen {consuUs) 
nannten^, auch der Etymologic des letztangefiihrten Ausdrucks 
cine kleine Aumerkung gewidmet, die folgenden Wortlaut hat: 
^ConsiiUs sind die zusammen Springenden oder Tauzenden, wie 
praesul der Vorspringer, exul der Ausspringer (6 i% 7 CB 06 v)^ insula 
der Einsprung, zunachst der ins Meer gefallene Eelsblock^. 

Diese Kombination kann nur als eine sehr wenig gliickliohe 
bezeichuet werden. Kaum warden viele Inseln durch ins Meer 
gefallene Eelsblocke entstanden sein, Gerade bei Inseln wird man 
im allgemeinen gewiS am Allerwenigsten an ein Hineinspringen 
denken wollen. 

Die Etymologie des lateinischen insula ist schon vor langer 
Zeit erkannt. Ganz wie beispielsweise das adjektivische 
alter %BQaf6g^ das mehrfach als Beiwort zu elacpois ,Hirscli^ (IL 
3,24; 11,475: 15,271; 16,168) gebraucht worden ist, sich im la- 
teinischen cervos ,Hirsch^ zu substantivischer Selbstaudigkeit ent- 
wickelt hat, beruht das substantivisch selbstandig gewordene in- 
sula auf dem adjektivischen sv-cclo-g ,im Meer {iv tfi aU) befindlich^ 
(Horn. hymn. Ap. 180; Eur. HeL 1130; EL 1348; Kritias bei 
Athen. 1,28, B), das an drei Odysseestellen (4,443; 5,67; 16,479) 
in der durch suffixales to erweiterten adjektivischen Form elv-dcXco-g 
(echt homerisch wohl avv-dho-g zu lesen) auftritt. Das griechische 
ccX- jMeer^ fuhrt auf altes sal zurlick und hangt auch mit dem la- 
teinischen salum ,Meer‘ (Cat. ; Prop. ; Ov.) und altindischen salild-m 
,das Fliissige, Wasser^ zusammen. Das inner e u von insula be- 
ruht auf einem weithin wirkenden — im ersten Bande von Bezzen- 
bergers Beitragen, Seite 143—162, etwas eingehender besprochenen 
— lateinischen Lautgesetz, wonach innere kurze Vokale ganz ge- 
wohnlich mi — , oder wo sichs um ein nachbarliches I handelt, 
wie in zahlreichen VerMeinerungsformen, in u umgewandelt werden. 

Was nun das Wort Consul anbetrifft, so mag zunachst angefiihrt 
werden, dah das lateinische com- ein auBerordentlich haufiges Prafix 
ist, das in Verbindung mit Verbalformen in der Hegel ,zusammen‘ 
das ist ,an denselben Ort‘ bedeutet, wie in con-venire , zusammen 
kommen^, con-currere ,zusammenlaufenS com-ponere ,zusammenlegen, 
zusammensetzen^, con-gredi ,zusammenschreiten^ Fin con-salire oder 
con-siltrej fiir dessen einst wirklich lebendigen Gebrauch iibrigens 
gar keine Gewahr besteht, wtirde danach ,zusammen‘, d. i. ,an den- 
selben Ort springen^ bedeuten. 

In Verbindung mit je folgendem Nomen wird com ganz gewohn- 
lich so gebraucht, da6 wir es ,in liber einstimm ender Weise^, ,das- 



Etymologisclie Mitteilungen. 


53 


selbe' Oder almlicli ubersetzen koBnen. So in con-sanguineus ,iiL 
liber einstimmenderWeise Bint {sanguisy oder ,dasselbe Blut habend, 
blntsverwandt^, collega (aus com-Uga) ,denselben Axiftra.g (leg-) habend, 
dasselbe Amt habend, Amtsgenosse^, con4empordneus ,derselben Zeit 
angehorend, Zeitgenosse^ con-color jgleichfarbig^, con-ftnis ,dieselbe 
Granze habend, angranzend', con-gene-r, von gleichem Geschlecht' 
(genus)^ con-sors ,den gleichen Anteil habend, gemeinsam^, con” 
•tuberndlis ,demselben Zelt angehorig, Zeltgenosse^. 

Der SchlnBteil des zusammengesetzten consul ist nichts anders, 
als das substantivische solum 3oden, Boden anf dem man steht, 
Heimatsboden (sohim vertere oder muidre ,den Heimatsboden ver- 
lassen, in die Fremde gehn, in die Verbannnng gehn‘), es bedentet 
also jdemselben Heimatsboden angehorig, Landsmann, Kamerad, 
Genosse^ Eine ganz entsprechende Bildung gibts im Deutschen 
nicht, in gewisser Weise aber laBt sich unser Geselle vergleichen. v 
Im gotischen Gewande wiirde es gasaljan- lanten nnd zunachst 
bedenten ,demselben Wohnranm, demselben Saal (mittelhochdeutsch 
sal^ unser Saal^ mit dem lateinischen solum iibereinstiiamend) an- 
gehorend^ Unser ge-^ gotisches ga-, wird in Zusammensetzimgen 
mehrfach genau so gebrancht, wie das lateinische com- in oben ange- 
fiihrten Beispielen, wie zum Beispiel in Gefdhrte ,Fahrtgenosse‘, 
Ge-spiele, am selben Spiel Teil nehmend', got. ga-sinthjan- oder ga- 
sinthan- ,Ileisegenosse^ (zu dem mutmafilichen sintha- jReise^. 

Das innere u von Consul {consulem^ coiisules) entwickelte sich 
ganz so wie in insula. Zu bemerken ist dann noch, daB der 
suffixale Vokal von solo- {solum) in dem zusammengesetzten consul 
aufgegeben ist. Damit laBt sich vergleichen, daB zum Beispiel 
neben famulus ,Diener^ bei alteren Dichtern (Enn. ann. 317; Lucr. 

3, 1033) auch ein verktirztes famul gebrancht worden ist. Mit 
suffixalem I bildet sich der Wortausgang ul offenbar sehr leicht, 
so in facul ,leicht‘, das bei alteren Dichtern (Pacur. tr, 322 u. 426; 
Acc. tr. 460; Afran. Com. 7) often statt des ungeschlechtigen fa- 
cile auftritt, und in simul ,zu gleicher Zeit^, das nichts] anderes 
ist, als die ungeschlechtige Form zu similis ,ahnlich^ (urspriinglich 
wohl auch ,gleich^). 

Mittels des suffixalen das im Gebiet der abgeleiteten Worter 
und zwar sowohl der adjektivischen als der sub st anti viscb. selb- 
standigen iiberhaupt das weitaus haufigste ist, ist aus consul abgeleitet 
consilium, das an erster Stelle bedentet ,GeseUschaft‘, weiter aber 
dann auch ,gesellschaftliche, genossenschaftliche Behandlung, Be- 
ratung^ und dann auch ,das Resultat solcher Behandlung und Be- 
ratung‘. Ahnliche Bildungen sind convtvium ,Tischgesellschaft^ 



64 


Leo Meyer, 


(zu Gonvtva ,Txschgenosse‘), collegnim ,Amtsgenosseiiscliaft‘ (zu col- 
Uga) ,Amtsgenosse‘, conjugium ,eheliche Verbindung*, zn conjug- ,Gre' 
malib. Die Behandlung des inneren Vokales ist dieselbe wie zum 
Beispiel in familia ,die Gesellscbaft der Angehorigen^, das von 
famulus jAngehoriger, Diener^ ausging. 

Weiter ist von consul anch noch abgeleitet das Verbum con- 
sulere, das seiner Bildung nacb im Lateinischen ganz isoliert dasteht. 
Wahrend namlich im Griecbiscben abgeleitete Verba, die von kon- 
sonantisch anslantendenNomiaalformen ausgingen, das alte ableitende 
Verbalelement j in den prasentiscben Bildnngen unmittelbar an 
jene konsonantisoh. auslantende Nominalform antreten lassen, 
wie znm Beispiel in g^slalvco (aus iisXdvjm) jicli mache schwarz^ (von 
,sc]iwarz% oder in dvofiaCvco (ans 6vog>dvj(o-) ,ich nenne^ (von 
ovoiiccv-j einer neben "6vogax- jlsTame^ mit Sicherheit zu mutmaBen- 
den alten Form ISvogav-) oder in rsxguCQogai (aus xsxfLdQjogcct) 
jicli setze fest^ (zu rhgaQ- ,Festgesetztes, Ziek) oder in 
alter vsikbCg) (II. 4, 369; aus V6t7ce6j(x)) ,icb zanke^ (zu vsi^og- ,Streit, 
Zank‘), werden im Lateinischen abgeleitete Verba von Grundformen 
auf Konsonanten in der Hegel so gebildet, als babe eine Nominal- 
form auf suffixalen A-Vokal zunachst zu Grunde gelegen, wie 
zum Beispiel nomindre ,nennen', das von nomen- ,Name^ ausging, 
aber gebildet worden ist, als lage ihm zunachst exn nomino- oder 
nomina zu Grunde, oder generdre (zunachst aus "^genesdre) ,erzeugen^ 
(von genus- ,GeschlechtO oder duplicdre ,verdoppela^ (von Huplec- 
jdoppelt^) und andres mehr. In consulere aber ist das ableitende 
j wie unmittelbar an das zu Grunde liegende nominale consul an- 
getreten zu denken, das j neben dem Konsonanten aber dann aus- 
gefallen, wie man es auch sonst im Lateinischen beobachten 
kann; so zum Beispiel im pluralen Dativ- und Accusativsuffix bus 
{ndvibus aus "^ndvibjos) neben altindischem bhjas (ndubhjas) ,von den 
Schiffen^ oder in ovom ,Ei^ = gr. cidi/, das aus altem ovjon hervor- 
ging; das unserm ei^ mutmaBlichem gothischem ai- entspricht, in 
dem in abweichender Weise das alte innere v erloschen ist. 

Unmittelbar neben consul ist das ganz ahnlich gebildete exsul 
{exuT) ,der Verbannte, der Heimatlose‘ zu nenuen. Beide sind be- 
zugliche, nach dem indischen Ausdruck i?a/mz;r&‘-Zusammen- 
setzungen mit dem SchluJBteil solum^ der zu -sul lautlich abge- 
schwacht wurde. Ihren ersten Teil aber bilden Adverbien, die 
spater gewohnlich als Prapositionen gebraucht worden sind, in 
der Zusammensetzung aber noch nicht als Prapositionen wirkend ge- 
dacht werden. So bedeutet beispielsweise das auch in ganz ahn- 
licher Weise gebildete ex-sanguis nicht etwa ,ex sanguine^, sondern 



Etymologische Mitteilungen. 


5B 


den, dessen Bint fort {ex) ist, also hhifleer, oder ex-animus nicht 
etwa ex animo, sondern jemanden, dessen Seele fort ist, also ,ent- 
seelt, tot^ Entsprechend bedentet also ex-sul zunacbst jemanden, 
, dessen Heimatsboden {solum) fort oder fern ist‘, also ,der Heimat 
entriickt, der Heimat fern^ Granz abnlich ist ex-forris^ dessen 
Scblufiteil irgendwie als dialektiscbe Nebenform von terra ,Land, 
Heimatland^ gelten darf, ,der dem Lande oder der Heimat feme^ 
Vergleicben laBt sich dem ex-sul und ex4orris unser elendj das in 
gotiscber Eorm alja-landja- lanten wtirde und urspriinglicli bedentete 
,einem andern Lande angeborig, in einem andern Lande weilend^ 
Minder durchsichtig als consul und ex-sul ist das offenbar anch 
zusammengesetzte praesul-. Es ist ein durchaus nicht sehr haufig 
gebranchtes Wort und ist nirgend so gebraucbt, daB sick eine be- 
stimmte Etymologic als sebr wabrscbeinlicli herausstellte. Cicero 
bietet es zweimal in seiner kleinen Sckrift de divinatione. Die 
erte Stelle (1, § 56) lautet : exin cutdam rustico Bomdno dormienU vtsus 
est ventrej qul diceret praesulem siM non plaeuisse Udts. Die zweite 
Cicerostelle {de div, 2, § 136) lautet : pervulgatum jam illud de prae- 
sule, Weiter ist bier nock anzufiikren Aurelius Victor (de viris 
illustribus 3, § 1) : Numa Fompilius . . . Salios, Martis sacerdotes, 
quorum primus praesul vocatur, diiodecim instituit. Man kat kiernack 
das praesul als ,Vorspringer, Vortanzer^ geglaubt erklaren zu diirfen 
und darin, wie das oben erwahnt wurde, die Verbalform salire 
yktipfen, springen‘ geglaubt annekmen zu diirfen, mit der dann auck 
jenes Salii in Verbindung gebracht worden ist: was aber wissen 
wir iiberhaupt von altromiscker Mytkologie und allem damit in 
naherem Zusammenhang Stehenden ? TJnd was berecktigt uns, eine 
Eorm wie Salius rukig als Nomen agentis ,der Springer, der Tanzer, 
der Hiipfer^ aufzufassen? Bildet das Lateiniscke iiberkaupt aknlicke 
und Aknlickes bedeutende Wortformen? Wir fiikren nock eine 
weitere Stelle an, in der man einen Beweis fur jene dock in 
Wirklickkeit unbewiesene Ansickt iiber das Worti?rae5wZkat annehmen 
zu diirfen geglaubt. Sie findet sich in Julius Capitolinus’ Vita 
Marci Antonini philosopki 4, § 4 und lautet : fuit in eo sacerddtio et 
praesul et vates et magister et multds inaugur avit, Kurz nackher 
heiBt es: octavo aetdtis anno in saliorum collegium rettulU (namlick 
Hadridnus); in salidtu omen accepit imperil Bei Spateren bedentet 
praesul ganz allgemein ,der Vorgesetzte, Vorsteker^ oder auck ,der 
Beste, der Vorziiglickste^, was alles sckwerlick von einem ,Vor- 
tanzer ‘ oder ,Vor springer^ ausgegangen sein wird. 



Zur Kydippe des Kallimachos. 

Von 

Friedrich Leo. 

Yorgelegt 'in der Sitz'ung vom 12, Marz 1910. 

Die neuen Pragmente des Kallimachos^) geben einen plotz- 
lichen und hberraschenden Einblick in die JtttLcc nnd imd 

lehren nns die Production des Dichters, dnrch die er am starksten 
anf die hellenistische und romische Poesie gewirkt hat, eigentlich 
erst kennen. Davon will ich hent, nach dem ersten Eindruck, 
nicht reden. Anch der Text ist yon Hunt, dem diesmal leider 
nicht Grrenfell zur Seite stand, wohl aber Wilamowitz und Murray, 
wieder so eindringend behandelt worden, da6 nur die schwierigsten 
Stellen unerledigt geblieben sind; und die lafit man am besten 
eine Weile ruhen. Ich will nur eine Stelle des ersten Fragments 
besprechen, das den SchluB der Greschichte von Akontios tind Ky- 
dippe enthalt, die einzige Stelle die, auBer ein paar einzelnen 
Wortern, in diesem wichtigsten Stuck der Emendation noch wider- 
standen hat. 

Vorher ein Wort iiber den Anfang des Fragments. Es be- 
ginnt mit Pentameter, die ersten 9 Verse sind der SchluB eines 
Abschnitts, der durch vom Folgenden getrennt wird: 

ijdr] zal Jcojp-O’fVog S'dvd6ato^ 

tsd'^iov d)g EKBlsvSy ^QOVv^q)Lov vmov iav6av 
adtixa tijv xaXiv Ttccidl 6vv 
^Hgriv y&Q xori fpa6i — xiiov xiiov Xaidgh 

5 d'viie* 0i} y’ xccl td ^t€Q O'dx b^lri. 


1) The Oxyrhynchus Papyri VII ed. by A. S. Hunt 1910. 

2) avt^ncc im schol. Soph. Ant. 629 (frg. 210) uberliefert, im Papyrus die 
ofPenbare Interpolation dgaevt,. 



Friedrich Leo, zur Kydippe des Kallimachos. 


57 


mvcto evBX^ ov tv vSsg vegd (pgiKt'^g* 

i^aviTCaiv ml tmv ijgvyag [^rogvriv ^). 

TtoXvidgeCrj %aXB7cbv mx6Vf S^tvg axagzst 
yX(h067}g* tbg itsbv tcccvg oSb [iccvXvv i%Bv» 

10 Yimoi ijbhv b^bXXov iv ^datv d'v^bv A^ii^sw 

ov fi6sg d^Blav dEQxbiiBvov SoQ0a 
deveXvv7]Vy triv d' bIXb xccxbg %Adog u. s. w. 

Bei Aristaenetos geht der Monolog des Akontios nnmittelbar der 
Znriistung von Kydippes Hoclizeit voranf: tovavta ^lev to tcavSiov 
dvBXsysto — tf} ds KvdlnTcri ijrpog stagov sitQBTtv^sto ydfiog, Zu 
diesem Monolog ziekt Hunt (S. 60) die Verse (cpaoC): Akon^ 
tics driicke sein Bedanern ans, daJB Kydippe es mit ihm nickt 
maclie wie die Madcken ihrer Insel, nach Heras Beispiel. BaB in 
der Paraphrase davon nichts steht, ist kein Einwand; aber ich 
sehe nicht, wie es sprachlich heranskommen soli, denn es wird 
dock erzahlt; und jedes Wort dieser Verse zeigt, dafi nickt Akon- 
tios, sondern der Dichter redet^). Auch Murray (bei Hunt) snckt 
die Tatsacbe zu umgeben, dafi Kallimachos mit unzweideutigen 
Worten berichtet, Kydippe habe mit ihrem erklarten Brautigam 
das in Naxos libliche Brautbeilager in der Nacht vor der Hocbzeit 
bereits gefeiert. Dann kommt der Morgen : V. 10. 

Aristaenetos und Ovid libergehen dies Moment der Erzahlung ; 
nur da6 in beiden Heroiden das mehr oder minder erotische Ver- 
halten des Brautigams sehr eingebend ausgemalt ist (20, 137 ff., 
21, 191 ff.), Es ist kein Wunder, daB auch unsere Erklarer es zu 
machen suchen wie der Sophist und der Dichter, denen die naxische 
Vorhochzeit garnicht in den gewohnten Context einer poetischen 
Liebesgeschichte passen konnte. Aber fur Kallimachos handelt es 
sich urn eine heilige Sitte, deren ccvtvov er kennt und andeutet; 
und Kydippe ist durch keine Liebe zu Akontios, den sie liber- 

1) Die Anrede an den wie im Anfang des Demeterhymnus, die Iden- 

tificirung mit der Person wie Theokrit XXX, vgl. Ahh. phil.-hisi Kl. X 6 S. 108. 

2) Ttatg Qds ficcvXiv sxBv (Y. 9) geht nicht auf Akontios, sondern ist Sprich- 

wort : (lij ^dxavQav (angefiihrt von Hunt ; Paroem. I 276). — Bei Aristae- 

netos folgt auf die angefiihrten Y7orte : nal tfjg utactccdog zbv 'bfiivcciov ^3ov 
at fiovcL’KthtsQat t(bv ytaQ^ivcov. Auch der Brief der Kydippe erwahnt Hymenaeus 
(21, 159), aber nicht den Gesang (Dilthey, De Call. Cyd. 91). Doch heiBt es bei 
Kallimachos Y. 42, vor der wirklichen Hocbzeit: ^Xmeg aMx' haCqrig ^6ov 

v^iTivaLOvg obyi icva^aXXofisvovg. Die letztenWorte scheinen zu beweisen, daB das 
Singen des Hocbzeitsliedes auch dem Tt^ovv^KpLog ydfiog voraufgegangen war, so 
dafi wir danach die Erzahlung vor Y, 1 reconstruiren konnen: der Abend mit 
dem Hymenaus der Jungfrauen, die Nacht, Y, 10 der Morgen, der nun an dem 
Bilde der badenden Opferrinder genug hat. 



68 


Friedrich Leo, 


haupt nicht geseKen hat, gehindert der Sitte zu folgen; der Gre- 
danke, dafi Akontios eine Einrede zu machen habe, kommt nicht anf, 
Sehr merkwiirdig ist dieser Zug; wir haben uns nach den 
beiden Reproductionen, deren eine auf den siiJBlichen Ton ausgeht, 
die andre auf die Variirung des empfindsamen Ausdrucks, die 
kallimacheische Erzahlung sentimentaler vorgestellt als sie sich 
nun ausweist. Und ebenso merkwiirdig ist es zu sehen, daB der 
originalen Grestaltung der Legende durch ihren ersten Dichter in 
der abgeleiteten Litteratur ein wesentlicher Bestandteil dadurch 
verloren geht, daB die Erzahlung, und zwar gleichermaBen in ver- 
schiedenen Ableitnngen, aufs Conyentionelle reducirt wird; denn 
eine zwischen Kallimachos Her und Ovid Aristaenetos dort liegende 
Fassung anzunehmen notigt diese Uebereinstimmung nicht. Da 
nun die Quelle geoffnet ist, wollen wir nicht mehr aus den 
Leitungsrohren trinken. 

Die uuerledigte Stelle ist V. 38 — 41. Der Gott hat dem Vater 
des Madchens Auskunft gegeben: 

^ S'sdg’ avx&Q o Ncc^ov Ttdltv, stQBto d’ avtriv 
xovQTjv, t] d’ dvs'tcog Ttdv SKdlvilJBv sutog, 

40 X't]VKV(SCO0O't • XOLTCbv 0SSLO (istsld'Fo 

B6tcci tijv lSln]v ig ^diovv^iddoc, 

DaB V. 39 dvitcog in&Xv^Bv sinnlos ist, fiihrt Hunt richtig aus 
(S. 64) und nimmt nach der Aenderung von Wilarnowitz dvBmg 
auf. Aber das ist wirklich gegen den Zusammenhang. Bei Ovid 
berichtet Kydippe der Mutter schon vor dem Orakel (21, 243) : 
fassaque sum matri deceptae foedera linguae, lumina fixa tenens plena 
pudoris Jmmo, und es ist wieder bezeichnend, wie diesem Dichter 
das dvitcog nicht paBt, das ihm dock offenbar vorliegt. Wichtiger 
als dies Zeugnis ist, daB das verbindende Glied zwischen dem 
Orakel und Akontios^ Einholung fehlt, wenn Kydippe Ttdv ixdXvtjjsv 
BTtog, und an der Einholung kann doch kein Zweifel sein. Ver- 
langt wird nicht ^sie gestand', sondern ^dv STCog geht auf ^ d'sdg : 
sie deutete dem Vater aus was an der Rede des Gottes dunkel 
war. Dafiir ist b%iXvslv das richtige Yerbum ^), und ich meine daB 
zu schreiben ist Ttdv b%bXv6bv BTtog. Sobald dies geschehen ist, 
wird Akontios aus Keos nach Naxos geholt^). 

1) Athen. X 449® E^^ovXog voLO'6tovg TtQogdXXsi, of'^rog nal 

ccvtovg. Bei Sextus Pyrrh. II 235 die dialektische und praktische didlvaig und 
h%ClvGig (246) der Marcus 4, 34 6e TtocgccpoX'^g ovtc iXdXsi ccitoig, 

IdCccv ds roLg ^ccd'ritcc^s cc'brov iniXvsv Tcdvtoc. 

2) /hovvaidg: Diod. V 52 {t7\v Nd^ov) vrco tlvcov dLOvv6tddcc ’KaXsta^oct, 
Plin. n. h. IV 67 Naxus — cum opyido gucm Strongylen, deinde Dian, mox Bio- 
nysiada — appellarunt. 



zur Kydippe des Kallimaclios. 


69 


Hunt schreibt das Distichon 40. 41 nach Wilamowitz : 
xrivccv0%'lix)0ato • Xomhvj ^Ak6vxlEj 0slo ^szBXd'stv 
i0th xiiv idcrjv ig Aiovv^idda. 

Das durch. Aenderung gewonnene in den zweiten Daktylus ans- 
gekende Wort zu Anfang des Hexameters wird sein Urheber 
nickt loben. Die Hauptsache aber ist : woven hangt 0sto ab ? Um 
das dafiir notige Nomen zn gewinnen, ist iar(b aus hrac gemacht; 
sicker stand aVrea nickt in der Handsekrift, wie Hunts nakere An- 
gaben (S. 64) zeigen. Wesson idii] ist die Aiovvaidg'} des Akon- 
tios? der bringt Kydippe nack Keos; des Vaters, der Subject zu 
hvccv 0 ^l 60 cLto sein muB ? das ware miissig. Da6 Xoltcov {^v) ^Lstak- 
%'Blv gut zusammensckliefit, ist ricktig; aber das riebtige ist, dafi 
0Blo von (to) Xol 7 c 6 v abkangt ‘was von Akontios nock iibrig war’. 
Aristaenetos besekreibt den Verliebten: B^xcmsig 8s td xal 
8v0^viJLCccLg ^aQatvd^isvog rrjv ml to Sstv^g hgauebv^ 

und weiterhin: otQog tm 6(hiiaxi jiaQcctvdiiBvog ml xbv vovv. Die 
zu grunde liegenden Stellen des Gedickts sind ein Ausgangspunkt 
fiir die bekannten Verse der romiseken Elegie: Prop. II 12,20 
non egOj sed tennis vapulat tmibra mea, I 5, 21 nec iam pallorem to- 
tiens mirdbere nostrum ant cur sim toto corpore nuUus ego, Ov. am. 
I 6, 5 longus amor tales corpus tenuavit in usus aptague subducto cor- 
pore membra dedit, II 9, 13 guid iuvat in nudis hamafa retundere 
tela ossibus? ossa mihi mida relinguit Amor. Anders gewendet 
Kallimackos selber: iffiiov fisv ipvx^^g Itt to tcvbov. Also 8 x[i\ 
XoLTtbv, AitbvxLS, 0sto ^). 

Der Anfang lost sick nun von selbst: xrj^) veevg hg 5xi Xoittov, 
Andvris, asio — auf den Infinitiv (isxsld'Btv mufi man nun ver- 
zickten, aber am SekluB des Wortes ist die Lesung unsicher; die 
Form des Verbums kangt von der Natur des (bg-Satzes ab und 
diese wieder von der Form des ganzen Satzes. Zu fj vavg muB 
das Verbum in epxcct liegen. Ueber die Lesung bericktet Hunt: 
‘tke two last letters must apparently be ccc, 8 l or Xr, and they 
are preceded by the end of a horizontal stroke suggesting y, xc 

QP ^ and although the preceding letter is not a satisfactory 

6, if the initial s be right, there is practically no choice.’ Das 

TA 

HA 

ergibt, nack Studemunds Art ausgedriickt: GCFAI. Die Losung 


1) Hymn. 1, 70 bTXbo 8’ cd^ri&v o tl q}SQtocTOv. 

2) Geschrieben ist «?], V. 42 x^i a-ter in demselben Verse ccMk statQnSj 
corrigiert in a^tCx\ V. 6 evsK, 130 ToifloxQveov , 135 tnttQTj , 253 «©? = 
Xd)g, 286 Kot = xoC, auch 240 ci8%Bv[_d] nacb Wilamowitzens Erganzung. 



60 


Fried ricli Leo, zur Kydippe des Kallimachos. 


springt in die Augen: das Verbmn ist ieiitXst, geschrieben €07tU^): 
vavg Sg S tc XoiTcdv, ^Ak6vtls, 6ato [isvrjkd'sv, 
hOTtXel riiv IdiTjv eg diovv^i&Sa, 

Ob iieteK^ im Papyrus stebt, so da6 nur, wie baufig^), e flir i] 
gescbrieben ware, oder ob es in iiBXBX%'ei verschrieben ist, mag die 
Priifung lebren. Durcb idCifjv wird nacbtraglich ij vccvg deter- 
minirt: es war ein Scbiff ans Dionysias, das gegangen ist den 
Akontios zu bolen. Der Dicbter fahrt fort : 

X'fl d'shg aioQKSiXO kuI ijktxBg a’hxl% exalQrig 
riSov v^rjvaiovg oix dvccfia^Xoii^vovg, 

Es ist Mar da6 xrj vavg — xri d'sdg die rascb zu Ende gebende 
Erzahlung anapboriscb zusammenfaBt. 


1) Itacismus ist im Papyrus (5. Jatrli.) haufig: t fiir si V. 8 neoXvidQiTi 

202 &csXya£viv 275 Ttgot^vovei *, si fur i V. 194 stgaig 222 IIv^sIt} 229 yshofiui 
270 nsivs 276 und in der Wiederholung rgsicc 294 Xslr}v 373 •b^isiv p, 65 frg. 2^ 
4 XQSis 270 und 272 STtixQiGrig und xgi^u', 7 } fur si V. 122 si fur rj 

vielleicht V, 140 ^aXXsi = §dXX" (Wilamowitz) ; yielleicht si fur v Y. 71 Xgsi- 
Govg und 01 fiir v Y. 325 fio^^si. 

2) Y. 15 hs^s 28 i^sXsig 43 sidov (=: ^dov) 156 Tt^^sad's, So o fiir a> 

Y, 163 tdcpd'alX^d (Wilamowitz) 295 ysvofis^^ ix^gcc^'^ co fiir o Y. 182 fco??*, s 
fiir SI vielleicht Y. 144 iX&v] si fur s Y, 257 Nur einmal s fur cci: 

Y. 241 Sctgsfiscog. 



Beitrage 

zur Erklarung des komanischen Marienhymnus. 

Ton 

W. Bang. 

Mit einer Figur im Text. ^ 

Yorgelegt von Herrn F. C. Andreas in der Sitzung am 12. Mte 1910. 

Mit den Vorarbeiten zu einer teilweisen Nenbearbeitung der 
wenigen tins erbaltenen tlberreste der Sprache der Komanen be- 
scbaftigt, mocbte icb die Anfmerksamkeit der Fachgenossen be- 
sonders anf den herrlicben Marienbymnus lenken, der nach seiner 
Veroffentlicbnng durck den Grafen Kunn nnter dem Mangel an 
Verstandnis tind der willkurlicben tmd gewaltsamen Anslegting 
Eadloffs, des zweiten Herausgebers, sckwer zn leiden gekabt kat. 

Ick bekandle, in diesen Beitragen, znnackst zwolf Stropken, 
okne anf die Frage nack den QneUen des Hymniis einzngeken®). 
Was ick an Yergleicken gebe, soli lediglick der Erklarung dienen. 


1) Kuun, Codex Gumanieus, Budapest, 1880, pp. 186 (= K) ; Uadloff, Das 

Turk. Sprachmaterial des Codex Gomanieus (M^m. Acad. Imp. St. Petersb. XXXT, 
No. 6, 1887, p. 91 fP. (= R). 

2) [Korrektumote : Icb babe inzwiscben die Quelle gefunden und vrerde sie 
mit dem ganzen Hymnus berausgeben.] 



W. Bang, 


3. 


Enans Text: 

desideriu p (? per) 
Aye kiz kirn knsanc oza 

clamasti 

kifikerip se tengriga 
grS(=gratiani) adepta audita es 
soywrgatip isittirdiag 

univisti 

sosni tenga biriktirding 


Eadlofls Text: 

Aye qyzj kim kiizanfi oza 

qyfiqyryp san tanriga 
sailrgStlp aSittirdin, 

sozni taiiriga biriktirdin. 


3,1. Msdnc konimt in der Bedeutung „Sehnsiicbt“ yor K208,7 
ari-lar-ning Msdnc-i „Sebnsucht der Heiligen“. Zur Sacke yergl. 
Hokelied 2,3: sub umbra illius, quern desiderayeram, sedi etc. 

3,8. Statt des liberlieferten soywrgatip liest Eadloff bier sdur- 
gdtip, p, 65^ aher^sojiiryatypj was „lieben machen“ bedeuten soil. Wie 
er zu der IJbersetzung „freudig“ kommt, ist ganz unyerstandlioh. 
Die Bedeutung des Wortes steht fest: K 172, i soivrganiachbile tola 
sen = gratia plena; K 215,5: tengri seni soyurgadi wozu zu yergl. 
Luc. 1,30: Et'ait angelus ei: Ne timeas, Maria; inyenisti enim 


Ennns Text: 

Aye Maria ganingni 
jaruti ata nuri 
juzuning jariklihinde 

salut 

bisga teyir onglik msa 


Eadloffs Text: 

Aye Maria, canynny 
jarutty ata nury, 
jlizlinnin jaryqlyyyndan 

bizga tir onlykyn san. 


4,4. msd ist offenbar yerschrieben fiir ni sd — ni sdn'^)] Badloffs 
yn ware jedenfalls ing geschrieben worden. Hier sowohl als in 
4,3 jumhnin ist die Einfuhrung des Suff. der 2. Person fiir Radloff 
verhangnisyoll geworden, und er katte besser getan wie im Worter- 
yerzeichnis p. 46® bei der uberlieferten Lesart zu bleiben. 

Zu 4,3-4 yergl. etwa Psalm 26,1 : Dominus illuminatio mea et 
salus mea; 43,4: illuminatio yultus tui etc. 


1) Genau so ist 17,3 in ihcm m fur ni yerschrieben. Dort hat es Kadloff 
richtig verbessert (Andreas.). 



Beitrage zur Erklarung des komanischen Marienkymnus. 


63 


3. 

Ed.dlo£Ps ITbersetzung: Bangs tlbersetznng : 

Ave JuBgfrau, die dem Wnnsche Ave Jungfrau, die Du aus Sehn- 

gemab, sucht 

Grott anrufend Zu Grott gefleht hast; 

Freudig (dich) vernehmen liefiest, Grnade empfangend hist Du er- 

hbrt worden, 

Unddas Wort mit Grott verbandest. Und hast das Wort dem Fleische 

verbunden ! 

gratiam apud Deum. In 67,2 ist also auch „Gnade^^ statt „Freude^ 
einzusetzen. 

3,4. ten = neup. ten { tanu^ worth „Korper“, entspricht in der 
christlichen Terminologie dem des Neuen Testaments, dem caro 
der Vulgata. Dadurch, daB EadlofP ten-gd ganz willkiirlich in 
tdnrigd verandert, laBt er den Verfasser des Hymnus eine Haeresie 
aussprechen, die ihm den Kopf gekostet hatte. Vgl. Joh. 1,1: 
^Ev &Q%fj 6 Xoyog^ xal 6 X6yog tcqos xcd d'sog 

6 X6yog. 

4. 

Badloffs Ubersetzung: Bangs tlbersetzung : 

Ave Maria, deine Seele Ave Maria, Deine Seele 

Hat des Vaters Licht erleachtet, Hat des Vaters Licht erleuchtet, 
Durch das Leuchten deines Ant- Aus (von) dem Glanze seines 

litzes (Gottes) Antlitzes 

Bringe du auf uns deine Treff- Bringe Du Heil auf uns. 

lichkeit. 

DaB on und seine Ableitungen mit „HeiP „salus^ zu iibersetzen 
sind, geht aus K211 hervor, wo es im Symbolnm heiBt: dagu lemm 
ongimis u6un = et propter nostrum salutem. Auch in 43,4 hat 
Eadloff in dem ganz klaren Vers menguUh ongga jethirgil = ad 
aeternam salutem pertingere facias ongga in ongd (dnynd?) ver- 
andert und iibersetzt dann: bringe du uns zu der Ewigkeit! 



64 


W. Bang 


7 . 

Euans Text: Kadloffs Text: 

Itmu (= intimum) 

Ave Maria ifirihing Ave Maria i2rikin 

sortitus ac 

tengri tintir asa ha boying tahri tintir asa, ham bojyh 

barfialarda artuk are barfialardan artyq ary, 

seni tabubtur ha sili sani tabyp tyr qm siii. 

7,1-2. Zur Rechtfertigung meiner Ubersetznng sex zunaohst 
darauf hingewiesen, dafi dsd ("^dr + sd) Zeichen eines Coaditioiial- 
oderTemporal-Nebensatzes ist, daB also der daranf folgendeHauptsatz 
nicht mit Mm „tmd“ beginnen kann; Mm hoying gehbrt demnach noch 
zum Nebensatz. Sachlich vergl. Hohelied 4,?: Tota pulchra es, 
arnica mea, et macula non est in te, was die Kirchenvater in 
mannigfacher Weise erweitert haben: Vergl. nur S. Ambrosias, 
Migne, 11 164,7 (p. 209): Virgo erat non solum corpore sed etiam 
mente (dort Hinweis auf S. Augustin.). Ferner S. Bonaventura, ed. 

18 . 

Kunns Text: Kadloffs Text: 

talamus 

Ave kiz kining kertegi Aye qyz, gimnih (sic fiir kimnih) 

kartagi 

'' sicut sol lucidus e ac calidus 

kudey iariht’^ ha isi kiindaii jaryqtyr ham yssy, 

sposu hospitata est 

kujovni kodurding Christas kiijaiini qondurduh, 

letificasti 

barfialarni sdvdurding barcalarny saiidiirdih. 

Die Beziehung von 18, i auf Ps. 18,6 tamquam sponsus pro- 
cedeus de thalamo suo (cf. Migne, Fair, lat, voL 219, Sp. 519 unten) 
scheint verkannt zu sein. In 18,4: darf sdvdurding^ der Tilde wogen, 
nicht sdildurdin gelesen warden; lies sdundurdin. Die Tilde wird 
iiberhaupt ofter iibersehen : 30,4 jarqynda fiir iarJcinida ; 38,4 Urilc- 
Mni fiir Urihgdni] 45,3 anda fiir andd] 68, i jasynda fiir jasidd, ob~ 
wohl das folgende turyan das Richtige zeigt (vergl. 63, 1-2 wo des 
qurban wegen auch Mnlinddn (®(Za, ""da) herzustellen ist). 

In 18,2 darf das dnrchsichtige Mdey — sicut sol (vgL anning 
dey = anm-{-dai „so, solch“ K p, 161) nicht in Jcilnddn Yevtini&rt 
werden ^). 

1 ) Warum wird 26 , 1 Ave U und 33,i Ave saa in Ave verandert ? Auch 
in dem Hymnus, der teilweise dem Sedulischen A SoUs ortus cardine (Wacker- 



Beitrage zur Erklarung des komanischen Marienliyinmis. 


66 


7. 

KadlojGFs tJbersetzung : Bangs tjbersetzung ; 

Ave Maria, dein Inneres Ave Maria, als Grott 

Hat Grott aufgesucht, und dein Dein Innerstes (Deine Seele) and 

Korper Deinen Korper anfsnchte, 

1st heiliger als alles tlbrige. Hat er dich iiber alle (vor alien) 
Diet hat der Fiirst rein erfnnden. Heilig xind rein gefunden. 
Mogont., MDCIX, voL III, 355 : tota, dicit : quia in came et in 
mente pulcherrima fnit etc. etc. 

Zu tint vgl. K 139 tintovci = mcher (Sucher). Im Worterbuch 
p. 64^ construiert Kadloff eine Wurzel tynt „herausgelm, ent- 
springeu", indem er das sortitus der Glosse offenbar mit franz. 
sorti verwechselt! 

In 7,4 lost Eadloff ha in lean „Furst“ auf, was an sich mog- 
lich ware. Ich lese es wie z. B. unten 18,2. 

18. 

BadloJffs tjbersetzung : Bangs tjbersetzung : 

Ave Jungfrau, deren Inneres Ave Jungfrau, deren Kammer 

(Zimmer) 

Heller und warmer ist, als der Wie die Sonne hell und warm 

Tag, ist (war), 

Die du den Brautigam Christus Christus den Brautigam hast Du 
beherbergtest beherbergt 

TJnd uns Alle lieben hiefiest. TJnd hast alle erfrent. ^) 

nagel, Das Deutsche Kirchenlied I, 46 ff.) entsprickt (Bp. 110—111), wird mehrfacli 
unnotig geandert; so wird Z. 2 hiz sowie Z. 5 sosi eingeschoben und Z, 24 das iiber- 
lieferte toyga ur gurali in toiya ju/nip jyry ay aly yeranderfc und iibersetzt: 
„0bne die Thiir des Zimmers zu dffnen, kam der BrUutigam heraus, wir wollen 
uns freuen, (denn) uns alle hat er einladen lassen, zur Hochzeit wollen 
wir gehn und zechen“! Und das vor der Doxologiel Mcht besser ergeht 
es der 4. Str., die iibersetzt wird „In den Leib der gebarenden Jungfrau ist 
herabgesunken des Himmels Thau, er hat Nichtgeborenhabende gebaren 
lassen, hat das Nichtgewufite wissen machen". Das Original hat (Z. c. p. 45 Str. 3): 
Clausa parentis viscera 
caelestis intrat gratia : 

Tenter puellae baiulat 
seer eta quae non noverat. 

1) Bei den Yatem heiBt sie origo oder fms consotationis, origo felicitatum 
nostraruniy in der Litanei geradezu causa nostrae laetitiae. 

Kffl. Ges. d. Wiss, mchrichten. PMlolo g.-Iiist. Kla^se. 1910. Heft K 


5 



66 


W. Bang, 


22 . 

Ennns Text: RadlofPs Text: 

Ave iessening Sibiigi Ave jazynyn 5ybyyy 

tayjak bizga seda bitti tajaq bizga sandan bitti, 

curvum nrm rectiflcat 

egrimisni ol bondorir agrimizni ol kondurir, 

infirmita nrm sustentat, 

kuSsismisni kotr'ix kii&izmizni kotiirir. 

Mit dieser und der gleich darauf zu bebandelnden Strophe 28 
kommen wir zu zwei Gripfelpunkten Eadloffscber Interpretations- 
ktinst. 22 , 1 : Vgl. Isaias 11,1 : Et egredietur virga de radice lease, 
et flos de radice ejus ascendet. Dazn S, Augustin. VI 696: ipsa 
nia Tirga crux, ipsa ilia virga quae floruit ex radice lesse; dann 
ib. p. 698 : Virga Maria Sancta. In dem Hymnus „ Agnoscat omne 
saeculuni“ bei Wackernagel, Das Deutsche Kirchenlied I, p. 60 
lautet Str. 4: 

28 . 

Ennns Text: Badloffs Text: 

vox tua vicit 

Ave uning organani Ave iinun uryan any, 

korking iengipV libani korkiin janip tir Liban-ny; 

occii e (= occisns est) 

H bizi u6u olturuldi kim biznin u5un bltiiruldi 

buzovley aning anasi bazaulai, anyn anasy. 

28,1. Fiir organani liest RadlofP urgan any, es ist aber obne 
weiteres klar, dafl die Glosse vicit entweder in Enuns Ausgabe 
oder schon im Codex selbst an eine verkehrte Stelle geraten ist; 
sie gebort zu iengigt' = „besiegte“. 

39 . 

Knnns Text: Radloffs Text: 

Ave xpc anasina Ave Cbristus anasjma! 

postquafcs e (=factus est). 

oglung kurba boldi asa oylun qurban boldy asa, 

kurba barCa anda kaldi qurban barca andan qaldy, 

legis pfecto (= perfectio) 

toraning tugeli jeti toranin tSgalligi jatti. 



Beitrage zur Erklarung des tomanisclien Marienhymims. 


67 


Eadloffs tlbersetzang: 

Ave, du StraTich der Ebene 
Von dir ist flir nns der Stab 

gewachscBj 

Der die Krummen unter uns grade 

macht, 

Der die Schwacben nnter tins 

erbebt. 


22 . 

Bangs Ubersetznng : 

Ave Da Reis Jesse^s 

Aus Dir ist nns der Stab er- 

wacbsen ; 

Er macbt grade was krumm in 

nns ist 

Dnd stiitzt (erbebt) was scbwacb 
in nns ist. 


Radix lesse floruit 
et virga frnctum edidit 
Eaecunda partum edidit 
et virgo mater permanet. 

22.3. Vgl. Isaias 40,4: et ernnt prava in directa (vgl. Luk. 3,5). 

22.4. Vgl. Isaias 60,4: at sciam sustentare enm, qui lassns 
est, verbo. 


RadlolPs tJbersetznng; 

Ave, deine Stimme hat ibn ge- 

scblagen, 

Deine Scbonheit hat iibertroffen 
den Libanon; 
Der nnseretwegen getotet wnrde 
Wie ein Kalb, dessen Mutter 

bist dn. 


28 . 

Bangs tlbersetzang: 

Ave, Deine Stimme besiegte 
(war siiBer als) das Organum, 
Deine Scbonheit besiegte (war 
herrlicber als) der Libanon; 
Der nnsertwegen getotet wurde 
Wie ein Kalb, dessen Mutter 

bist dn. 


Dafl es sich bei organa nm das bekannte biblische Masik- 
instrnment "dgyuvov bandelt, hat schon Kunn erkannt, der auch 
fiir Vers 2 anf das Hobelied 5,16 binwies: species ejus ut Libani. 


Eadloffs LT)ersetzung: 

Ave dir, der Mutter Christi! 

Da dein Sohn ein Opfer geworden, 

Sind alle Opfer von ibm nachge- 

blieben, 

Undhat des GresetzesVoUkommen- 
beit (uns) erreicht. 


39 . 

Bangs Tlbersetzang: 

Ave der Mutter Christi! 

Als (nachdem) Dein Sohn ein 
Opfer geworden war, 
Haben seitdem alle Opfer (im 
Sinne des altenBundes)aufgehort, 
TJnd ist des Gresetzes Erfiillung 
eingetreten (ist das Gesetz 
erfuUt woxden). 
6 * 



68 


W. Bang 


In 89,8 steht andan im Sinne von inde, exinde, wie es K. p. 67 
nnd in unserem Hymnus 45,3 erklart wird; icli fasse es temporal. 
Der ganze Vers steM im Zeichen von Maleachi 1, 10 — 11 : non est 
milii volnntas in vobis, dicit Dominus exercituum; et munus (Opfer) 
non suscipiam de manu vestra etc. etc. Vgl. etwa S. Angustin. 

VII p. 594 sacrificium antem ludaeorum cessasse 

negate non possnnt etc. 

In tOgdlUgi ist, wenn wir nns an die beiden Worterverzeichnisse 
balten diirfen, Radloffs 0 Druckfehler fiir ii‘, das Suffix -lig ist iiber- 
fliissig. Sachlicb geniigt es, zu 39,4 anf Luc. 24,44 zu verweisen: 
Haec sunt verba qnae locutus sum ad vos, cum adbuc essem vobiscum, 


Kanns Text: 

inocecia tua 

Ave jaziksislikingni 

affectas Ds trnstulit 
arczulap tengri kogurdi 
stan(sict)psona tua etrnitate 
kaziz toying mengulu^ga 

fecit sede sui ipius i dextera 
oltti ozoz onginda 


40 . 

Eadloffs Test: 

Ave, jazyqsyzlyqyfiny 

argylap, tanri kogiirdi, 
kazyz bojyn manUliikka 

olturtty oz oz Snina. 


40,2 ist ,;abbussend“ ganz xmverstandlich ; im. Worterbucb p. 4^ 
finden wir: arcyla ^abgehnlst, abgeschalt sein“, wonacb es aus- 
sieht, als sei „abbussend^^ eia Druckfehler fiir „abloseiid“ ?? Aber 
auch unter „deiiie Siindlosigkeit ablosend^^ wird niemaud sich etwas 
vorstellen konnen. ' 

Fiir arcsulap lese ich ar 0 ulap und vergleiche Osm. ar^ulamaq, 
„dgsirer, aspirer, convoiter", das zuin up. ar^U „Wuiisch“ gehort, 
also genau der Grlosse affectans entspricht (Du Cange : affectare = 
peroptare, sitienter expetere)! 

Sachlich vgl. Psalm 46,12: et concupiscet rex decorem tuum, 

59 . 

Eunns fiadloffs Text: 

q fta (= facta) es ei 

Ave kr bolmis se aar Ave, kim bolmyS san ar 

mf (= mater) ^ gignit^ 

ana ki tengrida tuvar ana, kimdan tanri tuar, 



Beitrage zur Erklarnng des komanisclien Marienhymnus. 


69 


qnoniam necesse est impleri omnia, quae scripta sunt in lege Moysi, 
et Proplietis, et Psalmis de me. Die Vater nennen denn ancli 
Christum ;,j&nis legis“ etc. (Migne, J?at lat. 219, p. 133). 

Aus S. Ephraem finde ich dazu bei Daniel, Thesaurus Eymnolog, 
III, p. 147 — 48 folgende Parallele: 

„Jenes Lammchen blokte freundlich, 

Da es gebracht ward vor den Erstgebornen, 

Es preisete das Lamm, so da gekommen 
Die Schaf und Stier’ vom Opfer zu befreln, 

End’s Osterlamm, so uns das Osterfest 

Des Sohnes in der Zeiten Eiille brachte (Apoc. 5,12.13).“ 

40. 

Radloffs tJbersetzung: Bangs TJbersetzung : 

Ave, deine Siindlosigkeit Ave, Deine Stindlosigkeit (Un- 

schuld) 

Abbiissend, hat Gott iibergefiihrt Ersehnend hat Gott 

Dein hohes Selbst zur Ewigkeit, Deine heilige Person in die 

Ewigkeit emporgeholt 

Hat (dich) selbst vor sein Antlitz End Dich zu seiner eignen 

gesetzt. Rechten sitzen lassen. 

wozu Methodius (Migne p. 13B — 136) ausfuhrt : Quocirca merito in 
consortium regni Enigeniti ascita est (sc. Domini sponsa) illo sibi 
earn adaptante atque uniente. Itaque in psalmo quadragesimo quarto, 
quae inter plures a dextris Dei regina astat, aurea virtutis mundo 
omata, cujus rex pulchritudinem concupivit .... 

40,4 ist on-in-da „zu seiner Rechten" vollstandig am Platze 
und die Anderung in on „ Antlitz “ unnotig; On fehlt tibrigens im 
Wbrterbuch. Radloff ist offenbar erst nachtraghch an die caga- 
tajische Form erinnert worden. 


Radloffs Ebersetzung: 


59. 

Bangs TJbersetzung: 


Ave, die du ihm eine Mutter Ave (Dir), die Du Ihm eine 

Mutter 

gewesen, von der Gott geboren, Geworden hist, der von (....) 

Gott geboren wurde 



70 


W. Bang, 


Ybalitr ita adepti sum 

[sjozley alay bizga teydi sozlai alai bizga tidi, 

vbm (— verbum) deiidutu (= indutum) came 

te keyinip tengri sbzi tan kinip tanri sozii, 

Diese gewaltsame Bekandlung yon 59, a ist durck nickts zu 
recktfertigen ; sie legt dem Dickter nnr eine Tantologie in den 
Mnnd. Wenn die Tilde iiber dem i yon tengrtda wirklick im Codex 
stekt, so ware idnrindcm „yon Deinem G'otte^ zu lesen, VgL 
Wackernagel, Das Deutsche Kirchenlied I, p. 109 : 

Quae genuisti filinm 
A summo patre genitum. 

65. 

Knuns Text: Eadlofls Text: 

motiu mos (= montium mens) 

Aye se taylarning tayi Aye san taularnyii tan’y 

bominis) ruptus e 

de te absque icisione hols (= incisione 

sen^®^ kisi kesmey sindi sandan (sic!)^) ki§i kesmai syndy, 

" mote q crescedo avect e 

tayga tas. ki bitip osti tauya tag kam bitip ostlx, 

kbkini barca toltdi koklarni barca tolturdy. 

Der Plural „die Steine^ in Z. 3 zeigt, da6 Radloff den Sinn 
der Stelle nicht verstanden kat. Zn yergleicken ist Daniel 2,35: 

lapis autem factus est mons magnns, et impleyit uniyer- 

sam terram. Zu 3 ist keranzuzieken Dan. 2,45 : q_uod yidisti, quod 
de monte abscissas est lapis sine manibus. Dazu S. Augustin. V, 
266 — 266 : Videte si potest dici nisi de Ckristo. Vidi, dixit Daniel, 
et ecce lapis aljscissiis de monte sine manibus. Non koc dixit, Sine 
manibus erat ille lapis : sed sine opere kumano praecisus lapis de 
monte etc. Dieses de erklart auck 65,2 sdnddn, 

S. Bernard. (Migne) IV, p. 120: Hodie itaque sapientia aedi- 
ficare coepit sibi domum corporis nostri in utero Virginis, et ad 
aedificandam unitatem Ecclesiae, angular em lapidem de monte sine 
manibus abscidit; dum sine opere kumano de corpore yirginali 
carnem sibi nostrae redemptionis separavit. Wackernagel, Das 
Deutsche Kirchenlied I, p. 47: 


1) Von Kadloff hervorgehoben I 



BeitrS-ge zur Erklarung des komanischen Marienhymnus. 


71 


In der Rede ist so zn uns ge- Wie ein Wort; so ist zu tms 

kommen gekorQmen 

Grottes Wort, indem es sick in Grottes Wort Fleisck geworden^). 
einen Korper kleidete. 

Ob in 59,3 Odey wirklick in sl)dey zu verbessern ist, wie Kuun 
will, ist mir nickt ganz sicker, da Kuun leider keine textkritiscke 
Anmerkung zu dieser Stelle gegeben kat. Unter Betonung dieser 
Sckwierigkeiten — ick koffe den Codex selbst in Balde einsehen 
zu konnen^) — gcbe ick die obenstekende tlbersetzung. 


65. 

Eadloffs tlbersetzung: Bangs Tlbersetzung: 

Ave dir, der Berg der Berge Ave Dir, der Berg der Berge 


Ist durch dick zerbrocken, okne 
daB dieMensckenkalfen (scknitten), 
Die Steine, die zum Berge an- 

wucksen 

Fullten alle Himmel an. 


Ist okne Menscken-Scknitt von 
Dir abgebrocken; 
Der Stein, der zum Berge wurde, 

Erflillte alle Himmel. 


Lapis de monte veniens 
mundumque replens gratia, 

Quern non praecisum manibus 
vates vetusti nunciant. 

In 65,2 ist also ;;Okne Beikilfe brack er von Dir ab“ auf die 
unbefleckte Empfangnis und Greburt zu bezieken. Dagegen steUte 
man sick die Geburt des Antichrist so vor, wie es der Stick in 
Sebast. Brants Ausgabe des Methodius, Basil. 1516, zeigt, der 
kier S. 74 reproduziert ist. 


1) loh. 1,14 Yerbmi caro factum est, 6 loyog eyivsto, 

2) [Korrekturnote : Derselbe wird seines groBen Wertes wegen leider niclit 
ansgeliehen ; ich babe mir jedocb inzwiscben Photograpbien der den Hymnus ent- 
haltenden Blatter herstellen lassen, auf G-rund deren ich baldigst den Hymnus 
neu herausgeben werde.] 



72 


W. Bang, 


74 . 

Eunnis Text: RadloflPs Text: 

t(tibi)vg® (= Virgo) q cogitasti 

Ave saa kiz sagiga Ave sa qyz, sayynyan 


ac q petmsti(!) 

bey tengrini ha tilega bi tanrini, ham tilagan 

etnos anos q no ptereut 

megu jillani ki ertmez mangii jyllarny kim artmas 

T etm (=eternum) nec csumntr (=consuniantur) 

megulnkga ne tugenmez mangliliikka na tiiganmas. 


Eunns Text; 

^ihu ®i (= matri) 

Aye ihcning anasina 

ave Mis iilio 

aye ananing ogluna 

q ille nob bndictione det 

algis bizga ol ki bsin (= bersin) 

byga anasi jalbarsin 


76 . 

Eadloffs Text: 

Aye JesTis-nyn anasyna! 

aye ananyn oylyna! 

al;^y^ bizga ol kim barsin! 
owgan anas}'’iia jalbarsynl 


76 , 3 - 4 . In RadlofPs tibersetznng klingt dieser herrliche Hym- 
nns mit einer Blasphemie ans. 


Die Behandlung, die sich dieser ehrwiirdige Text yon Seiten 
des Petersburger Turkologen hat gefallen lassen rniissen, ist flir 
dessen Arbeitsweise nach jeder Richtung typisch. 

Typisch ist die lannenhafte Willkiir, woroit an einem im 
GrroBen imd Granzen gut iiberlieferten Text Anderungen yorge- 
nommen werden, 

Typisch die leichtfertige Hast, womit der Text ins Deutsche 
libersetzt worden ist und an yielen Stellen jedes yernitnftigen 
Sinnes bare Satze als IJbertragung des Originals dargeboten werden, 

Typisch endlich die yollige Unkenntnis oder — was ebenso 
schlimm ist — die Ignorierung des Milieus, in das der Text seiner 
Herkunft nach gehort, und aus dem heraus ihn zu erklaren die 



Beitrage zur Erkiarung des komanischen Marienhymnus. 


73 


74 . 

Bangs Ubersetzung : 


Badloffs tlbersetznng : 

Ave dir, Jungfrau, die nur ge- 

daclit hat 

An Grott, den Herren, und ihn 
erfleht hat, 

Der die ewigen Jahre nicht 

durchlebt, 

Der in Ewigkeit nicht vergeht. 


Ave Dir, Jungfrau, die Du (nur) 
gedacht hast 
(An) Grott den Herrn, und (die 
Du fiir uns) erbeten hast 
Ewige Jahre, die nicht vergehen 

TJnd bis in alle Ewigkeit kein 
Ende nehmen! 


76 . 


Badloffs tlbersetzung : 

Ave, der Mutter Jesu! 

Ave, dem Sohne der Mutter! 

Er moge uns seinen Segen geben 1 
Moge flehen zu seiner geliebten 

Mutter 1 

76,8 ist him = jjdamit, dafi, 
priesen, benedicta". 


Bangs Ubersetzung : 

Ave der Mutter Jesu! 

Ave dem Sohne der Mutter! 

Dafi er uns seinen Segen gebe, 
Moge seine gebenedeiete Mutter 

erflehen I 

auf dafi“ ; in 76,4 bvgan = ^ge- 


Pflicht eines gewissenhaften Herausgebers und Ubersetzers 
gewesen ware. 

Wenn die Art, wie Herr Eadloff den komanischen Marien- 
hymnus und — wir diirfen ruhig hinzufiigen — die tibrigen koma- 
nischen Texte behandelt hat, nicht als ungliickKcher Einzelfall zu 
betrachten, sondern als typisch fiir seine ganze Arbeits- 
weise zu bezeichnen ist, so liegt die Berechtigung dafiir in der Tat- 
sache, dafi was hier, an seiner Bearbeitung eines christlichen 
Textes, zu Tage getreten ist, — Unwissenheit, Verstandnislosig- 
keit und Willkiir — genau in demselben MaBe auch seine Bear- 
beitung anderer alttiirkischer Texte kennzeichnet. 



74 


W. Bang, 



Nachwort. 

Von 

F. C. Andreas. 

In der vorstehenden Abhandlung, dnrcli die die Erklarung 
des komanischen Marienhymnus in sekr gliicklicker Weise gefordert 
worden ist, ist derVerfasser anf die Frage nack den QueHen des 
Hymnns nicht eingegangen. Aber ans einer bei der letzten Kor- 
rektur hinzugefligten Anmerkung (S. 61;2) erfakren wir, daB „er 
inzwiscken die Quelle gefunden kabe und sie mit dem ganzen 



Beitr^ge zur Erklarung des komanischen Marienkymnus. 


76 


Hymnus herausgeben werde.“ Das Nahere fiber sie soil offenbar 
die angekfindigte ausffihrlicbie Arbeit bringen. Nun ist jedoch auch 
von anderer Seite scbon vor einiger Zeit das Original des koma- 
nischen Hymnus nacbgewiesen worden. Zwei Tage nachdem die 
Abhandlung des Herrn Bang von mir vorgelegt worden war, am 
14. Marz, kam Herr Edward Sckroder zu mir und ersuchte mick, 
ihm zu bestatigen, daB das von E. J. Mone im zweiten Bande 
seiner Lateinischen Hymnen des Mittelalters, S. 233 ff., veroffent- 
lichte Psalterium Mariae das Original des komanisclien Hymnus 
sei, die beiden Anfangsverse der beiden Hymnen stimmten jeden- 
falls fiberein und auch. ini Fortgang manches, wie er mit Hilfe des 
Grlossars in des Grafen Kuun Ausgabe des Codex Cumanicus fest- 
gestellt kabe. Die am selben Tage vorgenommene Vergleickung 
des lateiniscken und des komaniscken Hymnus ergab, dafi diesem 
in der Tat die erste Halfte des Psalterium Mariae zu Grunde liegt. 

Es wurde nun bescklossen, dies in einem Nackwort zu der 
Bangscken Abhandlung mitzuteilen. Auch soUte Herr Bang von 
der Entdeckung des Herrn Schroder erst nach dem vollendeten 
Druck seiner Abhandlung in Kenntnis gesetzt werden, damit nicht 
der Einwand erhoben werden konne, die von ihm gegebenen rich- 
tigen Erklarungen seien nicht so sehr sein Yerdienst, als das Er- 
gebnis des aufgefundenen Originals., Jetzt aber, wo es Herr Bang 
in letzter Stunde selbstandig entdeckt hat, glaube ich in seinem 
Interesse die Erklarung abgeben zu sollen, dafi seine Abhandlung, 
von unwesentlichen stilistischen Anderungen abgesehen, genau so 
gedruckt worden ist, wie ich sie vorgelegt habe, und dafi die vor- 
getragenen Erklarungen in keiner "Weise von der Kenntnis des 
Originals abhangig sind. Er hat durch seine Arbeit den Beweis 
geliefert, dafi die richtige Erklarung des komaniscken Marien- 
hymnus auch ohne Kenntnis des Originals moglich ist. Dnd es ist 
dringend zu wfinschen, dafi er seine Absicht, den ganzen Hymnus 
zu bearbeiten, recht bald zur Ausffihrung bringe. 

Da wir jetzt die Yorlage des komaniscken Marienkymnus 
kennen, so ffige ich eine tlbersicht seines Verhaltnisses zum Psal- 
terium Mariae bei, indem ich die Strophennummern beider Texte 
nebeneinanderstelle und wo die komanische Bearbeitung mehr oder 
minder stark abweicht, oder gar etwas ganz anderes bietet, dies 
kurz bemerke. Wo nichts bemerkt ist, gibt die komanische tJber- 
setzung die betreffende Strophe im ganzen treu wieder. Diese 
Zusammenstellung soil nur einer vorlaufigen Orientierung dienen. 
Ausffihrlicheres wird sicker die von Bang geplante Arbeit bringen, 
und er wird sick auch bereits die Frage vorgelegt haben, ob nicht 



76 


W. Bang 


der komanische Hymnns auf eine andere Recension des Psalterinm 
Mariae zuriickgeht als die von Mone veroffentlichte. 


Psalterinm Mariae 

1 (V. 1—4) . . 

2 (V. 5-8) . . 

3 (V. 9—12) . . 

4 (V. 13-16) . 

6 (V. 17—20) . 

6 (V. 21—24) . 

7 (V. 26—28) . 

8 (V. 29-32) . 

9 (V. 33—86) . 

10 (V. 37—40) . 

11 (V. 41—44) . 

12 (V. 46—48) . 

13 (V. 49—52) . 

14 (V. 63—56) . 

16 (V. 67-60) . 

16 (V. 61-64) . 

17 (Y. 65—68) . 

18 (V. 69-72) . 

19 (Y. 73—76) . 

20 (Y. 77—80) . 

21 (Y. 81-84) . 

22 (Y. 86—88) . 

23 (Y. 89—92) . 

24 (Y. 93—96) . 

25 (Y. 97—100) . 

26 (Y. 101—104). 

27 (Y. 105—108) . 

28 (Y. 109-112) . 

29 (Y. 113-116) . 

30 (Y. 117—120) . 

31 (Y. 121—124). 

32 (Y. 126—128) . 

33 (Y. 129—132) . 

34 (Y. 133-136) . 

35 (Y. 137—140). 

36 (Y. 141—144) . 


Komaniscker Hymnns 

1 entsprickt Y. 1 — 3 u. 8 des Originals. 
. 2 bietet etwas ganz anderes. 

. 3. 

. 4, 

. 6 . 

. 6 . 

. 7. 


8 (sehr freie, znm Teil abweicbende 
Ubertragnng). 

9. 

10 (1 nnd 2 ganz abweichend). 

11 . 


jg I (bieten etwas ganz anderes). 

14 1 (nnr ein vereinzeltes Wort klingt 
16 j an). 

16 (nnr der erste Yers stimmt iiberein). 

17 (sehr freie TJbertragnng). 

18 (klingt nnr vereinzelt an). 

19 (nnr 1 nnd 2 entsprechen einiger- 
mafien). 

20 (nnr die letzte Zeile klingt an). 

21 1 

22 r (freie TJbertragnng). 

23 (nnr in 4 ein schwacher Anklang). 

24 (bietet etwas anderes). 


26 

26 

27. 

28. 
29. 


(nnr einzelnes klingt an). 


30 (nnr einzelne Anklange). 

31. 

32. 


33 (bietet etwas ganz anderes). 

34 1 . 

gg I (mit starken Abweichnngen 
gg j wiedergegeben). 



Beitrage ziir Erklarung des komanischen Marienkynmus. 


77 


Psalteriam Mariae 

37 (V. 145-148) . 

38 (V. 149—162) . 

39 (V. 163—166) . 

40 (V. 157—160) . 

41 (V. 161-164). 

42 (V. 166-168) . 

43 (V. 169-172) . 

44 (V. 173—176) . 

45 (V. 177—180) . 

46 (V. 181—184) . 

47 (V. 185-188) . 

48 (V. 189-192) . 

49 (V. 193—196) . 

50 (V. 197—200) . 

61 (V. 201—204) . 

62 (V. 205 - 208). 

63 (V. 209-212) . 

64 (V. 213—216) . 

56 (V. 217—220) . 
66 (V. 221—224). 

57 (V. 225-228) . 

58 (V. 229—232) . 

69 (V. 233—236) . 
60 (V. 237—240). 


61 (V. 241—244) . 

62 (V. 246-248) . 

63 (V. 249-252) . 

64 (V. 253-266) . 
66 (V. 267—260) . 

66 (V. 261—264) . 

67 (V. 266-268) . 

68 (V. 269 -272) . 

69 (V. 273-276) . 

70 (V. 277—280) . 

71 (V. 281—284). 


Komanischer Hymmis 

. 37 (nur 2 Jbliugt an). 

. 38 (sehr freie Wiedergabe). 

. 39 (freie tlbertragung). 

. 40 1 . 

41 [ iveie Ubertragung), 

. 42. 

. 43 (1 und 2 sebr frei wiedergegeben, 
3 und 4 etwas ganz anderes). 

. 44 (freie Ubertragung). 

. 46. 

. 46 (sebr freie Ubertragung). 

. 47 (freie Ubertragung). 

. 48 (3 und 4 frei iibertragen). 

. 49 (freie Ubertragung). 

. 60 (3 u. 4 bieten etwas ganz anderes). 
. 61 (3 und 4 weicben stark ab). 

. 62 (freie Ubertragung von 13!). 

. 53 (3 und 4 weichen ab). 

. 64 (z. Teil abweicbende Ubertragung). 

I fehlen in dem komaniscben Hymnus. 

. 65 (freie Ubertragung, wobei 2 ganz 
abweicbt). 

. 66 (freie Ubertragung mit abweichen- 
dem Schlub). 

. 67 (bietet etwas ganz anderes). 

. 58 (1 u. 2 geben frei 3 u. 4 des Ori- 
ginals wieder, wabrend die beiden 
letzten Yerse etwas ganz abwei- 
cbendes bieten). 

. 69 (freie Ubertragung). 

. 60 (mit starken Abweicbungen). 

, 61 1 (zum Teil abweicbende freie Uber- 
. 62 I tragung). 

. 63. 

. 64. 

. 66. 

. 66. 

. 67. 

gg I (freie Ubertragung). 



78 W. Bang, Beitrage zur Erklarung des komanisclien Marienkymniis. 


Psalterium Mariae Komanisclier Hymnns 

72 (V. 285 — 288) ... 70 (mit starken Abweichungen). 

73 (V. 289—292) ... 72 (selir freie Ubertragung). 

74 (V. 293 — 296) ... 71 (mit einer kleinen Abweicbtmg). 

76 (V. 297 — 300) ... 78 (nxir der erste Vers erinnert an 

das Original). 

76 (V. 301—304) ... 74 (nnter Beibehaltung des ersten 

Verses und einiger Wendtmgen 
des Originals ganz abweichend ge- 
staltet). 

77 (V. 306 — 308) ... 76 (mit starken Abweichungen iiber- 

tragen). 

76 (mit dieser in dem Moneschen Text 
fehlenden Strophe schlieBt der 
komanisehe Hymnns). 






Vorderseite des „Koblenzer Fragments", vor 1479 (?). Nofdiwestl. Viertel einer handschriftl. Karte von Deutschland. 

Fast 0,75 GroBe des OrtiEifials <280, oben 293x197 mm). 







TAFEL n. 


Nachrichten der Kfinigl. Oesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen, phil.-hist. KI. 1910, Heft 1 (A Wolkenhatier). 







Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber 
seine Verhandlungen mit dem Inka Titu Cusi Yu- 
panqui in den Anden von Villcapampa. 

Mitgeteilt von 

Rick&rd Pietschmann. 

Vorgelegt in der Sitzung am 30. April 1910. 

Aus dem Nachlasse Alexanders von Humboldt besitzt die 
Eonigliche Bibliotbek zn Berlin in ibrer Handschriften-Sammlnng 
ein dlinnes Quartheft, bezeichnet Ms, hispan. qii, 64, auf dessen 
Vorsatzblatte von der Hand Alexanders von Humboldt und von 
ihm unterzeichnet der Vermerk stebt: „ein seltenes von Hr. Jac- 
quet in Paris sorgfaltig abgeschriebenes MSS nacb meinem Tode 
der Eon. Bibliotbek zu Berlin zu schenken“. Diesem Blatte ge-« 
geniiber bat Eduard Buscbmann auf der Innenseite des Umscblags 
den Inbalt des Heftes am 31. Marz 1868 mit folgenden Worten 
registriert: 5 ,den Brief Eugene Jacq^uet’s an Alexander von Hum- 
boldt d. d. Paris 12. Dec. 1833 begleitet seine autbentische Ab- 
scbrift von zwei alten bandschriftlicben Reisen in America : 

A. Belacion del camino e viaje que Biego Bodrigues M 0 O desde la 
Ciudad del Gu 0 co a la tierra de guerra, de Mango Ynga que 
estd en los Andes . . . pag. 1 — 34. 

B. Belacion breve del suscedido en el viaje, que Mm Alvaro de 
Mendafia, en la demanda de la nueva Guinea, la qual ya 
estava descubierta por Inigo Ortis de Betes (en 1567) . . . 
pag. 1 — 19.^ 

Der Name des „kenntnisvollen Herrn Jacquet^, wie ibn Alexander 
von Humboldt 1836 in der Vorrede zu seines Bruders Eawi-Werke 
nennt, begegnet uns mebrfacb im 6. und 7. Baade der gesam- 
melten Scbriften Wilbelms von Humboldt. Ausfiibrlicbe Nach- 

Kgl. Ges. d. WIss. Nachrichten. PMlolog.-histor. Xlasae 1910. Heft 2. 6 



80 


Bichard Pietschmann 


xichten iiber sein Leben mid seine wissenscbaftlicben Arbeiten und 
Bestrebnngen gab !F41ix Nfeye in einer Denkscbrift, die 1856 im 
27. Bande der Memoires couronnes et memoires des savants Grangers 
puUies par VAcademie royale des sciences^ des lettres et des heaux-^arts 
de Belgique erschienen ist, Aus AnlaB eines Aufsatzes von Jacqnet 
iiber den TJrsprung der Scbriftarten der Philippinen hatte Wil- 
helm von Hnmboldt an den erst zwanzigjahrigen am 10. Dezember 
1831 ans Tegel die Lettre sur les alphabets de la Polynesie Asia- 
tique gerichtet, die im Jnni 1832 xm 9. Bande des Nouveau Journal 
asiatique abgedruckt wnrde. Ans diesem Briefwechsel ergab sich 
anch das Schreiben an Alexander von Humboldt vom 12. Dezember 
1833 , das in der Handscbrift der Kbniglichen Bibliothek , wie 
Buschmanns Eintragnng besagt, den beiden Beiseberichten vorge- 
heftet ist. Es hat 7 Quarts eiten. 

Der franzosische Orientalist entschnldigt sich darin znnachst 
ziemlich nmstandlich, daS er erst jetzt die Abschriften spanischer 
Aktenstticke schicke, die er vor einiger Zeit Wilhelm fiir Alexander 
angeboten habe, und bespricht dann etwas die Berichte selbst, die 
er entdeckt hat, nnd die Schwierigkeit , von diesen Texten Ab- 
schriften zn geben, bei denen iiber die richtige Lesnng der oft 
fliichtigen nnd verschnorkelten Handschriftenzllge nnd der oft 
vnlgaren Ansdrhcke nnd Wortformen keine Zweifel blieben. Es 
folgt eine Schildernng der Greringschatznng, mit der in Paris die 
Literatnrerzengnisse der Volker des Morgerdandes nnd das Stndinm 
der orientalischen Sprachen von den Vertretern der klassischen 
Stndien betrachtet warden. DaB die Sprachwissenschaft, wie sie 
Bopp geschaffen babe nnd wie sie in Prankreich von Einzelnen 
weitergefiihrt werde, gerade diesen Grelehrten znm Gespott diene, 
das stimme nicht recht zn der Tatsache, daB diese Dndnldsamen 
dock besondern Wert anf Anerkennnng von dentscher Seite zn 
legen pflegten^). 

Entnommen hat Eugene Jacqnet die beiden Abschriften, die 
er Hnmboldt zustellte, einem Sammelbande spanischer Aktenstiicke 
in der Kdniglichen Bibliothek zn Paris , den er nach der alten 


1) Les personnes dmt je signale IHntolerance, attachentf je pense, heaueoup 
de prix d V approbation de V Allemagne\ je doute fori qiPelles puissent la conciliet 
d des opinions aussi exclusives. Von der Verwandtschaft, die zwischen den alten 
Spraclien und einigen Sprachen des Morgenlandes bestehe, wollten sie nichts 
■wissen : Vetude pliilologique telle que Va criee Mr. Bopp, telle que la continuent 
en France quelques personnes, excite ioute leur irritabiliU et leur fournit le texte 
de plaisanteries au moins peu genereuses. 



Bericht des Diego Kodriguez de Figueroa fiber seine Verhandlungen u.s.w. 81 


Signatnr Saint Germain, frang^ no, 1588 bezeiehnet. Wie Henxi 
Omont anf meine Bitte giitigst feststellte, ist es die Handschrift 
Esp. 325, liber deren mannigfacben Inbalt Alfred Morel-Fatio in 
seinem KataJoge der spanischen und portugiesischen Abteflung des 
D^partement des mannscrits der Nationalbibliothek (Paris 1892, 
S. 162 — 166) nnter Nr. 550 eine tlbersicbt gibt. Die beiden Be- 
ricbte bilden darin das 24. und 29. Stiick. Jacquet wird mit 
diesem Sammelbande, der auf dem Biicken des Einbandes den Auf- 
druck Melation des FMUppines tragi, sick beschaftigt baben, weil 
zu den ersten Stiicken in der Beike mebrere Berickte liber die 
Pkilippinen gehoren sowie Erlanternngen spanischer Missionare zu 
einer ckinesiscken Karte, die ihm fiir seine eigenen Arbeiten von 
besonderem Interesse sein muBten. 

Den Text, den Buschmann unter B, Morel Fatio unter 550,24 
verzeicknet, lasse ick Her bei Seite. Es ist ein kurzer aber nicht 
nnwichtiger Berickt iiber die Entdecknngsfakrt von 1667 bis 1569, 
die auf Anraten von Pedro Sarmiento unternommen wurde und 
zur Anffindung der Salomon-Inseln fuhrte. Er ist in franzosischer 
tibersetzung von Edouard Dulaurier und danack von Edouard 
Ckarton^) und in englxseker neuerdings von Lord Amkerst und 
Basil Tkomas®) verbffentlickt worden. 

Wokl alien Fackleuten nock unbekannt ist kingegen der Be- 
rickt, der in dem Quartkefte der Koniglicken Bibliotkek unmit- 
telbar auf Jacquets Brief an Humboldt folgt und in dem Folianten 
der Nationalbibliothek als Stiick 29 — Blatt 204 bis 218 — ein- 
gereikt ist. Die Absckrift, die Jacquet, ein Mann von ganz auBer- 
ordentlickem FleiBe, Humboldt iiberlassen hat, ist im wesentHcken 
sorgfaltig und auck recht brauckbar. Fiir eine erkebliche Anzakl 
von Fliicktigkeiten und Verseken des Originals kat er ricktige 
Verbesserungsvorscklage am Kande der Absckrift vermerkt *). 
Die iiberaus dankenswerte Bereitwilligkeit der Yerwaltung der 


1) Nouvelles annales des voyages, T. 135 (= 5. Sdr. , Ann^e 8 = N. S., 
T. 31 = 1852 T. 3), Paris 1862 S. 57—85. 

2) Ed, ChartoD, Voyageurs anciens et modernes, T. 4, Paris 1857. S. 187 
bis 199. 

3) TFbr/cs issued hy the Hakluyt Society, 2, Ser., No, 8: The Discovery of 
the Solomon Islands in 1568. London 1901 S. 195 — 214. 

4) Verscbiedene Bemerkungen von Jacquet teile ich unter dem Texte mit. 
Gelegentlicb babe icb da , wo meine Lesung von seiner abweicbt , ausdrucklich 
bervorgeboben, daB die Handschrift so zu lesen ist, wie icb im Texte gebe. An 
Stellen, an denen mir die Abweicbung von seiner Lesung ganz sicker gerecbt- 
fertigt erschien, babe icb jedoch meist nicbts angemerkt. 


6 * 



g2 Kicliard Piets chmann, 

Handscliriften-Abteiluiig der National-Bibliotliek bat mir ermog- 
licM, Mer den Wortlaut des Bericbts nacb dem Originaltexte 
selbst wiedergeben zu konnen. 

Als Verfasser des Scbriftstlicks wird in der tlberscbrift Diego 
Eodrigues genannt. Am Scblnsse steht seine Namensnnterscbrift, 
aber in so nnleserliclien nnd nngelenken Ziigen, dafi man bezwei- 
feln kann, ob sie Autograph ist^ oder blob nachgezeicbnet ^). Es 
spricbt in dem Berichte zu uns ofiFenbar derselbe ManU; der uns 
in andern Texten als Diego Rodriguez de Figueroa begegnet. 
Wie wir Mer von ihm selbst erfahren®) waren es zu dieser Zeit 
17 Jahre her, dafi er nach Peru gekommen war. Wichtig bei der 
Aufgabe als IJnterhandler, in der wir ihm Mer begegnen, ist dab, 
wie beilaufig zur Sprache kommt, Diego Rodriguez von dem Vize- 
kbnige conde de Nieva, der Peru in der Zeit vom April 1661 bis 
zum 20. Februar 1564 verwaltete, zum Indianer-Anwalt, wie er 
es nennt defensor de todos los indios, ernannt worden war®). An- 
dere ISTachrichten tiber ihn findet man in Briefen von ihm aus 
spaterer Zeit, die Marcos Jimenez de la Espada herausgegeben 
hat*). Hier sei davon erwahnt, dab Diego Rodriguez sich riihmt, 
er habe in dem Feldzuge, durch den 1664 die Emporung des 
Francisco Hernandez Griron unterdriickt wurde, als Proviant- 
meister des Heeres dem Konige von Spanien mehr als 100000 
Pesos erspart. Auch beruft er sich darauf, dab er zur Wider- 
legung eines Grutachten der Prokuratoren Juan de Quinones und 
des Lizentiaten Polo, d. i. Polo de Ondegardo, in acht Tagen aus den 
Akten nachgewiesen habe, es gebe von Quito bis Potosi 567000 
zinspflichtige Indianer und man konne daher durch Erheben einer 
bestimmten Kopfsteuer von den Eingeborenen in sechs J ahren mit 
Vergniigen — muy holgadamente — sechs Millionen Pesos auf- 
bringen. Bittschriften voll ein- und aufdringlichen Eigenlobes 


1) Das Aktenstiick sclieint nicht etwas Offizielles zu sein. Es Wurde sonst 
wohl an den Randern, oder wenigstens unter dem Texte die Controls triche auf- 
weisen, die das Autkentische des Wortlauts garantieren soUen. 

2) Vergl. Seite 95. 

3) Vergl. S. 93. Uber diese Defensores vergl. die Einleitung zu dem Qe- 
schichtswerke des Pedro Sarmiento, S. XX Anm. 3. Aus dem Berichte des Ro- 
driguez sieht man, dafi dieses Amt nicht von Francisco de Toledo ersonnen 
worden ist. Wie in andern Fallen hat Toledo auch in diesem von seinen Yor- 
gangem gelernt; er steht darum noch nicht niedriger. Der altere Titel scheint 
protector de los indios gelautet zu haben. 

4) Vergl. Belaeiones geogrdficas de Indias, Perd 2, Apend., S. XXIX — XXXIV. 
Vergl. Sarmiento, G-eschichte^ Einleitung, S. XXXX Anm. 3. 



Bericht des Diego Kodriguez de Figueroa liber seine Verhandlungen u.s.w. 83 

waren daziimal an der Tagesordnxing ^). Eodriguez erscheint dabei 
mit andern verglichen noch keineswegs als besonders ruhmredig, 
und so brancht ancb deswegen nocli keine besondere Ubertreibung 
in der Scbilderiing der Erfolge enthalten zu sein, von denen xms 
sein Eeisebericht meldet. 

In der Uberscbrift des Berichts wird das Gebiet, in dem die 
Eeise des Diego Eodriguez ausgefulirt wurde, bezeichnet als die 
tierra de guerra de Mango Ynga que estd en los Andes ahado contra 
el servicio de su magestad: “das Kriegszustands-Land desManco Inca, 
der in den Anden gegen den Dienst Seiner Majestat sicb in Auf- 
stand befindet”. Diese Angabe kann irreflihren. Es handelt sicb. 
zwar um das Andengebiet von Villcapampa , in das Manco Inca 
nacb dem MiBlingen des groBen Indianer-Aufstandes, den er gegen 
die Brltder Pizarro zu Stande bracMe, sicb mit den Seinen und 
einem Eest von Anhangern zurlickgezogen bat. Aber der Inka, 
den dort Diego Eodriguez aufsucbt, ist nicbt mebr Manco Inca, 
— der war langst umgebracbt, — auch nicbt dessen altester Sobn 
und Nacbfolger Sayri Tupac Inca, — der batte mit den Spaniern 
Erieden gescblossen, war nacb Yucay iibergesiedelt und dort ge- 
storben — , sondern des Sayri Tupac Bruder Titu Cusi Yupanqui. 
Diesen gait es zu einem abnlicben Vertrage zu iiberreden, wie ibn 
1558 Juan de Betanzos im Auftrage des Yizekonigs von Peru D. 
Andres Hurtado de Mendoza Marques de Canete mit Sayri Tupac 
abgescblossen batte. Die ersten Verbandlungen dazu bat als 
Statthalter von Peru der Prasident der Audiencia Eeal von Lima 
Lope Garcia de Castro nocb durcb denselben bewabrten Kenner 
der Quecbua-Spracbe und der Gescbicbte der Inka mit Titu Cusi 
ankniipfen lassen^). Wann Betanzos starb weiB man nicbt. Yiel- 
leicbt bangt es mit seinem Ableben zusammeu, dafi von dem Be- 
vollmacbtigten des Prasidenten, dem Lizentiaten Juan Matienzo 
de Peralta, Oydor der Eeal Audiencia von Potosi, nun Diego 
Eodriguez als Dnterbandler entsendet wird. 

Der Weg, den Eodriguez nimmt, ist der alte, den scbonPacba- 
cutic Inca Yupanqui eingescblagen bat, als er auszog, die abge- 


1) Es wurden eigens Verfiigungen daruber erlassen, wie man seine Yer- 
dienste zu begruuden babe : para la orden de corno han de liacer con pretenciones 
las protanzas para pretender por sus meritos y sernieios, 

2) Wenigstens sagt das Marcos Jimenez de laEspada in derYorrede seiner 
Ausgabe von Betanzos, Burna y narracion de los Incas, S. 5: Tambien bubo de 
intervenir despues [Juan de Betanzos], en tiempo del Gobernador Lope Garcia 
de Castro, en las primeras negociaciones que se entablaron con el otro inca re- 
belde Titu Cusi Yupanqui 



34 Kichard Pietschmaun, 

legenen G-ebirgslandscIiafteii zu erobem, die jetzt die letzte Zu- 
fiuclitsstatte seiner Nachkommen waren. Er fiibrte von Cuzco 
nord warts durch das Tucay-Tal und an der gewaltigen Grrenzfeste 
von OUantaytambo vorbei in das Tal des Villcamayn, dann von 
dem Flufiiibergange Chuquicbaca westwarts in das Hochland. 
Die Grrenzwacbter des Inka libermitteln zunachst ihrem Gi-ebieter 
die Briefscbaften , die Eodriguez zum Ausweise iiber seinen Auf- 
trag iibergibt, und lassen erst auf Befebl des Inka ihn passieren. 
Titu Cusi ist gerade im Begriff, einen feindlicken Einbrucli in das 
den Spaniern untertanige Grrenzland vorzubereiten. Er kommt 
dem Ilnterbandler , wobl damit der nicht zuviel von der Landes- 
beschaffenbeit anskundscbaften soli, seinerseits ein groBes Stuck 
Weges an der Spitze mebrerer Eeerbaufen seiner Krieger ent- 
gegen bis zu der Hocbebene von Bambacona am FuBe der von 
Natur nocb unzuganglicberen Anden-Erbebungen. Die mancberlei 
Scbwierigkeiten und Fabrlicbkeiten , denen Eodriguez begegnet, 
werden bescbrieben; und ausfubrlicb erzablt er vor allem von 
dem Einzuge des Inka in Bambacona, von dem Aufmarscbe seiner 
Gretreuen , der Huldigung vor der Sonne und vor Titu Cusi Yu- 
panqui. Wir erbalten ein farbenreicbes Bild, freilicb nur be- 
leucbtet von einem letzten Aufflackern untergebenden Grlanzes. 
Das Geprange, das bier den Inka umgibt, ist nicbt einmal mebr 
etwas in ununterbrocbener Uberlieferung Ererbtes, sondern Er- 
zeugnis eines Wiederbelebungsversucbs, der nur in seiner Isoliert- 
beit auf der Scbaublihne der Andenwelt sicb nocb vorflibren lieB. 
Aber als Aussage eines Augenzeugen aus letzter Stunde bat die 
anscbauliche Erzablung des Diego Eodriguez unersetzlicben Wert. 

Weniger von Belang ist der politiscbe Vorgang, urn den es 
sicb bandelt. Titu Cusi ist von vornberein geneigt, auf giinstige 
Bedingungen einzugeben. Das AbscblieBen der Einigung wird 
zwar voriibergebend unterbrocben durcb eine Botscbaft Matienzos, 
weil in ihr nicht bloB auf baldige EntschlieBung gedrangt, sondern 
aucb mit Elriegserklarung gedrobt wird. Das bestimmt den Inka 
und seine Leute, aucb ibrerseits mit Drobungen nicbt zu sparen 


1) Chaca bezeichnet die Hangebruckeu, die in Peru gebaut wurden. Clmqiii 
ist das Wort, das in so yielen Ortsnamen Perus vorkommt, und im Quechua 
„Lanze“, im Aimara „Gold“ bedeutet, und „Gold“ aucb in diesen Ortsnamen be- 
deuten mag. Bernabe Cobo bemerkt zu Chuquichaca; quiere decir puente de 
oro. Yergl. auch E. W. Middendorf, die Aimara- Si^rache, S. 14; 16. 

2) =: Fampactma, „Ebenen‘S „Gefilde“. Cobo, Historia del Nuevo Mundo, 
T. 3 S. 160: los llanos de Pampacona, que es antes de entrar en la montana. 



Bericlit des Biego Eodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s.w. 86 

und zur EinscMchterung dem Unterhandler mit Waffen nali auf 
den Leib zu riicken. Aber scbon Tags daranf werden rubige Be- 
sprechungen lachend wieder aufgenoxameu. Eodriguez darf sogar 
mit Hlilfe der Bekenner des Christentums, die Titu Cusi in seiner 
Umgebung hat, ein Kreuz auf dem Platze von Bambacona auf- 
richten, und, wie er versichert, setzt er selbst durch, daB er auch 
die Unbekehrten um sich yersammeln und ihnen den Grottesbegriff 
der Christen erlautern darf. Er will offenbar nicht versaumen, 
in seinem Berichte auch ins Licht zu stellen, was er im Vill- 
capampa nebenher als erster Grlaubensbote, der dort auftrat, ge- 
leistet hat. Eine Abordnung von Hauptlingen, die Titu Cusi auf 
Zureden des Diego Eodriguez zur Probe nach Cuzco entsendet, 
findet dort freundliohe Aufnahme. Matienzo bricht von Cuzco 
mit ihnen auf und trifPt sich mit dem Inka zu einer TJnterredung 
vor Chuquichaca. Dock zu der Zusammenkunft bringt er gegen 
dessen Wunsch eine Leibwache mit, und einige der Kavaliere in 
der Begleitung des Oydors lassen AuBerungen fallen, aus denen 
selbst unser Grewahrsmann die IJberzeugung entnimmt, da6 es mit 
dem Vertrage nichts werden soUe. Der inka und noch mehr seine 
Hauptlinge argwohnen, daJB ihm nur eine Palle gestellt werde, 
um seine Person in Grewalt zu bekommen; und als die Arkebusiere 
der Leibwache Miene machen naher zu kommen und herandrangen, 
weicht er iiber die Briicke zuriick auf sein Grebiet und bricht alle 
Verhandlungen ab. — 

In welchem Jahre dies stattfand wird nicht gesagt, Diego 
Eodriguez gibt aber Monatsdaten an und bemerkt zu dem 20. 
April, dafi es Karfeitag war, sagt auch, am 20. Mai sei die Nach- 
richt gekommen, Matienzo werde am letzten Pfingsttage von 
Cuzco abreisen und Preitag oder Sonnabend an der Briicke Chu- 
quichaca sein. Der Inka mit seinem Greleite und mit Eodriguez 
brechen am 28. Mai auf, dem Oydor entgegen, und langen bei der 
Briicke am Sonnabend vor Triuitatis an. Auch ist die Zeit da- 
durch begrenzt, daB der Prasident, der die Verhandlungen fiihren 
laBt, Lope Garcia de Castro, am 22. September 1564 seinen Einzug 
in Lima hielt und am 26. November des Jahres 1569 Peru ver- 
lassen hat. Dies zusammen fiihrt auf das Jahr 1565. Damit 
stimmt iiberein, daB Francisco de Toledo in einem Berichte, den 
er im Februar 1572 geschrieben haben wird, erwahnt, es sei 7 
oder 8 Jahre her, daB man begonnen habe, mit dem Inka in den 
Anden Friedensverhandlungen anzuknlipfen. 

Diego Eodriguez wird seinen Bericht bald nach der Euckkehr 
aus den Anden niedergeschrieben haben. Er wiirde sonst schwer- 



86 


Eieliard Pietschmann 


lich unterlassen haben, irgendwie zur Kenntnis zu bringen, da6 
seine Bemiiliungen trotz des Abbrncbs der personlichen Verhand- 
Ixmg zwischen Inka und Oydor dock nich-fc ganz obne Erfolg ge- 
blieben sind. Zmiacbst entspricbt durchaus den Anerbietnngen, 
die Titn Cusi ihm gemacht bat, daB im Jabre 1666 Fray Marcos 
Garcia als Missionar im Villcapampa Anfnabme fand ^). Aucb fiir 
seine Person bat der Inka dann das Cbristentum angenommen. 
Titu Cnsi Tnpanq^ni hat dariiber selbst berichtet in einem Scbrift- 
stiicke, das von Martin Pando nnd Marcos Garcia am 6. Februar 
1670 fiir ihn abgefafit wnrde: es sei ibm von Diego Eodrignez, 
der also inzwiscben wiedernm in Villcapampa gewesen ist, nnd 
von Martin Pando der Angnstiner - Orden nnd vor aUem der 
Angnstiner-Prior von Cuzco, der Padre Juan de Vivero, so sebr 
anempfoblen worden, dafi er an den Prior mebrere Scbreiben ge- 
ricbtet nnd ibn veranlaBt babe, znsammen mit einem andern Geist- 
licben, wobl mit dem Angnstiner Fray Diego Ortiz, nnd begleitet 
von Gonzalo Perez de Vivero nnd Atilano de Anaya aus Cuzco 
nacb Eayangalla zn kommen. Bier bat dann Juan de Vivero 
den Inka im August 1668 anf den Namen Don Diego de Castro 
getauft nnd nocb acbt Tage in christKcber Glanbenslebre nnter- 
wiesen. Gonzalo Perez de Vivero nnd der Prior kebrten alsbald 
znriick, aucb wobl Atilano de Anaya nnd Diego Rodriguez, wenn 
der damals nocb bei dem Inka weilte^). 


1) Calancha, Coroniea moralizada, T. 1 S. 794. 

2) Yergl. den Anhang der Ausgabe der Guerra de Quito des Cieza de 
Leon von Marcos Jimenez de la Espada, S. 118 — 120. — Baltasar de Ocampo 
und Calancha geben an, Titu Cusi habe in der Taufe, oder richtiger, bei seiner 
Wiedertaufe den Namen Don Felipe erbalten. Sicher falsch, — Baltasar de 
Ocampo laBt einmal Juan de Vivero, Diego Ortiz, Atilano de Anaya,’ Diego Ko- 
driguez de Figueroa und Francisco de Veredas, dann nocbmals Juan de Vivero 
und Diego Eodriguez de Figueroa znsammen mit Atilano de Anaya von Fran- 
cisco de Toledo nacb Villcapampa entsandt werden. Er verlegt, wle es scbeint, 
das was sicb unter dem Prasidenten Castro begeben bat, in die Zeit Toledos; 
und mit der zweiten Entsendung wird die des Gabriel de Oviedo gemeint sein. 
Gabriel de Oviedo wurde aber nicbt von Diego Rodriguez begleitet, sondern von 
einem Lizentiaten, den er Garci Rios nennt — wenn so wirMicb in der Hand, 
scbrift des Bericbtes stebt, Calancba nennt ibn Garci Rodriguez. In einer an- 
dem Quelle heifit er el Ucenciado JRodriguez (Colecc. de docum, ineditos del Ar-^ 
cMvo de Indias, T. 8 S. 265 und 266). Sicber ist zum Scblusse nicbt Atilano de 
Anaya znsammen mit Vivero und Rodriguez entsendet worden; sondern erst, als 
Gabriel Oviedo und sein Begleiter erfolglos zuriickkebrten und zwar von Aco- 
bamba, wurde vom Vizekbnige mit einem vom 16. Oktober 1571 aus Yucay da- 
tierten Scbreiben Atilano de Anaya allein liber Cbuquicbaca ausgescbickt. 



BericM des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 87 

Ancli ist mit dem Inka ein Vertrag ziemKch alinHclieii Wort- 
lants, wie er zwischen dem Inka und Diego Rodriguez nach dem 
Reiseberickte vereinbart wurde, tatsachlici. iu aller Form wohl 
bald nacbber noch gescblossen worden. Der Nacbfolger des Pra- 
sidenten Lope de Castro, der Vizekbnig Francisco de Toledo, er- 
wabnt in Bericbten an Kbnig Philipp II. wiederbolt diesen Ver- 
trag, die Kapitnlation , wie er ihn nennt, die der Inka mit dem 
Lizentiaten Castro gemacht babe und die von Seiner Majestat 
bestatigt worden sei. Der unbotmaBige Inka, meldet er, und seine 
Anhanger in den Anden verbielten sicL. einstweilen rubig in der 
Hoffnung, daB die Bedingungen, die darin abgemacht worden seien, 
erfiillt wlirden^). Der Inka wiinsche dringend, — was ja aucli 
aus den Angaben des Diego Rodriguez bervorgebt — seinen Sobn 
mit dessen junger Eusine zu vermahlen, die bei den Spaniern sei. 
Hbcbstens dann werde er sicb entscblieBen, seinen Scblupfwinkel 
zu verlassen, und dann mlisse aucb die Kapitnlation zur Aus- 
fiibrung kommen, die der Kbnig genebmigt babe. Hierzu seien 
2000 Pesos Rente aus irgend einem Kron-Repartimiento erfor- 
derlicb. Ob das den yielen armen Leuten entzogen warden solle, 
„die bier zu Lande nicbts zu essen baben“ ^). 

Nocb genauer sagt der Prior des Dominikaner-Klosters zu 
Cuzco , Fray Gabriel de Oviedo , den Toledo am 20. Juli 1571 
auserkor, die Verbandlungen mit Titu Cusi weiterzufiibren , in 
einem Bericbte , den wir von ibm besitzen , es seien ihm dazu 
iibergeben worden, erstlicb die Abmacbungen und Bewilligungen, 
die der ebemalige Stattbalter Lizentiat Castro im Namen des 
Kbnigs dem Inka gewabrt babe, samt der Bestatigung durcb den 
Indiscben Rat und der personlicben Bestatigung durcb den Kbnig, 
ferner ein ^sebr buldvolles Scbreiben des Kbnigs an den Inka, und 
zugleicb aucb die Dispensations-Bulle, die der Kbnig erwirkt batte, 

1) VergL Goleccion de documentos ineditos pay'a la Mstoria de JEJspana, T. 94= 
S. 282. S. 302. S. 305. 

2) Einiges aus dieser Eelaeion del estado de cosas de guerray die wohl im 
Februar 1572 geschrieben wurde, babe ich scbon in der Einleitung zu meiner 
Ausgabe der Gescbicbte des Inkareicbes von Pedro Sarmiento (S. XV) verwertet. 
Der Satz: cumpliendo con el la capitulacion que Vuestra Majestad mando eon- 
firmar, gebt nicht, wie icb damals annabm, auf den Vertrag mit Sayri Tupac, 
sondern auf den spateren mit Titu Cusi. 

3) Der Bericbt wurde aufgef unden und veroffentliclit von D. Carlos A. Ro- 
mero (das ist wohl: C. A. R.) in der Bevista historica , organo del Instituto 
Historieo del Bern, T, 2, Lima 1907 S. 65 — 73, dann in engliscber Ubersetzung 
von Sir Clements R. Markham als Nacbtrag zu den Worls issued hy the Halcluyt 
Society^ 2. Ser.^ No. 22. 



damit der Sohn des Inka Don Delipe Quispi Tito sick rait seiner 
Knsine Dona Beatrix Coysb vermalen konne. 

Wie ich von Sir Clements Markkam erfahre , ist auck eine 
Ansfertigang des Vertrages, den Diego Ilodriguez im Anftrage 
des Prasidenten Castro gescklossen kat, nock vorkanden. 

Cabriel de Oviedo wurde in das Grebiet des Inka nicht ein- 
gelassen. Ein anderer Abgesandter, den Francisco de Toledo da- 
mals absckickte, fand zwar Zutritt liber die Grenze, wurde aber 
sckon in der nachsten Nackt ermordet. Am Palmsonntag, das ist, 
am 30. Marz des Jakres 1672 lieB der Vizekonig in Cuzco zum 
Kriege gegen die unbotmaBigen Indianer aufrufen^), Ende April 
den Eampf eroffnen, und okne groBe Make wurde das Villcapampa- 
Gebiet erobert. Erst da kam keraus, da6 seit mekr als Jakresfrist 
Titu Cusi Yupanq^ui tot war. Bei diesem Peldzuge und bei der 
erfolglosen Bekampfung der wilden Ckiriguanaes , an die darauf 
Francisco de Toledo sick wagfce, kat Diego Eodriguez Anteil ge- 
nommen. Zur Beloknung fur die geleisteten Dienste wurde ikm 
von dem Vizekonig im Gebiete der im Villcapampa neu begriin- 
deten Ansiedlung San Francisco de la Victoria eine Encomienda 
von 100 Indianern liberwiesen und ikm von dem Konige die Be- 
leknung mit dem Amtsstabe als Alguacil mayor bestatigt ^). Dort 
blieb Rodriguez aber nur vier Jahre, da er mit dem Gobernador 
in Zwist geriet. Er kekrte zur lick nack Potosi. Von kier ricktete 


1) Vergl. wegen des Datums aucli Gottingische gelehrte Ameigen 1909 
S. 154 — 155. Das Jalxr 1572 nennt ausdrucklich auch der aus Peru verbanute 
Cristobal Maldonado in einer Denksclirift, die er an Philipp II. ricbtet (Golecoion 
de doc, ined. para la hist de JEsp.^ T. 94 S. 361) : el ano de setenta y dos para 
la flaca giierra del Inga se jmtaron ocliocientos lionibres en tres campos divididoSj 
y el %mo oehenta leguas apaiiado de la persona del Virrey, — In der Angabe 
von Antonio de la Calaiicha: proveyb auto en el Gu0co don Francisco de Toledo 
para azer giierra a Tupac Amaro en treynta de lulio de mil i quinientos setenta 
i dosj ist fur lulio nach dem Berichte von Oviedo einzusetzen Marzo\ der Mo- 
natstag ist nach beider Angabe der gleiche. 

2) Den Stab erhielt nach Ocampo Rodriguez schon aus AnlaB einer Ent- 
sendung an den Inka verliehen: emhio . . , Diego Bodriguez de Figueroa por 
alguazil may or ^ al qml hizo merzed el dicho seUor [D, Francisco de Toledo] 
nirrey de aquella vara por su vida. Vielleicht ist es nicht ganz uberflussig zu 
bemerken, da6 Diego Rodriguez de Figueroa nicht identisch sein kann mit dem 
Diego Rodrigo (Rodriguez?) de Figueroa, dem Hernando Pizarro nach der Hin- 
richtung des Diego de Almagro die vara verlieh (Coleccion de docum. ined, del 
Archivo de Indias, T. 20 S. 321 ; vergl. auch S. 352). Wenn unser Diego Ro- 
driguez 1565 in Peru erst 17 Jahre war, kann er nicht 1539 in Cuzco ge- 
wesen sein. 


Bericlit des Biego Kodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 89 

er am 1. Dezember 1682 an Don Martin Enriquez, den Amtsnach- 
folger des Vizekonigs Don Francisco Toledo ein Schreiben, um die 
tlberweisung einer Anzabl Indianer zuruckznerbitten , die er im 
Cerro de Potosi als Bergwerksarbeiter gehabt batte. Er hebt 
bervor, er sei Vater von fiinf Tocbtern und drei Sobnen, sei dort 
in Potosi seit 30 Jabren zn Hause und babe ftir den Konig drei 
Scblacbten mitgemacbt. Er scbickt ein Stiick Zeug mit, auf dem 
er den Cerro von Potosi umrabmt von Bildern zur Darstellung 
der Grescbicbte Perns vorgefiibrt bat, erwabnt ancb eine Historia 
de los IngaSj an der er scbreibe, und allerlei Bericbte, Denkschriften 
und Anweisungen, mit deren Abfassung er sick auf Yeranlassung 
des Corregidors von Potosi bescbaftigt. Ancb in diesen Ausar- 
beitungen scbeint der Cerro de Potosi den Mittelpunkt einge- 
nommen zu baben, wie man aus einem zweiten Scbreiben ersieht, 
das Rodriguez nocb am 31. desselben Monats dem ersten bat 
folgen lassen. 

Icb gebe nun bier den Text des Berichts. Die Ortbograpbie 
des Originals babe icb mbglicbst beibebalten, ancb die Abwei- 
cbungen von den modernen Wortformen wie z. B. enpegar fiir 
empemr; linpio, tienpo^ ynbio^ ynportancia, yntincion fiir limpio, 
tiempOj envioj importanciaj intencion; efeto fiir efecto. J? babe icb in 
rr aufgelost. Cerilla vor i und e babe icb als ganzlicb unnbtige 
Erscbwerung des Satzes weggelassen. Fiir eine Reibe veralteter 
Formen und Scbreibungen sind unter dem Texte von mir die mo- 
dernen angegeben worden. Da6 bender = vender^ heran = eran, 
ai = hay^ an = lian^ ombres == hombres^ nbiese = Imbiese^ dies 
— die^ , cam = casa, uanda = banda ist und abnlicbes mebr 
braucbte wohl den moisten Lesern nicbt erst gesagt zu werden. 
Den Eigennamen babe icb grobe Anfangsbuchstaben gegeben. XJm 
das Lesen zu erleicbtern, babe icb die wesentlicben Akzente ge- 
setzt. Die Interpunktion riibrt von mir ber. — 

Relacion del camino e viaje que Diego Rodrigues bizo desde 
la ciudad del Cuzco d la tierra de guerra de Mango Ynga, que 
estd en los Andes al^ado contra el servicio de su magestad, y de 
las cosas que con 41 trato por modo y manera de paz, y tanbi4n 


1) 1st dieser Brief -wirklich von 1583 datiert, so kann er dock nur am 31. 
Bezember 1582 verfafit sein. Aus dera Anfange des Briefs gekt deutlich liervor, 
daB er dem Schreiben vom 1. Dezember 1582 mdglichst bald nachgesandt ist. 
Ferner ist er ebenfalls an Bon Martin Enriq^uez gerichtet, und der starb bereits 
am 15. Mto 1583. Vielleicht ist Weihaachten als Jahresanfang gerecknet. 



90 


Richard Piets chmann 


para que recebiese la dotrina evang^lica de miestro senor Jesuxpo; 
que es la relacion siguiente. 


A ocho de abril sail de la cindad del Cuzco, despues de aver 
rrecebido cartas del oydor Matiengo para el ynga Titu^) Cusi 
Yupangui y liceucia para poder ei3tra[r] , despues de avenue 
ofrecido de yr el dicho camino. Y fui d dormir d Tambo, doude 
me dierou siete yndios de carga, para que me eusenaseu el camino, 
y entrasen comigo tres de aquel pueblo, despues de auerles dicho 
el cacique, que si les preguntase el ynga de doude eran, que 
dixesen que eran de otra parte, y que^) no eran de Tambo; por 
ser frontera del ynga e guamicion ; porque no les matase, diziendo 
que eran de alii. 

A nuebe de abril fui de la otra parte de la cordillera e pas6 
el despoblado de la nieue e dormi en Yanamanchi, que es vnas 
cuebas grandes. E alli supe como los corredores del ynga^) avian 
llegado a Chuquichaca, que es junto a la tierra de paz, y que 
venia^) a hazer salto desta otra parte del rrio, que es subjeto de 
los espaiioles. Y puesto que yo anime a los yndios que no tubiesen 
miedo, que yo yria con ellos, i ver qu6 jente eran e lo que 
querian, y®) nunca lo quisieron hazer. Esta noche se me Euyeron 
de miedo los siete yndios que yo lleuaua con las cargas, que eran 
algunas cosas de presente para el ynga compradas por mis dineros 
y d mi cossta. E visto lo vno e lo otro, yo me quise boluer, si 
no me ocupara la verguenca y otros secretos finis 

Yo escondi las cargas debaxo de alguna paja e pasd adelante 
cinco leguas a vn ualle de Amaibamba, tres leguas de la tierra 
del ynga, donde se coje mucha coca e ai^) muchos yndios sienpre 
al tienpo; y estaua despoblado, porque todos estauan escondidos 
por aquellas montahas; donde, por no aver quidn me ensenase el 


1) Hdsclir. : Tuti, korrigiert aus Tutu. 

2) Namlich al Ynga. 

3) Hdschr., am ZeilenschluB und Zeilenanfange : que que. 

4) Unter den corredores des Inka sind wohl lessen herumstreifende An- 
hanger zu verstehen, von denen die Grenzgebiete iiberwacht warden. Zugleich 
werden sie dem Inka Dienste als Sendboten, cliasquis^ geleistet haben. 

5) Jac 4 uet bemerkt richtig: II s’agit de TYnca lui meme, comme on peut 
le voir par la suite de cette relation. 

6) Das y ist aberfliissig, entspricht aber der nicht besonders sorgfaltigen 
Ausdrucksweise des Verfassers und seiner Zeit, 

7) So die Hdschr. ; = fines. 

8) = hay. 


BericM des Diego Kodriguez de Figueroa Tiber seine Yerbandlungen u.s.w. 91 

vado de vn rxo. que esta antes, pas6 yo y el cauallo; donde dios 
milagrosamente qniso guardar el cauallo abaxo, por ser mis de 
trezientos estados de hondo. 

Donde d los dies de abril se juntaron algunos yndios de los 
huydos conmigo e asi mesmo los corredores. Yo los anim4 e dixe 
que yria yo d la puente, a ver lo que auia, e que aquellos eran 
ynfieles e que no eran xpianos, y que vno dellos bastaua Spelean 
con todos aquellos, [204^] porque h.eran ynfieles y ellos xpianos. 
Y [d] esto me rrespondieron que ellos auian sido robados mas de 
dies 6 quinze vezes ; e que algunos de ellos tenian alld sus mugeres 
e hijos e bijas; e que aquellos no eran hombres sino diablos, e 
que no temian a dios; e que despues de auelles rrobado todo 
quanto tenian, les quemavan las cazas; e que por menosprecio de 
los xpianos les quemaua[n] las yglesias; e les auian ronpido las 
ymdxines^); y que con la cruz que tenian puesta delante de la 
yglesia auian quemado e cozido vna obexa con ella. Y es yerdad 
que yo yide‘^) la yglesia quemada e los pedapos de la cruz que 
ellos me ensenaron quemados, que bien se [a]via ser de cruz. T 
esto, les dixe yo, que dios [lo] permetia por nuestros pecados, e 
que dios enbiaria gran castigo sobre aquellos; y que yo yua d 
hablar al ynga de parte del seller presidente e del cabildo del 
Cuzco e audiencia real de la civdad de la Plata ^), y a dezilles 
que uiniesen en con[o]cimiento de nuestra sauta fee catdlica y 
obediencia de su magestad, e que si no lo hazian, les harian 
guerra; e que ellos mientras que yo aUi estubiese, tubiesen buena 
guarda en la puente, hasta ver quando viniesen los corredores, 
para yo poderles bablar. Y esto ellos dixeron que no osarian, e 
tanbi^n me aconsejaron que no fuese alia, porque me matarian e 
me darian a comer 4 los yndios Andes 

E uisto el poco dnimo destos yndios, yo les enbi4 por las 
car gas, adonde las auia dexado escondidos ; e dexd el cauallo aquf 
en Amaibamba, por ser el camino muy dspero; e i cabos no se 
puede andar avn a pie sino & gatas. Y llegud a la puente d 
bonce de abril, que es entre dos cierras grandes. E bize grandes 
lumbres desta otra parte del rrio, para ver si acudian algunos 


1 ) = imageries. 

2 ) == 

3) = JPotosi. 

4) Die Antis als Menschenfresser aucb Seite 111, wo sie sicb selbst dazu 
erbieten. Der Anti runa-mieoc (F. Guaman Poma de Ayala, Cor mica 323), der 
„Menscbenfresser Anti“, war in Peru spricbwdrtlich. 



92 


Kichard Pi etschmann, 


corredores del ynga, e pnse vna uandera de nn pano de manos 
encima de vn arbol en senal de paz y vna cruz al paso de la 
pnente, muy grande, porque entendesen ama espanol e xpiano. 
Y a esto vinieron dos corredores de Yncai, que es de la tierra de 
paz, e me dixeron c6mo ya era venido mi hato, e que quedaua en 
Amaibamba; y que los yndios que se auian tuidos al monte, 
estauan ya juntos en el pueblo; e que no tenlan miedo, por .estar 
yo en la pnente, e por parecerles que yo estando alH, ellos 
estarian seguros; e que el ynga se auia buelto e sus capitanes. 

A los lionce dias del dicho mes Wzieron grandes lunbres, e 
vimos mucbos bumos de la otra parte de la puente como dos 
leguas. Y aqnella nocbe los dos yndios corredores questauan 
comigo se buyeron d los cerros, por no osar dormir adonde yo 
[205] durmia, que era junto al paso de la puente, donde estube 
con mas pena de los mucbos mosquitos, que me mordian de nocbe 
y de dia, que no con miedo de la jente del ynga. Y asi estu- 
bimos baziendo bumaradas desta uanda yo y los dos corredores 
y ellos de la otra, sin que pudi^semos ver ni vn corredor ni 
persona de su tierra del ynga. E visto esto, determine boluerme 
d Amaibamba e dexar alH aquellos corredores, para que si uiesen 
algo, me lo fuesen d dezir, que es tres leguas de alli, porque de 
las picadas de los mosquitos se me auian bincbado los pies e 
manos e me avian sobreuenido calenturas. 

A los ueinte de abril, viernes santo, d prima nocbe vino vn 
corredor e me dio nuebas de c6mo auia[n] llegado seis yndios de 
los del ynga d la puente, e que le parecia auia mas jente alia 
detras, e que no sabia la yntencion que tenian, mds de que auian 
dexado la uandera e cruz que yo auia dexado puesto. E los yndios 
todos se pusieron en arma, y algunos se buyeron al monte de 
miedo. Yo me parti luego a la puente, encomenddndome a nuestro 
senor, por vn camino bien malo e de nocbe, donde di^) bartas 
caidas e me vi en mucbo trabaxo. E lleud conmigo dos yndios 
contra su boluntad con algun pan e coca e cosas de comer. Lle- 
gado d la puente, que seria d las tres de la nocbe, enpesd a dar 
bozes y bize lumbre ; e luego acudieron los corredores a la puente ; 
e con vnos bacbones de paja encendidos nos bablamos; e les dixe 
que yo venia de paz a bablar al ynga e le traia cartas del ca- 
bildo e oydores de la civdad de la Plata e que le Ueuasen vna 
carta mia e otra que Ueuaua del oydor Matienco, para que me 


1) z= entendiesen. 

2) = di, Jacquet will ai lesen ; was aber keinen recbten Sinn geben wiirde. 


Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s.w. 93 


diese licencia para entrar alld a liablarle y darle las cartas en su 
mano. Y ellos dixeron que eran contentos. E asi les arojd^) con 
yna honda las cartas de la otra parte del rrio; e con vna soga 
les pasaron coca e pan, para qne comiesen. E les rrogud dexasen 
vno 6 dos yndios, hasta venir rrespuesta del ynga; e asi lo 
hizieron. 

A los veinte y ocho de abril rrespondio el ynga en vna carta 
may brebe, diziendo me agradecia el trabajo que ania tornado, y 
que en lo demas no qneria que ningun espauol entrase de paz ni 
de guerra, porque yuan por espia 6 a enganalle, y que no entrase 
yo, porque sus capitanes me matarian; y que en lo demds que 
besava las [205'’] [majnos al oydor Matien^o y a todos los demas 
que le auian escrito, e por estar enfermo no respondia; e que me 
bolviese con esta respuesta, e que le hiziese merced de enbialle 
las cartas que yo dezia lleuaua para dallas en su mano. Este 
dia visto yo la determinacion del ynga, e que si yo me boluia, 
dirian en el Cuzco buscaua rodeos de miedo, por tener ocassion 
de no entrar al ynga, determine de dar las cartas d los corredores 
y asi mesmo algunas cossas de regalo, que yo lleuaua, como pasas 
e confites e bigos e came de membrillo e tres paiios de manos e 
tres pares de tijeras e quatro vainas de cucbillos e algunas agujas 
e otras cossas; e le escreui me tubiese por amigo, y entendiese 
que no yba d enganalle, sino a dezille lo que le convenia; e que 
si todavia me queria dar licencia, entraria alia, para conocello por 
senor ; y ofrecidndosele en que servirle, lo haria; y que para que 
entendiese esto ser verdad, le enbie vna prouision de defensor de 
todos los yndios deste rreino, del conde de Nieba^). 

A los treinta y seis, digo & los cinco de mayo, vinieron diez 
capitanes a la puente, muy enplumados de arneses y lanijas e 
diademas de pluma, y enmascarados de sus mandules que ellos se 
ponen en el rostro, tocando vna bozina y blandeando las lan^as. 
Se llegaron al paso de la puente, donde yo estava, diziendo; si 
era yo el bombre que tenia osadia de venir d bablar al ynga. 
Yo dixe que si, y d esto replicaron que no era posible sino que 
traia muy gran miedo, e que si tenia miedo, no pasase alia, porque 
era muy enemigo de bdnbres covardes. Y & esto respond! yo 


1 ) =: arrojL 

2) Vergl. oben, S. 82. D. Diego de Zuniga y Velasco Conde de Nieva, 
den Philipp II. am 30. Jan. 1559 zum Vizekonig von Peru bestimmte , war in 
Peru von April 1560 bis zu seinem Tode am 19. Februar 15G4, 

3) So bier und Seite 104. Seite 99 der Singular mandul Seite 119 ; landules^ 

4) Namlich: el ynga. 



94 


Richard Pietschmann, 


que si era algun alifante^) 6 gigante, que podria ser tener miedo^ 
enpero siendo hombre como yo, no le tenia miedo, mas de qne le 
tendria todo respeto; y qne si queria que.entrase debaxo de su 
palabra, lo haria, porqne entendia la cumpliria. Y d esto sacaron 
dos cartas, la vna de vn meztizo que estd alld, qne se llama 
Pando % y la otra del ynga 5 y me las echaron desta otra vanda. 
Y i esto los yndios qne anian ydo comigo se hnyeron algunos 
dellos. Las cartas la vna e la otra dezian se bolgavan mncbo 
aver entendido por la pronision no ser espla, ni venir para en- 
ganallos ; que ellos rrecebian merced yo pasase alld, e qne basta 
vn pueblo qne se llama Arancalla no parase; e qne de alii ven- 
dria*) con sn govemador e maese de campo. 

Yo pas 6 a los seys de mayo en vn cesto por vna soga de la 
otra parte del rrio e siete yndios que comigo lleuana; e los diez 
yndios [206] del ynga me ayndaron d pasar e se fneron acon- 
panandome. Esta nocbe durmi al pie de vn cerro neuado en vn 
pueblo despoblado Condormarca, donde ania vna pnente en tienpo 
antiguo, qne pasavan el rrio de Videos para yr d Tanbo y a 
Sapamarca y d Picbo, que es de la tierra de paz. 

A siete de mayo vinieron basta cien yndios d encontrarse 
conmigo en el camino de Maraniyo , tierra mny fragosa e de 
mneba montana e ci 6 negas^); los qnales me pregnntaron qne si 
era yo el qne ania pnesto la vandera, qne atrds tengo dicbo, 
del paho de manos. Yo dixe que si, y qne lo ania beebo en 

1) = elefante. 

2) ABtonio de la Calancha, Coronica moralizada del orden de San Augustin 
en el Pern, T. 1 S. 813 nennt als secretario del inga: Martin Pando. Ein ano- 
nymer Antor (Coleccion de doc. ined. del arcMvo de MidiaSj T. 8 S. 265) erwahnt 
einen montanes mterjprete llamado Martin Pando. In dem Schreiben, das auf 
Seite 86 erwahnt ist, nennt sich Martin Pando escribano de comision ^or el muy 
illustre senor el Ucenciado Lojpe G-arda de Castro gobernador gue fue destos 
reynos. 

3) Mmlicli : el ynga. 

4) Vergl. Seite 97. Es kommt auch die Schreibung Yitcos vor; vergl. Be- 
laciones geogr. de Indias, Peru 4 S. CII. CCXLI. Cieza de Leon, Guerra de 
Quito j A^end.y S. 116 und 117. Bei Gonzalo Fernandez de Oviedo, Mst. gen. de 
las IndiaSy Parte 3 T. 4 (Madrid 1855) S. 294 ist statt Bideos zu lesen Bidcos 
= Videos. Er nennt es: la cosa in4s fuerte que en el mundo puede aver 6 se 
sabe, segund muchos digen. Grebrauchlicher ist die Form Viticos ; Cieza de Leon, 
P. 1 Kap. 86 (Sevilla 1553, BL 103 a und b) ; P. 2 Kap. 6 (S. 13). Derselbe, 
Guerra de Quito, S. 167—169. B. Cobo, Nuevo mundo, T. 3 S. 159. 208. Dock 
mag das Wort auf huitliu „Kanal“, „Wasserrohre“, „Erug zum Handewaschen“ 
zuruckgeben. 

5) = eienagas. 


BericM des Diego Eodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s.w. 95 

sefial que uenla de paz. Y a esto respondieron que era may gran 
atrebimiento nadie alqar ni poner vandera junto d, la iierra del 
ynga^), y que si no fuera porque el ynga auia mandado que 
entrase, quellos me mataran alia luego. T asi enpesaron cada 
vno de blasonar del arn4s, llamandonos de barbudos, couardes, 
ladrones, y otros dezian: f^ao tubi^ramos licencia para matar este 
barbndillo, para vengar lo que sus hermanos nos an becho? Yo 
les aplaqu^, diziendo que verdad es que en aquel tienpo, quando 
los espanoles entraron en este reino, avian hecho mucbo mal; e 
que avia agora mucba justicia, e que los yndios eran muy fabo- 
recidos, e que tenian mucba libertad. Y a esto me respondieron: 
si era yo de aquel tienpo, 6 si avia venido poco a de Espana. 
Yo les respond! que auia dies y siete afios que avia venido d’Es- 
pana; y que en todo tienpo avia males e buenos; e que si agora 
fuera, les bizieran mucba bonrra, porque me parecia eran hombres 
de bien ; y que de lo que los otros abian beebo, no tenia yo culpa. 
Y asi les di a beber y les di algunas agujas e ebaquira e quchil- 
los ®); e fuemos"^) amigos. E yo escreul luego al ynga c6mo avia 
entrado en su tierra, e que no pararia basta donde estava, e que 
en serial de amistad le enbiaua dos xaros de vidrio e dos dozenas 
de botones verdes de vidrio que parecian esmeraldas. 

A oebo de mayo salimos de vn deposito del ynga, que se 
llamaua Marainiyo ®), e fui basta lleg[a]r a vn pueblo de yndios, 
que se dize Lucuma*^); donde vinieron quatro yndios a verme de 
parte de vn capitan, que en aquella frontera esta, que se llama 
Cayanbi. E yo le enbi4 sal e cucbillos, e de retorno me enbid 


1) Der Sinn ist : Daranf antworteten sie, es sei eine groBe Verwegenlieit, 
daB jemand bei dem Lande des Inka eine Flagge bisse oder aufstecke. 

2) = ha, 

3) == cucliillos, 

4) In der Hdsebr. scheint fuemos zu lesen zu sein; = fuimos, Vergl. 
S. 108 Anm. 1. 

6) = jarros. 

6) So bier, = Maraniyo oben S. 94. Maranniyoe ftibrt M. F. Paz Soldan 
als Namen mebrerer Orte in Peru auf. Das Wort maran^ „Mablstein‘‘, bat eine 
Nebenform maray (v. Tebudi, Wth. und Felipe Ouaman Poma de Ayala). Aus 
ibr erldart sicb vielleicbt die Sebreibung Marainiyo oder, wie bier aucb gelesen 
warden kann, Marajniyo, 

7) Der Ortsname wird aucb Luema gesebrieben uud kommt her von ruhna, 
ryjma^ dem Namen der Gahalleria latifolia, deren efibare Fruebt aucb lucuma 
genannt wird. Als principal de Liicuma bezeiebnet Calancba, Coronica morale 
zada 1 S. 821 einen Alonso Tipso. 

Kgl. Ges. d. Wisa. NachricMen. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Heft 2, 


7 



Richard Pietschmann, 


96 

chocolos^) e cHcha, rogandome no pasase de alli, porque no le 
ania enbiado a dezir el ynga cosa ninguna [206^ de mi venida ; 
y qne ^1 vendria alii i dormir aquella noche y aconpanarme. T 
yo de despecLo del camino rain y el trabaxo de aver venido d 
pie y de ver qne junto al pnerto no me qnerian dexar entrar 
en &1, le enbi4 d dezir qne no viniesen, qne yo me qneria bolner 
al Cuzco. Y asi mand4 d los yndios hazia donde aniamos venido 
qne marcbasen, y escreni Inego al jTaga con mncba cdlera, diziendo 
qne ania llegado por sn mandado dLncuma, y qne vn sn capitdn, 
qne estana en aquella frontera, no me ania qnerido recebir en sn 
tierra. E con esto le enbi6 vn sonbrero con dos plnmas. Y el 
capitdn visto mi determinacion para bolnerme al Cnzco, vino al 
camino d rogarme no me viniese, liasta venia respnesta del ynga, 
y me truxo mncba comida de la qne tenia en sn tierra. 

Yo estnbe alii qnedo con el capitdn basta otro dia, qne vino 
la respnesta del ynga , de qnarenta legnas en dos dias , diziendo 
por sn carta estar mny enojado con sn capitdn, e qne lo ania de 
castigar mny bieu. Y asi enbio otro en sn Ingar, qne se Uamana 
Vilcapariguana ^), con cien yndios, para que tnbiesen qnenta^) con- 
migo en lo qne nbiese menester, e me aposentasen en Arancalla, 
pneblo de basta cien yndios, dos leguas de Lncnma, en vna tierra 
mny dspera junta d vnas nieves y vn fnerte mny grande. 

Y d los nnebe de mayo llegnd alii, donde me bdzieron dos 
casas fnera de la congrecion^) de las cazas del pneblo dos tiros 
de arcabus largos en vn cerrito. E luego vinieron todos los del 
pneblo qne traxeron mncbas cosas de comer, y lo repartieron con 
mis yndios. Y ante todas cosas me rrogd mostrase lo qne traia 
en aqnellas cargas, porqne deseava mncbo saberlo; e yo rebnsdn- 
dolo, parecidndome qne anqne no qnisiese lo anian de procnrar de 
saberlo, nbe por bien de qne lo viesen y qne lo bnscasen. Y asi 
lo miraron todo cada cossa por si, e vieron como yo traia vna 
espada e daga, e dixeron qne porqne les parecia[n] blenas piecas 


1) Unreife Maisholben, im Quechna tso%lyo. Arriaga, JEoctirpacion de la 
idolatria, im Indice: choclo es la magorca 6 espiega gruessa del maiz, que es 
trigo de las Indias, quando no estd seco. 

2) Jacquet : Ecrit en abregd pueo ; je ne crois pas qu’on doive interpreter 
cette abreviation par puello, Rodriguez braucht auch in seinen Briefen gele- 
gentlich eine bildliche Redewendung. tJber einige horige Indianer, die ihm aber- 
kannt -worden sind, sagt er : tengo necesidad destas aguas de aviar mis haciendas. 

3) So die Handschrift. Ob zu andern, etwa in Vilcapari Guaman? 

4) = 

6) Wohl = congregacion. 



Bericht des Diego Bodriguez de Figueroa uber seine Verhandlungen u.s.w. 97 

que lo mostrase al ynga, porque se holgaria de Bellas ^). E laego 
esto dia vino vn criado del ynga con dos patacas de mani^) a 
visitarme de su parte, al qnal yo recebi bien y le di vn pano de 
cabe^a e vna poca de cbaquira, e le di para que diese al ynga 
dos barajas de naipes, e le di dos pares de tijeras. Y d lo que 
entiendo, esto venia A ver que manera de bon[207jbre tenia y a 
ynfornaarse de los, que avian venido connaigo, de lo que me auian 
visto preguntar y a bablar y a bazer. Y ellos se despidieron 
muy contentos. 

E luego otro dia , que fueron bonce de mayo , recebi otra 
carta del ynga, en que me bazia grandes ofertas por la buena 
fama que de mi avia oydo e le avian escrito del Cuzco, y que yo 
fuese a otro pueblo mas adelante, que se llama Banbacona, para 
que mas presto nos vi^semos, y que 41 seria de ay a dos dias alli. 

Donde me parti a los doze de mayo y pas4 por Videos, 
adonde mataron al ynga los siete espanoles; y oy en dia estdn 
sus cabe 9 as alli tendidas. Y me dixeron los yndios que[loJauian 
muerto aquellos espanoles por algarse con la tierra, y que estando 
jugando a la berradura determinaron de mataUe. Le ecb6 mano 
vn folano Mendez’^), y le did con vnas tixeras por detrds en el 
celebro quatro 6 cinco punaladas , basta que lo mate ; y que a 
Tito Cuxi Ynga, que es agora ^), sino que se echo por vnos rriscos, 
que ellos me mostraron; e con todo eso le alcan 9 aron vn[a] cu- 
cbillada en vna pierna, [de] la qual 41 me mostro despues la senal®); 

1 ) = veUas = verlas. 

2) jgetaca das azteMsclie petla calU, in Peru ein aus Puna-Gras geflochtenes 
Korbehen. mani die „Erdnui3“, „Erdpistazie“, Arachis hy^^ogaea^ im Quechua 
intsix, intsis. 

3) = ahi 

4) Diego Mendez de Sotomayor. Er foebt in der Schlacbt bei Chupas am 
16. September 1542 auf Seite des jungen Almagro und entkam nacb Cuzco, ivurde 
dort gefangen gesetzt, entflob aber zu Manco Capac und wurde von ibm frennd- 
licb aufgenommen und beberbergt. Yergl. Zarate, hist* del Ferity libro 4 cap. 19 
und 21. Pedro Gutidrrez, hist de las guerras civiles del Ferd, T. 1 cap. 9 S. 100 
bis 101. Andere Bericbte erwabnt in der Einleitung zu Sarmiento, Gesch* des 
InTcareicheSi S. CXV. 

5) Jacquet: il faut pour completer cette phrase lire: lo liuUesen matado. 

6) Titu Cusi Yupanqui hat selbst am 6. Februar 1570 einen Bericht iiber 
die Ermordung seines Vaters niederschreiben lassen. Vergl. oben Seite 86. Die 
Spanier, denen Manco Inca bei sich eine Zufluchtstatte gewahrt hatte, spielten 
mit dem Inka und Cusi Titu allein das Herrbn genannte Wurfspiel. Er selbst 
war damals noch ein Knabe (que entonces era mochacho), Wie es ihm selber 
erging beschreibt er so : E yo como he[ra] pequeiio y vf 4 mi padre tratar de 
aquella manera quise ir alld, d, guarecerlo, y volvidronse contra mf muy enojados 

7* 



98 


Uicliard Pietschmann, 


y que si quisieran matar algunos yudios, lo pudieran liazer, empero 
qiie su yntento era alcarse e matar al ynga; donde acudieron ^ 
muclios yndios e capitanes del ynga; e alii los tomaron d manos 
e los mataron. 

A treze de mayo yo enbid al camino dos yndios de los mios 
al ynga con algiin refresco de pasas e bigos e otras cosas al ca- 
mino; y el ynga lo rrecebi 6 bien y les di 6 dos petacas de mani, 
que me truxesen, y que otro dia llegaria alii, y que pnes presto 
nos aviamos de ver, no se alargaya mas. 

A catorze de mayo los yndios de Bambacona tenian becbo 
vna cassa grande en vn fuerte alto cercada de albarradas, y abaxo 
estaua[nj las cazas del pneblo, que serian como duzientos vezinos. 
El camino por donde avia de venir estaua may linpio e vn llano 
muy grande. Asx mesmo con basta trezientos yndios con sus 
lancas del pueblo y de otros de por alii a la redonda tenian becbo 
de barro Colorado vn teatro muy grande para el ynga ^). Y ellos 
alii esperando su venida, me queriendo salir a recebille, yo les 
dixe que queria salir al camino a 61. Y a esta causa me respon- 
dieron que los que estauan en [elj pueblo avian de esperar en el 
llano, y que no me menease donde me senalasen el asiento [207^]; 
donde hizieron traer dos cargas de pasa^) y las pusieron desuiados 
dellos como medio tiro de piedra y en su derecbo en vn cerrito 
fuera de la congreciou de los demds yndios. Y asi me dixeron 
esperase alii, y que de alii veria la entrada del ynga, y que no 
me menease basta que el ynga me enbiase a llamar. 

En este comedio asomaron por vn cerrito mucbas lan 9 as, e 
vinieron mensajeros diziendo que el ynga llegaua ya. E luego 
enpe 96 a entrar la jente con el ynga en la pla 9 a. El ynga venia 
delante de todos con vnas coracinas de plumas de mucbos colores 
y con vna patena de plata delante de los pecbos e vna rodela 
de oro en sus manos e vna media lan 9 a con el bierro e vnas 
cintas, que bolteauan la lan 9 a, e vnos garavatos, e todo de oro. 


y arrojlndome un bote de lanza con la misma lanza de mi padre que ^ la sazon 
alK estaba ; y que erraron poco que no me mataron a mi tambien, e yo de miedo, 
como espantado de aquello, huime por unos montes abajo, porque aunque me 
buscasen, no me pudieron liallar. 

1) Ein Gegenstiick zu dem kunstvollen Ausschmiicken der Erdbodenflacbe 
mit buntem Sande, den sogenannten Band paintings^ die bei bestimmten Anl^ssen 
von einzelnen Stammen des Westens von Nordamerika bergestellt werden. 

2) Wobl in 'igaja zu iindern. 

3) Vergl. oben S. 96, Anm. 5. 



Bericht des Diego Kodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s .w. 99 

Traia vnos cinojileis de pltuna en las pantorillas, y en los to- 
villos, colgado dellos vnos cascabeles de palo. Traia en la cabe^a 
vna diadema de mucbas plnmas, y asi mesmo en el pescnego otra. 
Traia vn pnnal dorado en la mano de la rodela de Castilla, y 
venia enmascarado de tin mandul Colorado, que ellos se ponen, e 
d cabos verde e a cabos morado de diferentes colores, echando los 
pasos en borden. Y llegado al llano donde estauan puesto su 
asiento y los del pueblo e yo, miro bazia donde el sol estaua, e 
bizole con la mano vna manera de reberencia, a quien llaman ellos 
mocba^); e luego se fu6 4 su asiento. Yenian junto a el vn 
mestizo con vna rodela e vna espada vestido al uso espafiol con 
vnos caraguelejos^) de algodon e vn sayo e vna capa parda^) mny 
vieja. E luego echo el ojo a ver bazia donde yo estaua y me 
tiro el sombrero; a esto los yndios no mirauan. En ello^) yo le 
mostre vna ymagen de nuestra senora, que Ueuaua en el seno, y 
61 se binco desde alia de rodillas; avnqne algunos yndios lo nieron, 
no se les did nada^). Yenian junto al ynga dos orejones con dos 
alabardas e tanbidn vestidos de pluma e diademas e traian mucha 
cbaperia de oro y plata. E todos estos que eran vna parcialidad 
mocbaron y biziero[n] reverencia al sol e despues al ynga. Y a 
todo esto se estaua en pie junto a su asiento '^) ; y asi lo cercaron 
estos a la redonda en buena borden. Luego entro su governador, 


1 ) = cenojiles. 

2) = mnUa, von mutsay, „kussen“. Davon gebildet das spanisclie mochar, 
das weiterbin bier vorkommt. 

3) Wobl abzuleiten von zaraguelles = JBeinkleid. Der Anzug des Mestizen 
wird bescbrieben: baumwollene Pumpbosen, Warns und sebr scbabiger Mantel. 
An caracolUlos^ wie Jacquet will, ist nicbt zu denken. 

d) Undeutlicb gescbrieben, siebt mebr wie aus. Jacquet best porcZo. 

Docb gebort der Stricb, den er zu dieser Silbe nimnit, wobl zu dem q des Wortes 
garaguelejos, das gerade in der Zeile darliber oberbalb dieser Silbe stebt. In 
einem Scbriftstucke dieser Zeit wird eine manta ^ardo oscuro genannt. 

5) Jacquet best en ello und ziebt das zu dem vorbergebenden Satze : d esto 
los yndios no mirauan en ello:. Der Sinn ist vielmebr: Die Indianer saben 
nicbt bin. Da zeigte icb ibm .... 

6) Jacquet: Toute cette pbrase qui se lit ainsi dans le Ms. est a peine in- 
telligible. Der Sinn ist: Da zeigte icb ibm ein Muttergottesbild, das icb im 
Busen trug, und er macbte von dort ber eine Kniebeugung •, einige Indianer saben 
das zwar, gaben aber nicbts darauf. Bdrsele d uno nada bedeutet Importarle 
nada, „es ist einem gleicb“. 

7) Namlicb el ynga. Es ist also wobl zu scbreiben: cl se estaua. 

8) Hdscbr. : los. 



100 


Kichard Pi ets chmann, 


quQ se llama Tanque Malta [208] con su jente, que serlan liasta 
cinqnenta 6 sesenta yndios, con sns patenas ;de plata e rodelas 
e todos con sns coseletes de plnma y las lan 9 as con vnas cintas 
de plata e oro bolteadas y hierros de Castilla y de cobre , e lo 
mesmo todos los qne avian entrado con el ynga. E Inego entrd 
su maese de campo con otros tantos yndios muy galanos con lo 
mesmo; y como digo todos estos hazlan reuerencia al sol e luego 
al ynga, dizi^ndole :.Mjo del sol, tu eres solo Mjo del dia^)! Y 

se ponlan en orden, cercando todo el llano al rededor®) del ynga. 
E luego entro otro capitdn que se llama Vilcapari Gruaman con 
hasta treinta yndios con lancas enforradas^) en pluma de muchos 
colores muy galanos, e as! mesmo otros veinte yndios con porras 
y bachas de Herro ; e se puso en la horden que los demds ; e 
hizieron reuerencia al sol como los demas, e asi mesmo enplu- 
mados. E todos los que dicbo tengo venian enmascarados con sus 
jambos de diversas colores , que ellos se ponen en la cara. Y 
con este yndio [entro] vn yndi 9 uelo que no valia medio tomin®), 
e despues de aver hecho rreverencia al sol y al ynga, se vino 
para mi blandeando la lan 9 a e sel[e]vando ’) e muy denodado. E 


9) = Yainqui Maita. Uber Yamq[ui als Titel vergl. M. Jimdnez de la 
Espada, Tres reladones^ S. 231 Anm. 1. 

2) In dieser Zeit bat man in Peru vielfach fiir die Sonne als gottlicbe Macbt 
neben dem alien iJiamen Inti die Benennung pimtsau = »Tag“ in Gebraucb. 
Puntsau hiefi aucb das goldene Reichsidol, das Manco Capac mit nacb Villca- 
pampa genommen batte; es barg die Herzen der verstorbenen Inka in sicb. Ar- 
riaga, JSxtirpacion de la idolati^ia del Piru^ S. 11 sagt iiber die Verhaltnisse im 
zweiten Jabrzebnt des 17. Jabrbunderts, die Sonne werde in vielen Gegenden 
Perus, besonders in der Sierra angebetet unter dem Hamen PunehaOj was el dia 
bedeute, oder aucb unter ihrem eigentlicben Hamen Inti. In dem Zurufe, den 
Rodriguez anfiibrt , wird mit beiden Benennungen gewecbselt ; er wird gelautet 
baben : Intip tsurin, 'kam-mi sapalya puntsaupa tsurin Tcanlzi. 

3) So ist die Abbreviatur, die in der Hdscbr. stebt, aufzulosen. 

4) Jacquet: je lis ainsi dans le Ms., je pense qu’il faut restituer entor- 
chadas. Ich balte das nicbt fur notig. Es sind wobl Prunk-Lanzen gemeint, 
deren Scbaft der LMge nacb mit Federn besetzt war, wie'sie auf Bildern bei 
Felipe Guaman Poma de Ayala zu seben sind. JEnforrav wiirde also von forro 
berkommen, und enforrado „umfuttert“ bedeuten. 

5) Plural von gamhox, eamhux, „Maske“. 

6) Eine geringscbatzige Redewendung. Tomin biefi eine Scbeidemunze. 
Yndiguelo, ein geringscbatziges Deminutivum von indio , wie Jiombre^uelo von 
lionibre. 

7) — se elevando. Jacquet liest: se levando, was ebensogut angebt. 



BericM des Diego Eodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 101 

yo reime des que me vide de^) aquella arte. T 41 enpe(j6 d dezir 
en nuestra lengua espanola [afuera!,! afnera! y tirar botes de 
lan^a bazia mi. Y el su capitan le Uamo. E luego eatro otro 
capitan que se llama Cvxi Poma, con basta cinquenta yndios 
flecberos que son A[n]des, que comen came bumana, y asf mesmo 
todos los demas, todos con sus coseletes de pluma, como tengo 
dicbo, con sus lanpas y en la punta vnos plumajes muy largos e 
galanos. Y a todo esto el ynga no se aula asentado. E luego 
todos aquellos se quitaron todos aquellos arneses de pluma y 
bincaron cada vno las lan^as en su puesto, y con vnos puiiales 
cada vno de bierro y otros de cobre, y con sus rodelas de plata 
e otras de cuero e otras de pluma, fueron cada vno con los suyos 
a bazer la rreverencia al ynga, que ya estaua asentado; y asi se 
bolvieron a sus estancias. 

E luego me enbio a llamar; y llegado alii por medio de 
aquella multitud de yndios , yo le quit4 el sombrero , y le dixe 
mucbas caique[sj y como avia venido de la ciudad del Cuzco solo 
por belle e conocelle y serville, y que manifestaua que traia 
vna espada y vn[a] daga por serville con ello e no por ofendelle. 

Y d esto me respondi6 que de ombres era traer las armas y no 
de mugeres 6 a lo menos de hombres covardes, e que por eso 
me tenia el en mas, y que 41 me agradecia el trabajo que auia 
tornado en venirle a ver de tan lexos, enpero que el tanbi4n avia 
salido de mas de quarenta leguas por solo verme y bablarme. E 
luego me dio vn mate^) de cbicba, rogandome lo bebiese por su 
servicio. E yo bebi como la quarta parte d41, y por no saber 
bebella, enpec4 a bazer jestos^) y linpiarme con vn panuzuelo®). 

Y 41 atapose la boca y enpe^ose a rreyr, entendiendo que yo no 
sabia beuer aquel vino. E luego babl4 al mestizo, pregvntandole 
que c6mo estaua, e que se acordase de nuestro seiior Jesuxpo, que 
41 le sacaria de aquellos trabaxos; e que me mostrase el gover- 
nador Yanque Maita, para bablalle. Y asi me lo mostrd, y 41 


1) So die Hdsclir. Vide wird die alte Form der 1. Person des Singulars 
des Perfektum Yon ver sein. Jacq^uet : il faut probablement lire : me vi de aquella 

2) = velle = verle. 

3) Das Quecliua-Wort matiy mate, das eine kleine runde Kilrbisfrucbt be- 
zeicbnet und die Trinkscliale, die daraus gemacbt wird, nacb. der dann der Pa- 
raguay-Tee den Namen Mate erbalten hat. Arriaga erklart mate: plato hecho 
de vnas como calaba^as que parece no las cri6 Dios para otra cos a. Vergl. auch 
Cobo, Ristoria del Nuevo Mundo, T. 4 S. 169. 

4) = gestos, 

5) So die Hdschr. ~ panimelo. 



102 


Eichard Pi et schmann 


me abraco como avia heoho antes el ynga, el qual estana asentado 
a su mano derecba. 

E luego yo me bolui a mi asiento con licencia del ynga; y 
(51 me ynbio Inego con sn governador vn papagayo e dos petacas 
de mani. E Inego vino el mestizo con vn matezillo de chicha 
como hasta la quarta parte de medio qnartillo de vino, y qne me 
rogana el ynga que bebiese aqnello, y qne en lo demds (51 me 
tenia por amigo, e qne qnando qnisiese, podriamos tratar & lo 
qne ania venido. E yo bebi basta vn trago, e lo demds di d vno 
de los yndios qne avia venido comigo; y le enbi4 d dezir con el 
mestizo qne descansase, qne venia cansado, e qne ya era tarde, e 
qne el otro dia se baria todo lo qne sn merced mandase. E Inego 
le llen^ quatro pie^as de vidro e vna petaca de confitnra, qne 
era lo qne el oydor Matiengo le enbiava, y asi se lo escrevia por 
sn carta. Y asi mesmo le llend media arroba de cbaqnira xpxsta- 
lina^) e margarita e siete braceletes de plata e vna poca de cba- 
qnira de colores desta tierra; y se lo di diziendo qne aqnellos 
vidros le enbiava el oydor Matienco porqne era cossa qne entre 
[209J senores se tenian en mncbo ; y qne los confites asi como 
davan gusto en el tato de la lengua, asi y de mis palabras pre- 
tendia darle contento ; y qne lo demds yo le bazia servicio como 
mensajero y enbaxador qne a ^1 venia. Y ^1 lo tom6 todo e se 
bolgo mncbo ; e porqne no se rrecatase de comer los confites, yo 
le dixe qne era cossa mny bnena, e para qne snpiese qne no le 
avia de bazer dano, yo qneria comer dellos delante d6L E comi, 
e conbid4 al mestizo ; e Inego ^1 comi6 tanbien dellos. E Inego 
di a sn governador Yanqne Maita dos vainas de cncbillos e vn 
pano de cabega e otras cosas. E reparti tanbien entre todos los 
demas capitanes, qne el mestizo me enseno, y asi los abrace d 
todos e me bolni a mi asiento. 

E Inego los del pneblo trnxeron®) mnchas comidas e se las 
presentaron al ynga y a todos los demas qne con el avian venido. 
El ynga no com6 en manteles, sino encima de mncbo s jnncos 


1) Piminutivum von mate, 

2) Hdschr. : podiramos, 

3) Hier so die Handschrift. 

4) = cristalina. 

6) So die Handschrift. 

6) So die Hdschr. statt tenia. 

7) So die Hdschr., = tacio. 

8) = trajeron. Yergl. Juan de Yald^s, JDidlogo de la lengua 40. 



Berictit des Diego Eodriguez de Figueroa uber seine Yerbandlungen u.s.w. 103 

Verdes'), e los demas en el suelo. Sera hombre de asta quarenta 
aSos, de mediana estatura, moreno y con vnas pecas de viruelas 
en la cara, el jesto algo cevero^) y rebusto^). El qual tenia 
vestido vna camiseta de damasco azul e yna manta de toca de 
lino mny delgada. Sirvese con plata e tiene sienpre junto detrds 
de SI como basta veynte 6 treinta nmgeres de razonable parecer. 
El me enbio de lo qne comia aca adonde estana con aquellas sns 
mageres e con su governador; qne las comidas qne alia tienen es 
mayz e papas e frisoles e las demas comidas, qne aca ay, eceto*^) 
qne ay m^y poca came, e la qne ay es de venado e gallinas e 
perdizes e micos, qne estos comen cozidos e asados ^), e papagayos. 
T en este medio tienpo sobrevino la nocbe y &. me enbio a llamar 
y me pregnnto qne si lo avia[n] becbo conmigo sus capitanes ^). 
Yo le dixe qne si. Yo me despedi; y 41 se fne hazia la cassa 
qne e dicbo qne les tenia[n] aparejado, ni mas ni menos por sn 
horden, como avia venido, con sn miisica de flantas de plata e 
tronpetas, como avia entrado. [209b] Y aquella nocbe se le bizo 
guardia de mas de cien yndios e repartieron las velas en tres 
quartos, y al rendir de cada qnarta tanian las flantas y atanbores 
y flantas por la mejor borden qne ellos saben. Y a mi me pn- 
sieron aquella nocbe qninze bonbres de gnarda con sns lan^as en 
vna cassa qne tengo dicbo qne estana fnera de la congrecion ®) de 
las otras. Todos los yndios qne con el ynga vinieron y de los 
qne estanan en el pueblo me parece serian como quatro cientos e 
cinqnenta. 

A catorze de mayo Inego por la manana me enbio a llamar 
el ynga a sn cassa, porqne llovia aquel did, e no podia salir a la 


1) So speiste auch Atabuallpa: le llevaban la comida y se la poman de- 
lante en unos juncos verdes muy delgados y pequenos .... Estos juncos ya 
dicbos le tendian siempre delante cuando querfa comer, y alii le poman todos 
los man j ares en oro, plata y barro (Col, de doc, ined. p. la hist, de jBJsp, T. 5 
S. 249). 

2) = severo, 

3) = rohusto, 

4) = exce^to. 

5) Affen als Nabrungsmittel bei den Chuncbus erwabnt Clements Jilarkbam 
im Journal of the JR. Geographical Society y Vol. 25 S. 152. — Mit venado ist 
Gervus antisiensis gemeint. 

6) coyimigo ist etwas fliichtig geschrieben, aber ist woM sicber da zu lesen. 
Vielleicbt ist etwas ausgelassen, sodaB der Satz etwa bat lauten sollen: si lo 
auian hecho conmigo como con sus capitanes, 

7) = he. 

8) Vergl. oben S. 96, Anm. 5. 


104 


Eicliard Pie ts climann 


placa; el qual estaya en yn bohio grande, como tengo diclio, e la 
mayor parte de sn gente asentados al derredor de vn gran fuego, 
todos los que cabian en el bohio; el q^ual estaya asentado ve- 
stido de yna ropa de terciopelo carmesi e manta de lo mesmo ; 
e todos tenian quitados aqnellos mandules qae ellos tenian en las 
caras el dia antes. As! como entr4, le salud4, dizidndole mnchas 
caique[s] , quitandole la gorra ; y 61 me salndo tanbi6n en su 
lengua; y el mestizo estaua alii sentado en yn vanco delante 
d61. Lnego le hize presente de yn espejo de xpistaP) muy bueno 
e dos sartas de coralle de Castilla e dos manos de papeP); y 61 
se holgo mncho con todo, e me mando poner el asiento vn poco 
desniado d6P), que cabia en medio su gouernador e otros dos 
capitanes. Y segiin yo supe, 61 se ayia ynformado de yn capitan 
suyo, que comigo auia venido, de lo que yo avia hablado e pre- 
guntado ; e a lo que yo entiendo , se vi[n]o de dezir que yo 
estaua descontento de sus yndios por el poco respeto e poca yer- 
guenca que sus yndios tenian. E luego me pregunto por las 
cartas que traia, e qu6 era a lo que yenia. To le respond! que 
las cartas que 61 ya las avia yisto, antes que yo llegase, y que 
en eUas se remetian 6 lo que yo de palabra con 61 comunicase ®). 
Dixo que era verdad. E luego dixe®) lo que yo con 61 avia de 
tratar en cosas de mucba ynportancia , asi como para salvacion 
del cuerpo, como para el dnima; e que, para que yiese que no le 
queria enganar en ninguna cossa de lo que le aui[a] de' dezir, 
enbiase a llamar todos los mas sabios que aUi ubiese , para que 
mejor entendiese lo que se avia de tratar, aynque, siendo 61 
hombre de tan buen juizio, bastaua su yntindimiento para al- 
cancar todo lo que 61 quisiese ®). [210] T 61 me respondio que 

alll estauan todos, e que le dixese luego lo que queria, porque 
otro dia pudese^) bolver al Cuzco con su respuesta, e que los 
# 

1) = cristal. 

2) Die Handschrift hat pa^piel; wohl nur Schreibfehler. Mano de papel ist 
ein „Buch Papier‘S wie franzosisch' main de painer. 

3) Hdschr. : el asiento desuiado vn poco desuiado del. 

4) So ist zu lesen, niclxt entiende, 

5) Hdschr.: a lo gue yo con el de palahra con el comnnicase. 

6) Vielleicht ist zu erganzen; le dixe. 

7) = entendimiento. 

8) Ob die Handschrift guisiese hat, oder, wie Jacq.uet schreibt, guixese, laBt 
sich schwer entscheiden ; guixese wiirde neben guisiese so gut bestehen kbnnen wie 
guigera neben guisiera; vergl. Yald^s, didlogo de la lengua 53. 

9) = pudiese. 


Bericht des Biego Bodriguez de Figueroa iiber seine Verhandlungen u.s. w. 105 

xpianos que avian entrado d belles y a bablalles, nunca les abia 
dado mds [de] vn dia de avdiencia, e otro les despedia, porq^ue 
tenia entendido que si alii estnbiesen mas, de miedo y espanto 
de su jente se mnriridn^), que tanbien quo algnnos dellos se 
descomiderian sin su licencia para matalles ^). Y a esto respond! 
yo que para tratar los negocios a que yo venla e para declarallos 
e dallos a entender bien, que eran menester mas de dos dias, 
especialmente que yo no le querla dar mucha pesadumbre, en 
dezlrselo en tan brebe tienpo, enpero que mi yntincion era daiie 
conte[nJto y no darle desabrimiento. Y 61 se Bolgo e me agra- 
decio e luego me dixo que todo lo que le dixese, 61 y sus capi- 
tanes no me respondiesen hasta aver acabado a todo' lo que venla, 
e despues a la postre me responderlan lo [que] a ellos les con- 
ueniese. 

E luego dixe al mestizo, que era el yntdrprete, me pidiese 
licencia para que yo pudiese dezir alguna cossa en alaban^a de 
dios e de nuestra santa religion xpiana. Y ^1 did licencia. E 
dixe muchas cosas que yo mds de ocbo dias avi[a] estudiado, en 
vnos libros que Ueuaua, e por evitar prolixidad, no escriuo aqui; 
las quales yo tengo escritas en vn librito^) con otras cosas. E 
luego el ynga e todos sus capitanes se bolgaron de aver oydo, e 
preguntele si avia alll a la redonda algunos yndios xpanos de 
los forcados ’^) que alia estauan. E asi mando que se levantasen 
en pie ; que serian veinte a veinte cinco como caciques ; que cada 
vno les pregunte por si que c6mo se Uamavan, e todos me dixeron 
nombres de xpianos sus nombres. E luego pedi licencia al ynga, 
para animallos e consolallos ; y 61 se bolgd. Yo les dixe que no 
venla mds de a velles®) e consolalles de parte de nuestro senor 
Jesuxpo, e que tubiesen firmes lo que avian profesado quando 
recebieron el bautismo, e que sirbiesen al ynga, pues era su 
senor, e que se acordasen de dios criador de todas las cosas. E 


:= 1) moriridn. 

2) = descomidieran. 

3) Hdsclir. matalle, 

4) = intencion. 

5) Deminutivum von Ubro, 

6) Vor xpanos — cristianos am Zeilenaufange stehen einige unleserliche 
Scliriftziige, die wolil yndios zu lesen siud. 

7) So fliichtig gescbrieben, da3 fagados gelesen werden koniite. Vergl. S. 114: 
los forgados yndios cristianos, 

8) Hdscbr. vellees. 



106 


Eichard Piets chman n 


les dixe otras [210b] muchas cosas, en qne les prouoque qae todos 
enpecaron a llorar, en presencia de todos aqaellos capitanes del 
ynga, que ayn el ynga se enternecio yn poco el ojo de yellos 
asi. E me liablo muj asperamente, que ningun espanol ania en- 
trado en su tierra que osase tratar cosas e dezir loa de nnestro 
senor Jesiixpo, ni en tienpo de sa padre, e qae ayla sido gran 
osadia la mia, e qae estaaa por mandarme matar. T a esto 
respond! qae ya yo yenia como hombre qae le ayian de bazer 
semejante cossa, confesado e comalgado, e beclio lo qae deuia 
xpiano; e qae en mejor tienpo no me podia tomar la maerte qae 
entonces; especialmente qae lo qae yo ay![a] dicbo, lo ayia dicbo 
con sa licencia; y as! le rreport^ yn poco. E laego hize®) yn 
parlamento en alabanca de la yerdad , deshaziendo la mentira 
y enacbilando ®), e que as! lo qae se aaia de tratar con el, ayfa 
de ser tan verdadero, como si faese dicho con jaramento. E laego 
sablim4 todo lo qae pad! al oydor ]M[atien 90 , qae era el qae me 
ay!a dado licencia para qae entrase y yna carta para el ynga. 
E laego as! mesmo les dixe qaan aficionado yo era a bazer por 
los yndios; y as! les mostr6 alganos papeles qae yo Ileaaaa, por 
donde lo podia’^) bien entender; e qae pensase, qae yo no yen!a 
por espia, ni d cossa mala, qae para qae entendiese lo qae yo 
acd en sa avsencia avia beebo por dl; e como todo lo qae alld 
pensaaan e las entradas en sa tierra a pie e por otros a caaallo 
ellos pensaaan estaaan secretas, qae nosotros acd lo sabiamos may 
publicamente, e que para eso no era menester espias, e qae la[e]go 
se las diria todas; e qae qaeria antes tomar el negocio de mds 
atras. 

En este comedio llegaron tres yndios suyos, qae dl avia en- 
biado por mensajeros al senor presidente, e le lleuaron oebo yaras 
de damasco amarillo e media dozena de mascaras e vna carta del 
senor presidente, en qae le dezia si qaisiese salir de paz al Cazco, 
le enbiaria la encomienda de ciertos pueblos de yndios , qae 

1) So Mer die Hdschr. 

2) Hdschr. : le. Jacquet liest : liechole. Der Sinn ist aber offenbar : „und 
getan was ein Christ zix tun hat^^ 

3) Hdschr. : Jiizo. Jaeguet bemerht richtig : lisez hize, 

4) Oifenbar ein Lieblingsausdruck des Autors zur Bezeichnung von Aus- 
einandersetzungen, 

5) So ist die Abklirzung aufzidosen, die in der Handschrift steht. 

6) Jacquet: ce mot clairement dcrit dans ^original est inintelligible. Ge- 
meint ist wohl das lateinische anniliilando, spanisch aniguilando. 

7) Namlich el ynga. 


Bericlit des Biego Eodriguez de Figueroa iiber seine Verliandlungen u.s .w. 107 

montauan mas de quinze mil pesos, las quales le mostraria el te- 
sorero Merllo, e luego de ay^) d tves 6 quatro dfas los enbiaria, 
para qne el tesorero Merlo les ensenase y le di[e]se a entender 
[211] lo que rentauan aqnellos yndios que le haziamos en nombre 
de su magestad. E asi mesmo les escriuio Merlo el traslado de 
lo que contenia[ii] las cedulas de los yndios. E asi mesmo le 
enbi6 otra carta firmada del senor presidente, que era para el 
mesmo Me[r]lo, y en la suya le dezia que aquella carta le auia 
escrito el senor presidente, en que abaxo dezia que si el ynga no 
queria aceptar el repartimiento, que le hazia merced, le respon- 
diese luego, porque quedaua vn cauallero por parte de la ciudad 
del Cuzco, pretendiendo la entrada, para hazelle la guerra; e asi 
mesmo que cuncluyese porque 41 tenia enpenada su palabra por 
oras^). Y destas cartas, y de que le dixeron que los caciques de 
Xauxa e del reino todo estauan presos, e como el cabildo de 
Gruamanga y el del Cuzco le querian hazer guerra, y se alborotd 
41 y sus capitanes brabamente. T alii delante de mi se leyanto 
el ynga, como bazia la lumbre, e dixo que no tubiesen miedo de 
nosotros, que 4ramos vnos cobardes. E dixo alH to parlamento, 
todo lo demas en vituperio de los espanoles y en loor^) de sus 
yndios. E todos se leuantaron los yndios luego y le enpecaron 
a mocbar T de aquellos capitanes yndios enpecaronse a ofrecer 
cada vno para si, con vnos punalejos en las manos, de cobre y de 
hierro: vnos dezian que matarian a quatro espanoles, y otros d 
cinco, y otros a seis, y otros a dies. Y el vno dellos, que se 
Uamaua Cbincbero le dixo, qu4 bazia alii comigo, que porqu4 
no me mandaua matar, que 41 me queria dar de punaladas con to 
punal en la mano. Y el ynga callo y no le respondid nada f y el 
yndio se fu4 d su asiento. 


1) = aM. 

2) = concluyese, 

3) So die Handschrift. Jacquet : il faut probablement lire aras, Mir scbeint 
das sehr zweifelhaft und jedenfalls oras = koras vorzuzieben. 

4) 1st dem Sinne nacb zu streicben, doch scbeint ein solcbes y der Rede- 
weise des Biego Rodriguez eben zu entsprechen. 

5) So die Handscbrift; nicbt, wie Jacquet scbreibt, Joa, 

6) Vergl. oben Seite 99 Anm. 2. 

7) Jacquet: Est ce le mot espagnol ou un nom PeruvienP]. Cbincbero ist 
aucb Name eines Orts in der Umgebung von Cuzco. Vergl, die Register zu Sar- 
miento, GescK des Inkareiclies, aucb die Ortsnamen, die Mariano Felipe Paz 
Soldan, JDiCcionario geogrdfico estadistico del Feru^ S. 305 anfiibrt. 



108 


Richard Piet schma nn, 


E por parecerme qne era entrado el dia, e que avian bebido 
bien, yo le pedi licencia al ynga, para yrme & mi cassa & comer, 
y que otro dia le diria i todo lo que avia venido; y asi me fuee 
dexandolos blaisonando brauamente todos muy ynquietos. E luego 
me enbiaron a mi posada vn carnero de Castilla e muchas per- 
dizes e gallinas e comida de la que ellos tienen en su tierra. Y 
a los que las traxeron les di algunas cbaquiras e agujas [211^] e 
cosas asi de Castilla. E luego me enbio a llamar otra bez el 
ynga. Y fue^) alM, y estube sin bablar palabra basta la noche, 
donde me bolui mi estancia. Y esto £u6 la causa por parecer 
que estaiian algo tornados de la chicba. 

Otro dia, que se contaron quinze de mayo, luego por la 
manana, salio al llano el ynga con toda su jente que el dia antes, 
con toda la mesma horden que antes. Y me enbid a llamar i la 
p]a 9 a. Y quando fui, los bal[l]4 almorzando, y me dieron a mi y 
a los yndios que vinieron mucba comida que comian. E despues 
le pedi licencia para dezirle d lo que venia, y asi le dixe por 
yntdrprete del mestizo como el seilor presidente e oydores de la 
rreal avdiencia tenian gran cuidado de fab[o]recer a los yndios 
del Peru e que asi venia dl muy encargado les hiziesen muchas 
mercedes, queriendo salir de paz, no haziendo guerra, ni salto en 
los yndios de la tierra de paz, e quel senor presidente traia muy 
encargado de su magestad le biziese mucbas mercedes d 61 y 4 
sus capitanes, e que i eso me avia enbiado el oydor Matienco, 
para saber su yntincion^) y saber lo que queria. Y a esto me 
respondieron que ya estauan auisados que le querian bazer guerra 
por el Cuzco e por Gruamanga; e que por avello yntentado otras 
bezes le avian ynquietado; e que por respeto deso avia entrado 
d la tierra de paz a robar y a bazer saltos, e que asi mesmo 
Vrtado ya avia pedido la entrada contra ellos en tienpo del 
conde; e que por eso avia becbo salto en Gruamanga y en Amay- 
bamba, E asi mesmo yo le respond! que despues de dada^), por 

1) So die Handschrift; = fuL Yergl. S. 95 Anm, 4. 

2) Hdschr. : jpam saber su yntincion para saber su yntincion. — yntincion 
= intencimi. 

3) So, = Hurtado, ist wohl zu lesen, nicht, wie zunachst dazustehen scheint 
m tado, was hochstens Sinn giht, wenn es Schreihfehler — etwa fiir un fulano — 
ware. Mit Hurtado wiirde vielleicht Martin Hurtado de Arbieto gemeint sein 
kdnnen, dem Francisco de Toledo dann wirklich die Eroberung des Yillcapampa 
tibertrug. 

4) Namlich la entrada. 



Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verbandlungen u.s. w. 109 

no hazelle mal ni dano, la^) dexaron de liazer, e no por miedo de 
su jente, e tanbi^n porqne los frailes e cl4rigos y senor arco- 
bispo le avian ayudado y avian [212] hecho no le hiziesen gnerra. 
Y el ynga dixo qne era verdad, qne asi lo avia 61 sabido^ y qne 
si agora serian parte para estoruar la gnerra como entonces. 
To le dixo qne no, e la causa era, porque avia entrado en la 
tierra de paz e avia quemado algunas yglesias e ronpido las 
ymdgines e quemado^ las cruzes, e qne a los yndios que estauan 
de aca con ^1 les bazia adorar el sol, siendo xpiano, e por esta 
causa ya no le faborecerian los cl4rigos ni frailes ni el ar 9 obispo. 
T a esto se descargo, diziendo que 41 no avia mandado tal, porque 
lo primero que encargaua a su gente, todas las vezes que enbiava 
& bazer salto, era que no tocasen en las yglesias ni en las cruzes. 
E a esto le dixe yo que en lo deste, lo^) avia mucbos testigos, 
que avia[n] visto al mestizo y a 41 tomar las ymagines y que 
auian quemado la yglesia. A esto dixo ques verdad que las yma- 
gines que 41 las avia traido, e que las tenia alii muy bien guar- 
dadas con los frontales, e que las baria traer alii delante, e que 
la yglesia nunca tal avian quemado. To le dixo que en Amay- 
bamba que yo avia visto la cruz quemada, con que avia cozido 
vna obexa. T a esto dixo que no avia ydo en persona [a] aquel 
salto, y que los yndios lo bizieron, y que la pesava mucbo. T 
asi dixo tanbi4n que los frailes e cl4rigos e soldados e jente del 
Pirn no se podia[n] quejar d41 aver muerto a ninguno, pudi4ndolo 
bazer 41 muchas vezes ; e que bien pudiera 41 matar en Curaguaci 
4 dos frailes agustinos e a dos espaiioles, que estavan metidos en 
vn[a] cassa, e a otros mucbos en mucbas partes e lugares, e que 
no lo queria bazer, e que asi mandaua a su jente no los matasen; 
e que 4 los yndios que 41 traia tanpoco los matava, sino que en 
su tierra tenian mas libertad que [212^] en la tierra de los espa- 
noles; e que 41 yba a tomar yndios que eran de sus antepasados. 
T a esto le dixe yo que ac4 en el Pirii se dezia que no era 41 
senor beredero de los yngas en este reino, sino los bijos e nietos 
de Atagualpa; porque al tienpo que los espanoles entraron en 
esta tierra le ballaron en la posesion del reino. T a esto dixo 

1) Namlich. la entrada. Jacquet: il faut probablement suppleer la gnerra. 

2) Hier feblt wobl ein Wort wie suplica oder inter cesion oder solicitacion, 

3) Namlich los frailes e clerigos y el senor argoUspo. 

4) Etwas unleserlich. Jacquet liest: gue en lo desotelo avia. Er bemerkt 
zu desotelo : la lecture de ce mot est incertaine ; celle que j’ai transcrite ne donue 
point de sens. 

5) d vor aquel erganzt aucb Jacquet. 



110 


Kichard Piet schmann, • 


que avia sido tirano e qne era bastardo e que avia muerto a 
G-uascar Tnga, que hera el lixitimo eredero ; e que despues d41 
lo era su padre Mango Ynga. T a esto le dixe que tanbi^n se 
dezfa qu6l era hijo bastardo de Mango Ynga. Y a esto dixo que 
entre ellos era vsan 9 a que no aviendo Mjo lixitimo eredaua el 
que era bastardo ; e que as! 41 era sumo cacerdote en lo que 
llamamos nosotros acd espiritual; y esto era A falta de otro her- 
mano que fuese & lo menos mas biejo que 41; e as! mesmo que 
eredaua el senorlo temporal ; e que 41 estaua en la posesion, e por 
tal le obedeclan los yngas que con 41 estauan ; que si no fuera, no ^ 

le obedecerian como le obedecian; e que en lo demds 41 tanbi4n 
lo queria averiguar por armas e no por razones ; e que todos le 
entrauan a enganar; e que yo me bolviese & otro dia; e qu41 
escreuirla al oydor Matien 90 , que ddndole 41 muy bien de comer, 
que 41 saldria de paz; y que se espantaua de mi aver tenido 
tanto animo en averle dicho. E as! me despedi d41, e me ful 4, 
mi posada, donde me estube todo aquel dla. E de encima de vn 
cerrito vi a las fiestas, que le liazian al ynga, e cantos. E los 
bailes eran con las lancas en las manos a vso de guerrU; tirandose 
vnos 4 otros de botes ; donde salieron herido vno 6 dos ; que creo 
que con la mucba cMcha que avian beuido desatinauan e bazian 
semejantes cosas. ^ 

Y el ynga me enbio 4 llamar sobre tarde, e fui contra mi 
voluntad. E luego me mand6 sentar, y enpec6 4 dezir cosas muy 
brabas, diziendo [213] que avia de matar 4 todos quantos espa- 
noles, que avia en todo este reino, e que 41 solo bastava, para 
matar 4 cinquenta espanoles. E to[m6] vna lancilla, que tenia en 
las manos, e vna rodela, e enpe^d hazer del valiente, e dixo luego 
a grandes bozes: jvayan luego e traiganme toda esa jente que 
est4 ai^) detras dese cerro Andes; que yo quiero yr sobre los 
espanoles, e todos los que matar4, quiero que estos los coman! 

E luego de ay®) vn poquito vinieron como basta seisciento[s] 6 
setecientos yndios Andes, todos con sus arcos e flechas e macas e 
bacbas, y entraron por su orden y bizieron reverencia al sol e al 
ynga, e se pusieron en sus lugares*. E boluio 4 blandear la lanca, 


1) = legitimo* 

2) Hdsclir. ; que no aviendo Mjo lixitimo que no aviendo Mjo ligitimo. 

3) = sacerdote, 

4) Deminutivum von cerro, 

5) = aM, 

6) = aM. 



Bericht des Diego Eodriguez de Figueroa Tiber seine Verbaudlungen u.s.w. HI 


e dixo que en su mano estava alcarse todos los yudios del Pirii, 
e que en su mano estaua para manddrselo, para que luego lo 
hiziesen. E luego vinieron todos aquellos Andes d ofrecerse al 
ynga, e que si queria, que luego me comeria[n] alli crudo, e di- 
zidndoleiij qud hazes con este barbudillo aqui, que te quiere 
enganar? mds vale que lo comamos luego. E luego vinieron dos 
or ej ones yngas de rrenegados con dos lancas en las manos de- 
rechos hazia mi, tirdndome botes y arrimandome el hierro en las 
costillas, diziendori a barbudos 0? nuestros enemigos ! E yo d 
todo esto me reia, e por otra parte me encomendaua a dios. E 
le dixe al ynga que me hiziese merced, que queria yr a proveerme ; 
y asi mescabulld de aquella jente rrenegada y me escondi hasta 
la manana. 

E luego en diez y seis de mayo por la manana me enbio d 11a- 
mar d la placa, y entro d la orden que soHa ; e como llegue, 
habld al ynga y senteme. Y dl e todos los capitanes se enpe 9 aron 
a reir mucho de lo pasado del dia antes, e me preguntaron que 
me®) parecia de la fiesta del dia antes, E yo les dixo que me 
parecia bien, eceto aquello de averse herido los yndios me pesava 
mucho, e lo que avian huzado conmigo era mal hecho, por yo 
aver venido d dezilles [213^] cosas de paz e no de guerra. Y dl 
me respondid que su padre les tenia asi ensenados, que no podia 
con ellos aquella mala costunbre quitalles. Yo les dixe que como 
me auia de yr, no auiendo con dl acabado cossa ninguna®); e que 
didsemos alguna horden 6 [manera] de paz que a ellos les 
pareciese bien y estubiese tienpo fijo^); porque dello les vendria 
mucho bien, por tener en su tierra muchas cosas, de que podian 


1) Lesung nicbt sicber. Jacquet liest: aburludos, imd bemerkt: ce mot 
m’est inconnu. 

2) = me esedbulle. 

3) Hdschr. 2e. 

4) = excepto, 

5) == usado. 

6) Hdscbir,: no auiendo acabado con el acabado cossa ninguna, 

7) Jacquet : ce mot superflu embarasse la phrase et doit ^tre efface. Viel- 
leicht ist 6 manera de paz zu schreiben. 

8) Hdschr. : sienpo fija. Jacquet : la lecture de ces deux mots est tres in- 
certaine; on pourrait lire encore sienso fija; je ne puis tirer aucun sens de ces 
syllabes. Ich halte die Lesung sienso fiir ausgeschlossen. Zweifelhaft ist an 
diesem Worte nur das erste Zeichen. Es wird ein Schreibfehler fiir tienpo vor- 
liegen. Das a von fija ist danach in o zu andern. — JEstubiese ist in der Hand- 
schrift aus Versehen estuHibise geschrieben. 

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Heft 2. 


8 



Eichard Pietschmann, 


112 

sacar mnclios dineros e ser muy rricos. T ellos me dixeron qne 
si liarian, enpero que no se confianan de nosotros. Y el ynga me 
dixo qxi& manera de paz me parecia seria bnena. To le dixe que 
el rey le daria de comer y mds de quinze mill pesos de renta^), 
con qne se estnbi[e]se en el Cuzco, 6 alli en los Andes, con que 
consintiese hazer vn pueblo de yndios alli en Vilcapanpa. Y a 
esto me respondieron que les parecia bien, porque yo les dixe que 
la yerua^) 6 lena abian de bender A los espanoles, que poblasen 
alli, e serian muy rricos. 

T en este proposito estubieron dos dias. E despues me dixo 
el ynga que si espafoles estauan entre ellos, por dicba le barian 
algiin agrauio, por donde los espanoles les matase®) 6 61 4 los 
espafoles; que por esta causa no queria que ubiese pueblo ni 
entrase[n] espanoles donde 61 estaua. Y asi mesmo le dixe que 
pues no queria aquello, que ubiese por bien que saliese 61 6 su 
hijo d tomar la posesion de los yndios que el senor presidente le 
bazia en nombre de su magestad; e que obiese por bien de que 
vn corregidor estubiese alia dentro en nombre de su magestad, 
para tener e mantener en justicia^) aquella tierra; e que rre- 
cebiesen la ley ebang6lica e santo bautismo ; e que desto les yen- 
dria mucho bien, e poseerian sus casas e bazienda e serian muy 
rricos. Y ellos estubieron muy bien en esto, con cargo que ante 
todas cosas su magestad les perdonase todo lo que basta entonces 
avian becbo; y asi mesmo le^) diese nueba encomienda de los 
yndios, que alia tenia, e le seruian; e asi mesmo que le biziese 
merced de los pueblos e tierras, que a 61 despoblado y su padre 
junto a la tierra de paz y el valle de Amaibamba; e que los 
yndios, que a"^) lleuado de aca de la tierra de paz, scan suyos, e 
le den nueba encomienda dellos; e que su magestad [214] grat[i]- 


1) Der Vizekonig Toledo spricht spater (yergl. oben, Seite 87) nur von 
2000 Pesos. Vergl. hierzu aucb Seite 113, Aura. 6, 

2) = liierha. Gemeint ist wohl hauptsachlich Coca. 

3) So die Handscbrift. Rich tig, soweit dafiir tl Subjekt ist, soweit das Sub- 
jekt loB espanoles ist, miiBte matasen stehen. 

4) So die Handscbrift in Abkurzung. 

5) Hamlich al ynga. So ist auch im folgenden le zii verstehen. 

6) =s ha el. Hier und im folgenden wird ganz in dem Wortlaut gesprochen, 
den der Yertrag haben wiirde, der den Forderungen des Inka entsprache. Er 
soil die Grenzgebiete bebalten, die er ausgepliindert, und die Indianer, die er 
daraus entfiihrt bat. Die Personen, denen er sie fortgenommen bat, sollen von 
dem spaniscben Kroniiskus entscbadigt werden, u. s. -w. So aucb : el da la dbe- 
diencia u. s. w. 

7) = ha. 


BericM des Diego Kodriguez de Figueroa fiber seine Verbandlnugen n.s.w. 113 

fique d las personas d qnien 41 los a^) Ueuado; e que le den vna 
secntoria^) para que goze de las libertades e franquezas que 
gozan los bijos de algo; e que desde luego entren frailes e cl4rigos 
d predicar el santo evangelic; y que 41 da la obediencia d su 
magestad; e que porquestd®) pobre e no podia salir conforme d 
la calidad de su persona, que saiga su hijo Tito , y se baga el 
casamiento con dona Beatriz su sobrina^); con que en el entretanto 
se queden dos frailes 6 clerigos en rebenes, basta que le entreguen 
d dona Beatriz su sobrina en su poder, porque teme no la casse 
con otro, y se quede 41 y su bijo sin el repartimiento de los 
yndios que en Saire Topa su bermano®) fueron encomendados ®) ; e 
que despues de ay’) vn ano 6 dos 41 saldria de paz, despues de 


1) = ha. 

2) = esecutoria = exemtoria. 

3) = porgue estd, 

4) Gemeint ist die Tochter des Sayri Tupac Inca, die Dona Beatriz de 
Mendoza getanft worden war. Sie wurde um die Zeit, in der Diego Eodriguez 
mit Titu Cusi verhandelte, auf Befehl des Corregidor von Cuzco in das Kloster 
der hen. Clara zu Cuzco getan: para casarla con el hijo del Inga que estaha 
rebelado;' uiid es wurde bei Androhung einer hohen Geldstrafe verboten sie her- 
auszuholen. 

5) So ist die Abkiirzung aufzulosen, die in der Handschrift stebt. 

6) tiber die Rente, die Sayri Tupac bewilligt erhielt, sagt Diego Fernandez 
de Palencia, Hist, del Peru, P. 2 libro 3 cap. 4 (Bl. 124 a): El Virey . . . acordo 
de darle para sus gastos (y que como sen or se pudiese sustentar) diez y siete 
mil Castellanos de renta, para el y sus hijos: con encomienda de los Indios del 
repartimiento de Francisco Hernandez, con el valle tambidn de Yucay (Indios del 
repartimiento de don Francisco Pigarro, hijo del Marques) y mas vnas tierras 
encima de la fortaleza del Cuzco: para hazer su morada, y casa, y de sus In- 
dios. Diese Rente, die sich nach Garcilaso (2 libro 8 . cap. 9) aber nicht so hoch 
belief, da das Repartimiento des Francisco Hernandez nur 10 000 Pesos brachte, 
war auf des Sayri Tupac Tochter Beatriz iibergegangen. Die Besorgnis, daB die 
Erbin an jemand anders verheiratet werden mochte, war nicht unbegriindet. Die 
Maldonados holten sie trotz des Verbots aus dem Kloster und vermalten das erst 
7 Jahre alte Madchen mit Cristobal Maldonado, nachdem sie die Einwilligung der 
Mutter erwirkt batten. Dies geschah vor dem 12. Januar 1666, also wohl als 
schon der Plan ausgefuhrt werden sollte, Beatriz mit dem Sohne des Titu Cusi zu 
verheiraten. Der Lizentiat Castro lieB die Gebriider Maldonado verhaften und 
schickte sie nach Spanien. Hier wurde 1572 Cristdbal Maldonado verurteilt auf 
immer aus dem spanischen Amerika verbannt zu sein und eine bestimmte Zeit in 
Oran ohne Sold dienen zu miissen mit der Yerpflichtung Pferd und Waffen sich 
selbst zu halten. Yergl. die Einleitung zu Sarmiento, Gesch des Inkareiclies, 
S. XY Anm. 2, auch Golecc. de doc. ineditos para la hist, de JSsp., T. 94 S. 387 
bis 388; 297; 156 — 157. Duquesa de Berwick y Alba, Nuevos Autografos de 
Colon y Pelaciones de Ultramar, Madrid 1902, S. 69—70. 

7) = ahi. 


8 * 



114 


Kichard Pi etschmann , 


ayer coxido') vna^) 6 dos tassas, para poder comprar las cosas 
necesarias, q^ue ybiese menester; e que sustentaria la vezindad en 
Gruamanga 6 en el Cuzco 6 donde 61 mas quisiese; y que en el 
entretanto su Hjo Tito est6 en rebenes con su governador Yanque 
Malta; e que esto le parecia era cosa conyiniente^), e que asi lo 

han'a e juraria, si necesario era, 61 y sus capitanes en su lei; y 

que para esto yo saliese por la yia de Guamanga, y que fuese a 
negociallo con el senor presidente. 

En este mesmo tienpo vino yna carta del oydor Matien 90 , en 
que se dezia se partiria de ay^) d diez dias del Cuzco; e que 
vista aquella, me saliese e lleuase la respuesta de lo que el ynga 
queria. Yo le dixe al ynga que para certinidad e para que los 
xpianos entendiesen que lo que tratava era yerdad, me diese li- 
cencia para juntar los yndios que eran xpianos e poner yna cruz 
e predicalles alii la ley de nuestro senor Jesuxpo y el santo 

eyangelio. Y ^1 dixo que lo avia por bien, e luego mando traer 

palos e hazer yna cruz muy alta. E que para mejor se bazer el 
negocio le rogava e suplicava mucbo me dixeese vna yerdad, y 
era que yo auia yisto en yn libro del bautismo de la yglesia 
mayor como 61 era bautizado e se llamava don Diego. Y1 el me 
dixo que era yerdad, y el que era xpiano, que asi lo confesava 
delante de sus yndios, [214^] e que le auian becbado agua sobre 
la cabepa, e que no se acordaua de su nombre. E luego se juntaron 
como basta ciento y yeinte yndios xpianos. Y todos juntos al 
pie de la cruz y el mesmo ynga con los for 9 ados yndios cristianos, 
les dixe se bincasen de rodillas e se quitasen los llautos*^) de la 
cabeca e se binQasen de rodillas, e todos los que eran xpianos 
estubiesen juntos, e los que no lo eran se apartasen, y estubiesen 
mirando lo que nosotros haziamos. E fuimos lleuando la cruz yo 
e otros quatro yndios, que me ayudauan, e la pusimos en la plaqa. 
E alii les dixe muchas cosas de nuestra santa rreligion xpiana e 
saluacion de sus animas. E luego les dixe que se bincasen de 
rodillas e que pidiesen misericordia a dios, e que los sacase de 


1) = cogido, 

2) = Bdschr. : mo. 

3) Hdschr. : sus higos. 

4) = conveniente. 

5) = alii. 

6) = dijese. 

7) Auch auf den heidnisclien Anbetungs-Szenen, die uns Felipe Guaman 
Poma de Ayala auf seinen Zeicbnungen vorfubrt, haben die Indianer ibre Llautus 
vom Kopfe genommen und neben sicb auf die Erde gelegt. 


Bericlit des Biego Eodriguez de Figueroa liber seine Verbandlungen u.s.w. 116 

aqtiellos trabajos, en qne estauan; y asi se bincaron de rodillas 
tres bezes, diziendo & muy grandes bozes : [ misericordia ! j mise- 
ricordia l\ misericordia! puestas las manos e mirando al cielo. E 
asi despues dixe al ynga me hiziese merced para predicar d aquellos 
que no eran xpianos , pues 41 lo era. Y 41 lo ubo por bien y 
les mando viniesen alH. E yo les prediqud e dixe de las cosas 
que dios avia criado [que] eran para el servicio del bombre, e que 
el sol e la luna eran criatnras, e que dios las avia becbo, para que 
di[e]sen lumbre e fuesen para el servicio de los bombres. E 
despues que se ubieron persinado e adorado la cruz, se fueron a 
la pla^a. E yo le dixe que era bien lescrebiese al oydor Ma- 
tienco de como ellos querian recebir el santo evangelio e tener 
paz y enbiarme a Lima a acaballo de efetuar con el seiior pre- 
sidente por la via de Gruamauga. Y ellos enbiaron dos ymdios e 
yo otros dos, de los que avia[n] venido comigo, y escreuimos 
lo dicbo. 

E luege en diez y siete de mayo enbio ciertos papagayos e 
petacas de mani al tesorero ]JIe[r]lo e al oydor Matien 90 . E asi 
mesmo [215] le dixe seria cossa muy avisada e para su seguri[dad] 
enbiase treinta capitanes a la ciudad del Cuzco , para que viesen 
el buen tratamiento, que se les bazia, e como podian andar libre- 
mente por toda la tierra ; e asi me quedaria yo en rehenes, basta 
que boluiesen; e que respondiese d la carta del oydor Matien^o 
e la de Merlo, porque entendiesen bien su yntincion®). Y 41 me 
dixo que mirase, si queria que fuesen; que lo mirase bien; pero 
que por el menor dano, que biziesen a qualquiera de sus yndios, 
me aborcaria a mi. Yo le dixe que con ese rriesgo los enbiase, 
que yo era contento. E asi les mando d los treinta capitanes que 
llegasen dentro de seis dias desde alii, y enbiasen respuesta de 
■c6mo los tratauan alia dentro de cinco dias. E les inand6 que 
fuesen derecbo d la yglesia mayor, y adorasen el santisimo Sa- 
cramento, e de alii d la caza del oydor Matien^o. Y escriuid d 
los frailes de nuestra sen ora de la merced y d los frailes fran- 
ciscanos que les fuesen d predicar y viniesen d su tierra dos dellos ; 
que les darian de las cosas que en su tierra tenian en pago de la 
dotrina. E asi mesmo escriuio al oydor Matienco , agradeciendo 
averme enbiado a mi alld, e que yo les avia dado muy bien a 

1) no eran iiber der Zeile. 

2) = le escrehiese == eseribiese. Vergl. Juan de Valdes, dialog o de la lengna 
91 escriviesse, und ebendort 42, wo escrivir unter den Worten aufgeflibrt wird, 
von denen Valdes sagt : en todos essos pongo yo siempre i y no e. 

3 = intencion. 



116 


Ei chard Pietschmann, 


entender la ley de nuestro senor Jesuxpo; e que luego enbiase 
dos frailes: qnellos querian ser cristianos y que bien entendian 
que lo que asta entonces ayiau adorado era cosa de burla ; y que 
pues su merced le escreuia se queria venir a verse con 41 i la 
primer tierra de paz, que 41, por lo que yo le avia rogado, se 
holgava dello, con que no biniesen con 41 mds de tres espanoles; 
e que en la puente de Chuquichaca se berian para el dia que su 
merced le avisase se vendrla. 

En este medio tienpo sienpre yo cada manana les predicava 
e se dezla la dotrina xpstiana y eUos la venian a oyr. E como 
los yndios mensajeros que fueron al Cuzco no binieron al plazo 
que les senal6, entendi6 [215^] que los auian ahorcado en el Cuzco. 
T aquella manana los hall4 muy tristes ; y su gouernador Yanque 
Maita me dixo a las primeras palabras si yo avia becho algiin 
pecado en el Pirn, por que me enbiauan alM, & que ellos me ma- 
tasen; que ellos tenlan determinado antes, que yo llegase, de con 
setecientos Andes, que alii tenian, e otros dos mill de dar sobre 
todos los pueblos que estubiesen en su frontera e tomar todos los 
yndios que pudiesen e matar todos los cl4rigos e frailes e espa- 
noles que pudiesen; e que lo avian dexado por amor de ml; y 
que no enbargante eso avian recebido le ley ebang41ica; e que yo 
que los aula enganado; e que si dentro de dos dlas no uiniese^) 
la respuesta de lo que se bizieron sus capitanes, ellos barlan la 
entrata^) en la tierra de paz como tenian pensado. 

A los veinte de mayo vino respuesta de como auian recebido 
bien d sus capitanes e que los avian tratado muy bien, T ellos 
de alegrla tocaron mucbos atanbores e tronpetas e bizieron gran 
fiesta, e me enbiaron a llamar, e me dixeron que yo les aula tra- 
tado mucba verdad. E luego se leyeron las cartas del oydor 
Matieneo ; y en el[l]as dezla se queria venir d ber con el ynga ; y 
que el postrer dla de pasqua saldrla del Cuzco, e seria el biernes 
6 el sabado en la puente ; e que para el efeto se diese toda priesa ; 
e que trairla consigo catorze 6 quinze bonbres, que eran la guardia 
que su magestad le dava, para que andubiese con 41. Y a esto el 
ynga estubo neutral, que no quiso determinarse, diziendo que se 
tenia no fuese debaxo de cautela para matalle d 41 y d sus yndios, 
e que yo le aeons ej as e la verdad, pues se fiava de ml. E yo le 
dl que no solamente se fiase de la palabra del oydor en‘yr d 
Cbuquicbaca, mas que podia yr al Cuzco; y que a[u]nque traxese 


1) Hdschr. : uiniesen. 

2) = entrada. 


Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Yerhandlungen u.s.w. 117 


cien iLombres [216] consigo, no era para ofendelle, sino para ser- 
ville; y que todos los qne con 61 viniesen, serian para conocelle 
por amigo e para servillej e (jne si qvisiese el rrei d’Espana con- 
quistalle, no avastaria todo el poder de los yndios desta tierra 
ni de ostros diez mill contra el poder del rrei ; qne lo avia dexado 
de hazer por pensar 61 saldria de paz e q^ue vendria en conoci- 
miento de dios ; e qne no darian lugar d que los espanoles entrasen 
d su tierra a tomarle sus hijos e mugeres e sus haziendas. Y a 
esto me respondio que avnqueP) poder del rrey fuese mucho y 
tubiese tantas naciones como yo dezia subjetas, asi negros como 
mores, que en aquel monte con aquellos pocos se sabria defender, 
como avia becho Mango Ynga su padre j enpero pues yo le dezia 
que fuese, que 61 se determinava de yr; e luego enbio a Vilca- 
pampa por mas jente; 

A los veinte y cinco de mayo vino vn general suyo con basta 
trezientos yndios con lancas y enplumados como tengo dicbo, y 
entraron en la pla 9 a, donde estaua el ynga con toda su jente, y 
bizieron reverencia al sol e despues al ynga. En esto se levan- 
taron cien capitanes de los que vinieron de Vilcapanpa, e se fueron 
adonde estaua el governador Yanque Maita ; y le dixeron que 
como se consentia poner cruz en aquella tierra , e que si en 
tienpo de Mango Ynga no se avia puesto , para que se ponia 
agora; e si era verdad que lo avia mandado el ynga, donde no, 
que ellos me querian matar. Y a esto respondio el ynga que 61 
lo auia mandado, y que era bien recebiesen la cruz del criador de 
todas las cosas. E asi se reportaron e se fueron d sus asientos, 
e se bizo vna fiesta muy solene como las demas. 

A veinte y oebo de mayo nos partimos para la puente de 
Cbuquichaca a vernos con el oydor, que ya nos dezia venia; y 
dex6 en la guamicion de Arancalla duzientos yndios, y se partio 
con los demds. E llegamos [216^] por nuestras jornadas el sdbado 
vispera del d trinidad d la puente de Cbuquichaca donde tuvimos 
noticia que era llegado el oydor Matien 9 o al puente de Amai- 
bamba con treinta espanoles e diez negros e veinte arcabttC9es e 
ciento e cinquenta yndios Canares^) con sus lan 9 as, E luego re- 
cebimos vna carta del mesmo oydor Matien 90 , en que dezia que 


1) = aungue el. 

2) Hdsclir. : gui. 

3) Die Canares, aus den Familien, die von den Inka zwangsweise in Cuzco 
angesiedelt worden waren, galten den Spaniern fiir besonders zuverlassig, da sie 
ihren ebemaligen Herren den Inka feindselig gesinnt waren. 



118 


Kichard Pietschmann, 


venia aquella jente ; e que el ynga pasase de la otra parte a 
verse con y que para su seguridad que daria al tesorero Me[r]lo 
y i vn cl^rigo y a otro espanol y 4 mi. El ynga lo quiso hazer, 
si no que los capitanes no consintieron. E luego escrivid al oydor 
Matien^o qudl viniese con toda la jente que traia al paso de la 
puente; e que en el entretanto se haria la puente; e que su 

merced pasase de la otra parte; y qudl enbiaria en rehenes su 

governador e maese de campo , que quedasen en rebejies ; e que 
pasase desta otra parte. E luego repartid trezientos yndios de 
guerra por aqueUa tierra, para atalayar lo que pasase, para estar 
seguro. To le dixe que no lo haria el oydor Matiengo, por no 
tener condsion del rei^), mas antes que el escreuiese pasase de la 
otra parte con toda su gente que traia de guardia e yndios e 

negros [y] espanoles; y que en aquella placa, que era grande, se 

podrian ver el vno y el otro e tratar lo que quisiesen; y asi se 
lo escrivid. E luego hizo aparejar vnas andas de mucha plata e 
oro e estanperia; e liizo sacar veinte e cinco alcabuges e los Hzo 
repartir entre aquellos que sabian. E dixome que pues era yo 
su amigo, que me queria ensenar vn secreto, pues era su amigo ; 
e Mzo sacar mds de trezientos sayos e calgas vejas de los 
hombres que avian muerto. E luego bizo vn parlamento, diziendo 
que aquellos que traian aquellas ropas, ellos los abian [217] 
muerto; e que si los epanoles yntentasen de ofendelles, cada vno 
biziese como buen soldado en defensa de su senor^). 

Y en este ystante^) llegd el oydor Matiengo d la puente con 
todos los dicbos; la qual^) estava ya becha. E luego pasd Grarcia 
de Merlo y el clerigo y otro espanol; e le dieron a entender al 


1) So Mer die Handschrift. 

2) So hier die Handsclirift. 

3) Wie es zugeht, daB der Inka diesen Yorrat von alten Sacken in Bam- 
bacona bereit bat, wird nicbt weiter erklart. Seiner Bebauptung liegt die vielen 
Yolkern gelaufige Yorstellung zu Grunde, daB die Seelen Hingemordeter von einer 
Eacbsucbt erfullt sind, die man auszunutzen vermag, urn sich seiner Feinde zu 
erwebren. Aucb ist die merkwurdige Geschicbte ein Gegenstiick zu den Angaben 
liber die Pururaucas, Steine, die vermbge gebeimnisvoller Beseeltbeit oder durcb 
einen Zauber sicb in Krieger verwandeln, urn fiir den Inka zu kampfen, bernacb 
aber wieder Steine sind. In Cuzco wiirden viele solcbe Steine aufbewabrt, die 
bei der Abwebr des Angriffs der Cbancas auf Cuzco als Krieger gebolfen baben 
sollten. Yergl. unter andern Tres Melaciones, S. 271. Jos. de Acosta, hist, na- 
tural y moral de las Indias, libro 6 cap. 21 (Sevilla 1590 S. 434 — 435). Bernabd 
Cobo, hist, del nuevo mundo, T. 3 S. 150—151. T. 4 S. 15. T. 4 S. 43. 

4) = instante. 

5) Kamlicb la puente. 


Bericlit des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verhandluugen u.s.w. 119 

ynga la prouision del sen or presidente. Y 61 dixo q^ue la entendia, 
enpero que la respuesta qn6l la daria al oydor Matienco; que 
pasase de la otra parte como avia dicho. T i esto le dixeron 
qne la pnente estava vellaca; qne dl estana malo de las piernas 
de vna caida que avia dado, y que no podria pasalla. E luego 
me enbid a mi con su gobemador e otros dos capitanes para que 
se quedasen alia en rebenes juntamente con los treinta capitanes, 
que auian ydo al Cuzco, qne estavan todavia de la otra parte con 
el oydor. Y aparte al oydor e le babl6 todo lo susodicbo. E 
avn apenas la jente que estava con ellos nos dexaron bablar en 
secreto. E luego yo entendi, como no avia de aver efeto en nin- 
guna cosa, por cosas, que conjetur4 de mucbos cbapetones que con 
41 yvan, que le dezian cosas tuera de razon; e los yndios lo no- 
taron mucbo. Y 41 respondio que no queria 0- Yo me bolvi con 
el governador e con todos los capitanes del ynga. Y le rogu4 41 
pasase de la otra parte, y le propuse mucbas cosas por delante. 
Y contra la voluntad de todos sus capitanes [consintidj que lo 
queria bazer, pues yo se lo aconsejaua. E asi salieron todos de 
aquel puente^), todos muy enplumados con sus bandu en la 
cara e armas en buena orden, derecbo a vna cruz que estava 
puesta alia desta otra parte del rio junto a la cassa del ynga. 
E todos por su borden [217^] la reuerenciaron ; e baxaron todos 
acompanando al ynga, que serian todos como basta seis cientos 
•yndios. E yo bax4 luego, e pas4, e dixe al oydor Matienco que 
41 solo baxase a la puente desviado de su jente, de manera que 
el ynga y 41 se bablasen sin que les oyesen los que con 41 ve- 
nian. Y asi abax6 con vn mestizo Porras por lengua, e asi 
mesmo arraados con sus cotas e espadas e arcabucce, y el ynga 
con las suyas como arriba tengo dicbo. Y paso de la otra vanda 
con su governador e maese de canpo e general y diez capitanes 
y el mestizo. Y luego se ecb6 & los pies del oydor, llorando, 
contando las desventuras que a su padre y & 41 le avian hecho; 
c6mo le avian tenido preso como a perro en vna collera en el 
Cuzco Juan Piijarro ^), porque les diese vna cassa llena de oro ; e 


1) Namlich pasar desta otra parte del rio. 

2) So ist wohl zu erganzen. Jacquet: il faut sans doute supplier dixo, 

3) Hdschr. : fuente. Jacquet liest fueHe^ was aber nicht dastebt, und setzt 
ein ? dariiber. 

4) Yergl. oben S. 93 Anm. 3. 

5) Es ist wobl zu lesen: Hernando e Juan Figarro. Francisco Pizarro 
batte den ungliicklichen Manco Inca, den er zum Scbeinberrscber einsetzte, seinen 



120 


Richard Piets chmann, 


asi mesmo aseitearon vna hermana suya y su madre en el valle 
de Tanbo ; e qiie su padre se auia retraido en aquellos montes, 
e qne alli le auian venido a conq^uistar qnatro vezes Orgone e 
Hernando Picarro e Juan Pi9arro e por parte del mar- 


drei Briiderii iiberaiitwortet, und namentlich Hernando und Juan sollen bemuht 
gewesen sein, durch schimpfiiche und unmenschliche Behandlung und durch be- 
standiges Drohen mit deni Feuertode von ihm Gesthndnisse ilber verborgene 
Gold - und Silberschatze zu erpressen. Vergl. Gonzalo Fernandez de Oviedo y 
Valdes, hist gen. de las Indias, P, 3 T. 4 Madrid 1855 S. 244. 255. 28G. 288 
Aktenstiicke in der Klage des Diego de Almagro des Sohnes gegen Francisco 
Pizarro in der Goleccion de doc. ined. del Arch, de Indias, T. 20 S. 237 — 240, 
242—244. 249. 386—388. Eechtsgutachten gegen Hernando Pizarro und dessen 
Frau die Tochter des Marques in der Goleccion de doc. ined. p. t hist de JBJsp., 
T.’ 94 S. 241. Dagegen sagt Augustin de Zarate, hist del Feo% Libro 2 
cap. 3, Hernando babe den Inka zwar unter Aufsicht gehalten, aber gut behan- 
delt. Unser Text bier ist nicbt so zu verstehen, als sei aucb Titu Cusi so ge- 
miBbandelt worden, aber seine Aussage fallt ins Gewicbt neben den andern, die 
man bis dabin mehr als parteiiscbe Bebauptungen der Almagristen betracbten 
durfte. 

1) Gemeint sind bier zwei Begebeubeiten iiber die Pedro Pizarro bericbtet 
{Col. de doc. inM. d. 1. hist, de JSsp.^ T. 5 S. 345—347). Vergl. Herrera, Dec. 
6 libro 7 cap. 1, aucb die Anklagescbrift des jungereU Diego Almagro (S. 354), 
wo wobl fiir Tico : Titu zu lesen , scbwerlicb aber Titu Cusi gemeint ist. 
Francisco und Gonzalo Pizarro sollen, urn an Manco Inca Rache zu nehmen, 
seine Haupt- und Lieblingsfrau, die sie in ibre Gewalt bekommen batten, einer 
Abteilung von Canares-Indianern iiberantwortet baben, die sie an einen Baum^^ 
banden und mit Pfeilscbiissen und Steckenwiirfen langsam umbracbten. Das ge- 
marterte Weib soil obne einen Laut der Klage den Tod erlitten baben. Ferner 
soli Francisco Pizarro auf Anstiften der Ines Huayllas, mit der er lebte, eine 
ibrer Scbwestern, eine legitime Tochter des Inka Huayna Capac, die Azarpay 
genannt wird, als der Begiinstigung aufstandiscber Indianer verdacbtig baben er- 
drosseln lassen. 

2) Gemeint ist der Feldbauptmann des D. Diego de Almagro D. Rodrigo 
OrgoSez, der Manco Inka nacb Aufbebung der Belagerung von Cuzco bekampfte. 
Vergl. Gonzalo Fernandez de Oviedo, hist general, S. 294. 311. Cieza de Leon, 
P. 1 cap. 86 (Sevilla 1553 Bl. 103 a. Antwerpen 1654 Bl. 219 a. Markham’s 
Ubersetzung, S. 304). Goleccion de doe. ined. p. la hist Ue Esp. 5 S. 324. Golecc. 
de doc. ined del Arch, de Indias , T. 20 S. 264. Herrera, hist, de los hechoSj 
Dec. 6 libro 2 cap. 13. An dem Feldzuge des Orgonez gegen Manco nabm aucb 
Juan de Salinas Loyola teil. 

3) DaJ3 aucb Juan Pizarro bier genannt wird, konnte befremden, denn gegen 
den nacb Villcapampa gefiiicbteten Inka konnte Juan nicbt mebr kampfen, da er 
schon vorber bei dem Kampfe urn die Inkaburg von Cuzco Sacsabuaman das 
Leben verlor, Juan Pizarro wird offenbar erwabnt, weil er es war, der den 
Manco Inca, als dieser seinen ersten Flucbtversucb und zwar nacb dem Colla- 
Gebiete macbte, bei Molina einfing. Vergl. Col. de doc. ined. p. la historia de 
Espaha, T. 5 S. 287. Herrera, hist, d/los heehos, Dec. 5 libro 8 cap. 1. 



Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa iiber seine Verliandlungen u.s.w, 121 


qxi6s en qae murieron muchos espanoles e yndios ; y asi mesmo que 
por le aver liecho buen tratamiento d siete espanoles que se avian 
recoxido por lo de don Diego de Almagro le mataron a su padre ®). 
E dixo otras muchas cosas, e por esto no se confiaua de nosotros. 
E asi dixo que queria la paz de la manera que como lo auia tra- 
tado ; que ariba esta dicbo. E luego enbio por vnas petaquillas 
de pluma e bizo presente al oydor. El oydor dixo que saliese con 
41 de paz; y que 41 le otorgaua todo aquello que 41 pedia en 
nombre de su magestad, eceto los yndios que auia tornado de 
los vezinos del Cuzco; questos avia de boluer. Y el ynga dixo 
que saldria luego con que le ottorgase luego aquellos juntamente 
con lo demds. Y el oydor le [218] respondio que no podia ser. 

Y 41 dixo que lo queria comunicar con sus capitanes, e que luego 
bolueria d dalle la respuesta. Y el oydor le enpurtuno saliese; 
y el respondio que estaua pobre y que no tenia que gastar. Y a 
esto le respondi6 el oydor que le baria dar el tribute de vn ano 
adelante, de que eran quinze mill pesos. Y 41 respondi6 bablando 
con sus capitanes : pues vienen me aver y no me dan nada, vi- 
niendo tres vezinos con este oydor, menos me cunplirdn lo que 
dizen. E asi le ynportund todavia el oydor que le diese a su 
bijo, Y 41 puso por aebaque que estaua en los Andes, que eran 
sesenta leguas de donde 41 avia venido, y que era menester mds 
de vn mes para aguardar al oydor, para que lo truxesen; y es 
verdad que alia estava. Y el oydor dixo que esperaria en el 
Cuzco. Y a esto los arcabuceros, que estauan con el oydor Ma- 
t[i]enzo, se venian allegando, d oyr"^) y oler lo que se dezia, no 
enbargante que el bombre les dava bozes que se bolviesen e se 
detubiesen, porquel ynga se queria boluer por temor dellos, no 
abastd razon , sino fu4 todo cossa de bebetria. El ynga se 
despedid, e dixo que queria yr d lo comunicar aquello con sus 
capitanes; e se boluio. E yo pas4 alld quatro, cinco bezes, d 
saber d41 en lo que se resumia, porque el oydor se queria boluer. 

Y el ynga le respondi6, pues venia tan de priesa que ellos trafan 


1) Hdsclir. : martes, Es kana sich liier nur urn den Marques Francisco 
Pizarro handeln. 

2) Vergl. oben S. 97. 

3) Wohl zu lesen; e gue por esto. 

4) Yon petaca \ vergl. oben Seite 97, Anm. 2. 

5) = excepto. 

6) .= emportuno — importuno. 

7) Hdscbr, a aoyr. 



122 KichardPietschmann, Bericht des Diego Eodriguez u.s,w. 

may gran miedo; e por esto entendia que le querian enganar. 
Yo fni e liable al oydor que no se fuese aquel dia, pues avia 
Uegado ya bien tarde y no podia boluer d Amaibanba, porque 
era rods de tres legnas de alii, e no podria llegar con sol ; e que 
esperase a ver en lo que se resumia el ynga. E asi se espero 
basta la mananaj belando todos los yndios y espanoles gnardando 
la pnente de la vna parte e de la otra. Los yndios hizieron 
muchas lumbres e tocaron tronpetas e sus silvatos. A la maiiana 
pas6 desta otra^) parte el maese de canpo e me dixo rogaua el 
ynga fuese alld para responder al oydor e dezirme su parecer 
del negocio, puesto que yo pudiese pasar. El oydor no quiso, y 
asi le respondio en vna carta que era en lo que resumia el ynga, 
porque 61 se queria yr, y que luego se lo escreviese ; y que si 
no queria venir de paz, mandase derocar la puente; que asi 
hariamos nosotros desta otra. Y d esto rrespondid el ynga que 
lleudndole yo las prouisiones que ariba tengo dicbo, 61 cumpliria 
lo que comigo avia tratado ; e que lueg[oJ 61 mandaua tanbi6n 
derocar la puente de su parte. E asi se deroco, e nos venimos,. 
y ellos se fueron. 

Esta es la relacion verdadera de lo que pas6 en este viaje, 
acortdndome en todo por evitar prolijidad; porques verdad que 
pas6 delante de mi, lo flrm6 de mi nombre. 


1) Hdschr. : desta otra otra parte. 

2) == escrwiese = eserihiese. 

3) Hdsclir. : pasa. 


Beitrage zu athenischer Politik uud Publicistik des 
vierten Jahrkunderts. 

I Konig Philippos tmd Isokrates. 

Von 

Paul Wendland. 

Vorgelegt in der Sitzung vom 28. Mai 1910. 

Auffallend schwankend und widersprucksvoll erschemen auch 
hente nock die Urteile liber Isokrates. Und mag man es begreifen, 
daB sein politiscker Standpunkt sehr versckieden beurteilt wird 
je nach der Scbatzung der Politik Philipps, der Wirksamkeit des 
Demosthenes , der Bedeutung des Hellenismns , dessen Programm 
Isokrates verklindet hat, daB eine Einigung der Ansichten hier 
ansgeschlossen scheint, so ist es dock schwer yerstandlich, wie 
versckieden die Stimmen liber den Erfolg nnd den EinfluB seiner 
politischen Publicistik lauten. Lange Zeit hat die philologische 
Eorschung sick allzu einseitig mit den literarischen Pehden des 
Isokrates gegen konkurrierende Schulen ^und gegen Literaten be- 
schaftigt und unter diesem Gresichtspunkte auch Schriften be- 
trachtet, deren Gredanken und Absichten in eine ganz andere 
Pichtung weisen. So konnte Dlimmler^) unter vblliger Ver- 
kennung der so klar entwickelten und durch die Yerhaltnisse nach 
dem Zusammenbruch des zweiten Seebundes bestimmten politischen 
Tendenzen der Eriedensrede und des Areopagitikos den Ursprung 


1) Kleine Schriften I 92 if. Mit Becht erhob schon Br. Keil, Die solonische 
Verfassung in Aristoteles Yerfassungsgeschichte Athens, Berlin 1892, Einspruch. 
Die Ausfiihrungen dieses Bnches tiber Isokrates sind nicht geniigend beachtet 
worden. 



124 


P aul Wendland, 


dieser Schriffcen aus platonischen Anregnngen ableiten und sie der 
mit Plato rivalisierenden Konkurrenz dienen lassen. Ein Spiirsinn, 
der iiberall polemiscbe Beziehungen witterte und das Grras waclisen 
borte, der vergaB, daB uns nur ein Teil der Liter atur erbalten 
ist und daB neben der Literatur das lebendige Wort, Sckulunter- 
richt, Debatten des Tages, Konversation eine Rolle gespielt haben, 
betbatigte sick in einer ausgebreiteten Literatur, in der die 
Kargbeit sicberer (meist scbon von Spengel und Reinhardt fest- 
gestellter) Ergebnisse in argem MiBverbaltnis zu der Eiille bait- 
loser Hypotbesen stand. So war denn eine radikale und iiber- 
triebene Skepsis als Eeaktion natiirlicb und aucb ganz beilsam ^). 

Die neueren Untersucbungen iiber das Verbaltnis des Isokrates 
zu den Pbilosopben seiner Zeit lebrten den Isokrates von seiner 
scbwacbsten Seite kennen als den einseitigen Vertreter einer ober- 
flachlicben AUgemeinbildung, die durcb die erstaunlicb reicbe Ent- 
faltung der attiscben Philosopbie vollig uberbolt war, aber be- 
greiflicher Weise von dem Manne, der seine Ueberzeugungen im 
Zeitalter der Herrscbaft der Sopbistik gewonnen batte, durcb sein 
gauzes Leben als die Summe aller Weisbeit gepriesen wurde. Das 
mit Recbt ungiinstige IJrteil iiber diese Sorte Pbilosopbie bat 
vielfacb die Schatzung des Publicisten und seines politiscben Scbarf- 
blicks bedenklicb beeinflufit, Bekamen wir dock zu bbren^ daB 
der Politiker der Studierstube nur, den Ereignissen nachbinkend, 
den Verlauf der Grescbicbte mit rhetorischen Pbrasen und wobl- 
gedrecbselten und biatfreien Perioden begleitet babe. Dnd dock 
ist es denkbar, daB der zauberbafte Wohlklang seiner Rede, der 
auf die gauze zeitgeubssische Prosa einen dominierenden EinfluB 
ausiibte, nicbt aucb seine G-edanken in weite Kreise trug? Und 
man vergesse dock nicbt, daB Isokrates aucb Lebrer der Politik 
war und als solcber auf eine zablreiche Jiingerscbaft wirkte. Den 
Erfolg wenigstens sollte man ibm nicbt abstreiten. Denn es stebt 
fest, daB seine Reden sebr viel mebr gelesen sind als die des De- 
mosthenes. Es stebt, so sebr es nock spezieller Untersucbungen 
bedarf, scbon heute fest, daB sein Stil, seine Gresichtspunkte, seine 
Gescbichtsauffassung scbon auf die Historiker seiner Zeit stark 
eingewirkt, die Alexandergescbicbte und die spatere Historio- 
graphic stark beeinfluBt baben^). Er bat wirklicb der Politik 

1) von Hagen, Hum simultas intercesserit Isocrati cum Platone, lenae 1906. 

2) von Scala, Isokrates und die Geschichtsschreibung, Yerbandlungen der 
41. Philologenversammlung, Leipzig 1892, sei in Erinnerung gebracbt, nacbdem 
die Heueren oft auf diesen EinfluB hingewiesen haben. Es fehlt an eingebenden 
Untersuchung en. 


Beitrage zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 126 

Philipps und Alexanders die Wege geebnet, und die Urkunde des 
Landfriedensbundes zu Korinih (338) lehnt sich vielfach an das 
Programm des Isokrates an^), dessen Ausfiibrung Philipp nach 
der Schlacht bei Chaeronea in Angriff genommen hat, fiber dessen 
Grrenzen Alexander weit hinausgeschritten ist. TJnd um die Er- 
gebnisse der folgenden Untersuchungen, anzudeuten: der PHlippos 
des Isokrates ist trotz seiner Verstandnislosigkeit ffir die zunachst 
national makedonische Politik des Konigs dennoch ein Paktor und 
ein Zugmittel in den Berechnungen Philipps gewesen und hat in 
den politischen Parteikampfen und diplomatischen Verhandlungen 
der Jahre 346 — 339 eine Rolle gespielt. Und nicht nur als Meister 
des Stiles hat Isokrates auf Demosthenes gewirkt; Demosthenes 
hat auch Gremeinplatze, historische Exempel, Schlagworter isokra- 
tischer Pragung mit seiner feinen Berechnung ffir die Instinkte 
der Menge verwertet, ja der werdende Staatsmann hat sich an 
den leitenden Gresichtspunkten des Isokrates vielfach orientiert 
und an seinen Gredanken sich gebildet, bis seine Entwickelung 
zum radikalen Demagogen ihn in einen sich verscharfenden Gregen- 
satz zu ihm bringt, der in einer betrachtlichen Zahl polemischer 
Beziehungen auf beiden Seiten noch klar zu fassen ish 

Niebuhr hat Isokrates einen schlechten und kummerlichen 
Schriftsteller, einen der gedankenlosesten, armseligsten Greister ge- 
nannt. Dies temperamentvolle Urteil hat stark gewirkt, aber es 
ist uns nur noch wertvoll als Zeugnis des personlichen Empfindens 
des grofien Historikers, der als erster die schemenhaften Grestalten 
des Altertums mit Eleisch und Blut zu umkleiden versuchte und 
leibhafte Menschen schaute ] es ist nicht mehr giltig. Es ist ein 
gr obes V erdienst B e 1 o c h s und E. M e y e r s , daJB sie die Bedeutung 
des politischen Denkers erkannt, seiner richtigen Schatzung gegen- 
fiber den verbreiteten Vorurteilen Bahn gebrochen haben. Ereilich 
sein Kredit in der Darstellung der Vergangenheit ist nicht gro6 
und er wird noch sinken, je scharfer wir interpretieren lernen. 
Vermeintliche Geschichtszeugnisse und Traditionen werden nur zu 
oft als willkfirliche Konstruktionen entlarvt; aber sie gewinnen 
oft, sobald man die Motive der subjektiven Darstellung durch- 
schaut hat, einen neuen Wert als Zeugnisse ffir die Geschichte 
der Zeit und ffir Tendenzen der Gegenwart. 

Isokrates ist eine der wichtigsten Quellen ffir die Geschichte 
des 4. Jahrhunderts ; aber die Benutzung dieser Quelle ist nicht 
leicht. An den Debatten des Rates oder der Ekklesie hat er sich 


1) Zuletzt hat das von Hagen, Philol. LXVII 125 hervorgehoben. 


126 


Paul W endland , 


nicht beteiligt ; politisch gewirkt hat er nur in seinen Broschiiren. 
Er entwickelt in ihnen nicht wie der moderne Publicist die gegen- 
wartige Situation im Zusammenhange, scheidet nicht etwa einen 
historischen vom aktuell politischen Teile. Er nimmt einen freieren 
nnd weiteren Standpunkt ein als die an die parlamentarische Ord- 
nung gebundenen Pedner des Tages und betrachtet die Ereignisse 
yon hoherer Warte. Seine personliche Auifassung der Pragen orien- 
tiert er vor allexn an einer weiten Perspektive in die oft kiinst- 
lich konstruierte Entwickelung der Vergangenheit und an Postu- 
laten fur die oft auch in seinem Sinne weite Zeitspannen umfas- 
sende PoKtik der Zukunft. Der Horizont des Mannes, in dessen 
Schule Hunderte von Jtlngern aus alien griechischen Stadten zu- 
sammenstromten , ist nicht auf Athens Interessen beschrankt, 
sondern panhellenisch orientiert, wie es sein Beruf mit sich bringt ; 
Gorgias war ihm yorangegangen. Die Aktualitaten des Tages 
hat er scharf ins Auge gefafit; aber der kiinstlerische Stil und 
seine yornehme Zuriickhaltung laBt sie scheinbar zuriicktreten. 
Meist in den negativen Gliedern der Antithese angedeutet, er- 
scbeinen sie als die dunkle Eolie des Idealbildes der Vergangen- 
heit Oder der Zukunft, oder sie werden' in den Darlegungen yon 
Eehlern friiherer Politik und daraus sich ergebenden Lehren ge- 
wissermafien in die Vergangenheit zuriickyerlegt. Zu dieser Art 
der scheinbar iiber dem Konkreten schwebenden DarsteUung kommt 
noch die Anonymitat der Polemik, die, durch yornehme alte Tra- 
dition gegeben und geradezu als Stilgesetz beobachtet, uns oft im 
ITnklaren laBt iiber die Gegner, gegen die gestritten wird. 

Aufgabe philologischer Interpretation ist es , die scheinbar 
yagen und allgemeinen Betrachtungen durch die aktuellen Bezie- 
hungen auf die konkreten Verhffltnisse zu beleben und auf den 
Boden der Wirklichkeit, auf dem sie gewachsen sind, zu versetzen. 
Intime Kenntnis der Zeitgeschichte erschlieBt oft solche Bezie- 
hungen; wo andere Quellen yersagen, lassen sie sich im giinstigsten 
Ealle etwa hypothetisch rekonstruieren ,* sicher bleiben yiele 
solcher Beziehungen uns unkenntlich. Zwischen den Zeilen lesen 
muB man oft, wie in alien feineren Produkten der Publicistik, 
und auch an Aristoteles’ Athenerstaat haben wir das ja gelernt. 

An einem Beispiele, an der Entwickelung des panhellenischen 
Programms des Isokrates, mochte ich zeigen, daB diesen Geschichts- 
quellen noch manche Zeugnisse abzugewinnen sind durch eine Inter- 
pretation, die die Zeityerhaltnisse scharf ins Auge faBt, die die 
Variationen desselben Themas genau yergleicht und nach den po- 
litischen Motiyen der wechselnden Auffassungen fragt, die besonders 



Beitrage zu athenisclier Politik und Publicistik des yierten Jakrkunderts. 127 

auf die negativen Grlieder der Antithesen achtet, welclie mit Vor- 
liebe aktaelle Beziehungeii enthalten, die endHch. die Projektiou 
der Ideale in die Vergangenheit tmd die VerMeidnng der Politik 
in die tendenziose Darstellung alten fur den Rhetor beliebig 
wandelbaren Greschichtsstoffes als eines seiner beliebtesten Mittel 
erkennt. 


I 

Verfolgen wir die Wandlungen des politischen Programms des 
Isokrates! 380 hat er es zuerst im Panegyrikos vorgetragen, um 
dadurch die offentliche Meinung fiir die Stiftung des Seebnndes 
vorzubereiten, dem neu entstehenden Reiche die Ziele seiner Po- 
litik vorzuzeichnen und die Schmach des Kbnigsfriedens zu tilgen ^). 
Die ganze Macht der idealen Griiter, die das Herz der Grriechen 
hoher schlagen lieBen, der Mythus, die Errungenschaften der 
Kultur, die groBen Erinnerungen der Vergangenheit werden be- 
trachtet als ein nationaler Besitz, den die Hellenen Athens Tiich- 
tigfceit verdanken, und auf der dunklen Eolie der Brutalitaten 
spartanischer Vorherrschaft, die das alte attische Reich in unge- 
triibtein Grlanz erstrahlen laBt, erhebt sich das Morgenrot des 
neuen Seereiches, das die alten panhellenischen Traditionen, die 
zum Schaden fiir ganz Q-riechenland in Vergessenheit geraten sind, 
wieder lebendig machen will. Versohnung und Einigung der 
Grriechen (b^dvoia) und gemeinsamer Zug gegen den persischen 
Erbfeind sind die beiden Hauptsatze des Programms. Das zweite 
ist ohne das erste unmoglich. Zuerst mussen die Grriechen ihre 
Bruderfehden, Athen und Sparta den Streit um die Hegemonie 
aufgeben; dann erst ist die Aufgabe zu losen, deren GrrbBe allein 
geniigen miiBte, alien griechischen Eehden und Wirrnissen ein Ende 
zu machen. Der Perserkrieg ist geboten durch die Traditionen 
der Vergangenheit und durch die nationale Ehre. Dem Znstande 
muB ein Ende gemacht werden, dafi griechische Gresandte am Perser- 
hofe betteln, daB mit persischer Hilfe griechische Stadte geknechtet 
werden. Anch das materielle Interesse fordert diesen Krieg; denn 
eine Kolonisation Asiens wird aller wirtschaftlichen Misere ein 
Ende machen. — Die Einigung der Grriechen ist nicht moglicb, 
ehe man sich fiber die Erage der Hegemonie verstandigt hat. Die 


1) Vgl. die Ckarakteristik in der Antidosis - Rede 57 — 59. 77 und Pk. 9. 
Ich kann mich iiber den P. kurz fassen, daWilamowitz, Aristoteles und Atheu 
II 380 Situation und Tendenz scharf gezeiclinet hat. Im Polgenden ist P. = 
Panegyrikos, Ph. = PMlippos, Pan. — Panathenaikos. 

Kgl. Gea. d. Wiss. Naclirichteii. Phil.-Mst. Klaase. 1910- Heft 2. 


9 



Paul Wendland, 

Hegemonie aber in diesem Kriege ist Athen allein zu nbernekmen 
bernfen. 

Die beiden Hauptsatze dieses Programmes hat Isokrates dnrch 
jseinLeben festgehalten. Die Details der Ansfuhrtmg hat er man- 
nigfach erweitert und den Verhaltnissen angepaBt. Der Panegy- 
rikos bewegt sich noch seinem aktuellen Zweck entsprechend ganz 
im demokratischen Fahrwasser. Monarchische Verfassnngsformen 
widerstreben dem Grefiihle des Eedners (126. 161). Aber die Gre- 
schichte des zweiten Seebtmdes muBte den Tr%er des panhel- 
lenischen Gredankens enttauschen (Ph. 129). Der nene Seebtind 
kehrte seine Spitze gegen Sparta und fiihrte nur zu neuen grie- 
chischen Brnderkampfen. Wir beobachten nnn bei Isokrates wach- 
sende Sympatbieen flir monarchische Verfassungsformen^). Dms 
Jahr 368 tragt er Dionysios I., wie vielleicht schon etwas friiher 
Jason ^), sein panhellenisches Programm vor; es war die Zeit, wo 
Athen sich eifrig um die Gnnst des Dionys bemiihte (Ep. 1). 
Von panegyrischen Reden halt er jetzt nicht mehr vielj wer 
etwas erreichen will, muB sich an die Quelle der Macht wenden®) 
(§ 6—7). Es ist eine groBe Sache, das gemeinsame Interesse und 
Heil von Hellas, wo von er sprechen will (§ 6. 7. 9). Der Plan laBt 
sich gerade jetzt, da die Spartaner die Herrschaft verloren haben, 
Athen mit Dionys zusammenzugehen bereit ist, ausfiihren. Welches 
der Plan ist, erfahren wir nicht; der Brief bricht plotzlich ab. 
Aber die Charakteristik des Planes klingt so sehr an den Pan^ 
egyrikos an, dafi sich nicht zweifeln laBt, es handelt sich auch 
hier um den Hationalkrieg. Es kommt das bekannte Zeugnis des 
zwar unechten, aber alten und auf guter Kunde beruhenden 
Speusipp- Brief es hinzu^). Der SchluB des Briefes muB friih im 


1) Die Entwickelung der monarcMsciien Tendenzen bei Isokrates bat Sill, 
XJutersucbungen iiber die platoniscbeu Briefel, Halle 1901, S. 9 ff. gut gezeichnet. 

2) Aus Ep. 6, mag sie ecbt oder unecht seiu, darf man auf intime Bezie- 
bungen zu Jason scblieBen, da ibn Isokrates Pb. 119. 120 (vgl. Xenopbon Hell. 
VI 1, 12) vegen seines Planes eines Krieges mit Persien riibmt. Vermutlicb wird 
sicb Jason, der kluge Eealpolitiker, zum panbelleniscben Programme des Gorgias, 
der ja seine letzte Lebenszeit in Tbessalien wirkte, abnlicb gestellt baben, wie 
Konig Pbilipp zu dem des Isokrates. 

3) Das liegt im Zuge derZeit; s. meine Ausfiibrungen iiber Plato, PreuB.^ 
Jabrb. CXXXYI 208 ff. 

4) 30. sokratiscber Brief § 13. Blab erlaubt sicb die gewaltsamsten Ein- 

griffe in den Text, um den Brief fiir ecbt balten zu konnen. Icb glaube, abnlicb 
wie Diimmler (Kleine Scbriften I 121), daB der Brief zwar unecbt ist, aber auf 
gutem Materiale berubt, wobl Speusipps bei Atben. 506 zitirtem Briefe und des- 
selben Ts%vmv s. meine Scbrift „ Anaximenes von Lampsakos“ S. 35. 



Beitrage zur atlienisclien Politifc und Publicistik des vierten Jahrbunderts, 129 

Interesse des Isokraies weggesclinitten sein, vielleicht yon ihm 
selbst^). Denn im PMlippos § 81 zitiert er zwar die Entschul- 
digungen, die er einst im Brief anDionys ahnlich wie jetzt Philipp 
gegeniiber gebrancht habe; aber als eine Schrift gleichen Themas 
nennt er im Philippes nur den Panegyrikos (§ 9. 11. 83. 93. 
128 jff.), nicht nnsem Briefs). 

Der Philippes ist im Pruhsommer 346, bald nach AbschliiB des 
philokratischen Priedens nnd vor Niederwerfong der Phokier, ge- 
schrieben^) und gibt ein interessantes Stimmungsbild der Zeit. 
Isekrates erzahlt am Anfang, er habe noch vor kurzem an einer 
Bede tiber den Streit nm Amphipelis gearbeitet nnd darin die 
paradoxe These vertreten, dafi jede der streitenden Parteien ibr 
wahres Interesse yerkenne und eigentlich for das Interesse der 
anderen Partei wirke^); die Preundschaft Athens sei fiir Philipp 
schen den Verzicht anf Amphipelis wert; Athen aber gebe besser 
die Stadt anf und solle lieber in Asien Kolenieen griinden, Mit 
dieser Ausfiihrung habe er gehoflPt, die Pehde beizulegen, aber 
nech wahrend der Arbeit ist zn seiner Prende der Priede ge- 
schlossen. So hat er das Thema den jetzigen Yerhaltnissen an- 
gepafit nnd will zeigen , wie der Prieden anfrecht erhalten 
werden kann, 

Er nimmt das Programm des Panegyrikos: Versohnnng der 
griechischen Q-roBstaaten, gemeinsamer Peldzug nach Asien, wieder 
anf, wenn er anch sich bewnfit ist, die klinstlerische Vollendnng 
der frliheren Arbeit in seinem jetzigen Alter nicht mehr erreichen 
zn konnen^). Aber das thnt nichts. Hat er dock die Erfolg- 
losigkeit panegyrischer Prnnkreden erkannt (ygl. Ep. 1, 6) nnd 
wendet sich jetzt, nm ein praktisches Ziel zn erlangen, an den 
Inhaber einer starken monarchischen Grewalt. Philippes soil 
das alte Programm des Isekrates, Einigung der Hellenen ( 6 ^ 6 - 


1) Vgl. Wilamowitz S. 391, 

2) Alls Philippos 13. 130. 138 geht freilici bervor, daB er das Thema noch 
bfter behandelt hat. ^ Ich hbergehe Ep. 9 an Archidamos, deren Unechtheit zu- 
letzt Woyte, Be Isocratis quae feruntur epistulis, Lpz. 1907 S. 25ff, erwiesenhat. 

3) Ygl.Stavenhagen, Quaestiones Bemosthenicae, Gottingen 1907, S. 26. 27 . 
Bamals ist wohl auch Tbeopomps Enkomion auf Philipp erschienen, 

4) Solche iiberraschende Paradoxieen lieht der Bhetor: VIII 69 die The- 
baner fbrdern unsere (der Athen er) Sache, wir ihre. 107 ahnlich vom VerhMtnis 
Athens und Spartas. Vgl. auch VI 72. ~ BaB Isokrates die Unvermeidlichkeit des 
Konfliktes in der Chalkidike und in der Chersonnes nicht erkannt hat, zeigt 
auch VIII 22 ff. 

5) 10. 11 ygl. 27. 93. 94. 

9 * 



130 P aiil Wendland, 

voL(^ und Krieg gegen die Barbaren, annehmen und verwirklichen 
(1-16 >). 

Freilicb bat man ibm gesagt, Philipp werde im BewuBtsein 
seiner Macht das Bnch verachten; ’es feble ihm weder an Klugheit 
nocb an guten Beratern, die sein Interesse besser kennen als Iso- 
krates. Aber Isokrates hofft, Philipp werde ihn gednldig anhoren 
nnd sich auch nicht durch die Mangel, die einer schriftlichen Dar- 
legung notwendig dem lebendigen “Worte gegenitber anhaften, 
stbren lassen^) (17—29). 

Der erste Schritt soil die Versohnung der Hauptstaaten, Argos, 
Sparta, Theben, Athen sein^). Wenn ihre Einigxing gelnngen ist, 
werden die anderen von selbst nachfolgen. Schon als Nachkomme 
des Herakles , mit dem die Schicksale jener Staaten in yerschie- 
dener Weise verflochten sind, ist gerade Philipp zu der Aufgabe 
berufen. Er wird sich leicht durch Wohltaten die Staaten ver- 
pflichten kbnnen und wird sie zur Verstandigung bereit finden, 
da sie alle in gleicher Weise durch die Kriegsnbte erschopft 
sind^). Die Aufgabe ist der bisherigen er staunlichen Leistungen 
Philipps wiirdig. IJnd niemand wird das TJnternehmen fiir un- 
moglich halten, der sich erinnert, wie fruher Athens Verhalten 
zu Persien, Theben, Sparta, von erbitterter Feindschaft zur 
Fretindschaft umgeschlagen ist (30—46). Die Notlage der ein- 
zelnen Staaten wird geschildert, die Bereitwilligkeit Athens, mit 
Philipp zusammenzugehen®), als selbstverstandlich vorausgesetzt, 
wenn es nur in der Einigung der Griechen den vorbereitenden 
Schritt zum Perserkriege erkennen diirfe. Philipp hat schon 
so Erstaunliches voUbracht, daB er auch dies Ziel erreichen wird ; 
Aufgaben, die nicht minder schwierig waren, haben Alkibiades, 
Konon, Dionys gliicklich voUbracht (46 — 67). 

Die MachtsteUung, die Philipp durch die IJnterordnung der 
griechischen Staaten gewinnen wird, wird in glanzenden Farben 
ausgemalt (68—71). Er soil, so wird dann nach einem Ausfall 


1) § 15. 16 ist auffallend unvorsichtig : Philipp hat Geld und Macht, kann 

daher und ^idtsa^cci. Das erste soil er den Hellenen, das zweite den 

Barbaren gegeniiber anwendeni 

2) 26 ff. ahnlich Ep. 1 (an Dionys) § 2. 3, beide Male mit deutlichem An-* 
Mang an Platos Phaidros 275 E. 

3) Diese vier Hauptstaaten werden auch P. 64 gezahlt. 

4) g 38. 40. 45 'T&v ytocgovrcov •na'nmv und ahnlich ofter im Folgenden, s. 
auch 7. 149. 73 tccgccxdg, Vgl, auch XV 85. — Mit denselbeu Worten schildert 
der P. die Situation seiner Zeit : 6. 167. 

5) § 56 (86) cvvocyoDvisiad'atf derselbe Ausdxuck im Brief an Dionys § 8. 



Beitrage zu athenischer Politik imd Publicistik des vierten Jalirliunderts. 131 

gegen die Pliilipp anfeindenden Eedner bemerktO? die Grrieclien 
zu sicb in dasselbe Verbaltnis setzen, in dem die Spartaner zu 
ibren Konigenj Philipps Genossen (itaiQOL) zu ihm selbst stehen, 
nnd ihnen alien unparteiisch gegeniiberstehen (73 — 80). Dann wird 
mit ahnlichen Worten wie im Briefe an Dionys und nnter Hinweis 
auf diesen entschuldigt , dafi gerade Isokrates, der an den bffent- 
lichen Angelegenheiten keinen tatigen Anteil ninamt, sich an 
Philipp wendet (81. 82). 

Der zweite, dem P. 133 — 186 entsprechende Hanptteil der Rede 
behandelt den Perserkrieg, liber den Isokrates zn den Griechen 
erst nach Herstellnng der Einigkeit xeden kann (83). Da6 ohne 
solche Einignng ein erfolgreicher Perserkrieg nnmbglich ist, be- 
weisen die Erfahrnngen des Agesilans, des sen Untemehmnngen 
gegen den GroBkonig miBgliickten, weil er zugleich den griechi- 
schen Stadten sein (oligarchisches) Parteiregiment anfzwang, statt 
sie sich zu versbhnen (86 — 88) ^). Andere mogen noch an den Ruhm 
erinnern, den den Peinden des GroBkdnigs die Kampfe mit ihni 
eingebracht haben; Isokrates will lieber Philipp den ITntergang 
des jiingeren Kyros und den trotz dieses MiBgeschickes und der 
meuchlerischen Ermordung der Eeldherrn glucklichen Riickzug der 
Griechen ins Gedachtnis rufen (89 — 92), Elir die Riistung des 
Krieges ist das Wichtigste das WohlwoUen der Griechen; wie 
diese Sympathie, die dem Zuge des Kyros und des Klearchos nicht 
entgegengebracht wurde, zu gewinnen ist, ist bereits gezeigt 
worden. Leute, die mit Ereuden dem Werberufe folgen, sind bei 
der wirtschaftlichen Misere Griechenlands leicht zu haben, und 
Philipp selbst gebietet liber eine geschulte Kriegsmacht (93 — 98). 
Die gegenwartige Schwache des persischen Reiches l^t das Tlnter- 
nehmen aussichtsvoUer erscheinen als das des Kyros (99 — 104). Auf 
die militarischen Details will Isokrates als Laie nicht eingehen; 
aber er weifi, er redet im Sinne des Vaters Philipps (Amyntas), 
der freundliche Beziehungen zu den griechischen Stadten suchte, 
des Reichsgrlinders , der yom griechischen Gebiet sich femhielt 
und mit der griechischen Abneigung gegen die Monarchie rechnete, 
des Herakles, dem eigentlich eine besondere Lobrede gewidmet 
werden miiBte und der einst die Rolle gespielt hat, die jetzt Phi- 
lipp libernehmen soil. Ihm nacheifemd soil Philipp Wohltater 


1) Die Stelle wird in meinem zweiten Beitrage ^Isokrates und Demosthenes^ 
behandelt werden. 

2) Die Ausfuhrung ist abgeschrieben im unechten Briefe an Archidamos 
(Ep. 9,11—14). 



132 


Paul W eudland, 


der G-rieclien werden und ilir Vertrauen durch Milde und Menschen- 
frenndliclikeit gewinaen (105 — 118). Welche SympatMeen hat lason 
von Phera sich dutch den bloBen Plan eines asiatischen Peldzuges 
gewonnen (s. S. 128^)! Wie wird man Philipp verehren, wenn er 
den Plan ausfuhrtj das Perserreich yernichtet oder doch Asien von 
Eilikien bis Sinope zu griechischem Besitz macht, dessen Koloni- 
sierung dem Elend und der Notlage vieler Grriechen abhelfen wird, 
wenn er mindestens die kleinasiatischen Griechen befreit ! Damit 
ware das richtige Verhaltnis der Racen hergesteUt, und damit 
ware dem jetzt in kleinlichen Bruderfehden aufgehenden griechi- 
schen Ehrgeize ein groBes und leicht erreichbares Ziel gestellt. 
Die andern Nachkommen des Herakles sind an einen Staat ge- 
bunden, Philipp darf wie sein mythischer Ahnherr ganz Griechen- 
land flir sein Vaterland halten^) (119 — 127). 

Man wird dem Isokrates mangelnden Patriotismus vorwerfen, 
weil er sich an Philipp wende. Aber er hat, wie sichs gehort, 
sein Programm zuerst seiner Yaterstadt vorgetragen, leider kein 
Entgegenkommen gefunden, da die tollen Redner mehr Vertrauen 
genieBen. Mag man seine Reden hamisch anhoren, Philipp wird 
man doch, wenn er sie zur Wahrheit macht, zujubeln. Europa 
inuB Asien, die Griechen den Barbaren, die Machkommen des 
Herakles den vom Eindling (vgl. 66) Kyros abstammenden soge~ 
nannten GroBkonigen ®) iiberlegen sein (128 — 132). 

Das Kapital an Ruhm, das Philipp aus dem Eeldzuge ge- 
winnen wird, ist noch mehr wert als Landerbesitz und Reichtum, 
die ihm zufaUen werden (133 — 136). Kurz gesagt : nicht nur Iso* 
krates’ Rede, auch Philipps Yorfahren, die Eeigheit der Barbaren, 
die Halbgbtter, die friiher sich dutch Zuge nach Asien einen 
Famen gemacht haben, der Vergleich seiner Macht mit der Schwache 
des Perserreiches, das alles ermuntert zum Kriege. Philipp ver- 
einigt politische und strategische Tiichtigkeit. Jene wird er den 
Griechen, diese den Barbaren gegeniiber anwenden. Er wird die 
unvergleichliche Tat voUbringen, wie ja im Grunde schon seine 
bisherigen Leistungen die Halbgotter in Schatten stellen. Wenn 
neben Herakles und Theseus die Helden des troischen Krieges 
den Ruhm der anderen Heroen verdunkeln, wenn Athens Ruhm 

1) Dies Minimum hat Philipp ins Auge gefafit, als er 336 Parmenion und 
Attalos nach Kleinasien schickte. 

2) Dasselbe Lob wird freilich P. 81 den Athenern gespendet. 

3) Derselbe Sarkasmus in P. 121, Ep. 2,11. 3,5. — Das Alter der grie- 
cbischen Staaten wird gegen den spatern Ursprung der persiscben Herrschaft auch 
P. 178 ausgespielt (vgl YI 27). 



Beitrage zu atKenisclier Politik und Puklicistik des vierten Jahrhunderts. 133 

sich nicht auf die GescHchte seines Seereictes, sondern auf die 
Grofitaten der Perserkriege griindet, ist Philipp der Weg des 
Euhmes vorgezeichnet (137 — 148). 

Alle Schwachen des Bnches soli Philipp mit dem Alter des 
Verfassers entschuldigen. Pindet es im Ganzen seinen Beifall, so 
soli er darin einen Wink des Schicksals erkennen, das ihn zu Taten 
berufen hat, die Isokrates zuerst in Worte zu fassen die Ehre 
hat. Sein Rat ist jedenfalls mehr wert als ein Enkomion. Ktirz 
zusammengefaBt, Philipp soil Wohltater der Griechen, Konig (nicht 
Tyrann) der Makedoner sein, als Herr der iibrigen Volker anch 
sie nach Anfhebung des barbarischen Despotismns hellenische Piir- 
sorge geniefien lassen^) (149 — 155). 

Die Hanptgedanken des Panegyrikos, die beiden Satze von 
der Einigung nnd vom Revanchekrieg in der eigentlimlichen Ver- 
schlingung, da6 die Einigung Vorbedingung des Krieges, aber dorch 
die Aussicht auf diesen Krieg erleichtert sein soli, der Gedanken 
der Kolonisation Asiens mit seiner besondern socialen Begriindung 
kehren im Philippos wieder; das Schlagwort bii6voia^ das sdt der 
Sophistik in l^oraltraktaten eine Rolle spielt, in politischem 
Sinne die Parole der restaurierten Demokratie wird, beherrscht 
in der von Gorgias geschaflfenen panhellenischen Bedeutung beide 
Reden, nm nur das wichtigste zu erwahnen. Die Erage der He- 
gemonic nur wird anders beantwortet. Isokrates rechtfertigt das; 
denn er weiB, man wird ihm den Patriotismus absprechen. 

Der Stolz auf des attischen Reiches Herrlichkeit ist vergangen. 
Im Panegyrikos hatte Isokrates die Geschichte des ersten See- 
bundes in glanzenden Farben gezeichnet und hatte keinen Schatten 
darauf fallen lassen wollen. Damals war ihm der Untergang der 
athenischen Seeherrschaft der Anfang aller ITebel fiir die Hellenen 
(119). Jetzt hat er langst resigniert und setzt den Verzicht auf 
wirkliche Seeherrschaft, den er schon vor einem Jahrzehnt in der 
Friedensrede gepredigt hat, als selbstverstandlich voraus. Die 
Seeherschaft und die Tribute und das willkurliche Schalten Tiber 
fremde Stadte, heiBt es mm, ist keineswegs ein Ruhmestitel Athens 
* (146 vgl. Friedensrede 29. 30. 64). Er steht jetzt mit diesem Ur- 
teil den im Panegyrikos bekampften Lakonisten naher als seinem 
frlihern Standpunkte. IJnd wenn er Spartas Streben, Seeherr- 


1) Das ist, ganz auders als der bekannte B-at des Aristoteles, im Sinne der 
spateren Politik Alexanders gesagt. Ich kalte gegen E. Meyer, Kl. Schriften 
S. 295, den Gegensatz des aristotelischen Satzes gegen Alexanders wirkliclie 
Politik aufreclit. 


134 


Paul Wendland, 


schaft zn gewinnen, als den Anfang seines Ungliicts bezeicknet 
(61 vgl. Friedensrede 101), so benrteilt er Athens Seeherrschaft 
offenbar nicht viel anders. Eine Hegemonie Athens kann von dem 
Verfasser der Eriedensrede nicht mehr ins Ange gefaBt werden. 
Er wendet sich jetzt an die Quelle der Macht: Philipp soil die 
Einigung der HeUenen vollbringen und damit den Perserkrieg vor- 
bereiten, d. h. ein Bundesstaat soli begrlindet werden, an dessen 
Spitze Philipp steht (s, besonders 68 — 71). Auf die antimonar- 
chische Gresinnung der G-riechen soil Piicksicht genommen werden, 
die demokratischen Verfassnngen soUen nicht nmgestiirzt werden 
(106. 107 vgl. 87). Philipps Verhaltnis zu den Griechen wird als 
das der bezeichnet (128), aber dasselbe Wort wird anch 

154 von Philipps kiinftiger Herrschaft iiber die Barbaren gebrancht. 
Die Rolle des fiysfimv und svaQyerrjg* Aev Hellenen, die nach dem 
Panegyrikos durch seine ganze Geschichte Athen gespielt hat, 
wird jetzt dem makedonischen Konig zugewiesen^). 

Als ein zweiter Herakles soil er die Griechen durch Wohl- 
woUen gewinnen. Der Herakles-Mythus wird so gestaltet, da6 
Philipp in ihm das Vorbild seiner Pflichten sieht. Die Wirren 
und Note, von denen Herakles Hellas befreit hat, werden ebenso 
charakterisiert wie die gegenwartige Notlage Griechenlands ^). 
Dann hat Herakles die Griechen zum Kriege gegen Troia ver- 
einigt und damit gezeigt, gegen welche Eeinde die kriegerische 
Tiichtigkeit der Griechen sich zu bewahren hat. Der Satz lauft 
ganz parallel der § 115 an Philipp gerichteten Mahnung (vgl. auch 
148). Durch rhetorische Geschichtsbehandlung wird die beratende 
Rede in Enkomion umgesetzt, indem die Plane des Isokrates in 
die Vergangenheit projiciert und als schon von Herakles verwirk- 
licht dargestellt w^den; wir werden sehen, dafi der Rhetor sich 
dieses Mittels noch ofter bedient hah 


1) Dem. Kranzrede 43: oC iihv natdTttvGtoi Sttrcclol %al dvale^rixoi @7}- 

§(jctoi (pCXoVy cmfjQa xbv ^lUtctcov ijyovvxo. Polybios IX 33, 7. Der 

Herrs cberkult ist im Anzuge, aucb darin bereitet Isokrates den Hellenismus vor, 
vgl. Meyer, Kl. Scbriften 308. 

2) 111 6q&v TTjv ^MXZdS'cc ytoXsficov %al GxdcBcov. Ttccl tcoXX&v dXXoov TtccTiwv 
fiBCtrjv o^cav^ uta^icug tavtcc . . vgl, die S. 130^ angefiibrten Schilderungen der 
Gegenwart und der Situation zur Zeit des P. — Man braucht nur das beschranktere 
Lob des Herakles in P. 56. 60 zu vergleichen, um die Tendenz des ausgefiibrten 
Enkomion zu versteben. Etwas naber stebt der bierin vielleicbt von Gorgias be- 
einfluBte Olympiakos des Lysias § 2 dem Herakles-Bilde des Pb. — Der Ver- 
fasser des 30. Sokratikerbriefes will vor allem von Herakles fiktive juristiscbe 
Eecbtstitel fiir Philipps Politik ableiten. 


Beitr^ge zur athenischen Politik und Publicistik des yierten Jahrlaunderts. 135 

Wir lesen deutlici. zwiscten den Zeilen die Mahnung an 
Philipp: Meide doch alle KoUisionen mit griechischen Stadten 
und versperre dir nicM damit den Weg zu deiner groBen pan- 
hellenischen Aufgabe; gewinne dir lieber dnrch Nachgiebigkeit 
das Vertrauen der unartigen Kinder. So optimistisch urteilt er 
anch in der Friedensrede (22). Es ist sehr schwer, dem Rhetor 
ins Herz zu sehen nnd seine wahrste in diplomatischen Verkdei- 
dnngen nnd Verhhllxmgen versteckte Meinimg zu erkennen; aber 
den EealpoHtiker Philipp scheint er doch nicht ganz begriffen zu 
haben. Die Unvermeidlichkeit der Kollision makedonischer nnd 
athenischer Interessen in der Chalkidike nnd in der Chersonnes 
sieht Isokrates nicht oder will er nicht sehen. Athen muBte die 
Resignation noch iiber das im Areopagitikos nnd in der Priedens- 
rede geforderte MaB iiben, wenn es zn keinen Konflikten kommen 
sollte. 

An feinverhhllten Mahnnngen an Philipp fehlts auch sonst 
nicht im Philippos. Die Anfgabe, die Isokrates ihm stellt, ist, 
heiBt es, groBer nnd heilbringender als die gegenwartigen Taten 
Philipps (17 ahnlich 41) ; die Befehdxmg einzelner griechischer 
Stamme nnd einseitige Parteinahme in den poHtischen Gegensatzen 
griechischer Staaten wird offenbar miBbilligt (vgL 80). Philipp 
hatte nie mit einem griechischen Staat in Streit geraten sollen. 
aXXc(. yic-Q aTCavtsg nXeCco ^s(pvxa^£v i^cciiaQtdvsiv tj HazoQd'Ovv^ aber 
in Znknnft woUen wir nns bessern (35). Urban begreift der 
Redner sich nnd seine Landslente in den Tadel ein, der vor allem 
Philipp gilt. Weiter, das Wohlwollen ist mehr wert als die 
Erobernng vieler hellenischer Stadte (68^), vgL 95, 148 III 58). 
Und die Polemik gegen Verlanmdungen athenischer Redner — 
dafi Demosthenes vor allem gemeint ist, wird spater gezeigt 
werden — , die alle Unternehmnngen Philipps in letzter Linie 
gegen Griechenland nnd gegen Athen gerichtet sein lassen, diirfen 
wir zugleich als eine feme Mahnnng an Philipp verstehen, doch 
nicht diesem Gerede dnrch seine Thaten einen Anhalt zn geben 
nnd dadnrch die Position seiner athenischen Frennde zn erschweren. 
Die Kampfe mit den barbarischen Nachbarst^men Makedoniens 
will er allenfalls als kriegerische tlbung gelten lassen , aber er 
drangt znm Hanptziele (152 vgl. 70). 

WelcheRoUe der Philipp in den Debatten der Jahre346 — 339 


1) Tjv (s^votciv) Ttolh TidXXiov iati Xafistv TtoXXdg TtoXsig rwv'^EXXriviidav y’ 
iav ?tc£Ta ‘nqdtog sXstv vgl. Den. Ill 20 ^lXctctiov TtoXsig ^JBjXXriv^dccg 



136 


Paul We u dland, 


gespielt hat und daB Isokrates nicht okne Grrnnd den Vorwurf 

des mangelnden Patriotismus befurcktet hatte, wird im z-weiten 

Beitrage gezeigt werden. Dem 30. Briefe der Sokratiker (o. S. 128*) 

durfen wir glauben, daB der Philippes literarische Debatten ver- 

anlaBt hat und daB er wirklich dem Konige iiberreicht und vor- 

gelesen werden ist. Philipp hat sich gewiB das Programm des 

Isekrates gern gefallen lassen und in ihm ein erfreuliches Mittel 

zur meralischen Starkung seiner Macht gesehen. Aber seine Po- 

litik ging zunachst andereWege und war ganz auf KonseKdirung ^ 

und Sicherung der makedonischen Macht gerichtet. Das hat na- 

tiirlich Isekrates von ihm nicht zu horen bekommen, und so harrt 

er mit ungeduldiger Sehnsucht der Verwirklichung seines pan- 

hellenischen Planes durch den Konig. Seiner Stimmiing gibt er 

in dem 344 an Philipp gerichteten Schreiben (Ep. 2) Ausdruck. 

Zum Anlafi nimmt er die Machricht von Philipps Verwundung im 
Kampfe gegen die Illyrier. Ich mochte, wohin auch die Auf- 
fassung E. Meyers in seiner griindlichen Besprechung des Brie- 
fes‘) zu neigen scheint, betonen, daB der scheinbare Zweck des 
Briefes, die Mahnung sich kiinftig im Kampfe nicht personlich zu 
exponiren, vorgeschoben scheint, um damit in diskreter Weise den 
Hanptzweck des Briefes, die erneute Aufforderung zur Erfullruig ^ 

seiner groBen Mission, zu maskiren (vgl. Ph. 70). Immer deut- 
licher ist sie im Portgange des Schreibens zwischen den Zeilen 
zu lesen. Isokrates hat sich, so bemerkt er (§ 2), friiher im In- 
teresse Athens und aller Griechen in die Unternehmungen des 
Konigs eingemischt. Der Kuhm personlicher Tapferkeit soil dem 
Konige weniger am Herzen liegen als die Gesamtlage (§ 3) und 
das Tlntemehmen, durch das er unvergleichKchen E.uhm gewinnen 
wird (10). Er soil statt ruhmloser und schwieriger (o. S, 13B) 
ruhmvoUe und leichte Kriege fiihren, den sturzen, der sich den 
Namen des GroBen anmaBt (o. S. 132®), und den Griechen zeigen, 
gegen wen man Krieg fiihren soil (11, zur letzten Wendung vgl. 

0 . S. 134). Er soli sich Athen nicht entfrenden lassen durch fiber- ’ 

triebene Nachrichten von Lasterungen ®), denen er in Athen aus- 
gesetzt sei, soli vielmehr daraus, daB nichtsnutzige Verlaumder 
mit ihren Reden etwas gelten, abnehmen, wie viel er erst durch 
reale Wohlthaten (o. S. 131. 135) werde erreichen konnen (15). Wie 

1) S. A. B. 1909 S. 766. tjber die Verwundung Philipps im Kampfe gegen 
die Illyrier vgl. auch von Hagen a. a. 0. und Florian, Studia Didymea, Lpz. 

1909 S. 34 ff. 

2) S. E. Meyer S. 768 und meinen zweiten Beitrag. 


Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jalirhunderts. 137 

Isokrates im Philippes den Perserkrieg erst nach Herstelluiag eines 
freundlichen Verhaltnisses zn den Griechen unternommen wissen 
will, so mahnt er hier zur Verstandigung mit Athen, dessert 
Bundesgenossenschaft oder dock woUwollende Neutralitat von 
groBtem Werte ist (17. 18). Es ist besser, das "Wohlwollen der 
Stadte als ihre Mauern zu erobem (21, vgl. o. S. 135). Philipp 
wie] Isokrates haben beide mit dem TJbelwollen der Menge zu 
k^pfen. Aber Philipp wird das MiBtrauen leicht zerstreuen, 
wenn er nur sein Konigtum und seine Macht vertrauensvoll in 
den Dienst der hellenischen Sache stellt (22 — 24)^). 

Man sieht, das Verhaltnis Athens zu Philipp ist stark ge- 
spannt ; ein feindliches Yorgehen des Kbnigs wind ins Auge gefaBt. 
Das ist ja zunachst nicht erfolgt. Aber gefruchtet hat der Brief 
so wenig wie die frilhere ausfuhrliche Rede. Die Verstimmungen 
und KoUisionen haben sich in den folgenden Jahren nur gemehrt ^). 
Dennoch halt der Greis mit unverwiistlichem Oiotimismus an seinen 
lllusionen fest, unbeirrt auch durch die Anfeindnngen , die ihru 
seine Beziehungen zu Philipp und seine Sympathieon fiir Mafce- 
donien in immer groBerem Ma6e eintragen muBten, je mehr sie 
der in Athen wachsenden Erbitterung gegen den nordischen Kon- 
kurrenten widersprachen. 


II. 

Mit erstaunlich erfinderischem Sinne hat Isokrates im Pana- 
thenaikos sich wahrhaft raffinirte Formen geschafiPen, in denen 
er das Programm des Philippos erneuert, ohne die Gebote der 
Diskretion dem Kbnige gegeniiber zu verletzen und ohne sich in 
Athen zu kompromittiren. Diese AufFassung ist freilich neu. 
Aber ich brauche bei Kennem wenigstens nicht zu befiirchten, daB 
sie sich schon durch ihre Neuheit diskreditirt. Denn wer sich 
ernsthaft mit dem Pan. beschaftigt hat, mnB mindestens wissen, 


1) Der Brief ist durchsetzt mit Ankla,ngen an den Pli(ilippos). Einiges ist 
schon bemerkt worden. Ich hehe noch einige wortliche Anklange hervorj § 8 
vgl. Ph. 99 (Tod des jiingeren Kyros). — § 13 vgl. Ph. 19 (Eatgeber Philipps). — 
Das Verhaltnis von § 14 ff, zu Ph. 73 ff. wird im zweiten Beitrage behandelt 
werden. § 16 = Ph. 35. — Athen als Zuducht der Schwachen (| 18) ist hau- 
figer Gemeinplatz, der nicht nur von Isokrates, sondern auch von Demosthenes ge- 
braucht wird, s. den zweiten Beitrag. 

2) Vgl S. 139 und den zweiten Beitrag. 



138 


Paul Wendlaud, 


was mir seit zwanzig Jahren feststelit, dafi das Bucli bocIl nicht 
verstandeu nnd seine Eatsel nocli nicht gelost sind. GewiiJ, der 
Pan. darf anch dem, der bedenkt, dafi die meisten groJBeren Prosa- 
biiclier dieser Zeit unseren Anspriichen an Composition im Grofien 
nicht geniigen^), als eine besonders scblechte Composition gelten. 
Ich unterschreibe dies oft ansgesprochene Ilrteil. Aber die meisten 
Grlinde, mit denen z. B. BlaJB es stiitzt, kann ich mir nicht an- 
eignen. Leeres Gerede nnd kindische Spielerei kann ich im Pan. 
nicht iinden. Der Eindruck seniler Schwache, den manche vom 
Pan. empfangen haben, ist, bei Licht besehen, im wesentlichen 
ein Emgestandnis der Unfahigkeit, das Stiick zu verstehen. Das 
immer noch bedentende stilistische Vermogen, die immer noch 
melodischen Perioden, die stieitlustige Vorrede nnd der besonders 
in seiner Selbstironie hberans reizvolle Schlnb verbieten doch diese 
beqneme Ansflncht ans den Schwierigkeiten der Interpretation. 
Das verdammende Urteil ist in diesem Ealle gesprochen worden, 
ehe die erste Anfgabe philologischer Forschnng, die Anfgabe der 
Interpretation, energisch in Angriff genommen ist, nnd es ist ganz 
dazn angetan, von einem eindringenden Stndium, dessen das Bnch 
bedarf nnd wert ist, abznschrecken. 

Dem Schlnfi der Bede selbst verdanken wir genane Angaben 
hber die Zeit ihrer Entstehnng, 94 Jahre alt schreibt Isokrates 
am Pan. (3 vgl. 266); das fiihrt anf das Jahr 342. Er ist mit 
der Arbeit beschaftigt, als knrz vor den Panathenaen eine hamische 
Kritik seiner Studien erfolgt (17. 18), die ihn veranlaBt, die Vor- 
rede zn schreiben. Dann hat ihn (wohl nicht lange na’ch jenem 
Streit nnd nach Abfassnng der Vorrede), als die Rede znr Halfte 
fertig war, eine schwere Krankheit 3 Jahre geplagt, nnd erst 97 
Jahre alt hat er anf ,das Drangen seiner mit dem ersten Teile 
schon bekannten Verehrer das Bnch voUenden konnen (266—270). 
Das fiihrt ins Jahr 339, nnd in der Tat fehlt jede Beziehnng anf 
die Verwickelungen von 338^). 

Vergegenwartigen wir nns nun die Zeitverhaltnisse, ans denen 
der Pan. hervorgegangen ist nnd anf die Isokrates, nach Analogic 
seiner andern Brochiiren zn schliehen, eine ganz bestimmte Wirknng 


1) Diels, G. G. A. 1894 S. 306. 307. 

2) Wilamowitz, Aristoteles und Athen II 380. Er deutet auf die MOg- 
lichkeit, daB der Pan. fur die kleinen Panattenaen 339 bestimmt sei. Mir scheint 
die ErwS^linung der groBen Panatbenaen (§ 17) den Xitel 5:u recbtfertigen, der 
ScbluB zu erklaren, warum Isokrates zu dem Termine nicht fertig livurde , der 
Xitel also eigentlich nicht paBt; Genaueres weiter unten ! 


Beitr^ge zur athenisclien Politifc tmd Publicistik des yierten Jakrliunderts. 139 

ausiiben will. Die Sorgen, die Isokrates in Ep. 2 an Eonig PMlipp 
ansspricbt , waren nur zu begriindet. In den groBen Skandalpro- 
zessen des Timarckos , Philokrates , Aeschines erhitzten sich die 
Parteileidenschaften. Demosthenes gab bald die besonnenen Grnmd- 
satze seiner Friedensrede anf, und die antimakedonische Stimmnng 
machte in Athen Fortschritte. Philipp und Athen suchen ihre 
Einflufisphare zu erweitern und geraten dadurch auf Euboa, Megara, 
in der Peloponnes in Konflikte. Die Eadikalen spinnen ihre 
diplomatischen FMen bis an den persischen Hof; Gresandtschaften 
gehen hin und her. Mit unermiidlicher Greduld macht Philipp in 
fortgesetzten diplomatischen Verhandlungen Versuche zur Yer- 
standigung und friedlichen Beilegung der Beschwerden und nimmt 
bfter Antworten hin, die der friiheren rechtlichen Festsetzungen 
und aller politischen Klugheit spotten. Freilich fiihrt er unbeirrt 
seine nationale Expansionspolitik in Thrakien fort, die Eonflikte 
mit athenischen Intere^isen unvermeidlich machte. Philipp wiinscht 
den Ejcieg nicht und erklart ihn auch noch nicht, als Diopeithes 
in sein Grebiet einfallt und der Friede faktisch gebrochen ist. 
Aber er zieht durch die Chersonnes, belagert.Perinth, dannByzanz. 
Auf seinen Protest empfangt Athen Philipps Ultimatum!, erklart 
den Krieg und unterstiltzt Byzanz, Das sind die wichtigsten der der 
Veroffentlichung des Pan. sicher voranfliegenden Ereignisse. Es 
folgen dann (339) Philipps Zug gegen die Skythen und Biickmarsch 
durch das Grebiet der Trib aller, Philipps Wahl zum Feldherrn der 
Amphiktionen (Sept.), Athens Verbindung mit Theben und endHch 
(338) die Zerstdrung von Amphissa und die Entscheidung bei Cha- 
ronea. — LaBt man die dreijahrige Kxankheit des Isokrates bald nach 
den Panathenaen 342 beginnen, so ist es mdglich, wenn man die 
Zahl von 3 Jahren nach oben abgerundet sein laBt, die Vollendung 
des Pan. in den Herbst 339 anzusetzen. Es sind Jahre schwiiler 
Stimmung, wachsender Erregung der Parteileidenschaften, eines 
erst latenten, dann faktischen, endlich ofPen erblarten Kxieges mit 
Philipp. Wer Isokrates nur als Ehetor ansieht oder wer den 
Pan. iiberhaupt nicht ganz emst nimmt, der mag Isokrates ja 
zutrauen, daB er in diesen Jahren sich init rein abademischen 
Fragen und mit einem nur epideiktischen Thema habe beschaftigen 
kdnnen. G-enauere Betrachtung wird zeigen, daB nur die mit 
Eiicksicht auf die Zeitlage gewahlten besonderen Formen der Yer- 
kleidung die Tatsache verdeckt haben, daB auch diesem Werke des 
Isokrates aktuelle Tendenzen und Beziehungen auf die Gegenwart 
nicht fehlen. 

I. Ich beginne mit der Analyse der Yorrede (1—34): 


140 


Paul Wendland, 


Hat er fruher seine die athenischen und die gesamthellenisclieii 
Interessen betreffenden RatscMage (vgl. XV 3. 46) in den ge- 
■wabltesten, begeisterten Beifall findenden Knnstformen vorge- 
tragen, so will er jetzt in anderer, dem Alter entsprecbender 
Weise reden. Aber er mufi, ebe er znm Tbema, den Taten Athens 
und der Tugend der Vorfabren ^), kommt, von seinen personlicben 
Erlebnissen reden (1 — 5). 

So sebr er bemiibt gewesen ist, tadellos und rubig zu leben, 
wird er docb von den Sopbisten verleumdet, von anderen verkannt. 
Beiden muB er entgegentreten und sein Streben darlegen, in der 
Hoffnung, dadurcb den Rest seines Lebens ungekrankt verbringen 
zu konnen und fiir seine neue Rede mebr Aufmerksamkeit zu 
finden. Sonst vom Gliick begiinstigt, bat er, auBer jenen Anfein- 
dungen seiner Pbilosopbie, nur dariiber zu klagen, daB die Natur 
ibtrt die zum aktiven Leben und zur lebendigen Beredsamkeit 
notigen Gaben versagt bat (vgl. Pb. 81). So gilt er trotz uber- 
legener Einsicbt und der boben Ziele seiner die Einigung der 
HeUenen (bfi&votu), den Zug gegen die Barbaren, Kolonisirung 
fordernden Politik (o. S, 127 ff.) weniger als die Redner des Pages. 
Die Menge vertraut sicb deren Eiibrung an und stebt, so sebr sie 
seine Reden lobt, seiner Person unfrenndlicb gegeniiber (7—15). 

Seblimmer nocb ist das Yerbalten von Leuten, die sicb etwas 
darauf einbilden, daB sie die Menge iiberragen. Zwar leben diese 
ganz von seiner Weisbeit, tragen sie entstellt ihren Sobulern vor, 
benutzen seine Reden als Beispiele — freilicb tragen sie sie sinnlos 
vor — , dennocb auBern sie sicb liber seine Person veracbtlicb®). 


1) § 5. 35 Wohltaten Athens als Thema hezeichnet. 24. 96. 112 (108) wird 
als Thema hezeichnet der Nachweis, dafi die Athener den HeUenen mehr Gates 
get an haben als die Spartaner, also die 39 geschilderte Methode der Synkrisis 
angedeutet. In der Sache meinen alle Stellen dasselbe. Ygl. 48. 52. 60. 

2) Das kann sebr wohl auf Aristoteles oder Theodektes zielen ; es laht sich 
beziehen auf die ungenaue Art; wie Aristoteles die isokratischen Musterbeispiele 
citirt (Yahlen, S. A. B. 1902 S. 189 ff.). Denn wenn auch Aristoteles’ Ehetorik 
spater pablicirt ist, so spricht dock manches dafur, daB die meisten Beispiele 
schon in der einige Jahre vor 342 veroffentlichten theodektischen Ehetorik standen 
(s. meinen Anaximenes S. 36^). Und die Art, wie Aristoteles Isokrates’ Theorie 
beriicksichtigt, kann sebr wohl dessen Unwillen erregt haben. Aber die Hypo- 
these, daB der dreiste Sophist, dessen Angriff im Folgenden berichtet wird, Ari- 
stoteles sei, laBt sich gar nicht begriinden, und es ist sebr bedenklich, daB 
Bergk ihr zu Liebe einen nicht iiberlieferten Aufenthalt des Ai'istoteles in 
Athen um 243/2 annimmt. — Zur Bestatigung meiner Beziehung von § 16. 17 
auf Aristoteles laBt sich anfiihren, daB Isokrates Brief an Alexander (Ep. 5), 



Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jahrhuiiderts. 141 

Bisher hat er geschwiegen , der neueste kurz vor den groBen 
Panatkenaen erfolgte Angriff zwingt ihn zn reden. Da kaben im 
Lykeion einige gemeine und eitle Sopkisten tlber die Dickter, be- 
sonders Homer und Hesiod geredet. Eigene Gredanken kaben sie 
mcht vorgebrackt, sondern nur wie Rhapsoden die Gredichte vor- 
getragen und wiederkolt , was andere Sckones dariiber gesagt 
kaben. Dennock fanden sie Beifall, durck den der dreisteste der 
Sopkisten zu einem Angriff auf Isokrates ermuntert wurde. Iso- 
krates , sagte er , verackte Poesie , kokere Bildung und Pkilo- 
sopkie; er erklare alle anderen Lekrer fiir Sckwatzer (16 — 19). 

Im BewuBtsein seiner Besckeidenkeit ist Isokrates liber diesen 
Ausfall emport. "Was soli er nun tun? Soil er diesen Angriff 
erwidern? Das wlirde der Eitelkeit der Gregner nur sckmeickeln! 
Oder soli er sie ignoriren und sick an die ihm miBgiinstigen 
Laien wenden? Aber jedes neue Erzeugnis seiner Beredsamkeit 
weckt ja yon Neuem ihren Heid^). Oder soli er es bei dem soeben 
ausgesprockenen Protest bewenden lassen^) und jetzt sofort in 
seiner Rede von Athens "IJberlegenkeit liber Sparta fortfakren? 
Hein, er muB erst das eben Hiedergesckriebene zum AbsckluB 
bringen, Anfang und SckluB in Verbindung setzen, d. k. er schliefit 
das Probmium durck die Technik der Umrakmung zusammen; zu 
seinem Ausgangspunkte zurilckkekrend legt er (26 — 34)^) seine 
Studienricktung dar: sein freundlickes Yerkaltnis zu aller Bildung, 
sogar zu den freilick nur mit MaB zu betreibenden modernen 
"Wissensckaften, Greometrie, Astronomie, Eristik^), die praktiscke 

der § 3 eine Spitze gegen Aristoteles enthalt, bald nach dieser Ausfulirung der 
Pan. gescbrieben ist (E. Meyer a. a. 0. S. 763®). 

1) Das zielt auf die Pratension des Rhetors, die Poesie auszustechen und 
etwa auf Invektiven gegen die Dichter wie XI 38. Das Verhaltnis des Isokrates 
zur Poesie ist behandelt in der S. 124 citirten Diss. von Hagens S. 54ff. 

2) § 23: Sie werden sich noch mehr argern i^XXoag ts %&v cpava) vvv 

Tto) TrjXiKovrog mv [TtSTtav^ivogJ TtaQccXriQcav, Das TtsTcavfihog in r ist mit den 
andern Hss. zu streichen. Sie werden sich argern, daB er trotz seines Alters 
noch nicht Unsinn redet, vgl. Ep. 6, 1 8 to^g &ifa>fv6vtag fii} 

rjSTj fis ncc^a^Qovsiv diA td yfj^ag TtccvrdTtccGL XriQstv, 

3) §24; Man soil mir auch nicht raten, d^ieXi^eavvi toi^vcov (die Sopkisten 

sind gemeint) Ttccra^ccXdvTt, tcequCvsiv top X6yov (den Pan.). Uber 

naxa^dXXBiv s. Bern ays, Ges. Abhandlungen I 118. Die gelegentliche 
dialektische Widerlegung der Sophisten geniigt ihm nicht, er will sein positives 
Bildungsideal entwickeln (25—34). 

4) 26 — 29 ist meist Wiederholung aus XV 261 — 268. tlber die Eristik 
vgl. auch Ep. 5, 3. 

5) Als Yertreter dieser Wissenschaften kommen jedenfalls Platoniker inbe- 
tracht. § 117. 118 bekommt Plato einen Hieb. 


142 


Paul Wen dland 


AbzweckuBg der Bildung als besonderen Vorzug seines TJnter- 
richtes. Von der Poesie zu reden fehlt ibm die Zeit, er will das 
recbte Ma6 des Proominms nicht iiberschreiten (20 — 34). 

Bern Leser die Ubersicht zn erleicbtem, will ich sogleich anf 
die Analyse jedes Teiles der Rede die ■ Cbarakteristik nnd Be- 
sprecbnng der Tendenz folgen lassen. Bei der lockeren Kompo- 
sition des Buches empfiehlt sick diese gesonderte Betracbtung der 
einzelnen Stiicke. In welchem Verbaltnis steht also die Vorrede 
znm Granzen? Wie hangt sie mit dem Thema zusammen? Die 
Prage zn beantworten, muB ich, das Resnltat der folgenden Unter- 
suchnng vorwegnehmend, bier schon bemerken : Der Pan. ist nicht 
das, wofiir er sich ansgibt, er ist kein reines Enkomion. Er ist 
zngleich ein in die Form der Lobrede verkleideter (fviifiovXevuTcdg. 
Diese Erkenntnis, daB der Pan. viel weniger anf panegyrische 
Epideiktik als anf Bearbeitnng der offentlichen Meinnng nnd 
aktnelle Wirknng berechnet ist, wirft anf Zweck nnd Absichten 
des Probmiums, wenn auch znzngeben ist, daB seine Yerbindnng 
mit dem Bnche keine enge nnd harmonische ist, nenes Licht. 
Isokrates will anch hier als Yertreter einer bestimmten Politik, 
des alten Programmes von 380 anftreten, das er durch den Make- 
donen verwirklicht zn sehen hofft, aber nicht nnr als Puhrer in 
der anBeren, sondern zngleich im zweiten Teile als Reformator 
der inner en Politik im Sinne der Friedensrede nnd des Areopagi- 
tikos. Weil er viel mehr sein will als bloBer Schonredner, nimmt 
er anch zn den politischen Gregensatzen nnd Parteikampfen seiner 
Zeit Stellnng. So nimmt das Personliche einen breiten Ranm ein, 
aber es erscheint nns weniger deplacirt, wenn wir den Pan. als 
ein politisches Pamphlet verstehen lernen. Es ist nnn nicht anders 
zn benrteilen, als die persbnlichen Bemerknngen z. B. des Phi- 
lippos : die Polemik gegen die Rhetoren d. h. die Staatsmanner 
(Ph. 2. 72 81), die wegwerfenden AuBerungen iiber die zweck- 

losen Reden vor groBen Yolksversammlnngen (12), die Entschul- 
digungen der formalen Schwachen seiner nenen Komposition (10. 27. 
28) , das Schnlgesprach (17 ff.) nnd manches andere. GrewiB , daB 
das alles einen ungebhhrlich breiten Eanm einnimmt, hangt mit 
individnellen Schwachen des Menschen, mit seiner Eitelkeit, Em- 
pfindlichkeit nnd tlberschatznng der eigenen Person znsammen. 
Aber ganz kann der Pnblicist solchen personlichen Anseinander- 
setznngen nicht ans dem Wege gehen. Wer in politischen Kam- 
pfen steht, fiir den bedentet, anch wenn er nnr mit der Peder 
streitet, jeder erfolgreiche Angriff anf seine Person zngleich eine 
Schwachung der politischen Position, die er einnimmt, eine Dis- 



Beitrage zur athenisclien Politik und PubHcistik des vierten Jahrliunderts. 143 

kreditirung der Sacke, fiir die er sick einsetzt. Die Invektiven des 
Proominms des Pan. gegen Neid und boskafte Verlaumdung seiner 
Feinde, gegen Verkennung seiner Person, seiner Absickten, seiner 
politiscken und erziekeriscken Wirksamkeit; die Ausfalle besonders 
gegen die Redner (10. 11. 12. 15), d. k. die Vertreter eines andern 
politiscken Standpunktes, die das Ohr des Volkes besitzen — alles 
das ist begreiflicb, wenn wir im Pan. ein in die Form des En- 
komion eingekleidetes politisckes Prefierzengnis seken. 

Aber dafi die eingehendste , gegen ganz bestimmte Person- 
lickkeiten, die das atkeniscke Publikum sofort herauserkennen 
muBte, gericktete Polemik, „Sopkisten“ und Vertretern der "Wis- 
sensckaft gilt, das bedarf der Erklarung; denn es sckeint nickt 
zur Sacke zu gekbren. Es ist auch nickt durck die Sacke ge- 
fordert, sondern aus dem ganz indiyiduellen Empfinden des Iso- 
krates zu yersteken. Der yornekme alte Herr mit seiner steifen 
Grrandezza und wiirdeyollen Reserye laBt sick durck die Rketoren 
nickt aus der Ruhe bringen. Den Schreikalsen der Ekklesie, die 
den Pobel fanatisiren und in ikre Tascke wirtsckaften, stekt er 
wie den Adyokaten sckon als Vertreter gut burgerlicker Moral 
mit dem bei der Korrnption des offentlicken Lebens verstandlichen 
Grefiikle der tlberlegenkeit gegeniiber. Fiir dies Gelichter hat er 
gelegentlicke FuGtritte und Hiebe — nickt nur in der Vorrede 
des Pan., sondern auck in seinem Kern — , aber in einen ernst- 
kaften Kampf mit iknen einzutreten kalt er unter seiner Wiirde. 
Aber es sind ikm gefakrlickere Gregner auf einem andern Boden 
erwachsen. Die beispiellos rapide Entwickelung der Pkilosophie 
und aller Wissensckaften durck die Sokratiker, besonders Plato, 
dann auck Aristoteles mit ikren Sckulyerbanden, hatte die dilet- 
tantische Allerweltsbildung , die Isokrates Zeit seines Lebens als 
Summe alles Wissens und einzig wakre Pkilosopkie zu Markte 
trug und yon der nur die formale Ausbildung der Kunstformen 
etwas wert war, zusekends in Sckatten gestellt. DaB seine "Weis- 
keit riickstandig und iiberkolt sein sollte, da6 sick die Elite der 
Bildung yon ikm ab- und neuen, kokeren Idealen zuwandte, das 
sckmerzt ikn in der innersten Seele. Diesen konkurrirenden Ver- 
tretern der Wissensckaft gegeniiber yermag er die Ruke und die 
Sickerkeit des SelbstbewuJBtseins nickt zu bewakren. Durck sie 
fiiklt er seine ganze Autoritat bedrokt und ersckiittert. Er 
fiircktet, daB mit seinem pkilosopkiscken und wissensckaftlicken 


1) § 133. 140 ff. (248). Sie werden weiter unten und im zweiten Beitrage 
nebst ahnlicben Stellen anderer Keden genauer behandelt werden. 

Kq^l. Ges. d, Wiss. Nachrichten. Philolog.-Mstor. Klasae 1010. Heft 2, 10 



144 Paul Wendland, 

Kredite aucli der politisclie sinben bonne. Darnm wahrt er in 
der Vorrede seinen Standpunbt nnd entwicbelt seine Richtnng der 
Bildxmg und PMlosopHe, In einem gewissen Znsaimnenhange 
stehen ja anch diese Grrundsatze mit dem Thema seiner Rede. 
Denn die Hanptsatze seiner „Pliilosopliie“ kebren znm Teil als 
Leitmotive in dem Tbema der Rede wieder nnd werden im Schnl- 
gesprache des Epiloges weiter ansgefiilirt. 

Am anstobigsten sind die Diskrepanzen, die sick aus der Ent- 
stelmngsgescliichte ergeben baben nnd die der Antor nicbt ans- 
geglicben bat. Die Rede beiBt Panatbenaikos, obgleicb der Titel 
nicbt mebr zntrifft. Das mnfite die formlos angefligte ScblnJBnotiz 
recbtfertigen. G-ewifi, Isokrates hatte diesen AnstoB dnrcb Um- 
arbeitung der 342 gescbriebenen Vorrede vermeiden konnen. Aber 
339 woUte er die Rede rascb ansgeben lassen, nm zn verbliten^ 
da6 sie etwa von den Ereignissen ganz liberbolt werde; darnm 
wartet er nicbt anf die groBen Panatbenaen 338. Er scbiebt, wie 
gezeigt werden wird, die zweite, drei Jahre spater gescbriebene, 
mit der ersten nicbt barmonirende Halfte mechaniscb an die erste. 
Um das Verfabren zu begreifen, mnssen wir uns erinnern, welcbe 
Arbeit die stilistische Eeile dem Isokrates machte, wie langsam 
er infolgedessen prodncirte. Der Greis bat die Miihe der einbeit- 
licben Redaktion gescbeut, nnd er bats gewiB nicbt iibers Herz. 
bringen konnen, die drei Jabre znriickliegende Polemik den Riick- 
sicbten der Komposition znm Opfer zu bringen. So legt er die 
Gescbicbte des Bncbes dar, nm die Mangel der Komposition zn 
entscbnldigen. Er selbst ist sicb deren voll bewnBt. Diesen nn- 
fertxgen Znstand des Bncbes muB man sicb gegenwartig balten. 
Die Teile des Bncbes wollen fiir sicb betracbtet sein, nnd das 
XIrteil iiber ibren Zweck nnd ibren Wert muB nnabbangig von 
dem nnglinstigen Drteil liber die Komposition des Ganzen ge- 
wonnen werden, 

II la. Der Kern des Bncbes bestebt ans zwei ziemlicb ans- 
einander fallenden Hanptteilen. Icb wende micb der Betracbtnng 
des ersten (35—107) zu, der Athens Wobltaten znm Tbema bat. 
Einige Praliminarien werden vorangescbickt, Athens Verdienste 
nm die Hellenen bat er scbon oft bebandelt, jetzt aber znm ersten 
Male znm besonderen Tbema seiner Rede gemacbt. Mancberlei 
ermnntert ihn zn seinem Unternebmen trotz der Schwierigkeit, 
das groBe Tbema wiirdig zn bebandeln : die maBlosen Anfeindnngen 
Athens, das Ungescbick anderer Lobredner, sein bobes Alter, das,, 
wenn die Rede wohl gelingt, seinen Rnhm erboben, im andern 
Ealle ibre Scbwacben entscbnldigen wird. Die ricbtige Metbode 



Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jabrhunderts. 146 


aber filr eine Lobrede auf einen Staat ist die der Vergleichung 
mit einem andern gleich bedeutenden Staate^). So glaubt er 
Athens Macbt, Taten, Verdienste ins hellste Licht zu stellen 
dnrcb die Parallele mit Sparta, das die einen maUvoll loben, die 
andern libermaBig verhimmeln (36 — 41). 

Er beginnt mit der Urzeit. Drei Ztige werden in der altesten 
Grescbicbte Athens hervorgehoben, die sich mit den drei Leitsatzen 
des isokratischen Programmes decken: Athen hat die Einigung 
der andern G-riechen gesncbt, hat die seit dem troischen Kriege 
traditionelle Eeindschaft mit den Barbaren fortgeflihrt, hat durch 
Eroberung der Kykladen nnd Grllndnng von Kolonieen anf beiden 
Erdteilen alien notleidenden Briidern eine Heimat gegeben; karz 
Athen hat gezeigt, wie die griechischen Staaten verwaltet werden 
nnd gegen wen sie Krieg fllhren miissen®), damit Hellas groB 
werde. Sparta dagegen hat, nur anf Kriegsrnhm nnd egoistische 
Machtentfaltnng bedacht, die griechischen Stadte der Peloponnes 
sich nnterworfen ; die Not der Brlider hat es so wenig empfnnden 
wie die Pflicht des Nationalkrieges. So hat Atben als Wohltaterin 
die Liebe aller Hellenen gewonnen, Sparta Enrcht nnd Schrecken 
nm sich verbreitet (42 — 48). 

Die zweite Antithese betrifft die Leistnngen im Perserkriege. 
Die tlberzahl der von Athen gegen Xerxes gestellten SchiflFe, die 
GroJBe des durch die Preisgabe der Stadt gebrachten Opfers, die 
hberragende Intelligenz des Themistokles wird betont. Die 
Griechen selbst haben durch tlbergabe der Hegemonic an Athen 
das gerechte Urteil hber beide Staaten ansgesprochen (49 — 52). — 
Man brancht nur den parallelen Abschnitt des Panegyrikos 
(85 — 99), der von dem Gedanken des edelsten sich iiberbietenden 
Wetteifers beider Staaten beherrscht ist, zn vergleichen, nm die 
einseitige Tendenz der anf die Kontrastwirknng berechneten Dar- 
stellnng des Pan. zn erkennen^), in dem kein Wort von Thermo- 
pyla fallt. 


1) Die Vergleicliung als Mittel der Lobrede batte in den Technai ibren 
festen Platz ; s. m e i n e n Anaximenes S. 58 ; G. P r a u s t a d t , Encomiorum 
. . . . bistoria, Lpz, 1909 S. 64. 66. 88. 89. 

2) Ygl. 0 . S. 127 ff. 140, tiber die Tradition von einer einmaligen jonischen 
Wanderung und Eroberung als Reflex des attiscben Reicbes s. Wilamowitz 


S. A. B. 1906 S. 69 ff. 46. 

3) tiber diese beliebte Wendung s. S. 134 und Pan. 187. 

4) 52 vgl. 67 und P. 72 VII 17. 80 VIII 30. 76. 

5) Abnlicb tendenzios behandelt Platos Menexenos die Perserkriege: Hermes 
XXV 188. 

10 =^ 


146 


P a ul W endland, 


Die dritte Antithese, die die athenische und die spartanisclie 
Seeherrschaft gegeniiberstellt, ist nur eine verdiinute Auflage des 
polemischen Abschnittes des P. ^). Von FeMern haben sicb. frei- 
lich wahrend ibrer Seeberrscbaft beide Staaten nicbt freigebalten, 
aber die Vergleicbnng fallt aucb bier zu Athens Gnnsten ans. 
Atben bat seine Grriecbenfrenndlicbkeit dadnrcb gezeigt, da6 es 
ancb den Bundesgenossen die Wobltat demokratiscber Verfassang 
sicberte; Sparta bat sicb dnrcb seine Zebntherrscbaften und ibr 
Scbreckenregiment verbaBt gemacbt^). Das groBere Woblbefinden 
unter Athens Fiibrnng gebt daraus hervor, daB Athens Herr- 
schaft 65, die spartaniscbe nur 10 Jabre ertragen ist®). Atben 
bat nn Kampfe um die Behauptung seiner Herrscbaft zebn Jabre 
standgebalten und sicb vom Sturze rascb erbolt, Sparta bat, scbon 
vorber auf die Herrscbaft zu Lande bescbrankt, durch die eine 
Scblacbt bei Leuktra seine Macbt yerloren und sicb seitdem nicbt 
wieder erbeben konnen. — Das Verbalten beider Staaten zu den 
Barbaren wird beleucbtet durcb den Gegensatz des Kallias-Friedens 
von 449 und des Konigsfriedens von 386 (§ 59 — 61). Der P. 
fiibrt § 120 (115) denselben Vergleicb aus^). Sparta wird an 
beiden Stellen fiir den Konigsfrieden verantwortlicb gemacbt^), 
obgleicb dock Athens Politik den Frieden beraufbeschworen batte 
und Isokrates, als er den Pan. scbrieb, sicb erinnern konnte, daB 
Atben selbst sicb oft auf den Boden des Konigsfriedens gestellt 
und ibn bald gegen Sparta, bald gegen Theben ausgespielt batte, 
ja' dafi er selbst in der Friedensrede den Standpunkt jenes Frie- 
dens vertreten batte. Die Haltung Sparta gegenliber ist noch 
etwas einseitiger als die des P., der § 176 docb eine gewisse Mit- 
scbuld der andern Staaten am Konigsfrieden zugibt. 

Im Anbange dieser Antitbese folgt nacb ^einer Zusammen- 
fassung der drei Yergleicbsmomente ein wieder in den Geleisen 
des P. sicb bewegender apologetiscber Abscbnitt (62 — 73). Atben, 
so sagen seine Anklager, bat Gericbtszwang gegen die Bundes- 


1) tiber ibn s. Wilamowitz, Aristoteles und Athen II 385 ff., der zeigt, 
daB in der panhellenischen Rede die direkte Polemik gegen Sparta vermieden 
nnd durch eine Invektive gegen lakonisirende Anklager Athens maskirt wird. 

2) Pan. 54. 65 = P. 104 — 106. 110 vgl. VIII 95 ff. Dekarchieen aucb 
Pan. 68 und Y 95. 

3) Pan. 56 vgl. P. 106, wo die Herrscbaft sich auf 70 Jahre erstreckt. Die 
Angabe des Pan. ist genauer; es sind die Jahre 477—412 gemeint, 

4) Ebenso Diodor XII 26, 2 nach Ephoros. Vgl. E. Schwartz, Hermes 
XXXV 108. 

5) Ahnlich der Menexenos : Hermes XXV 190. 



Beitrage zur athenischen Politik und Puklicistik des vierten Jahrliunderts. 147 

genossen geiibt, ibnen Tribute auferlegt, bat die Melier. Skio- 
naer, Toronaer vernicbtet^), GrewiB, Febler mag Atben begangen 
baben, sind dock aucb die Grotter nicbt feblerlos. Aber Spartas 
Herrscbaft ist viel barter gewesen, und man mufi die lakonisi- 
renden Verleumder Athens an Spartas groBere Frevel erinnern, 
das mebr G-riecben obne Grericbt getotet als Atben wabrend seiner 
Herrscbaft vor Grericbt gezogen bat Tribntpflicbtig baben die 
Bundesgenossen sicb ans freien Stiicken durcb ibren Anscblufi an 
Atben gemacbt (o. S. 145'^). TJnd sie steuerten in ibrem eigenen 
Inter esse, nm sicb die demokratiscbe Ver fas sung und Freibeit zu 
wabren. Und im Grunde steuerten sie von dem Besitz, den sie 
uns verdankten. Athens Vorgeben ricbtete sicb gegen ein Paar 
elende kleine Inseln®); die Spartaner baben (bei der Einwandernng 
der Herakliden) die bedeutendsten Stadte der Peloponnes ver- 
nicbtet^), indem sie pietatlos vergaBen, was diese Griecbenstadte 
und die von ibnen gesteUten Fubrer im troiscben Kriege geleistet 
baben. 

2. Die Erwabnung der ungerecbten Eroberung von Messene, 
Lakedamon, Argos, den Stadten des Nestor, Menelaos, Agamemnon, 
fiibrt zu einem breit angelegten Exkurse, einem Enkomion des 
Agamemnon. In einer Bemerkung, die ibrer Kiirze wegen nicbt 
die verdiente Beacbtung gefunden bat, bat Schafer^) die Ten- 
denz dieses Abschnittes erkannt. Er ist nicbt anders zu beur- 
teilen als die Herakles-Episode und ibr negatives Gegenstiick, die 
Agesilaos-Episode des Pbilippos. Die wbrtlicben Anklange an den 
Pbilippos beweisen, dafi aucb bier die dem makedoniscben Konige 
vorgezeicbnete Zukunftspolitik in die belleniscbe Urgescbicbte 
projicirt wird. Agamemnons Troiazug ist wie der dem Philipp 


1) Pan. 63 = P. 100. Ber Pan. ist wieder etwas genauer, wenn er Torone 
zufiigt (Xenophon, Hell. II 2, 3). — P. 113 wird der Gerichtszw'ang beriihrt, 132 
die Tributerhebung den Spartanern vorgeriickt. 

2) Pan. 66 = P. 113. Die ubertrieben pointirte Antithese des P. ist im 
Pan. gemildert , s. Wilamowitz 386. 388 und Busolt, Hermes XXXIII 86, 
Dummler II 428. 

3) 70 vriavS^ia vgl. 89 utoUxvCaiV. 

4) § 71. 72, darum schon 45 ^%ovtss Ttoliv aXXotQiccv. Uber den Zweck 
dieser tendenziosen Geschiclitsdarstellung werde ich am SchluB dieses Anfsatzes 
handeln. 

5) Demosthenes und seine Zeit IIP 6, Blafi IP 321. — Zugleich hat die 
Episode eine polemische Spitze gegen Sparta. Nach Isokrates haben die Spar- 
taner das Reich Agamemnons ungerechter Weise erobert, spartanischer Patriotis- 
mus machte Agamemnon zum Spartaner. 


148 


Paul Wendland, 


angeratene asiatische Feldzug das preiswurdigste und fiir die 
Hdleuen heilsamste TJnterneluiien, das in Jieiner Zeit seines Grleichen 
geliabt L-at (73. 76. 78). Agamemnon ist der Heerfiihrer von ganz 
Hellas geworden, wie es Philipp werden soil; ob er die Wiirde 
durch freie Wahl der Hellenen erlangt oder sie sich selbst ge- 
schaffen hat (76), weiB Isokrates so wenig, wie er es von Philipp 
wissen konnte ; gewiinscht hat er gewifi das erste, aber das zweite 
wohl schon gefiirchtet, als er 342 die Worte sohrieb. Im Besitze 
seiner Macht hat Agamemnon keine der hellenischen Stadte ge- 
krankt — davor wurde ja Philipp gewarnt (o. S. 136) — , sich gegen 
keine vergangen (ilcc^uQrBlv) — solche Pehler warden ja Philipp 
in diskreter Weise vorgeriickt (o. S. 136); er hat die Grriechen von 
den Kxiegsnbten und Wirren erlost, sie einheitlich znsammenge- 
schlossen (b^dvoua) and mit Vermeidung aller unniitzen and aben- 
tenerlichen IJnternehmungen sie gegen die Barbaren gefiihrt (77). 
Wieder sind die Parallelen mit Handen zu greifen: die Notlage, 
die Agamemnon vorfand, wird mit den gleichen Worten geschildert 
wie friiher die traurigen Verhaltnisse, in denen Philipp als Better 
erstehen solP); die .Schlagworter der dem Philipp zugewiesenen 
Mission kehren wieder; and Philipps Bleinkriege gegen Thraker, 
Skythen and Triballer erschienen ja Isokrates bei seiner Ver- 
standnislosigkeit fiir die nationale Sendung Philipps als nnniitze, 
zeitranbende , seine sehnsiichtige Erwartnng anfs anfierste fol- 
ternde Episoden (o. S. 135. 136). 

Die GrrbBe der Leistnng Agamemnons ist freilich noch nie 
gewiirdigt worden; denn die Menschen geben mehr anf sensatio* 
nelle Effekte als auf reale Wohltaten. Es war etwas GrroBes, 
daB Agamemnon Konige zu seinen Grefoigslenten machte und sie 
mit dem BewuBtsein erfiillte, daB es den Kampf fiir ganz Hellas 
gegen die Barbaren und Asiaten iiberhaupt ^) , Bevanche fiir die 
Einfalle des Pelops, Danaos, Kadmos gelte^), etwas GrroBes, daB 
Agamemnon ein aus so vielen durch gegenseitigen Hader, Neid, 
Eifersucht zersplitterten Staaten zusammengebommenes Heer ohne 


1) 77 Ttci^ocXa^div rovg ’''Ellrjvag sv 7Vols(i(p %ccl tccQaxccfg %ccl TtoXXoig kcctiols 
6vt(xg, vgl. 0. S. ISO*. 1342. 

2) Helena 49 (P. 181) wird der Krieg um das Weib gefiihrt, Pan. 80 wird 
das ausdriicklich hestritten. 

3) DaB aus dieser miBdeuteten Stelle die dumme Anekdote, die Isokrates 
3 Verse des Euripides von den 3 Barbaren vor dem Tode recitiren und Philipp 
als den 4. aureihen laBt, herausgesponnen ist, hat von Hagen, Philol. LXVII 
116. 117 gezeigt. 



Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 149 

Sold zusammenlialten konnte darch die Mittel des feindlicliert 
Landes nnd durch seine tiberlegene Einsicht (79 — 83), Die Be- 
ziehnngen anf die Gregenwart liegen wieder klar: Die Sckwie- 
rigkeit einer Einigung aller Hellenen wird jetzt von Isokrates der 
veranderten Zeitlage entsprechend sekr viel tiefer empfnnden als 
in den optimistisclien AuJBerungen unmittelbar nacli dem Erieden 
des Pbilokrates (o. S. 130). Da6 gerade im reicken Asien der 
Kxieg den Krieg ernabren werde, hat Isokrates friiher schon zur 
Empfehlung des Perserkrieges bfter bemerkt. Besonders charak- 
teristisch aber ist die Art, wie Isokrates, ganz im Sinne des 
herodotischen Proomium die Weltgeschichte als einen fortgesetzten 
Kampf von Hellenen und Barbaren, Occident und Orient betrach- 
tend, den troischen Krieg sclion in einen Revanchekrieg umwandelt, 
wie es der von ihm herbeigewunschte Nationalkrieg unter Philipps 
Fiihrung sein sollte. 

Die Agamemnon-Episode ist umrahmt von Entschuldigungen 
und Motivirungen der Abschweifung (74. 76 und 84 — 87), die nach 
BlaB leeres Grerede waren. Nun ich meine, so viel ersehen wir 
dock mindestens aus diesen personlichen Bemerkungen, daB Iso- 
krates noch nicht so senil ist, die Schwachen seiner Komposition 
nicht zu sehen. Er ist eigentlich gar nicht diimmer als seine 
modernen Kritiker, die ihm mit iiberlegener Miene gegenubertreten; 
denn er hat in diesem Punkte und, wie wir sehen werden, auch 
sonst in seiner Selbstkritik ihnen ihre Einwlirfe vorweggenommen. 
Aber, so fragt man sick mit voUem Rechte, wie kommt es, daB 
der Mann, der sick der Schwachen seiner Komposition bewuBt ist 
und sie uns klar darlegt, sie nicht zu meiden gewuBt hat ? Man 
konnte sagen: Sein geistiges Vermogen reicht nicht mehr aus, ein 
harmonisch geschlossenes Granzes zu schafPen wie auf der Hoke 
seiner Krafte im Panegyrikos, wohl aber der nachlassenden Kraft 
sick bewuBt zu werden, und man konnte sick auf derartige seit 
der Eriedensrede haufige Selbstzeugnisse berufen, wenn nicht 
Isokrates so gern mit seinem Alter kokettirte. Ich mochte diese 
Antwort nicht durchaus als falsch abweisen; aber sie geniigt nicht, 
das ganze Ratsel des Pan. zu losen, das nach meiner IJberzeugung 
sick erst enthiillt durch die besondere Eigenart des Buches als 
eines Xdyog i<^xYi^arc6}ievog, Es ist eine merkwurdige Erscheinung, 
daB bei zunehmendem Alter des Isokrates die aktuellen Interessen, 
die Tendenzen auf praktische Politik eigentlich immer ungestiimer 
hervordrangen. Der intelligente Publicist hat, wie Wilamowitz 
treffend sagt, die Empfindung fiir den kommenden Wind, mit dem 
das Staatsschiff fahren will; aber er selbst wahnt der Politik den 



IBO 


Paul Wendland 


Kurs zu geben. Je alter er wird, nm so mehr sebnt er sich, end- 
lich einmal die reife Frucht seiner Politik einzubringen. Die 
praktischen Wirkungen steben ihm jetzt bober als die kiinst- 
leriscben, so viel wird an seinen Aussagen wabr sein. Nun stellen 
die verworrenen und zerfabrenen Parteiverbaltnisse der Jabre 
343-^339 seine &eduld auf eine barte Probe. Seinen optimistiscben 
Grlanben zu vernicbten, ibn zu endgiltiger Resignation zu bringen, 
seinen Mund zu scblieiJen vermogen sie nicbt; aber die offene 
Spracbe des Pbilippos verbietet sicb jetzt aus politiscben Riick- 
sicbten. So greift er zxun hx'ri^cctLCi^svog und weil es ibm 

um intensive Wirkung zu tun ist , bedient er sich verscbiedener 
Mittel der Verkleidung: die Antithese Atben — Sparta stellt 
Philipp jenes als Muster des recbten Verhaltens gegen Hellenen 
und Barbaren, als Trager der Gedanken nationaler Einbeit und 
unausloscblicher Feindschaft gegen die Barbaren, dieses als ab- 
scbreckendes Beispiel einer die Knecbtung der Hellenen , die 
Freundscbaft mit dem Perser bezweckenden Politik vor Augen; 
alle Grundsatze, die im Pb. dem Konige ans Herz gelegt werden, 
zeigt der Pan. im Idealbilde atbeniscber, alle Febler, vor denen 
Philipp dort gewarnt wird, im diisteren Bilde spartaniscber Ge- 
scbicbte realisirt. 

Daneben tritt nun als zweite Form der Verkleidung in un- 
serer Episode Agamemnon als Muster der panhellenischen Politik 
Philipps. Durcb solches Nebeneinander bekommt die Rede etwas 
Disbarmoniscbes ; es ist als bielten wir Fragmente in der Hand. 
Aber die Einbeit der Idee ist da und verbindet die Teile, die von 
denselben freilich nur durcb IJmdeutung berauszustellenden Grund- 
gedanken beberrscbt sind. 

Diese Auffassung, die durcb die Interpretation des ScbluBteils 
sich spater bewabren wird, scbeint mir scbon durcb die den 
Agamemnon-Exkurs umrahmenden persbnlicben Bemerkungen nahe 
gelegt zu werden. Isokrates sagt, er wisse, dab solcbe nicbt zur 
Sacbe gehorigen Exkurse als storend empfunden werden, daB viele 
sie falsch verwenden (xa^cag xpoi)fi>£vovg)j nocb mebrere sie tadeln 
( 74 ), Moglich, daB bier scbon die nicbt leicbt verstandlicbe Wen- 
dung vom falscben Gebraucb der Exkurse — warum sollen gerade 
sie eber miBverstanden werden als andere Partien? — , durcb 
unsern besondern Fall veranlafit ist. Hier war ja freilich MiB- 
braucb und MiBverstandnis sehr zu befiircbten, da die Tendenz der 
Episode versteckt ist. Wer sie wortlicb nahm, konnte dem Rhetor 
schwindeUiafte Entstellung der Geschicbte vorwerfen , und Iso- 
krates selbst nimmt ja geflissentlicb diesen Vorwurf vorweg, 


Beitrage zur athenischen Politik nnd Paklicistik des vierten Jahrhunderts. IBl 

indem er selbst betont, daB seine Darstellang der Leistungen 
Agamemnons etwas Neues ist (76. 84) ^). 

Isokrates will, so fabrt er fort, dnrcb die Grefabr, fiir seine 
Episode Tadel zn erfabren, sich nicht abscbrecken lassen; er will 
Agamemnon beisteben, der ja ein Leidensgenosse von ih.m ist; 
denn ancb er bat bisber trotz aller seiner Verdienste die ibm ge- 
biirende Anerkennung nicbt gefunden (76). Isokrates stellt sick 
mit diesen Worten zn Agamemnon genan in das gleicbe Yer- 
baltnis wie mit den analogen Ausfubrnngen Ep. 2, 22. 23 zn 
Pbilipp. 

In der ScblnBbemerkung betont Isokrates nocbmals, daB er 
den Tadel unniitzer 'W’eitscbweifigkeit sicber voraussebe. Aber 
icb will lieber in diesem Teile das recbte MaB verfeblen, als die 
Bedeutung und Tugend eines soloben Mannes nicbt ins reclite 
Licbt stellen. Freilicb weiB icb ja : Das mangelnde MaB der Rede 
wird mir Tadel einbringen, der gate praktiscbe Rat aber wird 
nnr denen niitzen die dafiir gelobt warden (ti)v Ss jceqI t&g jt^d^sig 
E'd^ovMav cc'bxo'bg tovg EJtixivovfidvovg djgpsXtlOovsav), Aber dennocb 
will icb meinen Yorteil anfier Acbt lassen nnd nnr tun was ge- 
recbt ist. Scbatze icb docb ancb an meinen Scbiilern die Be- 
wabrnng im praktiscben Leben nnd in den Tbaten bober als die 
Redefertigkeit, wiewobl das Lob der Beredsamkeit alle anf mein 
Konto setzen, die praktiscbe Bewabrnng aber, ancb wenn sie nnr 
meinem gnten Rate gedankt wird, nicbt mir gntscbreiben (86. 
87). — AUes ist klar bis anf die ausgescbriebenen griecbiscben 
Worte. Deren Sinn scbeint sicb ja ancb ans der folgenden Er- 
lanternng sicber zn ergeben: Das Lob der Tugend will icb bober 
stellen als scbone Harmonic der Rede, bober als "Worte, 

obgleicb der gate Rat in den Tt^d^Eig (meine Art politiscber Wirk- 
samkeit iiberbanpt) mir weniger Lob eintragt als mein rbe- 
toriscber IJnterricbt. Die rbetoriscben Erfolge meiner Schuler 
scbreibt man mir gut, for die praktiscben und politiscben werden 
nnr sie gelobt, nicbt icb, der Ratgeber, der ibre Taten veranlaBt 
bat®). — Aber bat denn Isokrates bier iiberbanpt einen gnten 
Rat erteilt, so daB er wirklicb sagen kann, um nnr den gnten 


1) P. 83. 186 warden die Leistungen des troisclien Krieges in Parallels mit 
den athenischen herabgedriickt, ein aucli sonst beliebter panegyriscber Topos; 
aus der Bias war ja auch wenig zum Lobe Athens herzuholen. Aber P. 158. 
169. Ph. 144. 146 bereitet sich schon die Auffassung des Pan. vor. 

2) Auch Ep. 2, 12 (3, 8) ist Isokrates angstlich besorgt um den Ruhm 
seiner guten Katschlage. 



Eat anzubringen, wolle er sogar die Harmonie seiner Eede stbren? 
GrewiB liat er das ; wenn man meine Dentung der Agamemnon- 
Episode annimmi Dann ist das sclieinbare Enkomion in Wirk- 
lichkeit ein ^v^povXsvtLKdg oder jtQOZQSTtttHdg, Isokrates sckeint 
mir an dieser Stelle zum ersten Male ein wenig die Maske zti 
lllften. 

Den Agamemnon-Exktirs wird ganz nur wiirdigen, wer sick 
klar mackt; was der Mytkns fllr das Empfinden weiter Kreise 
nock im 4. Jakrk. bedentet. GewiB war es ein Spiel, aber ein 
anf die Instinkte des Hellenentums berecknetes Spiel, als Agesilaos 
vor seinem Zuge nack Asien die Eolle des zweiten Agamemnon mit 
einem Opfer in Anlis eroffnen wollte. Aber aiick Jason von 
Pkera nnd Pliilipp kaben religiose Zngmittel ikrer Politik nickt 
versckmakt. Welcke Wirknng kaben nock vorgesckobene reli- 
giose Motive im keiligen Kriege geiibt! Es ist ja sekr scknode, 
wenn Isokrates im Pkilippos (54) dieses religiose Maskenspiel 
vbllig ignorirt nnd unverbliimt das brntal egoistiscke Motiv, Tke- 
bens Wnnscli selbst Herr der Tempelsckatze zn werden, als wakren 
Grand des Krieges bezeicknet. Aber wie oft kat derselbe Iso- 
krates, z. B. im Arckidamos, den alten Mytken Eecktstitel filr po- 
litiscke Pratensionen nnd Aspirationen der Gegenwart entleknt (vgl. 
S.134. 147^‘^). TJnd wie oft sind solcke Eecktstitel in grieckiscker 
wie israelitisck-jlidiscker Geschickte Eaktoren diplomatiscker Ver- 
kandlungen gewesen! Am persischen Hofe erinnert Pelopidas bei 
Xenopkon (Hell. VII 1, 34) an Agesilaos Agamemnon -Eolle im 
Gegensatz zn Thebens Zusammengelien mit den Persern bei Plataa. 
IJnd schon bei Herodot (VII 159) begriindet Sparta seinen An- 
spruck anf die Hegemonie dnrck den Hinweis anf Agamemnons 
Macktstellnng. Man siekt, wie nake dem Isokrates die Parallele 
Agamemnon-Pkilippos liegen muBte. tJnd das Apopktkegma, das 
Demades dem siegestrnnkenen Pliilipp znrnfen laBt : 0 Kbnig, das 
Sckicksal kat dir die Eolle des Agamemnon zngeteilt, nnd dn 
spielst die des Tkersites , ist ja sekr alt. Der jnnge Alexander 
kat die Begeisterung fiir seine pankelleniscken Plane ans der Ilias 
geschopft, nnd er ist, wie sckon Isokrates seinen Vater mit 
Herakles vergleickt, als nener Herakles nnd Dionysos gefeiert, 
seine eigenen Taten sind in die Mytken projicirt worden. GewiB, 
beim Eketor wie beim Politiker ist es meist Berecknnng, wenn 
er die alten Gestalten kervorzanbert ; aber er weiB, was er tnt ; 
er weiB welcke Mackt diese Imponderabilien nock immer anf kel- 
lenisches Empfinden ansliben; nnd eine Kritik, die die Klnft ro- 



Beitrage ziir athenischen Politifc und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 153 

mantisclien Anempfindens and echteu Grlaubens aufdeckt, hat er 
nicht zu fiirchten. 

lb. Nach diesem Exkurse bringt Isokrates das Thema, von 
dem er abgeschweift war, die Anklagen gegen Athens Herrschaft, 
wieder in Erinnerung (88. 89) und fahrt in der Schilderung der 
Frevel der Spartaner fort. Sie haben nicht nur die Stadte troischer 
Heroen ungerechter Weise erobert, sondern sie haben sich dann 
auch gegen die mit ihnen eingewanderten Herakliden gewandt, 
haben Messenien erobert und seine Bewohner vertrieben und mit 
Argos einen bis auf die Gregenwart fortgesetzten Krieg geflihrt, 
haben die Plataer, uneingedenk ihrer Yerdienste im Perserkriege, 
vertilgt^). Die Athener dagegen haben die Messenier, die sich 
retten konnten, in Naupaktos angesiedelt und die dem Yerderben 
entgangenen Plataenser in ihren Blirgerverband aufgenommen. 
Auch hier zeigt sich wieder der Gregensatz des Charakters beider 
Staaten (90 — 91). 

Dem Autor wird es schwer die Ruhe zu bewahren, aber er 
muB frei heraus reden von den weiteren gegen Hellenen began- 
genen Freveln, in denen stets die Spartaner vorausgegangen sind 
(95. 96). Allgemein verbreitet ist die Beschwerde, dafi beide 
Staaten zwar vorgaben im Interesse der Hellenen die Barbaren 
zu bekriegen, aber in Wahrheit die Autonomie griechischer Stadte 
nicht achteten und sie unterjochten^). Alle diese und noch 
schlimmere Yorwlirfe haben die Spartaner verschuldet. Die Athener 
haben seit der IJrvater Zeiten keine griechische Stadt sich unter- 
tanig gemacht {&QXstv)^). Die Spartaner haben seit ihrem Ein- 
dringen in die Peloponnes iiberhaupt an nichts anderes als an 
Erweiterung ihrer Herrschaft gedacht^). Parteikampfe, Metzeleien 
unter den Biirgern, Umsturz der Yerfassung wird beiden Staaten 
schuld gegeben. In Wahrheit hat Sparta alle Stadte damit er- 
fiillt®), Athen hat solche Erevel erst spater ganz vereinzelt nach 
dem bosen Beispiel, das Sparta gegeben hatte, begangen, wahrend 


1) Vgl. Xiy 26. 52. 58 ff. 

2) Isokrates selbst spricht VIII 42. 79 (29) diesen Vorwurf gegen die 
Athener arts. 

3) Das Gegenteil (athenische ^QXi]) steht z. B. P. 102 Yllt 94, und das ist 
ja auch auf den Inschriften libliche Bezeichnung. VIII 91 wird sogar ganz wie 
vom thukydideischen Perikles ihre Herrschaft als Tyrannis bezeichnet. 

4) 98 ojTcog fitxXtarcc fihv djcccvrav ag^ovaiv vgl. VI 7. Xen. Acc>i. tcoI. 14, 6. 

VIII 44 sagt Isokrates von den Athenern seiner Zeit ujtdvtcov ^riTOV[isv, 

5) VIII 9G. 99 P. 114. 



164 


Paul Wendland 


des Bestehens des ersten Seebundes sicli davon ganz frei ge- 
halten (95— lOlji). 

Endlicb der letzte Erevel, den die Spartaner allein vollbracbt 
haben. Wahrend die Atbener in den Barbaren nnd ihren Konigen 
stets die Erbfeinde gesehen und niemals ihre Ereundschaft nnd 
Bundesgenossenschaft gesncht haben ®), bat Sparta zugleicb Athens 
Bnndesgenossen unter Verheifinng der Freiheit zum Abfall ge- 
bracht nnd mit dem Perserkbnige sich verbiindet. Jene hat es 
dann anfs argste geknechtet, diesem seinen Dank durch Veran- 
lassung des Zuges des Kyros abgestattet ®), Und nachdem Sparta 
durch die persische Macht und durch Konon die verdiente Strafe 
erlitten hatte, hat es sich gerettet, indem es im Konigsfrieden die 
kleinasiatischen Grriechen preisgab, und die schmahliche Friedens- 
urkunde gar in seinen Heiligtiimern aufgestellt und seine Bundes- 
genossen dazu gezwnngen (102 — 107)*). 

III. Hier konnte der Eedner schliehen; denn er hat ge- 
niigend bewiesen, wie viel mehr die Athener durch ihre Taten 
um die HeUenen sich verdient gemacht haben. Aber die Verehrer 
Spartas machen ihm noch zu schaffen. Die Verstandigsten unter 
ihnen werden trotz seiner Ausfuhrungen bei ihrem Grlauben an 
die Vorzuglichkeit der spartanischen Verfassung beharren; die 
Unvernunftigen werden gar zu Ungunsten Athens einen Vergleich 
der Verfassungen anstellen und besonders die spartanische uu- 
^) nnd ins Feld fiihren. Das ist aber ein ganz 


1) Busolt, Jalirb. Sappl. VD 830 f. bezieht die Worte auf die Zeit nach 
del Schlacbt bei ICuidos. Aber die Zeitbestiuuuuug § 100 iTtsidi] jlwnsSccL^dvLot 
s^exixtov ex xiav xgayfuiTav geht, wie die Parallelen § 67 YIII 100 V 47 be- 
■weisen, auf die Schlacbt bei Leuktra. Athens Verfehlungen gehOren also der 
Zeit nach Leuktra an, wo eine erobernd vordriugende Politik eingeschlagen 
wurde; s. E. Meyer, Gesch. des Altertums V 463. 

2) Vgl. die vorsichtigere Behauptang P. 167. 

3) Vg). V 95. VIII 98, E. Meyer a. a. 0. 185. 

4) Die Bntstellung der Geschichte liegt auf der Hand (s. o. S. 146). Die 
rhetorische Periode des letzten Satzes wird, wenn es dessen iiberhaupt bedurfte, 
als ungeheuerliche Unwahrheit erwiesen durch P. 180; xal xavrag (xccg avv&^xag) 
rifi&g Tjvdyxaasv iv exrjZaig Xi&haig &vayfihpavxag iv xotg xoivoig xS>v teQotv 
xaxa&eivcci. Selbstverstandlich stand die Urkunde offentlich bei alien Vertrags- 
machten aus. 

5) Isokrates selbst ruhmt VI 69. VII 7 an den Spartanern das acogi^Sviog ^fjv, 
Xenophon Aax. tcoI, 3, 4 ; 8 Ages. 1, 27, G. Seyffert, De Xenophontis Agesilao 
Gott. 1909 S. 53, Ich verzeichne hier nnd im Polgenden die wichtigsten Paral- 
lelen zu den Urteilen der isokratischen Lakonisten, well sie zeigen, wie verbreitet 



Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 1B5 

anderes Tiiema als das, welctes Isokrates sick gestellt hat, die 
Vergleichung der Taten; dennoch will er, urn die Gregner zu 
widerlegen, auf dies andere Thema eingehen (108—113), and so 
fiillt denn die Vergleichung der Politieen die zweite Halfte des 
.Hauptteiles. 

Isokrates bemerkt in Voraus, er lege der Synkrisis nicht die 
gegenwartige Demokratie Athens , sondern die Verfassung der 
Vorfahren zugrunde. Die Athener haben die altvaterliche Ver- 
fassung, obgleich sie ihre Vorziige kannten, der Not gehorchend 
umgestalten mlissen, urn der spartanischen und peloponnesischen 
Macht Widerstand leisten zu konnen. Denn sie wuBten, da6 die 
Seeherrschaft sich mit den Tugenden der avtalla^ 0(og)Qo6vvrij 
TCsid'aQxCci^), auf die die Landmacht sich grtindet, nicht vertragt, 
sondern anderer Ktinste bedarf, durch die die alte Staatsordnung 
vernichtet, das Wohlwollen der durch Tribute bedriickten Bundes- 
genossen verloren geht. Diese libel nahmen die Athener in Kauf, 
um der Dnterjochung durch Sparta zu entgehen. Sie gingen dabei 
von dem Grrundsatze aus, den nur Phantasten bestreiten, daB Dn- 
recht tun besser ist als Unrecht leiden^) (114 — 118). 

Der Redner bewegt sich hier ganz in der Auffassung der 
Entwicklung der athenischen Demokratie, die er zuerst in der 
Priedensrede und im Areopagitikos dargelegfc hat (s. besonders 
VIII 37 if. 75 VII 16 ff.), Auch dort unterscheidet er die gute 
alte, durch Solon und Kleisthenes gegriindete und die durch die 
Seeherrschaft ausgeartete Demokratie. Nur der Gregensatz ist 
charakteristisch, daJ3 er dort aus der durch die Note des Bundes- 
genossenkrieges und die Priedenssehnsucht erzeugten Resignation 
heraus auch den Grlanz des ersten Seereiches um den Preis der 
aus ihm folgenden libel filr zu teuer erkauft halt (VIII 93), im 
Pan. dagegen der panegyrischen Tendenz zu Liebe dock ein Ge~ 
fiihl fiir die tragische GroBe des Ringens um die Behauptung der 
Herrschaft verrat. 

Er holt aber im Pan. wieder sehr viel weiter aus als in den 
parallelen Ausfiihrungen der fruheren Schriften; denn die mythi- 


diese Ansckauungen waren. DaB wir die besondere Schrift, die diesen Teil des 
Pan, veranlaBt liat, nicht nachweisen konnen, wird spMer gezeigt werden. 

1) Vgl. unten S. 162. 

2) tiber die beiden letzten Tugenden vgl. die Amnerkung S. 154"’, iiber 
sijta^Lcc yil 39. 82: svta^Lcc Kennzeichen altvaterlicher Verfassung. VIII 102: 
Spartas Ubergang von der Land- zur Seeherrschaft ist zugleich ein Ubergang 
von der s'bxa^Ca zur ocaolaaCaj vgl. 119. 

3) DaB der Hieb die Platoniker treffen will, ist oft bemerkt worden. 



Paul W endland, 


156 , 

scken Zeiten gewahren ihm den Vorteil, ideale Geschichtsbilder mit 
groiJerer Freiheit der Phantasie hervorzaubern zu konnen. Ganz 
im Gegensatz zn frilheren Antipathieen gegen die monarcbiscten 
Formen verlegt er jetzt sein Staatsideal in die Konigszeit (119. 
138). Diese atheniscbe Urzeit zeigt ihm nichts von den Greueln 
der altesten (mytbiscben) GescMcbte anderer Stamme ^), zeigt viel- 
mekr die Vorfakren sckon im Vollbesitze aller Tugenden. Es 
tut ibm besonders leid, daB er selbst sick sckon den Preis des 
Theseus vorweggenommen kat (in der Helena) und nun nur nock 
eines zu seinem Lobe kervorzukeben kat: Auf der Hoke seiner 
Mackt kat Theseus, mit dem Rukme seiner Milken und Kampfe 
sick begniigend, die Regierung in die Hande des Volkes gelegt 
(119—129)2). 

Das Volk kat darn sick die keilsamste Verfassung, seine De- 
mokratie, gesckaffen, natiirlick nickt Demokratie wie wir sie keute 
versteken, sondern die mit Aristokratie verbundene, ' die nickt auf 
eine Stufe mit der den Census bei den Wahlen berilcksicktigenden 
Demokratie gestellt werden darf^). Denn wenn man drei Ver- 
fassungen : Oligarchie, Demokratie, Monarchic sckeidet, so ist dock 
der Wert jeder dieser Verfassungen verschieden nack der geistigen 
Disposition der filkrenden Manner und durck deren Tugend oder 
Scklecktigkeit bestimmt (130 — 134). Die Glite der altatkenischen 
Verfassung wird zunackst den Konigen yerdankt, die zuerst das 
Volk in alien Tugenden erzogen und bewiesen, daB die rechte 
Organisation flir den Staat dasselbe bedeutet wie die Seele fllr 
den Leib^). So kat^ denn auck das Volk darauf gekalten, daB 
seine Vorsteher von gleicker Gesinnung^) wie friiher die Konige 
erfllllt waren, dafi egoistiscke, verkommene Individuen von der 
Staatsverwaltung ausgescklossen wurden (138 — 142) ^). Sie waklten 


1) Hier werden diese Mytlien als Tatsachen betrachtet, XI 38 ibre Er- 
bndung den Dichtern zu schwerem Vorwurfe gemacbt. 

2) Die Versionen einer gewaltsamen Yerdranguug des Theseus aus seiner 
Herrschaft werden naturlich hier wie in der ahnlichen Darstelluug Helena § 35—37 
ignorirt. 

3) liber den Ausdruck trjv anb z&v TL(ir}(idt(ap (131) ygl. Bus o It, Griech. 
Gesch. II2 185. 

4) 138 otL Ttciaa Ttolitsia ipvx^ TCoXsag iati, vgl. YII 14, 

5) 139. Auf das wird auch YII 40. 41 II 31 das groBte Gewicht 

gelegt. 

6) Die Charakteristik dieser argen Staatsinanner stimmt sonst mit YII 24, 
aber neu hinzugekommen ist Pan. § 141. 142 die Polemik gegen die Eadikalen 
(Demosthenes), die spater behandelt werden wird, und § 140 der Ausfall gegen 


Beitrage zur athenisclaen Politik und Publicistik des yierten Jahrhunderts, 157 


sich zn Eatgebern xmd Vorstehern die Tiiclitigsten ^) , dieselben 
aber ancb zu Peldherrn und Gesandten, indem "sie meinten, da6 
die guten Eatgeber am besten selbst mit der Ausfiihrung betraut 
wiirden^). So warden bald die besten, von den Widerspriicben 
und Unblarheiten®) der spatern Gesetzmacherei freien Gesetze ge- 
geben (143. 144). Die Beamten warden e% TtQOKQhcov bestellt 
(nicbt durch reine Losung bcstimmt). Die Amter waren, da es 
die Trager der Amtsgewalt mit ihren Pflicbten ernst nabmen 
und personlicben Vorteil verscbmahten, noch nicbt viel umworben; 
sie warden eber als schwere Lasten gemieden. Die sicb im Amte 
des Vertrauens wiirdig gezeigfc batten, warden in bohere Stellen 
befbrdert , die Unwiirdigen bart bestraft. So batten die Besten 
die Fiirsorge fiir das Volk, dem aber die unveraufierlicben Eecbte 
der Beamtenwabl und der Gericbtsbarkeit zustanden. Wie zu- 
frieden sicb das Volk in diesem Zustande fiiblte, beweist die Tat- 
sacbe, dab diese Verfassung bis auf Solon und Peisistratos, der 
eine barte Tyxannis einfuhrte (vgl. XVI 25), unverandert bestand 
(145—148). 

Es empfieblt sicb bier Halt zu macben, urn einen Uberblick 
iiber dies Staatsideal des Isokrates za gewinnen and die Stellang 
zu bestimmen, die es in der Entwickelang des Isokrates and der 
antiken Staatstbeorieen uberbaupt einnimmt ; nur so wird es mbg- 
licb sein , einige unbestimmte Andeutungen ricbtig zu versteben. 
Icb rede vom isokratiscben Staatsideal; denn es ist klar, dafi es 
sicb urn ein Staatsideal bandelt, das aus Abstraktion gewonnen 
und konstruirt, dann als realisirt in der Vergangenbeit vorgestellt 
wird. Diese altvaterlicbe Verfassung wird als Miscbung von De- 


Staatsmanner, die notoriscli verworfen siad, die ihren Leib prostituirt hahen, die 
ihr vaterliches Erbe fiir ibre Liiste vergeudet haben und den Staat besteblen. 
Das zielt zumeist auf den ProzeB des Timarchos. Seine stadtkundige Verwor- 
fenheit hebt auch Aeschines hervor (mit demselben diioloyovfiivoas wie Isokrates^ 
Aesch. I 74. 44. 46). Wortlich beniitzt scheint Aesch. X 116 tr}v ovoiav 

cbj ccLG^Q&s &v'^XG>yts 67 dovXsvcov tccLS '^dovccts^ auch die Cha- 

rakteristik der Synegoroi des Timarch 183. Aeschines lieB seine (nattirlich mit 
der gehaltenen nicht ganz identische) Eede sofort nach dem Prozesse ausgehen. 

1) 143 vgl. 260. VII 22 ff. 27. 

2) 143, fast wOrtlich mederholt aus VIII 54. In anderer Formulixung wird 
derseibe Satz im Archidamos 111 ausgesprochen : Die Stimme der Heerfllhrer soli 
auch im Staate am meisten gelten. Vgl. Aristoteles 1305a 7, Br. Keil S. 221,. 
Beloch II 474. 

3) Wie hier (§ 144), so wird auch VII 40. VIII 50 an der Gegenwart der 
UberfluB an Gesetzen getadelt. IJber Unklarheit der Gesetze vgl. Aristoteles^' 
Athenerstaat 9, 2. 


mokratie and Aristokratie bezeichnet ^). Der Walilmodus ix tcqo- 
xQbtcov gilt offenbar bier wie anderweitig als aristokratisches 
Moment^), ebenso die Vertrauensstellnng der offenbar zumeist den 
oberen Hassen angeborigen Beamten, von denen sick das Volk 
gern die Eegiernngslast abnehmen laBt. Solch Ideal einer ge- 
mischten Verfassnng war ja in verschiedenen 
verbreitet. Bald tritt es uns entgegen als Zukunftsideal des 
Benkers wie in Platons Gresetzen , bald wird es identifizirt 
mit einer der historiscken Yerfassnngen, mit der altkretischen 
Oder spartaniscken. Piir Aristoteles ist die beste der realisir- 
baren Verfassungen, die ,jPolitie“, die Verfassnng der richtigen 
Mitte zwiscken Oligarchic nnd Demokratie, und es stebt ihm fest, 
daB das Ideal der Verfassnng nnr dnrch vielfacbe Mischnng ge- 
bildet werden kann. Und Aristoteles vermittelt nns eine Benr- 
teilung der solonischen Verfassnng, die sie als eine ricbtige Mi- 
schnng von Elementen aller drei Verfassnngen hinstellt^). Scbon 
die Verschiedenartigkeit der Projektionen dieses Ideales nnd seiner 
historisch legendenbaften Darstellnngen zeigfc, daB der G-edanke 
der Miscbung alt ist, und im Kerne kann man ibn in Solons Ge- 
dicbten finden. 

Wir sahen scbon, daB das Staatsbild des Pan. nnr eine nene 
Anflage des Staatsideales der Keden aus den flinfziger Jabren ist. 
VII 21 ff. wird die Herrschaft der Besten nocb mebr betont, die 
Vorziige der Wabl i% utQOXQitcov wird ansdriicklicb vermerkt. 
Die beiden Grnndrecbte des Demos werden ancb bier (§ 26) ganz 
wie im Pan. nnd abnlich wie bei Aristoteles hervorgeboben. Die 
ansfiihrlicbe Verteidigung des Isokrates gegen oligarcbische Ge- 
sinnnng VII 56 ff. bestatigt, was Wilamowitz scbon aus der 
von Aristoteles mitgeteilten Beurteiinng der solonischen Ver- 
fassnng, die sicb ziemlicb mit der Friedensrede deckt, gescblossen 
batte, daB namlicb diese Anffassnng von reaktionaren Oligarcben 
ansgegangen ist. Damit hangt nun aber nnlosbar znsammen die 
Antitbese der richtigen nnd der ausgearteten Deniokratie, die 
wieder ancb bei Plato (nnd Aristoteles) sicb findet; ancb er siebt 
ja in der Seeberrscbaft den Grnnd alles tlbels nnd malt die Anti- 
tbese in denselben Farben ans wie Isokrates^). 


1) Der Sinn von 131 dri^oyigarLccv . . . S^QiatoKQcctia %QG}^svr}v wird genaner 
bestimmt durch 153. 

2) S. Wilamowitz a. a. 0. I 72. 

3) Wilamowitz a. a. 0. 67 ff. 

4) yil 20 haben wir, auf die beiden Arten der Demokratie verteilt, die drei 


Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten JahrBunderts. 159 

Seit der Zeit der Aufklarung wareix Monarchie, Oligarchie, 
Demokratie als die drei Grundformen der Verfassang anerkannt; 
Pindar und das bekannte kerodotische Gesprack lehrt es. Auch 
ihre Sckattenseiten waren beobacktet und legten den Grundsatz 
der Mischung nake. Auck Isokrates kat die drei Grundformen^), 
untersckeidet aber wieder in jeder die ricktige und die ausge- 
artete Verfassung (o. S. 166) , ohne feste Benennungen fiir die 
Arten zu kaben. Eine Rangfolge der drei Hauptformen gibt es 
fiir ihn nicht ; denn sie alle konnen nack dem sie erfiillenden Geiste 
Aristokratieen oder scklechte Verfassungen sein: sekr ckarakteri- 
stisck fiir seinen pankellenisck-weltbiirgerlicken Standpunkt. Bei 
Plato und Aristoteles beobackten wir dann die mannigfach va- 
riirenden Versucke, Zakl, Terminologie, Bang- und Zeitfolge der 
Arten festzustellen, bei ikren Nackfolgern die fortsckreitende 
Tendenz zur Starrkeit des Sckematismus und der Terminologie, 

Auck die Ausflikrung des Pan. 146. 146, dafi die Amter nickt 
viel begekrt (7tsQL^cc%ritog)j vielmekr eine Last (lijtovQyccc) waren, 
daB sie eher gemieden als gesuckt wurden, ist zum Teil in gleickem 
Wortlaut VII 24. 25 gegeben, findet sick mit anderer und tieferer 
Motivirung wiederkolt bei Plato : Nur durck karten Zwang werden 
seine Pkilosopken bestimmt werden, die Ansckauung der oberen 
Welt zu verlassen und die Mlikseligkeit der Staatsgesckafte zu 
iiberneknien. Im Wortlaut klingen an Isokrates besonders an die 
Gesetze 716 AC : ciQ%mv 7CSQiiici%ifix(DV ysvoiiBvcov ol viocij^avvsg td 

xe jtQciy^ara xijv utoXcv ovtcog B0(pBtBQi0ccv 0(p6dQcc to'bg 

d’ aQ%ovxag XsyoiiBVOvg vvv 'vjtrjQhag xotg vdiiotg BzdXs&a, 

Das Staatsgebilde des Pan. deckt sick mit dem der fiinfziger 
Jakre bis auf eine auffallende DifFerenz ; Nack der friikeren Dar- 
stellung ist die altvaterlicke ricktige Demokratie eine Sckopfung 


Paare d 7 i^oHQccTiu-d:%oXaaLa, iXsvd'sg^cc -ycagccvofilcc, TCttQQrjC^cc ^ VIII ' 119 

^yLoXccaia - ffoi)q)Qoa'6vri^ ahnlxcli 77. 79. 102 VI 97 lariyoQCcc-TtccQQTiG^cc. Pan. 131 
iXsvJd'SQ^a - d%oXoi6Lcc. Isokrates stimmt in der Sache mit Plato, besonders mit 
dem Staat 660 DE. Benutzung des Plato in6chte ich daraus nicbt scbliefien (so 
nach andern Munscber zu VII 20). Offenbar waren diese typisclien Charakter- 
bilder scbon friiber antitbetiscb gezeiclinet und Ansatze dazu haben wir ja bei 
Herodot und bei Euripides. 

1) Akulich Aeschines I 5 = III G, der diese wie andere Dokumente seiner 
allgemeinen Bildung entlebnt haben wird, wenn wir’s auch nicht immer wie bei 
dem Plagiat aus Andokides sicker beweisen konnen. Demosthenes’ Bildung ist 
tiefer; er prunkt nicht mit ihr. — Die Entartung des Konigtumes zeichiiet Iso- 
krates X 32 ff. 

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. PMlolog.-Mstor, Klasss 1910. Heft 2. 


11 



160 


P aul Wendland, 


des Solon imd des Kleisttenes % die dann infolge der Seelierrscliaft 
ausartet; etwa in der Greneration des Perikles beginnt die Wen- 
dung zum Bosen. Ancli im Pan, wird die Parekbase der Demo- 
kratie in die Entwickelnng des ersten Seereickes verlegt. Aber 
das atbeniscke Volk scbafft sick diese Verfassung nnd ikre Ge- 
setze sckon, nackdem Tkesens die Regierung in seine Hand gelegt 
kat; und das vortrefflicke Regiment der Konige, ikre Erziekung 
des Volkes kat die Bedingnngen fur die gate alte Verfassung er- 
zeugt, Sie kat dann unverandert 1000 Jakre bestanden (iexql tfjg 
Udkmvog ^sv UsLdLCitQdrov Ss 8vvcc6tSLag (Pan. 148). Peisi- 

stratos’ Herrsckaft, die als karte Tyrannis in dunkeln Farben 
gezeicknet wird (wie sonst die Herrsckaft des Hippias), bedeutet 
natiirlick einen Umsturz der Verfassung. Aber welcken Sinn kat 
die Verbindung des Solon mit Peisistratos t^g 2J6k(Dvog ^sv 
'fjkLMag, Ilecai^tQd'cov da dwcccftstag ? Ick seke zwei M(5glickkeiten. 
Entweder, Solon ist nur genannt der Zeitbestimmung wegen (darum 
'^h^Lag), nickt als Sckopfer der Verfassung und der Gesetze, d. k. 
die ganze Leistung Solons ware ignorirt. Das ware dann, so 
seltsam es ersckeint, eigentlick nur die notwendige Konsequenz 
der Projektion der soloniscken Konstitution des Areopagitikos ins 
Ende der Konigszeit ^), Oder aber man konnte aus der engen Ver- 
bindung des Solon und Peisistratos und aus der XJndenkbarkeit,. 
dafi Solon als eine Null betracktet wiirde, scklieBen, daJ3 Solons 
Verfassung gar nickt mekr zur guten alten Zeit gekort, sondern 
eine Wendung der Dinge bedeutet. Dann katten wir kier zu- 
gleick ein Rudiment jener aus Aristoteles’ Atkenerstaat bekannten 
oligarckiscken Kritik, die Solon sckon fiir die Ausartung der 
Demokratie verantwortlick mackte und in seiner Verfassung die 
Wurzel aller tlbel sak, und einen Beweis, dad die reaktionar- 
oligarckiscken Tendenzen Isokrates nock iiber den Standpunkt der 
funfziger Jakre kinausgefiikrt katten; nur katte er sick gesckeut, 
das klar kerauszusagen®). Wie dem aber auck sei, die Haupt- 
frage wenigstens lafit sick sicker beantworten, warum Isokrates 
sein Ideal in eine so feme Vergangenkeit zurlickverlegt kat. Dj.e 
Neigung, in die Feme zu sckweifen, wo die Pkantasie in tenden- 


1) Vn 16, etenso XV 232, wo es ja Isokrates daran gelegen ist, sicli als' 
guten Demokraten Hnzustellen. 

2) Vgl. Br. Keil a. a. 0. 87. 

3) Der Standpunkt des Isokrates lajBt sick in jedem Falle’ vergleiclien mit 
dem aus Aristoteles’ Atkenerstaat bekannten Versuck, das Idealbild Altatkens mit 
Drakons Verfassung gleickzusetzen. 


Beitrage zur athenisclien Politik nnd Publicistik des vierten Jakrlmiiderts. 161 

zioser GescMclitskonstruktion sickfrei ergekenkaan, haben wir sckon 
friiher (S. 134. 147 ff.) beobachtet. Und man kbnnte aucL. in den 
durck die auf Philipp gegriindeten Znkunftskoffmingen verstarkten 
monarckiscken Tendenzen den Grand dafiir sucken, daB er die 
friiher Solon zugesckriebene Idealverfassung nun in enge Verbin- 
dnng mit dem Konigtum setzt; und ick glaube auck in der Tat, 
daB diese Tendenzen in der Hervorkebnng der Verdienste der 
attiscken Konige mitspielen. Aber der wakre Grand fiir die Ab- 
weickung von seiner friikeren Darstellnng ist ein anderer. Die 
durckgefiihrte Antitkese gegen Sparta, die, wie wir nock seken 
werden, zur tlbertragung einiger Ziige vom Idealsparta der La- 
konisten auf Altatken gefiikrt kat, kat den Eedner zn der Eiick- 
datirang bestimmt, um anck gegenliber dem Stolz der Spartaner 
anf das Alter der lykurgischen Yerfassung Atkens tJberlegenkeit 
zn erweisen^). 

Wir seken kier, mit welcker Freikeit nnd WiUkiir Isokrates 
mit der Gesckickte nmspringt ; sie ist ikm gerade gut genug, 
Paradigmen zn geben. Ein BewnBtsein dieser Freikeit verrat 
Isokrates selbst, wenn er im Folgenden (149. 160) auf die Frage 
eingekt, woker er denn eine so genane Kenntnis der fernen 
Vergangenkeit kabe. Er antwortet (aknlick wie im P. 30), dafi 
er sick anf alte, oft wiederkolte, miindlicke nnd sckriftlicke Tra* 
ditionen verlasse^) — eine Antwort, die zeigt, daB er fiir 
kistoriscke Kritik kein Geflikl nnd kein Interesse kat. 

m 2. Als nenes Tkema, das er dann anck wirklick § 161 — 198 
bekandelt , bezeichnet Isokrates die ans der alten gnten Kon- 
stitntion folgenden Taten Atkens (149 — 151). Die Ansfukrung 
dieses Tkemas stekt nnn in einem anffallenden Yerkaltnis zum 
ersten Teile der Rede. Denn in beiden Teilen werden zum Teil 
dieselben Taten Altatkens bekandelt, dort nnter dem Gesickts- 
pnnkte von pankelleniscken Yerdiensten nnd Wohltaten Atkens,. 
kier als Folge der itoXitala (TtolctsLa^ der Geist der Verfassnng (o. 
S, 156) nnd ^gd^sLg steken kier etwa in demselben Yerhaltnis wie 


1) In den Geschkhtskonstruktionen spartanisclier Yerfassung zeigen sich 
analoge Tendenzen der Euckdatirung. 

2) Die Idealisirung der Herrschaft des Theseus in der von Isokrates ver- 
folgten Eichtung war ja langst begonnen. Der naive Koblerglauben an die Tra- 
dition, den Isokrates an beiden Stellen verrat, stebt in scbneidendem Kontrast zu 
der scbarfen Kritik des Tbuk. I 73, die sicb wie eine Antwort auf diese Trivia- 
litMen liest; d. b. die Frage nacb der Zuverlassigkeit der Quellen ist aktuell 
gewesen. 


11 * 



Paul Wendland 


162 

im Enkomion &QEtai und itQd^eig , vgl. VII 78). Aber natiirlich 
zeigt die zweite Bebandlung der itQd^sig im Verhaltnis zur ersten 
Wiederholmagen, sogar viele Beriibrtmgen im WortlaTit, zeigt, wie 
wir sehen werden, aucb Widersprilche. 1st eine Disposition, die 
zu solchen Doubletten und Storungen fukrt, von Anfang an beab- 
sicbtigt gewesen? Das Problem ist schon yon Mesk aufge-worfen 
und, wie icb glaube, ricbtig gelost worden ^). Die Ankiindigungen 
des Tbemas in der Einleitung und die sonstigen Bezeicbnungen des- 
selben (s. o. S.140^) nebmen eine Vergleichung der Verfassnngen Athens 
und Spartas gar nicht in Aussicht. Und wirklich wird die Synkrisis 
der Verfassungen, ganz wie ein neues, vorher gar nicht ins Auge 
gefafites (§ 108 ff., o. S. 164. 165) Thema eingefuhrt. Nun liegt es nahe, 
mit dieser Erweiterung des Themas, die zum Teil zu einer er- 
neuten Behandlung des schon friiher Dargestellten fiihrt, den 
Bericht iiber die Greschichte des Buches am Schlusse des Pan. (o. 
S. 138) zu kombiniren. Mit der Unterbrechung der Arbeit durch 
dreijahrige Krankheit und ihrer Wiederaufnahme nach langer 
Pause werden der Wecbsel des Themas und die damit verbun- 
denen Storungen zusammenhangen. Dazu stimmt vortreffiich die 
Angabe des Isokrates, da6 die Arbeit zur Halfte vollendet war, 
als die Krankheit begann; denn die Einfiihrung des neuen Themas 
§ 107 fallt, wenn man den Nachtrag, die Geschichte des Buches, 
abzieht, wirklich ziemlich in die Mitte. Die Motive, die Isokrates 
zur Anderung des Planes gefilhrt haben, lassen sich vermuten. 
Wahrscheinlich war ihm eine der lakonisirenden Schriften, die in 
der seit Kritias iiblichen Form®) die Verfassung Spartas unter 
herabsetzenden Seitenblicken auf andere Staaten verherrlichten, 
in die Hande gekommen. Es ist ja jetzt allgemein anerkannt, da6 
die Idealisirnng der lykurgischen Verfassung nicht erst der litte- 
rarische Reflex und Mittel der Propaganda fiir die Reformplane 
des Agis und Kleomenes ist, sondern schon ein politisches Kampf- 
mittel oligarchischer Eeaktion in Athen gewesen ist. AuBer 
Isokrates eroffnen Plato , Aristoteles , Xenophon , Theopomp und 
Ephoros die Perspektive auf eine sehr lebhafte, auch litterarische 
Diskussion der Probleme im 4, Jahrh. und auf eine langere Vor- 
geschichte dieser Debatten, und aus dem Anfang des Jahrhunderts 
wissen wir von tendenziosen Elugschriften des Thibron und des 
Konigs Pausanias. Einer lakonisirenden Schrift wird Isokrates 


1) Der Panathenaikos des Isokrates, Jahresbericht des Staatsgymnasiums in 
Briinn, 1902. 

2) Kobler S. A. B. 1896 S.361ff. 


Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrkunderts. 103 

das Schema entlehnt haben; ihren Standpunkt hat er in das Gre- 
genteil verkehrt. in die Yerherrlichnng Athens xind die Herab- 
setzung Spartas. Nur eine Stelle scheint der Annahme zu wider- 
sprechen, dafi eine Vergleichnng der Verfassungen ursprlinglich 
gar nicht beabsichtigt war, § 42, wo Isokrates anf die (spater 
188 ff. behandelten) mythischen Kampfe nachher einzngehen ver- 
spricht; Mesk hat richtig bemerkt, da6 Isokrates entweder das 
Thema in anderem Zusammenhange behandeln wollte oder diese 
Notiz spater eingefligt bat. 

Die polemische gegen die Verheniichung des in Sparta reali- 
sirten Verfassungsideales gerichtete Tendenz beherrscht die fol- 
genden Ausfuhrnngen. Seinem eigentlichen Thema sieht Isokrates 
sich wieder einmal genbtigt, Praambeln vorauszuschicken. Denn 
wer die folgenden Darstellungen der Taten und der kriegerischen 
Tlichtigkeit der Atbener liest, wird, meint er, den Eindruck em- 
pfangen, als wenn spartanische Institutionen geschildert werden. 
Das zu erklaren, wird den schwankenden und durchaus fiktiven 
Traditionen vom Drsprunge der spartanischen Verfassung, von 
ihrer Entlehnung aus Kreta oder Offenbarung in Delphi, der la- 
konisirenden Theorie vom uralten Musterstaat, der fiir andere 
exemplarische Bedeutung gehabt haben soli, die umgekehrte These 
entgegengestellt : Lykurg hat die alte Verfassung Athens imitirt 
und ist gar nicht si^etTjg. Daher die Mischung von Demokratie 
und Aristokratie (o. S. 168) , die Erwahlung , nicht Losung , der 
Beamten (o. S. 157) ^) , die die Stellung der Areopagiten einneh- 
menden Geronten (151 — 164 vgl. VII 38). Auch die kriegerische 
Tlichtigkeit ist nicht spartanische Erfindung, sondern schon vorher 
von den Athenern geiibt (155). Mit andern Worten : die Theorie 
vom Musterstaate Sparta, die Isokrates nicht nur im Archidamos, 
sondern auch sonst of ter mit eindringlichen Mahnungen zur Nach- 
ahmung vorgetragen hatte^), wird jetzt auf Athen iibertragen ^). 


1) E. Meyer, Forschimgen I 246 if. Die Ephoren sind gemeint , die auf 
Lykurg zuruckgefiihrt werden. 

2) VI 81 {Ep. 2, 6). VIII 142, III 24. VI 11. — Im Areopagitikos, wo es sick 
um Verkerrlichung Altatheus kandelt, stellt er dock nur (61) Altatben und Sparta 
als gleichwertig gegeniiber. Die Behauptiing der Abkangigkeit spartaniscker Ver- 
fassung ist eben eiii aus der besouderen Teudenz des Pan. entsprungener Einfall. 
Vgl. Mesk S. 11, 

3) Darum wird auch 123 (vgl. 138) so stark betont, dafi die alten Atbener 
alle Tugenden besafien; denn dieser Zug kehrt oft im Idealbilde Spartas 
wieder. Platos Gesetze 705 DE Xenophon %oX. 10, 4. Bestritten wird dies 
Lob Spartas Pan. 223. 


164 


Paul Wendland, 


Dem Sophisten, der ja auch XI 17 die Imitation agyptischer Ver- 
fassung dutch Sparta behauptet hatte, um Busiris’ Ruhm zu er- 
hohen, bereitet es keine Schwierigkeiten, zur Abwechselung diese 
These zu vertreten. Die Technik, der wir seine Greschichtsbilder 
verdanken, ist wieder ganz durchsichtig. 

Ehe der Autor das dlanzbild der Sparta weit iiberlegenen 
Taten Altathens zeichnet, schickt er als dunkle Eolie und Gregen- 
bild voraus die Taten beider Staaten in letzter Zeit. Den Na- 
tionalkrieg haben sie dutch den Konigsfrieden beigelegt uud statt 
dessen in hellenischen Kriegen sich und Hellas zugrunde gerichtet. 
Athen und Sparta stehen einander fremder gegeniiber als dem 
Erbfeinde, und wetteifernd buhlen dutch Gresandtschaften die grie- 
chischen Staaten um die Grunst des Konigs und beugen sich in 
kriechenden Schmeicheleien vor seinem Eeichtum. Die Vorfahren 
dagegen hielten ihre Hand fern von griechischen Stadten (vgl. o. 
S. 136. 145 ff.), wie die Erommen vom heUigen Besitz, sahen aber 
den Krieg gegen die Barbaren als nationale Bflicht an (156 — 163). 

Ehe wir den Beweis dieser These kennen lernen, miissen wir 
noch zur Erklarung dieses Abschnittes einiges bemerken. Die 
ungeschiokte Wiederholung von § 168 in 162 ist veranlafit dutch 
die die Abschweifung entschuldigende Zwischenbemerkung. Der 
Konigsfriede war schon 69. 103 (o. S. 146. 154) behandelt; Her wird 
die Verantwortung fiir ihn beiden Staaten zugeschrieben, und iiber- 
haupt zeichnet sich diese Darstellung vor der friiheren dutch die 
gleiche Verteilnng der Schuld aus. — Besonders beachtenswert 
ist die dreimalige Erwahnung griecHscher Gresandtschaften am 
Perserhofe, die ganz aktueUe Beziehungen erschlieben labt (169. 
160. 162). Man hatte, wenn man sich gewohnt hatte, Isokrates 
aus der ZeitgescHchte zu verstehen, langst aus diesen Stellen 
folgern konnen, was die Zeugnisse bei Didymos bestatigen, dab 
in den letzten vierziger Jahren wiederholte Verhandlungen zwischen 
Athen und Persien stattgefunden hatten und den der orthodoxen 
Demosthenesglaubigkeit so anstobigen Abschnitt der IV PHI. 
(31 34 vgl. Ill Phil. § 71) erklaren und als echt erweisen konnen. 
Nun hat das Kbrte mit Hilfe des Didymos geleistet'). Aber die 
Entriistung des Isokrates hat noch auber einem patriotischen einen 
sehr personlichen Grund. Der bittere Hohn des Demosthenes 
(IV Phil. 33) iiber die abgedroschenen Phrasen 6 dij ^dcQ^ccQog 
xkI 6 xoivbg sx^pdg mubten niemand empfindlicher verletzen als 


1) Rh. M. LX 896. 403. Tiber die Beziehungen zu Persien vgl. auch 
Schafer II 482. 483 , B e 1 o c h , Griech. Gesch. II 548. 549. 


Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrlmnderts. 165 

Isokrates; denn die Wendungen gehorten ja zum eisernen Bestande 
seiner ScUagworter (ygl. 158). Er erwidert mit dem Hohn liber 
die kriechende Schiaeiclielei vor dem Perser und dem Betteln um 
sein Grold^). 

Es folgt nun als erster Tatbeweis der kriegeriscken Tlich.-' 
tigkeit Atkens das Pkantasiebild seiner panheUeniscben Koloni- 
sationsarbeit, die durck das Aufkommen der spartaniscken Macht 
gekemmt sein soil (164 — 168, parallel lanfend und zum Teil wort- 
lick iibereinstimmend mit 42 — 48, o. S, 145), dann die zum festen 
Apparat rketoriscker Epideixis ®) gekbrige Hilfe , die Atkeu den 
Argivern gegen Tkeben (168 — 171) geleistet kat, die wieder Anla6 
zu einem Exkurse (172 — 174) gibt. Isokrates nimmt seinen 
Gregnern den Vorwurf vorweg, dafi er sick selbst widersprocken 
kabe. Im P. (§ 58 vgl. auck X 31. XIV 53) namlick kat er Atken 
die Auslieferung der Leicken von Tkeben erzwingen lassen, kier 
gibt Tkeben sofort auf glitlicke Vorstellung nack. Nur blasser 
Neid und Boskeit, meint er, wird die Variation tadeln. Der wakre 
Grrund, den er nickt nennt, ist natiirlick, aufier seinen Sympatkien 
flir Tkeben, die er mit Konig Pkilipp teilt, dafi im guten Atken 
den Hellenen gegeniiber alles kiibsck friedlick zugeken muB; nur 
den Barbaren gegeniiber muB mit dem Sabel gerasselt werden, 
und durck die bosen Nackbarn wird Atken in der Betkatigung 
seiner Eriedfertigkeit gestort. Eiir das Verstandnis der Rede ist 
dies neue Zeugnis, daB Isokrates seiner Entstellungen der Tra- 
dition sick voll bewuBt ist, von Bedeutung. 

Im Gregensatz zum Dogma der Lakonisten vom unabander- 
licken, durck keinerlei Wecksel gestorten Bestande der Verfassung 
fiihrt Isokrates aus, daB Sparta anders als Argos und Messene 
sofort nack der unrecktmaBigen (o. S. 147^) Invasion in Lakeda- 
monien wieder atdasig durckgemackt kabe ®). Wakrend die andern^) 
die friikeren Einwokner in die Biirgersckaft aufgenommen kaben, 
kaben die Spartiaten i^ovo^aia und nur auf sick be- 

sckrankt^), das Volk als Perioken geknecktet und bedriickt, sie 


1) Grenaxieres in meinem zweiten Beitrage ^Demosthenes und Isokrates". 

2) E. Meyer, Forschungen II 219 ff. 

3) S. E. Meyer, Forsch. I 277, Niese, Gott. Nachr. 1906 S. 141 ver- 
gleicht Tliuk. I 18. 

4) Die Argiver vor allem werden gemeint sein, s. Busolt, Griecli. Gesch. 
Ill 1 S. 113 ff. 

5) Einschrankende Bericlitigung von YII 60 f. — Gegen Niese betone ich, 
da6 die „Demokratie" Spartas Fiktion antiker Theoretiker ist. — Fiir die Er- 



166 


Paul Wendland, 


auf dem geringeren Lande angesiedelt, wahrend sie das meiste und 
beste ftlr sich nabmen (177 — 181). tjberbanpt sind alia von Sparta 
gegen die griecbischen Briider gefiihrten Kampfe verwerflicb ^). 
Mogen sie nacb vulgar em auf %XBovB%ia gegriindetem Begriffe der 
aQBt^ rubmlicb erscheinen, dem wabren Tugendbegriffe wider- 
streiten sie, und die Niederlage bei Tbermopyla (vgl. Ph. 148. 
Diodor XI 11, 2) ist ein groBerer Buhm als solcbe Siege (182 — 187 
vgl. Pb. 148). Die wabre panbelleniscbe Gresinnung dagegen bat 
Athen bewiesen in alien Kriegen, die nacb dem troiscben gegen Bar- 
baren gefiibrt sind. Als solcbe warden dann unter Hinweis auf die 
friibere ausfiibrlicbe Darstellung (191) erwahnt der Krieg gegen 
Xerxes, der mit der einen Bemerkung, dafi die Atbener in ibm 
mebr geleistet baben als die Spartaner (vgl. o. S. 146) , erledigt 
wird, zweitens der scbon zweimal verberrlicbte Kolonisationskrieg 
(o. S.145. 165), drittens mehrere auf bocbst selfsame Weise zu einer 
Einbeit verbundene feindliche Invasionen in Attika: Thraker, die 
mit den Amazonen verbitndeten Skythen, die Peloponnesier unter 
Eurystbeus, Dareios. Durcb alle diese Erfolge sind die Atbener 
nicbt libermtitig geworden^), sondern baben an den alten (o. 
S. 166) festgebalten , baben von einseitiger Hocbscbatzung der 
kriegeriscben Tiicbtigkeit sicb frei gehalten und auch die andern 
Tugenden bewabrt (188—198). 

Hier bedarf vieles der Erklarung. Der Zug des Xerxes (189) 
und der des Dareios (196) sind auseinandergerissen. Der G-rund 
ist wobl, dafi gegen Xerxes die Atbener nicbt allein, sondern ver- 
btindet mit Sparta gekampft baben und daB dieser Krieg wie 
der Kolonialkrieg, mit dem er verbunden ist, scbon friiber be- 
bandelt ist. Darum aucb die Klirze, mit der der Krieg gegen 
Xerxes abgetan wird; freilicb wind aucb der gegen Dareios wie in 
einer Anmerkung erledigt, obgleicb er vorber gar nicbt erwabnt 
war. Ist meine friibere Hypotbese ricbtig, daB nacb der innersten 


klaruDg iin Einzelnen verweise icli auf Niese, Hist. Z. LX II 743. 76, Busolt 
1519. 522, E. Meyer, ForscL I 260. 277, D umml e r II 370, der in der Nach- 
richt, daB die Ephoren die Perioken obne Urteilsspruch Mnrichten durften, Yer- 
wecbseiimg mit den Heloten vermutet; anders Niese, Gott. Nachr. 1906 S. 105^ 

1) Hie Stelle ist miBverstanden von Seyffert a, a. 0, S. 56. Yergleicbt 
man ol^sLotrivog mit 207. 220, so ergibt sicb, daB es sich um die Kriege 
gegen Hellenen iiberbaupt bandelt, die mit der Invasion der Herakliden beginnen 
(Hie Gottlosigkeit dieser Kriege wird besonders betont, weil die Spartaner den 
Lakonisten das specifiscb fromme Yolk sind), und die Parallele Ph. 148 be- 
statigt es. 

2) tiberdiesenLieblingsgedanken vgl.Pan.32YIII 103. 85. YI 61. YllSff, 



Beitrage zur atlienischen Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 167 

Meimmg des Verfassers des Pan. sclion mit Solon die Demokratie 
anszuarten beginnt (o. S. 160), so konnte sick das scheinbare Mifi- 
verkaltnis darans erklaren, dafi diese Tkaten eigentlich ans den 
zeitlicken Grenzen des gnten alten Atken sckon kerausfallen. Die 
Yerbindung der Heerziige der Tbraker, Skythen nnd Amazonen 
ist wie ihre panegyriscke Verberrlichnng alte iiberkommene Tra- 
dition der epideiktischen Rketorik'). Hbckst anstoBig aber ist, 
daB in dem Abscknitte, der von den Kriegen gegen Barbaren kan- 
deln will (189), der Zug der Peloponnesfer unter Eurystkens anf- 
gefiikrt wird. Ick bin geneigt anzunehmen, daB Isokrates, von 
frttker her an diesen Zusammenkang gewoknt (jVI 42. VII 76. 
IV 56 ff.), kier eine arge Gedankenlosigkeit begangen kat. 

IV. Damit ist die Vergleicbung der Verfassungen und der 
Tkaten als Offenbarangen des Geistes der Verfassungen durck- 
gefiihrt, aber Isokrates siekt sick veranlafifc, einen, wie er selbst 
bemerkt, ganz ungewoknlicken Ankang, die Gesckickte der Dispn- 
tationen, die liber das fertige Buck in seiner Scknle stattgefnnden 
kaben, znznfugen : Als ick die bis kierkin niedergesckriebene Rede 
mit drei bis vier meiner vertrautesten Sckiiler dnrckpriifte nnd 
sie bis auf den nock feklenden SckluB fertig zn sein sckien, 
wiinsckte ick nock das Gutackten eines Sckiilers einzukolen, der 
einem oHgarckiscken Staate angekbrte und Verekrer der Lakeda- 
monier war, damit er etwaige Irrtiimer {ipevdos) aufdecke. Der 
kflm denn auck, las die Rede, lobte sie und beurteilte ikre Teile 
aknlick wie wir ; aber dock fiihlte er sick oifenbar verletzt dnrck 
den Tadel Spartas : Selbst wenn die Spartaner sonst nichts Gutes 
den Griecken getkan katten, hatten sie dock die besten Institutionen 
erfunden und die andern gelekrt (199—202). 

Solcke Verkekrtkeit des Sckiilers muB der Meister zuriick- 
weisen und fragt, ob er sick nickt so gottloser, falscker, wieder- 
sprncksvoller Rede sckame. Da die Spartaner erst vor 700 Jakren®) 
in die Peloponnes eingewandert sind, setzt deine Bekauptung, daB 
sie erst die besten Institutionen erfunden katten, voraus, daB die 
Helden des troiscken Krieges, daB Herakles, Tkeseus und andere 
gottentsprossene Heroen Gottesfurckt, Gerecktigkeit, iiberkaupt 
die Kardinaltugenden, die dock allgemein an iknen gerukmt werden, 
nock nickt gekannt katten (203 — 206 vgl. § 72 und o. S. 163“). 


1) IV 67. 68. VI 42. VII 76, Hermes XXV 187, E. Meyer a. a. 0. II 219. 220. 

2) Dasselbe Lob wird von Isokratos VI 76 (61 vgl. 48). VIII 96 voraus- 
gesetzt und bildet das Tbema von Xenophons Aa%. TtoX.^ s. Seyffert S. 54. 55, 

3) Vgl. VI 12. VIII 95 und Bus olt I 259^ 573«. 


168 


Paul Wendland 


Dein G-erede ware verzeihlich; wenn du meine Rede niclit 
gehort hattest. Nun aber bast du ja die Rede gebilligt, in der 
icb die Frevel Spartas gegen Stammesgenossen und Hellenen liber- 
baupt nacbgewiesen babe; wie kannst du da bebaupten, dafi solcbe 
Menscben die besfcen s^itTidsii^atcc gescbaffen batten ? Dazu feblte 
es ibnen ja scbon an der notbigen allgeineinen Bildung. Oder 
soli etwa die iclcjTCsCa^) eine Erziebung zur Tugend sein (203 — 214) ? 

Da erwidert er, etwas eingeschiicbtert : Icb lobe ja gar nicbt 
alles an Sparta; icb erkenne den Tadel der Kindererziehting und 
andere Vorwiirfe an. Aber icb kann mir nicbt belfen, dein Urteil 
liber Sparta scbmerzte micb, gerade weil icb’s nicbt widerlegen 
konnte, und da sagte icb aus Yerlegenbeit, da6 wir dock den 
Spartanern flir die scbbnsten smtrjdsviiatcc Dank scbulden. Icb 
dacbte dabei an die allgemein anerkannten Vorziige, gymnastiscbe 
und kriegeriscbe IJbung und 6^a6votcc Icb antwortete : Gerade 
auf dem Gebiete yerdient Sparta den allerscbarfsten Tadel. GewiB, 
jene Institutionen an und fiir sicb sind loblicb, aber die Spartaner 
baben sie zum Scbaden der Hellenen scblecbt angewandt. Du ver- 
kennst wie die meisten Menscben, daB das sittlicbe Urteil bedingt 
ist durcb den ricbtigen oder scblecbten Gebraucb der Dinge und 
Fabigkeiten (216 — 224). Die geriibmte b^dvoia der Spartaner 
ist die Einteacbt, wie sie aucb Piraten und Rauber, wie sie aucb 
die Triballer^) balten. Wabre Tugend verbreitet um sicb Segen, 
die Beriibrung mit Sparta bat jedem nur Unbeil gebracbt (225 — 228). 

Mit den Worten bracbte icb den gescbeuten, erfabrenen und 
redefertigen Mann zum Scbweigen. Meine Scbiiler applaudirten 
und waren auf ibn unwillig, mit Unrecbt. Denn er ging klliger 
und bescbeidener als zuvor weg; icb aber war trotz oder gerade 
wegen des Erfolges nur tboricbter, eitler, voll kindiscber Erregung 
geworden. In dieser Stimmung diktirte icb dem Sklaven die 


1) Sie wird aiisfulirlich gescliildert , aber oline Anklilnge an Xenoplion 2. 
Gegen sie richtet sicli aucli Platos Kritik, Staat 547 E. 

2) Pie kriegeriscbe Tuchtigkeit wird als Topos der Lobredner Spartas YI 71 
(75 ff.) vorausgesetzt. Gegen die einseitig kriegeriscbe Erziebung Spartas wendet 
sicb aucb Platos Kritik in den Gesetzen und Aristoteles. Die oiidvoicc Spartas er- 
kennt Isokrates selbst YI 67 an. DaB sie ibre feste Stelle im Lobe der spartani- 
schen Yerfassung batte, beweisen die von E. Meyer, Forscb. 1 216. 220. 225, 
Seyffert S. 55 angeftilirten Zeugnisse. Icb fiige Dem. XX 108 Mnzu. 

3) Derselbe Gedanke YI 50. Ill 3. 4. 50. Abnlicb aucb XY 251. Y 53. YII 4 
(wortlicb wiederbolt von Tbeopomp Er. 100 Gr.-H.). Plato und Aristoteles bieten 
zablreicbe Parallelen; s. meinen Anaximenes 93. 

4) 339 kiimpfte Philipp gegen die Triballer (o. S. 139). 


Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 169 

Rede ; aber nacb. drei oder vier Tagen ergriff micli bei ernenter 
Lektiire Schmerz iiber den berben Tadel Spartas. Icb war scton 
drauf und dran, das Bucb zu vernicbten, da entscbloJB icb micb, 
docb nocb meine Scbiiler zur Beratung zu versammeln. Wieder 
wurde die Rede verlesen nnd fand Beifall. Nur jener Spartaner- 
freund erklarte sicb in Verlegenbeit zu befinden; er wolle meinen 
Worten den Glauben nicbt versagen, aber docb beschlicben ihn 
Zweifel (229->-234). 

Icb wuiidere micb namlicb, sagte er, liber deine Rene, denn 
icb finde gar nichts so sebr Scblimmes in deinem Urteile iiber 
Sparta^); icb wundere micb aber aucb dafi da deine Schiller zn 
Rate ziebst, die ja docb gewbbnt sind alles an dir scbbn zu finden. 
Icb meine, du bast weder die Beratung nocb deine Lobrede 
in dem Sinne gemeint wie du vorgabst (pi% &7tlG)g ovS^ 
&)g disUs^ai tcqoq 'fi^iccg) j sondern bast uns auf die Probe 
stellen wollen, ob wir die Art der Rede begreifen 
(235. 236). Atben hast du wohl gelobt, nm deinen Mitblirgern 
und ibren Preunden zu gefallen. Da die neue Metbode der Ver*- 
gleicbung leicbt zur Herabsetzung Spartas fiibrte, bast du, um 
das zu vermeiden und deinem frilheren Lobe Spartas nicbt zn 
wider sprecben, zweideutige, Lob und Tadel in denselben Worten 
ausdriickende, zu verscbiedenen Deutungen Anlafi gebende Reden' 
gewahlt. So bast du deine Vorfabren als friedfertig, hellenen- 
freundlicb, Vertreter der l66%)]g^ die Spartaner als libermiitig, krie- 
geriscb, babslicbtig gescbildert, woflir sie ja aucb aUgemein gelten. 
Du weiBt, die Atbener werden dadurcb Lob, die Spartaner aber 
nur von den Einen Tadel ernten, bei den anderen Bewunderung 
finden (237 — 241). Ibre Verebrer werden die 'b^sgoiljia lieber 6s^v6tr}g 
nennen, werden die Spartaner bocbberziger ^) finden als die Preunde 
der i 06 T: 7 jg, werden kriegeriscbe Tiicbtigkeit der Priedfertigkeit 
vorzieben. Die Spartaner werden, weil sie faesser als andere zu 
erwerben und zu bebalten wissen, gerade als vollkommene Manner 
erscbeinen. Sei die Ttlsovs^ccc im privaten Leben aucb verwerflicb, 
im 6fi:entlicben Leben werde sie bewundert, und jeder wiinscbe 
sicb die Tyrannis ^). ‘ Icb braucbe nicbt erst zu bemerken, dafi du 

1) 231. Manche Ubersetzer verstehen, sicker mit Unreclit, das Gesprach. 

2) Das sagt der Lakonist sclion mit Bucksicht auf die neue § 242 if. vorge^ 
tragene Xvaig. Die scheinbaren Widersprliclie zu friilieren Aufierungen, die M e s k 
S. 7 hervorhebt, erledigen sick damit. 

3) Vgl. Xenopkoii 12, 5. 

4) VIII 103. 111. IX 40, Diimmler II 159. Wilamowitz zu Euri- 
pides’ Herakles 66. 



170 


Paul W en dland 


diesen Standpunkt nicht billigst. Icli will vielmelir von unserer 
Beratnng reden. Ernst kann icli die nickt iiehmen, darum beant- 
worte ick deine eigentliche Erage nicbt. Ich ckarakterisire lieber 
deine Rede als nur scheinbar einfack und leickt ver- 
standlickj fiir alle tiefer Dringenden vielmehr 
sckwierig und pr oblematis chj voll von Historie und Philo- 
sopliie, voll von Buiitkeit und Trug (ipsvdokoyL<x\ freilick 
einem erziekerisch wirksamen Truge, Diese meine Ent- 
kiillung ist dir vermutlick nicht lieb ; denn der Rukm deiner Rede 
wird gemindertj indem ick den Leuten den Sckliissel zu ikrem 
Verstandnis gebe und sie sick nun nickt mekr den Kopf zer- 
brecken. Du meinst wokl deinem Rukm zu d.ienen, wenn du 
deine Absickt mbglickst gekeimkalt st; ick meine im Ge- 
genteil, du tkust am besten, sie alien, vor allem aber den Spar- 
tanern zu entkullen (242 — 249). Hatte man ihnen deine Rede 
okne meinen Kommentar vorgelegt, milBten sie dick kassen. Nun 
werden zwar die meisten Spartaner bleiben wie sie sind und von 
deinen Reden liberkaupt keine Notiz nekmen; die Gebildeten 
aber werden dock das Lob aufzufinden wissen, werden sick auck 
deiner friikeren Lobsprliche erinnern und mit altem Stolze von 
der Eroberung der Peloponnes von den Kampfen gegen Argos und 
Messene xeden, sick ihrer Autonomie, ikrer Hegemonie im Perser- 
kriege^), ihrer frukerenUnbesiegbarkeit unter Elikrung der Kbnige'^) 
riikmen. All die Thaten aber erscheinen als Beweise von Tapfer- 
keit und 6^6voia (o. S. 168^), wie es denn auck in Sparta Aufrukr 
Oder VerfassungsweckseP) nie gegeben kat (260—259). 

Dein Rukm, so sckon gro6 genug, wird unsterblick werden; 
denn du hast beide gelobt, die einen •'(die Spartaner) nack der vul- 
garen Meinung, die andern nack dem Mafistabe der (philosophiscken) 


1) Vgl. 0. S. 163-’. 

2) 253 i^sL^rj narsiSov tcig utoXsis Tag avxcbv ccSo^ovg %al ^i%Qas nccl TtoX- 
Xmv ivdsscg o^irag, ziehen sie in die Peloponnes; ebenso VII 7 (gemeint ist die 
dorische Tetrapolis). Vgl. auch Pli. 145. — Die Darstellung des Archidamos 
(17 ff. 70) von der Eroberung wird bier in Antithese zur friilieren Bebandlung im 
Pan. ( 0 . S. 147^. 165) erneuert, 

3) Die war friiher im Pan. iibergangen. 

4) Das war offenbar ein alter stehender Eubmestitel in den Verberrlicbung 
Spartas (VI 111). Er wird weiter gefiibrt, obgleich die Ausnalimen, aiif die an- 
gespielt wird (257), ihn illusoriscb machen. 

5) Die mit revolutionaren Bewegimgen verbundenen Ubel werden in be- 

bannten stereotypen Wendungen ((sg)ayc(t\ (pvyac — aito^OTCccC ^ yfjg ocvcc- 

Sccc^og) aufgefiibrt (259). Vgl. Platos Gesetze 684 E 736 0. 


Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jabrkunderts. 171 

WahrlLeit. loh rate dir nun, die Rede keineswegs zu vernichten, 
woM aber sie zu publiciren, indem du alle iiber sie gefiihrten Ge- 
spracbe hinzufugst. — Mit diesem Vorschlage fand er stllrmiscbeu 
Beifall ; aucb icb spracb ihm meine Anerkennung aus, auBerte mich 
aber gar nicbt dariiber , ob er den Sinn meiner Rede getrofPen 
habe oder nicbt (260 — 26B). 

Der ScbluBteil mit seiner feinen sokratiscben Selbstironie ge- 
bort zu dem Anziebendsten , was Isokrates je gescbrieben bat. 
Nacb Blafi freilicb w&e das Heimlicbtbun dieses Teiles nicbts als 
ziemlicb eitle Spielerei. Indem er den Greis nicbt mebr ernst 
nimmt, fragt er gar nicbt danacb, welcbes denn die Motive der 
Verblillung sind und wo in dem Bucbe die Zweideutigkeit der 
Rede und die padagogiscb berecbnete Pseudologie zu finden sind 
und ob wir nocb die Ratsel, die Isokrates seinen Lesern aufge- 
geben baben will, zu losen vermogen. Er verschmabt den von 
Isokrates selbst dargereicbten Scbliissel, der ibm den Zugang zum 
Verstandnis hatte offnen konnen. Und doch kommt erder Wabr- 
heit ganz nabe, wenn er einmal bemerkt, der Pan. sei in mancber 
Beziebung ein Xdyos s^xrjjiccTL^fjievog. Scbade, daB er den Gedanken 
nicbt verfolgt bat! Die Idealbilder des Agamemnon (vielleicbt 
aucb des Tbeseus) und der von panbelleniscber Gesinnung und 
Humanitat getragenen Politik Athens sind der Spiegel, in dem 
Pbilipp sein besseres Icb und seine bobere Mission wiederfinden 
soil, die egoistiscbe Macbtpolitik Spartas das warnende Scbreck- 
bild, in dem freilicb der grofie Realpolitiker die wabren Ziige 
seines Wesens leicbter erkennen konnte als in jenen kiilmen 
Pbantasiebildern. Und das verklarte Altatben ist das Vorbild, 
an dem das Atben seiner Zeit seine Fehler und seine Entartong 
ermessen sollte. Mit vollem Rechte konnte Isokrates § 271 den 
Pan. unter die Lehrscbriften recbnen und in Gegensatz zu epi- 
deiktiscben Reden stellen. 

Im 1. wie im 3. Bucbe der aristotelischen Rbetorik ist wort- 
licb ubereinstimmend ein Abscbnitt iiber den Mccivog iiberliefert, 
in dem sicb eine beacbtenswerte Ausfiibrung iiber die Verwandt- 
scbaft von STcaivog und 0v^^ovXaL findet ^). Die Ratscblage, beiBt 


1) I 9 p. 1367 b 36 — 1368 a 10 und, mit dem ganzen Abscbnitt, in den Hss. 
iiberliefert III 16 binter p. 1416 b 29. Es ist verkebrt , dafi die Editoren die 
Doublette im 3. Bucbe auslassen ; sie stellen sicb ja sonst verniinftiger Weise 
nicbt das Ziel, den ecbten Aristoteles zu rekonstruiren. Zusammenbang vermiSt 
man an beiden Stellen. Derselbe Redactor, der mebrere Scbriften zu 3 Biicbern 
zusammenordnete und tfbergange interpolirte, fand offenbar ein mit Anmerkuugen, 
Bandnoten, Doubletten, dem naturlicben Erzeugnis der Wiederbolung der Yorle- 



172 


Paul Wendland, 


es, lassen sicli leicht in Lobreden umsetzen. Dieselben Tbaten 
mxd Eigenscbaften , zn denen man ermuntert, kann man im 
sTtdLVog als realisirt darstellen, Darum frage dick bei der Lobrede, 
wozu du wokl maknen, bei der Makming, was dn wokl loben 
wurdest. — Das ist wirklich die von Isokrates reicklich ange- 
wendete Tecknik; nnd wenn Aristoteles die Tkeorie erlautert, 
indem er einen Satz des isokratiscken Euagoras aus Lobrede in 
Ermaknung umsetzt ^)5 darf man ikm die Erkenntnis zutrauen, daB 
der Euagoras wie andere Enkomien des Isokrates anck symbu- 
lentiscke Ziele verfolgt. Ja vielleicht diirfen wir nock einen 
Sckritt weiter geken nnd bei dem bekannten Verkaltnis von 
Aristoteles zu isokratiscker Lekre die ganze Erorterung der Be- 
ziekungen von Lob- and Maknrede anf die Doktrin des Isokrates zu- 
riickfukren. Meint dock dessen Sckiller im Pan. (236), der Meister 
wolle sie mit der Ratselrede auf die Probe stellen, ob sie pkilo- 
sopkiren, seiner Scknllekren gedenken und die Art der Rede zu 
erkennen wiifiten. Die Worte finden ikre natlirlickste Erkl&nng 
durck die Annakme, da6 sckon Isokrates Verwandtsckaft und Um- 
setzung von Lob- nnd Maknrede erortert kat ; was eigentlick sckon 
nnnmganglick war, wenn er nack seiner Grewoknkeit seine Reden 
in der Scknle besprack. 

Die Rede ist erziekeriscke Psendologie (o. S. 171), d. k. der 
Antor weifi, wie frei nnd wiUkiirlick er mit dem GresckicktsstojflP ge- 
sckaltet kat (o. S.161.161.165); er sagt das ganz offen und wartet 
nickt erst, bis die G-egner ikm die Widersprllcke gegen frlikere Ans- 
fiikrnngen vorrltcken. Isokrates bekennt sick ofter zn dem be- 
denklicken Grnndsatze : Der Geschicktsstoff ist gegeben, der Antor 
muB ikn nur nack seinen Zwecken gestalten nnd modeln nnd 
wenden. Ganz nack diesem Grnndsatze ist der Pan. gesckrieben. 
Diese GesckicktsdarsteUnng ist Mittel znm Zweck, darnm durckweg 
snbjektiv und tendenzios, ein Abbild der Pratensionen und Wiinscke 
der Gegenwart. Wir miissens Isokrates kock anrecknen, daB er 
diese Tecknik gelegentlick offen nnd ekrlick darlegt, nnd kaben 
gar keinen Grnnd, nns sekr erhaben iiber diese Metkode zn dlinken.. 


sungen, versehenes Manuscript des Aristoteles vor. Er kat das Material unge- 
sckickt eingeordnet. Die Unordnung ist seine Sckuld, wenn man will sein Yer- 
dienst. Yon tlbergangen abgeseken, kat er nickt starker eingreifen wollen. Daker- 
ist das Material, auck wenns am unreckten Platze stekt, eckt wie in Platos 
Gesetzen. 

1) Ick verweise auf Y a k 1 e n s griindlicke Bespreckung der Stelle, S. A. B. 
1902 S. 190, mbckte aber bemerken, dak es sick nickt nur urn den stilistisckeu' 
Untersckied yon Lobrede und Ermaknung kandelt. 


Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jalirhunderts. 173 

Denn solche GreschiclitsmaclLerei ist mit groberen und feineren 
Niiancen auch in unserer Zeit am Werk. Verfasser von Schul- 
bilcliern, die die GrescMchte chauvinistisch oder frommelnd zu- 
recMstutzen — ausgestorben sind sie auch bei uns nicht — , die 
Romantiker mit ihren typischen G-eschichtsbildern , praktische 
Politiker, die dilettirend in historische Exkurse abschweifen, ’ die 
Ebers und Dahn, die Nationalbkonomen , die ihre Zerrbilder der 
Greschichte rechtfertigten mit den schonen Theorieen einer neuen 
paradigmatischen Geschichtsschreibung oder einer Konstruktion 
der Vergangenheit als Eolie und Kontrast zum modernen Wirt- 
schaftsleben — sie alle sind bewafit oder unbewufit von ahnlichen 
Motiven wie Isokrates geleitet. Und auch der X6yoq 
TLGi^svog, in dem die tendenziose Gesckichtschreibung ihren kon- 
sequentesten und bewuBt kunstlerischen Ausdruck findet, hat sick 
oft als ein bewahrtes, in gewissen Zeitverhaltnissen als das einzig 
mogliche Mittel politischer Propaganda erwiesen. Ich erinnere an 
Platos Kritias, an die romische Cato-Litteratur, an antike und mo- 
derne Staatsromane, an Er. D. StrauB’ Romantiker auf dem Thron 
der Casaren, an Kleists Hermannsschlacht, an die Art, wie Demo- 
sthenische Staatsreden durch Niebuhrs und Jakobs’ XJbersetzungen 
einst zu Adyot B6%riiia%i0iiivoi erhoben warden. 

So ist auch flir Isokrates die figurirte Rede die Eorm, in der 
aUein 342 sich das Programm des Ph. wiederholen, in der allein 
voUends 339 seine Hoffnungen auf den Konig, mit dem Athen im 
Kriege lag, angedeutet werden konnten. GroJBe Teile der Rede 
mufiten dem, der die Eiguration nicht erkannte, anstoJBig und 
auffallend sein. So hat der Autor am Schlusse den Schleier ge- 
hoben, aber mit Huger Berechnung sich auf vorsichtige Andeu- 
tungen beschrankt. Die Richtung, in der die wahre Deutung zu 
suchen ist, weist der Schuler, der Meister halt sein Urteil iiber 
die Auffassung des Schulers vbllig zuriick (o. S. 171) ^). DaB nun 
die Schlauen sich, um hinter die Geheimnisse seines Buches zu 
kommen, die Kopfe zerbrechen warden, schmeichelt seiner Eitelkeit. 
Wenn aber die boshaften Neider ihm die Konspiration mit dem 
Eeinde Athens vorhielten, so konnte er die Hypothese seines 
Schulers desavouiren 


1) Daraus ergibt sich, daB der SchluBteil im Ganzen Fiktion ist, Schulge- 
sprache iiber den Pan. haben sicher stattgefiinden ; aber die Eolie des klugen 
Schulers, der uns vortragt was Isokrates selbst zum Verstiludnis der Bede sagen 
will, ist erdicbtet. Also darf auch die Charakteristik des Schulers (Pan. 200. 229), 
der, gewiB zum Teil nach lebenden Mustern, konstruirt ist, wie ihn Isokrates 



174 


Paul W endland, 


Einer Erklarung bedarf nodi das Problem, warum denn der 
listen- tind erfindnngsreicbe REetor neben andern Verkleidungen 
die Antithese Athen- Sparta zur Darlegung seiner politischen 
Plane gewablt bat. Oder ich miiS vielmehr nacb den Grrundsatzen 
meiner Interpretation die Doppelfrage stellen: Was hat ihn 342 
zn seiner antispartanischen Haltung bestimmt, was 339 veranlaBt, 
diesen Standpnnkt zu mildern und fast znr iickzunehmen ? 343/2 
verhandelte Philipp nnd Athen gleichzeitig mit den peloponne- 
sischen Staaten. Es kam auch zu einem Blindnis Athens mit 
andem peloponnesischen Staaten und mit Messene^), Wahrend 
Sparta grollend abseits stand und sein Gregensatz gegen Athen 
sich verscbarfte, schien sich den Eriedensfreunden die Aussicht 
auf einen grofien Bund Philipps, Athens, der Peloponnesier zu 
bieten Die Kriegspartei wollte, weil sie in Philipps Entgegen- 
fcommen nur vorlibergehende Berechnung sah, Sparta erhalten und 
AnschluB beim Perser suchen (o. S. 164). 

