Nachrichten
von der
Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften
zu Gottingen.
Philologisch-historische Klasse
ans dem JTahre 1915.
065 05
Berlin,
Weidmannsche Bnchhandlung.
1916.
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Druck der Dieterichschen UniT.-Buchdruckerei (W. Fr. Kaestner) in Gettingen.
Register
iiber
die Nachrichten von der Konigl. Gesellschaft der Wissenschaften
zu Gottingen.
Philologiscli - historiselie Klasse
aus dem. Jahre 1915.
Seite
Bousset, W., Eine jiidische Gebetssammlung im siebenten Buch
der apostolischen Konstitutionen 435
Kable, P., Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptiscbes
Schattenspiel nach alten Handschriften und modemen Aufzeicb-
nungen herausgegeben und bearbeitet 288
Littmann, E., Marcben und Legenden aus der syrisch-arabischen
Wuste ^
Liitbemann, L., und A. Eahlfs, Hexaplarische Eandnoten zu
Isaias 1 — 16 aus einer Sinai-Handschrift herausgegeben . Beibeft
Meyer, W., Der Rythmus des Placidas-Eustasius 226
Morsbach, L., Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberliefe-
rung
Oldenberg, H., Zur Religion und Mythologie des Veda . . . 167
— — II. Folge 361
— Zur Geschichte des Tristubh. Mit einem Exkurs : Zur Behand-
lung des auslautenden -i und -m im Rgveda 490
Rahlfs, A., Die alttestamentlichen Lektionen der griechischen Kirche 28
— Kleine Mitteilungen aus dem Septuaginta-Untemehmen . . 404
Marchen und Legenden aus der syrisch-arabischen
Wiiste.
Von
Enno Llttmann.
Vorgelegt in der Sitzong am 16. Jannar 1915.
I.
Text und Ubersetzung.
Wahrend meiues zweiten Aafenthalts in Syrian als Mitglied
der Princeton University Archaeological Expedition 1904/1906 habe
ich anch einiges Material zor Yolkskande, Literatnr nnd Sprsch-
geschichte des hentigen Syriens nnd seiner Grenzgebiete gesammelt.
Freilich liefien mir meine epigraphischen Anfgaben nnr wenig Zeit
fiir diese Arbeit iibrig. Anch mnBte ich, da mir selbst die Mnfie
dazn fehlte, die meisten nenarabischen Lieder nnd Erzahlnngen mix
von einem nnserer Diener in arabischer Schrift anfzeichnen lassen,
nnd nachher hatte ich nicht mehr Gelegenheit, sie mit ihm dnrch-
znsprechen. Dieser Diener war Bntms Ibrdhhn ans der Nahe von
Jemsalem; derselbe, der mir die ^Arabischen Bedninenerzahlnngen*
(Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Strafibnrg 2, 3,
1908) kopierte.
Ans dem gesammelten Material habe ich hier fiinf Prosatexte
ansgewShlt, von denen vier ans der Gegend ostlich nnd sndlich
vom Qanran stammen, wahrend einer am nordlichen Whstenrande
erzahlt wnrde. Ich gebe znnachst Text nnd Ubersetznng nnd werde
in einer weiteren MitteUnng einen sprachlichen nnd sachlichen
Eommentar vorlegen.
Xgl. Gu. d. Via. Naehriektea. PUL-liist. Klaw«. ISIS. Heft 1.
1
9
Enno Littmann,
I.
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Marchen nnd Legenden ans der syiisch-arabischen Wuste I.
3
I.
Geschichte von einem Araberhaaptiing.
Die babe icb nacb der Erzabloni' eines Dnisen mit Nameo rbrablm
aus dem Dorfe Melab aafgescbrieben ; and zwar babe icb sie aofgeschrieben
genaa so, wie er sie ausspracb.
Dies ist die Gescbichte.
Bei Gott, wisse, da war doit ein Enir. Dieser Emir bieB Imham-
med; und er batte einen Bruder, der bieB 'Air. TJnd dieser 'All hatte
einen Jungen, der bieB Imbammed ; er hatte aber auch eine Tochter. Der
Emir Imbammed hatte sieben Sohne, deren jungster Tmgbamis bieB. End
diese sieben Sohne batten eine Schwester; die bieB Ibmeda.
Wenden wir uns nun zu dem Bruder des Emir Imbammed, zu 'All.