Es ist verstandlich, dafi in dieser Situation Isokrates den HaB 
gegen Sparta schiirt. Der Staat, dessen Tugenden und muster- 
hafte Einrichtungen , dessen glorreiche Greschichte er friiher ge- 
priesen hatte, ist ihm nun der Trager einer brutal egoistischen 
Machtpolitik , in Verfassung und Kultur ruckstandig. Hatte er 
friiher Spartas Eechtstitel auf Messene anerkannt und besonders 
im Archidamos ausfiihrlich entwickelt, so schiebt er jetzt aUe 
diese Rechtsansprliche (fiktiv sind sie ja freilich, aber das kommt 
flir einen Isokrates nicht in Erage) bei Seite und lafit das Rauber- 
volk ebenso unrechtmaBig Messenien unterjochen, wie es unrecht- 
maBig in die Peloponnes eingedrungen war. Neu war ja der 
Standpnnkt nicht. Schon im 5. Jahrh. hat Athen Spartas Recht 
auf Messenien bestritten, seit der Neugriindung im J. 366 sich 
seiner oft angenommen, die Rechtsfrage war oft genug diskutirt 
worden. Der Standpnnkt des Pan. in dieser Erage ist das strikte 
Gegenteil der Haltung, die Isokrates 365 im Archidamos ein- 
nimmt; er ist jetzt in Harmonic mit seinem damaligen Gregner 
Alkidamas. 


braucht, nicht kombinirt werden mit dem Bilde des oder, besser gesagt, der Ver- 
fasser lakonisirender Schriften', die in der Parallelisirung der TtoUtsi^cci beriick- 
sichtigt werden. 

1) von Scala, Verhandlungen der 43. Philologenversammlung 1895 S. 174. 
Ich lege hier und im Folgenden das Quellenmaterial nicht vor, da fast alles in 
Stavenhagens Dissertation sorgsam gesammelt ist. 

2) StavenhagenS. 40ff. 


Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jabrliunderts. 175 

Die . Wiederaufnalime der Arbeit nacli dreijahriger Unter- 
brecKung und die inzwiscben veranderte politische Situation hat, 
wie zum Teil schon ausgefuhrt wurde (o. S. 162), zu einer Ver- 
schiebung des Themas und zu einer Anderung des Standpunktes 
geflihrt. 339 im offenen Kriegszustande mit Philipp konnte die 
Darstellung nicht ’mehr auf den panhellenischen Gredanken und 
auf seine Realisirung durch Philipp zugespitzt werden. Die pan- 
hellenische Begeisterung war niedergeschlagen und die Lust zu 
panegyrischer Verherrlichung Athens, das durch die Kriegser- 
klarung dem Idealisten die argste Enttauschung bereitet hatte, 
sicker gedampft. So wird das Thema iibergeleitet auf das mehr 
akademische Problem der Vergleichung der Yerfassxmgen. Die 
Stbrungen, die dieser Wechsel mit sick bringt, sind bereits he- 
handelt worden. Es wandelt sick aber auck die Aujffassung athe- 
niscker Gesckickte. Der Preis gilt jetzt nur nock Altathen und 
am meisten den friihesten Zeiten. Piir die Gregenwart gilt es, 
BuBpredigt und Reformprogramm der fiinfziger Jahre zu erneuern. 
Darum wird die Apologie atkeniscker Seeherrsckaft, die der erste 
Hauptteil des Pan. im AnsckluB an den P. entwickelt hatte, ver- 
lassen ; und wahrend Isokrates noch im ersten Teile Athens 
Ekrenschild auf der Eolie spartanischer Grreuel in ungetriibtem 
Grlanze erstrahlen laBt und einige Flecken aus der Zeit des 
zweiten Seebundes von epidemischer Infektion Spartas kerleitet, 
ist jetzt im zweiten Teile die Demokratie schon frlik und spontan 
ausgeartet, ist durch die Seeherrsckaft zuchtlos und corrumpirt 
worden. 

Der HaB gegen Sparta, das, von Philipp und Alexander ganz 
als quantity negligeable behandelt, eher bemitleidungswUrdig war,^ 
war offenbar auch verraucht, imd Isokrates erkannte das Einseitige. 
seiner aus vorubergehender Situation erzeugten Erbitterung (s. 
65. 95). So wird jetzt die fruhere Auffassung genuldert, in den 
Doubletten werden manche fruhere Spitzen abgebrochen ; Vor- 
wiirfe, die friiher gegen Sparta ■* allein gerichtet waren, werden 
jetzt gegen beide Staaten erhoben, Eine weitere MaBigung und 
Milderung bringt dann der SchluBteil, der zugleich die infolge der 
verschiedenen Anlasse und Zeiten ihrer Entstehung etwas ausein- 
ander fallenden Teile des Notbaus unter ein Dach bringen und 
iiberhaupt Isokrates’ widersprechende Beurteilungen Spartas in 
verschiedenen Reden harmonistisch vereinigen will. Das wird 
fertig gebracht, indem zwei Standpunkte der BeurteUung Spartas 
unter schieden werden, die vulgare 86ia und das hohere Wahr- 

Egl. Ges. d. Wies. Nachrichten. Phil.-liist. Klasse. 1910. Heft 2. 12 



17a 


Paul Wendland 


heitsstreben (261) ^). Nach. vulgarer Meinung gilt die Ttleovslia^ 
wenn aach nicht im privaten, so dock im politischen Leben fiir 
erlaabt and berecktigt, der Besitz der Mackt als das kbckste Grut ^). 
Von diesem Standpunkt aus ersckeint der staatlicke Macktegoismns, 
wie ikn Sparta verkorpert, als normal und lobenswert, wakrend 
er nack kokerem sittlicken MaBstabe eine Unmoral ist (242 ff.). 
Die sick zu dieser Auffassung des Staates als Mackt bekennen, 
werden also alle Tkaten Spartas, in denen Isokrates sittlicke 
Flecken und Makel erkennt^ in Rukmestitel Spartas wandeln (242, 
251), und das tkut der Lakonist, die vulg&e friiker auck von 
Isokrates vertretene AufPassung erneuernd, § 262—259, und er 
meint, Isokrates selbst kabe doppelsinnig in den Tadel das Lob 
versteckt (239. 240. 261 ff.). Modern ausgedriickt , konnte man 
sagen, dafi in den beiden typiscken Bildern der Antithese Atken- 
Sparta der Gegensatz vonWeltbiirgertum^) und Nationalstaat zum 
Ausdruck kommt nnd daB der Gegensatz dieser Tendenzen eine 
gesckicktlicke Notwendigkeit ist, weil beide berecktigt sind. Die 
Antitkese jener doppelten Moral begegnet sckon 46. 183. 187. 197. 
198, und 117. 118 stellt Isokrates selbst sick auf den Standpunkt 
der niederen Moral, urn Atkenzu recktfertigen; aus der Verteilung 
der Stellen darf man vermuten, daB ikm im zweiten Hauptteile 
sckon die des SchluBteiles und seine Tkeorie doppelter Moral 
vorgesckwebt kat. 

Die Anlasse zur Abfassung des zweiten Teiles, zur Wakl des 
neuen Tkemas, der Vergleickung der Verfassungen, lassen sick nur 
vermuten. DaB eine lakonisirende Sckrift den neuen AnstoB ge- 
geben kat, ist wakrsckeinlick ^). LieBe sie sick nackweisen, so 
wiirden wir klarer seken. Aber die bisherigen Versucke sind 
miBlungen. DaB Isokrates Xenopkons Sckrift bekampfte, ist aus- 


1) Vgl. 271. Isokrates meidet die scharfe Antithese weil er 

selbst oft die So^cc (und das das ins zweite Glied aufgenommen ist), 

als das dem Menschen allein Mogliche hezeichnet; s. Reinhardt, De Isocratis 
aemulis, Bonn 1873 S. 36. 37. 

2) Die private Pleonexie bektopft Isokrates oft, die politische z. B. YIII 
17. 28 ff, wo er aber einen sittlich idealisirten Begriff der Pleonexie anerkennt 
(vgl, 1124. Ill 2. XV 281). Als Grundsatz Spartas begegnet sie Pb. 148. Pan. 55 
{VI 85). Dafi die Pleonexie vulgarer Grundsatz privater und staatlicber Moral 
ist, hebt er ofter bervor. 

3) 213 : Sparta bandelt dem zuwider, was Hellenen und Barbaren als recbt 
erkennen. 

4) S, S. 162. 163. §177 (paaCv weist auf Quellen. 155. 182 ff. (110. 111. 

152) hat Isokrates bestimmte Gegner im Auge. 



Beitrage zur athenisclien Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 177 

gescUossen; . sie liegt zu weit zuriick und die Beriiliriiiigen be- 
treffen niir Ptmkte, die znr allgemeinen Topik der Lobreden 
Spartas geboren^). Ebenso vage sind die oft miBbrancliten An- 
klange an Plato oder Aristoteles, die den Hanptzweck des Pan. 
anf keinen Fall erklaren konnen. Ephoros differirt sogar mebr- 
facb von den Anscbauungen, die Isokrates bekampft. Sicher war 
es eine gerade aktnelle Schrift, die dem Isokrates den erwiinscbten 
AnlaB gabj zn dieser mebr akademiscben Debatte liberzugeben* 
Aber sicber bat er in der Behandlung eines Problemes , das er 
bfter in semen Reden beriibrt, zweifellos griindlich durcbdacbt 
nnd in der Scbule diskutirt batte, sicb nicbt an eine einzige Vor- 
lage angescblossen. DaB der Pau. wirklicb mit den Scbiilern be- 
sprocben ist, diirfen wir Isokrates glauben, Und es liegt gar 
kein Grand vor, den Lakonisten, der bei der Gelegenbeit zn 
"Worte kam, mit den im zweiten Hanptteile bekampft en lakoni- 
sirenden Gegnern gleicbzusetzen oder gar nnter den Sopbisten der 
Vorrede zu sncben. Die Interpretation des zweiten Teiles hat 
sicb also daranf zu bescbranken, den Standpunkt der lakonisirenden 
Gegner aus der uns erbaltenen verwandten Litteratar zu erlautern. 
Mancbe personlicbe Spitzen entgeben uns, da wir diese Gegner 
nicbt benennen konnen. Mancbes warden wir gewiB scbarfer ver- 
steben konnen, wenn wir von Athens Beziebungen zu dem formell 
ibm verbiindeten Sparta mebr wiiBten. DaB in der Zeit der am- 
pbiktioniscben Wirren, angesicbts der Aussicbt, den Krieg bald 
im eigenen Lande zu baben , Isokrates eine Abschwacbung der 
Polemik mit Sparta, auf das Atben angewiesen war, notwendig 
fand, ist begreiflicb. 


III. 

Icb muB nocb auf Ep. 8 des Isokrates eingeben. Dieser viel 
umstrittene und so verscbieden beurteilte Brief will nacb der 
Scblacbt bei Cbaronea (Aug. 338) und dem etwa zwei Monate 
spater erfolgten Priedensscblusse verfaBt sein. WabrendWila- 
mowitz die Unecbtbeit flir ausgemacbt bait, ist es E. Meyer 
nicbt verstandlicb, wie man den Brief flir gefalscbt bat erklaren 


1) Das Auffallendste ist, dafi 215 wie bei Xenopbon 3, 1 die „Autononiie“ 
der Knaben erwabnt wird, im Pan. mit tadeluder Xiiance. 

2) S. A. B. 1909 S. 766b Aucb Beloch neigt zur Anuabme der Ecbtheit 
(S. 509. 574). Die gesamte neuere Litteratur zu der Frage findet man verzeicbnet 
bei Woyte S. 9 und in Miinschers Einleitung zu den Ausgewahlten Eeden 
des Isokrates S. 13. 



178 


Paul Wendland 


konnen. TTnbegreifiich ist mir das nicht. Denn wenn aucli nacli 
meiner Uberxeugung nur ein beacbtenswertes Argument gegen die 
Ecbtheit vorgebracbt ist, und zwar von W il am o wi t z , so bekenne 
icb dock offen, dab ich mit diesem Argument nicht so leicbt fertig 
werde, wxe z. B. von Hagen. Die gesamte oft zusammenge- 
stellte antike Tradition lafit Isokrates aus Hummer freiwillig nacli 
der Schlacht von] Cbaronea' sterben. Und mit dieser Tradition 
verbunden treten Zeugnisse von zwei Zeitgenossen des Isokrates 
auf, seines Adoptivsobnes Apbareus und des Demetrios von Pba- 
leron, er sei durcb Nabrungsenthaltung, die er 9 oder 4 Tage er- 
tragen babe, gestorben^). Zur ricbtigen Beurteilung dieser Tra- 
dition scbeinen mir zwei Momente von Bedeutung. Das erste kat 
scbon Wilamowitz bervorgehoben. Die Angabe von 4 oder 9 
Tagen war urspriinglicb in keine Bezieknng zu einem festen Punkte 
gesetzt. Daber variiren die Viten, indem bald der EntscbluB zu 
sterben sofort auf die erste Kunde von der Scblacbt gefafit wird, 
bald der Tod sebr viel spater (bei der Bestattung der Gefallenen) 
erfolgt. Zweitens gestatten die Zeugnisse einen Zweifel daran, 
ob die Motivirung des Todes mit dem Hummer scbon bei Apbareus 
oder Demetrios zu lesen war. Icb recbne mit der Moglicbkeit, 
dafi Isokrates seiner im Pan. erwabnten Krankbeit wegen sicb der 
Habrung entbalten und dadurcb den Tod bescbleunigt bat. Die 
Motivirung balte icb fiir psycbologiscb unwabrscbeinlicb. Darum 
babe icb Bedenken, sie auf Apbareus zurlickzufiibren ; denn Blafi’ 
Auskunft, Apbareus babe wider besseres Wissen das patriotiscbe 
Motiv zu Ebren seines Adoptivvaters erfunden, ist ungliicWicb 
(u. S. 180). Die Erfindung ist etwas spater. Und daB Dionys sie 
kennt, ist kein Beweis gegen die Echtbeit des Briefes. Die Gram- 
matiker, denen er folgt, konnen den Widersprucb zwiscben ibrer 
Tradition vom Tode und dem Datum des Briefes leicbt iiberseben 
baben, da die Datirung des Briefes nur zu erscblieBen ist aus 
Andeutungen, die aucb von Neueren ofter miBdeutet sind^). 

Das Pecbt, jene Moglicbkeit ganz ernstbaft zu erwagen, 
^griinde icb auf die Interpretation des Briefes. Wie die Sj^rache 
und der StiP), so scbeint mir der Inbalt durcbaus fiir die Ecbt- 

1 ) &'jto%cCQT;sQ itslsvtriasv, mg (isv ^ruirftQidg (priGiv, d' '^iJiSQCcs, ^9 

Ag}(XQSvg, d (diese Anderung statt id halte ich mit Wilamowitz nach den Parallel- 
stellen fur absolut notwendig) S. 258, 45 Westermann. 

2) Ich erinnere nur daran , daB K o p p vor gar nicht so langer Zeit den 
Brief seltsamer Weise ins J. B46 gesetzt hat. 

3} Die ganze sprachliche Beweisfiihrung W o y t e s bedarf einer grimdlichen 
Eevision. Die Art, wie er mit singularen Wortern und Wendungen argumentirt, 



Beitrage zur athenischen Politik uud Publicistik des vierten Jahrkunderts, 179 

heit zu sprechen : Isokrates hat schon mit Antipater iiber das 
gemeinsame Interesse Athens und Philipps verhandelt, toII aber 
anch noch brieflich Philipp mitteilen, was er nach erreichtem 
Frieden nach seiner Meinung zu thun hat. Es ist der alte Ge- 
danke des Ph., dessen Inhalt hier rekapitulirt wird ahnlich wie 
im Ph. der Inhalt von P. und Ep, 1. Damals hat Isokrates zu 
freundlicher Verstandigung (Ttsod'eiv)^) geraten. Die Zeiten sind 
anders geworden. Jetzt sind die Griechen durch den Kampf zur 
Raison gebracht und dem Gedanken Philipps, dafi sie die Bruder- 
fehden aufgehen und nach Asien ziehen sollen, zuganglich. Oft 
wird Isokrates gefragt, ob der Gedanke von ihm ausgegangen sei 
Oder ob er nur die Idee des Philippos aufgenornmen habe. Genau 
weifi er das zwar nicht, schreibt aber gern dem Kbnige den Plan, 
sich selbst nur das Verdienst der Beratung zu^). Er hbrt dann 
von jenen Eragern den dringenden Wunsch geauBert, Philipp 
moge bei dem so heilsamen und zeitgemaBen Plane beharren (1—3). 

Gem trUge der Redner, ware er nicht schon ganz alters- 
schwach^), mlindlich seinen Rat vor; nun kann er Philipp nur brief- 
lich bitten, nicht abzustehen, bis er diese Thaten vollendet habe (vgl. 
Ph. 70). Wird maBloses Streben auch sonst verworfen, so ziemt 
doch dem grofien Manne unersattliches Verlangen nach Ruhm 
(Ph. 135, 0 . S. 132. 133). Und den wirst du erlangen, wenn du 
die Barbaren den Griechen unterwirfst und den Konig, der sich 
den Namen des GroBen anmaBt (o. S. 132^), deinem Willen ge- 
fiigig machst. Dann bleibt dir nichts mehr iibrig als Gott zu 
werden ^). In deiner jetzigen Machtstellung das zu erreichen, ist 
eine leichtere Aufgabe als die bisherige Konsolidirung deiner 


St, wo es sich nicht urn Idiotismen handelt, anfechtbar, die speciell gegen Ep. 3 
geltend gemachten sprachlichen Griinde ehenso schwach, wie die sachlichen ver- 
kehrt oder kurzsichtig. Ich schlage eine beliehige Seite des Index Isocrateus auf 
(S. 99) und finde 9 &7ta^ Xsyofisvcc. Was abweicht, ist W o y t e Beweis der IJn- 
echtheit, aber auch was ubereinstimmt, indem dies als Imitation aufgefafit wird. 

1) § 2 = Ph. 30 (o. S. 130), 7cav0a^ivov5 rfjg ficcvLCcg )iccl xfig ^Isovsliccg 
vgl. Ph. 88. 9. Die kurzen Andeutungen geniigen dem Greise, weil der Konig ja 
alles andere im Ph. nachlesen kann. 

2) Ph. 15 wird das empfohlen ; aber schon in Ep. 2 und im Pan. 

zweifelt Isokrates, ob Philipp seinZiel ohneZwang erreichen wirdXo. S. 137. 148). 

3) Vgl. die oben S. 133. 151 behandelten Stellen, an denen Isokrates liber 
seine Eolle als Ratgeber spricht. 

4) § 4 TtavrdcTtciGiv aTtsLQTjKcogy der starkste Ausdruck, den Isokrates je von 
seiner Altersschwache gebraucht hat (Pan. 268 fehlt das Adverb) ; vgl. § 6. 

5) Ahnlich schon Ph. 142 ff., 134, vgl. E. Meyer , Kl. Schriften S. 303 mid 
Pan. 260. 



180 


Paul W endland, 


Macht^). Icli habe rneinem Alter flir das eine zn danken, daB es 
mick so lange am Leben erkielt, daB ick die Gredanken des P. und 
des Ph. teils sckon jetzt durcli deine Thaten sick verwirklicken 
sekO; teils von der Zukunft die Erflillnng sicker erwarten darf 
(4-6). 

Die Art und Piille der isokratiscken Anklange empfieklt 
durckaus die Erklarung, daB Isokrates selbst sick frei in ge- 
woknten Gedankengargen und Redewendnngen kewegt. Starker 
nock sprickt fur die Ecktkeit, daB der Brief in die Situation vor- 
trefflick pafit, einen Takt, eine Diskretion und gewisse diplomatiscke 
Kunstgriffe zeigt, die wir ganz aknlick in dem biskerigen Ver- 
kalten des Eedners zu Pkilippos beobacktet kaben. Auch kier 
befolgt er die Taktik, seine Gedanken und Wiinscke okne weiteres 
dem Pkilipp zuzusckreiben (§ 2) , und er sckildert sekr gesckickt, 
wie die andem zur Erfiillung des panhelleniscken Programmes 
drangen (§3), wakrend es in Wakrkeit ikm darum zu thxm ist, 
Pkilippos zu treiben. Ob ein Falscker solcke eckt isokratiscke 
Eeinkeiten getroffen katte, scheint mir sekr zweifelkaft. 

1st es nun von vornkerein undenkbar. daB Isokrates nack dem 
Eriedensschlusse diesen Brief babe schreiben kdnnen? Pkilipp 
katte den Atkenern unerwartet giinstige Bedingungen bewilligt, 
die Atkener katten ikm zum Dank ein Standkild erricktet und 
das Blirgerreckt verlieken. Mufite Isokrates nickt nack diesen 
Vorgangen, die die Panik, die unmittelbar nack der Scklackt aus- 
gebrocken war, vergessen mackten, sick wieder koifnungsvoUer 
Stimmung kingeben? Konnte er nickt mit vollem Rechte jetzt 
die Ausfiikrung seines pankelleniscken Gedanken erkoffen? War 
es so verkekrt, wenn er jetzt den reckten Zeitpunkt fiir gekommen 
kielt (§2)? Die Einkeit, d. k. die von ikm geforderte Vorbe- 
dingung des Nationalkrieges, war jetzt kergestellt (§ 2), ihre reckt- 
licke Feststellung in Korinth stand bevor. Dnd er konnte mit 
gutem Grunde koffen und wiinscken, daB dies gemeinsame Dnter- 
nekmen die Wunden keilen werde, die bei Ckaronea gescklagen 
waren. Diese Hoffinung ist, meine ick, die notwendige Consequenz 
der frukeren Politik des Isokrates, und der Brief liegt ganz in 
der Eortsetzung der Linie, die vom P. zum Pk. und Pan. fukrt. 
Nur wer die ganze Politik des Isokrates als antinational meint 
verwerfen zu mixssen, kann unsern Brief unpatriotisck nennen. 
Aber gerade bei diesem Standpunkte lage dann gar kein Grund 
mehr vor, die Ecktkeit des Briefes wegen seines Mangels an 


}) Ahnlich Ph. 115, eine Stelle, die Dem. IX 21 zu benutzeu scheint. 


Beitrage zur athenischen Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 181 

patriotischer Empfindung zn bezweifeln. Aber viel wicbtiger als 
moderne Werturteile iiber Isokrates^ politische Gesinnung ist 
dock fiir das Problem die Prage, ob Isokrates selbst, wenn er 
diesen Brief schrieb , sick als guten atienischen Patrioten fiiklen 
konnte. Ware diese Erage zu verneinen, so wiirde auck ick zur 
Annakme einer Falsckung neigen. Aber nur MiBverstandnis des 
Ethos des Briefes kat den Eindruck vaterlandsloser Gresinnung er- 
zeugt. Nickt den Tag von Ckaronea erlebt zu haben, freut sick 
der Verfasser des Briefes ^). Er erwaknt nur die Tkatsache, daU 
durck den Kampf die Griecken zur Aufgabe ihrer Pekden ge- 
zwungen , fiir den pankellenischen Gedanken zuganglick und ge- 
fiigig gemackt sind. Wenn Isokrates die Worte geschrieben kat, 
so hat er dabei den Kummer darliber, daB der Weg des Zwanges 
zur d^6voLa geflihrt kat, tief empfinden konnen. Da die voUendete 
Tkatsacke vorlag und gute Beziekungen zu Philipp gewonnen 
waren, katte er gar keinen AnlaB, seinen Kummer vor Pkilipp 
auszusckiitten und damit die Contr over sen iiber die Verteilurg der 
Sckuld wieder aufzurlihren. Die aufricktige und tief empfundene 
Freude des alten Mannes, der den Tod nahe fiihlt, gilt der ge- 
sickerten Aussickt der Erflillung seines pankellenischen Gedankens, 
der Seknsuckt seiner Jugend und seines ganzen Lebens. Die Aus- 
fiihrung dieses Planes ist ikm oflPenbar das Mittel, die alte Sckuld, 
die Reste der Verbitterung und Verstimmung, endlick auck die 
traurige Erinnerung an Ckaronea auszuloschen. Das Ethos und 
die Psyckologie des Briefes mirden auck bei der Annakme einer 
unmittelbar nack den Ereignissen erfolgten Falsckung eine un- 
glaublick feine Berechnung voraussetzen. 

Nun fallt aber auck vom Pan. aus neues Lickt auf unsern 
Brief. Isokrates hat es fertig gebrackt, 342 wakrend der sckarfsten 
Spannung zwiscken Atken und Philipp den Gedanken einer Eini- 
gung der Hellenen unter Philipps Hegemonic, freilick in figurirter 
Eede, auszufiihren, und er kat es gevp’agt, 339 diese Ausfukrung 
zu veroffentlicken , wakrend Atken mit Pkilipp im Kriege lag. 
Ick wiirde es ganz begreiflick finden, wenn die Publikation des 
Pan. unpatriotisck erschiene. Dennoch verbindet sick bei Iso- 
krates mit jenem Projekte eine atkenisck patriotiscke, ick mockte 
lieber sagen chauvinistiscke Gesinnung. Ep» 3 diirfen wir dem 


1) Woy te S. 12. 13 findet sehr mit Unrecht § 6 diese Freude ausgesprocliea 
und postulirt dann noch, daB der Brief passender Weise mit der Gratulation zu 
dem Siege hatte anfangen miissen. 



182 Paul Wendland, Beitrage 2 ur athenischen Politik und Publicistik u.s.w. 

Manne durchaus zutrauen, der Zeit seines Lebens mit erstann- 
licher Elasticitat die verschiedenen Regierungsformen und die 
wecbselnden Parteiverhaltnisse der einen Idee dienstbar gemacht 
und sie nur als wandelbare Mittel zum hoheren Zwecke behandelt, 
der auch vorher immer neue Moglichkeiten zur Realisirung dieses 
Gredankens in Zeitlagen, die ikm vbllig zu widerstreben schienen, 
erspaht hat. Nach dem Priedensschlusse 338 und nach der gleich- 
zeitigen Ankiindigung des korinthischen Bundestages muBte er den 
^uLQdg gekommen sehen. Die Zeit war erftillet. Dem alten kranken 
Manne ist es dock noch vergonnt, die Erfiillung seiner Sehnsucht 
zu schauen. Nun barm er in Prieden scheiden. Er macht sein 
politisches Testament, ein ruhrendes und ergreifendes Testament. 



Schillers Jugendgedicht ‘An die Sonne’. 


Von 

Edward SchrSder. 

Vorgelegt in der Sitznng rom 23. Juli 1910. 

In der 'Anthologie auf das Jahr 1782’ finden sich drei Gre- 
dichte mit der Chiffre ‘W.’: ‘An die Sonne’ S. 16, ‘Die Herrlich- 
keit der Schopfung. Eine Pantasie’ S. 22 nnd ‘Ein Vater an seinen 
Sohn’ S. 110, die dnrch keinerlei Zeugnis, weder Schillers noch 
seines Verlegers noch der Almanachgenossen , einem bestimmten 
Autor zugewiesen werden. Sie heben sich dnrch die Nachahmnng 
Klopstocks, die in dem ersten Gredicht geradezu schiilerhaft wirkt, 
scharf ab von den groJBen Hauptgruppen der fhr Schiller fest 
gesicherten Gedichte, also einerseits von den Gedichten des Lanra- 
Stils (Chiffre ‘T.’) , und andererseits von den Stiicken in denen 
der EinfluB Biirgers mehr oder weniger deutlich ist (Chiffren ‘M.’, 
‘P.’, ‘0.’); und da man sich zunachst nicht entschlieBen konnte, die 
Entstehung der Anthologie - Gedichte iiber eine langere Reihe von 
Jahren hin zu verteilen und in diesem diinnen Bandchen wichtige 
Etappen der Entwickelung Schillers aufzusuchen, so blieben die 
Gedichte mit der Chiffre ‘W.’ lange unbeachtet: die alteren Bio- 
graphen, wie Hoffmeister, Viehoff, Palleske, sind daran voriiberge- 
gangen, andere haben sie als ‘wortreiche, aber gedankenarme Oden’ 
fiir SchUlers nnwiirdig erklart. 

Da teilte im Schillerjahr 1859 Prof. Aug. Henneberger 
von Meiningen in R. Prntz ‘Deutschem Museum’ II, 778 ff. aus einer 
Handschrift der 1847 hochbetagt verstorbenen Christophine Rein- 
wald geb. Schiller ein ‘Gedicht von Schiller in sm. 14. Jahre’ : 
‘An die Sonne’ mit, das in Prosa aufgezeichnet war und von 
ihm hochst ungeschickt in freie Rhythmen aufgelost wurde (32 

Egl. Ges. d. Wiss. Nacliriolilen. PhiU-liiUt. Elaase 1910. Heft 3. 13 



184 


Edward Schroder, 


Zeilen, zwischen 5 tmd 21 Silben). Nachtraglich wurde er dann 
(ebda S. 945) darauf aufmerksam, da6 das G-edicht nicht ganz nn- 
bekaimt sei, sondern sich in der Hanptsaclie decke mit dem gleicli- 
betitelten Gedicht in der ‘Antbologie’. Er hatte dann auch festge- 
stellt, dafi er einige Stellen in der ‘sehr nnleserlicben Handscbrift’ 
nicht riehtig entzifPert babe, aber leider nnterlieB er es, eine Kolla- 
tion Oder gar einen verbesserten Abdruck zu geben. Das Exem- 
plar scbeint nach Hennebergers Tode verscbollen: gefallige Nach- 
forscbungen, die fiir mich in Hildbnrghausen nnd Meiningen ange- 
stellt Worden sind, haben zn keinem Ergebnis gefiihrt. 

Scbon R. Pratz hatte in einer Yorbemerkung zn Hennebergers 
‘Berichtigung’ den Wert des Fundes betont: jedenfaUs liege bier 
eine altere, die urspriingliche Fassnng vor. Im nachsten Jabre er- 
klarte sicb einer der besten Schillerkenner , Joachim Meyer in 
semen ‘Nenen Beitragen znr Feststellnag, Verbessernng und Ver- 
mebrung des Scbillerschen Textes’ (Hiirnberg 1860) S. 29 f. ent- 
scbieden fiir die Echtheit dieses nnd nnnmebr auch der beiden 
andern mit der Chiffre ‘W.’ nnterzeichneten Gebiete der Antbo- 
logie, und er fiibrte als Stiitze nocb einen ungedruckten Brief des 
Malers Karl Grafi^) an, der im J. 1806 Schillers Witwe daran er- 
innert, sie babe ibm im J. 1791 von einem ‘Lied an die Sonne’ ge- 
sprocben: auch GraB hielt dies Gedicht offenbar fiir ungedruckt 
und bat sicb eine Abschrift davon aus. 

Seitdem ist keia Zweifel mehr an der Echtheit des Gedichtes 
laut geworden, nnd auch, soviel ich sebe, keiner an seinem Alter: 
es gilt allgemein als das friibste erbaltene Originalgedicbt von 
Schiller und wird von den Scbillerbiograpben obne weiteres dem 
J ahre 1773, der ersten Zeit auf der Solitude zugewiesen. Die Ur- 
teile iiber den Wert der von Henneberger mitgeteilten Fassung 
freilicb gehn. weit auseinander. Der VerdruB iiber das Ungeschick 
mit dem der Fund vor die Oeffentbcbkeit gebracbt war, verrat 
sich bei Goedeke, der in der bistorisch - kritiscben Ausgabe I, 214 
meint, es verlobne kaum der Miibe der Vergleicbung , und bei 
Minor, der in seinem ‘Schiller’ Bd. I, 666 eine Vergleicbung fur 
‘wertlos und unmoglicb’ erklart und sicb damit trostet, da6 ‘die 
Abschrift aus der Antbologie genommen sein diirfte’. Weltrich, 
‘Schiller’ Bd. I, 149 glaubte im Gegensatz dazu ‘in der urspriing- 
licben Gestalt des Gedichtes’ die noch unbebolfene Hand des Autors 
zu erkennen. v. d. HeUen in der Sakular-Ausgabe H, 273 betonte 


1) So ist statt GroB zu lesen; uher den Aufenthalt des jougen Livltoders 
in Rndolstadt 1791 vgl. Briefe ed. Jonas III, 142. 



Schillers Jagendgedicht ‘An die Sonne’. 


185 


gleichfalls, dafi ‘Christophinens Abschrift (sic !) nicht aas der An- 
tbologie genommen sei, sondern eine andere, eben die friihere 
Fassung reprasentiere’ ; die TJeberarbeitung aber ist kurz vorher 
ausdriicklich als ‘eine leicbte’ bezeiclmet worden. ®). Karl Berger in 
seiner Schillerbiograpbie Bd. I (1906) S. 77 wieder meint , die ur- 
sprunglicb ‘in reimlosen Rytbmen’ gebaltene Ode ‘An die Sonne’ 
sei spater ‘in neuer Fassnng’ in der Antbologie erscbienen; er 
denkt also an eine vollige TJmgestaltnng : denn von freien Bhytlunen 
zur arcbilocbiscben Strophe ist dock gewiB ein weiter Weg. 

Es ist Zeit, dad dieser TJnsicberheit des TJrteils ein Ende ge- 
macht werde, und das ist beute mit leicbter Miihe moglicb, nach,- 
dem binnen knrzer Zeit zwei weitere Niederscbriften unseres Gre- 
dicbtes von Christophinens Hand anfgetaucht nnd der Oeffentlich- 
keit zuganglich gemacbt sind. Zn der Fassnng Hennebergers 
(jBT) ist 1906 eine von Witkowski pnblizierte (TF), 1909 eine 
von Giintter zum Brack gebrachte (Cf) gekommen. AUe drei 
tragen den Vermerk fiber die frfibe Abfassungszeit, mit dem offen- 
bar das Interesse an dem in der Niedersckrift der greisen Schwester 
recbt wundersam anmutenden Produkt begrfindet werden soU. Alle 
drei Handschriften zeigen Lfioken, von denen einige wiederkekren: 
bier liegt also ein danemdes Vakuum im Gedacbtnis der Sckrei- 
berin vor, andere nor in je einer Hs. auftaucben oder dock in 
den einzelnen Hss. verscbiedenen TJmfang zeigen: bier handelt es 
sich um ein zeitweiliges Aussetzen der Erinnerung, oder aucb um 
die allmahlicbe Ansdebnxmg einer Gedacbtnislficke. Der verbalt- 
nismafiig vollstandigste Text ist W, der Ifickenreichste M: denn 
wenn wir aucb vier oder ffinf Varianten des Abdruckes als Lese- 
febler BLennebergers anseben dfirfen (icb babe sie nnten im Apparat 
mit ein Am Fragezeicben verseben), so ist dock weder nacb dem 
Wortlaut der ‘Bericbtigung’, nock nacb den Zeugnissen die der 
Gewissenhaftigkeit Hennebergers sonst ausgesteUt werden, anzu- 
nehmen, dafi ihm eine Auslassnng nnd Verwirrung zuzutrauen sei, 
wie sie mein Apparat ffir die Partie von V. 16 ab anzeigt. G- stellt 
sich zwiscben W and iT in die Mitte. Banach wfirde man am 
ebesten geneigt sein, die drei Niederschriften chronologisoh so an- 
znordnen: W — G — H. Icb verkenne natfirUcb nicbt, was dieser 
Aufreibxmg entgegengebalten werden kann : das Mebr oder W eniger 
der Anslassungen braucbt nicht unbedingt anf zunebmender Scbwache 


1) Der Ausdruck ‘Abschrift’ wird in der Literatur fortgesetzt aucb da miB- 
brkachlich angewandt, wo von einer Kopie gar nicht die Eede sein soil. 

[2) Aehnlich BeUermann in s. Ausgabe IX 451 : ‘wohl wenig uberarbeitet’.] 

13* 



186 


Edward Schroder 


der Erinnerting zu beriihen ; das Gredachtnis kann auch recht wokl 
das eine Mai zur Hergabe besser disponiert, die Aufmerksam- 
keit gerade bei einer spatern Niederschrift mekr konzentriert ge- 
wesen sein. Allein fiir meine Voranstellung von W spricbt anck 
ein anderer Ilmstand: nnr in W hat Christophine den Versnch 
gemacht, die Verse, die ihr nach keinem graphischen Bilde, son- 
dern nur ans der Deklamation im Gedachtnis lebten, abznteilen 
— in (t tind E hingegen hat sie das Gedicht resigniert wie fort- 
lanfende Prosa geschrieben. In W allein hat sie ferner einmal 
eine Lhcke, die sie im Sinn und Rhythmns wahrnahm, unter dem 
Hinschreiben selbst bezeichnet (V. 35) — in. Gr und E ist dann 
auch diese Liicke weiter gerissen, oder aber die alte Dame hat 
resolut das abgestorbene Glied (die heraufschimmernden Stddte) hin- 
ausgeworfen. SchlieBlich zeigen G und H auch in den Beischriften 
von Christophinens Hand (s. u.) fast den gleichen Wortlaut, die Bei- 
schrift von W ist mit Bleistift nachgetragen und anders formuliert. 

Christophine besaB weder einen Druck noch eine alte Ab- 
schrift des Gedichtes, bewahrte auch nicht eine eigene Nieder- 
schrift auf, sondern hat die drei Aufzeichnungen , wahrscheinlich 
auf die Bitte von Preunden, jedesmal aufs neue ihrem Gedachtnis 
entnommen, zuerst W, dann G, dann fi — zu welcher Zeit und 
ob in groBern Zwischenraumen, das wiirde vielleicht annahernd fest- 
stellen konnen, wem eine groBere Anzahl von Niederschriften 
ibrer Hand zur Verfiigung stiinde. Die drei Aufzeichnungen ver- 
halten sich also zu einander wie unabhangige Handschriften , die 
direkt einem Archetypus entstammen , und diesen Archetypus 
miissen wir herzustellen versuchen: das Gedicht wie es in Chri- 
stophinens Erinnerung lebte, zur Zeit als sie veranlaBt wurde es 
niederzuschreiben. W, die vermutlich erste Niederschrift, ge- 
niigt als Ersatz nicht, denn in den spateren Aufzeichnungen hat 
sie ihrem schwankenden Gedachtnis zum Teil bessere Lesarten 
entlockt. Unser Versuch bliebe natlirlich ein recht unsicherer, 
wenn wir immer nur das Zusammentreflfen zweier Hss. gegen die 
dritte ausspielen konnten. Aber zum Gltick haben wir ja den 
Druck in der Anthologie, den die Schwester nicht gekannt hat, 
von dem sie sich absolut unabhangig wufite. An ihm konnen wir 
den Wert der Lesarten kontrollieren : wo alle drei Hss. zusammen- 
stimmen, ist unser Christophinen-Text gesichert, ebenso aber auch 
wo eine oder zwei der Hss. an dem Druck eine Stiitze finden. 
Dies sehr einfache kritische Verfahren stoBt nur da auf Schwierig- 
keiten, wo die Hss. zugleich unter sich und vom Druck abweichen : 
dieser Pall tritt aber erfreulicher Weise nur einmal ein, in V. 4. 



ScMllers Jugendgedicht ‘An die Sonne’. 


187 


Und mm geb icb die erforderlichen Notizen iiber die Qaellen. 
der TJeberlieferung und lasse den kritischen Text des G-e- 
dichtes in Christophinens Passung folgen, nait einem aus- 
ftibrlichen Apparat, der die Abweicbungen der Antbologie im 
Sperrdruck scbarf hervortreten lafit. Rein orthograpbiscte Va- 
rianten sind unberiicksicbtigt geblieben, die Interpunktion in An- 
lebnung an den Druck geregelt. 

G-rundlagen der TJeberlieferung sind folgendeHandschriften: 

if, pubKziert von A. Henneberger im ‘Deutschen Museum’ 
1869 , Bd. n S. 779 f. (vgl. 946) ; die beute verlorene Hs. , die 
Henneberger nacb eigenem Eingestandnis mehrfack fehlerhaft 
gelesen hat, hatte ‘die Verse nicht abgesetzt’, der Herausgeber 
hat daraus 32 Verse von verschiedener Lange gemacht. TJeber- 
schrift: An die Sonne] Beischrift: GedicM von Schiller in sm. 14. 
Jahre. 

W, im Eaksimiledruck reproduziert von G. Witkowski: 
‘Schillers altestes Gedicht in unbekannter Eassung. Abschrift von 
Schwester Christophine. — Zum 9. Mai 1906 dargebracht von 
G-. W.’] dann auch der Text im ‘Euphorion’ Bd. 12, 230 f.'). Hs. 
im Besitz eines Leipziger Autographensammlers , ein hohes und 
schmales Blatt (22 x 9 cm) mit 30 oder 31 abgesetzten Verszeilen 
beiderseits (14 + 17) beschrieben. TJeberschrift : Aufgang der Sone ; 
am untern Rand der Riickseite in verwischten Bleistiftziigen (von 
Christophine?) nachgetragen : Schiller war 14 Jahre alt, als er diji 
dichtete ®). 

G, zeilengetreu abgedruckt von 0. G-iintter®), ‘VerofPent- 
lichungen des Schwabischen SchUlervereins’ III (1909) S.^ 64 f., nach 
dessen freundlicher MitteRung ich die Besohreibung der neuerdings 
vom Schwab. Schillermuseum erworbenen Handschrift gebe: ein 
Blatt Kanzleiformat (36x20,6 cm), nur die Vorderseite beschrieben: 
27 + 1 Zeile (Z. 14 ist mit Verweisungszeichen am Rande nachge- 
tragen). Heine TJeberschrift; an der Seite die Beischrift: Gedicht 
von Schiller in seinem 14. Leibensjahr] TJnterschrift : Reinwdld ge- 
hohr Schiller. 

Zur KontroUe dient der Druck: 

A, ‘Anthologie auf das Jahr 1782. Gedruckt in der Buch- 

1) Ich lese abweichend von Witkowski V. 10 herfilr, V. 27 Sonn’ , V. 39 
grofes. 

2) So nach Witkowski im Euphorion; das Faksimile, das ich seiner Giite 
verdanke, laBt die Beischrift nur z. Tl. erkennen. 

S) Nach dessen Mitteilung in Z. 8 Graun zu lesen ist und die im Druck 
eingeklammerten Worte die WoVcen Z. 13 fehlen. 



188 


Edward SchrSder, 


drukerei zu Tobolsko.’ S. 16 — 18. Ick benutze den Nendruck 
von F. V. Zobeltitz (Neudrucke literarbistor. Seltenkeiten No. B), 
Berlin o. J., dessen Znverlassigkeit (in diesem Ealle) mir dnrch die 
historisch-kritiscke Ausgabe Bd. I, S. 214 — 216 garantiert wird. 


An die Sonne. 

Preis dir, die dn dorten heraufstrahlst, Tochter des Himmels 1 
Preis dem lieblicken Glanz 

Deines Lachelns, der alles belebet nnd alles erfrenet! 

Tief im Scbatten der Nacbt Sckatten GS] Dunkel W 
5 Lag begraben die pracbtige Schopfung : todt war die Sckonheit 
Lang dem lechzenden Blick: 

Aber liebevoll steigst dn frUb. ans dem rosigen Schoofie 
Deiner "Wolken empor, 

Wecktest nns dnrch die Morgenrbthe; nnd freundlich 
10 Schimmert diese herfhr 

TJeber die Berge und verkiindet deine nahe Hervorkunft. 
Scbnell begann nnn das Grann 

Sich zu walzen ... in nngehenern Gebirgen. 

Dann erschienest dn selbst, 

15 Herrliche dnl nnd verschwnnden waren die neblichten Riesen. — 
Ach! wie Liebende nnn, 

Lange getrennt, Kebeingelt der iEmmel znr Erden, nnd diese 
Lachelt znm Liebling empor; 

Und es kiissen die Wolken am Sanme der Hbhe die Hiigel 
20 

Alle Flnren baden in deines Angesichts Abglanz 

UeherscJirift JS = A] Aufgang der Sone TT, feJiU Gr, 

1 heraufstrahlst GrH = A’\ herauf steigst W 3 belebet (belebt G)HW"] 
begriisset A erfreut! HW Y. 4 Triib in Schauern und Nacht A 
5 Lag GRW] Standi pracbtige GE = J.] herrliche W war GE = A] 
lag W 6 Laog GW = A] Langst E 7 liebevoll W = A] nun GE steigst 
GEW] stiegstJ. 9 Wecktest Weckest If (?) durch auf 

A 10 Schimmert EW == A] schimmerte G 11 Berg’ A verkiindet GEW] 
verkiindete A deine GW = A] die j 5'(?) nahe GEW] siis se A 12 Graun 
G (Grauen TF) = A] Grau E{7) 13 walzen GW ^ A] wandeln E{7) Lucke 

ufibezmlinet GEW] dahin A ungeheuern Gebirgen G — A (Gebiirgen)] unge- 
heure Gebirge EW (?) 14 erschienst G 15 verschwunden GE = A'] ent- 

schwunden W 16 neblichte A^ erbleichten E ist sicher Lesefeliler YV. 16 — 19 
feJilen jff, das hier V, 25 einsteUt (s. u.) 16 Ach ! TF = JL] ah I 6r 17 Lange 

getrennt TF = A] feliU G 19 die Wolken fehlt G Saume der Hohe W ^ A] 
Saum der Berge G V. 20^ fehlt ohne Andeutung der Lucke GEW] Siisser 
athmet die Luft; A F. 21 fehlt GE. 


Schillers Jugendgedicht ‘An die Sonne’. 


189 


Sicli, and es wirbelt der Chor 
Des Grevogels aus der vergoldeten Griine der Walder 
I'reudenlieder herauf. 

25 Alle Wesen taomeln wie am Basen der Wonne: 

Seelig die ganze Natnr ! 

Und dieB alles , o Sonn’ entquoll deiner Hmmlischeu Liebe ! 

Vater der Heil’gen vergieb, 

0 vergieb mir, da6 icb auf meia Angesicbt falle 

30 TJnd anbete dein Werk! 

Aber nnn ziehet sie fort im Zug der Purpnrgewolke 
Ueber der Konige Reich, 

Ueber die unabsehbaren Wasser, liber das Weltall! 

Unter ihr werden zu Staub 

35 Alle Thronen die heraufschimmernden Stadte. 

Ach! die Erde ist selbst 

Grrabeshiigel geworden. Sie aber bleibt in der Hohe, 

Lachelt der Morderin Zeit 

Und erfiillet ihr groBes Greachaft, erleuchtet die SphSren. 

40 0 besnche noch lang, 

Herrlichstes Yorbild der Edlen, 

Unsre "Wohnnng, bis einst 
Von detn Schelten des Ewigen sinken die Sterne 
Und du selbsten erbleichst. 

22 Sich fehU H, Sich und fehlt Q 23 aus his Waider fehlt W der ver- 
goldeten Griine G — A] dem vergiildeten Griin H 24 Freudenlieder GW = A\ 
Trunkene Lieder JET herauf GB. W] hinaufA 26 taumeln wie GW = A] 

trunken nun Jff V. 26 fehlt H 27 dieB GW — A] das E Sonne GJS 
Liebe GW — A} SchSne H 28 Heiligen W = Heil’gen A] herrlichen GH nach 
F. 30 marldert W scharf eine Pause 31 ziehet GSTW] schwebetA der 
Purpurgewdlke GW = A] des Purpurgewolkes H 32 Konige Reich GW — A] 
Berge Reih 36 GE hemahren von dem Verse nur alle Throne(n), die 

JjUidke ewischen Thronen und die von W selbst dwch fmvf PimMe beseicfmei] 
Moder die A heraufschimmernden IF] himmelaufschimmernden A 
41 Herrlichstes TF — A] herrliches GH Z/ucke unbemchnet in GHW} mit 
mildem freundlichem Blicke A 42 Unsre TF = A] unsere GS(f) 
Wohnung GH — A] Erde TF 43 Von GHW] V o r A 44 erbleichst GH = A] 
verbleichst TF. 


In dem Texte, den ich dnrch die einfachste Recensio, ohne jede 
Emendation oder metrische Nachhilfe hergesteUt habe, befindet 
sich kein Wort, das nicht, nnd zwar an seinem Platze, dnrch. die 
Ueberlieferung gesichert ware. Das Gredicht stellt sich. nns so dar 
wie es sich in Christophinens Gedachtnis erhalten hatte, befreit 



190 


Edward Sclirfider, 


nur von den Heinen Schwankungen , welche ihr bei den einzelnen 
Niederschriften passiert sind. Diese Schwankungen konnten durck 
die Kontrolle von A in alien Fallen ansgeglicben werden bis anf 
die eine in V. 4, wo das einzige Mai der La. von A Schauern 
eine Doppelvariante gegeniiberstelit : Schattm GR — Dtmicel TF; 
ioh babe die erstere in meinen Text gesetzt weil sie in "Wortbild 
und Klang der Antbologie-Fassnng naher stebt. In alien andern 
Fallen ist die Spaltnng der Varianten derart, dafi eine oder zwei 
der Niederschriften anf Seite der Antbologie treten: in meinem 
Apparat ist das iiberall so dentlicb gemacbt, dafi icb bier anf 
weitere Erorternng dnrcb Beispiele verzicbten kann. 

Das erste was dies Textbild nnwiderleglich klarstellt, ist dafi 
von einer Abfassnng in freien Rbytbmen , wie sie Brahm (I, 62) 
n. AA., znletzt nocb K. Berger, angenommen baben, nicbt die Rede 
sein kann: anch die Version welcbe Christopbine im Gedacbtnis 
bewabrte, obne die Verse ricbtig abteilen zn konnen, war in der 
ersten archilocbiscben Strophe gedicbtet, welche Klopstock in 
seinen Oden ‘An Giseke’, ‘An Ebert’, ‘An Bemstorff nnd Moltke’ 
angewandt batte, anfierdem ancb nocb in dem Gedicbt, welches 
mit der einfachen Ueberschrift ‘Ode’ in den Bremer Beitragen 
Bd. I St. 6 erscbienen war nnd in Scbnbarts Sammlung den Titel 
‘Der Adler eine Ode’ fiihrte, anderwarts ‘Die Verwandlung’ ge- 
nannt wnrde (Mnncker-Pawel 1, 75 ff.) — der Dicbter selbst bat es 
in keine seiner Ansgaben anfgenommen. 

Aber anch das vorsicbtige Urteil von Weltricb (der sicb ja 
nur anf Henneberger stiitzen koimte), dafi ‘die nrspriinglicbe Ge- 
stalt des Gedicbtes die nocb nnbebolfenere (I. nnbebolfene) Hand 
des Autors erkennen lasse’, darf nicbt aufrecht erbalten werden. 
Die von mir znriickgewonnene Fassnng weist keinerlei Varianten 
anf, die spater dnrcb eine metriscbe Feile beseitigt waren: weder 
in den Hexametem nocb in den Knrzversen. Das ist aber nm so 
bemerkenswerter, als wir dem Gedacbtnis Cbristopbinens, in dem 
sicb neben IJnsicherheiten anch bereits Liicken eingestellt batten, 
recbt wohl anch metriscbe Febler zntranen dnrften, die also nocb 
keineswegs dem Bruder znr Last zn fallen brancbten. Seben wir 
aber von den Liicken (nnd deren Random !) ab, von denen sie eine 
(V. 35) bei der Niederschrift von W selbst empfunden und markiert 
bat, so ist metriscb alles ebenso gut in Ordnnng wie in der Antbo- 
logie. Es genngt das an einer Probe zn zeigen. In den Knrz- 
versen gestattete sicb Klopstock fur den ersten Fnfi den Wecbsel 
zwiscben Daktylns nnd Trochans (‘Spondeus’), ja er bat den letz- 



Schillers Jugeudgedicht ‘An die Sonne’. 


191 


teren mehr und melir bevorzugt^). Von Schillers 22 Knrzversen 
ist einer der Schwester abhanden gekommen, alle iibrigen sind 
Inckenlos herzustellen, nud diese 21 zeigen genan den Ban wie in 
der Anthologie : d. h. in 14 von ihnen ist der erste Fufi ein Tro- 
chaus. 

Da von einer metrischen Revision oder gar TJmarbeitung des 
Jugendgedichtes fiir die ‘Anthologie’ nicht die Rede sein kann, 
bleibt nur die Frage, ob der Dichter in Stil und Ausdruck etwa 
Aenderungen vorgenommen hat, die uns gestatteten, die gedruckte 
Form als eine neue Fassnng zn bezeichnen. Merkwiirdigerweise 
trifft anch diese fagt selbstverstandliche Erwartung nicht zu. Der 
Sperrdruck in meinem Apparat laBt alle Abweichungen hervor- 
treten. Wenn wir an drei Stellen des Textes Lhcken konstatieren, 
die selbstverstandUch anf das Konto Christophinens fallen, so sind 
die Abweichungen innerhalb des von ihr bewahrten Wortlauts von 
vornherein mit MiBtrauen zu betrachten. Sichere Fehler ihres Ge- 
dachtnisses liegen vor in dem iibh. nur von W bewahrten lierauf 
schimmernden st. himmelaufschimmernden (V. 36), in WeoMest 
uns (Akk.) durch die Morgenrothe st. WecMest uns (Dat.) auf die 
Morgenrothe (V. 9), in her auf st. hinauf (V. 24), in Von dem Schelten 
st. Vor dem Schelten (V. 43). Der verwirrendeWechsel des Tempos 
in V. 5 — 12 mag die Varianten steigst fiir stiegst (V. 7) und ver- 
Idindet fiir verhundete (Sf.ll) verschuldet haben. In vier weitern 
Fallen ist der Wortlaut der Anthologie deutlich der gewahltere, 
und hier mag man immerhin schwanken, ob Christophine den ge- 
laufigern Ausdruck eingestellt, oder aber Schiller selbst diesen 
Ausdruck nachtraglich als zu matt getilgt hat — ich ziehe hier 
durchweg die erstere Annahme vor: so in V. 3 lelehet — he- 
g russet, V. B Lag — Stand, V. 11 nahe EervorTcunft — 
siisse Servoricunft, schlieBlich V. 4 Ticf im Schatten der Nacht — 
Tritb in Schauern und Nacht, In jedemFalle aber wiirde man 
auf diese vier ‘Veredelungen des Ausdrucks’ die Textrevision des 
Dichters zu beschranken haben, und man ist anch dann keineswegs be- 
rechtigt, die Ode der Anthologie ‘An die Sonne’ als Umformung eines 
noch wesentlich unvollkommenern Jugendgedichtes zu bezeichnen. 

Die Fassnng, welche Christophine im Gedachtnis 
bewahrte, ist ganz oder bis auf geringe Differenzen 
dieselbe welche der Bruder in seine Anthologie auf- 
genommen hat! 

1) Ordne ick die vier Oden clironologisch , so weist ^An Giseko’ den Tro- 
chans 5x in 14, ‘An Ebert’ 20 X in 42, ‘Ode’ 16 >< in 33, ‘An Bernstorff 
und Moltke’ aber 15 x in 18 Versen auf. 



192 


Edward Schrdder, 


Diese Feststelltmg mag geeignet scheinen, Zweifel, wie sie 
bereits Minor gegenaber der Niederscbrift Christophinens ansge- 
sproclen hat, von neuem anzuregen: Minor, der im iibrigen der 
Ajigabe der Schwester, daB es sich nm ein Gedicht Schillers aus 
sehr friiher Zeit handele, dnrchaus Glanben beimaB (I, 75), meinte 
doch, ihre (von Henneberger schlecht gelesene) Aufzeichnung diirfte 
eine aus der Anthologie genommene Abschrift sein (I, 565). Das 
muBte man schon angesichts der Angaben Hennebergers entschieden 
bestreiten : die ihm vorliegende Niederschrift v?ar namHch in Prosa 
gehalten, ebenso wie die jetzt ans Licht getretene dritte Aufzeich- 
nung von Christophinens Hand. Wie hatte l^rau Reinwald, die 
mit dem Bild und Ban des Hexameters so wohl vertraut war, daB 
sie sogar selbst gelegentlich ganze Reihen solcher Verse haute 
und ihrem Tagebuch einverleibte (s. W. v. Maltzahn, Schillers 
Briefwechsel m. s. Schwester Christophine usw. S. XLI), darauf 
verfallen sollen, das Versschema so vielfach zu zerstoren, wenn 
sie den Druck vor sich oder auch nur das Druckbild im Gedachtnis 
hatte? Nachdem die andern Passungen bekannt geworden sind, 
von denen jede ein verschiedenes Bild gibt, ist es voUstandig klar : 
Christophine hat das Gedicht mit BewuBtsein nie gedruckt ge- 
sehen, sie hat es fur ein ungedrucktes Stiick gehalten, das allein 
in ihrem Gedachtnis aufbewahrt wiirde. Diesem Gedachtnis aber 
hat sie es vor langen Jahren so zu eigen gemacht, wie sie es wahr- 
scheinlich von dem deklamationsfrohen Bruder wiederholt gehort 
hat. So ist ihr dann der erste, oder doch der erste uns erhaltene 
Versnch einer Aufzeichnung, wobei sie das Gedicht in Verse abzu- 
teilen versuchte (W), voUstandig miBlungen, und als sie, wohl 
durch driugende Aufforderung von Preunden veranlaBt, sich spater 
noch wiederholt zu neuen Niederschriften (immer aus dem Ge- 
dachtnis!) herbeilieB, hat sie lieber die unverbindliche Aufzeich- 
nung in Prosa d. h. iu fortlaufenden Zeilen gewahlt ((? und M). 

Zweien ihrer Niederschriften (0- und JET) hat sie selbst die 
Angabe beigefiigt, daB das Stiick ein ‘Gedicht von Schiller in seinem 
li. Jahre {LebensjahrY sei. Danach wird die Ode von aUen die 
der wahrhaftigen und gedachtnisstarken Prau Reinwald Glanben 
schenken, ins Jahr 1773, und jedesfaUs doch in den Sommer dieses 
Jahres gesetzt. Aber es darf reeht wohl daran erinnert werden, 
daB der Sprachgebrauch dnrchaus nicht so feststeht und festge- 
standen hat : Christophine kann bei ‘SchiUer in seinem 14*°" Jahre’ 
sehr wohl gemeint haben, Schiller als er 14 Jahre alt war. Und 
eben das besagt auch die Bleistiftnotiz in W, von der freilich 
nicht so wie bei G und H feststeht, daB sie von der Schwester 


Schillers Jugendgedicht 'An die Sonne’. 


193 


selbst herriilirt: 'Schiller war 14 Jahre alt, als er difi dicMete\ 
Damit kamen wir eher ins Jahr 1774, und wenn wir, ohne der 
Angabe der Scbwester direkt zu mifitrauen, das G-edicbt soweit 
berabrncken diirfen, ist das gewiB erwiinscbt. Denn immerbin 
bleibt es von dem einzigen Jugendgedicht, das sonst noch in einer 
Klopstockischen Odenform gedicbtet ist, dem ‘Eroberer’, der zu 
Anfang 1777 gedruckt wurde, noch um reicblich zwei Jahre ge- 
trennt. 



Doxograpbica aus Basiliiisscholien. 

Von 

Giorgio Pasquali. 

Yorgelegt von F. Leo in der Sitzung vom 9. Juli 1910. 

Bei der Inventarisierung des handschriftlichen Materials zu 
Basilius’ Hexahemeros, die ich im Auftrag der ‘Wilamowitzstiftung 
vorgenommen habe, bin ich auf Scholien gestoBen, die eine Fiille 
von doxographischen Nachrichten bieten. Ein freilich recht nn- 
bestimmter Hinweis von Ehrbard^) hat mich dann auf die beste 
Handschrift, die von Grenua, gebracht. Ich habe mich nachher noch 
nach anderen Handschriften^in Rom und Elorenz umgesehen, habe 
auch mir aus Oxford Photographien zusenden lassen^). Was ich 
hier vorlege, ist aber ganz provisorisch; ich kenne namlich die 
meisten Handschriften noch nicht. ^ 

Ich lasse umstehend den Text der wichtigsten Scholien 
nach flinf Handschriften drucken; viel fallt unter den Tisch. Die 
Scholien zn den iibrigen Homilien haben einen grundverschiedenen 
Charakter; sie weisen keine so grofie Grelehrsamkeit auf und sind 
meistens glossographischen Inhaltes ®). Ich verschweige die meisten 
Einzellesarten der Handschriften; sie sind fast nur leichte Ver- 
schreibxingen. Ich werde etwas in der definitiven Ausgabe nach- 
holen, vieles auch dort nicht erwahnen. Unter dem Strich ver- 
zeichne ich jetzt lieber die Quellen und die Paralleliiberlieferung. 

1) Centralbl. f. Bibliotheksw. 10, 202. Vieles hat Krumbacher ausdrucklich 
Oder stillschweigend berichtigt: IF XXV 395 f. 

2) Latiir sei hier den Herren v. Wilamowitz, Murray und Winstedt herzlich 
gedankt. — Herr Vitelli hatte die Gute, selber mehrere Florentiner Handschriften 
auf Scholien hin zu untersuchen. 

3) Freilich stehen auch Parallel stellen aus Gregor v. ISTysa, Severian v. Ga- 
bala und Johannes Chrysostomus voll ausgeschrieben da. 


Doxograpliica aus Basiliusscholien. 196 

Die Lemmata sind aus dem Druck von Migne patr. gr, 29 abge- 
schrieben. 

Auf den Text folgen Bemerkungen znv Interpretation und 
zur Quellenkunde. 

Icb babe folgende Codices za Grrunde gelegt: 

Gr = Grenuensis Saulianus 17, saec. IX/X, Haupthandschrift ; 

0 == Oxoniensis Barocc. 228, saec. XI; 

F = Floreut. Laurent. IV 27, saec. XI; 

V = Vatic. 405 saec. XI; 

y = Vatic. 1867, saec. XIII/XIV, in sebr schlecbtem Zustand. 

Icb babe noch andere Handscbriften durcbgeseben und als 
wertlos ausgeschieden^). 

1) Barocc. 85 saec. XV/XVI, me es mir feststett, Abschrift aus 0; Laurent. 

Conv. soppr. 85 saec. XV und Vatic. Palat. 327 saec. XVI, beide seLr alinlich 
dem Codex y; Laurent. X 12 saec, XV, vielleicht von V ausgescbrieben ; Vatic. 

409 saec. XVI; Vatic. 1904, f. 148—149 (nur ein Brucbstack), saec. XV. — Sehr 
wichtig nicht nur fur die Scholien zur Hexahemeros ist Vat. 413, saec. X, der 
aber nicbts doxograpbiscbes bietet. — Die Glossen zu mehreren Schriften des 
Basilius, aucb zur Hexabemeros, in Vat. Basil. 2066, einer sebr alien Uncialband- 
schrift (derselben, die in der Apocalypsis Jobannis B beifit; saec. VIII/IX?) haben, 
wie es mir scheint, keine Berubrung mit unserem Corpus. — Ein paar Scholien 
batte Cramer aus dem (oben in dieser Anmerkung genannten) Barocc. 85 in den 
Anecd. Oxon. Ill 413 veroffentlicht und zwar als Scholien zu Basilius Ttept YEv^aemg 
(sic); sie sind viel benutzt, und viele baben sie in Unkenntnis des Textes mib- 
braucbt. 

I. 

8 a TOLc TOD xdofiOD oTOL)(SLOt<;] ol ^rspl 0aX>]v 'Hp(ixXsLTov Aioysvtjv I 
xhv ^ A'KokXmi&zyp %al oaot zoLCzov/Bia zm ovxmv apx(^C ait^XtTrov* 
©aX'^C [lev Yocp oSmp ‘ icop 6s 6 MsiaTuoVTtvoc xoci 6 Eys- 

aioc "EpdvXsizoQ- dt^pa Aio^ivyi<^-6 "AicoXXcovtdTYi^ • tyjv Sk y'^v 6 
Sopto^ 4^spe>t68Y]<; * Ta 6^ T^ooapot 6[to6 6 ’AxpaYuvuvo^ E(Xite8oxX’^C 5 

Fy; usque ad iTr^XtTrov V. 

8 a aTO[ia otal dcjispi] a(b[jiaTa] ATjfJLoxpttoc AeoxtitTCoc MY]Tpd8c*)poc Ettl- II 
%ODpo<; aTd(j.0Dc apX^C 6 vt(ov sioYjYTjoaVTO • Aid6(opO(; ijispi) * 
6'Y)toD(; 6 Btdovic ’AoxX7]7rtdt8Y]<; * tod 8k ahzob d-tdcoo 6 KXaCoti^vtoc 
Ava^aYopag tocc oixoiofispeiac slo7]Y7]odp.svo(; GrEV. 10 

8 a aDVS)(stv T'fjv ^dolv t£ov dpocTmv] oti 8^ 1% tcXsiovcov tov otoo(tov %otl III 
T 7 ]V dXtjv aovsoTdvai X^yodoiv ol tcAvtsc; 'EXXTjvmv ao(poi, (pavspov 

1 Isaq. Galen, hist. pbil. 18 (Dox. 610, 9-20); Sext, P. H. HI 30—31 
(126, 9-17 Bekk.), adv. math. IX 360-362 (461, 24-462, 4). 

n 7sq(i. Galen, hist. pbil. 18 (Dox. 610, 20sqq.); Sext. P. H. HI 32 (126, 
21—25), adv. math. IX 363 (462, 8—13). 

Ill 11 sqq. prorsus eadem FseudchClem, Bom. recogn. VIII 15. 



196 


Giorgio Pasquali, 


lot tv ' a5t(>ta yo5v 6 (iev Uod’aYdpac tiSv 4p)(^v ta atot^eia (ipt'8‘[to6(; 
%ciXbI* STpAtcov TTOtd'CTjtac * ^AX%[JLa£cdV ivTtfl'Iostc* ^Ava^CfiavSpoc 
ocTuetpov ^AvaSaYdpa? 6(jiot0[ieps[a(; * ’E^tlxoopoc atd[ioi)c' Atddcopoc 
• ’AaxX7]7rtdt8Y]c 8 y%ooc ’ ^r^pac * ATjfxdxpiTOi; i8^ac ‘ 

6 ©aX*^? o8(!)p* ’^HpdtxXsttoc Trop* Aioy^vyjc i^pa* IlapjJievfSYjc Y'^^* 

Ztjvwv ’Ep.^tsSoxX'qc nXdtTtov Tcop 5Sa>p y^v &ipa* ^Apiovotikri<; %al 
7c^[t;ui;ov 4xaTovd|iaoTov Fy. 

IV Sabvuv (JL^v Yap oovtdvtwv iXX'njXotc twv A|iep^v oo)[ji4t(OV, vov Sh pLem- 
ooYXptvott^vwv] ta6T7]V alriav ^'fl-opac xal Y^v^aecoc otTrlStoxsv 
10 ’ETcixoopoc &. 

V 8 c tva |i'?i avap)(ov] ol icspl ’Atttx6v &7t6 iXdYoo 

TYjv t5XY)V xiveiad-at 5sS(*)xaotv xal elvat tfev xdo(Jiov elpuj- 

xaotv aYVOTjoavTs? T'Jjv twv 8 vto>v apx^'^ ^al aitCav a>c iXTjftwc y, 
VI 12 a ot [iJv oovo;tapx£tv ii atStoo xm '0*ewt xbv o5pav6v otTUsyT^vavi:©] 
15 ’AptatoTdXooc TQ S6$a GOF. 

VII 12 a OL Sk abxbv elvat '9‘s8v avap^dv ts xal iteXeo'CTfjTov xal x^<; twv 
xata [t^poc oixovo[ita<; atttov] X^y^^^^ ©ed^paoTOV iid TaotYjc 
Yev^O'&ac Yvd)[A7j<; GOF. 

VIII 12 b aXX’ ot Twv Soiptov tot Staotiijftam xataitsTpoovtec] sTuaYY^XXovTat 
20 Yd^pj si 'co/oi, X^Ystv irdaov p.^v ^Apxtoc (isYotXif] trig [itxpac aip^aTT]- 
xev* -Tcdaiov too Bot&too 6 ’Qptwv ^ too Kptoo 6 Taopoc ^ tdiv 
nXetaScov 6 ’Ev Ydvaatv, xal irepl td>v Xoiitwv <i)oa6to)c* 7retpo>vtat 
8^ taota xaptatav ol itepl taota Sstvol 6ta t^c xapa tote iptd'piYj- 
ttxoie xal Yso)p*^tpatc dpoXoo{t^VY]e otvaXoYtae* Tcepl 8e 8tiroatc5tae(oe 
26 aotpeov oEXXot te tcoXXoI xal ol luspl Eo8o£ov xal ^Iir?tapxov xal 

Atd8a>pov tov ^AXeSavSp^a [i,a'9*Y][JLatixol l7tpaYP-ate6oavto xal Adtooc 

IV 8 Dionys. episc, ap. Euseb. praep. ev. XIV 25, 11 p. 775 c (= Epic. 
352, 20 Us.); Fhilo de aetern. mund. 4, 3sqq. Cum. Epic. 214, 13 Us.); Lmret 
I 238 sqq. alibi. 

V 11/12 Prod in Tim. I 277, 3; 382, 1 sqq.; 391, 8 sqq. 

12 Prod in Tim. Ill 212, 6 sqq. ; Emeb. praep. ev. XV 6, 5. 

VI 15 Aristotelem mundo aeternitatem tribuisse, notius est quam ut testi- 
monia colligamus. 

VII 17 Cicero de nat. deor. I, 13, 36 (Dox. 541, 17) ; Clem. Alex. Protr. V, 
66, 5 (51, 5 Stahl). 

Vin 20 sqq. cfr. exempli causa Plin. n. h. II 83 sqq. ; scholia in Arat. lat. 
183, 4 sqq.; 186, 7 sqq.; 189, 9 sqq. Maass. similes laterculos congessit com- 
paravit Maass, Aratea cap. Ill ; de Diodoro stoico Alexandrino cfr. Maass, Aratea 
159; Doxogr, 19—22. Lasus Magnes ignotus, notus Hermionensis ; de Metone cfr. 
Maass, Aratea 135 sqq. 

A&n, crit. 6 7tup xal 56a)p* dipa y. 

26 xal Aetcroc; ix^Xaoc trad.: corr. Cramer. 


25 e68d£tov G: e^S^Siov 0. 


DoxograpMca aus Basiliusscholien. 


197 


(oD^ 0 iXV stspog) %cd ’Epatoa-fl'^VYj? 6 Ypa{jL(i(xi:t,x6<; 

xal M^-ctov 6 Yswix^TpYj^ GO. 

12 b xal zobQ Ast^avetc a&twv] aettpavsi*; xaXoootv oioT^pac ol [xafl-Yjpia- IX 
Ttxol xal iaTpovG'fiot to 5 c Ivto*; tod (ipXTtxoo xdxXod * todtov yap 
%al &et(pav'^ 7 i:poo 7 ]Y( 5 p^Doav, xa^d Tcfep t 6 v voTtov, 8 v xal aVTapXTLxftv 6 
xaXoDQLV, &(pav9l TTpoostitav td yap Ivt 6 c abvob aavpa Tjp-iv odS^- 
7 COTS (pammi toic 'C'Jjv pdpstov C<a>vy)V oixoDotv ’ iatt Ss Tfi>v dstyavwv 
xal dpXT(&ta)V doTpwv ^ iLByaXyj '"ApxToc * ^ p.ixpd, 'Sjv sopsv 0 aX'^c 
6 MtXYjatoc ' 6 Apdx(ov 6 p-sYa<; ’ 6 ’EpooToXoc ccaTY]p (6 lgttxs[[xevoc 
T'^i ^ApxTODt xfii [i.e'lfdXYjt djJLoSpo^ doTYjp) • TOD K7](p^(dC tA d^rb xri^; 10 
C<baso>c xecpaX-^C' 'cd yap Xot^rd [idpT] IxTog ovtx tod 

dpxTLXOD xoxXoD Sovst xal dvaTdXXet. SoveXbvTt oov tcdv SoTpcov 
Td jjLsv deicpav^, Td 5 ^ d^av'q, Td Ss ttot^ jjlsv (patvSfisva ^tots 8 ^ 
d^pav*^ YtYVdpieva* dstyav^ pkv Td IvtSc dpxTtxoo, &<; elpYjTat* 
d 9 av^ Ss Td IvTog tod votIod [^cSXod] • Td Ss p^sTa^b twv S 6 o tcoXcdv 15 
7 COTS |xbv 9 atv 6 [i 6 va TcoTb S^ SovovTa. ’Ev todtoic 8 ^ Stayopd TotabTY] • 

Td p.^v yap ahzG^v ppaS^ox; dvaTiXXovTa 86vsi Tax^wg, SoTcsp Td Iv 
XSLjisptvwi Tp05Ttx^r ^rXsiov yap Ixst to djto i^p-ioyatptov tod 
DX^ p Y^v • Ttvd Ss t(5v doTpoDV SovovTa ppaS^o)^ dvaT^XXst Tax^^*>C, 
fioTusp Td Iv '9’spiva>t TpoTctxwi* TcXetov Y*^? ivTaoda tod oxb y^v 20 
iQpLt.acpaiptoD Tb Direp y'^v GO. 

12 b xal Saoi Tcspl Tbv vottov icdXov] ob irdat Td aoTd yaivead-at X4- X 
YODOLV doTpa • ^Qp^iv p.bv y<^P Pdpetov olxoootv C(^V7]V dyaV'^ 

IcTlv Td vdTta* Totc Ss ttjv votlov olxooatv Td popsLa. 'IcTdpTjoav 
YODV TLVsc Totc Dicep ©odXtjv TTiv ""ApXTOv p.'?) {palvea-Oat. Hepl 8e 25 
Twv Dxsp ©odXtjv dirtoTODV dXXot ts icoXXol xal AioyivriQ 

GO. 


IX in universum cfr. Aehill, isag. § 37 (73, 21 sqq[. M.). 

8 de Thale Milesio Achilla isag. 29, 17 ; GalUm, Oxyrrh. Pap. VII 33, 119 — 20; 
frg. 94 Schn. ; Biog. Laert, I 23; Hyg. astr. II 2, p. 38, 9 B, 

9 de Erotylo cfr. Leontius scholasticus Anth. Palat. IX 614 (Boll, Sphaera 
81, 2). 

10 de Cepheo Arat 649 sqq.; Aehill 72, 1; Anonym. II m Arat 112, 3; 
cfr. etiam Hi^arch. 72, 8—74, 5 ; 160, 12 ; 164, 19 Manit. ; alia. 

X 26 Phot, bybl. cod. 166 ; Porph, vit. Pyth. 10 (21, 21 K) ; Lyd. de mens. 
40, 1; 99,24; Interpol Berx). ad Georgia I 30 (Rohde, gr. Roman^, 269 sqq.) 


Adn. crit. 11 nolui CcGvtqc reponere: alio enim sensu hie adhibetur vox 
CtovT). Xomd 0 : G. ixx^cy 0 : Ivxba G, 13 xot depavTj om G. 

16 'iidXou seclusi. 16 I<jti ante Staepopd 0. 19 Sbvovta 0 : SbvavTa G. 

20 Tct ante h om 0. 23 piev ydp 0: deXX’ ^jp-Tv (j.ev G. 25 — 26 

Ttvec xal ^Ypatpav intercedentibus omissis 0. 25/26 ^o6pX7]v bis G, 



Giorgio Pasquali 


198 
XI 12b 

XII 12 b 
5 


xin 12 b 
10 

XIV 12 b 

16 


20 


26 


xai pdpsLOV TcXdtOi;] Sta yap ti ^rXstov elvat t 6 OTCsp iSapjia 
TOO oopavoD iv Totc popsLOtc (i^psctv, ivAYTtT] TrXdtTOg s)(;etv m pd- 
peta GO. 

%al CoDtStaxbv %6otXov] !^m8ia%b<; %6xXoc 6 i)((ov Iv saoTwi Ta 
tp Cchtdia ’ StatpoDOtv 81 l)taaTov Cc&tStov sU tp [lolpac )cal s%aoTov ScoSe- 
%aTY][idptov sic X [XoCpac xal l^caoTov TpiaxooTbv sic £ Xstutoc %al 
sxaoTOV Twv l£Y])tooT(ov elc s^Kj^ovta* 6ta tooto sl^cev p.Dp(otc 
StaoT'K^p.aotv StalpoovTec GOFy. 

%al l^tava^iopocg SoTpcov] iTcava^opd lottv dorpoo t6 to5 &poaxo- 
TTooVToc CwtSioo iTuavaxlXXov (ilpoi; • dTidocXip^a 81 t 6 TrpwTov * avij- 
piyiLa 81 t8 (xsaaitaTOV GOFy. 

%al 8td Tcdooo xpdvoo twv irXav(op.lv(iDV SxaoTOt;] TcXavt&tisVot dotlpsc 
Tov dpL'S'p.iv eldv C» o8c xal TcXav'^Tac xaXooatv, I7cst8'}] t'Jjv IvavTiav 
tplpovtai Twt TuavTl %aX Iv SXXotc dXXote tdTroic dpwvtaf loixaoiv 
ODV oDTOt p.dvot {iYj Ip.TTSTC'^X'®'^^ oDpavwt Tca-S'd ^rsp 01 d^cXaveic 
XsYdjjLsvot. ^EoTtv 81 aoToiv Td£tg TOtaoTYj * TrpwTOC d 4>a[v()0V, ov 
"EXXtjvsc (ilv Kpdvoo, AlyoTCTtot 81 Nspiloea)^* 8s6Tspo(; 6 ^aldcov, 
%aza [ 1 .SV ""EXXYjva? tod Ato?, %aza AXyvi%'zio^<; 8s ^OoLpL8oc doTTjp ‘ 
TpiTOc 61 0 nopdetCj >taTd (xev ^iXXTjvac "^Apetoc, %aT’ Aiydtttiodc 
81 'HpaxXsoD<;* TiTapToc 61 8 SuXpwv, Trapd [xsv ^'"EXXTjat.v 'EpjioD, 
Tuap’ AlYOTTTioK; 6s ^ ATcdXXwvoc ' 7cl[t7CTOc 6 ^(oaydpoc, 6v ot [xsv 
'A(ppo8LTTr]<;, ol 61 ^'Hpac ^pooaYOpB6oDatv (6 81 a&Tbc %arEco(3Y*<5poc %al 
'‘'Ecj::spo<; * %a[TOt ye t 6 zaXaidv dXXoc I8d>cst sivat 8 ^E(oa(po'po<; %al 
SXkoQ 8 '‘EaTTspoc * Tcp^TOc 81 ^ipo^toc 8 Tyjyivoc oovTjYaY^v Tdc ^pooTj- 
Yopiac) • fxt0(; 61 8 ^Xtoc, xa'c’ AIyotctCod? 61 TiTapTOc • ip8d|X7] 
osXtJvy]. ’ATToxa'^LOTaTat SI ij osXtjvy) Atco (a7]|i.stoD IttI) aYjjisrov Iv 


XII 4 de hac ratione, qua non zodiacus, sed singula signa in dodecatemoria 
dividuntur cfr. Hygin. astr. IV 5, p. 104, 20 B (qui priores astrologos adfert) ; 
Sext. adv. math. V 9, p. 730, 5; Leant. Meeli. de zod. 569, 26 Maass. 

7 de rainutis secundis cfr. Origen. in Gen. ap. Euseb. praep. ev. VI 11, 74; 
Basilius Hexahem, VI 128 c; Procop. Gaz. in Gen. 92 d; ad tempus hanc ra- 
tionem refert Gregor. Nys. de fato 156 b. 

Xin Sext, adv. math. V 14, p. 731, 3 ixctaTou To^mv twv xivrpcov to fXEV 
irpoctyov (J(i)tSiov dTcdxXipia xaXoOat, to Se ^ndpievov iTuavacpopav, 

XIV in universum cfr. AcJiill isag. § 17. 12—16 cfr. Achill. 45,22 — 30; 

Cleomed. 30, 4. 7 Ziegl. 16—26 Achill 43, 15—29. 24 Ihyc. fr. 42 B. 

26—199,3; Achill 44,24—29. 

Adn. crit. 1 6tdc — perierunt margine decurtato in G. 2/3 m ^dpeta 

om 0. 4/5 [f(i)8tax6? — 8(b]8exa fi.o^pac: quae seclusi, decurtato margine pe- 

'rierunt in F. 11 jj.ecfa(TaTov OF: |jL^cfov TidvTtov F: p^^aov y. 20/21 rta^A 

{xh fe'XXTjotv tppiou Trap’ aiyuTTT^oia 8^ d7i(5XXtovoa G : Trapdt |i.lv a^yuTiT^oicf drcdXXujvocr Trap’ 
^XXrjffi 5s kpixou OFy. 22 twacpdpoa OFy: (pu)a<pdpoa G. 26 dcTToxaOfaTaTat 

8e adijvTj om. Oy. 26 aTro cJYjfjLsTov Fy: ^tto a^pitov G; and zvjixeloo 0. <> supplevi 


Boxographica aus Basiliusscholien. 


199 


[xYjvl t:6v laotijc 8pd[Jiov TuXTjpooaa ' 6 Ss ^Xtoc iv Ivtao'cdii * 6 8s 
’A(ppo8trY]c %al tod 'Ep[i.o5 6[Lo£a)(; Iv IvtaoTWi * loota^^stc Y®P 
oE Tpetc* o^ev Tcal 8id{(pmo(; a?>T(dV 'fj GrOFy. 

12 c TcXaTDV Y^XcoTa %amyiooaiv Tcspl oDVTsXeiac tod %do[toD todtod XV 

xal TcaXiYYsVBOta? aldivoc ot^caYY^^^ovTcov] IlD'O'aYoptxol flXaTWVtxol 6 
^ApLOTOTeXLXol [iAXiOTa * odtoi y^p tcocvts? od (p'&stpooatv ‘)tdo(iov * oE 
8s aTto T^(; UToac, fidsEpovtsc Iv T^t IraopciiOSL ty]V Sta%6o(j.7]aLV 
(^a'O’dc Tcsp TrpdTspov xal 6 oxoTStv8<; ^Hpc^>tXsLToc), oh% av 
StaoDpotsv* aXV o68l oE ’E^caoDpsLOL * %cd y^P odtoi XGsO'&aE (pact 
Tiv Ttdojiov, T^^ Ta)V OCTdjJ-COV aVTSp.TcXoX'^C Td)L ^pdvcoi StdcOTOCaLV 10 
8s5(0[iIvy]c Gt. 

13 c TOL<: Cd)ta)V Ts ocal tpaxtSv ooiiiaaiv otov ps6[iaT( tlvl] TcoTap-wt 7cpo- XYI 

osoL^evai to owjia SL( 7 rov) IIXdtTcov %ai A7][i6%ptToc; %cd oooi Ta 
voTjxa 7cpoos{8l)Sav(To * Ta pisv) stScoXa 6 A'lrjjJ.d^ptTOc * 6 8(s T)ac 
i8la(; Gr. 

16 b TooaoTa^wg oov XsYop-sVYji; trig ^PX'^^] TotaoTa a7j|iaLV(5|xsva XVII 
8LerXov TO T-^c ovo(ia oE ^spl apx^v ;rpaYtAaTeDaa[xevot Gr. 

16cd6 8ixo'copLWV TYjV apx'?]V 86o itoiiioBi ocvtI jxaXXov Ss ^roXXdg XVIII 
%al airstpoDc] t^i ek oEtotcov Ixp^jaaTO slaaY<j)Y'^t aTceiptav dYaY<5)V 


XV 5/6 Aet. II 4, 1 (Box. 330 a, 15), ubi pro Aristotelicis traditum. 

6/7 Aet II 4, 7 (Box. 331 b, 16) ; Heraclitum cum Stoicis in istiusmodi placito 
coniungunt Alex. ApliTod. in Aristot. Meteorol. 62, 4 Hayd. ; Sivnplic, in Aristot. 
Phys. 480, 27 D.; in Aristot. de cael. 294, 4; 307, 16 Heib.; Clem. Alex. Strom. 
V 14 p. 396, 6. 22 St. (== Chrysipp. II 594. 603. 617. 590 Arn.). 9—11 cfr. 
ad IV. 

XVI Sext, adv. matli, VIII 6 p. 289, 29 sqg. Bekk. ol Tcspl t6v JlXdxmcc ocal 

ATjfjidxptTov pdva Ta vot/tiI bitEVOTjCfav dXT]8‘?j elvai, dXX’ o (aev Aif][i.dxpiToc xtI , . o 81 
IIXctTtiiV otd TO pev del Td aio^h/Td, |j. 7 ]olTCOTe ol slvat 7 roTC£p.ou o^xt/c ^eooffifjc T?j? 

ohcslai. Bemocritum et Platonem in istius modi placito coniungit Iren, c. baer. II 14, 8. 

14 de Bemocriti idolis Cie. de deor. nat. 1 12, 29 j 43, 120 j HutctTcli. guaest. 
conv. VIII 10, 2, p. 735 a sgq. (Bemocr. A 74, 77 sgg. B.). 

XVII Aristot. metaph. A cap. I (cfr. Alex, in metaph. 345, 21 sgq. Hayd.) 

alio spectat quod Simplic. in pbys. 4,11 (ex Adrasto); 801,13; 
802, 7 B. tradit, ab . aliis physicae auscidtationis libros quinque primes, ab 
aliis totum opus Tcepl dpx^v esse inscriptum dpxT/t quasi exemplo bomonymiae 
utitur Forpliyr. in categ. 65, 31 sqq. Bus. 

XVIII Sext. P. H. Ill 140 sqq. p. 153, 23 sqq. Bekk.; adv. math. X 189, 

p. 515, 10 sqq. 


Adm. crit. 1 TcXT/pouoa Gi Trotoocja OFy. 3 6d£v xal 8ta G tantum. om. OFy. 
<> ex Achille supplevi. XVI quae cancellis inclusi, in G evanida : supplevi. 

Kgl. Ges. d. WiBS. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1910. Heft 8. 14 



200 


Giorgio Pasquali, 


Tov Xd^ov 'vobmi aoVTj-d’coc Iv ISs'cdaeot ^pcoVTai Tcot TpdTrwt 
ot & 7 ud S%§(l)e( 0 c O’* 

XIX 17 a ItuelSy] >cal twv xexv^v at TcotirjxtHal XsYovxat at 8 s TrpaxTt- 
%al %zs] Iv tatc ^ApLaxoT^Xooc sic IIXdiTcova ava 9 spo[jL§vatc Statp^- 
6 OEOtv %sttat aSxY] xa>v xs^vtov Stayopi Gr. 

XX 17 b TcoXXol x6>v cpavxaod^vxwv oovojcdtpxsiv IS atStoo xwt 'B-ewt x6v 

xdo[iov] itepKpavcoc [ilv xaoxYjc TrpodoxTjoav xyJc ddSTjc ’ApcoxoxIXTjc 
%a\ 6 YV(bpt[iO(; aoxoD ©ed^paoxoc xat xivec aTcb Ho'&aYdpoo 
%al nXAxoiVoc 'c'^C ^cL'8*avdx'y]xoc xod Ilsptxdxoo oovapTraa-O'lv- 
10 xe? Gr. 

XXI 20 b ot 9pea)p6xo0 A 7 ][JioxpixoD TrpaYttaxsia xa ypstopoxt^^a %(xl 
SXXoi sYpaij^av &Spo(o>to) 7 CL%dt Gr. 

XXII 20 be [ 1 . 7 ] C'^j'cet xy]V xwv ixaaxov liceS 7 jYV]otv] xwv o 6 pava)V ot jisv 
TtoptbSy] xYjV o&atav stTcov* ’Eii.TcsSoxX'qc 61 & 6 po 7 c 6 tY 7 j a.at olovel 
16 xpOGxaXXcoSec l?ts[XY][JLa * clXXot 61 xpapia s% xd)V 6 oxotxsicov’ exspot 

XOD s oxotxstoD. EtxdxcDc oov irapaTcIptTCSxat 'ri]V ?repl ooatac o)tlt[)tv 
0 )^ 6 tdc 9 a>vov Ttal axp 7 ]oxov Gr. 

XXIII 21 a XsTuxTjV yuatv %al o5 axspsdv od 8 s Tcaxstav sic T^'fjv xod oDpavoD 

aDOxaatv 0DOt(t)oac] oopavoD * ol (xlv a9aLpoEt6sc, ot 61 %a)Voet- 

20 Si(;, (ol dh d)tosi 6 lc)j '^C ixovxat 6dS7]C ot ^Op^txoC &. 

XXIV 21 a ao|j. 7 cXYip(oxt%d x^c o&atac 67 cd:pxovxa ‘ sic od 8 ^v y“P ^taxaXT^Sstc 

sxdcoxTiv x(5v IvDTcapxoDOoiV aox'^t Tcotoxnjxcov DTTsSatpstod’at xc5t XoYCDt 
^stp(i)(i.evoc] xo 6 x(ot twt iTctxstpT^lxaxt Ixpijoaxo nop 96 pLoc Iv xotc 
IIspl dX7]c xal Sxd^avoc Iv xwt TcpcJixcot xtov @soyv(&ox(ov Gr. 


XIX dwis, Aristotel Diogenis Laertii 5 = Marc, 8, p. 7,12 Mutschm. Tiepl 

dTriCfTT^pYJC. 

XX cfr. ad VI~VIL 

XXI Geopon. II 6 {)8po(yxoTcixov ATjfAOxpkou ; II 4 uopoaxoittxov IlaEczpou; II 5 
«2XXo Ttepl 65po(yxo7c^at. 

XXII cfr. in universum AcMU. isag. § 6; II 11. 13/14 Achilh 

34, 25; A&}, H 11, 4. 14/16 AcMl 34, 29; Aet II 11, 2; Lactant. de op. 

dei 17, 6 (e Varronis Tuberone, cfr. Diels, Dox. 198 0* IS AchilL 35, 1 (mi- 
sere corrupta); an respicit AU. II 13, 12 (Plato de astris ix pev too itXefaTou p^- 
pouc 7 rop(vouc, pET^)(ovTac 81 xal toSv aXXcov CTrot^^eicov : Tim. 40 a) ? (cfr. ad baec 
Prod, in Tim. Ill 113, 16 sgq. D.). 15/16 Aet II 11, 3; Galen, hist. phil. 

623, 21 D. ; Achill 35, 1/2 (corrupta). 

XXIII Achill 37,8; AU. II 2, 1 (Lobeck, Aglaoph. 477). 

XXIY 23 Forphyr, h TcSt 8eudpu>t TOpt uXtjc ap. Simplic. in phys. 231, 5 sqq. 
D. Steplianus 6 Pdpapoc ap. Phot: bybl, cod. 232 (cap. 1 exponebat 287 b, 

30 oTt TO 28{(Dpa xal 6 ^^apaxTT^p xal pop9^ brcdaTaat? ^(Jxtv, dXX’ o5)^I cjopTcXox^ tyj? 
o5ff(ac xal tou iStdbpaTo; o68^ xh abOoTcdcJTaTOv). 


Adn crit 12 bSpoinxc^ G: corr. 15 hi ante xpetpa ego: ouv G. 

17 8td)(pTfjcjTov G: corr 20 <> addidi ex Achille optpixec G. 


Doxographica aus Basiliusscholien. 


201 


21 b TcaXtv liv iaottot 88(op elvat zb OTroPspXYjp^^vov ttji XXV 

IlapiievtSTji; Iv aiixonoitai ^SardptCov et^cev tYjv y'^V Gt. 

24 b t'Jjv Y'^v (ixLVYjTov p^lvsiv] t:Y)v y^v axEvTjtov napfjievlSTjc 6 ^EXsA- XXVI 

TYjC SevoyAvYic 0 KoXoycjbvtoc • nXaiJcov 8e a5TY]V iXXeo'&at 97301 -arspl 
t6v 8ta ^ravToc t^iajj^^vov TcdXov, Sjcep av sIt) oTp^^sodat • iXXoc [itjv 6 
xal ^AptoTOT^XTjc xal oi &7ub z^<; Stoag &%tV7jTov k%€kuKo^ t'Jjv y'^v * 

T'^t 8s Tcpoxstii^VTji v 5 v alttoXoYtat %%i Tcepl axtVTjoCac y'^C 
StpATcov 8o>tet Tcpwtoc 6 9001x6^ ^(pTjoao'S'ai GrPOy. 

26 a oJ (JL^v oGv^stov aoTdv lx twv TeooApwv otoixsiwv] xabzrp ’Aptoro- XXVII 
tIXt]? oh% olSs t7]V 8 ( 5 Sav‘ flXaToiv 6s TtpolotT] xal 01 a^6 10 

T’^<; SToa<; GrPOVy. 

25 b 01 8s . . . 'Tulp.TtTTjv tivA a(&[iaToc 96atv] zh ^s[i 7 ci;ov cwjiaj 8 8 'J] xaXoSotv XXVIII 

al'O'^pLov xal xoxXo9opix6v, ’A ptototlXTj^; 7cp5t:o<; eloTiYT^^ato • 8s 
TLVsc olbvrat 6 Asoxavftc "^OxsXXog, &(; xal Iy 6 y86(ol Tcaps- 

'0'STo twv SxsTcttxwv 8s "'OxeXXo(; slc twv 0:716 IIo&aYdpoo Gr 15 
{%i^%zov oa)[i,a ^ApLOTOtlXT]*; slo9lpet: haec tantum FO). 

26 b zoic; {jlIv AtcXoi^;, 816x1 toi<; (ilv AttXolc olxsla xSv7]ot<; ^ Itu’ sSfl-eCac; XXIX 

XTs] TODTotc l/pT^oato OTjjJLstoic Iv IIspl olpavoo TrpaYp-a'Tslai 
ApLOTOTlXTjc sic o6aT;aoiv too tuIixtc'cod oAp^atoc Gr. 

28 a aXXoc 81 zi<; t^v 09piY<8vTa)v xata 7ci8*avoXoYtav iTtavao-cac TcaXiv 20 XXX 
'uoototCj taoTa (i.sv 6ts)(£s xal 8ilXDasv] Trspl xou Tcsp.TT'coo aajjiatoc ’ 
olbvTai yocp ot Z73VtbvstoL todtoo 7 capaSs)(' 0 -^vtoc avacpstO'&aL tcov Iv 
Y'^t T^jV Tcpbc ta xai:’ oopavov ao[i7i:6c'0*eLav ' Taota xal 6 nop96ptoc 
Iv TStdip'cwL ^^(v) rispl oo[A[ilxi:a)v Tuaps'&sto Gr. 

XXV placitum novum. 

XXVI 3 Aet. Ill 15, 7. 4= Smpitc iu 1. de cael. 522, 5 Heib. 

4/5 Aristot de cael. B 293 b 30 Iviot otat xeifA^vTjv ini tou x^vTpou cpaclv abT^v 
tXXea&at ml "/ivetaftat Ttepl t3v Btd Tcavxoc Tei:a|i.^vov tcoXov, ^anep iv Tuit 
Ttfj.a(a)t (40 b) UXea^at platonicum aliter et rectius intellegebat ex. gr. 

Alexander Apbrodisiensis ap. Simplic. de cael. 618, 1 sqq[. 5/6 Arisiol de 

cael. B 296 b 21. 6 Clirysipp. 11 646 Arn. (= Plutarch, de facie in 

orbe lunae 6, p. 923 e). 

XXVir 10 cfr. ad XXII et Plat Tim. 32 b, quern locum Basilius respicit. 

10/11 de Stoicis cfr. ad XXX. 

XXVIII 12/13 cfr. Kernes, de nat. horn. 164^ 18 Matth. ApiaToiilT]? Ss ml 
TiifATCTOv eidayet dwfia to ai^ipiov xal xOxXotpoptxcJv ; Fliilo de somniis p. 209, 11 
Wendl. 13-15 Sext. adv. math. X316, p. 539, 20 Behk. lx ulvie S^'OxbXXo? 

6 Aeuxavoc xal A ptcfTOTlXif}? • dU|j.7repilXapov y*^P Tiddapdt <szov)(&Loii t 6 7tlp.7tTov xal 
xoxXocpopTjTtxov dwpia, 1$ o5 Xlyouatv elvai Td oipc^vta. 

XXIX Aristot de cael. A 269 a 1 sqq. 

XXX Origen. adv. Cels. IV 56, p. 329, 15 Kotschau; AUxand. Aphrodis. 
de mixtione 216, 14sqq; 223, lOsqq. 32; 226, 34sqq.; Oleomed. 8, 15; Sext adv, 
math. IX 79. 

Adn. crit 22 TrapaBi^^OIvto? G. 24 tw G: corr. 


14 * 



202 


Giorgio P as qii ali, 

n. 

Wir greifen vorlaufig die Quelleniintersucliung nicht an nnd 
besprechen vielmebr zuerst die einzelnen neuen Nachrichten. 

1 . 

Parmenides behauptete in seiner Dichtung, die Erde babe 
ihre Wnrzeln im Wasser^, sagt das XXV. Scholion. Diese Meinimg 
war bis jetzt fur Parmenides nicht bezeugt; aber der Eleat hat 
darin Vorganger in den ionischen Naturphilosophen. Thales hatte 
bekanntlich angenommen, die flache Erdscheibe schwimme auf dem 
Wasser; was fiir eine Stellung diese Theorie in seinem System 
einnahm, zeigt der SchluB, den Seneca, nat. quaest. Ill 14 (== Thales 
A 15) aus dem placitum zieht: non est ergo mirmiy si abundat 
umore ad flnmina profundenda, cum in umore sit totus (scil. terranm 
orhis). Die Annahme soUte also auch den IJrsprung des Quell- 
wassers erklaren. Schon Anaximander lehrte anders Tiber Form 
und Lage der Erde; aber der unmittelbare Vorganger des Parme- 
nides hatte sich in der Grrundwassertheorie schon dem alten lonier 
wieder genahert. Xenophanes, der freilich lehrte, die Erde sei Itc’ 
aTceipov lppiCo>tT.^V7i, bestand darauf, daB das Meer, wohl der Okeanos, 
der IJrsprung alles Wassers sei: S' ia-rl 'S-aXotaa’ tJSatoc, TcyiYT] 

S’ dv^pioio und, bald darauf, aXXa tcovtoc Ysv^Twp avs^nov 

Te %al TTorap-wv (B 30, l.B)^). Nicht anders Parmenides. Der Aus- 
druck oSatoptCoc kann der echte sein : Xenophanes hatte kurz yor- 
her von den Wurzeln der Erde gesprochen und SSaToptCoc pafit 
gut in den Vers. Die Anlehnung an Thales ist gar nicht liber- 
raschend: was im Thaleszit^t bei Seneca yorangeht, stimmt auch 
gut mit Lehren des Parmenides: ait terrarum orhem aqua sustineri 
et veM more navigii mdbilitateque eius fluctuar e tunc cum dicitur 
tremere: vgl Parmenides A 44 (tdvov (isv xpaSaivsadat, [jl-}] xLVsra{f*at 
SI Ob in der griechischen Quelle des Seneca eben xpaSaivsa&at 
stand ? 

Freilich bleibt es zuerst dunkel, wie die Annahme tiber die 
Wasserwurzeln sich mit der Kugelgestalt der in der Weltmitte 
schwebenden Erde im Parmenideischen System vertrug. Es scheint 
mir nicht unbedenklich, das Scholion dahin zu interpretieren, daJ5 


1) Das Zitat, in den Genfer ScLolien zu 0195 iiberliefert, ist von Diels, 
Berliner Sitzungsber. 1891, 581 ff., in den richtigen Zusammenbang eingereiht 
worden: vgl. auch Seneca und Lucan 14 ff. Eine Ubersicht iiber die verscMe- 
denen Grundwassertheorien gibt Oder, Ein angebliches Bruchstiick Demokrits (in 
PMlologus, Suppl.-Band VII), 266 ff. 


Doxographica aus Basiliusscholien, 


203 


das Wasser sicl. nur in gewaltigen Becken tief unter der Erde, 
„an ihren Wurzeln^ befande; dies ware die Lehre des Anaxa- 
goras. Aber wenn anch oSaidpiCo? ein wortliches Zitat ist und 
dem dichteriscken Klexd mancli nngenauer oder ratselhafter Aus- 
druck jzugetraut werden darf, ist eine solche Interpretation trotz- 
dem deswegen unwabrscheinlicb, weil das Scholion sich anf die 
Worte des Basilios beziekt: sav D7cod’'^L<; ianmi oSoop sivai tb oTcope- 
pX7j[xsvov xfii 7 *^ 1 . Der Scholiast, der ja aus einera grbfieren Zn- 
sammenhang scbbpfte, hatte dann ein etwas weniger nnangebracktes 
Placitnm beibringen konnen; er wird sick auck im Eolgenden als 
einen reckt verstandigen Mann bestatigen, dem wir wirklick keinen 
MiJJgriff nnnbtig zatrauen dlirfen. 

Mir ist die nene So^a ein neues Indizinm fiir die Auffassung 
des Parmenideischen Gredicktes, die Diels vor Jahren anfgestellt 
nnd begriindet kat {Philosophische Aufsdt^e fur Zeller 249 ff., Farme- 
nides* Lehrgedicht 63) : xplvat dk Xo^m TtoXoSvjpLV BXsy’/ov hi Iixs'lI’sv 
pTjdevTa, fordert Parmenides (1, 36) seinen Znkbrer auf ; 8s ae 

%dnoL 7][xev ’AXri'&sCif]^ soxo^Xsoc ot'cpsp.sc '^top, i]Sk ppomv 

Sd^ac, talc 00 % hi itlazK; aXTj'&Tjc (1,28). Woker soUte der Horer AX7j{)’eL7] 
nnd Sd^at kennen lemen? Die ’AXYid'stTj sicker aus dem ersten 
Teilj dann aus dem zweiten die falscken Sd^at der anderen Pki- 
losopken. Das keiUt, um mit Worten von Diels zu reden, der 
zweite Teil war eben nur „eine kritiscke Debersickt iiber die 
strittigen Ansickten der biskerigen Denker, eine DoxograpHe". 
Nun, jede neue Nackrickt, welcke die Anleknung dieses zweiten 
Teiles an alte Pkilosopken, Tkales, Anaximander, Anaximenes auf- 
weist, ist ein neuer Beweis fiir diese Auffassung; oder soli um- 
gekekrt der originelle Denker nunmekr in seinen Vorgangern auf- 
geken? Der Wert einer Nackrickt ist in dieser Beziekung desto 
grdker, als sie sick mit den anderen in ein eiokeitlickes System 
nickt fiigen will, Es gekort zum Wesen einer Doxographie Wider- 
spriicke zu entkalten. 


2 . 

Das Sckolion XXVI fiikrt eine Beweisfiikrung im Text von 
Basilius auf Straton von Lampsakos zuriick. Ick muB diesmal die 
ganze Stelle kierker setzen (24 b — 26 a) : Se ttvsc t:c5v ^oatutov 

xai loiabzaiq aktaic tijv y’^v axtVYjTov [leveiv xaT:axo(JLt})s6ovi:ai, &<; apa 
8td zb z'^v [JL^aiQV too TcavToc slXYjcpsvaL TcaVTodev 

TTpdc zb axpov aTcdoTaatv, oox s)(oooav ottoo piaXXov aTtoxXi'S-'^t, dvaYxattoc 
[ji,£veiv ly’ saoTiJC) dSbmzov ahzrji TuavTsXwc ttjv stcl zi poTCTjv z^q itavza- 



204 


Giorgio Pasquali, 


xd'&ev TcspastjA^VT]? op.oLOT'yjToc l(i7coto6<37]c^)’ 'C'yjv 8 b (i^( 37]V xt^kpav [Xi] 
d7co%XYip(0'ci%a)c 'C'/jv y'^v (xtjSs I)C tod akop^dTOD Xa^stv, dXXoc yDctXTjV 
elvat TaDTtjv x'^c ytjc xal dvaY^atav ttiv '8’sotv * too y^P oopavtoD a(h\ia'zo<; 
/TTjv %oCT^X®VTO^, d Trep dv, ^tjolv, otco-O-ci)- 

(jieda pdcpT] IxTctTCTSiv aTzb xwv dvco, Taom Tcavtocxd'&sv s;cl t 6 p^^aov aove- 
vex'S’Tjoexat * itp^ STcep 8^ av xd (t^piQ Y^ipifixai, ItcI xodxo %al x6 8Xov 
ODVcoa'&Tjoexat 8'iQXov Sxt* el 8^ Xi'&ot xal S6Xa Hal xd Y^'^pdt Trdvxa 
pexdt TTpbc x6 ndxo), aoxif] dv bit] nal x'^t oX 7 ]t y"^^ olxsia Hal TtpooTjHoooa 
'O'datc * xt x^v Ho6(pa)V (p^pY]xat d7c6 xo5 ji^ood, 8'^Xov oxt 7rp6c dv(i)xaxov 
HiV'’/j'8’75oexat * Saxe olnela ^opd xoic papoxdxoti; 7] 7cp6c '^6 Hdxco • Hdxo> 8s 
6 XoYoc <t5> p.^aov I 8 et£s. M'?] odv ' 0 'ao{idaY]t(;, el {X 7 ] 8 a[toD InTctexet ii -(fi xtjv 
H axd tpoatv X^P^^ p-saov exooaa • Tudaa Y^p dvdYHYj p^^vstv aoxijv naxd 
X^pav t) Tcapd Htvoo[JL^VY]V x’^c olneta^ ISpac l^iaTao-O-at. 

Die Beweisflihrung des Basilius gelit ungefahr so vor sich: 
^Die Erde (ich ziehe vorlanfig die erste Periode liberhatipt nicbt 
in Betraclit imd unterdriicke kleinere TJnebenlieiten, woriiber bald) 
bat ibre Stelle nicht zufallig eingenommen, sondem nacb der Natnr 
und der Notwendigkeit; denn alle schweren Korper, die ans der 
Himmelssphare herabfallen, finden sick am Mittelpunkt zusammen; 
nxin, sind alle beliebigen TeUe der Erde scbwer : also ancb die Erde. 
Sie muB also im Mittelpunkt liegen, Umgekebrt und entsprecbend 
steigen die leicbten Korper von dem Mittelpunkt zur Peripberie^ 
von der Erde zum HimmeL Die Lage der Erde ist also natiirlicb". 

Basilius bat nocb eine Periode vorangeben lassen, die mit dem 
Eolgenden nicbt eben gut reimt. ^jDie Erde scbwebt in der Mitte, 
wen wegen der gleicben Entfernung von alien Punkten des Him- 
mels keiner auf sie eine groBere Anziebungskraft austibt als die 
anderen^^ Das ist der Grrund des Anaximander (Aristot. de cael. 
B. 296 b 10), des Parmenides (Aet. Ill 15, 7), des Platon (Pbaedon. 
109 a); er wird eben von Aristoteles verworfen (de cael. B. 296 b 
16). Was aber bei Basilius darauf folgt, klingt gut peripatetiscb. 
Es lebnt sicb an die im 14. Kapitel des zweiten Bucbes von Ilepl 
oDpayoD vorgetragenen Theorien an; ist aber bei Basilius viel klarer 
und bestimmter, viel folgericbtiger ausgedriickt. Aristoteles sagt 
nur 296 b 6 ext 8^ Y^opa xwv pboplcov nal oXtjc aoxfjc 'f] ^axa ^dolv 
ItuI x 6 jj^dcov xoD 7uavxd<; loxtv* 8ta xooxo y^P T^OYX^ivet Hetp.svY] v5v IhI 


1) Die Stelle spracWicb etwas seltsam, aber, wie icb denke, ricbtig iiber- 
liefert. Die Negation zu t)]v iizl ti ^otc^^v l|XTCoio6aYj« wird bier ausgedriickt, indem 
das negative^^Adjektiv dB6vaTov pr^dikativ zum Objekt binzutritt. Man kann 
sicb die Konstruktion als eine Contamination you t))v ^o'^rtv l(ji7cotoi)cy7]c und t^v 
jboTTYjv do^vaTov iioto6a7)? denken. 


DoxograpMca aus JBasiliusscholien. 


206 


TOD %evi:poo. Und in einem etwas verschiedenen Zusammenhang, in 
dem Beweis namlicli, daB die Erde deswegen eine Sphare sein muB, 
weil alle irdischen Punkte gleich zum Zentrum streben, und so 
sich an gleicbier Entfemung anordnen, sckarft Aristoteles ein 
(297 b 7) ooSsv toivdv Stafpspet todto 'ki^QVJ ItcI pcbXoo %cd {xoptoo tod 
TO)( dvToc ItuI oXtjc * oh ^ap 6tdc \Li%p6xrim t) [jlIys'S’C^ stp7]Tat xh oop.- 

Palvov, aXXa %axa TraVTbc 'cod poTrijV s^fovTog IttI xb p^oov. Die aktoXcY^ot, 
die das Scholion dem Straton nnd zwar als ihrem ersten Urheber 
beilegt, entbalt nicbts wesentliches mehr, aber ist viel scbarfer 
formuliert. Der Hanptton wird bei Basilius auf die pDoai] avdY^Tj 
gelegt: das paBt gat fur den Peripatetiker, der den mehr oder 
weniger persbnlicben Grott seiner Schule mit der pootc ersetzt hatte. 
Aucb die drastische Voraussetzung der von der Himmelssphare her- 
abfallenden Korper fehlt, wenigstens hier, bei Aristoteles, So 
glaube ich nicht, Basilius babe einfach aus dem IIspl o&pavoo ex- 
zerpierfc, obwohl er nachweislich in dieser selben Homilie eben aus 
jenem Buch etwas heriibernimmt ^). Auch zeigt sich, daB er eine 
reichhaltige Quelle benutzte, die ihm mehr bot, als er nahm; sie 
konnte nicht IIspl o&pavoo sein. Die zum hohen Himmel strebenden 
%ob(p(x sind bei Basilius ein zweckloses Rudiment geblieben; sie 
konnten sich gut in eine breitere Darstellung fiigen, wo leichtere 
und schwerere, oder iiberhaupt leicbte und schwere Korper ent- 
gegengesetzt wurden. Auch der Ausdruck hat ein beinahe paren- 
thetisches Q-eprage. Auch daB xdxo) 6 X6 y 0(; (to) p.saov sSetSsv, ist 
nicht berechtigt; die Identitat des ^aTco totco?, worauf alle y^^QP*^ 
streben und des Mittelpunktes, wo sich alle Massen zusammen- 
finden, wird eben mit keinem Wort hervorgehoben ^). Ich verstehe 
nicht wie Basilius dazu kommen sollte, das ionisch-platonische 
Placitum liber das Schweben der Erde in den aristotelischen Zu- 
sammenhang miissig zu interpolieren. Noch eine Spxir mag auf 
Straton hinweisen: Basilius spricht iiberall in diesem Zusammen- 
hang von %o5(pa und von papsa in absolutem Sinn; nur einmal ist 
Ta papoTaTa stehen geblieben: Sots oheicc cpopd Totc ^ccpo xdxoig 
7cp6<; TO xdcTO). Straton erkannte notorisch alien Korpern die 
Schwere zu, nur in verschiedenem MaB; vgL besonders Simplic. 
de caelo 267, 29 ff,; 268, 32 ff. Heib. 


1) Freilich, ob die Benutzung direkt ist, weifi icb nocb nicht zu sagen. Ich 
hoffe in absehbarer Zeit eine Quellenuntersuchung zur Hexahemeros vorlegen zu 
konnen. 

2) Man vermiBt etwa was bei Cleomedes 24,3 steht; 'xal yap aOrrj? (d.h, tt]; 

Y^c) Tc6t xe)(pr]w.^v7]5 'jcdxo) xo petfafxaxdv laxiv. 



206 


Giorgio Pasquali, 


Ich glaube selbstverstaadlich nicht, Basilius babe aus Straton 
geschopft. Hatte er das getan, so batte der Scholiast das nicbt 
wissen kbnnen : denn er hatte scbwerlicb den Straton zur Verfiigung. 
Er benutzte wieder, wie wir weiter nnten seben werden, 
und, als er merkte, dafi die Beweisftibrnng des Basilius sicb mit 
einem Placitum des Straton berlibrte (denn Grlinde steben, wenn 
aucb in stark gektirzter Eorm, mancbmal bei Aetius, immer bei 
Arins Didymns), scbrieb er an den Band : motTjt aktoXoYtai 5o%si 
7i:p(i)T:o(; 6 S'cpdtcov xpvjaao'&aL, d. b. er bebanptet aucb nicbt, Basilius 
babe Straton ausgescbrieben. Basilius wird vielmebr aus einer 
solcben Quelle gescbopft baben, die ibm die beiden Grunde flir 
die TJnbeweglicbkeit der Erde, und nocb viel mebr dazu, scbon 
zusammengestellt und verarbeitet bot. So kann die Stelle des 
Basilius nur mit starken Reserven als „Eragment“ des Straton 
gelten, obwobl nach meinem Urteil an der Zuverlassigkeit des 
Scboliasten gar nicbts auszusetzen ist. Icb weiJB nicbt, ob der 
Nacbricbt etwas anderes entnommen werden darf, als dafi er kein 
Bekenner des beliokentriscben Glaubens war, dafi er vielmebr in 
dem altperipatetiscben Geleise verblieb und zugunsten der axtvTjata 
den Beweis des Aristoteles neubearbeitete ^). Die Lebre bleibt die- 
selbe nocb in der Stoa : vgL Plutarcb de facie in orbe lunae cp. 6 
p, 923 a u. 8 am Anfang ^). 

3. 

Aucb das XXX. Scbolion bringt etwas neues. Dafi die Stoiker 
einen besonderen Wert auf die Leugnung der fiinften ooaia gelegt 
batten, durften wir kaum aus Origenes adv. Cels. I 329, 16 Ko. 
(= Cbrysipp II 417) schliefie'n: ^rpoc 8v XdYov (namlicb gegen die 
Annahme der fiinften Natur) oox aYsvvwg %al ol aTzb UXoctcovoc %al ot 
arch Stoac beifit im Grund nicbts anderes als „sie sind 

bei der Tbeorie der vier Elemente geblieben". Mebr konnten wir 
aus Alexander von Apbrodisias scbliefien : einige Stellen des Trac- 
tates iiber die Miscbung erscbeinen jetzt in neuem Licbt. Alexan- 
der bekampft notoriscb in dem grbfieren Teil seiner Abbandlung 
(Cap. Ill — ^XII) die Tbeorie des Cbrysipp fiber Miscbung und Com- 
bination. Die Darstellung der gegneriscben Lebre fangt an 
216, 14 Br, ; i^vwadai [jisv oTuo'ct'O-emi tyjv a6p.7caoav ooaiav, 7rve6[i.aT(5c 

1) Diels tatte das Wichtige scton aus der unglucklichen Publikation dieses 
Scholion durch Cramer herausgelesen, wo das Lemma falsch angegeben wird: 
Berliner Sitzungsber. 1893, 118, A. 5. 

2) = Cbrysipp. frg. phys. 646 Am.; Cbrysipp ist bier fur Arnim nur Sam- 
melname. 



Doxographica aus Basiliusscholien. 


207 


Ttvoc Sta Traorjc ao'C’^C StTjxovxog, Dip’ od aDfjLjxsvei %cd 

aofj.Tcadsc loTtv aoTwt to Tcav. Es folgt die Unterscheidung der ver- 
scHedenen Vermiscliungsarteii, die mit Argumenten aus den xoivai 
svvotat belegt wird. Mit dem fiinften Capitel beginnt die Eefu- 
tation, die zuerst an das an der letzten Stelle Vorgetragene, eben 
an die xoival Ivvotai ankniipft. Der erste Satz der clirysippeisohen 
Lebre wird erst im X. Cap. wieder ins Ange gefafit: 223, 6 ttcdc 
S’ om aTOTtov Ttai t6 Xs^stv i^vwa'O’at TTjV o6jj-7uaaav oooLav TcysojiarSc mo<; 
Sta Ttdoriq ao'C'^C SltjxovtoCj ocp’ oo aovsxsT:at te vtal aD[XjJLSVEi zb -jrav ml 
oDji^ra'O’^C icJTiv ocotwc; Die buchstablicbe Wiederholung derselben 
Worte biirgt dafiir, daB Alexander die eigenen Worte des Chrysipp 
wiedeffgibt. Es folgt: ty]V ^dp xDpKDtdtYjV akiav tod mvToc 
svttoecog OOX slSoTSg (aOTYJ S’ IotIv tod d’SlOO TS %cd XDxXopop7]TC%o5 
xal al-O-epCoD ottp^aToc ^dod;, die eben ODVsxst %al actiCst to mv), TaoTiQV 
[iyjt’ iSdvTsc saoToig [iTjTS Toi^ ISoDOLV dxoXoo'&'^oat SovTQ'&sVTsg — mlissen 
sie zu einem gewissen Alles durcbdringenden 7cV£D[xa ibre Zuflucht 
nebmen, welcbes nicbt nnr unnotig, sondern geradezu unmbglich 
ist. Wie viel folgericbtiger ist es (223, 32) ttjv oDp.Tcd'&etav . . . 
octtCeO'&at . . . Std ts ttjv t^<; dXtjc xotvcovtav xal tyjv too Tceptueip.svoo 
dsLOO 0 (t[jLaT 0 (; aoTcot (soil. Td)i TcaVTi) poaiv. 

Die Confutation gebt weiter: der stoiscbe Begriff vom Tcveopua 
wird unerbittlicb aufs Korn genommen; es wird eingescbarft, dafi 
dieses gbttliche Trysop^a, wenn es iiberbaupt etwas sein soil, nur eine 
Art von '9’Stov owp^a, eine tusp^tctt] tic oooia ist, daB es sich also nicbt 
lobnte, gegen die aristoteHscbe fiinfte Natur ins Feld zu ziehen, um 
dann ein miserables Surrogat an seine Stelle setzen zu miissen (226, 
6 ff.). Warum Alexander eben diese Lebre mit so groBem Nacbdruck 
bebandelt, sagt er selbst am Anfang des XII. Capitels: TotoTa p.sv 
elTceiv TcpoTjX'fl’TQV Std todc dvTtXeYOVTac p^sv ’AptoTOT^Xst Tuspl tod Tuep^TUToo 
o(D[iaToc ml Toic p^dvotc ocaT’ d^tav twv d-sicov elp7]p.evotc IvtOTaa&at, 
7C£tpa>p.^vooc Std 9 tXoTtp.tav, Was fiir „einzig wiirdige Aussagen" 
gemeint sind, lebren die vorhergehenden Worte: eben die Lebre 
vom fiinften Korper. Es gebt weiter: „die Stoiker empfinden 
nicbt, wie wunderlicb der beriicbtigte Satz ist: acopia 
o(tp.aToc, und docb verdient er um so mehr eine Widerlegung, als 
alle anderen Tbeorien mit ibm steben und fallen: o t£ ^dp Tcspl 
xpdaecoc a&TOtc X6yoc odx Iv dXXa>i Ttvt, dXXd xal Td Tcspl tl^ox^C dti:’ aoTwv 
X£Y0p-£Va IVTSD'&SV TJpTYJTat,* Y] Te TToXO'&poXYjTOC aOTOtC SLp.app.£VYl ml il 
t6)V mvTODV TTpovoia S’ (ivTED'&sv: erganzt von mir) tyjv TctoTtv Xap^pd- 
VODOiv, Itl TE TO Tcepl dpx^v TS ml S-soD xal tod TuaVToc eymatc ts xal 
oDp.Tud'&sta TupSc a^To* TrdvTot ^dp a^TOic TaoT’ loTtv 6 Std t^c dXyjc 

StT^XCDV 



208 


Giorgio Pasquali, 


Dieses stimmt ganz genau. Man versteht zuerst eigentlicli 
nicht, was die Ivcoacc der Welt rnd die Vermischungstheorie in 
der Lehre des Ciirysipp mit einander zu tun haben; der Zusammen- 
liang ertlart sich plotzlicb, wenn man bedenkt, dafi diese Combi- 
nationstheorie eine bestimmte Tendenz hat. Wahrend die Mischnngs- 
lehre des Aristoteles an nnd fiir sich bestehen kanu nnd die An- 
nahme einer fiinften ooota nicht im Mindesten davon abhangig ist, 
dient die stoische TJnterscheidung von Mschnngen apjiTjv (oder 
Tcapa-O’^ost), %am atiiy^apatv t 6)V [iiYVO(i^va)V, nnd otVTt7rap§XT;aoLV 
(diese sind die eigentlichen xpotosic) ausschlieBlich dazn, die An- 
nahme eines alldurchdringenden Korpers, des TcvsOjia, zu rechtfer- 
tigen, die zu theologischen Zwecken notig war, Anders ausgedriickt: 
Chrysipp behandelte die Mischung im Zusanunenhang mit der 
Theorie des Tcvsopia und der Welt. Ich darf wohl weitergehn und 
sagen: In jenem Buoh bekampfte er seiner Yorganger Theorie 
iiber die Welt, zumal iiber die Einheit der Welt, und polemisierte 
scharf gegen Aristoteles’ Lehre vom fiinften Korper. Anders er- 
klart sich die Polemik des Alexander nicht, der eben auch die 
7r^(jL7CTY] o&aEa hineinzieht. Das wird jetzt durch das Scholion be- 
statigt, das auch den Grrund hinzufugt, warum Chrysipp gegen die 
oooia kampfte: die Annahme eines besonderen Elementes 
fiir den Hiinmel vertrug sich nicht mit der aop.xdc'&eta Tcav oX(*>v; 
wurde der absoluten durch das Tcveojia bedingten Einheit der Welt 
nicht gerecht; fiihrte zur Verwerfung der Mantik. 


4. 

Tiber Epikur lernen wir aus den Scholien lY und XY (S. 199, 
9 — 11) nichts wesentlich neues. Nur ist vielleicht ein Terminus, 
avrsfiTcXoxT], echt epikureisch. Es gibt Leute, sagt Basilius Sab, 
die nur Atome als Prinzipien des Seins anerkennen wollen: vov 
[isv Y^P oi)vcovT(ov aXX7]Xot^ tcov afispwv ocojiaijcov, v5v jismaoYxpt- 
vo[xsva)v Tac %al (pQ'opa<; sTCLYivsod’ai * xal tdiv Stapxsoi:^- 

p(ov oa)(idTa)v 'cyjv loppoTspav twv ocTOficov avrsfiTcXoxijv zfiQ StajioVYjc 
i:y]V oclrtav 7raps5(stv, und die S telle ver dient sicher Aufnahme in 
die bevorstehende Neubearbeitung der Epicurea. Nun sagt der 
Scholiast XY, 9 ff. xal Y^p ooTOt X6ea'8’aE tpaoi t:6v xdo[Jiov, zfiQ twv 
{ irdticov aVTS[i7cXox'^<; Twt ^(pdvcot SidaTaotv 6e)(0[i£VY]c* Die Form ist 
eine solche, daB kaum daran gedacht werden kann, der Scholiast 
schopfe aus der Stelle des Basilius. Auch stehen die oben aus- 
geschriebenen Worte des Scholions am SchluB einer doxographischen 
TJbersicht, fiir welche die Benutzung des Basilius ausgeschlossen 
ist. Das Wort ist also fiir die epikureische Tradition von zwei 


Doxograpbica aus Basiliusscliolien. 


209 


unabhangigeu Zeugen verbiirgt. Ein Doppelcompositum dieser Art 
paBt vortrefflich fiir die Sprache von Epiknr^). Lucrez hat viel- 
leicht diesen Ausdruck vor Angen gehabt I 240 {materies) inter se 
nexic minus aut magis indujgedita] II 102 (corpora) indupedita suis 
perplexis ipsa figuris ; II 393 das 01 besteht maioribiis (dementis aut 
magis liamatis inter se perque pUcatiSj die bitter oder herb schmecken- 
den Grerichte miissen (II 40B) magis liamatis inter se nexa teneri 
(namlich dementis), AUe Sachen, die sich verfliichtigen und in 
einem ISTu verschwinden, rniissen (II 459) non esse , . . perplexis 
indupedita, Ich vermute, unser griechisches Wort liegt zu Grrnnde 
alien oder den meisten derartigen Wendungen. Selbstverstand- 
lich kann man auch mit Tcspt^rXoxT], 6 [jl 7 cXo% 7], 00^.71X0x75 auskommen, 
aber die sprachliche Abnndanz xind die starke Hervorbebung der 
Reziprozitat sprechen fiir ein Compositum, wo die Gregenseitigkeit 
dnrch einen besonderen Bestandteil markiert war. — Was wir 
liber Attikus nnd Porphyrins znlernen, mnB anf einen weiteren 
Abschnitt erspart werden. 


B. 

Was das Scholion XIX liber die Benntzung der divisiones 
Aristoteleae dnrch Basilins zu berichten weifi, ist richtig. In 
unserer IJberliefernng der divisiones^ sowohl bei Diogenes Laertius 
wie in der Marciano-Parisinischen Rezension, lautet das Lemma der 
div. 5 iTCLO'uTjp.Y], nicht Basilins aber ubertragt nicht etwa 

willkurlich anf die was sich in seiner Quelle anf die ItuioxtJplt] 

bezog, sondern gibt anch darin seine Vorlage wieder. Denn Platon 
an der Stelle, woher die nrspriingliche voraristotelische divisio ge- 
flossen ist JPolit 2B8 b sqLq., spricht, ohne Unterschied, von xiyyai 
nnd iTctox^liat; nnd daB xiyyyi statt l7noi:7]p.7] in alten Brechungen 
der tiberliefernng geblieben war, beweisen die Stellen des Maximus 
Tyrins XXXTTT 4 nnd des Cicero Acad, prior, II 22, die Mntsch- 
mann angefiihrt hat. Wie hbrigens noch in der jnngeren Tra- 
dition diese Synonyma wechseln konnen, zeigt die div» 22, die bei 
Diogenes ai ts^vai, in dem Marcianns aber al l7ttox7jp.at betitelt ist. 

Die Stelle bei Basilins lantet 17 a b iTxstSTj Se xai ttov 
ai [ilv TcotTjxixal XsYOVxat, at 8s Trpaxxtxat, at 8^ '&£0)p'y]Ttxai, xal xmv 
(jL^v '8’e(op7]xtxwv TsXo? loxiv rj xaxa voov svspYsta, xo)v 6s TtpaxTixcbv autT] 

1) Es gentigt, auf den Index von P. Linde, de Epkuri ‘OOcabuUs ab Optima 
AUlvide alienis zu verweisen. 

2) Mutsclimann bat in der Yorrede seiner Ausgabe, besonders S. XXIII, in 
sebr lebrreicber Weise die Gescbicbte dieser divisio bis iiber Aristo teles binaus 
verfolgt. 



210 


Giorgio Pas qu ali, 


TOO XLVYjatC; 7raoaa[JLSV7]<; ooSsv otcsott] odSs TcapsfjLstve tolc 

opwatv * bpyriGsm Y^p >tal aoXTjux^*; tsXoc ooSsv, aXX’ ahx'^ sic laoTTjV 
svspYsta xaTaX^jY^L* IttI Ss twv tcoctjutc^v 'ce)(V66v, xal ^aDoap.sv7]c 'C'^c 
svepYstaq, Tcpouetixsvdv sau xb epYOV, a)c ol%oSo|xt%^C xal tsx'covlx'^C >tal 
)(aX7tsDTtX'^C %al 6Y>avi;i%7jc %cd oaat T:ocaoTat at' %av (jit) irap'^t 6 ts^^VLTTjC; 
Ixavwc iv laoratc todc ts^^vt^cooc Xoyooc ip.<paCvoootv etc. Hier hat 
Basiliiis seine Yorlage recht frei bearbeitet (er zitiert vielleicht 
aus dem Kopf), aber es laBt sich trotzdem sagen, dafi sie der 
Marcianischen Eezension etwas naher stand, denn sowohl die 
Hexahemeros wie der Marcianus betrachtet hier zuerst die Kiinste 
an sich und geht erst dann zu einzelnen Beispielen iiber, wahrend 
Diogenes mit den Beispielen anfangt. 

Wichtig ist im Scholion die Form des Titels: der lantet Iv 
xaXc; ’AptotorlXoDc eic IIXAtcDVa ava^epofiisvaic Statpsasaiv: so ahnlich 
hatte ihn Mutschmann (passim in der Torrede) fllr das Altertum 
erschlossen. Das heiBt „in den Staipsastg des Aristoteles, die er 
als platonisches Eigentum anfiihrt". 

Bei Basilius geht eine Anseinandersetzung iiber die verschie- 
denen Bedeutungen des Wortes apxQ nnmittelbar vorher; diese ist 
vielleicht auch aus einer Statpsostc-Sammlung geflossen. Das Scho- 
lion XVII, wo ol ^tspl apxwv 7upaYtJ^aTeoodc[j.evoi als Quelle genannt 
werden, diirfte so interpretiert werden. Und Basilius geht so mit 
dem zu Grrunde liegenden aristotelischen Texte um, Metaph. A 1, 
daB ein solches Verhaltnis notwendig scheint ^). Bedenklich ist 


1) Hier mogen die betreffenden Stellen einander gegeniiber abgedruckt werden. 
Es ist Yorber zu bemerken 1), daJ3 Basilius nachweisen will, dad alle Bedeutungen 
von d^yji fiir die Genesisstelle iv ap^^t diiotTjcrev 6 gut passen ; 2) dafi er fur 
jeden Sinn ein Beispiel aus der Bibel beibringt, wobei es nicbt ohne Gewaltsam- 
keiten abgeht; ich unterdrizcke es naturlich jedes Mai. 


Basilius 13 c 


Aristot. 1012 b 34 


Asyexoci p.£V oi>v xal rj TuptoTT] xfvrj- 
ats . . . (bier ist das bibliscbe Beispiel 
dem Bild von bb6i entnommen). 


’Ap)(y] X^yexai psv odsv d'v Tt; too Tcpoc- 
YfJ^axoc xiVYjOe^T] irptoxov, olov tou 
xal 68ou IvTEuOev piv auxTj 4p^Tj, Ivav- 
T^a? 6’ kxipa. 


Basilius iibergebt bier den zweiten Paragrapben des Aristoteles, 5 e 50ev 
av xfitXXtOTa Ixacfxov yevotto, ofov xal pLa^T^creo)? etc., weii er ibn fiir die Erklarung 
nicbt braueben konnte. 


Basilius 16 a 

Xiyexai Be dp)^^ xal odev yfvexa^ xt §vu- 
Tcap)^ovxo? a6xu)i Ix^poo, cb? inX 
ohia^ xal ditl rckolou xpc^TU? . . . 

(Die Uberliefcrung der gesperrten Worte 
bei Basilius ist unsicber) 


Aristot. 1013 a 4 

Be o^ev upoixov y^vexat evuTtczp'/ovxog, 
olov 0 )? ttXo^ou xpduts xal oixfas Oep-^Xiog 


% 






i 




Doxographica aus Basiliusscholien. 


211 


mir bei dieser Annahme bloB, dafi die ganze Abbandlung viel mehr 
die verscbiedenen Bedeutungen eines vieldeatigen Wortes aufzablt 
als sie einen pMlosophischen Begriff zerteilt ^). 


6 . 

Das Scholion XXVIII zitiert aus dem acbten Buch der oxe- 
7zu%6t. des Sextus eine Stelle, die sich jetzt im neunten Bucb gegen 
die Mathematiker findet. Die Bllcberteilung bei Sextus ist sicker 
secundar; das stellt sich heraus, sobald nicbt die Codices, sondern 
die Rollen zu gemeinsamem Nenuer genommen werden®); eine 
solche Abhandlung, wie izpb<; [loootxotc, die in der Ausgabe von 
Bekker kaum 14 Seiten fiillt, konnte kein „Buch“ bilden. Werden 
die Stichoi von adv. rhet., adv. geom., adv. astroL, adv. mus. zu- 
sammengerechnet, so ergibt sick eine Zakl, die nock nickt so groB 
ist, wie sie jedes der beiden Biicker gegen die Logiker oder das 
erste gegen die Pkysiker allein aufweist. Mein Freund Mutsck- 
mann ist, mit der Annahme einer Normalrolle von 1800 bis 3600 
Sticken zu 36 Buckstaben und mit Beibekaltung der kandsckrift- 
licken Reihenfolge, die Bekker umgesteUt hatte, zu Resultaten 
gelangt, die mick vollkommen iiberzeugt kaben, weil sie sowokl 
der Form des antiken Buches gereckt werden als auck mit den 
Zeugnissen der anderen Sckriftsteller und den Subskriptionen der 
Codices vortreflPlick sick reimen. Das zweite Buch gegen die Pkysiker 
erhalt in diesem System die Nummer 9. Ich weiB also mit der 
Zakl des Zitates vorlaufig nickts anzufangen: sie diirfte einfack 
verckrieben sein. 


All das Folgende ist bei Basilius unterdruckt; nur aus der clvaxe<paXafu)a£c 
des Aristoteles 1013 a 20 6i6 . . . ... aal to o5 evexa wird bei Basilius ein be- 

sonderer Paragraph herausgesponnen : U Trpc^feojv xal to eo^^pvjatov 

T^Aoc Tuiv Ytvop.£vtov, a>c t^c IXeY]p.ocy6v>]« rj irapd cJttoSox^ xal TictafTjc T7 ]c 

dpexT]? hzp'jeiag to h iizayy^Xiaiz ditoxe^p-evov t^Xo?. 

1) Ich hatte auch gedacht, die Ausfiihrungen uber dpyr] seien irgend einein 
christlichen Tractat 'jrepl dp^wv entnommen ; aber in der rufinischen Ubersetzung 
von Origenes de principiis steht, soviel ich sehe, nichts derart. 

2) Ich hahe im Apparat nach Bekker zitiert, der das Buch Ttpos dpi&fxTjTixo^? 
von dem upo? yewfA^Tpac getrennt hat; hier greife ich naturlich auf die hand- 
schriftliche Teilung zuriick. 

3) Fiir diesen Paragraphen henutze ich Mitteilungen von Herrn Dr. H 
Mutschmann, der eine Ausgabe des Textes vorbereitet: die Rechnungen stammen 
von ihm. 



212 


Giorgio Pasquali, 

7. 

Das Scholion XXI nennt Demokrit als Verfasser von ypeco- 
po^tocA und bezeugt, dafi Andere oSpooxoTctxA geschrieben batten. 
Die demokriteiscbe Scbrift war wobl eine der zabllosen tmter- 
gescbobenen. Bis jetzt war ein oSpooxoTrixiv ATjp.oxpi'uoo nnr aus 
dem Lemma vom 6. Capitel des 11. Bucbes der Greoponika bekannt. 
E. Oder hat aber (in den gleich zu nennenden Studien) schlagend be- 
wiesen, daB solche Antorenlemmata in den G-eoponika dnrchweg 
gefalscht sind; sie scheiden fiir die QueUenbestimmung total 
aus. Oder hat eben dieser Ekloge ein schones Buch^) gewidmet 
und sie einwandfrei auf die posidonianische Schule zuriickgefiihrt ; 
das hinzugekommene Material scheint mir diesen SchluB nur zu 
bekraftigen. Ob er aber mit Eecht annimmt, die Lemmata seien 
ersb in der abscUieBenden Eedaktion, um die Mitte des zehnten 
Jahrhunderts, an den Rand geschrieben worden, babe ich Grund 
zu bezweifeln. 

Oder hat in einer Reihe von Aufsatzen „zur Geschichte der 
Landwirtschaft bei den Griechen" % die Komposition imd die Text- 
geschichte unserer byzantinischen Sammlung der Geoponika ein** 
dringend untersucht: bier mogen die Hauptresultate mit ein paar 
Worten skizziert werden: Die Lemmata bei den Geoponika sind 
ganz unzuverlassig ; werden sie ernst genommen, so muB man 
glauben, daB Schriftsteller sich selbst mit Namen oder gar jiingere 
zitieren, und man gerat in noch schlimmere *Widerspruche und IJn- 
mbglichkeiten. Die Hauptquellen der byzantinischen Geoponika 
sind Anatolius von Berytos und Didymos : ein Redaktor hat diese 
beiden Quellen in einander gearbeitet; als solcher zu gelten hat 
Cassianus Bassus einen Anspruch, der als Verfasser von einem 
der Hauptzeugen der TJberlieferung, dem Marcianus, genannt wird : 
Cassianus, weil er den nachher verschwundenen Professortitel gjo - 
Xaai:cxd<; fiihrte, muB vor ■ dem Kaiser Heraclius, wahrschemlich 
noch im VI. Jahrhundert, gelebt haben. Das Werk wurde gegen 
die Mitte des X, Jahrhunderts auf Befehl des Kaisers Konstantin 
Porphyrogenitus wiederbearbeitet, wie die Widmung an ihn in 
der Haupthandschrift bezeugt : von der Keubearbeitung verursachte 
Storungen im Zusammenhang lassen sich noch merken. 

Bis hier konnte ich mich ganz an Oder anschlieBen; die Mit- 
teilungen, die Brockelmann aus einer armenischen Version des 


1) Das angebliche Bruchstiick Democrits iiber die Entdeckung unterirdiscber 
Quellen in Pbilologus, Suppl.-Band Vn, 

2) Bh. Mus XLV 1890, 58 ff., 212 ff. ; XLIII 1893, 1 ff. 


Doxographica aus Basiliusscholien. 


213 


Anatolius in der Byzantinisclien Zeitschrift V 1896, 386 £P. ver- 
ofFentlicM hat, scheinen mir sogar einen Teil der Vermutangen 
von Oder zu yollkommener Gewifiheit zn erheben. Znerst zeigt 
die Subscriptio des Armeniers, dafi die Eklogen aus den im grie- 
chischen Text ofter zitierten Florentinns, Leontius (oder Leon) 
und Tarantinns wirklicb scbon von Anatolius benutzt warden. 
Zweitens stimmen die Quellenangaben im Armenischen sehr oft 
mit den Zitaten des griecMschen Textes ; nie, soweit ick sebe, mit 
den Lemmata. Ich. meine aber, Oder hat Unrecht mit der Zu- 
ruckfuhrung der Lemmata auf den letzten konstantinianischen 
Redaktor. 

Der Genuensis, der das Scholion XXI bietet, ist sicher, auch 
nach dem Urteil von Krumbacher ’), wenigstens ein halbes Jahr- 
hundert alter als die Alleinherrschaft von Konstantinus Porphy- 
rogenitus und kennt eine Schrift des Demokrit uber Brunnenan- 
lage ^). Nun koimte man sich die Sache so zurecht legen, dafi der 
Lemmatist von einem oSpooxoTctxdv oder ypewpoxtxdv des Demokrit 
gehort hatte, wahrscheinlich demselben, von dem auch der Scholiast 
wufite, und im guten Glauben sein AYjp.oxpi'roo an den Rand schrieb : 
so soli er nach Oder (Bruchstiick Demokrits 244, in der Anmerk. 
zu S. 243) schon ein anderes Mai getan haben. Aber viel starker 
sprechen gegen die Annahme von Oder innere, der handschrift- 
lichen tlberlieferung entnommene Bedenken. 

Die Hauptzeugen flir die Geoponiker sind zwei, ein P(loren- 
tinus) des XI. und ein M(arcianus) des XIII. Jahrhunderts. P 
stellt eine Vorrede an Konstantin voran, die in M fehlt. M gibt 
als Verfasser den Cassianus Bassus an; die Angabe fehlt in P. 
Die Proomien dreier Bucher in M enthalten eine Anrede an 
Bassus, der einmal als Sohn des Anredenden bezeichnet wird; 
diese fehlen in F, Um diesen Tatsachen gerecht zu werden, hat 
Oder (Rh. M. 48, 1893, 28 A. 1) eine freilich sehr scharfsinnige 
Hypothese aufgestellt; nach ihm hatte der konstantinianische 
Diaskeuast „die tlberschrift und die Widmung des von ihm zurecht- 
gemachten Werkes in der Stammhandschrift zwar stehen lassen, 
aber den Abschreibern angedeutet, dafi sie nicht mit zu kopieren 
waren“ ; einige Abschreiber werden plinktlich gehorcht haben, an- 
dere mogen den Auftrag weniger genau erledigt haben. Schon 

1) Vgl. oben S. 194, Anm. 1. 

2) Ich darf mich wohl dariiber leicht Mnwegsetzen, dafi der Scholiast cppeui- 
pu^txa des Demokrits und u8pocsxo7ct7C(5t anderer unterscheidet, w^hrend das Lemma 
der Geoponika dem Demokrit ein bBpocyxoraxdv beilegt: man muB bedenken, wie 
oft Synonymen in den Titeln wechseln. 



214 


Giorgio Pasquali, 


an und fiir sich schemt mir diese Konstruktion kiinstlicli. Und 
dann, warmn sollen eben dieselben Abscbreiber, die Titel tind Wid- 
mnng aus Yersehen steben liefien, anck die neue Vorrede iiber- 
seken haben? XJbrigens hebt Oder selber ehrlicb Tatsacken ker- 
vor, die sick nack meinem Urteil mit seiner Hypotkese nickt ver- 
tragen. M kat die Tts^dtXata an der einzig ricktigen Stelle, vor 
jedem Buck, bekalten; M allein bewakrt uns XII 1 die alien Mo- 
natsnamen, die F durck jiingere, mittelgrieckiscke Formen er- 
setzt kat. 

Ick kenne fiir diese Differenzen nur eine Erklarnng: M ist 
ein Exemplar der vorkonstantinianiscken, F der konstantinianiscken 
Auflage. Oder entziekt sick bloB deswegen diesem SckluB, weil 
er mit dem Herausgeber Beckk^) an einen „Arcketypus^ glaubt. 
Es gibt freilick gemeinsame Fekler in alien Codices; aber daraus 
ist nack mir nur zu schlieBen, daB der Fekler sckon in den TJreklo- 
gen stand, daB diese vielfack aus sckleckten Handsckriften zu- 
sammengesckrieben warden DaB der konstantinianiscke Redaktor 
so wenig geandert kat, darf nickt befremden; die Neuigkeit be- 
stand eben — in der neuen Widmung, Beispiele aus byzantiniscker 
Zeit lassen sick leickt beibringen; ick nenne zwei, die mir eben 
eiofallen: die Taktik yon Konstantin dem YIII. ist sekr wenig 
versckieden von ikrer unmittelbaren Vorgangerin, der von Leo; 
der Kommentar des Nikepkoros Grregoras zu Synesius Tcspl Ivotuviwv 
ist in den meisten Handsckriften dem Tkeodor Metockites gewidmet, 
wenigstens in einer einer Palaeologine, und dock bietet diese eine 
Handsckrift keine weitere Anderung ®). — Die Lemmata ersckeinen 
in den beiden Auflagen; so miissen sie sckon vor Konstantin im 
Werk gestanden kaben. 

DaB die Lemmata aber nack Cassianus Bassus zugefugt worden 
sind, erkellt sckon daraus, daB sein Name selber zweimal als Lemma 
erscheint (Y 6. 36). Das braucht nickt uns an der Ricktigkeit 
unserer Hypotkese irre zu macken: daB das Werk von Cassianus 
Bassus sckon nickt mekr in der urspriinglicken Form, sckon in ver- 
wakrlostem Zustand dem konstantinianiscken Redaktor, oder, sagen 
wir besser, Yerleger vorlag, daB dieser nickt viel mekr als Buck- 
binderarbeit geliefert kat, gibt Oder (Rh. Mus. 48, 28 f.) selber zu. 
Die Tiber arbeitung fallt zwiscken Cassianus und Konstantin; es 

1) Vgl. dessen Abhandlung De Geoponicorum codicibus inanuscriptis in Acta 
seminarii Erlangensis IV 261 ff., besonders 336, 345. 

2) Die Prolegomena von Scbwartz zu Eusebs’ KirckengescMchte bieten auf 
jeder Seite Beispiele dieser Art. 

3) Vgl. Terzagbi, St. it. d. fil. class. XIII 437 



DoxograpMca aus Basiliusscholien. 216 

liegt eben in der Natur dieser Texte immer wieder tiberarbeitet 
zn werden. 

Ob der Lemmatist ATjixoxpi'uoD liinzugescbrieben bat, weil er 
von dem des Demokrit wufite, oder ob das Lemma 

ganz ans der Lnft gegriffen ist, und dann unser Scbolion aus den 
G-eoponika scbopft, laBt sick naturlicb nicht entscheiden; also leider 
aucb nicht, wie alt das (]}soSoS 7 ][j.o>tpLt£tov ist, ob hellenistisch oder 
erst byzantinisch ^). Notorisch hat der Name des Demokrit seit 
der ersten hellenistischen Zeit immer welter nm sich gegriffen, 

Ob iinsere Losung indirekt auch dem Hippiatrika-Problem zu 
Gate kommt? M. Ihm hat namlich (Rh. Mns. XLYII 1892, 312 ff.) 
daranf aufmerksam gemacht, daB es keinen Grand gibt, die 
Hippiatrika mit Konstantin Porphyrogenitns zu verbinden, wie es 
doch im Allgemeinen geschieht. L. Cohn (Byz. Zeitschr. IX 1900, 
158 ff.) wendet dagegen ein, daB es doch einnaal einen Codex gab, 
der eine Widmung an Konstantin enthielt. Eine Hands chrift in 
dem aus dem XVI. Jahrhunderte stammenden Katalog der Biblio- 
thek des Michael Kantakuzenos heiBt^) too abvoo ^Opipocatoo to5 
laxp 0009101:00 Trpoc Tov aorov KcovoTaVT t VO V i: 6 v ^op 9 t)poYevV 7 ji:ov 
paotX^a, olov A^ovtoc i;od 00900 , kmarpwdc. Wennwir uns iiber den 
Zweifel, den die Erwahnung des Oribasios hervorruft, hinweg- 
setzen, dann kommen wir leicht zu der Vermutung, die Verhalt- 
nisse bei den Hippiatrika dlirften dieselben wie bei den Geoponi- 
kern sein. Die alte Sammlung wurde vielleicht unter Konstantin 
mit einer huldigungsvollen Vorrede an den Herrscher versehen 
und „neuverlegt“. Ich spreche die Vermutung selbstverstandlich 
nur unter starker Reserve aus. 


III. 

1 . 

Die Anflihriing von einenx Stephanus im Scholion XXIV 
gibt einen terminus post quern fiir die AbschlieBung dieser 
Scholien: Stephanus kann kein anderer sein als Stephanus Popapo^; 
6 Tpi'fl’siTT]*;, dessen Werke Photius im cod. 232 ein ziemlich aus- 
fiihrliches Resumd gewidmet hat. Stephanus Gobarus 6 'cpi&skrji; 


1) II 4, ein anderes Capitel hydroskopiscben Inbaltes, hat das Lemma llacd(j.oo 
erhalten, weil Demokrit und Paxamus XX 6, p, 517, 3 im Text verbunden erscbeinen. 

2) Nacb Forster, de iibris et antiquitatibus constantinopolitanis (Rostock 
1877), 27. — Wie die Verwechselung mit Oribasios entsteben konnte, zeigt 
Marc. 294 (bei Beckb, Acta Erlangensia IV, 287), wo die Geoponika eben auf 
Oribasios folgen. 

Nachrichten d. Kgl, Ges. d. Wiss. Philolog.-histor. Kl. 1910. Heft 3. 15 



216 


Giorgio Pasi^uali, 


liatte namlicli nach Photins 62 Kapitel theologischen Inhaltes ver- 
fafit; jedes von diesen enthielt znerst Argnmente zngnnsten einer 
gewissen Losung einer kontroversen Prage, dann Argnmente zn- 
gnnsten der entgegengesetzten ; eine dispntatio inntramqne partem 
also. Photins iat gliickliclierweise in seiner Inhaltsangabe die 
Scheidnng der Kapitel beibehalten : so konnen wir konstatieren, 
da6 was das Scbolion ans dem ersten Kapitel oder Bncb der 
dsb'Yvaia'ca anfnbrt, in das erste Kapitel der von Photins gelesenen 
Schrift vortrefflich paBt: es behandelte eben die Prage nach dem 
Verhaltnis der Eigenschaften znr Materie. Die Identification 
scheint so gesichert. 

Der alteste Codex nnserer Scholien, Gr, stammt wahrscheinlich 
noch ans dem Ende des IX. Jahrhnnderts ; Stephanas lebte nm die 
Wende vom VI. znm VIL Jahrhnndert^). Mithin sind diese Scho- 
lien zwischen dem Anfang des VII.nnd dem Ende des IX. Jahrhnnderts 
abgeschlossen worden, Abgeschlossen — oder iiberhanpt abgefafit. 
Denn die doxographischen Scholien weisen ein ganz einheitliches 
Geprage anf; dafi die astronomischen von jenen nicht zn trennen 
sind, werde ich bald zeigen. Man kommt leicht anf den Gedanken^ 
das ganze Corpus fiir die sogenannte erste byzantinische Renais- 
sance in Ansprnch zn nehmen. Dieses bleibt vorlanfig eine Ver- 
mntnng j moglich, dafi weitere handschriftiiche Dntersnchnngen sie 
znr Gewifiheit erheben. 


2 . 

Stephanns iv zm tc5v ©soYVt&a'coov nnd Porphyrins Tcspl 

oXrji; werden znsammen angefiihrt; es liegt der Schlnfi nahe, dafi 
der Scholiast die Schrift Tcspl SXvjc nnr ans Stephanns kennt^). 
Dagegen diirften die oop.piL'x.'ca CTj'CTjp.am desselben Porphyrins direkt 
benntzt sein ; denn der Scholiast zitiert sie nnr einmal (schol. XXX), 
aber, wie es sich wahrscheinlich machen lafit, schopft er ans jenen 
sicher noch ein Mai, wahrscheinlich aber zweimal. 

H. Krause hat^), z. T. nach dem Vorgang v. Arnims^), nachge- 
wiesen, dafi Nemesius wenigstens in den Kapiteln 2, 3, 5 nnd 38 

1) Die ratio des Titels bleibt mir freilicb dunkel; icb weiB tibrigens auch 
nichtj was Fdpapos heiBt: bier mogen Kenner der neugriecbiscben Spracbe oder 
Slavisten oder Orientalisten belfen. 

2) Kacb Ebrbard bei Krumbacher, Byz. Lit.^ 52, 

3) Das Zitat des Porphyrins im Scholion bietet ja nicbts anderes als ein 
kurzes Exzerpt, aus dem Kapitel, dessen Wortlaut Simplicins (z. St, angefiihrt) 
bewahrt. 

4) Studia neoplatonica, Leipziger Dissert. 1904. 

5) Bh. Mus. 42, 276 £ 



Boxographica aus Basiliusscholien. 


217 


seines Werkes de natura hominis ans Porpkyrins’ C'yj'CYjfia'ra 

schopffc. Das neue Fragment in schoL 3SX bestatigt dnrcbaus 
dieses Resnltat. DaB Porphyrins znr Annahme eines fiinften 
Korpers Stellung genommen hatte, wnBten wir freilich scion ans 
einem Brucistiick der o^ropT^liata znm Timans bei Johannes Phi- 
loponus de aetern. mnnd. 521, 26ff, (besonders 522, 15ff.) Pabe^). 
Aber das Zitat zeigt, daB er diese Frage anch in den aD(i[rwtm 
behandelte. Nemesius spricht im dritten Kapitel seines "Werkes 
^repl lv(*)osa>c o(A)(iai:oc in einer Weise, die, wie anch vieles 

im zweiten Eapitel, an das oben(S. 206ff.)beriihrte Bnch des Alexan- 
der von Aphrodisias ^repl jit^ecoc sehr stark erinnert; wir habenfhr 
das neue Stoikerfragment eben bei Alexander Analoga gefnnden, 
Arnim hat anch in Priscians Solntiones Benntznng der aDtipLiXTa 
nachgewiesen : dort warden im Qnellenyerzeichnis so wohl Porphyrins 
wie Alexander genannt; da Priscian anch mittelbare Qnellen in 
diesen Katalog hineingezogen zn haben scheint, schliefie ich darans, 
daS schon Porphyrins sich anf Alexander bezog; freilich ist er 
anch anf die Stoiker selbst znrlickgegangen, denn das winzige 
Zitat im schoL XXIII bietet doch, wie oben(S.206ff.)g^2:eigt, etwas, 
was bei Alexander wenigstens nicht ansgedrhckt ist^). 

Der erste Teil des schol. XXVIII stimmt nnn wortlich mit 
einer Stelle des 5. Kapitels des Nemesins hberein: ich habe sie im 
Apparat ansgeschrieben. Anch das Znsammentreffen in der sel- 
tenen Form xouXoipopLudv statt %oxXo(pop7]Ti>tdv dixrfte schwerlich 
znfallig sein. Der SchlnB scheint mir nnabweisbar, daB anch bier 
Porphyrins benntzt ist. Freilich ist das Schol. kontaminiert; denn 
es wird fhr den zweiten Teil ein anderer Gewahrsmann, Sextus^ 
genannt: davon bald nnten. 

YieUeicht hat der Scholiast anch die Sd^oc des Attikns (schoL 
V) ans derselben Qnelle. Attikns ist sicher nicht direkt benntzt; 
denn seine Meinnng er scheint in einer recht nngenanen Form, die 
nnr ans flhchtiger ilfezerpierung erklart werden kann. Attikns 
lehrte nicht, daB die Welt von Ewigkeit her bestehe; nnr daB die 
Welt xmsterblich sei, nnd das zwar nicht ihrer Natnr gemaB, 
sondern nnr dnrch Gottes Willen^). Attikns wird besonders oft 

1) Darauf hat mich Prof. J. Bidez in Gent aufmerksam gemacht, der eine 
Sammlnng von Porphyrins’ Fragmenten vorbereitet. 

2) Die nahere Ansfuhrimg dieses nnd ahnlicher Gedanken hoffe ich in einer 
hesonderen Arbeit geben zn konnen. 

3) AnBer bier, soviel ich weiB, nnr im doxograpbiscben Abscbnitt bei 
Philo de somniis, 209, 11 Wendl. 

4) Ygl. die unter dem Scbolion angefiibrten Stellen des Proklus nnd des 
Euseb, 


16 * 



im Kommentar des Proklus zum Timaus zitiert, der notoriscli auf 
den oTcojiVTjiJiaira des Porpliyrins fuBt. Die ob\L\Li%m C7]T:7][iata sclieinen 
sich besonders mit Aporien ans dem Timaeus bescbaftigt zu haben 
(vgl. Eraxise, S. 45); das Zitat des Attikus, der in dem Problem 
liber die Ewigkeit der Welt eben von der Eede des Demiurgos an 
die sicbtbaren Grbtter im Timans ausging, wiirde vortrefflicb. ins 
Werk des Porpliyrms passen. 


3. 

Eine Redaktion von SLaipeosic ist vom Sckoliasten direkt be- 
nntzt, denn er nimmt ans einer solcken, wie ick oben S. 209 if. wakr- 
sckeinlich zn machen versnckt babe, zwei Siatp^astc, der Texvat nnd 
der Apx'^- 


4. 

Sextus Empiricus ist vielleiobt direkt eingeseben worden, Er 
wird erst in scboL XXVIII flir eine „Variante“ genannt; aber 
scbon das Scbolion XVIII nimmt auf ibn Bezug. Basilius ereifert 
sicb 16 c gegen die, die die apyri derZeit scbon zur Zeit recbnen; 
denn man muB dann eine der dipyri annebmen, nnd so weiter, 
Der Scholiast notiert dazn, dafi diese Art der adductio ad infinitum 
bei den Skeptikern beliebt ist. Er denkt sebr wabrscbeinlicb dabei 
an eine Stelle der Hypotyposen S. 153, 23 oder an die parallele 
im z-weiten Buck gegen die Pbysiker 515, 10, wo aus Analyse der 
ap^^T^-Notion bewiesen wird, daB die Zeit nicbt begrenzt sein 
kann, um nacbber aus Ausfubrungen fiber die (xspT] zoo xpovoO, Ver- 
gangenbeit, Gregenwart und Zukunft, zu scbliefien, dafi sie aucb 
nicbt unbegrenzt sein kann. Ob Basilius aucb den Sextus vor 
Augen gebabt bat, ist eine andere Frage, die nicbt bierber gebort : 
icb bin geneigt, sie zu verneinen. 

tlber moglicbe Benutzung des bei Sextus vorliegenden doxo- 
grapbiscben Materials spreche icb bald unten (S. 227). 

5. 

Die sogenannte Isagoge in Aratum des Acbilles bat das Meiste 
geliefert. Das XIV. Scbolion stimmt zum groBen Teil wortlicb 
mit dem Paragrapben 17 des Acbilles, dessen Ifickenbaften Text 
man so aus dem Scbolion erganzen kann; ffir einen anderen, klei- 
neren Teil stimmt es aucb wortlicb mit dem Anfang von § 18 
fiberein; diesmal ist es moglicb, eine Lficke im Scbolion aus 
Acbilles auszuffillen. Der Anfang des Scbolions gibt fur den Namen 


Doxographica aus Baailiusscholien. 


219 


7i;Xavt()[ievot oder izka\^rimt eine Erklarung, die, wenn auch in viel 
wissenscliaftliclierer Eorm, im vierten Absatz des § 18 wiederkekrt. 
Das Sckolion XXII stimmt, ziim Teil auch wbrtlich, mit dem ersten 
Absatz von § 5; das Schol. XXIII buchstablich mit dem Anfang 
yon § 6. 

Es gibt fllr diese IJbereinstimmungen mir eine Erklarung: 
nnsere Scholien sind aus Achilles abgeschrieben. Ich lege ein ganz 
besonderes G-ewicht auf zwei Punkte: das XIV. Schol. benutzt 
anf einander folgende Kapitel, ebenfalls die Scholiengruppe XXII 
bis XXIII. — Die Koiikordanz betrifft sowohl das astronomische 
wie das doxogr aphis che Grebiet, ist nicht auf eines der beiden be- 
schrankt. Nun gehort die Zusammenstellung von philosophischen 
placita und von ganz elementaren astronomischen Definitionen und 
Nachrichten, wie sie bei Achilles vorliegt, nicht notwendig in das 
Wesen der, sagen wir, [/.sTecopoXoYLXT] ; schwerlich konnte 

sie also der Scholiast anderswoher haben, als aus AchiUes. — Wichtig 
scheint es mir auch, daJ3 die Scholien mit Achilles eben in solcher 
placita wbrtlich ilbereinstimmen, die bei Aetius anders ausgedriicbt 
sind. So hat Aetius II 2,1 ol StcoixoI o^paipostS'^ tov 'itdop.ov; 
Achilles und das Schol. XXIII nur oi (xsv (oder ol 5 s ) a^paLpostSec 
(scil. TO TOO xda[j. 0 D Achilles hat ebenda ein Plus rjg syovTaL 

5d^7]c OL Ta DpcpLXot paxTjpLa TeXcovTsc, das Diels (Dox. 23) uber- 
zeugend aus EinfluB einer vorhergehenden Stelle erklart hat: das 
Plus kehrt auch im Scholion wieder. 

Es scheint zuerst zu widersprechen, dab das Schol. XXII einmal 
einen guten doxographischen Terminus bewahrt, den sowohl Aetius 
wie Achilles, jeder auf seine Eaust, verwischen. 'EpLTrsSooLX-^c 5^ 
oSpoTraY'^ (sciL tov oopavov) %al ocovei TCpDamXXibSeq kTteiXrjiia, sagt 
der Scholiast. oSpoTrocY^jc macht den Eindruck eines guten alten 
Wortes; es ist vielleicht eben der Ausdruck von Empedokles, den 
die Ur-5d^at beibehalten, die spateren Kompilatoren mit G-lossemen 
ersetzt haben: ly'frboLV oSpopieXdc'O’poLc hat einmal eben Empedokles 
gesagt (B 20, 6). AchiUes sagt: ’Ep.;re5o%X7jc xpooTaXXctSv] tootov 
sLvaL cpTjOLV 1% too TcaYSTctSooc aoXXsYsvta ; Plutarch ^E(JL7rs5oxX'^? ote- 
psjxvLov slvat TOV oopavov aspo<; aD[j.7caYsVT0c onb Tcopbc xpoaTaXXosiSwc, 
to TCDpwSsg xal to aspwSsc h IxatspoDt mv i^(A.LO(paipio)V TrspLsyovta. Der 
Scholiast bewahrt hier das Drsprllngliche ; Achilles paraphrasiert 
es; Aetius verwischt am starksten. 

Wir miissen nur bedenken, daB wir notorisch nicht mehr den 
urspriinglichen Achilles, sondern ein elendes Exzerpt vor uns haben; 
eben diese Ekloge ist auch im Eolgenden in unserem Text des 



AcMlles bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Scholiast hat aus 
dem echten Achilles geschopft^). 

Ich glaube er hat ihm mehr entnommen als wir an der Hand 
nnseres Achilles nachweisen kbnnen ; ich mochte dieser Quelle noch 
die doxographis chen Scholien VI — VII (iiber Ewigkeit bezw. 
Gottlichkeit des Himmels), XIX (iiber Ewigkeit der Welt), XXV 
(Parmenides liber die Wurzeln der Erde), XXVI (Beweglichkeit 
Oder Unbeweglichkeit der Erde) zuschreiben, d. h. ungefahr aUe 
doxographischen Angaben, die in ein Buch Tuspl oyatpac passen 
konnten. Aber auch vieles in den astronomischen Scholien 
diirfte aus dem echten Achilles stammen: so der laterculus in schol. 
VIII; das schol. IX, auch in den Teilen die jetzt in nnserem 
Achilles nicht mehr nachweisbar sind; auch das schol. XII, sicher 
aber das schol. XIII ^). Urn diese Vermutungen zur Wahrschein- 
lichkeit zu erheben, darf ich aUerdings einen langeren Umweg 
nicht scheuen. 

Ich lege hier dem Achilles ziemlich kostbare Raritaten bei. 
Was die Doxographie betrifft, stehen von den flinf SdSat-Ileihen 
zwei, XXV und XXVI, iiberhaupt nur hier; zwei (besser gesagt 
eine, denn VI und VII erganzen einander) fehlen in Aetius und 
stehen nur in einer sehr alten Brechung der doxographischen tlber- 
lieferung, bei Cicero de natura deorum. Auch das Astronomische 
ist auserlesen; schol. IX bestatigt eine schone Vermutung yon 
Boll iiber den Sternnamen ""EpmoXog ; schoL XII nimmt auf eine 
Teilung des Zodiakos Bezug, die nur in sehr wenigen, z. T. alten 
astronomischen Texten erscheint und die sich nachher nur in den 
Genesis- Commentar des groBen Gelehrten Origenes (denn die an- 
deren christlichen Zeugen gehen samtlich auf ihn zuriick ®)) hiniiber- 

1) Diels liatte mit glauzendem Scliarfsinn schon an den paar Brocken dieser 
Sckolien, die Cramer aus der elendesten unter alien Hands ckriften veroffentlicht 
katte, das riclitige Verhaltnis bemerkt: Dox. 19 ^ Maass geht dagegen in die Irre 
(Aratea 21). 

2) Was in XIII stelit, konnte freilicli nock in byzantiniscker Zeit aus der 
verbreitefcsteii Aberwissensckaft, der Astrologie, bekannt sein; aber ick kalte an 
der Zur lickfukr Ling auf Achilles fest, denn Firmicus kat in Achilles eben Astro- 
logisckes gelesen. 

Ftlr die Scholien X und XI hrauckt man wokl keine solcke Quelle anzu- 
nehmen. Was im schol. XI steht, wuSte wokl jeder auch in byzantiniscker Zeit. 
Nur die Nachricht uher Antonins Diogenes im schol. X geht iiber das Niveau des 
XI. hinaus, aber sie hangt iiberhaupt mit dem vorhergehenden Teil des Scholions 
urspriinglich nicht zusammen. — Naturlich will ich nicht sagen, daB dieselbe 
Quelle auch fur diese Scholien ausgeschlossen sei; nur dafi sie nicht geboten ist. 

3) Vgl. Wendland, Philo liber Yorsehung 35^ und Neuentdeckte Fragmente 
Philos, passim. 



DoxograpMca aus Basiliusscholien. 


221 


gerettet hat. Haben wir aber das Recht eine so groJBe Grelehrsamkeit 
dem AcMUes zuzutrauen? und stammt das Doxograpbische bei ihm 
nicht durcbweg aus den pseudoplutarcHscben Placita? 

Diels glanbte vor Jabren’^), da6 Acbilles den Pseudoplutarcb 
benutzt babe; dem ist aber sicber niobt so. Scbon die Ver- 
gleicbnng, die wir oben (S. 219) zwiscben nnserem Acbilles und 
Aetius an der Hand einer neuen Fassung eines Placitums ange- 
stellt baben, die, einerlei wober geflossen, das Greprage der Ur- 
sprtinglicbkeit an sicb tragt, geniigt m. E. zu beweisen, daB aucb 
der exzerpierte Acbilles wenigstens da aus Aetius nicbt gescbopft 
baben kann. Diels selber muB zwiscben den doxograpbiscben An- 
gaben unterscbeiden, die aus Posidonius durcb die erst von ihm 
entdeckten Diodorus und Eudorus geflossen sein diirften, und denen, 
die aus Plutarcb stammen; Maass bat die Scbeidung von Diels 
weitergefiibrt und auf den Rand seiner Ausgabe libertiAgen. So 
stellt es sicb am besten beraus, dafi sie mancbmal falscb sein muB. 
Icb nebme als Beispiel einen Satz wie 40, 19 KXsAV'&tjc aoTooc (soil. 
Tooc (iotspac) >t(i6voei5sc Ss TrsTocXotc lotx^vai 

IxTCDpoig [3d'0’oc 0 D% sxoVTag, otXX’ SoTrsp ^patpac sivat, T:ivec 8e 7CDpa(x[8ac * 
OL Se StcocxoI apatpi^bv 'sy^siv oyrjinx Xb^oogi, %o:d'd ^sp %ai tov ^Xtov ml 
Tov Trepisxovm oopavdv. Es scbeint mir sebr bedenklicb, diesen Satz, 
der docb einen einbeitlicben Cbarakter aufweist, mit Maass in zwei 
Teile zu zerlegen, deren erster bis an '^topap.iSac reichen soil; und 
all dieses nur um den ersten Teil auf eine Stelle der placita II 14 
zuriickzufubren, wo das tlvsc Ss Tcopap^iSac feblt und wo dagegen 
das placitum der Stoiker, das Maass, wenn aucb zweifelnd, auf 
Eudorus zuruckfiibrtj vorbanden ist. Dieses ist vielleicbt nur ein 
Verseben; aber was sagen wir zu 68, 11? Ava^LfjLavSpog 'co'mv ^6atv 
dipog Tov ocvep-ov el^s, tivbc 8s dva'&ofJi^aaLV aspoc : das soR aus Plutarcb 
III 7, 1 — 2 stammen. Aber es gebt weiter bei Acbilles aXXoi Ss 
Stapspstv ocvs[iov Xsyooolv aDpa<;* Scvsijlov yap slvai pbatv 8c^poCi aopav Ss 
ava'8’0[i4iaoLV y^g; es folgt nocb eine Aufzablnng von verscbiedenen 
Winden, zu der fiir einen terminus Aristoteles Tcepi und 

Callimacbus zitiert werden. Hier vergleicbt Maass eine Stelle vom 
Bucb Tcspl xdo[xoo, d. b. fdbrt diesen Teil auf posidonianiscbe Ricb- 
tung zuriick. Ware es nicbt angemessener, alles dies, mit Plutarcb 
libereinstimmende placita und bei Plutarcb feblende placita, auf 
die dcadoxy] Posidonius-Diodorus-Eudorus zuriickzuf iibren ? Zumal 


1) Ich darf mich wolil so ansdriicken, denn Herr Diels liatte die Gtite mir 
gespraclisweise mitzuteilen, daB er von dieser Meinung schon liingst zurilckge- 
kommen ist. Vgl. zum ganzen folgenden Abschnitt Dox. 19 — 26. 



Giorgio Pasq^uali, 


222 

wissen wir jetzt durcli die Entdeckimg von Kaibel (Herm. XX 
1885, 679 ff.), dafi es eben fiber Winde placita gab, die bei Aetius 
feblen. Knrz : da 6 unser Achilles, daB meinetwegen aucb der ecbte 
Achilles elend bompiliert baben mag, gebe icb Diels gern zu; aber 
er bat nicbt ans Aetius geschopft'). 

So ist es moglicb, daB die nenen placita durcb Achilles in 
uusere Scbolien gelangt sind: ist es ancb wabrscbeinlicb ? Hier 
muB icb anf die Grescbicbte der Isagoge eingeben. Diels bat be- 
wiesen, daB Acbilles posidonianiscbes Gut durcb Eudorus erbalten 
bat, der selber nicbt anf Posidonius selbst, sondern auf dem Posi- 
donianer Diodorus fuBt: Diodorus soil zwiscben Posidonius und der 
Zeit des Augustus, der Eudorus angebort, gelebt baben. Diels 
vermutet (p. 21 sq.), Diodor babe einen Kommentar zu Arat ge- 
scbrieben. Icb iann ibm in dieser Vermutung nicbt beistimmen. 

Wer die sogenannte Isagoge obne vorgefaBte Meiuungen durcb- 
liest, vermiBt die fortlaufende Bezugnabme auf den Dicbter, in 
dessen Lektfire sie einffibren soUte. Scbon im ersten Kapitel ist 
Arat nur einer in der Liste der Dicbter, die einen sopsTTjs fiir die 
Kenntnis des Himmels genannt baben. Arat ist vielleicbt erst 
sekundar in diesen Zusammenbang hineingebommen: er paBt bierber 
viel weniger als Aeschylus, Sopbokles, KaUimacbos. Unser Acbilles 
versucbt sicb fiber den arateiscben ’Actpaio?, der kein sopsr(]s war, 
mit folgendem wunderlicben Ausdruck binwegzubelfen (29, 3) : 6 
’Aparos vijv ■fisaiv cwv oXwv si? Ala iotasv ^vayipsiv, viiv Sfe yiv- 
V7]oiv ml Ivvotav si; ’Aotpalov. "Was bat nun die Y^vvKjat? mit 
der Ivvota zu tun? Auf die zitierten Verse paBt allerdings besser 
jene als diese. 

Die Mebrzahl der anderen Zitate sitzt nicbt fester. Arat er- 
scbeint recbt oft, aber merkwfirdigerweise entweder in Zitaten- 
nestern (z. B. 34, 18; 52, 1; -61, 19); da ist er ein Dicbter unter den 
vielen; oder fast parenthetiscb angeffibrt (z. B. 39,25; 41,16.24; 
46,19; 47,3.26; 60,13; 53,27; 65,29; 61,6.27; 69,14.16; 74,14). 
Die Anffibrungsformeln sind ungefahr die folgenden®): <«)? xal 
’'Apaio?; olSs Ss 1 : 08 x 0 oder [ji,sp,VY)Tat Ss xootod xal "'Apaxo?; xaoxTfjt x^i 
KaxYiaoXotfi-Tjas aal Apaxo?; SvjXol -{oov xoQxo “'Apaxo? Xs-pcov und 
bier ein paar Verse, und daim gebt die Darstellung rubig weiter. 

1) In der letzten Zeit ist eben aucb anderes Material zu Tage gekommen, 
das nicbt auf AStius zuriickgebt; vgl. die doxograpbiscben Abscbnitte bei Pbilo 
(Wendland, Berliner Sitzungsbericbte 1897, 1074 £f.) und Ammianus Marcellinus 
(v. Scala in Festgaben fiir Blldinger). 

2) Icb strebe aucb Her wie in den Beispielen keineswegs nacb Vollstandig- 
keit; ein paar Typen kfinnen mfi genugen. 


Doxographica aus Basiliusscholien. 


223 


Ein paar mal aiicli (41, 15) to5xov 5s t6v IlXdxajjiov ob% otSsv ^Apaxog; 
(63,6) r?jv 5^ oXvjV aoxoa od% s5t5a?sv ^Apatoc, aXX^ (5)C ev Trotiijast. 
p.O'&LXcbxspov SoTcep 6(3sXioxov aoxov sIttsv (soil, xov S^ova). Dieselben 
Hinweise mit denselben Eormeln hat atich Greminos, der doch^) 
sicher keinen Aratkommentar hat schreiben wollen; vgl. 88,13 
to6tol(; 6s aD(i.<f((>vo)<; %al 6 "'Apaxo^; aTtoipaivsxai X^y^^ ooxcoc; 104,11 
xoDxotc 5^ a>coXo6'8’0)c 6 ‘"^Apaxoc sttl xwv TrpooTjYOptcav xc&v i^fxspwv 

a'Kotpaivsxai Xsycov ooxcog; 1B8, 11 p.V'/jpLoveDexac 6s %cfX xodxcov sm ttocov 
’A paxoc X^Y^^ oDxo><; u, s. w. So beuaerkt Kleomedes 94, 1, da6 Arab 
den Stern Kanobns nicht genannt hat. Eine Erklarnng drangt 
sich anf : der Lehrer belegte in seinem Kolleg Beobachtungen und 
Theorien mit Stellen aus den klassischen Dichtern; die Erwahnungen 
sind in dieser Literatnr, die mit der Schnle znsammenhangt, stehen 
geblieben. 

Ich bekenne, daB all diese Griinde mir noch nicht entscheidend 
scheinen; ich denke, ich habe einen starkeren. Achilles hat drei 
Kapitel (XXIX — XXXI), eine relativ einheitliche Abhandlung ilber 
Zonen. Sie fangt 62, 18 an : ?rspl Ss xwv Coivc^v "^Apaxo^ ev xoic $at- 
vo[Jisvotg oh% I(ivv5a'&7], aXXoL Ss, wv %od ’Epaxoo'&svYjc, i[J.V7][idvsDoav. 
Wozn denn soviele Seiten dariiber in einer Isagoge zn Arat, wenn 
Arat davon nicht spricht? 

Ein SchluB scheint mir unabweisbar: die sogenannte ‘Isagoge 
zn Arat’ des Achilles ist nur ein Exzerpt ans einem leicht iiber- 
arbeiteten Buch Tcspl o'^atpac. Eine leichte Uberarbeitung muB man 
allerdings annehmen. Die meisten Aratcitate konnten, wie oben 
gesagt, schon in der Grnndschrift stehn. Aber die Kapitel 35 — 36 
(iiber die Stellnng des Globus) haben Sinn nur fiir den Aratleser ; 
im Kap. 25 Tcspl xtov ttsvxs TuapaXXTjXoav ist eine sich klar abhebende 
Einlage (56, 32 — 57, 12) mit Bezugnahme eben auf die genannten 
Eapitel uber hsatg x'^c ocpatpag verfaBt. Auch das Kap. 15 bezieht 
sich ausdriicklich auf Arat. Es ist ganz merkwiirdig, daB dieses 
ein nicht passendes Lemma tr^t : es heiBt irspt luXavvjxwv. 
Man wlirde nach der Analogie der librigen Lemmata eine, wenn 
auch summarisch gehaltene, doch vollstandige Theorie iiber die 
Planeten erwarten: es folgt aber nur eine Sammlung von darauf 
beziiglichen Aratstellen. Dies ist wichtig, denn die Lemmata haben 
hier im Handbuch ein Anrecht auf Ursprlinglichkeit. Die Diskre- 
panz ist ein starkes Indiz der IJberarbeitung. 

Nun aber, hat die Adaptierung der Grnndschrift an Arat voi", 
durch oder nach Achilles stattgefunden? Die Frage ist fiir meinen 


1) Blass, de Gemino et Posidonio, 9 lafit die Frage UBentscMeden. 



224 


Giorgio Pasguali, 



Zweck niclit gerade imuinganglicli. Wir wissen seit langenx, da6 
tinser Achilles nur ein Exzerpt ist; wir erfahren jetzt, dafi das 
•arspriingliche Bncli nicht au£ Arat zugeschnitten, sondern eia 
Lehrhuch posidonianischer Eichtung war. Wir haben daher das 
Eecht, was yon unseren Scholien in diese ototxeEwatc paBt, ihr bei^ 
zulegen; auf Namen nnd Personlichkeiten kommt es in dieser 
Literatur nicht an, Aber ich glanbe allerdings, daB, was Maass 
im eraten Kapitel seiner Aratea liber Achilles annimmt, der tlber- 
liefernng direkt ins Gesicht schlagt, nnd denke, ich kann es be- 
weisen, 

Suidas (s. v. ’A^lXXsoc StaTto<;) kennt von Achilles keinen Eom- 
mentar zu Arat, sondern ein Buck Tuspl 09 a(pa(;^). Pirmicus Ma- 
ternus zitiert iV 17, 2 Achilles als Gewahrsmann fiir seine sphaera 
barbarica. Nach diesen Zengnissen dltrfte Achilles kein Gram- 
matiker sein. — Ich gehe einen Schritt waiter : es ist nicht einmal 
hberliefert, daB Achilles eine Isagoge geschrieben habe. 

Maass hat die darauf bezliglichen handschrifthchen Tatsachen 
sehr fleiBig gesammelt (Aratea 16 — 20), hat sie aber nachher nnrichtig 
gedentet. In der weit besseren der zwei Handschriften des Achilles, 
einem Yaticanns, stehen die folgenden Stllcke; ich schreibe da- 
neben, wenn notig, die Seitenzahlen der Maassschen Ausgabe nnd 
bemerke, oh nach Maass Titel nnd Snbscriptio von der ersten oder 
von einer zweiten Hand stammen: 

1) Titel twv Aptitoo ^atvop-evtov irpoc sloaYcoY7]V 1% tcov ’Ax^XX^wi; 
p. 27—75 

Snbscriptio toov Apoctoo yaivofisvcov Tupbc slaaYtoY'^^ 

AxtXXscoc xn^ 

2) Titel at kspcov Stacpsastc ni^ 

3) Y^voc ^Apdzoo %al ptoc p. 75 — 79 

4) TTspl I^TjYVjoscoc p. 80 — 86 

Snbscriptio zm Apdzoo «paLVO[jL£va)v Tcpbc elaaycoYrjV s% Tdiv 
Ax^XXeox; 

Maass benntzt diesen Tatbestand, nm die Stlicke 1, 3 nnd 4 
dem Achilles zn vindizieren. Ich schlieBe anders : die zweite Hand 
hat nnter solchen Umstanden keine Antoritat; denn sie mag den 
Text willkhrlich abgegrenzt nnd sich in der Porm an die erste 

1 ) Ich miiB in suspense lassen, oh das folgende xal ko(i.oXoyLa? anch von Ttepl 
ahhangt oder Akkusativ ist*, vgl. den Titel, den Schwartz, Deutsche Lit.-Zeit. 
1893, 747 fiir die Vorlage des Eratosthenes Basiliensis gefunden hat: ’EpaToa^evou; 
Tcepl TOO Tuiv daxeptuv oiazdap-ou xal ty)? twv cpatvofjisvmv dTU|j.oXoYias. 

2) So nach der Ausgahe in den Commentarii ; die Aratea haben eia/jyyjcnv. 



% 


DoxograpMca aus Basiliusscholien. 226 

angelehnt haben. Dann bleibt nur bezeugt, daB Stuck 1 aus 
Achilles exzerpiert ist. 

Die auderen Griinde, die Maass zugunsteu der Identifikation 
vorbringt, scheinen ungenligend ; das Fragment Tcspl I^y)yv]osoO(; (81, 
16) Tind die Isagoge (48, 1) bezeugen (Aratea 17 ff.) gegen die an- 
deren Zeugen dieselbe Lesart fur den V. 752. Die mag 

die Lesart aus Diodor oder Eudor haben; oder beide batten die- 
selbe Variante vor Augen. — Die Scholia Marciana zn V, 23 legen 
(Aratea 41) eine gewisse Schreibung und Erklarung dieser Stelle 
den Ypa[i[rai:LXoi bei; diese kommt in der Isagoge cap. 28 wieder: 
so soil Achilles ein Grammatiker sein. Ich meine, man darf nicht 
die Worte so pressen. — Ein Grammatiker Achilleus (Comment, in 
Arat. XVII) erscheint in einem laterculus Coislinianus. Der 
Name war zu jeder Zeit sehr verbreitet^). 

Aber die subscriptio zu Stuck 1 bezeugt auch nicht, da6 
Achilles eine Einleitung zu Arat geschrieben habe. Ich kann 
grammatisch besser tcov ApdcToo (paivojievcov Tcpog slaaYWY'^v , twv 
interpungieren und iibersetzen: ‘Zur Einflthrung in das 
Gedicht des Arat: Exzerpt aus Achilles^, womit nichts iiber die 
Absicht des Achilles gesagt wird, sondern nur iiber den Zweck des 
Exzerptors. — "Wir miissen uns an die Angabe des Suidas halten, 
nach der Achilles ein Buch Tcspl ayaipag geschrieben hatte; daraus 
hat ein Spaterer dasjenige exzerpiert, was zur Vorbereitung zur 
Lektiire des Arat geeignet war, wohl auch seine Exzerpte niit 
Gut aus anderer Quelle bereichert. 

Das Eesultat darf nicht ixberraschen. Die eratosthenischen 
Katasterismen bieten ein yollbommenes Analogon. Nach Maass 
(Analecta Eratosthenica 139) sollte zuerst ein Kommentator des 
Arat die Katasterismen, wenigstens die Drkatasterismen zu Stande 
gebracht haben, indem er eine Legendensammlung mit einer astro- 
nomischen Beschreibung kombinierte. Rehm hat aber spater in 
einer Reihe von Aufsatzen-^) eine andere, wahrscheinlich die rich- 
tige Hypothese vorgetragen. Die Kombination von astronomischen 
Angaben und Sagen stand schon im urspriinglichen Werk, das 
hochst wahrscheinlich eine echte Schrift des Eratosthenes war. 
In unseren Katasterismen liegt eine Ilmarbeitung vor, die zur An- 
ordnung des arateischen Gedichtes in Beziehung gesetzt ist % Era- 

1) Vgl. Kirchner, in Pauly-Wissowa u. in der prosopographia attica s. v, 

2) Untersuchungen iiber Sternsagen (Miincbener Gynin. -Progr. 1895/96); 
Ansbaclier Progr. 1898/99 ; Herm. XXXIY 1899, 257 ff. 

8) Auch. OUvieri, der doch eine ganz verschiedene Aiiffassung der ganzen 
Frage vertritt, war unabhangig von Eehm zu dem ScbliiB gekommen, daB die 



226 


Giorgio Pasquali, 


tosthenes wird ja gelegentlich Arat wie andere Dichter zitiert 
haben^). All diese Literatiir hat sich erst mit der Zeit nm Arat 
herumkristallisiert. 


6 . 

Jetzt wissen wir, da6 astronomische und doxographische An- 
gaben in imseren Scholien sehr gut auf Achilles Tcspl cyatpotg zu- 
rlxckgehen konnen. auch wenn sie sich nicht mehr in unserem 
Achilles finden. "Wir konnen jetzt mit groberem Vertrauen auf 
den laterculus im Schoh VIII eingehen. Maass hat ihn im dritten 
Kapitel seiner Aratea behandelt; er stellte ibn mit handschrift- 
lichen Listen von Tuepl ttoXod aovTa^dlievot zusammen. Nur fuBt seine 
Behandlung auf der schlechten Pnblxkation von Cramer und muBte 
so in vielen Einzelheiten das Eichtige verfehlen. Eine Konjektur, 
mit der er ttoXod in unseren laterculus hineinbringt, geht 

von Worfcern aus, die nicht iiberliefert sind: denn, was er freilich 
nicht wissen konnte, stehen sie nur in der Handschrift, die Cramer 
benutzte und die nachweislich aus 0 stammt, wo die Wort e fehlen. 

Dah der laterculus aus Achilles stammt, lajBt sich auch auf 
einem eigenen Wege wahrscheinlich machen. Es ist Grewohnheit 
des Achilles die Schriftsteller zu erwahnen, die denselben Q-egen- 
stand, wie er, behandelt batten. So z. B. 46, 29 ttoXXol*; ds Tcepl 
Tobvm TTpaYp-aTerat yeyovaaiv, Soirsp ©paooXXcoi %al ASpdoTcot 
t:o 5 IIsptTcdTOt) xm AypoStotsi; 47, 13 IxpaYp-a'csoaav'co 5^ tcoXXoI Tuepl 
£7cXsL([;e(0c t^Xiod %axd xd Izm 7cXL(xa'ca, SaTcsp ’Siptcov ’ATroXXtvdpio^ 
TlToXsfiaLoc ^'hizapxoQ u, s. w. Hier auch dieselbe Eormel dXXoi xs 
;roXXol %cd — diese und diese ii:pa^(\LciLxebaavxo, 

Unser laterculus steht, wie schon von Maass bemerkt, dem- 
jenigen in dem ptoc, den er ohne Grriinde dem Achilles beilegt, am 
nachsten (79, 3 if.): dort werden Schriftsteller angeflihrt, die 
vo(i£va geschrieben haben sollen: %al Y^p EoSo^oc 6 KvtStoc eYpa(|;e 
4>atvd(rsva %aX Adaoc 6 MdYVTjc, oo)(l 6 'Epixtovsoc dXk' 6(ra>VD[iog SXXog 
Adacoi xihi 'Epfnovsr, %aX "’'EppLtTTTCo*; %al EY'/jatava^ xal Aptai:o(pdV7]c 6 
BDCdv'CL 0 (; %cd dXXot TToXXoL. Eudoxus und Lasus, die im phc als 
erste genannt sind, erscheinen auch in unserem laterculus wieder, 
der aber von denen spricht, die Tcepl dTroordcscoc daxpm schrieben. 
Der Biograph hat vielleicht den ersten Teil seiner Eeihe dem 
Achilles oder einer QueUe des Achilles entnommen. 


Katasterismen von Haus aus mit der Interpretation des Arat niclits zu tun hatten : 
St. it. di m. V 1897, 24 f. 

1) Relim, Sternsagen 21 



Doxographica aus Basiliusscholien. 


227 


Zwar konnte das Lemma des Basilius oi xCbv a^zpm ta Staa'cTj- 
(j.ata ^aTaiieTpoovTsc die Formel ^repl otTrooTaascog ocatpoDV mitverursaclit 
haben. Trotzdem scbeint mir das Gregenteil wabrscbeinlicher, dafi 
der Biograph seine Beihe von Verfassern von yaLvd|xeva aus solchen 
Speziallaterculi kompiliert habe. Denn wir haben noch Angaben 
■liber Entfernungen der Konstellationen von einander im Aratus 
latinns^). Dieser ist aber eine vorzhgliche Quelle, dieselbe die 
allein den wohl echten Sternkatalog des Eratosthenes bewahrt 
und so Eehm ermoglicht hat, die nrspriinglicben Katasterismeii 
zu rekonstraieren. Ich vermute, die Katasterismen des Eratos- 
thenes enthielten auch solche Angaben. 

7. 

Es bleibt noch eine Heine Grruppe von doxographischen An- 
gaben noch nicht bestimmter und wohl meist unbestimmbarer 
Herkunft iibrig. Ich will nur eins behaupten: Schol. I -and II 
standen nicht in derselben Vorlage wie Schol. III. Denn die 
beiden Beihen, die beide iiber die ap/at handeln, schliefien ein- 
ander aus. 

Ich darf wohl I und II als eine einheitliche Beihe behandeln : 
Namen die in einem Scholion erscheinen, kehren nicht im anderen 
wieder; beide wiederholen dieselbe IJberlieferung wie Sextus und 
Gralen; aber was im schol. I steht, geht auch bei Sextus und 
Galen vorher. Ich glaube, die beiden ersten Scholien stammen 
aus Sextus, und eben aus der Stelle adv. math. IX 360 ff.: denn 
da wird HeraHit erwahnt, der bei Galen und in der anderen 
Sextusstelle fehlt^). Dagegen scheint es zu sprechen, da6 das 
Scholion II auch Leukipp und Metrodor erwahnt, die sowohl bei 
Sextus wie bei Galen fehlen. Die Beihenfolge der Namen legt 
aber Zeugnis fur die Kontamination ab. Es heifit Aifjp.dxpt'coc 
AsDXtTTTToc MYiTpoScopoc ^ETTiTtoopoc Lcukipp poBt gar nicht nach, 
sondern vor Demokrit. Wir miissen nur bedenken, wie viele unter 
den Quellen dem Scholiasten doxographische Nachrichten boten: 
Sextus Empiricus, Achilles, die a6[x[jux'ua C'^TTjp.a'ca des Porphyrins, 
wahrscheinlich auch das durch Vermittlung des Stephanas benutzte 
Buch Tcspl oXt]?. 

Das schol. Ill wird durch Worte eingeftihrt, die sehr gut in 
einem Buch iiber die Materie oder in einer Abhandlung, die sich 


1) An den unter dem Scholion angefuhrten Stellen. 

2) Uber das Yerhaltnis von Galen zu den beiden Sextusstellen vgl. Diels, 
Dox. 249 f. 



228 Giorgio Pasqiiali, DoxograpMca aus Basiliusscholien. 

mit dem Timaus beschaftigte, stehen konnten. Eine lateinisclie 
tJbersetzung ist langst bekannt: Diels kat sie vor yielen Jakren 
yeroffentlickt : Dox. 250 f.; sie stekt in den sogenannten clemen- 
tiriscken Eecognitionen. Die beiden Texte stimmen genan zn- 
sammen^). Ein entspreckendes Stiick feklt in der anderen Eedak- 
tion des clementiniscken Romans, denHomilien; es stekt librigens 
auck in den Recognitiones ganz lose eingefiigt; es diirfte also 
katun der Grundsckrift angekort kaben. Die Recognitiones in ikrer 
gegenwartigen Form stammen nack Waitz (Psendoklementinen 
370ff.) ans der zweiten Halfte des yierten Jakrkxinderts: sie konnen 
also die Reike dem Porpkyrins entnommen kaben ; aber anck andere 
Moglickkeiten sind denkbar. 


1) Diels hat aus Versehen in seinem Abdruck ein paar Zeilen ausgelassen. 


Nachtrage zu den Papstnrkunden Italiens. IV. 


Von 

P. Kehr. 

Vorgelegt in der Sit25iing vom 23. Juli 1910. 

’Wiederum bringe ich eine Eeihe Yon Papsturkunden znm 
Abdruck, welche znr Erganzxing des noch in diesem Jabre er- 
sckeinenden V. Ban des der Italiapontificia dienen soUen. Icb 
beabsiclitige damit den Benntzern dieses Werkes einen Dienst zu 
leisten. Denn da von den Begesta Romanorum pontificum bis znr 
kritiscben Ausgabe ihrer TJrkunden nock ein recht weiter Weg 
ist, dessen Ziel abznseken icb znr Zeit selbst nickt vermag, die? 
Benutzer der Regesta aber nicht immer mit den dargebotenen 
Ansziigen anskommen, sondern haufig den Wortlaut bisher unbe- 
kannter Stiicke selbst wiinscken werden, so biete icb sie in diesen 
Nacbtragen, aucb solcbe, vrelcbe nur znm Teil oder an scbwer zu- 
ganglicber Stelle ediert sind. 

IJnter den folgenden 36 Stiicken sind also znnachst wieder 
eine Reibe von Inedita, auf welche icb bei der Bearbeitung des 
V. Bandes gestofien bin. Es ist ja natiirlich, da6 mir, der icb in 
diesen langen Jabren mit dem Arcbivwesen und der Lokalliteratnr 
Italiens so vertraut geworden bin wie wobl kaum ein anderer Gre-- 
lehrter, und der ich fast aller Orten dank meinen pers8nlicben 
Verbindnngen micb der grobten Ereibeit in der Benutzung der 
Archive erfreue, bei der Revision des Materials nocb mancbes 
Stiick, das nns seiner Zeit entgangen ist, in die Hande kommt. 

Es sind nun schon dreizebn Jahre vergangen, als wir die Ar- 
chive der Romagna und Emilia, denen der neue Band gewidmet 
ist, besucbten. Unsere Erfabrungen waren dlirftig, unsre Famen. 



230 


P. Kelir, 


wenig bekannt, unsre Absichten aucb nicbt liberall willkommen. 
Der Zutritt zu den geistlicben Arcbiven war damals oft schwierig, 
eine nmfassendere Arbeit in den Staatsarcbiven nicbt immer mdg- 
licb. Ancb in nnserm Arbeitsprogramm war nocb mancbes tinklar 
find unsicber. An die Italia pontificia dacbte Niemand. Wir 
gingen damals geradeweg auf die Ansgabe selbst los, glanbten 
mit der von den Vatern ererbten Metbode den arcbivaliscben Eob- 
stoff in scbnellem Dnrcbeilen Italiens und der andern Lander 
Europas in ein bis zwei Jahrzebnten zusammenbringen zn kbnnen, 
begniigten uns in der Hanptsacbe mit dem Eopieren, Kollatio- 
nieren und Eaksimilieren der uns von den Arcbivaren vorgelegten 
Oder nacb den uns zuganglicben Eepertorien festgestellten Ur- 
kunden. An eine Orientierung dariiber kinaus, an die systema- 
tiscbe Durcbarbeitung der bandscbriftlicben und gedruckten LokaL 
literatur, an die Durcbsicbt aucb der neben unsrer nacbsten Auf- 
gabe liegenden Arcbivbestande, an eine Untersucbung der Struktur 
der groBen Archive dacbten wir nicbt. Wir waren damals aucb 
gar nicbt dazu in der Lage gewesen. 

Die Erweiterung unseres Arbeitsprogramms, deren Erucbt die 
Italia pontificia ist — die icb wissenscbaftlicb fiir weit wicb- 
tiger und bedeutender ansebe als die kritiscbe Ausgabe der Papst- 
urkunden selbst, obne daB icb diese dariiber aus dem Auge ver- 
lore — verdanke icb dem Studium des Corpus inscriptionum La- 
tinarum. Die in diesem monumentalen Werk angewandte Metbode 
der Sammlung und Herbeiscbaffung des Inscbriftenmaterials bat 
micb zum ersten Mai empfinden lassen, daJB wir Historiker diesen 
Pbilologen gegeniiber Pfuscber und Stumper sind. In jenen Banden 
des Corpus ist Ordnung, Prazision, Sauberkeit; die Arbeit rubt 
auf sicbern Eundamenten; die Darcbfiibrung ist klar und volb 
standig. Von diesem Yorbild bin icb, als icb zur Ausarbeitung 
der Italia pontificia schritt, am starksten beeinfluBt worden, obne 
freilicb es erreicbt zu baben. 

Aber zunacbst ergab sicb eine durcbgreifende Eevision unsrer 
ersten arcbivaliscben Arbeiten von selbst, insbesondere in den 
grofien Arcbivzentren. In der Eomagna, der die erste Halfte des 
Y. Bandes gewidmet ist , waren es vorzliglicb die Archive von 
Eavenna, Eerrara und Bologna, die eine grundlicbe Eevision er~ 
forderlicb macbten; auBerdem, woriiber icb in dem nacbsten Beb 
trag bericbten werde, in der Emilia die Archive von Modena und 
Nonantola, Eeggio, Parma und Piacenza. Darauf babe icb, zu- 
erst unterstiitzt von Herrn Dr, Aloys Euppel, dann von Dr. 
Hermann KalbfuB, einige Wocben im Herbst 1909 und im Ertib- 


Nachtrage zu den Papsturknnden Italiens. IV. 231 

jahr 1910 verwandt, liberall auf das Beste anfgenommen und auf 
das Liebenswiirdigste gefordert. Von einer Exkursion in das Tal 
des Savio bracbte Dr, Fedor Sclineider wicbtige Urknnden aus 
Sarsina mit. 

AnJBerdem gebe icb von mehreren Urkunden, die bister bloB 
im Eegest bekannt waren, jetzt den vollen Text. Aucb in dieser 
Beziebung lassen nnsre ersten Reiseberichte dock sehr zn wlinschen 
iibrig. Icb war zwar damals, ebenso wie icb es hente bin, weit 
entfernt von der Meinnng eines neueren Historikers, der jiingst 
das groBe Wort gelassen aussprach, daB die einzelne Papst- 
urknnde kaum den Druck lobne, die Masse miisse es bringen — , 
aber von einer gewissen Dnterscbatzung des Inbalts der einzelnen 
Urkunde war icb damals in der Tat nicbt ganz frei, verfubrt, wie 
das leicbt verstandlicb i&t, von dem forraelhaften Grewand, in das 
die Papsturknnden besonders des 12. Jabrbunderts gekleidet sind. 
Die formelhaften Teile zu kiirzen oder ganz fortzulassen babe icb 
aucb jetzt kein Bedenken; aber den Rechtsinbalt so kurz abzu- 
tun, wie wir dies friiber taten, balte icb aller dings jetzt nicht 
mebr fiir erlaubt. Aucb nach dieser Ricbtung soil der Abdruck 
der folgenden Stiicke eine verbessernde Erganzung zu den friiheren 
Reiseberichten sein. Dock babe icb in der Regel auf ausfuhrliche 
Kommentare verzicbtet; das Nabere wird der Leser in der Italia 
pontificia selbst finden. 


Kgl, Ges. d. Wiss. Nacliriclitett. PhiL-Hst. Klasse. 1910. Heft 3. 


16 



232 


P. Kelir 


1 . 

Agapit IL bestdtigt dem JErMschof Feirus von Bavenna das 
ihm von Marinus IL verliehene Privileg, namentlich das Bistum Cervia 
mit alien Pieven und anderem BesiU und die KonseJcration des 
Bischofs von Cervia, 948 Oldober, 

Kopie von 1224 Paris Bill, nat, Nouv, Acquis, 2573 f. 52, 

Vgl, Italia pontif, V 50 n, 156. — An der EcMheit ist nicht m 
meifeln, dafur Uirgt das Formular. AJber der Text ist melirfacli ver- 
derht; ihn uberaJl richtig m verhessern ist lei der geringen Zalil von 
Frivilegien aus dieser Zeit scliwierig, — Ueber den Codex s. Italia 
pontif, Vl7; iiber den episcopatus Ficoclevsis (Cervia) ebendap. 168 sq, 
— Die AbscJirift besorgte Frof, Dr, E, Otto, 

f Agapitus episcopus sernus seruorum Dei. Eenerentissimo 
confratri nostro Petro arcHepiscopo sancte Raxi(ennatensis) ecclesie 
et per te in eandem sanctam Eaxi(ennatensem) ecclesiam ac snces- 
soribns tnis arcHepiscopis in perpetmm. Cum enim^) omnium 
sanotarum Dei ecclesiarnm status a beatorum apostolorum prin- 
cipis Petri doctrinis pro[uide]tur et ab eius fulcimine lapse que 
sunt resolidantur, oportet et merito sanctam Eati(ennatensem) eccle- 
siam minorationem sue^^ dioceseos patientem suarumque digni- 
tatum®^ copiam carentem cito restitui, ut etiam metropoleos non 

admittat Cognoscentes igitur ipsam in omnibus 

quassatam-^, convenit ad eius releuationis-^^ statum auxiliatricem 
nostram porrigere dexteram, quatinus beati Petri apostoli fonte- 
potata^*^ Christo iuuante suis redintegretur honoribus. Et ideo om- 
nium sanctarum Dei ecclesiarnm cultores comperiant adque fideles, 
eo quod Petrus uenerabilis archiepiscopus eiusdem sancte Eau(enna- 
tensis) ecclesie suggessit apostolice almitati nostre, quatinus con- 
firmaremus ei precepta, que sunt edita in predicta Eau(ennatensi)- 


^ a) 0u lesen ist woJil Quoniam. h) suis. c) dignitatem. d) in der 
Kopie ist Iceine Liicke, VielleicTii ist 0u emendieren ut nomen metropoleos non 
amittat o. d. e) cognosentes. f) cassatam. g) releuationem. Oder ware 
0u lesen ad eius releuationem statim? li) sic. 



l^aclitrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


233 


ecclesia et que*) ab antecessore nostro sacro pontifice domino 
nostro Marino sanctissimo papa eidem Petro archiepiscopo largita 
atque concessa snnt^). Cnins precibns, dinino amore beatiqne 
Apollinaris pontificis et martiris Christi snccensi, amabilins incli- 
nati, confirmamns hac stabilimns in perpetnnm absque aliqna dimi- 
noratione secundum priscam consuetudinem predicte sancte Eau(en- 
natensi) ecclesie episcopatum sancte Ficoclensis ecclesie cum plebibus, 
titulis, fundis, casalibus, fundamentis, salinis, salariis uel ubiubi 
tarn in montibus quamque in planitiis sunt constitute, ad ipsum 
episcopatum sancte Picoclensis ecclesie pertinentibus. Consecra- 
tionem uero predicte sancte Picoclensis ecclesie uestre ecclesie 
Ilau(ennatensi) et uobis ac sucessoribus uestris in perpetuum 
firmamus et debitas Lobedientias, quemadmodum^ antecessoribus 
uestris soliti sunt facere, uestre ecclesie et uobis uestrisque suces- 
soribus faciantj ab ipsa presente indiction e septima in perpetuum 
confirmamns, ut in episcopatu sancte Ficoclensis ecclesie episcopum 
consecretis, statuentes atque promulgantes coram Deo et terribili 
eius futuro examine per buius nostri apostolici priuilegii paginam”^) 
sancimus et beati Petri apostolorum principis auctoritate decer- 
nimus atque obtestamus tarn apostolice sedis”^ futures pontifices 
quamque qui ecclesiasticas ministrauerint functiones uel etiam 
magnas paruasque personas et quispiam cuiuscumque^^ sit digni- 
tatis preditus^^ de omnibus supradictis que a nobis concessa sunt*'^, 
quoquo modo licentiam babeant, sepius nominate episcopio in uno 
adunato adque specialiter apostolice exarationis coniuncto®) unum^^ 
ab altero alienare. Si quis interea, quod non credimus, temerario 
ausu’*) contra ea que ab bac nostra auctoritate pie et firmiter per 
boc nostrum priuilegium disposita sunt, contraire tentauerit u’el 
bee, que a nobis ad laudem Dei pro stabilitate dicte ecclesie 
statuta sunt, refragare aut in quoquam transgredi, sciat®^ se auc- 
toritate beati Petri apostolorum^®) principis, cuius inmeriti*) uices 
agimus, anatbematis uinculo innodatum et cum diabolo et eius 
atrocissimis pompis atque luda traditore domini nostri lesu Christi 
eterni incendii subplicio concremandum sit deputatus necunquam^) 
a prefatis anatbematis nexibus sit^) absolutus; insuper sciat®) se 
compositurum auri ebrizi libras tres sancte Ilau(ennatensi) ecclesie, 
qui buius uoluntarie confirmationis nostre temeratores extiterint 


^) ea. 7c) largiuit atque concessit. T) quod ab m) priuilegium. n) decer- 
uimus tarn apost. sedis obtestamus. 6) cuiusque, j?) predictas. g;) sauctisque. 
r) sunt felilt. s) vielleicM m ergamen disiungere uel. t) uno. u) ausus. 
v) siat. w) apostolorum feUU x) inmeritis. y) cuiquam. z) sit fMt 

16 * 



234 


P. Kehr, 


et nostro contraire precepto^) non metnerint, quia uiolatores huius 
preceptionis nostre inpunitos euadere non sinimus. At nero qui 
pio intuitu obseruator in omnibus extiterit, custodiens huius nostri 
priuilegii constitutum^) ad cultum Dei respitiens, benedictionis 
gratiam a misericordissimo Deo nostro multipliciter conseqnatur®) 
et uite eterne particeps^^ effici mereatur et cum sanctis omnibus 
sotiatus permaneat. 

Scriptum per manum Stefani notarii et regionarii atque scri- 
niarii sancte Romane ecclesie, in mense octubrio et indictione 
septima. 

f Bene nalete. 

ot) prouocare. 1) constituti. c) consequatur fehlt d) particeps felilt 


3. 

JBenediU (VII?) erteilt dem AU Andreas von S» Vitale in Ba- 
venna ein Brivileg. 

Dorn Benedetto Fiandrini Memorie per servire alia storia del- 
Vantichissimo monastero di 8» Vitale di Bavenna a. 1792, p, 99, ms. Ce- 
sena Bill, comunale. 

Ber treffliche AU Fiandrini hat das schbne Archiv von S. Vitale 
nocli Mr^ vor der Aufhelung des Klosters geordnet. In seinem noch 
erhaltenen gro/ien Inventar des Archivs findet sich indessen Jceine 
Spur dieses Frivilegs. In seiner GescMchte von S. Vitale hemerht er 
nur, daji er eine Kopie davon gesehen hale, von der er leider nur den 
Anfang gilt. So lleilt, da wir uler die Abtsreihe nicht sonderlich 
unterrichtet sind, es unsicher, welchem Benedict das folgende Privileg 
mimschreiben ist. Boch ist das Formular alt und entspricht dem 
Kandeibrauch des 10. Jahrhunderts. Vgl. Italia pontif. V 80 n. 1. 

Bas Stilch fand Br. A, Buppel auf. 

Benedictus episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto in Domino 
filio Andreae religioso presbitero et monaco atque coangelico abbate 
uenerabilis monasterii sancti Christi martiris Yitalis, qui situs est 
intro Rauennatium ciuitatem, et per te in tuo sancto monasterio 
successoribusque in perpetuum. Conuenit apostolico moderamine 
etc. Nec non confirmamus nobis Padule qui uocatur Bartina cum 
omnibus ad eum pertinentibus, sicuti euenit nobis per cartulam 
donationis. 


Nachtrage zu den Papstnrkunden Italiens. lY. 


235 


3. 

Calixt IL bestdtigt den Kanonilcern der Kirche von Sarsina imier 
dem Archidiakon Hugo den JSesiU der Tfarrldrche S. Maria in Bagno 
und alle an ihr lioftenden Eechte. Lateran 1121 April 2. 

Kopie s, XVII Sarsina Cancelleria vescovile (Oolettaneo di varie 
cose antiche appartenenti al vescovato di Sarsina raccoUe e messe assieme 
or dine del , Mons. Giov, BatL Braschi a 1705 I f. 288), 

Vgl. Italia pontificia V 118 n, 1, — Die Ahschrift verdanke ich 
Hr, Fedor Schneider. 

Calixtus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis flliis Ugoni 
archidiacono et canonicis sancte Saxenatis ecclesie tam presentibus 
quam futuris in perpetnum. Officii nostri nos liortatur anctoritas 
pro ecclesiarum statu satagere et qn^ recte stabilita sunt, per 
Dei gratiam stabilire. Siquidem predecessores nostri, ecclesie uestrq 
obedientiam et diligentiam cognoscentes, beat§ Mariq plebem in 
territorio Balnei positam ecclesi§ uestrq cum omnibus ad earn 
pertinentibus concesserunt et concessionem ipsam suis chirograpbis 
flrmanerunt. Quorum nos uestigia subsecuti, ad bonarem Dei et 
beati Petri ecclesiq uestrq in Romanae ecclesiae obedientia persi- 
stenti id ipsum concedimus^^ et presentis scripti pagina confir- 
mamus®^. Statuentes, ut predicta plebs cum primitiis, decimis, ob- 
lationibus et ordinationibus suis uestrae Saxenati ecclesiae annexa^ 
sit, sicut et aliae plebes uestr^ et sicut in^) antiquioribus prede- 
cessorum uestrorum priuilegiis continetur. NuUi ergo omnino 
bominum facultas^^ sit earn ab ecclesia uestra subtrabere aut ca- 
lumnia-m ei molestiamue inde ausu temerario irrogare, sed sub 
predict^ Saxenatis ecclesie subiectione atque obedientia perseueret, 
salua in omnibus auctoritate Romany ecclesiq et bonore. Si qua 
igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona banc nostrq 
constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire temptauerit, 
secundo tertioue commonita, si non^^ satisfactione congrua emen- 
dauerit, potestatis bonorisque sui dignitate careat reamque se 
diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a 
sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri 
lesu Cbristi aliena fiat atque in extremo examine districte ultioni 
subiaceat. Cunctis autem eidem ecclesi§'') iusta seruantibus sit 
pax domini nostri lesu Cbristi, quatinus et hie fructum bon^ 


a) apographis. &) concedere. e) korr. aus confirmare. d) innecta. 
e) in feMt. f) faculta. g) sine. 7i) folgt geiilgt nestr^. 



actionis percipiant et apud districtum iadicem premia etern^ paois 
inueniant. Amen. 

Scriptum per manum Greruasii scriniarii regionarii et notarii 
sacri palatii. 

R. Ego Calixtus catholic^ ecclesie episcopus ss. BV. 

Dat. Laterani per mantim Grrisogoni sancte Eomane ecclesi^ 
diaconi cardinalis ac Hbliotecarii , IIII nonas aprilis, indictione 
Xlin®’, incarnationis dominice anno pontificatus autem 

domini Calixti secnndi pape anno III. 


4. 

JBischof Landulf und die Konsuln von Ferrara iibergeben dem 
Kardinallegaien Aso das von ihnen fur den Bau der neuen Kathe- 
drale und des Kirchhofs erworbene Grundstuchj mit der Verpflichtung 
eines Jaliresdnses von 1 Bymntius, Ferrara 1135 OUober 30 (?). 

Peregrini Prisciani Collectanea voh HI f. 69' Modena Arch, di 
state, — Baker ivohl auch die Kopie bei Scaldbrini Copie di scritture 
estratte daW arcMvio del capitolo di Ferrara gu, XIX f, S, s, XVIII, 
Ferrara Bibl, comunale 459 ND 4, 

Diesen von der neuen Kathedrale des h. Georg m mhlenden Jahres- 
ms von 1 Bymntier haben Albinus und Cencius (Liber censuum 
8, P, E, ed, Fabre- Duchesne II 107, 115; I 120) irriger Weise 
0 weimal notiert: 

;,Ecclesia sancti Greorgii I morabntinnm. 

Ecclesia maior I morabutinum per annum. “ 

Zur Datierung vgl, das folgende Privileg Innocen^^ II (n, 5), 
Vgl, Italia pontif, V 212 n, 19, 

In nomine domini nostri lesu Christi. Anno ab incarnatione 
eiusdem MCXXXV, indictione XIII, tertio kal. nouembr. Cum 
domnus Azo presbiter cardinalis sancte Anastasiae ac legatus 
domni papae Innocentii esset Ferrarie, prestaturus auctoritatem, 
mandate domni pape, episcopo Ferrariensi Landulfo et totius ciui- 
tatis clero ac communi edificaturis episcopalem ecclesiam, supra- 
dictus episcopus cum Ferrariae consulibus, q^uorum nomina sunt 
baec: Adegerius sancte Romane ecclesie aduocatus, Ildeprandus cau- 
sidicus, loannes index, En'gelerius, Ricardus, Petrus de Martina, 
Guido de Albina, Albertus de Bona, Eodo, Petrus Guarellus, 
Enricus, lerardus Scortus, Berulfus, dederunt et tradiderunt pre- 



Naclitrage zu den Papsturkunden Italiens. T7. 


237 


dicto cardinali acceptatori uice sanote Romane ecclesie beati Petri 
et domni pape Innocentii terrain acquisitanx et acquirendam pro 
ecclesia Perrarie episcopali aedificanda et cimiterio perpetuo sancte 
Romane ecclesie liabendam et tenendam sibique predictam ecclesiam 
ordinandam et nulli alii concedendam. Unde pro eadem terra pre- 
dictus Landulfus episcopus et consules promiserunt, se prestatnros 
sancte Romane ecclesie annualem censum^^, unum uidelicet bisantinin 
optimum. 

Supradictns Landulfus episcopus et predicti consules omnia, 
ut superius legitur, scribere rogauerunt. 

Ego in Dei nomine Berardus tabellio in ciuitate Eerrarie etc. 
scrips! etc. 

h) census. 


5. 

Innocem IL nimmt auf Bitten des Offimalen JRimrdus und des 
Ferrareser Konsuls Bainald das von Bischof Landulf und den Konsuln 
und dem Volk von Ferrara fur den Bau der neuen Kathedrale und des 
Kirchhofs erworbene und dem Kardinalpresbyter A^o gegen einen. Jahres- 
^ins von 1 By^antier dem h, Petrus tradierte Q-rundstuck in den 
apostolischen Schut^, Pisa (1135) September S0(?). 

Privileggi antichi dioersi conceduti dai sommi pontefici ai vescovi 
di Ferrara e confini della dioeesi f, 13 ^ s. XV ex.j Ferrara ArcJu 
della Oancellaria arcivescovile. — Fine andere Kopie im Ms. 
Exempla privilegiorum dioersorum pontificum pro episcopatu Ferrariae 
f» 7'f s. XVllj Modena Arch, di sfato {cf, PflugkSarttung Iter p. 225 
n, 333) geht tvohl auf das Privilegienhueh in Ferrara mruck^ woraus 
auch die Abschriften von G, A, Scalabrini Descrimne della chiesa 
metropoUtana di Ferrara und Annali della chiesa di Ferrara f 5 und 
von Gius. AntonelU Documenti antichi spettanti al capitolo ^ ai ves- 
covl, sdmtlich in der Biblioteca comunale m Ferrara^ herruhren. 

Die JJrkunde Bitiert Pflugk - Harttung Iter p. 225 n. 333 m 
1134: — 36. Banach J-L. 7641 0 U 1133—34. — Bas richtige Jdhr 
1135 ergibt sich aus der vorausgehenden Urkunde des Kardinallegaten 
A 0 O von 1135 Oktober 30. Sicker aber steckt in der Tagesangabe 
einer dieser beiden TJrkunden ein Fehler; jene des Kardlnals ist die 
alter das Privileg Innocent' II. die jiiagere Urkunde. Vgl. Italia 
pontif. V 212 n. 20. 

Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Landulfo episcopo et dilectis filiis consulibus et populo Perrariensi 



238 


P. Kehr, 


imperpetuum. Cum omnibus fidelibns debitores ex iniuncto"^ 
nobis a Deo apostolatns offitio ac beniuolentia existanms, illis 
tamen^^ propensiori caritatis studio nos conuenit imminere®), quos 
ad dominium^ et proprietatem beati Petri apostolorum principis 
constat specialius pertinere. Hoc profecto intuitu uestris postu- 
lationibus annuentes, supplicantibus nuntiis uestris, Eizardo uide- 
licet officiali uestro et Rainaldo consule Perrarie, terram pro con- 
struenda episcopali ecclesia et cimiterio infra Perrariensem ciui- 
tatem a uobis deuocionis studio comparatam et in presentia dilecti 
filii nostri Azzonis sancte Romane ecclesie presbiteri cardinalis 
sub censu annuo unius bisantii per uos beato Petro oblatam sub 
apostolice sedis et nostra protectione suscipimus et non solum 
eandem acquisitam, sed etiam quamcumque imposterum ad opus 
ipsius matris ecclesie iuste ac legitime acquirendam presentis script! 
pagina comunimus. Statuentes, ut predicta oblatio exinde*^ sancte 
Romane [ecclesie] facta firma in perpetuum et illibata permaneat^^ 
nec aliqua occasione de proprietate beati Petri celorum clauigeri 
eiusque dominio diuellatur. Vestrum'^Htaque interest ita*^ in apo- 
stolice sedis obedientia et seruicio nostro persistere et*) bona et 
possessiones beati Petri, que in partibus uestris sunt, ciuitatem 
scilicet Perrariensem, comitatum et alia, que sancte Romane ecclesie 
iuxis existunt, in fidelitate ac ditione eiusdem matris uestre^) in- 
uiolabiliter conseruare, quatenus aput Deum et homines tamquam 
proprii et speciales fiUi inueniri mereamini ampliori gratia digniores. 

Ego Innocentius catholice ecclesie episcopus ss. 

Ego Guido [Tiburtinus] episcopus ss.’”) 

Ego Anselmus presb. card. ss. 

Ego Lictifredus^) presb. card. tit. Vestine ss. 

Ego Lucas presb. card, sanctorum lohannis et Pauli tit. [Pa- 
macbii] ss. 

Ego Gregorius presb. card. tit. sancte .... 

Ego Gregorius diac. card, p) sanctorum Sergii et BacM ss. 

Ego Guido card. diac. sancti Adrian! ss. 

Ego Hubaldus diac. 5) card, sancte Marie in Via lata ss. 

Ego Grisogonus [diac.] card, sancte Marie in Porticu ss. 

Dat. Pisis per manum Aimerici^) sancte Romane ecclesie dia- 
coni cardinalis et cancellarii®), II kal. octobr 

a) innento. &) quibus. c) inuuiaere. d) dominum. e) uestra. 
f) exiude unsicher. g) permaneant. 7i) uestra. i) et. fc) ita. 1) nostre. 
m) Ego Guido ep. ss. steht nach Guido card. diac. s. Adriaui ss. n) Lutifredus. 
o) Lucus. j?) diacus card. tit. q) diacus. r) Aimeri. s) diaconus card, 
et cancellarius. 


KacMrage zu den Papsturknnden Italiens. lY. 


239 


6 . 

F alscliung, 

Lucius II, lestimmt naeh dem Vorgange InnocenF II, und Ge-- 
lestins IL, dafi der Blschof von Ferrara von den Kardindlen m 
ivdlden und vom Fapst m weilien sei^ bestdtigt nach dem Vorgange 
von Vitalian, Hadrian J., Leo III^, BenediJct FIZ., Johann XIIL, 
Victor ILj Alexander JJ., Fasclial IL, Innocent II und Celestin IL 
der KircJie von Ferrara die Fatrimonien^ hestimmt die Grenmi des’ 
Comitats von Ferrara^ verfUgt ilber die Ahgaben^ besUitigt die genannten 
JBesii^ungen und die alien Geivohnlieiten und Bechte. 

Lateran IIM Mdr 0 15, 

Kopie s, XIll Modena Arch, di state (Vescovado di Ferrara), — 
Ehenda Kopie s, XVI, 

Es gibt vom gleichen Tag ein oft gedrucMes Privileg Lucius'^ II, 
J-L, 8520 fur das Bistum Ferrara^ mit dem der Her folgende Text 
mm grojiten Teil ubereinsiimmtj das aber auf der andern Seite sostarlce 
Abiveiehungen bietet, dafi M, Klinkenborg (Gbtt, Nachr, 1897 8,243 
Anm, 1) auf die Idee Team,, es handele sich %tm verschiedene Ausferti- 
gungen einer und derselben TJrlunde, Dies ist nun freilich nicht der 
Fall, Jenes andere Frivileg Lucius'' II, gehbrt in die Serie der im 
wesentlicJien gleichlautenden Frivilegien von Innocent II, J-L, 8018 
und Celestin IL JH, 8515, woran sich dann ein verlorenes Frivileg 
Alexanders III, und die noch erhaltenen von Gregor VIII, J-L. 16048, 
Clemens III. J-L, 16404 und Celestin III, J-L, 16842 anscUieOen, 
Biese Texte stutzen sich gegenseitig, Dann ist aber ohne Weiteres 
hlar, dafi die hier folgende Fassung von Lucius II, eine Fdlschung 
ist, Der Fdlscher ist dabei so vorgegangen, dafi er den echten Text 
des Frivilegs Lucius' II, J-L, 8520 mit allerlei Stucken aus andern, 
fruheren und spdteren Ferrareser Fapstbullen kombinierte. So entnalim 
er im meiten Teil den Sat 0 Preterea uestre deuotionis — bona fide 
iunabitis aus InnocenF II, Frivileg J-L, 7612 und den Sat^ Anti- 
quas igitiir et rationabiles consuetudines — concedimns et indul- 
gemas aus Alexanders III, Urkunde J-L, 11614, Ehenso hat er die 
Besitdiste, die er in der echten Luciiisurkunde vorfand, aus den 
spdieren Frivilegien in seiner Weise ergdnd und vermehrt, Man siekt 
dabei nicht, was eigentlich der Zweek dieser TJebung war\ irgend eine 
wesentlich neue Bestimmung enthdlt die Fdlschung nicht. In Ferrara 
ist^ wie man weifi, tuchtig gefdlscht icorden\ die TJrkunden Vitalians 
J-E, 2102 a und Hadrians I, J-E, 2430 legen davon Zeugnis ah, 
und auch die Frivilegien des X. Jahrhunderis unterliegen dem Verdacht 



wenigstens der Interpolation] mit diesen scheint unsre Fdlschmg in 
Verhindung Bih stehn. TroU seiner guten Yorlagen hat der Fdlscher 
sich dock einige jBldfien gegeben, 0 . B, wenn er mitten im Texte den 
JBischof mit dilecte fili anredet, Vgh Italia pontif, V 214 n, 26. 

L. episcopns seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Gr. Fer- 
rariensi episcopo einsque successoribus regalariter substituendis in 
perpetunm. Ad hoc in apostolice sedis cathedra disponente 
Domino constitnti esse conspicimar, ut ecclesiarum omnium curam 
gerere et ius suum cuiqne tribuere, presertim his, q[ue beati Petri 
iuris existunt, conseruare integre debeamus. Ad exemplar itaq^ue 
predecessorum nostrorum felicis memorie pape Innocentii et Cele- 
stini Romanorum pontificum") iusta tenorem priuilegiorum Pera- 
riensium episcopum a cardinalibus nostris eligendum et a Romane 
sedis antistite consecrandum decernimus atque Ferrariensem eccle- 
Siam sub iure et dominio sedis apostolice de cetero manera sancci- 
mus. Te igitur, clero et populo Ferrariensi in fldelitate beati 
Petri persistentibus , ad instar predecessorum nostrorum beate re- 
cordationis Vitelliani, Adriani, Leonis, Benedicti, lohannis, Victo- 
ris^), Alexandri, Pascalis, Innocentii et Celestini Romanorum ponti- 
flcum^^ sancte Ferrariensi ecclesie tamq^uam apostolice sedis filie 
fundos eiusdem matris et patrimonia conflrmamus, ipsam nidelicet 
massam Babiloniam (jue uocatur Feraria cum duodeoim fundis suis, 
cui alias XI massas nostras minores cum omni obedientia atque 
seruitute subiugamus, id est massam et ripam Pullariolum cum 
XII fundis suis, et massam Constantiacus cum XII fundis suis, 
simulque massam Quartisanam cum XII fundis suis, et to tarn et 
integram massam Donoro cum XII fundis suis, et similiter massam 
Popularem cum XII fundis suis, nec non et massam Curruli et 
massam Sallettam cum XX!!!!®"^ fundis suis, et massam Senefcicam 
et Castillonem similiter cum fundis suis, similique modo massam 
que uocatur Ferminiana^^ cum omnibus fundis suis. Has quidem 
predictas massas cum omnibus ad earum iura pertinentibus de 
dominio et iure atque potestate huius sancte Romane ecclesie in 
sanctam Ferrariensem ecclesiam per banc donationis et traditionis 
paginam donamus et tradimus, ut ab hac hora in antea liceat tarn 
tibi, karissime frater Grrifo episcope, quam successoribus tuis in 
singulis massis ecclesias cum clericis diaconibus ac presbyteris 
ordinare et consecrare; illud omnino decernentes, ut Ferrariensis 
ecclesia cum tota parrochia sua in iure et dominio ac priuilegio 

a) pontifficum. 1) Yictoris trug eine jilngere Band ilber der Zeile nacK 
e) Ferminianam. 



KacMrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


241 


nostro sancte Romano ecclesie beati Petri, cuius est patrimonium, 
perpetuo conseruetur, et sit semper sub nostra electione, consecra- 
tione atque ordinatione, ut quicumque illic per nos electus, ordi- 
natus et consecratus fuerit, ille honoris huius ac potestatis inte- 
gritate fungatur. Gomitatus^) autem Perrariensis fines et termini 
sunt: ab oriente ab una parte fluminis Padi, altera nostra massa 
Piscalia et XJetariaria, a Uetariaria®) usque ad fossam Bosonis 
transeuntes flumen Sandali usque Bozoletum, et per Bozoletum 
transeuntes flumen Gabiane , per Ludariam circumdant Uillam 
maguam et Madrariam, peruenientes usque Maletum, a Maleto per- 
gunt iuxta Argilem Ansianum per paludes*^^ et piscarias usque ^ 
Uitricam, et transeuntes Uitricam ueniunt usque fossam Buranam, 
et per fossam Buranam exeunt in Padum et descendunt ad occi- 
dentem usque ad Ulmum formosam^'), que terre finis est inter Ro- 
maniam et Lombardiam ; ab altera autem parte fluminis fines sunt 
similiter ab oriente Callis de fine, que finis est inter nostrum 
comitatum^*'^ Perrariensem et alteram nostrum comitatum^^ Coma*^ 
clensem, et extendunt se per paludes^) et piscarias usque ad fos- 
satum de Siluule, circundant massam Corneti et Laugnanum, que 
de nostro comitatu Perrariensi est, descendunt inde ad occidentem 
per paludes-^) et piscarias usque flumen Tartar!, et per ipsum 
flumen Tartar! pergunt usque in flumine Padi. Collectam uero uel 
fodrum aut prauam uel iniustam functionem aut dationem sen con- 
suetudinem nequaquam exigimus, sed omnia pro Dei timore atque 
amore predicte sancte nostre ecclesie beati Georgii pepercimus 
aliasque minores massas ei, sicut supradictum est, cum omnibus 
suis seruitutibus subiugamus. Similiter tholonei de mercato unam 
medietatem nobis conseruamus, alteram uero predicto nostro epi- 
scopio condonamus. Ripatici uero et tributi atque thelonei de ripa 
et flumine unam medietatem pro benedictione ad communem utili- 
tatem et meliorationem iam dicte maioris masse concedimus. Pre- 
terea uestre deuotionis desiderio annuentes, prefatos comitatus^^ 
Perrariae et Comaclii*) ac ripaticum cum omni iure, quod infra 
ciuitates et comitatus^^ ad dominium sancte Romane ecclesie per- 
tinet, alicui minime tribuemus, nisi aut communi ciuitatis uestre 
aut Perrariensi episcopatni. Pro tantis itaqiie perceptis a sede 
apostolica beneficiis uestra uniuersitas nobis nostrisque successori- 
bus per proprium nuntium annuatim in commune iurabit, quod in 
ciuitate et toto comitatu Perrariensi iusticiam beati Petri ac 


d) commitatas. e) a XJefcariaria cius dm Yonirhxndm ergiinzL] 
f) palludes. g) formosum. Ji) commitatuna. * i) CoinacM. jfc) commitata. 



sancte Eomane ecclesie nos et successores nostros recnperare, reti- 
nere ac defendere bona fide innabitis. Preterea, dilecte fili ep> 
scope, qnascumqiie ecclesias et cnrtes ac possessiones, quecumque 
etiani bona in presentiarum inste et canonice possides aut in fu- 
turum rationabilibus modis Deo propitio poteris adipisci, firma 
tibi tuisque snccessoribns et per nos Perrariensi ecclesie et illi- 
bata permaneant. In qnibns bec^-> propriis dnximns exprimenda 
uocabnlis : monasterinm sancti Bartbolomei de Ultra-Padnm, mona- 
sterinm sancti Silnestri de Cauda longa, bospitale quod est sitnm^”) 
supra Euptam Petri Storti, bospitale Omnium sanctorum, bospitale 
de Cauda longa, domus infirmorum de Campo mercati, plebem 
sancti Greorgii de Ultra-Padum, plebem sancte Marie de Gabiana, 
ecclesiam quondam plebem sancti Martini de Bosco, plebem sancte 
Marie de TJigouentia, plebem sancti Martini de Contra - Padum, 
plebem sancti Georgii de Tamara, plebem sancti Petri de Copario, 
plebem sancti Stepbani de Perminiana, plebem sancti Apollinaris 
^e Trisigalio, plebem sancti Martini de Eupina, plebem sancte 
Marie de Uicobariano, plebem sancte Marie de Septempolicino, 
plebem sancti Stepbani de Galligo , plebem sancti Donati de Pe- 
drurio, plebem sancti Antonini de Pigariolo, plebem sancti Georgii 
de Trecenta, plebem sancte Marie de Cinisello, plebem sancti Mi- 
cbabelis de Bragantino cum capellis et earum pertinentiis , eccle- 
siam sancti Eomani de Tartaro, curtem Melarie, curtem Trecente, 
curtem Uigouentie, curtem Perminiane. Has quidem et alias om- 
nes, quas iuste babes et detines, tibi tuisque snccessoribns cum 
Omni bonore, dominio et districtn nostra anctoritate apostolica 
confirmamus. Antiquas igitnr et rationabiles consnetudines , quas 
antecessores tui in canonica maiori et in ecclesiis tui episcopatus 
babnernnt, tibi et snccessoribns tuis nostra anctoritate comproba- 
mns, Statuentes, ut nnlli liceat aliqnem in ecclesia maiori in cano- 
nicnm uel in aliquam prelationem sine consilio”^ et licentia tna 
sen snccessorum tuorum recipere, nec cuiquam fas sit in ceteris 
ecclesiis capellannm absque consensu tuo instituere nel amonere; 
capellanus uero, qni anctoritate tna fuerit institntus, de mann tna 
cur am animarnm recipiat et debitam tibi et consnetam reuerentiam 
inpendat. Correctionem qnoqne ecclesie tue canonicorum libere 
habeas et eorundem ondinationem, sicnt predecessores tui babuisse 
noscuntur, tibi concedimns et indulgemns, salua in omnibus apo- 
stolice sedis anctoritate. Annllantes nostraqne anctoritate de- 
struentes, si tui predecessores affinitate nel parentela sen malo 


1) tec ausradieH, m) scitum. n) conscilio. 


Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


243 


ingenio aKq[nam scriptionem uel pactionem nociuam ecclesie contra- 
xernnt. Si qua sane ecclesiastica secularisue persona hanc nostre 
constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire temp- 
tauerit aut JFerrariensem ecclesiam Ms, que supra dicta sunt, dimi- 
nuere aut sancte sedis apostolice sua in eis iura, que superius 
significata sunt, auferre presumpserit, pene et compositionis no- 
mine reddat eidem sancte sedi^^ apostolice libras obtimi auri C, 
nisi que male presumpta sunt, satisfactione congrua emendauerit, 
potestatis bonorisque sui dignitate careat reamque se diuino iudicio 
existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo cor- 
pore et sanguine Dei ac domini redemptoris nostri lesu Christ! 
aliena fiat atque in extreme examine districte ultioni subiaceat. 
Ciinctis autem eisdem ecclesiis iura seruantibus sit pax domini 
nostri lesu Christi, quatenus et hie fructum^) bone actionis perci- 
piant et apud^^ districtum iudicem premia eterne pacis inueniant. 
AMEN. AMEN. AMEN. 

Data Lat. per manum Baronis capellani et scriptoris, id. 
martii, indictione septima, incarnationis dominice anno M^.C.XL 
tercio, pontificatus uero domni Lucii II pape anno primo. 


o) sedis. p) fructus. g[) ante. 


7. 

Fdlschung, 

Fugen III. nimmt das Kloster 8. Maria in Megula tmter dem 
AM Budolf in den apostoUschen ScImU^ hestdiigt die Begel des h, 
JSenedild and die namentlich aufgefulirten Besitmngen^ verleiht die 
Sepidtur^ verMetet in der ParocMe den Bau einer nenen Kapelle Oder 
eines Oratoriums und hesfMigt die von P. Gregor VII. dem Marten- 
altar in der Kirche verlielienen Ahldsse, 

Lateran 1146 Februar 21(9). 

Antonio Ferri Catalogo antico e diffuse dei vescovi dBmola e Ori- 
gine della cMesa Imolese p. 33, Ms. $. XVIII in,, Imola Btbl, cornu-- 
node „dalV originate, it quale con diverse copie si conserva nelV ar- 
chivio del monaster o^^ [B], — Kopie s. XVIII Imola Arch, Sassatelli 
[G], — Aujierdem iefinden sich, wie mir Dr. A, Hessel mitteilte, 
drei moderne Kopien der Urhunde im Archiv des Grafen Malvern- 
Medici in Bologna. 

Eugens III. Privileg fur das Kloster 8. Maria di Begida ist be- 
Icannt und gedrucU von Zaccaria 8eries epp, Forocorneliensium 1 189 



244 : 


P. Kehr 


imd von Fanim^i Mon, Bavennati VI 46 n, 28 aus Zaccaria’s Manu- 
skript — Migne Patrol, lat OLXXX 1085 n, 66, Banach J, 6195 
and J-L, 8634, 8978, Bieses Privileg, das Innocent IV, 1252 
August 12 loiederholte (vgl, Ma^mtinti Archivi I 159) ist in hester 
Ordnimg, wenn auch die Batierung : Anno MCXLVI, pontificatus 
nero domni Eugenii III pape anno mir unvollstdndig erhalten ist, 
Baneben existiert aher eine meite Urkunde Eugens III, mit erheb- 
lichen Abweichungen, Mehrere davon sind gutartig und offenhar einem 
andern echten Privileg entnommen, Bagegen sind sclion die Ah- 
tmicliungen in der JBesitdiste bedenUich, Offenhar aber wird die Fdh 
schung aus dem Passus^ auf dem das Schwergewicht der Urkunde ruht: 
Praeterea indulgentias — in perpetunm dnraturas. Ben Marien- 
altar, von dem Mer die Bede ist^ soil der Bischof Basilius von Imola^ 
bekannt durch sein Schlangenwunder (vgl, Man^oni p, 66] Zaccaria 
II 26), 1068 errichtet haben. Und ebenso legendenhaft ist die Indul- 
gent Gregors VII, Bas Stuck ist also eine Fdlschung, die mit Hulfe 
jenes echten Privilegs Eugens 111, fabritiert ist. Bern echten Privileg 
Eugens HI. sind auch die Kardinalsunterschriften entlehnt und geiviji 
auch die Batierung , die his auf den Tag IX kal. mart, richtig ist, 
1146 Febr. 21 war aber Eugen III, in Trastevere und auch pont. 
a. I stmmt da nicht mehr. Alter Wahrscheinlichkeit nach hat der 
Fdlscher oder der Kopist sich verlesen; und ich vermute, daji in der 
echten Vorlage IX bal. ian. gestanden hat: dann stimmt alles, Vgl, 
Italia pontif. V p, 169 n, 8. 

Engenins episcopus seruns Seruornm Dei. Dilectis flliis Ro- 
dnlpEo^^ abbati monasterii sanct^ Mariq in Eegula eiusqne fratri- 
bns tarn pr^sentibus q[tiam fninris regularem nitam professis in 
perpetunm. Qnotiens illnd a nobis petitnr, q^nod religion! et 
bonestati connenire cognoscimns , animo nos decet libenti conce- 
dere et petentium desideriis^) impertiri*^^ snifFragium. Eapropter, 
dilecti in Domino filii, nestris instis postulationibns clem enter an- 
nnimns et monasterinm sanct^ Mari^ in Regnla Imolensis , in quo 
dinino mancipati estis obseqnioj snb beati Petri et nostra protec- 
tione snscipimus immediate et pr esentis scripti prinilegio commn- 
nimns. In primis siqnidem statuentes, nt or do monasticns, qni se- 
cixndnm Denm beati Benedictiqne regulam eodem in loco institntus 
esse dignoscitnr , perpetnis ibidem temporibus inniolabiliter*^^ ob- 
seruetur. Preterea qnascnmque possessiones, qnqcumqne bona eins- 
dem monasterii in prqsentiarum inste et^^ canonice possidetis ant 

a) Kudolfo C. b) statt cognoscitur. c) fehU congruum. d) impar- 
tiri G, e) immediate suscipimus G, . f) G, fehlt in B. g) ac G, 



Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. lY. 245 

in futurnm concessione pontiflcum, largitione regum nel principum, 
oblatione fidelium sen aliis iustis modis pr^stante Domino poteritis 
adipisci, nobis uestrisqne successoribus firma et illibata perma- 
neant. In qnibus b^c propriis duximns exprimenda nocabulis : 
locum ipsum, in quo pr^fatum monasterium situm est cum omnibus 
membris et pertinentiis suis, massam*^ Bubani cum ecclesia et 
omnibus pertinentiis suis^'\ decimas*) quoque eiusdem mass^ uobis 
nihilominus confirmamus, ecclesiam Mausignani cum area, in qua 
Qdificata est, cum suis pertinentiis, et alias possessiones de curte 
Moretani scilicet fundos Catenazoli et Ma . . . massam Murq 
cum ecclesia et quatuor fundis^^ sibi pertinentibus et aliis”*) suis 
possessionibus , ius item in ecclesia sancti loannis in Pantagasse, 
quoddam spatium terrq in Capite Silicis, in quo sunt tumb^ qdi- 
ficatq, piscariam quoque cum Cugularia sibi cohqrente, castellum 
Campioni cum tota sua curte, castellum Porogni cum tota sua 
curte, medietatem plebis sancti Patritii positam in Capite Silicis 
cum iuribus et aliis pertinentiis ad eandem plebem spectantibus, 
quasdam possessiones in curte Tausignani, ecclesiam Eiui Salsi cum 
tota sua curte, in episcopatu Bononiensi ecclesiam sanctorum Tbomq 
et lacobi in uilla Pbasani cum omnibus possessionibus suis, eccle- 
siam ”) sancti Georgii in Medicina cum omnibus possessionibus suis, 
sancti Martini in Podio*’) cum possessionibus suis, omnes posses- 
siones uestras in plebe sancti Laurentii cum terris, pratis, uineis, 
nemoribus, usuagiis^*^, pascuis, in bosco*?) et piano, in aquis et mo- 
lendinis, in uiis et semitis et omnibus aliis libertatibus et immu- 
nitatibus suis. Sepulturam quoque ipsius’") liberam esse concedi- 
mtis et^) eorum, qui se bic’^) sepeliri deliberauerint , deuotioni et 
extremq uoluntati, nisi forte excommunicati nullus obsistat, salua 
iustititia matricis ecclesi^* Probibemus insuper, ut infra fines pa- 
rocbi§ uestr^ nullus sine assensu uestro cappellam sen oratorium 
de nouo construere®) audeat, saluis priuilegiis pontificum Eoma- 
norum. Prqterea indulgentias quadraginta annorum cuilibet uisi- 
tanti quotidie altare beatissim^ et gloriosissimg uirginis Mariq per 
beatum Basilium in dicta ecclesia qdificatum, et uiginti octo anno- 
rum et totidem quadragenarum in festiuitatibus quatuor beatissimq 
uirginis Mariq et duodecim apostolorum, et trecentum annorum et 
totidem quadragenarum omni*®) die sabbati quadragesimq, et ducen- 

li) C, massam Bubani — pertinentiis suis felilt in B, i) decimam 0. 

W) Muretani G, 1) G, et aliis fundis quatuor B. m) C, ceterisque B. 

n) scilicet add. G. o) G, in Podio fehlt in B. p) usuasiis C. q) (7, 
busco B. r) fehlt loci, ipsius quoque (7. s) statt ut. t) statt illic. 
It) fehlt sint. -u) G, construere de novo B. le) omne G. 



246 


P. Kehr 


turn annorum a sextadecima die iulii usque ad ooto dies imme- 
diate sequentes pig ac sanctg memorig beati G-regorii predecessoris 
Bostri prgdicto altari concessas confirmamus in perpetuum dura- 
turas. Decernimus ergo, ut nulli omnino bominum Jiceat prgfatam 
ecclesiam temere perturbare aut eius possessiones anferre uel ab- 
latas retinere, minuere sen quibuslibet uexationibus frangere sed 
omnia integra conseriientur , eorum pro quorum gubernatione con- 
cessa sunt ac sustentatione usibus omnimodis profutura, salua 
sedis a]Dostolicg auctoritate. Si qua igitur in futurum ecclesiastica 
sqcularisue persona buius nostrg constitutionis paginam sciens 
contra earn temere uenire tentauerit, secundo tertioue commonita?^), 
si non reatum suum congrua satisfactione correxerit, potestatis 
bonorisque sui careat dignitate reamque se diuino iudicio existere 
de perpetrata iniquitate cognoscat ct a sacratissimo corpore et*) 
sanguine Dei et redemptoris nostri lesu Cbristi aliena fiat atque 
in extreme examine district^ ultioni subiaceat"^. Cunctis autem 
eidem sua iura seruantibus loco sit pax domini nostri lesu Cbristi, 
quatenus et bic fructus bong actionis percipiant et apud distric- 
tum iudicem prgmia gterng pacis inueniant. Amen. 

Ego Eugenius catbolicg ecclesig episcopus. 

Ego Conradus Sabinensis episcopus. 

Ego Albericus flostiensis episcopus. 

Ego Joannes^) presb. card. tit. sancti Marcelli. 

Ego Ubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem. 

Ego Sinibaldus®) presb. card. tit. sanctorum loannis et Pauli. 

Ego Oddo diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum. 

Ego Guido diac. card, sanctorum Cosmg et Damiani. 

Ego Guido diac. card, sancte Marig in Porticu. 

Ego Hiacyntbus diac, card, sancte Marig in Cosmedin. 

Ego Petrus diac. card, sancte Marig in Via lata. 

Dat. Laterani per manum Poberti sancte Romane ecclesie pres- 
biteri cardinalis^^ cancellarii, nono kal. martii, indictione nona, 
incarnationis dominicg anno millesimo centesimo quadragesimo 
sexto, pontificatus uero domni Eugenii tertii papg^^ anno prime. 

os) statt fatigare. y) commiinita 0. z) ac C. a) subiaceat ul- 
tioni C. h) staU lulius. c) statt Humbaldus. d) felilt et. e) C, papg 
tertii B. 

8 . 

JEugen IIL tadelt den Bischof von Adria loegen seiner Uehergriffe 
in dem dem hi, StuJil gehbrenden Kloster Yangadum und erMdrt 
seine mil dem Alt ohne Zustimmung der Monohe geschlossenen Kon- 
ventionen fur unguUig, Segni (1151) November 18, 


iJ^achtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


247 


3Ionumenta spectantia ad ahbatiam s, Mariae de Vmgaditia, 
s. XVII j God. Vat. Ottobon. 2328 pars I f. 83 als Eugens IV. 
sJcript m 1433 Jan. 29 et f. 90^ ex Banco 11^ n. 64 fol. 33 et fol. 
106 ex quodam processu 1 existente in Cancellaria Vangaditiensi. 
— Kopie s. XVIII Modena Arch, di stato. 

Vgl. Italia pontif. V 196 n, 4. 

EVQ-ENIVS episcopiTs seruus seruornm Dei. Adriensi episcopo 
salutem. Quod Vangaditieuse monasterium ad ius beati Petri 
et sanct^ Romany ecclesi^ spetiali prerogatiua pertineat, fraterni- 
tatem tuam non credimus ignorare. Ideoqne ualde miramur et 
grauiter ferimus, quod auctoritate priuilegiortim apostolice sedis 
neglecta, in ecclesiis ipsius monasterii per abbatis incuriam sine 
assensu fratrum suorum tibi aliqua, nobis inconsultis, usurpare pr§- 
sumpseris, qug nulli predecessorum tuorum in eodem monasterio 
hactenus statuisse noscuntur, et quoniam ea, qu^ iniuste et contra 
sedis apostolic^ auctoritatem fiunt , nec robur debent nec uires 
aliqusts obtinere, conuentiones siue pacta, qu^ cum eodem abbate 
illicite fecisse dignosceris, in irritum ducimiis et nullas in posterum 
uires babere decernimus, per presentia tibi scripta mandantes, qua- 
tenus monasterium ipsum de cqtero nec super hiis nec in aliis, qu^ 
ad ius ipsius loci pertineant, inquietare presumas. Si uero aliquod 
ius in antedicto monasterio te babere confidis, in nostra presentia 
quod iustum fuerit poteris^^ obtinere. Dat. Signiq XIIII kab 
decembris 


a) poteritis. h) die Kojpien fiXgen Mmu 1433. 


9 , 

Anastasius IV, hestatigt dem Prior Manfred und den Briidern 
von S, Maria in Porto den von ihnen mit dem AU Siboto und den 
Monchen von 8. Maria und 8. Andrea di Serra in Istrien uber einen 
Besitz im Exarchat dbgeschlossenen Vertrag. 

Later an (1153) December 18. 

Kopie von 1311 Ravenna Bihl. Olassense (8. Maria in Porto). 

Vgl. Italia pontif. V 98 n. 8, — Vgl. die Urhunde des AJbtes Sipoto 
von Serra von 1154 Mai 12 (edd. Mittarelli Access, hist, Faventin, 
p. 434 = Strocchi Serie de^ vescovi di Faenm p. 279; Fantu^^i Mon. 
Bav. II 269 n. 52; AUi e Mem. della 8oc, Istriana XI 268), wo^ 
raus sich ergibt, daj] es sich um die Massa Quarta regia im Terri- 
iorium von Faenm Jiandelte. 

Egl, Ges. d. Wiss. Nuchriciiten. PhiL-Mst. Klasse. 1910. Heft 8. 


17 



248 


P. Kehr, 


ANASTASIVS episcopus sermts seriioriim Dei* Dilectis flliis 
M. priori et fratribus eclesie beate Marie in Portu salutem et 
apostolicam benedictionem. Qne a filiis nostris, eclesiarum Dei 
rectoribns, rationabili prouidenOia et pia intencione ad ntilitatem 
commissarum sibi eclesiarum acta esse cognosoimus, in sua uolu- 
mus stabilitate subsistere et, ut perpetuis obseruentur temporibus, 
confirmationis nostre munimine roborare. Vestris itaque iustis 
postulationibus gratum impercientes assensum, conuencionem sen 
contractum, q[uem cum S. abbate ac fratribus monasterii sancte 
Marie et sancti Andree in insula Serre apud Istriam super quadam 
possessione sita in Eavennatensi exarcbatu, sicut ex litteris uestris 
perpendimus, iuste fecistis, utriusque partis precibus inclinati, 
auctoritate sedis apostolice confirmamus et ratum manere decerni- 
mus, saluo nimirum censu unius aurei, quern predicto abbati et 
eius mon(acbis) pro ipsa possessione singulis annis debetis. Si 
quis igitur banc nostre confirmationis paginam temerare presump- 
serit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli 
apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat* Lat, XV kal. ianuar* 


10 . 

Hadrian IF. nimmt das Bistum Sarsma unter dem Biscliof 
Hubert von Barsina in den apostolischen Schuf^ mid hestdtigt die Be- 
sitmngen. Bom hei S. Peter 1155 Mdr 0 BO. 

Originalfragment Bom Vat. 'Archiv Arm. XVI c. VII n. 1 [A]. 
— Kopie s. XVII Sarsina Cancellaria vescovile (Coletianeo . . . 
d'ordine . . . di Braschi I f. 225') von dcr Hand des Filippo Anto- 
nmi [B]. — Lilro dei Privilegii e di altri Monumenti raccolti da 
Mons. BrascU 1701 II f. 116 [H]. 

Vgl. Italia pontif. V 118 n. 4. — Nach Kopie von Hr. F. 
Schneider, 

ADEIANVS EPISCOPVS SEEVVS SEEVOEVM DEI. VENEEA^ 
BILI EEATEI YBEETO SAXEXATI EPISCOPO EIVSQVE SVC- 
CESSOEIBVS OANONICE PEOMOVENDIS IN PEEPETVVM. 

[Quia] diuine miserationis dementia nos in specula uniuersalis ad- 
ministrationis constituit, ex debito nostri officii [cogimjur uniuersis 
ecclesiis proui[dere et eas] munimine nostre protectionis a iacul[is] 
infe[stantium pia consideratione] defendere, Quapropter, uenera- 
bilis in Christo frater episcope, [tuis iustis postulationibus gra- 


a) in Ms BB\ 



ISTachtrage zu den Papsturkunden Italiens. 17. 249 

turn impertientes] assensum, [ecclesiam sancte Mari§ et sancti 
Vicinii]^), cui Deo auctore [preesse] dinosceris, [sub beati Petri et 
nostra protectione suscipimus et presentis script! priuilegio cojtnmu- 
nimus]. Statuentes, ut quasciimque possessiones , queeumqiie bona 
eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet [aut 
in futurum] concessione pontificum, largitione regum uel principum, 
[oblatijone fidelium sen aliis iustis modis [Deo propicio poterit 
adipisci, firma tibi tuisque successoribus et per uoseidem®) ecclesie 
illibata permaneant. In quibus b^o propriis duximus exprimenda] 
uooabulis: monasterium sancti Saluatoris de [Simano, ius quod 
babes in monasterio sancti Ambrosii, cellam sancti lobannis inter 
ambas Paras sitam], plebem sancte Marie maioris cum capellis, 
[decimis et] aliis [pertinentiis suis, plebem sancte Anastasie de 
Ronoscla] cum capellis, [decimis et aliis pertinentiis suis, plebem 
sanctorum Cosme et Damiani cum capellis , decimis et aliis perti- 
nentiis suis], plebem sancti Bartolomei [de Eancha cum capellis, 
decimis et aliis pertinentiis suisj, plebem [de Vignola cum omnibus] 
pertinentiis suis, plebem [sancti Petri de Romagnano cum capellis 
et decimis atque aliis pertinentiis suis, ita tamen, ut canonioi 
ecclesie tue], quibus predicts plebes, [sancte Marie uidelicet et 
sancti Vicinii^) ac sancti Petri de Romagnano, a] predecessoribus [tuis 
et a te concessq sunt et] scriptis eorum [confirmate, nullum ex hoc 
priuilegio preiudicium uel iuris sui detrimentum ualeant] siistinere, 
plebem sancti [Cassiani] cum capellis [et] decimis atque aliis [per- 
tinentiis suis, possessiones, quas babes in plebe Balnei, in Popu- 
liensi episcopatu, in] plebe sancte Marie de Castro nouo [et in] 
territorio Cesenati. Decernimus ergo, ut [nulli omnino bominum 
liceat predictam ecclesiam temere perturbare aut eius] possessiones 
[auferre uel ablatas] retinere, [minujere aut aliquibus uexationibus 
[fatigare,* sed omnia integra conseruentur, uestris et aliorum , pro 
quorum gubernatione et sustentatione concessa sunt, usibus omni- 
mo dis] profutura, [salua sedis apostolice auctoritate. Si qua igitur 
in futurum ecclesiastica] secularisue persona banc nostre constitu- 
tionis paginam [sciens contra earn temere uenire temptauerit, 
secundo tertioue commonita, si non satisf[actione congrua emen- 
dau[erit], potestatis bonorisque [sui] dignitate ca[reat reamque se 
diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et] a 
sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri 
lesu Cbristi [aliena fiat atque in extreme examine district^ ultioni 
subiaceat]. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit [pax] 


y) Yidai c) eiusdem BB\ 


17 * 



2B0 


P. Kehr 


domini nostri lesu Christi, [quatenus et hie fruotum bone actionis 
peroipiant] et apud districtnm iudicem premia eterne pacis inue- 
niant. Amen. Amen. Amen. 

R. [Ego Adrianus catholice] ecclesie episcopna ss. BV. 
j- Ego Imams Tusculanus episcopus ss. 
f Ego Guido presh. card. tit. sancti Grisogoni ss. 

[| Ego] Aribertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 

[t Ego Hjnbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 
[f Ego Johannes presb. card.] tit. sanctorum Martini et Siluestri ss. 
f Ego Rodulfus diac. card, sancte Lucie ss. 
i Ego Gerardus card. diac. sancte Marie in Via lata ss. 
i Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss. 

[Dat. Rome apud sanctum Petrum] per manum R[olandi] sancte 
Romanq ecclesiq presbiteri cardinalis et cancellarii, XIII kal. april., 
indictione III, incarnationis dominice anno M.C.L.IIII, pontiiicatus 
uero domni Adriani [pape IIII anno pri]mo. 

(B. dep.) 


U. 

Alexander III. nimmt die Kanoniher von Mavenna, welche Gan- 
tores heiffien, mter dem Praepositus Heinrich in den apostolischen 
Sohuts und lestdtigt die genannten JBesiUungen. 

JBeneveni 1169 November 11. 

Orig. Ravenna Arch, gapitolare. — Ehenda Kopie s, XVI. 

Vgl. Italia pontif. V 78 n. 2. — Aus demselben Jahre vom 
22. Juni hdben wir ein Privileg Alexanders III. fiir die Kanoniher 
von Ravenna, welche Gardindles heijien und unter dem Archidialcon 
standen. Aus der Vergleichung ergibt sich nicht nur, daji der Ordo 
der Gardinales und der Ordo der Gantores an der Bomhirche gans 
eienso verschiedene Binge waren wie etwa die rdmischen Ordines der 
Kardmalpreshyter und der Kardinaldiahonen, sondern dafi im 12. Jahr- 
hundert jeder dieser Ordines seine eigene Verwaltung und eigenen Re- 
sits hatte. 

ALEXANDER EPISOOPVS SEEVVS SEEVORVM DEI. DILEC- 
TIS EILIIS HENEIOO PEEPOSITO EAVENNATIS ECOLESIE ET 
EIVSDEM EOCLESIE CANONIOIS QVI OANTOEES DICVNTVR 
TAM PEESENTIBYS QYAM EYTYRIS OANONICE SYBSTITYENDIS 
IN PEEPETYYM. Effectum iusta postulantibus indulgere et 
uigor equitatis et ordo exigit rationis, quando petentium uolun- 
tatem et pietas adiuuat et ueritas non relinquit. Quapropter, di- 



ISTaclitrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 251 

lecti in Domino filii, uestris iustis | postulationibiis clementer an- 
nuimus et nos et canonicam uestram^\ in qua diuino estis obae- 
quio mancipati, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus 
et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, ( lit quas- 
cumque possessiones, quecumque bona in presentiarum legitime pos- 
sidetis ant in futurum concessione pontificiim, largitione regum uel 
principum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis prestante Do- 
mino I poteritis adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et 
illibata permaneant. In quibus bee propriis duximus exprimenda 
uocabulis: ex dono bone memorie Dominici quondam Rauenn(atis) 
arcbiepiscopi domum quondam integram | cum omnibus mansionibus, 
bortis et uac[ua]mentis et puteis ad ipsam domum pertinentibus ab 
introitu sancte Eauennatis ecclesie usque ad monasterium quondam 
sancti Micbaelis una cum ipso monasterio et cum omnibus sibi 
per|tinentibus et inde usque ad caput portus et aditum balnei, 
curtem que uocatur Colonia cum familiis suis et cum omni iure 
suo positam in plebe sancti Cassiani in Decimo et curtem que 
uocatur Uallis Baronic(i) cum fami|liis suis et omnibus sibi perti- 
nentibus sitam in plebe sancti lobannis in Octauo, plebem sancti 
Zacbarie cum omnibus capellis et decimis et primitiis suis et 
possessionibus , ordinationem quoque ac dispositionem eiusdem 
plebis, sicut rationabiliter | uobis concessa est, uobis nicbilominus 
conflrmamus, curtem que uocatur Casanoula cum duobus fundis 
Asuano et Maccuniano cum familiis suis sitam in plebe sancti 
Petri in Quinto, piscariam integram que uocatur Uallis de re|gione, 
que modo^^ Uallis montonis dicitur, cum^^ piscationibus, fossis, cana- 
libus, terris et siluis circumquaque, terram que estPozale positam 
in Classe, ubi uaccaria fuit, una cum prato suo, ex dono Petri 
arcbiepiscopi platanetam mi[norem que modo dicitur Sclai a flumine 
Populiensr usque ad medium fluminis Liuiensis et ab Arcboplacto 
et Trisco usque ad Calancum, totam et integram animarum commen- 
dationem tarn ciuitatis quam suburjbii et quicquid iuris inde babere 
potestis, et omnes oblationes, que in missis arcbiepiscoporum uel 
sacerdotum cardinalium siue sacerdotum cantorum oblate fuerint-^), 
tarn in maiori ecclesia quam in processionibus aliarum ecclesiarum, 
sicut 1 in autentico scripto prefati Petri arcbiepiscopi exinde factp^> 
noscitur contineri, ex dono bone memorie Honesti Eauennatis archi- 
episcopi plebem sancti Cassiani in Decimo cum omnibus capellis 
et decimis et^^^ primitiis ac possessionibus | suis et omni iure suo 

a) uos — uestram auf Basur. &) concessa z. T. mf Basur, c) sitam 
in plebe auf Basiir. d) folgt df ausradiert. e) dicitur cum auf Basu/i\ 
f) folgt Icleine Basur. g) facto z, T. auf Basur, li) et auf Basur. 



sub potestate, ordinatione prepositorum et fratrtim, qui in eadem 
canonica cantorum pro tempore fnerint, sicut in eiusdem arohi- 
episcopi scripto continetur, curtem que uocatur de Molino a fossa 
que dicitur | Rupta usque ad pontem longum et a medio flunio 
Liuiensi usque in canale de Montone, ex donatione Greboardi arcbi- 
episcopi fundum Grranarol(am) cum domnicalibus suis et fundum 
Cisani et fundum de Nocito, fundum Qua|rantule et casale quod 
dicitur Misano coherentes sibi‘\ ex donatione G-ualteri aroMepi- 
scopi quantum olim refutauerunt eidem arcWepiscopo Yitalis de 
Marino et Petrus Gruaraneus cum terris, campis, pratis, pascuis, 
siluis et Berlelta atque paludibus omnibus sibi pertinentibus, 
constitutum in Rotitula et quantum plus babuit Ardicio per 
feodu[m ajb eodem arcMepiscopo in supradicta Rotitula, et 
totnm quod ecolesia Rauennas h[ab]et9 ant aliquis suo iure tenet | 
a terra, quam Conradi tenent usque ad terram uestram de Longana 
et a medio fluuio Liuiensi usque Monton(em), mansionem, ubi quon- 
dam babitauit Radulfus capellanus cum curte retro se usque ad 
Solcismum et cum alia cor|ticella in capite eiusdem mansionis usque 
ad plateam publicam et totum locum ilium, ubi quondam bospitalis 
domus fuit cum curte ante se et muris suis, et bortum nmim posi- 
tnm prope portam de Glazo"'). Sententiam | quoque inter uos et 
cardinales Rauennatis ecclesie super aditu porte rationabiliter 
latam, sicut in publico instrumento exinde facto noscitur contineri, 
auctoritate apostolica confirmamus. Decernimus ergo etc. Si qua 
igitur etc. Cunctis autem etc. AMEN. AMEN. AMEN, j 

R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Hvbaldus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss. 

I Ego Willelmus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. 
t Ego Bo-so presb. card, sanct^ Pudentianq tit. Pastoris ss. 
t Ego Petrus presb. card, tit, sancti Laurentii in Damaso ss. 

t Ego lacinctus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss. 
f Ego Arditio diac. card, sancti Tbeodori ss. 
f Ego Cintbyus diac. card, sancti Adriani ss. 
t Ego Manfredus diac. card, sancti Georgii ad Velum 
aureum ss. 

f Ego Hugo diac. card, sancti Heustacbii iuxta templum 
Agrippe ss. 

t Ego Petrus diac. card, sancte Marie in Aquiro ss. 

i) tes sibi mf Basur. Tc) Icorr. am Guareneus. T) b[. . .] et init Ab- 
’k'wtsM’iigsstvicfi, 7n) Gaza scliGint Tzoyt. in Gazo. 



NacMrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


263 


Dai Beneuent. per manum Gerardi sanete Romane ecclesie 
notarii, III id. nouemb., indictione III, incarnationis dominice anno 
M^.C^LX^.VIIII, pontificatus uero domni ALEXANDEI pape III 
anno undecimo. 

(B. dep.) 


13. 

Alexander III, nimmt die Fieve 8, Lorenzo in Fanico unter dem 
Fleban Gnalfred in den apostolischen SchnU und lestatigt ihr den 
BesiU und den Zehnten, Anagni 1173 JSovemier 10, 

Orig, Bologna Arch, capitolare, 

Vgl, Italia pontif, F 291 n. 2, ~ Von dem Original ist die rechte 
ohere JEJche, ebenso die Plica wegg.eschnitten^ so daJS der Text Luchen 
iietef. Die Ahschrift verdanlce ich Herrn Dr. A. Hess el. 

ATjEXAXDER EPISCOPVS SEEWS SEEVORVM DEI. DD 
LEOTIS EimS GVALFEEDO PLEBAXO PLEBIS SAXCTI LAV- 
EENTII DE PANICO EIVSQYE CLERICIS TAM PEESEN[TIBVS 
QVAM FVTVEIS GANONICE SVBSTITVENDIS IN PEEPETVYM]. [ 
Qnotiens illud a nobis petitur, quod honestati conuenire dinoscitur, 
animo nos decet libenti concede[re et petentium desideriis con- 
gruum imper]|tiri suffragiiim. Eapropter, dilecti in Domino filii, 
uestris iustis postulationibus clementer [annuimus et prefatam 
ecolesiam, in qua] | diuino mancipati estis obseqnio, snb beati Petri 
et nostra protectione suscipimns et presentis sGrip[ti prinilegio 
commnnimus]. | Statuentes, ut qnascumque possessionea, quecumqne 
bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canon[ice possidet 
ant in fntnrnm con]|cessione pontificum, largitione regum uel prin- 
cipnm, oblatione fidelium sen aliis iustis modis pr[estante Domino 
poterit] I adipisci, firma nobis nestrisq^ue snccessoribns et illibata 
permaneant. In quibns hec propriis dnximns [exprimenda noca- 
bnlis] I : quicqnid rationabiliter possidetis a rino Grausene usque 

ad nlmnm de Gazo, a Monte magno usque ad [ ], | qui 

pergit usque ad Montem Pauli et usque ad sanctum Hylarum, et 

a riuo de Gauignano usque ( ] \ rubeam et usque ad col- 

linam, que pergit ad Montem M[us . .]m atque usque ad sanctam 

Trinitatem nec non usque [ ]|cem Pipini et usque ad caput 

Venule et usque ad Montem Praulese et usque ad Pignoni et usque 
ad iliua[. . . .] | et usque ad Medelanum et usque ad Albareta et 
usque ad Culinam que dicitur Termine et usque ad [rijjuum de 



254 


P. Kehr 


Orsarolo, qpi pergit ad fluuium Sitta et usque ad Siranum. Cano- 
nicam uero portiouem decimarum de [ tota plebana uestra, sicut 
earn pacifice habere debetis, uobis nichilominus coufirmamus, Decer- 
nimus | ergo etc. Si qua igitur etc^ Cunctis autem etc. Amen. 
Amen. Amen. | 

* 

E. Ego Alexander cathoHce ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Bernardus Por[tu]ensis et sancte Eufine episcopus as. 
f Ego Gualterus Albanenais episcopus ss. 
f Ego Johannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
f Ego Guillelmxis presb. card. tit. sancti Petri ad Vin[c]ula ss. 
f Ego Boso presb. card, sanctq Pudentianq tit. Pastoris ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss. 

I Ego Johannes presb. card. tit. sancti Marci ss. 
f Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Grrisogoni ss. 

f Ego Oddo diac. card, sancti Nicholai in carcere Tulliano ss. 
f Ego Cynthius diac. card, sancti Adriani ss. 
f Ego Hugo diac. card, sancti Eust(achii) iuxta templum 
Agrippe ss. 

f Ego Yitellus diac. card, sanctorum Sergii et Bachi ss. 

•j* Ego Laborans sanctq Eomanq ecclesig diac. card. ss. 

Dat. Anagnie per manum Grratiani sancte Eomane ecclesie 
subdiaconi et notarii, JJJI id. nouemb., indictione VIJ^, incarnationis 
dominice anno M^.C^.LXX^.JIJ®, pontificatus uero domni Alexandri 
pape JJJ anno quintodecimo. 

(B. dep.) 


13. 

Alexander HI. bestdtigt dem Er^bisclwf Gerard von JRavenna 
nach dem Vorgange Anastasius' IV. die 8entem Eugens IIL uber die 
mischen dem Er^bischof Moses von Bavenna und dem Bischof Griffo 
von Ferrara streitige Massa Firminiana. 

Venedig 1177 September 29. 

Orig. Baris Bibl. nat. Nonv. acquis. 2573 f. 89. 

Vgl. Italia pontif, V 66 n. 231. — Die UrJctmde ist eine so 
wdrtliche Wiederholung der Senten^en Eugens IIL von 1152 Juni 2 
(Italia pontif. V 62 n. 213) und Anastasius’ IV. von 115i Juni 17 
(ib. V 63 n. 218), daji sogar die stilistisch notwendigen Aenderungen 
unterblieben sind. Da Eugens III. Senten^ bereits Gbtt, Naclir. 1897 


Naclitrage zu den Papsturknnden Italiens. IV. 


265 


S. 197 n, d und diejenige Anastasms' IV, von TarJa^H Appendice 
ai Monwnenti Eavennati di M, Fantu^d II 9 n, 7 gedrucM sind, so 
legnuge ich mich Jiier mit der Wiedergdbe des ErotolwUes, — Ueber 
den Pariser Oodex s, oben Nr, 1, — Ueber die Massa Firminiana^ 
heute Formignana, vgl, Italia pontif, T MO sg, 

Alexander episcopus sernus seruornm Dei. Venerabili fratri 
Gerardo Eavennati archiepiscopo salutem et apostolicam benedio- 
tionem. Que a predecessoribns. 

E. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Ubaldus Ostiensis episcopus ss, 
t Ego Guillelmus Portuensis et sancti Euflne episcopus ss. 
I Ego Manfredus Prenestrinus episcopus ss. 
f Ego lohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
t Ego Boso presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss. 
f Ego Theodinus presb. card, sancti Vitalis tit. Vestine ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. 

f Ego Iac(inctus) diac. card, sancte Marie in Cosmidyn ss. 
f Ego Arditio diac. card, sancti Theodori ss. 
f Ego Cinthyus diac. card, sancti Adrian! ss. 
f Ego Hugo diac. card, sancti Eustacbii iuxta temj)liiin 
Agrippe ss. 

f Ego Laborans diac. card, sancte Marie in Portion ss. 

Dat. Venetiis in Eiuo alto per manum Gratiani sancte Eomane 
ecclesie subdiaconi et notarii, III kal. octobris, indictione XP, in- 
carnationis donainice anno M.C.LXXVII, pontificatus uero domni 
Alexandri pape III anno XVIIII®. 

(B. dep.) 


14. 

Alexander III, bestdtigt dem ArcJiipresbyter Albert und den Kon 
nonikern von Bologna die Institution sdmtlicher Kirchen der Pieve 
von Buita und die Besitmngen der Eirche, gemdfi dem Privileg des 
fruheren Bischofs Lambert Later an (1166 — 79) April 9, 

Orig, Bologna Arch, di stato (Capitolo di 8, Pietro), — Ab- 
scJirift s, XIII im Libro d^Asse f, Bologna Arch, capitolare und 
in lessen Kopie s, XVIII p, 7 Bologna Arch, di stato. 

Vgl, Italia pontif, V p, 259 n, IS, — Die Urhinde Alexanders 
wurde twrtlich wiederholt von Ludus III, PL, 15238 (ed, v, Pflugh^ 
EartUmg Acta III 315 n, 849), Buida oder Buita deutet Pflugh-- 



P. Kehr, 


2B6 

Em-ttmg auf JBuio in der Provins Beggio. So sind seine topogra- 
pUschen Bentungen uberlmipt, ohne alls Kenntnis, mfs GeradewoM 
Jiin, nach deni ndchsthesten Dmonario geografico. Die Plebs Buida 
Icommt in Bdlogneser Urlcunden so Mufig vor , dafi es nicJit sclnver 
ist, sie richtig m deuien; sie ist idenfisch mit Medieina (vgl. A. Ressel 
OeschicJite der Stadt Bologna S. 53 Antn. 11). — Nach Kopie von 
Br. E. Kalhfufi. 

ALEXANDEK episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
Alberto arcbipreabytero et canonilcis Bononiensis ecclesie salutem 
et apostolicam benedictionem. Si quaxido postulatur a nobis, quod 
rationi | conueniat et consonet boneatati, petentium desideriis nos 
conuenit olementer annue|re et effectum iuxsta postulantibus indul- 
gere. Eapropter, dileoti in Domino filii, uestris iustis | postula- 
tionibus grato concurrentes assensn, institutiones omnium eocle- 
siarum plebis Buite, sicut | a quadraginta annis retro predecessores 
uestri et uos ipsi eas rationabiliter babuisse noscimi|ni, nec non 
etiam antiques et rationabiles consuetudines, quas babetis in obla- 
tionibus et in pro|uentibus ipsarum ecclesiai'um et in aliis ad eccle- 
siam uestram spectantibus, nobis auctoritate apostolica ] oonfirma- 
mus. Possessiones qnoque Bononiensis ecclesie, que ad eandem 
ecclesiam iusto titulo peruenerunt uel | peruenerint, sicut Lambertus 
quondam uester episcopus priuilegio suo uobis indulsit, uobis et 
eidem ecclesie | duximus confirmandas. Nulli ergo omnino bominum 
lieeat banc paginam nostre confirmationis infringere I uel ei ausu 
temerario contrabire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, 
indignationem omnipoten|tis Dei et beatorum Petri et Pauli apo- 
stolorum eius se nouerit incursurura. Dat. Laterani V idus 
aprilis. 

(B. dep.) 


15. 

Lucius III. nimmt das Kloster San Pietro in Vincoli (bei Ba- 
venna) unter dem AM Johannes nach clem. Vorgange Innocenz' II., 
Eugens III. und Alexanders III. in den apostolisehen ScJmU, he- 
stdtigt die genannien Besitmngen, die von Innocens II. und Eugen III. 
verliehene Freiheif, die von Eersog Johannes geioahrte Immunitdt und 
andere Vorrechte, gegen einen Jahressins von 12 Benaren. 

Vellefri 1181 September 28. 

Abschrift in Qiulio Mancini Ennunciativae genealogicae et alia 
Notabilia vol. I f. 9' Poggitassi Arch. Magherini-Qrasiani. 


FacMrage zu den Papsturkunden Italiens. IV, 


257 


Von diesem Privileg hannten wir Usher nur einen Ausmg lei 
Bossi Hist. Bav.^ p. 353 (danach J. 9415. J-L. 14507). Has Ori- 
ginal lefand sich am Anfang des vorigen Jahrhunderts im ArcUv der 
Vitelli in Gittd di Gastello, aus dem es Giulio Mancini hopierte; jetzt 
soil es in dem Archiv Vitelli- Buoncompagni in Florem sein, m dem 
wir dber Usher noch nicht Zugang gefmden hdben. Hie Alschrift 
aiis Mancini hesorgte Hr. Fedor Schneider. — Vgl. Italia pontif. V 
110 n. 4. 

Lucius episcopus serims seruoruxn Dei. Dilectis filiis lohanni 
abbati monasterii sancti Petri ad Vincula eiusque fratribus tarn, 
pr^sentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. 
Licet uniuersis ecclesiis debitores simus de suscepto ministerio ser- 
uitutis, specialius tamen illis prouidere tenemur, quq nullo me- 
diante beati Petri iuris existunt et noscuntur specialiter ad defen- 
sionem apostolicam pertinere. Eapropter, dilecti in Domino fllii, 
uestris iustis postulationibus clementer annuimus et pr^decessoram 
nostrorum felicis memori§ Innocentii, Eugenii et Alexandri Eoma- 
norum pontificum uestigiis inherentes, pr^fatum monasterium beati 
Petri ad Vincula, quod ad ins et proprietatem beati Petri et no- 
stram nullo mediante pertinere dignoscitur, in quo diuino manci- 
pati estis obsequio, sub beati Petri et nostra tutela et protectione 
suscipimus et prqsentis scripti priuilegio communimus. Statuentes, 
ut quascumque possessiones, quecumque bona idem monasterium 
impresentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum conces- 
sione pontificum, largitione regum uel principiim, oblatione fidelium 
seu aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma 
uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. In quibus 
bee propriis duximus exprimenda uocabulis: ecclesiam sancti Petri 
de Brettenora, ecclesiam sancti Xisti de Ceruia, ecclesiam sancte 
Mariq de Asignano, ecclesiam sancti Blasii de Turricla, ecclesiam 
sancti Stepbani de Arzena, ecclesiam sancti lobannis de Meleto, 
ecclesiam sancti Paterniani de Padulecla, ecclesiam sanctorum lo- 
bannis et Pauli de Vetreta, ecclesiam sancti Egidii de Calanco, 
ecclesiam sancti Petri in Aqueducto, ecclesiam sancti Marci euan- 
gelistq de Banco cum omnibus earum pertinentiis, quidquid iuris 
babetis in plebe sancti Laurentii de Vado Bondineo, possessiones 
Asignani, Pascasi^, Bannullelli, Flazani, Grauli, Arzen^, casalis 
Martini, prati Masiuli, Meleti, Uliano, Perituli, Alfiani, possessiones, 
quas babetis in plebe sancti Cassiani in Decimo, Cartonariam cum 
terris, siluis et pratis, Siluanolam cum tennis et uineis, Burgum 
cum terris, uineis et aliis pertinentiis suis, pontemLi§ cum terris, 



268 


P. Kehr, 


tiineis et aliis pertinentiis suis, Pumpillolam cum terra, duos 
mausos apud sanctum Paternianum, possessiones, quas iiabetis in 
plebe sancti Laurentii in Vado Rondineo, Graibolam cum molendino, 
prate et silua, possessiones , quas babetis in plebe sancti Petri in 
Trintula, tres mansos in Vitreta, possessiones, quas babetis in 
plebe sancti Pancratii, in Ceruia salinas et barcones, tiineas, terras 
et siluas, possessiones, quas babetis in plebe sancte Mariq in 
Aqueductu, locum qui dicitur Turri cum pertinentiis suis in plebe 
sancte Mariq de Brettenora, possessiones, quas babetis in plebe 
sancti Petri in Quinto, possessiones, quas babetis in plebe sancti 
Zaccariq, in ciuitate Eauenn§ domos cum ortis et aliis earum per- 
tinentiis, et Turricellam cum suis pertinentiis, et possessiones, 
quas babetis ab episcopatu Liuiensi, saluo censu, quern pro eis 
eidem episcopatui debetis, Ut autem quietius seruire omnipotenti 
Domino ualeatis, libertatem a predictis Innocentio et Eugenio Ro- 
manis pontifleibus monasterio uestro pia consideratione concessam 
et postmodum obseruatam aiictoritate apostolica confirmamus. Sane 
noualium uestroruin, qa^ propriis manibus aut sumptibus colitis, 
siue de nutrimentis animalium uestrorum nullus a nobis decimas 
exigere presumat. Crisma uero, oleum sanctum, consecrationes 
altarium seu basilicarum, ordinationes clericorum, qui ad sacros 
ordines fuerint promouendi, a diocesano suscipiatis episcopo, si 
quidem catbolicus fuerit et gratiam atque communionem apostolic^ 
sedis babuerit et ea nobis gratis et absque prauitate aliqna uo- 
luerit exbib ere; alioquin liceat uobis qnemcumque malueritis adire 
antistitem, qui nimirum nostra fultus auctoritate quod postnlatnr 
indulgeat. Sepultnram pr^terea [ipsius loci] liberam esse decerni- 
mus, nt eorum denotioni et extremq uoluntati, qui se illic sepelliri 
deliberauerint, nisi forte excommunicati nel interdicti sint, nullus 
obsistat, salna tamen iustitia illarum ecclesiarum, a qnibus mor- 
tuoriim corpora assumuntur. Obennte uero te nunc einsdem loci 
abbate nel tuorum quolibet successorum, nullus ibi qnalibet sur- 
reptionis astutia seu uiolentia pr^ponatur, nisi quern fratres com- 
muni consensu uel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei 
timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eligendum ; electus 
autem ad Romanum pontificem benedicendus accedat. Ad hqc 
immunitatem, quam bon^ memoriq lobannes dux monasterio uestro 
et possessionibus eius indulsit et scripti publici munimine robo- 
rauit, ratam babentes, sicut bactenus obseruata est, auctoritate 
apostolica confirmamus. Decernimus ergo, ut nulli omnino bomi- 
num fas sit pr^fatum monasterium temere perturbare aut eius 
possessiones auferre uel ablatas retinere, minuere seu quibuslibet 


Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


269 


iiexationibus fatigare, sed omnia Integra conseruentur, eorum^ pro 
quorum gubernatione ac sustentatione concessa sunt, usibus omni- 
modis profutura, salua sedis apostolic^ auctorifcate et in prgdictis 
ecclesiis diocesanorum episcoporum canonica iustitia. Ad indicium 
autem percepte buius a Romana ecclesia libertatis duodecim de- 
narios Lucensis monet^ annuatim nobis nostrisqiie sucoessoribus 
persoluetis. Si qua igitur etc. Cunctis autem etc. Amen. Amen. 
Amen. 

R. Ego Lucius catholicg eeclesi^ episcopus ss. BV. 

f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufin^ episcopus ss. 
f Ego Paulus Prenestimus episcopus ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susann§ ss. 
f Ego Cynthius presb. card, tit, sancte Cecili^ ss. 
f Ego Hugo presb. card. tit. sancti dementis ss. 
f Ego Mattheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie Transtiberim tit. Ca- 

lixti ss. 

f Ego Rainerius diae. card, sancti Greorgii ad Velum 
aureum ss. 

f Ego Grratianus sanctorum Oosm§ et Damiani diac. card. ss. 
I Ego Rainerius diac. card, sancti Adrian! ss. 
f Ego Mattheus sanct^ Marie None diac. card. ss. 

Datum Velletri per manum Alberti sancte Romane ecclesiQ 
presbyter! cardinalis et cancellarii, IIII kal. octobris, indictione 
[X]V, incarnationis dominicq anno MCLXXXI, pontificatus uero 
domni Lucii III pape anno primo. 

16. 

Lucius III, nimmt das KapUel von Sarsina unter dem Arclii- 
diaJwn Manerius in den apostoliscJien 8cJiut0, bestatigt Him die Be- 
sit^ungen^ sowie die Him von dem verstorbenen Siscliof Subert ver- 
lielienen Freiheiten imd Immunitdten^ und verleiht die BischofswaM 
und die SepuUur, Velletri 1182 August 27, 

Kopie s, XVII Sarsina Cancellaria vescovile (Colettaneo . . . d’or- 
dine , . , di Braschi I f, 257) von der Hand des F. Anfonini, 

Vgl, Italia pontif, V 119 n, 2, — Die AbscJirift verdanJce ich 
Dr, Fedor Schneider, Die Vorlage ist aber so undeutlich, daji die 
Namen der Orte niclit immer mit Sicherheit m lesen sind, 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei, Dilectis filiis Ranerio 
archidiacono et canonicis Saxenatibus tarn presentibus quam futuris 



260 


P. Kehr, 


canonice substituendis in perpetuiim. Quotiens illud a nobis pe- 
titiir, quod rationi et bonestati conuenire uidetur, animo nos 
decet libenti concedere et petentium desideriis congruum impertiri 
suffragium, Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postii- 
lationibus clementer anniiimiis et ecclesiam Saxenatem, in qua di- 
iiino mancipati estis obsequio, sub beati Petri et nostra protec- 
tione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Sta- 
tuentes, ut quascumque possessiones , quecumque bona eadem ec- 
clesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum 
concessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione 
fidelium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit®) adipisci, 
firma iiobis nestrisque successoribus et illibata permaneant. In 
quibus bee propriis duximus exprimenda uocabulis : in primis locum 
ipsum , ubi ecclesia sita est, cum claustro et omnibus officinis suis 
et ortum cum omnibus sibi pertinentibus, clausuram uinearum infra 
ipsam ciuitatem Saxenam positam, domnicatum de Brolio, domum 
Bisexti cum orto, qu^ est infra ciuitatem, quartam partem de domo 
Maurelli, domum Unganelli^^ et Passauini cum uno orto, domum 
Ugolini fabri cum uno orto, qu§ nobis obuenit a Donizone de Gual- 
teri, et petiam uine^, quam detinuit lohannes Curtese cum nepo- 
tibus suisj petiolam terrq subtus fabricam, quam detinuit idem 
lobannes cum nepotibus suis, terram, qu§ dicitur Troua, quam 
detinuit Tiberius Dberti de Pago, domum, quam detinuit Bolandus 
de Yiuiano cum uno orticello, uineam, quam detinuit Ugolinus 
faber, et petiam terr^ sub orto uestro et duo oliueta, qu§ omnia 
sunt infra ipsam ciuitatem Saxenatem, tenjmentum Bisexti, quod 
uobis obuenit ex parte Eamburge, quod est positum in Laterclo et 
ubicumque est de ipso tenimento, Trouam, quam detinixit lohannes 
Cortesq cum suis nepotibus, a fossato de Porte, sicut intrat in 
flumine , usque ad pontem Campoquenti , aquimolum in eodein 
Campoquenti cum duabus Trouis et duas siluas in eodem campo, 
in fundo Paterniani siluam unam et unum mansum et portionem, 
quam obtinuit Maria de Anno, petiolam terr§ sub monte Ouili^, 
quattuor tornaturas terrQ desuper cruce sancti Donati, medium 
mansi in Busseto cum propriis famulis, mansum, quern habetis in 
Pedeclana, castrum Sapini et integram curtem eius cum terra et 
omnibus appendiciis et pertinentiis suis, sicut circumdatur ab una 
parte a fluuio Sapis, a seciinda Panante, a tertia Clusina, a 
quarta®) Rouore Clauelleria plebem sancti lohannis baptistq cum 


a) poteritis. h) siaU Ungarelli ? c) quarto, d) auf KorreUur mid 
niclit deutlich lesbar. 


Nachtr^ge zu den Papsturkunden Italiens. lY. 261 

omnibus dotibus, decimis, primitiis et iiniuersis ad ipsam perti- 
nentibus, plebem sancte Mari^ in Romagnano cum omnibus dotibus, 
decimis, primitiis et ceteris ad eandem plebem pertinentibus , pe- 
tiam terr^, quam babetis domnicatam^^ in fundo Pedeclana, totum 
quod babetis et tenetis in castro de Sorbano et curte eiiis, quod 
uobis obuenit ex parte Petri de Sorbano, et in castello de Bezo 
ecclesiam sancti Donati, duo domnicata et petiam unam terr§, que 
sunt prope ecclesiam sancti Donati, tenimentum, quod detinuit 
lobannes cocus, quod Henricus de Alberto cum predicta petia in 
sancto Donato ecclesie uestre dedit pro anima sua, totum quod 
babuit Albertus de Alberto in curte de Turrita uel alibi uestro^) 
iure et que babetis in castro uel curte de Valbiano et Forcamen- 
taula^) et inAlpezano, qu§ detinuit Bosius de Valbiano, oblationes, 
quas percipiebant Grualfredus de Turrita et Ildeprandus frater eius 
in festiuitate sancti Vicinii, medietatem omnium ofiFertionum in 
consecratione ecclesiarum et incensum, quod in earumdem conse- 
cratione offertur, quartam partem turris Sallacii, tali tenore, iit 
non babeatis licentiam uendendi, alienandi^'^, donandi uel commit- 
tendi, ecclesiam sancti Marini cixm omnibus dotibus, offertionibus 
et aliis ad ipsam ecclesiam pertinentibus, ecclesiam sancti Petri 
cum dotibus, omnibus oflFertionibus et uniuersis ad earn pertinen- 
tibus, omnia que uestri homines babent in castro et burgo Sallacii 
et in curte eius tota, in riuo de Cumo aquimoluni, siluam qu^ uo- 
catur Abete, teiuam, quam babetis, quq fuit Leti de Azone, quam 
detinuerimt filii lobannis de Urriesto, quartam partem de uno 
guardengo, quam ipsi detinuerimt uestro iure, oliuetum, quod ba- 
betis in Siluagnoni, quatuor tornaturos terr§ ibidem', alium aqui- 
molum in Campociuenti, medium mansi Petorniani et possessionem 
principalium possessorum eiusdem mansi, integrum mansum in 
eodem casale, capellam sancte Marie in Atedio cum omnibus, quq 
ad earn pertinent, capellam sancti lobannis de Oplo cum dotibus 
omnibus et aliis, que ad earn pertinent, capellam sancti Paterniani 
de Senzola cum uniuersis pertinentiis suis, capellam de Caresti, 
capellam de Turrita cum omnibus dotibus, capellas, quas babetis 
in Lizola, unam in castro et aliam, que est in uilla eiusdem Li- 
zolq cum omnibus dotibus suis, capellam in Quarto cum omnibus 
dotibus suis, duas capellas, quas babetis [in]^) Valdagneto cum om- 
nibus, quq ad eas pertinent, totum quod babetis in Ruxello, totum 
quod uobis obuenit a Gruelfone de Sorbano in Pelleclaua, terciam 
quo que partem de tbeloneis, quq a mercatoribiis percipiuntur, qui 


e) donicatam. f) uo. g) unsiclier. li) candancli. i) in feUt 



262 


R Kehr, 


ad forum celebrandum in festiuitate sanct§ Mari§ et in festiuxtate 
saucti Vicinii, die sancti Mtcbahelis et octaua eius, dominica in 
ramis palmarum et in coena Domini conuenerint, refectionem, in 
qnam ad inensam episcopi uestri recipimini, in natiuitate Domini, 
in resurreotione atque in festiuitate omnium sanctorum, decimationes 
et primitias et cetera, quq baptismalis ecclesia promeretur de tota 
curte Valdigneta, medietatem bonorum, que detinuit Unganus et 
Paganus de Gulina, qu§ nobis obuenerunt ex parte Henrici et Hu- 
baldi filiorum quondam Eustici Berardi, totum quod detinuerunt 
filii Mariq Blanc§ in curte .... dii^^ uestro iure, et quod tenue- 
runt fabri in curte Lizole uestro iure, donnicatum, quod uocatur 
de Pastino, uineam, quq est in curte de Massa, tenimentum, quod 
obuenit nobis per comparationem comitis Albertini, tornaturam de 
Castagneto, quam babetis in curte Linari, quam dedit uobis comes 
Gruido pro anima sua et uxoris suq, petiam^ terre, quam habetis 
in Colonata, quartam partem omnium, quq inuenturi uel excussuri 
sunt episcopi, qui in ecclesia uestra pro tempore fuerint, sicut in 
autentico instrumento bonq memorig Dberti quondam episcopi 
uestri continetur. Libertates quoque et immunitates a bong recor- 
dationis Huberto quondam episcopo uestro rationabiliter uobis in- 
dultas et scripto eius auctentico roboratas auctoritate apostolica 
conflrmamus. Statuimus etiam, ut infra terminos ecclesiarum uestra- 
rum nullus ecclesiam uel oratorium edificare absque assensu epi- 
scopi diocesUni et uestro presumat, saluis priuilegiis apostolice 
sedis. Obeunte uero episcopo uestro, qui pro tempore fuerit, nullus 
in ecclesia uestra qualibet surreptionis astutia sen uiolentia pre- 
ponatur, nisi quern uos communi consensu uel uestrum pars con- 
silii sanioris secundum Dei timorem canonice prouideritis eligen- 
dum. Sepulturam insuper ecclesie uestre liberam esse decernimus, 
ut eorum deuotioni et extremg uoluntati, qui se illic sepeliri deli- 
berauerint, nisi forte excommunicati uel interdict! sint, nullus ob- 
sistat, salua tamen iustitia illarum ecclesiarum, a quibus mor- 
tuorum corpora assumuntur. Decernimus ergo, ut nulli omnino 
bominum liceat ecclesiam iiestram temere perturbare aut eius pos- 
sessiones auferre uel ablatas retinere, minuere sen quibuslibet 
uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur, eorum, pro 
quorum gubernatione ac snstentatione concessa sunt, usibus omni- 
modis profutura’”^ salua sedis apostolicg auctoritate et episcopi 
uestri canonica iustitia et debita reuerentia. Si qua etc, Cunctis 
autem etc. Amen. Amen. Amen. 


Tc) Luclce im Teost, T) petia. m) prestituta. 



Kachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


263 


R. Ego Lucius catholic^ eoclesi§ episcopus ss. BV. 

I Ego Theodinus Portuensis et sauote Rufine sedis epi- 
scopus ss. 

f Ego Paulus Preuestinus episcopus ss. 
f Ego lohannes presb. card, tit, sancti Marci ss, 
f Ego Petrus presb. card, tit, sancte Susanna ss. 
f Ego Viuianus tit. sancti Stepbani in Celio monte presb. card. ss. 
\ Ego Arduinus presb. card, tit. sancte Orucis in lerusalem ss. 
I Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte Mari^ Transtiberim tit. Ca- 
listi ss. 

f Ego lac(intus) diac. card, sanct^ Mari^ in Cosmidin ss. 

f Ego Rainerius diac. card, sancti Greorgii ad Velum au- 
reum ss. 

f Ego Grratianus sanctorum Cosm^ et Damiani diac. card. ss. 

Dat. Velletri per manum Alberti sancte Romany ecclesi^ pres- 
biteri cardinalis et cancellarii, VI kal. septembris, indictione XV, 
incarnationis dominice anno M^.C.LXXXII, pontiflcatus uero do- 
mini Lucii pape III anno prime. 


17. 

Lucius III. befiehlt dem Bischof (Theobald) von Ferrara^ den 
VerJcauf des Hospitals (S. Blasii) in Casajola durch den Prior G(e- 
rard) von 8. Maria di Bheno an den Er^priester von Boffeno fur 
ungilltig jstu erMdren. Anagni (1183) November 34. 

Epitome tarn privilegiorum quam instrumentorum canonicae s, 
Mariae de Bheno n. 33, s. XVII, Bologna Arch, di stato (8. 8aL 
vatore). 

Vgh Italia pontif. V 381 n. 19. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Ferra- 
riensi episcopo salutem et apostolicam benedictionem. Ad audien- 
tiam nostrum peruenisse cognoscas, quod G. prior sanctae Mariae 
de Rbeno hospitale, quod situm est apud Casaliolam, uendere archi- 
presbytero de Roffeno presumpsit. Quia igitur religiosa loca et 
piis operibus deputata uendi non debent, fraternitati tuae per apo- 
stolica scripta mandamus, quatenus, inquisita diligentius ueritate, 
si rem noueris ita esse, uenditionem illam, cessante appellatione, 
in irritum reuoces et facias pecuniam prefato arcbipresbytero de- 

Kgl, Ges. d, Wiss. Nacliriclitea. Phil.-liist. Klasse 1910, Heft 3. 18 



264 


P. Kehr, 


signari Si tiero commutation em factam inneneris fraudiilentam 
et damnosam predicte ecclesie sancte Mari§, componere studeas 
inter eos. Quod si compositio fieri forte nequiuerit, quod iiistum 
fuerit indices et facias obseruari. Datum Anagnie VIII kal. decemb, 
< 1183 ). 

a) staU resignaxi? 

18 . 

Lucius 111, nimmt nach dem Vorgange Alexanders III, die Dom- 
IdrcJie in Ferrara in den apostolischen ScJmU %md lestdiigt die nament- 
licli aufgefuhrten JBesitmngen und Rechte, 

Verona 1184 OMober 1, 

Kopie von 1279 Ferrara Arch, capitolare (XIII 12), — - 46 - 
schrift von G, A, Scalahrini in Transnnto dei documenti f, 179^ s, 
XVIII^ Ferrara Ribl, commale 468 XD 5, 

Vgl, Italia pontif, V p. 224 n, 16, — Die Abschrift dieses Fri- 
vilegs, das der genannten VontrJcunde Alexanders III (I, c, p. 228 
n, 11) folgtj verdanke ich Dr, A, Ruppel, 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis iliis canonicis 
Ferrariensis ecclesie tarn presentibus quam futuris canonice sub- 
stituendis in perpetuum. Quotiens a nobis petitur quod rationi et 
bonestati conuenire dinoscitur, animo nos decet libenti concedere et 
petentium desideriis fauorem congruum impertiri. Eapropter, di- 
lecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus clementer annui- 
mus et prefatam Ferr^riensem ecclesiaro, in qua diuino estis obse* 
quio mancipati, ad exemplar felicis recordationis Alexandri prede- 
cessoris nostri sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et 
presentis script! priuilegio communimus. Statuentes, ut quascun- 
que possessiones , queeunque bona eadem ecclesia in presentiarum 
iuste et canonice possidet aut in futurum concessione pontificumy 
largitione regum uel principum, oblatione fidelium sen aliis iustis 
modis prestante Domino poterit adipisci, firma nobis uestrisque 
successoribus et illibata permaneant. In quibus bee propriis duxi- 
mus exprimenda uocabulis: uillam que dicitur Quartisiana, fundum 
Contra -Padum, locum Currula, Caput Rede, uillam que dicitur 
Banniolum, fundum Dundorgum, uillam que dicitur Guartiatica, 
fundum Petorile, uillam que dicitur Fossa noua, capellam sancti 
Marci ibidem sitam, piscariam que dicitur Morticium, ecclesiam 
sancti Micbaelis cum suis pertinentiis, capellam sancti Stepbani 



Nachtrage zu den Papsturlmnden Italiens. IV, 205 

cum pertinentiis suis in burgo Ferrarie, capellam sancti lacobi in 
ciuitate Ferrarie, capellam sancti Petri et sancti Saluatoris sitas 
in castro eiusdem Ferrarie cum omnibus pertinentiis suis, capellam 
sancte Marie Magdalene et sancti Viti, que est in mercato Fer- 
rarie, capellam sancti Leonard! , capellam sancti Georgii in Quar- 
tisiana sitam cum medietate Quartisii, cum ordinatione et dispo- 
sitione ipsius ecclesie, Corrigium Stadii totum, medietatem Len- 
denarie maioris et minoris, Cocolariam Laini, piscariam Ramadelli, 
mansum in Capite Sandali positum, mansum de Porto Uetrarie, 
mansum Gamolaga, medietatem fundi Ducentule, fundum Bagnoli, 
Lamas comunis, medietatem fundi Gallinarii, medietatem fundi Pur- 
purane, portum Capitis Rede, terram quoque, qua fuit de Aicba, 
positam^) in ualle que dicitur Zucula, mansum unum in fundo qui 
dicitur Luce, insuper etiam medietatem totius decimationis plebis 
sancti Georgii in episcopio Ferrarie, medietatem omnium rerum, 
que pro animabus fidelium defunctorum eidem ecclesie relinquntur, 
tarn mobilium quam immobilium, to tarn decimam totius uille que 
dicitur Oacoinarium, et cetera, que eidem canonice iuste pertinent 
in terris, uineis, pratis, agris, cultis et incultis, aquis, in piscationi- 
bus, uenationes etiam et molendina, seruos et ancillas, duodecim 
homines ipsius loci, qui uos nauigio ferant^), quocunque usus uester 
fuerit, absque omni pretio. Ad bee adicientes statuimus et aucto- 
ritate apostolica probibemus, ne cui liceat clericos capellarum, que 
ad iurisdictionem uestram tantummodo pertinent, uobis inuitis, 
interdicto uel excomunicationi subicere aut alias indebita molesta- 
tione grauare, sed uos liberam dispositionem, ordinationem et cor- 
rectionem capellarum et clericorum ipsarum sine contradictione 
qualibet babeatis, sicut usque ad tempera presentis episcopi uestri 
babuistis. Preterea presenti pagina duximus statuendum, ut nullus 
contra uoluntatem uestram infra ciuitatem uel suburbia uestre 
ciuitatis baptizare, ungere secundum institutionem ab Azone olim 
Romane ecclesie cardinal! et tunc apostolice sedis legato cum con- 
silio ef assensu Landulfi quondam episcopi factam et hactenus ob- 
seruatam uel publicas penitentias dare presumat. Quartam uero 
partem decimarum, que in paroebia uestra uobis noscitur de iure 
competere, nullus uobis subtrabere uel uiolenter detinere presumat* 
Nichilominus etiam auctoritate apostolica probibemus, ne aliquis 
parroebianos uestros, quos cum auctoritate episcopi uestri excomu- 
nicationi uel interdicto canonice subieceritis , ad diuina officia uel 
sepulturam ante absolutionem recipere audeat. Ad bee uobis duxi- 


a) sito. 5) positum. c) ferunt. 


18 * 



266 


P. Kehr 


mils indttlgendum, ut, si episcopus uester, a uobis humiliter requi- 
situs, inuasores, perturbatores aut detentores possessionum uestra- 
rum infra triginta dies noluerit ecclesiastica sententia cobercere, 
nisi manifesta et rationabilis causa prepediat, liceat uobis in eos~ 
dem auctoritate nostra secundum qualitatem et quantitatem ex- 
cessus excommunicationis uel interdicti seutentiam promulgare* Con- 
stitutionem etiam, quam predictus cardinalis cum consilio et as- 
sensu prefati episcopi super testamentis defunctorum rationabiliter 
fecisse dinoscitur et bone memorie Amatus episcopus uester appro- 
basse, ratam et firmam babemus et earn perpetuis temporibus in- 
concussam manere sancimus. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc, 
Cunctis autem etc. Amen. 

Ego®) Lucius catbolice ecclesie episcopus ss. 
f Ego Tbeodinus Portuensis et sancte Euflne episcopus ss. 
f Ego Theobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. 
f Ego Johannes presb. card, tit.-^) sancti Marci-^) ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte^') Marie Transtiberim tit. 

Calixti ss. 

f EgoWillelmus**) Eemorum arcbiepiscopus, sancte Sabine cardinalis ss. 
f Ego Hubertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss. 
f Ego Pandulfus presb. card. tit. basilice XII Apostolorum ss. 
f Ego Ardicio diac. card, sancti Tbeodori ss. 
f Ego Grracianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Sofredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. 
f Ego Albinus diac. card, sancte Marie None ss. 

Dat. Verone per manum Hugonis sancte Eomane ecclesie 
notarii*), kal. octobris, indictione tertia, incarnationis dominice 
anno M^C^LXXXIIII, pontificatus uero domni Lucii pape III 
anno Iim 

d) rationabili. e) Ego feliU. f) tit. feUt g) Martini. h) sancte 
fehlt. {} Dbaldus. h) notarius. 


19 . 

Lticius III. verleiht der Kirche 8. Petri in Casola Canina das 
Begrahnisreeht. Verona (1181 — 85) OMoler 30. 

Orig. Iniola Arch, capitolare. 

Vgl. Italia pontif. 7 173 n. 1. 

LYOrvs episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Guidoni 
presbitero ecclesie sancti Petri Casa|lensis salutem et apostolicam 



ISTachtrage zii den Papsturkunden Italiens. IV. 267 

'benedictionem. Iiistia petentium desideriis dignum est nos 
facilem prebere conjsensum et uota, qne a rationis tramite non dis- 
cordant, effectu prosequente complere. Eapropter, [ dilecte in 
Domino fili, tuis instis postulationibus grato concurrentes assensu, 
tibi et ecclesie tne | auctoritate apostolica indnlgemus, ut quicum- 
que in cimiterio prescripte ecclesie sepeliri delil)erane|rint , eorura 
denotioni et extreme uolnntati, nisi excommunicati sint uel nomi- 
natim interdicti, | nullus obsistat, salua nimirum iustitia illarum 
ecclesiarum, a quibus mortuorum corpora assumunltnr. Decernimns 
ergo, nt nnlli omnino bominum liceat banc paginam nostre consti- 
tntio|nis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem 
hoc attentare pre|sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et 
beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se noluerit incursurum, 
Dat. Veron. Ill bal. nouembr. | 

(B.) 


30 . 

Vrlan IJL bestdtigt dem Er^priester Michael des jDomkonvents 
in Ferrara nach dem Vorgange Innocen^^ 11. j Hadrians IV. und Ale- 
xanders III. die Statuten des Bischofs Landulf uber die Anflassmg 
der Kirchen, Oblationen, ZeJmten und Primitien durcli die Laien und 
uber die grojieren Messen und die Exseguien^ nimmi ilin samt seinem 
BesiU in den apostolisclien 8 chut 0 , bestdtigt die alien Gewohnheiten 
und verleiht Him und den Mitgliedern des Bomhonvents das Appella- 
tionsrecht. Verona 1186 April 22 . 

Orig. Ferrara Arch, capitolare. — Aujierdem Abschriften im 
Liber privilegiorum eccl. Ferrariensis s. XVI f. 5 ehenda^ und im 
Exemplar des Vat. Archivs Arm. V e. V n. 24 f. 13^] in Bom. Bay- 
noddies Ferrarien. Investitur. vol. V f. 146' ^ s. XVI ex.^ Bom Vat 
Arch. Arm. XL VI t. 25 und in UgheWs Nachloji s. XVII, cod. 
Vat Barb. 3214 (XL 11 , olim 3632) f. 125; ferner in G. A. Sea- 
labrini in Transunto dei documenti f. 82' und f. 181 tmd in Copie 
di scritture esfratte dalV archivio del capitolo di Ferrara guat XVIII 
f, 7, beide Ferrara Bibl. comunale. 

Bas EschatolwU gab UghelU UI 575; ^II 540 (J. 9816. J-L. 
15590). Ich lasse den vollen Wortlaut der UrJeunde folgen, weil er 
hie und da von den Vorurlcunden Innocem' II. J-L. 8033 und Ha- 
drians IV. (ed. Gott Nadir. 1897 p. 379 n. 5) — tvdhrend diejenige 
Alexanders III. nicht erlidlien ist — dbtveicM. Vgl. Italia pontif. V 
p. 225 n. 17. Nach Abschrift von Br. A. Buppel. 


268 


Kehr, 


YRBANVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Mi- 
chaeli conuentiis Ferrariensis arcHpresbytero salutem et aposto- 
licam benedictionem. Apostolice sedis moderammi | et clementie 
congruit denotes et humiles saorosancte Romane ecclesie fllios pro- 
pensius confouere et in suis iustis postulationijbus attentius ex- 
audire. Eapropter, dilecte in Domino fili Michael archipresbyter, 
tnis iustis petitionibus clementer annuimus et qaicq[uid | per bone 
memorie Landulfum quondam Ferrariensem episcopum de ecclesiis, 
oblationibns , decimis et primitiis a laicis excussum est, ad exem- 
plar 1 predecessorum nostrorum feliois recordationis INNOOENTII, 
ADRIANI et ALEXANDEI Romanorum pontificum sub beati Petri 
et nostra protectione susoipi|mus et presentis scripti priuilegio 
communimus. Statuentes, ut nullus deinceps clericus de Ferra- 
riensi conuentu de patrimoniis | suis uel ecclesiasticis possessioni- 
bus siue laboribus decimas ulli cogatur persoluere laicorum. Quic- 
quid etiam de missis ma|ioribus et exequiis mortuorum per eundem 
L. Ferrariensem episcopum canonice statutum est et pacifice possi- 
des , tibi tuisque successojribus coufirmamus , inuiolabiliter san- 
oientes, omnes clericos de conuentu Ferrariensi iuxta mundibur- 
dium recolende memorie Ottonis | imperatoris immunes [esse] ab 
omni tribute siue datione et laicali penitus functione. Ad hec per- 
sonam tuam cum bonis | tarn ecclesiasticis quam mundanis, que in 
presentiarum iuste et canonice possides ant in futurum prestan|te 
Domino rationabiliter poteris adipisci, nichilominus sub beati Petri 
et nostra protectione uolumus permanere. Antiquas | etiam et 
rationabiles consuetudines conuentus et congregationis hactenus ob- 
seruatas ratas habemus et eas perpetuis | temporibus illibatas ma- 
nere sancimus. Statuimus insuper, ut te uel aliquem de prefato 
conuentu in aliquo grauari [presjenserisj | libere tibi liceat sedem 
apostolicam appellare. Niilli ergo omnino etc. Si qua uero etc. 
Seriiantibus autem etc. AMEN. AMEN. AMEN. | 

R. Ego Urbanus catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Henricus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Paulus Prenestinus episcopus ss. 
t Ego Theobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. 

,f Ego lohannes presb. card. tit. s. Marci ss. 
f Ego Laborans presb. card. s. Marie Transtiberim tit. Calixti ss. 
t Ego Pandulfus presb. card. tit. XII Apostolorum ss. 
t Ego Albinus presb. card. tit. s. Crucis in lerusalem ss. 
f Ego Melior presb. card. ss. lohannis et Pauli tit. Pamachii ss. 
t Ego Adelardus tit. s. Marcelli presb. card. ss. 



269 


N’achtrS.ge zu den Papsturkunden Italiens. IV. 

f Ego G-ratianus ss. Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Bobo s. Angeli diac. card. ss. 
f Ego Octauianus ss. Sergii et BacM diac. card, ss. 
f Ego Soffredus s, Marie in Via lata diac. card. ss. 
f Ego Radulfas s. Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. 

. Dat. Veron. per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres- 
byteri cardinalis et cancellarii, X kal. maii, indictione IIII, incar- 
nationis dominice anno M^C'^.LXXXVI, pontificatus uero domri 
VRBANI pape III anno primo. 

(B. dep.) 


31. 

Urban III. nimmt das Kloster S. Stefano in Bologna imter dem 
Aht Raineriits nach dem Vorgange Hadrians IV, und Alexanders III, 
in den apostolischen Schut^ ^ bestdtigt den Ordo monasticus nach der 
Begel des h. Benedikt^ die naynenilich aufgefuhrten Besitmngen und 
Bechtej gegen einen Jahresdns von 1 Bymntier, 

Verona 1186 September 26, 

Orig, Bologna Arch, di state (S, Stefano), 

Vgl, Italia pontif, V p, 266 n. 8. 

VEBANVS EPISOOPVS SERVVB SERVOBVM BEI. DILEOTIS 
FILIIS EAINERIO ABBATI SANOTI STEPHANI BONONIENSIS 
EIVSQVE EEATEIBVS TAM PEESENTIBVS QVAM: PVTVEIS EE- 
GVLAEEM VITAM PEOEESSIS IN PEEPETVVM. 1 Effeotum iusta 
postulantibus indulgere, et uigor equitatis et ordo exigit rationis, 
presertim cum petentium uoluntatem et pietas adiuuat et ueritas 
non relinquit. | Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis 
postulationibus clementer annuimus et prefatam eoolesiam sancti 
Stepbani, in qua diuino mancipati estis obsequio, ad exemplar prej- 
decessorum nostrorum felicis reoordationis ADEIANfl et ALE- 
XANDEI Romanorum pontificum sub beati Petri et nostra protec- 
tione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. In 
primis | siquidem statuentes, ut ordo monasticus, qui secundum 
Deum et beati Benedict! regulam in eodem loco institutus esse 
dinoscitur, perpetuis ibidem temporibus inuiola|biliter obseruetur. 
Preterea quascumque possessiones, quecumque bona eadem ecclesia 
in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futurum conces- 
sione pontificum, largitione regum | uel principum, oblatione fide- 
lium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit adipisci, 


270 


P. Kehr, 


firma uobis uestrisqne successoribus et illibata permaneant. In 
qnibus bee propriis | dtiximns exprimenda nocabnlis: bospitale 
sancti Stepbani in Claterna, ecclesiam sancti Stephani in Claterna 
et medietatem decimationis ipsius plebis, ecclesiam sancti Lau- 
rentii et sancte | Marie de castro Varegnane, ecclesiam sancti Da** 
miani, que est infra cnrtem Casalicli, ecclesiam sancti lobannis in 
Galisano, ecclesiam sancti Andree de Capite Vici, ecclesiam sancte 
Marie de Elerario, ecclesiam | sancti lobannis de Valle Lambri, 
ecclesiam sancti Miliani de Eussi, ecclesiam sancte Marie de Ca- 
selle, ecclesiam sanctorum lobannis et Pauli de Panteo, ecclesiam 
sancti lobannis et sancte Marie de Catanusco"), ecciesias | sancti 
Victoris et sancti Petri de Vitaliacula, ecclesiam sancti Vitalis de 
Granarolo, ecclesiam sancti Mamme de Lopoleto, ecclesiam sancti 
lobannis in Tiriario, ecclesiam sancti Bartbolomei destructam, ec- 
clesiam ] sancti Senesii de Duliolo^), ecclesiam sancti Cassiani de 
Eunke, ecclesiam de Heremitorio, ecclesiam de Turre Poii, ecciesias 
sancti Laurentii et sancti Quirici de Butrio, ecclesiam sancte Marie 
de Cajstenase, ecclesiam sancte Marie de Cento, ecclesiam sancti 
lobannis de Policino, ecclesiam sancti Prosperi de Panicale, eccle- 
siam sancti Eofflli, ecclesiam sancti Vitalis in Barbiano, ecclesiam 
sancti Martini | in Pozatello, ecclesiam sancte Tecle/ ecclesiam 
sancti Micbaelis in Leprosito, ecclesiam sancti TKome, ecclesiam 
sancti dementis Ferrariensem, ecclesiam sancti Blasii de Vogu|lo 
cum omnibus suis pertinentiis^^. Sane noualium uestrorum, que 
propriis manibus uel sumptibus colitis, seu de nutrimentis anima- 
lium uestrorum nullus a uobis decimas extorquere presumat. Li- 
ceat quoque uobis clericos uel laicos e seculo fugientes liberos et 
absolutes ad conuersionem recipere et eos absque contradict! one 
aliqua retinere. Probibemus [ insuper, ne ulli fratrum uestrorum 
post factam in eo loco professionem fas sit absque abbatis sui 
licentia nisi artioris religionis obtentu de eodem discedere; disce- 
dentem uero absque communijum litterarum cautione nullus audeat 
retinere. Auctoritate quoque apostolica probibemus, ne episcopus 
Bononiensis, qui pro tempore fuerit, absque manifesta et rationa- 
bili causa mona|sterium uestrum interdicere uel abbatem suspen- 
dere ab amministratione aut indebitis exactionibus fatigare^) pre- 
sumat. Cum autem generale interdictum terre fuerit, liceat | uobis 


d) Icorr. aus Catanasco. d) Icorr, aus Buliolo. e) Icorr. mit ZPmstellungs- 
mchen aus eccl. s. Blasii cum omnitiis suis pertinentiis de Yogulo. d) Icon*, 
mit UmsteTlungszeichen aus interdicere ant indebitis exactionibus fatigare uel ab- 
batem suspendere ab amministratione. 


l^aclitrage zu den Papsturlmnden Italiens. IV, 271 

clausis ianiiis, exclusis excommunicatis et interdictis, non pnlsatis 
campanis, snppressa tioce, diuina officia celebrare. Sepultnram pre- 
terea ipsius loci liberam esse [ decernimiis, ut eornm deuotioni et 
extreme iioluntati, qni se illic sepeliri deliberanerint, nisi forte ex- 
communicati nel interdicti sint, nnllus obsistat, salua tamen iiisti|tia 
illarnm ecclesiarnm , a qnibus mortnorum corpora assumuntur, 
Obennte uero te nnnc einsdem loci abbate nel tuornm qnolibet 
snccessor[um], nnllus ibi qnalibet snrreptio|nis astntia sen uiolentia 
preponatnr; nisi qnem fratres commnni consensu nel fratrum maior 
pars consilii sanioris secundum Dei timorem et beati Benedicti 
regnlam proni|derint eligendnm. Decernimus ergo, nt nulli omnino 
hominum liceat prefatam ecclesiam temere perturbare ant eins 
possessiones anferre nel ablatas retinere, \ minnere sen quibuslibet 
nexationibns fatigare, sed omnia Integra consernentnr, eornm, pro 
quorum gnbernatione ac sustentatione concessa sunt, usibns omni- 
modis I profutura, salua sedis apostolice auctoritate et diocesani 
episcopi canonica iustitia. Ad indicium autem hnius a sede apo- 
stolica percepte protectionis bizantium unnm nobis | nostrisqne 
successoribus annis singulis persoluetis. Si qua igitnr etc, Cunctis 
autem etc, AMEK. AMEN. AMEN. | 

E,. Ego Drbanus catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Henricus Albanensis episcopus ss. 
t Ego lohannes presb. card, tit. sancti Marci ss. 
f Ego Petrus de Bono presb. card. tit. sancte Susanne ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie Transtiberim tit, Ca- 
lixti ss. 

t Ego Pandulfns presb. card. tit. XII Apostolornm ss. 
f Ego Albinus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 
f Ego Melior presb. card, sanctorum lohannis et Pauli tit. Pa- 
macHi ss. 

f Ego Adelardus tit. sancti Marcelli presb. card. ss. 

t Ego Iac(intus) diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss, 
f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss. 
f Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. 
f Ego Eollandus sancte Marie in Portion diac. card. ss. 
f Ego Petrus sancti Nicholai in carcere Tnlliano diac. 
card. ss. 

t Ego Radulfus sancti Greorgii ad Velum aureum diac, 
card. ss. 

Dat. Veron. per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres- 


P. Kehr, 


272 

byteri cardinalis et cancellarii, VI kal. octubris, indiotione Y, in- 
carnationis dominice anno M“.C“.LXX".VI“, pontificatus uero domni 
VEBANI pape III anno I. 

(B. dep.) 


33. 

Urlan IJL verordnet, daji die Bischofe von Ferrara von der 
KircJie 8. Maria in Vado Iceine iJdoer deren Privilegien Unausgehenden 
Leistungen fordern durfen. Verona (1186) November 22. 

Cf. A. Scalabrini Monumenta vetera guat. div, f. 19, s. XVIII, 
Ferrara JBibl. comunale cod. 454 ND 4. 

Die Abschrift Scalabrini' s weisi starTce LucTcen auf, die sich nur 
hie und da dem Sinne nach erganeen lassen. — Vgl. Italia pontif. V 
228 n. 6. 

Urbanus episcopus sernus sernorum Dei. Dileotis flliis priori 
et fratribus sancte Mari^ de Vado salutem et apostolicam bene- 
dictionem. Loca per regularem obseruantiam diuino oultui depn- 
tata apostolica nos conuenit auctoritate, [ne]“^ indebite seruitutis 
opere pregranentur®^, communire. Cum igitur in prinilegiis ecclesie 
nestre a felicis memorie Romanis pontifioibus predecessoribus no- 
stris et nobis ipsis apostolica benignitate indultia reuerentia , que 

Ferrariensi eccle[sie ]">, sit ne contra con- 

suetndinem Lactenus obseruatam et ipsorum priuilegiornm tenorem 
uestra qnies indebitis granaminibus perturbetur, [apostolica] aucto- 
ritate statuimus, ut predicta Ferrariensis ecclesia uel episcopi, qui 
in ea pro tempore fuerint, nullis uos esactionibus inquietent, 
ultra quod''^ in uestris prinilegiis est expressum^') et acteniis est 
seruatum. Nulli ergo omnino bominum liceat banc paginam nostre 
constitutionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis 
autem boc attemptare presumpserit , indignationem omnipotentis 
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit inour- 
surum. Dat. Veron. X kal. decembr. 


a) Lucke in der Ko;pie. 1)) pregrauetur, mit folgender Lilclce. c) etwa 
debetur zu ergdnmi. d) unleserlicli. e) per tempora, f) que. g) qx- 
pessum. 


Nachtr^ge zu den Papsturkunden Italiens. IV. 


273 


33. 

Urban IIL beauftragt den Er^bischof Gerard von Mavenna mit der 
Vntersuchmg d^r Klage des JBischofs von Imola gegen den Prior von 
Yolcina und die Aebtissin von S. Maria in Eiaconia ivegen einiger 
Kirchen und JBesitmngen. Verona (1186 — <97^ Mai 27. 

Kopie s. XII Imola Arch, capitolare. 

Vgl, Italia pontif, V 161 n, 9, 

VEbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
G, Ranennati archiepiscopo salutem et apostolicam benedictionem. 
Proposuit nobis nenerabilis frater noster Immolensis episcopus, 
quod prior et fratres de Volcina, abbatiasa et moniales sancte 
Marie in Diaconia quasdam ecclesias et possessiones alias ecclesie 
sue iniuste detinent et reddere contradicunt. Unde fraternitati tue 
per apostolica scripta mandamus , quatinus , partibus conuocatis, 
audias bine inde proposita et super ecolesiis et possessionibus illis 
facias, appellatione cessante, iustitiam exhiberi, cogens partes 
quod decreueris obseruare. Dat. Veron. VI kal. iunii. 


34. 

Urban IIL beauftragt den Er^bischof Gerard von Ravenna^ den 
AU und die Monche von S, Apollinare in Olasse mir Euckgabe einer 
dem Bischof von Imola fortgenommenen Kirchengloche anmhalten. 

Verona (1186—87) Mai 27, 

Kopie s, XII Imola Arch, capitolare, 

Vgl, Italia pontif, V 161 n, 10, 

VEbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
G. Eauennati arcbiepiscopo salutem et apostolicam benedictionem. 
Proposuit nobis nenerabilis frater noster Immolensis episcopus, 
quod dilectus filius noster abbas et fratres sancti Apollenaris in 
Classe quandam campanam ecclesie sue irrationabiliter detinere et 
reddere contradicunt Quocirca fraternitati tue per apostolica 
scripta mandamus, quatinus predictum abbatem et fratres, appella- 
tione remota, ecclesiastica districtione compellas, ut campanam 
ipsam, si uerum est quod asseritur, ei reddere, prout iustum fuerit, 
non morentur^^. Dat. Veron. VI kal. iunii. 


a) contradicit. 6) moretur. 


274 


P. Kehr, 


35. 

TJrban IIL ieauftragt den Er^Mschof Gerard von Ravenna, fur 
die BeobacMung des mischen dem Bischof von Imola nnd den Jo- 
hannitern uber gewisse TfarrrecMe geschlossenen Vergleichs Sorge m 
tragen und die Johanniter awnhalten, dem Bischof und seinen Ka- 
nonilcern geivisse Besitmngen m restituieren. 

Verona (1186 — 87) Juni 3, 

Kopie s. XII Imola Arch capitolare. 

VgL Italia pontif. V 164 n, 11. 

Yrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Yenerabili fratri 
Gr. Eaiiennati arcbiepiscopo saliitem et apostolicam benedictionem. 
Ea que inter uiros ecclesiasticos ad ampntandam litigiornm mate- 
riam et pacem in posternm obsernandam pxouide statuuntur, firma 
debent et illibata consistere et, ne in recidine contentionis scru- 
pnlum reducantur, nostro connenit officio pronidere. Quapropter 
fraternitati tne presentium auctoritate mandamus, quatinus com- 
positionem, que inter uenerabilem fratrem nostrum Immolensem 
episcopum et quasdam commissas sibi ecclesias ex una parte et 
dileotos filios nostros fratres bospitalis lerosolimitani ex alia super 
parrochialibus intercessit, sicut de assensu partium sine prauitate 
facta est et recepta et in instrumento facto exinde continetur, 
appellatione remota, per districtionem ecclesiasticam facias obser- 
uari. Ad bee quia iam dicti fratres quasdam possessiones ad 
eundem episcopum eiusque canonicos pertinentes iniuste detinere 
dicuntur, tu nichilominus eos auctoritate nostra compellas, ut pos- 
sessiones ipsas restituant uel sub examine tuo, appellatione remota, 
quod iustitia dictauerit exequantur. Dat. Yeron. Ill non. iunii. 


36. 

Gregor VIII. nimmt nach dem Vorgange Alexanders III. und 
Lucius' HI. die Domlcirche in Ferrara in den apostolischen Schut 0 
und bestdtigt den Eanonihern die namentlich aufgefuhrten BesiUungen 
und RecMe. Bologna 1187 November 19. 

Orig. Ferrara Arch, capitolare. — Abschriften im Liber privi- 
legiorum eccl. Ferr. s. XVI f. 4 ebenda, und in dem Exemplar des 
VatiJcanischen ArcMvs Arm. V e. V n. 24 f. 10] in Bom. Raynaldi's 
Ferrarien, Investiturar. vol. V f. 142, s. XVI ex., Rom. Vat Arch 
Arm. XLVl t. 25, und in G. A. Scalabrini Transunto dei documenti 


Naclitrage zu den Papsturkunden Italieus. IV. 275 

f, 83 und Copie di scritture extratte dalV archivio del capiiolo di Fer- 
rara quat XIV f. 8, ieide Ferrara Bibl, comunale. 

Die Ahschrift der Urhunde besorgfe Dr, A. Buppel. Sie ist eine 
Wiederholung der fruheren Privilegien Alexanders 111, und Lucius'' III. 
Aher jenes ist bei Ughelli sehr sohlecM gedruclct und von diesem be- 
sitmi loir nur eine fehlerhafte Kopie, Vgl. Italia pontif. V p, 235 n, 18. 

GEEGOEIVS EPISOOPVS SEEWS SEEVOEVM DEI DILEC- 
TIS PILHS CANOlSrEOIS FEEEAEEENSIS ECOLESIE TAM PEE- 
SEFTTIBYS QVAM PVTYEIS OANONIOE SYBSTITVENDIS IN PEE- 
PETWM. I Quotiens a nobis petitur quod rationi et honestati 
conuenire dinoscitur, animo nos decet libenti concedere et peten- 
tium desideriis effectum congruum impertiri. Eapropter, dilecti in 
Domino filii, uestris | iustis postulationibus clementer annuimus et 
prefatam Eerrariensem ecclesiam, in qua diuino estis obsequio man- 
cipati, ad exemplar felicis recordationis ALEXANDEI et LYOII 
predecessorum nostrorum Eomanorum pontiflcum sub | beati Petri 
et nostra protectione suscipimus et presentis script! priuilegio com- 
munimus. Statuentes, ut quascumque possessiones , quecumque 
bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut 
in futurum [ concessione pontificum, largitione regum uel principum, 
oblatione fidelium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit 
adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata perma- 
neant. In quibus bee propriis [ duximus exprimenda uocabulis : 
uillam que dieitur Quartisiana, fundum Contra-Padum, locum Cur- 
rula, Caput Eede, uillam que dieitur Banniolum, fundum Dundor- 
gum, uillam que dieitur Guartiatica, fundum Petorile, uillam que| 
dieitur Eossa noua, cappellam sancti Marci ibidem sitam, pisca- 
ritiam que dieitur Morticium, ecclesiam sancti Michaelis cum suis 
pertinentiis , capellam sancti Stephani cum pertinentiis suis in 
burgo Eerrarie, capellam sancti lacobi in ciuitate Eerrarie, j ca- 
pellam sancti Petri et sancti Saluatoris sitas in castro eiusdem 
Eerrarie cum omnibus pertinentiis suis , capellam sancte Marie 
Magdalene et sancti Yiti, que est in mercato Eerrarie, capellam 
sancti Leonardi, capellam sancti Georgii in Quartisiana | sitam cum 
medietate Quartisii, cum ordinatione ipsius ecclesie, Corrigium 
Stadii totum, medietatem Lendenarie maioris et min oris, Coco- 
lariam®^ Laini, piscaritiam Eamedelle, mansum in Capita Sandali 
positum, mansum de [ Porto Detrarie, mansum Camolage, medie- 
tatem fundi Ducentule, fundum Bagnioli, Lamas communis, medie- 


a) Cocolariariam Or. 



276 


P. Kehr, 


tatem fundi Gallinarii, medietatem fundi Purpurani, portum Ca- 
pitis Rede, terram quoque, que fait de Aicha, positam in | ualle 
que dicitur Zucula, mansum unum in fundo qui dicitur Duce, in- 
super etiam medietatem totius decimationis plebis sancti Georgii 
in episcopatu Perrarie, medietatem omnium rerum, que pro ani- 
mabus fidelium defunctorum eidem ecclesie | relinquuntur , tarn 
mobilium quam immobilium, totam decimam totius uille que dicitur 
Cocoinarium, et cetera, que eidem canonice iuste pertinent in terris, 
uineis, pratis, agris, cultis et incultis, aquis, in piscationibus, uena|- 
tiones etiam et molendina, seruos et ancillas, duodecim homines 
ipsius loci, qui uos nauigio ferant, quocumque usus uester fuerit, 
absque omni pretio. Ad hec adicientes statuimus et auctoritate 
apostolica prohibemusy ne cui liceat | clericos capellarum, que ad 
iurisdictionem uestram tantummodo ‘pertinent, uobis inuitis, inter- 
dicto uel excommunicationi subicere aut alias indebita molestatione 
grauare, sed uos liberam dispositionem, ordinationem et correctionem 
capel|larum et clericorum ipsarum sine contradiction e qualibet ha- 
beatis, siciit usque ad tempora presentis episcopi uestri habuistis, 
Preterea presenti pagina duximus statuendum, ut nullus contra 
uoluntatem uestram infra ciuitatem uel suburbia j uestre ciuitatis 
baptizare, ungere secundum institutionem ab Azone olim Eomane 
ecclesie cardinale et tunc apostolice sedis legato cum consilio et 
assensu Land(ulfi) quondam episcopi factam et hactenus obser- 
uatam uel publicas penitentias dare | presumat. Quartam uero 
partem decimarum, que in parrochia uestra uobis noscitur de iure 
competere, nullus uobis subtrahere uel uiolenter detinere presumat. 
ISrichilominus etiam auctoritate apostolica prohibemus, ne | aliquis 
parrochianos uestros, quos cum auctoritate episcopi uestri excom- 
municationi uel interdicto canonice subieceritis , ad diuina officia 
uel sepulturam ante absolutionem recipere audeat. Ad hec uobis 
duximus indulgendum, ut, si | episcopus uester, a uobis humiliter 
requisitus, inuasores, perturbatores aut deteiitores possessionum 
uestrarum infra triginta dies noluerit ecclesiastica sententia coher- 
cere, nisi manifesta et rationabilis causa prepediat, liceat uobis j in 
eosdem auctoritate nostra secundum qualitatem et quantitatem ex- 
cessus excommunicationis uel interdict! sententiam promulgare. 
Constitutionem autem, quam predictus cardinalis cum consilio et 
assensu prefati episcopi super | testamentis defunctorum rationabi- 
liter fecisse dinoscitur et bone memorie Am(atus) episcopus uester 
approbasse, ratam et firmam habemus et earn perpetuis temporibus 
inconcussam manere sanccimus. Decernimus ergo etc. Si qua igitur 
etc, Cunctis autem etc. AMEIST. AMEN. AMEN. | 


Nachtrage zu den Papsturkunden Italians . IV. 


277 


E. Ego Gregorius catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Pauliis Prenestinns episcopus ss. 
f Ego Theobaldus Hostieusis et Velletrensis episcopus ss. 
f Ego Laborans presb. card. s. Marie Transtiberim tit. Calixti ss. 
f Ego Melior presb. card. ss. lohanuis et Pauli tit. Pamacbii ss. 
f Ego lac(intus) diac. card. s. Marie in Cosmidyn ss. 
f Ego Gratianus ss. Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Octauianus ss. Sergii et Bachi diac. card. ss. 
f Ego Radulfus s. Georgii ad Velum aureum dyac. card, ss. 

Dat. Bononie per maniim Moysi Lateranensis canonici, uicem 
agentis cancellarii, XIII kal. decembr. , indictione sexta, incarna- 
tionis dominice anno M^.C^.LXXXVIP, pontificatus uero domni 
GEEGOEn pape VIII anno primo. 

(B. dep.) 


37. 

Clemens IIL nimmt das NonnenMoster S. Silvestro in Ferrara in den 
apostolisclien SchuUy hestdtigt den Oy^do monasticus nacJi der Begel des 
Ji. JBenediM und die namentlich avfgefuhrten JBesitmngen tmd JReelite. 

Lateran 1190 Mdr^ 8, 

Kopie s. XIII Ferrara ArcL capitolare (XL IV 1), — Abschrift 
von (t. a, Scalabrini in Copie di scritkire estratte dalV arehivio del 
capUolo di Ferrara guat, X f. 20, s. XFJIJ, Ferrara JBibl, eomunale. 

Vgh Italia pontiff V p, 229 n. 1, — Lie Abschrift besorgte Lr, 
A. BuppeL 

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis in Christo 
filiabus abbatisse ac sororibus sancti Siluestri Eerrariensis tarn 
presentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum, 
Prudentibus uirginibus, que sub habitu religionis accensis lampa- 
dibus per opera sanctitatis iugiter se preparant obuiam spouso ire, 
sedes apostolica debet patrocinium impertiri, ne forte cuiuslibet 
temeritatis incursus aut eas a proposito reuocet aut robur, quod 
absit, sacre religionis eneruet. Eapropter, dilecte in Christo filie, 
uestris postulationibus clementer annuimus et prefatum monaste- 
rium sancti Siluestri Eerrariensis, in quo diuino estis obsequio 
mancipate, sub beati Petri nostraque protectione siiscipimus et 
presentis scrip ti priuilegio communimus. In primis siquidem sta- 
tuentes, ut ordo monasticus, qui secundum Deum et beati Bene- 
dicti regulam in eodem monasterio institutus esse dinoscitur, per- 



278 


P. Ketr 


, p' 


petuis ibidem temporibus et inuiolabiliter obseraetur. Statuentes, 
ut ^[uascumque possessiones, quecum(jue bona idem monasteriiim in 
presentiarum iuste et canonice possidet ant in futnrnm concessione 
pontificnm, largitione regam nel priucipum, oblatione fidelium sen 
aliis instis modis prestante Domino poterit adipisei, firma nobis et 
eis, qne nobis snccesserint, et illibata permaneant. In quibus liec 
propriis dnximns exprimenda nocabnlis : locum ipsnm, in qno pre*- 
fatnm monasterium sitnm*^) est, cnm, omnibns pertinentiis snis, 
domos et nineas, qnas habetis in cinitate Ferrariensi cnm omnibns 
pertinentiis snis, possessiones de Cornaceruina , de Foscalia, de 
Cosalegio et de Ronco cnm omnibns pertinentiis snis, ecclesiam 
sancte Margarite de Pondaro^) et ecclesiam sanctorum Cosme et 
Damiani cnm omnibns pertinentiis earnndem. Cnm antem generale 
interdictum terre fnerit, liceat nobis clansis ianuis, exclnsis ex- 
communicatis et interdictis , non pnlsatis campanis , snpressa noce, 
dinina officia celebrare. Sepnltnram qnoqne ipsins loci liberam 
esse decernimus, nt eornm deuotioni et extreme noluntati, qni se 
illic sepelliri deliberanerint , nisi forte excomnnicati nel interdict! 
sint, nnllns obsistat, salna tamen insticia illarnm ecclesiarnm, a 
quibns mortnornm corpora assnmnntnr. Ad bee nonas et indebitas 
exactiones ab arcbiepiscopis, episcopis, archidiaconibns sen decanis 
aliisqne ecclesiasticis secnlaribnsne personis omnino fieri probibe- 
mus. Obennte uero te nunc eiusdem loci abbatissa nel earnm ali- 
qua, qne tibi snccesserit, nulla ibi qnalibet snrreptionis astntia 
sen niolentia preponatur, nisi quam sorores commnni consensu nel 
earnm pars consilii sanioris secnndnm Dei timorem et beati Bene- 
dicti regnlam prouiderint eligendam. Benedictiones uero inonialinm, 
ordinationes cappellanornm uestrornm , qni ad sacros ordines 
fuerint promouendi, a qnocnmqne episcopo malneritis, sine praui- 
tate nobis nolnmus exbiberi. Ad bee liceat nobis liberas et ab- 
solntas mnlieres e secnlo fngientes in monasterio nestro ad con.’- 
uersionem recipere et eas absque contradiction e aliqua retinere. 
Nulli qnoqne post factam in eodem loco professionem licitum sit 
de monasterio nestro nisi arctioris religionis obtentu discedere; 
discedentem uero absque commnni litterarum nestrarnm cantione 
nnllns andeat retinere. Adbuc liceat nobis sacerdoteS; diaconos, 
clericos qnoscnnqne malneritis in capellis nestris recipere et eos 
de ipsis ecclesiis extrabere sine contradictione aliqua. Sane nona- 
lium uestrornm, qne propriis manibns ant snmptibns colitis, sine 
de omnibns prefatis possessionibns, qnas babetis in predictis nillis 
et per totnm districtum Ferrarie, ac de uestrornm animalium nutri- 


a) situm fehlt, t) sonst Po velar o. 



Nachtrage zu den Papsturlmnden Italiens. IV» 


279 


mentis nnllus a uobis decimas exigere uel extorquere presumat, 
sed liceat uobis decimas de sorte cuiuslibet usufructus agricolarum 
uestrorum et cunctorum animalium suorum extorquere, nulla contra- 
dictione uobis obstante. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc, 
Cunctis autem etc. Amen. Amen. Amen. 

R. Ego Clemens catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Albinus Albanensis episcopus ss. 

I Ego Octauianus Ostiensis et Velletrensis episcopus ss. 
f Ego Pandulfus presb. card, basilice XII Apostolorum ss. 
f Ego Petrus tit. sancte Cecilie presb. card. ss. 
f Ego lordanus sancte Pudenciane tit. Pastoris presb. card. ss. 
f Ego lohannes tit. sancti dementis cardinalis et Tuscanensis 
episcopus ss. 

f Ego lohannes Felix presb. card. tit. sancte Susanne ss. 

f Ego lacintus®^ sancte Marie in Cosmedin diac. card. ss. 
f Ego Gracianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Sofredus^ sancte Marie in Via lata diac. card. ss. 
f Ego Gregorius sancte Marie in Portion diac. card, ss. 
f Ego lohannes sancti Theodori diac. card, ss. 
f Ego Bernardus sancte Marie Xoue diac. card. ss. 
f Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss. 

Dat. Laterani per manum Moysi sancte Romane ecclesie sub- 
diaconi uicem^^ agentis cancellarii, VIII id. martii^), indictione VIII, 
incarnationis dominice anno M®.C°.LXXX, pontificatus uero domni^'> 
dementis pape III anno III, 


c) lanuarius oder lanucius. d) Esostodus. e) Tco^r. aus Margarite. 
f) uice. g) maii Scaldbrim. h) dopni. 


38. 

Clemens IlL lestdtigt dem Trior und den JBrUdern von S, Maria 
in Porto die ihnen vom Bischof von Fermo verliehenen Oblationen 
der KircJie 8. Claudio, Lateran 1190 Mai 15, 

Orig, Bavenna Bill, Classense (8, Maria in Porto), 

Ygl, Italia pontif, V 99 n, 15, 

CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . . 
priori et fratribus sancte Marie in ] Portu salutem et apostolicam 
benedictionem, Et si omnibus iura sua integra conseruare ueli- 
mils, uiris tamen | religiosis fortius debemus adesse, et que ipsis 

Xgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten, Klasse. 1910. Heft 8, 19 


P. Kehr, 


280 

pia largitione fidelium oonferuntur, apostolico rolbore communire. 
Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus 
amauen|tes, cunctas oblationes, qne in quanta ebdomada mensis 
• augusti a prime dilucu|lo diei Veneris usque ad horam tertiam 
diei dominici ad ecclesiam sancti Claudii delate fuerint, | a uene- 
rabili fratre nostro . . Eirmano episcopo uobis et successoribus 
uestris rationabiliter con|cessas, salua una libra thuris annuatim 
[eidjem episcopo persoluenda, s[icu]t in eius scripto au|tentico con- 
tinetur, et uos pacifice possidetis, deuotioni uestre auctoritate apo- 
stolica conjfirmamus et presentis scripti patrooinio c[ommun]imus, 
Stat[uente]s, ut nulli omni|no hominum liceat banc paginam nostre 
co[nfir]mationis infringere uel ei ausu temera|rio contraire. Si quis 
autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipoten|tis 
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incur- 
surum. Dat. La|teran. id. maii pontifleatus nostri anno tertio. 

(B. dep.) 


39. 

Celestin III, veriietet, daji Jemand den Prior und die Kanoniher 
von S» Maria in Porto in Betreff von Legaten und Zehnten heldstige„ 

Lateran 1191 April 19, 

Kopie von 1334 Eavenna Bibl. Classense (8, Maria in Porto). 

Vgl, Italia pontif, V 100 n, 17, 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . • 
priori et canonicis Portuensibus salutem et apostolicam benedic- 
tionem. Cum a nobis petitur quod iustum est et honestum, tarn 
uigor equitatis quam ordo exigit rationis, ut id per sollicitudinem 
offitii nostri ad debitum perducatur effectum. Eapropter, dilecti 
in Domino filii, uestris iustis et honestis postulationibus inclinati, 
presenti pagina duximus inhibendum, ne cui liceat uos aut eccle- 
siam uestram super his impetitione temeraria molestare, que 
ecclesie uestre aut obedientiis ipsius cuiusquam ultima uoluntate 
rationabiliter relinquuntur. Preterea decimas possessionum ad 
uestram mensam iuste pertinentium alicuius insolentia nolumus per- 
turbari, sed in ea uolumus tranquillitate manere, in qua usque ad 
tempera ista manserunt. Nulli ergo etc. Si quis etc, Dat. La- 
teran, XIII kal. maii pontificatus nostri anno prime. 


Nachtrage zu den Papsturknnden Italiens. IV. 


281 


30. 

Celestin III, nimmt nach dem Vorgange TIrhans 111. und Cle- 
mens IIL die von dem Klerilcer Bomanus mvischen Cessna und For- 
limpopoU gegrundete Kirche und Hospital 8. Johann in das Eigentum 
und den SchuU der romischen Kirche gegen einen Jahresdns von 3 
Solidi. Bom lei 8, Beter 1191 Mai 31. 

Orig. Bavenna Bill, Classense (8. Maria in Borto). 

Ygl. Italia pontif. V 135 n. 3. 

OELESTINVS episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto fllio 
ilomano clerico salutem et apostolicam benedictionem. Ex auten- 
tico felicis recordationis Urbani | pape predecessoris nostri eui- 
denter agnonimus; quod, cum in episcopatu Populiensi inter Cesa- 
nam et Forum Populi super stratam publicam ecclesiam et | hospi- 
talem domum ad receptionem transeuntium et honorem Dei et 
memoriam beati lohannis baptiste proposuisses Domino inspirante 
constru|ere, Populiensis episcopus ad petitionem tuam super boc 
tuo desiderio condescendit et quicquid iuris in loco illo uidebatur 
habere, iuxta uotum [ tuum in plenum ius et potestatem Romane 
ecclesie transtulit, ut domus et ecclesia ilia, cum constructa esset, 
nonnisi Ilo|mano pontifici debeat subiacere, ita quod, si quando 
priuilegium tacito facto isto contrarium comparuerit, quantum ad 
ipsum I et ecclesiam suam nullam habere debeat firmitatem. Pre- 
fatus itaque antecessor noster locum ipsum a prescripto episcopo 
in proprietatem ecclesie Ro|mane translatum recepit et tibi domum 
et ecclesiam ipsam ad honorem Dei et Romane ecclesie construendi 
concessit liberam faculjtatem, in qua nullus nisi Romanus pontifex 
habere debeat potestatem, et id postmodum bone memorie Clemens 
predecessor noster | script! sui communitione firmauit. Nos igitur 
tuis postulationibus benignius annuentes, prescr[i]ptam ecclesiam, 
quam te Domino auc|tore construxisse proponis, ad instar predic- 
torum predecessorum nostrorum in ius beati Petri et pro[p]rietatem 
Romane ecclesie et nostra | protectione suscipimus et presentis 
script! patrocinio communimus. Statuentes, ut quascumque posses- 
siones, quecumque bona [ prescripta hospitalis domus in presentiarum 
rationabiliter possidet aut in futurum iustis modis prestante Do- 
mino poterit adipisci, | firma tibi tuisque successoribus et illibata 
permaneant. Ad indicium autem, quod eadem ecclesia specialiter 
beati Petri iuris existat, tres so|lidos Prouiniensis monete nobis 
nostrisque successoribus tu et successores tui annis singulis persol- 



282 


P. Kehr 


uetis. Nulli ergo omnino hominuin liceat hanc ] paginam nostre 
protectionis et institutionis infringere uel ei ausu temerario con- 
traire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, [ indignationem 
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se 
nouerit incursurnm. Dat. Rome apud sanctum Petrum | II kaL 
iunii pontificatus nostri anno primo. 

(B. dep.) 


31 , 

Gelestin III. iestatigt dem Er^priester und den Kanonikern von 
Monteveglio die im Auftrage Clemens* HI. gefdlUe Senienz des Propstes 
von Modem vber die heiden mischen iJinen and dem Aht von Fa- 
hiano striUigen Kirchen S. Bonati und S. Venantii, 

Rom lei 8. Peter 1191 Juni 12. 

Orig. Bologna Arch, di stato (8. Maria di Monteveglio als Cele- 
stin V). 

Vgl. Italia pontif. V p. 295 n. 9. 

CELESTINTS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis . * 
archipresbytero et fratribus de Montebelio | salutem et apostolicam 
benedictionem. lustis petentium desideriis dignum est nos fa- 
cilem 1 prebere consensum et uota, que a rationis tramite non dis- 
cordant, effectu I prosequente complere. Eapropter, dilecti in 
Domino filii, uestris iustis postu(latiombus grato concurrentes 
assensu, sententiam, quam dilectus filius . . prepositus | Mutinensis 
ex delegatione domini pape dementis post auditas allegationes 
partium super duabus | ecclesiis sancti Donati et sancti Venantii, 
quas uobis . . delegatus iudex adiudicauit, prefate [ ecclesie Montis- 
belii contra abbatem sancti Fabiani de multorum consilio protulit, 
sicut canonice [ lata est nec legitime appellationis remedio suble- 
uata, presenti pagina confirmamus. | Nulli ergo omnino hominum 
liceat hanc paginam nostre confirmationis infringere uel | ei ausu 
temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, 
indignationem | omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apo- 
stolorum eius se nouerit incursurnm. Dat. | Rom. apud sanctum 
Petrum II id. iun. pontificatus nostri anno primo. | 

(B. dep.) 


Naclitrage zu den Papsturkunden Italiens. lY. 


283 


33 . 

Oelestin III. nimmt nach dem Vorgange Innocem^ II, ^ Gelestins 
II, Lucius^ II,, Alemnd&s IIL, Gregors VIII, und Clemens'' III, 
die Kirche von Ferrara unter dem Sischof Uguitio in den aposto- 
lischen ScJmt^, lestdtigt ilir die genannten Besitmngen und alien Oe- 
wohnheiten, und verfUgt nach dem JBeispiel der genannten Vorgdnger, 
daji sie mit der gamen Farochie im Figentum der romischen Papste 
hleiben soil, Lateran 1192 Mdr 0 26, 

Orig, Modena Arch, di stato (Vescovado di Ferrara), — Die Ah- 
schriften sind Italia pontif, V p, 219 n, 54 verseichneU 

Citiert von J-L, 16842 nach PflugTc-Rarttung Iter p, 325 n, 936. — 
Die Urhunden Gregors YIIL J-L, 16048, Clemens'' III, I-L, 16404 
und Gelestins III, J-L, 16842 lauten tvdrtlich gleich. Die ersfe ist 
dber nur in Abschriften erhalten und von Pflugh - Harttung Acta III 
348 n, 396 schleehf gedrucM] die 0 weite ist 0 war im Original erhalten, 
aher von Muratori Antiq, VI 439 aus Priscianus ediert, so daJi ein 
AJbdruclc nach dem Original Gelestins III, notig erscheint, damit fur 
eine dringend notwendige Vntersuchung der Ferrareser Privilegien eine 
mverldssige Grundlage existiere. Nach Kopie von Dr, A. Ruppel, 

OELESTINVS EPISOOPVS SEEYVS SERYORYM DEL YEM3- 
RABILI EEATRI YGYIOIONI FEREAEIENSI EPISCOPO E3YSQYE 
SYCOESSOEIBYS OANONICE SYBSTITYENDIS IN PEEPETYYM. | 
In eminenti sedis apostolice specula, licet immeriti, constituti, 
fratres nostros episcopos tarn uicinos quam longe positos fraterna 
debemus caritate diligere et ecclesiis a Deo sibi commissis paterna 
sollicitudine pro|uidere. Eapropter, uenerabilis in Christo frater 
episcope, tuis iustis postulationibus clementer annuimus et felicis 
recordationis predecessorum nostrorum INNOOEJSTCII, CELESTINI, 
LYOn, ALEXANDEI, | GEEGOEII et OLEMENTIS Eomanorum 
pontificum uestigiis inherentes, prefatam Ferrariensem ecclesiam, 
cui Deo auctore preesse dinosceris, sub beati Petri et nostra pro- 
tectione suscipimus et prejsentis scripti priuilegio communitnus. 
Statuentes , ut quascumque possessiones , quecumque bona eadem 
ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet aut in futuriim 
concessione pontifl.|cum, largitione regum uel principum, oblatione 
fidelium sen aliis iustis modis prestante Domino poterit adhipisci, 
firma tibi tuisque successoribus et illibata permaneant. In qui-. 
bus I bee propriis duximus exprimeiida uocabulis: monasterium 
sancti Siluestri, monasterium sancti Bartbolomei, plebem sancti 



284 


P. Kehr 


Q-eorgii ultra Padum, plebem sanote Marie de Grabiana, plebem 
saucte I Marie de Vicouentia ciim eastro et curte et toto honore 
ac districtu Vicouentie, plebem sancti Martini de Contra-Padum, 
plebem sancti Apollinaris de Trisicalio, plebem sancti Stepbani de 
rirminiaii(a) cum tota l^curte Pirminian(e)"^ et Trisca](ii) cum bo- 
nore et districtu, plebem sancti Petri de Copario, plebem sancti 
[Grejorgii de Tamara, plebem sancti Martini de Rupina, plebem 
sancte Marie de Septempolicin(o), plebem sancte | Marie de Vica- 
ran(o) cum curte Vicaran(i) et toto bonore et districtu, plebem 
sancti Bonati de Pedrurio cum. curte sancti Donati et districtu, 
plebem sancti Stepbani de Bolonitico cum curte Bolonitici et bo- 
no|re ac districtu, plebem sancti Georgii de Tricenta cum curte 
Tricent(e), toto bonore ac districtu, plebem sancti Antoni de Pica- 
rolo, plebem sancte Marie de Cinisello, plebem sancti Michaelis de 
Bingantin(o)^) cum | curte Melaria et toto bonore ac districtu, eccle- 
siam sancti Stepbani de Staurano cum tota eius curte, ecclesiam 
sancti Romani de Tartaro, ecclesiam de Cadaldo cum bospitali, 
ecclesiam sancti Tbome cum | bospitali subtus Buran(am), ecclesiam 
sancti Matbei cum bospitali de Riipta Petri Storti, bospitale Om- 
nium sanctorum, bospitale fratris Duranti, bospitale de Cauda 
longa, ecclesiam sancti Lazari cum bospitale de Campo | mercati, 
curtem Prancolini cum toto bonore et districtu , curtem Badring- 
nan(i) et Bragantini cum toto bonore et districtu, curtem Porti- 
clamatoris cum bonore et districtu, uallem Theodoram, | Campum 
ducis, Dossum Portunarie cum tota uallada sibi pertinente, eccle- 
siam sancti Martini de Bosco, bospitale de Ruptulo cum omnibus 
capellis et tenutis et earum pertinentiis. Antiquas igitur et ratio- 
nabiles | consuetudines, quas antecessores tui in canonica maiori et 
in ecclesiis tui episcopatus bactenus babuerunt, tibi et successo- 
ribus tuis auctoritate apostolica confirmamus. Statuentes, ut nulli 
liceat aliquem | in ecclesia^J maiori in canonicum uel in aliquam 
prelationem, non requisite consilio et licentia tua sen successorum 
tuorum, recipere nec cuiquam fas sit in ceteris ecclesiis capellanum 
absque tuo consensu instituere uel | amouere. Correctionem quoque 
canonicorum ecelesie tue et aliorum clericorum tui episcopatus et 
monacborum libere habeas et eorundem ordinationem, sicut prede- 
cessores tui babuisse noscuntur, tibi et successoribus ] tuis duximus 
concedendam, Illud etiam ad exemplar predecessorum nostrorum 
supradictorum omnimodis sanccientes, ut Perrariensis ecclesia cum 
tota parroebia sua in iure [et] dominio ac priuilegio sancte Ro- 


a) Firmian. Or, 1) lies Bragantino. c) ecclesiam Or. 



Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. lY. 


286 


mane ecoleaie et | beati Petri, cuius est patrimonium , perpetuo 
conseruetur et sit semper sub nostra nostrorumque suooessorum eleo- 
tione, ordinatione atque consecratione , ut quioumque illic electus, 
ordinatus et consecratus fuerit, ille honoris | huius ac potestatis 
integritate fungatur. Decernimus ergo etc. Si qua igitur etc. 
Cunctis autem etc. AMEN. AMEN. AMEN. | 

E. Ego Celestinus catholice ecolesie episcopus ss. BV. 

I Ego Albinus Albanensis episcopus ss. 
f Ego lohannes Prenestinus episcopus ss. 
f Ego Pandulfus presb. card, basilice XII Apostolorum ss. 
f Ego Melior sanctorum lohannis et Pauli presb. card, tit, [Pa- 
machii ss]. 

f Ego lohannes tit, sancti dementis card., Tuscanensis episcopus ss. 
i Ego Eomanus tit. sancte Anastasie presb. card. ss. 
t Ego Hugo presb. card, sancti Martini tit. Equitii ss. 

f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego lohannes sancti Theodori diac. card. ss. 
f Ego Bernardus sancte Marie None diac. card. ss. 

I Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. 
card. ss. 

f Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diao. card. ss. 
f Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmydin diac. card. ss. 

Dat. Lateran. per manum Moysi sancte Eomane ecclesie sub- 
diaconi, Lateranensis canonici, VII kal. april. , indictione X% in- 
carnationis dominice anno M^.C^.XC^.II^, pontificatus uero domni 
CELESTINI pape III anno primo. 

(B. dep.) 


33. 

Gelestin III. hefieTilt dem JBischof Gerard von Bologna , in dem 
von Angelica auf dem Mons Ouardiae gegrundeten Oratorium 3* JMIariae 
den von Urn selhst geweihten Grimdstein m legen. 

Lateran 1193 August 3L 

Orig. Bologna Arch, di state (S. Luca). — Kojpien s. XVI und 
s. XVIII ebenda. 

Vgl Italia pontif. V p. n. 1. — Das ist die Grilndungs- 
urjeunde der beruhmten Kirche Madonna di San Luca auf dem Berge 
aber Bologna. Sic ist in einer Note in dem Di^ionario des Calindri 
gedrucM j das aber in Deutschland und seTbst in Italien selten und 



286 Kehv, 

aujierhalb Bologna's hall vergessen ist iroU der nicht geringen Ge- 
lelirsamkeit des Verfassers. 

Celestinus episcopus seruus seruorura Dei. Venerabili fratri 
. . episcopo Bononiensi salutem et apostolicam benedictioDem. 

Cum mulier ad bonorem Dei et beate uirginis Marie in loco 
qui dicitur Mons Gruardie oratorium ex deuotione duxerit con- 
stituendum, nobis humiliter supplicauit, quatenus ad consumandum 
pietatis opus primaxium lapidem ipsius fabrice fundamento aucto- 
ritate apostolica iacendum concedere deberemus. Cuius desiderio 
et petitioni acquiescentes, preseutium tibi auctoritate mandamus 
firmiter iniungentes, quatenus ad locum accedens, lapidem nostris 
manibus consignatum, quern ei duximus transmittendum, cum tibi 
presentauerit , auctoritate nostra in eo dicte fabrice fundamento 
ponere non omittas. Dat, Lateran. IX bal. septembr. pontificatus 
nostri anno tertio. 

(B. dep.) 

a) Angelica. 


34. 

Celestin HI, leauftragt den Propst Joachim von Faenm nnd den 
Alt Guarnerius von S. Mercuriale di Forli mit der Entscheidung des 
Streites mischen dem Er^spriester , dem apostoUschen SuldiaJwn nnd 
Propst Mainard nnd den Kanonikern von Ferrara einerseits und dem 
Prior und den Monchen von S, Bomano in Ferrara andererseits, 

Lateran 1195 Mai 3, 

Inseriert in die Sentew des Propstes Joachim von Faenm und 
des Guarnerius AJbtes von S. Mercuriale di Forli von 1195 Juli 5: 
Orig, Ferrara Arch, capitolare (OXIV n. 9) — Scalalrini Gopie di 
scritture estratte dalV archivio del capitolo di Ferrara gu. V f, 18, 
s. XVIII, Ferrara Bill, comi^nale 459 JSfD 4. Notarielle Kopie s. 
XII ex. Eeggio Arch, capitolare. 

Vgl. Italia pontif. V p. 225 n. 20. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis pre- 
posito Dauentino et abbati sancti Mercurialis Liuiensis salutem et 
apostolicam benedictionem. Causam, que inter dilectos filios 
nostros arcbipresby terum , Mainardum, subdiaconum nostrum, pre- 
positum et canonicos Derrarienses ex una parte et priorem et mo- 
nachos sancti Romani Berrariensis ex altera super missis cele- 
brandis in maiori altari ab arcbipresbytero et canonicis ipsis apud 



Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. IV, 


287 


ecclesiam sancti Romani et super aliis honorificentiis in sedibus et 
cboro eiusdem ecclesie, quas canonici sibi deberi proponunt, agitari 
dignosoitur , uestro duximus examini committendam. Quocirca 
discretioni uestre per apostolica scripta mandamus, quatenus par- 
tibus ad uestram audientiam conuocatis et ueritate diligenter in- 
quisita, causam inter eos, appellatione cessante, fine canonico deci* 
datis, facientes quod rationabiliter decreueritis, a partibus firmiter 
obseruari. Dat. Lat. V non. mail pontificatus nostri anno V, 


86 . 

Celestin III. lefiehU dem Sischof Gerard von Bologna^ die von 
dem ArcMdialwn von Padua und dem Aht von S. Giustina (eienda), 
apostoUschen Delegierten in der Streitsache misclien dem JEr^priester 
nnd Propst von Ferrara und den Parrochianen von 8. Petri de Castro 
curialium m Ferrara iiber die WoM des Priesters dieser Kirche ge- 
fdlUe Senten 0 mr Beolachtung m bringen. (or. 1195). 

Inseriert in die Sentem des Bischofs Gerard von Bologna von 
1195 OUober 11: Orig. Ferrara Arch capitolare (XXVII n. 3) == 
Scalahrini Copie di scriUure estratte dalV archivio del capitolo di Fer- 
rara gu. d f. M, s. XVIII j Ferrara Bill, coniunale 459 ND 4. 

Vgl. Italia pontif. V 226 n. 24. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Gr. Bononiensi episcopo salutem et apostolicam benedictionem. 

Ex parte dilecti fliii archipresbyteri et prepositi Eerrariensis ad 
audientiam apostolatus nostri peruenit, quod dilectus fllius arcM- 
diaconus Paduanus et abbas sancte lustine, iudices a sede aposto- 
lica delegati, contra parocbianos sancti Petri Eerrariensis super 
electione et nominatione sacerdotis ipsius ecclesie sancti Petri sen- 
tentiam promulgarunt. Ideoque '"fraternitati tue per apostolica 
scripta mandamus, quatenus sententiam ipsam, sicut rationabiliter 
lata est nec legitima appellatione suspensa, facias appellatione 
remota per censuram ecclesiasticam firmiter obseruari. 


36 . 

Celestin III. hefieUt dem Bischof Gerard von Bologna und dem 
Abf von 8. Felix in Bologna^ auf die Klage der Angelica^ den Prior 
und die Bruder von 8, Maria di Bheno an^ulialten^ der Angelica Hire 

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichteii. Phil.-hist. Klasse. 1910. Heft 8. 20 


288 Kehr, Nachtrage zu den Papsturkunden Italiens. lY. 

Anspriicke ^urilch^uerstatten ^ nachdem sie einseitig von deni mit ihr 
dbgeseJilossene'n Vergleich mruckgetreten smd. 

Rom hei S. Peter 1195 November 17, 

Orig, Bologna Arch, di state (S, Luca), — Kopie s, XVIJI ebenda, 

Vgl. Italia pontif, V p, 275 n, 8 und oben n, 33, 

Celestinus episcopus seruns seruorum Dei. Venerabili fratri . . 
Bononiensi episcopo^ dileoto filio abbati sancti JPelicis Bononiensis 
salutem et apostolicam benedictionem. Ex conquestione Angelice 
latricis presentium ad nostram noueritis audientiam peruenisse, 
quod, cum inter ipaam et diiectos fllios priorem et fratres de 
Bbeno super ipsius mulieris necessariorum prouisione et quibus- 
dam aliis articulis ex utriusque partis assensu amicabilis corapo- 
sitio intercesserit et scripto fuerit autentico oonflrmata, dicti prior 
et fratres ab eadem paction e propria resiliuerint uoluntate et, licet 
super ipsa obseruanda scripta nostra receperint, ea tamen obser- 
uare penitus cont'radicunt. Volentes igitur, ut eidem controuersie 
per solicitudinis uestre studium finis debitus imponatur, discretioni 
uestre per apostolica scripta mandamus, quatenus dictos priorem 
et fratres, ut uniuersa, que ab eadem muliere ipsos constiterit 
recepisse, ei sine qualibet difficultate restituant, per censuram 
ecclesiasticam , appellatione postposita , compellatis ; nicMlominus 
earn ab eiusdem pacti obseruantia auctoritate nostra, non obstante 
appellatione cuiuslibet, absoluentes. Dat* Eom. apud sanctum 
Petrum [XV] kal. decemb. pontificatus nostri anno quinto. 

(B. dep.) 


Beitrage zu athenisclier Politik und P ublic istik 
des vierten Jakrhunderts. 

II. Isokrates and Demostkenes. 

Von 

Paul Wendland. 

Vorgelegt in der Sitzung vom 23. Juli 1910. 

Die Frage nach den Bezielinngen von Isokrates und Demostlienes 
ist anffallender Weise bisker nock gar nickt ernstlick aufgeworfen 
worden. Das Interesse ist bisker liber den Nachweis einzelner 
Heminiscenzen und Anklange nickt kinausgegangen^), und mit dem 
sekr geringen sickeren Ertrage solcker Vergleickungen ist so gut 
wie nickts gewonnen. Denn nur eine sorgfaltige Analyse und 
Vergleickung ganzer Komplexe politiscker Ansckauungen gestattet 
eine Antwort auf die Frage, ok Demostkenes zu dem politiscken 
System des Isokrates Stellung genommen oder ok er es ignoxiert 
kat ^). Dafi diese tiefere Fragestellung nock nickt einmal gefunden 
worden ist, liegt m.E. zum guten Teil an der auBeren Trennung 
von Pkilologie und G-esckickte, die nickt mekr Grlieder einer Alter- 
tumswissensckaft sein sollen, und der dadurck geforderten Zer- 
splitterung der Forsckung. Die Historiker, die langst gelemt 
kaben, historiscke Biicker, Insckriften, Papyri streng pkilologisch 
zu interpretieren, stecken nock auf eiuigen Grebieten tief in der 

1) Parallelen sind gesammelt von Funkhiinel, Z. fixr Altertumswiss. 1837 
S. 485 ff. Vgl. aucli Schafer I 324 if, Aufierdem geben die Commentare zu Iso- 
krates und zu Demostlienes vereinzelte Beobachtungen. 

2) Bei Isokrates durfen wir von vornherein nur einzelne Reziehungen auf 
Demosthenes erwarten, da sein System friih ausgebildet war und dann nur im 
einzelnen Abwandlungen uud Anpassung, die letzte bedeutende Aenderung unter 
•dem Eindruck des Bundesgenossenkrieges erfuhr. 

Kgl. Qes. d. Wise. Iffachricliten. PhiL-Mst. Klasse. 1910. Heft 4, 


21 


290 


Paul W endland 


bedenklichen Praxis, aus dem, was iknen nicbt als QneUe im 
engeren Sinne des ‘Wortes gilt, besonders aus der Publicistik sicb. 
die historischeu Testimonia berauszufiscben. Wilamowitz’ Ana- 
lyse des isokratiscben Panegyritos bat wenig Nacbfolge gefunden. 
JBelochs anregendes Bucb ilber attiscbe Politik forderte dringend 
als eine Erganzung, die seinen Umfang freilicb verdoppelt batte, 
eine Analyse aller Erzengnisse der Publicistik, die unser Ver- 
standnis flir die politisobe Entwicklung sebr vertieft batte. 

Diese Mangel treten in der modernen Bebandlung der Gescbicbte 
Athens in den Jabren 359 — 323, abnlicb wie in den Zeiten der 
niedergebenden romiscben Republik, besonders bervor^). Die pri- 
maren Q-escbicbtsdarstellungen sind bis auf zerstreute Reste und 
versprengte Trlimmer geringen Umfanges verloren. Diodor ist 
wegen der Plucbtigkeiten und der willkurlicben Grruppierung, die 
vielfacb Edge seiner knappen Zusammenziebung des Stoffes waren, 
scbwer zu nutzen. Jedes neue Auftauchen einer Inscbrift oder 
eines Historikerfragments zeigt die auffallende Luckenbaftigkeit 
unserer Kenntnisse. Und des Reicbtums an gleicbzeitigen Grerichts- 
reden und Erzeugnissen der Publicistik wird man nicbt recbt frob^), 
seit man sicb ibrer tendenziosen und parteiiscben Haltung und der 
Scbwierigkeit ibrer Yerwertung bewuJBt geworden ist. Ueber 
A. Scbafer diinkt man sicb erbaben, obne docb an umfassender 
Durcbarbeitung aller Quellen ihm gleicbzukommen. Die griindlicbe 
Arbeit, die er einst an die Reden des Dem. gewandt bat, miiB 
jetzt mit friscben Kraften und mit neuen Mitteln geleistet werden; 
denn durcb die Erkenntnis, da6 Demostbenes Reden mebr Bro- 
cbliren als wirklicb gebaltene Staatsreden sind, sind die meisten 
der friiheren Eragestellungen, so oft sie aucb nocb fortgescbleppt 
werden, yeraltet und uberwunden, und nacbdem wir uns von 
Scbafers Demostbenes-Ortbodoxie emancipiert baben, sind die 
Ricbtlinien flir die Interpretation der demostbenischen Eeden ganz- 
licb verandert. 

Die Pbilologie aber ist, was das bistoriscb politiscbe Ver- 
standnis der Publicistik angebt, riickstandig ; Blafi’ politiscbe 
Verstandnislosigkeit bezeicbnet sogar gegen Scbafer einen Rlick- 
scbritt. Flir das Yerstandnis der Mittel der Rbetorik baben die 
Interpreten des Demostbenes sebr Bedeutendes geleistet, sie ver- 
sagen auf bistoriscb-pobtiscbem Grebiete^), wo sie aUe insgesamt — 

1) Ygl. Broysen, Kl. Scliriften I 121, Kromayer, Strafiburger Fest- 
schrift 1901 S. 207. 

2) Pr^sek, Gesch. der Meder iind Perser II resigniert mit Ahsicht vollig. 

3) Ber Ahstand dessen, was Eehdantz-BIaB in den Aiisgewahlten Eeden 



Beitrage zu atlienisclier Politik und Puklicistik des vierten Jahrhunderts. 291 

nnr Henri Weil bildet eine riiliinliclie Ausn^hme — der alte L. 
Spengelj der nocL. zu einer Zeit lebte, als es nxir eine Alter- 
tiunswissenscliaft gab, vollig in Scbatten sfcellt. Diese Interpreten 
citieren wohl in Einzelbeiten die pragmatische Historie, wie sie 
nnsere neuesten Historiker konstruiert baben nnd ans didaktipcben 
Grriinden baben konstrnieren miissen; sie citieren sie oft nur zu 
glaubig und kritiklos. Im librigen bewegen sie sicb in den alten 
(xeleisen einer einseitigen, die Grescbichte nur von demostbeniscben 
Principien beurteilenden und an sie gebundenen Heroen-Yerebrung. 
Erklaren sie Plato, so finden sie seine fanatiscbe Polemik gegen 
die demagogiscbe Beredsamkeit, erklaren sie Demosthenes, so finden 
sie diese von Plato bekampfte Beredsamkeit in allem gut und 
scbdn; Aeschines freilicb wixd auf dem Altar des Demosthenes- 
Eultes geopfert. Es sind oft dieselben Manner, die starke Begei- 
sterung fiir die radikale athenische Demokratie mit Betatigung 
ganz anderer Gresinnung in ihrem Leben vereinen. 

Auch der Gregensatz der beiden Personlicbkeiten hat wohl die 
Erage nach ihren Beziehungen nicht recht aufkommen lassen: Iso- 
krates der nur mit der Eeder wirkende Journalist, der sich vom 
politischen Leben des Pages fernhalt, Demosthenes der praktische 
Staatsmann, der das geschriebene Wort nur gelegentlich als eine 
seiner Waffen gebraucht; jener Yertreter einer panhellenisch ge- 
richteten, dieser Yorkampfer einer specifisch athenischen Politik; 
jener der aristokratische Litterat, der sich an ein ideales und an 
ein nicht nur athenisches Publikum wendet, dieser Pealpolitiker, 
der mit Majoritaten rechnen, der sich den Instinkten und Yor- 
urteilen der Menge anpassen muB. Die Mittel der Politik haben 
beide gewechselt. Aber Isokrates hat eine Entwickelung durch- 
gemacht, die ihn der athenischen Demokratie mehr noch, als er es 
wahr haben will, entfremdet und ihn den monarchischen Tendenzen 
seiner Zeit angenahert hat. Demosthenes ist stets iiberzeugungs- 
treuer Demokrat gewesen, der sich nur widerwillig AeuBerungen, 
die die IJeberlegenheit eines strafifen monarchischen Pegiments an- 
erkennen, entschliipfen laBt. 

Aber sollte dieser Gegensatz der Personlichkeiten wirklich 
die Annahme nahe legen, daB sie ohne Pucksicht auf einander ihre 

fiir das Formale und Blietorische leisten, von der Parteilicbkeit der Mstorischen Ein- 
leitung und der Naivetat mancher politiscben Anmerkungen, ist groB ; aber auf- 
fallend ist aucb der Gegensatz zwiscben Thallieiins glanzenden Analysen atti- 
sclier Gericblsreden, der besten Einfubrung in die advokatiscbe Beredsamkeit, und 
dem Standpimkt, den derselbe Forscber in seinem Demos tbenes-Artikel der R. E. 
einnimmt. 


21 * 


292 


Paul AYendland, 


eigenen Wege gegangen seien? Sollte Isokrates den keftigsten 
Q-egner des in seinem Philippes entwickelten Programmes und man 
darf sagen seiner unitarischen Politik iiberhatipt ignoriert haben? 
Und sollte Demosthenes in Isokrates’ Wirksamkeit keine Gf-efahr 
gesehen haben? Diese Annahme mochte bei der friiheren Grering- 
schatzung des Stubenpolitikers, dessen tonenden Phrasen man nicht 
viel mehr als eine rhetorische Wirkung zutrautOj moglich sein; 
nach dem, was jetzt liber EinflnB des Isokrates und Wirkung 
seiner Reden ausgemacht ist, erscheint sie heate wenig wahr- 
scheinlich. Ist es dock aus andern Griinden sicker, daB De- 
mosthenes von der publicistiscken Tatigkeit des Isokrates Notiz 
genommen hat. Auf welchen Wegen ihm auck die Kenntnis iso- 
kratiscker Kunstlekre vermittelt sein mag, die Tatsacke steht test, 
daB Demosthenes wie ja alle Prosaiker des 4. J ahrkxmderts unter 
dem Einfiusse des isokratiscken Stiles steht, daB er in der Meidung 
des Hiates, in der Architektonik der Periode, anck in den rkytk- 
miscken Elauseln an diesem Vorbilde gelernt hat; und diese Ein- 
wirkung tritt in den friikeren Reden, als die Originalitat seines 
Stiles nock weniger durchgebildet ist, besonders deutlick kervor. 
Und vor allem, Isokrates war der anerkannt bedeutendste Ver- 
treter der Litter aturgattung, zu der auck die demostkeniscken 
Staatsreden gehbren oder der sie wenigstens am nacksten stehen. 
DaB Demosthenes’ Reden nicht in der Ekklesie wirklick gehalten 
sind, so wenig auck ihre Vollendung okne die praktiscke Schule 
der Volksversammlung denkbar ist, darf als ein gesickertes Er- 
gebnis der neuesten Eorsckungen betracktet werden; die Umarbei- 
tung der Reden des Demosthenes und Aeschines in den Prozessen 
der Jakre 343. 330 flir die Publikation steht ja auck fest. Die 
alte Ansicht war eigentlick sckon durck die Konsequenz, mit der 
Hart el die daraus sick ergebenden Eragen nach Tagesordming, 
Antrag, Amendement, Stellung in der Gesamtdebatte, Datierung, 
praktischer Wirkung verfolgte , widerlegt ; denn befriedigende 
Antworten auf diese Eragen waren nicht zu finden. Die aktuelle 
Situation in ihrer momentanen Bestimmtheit ist nicht zu fassen, 
weil der Redner als Pampkletist sick absicktlick liber sie erhebt. 
Die Disposition ist nicht die lockere und scheinbar zufallige der 
wirklicken Parlamentsrede, die nie so gehalten wird, wie sie vor- 
bereitet ist, oft eine ganz neue Gestalt gewinnt^); Hegesipp, An- 

1) Denjenigen antikeu und modernen Demosthenikern, die Dem. die sorgfiil- 
tigste Voxkereitung seiner Staatsreden bis ins Kleinste und Feinste des Stiles 
nachrubmen, ist es nicht zum BewuBtsein gekommen, daB sie ibn zu einem 
schlechten Praktiker machen. 



Beitrage zn athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrlmnderts. 293 

dokides’ Friedensrede, vielleiclit aucli Demosthenes’ 4. PMlippika, 
geben nns allein eine Vorstellung von der wirklichen athenischen 
Staatsrede. Die des Demosthenes erheben sich vollig liber die 
ephemera Tagesdebatte dnrch die straffe Konzentration und Ein- 
heit des G-rundgedankens. Die wirkliche Debatte fordert direkte 
Polemik gegen die Vorredner und ISTennung der Gegner, und die 
Historiker spiegeln nock deutlicb diese einzig naturgemabe Praxis 
wieder ; es ist wieder nur das hohere Niveau des Pamphletes oder 
Essays, das Anonymitat der Polemik zum Stilgesetz erbebt (o. 
S. 126). Dab Wortwahl und Stilisierung dnrch die Publikation in 
eine hohere Lage versetzt wird, ist auch mit Sicherheit anzu- 
nehmen (vgl. Plutarchs Dem. K. 9). Die Worte, die Zeitgenossen 
aus Demosthenes Reden citieren, passen so wenig zu dem uns be- 
kannten Tone, dafi Blab sie als Earrikaturen bezeichnet; aber es 
sind ganz dieselben dnrch lebhafteste Aktion und Gesten unter- 
stiitzten drastischen Mittel, die Hegesipp anwendet^) und die ge- 
wib der Menge besser eingingen als alle Rhythmik, Architektonik 
und raffiniert berechnete Wortstellung. Der Abstand gesprochener 
Rede und geschriebener ist fiir antikes Gefiihl selbstverstandlich, 
von den Modernen, die „Vorlesungen“ halten und wie ein Buck 
reden, verkannt. Die Staatsreden des Demosthenes stehen in der 
Mitte zwischen wirklichen Volksreden und den Brochiiren des 
Isokrates. Diesen nahern sie sich dnrch Abrundung der Kompo- 
sition und Abklarung der Sprache; jenen verdanken sie die Iso- 
krates vollig in Schatten stellende wuchtige Energie lebendiger 
fiir lautes Lesen bestimmter Rede und den treffsicheren Instinkt 
fiir die Effekte, wie ihn nur der Praktiker gewinnt. Ist es nun 
gewib, dab Demosthenes an seinem bedeutendsten litterarischen 
Vorganger sich gebildet hat, so ist auch zu erwarten, dab er zu 
dessen politischen Grundsatzen Stellung nimmt^). 


1) Die Charakteristiken Philipps und seiner Umgebung in Theopomps Phi- 
lippika scheinen von dem oft pobelhaften Ton der athenischen Ekklesie bestimmt 
zu sein : Dem. ist stark benutzt Genaueres in einem spateren Beitrage. Die 
Kunst der grellen Effekte und Sensationen hat Th. erst in der Zeitgeschichte 
ganz entfaltet. 

2) DaB die Bede XXII und ein Teil von XXIY gegen den Isokrateer An- 
drotion gerichtet ist, sei wenigstens erwahnt. Selbstverstandlich wird Androtions 
rhetorische Ausbildung benutzt, seine Glaubwurdigkeit zu verdachtigen. Aber 
daraus folgt nichts fiir Demosthenes’ Yerhaltnis zu Isokrates; denn diese Diskre- 
ditienmg der rhetorischen Kunst ist Gemeinplatz und findet sich z. B. ebenso in 
den pseudo-demosthenischen Beden wider die Isokrateer Kallippos und Lakritos, 
als Bezept in den Handbuchern der Bbetorik. 


I 

Ici. beginne mit der Rede IIsqI 6v^iioQcmv (XIV), die iia 
Sommer 364 veroffentlicbt ist mad in die ersten Anfange der po- 
litiscben Wirksamkeit Artaxerxes Ockos batte sich vor 

kurzem die Unterstiitzung seines abtriinnigen Satrapen Artabazos 
durcb Cbares energiscb yerbeten. Jetzt riefen seine -ungebeuren 
Eiistungen in Atben eine grofie Erregung bervor^). Die patrioti- 
scben Redner scbwelgten einmal wieder im Preise der GrroBtaten 
der Vorfabren (§1.8, 36. 41) und wollten alle Hellenen znm ge- 
meinsamen Erieg auffordem (12. 13. 38). Im Sinne der Priedens- 
politik des Eubnlos mabnt Demosthenes zur MaBignng, warnt vor 
jeder Provokation des Perserkonigs. Seine leitenden Q-esicbts*' 
pnnkte nun sind an den Grrundgedanken des isokratiscben Pro- 
grammes orientiert. Er setzt den Gredanken des Perserkrieges in 
dieselbe unlosbare Verbindung mit dem der Einigung aller Hel- 
lenen, in der er bestandig im Programme des Isokrates auftritt 
(o. S. 127. 133. 140. 148), und erklart den Kriegsgedanken fiir in- 
opportun, weil seine Voraussetzung und Yorbedingung, die 
nocb nicbt erfiillt ist®). Xocb sind die Grriecben nicbt unter sicb 
einig (3), und das Interesse an den Sonderfebden ist starker als das 
panbelleniscbe Bewufitsein (12). Die Aufforderung zur Teilnabme 
an einem yon Atben proyozierten Kriege wird jetzt keinen allge- 
meinen Widerball finden, yielmehr die Zersplitterung von Hellas 
offenbaren, indem mancbe der Hellenen, die Atben scbirmen wolle, 
auf persiscbe Seite treten werden. Dagegen bofft der Redner, da6 
eine ungerecbte Kriegserklarung von Seiten des Perserkonigs die 
Einbeit yon Hellas berbeifiibren werde^). 

1) S. Weil, Harangues S. 7. 

2) Vgl. Dem. § 27* 30. Schafer I 457-^ ist nach den neueren Forschungen, 
besonders Kahrstedts, zu berichtigen. 

3) 36 m^ovoovv 37 ofioQ'v^adov. 

4) 4. 13—40 'tovg "Elhpccg 6 q^ dsoii^'vovg tivhg s'aqvgCov ^ iL%ovaLOt) 

diallccnrov, Der Perser wird durch eine Kriegserklilrung unfreiwillig eine Mittler- 
roile spielen. Die Rolle des freiwilligen Mittlers weist Isokrates Philippos zu: 
Ph. 30. 41. 46. 57. 83, 88. 111. Dies Gestandnis des Demosthenes von der all- 
gemeiuen Sehnsucht nach einem bedeutenden Manne, der Hellas die Einheit 
bringen solle, ist sehr merkwiirdig. Es entspricht wirklich dem Zuge der Zeit, 
steht aber bei Dem. ganz isoliert da. — Dem. benutzt den blinden Kriegslarm, 
urn die Athener fur einen neuen Organisationsplan der Seemacht zu gewinnen. 
Die Btistung soli in erster Linie nicht gegen den Perser, sondern gegen die er- 
klarten Feinde Athens sich richten (11. 41, ebenso in der Rekapitulation des In- 
haltes dieser Rede XV 6). Dafi hier vor allem Philipp gemeint ist, haben schon 
die antiken Kritiker erkannt (Schafer 14690, XV 24 wird er als gefahr- 
licher Feind mit Namen genannt. Auch XIII 36 wird er gemeint sein* 


Beitrage zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 296 

Deraosthenes weiB, da6 der Standptinkt der zum Krieg hetzenden 
Hedner popular ist. Darum betont er, dafi er mit der traditionellen 
Beurteiluug des Parsers vollig harmouiert. Der Bevanchekrieg 
ist notwendig uud ist nur eine Prage der Zeit (37. 39); nur im 
Augeublicke ist er durckaus inopportuu. Der Perserkonig ist 
Barbar (32. 35) und ist gemeinsamer Peind aller Grrieclien (3. 36). 
Das sind die beliebten ScHagworter der epideiktiscken Paneg 7 rik 
und des Isokrates (o. S, 127 ff.). Granz in denselben Greleisen bewegt 
Dem. sick auck, wenn er die Bliite von Hellas aus dem einmlitigen 
Zusammensteken gegen die Persermackt, den Verfall aus der Zer- 
splitterung und dem Paktieren mit dem GrroBkbnige kerleitet^), 
wenn er auf Salamis und Maratkon kindeutet (29. 30) und wiinsckt; 
da6 den Perserkonig dieselbe Tollkeit'^) wie seine Vorfakren (Da- 
reios und Xerxes) ergreife. Man siekt, wiewokl er im Eingange 
den praktiscken Bat koker stellt als Lobreden auf die Aknen^), 
recknet er dock mit der Mackt der traditionellen Bomantik der 
Perserkriege und mit den Instinkten der Menge. Er will beileibe 
nickt als Preund des Persers ersckeinen. Ebenso betont er in der 
Bkodiaca, dafi er die Grefiikle der Grenugtuung liber die Demuti- 
gung der frdkeren Gregner Atkens und der Sckadenfreude mit dem 
Demos teilt, um dennock aus Opportunitatsgriinden die IJnter- 
stutzung der rkodiscken Demokraten zu fordern. 

Piir das Verstandnis der politisoken Entwickelung des De- 
mosthenes, des Systemes seiner Politik, der seiner praktiscken Po- 
litik zugrunde liegenden tkeoretischen Grrundgedanken, die , so 
wenig sick Demostkenes auf staatswissensckaftlicke Tkeorien ein- 
laSt, dennock durck die konkreten Verkleidungen oft kindurck- 
sckeinen, ist die Beobacktung von Bedeutung, dafi der Bedner 
bfter politiscke Grrundsatze, die aus bestimmten gesckicktlicken Ex- 
fakrungen abstrakiert sind, auf ein ganz anderes Grebiet und auf 

1) 36. 40. 

2) § 39 jcaQdvoLav. Die Charakteristik des verblendeten Xerxes war in 
der Panegyxik seit Aiscliylos und Herodot traditionell. 

3) Irre ich nickt, so hat Isokrates den Gegensatz richtig herausgefulilt und, 
wie er zu tun pdegt, prompt in der Antidosisrede vom J. 353 erwidert. Er 
wendet sich § 62 gegen seine Neider, die zwar die Anmut seiner pankellenis cken 
Eeden anerkennen (xccqvevvg>s sCqT]G&ccl, Dem. XIV 1 = Pr. 7 Xoyov TiaxccQvGfbhov), 
die aber Tadelreden und Mabnreden zur Tat fiir nutzlicber balten als Lobreden 
auf alte und vergangene Taten (vgl. Dem. XIY 1. 2. 41, XV 35 und Pr. 33,2). Uud 
§76 erklart er mit Erapbase, es gebe keiae frommere uud gerecbtere Rede als 
ein wiirdiges Enkomion auf Tugend und Taten der Vorfabren (s. dagegen Dem. 
XIV 1). Jedenfalls zeigen diese Beriihrungen, wie unsicber die Beziebung jener 
Isokrates-Stellen auf Plato ist (Diimmler, IQ. Scbrifteu 1 92. 949- 


296 


Paul Wendland, 


Verlialtnisse, die zum ersten Male in seinen Gesichtskreis treten, 
iibertragt. So wendet er den ihzn gelaufigen Grnndsatz daB es 
in Athens Interesse liege, wenn die thehanische nnd die spartani- 
sche Macht sich im schwebenden Gleichgewicht hielten nnd keine 
von beiden ein den anderen Teal erdriickendes TJebergewicht ge« 
winne, in der Aristokratea (XXIII 102 ff.) anf die thrakischen 
Verhaltnisse an, Er widerrat das parteiische Eintreten filr Ker- 
sobleptes, da Athens Vorteil es vielmehr erheische, dafi in einem 
zersplitterten Thrakien mehrere Ehrsten sich im Schach hielten 
nnd im Verhaltnis des Mifitranens nnd der Eifersncht zn einander 
standen. 

So finden anch frhher entwickelte Gedanken nnd Grnndsatze 
in seiner nach dem philokratischen Frieden sich ernenernden anti- 
philippischen Politik ihre besondere Anwendnrg. Znnachst ist sein 
Verhalten Philipp gegenhber in der Friedensrede vom J. 346 der 
politischen Haltnng vergleichbar, die er 354 gegen Persien ein- 
nahm. Die radikalsten HeiJBsporne haben damals die Anffordernng, 
Philipp als Mitglied der Delphischen Amphiktionie anznerkennen, 
benntzen woUen, nm von Nenem einen Bruch mit ihm herbeizn- 
flihren, Dem. betont, daB er den philokratischen Frieden nnd die 
Verlnste, die er Athen anferlegt habe, nicht billige, nnd laBt seine 
TJebereinstimmnng mit den Vorrednern nnd einer verbreiteten 
Strbmung in feindlicher Gesinnnng gegen Philipp dentlich er- 
kennen. Dennoch halt er eine Provokation jetzt nicht fair opportun. 
Isoliert nnd in feindlicher Spannnng mit den Philipp verbiindeten 
Staaten, darf Athen nicht den Krieg mit Philipp provozieren ans 
einem AnlaB, der zngleich jene Machte heransfordern nnd sie anf 
Philipps Seite stellen woirde. Mit Opportnnitatsrncksichten wird 
354 die Abweichnng von den Traditionen des antipersischen Pa- 
triotismus, 346 der scheinbare Widersprnch gegen die friihere 
antimakedonische Kriegspolitik gerechtfertigt. Und wirklich lenkt 
die Politik, die Demosthenes in den 4 oder, wenn man die beiden 
Eezensionen der III Phil, doppelt zahlt, 6 Eeden der Jahre 344 — 
340 verfolgt, wieder in die alten Bahnen nnd ist daranf gerichtet, 
die Deberzeugnng von dem solidarischen Interesse aller Hellenen 
an der Bekampfnng PhiHpps nnd an der Xotwendigkeit einer 
Einignng aller Hellenen gegen diesen Nationalfeind zn verbreiten. 


1) XVI 4f. 24 und XXIII 102 wird der Grundsatz als ein allgemein aner- 
kannter iDezeichnet. V 17 wird andern griechischen Staaten ein ahnliclies Urteil 
liber das Verbytnis zn Athen und Theben zugeschrieben. 



Eeitrage zu athenisclier Politik und Publicistik cles vierten Jakrlmnderts. 297 

Nnn werden, wie sclion frillier, die Schlagworter der alten pan- 
hellenischen Politik wieder gegen Philipp gerichtet ^). 

Es lohnt nock weiter, von der Symmorienrede ansgehend, die 
Haltung, die Demosthenes in denselben Jahren dem Perserkonige 
gegeniiber einnahm, zu verfolgen. Wir sahen, wie er schon in den 
Reden XIV. XV in Philipp, nicht im Perserkonige, den erklarten 
Eeind sieht und wie die patriotischen Schlagwbrter, die er gegen 
den Perser schlendert, wesentlich als eine Konzession an die herr- 
schende Stimmung anziisehen sind. Kein Wunder, daB er seit 344 
angesichts des sicker bevorstekenden Krieges mit Philipp sick von 
jenen Vorurteilen ganzlick emanzipiert und den Bund mit dem 
Perser sucht^). 

Wir haben reicklicke Zeugnisse, um die damaligen Beziekungen 
zwiscken Atken und Persien genauer verfolgen zu konnen. Aus 
dem Material, das Didymos CoL 8, 7ff. aus Androtion, Anaximenes, 
Pkilochoros vorlegt, wissen wir, daB unter Lykiskos’ Arckontat 
(344/3) zugleich Philipp Gresandte jcfpl slgTjvrjg — es handelt sick 
um Revision und Erweiterung des pkilokratiscken Priedens — 
nack Atken sandte^) und persiscke Gesandte erschienen, um die 
Befestigung der vater lichen Ereundsckaft zu erbitten. Die Ein- 
sickt in die ikm von Philipps Vordringen und dessen Konspiration 
mit Hermias von Atarneus drokende Gefahr^) und wohl auck 
der *Wunsch, wakrend der agyptiscken Expedition^) an Atken einen 
Riickkalt gegen Philipp zu kaben, werden Artaxerxes Ockos zu 
diesen Vexhandlungen mit Atken bestimmt haben. Aber er fand 
kein Entgegenkommen. Der athenische Bescheid lautete in hbf- 


1) Philipp ist jetzt der Barbar: III 17. 24. IX 31. XIX 305. 308. 327. Er 
ist der ^OLvbg ix^Qog: XIX 307. Jetzt soil die Politik der Sammlimg sick gegen 
Philipp richten: X 59 Sno^viiccdov gebraucht wie in der Symmorienrede 37. 

2) Die alteren Beziekungen Atkens zu Persien wird Xakrstedt in der 
Fortsetzung seiner Diss. „Die Politik des Demosthenes I^^, Berlin 1910 hehandeln. 
Bis jetzt seke ick keine Moglickkeit zu beweisen, daB Dem. schon in der Zeit der 
Eeden I — IV ernstlich mit einer persischen Koalition gerechnet katte. 

3) Es ist die zweite der drei von E. Meyer S. 770 ff. richtig untersckiedenen 
Gesandtschaften des Philipp : 1. die mit der Besckwerde fiihrenden Gesandtschaft 
der Peloponnesier zugleick in Athen eintreffende, bei deren Gelegenheit Dem. 
(Herbst oder Winter 844) die 11. Phil, hielt. 2. Pythons Gesandtschaft (Pruhjalir 
343), die der liber sie berichtenden Bede cles Hegesipp vorausliegt und mit der 
die persische Gesandtschaft zusammentraf. 3, die Gesandtschaft vom Friihjakr 
342, die Hegesipp den AnlaB zu seiner unklngen und pobelhaften Bede gab. 

4) So lautet eine Vermutung bei Didymos Col. 8, 26ff. 

5) Kakrstedt hat die Eroberung Aegyptens 343/2 angesetzt, so da£ ikr 
die persische Gesandtschaft nack Athen vorangcht (S. 15 if.). 



298 


Paul Wendland, 


licher Pom doch. entscMeden abweisend, der Friede werde Bestand 
haben, wemx der Konig sicb niclit gegen griecMsclte Stadte wende 
Die Folge dieser Abweisung ist vielleicbt der bei Arrian erwabnte 
Vertrag des Ocbos mit Philipp gewesen, der, falls man ihn in 
diese Zeit ansetzen darf^), eine freilich bald vorubergehende Ver- 
standigung herbeigefiihrt hatte. Die Erfolge der Makedonen in 
Thrakien bestarkten ihn in der Ueberzenguing, daB doch inWahr- 
heit seine und Athens Interessen ganz zusammenliefen. Philipps 
Vordringen gegen den Hellespont bedrohte ihn bald nicht weniger 
als Athen, nnd seine Satrapen unterstiitzten bald das belagerte 
Perinth ^). 

Fiir die kilhl abweisende Antwort trat, wie Didymos Col. 8, 15 
bezengt, anch Androtion ein. Dem. stand also damals seinem alten 
Gegner, der als Isokrateer anch die Schlagworter der panhelleni- 
schen nnd perserfeindlichen Politik seines Meisters anfgeboten 
haben wird, gegenhber. Denn es nnterliegt keinem Zweifel, daB 
Dem. bei dieser Gelegenheit wirklich fiir einen Band mit Persien 
agitiert hat, daB er aber nicht dnrchdrang, gerade so wie er kurz 
yorher bei Gelegenheit der makedonischen nnd der peloponnesischen 
Gesandschaft einen MiBerfolg dayongetragen hatte, den die II. Phil, 
yertnschen will (s. E. Meyer). Die Moglichkeit dieser Politik lag, 
wie wir sahen, ganz in der Linie seiner frtiheren AenBernngen 
hber das Verhaltnis zn Persien, die nnr nnter dem Drnck der 
bflentlichen Meinnng einen scheinbar feindlichen Ton anschlngen; 
sie ist aber anch mit Notwendigkeit ans seinen spateren AenBe- 
rnngen in der zweiten, etwas ansfiihrlicheren Ansgabe der III. Phil, 
nnd in der IV. Phil, zu erschlieBen. Athenische nnd persische So- 
lidaritat wird yon der athenischen Kriegsparfcei ganz so empfanden 

1) Philochoros bei Didymos Col. 8, 21 — 23. Vorber berichtet Didymos nach 
Androtion und Anaximenes; tov ^Ll^TtTtov iitl aQx^vtog AvKLffKOv ^A&ijvoc^s jtsgl 
a^Q'^vrjg Ttsfifccvtog, ^aaiXsaig TCQsapsLg ovfiTtQoa^KOCvto ot Ad'rivccLOL, S^Ucc •bits- 
QOTCtinm'csQOv i) ixQVv dLsXsx^r}()Ccv avtoig, Meyer S. 777 bat meine Konjektur ov 
TtQQGTi'Aavxo angenommen, C. F. Lehmann, Klio X S. 392, sie bestritten, und man 
kann im Referate des Didymos sicb mit der nicht sebr prazisen Ausdrucksweise 
zufrieden geben. Das unklare si^'^vrig ist besser als von Lehmann scbon 
von Stavenhagen, Quaest. Demostbenicae Gott. 1907 S. 40 verteidigt worden; 
und Col. 12, 64 ist •^iUv als die wabre Lesung aucb von Florian, Stadia Di- 
dymea, Lpz. 1908 S. 34 erkannt worden. Icb citiere mebr als nbtig ist; denn die 
modern en Arbeiten ignorieren ihre Vorlaufer in der Eegel, 

2) Judeicb, Kleinas. Studien S, 299 hatte ihn scbon scbarfsinnig in diese 
Zeit ungefahr gesetzt. 

B) Schafer II 502 vgi. aucb 516 und Philochoros’ Zeugais (Did. 10, 54) iiber 
Verbandlungen des Chares mit persischen Satrapen (Florian S. 54. 55). 


Beitrage zu athenischer Politik und Piiblicistik des Yierten Jahrhunderts. 299 

wie von Ochos. Ill PMl. 71 empfieUt Dem. erne Gresandtsclaaft 
aucb. an den Perserkonig mit der Begriindung, daB anch dieser in 
Philipps Vordringen eine Grefahr sehen milsse. IV Phil. 31 — 34 
fiihrt er aus, daB durch gliicklichen Zufall die Moglichkeit einer 
Verbindung mit dem Perserkonige sich biete, die man nut 2 ;en 
miisse. Denn auch die Vertrauenspersonen nnd ‘Wohltater des 
Konigs hassen und bekampfen Philipp ^). Und durch den bei ihm 
in Haft befindlichen Hermias wird Ochos anthentische Kunde er- 
halten von den gegen ihn gerichteten Wuhlereien des Philippi). 
Darum muB man jetzt eine Gesandtschaft an den Konig schicken 
und Verhandlungen mit ihm ankmipfen. Man muB die abge- 
schmackten Phrasen, die schon oft Schaden gestiftet haben, 6 Si} 
pdQ^aQog und 6 %oi,vbg B%%'Q6g^ und alles ahnliche Geschwatz 

der Art aufgeben. Der Eauber, der mitten in Griechenland vor 
den Thoren steht, ist zu flirchten, nicht der Perser in Susa und 
Ekbatana; der hat vielmehr Athen schon frliher aufgeholfen^) und 
machte ihm erst jlingst Anerbietungen; wenn ihr sie nicht an- 
nahmt und ablehntet, so ist es wahrhaftig nicht seine Schuld^). 

Hier haben wir anthentische Zeugnisse des Demosthenes^ die 
einen sicheren SchluB gestatten, daB er das Entgegenkommen der 
persischen Gesandtschaft vom J. 343 gegeniiber empfohlen hat und 
daB die Absage wider seinen Willen erfolgt ist. Es ist sehr zu 
bedauern, daB diesen Zeugnissen gegeniiber ein so verdienter und 
scharfsinniger Eorscher wie der jiingst verstorbene Nitsche®) 
sich zum Vertreter einer Demosthenes-Orthodoxie aufwirft, die 
vorgefaBter Meinung zu Liebe die Tatsachen vergewaltigt. Er 
stellt S. 105 dfeh seltsamen Kanon auf, bei dem er sich offenbar 
selbst nicht ganz wohl fiihlt, daB Dem. zwar nach Charonea, aber 
nicht vorher beim Perserkonig Hilfe gesucht haben darf. Diesem 
Kanon zu Liebe wird die Echtheit der langeren Eezension der 


1) Gemeint ist Yor allem Mentor, der durch die Verhaftung des Hermias 
den Kampf mit Philipp eroffnete, und die Satrapen, die dann nach XI 5 Perinth 
beigestanden haben. 

2) A. Korte, Kh. M. LXSDOff., Kahrstedt S. 12 ff. 

3) DaB Dem. vor allem an Konon denkt, hat schon Weil gesehen, und Di- 
dymos interpretiert ebenso. 

4) Didymos Col. 6,71 bestatigt die, wie so oft, vortreftliche Lesart der Vul- 
garhss. o-b rd ys i%s^vov (ov tk i%s^vov SA Vind. I Did. Col. 8, 7 tdd'), vgl. 
VIII 53 = X 56. 

5) Z. fur das Gymnasialwesen, Jahresberichte XXXII 1906 S. 73 — 184 ^De- 
mosthenes und Anaximenes Ignoriert zu werden wie bisher verdient die durch 
Materialsammlung und feme Beobachtungen wertyolie Arbeit keineswegs. 


300 


Paul W endland, 


III. Pliil. rad die der der IV. Phil, preisgegehen (S. 105. 136. 164). 
Nun kommt ja aber noch das Zeugnis der fingierten Demostlienes' 
rede des Anaximenes (XI 5. 6) hinzu, der Dem. unter Hinweis auf 
die Unterstiltzung Perinths durch. die Sairapen die Aussiclit auf 
persische Hilfe und auf persisch.es Grold erbffhen laJBt. Der Zeit- 
genosse Anaximenes, sollte man meinen, mlifite gewufit haben, 
warum er Dem. diese Worte in den Mund legt. Aber Nitsche 
macht gerade Anaximenes zu dem Siindenbock, mit dessen Hilfe 
Dem. entlastet wird. Er ist es, der „der wirklichen Politik des 
Demosthenes seine phantastische unterzuschieben wagte“ und den 
auch im Perserhah korrekten Patrioten „beim barbarischen Perser- 
kbnige Hilfe suchen liefi“ (S. IOB)^). Er ist Nitsche Verfasser nicht 
nur der von Didymos ihm zugeschriebenen Rede, sondern auch der 
Rede Ilegl dvvtd^acjg, der Erweiterungen der III. Phil. ^), der IV. 
Phil. ^), der ersten Rede gegen Aristogeiton, der Brief- und der 
Proomiensammlung. 

Zur Yerstandigung zwischen Athen und Persien ist es auch 
jetzt nicht gekommen. Dem. selbst bezeugt ja auch, daB augen- 
blicklich noch das Verhaltnis des Persers zu Athen gespannt ist 
(§ 52). Seine Gresandtschaft nach dem Bosporos, die bald auf die 
Publikation der lY. Phil, folgte und wahrscheinlich auch eine Yer- 
standigung mit den Satrapen bezweckte"^), hat zu dem gewiinschten 
Biindnisse nicht gefiihrt. 

In diese Zeit wird wohl das von Aeschines (III 238) citierte 
Schreiben des Konigs fallen^), in dem er Athens Werbungen ebenso 
schroff abweist, wie die Athener seine frlihere Botschaft abgelehnt 
hatten. Aeschines mag die Porm zugespitzt haben; den Sinn des 
Schreibens wird er doch richtig wiedergeben mit denWorten: Ich 
werde euch kein Gold geben, bittet mich nicht, denn ihr kriegt 
doch nichts. 


1) Wie konnte denn von einer in dieser Zeit erfolgten Bestecliung des Dem. 
durch den Perser (Ps. Plut. 847 vgl. 848 E) die Bede sein, wenn er gar nicht die 
Faden mit Persien anknupfte? 

2) Umgekehrt scheint E. Meyer S. 778^, mit Unrecht, die ktirzere Kezen- 
sion fur -willkurlich zurechtgemacht zu halten. 

3) Ich wurde, als idi durch Diels’ Gute zuerst nur die Vorrede der grofien 
Berliner Didymos- Ausgabe erhielt, durch ein Versehen vpn Diels (s. meinen 
Anaximenes S. 2^) zu der Annahme gefiihrt, Anaximenes sei als Autor der IV. 
Phil, hezeugt, und fiihrte mit negativem Ergebnis fiir diese eine XJntersuchung^ 
die ich dann mit Erfolg fur K XI aufnahm. 

4) S. Korte, Rh. M. LX 404. Schafer II 482. 

5) Vgl. Schafer II 483, der aber falschlich Dem. XIX 137 hierhin zieht, 
•vvo es sich vielmehr urn Bestechung handelt, und Korte S. 404. 



Beitrage zu athenischer Politik und Puklicistik des vierten Jahrhunderts. 301 

Aucli wie das Werben um die Griinst des Persers von der an- 
dern Seite aufgefafit wurde, ist uns nocb bezeugt. In dem tins 
erbaltenen Briefe^) (XU 6. 7) sagt Philipp den Athenern seine 
Meinnng liber ibre Yerbandlungen mit dem Perser; Dieser Versnch 
einer Konspiration mit dem Perser nimmt ihn Wunder. Denn 
ebe Ocbos Aegypten (343/2, aber der erste Peldzng 3B1) und Pbo- 
nikien (i. J. 3B0) unterwarf, baben die Atbener fiir den Fall eines 
Konfliktes mit Persien Philipp und alle andern Grriecben zur Hilfe 
aufgerufen ^). Jetzt geben sie in ibrem HaB gegen Philipp so weit, 
daB sie mit dem Perser iiber ein Defensivblindnis gegen ihn ver- 
bandelten. In fein berechneter Wendung halt er ,den Athenern 
vor, daB, was sie einst den Pisistratiden vorwarfen, daB sie den 
Griecben den Perser anf den Hals zogen, sie jetzt selbst zu ttin 
sicb nicbt scbamten®). 

Die Opposition des Isokrates gegen die perserfreundliche Po- 
litik und vor allem gegen Demosthenes babe icb scbon S. 164. 165 
beriihrt. Ein abnlicher Gregensatz der Anschauungen tritt bier 


1) Ob er das von Pbilochoros erwahrite Ultimatum oder ein frixherer Brief 
Philipps ist (so Nits c he S. 81. 173 vgl. Welzhofer, Die Komposition der 
Staatsreden des Dem., Progr. Straubing 1905/6 S. 6 und Stavenbagen S. 32ff.), 
fallt fur diese Untersucbung nicht ins Gewicht. Je nach Entscheidung dieser 
Frage sind die von Philipp iibel vermerkten Verhandlungen mit Persien zeitlich 
anzusetzen. Entschieden betonen muB ich gegeniiber Nitsche (S. 84), daB der 
uns erhaltene und der von Didymos citierte Brief identisch sind, daB also zwei 
Bezensionen desselben Textes kursierten. 

2) Nitsche S. 103 setzt diesen Appell kurz vor die Eroberung Aegyptens, 
abnlich Kah rst edt S. 17 fP. Icb verstehe nicht, wie K. diesen Appell — darum 
handelt es sich nach den Worten — mit der Antwort auf Philipps zweite Ge- 
sandtschaft gleichsetzen kann. Wahrscheinlicher hahen andere an die Situation der 
Symmorienrede gedacht. Das ist wenigstens eine Moglichkeit. Damals wunschten, 
wie § 12. 13. 38 zeigt, die enragierten Patrioten und Perserfeinde einen Appell 
an alle Hellenen. K. S. 17^^ bestreitet die Gleichsetzung mit den Worten „Ein 
Appel an die hellenische Nation ist doch keine Entente mit Philipp". Aber in 
den Worten Philipps ist gar nicht von einer Entente, sondern von einem solchen 
Appell die Bede. Auffallig ist nur, daB nach Philipps Brief Philipp selbst in den 
Appell eingeschlosseu war; denn davon horen wir im J. 354 nichts. Moglich, daB 
die Patrioten 354 in jenen Appell auch Philipp einschlieBen wollten; dann hMten 
sie, wie zu Demosthenes’ Mahnung zu einer abwartenden Haltung dem Pefser 
gegeniiber, so auch zur Forderung der Wacbsamkeit gegen den erklarten Feind 
Philipp im strikten Gegensatz gestanden. Aber es konnte auch ein KniF Philipps 
sein, daB er als HeraklessproB den damals laut gewordenen Appell an die Hellenen 
auch auf sich bezieht. 

3) Meine frlihere Hypothese (Anaximenes S. 21), daB auch in dieser Notiz 
sich die Hand des iiberarbeitenden Anaximenes verrate, halte ich nicht mehr 
aufrecht. 


302 


Paul Wendland, 


hervor, wie einst in den Debatten des J. 354 und des J. 343, nnd 
nacb den Analogieen konnten wir noch mit einiger Sicherbeit re- 
konstrnieren, was Androtion nnd was Demostbenes 343 gesagt 
baben. Wir saben scbon, daB die Art, wie Dem. die 3B4 von ibrn 
angenommenen Scblagworter seiner panbelleniscben Politik zum 
alten Eisen wirft, Isokrates besonders verletzen mnBte. Das xoivos 
s%Q'q6s wiederbolt er Panathenaikos 158, nennt es eine Scbmacb, 
daB die groBten G-riecbenstadte wetteifernd nm den persischen 
Reicbtnm werben, daB Argos nnd Tbeben zur Dnterdriicknng des 
Anfstandes in Aegypten gebolfen baben ^), Athen nnd Sparta 
feindlicber zn einander als znm gemeinsamen Feinde steben, dnrcb 
Sondergesandtscbaften seine Dnterstlitznng in den Febden mit 
Griecben sucben; and dabeimiiBten sie docbwissen, daB er gerade 
die, welcbe sicb nm seine Gnnst bemiiben, nbermiitig zn beban- 
deln pflegt ^). 

Dnbefangene Betracbtnng wird Isokrates’ Drteil nicbt bei- 
stimmen, sondern in den Versucben einer Verstandignng mit dem 
Perser eine niiebterne, dnrcb die Verhaltnisse geboteneEealpolitifc 
erkennen, nicbt eine Scbmacb, von der die Apologetik ihren Heros 
zn befreien notig batte. Ebenso nngliicklicb ist die Apologetik in 
der Verwerfung des folgenden Abscbnittes der IV. Phil. (35 — 45) 
gewesen, in dem die Tbeorika verteidigt werden. Man bat es 
wabrbaftig nicbt notig, die Ehre des Dem. dnrcb Atbetese dieser 
Ausfiibrnng zn retten; der Politiker bat die Mittel gewecbselt. 
Weil sicb ibm jetzt die allzn optimistiscbe Anssicbt anf das per- 
siscbe Gold offnet, meint er anf den friiberen miBliebigen Plan 
einer Dmwandlung der Tbeorika in Ekiegsgelder verzicbten zn 
konnen nnd will wohl dnrcb diesen Verzicbt seiner PoHtik eine 
groBere Popnlaritat sicbern®). Als sicb dann jene Anssicbt als 
triigerisch erwies, bat er den alten Plan wieder anfgenommen nnd 
339 wirklicb dnrebgesetzt. Scblimmer als solcber Wecbsel sind 
die demagogiscben Mittel, mit denen Dem. in dieser Bebandlnng 
der Tbeorika nacb der Popnlaritat bascht. 

Wabrend der Vorbereitungen von Alexanders Znge nacb Asien 
bat Dareios nocb einmal die Verbindnng mit den griecbiscben 
Staaten gesncbt, nnd Dem. bat persisches Geld empfangen. Aber 
der zweite Anmarscb Alexanders bereitete der griecbiscben Er- 

1) § 159 (0. S. 164). 

2) § 160. Wahrscteinlicli ist datei auch an das S. 300 erwahnte Schreiben des 
Ochos gedaebt. 

3) Der III 19 vorgesehene Fall einer andern Auslnmft , die das Besteben 
der Tbeorika gestattet, ist jetzt eben eingetreten. 





Beitrage zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhunderts. 303 

hebnBg tind damit aucli den Planen einer Konspiration mit dem 
Perser ein jahes Ende^). Die G-egner sind nicht miide geworden, 
Dem. die Annalime persiscben Groldes vorzuwerfen, tind iohnend 
weist Aeschines (III 269) anf die Sclimaci. Mn, daB Dem. ofPen mit 
dem Perser gegen die (rrieclieii gemeinsame Sache gemacht habe. 

Demosthenes’ Politik nach der Schlacht hei Charonea laJBt 
sich nicht mehr henrteilen; die Nachrichten werden jetzt diirftig 
land stammen meist yon seinen Gregnern her. Eine fiihrende Rolle 
hat er nicht mehr gespielt. Gemessen an der Hohe seiner Bahn 
tind an der fieberhaften Tatigkeit der Jahre 343 — 338, erscheint 
der Dem. dieser Periode als toter Mann. Der KxanzprozeB setzt 
noch einmal seine Eeder in Bewegting: handelt es sich doch nm 
seine Ehre tmd um seine biirgerliche Existenz. Aher der Publicist, 
der im Kampf groB geworden ist, schweigt jetzt. An Mufie zur 
Schriftstellerei fehlt es ihm nicht, aber Schriftsteller yon Natur 
nnd Bernf ist er eigentlich nicht ^). Die Publicistik war ihm Pa- 
rergon und eine Waffe im Kampf. Dm so mehr miissen wir die 
yollendete Kunst des Publicisten bewundern. 

II 

Sahen wir, dafi Dem. in den Anfangen seiner politischen Wirk- 
samkeit sich noch an den G-esichtspunkten des Isokrates orientiert 
und dessen Anschauungen sich anpaBt, so muBte wenn nicht schon 
die yon Dem. betriebene Kriegspolitik der Jahre 349 und 348, so 
doch die im Ph. des Is. offen heryortretende Sympathie des Iso- 
krates fur Philippos, Demosthenes’ bald nach dem philokratischen 
Erieden sich erneuernde Eeindschaft gegen den Makedonen zu 
einem Gegensatz der Manner flthren, der sicher auch durch die 
Verschiedenheit der Naturen yerscharft worden ist, Der philokra- 
tische Eriede, auf den die Publikation des Ph. gefolgt ist, hat Iso- 
krates nicht abgehalten, diesen Gegensatz zum Ausdruck zu bringen. 
Isokrates weiB, daB sein Appell an Philipp bei yielen AnstoB er- 
regen wird, und rechtfertigt sein Vorgehen damit, daB er friiher 
ja das gleiche Programm seiner Vaterstadt yorgetragen, aber die 
Erfahrung gemacht habe, daB diese auf seine Reden weniger gab 
als auf die auf der Tribune rasenden Redner (129 — 131). Kann 
man schon in dieser Bosheit und in dem Prodmion, das mit seiner 

1) Das Material bei Schafer III llSff. 146ff. 

2) Die Griecben waren ja als Bundesgenossen mit Philipp vereinigt. 

3) Das ist uberhaupt ein charakteristisches Merkmal der attischen Litteratur 
und eine der wesentlichen Bedingungen ihrer GroBe, daB es ein herufsmaBigeS' 
Litteratentum, Leute, die nichts sind als Schriftsteller, gar nicht gibt. 


304 


Paul Wen dland, 


Verstandnislosigkeit fiir den tim Amphipolis gefdlirten Streit zu 
Demosthenes' Einsicht in die Bedeutnng des Konfliktes^) in Kon- 
trast steht, imd sich ausdritcklich in G-egensatz zu den athenischen 
Rednern (§ 2) stellt, Polemik auch gegen Dem. finden, so ist das 
Ziel der Polemik ganz klar in der Invektive gegen die Verlaumder 
Philipps (§ 73 — 79); die ihre Staaten in Verwirrung stiirzen und 
den allgemeinen Erieden als einen Kriegszustand fiir sich selbst 
ansehen (aldd’dvoiiai yccQ ds t&v 0ol (pd'O- 

voiivtcovj dl itdlug %kg ax)td5v sl%'i6^iv<x>v slg taQccx&g za^L6t<i- 
vai %al rijv €Iq')^V')]v riiv toig ccXXoig Kotv'^jv TtdXeiiov rotg aitcov idloig 
eIvcci vo^L^6vtG}v). Sie behaupten, heiBt es weiter, das Wachstum 
der Macht Philipps sei gegen Hellas gerichtet {StcI tcciiti^v a'b^dvs- 
Tat), dem er schon seit langem nachstelle , sein beabsichtigtes 
Eintreten fiir Messenien bezwecke in Wahrheit die Hnterwerfung 
der Peloponnes und endlich der andern Griechen, und finden mit 
solcher Liigenmar in weiten Kreisen Glauben. Philipp soil dies 
Gerede, das ihm eine des Perserkonigs, nicht des Wohltaters Grie- 
chenlands wiirdige Eolle zuschreibt; doch ja nicht geringschatzen 
und unbeachtet lassen. Wendet sich Isokrates Her direkt pole- 
misch gegen die antimakedonischen Staatsmanner, die den Krieg 
betrieben hatten, aber geWifi auch mit der Absicht, Philipp vor 
einex Politik zu warnen, die diese „Verleumdungen“ berechtigt er- 
scheinen laBt (o. S, 186), so hat er an andern Stellen den Stand- 
punkt jener Staatsmanner stillschweigend beriicksichtigt. Er warnt 
Philipp davor, hellenische Stadte zu erobern (68, o. S. 136); ge- 
rade diese Knechtung hellenischer Stadte macht Demosthenes oft 
(besonders III 20, 1X22) dem Makedonen zum Vorwurf. Isokrates 
mahnt Philipp, auf die antimonarchische Gesinnung der Griechen 
Rucksicht zu nehmen (o. S. 134) ; den unversohnlichen Widerstreit 
demokratischer und monarchischer Verfassung bringt Dem, ofter 
zu scharfem Ausdruck^). 

Wie viel das Wort des Journalisten auch in den politischen 
Tageskampfen gait, tritt ganz besonders klar hervor in der Eiille 
der Beziehungen auf den Ph., die wir in den Debatten und diplo- 
matischen Yerhandlungen der Jahre 344-- 339 nachweisen konnen. 
Bei Gelegenheit jener drei S. 297^ erwahnten Gesandtschaften hat 
sich der Redestreit auch urn jene isokratische Invektive gegen die 
Staatsmanner gedreht. Die erste Beziehung des Konigs auf den 

1) S. 0 . S. 129, Is, VIII 22 und von vielen demosthenischen Stellen besonders 
VI 17, X 12, 

2) iTei^ovXs'^SLV 78. 75, 77. 

3} I 5. VI 21. VIII 40. (= X 11). 43. (= X 16). IX 38. X 4. 



Beitra<ge zu athenisclier Politik und Publicistik des vierten Jahrliunderts. 306 

Ph., die freilich sich als ganz siclier erst durch die Analogie der 
spateren Berufungen ergeben wird, liegt vor in seinem diplomati- 
schen Scbreiben voxn J. 344, das znr II. Phil, den Anlafi gab. Nach 
der Hypothesis des Libanios zu dieser Rede beschwerte sich der 
Konig, daJB die Athener ihn yerleumdeten, indem sie von Ver- 
sprechungen Philipps redeten, die er nicht erfhllt haben solle^). 
DaB schon in diesem Scbreiben Philipps der Ph. des Isokrates be- 
nutzt war, wird durch die unleugbaren Beziehungen der II. Phil, 
des Dem. auf den Ph. wahrscheinlich. Er wuhdert sich, wie je- 
mand noch bestreiten kann, dafi Philipp gegen Athen riiste {s(p' 
TC&vta •jtaQa 6 KBv(k^B 0 %'ab 6). Philipp selbst hat ja das Bewufit- 
sein, daB er Athen nachstellt {plSs . , . ai)thv i^itv iuti^ov^^siiovta 
18). Seine bisherigen MaJBnahmen haben ihm nur den Weg nach 
Attika und in die Peloponnes offnen sollen (35. 36)®). Dem. be* 
tout, dafi demokratische Gresinnung in notwendigem Gegensatz zu 
Konigtum und Tyrannis stehe, und wiederholt die Warnung, die 
er schon als Gesandter in der Peloponnes ausgesprochen hat, man 
solle sich in Acht nehmen, dafi man nicht aus Kriegsscheu sich 
einen Herrn auf den Hals ziehe (25). 

AUe diese Gedanken stehen im Kontrast zum Ph., und im 
zweiten diplomatischen durch Python Pruhjahr 343 iiberbrachten 
Scbreiben Philipps ist auch der Anschlufi an denselben Ph. sicherer 
nachzuweisen, da wir bier einen genaueren Bericht dem Hegesippos 
verdanken (§ 21): Er machte uns, den Verlaumdern Philipps^), 
Vorwurfe und tadelte auch euch, daB ihr ihn in seinem Streben, 
euch Gutes zu tun und euch zu s einen Ereunden zu machen, hin- 
dert, indem ihr den Reden der sykophantischen Verleumder Glauben 
schenkt, die ihr Schweigen sich gern durch makedonisches Geld 
erkaufen liefien. Solche verleumderische Reden und der Beifall, 
den sie fanden, machten seine Gesinnung umschlagen, wenn er bei 
denen auf MBtrauen stoBe, deren Wohltater er dock so gern sein 
woUte. Man mbge doch auf solche Leute, die, statt Verbesserungen 
der Eriedensurkunde vorzusehlagen, nur verleumdeten, nicht horen. 


1) Zur Sftche s. E. Meyer, S. 774 (ick bemerke, daB Dem. § 12 (Ende) 
eine latente Polemik gegen Pbilipps Bescbwerde, also eine Beziebung auf Philipps 
Gesandtschaft enthalt). Genaueres ergeben die von Eohrmoser, Z. f. ost. Gymn, 
XXV 796^ gesammelten Stellen. 

2) Dem. wiederholt also was Is. Ph. § 74 (o. S. 304) bestreitet. 

3) ripLiv totg dia^aXlovai rbv Mlurc'itov. Heg. wiederholt hier wie oft mit 
ironischem Ausdruck Philipps Worte, und mit dem bezeugt er, da Dem. in 
•derselben Ekklesie, in der Hegesipps Rede gehalten ist, in gleichem Sinne wie 
Heg. redete, dafi Philipps Angriff sich auch auf Dem. bezog. 

Kgl, Ges, d. Wiss. Nachricliteii. Philolog.-hist. Klasse. 1910. Heft 4. 22 


306 


Paul W endland. 


Wir sehen, der Konig nimmt hier gegen Athen ganz die Hal- 
tiing ein und scMagt den Ton an, den Isokrates ikm empfoklen 
katte. Er spielt wirklick die Eolle des s'degys'ttjg, der Athen so 
gern alles G-ute antnn mochte^). Er verlafit sick anf den Rat des 
erfakrenen atkeniscken Journalisten, nnd der Isokrateer Pytkon 
war ja gerade ganz der geeignete Mann, ikm seines Meisters Ge- 
danken genaner zu interpretieren nnd zu begriinden. Aus eigenem 
fiigt er nnr die boskafte, seine atkeniscken Gegner diskreditierende 
Insinnation kinzn, dafi die Redner es anf Erpressnngen absaken. 

Die frenndlicke Anffordemng Philipps zn Beratnngen iiber 
Revision der Eriedensakte kaben dann Hegesipp nnd Dem. mit 
Erenden anfgegrifFen nnd sofort zn dem Vorscklage benntzt, die 
Eormel emte'^ovg S%blv & E%ov0tv^) zn ersetzen dnrck die andere 
imriQovg S%biv bccvtwv^). Dieser dreiste, jedes Rechtsgefiikls. 
spottende Yorscklag, der in "Wakrkeit den pkilokratiscken Erieden 
nmstieB nnd dem Pkilipp Verzickt anf alle seine kriegeriscken Er- 
folge znmntete, war natiirlick nickt ernst gemeint. Die Eiikrer 
der Kriegspartei, die die Verantwortnng einer Eriegserklarnng 
Atkens nickt tragen wollen, legen es in diesen Jakren daranf an, 
so lange zn sckiiren nnd zn ketzen, bis sie dnrck ihre provokato- 
riscken Afcte Pkilipp znr Kriegserklarnng treiben. Hegesipp iiber- 
bringt dann dem Konige mit anderen Wiinscken diesen nnglaub- 
licken Vorscklag nnd wird damit abgewiesen. Er kat nnn erreickt, 
was er will, nnd kann beim Empfange der nacksten Gesandtschaft 
Philipps'*) 342 seine Brandrede kalten, ein Erzengnis groBter di- 
plomatischer Taktlosigkeit, Rabnlisterei nnd Sophistik®). Indem 
er dem Konige die nnglanblicke Dnmmkeit impntiert, dafi er im 
V orans alle V erbessernngsvor scklage der Atkener gntgeheiBen kabe ®), 

1) Vgl. 0 . S. 184 nnd Ph. 37. 116. 140. 180 toig fihv "JEUijvag &ya&6v ru 
Tcoi^acci 35. 

2) Diese feste recbtliche Formel, die den gegenwartigen Besitzstand aner- 
kennt, wird von Hegesipp § 26 ff. in iJirem Sinne vollig verdrelit. Das ist ebenso 
imwabrliaftig wie wenn Dem. VI 31 (vgl. XIX 48. 54. 87. 310) sich entrlistet, daB 
der Frieden iiach iiblicher Formel aucb fiir die Naclikommen Philipps gelten sollte. 

3) VII 18 vgl. X 12. VI 17. 

4) DaB Philipp sich iiberhaupt noch in weitere Verhandlungen einlieB, er- 
Mart E. Meyer S. 778 ansprechend daraus, daB die Athener wenigstens gleich- 
zeitig dem Perser eine Absage gegeben batten (o. S. 297 £). 

6) Was Libanios uber die Griinde der Zuweisung von B. VII an Hegesipp 
mitteilt, weist auf solideste alexandrinische Forscbung, die dasselbe Vertranen 
verdient wie im Falle der Znteilung von B. XI an Anaximenes. 

6) § 18 ff. Er deduziert das § 20 ff, aus dem Schweigen. mit dem Philipps 
Gesandte die Botscbaft Athens hinnahmen. Dies Schweigen, das Allerweiseste was 
sie tun konnten, soli Zeichen des Beifalls gewesen sein. ISToch dreister ist freilich 



Beitrage zu athenisclier Politik tind Publicistik des vierten Jakrlmnderts. 307 

kann er nun triampHerend verklinden (23), daB Philipps Bereit- 
willigkeit zu einer Beyision eitel Schwindel gewesen sei^); seine 
athenischen Lehrmeister hatten ihm den Grlauben beigebracht, nie- 
mand werde einen Antrag stellen, der dem philokraiischen Frieden 
widerstreite (der ihn umsturzte, ware der ehrliche Ausdruck ge- 
wesen). Nun kann Hegesipp sich ruhmen, dab er dock diese Hel- 
dentat vollbracht babe. Die athenischen Vertrauensmanner Phi- 
lipps (sicher auch Isokrates) bekommen auch noch § 17.5 einen Hieb : 
Sie weihen ihr Leben Philipp, nicht ihrem Vaterlande, und filhren 
Geschenke heim, fiir die sie ihre Heimat verkaufen. Und Philipp 
yerlaBt sich darauf, daS die Athener sich von denen betrligen 
lassen, die die Politik Athens nach Philipps Wlinschen zu lenken 
versprochen haben und es auch tun. 

Nur weniges von dem Inhalt der dritten Botschaft Philipps 
die sich aus Hegesipps Rede ziemlich sicher rekonstruieren labt, 
kommt hier fiir meine Untersuchung inbetracht. Der gute Ein- 
druck, den seine ruhige, sachliche Haltung in Athen machte (45. 46),. 
argert Hegesipp. Wieder wandte sich Philipp gegen die ihm feind- 
lichen athenischen Staatsmanner (1). Er auBerte sich liber sie 
ganz ahnlich wie in dem voraufgehenden Schreiben (21, o. S. 305) 
mad beschwerte sich wieder, daB Hegesipp ihn beschuldige, seine 
Verheifiungen nicht erfiillt zu haben (33). Das veranlaBt den 
Redner, liber Philipps „Wohltaten“ und alles Gute, was er ver- 
sprochen habe, zu hohnen (33 — 35. 44). 

Natilrlich hat Dem. auf die in diesen Jahren oft, auch von 
Aeschines^) wiederholten Angriffe im Tone des Ph. geantwortet. 

Demosthenes^ Entstellung, Eranzrede 136, der hehauptet, sogar Philipps Bundes- 
genossen hatten seinen damals (ganz im Sinne Hegesipps gehaltenen) Reden Bei- 
fall gespendet. Es ist ja auch hei Vergleichung der Gesandtschafts- und der 
Kranzrede ofter beohachtet worden, daB die Entstellungen in groBerer zeitlicher 
Feme dreister werden. 

1) Das Gegenteil ergibt sich aus dem Entgegenkommen, das er andern 
Wiinschen der Athener entgegenhrachte. 

2) II 79 'c&v iv ^oXsv qriroQmv xogri'/bv tccig need’’ ijiisgccv SccTtdvccLg 

rbv vrSXsfiov Tvoiovfihoov 177. DaB hier dem Aeschines die S. 304 citierte Invek- 
tive des Isokrates vorschweht, ware an und fiir sich nicht ndtig anzunehmen, wird 
aher doch wahrscheinlich durch eine Stelle seiner Kranzrede (III 82), die sich 
wirklich auffallend mit Isokrates beriihrt: b’ccMv oi vf tfjg itolmg 

'jtqoC'jtolBiiovvrBg y]6v%Ca iHaiiBvoi TtaQsncilovv l%i xh Die isokratische Anti- 

these von den Rednern, die den allgemeinen Frieden als Kriegszustand fiir sich 
ansehen, war iiberhaupt im Altertum beriihmt und fast gefliigeltes Wort. Arist. 
(Rhet, III 10 p. 1410 b 30) fiihrt die Worte %al toig ccXloig %oiv^v bI^yivtiv 
vofii^ovTcov toig avt&v td^oLg ^dXsfbov als ein Beispiel der aGtsVa und Bvdo%iiiovvta 
an. Wie so vieler anderer Scblagwbrter der Tagesdebatte haben sich dann auch 

22 * 



308 


Paul W endian d, 


Wenn er in der Gresandschaftsrede (Sommer 343) das ^verbreitete 
Grerede^ abweist oC 'caQdtrovtsg zijv 7c6Xiv^ ol diazayXiiovtsg 
%ov TtoLTjacii zijv ^6Xiv (XIX 187)^ so beziebt er sich zugleich zu- 
riick auf Isobrates wie aaf die jiitigst durcb Python iiberbrachte 
Botschaft Pbilipps. Ausfiihrlicb gebt er datin in den Keden des 
Jabres 341 (VIII — X) anf diese Vorwurfe ein. Er wiederbolt bier 
die scbon frllber von ihm gebraucbten mid von Isobrates geriigten 
Bebaupty.ngen, dafi Pbilipp Atben nnd alien Grriecben nacbstellt 
dafi er sicb gegen sie riistet^). Er bemerkt, daB er gern den 
Mabnnngen zur Enbe beistimmen wiirde, wenn ein Grott verburgen 
konnte, daB Pbilipp nicbt gegen Atben zieben wird (VIII 49). Sagt 
jemand etwas gegen Pbilipp, dann preisen die Eedner sofort den 
Segen des Eriedens nnd warnen vor den Opfern des Krieges. Der 
Friede bringt ibnen freilicb (Philipps) Grnnst nnd Lobn ein^), Selt- 
sam, daB sie, so offenkundig es ist, nicbt von Pbilipp sagen, daB 
er den Krieg errege, sondern von denen, die ibm entgegentreten 
(VIII 56 = X 58). Anf diese Weise leiten sie enren Aerger iiber 
die kriegeriscben MiBerfolge anf die gnten Ratgeber ab, indem sie 
immer sagen, es gebe Lente, die Krieg erregen (YIII 57 vgl. X 58). 
— Offenbar beziebt sicb Dem. bier anf die Invektive des Pb. nnd 
die an ihn sicb anscbHeBenden Debatten. End fast wie eine Replik 
Hingt der gegen die Friedensfrennde ansgesprocbene Tadel, daB 
sie zwar die Atbener, selbst vrenn sie Unxecbt leiden, znr Enbe 
mabnen, selbst aber nicbt Rnbe balten konnen, wiewobl niemand 
ibnen Unrecbt tue (VIII 67 = X 70). IJnd nocb kiarer ist das 
Ziel der Polemik, wenn die langere Version der III. Pbil. (§ 6) sicb 
liber die bescbwert, die angesicbts des bedroblicben Vordringens 
Pbilipps behanpteten, einige Eedner seien es, die den Krieg erregten. 

Dem. bat also natiirlicb ganz ricbtig verstanden, daB nnter 


die Historiker des 4. Jahrliiinderts dieses Wortes bemaclitigt. Diodor citiert es 
XIII 53, 1 (nach Ephoros) und noch einmal in der Fassung, die uns bald in Phi- 
lipps Brief begegnen wird, XYIII 10,1 (nach Hieronymos) ; vgl. Nitsche, De- 
mosthenes und Anaximenes S. 179ff. (und meinen Anaximenes S. 21), den E. 
Meyer, Theopomps Hellenika S. 51 hatte benutzen sollen. 

1) i'jtLpovXsvsLV (VIII 35. 40 X 49 vgl. VI 2. 18). Deuselben Ausdruck ,ge- 
hrauchte nach Dem. XIX 10. 304 Aeschines als er i. J. 347 noch gegen Philipp 
agitierte (s. Kahrstedt S. 65). 

2) VIII 5. 6. 43 X 15 vgl. o. S. 305. 

3) VIII 52. 53 = X 55. Das konnte anf Aeschines kurz voraufliegende 
VerteidigUDgsrede (II 177 vgl. Dem. XIX 88. 92. 336) gehen. Das Loh des Frie- 
dens var, -wie schon Anaximenes zeigt, rhetorischer Qemeinplatz. Der Vorwurf 
der Bestechxing wird X 59 ff. "weiter ansgeftihrt, die Aufforderung zur Bestrafung 
der Verrater stimmt wieder in VIII 61 =: X 63 uberein. 



Beitrage zu atheiiisclier Politik imd Piiblicistik des vierten Jahrhunderts. 309 

den VerleiTindern, die zxim Eriege ietzten, die alle Schritte PH- 
lipps gegen Athen gerichtet sein nnd Grriechenlands Unterjocliting 
zum letzten Ziele liaben lieBen, vor allem er gemeint war. Zum 
Beweise, dafi der G-rnndgedanke aller antimakedonisclien Agita- 
tationen des Dem. richtig von Isokrates wiedergegeben war, ge~ 
niigt es, bespielsweise auf einige demostbenisclie Ansfnhrungen 
hinzuweisen, die vor dem Ph. liegen: I 16. 25ff. Ill 9 IV 43. 60, 
und seine ganze Politik der Jabre 340 — 838 bewegt sick in den- 
selben Baknen. 

Wohl spater als die IV. Phil, fallt der uns erhaltene Brief 
Pkilipps (s, 0 . S. 301^), der durch ein nnzweideutiges Citat des 
Ph. anch die friiheren Anklange an diese Broschure bestaiigt. 
Philipp erwahnt , dab friiher , als er Gresandte aus seiner ganzen 
Bnndesgenossenschaft schickte^), nm ein Uebereinkommen festzu- 
steUen, seine G-esandten abgewiesen waren (18), Er fahrt dann 
fort (19): Dem Volke niitzte das (die von mir vorgeschlagenen 
Verhandlungen) zwar, aber nicht den Eednern. q)a6l ydp o[ 
%oXiX£Cag tr'ijg TCaQ ifitv SfiTtecQOc trjv y^ev €Iq7]vi]v TtdXsyuov avtoig 
stvai^ rhv Si TtdXeyov BlQ^vrjv. So weit reicht die Eeminiscenz aus 
dem Ph. § 73, dessen Satz nur noch scharfer in zweigliedriger 
Antithese zugespitzt ist; das Citat mu6 natiirlich so allgemein ge- 
halten sein; Isokrates Name darf nicht genannt werden, damit 
ihm keine Ungelegenheiten erwachsen. Philipp setzt dann zu dem 
Citat noch einen Zusatz, der leicht noch als Zeugnis seines knn- 
digen Gewahrsmannes aufgefafit warden konnte und vielleicht auch 
sollte: Jene Staatsmanner wiinschen sich den Krieg, weil sie durch 
Eintreten fur die Eeldherrn oder auch durch sykophantische Ver- 
leumdungen derselben von ihnen Geld erlangen und sich durch 
Lasterungen gegen die angesehensten Burger und Auslander po- 
pular machen. — Die Ziige sind aus der Wirklichkeit genommen 
und durch isokratische und demosthenische Ausfiihrxmgen zu be- 
statigen; Philipp war gut orientiert, § 20 wiederholt Philipp 
noch eine friiher geauBerte (o. S. 306) Bosheit, wenn er sagt: Mir 
ware es ein leichtes, ihre Schmahungen durch Bestechung in Lob 
umzuwandeln; aber ich schame mich, euer "Woblwollen von solchen 
Lenten zu erkaufen^). 


1) Schafer, 11 878 denkt an die zweite Gesandtschaft (des Python), W'eil 
wahrscheinlicher an die dritte (o. S. 307). Die Beziehimg auf die letzten Ver- 
handlungen erscheint am naturlichsten. 

2) Noch eine Beziehung auf den Ph. kame hinzu, wenn Cronert bei Didymos 
Col. 20, 29 im Originale des Briefes ricbtig svsQysTTjaavra ergilnzte (G. G. A. 


310 


Paul 'Wendland 


Aticli Isokrates hat, als sich die schon im Ph. ausgesprochene 
Sorge, man werde ihm dieser Broschiire wegen Mangel an Patrio- 
tismns vorwerfen (o. S. 132. 303), erfiillte und als die im Ph. ange- 
griffenen „B,hetoren“ heftig erwiderten, nicht geschwiegen. In der 
Ep. 2. schwacht er die Warnung des Ph. vor den athenischen 
Verlenmdem etwas ab (o. S. 136) und lafit es an Beziehungen auf 
die politischen Kampfe der Gegenwart nicht fehlen. Jetzt heifit 
es, Philipp solle nicht horen auf die vielen, die ihm schlimme in 
Athen liber ihn gefallene AeuBerungen berichten und sie noch 
durch eigene Zusatze iibertreiben; er diirfe nicht den Demos ta- 
deln, daB er von den Verlenmdem leicht beredet wird, und selbst 
denen, die ein Gewerbe daraus machen, trauen. Er solle vielmehr 
daraus, dafi Athen sich von den ersten besten Lenten, die ihm 
nichts Gutes tun honnen, so leicht leiten lasse, abnehmen, wie viel 
er durch reale Wohltaten erlangen konne (14 — 16). Die Wen- 
dungen iya&bv noirjeiai und sisQystfjeat sind uns schon ofter im 
Munde des Isokrates und des Philippos begegnet (S. 306*). Die 
Beziehung auf Philipps Klage iiber seine athenischen Verleumder 
setzt dock wohl das erste diplomatische Schreiben Philipps voraus 
(o. S. 305), und es hindert auch nichts, Isokrates’ Brief etwas 
spater anzusetzen, als E. Meyer*) -will. 

Dann mu6 man aber auch die Moglichkeit in Erwagung ziehen, 
ob nicht Isokrates schon die II. Phil., die durch jenes Schreiben 
Philipps veranlafit wurde, berlicksichtigt ^). Wie unter Philipps 
Verleumdern vor allem Dem. gemeint ist, so sind auch im Fol- 
genden polemisehe Beziehungen auf Dem. sicher wahrzunehmen, und 
vielleicht hat Isokrates speziell die II. PhU. im Auge. Philipp soli, 
das ist der Sinn von § 16®), die Wahrheit suchen in der Mitte 
von dem was die Anklager Athens und was Philipps Gegner, die 
Athen von jedem Ilnrecht freisprechen, sagen. Die Charakteristik 

1907 S. 268). Passend ist die Ausfiillung der Liicke, aber nur als eine Mbglicb- 
keit unter andereii gemeint. 

1) Er selbst sagt vorsichtig \ S. 763, „daB der Brief etwa im August oder 
September 344 gesckrieben ist«. von Hagen PhiloL LXVIl 123 setzt ihn Ende 
343 Oder Anfang 343, alinlich Kahrstedt (S. 85). 

2) So schon von Hagen, der aber Ep, 2,15 t:ois ti]v tccvtTjv e^ovcl 

nicht auf Dem. beziehen durfte, da es sich ja in den Worten um die Verleumder, 
die von Athen Ungiinstiges berichten, handelt. Bei der AufTassung der Beden des 
Dem. als Broschiiren ist die Yoraussetzung ganz selbstverstandlich, daB sie in der 
aktuellen Situation publiciert sind. Moglich, daB Dem. spS^ter auch mehrere zu 
einer Sammlung vereinigt hat. 

3) Ygl. E. Meyer S. 768, aber § 16 Ttdvtcc rs tccvv^ stvca halte ich mit 
BlaB fiir korrupt. 



Beitrage zu athenisclier Politik uud Publicistik des vierten Jakrliuiiderts. 311 

der letzteren trifft auf die IL Phil, zu, wo die absolute Grerechtig- 
keit der athenischen Sache bestandig betout wird. Ebenso beziehe 
ich auf Dem. die Empfehlung freundschaftlicher Haltung zu Athen 
mit der Begriindung, Philipp werde so die unter seiner BotmaBigkeit 
Stehendeu leichter beherrschen kdnueu, wenn sie an Athen keine 
Zuflucht {a7to6tQo(p7]v) hatten. Athen als Zuflucht der Schwachen 
und Unrecht Leidenden wird von Dem. oft gefeiert, auch II. Phil. 
§ 8ff., und dabei bemerkt, dab Philippos es gerade in dieser alt- 
ererbten Eigenschaft furchte ^). Aus diesem demosthenischen Satze 
hat Isokrates im Interesse Philipps eine wenig patriotische Kon- 
sequenz gezogen. 

Nun erldart sich auch die Heftigkeit der Polemik des Pan. 
gegen die „Ehetoren‘‘ (o. S. 143. 1B6) aus den jiingsten Erfah- 
rungen des Isokrates und gewinni eine aktuelle Beziehung: Sie 
haben die Kraft der Stimme und die^Dreistigkeit, an der es Iso- 
krates fehlt (§ 10)^). Trotz liberlegener Einsicht und hoherer 
Ziele seiner Politik gilt er weniger als die Eedner der Tribune, 
die nur an ihren persdnlichen Vorteil denken, einander lastern®), 
die Bundesgenossen ruinieren, gegen jedermann ihre sykophan- 
tischen Verleumdungen richten (11 — 13). IJnd obgleich die Menge 
ihren Charakter tadelt, macht sie sie dennoch zu Vorstehern und 
Herren der Stadt und sieht trotz des Lobes seiner Reden ihnen 
zu Liebe Isokrates scheel an (15). Im Gegensatz zur guten alten 
Zeit stellt man jetzt die Dreistesten und Schlechtesten an die 
Spitze (133). 1st § 140 gegen Timarch gerichtet (o. S. 156), so 
werden wir die Charakteristik der Staatsmanner , die zu ihrem 
Nutzen den Staat ausbeuten, die Liebe zum Demos afPektieren 
und ihn verhaBt machen, die nach ihren Reden fiir die Hellenen 
eintreten, in der Tat sie ruinieren und verhetzen (141. 142 ygl. 
VIII 121), auf Demosthenes und Genossen als die Gegner des Erie- 
dens beziehen diirfen. 

Mbgen auch die angenommenen Beziehungen bestimmter pub- 
licistischer und diplomatischer Aeufierungen auf einander nicht alle 
in gleichem Mafie gesichert scheinen, jedenfalls geben sie eine le- 
bendige Anschauung von der Leidenschaft der politischen Kampfe, 

1) Die Beziehung auf Dem. wird auch nahe gelegt durcli I. Phil. 8, wo 
c:iitoaTQo<p7j in ganz demselben Zusammenhange gebraucht wird. Dem. hat das 
Wort sonst nur noch einmal, Is, niemals auBer an unserer Stelle gebraucht. 

2) Aelinliche Stellen des Dem. bei Swoboda, De Demostbenis quae fe- 
runtur prooemiis, Wien 1887 S. 80. 

3) Aehnliche Klagen des Dem. hat Swoboda S. 15. 16. 58. G9. 73. 74= 
gesammelt. 



312 


Paul Wendland, 


Yom Gegensatze der Parteien und von der Macht der Schlagworter, 
tmter deren Herrschaft sie stamden. 

in 

Nut auhangsweise stelle icli noch zusammen, -was mir sonst 
von Beriihrungen zwisclien Is. tind Dem. bemerkenswert ersckeint. 
Nur an wenigen dieser Stellen ist eine direkte Peziekung wabr- 
scheinlicb, kaom ans einer etwas fiber das Verkaltnis beider Manner 
zn schliefien. Meist handelt es sick nm politiscke Ansckauungen 
nnd gesckicktlicke Traditionen, die man als Gemeinbesitz weiter 
Kreise der Gebildeten v^ird anseken dfirfen. Solcken Gemeinbesitz 
zn erkennen ist nickt obne Interesse; erklaren wird man ikn ans 
der Wirkung der publicistiscken nnd der panegyrisck rketoriscken 
Literatnr, anch ans dem rketoriscken nnd politiscken TFnterrickte. 

Ick bekandle znerst das epideiktiscke Gebiet. Von der "Wir- 
knng panegyriscker Lobreden versprickt sick Dem. nickt viel: 
Solcke Lobreden, ffikrt er ans ^), werden zwar gern gekort ®), aber 
sie nfitzen nickts. Denn indem die Eedner von Taten sprecken, 
die dock niemand mit Worten erreicken kann®), tragen sie selbst 
zwar den Enkm der Beredsamkeit davon, setzen aber die Tficktig- 
keit der Vorfakren in der allgemeinen Geltnng kerab. Die Zeit 
ist ikr groJBter Lobredner, da nack so langem Zeitranme dock 
niemand groBere Taten als die ihrigen anfweisen kann*). Dem. ver- 
sckmakt die Epideiktik, wie er ja anck seinen Epitapkios nickt 
pnbkciert kat. Aber er begrfindet seine Ableknnng nnt Gedanken, 
die znr stehenden Topik der Epideiktik gekoren. 

Nnr gelegentlick streut er zn protreptisckem Zwecke das Lob 
der Vorfakren ein. Dak Pkilipp statt des Bnndes mit Atken 
lieber den mit Argos und Tkeben sncke, erklart Dem. VI 10 ans 
den pankelleniscken Traditionen der atheniscken Politik und fakrt 
dann fort (§ 11): Pkilipp weifi genan, dafi einst die Atkener das 
Anerbieten der Oberkerrsckaft fiber die HeUenen, das der Perser- 


1) XIV 1.2 = Pr. 7. 

2) Tgl. XV 35. 

3) wv oiS av dg &i^cos iq>tzsff&ai X6ym dvvairo VI 11 £ ndvTsg del 
yXiyfivxui Xiytiv, dlimg S’ o'bSsls d^iiv SeSvv^rai, Sidittq ■n&yd nagcfXs^fa (IW 
ydg fis/ta rdxs/vav S'gya ^ mg X6y<p |ng &v If&oi) vgl. Thuk. 11, 86, 1.2 Is. 
1^ 13 82. 187 T6tB iiEV y(XQ tpfiTiv d^^cog SvvijGSG&cci t&v Ttgccyfidvoiv slitEiv, 
vvv S iquMvoi/iai rov fnysS’ovg airav VI 100 XII 86 [Lys.] II 1. 64 Hy- 
pereides’ Epitaphios 2.4 Platons Menexenos 239 B [Dem.] LX 1. 

^3lII 13 heiBt es von den Taten der Perserkriege: d)v o'hS 6 xgovog tijv 
livi^fiTiv d^eXsa9aE SivaxM. 


Beitrage zu atlienischer Politik und Publicistik des vierten Jahrlmuderts, 313 

konig ihneii durck Alexander von Makedonien machte, zuriickwiesen 
nnd lieber ibre Stadt verliefien nnd alle Grefakren auf sick nahmen, 
wakrend die Tkebaner mit den Barbaren kielten, die Argiver sickihiien 
nicht widersetzten. Hier wie in der parallelen Ausfiikrnng XVIII 
202. 203 wird die Gresandtsckaft Alexanders vor die Scklackt bei 
Salamis statt vor die bei Plataiai (Herodot VIII 136. 140 ff.) ge- 
setzt^). Diese tendenzibse Umgestaltung der Gresckickte , durck 
die der nneigenniitzige pankellenische Idealismns der Atkener ins 
kellste Lickt gesetzt wird, diirfen wir anf Reckming der epideik- 
tiscken Bketorik setzen ; denn dieselbe Darstellnng gibt Is. P. 94 ^). 
Dock kat Dem. sie sehr gesckickt seinem besonderen Zwecke an- 
gepaBt. Mit Bedackt nennt er den Namen Alexanders „des Vor- 
fakren“ Pkilipps, den Is. ubergekt, und laBt ikn, abweickend von 
Her. und Is., die Bedingung der Unterwerfung unter den GroBkonig 
stellen. Und das Verkalten der Tkebaner und Argiver wird aus- 
driicklick gebrandmarkt, weil vorker ikre Verbindung mit Philipp 
gerligt war. 

Auck sonst erwahnt Dem. gelegentlick Maratkon und Salamis^) 
und die pankelleniscken Verdienste Atkens®), beziekt sick auf die 
GrroBtaten derVorfakren ini Allgemeinen oder ruft sie als Zeugen 


1) Der Zug’ gehort zum featen Inventar der Epideiktik: Is. IV 99 V 147 
VI 43. 83 Vni 43 Dem. XVIII 204 [Lysias] II 33. 40 Lykurg. Leokr. 68. 

2) Zweimal lafit [Lysias] II 33. 45 die Versuchmig an Athen herantreten. 

3) Fiir seine Benutzung durch Dem. lieBe sich anfiihren, da6 beide die An- 

tithese mit i^6v einfiihren. Daneben konnte Herodot benutzt sein; denn XVIII 
202 0 ^ovlszai Xcc^ovcTj iavxfis klingt an Her. 140 cc 2 an. — 

Die Art, wie Dem. II 22 IV 8 die Vorstellung von der Scbwierigkeit, Philipp zu 
besiegen, bekampft, klingt an Isokrates’ §,hnliche Ansfuhruiigen iiber den Perser- 
konig P. 138 (s. Miin sobers Anmerkung) an, Wie Is. P. 139, fiibrt Dem. X 
51 (vgl. XV 23) a.us, da6 der Perser immer nur iiber eine der beiden griecMschen 
Hanptmachte dadurch, daB er sich mit der andern verhiindete, gesiegt babe. Und 
wenn Dem. X 51 fortfabrt, daB die griecbiscben Mbcbte trotz gelegentlichen Zu- 
sammengebens mit dem Perser den nationalen HaB bewabrt batten, so wiederbolt 
er aucb bier einen von Is. IV 157 geanBerten Oedanken. Und wie Is. an jener 
Stelle IV 139 folgert, daB die persiscbe Macbt nur in AnscbluB an eine andere ins 
Gewicbt falle, so wendet Dem, II 14 (s. meinen Anaximenes S. 8) denselben Ge- 
danken, aucb an den Wortlaut anklingend, auf Makedonien an. Wenn ferner 
Dem. an der soeben angefiibrten Stelle XV 28 hervorhebt, dem Perser babe der 
mit Sparta iiber Athen davongetragene Sieg nicbts geniitzt, weil er sofort gegen 
Klearcbos und Kyros zu kampfen hatte, so erinnert das lebbaft an die Art, wie 
Is. VIII 97. 98 XII 103. 104 (o. S. 154^ den Undank Spartas gegen seine WobL 
tater demonstriert. 

4) S. BlaB’ Index nominum. 

5) XXII 13. 


314 


Paul Wendland, 


auf^). Oft erwalint er einen traditionellen Grundsatz athenisclier 
Politik, den die Panegyrik zu riihmen und auck init mythiscken 
Beispielen zn erlaatern liebt, den Grundsatz, den Sckwachen bei- 
znsteben nnd die Unglucklicben zu erretten^). Die Hegemonie 
iiber die Grieohen ist ikm Athens ererbtes Pecht®). 

GescMcktliche Peminiscenzen oder epideiktiscke Gemeinplatze 
sind fiir Dem. Mittel zum Z-weck. Wakrend Is. seine Vorscklage 
weit auskolend gesckicktlick begriindet, stekt bei Dem. die aktuelle 
politiscke Situation im Mittelpunkt der Beweisfiikrung. Er be- 
nutzt jene Mittel, wo sie ikm zweckdienlick sckeinen, mit feiner 
Berecknung ikrer Wirksamkeit; aber er weist sie auck energisck 
zuruck, wenn sie die Gegner gegen ikn ins Eeld fiikren. Beispiele 
aus Staatsreden kaben wir sckon kennen gelernt. Besonders 
ckarakteristisck fiir die sopkistiscke Kunst des Advokaten ist die 
Art, wie Dem. einmal sick entriistet iiber die widersprucksvolle 
Haltung des Aeschines zu den gesckicktlick patriotiscken Erinne- 
rungen, obgleick er selbst auck mit gutem Peckt seine Haltung 
naok den Verkaltnissen geweckselt kat. Pack Aeschines’ eigener 
Darstellung *) erinnerten bei den Verkandlimgen iiber den pkilo- 
kratischen Erieden die Pedner der Kriegspartei an die Propylaen, 
an Salamis, an die Graber und Tropkaen der Vorfakren. Aeschines 
erwidert, dak man vor allem die Klugkeit der Vorfakren zur Zeit 
der Perserkriege®), nickt die Uniiberlegtkeit, mit der die Spateren 


1) XV 27. SB VIII 49 (= X 25) IX 74 X 73 XIX 66. 269 XAI 34 cclaxgbv 
lijceiv ri}v tov qiQOvijfiaTog td^iv ifiiv ol XQoyovoi nccgsSiawv (ahnlick XV 33 
X 46 s. auch Nitsche S. 110), vgl. Platous Menexenos 246B fit Xeineiv riiv 
rd^iv t&v 'TtQoyovcov Is. YI 93. 

2) XXiy 171 ic6%'&vstg sXbblv XVI 15 rovg adL-novp^ivovg aji^siv (vorher 
durcli BoispiBlo erlM,iit6rt) XV 22 do^ccv s^ovtccg tov c&^biv tovg cctv^ovvtag dsi 
(21. 30) X 13. 40 XVIII 97 vgl. Is. P. 52. 53 (Polemik gegen den Menexenos 
244 E) VIII 30. 137 XV 20 Ep. II 18 [Lys.] II 12. 22. 67 Gorgias Fr. 6 ,bei 
Diels, Vorsoki-.*- S. 657, 20, Spengel Demegorieen S. 11 und o S. 311. 

3) XIX 04 7VQ0S()rdTai tcbv 'EXXt]vcov tccctqiov (XIII 8 VIII 60 = X 62 

vgl. X 74) vgl. Is. IV 18 EffTiv avroig TcdtQiov 95 VII 66 XV 234. 

4) II 74 — 77. 63. 69 ; 138. 171. Xaturlich. ist das Referat seiner Rede 
ebeiiso wie Demosthenes’ Gesandtschaftsbericht in R. VI dem gegeuwartigen Zwecke 
angepafit und frei gestaltet. 

5) Die Unordniing, in der er § 75 die Klugheitsbeweise bei Plataiai, Salamis, 
Marathon, Artemision, beim Zuge des Tolmidas aufzahlt, zeigt sehr oherflachliche 
Kenntnis (vgl. o. S. 159^); aber die Scheidung der guten und der ausgearteten 
Demokratie wie die ungefS/lire Zeitgrenze erinnert doch an Isokrates’ Friedensrede 
(o. S. 160, besonders § 37), die § 84 sehr ahnlich die Situation zur Zeit des sici- 
lischen Zuges schiidert und § 75 auch Kleophon nennt. — Dafi Aeschines nach 
§ 78 diese patriotischen Reminiscenzen von seinem Vater und Onkel gelernt haben 



Beitrage zu atlienischer Politik und Publicistik des vierten Jalirhunderta. 315 

den Zng nacli Sicilien unternahinen und iinter Kleophons Fiihrung 
die spartanischen Friedensvorsclilage abwiesen , sich zum Master 
nelimen soUe. — Dem. konstraiert einen von AescMnes § 79 mifc 
Eecht abgelengneten ’Widerspruck zwisclien dieser Rede und der 
ein Jakr friiker bei seiner arkadiscben Gresandtscbaft von Aeschines 
gehaltenen patriotischen Kriegsrede (XIX 306 f.). Er entriistet 
sich dariiber, dab Aeschines plbtzlich von den Siegen der Vor- 
fahren nichts mehr wissen will (16. 307. 311). Und doch beruht 
der Bestand von ganz Hellas auf den Siegen von Marathon und 
Salamis (312). Das Lob dieser Taten ist der den Toten zukom- 
mende, auch durch’^den Neid'nicht angefochtene Besitz den ihnen 
Aeschines ranben will (313) 2). — Aas derselben Taktik, die Dem. 
3B4 der Kriegspartei gegenuber angewendet hatte, wird hier ein 
Beweis fiir Aeschines’ Bestechung hergeholt! 

In der Antithese der guten alten Zeit und der Gregenwart ist 
Dem. sicher bei aller Originalitat seiner Fassung von der seit den 
Zeiten der alten Komodie langst traditionellen Behandlung dieses 
beliebten Themas^) beeinfluBt. Ich lege der Yergleichung mit Is. 
die Hauptstelle III 01. 21 — 31, mit der die wohl etwas altere^ 
aber fast gleichzeitige Rede JJsqI Gfwtd^scog (wohl vom Jahre 349) 
§ 21 — 31 zum Teil parallel lauft, zu Grunde: Die Gewohnheit, 
nach Gefallen zu redeii, kannten die alten Staatsmanner , die man 
zwar lobt, aber nicht nachahmt^), noch nicht. Durch sie richten 
die Rhetoren der Gegenwart den Staat zugrunde. Das ergibt sich 
aus der Yergleichung der Taten beider Zeiten, die sich kurz fassen 
lafit, da es sich nicht um fremde, sondern urn vaterlandische Bei- 
spiele handelt®). Die Yorfahren haben 45 Jahre die Hellenen 
mit ihrem Willen beherrscht®), mehr als 10000 Talente auf die 

will, ist eine durch Demosthenes’ Invektiven gegen seine Herkunft und Familie 
veranlaBte Fiktion. 

1) 6 gj'd'dvog avtofg trjvLnccvt^ ivavtiovtai III 24: %QsCttco 
ItcI xoig ^Qyoig d6lciv r&v (pd'ovovvrcov ncctsliTCov vgl. Thuk. II 45,1- 

2) Ygl. Lykurg, Leokr. § 46. 

3) Recht diirftig behandelt es Aeschines III 178. 179. 

4) III 21 vgl. XIII 26 = XV 35 Is. VIII 41 (YII 73 ff.). 

6) III 23 = XIII 21 (wo zunachst eine mit XXIII 196 — 201 parallele Aus- 
fuhrung iiber das Ma6 alter Eluenerteilungen folgt): ov y^Q dlXotQ^otg viitv 
XQGiiisvoLg TCccQccdefyfiaaiv, dXX' ol%BLOig, ahnlich Pr. 42, 2. XIX 269. Die oi%Bla 
•jtaQadBiyiiata empfahl die rhetorische Theorie : Is, V 113 IX 77. 

6) III 24 = XIII 26, B'novtmv wird betont wie bei Is. (o. S. 145^. 147). Die 
45 Jahre sind gerechuet bis zu den ersten Verwickelungen, die zum peloponesi- 
schen Kriege fiihrten. Die gesanite Herrschaft bezeicbiiet Dem. IX 23 als 73- 
jilhrig und abrundend § 25 als 70-jahrig. XJeber die Eecbnung des Is. und andrer 
s. 0 . S. 146^ und Rehdantz-BlaB-F uhr, Ausg. Reden I 1 S. 2^. 


316 Paul W endland, 

Burg gebraclit^) imd viele Trophaen flir Land- und Seesiege er- 
richtet. 

Und der auBeren Politik entspracken die inneren Zustande, 
offentlicke und private. Der Pracht offentlicker Bauten stand ge- 
geniilber die Einfachheit der Privathauser eines Aristides, Milti- 
ades und der andern angesekenen Staatsmanner^). War dock 
ikre Politik nickt auf eigene Bereickerung, sondern auf Hebung 
des Staates gericktet^), 

Jetzt dagegen kaben es unsere Staatsmanner dakin gebrackt, 
daB, obgleick wir freies Eeld von Mitbewerbern um die Hege- 
monie batten, wir eigenes Land verier en, 1500 Talente zweekios 
verbrauckt, die im Kriege gewonnenen Bundesgenossen im Erieden 
verloren, Pkilipp als Eeind grofi gezogen kaben ^). Und mit den 
inneren Zustanden der Stadt ist es auck nickt besser bestellt. Die 
Ausbesserung der Brustwekren, Wege, Quellen kann man nickt 
dafilr geltend macken ^). Ereilick sind von den Staatsmannem, 
deren politiseke Tatigkeit darin aufgekt, mancke aus Armen reick, 
aus Unangesekenen beriikmt geworden ®), mancke haben sick Hauser 


1) a. a. 0. (Ill 24 folgt noch eine imr in diesen Zusammenhang passende 
Bemerkung liter Makedoniens Unterordnung unter Atken) und Thuk. II 13, 3, 
dessen genauexe Angaben Is. XV 234 (an diese Stelle klingt der demostbenische 
Wortlaut am meisten an) VIII 69 ebenso wie Bern, abrundet. Genauer Is. VIH 
126 6%xa%iG%£Xi(z tdXavta toav Csq&v, vgl. auch VIII 47 XV 307; E. Meyer, 
Forsch. II lllff. 

2) III 25. 26 == XIII 28. 29, wo aber Themistokles’, Kimons, Aristides’ Hauser 
genannt imd einzelne offentlicbe Bauten (vgl. XXII 76. XXIV 184) erwabnt 
werden. Ebenso XXIII 207, wo Tbemistokles und Miltiades genannt werden. Die 
Elemente dieser Darstellung finden sick auck bei Is., aber in anderem Zusammen- 
kange: VII 66 Prackt der offentlicken Bauten, VIII 126 Uneigennutzigkeit des 
Perikles, VIII 76 die Antitbese: Aristides, Tkemistokles, Miltiades — Hyperboles, 
Cleopkon. 

3) Pr. 55, 1 kelirt der isokratische Zug (o. S. 169) wieder, dak einst in der 
guten alten Zeit die Besten ziir Uebernahme der Aemter sick notigen lieBen. 

4) III 27. 28 = XIII 27 (wo die Beziekung auf Pkilipp nock feklt). Fiir 

die Angabe iiber die Finanzen sebeint zugrunde zu liegen Is. VII 9 TtXs^m 
%iXia xdXavxcc ^atriv sig rovg ^svovg dvTjXcjTioTSg, unter Zurecknung des inzwiseken 
verbrauckten Geldes. Baran leknt sick eng im Wortlaut an Bern. XIII 27 o'6 
TrXsiG) fisv ^ %£Xia %al Ttsvra'nocLcc tdXccvta dvrjXcoTccL dg to^bg t&v ^EXX'^- 

vav &7c6QOvg (Is. sprickt gegen die Variante ccjtoatdXovg), freier III 28 7 cXe£a) . . . 
dvri^d)ncifisv stg O'bdsv dsov. Die Sekatzung berukt sicker nickt auf genauer Be- 
recknung, und Aeschines II 73 gibt wieder dieselbe Summe als verbrauckt fiir 
das Jakr 347/6. — Ber Einfluk des Is. wird dadurck nock wakrsckeinlicker, dak 
auck der bei Bern, folgende Zug an derselben Stelle des Is. wiederkekrt (VII 10). 

5) XXIII 208 XIII 30 HI 29. 

6) III 29 01 i% TCTo^cbv tcXovglol ysyovaciv^ ol Scdo^cov 


Beitrlige zu athenischer Politik und Publicistik des vierten Jahrhiinderts. 317 

gebaut^ deren Pracht die offentlichen Banten iibertrifft Kurz 
in dem MaBe wie der Staat gesunken ist, ist ihr Wohlstand ge- 
wacbsen^). 

Was ist nun scbuld an dem Wecbsel zum Scblecbten? Einst 
war das Volk, energiscb handelnd, Grebieter [d£( 37 c 6 t'ri^ liber die 
Staatsmanner und alle Yorteile und Auszeicbnungen ; jetzt ge- 
bieten die Staatsmanner liber die Vorteile, fiir deren (JenuB ihr 
ihnen noch Dank zu scbulden meint; ihr selbst aber seid in die 
-Stellung des Dieners getreten^). 

Weitere Ziige dieser Antithese lassen sicb aus andern Stellen 
nachtragen. Wie Is. (o. S. 157) stellt Dem. (XX 91 f.) der Ein- 
fachheit und Elarheit der altern Gresetze die widerspruchsvolle 
Gresetzmacberei seiner Zeit gegeniiber. 

An anderer Stelle bringt einmal Dem. ganz wie Is. den Wecbsel 
der Zeiten zum Ausdruck in einer Yergleicbung des Kalliasfriedens 
von 449 mit dem Antialkidasfrieden von 386 ; bier wird gemein- 

same rbetoriscbe Tradition, die ja der Kontrastierung wegen auch 
die Bedeutung des Abkommens des Kallias ubertrieben hat, zu- 
grunde liegen^). Die Uebernabme der Scbulden der frliberen Ee- 
gierung durcb die restaurierte Demokratie scbeint Dem. XX 11. 12 
nacb Is. VII 68 zu erzahlen. Und in Demosthenes’ Schilderung 
der Verdienste Konons in der Leptinea § 67 ff. erinnert die Erwab- 
nung des Standbildes Konons wenigstens an die Bebandlung des 
gleichen Tbemas durcb Is. IX 53 — 57 ^). Das Soldnerunwesen werden 


alinlich XXIV 124 XXIII 209 VIII 66 = X 68 Pr. 53, 3 vgl Is. VIII 124 h 
TtBvrjtcov Tclova^ovg 125 £% tccTtsivav s'bd>x^pi>ovccg, Swoboda S. 58. 59. Der Vor- 
wurf ist seit der alien Komodie oft gegen Staatsmanner erhoben worden and ge- 
tort zu den gewobnlichsten Kampfmitteln der Invektive; vgl. Florian a. a. 0 
S. 17. 

1) III 29 == XIII 30. 

2) III 29, entsprecbend der entgegengesetzten Zusammenfassung § 26. Die 
Antitbese haben wir scbon als isokratiscb S. 157 kennen gelernt, 

3) XXIII 209 XIII 31 III 30. 31, eine Stelle, an der die Leidenschaftlichkeit 
der Polemik wieder die Hohe erreicht. Vom Demos als Tyrann redet in aner- 
kennendem Sinne Is. VII 26. 

4) XV 29 s. 0 . S. 146 (164) mid Lykurgs Leokr. 73, E. Meyer, Forscb. 
n 73 £ Aber wie XIX 273 zeigt, bat Dem. mebr gemiBt, als er Isokrates’ P. 
entnebmen konnte. 

5) Die Berufung auf die Alten, die das erlebt baben, bei Dem. § 68 konnte 
in diesem Sinne gedeutet werden (vgl. o. S. 814®). — Pb. § 63 stimmt dann Is. in 
der Bebandlung des Konon in einem Zuge so wortlich mit Dem. § 68 iiberein, 
da6 bier auf seiner Seite eine Reminiscenz wabrscbeinlicb ist (Is. SicpoQ^riv o^ds- 
liCav aXXriv tcXtiv tb a&fia ticcI dtdvoiav Dem. O'ud'* r\vtivovv dcpoQ^iiiv 
XccpSv), 


318 


Paul Wendland, 


dagegen wohl beide nach der WirklicKkeit geschildert liaben, und 
die frtlhere Kriegstiicttigkeit dazu in Gegensatz zu stellen lag 
auch nahe genug^). Anf gleichartigen Beobachtungen kann es be- 
ruben, wenn Dena. in der Antithese des straffen monarcbisclien 
Eegiraentes nnd der Scklaffbeit der Demokratie an Is. anklingt^)- 
Ebenso ist der beiden gemeinsame Gedanke^), daB das GHiick den 
Menscken den Verstand raube, zu verbrcitet und zn verscbieden- 
artig eingekleidet, als daB Scklltsse auf Abkangigkeit gewagt 
werden diirften. Bemerkenswert ist die ITebereinstimmung einer 
andern Sentenz: 

Is. VI 102: Dem, H 20: 

a[ ^i£V yaQ s'i)tv%lai %al Totg cpccii- ai yccQ siitqa^lai dsivaX ^vyxQiitjjoii^ 
?.oig %^v otmlag totavt^ bvsldri • bI di xi TtxaCeBiy, 

6vy%Q^%xov0iVy at dv^TtQaltao rdr’ aHQi^cbg a'hxov xavx s^sxa^- 
xaxsGJg xataq)av£tg 7totov6iv^ Sstoi- d'^eistai (s. meinen Anaximenes 
oC xivsg £%a6toi xv^xavov^iv ^ovxsg, S. 9. 10^)). 

IV. 

Eassen wir znsammen, was sick ans tmseren Erorterungen fiir 
die Beziehungen yon Isokrates und Demostkenes als wakrsckeinlicli 
ergeben bat. Die Wirkung des P. auf Dem. tritt in mebrfacben 
Eeminiscenzen und in der Art, wie er in seinen politiscben An- 
fangen die Gedanken des panbeUeniscben Programmes des Is. yer- 
wertet, deutlicb beryor. Ebenso scbeinen die isokratiscben Eeden 


1) Is. VIII UK IV 168 V 120. 121 vgl. Dem. XIV 31 XXIII 61 XIII 6. 27 
(0. S. 316^) IV 19. 24. 29. 45. 46 VIII 24 ff. 

2) Vgl. z. B. Dem. I 4 D 23 VIII 11 IX 50 mit Is. Ill 17—19. 

3) Dem. I 23 XX 49. 50 XXIII 113 16 Pr. 24, 4. 43, 1 mid die o. S. 

166^ aiigefiihrten Stellen aus Is. 

4) Eine bemerkenswerte Beriilirung ist scbon S. 180^ hervorgelioben worden.. 
Dagegen die oft bemerkte ITebereinstimmung von Dem. XXIV 4 mit Is. VIII 1 be- 
weist keine Benutzung; denn die Hervorhebung der Wicbtigkeit des Themas ist 
Gemeinplatz (vgl. Anaximenes S. 66, 6. 80, 6 Hammer). Und dasselbe gilt fur 
Dem. IV 1, verglicben mit Is. VI 1. Eine abnliche Entscbuldigung des Auftretens 
findet sich z. B. bei Thrasymacbos Fr. 1 Diels (Vorsokr.^ S. 576) und bei Herodes 
UsqI ytoliTSLa^ (Anaximenes S, 52, 1 £f. 69, 1 ff.). — Die Proomien babe iclx ofter’ 
berangezogen : ich bin von der Ecbtheit der meisten iiberzeugt- V7as Swoboda. 
z. B. S. 65. 81 Tiber deren Beziebungen zu Is. bemerkt, scbeint mir ebenfalls ge- 
meinsamer rbetoriscber Tradition anzugeboren. Gegen die Ecbtheit wiirden diese 
Beziebungen, auch wenn sie ganz sicher wS,ren, nicht zeugen, da sie liber das 
sonst nachweisbare Verhaltnis freier Benutzung der Gedanken des Is. nicht bin- 
ausgeben. 



Beitr^ge zu athenischer Politik und Publicistik des vzerten Jahrliunderts. 319 

VIII und yil (366 nnd 354) anf ilin eingewirkt zn haben. Re- 
miniscenzen an sie haben wir in den folgenden seeks Jakren an den 
Reden des Dem. verfolgen konnen. Diese Beriibrungen erscheinen 
rnn so natiirlickef, als Dem. zur Zeit ihres Ersebeinens der Erie- 
denspartei nake stand. Das Ziel der Symmorienrede war sicker 
ebenso im Sinne des Enbnlos , der den Eriedensseklufi nack dena 
Bnndesgenossenkriege znstande gebrackt kaste, wie des Is., der 
als bedeutendster literariseker Eiirsprecker der Eriedenspolitik auf- 
trat. Die Verstandigen waren sick einig, da6 der Staat Rnke 
braucke , nm die dnrek die Kriegsjakre ersekopften Krafte zn 
sammeln und zn ernenern. End iiber der gemeinsamen Eriedens- 
sebnsnekt sind mancke dentlick wakrnekmbare Gregensatze zuriick- 
getreten. Die konservativ reaktionare Gesinnnng jener beiden 
Reden des Is. wird sekon damals nickt Demostkenes Beifall ge- 
fnnden kaben nnd ihm als oligarckisck verdacktig gewesen sein. 
Und Demostkenes’ kiikle Ableknnng der Epideiktik kat Is. miB- 
fallen (S. 295^). Als dann Dem. in Philipp den gefakxlicksten 
Eeind Athens erkannte und seine Bekampfnng zum Ziele seiner 
Politik mackte, wahrsckeinlick erst seit Ende 360^), mag sick der 
Gregensatz zu Is. vorbereitet kaben, dessen Sympatkien ftir Philipp 
wokl erkeblick liber das Jakr 346 znriickreichen. Die Parteigegen- 
satze, die dnrek Demosthenes’ tatigen Anteil am pkilokratiscken 
Erieden ausgeglickeii warden, kamen dann zum erneuten Ausbrnch, 
als Dem. diesen Erieden als ein Ungliick kinzustellen begann, fiir 
das er selbst jede Verantwortung ablehnte. Mit Isokrates’ Ph. 
und Demosthenes’ Eriedensrede ist der Gregensatz offenbar, der 
sick dnrek Demosthenes’ antimakedonische und perserfreundlicke 
Politik wie dnrek Isokrates’ makedoniseke Beziekungen und seine 
Propaganda fiir die panhelleniscke Bedeutung der nordiseken GroB- 
mackt zusehends verscharft. Die nock heute kenntlicken polemi- 
seken Beziekungen, Isokrates’ Angriffe anf die antimakedonischen 
Staatsmanner, die sekarfen Invektiven, die sick gegen den nnr 
dnrek das geschriebene "Wort wirkenden Publicisten Is. rickten, 
geben eine Vorstellung von der fanatiseken Leidensekaft und der 
Skrupellosigkeit der Mittel, mit denen der Kampf der Parteien in 
parlamentarischen Diskussionen und gericktlicken Prozessen gefiikrt 
wurde. 

Ick stelle mir die Entwickelnng des jungen Staatsmannes Dem., 
zum Teil anf Grand der voraufgekenden Untersucknngen, als einem 


1) Schwartz, Festschrift fiir Mommsen, Marburg 1893 S. 3 Iff. (vgl. 
Kahrstecit S. 52'°8) hat m. E. richtig die I Phil. 360/49 angesetzt. 


320 


Paul Wendland, 


TIebergang von vorsichtigen dnrch AnschluB an vorliandene Partei- 
gruppen nnd Huge Riicksiclit auf Andersdenkende bezeichneten 
ersten Versucien zu einer im Wider stande gegen Philipp ihr ein- 
heitliches Ziel, ihre koncentrierte Energie, ihre prononcierte 
Stellungnahme findenden selbstandigen und selbstbewufiten Politik 
vor. Anders hat E. Schwartz in seinem sehr anregenden Ver- 
snche die Entwickeliing des Politikers aufgefabt : Im AnschluB 
an Eubnlos und die Eriedenspartei sei Dem. hochgekommenj wie 
besonders die Symmorienrede bezeuge; dann habe er die Eahne 
gewechselt und in der rhodischen Rede den fruheren Standpunkt 
yerleugnet. Vor den Bruch soUen die fiir die Partei der Reichen 
einiretenden Reden gegen Leptines, Androtion, Timokrates, nach 
dem Bruch die radikale Aristokratea fallen. — Die fiir das Ver- 
standnis der politischen Entwickelung des Dem. wesentlichen^ Mo- 
mente hat Schwartz richtig hervorgehoben; nur gegen Beleuchtung 
und Gruppierung dieser Momente richten sich meine Bedenken, 
besonders gegen die Annahme eines plotzlichen Wechsels und un- 
vermittelten Eontrastes der Parteistellung. DaB der Eriede vom 
J. 355 uberhaupt die Parteien annaherte, da6 die Haltung der 
Symmorienrede nicht eine vollige Gleichsetzung mit der Politik 
des Eubulos bedeutet und Gegensatze, die nur momentan zuriick- 
traten, nicht ausschlieBt, habe ich schon bemerkt. Eemer vermag 
ich zwischen der Symmorienrede und der Rhodiaca keine un- 
tiberbriickbare Kluft, die nur durch voUigen Parteiwechsel ver- 
standlich wiirde, zu erkennen. Ich sehe in der rhodischen Rede 
nur ein Symptom daflir, daB latente Gegensatze und verschiedene 
Interessen, die 355 zuriickgestellt waren, allmahlich in die Erschei- 
nung treten muBten. Demosthenes’ Erwartung, daB eine athenische 
Einmischung in Rhodos wohl nicht zum Eriege mit Persien fiihren 
werde (XV 8. 10), ist bei der Lage der Dinge verstandlich und 
wird ganz ehrlich gemeint sein. Jene beiden Reden unter die 
Schlagworter Eriedens- und Eriegspolitik zu begreifen, ist be- 
denklich. Auch die zweite will nicht den Krieg mit Persien, sie 
widerspricht nur, wie schon friiher die MegalopoKtenrede, Eubulos’ 
Neigung, alle politischen VerwicHungen zu meiden. 


1) a. a. 0. 44 50 f. 27. 30 und E. E I 2174. Schwartz’ Auffassung suchen 
im einzelnen genauer auszufuhren Stavenhagen a. a, 0. 30. 31, Kahle, De 
Demosthenis orationum Androtioneae Timocrateae Aristocrateae temporibus, G5tt. 
1909 S. 32£ Kahle stellt auch die Timokratea im Gegensatz zu Stavenhagen 
in die zweite Gruppe. Die Eolge der allzu schroffen Differenzierung ist, dafi 
Dem. in zwei Reden (Androtionea und Timokratea), die er fur denselben Klienten 
abfaBte, einen verschiedenen Parteistandpunkt eingenommen haben soil. 


Beitrage zu athenischer Politik uad. Publicistik des viertea Jahrhunderfcs. 321 


Gegen die Verwertung der genannten Gericlitsredeii habe icb 
zunachst rein prinzipielle Bedenken. Dem. bat sie, wabrscheinlicb 
auch die Leptinea, nicht selbst gebalten, Und mag man aucb an- 
nebmen, Dem. babe diesen KUenten die Reden gescbrieben, weil 
sie politiscbe Gesinnungsgenossen waren, dennocb wird man vor- 
anssetzen diirfen, dafi mancbe personliche Wunscbe nnd Riicksicbten 
der Klienten, aucb Riicksicbten auf die Ricbter, die Haltung der 
Reden bestimmt baben, daB des Antors eigene politiscbe Ueber- 
zeugungen nicbt zntn vollen Ansdruck gekommen sind^). 

Aber aucb von diesen prinzipiellen Bedenken abgeseben, sind 
die vermeintlicben Kontraste jener beiden Grnppen von Reden za 
grell gezeicbnet worden. Ob man in Ausfiihrungen liber Reicbe 
oder Arme immer den klaren Ansdruck einer bestimmten Partei- 
zngeborigkeit suchen darf, ist schon von anderer Seite mit guten 
Grlinden bezweifelt worden^), 

In dem Worte der Aristokratea „damals war der Demos 
7t6t'i]g der Staatsmanner, jetzt ist er ibr Diener" (o. S. 373^) darf 
man gewiB eine bedenklicb demagogiscbe Nuance der Anschauung 
finden, daB Athens Volk der unverantwortlicbe Souveran ist. Aber 
daraus den Parfceisfcandpunkt erscblieBen wollen ist gefabrlicb. 

Ich verstebe Demosfcbenes’ beginnende Opposition gegen Eubulos 
ahnlicb wie die gegen Is. nicbt als einen volligen Gesinnungswecbsel, 
weil das Zusammengeben nacb dem Ende des Bundesgenossenkrieges 
gar nicbt eine Gleicbsetzung des demostbeniscben Standpunktes 
mit der Politik des Eubulos bedingt. Unter dieser Voraussetzung 
erklart sicb am natiirlichsten, daB wir den Gegensatz zu Eubulos 


1) Kahle S. 38 setzt es yiel zu zuversichtlicli voraus. 

2) Sundwall, Klio, BeiKeft IV 72, Den Yorwarf der Timokratea § 124 
dafi manclie Staatsmanner durch die Politik sich bereicliern, benutzt Kakle S, 37 
um die ^ugelibrigkeit des Dem. zur „Partei der Armen“ zur Zeit dieser AeuBe- 
rung zu bestimmen. Aber S. 316’ babe icb gezeigt, daB ahnliche AeuBerungen 
traditionell sind und sicb aucb bei Is. finden. Und einer der Abscbnitte der 
Leptinea § 24, der beweisen soil, daB Dem. sich damals zur „Partei der Keicben“ 
zahlte, barmoniert mit der IV PMl. 44. 45, d. b. einor Eede 'der Periode, in der 
man nocb am ebesten Dem. radikal nennen darf ; vgl. Gott. gel, Anz. 1906 S. 362. 
363. Kable widerlegt sicb zum Teil selbst durcb den sebr yerstandigen Grund- 
satz, den er S. 38. 39 yortragt. Leptinea § 137 macbt den Eindruck, daB Dem. 
nicbt aus Parteigenosse von Eubulos rede. 

3) Vgl. Schwartz S. 27^. %vQLog ware der unanstoBige Ausdruck. Aber 
die Reden des Dem, sind uberbaupt scbon in dieser Zeit nicbt frei von unerfreu- 
lichen Worten des Demagogen, besonders nicht die Timokratea: XXIV 2 (Die 
Gerichte balten der Staat zusammen) 37 (iiberlegene Einsicht des Gerichtes) 51, 
(heriibmte Humanitat der athenischen Richter) 99. 

Kgl. Go3. d. Wiss. Nachrichtea. Phil.-hist. Elass©. 1910. Heft 4. 23 


322 


P aul W endland, 


in der Aristokratea tind in der Eede Ilsgi ^vvtd^smg hervortreten, 
in der III 01. in voller Scharfe zum Ansdrnck kommen seken^). 
Der Yon Bern, inspirierte Versnch Apollodors, die Theorika ab^n- 
scbaffenj richtete sich gegen Enbulos. Ben Mut zn seinen Macbi- 
nationen gegen Bern, scbopfte Meidias ans seinen Beziebnngen zn 
Enbnlos. End als Eubnlos 348 den Eeldzug nacb Enboa beftir- 
wortete, trat Bern, ibm entgegen. 

Anck in Demostkenes’ Haltnng Konig Pkilipp gegenliber mockte 
ick eine natiirlicke Entwickelnng der von Anfang an vorkandenen 
Erkenntnis, dafi Pkilipp als erklarter Eeind Atkens anzuseken sei, 
zn der Eeberzengnng der Notwendigkeit energiscker Abwekr er- 
kennen. Sckon in der Symmorien- nnd in der rkodiscken Rede 
weist er auf Pkilipp als den erklarten Eeind Atkens gelegentlick 
kin (S. 294^). Aber erst im J. 49 seken wir Bern, als Piikrer 
antimakedoniscker Politik anftreten^). Befremdend ist, wie be- 
senders Sekwartz bemerkt kat®), die Haltnng der Aristokratea 
(vom J. 352/1) Pkilipp gegeniiber. Ber HaB gegen ihn kommt ge- 
legentlick zu sekarfem Ansdrnck. Aber das Verkaltnis Athens zn 
Kersobleptes wird merkwiirdiger Weise gar nicht nnter dem Gre- 
sicktspnnkte der Politik Philipps betracktet. Nun sind ja freilick 
Philipps Yordringen in Tkrakien nnd Erobernng von Heraion 
Teickos, die Bedroknng der Chalkidike spater als nnsre Rede. 'Ben- 
nock ist es nnwakrsckeinlickj daB Dem. Philipps Expansionspolitik 
als eine Atken bedrokende nationale Gefakr nock nickt erkannt 
katte. Diese Einsickt, die dann nnter dem Eindmck der folgenden 
Ereignisse der seine ganze Politik bekerrsekende Grrnndgedanke 
wird, mockte ick ikm sckon znr Zeit der Aristokratea nickt ganz 
absprechen. Besondere Momente miissen die bessere Einsickt zn- 
riickgedrangt kaben ; darnber sind bereits manckerlei Vermntnngen^ 
wakrsckeinlicke nnd nnwakrscheinliche, anfgestellt worden^). Man 

1) Die S. 376® besprocliene Polemik der drei Eeden ist gegen Eubulos ge- 
richtet. S. Schwartz S. 27®. 55, Schafer I 202. 203. 

2J Aber der zufallige Bestand publicistischer Eeden schlieBt die Moglichkeit 
nicht aiis, daB sicli die Politik des Dem. schon" etwas friiher in dieser Eichtung 
bewegt habe. 

3) S. 20. 27 ff. 

4) Schwartz S. 20 (29) 27 erldart Demosthenes’ Verhalten aus der Ueber- 
schatzung des Erfolges an den Thermopylen nnd aus den Beziehungen zum 
Condottiere Chares, der Charidemos als Konkurrenten in Athen nicht hochkommen 
1 ass en will. BlaB III 1 S. 298 vermutet Eiicksichten auf Amadokos. Kahr~ 
s tedt , Eorschungen zur Geschichte des ausgehenden fimften und des vierten 
Jahrhunderts, Berlin 1910 S. Ill, EiBt die Eede ganz unwahrscheinlich in Persiens 
Interesse gehalten sein. Sein Buch (o, S. 297^) geht mir zu, wahrend ich diese 
letzten Seiten schreihe. 



Beitrage zn athenischer Politik und Publicistik des vierten Jakrkaiiderts 323 

wird sich vielleicht bei der Annahme beruligen diirfen, daB der 
Logograph die Vertretung einer Sacbe iibernommen hat, die ihn 
notigt , den Faitor Makedonien aus seiner Betrachtung der tbra- 
kischen Frage anszuschalten. 

Scharfe Interpretation der Reden lebrt uns Dem. als einen 
mit den gegebenen Verhaltnissen geschickt rechnenden, in den 
Mitteln sehr erfinderischen Realpolitiker kennen, dessen spezifisch 
athenische Politik in Philipp den gefahrHchen G-egner frhh erhennt 
nnd nach seinem bedrohlichen Vordringen in Thessalien und 
Thrakien den Kampf gegen ihn zum Inhalt seines Lebens macht. 

Das Verhaltnis zn griechischen Staaten und zu Persien, Wirt- 
scbafts- und Finanzpolitik , Marine und Militarwesen , alles wird 
nun unter den beherrschenden Gesichtspunkt dieses Eampfes ge- 
stellt. Kahrstedts Behauptung, daB Dem. in den Wendungen 
seiner Politik wesentlich durch den Glauben an die Notwendigkeit 
des Anschlusses an Persien und durch die Riicksicht auf persische 
Interessen bestimmt worden sei, halte ich fiir eine Einseitigkeit, 
und, trotz einiger guter Beobachtungen, ist der Beweis dieser 
These durchaus miBgluckt. 


23 * 



Zwei angeblich cliristliche liturgisclie Grebete. 

You 

B.. Beitzenstein imd P. Wendland, 

A^orgelegt in der Sitzung vom 26. November 1910. 

I 

In der neuen Ausgabe seiner Dogmengeschichte (146) klagt 
Harnack ^die Pkilologen^ an, da6 sie theologiscken Arbeiten als 
einer Gekeimwissensckaft aus dem Wege zu gehen pflegen. Religions- 
geschicktlicken Arbeiten scheint das gleicke Los besckieden. Soeben 
bringt das von der Berliner Greneralverwaltnng der Kgl. Mnseen 
keransgegebene Heft VI der Berliner Klassikertexte (Altcbristlicbe 
Texte bearbeitet von C. Sckmidt nnd W. Scbnbart), das zufallig 
erst keute in meine Hande kam, mir einen lieben alien Bekannten, 
der auch in der ibeologiscben Literatnr der leizten Jahre mancb- 
mal erscMen^), als Wildfremden wieder, icb meine die Hermetiscbe 
Schrift des sogenannten Poimandres. In der Grebetsammlung des 
Berliner Papyrus 9794 findet sick Col. 2 Z. 42 ff. das Gebet, welckes 
den ScklnB dieser Schrift bildet. Ick mockte auf die einzelnen 
Midgriffe in der Erklarnng nickt eingeken. Da die theologiscken 
Bearbeiter von dem Grundirrtnm ansgingen, in einer Sammlung 
besonders wirkungsvoller Gebete aus liter ariscken Werken 
(vgl. Col. 2 Z. 60 die IJebersckrift TIqo^bvx^ twv aTto^tdlcov TLitQov 
ml T0P aUcov) liturgiscke Stiicke seken zu wollen, waren allerlei 
Gewaltsamkeiten, ja der voile Verzickt auf jedes Verstandnis des 
Scklusses wokl unvermeidlich. V7er ein solckes Stuck ediert, muB 
Wagemut kaben und verdient als besten Dank, dafi man sicker 


1) Z. B, A. Jakoby, Die antiken Mysterienreligionen und das Cliristentum, 
Eeligionsgeschicbtliche Yolksbucber, berausgegeben von M. ScMele III, 12 S. 32 
(sogar in Uebersetzung). 



Zwei angeblich christliclie liturgisclie Gebete. 


325 


UnricMiges olme Polemik beseitigt. Ob in einzelnen Pallen der 
Papyrus Yersclirieben oder verlesen isi — die theologisclie Behand- 
lung bot ja diesmal dem vorziigliclien Palaograph.exi nicht die ge- 
nligende TJnterstutzung — , unterlasse ich zu untersuclien j der Text 
scheint, von einer groBeren und zwei Heineren Stellen abgeseben, 
festzustehen. 

Ich. stelle znnachst den Wortlaut der Berliner Ausgabe und 
sodann in zwei Kolumnen den Text des alien Grebetes in der Pas- 
sung des Poimandres und der des Papyrus zusammen, um in einer 
kurzen Erklarung dann das Yerkaltnis beider zu erlautern und 
Irrtiimer, die ick frliber beging, zu verbessern. 

A. Text der Ausgabe. 

43 "'Ayiog [6 'O’fog 6 'b%o8'\Bi%ag ^oi a%h iron viog %al (p[&s]i "dyi- 

og 6 %[al TtcctiiQ r&]v HXcov^ dyiog si [6 ajr’] dQ%^{g dyio]g 

45 6 ^sbg o[g yLv^^Ksjtai ctotb tmv i 8 l(o\y dyiog el 6] 

^'shg og 7 t[dv'ta >jt 8 QiSB]%stai %a[l] yiv 66 [%si^ dyiog] el [6 'O’sog] 

6 loyo) ^vlptriiodinevog rd :itdvt]a^ dyoog si 8[z/] ^ (pij^ig oi% i^iavQco- 

6 svy dyiog si O'S 7 Cd 6 a q)[vcfLg ] or, ^;^iOg si 6 otd(j 7 ]g 

[dvvd(jtscog 

i 0 %vQ 6 tSQog^ dyiog £[t] o [ ] dyiog si 6 ^QsixtCDV 

50 tG)V siitacvcDv^ ^[ov tdg q)co]vdg ci%h 'ijjvxijg xal xa^dlag 
TtQog (DS avarsrccy^Evagj avs%MX[ri\tay aQQYyts^ 6 iG) 7 Cfi (pcovoii- 
lisvs^ ahoviiivcp \b 0 cpaX^]vai x^g yvm^scog x^g xaxd vg)og 
cibx^v i 7 tCvsv 6 \o\v ybs %(ii svdvvdii(xi 6 ov [.is xcci x^g 
%dQLXog xavxrjg (pG)xC 0 (X) xoyg ev svvola xov yevovg (xov ddeXq)oi)g 
55 vloi}g ds o’er* xb ydg itvsviid ^gy tp %'eC(p ^vsiijiaxi* dtb %i 0 tsvco 
xal iiagxvQcb* '^g xal (p&g %(X)QG)* siXoyyxbg sl^ %dxsQ^ 6 o'og 

ccvd'g( 07 to[g 6v]vayLd^SLV 6oi p[o]vXsxaiy xad'hg TtagedcDxag xyv 
7 Cd 0 av i^[ov6o]av avxm‘ s[i]y qoi S6^a %al vvv %al (d)sb xccl slg xo'bg 
6[v]y,7cccvxa[g aljmvag x[m]v al6v(DV [cc]iii^v* 

B. Echter Text. 

Poimandres. Papyrus. 

^Ayiog 6 d' so g 6 vTtoS sl^ag 
^ot dTtb xov Nobg xccl 

(pmg^ 

1 dyiog 6 S'sbg 6 ^(XX'))g xmv bXcov^ dyiog 6 '9’fbg xal Ttaxyg xmv oXcov^ 

dyiog si , , . dQ%rj . . . 

2 dyiog 6 ^s 6 g^ ov fj ^ovXij xsXsi’- dyiog 6 d'sog^ ov iTtLXsXsixai^) cctco 
xai ccTCb XG)V IdCcov dvvd^soDV^ xav IdCcov dvvdixscov xj ^ovXrj^ 


1) 'tsXstrcci allein scheint der Liicke nicht zu genligen. 


3 S^Log 6 yv(o6%'^vai poii- 

leTUi %al yivd)6%Btai totg Idioig. 

4 ^'ycog st 6 XdyG) 6v^ti]<3d(i£vog 
T;d '6vmj 

5 dyiog si, oH 7t6t6a g)ii0Lg shkv 
s(pv, ay Log el, hv rj Lpv6ig oix 
i^dQcpodsv* 

6 dyLog si 6 7tdG>i]g Svvdfiscog 

dyiog si 6 7cdcf7]g 
i)7CSQ0%^g fLSl^COV, 

7 dyiog st 6 ^Qskrcjp t^v i^caC- 
vcov, — 

8 Sslai Xoyi%dg %'v6lag dyvdg &7cb 
ipvxfjg ical ^aQdlag TtQog 6s ccva-- 
ta'vaiJLBV'i]g, dvszXdXrjvs, d^^Tjrs, 
dLOjTCfj (pcovoiiiisvs, 

9 akoviisvG3 tb 6(paX^vai trig 
yvd) 6 sc:)g VTjg ocat^ 0 'b 6 Lav rj^cjv 
s7cCv6v66v iioi ml ivdvvdiico66v 
IJbE, ml trig %dQLrog ta'6t'i]g gpco- 

toi>g iv dyvoiif tov ys- 
vovg, iiiov ddskq)Q^g, vlovg dh 
6ov, 

10 dtb 7tL6tsii(o %al ^aQtVQ&' sig 
^coijv ml g)&g %(dq^, 

11 £vloyi]tbg si, TcdrsQ • 6 ebg dv- 

dwaycd^siv 6 ol pov- 
Israt, ocad'ojg TtaQsdcoKag airp 
rijv 7td6av i^ovaCav. 


dyiog 6 ^s6g, yva)6%'^vai /Soti- 
Xsxai %al yiv(h0KSTai xotg {s)idloig, 
6 X6yq) 6v6ti]6d^svog %d utdvta ^), 

dyiog si, bv rj g)Ti6Lg o^k S}i6q- 
(pco6ev, dyiog si, ov 7tcc6a (p'v6ig 
shhv ^(pv, 

dyiog si 6 otd67jg Svvdijiscog 
i6%vQ6t£Qog, dyiog si 6 7cd6rig‘^) 
i^BQOXTjg ^sC^(X)v, 
dyiog si 6 KQskt(X)v t&v 

V(DV, — 

ds^ai Xoyi^dg (d'v 6 lagy^) kyvdg 
d%b ijvxrjg ml m^SCag ^itQbg 6 ^ 
dvarstayiivag^), dvs%XdX 7 ]Vs, ccq- 
QrjtS, 6l€03tfl (pcovoiip.£vs, 
aitovpisvip tb pi^i 6 (paX^vai rrig 
yvd) 6 scog tijg mrd {'}gpog(?) 
avt^v i 7 Civsv 66 v fioi ml ^v 8 v- 
vdp>co 66 v p>s, ml %^g x^Q ^'^^2 WtJ- 
trig q)(DtC 6(0 tovg iv &yvol<^^) tov 
ysvovg, {i)iiov ®) MsX(po' 6 g, vlovg 
Sh 6 ov, 

tb ydQ ^vsvfid fiov (6vfi'- 
Ttvst) tm d'slm %v S'^iiati, 

8ib ^i6rs'ii(jo ml fia^rv^^* slg 
^Goijv %al q)(5g %copc5. 
svXoyrjvbg si, TtdtsQ* 6 6bg dv- 
d'Q(x)mg 6vvayid^siv 6oi fioMstai, 
md'cog m^sScorng triv 7Cd6av s^ov- 
6lav aitco. 


1) Fiir yv luid I lasen die Herausgeber tc uud %’ 

2) Fiir ovtoc sclieint die Liicke zu groJ3. 

3) Svvdctscog aiis Veiiesung der Vorlage. 

4) Yielleicht wegen der LuckengroBen nur 6 rfjs v7feQoxf]S- 

6) Fiir Xo haben die Herausgeber woM irrig (i gelesen; ^vOLag feWte, 

6) dvarstayfiivccg Pap., Ygl. Papyrus Mimaut Z. 284 'ipvxijiv) 7 tccacc(v) %ccl 
‘na^Scav ^gbg os icvccts'cccyi,svr{v. 

7) fis Pap. verb. Herausgeber. 

8) s^voCa mit der Deiitung „die Gotteskinder, nicbt bios die KatedLumeueii*^ 
die Herausgeber. 

9) 6[iov ist uotig, da das Pronomen nicbt zu ysvovg gebbren kanu. Zuni 
Gebraucb vgl. Poimaudres § 26 und § 29. 


Zwei angeblich. christliche liturgische Gebete. 327 

sI't] 0oi d6^a %ai vvv %ccl 
ccsi %al eig tovg (3'6 iiTtavxccg 
cclmvccg xmv alSvcov. a^iriv. 

Dafi die Doxologie des ScMusses von einem Christen zngefiigt 
istj bedarf keines Beweises; anders steht es mit dem Anfang. Er 
setzt die Poimandres - Schrift geradezu vorans. Unmittelbar vor 
dem ScbluJBgebet steht ja dort (§ 30) : rovto 6vvi^i] iioi Xa^dvto 
liob aich xov Noog rovva^tL tov UoL^dvdQOv, xoii Tfjg avd'svr^ccg 

A6yov^), d'eoTtvovg ysvdiisvog r‘^g dlrjd'stag '^jld'ov. dih dldco^i m 
i’vxfjg %al l(3xvog eiXoylav %m icaxQi Erzahlt wird vorber, 
dafi der Prophet den Gott scbaut, nnd dafi dieser Gott go)?) %(d 
(pwg ist. Auf diese Offenbarung nimmt der Anfang des Gebetes 
in dem Papyrus bezug und ist streng genommen ohne sie nicht 
verstandlicb. Ganz den gleicben Hergang wie bier in der Samm- 
lung cbristlicber Gebete konnen wir in einem beidniscben Zauber- 
papyrasj dem Papyrus Mimaut, verfolgen (vgl. Arcbiv fiir Religions- 
wissenscbaft VII393fF. und Die bellenistiscben Mysterienreligionen 
S. 113 ff.): das Scblufigebet eines LiteraturwerkeSj das auf eine 
vorber gescbilderte Oifenbarung bezug nimmt, ist berausgebrocben 
und in eine Sammlung von Zaubervorscbriften libernommen. Die 
umgekebrte Annabme ware widersinnig. Daraus folgt zunacbst: 
der Berliner Papyrus bezeugt eine von der iiberlieferten ab- 
weicbende Fassung der Poimandres-Scbrift im dritten Jabrbundert 
n. Cbr. Diese Fassung aber ist j linger als die uns literariscb 
erhaltene; das zeigt eine Priifung der Anrufungen Gottes. In dem 
literariscben Text sind es neun, je drei Gruppen von drei An- 
rufungen (vgl. oben 1—3; 4. 6; 6. 7). Diese gewollte Ordnung 
durcbbricbt die erste Anspracbe ebenso wie der Zusatz, den der Pa- 
pyrus zu V. 1 bietet: ciyiog f? . . . ccQxrj . . . Letzterer bat nicbt 
einmal die in diesem Gliede liblicbe Einleitungsformel dycog 6 d'sdg, 
Sein Wortlaut — um dies gleicb vorauszunebmen — lafit sicb 
nicht wieder gewinnen. Die Stelle I. Job, 1, 1 o ^ 

d%ri%6ayiBv KtX.^ auf welcbe Kleinert verweist, weicbt viel zu weit 
ab, um irgend etwas zu ergeben; dem Stil der Hermetica und der 
Gedankenverbindung entsprache etwa: dybog st 6 d>p dQ%ri SXcov^ 
dock weifi icb nicht, ob die Liicke das zulafit, und tav oXcov wiirde 
erwartet. Wie dem sei: der literariscb iiberlieferte Text ist alter 
als der in dem Papyrus benutzte. Er ist — genau wie im Papyrus 
Mimaut — aucb besser iiberliefert (vgl. Die bellenistiscben Myste- 
rienreligionen S. 113 fF.). Scbon in v. 1 verstbfit 6 'O’fog ml mryg 


1) loyog ist personlich und sachlicli gefafit. 


328 


E. Reitzenstein luid P. Wenclland 


g egen die Fomel der ubrigen Grlieder ; richtig ist nur 6 O-fog 6 TtatyjQ, 

In y. 2 ist die Umstellnng des Wortes scUecBt; in v. 4 scbeint 

aytog el ans Versehen ansgelassen, oder der Schreiber empfand 
nicht mehr, dafi der nene Atsatz 3nit der Forirel beginnen miiJB. 

Ganz verkehrt ist die TJmstellnng der beiden Glieder in v, 6; an 
X6y(p 6v6tri<jd^SQwg rd Hvra scUiefit inbaltlicli oi Tcacfa ehhv 

E(pv^ erst dann bringt bv q)v6ig ovk iiid^q^co^ev (yoll znr Gestal- 
tung bringt) die letzte Steigeriing. In v. 8 ist ^v0tag im Pap. 
ansgefallen, dvaxexayinivag falscli bezogen nnd yerdorben; iiber 
eivoia in y. 9 — falls es ■wirklicb ilberliefert ist — und iiov babe 
ich scbon gesprocheB; ai)tmv ist offenbar tbricbter Znsatz. Anch 
za%^ oidcav rjfi&v ist selbstverstandlich. besser nnd nrspriinglicber 
als ^ccrd vg)og Selbst Nordens Dentnng „Bau desKbrpers, 

Gewebe des Korpers" scbeint mir dem Sinn nicbt zu geniigen; 
icb nebme eine ScblimmbessernBg einer alteren Verderbnis an. 

In y. 11 ist civx& mit Absicbt nmgestellt, nm vor der Doxologie ^ 

nicbt einen zu fiiblbaren AbscblujB zu lassen. So bleibt nur der 
Znsatz zu y. 9; er scbeint mir in der Tat notwendig, nm das 
folgende did zu erklaren, nnd daher alt. Icb mnfi den Zusammen- 
bang darlegen. 

Der Pnenmatiter, der entsendet wird, nm eine nene Lebre zu 
yerkiindigen^ bittet, der 'yv&0tg nicbt yerlustig zu geben nnd mit ' 

ibr die gottlicbe Kraft zu empfangen: dann will er mit dieser 
Gnade (x^Qig ist bier wie %dQL0iia gebrancbt, ygl. Papyrus Mimaut 
Z. 294) taufen und erleucbten alle, die nocb im Dunkel der Dn- j 

wissenbeit sind. Die harte Konstruktion xccl %ccQLtog xaiitTjg 
q)C)tl0G) Tovg Bv dyvolcf xov yevovg meinte icb einst durcb Ein- 
scbiebungen mildern zu sollen ; allein im Corpus Herm. IV 4 lesen 
wir : O0OL ^ev oiv 0vv7}xav tov %7]Qvy^axog %al e^amlaavro tov Noog^ 
oi>toi iLsve0%ov t^g yv^aemg. Icb halte danacb tpcotl^stv xTjg yvm- 
0eGig Oder x^g %dQLtog fiir mdglicb. DaB die Unwissenden erleucbtet > 

warden, wtinscbt Gott, weil sie seine Kinder, und der Prophet, 
weil sie seine Briider sind: to jtvsv^id iiov (pviiTCvei)^) rp ; 

^veiiiiccxi, Aber weil so sein Geist und Gottes Geist Eins ge- 
worden sind, kann er aucb glauben und yerkiinden, daB er in Gott 
eingebt und eingeben wird. Das ist ein 0vvayid^BLv mit Gott (das ^ 

Wort ist gebildet wegen des immer wiederbolten dyiog sl)j und :! 



1) Erganzt nacli Dietericli Mithraslitnrgie 4, 14 %ccl TtvBve^ iv i^iol tb tsqbv \ 

•jtvsviicc, DaB einWort fehlt scliemt mir fast siclier, der tloBe Begriif der Ueber- 'j 

einstimmung fur das folgende Slo zu schwach. — DaB eine Erganzung Plasbergs 
6 'AQBktcov {7cdv)xG3v i%ak(ovy die ich. fruber annabm, durch den Papyrus be- 
seitigt wird, erwahne icb beilaufig. 


Zwei angeblicli christliclie liturgisclie Gebete. 329 

der Prophet, der durch den Empfang des vovg zu dem Gott- 
menschen geworden ist, liat dazu die Kraft von Grott empfangen. 
Es ist vollig nnmogliclij bei diesenWorten an Christus zn denken. 

Weder Cbristliches noch Jiidisches kann ich in dem Grebete 
finden; die von den Heransgebern angefiihrten Bibelstellen be- 
■weisen gar nickts. Wenn Psalm 11, 23 to ovofid 6ov 

toig adeXipotg yiov zn v. 9 oder Ev. Job. 10, 14 eyo? sliio b Jtoiti'fjv 
b xccXbg^ %ccl yivcHxiocE) td k^icc xccl 'yuvdiG'xovoC (is tu s(id zn v. 3 
iiberbaupt angefiibrt werden, so kann wobl nur eine Art Jiorror vacui 
AnlaB sein. Zwingender ware, wenn ich diese Art Beweis iiber- 
Lanpt gelten lieBe, vielleicht folgende Beobachtung. Der Preis 
G-ottes 6 TtciSrig dvvdiismg lo%vQ6t£Qog, b ndtSrig x}nEQo%^g [isi^av er- 
innert an eine agyptische Eormel im Totenbnch Kap. 93, wo ent- 
weder der Tote von dem Gott sagt ‘er ist in mir starker als die 
Starken nnd er ist in mir machtiger als die Machtigen’ oder der 
Gott selbst spricht: ‘ich bin dort stSrker als die Starken mid ich 
bin dort machtiger als die Machtigen’ ®). 

Allein die Erage steht ja nicht so, da3 wir aus nnserm Gebet 
allein entscheiden miiBten, ob es in christlichem oder heidnischem 
Kreise entstanden ist. Eiir die ganze Schrift, deren miablbslicher 
SchlnJBteil dies Gebet ist, mufi sie beantwortet werden®). Daferner 
diese Schrift anf das engste mit dem iibrigen Corpus Hermeticum 
znsammenhangt, mlifite die TJntersuchnng sich erweitern nnd dies 
ganze Corpus als wesentlich christlich in Anspruch nehmen. So 
lange dies nicht geschieht, bleibt die Behauptung, die freilich nach 
den Eunden gerade des letzten Jahres kaum befremden diirfte, 
zn Eecht bestehen: ein heidnisches Gebet ist unverandert in eine 
Sammlung christlicher Gebete mit aufgenommen. 

StraBburg, den 13. November 1910. R. Reitzenstein. 


1) Ygl. zu diesem (yvaa^fjvai povlstm %al Die bellenistischen 

Myslerienreligionen S. 124. 125 nnd Poimandres S. 245 und 20. 

2) Der Aegypter denkt nacb einer giitigen Mitteilung von Prof. Spiegelberg 
dabei an dtoonische Krafte; denn die Worter ‘die Starken’ und 'die Machtigen’ 
zeigen Gotterdeterminative. Aehnlicbe Gedanken konnen der griechischen Formel 
noch zugrunde liegen, vgl. fur vtieqox'i^ Pap. Berolin. I Z. 215 (Parthey, Abb. d. 
Berl. Ak. 1865, S. 126): vTCEQaaTtiadv fiov Tcgbg nuGav vnsQoxrjv 

(lovog, ^Qovov, ^QXVSi stiiccQfosvrjg, 

3) Selbst die Annahme, daB diese Schrift schon cliristliche Einflusse zeige, 
■whrde, so unglaublich und unbeweislicli sie mir scheint, nicht genligen, um die 
Auffassung der theologischen Herausgeber des Gebetes wenigstens nachtraglich 
zu rechtfertigen. 


Auf Herrn Reitzensteins Wunsch und in seinem Sinne knupfe 
ich an seinen Nachweis der Reception eines heidniscken Grebetes 
einige Bemerknngen iiber einen, wie mir scheint, analogen Rail. 
Die oft nnternommene IJntersucbung des eucharistiscken Gebetes 
in den apostoKschen Konstitutionen VIII 12, mit dem ein anderes 
Gebet VII 34 sick vielfach berlilirt, ist jiingst durcL. Skntsck^) 
auf eine nene Grundlage gestellt worden durch den Beweis engster 
Verwandtsobaft zweier Gebete, die Firmicns Maternus in den An- 
fang des B. nnd des 7. Bucbes seines astrologiscben Werkes ge- 
setzt bat. Skntscb scbliefit aus dieser Aufnabme eines scbeinbar 
cbristbcben Gebetes, daB der spatere Apologet des Cbristentnins 
bei Abfassnng seiner Astrologie scbon mit dem Cbristentum min- 
destens iimig vertraut gewesen sei. Er bebt ricbtig bervor, daB 
die weitgebende Uebereinstimmung z. B. mit Cic. De nat. deor. 
II 91 ff. und mit einigen Seneca-Stellen ibren Grand baben miisse, 
d. b. daB die Gedanken der stoiscben Tbeodicee in ein Gottes 
Scbopfermacbt preisendes Gebet umgesetzt sind. Er bebt ancb 
sebr ricbtig bervor, daB die Gebetform Eirmicus in viel engeren 
Zusammenbang mit den cbristbcben QueUen riickt, als mit den 
zablreicben nns erbaltenen Darstellungen stoiscber Tbeodicee, die 
meist von Poseidonios abbangig sind. 

Dennocb scbeint mir der SchlnB, daB Eirmicus ein cbristbcbes 
Gebet benutzt babe, wenigstens nicbt zwingend. Icb betone, daB 
icb nur auf eine andere Moglicbkeit binweisen ■will, die icb ancb 
nicbt ganz sicber erweisen kann; icb mocbte damit nur zu weiteren 
Eorsebmagen anregen. 

Das cbristlicbe Gebetstuck entbalt den ecbt griechiscben Preis 
auf Harmonic und GesetzmaBigkeit des Kosmos, die als Beweis 
der Macbt des Scbopfers betracbtet warden. So vielfacb aucb stoi- 
scber EinfluB auf Gebete durcb neue Papyrusfunde erwiesen ist, 
diese gescblossene Tbeodicee stebt in Gebalt und Eorm einzigartig 
da. Die Disposition ist wirklicb der ciceronischen nabe verwandt. 
Der stoiscbe Kern ist unverkennbar ; icb konnte aus stoiscben 
Quellen ein reicbes Vergleicbsmaterial vorlegen. Aber icb ver- 
zicbte darauf; denn einigermaBenVollstandiges kann ich im Augen- 
blick nicbt geben, und die meisten Gedanken waren ja so ver- 
breitet, daB die Masse der Parallelen allein eine nicbtcbristlicbe 


1) Archir fur Eeligioiiswiss. XIII 291 ff. Dort findet man die altere Lite- 
ratur tiber das Gebet verzeicbnet. 


Zwei angeblicli christliclie liturgisclie Gebete. 


331 


Quelle nicht sicher erweisen konnte. So greife icli zunaclist zur 
Erganzung der Ausfiihrungen anderer einige charakteristiscte Ziige 
keraus: C. A. VIII 12 S. 2B0, lOLag. : Dn hast die Luft geschaffen 
TtQog qxDvijg d!Jt 6 So<jiv Scd 'yX 6 tti]g 7 cXri%tov 6 Yig xov ccsga %al &%oriv 
6 vv 6 ^yovfisv^]v iTt' aitov hg ^Ttatsiv slddsxo^svrjv tijv itQo€Tcl 7 Ctov 6 av 
aitfi XaXidv vgL die stoische Lehre bei Diog. Laert. VII 158 
ct%ovBiv 8 s tov ^Bta^v tov ts (pcovovvTog %al rov dHOiiovrog dsQog 
7 tX 7 ]tTo^evov 6 (paLQ 0 SLd&g^ stta . . . rcclg aKocctg ^qQ07cl^%ovtog, Stoisch 
ist es, wenn die ErschalFung des Menschen als des Kosmopoliten 
mit der des Eosmos parallelisiert oder wenu vom Eeigentanze der 
Grestirne geredet wird^). 

Wenn aber eine stoische Grrundlage des cbristlichen Grebetes 
anzunehmen ist, so scheint mir hochst bemerkenswert, dab bei 
Eirmicus wirklich eine rein stoische Parallelversion hervortritt. 
Hier feblen die Bibelreminiscenzen ^), mit denen die christlichen 
Eassungen gelegentlich durchsetzt sind. Hier begegnet viermal 
der stoische Begriff der necessitas, und wenn sie als infatigabilis 
bezeichnet wird, so erinnert das an Aristoteles’ von Poseidonios 
libernommene Scheidung der sublnmaren Region und der bimm- 
lischen, deren ewiger Kreislauf in unverbriichlicher Ordnung sich 
muhelos vollzieht^). Weiter laBt Eirmicus in heraklitisch-stoischem 
Gredanken aus elementaren Gregensatzen die Harmonie des Alls 
hervorgehen^). 

Hie Analyse jener christlichen Grebete laBt eine stoische Quelle 
erschliefien. Eirmicus bietet wirklich eine stoisch-heidnische Eassung. 

1) VII 34 S. 215, 15 Lag. VIII 12 S. 251, 7. 250, 8. 9. vgl. Weymann, 

Hist. Jahrb. der Gorresgesellscbaft XXIX 581. 

2) qui fragilitatem cojpom divma mentis inspiratione sustentas konnte An- 
klang an Gen. 2, 7 angenommen werden, aber s. Cic. II 83 animantes autem aspi- 
ratione aeris susUnentur und F. 1 10, 15. — Aucb der in der apologetischen Scbrift 
wiederkebrende (Skutscli S. 293) Satz voluntas del perfecti operis substantia est ist 
nicbt notwendig cbristlicb. Aehnlicbe Anscbauiingen linden sicb im Neuplatonis- 
nius: Zeller 1112^ S. 499 £ (iiber Pbilo s.Wendland, Philos Scbrift uber dieVor- 
sebung S. 5^). Aber aucb eine vereinzelte cbristlicbe Keminiscenz, wie sie in der Zeit 
des Firmicus bei einem nicbt-cbristlicben Autor nicbts Auffallendes bat, wiirde nicbts 
an der Tatsacbe andern, dab die Fassung des Firmicus sonst in boberem Mabe als 
die christlichen stoisch ist. — Ecbt antik ist der Eingang des Gebetes (B. V.) 
quicumque es mit dem Zweifel, mit welcbem Namen der Gott am besten zu be- 
nennen sei. IJnd das pater pariter ac mater, tu iihi pater ae filius begegnet be- 
sonders in orpbischen Kreisen; s. IIsqI yi66gov 7 und Dieterich, Mifcbrasliturgie 
S. 156. 

3) S. Wendland a. a. 0. S. 6Sb 70^. 

4) Aebnlicb UeqI % 6 aiiov 5, Diels S. A. B. 1901 S. ISSff. Ausfuhrlicber 
entwickelt den Gedankeii Xovatian De trin. 2 (Skutsch S. 301). 


332 S’’ Keitzenstein iind P. Wendland, 

1st es wahrscheinliclier, dafi er ein christlicL.es Grebet von den 
christlichen Zutaten befreit nnd es so dem stoiscben Gredanken- 
kreise wieder angenabert babe, aus dem es erwacbsen ist, oder 
nicbt vielmebr dad F. wie die Christen aus stoiscber Quelle ge- 
scbopft babe? Fiir eine stoiscbe Quelle des F. spricbt aucb die 
enge Yerbindung der Astrologie mit der stoiscben Lebre, die durcb. 
die neuesten Forschungen erwiesen ist. Die Yorstellungen vom 
Abstiege und Aufstiege der Seele, die im Grebete des B. YII be- 
gegnen, mocbte man nicbt gern der Drgestalt des Gebetes ab- 
sprecben, da sie (scbon bei Poseidonios) mit der Astralreligion 
verkniipft zu sein pflegen. 

Die Annabme, dab Poseidonios sein Werk UsqI x 60 ^ov mit 
einem Gebete erofiPnet Labe, wie im platoniscben Timaios dem 
Yortrage iiber die Weltscbbpfung eine Anrufung der Gotter vor- 
aufgeht, ware nicbt unmoglick; aber eine andere Lbsung der 
Quellenfrage scbeint mir dock wabrscbeinlicber. Auf versckiedenen 
Gebieten ist jetzt der starke EinfluB poseidonischer Mystik auf 
die populare Erbauungsliteratur, aucb auf Gebete z. B. der Papyri, 
nacbgewiesen worden; ja vereinzelte Parallelen aus nicbtckrist- 
licken Gebeten zu dem von mir bebandelten sind scbon bervor- 
geboben worden^). Da scbeint mir das Yerbaltnis des F. zu den 
christlicben Yersionen die natttrliobste ErHarung zu finden in der 
Annabme eines nichtcbristlicben auf die Tbeodicee des Poseidonios 
gegriindeten Gebetes. Es mag aucb in versckiedenen Yersionen 
kursiert baben. Und es ist gar nicbt unmoglich, dafi Gelebrtere 
es etwa in der astrologiscben Literatur nacbweisen kbnnen. Bei 
meiner Annabme steht das bebandelte Gebet des F. nicbt als 
cbristlicbes in Kontrast zu seinem ScbluBgebete von B. I, sondem 
auf gleicber Stnfe; und dies ScblujBgebet ist aucb wirklicb aus 
demselben Geiste geboren. 

Die Wahrscbeinlicbkeit, dab die Grundlage des christlicben 
Gebetes vorcbristlicb ist, ergibt sick vielleicbt aucb aus Pbilon 
und damit zugleicb die Mbglichkeit, dab die Kenntnis des Gebetes 
den Christen dnrcb das bellenistiscbe Judentum vermittelt ist. Er 
gibt einmaP) folgende Anweisung iiber das Dankgebet: ^Wenn 
du, 0 Seele, Gott flir die Weltscbopfung danken willst, so statte 


1) Skntsch S. 803, Parallelen bieten auch die von Schermann, Archi? ftir 
dieAusgabe der alteren cLristlidien Schriftsteller XXXIV 2b S. 7. Off. 88 ff. auf- 
gefubrten Texte. 

2) Le victimis 6 (Bd. V, S. 60, 20ff. Cohn). Ich zitiere nach der TJeber- 
setzung vonHeinemann (Die Werie Philos in deutscher TJebersetznng II S. 69. 70). 



Zwei angeblicli christliche liturgisclie Gebete. 


333 


deinen Dank sowolil fiir das Granze als auck fiir seine Hauptteile 
ab, die Grlieder des yollkommensten Lebewesens, ick meiue z. B. 
Himmel, Sonne, Mond, Planeten nnd Fixsterne, dann die Erde nnd 
die Tiere und Pflanzen auf ihr, ferner Meere nnd Eliisse — Quell- 
fliisse und Bergfliisse — und was sie fiillt, endlich die Luffc und 
die Veranderungen in ikr; denn Winter und Sommer, Priililing 
und Herbst, die segenspendenden Jakreszeiten, sind Veranderungen 
der Luft, die sick zum Heile der Wesen unter dem Monde wandelt. 

. . . Und wenn du Grott fiir einen einzelnen Mann dankst, so teile 
deinen Dank yernunftgemaB , freilick nickt nack den kleinsten 
Teilen bis ins allerkleinste, sondern nack den Hauptteilen ^), zuerst 
Leib und Seele, aus denen er zusammengesetzt ist, dann Vernunft, 
Verstand und Wakrnekmung; denn auck ein Dankgebet fiir jeden 
dieser Teile ware yon Grott angekort zu werden nickt unwert/^ 

Ick muB es dem Leser iiberlassen, zu prlifen, wie genau Dis- 
position und Stimmung dieser Gebetsanweisung mit jenem ckrist- 
licken Gebete iibereinstimmen. In der Bezeicknung der Welt als 
des yollkommensten ^pov tritt Her nock die urspriingliche pan- 
tkeistiscke Haltung keryor. Die bei E. yorausgesetzte Trennung 
der sublunaren yon der oberen Region ist Her ausdriicklick aus- 
gesprochen. Und kurz vorker redet Pkilo, wie auck sonst oft, 
yom Reigen der Gestirne, in dem die gottesfiircktigen Seelen sick 
sckwingen (s. o. S. 331). 

Hierzu kommt nock ein merkwiirdiges Zeugnis Philos iiber 
Gebete des Hokenpriesters : jjDie Priester der andem Volker 
pflegen nur fiir ikre Angekorigen, Freunde und Mitblirger die 
Gebete und Opfer zu yerrickten, der jlidiscke Hokepriester dagegen 
sprickt seine Bitt- und Dankgebete nickt nur fiir das ganze 
Mensckengesckleckt, sondern auck fiir die Teile der Natur, Erde, 
Wasser, Luft und Feuer; denn die ganze Welt betracktet er als 
sein Vaterland, wie sie es ja auck in Wirklickkeit ist, und fiir 
sie erflekt er in innigem Gebete die Gnade des Meisters, den er 
bittet yon seiner Milde und Giite dem ErsckajTenen mitzuteilen. 

Das Zeugnis ist wokl mit groBerVorsicht zu benutzen. Pkilo 
kellenisiert Her stark; der Kosmopolit des ckristlicken Gebetes 
kekrt wieder. Pkilo kat sicker zum Teile seine kellenistiscke 
Gebetsstimmung dem Hokenpriester zugesckrieben. Nun kat,' wie 


1) Damit wird das Yerbaltnis des Gebetes zur ausfiibrlicben stoiscben Theo- 
dicee, wie wir sie z. B. bei Cic. und in einem den clementinisclien Recognitionen 
eigenen, nock nie untersucbten Teile lesen, richtig beschrieben. 

2) Be sacerdot. 6 (Y 24, 9ff. Cohn), Heinemann S. 37. 38. 


334 S'- Reitzenstein u. P. Wendland, Zwei angeLl. christl. liturg. Gelbete. 

icli Kattenbuscli, Das apost. Symbol II 361^ entnehme, Swainson au£ 
Grrund dieser einen Stelle judischen Ursprung jenes cbristliclien 
Gebetes angenommen. Beide Stellen zusammengenommen scheinen 
mir die Existenz eines im wesentlichen stoiscben Gebetes zu be- 
statigen, das die Cbristen direkt oder durch hellenistisch-jiidisclie 
Vermittelung benutzt kaben konnen. 

Der griechisclien Tlieodicee und dem antiken Hymnns auf den 
Kosmos kat die Kircke immer mit einigem Mifitrauen gegeniiber 
gestanden. Sie in einem liturgiscken Stuck der Ckristen wieder- 
zufinden befremdet^- Die herrschende Stimmung ist die der 
Engelsgesange im Prolog des Eaust^), die wir uns auck nickt als 
Kirckengebet und Teil der Agende vorstellen konnen. Dieser 
Eindruck des Dngewoknlicken wiirde sick bewahren, wenn sick 
meine Vermutung bestatigen soUte, daB wir es mit einem Ein- 
scklag aus einem stoisoken Gebete zu tun kaben. 

Gottingen. Paul Wendland. 


1) Dafi das Gebet irgendwo wirklicli im Gottesdienste gebraucht wurde, 
wird fast allgemein angenommen. G. Loscbcke, Jildiscbes und Heidnisches im 
cbristlicben Knit, Bonn 1910, S. 13. U bait die Liturgie als Ganzes fiir ein lite- 
rariscbes Produkt. Die Grenzen sind fliebend, Stereotype Gebetsformulare gab 
es in der alten Kircbe nicbt, aber to erkennen dock bestimmte Typen, die mannig- 
facb variiert werden. 

2) Es lobnt wirklicb, mit ibnen IIeqI %6<s^ov 5 zu vergleichen. Den hie- 
ratiscben und poetisierenden Stil der Gebete der Constitutiones scbreibt aucb Po- 
seidonios, wo er die Wunder des Kosmos preist. 



Ein niederrheinisclier ‘Contemptus mundi’ und seine 

Quelle. 

Von 

Edward Scliriider. 

Vorgelegt in der Sitzung vom 29. Oktober 1910. 

Das nactfolgende Werkchen ist bisher wenig beachtet niid 
jedenfalls dem Eabmen der Literatur nirgends eingefiigt worden. 
Icb bab es mit dem librigen Inhalt der Handschrift schon als 
Grymnasiast abgeschrieben: in Gremeinschaft mit meinem Fretinde 
Karl Kochendorffer; nnd eben diesem Stndiengefahrten yer- 
dankt ich auchj nach gut zwanzig Jahren, den Hinweis, der zur 
AnfEndnng der lateinischen Vorlage gefiihrt hat. Erst die Be- 
schaftigung mit dieser hat mir den EntschlnB gebracht, die diirftige 
mittelfrankische Keimerei der Oeffentlichkeit zu iibergeben, Denn 
erst jetzt trat ihr kulturgeschichtliches Interesse deutlich zu Tage. 
— Dann aber ist die kleine Arbeit abermals 14 Jahre liegen ge- 
blieben, und erst der Tod KochendorjBPers am 14. August dieses 
Jahres gibt mir Veranlassung, dies friihe Dokument unserer ge*- 
meinsamen Studien und Interessen hervorzuholen. 

Das Mscr. philos. in 8® Kr. 6 der Standischen Landesbiblio- 
thek zu Kassel, in dem das Opusculum allein iiberliefert zu sein 
scheint, wurde zuerst benutzt von Wilh. Grrimm in seiner Ausgabe 
von „Vridankes Bescheidenheit“ (Gottingen 1834), wo es S. VIII 
unter der Sigle p und mit der knappen Inhaltsangabe: „Cato, Fa- 
cetus, Contemptus mundi, Freidank (461 Verse), Lucidarius" be- 
gegnet^). Spater erscheint die Hs. wie verschollen: selbst dem 
Spiirsinn Zarnckes ist sie entgangen, und erst K. Schorbach hat 


1) WoM nur daraus schbpft Blommaert, Oudvlaemsche gedichten III p. YI 



336 


Edward Schroder, 


in seinen griindliclien ^Stndien liber das deutsclie Volksbuch Luci- 
darius" (= Quellen und Forschungen H. 74), Strafiburg 1894, S, 28 
wieder anf sie hingewiesen ^). 

Es ist eine Handschrift kleinsten Formats, in schonen kraftigen 
Zligen nack der Mitte (oder anch gegen Ausgang) des 14. Jakrlmn- 
derts am Niederrbein geschrieben: 130 x93 mm, der beschriebene 
Eanm 82x53 mm. Anf der Seite steben 13 Zeilen; die Verse 
nicht abgesetzt, bloJB dnrcli ScklnBpunkte markiert. 

Der Codex zablt in moderner Foliiernng 222 Blatter: die 
Scblnfilagen feblten sckon, als er (im 16. od. 16. Jb. ?) gebnnden 
wnrde. Der genaue Inbalt ist folgender: 

a) Bl. 1( — 42*") obne Deberscbrift : Cato. Es ist die Bear- 
beitung, welcbe Zarncke „Der deutscbe Cato^^ S. 160 if. als „jungere 
rein niederdentscbe IJebersetzung^^ einfiihrt; er kennt sie nur ans 
dem (ans Werden a./R. stammenden) Mscr. germ, in 4°. 679 der 
Berliner Kgl. Bibliothek. Anfang: Oatho^livas eyn vromer man — 
ScblnB: Dese litrte wort doch %cail hesinne d'ti vints da tzweyueldige 
oneynt^nge ynne. 

b) Bl. 42^( — 77^) Hie heginnct Facet us, Anfang: Wilch iitnc 
man ringen wilt na eren — ScblnB: JBis d'tt %vys so lls hie vroelycJi 
Momen die dich machen mcliten rycli, 

c) Bl, 77^( — lib”*") Contempt mUdi; s. n. 

d) BL 115\ — 1891^) Hie ieginnet Vrigedanlc, Anfang: Ich 
Un genant hescheydenkeyt — ScblnB: Be Jiait fych feluer gar he- 
drogen vnd mmmert up den raynhogen. 

e) Bl. 140^( — 222^) Bit hoich heyf^t Lucidarius. 

Der Debersetzer des „Contemptns mnndi^^ batte seine Nacb- 
dicbtnng geplant nnd begonnen in vierzeiligen Absatzen mit der 
Reimfolge aa bb, denen man dnrcb die Bezeicbnung „Stropben^^ 
eine nngebiibrende Ebre antun wiirde. Je ein solcber Vierzeiler 
sollte zwei Zeilen des lateiniscben Originals wiedergeben ; Sinn nnd 
Konstraktion gingen ans einem in den andern nacb Bediirfnis iiber. 
Aber aucb diesen gewiB recbt leisen Zwang bat er spater abge- 
scbiittelt nnd nacb seiner Beqnemlicbkeit immer banflger 6- nnd 
8-zeilige Abscbnitte eingestrent. Der Scbreiber bat diese Absatze 
getreulicb bewabrt und abwecbselnd mit roter und blaner Initiale 
markiert; innerbalb der Absatze bezeicbnet eine rotdnrcbstricbene 
Majnskel den Beginn des 2. (3. 4.) Reimpaars. Indem icb die 
immerbin stark vorwiegenden Vierzeiler mit denjenigen verglicb, 

1) Vgl. dazu Anz. f. dtsch. Altertum XXIII, 108 f.; neuerdings verspricht 
0. Schroder (in seiner Berliner Dissertation von 1909), den Kasseler Facetus (in 
Palaestra H, LXXXVI) zum Abdruck zu bringen. 


Ein niederrheinischer ‘Contemptus miindi’ und seine Qnelle. 


337 


in •jw'elclien der mittelniederlandische Cato (znletzt lirsg. von A. 
Beets, Groningen 1885) abgefafit ist, setzte sich mir die Vorstel- 
Inng fest, daB aucb die Vorlage nnseres Werkcliens in Distichen 
abgefafit gewesen sei, Und diese Idee in Verbindung mit einem 
andern gleicb triigeriscben „Pnnd‘‘ bat meine Quellensucbe , wie 
icb andern znr Lebre bier verraten will, lange irregeleitet. Die 
eigentiimlicbe (mir freilicb aucb jetzt nocb nicbt recbt kMre) Ge- 
genllberstellung von galle und gimst in V. 199. 200 batte mich zu 
der Yermutung gebracbt, daB bier in der Quelle statt des alten 
Reimbontrastes fel—mel ein allitterierendes Paar fel — favus ge- 
standen baben milsse, der Bearbeiter also bier favus mit favor ver- 
wecbselt (oder verlesen) babe^). Wie das unten abgedruckte Ori- 
ginal V. SB aufweist, ist das nicbt der Pall, und icb babe obne 
Grund lange Zeit in der verwandten Literatur — die icb ubrigens 
aucb zu andern Zwecken studierte — nacb einem Wortparcben 
Umscbau gebalten, das vielleicbt iiberhaupt nirgends existiert. 

Bekanntlich ist die Zabl der asketiscben Scbriften in Vers 
und Prosa, die den Namen ,jContemptus mundi“ oder einen ganz 
abnlicben fiibren, eine sebr groBe, und besonders die Zeit zwiscben 
1050 und 1250 bat mebr als ein Dutzend derartiger Werke und 
Werkcben bervorgebracbt. Geben docb nicbt weniger als 5 (6) 
allein unter dem triigeriscben Nanien des beil. Bernbard. Die 
Listen, welcbe J. Kelle in seiner Gescbicbte d. deutscben Literatur 
Bd. II, S. 31 und 91 (vgL dazu die Anmerkungen S. 260 u. 295) 
gibt, sind in jeder Hinsicbt unvollstandig ; sie lassen gerade die 
eigenartigsten und verbreitetsten Dicbtungen und Prosawerke ver- 
missen, so die des Bernbard von Morlas, Innocenz III und die 
anonyme Dicbtung, welcbe unserm Autor als Vorlage gedient bat. 
In Disticben ist unter alien mir bekannten nur das „ Carmen de 
contemptu mundi“ abgefaBt, das meist unter dem Namen des An- 
selm von Canterbury (Migne Patr. lat. 158, 687 ff.) gebt, aber 
neuerdings von Haur4au dem Monch von Bee Roger von Caen 
(f ca. 1090) zugesebrieben wird. 

Die Entsebeidung liber die Quelle gab Koebendorffers Hin- 
weis, daB sicb in mebrern Handsebriften der Miincbener Hof- und 
Staatsbibliotbek ein lateiniscber „Contemptus mundi“ in ganz abn- 
licber Naebbarsebaft von (lateiniscbem) Cato und Eacetus flnde, 
wie in unserm deutscben Manuscript. Sebon die ersten von Er. 


1) Mit solchen Yersehen darf man in der Tat bei unserm Autor reclinen: 
so bat er dicht dabei Y. 196 fenyn der selen fur das virus amarum der Yorlage 
Y. 84: er las eben animarum ! 

Kgl. Ges. d. Wise, Nachricliten. Phil.-hist. Klasse. 1010. Heft 4. 


24 



338 


Edward SclirSder, 


Keinz — beatae memoriae — mit gewobnter Hilfsbereitscbaft ge- 
lieferten Notizen fiihrte znr Feststellung des Originals, dessen 
zaMreiche Miinchener Handschriften icL. darin an Ort nnd Stelle 
nnd teilweise, in grofierer Mnfie, in Marburg stndieren durfte : dank 
der oft erprobten Grefalligbeit des inzwisci.en anck verstorbenen 
Direktors Dr. von Laubmann. Eh ich dnrch Grrbber (Grrdr. d. ro- 
man. Philol. II l,376f.) anf die Abhandlnng von Hanr^an, „Des 
p oximes latins attribn^s 4 Saint Bernard (Paris 1890) p. Iff, auf- 
merksam wurde, hatte ich wohl die Idee, dem Abdrnck des nieder- 
rheiniscben gleich eine kritische Ausgabe des lateiniscben Textes 
beizngeben — liber das was ich nnten biete, mnJB ich micb be- 
scbeidener ausdrucken. Die tingemein reiche Verbreitnng des 
Werkes, von dem mir in Dentscbland nnr jiingere Hss. nnd Drucke 
znganglich waren, gebietet Entsagnng. Die Zeit wo man anch 
diese fiir die Geistesrichtnng nnd die klosterliche Dnxchscbnitts- 
bildung des spaten Mittelalters so wichtigen Texte kritischer Be- 
arbeitnng nnterziehen kann, ist noch nicht gekommen. 

Die paranetische Dichtnng, welcbe mit CliarUda nostra tibi man- 
dat^ dilecte (al. Bainalde), sahdes beginnt nnd mit Hoc till det miimis 
qui regnat trims et umis scbliebt, nmfabt in nnversthmmelten Hss. 
360 — 380, am hanfigsten wohl 373 Verse, Hexameter mit wech- 
selnden Eormen des Reimschmnckes, doch so dafi die gewdhnlichen 
Leonini nnd Candati hber Vierfxlnftel des Ganzen (30B VV.) aus- 
machen. Derartige Miscbnng der Formen, wo „die Eeiheii der 
Leonini oder Candati an bedentnngsvollen Stellen dnrcb klangvoUere 
Eeimverse nnterbrocben werden", ist im 12. Jh., dem das Gedicht 
zweifellos angehbrt, nichts seltenes. Wilhelm Meyer, der in der 
Einleitnng zn Eadewins Tbeophilns (Miinch. Sitz.-Ber. d. phiL-bist. 
Cl. 1873, I 70ff. = jjGesammelte Abbandlnngen^^ I, 79 ff.) die ver- 
schiedenen Arten des gereimten Hexameters mit griindlicber Ge- 
lehrsamkeit bebandelt bat, nennt natilrlich ancb unser Gedicht 
und bat es (a. a. 0. 90 nnd 97) nach dieser Seite charakterisierk 
Mein Text und meine Zahlen weichen bier und da von den seinigen 
ab; wir baben also 

inv. 1--8: 8 Collaterales [M.s II 1; S. 74]. 

V. 9--35: 27 Leonini [M.s II 2; S. 74]. 

V. 36 — 53: 18 Trinini Salientes, nnd zwar iambici caudati 

[M.S III, (A) 2a; S. 78]. 

V. 54— 61 : 8 Caudati [M.s I ; S. 73]. 

V, 62—139: 78 Leonini. 

V. 140. 141: 2 Unisoni [M.s H, 4; S. 75]. 

Y. 142 — 176: 35 Leonini. 



Ein niederrheinischer ^Contemptns mundi^ und seiae Quelle. 


339 


177. 178: 2 Unisoni. 

V. 179 — 203: 26 Leonini. 

V. 204 — 216: 12 Tripertiti Dactylici caxidati [M.s III, (B) 

10,2; S. 82]. 

V. 216—229: 14 Adonici caiidati [M.s III, (B) 13]. 

Und weiter : v. 230. 231 : 2 Collaterales. — y. 232 — 263 : 22 Can- 
dati. — V. 264 — 273: 20 Leonini. — v. 274. 276: 2 Unisoni — 
y. 276 — 341: 66 Leonini. — y. 342. 343: 2 Unisoni. — y. 344 — 
347 : 4 Leonini. — y . 348. 349 : 2 Unisoni. — y. 360 — 364 : 15 
Leonini. — y. 366 — 368: 4 Unisoni. — y. 369 — 373: 6 Leonini. 

Unter diesen Reimyersen sind die Tripertiti Dactylici candati 
flir Alter und Herkunft des GedicLtes Leryorragend charakte- 
ristisch. Bernhard yon Morlas, der um 1140 au£ den schrecklichen 
Einfall kam, in dieser Versart ein umfangreiches Werk ;,De con- 
temptu raundi“ in 3 Buchern (fast 3000 Versen) zu schreiben und, 
wie die Widmung an den Cluniacenserabt Peter zeigt, sehr stolz 
auf diese Leistung war, betont ausdrlicldich (bei Wright, „The 
anglo-latin satirical poets and epigrammatists “ II S. 6), dafi das 
kunstyolle Metrum yor ihm nur ganz gelegentlich yon Hildebert 
yon Layardin in 4 Versen seiner „Maria Aegyptiaca^^ (Cant. IX, 
y. 612 — 616 ed. Beaugendre)^) und auBerdem yon Wichard yon 
Lyon „in sua ilia contra quosdam satyra“, aber auch nur in „plus 
minus triginta" Versen angewandt wor den sei^). Weiterhin trefPen 
wir diese Verse in yerschiedenen Gedichten, welche die Hss. dem 
Hildebert unterschieben ; so durchgehends in der Inyectiye gegen 
die Frauen („Quam periculosa mulierum familiaritas^) bei Beau- 
gendre col. 1363, welche, wie man langst erkannt hat, viele Aus- 
driicke und gauze Versteile direkt dem Bernard yon Morlas ent- 


1) Die von W. Meyer s. 82 (90) angefiilirten 4 Verse entstammen den jeden- 
falls unecliten „Yersus de quodam paupere“ (Beaugendre col. 1328). 

2) Trotz Haurdau in seinen „Isrotices et Extraits“ V, 229 fP. glaub ict *110011 
immer, dafi mit dieser Satire das bekannte, zuweilen dem Marbod, meist einem ^Gualo 
Brito’ 0 . a. zugescbriebene Gedicbt „Ordo monasticus eccUsiastieus esse solehaf^ 
usw. gemeint ist (zuletzt Wrigbt II 201 ff.) : es ist 1) alter als Bernhard, 2) eine 
satira, 3) entbalt es in den Hss. gerade 30—32 derartige Verse. Haureau nininit 
docb wobl das Zeugnis des Bernbard von Morlas zu leicbt: denn dieser spricbt 
nicbt ganz allgemein von iingefahr 30 „hexametres dactyliques“, sondern meint 
ganz speciell tripertiti caudati. Zu einer eingehenden Untersuchung , fiir welche 
niich Ludwig Trauhe mit den literarischen Nachweisen freundschaftlich ausge- 
stattet hatte, fehlt mir leider doch das hands chriftliche Material: vor allem ist 
es mir nicht gelungen, aus Konigsberg die Abscbrift Fr. Bessels zu erhalten (vgl. 
dessen „]\Iiscellaneorum pbilologico-criticorum syntagma^, Amst. 1742, Praef. p. XII). 

24 * 



340 


Edward Schroder, 


nimmt’), and gruppenweise in den „ Versus de quodam paupere® 
. bei Beangendre col. 1327 f. Weiter kenne ich durch Haur4an. in. s. 
^Notices etExtraits“ V, 211 ff. den Canonikns von St. Omer Pierre 
le Peintre, insbesondere dessen wider-w&tiges Gedioht „De ilia 
quae impndenter filinm snum adamavit", wo sie s. 220 ff. begegnen: 
Mater amdbilis, insnperaMlis ad meliora Te, precor, erige, factague cor- 
rigc deteriora etc. Auf Prankreich und das 12. Jah.rhnndert weisen 
alle diese Belege kin, und da die alteste datierte Hs. unseres Ge- 
dicktes, die obendrein bereits eine voluminose Portsetzung bringt, 
dem Jakre 1207 angekbrt (Bibl. nat. n”. 3B49, Haur4au, „Pobnies 
attribu^s 3. Saint Bernard" p. 7), so ist dessen Entstekungszeit 
auck nack unten test begrenzt. 

Ben Pranzosen sckeinen auck gewisse Eeimbindungen zu ver- 
raten, obwokl ick ikr Vorkommen in Beutsckland nickt bestreiten 
will: es ware wunderbar, wenn sie in dieser internationalen Poesie 
auf Prankreich besckrankt geblieben waren. Ich denke dabei an 
Reimpaare wie dbissum : ipsimi 206 f. (vgl. afz. abisnie : me'isme) ; 
intus : extinctus, : cinctus 134. 191 ; secum : fgmmt 117 ; magno : danino 
226 f. (vgl. 259. 380), segnis iperennis 330. 

Die kandsckriftlicke IJeberlieferang, die Sckicksale der Dick- 
tung im Druck und die Autorfrage kat Haur^au a. a. 0. p. 1 — 24 
auf Grund eines Materials bekandelt, mit dessen Reicktuna ick 
durchaus nicht wetteifern kann. Das wertvollste daran ist freilick 
S. 10 — 24 die JZergliederung jenes Ankangs, der bereits in der 
Hs. des Bernard Itkier von Limoges vom J. 1207 dem urspriing- 
licken Werke beigegeben ist und dieses an TJmfang bedeutend 
iiberragt (ca. 520 gegeniiber ca. 380 Versen)®). Haur4au erweist 
ikn, groBenteils unter Aufdeckung der Quellen, als ein Potpourri 
der versckiedensten Vers- und Stilarten, das auck nickt einmal im 
Gegenstand einen festen Vereinigungspunkt kat. Ick weiB dazu 
nichts nachzutragen als (zu p. 10) eine weitere Hs. und einen 
weitern Druck, beide aus den Sckatzen der Kgl. Hof- und Staats- 
bibliotkek zu Miincken : der Druck „De contemptu mundi | sine 
commento. | [Holzschnitt] Jekan Petit" (Paris o. J.) steckt im 
Sammelband P. 0. lat. 197; die Hs. Clm. 14062 saec. 14, welche 
diese Passung auf Bl. 116—119 entkalt, stammt zwar aus S. Em- 
meran und gehorte diesem Kloster sicker sckon im Jakrkundert 


1) G-rSber, Grdr. II 1,376 (vgl. Anin. 9) halt es irrtumlich sogar fur einen 
Ausschnitt daraus. 

2) In dem gleich aufgefuhrten Druck des Jean Petit sind es zusammen 905 
(382H-523), in Clm. 14062. 883 (375 + 608) Verse. 



Ein niederrheinischer ^Contemptus mundi’ und seine Quelle. 


341 


ihrer Entsteimngj aber sie erweckt durchaus den Eindruck, als sei 
sie in Erankreich gescbrieben: “Wilb. Meyer, der zufailig im Hand' 
scbriftenzimmer der Mllncbener Bibliotliek mir gegenilbersaB, be^ 
merkte das sofort, als icb den Codex anfschlng. Fiir uns ist diese 
ganze anfgescbwellte Version zunachst obne Interesse. . 

Eine weit groJBere Verbreitnng fand das "Werkclien in seiner 
ursprlinglicben Gestalt, oder doch mit geringen, mebr ziifalligen 
Anslassungen nnd Plusversen. Das Ansehen, dessen es sick dnrch 
Jahrknnderte erfrente, ist sckier imbegreiflich. Da es offenbar 
anonym in die Welt kinausgegangen war, so blieb fiir Vermu' 
tnngen liber den Verfasser der weiteste Spielranm. Man sckrieb 
es dem Pabst Damasus, dem Pabst Coelestin oder Silvester I zn, 
ja „alii dicimt, qnod fait missus de coelo per angelum‘‘ (Bibl. nat. 
ms. lat. no. 8023 bei Haur6au p. 3); man versak es mit dem Namen 
Hinkmars yon Pkeims oder des Jokannes de Garlandia, oder gab 
unbestimmter einen Angekorigen des Minoriten- oder des Prediger- 
ordens oder einen Augustiner fiir den Verf. ans. Alle diese An- 
gaben bediirfen keiner Discussion. End die einzig erwagenswerte 
und zndem die kanfigste, welcke znm Verfasser den ‘Bernardus’ oder 
bestimmter den beil, Bernkard mackt, bat ihre Widerlegung dnrcb 
Haur6au gefunden. JSTur sckeint mir die ganze Darstellnng Hau- 
r6aus insofern irrefiikrend als sie dem Namen des Bernkard yon 
Morlas nickt diejenige Bolle zuerteilt, welcke er offenbar bei Ein- 
flikrung des kl. Bernhard als Verfasser gespielt kat. 

Wir wissen, daJS unser asketisckes Gedickt, das von Hans aus 
als einfacke ^ckartula’, als paranetisckes Sckriftchen und Gelegen- 
keitsdicktung, gewifi gar keinen Titel katte, nack dem „Contemptus 
mundi“ des Cluniacensers Bernkard yon Morlas gesckrieben ist, 
nnd ick darf kinzufligen, auck okne daB ick kier den Beweis an- 
trete; unter dem entsckiedenen EinfluB dieses fiir die Zeitgenossen 
und besonders die Ordensbrlider gewiB eindrucksyollen Werkes. 
Der monckiscke Verfasser, der darin seinen nock im Knabenalter 
stekenden (leiblicken) Bruder aufforderte, seinem eigenen streng 
asketiscken Ideal zn folgen, war aller Wakrsckeinlickkeit nack 
selbst ein Cluniacenser. So mag das Werkcken friikzeitig, viel- 
leickt gar durck den Verfasser selbst, in (^iner Handsckrift mit 
dem „Contemptns mundi Bernkards yon Morlas yereinigt worden 
sein. Eine solcke Handsckrift war es, aus welcker Eilh ar d Lubin 
(der Sckwager Jok. Laurembergs) beide Wex'ke gemeinsam kerauS' 
gab: „Bernardi Morlanensis Monacki ordinis Cluniacensis De ya- 
nitate mundi et gloria caelesti liber aureus. Item alii ejusdem 



342 


Edward Sclirdder 


libri tres ejusdem ferme argumenti etc. etc. Eostoohii 1610“^). 
Eiae ahnliche Hs. batte aber aucb. woM schon im J. 1280 Hugo 
YOU Trimberg im Sinn, wenn er in seinem „Eegistrum multorum 
auctorum“ (ed. Hnemer, Wien. Sitz.-Ber. 1888) v. 487 ff. von ,,Bern- 
hardus" riilimt 

Qni docte composnit maiorem et minorem 

Mundi contemptum, indicans secularem dictatorem, 
und nacbdem er den Autor Bernbardus als ‘abbas Clarevallensis’ 
und ‘speculum gregis Cisterciensis’ erlautert bat, nacb seiner Weise 
(v. 497 £f.) die Eingange der beiden Werke binznfiigt: 

„Hbra novissinta, tempora pesskna sunt, vigilemus ! 

Ecce minaciter imminet arbiter ille suprenms^. 
und: „Cartula nostra tihi mandat, dilecte, salutem“. 

Also: Hbcbst wabrscbeinlicb von der bandscbriftlicben Hacbbar- 
scbaft ber bat die „Cartula“ den Autornamen „Bernbardus„ und 
den Titel „Contemptus mundi minor" oder kurzweg „Contemptas 
mundi* angenommen. Der Erfolg des kleinen Werkcbens, von den 
Elosterscbulen getragen, uberfliigelte rascb den der ansprucbsvollen 
Dicbtung Bernhards von Morlas, und -wenn scbon Hugo von Trim- 
berg den Cluniacenser mit dem groBeren tmd unendlicb berubmteren 
Cistercienser Hamensvetter zusammenwarf, so ist dies fiir die fol- 
genden Jabrbunderte sogut wie selbstverstandlicb. Ob die Zu- 
scbiebung der ^Cartula" nook dadurcb begiinstigt wurde, daB man 
aufs Conto des beil. Bembard scbon andere (von Haurdau S. 24 — 
30 behandelte) Dicbtungen „De contemptu mundi" setzte, oder ob 
nicbt vielmebr diese Stiicke erst auf Grund unseres Werkcbens 
mit seinem Namen in Verbindung gebracbt worden sind, diese 
Prage kann icb mit dem mir zuganglicben Material nicbt ent- 
scbeiden. Wie sicb die Herausgeber des bl. Bernbard zu der 
Prage verbalten baben, moge man bei Haurdau nacblesen. 

Der V erfasser ricbtet sein Mabnscbreiben aus dem Eloster an 
einen jugendlicben Bruder. Einzelne Hss. bewabren nocb in der 
ersten Zeile die Anrede ^Rainalde^ , so diejenige, welcbe Mabillon 
in der Ausgabe der Werke des bl. Bernbard II (1690) 892 ff. ab- 
gedruckt bat (wiederbolt bei Migne 184, 1307 ff.) und welcbe 371 
Verse zahlt. Icb zweifle nicbt, daB der Hame urspriingbcb ist, 
die Ersetzung durcb ein blasses „dilecte“, welcbe alle andern mir 
zuganglicben, verscbiedenen Becensionen angehorigen Handscbriften 
und Drucke bieten, kann recbt gut mebr als einmal selbstandig 

1) Im Abdruck fulirt das erstere den Titel; „Bernardi Morlanensis De Vani- 
tate mundi, et appetitu Seternae vitae libellus aureolas", das letztere: „Bern. 
Morlanensis [Liber primus etc.] De contemtu mundi". 



Eiu niederrheinisclier 'Contemptus mundi’ mid seine Quellen. 


343 


vorgenoirtmen worden sein. Die Anrede Jrater^ begegnet zuerst 
V. 21, wo wir aucb gleich (V. 22) erfabren, da6 der Adressat im 
Weltleben stebt, also ein leiblicber, kein geistlicber Bruder ist. 
Dann tritt seine Person ganz zuriick, und nur die ofter wieder- 
bolte Anrede in der zweiten Person singularis erinnert an den 
Ausgangspunkt. Eindringlicberj zeigt sicb die Sorge nm das 
Seelenheil des Braders wieder von V. 264 ab, und 358 ff. erfabren 
wir, daB es nocb ein Knabe ist, dem der Allmacbtige Einsicbt und 
Energie verleiben moge, die Lehren des alteren Braders aufzii- 
nebmen and zu befolgen^). 

Es war wolil bauptsacblicb diese Veranlassang and Einklen 
dang: Mabnscbreiben eines ernsten Klostergeistlicben an seinen 
jlingern Bruder, die dem Scbriftcben seinen Erfolg gewann: denn 
die Ausftibrung bat nicbts originelles, und von Disposition ist 
kaum die Rede. Aber der Erfolg ist nnleugbar ein grofier ge- 
wesen, und die bands cbr if tlicbe Umgebung in der wir das Gredicbt 
zumeist antreffen, wie die auBerlicb erkennbaren Scbicksale mancher 
Hss. zeigen, daB es bauptsacblicb im Unterricbt der Klosterscbule 
zur Verwendunggelangte. Leider kann icb micb eben nur auf eine 
Anzabl Hss, aus deutscben Bibliotheken stiitzen, da Haureau von 
den weit zablreicbern franzosiscben Mss. eben nur die Cbiffre 
angibt. 

Auf der Miincbener Kgl. Hof- und Sbaatsbibliotbek bab icb 
unsern Text auBer in der S. Emmeramer Pg.-Hs. cod. lat. 14062 
(s. 0 . S. 340) nocb 6 mal gefunden^), namlicb in den codices latini 
(sarntbcb cbartacei) 

1) 4413 (Aug. S. Ulr.) s.XIV med.; fob 8^—10,: 277 Verse 
mit Llicke von ca. 86 Versen durcb Ausfall eines Doppel- 
blattes zw. fob 3 u. 4. 

2) 4350 (Aug. S. Hlr.) s. XV; fob 4—6, ca. 380 Verse. 

3) 4146 (Aug. S. Cruc.) s. XV; fob 9^— 14\ ca. 380 Verse. 
Scbreiber ist (1436/37) Burckbard Zingg, der sicb iiber den 
scblecbten Zustand der Vorlage beklagt. 

4) 4409 (Aug. S. IJlr.) s. XV; fob 208'' — 212'', verstummelt 
(230 Verse). 


1) Wunderlicli ist der’Einfall von F. W. E. Both, der in den „Vkioiien 
und Briefen der hi. Elisabeth von Schonau“ (2. Aufl, Brllnn 1886) S. 22G (vgl. 
Anuierkungen S. LII) das Gedicht „eine Art Gliickwunsch, offenhar an Erzbischof 
Eainald von Coin *gerichtet“ uennt und dessen Verfasser in Ekbert von Schonau 
sieht 1 

2) Haureau Jsennt davon elm. 4413. 7678 (a. a. 0. p. 4), bei den Zahlen 
4416. 7740, die er p. 3 fiir Miinchen anfiihrt, miifi ein Irrtum vorgefallen sein. 



344 


Edward Schro der, 


6) 7678 (Indersd.) s. XV; foL 108 — 116; 376 Verse. Datierte 
Teile der Hss. weisen auf die Jahre 1449 nnd 1450 und 
auf Augsburg, sodaB also Mer in der Zeit zwischen ca. 
1360 und 1460 von den 7 Mtincliener Hss. 5 entstanden 
waren. 

6) 11804 (Polling) s. XVI; p. 78—92; liber 380 Verse. 

Den Titel ^Contemptus mundi^^ ftitrt das Werkcben (am Eingang 
Oder am Schlufi) in den nahverwandten Hss. 4146 und 4360 okne, 
in 7678 und 11864 mit dem Namen des Bernhardus; 4413 kennt 
nur den Autornamen, [14062 nur den Titel], 4409 kennt weder 
Verf. nock Titel. Der „Pacetus“, der ;,Cato“ (oder „Noyus Cato“) 
der „Liber q^uinque clayium sapiencie“ und der „Pkysiologus Tkeo- 
baldi“ {Tres leo naturas ei tres liahet inde figitras) sind mekr oder 
weniger voUstandig in alien diesen Hss. Begleiter unseres Werk- 
chens^) — ein Physiologus feklt auck in dm. 14062 nickt. 

AuJSer den Miinckener Manuscripten kab ick nur nock eine 
Handsckrift unseres Werkckens kerangezogen die liegt in Darm- 
stadt und ist mir durck den Direktor der GrroBkerzogI, Hofbib- 
liotkek Dr. A. Sckmidt, dem ick scton frliker Mitteilungen daraus 
vexdankte, bequem zuganglick gemackt worden. Die Perg.-Hs. JSTo. 
3223, ist ansckeinend aus dem Verbande mit einer Drucksckrift 
losgelbst worden; es sind 8 Bll. mit Sckrift des 16. Jhs, Der 
Text umfafit 373 Verse. Anfang: 

I noie ik’u xpi 

Cartula nra tibi madat dilce salutis 
pl’a videbis ibi Ij no mea dona refuges 

i i 

Schlufi (Bl. 8a) Hoc tibi dat mim^ regnat tn^ i vn^ 

Explicit ifte liber 

i ____ 

Qai me fcbebat euerardns nom babebat 
Scriptor scripsisset melius bn si potuisset. 

Es folgen allerlei Eederproben : Zeicbnungen aus dem Pbysio- 
logus , Baum des Lebens mit der Scblange , Kreuzigung. Auf 
der leergebliebenen Ruckseite des acbten und letzten Blattes 
steben nocb einige lascive Verse. Die Herkunft ist nicbt bekannt; 
die Lautform in der der Schreiber seinen Namen gibt, spricbt fiir 
den Mederrbein oder die Niederlande : icb vermute, daB der Band 
zu den Bestanden des famosen ‘Baron’ Hupsch geborte, mit denen 


1) Das nahere ergeben die gedruckten Catalogi Codicum Monacensium. 



Ein niederrheinisclier ‘Contemptus miincli’ und seine Quelle. 


346 


aucli viele Handscliriften und alte Dracke (z. B. aus S. Jakob in 
Liitticb) nach Darmstadt geltogt sind^). — Der Text dieser Hs. 
ist zwar im einzelnen recM fehlerkaft, steht aber im ganzen der 
Vorlage des deutscken Gredicktes naber als die Mlinckener Hss. ^). 

Weiter bab icb benntzt zwei Incnnabeln dentscben TJr- 
sprnngs®), die das Gedicbt als „Bernardus de contemptu mnndi et 
appetitu super celestinm bonorum versibus conscriptus bexametris^ 
bieten: 1) Leipzig, Arnoldus de Colonia, 1493; 2) s. 1. 1499. 
2. scbopft nicbt aus 1., sondem muB direkt oder indirekt auf 
dessen jedenfalls gedruckte Vorlage zuriickgeben. Die beiden 
Drucke steben dem Texte des Lubin (1610) sebr nabe: alle drei 
baben, wie aucb mein Text unten, 373 Verse, wobei aber nach y. 
205 ein hocbst unpassender Leordnus {Fauper laudakir mm dives 
vUiiperatur) eingescboben und anderseits der V. 289 fortgelassen ist. 
Die Lesarten dieser Gruppe weichen aucb sonst vielfacb von dem 
lat. Text ab, den unsere deutscbe Bearbeitung voraussetzt. 

Das im allgemeinen recbt junge Material das mir zur Verfu- 
gnng stand, reichte natlirlicb nicbt aus, eine kritiscbe Ausgabe 
der lateiniscben Dicbtung berzustellen — und das konnte aucb 
gar nicbt in meiner Atifgabe liegen. Icb babe micb darauf be- 
schrankt, den Text so berzuricbten , wie er etwa in der Vorlage 
des niederrbeiniscben Bearbeiters ausgeseben baben mag, und das 
bab icb unter eklektiscber Verwertung der oben verzeicbneten 
bandscbriftlicben und gedruckten Grundlagen und obne viele Kon- 
jekturen erreicbt. Darliber in jedem Binzelfall Recbenscbaft ab- 
zulegen oder etwa gar den ganzen Text mit einem Apparat zu 
begleiten, diirfte iiberfllissig sein, ja will mir direkt sinnlos 
scheinen. Icb gebe bier nun ein paar Beispiele fiir mein Verfabren. 
Wenn sicb V. 306 die Lesarten terrenorum rmd eternorum, V. 308 
diirabile und miraUle gegenliberstebn, so war die Entscbeidung fiir 
die Vorlage des dentscben Textes durch emjch (569) und wunder- 
lijch (576) gegeben; V. 177 entscbied in ^wmil (362) fiir incerta 
gegen mcitura^ V. 178 hi/S (366) fiir morsiim gegen mortem, 

Icb stelle nunmehr den lateiniscben Text voran und lasse 
ibm den dentscben mit einigen Verbesserungen folgen. 


1) Ad. Sclunidt, Baron Hiipscli und sein Kabinett, Ein Beitrag zur Ge- 
scliichte d. Hofbibliotliek u. d. Museums zu Darmstadt (Darmstadt 1906) S. 10 u. 6. 

[2) Sehr sclilecbt scheint aucb der Text der Jenaer Hs. des Lor. Scballer: 
L. Bertalot, Humanist. Studienbeft e. Hiirnberger Scbolaren aus Pavia (1460), 
Berlin 1910, S. 15]. 

3) Die Exemplare in Gottingen; Poetae Lat. rec. 5300 und 5304. 



346 


Edward Schroder 


Chartula nostra tibi mandat, dilecte, salutes, 

Plura videbis ibi, si non mea dona refutes. 

Dulcia sunt anime solatia que tibi mando, 

Sed prosunt minime, nisi servas bee operando. 

6 Que mea verba monent, tu noli tradere vento, 

Cordis in aure sonent, et sic retinere memento, 

Ut tibi grande bonum nostri monitus operentur, 
Perque dei donum tibi celica regna parentur. 

Menti sincere possunt bee verba placere, 

10 Hec iter ostendunt, bortantur, non reprebendunt. 

Vox divina sonat, quod nemo spem sibi ponat 
In rebus mundi, que causam dant pereundi. 

Si quis amat Cbristum, mundum non diligit istum, 
Sed quasi fetorem spernens illius amorem 
15 Estimat obscenum, quod mundus credit amenum: 
Totum vilesoit iam quidquid in orbe nitescit. 

Vitat terrenum decus ut mortale venenum, 

Abiectoque foris ceno carnalis amoris 
Ad regnum celi suspirat mente fideli, 

20 lamque fide plena paradisi sperat amena. 

Tu quoque, frater, ita carnis contagia vita, 

TJt placeas Christo, mundo dum vivis in isto. 

Nec tibi sint cure rei ad nibilum rediture, 

Quae cito labuntur, multoque labore petuntur, 

26 Nec modo leteris, quia forsan eras morieris. 

Per nullam sortem poteris depellere mortem. 

Cur caro letaris, quia vermibus esca pararis? 

Nunc locus est flendi, locus est peccata luendi, 

Postea gaudebunt qui nunc sua crimina flebunt. 

30 lam modo letetur qui gaudia summa meretur. 

Gaudia stulfcorum cumulant tormenta dolorum. 

Talia prudentes fugiunt, ea despicientes. 

Cur caro non spernis que pretereuntia cernis? 

Nonne vides muudum miserum et pariter moribundum 
35 Sub gladio dire mortis languendo perire? 

Mors resecat, mors omne necat quod came creatur, 
Magnifleos premit et modicos, cunctis dominatur. 
Nobilium tenet imperium, nullum reveretur, 

Tam ducibus quam principibus communis babetur. 

40 Mors iuvenes rapit atque senes, nulli miseretur. 

Ilia fremit, genus omne tremit quod in orbe movetur. 
Ilia ferit, caro tota perit, dum sub pede mortis 


Ein Diederrheinisclier 'Contemptus mnndi’ und seine Quelle. 


347 


Conteritur nec eripitur vir robore fortis. 

Cur igitur, qui sic moritur, vult magnificari? 

4B Cur nimias sibi divitias petit ille parari? 

Instabiles sumus et fragiles, multisqiie ruinis 
Atterimur ; sic iam traliimur sub tempore finis. 
Pretereunt et non redeunt mortalia queque, 

Heo static manet in dubio sic nocte dieque. 

50 Vita brevis velut umbra levis sic annibilatur. 

Sic vadit subitoque cadit, dum stare putatur. 

Quis redimit cuxn mors perimit, quia fedora nunquam 
Nec pretium nec servitium mors accipit nunquam? 
Sed quid plura loquor? nulli mors impia parcit, 
55 Non evadit inops nec qui marsupia farcit. 

Non igitur cesses ea que bona sunt operari, 

Nam mors non cessat tibi nocte dieque minari. 
Amplius in rebus noli sperare caducis, 

Sed cupiat tua mens eterne gaudia lucis. 

60 Pallitur insipiens vite presentis amore, 

Sed sapiens noscit, quantum sit plena dolore. 
Quidquid formosum mundus gerit aut speciosum, 
Floris babet morem, cui dat natura colorem, 

Mox ut siccatur, totus color annihilatur, 

65 Postea nec florem monstrat nec spirat odorem. 
Eegia maiestas, omnis terrena potestas 
Prosperitas rerum, series longinqua dierum 
Transiet absque mora, cum mortis venerit bora. 
Mundi quid sit honor, ego nunc tibi scribere conor ! 
70 Nosti quippe satis, quia nil ferat utilitatis. 

Predia terrarum, possessio divitiarum, 

Pabrica murorum, grandis structura domorum, 
Gloria mensarum cum deliciis epularum, 

Insignesque tbori, cuppe scjpbique decori, 

75 Eesplendens vestis, que moribus obstat bones tis, 
Grex armentorum, spaciosus cultus agrorum, 

Fertile vinetum diversa vite repletum, 

Gratia natorum, dilectio dulcis eorum, 

Cuncta relinquentur nec post bee invenientur. 

80 Quod breviter durat, quis j)rudens querere curat? 
Non metuens bominem faciet mors aspera finem 
Eebus mundanis mendacibus et male sanis. 

Causa gravis scelerum cessabit amor mulierum, 
Colloquium quarum non est nisi virus amarum, 



348 


Edward Schroder, 


86 Prebens sub mellis dulcedine pocula fellis. 

Nam decns illarum laquens fallax animarum 
Cum verbis blandis mendacibns atque nefandis 
Illaqueat stultos et fert ad tartara multos. 
Tempora transibunt, et gaudia vana peribunt, 

90 Et parient frxicttiin tristem per sectila luctiim. 
Omnibus Hoc dice, ne se subdent inimico, 

Ne supplantetur qui captus in bis retinetur. 

Noli confundi misera dulcedine mundi, 

Nam sua dulcedo dilabitur or dine fedo. 

, 95 Que trepidas mentes et mollia queque sequentes 
Fallit mulcendo carnem blandeque fovendo, 

Postea finitur, nec dulcis iam reperitur, 

Sed fit amara nimis non equans ultima primis, 

Et graviter pungit miseros^ quos primitus uaigit. 
100 Nam sic illusos et semper mollibus usos 

Damnatos digne post mortem torquet in igne, 
Atque voluptatem convertit in anxietatem, 

Et fit flamma furens, illos sine fine perurens. 
Talia lucra ferent studiis qui talibus berent. 

105 Sed qui salvari vult perpetuoque beari, 

Cbristo devotum studeat se trader e totum 
Eins inberendo preceptis, et faciendo 
Que scripturarum monstrant documenta sacrarum. 
Accipiet vere qui yult bee iussa tenere, 

110 Sedibus in letis eterne dona quietis, 

Que cunctis dantur qui corde Deo famulantur, 
Atque ea qui spernunt que pretereuntia cernunt. . 
Hie est servorum requies et vita suorum, 

Gaudia que prestat, tribulatio nulla molestat. 

115 Gloria solennis manet illis paxque perennis. 
Semper bonoratos, semper iacit esse beatos, 

Quos recipit secum. Quod quamyis iudicet equum, 
Plura tamen dantur sanctis quam promereantur. 
Omnia dat gratis fons divine pietatis, 

120 Proque labore brevi bona confert perpetis evi. 

His qui salvantur sicut bona multa parantur. 

Sic mala multa malis mors preparat exitialis, 

Isti gaudebunt, mali sine fine dolebunt. 

Nemo potest fari nec dicere nec meditari 
126 Gaudia iustorum, necnon tormenta malorum. 

Quam male fraudatur, quam stulte ludificatur, 


Ein niederrlieinischer ‘Contemptus mundi’ und seine Quelle. 


Qni propter florem mandi, vanumq^ue decorem, 

Qui prius apparet quasi floS; et protinus aret, 
Vadit ad infernum perdens diadema supernuin, 

130 Quod Dominus donat cunctis quos ipse coronat. 
Errat homo vere, qui cum bona possit habere, 
Sponte suhit penas infernalesque catenas. 

Huius amor mundi putei parat ima profundi, 
Protinus extinctus, moritur qui mittitur intus, 

135 Semper ad ima cadit, semper mors obvia vadit. 
Nec venit ad metas mortis miserabilis etas, 

Nescit finiri, semperque videtur oriri, 

Semper vexando, semper gemitus renovando, 
Ingerit ardores, inflnitosque dolores. 

140 Sunt ibi serpentes flammas ex ore vomentes, 
Funestos dentes et guttura torva gerentes, 

A flatu quorum pereunt anime miserorum. 

Sunt ibi tortores serpentibus horridiores, 
Deformes, nigri, sed non ad verbera pigri, 

146 Nunquam lassantur, sed semper ad hoc renovantur, 
Et male ferventes sunt ad torment a recentes. 
Semper tristati, semperque ferire parati. 

Semper inardescunt, nec cessant, nec requiescunt; 
Non exsternantur, nec parcunt, nec miserantur. 

160 Quam male damnatur, quam fortiter excruciatur 
Qui fert tantorum feritatem suppliciorum. 

Quid nunc thesauri, quid acervus proderit auri, 
Cum peccatores mittuntur ad inferiores 
Infemi latebras, ignem pariterque tenebras 
166 Semper passuri, nec ah his unquam redituri ? 

Tunc flens et tristis qui penis traditur istis, 

Mallet preterite quod in omni tempore yite 
Pauper vixisset, quam divitias habuisset. 

Stat male securus qui protinus est ruiturus, 

160 Nec bene letatur cui pena dolorque paratur. 

Non igitur cures gazas acquirere plures, 

Grazas fallaces incertas atque fugaces, 

Que magis optantur cum plenius accumulantur : 

Et faciunt mentem semper maiora petentem. 

166 Divitie tales sunt omnibus exitiales, 

Nam sibi credentes faciunt miseros et egentes 
Post carnis vitam per blandimenta nutritam. 
Expertesque boni traduntur perditioni. 



860 


Edward Schroder, 


Nemo tameii creclat quod ab ista luce recedat, 
170 Ignibiis arsurus, vel propter opes perituruSj 
Si proprium servet, si divitias coacervet. 

Quamvis sit rarum, poterit possessor earum 
luste salvari, fugiat si nomen avari, 

Vivat prudenter, gazas babeat^^sapienter, 

176 Non abscondendo, sed egenis distribuendo, 

Sed satis est notum, quod plus dimittere totum 
Prodest, quam temere que sunt incerta tenere. 
Tutiiis est vere mortem fugiendo cavere, 

Quam prope serpentem procumbere yirus babentem. 
180 Sic est in mundo; quare tibi consilium do, 
Quatenus boc spreto te tradas pectore leto 
Seryitio Cbristi, cui traditus ipse fuisti. 

Hie tibi prebebit regnum quod fine carebit, 

Huic si seryieris, celsis opibus potieris, 

186 Tollere quas fures nequeunt nec rodere mures. 
Collige tbesaurum qui gemmas vincat et aurum, 
Quere bonos mores, tbesauros interior es. 

Grazas congestas mentis precellit bonestas, 

Nam miser est et erit qui mundi prospera querit, 
190 Est dives yere qui non ea gliscit babere, 

Qui bonus est intus, fidei munimine cinctus, 

Semper bonestatis studium tenet et probitatis. 

Cum bona quis tractat, tunc se yirtutibus aptat, 

Si nibil est sordis quod polluat intima cordis, 

195 His delectatur Dominus qui cor speculatur, 
Thesaurus tabs speciosus, spiritualis 
Comparat eternam yitam, patriamque supernam. 
Congregat in celis tbesaurum quisque fidelis, 
Perque bonos mores ad summos tendit bonores, 

200 Nec modo vult fieri locuples, nec magnus baberi, 
Sed semper minimus, semper despectus et imus; 
Plus paupertatem cupiens quam prosperitatem, 

Hoc ideo tolerat, quia celi gaudia sperat. 

Pauper amabilis et yenerabilis et benedictus, 

205 Dives inutilis et miserabilis et maledictus, 

Qui bona negligit et mala diligit, intrat abissum,. 
Nulla potentia, nulla pecunia liberal ipsum, 
Irremeabilis, insatiabilis ilia y or ago, 

Hie ubi mergitur, borrida cernitur omnis imago. 

210 Hec cruciamina per sua crimina promeruerunt, 


Ein niederrlieiiiisclxer ^Contemptus miindi’ und seine Quelle. 351 

Vir miserabilis Evaque flebilis hec subierimt. 
lussa Dei pia, iiissa salubria si tennissent, 

Vir neque femina, nec sna semina morte perissent. 

Sed quia spernere, iussaque solvere non timuerunt, 

215 Mors gravis irruit, boo merito fuit, et perierunt. — 
lanua mortis, lesio fortis, crimen eorum 
Attulit orbi semina morbi totque malorum. 

Ilia parentes atque sequentes culpa peremit, 

Atque piarum deliciaram munus ademit. 

220 Flebile fatum dans cruciatum, dansque dolorem, 

Ilia mereri, perdere veri regis amorem! 

Tam lacbrimosa tamque perosa morte perire, 

Atque ferorum suppliciorum claustra subire! 

Est data sevam causa per Evam perditionis, 

225 Dum meliorem sperat honorem voce draconis» 

Hec male credens, nos quoque ledens crimine magno 
Omnia tristi subdidit isti secula damlio. 

Stirps miserorum plena dolorum postea crevit, 

His quoque damnis pluribus annis subdita flevit. 

230 Tunc Deus omnipotens, qui verbo cuncta creavit, 

Sic cecidisse dolens biominem, quern semper amavit, 

Ipse suum verbum transmisit ad infima miindij 
Exulibus miseris aperire viam redeundi. 

Filius ergo Dei descendit ab arce superna, 

235 Nunquam descenders a maiestate paterna. 

Qui corpus sumens animatum, numine salvo, 

Processit natus sacro de virginis alvo, 

Verus homo verusque Deus pius et miserator, 

Verus Salvator nostreque salutis amator, 

240 Vivendique volens nobis ostendere normam, 

Se dedit exemplum rectamque per omnia formam. 
Insuper et multos voluit sufferre labores, 

Atque dolor e suo nostros auferre dolor es. 

Sponte sua moriens mortem moriendo peremit, 

245 Et sic perpetua miseros a morte redemit. 

Quod non debebat, persolvit fons pietatis: 

Succurrit nobis mortali peste gravatis, 

Pondera nostra ferens penitus nos exoneravit, 

Et quidquid crimen vetus abstulerat reparavit. 

250 Nam de morte sua consurgens ut leo fortis 
Restituit vitam prostrate principe mortis. 

Sic Domini pietas mundum non passa perire 



352 


Edward S clir o der, 


Fecit nos miseros ad gandia prima redire. 
lam satis audisti, frater, q^nod gratia Christi 
256 Sic nos salyavit nostrnmqne genus reparavit. 

Si sapisj Koc credas, nec ab hac ratione recedas. 
Sed quid lucratur credens qui non operatur? 

Hie male se ledit, male vivens non bene credit. 
Crede mibi, magnum facit ilia fldes sibi damnum, 
260 Mortem mercatur, quia mortua iure yocatur 
Hunc facit ipsa mori sub iudicio grayiori, 

Quam si nescisset Mei quid dogma fuisset. 

Quod loquor est notum retinentibus utile totum: 
Frater id ausculta, yenient tibi commoda multa, 
265 Si retinere yelis, quia sic eris ipse fideUs. 

Hanc per yirtutem poteris sperare salutem, 

Atque beatus eris, si que bona sunt opereris. 

Ergo yerborum semper memor esto meorum, 

Cura tue ^mentis semper sit in his documentis. 

270 Si yis salyari, semper studeas imitari 

Vitam iustorum, fugiens exempla malorum, 
niis iungaris, quorum nunc facta sequaris. 

Elige sanctorum consortia, non reproborum. 

0 quam ditantur qui celica regna lucrantur! 

275 Sic exaltantur qui sanctis associantur. 

Yiyunt iocundi qui spernunt gaudia mundi, 

Qui camis misere nbrunt yitiosa cayere. 

Sub pedibus quorum yictus iacet hostis eorum. 

His dabitur yere Dominum sine fine yidere, 

280 Angelicosque choros, diyina laude sonoros, 

Cum quibus ante Deum referunt cum laude tropheum. 
Quod tibi nunc dico, si seryes corde pudico, 

Hos inter cetus yiyes sine tempore letus. 

Sed miseri flebunt, quia gaudia nulla yidebunt. 

285 Hunquam cum reprobis tribuatur portio nobis. 

Ad penas ibunt et sic sine fine peribunt. 

Mundus ad hanc partem trahitur per demonis artem, 
Istaque damna ferent qui sordibus eius adherent. 
His igitur monitis tactus quoties repetitis 
290 Sensu discrete que sunt nocitura cayeto, 

Pervigili cura semper meditare futura. 

Quam fera quam fortis yeniet destructio mortis! 
Que yia pandetur, cum spiritus egredietur! 

Quid sit facturus vel quos comites habiturus! 



Ein niederrheinisclier ^Contemptus mimdi’ und seine Quellen. 


363 


295 Qnam miser infernns, quam nolbilis ordo supernus ! 
Que mala damnatis, que sunt bona parta beatis ! 
Quantum gaudebunt quos gaudia summa replebunt! 
Quos illustrabit, quos semper letificabit 
Visio sancta Dei, splendorque sue faciei! 

300 Talia querenti venient nova gaudia meiiti. 

Cum studio tali dulcedine spirituali 
Mens tua pascetur, si iugiter hec meditetur. 

Hoc studium mentein Domino facit esse placentem, 
Curas terrenas magno cruciamine plenas 
305 Funditus expellit, vitiorum germina vellit. 

Sic eternorum mens tacta timore dolorum 
Deserit errorem, mundique repellit amorem. 

Postea summorum flagrescit amore bonorum; 

Confert tale bonum Domini mirabile donum. 

310 Nam cum mutatur mala mens, Dens hoc operatur. 
Virtutum munus prestare potest Dens unus, 

Qui sic servorum docet intus corda suorum, 

Qui bona sectantar vel dicunt vel meditantnr. 

Sic Dominus mores levat illos ad meliores, 

315 Quos penitentes videt auxiliumque petentes. 

Ergo fide pur a Christo te subdere cur a, 

Auxilio cuius fugies mala temporis huius. 

Atria sunt celi vere patefacta fideli, 

Semper ibi vives divino munere dives, 

320 Si vis sincere Domini precepta tenere. 

Christo iunguntur sua qui precepta sequuntur. 

Nam decus eternum datur his regnumque supemum, 
Grloria celestis paradisi debita festis 
Hos faciet letos, et pax eterna quietos. 

325 lam delectaris cum talia premeditaris, 

Ista libens audis, et ad hec pia gaudia plaudis. 

Nec tamen ignores per magnos ista labores 
Sanctis adquiri, nec fortuito reperiri. 

Sed quamvis gratis tribuat Deus ista beatis, 

330 Nemo tamen segnis vite fert dona perennis, 

Ni melior factus proprios correxerit actus. 

Quern facit his dignum Dominus vult esse benignum, 
Promptum, ferventem, non ocia vana sequentem. 

Ad regnum celi non tradit mente fideli 
335 Insipiens et hebes; sed tu bene credere debes 
Christo dicenti: rapiunt illud violenti, 

Kgl. Ges. d. Wiss. Nachriclitan. Pliilolog.-liiat. Klasse. 1910. Haft 4 


26 



354 


Edward Schroder 


Scilicet austeri, sed distinguendo severi, 

Mollia spernenteSj et carni vim facientes, 

Semper et intenti Domino parere iubenti. 

340 Res est nota satis, quod nil babet ntilitatis : 
Spiritns inde perit, si corpus dulcia querit. 

Et dum vexatur caro, spiritus alleviatur, 

Cumque relaxatur, mortaliter ille gravatur* 

Omne quod ostendo potes ipse videre legendo^ 
345 Indice scriptura poteris cognoscere plura : 

Yitam querenti dat iter sacra lectio menti. 
Accipe scriptorum, frater, documenta meorum, 
Que tibi monstravi, que dulciter insinuavi. 

ISTon ea corde gravi teneas, sed mente suavi, 

350 Quidquid enim scripsi multum tibi proderit ipsi, 
Si via virtutis delectat iterque salutis. 

Nam rex celestis, quern nil latet, est mihi testis. 
Nil tibi uarravi nisi quod prodesse putavi, 

Nec ratio veri debet tibi dura videri. 

365 Namque per angustum dixi tibi currere iustum. 
Sic probus ascendit, dum semper ad ardua tendit. 
Hunc facias cur sum, si vis ascender e sursum. 

Eortassis puero tibi frustra mittere quero 
Istum sermonem, quia non capis banc rationem. 
360 Sed pater immensus det perspicuos tibi sensus, 
Roboret etatem, tribuatque tibi probitatem. 

Filius ipse Dei, spes nostre progeniei, 

Autor bonestatis, fons perpetue bonitatis 
Virtutum flores et hones to s det tibi mores. • 

366 Spiritus amborum, qui tangit corda piorum, 

Et bine verborum sonitu fit doctor eorum, 

Ipse tuam mentem regat et faciat sapientem, 
Recte credentem, monitusque bonos retinentem, 
lit bene vivendo mandataque sancta tenendo 

370 Letitiam vere lucis merearis habere, 

Que tenebras nescit, nimioque decore nitescit. 

Et cuicunque datur, sine fine beatificatur. 

Hoc tibi det munus qui regnat trinus et unus.- 



Ein niederrheinisclier ‘Contemptus mundi’ und seine Quelle. 355 

Das deutsclie G-ediclit ist in der einzigen Kasseler 
Handsclirift dur chans nicht feHerfrei ilberliefert; doch liegen 
die Verderbnisse anschemend nirgends tief, meist handelt es sich 
nm Anslassxing des Reimwortes oder akoliche Miichtigkeiten des 
Schreibers, die leicbt zu erkennen sind tind zn beseitigen -waren. 
Es siebt nicbt so aus, als ob zwiscben dem Original und unserer 
Handscbrift nocb ein Zwiscbenglied existiert babe, und so mag 
der Scbreiber aucb zeitlicb recbt nabe an den Dicbter beranriicken. 
Unter den Werken, welcbe nnsere Handscbrift gewib nicbt zufSllig, 
sondern planmajBig yereinigt, ist der „ Contemptus mundi" zweifellos 
das jiingste: der „Lucidarius“ gebort in den Ausgang des 12. 
Jabrbtmderts, dem dritten Jabrzebnt des 13. Jbs. entstammt der 
„Ereidank“, den „Cato“ und den „Facetus“ wird man der ersten 
Halfte des folgenden Saculums zuscbreiben diirfen — der „ Con- 
temptus mundi" mag nocb ein Menscbenalter jiinger sein: liber 
1350 gebt er scbwerlicb binauf. Es ist gar nicbt ausgeschlossen, 
dab die Personlicbkeit , welcbe die Zusammenstellung unseres 
Kodex nacb dem Muster ahnlicb kompHierter lateiniscber Hand- 
scbriften veranlaBte, erst die Anregung gegeben bat, fiir diesen 
Zweck aucb den „ Contemptus mundi" in deutscbe Eeime umzu- 
scbreiben. Ja, der TJmstand dab der geiibte Berufsscbreiber sicb 
allerlei Verstobe besonders an den Reimstellen bat zu Scbulden 
kommen lassen, scbliebt die Moglicbkeit keineswegs aus, dab der 
Dicbter des Werkcbens und der Redaktor oder Kompilator dieser 
Sammlung von lebrbaften Texten eine Person darstellen. Icb sprecbe 
das mit Absicbt aus, um einmal der weitverbreiteten Anscbauung 
entgegenzutreten , als ob eine Originalbandschrift immer feblerlos 
sein, jedenfalls aber den Verfasser selbst zum Scbreiber haben 
miisse. Dieser Fall wird sicb im Gregenteil auberst selten ereignet 
baben: nur ganz ausnabmsweises trat ein Werk in der eigenen 
Niederscbrift oder Abscbrift des Dicbters an die Oeffentlicbkeit; 
und aucb der Vorgang, dab der Autor die Herstellung des ersten 
Editionsexemplars iiberwacbte wie etwa Otfried, bildet ganz und 
gar nicbt die Regel. 

Was die Heimat der Umdicbtung angebt, so kann man sie 
mit Bestimmtheit als ripuariscb bezeicbnen. Heber dies Grebiet 
scbeinen freilicb ein paar auffallige Erscbeinungen binauszuweisen. 
Einmal das vorletzte Reimpaar 679 f. das in der Hs. ynnicheyt : 
^oeyf 0 lautet, also rein niederdeutscb ist. Aber dieser eiuen Bin- 
dung t : 5 steben allein 29 Reime eyt : eyt gegeniiber : 19. 26. 47 . 
71. 91. 99. 103. 149. 167. 193. 205. 216. 221. 229. 237. 251. 267. 
259. 266. 291. 381. 459. 661. 571. 619. 643. 646. 667. 675 und, an- 

25* 



Edward SchrSder, 


356 

derseits die Bindungen 5 : 5 in • ^^ 2 /^ 159 und soli : 5 in ^leyf cli : 
^eys 341. Ueberhaupt reimen im ganzen BOmal 4 : -t, 2raal ^ ^ 
: tvM^ 11, gmt 0 : giants 161), Smal -j ; -j (auBer 169 nocli 
slof 0 :genof 0 435, Uoif 0 : grolf^ 497), 2mal - 5- : -5" 

116. 519), Imal - 55 - : -jj- {pergef^en : hefof^en QOB) 

nnd unrein je einmal 5 : 5c/i (311) -j : -c9 (6i/^ : is 366). Diesen 
70 Beimen, ‘welclie die schai^fe Sclieidung des t und der ^-Laute 
bezeugen, widersprich.t also nnr jenes . . . ynniclieyt : got der allc 
liertmi weyf^ am ScUusse, und ich trage daber kein Bedenken, 
Her die Aenderung fpoyt (= fpeJiet) yorzuscklagen ; ^Doininus gui 
cor fpeculatur^ keiBt er auch im latein. Giediclit V. 196. Von 
dieser einen, kochst -wahrsckeinlick yerderbten Bindung abgeseken, 
weist der Eeimbefund keinerlei niederdeutscke Erscheinnngen im 
Konsonantismus auf ; denn hurten (: voerten) 139 geht weit iiber 
niederdeutsches Grebiet Hnauf. Bei der Dilrftigkeit des Beim- 
sckatzes treten iiberliaupt nur wenige dialektische Ersckeinungen 
zu Tage, wie yor allem das niederrliemisclie d fiir 0 (s. Franck, 
Zs. f. d. Alt. 24, 383), das durck die Eeime gode : gudde 485, gmdde 
581; henomen : dmen 681 bezeugt ist; dann die kontrakierten 
Formen des Verbums ^sekeH, yon denen gesien : inflien 117. 186 
(Inf. u. Part.) und sijt (3 P. Sg.): ^ijt^ guijt 87, 191. 391 be- 
zengt ist. 

Aus dem Wortsckatz sind am bemerkenswertesten ein paar 
niederlandiscke Leknworter, denn als solcke sake ick zwar nickt 
okne weiteres ilyt (201), Mytsohaf (266. 271. 662), wokl aber venyn 
(49. 70. 196. 364. 439), ferner iolijt (35. 97, ygl. Mnl. Wb. Ill 1058) 
und das Verbum premen (213. 624, ygl. priemen Mnl. Wb, VI 667) 
an. Ein ecktes Heimatswort des Verfassers diirfte das Adj. seys 
(160. 342) sein; Lexer bezeugt es nickt iiber die bairiscke Exodus 
des beginnenden 11. Jhs. kinab, ick kabe keine Zeit gefunden, ikm 
in der niederrkeiniscken Literatur alterer Zeit nackzuspiiren. 

Der poetiscke Wert der Beimerei ist gleick Null, die kiinst- 
lerische Leistung des Uebersetzers stekt tief unter der seines 
Landsmannes, der den Facetus bearbeitete; der zuweilen macktig 
dakinflutenden Beredsamkeit des Originals ist er nickt Herr ge- 
worden. Aber einmal yerdient das Denkmal spracklick Beack- 
tung eben durck jenes eigenartige Hiniibersckielen zum Nieder- 
landiscken, wie es fiir die Zeit yor und nack 1400 auck sonst be- 
zeugt, aber bisker nickt zusammenkangend gepriift worden ist, 
und dann sind wir dock jetzt auf dem Wege, als Dokumente der 
Bildungsgesckickte des ausgehenden Mittelalters auck jene Beim- 
werke heryorzukolen , die nack dem Verfall der koken Eunst der 


367 


Ein niederrheinisclier ‘Conteroptus miindi’ imd seine Quelle. 

Belehriing und Erbanung weiter Kreise unseres Volkes gedient 
haben. Der niederrlieinische „Conteinptus mundi^^ verdient sclion 
nm der Umgebnng willen in der er uns itberliefert ist, ans Licht 
gezogen zu werden. 

Die Orthograpbie der Hs. ist in mancliera lebrreich und 
im ganzen iso gut, daB ich sie getrost beibebalten durfte. Insbe- 
sondere bin icb ihr aucb in einem Punkte zur Seite geblieben. Der 
Scbreiber unterscheidet y flir % und ij fizr 1 Eine rein graphische 
Entgleisung von y zu ij (etwa gar bei ey usw.) kommt niemals 
vor; wohl aber scbwenkt der Scbreiber umgekehrt von ij zu y 
binliber : er wechselt zwiscben dyn {syn)^ dyns, dynen usw. und dijn, 
dijns, dijnen — oifenbar weil er bier in der Quantitat unsicber 
war, dasselbe Scbwanken zeigt sicb aucb zwiscben sycli und sijcli: 
der Unterscbied zwiscben betonter und unbetonter Form macht 
sicb bier in einer Unsicberbeit der Ortbographie geltend^). 

Eine Anzabl von Erganzungen bab icb unbedenklicb im Texte 
vorgenommen und in der ublicben Weise kenntlicb gemacbt; auf 
andere Korrekturen weisen die Anmerkungen bin. Recbts an der 
Seite bab icb die Verse der Quelle angefiibrt, was aber inmancben 
Partieen, wo die Bearbeitung sebr frei ist (so bes. von V. 493 ab) 
nur als ein ungefabrer Hinweis gelten darf. 

Contemptus inimdi. 

pyn mynscbe de sijcb wilt keren 
^zu goide, de sal zijtlicb leren, 

Vnd sijn bertze gar zestoeren 
4 die werilt vnd ir zdbeboeren. 

So macb be goide vrbntlicb werden. 
ia wilt be it an | syn ende berden, 

Zi\ lange beyden en is niet gftt: 

8 die werilt maincben vallen dfit 
Ane boyde in des dbuils drfl, 
want wir enbain bie niet dan eyn nd: 

In deme nd doi dynen nfltz, 

12 ee morne der doit dir sprecbe trdtz. 

D4 enmacbt niet wiszen, of dir sij 
zijt dijns steruens na of bij, 


1) Zur Mahnung fiir andere will ich liier bekennen, dafi ich dies erst hei 
der Kollation bemerkt babe. 

3) Ich sehe nachtraglich, daB ein paarmal y statt ij flir i aucb sonst vor 
n steht, wie in fyne 309. 314. 


Bl. 77" 


BL 78^ 


368 


Edward Schroder, 


En meirre niet, grijf ane | zfihant : 

16 ^contemptus mundi^ is genant 

Ein "boeclielijn, dat leert dich wail, 
wie man van gantzen Eertzen sal 
Got lief hain vnd die werilt leyi; 

20 nu mirke wie dat ane geyt. 

Dit boechelijn hain ich dir gesant 
mit beyle, lief, hsz vremede lant, 

Da ynne sijs dft gMe lere, 

24 of sij dir niet ] en sijn vnmere. 

Dyne sele soeszen troist intfeyt 
van deme dat hie ynne beschrenen steyt; 
Des saltd wenich doch intzenen, 

28 dd enwils darna mit werken leuen. 

Dd ensalt niet vdr dem winde reren, 
wat ich dich gdder dinge leren. 

Sy geuent dyme hertzen soeszen clanck, 
32 of dd sij setzis in dynen ( gedanck. 

Van ganen goits eyn groeszlich gdt 
myne lere dich erweruen ddt, 

Dat hemelrijch vnd groisz iolijt 
36 wirt dir bereyt ain aUe zijt. 

Dat ich hie leren dat sal alien 
reynen kertzen wad benaUen, 

It en is mit schelden nieman hart, 

40 vnd wijst doch zd der bester vart. 

Wat is dir hdde vrenden noit, 

I as dich lichte morne nympt der doit! 
Gheyn gdt mach dir zd staden stain, 

44 dat dd dem dode moechs intgain. 

En kere dich nicht an gdt van erden, 
da mit dd macht gedrdngen werden 
In pyne groisz vnd in arbeyt, 

48 vnd leuen ain gerechticheyt. 

Van ertschen gdde kumpt venijn, 
da die selen mit | bedragen syn. 

We dat vdr alien troist erkdyst, 

52 dat ewige licht he gar verluyst. 

Haista gdts alle dyn gevdch, 
tesche vnd bddil vol gndch, 

Alleyn it dir hie die zijt verdrijft, 

56 dyne vrende vniiolkomen blijft. 


Bl. 78^ 


1 . 2 


BL 79^ 

3. 4 


5. 6 


BL 79^ 

7. 8 


9. 10 


BL 80^ 


BL 80^ 



Ein niederrheinisclier ^Contemptus mundi’ und seine Quelle. 


359 


Grot spriclitj dat nieman alze sere 
syn hertze an ertsche dinck enkere, 

Die alze sere dar na wor|uen, 

60 der selen dicke sint verdoruen. 

Wilch. mynsche got wilt leren mynnen, 
de sleyt die werilt dsz den synnen, 

Vnd keert da van alien synen gedanck, 
64 as sy ym brenge vfllen stanck. 

"We got mynt, dem is vngeneme 
allit dat der werilde is beqneme, 

Wat der werilde schonen schijn 
68 Grit, dat dunkit | ym viilnis sijn. 

De got mynt, dem diinckit allit sijn 
der werilde zierbeyt eyn venijn, 

He pyngifc sijcb, dat he van ym sleyt 
72 allit dat dem vleysche waillnst (deyt). 

We got mynt, he al syn hoffen keert, 
as yn sijn geloune leert, 

Dat he van goide sij gewert 
76 des hemelrijchis, des he hegert* 

TJp dat dll goid [ beuellich sijs, 

So lene dan in sidcher wijs, 
as got meynt in alien zijden. 

80 vnkdysche wailliist saltd miden. 

Enroeke niet der dinge van erden, 
die doch zu niede muszen werden. 

Die du mit arbeyde mds gewinnen, 

84 vnd mach alze geelich dir intrinnen.* 

Wes vrenwit sijch nd der lijcham dijn, 
|de da mdsz der wdrme spise sijn? 

Der doit engheynen man versijt, 

88 wie starck he sij in deser zijt. 

Hn schrie eyn yeclich syne misdait 
vnd beszer die, so wirt sijn rait. 

We hie beschriet dat he misdeyt, 

92 van gode vrende he intfeyt. 

We die hemelsche vreude mach 
erwernen, vrenwe sijch nacht vnd dach. 
jit brengit alle liden sicherlijch, 

96 des hie die doren vredwent sijch. 


11 . 12 

Bl. 81 ^ 

13. 14 

15. 16 

Bl. 81^ 

17. 18 

19, 20 

BL 82^^ 22. 21 

23. 24 

27. 26 

BL 82^ 

28. 29 

30. 31 

BL 83^ 


93 Hs, hemelche. 



360 


Edward Schroder, 


Alsfllehe blijtschaf, alsillch iolijt 
versmeit der wise in alre zijt. 

War nmb enbais di\ oucb niet leyt 
100 vreude die so snel vergeyt? 

Dd sijs alle dinck dp deser erden 
sterflicb vnd vergencklich werden, 

Eyn yclicb ain gewer vergeyt, 

104 as 1 der doit kdmpt vnd (yn er)sleyt 

Der doit ersleyt wijf vnd man 
vnd allit dat ye lijf gewan, 

Dat wilt der doit aJlit verdringen, 

108 die idngen mit den alden twingen. 

Der doit den idngen vnd den alden 
nympt vnd deyt yn bene sckalden, 
Hertzogen, vilrsten, grenen (nnd keirren), 
112 beyde die mynren vnd die meir|ren, 

He envoert den eidelen noch den vrien. 
dat macb eyn yecHch wal besckrien. 

Der doit vns treet vnder die vdsze, 

116 vleyscb vnd beyn vergeyt ain alle bdsze, 
Hie man so stare enwart gesien, 
de dem dode moeebt intflien. 

Sint dan eyn yeclicb ane sonder 
120 stirft, so ddnekit micb <eyn) wonder, 

IDat yeman ertseber eren gert, 
de docb bloisz van bynne vert 

Vnstedicbeyt, kranebeyt, vngemacb. 

124 vns oyuergeyt nacht vnd dacb, 

Wir enwiszen niet wa dat wende, 
as vns der doit voert in ellende. 

Ocb dat lenen wirt benomen 
128 vns ain alle wederkomen, 

Vnd wir enwiszen niet, wanjne 
Grewalt des doits vns oeuergee. 

Sij sint wijs die yt mirken kdnnen ! 

132 Wie der scheme vltiit der sdnnen, 

Also vergeyt des mynseben lenen, 
wa bij macb be sijcb dan erbeuen? 

As micb beklilmmen bait der doit, 


32. 33 

34. 36 

Bl. 83^ 

36 

40. 39. 37. 38. 41 


Bl. 84» 

42. 43 

44. 45 

Bl. 84’> 

46. 47 

48. 49 

Bl. 85“ 

60. 61 

52. 53 


Vl 


i 




111 Ms. Hertzogen vteten vnd greiien. 113 Ms. enwoert 119 ane 
sonder ^ohne au8nalime\ 



Ein niederrheinischer ‘Contemptus mundi’ und seine Quelle. 


361 


136 wilch vrftnt Hlpt mir dan i\sz der noit? 
Odwe leyder mir enkan 
Grekelpen dienst | nock gaue dan. 

Dat ick da mit die reide kiirten, 

140 der doit engift dp niemans voerten: 

He nympt die armen mit den rijchen, 
ym enmack nieman intwijcken. 

Dar vmk, wolt dd reckt proenen, 

144 woltd dick in doegeden oenen, 

Vnd wirken gdts wat dd vermackt, 
der doit volgit dir dack vnd | nacht. 

Vdrbasz kere die synne dyn 
148 van dingen die vergenclick syn, 

Vnd sckaffe, dat dir werde bereyt 
vreude in der ewickeyt. 

(reldst der werilde dicke Idgit 
152 vnd der gecke vil bedrdgit. 

Mer wat der na gebdrt zd liden, 
dat mirkit der wise man bij ziden 

Der werilde zierkeyt is gelijck 
166 der bldmen, | die gezieret rijck 
In wdnniclicker bldde steyt, 
die kait nature an sij geleyt: 

As die craft der sonnen keysz 
160 verderret gar die bldme zeys, 
so wirt ir al benomen gantz 
ir rock, ir zierkeyt vnd ir glantz. 

Is dir eyn koyninckrijck gegenen, 

164 gewalt, geldcke vnd lane leven, 

Vnd were ouck alle die werilt dyn, 
dat I dd der moeckts geweldick sijn. 

So kumpt der doit vnd nympt it al, 

168 of ick dir die wairkeyt sagen sal. 

Wat ick mack sagen vnd leren 
van keirkeyde vnd van werHteren, 

Ir drber ddyrt kurte stdnt. 

172 dat mack dir seine wesen kxint. 

Hais dd bdrge vnd lant, 
groisze gewalt in dynre kant 
I Vnd van kdsen groiszen bd, 

176 so en is dock anders niet dan nd. 

Haistd wingart vnd geuilde. 


Bl. 85'> 

54. 66 

56. 67 

Bl. 

68. 69 

60. 61 

62. 63 

Bl. 86” 

64. 66 

66-68 

Bl. 87'‘ 

69. 70 

71. 72 

Bl. 87” 

77. 76 


Edward Scb ruder 


gMer wyne vnd vnlclite milde, 

Eijche tafele gdder spisen, 

180 der doit wilt it allit van dir wisen. 

Hais dfl swijn, sciaif vnd pert, 
as vil as ir dyn hertze gert, 

Bodngarde vnd schoinre kinder vil, 

184 dat is dir | wail eyn vreMen spil; 

Der doit de deyt dirt al intvlien, 
so enmacht dft is nftmerme gesien. 

Wilch wise man mit ernste vsdlt ringen 
188 na vnsteden ertschen dingen, 

Vnd die zijt da mit verdriuen, 
die ym lange niet entblinen, 

Der (doit) engheynen man insijt, 

192 ke enmache yn erfcsclier wftnnen quijt. 

Sick I vronwen mynne onck vergeyt, 
die mit yn sick vergecken deyt, 

Ir vrAntlicke gflnst, ir g&t gekoese 
196 is as fenijn der selen koese. 

. Mit soeszen sanften worden liegen 
kftnnen die vrokwen vnd bedriegen, 

Q-alle is iren worden bij , 

200 wie (soesze ir) gknst zk dem eirsten sij. 

Vronwen sckoende zierlick, blijt 
en is niet dan der | selen strijt, 

Die vil der gecke kait bedrogen 
204 vnd in der kellen grknt gezogen. 

Geyne ydil vrende lange ensteyt, 
mit der zijt sy kene geyt, 

Dock brengit sy vrkckt gar vnbekende: 
208 bedroeflick sckrien sonder ende. 

Deme dknil nieman sijck ergeue, 
vmb dat ke kie in vreuden leae. 

Vp dat ke kie niet zu | mail onwerde 
212 verwknnen, of ke it lange kerde. 

Sick dat die werilt niet enpreme 
dick, vnd dock dar na ersckeme. 

Want der werilde soeszickeyt 
216 zk vklen stanke na ergeyt. 

We kie nympt allit des ke begert, 


73. 74 

76. 78. 79 


Bl. 88" 


80—82 


Bl. 88‘ 83. 84 


87 

85 

86 . 88 

Bl. 89" 


89 


90 

91 

Bl. 89’’ 

92 

93 


94 


193 Ss. myne. 


211 Hs, Met, t durchstrichen. 


Ein niederrlieinisciier ^Contemptus mundi’ und seine Quelle. 


363 


vnd na sijns yleyscliis genfigeden vert, 
De vint dat is allit is gedroch, 

220 as he herjna leret singen och. 

As dese waillust alle vergeyt, 
die doch lange niet ensteyt, 

So vints dd, dat is sicherlijch, 

224 dat leste dem ersten vngelijch. 

Die sfis die werilt hait bedrogen, 
vnd al irs willen hait geplogen, 

Den git sij leyder lidens vil, 

228 den sij vfirmails gaf vreude vnd spil. 

Die lijfs geldst | so hait verleyt, 
na irme dode yn wirt bereyt 
Eyn ewich vdyr vdr ire gelust, 

232 da wirt yn alre vreiiden brftst. 

Da is eyn vdyr, dat vmmer me 
birnet, da inne ruwe vnd we 
Vnd anders geynen solt’ erweruent, 

236 die in iren snnden steriient. 

We mit goide selicheyt 
hain wilt in der ewicheyt, 

Vnd na ] dode sijn behalden, 

240 de sal inniclichen schalden 

Sijn hertze mynnenclich in got, 
doyn vnd halden sijn gebot. 

We dat allit dat ich hie sohriuen, 
244 in syme hertzen leiszt becliuen, 

Vnd beheldit dat ich hie leren, 
vnd wilt dar na sijn lenen keren, 

Van goide he vrende intfangen sal, 
248 dat dar ich ym ge|louen wal. 

Die vrende alle den wirt gegenen, 
die goide hie zfl dienste lenen, 

Die vrende in alre gfttlicheyt 
252 got synen dieneren hait bereyt. 

We verdient, dat got ym gan 
der vrenden die he genen kan, 

Den enmach ndmmer leyt bedroenen, 
256 he mdsz alle zijt blijtschaf oenen 
In vrende die ain ende | steyt, 


95—98 


Bl. 90" 


99 

BL 90^ 100—102 


103 

104 
105—108 


BL 91" 


109 


BL 9D 

113 ff. 


BL 92" 


218 Us, sijs. 


257 Hs. vreuden. 



364 


Edward Sclirdcler, 


ouch wirt ym ho cliche ere hereyt. 

Alleia got richtet na gerechticheytj 
260 den heylgen hait he doch hereyt 
Me giUs den he sijns rijchis gan, 
dan alle die werilt verdienen kan. 

Grot alle gfit den heylgen git 
264 zfl vergeifs vnd ymb niet, 

Vnd git yn vmb eyn zijtlich leyt 
vreude in der ewicheyt. 

So wie I die gftden sint verblijt 
268 ewelichen sender zijt, 

So haint die boesen vnbehende 
groisze pyne sender ende. 

Die gdden solen blijtschaf driuen, 

272 die boesen in dem liden bliuen. 

Wiszt dat -ftp erden wyf noch man 
voldencken noch volsprechen kan, 
Wat liefs den giiden wirt beraden, 
276 wat lidens wirt gedain | den quaden 

We ddrch boisheyt wirt verdoemt, 
de wirt vfir eynen geek genoemt* 

Siet, mack he yt ein doir sijn, 

280 de umb der werilde valschen schijn 
Zer hellen yert, ynd ouch die crone 
yerWyst, die got in des kernels trone 
Grit synen yrflnden al gelijehe, 

284 die he zieret in syme rijehe? 

He is yerjirret in den synnen, 
de godis hdlde wail mach gewinnen, 
Vnd geyt mit willen sonder ende 
288 zer hellen in des dfluils bende. 

It is da boese werden alt, 
der doit is da also gestalt, 

Dat he ndmmerme envergeyt, 

292 mer alle zijt ndwe up steyt. 

Der doit ernuwit ye lanck so me 
sflehten, karmen ynd we: 

Da I is yilyrich birnen oyuer all, 

296 da en is lidens geyn gezal; 

Da sint slangen die dsz dem munde 


117. 18 

119. 20 

Bl. 92^ 121—23 

124. 2B 

BL 93^ 

126—30 


BL 93^ 131. 32 

133-27 

138. 39 

BL 94" 

140—42 


295 Bs. Eat. 


Ein niederrheinisclier ‘Contemptus mundi’ and seine Quelle. 366 

blasent vflyr in alre stunde. 

Ire zende vflyl vnd yngeMre 
300 senckent van dem seluen vure. 

Van irme blasen gar verier uen 
verdoemde selen sender sternen. 

Nock ist da eyne meirre quale: 

304 da sint stoecker, die | zil male 

Sint keslick, swartz vnd yngestalt, 
die alle der pynen kaint gewalt. 

Nkmmer enbaint die stoecker roy, 

308 eyn yeclick pijnt sijck, wie ke doy 
Den selen pyne sinderlijck, 
irre engeyn erbarmet sijch. 

On we wie sere ist ym versckert, 

312 de verdoempt van kynne vert, 

Vnd mnsz van yn vmb syne sckllden. 
so maincker leye pyne dulden! 

Ock of der sknder mirken woelde, 

316 wat ym kilpt eyn sckatz van golde! 

As ke vmb maincker leye sknde, 
die ke deyt, vert in afgrknde 
Mit den dduelen zk der kellen, 

320 da sy (in) in dem viire quellen, 

Mit swegil, pecke vnd mainckme swere, 
ewelick sender (weder)kere. 

[In den iemerlicken ziden, BL 95^ 1B6 — B8 

324 as dit mnsz der sunder liden. 

So wenen ick, dat ke sicker woelde^ 
as ke zfi reckte willen soelde, 

Dat ym in alle syme leuen 
328 got rijcktkm nie enkedde gegeuen. 

Dar vmb salt! dynen m&t 169 — 64 

bekdmmern nick vmb groisz git, 

Dat sekone geloift vnd alle zijt Hgit, 

332 vnd maincken myn|scken so bedrkgit. Bl. 96*^ 

Wie vil ke gert des g4ts van erden, 
vnd denkit ouck, wie it ym moege werden, 

He blijft von kertzen arm as ee, 

336 vnd ked is alle zijt gerne me. 

Alsklck rijehtum ddnekit mick 165 — 68 


143. 44 

Bl. 94^ 

145—49 

160, 51 

BL 95- 

152—55 


300 lies smeclrent? 



866 


Edward SchrSder, 


alien Mden schedelicli : 

We jzil verre dem gelenft^ 

340 van gode wirt lie gar verschenfi 

As hie verstirft sijn yflle | vleysch, BL 96^ 

dat he gezogen halt so zeys, 

So wirt ym alle gdt intfirret: 

344 dan clait he, dat he was verirret. 

0 rijch mynsche, dfl doch sere 169 — 71 

dich niet enhedroene virih sfilche mere. 

As dh soelis birnen in dem vflyre 
348 der hellen, dat dir is vmmer dfire, 

Of 'du in rijcbtftm bis behtt, 

vnd meirren kans dyn | eygen gi\t, Bl. 97^ 

Wie it niet dicke sij gesien; 172 — 75 

352 mit rechte mach it doch gescbien, 

Dat der rijche werde behalden, 
of he wilt gijrheyt van ym schalden, 

Vnd sijn gflt wijslich bewaren, 

356 vnd deylen it sender sparen 
In der mynnen mit den armen, 
die vfir der dilr van hhnger karmen, 

Ich enweysz, wie icht moejge basz bedhden: Bl. 97^ 176. 77 
360 it dunct mich kftnt sijn alien IMen, 

Dat nfitzlich is dat gantz begenen, 
da mit man mftsz in zwinil lenen. 

It is beszer, we da weysz bij erne sijn 178. 79 

364 eynen slange de da dreyt venijn, 

Dat he den schuwe viir dem bisz, 
dan na as he gebiszen is. 

Die werilt is allit <sfis> gestalt: 180—83 

368 ich raden, drijf sij | mit gewalt , BL 98^ 

Van dir vnd diene gode, 
vnd richte dich na syme gebode. 

Want du erne wirts gegeuen. 

372 woltd fm in trflwen leuen, 

He git dir eyn koynincrijche, 
dat sal dir blynen ewelijche. 

Diens dxl gode, dir wirt zd lone 184. 85 

376 dat hoeste gut in des kernels trone, 

Dat enkan van dir intferren 

ndmmer | dief noch mdys gez erren. BL 98^ 

Nd soeke in doegenclicher mynnen 186. 88 



Ein niederrheinisclier ^Conteiaptxis mundi’ und seine Quelle. 


367 


380 eynen reynen schatz van bynnen, 

Eyns doegenclichen hertzen reynicbeyt 
vflr alien schatz der werilde geyt. 

We wail geleuft vnd da by giit 
384 van hertzen is, keert synen mut, 

Wie he sijcb in eren proeue, 

vnd dar zu sijcb in doejgcden oene. Bl. 99®* 

We alzijt gerne in doegeden wandilt, 

388 vnd da bij gftde dinck bandilt, 

Deme wedervert engeyn 
vnnlait dab sijn hertz intreyn, 

Q-ot baits genoede, in wilcber zijt 
392 be so reyne bertze sijt. 

Snllicb geystlicb schatz is gode wert, 
we den bait, of be is gert, 

De wint da mit dat ewige leuen, 

396 [dat hemelscbe lant wirt erne gegeuen. BL 99^ 

Wilcb rijcb man is in deser zijt 
versflmelicb, be wirt vermaledijt, 

Mer der doegenclicber armen 
400 wilt sijcb sicber got erbarmen. 

We mynt dat boese vnd leiszt dat beste, 
de vert in der hellen veste, 

Den enmacb zu geynre zijt 
404 gewalt nocb rijcbtiim macben qnijt. 

Niejman geseiden enkan den slbnt BL 100® 

der bellen, be is ain grflnt. 

We dar yn kdmmet, be wirt vngestalt 
408 vnd beszlich, be sij ifeic of alt. 

Odwe der clegelijcber stbnt! 

Adam vnd Ena in den sMnt 
Mdsten varen vmb ire misdait, 

412 des alle die werilt scbade bait. 

Weren sij geboirsam blenen, 
got enbedde sij nie verdrenen, 

I Nocb dfirch geynre leye noit BL 100^ 

416 so verurdilt in den doit. 

Want sij bracben dat gebot, 
dat yn badde geboden got, 

It was recbt, dat sy verdurnen. 


191. 92. 


193-95 


196. 97 


205, 204 


206-08 


209. 10 


211. 12 


213. 14 


215 


405 geseiden di. geseten ^satiare\ 



Edward SelirSder, 


368 


420 vnd vrnb ire vugehoirsamgeyt stfiruen, 

Ena misdede vnd Adam, 
da van in alle die -sverilt q^uam 
Mainche krancheyt vnd der doit. 

424 otwe der clegelijcher | noit! Bl. lOl® 

Die alden vur vnd die ifingen na 
worden alle verderuet da, 

Vnd mainche vreude wart inthalden 
428 beyde den ifingen vnd den alden. 

Dat was eyn bedroeflich vngenal, 
dat liden gaf der werild al, 

Des hoesten kojoiinx gftnst benam, 

432 vnd zd groiszme leyde quam, 

vnd sij onck niet en | mochten weruen, Bl. 101” 
dan in bitteren noeden steruen, 

Vnd varen in der kellen slosz. 

436 dat was vns eyn kranc genosz. 

Do Enen der slange bedroich, 
de schone geloifde vnd allit loich, 

Do dranck sij leyder dat venijn, 

440 da mit wir alle vergifticht sijn. 

Alle Mde na den ziden 
schrdwen vnd hadden Hden 

Me dan vdnftzich | hfindert iair, Bl. 102®' 

444 dat ich dir sagen dat is wair. 

Do lange hadde gedxlyrt dit karmen, 
des mynschen got sijch wold ei'barmen, 

Den he alwege hadde gemynt. 

448 wat he doi dede, dat besynt. 

Sijn ewich wort gaf he her neder, 
da bij der mynsche queme weder, 

Vnd die lere van erne neme, 

462 da bij he zfl gejnaden queme. Bl. 102” 

Dat wort wart mynsche vnd bleyf doch got, 
der vader gaf erne dat gebot, 

Dat he werden soelde geboren 
466 van eynre idnfrodwen dsz erkoren, 

Gewair got vnd mynsche mit eyn. 
syne genade vns da erscheyn, 

Die vns vmb barmhertzgeyt 
460 vnd vmb mynne bracht in selicheit. 

Eyn I ndwe lenen he begflnde 


216. 17 


218. 19 


220-23 


224-26 


227—29 


230. 31 


232. 33 


234—37 


238. 39 


Bl. 103® 240. 41 



Ein niederrheinisclier 'Contemptus mundi’ und 

maclieii so lie beste Mnde, 

Dar na eyn yeclich solde leuen, 

464 dat wolde he seiner ane heuen. 

Dat de got vnd mynsche beyde 
vns machede vri van alme leyde, 

So hadde he liden vnd noit, 

468 vnd arbeyt bisz in synen doit. 

Mit syme willen wold he steruen, 
vnd vnsen | doit da mit verdernen. 

We gaf ye vrhnde sdlchen troist? 

472 syn doit hat vns van dode erloist. 

Ain syne scholt mit gedolt 
hait he voldain vhr vnse scholt, 

Vnd hait sij gar up sijch genomen, 

476 dat he vns moechte zh helpen komen. 

Dat ich sagen dat is offinbair, 
vnd is ouch nhtzlich, dat is | wair. 

We it hoert vnd dar na leuen wil, 

480 de vindit gemach vnd vreMen vil. 

Dar na setze dynen mdt, 
so is dyn gelodue gdt. 

Mit dem gelouuen machtfi komen 
484 zft groiszme heyle mit dyme vromen, 

Vnd geseligit syn van gode, 
deys dd dat gfide vnd leis dat quade. 

Dar vmb 1 dencke an myn wort, 

488 die dd nd hoers vnd hais gehoirt. 

0 wat gdts haint sij gewdnnen, 
die dat hemelrijch erweruen kdnnen, 

Vnd sijch gesellent mit den besten, 

492 die got erheuet in irme lestenl 

Wat wint he de geleuuich schijnt, 
vnd sijch zd geynen doegeden (pynt), 
Noch gdder werke niet | enhait? 

496 syn gelodue deyt ym quait. 

Gelodue gdder werke bloisz 
brengit hindernisse vnd schaden groisz, 

He is vdr gode doit vnd mat, 

500 die heylge lerer sprechent dat. 

Alsdlch gelodue deyt dich steruen 
in strengen drdil vnd verderuen, 

Dem weres dd vil basz intgangen, 

Kgl, Ges, d. Wiss. Nachricliten. Pliilolog.-Mst. Klasse. 1910. Heft ' 


seine Quelle. 369 

242. 43 

244—46 

Bl. 103'* 

247—49 

264—66 

Bl. 104“ 

267—69 

Bl. 104'^ 

274-76 

Bl. 106* 


26 



Edward Schroder, 


370 

B04 enhets dd nie gejlodne iatfangen. BL lOB^ 

Sich, weme dd dich. Me wils ergeuen, 
mit dem mds dd her na odch leuen. 

Kdys den gdden, vld den quaden, 

508 dat wil ich dir in trdwen raden. 

Woltd van gode behalden sijn, 
so setze alle die synne dyn 
Zd volgen den gerechten na 
512 in alien landen hie vnd da, 

Die vngerechten schdjwen sere; BL 106*" 

setze in dyn hertze ouch dese lere: 

We hait eyn vro hertze vnd vrien mdt, 276 — 78 

516 de ertscher vredden is behdt, 

Sijns yleyschis geldst verwinnen kan, 
ia dat is ein selich man! 

Alle ddMl ligen mdszen 
520 verwonnen vnder synen vdszen. 

Haistd in dat hertze dyn gelaicht 279 — 83 

die wort | die ich nd hain gesacht, BL 106^ 

So saltd sonder auelain 
524 mit den heylgen vreude hain. 

Die so verwinnent, die solen sien 
got, vnd ouch sal yn gescMen, 

Vnd mit den engelen sij got so 
528 mit sange solen louen ho. 

Mer die verdoempt sint zd der hellen, 284 — 86 

die soUen sijch zd liden stellen 
Mit den dduelen | in der pynen, BL 107 ^ 

532 vnd yn ensal ndmmer vreude erschinen. 

Nd mirket wie der dduil dar 287. 88 

mit listen zdycht die werilt gar, 

Vnd sij dat selue mdszen da 
536 liden vnd erne volgen na. 

Mit ernste dencke wat ich sain, 289. 90 

vnd dencke wat ich vdr gesprochen hain. 

Dd salt alzijt van dir drengen 
540 dat dir her|namails mach schaden brengen BL 107^ 

Mit vlijsze saltd sonder wencken 291, 92 

die zijt die komen sal bedencken, 
vnd dich intghein den doit bewaren, 

544 de so strenge kdmmet geuaren, 

Wilchs wegis vert die sele dyn, 


293. 94 



Ein niederrlieinisc]ier ‘Contemptns miindi’ imd seine Quelle. 371 

of we sal ir geselschaf syn, 

Wanne sy varen sal van li 3 mne? 

548 gedenke wes sy dan beginne, 

[Dencke wie arm die belle sij, Bl. 108^ 295. 96 

wie rijck dat kemelrijck da bij. 

Dem verdoemden rftwe vnd leyt, 

552 den seligen blijtschaf is bereyt. 

We goetlicbs wesens claren schijn 297 — 99 

mack scbodwen, de mack wail vroelick sijn, 

He enmack niet danne, ke mdsz da blyuen, 

556 vnd ewelick vredde dryuen. 

We got I wilt sien vnd des begert, BL 108^ 300 — 02 
sal van gode sijn gewert 
Ndwer genaden, die yn spisen 
560 sal in geystlicker wisen. 

Mer daran denke spade vnd vrd 
ain vnderlaisz, dat koert dir zd. 

We setzit in got al sijn gedanck 
564 in alien ziden sender wanck, 

De wirt gode bekegelijek, 
vnd mackt onck wail sicker sijck, 
jDat ertseke sorge van ym vert, 

568 vnd sdntlickeyt yn niet endert. 

So we voert eyn ewick Men 
der kellen in den selnen ziden, 

So wirt ym vnwert vnd leyt 
572 der werilde ere vnd ire rijekeyt. 

Dar na zu kant mdsz ke beginnen 
dat koeste goetlicke gdt zd mynnen. 

Der gedencke enis nieman | rijck, 

576 sy engene got wdnderlijck. 

Want sal eyn man in doegeden leuen, 
dat mack erne got alleyne genen. 

As dan der sdnder sijck bekeert, 

580 dat git erne got, des sij ke geeert. 

Stare in dem gelodnen gif dick gode, 316. 17 

vnd bid got vmb syne genade, 

He kilpt dir hie verwinnen al 
584 deser werilde vnge|ual. Bl. IIO®- 

Grelenfs dd vnd bistd sdnden ain, 318 — 20 


303—05 

BL 109" 

306-08 

BL 109^ 309. 10 


673 Hs, hantz 


372 


Edward SchrSder 


der hemel wirt dir 'fip gedain, 

Van gauen goits saltft rijcli 
588 mit eme leuen ewelijcli, 

Wolt dfi gantz halden die gebode, 
die dfl intfangen hais van gode. 

So we leift as ym geboden is, 

692 de Mmpt bij got, des sij gewis. 

Den wilt got ain falleren 

in syme [ rijche hoegelicb zieren Bl. 110'^ 

Mit glorien, die in des Kernels festen 
696 got bereyt bait synen gesten, 

Wilt be sij vrebwen, vnd da mede 
genen raste vnd ewigen vrede. 

As db dit in dyn bertze sencHs, 

600 vnd mit geMste dar an denckis, 

So vretiwis db sblcber reiden dicb, 
vnd boers sij gerne, des boiFen icb. 

Nocbjtan laisz dicb niet vergeszen, Bl. 111“ 
604 dat nie geyn beylige enbait beseszen 
Dat rijcbe goits in eyncben ziden, 
be enwtone it mit arbeyde vnd mit liden. 

Wie got git zb vergeifs dem gbden, 

608 so endarf sijcb dock geyn man vermbden, 

He ensoele na syme rijcbe ringen, 
is be trage an gbden diagen. 

Mer beszert | be sijcb vnd sijn lenen, Bl. Ill’’ 
612 so wilt eme got syn rijcbe genen. 

Wen got rijcbt mit sblcbme gbde, 
de mbsz sijn van sanften mbde, 

Vnd gelebnen dat ym got sal genen 
616 in bemelrijcbe myt ym zb leuen. 

It is kbnt vnd dioke vbr gesacbt, 
dat it wenicb urbers bracbt, 
dat der lijf na vrenden steyt, 

620 I want der geyst da von vergeyt. Bl. 112“ 

We na sijns lijfs gelbst wirnet, 
des geyst in synre craft verdirnet. 

Mer so we wilt geystlicb gut vernemen, 

624 de sal sijn<en> lijcbam preimen. 

Dese reide sal dicb dbncken swair, 
nocbtan is sij sicher wair: 

Des gbden mynscben wecb is enge 


821. 22 


323. 24 


325. 26 


327. 28 


329—31 


332—35 


340. 41 


343. 42 


856. 66 



Ein nieclerrheinisclier ‘Contemptus mimdi’ und seine Quelle. 


373 


628 zfl dem hemelrijch vnd al|ze strenge. 

Durch den wecli mnsz der gude stigen, 
de dat lieinelrijcli wilt erkrigen. 

Wolt du dar, so wisze dat: 

632 du mus ouck durch den seluen pat. 

Dat ich Me leren, dat macktu soeken 
vnd lesen in den koecken. 

Die lerer kaint it al besckreuen, 

636 vnd me dat kie is ackter blenen. 

Dat iSk dir kain kunt 1 gedain, 
vnd mit soeszen worden doin verstain, 
Dat intfanckj want it is lere, 

640 der du mackt kauen nutz vnd ere. 

Dat ick dir sagen dat sal dir vromen, 
vnd zu groiszer eren komen, 

Mynnes du den week der dogentheyt 
644 vnd dyne eygen selickeyt. 

Grot; dem niet zk verbergen steyt, 
de weysz wal, dat | mir were leyt, 

Dat ick iet sekrene, leerde of seichte, 

648 dat niet ere of nutz enbreckte. 

Wat ick dir reckter reiden sekriuen, 
ick voerten, it soele ain firber blyuen: 
Du bis kintsck vnd iunck van dagen, 

652 du enversteys niet wat ick dir sagen. 

Der kemelscke vader ain beginne 
musz erlnckten dir dyne sinne, 

I Vnd dyn kints gemude sterken 
656 in doegeden vnd in guden werken. 

Eyn lerer reckter eirbarckeyt, 
eyn burne da aUe gut iisz geyt, 

De musze in doegeden dick poUieren, 

660 vnd in gMen seden zieren. 

Der keylge geyst, de van yn beyden 
vert, van yn dock vngesekeyden, 

De guder kertzen troester is, 

664 lynd leirt die wairkeyt des vnd dis, 

De musze ouck dyne synne leren, 
zu waildait vnd zu doegeden keren, 
Grantz in got geletuen wal, 


Bl. 112^ 

357 

344. 46 

BL 113*^ 347. 48 

350. 51 

352. 53 

Bl. 113^ 

358. 59 

360. 61 

Bl. 114*^ 

362—64 

365—68 

Bl. 114^ 


647 Hs, it. 


662 Hs. van eyn. 


Edward Schrfider, Ein niederrhein. ‘Oontemptus mundi’. 


374 

668 vnd doin as man zfl rechte sal. 

Dyn leuen kere zfl richt in got, 369 — 71 

vnd halt mit vlijsze sijn gebot, 

Dat dk moeohs schonwen vroeliobe 
672 syn goetlioh Ifcht in syme riche. 

|Deme lichte kftmpt geyn dfiyster hij, Bl. 116'‘ 
da van sijn glantz de minre sij. 

W& dat licht van gode intfeyt, 372. 73 

676 de is selich in der ewichejd;. 

Mit dem mdsz he dir ouch lonen, 
de eyn got is in drin personen. 

Nl bidde in rechter ynnicheyt 
680 got de alle hertzen weysz, 

Dat dir dat licht niet envyerde henomen. 

halt dit gedichte, | sprich mit mir; Amen. Bl. IIS'* 


680 fur weysz lies speyt oder erspeyt? 


Papsturkun den in FrankreicL 

V. 

Berry, Bourbonnais, Nivernais und Auxerrois, 

Von 

Wilkelm Wiederhold. 

Vorgelegt von F. Leo in der Sitzung am 16. Januar 1910. 

Die drei Berichte , deren ersten ich hier vorlege , sollen die 
Ergebnisse einer Reise zusammenstelleii , die ich dank der Muni- 
ficenz des Herrn Ministers in der Zeit vom April 1908 bis Ende 
Marz 1909 habe machen kbnnen. Ich habe dieses Mai die archi- 
valischen Bestande des siidwestlichen Frankreichs zu erforschen 
versucht; mit welchem Erfolge, davon werden die Berichte selbst 
Rechenschaft geben. 

Die Schwierigkeiten der Arbeit fand ich auch dieses Mai nicht 
geringer. Die archivalische IJberlieferung in diesen Gregenden 
Frankreichs ist noch arger heimgesncht als in den Grebieten, iiber 
die ich fruher berichten konnte. Kanm ein Archiv ist in seinem 
urspriinglichen Bestande auf uns gekommen, die Verluste nament- 
lich an Originalurkunden sind ganz aufierordentliche gewesen. 
Viele Fonds sind nnr noch in kiimmer lichen Resten vorhanden, 
andere sind hn Laufe der Zeit in alle "Winde zerstreut worden. 
Die planmafiigen Versuche aber, alles noch in den Departemental- 
archiven Vorhandene zu. ordnen und auch Verier enes wieder in 
diesen Depots zu vereinigen, sind durchaus noch nicht so weit 
gediehen, dafi der Benutzer der Archive auf diesen Arbeiten ohne 
Muhe weiterbauen konnte. 

Dafi diese Schwierigkeiten in absehbarer Zeit schwinden 
konnten, darauf ist bei dem gegenwartigen Stand des Archiv- 
wesens und namentlich bei dem allgemein geringen Interesse an 
der alteren Greschichte in Frankreich nicht zu hoffen. Das In- 

Kgl, Gei, d. Wiss. NachricMen. Philol.-kistor. Klasso 1910. Beilieft. 1 



2 


Wilhelm Wiederhold 


teresse fiir die Revolutionsgesclnclite liberwxegt derart, dafi fiir 
die alteren Perioden der franzosischen GescMchte nicht allzuviel 
Arbeit iibrig bleibt. Denkt man dock in gewissen Ereisen Frank- 
reichs stark daran, die Nicole des cbartes, diesen Euhmestitel 
Frankreicbs, eingeken za lassen. 

Die Centralverwaltung ist in der riihrigsten Weise tatig, die 
Orientiernng liber die gesamten Bestande zu erleichtern; nacb 
dem iitat g^n^ral bat sie jetzt auch die Pnblikation des niitz- 
lichen Annnaire des archives et biblioth^qnes wieder anfgenommen, 
nnd sie plant jetzt schon das Werk, das die Kronung aller ihrer 
Arbeiten darstellen soil: eine ansfiihrliche Quellenktmde der nr- 
knndlichen TJberlieferung von ganz Frankreich, dessen erste Vor- 
bedingung allerdings, die minntiose Eepertorisiemng aller Fonds, 
vorlaufig noch nicht erfiillt ist. Aber die Centralverwaltnng ist 
in der Erreichxmg ihrer auf allgemeine Grrundlagen hin anfge- 
stellten Ziele abhangig von den allerverschiedensten Bedingongen 
der Arbeit an Ort nnd Stelle. Dab das Resnltat ihrer Bemiihungen 
in den einzelnen D^partements oft der anfgewandten Milhe nicht 
entspricht nnd vielleicht nie entsprechen wird, ist niemandem 
verborgen. Die Kosten der lokalen Archivverwaltnng bestreiten 
die D^partements , oder vielmehr, sehr oft bestreiten sie sie in 
diir(d;ans nngeniigender Weise, Es kommt wohl vor, dafi ein 
reici^es I)6partement sich einen herrlichen Archiypalast erbant, 
ohne wertvoUe aiie Anchivalien iiberhanpt zn besitzen, wahrend 
in einem armen Bezirk der Archivar seine schonsten Schatze in 
dnmpfen Lbchern, am Fufiboden liegen lassen mufi. Eihe Bessernng 
in diesem Pnnkte ist allerdings wohl iiberall zu erwarten. Das 
Gesetz iiber die Trennnng von Staat nnd Kirche gibt fast tiberall 
den D^partements Gelegenheit, der Eirche abgenommene Gebaude 
zu sehr geringen Preisen zu erwerben, nnd so werden wenigstens 
den dringendsten Bedurfnissen entsprechende Archivraume wohl 
bald den meisten D^partements znr Verfiigung stehen. 

Damit aber werden die znr Untersthtznng der eigentlichen 
archivalischen Arbeit vorhandenen Mittel nicht groher. Der bei 
weitem grbfite Teil des nach Abzug der Gehalter und Enter- 
haltnngskosten verbleibende Best der Budgets ist festgelegt fiir 
den Druck des Inventars. An einen systematischen Ankauf auch 
nnr der allemotwendigsten Hilfsmittel ist nicht zu denken. Den 
Etat g^n^ral sucht man in den meisten Archiven vergeblich ! I 
Die wichtigsten das D4partement oder einen Fonds betreffenden 
Publikationen sind meist nicht vorhanden (auch nicht in den Eom- 
munalbibliotheken) 5 und es soUte doch das Ziel einer jeden Be- 


Papsturkunden in Frankreick V. 


3 


zirksverwaltung sein — was nnr an einigen Stellen begonnen 
ist — , eine Sammlnng der gesamten auf das D4parteinent bezlig- 
zuglichen Litteratur znsammenzubrixigen; deren Unentbebrlicbkeit 
filr jeden Benntzer von selbst einleachtet. Ganze Reiben von 
Publikationen konnte man anfzahlen; die einzuseben selbst in. der 
Gegend, die sie ganz nnmittelbar angeben, nicbt gelungen ist. 
XJm diesem fiihlbaren Mangel abznhelfen, versucben an einigen 
Orten die Archivare EinfluB auf die Stadtbibliotbeken zu gevdnnen 
Oder deren Leitung in ibre Hande zu bekommen, und dieses Be- 
streben scbeint, trotz der meist aucb nur geringen Mittel dieser 
Institute, gelegentlicb scbon Erfolge gezeitigt zu baben. 

Nocb auf einen anderen Punkt mocbte icb bier kurz bin- 
weisen. Es ist in allerletzter Zeit ein MinisterialerlaB ergangen, 
der TJbelstanden abbelfen soli, die sicb bei der Herstellung der 
Inventare ergeben baben. Der Druck der Inventare schreitet dem 
Ministerium nicbt scbnell genug vorwarts — der Herr von Per- 
signy batte eben niemals den Plan der Druoklegung der Reper- 
torien fassen sollen — , da die D4partements fiir diese Publika- 
tionen natiirlicb nur bescbrankte Mittel bewilligen, und da in 
vielen Eallen die Inventare in der Eassung ibrer Angaben, den 
Inbaltsangaben der Urkunden weit liber das binausgeben, was 
man fiiglicberweise von einem summariscben Inventar erwarten 
darf. Mancbe von ibnen sind tatsacblicb beinabe Urkundenbiicber 
geworden; oft genug finden sicb scbon irgendwo gedruckte Ur- 
kunden wieder in extenso angefuhrt. Und so bat das Ministerium 
eine neue Anweisung erlassen, nacb der der alte Branch, nur die 
„wicbtigsten“ Stiicke einer Liasse oder eines Registers zu ver- 
zeicbnen, wieder befolgt werden soil. Gangbar wird sicb dieser 
Weg auf die Dauer nicbt erweisen; studiert der Arcbivar nicbt 
jedes Stiick, so kommt er uberhaupt nicbt zur Feststellung der 
Wicbtigkeit der einzelnen Urkunden , und in den allermeisten 
Eallen wird sicb wieder wie friiber die Giite der Inventare nacb 
den besonderen wissenscbaftlicben Neigungen der Arcbivare richten. 
Es ware desbalb nur zu wiinscben, dafi aucb fernerbin bis zu 
einem bestimmten Zeitpunkte, etwa bis zum Jabre 1400 oder 
15()0, jedes Stiick inventarisiert wiirde und erst fiir die spatere 
Zeit summariscbe Angaben gemacbt wiirden. In den allermeisten 
Eallen wiirde diese Art der Behandlung fiir den Benutzer ge- 
niigen, und das soil docb am Ende der Zweck alien arcbivaliscben 
Arbeit sein. 

Und dann die Angabe der „ Dates extremes die Angabe des 
Jabres des altesten und des jiingsten Stiickes einer Liasse. DaB 

1 * 


4 


Wilhelm Wiederhold, 


diese Angaben so liaufig die notige Sicherheit vermissen lassen, 
scieint mir auf einer fehlerhaften Anscliaatmg zu beruhen, der 
von. der Bedentungslosigkeit der Kopie. Selbst der Etat g4n6ral 
gibt in gar nicht vereinzelten Eallen das Ausstellnngsjahr der 
altesten Originalnrkunde als das Anfangsjahr eines Fonds an. 
Oft genug habe ich Kopien des siebzelmten , achtzelinten Jahr- 
hunderts, die sich mir dann als hochst wiohtige tlberreste eines 
alien Fonds erwiesen , achtlos beiseite gelegt gefnnden. Dem 
Diplomatiker von Fack sei seine Frende an den alien Perga- 
gamenten von Herzen zn gonnen, der Quellenwert der (als ecbt 
erkamien) Kopie siehi aber auch nickt im geringsien Hnter der 
eines Originals znriick. 

Vorlaufig allerdings gelingt es wohl nock der systematiscken 
Arbeit, dieser Sckwierigkeiten in den meisten Fallen Herr zu 
werden. Namentlick die immer wieder anfs Liebenswiirdigste ge- 
Hekene Hulfe der Herren Arckivare und Bibliotkekare lafit den 
Benntzer zuletzt docb an das gewunsckie Ziel gelangen. So bin 
auck ick diesen Herren zu Dank verpflicktet. Die Herren Ber- 
tbelet in Montpellier, Pasquier und Massip in Toulouse, Brutails 
und Bouckerie in Bordeaux, Oardbre in Condom, Leroux in Limoges, 
Biouchon ukd Laude in Clermont-Ferrand, Imbert in Montauban, 
Poux in Carcassonne, Lempereur in Hodez, de la Maxtinibre in 
Angoulfeme'( Palam6 in Cahors, Rickard und Ginot in Poitiers, 
Gabory in La Rocke-sur-Yon, Hubert in Ch&teauroux, Gandilkon 
in Bourges, Por4e in Auxerre, Jacotin in Le Puy, Heur4 in Seks, 
Demarcke in Toimerre, Lauer, Poupardin und Gautkier in Paris 
kaben sich urn unsere Arbeiten wohlverdient gemacht. 

Von Privaten, die mir ikre Sckatze zuganglick mackten, ge- 
denke ick besonders des Herzogs von Levis-Mirepoix auf L^ran 
(Axifege), des Herm de Fougfere auf Fougfere bei Ckateauroux, der 
Frau Grafln de ViUye auf MerviUe bei Toulouse und des Herrn 
Mirpied in Bourges, aus deren Sammlungen ick reicken Gewinn 
zieken konnte. Mgr. de Carsalade-du-Pont, Bisckof von Perpignan, 
verdanke ick sachkundigen Rat, und mekrfacke selbstlose Hiilfe 
fand ich bei den Herren P. Robert Trilke im Kloster Blagnac 
bei Toulouse und Verlaguet, cur6 von Notre-Dame de Vane bei 
Rodez. Die freundlichste XJnterstutzung fand ick besonders auck 
wieder bei Herrn H. Omont in Paris. 

Zum SekluB spreche ich dem Herm Minister meinen ehrer- 
bietigsten Dank fiir den mir bewilligten TJrlaub und dem Herrn 
GekeimratDr. Matthias fiir die mir hierbei erwiesene Forderung aus. 



Papsturkunden in P'rankreicli V. 


5 


Wie friiher folge ich bei der Zusajnmenstelltmg der Fonds 
der Eeihenfolge des Etat g4n4ral par fonds des archives d^par- 
tementales (Paris 1903) und stelle auch die in andere Bibliotheken 
Oder Archive verschlagenen Originale, Chartulare^) oder Mann- 
skripte nnd Kopien zu dem Archive, zn dem sie urspriinglich ge- 
hbrt haben. 

Gregenwartig verteilen sich die hierher gehbrigen MateriaKen, 
soweit dieser erste Bericht in Prage kommt, auf die Departemen- 
talarchive von Bonrges, Chateanronx, Nevers, Moulins oind Auxerre, 
die Kommunalbibliotheken von Sens, Auxerre und Tonnerre, das 
Archiv des Hospitals in Sens, die Nationalbibliothek und das 
Nationalarchiv in Paris und die Sammlungen der Herren Mirpied 
in Bonrges und de Eougere auf Pougere bei Ch§,teauroux. In 
anderen Bibliotheken und Archiven hahe ich nichts flir die Zwecke 
dieses ersten Berichtes gefunden, die Urkunden des Britischen 
Museums in London aber noch nicht gesehen. 

Ddpartement du Cher. 

' Archevechd de Bonrges et primatie d’Aquitaine. 
Inventar v. 1777. Chartulare s. XIV und XVIII*) (Stein Nr. 588). 
Coll, Baluze 79 und 81 Paris Bibl. Nat. — Benedikt VIII. J-L.* 
3994. — J-L.* 3995. — Paschalis II. J-L. 6623. — Calixt 11. J-L. 
6870. — Eugen III. J-L. 8883. — Hadrian IV. J-L. 10269 (s. 
Anhang), — Alexander III. J-L. 12921 (s. Anhang). — Lucius III. 
(1184) I 1 (s. Anhang). — (1184) 1 1 (s. Anhang). — J-L. 14969. — 


1) Uber die franzSsischen Chartulare haben wir jetzt die Bibliographie 
g(in^rale des cartulaires frangais von H. Stein (Paris 1907). Es beruhigt mich 
etwas Tiber den Erfolg meiner Arbeit, daB auch Stein nicht alles Material zu- 
gS,nglich gewesen ist, daB er sogar Manuskripte nicht gesehen, die schon lange 
Besitz der Nationalbibliothek in Paris sind, wie das Chartular von Saint-Marcel 
in Chalons s. XU (Stein Nr. 839. Vgl. meine Papsturkunden in Frankreich II 
p. 16) und das Chartular s. XII von Beaulieu-en-Limousin (Stein Nr, 380) Ms. 
Noiiv. acqu. lat. 493. 

2) Die Kommunalbibliothek in Bourges babe ich nicht gesehen. Es waren 
gerade Ferien, und der Herr Concierge der Bihliothek erklarte mir, daB er selbst 
einem Befehle des Maire, die BibUothek zu oifnen, sich urn jeden Preis wider- 
setzen werde. Da mir nun das Manuskript (Nr. 85 s. XII mit Innocenz II. J-L. 
8144 und 8145) nicht wichtig genug schien, seinetwegen einen in seinen Folgen 
ganz unabsehbaren Kampf zwischen dem Maire von Bourges und seinem Concierge 
zu entfesseln, babe ich vorlaufig auf seine Benutzung verzichtet. 

3) Das im Inventar von 1777 f. 1' citierte Chartular von 1480 VI 3 ist 
vielleicht identisch mit dem Ms, 1172 der Bibliothek in Tours (Kopie s. XIX 
Paris Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1209). 


6 


■Wilhelm Wiederhold, 


(1184 — 86) IX 4 (s. Anhang). — Urban III. (1186 — 87) I 16^). — 
(1186—87) I 17 2). — (1186-87) I 23 (s. Anhang). — (1186-87) 
I 23 (s. ioiliang). — (1186—87) II 9 (s. Anhang). — J-L. 16804 
Chartular s. XIV Nr. 87. — J-L. 168068). — J-L. 16834 Char- 
tular s. XIV Nr. 179. — J-L. 15835 Chartular s. XIV Nr. 88. — 
(1186 — 87) IV 16 (s. Anhang). — J-L. 16932 (s. Anhang). — Cle- 
mens III. J-L. 16308 Chartular s. XIV Nr. 31 und 206. - J-L. 
16313 Chartular s. XIV Nr. 96. - 1188 VII 12^). — 1188 VH 15 
(s. Anhang). — Celestin HE. J-L. 16946 (s. Anhang). 

Chapitre m4tr op olitain Saint-Etienne de Bour- 
g e s 8). Inventare s. XV-XVH. Chartular s. XIH (Stein Nr.698). — 
Chartular s. XHI Paris Bibl. Nat. Ms. Nonv. acqu. lat. 1274 
(Stein Nr. 597). — Calixt II. J-L. 6870 a Orig. ®). — Innocenz H. 
J-L. 8300 (s. Anhang). — Eugen III. J-L. 8897. — Hadrian IV. 
J-L. 10602 (s. Anhang). — Alexander IH. J-L. 11862 b (s. An- 
hang). — J-L. 12467 (s. Anhang). — J-L. 13229 (s. Anhang). — 
J-L. 13262 (s. Anhang). — J-L. 13663 (s. Anhang). — J-L. 13664 
(s. Anhang). — J-L. 13569. — J-L. 13601. — J-L. 13606 (s. An- 
hang). — J-L. 13635 (s. Anhang). — J-L. 13776 (s. Anhang). — 
J-L. 13777 (s. Anhang). — J-L. 13778 (s. Anhang). — J-L. 13779. 

J-L. 13780 ’). — J-L. 14319 (s. Anhang). — J-L. 14336 (s. 
Anhang). Lucius III. J-L. 14791 (s. Anhang). — . Clemens III. 
(1188-^91) (s. Anhang). 

Chapitre de la Sainte-Chapelle du palais royal 
de Bourges®). Inventar von c. 1620. — Calixt 11. 1123 IV 4 


1) Im Chartular s. XIV Nr. 71. Ed. Kaynal Histoire da Berry (1844) II 
p. 315 aus dem Chartular s. X'VIII. 

2) WSrtlich wie Clemens in. J-L. 16308. "VrOanus episcopus seruus ser- 
uorum Dei. "Venerahili fratri Henrico Bituricensi archiepisoopo salutem et apo- 
stolicam henedictionem. Cum in Lateranensi concilio. Bat. Veron. X'VI kal. febr. 
(Chartular s. XIV. Regest im Chartular s. XVIII p, 517). 

3) Ed. auch P. Parg LMgRse primatiale de Bourges (TuUe 1897) p. 39. 

4) Ed. ebenda p. 12. — Das im Fonds vorhandene Chartular von Saint- 
Benolt-sur-Loire s. XVII (Stein Nr. 3321) publizieren jetzt Proa und Vidier (Paris 
1900 u. f.). 

5) Das Buch Libertez, immunitez et exemptions de I’dglise patriarchale, 
primatiale et m^tropolitaine de Bourges (Bourges 1618) ist mir nicht zuganglich 
gewesen. — Der Ponds ist durch verschiedene allzu eifrige Gelehrte sehr in Un- 
ordnung geraten, so daB spSter -wohl noch das eine oder andere Original zu Tage 
kommen wird. 

6) Ed. Robert Bullaire de CaUxte H vol. I p. 289 Nr. 194 aus von mir nicht 
gefundener Kopie s. XVDI. 

7) Auch im Chartular s. XHI Packet J. 

8) Hierher gekommen ist ein Teil des Archive von Saint-OhtriUe du Chhteau. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


7 


OvigJ). - Urban m. (1186) IV 8 Orig. (s. Anhang). (1187) 
II 16 Orig. (s. Anbang). — Clemens III. 1188 VII 15 Orig. (s. 
Anhang). 

Abbaye de femmes de Saint-Hippolyte de Bourges. Alexander 
in. 1164 III 27 Orig. % — 1177 VIII 29 % 

Chap it re Notre- Dame deMontermoyende Bourges. 
Inventare von c. 1650 und 1724. Chartular s. XIII (Stein Nr. 590). 
— Innocenz II. 1140 III 6 Orig. (s. Anhang). — Alexander III. 
(1176) III 13 Orig. (s. Anhang). — 1177 IV 5 ~ IX 20 Orig. (s. 
Anhang). — Celestin III. 1192 XII 24^). 

Abbaye de Plaimpied. Inventare von c.1670 und s. XVII. 
Das im Inv. s. XVII f. 192 citierte Chartular ist verloren. — 
Paschal II. s. d."). — Hadrian IV. 1168 1% 

Abbaye de Massay. Inventar von 1789. Wegen des 
Chartnlars vgl. Stein Nr. 2376 und Grallia Christiana II p. 141. — 
Stephan IV. 816-8177). 


1) Ed. Bobert Bullaire de Oalixte II vol. II p. 173 ISTr. 386. 

2) Ed. A. de Kersers Statistique monumentale du d^p. du Cher II p, 360. 

3) „Une antienne bule du pappe Alexandre donnee a Venise le quatriesme 
des callendes de septembre 1177 le dixhuitieme an de son pontifical faisant 
mention de plusieurs previlleiges antiennement accordez par icelluy pappe aux 
relligieuses abbesse et convent de Sainct-Ypolitte“ (Inventar von c. 1620 f. 39). 

4) Auf ganz zerst5rtem Blatt des Chartnlars s. XIII; es handelt sich nm 
Abwehr der Belastignngen des Kirchhofs. Celestinus episcopus [sernus ser- 
uorum Dei. Yenerabili fratri Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam 

benedictionem ] Dat. Lateran. VIIII kal, ianuarii, pontificatus nostri 

anno secundo. 

5) Im Inventar v. c. 1670 f. 1 nnd s. XVII f. 14 wird eine Urkunde citiert, 
nach der der Erzbischof von Bourges bestatigte „Pdglise de Saint-Fulgent, celle 
de Blet, ceUe de Gravier avec la chapelle du chasteau de Guerches, celle de 
Lurcy avec la chapelle de Poligny , celle de Coulocuure avec la chapeUe de 
Champereux, celle de Centres, celle de Lantan, celle de Comuce, celle de Te- 
nuevit, celle de TOratoire, celle de Yerdus, celle de Brueres, la chapelle d^Iny on 
Ignon, celle de Begny, ceUe de Urciet, celle de Montlouis, celle d’Estrechi, celle 
d’ Argon, celle de Lunaise, celle de Leuet, celle de Lissay, celle de Malsaz“, und 
dann folgt gleich die Angabe: „Bulle du pape Pascal portant ratiffication de 
I’union faitte par les archevesques de Bourges des benefices cy-dessus h Fab- 
baye de Plainpied*‘. Ygl. Thaumas de la Thaumassi^re Histoire du Berry (1863) 
III p. 252 zu 1110 pont. XI, 

6) Gitiert Thaumassi^re III p. 252 aus tr^sor de I’abbaye. 

7) Ed. Neues ArcMv XXX (1905) p, 399 aus Coll. Breguigny 46 s. XYIII 
f. 32. Auch in Estiennot Antiqu. Ben. s. XYQ p, 365 (ex chron. Maciacensi f. 15) 
Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12742. Thaumassi^re III p. 272 erzahlt, Baoul von 
Bourges habe ein Privileg Gregors lY. ftir Massay aus Bom mitgebracht, das 
839 Y in der Abtei Fleury von einer Synode feierlich bestatigt wurde. 


8 


Wilhelm Wiederhold, 


Coll^giale Saint-Outrille du Ch3,teau-lez-Bourges. 
Inventare von 1766, 1770 nnd s. XVIII. Chartnlar s. XIII (Stein 
Nr. 593). — Alexander III. 1174 11 25 Kopie von 1638 XI 6 (s. 
Anhang). — (1174-76) I 28 Orig. (s. Anhang). — (1174—76) I 
28 Orig. (s. Anhang). — (1174 — 76) II 18 Chart, (s. Anhang), — 
Lncins IH. (1183) I 20 Chart, (s. Anhang). — (1184) VI 23 Chart, 
(s. Anhang). — Celestin III. 1195 V 3 Chart, (s. Anhang). 

Coll6giale Notre-Dame de Salles k Bourges. 
Inventar von 1762. Wegen des Chartnlars vgl. Stein Nr. 691. — 
Innocenz II. 1138 IV 1 Kopie von 1626 VII 19 (s. Anhang). — 
Engen IH. 1146*) — Alexander IH. 1179 VHE 22 Kopie von 
1626 VH 19 (s. Anhang). — Urban HI. (1186-87) HI 4 Orig. 
(s. Anhang). 

Coll4gialeSaint-Pierre-le-PnellierdeBonrges. 
Inventare von 1699 nnd s. XHI. Vgl. Stein Nr. 594. — Inno- 
cenz H. 11382). — Alexander IH. 11708). 

Coll4giale Saint-Ursin de Bonrges. Chartnlar s. 
XIH (Stein Nr. 695). — Hadrian IV. (1169) V 29"). — Alexander 
HI. (1178-80) IX 12 Orig. (s. Anhang). — Celestin IH. s. d.®). 

Coll^giale Saint-Cyr de Sancergues. Inventar von 
1758. — Innocenz H. 1140 III 6 Orig. «). — Lncins HI. 1183 I 8 
Orig. (s. Anhang). — Urban HE. 1186 VI 20 Orig. (s. Anhang). 

Abb ay e de Che zal -B en 0 it. Inventar von 1679. Char- 
tnlarfragment s. XH (Stein Nr. 936), Antiqn. Bened, s. XVH 
Ms. lat. 12744 p. 26 Paris Bibl. Nat., Monast. Bened. s. XVH 
vol. VH Ms. lat. 12664 f. 120, Collectanea ex chartulariis s. XVII 
Ms. lat. 13816 f. 296. Vgl. anch Ms. lat. 13871 p. 647. — Urban 
H. J-L. 6789. — Paschal H. J-L. *6968 *). — J-L. 6281. — Cele- 


1) Citiert Gallia Christiana 11 p. 123 und A. Chazand Etude sur la chrono- 
logie des sires de Bourbon (Moulins 1866) p. 178 (aus dem Chartular p. 12). 

2) Citiert Gallia Chr. n p. 122. 

8) Citiert Gallia Chr. 11 p. 122. Vgl. auch Kersers Statistigue mouumentale 
du ddp. du Cher II p. 213 und IV 143 und G. Thaumas de la Thaumassibre Hist, 
du Berry (1863) I p. 247. 

4) Ed. Kersers Statistigue monumentale II p. 860 aus jetzt nicht auffind- 
barem Original. 

5) Celestinus episcopus seruus seruorum Dei Dilectis filiis priori et cano- 
nicis sancti Vrsini Bituricensis salutem et apostolicam benediotionem. Catholica 
fides exposcit (Chartular s. XHI. Nur der Anfang der Urkunde ist erhalten). 

6) Ed. Kersers Statistigue monumentale VI p, 340. 

7) Cit. Raynal Hist, du Berry I p. 449 „l’original m’ a 6t6 dound par M. 
de Saussaye h Blois“. Unter den Originalurkunden s. XII in Paris Bibl. Nat. 
Ms. lat. 9217 sind keine Papsturkunden. 



Papsturkunden in Frankreich V. 9 

stin 11. J-L. 8468 (s. Anhang). — Eugen III. J-L. 8884 (s. 
Anhang). 

Abbaye Saint-Pierre de Vierzon. Chartular s.XII 
Ms. lat. 9866 Paris Bibl. Nat. (Stein Nr. 4090). Monast. Bened. 
s. XVII vol. XXXIV Ms. lat. 12691 f. 87. — CaKxt H. J-L. 
6874. — Hadrian IV. J-L. 9988^). — J-L. 9990 2). 

Abbaye de Saint- Snlpice-lez Bourges. Inv^ntar 
von 1754. Wegen des Chartnlars vgl. Stein Nr. 586. — Calixt IL 
J-L. 71033). — Alexander HI. 1162 VII ^). — 1163 X 12 (s. 
Anbang). 

Abbaye de Eontmorigny. Inventar von 1716 11. Das 
Chartular s. XIII in der Bibliothek in Bourges (Stein Nr. 1394) 
hat keine Papsturkunden. — Hadrian IV. 1157 I 13 Orig. ^). — 
Alexander IH. 1163 IX 13 Orig. «). — (1177)) IV 2 Orig’). — 
(1177) IV 2 Orig.8). — 1177 V 19 Orig.^). — (1177) VII 21 
Oxig^% — Urban III. (1186—87) JI 20^'). 

Abbaye de Loroy. Ein Papierumschlag um eine Original- 
urkunde Heinrich von Bourges 1186 mit der Aufschrift: „bulle 
de confirmation de droits et possessions de Tabbaye de Loroy 
1186“ will ojfenbar nicht eine Papsturkunde erwahnen. 


Ed. Toulgoet-Treanna Hist, de Vierzon et de Pabbaye de Saint-Pierre 
(Paris 1884) p. 480. 

2) Auch in London Brit. Mus. Add. Charters 22398 s. XII f. 22. Das 
Buck von E. Tausserat Vierzon et ses environs (Bourges 1895) citiert nur TJr- 
kunden aus Ms. lat. 9865. 

3) Ed. Bobert Bullaire II p. 249 Nr. 439 aus Hist, de Saint-Sulpice de 
Bourges p. 98 Ms. lat. 13871 Paris Bibl. Nat., aber daselbst findet sick keine 
tiberlieferung der XJrkunde, von der ich iiberkaupt keinen Text gefunden babe. 

4) „Juillet 1162 bulle d Alexandre III, donn^e en faveur des rev. abb4 et 
convent de Saint-Sulpice-lez-Bourges, qui les exempte d’impositions des fruits de 
leurs possessions en fief ou dixme dependantes de leur eglise tant pour le present 
que pour Pavenir" (Inventar von 1754 vol. I f. 31). Das Ms. Goll. Duchesne 32 
in Paris Bibl. Nat. babe ich nock nicht gesehen. 

5) Ed. Soyer Les actes des souverains ant^rieures au XV® si^cle conserves 
dans les archives d^partementales du Cher (Bourges 1905) p. 9. 

6) Ed. ehenda p. 13. 

7) Ed. ehenda p. 16. 

8) Ed. ehenda p. 17. 

9) Ed. ehenda p. 18. 

10) Ed. ehenda p. 24. 

11) Ed. ehenda p. 24. 



10 


Wilhelm Wiederhold, 


Abbaye deHoirlac. Inventar von 1746. — Lncius III. 
(1184) 121). - Urban HI. (1186-87) IV 7% 

Abbaye Notr e-Dame-des-Pierres. Inventar s. XVIII. 

— Alexander III. J-L. 10883 (s. Anhang). — Lucius III. s. d. ®). 

Abbaye de Saint-Satur-sous-Sancerre. Inventar von 
1686—89. Das Chartular s. XVII (Stein Nr. 3558) enthielt nur 
eine Kopie von Innocenz H. J-L. 8339 auf f. 163*). — Pascbal II. 
1107 V 29 Orig.®) — Innocenz II. J-L. 7606 Orig. — 1136 XI 9 
Orig. — 1140 m 6 Orig. — J-L. 8339 Orig. — (1143) 1 10 Orig. 

— Eugen III. 1146 HI 26 Orig. — Hadrian IV. 1156 I 21 Orig. 

— Alexander HI. (1164^66) 11 18 Orig. — J-L. 11192 Orig. und 
Kopie s. XVII. — (1167—69) XII 17 Orig. — (1176) Vlt 23 Orig. 

— (1174—76) I 23 Orig. — (1169-77) XH 21 Orig. — (1177) 1 19 
Orig. — (1166—79) VI 29 Orig. — (1166—79) VI 29 Orig. — 
Lucius in. (1184-85) Vn22 Orig. — (1184-86) VII 28 Orig. 

— Urban III. (1186-87) VI 3 Orig. - Celestin HI. 1194 IX 29. 

— 1196 Vn 9 Orig. — 

Abbaye de Charenton. Inventare von 1666 und s. XVII. 
Remarq^ues sur I’abbaye royale de Notre-Dame de Charenton. — 


1) „Bulle du pape Luce III par laquelle en interpretant Pexemption des 
dixmes accordde ^ I’ordre de Cisteaux sur les terres qu’ils cultivent de leurs pro- 
pres mains ou qu’ils font valoir ^ leurs frais et depens ne se doivent pas entendre 
seulement des terres novales quUls defrichent mais de toutes les terres generale- 
ment, q[uelconques qu’ils cultivent ou font cultiver, lesquelles sont ddclardes exemp- 
tes de toutes dixmes, de meme qu’ils sont aussi exempt de payer les dixmes de 
tous les animaux qu’ils nourissent ou font nourrir a leurs frais et d^pens etc. 
Donnd a Agnanie le quatri^me des nones de ianvier‘‘ (Inventar von 1746 p. 23). 

2) „Bulle du pape Urbain III semblable h celle de son prddecesseur le 
pape Luce III, addressee k I’archev^que de Bourges son legat, aux eveques ses 
suffragans, aux abbds, arcbidiacres, prdvots et pr^tres desdits dioceses pour I’exe- 
cution de la presente bulle, par laquelle en interpretant" u, s. w. wie oben „Donnd 
a Veronne le sept des ides d’avril (Inventar von 1746 p. 23). Das waren also 
zwei Urkunden: Audiuimus et audientes, 

3) Citiert im Cahier 69 p. 4 des Inventars s. XVIII; aucb bier handelte es 
sich nacb dem Regest um eine Ausfertigung der mebrfach zu Gunsten des 
Cisterzienserordens ergangenen Urkunde: Audiuimus et audientes. 

4) Xacb dem Inventar f. 1' stand f. 839 nocb die Urkunde Alexanders III. 
J-L. 11192 (vgl. J. SoyerjLes actes des souverains antdrieures au XVe si^cle 
(Bourges 1903) p. 49 Nr. 21). 

5) Die Urkunden sind samtlich gedruckt bei Soyer p. 1, 3, 7, 13, 16, 12, 17, 
23, 30, 33, 44, 46, 29, 28, 48, 42, 41, 53, 54, 55, 57, 58. Das Regest bei Soyer 
p. 44 nach dem Inv. f. 300' ist zu streichen, denn das Inventar verwechselt da 
Alexander III. und Celestin III. 


Papsturkunden in Frankreich V, 


11 


Paschal II. 1113 ^). — Calixt II. citiert in Engen III. 1147 IX 6 ^). 

— Alexander III. &. d.^) Celestin III. 1191^). — Vgl. J-L. 6870. 

D4partement de Plndre. 

Chapitre Saint- Aonstille de Ch^-tillon-snr-Indre. 
Hadrian IV. 1157 III 10 (s. Anhang). 

Chapitre Saint-Cyr d’Issoudun. Urban III. 1186®). 

— Grregor VIII. J-L. 16069 London Brit. Mns. Eg. Chartres 113. 

Chapitre Saint-Laurian de Vatan. Urban III. vor 
(1186^87) IV 15 (s. Anhang Nr. 127). 

Abbaye de D6ols. Inventar s. XVIII (A 4). Bullarium 
des Kanonikus Louis Penier von 1736 in der SchlojBbibliothek von 
Foug^re (Stein Nr. 1131^^®). Chartular s. XVII (nicht XV) Paris 
Bibl. Nat. Ms. lat. 12820 (Stein Nr. 1131). Vgl. auch Stein Nr. 
3932, Der Ponds enthalt fast nichts mehr, etliche Originale sind 
in Paris Arch. Nat. — Johann XL J-L. 3586 ®). — Leo VII. J-L. 


1) Cit. Thaumassiere Histoire du Berry III p. 275. Vgl. auck Antiq^uitates 
Bened. in dioc. Bitur. II s. XVII p, 1 Ms, lat. 12743 Paris Bibl. Nat. 

2) „ Copie en parcbemin le 26 de septembre 1417 d’une bulle du pape 
Eugene addressee \Mad. Agnes abbesse, ou ^ Pimitation de son pr^decesseur 
Calixte il confirme k la dite abbaye les benefices dont iouissoient lesdites dames, 
c’est h dire les cures de Charenton, de Saint-Pierre des Estieux, de Const, de 
Braize, de Plsle, de Saint-Pierre de Souy, de Vernay, de Saint-Estienne d’Ainay 
le ChMeau et de Saint-Quentin en I’evesche de Clermont en Auvergne, la terre et 
seigneurie de Berar, de Vivounes, de Vilhers et de Orsons etc. Sign^e de plu- 
sieurs cardinaux et donnee h Aiixerre par la main de Guy diacre cardinal et 
chancellier octauo idus septembris, indiction dixieme, la troisieme annde du siege 
dudit pape, qui est Pan 1147" (Inventar s. XVII f. 29, Kemarques s. XVIII p. 1). 

3) „Le pape Alexandre III donne le privilege et le pouvoir aux dames de 
pouvoir faire et celebrer le divin service dans un temps d’interdit a voix basse, 
les portes ferm^es et sans sonner les cloches" (Inventar s. XVII f. 29' und von 
1655 f. 89). 

4) „Le pape Celestin III donne le pouvoir d’admettre au divin les confreres 
de la dite abbaye pendant leur vivant en temps d’interdit general et les faire 
enterrer aussy en terre sainte apr^s leur mort etc. he premier an de son pon- 
tificat" (Inventar s. XVII f. 30 und Inventar v. 1655 f. 89). Die M^moires con- 
cernant Pancienne fondation de Charenton -von 1698 und Abrdgd de Phistoire de 
Ch. von 1674 sind wertlos. 

5) Citiert Thaumassiere Hist, du Berry (1863) II p. 146. Vgl. auch Gallia 
Chr. II Instr. p. 48, A. Pdremd Becherches historiques et archdologiques sur la 
ville dTssoudun (Paris 1847) p. 281 und J. Chevalier Histoire rdligieuse dTssoudun 
p. 70 und 176. 

6) Ed. auch bei Hubert Becueil gdndral des chartes interessant le ddparte- 
ment de PIndre (1899) p. 121. 


12 


Wilhelm Wiederhold, 


3603 Kopie s. XII Arch. Nat. L. 987b Nr. 1 ^). — Stephan Vni. 
939-9422).— JobannXm. J-L. 3726®). - Silvester 11. 1000 XI 
(s. Anhaag). — Leo IX. 1048 XI ^). — Leo IX. 1050 IV 13 (s. An- 
hang). — G-regor VII. 1081 10 9®). - Urban II. J-L. 6376 Kopie 
s. XII Arch. Nat. L. 222 Nr. 2®). — 1099 IV 16 ’). — Paschal 11. 
1103®). — J-L. 6476 Orig. Arch. Nat. L. 223 Nr. 4. -J CaHxt II. 
J-L. 6748 Orig. Arch. Nat. L. 224 Nr. 1. — Iimocenz II. 1138 
in 22 Kopie von 1396 ®). — Lncius H. J-L. 8640 Orig. Arch. Nat. 
(s. Anhang). — Eugen HI. s. d.^®) — Anastasius LV. J-L. 9891 
Orig. Arch. Nat. (s. Anhang). — Alexander HE. (1176) VHI 18 
(s. Anhang). — (1174^76) VH 21 (s. Anhang). — (1166—79) V 7 
(s. Anhang). — Lucius HI. (1184) XTT 9 (s. Anhang). — (1186) I 3 
(s. Anhang). — Urban ni. (1186 — 87) III 10 (s. Anhang). — Ce- 
lestin HI. 1191 V 29 (s. Anhang). — 1191 V 31 (s. Anhan g Nr. 62), 
— 1191. VI 13 (s. Anhang). — 1191 VI 13 (s. Anhang). — 1191 
VI 13 (s. Anhang). — 1191 VI 17 (s. Anhang). — 1193 VIII 16 
(s. Anhang). — 1193 VIH 16 (s. Anhang Nr. 147). — 1193 V TTT 16 
(s. Anhang). — 1193 VIH 26 (s. Anhang). — 1194 VH 23 (s. An- 
hang). — 1196 V 12 (s. Anhang). — 1197 n 3 (s. Anhang). — 
1197 Vn 4 (s. Anhang). 

Abbaye Notre-Dame de Barzelle. Das Inventar von 
1751 war nicht zu finden. — Eugen HI. 1147 IX 26 *^). — Alexander 
III. 116312). 

Abbaye Notre-Dame d’Issoudun. Monast. Bened. 
s. XVII vol. XXin Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12680 f. 299. - Ana- 


1) Auch bei Hubert Recueil p. 124. 

2) Ed. ebenda p. 129. 

3) Ed. Gallia Chr. II Instr, p. 44 ex archivio episcopi Lemovicensis, aber 
in Limoges findet sich keine Ueberlieferung. 

4) Ed. Hubert Kecueil p. 161. 

5) Ed. ebenda p. 207. 

6) Ed. ebenda p. 218. 

7) Ed. ebenda p. 257 aus Kopie s. XVI. 

8) Citiert im Inventar s. XVIII f. 442' nach einem Vidimus von 1476 I 1. 
Vgl. Hubert Eecueil (1901) p. 115. 

9) Ed. Hubert Eecueil (1901) p. 187. 

10) Citiert im Inventar s. XVIII f. 443 aus Kopie von 1347. Vgl. Anhang 
!Kr. 29. Die Urkunde scheint jetzt verloren zu sein. 

11) Ed. Hubert Eecueil (1901) p. 205 aus nicht mehr zu findender Kopie 

s. xvm. 

12) Citiert Gallia Chr. II p. 204. Das Original citiert Desplangues M^oires 
sur les archives de I’Indre (Paris 1863) p. 48; eine Kopie von 1696 soli in Liasse 
H. 88 sein, war aber nicht zu finden. 


Papsturkunden in Frankreick V. 13 

stasius IV. J-L. 9895. — Alexander IH. J-L. 13150 (s. Anhang). 

— Urban III. J-L. 15614 1). 

Abbaye Notre-Dame dn Landais. Inventar yon 1667^). 

— Eagen HI. 1147 IX 25 (s. Ajihang). — Alexander IH. 1163 
VII 27 (s. Anhang). 

Abbaye Saint-Pierre de M6obec. Inventar s. XVIL 

— Anastasias IV. s. d. citiert in Hadrian IV. J-L. 10268^). — 
(1167—59) III 25 Kopie s. XIII ^). — Alexander III. 1176 111 
Orig. Versailles Erau GrajGLn Lambert^). 

Abbaye Saint-Nicolas deMiseray. Inventar s. XVII 
(nichts vor 1300). — Innocenz II. J-L. 8088. 

Abbaye La Vernusse. Alexander III. 1178 VII 23. Orig. 
Bonrges, Bibliotbek des Herrn Mirpied. 

Prieur6 de Londien. Alexander III. 1162 XII 1 Kopie 
V. 1383 VI 9 (s. Anhang). 

D^partement de la Xievre. 

Abbaye de Corbigny. Monast. Bened. s. XVII vol. VIII 

1) Nur die Unterschriften und Datierung sind erhalten im Ms. lat. 12680 f, 307. 
Ego Yrbanus catkolice ecclesie episcopus ss. 

f Ego Henricus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Paulus Prenestinus episcopus ss. 
t Ego Theobaldus Hostiensis et Veletrensis episcopus ss. 
f Ego Jobannesjpresb. (card.) tit. sancti Marci ss. 
t Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. 

f Ego Laborans presb. card, sancte Marie (trans Tiberim) tit. Calixti ss. 
t Ego Pandulfus presb. card. tit. XII apostolorum ss. 

t Ego lacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss. 
f Ego Adrianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss. 

Dat. Veron. per manum Alberti (sancte) Eomane ecclesie presbiteri cardi- 
nalis et cancellarii, VIII kal. iunii, indictione IIII, incarnationis dominice anno 
M® C® liXXXP VP, pontificatas uero domni Vrbani pape III anno primo. 

2) Danach p. 419 entbielt das Archiv aucb ein Transsump t Simons von 
Bourges von Urkunden Anastasius’ IV., Hadrians IV., Alexanders HI. und Cele- 
stins HI. fur die Cisterzienser, das nicht mebr vorhanden ist. 

3) Auch im Cartulaire de rarchev^cb^ de Bourges s. XVIII p. 501 Bourges 
Arch. Ddp. 

4) Ed, E. Hubert in Eevue du Centre XI (1889) p. 125. Faksimile in E. 
Hubert Le Bas-Berry, Canton de Buzangais p. 500. 

5) Ed. H. Stein in Eecueil de M^moires de la soci^t^ des antiquaires de 
France (Paris 1904) p. 4. — In H. 1014 liegt ein M^moire concernant Villeloin 
s. XVIII. Da wird citiert: „Bulle du pape Adrian IV, ou plusieurs noms de 
cardinaulx sont sign^s, la dite buUe scell^e en plomb, laquelle contient ces mots: 
ecclesiam sancti Micbaelis de Chrocb cum furno decima et censu". Ich wei6 
nock nickt, wohin diese Urkunde gekort. 



14 


Franz Wiederhold, 


Paris Bibl. bTat. Ms. lat. 12665 f. 224 (Stein Nr. 1069). CoU. de 
Bonrgogne 108 ebenda. — Paschal II. J-L. 6163^). — Hadrian IV. 
J-L. 10112 2). — J-L. 10434"). - J-L. 10-436 ‘). 

Abbaye de Roches. Inventar s. XVIII. Vgl. Stein Nr. 
3216. — Innocenz 11. (1132) I 7 (s. Anhang). — ■ J-L. 8258 Copie 
s. XVin. - Engen III. s. d.") citiert in Alexander III. J-L. 11168. 

Abbaye de Saint-Martin de Nevers. Honorins II. I-L. 
7373. — Innocenz II. J-L. 7437. — Hadrian IV. 1168 V23«). — 
Alexander III. 1161 und 1162 "). — Lucins III. 1181 ’). — Urban 
III. (1186—87) V 19«). 

Abbaye de Bouras. Das Chartnlar s. XVII in Anxerre 
Arch. Ddp. (Stein Nr. 670) hat keine Papsturkunden. — Eugen III. 
s. d.») — Alexander HI. 1162"). — Lucius III. J-L. 15071. 

Prieurd de la Charit4-sur-Loire. Inventar von 1739, 
wo f. 127 mehrere jetzt verlorene Inventare citiert werden. Das 
Chartnlar s. XVII soli im Besitz des Herrn Grirerd in Orleans 
sein (Stein Nr. 1793). — Monast. Bened. s. XVII vol. XXIII Paris 
Bibl. Nat. Ms. lat. 12680. — Urban 11. J-L.* 5748 citiert in Pa- 
schalis n. J-L. 6127"). — J-L. 6127 a. — Lucius H. J-L. 8572 
Kopie von 1396 Auxerre Arch. D6p. — Eugen III. J-L. 9722. — 
Anastasius IV. J-L. 9863. — Hadrian IV. 1156 IV 24 (s. Anhang). 

— Alexander III. J-L. 13064. — J-L. 13067. — J-L. 13398. — 
Lucius HI. J-L. 14852. — J-L. 16086. — Urban III. J-L. 16933. 

— Celestin IH. J-L. 16921. 

Prieur4 de Saint-Etienne de Nevers. Chartnlar s. XV 
(Stein Nr. 2720), Privileges de Saint-Etienne^ von 1674 (Stein Nr. 


1) Die Voriirkunde Nikolaus’ II. ist verloren. 

2) In Coll, de Bourgogne 108 f. 18 mit Dat. Beneuent. non xnaii, also zu 
(1156) y 7 zu setzen. 

3) Bd. Charmasse Chartes de I’abbaye de Corbigny in M^moires de la soci^te 
Eduenne XYII (1889) p. 8. 

4) Ed. ebenda p. 11. 

5) Ygl. GaUia Cbr. XII p. 468. 

6) Citiert Gallia Chr. XII p. 677. 

7) Citiert ebenda p. 678. 

8) Citiert ebenda p. 456. — Originalurkunden sext 1132, aber keine Papst- 
urkunden sind in Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9120. 

9) Ed. Lespinasse Cartulaire de la Charitd-sur-Loire (1887) p. 361 aus Kopie 
von 1296 Paris Bibl. Nat. Ygl. Nachricbten der K. Gesellschaft der Wissen- 
schaften zu GQttingen 1904 p. 20 nacb Cod. Gud. 169 s. XU Wolfenbiittel Her- 
zogl. Bibliotbek. 


Papsturkunden in Frankreick V, 


16 


2721). ~ Alexander IIL J-L. 107211). — Lucius III. 1183 2). — 
(1184—85) XI 22 (s. Anhang). — Urban IIL (1186—87) VI 6 (s. 
Anbang). - 1187^). — Clemens III. J-L. 16152 (s. Aniang Nr. 130). 
— J-L. 16163. — 1188 1124 (s. Anhang). — 11882). 

Prieur6 de Saint-Pierre de Decize. Chartularfrag- 
ment s. XV (Abschrift aus Chartiilar von Saint-Grermain d’Auxerre 
s. Xin, Stein Nr. 1129). — Urban III. (1186—87) VIII 21 (s. An- 
hang). — Celestin IIL 1194 VI 28 (s. Anhang Nr. 131). 


D4partement de I’Allier. 

Chapitre de la Sainte-Trinite de Montaigne t. 
Abbaye de la B4nissons-Dieu. Alexander III. 1164 VI 26^). 

Abbaye Notr e-Dame-de-Saint-Lien on de Sept- 
fond s. Hadrian TV. J-L. *10433. — Alexander III. J-L. *11152 
Kopie von 1483 IV 16 (s. Anhang). — Lucius III. (1184) II 26 
Orig. nnd Kopie s. XVIII ^). — Aufierdem enthalt der Fonds ein 
Chartular s. XV von Clairvaux mit f. 2' Lucius III. J-L. 15391 aus 
Transsumpt Alexanders IV., f. 6 Innocenz II. J-L. 7644, f. 5' 
Alexander III. 1163 II 6 (s. Anhang) % £. 6' Clemens III. 1190 
III 31 (s. Anhang)^) und f. T Celestin III. 1197 I 31 (s. Anhang). 

Prieur6 de La Chapelaude. Das Chartular s. XII ist 
verloren (Stein Nr. 1789). Coll. Baluze 73 f. 208 Paris Bibl. Nat. 
— Innocenz II. J-L. 7603. — Engen III. s. d. ®) — Anastasius IV. 
s. d. ’) 

Prieur6 de Souvigny. Thesaurus Sylviniacensis s. XVII 
(Stein Nr. 3744). Der Ms. lat. 13819 f. 315 Paris Bibl. Nat. ci- 
tierte „magnus codex papiraceus“, wo f. 115 Eugen IIL J-L. 9668 


1) In Privileges von 1674 p. 26 zu V 31. 

2) Citiert Gallia Chr. XII p. 668. 

3) Git. Backet Histoire de la B^nisson-Dieu (Lyon 1880) p. 30 aus Kopie in 
Moulins, aker die Urkunde ist nickt da, nur der Umscklag, Wakrsckeinlick kat 
auck Backet nur den geseken. Tgl. meine Papsturkunden in Frankreick II (1906) 
p. 17. 

4) Lucius epis copus seruus seruorum Dei. Yenerabilibus fratribus arcki- 
episcopis episcopis et dilectis filiis abbatibus et prioribus arckidiaconis decanis 
presbiteris | et aliis ecclesiaruin prelatis, ad quos Httere iste peruenerint, salutem 
et apostolicam benedictionem. Audiuimus et audientes (folgt das bekannte Zeknten- 
privileg). Dat. Anagn. Y kal. mar. (B. dep.). 

5) Ueberliefert ansckeinend auck in London Brit. Mus. Ms. Faustina B. 1. 

6) Citiert Coll. Baluze 73 f. 214'. 

7) Minute. Ed. Ckazaud Cartulaire de La Ckapelle-Aude p. 135 aus Coll. 
Baluze 73 f. 215. 


14 


Franz Wiederhold, 


Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12666 f. 224 (Stein Nr. 1069). Coll, de 
Bourgogne 108 ebenda. — Paschal II. J-L. 6163^). — Hadrian TV. 
J-L. 10112 2). _ j.L. 10434 »). — J-L. 10436 *1). 

Abbaye de Eoches. Inventar s. XVIII, Vgl. Stein Nr. 
3216. — Innocenz II. (1132) I 7 (s. Anhang). — J-L. 8268 Copie 
s. XVm. — Eugen III, s. d.®) citiert in Alexander III. J-L. 11168. 

Abbaye de Saint-Martin de Nevers. Honorins II. I-L. 
7373. — Innocenz II. J-L. 7437. — Hadrian IV. 1168 V 23 »). — 
Alexander III. 1161 und 1162®). — Lucius III. 1181 ’'). — Urban 
III. (1186— 87) V 19®). 

Abbaye de Bouras. Das Chartular s. XVII in Auxerre 
Arch. D^p. (Stein Nr. 670) hat keine Papsturkunden. — Eugen HI. 
s. d.8) — Alexander IH. 1162®). — Lucius IH. J-L. 15071. 

Prieur^ de la Charit4-sur-Loire. Inventar von 1739, 
wo f. 127 mehrere jetzt verlorene Inventare citiert werden. Das 
Chartular s. XVII soU im Besitz des Herrn Grirerd in Orleans 
sein (Stein Nr. 1793). — Monast. Bened. s. XVU vol. XXIII Paris 
Bibl. Nat. Ms. lat. 12680, — Urban II. J-L.* 5748 citiert in Pa- 
schalis n. J-L. 6127®). — J-L. 6127 a. — Lucius II. J-L. 8572 
Kopie von 1396 Auxerre Arch. D6p. — Eugen III, J-L. 9722, — 
Anastasias IV. J-L. 9863. — Hadrian IV. 1156 IV 24 (s. Anhang). 

— Alexander III. J-L. 13054. — J-L. 13067. — J-L. 13398. — 
Lucius ni. J-L. 14862. — J-L. 16086. — Urban HI. J-L. 16933. 

- Celestin IH. J-L. 16921. 

Prieurd de Saint-Etienne de Nevers. Chartular s. XV 
(Stein Nr. 2720), Privileges de Saint-Etienne^ von 1674 (Stein Nr. 


1) Die Yorurkunde Nikohius’ II. ist verloren. 

2) In CoU. de Bourgogne 108 f. IS mit Dat. Beneuent. non maii, also zu 
(1166) Y 7 zu setzen. 

3) Ed. Charmasse Chartes de Pabbaye de Corbigny in Mdmoires de la socidt^ 
Eduenne XYII (1889) p. 8. 

4) Ed. ebenda p. 11. 

5) Ygl. Gallia Cbr. XII p. 468. 

6) Citiert Gallia Chr. XII p. 677.. 

7) Citiert ebenda p. 678. 

8) Citiert ebenda p. 456. — Originalurkunden seit 1132, aber keine Papst- 
urkunden sind in Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9120. 

9) Ed. Lespinasse Cartulaire de la Cbarit^-sur-Loire (1887) p. 361 aus Kopie 
von 1296 Paris Bibl. Nat. Ygl. Nachrichten der K. GeseUschaft der Wissen- 
schaften ani Gottingen 1904 p. 20 nach Cod. Gud. 159 s. XII Wolfenbiittel Her- 
zogl. Bibliotkek. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


15 


2721). ~ Alexander HL J-L. 10721^). — Lucius III. 1183 2). — 
(1184—86) XI 22 (s. Anhang). — Urban III. (1186—87) VI 5 (s. 
Anhang). — 1187^). — Clemens III. J-L. 16152 (s. Anhang Nr. 130). 

— J-L. 16163. — 1188 1124 (s. Anhang). — 1188 2). 

Prieur^ de Saint-Pierre deDecize. Chartularfrag- 
ment s. XV (Abschrift aus Chartular von Saint-Cermain d’Auxerre 
s. XIII, Stein Nr. 1129). — Urban III. (1186—87) VIII 21 (s. An- 
hang). — Celestin III. 1194 VI 28 (s. Anhang Nr. 131). 

D6partement dePAllier. 

Chapitre de la Sainte-Trinit6 de Montaigne t. 
Abbaye de la B4nissons-Dieu. Alexander III. 1164 VI 26 ®). 

Abbaye Notr e-Dame-de-Saint-Lieu ou de Sept- 
fond s. Hadrian IV. J-L. *10433. — Alexander III. J-L. *11162 
Kopie von 1483 IV 16 (s. Anhang). — Lucius III. (1184) II 26 
Orig. und Kopie s. XVIII^). — AuBerdem enthalt der Ponds ein 
Chartular s. XV von Clairvaux mit f. 2' Lucius III. J-L. 15391 aus 
Transsumpt Alexanders IV., f. 6 Innocenz II. J-L. 7644, f. 6' 
Alexander III. 1163 II 6 (s. Anhang) % f. 6' Clemens III. 1190 
III 31 (s. Anhang) *') und f. 7' Celestin lU. 1197 131 (s. Anhang). 

Prieur4 de La Chapelaude. Has Chartular s. XII ist 
verloren (Stein Nr. 1789). Coll. Baluze 73 f. 208 Paris Bibl. Nat. 

— Innocenz II. J-L. 7603. — Eugen HI. s. d. ®) — Anastasias IV. 
s. d.^ 

Prieure de Souvigny. Thesaurus Sylviniacensis s. XYII 
(Stein Nr. 3744). Der Ms. lat. 13819 f. 316 Paris Bibl. Nat. ci- 
tierte „magnus codex papiraceus“, wo f. 115 Eugen III. J-L. 9668 


1) In Privileges von 1674 p. 26 zn V 31. 

2) Citiert Gallia Ckr. XII p. 668. 

3) Git. Packet Histoire de la Benisson-Dieu (Lyon 1880) p. 30 aus Kopie in 
Moulins, aker die Urkunde ist nicht da, nur der XJmscMag. Wahrscheinlich hat 
auch Packet nur den geseken. Vgl. meine Papsturkunden in Frankreick II (1906) 
p. 17. 

4) Lucius episcopus seruus seruorum Pei. Yenerabilibus fratribus arcki- 
episcopis episcopis et dilectis kliis abbatibus et prioribus arcbidiaconis decanis 
presbiteris | et aliis ecclesiarum prelatis, ad quos littere iste peruenerint, salutem 
et apostolicam benedictionem. Audiuimus et audientes (folgt das bekannte Zehnten- 
privileg). Pat. Anagn. Y kal. mar. (B. dep.). 

5) Ueberliefert anscheinend auch in London Brit. Mus. Ms. Faustina B. 1. 

6) Citiert Coll. Baluze 73 f. 214'. 

7) Minute. Ed. Cbazaud Cartulaire de La Cbapelle-Aude p. 135 aus Coll. 
Baluze 73 f. 215. 



16 


Wilhelm Wiederhold, 


stehen soUte, scheint verloren. — Urban IL J-L. 6463 ^). — J-L. 
6686 Kopie von 1647 III 30 im Thesaurus p. 267 (aus Transs. von 
1246 VIII 6). — Paschal IL J-L. 5844. — Eugen III J-L. 9558 
Kopie von 1647 III 30 im Thes. p. 270. — Alexander III. (1168 — 
69) III 31 2). — J-L. 12192 % — (1160—76) V 24 Orig. (s. Anhang). 
— (1174—76) 1 16 Orig. (s. Anhang). — (1171—81) II 9 Orig. 
(s. Anhang). — J-L. 14419 Orig. und Thesaurus p. 626 (au« Kopie 
von 1429 X 7). — Lucius III. J-L. 16064 Thes. p. 353 und 626. — 
Lucius III. 1184^). — Dann enthalt der Thesaurus noch Urkunden 
flic Cluny, p. 416 Honorius II. J-L. 7193 (aus Kopie von 1644 
XI 17), p. 523 Hadrian IV. J-L. 10069 (aus Kopie von 1235 III) 
und p. 644 Urban HI. J-L. 15666 (aus Kopie von 1237). 

Abbaye d’Ebreuil. Oregor VII. 1080®). — Paschal II. 
J-L. 6376®). — Hadrian IV. J-L. 10106 Orig. Clermont-Ferrand 
Arch. D6p. (Ev^ch6 de Clermont sac 1 cotte 39). 

D^partement de PYonne. 

Archev6ch6 de Sens. Inventare von 1664 und 1642. 
Chartular von 1391 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9895 — 97 (Stein 
Nr. 3676). Recueil de chartes s. XV (Stein Nr. 3677). — Johann VIII. 
J-E. 3032. — CaHxt IL s. d.’) — Honorius 11 . J-L.* 7264®). - 
Hadrian IV. J-L. 10168 Kopie von 1627 III 6. — J-L. 10395 Kopie 
von 1627 in 6 (s. Anhang). — Alexander HI. J-L. 10921 Kopie 
von 1627 m 6 (s. Anhang). — J-L. 11806 Kopie s. XTTT im Ms. 

1) In Antiquitates Bened. in dioc. Bitur. s. XVH voL HI p. 177 Paris Bibl. 
Nat. Ms. lat. 12744 „ex ms. cod. 4 in fine". 

2) Citiert als an den Erzbischof von Bonrges und den Bischof von Cler- 
mont gerichtet in Mdmoires pour servir a rhistoire du prieur^ de Saint Pierre et 
Saint Paul de Souvigny s. XVIII f. 41 Paris Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. frangaises 
3602, — Das M^moire toucbant les titres du prieur^ de Souvigny s. XVII ebenda 
Coll. Baluze 214 ist wertlos. 

3) Die von A. Cbazaud Etude sur la cbronologie des sires de Bourbon 
p. 182 citierte Drkunde Alexanders III. an Erzbischof Petrus von Bourges (f 1171) : 
Dattee de Gannat le 12 des calandes de iuin, „dont Foriginal que le P. Andr^ 
dit avoir copi^ h Souvigny est aujourd'bui perdu" babe auch ich nicht gefunden, 
wie auch nicht die nach Chazaud p. 41 auf uns gekommenen Pieces justificatives 
des P. AndrA 

4) Citiert Gallia Chr. II p. 379. 

5) Citiert Mon. pont. Arvemiae p. 57 aus Chabrol Coutumes d’ Auvergne IV 
Art, Esbreule und Tahlettes historiques de PAuvergne I p. 465 (Citat). ' 

6) Ed. auch Tahlettes historiques de PAuvergne VH p. 282 (mit Beschrei- 
bung der Bleibulle) und (Boudant) Histoire de la ville, du chateau et de Pahbaye 
d’Evreuil p, 65. 

7) Vgl, Quantin Cartulaire gdn^ral de PYonne I p. 245. 

8) Citiert Nouveau traits de dipl. T note 1 „ex tabulario Senonensi". 


Papstnrkunden in Frankreich V. 


17 


lat. 16992 f. 138 Paris Bibl. Nat. — Lucius HI. 1184 I 29 Kopie 
von 1627 me (s. Anhang). — (1182—86) IS^). — (1182—85) 
VI 182). — Clemens HI. 1188 III 2 Kopie von 1627 IH 6 (s. 
Anhang). 

Chapitre cathedral de Sens. Inventare von 1632 u. 
1672. Inventar der Register von 1620. Chartnlar von 1462 Paris 
Bibl. Nat. Ms. lat. 9898. Von den 1620 vorhandenen acM Char- 
tularen sind die meisten verloren, so der Liber Pilosus (mit Papst- 
urkuuden seit 1187), der Liber Morellus, der Liber Rossellus. Vgl. 
Stein Nr. 3679. — Innocenz II. J-L. 8365 Orig. Sens Bibl. Comm. *) 

— Eugen III. 1161 III 21 Kopie von 1666 II 8 (s. Anhang). — 
Hadrian IV. 1165 I 3 Orig. (s. Anhang). — J-L. 10429 Orig. Sens 
Bibl. Comm. — Alexander III. J-L. 11172 Orig. ebenda. . — J-L. 
11173 Orig. ebenda. — J-L. 11388 Orig.") — (1170—72) XI 26 
Orig. (s. Anhang). — (1170 — 72) XII 20 Orig. (s. Anhang). — 
(1171—72) X 3 Orig. (s. Anhang). — (1176) VH 13 Kopie s. XVI 
(s. Anhang). — J-L. 12868 Orig. (s. Anhang). — (1179) EC 15 Orig. 
(s. Anhang). — J-L. 13667 Orig.®) 

Evech4 d’Auxerre. Inventare von 1642 und 1756, das 
von 1697 ist verloren. Dom Viole G-esta episcoporum Autisiod. 
s. XVII Bibl. Comm. Ms. 163. Ein Chartular von 1282 von 
61 Blattem (cit. im Inventar von 1766 p. 9) ist verloren (vgl. 
Stein Nr. 296). — Johann XIX. J-L. 4102. — Paschalis U. J-L. 
6150. — J-L. 6426. — Calixt II. J-L. 6803 Kopie von 1123 im 

1) „Petite bulle du pape Lucius en datte du troisiesme des nones de ianvier, 
scelld soubs plomb en lacs de soy jaulne et rouge faissant mention, qu’il confirme 
la paix faicte entre le dit archevesque de Sens et le Cbappitre de Melun“ (Inv. 
von 1564 p. 21. Vgl. Inventar von 1642 f. 104). 

2) „Bulle du pape Lucius troisiesme en datte de la quatorziesme callande 
de iuDJet, par laquelle est permis h I’arcbevesque de Sens d’absouldre tons ceulx 
qui seront excommuniez par les moynes“ (Inventar v. 1564 p. 22. Vgl. Inventar 
von 1642 f. 8). 

3) Kopie von 1668 III 12 ebenda und Kopien von 1622 YIl 24 und 1668 III 20 
in Arch. Dep. 

4) Kopie s. XY und v. 1627 XI 23. Dazu Kopie v. 1627 XI 23 in Sens. 

5) Kopie von 1605 X22 in Sens. Ed. aucb bei Chartraire Cartul. du cha- 
pitre de Sens (1904) p. 18 (aus Ms. lat. 9898 f. 6'). — In G. 1402 liegt eine Ori- 
ginalurkunde, durch die Erzbischof Guido von Sens, Bischof Hugo von Auxerre 
und Abt Hugo von Dilo auf Befebl des Papstes entscbeiden „controuersiam inter 
canonicos ecclesie Senonensis et Bartholomeum militem de Braetes super nemore 
de Yalonessa". Dieses zwischen 1182 und 1189 ergangene Mandat ist verloren. 

— Fur Innocenz 11. 1141 fur das Kapitel in Bray (Kopien von 1667 lY 23 und 
1668 III 13) hoffe ich auf bessere Uberlieferung in Melun, ebenso fiir Hadrian lY. 
1156 lY 3 fur Ferri^res (Kopie v. 1383). 

Kgl. Ges. d, VTiss. Nachrichten. PMlolog.-liist. Klasse. 1910. Beilieft. 


2 



18 


Wilhelm Wiederhold, 


im Fonds Saint-Marien (H. 1043). — Innocenz II. J-L. 8262 Dom 
Viole II p. 100. — Eugen III. J-L. 9269. — Engen III. s. d. — 
Anastasins IV. J-L. 9876 Dom Viole II p. 138. — Hadrian IV. 
s. d. — Alexander III. s. d. — Clemens III. s. d. 

Chapitre cathedral d’Auxerre. Inventar von 1765. 
Chartular s. XIII (Stein Nr. 294). — Alexander III. (1168—69) 
IV 9 Orig. (s. Anhang). — J~L. 11761 Dom Viole II p. 699. — 
1170 ^). — Lucius III. s. d. ®) 

Coll6giale de Saint-Lazare d^Avallon. Alexander 
III. s. d. citiert in Lucius III. J-L. 15464 Kopie s. XVII ^). 

Abbaye de Saint-Grermain d’Auxerre. Inventare 
von 1637 und 1773. Cbartular s. XIII (1266) Bibl. Comm. Ms. 161 
(Stein Nr. 286). Chartular s. XV Paris Bibl. Nat. Ms. fran 9 ais 
18693 (Stein Nr. 287). Abscbriften aus dem Cbartular s. XIII von 
1607 IX 26j 1676 IV 11 und s. XVIII. Dom Viole Historia abba- 
turn sancti Grermani s. XVII Bibl. Comm. Ms. 154. Dom Cotron 
Cbronicon s. Grermani Autisiodorensis von 1652 ebenda Ms. 
167. Vgl. aucL Mss. lat. 11893 f. 260 und 12673 f. 134 Paris Bibl. 
Nat. — Nicolaus I. J-L. 2866a. — Paschalis 11. J-L. 6166 Dom 
Viole ni p. 199 «). - Innocenz II. J-L. 7958 Chartular s. XIII.— 
Eugeh in. J-L. 9166 Dom Viole HI p. 241 »). — Eugen HI. J-L. 9648 
Chartular s. XTU, wie auch alle ubrigen. — Anastasins IV. J-L. 
9838 (s. Anhang). — Hadrian IV. J-L. 10046 (s. Anhang). — J-L. 
10166. — Alexander HI. (1176) V 30 (s. Anhang). — (1177) II 1 
(s. Anhang). — Urban III. (1186) X 16 (s. Anhang). — J-L. 15862. 

1) Citiert in J-L. 9875 und von Clemens IV. 1266 V 15 Gallia Chr. XII 
Instr. p. 170. 

2) Citiert von Clemens IV. 1266 V 16. 

3) Citiert ebenda. — Alexander III. muB aiicli die beiden Quantin I p. 393 
und II p. 164 gedruckten Urkunden bestatigt haben (Inventar von 1642 f. 3' und 
Kopie dieses Inventars s. XVII p. 1 Paris Bibl. JSTat. Ms. frangais 18692). 

4) Citiert von Clemens IV. 1266 IV 15. 

5) „Bulle d’ Alexandre III pape de Pan 1170 qui confirme les statut et or- 
donnance de Pev^que et chapitre d’Auxerre touchant les stages des chanoines 
nouveaux venus et regus^ (Inventar von 1755 p. 391). 

6) „Bulle du pape Lucius III. de Pannde 1190“ (sic) „qui confirme Particle 
des statuts qui oblige cbaque cbanoine lors de sa prise de possession de faire 
serment qu’il residera“ (Inventar von 1755 p. 391). 

7) Quantin Cartulaire g^ndral II p. 845 gibt das Original als seine Quelle 
an, er batte nur diese Kopie. 

8) Vgl, Bruel Recueil des cbartes de Cluny V p, 209 Nr. 3869. 

9) Aus jetzt verlorenem Chartularium episcopi Autisiodorensis. Vgl. Ms. 
lat. 10940 f. 60 Paris Bibl. Nat. 



Papstnrkunden in Frankreick V. 


19 


— J-L. 16859. — (1186-87) VI 1 (s. Anhang). — (1186—87) 
VI 4 (s. Anhang). — (1186— 87) VIII 21 (s. Antang), — (1186— 
87) VIII 26 (s. Anhang). - Clemens III. J-L. 16231. - 1190 
VI 27 (s. Anliaiig). — Celestin III. 1194 VI 22 (s. Aahang 
Nr. 132). — J-L. 17133. — 1194 VI 26 1). — 1194 VI 27 
(s. Anhang Nr. 129). -- 1194 VI 27 (s. Anhang). — 1194 VI 27 
(s. Anhang). — 1194 VI 28 (s. Anhang Nr. 131). — 1194 
VII 11 2). — 1194 Vn 12 (s. Anhang). — J-L. 17140 (s. Anhang). 
1194 VII 16 (s. Anhang). — 1194 VII 26 (s. Anhang). — 1195 
VII 9 (s. Anhang). — 1196 IV 2 (s. Anhang). 

Abbaye de Saint-Marien d’Auxerre. Inventare 
von 1767 V 2 und s. XVIII. Wegen der Chartulare vgl. Stein 
Nr. 290, 291 und 292. Vgl. anch Ms. lat. 17724 s. XVH Paris 
Bibl. Nat. - Innocenz II. J-L. 8293. — Eugen III. J-L. 8847 
Orig. und Kopie s. XVII. — Eugen III. 1152 I 18 Orig. (s. An- 
hang). — Hadrian IV. 1166 IV 9 Orig. (s. Anhang). — Alexander III. 
J-L. 10723 Orig.’). — J-L. 13144 Orig. — J-L. 13732 (s. Anhang). 

Abbaye de Saint-P^re d’Auxerre. Inventar s. XVII. 
Chartular s. XVII (Stein Nr. 293). — Innocenz, II. s. d."*) — 
Alexander in. 3166 in28®). — J-L. 12346 Dorn Viole Oesta 
episc. Aut. s. XVII p. 182 Bibl. Comm. Ms. 163. - 1178®). 

Abbaye de Notre-Dame de Dilo. Inventar s. XVIII. 
Wegen der Chartulare vgl. Stein Nr. 1196 und 1197. — Eugen III. 
J-L. 9102 Kopien von 1704 III 6, 1704 VII 16 und zvsrei Kopien 
s. XVIII. — Anastasius IV. J-L. 9916 (s. Anhang). — Alexander III. 
J-L. 10971 Orig. — 1164 I 12 (s. Anhang). — (1177) Vni21 
(s. Anhang). 

Abbaye des Escharlis i Villefr anche. Inventar s. 
XVIII. — Eugen III. s. d. ^) cit. in Alexander III. J-L. 10960 
Orig. 

1) Wiederholimg von J-L. 16852. Celestinus episcopus etc. Dilectis filiis 
abbati et fratribus sancti Germani etc. Sicut uobis etc. Datum Lateran. Vn fcal. 
iulii, pontiflcatns nostri anno guarto (Chartular s. XIII f. 14). 

2) Wiederholung von J-L. 15869. Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. 
Dilecto filio Eadulpho abbati sancti Germani Autisiodorensis etc. Nec nouum nec 
insolitum est. Datum Lateran. V idus iulii, pontiflcatus nostri anno quarto 
(Chartular s. XIII f. 17'). Citiert Gallia Chr. XII p. 384 zu 1194 VI kal. augusti. 

3) Kopien von 1670 II 28 und 1679 IV 8. J-L. 13731 ist zu streichen. 

4) Citiert Gallia Chr. XII p. 435. 

6) Citiert ebenda und Lebeuf Mdmoires concernant Phistoire d’Auxerre 
(1848) II p. 525. 

6) Citiert Gallia Chr. XII p. 435 und Lebeuf II p. 530. 

7) Citiert Gallia Chr. XII p. 220 zu pent. III. 


2 * 



20 


Wilhelm Wiederhold, 


Abbaye de Notre-Dame et Saint-Edme dePon- 
tigny. Inventar von c. 1720, Chartnlar s. XIII Paris Bibl. Nat. 
Ms. lat. 9887 (Stein Nr. 3061). Chartnlar s. XIV ebenda Ms. lat. 
5465 (Stein Nr. 3062). Kopien s. XVII der Chartnlare. — Inno~ 
cenz II, J-L. 7969 Orig. — J-L. 8259 Orig. — Hadrian IV. J-L. 
10276 Orig. — J-L, 10374 Orig. — J -L. 10379 Orig. — Alexander III. 
J-L. 10624 Orig., Kopien von 1684 XII 20 und s. XVIII, — J-L. 
11296 Orig,’) — J-L. 11358 Orig.^) — Lucius III. (1184) XI 29 
Orig. ^) — * Celestin III. J-L. 16993 Orig. und Chartnlar s. XIII. 

Abbaye Notre-Dame de Quincy. Chartnlar s. XV 
Tonnere Bibl. Comm. (Stein Nr. 3127). — Innocenz II. J-L. 7659 
Orig. Tonnerre. — Eugen III. 1146 I 20 (s. Anhang). — J-L. 9126 
Chartnlar s. XV. — Anastasius IV. 1164 IV 20 (s. Anhang). — 
Alexander III. J-L. 10907 (s. Anhang). — J-L, 13327^). — J-L. 
13330 Chartnlar s. XV. 

Abbaye de Notre-Dame de Beigny-Hs- Vermen- 
ton. Inventar s. XVIII. "Wegen des Chartnlars vgl. Stein 
Nr. 3146. — Innocenz 11. J-L. 7620. — (1138-^42) XII 23 (s. An- 
hang). ■— (1141 — 43) IV 8 (s. Anhang). — Lucius II. (1144) IV 30 
(s. Anhang). — Eugen III. J-L. 9121. — Hadrian IV. J-L, 10362. 
— J-L, 10353 Kopie s. XVII. — s. d. (s. Anhang). — Alexander III. 
J-L. 11187 Orig. und Kopie von 1460 IV 6. — (1168-69) I 13 
(s. Anhang). — s. d. Orig.*) 

Abbaye de Sainte-Colombe-l&s-Sehs. Inventare 
s. XVH u. XVm. Dom Cotron Chronicon s. Colnmbae Senonensis 


1) Die citierte Urkunde Eugens III. ist verloren. 

2) In Liasse H. 1410 liegt eine Urkunde Bischof Johanns von Poitiers von 
1163 VII 5 an den Abt von Pontigny wegen Notre-Dame-du-Pin, die der Bischof 
eiiaJlt: „de consilio domni pape Al(exandri), qui super hoc multotiens nos 
scripto et uiua uoce commonuit“. 

3) LVCIVS episcopus seruiis seruorum Dei. Dilectis filiis abbati Cisterciensi 
et uniuersis coabbatibus eius sub eodem ordine | Domino seruientibus salutem et 
apostolicam benedictionem. Monastice sinceritas discipline (wie J~L. 15118 und 
15332). Dat. Veron, III kal. decembr. (B). 

4) Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fratribus Lug- 
dunensi et Senonensi archiepiscopis et suffraganeis eorum salutem et apostolicam 
benedictionem. Audiuimus et audientes (das bekannte Zebntenprivileg). Datum 
Lat. id. mart. (Chartular s. XV f. 5'). 

5) ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fratribus 

Lugdunensi archiepiscopo, apostolice sedis legato et Senonensi archiepiscopo et 
eorum suffraganeis | et dilectis filiis abbatibus archidiaconis prepositis presbiteris 
in eorum episcopatibus con[stitutis salutem] et apostolicam benedictionem. Audi- 
uimus et audientes (das bekannte Zebntenprivileg) n. V (B. dep.). 



Papsturkunden in Frankreicli Y. 


21 


s. XVII Sens Bibl. Comm. Ms. 217. Monasticon Benedictinnia 
XXXIV s. XVII f. 246 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12691. Vgl. Stein 
Nr. 3673. — Johann VIII. 880 0- — Innocenz II. J-L. 8347 Orig. 
Sens Bibl. Comm. — Hadrian IV. J-L. 10312 Orig. ebenda^). — 
Alexander III. J~L. 11020 Dom Cotron p. 241^). 

Abb aye de Saint-Jean-les-Sens. Inventar von 1638. 
Chartnlar s. XIV (Stein Nr. 3674). — Honorins II. (1125—29) 
III 10 (s. Anliang). — Innocenz II. (1131) VII 9 Orig. Sens Bibl. 
Comm. (s. Anhang). — 1136 XII 12 (J-L. 780B) Orig. ebenda^). — 
Engen III. J-L. 9593 Orig. ebenda®). — Alexander HI. (1166) 
VII 20 Orig. ebenda (s. Anhang). — (1176) XI 12 (s. Anliang). — 
J-L. 13005 Orig. Sens Bibl. Comm. (s. Anhang). . — Lucius III. 
1182 V 27 (s. Anhang). — Clemens III. 1189 VII 11 Orig. (s. An- 
hang). — 1190 VI 29 Orig. (s. Anhang) ’). 

Abbaye de Saint-Pierr e-le- Vif -les-Sens. Inven- 
tar von 1703, Chronicon s. Petri Vivi anctore Clario s. XII Sens 
Bibl. Comm. Ms. 212®). Dom Cotron Chronicon s. Petri Vivi von 
1650 ebenda Ms. 213 (Eopien der Chronik des Clarins in Paris 
Bibl. Nat. Ms. lat. 11732 f. 291', Ms. lat. 11733 f. 210 und Ms. lat, 
12691 f. 107, Coll. Baluze 46 p. 365). Chartnlar von 1644 Sens 
Bibl. Comm. Ms. 216. — Paschalis II. J-L. 5953 Clarins nnd Co- 
tron. — Calixt II. J-L. 6792 ebenda. — Honorins II. 1126 1 13 


1) „Bulle du pape Jean centre les usurpateurs des biens de Pabbaye et du 
convent de Sainte-Colombe immediate an Saint-Si^ge de Pan 880“ (Inv. s. XVIII p. 15). 

2) Kopien von 1601 III 30 nnd 1607 11 20 ebenda. Ygl. aneb Ms. lat. 13816 
f. 386 Paris Bibl. Nat. 

3) Kopien von 1484 III 9 imd 1607 II 20 in Sens, von 1614 VII 31 in 
Arch. I) dp. Ygl. anch Ms. lat. 12777 f. 647 Paris Bibl. Nat. 

4) Anch im Ms. lat. 12665 f. 98 Paris Bibl. Nat. Ygl. anch Brullee Histoire 
de Pahbaye royale de Sainte-Colomhe-lez-Sens (1852) p. 111. — Bas von Hugo 
von Sens 1160 (Grail, Chr. XII Instr. p. 45 nnd Geoffroy de Conrlon Le Livre des 
reliqiies de Pabhaye de Saint-Pierre-le-Yif (Sens 1887) p. 288) citierte Mandat 
Hadrians lY. ist nicht mehr erhalten (Inventar s. XVH p. 1 und s. XYIII p. 6). 

6) Kopie von 1554 XII 18 ebenda nnd von 1531 YIII 31, 1655 lY 12 und 
s. XYII in Arch. Ddp. 

6) Kopien s. XYI nnd von 1667 XI 23 ebenda, von 1655 lY 12 nnd 1667 
XI 24 in Arch. Ddp. Ygl. anch Ms. lat. 12776 p. 356 Paris Bibl, Nat. 

7) In H. 377 liegt eine Kopie von 1626 II 3 nnd in H. 445 eine s. XYII von 
Alexander III. J-L. 14375. 

8) Im Ms. des Clarins f. 120' stebt anch Urban IL J-L. 5693. — Das Exem- 
plar des Clarins s. XIII in Orleans Bibl. Comm. Ms. 315 babe ich nocb niebt ge- 
seben. 



22 


Wilhelm Wiederhold, 


(J-L. 7328)’). - J-L. 7392 2). - J-L. 7393 »). - J-L. 7394 — In- 
nocenz II. (1132) II 10 (s. Anhang). - (1134—36) VI 12 (s. An- 
hang). — J-L. 7754 Clarius und Cotron. — 1136 VI 12 (J-L. 7863) 
(s. AnLang). — (1136—37) (s. Anhang). — Lucius II. (1146) 14 
Orig. Sens Bibl. Comm. (s. Anhang). — 1146 I 9 (J-L. 8688) 
(s. Anhang). — Eugen III. J-L. 9146 Orig. Sens Bibl. Comm. — 
Alexander HI. J-L. 11714 Cotron. — J-L. 13211 Cotron u. Char- 
tular von 1644 p. 124. — (1179) XII 10 (s. Anhang). — Lucius III. 
(1182 — 83) in 17 (s. Anhang). — 1186 VI 8 (s. Anhang). — Ce- 
lestin m. 1193 H 20 (s. Anhang). 

Abbaye de Saint-Michel de Tonnere. Chartulare 
s, XVI D und G Tonnerre Bibl. Comm. (Stein Nr. 3836). Cartu- 
laire du comt^ de Tonnerre s. XVII ebenda (Stein Nr. 3839). — 
Innocenz II. s. d. *) — Eugen ni. J-L. 9131 Chartular s. XVI. — 
Hadrian IV. J-L. 10674 Orig. Tonnerre (s. Anhang). — Alexander III. 
(1176) V 4 Orig. (s. Anhang). — J-L. 13347. — Lucius III. J-L. 
16080 (s. Anhang). — Urban III. 1186 VII 14 ^). — Clemens III. 
J-L. 16639 (s. Anhang)®). 

Abbaye de Vauluisant. Inventar s. XVII Sens Bibl. 
Comm. Ms. 128. Inventar von 1773. Chartular s. XIII Paris 
Bibl. Nat. Ms. lat. 9901 (Stein Nr. 4041), s. XVH ebenda Ms. lat. 
5468. — Alexander IH. J-L. 10957 Orig. — J-L. 13187 Orig.’) — 
1179 1 16 Orig. (s. Anhang). 

Abbaye de La Madeleine de V4zelay. Inventar 
von 1770 und 1771. Chartular von 1772. Chronicon Vizeliacense 
s. Xn Auxerre Bibl. Comm. Ms. 227 (Abschrift s. XVII in Ms. lat. 

1) Ed. Bibliothfeque historique de I’Yonne II p. 564 ohne Datiernng aus Cla- 
rius. Die Datierung steht bei Cotron p. 679, wie auch E. und BV. Data Laterani 
per manum Aimerici sancte Komane eoclesie diaconi cardinalis et cancellarii, idi- 
bus ianuarii, indictione IV, incarnationis dominice anno MCXXV, pontiflcatus autem 
domni Honorii II pape anno 11. 

2) Ed. auch Bibl. Mstorique de I’Yonne II p. 669 aus Clarius. 

3) Ebenda p. 671 aus Clarius. 

4) Citiert in J-L. 15080. 

5) Citiert im Cartul. du comte de Tonnerre s. XVII f. 276 mit Dat. Verone 
2 id. iulii, ind. 8, 1186, pont. I. Each Ms. lat. 12685 f. 77' Paris Bibl. Hat. war 
die Urkunde gerichtet an Abt Wilhelm. 

6) Das Cartulaire de la rille de Tonnere s. XVII vol. II f. 280 enthait Jo- 
hann VIII. J-E. 3186. 

7) ALEXANDEK episcopus seruus sernorum Dei. Venerabilibus fratribus 
Senonensi archiepiscopo et suffraganeis eius salutem et apostolicam benedictionem. 
Audiuimus et audientes (das bekannte Zehntenprivileg). Dat. Lat. id. mart. 
(B. dep,). 



Papsturkunden in Frankreich T. 


23 


12703 f. 281). Chartular s. XIII Plorenz Bibl. Latirentiana Plut. 
XIV Nr. 21 (vgl. Stein Nr. 4076, 4076 und 4074). — Nicolaus I. 
J-E. 2831 Citron. Vizel. s. XH^). - Johann VIH. J-E. 3189. - 
Stephan VI. J-L. 3514. — Sergius HI. J-L. 3642. — Johann XI. 
J-L.35892). — Marinus J-L. 3621**). — Benedict VI. J-L. 3770. — 
Benedict VII. J-L. 3786. — Joliann XV. 986 *). - Siluester II. 
J-L. 3920. — Leo IX. J-L. 4213. — Gregor VII. J-L. 4980®). — 
PaschaHs II. J-L. 5924 Kopie s. XVII Paris Bill. Nat. Ms. Nouv. 
acqu. lat. 2365 Nr. 1, — J-L. 5959. — J-L. 6069®). — J-L. 6530. — 
J-L. 6666. - J-L. 6567. — c. 1117’). — CaHxt II. J-L. 6806 Ep. 
pent. Rom. s. XVII f. 190 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 16991. — In- 
nocenz II. J-L. 7444. — J-L. 8330. — J-L. 8331. ~ J-L. 8337. — 
Lucius n. J-L. 8641. — J-L. 8667. — J-L. 8619. — J-L. 8666. — 
Eugen III. J-L. 8982. — J-L. 8983. — J-L. 8984. — J-L. 8986. — 
J-L. 8986. — J-L. 8987. — J-L. 8988. — JL. 9218. - J-L. 9219. 

— J-L. 9407. — J-L. 9408. — J-L. 9409. - J-L. 9410. — J-L. 9443. 

— J-L. 9444. — J-L. 9449. — 1162 I 27 Auszug von 1486 1 10 
(s. Anhang). - J-L. 9642. - J-L. 9543. — J-L. 9644. — J-L. 9546. 

— J-L. 9692. — J-L. 9619. — J-L. 9620. — J-L. 9627. — J-L. 9675. 

— J-L. 9684. — Anastasius IV. J-L. 9784. — J-L. 9785. — J-L. 
9786. — J-L. 9787. — J-L. 9788. — J-L. 9799. — Hadrian IV. 
J-L. 10066. — J-L. 10067. — J-L. 10068. — J-L. 10097. — J-L. 
10466. — Alexander III. J-L. 10720. — J-L. 11061 «). - J-L. 11199. 

— J-L. 11200. - J-L. 11201. — J-L. 11202. — (1168—70) II 9»). - 
J-L. 11720 Kopien von 1466 VI 30 und 1486 1 10. — Lucius III. 
J-L. 14538 Kopie von 1671 1 12 (mit XIV kal. ianuarii) — Lu- 


1) Hier sind auck fast alle librigen Papsturkunden uberliefert. Ueber die 
Deperdita sehe ich noch nicbt klar ; im Cod. Laur. XIV, 21 f. 31 wird z. B. in 
KiSnigsurkunde von 936 TII 26 ein verlorenes Privileg Papst Leos V. oder VI. 
citiert. 

2) Auch im Cod. Laurent. XIV, 21 p. 26. 

3) Auch im God. Laurent. XIV, 21 p. 23. 

4) Johannes episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto filio Bldrado religiose 
abbati sancti Vizeliacensis cenobii omniq^ue congegrationi eiusdem monasterii in 
perpetuum. Quotiens ilia a nobis u. s. w. wie die Vorurkunden (Chronicon Tize- 
liacense s. XII f. 40' und Cod. Laurent. XVI 21 s. XIII f. 30). 

6) Kopie s. XTIII in Arch. D^p. 

6) Von J-L. 6172 fand ich keine Ueberlieferung. 

7) Ed. Bandini I p. 642 aus dem Cod. Laurent. 

8) J-L. 10962 ist zu streichen. 

9) Ed. bTachrichten der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen 
1902 p. 433 Nr. 13 aus Reg. Vat. 

10) Die Unechtheit wird verfochten in Coll. Moreau 821 f. 140 Paris Bibl. Nat. 


24: 


Wilhelm Wiederhold, 


cius III. J-L. 14666 Paris Bibl. Nat. Ms. frangais 16816 s. XVI 
f. 138 (mit V id. ianuarii). — Urban m. J-L. 16890 ebenda Ms. 
frangais 16816 s. XVI f. 138'. — Clemens III. J-L. 16136 ebenda 
Ms. fran 9 ais 16816 s. XVI f. 139 ^). — 

Priear4 de Saint-Amatre d’Auxerre. Innocenz II. 
J-L. 7486 Kopie von 1286. 

Prienr^ de Saint-Ensfebe d’Atixerre. Engen III. 
J-L. 9630. — Hadrian IV. J-L. 10371. — Alexander III. J-L. 10726 ^). 

Abbaye de Saint- Jnlien d’Auxerre. Inventare 
s. XV Tmd von 1659 V 17. Cbartular s. XIII und Kopie s. XVI 
(Stein Nr. 289). — Alexander HI. (1163-64»). — Lncins HI. J-L. 
14672 Cbartular s. XIII. — Celestin HI. J-L. 17451 Dorn Viole 
G-esta episcoporum Antis. Bibl. Comm. Ms. 152. 

Abbaye de Notre-Dame de Crisenon. Cbartular 
s. Xin Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9885 (Stein Nr. 1105). Anne de 
la Porte M4moire cone. Crisenon v. 1691 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 
9886 (Kopie s. XIX in Arob. D4p.). — Innocenz II. J-L. 8104 
Cbartular s. XIII. — Eugen III. J-L. 8846 ebenda^). — Alexander 
III. J-L. 13470 (s.Anbang). — Lucius III. J-L. 14597 (s. Anbang). 
— J-L. 14602 (s. Anbang). — Celestin HI. J-L. 17368 Cbartular 

axm. 

Abbaye de Notre-Dame-lfes-S ens oudelaPom- 
meraie. Alexander III. J-L. 11168 Kopie von 1537 1X15. 

Abbaye de E,oz oy-le- J eune. Cbartular s. XV (Stein 
Nr. 3277). J. Vignier Hist, de Eozoy-le-Jeune s. XVIII Paris Bibl. 
Nat. Ms. francais 6990 (Stein Nr. 3278). — Lucius 11. (1144) III 17 
(s. Anbang). — Alexander III. J-L. 11070 Cbartular s. XV p. 201 
und p. 608 ®). 

Prieurd de Jully. Eugen III. 1146 XI 18 Naebzeiebnung 
s. XII «). 

H6pital de Sens (im Hospital zu Sens). Inventar von 
1865. Cbartular s. XIII (Stein Nr. 3682). -- Alexander III. J-L. 


1) Vgl. Quantin Cartulaire g&^ral de rYonne II p. 246. 

2) Zwei Schreiben Alexanders III. an Abt Hugo und Abt Gaufried sind ver- 
loren (rgl. Gallia Chr. XII p. 431). 

3) Citiert in Urkunde von 1164 ed. Quantin 11 p. 165 und in J-L. 14672. 

4) J-L. 8811 ist zu streichen. 

5) Ed. Annales du Gktinais XXHI (1906) p. 88 aus Ms. frangais 8990 f. 208. 

6) Vgl. meine Papsturkunden in Erankreich II p. 7. — Die im Invent, som- 
maire aus H. 2229 citierte Urkunde Alexanders IH, fur die Johanniter erwies sich 
als eine Urkunde Alexanders IV. 


Papsturkunden in Frankreicli V. 


25 


10990 Kopie von 1331 XI 1. — J~L. 14256 (s. Anhang). Lu- 
cius III. (1183) XII 11 Orig. (s. Anhang). — Celestin III. J-L. 17668 
(s, Anhang). — 1197 VII 5 Orig. (s. Anhang). 

L^proserie de Pont-Prault. Urban III. (1186) X9 
Orig. (s. Anhang). 


1 . 

Silvester 11. hestdtigt dem Alt Emeno von Beols nacJi dem Yor- 
gange Johanns XJ., Leos VIL^ Stephans VllL, Johanns Xlll. und 
Zacharias^ die Privilegien seines Klosters und hesonders den Besit^ 
des Klosters Vouillon. 1000 November. 

Bidlaire de Vahbaye de Beols von 1735 x). 22 in der Schloflbihlio- 
theh von Fougere hei Chdteauroux. 

Nach dem Inventor s. XVlll f. M2 war die 1735 nach Baris 
gehommene UrJcunde ^^ecrite en parchemin trhs ancien gui paroit avoir 
ete scellee^, das war also schon nicht mehr das Original. Bapst Za- 
charias Jcann eine Urhunde fur Beols nicht ausgestellt hdben^ da das 
Kloster erst 917 September 2 gegrilndet wurde. Bie uhrigen Vor- 
urhinden sind erhalten. Wahrschemlich Fdlschung. 

Siluester episcopus seruus seruornm Dei. Dilecto in Domino 
filio Emenoni uenerabili abbati Dolensis monasterii et post te cunctis 
successoribns tuis abbatibns in perpetuum. Desiderimn quod 

ad religiosorum propositorum et sanctorum locorum stabilitatem 
monstratur, sine aliqua est Domino autore dilatione perficiendum, 
et quotiens in sue utilitatis commodis nostrum assensum et solite 
sedis apostolice autoritatis exposcitur presidium, ultra benignitatis 
intuitu nos conuenit subuenire et rite pro Integra securitate ex 
ratione solidare, ut ex hoc nobis potissimum premium a conditore 
omnium Domino in sydereis arcibus conscribatur. Et ideo quia 
postulastis a nobis, ut prefatum monasterium Dolense apostolice 
autoritatis serie muniremus et omnia eius pertinentia perenni iure 
ibidem inuiolabiliter permanenda confirmaremus et ut absque omni 
iugo seu ditione cuiuscumque persone nostri priuilegii pagina con- 
stabiliremus et corroboraremus, flexi itaque uestris precibus et 
cancellarii nostri Petri charitate, immo uenerabilium antecessorum 
nostrorum loannis, Leonis, Stephani atque loannis et Leonis Za- 
charie et aliorum quam plurimorum prouocati exemplo, per huius 
nostre autoritatis priuilegium statuentes decernimus, ut cuncta loca 
uel monasteria uidelicet Vodolionem in honorem sancti lusti mar- 
tyris monasteriumque JSTamnetense in honore sanctorum Donatiani 
et Rogatiani martyrum Pontiacumque in honore sancti Tyrsi mar- 



26 


Wilhelm Wiederhold, 


tyris sanctique Austregesilli- apud castrum de Turre ceteraqne 
quam plurima monasteria et ecclesias ac loca urbana nel rnstica, 
turres mansos salas castella casales uineas terras salinas di- 
uersaque predia culta ael inculta cum colonis uel colonibus, seruis 
et ancillis et queque ab aliquibus fidelissimis christianis eidem loco 
concessa sunt uel in future erunt uel que etiam munimine ad eun- 
dem pium locum pertinere uiderentur cum magna securitate quieti 
possidere debeatis et post uos cuncti successores uestri abbates in 
perpetuum, ita ut nulla persona archiepiscoporum episcoporum co- 
mitum aut cuiuscumque sit dignitatis uel ordinis ualeat contra 
eundem pium locum aliquam in possessis querelam mouere uel 
calumniam facere uel aliquam potestatem ibidem exerce;re. Quod 
qui presumpserit, quod absit, sciat se excommunicatum apostolica 
mulctione et autoritate, nisi se emendauerit congrua satisfactione. 
In tantum etiam ut si contigerit, totum episcopatum Bituricensem, 
in cuius parrocMa illud uidetur esse monasterium iamdictum cum 
adiacente cella Vodolionis nominC; necessitate cogente ab eodem 
episcopo excommunicari "^5 cuncta monasteria uel omnes ecclesie 
eidem loco subdite omnesque monaclii cum omnibus subditis immu- 
nes a sua excommunicatione maneant semper et cum omnibus seruis 
et ancillis ao quotidianis seruientibus eiusdem loci. Liceatque illic^^ 
Domino famulantibus monachis et diuinum officium agere et iam- 
dictos suos tumulare, eo autem conuentu, ut alios homines ubique 
degentes a Bituricensi presule exoommunicatos infra terminos mona- 
sterii non recipiant nec uiuos nec mortuos, sed clausis ianuis ipsi 
monacH Domino uota sua persoluant. Super hec autem uolumus 
et ex apostolica autoritate confirmatum esse iudicauimus, ut secun- 
dum antiquam consuetudinem, quam nullo modo uiolari licet, buic 
sancte Romane ecclesie iamdicta abbatia iure perenni semper sit 
subdita, ab abbate autem ipsius loci per singulos annos causa me- 
morie ac respectus Romani pontificis reddantur duodecim denarii. 
Si quis autem temerario ausu, quod fieri non credimus, contra 
huius nostre apostolice confirmationis seriem uenire tentauerit, 
sciat se Domini nostri apostolorumque principis Petri anathematis 
uinculo innodatum ac cum diabolo et eius atrocissimis pompis atque 
cum luda traditore domini et saluatoris nostri lesu Christi in 
eternum ignem concremandum simulque et in uoragine tartareo di- 
missus cum impiis deficiat. Qui uero custos et obseruator huius 
nostri primlegii extiterit, benedictionis gratiam et uitam eternam 
a Domino consequi mereatur. 


a) excommunicare. 


h) illis. 


Papsturkunden in Frankreich V. 


27 


Scriptum per manus Petri notarii ac scriniarii sancte Romane 
ecclesie, in mense nouembrio, indictione decima qnarta. 

c) scrinarii. 


3 . 

Leo IX. bestdtigt dem Kloster Leols unter dein Aht Ingelhaudns 
nacJi dem Vorgange der Pdpste Gregor^ Leo, Zacharias und Sylvester 
seine Lesitmngen imd Mechte, besonders das Kloster Touillon gegen 
eine jdhrliclie Abgabe von zwblf Lenaren. 

1050 April IS, 

BuUaire de Vabbaye de Dedls von 1735 M in der Schlofi- 
bibliotheic von Fougere bei Ghdteauroux, 

Eine Voriirlainde Gregors V, oder VI. fur Deols ist nicM er- 
Jialten, Vgl, Nr, 1, 

Leo episcopns seruus sernorum Dei. Dilecto in Domino filio 
Ingelbando abbati Dolensis monasterii et post te cunctis successor 
ribus tuis in perpetnum. Desiderium quod ad religiosorum pro- 
positorum et sanctorum locorum stabilitatem monstratur, sine ali- 
qua est Deo antore dilatione per Sciendum, et q^uotiens in sue uti- 
litatis commodis nostrum assensum et solite sedis apostolice auto- 
ritatis expostulatur presidium, ultra benignitatis intuitu nos con- 
uenit subuenire et rite pro integra securitate ex ratione solidare, 
ut ex hoc nobis quoque potissimum premium a conditore omnium 
Deo in sydereis arcibus conscribatur. Et ideo quia postulasti a 
nobis, ut prefatum monasterium Dolense apostolice autoritatis serie 
muniremus et omnia eius pertinentia perenni iure ibidem inniola- 
biliter permanenda conSrmaremus, et ut absque omni iugo seu 
ditione cuiuscumque persone nostri priuilegii pagina constabiliremus 
et corroboraremus , flexi itaq[ue uestris precibus et cancellarii 
nostri Petri diaconi charitate, immo uenerabilium antecessorum 
nostrorum Grregorii, Leonis, Zacharie, Syluestri et aliorum quam 
plurimorum prouocati exemplo, per huius nostre autoritatis priui- 
legium statuentes decernimus, ut cuncta loca urbana uel rustica, 
id est omnia monasteria uel omnes ecclesias turres mansos halas 
castella casales uineas syluas terras aquas diuersaque predia 
culta uel inculta cum colonis uel colonibus, seruis et ancillis, et 
queque ab aliquibus Sdelissimis christianis eidem monasterio con- 
cessa sunt uel in future erunt uel que etiam per aliqua muniminia 
ad eundem presentem locum pertinere uiderentur, cum magna se- 
curitate quieti possidere debeatis et post uos uniuersi successores 
uestri abbates in perpetuum, ita ut nulla persona archiepiscoporum 



28 


Wilhelm Wiederholcl 


episcoporum comitmn, cuiuscumque sit dignitatis uel ordinis, aliquam 
potestatem ibidem exercere presnmat. In tantnm etiam ut nec 
presuli Bituricensi, in cuins parochia positum esse nidetur, illud 
monasterinm iamdictnm cum adiacenti cella Vodolionis nomine et 
omnia alia monasteria uel ecclesias aliqua ratione excommunicare 
liceat. Sed si necesse eidem presuli fuerit to turn comitatum Bitu- 
ricensem excommunicare, omnes monacM eiusdem monasterii im- 
munes a sua excommunicatione semper maneant cum omnibus serais 
uel ancillis ac quotidianis seruientibus eiusdem loci. Liceatque illic^^ 
Deo famulantibus monacbis et diuinum officium agere et iamdictos 
suos tumulare, eo tamen conuentu, ut alios homines ubique de~ 
gentes a Bituricense presule excommunicates infra terminos mo- 
nasterii non recipiant uiuos nec mortuos, sed clausis ianuis ipsi 
monacH Domino uota sua persoluant. Super bee autem uolumus 
et autoritate apostolica conflrmatum esse iudicauimus, ut secundum 
antiquam consuetudinem, quam nuUo modo uiolari licet, buic sancte 
Romane ecclesie iam dicta abbatia iure perenni semper sit subdita, 
ab abbate autem ipsius loci per singulos annos causa memorie ac 
respectus Romani pontifleis reddantur duodecim denarii. Si quis 
autem temerario ausu, quod fieri non credimus, contra buius nostre 
apostolice confirmationis seriem uenire tentauerit, sciat se domini 
nostril apostolorumque principis Petri anatbematis uinculo inno- 
datum ac cum diabolo et eius atrocissimis pompis atque cum luda 
traditore domini et saluatoris nostri lesu Cbristi in eternum ignem 
concremandum simulque et in uoragine tartareo dimissus cum im- 
piis deficiat. Qui uero custos et obseruator buius nostri priuilegii 
extiterit, benedictionis gratiam et uitam eternam a Domino con- 
sequi mereatur. 

R. BV. 

Data idibus aprilis per manus Petri diaconi bibliotbecarii et 
cancellarii sancte apostolice sedis, anno domini Leonis IX. pape se- 
cundo, indictione tertia. 

a) illis. 5 


3. 

Honorkis IL hestatigt dem Aht Eainard von Saint- Jean-lesSens 
den Sesit^ der ihm vom Kapitel von Sens mit Zustimmung Er^hiscTiof 
Heinrichs gescheyiMen Kirche von Saint-Sauveur. 

Later an (1125—29) Mdr^ 10. 

Oartulaire de Vdbhaye de S> Jean s. X.IV f* 7 Auxerre Arch, JDep. 


Papsturkimden in Frankreich V. 29 

(AVbaye de Saint- Jean-les-Sens H.376) = Kopie von 1660 III 29 
nnd Kopie von 1655 111 12 ehenda (K 442). 

Innocent 11. hat diese UrJcunde hestdtigt, vgl. J-L. 7805. Die 
Oallia Christiana XII Instr. p. 29 aus den lapieren Lebeufs ge^- 
drucMe XIrhunde Honorius' II. Dat. ViterU VII id. aprilis (Oartu- 
laire s. XIV f. 6) ist loohl eine Fdlschung. 

Honorius episcoptis seruus seruorum Dei. Dilectis filiis E.ai- 
nardo abbati sancti lohannis eiusque successoribus regulariter 
snbstituendis imperpetuum. Ad lioc tiniiiersalis ecclesie cura 

nobis a pronisore omnium bonorum Deo commissa est, ut religiosas 
diligamus personas et bene placentem Deo religionem studeamus 
modis omnibus propagare. Nec enim Deo grains aliqnando famu- 
laius impenditur, nisi ex caritatis radice procedens a“^ puritate re- 
ligionis fuerit conseruatus. Hoc nimirum caritatis intuitu, dilecte 
in Domino fili E(ainarde) abbas, ecclesiam sancti Saluatoris, que 
iuris est Senonensis capituli, a canonicis Senonensibus, uenerabile 
fratre nostro Henrico Senonensi arcliiepiscopo assensum prebente, 
cum omnibus suis pertinenciis tibi tuisque successoribus commissaCm), 
ut uidelicet canonicus or do ibi statuatur et perp etuis irrefragabi- 
liter conseruetur temporibus, sub apostolice sedis protectione susci- 
pimus et presentis scripti robore communimus. Statuentes ut nulli 
omnino hominum fas sit concessionem illam intuitu religionis factam 
ausu temerario immutare aut fratres regulares ibidem diuino fa- 
mulatui mancipatos temere perturbare, possessiones et bona eorum, 
que hodie iuste et legitime possident siue in futurum largiente 
Deo iustis modis poterunt adipisci, rapere minuere aut iniuriis uel 
molestiis fatigare, salua iusticia et reuerencia Senonensis capituli. 
Si quis autem buic nostre constitutioni contraire temptauerit, nisi 
digne satisfecerit^ clericus ecclesiastico beneficio et laicus cbristiana 
communione priuetur. Cunctis uero eidem loco iusta seruantibus 
sit pax domini nostri lesu Christi, quatinus et bic fructum bone 
actionis percipiant et apud districtum iudicem premia eterne pacis 
inueniant. Amen. Dat. Laterani YI idus martii. 

a) et. 

4. 

Innocem IL bestdtigt dem Er^hischof Heinrich von Sens eine 
Entscheidung des Kardinallegaten Matthaus von Albano loegen der 
Kirclie Saint-Etienne von Ohdteaurenard. 

Aiixerre (1131) Juli 9. 

Orig. Sens Bibl. Comm. (Archives H.15). 



30 


Wilhelm Wiederhold, 


Das Original ist sehr schlecht erhalten^ die Schrift fast uberall 
gam dbgerieben, 

INNOCENTIV8 EPISOOPVS SEEWS 8ERVOKVM DEL VE- 
ivfERABILI PEATRI HENRICO SENONENSI AECHIEPISOOPO 1 sa- 
LVTEM ET APOSTOLiCAM BENEDictioneni. ApostoKcQ sedis dignitas 
exigit per uniuersas ecclesias recta | disponere et que ab aliis sunt 
recte disposita, [auctori]tatis sue munimine roborare. Ideoque quod 
a uenera|bili fratre nostro Matheo Albanensi episcopo tunc aposto- 
lice sedis legato, super ecclesia beati Stepbani de castro E[ain]ardi | 
religionis intuitu stat[utum e]st et [cum] arbitrii robore commoni- 
tum, auctoritate nostra firmamus. Vt ] uidelicet iu eadem ^cclesia 
or do canonicus futuris temporibus conseruetur et nullus ibi dece- 
dentibus bis qui modo | supersunt, nisi regularem siquidem uitam 
professus [canoni]cus subrogetur. Ipsius sane ecclesie resurectionem 
a Mijlone de Curtiniaco, quam utique tarn [ipse quam predecessores 
eius inuasione tirannorum] occupauerant, consilio [ et consensu Gau- 

fridi . . paltis et Burcbardi 

Meldensis episcoporum ( factam laudamus et ne de cetero ab . . 

sed quietius sua gaudeat | libertate, 

presenti decreto j0Lr[mamus. Si quis autem contra banc paginam] 
nostre constitutionis te|merario ausu con[traire t]emp[tauerit, nisi 
reatuin suum digna satisfactione] correxerit, a sacratissimo corpore 
et sanguine ] Dei ac domini nostri lesu Cbristi aKenus fiat [atque in 
extreme examine distrijete ultioni subiaceat. Cunctis autem | eidem 
loco benefacientibus sit pax [domini nostri lesu Cbristi, quatinus 
et bic fructum bone actionis percipiant et] apud districtum | iudicem 
premia ^tern^ pacis [inueniant. Dat. Altisiodori] YII id. iulii. 

B. dep. 


5. 

Innocem 11, nimmt das Kloster Villegondom unter dem Abt Ai- 
merich in den apostoUschen Schut^ und bestdtigt Him die Besitmngen, 

Auxerre (1132) Januar 7, 

Dorn Viole Gontinuatio gestorum e;piscoporum Autisiodorensium 
s,XVll voL II p,80 (ex arcUvis monasterii de Bupibus) Auxerre 
Bibl, Comm, Ms, 153, — Epistolae pjontifiemn Bomanorum s, XVII 
f, 37 Baris Bibl. Nat, Ms, lat, 16992, 

DL,7527 citiert nach Ms. lat, 16992, Das Imentar s, XVIII 
(H, 121) citiert die Urkunde aus dem Chartular f, 3S\ aber dies Char- 
tular ist verloren. 



Papsturkunden in Frankreicli V. 


31 


Innocentius episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto filio Ai' 
merico abbati monasterii Villaregundis einsque successoribiis regu- 
lariter substituendis in perpetunm. Desiderium quod ad reli-- 
gionis propositum et animarnm salatem pertinere monstratur. 
anctore Deo sine aliqua est dilatione complendum. Qnocirca, di- 
lecte in Domino fdi Aimerice abbas, tuis rationabilibns postulati- 
onibus annnentes, monasterium Villaregundis, cui Deo anctore pre- 
sides, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et presentis 
script! pagina communimus. Statuentes ut quecumque bona quas- 
cumque possessiones prefatum monasterium in presentiarum iuste 
et legitime possidet aut in futnrum concessione pontificum, largi- 
tione principum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis prestante 
Domino poterit adipisci, firma tibi tuisque successoribus et illibata 
permaneant. Decernimus ergo ut nulli omnino bominum liceat 
prefatum monasterium temere perturbare aut eius possessiones 
aufferre uel ablatas retinere minuere aut temerariis uexationibus 
fatigare, sed omnia integra conseruentur, eorum pro quorum gu- 
bernatione et sustentatione concessa sunt, usibus profatura, salua 
nimirum episcopal! iustitia et reuerentia. Si qua igitur in futnrum 
ecclesiastica secularisue persona banc nostre constitutionis paginam 
sciens contra earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue commo- 
nita, si non satisfactione congrua emendauerit, potestatis bonorisque 
sui dignitate careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata 
iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore et sanguine Dei ac 
domini redemptoris [nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in ex- 
treme examine districte ultioni] subiaceat. Cunctis autem eidem 
loco iusta seruantibus sit pax domini nostri lesu Cbristi, quatinus 
et bic fructum bone actionis percipiant et apud districtum iudicem 
premia eterne pads inueniant. Amen. Amen. Amen. Dat. 

Altisiodori VII id. ianuarii. 


6 , 

Innocent II, schreibt dem Aht von Saint- Jean-du-^FrS, daJJ er 
den miscJken ihm und dem Aht Herbert von Saint-JPierreIe-7if4es-Sens 
obwaltenden Streit den JBischbfen Stephan von Autun und Hugo von 
Auxerre und dem Aht Hugo von Fontigny 0 ur Entscheidung uber- 
tragen liabe. Cluny (1132) Februar 10. 

Chronicon sancti Petri Vivi Senonensis auctore Clario s, XII 
/■ 128' Auxerre Bibl. Comm, Ms, 212. — Horn Cotron Chronicon 
sancti Petri Vivi von 1660 p,689 (apud Gaufridum Hiron p. 103) 
cbenda Ms. 213, — Coll. Baluse 46 s. XVII p, 389 Paris Bibl. Nat, 



32 


Wilhelm Wiederhold, 


Innocentiiis episcopns seruus sernorum Dei. Dilecto filio abbati 
sancti lobaimis de Prato salutem et apostolicam benedictionem. 
Controuersiam qne inter te et filium nostrum H(erbertum) abbatem 
sancti Petri Yiui agitur, nenerabilibus fratribus nostris Stepbano 
Eduensi et Hug(oni) Altissiodorensi episcopis et dilecto filio nostro 
H(ugoni) abbati Pontiniacensi commisimus terminandam. Mandamus 
ergo tibi atque precipimus, quatinus loco et tempore quo ab eis 
uocatus fueris, eorum presentiam adeas et quod ab eis super eadem 
causa statutum fuerit exequaris. Data Clun. IIII id. febr. 


7 . 

Innocent II. uhertrdgt dem Bischof Hugo von Auxerre %md dem 
Abt Hugo von Bontigny die Entscheidung eines Streites mischen den 
Alien von Saint Bierre4e-Vif und Saint- Jean-du-PrS] hommt eine 
Emigung nicht m Stande^ sollen die Parteien am ndchsten IS. Mdr 0 
vor dem Papste selber erscJieinen. Pisa (1134 — 86) Juni 12. 

Chronicon sancti Petri Yivi Senonensis aiictore Glario s. XII 
f. 130 Auxerre Bill. Gomm. Ms. 212 = Bom Cotron Chronicon sancti 
Petri Yivi von 1650 p. 589 ( apud Qaufridmn Hyron p. 205 ) ehenda 
Ms. 218 = Coll. Balu 0 e 46 s. XYIl f. 390 Paris Bill. Nat. = Bom 
Yiole Oontinuatio gestorum episcoporum Autisiod. s. XYII vol. II 
f. 76 Auxerre Bill. Comm. Ms. 153. 

Innocentius episcopns seruus sernorum Dei. Venerabilibus 
fratribus"^ Hugoni Altissiodorensi episcopo etHugoni Pontiniacensi 
abbati salutem et apostolicam benedictionem. Inter dilectum 

filium nostrum B[erb(ertum) sancti Petri Viui, Eainardnm sancti lo- 
bannis Senonensis et Gr. sancti lobannis de Prato abbates super 
quibusdam capitulis contronersia agitatur, quam profecto prudenti^ 
uestre duximns committendam, ut uidelicet pridie non. proximi 
augnsti eosdem faciatis ante uestram presentiam conuenire et auditis 
hincinde rationibus, quod iustitia dictauerit decernatis, quod si 
inter prefatos abbates per iustitiam uel concordiam componi non 
poterit, proximis idibus martii nostro se conspectui representent, 
quod iustitia dictauerit exequi preparati. Prefatum autem sancti 
Petri Viui“), qui de uestra benignitate erga se nobis bona plurima 
nunciauit et de nobis ualde confidit, pro nostra reuerentia babeatis 
attentius commendatum. Data Pisis II id. iunii. 

a) sic, 

8 . 

Innocent 11. nimmt das Kloster 8aint-Pierre4e-Yif4es-Sens unter 
dein Alt Herbert nacTv dem Yorgange Paschalis^ 11. und Honorius^ II, 


Papsturkunden in Frankreich V. 33 

in den apostoliscJien SchuU und l)estdUgt Hint die Besitmngen und die 
freie AhtswahL Pisa 1136 Juni 12. 

Bom Gotron Ohronicon sancti Petri Vim von 1650 p. 592 Auxerre 
SiU. Comm, Ms. 218. 

J-L.7863 citiert nach dem Citat lei Quantin Cartulaire gSneral 
de VYonne 11 p. 216. Vgl. auch Qallia Christiana Xll p.l39. 

Innocentius episcopus seruus seruoram Dei. Dilecto in Ckristo 
£Qio Herberto abbati Senonensis monasterii, quod in bonore aposto- 
lorum Petri et Pauli situm est in uico qui Viuus dicitur, eiusque 
successoribus regulariter substituendis in perpetutun. Officii 

nostri nos“^ bortatnr auctoritas pro ecclesiaruna statu satagere 
et earum quieti et utilitati salubriter auxiliante Domino prouidere. 
Dignum namque est et utilitati conueniens esse cognoscitur, ut qui 
ad ecclesiarum regimen assumpti sumus eas et a prauorum homi- 
num nequitia tueamur et beati Petri atque apostolice sedis patro- 
cinio muniamus. Quam ob rem, dilecte in Domino fili Herberte 
abbas, tuis rationabilibus postulationibus assensum prebentes, mo- 
nasterium beatorum apostolorum Petri et Pauli, in quo diuina 
suffragante dementia preesse dinosceris, cum omnibus ad ipsum 
pertinentibus ad exemplar predecessorum nostrormn beate memorie 
Paschalis et Honorii Romanorum pontificum sub tutelam et pro- 
tectionem apostolice sedis excipimus. Quod uidelicet monasterium 
sancte memorie TeodecLdldis, Clodouei regis filia fundasse et rerum 
suarum muneribus ditasse cognoscitur. Per presentis igitur priui- 
legii paginam apostolica auctoritate statuimus, ut quecumque predia 
quascumque possessiones prefata Tbeodecidldis eidem monasterio 
contulit, quecumque etiam alia bona idem monasterium in presen- 
tiarum iuste et canonice possidet aut in futurum concessione ponti- 
ficum, largitione regum uel prmcipum oblatione fidelium seu .aliis 
iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma tibi tuisque 
successoribus in perpetuum et illibata seruentur. In quibus beo 
propriis nominibus annotanda subiunximus, scilicet: Altare quod 
est in pago Senonico in uilla que uocatur Ausonus in honore 
sancti Petri dedicatum, quod olim domnus Egil bone memorie 
Senonensis archiepiscopus eidem monasterio dedit; tria quoque 
altaria que Seuuinus archiepiscopus uestre contulit ecclesie et suis 
litteris confirmauit, uidelicet in uilla que uocatur Sanceias altare 
sancti Sanctiani martyris, item altare quod distat a cripta pre- 
dict! monasterii quinquaginta dextris in honore sancti Sauiniani 
martyris atque pontificis consecratum, in pago Pruuinensi in uilla 

d) nos fehlt. 

Kgl, Ges. d. Wiflfi. Nachricliton. PMlolog.-liistor. Klasse. 1910. Beiheft. 


3 



34 


Wilhelm Wiederhold, 


que uocatur NaMus altare sancti Lupi; hec quatuor altaria cum 
suis pertinentiis, sicut a prefatis presulibus concessa sunt, mona- 
sterium omni tempore possideat absque alicuius seruitii administra- 
tione et in eis fideles sacerdotes ad seruiendum Deo omnipotenti 
digne constituat. Sane Mauriacensem cellam in Aruernico pago 
coustitutam sub iure semper et ditione monasterii uestri permanere 
sancimus cum rebus omnibus et possessionibus ad ipsam pertinen- 
tibus. Preterea uestro monasterio nichilominus confirmamus pensum 
Trecensis ciuitatis et Bari super Album, quemadmodum ab Hugone 
comite illustris memorie et postmodum a nobili uiro Theobaldo 
Blesensium comite, nepote eius tibi et eidem monasterio concessum 
est et scripto firmatum. Quicquid preterea immunitatis, quicquid 
libertatis sen donationis a Senonensis ecclesie archiepiscopis uel 
catbolicis regibus monasterium uestrum hactenns obtinuisse cognos- 
citur, ratum firmumque manere sancimus. Obeunte uero te nunc 
eiusdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, nullus ibi 
qualibet surreptionis astutia uel uiolentia preponatur, nisi quern 
fratres communi consensu uel fratrum pars sanioris consilii se- 
cundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint eli- 
gendum. Decernimus ergo ut nuUi omnino bominum liceat prefa- 
tum. monasterium temere perturbare ,aut eius possessiones auferre 
uel ablatas retinere minuere sen quibuslibet molestiis fatigare, sed 
omnia integra conseruentur, eorum pro quorum gubematione et 
sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura, salua Se- 
nonensis ecclesie canonica reuerentia. Si qua igitur in posterum 
ecclesiastica secularisue persona banc nostre constitutionis paginam 
sciens contra earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue com- 
monita, si non reatum suum congrua satisfactione correxerit, po- 
testatis bonorisque sui dignitate careat reamque se diuino iudicio 
existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo cor- 
pore et sanguine Dei et domini^) redemptoris nostri lesu Cbristi 
aliena fiat atque in extreme examine districte ultioni subiaceat. 
Cunctis autem eidem loco sua iura seruantibus sit pax domini 
nostri lesu Cbristi, quatenus et hie fructum bone actionis perci- 
piant et apud districtum iudicem premia eterne pacis inueniant. 
Amen. 

R. Ego Innocentius catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Vulielmus Prenestinus episcopus ss. 
t Ego Gerardus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss. 
f Ego Lucas presb. card. tit. sanctorum loannis et Pauli ss. 


&) domini fehlt 


Papsturkunden in Frankreich V. 


35 


t Ego Ato presb, card. tit. sancte Anastasie ss. 

f Ego Gregorius diac. card, sanctorum Sergii et Bacbi ss. 
f Ego Hubaldus diac. card, sancte Marie in Via lata ss. 
t Ego Grisogonus diac, card, sancte Marie in Porticu ss. 

Data Pisis per manum (A)imerici sancte Eomane ecclesie dia- 
coni cardinalis et cancellarii, idus innii, indictione XIV, in- 
carnationis dominice anno M®. C^. XXXVII®, pontificatus uero domni 
Innocentii pape II anno septimo. 

c) uero feliU. 


9 . 

Innocenz 17 . fordert den Aht von Saint- Jean-du-Pre aufj dem 
Alt Herbert von Saint-Pierre4e-Vif unverzuglich die Kirche von Picy 
znrucTizugelen und susfendiert ihn loegen seines Ungehorsams vom 
Amte. (1135—37). 

Ohronicon l$ancti Petri Vivi Senonensis auctore Clario s. XII 
/. 130 Auxerre Bill. Ms. 212. — GoU. Baluze 46 s. XVII p. 391 
Paris Bill. Nat. 

Das citierte Mandat ist nicht erhalten; es wird gleichzeitig mit 
Nr, 7 ergangen sein. Unsere Urlmnde ist ein Jahr spdter anzusetzen 
als diese. 

Innocentius episcopus seruns seruorum Dei. Dilecto filio G. 
abbati sancti lobannis de Pratis salutem et apostolicam benedicti- 
onem. Debet proprie ruin^ dolore prosterni quisquis apostolicis 
contempnit parare preceptis. Nos siquidem per apostolica tibi 
scripta mandauimus, ut aut dilecto filio nostro Her(berto) abbati 
sancti Petri Viui in presentia uenerabilium fratrum nostrorum 
H(ugonis) Altissiodorensis episcopi et H(ugonis) Pontiniacensis ab- 
batis de ecclesia et uilla Eiciaci comienires aut idibus martii eidem 
responsurus nostro te conspectni presentares. Quod miaime est 
effectui mancipatum. Ideoque per apostolica tibi scripta manda- 
mus atque precipimus, quatenus eandem ecclesiam cum uilla pre- 
dicto abbati restituas, et quia rebelHs et inobediens nobis extitisti, 
quousque congrue nobis satisfacias, interdicimus tibi sedem abbatis. 

10 . 

Innocenz II. lestdtigt der Kirche von Notre Dame de Salles 
unter dem Prior Petrus^ Suldialon der Rdmischen Kirche^ die Be- 
sitzungen und die Sepultur. . Lateran 1138 April 1. 

3 * 



36 


Wilhelm Wiederhold, 


Kopie von 1625 VII 19 (ex cartulari f. 4&) Bourges Arch, Dep, 
(Collegiale de Notre-Bame de Salles Liasse 1). 

Oitiert Soyer in Memoires de la societS du Oher 1900 p, 11 aus 
dieser Kopie, 

Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Petro 
sancte Romane eoclesie subdiacono, priori sancte Marie de Salis 
eiusque siiccessoribns canonice substituendis in perpetuum. Pie 
postnlatio nolimtatis debet eflPectn prosequente compleri, quatenus 
et denotionis sinceritas laudabiliter enitescat et utilitas postulata 
aires indubitanter assumat. Proinde, dilecte in Domino fili Petre 
prior, tnis rationabilibns postulationibns clementer annnimns et 
ecclesiam beate Marie, cnins es gubemationi et regimini deputatus, 
apostolice sedis prinilegio communimns. Statnentes nt quascmnqne 
possessiones quecnmque bona eadem ecclesia in presentiarum inste 
et®) legitime possidet ant in faturiun concessione pontificum, libera- 
litate regnm nel principnm, oblatione fidelinm sen aliis instis 
modis anxiliante Domino poterit adipisci, firma tibi tnisqne snc- 
cessoribns et illibata permaneant. In qnibus bee propriis nomi- 
nibns annotanda snbinnximns : Ecclesiam sancte Marie de Agnngiis, 
ecclesiam sancti Saturnini de Canmeriaco, ecclesiam sancti Martini 
de Cogniaco, censnm xdginti solidornm, qni a MoKsmensi abbatia 
eidern ecclesie pro Mercenniaco etBisiaco annnaliter persolnnntur, 
sex sextarios frnmenti et sex sextarios siliginis ab abbatia de 
Loco Regid prp terra sancti Albini tibi tnisqne snccessoribns pro 
censn annnaliter persolnendos, censnm dnornm solidornm ab ecclesia 
sancti Satiri pro ecclesia Monasterioli nobis solnendnm, tres obolos 
qnos pro censn debent nobis canonici sancti Anstregisili, ecclesiam 
sancte Marie de Primellis. Decemimns etiam nt eos qni deno- 
tionis cansa in festinitatibns beati Marie nel ad nigilias celebrandas 
illnc uenire decrenerint, nnllns omnino probibere presnmat. Se- 
pultnram sane ipsius loci liberam esse decernimns, nt eornm qni 
se illic sepeliri deliberanerint , denotioni et extreme nolnntati, 
nisi forte excommnnicati sint, nnllns obsistat, nuUo propter boc 
matrici ecclesie preindicio generando. Decemimns ergo nt nnUi 
omnino bominnm liceat predictam ecclesiam temere pertnrbare ant 
eins possessiones anferre nel ablatas retinere minnere ant ali- 
qnibns nexationibns fatigare, sed omnia Integra consernentnr, eornm 
pro qnornm gubernatione et®) snstentatione concessa snnt, nsibns 
onmimodis profntnra. Si qnis antem bnic nostra constitntioni 
temerario ansn contraire temptauerit, nisi reatnm snnm satis- 


a) et fehlt 



Papsturkunden in Frankreich V. 


37 


factione congrua emendauerit, potestatis honorisque sui dignitate 
careat et a sacratissimo corpora ac sanguine Dei et domini re- 
demptoris nostri lesu Christi aliena fiat ac in extremo examine 
districte nltioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco sua iura 
seruautibus sit pax domini nostri lesu Christi, quatenns et bio 
fructum bone actionis percipiant et apud districtnm iudicem premia 
eterne pacis inueniant. Amen. Amen. Amen. 

R. Ego Innocentius catholice ecclesie episcopus ss. BY^\ 
f Ego Lucas presb. card. tit. sanctorum lohannis et Pauli ss. 

f Ego Grisogonus diac. card, sancte Marie in Portion ss. 

Datum Laterani per manum Aimerici sancte Romane ecclesie 
diaconi cardinalis et cancellarii, II kal. maii, indictione I, incar- 
nationis dominice anno M®.C°XXX®VIII°, pontificatus uero domini 
Innocentii pape II anno VIIII. 

bj BY feJiltj ebenso uberall f und ss. 

11 . 

Innocent IL bestdtigt den Kanonikern von Notre-Dame de Monter- 
moyen in JBourges ihre JBesit^ungen, Lateran 1140 Mdr^ 6. 

Orig. JBourges Arch. JDSp. (Grand Seminaire. Chapitre Notre- 
Dame de JMJontermoyen de Doiirges Liasse 2). — Cartulaire div cha- 
pitre N-D. de Montermoyen s, XIV ebenda. 

Der SchluJ] ist 0 ersfdrt, aber leicht 0 U ergdnzen, 

INNOCENTIYS EPISOOPYS SERYVS SEEVOEVM DEI. DI- 
LEOTIS FILIIS CANOXIOIS SAXCTE MAEIE MEDD MONASTEEH 
BITVEIOEXSIS TAM PEE8ENTIBV8 QVAM EVTVRIS IN PEE> 
PETVVM. I Pie postulatio uolnntatis prosequente debet studio 
confoueri, quatenus fidelis deuotio celerem consequatur effectom. | 
Hoc nimirum in|tuitu, dilecti in Domino filii, uestris postulatio- 
nibus paterna benignitate impartimur assensum et ecclesiam | beate 
Mari§, in qua Domino militatis, presentis priuilegii pagina com- 
munimus. Statuentes ut^^ quascumque possessiones quecumque bona 
idem uenerabilis locus in presentiarum legitime possidet | ant in 
futurum concessione pontificum, largitione regum uel principum, 
oblatione fidelium sen aliis iustis modis Deo propitio poterit ad- 
ipisci, firma uobis in perpetuum et illibata perma|neant. In quibus 
bee nominatim duximus annotanda: Ecclesiam uidelicet sancti Petri 
de Lugniaco, ecclesiam sancti Petri de Marmeniis, ecclesiam sancti 
Petri de Troi, ecclesiam sancte Marie | de Coslono, ecclesiam sancte 
MariQ de Cildriaco, ecclesiam sancte Lizanioj ecclesiam sancte Mari^ 


a) ut fMt, 



Wilhelm Wiederhold, 


de Nououico. Nulli ergo omnino hommum liceat prenominatam 
ecclesiam temere perturbare | aut eins possessiones auferre uel 
ablatas retinere minuere aut aliquibus uexationibus fatigare. Sed 
omnia Integra conseraentur , eorum pro quorum gubernatione et 
sustentatione [ concessa sunt, usibus onmimodis profutura. Si qua 
igitur in posterum gcclesiastica secularisue persona hanc nostre 
consti|tucioms paginam sciens contra earn temere uenire tempta- 
uerit, secundo tercioue commonita, si non congrue satis fecerit, po- 
testatis honorisque sui dignitate careat reamque se diuino | iudicio 
existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo cor- 
pore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesu CBristi 
aliena fiat atque in extreme examine districjte ultioni subiaceat. 
Cunctis autem eidem loco sna iura seruantibus sit pax domini 
nostri lesu Christi, quatenus et hie fructum bone actionis perci- 
piant et [ apud districtum iudicem premia §tern^ pacis inueniant. 
AMEN. AMEN. AMEN. 

R. Ego Innocentius cat[holice ecclesie episcopus ss.]. BV. 

Dat^ Lat. per manum AIMERIOI sancte Romane ecclesiq dia- 
coni cardinaJis et cancellarii, II non. marcii, indictione II[I, in- 
carnationis dominice anno M°C°XXX®VniI°, pontificatus uero domni 
Innocentii H pape anno XI]. 

B. dep. 

13 . 

Innocem IL schreiht dem Abt Gerald von MoUme, daji er die 
Entscheidung eines Streites 0 wischen Him und dem Aht StepJmn von 
Beigny den Bisehofen Hugo von Auxerre und Gottfried von Langres 
tmd dem Abt Bernhard von Clairvaux uhertragen habe. 

Later an (1138 — 42) Be^ember 23. 

Kopie Is. XVII Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Notre-Bame de 
Reigny4es-Vermenton H. 1562). 

CUiert E. Petit Bugs de Bourgogne II p. 225 aus Arch. Nat. L. 
988 , wo aber nach Charles Poree Inventaire de la collection de 

Chastellux in Bulletin de la societe de VYonne 1903 nur moderns Ko’- 
pien von Urhunden fur Beigny sind. Unsere TJrhunde citiert Poree 
uberhaupt nicht. Bas Schreiben an die Schiedsrichter ist verier en. 

Innocentius episcopus seruus seruorum Dei, Dilecto filio Gre- 
raldo Molismensi abbati salutem et apostoUcam benedictionem. 

Scire te uolumus, quod controuersiam que inter te et dilectum 
filium nostrum Stephanum Regniacensem abbatem super terra quam 
Ascelinus tibi uendidit agitatur, uenerabilibus fratribus nostris 



Papsturkunden in Frankreich V. 


39 


Hugoni Altissiodorensi, Godefrido Lingonensi episcopis et Bernardo 
Clareuallensi abbati commisimus terminandam. Ideo qnoniam fra- 
terne caritatis xiuiculuiri exigit, ut fratres nostros tanqnam nos 
ipsos diligamns, per presentia tibi scripta mandamus et mandando 
precipimns, quatinus cum ab eis fueris euocatus, eorum presentiam 
adeas et quod ab ipsis iudicio uel concordia super hoc statutum 
fuerit, recipias et obserues. Dat. Lat. X kal. ianuarii. 


13. 

Innocent IL hestdtigt dem DeJmn und Kapitel von Saint-Etienne 
in JBourges die loegen der Kirche von Saint-lter-Us-Ays von Er^-- 
hischof Wulgrin von Bourges getroffene Entscheidung, 

Lateran (1188— dB) April 16, 

Oartulaire de Saint-Etienne de JBourges s, XIII f. 17^ Baris 
BibL Nat, Ms. Nouv, acgu, lat. 1274. 

J-L. 8300 citiert nach diesem Chartula/r. 

Innocencius episcopus etc. Dilectis filiis decano et capitulo 
Bituricensi in perpetuum. Quemadmodum ea que a nobis fiunt 
firma fieri uolumus et iUibata consistere, ita ea etiam que a fra- 
tribus nostris rationabiliter disponuntur, nos conuenit roborare. 
Quod igitur a discretione uenerabilis fratris nostri Vulgrini Bituri- 
censis archiepiscopi inter uos et canonicos sancti Tterii Aiacensis 
assensu utriusqne partis statutum est et scripto munitum, ut ui- 
delicet ecclesia sancti Yterii in dispositione capituli sancti Stepbani 
Bituricensis perpetuo maneat, presenti pagina communimus et ratum 
atque inconuulsum in perpetuum fore sanccimus, sicut einsdem 
fratris nostri munimine noscitur institutum. Nulli ergo omnino 
bominxun fas sit prefatam einsdem fratris nostri constitutionem 
infringere uel mutare aut qualibet occasione auellere. Si quis 
autem ausu temerario id attemptare presumpserit, quousque te- 
meritatem suam congrua satisfactione correxerit, indignationem 
omnipotentis Dei et beatorum apostolorum eius Petri et Pauli 
incurrat. Dat. Lat. XVI kal. maii. 


M. 

Innocent IL leauftragt die Bischofe Hugo von Auxerre, Gottfried 
von Langres und Humbert von Autun die Monche von JReigny in 
ihrer Zehntfreiheit zu bescTiut^en. Lateran (1141 — 43) April 8. 

Kopie s. XVII Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Notre-Dame de 
JBeignydes-Vermenton H 1562). 

Innocentius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus 



40 


Wilhelm Wiederhold, 


fratribus Hugoni Altisiodorensi , Godefrido Lingonensi et Hum- 
berto Eduensi episcopis salutem et apostolicam benedictionem. 

A sanctis patribus est statutum et a nobis in generalibns conciliis 
iimonattun, ut religiosi uiri de laboribus, quos propriis manibns 
aut snmptibus excolnnt, decimas alicui soluere non cogantur. Quo- 
circa per presentia nobis scripta mandamus atque precipimus, 
quatinus nec a monachis uel clericis neque laicis uobis subditis a 
ddectis filiis nostris monachis Reniacensibus decimas exigi permit- 
tatis. Si quis uero contemptor extiterit eosdemque fratres super 
hoc inquietare presumpserit, ecclesiastica censura ipsum coerceatis. 
Dat. Lat. VI idus aprilis. 


15. 

Gelestin IL nimmt die AUei Chegal-JBencnt wfder dem AM 
Banulph in den apostolischen Schute und iestatigt ihr die Be- 
siteungen. 1143 (JDegember). 

Ausgug in Collectanea ex cliartulariis s. XVII f. 296 Baris 
Bibl. Nat. Ms. lat. 13816, 

J-L. 8468 citiert nach Ms. lat, 13816. 

Gelestinus papa Ranulpho abbati monasterii beati Petri Ca- 
zalis Beneddcti eiusque fratribus. Vestris iustis postulationibus 
(annmentes), prefatum monasterium, in quo diuino mancipati estis 
obseqnio, sub beati. Petri proteotione suscipimus. Quascmnque po^' 
cessiones. In quibus hec propriis duximus exprimenda uocabulis: 
Redditus salis de castro Exolduni, sicut Rodulphus eiusdem castri 
doininus uobis concessit, ecclesiam de PoUinis cum obedientiis suis, 
scilicet Cambonum , Albiniacum , Espaliardum , ecclesiam sancti 
Martini de Hoengerio, ecclesiam sancti Benigni Caluiniacum, ca- 
pellam sancti Leodegarii Corcellam, (u)suagias in pago Senonensi, 
ecclesiam sancti Aniani in pago Ambianensl, ecclesiam sancte Marie 
de Eluxacorte in pago Aurelianensi , precibus et assensu fratris 
nostri Helie episcopi Aurelianensis prioratum de Corneliaco uobis 
humiliter confirmatum"^; monachi autem illius loci abbati de Ca- 
zali, qui pro tempore fuerit, cum omni humUitate obediant, ubi 
ipse prouiderit. 

Ann o milesimo centesimo XLI1I°, pontificatus uero domni Ce- 
lestini n pape anno primo. 


aj confirmamus. 


41 


Papsturkunden in Frankreich V. 

16 . 

Lucius IL nimmt d,ie AUissin und die Schwestern von Ito0Qy4e- 
Jeune in den apostolischen Schut^. Lateran (IIM) Mdr 0 17, 
Cartulaire de Valbaye de Ro 0 oy-le- Jeune s. XV p, 436 und 505 
Auxerre Arch, Dep, (Ahbaye de Bo^oyde- Jeune S, 950)^ 

Gitiert Gallia Ghr, XII p, 188 als TJrhunde Lucius^ IlL 
Lncius episcopus serutis seruorum Dei. Dilectis in Christo 
filiabus abbatisse et sororibxis de Roseto salutem et apostolicam 
benedictionem. Si quando ab apostolica sede requiriinr quod 
inri conneniat et ab ecclesiastica non dissonet honestate, petentixun 
desideriis facilem debemus impertiri assensum eoramque nota e£- 
fectu prosequente complere. Eapropter, dilecte in Christo fllie, 
uestris iustis postulationibns gratum impertientes assensum, domum 
uestram cum omnibus bonis tarn ecclesiasticis quam mundanis, que 
in presenciarum iuste et pacifice possidet uel in futurum iustis 
modis Deo propicio poterit adipisci , sub beati Petri et nostra 
protectione suscipimus et presentis script! patrocinio communimus. 
Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostre protectionis 
infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc 
attentare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et bea- 
torum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. 

Dat. Lat. XVI kal. aprilis. 

17 . 

Lucius II, beauftragt die JBischofe Hugo von Auxerre und Gott- 
fried von Langres und den AM Bernhard von Glairvaux mil der 
Entscheidung eines Streites swischen den AMen von Moleme und 
Beigny, Lateran (1144) April 30, 

Kopie s. XVII Auxerre Arch Bep, (Ahbaye de Notre-Dame de 
Beigny Als-V ermenton H, 1562), 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fratribus 
Hugoni Autisiodorensi, Grodefrido Lingonensi episcopis et Bernardo 
abbati Clareuallis salutem et apostolicam benedictionem. Signi- 
ficatum nobis est, quod inter dilectos filios rfostros uidelicet Mo- 
lismensem et Regniacensem abbates occasione cuiusdam terre, 
quam ipse Molismensis abbas a Celino emit, controuersia diutius 
sit agitata et necdum fine debito terminata. Sed quia seruos Dei 
litigare nec honestum est hec ad religionis spectat propositum, 
fraternitati uestre, quorum precibus interest scandala fratrum de 
medio toUere, per presentia scripta mandamus, quatinus utramque 
partem congruo loco et tempore ante uestram euocetis presentiam 



Wilhelm Wiederhold 


42 

et auditis liincmde rationibns et diligenter inquisitis, sic eandem 
controuersiam terminare curetis, ut nulla inter eos dissentionis 
occasio ualeat remanere. Dat. Lat, pridie kal. maii. 


18 . 

iMcius IL hestdtigt dem dem heiligen Petrus gehorigen Kloster 
JDeols unter dem AU lohannes nach dem Vorgange Leos IX. und 
Calixt IL seine Besitzungen und Bechte, namentUch die Kirche von 
AncesmeSj die auch XJrhan ll.j Paschalis IL^ Galixt IL und Inno- 
cenz IL schon dem Kloster lest&tigt hdben. 

Ceperano 1144 Juni 6. 

Orig. Paris Arch. Nat. SSrie L. 227 Nr. 4. — Bullai/re de V ah- 
laye de Beols von 1735 p. 38 in der SchlofibibliotheTc von Fougere 
bei Chdteauroux. 

J-L. 8640 eitiert nach dem Original. Vgl. auch E. Chenon Hi- 
stoire de Saint-Severe en Berry (Paris 1888) p. 24. 

LVOIVS EPISCOPVS SERVVS SEEVORTIM DEI. DILECTIS 
FILnS lOHANNI ABBATI DOLENSIS MONASTERH EIVSQVE 
FEATBIBVS TAM PBESENTIBVS QVAM FVTVEIS EEGVLAEEM 
VITAM PROFE8SIS IN PEEPETWM. 1 Cum uniuersis catho- 
lic^ ^cclesiQ filiis debitores ex iniuncto nobis a Deo apostolatus 
officio existamus, iUis tamen locis atque personas qa§ specialius 
ac fanuliarius Romany adherent ecclesiq propensiori nos con- 
uenit caritatis studio imminexe. Eapropter, | dilecte in Domino 
fill lohanne abbas, qui per multos labores apostolorum limina 
et nos ipsos deuotione debita uisitasti, txds ac fratrum tuorum 
iustis postulationibus clementer annuimus et prefatum beat^ Dei 
genitricis semperque uirginis Mari§ monasterium sub | iuris- 
ditione sedis apostolice specialiter constitutum , ad exemplar 
felicis memoriQ Leonis noni et Calixti Romanorum pontificum 
ceterorumque predecessorum nostrorum presentis script! priui- 
legio communimns. Statuentes ut quascumque possessiones que- 
cumque bona idem monasterium | in presentiarum iuste et ca- 
nonice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione 
regum uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis Deo 
propitio poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et 
illibata permaneant. In quibus h^c propriis | duximus exprimenda 
uocabulis: In episcopatu uidelicet Bituricensi monasterium Vodo- 
lionis cum ^cclesia parrochiali de Bormet, ^cclesiam de Ambraus, 
qcclesiam de Chosclai, ^cclesiam de Conde cum aliis appendiciis 
suis, monasterium de Celia cum parrochia sua et capella sancti 


Papsturkunden in Frankreich V. 


43 


Petri, I capellam sancti lermani cum aliis appenditiis suis, ^ccle- 
Siam de Meilent cum capella sancti Romuli, monasterium de Vriaco 
cum 'ecclesiis et capellis suis, sancti Martini de Castro, sancti 
Nicholai, sancti Christofori, sancti Martiniani, sancti Siluei, eccle- 
siam de Olcas et nouam ^cclesiam, ecclesiam de | Curte sancti 
Victoris cum parrocMa sua, ^cclesiam de Sargiaco cum appendiciis 
suis, gcclesiam de Mesple, ecclesiam de Orcenai, ^cclesiam de Ar- 
folio, ecclesiam de Parnai, ecclesiam de Sosbers, ecclesiam de Ar- 
cuncio, capellam sanct^ Mari^, sancti Hylarii, ^cclesiam de Pauar- 
zinis, ecclesiam sancti | Pauli foris muros ciuitatis Bituric^ cum 
parrocMa sua, ecclesiam de Yurie, ecclesiam de Prada cum capellis 
de Cuslenc sanct§ Mari^, sancti Yrbani, sancti Cliristofori cum 
^cclesiis de Visduno, ecclesiam sancti Stephani de castro Melano 
cum ecclesiis et capellis suis, capellam sanct^ Mari^, sancti Sil- 
uani, I sancti Petri, sancti Martini, ecclesiam sancti lanuarii, eccle- 
siam de Vrciaco, ecclesiam de Yico cum capella de Albeis, ecclesiam 
sancti Petri de Bosco, ecclesiam sancti Tlarii de Bornes cum ca- 
pellis suis sanct^ Mari^ de castro Lineriis, sancti Martini de 
Burneis, capellam de Tosnai, ecclesiam de Reziaco \ sancti Karterii, 
ecclesiam de Noent, ecclesiam de Yico iuxta sanctum Carterium, 
sancti Aiulfi, sancti Saluatoris de Masnilio cum appenditiis suis, 
sancti Stepliani de Cassagnolis, ecclesiam de Maernio cum capellis 
suis et parocMa, ecclesias de Ardenta, ecclesias de Campiliaco, 
sancti Simplioriani de Creisset, | ecclesiam de Nouo uico Paludoso, 
ecclesiam de Saliec, ecclesiam de Duno, ecclesiam sancte Sericul^ 
et capellam de Cups, ecclesiam de Buxolio, ecclesiam de Baldra, 
ecclesiam de Roura, ecclesiam de Polignec, ecclesiam de Brittania, 
ecclesiam de Brium, ecclesias de monasterio Cauma, | ecclesiam de 
Yilers, ecclesias de Diort, ecclesias de Nuce, ecclesiam de Plo- 
riaco, ecclesias et capellas omnes utriusque Closis, ecclesiam de 
Marcorniaco, ecclesiam de G-runai, ecclesiam de Beselgia, ecclesias 
de Caallac cum parrocMis suis, ecclesiam de Yigo, ecclesiam de 
Celon, ecclesiam Luzeret, ecclesiam de | Mulnai cum MbernaJi, 
ecclesiam de Niemia cum sutrinio, ecclesiam de Cambono cum 
parrocMa sua, ecclesiam de Claudiomaco, ecclesiam de Tausiliaco 
cum parrocMa sua, ecclesiam sancti Sigiranni de Camboth, eccle- 
siam sancti Laurentii de Guarialesia, ecclesiam de Cuzinn, eccle- 
siam de Barrecia, ecclesiam de Danper, ecclesiam [ de Orcena, 
ecclesiam sancti Pantaleonis, ecclesiam de Pomerio, ecclesiam de 
Crosenc cum capellis suis, ecclesiam de Aguzun, ecclesiam de Cipda 
alia , ecclesiam sancti Elegii cum appenditiis suis , ecclesiam de 
Ainoculo, ecclesiam sancti Austregisili de Gastello nouo, ecclesiam 



44 


Wilhelm Wiederhold, 


sancti Grenitoris de Oblinco, capel|lam sanct^ Mari§, sancti Petri, 
sancti Sigiranni in eodem castro, ecclesiam de Tremsals, ecclesiam 
de Artaum, ecclesiam de Oratorio, ecclesiam sanct^ Sener^ cum 
ecclesiis et capellis suis, monasterium de Spinoculo, sicut sub censu 
duodecim denariorum Eomano pontifici annualiter persoluendo a 
pre|decessoribus nostris uobis concessum est; quicquid etiam in 
monasterio beat^ Mari^ Exoldunensi et Virsionensi a Romanis pon- 
tificibus nobis concessum est et scriptis eorum firmatum, ecclesias 
de Briuis, ecclesiam de Planchis, gcclesias de Marun; in Lemoui- 
censi ecclesiam sancti Austregisili | de Curte cum capella sancti 
Michaelis et ecclesiam sancti Desiderii eiusdem castri, ecclesiam de 
Viaguilla cum parrocbia sua ; ex sedis uero apostolice [liberalitate] 
Andesmensem ecclesiam, que iuris est ipsius, tibi tnisqne succes- 
soribus regendam disponendamqne contradimus, sicut a predeces- 
soribus | nostris sanctq memorie VRBANO, PASOHALI, OALIXTO 
atque INNOCENTIO papis concessa esfc, ita ut ex ea quotannis II 
solidos, ex Dolensi uero unum Eomano pontifici persolnatis; mo- 
nasterium de Pradellis cum parrocbia sua, capellam de Potiaco, 
ecclesiam de Noent, ecclesias de | Genoliaco, Qcclesiam de Magniaco 
cum appenditiis suis, ecclesiam de Latapetra, ecclesiam de domo 
Pagina, capellam sancti Petri de Duno, ecclesiam de Nozelio, ec- 
clesiam de Musterio, ecclesiam de Musterol, ecclesiam de Cercillac, 
ecclesiam de Nozerinis, ecclesiam sancti Pau|li, monasterium de 
Pontiaco cum capella sanct^ Mariq, ecclesiam sancti Martini, ec- 
clesiam sancti Desiderii, ecclesiam de Nozerolis, qcdesiam de Meanis, 
ecclesiam de oratorio sancti Michaelis; in Pictauensi ecclesias de 
Salgiaco, ecclesiam de Bonis, ecclesiam de Portio sum appendiciis j 
suis, ecclesias de Eoccha cerueria, de Graula, ecclesiam de [Lejtge, 
ecclesiam de Malaualle, ecclesiam de Codra, ecclesiam de Bren- 
niaco, ecclesiam de Ligolio ; in Turonensi ecclesiam de instila Buc- 
cardi, ecclesiam sancti Plodouei; in Nannetensi insulam cum ec- 
clesia de Andra, capeljlam de castro Begonis, §cclesiam de Boia, 
ecclesiam de Musterlensi cum capella sua, ecclesiam sancti Gereonis ; 
Aurelianis ecclesiam sancti Vincentii. Decernimus ergo ut nuUi 
omnino hominum liceat idem cenobium temere perturbare aut eius 
possessiones | auferre uel ablatas retinere minuere uel temerariis 
uexationibus fatigare, sed omnia integra conseruentur, eorum pro 
quorum sustentatione et gubernatione concessa sunt, usibus onmi- 
modis profutura, salua in supradictis qcclesiis diocesani episoopi 
eano|nica iustitia et in omnibus apostolice sedis anctoritate. Pre- 
terea quod idem monasterium ab initio fundationis snq nostrorum 
optinuit prinilegiis predecessorum, decernimus et apostolica aucto- 



Papsturkunden in Frankreiclj V, 


46 


ritate stabilimus , ut nullus episcoporum nee etiam | Bituricensis 
prestil, in cuius parrochia situm est, eundem locum abbatemue seu 
mouaclios excommunicare uel ad synodum uocare iudiciaria pote- 
state nel diuinum officium ibidem interdicere presumat. Sed si 
necesse eidem presuli fuerit totum | comitatum Bituricensem ex- 
communicare, omnes monacbi et familia einsdem monasterii in- 
munes a sua excommunicatione semper maneant liceatq[ue illic Deo 
famulantibus monacbis clausis ianuis diuina officia celebrate, ita 
tamen ut excommunicati ad ea nullatenus | admittantur, et iam 
dictam familiam tumulare. Si qua igitnr in futurum ^cclesiastica 
SQCularisue persona banc nostre constitutionis paginam sciens contra 
earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue commonita, si non 
satisfactione congrua emendauerit, potestatis bonorisque | sui digni- 
tate careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate 
cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini re- 
demptoris nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in extreme examine 
districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta ser- 
uanti|bus sit pax domini nostri lesu Cbristi, quatinus et hie 
fructum bonQ actionis percipiant et apud districtum iudicem premia 
QteruQ pacis inueniant. AMEN. AMEN. AMEN. 

R. Ego Lucius catbolic§ ecclesi§ episcopus ss. BV. 
f Ego Conradus Sabinensis episcopus ss. 
f Ego Petrus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Rainerius presb. card. tit. sancte Prisce ss. 
f Ego Tbomas presb. card. tit. Vestine ss. 

t Ego Guido diac. card, sanctorum Cosm^ et Damiani ss. 
f Ego Petrus diac. card, sancte Marie in Portion ss. 

Dat, Ceperani per manum BARONIS sancte Romane ecclesie 
subdiaconi, VIII id. iun. , indictione VII, incarnationis dominice 
anno M?C?XL?Iin?, pontificatus uero domni Lncii II pape anno 
prime. 

B. dep. 


19. 

Lucius IL nimmt den Aht Herbert von Saint’-Fierre-le-Vif-les- 
Sens und sein Kloster mit alien Insassen und Qutern in den apo- 
stoUschen Scliutz. Rom (1145) Januar 4, 

Orig. Sens Bibl. Comm, (Archives H, 32), — Lorn Cotron Ghro- 
nicon sancti Petri Vivi von 1650 p, 601 Auxerre Bihl, Comm, M, 213, 

LYcius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Herb(erto) 
abbati sancti Petri Yiui salutem et apostolijcam benedictionem. 



46 


Wilhelm Wiederhold 


Officii nostri debito et auctoritate compellimur paci quieti 
^cclesiarmn sollicite prouidere | et earum prelates sub nostre pro- 
tectionis patrociuio defeusare. Quia igitur, in Domino dilecte fili 
Herberte | abbas, tarn nostro quam predecessorum nostrorum tem- 
pore diutinis es molestiis fatigatus, tuis laboribus | paterno com- 
pacientes affectu, personam®^ et monasterium tibi commissum cum 
omnibus tarn clericis quam laicis sen [ aliis mobilibus uel immobi- 
libus ad ipsum pertinentibus sub apostolicq sedis tutela et defen- 
sione sus|cipimus et presentis scripti patrocinio communimus. Nulli 
ergo bominum Qcclesiasticorum siue secula|rium fas sit personam 
tuam aut bona monasterii tui perturbare sen quibuslibet fatigare 
inolesti[is]|. Si quis ausu®^ temerario id attemptare presumpserit 
et de rebus propriis, seruis scilicet et ancillis uel ce|teris bonis 
tibi commissisj aliquid iniuste contra uoluntatem tuam acceperit, 
episcopis, quorum parrocbia[niJ 1 fuerint, precipiendo mandamus, ut 
postquam tuam uel fratrum tuorum querimoniam susceperint, ca- 
nonijeam de ipsis iusticiam fatiant. Dat. Romq II non ian. 

B. dep. 

a) et auf Basur 1) sic. 


30. 

Lucius II, nimmt das Kloster 8aint-Pierre-le-Vif4es-8ens unter 
dem Ait Herbert nach dem Vorgange Paschalis^ IL, Honorius^ II, 
und Innocenji^ II, in den apostolischen 8cl%utz und bestdtigt ihm die 
JBesiUungen und die freie Abtswahl, Rom 1145 Januar 9. 

Dom Cotron Ghronicon sancti Petri Vivi v, 1650 p, 602 Auxerre 
Bibl. Comm. Ms, 213 [A], — Kopie von 1590 ^Sens Bill, Comm. 
(Archives H, 32) [B]. 

J-L, 8688 citiert nach dem Gitat bei Quantin Cartulaire general 
II p. 216, Vgl. auch Gallia Christiana XII p, 139, 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto in Christo 
filio Herberto abbati Senonensis monasterii, quod in honore apo- 
stolorum Petri et Pauli situm est in uico qui dicitur Viuus, eiusque 
fratribus tarn presentibus quam futuris regulariter substituendis 
in perpetuum. Ad hoc uniuersalis ecclesie cura nobis a proui- 
sore omnium bonorum Deo commissa est, ut religiosas diligamus 
personas et bene placentem Deo religionem studeamus modis omni- 
bus propagare. Nee enim Deo gratus aliquando famnlatus im- 
penditur, nisi ex caritatis radice procedens a puritate religionis 
fuerit conseruatus. Oportet igitur omnes ebristiane fidei amatores 
religionem diligere et loca uenerabilia cum ipsis personis diuino 


Papsturkunden in Frankreich V. 


47 


seruitio mancipatis attentius confouere, ut nnllis prauortim ho- 
minnm inqixiietentnr molestiis nel importunis angarxis fatigentur, 
Quam ob rem, dilecte in Domino fili Herberte abbas, tuis ratio- 
nabilibus postulationibns assensum prebentes, monasterium beato- 
rum apostolorum Petri et Panli, in quo diuina suffragante dementia 
preesse dinosceris, cum omnibus ad ipsum pertinentibus ad exemplar 
predecessorum nostrorum beate memorie Paschalis, Honorii et 
Innocentii Romanorum pontificum sub beati Petri et nostra pro- 
tectione suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. 
Quod uidelicet monasterium sancte memorie Tecbildis, Clodouei 
regis filia fundasse et rerum suarnm mnneribus ditasse cognoscitnr. 
Statuimus itaque ut quascumque possessiones quecumque bona 
prefata Techildis eidem monasterio de suo iure contulit, quecumque 
etiam alia bona idem monasterium in presentiarum iuste et cano- 
nice possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione 
regum uel principum, oblatione fidelium seu aKis iustis modis Deo 
propitio poterit adipisci, firma uobis uestrisque success oribus im- 
perpetuum et iUibata permaneant. In quibus bee propriis duximus 
exprimenda uocabulis, scilicet: Altare quod est in pago Senonico 
in uilla que uocatur Ausonis in bonore sancti Petri dedicatum, 
quod olim domnus Egil bone memorie Senonensis arebiepis copus 
eidem monasterio dedit; tria quoque altaria que Seuuinus arebi- 
episcopus uestre contulit ecclesie et suis litteris confirmauit, uide- 
licet in uilla que uocatur Sanceias altare sancti Sanctiani martyris, 
item altare quod distat a cripta predict! monasterii quinquaginta^^ 
dextris in bonore sancti Sauiniani martyris atque pontifiicis con- 
secratum; in pago Pruuinensi in uilla que uocatur Naudus altare 
sancti Lupi; item altare sancti Hilarii quod est in uilla que uoca- 
tur Honorifiacus, ut eo iure quo tria altaria a iamdicto Seuuiao 
arcbiepiscopo collata possidet et istud possideat; bee quinque al- 
taria cum stiis pertinentiis, sicut a prefatis presulibus concessa 
sunt monasterio uestro, omni tempore possideat absque alicuius 
seruitii administratione et in eis fideles sacqrdotes ad seruiendum 
Deo omnipotenti digne constituat. Sane Mauriacensem cellam in 
Aruernico pago constitutam sub iure semper et ditione monasterii 
uestri permanere sancimus cum rebus omnibus et possessionibus ad 
ipsam pertinentibus. Preterea uestro monasterio nicbiLominus con- 
firmamus pensum Trecensis ciuitatis et Bari super Albam, quem- 
admodum ab Hugone comite illustris memorie et postmodum a 
nobili uiro Teobaudo Blesensium comite, nepote eius tibi et eidem 


a) quingenta AB. 



48 


Willielm Wiederh-old, 


monasterio concessnm est et scripto firmattnn. Quicqtiid preterea 
immunitatis, quicquid libertatis seu d.onatioiiis a Senonensis ecclesie 
archiepiscopis uel catbolicis regibus monasterium uestram bactenns 
obtinnisse cognoscitur, ratum firmumque manere sancimus. Obeunte 
Hero te nunc einsdem loci abbate uel tuorum quolibet successorum, 
nullns ibi qualibet subreptionis astutia uel uiolentia preponatur, 
nisi quern fratres communi consensu uel fratrum pars sanioris con- 
silii secundum Dei timorem et beati Benedicti regulam prouiderint 
eligendum. Decernimus ergo ut nulli omnino bominum liceat pre- 
fatum monasterium temere perturbare aut eius possessiones auferre 
uel ablatas retinere minuere seu quibuslibet molestiis fatigare, sed 
omnia Integra conseruentur, eorum pro quorum gubernatione et 
sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura, salua in 
omnibus sedis apostolice auctoritate et diocesani episcopi canonica 
iustitia. Si qua igitur in futurum ecclesiastica secularisue persona 
banc nostre constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire 
temptauerit, secundo tercioue commonita, si non reatum suum con- 
grua satisfactione correxerit, potestatis bonorisque sui dignitate 
careat reamque se diuino iudicio existere de perpetrata iniquitate 
cognoscat et a sacratissimo corpora ac sanguine Dei et domini 
redemptoris^) nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in extreme 
examine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iura 
sua seruantibus sit pax domini nostri lesu Cbristi, quatenus et hie 
fructum bone actionis percipiant et aptid districtum iudicem premia 
eterne pacis inueniant. 

R. Ego Lucius catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Tbeodeuuinus sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Petrus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Bainerius presb. card. tit. sancte Prisce ss. 
f Ego Tbomas presb. card. tit. Vestine ss. 
f Ego Gruido presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso^) ss. 
f Ego Hugo sancte Romane ecclesie presb. card.^) tit. sancti Lau- 
rentii in Lucina ss. 

t Ego Gregorius dtac. card, sanctorum Sergii et Bacebi ss. 
f Ego Otto diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum ss. 
t Ego Guido diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
t Ego frater lordanns diac. card. ss.^> 
f Ego Petrus diac. card, sancte Marie in Portion ss. 

Datum Rome-^) per manum Baronis sancte Romane ecclesie 


h) corpore Dei ac sanguine redemptoris AJB. c) et Damasi AB. 
d) card, fehlt AB, e) ss. fehlt m A, f) Rome fehlt in A, 



Papstarkunden in Frankreicli V. 


49 


subdiaconi, V idus ianuarii, indictione VIII, incamationis dominice 
anno 0® XLIIII, pontiflcatus nero domnx Lucii II pape anno 
prime. 


2h 

Eugen JII. nimmt das Kloster Notre-Eame de Quincy unter dem 
AU Urban in den apostolisclien SchuU und bestdtigt ihm die Besitmngen 
und die Zehntfreiheit, Later an 1146 Januar 20. 

Privilegia abhatiae Quinciacensi concessa s. XV f. L Tonnerre 
JBihl. Comm, Ms, 39. 

Gitiert Quantin Cartulaire general de VYonne II p, 67, 

Engenius episcopns seruns seruorum Dei. Dilectis flliis Vrbano 
abbati mpnasterii sancte Marie Quinciacensis emsq_ne fratribus tarn 
presentibus qnam futnris regularem nitam professis imperpetnum. 

Ad hoc nniuersalis ecclesie enra nobis a prouisore omnium bonorum 
Deo commissa est, ut reHgiosas diligamus personas et bene placen- 
tem Deo religionem studeamus modis omnibus propagare. Neque 
enim grains Deo aliqaando famulatus impenditur, nisi ex charitatis 
radice procedens a puritate religionis fuerit conseruatns. Oportet 
igitur omnes christiane fidei amatores religionem diligere et loca 
nenerabilia cum ipsis personis diuino sernicio mancipatis attentius 
confouere, ut nullis pranorum hominum inquietentur molestiis uel 
importunis angariis fatigentur. Eapropter, dilecti in Domino filii, 
nestris iustis postulationibus clementer annuimus et prefatum beate 
Dei genitricis semperque uirginis Marie monasterinm, in quo diuino 
mancipati estis obsequio, sub beati Petri et nostra protectione 
suscipimus et presentis scripti priuilegio communimus. Statuentes 
ut quascumque possessiones quecumque bona in presentiarum iuste 
et canonice possidetis aut in futurum concessione pontificum, libe- 
ralitate regum, largitione principum, oblatione fidelium sen aliis 
iustis modis prestante Domino poteritis adipisci, firma uobis 
uestrisque successoribus et iPibata permaneant. In quibus hec 
propriis duximus exprimenda uocabulis: Monasterinm ipsum beate 
Marie cum possessionibus nemoribus pratis et aliis omnibus perti- 
nentiis suis, terram de Quintiaco cum orreo nemore et aliis omni- 
bus adiacentiis suis, terram de Balano orreum et nemus cum aliis 
omnibus appendiciis suis, orreum de Heruy cum pratis et aliis 
omnibus pertinentiis suis, uineas de Osmunt, terram cum orreo de 
Submontxbus cum appenditiis suis, sicut uobis a monasterio Melun- 
densi et eiusdem loci fratribus pro censu duorum solidorum annuatim 
eis persoluendo rationabiliter concessa est, terram de Eontanis cum 

Kgl. Oes. d. Wiss. Naohricliten. Philolog.-hist. Klasse. 1910. Beiheft. 4 



50 


Wilhelm Wiederhold, 


nemore et aliis omni'bus adiacentiis stiis, terras prata et nemora 
que in uicinia abbatie uestre possidetis. Sane laborum uestrorum, 
quos propriis manibns ant snmptibns colitisj sine de nntrimentis 
animalinm nestrornm nnllns omnino clericns uel laicns a nobis 
decimas exigere presnmat. Decernimns ergo nt nnlli omnino ho- 
minnm liceat prefatnm locnm temere pertnrbare ant eins possessiones 
anferre nel ablatas retinere minnere sen qnibnslibet nexationibus 
fatigare, sed omnia integra consernentnr, eornm pro quorum gnber- 
natione et sustentatione concessa sunt, usibns omnimodis profntnra, 
salna sedis apostolice anctoritate et diocesani episcopi canonica 
institia et renerentia. Si qua igitnr in fntnrnm ecclesiastica se- 
cnlarisue persona hnins nostre constitntionis paginam sciens 
contra earn temere nenire temptaueritj secnndo tercione commonita, 
si non reatnm snnm congrna satisfactione correxerit, potestatis 
honorisqne sni dignitate careat reamqne se dinino iudicio existere 
de perpetrata iniqnitate cognoscat et a sacratissimo corpore et 
sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesn Cbristi aliena fiat 
atqne in extreme examine districte nltioni snbiaceat. Cunctis 
antem eidem loco sna inra sernantibns sit pax domini nostri lesn 
Cbristi, qnatinns et bic frnctnm bone actionis percipiant et apnd 
districtnm indicem premia eterne pacis inneniant. Amen. Amen. 
Ament. 

R. Ego Eugenins catholice ecclesie episcopns ss.®^ BV. 
f Ego Conradns Sabinensis episcopns sa. 
f Ego Albericns Hostiensis episcopns ss. 
f Ego Ymarns Tuscnlanns episcopns ss. 
t Ego Grregorins presb. card. tit. Calisti ss. 
f Ego Guido presb. card. tit. sancti Grisogoni ss. 
f Ego lordanus presb. card. tit. sancte Snsanne ss. 

t Ego Guido diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 

*f Ego Octanianns diac. card, sancti Nicolai in carcere Tul- 
liano ss. 

f Ego Astaldns diac. card, sancti Enstachii inxta templum 
Agrippe ss. 

Dat. Lat. per mannm Eoberti sancte Eomane ecclesie presbi- 
teri cardinalis et cancellarii, XIII kal. febrnar., indictione nona, 
incamationis dominice anno M°. Cl XLV®, pontificates nero domni 
Eugenii pape tercii anno prime. 


a) ss. fehlt Uherall. 


Papsturkunden in Frankreich V. 


61 


33 . 

Eugen IIL lestdtigt dem Kloster Cheml-Eenoit unter dem AM 
Jtanulph nach dem Vorgange Innocent’ IL die Immunitdt und die 
JBesiUungen, Trastevere 1146 Fehmar 28\ 

Aitsmg in Collectanea ex chartulariis s, XVII f. 296' Paris EM. 
Nat Ms. lat. 13816. — Begest in Antiqiiitates Benedictinae in dioeesi 
Bituricensi s. XVII vol. Ill f. 135 ebenda Ms. lat. 12744. 

J-L. 8884 citiert nach Ms. lat 12744 and 13816 zu 1146 III. Vgl. 
aber Gallia Christiana II p. 143. Die Vorurhunde Innocenz' II. 
scJieint verier en. 

Eugenius papa Ranulpho abbati monasterii beati Petri Cazalis 
Benedicti eiusq[ue fratribus. Predecessoris Innocentii et Petri 
Bituricensis arcbiepiscopi precibus inclinati, immunitatem ipsius loci, 
sicut a Leodegario bone memorie Bituricensi arcHepiscopo inter 
terminos per circumpositas cruces designates constituta est,- red- 
ditus salis de castro Exolduni, sicut Radulpbus eiusdem castri 
dominus nobis concessit, eclesiam de Dpmnopetro, eclesiam de 
Pruneriis, quas tenetis ab eclesia sancti Cirici sub censu quinqua- 
ginta solidomm Exoldunensinin, eclesiam de Poliniaco, eclesiam de 
Polinis cum obedientiis uestris, que intra eandem parroebiam site 
sunt, scilicet Cambone, Albiniaco, Espaliardo, eclesiam sancti Mar- 
tini de Noengerio, eclesiam sancti Benigni Caluiniacum, capellam 
sancti Leodegarii Corcellam, (u)suagias in page Senonensi, eclesiam 
sancti Aniani in pago Ambianensi, eclesiam sancte Marie de Eluxa- 
cuesa in pago Aurelianensi, prioratum de Comeliaco cum pertinen- 
tiis suis et eclesiis, scilicet de Contris, de Seriaco, de Eraxino; 
monaebi autem ipsius loci de Comeliaco abbati de Cazalis, qui pro 
tempore fuerit, cum omni bumilitate obediant et ubi ipse prouide- 
rit, benedictionem suscipiant. Porro decimas quas assensu et con- 
silio arcbiepiscoporum uel episcoporum de manu laycorum babere 
poteritis, nobis presentis scripti munimine ^roboramus, sicut ab 
eodem predecessore nostro papa Innocentio nobis concessum esse 
dignoscitur. 

Datum Trans Tyberim^), II kal. mart.®) anno milesimo cen- 
tesimo XLV^ pontificatns nero domni Eugenii III pape anno UP. 

a) predecessorum. b) fehM im Ms. lat. 13816. c) Pie Angdbe 

II kaL mart, findet sidh Gallia Christima II (1720) p. 143 J 


33 . 

Eugen IIL nimmt das Kloster Notre-Dame du Landais imter 
dem Abt Hugo in den apostolischen Schutz und bestdtigt ihm seine 
Besitzungen und Zehnten. Auxerre 1147 September 25. 

4 * 



B2 


Wilhelm Wiederhold, 


Martyr ologium monasterii Landensis s. ILIII f. 27 Faris Bibh 
Nat Ms, lat 9863, 

A.usfuhrTjichGS FogBSt Im Inventaire dcs tiltTBS de I ctbbayB du 
Landais von 1667 p, 7 Chateauroux Arch Dep. (Abbaye du Landais 
S, 276). Vgl. auch Estiennot Antiquitates Fened. in dioc. Biiur, 
s, XVII vol I p. SOI Paris Bill Nat Ms, lat 12742, 

EVGEinVS EPISCOPVS SEEWS SEEVOEVM DEL DILECTIS 
FILnS HVGONI LAEDENSI ABBATI EIVSQVE FEATEIBVS TAM 
PEESENTIBT8 QTAM PVTYEIS EEGTXAEEN VITAM PEOFESSIS 
IN PEEPETWM. Desiderixim quod ad religiouis propositum et 
animarum salutem pertinere monstratur, auctore Deo sine aliqua 
est dilatione complendum. Eapropter, dilecti in Domini filii, 
nestris iustis postulationibus clementer annuimns et ecclesiam beate 
Marie Landensis, in qua dinino mancipati estis obsequio, sub beati 
Petri et nostra protectione suscipimus et presentis scripti priui- 
legio communimus. Statuentes ut quascumque possessiones que- 
cumque bona eadem ecclesia in presentiarum iaste et canonice 
possidet aut in futurum concessione pontificum, largitione regum 
uel principum, oblatione fidelium seu aliis iustis modis Deo pro- 
picio poterit adipisci, firma uobis uestrisque successoribus et illibata 
permaneant. Sane laborum uestrorum, quos propriis manibus aut 
suidptibus colitis, siue de nutrimentis uestrorum animalium nullus 
onmirio a uobis decimas exigere presumat. Probibemus etiam ut 
nuEi fratrum post factam in uestro monasterio professionem absque 
abbatis sui licentia liceat de daustro discedere, discedentem uero 
nullus audeat retinere. Decemimus ergo ut nulli omniuo bominum 
liceat prefatam ecclesiam temere perturbare aut eius possessiones 
auferre uel ablatas retinere minuere aut aliquibus uexationibus 
fatigare, sed omnia Integra conseruentur, eorum pro quorum guber- 
uatione et sustentatione concessa sunt, usibus omnimodis profutura, 
salua sedis apostolice auctoritate et diocesani episcopi canonica 
iustitia. Si quaigitur in futurum ecclesiastica secularisue persona 
banc nostre constitutionis paginam sciens contra earn temere uenire 
temptauerit, secundo tertioue commonita, si non satisfactione con- 
grua emendauerit, potestatis bonorisque sui dignitate careat ream- 
que se diuino iudicio exsistere de perpetrata iniquitate cognoscat 
et a sacratissimo corpore ac sanguine^) Dei et domini redemptoris 
nostri lesu Cbristi aliena fiat atque in extreme examine districte 
ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco iusta seruantibus sit 
pax domini nostri lesu Cbristi, quatenus et bic fructum bone ac- 


a) a Sacramento corporis ac sanguinis. 


Papsturkunden in Frankreich V. 53 

tiords percipiant et apnd districtum iudicem premia eterne pacis 
inueniant. AMEN. AMEN AMEN 

R* Ego Eugenins cathoKce ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Albericus Ostiensis episcopus ss. 
f Ego Ismarus Tusculanus episcopus ss. 

I Ego Vmbaudus presb. card. tit. sanctorum lohannis et Pauli ss. 
f Ego Hugo presb. card. tit. in Lucina ss. 

f Ego Oddo diac. card, sancti Greorgii ad Velum aureum ss. 
f Ego Grregorius diac. card, sancti Angeli ss. 
f Ego lacinctus diac. card, sancte^^ Marie ss. 

Dat. Autisiodoro per manum Gruidonis sancte Romane ecclesie 
diaconi cardinalis et cancellarii, VII kal. oct., indictione X, incar- 
nationis dominice anno M^. C^. XL® VII®, pontiflcatus uero do mni 
Eugenii III pape anno III®. 

&) tit. sancti. c) tit. sancte. 


34 . 

Eugen IIL nimmt die Kanoniker von Notre-Dame und Saint- 
Etienne in Sens in den apostolischen Schuts und bestdtigt ihnen ihre 
Besitmngen, Ferentino 1151 Mdr^ 21. 

Kopie von 1666 II 8 Auxerre Arch, Dep, (Ghapitre cathedral de 
Sens a, 1438). 

Das Inventor von 1632 p. 5 citiert mndchst diese JJrlmnde und 
dann: j^hulle du pape Adrien IV poriant semUaile confirmation du 
31 decembre 1155^ (Q. 1441 p, 5 und G. 1440 f. 2). 

Eugenius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis cano- 
nicis ecclesie beate Marie et sancti Stepbani Senonensis eorumque 
successoribus canonice substituendis in perpetuum. Quoties 

illud a nobis petitur quod ecclesiarum honestati conueniens esse 
dignoscitur, animo nos decet libenti concedere et petentium desi- 
deriis congruum impertiri suffragium. Eapropter, dilecti in Do- 
mino filii, uestris iustis postulationibus benignum impertientes 
assensum, personas uestras sub beati Petri et nostra protectione 
suscipimus et presentis script! patrocinio communimus. Statuentes 
ut quascumque possessiones quecumque bona nomine prefate ecclesie 
in presentiarum iuste et canonice possidetis aut in futurum con- 
cessione pontificum, largitione regum uel principum, oblatione fide- 
lium sen aliis iustis modis Deo propitio poteritis adipisci, firma 
uobis uestrisque successoribus et illibata permaneant. In quibus 
bee propriis duximus exprimenda uocabulis : In prescripta ecclesia 
beate Marie et sancti Stephani in sede pontificali duas prebendas 


84 


Wilhelm Wiederhold, 


a capitulo Senonensi perpetuis temporibus rationabili uobis 
dispositione concessas, in claustro eiusdem ecclesie domnin nnam 
infra monasteriom et posternam, aliam domnm sitam infra domnm 
quondam Bochelini et domnm Petri Senonensinm canonicorum, apud 
Vennam qnatuor molendinos molentes, unnm ad tanum et alium 
ad boandnm, inxta eosdem molendinos domnm qnam emistis a 
Stephanone de Cathath. et terras circumadiacentes, terram qnam 
emistis a Theardo cnm appendiciis snis, apnd Grranarolnm nnnm 
molendinnm qni dicitnr de Fossa ad molendnm, nnnm ad tannm, 
medietatem nnins molendini molentis, tertiam partem nnins ad 
boandnm et fnrnnm nnnm cnm censn einsdem loci, clansnram sancti 
Desiderii cnm censn et medietate nnins fnrni, clansnram de CroUa- 
pede, nineam sancti Tebaldi, nineam de Loncinallo, Fospites et 
census de nilla sancti dementis, census de sancto Dionysio, census 
de bnrgo nicecomitis, prata et census de Grisyaco ; preterea quod 
ad decorem domns Dei et Fonestatem predicte ecclesie Teobaldns 
quondam Senonensis arcHdiaconus de nobis ac snccessoribns nestris 
rationabiliter ordinanit, scilicet nt eidem ecclesie perceptis inde 
canonice constitntis beneficiis, omni tempore debeatis anctore Do- 
mino desernire, nos qnoqne antboritate sedis apostolice confirmamns 
et fntnris temporibus ratnm manere sancimns. Decernimns ergo"> 
nt ntdli omnino hominnm liceat nos temere pertnrbare ant nestras 
possessiones anferre nel ablatas retinere minnere sen aliqnibns 
nexationibns fatigare, sed omnia illibata et integra consementnr, 
nsibns et necessitatibns nestris omnimodis profutnra. Si qnaigitnr 
in fntnmm ecciesiastica secnlarisne persona banc nostre constitn- 
tionis paginam sciens contra earn temere nenire temptanerit, secnndo 
tertione commonita, nisi satisfactione congrna emendanerit, pote- 
statis bonorisqne sni dignitate careat reamqne se diuino indicio 
existere de perpetrata iniqnitate cognoscat et a sacratissimo cor- 
pore ac sanguine Dei et domini redemptoris nostri lesn Cbristi 
aliena fiat atqne in extreme examine districte nltioni subiaceat. 
Cnnctis antem nobis insta seruantibns sit pax domini nostri lesn 
Cbristi, qnatenus et bic frnctnm bone actionis percipiant et apnd 
districtnm indicem premia .eterne pacis inneniant. Amen. Amen. 

B. Ego Engenins catbolice ecclesie episcopns ss. BV. 
f Ego Tmarns Tnsculanus episcopns ss. 
f Ego Nicolaus Albanensis episcopns ss. 
f Ego Vbaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss. 
f Ego Nicolaus presb. card. tit. sancti Cyriaci ss. 


a) Becernimusque. 


Papsturtunden in Frankreich. Y. 


B5 


.f Ego Aribertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
f Ego Vbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 
f Ego lordanns presb. card. tit. sancte Snsanne ss. 
f Ego Astaldns®®) presb. card. tit. sancte Prisce ss. 

f Ego Otto diac. card, sancti Greorgii ad Yelnm aureum ss. 
f Ego lohannes Paparo diac.^^ card, sancti Adriani ss^ 
f Ego Gregorius diac. card, sancti Angeli ss. 
f Ego Guido diac. card, sancte Marie in Porticu ss. 
f Ego lacinthus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss. 
f Ego lobannes diac. card, sanctorum Sergii et Baccbi ss. 

Dat. Eerentini per manum Bosonis sancte Bomane ecclesie 
scriptoris, XII kal. aprilis, indictione XIIII, incarnationis dominice 
anno M°. C^. L®, pontiflcatus uero domni Eugenii pape III anno 
septimo. 

h) Ego fehlt c) sancte Crucis felilt cc) Ditaldus. d) diac. felilt. 


35. 

Eugen IIL nimmt das Kloster Saint-Marien vor Auocerre unter 
den Abt Ohert in den apostolischen SchuU und hestdtigt Him seine 
JBesitmngen und Bechte^ namentlich die Zehntfreiheit. 

Segni 1152 Januar 18, 

Orig, Auxerre Arch. Dep. (Abbaye de Saint Marien d'Auxerre 
H. 1201). — Ausmg von 1359 III 18 ebenda if. 1210. 

Oitiert Quantin Cartulaire general de V Tonne Ip. 393 nach dem 
Original. 

EVGENIYS EPISOOPYS SERYY8 SEEVOEVM DEL DILEOTIS 
PILnS OBBETO ABBATI SANCTI MAEIANI FOEIS MVEYM AVTI- 
SIODOEENSIS CIVITATIS EIVSQVE EEATEIBYS TAM PEBSEN- 
TIBVS QYAM EYTVEIS EEGVLAREM VITAM PEOEESSIS IN 
PEEPETWM. I Eeligiosis desideriis dignum est facilem pre- 

here consensum, ut fidelis deuotio celerem sortiatur effectum. Ea- 
propter, dilecti in Domino filii, uestris iustis | postulationibus cle- 
ment er annuimus et prefatum locum, in quo diuino mancipati estis 
obsequio, sub beati Petri et nostra protectione suscipimus et pre-| 
sentis scripti priuilegio communimus. Statuentes ut quascumque 
possessiones quecumque bona idem locus in presentiarum iuste et 
canonice possidet | aut in futurum concessione pontificum, largitione 
regum uel principum, oblatione fidelium sen aliis iustis modis Deo 
propitio poterit adipisci, firma | uobis uestrisque successoribus et 
illibata permaneant. In quibus bqc propriis duximus exprimenda 



56 


Wilhelm Wiederhold, 


nocabulis : Ecclesiam sancte Mari^ Eotund^ sitam in snbnrWo Au|ti“ 
siodori cum omnibus ad se pertinentibus, exceptis ilKs q^ue ad 
proprietatem et dominium episcopi pertinere uidentur, grangiam 
de Oisello cum omnibus terris suis, que ad ins ecclesiq beat§ Ma|rie 
pertinent in loco illo et in parrochiis circapositis, grangiam de 
Bosculo cum terris suis, grangiam de Veteri prato cum terris 
suis, molendinum de Stagno et ipsum stagnum cum | orto et pratis 
circapositis, grangiam de Bunor cum territorio suo, in silua Othe 
locum qui uocatur Vallis profunda cum omnibus appenditiis suis, 
usum quoque ipsius silue pro j animalium uestrorum pastura sine 
[pro faciendis domjibus et aliis uestris domesticis utilitatibus, 
uineam Adding et alia qug circa ecclesiam uestram adepti estis, 
clausum Arberti Crassi. | Preterea prebendam integram in ecclesia 
sancti Stepbani, ita tamen ut in celebratione cotidiang miss^ pro 
defuDctis canonicis et dlius missg etiam quam presbyteri canonici 
per ordinem statutis ebdomadis celebrant, | debitum eidem ecclesie 
seruitium impendatis. Sane laborum uestrorum, quos propriis 
manibus.aut sumptibus colitis, sine de nutrimentis uestrorum ani- 
malium nullus omnino a uobis decimas | exigere presumat. Decer- 
nimus ergo ut nuUi omnino hominum liceat prefatum locum temere 
pertuxbare aut eius possessiones auferre uel ablatas retinere mi- 
nuere aut aliquibus \ uexationibus fatigare, sed omnia Integra con- 
seruentur, eorum pro quorum gubernatione et sustentatione concessa 
sunt, usibus omnimodis profutura, salua sedis apostolice auctoritate 
et diocesani episcopi canonica | iustitia. Si qua igitur in futurum 
ecclesiastica secularisue persona banc nostre constitutionis paginam 
sciens contra earn temere uenire temptauerit, secundo tertioue 
co mm onita, si non satisfactione | congrua emendauerit, potestatis 
bonorisque sui dignitate careat reamque se diuino iudicio existere 
de perpetrata iuiquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac 
sanguine Dei et domini redemptoris nostri | lesu Christi aliena fiat 
atque in extreme examine districte ultioni subiaceat. Cunctis 
antem eidem loco iusta seruantibus sit pax domini nostri lesu 
Cbristi, quatenus et bic fructum bone actionis | percipiant et apud 
districtum iudicem premia eterne pacis inueniant. AMEN. AMEN. 
AMEN. 

E. Ego Eugenius catbolicQ ecclesiq episcopus ss. BV. 
f Ego Ymarus Tusculanus episcopus ss. 
f Ego NTicoIaus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Gr(regorius) presb. card. tit. Calixti ss. 

f Ego ARIbertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 


Papsturkunden in Frankreicli V. 
t Ego Mius presb. card. tit. sancti MarcelK ss. 


57 


f Ego Eolandus presb. card. tit. sancti Marci ss. 

Ego Otto diac. card, sancti Greorgii ad Veltiin anretun ss. 

t Ego Grregorius diac. card, sancti Angeli ss. 
f Ego Johannes diac. card, sancte Marie None ss. 


f Ego Johannes diac, card, sanctorum Sergii et Bachi ss. 

Dat. Signie per mannm BOSONIS sancte Eomane ecclesie scrip- 
toms, XV kal. febr., indictione XV, incarnationis dominice anno 
W. Cl L® pontificatus nero domni EVgenii JII pape anno VII®. 

B. dep. 


36 . 

Eugen III. nimmt das Kloster Ve^elay unter dem Ait Pontius 
in den apostolischen Schuts und bestdtigt ihm die Besit^ungen, 

Segni 1152 Januar 27. 

Aus^ug in einem Transsumpt von 1486 1 10 Auxerre Arch. JDe^. 
(Ahiaye de la Madeleine de Vezelay H. 1942). 

Gitiert Bulletin de la societe de VYonne XXH (1868) p. 515 
nach einem Transsumpt von 1466 VI 30. In dem grojien Privileg 
Alexanders III. J-L. 11720 iverden als Vorurhinden solche Paschals II., 
Ccdixts II., InnocenP II., Lucius^ II. und Bugens III. und in dem 
Lucius^ III. J’L. 14538 solche von Leo IX., Gregor VII., Urban 11, 
Eugen III. und Alexander III. citiert. Bavon scheinen die Urkunden 
Urbans II., Innocen^^ II. und Lucius^ II. gdndich verloren, und von 
der Eugens III. ist nur der kurze Auszug erhalten. 

Eugenins episcopus seruns seruorum Dei. Dilecto filio Pontio 
Vizeliacensi abbati eiusque successoribus regularem") uitam pro- 
fessis^^ in perpetunm. Quamuis omnium ecclesiarum cura etc. 

Ecclesiam de Villaris monasterio cum decimis et pertinentiis suis, 
ecclesiam sancti Mauritii, ecclesiam Fessardi, ecclesiam Montislan- 
duni, ecclesiam de Ladon, ecclesiam de Johenuilla, ecclesiam de 
Magneriis, ecclesiam de Gundreuilla, ecclesiam de Vicomauro, ec- 


a) regulariter. 


li) profuturis. 



58 


Wilhelm Wiederhold 


clesiam de Camposeuraio cum decimis suis, ecclesiam de Serarduulla 
cum parrochiis de Venit et de Bolouilla cum decimis earundem 
uillarum, molendinum de Seth, in curia de Marini solidos per 
singulos annos de elemosina uicecomitis; in page Beluacensi etc. 
Datum Signie per manum Bosonis sancte Romane ecclesie 
scriptoria, VI kaL februarii, indictione XV, incarnationis dominice 
anno Ml Cl L.® 1°, pontificatus uero domni Eugenii HI pape anno 
sexto. 


37 . 

Anastasius IV, nimmt die AUei Saint-Germain vor Auxerre unter 
dem AU Arduin nach dem Vorgange Eugens III, in den apostoUschen 
SahuU und bestdtigt ihr die Besitsungen und Rechte, iesonders die 
Sepuliur, Lateran 1154 Fehruar 25. 

Gartulaire de Saint-Germain d' Auxerre s, XIII f, 8' Auxerre 
Bill, Comm, Ms, 161 = Bom Viole Historia abhatum s, Germani s, 
XVII p, 222 ebenda Ms, 154 = Kopien von 1676 IV 11, 1607 IX 
25 und mvei Kopien s. XVIII ebenda Arch, Bep, (Ahbaye de Saint- 
Germain d Auxerre H. 984), 

J-Ij, 9888 nach dem Citat hei Quantin Gartulaire general de 
VTonne I p. 480, Bie Urhunde wiederholt das Privileg Eugens III, 
J-L, 9548 und fugt nur Mnm, m den Besitmngen in der Biocese 
Xuajerre : monasterinm de Bellonionte, in der Biocese Sens: ecclesiam 
de Pains, eedesiam de sancta Craoe, in der Biocese Langres: ec~ 
clesiam de Massiliaco, in der Biocese monasterium de 

Pesmis, ecclesiam de Tumbero, in der Biocese Autun: ecclesiam 
de Disingiaco, in ecclesia de Mainiaco nouem solidos et obolum, 
in der Biocese Nevers: ecclesiam de Tais. 

Anastasius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ar- 
duino abbati monasterii sancti Grermani, quod secus ciuitatem Au- 
tisiodorensem situm est, eiusque fratribus tarn presentibus quam 
futuris regularem uitam professis in perpetuum. In apostolice 
sedis regimine. 

Dat. Later. V kal. martii, incarnationis dominice anno Ml C®. 
Llir, pontificatus uero dompni Anastasii IIII pape anno primo. 


88 . 

Anastasius IV. nimmt das Kloster Notre-Bame de Quincy unter 
dem Aht Hugo in den apostoUschen Schuts und bestdtigt ihm seine 
Besitmngen und Zehiten, Lateran 1154 April 20, 



Papsturkunden in Frankreich Y, B9 

Frivilegia abbatiae Quinciacensi concessa s. XV f, 2* Tonnerre 
JBibl. Comm. Ms. 89. 

Die Besitmngen sind : Locum in quo ipsum monasterium situm 
est cum appendxciis suis, grangiam Quinciaci cum appendiciis suis, 
grangiam Balano cum appenditiis suis, grangiam Semont cum ap- 
penditiis suis, grangiam Nielle cum appenditiis suis, prata et que 
Labetis in Heruio, uineas similiter quas habetis apud Espinollum 
et apud Losmondum. 

Anastasius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Hu- 
goni Quinciacensi abbati eiusque fratribus tarn presentibus quam 
futuris regularem uitam professis in perpetuum. Quotiens illud 
a nobis petitur. 

R. Ego Anastasius catbolice ecclesie episcopus ss“^. BV. 
f Ego Ymarus Tusculanus episcopus ss. 
f Ego Hugo Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Censius Portuensis et sancte Eufine^) episcopus ss. 
f Ego Grregorius presb. card, tit. Calisti ss. 
f Ego Hubaldus^^ presb. card. tit. sancte Praxedis ss. 
f Ego lulius presb. card. tit. sancti Marcelli ss. 
f Ego Astaldus presb. card. tit. sancte Prisce ss. 
f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss. 
f Ego lohannes presb. card. tit. sanctorum Siluestri et Martini ss. 
f Ego Odo diac. card, sancti Greorgii ad Velum aureum ss. 
f Ego Rodulfus diac. card, sancte Lucie in Septa Solis ss. 
f Ego Gruido diac. card, sancte Marie in Porticu ss. 
j* Ego Grregorius diac. card, et Sauinensis electus ss. 
f Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in careers Tulliano ss. 

Datum Lat. per manum Rolandi sancte Romane ecclesie pres** 
biteri cardinalis et cancellarii, XII kal. maii, indictione II, incar- 
nationis dominice anno M^. C^. L^. IIII^, pontificatus uero domni 
Anastasii pape IIII anno prime. 

a) ss fehlt iiheraU. h) Silue Candide. c) Fustaldus. 


39. 

Anastasius IV. bestdtigt dem dem lieiligen Feirus geJidrigen Kloster 
Deols unter dem AU Crirard nach dem Vorgange Faschalis^ II. und 
Calixts IL und anderer Pdpste seine JBesitmngen^ besonders die schon 
von Urban IX, Paschalis IL und Galixt IL dem Kloster hestdtigte 
Kirche von Ancesmes imd die von Eugen III. hestdtigte Entscheidung 



60 


Wilhelm Wiederhold 


des Er^MscTiofs Gaufried von Bordeaux und BiscJiofs Lambert von 
Angouleme wegen der Kirche von Saint'-Nicolas de la Bochelle, 

Lateran 1154 Mai 7, 

Orig. Paris Arch. Nat. Serie L. 229 Nr. 8. — Bullaire de 
Vablaye de Deols von 1735 p. 42 in der Schlo/]bibliothek von Fougere 
bei Chdteauroux. 

JL. 9891 citiert nacli dem Original. Die TJrhunde Eugens III. 
ist verloren. Die nicht formelhaften Teile unserer TJrhunde lauten: 
Ecclesiam uidelicet sancti Alberti, sancti Martialis, sancti Andrew 
apostoli et sancti Martini, ecclesiam sancti Dyonisii inxta Dolense 
castmin, ecclesiam sancti Stephani prothomartiris sanctique ler- 
mani confessoris, ecclesiam aliam in honore beat^ Mari§ nirginis in 
bnrgo Dolensi; in episcopatu Bituricensi monasterinm Vodolionis 
nnd welter wie in dem Privileg Lucius'^ II. (Nr. 18) bis monasteritim 
de Spinocnlo, und dann fdhrt die TJrhunde fort: ita nt ex eo quo- 
tannis duodecim denarios Eoman^ ecclesi^, sicut est constitntiim 
antiquitns, persoluatis. Preterea ordinationem Virsionensis mo- 
nasterii tibi tnisque snccessoribus perpetuo prouidendam et regen- 
dam committimus, donum quoqne et concessionem Emenonis Exol- 
dunensis seniorisj^ qnam fecit Emenoni et Alberto abbatibus Do- 
lensibus de monasterio beat^ Marie apud castrxim Exuldxmnm sito, 
quemadmodnm iamdicti predecessoris nostri egregi§ recordationis 
pape Calndii prinilegio continetur, nobis nicbilominns confirmamns; 
adicientes insnper ecclesias de Brnnis, ecclesiam de Plancas, ec- 
clesias de Marun, ecclesiam sancti Astregisilii de Tnrre cum ca- 
pella sancti Michaelis et ecclesiam sancti Desiderii einsdem castri, 
ecclesiam de Yigeuilla cnm parrochia sna, monasterinm de Prallia 
cum parrochia sua, capellam de Botiaco, ecclesiam de Noent, ec- 
clesiam de Magniaco cum appenditiis suis, ecclesiam de Latapetra, 
capellam sancti Petri de Dnno, ecclesiam de Nozelio, ecclesiam 
de Musterio, ecclesiam de Mosterol, ecclesiam de Certillac, mo- 
nasterium de Pontiaco cum capella sanctQ Marig, ecclesiam sancti 
Martini, sancti Desiderii, ecclesiam de Nocerolis, ecclesiam de 
Meanis, ecclesiam de oratorio sancti Michaelis, ecclesias de Sagiaco, 
ecclesiam de Bonis, ecclesiam de Eortio cnm appendiciis suis, ec- 
clesias de Rocha Cerneria, de Grroula, ecclesiam de Letge, ecclesiam 
de Malaualle, ecclesiam de Codra, ecclesiam de Brentiaco, ecclesiam 
de Ligolio, ecclesiam sancti Elodouei, insulam cum ecclesia de An- 
dria, capellam de castro Begonis, ecclesiam de Boia, ecclesiam de 
Mnsterlensi cum capella sua, ecclesiam sancti Zenonis, Aurelianis 
ecclesiam sancti Vincentii, ecclesiam de insula Buccardi cum ec- 


Papsturkunden in Frankreick V. 


61 


clesia de Lamere, ecclesiam de domo I^aginea cum supradicta ca*- 
pella sancti Petri, sancti Michaelis de Duno cum terra et tominibus, 
burgo libertate et immunitate ipsius et cum omnibus ad eandem 
ecclesiam pertinentibus ; preterea Andesmensem ecclesiam, quQ uti- 
qne beati Petri iuris esse cognoscitur, ex apostolic^ sedis benigni- 
tate uobis et successoribus uestris regendam dispoiiendamq[ue con- 
cedimus, quemadmodum a supradictis Pomanis pontificibus VBJBA- 
NO, PASOALI et OALIXTO noscitur institutum eorumque priui- 
legiis confirmatum, ut uidelicet ex eadem ecclesia duos solidos, ex 
Dolensi uero monasterio unum Lateranensi palatio annnaliter per- 
soluatis. Ad bee felicis memoriQ pape BVGBNII predecessoris 
nostri uestigiis adberentes, sententiam quam uenerabiles fratres 
nostri GAVPEIDYS Burdegalensis arcbiepiscopus et LAMBEETVS 
quondam Engolismensis episcopus super capella sancti Nicbolai de 
Eocbella, super qua inter uos et Cluniacenses monacbos contro- 
uersia uersabatur, ex mandate ipsius rationabiliter [protjulerunt 
et scripti sui pagina roborarunt, auctoritate apostolica confirma- 
mus et, sicut ab eis iudicatum est, capeUam ipsam a uobis uestris- 
que successoribus inconcusse perpetuo decernimus possidendum. 
Hoc quoque capitulo decreuimus adiungendum, ut neque Bituri- 
censis arcbiepiscopus nec aliqui minis tri eius in capellis sine par- 
rocbialibus ecclesiis burgi uestri diuina officia, nisi ob certam cul- 
pam burgensium, unde uos, ad quorum iurisditionem pertinent, 
iusticiam facere nolueritis, interdicant. Si quis uero capellanorum 
uestrorum eiusdem burgi aliquo interueniente casu seu industria 
delinquerint, in curia uestra iusticiam faciant, alioquin uobis uolen- 
tibus ea que in ecclesiis uestris babent, amitant. Decernimus ergo 
ut quod idem Dolense monasterium ab initio fundationis su^ nostro- 
rum optentu priuilegiis predecessorum perpetuis futuris temporibus 
inuiolabili firmitate obtineat, ut scilicet nullus episcoporum nec 
etiam Bituricensis arcbiepiscopus, in cuius parroebia situm est, 
idem locum uel abbatem seu etiam monacbos excommunicare uel 
ad synodum uocare iudiciaria potestate et diuinum officium ibidem 
interdicere presumat, sed si necesse fuerit eidem presuli totum 
comitatum Bituricensem excommunicationi subicere, omnes monaebi 
et familia eiusdem monasterii immunis, ab eadem excommunicatione 
semper existat, liceatque illic Deo famulantibus monaebis diuina 
officia celebrare et iamdictam familiam tumulare, ita tamen ut 
excommunicati ad earn nullatenus admittantur. 

AXASTASIVS EPISOOPVS 8EEYVS SEEVORVM DEI. DILEC- 
TIS PILnS GIEAEDO ABBATI DOLENSIS MONASTBEII EIVSQVE 



Wilhelm Wiederhold, 


62 

PEATEIBVS TAM PRESENTIBVS QVAM EVTVEIS EEGVLAEEM 
VITAM PROFESSIS IN PERPETVVM. ] Effectum iusta postulantibus. 
E. Ego Anastasias catbolie^ ecclesiQ episcopus ss. BV. 
f Ego Imarus Tusculanns episcopus ss. 
f Ego Hugo Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Grregorius presb. card. tit. Calixti ss. 

[f Ego G-uidol presb. card. tit. sancti Girisogoni ss. 
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Braxedis ss. 
f Ego Manfredus presb. card. tit. sanct§ [Sabine] ss. 
f Ego Aribertus presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 

I Ego lulius presb. card. tit. sancti Marcelli ss. 

•j- Ego Bernardns presb. card. tit. sancti dementis ss. 
f Ego Octauianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 
f Ego Gr-erardus presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss. 
•f Ego lohannes presb. card, sanctorum lohannis et Pauli tit. Pa- 
macbii ss. 

•]• Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbillei ss. 

I Ego lohannes presb. card. tit. sanctorum Siluestri et Martini ss. 
f Ego Eodulfus diac. card, sancte Lucie in Septa Solis ss. 
f E^o Giuido diac. card, sancte Marie in Porticu ss. 
f Ego lohannes diac. card, sanctorum Sergii et BacM ss. 

I Ego Odo diac. card, sancti Nicholai in carcere TuUiano ss. 
Dat. Laterani per manum, Eolandi Sanctf Romane ecclesi^ 
presbiteri cardihalis et canceflariij non. maii, ihdictione H, incar- 
nationis dominice anno M“. C". LIUI, pontificatus uero domni 
Anastasii pape IIIl anno primo. 

B. dep. 


30. 

Anastasius IV. nimmt das Kloster Dilo unter dem Aht Ertdld 
in den apostolischm Schuts und iestatigt ihm die JBesUmngen, die 
Zehnten und das Aufnahmerecht. Lateran HSi Juni 4. 

Kopien s. XVI, von 1686 IX 29, von 1704 111 5 und 0 wei Ko- 
pien s. XVIII Auxerre Arch. Dep. (AVbaye de Notre-Dame de Dilo 
H. 592). 

J-L. 9916. Wiederliolung von Eugen 111. J-L. 9102 mit den hei 
Quantin Cartulaire general de V Tonne Ip. 432 verseichneten Zmatzen. 

Anastasias episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Err 
taldo abbati eeclesie sancte Marie de Deiloco eiusque fratribus tarn 



Papsturkunden in Frankreich Y. 03 

presentibns quam futuris canonicam uitam professis in perpetuum. 
Religiosam uitam eligentibus. 

R. Ego Anastasias catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Hugo Ostiensis episcopus ss. 
f Ego Cencius Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Grregorius presb. card. tit. Calixti ss. 
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss. 
t Ego Bernardus presb, card, tit sancti dementis ss. 
f Ego Octauianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 
f Ego G-erardus presb. card. tit. sancti Stepbani in Celio monte ss. 
f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbillei ss. 
f Ego lobannes presb. card, sanctorum Siluestri et Martini ss. 

I Ego Guido diac. card, sancte Marie in Portion ss. 
t Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in car cere Tulliano ss. 

Dat. Lat. per manum Rolandi sancte Romane ecclesie pres- 
biteri cardinalis et cancellarii, II non. iunii, indictione II, incar- 
nationis dominice anno MP, C^. L®. 1111°, pontificatus uero domini 
Anastasii pape IIII anno primo. 

31. 

Hadrian IV, iestdtlgt dem Propst Herveus imd den Kanonikern von 
Sens die Entscheidung aus der Zeit Er^bischof Heinrichs von Sens^ 
dafi ihre Prdbenden in heinem FaUe verringert iverden dicrfen, toenn 
nickt ehoa hei fortgeset^teni UnfleiH der Inhaler in der ErfuUung 
ihrer kirchlichen Pflichten, Rom Sankt Peter 1155 Januar 3, 

Orig, Sens Bill, Comm, (Archives Q, 109), — Kopie von 1682 
VII 24 Auxerre Arch, Bep, (Gkapitre cathedral de Sens Gr, 695), 

Gitiert Quaniin Gartulaire general de V Tonne II p, 93, Ber 
enischeidende Sat 0 des Textes lautet : Constitutionem quam pari uoto 
et communi assensu tempore Hen(rici) quondam arcbiepiscopi uestri 
fecistis, uidelicet ut canonici qui apud Senonensem Qcclesiam ha- 
bitant et in ipsius seruitio assidue commorantur, prebendarum sua- 
rum fructum integre et sine diminutione percipiant; ilK uero qui 
licentia capituli in scolis fuerint aut infirmitate detenti niobilomi- 
nus accipere debeant, qui autem extra §cclesiam commorantur et 
eidem ecclesie assidue non deseruiunt, uiginti solidos tantum per- 
cipiant, apostolice sedis auctoritate firmamus et constitutionem 
ipsam ratam et inconcussam futuris temporibus decernimus per- 
manere. 

ADRIANYS EPISOOPVS SERVYS SERVOKYM DEI. DILBOTI8 



64 


Wilhelm Wiederhold, 


FILHS HEEVEO PBEPOSITO SENONENSIS EOOLESIE EIVSQVE 
FBATEIBVS TAM PEESENTIBYS QYAM FYTYEIS OANONIOE 
SVB8TITVEEDIS IN PEEPETYYM. | Quotiens illud a nobis. 

E. Ego Adrianns catholic^ ^cclesi^ episcopus ss. BY. 
f Ego Tmarus Tusculanns episcopus ss. 
f Ego Hugo Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Gregorius Sabinensis episcopus ss. 
f Ego Guido presb. card, tit. sancti G'risogoni ss. 
f Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Sauine ss. 
f Ego lulius presb. card, tit- sancti MarceEi ss. 
f Ego Astaldus presb. card. tit. sancte PriscQ ss. 
f Ego lobannes presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit, Pa~ 
maciiii ss. 

f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss. 
f Ego lotannes presb- card. tit. sanctorum Siluestri et Martini ss. 
f Ego Guido diac. card, sancte Marie in Porticu ss. 
f Ego lobannes diac. card, sanctorum Sergii et Bachi ss. 

f Ego Odo diac. card, sancti Nicbolai in carcere Tulliano ss. 

Dat. Rome apud sanctum Petrum per manum Rolandi sancte 
Eomane ecclesie presbiteri cardinalis et cancellarii, III non. ian,, 
indictione HI, incarnationis dominice anno M®. C®. L®. IIII®, ponti- 
ficatus uero domni Adriani pape IIII anno primo. 

B. dep. 


33 . 

Hadrian IV. nimmt das Kloster Saint-Germain vor Auxerre 
tmter dem Aht Arduin nach dem Vorgange Eiigens HI. in den 
apostolischen Schulz und iestdtigt ihm die Besitmngen und alls RecJite, 

Eom SanJct Peter 1155 April 80, 

OartuJaire de Saint-Germain d'' Auxerre s. XIII f. 9. Auxerre 
Bill. Comm, Ms. 161 = Bom Viole Hist, dbbatum s, Germani s. 
XVII p. 225 Auxerre Bibl, Ms, 154 = Kopie von 1607 IX 25, 
Kopie von 1676 IV 11 und mei Kopien s. XVIII ehenda Arch, Bep, 
(H. 984), 

J-L, 10045 nach dem Gitat bei Quantin Cartulaire general de 
VYonne I p, 480, Bie Urkunde wiederhoU das Privileg Anastasius^ IV, 
J-L, 9838 und fugt hinzu, m den Besitmngen in der Biocese Langresi 
ecclesiam de Estiualt. Vgl, Nr, 27. 


Papsturkunden in Prankreick Y, 


65 


Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ar- 
duino abbati monasterii sancti G-ermani, quod secus ciuitatem Au« 
tisiodorensem situm est, eiusque fratribus tam presentibus quam 
futuris regularem uitam professis in perpetuum. Effectum iusta 
postulantibus. 

Dat. Rome apud sanctum Petrum, II kal. maii, incarnacionis 
dominice anno C®, L^. pontificatus uero dompni Adriani pape 
nil anno prime. 


33. 

Hadrian IV. nimmt das Kloster Saint- 3Iarien in Auxerre unter 
dem Abt Milo in den apostolischen SchuU und hestdtigt Him die He- 
sitmngen und BecUe, JBenevent 1156 April 9, 

Orig, Auxerre Arch Hep. (Saint-31arien d* Auxerre H. 1304). 

Citiert Quantin Cartulaire general de VYonne I p. 393. — Hie 
Urlcunde stimmt wortlich uberein mit der iei Quantin II p. 136 ge- 
drucMen Hestdtigungsurhunde Alexanders HI. J-L. 10738 (Orig. 
und Kopie von 1670 II 28 ebenda). 

ADRIANVS EPISOOPVS SBRWS SERVORVM DEI. DIDEOTIS 
EILIIS MILONI ABBATI SANOTI MARIANI EIVSQVE ERATRIBYS 
TAM PRESENTIBVS QVAM PVTVEIS EEGVLAEEM VITAM 
PROFESSIS IN PERPETVYM. | Quotiens illud a nobis petitur. 

R. Ego Adrianus catbolicQ ecclesi^ episcopus ss. BV. 
f Ego Gruido presb. card. tit. sancti G-risogoni ss. 
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Praxedis ss. 
f Ego Vbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 
f Ego Bernardus presb. card. tit. sancti dementis ss. 
f Ego Octauianus presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 

f Ego Odo diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum ss. 
f Ego Guido diac. card, sancte Marie in Porticu ss. 

Dat. Beneuenti per manum Rolandi sancte Romany ecclesie 
presbiteri cardinalis et cancellariij V id. april., indictione 1111,. in- 
carnationis dominice anno M^. VI°, pontificatus uero domni 
Adriani pape IIII anno II. 

B. dep. 


34. 

Hadrian IV. nimmt das Kloster La Charite-sur-Loire unter dem 
Prior Bainald nach dem Vorgange Urbans II., Paschalis' II. und 
Lucius^ II. in den apostolischen Schut^ und bestdtigt ihm seine He- 

Kgl. Ges. d. Wiss. Nacliricliton. Klasse. 1910. Beiheft. 5 



66 


Wilhelm Wiederhold, 


siUmgen und EecJde^ name^itlich die JBestimmung InnocenB^ JLj daj] 
durch Mine JSfeugrilndung innerliaTb seiner Pfarreien die Reclite imd 
Gilter des Klosters irgendwie beeintrdchtigt werden dUrfen. 

Benevent 1156 April 24, 

Dorn Viole Qesta episcoporum Autisiodorensiiim s, XVI J vol. I 
p,.999 Auxerre Bill, Comm, Ms, 152. 

Citiert Monast. Bened, s, XVII vol. IX f, 9 Paris Bibl, Nat, Ms, 
lat 12666. — Die Besitmngen sind: In Antissiodorensi episcopatu 
apnd Boniacum ecclesiam sancti Petri et sancti Aniani cum omni- 
bus possessionibus et appendiciis suis, apud Dampnam Mariam 
sancte Marie et sancti Amatoris, apnd Balbiniacum sancti StepHani, 
apud Septemfontes sancti Petri, apud Conadam sancti Aniani et 
ecclesiam de Nououico, apud Polliacum sancti Petri, apud Menam 
sancti luliani, apud Bellusiacum sancti Martini, apud Karciacum 
sancti MarceUi, apud Varrennam sancti Martini, iuxta Eauenam 
sancti Siluani, apud Domnum Petrum sancti Petri, apud Murliacum 
sancti Martini, in Bosco Brittangia sancti Vincentii, apud Castrum 
nouum sancti Simpboriani, apud Sulliacum sancti Simpboriani, 
iuxta Sulliacum iuxta Virgultum sancti Germani et sancti Aniani, 
apud Matriaoum sancti Petri, apud Banam sancte Marie, apud 
Grin sancti Stepbani, apud Colungar super Yoniam sancte Marie, 
ecclesiam de la Couronni, apud Nannay sancti Symeonis, apud 
Alydacum sancti Saiurnini, apud Featiniacum sancti Cyrici, ec- 
clesiam de Via sancti Stepbani, apud Mannar sancti Martini, apud 
Cellam sancti luliani; in episcopatu Niuemensi ecclesiam sancti 
Aniani de Albiniaco cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti 
Sulpitii de CapeUa supra Ligerim, de Partiaco, sancti Victoris de 
Eiuernis, de Bichiis, de Tanturiaco, de sancto Sulpitio, de Bello- 
monte, de Roy, de Patingis, de Monteniaco, de Sauiniaco, de Cir- 
siaco, de Colongia supra Carsiacum castrum; iu episcopatu Bituri- 
censi ecclesiam de Monastello cum burgo et omnibus pertinentiis 
suis, de sancta Montsana, de Argento cuius castellum et castra 
in terra monacborum sunt, de Parpatiaco, ecclesiam de sancto 
Celso cnm burgo et omnibus pertinentiis suis, de campo Feroldi, 
de sancto Florentio, de Aurolio, item de Or olio, de Vatiniaco, de 
Barday, de Santonio, de Ylmeriaco, de Fonteniaco castro, sancti 
Cyrici de Bed, de Neronda, de Perli, de Berriaco, ecclesiam sancte 
Marie et sancti Martini apud montem Falconis de Cronaj in epis- 
copatu Eduensi in subnrbio ecclesiam sancti Rocbi, ecclesiam de 
Eoca, de monte Osberti cum uilla de Brali, de Vinerio, de saucto 
Honorato, de Lamaneria; iu episcopatu Aurelianensi ecclesias in 



Papsturkimden in Frankreicli Y. 


67 


suburbio sancti Laurentii cum omnibus pertinentiis snis, de Aurolio ; 
in Carnotensi episcopatu ecclesiam in suburbio beate Marie Belli- 
loci, apud Meruillam sancti lohannis; in episcopatu Turonensi ec- 
clesiam sancti Micbaelis, sancti Medardi de Emira; in episcopatu 
Senonensi ecclesias sancte Marie de Porta Leonis cum omnibus 
pertinentiis suis, de Curtiniaco sancti Petri cum omnibus pertinen- 
tiis suis, de Disiacoj de castro Painaldi, sancti Nicbolai ecclesiam 
de Monte Boio cum omnibus pertinentiis suis, de Castellione, de 
Cbauennis, de loyniaco cum omnibus pertinentiis suis, de Brancbiis, 
de Contentione, de Ladis, de castello Belliot, de Venisiaco, de 
Cruce cum omnibus pertinentiis suis, de Meso, de Yonisuilla, de 
luliaco, de capella Eagi; in Trecensi episcopatu ecclesiam sancti 
Sepulchri cum omnibus pertinentiis suis, de sancto lusto de Se- 
sanna cum omnibus pertinentiis suis; in episcopatu Snessionensi 
ecclesiam de Brena cum omnibus pertinentiis suis, de Villeriis cum 
omnibus pertinentiis suis; in episcopate Catalonensi ecclesias de 
Monte Mauro; in episcopatu Meldensi ecclesias de Badolio cum 
omnibus pertinentiis suis, de Eirmitate Augulfi, de Challi, de Cbar- 
niui, de Boissi, de Bellouidere, sancti Cbristopbori in subnrbio; in 
episcopate Parisiensi ecclesiam sancti Yonii cum omnibus pertinen- 
tiis suis; in episcopate Beluacensi ecclesiam sancti Cbristopbori 
cum omnibus pertinentiis suis ; in episcopate Botomagensi ecclesiam 
de Longuauilla cum omnibus pertinentiis suis; in Venetia ecclesiam 
sancte Crucis cum pertinentiis suis; in Hispania sancti Petri de 
^Batis uel Aratis cum pertinentiis suis; in episcopate Vinconiensi 
in Anglia ecclesiam sancti Saluatoris de Vermondeste cum perti- 
nentiis suis; in episcopate Lincolnensi ecclesias sancti Andree de 
Noretona cum pertinentiis suis, ecclesiam de Dammceria cum per- 
tinentiis suis; in episcopate Heresfordensi ecclesiam sancte Mil- 
burgis de Vannclocb cum tota uilla et aliis pertinentiis suis; in 
episcopate Cboracensi ecclesiam de Pontefracto cum pertinentiis 
suis, alias quoque ecclesias et decimas de Laurento et deMena et 
ceteras omnes quas canonice possidetis. 

Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Eai- 
naldo priori monasterii beate Marie que^^ de Cbaritate dicitur 
eiusque fratribus tarn presentibus quam futeris regularem uitam 
professis in perpeteum. Quotiens a filiis nostris. 

Datum Beneuenti per manum Bolandi sancte Bomane ecclesie 
presbyteri cardinalis et cancellarii, VIII kal. maii, indictione IV, 
incarnationis dominice anno C°. L° VP, pontificates uero do- 
mini Adrian! pape IV anno IP. 

a) sic, h) anno feJiU, 

5 * 



68 


Willielm Wiederhold, 


35 . 

Hadrian IK ubermittelt dem Aht Girard und den Briidern von 
BSols seine JEntscheidung in einem Streite ^wischen iJmen und den 
Klerilcern von Ohdtillon, Lateran 1157 Mdr^ 11. 

Kopie s. XVIII (aus Kopie von 1280) Chdteauroux Arch. Dep. 
(Ohapitre Saint- Aoustille de Ghdtillon-sur-Indre G. 54). 

Adrianus episcopus sernus seruorum Dei. Dilecto filio Girardo 
abbati et fratribus Dolensibas salutem et apostolicam benedictio- 
nem. Qnoties ad sedis apostolice andientiam controuersie alique 
perferimtur , solicite debemus efficere, nt fine congruo mediante 
iustitia sopiantur et cum faerint terminate, ne recidiuum impo- 
sterinn patiantnr, qualiter terminate sint nel decise, litterarnm 
debet fidei commendari, nt habeat secntnra posteritas qnid super 
Loc euidenter agnoscat. Venisti siqnidem' ad nostram presentiam, 
dilecte in Domino fili, cum qnibusdam fratribus tuis, uenerunt et 
qtiidam clerici de Castellione, et que inter nos et ipsos de iure 
parocMali controuersia uertebatur, studuisti in nostra et fratrum 
nostrorum presentia explicate. Ex confessione itaque utriusque 
partis post longam et diutinam disceptationem tandem iuramento 
hincinde prestito cognoscentes totnm castrum quod Castellio 
dicitur ad parocliiam sancti Tyburcii pertinere, communicato fra- 
trum nostrorum consilio super eadem controuersia sententiam 
huiusmodi statuimus promulgare. Decernimus siquidem quod omnes 
homines et mulieres ipsius castri in subscriptis festiuitatibus ad 
baptismalem ecclesiam Thoisiliacensem pergant, uidelicet in Natale 
Domini ad missam maiorem et festiuitate beati Stephani, in puri- 
ficatione beate Marie, in Ramis palmarum ad processionem, ad 
Pascha ad missam et corpus domini, in Ascensione, in Penthe- 
eostem, in festiuitate Omnium sanctorum utraque die, in missis 
sponsalitiis, in purificatione mulierum. Ceteris autem diebus eant 
quocunque uoluerint ad audienda diuina officia sine diminutione 
baptismalis ecclesie. Domini etiam domorum tarn mares quam 
femine cum filiis et filiabus ameribus et generis in uita et in 
morte penitentiam a baptismali recipient et ibidem eorum corpora 
tumulentur, familia uero militum uidelicet sernientes, qui non sunt 
eiusdem generis in quadragenia, tantum ibunt ad penitentiam quo- 
cumque uoluerint, sed sepulturam apud eamdem matricem habebunt 
ecclesiam, milites uero et uxores eorum liberam sepulturam habe- 
bunt, salua iusticia matricis ecclesie. Decimas etiam omnes habebit 
matrix ecclesia. Baptisma apud maiorem tantum ecclesiam cele- 



Papsturkunden in Frankreicli V. 


69 


brabunt, nisi forte ingrnente necessitate mortis, cum capellanus 
matricis ecclesie presens non fuerit. Peram uidelicet et scarcellam 
ab ipsa matrice ecclesia periglini accipiant [et uisitationes at(jue 
unctiones infirmorum a sacerdotibus matricis ecclesie accipient. 
Statuimus ergo ut nulli omnino hominum liceat banc nostre con- 
firmationis sententiam infringere aut ei aliquatenus contraire. Si 
quis autem id attemptare presumpserit, secundo tertioue monitus, 
nisi reatum suum congrna satisfactione correxerit, indignationem 
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius in- 
currat atque in extreme examine districte ultioni subiaceat. 

Datum Laterani per manum Roclandi sancte Romane ecclesie 
presbiteri cardinalis et cancellarii, V® idibus martii, indictione V, 
incarnationis dominice anno M°. C®. L°. VP, pontificatus uero domini 
Adriani pape IIII anno tercio. 


36. 

Hadrian IV> nimmt das Er^histum JBourges miter dem Erjs- 
hischof Fetnis nach dem Vorgange Eugens IlL in den apostolischen 
SchuU und bestdtigt iJim den Primat uber die Provin^en JBourges und 
Bordeaux und alle Besitmngen und JReelite, 

Lateran 1157 JMdr 0 29. 

Cartulaire de Varcheveche de Bourges s. XIV Nr. 164 Bourges 
Arch. Hep. — Cartulaire s» XVIII p. 5 (mit der JRandnotiz Nr. 12) 
ebenda (ArchevecM de Bourges Q. 2). — Coll. Baluze ml 79 f. 137 
(ex cartulari f. 15) und f. 252 (ex cartulari f\ 68) Paris Bihl. Nat, 

J-L. 10269. Die Uriamde wiederhoU das Privileg Eugens III. 
J-L, 8883 bis m den Worten: altare beati Stepbani iuxta antiquam 
consuetudinem und fdhrt dann fort : Constituimus insuper , ut de- 
canus Bituricensis ecclesie, sicut eiusdem ecclesie canonica con- 
suetude requiuit, nuUam aliam preter decanatum in ipsa ecclesia 
obtineat dignitatem. Liceat quoque tarn tibi quam successoribus 
tuis cantoriam Bituricensis ecclesie et tbesaurariam sancti Au- 
stregisili absque canonicorum electione, sicut antecessores tui iuste 
fecisse noscuntur, sine cuiusquam contradictione concedere. lus 
etiam episcopale in synodis paratis et aliis consuetudinibus, in 
ecclesiis clericis et laicis de Burgodolensi, sicut tu et antecessores 
tui ab antiquis retro temporibus usque nunc pacifice babuistis, tibi 
tuisque successoribus confirmamus. Nibilominus quoque statuimus, 
ut singule parocbiales ecclesie per Bituriam constitute ad episco- 
pale ius pertinentes synodum tarn tibi quam successoribus tuis et 
paratas exsoluant. Obeunte uero te u, s. iv. 



70 


Wilhelm Wiederhold 


Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Petro Bituricensi archiepiscopo eiusque successoribus canonice sub- 
stitueudis (ia perpetuxim). In eminenti culmine sedis. 

Datum Laterani per manam Rolandi sancte Romaixe ecclesie 
presbyter! cardinalis et cancellarii, IIII kal. aprilis, (indictione) VI, 
incarnationis dominice anno MCLVII, pontificatus (uero) domini 
Adriani pape IIII anno tertio. 


37. 

Hadrian IF. bestdtigt dem Hrsibischof Hugo von Sens die Bechte 
and Besitmngen seiner Kirche^ erneuert die Entscheidungen Inno- 
censf^ II, und. Eugens IIl,^ nach denen alle Guterverdujierungen Er 0 - 
biscliof Heinrichs von Sens als ungultig anmsehen sind und bestdtigt 
eine eingerucUe Urhunde Kbnig Ludwigs des Jungeren von FranTcreich, 

Lateran 1158 Mdr 0 19, 

Kopie von 1627 HI 6 Auxerre Arch, Hep, (ArchevecM de Sens 
G, 176), 

J-L, 10395 nach dem Citat bei Quantin Cartulaire general de 
V Yonne J p, 541), Die Vorurhmden Innocenz^ II, und Eugens 111, 
sind verlpren die inserierte Kbnigsurlmnde gedruckt bei Quantin II 
p, 74, Her Text wiederhoU im wesentlichen die UrJcunde Hadrians 
IV, I-L, 10168^ fdhrt aber nach potestatem liceat appeUare fort: 
Preterea quoniam antecessores nostri sancte recordationis Inno- 
centius et Eugenius Bomani pontifices possessiones et bona Seno~ 
nensis ecclesie distracta illicite cognoscentes, donationes sen quas- 
libet alienationes de possessionibus et bonis ipsius ecclesie per 
Henricum antecessorem tuum absque communi fratrum snorum 
consilio factas euacuauerunt et irritas censuerunt , nos quod ab 
ipsis super hoc factum est apostolice sedis autboritate firmamus 
et ratam manere censemus. 

Adrianus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Hugoni Senonensi archiepiscopo eiusque successoribus canonice 
substituendis in perpetuum. Cum ex iniuncto nobis a Deo, 
Datum Lat. per manum Bolandi sancte Bomane ecclesie pres- 
byter! cardinalis et cancellarii, XIIII kal. aprilis, indictione VI, 
incarnationis dominice anno VIP, pontificatus uero domini 

Adriani pape IIII anno quarto. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


71 


38 . 

Hadrian IV. schreiht dem Ait Pontius von Veiselay^ dafi er von 
dem Ait Stephan von Notre-Dame de Reigny heine Zehnten fordern 
durfe. (1154—1159). 

Kopie s, XVII Auxerre Arch. Hep. (Aihaye de Nofre-Dame de 
Reigny-les-Vermenton H. 1562). 

Adriaiius episcopus seruns seruorum Dei. Pontio abbati Vi- 
zeliacensi. Dilectns films noster Stephanus abbas Regniacensis 
transmissa nobis relatione monstrauit, quod deciinas ab eo de 
noualibus suis contra iustitiam et apostolica statuta requiras. Nos 
enim apostolice sedis auctoritate statnimus; ut religiosi niri decimas 
nonalium snorum nnlli prorsus exsoluere teneantur. Ideoqne per 
apostolica tibi statuioms mandata, qaatinus decimas, sicut diximns, 
de noualibus suis de cetero ab eodem filio nostro abbate exigere 
nulla ratione presumas. 

39 , 

Hadrian IV. lestdtigt dem Er^bischof Petrus und dem Kapitel 
von Bourges Hire Beschlusse wegen der Propstei Mimbriac. 

Later an {1157—59) Mdr^ 80. 

Cartulaire de Saint - Etienne de Bourges s. XIII f. 16 Paris 
Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat, 1274. 

J-L. 10502 citiert nach diesem Chartular. 

Adrianus episcopus (seruus seruorum Dei). Venerabili fratri 
P(etro) arcbiepiscopo et uniuerso capitulo Bituricensi salutem 
etc. Ea que a uiris ecclesiasticis racionabili prouidencia sta- 
tuta esse noscuntur, in sua debent stabilitate consistere et, ne 
alicuius temeritate ualeant in irritum reuocari, apostoHce sedis 
munimine conuenit roborari. Quocirca uestris iustis postulatio- 
nibus grato concurrentes assensu, quod de Mimbricensi prepositura 
rationabiliter a uobis statutum esse dinoscitur, auctoritate sedis 
apostolice confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. 
Statuentes etc. Dat. Lat. Ill kal. aprilis. 


40 . 

Hadrian IV. nimmt das Kloster Saint- Michel in Tonnerre unter 
dem Abt Petrus in den apostoUschen Schiit^ und bestdtigt ihm die Be- 
sitmngen, das Prdsentationsrecht und die Abtswahl. 

Anagni 1159 Juni 15. 

Orig. Tonnerre Bibl. Comm. Ms. 40. 



72 


Willielm Wiederliold, 


J-L. 10574: nach dem Oitat lei Nouveau traite de diplomatique 
V 272 n, 3, Die Lisie der JBesiUungen lautet: Ecclesiam de Atheis 
mm terris et naedietate decime, cappellam et uillam de Scissiaco 
cum pertinentiis suis, tertiam partem decime de Lagniaco castro 
et medietatem reddituum in ecclesia de Lagniaco uilla, ecclesiam 
de ualle Pelletana cum terris et molendino, cappellam de Plogniaco 
et uillam et molendinum cum iustitia terris et appenditiis siiis, 
uillam q^ue Carriacus dicitur cum molendinis terris et iustitia, 
ecclesias et uillam de Caniaco cum iustitia et appendiciis suis, 
ecclesiam de Spineolo cum duabus partibus decime et decimam 
molendini Camelli, ecclesiam sancte Columbe, cappellam sancti 
Winemari cum decimis et redditibus suis, ecclesiam de Anciaco 
Suili cum tertia parte decime et tertia parte molendinorum cum 
terris et possessionibus suis, ecclesiam Pimelle et uillam cum iu- 
stitia et omnibus appenditiis suis, decimam finagii de Parsum et 
tertiam partem de tertiis et de iustitia, ecclesiam de Crusiaco 
cum decimis et redditibus eius et ecclesiam de Puteis, similiter 
ecclesiam et uillam de Curtegradu cum iustitia et omnibus appen- 
diciis eius, ecclesiam de Ebroilo et medietatem decime et tertiarum 
reddituum , excepto obolo de Solido , ecclesiam de Turgeio cum 
tertia parte decime cum terris pratis et siluis, medietatem red- 
dituum eoQlesie et decime de Lentagio, decimam finagii quod Stet 
dicitur, ecclesiam sancte Triaitatis de Barro super Sequanam cum 
terris et molendinis ad eandem ecclesiam pertinentibus et nundinis 
festiuitatis sancte Trinitatis, id est dominica secunda et tertia 
feria, tertiam partem molendinorum de uilla Morim cum terris et 
pratis, cappellam de Monasteriolo cum terris pratis siluis et tertia 
parte iustitie, cappeUam et medietatem uille Campaniaci cum iu- 
stitia, terras aquas et siluas que,ad eandem pertinent uillam; in 
episcopate Trecensi ecclesiam sancti Petri in uilla que lassanz 
dicitur et totam uillam cum molendinis terris pratis et omnibus 
appenditiis suis et in eadem parrochia in uilla que Trena dicitur 
cappellam sancti Michaelis, molendinos de burgo Tornodori, de 
burgo Beraudi et molendinos Bernerii, daas etiam partes sedis 
molendini quod Camelli dicitur, cappellam de Cappa et totum fina- 
gium cum iustitia et uineis, illud etiam quod dicitur Campus 
Infredi et tertiam partem communium et iustitie Vallisplane. 
Statuimus preterea ut quicumque in castro Tornodoro et in par- 
rocHa sancti Aniani moriuntur, quorum parentes sepulteram apud 
uos ex antique consueuerunt babere, non alibi quam ad uestrum 
monasterium defferanter et ibidem sepelianter, nisi adhuc uiuentes 
et sui compotes aKbi sibi elegerint sepulteram. 


Papsturkunden in Frankreich V. 


73 


ADEIANVS EPISCOPVS SERWS SEEYDEVM DEL DILEOTIS 
FILII8 PETEO ABB ATI MONASTEEH SANCTI MICHABLIS TOE- 
EODOEEESIS EIVSQVE EEATEIBVS TAM PEESENTIBVS QVAM 
EVTVEIS EEG-VLAEEM YITAM PEOFESSI8 IN PEEPETVVM |. 
Eeligiosam uitam eligentibus. 

E. Ego Adriamis catliolicQ ^cclesi^ episcopns ss. BY. 
f Ego Hnbaldxis Hostiensis episcopus ss. 
t Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 

f Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 

f Ego Boso diac. card, sanctornm Cosme et Damiani ss. 

Dat. Anagn. per maniim Eolandi sancte Eomane ecclesie pres- 
biteri cardinalis et cancellarii, XYII kal. ini., indictione YII, in- 
carnationis dominice anno MCLYIIII, pontificatns aero domni 
ADEIANI pape IIII anno quinto. 

B. dep*. 


41. 

Alexander IIL nimmt das Cistercienserldoster Loudieu imter 
dem Alt Arnald in den apostoliscJien SchuU und hestdtigt Him die 
SesiUungen^ die Zelmtfreiheit und den Klosterfrieden. 

Tours 1162 Dezemler 1. 

Kopie von 1388 Juni 9 Ghdteauroux Arch, Top, (Trieure de 
Loudieu E, 763). 

Die Kopie ist voller Fehler. Lie Eesitmngen sind: Pariter ui- 
delicet locum proprium, in quo manetis, qui dicitur Eroncbaleis 
cum terra adiacente, nemus uicecomes de Brucia qni situs est inxta 
uineas et prata de sancto Cipriano, domum de Labita cum perti- 
nentiis suis, domum de Heremtaria cum pertinentiis suis, domum 
de Bellouidere cum pertinentiis, prata que Oeraldus CoraUi nobis 
dedit, uineas de Argen(to) et de Celsomonte, domum de Bragnellis 
cum pertinentiis suis, domum de la Bairachanborai cum pertinentiis 
suis, domum de Castris cum pertinentiis suis, belemosinam quam 
Petrus Mouseu et lobannes Audiandi uobis concesserunt, terram 
de la Budra et molinarum de Grrantri, belemosinam quam Petrus 
Alius uobis detulit, decern sextarum salis quas ecclesia Eontisdulcis 
in perpetuum concessit. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ar- 
naldo abbati monasterii sancte „Marie de Peyriaco ac de Loco Dei 
eiusque fratribns tarn presentibus quam futnris regularem uitam 
professis in perpetuum. (Eeligiosam uitam) eligentibus. 


74 


Wilhelm Wiederhold 


Dat. Turon. per manum Hermanni sancte Romane ecclesie 
subdiaconi et notarii, kaL decembr., indictione XI, incarnationis 
dominice anno MCLXII, pontiflcatus nero domni Alexandri pape 
in anno IV. 


43. 

Alexander IIL nimmt das Kloster Clairvaux unter dem Aht Gif- 
fard nach dem Vorgange Innocent'' II. in den apostolischen Schut^ 
und besidtigt Him die Besitmngen und Bechte, 

Baris 1163 Februar 6. 

JBullarium Glarevallense s.XV f.5 Moidins Arch, Fep. (AJbbaye 
de Septfonds JST. M). 

Die Urlcunde wiederholt das Privileg Innocent* IL J-L. 7544, 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Grif- 
fardo Clarenallensi abbati eiusq^ue fratribus tarn presentibns quam 
futuris regularem nitam professis (in perpetnnm). Eqnitatis 
ratio persnadet. 

Il.“) Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Bernardus Portuensis et sancte Eufine episcopus ss. 
•j* Ego G-nalterius Albanensis episcopus ss. 
f Ego ladnotus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss. 
f Ego Octdo diac. card, sancti Nicolai in career e Tulliano ss. 
t Ego Ardicio diac. card, sancti Tteodori ss. 
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
f Ego Cintbius diac. card, sancti Adriani ss. 

Datum Parisiis per manum Hermanni sancte Romane ecclesie 
subdiaconi et notarii, VIII° id. febr. indictione X, incarnationis 
dominice anno C®. LX®. II®, pontifleatus uero domni Alexandri 
pape III anno quarto. 

a) R tind BY fehlen. 


43. 

Alexander IIL ninimt das CistercienserUoster Notre-Dame-des- 
Pierres unter dem Abt Stephan in den apostoUschen Schutis und be- 
stdtigt Him die JBesiUungen und Bechte^ besonders die Zehnten und 
den Klosterfrieden. Tours 1168 Juni 7. 

0. Estiennot Antiquiiates Benedictinae in diocesi Bituricensi vol, II 
p, 360 Paris Ms, lot, 12743, — Kopie s, XVII (ex arcMvio caput XVI) 
in Actes du diocese de Sens ebenda Ms, lat, 17095 [B], 


Papsturkunden in Frankreich V. 


76 


J-L, 10888 citiert nach Ms. lot. 127 A8. Die Besit^ungen sind : 
Locum ipsum, in quo abbatia fundata est, et grangiam que Stondas 
uocatur cum omnibus pertinentiis suis, ex done Radulpbi Dolensis 
et Hebonis filii eius quidquid de casamentis suis habituri estis uel 
babetis, mansum de Petris, de Stondis, de Faidar®), prata de Pe- 
trafola, de Putrolis^^ de Runeicb®), de Alperia^^^ Falort, siluam 
que uocatur Carbones, grossum nemus, podium Arsum et uniuersa 
que his**^ locis adiacent, ex dono Adilardi-^^ G-uillebaudi et filiorum 
eius quidquid in supradictis habebant et quidquid de casamentis 
suis^^ babetis uel babituri estis, ex dono Willelmi de Culant quid- 
quid in supradictis babebat et quidquid ex casamentis suis babetis 
uel babituri estis ex dono Serini de Frasna*^ Beruere^-*, Giraldi 
Audeer^'^) et Amblardi Marescbal”) quidquid babebant in pratis de 
Petrafola, de Putrolis^^ et de Runcieb®^, ex dono Frouini arebi- 
diaconi, Willelmi GrumioP), Gaufredi Mess'^) et Radulpbi Amelii 
siluam que uocatur Carboners’*^ ad edificandum et ad pascua, ex 
dono Emenun(is) de Monte quidquid babebat in terra de Cbasellis, 
ex dono Giraldi Torti^) et uxoris eius et Giraldi Titant^^ podium 
Arsum et prata que uocantur Aprait^*) et quidquid babebant in 
terra de Petris et in terra de Stondis, ex dono Bartbolomei de 
castro Melano, Giraldi Gaset et Willelmi fratris eius quidquid ba- 
bebat in terra de Petris, ex dono Humbaldi de Domairac quidquid 
babebat in terra de Stondis, ex dono lohannis de Montelobum feo- 
dum deApibus quod*') babebat in grosso nemore, locum Bonifontis 
cum omnibus pertinentiis suis, ex dono Matbei de Fluriaco, Ro- 
gerii, Radulfi et Stephani fratrum eius quidquid babebant in terra 
de Lineis, ex dono Gaufridi et Stepbani de Cruitis terram iuxta 
fontem Berte, ex dono WiUelmi Maliuicin**') et filiorum eius quid- 
quid babebant in terra de Faidart, in pratis de Stondis et in Au- 
geria Falort, in Putrolis^) et in'*') Petrafola, ex dono Radulpbii 
Maliuioin"’) quidquid babebat in terra de Faidart, ex dono Radulfi 
Grosmelli^') et fratrum eius, Radulpbi de Aiguiranda^) et Beraldi 
fratris Andree Malasherbas et Willelmi®) fratris eius et Agnetis 
sororis eorum, Bernardi Malasberbas et lobanne sororis eius, Ber- 
ner e et uxoris et filiorum eius et lohannis de Domairac^) quidquid 


a) Faidart B. h) Puteolis B. c) Raneich B. d) Algeriis B. 

e) istis B. f) Amblardi B. g) suis fehlt in B. li) ex dono bis estis 
fehlt in B. i) Sequini de Frasnet B. Tc) Beruere ist durcligestnehen in B. 
m) Girardi Ander B. n) Marescal B. o) Eancieh B. p) Grumrii B. 
q) Gofridi Meix B. r) Garboneix B. s) Forti B. t) Fitaut B, 

u) Aprat B. v) quidquid B. to) Maleuicini B. x) in fehlt in B. 

y) Grosmelii B. z) AgurandaJB. a) WillermiJ?. b) lohanne Dommerahe B. 


76 


Willielm Wiederhold, 


habebant in terra de Angeria, ex done Vmbaldi de Vallenineta 
qne habebat in Angeria, ex dono Vmbaldi uicarii et Willelmi Car- 
pentarii partem terre qnam habebat in Angeria, ex dono Grrossini^^ 
Vmbaldi de Domairac^^ et Vmbaldi de Montelobet qnidqiiid habe- 
bant in terra de Stondis, grangiam qne uocatnr Agnoreth. enm 
omnibns pertinentiis snis, ex dono Radnlfi Macarii et filiornm eins 
qnidqnid habebant in terra de Vlmo Chansnm'*) et in hereditate 
qne nocatnr Agnoreth^ et in terra qne nocatnr Priscas^^ ex dono 
Alberti de Grocel et filiornm eins qnidqnid habebant in terra de 
Vlmo Chansnm^*) snb annuo censn et in hereditate qne nocatnr 
Agnoreth-^ et in terra qne nocatnr Priscas ex dono Bernardi de 
Agnoreth'^ qnidqnid habebat in terra qne nocatnr Agnoreth^ snb 
annno censn, ex dono abbatis de Plempes^) terram qne nocatnr 
Terra sancti Petri snb annuo censn, grangiam de Chalmeil enni 
onmibns pertinentiis snis, ex dono Granfridi de Pmillee^ qnidqnid 
habebat in terra qne pertinet ad hereditatem de Chalmeit tarn in 
planis qnam in nemoribns, ex dono Grnillebaldi qnidqnid habebat 
in terra qne pertinet ad hereditatem de Chalmeil tarn in planis 
qnam in nemoribns et qnasdam terras contignas terris de Chalmeil, 
ex dono Willelmi Bertranni”^^ qnidqnid habebat in terra de Do- 
mairac"^ snb annno censn, ex dono Willelmi de Eoser'’^ qnidqnid 
habebat in terra de Domairac"^ snb annno censn, ex dono Petri 
Cod^’^ et nxoris eins qnidqnid habebant in terra de Domairac’"^ 
snb annno censn, ex dono Willelmi Bertranni, Willelmi 9^) de 
Eoser’’) et Petri Coei^) et nxoris eins nemns de Domairac”^ ad 
edificandnm, ad calefaciendnm et ad pasena. 

Alexander episcopns sernns sernorum Dei. Dilectis filiis Ste- 
pbano abbati de Petris eiusqne fratribns tarn presentibns qnam 
fntnris regular em nitam professis in perpetunm. Qnotiens illnd 
a nobis. 

E.^) Ego Alexander catholice ecclesie episcopns ss. BV. 
f Ego Hubaldns Hostiensis episcopns ss. 
f Ego Bernardns Portnensis et sancte Enfine episcopns ss. 
f Ego Gralterins Alban ensis episcopns ss. 
t Ego Hnbaldns presb. card. tit. sancte Crucis in Ihernsalem ss. 
t Ego Henriens presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss. 
t Ego loannes presb. card. tit. sancte Anastasia ss. 

c) Grofmi B. (:?)'Doineiracli B, e) Chorum JB, f) Agneret P. 

g) de Priscas B, h) Chosum i) hereditate 1) Plempes B. 1) Go- 
fridi de Pruillec B. m) Willermi Bertrandini B. n) Domairach B. 

o) Wuldini de Eofer B. p) Coq B, g) Willermi B. r) Eofer B, 

s) E und BY fehlen, ebenso f und ss iiberalt 


Papsturkunden in Franfcreich V. 


77 


f Ego Albertus presb. card. tit. saacti Laurentii in Lucina ss. 
f Ego Gruillermus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. 
f Ego Hiacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss. 
f Ego Oddo diac. card, sancti Nicolai in carcere Tulliano ss. 
f Ego Ardicio diac. card, sancti Tbeodori ss. 
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 

Dat. Turonis per manum Hermanni sancte Romane ecclesie 
subdiaconi et notarii, VII id. iunii^\ indictione X, incarnationis 
^ dominice (anno) MCLXIIIj pontificatus (uero) domni Alexandri 

pape III anno V. 

t) iunii felilt in B. 

44. 

Alemnder III, nimmt das Kloster Dotre-Bame de Quincy iinter 
dem AU Qarinus nach dem Vorgange JEugens III. in den apostoli- 
schen Schut^ und lestdtigt ihm die Besit^ungen und die Zehntfreiheit. 

Beols 1168 Juli 19. 

Privilegia ahbatiae Quinciacensi concessa $. XV f. 4! Tonnere Bill, 
f Comm. Ms. 39. 

BL. 10907 nach dem Citat hei Quantin Gartulaire general de 
VYonne II p. 395. Die TJrhunde wiederJwU das Privileg Eugens III. 
J-L.9136, fdhrt aher nach partes allodii de Marsul fort\ et terram 
iuxta grangiam de Marsul, terram de Caserio cum orreo nemore 
et aliis appenditiis, grangiam que Logium dicitur in finagio Lagni^ 
iuxta terram beate Marie Molimen(sis) et prope uiam que ad Mon- 
tembarri ducit, uiam quoque que a grangia conuenienter ducere 
possit ad agriculturam suam et pascua in finagio cuiusdam nemoris 
quod Logium dicitur tarn in piano quam in nemore, tres carnatas 
terre et usuariam pasturam in omni finagio predicte uille scilicet 
Lagnie, decern arpenta in palustibus que nominantux Veure ad pra- 
torum bedificationem, piscaturam de aqua Laignie, sedem cuiusdam 
molendini et alueum per quern aqua decurrit ad molendinum et 
nemus quod Correum dicitur, quod est prope predictam grangiam 
de Logio. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ga- 
rino abbati monasterii sancte Marie Quinciacensis eiusque fratribus 
tarn presentibus quam futuris regularem uitam professis in per- 
petuum. Pie postulatio uoluntatis effectu. 


78 


Wilhelm Wiederhold, 


R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss.^^ BV. 
f Ego Hnbaldns Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Bernardus Portuensis et sancte Rnfine episcopus ss. 
f Ego Hnbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss. 
f Ego Albertus presb. card. tit. sancti Lanrentii in Lucina ss. 
f Ego lacintus diac. card, sancte Marie in Cosmydin ss. 
t Ego Oddo diac. card.[sancti Nicolai in carcere TuUiano ss. 
Datum apnd Dolense monasterium per manum Hermann! sancte 
Romane ecclesie subdiaconi et notarii, XIV kal. angusti, indictione 
incarnationis dominice anno M^C®. LX°IIP, pontificatns uero 
domni Alexandri pape tercii anno secundo. 

a) ss fehlt iiberall b) XI felilt 


45. 

Alexander IIL ninimt das Kloster Notre-Dame die Landais unter 
dem Alt Hugo in den apostoUschen Schiit^ und lestdtigt ihn seine 
BesiUimgen tend Zehnten, JDeols 1163 Juli 37. 

JRegest im Inventaire des tiltres de Vallaye dto Landais von 
1667 p. 5 Ohdteauroux Arch, Dip. (Ahbaye Notre^Dame du Landais 

Km). 

¥gh Imerdaires sommaires des archives de VXndre M. p. 32 m 
K 994j wo K Huhert; das Ms. H. 376 nochmals andlysiert. 

R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Hnbaldus Hostiensis episcopus ss. 
t Ego Bernardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Gfualterius Albanensis episcopus ss. 
t Ego Hnbaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss. 
t Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbilei ss. 
t Ego loannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
t Ego Albertus presb. card. tit. sancti Lanrentii in Lucina ss. 
t Ego Gruillelmus tit. sancti Petri ad Vincula presb. card, ss. 

f Ego Hyacinthus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss. 
t Ego Oddo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss. 
t Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss. 
t Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
t Ego Cintbyus diac. card, sancti Adriani ss. 
f Ego Petrus diac. card, sancti Eustachii iuxta templum 
Agrippe ss. 

f Ego Menfredus diac.^ card, sancti Greorgii ad Velum au- 
reum ss. 



Papsturkimden in Frankreich V. 


79 


Dat. apud monasterimn Dolense per manum Hermanni sancte 
Romane ecclesie snbdiacoiii et notarii, VI kaL angusti, indictione 
XI, incarnationis dominice anno MCLXIII, pontificatus uero domni 
Alexandra pape III anno IV. 


46. 

Alexander JJJ, bestdtigt dem JEJr^hiscJiof Hugo von Sens nacJi 
dem Vorgange Hadrians IF. die MecMe und JBesit^ungen seiner Kirche, 
erneuert die Entscheidungen Innocenjs^ II, ^ Eugens 111, und Ha- 
drians JF., nach denen die Quterverdvjierungen Er^Mschof Heinrichs 
von Sens als ungultig an^usehen, and bestdtigt eine Schenlning Kbnig 
Ludwigs von Franlcreich, Bourges 1168 August 5. 

Kopie von 1627 III 6 Auxerre Arch, DSp, ( ArchevecM de Sens 
a, 176), 

J-L, 10921 nach dem Oitat bei Quantin Cartulaire general de 
V Tonne Ip. 540. Wiederholung von Nr. 37. 

Alexander episcopns seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Hngoni Senonensi arcHepiscopo eiusqne snccessoribus canonice snb- 
stituendis imperpetunm. Cum ex iniuncto nobis. 

Datum Bituricis per manum Hermanni sancte Romane ecclesie 
subdiaconi et notarii, non. augusti, indictione XI, incarnationis do- 
minice anno C\ L° XIII^, pontificatus uero domini Alexandri 
pape III anno IIII. 

47. 

Alexander 111, nimmt das Kloster Saint-Sulpice in Bourges 
unter dem jibt Cadurcus nach deni Vorgange Calixts II. in den apo- 
stolischen Sckutjs und bestdtigt ihm die Besit^ungen und die Sepultur, 

Sens 1163 Olctober 12, 

Kopie von 1515 III 5 Bourges Arch. Bep. (Abbaye de Saint-Sul- 
pice). — Kopien von 1522 II 25 ^ 1534 VII 4 und 1549 IK 4 ebenda. 
— Martene Anecdota KIV s. KVll f.200 Paris Bibl. Nat, Ms. lat. 
11899. — Biplomata monasteriorum s. XVI f. 406 ebenda Ms. lat. 12779. 

Die Besitzungen sind: Monasterium uidelicet sancti Leopor- 
dini cum tribus ecclesiis, Albiniacum, Algiacum, Coturniacum et 
omnibus ad ipsum pertinentibus, ecclesia sancti Aniani, NuiUegium, 
Algiacum, Calmetum cum omnibus pertinentiis suis, Sagonium cum 
pertinentiis suis, item capella Pallude, ecclesia de Monestello cum 
capellis duabus, una de Castro, altera Aclierias, ecclesia sancti lacobi 
de Capella, ecclesia de Domnopetro cum duabus cappellis que sunt in 
castro de Concortiaco, ecclesia de Osonio, ecclesiam Miriaci, ecclesia 



80 


Wilhelm Wiederhold, 


de Alomaco, ecclesia de Giaco, ecclesia de Vinollo, ecclesia de 
SallebriaiOj ecclesia de Telliaco cum omnibus ad ipsas pertiuenti- 
bus, ecclesia de Bariaco, ecclesia de luniaco, ecclesia sancti Me- 
dardi cum decima et appendanciis suis, cappella sancte Crucis, cap- 
pella sancti Andree, cappella sancti Mauritii, capella Gaualda in 
ecclesia de Siraico cum nna capella de Coldreio et decima et om- 
nibus appendantiis suis, ecclesiam de Placida, ecclesiam de Magnico 
cum decima et omnibus appendenciis suis, ecclesiam sancti loiiannis 
de Culmis cum capella de Mulneto, capella de Bomecio castro, ec- 
clesiam de Cambono cum cappella de"*) Celliaco, ecclesiam de Fulge- 
rollas, ecclesiam de Gilliaco cum cappella sancti Simpboriani cum 
omnibus ad supxadictas ecclesias pertinentibus, ecclesiam deYueto 
cum omnibus ad se pertinentibus, burgum sancti Sulpitii, 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Ca- 
durco abbati sancti Sulpicii eiusque fratribus tarn presentibus quam 
futuris monasticam uitam professis in perpetuum. Desiderium 
quod ad religionis. 

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. 

I Ego Bemardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Gualterius Albanensis episcopus ss. 

f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Jerusalem ss. 
t Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Acbillei ss. 
t Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
t Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laiirentii in Lucina ss. 
f Ego Gruil(elmus) tit. sancti Petri ad Vincula presb. card. ss. 

f Ego lacintus diac. card, sancte Marie in Cosmydyn ss. 
t Ego Oddo diac. card, sancti ISTicholai in carcere Tulliano ss. 
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss. 
t Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
f Ego Cintbius diac. card, sancti Adriani ss. 
t Ego Petrus diac. card, sancti Eustacbii iuxta templum 
Agrippe ss. 

f Ego Manfredus diac. card, sancti Georgii ad Velum au- 
reum ss. 

Dat. Senon. per manum Hermanni sancte Romane ecclesie sub- 
diaconi et notarii, IIII id. octobris, indictione XP, incamationis 
dominice anno MCLXIII, pontificatus uero domini Alexandri pape 
III anno quinto. 


a) de feMt. 


h) uero fehU. 



Papsturkunden in Frankreich Y. 


81 


48. 

Alexander IIL nimmt das Kloster Notre-Bame de Bilo unter 
dem Aht Balduin nach dem Vorgange Anastasias^ IV. in den apo- 
stolischen SchuU and hestatigt Him die JBesitmngen and BecMe. 

Sens 1164: Januar 12. 

Kopie von 1704 1115 Auxerre Arch. Bep. (Abbage de Notre-- 
'Bame de Bilo H. 592). 

Bie UrJcunde tviederlwU das Privileg Anastasias^ IV. J-L. 9916, 
fugt aber hinter den Worten aniraalia uestra pascatis ein usuariuiu 
quod dedit uobis Ausellus de Vinisiaco in nemore quod dicitur 
Fagiosa et partem quam habetis in nemore et territorio Esergi- 
arum. 

Alexander episcopus seruns sernorum Dei. Dilectis flliis Bal- 
duino abbati ecclesie sancte Marie de Deiloco einsque fratribns 
tarn presentibus quam futuris canonicam uitam professis in per- 
petuum. Effectum iusta postulantibus. 

R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Hubaldus Ostiensis episcopus ss. 
f Ego Bemardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Galterius Albanensis episcopus ss. 
f Ego Hubaldus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 
t Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
f Ego Albertus presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss. 
f Ego Gruillelmus presb. card. tit. sancti Petri ad Vincula ss. 
f Ego lacintus diac. card, sancte Marie in Cosmydin ss. 
f Ego Oddo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss. 
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss. 
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
f Ego Cyntius diac. card, sancti Adrian! ss. 
f Ego Manfredus diac. card, sancti Greorgii ad Velum au- 
reum ss. 

Datum Senonis per manum Hermann! sancte Romane ecclesie 
subdiaconi et notarii, II id. ian., indictione XI, incarnationis domi- 
nice anno MCLXIII, pontificatus uero domni Alexandri pape III 
anno quint o. 


49. 

Alexander 111. nimmt das Gisiercienserhloster Septfonds unter 
dem AM Aselin nach dem Vorgange Hadrians IV. in den apostolischen 
Sehutz und hestatigt ihm die JBesitmngen und die Zehntfreiheit. 

Sens 1165 Februar 3. 

Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Phil.-Iiist. Klasse, 1910. Beilieft. 6 



Wilhelm Wiederhold, 


Kopie von 1483 IV 16 Moulin s Arch, Bvp, (Abbaye de Sept- 
fonds jff. 1)^ 

J-L> 11152 nacli dem Citat in Gallia Ohristiana IV p, 499, Die 
VorurJcunde Hadrians IV, DL, 10433 (nach dem Citat Gallia Chr, 
IV p, 499) ist verloren, in II, 5 liegi ein Heft s, XVIII y^Des Abies de 
Septfons, Dissertation^^ i wop. 9 die an Alt Bicharcl adressierte Urkunde 
Hadrians IV, und p, 13 die Alexanders HI. yestanden hat, aber die 
'Blatter felilen jetd, — Die Schreibfehler der sehr schlechten Kopie von 
1483 verbessere ich stillsehweigend. Die Besitmngen sind: Ex doixo 
Willelmi de Burbun et Hndini de laligni et Elisabeth matris sue 
locum abbatie Septemfontium, ex dono Bernardi de Spelius et filio- 
rum eius et Petri de Arceiis et Emblardi de Eurniaus et fratrum 
eius grangiam unam, ex dono predicti Hudini et matris eius Elisa- 
beth grangiam de Dongiu cum pratis terris nemoribus et appen- 
diciis suis, ex dono eiusdem Hudini domum de Berbrot et etiam 

.ex dono cum terris nemoribus pratis uineis et 

appendiciis suis, ex dono Willelmi de Burbunio et Wicardi de 
Burbunio et Hudini de lalligny grangiam de Eiundois cum terris 
pratis nemoribus et appendiciis suis, ex dono Segaudi presbiteri 
de Leegma, Petri de Vitri et Siguiui filii eius et Theobaudi du 
Buise grangiam de Montet cum terris pratis nemoribus et appen- 
diciis suis, ex dono Gral. .... Segaudi archipresbiteri de 
Burbun domum de Yitri cum uineis et appendiciis suis, ex dono 

Audoin de Riueria, G-audrici de Veireriis et uiUici 

grangiam de Chargium cum terris aquis pratis nemoribus et appen- 
diciis suis, ex dono Hudini Curneti grangiam de Molinet cum terris 
aquis pratis nemoribus et appendiciis suis, do- 

mum de Dyo cum appenditiis suis, ex dono Petri de luUiaco et 
Petronille uxoris eius [uillam franc]ham de lulliaco, grangiam de 
malo Verneto cum molendino et terris pratis nemoribus et appen- 
diciis suis, ex dono iamdicti Hudini de laligny et Elisabeth matris 
eius et Rolandi de la Chassegne et fratrum eius grangiam de 
Vlleriis cum terris pratis nemoribus et appendiciis suis et domum 
de . . . . cum terris pratis aquis et appendiciis suis. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei, Dilectis filiis Aze- 
lino abbati monasterii sancti Loci eiusque fratribus tarn presentibus 
quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. Deside- 
rium quod ad religionis. 

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV.“^ 
t Ego Theobaldus Hostiensis episcopus ss. 


a) BV felilt, ehemo uherall f. 


Papsturkunden in Frankreich V. 83 

f Ego Bernardus Portaensis et sancte Rnfine episcopus ss. 
f Ego Grualterins Albanensis episcopus ss. 
f Ego Theobaldus presb. card. tit. sancte Crucis in Jerusalem ss. 
f Ego Henricus presb. card. tit. sanctorum Nerei et Achillei ss. 
f Ego Johannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
t Ego Gruillelmus tit. sancti Petri ad Vincula presb, card. ss. 
f Ego Jacinctus diac. card, sancte Marie in Cosmedin ss. 
f Ego Boso diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
f Ego Cinthius^^ diac. card, sancti Adrian! ss. 
f Ego Petrus diac. card, sancti Eustachii iuxta templum 
A grippe ss. 

Datum Senon. per manum ilermanni sancte Eomane ecclesie 
subdiaconi et notarii, JII non. febr., indictione XU, incarnationis 
dominice anno M°, C^. LXIJJJ^, pontificatus uero domni Alexandri 
pape JJJ anno VJ^^. 

1) Ameliniis. 


50. 

Alexander III, hestdtigt dem Abt and den JBrudern von Saint- 
Jean4e$-Sens die iJinen von Erzhischof Hugo von Sens geschenlcte 
Kirche von Caumont and einen Vertrag mit dem Kapitel von Sens 
ilher die iJmen mstehenden Prdhenden, Lateran (1166) Juli 20, 
Orig, Sens JBibl. Comm, (Archives H, 20), 

Die Kopien von 1659 V 1 und s, XVI J (Sens JBibl, Comm, H, 15) 
und des Cartulaire de Vabbaye de Saint- Jean s. XIV f, 5 (Auxerre 
Arch, Hep, H, 876) sind unvollsidndig. 

Hie bestdtigte UrJmnde ist datiert von 1162 und steht im Cartu- 
laire s, XIV f, 4, 

ALEXANDEE episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
abbati et fratribus ecclesie sancti | Johannis Senonensis salutem et 
apostolicam benedictionem. Justis petentium desideriis dignum 
est I nos facilem prebere consensum et uota que a rationis tramite 
non discordant, effec|tu sunt prosequente complenda. Eapropter, 
dilecti in Domino filii, uestris iustis [ postulationibus grato con- 
currentes assensu, ecclesiam de Caumont cum par|rochia sua, sicut 
a uenerabili fratre nostro Hu(gone) Senonensi archiepiscopo eidem 
ecclesie rationa|biliter concessa est et designata et in eiusdem 
arcLiepiscopi autentico scripto exinde | facto continetur, uobis et 
per uos ecclesie uestrq auctoritate apostolica confirmamus. Pre~ 
terea | compositionem inter uos et capitulum Senonensis ecclesie 

6 * 



84 


■Wilhelm Wiederhold, 


super annualibus prebendarum quas"^ in eadem ecclesia | habetisj de 
assensu utriusque partis rationabiliter factam, sicut in autentico 
scripto eius|dem capituli continetur, uobis nicMloininus confirmamus 
et presentis script! patrocinio coin|muniinus. Statuentes ut null! 
omnino hominum liceat banc pagiaam nostre confirmationis | in- 
fringere uel ei aliquatenus contraire. Si qxds antem id attemptare 
presumpserit, indiglnationem omnipotentis Dei et beatorum Petri 
et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. Lat. XIII 
kal. aug. 

B. dep. 

a) super Us quas auf Basur. 


61. 

Alexander III, bestatigt dem Aht Ascelin and den BrUdern von 
Beigny elne Zehntenschenhmg Bischofs Alanus^ von Auxerre. 

Benevent (1168-—69) Janiiar 13. 

Orig. Auxerre Arch, Dej). (Ahbaye de Notre-Dame de Eeigny-les- 
Vermenton H. 1563). 

Citiert Quantin Ca/rtulaire general de VYonne IIp.Ml^ wo auch 
die iestdUgte IJrTmnde ged/rucU i$t. Die Batierung ist von anderer 
Tinte und Hand als der Text. 

ADEXANDBR episcopus seruus seruorum Dei, Dilectis jBliis 
Ascelino abbati et | fratribus Eegniacensibus salutem et apostoli- 
cam benedictionem. Ex litteris dilecti filii nostri Alani quon|- 
dam Autisiodprensis episcopi nobis innotuit, quod idem A(lanus), 
cum in Autisiodorensi | ecclesia pontificali officio fungeretur, uobis 
decimas tarn uinearum quam | agrorum quos in parrochia sancti 
Prisci aut alibi in diocesi sua""^ tenetis seu | etiam illorum quos in 
eadem de cetero legitime poteritis adipisci, sine deciime pontificales 
aut parrocbiales existant, episcopal! auctoritate con|cessit et script! 
sui munimine confirmauit. Quam utique concessionem | nos ratam 
et firmam habentes, pretaxatas decimas, sicut in iam|dicti episcopi 
scripto autentico continetur, deuotioni uestre et per uos | monasterio 
uestro auctoritate apostolica confirmamus et presentis script! | pa- 
trocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino bominum liceat 
I banc paginam nostr^ confirmationis infringere uel ei aliquatenus 
con|traire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indigna- 


a) corrigiert von anderer Hand aus suo. 



Papsturkunden in Frankreich V. 85 

tionem omnipotentis | Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum 
eius se nouerit incursurum. [ Dat. Beneuent. id, ian. 

B. dep. 


53 . 

Alexander HI, bestdtigi dem Proust Wido und dem Kapitel von 
Auxerre die ihn von JBischof Wilhelm von Aiixerre in der Kirche 
von Ba^erna verliehenen Beclite, Benevent (1168 — 69) April 9, 

Orig. Auxerre Arch, Bap. (Ghapitre cathedral d! Auxerre G. 1849). 

ALBXAOT)EP episcopus senius seruorum Dei. Dilectis filiis 
Vuid(oni) preposito et capitulo Antisiodorensi | salutem et aposto- 
licam benedictionem. lustis petentium desideriis dignum est 
nos facilem prebere con|sensxiia et nota que a rationis tramite non 
discordant, efFectu sunt proseqnente | complenda. Eapropter, di- 
lecti in Domino filii, uestris instis postulationibns grato concur|- 
rentes assensu, presentationem presbiteri et medietatem beneficii 
in ecclesia de Bajzema, qnam nenerabilis frater noster W(ilelmxLs) 
episcopus nester inste nobis concessit, cerexnn qnoque, [ quern snpra- 
dictus episcopus, adbnc thesanrarins, assensn sacriste constituit, 
nt arderet in | cboro nestro a principio matntinarum usque ad 
finem, nobis auctoritate apostoHca confir|mamus. Statuentes ut 
nuUi omnino bominum liceat banc paginam nostre | confirmationis 
infringer e uel ei aliquatenus contraire. Si quis | autem hoc at- 
temptare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei | et beato- 
rum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. 
I Beneuent. V id. aprilis, 

B. 


53 . 

Alexander HI. lestdtigt dem Behan und dem Kapitet von Saint- 
Etienne in Bourges die iJinen von Er^hischof Petrus von Bourges 
geschenhte Kirche von Saint-Martin de Las. 1159 — 1171, 

Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. Kill f. 17* Paris 
Bill, Nat. Ms. Nouv. acgu, lot. 1274, 

J-L. 11862 h citiert nach diesem Ghartular, Er^bischof Petrus 
starb 1171. 

Alexander etc. decano et capitulo Bituricensi etc, lustis pe- 
tencium desideriis dignum est nos facilem prebere consensum et 


86 


Wilhelm Wieclerhold 


uota que a rationis tramite non discordant, effectu sunt prose- 
quente complenda. Eapropter, dilecti in Domino filii, nestris iustis 
postulationibus grato concurrentes assensu, ecclesiam sancti Martini 
de Las, quam nobis neneraWlis frater noster P(etrus) Bituricensis 
arcliiepiscopns rationabiliter cum uniuersis snis pertinentiis con- 
cessit, nobis et ecclesie nestre auctoritate apostolica confirmamus et 
presentis scripti patrocinio commnnimus. Statnentes nt nulli om- 
nino hominnm liceat etc. 


64 , 

Alexander III, hestdtigt dem JEr^biscJwf Wilhelm von Sens seine 
Anordnung^ daji die EinMnfte der Propstei der Kirche von Sens mr 
Yermehrung der EinMnfte der ubrigen Kanoniher verwandt und ein 
Propst vorerst nicJit eingeset^t werden solle, 

Tusculum (1170 — 72) November 26. 

Orig, Sens Eihl. Comm. (Archives G. 41). — Kopie s. XVII 
Auxerre Arch. Dep. (Ghapitre cathedral de Sens G. 695). 

ALEXANDER episcopns seruns sernorum Dei. Venerabili fratri 
Willelmo Senonensi arcbiepiscopo, apostolice sedis lejgato salntem 
et apbstolicam benedictionem. Ex litteris tue fraternitatis intel- 
leximus, quod quia erant canonicorum | ecclesie tue redditus tenues, 
tu et iUi pariter statuistis, ut prepositura einsdem ecclesie in aug- 
mentmn | eorundem reddituum redacta, nlterius ibi prepositus non 
institueretur. Statutnm est insuper quod, | sicut in pluribns ec- 
clesiis regni Erancie episcopi potestatem babent canonicos insti- 
tuendi et prebendas conjcedendi, sic quoque rationabili et prudenti 
consilio id faciendi plenum habeas de cetero authoritatem. Sane | 
quoniam te propter prudentiam et honestatem tuain et propter 
deuotionem et fidei puritatem, quam cir|ca nos exbibes, speciali 
prerogatiua diligimus et uolumus bonorare, constitutionem pre- 
scriptam, sicut j rationabiliter facta est, auctoritate apostolica con- 
firmamus et presentis scripti patrocinio communimus. | Statnentes 
ut nulli omnino bominnm liceat banc nostre confirmationis paginam 
infringere ant \ ei aliqnatenus contraire. Si qnis autem boc attemp- 
tare presnmpserit, indignationem omnipotentis | Dei et beatomm 
Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incnrsnrum. Dat. 
Tusculan. VI kal. decembr. 


B. dep. 



87 


Papsturkunden in Frankreicli V. 


55. 

Alexander III. hestatigt dem Vorsdnger Gaufried von Sens die 
durch Er^bisehof Wilhelm von Sens vorgenommene Erhbhung der Ein^ 
Imnfte seiner Frdbende. Ttismlum {1170 — 72) Dessember 20. 

Orig, Aiixerre Arch. Dej). (Ghapitre cathedral de Sens G. 705). 

ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio 
Gaiifrido Senonensi | precentori salatem et apostolicam benedic- 
tionem. Cum officio nostro congruat uirorum ecclesia|sticorum 
commodis et incrementis pastorali diligentia intendere, circa iljlos 
curam et sollicitudinem nos conuenit gerere ampliorem, qui ( spe- 
cialius Eomane®) ecclesie adlierentes, arctiori sunt nobis caritate 
coniuu|cti. Pernenit autem ad audientiam nostram, quod uenera- 
bilis frater noster | W(illelmus) Senonensis archiepiscopus, apostolice 
sedis legatus considerans precentorie di|gnitateni, quam Domino 
largiente in Senonensi ecclesia obtines, esse in redditibus 1 exiguam^ 
eidem precentorie redditus decern librarum de assensu et con|cessione 
capituli sui libere et sponte adauxit. Quos quidem redditus eidem | 
precentorie proprio scripto firmauit et sigilli sui ac predicti capi- 
tuli munimi|ne roborauit. Nos itaque prescriptum augmentum, 
sicut in prefato scripto con|tinetur, ratum et firmum habentes 
auctoritate apostolica confirmamus et presentis | scripti patrocinio 
communimus. Decernimus ergo ut nulli omnino hominum liceat 
I banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquatenus 
contraire. Si quis | autem hoc attemptare presumpserit, indigna- 
tionem omnipotentis Dei et beajtorum Petri et Pauli apostolorum 
eius se nouerit incursurum. Dat. TuscuL XIII kaL ian. 

B. dep. 

a) Romane auf Rasur. 


56. 

Alexander III. hestatigt dem Vorsdnger Gaufried die Him von 
Erzbischof Wilhelm von Sens gemachte imd auf die Pfingsteinhiinfte 
des Erzbischofs angeiviesene SchenJcung von zehn Pfund. 

Tusculum {1171 — 72) Ohtober 3. 

Orig. Sens Bibl. Comm. {Archives G. 108). — Kopie von 166S 
III 13 ebenda {Q. 54^*% — Kopie s. XVII Auxerre Arch. Dep. 
{Ghapitre cathedral de Sens G. 705). 

ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio 
Gr(aufrido) Senonensis ecclesie precentori | salutem et apostolicam 


Wilhelm Wiederhold, 


benedictionem, Tustis filioram ecclesie petitionibus paterna man- 
suetudine | nos conuenit condescendere et eis effectum celerem et 
congrunm indnllgere, ui ab apostolica sede facile se gandeant ex- 
audiri in eo quod preuia [ ratione requirunt. Bapropter, dilecte 
in Domino fili, tuis instis postnlationibxis grajtum impertientes 
assensum, redditus X librarum, quas uenerabilis frater noster W(il- 
lelmus) Senonensis arcbiepiscopus, ajpostolice sedis legatus cum con- 
silio et assensu capituli sui redditibns precentorie tibi commisse 
addi|dit et in quanta parte oblationum Pentecostes, que ad ius 
archiepiscopi spectat, percipiendas ] assignauit, tibi et sucjcessoribus 
tuis auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patro- 
cinio communimus. [ Statuentes ut nulli omnino bominum liceat 
banc paginam nostre confirmationis infringere | uel ei aliquatenus 
contraire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, indigna- 
tionem omni|potentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum 
eius se nouerit incursurum. Dat. Tuscul. V non. octob. 

B. dep. 


57 . • 

Aleix^mder III, nimmi die Kanoniher von Saint-Outrille in JBourges 
tmter dem Behm Wilhelm in den apostoUschen 8chut^ -und hestdtigt 
ihnen die SesiUungen) die Freiheit vom Interdiht und die SepuUur. 

Anagni 1174 Fehruar 25, 

Oartulaire de Saint Outrille s, XIII Bourges Arch Bep. =; 
Kopie von 1538 XI 6 in j^Second cahie des privileges du chapitre 
du chdteau depuis 1522 iusgu^ en 1696^ Nr, 13 (aus Pergamentheft 
von 8 jBI, von 1503 V 24) ehenda {Gollegiale Saint-Outrille du Chdteau- 
le^-Bourges). 

Bie Besitmngen sind: Locum ipsum, in quo prefata ecclesia 
sita estj cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Austre- 
gisili de Graciaco cum omnibus ad ipsam pertinentibus secundum 
quod continetur in carta bone memorie Leodegarii Bituricensis 
archiepiscopi, ecclesiam de Pruilliaco cum decima et omnibus ad 
ipsam pertinentibus, ecclesiam de Lapam cum omnibus appendiciis 
suis, ecclesiam Arnoten. cum suis pertinentiis, ecclesiam de monte 
Liuico cum decima et omnibus pertinentiis suis, ecclesiam de An- 
nogia cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam de Cuziaco cum om- 
nibus pertinentiis suis, ecclesiam sancti Stepbani de Duno cum 
omnibus capellis eiusdem castri et aliis pertinentiis suis, ecclesiam 
de Buchiaco cum suis pertinentiis, ecclesiam de Auor cum suis 



Papsturkunden in Frankreick V. 


89 


pertinentiis, ecclesiam de Bagiaco cum omnibus ad earn pertinen- 
tibuS; ecclesiam de Luico cum suis pertinentiis, ecclesiam de Mo- 
linis cum suis pertinentiis, ecclesiam de Annorda cum suis perti- 
nentiis, ecclesiam sancti Austregisili intra muros Bituricensis ci- 
uitatis, ecclesiam sancti lusti cum pertinentiis suis; molendina ne~ 
mora fiumina t err am cultam sine incultam, que in presentiarum 
rationabniter eadem ecclesia possidet, nicbilominus ipsi ecclesie auc- 
toritate apostolica confirmamus. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio W*. 
etc. Desiderium quod ad religionis. 

Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Humbaldus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Bernardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Gralterius Albanensis episcopus ss. 
f Ego lobannes presb, card. tit. sancte Anastasie ss. 
f Ego Guillermus tit.^) sancti Petri ad Yincula presb. card. ss. 
t Ego Boso presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss. 
f Ego lobannes presb. card. tit. sancti Marci ss. 
f Ego Manfredus presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Grisogoni ss. 

f Ego Odo diac. card, sancti Nicolai in carcere TuUiano ss. 
f (Ego) Cintbius diac. card, sancti Adriani ss. 

I Ego Hugo^^ diac. card, sancti Eustacbii iuxta templum 
Agrippe ss. 

f Ego Vitellus sanctorum Sergii et Bacbi diac. card. ss. 
f Ego Hugo diac. card, sancti Angeli ss. 

Datum Anagnie per manum G-ratiani sancte Bomane ecclesie 
subdiaconi et notarii, V® bal. martii, indictione septima, incama- 
tionis dominice anno M°. C®. LXX®. Ill®, pontificatus uero domni 1 
Alexandri pape III anno XV". 

a) E und BV fehlen, ebenso uberall ss. b) tit. fehlt. c) Hugo Bono- 
niensis. d) domni fehlt. 


58. 

Alexander III, erlaubt dem Delean und dem Kapitel von Mon- 
termoyen in JBourges die Benutmng der Einlmnfte einer Preibende ^ur 
Beparatur des Kirchendaches und einigen anderen notwendigen Aus- 
gdben, Ferentino (1175) Mdr^ 13, 


90 


Willielni Wiederhold 


Orig, Bourges Arclu Dep, (Montermoyen Liasse 2). 

ALBXANDEK episcopus seruus seruorum Dei. "" Dilectis filiis 
0. decano et | capitulo ecclesie Medii monasterii salutem et aposto- 
licatn benedictionem. Commodis | et profectibus ecclesiarum solli- 
cita nos connenit meditatione | intendere et que legitime possident 
scripti nostri nrnnimine [ roborare. Accepimns autem, quod saniori 
deliberato conjsilio quandam prebendam ad resarcienda tecta et 
ad alias | necessitates eiusdem ecclesie communiter assignastis. 
Quod utique | ratum et firmum habentes, eidem ecclesie prelibatam 
pre|bendam, quemadmodum sibi a nobis rationabiliter assigna|ta est, 
auctoritate apostolica confirmamns et presentis scripti pa|trocinio 
communimus. Statuentes ut nulli omnino hominum liceat | banc 
paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquatenus | con- 
traire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, indignationem 
I omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se 
nouerit [ incursurum. Dat. Perent. Ill id. mar. 

B. 


59. 


Alexander IIL hestdtigt dem JDehan und dem Kapitel von Saint- 
Etienne in Bourges einen durch VermiUlung Erzhischof Wilhelms von 
Sens mit dessen Bruder Stefan von Sancmre abgeschlossenen Vertrag. 

Ferentino (1175) April 27, 

Gartidaire de Saint-Etienne de Bourges s, XIIJ f, 13* Baris 
Bill. Nat. Ms. Nouv. acqit. lat. 1274. 

J-L. 12467 citiert nacli diesem Chartular. 

Alexander etc. Dilectis filiis decano et capitulo Bituricensi 
salutem etc. Ex litteris dilecti filii nobilis uiri Stepbani, do- 
mini de Sacrocesare accepimns, quod cum inter uos et eumdem 
St(epbanum) super uiHa noua, quam edificauit iuxta Bellumlocum in 
terra in qua stagnum fuerat commune, inter uos et ipsum contro- 
uersia grauis et difficilis emersisset, tamdem mediante uenerabili 
fratre nostro Senonensi archiepiscopo, apostolice sedis legato, fratre 
ipsius cum eodem Stepbano de querela ipsa pacifice et amicabiliter 
conuenistis et idem St(epbanus) compositionem ipsam sigilli sui mu- 
nimine roborauit. Quam utique compositionem, sicut de communi 
assensu utriusque partis sine prauitate facta est et in autentico 
scripto eiusdem St(ephani) continetur, ratam et firmam babentes, 
earn auctoritate apostolica confirmamns et presentis scripti patro- 



Papsturkunden in Frankreich V. 


91 


cinio commnnimus, Statnentes ut nulli omnino hominum liceat 
hanc paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquateixus 
contraire. Si quis autem lioc attemptare presumpserit, indigna- 
tionem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostoloram 
eiiis se nonerit incursurum. Dat. Perent. Y kal. maii. 


60 . 

Alexander 111, hestdtigt dem Abt imd den Brudern von Saint- 
Michel in Tonnerre das ihnen von Innocent IL verliehene Becht der 
Sepultur daselbst %md die von dem Grafen von Tonnerre geschenkten 
Muhlen. Ferentino (1175) Mai 4, 

Orig, Tonnerre Bibl, Comm, Ms. 40. 

Die TJrkimde Imiocen 0 \ II. ist verloren. 

ALEXANDEE episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
abbati et fratribiis sancti Micbae|lis Tornodorensis salutem et 
apostolicam benedictionem. Sicut institutiones nostras uolu|inus a 
successoribns nostris illesa et integra conseruari, ita etiam | nostre 
intentionis est et propositi predecessormn nostrorum statuta con|- 
seruare penitus et illibata, ne nideamnr nomen reprebensionis in- 
currere, j si predecessorum nostrorum uelimus institutionibus ob- 
uiare. Eapropter, | dilecti in Domino filii, officii nostri debito pro- 
uocati et conside|ratione ista clementer inducti, sepultnras Torno- 
dorenses et alia que legitime possijdetis, sicut a pie recordationis 
predecessore nostro Innocentio papa nobis et monasterio uestro | 
sunt confirmata, et molendina apud Tornodorum, sicut ea de dono 
nobilis uiri Gr. comi|tis Tornodorensis rationabiliter possidere nos- 
cimini, uobis et eidem monasterio aucto|ritate apostolica confirma- 
mus et presentis scripti patrocinio commimimus. Statu|entes ut 
nulli omnino hominum liceat banc paginam nostre constitutio|nis 
infringere uel ei aliquatenus contraire. Si quis autem boo at- 
temptare presumpse|rit, indignationem omnipotentis Dei et beato- 
rum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit | incursurum. 
Dat. Ferentin. IIII non. madii. 

B. dep. 


61 . 

Alexander 111. bestdtigt dem Abt Humbert tmd den Brudern von 
Saint-Germain in Auxerre die ihnen von d&in Grafen Wilhelm ge- 
schenkten und von Graf Guido von Nevers besfdtigten Besif^ungen. 

Ferentino (1175) Mai SO. 


92 


Willielm Wiederhold 


Gartulaire de Saint-Germain ddAuxerre s» XIII f» 17 Aitxerre 
Bill. Comm, Ms. 161 = Dorn Gotron Chronicon s. Oermani Auti- 
siodor. von 1652 p. 883 ebenda Ms. 167 = Bom Viols Mist ahbatimi 
s. Germavi s. XVII p. 2i6 ebenda Ms. 154. 

J-L. 14305 citiert nach dem Citat bei Qiiantm Gartulaire general 
de V Yonne II p. 230. Die bestdtigte Urhinde steht ebenda p. 229. 

Alexander episcopns seruns seruornm Dei. Dilectis filiis Hnm- 
b(erto) abbati et fratribus sancti Grermani Autisiodorensis salatem 
et apostolicam benedictionem. lustis petencmm desideriis dignma 
est nos facilem prebere consensxun et nota q^ue a racionis tramite 
non discordant, effectn sunt prosequente complenda. Eapropter, 
dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus grato con- 
currentes assensu, medietatem Villenoue cum pertinentiis suis, sal- 
uamentum de potestate cuiusdam uille que dicitur Digia, censum 
sexaginta solidorum apud sanctum Geruasium, saluamentum et ber- 
bergagium in uilla de Escanz, sicut bone memorie comes ‘W’(ilelmus) 
ea monasterio uestro pro anime sue suorumque parentum remedio 
in perpetuam elemosinam pia largicione concessit et nobilis uir 
Guido comes Niuemensis frater eius scripto proprio confirmauit et 
uos racionabiliter possidetis, nobis et eidem monasterio auctoritate 
apostoliea conflrmamus et presentis scripti patrocinio communimus. 
NuIH ei^go, efc. ^i qtiis autem etc. Datum Eerent. Ill kal. iunii. 


63. 

Alexander III. erUdrt jedes gegen die Kirchen der Abtei Beols 
olme ausdruckliches pdpstUches Mandat ausgesprochene InterdiU fur 
iingultig. Ferentino (1175) August 18. 

BuUaire de Vabbaye de Beols von 1735 p. 103 in der Schloji- 
bibliotliek von Fougere bei GMteauroux. 

Celestin III. bestdtigte 1191 V 31 diese Entseheidung : Celestinus 
episcopns seruns seruornm Dei. Dilectis filiis capellanis ecclesiarum 
Burgi Dolensis salutem et apostolicam benedictionem. Quanto 
Dolense monasterium %l s. w. wbrtlich tvie Alexander III Dat. Home 
apud sanctum Petrum IE kal. iunii, pontificatus nostri anno primo 
(Bullarium von 1735 p. 51). 

Alexander episcopns seruns seruornm Dei. Dilectis filiis uni- 
uersis capellanis ecclesiarum Burgi Dolensis salutem et apostolicam 
benedictionem. Quanto Dolense monasterium ad iurisdictionem 
beati Petri et nostrum specialiter pertinere dignoscitur, tanto 


Papsturkunden in Frankreich V. 


93 


ipsins iura et libertates eius propensiori studio manutenere et 
custodire debemus. Inde est quod uniuersitati uestre per aposto- 
lica scripta precipieudo mandamus et mandando precipimus, qua- 
tenus si quis in predictas ecclesias nisi de speciali mandate nostro 
inter dicti sententiam protulerit, eidem inter diet o nuUatenus defe- 
ratis nec ipsum aliquatenus obseruetis. Datum IFerentini XV 
kal. septembris. 


63 . 

Alexander III, hefiehlt dem Bischof von Clermont seine Parro- 
chianen anmhaltenj alle ihnen verpfdndeten BesUmngen des Klosters 
Sonvigny dem Kloster mrilcJc^ugeben, 

Jnagni (1160— ‘76) Mai 24., 

Orig, Moiilins Arch, Bep, (Prieure de Souvigny H, 422). 

Littera clausa. Das Original ist selir schlecM erlialten. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Claromontensi episcopo [salutem et] | apostolioam benedictionem. 

Ad audientiam nostram peruenit, quod possessiones et redditus 
monasterii | Siluiniacensis per incuriam et incautelam priorum qui 
pro tempore fuerint [uario modo] | distracti sunt et pignori obK- 
gati. Vnde quoniam nostra interest reparationi ecclesiarum . , 

I conseruationi diligenter intendere et huic rei ope- 

ram omnimodam | . . . , adhibere et periculosum 

est uniuersis Cbristiane religionis ui[ris » • .] I kabundantias uel 
usuras exigere, fraternitati tue per apostolica [scripta man]|da~ 
mus atque precipimus, quatinus parroebianos tuos, qui ter[ras et 
redditus] | prescript! prioratus babent pignori obligatos, mones in- 
stanter [et sub ana]|tbematis distractione compellas, ut quidquid 
de prescripts terris et reddi[tibus deduc]|tis expensis perceperunt 

occasione et appellatione remota, in sortem [ qua re- 

cepta, prescriptas terras et redditus eidem prioratui libe[re et ab- 
solut]|te resignent. Dat. Anagn. YIIII kal. iun. 

a) scriptis terris auf Itasur, 


64 . 

Alexander III. befiehlt den Bischofen von Nevers und Clermont 
und dem Archidiahonus Hu. von Bourges^ gewisse Burger von Sou- 
vigny und Bitter des Crehietes Bourbon mi ermahnen, ihnen verpfdn- 
dete Besitmoigen des Klosters Souvigny diesem schleunigst mruchm^ 
geben. Anagni (1174 — 76) Januar 16. 



94 Wilhelm Wiederhold, 

Orig, WlouUns Arch. Dei). (Prieure de Souvigny H. 422). 

Alexander episcopns seruns seruorum Dei. Venerabilibus fra- 
tribus Niuernensi et Claromontensi episcopis et | dilecto filio") Hu. 
Bitnricensi arcMdiacono salutem et apostolicam benedictionem, 
Significatnm est nobis ex parte abbatis et | fratrum Cluniacensinmj 
quod quidam burgenses uille Siluiniacensis, milites etiam et clientes 
terre domni ) de Borbona possessiones et redditus Siluiniacensis ec- 
clesie detinent pignori obligatos, quos eidem | ecclesie restituere 
contradicunt, licet inde sortem suam deductis expensis recipisse 
dicantur. | Quoniam igitur usurarum crimen Deo abbominabile et 
hominibus pernitiosum existit, discre|tiom uestre per apostolica 
scripta precipiendo mandamus, quatinus inquisita ueritate rei, si 
quos I ex detentoribus predictarum possessionum et reddituum 
uobis constiterit sortem suam inde prelter expensas in integrum 
recepisse, eos monere curetis, ut easdem possessiones et redditus | 
prescripte ecclesie omni dilatione et appellatione cessante, sine 
qualibet exactione et conjtradictione restituant et in pace et quiete 
dimittant. Si uera commonitioni uestre noluejrint adquiescere, 
eos sublato appellationis remedio, auctoritate nostra publice ex- 
communijcatos denuntietis et faciatis usque ad condignam satis- 
factionem tamquam excommunicatos | cautius euitari. Dat. Anagn. 
XVII kal. febr. 

B. dep. 


a) dilecto filio awf Rasm\ 


65. 

Alexander HI. schreibt an Dehan and Kapitel von Samt-Ontrille 
in JBourges, daJ3 niemand ohne triftigen Grund den vorgeschrieleneu 
Versammhingen des Kapitels fern Ueihen dilrfe ; anderenfalls solle das 
Kapitel ohne Rucksicht aiif die Ausgehlielenen verhandeln. 

Anagni (1174 — 76) Januar 28. 

Orig. Bourges Arch. Dep. (ColUgiale Saint-OiUrille du Chateau- 
les-Bourges Liasse 1). — Cartulaire de Saint-Outrille s. XIII ebenda. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis de- 
cano et capitulo beati Austre|gisili Bituricensis salutem et aposto- 
licam benedictionem. Ad audientiam nostrum noueritis peruenisse, 

I quod quidam uestrum statutis et determinatis capitulis ecclesie 
uestre interesse con|tempnunt, hac de causa uidelicet, quod a ba- 



Papsturkunden in Frankreich Y. 


96 


liuis"^ et propositis, qui fuerint statuendi, premia uellent contra 
honestatem ecclesiasticam extorqnere. Insnper | etiam, ne in his 
^ uel in aliis negotiis ipsius ecclesie procedatnr, snam eisdem capiitulis 
presentiam snbtrahere non nerentur. Nos itaque pronidere no- 
lentes, ne propter | malitiosam aliquorum absentiam prescripte ec- 
clesie ntilitas debeat retardari, axic|toritate nobis apostolica duxi- 
mns indnlgendnm, nt si qui ex nobis pro causa | quam prediximus 
se a prescriptis capitnlis absentauerint, nichilominns nobis | li~ 
citnm sit in negotiis ecclesie nestre secundum Deum et rationem 
procedere, ne^^ pro | ipsornm absentia eadem possint negotia pre- 
pediri. Dat. Anagnie V kal. febr. 

B. dep. 

ft) 1 atif Rasur, &) Von nec dan c ausradiert. 


66 . 

« 

Alexander 111, hestdtigi dem Delzan Wilhelm und dem Kapitel 
von SainUOutrille in JBoiirges die Entscheidimg des verstorhenen Er^- 
bischofs Stephan von Bourges ilber die Zahl Hirer Frdbenden und die 
des verstorhenen Erd^iscliofs Petrus ilber die Einicunfte des Behans, 

Anagni (1174 — 76) Januar 28, 

Orig, Bourges Arch. B(p, (ColUgiale Saint-Outrille du Chateau- 
le^- Bourges Liasse 1), 

ALEXANDBE episcopns seruus sernorum Dei- Dilectis filiis 
Willelmo decano et capitulo beati Anstre|gisili Bitnricensis sa- 
Intem et apostolicam benedictionem. Satis est absonnm et^ 

absnrdnm, si lenitate qnalibet | debeat immutari, quod esse 
noscitur prouida consideratione statutum, cum omnia firmi|tatis 
robnr debeant obtinere que nel rationi conneniunt nel ecclesiastice 
consonant hojnestati. Andinimns antem, quod de anctoritate bone 
memorie S(tephani) quondam Bitn|ricensis archiepiscopi in ecclesia 
uestra eins facnltatibns stndiose pensatis, de commnni assensn sit 
et I nolnntate uestra statutum, ut ibidem canonicorum numerus 
uiceshnum non excedat neue | aliquis, donee canonici ad predictum 
numerum redigantur, de nouo in canonicum assu|matur- Nos itaque 
nolentes constitutionem ipsam aliquorum presumptione rescindi, 
presertim [ cum a nobis sit, sicut audiuimus, iuramento firmata nec ab 
honestate discordet, earn ratam | habemns ac firmam et auctoritate 
apostolica duximus confirmandam. Preterea quoniam a uobis sta- 
tutum est, ut 1 quicumque nostrum in ecclesia uestra interfuerit 
matutinis, singulis noctibus duos denarios et amplius etiam in po|- 


96 


Wilhelm Wiederhold, 


sterum secundum quod redditus ipsius ecclesie adaugentnr, 
recipiant, constitutionem ipsam, sicut de communi assensu | facia 
estj auctoritate apostolica confirmamus. Nicliilominus eiiam, sicut 
de auctoritate pie recordationis P(etri) | quondam Bituricensis ar- 
cHepiscopi super beneficio et redditu decanie inter uos cum consilio 
discretorum uirorum de coin[muiii assensu statutum esse dinoscitur 
et autentico scripto firmatum, ita etiam statutum ipsum perpetuum 
robur | babere sancimus, auctoritate apostolica prolibentes, ne quis 
contra banc uel alteram institutionem, quam pre|diximus, ausu 
temerario uenire presumat aut banc paginam nostre confirmationis 
infringere audeat ] uel ei aliquatenus contraire. Si quis autem 
hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipo|tentis Dei et 
beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. 

Dat. Anagnie V kaL febr. 

B. dep. 


* 67. 

Alexander 111, iemftragt einen Bischof, eine Klage der Kano- 
niJcer von SainUOuiriUe in Bonrges gegen die Kanonilter von Gra- 
W (•) '^ogen voreiliger Wahl meier Brabendare m untersuchen und 
ndiig onfalls diese Wahl m Icassieren. 

Anagni [1174 — 76) JFebruar 18. 

Cartulaire de Saint ~ Ouirille de Bourges s. Kill Bourges 
Arch, BSp. 

Bin Bischof von OantJiracum ist mir unbeTcannt, 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Cantbracen(si) episcopo salutem et apostolicam benedictionem, 
Eeferente nobis dilecto filio nostro decano sancti Austregisili 
Bituricensis accepimuSy quod cum®) canonici Crancbiacenses duos 
pueros, quos sibi elegerant, in canonicos ei confirmandos uel repro- 
bandos, sicut moris est, presentassent, idem decanus usque ad 
proximum sequentenx diem eis terminum dedit, ut interim de 
meritis et conuersatione dictorum puerorum et de qualitate electionis 
ipsorum per alios plene agnosceret, quia bee sibi erant ignota. 
Predictis uero canonicis ab eo cum murmure recedentibus et asse- 
rentibuSj quod terminum nuUatenus expectarent sed prefatis pueris 
prebendam continue assignarent, idem decanus ex^) parte nostra 
probibuit, ne in facto procederent, sed prefati canonici nicbilo- 
minus eisdem pueris prebendam non sine iniuria nostra et ipsius 

b) et. 


a) cum fMt 



Papsturkunden in Frankreich V. 


97 


decani concedere presumpserunt. Quoniam igitur grauiter sunt 
puniendi qui proMbicionibus ex parte nostra factis obuiant aut 
alios suo iure et dignitate spoliare nituntur, nos contemptum 
nostrum et iniuriam eiusdem decani noleutes relinquere incor- 
reptam ant memorato decano in suo iure deesse, fraternitati tue 
per apostolica scripta mandamus et mandando precipimus, quatinus 
utraque parte coram te conuocata, rei ueritatem diligenter inquiras 
et, si prout dictum est ita esse inueneris, prefatos pueros a pre- 
bendis suis auctoritate nostra appellatione cessante omniuo remo- 
ueas et canonicis illis qui fuerint buius presumpcionis principales 
auctores, Raymundo uidelicet, Grilfredo Lodoisi, I. de Carophis et 
Benedicto auctoritate nostra appellatione remota earn penam in- 
fligas, quod aliis suis canonicis, sicut moris est, eligentibus ipsi 
usque in biennium uocem in electione babere non possint. Dat. 
Agnanie XIIII bal. martii. 


68 . 

Alexander 111, hestdtigi dem Ait and den Brudern von Deals 
einen Vergleich zwischen dem Kloster und dem verstorbenen Er 0 - 
bischof Stephan von Bourges* Anagni (1174 — 76) Juli 21, 

Bnllaire de Vaibaye de Deals von 1785 p, 46 in der SchloJJ- 
bibliotheJc von Fougere iei Ch&teauroux. 

Fr^bischof Stephan starb 1174, 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
abbati et fratribus Dolensibus salutem et apostolicam benedictio- 
nem. Que pro bono pacis et concordie rationabili prouidentia 
facta esse noscuntur, in sua debent firmitate consistere, et ne 
processu temporis aHcuius temeraria presumptione ualeant im- 
mutari, ea nos conuenit scripti apostolici munimine roborare. Ea- 
propter, dilecti in Domino filii, iuste postulationi uestre gratum 
impertientes assensum , compositionem que inter monasterium no- 
strum et bone memorie Stepbanum Bituricensem archiepiscopum 
super ecclesiis et decimis, de quibus controuersia diutius fuerat 
agitata, interuenit, sicut rationabiliter facta fuisse dignoscitur et 
predicti archiepiscopi necnon decani et capital! ecclesie sancti 
Stepbani Bituricensis scriptis autenticis roborata, deuotioni uestre 
auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio 
communimus. Statuentes ut nuUi omnino bominum liceat banc 
paginam nostre confirmationis infringere uel ei aliquatenus con- 
traire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, indignationem 

Kgl. Ges. d, Wiss. Nackcicliten. Phil.-hist. Kiasse. 1910. Beiheft. 7 



98 


Wilhelm Wiederhold, 


omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se 
nouerit incursurum. Datum Auagnie XII kal. aug. 


69 - 

Alexander III. hestdtigt den in der KircTie von SainUEtienne in 
Bens mm Eienste am Altar e des heiligen Johannes bestimmten Ka- 
nonikern die SchenTcungen des Er^lischofs Wilhelm von Reims. 

Anagni (1176) Juli 13. 

Kopie $. XVI Auxerre Arch. Dip. (Chapitre cathedral de Bens 
Q. 713). — Kopie von 1658 VII 21 Sens JBihl. Oomm. (Archives 
G. 112). 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis ca- 
nonicis nouiter institutes in ecclesia sancti Stepbani Senonensis ad 
seruitium altaris sancti lohannis salutem et apostolicam bene- 
dictionem. Quotiens aliquid a nobis petitnr quod ration! con- 
ueniat et ab ecclesiastica non dissonet bonestate, decet nos id 
clementer admittere et utili effectu prosequente complere. Ea- 
propter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus be- 
nignius annuentes, ea que uenerabilis frater noster W(illelmus) 
Remensis archiepiscopus, apostolice sedis legatus nobis pro uestris 
necessitatibus canonice concessit, sicut in autentico scripto exinde 
facto continetur et nos ipsi rationabiliter possidetis, nobis et suc- 
cessoribus uestris auctoritate apostolica confirmamus et presentis 
script! patrocinio connnunimus. Statuentes ut nuUi onmino bo- 
minum liceat banc paginam nostre confirmationis infringere uel 
ei aJiquatenns contraire. Si quis antem boc attemptare pre- 
sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et 
Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Datum Anagnie 
IIP idus iulii. 


70 . 

Alexander III. hestdtigt dem Aht imd den Briidern von Saint- 
Jean Jes- Sens die ihnen von Er 0 hisGhof Wilhelm von Sens ^ dem 
jeUigen Er^hischof von Reims^ geschenicten Kirchen Saint- Gilles de 
Nemore und von Dorleto und den Ort Flottin. 

Anagni (1176) November 12. 

Kopie von 1563 VI 24 (aus dem Orig.) Auxerre Arch. Dip. 
(Abbaye de Saint- Jeandes-Sens H. 377). 

Dabei ist vermerM: ,jau troisieme caier du registre seconde page^ 


Papsturkunden in Erankreich V. 99 

second article est escript ce que s'ensuit : primlegitiiQ de ecclesia sancti 
Egidii et de Dorleto et Motaiii“. 

Alexander episcopns semus sernorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et nninersis fratribns ecclesie sancti lobannis Senonensis salntem 
et apostolicam benedictionem. Instis petentium desideriis 

dignum est nos facilem prebere consensnm et nota que a rationis 
tramite non discordant, effectu prosequente complere. Eapropter, 
dilecti in Domino filii, nestris instis postnlationibns grato concur- 
rentes assensn, ecclesiam sancti Egidii de Nemore cnm ecclesia de 
Dorletj sicnt earn nenerabUis frater noster W(illelmus) nunc Re- 
mensis, tunc Senonensis arcbiepis copus nobis cum assensu fratrum 
eiusdem loci, capituli etiam Senonensis, ad qnos eadem ecclesia 
spectare uidebatur, sub censu quinque dnintaxat solidorum eidem 
capitulo annis singulis persoluendo, nobis pia denotione donauit 
cum omnibus ad eandem ecclesiam pertinentibus ; locum quoque de 
Flotein cum omnibus ad ipsum pertinentibus et rationabiles in- 
structiones, quas antecessores uestri ad maiorem religionis obser- 
uantiam fratribns ibidem Domino seruientibus tradiderunt per- 
petua obseruatione tenendas, sicnt in eorum scripto autentico 
continetur et a iam dicto archiepiscopo sunt confirmate, nos eas 
ratas babentes auctoritate apostolica confirmamus et presentis 
script! patrocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino bo- 
minum liceat banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei 
ausu temerario contraire. Si quis autem boc attemptare pre- 
sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et 
Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. Anagn. 11 
idus nouembris. 


71. 

Alexander IIL hestatiqt dem Abt und den Briidern von Saint- 
Germain in Auxerre die ihnen von den Er^hischofen Heinrich von 
Sens und Wilhelm von Heims geschenJcte Kirche von Ervy. 

Siponto {1177) Feiruar 1, 

Cartulaire de Saint - Germain d'* Auxerre s, XIII f. 16 Auxerre 
Bill, Gomm. Ms, 161 = Bom Viole Historia dbbatum s, Germani 
Autisiodorensis s, XVII p, 216 ebenda Ms. 154. 

Alexander episcopns seruus seruorum Dei. Dilectis filiis ab- 
bati et fratribns sancti Grermani Autisiodorensis salutem et apo- 
stolicam benedictionem. Instis petencium desideriis dignum est 
nos facilem prebere consensnm et nota que a racionis tramite non 

7 * 


100 


Wilhelm Wiederhold, 


discordant, effectu sxmt prosequente complenda. Eapropter, dilecti 
in Domino filii, uestris iustis postulationibus grato concxirrentes 
assensu, ecclesiam que sita est in castro quod dicitur Heruianis, 
sicut earn bone memorie Henr(icus) quondam Senonensis arcHepis- 
copus monasterio uestro racionabiliter contulii et uenerabilis frater 
noster W(illelmus) nunc Eemensis, olim Senonensis archiepis copus 
scripto suo proprio conflrmauit, uobis et eidem monasterio aucto- 
ritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio com- 
munimus. Statuentes ut nulli omnino hominum etc. Si quis autem 
etc. Datum Sypont. kal. febr. 


73 . 

Alexander II J. lestdtigt den Kirchendltesten von Saint - Etienne 
in Sens mehrcre Schenhingen des Er^bischofs Wilhelm von Reims, 

Venedig am Rialto {1177) Juni 6, 
Orig, Auxerre Arch: Rep, (Ohapitre cathedral de Sens &, 710), 
J-L, 18868 naoh dem Gitat bei Quantin Gartul. general de 
V Tonne Up. 886, Die bestdtigte UrJcunde ist gedrucM ebenda Up, 885, 

ALEXANDER episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
matriculariis ecclesie sancti | Stephani Senonensis salutem et aposto- 
licaln benedictionem. Intelleximus ex tenore cuiusdam auten|tici 
instrumenti uenerabilis fratris nostri W(illelmi) Eemensis archie- 
piscopi, apostoKce sedis legati, quod 1 cum prefatus arcbiepiscopus 
curam et amministrationem Senonensis ecclesie gereret, uobis j 
procurationem in domo sua concessit et unicoique nostrum triginta 
solidos in resur|rectione Domini et triginta in festo sancti Eemigii 
annuatim reddendos et alia quedam | que in prefato scripto con- 
tinentur. Quia uero ea que rationabiliter statu|untur ad utilitatem 
et incrementum ecclesiarum pertinentia debent munimine sedis | 
apostolice roborari, procurationem ipsam et alia que prefatus ar- 
cMepiscopus de assensu j capituli Senonensis ecclesie uobis ratio- 
nabiliter concessit, sicut in autentico scripto | exinde facto conti- 
netur et uos ea babetis, deuotioni uestre auctoritate apostolica | 
confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. Statuentes 
ut I nulli omnino bominum liceat banc paginam nostre confilrma- 
tionis infringere uel ei ali|quatenus contraire. Si quis autem boc 
attemptare presumpserit, indignajtionem omnipotentis Dei et bea- 
torum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursu|rum. 

Dat. Venet. in Riuo alto VIII id. iunii. 

B. dep. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


101 


73 . 

Alexander HI. nimmt das Kloster Saint-Marien vor Auxerre 
unter dem Abt Milan in den apostolischen Scliut^ und bestdtigt ihm 
die Besitzungen und Bechte. 

Venedig am Bialto 1177 August 20. 

Orig. Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Saint-Marien d' Auxerre 
H. 1204). 

J-L. 18732 zu 1159 — 81 citiert nach dem Fragment hei Hugo 
0. P. A. II Preuves] p. 148. Vgl. auch Quantin Cartulaire general 
de VYonne 11 p. 138 zu 1177. 

ALEXANDER EPISOOPVS SERYYS SERVORYM DEL DL 
LEOTIS EILnS MILONI ABBATI SANCTI MARIANI F0RI8 MV- 
RYM ALTISIODORENSIS OWITATIS EIVSQVE FRATRIBVS TAM 
PRESENTIBVS QVAM EVTVRIS REGYLAREM YITAM PROFESSIS 
IN PERPETYYM. | Quotiens illud a nobis petitar. 

R. Ego Alexander cattolice ecclesie episcopns ss. BY. 
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopns ss. 
f Ego Gruillelmns Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Ildebrandus basilice XU apostolorum presb. card. ss. 
f Ego lohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
f Ego Boso presb. card. sanctQ Pndentiane tit. Pastoris ss. 
f Ego Tbeodinns presb. card, sancti Yitalis tit. Yestine ss. 
f Ego Petrns presb. card. tit. sancte Sasanne ss. 
f Ego lacinctns diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss. 
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss. 

•j* Ego Cinthyus diac. card, sancti Adrian! ss. 

f Ego Hugo diac. card, sancti Enstachii inxta templnmAgrippess. 

f Ego Hugo diac. card, sancti Angeli ss. 

f Ego Laborans diac. card, sanct^ Mari^ in Porticu ss. 

f Ego Rainerius diac. card, sancti Georgii ad Velum aureum ss. 

Dat. Venet. in Riuo alto per manum Grerardi sancte Romane 
ecclesie subdiaconi et notarii, XIIII kal. septembr. , indictione X, 
incamationis dominice anno M°.C®.LXX°.Vir, pontificatus nero domni 
Alexandri pape III anno XYIII. 

B. dep. 


74. 

Alexander IIL nimmt das Erzbistum Bourges unter dem Erz^ 
biscJiof Warimts nach dem Vorgange Eugens IIL und Hadrians IF. 


102 


Wilhelm Wiederhold, 


in den apostolischen ScJiut^ und bestdtigt Him den Primat uber die 
Proviwen Bourges und Bordeaux und alle BesiUungen und Bechte. 

Venedig am JRialto 1177 August 21, 

Cartuldire de Varchevkhe de Bourges s, XIV Nr, 19 Bourges 
Arch, Dep, — Goll, Balu^e voh 79 f. 165 (ex cartulari f. 21!) Paris 
Bill, Nat! 

J-L. 12921, WiederJiolung von Nr, 36, 

Alexander episcopns sernus seruorum Dei. Yenerabili fratri 
Gnarino Bituricensis ecclesie arcliiepiscopo emsq[Tie successoribtis 
canonice snbstitnendis (in perpetnum). Et ordo rationis ex- 
postulat. 

Datum Yenetie in Bino alto per manum Gratiani sancte Eo- 
mane ecclesie subdiaconi et notarii, XII kal. septembris, indictione 
X, incamationis dominice anno MCLXXYIIy pontificatus uero 
domini Alexandri pape III anno XYIII. 

75 . 

Alexcmder III. lestdtigt dem Alt und den Brildern von JDilo 
die ihnen von den Ersbischofen Hugo und Wilhelm von Sens uber- 
frdgenen Kirchen von Bussy und Paroy, 

; Venedig am Bialto (1177) August 21, 

Kopie s, XV Sens Bill, Oomm, (Archives (x* 59), 

Die bestdtigte Uricunde ist daUert von ll76. 

Alexander episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis 
abbati et fratribus ecclesie Deiloci salutem et apostolicam bene- 
dictionem. lustis petentium desideriis dignum est nos facilem 
prebere consensum et uota que a rationis tramite non discordant^ 
effectu sunt^prosequente complenda. Eapropter, dilecti in Domino 
filii, uestris iustis postulationibus grato concurrentes assensu, ec- 
clesiam de Bussiaco et ecclesiam de Paria cum omnibus pertinentiis 
earum, a bone memorie B[ug(one) quondam Senonensi archiepiscopo 
et a uenerabili fratre nostro Bemensi archiepiscopo, apostolice sedis 
legato, tunc Senonensi, ecclesie uestre rationabiliter concessas et 
confirmatas, sicut in eomm auctenticis scriptis exinde factis con- 
tinetur et uos eas legitime possidetis, nobis et per nos eidem ec- 
clesie auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti patro- 
cinio communimus. Statuentes ut nulli omnino hominum liceat 
hanc paginam nostre confirmationis infringere nel ei aliqnatenus 


Papsturkunden in Frankreich V. 


103 


contr'aire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indigna- 
tionem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum 
eius se nouerit incursurum. Datum Venetiis in Riuo alto®^ XII 
kal. septembr. 


a) laco. 


76. 

Alexander III. nimmi die Kirche Notre-Bame de Montermoyen 
in JBourges unter dem DeJcan Cadurcius in den apostolischen Schutz 
und hestatigt ihr die Besitsungen, die Sepultur und die Freiheit vom 
Interdikt. Venedig am Bialto 1177 ( April 5 — September 20). 

Orig. Bourges Arch. Dep. (Ohapitre N.-B. de Montermoyen de 
Bourges Liasse 2). 

Bie Besitzungen sind : Ecclesiam uidelicet sancti Petri de Liuer- 
ginaco, ecclesiam sancti Petri de Marmeniis, ecclesiam sancti Petri 
de Troi, ecclesiam sancte Marie de Coslano, ecclesiam sancte Marie 
de Cildriaco, ecclesiam sancte Litanie, ecclesiam sancte Marie de 
Nououico cum omnibus pertinentiis earum. 

ALBXANDEE EPISOOPVS SEEYVS SEEVORVM DEI. DILEOTIS 
F TT.TTS OADVECIO DEOANO ET OAPITVLO BEATS MAEIB MEDH 
MONASTBEn TAM PEESENTIBVS QVAM PVTTHIS OANONIOE 
SVB8TITVBNDIS IN PEEPETWM. | Quotiens iUud a nobis 
petitur. 

R. Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Graillelmus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Menfredus Penestrinus episcopus ss. 
f Ego lohannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 
f Ego Boso presb. card, sanctq Pndentiane tit. Pastoris ss. 
f Ego Theodinus presb. card, sancti VitaKs tit. Vestine ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. 

f Ego Tacinctus dia,c. card, sancte Marie in Cosmidyn ss. 

f Ego Hardicio diac. card, sancti Theodori ss. 

f Ego Cinthyus diac. card, sancti Adriani ss. 

f Ego Hugo_diac. card, sancti Eustachii iuxta templum Agrippe ss. 

f Ego Laborans diac. card, sancte Marie in Porticu ss. 

Dat. Venetiis in Riuo alto per manum G-erardi sancte Romane 
ecclesie [subdiaconi et notarii , in- 


Wilhelm Wiederhold, 


104 

cjarnationis dominice anno M".C^LXX‘’VII°, pontificatus nero domni 
Alexandri pape III anno octauodecimo. 

B. 


77. 

Alexander III. bestdtigt dem Alt Warmund und den KanoniJcern 
von Samt- Jean -Us -Sens den BesiU einiger ihnen von Er^bischof 
Wilhelm von Sens geschenUen Kirchen. 

Anagni (1174 — 78) Februar 24. 

Orig. Sens Bibl. Comm. (Archives H. 15). 

J-L. 13005 nach dem Oitat bei Quantin Gartulaire general de 
V Tonne Up. 239. Die bestdtigte TJrhunde ist gedrucM ebenda Up. 238. 

ALEXANBEE episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis 
©(uarmundo) abbati et cano|nicis ecclesie sancti loliannis Seno- 
nensis salntem et apostolicam benedictionem. Instis petentinm 
deisideriis digniun est nos facilem prebere consensum et nota que | 
a rationis tramite non discordant, ejffectti simt prosequente com- 
plenda. | Eapropter, dilecti in Domino filii, nestris instis postnla- 
tionibns grato concurrentes assensu, ecclesiam de Teleio et de 
VaUemanri et ecclesiam de | molendino Leonis et ecclesiam de 
Villanona snper Vannam, ecclesiam de j Monte Barrel, ecclesiam 
de Bosco commnni, ecclesiam de Cerbona, ecclesiam ) de Dians cnm 
omnibus appendiciis earnm, sicnt"^ eas nobis uenerabilis frater 
noster W(illelmns) Senonensis archiepiscopnsj apostolice sedis le- 
gates canonice concessit, de|uotioni uestre auctoritate apostolica 
confirmamus et presentis scripti | patrocinio communimns. Sta- 
toentes nt nnlli omnino hominum liceat 1 banc paginam nostre 
confirmationis infringere uel ei aliquatenns con|traire. Si qnis 
antem boc attemptare presumpserit , indignationem omnipotentis 
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolormn exus se nonerit in- 
cursurum. f Dat. Anagn, VI kal martii. 

B. dep. 

a) sicut von anderer Hand auf JRasur, 


78 . 


Alexander III. bestdtigt dem Kloster Vernusse unter dem Abt 
Bkhard die Augustinerregel^ die namentlich anfgefuhrten Eesitmngen^ 
die Zehnten^ das Aufnahmerecht^ die Sepultur nnd das Wahlrecht. 

. - Lateran 1178 Juli 23. 



Papsturkunden in FrankreicL V. 


106 


Orig, im BesiU von Herrn Mirpied in Bourges. 

Gitiert Gallia Chr. 11 p, 191. Die Liste der Besitmngen lautet: 
Locum ipstun, in quo prescripta ecclesia constructa est, cum om- 
nibus pertinentiis suis, oratorium sancti Laurentii quod est in 
nemore quod dicitur Fracneia cum pertinentiis suis, oratorium 
sancti Nicolai quod est in loco qui dicitur Xanctas cum pertinentiis 
suis, oratorium sancti lotannis Euangeliste quod est in loco qui 
dicitur Barifons cum pertinentiis suis, nemus de Varnuca quod est“> 
nemus de Grrossobosco, in quo abbatia uestra sita est. 

ALEXANDER EPISOOPVS SLEWS SEEVOEVM DEI. DILEOTIS 
PILIIS EIOCAEDO ABBATI ECOLESIE^) SANCTE|MAEIE DE VAE- 
NVOIA EIVSQYE FEATEIBVS TAM PEESENTIBVS QVAM EV- 
TVEIS EEGVLAEEM VITAM PEOFESSIS IN PEEPETTVM. ] 

Monet nos apostolice sedis. 

R. Ego Alexander catRolice ecclesie episcopus ss. BY. 
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego lohannes sanctorum loRannis et Pauli presb. card. tit. 
Pamachii ss. 

f Ego Boso presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss. 

f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. 

f Ego Iac(inthus) sancte Marie in Cosmydyn diac. card. ss. 
f Ego Ardicio diac. card, sancti Theodori ss. 
f Ego Cintliyus diac. card, sancti Adrian! ss. 

*}• Ego Hugo diac. card, sancti Angeli ss. 
f Ego Arduinus diac. card, sancte Marie in Via lata ss. 

Dat. Lat. per manum Alberti sancte Romane ecclesie pres- 
biteri cardinalis et cancellarii, X kal. augusti, indictione XD, in- 
carnationis dominice anno M°.C®.LXX®.YII^&) , pontificatus uero 
domni ALEXANDBI pape HI anno XYIIIL 

B. 


a) quod est von anderer Tinte, h) auf Basur. c) sic. 


79. 

Alexander 111 geivdhrt dem Aht und den Brudern von Issoudun 
die Freiheit vom Interdiht. Anagni (1160 — 79) OUoher 7. 

Monasticon Benedictinuni vol, XXII 1 s. XVII f. 308 Paris 
Bihl. Xat Ms. lat 12680. 

J-L. 13150 citiert nach diesem Ms* 


106 


Wilielm Wiederhold, 


Alexander episcopns seruns seruorum Dei. Dilectis filiis ab- 
bati et fratribns Exsoldnnensis monasterii salutem et apostolicam 
benedictionem. Eeligiosis notis annuere et eorum iustas postu- 
lationes benignius exaudire et debito suscepti regiminis cogimur 
et pietatis officio commouemnr. Ea propter, dilecti in Domino 
filii, nestris iustis postulationibus gratum impertientes assensmn, 
presentibns nobis litteris indnlgemus, ut cnm nilla uestra fuerit 
interdicta, liceat nobis clansis iannis non pnlsatis campanis ex- 
clnsis excommnnicatis et interdictis suppressa noce dinina officia 
celebrare. Dat. Anagnie non. octobr. 


80 . 


Alexander 111, ermdchtigt Alt nnd Bruder von Beols^ innerhall 
Hirer Barrochien fdllige Zehnten von ihren Eigentumern als Geschenh 
anzundimeny sofern niclit BecMe anderer Kirchen dem entgegenstehen. 

Later an (1166 — 79) Mai 7, 

BuUaire de Vdblaye de Deols von 1785 p, 46 in der Schloji- 
lihliotTieh von Fougere lei Ghdteauroux. 

Alexander episcopns seruns sernornm Dei. Dilectis filiis abbati 
et fratribns Dolensis monasterii salntem et apostolicam bene- 
dictionem, Laudabiliter officinm nostrum exeqnimnr, si de 
statu Qlamm ecclesiarnm paterna snmus cnra soUiciti, qne ad 
dispositionetn et tatelam sacrosancte Eomane ecclesie noscnntnr 
specialins pertinere. Hac itaqne ratione indncti anctoritate nobis 
apostolica duximns indnlgendnm, nt ab illis qxd infra parocbias 
nestras decimas babent, si monasterio nestro nel locis ad ipsnm 
pertinentibns eas conferre nolnerint, liceat nobis ipsas incnnctanter 
accipere, si eas non constat ad aliam ecclesiam^) pertinere, et 
ne ab arcHepiscopis nel episcopis ant ab alia ecclesiastica persona 
super boc impendimentum sustineatnr ant dinina ipsis negentnr 
officia, arctins inbibemus. Datnm Laterani nonis maii. 

a) ecclesiam non. 


81 . 

Alexander III, lestatigt devi BeTcan und dem Eapitel von Saint- 
Etienne in Bourges die Sclienkungen einer Fran Irmgard, 

Lateran (1166—79) Mai 23. 

Gartulaire de Saint-Etienne de Bourges s, Xlll f, 14 Baris 
Bill. Nat. Ms, lat. Nouv, acqu, lat 1274. 

J-L. 13229 eitiert nacJi diesem Chartular, 


Papstarkunden in Frankreich V. 


107 


Alexander etc. Dilectis filiis decano et capitnlo Biturice’nsi 
salntem etc. Ad anres nostras noueritis peruenisse, quod qnedam 
nobilis mulier Erm(ingardis) nomine, cum sobolem non haberet, 
Christum heredem facere cupiens, hereditatem quam ab ecolesia 
uestra tenebat per manus uenerabilis fratris nostri archiepiscopi 
uestri nobis et eidem ecclesie resignauit et super altare se et suam 
hereditatem per anulum obtulit et coram eodem altari in manu 
ipsius archiepiscopi se donum suum fide data spopondit pro suis 
iuribus seruaturam, ita tamen, ut ab ecclesia uestra redditus certas 
habeat, de quibus in uita sua possit commode sustentari. Vnde 
quia coipicessionem et oblationem predicte mulieris auctoritate nobis 
petitis apostolica confirmari, nos uestris postulationibus gratum 
impertientes assensum, concessionem ipsam de hiis, sicut diximus, 
rationabiliter factam, ratam habemus eamque auctoritate apostolica 
confirmantes presentis script! patrocinio communimus. Statuentes 
etc. siciit supra. Dat. Later. X kal. iunii. 


83 . - 

Alexander III. hestdtigt dem Behan und dem Kapitel von Saint- 
Etienne in JBourges die EntscJieidung des ErMscTiofs Warinus, daJJ 
die Zalil Hirer Prdbenden nicJit iiber dreijiig hetragen durfe. 

Later an (1178—79) Mai 12. 

Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. XIII f. 16' Paris Bihl. 
Nat Ms. Nouv. acqu. lat. 1274. 

J-L. 13262 citiert nach diesem Ghartular. 

Alexander etc. Decano et capitulo Bituricensi etc. Quociens 
aliqua statuuntur que ad ecclesiasticam pertinent honestatem, ea 
nos conuenit apostolice firmitatis robore communire, ne possint 
in posterum quorumlibet temeritate rescind! uel a suo statu quo- 
modolibet reuocari. Littere siquidem quas nobis uestra direxit 
deuotio continebant, quod uos et uenerabilis frater noster Gr(ua- 
rinus) archiepiscopus uester, consideratis facultatibus uestre eccle- 
sie diligenter, ne posset eadem ecclesia in posterum ultra facultates 
suas canonicorum receptione grauari, pari uoto pro pace et utili- 
tate ecclesie statuistis, quod eadem ecclesia triginta prebendarum 
numerum non excedat et quod prebenda nemini conferatur uel 
promittatur, donee aliqua uacauerit de triginta. Nos itaque con- 
stitutioni uestre prestare uolentes debit! rob oris munimentum, earn, 
sicut- a uobis de assensu predict! archiepiscopi facta est et iura- 
mento firmata, ratam habemus et firmam eamque auctoritate apo- 


108 


Wilhelm Wiederhold, 


stolica conflrmantes presentis scripti patrocinio commiinimus. Sta- 
tuentes etc. Dat. Lat. IIII idus maii. 


83 . 

Alexander IIL nimmt das Kloster Notre-Dame de Vauluisant 
unter dem Abt Petrus in den apostolischen SchuU und hestdtigt ihm 
die JBesitmngen und MecMe. Tusculum 1179 Januar 15. 

Orig. Auxerre Arch. Dep. (Albaye de Vauluisant H. 676). 

Citiert Quantin Cartulaire general de V Tonne II p. 389. — Die 
Besitmngen sind : Grrangiain de dteureio cum nemore et tota terra 
de Ceruins et cum parte quam habetis in nemore et terra Ra- 
bardi et cnm tota terra de Valoirs cum nniuersis ad predicta loca 
de Chenreio et de Ceruins pertinentibus. 

ALEXANDER EPISCOPVS SERWS SERVOEVM DEI. DI- 
LEOTIS EILnS PETRO ABBATI MONASTERII SANCTB MARIE 
VALLISLYCENTIS EIVSQYE FRATRIBVS TAM PRESENTLBVS 
QVAM FYTVRIS REGYLARBM YITAM PROFESSIS IN PERPE- 
TVYM. I Etsi iura omniam religiosorum. 

R. Ego Alexander catbolice ecclesie episcopus ss. BY. 
f Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss. 
t Ego lobannes presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit. Pa- 
macbii ss. 

f Ego lobannes presb. card. tit. sancte Anastasie ss. 

f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. 

t Ego Viuianus presb. card. tit. sancti Stepbani in Celio monte ss. 

t Ego Cintbius presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 

t Ego Hugo presb. card. tit. sancti dementis ss. 

t Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in^^ lerusalem ss. 

t Ego Matbeus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. 

t Ego Rainerius diac. card, sancti Greorgii ad Velum au- 
reum ss. 

f Ego Gratianus diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
t Ego Rainerius sancti Adriani diac. card. ss. 
f Ego Matbeus sancte Marie None diac. card. ss. 
t Ego Bernardus diac. card, sancti Nicolai in carcere Tul- 
liano ss. 

Dat. Tusculan. per manum Alberti sancte Romane ecclesie 
presbiteri cardinalis et cancellarii, XYIII tab febr., indictione 


a) in fehU. 


Papsturkimden in Prankreich Y. 109 

XI®, incarnationis dominice anno C°. LXX®.VIII®, pontificatus 
uero domni ALEXAXDEI pape III anno XX^ 

B. dep. 


8L 

Alexander III, hestdtigt den mm Dienste am Altar des heiligen 
Johannes in der Kirche m Sens hestimmten Kanonihern die VerfU- 
gung ErMschof Wilhelms von Beims^ daji die filnfte Brdbende am 
Hauptaltar derselben Kirche, sobald sie frei iverde, an die Kanoniker 
vom Altar des heiligen Johannes fallen solle, 

Lateran (1179) Februar 17, 

Orig, Sens Bibl. Comm. (Archives G,112). — Kopie s. KVl 
Auxerre Arch. Dep. (Ohapitre cathedral de Sens G. 718). 

ALEXAXDEE episcopns seruns seruomm Dei. Dilectis filiis 
canonicis obseqnio Dei in altari | sancti loLannis quod in ecclesia 
Senonensi nuper erectum est depntatis salntem et apostolicam be- 
nedictionem. Que a | fratribns et coepiscopis nostris pietatis in- 
tuitu statnuntur, firma uolumus et illibata persistere | et ne ali- 
cuius^^ temeritate turbentur, auctoritate sedis apostolice commu- 
nire. Eapropter, dilecti | in Domino filii, uestris iustis postula- 
tionibus grato concurrentes assensu, concessionem | quinte prebende 
maioris altaris Senonensis ecclesie per uenerabilem fratrem nostrum 
’W(illelmum) tunc Se|nonensem, nunc uero Bemensem arciiiepisco- 
pum, apostolice sedis legatum supradicto altari beati lohannis, | 
cum primo uacauerit, factam ratam habemus et uiginti solidos 
quos pro inuestijtura eiusdem prebende prescripto altari contulit 
annuatim soluendos, eidem altari auctorita|te apostolica confirma- 
mus et presentis scripti patrocinio communimus. Statuenjtes ut 
nulK omnino hoininnm liceat banc paginam nostre confirmationis 
infringere uel | ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc 
attemptare presumpserit, indignationem omni|potentis Dei et bea- 
torum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incurs urum. Dat. 
Lat. XIII kal. martii. 

B. dep. 


a) et ne alicuius auf Basur. 


85 , 


Alexander III, nimmt die Kirche von JSfotre-Bame de Salles unter 
dem Prior Bomishomo nach dem Vorgange Innocent II. und Eugens 


110 


Wilhelm Wiederhold, 


III. in den apostolischen 8 chut 0 und bestdtigt ihr die Besit^imgen, 
die Sepulkir, Freiheit von Exkommunication und Suspension, die Zahl 
von stvOlf Frdbenden und das durch Er^bischof Warin von Bourges 
erlassene Staiut der Kirche. Segni 1179 August 22. 

Kopie von 1625 VII 19 (ex cartulari f,36) Bourges Arch. Bep. 
(ColUgiale Notre-Dame de Salles Liasse 1 ). 

Vgl. Nr. 10 . Die Vorurhunde Eugens IIL ist verloren. Die 
Besit 0 ungen sind : Locum, in quo ecclesia ipsa sita est, cum omnibus 
pertinentiis suis, ecclesiam sancte Marie de Agongiis, quicquid 
iuris in ea babetis, ecclesiam sancti Saturnini de Taumeriaco, ec- 
clesiam sancti Martini de Cogniaco, censum uiginti soHdorum qui a 
Molismensi monasterio eidem ecclesie pro Mercenniaco et Bissiaco 
annualiter persoluuntur, sex sextarios frumenti et sex sextarios 
siliginis ab abbatia de Loco Regio pro terra sancti Albini uobis 
uestrisque successoribus pro censu annualiter persoluendos, censum 
duorum solidorum ab ecclesia sancti Satiri pro ecclesia Monaste- 
rioli uobis soluendum, tres obolos quos“^ pro censu debent uobis 
canonici sancti Austregisili, ecclesiam sancte Marie de Promellis 
cum decimis et aliis ad supradictas ecclesias pertinentibus, apud 
castrum Nouum duo molendina in rippa Cari fluminis, in loco qui 
dicite Nantolium et in clusa eorumdem molendinorum duas sedes 
ad molendina constmenda, unum ad pannos alterum ad corticas; 
uniuersa que habetis apud Penestriliacum, medietatem nemoris de 
Laus, decern arpenta pratorum de Cutiaco et aquam circa eadein 
prata, prata quoque et terrain quam habetis apud Greuaudatdi et 
quendam locum qui dicitur Francauilla; sententiam uero que inter 
nos et moniales sancti Menulfi super capella de Francauilla et 
iure parrochiali eiusdem loci rationabiliter rata est et seruata, 
perpetuis temporibus habere decernimus firmitatem. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Bo- 
nohomini priori sancte Marie de Sails eiusque fratribus tarn pre- 
sentibus quam futuris canonice substituendis in perpetuum. Ef- 
fectum iusta postulantibus. 

R.^> Ego Alexander catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
t Ego Hubaldus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss. 
f Ego Petrus Tusculanus episcopus ss. 
f Ego Bernardus Prenestinus episcopus ss. 
t Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in Hierusalem ss. 

a) quos fehU, h) R und BV feJiIen, ebenso uberall f tmd ss. 



Papsturkunden in Frankreicli V. 


Ill 


f Ego Matheus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. 

f Ego Gratianus diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
f Ego Matheus sancte Marie None diac. card. ss. 
f Ego Bernardus diac. card, sancti Nicolai in carcere Tul- 
liano ss. 

Datum Signie®) per manum Alberti sancte Eomane ecclesie 
presbiteri cardinalis et cancellarii, XI kal. septembris, indictione 
XII, incarnationis dominice anno M® C® LXX® pontificatus 

nero domini Alexandri pape III anno XX^. 


e) signatum. 


86 . 

Alexander ILL bestdiigt der Friorin %md den Nonnen von Gri- 
senon einige ihnen vom Fischof von Auxerre geschenMe EinMnfte, 

Segni (1179) September IL 

Chartularium monasterii de Crisenone s, XIII f, d Paris Bill. 
Nat Ms. lat. 9885 = Anne Belaporte Memoire de Vahbaye de Cri^ 
^enon-les-Auxerre von 1691 Paris Bill, Nat. Ms. lat. 9886 p, 15 und 
s. XIX f. 10 Auxerre Arch. Bep. (Abbaye de Notre-Bame de (7me- 
non H. 1842). 

J-L. 13470 citiert nach Ms. lat. 9885. 

Alexander episcopus seruus sernorum Dei. Dilectis in Christo 
filiabus priorisse et monialibus de Crisinone salutem et apostolicam 
benedictionem. Eelatum est anribus nostris ex parte) uestra, 
quod uenerabilis frater noster Autisiodorensis episcopus quadraginta 
solidos de teloneo suo in nundinis de Tannet(o) et uiginti solidos 
et decern libras ceree in ecclesia de Monastelrello, quos ab antique 
ecclesia ipsa persoluit, et dimidiam partem minutarum decimarum 
in uilla Ligniaci uobis et ecclesie uestre intuitu pietatis capitulo 
suo annuente concessit et script!®^ sui munimine roborauit. Vnde 
quoniam super his confirmationem sedis apostolice postulastis, nos 
precibus uestris benignius annuentes, prescriptos redditus, sicut 
rationabiliter uobis concessi sunt et pacifice possidetis, uobis et 
ecclesie uestre auctoritate apostolica confirmamus et ’ presentis 
scripti patrocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino homi- 
num liceat hanc paginam nostre confirmationis infringere uel ei 
ausu temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpse- 


a) scrip ta. 


112 


Wilhelm Wie derhold, 


rit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli 
aposiolorum eius se nouerit incursuram. Dat. Sign. Ill id. sept. 


87 . 

Alexander HI, bestdtigt dem Alt und den Brildern von Saint- 
Pierre-le-Vifles-Sens die ihnen vom ErzUschof Wilhelm von SenSj 
jet 0 t Erzbischof von BeimSj geschenkte Kirche von Auxon, 

Velletri (1179) Eezember 10. 

Eom Cotron Ohronicon sancti Petri Vivi von 1650 p. 645 Auxerre 
Bibl. Comm. Ms. 213. 

Alexander episcopus seruns sernorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et fratribns ecclesie sancti Petri Vini salutem et apostolicam bene- 
dictionem. lustis petentium desideriis dignum est nos facilem 
prebere consensnm et uota qne a rationis tramite non discordant, 
effectu stmt proseqnente complenda. Eapropter, dilecti in Domino 
j&lii, nestris instis postulationibus grato concurrentes assensn, ec- 
clesiam de Anson cum omnibus pertinentiis suis a uenerabili fratre 
nostro Kemensi, time Senonensi arcMepiscopo de assensn capituli 
Senonensis ecclesie nestre canonice concessam, sicut earn rationa- 
biliter possidetis, nobis et per nos eidem ecclesie auctoritate apo- 
stoliea confirmamns et presentis scripti patrocinio communimns. 
Statnentes nt nnUi omnino bominmn liceat hanc paginam nostre 
confirmationis infringere uel ei aliqnatenns contraire. Si qpis 
antem hoc attemptare presnmpserit, indignationem omnipotentis 
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in- 
cursurum. Datum VeUet.«) IV idus decembris. 


a) Alet. ? 


88 . 

Alexander III. bestdtigt dem Dekan Huhald und dem Kapitel 
von Sainf-Etienne in Bourges die ivegen der Kirche von Saint-Iter- 
les-Ays von Erzbischof Wulgrin von Bourges einst getroffene Ent- 
scheidung. Tusculum (1171—80) August 20. 

Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. Kill f. 14 Paris Bibl. 
Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1274. 

J-L. 13563 citiert nach diesem Chartular. Vgl. Nr, 13. 

Alexander etc. Dilectis filiis Hyb(aldo) decano et capitulo 
Bituricensi salutem et apostolicam benedictionem. lustis peten- 


Papsturkunden in Frankreicli V. 


113 


cium desideriis dignmn est nos facilem prebere consensnin et uota 
que a rationis tramite non discordant, effectu sunt prosequente 
complenda. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postu- 
lationibus grato concurrentes assensn, ecolesiam sancti Iterii Aia- 
censis in dispositione uestra perpetuo permansuram, sicut a bone 
memorie Vulgrino quondam Bituricensi archiepiscopo statntum est 
et de assensu utriusque partis scripto eius autentico roboratum et 
demum a pie recordationis predecessore nostro papa Inn(ocentio) 
confirmatum et hactenus obseruatum, deuotioni uestre auctoritate 
apostoKca confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. 
Statuentes etc, sicut est siiperius annotatum. Dat. Tuscnlan. 

XIII kal. septemb. ^ 


89. 

Alexander IIL hestdtigt dem Dehan und dem Kapitel von Saint- 
Etienne in Bourges nach dem Vorgange Hadrians IV, die durch Ers- 
bischof Petrus von Bourges geschehene Ein^ieJiung der Propstei Mim- 
hriac. Tusculum (1171 — 80) August 20. 

Cartulaire de Saint -Etienne de Bourges s, XIII f. 16 Paris 
Bibl, Nat. Ms. Nouv. acqu. lat 1274:. 

J-L. 13564 citiert nach diesem Ghartular. Vgl. Nr. 39. 

Alexander etc. Decano et capitulo Bituricensi etc. Ea que 
rationabiliter disposita sunt et statuta, firma debent et inconcussa 
manere et ne temeritate quorumlibet a sue possint robore firmi- 
tatis auelli, ea nos conuenit apostolico munimine roborare. Sug- 
gestum est siquidem auribus nostris, quod de assensu et uoluntate 
bone memorie P(etri) quondam archiepiscopi uestri ac uestra sta- 
tutum est et scripto autentico confirmatum, ut prepositura Mim- 
briacensis nulli deinceps personnaliter assignetur sed uniuersi red- 
ditus, qui ad partem prepositure pertinebant, ad proprios usus 
capituli redigantur. Quam utique constitutionem, sicut a predicto 
archiepiscopo ac uobis rationabiliter facta est et tarn uestro quam 
sancte recordationis predecessoris nostri Adriani pape scripto au- 
tentico confirmata et hactenus obseruata, nos ratam et firmam ha- 
bentes, earn auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti 
patrocinio communimus. Statuentes ut nulli omnino hominum 
liceat hanc paginam nostra confirmationis infringere etc. Dat. 
Tusculan. XIII kal. septemb. 

Kgl. Ges. d, Wiss. Nachrichten. PMlolog.-Mst. Kiasse. 1910. Beiheft, 8 



114 


■Wilhelm Wiederhold 


90. 

Alexander 111, geivdhrt dem Frior imd den Kanonikern von 
Saint- Vrsin in Bourges die freie Verfugung ilher ihre JEinJcUnfte und 
Besitmngen j wie ihnen JEr^bischof Warinus von Bourges mge- 
standen liatte, Tusculum (1178 — 80) September 12, 

Orig, Bourges Arch, Bep, (Gollegiale Saint -Ur sin de Bourges 
Liasse 2). 

Die bestdtigte Urhunde ist datiert von 1178, 

ALEXANDER episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis 
C. priori et canonicis sancti Vrsini [ salutem et apostolicam bene- 
dictionem. Apostolice sedis anctoritate indnciimir et officii 
nostri debito proiioca|miir, filiorum ecclesie preces, c[xie inri con- 
uenitint et consonant bonestati, libenter admit|tere et effecta pro- 
seq[uente complere. Hac itaq^ue ratione indncti et nestris iustis 
postulationilbns inclinati, anctoritate nobis apostolica indnlgemns 
liberam facnltatem redditns et res ecclesie j nestre ad bonorem 
Dei et ntilitatem eiusdem ecclesie disponendij sicut uenerabilis 
frater noster Gr(narinus) | Bitnricensis arcbiepiscopns pronide nobis 
snis noscitnr litteris indtilsisse. NnUi ergo omnino bo|minnni liceat 
banc paginam nostre concessionis infringere nel ei ansn temerario 
conltraire. Si qms antem boc attemptare presninpserit, indigna- 
tionem omnipoltentis Dei et beatornm Petri et Panli apostolornm 
eins se nonerit incnrsnrnm. Dat. 1 Tnsculan. 11 id. sept. 

B. dep. 

91. 

Alexander 111, nimmt Behan und Kapitel von Saint’-Etienne in 
Bourges in den apostolischen Schut ^ , verbietet Suspension oder Ex- 
Jcommunikation oline ausreichenden Qrund m verhdngen und gewdhrt 
dem Kapitel das Becht der Appellation an den Bomischen Stuhl, 

Velletri (1180) Fehruar 9, 

Gartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. Xlll f, 17 und f. 19^ 
Paris Bibl, Nat, Ms. Nouv, acgu, lat. 1274, 

J-L, 13606 citiert nach diesem Ghartular, 

Alexander episcopus sernns sernornm Dei. Dilectis filiis 
Hn(baldo) decano et capitulo Bitnricensis ecclesie salutem et apo- 
stolicam benedictionem. Ideo sumus licet inmeriti ad officinm 
ecdesiastice pronisionis assunpti, nt ecclesiarum paci quantum 



Papsturkimden in Frankreich V. 


115 


nobis dederit Dominus intendamus et ne possint aliquorum ma- 
lignitate uexari, mnnimen inpendamns apostolicmn et fauorem. 
Hac itaqne consideracione inducti et nestris postulacionibns in- 
clinati, ecclesiam nestram sub beati Petri et nostra protectione 
suscipimus et presentis script! patrocinio communimus. Yerrnn ne 
communiter uel specialiter indebite sentencia ecclesiastica granari 
possitis, presentibus litteris nobis indulgemus, ut nemini Hceat in 
uos omnes communiter aut in aliquos nostrum specialiter suspens- 
sionis uel excommunicationis sentenciam sine manifesta et racio- 
nabili causa proferre. Statuentes ut si uos in aliquo presenseritis 
agrauari, libere nobis liceat sedem apostolicam apellare. Si qui 
autem nostrum, quod absit, incestati decesserint, res eorum quas 
conssideracione ecclesie uestre habuisse noscuntur, ad ecclesiam 
ipsam decemimus sine contradicione qualibet deuoluendas. NuUi 
ergo omnino bominum fas sit personas uestras temere perturbare 
sen banc paginam, nostre protectionis et constitucionis infringere 
uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem boc aptemptare 
presumserit“\ indignationem omnipotentis Dei^> et beatorum Petri 
et Pauli apostolorum eius se nouerit incurssurum. Datum Vel- 
letri V idus februarii. 

a) presusserit. &) Dei fehlt* c) nouerint. 


93. 

Alexander III, entscheidet einen Streit mvischen dem Magister 
Odo^ dem Vertreter des Kapitels von Saint-Etienne in Bourges, und 
Petrus de Barentonio wegen einiger Prdhenden. 

VelletH (1180) Mdr 0 28, 

Gartulaire de Saint ^ Etienne de Bourges s. XIII PaJcet 
Bourges Arch, Bep, = Gartulaire s, XIII f, 15* Paris Bilh Nat* 
Ms, Nouv, acgu, lat, 1274, 

J-L. 13635 citiert nach Ms, Nouv. acgu, lat, 1274, Die in 
heiden Ghartularen fehlende Batierung gibt Girardot Bistoire du 
chapitre de Saint-Etienne de Bourges p, 7 Note 2 aus dem Original 
im Bonds von Saint-Etienne (Affaires diverses Liasse 2f Nr, 2), wo 
aber das Original sich nicht mehr findet, Gerade die von Girardot 
benutzten StucJce fehlen in der Liasse (jetzt PaJcet 149), Audi das 
Inventaire des bulleSj lettres patentes etc, s, XVI f, 11* citiert Ubrigens 
unsere UrJcunde zu Y kaL aprilis. 

Alexander etc, Venerabili fratri arcbiepiscopo et dilectis filiis 
uniuerso capitulo Bituricensi salutem et apostolicam benedictio- 

8 * 


116 


Wilhelm Wie derhold, 


nem. Quociens aJiqua negocia in nostra presencia concordia 
nel inditio terroinantur, conueniens est et consentaneum rationi^ 
nt quod fuerit iudicatnm scriptura memorie commendetnr. Ideoque 
qualiter controuersia, que inter dilectos filios nostros Od(onem) 
magistrum scolarnm ecclesie nestre, confratrum snorum uicem 
agentem, et P(etnim) de Barentonio, qui tarn pro se qnam pro 
sociis Utigaturus aduenerat, super concessione prebendarum, que 
illis facta fuerat, et uoce habenda in capitulo uertebatur, in au- 
ditorio nostro fuerit terminata, presentis scripti serie precepimus 
annotari. Magister siquidem Odo banc constitutionem in ecclesia 
Bituricensi de assensu uenerabilis fratris nostri Gr(uarini) Bituri- 
censis arcbiepiscopi et tocius capituli factam et omnium Sacra- 
mento firmatam de canonicorum numero asserebat, ut nemini ui- 
delicet alicuius prebende promissio uel donatio fieret, donee 'cano- 
nicorum numerus redigeretur ad tricenarium et unus de triginta 
decederet, cui alter posset, sicut constitutum fuerat, subrogari. 
Vnde predictus P(etrus) uel socii eius prebendam adbuc de iure 
petere non poterant, maxime cum et ipse et socii sui, sicut littere 
capituli continebant, eandem constitutionem iurisiurandi religione 
firmassent. Petrus uero dicebat, se ad eandem prebendam ratio- 
nabiliter admittendum pro eo quod tricenarius numerus de resi- 
deniibus deberet intelligi et nunc nec uiginti in ecclesia residerent. 
Ad bee etiam idem P(etrus) locum sibi dicebat in cboro et capitulo 
assignatum et ob boc in capitulo cum ceteris uocem habere de- 
bere. Magister uero 0(do) asseuerabat et boc ex Btteris capituli 
plenius ostendebat, contradicendi ei facultatem ex tunc qu^ndo 
receptus est usque ad plenam perceptionem penitus interdusam. 
Nos igitur fratrum nostrorum communicate consilio, ne alterutri 
parcium occasionem deierandi relinquere uideremur, capitulum ab 
impetitione prefati P(etri) super postulatione prebende absoluimus 
et tamdiu decreuimus eum expectare debere, quousque canonicorum 
numerus, forinsecis cum intrinsecis computatis, ad tricenarium re- 
digatur. De uoce uero in capitulo habenda uel non babenda, quia 
prefatus P(etrus) negabat sibi earn ademptam uel se aliquatenus 
abiurasse, boc constituimus ut, si de uoluntate arcbiepiscopi et 
capituli prefata constitutio facta est et iuxta litteras capituli, que 
nobis ostense sunt, confirmata et boc ipsum iurasse, irrefragabiliter 
obseruetur. Si uero id constare nequiuerit, consuetudo super hoc 
ecclesie teneatur, quod si consuetudo ecclesie non apparet, ad ui- 
cinarum ecclesiarum consuetudinem recurratur et sciatur ab eis, si 
antequam prebende fructus accipiat, uocem in capitulo possit habere. 
Nulli ergo hominum hanc diffidtionem. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


117 


93 . 

Alexander III, nimmt das Kapitel von Saint^Mienne in JBourges 
unter dem Dekan Suiald in den apostoliscJien 8 chut 0 und bestdtigt 
ihm die JBesitmngen, JRecMe und Gewohnheiten, 

(1159—1181). 

Cartulaire de Saint -Etienne de JBourges $. Xlll f. 13 Paris 
JBihl, Nat, Ms. Nouv. acqu. lat, 1274:. 

J-L. 13776 citiert nacli diesem Chartular. — Die JBesit^ungen 
sind: Curiam Belliloci cum appendiciis suis, curiam de Suriaco 
cum appendiciis, curiam de Bengiaco cum appendiciis, curiam de 
sancto Karterio cum appendiciis, curiam de Chiriaco cum appen- 
diciis, curiam Voeti cum appendiciis, ecclesiam de Moroga, ecclesiam 
de Prachiaco, ecclesiam de Velga, ecclesiam de Rionio, ecclesiam 
de G-run, ecclesiam sancti Siluani, ecclesiam de Momaio, ecclesiam 
de Tendronio, ecclesiam de Amolio, ecclesiam de Plauiniaco, eccle- 
siam de Croisiaco, ecclesiam deJCirnaio, ecclesiam de Altri, ecclesiam 
de Mostichebur, ecclesiam de Tesciaco, ecclesiam de Condeto, ec- 
clesiam de Marolio, ecclesiam de Loschi, ecclesiam de Dannan, 
ecclesiam de lussiaco prope Crotas, ecclesiam de Yernolio apud 
sanctum Karterium, ecclesiam de Sauiniaco, census q[uoque quos 
annuatim recipitis in ecclesiis, duos scilicet solidos in ecclesia de 
Castellione , in ecclesia de Paludello duos solidos , duodecim de- 
narios in ecclesia de Miserai, quinque solidos in cella iuxta Pir- 
mitatem, quinque solidos in ecclesia monachorum Virsionis de 
Prulliaco, quinque solidos in ecclesia de Vali, quinque solidos in 
ecclesia de Sori, quinque solidos in ecclesia de Sariaco, de Boscho, 
quinque solidos in ecclesia de Ballo, duodecim denarios in ecclesia 
Loci Dei, duos solidos in ecclesia de Suenai, quinque solidos in 
ecclesia sancti Karterii, decern solidos in ecclesia de Vico, quinque 
solidos in ecclesia de Floriaco iuxta Spinolium, tres solidos in 

ecclesia de Artaun, duos solidos in ecclesia de Ardenta, duodecim 

denarios in ecclesia de Transau, duodecim denarios in ecclesia de 
sancta Seuera, duos solidos in ecclesia de Ronouico paludis, quinque 
solidos in ecclesia de Eonteneio iuxta Estinum, tres solidos in 

ecclesia de Viuarerds, quinque solidos in ecclesia sancti Egidii, 
duos solidos in ecclesia de ScLaceriis, decern solidos in ecclesia de 
Nesancrunda, duodecim denarios in ecclesia de Santels, quinque 
solidos in ecclesia de Yenesina , quinque solidos in ecclesia de 

Corcoe, triginta solidos in ecclesia de sancto Florencio, quinque 
solidos in ecclesia de Bleto, tres solidos in ecclesia de Grauesino, 
duos solidos in ecclesia de sancto Fulgentio, quinque solidos in 


118 


Wilhelm Wiederhold, 


ecclesia sancte Marie de Ainaio, uiginti solidos in ecclesia de 
sancto Satyro, duos solidos in ecclesia de Agungiis, quadraginta 
solidos in ecclesia de Sueto, duos solidos in ecclesia de Miengio, 
decern solidos in ecclesia sancti Petri super Carum fluuium, septem 
soHdos in ecclesia de Luceraio, quinque solidos in ecclesia de sancto 
Priuato et Solengiaco , in nouem ecclesiis Case Dei duodecim de- 
narios ad Pentecosten, in ecclesia de sancto Palladio duodecim 
denarios, in ecclesia de Ilung(er)iis duodecim denarios, in ecclesia 
de Oratorio duodecim denarios, in ecclesia de Vrseio duodecim 
denarios, in ecclesia de lauardan duodecim denarios, in ecclesia de 
Vitriaco duodecim denarios, in ecclesia de Mediana duodecim de- 
narios, in ecclesia de Bucai duodecim denarios, in ecdesia de 
Buxeriis duodecim denarios. Preterea antiquas Hbertates et ra- 
tionabiles consuetudines, quas ecclesia nestra bactenus habuisse 
dinoscitur, uobis auctoritate apostolica nicMlominus confirmamus, 
Alexander episcopus seruus sernorum Dei. Dilectis fiKis 
Hubaldo decano et canonicis ecclesie beati Stepbani Bituricensis 
tarn presentibus quam futuris canonice substituendis in perpe- 
tuum. Pie postulatio uoluntatis effectu. 


94. 

III. nimmt das Leprosenhaus iei Sens in den apo- 
stolisihen Sdiwts und iestdMgt ihm die Zehntenfreiheit und die Sepultur. 

Tuseulum (1171 — 81) Fehruar 5. 

Cartulaire des Popelins von 1220 f. 1' Sens Hopital (Archives 
A. 2). 

J-L. 14256 nach dent Citat hei Quantin Cartulaire general de 
V Tonne 11 p. 161. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Le- 
prosis Senonensibus salutem et apostolicain benedictionem. Cum 
simus omnibus ex suscepte seruitutis officio iuxta uerbum apostoli 
debitores, uobis tanto propensius apostolicum debemns subsidium 
impertiri, quanto minus pro cruciatibus, quos assidue in uestris 
corporibus toleratis, uestra potestis a malignorum incursibus iuxa 
tueri. Hac itaque ratione mducti et uestris postulationibus nicbi- 
lomiuus prouocati, domum uestram cum omnibus que impresen- 
tiarum rationabiliter possidet nel in futurum iustis modis Deo 
propitio poterit adipisci, sub beati Petri et nostra protectione 
suscipimus et presentis script! patrocinio commnnimus. Statnentes 
ut de nutrimentis ammalium uestrorum sen • de ortis aut pomis 



Papsturkunden in Frankreich V. 


119 


arborum uestrarum millns a uobis decimas presumat exigere. 
Sepulturam quoque ipsius domus fratribus eiusdem et ipsoram 
familie, nisi nominatim excommnnicati fuerint uel interdicti, liberam 
esse concedimns, nt eorum deuotioni et extreme uoltintati, qm se 
illic sepeliri deliberauerint , miUns obsistat. Nnlli ergo omnino 
bominum liceat banc paginam nostre protectionis confirmationis 
et constitntionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si 
quis autem hoc attentare presumpserit, indignationem omnipotentis 
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in- 
cursurum. Dat. Tusculan. non febr. 


95. 

Alexander IIL heauf tragi die BiscMfe von Auhm, Clermont und 
Nevers und den Delean und das Kapifel von Bourges^ den SenescJiall 
von Bourbon und semen Bruder und die Herzogin von Moulins an- 
mlialten^ den dem Kloster Souvigny mgefugten Schaden m erseUen, 

Tusculum (1171 — 81) Februar 9. 

Orig. Paris Bibl. Nat Ms. Nouv. acqu. lat. 2378. 

Alexander episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra- 
tribus Eduensi Claromontensi Niuernensi | episcopis et dilectis 
filiis decano et capitulo Bituricensis ecclesie salutem et aposto- 
licam benedictionem. Querelam dilectorum [ filiorum nostrorum 
T(heobaldi) abbatis et fratrum Cluniacensium intelleximusj quod 
nobilis uir W. senescalcus de Borbono 1 et frater eius et ducissa 
de Molins ecclesie Siluiniacensi, que ad prescriptum monasterium 
pertinet, dampna \ grauia estimatione decern milium solidornm ne- 
quiter intulerunt. Quoniam igitur nimie negligentie re|dargui 
uideremur, si pateremur prescriptum monasterium in capite uel in 
membris malitiosa j quorumlibet uexatione turbari, discretioni 
uestre per apostolica scripta mandamus atque precipimus, qna|- 
tinus, si res ita se habet, memoratas personas moneatis illata 
dampna prescripte ecclesie resarcire [ et ab buiusmodi de cetero 
iniquitate cessare. Si uero monitis uestris acquiescere forte no- 
luerintj | eos contradictione et appellatione cessante uinculo ana- 
tbematis innodetis et si nec sic resipuerint, j terras eorum ubi 
presentes fuerint, interdicti sententie supponatis et tarn excom- 
municationis quam interdicti | sententiam faciatis usque ad dignam 
satisfactionem inuiolabiliter obseruari. Ceterum quia predictus 
senes|calcus in quondam presbiterum monaebum predictorum fra- 


a) sk. 



120 


Wilhelm Wiederhold, 


trnm, sicut asserunt, uiolentas marras iniecit, equum ei | abstulit, 
cimiterimn niolauit et ipse idem quendam alium monachtun et frater 
eias prepositum eorum laictun | usque ad effusionem sanguinis infra 
cimiterium uerberarunt, eos si res ita se babet sublato apjpella- 
tionis obstaculo candelis accensis excommunicatos pnblice nuntietis 
et sicut excommunicates faciatis arc|tins enitari, donee memoratis 
fratribus ablata restituant, de iHatis iniuriis satisfaciant et pre- 
fatus 1 senescalcus cum litteris uestris attestantibus ueritatem apo- 
stoKco se conspectui representet. Dat. | Tusculan, V id febr. 

B. dep. 


96 . 

Alexander III. bestdtigt dem DeTcan und dem Kapitel von Saint- 
Edenne in Sourges ihre Eechte hei der Wahl der Kanoniker und die 
ihnen und ihren Leiden von Konig Ludwig von Franhreich bewilligte 
Freiheit. (1174—1181). 

Cartidaire de Saint - Etienne de Bourges s. XIII f. 16’ Baris 
Bibl. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1274. 

J~L. 13778 (m 1159 — 81) citiert nach diesem Ckartular. Die 
angesogene Vrlunde Konig Ludwigs steht ebenda f. 31 und ist datiert 
am Bmrges 1174. 

j&le::^;^der etc, Decano et capitulo Bituricensi etc. Cum 
circa nos et Bomanam eedesiam multam deuotionem et sincerum 
au im u m habetis, dignum est et Qonsonum rationi, ut preces et 
petitiones uestras, quantum secundum Deum possumus, debeamus 
libenter admittere et iura uestra illesa et integra conseruare. 
Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postulationibus 
benignius annuentes, quicquid iuris uel dignitatis predecessores 
uestri et nos ipsi usque ad bee tempera in electione canonicornm 
habudsse noscimini, nobis et successoribus uestris auctoritate apo- 
stolica confirmamus. Libertatem quoque claustri et bominum ue- 
strorum a iarissimo in Christo filio nostro Lud(ouico) illustri 
Erancorum rege nobis indultam, sicut in eius scripto autentico 
continetur, ratam babemus et firmam eamque perpetuis temporibus 
illesam et illibatam manere sanccimus. Nulb ergo omniuo bominum 
liceat banc paginam nostre confirmationis etc. 


97 . 

Alexander III. bestdtigt dem Bekan und dem Kapitel von Saint- 
Etienne in Bourges die ihnen, ihren Leuten und denen des Era- 


Papsturkunden in Frankreich Y. 121 

hischofs von Konig Ludwig von FranJcreich gewahrleisteten Frei- 
heiten. (1174--1181), 

Qartulaire de Saint -- Etienne de Bourges s. XllI f, 15 Paris 
Bibh Nat. Ms. Nouv. acgu. lat. 1274. 

J-L. 14319 citiert nach diesem Chartular. Die hestdtigte TJr'kunde 
steht f. 31 und ist datiert von 1174. 

Alexander etc. Decano et capitulo Bitnricensi etc. lustis pe- 
tencinin desideriis dignnm est nos facilem prebere assensum et 
nota q^ue a rationis tramite non discordant, effectu sunt prose- 
quente complenda. Eapropter, dilecti in Domino filii, iustis po- 
stulationibus uestris grato concurrentes assensu , libertates et 
inmunitates, quas nobis in clanstro, bominibus nestris et archiepis- 
copi nestri karissimns in Christo filius noster Lndouicus illustris 
Erancornm rex celestis desiderii ardore snccensns , pro sna et 
snorum parentum salute regia pietate concessit, sicut nobis ab 
eodem rege rationabiliter collate sunt et in antentico scripto 
ipsius exinde facto continetur, auctoritate apostolica confirmamns 
et presentis script! patrocinio communimns. Statuentes ut nnlli 
onmino hominum liceat hanc paginam nostre confirmationis in- 
fringere etc. 


98. 


Alexander III. hestdtigt deni Dehan und dem Kapitel von Saint- 
Etienne in Bourges eine SchenJcung Konig Keinrichs von England. 

(1178—1181). 

Cartulaire de Saint - Etienne de Bourges s. XIII f. 17 Paris 
Btbl. Nat. Ms. Nouv. acgu. lat. 1274. 

J-L. 14335 citiert nach diesem Chartular. Die bestdtigte Ur- 
Tcunde steht ehenda f. 32 und ist datiert von 1178. 

Alexander episcopus etc. Decano et capitulo Bitnricensi etc. 
In scripto karissimi filii nostri Hen(rici) illustris Anglorum regis 
inspeximus contineri, quod idem rex dedit nobis centum libras 
Andegauensis monete pro tutela et cnstodia feodi, quod B. de 
nobis apud sanctum Karterium obtinebat, babenda tamdiu et 
tenenda, donee filia predict! R. fuerit maritata, cum autem uirum 
babuerit, maritus eius, uel si earn, antequam uirum habet, mori 
contigerit, is qui; terram habebit nobis faciet quod de feodo illo 
facere de consuetudine ac de iure tenetur. Nos autem quod super 
hoc factum est ratum babentes, auctoritate apostolica confirmamns 



122 


Wilhelm Wiederhold, 


et presentis scripti patrocinio communimus, Statuentes ut nulli 
omnino hominum liceat hanc etc. 


99 . 


Alexander III. erlaubt dem Dehan und dem Kapitel von Saint- 
Etienne in Bourges ihre tjheltdter^ falls der Emhischof ahwesend sei 
Oder auf dreimalige Bitte nicht einschreiten wolle^ selbst m exTcom- 
munuieren und letvilligt noch einige andere Freiheiien. 

(1179—1181). 

Cartulaire de Saint-Etienne de Bourges s. X,I1I /. 17* Paris 
BibL Nat, Ms. lat. Nouv. acgu. lat. 1274. 

J-L. 13777 ( 0 u 1159 — 81) citiert nach diesem Ghartular. Wegen 
der Erwdhnung des Lateranensisohen Komils ist die Urhunde m 1179 
Ns 1181 anzuseUen. 

Alexander episcopns etc. Decano et capitulo Bitnricensis 
ecclesie etc. Apostolice sedis aiictoritas nos inducit et debitiun 
postulat caritatis de profectu ecclesie nestre paternam sollicitu- 
dinem gerere et uestris iustis postnlationibus libenti animo as- 
sentire. Hac igitnr consideratione ratiohis indupti et uestris bu- 
milibus precibus inclinati, presentium nobis axiltoritate dnxiains 
indnlgendniQ, nt si nenerabilis frater noster Bitnricensis arcbiepis- 
eopns absens fnerit, ita q^nod ipsnm de facili reqnirere non pos- 
sitis, ant jsi presens fnerit et tercio commonitns a nobis, nolnerit 
de malefactoribus nestris parrocbianis snis iusticiam facere, liceat 
nobis eos, si commoniti non resipnerint, nsqne ad satisfactionem 
congruam per excommunicationis et interdicti sententiam cobercere. 
Ad bee libertatem illam et immunitatem quam sex ecclesie nestre 
uidelicet de Bellolocoj de Centrengiis, de Seriaco, de Bangiaco, de 
Cberi, de Bni usque ad bee tempera babuisse nosenntur, nobis et 
per nos ecclesie nestre anctoritate apostolica confirmamus et pre- 
sentis scripti patrocinio comuinnimns, maxime enm a nobis in 
Lateranensi concilio deliberatione pronida sit statntum, nt noui 
census non imponantnr ecclesiis nec neteres angeantnr. Confir- 
mamns qnoqne nobis libertatem illam quam in sigdlandis litteris 
sigiUo uestro mnltis retro temporibus pacifice babnistis; iUnd etiam 
quod karissimns in Cbristo filins noster Lndouiens illnstris Fran- 
corum rex de duobus cereis in ecclesia nestra perpetuo ardendis 
institnit , anctoritate apostolica censemns omni tempore conser- 
nandom. Nnlli ergo bominnm liceat etc. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


123 


100 . 

Lucius ILL hestdtigt der Friorin und den Schwestern von Cri- 
senon ^ die ihnen von dem Aht und den Kanonihern von Castrum 
Gensorii geschenlcten Annualien dieser Kirche. 

Lateran (1182) Fehruar, 

Ohartularium nionasterii de Crisenone s. XIIJ f, 5' Paris JBibl. 
Nat Ms. lat, 9885 = Anne Delaporte Memoii-e de Vdbbaye de Gri- 
mnon-leS’-Auxerre von 1691 Paris Pibl. Nat. ilfe. lat 9886 p. 19 und 
s. XIX f. 11 Auxerre Arch. Dep, (Ahbaye de Notre-Dame de Gri- 
senon H. 1842). 

J-L. 14597 citiert nach Ms. lat. 9885. Vgl. Quantin Gartulaire 
general de V Tonne II p. 219. 

Lucius epis copus seruus seruorum Dei. Dilectis in Christo 
filiabus priorisse et sororibus de Orisinone salutem et apostolicam 
benedictionem. lustis petentium desideriis facilem decet nos 
prebere assensum et uota qne a rationis tramite non discordant, 
effectu prosequente complere. Eapropter, dilecte in Christo filie, 
uestris iustis postulacionibus grato concurrentes assensu, annualia 
canonicorum Castri Gens or (ii) ab abbate et conuentu ipsius ecclesie 
imperpetuum nobis et ecclesie uestre concessa, sicut in autentico 
scripto abbatis et capituli continetur et uos sine controuersia 
possidetis, nobis et ecclesie uestre auctoritate apostolica confir- 
mamus et presentis scripti patrocinio communimus. Nulli ergo 
omnino hominum liceat hanc paginam nostre confirmationis in- 
fringer e uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc at- 
tentare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum 
Detri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. 
Lateran. IX id. febr. 

a) sic. 


101 . 

Lucius III. bestdiigt der Priorin und den Schwestern von Gri- 
senon eine ihnen von Gaufried von Arsey geschenkte Hohgerechtigloeit 
und einige andere Schenhungen. Lateran (1182) Mdr^ 4. 

Chartularium monasterii de Grisenone s. XIII f. 3 Paris Bibl. 
Nat. Ms. lat 9885 = Anne Delaporte Memoire de Vabbaye de Gri- 
mnondes- Auxerre von 1691 Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 9886 p. 21 
und s. XIX f. 12 Auxerre Arch. Dep. (Abbaye de Notre-Dame de 



124: Wilhelm Wiederhold, 

Crisenon JS, 1842), — ColL de Bourgogne 122 s. XVIII f. 6 Baris 
Bill, Nat 

J-L, 14602 citiert nach dem Chartular s, XIII, 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis in Christo 
filiabus priorisse et sororibus de Crisinoue salutem et apostolicam 
beuedictionem. Significatum est nobis ex parte uestra, quod 
Graufridus de Arseio uobis usagium in bosco mortuo de Arseio 
concessit ita, quod diebus singulis, si uolueritis et potueritis, liceat 
uobis accipere et portare de predict© bosco mortuo quantum in 
quadriga una poterunt duo equi deferre, si uero contingent 
qnadrigam eundo uel redeundo in nemore frangi, licitxun sit uobis 
fractionem de uiuo nemore contradictione postposita reparare. 
Ynde quoniam prescriptam indulgentiam uobis queritis auctoritate 
apostolica confirmari, earn, sicut continetur in script© bone me- 
morie W(iUelmi) Autisiodorensis episcopi et seruata dinoscitur, 
auctoritate apostolica confirmamus et presentis script! patrocinio 
communimus. Preterea unum sextarium frumenti et unum tre- 
mescei, quos apud Domiciacum nobilis mulier P., dttm ageret in 
extremis, ecclesie uestre donauit, et fumum de porta Ficel, quern 
uobis Heiieius donauit et illam partem de Campis et de Mondefes 
et de Arseio tarn bladi quam uini quam Bladuinns Grrossus cum 
assensu bone memorie Autisiodorensis episcopi ecclesie uestre 
dimisit et uos racionabiliter et sine controuersia possidetis, deuo- 
tiord uestre auctoritate apostolica confirmamus et presentis scripti 
patrocinio communimus. Nulli ergo omnino hominum liceat banc 
paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu temerario 
contraire. Si quis autem hoc attentare presumpserit, indignationem 
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius 

nouerit incursurum, Dat. Lateran. IIII non. martii. 


a) in. 


103 . 

Lucius IIL nimmt die Kirche Notre-Dame du Mes unter dem 
Brior Simon in den a^ostolischen ScTiutz und bestdtigt ihr die Be-- 
sitmngen^ die Freiheit vom Inter dild^ die SepuUur^ das AufnaJimerecht 
und die freie Wahl des Friors, Velletri 1182 Mai 27. 

Eopie von 1670 I 22 Auxerre Arch.\I)ep. (AVbaye de Saint- 
Jeanles-Sens H, 377), 



Papsturkunden in Frankreich. V. 


125 


Die BesiUungen sind: Locum ipsum, in quo ecclesia ipsa sita 
est, ecclesiam de Meso cum omnibus ad earn pertinentibus, eccle- 
siam de Zarsoliaco cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam de 
Noem cum omnibus pertinentiis suis, domos etiam et possessiones 
quas Otrannus miles, qui ecclesiam uestram consumptam pro^ anime 
sue remedio reparauit, eidem ecclesie contulit, sicut eas iuste et 
sine questione tenetis. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Simoni 
priori ecclesie sancte Marie de Meso eiusque fratribus tarn pre- 
sentibus quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. 
Effecium iusta postulantibus. 

R. Ego Lucius catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 

I Ego Obonradus Prenestinus episcopus ss. 
f Ego TbeodinusPortuensis et sancte Rufine sedis episcopus ss. 
I Ego Petrus Tusculanensis episcopus ss. 
f Ego Petrus presb. card, tit.®) sancte Susanne®) ss. 
f Ego Cintbius presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 

I Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 
t Ego Matbeus presb. card. tit. sancti Marcelli ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit. Calixti ss. 
f Ego Hiacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmedin ss. 
f Ego Ardicio sancti Tbeodori diac. card. ss. 
f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 

*{• Ego Rainerius®) diac. card, sancti Adriani ss. 

Datum Velletri per manum Alberti sancte Romane ecclesie 
presbiteri cardinalis et cancellarii, VI kal. iunii, indictione XV 
incarnationis autem dominice anno M^C^LXXX^IP®), pontificatus 
uero domni Lucii pape III anno 1. 

a) tit. felilt Jiier tmd in der Folge. 1) Sabine. c) Laurentius. 

d) V. e) WLXKXPIK 


103. 

Lucius IIL hestatigt dem AM von Saint'-Pierre-le^Vif-les-Sens 
die seinem Ktoster vom Erzhischof Wilhelm von Sens geschenkte 
Kirche von Auxon, Velletri (1182) Mdr 0 17, 

Dorn Ootron Ghronicon sancti Petri Vivi von 1650 p, 653 Auxerre 
Bill, Comm. Ms. 213. 

Vgl. Nr. 87. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio abbati 
sancti Petri de Vino salutem et apostolicam benedictionem. 



126 


Wilhelm Wiederhold, 


Cum religiosis locis pietatis intuitu rationabiliter aliqna confe- 
runtur, ne aliquorum malitia procedente tempore perturbentur, 
apostoKco conuenit presidio communiri. Eapropter , dilecti in 
Domino fill, tuis iustis postulationibus grato concurrentes assensu, 
concessionem ecclesie de Ausonis , quam uestro monasterio uene- 
rabilis frater noster tunc Senonensis, nunc Remensis arcMepiscopus, 
necessitate inspecta fecisse dinoscitur, sicut ab eo rationabiliter facta 
est et in scripto exinde facto plenius continetur, auctoritate apo- 
stolica confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. 
Statuentes ut nuUi o-mnino hominum liceat banc paginam nostre 
confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis 
autem boc attemptare presumpserit , indignationem omnipotentis 
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in- 
cursurum. Datum Velletri XVI tab aprilis. 

104. 

Lucius III, iestdtigt dem LeJcan und dem Kapitel von Lourges 
einen Vertrag mil den Tempelhm^ren uber einige Einkunfte, 

Velletri (1182—83) Mai 30. 

Gmiulaire de Sainf-Etienne de Bourges s. XIII f. 19 [A] und 
f, 16 [BJ Paris Biil. Nat. Ms. Nouv. acqu. lat. 1274, 

J'-jC. 14791 citiert nach diesem Ghartular. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei Dilectis filiis decano 
et capitulo Bituricensi salutem et apostolicam benedictionem. 

Ea que concordia ratione preuia statuuntur, nulla debent leuitate^) 
dissolui j sed ut maiorem babeant in posterum firmitatem, dignum 
est ut patrocinio apostolico muniantur. Eapropter precibus uestris 
benignius inclinati, compositionem que inter uos et dilectos filios 
nostros fratres milicie Templi super quibusdam redditibus de as- 
sensu parcium intercessit, sicut absque prauitate facta bincinde 
recepta est et in scriptis autenticis continetur, auctoritate apo- 
stolica confirmamus et presentis scripti patrocinio communimus. 
NuUi ergo omnino bominum liceat banc paginam nostre confir- 
mationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem 
hoc atemptare presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et 
beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum, 
Dat. VeUetr.®) in kal iunii. 


a) ratione B. 


&) Velletrum A, 


127 


Papsturknnden in Frankreich Y. 

105. 

Lucius III, nimmt die Kirche Saint-Oyr de Srmcergues nach dem 
Vorgange Innocent' II, in den apostolischen ScJmU und hestdtigt ihr 
die Besitmngen und Mechte, Velletri 1183 Januar 8, 

Orig, JBourges Arch, Lep, (Gollegiale Saint- Gyr de Sancergues 
Carton 1), 

Lie SesiUungen sind: Locum ipsura, in quo prefata ecclesia 
sita est, cum omnibus pertinentiis suis, ecclesiam sancte Marie de 
Graringni"), ecclesiam sancte Marie de Cbaci cum omnibus perti- 
nentiis suis, ecclesiam sancti Martini de Chobi et ecclesiam sancti 
Tlarii®) de Marcelli cum omnibus earum pertinentiis, ecclesiam 
sancti Q-ermani de Estrici^^ et ecclesiam sancti Petri de Cha- 
rentanai cum omnibus earum pertinentiis, ecclesiam sancti Martini 
de Asneriis et ecclesiam sancti MarcelK de Munteigni^^ cum omnibus 
earum pertinentiis, ecclesiam sancti Caprasii de Sancio et capellam 
de Belloloco cum omnibus earum pertinentiis , ecclesiam sancti 
Martini que est in castro de Sancirgio et ecclesiam sancti luliani 
de lussi cum omnibus earum pertinentiis. Ad bee compositionem 
inter uos et monacbos de Callouio super decimis terrarum par- 
roebie de Estricbiaco^) mediante bone memorie Petro quondam 
Bituricensi arcbiepiscopo canonice factam, sicut ab utraque parte 
recepta foisse dinoscitur et bactenus obseruata, futuris temporibus 
manere uolumus inconcussam; balliagium quoque tertie partis de- 
cime de Asneriis in manu memorati archiepiscopi a Gauderico 
milite de Sancero post controuersiam que inter uos et predictum 
Gaudericum fuerat agitata relictum, uobis et per uos successoribus 
uestris auctoritate apostolica confirmamus, ita quod, sicut ipsius 
archiepiscopi autenticum exprimit scriptum, liceat uobis ad coUi- 
gendam tertiam partem predicte decime uel disponendum de ipsa 
sicut uideritis expedire communiter cum eodem Gauderico ant 
singulariter quemcumque uolueritis ponere seruientem. Liceat 
etiam uobis et successoribus uestris quicquid poteritis de feudis et 
casamentis Arnulfi iuuenis acquirere, sicut ipse pro remedio anime 
sue predecessorum etiam et beredum suorum per manum eiusdem 
archiepiscopi rationabili prouisione donauit et fecit per scriptum 
eiusdem archiepiscopi confirmari. 

LVOIVS EPISOOPYS 8EEVYS SEETORYM DEL DILEOTIS 
FILHS OANONIOIS ECOLESIE SANCTI OIEIOI DE SANOIE&IO 
TAM PEESENTIBYS QYAM EVTYEIS CANONICE SYBSTITVENDIS 
IN PEEPETV VM. | Effectum iusta postulantibus. 

a) Die Lesarten von Nr. 119 sind: Garingne. t) Choi. c) Hylarii. 
d) Estrichi. e) Charentenay. f) Monteigni. g) Estrici. 



128 


Wilhelm Wiederhold, 

E. Ego Lucius catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego TheodinusPortuensiset saucteEufinesedis episcopus ss. 
f Ego Henricus AJbanensis episcopus ss. 

I Ego Petrus presb. card. tit. sancte Susanne ss. 
t Ego Viuianus tit. sancti Stephaui in Celio iponte presb. card. ss. 

f Ego Arduinus presb. card. tit. sancte Crucis in lerusalem ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit. 
Calixti ss. 

f Ego Eainerius presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit. 
Pamaclui ss. 

t Ego Hubertus presb. card. tit. sancti Laurencii in Damaso ss. 
f Ego PanduHus presb. card. tit. sanctorum apostoldrum ss. 
t Ego lacinthus sancte Marie in Coamidin diac. card. ss. 
f Ego Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss. 

t Ego Octauianus diac. card, sanctorum Sergii et Bacbi ss. 
t Ego Soffredus diac. card, sancte Marie in Via lata ss. 
t Ego Albinas diac. card, sancte Marie None ss. 

Dat. Velletri per manum Alberti sancte Eomane ecclesie 
presbiteri cardinalis et canceUarii, VI id. ianuarii, indictione prima, 
incamationis dominice anno M.C.LXXXn, pontificatus uero domni 
LVCH pape III anno secundo. 

B. 

106 . 

Lucius HI. hestatigt den Kanonikern von Saint - Outrille in 
Bourges eine Sclienkung von Zehnten. 

Velletn (1183) Januar 20^ 

Carfulaire de Saint-Outrille de Bourges s. XIII Bourges Arch. 

Bep, 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis etc. Que in 
ecclesias Dei uel in minpstros] earum“) pie deuocionis intuitu con- 
feruntur, ne [projcessu temporis aliquorum maHcia perturb[entur], 
apostolico debent presidio communiri. Sicut relatione dilecti filii 
noatii Od. Mauberti ac[cepimus], cum decimam de Montepiloso ad 
ecclesiam^ uestram parrochiali inre spectantem bere[ditariaj suc- 
cessione lUicite detineret, tarn in ani[malibus] quam in uino, tali 
conditione ecclesie ipsi concessit, quod ipse et frater suns earn 


a) eorum. 



Papstuxkunden in Frankreicli Y. 


X29 

toto tempore uite sue debebat possidere, post utriusq^ue decessus 
libere ad eamdem ecclesiam deuoluendam. Hanc igitur conces- 
sionem, sicut ab ipso facta est, auctoritate apostolica confirmannis 
et ratam futuris temporibus manere sauctimus. Dat. Velletri 
Xm kal. februarii. 


107 . 

iMcius 111. iestdtigt dem Leprosenhaus hei Sens eine Sclienkung 
von ErMschof Guido von Sens. Anagni (1188) Demmher 11 

Orig. Sens Sdpital (Archives A. 1). 

LVOIVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis leprosis 
apud Senonensem citutatem manentibus salutem | et apostolicam 
benedictionem. Quanto uos acrius egritudine corporaK Dei 
manus affligit et magis nostro | patrocinio indigetis, tanto uos 
diligentiori debemus cnra fouere atq[ue iustis petitioioilbus ex- 
audire. Sicut autem ex parte uestra recepimus, cum decern uinearum 
arpenta in Se|nonensi diocesi haberetis, quorum decime ad ar- 
cMepiscopale ins pertinebant, uenerabilis frater noster G(uido) | 
ipsius ciuitatis archiepiscopus pietatis optentu decimas illas domui 
uestre remisit et factum ipsum^> | scripto autentico roborauit. 
Nos igitur donationem ipsam, sicut ab eodem arcbiepiscopo rajtio- 
nabiliter facta est et in eodem scripto contineri dinoscitur, ratam 
babentes | auctoritate apostolica confirmamus et presentis script! 
patrocinio communimus. | Nulli ergo omnino bominum liceat banc 
paginam nostre confirmationis infringere uel | ei ausu temerario 
contraice. Si quis autem boc attentare presumpserit, indignationem 
omnijpotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius 
se nouerit incursurum. Dat. | Anagn. Ill id. decembris. 

B. 


a) iu iustis petitionilnibus Grig, h) ipsum auf Bamr. 

108 . 

Lucius 111 erlaubt dem Erzbischof Heinrich von Sourges alle 
seit zehn Jahren vor dem Lateranensischen Konzil der Kirche von 
Bourges entfremdeten Kirchen oder Zehnten wieder mrUcTcmfordern. 

Anagni (1184) lanuar 1, 

Gartulaire de Varcheveche de Bourges s. XIV Nr, 45 Bourges 
Arch. Bep. = Gartulaire $, XVIII p. 314 ehenda (Archeveche de 
Bourges G, 2). 

K'gl. Oes. d. Wise, l^achrichten. Phil.-hist. Elasse. 1910. Beiheft. 


9 



130 


Wilhelm Wiederhold, 


Es handelt sich um das Laterankomil von 1179. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Hen- 
rico Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam benedictio- 
nem. Quotiens per mundane malignitatis astutiam in ecclesie 
preiudicium aiiqua presumuntur, tanto nos attentius Mis oportet 
occurrere, quanto in maioris iniquitatis audaciam impunita posset 
temeritas prosilire. Ea propter, uenerabili in Domino frater®!, 
super grauamen et preiudicium, quod a diuersis sustinere diceris, 
attendentes, Kberam tibi damns authoritate apostolica facultatem, 
ut ecolesias uel dedmas , si quas sine tuo uel predecessorum 
tuorcun‘1 assensu nonnnlli de manu laica Mfra Bituricensem dio- 
cesim a decennio ante celebrationem Lateranensis concilii rece- 
perunt , in ordicationis ecclesie potestatem sine uUius contra- 
dictione uel appellatione reducas, nec eas in tuum uel ecclesie tue 
scandalum ab occupantibus illicite detiaeri permittas. Dat. 

Anagnie tal. ianuaiii. 

a) frater fM. h) tuorum feMt. 

109. 

Lucias III. erlaubt dem ErzMschof Heinrich von Hourges in 
dm Kwchen and Eldstern seiner Diocese hei Streitigheiten and Bes- 
serangshesttdymgen eimagreifen und die JEntscheidung m trejfen. 

Mnagni (118 A) Januar 1. 

Cartulaire de VarchevtcM de Bourges s. XIV Nr. 86 Bourges 
Arch. Dep. = Cartulaire s. XFIII p, 203 eienda (ArchevecM de 
Bourges Q. 2). 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri Hen- 
rico Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam benedictio- 
nem. Solet sicut audiuimus sepius euenire, quod in ecclesiis 
et monasteriis tuis per Bituricensem diocesim constitutis propter 
diuisiones et scandala, que frequenter emergunt, grauia ibi detri- 
menta proueniant, dum non est qui motis dissensionibus se opponat 
et per pacis et concordie tramitem ad sedandam prodeat concitati 
turbinis tempestatem. Ideoque tibi liberam damns authoritate 
apostolica facultatem, ut, quotiens fueris ab aliqua de predictis 
ecdesiis sen quolibet monasterio requisites , ad emendationem 
discordie sen reformationem pacis incunctanter inuigiles et sta- 
tutum ecclesie flnctuantis, ascitis tibi prudentibus religiosisque 
personis, nuUius appellatione obstante in sue tranquillitatis or- 


Papsturkunden in Frankreich V, 


131 


dinem authore Domino renoces et instaures Sane qnidqnid cum 
maioris partis assensu et religiosamm personarnm consilio ratio- 
nabiliter a te fuerit super lininsmodi necessitatibus ordinatnm, 
firmum esse nolnmns et illnd appellatione remota inniolabiliter 
decemimns ordinandnm. Dat. Anagine kaL ianuar. 

a) instantes. 


110 . 

Lucius IIL lestdtigt dem Er^liscliof Quido von Sens nach dem 
V or gauge Hadrians IV. und Alexanders IIL die Hesitmngen und 
Rechte seiner KirchCf erUdrt, wie schon Innocent IL^ JEugen JJX, 
Hadrian IV. und Alexander III. getan^ die GilterverduJJerungen JEr 0 - 
bischof Heinrichs von Sens fiir ungultig und bestdtigt die eingerucJcten 
Urhunden Konig Ludivigs und Fhilipps August von Hrankreich. 

Anagni 118 A Januar 39. 

Kopie von 1627 III 6 Auxerre Arch. Dep. (Ghapitre catMdral 
de Sens G. 176). 

Wiederholung von Nr. 46. Hie Konig surhunden sind gedrueU 
bei Quantin Gartulaire general de V Tonne II p. 74^ 341 und 343. 

Lncius episcopns seruus seruornm Dei. Venerabili fratri 
Grnidoni (Senonensi) arckiepiscopo einsqne snccessoribxis canonice 
snbstitnendis in perpetxmm. Cum ex ininncto nobis a Deo. 

Datum Anagn. per manmn Alberti sancte Romane ecclesie 
presbiteri cardinalis et cancellarii, IIII kal. februarii, indictione H, 
incamationis dominice anno M®.C®.LXXX®(in)®, pontificatus nero 
domini Lncii pape III anno tertio. 


m. 

Lucius IIL verbietet den Kanonikern von Saint-Outrille in BourgeSj 
den Kanonikern j welche die a/ngesef^ten Frilhmessen nicht abhalten, 
die dafiir ausgeseUten Gelder aus^mahlen. 

Rimini (1184) Juni 33. 

Gartulaire de Saint - Outrille de Bourges s. Kill Bourges 
Arch. Hep. 

Lncius episcopns sernus seruornm Dei. Dilectis filiis etc. 
Peruenit ad nos quod, licet in ecclesia (nestra) quidam denarii 
canonicis illis dumtaxat deputati fuerint, qui in matutinalibns of- 

9 * 


132 


Willielni ‘Wiederhold, 


ficiis interessent, quidam tamen uestrum se lioris ipsis absentant 
et predictos denarios mchilomxiius sibi contra id quod est consti- 
tutum usurpant. Vnde quia ex hoc, sicut fertur et nos credimus, 
prescripta ecclesia in diuinis graue sustinet detrimentum, nos pro- 
uidere uolentes, ne remaneat quid in dampnum presumitur ecclesie 
supradicte incorrectum , discretioni uestre per apostolica scripta 
mandamus atque precipimus, quatinus matutinaKbus et aliis horis 
omnipotenti Deo reuerenter et unanimiter in prescripta ecclesia 
seruiatis, quia sicut uos integjrum beneficium petitis, ita integre 
uestrum debetis ecclesie seruicium exhibere. Si quis autem ex 
nobis siue decanus siue cantor uel alii sint qui in matutinalibus 
horis interesse contempserint, denarios illos qui matutinales di- 
cuntur, ipsis dari. auctoritate apostolica prohibemus. Dat. 

Ai^imin. IX kal. iulii. 


113 . 

Lucius IIL nimmt das Kloster Saint-Michel in Tonnerre unter 
dem Abt Agano nacli dem Vorgange Innocen^^ IL in den apostolischen 
Schut^ und bestdtigt iJm die Besitmngevb^ die Zehnten, das Auf- 
nahmerechtj die Freiheit vom Inter diU^ das Prdsentationsrecht, die 
S^ulfur und die AMsmaM. (Verona) 1184: September 15. 

' de Samt-Michel de Tonnerre s. XVI f. 16 Ton- 

nerre EM. QornpK 

J-L. 15080 nack dem Oitat bei Quaniin Ca/riulaire gSneral de 
VYonne II p. 306. Die Eesitzungen sind : Locum ipsum, in quo pre- 
fatum monasterium situm est, cum terris hominibus in eodem 
burgo manentibus et aliis omnibus suis pertinenths, quidquid 
Willermus filius Gruidonis quondam comitis et Matildis comitisse 
Niuernensis in eodem burgo libere uobis concessit scilicet totum 
territorium quod infra metas continetur, decern libras censuales 
et uentas illius terre de qua census coUigitur, in uilla Tornodori 
ecclesiam sancti Ambrosii de Atheis cum terris et decimis et per- 
tinentiis suis, ecclesiam de Laginaco uilla cum pertinentiis suis et 
terciam partem decime de Laginaco castro, cappellam et uillam 
de Scissiaco cum pertinentiis suis, cappellam de Maliniaco cum 
appendiciis suis, ecclesiam de Vallepelletana cum terris et molen- 
dino, cappellam de Feogniaco et uillam et molendinum cum iusticia 
terris et appendiciis suis , uiUam que Carriacus dicitur cum mo- 
lendino terris et iusticia, ecclesias et uiUam de Caniaco cum iu- 
sticia et appendiciis suis , ecclesiam de Spussolo cum duabus 
partibus decime et decimam molendmi CameUi, ecclesiam sancte 


Papsturkunden in Frankreicli V. 


133 


Colombe cum decimis et appeudiciis snis, cappellam sancti Wine- 
mari cum decimis et redditibus suis, ecclesiam de Anciaco seruili 
cum tercia parte decime et tercia parte molendinorum et molen- 
dinum quod iuxta castrum situm est cum terris et possessionibus 
suis, ecclesiam de Punella et uillam cum iusticia et omnibus ap- 
pendiciis suis, decimam finagii de Parson et terciam partem eiusdem 
nemoris cum terris et iusticia, ecclesiam de Crusiaco cum decimis 
et redditibus suis, ecclesiam de Putheis cum domo, ecclesiam et 
uillam de Cursegradu cum iusticia et omnibus appendiciis suis, 
ecclesiam de Ebrolio et medietatem decime, tercia et redditus cum 
pertinenciis suis, ecclesiam de Turgeyo cum tercia parte decime, 
cum terris pratis et siluis, ecclesiam sancti Laurentii de Coiz et 
terciam partem decime et usuarum siluarum de Vaulay et de 
Turgeyo et de Ebrolio ad omnes usus et officinarum ecclesie 
sancti Micbaelis et molendinorum de burgo Tornodori. et ad omnes 
usns domus et furni de Cursegradu et pasturam animalium omnium 
eiusdem uille et panasticum sexaginta porcorum, duas partes de- 
cime de uilla que dicitur Viroz, quidquid iuris babetis in ecclesia 
de Lentagio tarn in redditibus quam in decimis, ecclesiam de Pra- 
taleno cum tercia parte decime, terris et possessionibus suis, de- 
cimam finagii quod Stet dicitur, ecclesiam sancte Trinitatis de 
Barro super Sequanam cum terris et molendinis ad eandem eccle- 
siam pertinentibus et nundinis festiuitatis sancte Trinitatis, id est 
dominica secunda et tercia feria et terciam partem molendinorum 
de uilla Mornii cum terris et pratis, terras et redditus de Val- 
leriis et de Cbaaley et de Estormaco, terras cum pratis et reddi- 
tibus de sanctis Virtutibus, cappellam de Monasteriolo cum terris 
pratis siluis et tercia parte iusticie, cappellam et medietatem uille 
Campaniaci cum iusticia terris aquis et siluis ad eandem uillam 
pertinentibus; in episcopatu Treucensi ecclesiam sancti Petri in 
uilla que dicitur lassaus cum decimis molendinis terris pratis et 
omnibus appendiciis suis et in eadem parrocbia in uilla que Trenna 
dicitur cappellam sancti Micbaelis, molendina de burgo Beraldi et 
de burgo Tornodori et molendina Bernerii, duas partes sedis mo- 
lendini quod Chauielli dicitur, capellam de Capa et totum finagium 
cum iusticia et uineis et terram que dicitur Cbaron et campum 
Baufredi et terciam partem communis et iusticie Valisplane. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Aganoni 
abbati monasterii sancti Micbaelis de Tornodoro eiusque fratribus 
tarn presentibus quam futuris regularem uitam professis in per- 
petuum. Quotiens a nobis petitur. 


134 


Wilhelm Wiederhold, 


R. Ego Lucius catholice ecclesie episcopus ss. BV.«) 
f Ego Theodinus Portuensis et sancte Rufine sedis epi- 
scopus ss. 

f Ego Heuricus Albauensis episcopus ss. 
f Ego Theobaldus Hostiensis et Yelletrensis episcopus ss. 
t Ego lohanues tit. sancti Marci presb. card. ss. 
f Ego Labo[rajis presb. card, sancte] Marie trans Tiberim tit. 
Calixti ss. 

f &)Ego Willelmus Remorum archiepiscopus tit. sancte Sabine 
card. ss. 

f ^)Ego Pandulfus [presb. card, tit.] XT! apostolorum ss. 
f Ego Arditio diac. card, sancti Theodori ss. 
f Ego Grratianxis diac. card, sanctorum Cosine et Damiani ss. 
f Ego Sofflredus diac. card, sancte Marie in Via lata ss. 
f Ego Albinus sancte Marie None diac. card. ss. 

[Dat. Veron. per manum] Hugonis sancte Romane ecclesie 
notarii, XVII kal. octobris, indictione III, incarnationis dominice 
anno MCLXXXIIII , pontificatus uero domni Lucii pape III 
anno IIII. 


BY fMt, ehmso uherall ss. h) f felilt 

113 . 

Lucius III, schrdbt dem JJbt und Kapiiel von Pools y daji horn 
Er^hischof oder Bischof den Kirchen des Klosters neue ZeKnten auf^ 
legen Oder die Kirchen und Hire Pfarrer oline rechtsguUigen Orund 
mit deni Inter dikt lelegen durfe, Verona (1184) Lezeniber 9, 

Bullaire de Vdbhaye de Beols von 1735 'p, 47 in der Schloji- 
Uhliotheh von Fougere lei Chdteauroux, 

Lucius episcopus .seruus seruorum Dei. Electo et capitulo 
Dolensis monasterii salutem et apostolicam benedictionem. 

Dignum est et consonum rationi ut quanto speciaUus ecclesia 
uestra beati Petri iuris existit, tanto attentius in capite et in 
membris profectibus eius et commodis intendamus. Ac itaq[ue ra- 
tione inducti autoritate apostolica probibemus, ne arcbiepiscopus uel 
episcopus aut aliquis officialis eorum ecclesiis uestris nouas et in- 
debitas exactiones imponat aut ipsas uel ministros earum absque 
iudicio et rationabili causa subiaceat interdicto. Nulli ergo omnino 
hominum liceat banc paginam nostre probibitionis infringere uel 
ei ausu temerario contraire. Si quis autem boc attentare pre- 


Papsturkuudea in Frankreich Y. 


136 


sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et 
Pauli apostolorum eius se nouerit iucursurum, Dat. Verone 

V idibus decembris. 


m. 

Lucius HI. beauftragt den Er^hiscliof Heinrich von JBourges 
dafUr 0 U sorgen^ daji die Zahl der JPrdhenden in den Kirchen seines 
Sprengels nicht eigenmdchtig verringert toerde. 

Verona (llSi — 85) September i, 

Cartulaire de Varcheveche de Bourges s. XIV Nr. 85 Bourges 
Arch. I)ep. = Cartulaire s. XVIII p. 179 ebenda (Archeveche de 
Bourges G. 2). 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. VenerabHi fratri 
Henrico Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam bene- 
dictionem. Ad audientiam apostolatus nostri te significante 

peruenit, quod usque ad moderna tempora ecdesia tua de consue- 
tudine antiqua obtinuit, ut in nulla canonica infra tne diocesis 
teriainos constituta prebende canonicorum ad certum numerum 
inconsulto arcbiepiscopo, qui pro tempore fuerit^ reducantur. De- 
bent enim prius in presentia archiepiscopi ecclesiastici redditus 
estimari et iuxta quantitatem eorum constituendus est numems 
prebendarum , quia si redditus sufficientes pluribus paucioribus 
conferantur, obsequium diuini cultus minnitur et cum minori cele- 
britate diuina officia celebrantur. Hac itaque ratione inducti, 
authoritate tibi apostolica indulgemus, ut hoc, sicut rationabiliter 
factum fuisse et sub tuis predecessoribus obseruatum dignoscitur, 
autboritate nostra, nullius appellatione obstante, facias inuiola- 
biliter obseruari. Si uero canonici aliqui autboritate alicuius ar- 
chiepiscopi constituisse se numerum affirmauerint nec poterint ca- 
nonice demonstrare, autboritate nostra, nullius appellatione obstante 
numerum casses, qui sine autboritate Bituricensis ecclesie fuerit 
institutus, prouisurus, quod instuendorum numerus facultates ec- 
clesie non excedat. Dat. Verone II non. septembris. 


U5. 


Lucius HI, bestdtigt dem Kloster Saint-Etienne in Nevers die 
ihm von dem Grafen Wilhelm von Nevers verliehenen Rechte tind 
Freiheiten, Verona (1184 — 85) November 22, 



136 


Wilhelm Wiederhold, 


Cartulawe de Saint-Etienne de Never s s. XV f. 2^ Never s Arch. 
Dep. — Privileges dii prieure de Saint-Etienne von 1674 p. 81 ebenda. 

Citiert Monasticon Bened, XL s. XVII f. 341 (ex cartulari /. 5 
tend Orig,) Paris Bihl. Nat. Ms. lat. 12697. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis priori 
et monachis saucti Stephani Niuemensis salutem et apostolicam 
benedictionem. lustis petentixmi desideriis facilem nos con- 
uenit prebere consensum et uota quo a rationis tramite non dis- 
cordant, effectu prosequente complere. Eapropter, dilecti in Do- 
mino ffliij uestris iustis postulatibnibus grato concurrentes assensu, 
ecclesiam beati Stephani sitam in suburbio Niuernensi cum omni 
iure et libertatibus suis, uobis a bone memorie Willelmo comite 
Niuernensi eiusdem loci fundatore concessis, sicut in eius autentico 
contmetur, auctoritate uobis apostolica confirmamus et presentis 
scripti patrocinio communimus. Statuentes ut nullus super iure 
et libertatibus uestris uobis inferre presumat iniuriam uel gra- 
uamen. Nulli ergo omnino bominum liceat banc paginam nostre 
confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis 
autem boc attemptare presumpserit, indignation em omnipotentis 
Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit in- 
5^stbton. Datum Yeron. X bal. decembris. 



, ■ ' m ' , , 

Lucius III. erlauht nach dem Vorgemge Alexanders III. dem 
Abt von Diols den Oelrauch von Mitra und BandscJiuhen, 

Verona (1185) Januar 4. 

Biillaire de Vdbbaye de Deals von 1735 p. 48 in der Schloji- 
bibliotheh von Fougere bei Ghateauroux. 

Die VorurTcunde Alexanders 111. ist verloren. 

Lucius episcopus seruus seruorum Dei. Dilecto filio Dolensi 
abbati salutem et apostolicam benedictionem. Eos largitione 
nostri muneris duximus decorandos, qui bonestate sunt prediti et 
beato Petro et nobis sincera deuotione adstricti. Attendentes 
itaque deuotionis fideique tue constantiam et considerantes, qua- 
liter monasterium tibi commissum ad dispositionem et tutelam 
beati Petri et nostrum specialiter nullo mediante pertineat, tibi 
tuisque successoribus usum mitre et ebiroteebarum, sicut indultum 
est a pie recordationis Alexandro papa predecessore nostro et 
predecessoribus tuis ab aliis predecessoribus nostris, de consueta 



Papsturkunden in Prankreich V. 


137 


benignitate sedis apostolice indulgemus. Statuentes ut nuUi 
Omnino bominum Kceat banc paginam nostre concessionis infringere 
nel ei ausu temerario contraire. Si qtus antem hoc attentare pre- 
sumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et 
Paiili apostolorum eius se nonerit incursurum. Datum Yerone 
II non. ianuarii. 


irA 

Lucius IlL nimmt das Kloster Saint-Fierre-le-Vif in Sens unter 
dem AM Walther nacJi dem Vorgange FaschalW Honorius^ 11.^ 
Innocent'' II,, Lucius^ II. und Alexanders III. in den apostolischen 
Schut 0 und lestdtigt Him alle Eechte und Privilegien. 

Verona 1185 Juni 8. 

Bom Ootron Chronicon sancti Petri Vivi von 1650 p. 654 Auxerre 
Bihl. Comm. Ms, 213, — Gartulaire de Saint-Pierre4e-Vif von 1644 
p, 101 ebenda Ms. 216. 

Bie UrJcunde wiederhoU ivortlich das Privileg Alexanders III. 
P-L, 11714. Gitiert Monimenta pontificia Arverniae p. 844 nach 
dem Citat im Ms. lat. 12691 f. 187. 

Lucius episcopus seruus seruonum Dei. Dilectis filiis Graltero 
abbati monasterii beatorum apostolorum Petri et Pauli, q^uod situm 
est in uico qui dicitur Viuus, eiusque fratribus tarn presentibus 
quam futuris regularem uitam professis in perpetuum. Ad 
boc uniuersalis ecclesie cura. 

R. Ego Lucius catbolice ecclesie episcopus ss. BV. 

f Ego Tbeodinus Portuensis et sancte Rufine sedis epi- 
scopus ss. 

f Ego flenricus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Tbeobaldus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. 
f Ego iobannes presb. card. tit., sancti Marci ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit. Ca- 

lixti ss. 

f Ego Pandulpbus presb. card. tit. XII apostolorum ss. 

*j* Ego Albinus tit. sancte Crucis in Hierusalem presb. card. ss. 
f Ego Melior presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit. Pa- 

macbii ss. 

f Ego Arditio diac. card, sancti Tbeodori ss. 

f Ego Gratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 

I Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card, ss- 


3^38 Wilhelm Wiederhold, 

f Ego RoUandus sancte Marie in Portion diac. card. ss. 

f Ego Radnlfns sancti GreorgU ad Velnm aurenm diac. card. ss. 

Datum Verone per manum Alberti®) sancte Romane ecclesie 
presbiteri cardinalis et cancellarii, VI idns innii, indictione 111, 
incamationis dominice anno C°. LXXX® V^^, pontificatns uero 
domni Lucii pape III anno quarto. 


a) Eberti. 


U8. 

Urlan HI. bestdtigt dem DeJcan Wilhelm und dem Kapitel von 
Saint-Outrille in Bowrges die Entscheidung Er^hischofs Stephan von 
JBomrges Uher die Zahl ihrer Prabenden und die von ErMschof Pe- 
trus uber die Emkiinfte des Dehans. Verona (1186) April 8 . 

Orig, Bourges Arch. Bep. (Chapitre de la Sainte-Chapelle du 
palais royal de Bourges Liasse 3). 

Die Urlounde wiederholt ivdrtlich das Schreiben Alexanders HI. 
von (1174 — 76) I J28 (Nr. 66), Auf der Plica steht von einer Hand 
$. XIII „hoc ipsum confirmarunt Alexander et Lucius pape", 
und nach der Ghronigue du chapitre du Ghateau-lejs-Bourges s. XVIII 
p. 10 {angebur^ m das Inventar von 1770 — 1776) soil diese Ur-* 
hunde Lucius' HI im Jahre 1183 ergangen sein. Bin Blatt des 
Ghartulars s. XIII beginnt mit den r „se assiduitatem in 

eadem ecclesia", und diese UrJcunde scUiefit: „Dat. Veron. VI kal. 
mart." Wenn das der Rest einer tlrhmde Lupius'^^ H so 

stimmte sie wdrtlich uberein mit der Urbans HI. von {1187) II 15 
(Nr. 134) und ist su set^en m {118S) II 24. 

VEBANVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis de- 
cano et capitulo beati Austregisili Bitu|ricensis salutem et apo- 
stolicam benedictionem. Satis est absonum et absurdum. 

Dat. Veron. VI id. april. 

B. 

119 . 

Urban III. nimmt die Kirche Saint-Cyr de Sancergues nach dem 
Vorgange Innocent' II. und Lucius' HI. in den apostolischen Schut^ 
und bestdtigt ihr die Besitmngen und Bechte, dam die Freiheit vom 
InterdiU. Verona 1186 Juni 20. 

Orig. Bourges Arch. Dep. (Collegiale Saint- Gy r de Sancergues 
Carton 1). 



Papsturkunden in Frankreich Y. 139 

Wiederholung von Nr. 105. Die Lesarfen gehe ich dort in der 
Anmerhung. 

YEBANVS EPISOOPVS SERYVS SERVOEYM DEL DILEOTIS 
FILIIS OANONIOIS BOCLBSIE SANOTI CIEIOI DE SANOIEG-IO 
TAM ;PBE8ENTIBYS QYAM PYTYBIS OANONIOE 8VBSTITY- 
ENDIS IN PEEPETYYM. | Quotiens a nobis petitur. 

E. Ego Yrbanus catholice ecclesie episcopus ss. BY. 
f Ego Henricus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Paulas Prenestinus episcopus ss. 
f Ego lohannes presb. card. tit. sancti Marci ss. 
i Ego Petrus de Bono tit, sancte Susanne presb. card, ss. 
f Ego Laborans presb. card, sancte Marie trans Tiberim tit. Ca- 
lixti ss. 

f Ego Pandulfus presb. card. tit. XII apostoloruin ss, 

I Ego Albinas tit. sancte Crucis in lerusalem presb. card. ss. 

I Ego Melior presb. card, sanctorum lobannis et Pauli tit. Pagma- 
cliii ss. 

f Ego Adelardus tit. sancti Marcelli presb. card. ss. 

f Ego lacinctus diac. card, sancte Marie in Cosmidyn ss. 
f Ego G-ratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
f Ego Bobo sancti Angeli diac. card. ss. 
f Ego Octauianus sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. 
f Ego Soffredus sancte Marie in Via lata diac. card. ss. 
f Ego EoUandus sancte Marie in Porticu diac. card. ss. 
f Ego Petrus sancti Nicholai in carcere Tulliano diac. card, ss, 
f Ego Radulfus sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. 
Dat. Veron. per manum Alberti sancte Eomane ecclesie pres- 
biteri cardinalis et cancellarii, XII kal. iulii, indictione HU, in- 
earnationis dominice anno M^^. C°. LXXX^ YT®, pontificatus uero 
domni VRBANI pape III anno prime. 

B. 

130- 

TJrhan III. gewdhrt den Leprosen von Pont-FrauU auf Bitten 
Konig Philipps von Frankreich die Freiheit von alien Zehnten. 

Verona (1186) Oktoher 9. 

Orig. Auxerre Arch. Dep. (Leproserie de Pont-Frault H. 2402). 

YEBANVS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis le- 
prosis Pontiferaud(i) communem uitam ducentibus | salutem et 


uo 


Wilhelm Wiederhold 


apostolicain IbeiiGdictioiieiii. Quanto grauins ostis itisto Dei iu- 
dicio flagellati et nerbere superne m|sitationis afflicti, tanto nobis 
attentins in necessitatibus nestris compatimnr et quod secnndnm^ | 
Denm possumus, snffraginm impertimur. Eapropter, dilecti in 
Domino fflii, nestris instis postnlatiojnibns annnentes, ad preces 
maxime karissimi in Cbristo filii nostri Ph(ilippi) illnstris Pran- 
cornm regis presenjti scripto nobis duximns indnlgendnm, nt de 
nonalibns nestris, qne propriis manibus nel snmp|tibns colitis, nel 
de nntrimentis animalinm nestrorum nemini facnltas pateat a nobis 
decimas ex|torqnendi. Si qnis antem contra banc paginam nostre 
concessionis ansn temerario nenir6 prelsnmpserit , indignationem 
omnipotentis Dei et beatornm Petri et Panli apostolornm eins se 
nonerit in|cnrsnrnm. Dat. Veron. VII id. octobr. 

B. dep. 

131. 

Urban 111- schreiU dem Mt von Saint-Germain in Aicxerre, 
da^ ein von Him hestr after Bruder gegen dieses TJrteil nur mil Zu- 
stmmung des ganzen Kafitels appelUeren durfe, 

Verona (1186) OMober 16. 

Gartulaire de Saint-Germain d'Amerre s. Sllll f, 17 Autoerre 
BiU. Oomm\ Ms. 161 = Bom Cdtrm OhronicOn s, Gerrnani Auti- 
siodorensis von 1652 p. 895 ebenda Ms. 167 = Bom Viole Hist, ah- 
hatum s. Germani Antis, s. XVII p. 251 ebenda Ms. 151. 

Vrbanns episcopus sernus sernorom Dei. Dilecto filio abbati 
sancti Grermani Antisiodorensis salntem et apostolicam benedictio- 
nem. Significatnm est nobis ex parte tna, quod cum qnandoque 
contingat aliqnem fratrnm tnornm, sicut se habet linmana fragi- 
litas, in aliquo graniori delinquere et tn in eum exercere nelis, 
sicut et debes, correctionis canonice disciplinam, ipse ad appella- 
cionis diffnginm non dnbitat connolare. Ne igitnr occasione fru- 
stratorie appellacionis tui ordinis religio nacuetnr, denocioni tne 
presencium anctoritate concedimus, qnatinns hninsmodi appellacioni 
non deferas, nisi facta fnerit de assensn tocins capitnli ant maioris 
et sanioris partis, quominus delinqnentinm culpas inxta institnta 
tni ordinis corrigas et emendes. Nulli ergo etc. Si qnis antem 
etc. Datum Yeron. XVII kal. nonembr. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


m 


133 . 

Urban IIL erlaubi dem Er^bischof von Bourges die Bfrunden, 
die von den m Hirer Besetmng verpflicUeten Kanonikern vber die 
von dem Lateranensischen Konml festgesetde Zeit unbeseUt gelassen 
ivUrden, weiter^ugeben. Verona (1186 — 87) Januar 28, 

Cartulaire de Varchev^cM de Bourges s. XVIII p. 241 (Nr, 78) 
Bourges Arch, Bep, (Archeveche de Bourges G, 2), 

Vrbamis episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Bituricensi archiepiscopo salutem et apostolicam benedictionem. 
Ctuoa personates ecclesiarmn ei beneficia propter dissensiones eornm, 
ad quos concessio pertinet, per multem temporis aliquando uacare 
contingat, bnic morbo Lateranense concxKum congruam medelam 
adhibnit, circnmspecta pronidentia stateens certnni terminum, ultra 
qnem idem personates et beneficia nacare non possint. Ne igitur 
personates ecclesiarum tee diocesis pro minori sollicitedine cano- 
nicis dissidentibus ultra terminum ipsnm inordinati remaneant, 
cnm ex Hoc eisdem ecclesiis grane posset dispendium prouenire, 
anthoritate apostolica tibi concedimnsj nt si canonici ecclesiarum 
ipsarum personates ultra tempus in concilLo Lateranensi statutum 
uacare malitiose permiserint, tu personates ipsos ex tunc personis, 
que secundum Deum reprobari non debeant, conferendi contra- 
dictione et appellatione remota liberam habeas facultatem. 

Datum Veron^ X kal. februarii. 

133 . 

Urban III, schreibt den Brioren, Monchen^ Tempelherren und 
Johannitern der Diocese Bourges, dafi sie die vom ErMschof von 
Bourges mit der Exkommunikation belegten auf Tceinen Fall bei sich 
aufnehmen dilrfen; nur die Templer und Johanniter durfen im Falle 
eines Inter diJctes einmal im Jahre von ihren Privilegien Gebrauch 
machen, Verona (1186 — 87) Januar 23, 

Cartulaire de V archeveche de Bourges s, XVIII p, 516 (Nr, 29) 
Bourges Arch. Dep, (Archeveche de Bourges G, 2), 

Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis prio- 
ribus monachis templariis et hospitalariis per Bituricensem dio- 
cesim constitetis salutem et apostolicam benedictionem. 

Quanto nos potius ad amorem iustitie et propositem religionis 
aduocat et debitum nestre professionis innuit, tanto dolendum 



Wilhelm Wiederhold, 


m 

magis est et lugendum, si quid a uobis obtentu transitorie cupi- 
ditatis admittitur^ quo iustitie tenor nel nigor ecclesiasticus dis- 
solvatur. Quoniam igitur, sicnt a nenerabili fratre nostro Bitnri- 
censi arcbiepiscopo nobis est intimatnm, ecclesiasticas sententias, 
qne ab eo uel ex mandate eius in malefactores eodesiamm canonice 
promtilgantur , contemnitis et eas prinilegiorum uestrorum fidncia 
non tenetis, xiniaersitati nestre per apostolica scripta mandamus, 
quatenus excommunicatos archiepiscopi memorati ntillo unquam 
tempore aut etiam interdictos, salua indulgentia sedis apostolice 
uobis facta uobis templariis et bospitalariis de interdictis reci- 
piendis semel in anno, ad diuina recipere ullatenus presumatis, 
sdentes quod dignus est concessa et licita perdere, qui ea que 
non licent presumpserit usurpare. Si uero post presentis prohi- 
feitionis paginam ea que diximus duxeritis attemptata, liberam esse 
uolumus pxedicto arcbiepiscopo facultatem, ut presumptionem ue- 
stram sine appellationis obstaculo iuxta Lateranensis concilii de- 
creta coberceat et corrumpi per uos ecclesiasticam iustitiam non 
permittat. Datum Verone X kalendas februarii. 


m. 

Urban III. bestatigt dem Erzbischof Seinrich von JBourges^ 
Printas von Aquitanien, seine Entscheidung wegen der Zahl der Ka- 
noniker des Kapitels von Montermoyen. 

Verona (1186 — 87) Eehruofr 9, 

Cartulaire de V archevecM de Bourges s. XIV Bourges Arch. 
Dep. = Cartulaire s. XVIII p. 182 (Nr, 36) ebenda (Archevkhe de 
Bourges G, 2) = Coll Baluze 79 s, XVII f. 177 (ex cartulari /. 2&) 
Paris Bihl Nat, 

Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Henrico Bituricensi arcbiepiscopo, Aquitanie primati salutem et 
apostolicam benedictionem. Transmisse nobis dilectorum filiorum 
nostrorum decani et capituli beate Marie Medii monasterii Bituri- 
censis litter e continebaut, quod cum in earum ecclesia non fuisset 
statutus certus numerus prebendarum, ad euitandam instantiam 
potentum uirorum, quorum precibus cogebantur interdum ultra 
facultates ipsius ecclesie canonicos plures admittere, te in capitulo 
ipsorum presente et pensante studiosius facultates ipsius ecclesie 
de tua uoluntate et conuenientia statuerunt, ut redditus prescripte 
ecclesie inter tresdecim tantum modo prebendas, decano qui duas 



Papsturkunden in Frankreich V. 


143 


de consuetudine percipit in niimero computato, de cetero dim- 
dentnr. Insuper etiam nt nitarent scandalum, quod de donatione 
prebendarum inter eos solebat frequenter emergere, donationes 
prebendarum tibi tuisque successoribus pari uoto et unanimi con- 
cesserunt, post decessom predicti decani sine scrupulo alicuius 
difficultatis habendas et omnem quam in earum concessionibus 
habere solebant potestatem, concorditer contulerunt. Eorum itaque 
precibus inclinati et consideratione tue sincere deuotionis inducti, 
nnmerum sicut in ecclesia predicta per ianxdictum decanum et 
canonicos de assensu tuo circumspecta prouidentia statutns est, 
ratum habemus et donationem prebendarum ipsius ecclesie tarn 
tibi quam successoribus tuis, sicut nobis a prefatis decano et cano- 
nicis concessa est, authoritate apostolica confirmamus et presentis 
script! patrocinio communimus. Nulli ergo omnino hominum liceat 
banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu teme- 
rario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, in- 
dignationem omnipotentis Dei et beatorum apostolorum Petri et 
Pauli se nouerit incur surmn. Datum Verone Y idus februarii. 


135. 

Urban III, scJireibt dem Prior und den Kanonikern von Notre- 
Dame de Salles^ daji sie entgegen einem friiheren Mandat niernanden 
als Kanonikus aufnehmen sollten, ehe niclit die Zahl Hirer Kajpitel- 
pldtze auf 0 ivdlf oder eine andere von Er^bischof Heinrich von Dourges 
mit Hirer Zustimmnng festmcsetzende Zahl herahgegangen seL 

Verona (1186-87) Marz 4. 

Orig. JBourgesArch, Dejp, ( ColUgiaUNotre-Dame de Salles LiasseS). 

YRBANYS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
priori et canonicis sancte Marie de Salis salutem | et apostolicam 
benedictionem. Suscepti regiminis amministratio nos inducit, 
ut ecclesiarum profectibus debeamus intende|re et ne grauentur 
indebite, attenta soUicitudine prouidere. Inde est quod, cum ad 
mandatum nostrum | tres, sicut dicitis, in canonicos receperitis et 
ecclesia uestra supra facultates suas canonicorum numero 1 sit gra- 
uata, nos uestris postulationibus annuentes, presentibus nobis lit- 
teris indulgemus, ut | neminem in canonicum recipere teneamini, 
donee ad duodenarium numerum redigamini | uel ad iUum quern 
uenerabilis frater noster Hen(ricus) Bituricensis archiepis copus cum 
assensu uestro, pensatis | prescripte ecclesie facultatibus prouide 
duxerit statuendum. Nulli ergo onmino hominum li|ceat hanc 



Wilhelm Wiederhold, 


m 

p a ginam nostre concessionis infringere uel ei ausu temerario con- 
traire. Si quis | autem hoc attemptare prestunpserit, mdignationem 
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Paujli apostoloram eius se 
nouerit incursurum. Dat. Veron, nH non. martii. 

B. 

136 . 

Urban III. bestatigt dem Kaplan der Kirche Sainte-Serene die 
ihm von Abt Gerhard von DSols geschenhte Kirche von Peragay. 

Verona (1186 — 87) Mars 10. 

BuOaire de Vdbbaye de Beols von 1735 p. 48 in der Schhfi- 
IMiotheh von Fougere bei Chdieauroux. 

Das Inventar s. XVIIl f. 587 erwahnt das Original als 1785 
nach Paris gehmmen. 

Vrbanus episcopns seruns sernornm Dei. Dilecto filio A. ca- 
pellano sancte Serene salntem et apostolicam benedictionem. 

Instis petentium desideriis dignum est nos facilem prebere con- 
sensnm et uota que a rationis tramite non discordant, effectu 
proseqnente complere. Eapropter, dilecti in Domino fili, tnis instis 
pbstniationibas grato concurrentes assensu, ecclesiam de Peraced, 
sicnt®^ earn ex donatione G(erardi) bone memorie Dolensis abbatis 
inste et sine contronersia possides, denotioni tne anctoritate apo- 
stolica confirmarnus et presentis scripti patrocinio. conununimus, 
bTnlli ergo omnino hominnm liceat banc paginam nostre confirma- 
tionis infringere nel ei ansn temerario contraire. Si quis antem 
hoc attentare presnmpserit , indignationem omnipotentis Dei et 
beatornm Petri et Pauli apostoloram eius se nouerit incursurum. 
Datum Verone VI idibus martii. 

a) sicut fehlt. 


137 . 

Urban III, schreibt dem Er^bischof Heinrich von Eourges, 
Primas von Aquitanien, Legaten des apostolischen Stuhles, daji er 
unbeschadet des den Kanonilcern von Vatan verliehenen Privilegs iiher 
die Zahl der Prabenden in dieser Kirche statuieren Mnne, 

Verona (1186 — 87) April 15, 

Cartulaire de Varchevkhe de JBourges s, XVIII f, 187 (Er, 210) 
JBomge^ Arch, Bep. (Archeveche de Bourges G, 2), 



Papsturkunden in Frankreich V* 145 

JDas erwdhnte Privileg fur die KanoniJcer von Vatan ist nicht 
erhaUen. Es miljite in CMteauroux sein, 

Vrbanxis episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Henrico Bituricensi arcbiepiscopo , Aq^uitanie primati , apostolice 
sedis legato salutem et apostolicam benedictionem. Ad in- 
stantiam quorumdam canonicorum Vastinensis ecclesie asserentium 
eandem ecclesiam ultra facilitates suas canonicorum numerositate 
granatam, ipsis scriptum indulsimus, ut in prescripta ecclesia certns 
canonicorum numerus fieret , qaem eis transgredi non liceret. 
Vnde quod") super hoc authoritati tue asseris derogatum, cum pre- 
decessorum tuorum temporibus longa consuetudine sit obtentmn, 
ut facultates ecclesiarum tuarqm per te considerari debeant, prius- 
quam in eis canonicorum numerus statuatur, presentibus tibi lit- 
teris indulgemus, ut si forte in litteris quas predictis canonicis 
concessimus non babetur, ut per te pensata prescripte ecclesie 
utilitate, certus numerus canonicorum statuatur, eis non obstantibus 
et reuocato si quid earum obtentu quantum ad institutionem 
numeri factum est, nibilominus, sicut id ab apostolica sede fir- 
matum tibi fuerat, iuxta consuetudinem predecessorum tuorum in 
constitutione certi numeri in eadem ecclesia autboritatem tuam 
cum consilio illorum quibus id comisimus faciendum, sublato ap- 
pellationis obstaculo libere ualeas exercere. Datum Veron^ 
XVII kal. maii. 

a) que. » 


138. 

Urban IIL iestdtigt dem AM und dem Konvent von Saint- Ger- 
main in Auxerre die Verfugungen Ersiiscliofs Gruido von Sens wegen 
der Kirche von Ervy. Verona (1186 — 87) Juni 1. 

Gartulaire de Saint-Germain d^ Auxerre 5. X.III f. 16* Auxerre 
Bill. Comm. Ms. 161 = Bom Viole 'Mstoria abbatum s. Germani 
Autisiodorensis s. XVII p. M9 ebenda Ms. 154, 

Yrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et conuentui sancti Grermani Autisiodorensis salutem et aposto- 
licam benedictionem. Profectui religiosorum uirorum ex am- 

nainistracione suscepti regiminis tenemur intender e et eorum iura 
propensiori sollicitudine conseruare, ut deuotius suam Domino ex- 
bibeant seruitutem, qui religionis in eis propositum assumpserunt. 
Accepimus siquidem ex scripto uenerabilis fratris nostri Gr(uidonis) 
arcbiepiscopi Senonensis, quod ipse uobis in ecclesia de Erui con- 
firmauit et statuit, ut medietatem omnium beneficiorum fructuum 

Kgl. Ges. d. Wifis. Naohricliten. Phil.-hist. Elasse. 1910. Beiheft. 10 


Wilhelm Wiederhol d, 


•# 


146 

et reddituTiia qui ad ipsam ecclesiam de Erui pertinent, imper- 
petnum habeatis et ad representationem nestram presbiteri in ipsa 
ecclesia debeant ordinari, Concessit eciam nobis, nt in ecclesia 
qne dicitnr Monasterinm Arandi sine diminntione qnalibet habeatis 
qne habere solebat in ea^ alter dnomm presbiterornm, qui ante 
predictam constitntionem eius prescripte ecclesie de Erui sernie- 
bant. Vestris itaqne iustis postnlationibus annnentes, hec que 
prediximus, sicnt ea de canonica concessione et institutione prefati 
archiepiscopi habere noscimini, salna constitucione Lateranensis 
concilii nobis et monasterio nestro anctoritate apostolica confir- 
mamns et presentis scripti patrocinio commnnimns. Nnlli ergo etc. 
Si qnis antem etc. Datum Yeron. kaL innii. 


139. 

Vrhan IlL erlauht dem Abt Humbert und dem Kapitel von 
Saint-Germain in Auxerre die iischdflichen Leisiungen von einem be- 
liehigen Bischof 0 u erbitten^ wenn der Bischof von Auxerre diese 
trotz ge^iemender Bitte verweigern sollte, Verona ( 1186 — 87) Juni 4. 

Cartulaire de Saint-Germain d^ Auxerre s. XIII f. 13 Auxerre 
BtbL Comm. Ms. 161 = Kopie s. XVII ebenda Arch. Dep. (Abbaye 
de Saint-Germain H. 988) = Kopie s. XVIII ebenda H. 894 = 
Dorn Cotron Ghronicon s. Germani Autisiodor. von 1653 p. 893 
Auxerre Bibl. Comm. Ms. 167 = Bom Viole Hist abbatum s. Ger- 
mani Autisiodorensis s. XVII p. 350 ebenda Ms. 154. — Miscel- 
lanea monastica s. XVII f. 335* Baris Bibl. Nat Ms. lat. 13778. 

Der Urhunde folgt auf f, 13' das JRegest der Bestdtigungsur- 
Jcunde Gelestins III. von 1194 VI 37: Celestinns episcopus sernns 
semorum Dei. ^Dilectis filiis abbati et capitnlo sancti Grermani 
Autisiodorensis salutem et apostolicam benedictionem. Ex 
multiplicitate querelarum uestrarum etc. ut supra in proodmo pre- 
cedenti. Datum Lateran. V kal. iulii, pontificatus nostri anno 
quarto. 

Yrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Hum- 
b(erto) abbati et capitnlo sancti Grermani Autisiodorensis salutem 
et apostolicam benedictionem. Ex multiplicitate querelarum 
uestrarum, quas aduersus uenerabilem fratrem nostrum Autisiodo- 
rensem episcopum propositas a nobis audiuimus, ipsum monasterio 
nestro usque adeo arbitramur infestum, ut per eum, sicut dicitis^ 
sine difficultate non possitis pontifiicalia percipere sacramenta. 
if os autem, quibus imin et uniuersorum necessitati prospicere, no** 



Papsturkanden in Frankreich V, 


147 


lentes uoWs ex mrnisterio suscepti regiminis pronidere, ne pro 
duritia ipsins episcopi defectnm in talibns incnrratis , presenti 
scripto duximns indnlgendum, ut si memoratxis episcopus a nobis 
Iminiliter reqxdsitus, crisma oleum sanctum consecrationes altarium 
sen basilicarum, benedictionem abbatis et prdinationes monacborum, 
qui fuerint ad ordines promouendi, gratis et sine prauitate nobis 
indulgere noluerit uel maliciose distnlerit, liceat nobis alium qnem 
malneritis catholicnm adire antistitem, qni auctoritate nostra fretus 
nobis qnod postulatnr indnlgeat, Indnlgemns eciam nt, si qnando 
homines monasterii nestri nincnlo tenentnr excommnnicationis 
astricti, pro eornm absolntione prefatns episcopns nel qnilibet 
alins potestatem non habeat pecnniam extorqnendi et si in eos, 
quia propter boo pecnniam non exsolnnnt, ecclesiastica fnerit sen- 
tentxa promnlgata , earn decemimns auctoritate apostolica non 
tenere. Nnlli ergo etc. Si qnis antem etc. Dat. Veron. II 

non. innii. 


ISO. 

Urban III. hestatigt dem Trior und den Monchen von Saint- 
Etienne in Nevers einen mit dem Crrafen von Nevers und seiner 
Frau Agnes ahgescMossenen und von Konig TMUpp von Frankreich 
bestdtigten Vertrag. Verona (1186 — 87) Juni 5. 

Privileges du prieure de Saint-Etienne von 1674 p, 52 Nevers 
Arch* Eep. H. 58. 

Citiert Monast. Eened. XV f. 342 (ex cartulari f. 14 vmd 15) 
Pa/ris Eibh Nat. Ms. lot. 12697. Das citierte Schreihen an den 
Grafen ist verloren. Clemens III. wiederholte 1188 II 21 diese Ur- 
kunde : Clemens episcopus sernns seruorum Dei. Dilectis filiis 
priori et monacbis sancti Stepbani Ninernensis salntem et aposto- 
licam benedictionem. Cum ecclesia nestra. Datum Lateran. X 
kal. marcii, pontificatus nostri anno primo (Privileges von 1674 
p. 55. J-L. 16152). 

Vrbanns episcopns seruus semornm Dei. Dilectis filiis priori 
et monacbis sancti Stepbani Ninernensis salntem et apostolicam 
benedictionem. Cum ecclesia nestra, sicut andinimns, ad mo- 
nasterium Clnniacense pertineat, qnieti eins specialins nolnmus 
solicitndine pronidere, ne processn temporis malignitate qnoram- 
libet immntentnr qne sunt pro ipsins ecclesie consematione statnta. 
Peruenit antem ad nos qnod, cnm nobilis nir Ninernensis comes 
nobis et ecclesie nestre mnlta damna et iniurias intnlisset, tandem 

10 * 


148 


Wiltelm Wiederhold, 


litterarum nostrarum autlioritate commonitus a suo facto resipuit 
et libertatem burgi nestri prout debxiit recognouit et earn se pro- 
misit iuramento prestito seruatorum. Compositionem quoque ab 
eodem comite et Agnete nxore eius uobiscum amicabiliter factam 
ad memoriam futnrortim scriptis autbenticis roborauit, quam cha- 
rissimus in Christo filius noster Pb(ilipptis) illnstris Francorum 
rex ratam habuit et mbilominus sui scripti muniniine confirmanit. 
Nos itaque nestris postulationibus annuentes, compositionem illam, 
sicnt inter nos et predictnm comitem et uxorem eius de assensu 
partium facta est et non solum eorum, sed etiam ipsius regis 
scriptis autbenticis roborata, ratam babemus eamque futuris tern- 
poribus manere decernimus illibatam. NuUi ergo omnino bominum 
Hceat banc paginam nostre confirmationis infringere uel ei ausu 
tenerario contraire. Si qxds autem boc attemptare presumpserit, 
indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apo- 
stolorum eius se nouerit incursurum. Datum Veron. nonis 

iunii. 


131. 

Urban IlL gewahrt dem Prior und den Briidern von Saint- 
Pwrm Me der Sepultur. 

• Verona (1186 — 87) August 2P 

Cartulaire de Saini^&ermain dAuxe^re^ Sjll f, 16l Auxerre 
BiU. Comm, Ms, 161 == Cartulaire du prieure de Decide $, XVI 
Severs Arch, J)ep. (PrieurS de Scdnt-Pierre de Decide S, 317) — 
Bmn Viola Sist, abbatum s, Germani Autisiod, s. XVII p, 251 
Auxerre Bibl, Comm, Ms, 154, 

Celestin III. bestdtigte 1194 VI 18 dieses Privilege wie aus foh 
gendem Begest im Cartulaire de Saint-Germain f 16^ hervorgeht: 
Celestinus episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis fdiis priori et 
fratribus ecclesie sancti Tetri de Desisia etc, Quotiens a nobis etc, 
ut supra. Datum Eome apud sanctum Petrum XIIII kal. iulii, 
pontificatus nostri anno quarto. 

Vrbanus episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis priori 
et fratribus ecclesie sancti Petri de Desisia regularem uitam du- 
centibus salutem et apostolicam benedictionem. Quotiens a 
nobis petitur quod religioni et bonestati conuenire dinoscitur, 
animo nos decet libenti concedere et petentium desideriis con- 
gruum suffragium impertiri. Eapropter, dilecti in Domino filii, 
uestris iustis postulacionibus incliaati, sepulturam ecclesie uestre 



Papsturkunden in Frankreich V. 


149 


liberam esse decernimus, ut eorum deuotioni et extreme uoluntati 
qni se illic sepeliri deliberanerint , nisi forte excommmiicati sint 
uel interdicti, nnlliis obsistat, salna tamen insticia illarum eccle- 
siarum, a (jnibus mortuormn corpora assumentur. Nnlli ergo etc. 
Si qnis autem etc. Datum Veron. XII kaL septembr. 

133. 

Urban 111. schreiht dem Abt von Saint-Germain m Aaxerre^ 
doJJ der JBischof von Auxerre loeder sie noch Hire Eapldne und 
Kleriker ohne offensichtlichen Grund exkommunisieren noch mit dem 
Inter diU belegen dilrfe. Verona (1186—87) August 26. 

Cartulaire de Saint-Germain dAuxerre s. Xlll f. IS Auxerre 
JBibl. Comm. Ms. 161 — Kopie s. XVII ebenda Arch. Dep. (Ab- 
baye de Saint-Germain H. 988) — Kopie s. XVIIl ebenda H. 984 
= Dom Cotron Ohronicon s. Germani Autisiodor. von 1652 p. 894 
Auxerre Bibl. Comm. Ms. 167. 

Im Ghartular folgt f. 13* dann gleich das Begest: Celestinns 
episcopus seruus sernorum Dei etc. sicut in privilegio precedentL 
Cum sicut frequenter intelleximus etc. Datum Eome apud sanctum 
Petrum X kal. iulii, pontificatus nostri anno IIII. Die Urhunde 
ivar also datiert aus Bom Sanlct Peter 1194 Juni 22. 

Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et fratribus sancti G-ermani Autisiodorensis salutem et apostoKcam 
benedictionem. Cum, sicut frequenter intelleximus et experti 
sumus, Autisiodorensis episcopus uos et iura uestra contra iu- 
sticiam sepius inquietet, dignum est ut contra indebitas oppres- 
siones eius fauor uobis apostolicus impendatur. Eapropter deuo- 
cioni uestre auctoritate presencium indulgemus, ut excommunicandi 
siue interdicendi uel suspendendi uos uel ecclesias uestras earumque 
capellanos aut clericos et homines monasterio uestro seruili con- 
ditione astrictos absque manifesta et racionabili causa et seruato 
iuris ordine, nisi tale commissum fuerit quod iudiciarium ordinem 
non requirat, nullam predictus episcopus babeat facultatem; quod 
si contra indulgentiam nostrum fuerit attemptatum, sententiam 
ipsam auctoritate apostolica decernimus non tenendam. Nulli ergo 
omnino bominum liceat banc paginam nostre concessionis infringere 
uel ei ausu temerario contraire. Si quis autem boc attemptare 
presumpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri 
et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. Dat. Veron. 
VII kal. sept. 


ISO 


Wilhelm Wiederhold, 


133 . 

Urban III. nimmt das Erzbistum Bourges wnter dem Erzbisckof 
Hdnrich nachdem Vorgange Eugens III., Hadrians IV., Alexanders III. 
und Lucius’ III. in den apostoUschen Schufz, bestdUgt ihm den Primal 
und BesUsungen und ReeMe und verleiht den Erzbischofen von Bourges 
das Pallium. Verona 1187 Januar 28. 

Cdl. Baluze vol. 79 f. 161 (ex eartulari f. 20) Paris BM. Nat. 
— Begest im Ca/rtulaire de I’archevecJie de Bourges s. XVIII p. 6 
(Nr. 17) Bourges Arch. Dep. (ArchevSche de Bourges G. 2). 

J-L. 15932. Wiederholung der Urhunde Lucius’ III. J-L. 14969, 
jedoeh ist Unter den Worien: amtentico exinde facto continetur ein- 
gesehoben: castjxun de Nauis in dominio cam omnibus pertmentiis 
suis. Bann fahrt die Urhunde fort: Constituimus insuper ut decanus 
M. s. vp. wie Ludus III. 


Vrbanus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabdi fratri 
Henrico Bitoricensi archiepiscopo, Acqnitanie primati eiusque suc- 
cessoribus canonice substitnendis (in perpetuum). Et ordo 
rationis expostulat. 

Datum Verone per manum Alberti sancte Romane ecclesie 
presbyteri eardinalis et canceUarii, V kal. februarii, indictione V, 
incarnationis dominice anno MCLXXXYI, pontificatus uero domini 
Vrbani pape HI anno secundo. 


134 . 

Urban HI. wiederholt dem Behan Wilhelm und dem Kapitel von 
Saint-OUtrille in Bourges die von seinen Vorgdngern Alexander HI. 
und Lucius III. und ihm selbst ergangene Bestatigung der Statuten 
Erzbischofs Stephan von Bourges und fugt dem weitere Bestimmungen 
hinzu. Verona (1187) Februar 15. 

Orig. Bourges Arch. Bep. (Ghapitre de la Sainte-Chapelle du 
pcAais royal de Bourges Liasse 3). 

Wegen der Vorurhunde Lucius’ HI. vgl. Nr. 118. 

VEBANTS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
W(illelmo) decano et capitulo beati Austregisili Bituricensis sa- 
lutem et apostolicam benedictionem. Cum de uniuersis ecclesiis | 
ex debito suscepti regiminis pastoralem soUicitudinem gerere te- 
neamur, si q^uando quicquam statuitur quod ad earum conserua- 


Tapsturkunden in Frankreich V. 


151 


tionem et honestatem per|tmeat, apostolico nos comienit patrooinio 
communire. Ex soripto siq[aidem uenerabilis fratris nostri Hen(rici) 
arcLiepiscopi nestri accepimus, quod cum inter nos et eum sujper 
canonicorum numero , quern in ecclesia uestra de assensu et no- 
luntate bone memorie Stephani predecessoris eius dicebatis pen- 
satis eo presente ip|siu8 ecclesie facultatibus, institutum et a felicis 
recordationis Al(exandro) et Luc(io) predecessoribus nostris et a 
nobis ipsis postmodum confirmatum, controuersia | din agitata fuisset, 
tandem idem arcHepiscopus precibus uestris inductus a te, fili 
deoane, et a tribus antiquioribus canonicis tuis, qui maioiis no- 
minis I sunt, pro toto capitulo recepit fidem corporaHter prestitam, 
quod ita fuerit a iamdicto predecessore suo nobis concessum et 
deinde statuit, ut in ecclesia uestra ca|nonicorum numerus octauum 
decimum amodo non excedat, decano qui solus tres prebendas de 
consuetudine percipit in eodem numero computato, et ita [ semper 
personarum numerus octauus decimus erit et uicesimus prebeu- 
darum. Insuper etiam ad ipsius ecclesie obsequium augmentandum 
uobis consentientibus et petentibus | est statutum, ut ultra pre- 
scriptum numerum fructus duarum prebendarxim quatuor presbiteris, 
quos nos eligendos duxeritis, in ea integritate sine diminutione j 
uel exceptione aliqua, in qua singuli canonici eos percipiunt, per- 
petuo conferantur. Idem uero presbiteri electi a capitulo, sicut 
diximus, post receptionem suam prestito iuramento firmabunt, j 
se assiduitatem in eadem ecclesia seruaturos et eiusdem ecclesie 
Semitic fideliter uacaturos. Verum si aliquo eorum contigerit ad 
maius beneficium forte uocari et propter hoc non posse cotidianis ( 
obsequiis interesse, aut ampliori beneficio cedet aut eo ammoto 
locum et beneficium eius facultatem habebitis alii presbitero idoneo 
conferendi. Additum est etiam ut predicti quatuor presbiteri 
cano|nicorum nomen non habeant nec uocem in capitulo uel aliam 
sibi quamUbet uendicent potestatem, sed sicut simplices presbiteri 
et non canonici fructus duarum prebendarum, sicut pre dictum est, 
equa percipiant | portione. Cum autem aliquis ipsorum cesserit 
uel decesserit, loco eius alium idoneum infra triginta dies tene- 
bimini subrogare. Vnde quia nobis imminet quod est pro ecclesie 
uestre honestate et conser|uatione statutum, apostolice sedis aucto- 
ritate flrmare, constitutionem tarn numeri quam presbiterorum de 
auctoritate predicti archiepiscopi et assensu uestro circumspecta, 
sicut diximus, prouidentia factam | , ratam habemus eamque pre- 
sentis scripti munimine roboramus. Preterea quia idem] arcMepi- 
scopus, sicut ex scripto eius nobis innotuit, uos et ecclesiam uestram 
a procuratione quam in ecclesia de Hannorlda minus rationabditer 


1B2 


Wilhelm Wiederhold, 


reqnirebat, absolnit et tain sibi qnam successoribus suis earn 
amodo reqnirendi facaltatem ademit, nos nestris postulationibns 
inclinati, absolntionem ipsam | auctoritate apostolica confirmamns 
et ne de cetero super eadem procuratione uestra grauetnr ecclesia 
proldbemus. Nulli ergo omnino bominnm liceat banc paginam | 
nostre confirmatiords et prohibitionis infringere nel ei ansu teme- 
rario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, in- 
dignationem omnipotentis \ Dei et beatornm Petri et Pauli apo- 
stolorum eius se nouerit incursurutn. Dat. Veron. XV kal. 

marcii. | f 

B. dep. 

135 . 

Olemens 111. schreiht den Sischofen von Nevers und Auxerre, 
einen von dem Qrafen von Nevers mif deni Prior und den Monchen 
von Saint-^Etienne in Nevers abgeschlossenen Vertrag auf den Wunsch 
des Qrafen mit ihrem Siegel m versehen. 

Lateran 1188 Fehruar 2d. 

PriviUges du prieure de Saint-Etienne de Nevers von 1674 p. 54 
Nevers Arch. Dip. H. 58, 

Citiert Monast. Benedict. XL s. XVJl f, 342 (aus Chart, f. 15) 
Paris Bibl. Nat. Ms. lat. 12697. 

Clemens episcopus seruus semornm Dei. Venerabilibus fra- 
tribus Xiuernensi et Autissiodorensi episcopis salutem et aposto- 
licam benedictionem. In compositione ilia que inter priorem 
et monachos sancti Stephani Niuernensis et nobilem uirum comitem 
Niuernensem et Agnetem uxorem eius super damnis et iniuriis 
quas ab eis predicta ecclesia sustinuerat facta est, audiuimus eidem 
comiti placuisse, quod scriptum ’ipsius compositionis ad maiorem 
firmitatem sigillis uestris roborari deberet. Inde est quod frater- 
nitati uestre per apostolica scripta mandamus atque precipimus, 
quatenus scripto eiusdem comitis super iamdicta compositione facto, 
cum ad profectum prescripte ecclesie pertiriere dicatur, sigiUa 
uestra sine difficultate, cum requisiti fueritis, apponatis, ut maiori 
debeat in posterum firmitate gaudere, cum uestra fuerit authoritate 
nmnita. Datum Laterani VII kal. marcii, pontificatus nostri 
anno prime. 



Papsturkunden in Frankreich V. 


163 


136. 

Clemens IIL hestdtigt dem Er^hischof Guido von Sens nach dem 
Vorgange Hadrians Alexanders IIL und Lucius' HI. die JBe- 
sitmngen und Bechte seiner Kirche, die EntscJieidungen Innocem' H, 
Eugens IIL, Hadrians IV. und Alexanders IIL loegen der TJngul- 
tigheit der Guterverdujierungen Er^hischof Heinrichs von Sens und die 
Schenhungen der Konige Ludwig und Philipp-AugusL 

Lateran 1188 Mdrsi 2. 

Kopie von 1627 III 6 Auxerre Arch. Dep. (Ghapitre de Sens 
G. 176). 

Wiederholung von Nr. 110. 

Clemens episcopus sertitis sernoram Dei. Venerabili fratri 
Guidoni Senonensi archiepiscopo eiusque success oribus canonice 
substituendis imperpetuum. Cum ex iniuncto nobis. 

Datum Lateran. per manum Moysi Lateranensis canonici uicem 
agentis cancellarii, VI non. martii, indictione VI, incarnationis 
dominice anno M®.C®.LXXX"VII'', pontificatus uero domini de- 
mentis pape III anno primo. 


137. 

Clemens IIL ermahnt den Hehan und das Kapitel von Eourges, 
dem Er^hischof Heinrich von JBourges, wenn er die Einsichtnahne in 
ihre Privilegien verlange, deren Vorlage nicht m verweigern. 

Lateran 1188 Juli 15. 

Cartulaire de Varcheveche de Bourges s. XVIII p. 220 (Nr. 209) 
Bourges Arch. Dep. (ArchevecM de Bourges G. 2). 

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis decano 
et capitulo Bituricensi salutem et apostolicam benedictionem. 

Cum a uenerabili fratre nostro B[(enrico) arcMepiscopo uestro nobis 
aliqua iniunguntur, que possent ad eius pariter et ecclesie com- 
modum redundare, nequaquam debetis difficiles inueniri, sed sicut 
denotes filios exhibere uos conuenit et humiliter obe&ire. Per- 
uenit quidem ad nos ex parte iam dicti arcbiepiscopi, quod ad in- 
quirenda iura et rationabiles ecclesie consuetudines indagandas 
priuilegia ecclesie requisiuit, sed ea ei ostendere noluistis, Ideoque 
per apostoHca scripta nobis mandamus atque precipimus, quatenus 
cum ab eo fueritis requisiti, priuilegia ipsa pro iamdictis causis 


a) nobis feliU. 


164 


Wilhelm Wiederhold, 


eidem ostendere minime proponatis, ut eis inspectis melius et 
leuius iura ipsa et consuetudines ad suum et epclesie sue com- 
modum ualeat conseruare. Dat. Lateran. idus iulii, pontificatus 
uostri anno prime. 


138. 

Clemens IIL bestdtigt dem Behan Wilhelm und dem Kapitel von 
8aint‘0utrille in Bourges nach dem Vorgange Alexanders IIL, Lu^ 
cius^ IIL und Urbans IIL das Statut des Er^bischofs Stephan von 
Bourges und fugt dem einige andere Bestimmungen hinm. 

Lateran 1188 Juli 15. 

Orig. Bourges Arch. Bep. (Ghapitre de la Sainte - Ohapelle du 
palais royal de Bourges Liasse 3). — Kopie von 1355 IX ebenda 
(GolUgiale Saint-Outrille du Chdteau-le^-Bourges Liasse 4). — Car- 
tulaire de Saint-Outrille s. XIII ebenda. 

Bie Urhunde wiederholt das Brivileg Urbans IIL von (1187) II 15 
(Nr. 134), fugt aber ^wischen den Worten: tenebimini subrogare 
und Yude q^uia nobis die folgenden Sdt^e ein: Ad hec quia in uestram 
et ecdesie uestre iniuriam plurimam et grauamen cadere uidebatur, 
quod tarn uos quam canonici ecdesie sancti Austregisili Grratia- 
censis, que ecdesie uestre tanquam membrum capiti subesse dinos- 
dtur , cogeremini aliquando simul comedere, cum ad boc nequa- 
quam possent uestre sen iUorum sufficere facultates nec non et 
canonicos ecdesie cathedralis quorum actibus imformari tenemini 
nuUo tempore simul comedere uideretis , prouida est uobis ab 
eodem arcHepiscopo deliberatione concessum, quod canonicis ca- 
thedralis simul non comedentibus non possitis uos sen sancti Au- 
stregisili Grratiacensis canonici ab eo uel aliquo successorum suorum 
ad simul comedendum compelli; si uero contigerit canonicos ca- 
thedralis ecdesie simul comedere, uos et Grratiacenses canonici 
simul sine contradictione aliqua comedetis. 

CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
W(illelmo) decano et capitulo sancti Austregisili Bituricensis sa- 
lutem et apostolicam benedictionem. Cum de uniuersis ecclesiis. 
Dat. Lateran. id. iuKi, pontificatus nostri anno prime. 


B. 



Papsturkunden in Frankreicli Y. 


155 


139. 

Clemens III. iestatigt dem Aht und den Kanonikern von Saint- 
Jean in Sens die Schenkungen des Kanonikers Roger von Sens. 

Lateran 1189 Juli 11. 

Orig, Auxerre Arch. Dep. ( Abhaye de Saint - Jean - le^ - Sens 
H, 377), — Kopie von 1604 XII 14 ebenda. 

Das Original ist sehr schlecht erlialten^ die Kopie selir fehlerhaft. 

CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis ab- 
bati et fratribus sancti lohannis Senonensis salutem et apostolicam 
benedictionem. | lustis petentium desideriis facilem nos conuenit 
prebere consensum et nota que a ratio|nis tramite non discordant, 
effectu proseqnente complere. Eapropter, dilecti in Doraino filii, 
iiestris instis postnlationibus grato concurrentes assensu, prata 
domos et iim|eas que Eogerius canonicus Senonensis canonice con- 
cessit, sicut eas inste et pacifice possidetis, | discretioni uestre 
anctoritate apostolica confirmamus et presentis script! patrocinio 
commnnimus. | Statuentes nt nulli omnino boniinnm liceat banc 
paginam nostre confirmationis infringere | nel ei ausu temerario 
contraire. Si qnis antem hoc attemptare presumpserit , indigna- 
tionem omnipo|tentis Dei et beatorum Petri et Panli apostoloram 
eius se noaerit incnrsurum. Dat. Lat. Y id. iulii, | ponti- 

ficatxis nostri anno secundo. 

B. dep. 

140. 

Clemens HI. nimmt das Kloster Clairvaux unter dem Aht Guar- 
nerius in den apostolischen SohuU und bestdtigt ihm seine Besitmngen 
und Rechte. Lateran 1190 Mdr 0 31. 

Bullarium Clarevallense s. XV f. 6^ Moulins Arch. Dep. (Ah- 
baye de Septfonds H. 2). 

Die JJrkunde wiederholt im Wesentlichen das Privileg Alexanders 
III. von 1163 II 6. Vgl. Nr. 42 und S. 15 Anm. 5. 

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Guar- 
nerio abbati Clareuallensi eiusque fratribus tarn presentibus quam 
futuris regularem uitam professis (in perpetuum). Quotiens 
postulatur a nobis. 


156 


Wilhelm Wiederhold, 


Ego Clemens catliolice ecclesie episcopns ss. BY. 
f Ego Albinus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Octanianus Hostiensis et Yelletrensis episcopus ss. 
f Ego Pandulfus presb. card, basilice XII apostolorum ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte Cecilie ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancti Laurentii in Damaso ss. 
f Ego Petrus presb. card, sancti Petri ad Vincula tit. Eudoxie ss. 
f Ego lordanus presb. card, sancte Pudentiane tit. Pastoris ss. 

'f Ego lohannes card, sancti dementis episcopus Tuscanensis ss. 
f Ego lobannes Eelix presb. card. tit. sancte Susanne ss. 
f Ego lacintbus diac. card, sancte Marie in Cosmidyn ss. 
f Ego Grratianus diac. card, sanctorum Cosme et Damiani ss. 
*)■ Ego Sofifredus sancte Marie in Via lata®) diac. card. ss. 
f Ego Gregorius diac. card, sancte Marie in Portion ss. 

I Ego lobannes diac. card, sancti Tbeodori ss. 
f Ego Bernardus sancte Marie None diac. card. ss. 
f Ego Gregorius sancte Marie in Acquire diac. card. ss. 
Datum Lateran. per manum Moysi sancte Eomane ecclesie 
subdiaconi uicem agentis cancellarii, II kal. aprilis, indictione 
Qctaua, anno incamationis dominice M^.C^^LXXX^IX^, pontificatus 
laero domni dementis pape IH anno tercio. 


a) R md BV fehlen, &) TuscanelieBsis. c) Lateran. 

141. 

Clemens 111, lestdtigt dem AJbt und den JBrudern von SainU 
Germain in Auxerre eine von dem Grafen Heinrich Hirer Dependent 
Saint-Florentin gemachte SchenJeung. Lateran 1190 Juni 27, 

Oartulaire de Saint-Germain dAnxerre s, XIII f, 16 Auxerre 
JBibl, Comm, Ms, 16L — Chartae prioratus sancti Florentini s, XVI 
(ex cartiilario sancti Florentini f, 6) Auxerre Arch, Hep, (Ahhaye 
de Saint-Germain H, 1068), — Horn Cotron Ghron, s, Germani Au- 
tisiodor, v, 1652 p. 911 eienda Bill, Comm, Ms, 167, — Horn Viola 
Hist, ahhatum s, Germani Autis, s. XVII p, 278 ehenda Ms, 154. 

demens episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et fratribus sancti Germani Autisiodorensis salutem et apostolicam 
benedictionem, Q^isi domum uestram religionis intuitu qua 
feruetis, uinculo sincere dilectionis amplectimur, in hiis que se- 
cundum Deum possumus uobis et paterna uolumus benignitate 
deferre et quieti uestre imposterum prouidere. Eapropter, dilecti 



Papsturkunden in Frankreicli Y. 


167 


in Domino filii, uestris iustis postnlationibus grato concurrentes 
assensn, elemosinam quam bone memorie quondam Henricus comes 
domui uestre de sancto Florentino super libertate cellarii uestri 
et super nundinarum augmentatione , q^ue concilium nuncupantur, 
pia deuotione rationabiliter contulit, sicut in eius scripto autentico 
continetur et uos pacifice possidetis, uobis et eidem domui aucto- 
ritate apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio com- 
munimus. Nulli ergo omnino hominum liceat banc paginam nostre 
confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire* Si quis 
autem hoc attentare presumpserit, indignationem onmipotentis Dei 
et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incur^ 
surum» Datum Laterani V kaL iulii, pontificatus nostri 

anno tertio. 


143. 

Clemens IIL bestdtigt dem Aht Petrus und dem Konvent von 
Saint- Jeandes-Sens einen Vertrag mit der Kdnigin Ala von FranJc- 
reich wegen der Villen Cheroy, Voux und Lixi, 

Later an 1190 Juni 29. 

Orig. Auxerre Arch. Bep. (Ahhaye de Saint-Leandes-Sens H, S77), 

CLEMENS episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis Petra 
abbati et conuentui sancti lohannis | Senonensis salutem et apo- 
stolicam benedictionem. Cum aliqua fuerint amicabili Con- 
cordia stabilita, ne cuiusquam ] insolentia uel ausu temerario 
disturbentur, iuxta postulantium uoluntatem consentaneam rationi | 
conuenit eadem apostolico munimine roborari. Eapropter uestris 
iustis postnlationibus | annuentes, conuentionem inter ecclesiam 
uestram et [dilecjtam in Christo filiam nostram Alam illustrem [ 
reginam Prancorum factam de tribus uipllis de] Chesero scilicet, 
Rissiaco et V . sicut eadem con|uentio iuste facta®) fait, re- 
cepta pariter et seruata [et] in scripto autentico continetur, 
auctoritate ] apostolica confirmamus et presentis scripti patrocinio 
communimus. Nulli ergo omnino hominum lijceat hanc paginam 
nostre confirmationis infringere uel ei ausu temerario contraire. 
Si quis I autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omni- 
potentis Dei et beatorum Petri et Pauli | apostolorum eius se 
nouerit incursurum. Dat. Lateran. Ill kaL iulii, ponti- 

ficatus nostri anno tertio. 

B. dep. 


") Alices 


d) iuste facta von anderer Hand auf Basur. 



158 


Wilhelm Wiederhold, 


143. 

Clemens IlL nimmt das Kloster SainUMichel in Tonnerre unter 
dem AUe Guido nach dem Vorgange Innocent' IL und Lucius’' IlL 
in dm apostolischen ScJiuU und bestdtigt ihm die Besitmngen und 
BecMe, Bom Santa Maria Maggiore 1190 August 20. 

Oartulaire D de Saint-Miehel de Tonnerre s. XVI f. 1 Tonnerre 
BiU. Comm. Ms. 28. 

J-L. 16539 nach dem Citat hei Quantin Cartulaire general de 
VYonne 11 p. 306. Wiederholung von Nr. 112. 

Clemens episcopns seruus sernornm Dei. Dilectis filKs Gni- 
doni®) abbati monasterii sancti Micbaelis de Tornodoro einsque 
fratribns tam presentibns q^uam futuris regnlarem tdtam professis 
in perpetunm. Quotiens a nobis petitnr. 

Ego Clemens catholice ecclesie episcopns ss. BV. 
f Ego Albinns Albanensis episcopns ss. 
f Ego Octaxiianus Hostiensis ei^^ Velletrensis episcopns ss. 
f Ego lohannes Prenestinns episcopns ss. 

I Ego Petrns Portuensis et®^ sancte Eufine episcopns ss. 
f Ego Petrns presb. card, sancti Petri ad Vincnla tit. Endoxie ss. 
I Ego lobannes EeHx^tit. sancte Susanne presb. card. ss. 
f Ego Enfinns tit. sancte Praxedis presb, card. et®> Ariminensis 

episcopns ss. 

f Ego lacintns diac. card, sancte Marie in Cosmidin ss. 

f Ego Gregorins sancte Marie in Portion diac. card. ss. 

f Ego lobannes sancti Tbeodori diac. card. ss. 

Datnm Eome apnd sanctam Mariam maiorem per mannm 
Moysi sancte Eomane ecclesie subdiaconi nicem agentis cancellarii, 
Xm kal. septemb,, indictione VIII, incarnationis dominice anno 
M®. C®XC®, pontificatns nero domini dementis pape III anno tercio. 

a) Gudoni. b) R und BV fehlen, ebmso uberall ss. c) et 

fehlt. d) lostel. 


144. 

Clemens III. schreiM dem Erehischof Heinrich von Bourges wegen 
dn&r Klage der Kanoniker von Saint-Etienne in Bourges. 

(1188—1191). 

Oartidaire de Saint-Etienne de Bourges s. XIII Pahet J. Bourges 
Arch. D^. 



Papstnrkunden in Frantreicli V. 169 

Das Dlatt^ ist vereinzelt^ der Mest der UrJcunde nicht auf^ufinden^ 

Clemens episcopus seruus seruorum Dei. Venerabili fratri 
Heii(rico) Bituricensi archiepiscopo, Aqnitanie primati salutem et 
apostolicam benedictionem. Delate ad examen sedis apostolice 
qnestiones, sicut discussione sollicita tractande sunt et mediante 
iusticia terminande, ita quod super eis statuitur litteris annotari 
debet et apostolico munimine roborari, ne processu temporis ue- 
ritas dubietate uel ignorancia corrunpatur uel sedata litigia in 
recidiue contentionis scrupulum facilitate aliqua reducantur. Di- 
lecti siquidem filii nostri R(aimundus) decanus et magister R. 
presbiter et ceteri canonici Bituricensis ecclesie iam pridem apo- 
stoKco se conspectui presentantes, pro se et quibnsdam canonicis 
suis proposuerunt coram nobis et fratribus nostris , quod cum in 
ecclesia tua de assensu bone memorie Gr(uarini) predecessoris tui 
fuisset soUempniter institutum et a residentibus 

145. 

Celestin IIL hestdtigt dem AM und den JBrudern von Deals die 
in dem Streite mit den Klerikern von Ancesmes tvegen der Kirche 
daselhst von Er^hischof Johannes von Tours auf pdpsfliches Mandat 
gefdlUe und dem KardinaUegaten Wilhelm von S. Pietro in Vincoli 
lestdtigte Entscheidung, Rom Sanht Peter 1191 Mai 29. 

Bullaire de Vabhaye de Deals von 1735 p. 51 in der Schloji- 
bihliotheh von Fougere hei Chdteauroux. 

Das Mandat an den Ershiscliof Johann von Tours ist verloren. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et uniuersis fratribus Dolensis monasterii salutem et apostolicam 
benedictionem. Sententia que a fratribus nostris archiepiscopis 
et episcopis super aliquo negotio rationabiKter promulgata est in 
sua debet stabilitate consistere et ne processu temporis a sua 
ualeat firmitate connelli, apostolice sedis presidio earn necesse est 
roborari. Eapropter, dilecti in Domino filii, uestris iustis postu- 
lationibus benignum impartientes assensum, sententiam quam ue- 
nerabilis frater noster lobannes Turonensis arcbiepiscopus in 
controuersia que inter uos et clericos Andesmenses super ecclesia 
Andesmensi uersabatur , de mandate sedis apostolice canonice 
noscitur protulisse et dilectus filius noster W(ilelmus) quondam 
tituli sancti Petri ad Vincula presbiter cardinalis, apostolice sedis 


a) est fehlt. 



160 


Wilhelm Wiederhold, 


legates scripti sui munimme roborasset, quemadmodum in scripto 
exinde facto rationabiliter continetur, antoritate apostolica confir- 
mamus et presentis scripti patrocinio communimus, Statuentes 
ut nuUi omnino hominum liceat banc nostre paginam confirmationis 
ansn temerario infringere nel in aKqnatenns contraire. Si qnis 
autem hoc attentare prestunpserit, mdignationem onmipotentis Dei 
et beatornm Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incursurum. 
Datum Eome apud sanctum Petrum IV kal. iunii, pontificates 
nostri anno I. 


146 . 

Celestin III, schreibt AM Girald und den SrUd^rn wn Deals ^ 
dafi pdpstUches Privileg den BecJiten des Klosters Abbruch tun 
dmfe, .auch dann nichty wenn das Kloster etwa in solchern Privileg 
nioJit msdrUcJcUch erwahnt warden sei. 

Bam SanJct Peter 1191 Juni 13. 

Bullaire de Vohhaye de Deals von 1735 p, 19 in der Schlaji- 
bihliotheh von Fougere bei Chateauroux. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis 
(^alfio abbati et fratribus Dolensis monasterii salutem et apo- 
stolicam benedictionem. Cum monasterium uestrum specialiter 
beati Petri iuris existat, dignmn est et consonum rationi, ut fa- 
uorem sentiat apostolicum et iuuamen. Volentes igitur ut nullum 
nobis preiudicium generet, si quid a nobis apparuerit per subrep- 
tionem obteutum^\ presentium antoritate stateimus, ut si que 
littere nunciis uestris in nostra presentia existentibus et ignoran- 
tibus uel non express© nomine monasterii uestri apparuerint im- 
petraie, nullam contra priuilegia nobis indulta uel in preiudicium 
iuris uestri ant nunciorum uestrorum in nostra presentia existen- 
tium habeant firmitatem. Nulli ergo omnino hominum liceat banc 
paginam nostre constitutionis infringere uel ei ausu temerario 
contraire. Si qnis autem hoc attemptare presumpserit, indigna- 
tionem onmipotentis Dei et beatornm Petri et Pauli apostolorum 
eius se nouerit incursurum. Datum Rome apud sanctum Petrum 
idib, iunii, pontificatus nostri anno primo. 


a) obtentio. 



161 


Papstarkxmden in Frankreich V. 

147 , 

Celestin III. heauftragt alle Er^bischofe und Bischofe, das Kloster 
Deals in ihren hesonderen Schuts^ m nehmen und den Brildern dar 
selbst auf ihr Verlangen alle Sahramente der Kirche m erteilen, 

Rom SanU Deter 1191 Juni 18. 

Bullaire de Vahhaye de Deals von 1735 p. 49 in der Schlofi-- 
bibliotheJc von Fougere bei Chdteauroux. 

Celestin III. wiederholte diese XJrhunde in wdrtlich gleichlautender 
Fassung 1193 VIII 16: Celestinus episcopns seruus seruorum Dei. 
Venerabilibus fratribus archiepiscopis episcopis et dilectis filiis 
aliis ecclestiasticis personis, ad quos littere iste peruenerint, sa- 
Intem et apostolicam benedictionem. Quamuis xmiuersa loca bis 
postposita consernare. Dat. Laterani XVII kal. septembr., ponti- 
ficatus nostri anno terfcio (Bullarium von 1735 p. 58). 

Celestinus episcopns seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra- 
tribus archiepiscopis et episcopis, ad quos littere iste peruenerint, 
salutem et apostolicam benedictionem. Quamuis uniuersa loca 
religiosa fouere ac diligere teneamur, illis tamen propensiorem 
curam impendere nos opportet, que specialiter beati Petri iuris 
existunt et ad nostram nullo mediante prouisionem pertinent et 
tutelam. Cum autem Dolense monasterium ad'*^ beatum Petrum 
et Romanam ecclesiam nullo mediante respiciat et plerumque 
multimodis malignantium oppressionibus perturbetur, ad defen- 
sionem ipsius uos et ceteros fratres et coepiscopos nostros eo am- 
plius nos conuenit inuitare, quo speciaKus sub nostro debet patro- 
cinio confoueri pariter et tueri. Inde si quidem est, quod frater- 
nitatem uestram attentis precibus et commonitionibns exhortamur 
et per apostolica scripta mandamus, quatenus prefati monasterii 
fratres et bona pro uestra reuerentia salubriter et efficaciter 
protegentes eorum ubique iusticias fouere ac diligere procuretis 
et onmino de sollicitudine , contradictione et appellatione post- 
posita, conseruare. Volumus preterea et per presentia scripta 
nihilominus uobis iniungimus, ut cum ab ipsis fratribus fueritis 
requisiti, cuncta sacramenta ecclesiastica secundum quod eis indul- 
simus et in scriptis apostolicis continetur, auctoritate nostra suf- 
fulti, sublato cuiuslibet contradictionis uel appellationis obstaculo, 
ministrare nuUatenus dijSFeratis, nuUis litteris uel rescriptis ob- 
stantibus a sede apostolica impetratis. Datum Rome apud 
sanctum Petrum idibus iunii, pontificatus nostri anno primo. 

a) ad feUt b) auctoritas. 

Kgl, Gea, d. Wiss. Nadirichtea, Plnlolog.’-liist. Klasse. 1910. Beiheft. 


11 



m 


Wilhelm Wieder hold, 


148 , 

, Celestin JIL erlaubt dem Ait und den Brudern von^ Deals 
Vheltaten gegen das Kloster mit Bann oder Interdikt m bestrafen^ 
die lischdflichen Leistungen von einem belieiigen Bischof m erbitten 
und bestatigt dem Abt nach dem Vorgange Alexanders JIL und Lu- 
(^us' 111* das Becht mm Gelrauch von Bing, Mitra und Hand-- 
schuJien. Bom SanJct Peter 1191 Juni 13. 

Bullaire de Vabbaye de DSols von 1735 p. 50 in der ScJiloJ]- 
Ubliothelo von Fougere bei Chdteauroux. 

Vgl Nr. 116. 

Celestimis episcopus sertras seruorum Dei. Dilectis filiis ab- 
bati et frairibus Dolensibns salutem et apostoHcam benedictio- 
nem. licet tmiuersa loca religiosa fouere ac diligere teneamtir, 
illis tsmen propensioxem curam impendere nos opportet, que spe- 
cialiter beati Petri iuris existnnt et ad nostram nnllo mediante 
pronisionem pertinent et tntelam. Eapropter, dilecti in Domino 
filii, inra nestri monastern nolentes integra consernari et contra 
innidentinm nobis insidias nos et idem monasterinm speciali mnnire 
prinilegio libertatis, present! scriptnra statuimns et nobis et sac- 
cessoribtts nertris concedimns, nt omnia prinilegia et rescripta 
predecessornm nostrorom Romanorum pontificnm et autentica 
scripta archiepiscopomm episcopornm regnm dncnm comitnm prin- 
cipum baronnm et ntrinsqne sexus hominnm qne nestro mona- 
sterio snnt indnlta, perpetuam obtineant in postemm firmitatem. 
Preterea nt dininis famnlatibns liberins insistatis nec qnis nestra 
qnibnslibet aliquorum fatigationibns naleat pertnrbari, bnic scripto 
nostro dnximns snbinngendum, nt si ecclesiarum prelati coram 
niris pmdentibus a nobis tertio requisitis, malefactores nestros 
excommnnicare uel interdicere forte distnlerint, nobis’ ac sncces- 
soribns nestris liceat eos auctoritate nostra, omni contradictione 
et appellatione cessante, excommnnicationis uel interdict! sententiis 
innodare eosqne tandin faciatis eisdem sententiis manere snbiectos, 
donee de perpetratis ininriis et excessibns satisfaciant competenter 
et, si qnantitas delicti nel qualitas deposcit, enm nestris litteris et 
eornm qnos diximns prelatornm, si scribere forte nolnerint, ad 
sedem apostoHcam neniant absolnendi, qtiod si scribere forte no- 
lnerint, tamen cum litterarnm nestrarnm testimonio transmit- 
tantnr. Ad bee, si malefactores predict! nel persone nestre inris- 
dictioni snbiecte dnxerint appellandnm ad sedem apostoHcam, qnam 
nnllo respicitis mediante, nel ad legatnm a snmmi pontificis latere 



Papsturkunden in Prankreich V. 


168 


d^stinatnm, snblato cuiuslibet contradictionis ei appellationis ob- 
staculo predpimns appellari. Chrisma uero, oleum sanctum, con- 
secrationes altarjum, basilicarum dedicationes, benedictiones abbatunji 
ordinationesque monachorum nestrorum sine clericorum omnium 
burgi Dolensis ceteraque ecclesiastica sacramenta a quocumque 
malueritis catholico suscipietis episcopo, gratiam et communionem 
apostolice sedis babente, qui nostra fretus auctoritate sine cuius- 
libet contradictionis uel appellationis obiectu quod postulabitur 
non differat exhibere. Ceterum tibi, dilecte in Domino fili abbas, 
usnm annuli et , sicut in scriptis autenticis pie recordationis 
Alexandri et Lucii predecessorum nostrorum Romanorum ponti- 
ficum continetur, mitre et cHrothecarum de benignitate sedis apo- 
stblice duximus concedendum, nlillis litteris uel scriptis obstantibus 
contra bee nostra statuta a sede apostolica impetratis. Decer- 
nimus ergo ut nulli omnino hominum liceat banc paginam nostrarum 
constitutionum et concessionum infringere uel ei aliquatenus con- 
traire. Si quis autem boc attentare presumpserit, indignationem 
omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se 
nouerit incursurum. Datum Rome apud sanctum Petrum idibus 
iunii, pontificatus nostri anno primo. 

149 . 

Gelestin III. hestdtigt dem dem lieiUgen Feints gehorigen Kloster 
Beals unter dem AU Girald mch dem Vorgange Faschalis* IL^ 
Galixts ILj Anastasius" IV., Alexanders III. und Lucius^ III. ] seine 
JBesiUungen und Reohtej und besonders die schon von JEugen III. 
nach einer Entscheidung Erzbischofs Grmfried von Bordeaux und 
Bischofs Lambert von Angouleme dem Kloster Beols zugesprochene 
Kirche von Saint -Nicolas de la Bochelle. 

Bom SanM Fefer 1191 Juni .17. 

BuUaire de Vabbaye de Deals von 1735 Pi 52 in der Schlofi- 
bibliothek von Fougere hei OMteauroux. 

WiederJiolung von Nr, 29. Die Vorurhunden Alexanders. III. 
und Lucius^ III. sind verloren, ebenso eine nicM hier^ aber in einem 
Privileg Gregors IX. von 1238 V 30 erwahnte Yorurkunde Badrians 
IV. Vgl. auch Grillon des Ghapelles Notice sur Vabbaye de Deals 
p. 313. Monast. Bened. XXXVIII f. 192 Paris Bibl. Nat. Ms. 
lot. 12695 citiert ein Vidimus . von 1492 VIII 7 der Privilegien 
Lucius^ III. und Urbans III. 


11 * 



164 


Wilhelm Wiederhold, 


Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
Giraldo abbatx monasterii sancte Marie Dolensis eiusque fratribus 
tarn presentibus quam futnris regularem nitam professis in per- 
petnum. EfFectum iusta postulantibns, 

R. Ego Celestinns catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Albinus Albanensis episcopus ss. 
f Ego Octauianus Hostiensis episcopus ss. 
f Ego Toannes Prenestinus episcopus ss. 
f Ego Petrus Portuensis episcopus ss. 
f Ego. Pandulpbus®^ presb. card. tit. basilice X TT apostolorum ss. 
f Ego Petrus presb. card. tit. sancte CeciKe ss. 
f Ego Petrus presb, card, sancti Petri ad Vincula tit. Eudoxie ss. 
f Ego lordanus®) presb. card. tit. sancte Pudentiane ss.^^ 
f Ego Rufinus presb. card. tit. sancte Praxedis et Ariminensis 
episcopus ss. 

f Ego Eomanus presb. card, tit. sancte Anastasie ss. 
f Ego Gruido presb, card, sancte Marie trans Tiberim tit. Ca- 
lixti**) ss. 

f Ego lohannes presb. card. tit. sancti Stephani in Celio monte ss. 
f Ego Cinthius presb. card. tit. sancti Laurentii in Lucina ss. 

I Ego Grerardus sancti Adriani^ diac, card. ss. 
t Ego Sofeedus^^ diac. card, sancte Marie in Via lata ss. 
f Egb Gb?eg<>i5^^ card, sancte Marie in Porticu ss. 
f Ego lobannes diafe. c^d. sancti Tliepdori ss. 
f Ego Bernardos sancte Marie None diac. card. ss. 
t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro*^ diac. card. ss. 
f Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. 
t Ego Lotharios diac. card, sanctorum Sergii et Bacchi ss, 
f Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmidin^^ diac. card. ss. 
f Ego Gregorius diac. card, sancti Angeli ss. 

Datum Rome apud sanctum Petrum per manum Egidii sancti 
Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinaJis, XV kal. iulii, in- 
dictione VII, incarnationis dominice anno M^.C^.XCI®, pontificatus 
autem domni Celestini IH pape anno primo. 


elenso f. h) Gundulphus. c) Joannes d) Damn 
folgt dte gam verderbte Vnterschrift Ego labiletus presb. card. tit. sancte Balbine. 
J mje Marie in cMterio Calixti. f) Romani. g) Gaufredus. 

ft) m iXaue. ») Mmerua. fc) Finibns. 



Papsturkunden in Frankreich Y. 


166 


150. 

Oelestin III. nimmt das JErMstum Sourges unter dem Erg- 
Mschof Heinrich nach dem Vorgange Eugens III. , Hadrians /F., 
Alexanders IILj Lucius^ HI. und Urbans III. in den ajgostolischen 
Schutg, hestatigt ihm den Primat, die Besitmngen und Piechte und 
verleiht den Ergbischofen von Bourges das Pallium, 

Bom SanU Peter 1192 Januar 11. 

Coll. Baluge vol. 79 f. 169 (ex cartulari f. 22^) Paris Bihl, 
Nat. — Begest im Gartulaire de VarchevecM de Bourges s. XVIII 
p, 7 (ex cartulari Nr. 20) Bourges Arch. Bep. (Archeveche de 
Bourges G. 2). 

J-L. 16946 (git 1193 1 11). Wiederholung der Urhunde Ur- 
bans in. J-L. 15932. Vgl Nr. 133. 

Celestinns episcopns seruns semorum Dei. Venerabili frairi 
Henrico Bitnricensi arcliiepiscopo eiusque snccessoribus canonice 
snbstituendis (in perpetunin). Et ordo rationis expostulat. 

Datum Rome apud sanctum Petrum per manum Egidii sancti 
Nicolai in carcere Tulliano diaconi cardinalis, III idus ianuarii, 
indictione X, incarnationis dominice anno MCXCII, pontificatus 
uero domini Celestini pape III anno primo. 


161. 

Celestin III. beauftragt die Ahte von Preuilly und Sainte- 
Colombe in Sens einen Streit gwischen dem Alt und Kapitel von 
Saint Pierre -le-Vif und dem Priester von Saint -Savinien gur Ent- 
scheidung gu bringen. Lateran 1193 Februar 20. 

Bom Cotron Chronicon sancti Petri Vivi von 1650 p. 664 Auxerre 
Bibl. Comm. Ms. 213, 

Celestinus episcopns seruns sernorum Dei. Dilectis filiis de 
Pruliaco et sancte Colnmbe abbatibns salutem et apostolicam be- 
nedictionem. Dilecti fiHi nostri"^ abbas et capitulnm sancti 
Petri Viui Senonensis transmissa nobis conqnestione monstrarunt, 
quod cnm inter ipsos et V. presbiteriun sancti Sauiniani super 
quibusdam reditibus ab ipso presbitero ininste detentis, questio 
uerteretnr et illi^^ in presentia nenerabilis fratris nostri Senonensis 
archiepiscopi connenirent, ab anditorio sno idem presbiter ad sedem 
apostolicam appellanit, cumqne utrique parti ad appellationem 


a) nostri fehlt 


1)) ilium. 



166 


Willielin Wiederiold, 


prosequendam octanas Epiphanie termintim idem arcMepiscopus 
prefixisset, nuntio abbatis et capituli ueniente et in cnria moram 
non modicam faciente, dictus presbiter nec uenit nec responsalem 
aliqnem destinauit. Vernm quia nobis non constitit de substantia 
ueritatis, discretioni nestre per apostoKca scripta mandamus, nt 
auditis que hincinde proposita fuerint, super controuersia memorata 
quod canonicum fuerit, remoto appellationis obstaculo decernatis. 
NietulominTis a®^ Gr. de Braio et uxore sua^ in Senonensi epis- 
copatu manentibus, qni seruicium ecclesie saneti Petri debitum eis 
per ioiuriam, sicut asseritur, reddere contradicunt, remota appel- 
latione, faciatis institie plenitudinem exhiberi, nullis litteris ueritati 
et institie preiudicantibns, si que apparuerint a sede apostolica 
impetrate. Datum Laterani X kaL martii, pontificatus nostri 
anno secundo. 


c) a fMt d) suo. 


153. 

Celestin IIL ermahnt den Er^biscliof von JBourges und den 
Bischof von Orleans, die vmi dem Kardinallegaten Melior von San 
Giovanni e J?aolo uber 0. von Solier, Serrn von Issoudun wegen 
fortgeseMer JBeldstigungen des Klosters B&ols ausgesprochene Exhofit- 
munikcdion und Interdiht 0 ur Ausfuhrung m bringen. 

Lateran 1100 August 

Bullaire de Vahbaye de D6ols von 1735 p. 58 in der Schlofi- 
bibliotheh von Fougere bei Chdteauroux, 

Das citierte Mandat an Kardinal Melior ist verloren. 

Celestinns episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra-* 
tribus Bituricensi archiepiscopo et episcopo Aurelianensi salutem 
et apostolicam benedictionem. Si personas ecclesiasticas et 
ecclesias sibi commissas consentimur a laiois male tractari et 
ipsorum laicorum maleficia relinqxdmus impunita, ipsa impnnitas 
aliis uiam aperit excedendi et id agimus, nt uigor ecclesiasticns 
enaretur. Dilecti siquidem filii nostri abbas et monacbi Dolenses 
transmissa nobis conquestione monstrarunt, quod nobilis nir 0. de 
Soliaco dictus dominus Exolduni cum quibusdam aliis ecclesias 
eorum uiolenter infregit et homines ipsorum capiens atque ad 
f edemptionem tyrannico naore compellens , res eorum nequiter 
asportauit. Cum itaque dilecto fllio nostro Meliori sanctorum 
loannis et Pauli tituli Pamachii presbytero cardinali, apostolice 


Papsturkunden in Frankreich V. 


167 


sedis legato dederimus in mandatis, ut eundem 0. et alios ad 
satisfaciendum plenarie de iuiuriis et damnis illatis per excom- 
municationem personarum et terre interdictum, appellatione eessante 
compellat, fraternitati uestre per apostoHca scripta mandamus 
atque precipimus, q[uatenus sententiam quam tulerit, appellatione 
remota, inuiolabiliter olbseruetis et faciatis ab aliis usque ad satis- 
factionem congruam firmiter obseruari, nullis litteris obstantibus, 
si que harum tenore tacito a sede apparnerint apostolica impe- 
trate. Quod si omnibus iis exequendis nequiretis interesse, alter 
uestrum ea nibilominus exequetur. Datum Laterani XVII 
kal. septembris, pontificatus nostri anno tertio. 

153. 

Celestin IIL verhietet den Schott de$ Kloster Deols m irgend- 
welchem profanen Zwecke ssu verwenden und hestdtigt im Voraus die 
gegen solchen Mijibrauch ergreifenden Majiregeln von AU und 
Konvent Lateran 1193 August 26. 

JBullaire de Vdbhaye de Deols von 1735 p. 57 in der Schlofi- 
hihliotheJc von Fougere hei Ghateauroux. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et conuentui Dolensi salutem et apostolicam benedictionem. 

Cum ecclesia uestra sedis apostolice specialis existat, tanto in- 
demnitati eius attentius prouidere tenemur, quanto specialius eius 
cura de nostro pendet arbitrio et nobis incumbit, ut ipsam eccle- 
siam uestram in omnibus conseruemus indemnem. Proinde aucto- 
ritate presentium districtius inMbemus, ne quis thesaurum ecclesie 
uestre distrahere aliqua temeritate presumat sen forniferis usibus 
applicare, alioquin sententiam que in presumptores a nobis proinde 
fuerit promulgata, uolumus inuiolabiliter obseruari. NuUi ergo 
omnino bominum liceat banc nostre paginam inhibitionis et con- 
stitutionis infringere uel ei ausu temerario contraire. Si quis 
autem boc attentare presumpserit, indxgnationem omrdpotentis Dei 
et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se nouerit incur- 
surum. Datum Laterani VII kal. septembris , pontificatus 

nostri anno IIP. 


154. 

Celestin III. bestdiigt dem Abt und den Monchen von SainU 
Germain in Auxerre die ihnen von Dischof Mathdus von Troyes ge- 
schenMen Kirchen von Bretonniere und Vauchassis. 

Lateran T19i Jtini 27. 



168 


Wilhelm Wiederhold, 


Cartulaire de Saint-Germain d'Auxerre s, XllI f. 16' Auxerre 
Siit Comm. Ms- 161- — Charhdarium sancti Germani Autisiodo- 
rensis s, XV p. 457 Paris Bill, Nat Ms- frangais 18693- 

Celestinus episcopus seruns seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et monacliis sancti Grermani Antisiodorensis salutem et apostoKcam 
benedictionem. Instis petentinm desideriis dignnm est nos 
facilem prebere consenstini et uota que a rationis tramite non 
discordant, effectn prosequente complere. Eapropter, dilecti in 
Domino filii, nestris iustis postulationibns grato concurrentes as- 
sensu, ecclesiam de Bretanniaco et de Vancbarti^> nobis a Matbeo 
quondam Trecensi episcopo et ab eins successore donatam, sicnt 
earn canonice ac sine controuersia possidetis, denocioni nestre 
auctoritate apostoKca conflrmamus et presentis script! patrocinio 
commnnimus. Decernimns ergo ut nulli omnino hominnm liceat 
banc nostre paginam confirmationis infringere uel ausn ei temerario 
contraire. Si quis antem hoc attemptare presumpserit, indigna- 
tionem omnipotentis Dei et beatornm Petri et Pauli apostolomm 
eius se nouerit incursurum. Dat. Lateran. V kal. iulii, pontifi- 
catus nostri anno TJIP- 


a) Valdiaxti Ms. fr. 18693, 

; .V m. . 

Celestin III- bestdtigt dem Aht und den Monchen von Saint- 
Germain in Auxerre die iJmen von dem verstorbenen JEr^bischof 
Seinrich von Sens gescJienIcte Kirche von Ervy. 

Lateran 1194 Juni 27, 

Cartulaire de Saint-Germain d' Auxerre s, XIII f- 16 Auxerre 
Bibl- Comm. Ms. 161. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis abbati 
et monachis sancti G-ermani Antisiodorensis salutem et apostolicam 
benedictionem. Cum a nobis petitur qnod iustnm est et honestnm, 
tarn uigor equitatis quam ordo exigit rationis, ut id per sollici- 
tudiaem officii nostri ad debitum perducatur effectnm. Eapropter, 
dilecti in Domino filii, nestris iustis supplicationibns grato con- 
currentes assensu, concessionem et donacionem ecclesie de Erniaco 
ab H(enrico) quondam Senonensi archiepiscopo racionabiliter. nobis 
factam, sicnt a successoribus eius archiepiscopis nobis est confir- 
mata et ea in pace sernata, denocioni nestre auctoritate apostolica 


Papsturkunden in Frankreich Y. 169 

confirmamus et presentis script! patrocinio commtmiinus. Decer- 
nimus ergo ut nuUi onmino hominum etc. Si qnis autem etc, 
Datnm Lateran. V kal. irdii, pontificatus nostri anno qnarto. 

156 . 

Oelestin 111, schreibt dem Aht Madulf und dem Konvent von 
Saint-Germain in Auxerre, da/] eine vom Bischof von Auxerre und 
den Priestern seiner Diocese ohne o/fensiehtlichen Grund gegen die 
Leiite des Klosters verlidngte JExlwmmimikation ungultig sein solle, 

Lateran 1194 Puli 12, 

Oartulaire de Saint-Germain d/ Auxerre s. XIII f, IP Auxerre 
Bill, Comm. Ms, 161, 

Celestimis episcopns serums seruorum Dei. Dilectis filiis Ra- 
dulfo abbati et conuentui sancti Grermani Autisiodorensis salutem 
et apostolicam benedictionem. Grrauis ex parte uestra fuit in 
auditorio nostro querela proposita, quod uenerabilis frater noster 
Autisiodorensis episcopns et presbiteri eiusdem diocesis homines 
uestros absque manifesta et racionabili causa et non seruato iuris 
ordine, excomunicationi subiciunt pro sue arbitrio uoluntatis. 
Volentes igitur grauamini uestro paterna soUicitudine prouidere, 
si predictus episcopns et presbiteri in homines uestros excomuni- 
cacionis sentenciam absque manifesta et racionabili causa et iuris 
ordine non seruato duxerint promulgandam, earn decernimus non 
teneri“)-et uos auctoritate nostra diuma eis oflicia nichilominus 
celebretis. Nulli ergo etc. Si quis autem etc. Datum Lateran. 
im id. iulii, pontificatus nostri anno quarto. 

a) tenere. 


157 . 

Oelestin III, nimmt das Kloster Saint-Germain in Auxerre unter 
dem Alt Badulph nach dem Vorgange Eugens III , , Hadrians IV, 
und Clemens^ III, in den apostolischen Schut^ ^ hestdtigt ihm seine 
Besit 0 ungen und Bechte und verhietet den Bischofen und ihren ArcM- 
diafconen, die Kirchen des Klosters mit grdJJerer als durch das Late^^ 
ranensische Konnl erlaubter Begleitung m besuchen, 

Lateran 1194 Juli 16, 

Oartulaire de Saint-Germain dAuxerre s, XIII f. Iff Auxerre 
Bibl, Oomm, Ms. 161 = Kopien von 1607 IX 25, von 1676 IV 11 
und zxcei Kopien s, XVIII ebenda Arch, Bep. (Ahbaye de Saint- 
Germain dAuxerre H, 984), 


170 


Wilhelm Wiederhold, 


J-L. 17140 nach dem Oitat hei Quantin Ccirtidaire gmeral de 
V Tonne II p, 387, Wiederholung von Clemens IIL J-L. 16281, 
Celestinus episcopus seruus seruorim Dei. Dilectis filiis Ra- 
dnlpho abbati monasterii sancti Grermani Altisiodorensis eiusq^ue 
fratribns tarn presentibns qnam, fnturis regnlarem uitaia professis 
imperpetuum. Effectum insta postulantibns. 

Dat. Later. XVII kal. augusti, incarnationis dominice anno 
M®C°XC®IIII®, pontificatus nero domni Celestini pape III anno 
quarto. 


158. 

Gelestin IIL gibt dem AM Radulf und dem Konvent von Saint- 
Germain in Auxerre das Recht^ ilvren auf die Zitatim vot den Kon- 
vent nicht erscheinenden Kapldnen die Temporalien m sperren* 

, Lateran 1194 Juli 

GaHulaire de Saint-Germain d"" Auxerre s. XIII f, 14 Auxerre 
Bill, Comm, Ms, 161 = Bom Cotron Ohronicon s, Germani Autisiod, 
von 1652 p,^914 ebenda Ms, 167 — Bom Viole Hist, ahhaium s, 
Germani s, XVII p, 274 ebenda Ms, 154, 

Oelestintis episcopus sernus seruorum Dei. Dilectis filiis Ra- 
di^ connentui sancti Grermani Autisiodorensis salntem 

et apostolicam benedictionem. Proposnisti nobis, dilecte fili 
abbas , in nostra presentia constitntns , quod cum in ecclesiis 
ucstris capellani constituantur, qui uobis debeant de temporalibus 
respondere, si quando in ins super eisdem temporalibus a uobis 
uocantur, uestram adire presentiam pretermittunt. Eapropter 
uestris iustis suppKcationibus annuentes, auctoritate^ uobis pre- 
sencium indulgemus, ut si idem capellani a uobis ut diximus in 
ius uocati ad citationem uestram uenire contempserint, subtrahend! 
eis temporalia, que a uobis tenent, liberam habeatis auctoritate 
presencium facultatem. Nulli ergo etc. Si quis autem etc. Datum 
Lateran. XVII tal. augusti, pontificatus nostri anno IIII^ 

159. 

Gelestin HI, hestdtigt dem AM und den Mbnclien von Biols die 
ihnen von den Burgern von Beols 0 u mhlenden Ahgaben, 

Lateran 1194 Juli 23. 

Bullaire de Vabbaye de Beols von 1735 p, 59 in der Schlofi- 
bibliotheh von Fougere hei Ohdteauroux. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et monachis Dolensibus salutem et apostolicam benedictionem. 


Papsturkunden in Frankreich Y. 


171 


Cum Romanfe sitis ecdesie filii speciales et ad earn nullo mediante 
respicere debeatis, de profectu uestro solliciti tenemur existere ac 
iura uestra nobis intemerata seruare, Eapropter, dilecti in Domino 
filii, tranquillitati uestre in posterum pronidentes, uniuersas con- 
snetudines et iusticias quas a longo tempore burgenses uestri nobis 
nestrisqne antecessoribus hactenus persolnerunt , nobis uestrisqne 
posteris sine contradictione aliqna et appellationis obstaculo per 
eos constitnimns exhiberi, sub districtione anatbematis inhibentes, 
ne dicti burgenses uel quilibet alii nos super bis de cetero audeant 
indebite fatigare. Nulli ergo omnino bomimm liceat banc nostre 
paginam constitutionis et inbibitionis infringere uel ei ansa te- 
merario contraire. Si quis autem boc attentare presumps erit, in- 
dignationem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli aposto- 
lorum eius se nouerit incursurum. Datum Laterani X kal. an- 

gusti, pontificatus nostri anno quarto. 

160 . 

Celestin IIL schreiht dem Er^lischof Michael von Sens tmd semen 
Sitffraganen und alien Prdlaten der Proving von Sens , daji sie sich 
nicht- der von dem AM und den Brildern von Saint-Germain in 
Auxerre gema/Jregelten Kapldne dieses Klosters entgegen den Privi- 
legien von Saint-Germain anneltmen soUen, Later an 1194 Juli 25 » 

Cartulaire de Saint-Germain d'^Auxerre s, XIII f. 14! Auxerre 
JBibl. Comm, Ms, 161 = Bom Ootron Chronicon - 5 . Germani Auti- 
siod, von 1652 p, 914 ehenda Ms. 167 == Bom Vide Hist alhatum 
s. Germani s. XVII p. 275 ebenda Ms. 154, 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Venerabilibus fra- 
tribus M(icbaeli) arcbiepiscopo Senonensi et suffraganeis eius et 
dilectis filiis uniuersis ecdesiarum prelatis in Senonensi prouincia 
constitutis salutem et apostolicam' benedictionem. Cum in 
ecclesiis dilectorum filiorum nostrorum abbatis et fratrum sancti 
Grermani Autisiodorensis per eos capellani constituantur, qui debeant 
eis de temporalibus respondere, dignum est et consonum racioni, 
ut sicut ex consuetudine obseruatur, si quando aduersus eos con- 
trouersia mota fuerit, ad indicium super ipsis temporalibus ab 
eisdem fratribus compellantur. Ideoque discretioni uestre presen- 
tibus literis inbibemus, ne capellanos ipsos uel eosdem fratres 
contra indulgentias eisdem abbati et conuentui ab apostolica sede 
indultas in audiencia uestra subire indicium compellatis uel si 
spontanei accesserint, in preiudicium predictorum fratrum nullatenus 
iadmittatis, set si quid super boc questionis emergat, coram eis 


172 


Wilhelm Wiederliold, 

secundum ordinem iuris experientes suam iusticiam consequan- 
tur. Datum Lateran. VIII kal. augusti, pontificatus nostri 
anno quarto. 

161 . 

Gelestin III, bestdtigt die von dem Kardinallegaten Melior von 
S, Giovanni e Paolo iiber die ZaliL der Prdbenden von Saint-OUtrille 
in Bourges getroffene Entscheidung, Lateran 1195 Mai 3. 

Cartnlaire de Saint - Outrille de Bourges s, XIII Bourges 
Arch, Dep, 

Celestinus epis copus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis etc. 

Cum a nobis petitur quod iustum est et bonestum, tarn uigor 
equitatis quam ordo exigit rationis , ut id per soUicitudinem of- 
ficii nostri ad debitum perducatur effectum. Eapropter, dilecti in 
Domino filii, uestris iustis postulationibus grato concurrentes as- 
sensu, ordinacionem ecclesie uestre super restauratione numeri 
prebendarum contra iuramentum uestrum prout fertur [extjensi, 
sicut a dilecto filio nostro MeHore tituli sanctorum lobannis et 
Pauli presbytero cardinale, legato nostro prouide ac racionabiliter 
facta esse dinoscitur, auctoritate apostolica confirmamus et pre- 
sentis scripti patrocinio communimus. Nulli ergo hominum liceat 
bane j^agiinam nostre confirmationis infringere uel ei ausu teme- 
rario conlraire. Si quis autem boc attemptare presumpserit, in- 
dignacionem omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apo- 
stolorum eius se nouerit incursurum. Datxun Eateran, V non. 
mail, pontificatus nostri anno V. 

163 . 

Celestin III, sclireibt dem AM und den Mbnchen von Saint- 
Germain in Auxerre^ daji sie loenn die Kanoniher von Saint-Etienne 
die seit Alters an bestimmten Tagen stattfmdenden feierlichen Besuche 


in ihrer Kirche unterliejien , berecUigt seien, die dafur festgeseUten 
Leistungen m unterlassen, Lateran 1195 Juli 9. ! 

Cartidaire de Saint-Germain WAuxerre s, XIII f, 15 Auxerre 
Bihl, Comm, Ms, 161 = Bom Cotron Chronicon s, Germani Autis, v, 

1652 p, 915 ebenda Ms, 167 = Bom Viole Hist, ahbatum s, Germani ® 

s, XVII p, 275 ebenda Ms, 154, — Eopie s, XVI ebenda Arch, - 

Bep, (H, 984), f 


Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati | 

et monacbis sancti Germani Autisiodorensis saint em et apostolicam | 

4 

.:p 


Papsturkunden in Frankreich V. 


173 


benedictionem. Quanto in ecclesxa uestra ordo monasticus meKus 
obseruatur et nos in ecclesie Romane deuocione fidelins permanetis, 
tanto ntilitatibus ecclesie uestre libencius aspiramus et, ne nos nel 
ecclesia nestra indebite molestetnr, paterna uolumus sollicitudine 
precauere. Sane sicut ad andienciam apostolatus nostri ex lite- 
rarum nestrarum tenore peruenit, cnxn dilecti filii canonici sancti 
Stefani Antisiodorensis ecclesiam nestram in Ramis palmarum, 
Resnrrectione et Ascensione Domini et die sancto Pentecosten et 
in duabus festiuitatibns sancti Grermani ex antiqua institucione 
hactenns obseruata cum soUempni processione consueuerunt uisitare 
et stipendia qnedam a uobis accipere, eorum laboribus antique 
tempore deputata, nunc eandem uobis processionem penitus dene- 
gantes aut paucos ex canonicis ad uestram ecclesiam dictis ter- 
minis dirigentes, eadem stipendia a uobis sine diminucione qualibet 
exigere non uerentur. Eapropter uestris petitionibus inclinati, 
uobis et ecclesie uestre presenti pagina duximus indulgendum, ut 
nisi memorati canonici ecclesiam uestram dictis terminis ut con- 
suetudinis est omnes pariter uel ex maiori parte soUempniter ui- 
sitarint, uos ipsis subtrahend! stipendia constituta liberam habeatis 
4uctoritate presencium facultatem. NuUi ergo etc. Si quis autem 
etc. Datum Lateran. VII id. iulii, pontificatus nostri anno 
quinto. 


163. 

Celestin III. hestdtigt dem Aht und den Mdnchen von Saint- 
Germain in Auxerre einen Yertrag mit den Kanonikern von Saint- 
Etienne in Troyes Uher die Kirche von Bretonniere und Vauchassis. 

Lateran 1196 April 2. 

Cartulaire de Saint-Germain d'^ Auxerre s. XIII f. 16^ Auxerre 
Sibl, Oomm. Ms. 161. 

Die hestdtigte UrJcunde steht ehenda f. 81. 

Celestinus episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis abbati 
et monachis sancti Grermani Antisiodorensis salutem et apostolicam 
benedictionem. lustis petencium desideriis dignum est nos 
facilem prebere consensum et uota que a racionis tramite non 
discordant, effectu prosequente complere. Eapropter, dilecti in 
Domino filii, uestris iustis postulationibus grato concurrentes as- 
sensu, compositionem que inter uos et dilectos filios nostros cano- 


a) nostros fehlt. 



174 


Wilhelm Wiederhold, 


nicos sancti Stephani Trecensis super ecclesia de Breteniaco et de 
Yaachati rationabiliter intercessit;, sicut sine prauitate facta est 
et recepta et in literis dilectomm jdliornin decani et capitnli sancti 
Stepbani noscitnr contineri, denodoni nestre anctoritate apostolica 
confirmamns et presentis scripti patrocinio communimns. Decer- 
nimns ergo ut nnlli omnino homintun etc. Si quis antem etc. 
Datum Lateran, IIII non. aprilis, pontificatus nostri anno quinto. 

164 . 

Celestin III. schreibt dem Konig Bichard von England^ daji er 
dem Andreas von Ghauvigny^ als dieser von Jerusalem mruchhehrte^ 
den~ SehuU der Ahtei Beols ubertragen habe; derselbe betrage sich 
aber wie ein wahrer Tyrann, versuche den Monchen uberall m schaden^ 
und da auch Ba/nn und Inter dikt gegen ihn nicMs gefrucJitet Jiahe^ so 
moge jeW der Konig mit Qewalt gegen ihn vorgehen. 

Lateran 1196 Mai 12. 

Bullaire de Vahhaye de Deols von 1735 p. 60 in der Schlofi-^ 
bibliothek von Fougere bei Ghdteauroux. 

Bos citierte Mandat an den Fr^bischof von Bourges ist verloren. 

Celestinus episcopns sernns sernornm Dei. Charissimo in 
Christo illustri Anglorxun regi salutem et aposto- 

licam henedictionem. Tradite tibi celitus potestatis dignitas 
exigit et pia pxedecessortun tuorum consuetndo requirit, ut circa 
ecclesiarum defensiones soUicite eas ab ipsarxun persecutoribus 
brachio potenti defendas et regie serenitatis comprimas potentatu, 
qui censuram ecdesiasticam in sue iniquitatis pertinacia persistentes, 
in suarum animarum exitium parnipendunt. Comperimus siquidem 
quod Andreas de Caluiniaco, cui olim a lerosolimitanis partibus 
redeunti tuitionem et defensionem Dolensis monasterii, quod no- 
strum est speciale, accepta ab eo de ipsius inununitate et in- 
demnitate iuratoria cautione, meminimus commisisse, tradita sibi 
potestate tanquam uerus tyrannus abutens et de pastore lupus et 
de patrono impugnator effectus, dictum monasterium non protegit 
sed infestat et iurisdictiones libertates et immunitates ac iura 
ipsius et possessiones que conseruanda^) acceperat et defendere 
tenebatur, non dubitat minorare et potentiam suam in eius dispen- 
dium exercere. Quod cum olim sepius ad nostrum audientiam 
peruenisset, uenerabili fratri nostro Bituricensi archiepiscopo, sicut 


a) conseruenda. 


Papsturkunden in Frankreich V. 


175 


bene credimns, dedimus in mandatis, ut nisi predictus Andreas 
ab ipso commonitus a sua presnmptione desisteret et de damnis 
et ininriis eidem monasterio irrogatis satisfaceret competenter^ in 
eum excommunicationis sententiam promulgaret et totam terrain 
eins subiiceret interdicto. Qni nt mandatiun apostolicnm exeqne- 
retnr fideliter ac denote, cnm ipsnm ad satisfaciendum diligentius 
monuisset et cognouisset , quod idem Andreas in sue iniquitatis 
pertinacia diutius perduraret, ilium excommunicationis uinculo in- 
nodauit et terram eius totam curauit supponere interdicto, sicut 
ex litteris, quas nobis misit super hoc, perpendimus manifeste. 
Cum igitur dictus Andreas latas in se sedis apostolice auctoritate 
anathematis et in totam terram suam interdict! sententias parui- 
pendat et in predicti monasterii nostri persecutione mente obstinata 
perdurat, serenitatem regiam rogamus monemus et exhortamur in 
Domino, quatinus ipsum tanquam excommunicatum euites et ab 
ipsius monasterii et eorum omnium que ad ipsuin pertinent perse- 
cutione concessa tibi a Domino potestate prohibes^^, ut qui eccle- 
siastice serenitatis sententiam non formidat, regio saltern compri- 
matur bracbio potestatis et quern ab iniqua intentione spiritualis 
non potuit gladius reuocare, temporalis pena percellat et regalis 
nltio persequatur. Ad ultimum magnificentie tue perennes gra- 
tiarum referimus actiones super eo quod dilecto filio nostro E.(o- 
dulfo) abbati Dolensis predicti monasterii, sicut ex ore ipsius 
accepimus, exulanti benigne compatiens consilium et auxilium tuum 
liberaliter impendisti, nec prefato Andree contra memoratum mo- 
nasterium in aliquo patrocinium insisti tribuere uel fanorem. 
Datum Laterani IV idib, maii, pontificatus nostri anno sexto. 

V) statt proMbes freier Baum c) oh. 


166 . 

Celestin HI, nimmt das, Kloster Clairvaux unter dem Aht Guido 
nach dem Vorgange Innocem^ JJ., Alexanders IIL^ Lucius^ III, und 
Gregors VIII, in den apostolischen SchuU und iestatigt ihm seine 
BesiUungen und Rechte, 

Later an 1197 Januar 31, 

JBullarium Clarevdllense s, XV f, 7' Moulins Arch. Rep, (Ah- 
haye de Septfonds JS. 2), 

Wiederholung des Frivilegs Clemens’' III, von 1190 111 81 
(Nr, 140), Vie Vorurhunden Lucius" III, und Gregors VIII, scheinen 
verloren 0 U sein. 



176 


Wilhelm Wiederhold, 


Celestinas episcopus seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
Guidoni abbati Clareuallis eiusque fratribiis tarn presentibus qnam 
futuris regularem uitam professis imperpetuum. Eeligiosam 
uitam eligentibus. 

E. Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus ss. BV. 
f Ego Corradus Sabinensis ecclesie episcopus ss. 
f Ego Octauianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss* 
f Ego Petrus Portueusis et sancte Eufiue episcopus ss, 
f Ego Melior sanctorum lobannis et Pauli presb. card. tit. Pa- 
macbii ss. 

f Ego Petrus tit. sancte Cecilie presb. card. ss. 
f Ego lordanus sancte Pudentiane tit. Pastoris presb. card. ss. 
f Ego lohannes tit. sancti dementis card., Viterbiensis et Tusca- 
nensis episcopus ss. 

f Ego Hugo presb. card, sancti Martini tit. Equitii ss. 
f Ego lobannes tit. sancti Stephani in Celio monte presb. card. ss. 
f Ego Cinthius tit. sancti Laurentii in Lucina presb. card, ss, 
f Ego Soffredus tit. sancte Praxedis presb. card. ss. 
f Ego Bernardus sancti Petri ad Vincula presb. card. tit. Eu- 
doxie ss. 

I Ego lohannes tit. sancte Prisce presb. card. ss. 

Grratianus sanctorum Cosme et Damiani diac. card. ss. 
^ Ego sancti Adrian! diac. card. ss. 

f Ego Gregorius sancte Marie in Portion diac. card. ss. 
t Ego Gregorius sancte Marie in Aquiro diac. card. ss. 
f Ego Gregorius sancti Georgii ad Velum aureum diac. card. ss. 
f Ego Lotarius sanctorum Sergii et Bachi diac. card. ss. 
t Ego Nicolaus sancte Marie in Cosmedyn diac. card. ss. 
Datum. Lateran. per manum Cencii sancte Lucie in Orthea 
diaconi cardinaJis, domni pape camerarii, II kal. febr. , indictione 
XV, incarnationis dominice anno M^C®. XC^.VP, pontificatus uero 
domni Celestini pape tercii anno sexto. 


a) U und BV feKlm, h) f felilt hei den Biakmen. c) in fehlt. 


166. 

Gelestin IIL lestdtigt dem Abt Rudolf und den BrUdern von 
Beols die ihnen seitens der Burger von Deols und Hirer Eigenleute 
m mUenden Ahgaben, namentlich das Recht auf den Nachlaji (main 
morte). Lateran 1197 Februar 3. 



Papsturkunden in Frankreich V. 177 

Bullaire de Vailaye de JDSdls von 1735 p. 59 in der ScMoJ}- 
Hhliothek von Fougere bei Chdteauroux, 

Celestinus episcopus seruns semorum Dei. Dilectis iiliis E(o- 
dulfo) abbati et conuentui Dolensis monasterii salutem et aposto- 
licam benedictionem. Cum Eomane sitis ecclesie filii speciales 
et ad earn imllo mediante respicere debeatis, de profectn nestro 
sollicite tenemur existere ac iara uestra nobis intemerata seruare. 
Eapropter, dilecti in Domino filii, tranq[uillitati uestre in posterum 
proTiidentes , uninersas consuetudines et insticias quas in bnrgo 
Dolensi hactenus habuistis, nobis et per nos ecclesie nestre anoto- 
ritate apostolica confirmamns. lUas etiam consnetndines atqne 
insticias qnas a longo tempore bnrgenses et homines nestri nobis 
nestrisqne antecessoribus persolnernnt lincusqne et illam precipne 
qne manus mortna nnncupatnr, nobis nestrisqne posteris sine con- 
tradictione aliqna et appellationis obstacnlo per eos et ab eis 
constitnimns exhiberi, snb districtione anathematis inhibentes, ne 
dicti bnrgenses nel quilibet alii snper iis de cetero nos qnomodo- 
libet andeant fatigare. Nnlli ergo omnino bominnm liceat banc 
nostre paginam confirmationis constitntionis nel inhibitionis in- 
fringere nel ei aliquatenns contraire. Si qnis antem hoc attentare 
presumpserit, indignacionem omnipotentis Dei et beatornm Petri 
et Pauli apostolorum eins se nonerit incursurum. Datum Late- 
rani III nonas februarii, pontificatns nostri anno sexto. 


a) uestre fe%lt, b) uobis uestris. c) in, 

167, 

Celestin IIL nimmt das Leprosenhaus von Fopelin bei Sens in 
den apostoUsohen 8 chut 0 und hestdtigt ihm die Zehntenfreiheit und die 
Sepidtur. Lateran 1197 Juni 26. 

GarUdaire des Popelins von 1220 f. 2 Sens JSopital (Archives 

A. 2). 

FL, 17568 nach dein GUat bei QMantin Cartulaire general de 
V Tonne II p. 161. 

Celestinus episcopus sernns semorum Dei. Dilectis filiis le- 
prosis de Popelino Senonensi salntem et apostolicam benedictio- 
nem. Instis petentinm desideriis dignnm est nos facilem 

prebere consensum et nota qne a rationis tramite non discordant, 
effectn proseqnente complere. Eapropter, dilecti filii in Domino, 
uestris instis postnlationibns grato concurrentes assensu, domnm'' 
nestram, in qua mancipati estis dinino obseqnio, snb beati Petri 

Kgl. Ges. a. Wiss. Nachrichten. Philolog.-Mst. Klasee 1910. Beiheft. 12 


178 


Wilhelm Wiederhold, 


et nostra protectione suscipimus et presentis script! patrocinio 
comnmnimns. Statuentes nt q^uascumque possessiones quecumqne 
bona eadem domns impresentiarnm rationabiliter possidet aut in 
futurum iustis modis prestante Domino poterit adipisci, firma nobis 
nestrisqne successoribus et illibata permaneant. Sane nonalium 
nestrorum, qne propriis manibus aut snmptibus colitis, sen de ortis 
et eorum fructibus sine de nutrimentis animalium nestrorum de- 
cimas a nobis nullns presnmat exigere. Sepnltnram qnoque ipsins 
domns fratribns einsdem et ipsorum familie, nisi nominatim ex- 
commnnicati fuerint nel interdicti, liberam esse concedimns, nt 
eornm deuotioni et extreme nolnntati, qui se illic (gepeliri) delibe- 
ranerint, nnllns obsistat. NnlH ergo omnino hominnm liceat banc 
paginam nostre protectionis confirmationis et constitntionis in- 
fringere nel ei ansn temerario contraire. Si qnis antem hoc 
attentare presnmpserit , indignationem omnipotentis Dei et bea- 
tornm Petri et Panli apostolornm eins se nouerit incnrsnrnm. 
Dat. Lateran. VI kal. inlii, pontificatns nostri anno septimo. 

168 . 

Celestin 111* verleiht dem AM Budolf von Deals und seinen 
Nachfolgern das EecM, Dalmatika^ Tunika und Sandalen m tragen* 

Lateran 1197 Lull 4* 

Bullaire de Vdbhaye de Deals von 1735 p. 61 in der ScMoJI- 
UhUotheh von Fougere hei Chdteauroux. ) 

Celestinns episcopns sernns semomm Dei. Dilecto filio Il(o- 
dulfo) abbati Dolensi salntem et apostolicam benedictionem. 

Ad hoc personis ecclesiasticis pronida sanctorum patriim deli- 
beratione coUata sunt insignia dignitatnm, nt quod exterins pre- 
tendunt in habitn interins representent in actn et amictnm corporis 
mentis excellant ornatn. Eapropter, dilecti in Domino fili, sin- 
ceritatem deuotionis quam ad nos et sacrosanctam Eomanam 
ecclesiam habes, diligentins attendentes et uolentes personam tuam 
debit! honoris prerogatina inxta tuorum meritorum exigentiam 
decorari, usnin dalmatice tunice et sandaliornm’ tibi et snccesso- 
ribns tuis present! pagina indulgemns. NuUi ergo omnino ho- 
minum liceat Lane paginam nostre indnlgentie infringer e nel ei 
ansn temerario contraire. Si qnis antem hoc attentare pre- 
snmpserit, indignationem omnipotentis Dei et beatornm Petri et 
Pauli apostolornm eins se nonerit incnrsnrnm. Datum Laterani 
IV non. inlii, pontificatns nostri anno septimo. 



Papsturkunden in Frankreick V. 


179 


169 . 

Gelestin IIL hestdtigt dem Leprosenhaus von Topelin hei Sens 
die ihm von Henricus Gasteile gemacMe und von ErMschof Guido 
von Sens bestdtigte Schen'kung einer Rente von einem Scheffel Getreide, 

Later an 1197 Juli 5, 

Orig, Sens Hopital (Archives A. 1). 

Bas Original der Urlmnde des Henri GateUed liegt in Liasse 
JB, 3 Nr. 6. 

CELESTnsrVS episcopns seruus seruorum Dei. Dilectis filiis 
leprosis de Popelino Senonensi salutem et apostolicam | bene- 
dictionem. Instis petentium desideriis dignnra est nos facilem 
prebere consensnm et uota qne a rationis | tramite non recedunt, 
effectn sunt prosequente complenda. Eapropter, dilecti filii in 
Domino, uestris instis po|stnlationibus grato concurrentes assensxi, 
unum medium frumenti apud Tboriniacum singulis annis ] perci- 
piendum, quern Henricus Gasteble assensu et uoluntate fratrum 
suorum pro matre sua, que in domo ue|stra reddita erat, uobis 
dedit et concessit, sicut iuste et pacifice possidetis et in autentico 
Gruidonis bone me|morie Senonensis archiepiscopi continetur, deuo- 
tioni'uestre auctoritate apostoHca coiafirmamus et presentis scrip[ti 
patrocinio communimus. NulK ergo omnino hominum liceat hanc 
paginam nostre confirmationis | infringere uel ei ausu temerario 
contraire. Si quis autem hoc attentare presumpserit , indigna- 
tionem | omnipotentis Dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum 
eius se nouerit incursurum. Dat. Lateran. Ill non. iulii, 

pontificatus nostri anno septimo. 

B. 



J