Dieser 'All war ft^igebig; er schlachtete von [seinem] Vieh zuerst und
danu immerfort. So blieb er zwblf Jahre an ein nnd derselben Stelle,
ohne zu wandem, ohne zu gehen and ohne zu kommen, bis daB er
all sein Yieh geschlachtet batte, and er eines Morgens arm aufwachte,
ohne Besitz. Die Araber, die bei 'All zelteten, warden zomig auf ihn,
nnd sie versammelten sicb mit einander und berieten, wie sie es macben
soUten, daB sie den 'All los warden. Da ergab sicb als ihr BeschluB,
man solle zu 'All gehen and ibm sagen, sie woUten znm Gbazu aus-
ziehen. Ala es Morgen ward und der Kafieemorser bei 'All gestampft
wurde, da trafen die Araber zusammen und kamen ins Gastzelt zu 'All.
Nacbdem sie Eaffee getrunken batten, sprachen sie: „0 Emir 'AIT, du
zeltest nun schon zwolf Jahre lang an ein und derselben Stelle. [Bei dir]
giebt’s keinen Tag einen Baubzug, keinen Tag einen Feidzug. Wamm,
o Emir, sitzest du so da? Hast du vergessen, o Emir, daB wir weder
pflugen noch saen, so daB wir davon leben konnten, and daB wir unseren
Lebensunterhalt nor Gott and den Hiicken unserer Hosse verdanken P Drum
auf, o Emir 'All, laB uns zum Tore des giitigen Gottes zieben; vielleicht
erbeuten wir etwas, womit wir nnsere Bander emahren“. Emir 'All ant-
wortcte: „Lasset each zum Guten leiten! Morgen mag es zum Gbazu
gehen. Biistet each auf morgen, so Gott will!" Da erhoben sicb die
Araber auf den BeschluB bin, daB sie am nachsten Tage zum Gbazu ziehen
warden. Am selben Tage aber liisteten sie sicb und holten sicb Wegzehrung
fiir sicb und for ihre Rosse. TJnd am naehsten Morgen — moge each ein
guter Morgen bescheert sein ! — zogen sie zum Tor des gutigen Gottes
auf den Raubzug; der Emir 'All [ritt] an ihrer Spitze. So zogen sie den
ersten Tag nnd den zweiten Tag. Am dritten Tag aber fuhrte sie Gott
zu einem Stamm, bei dem eine Hochzeit war. Icb babe vergessen each
zu erzahlen, daB in diesen drei Tagen die Araber die Gerste aus dem
Futtersack des Pferdes des Emir ‘All gestohlen batten. Das [batten sie
getan], damit das Pferd des Emirs schwach wurde und er in die Hande
der Feinde fiele und die ihn toten sollten. Dies war die List, die sie er-
sonnen batten, damit Emir 'All sturbe und sie sicb nicbt mehr mit ihm
zu plagen braucbten.
Wenden wir uns zu den Arabem. Als sie zu dem Volke kamen, bei
dem Hochzeit war, wMirend die Reiter mit den langen Lanzen ein Kampf-
spiel auffuhrten und die Herden westlich von den Zelten waren, da sturzten
sicb die Araber des Emir 'All auf die Herden und raubten sie. Die Hirteu
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4
Enno Littmsnn,
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M&rchen and Legendem aos der syrisch-arabischen Waste I.
5
schrieen nach den Beitem. [Sofort] kam Hulfe von alien Seiten. Die
Belter, die ihr l^iel anffulirten auf dem Kampj^latz, folgten den Harden
und nahmen sie den Banbem wieder ab. TJnd sie begannen nnter
den Arabem des Emir ‘All ein Blutbad anznrichten, and unter anderen
toteten sie aucb den Emir ‘All. Als die Araber saben, dafi Emir ‘AH
getotet war, flohen sie, besiegt and ohne Bente, and kehrten jammervoll
nnd elend helm. Wie sie heimkehrten, kam ibnen der Sobn des Emir
‘All, Imhammed, entgegen, um zu sehen, was sie erbeutet batten. Als er
sie traf, fand er, daiB sie besiegt waren und da6 sein Vater, der Emir
‘ Alt, getotet war. Da begann er zu weinen and nm seinen Yater zu klagen,
und er machte eine Trauerfeier fur ihn nacb der Sitte der Araber. Nacb-
dem er die Trauerfeier fur seinen Vater beendet batte, mieden ibn alle
Araber, bis er ganz fiir sicb aUein ubrig bbeb. Da ward ibm die Welt
enge, und er wuBte nicbt, was er tun soUte. Eines Tages nun kam seine
Sch wester zu ibm herein, wie er gerade w^te. Sie spracb zu ibm : „Bjruder,
warum weinst du? LaU uns docb zu unserem Obeim, dem Emir Imham-
med, gehen!“ Ihr Bruder antwortete ihr; „Gut, mein Scbwestercben 1“
Am Morgen des nacbsten Tages — moge each ein guter Morgen bescheert
sein ! — bracbte er die raudige Eamelin da, die ibm nocb iibrig geblieben
war von all dem Besitz seines Yaters. TJnd er lud sein Gepack oof sie
und zog — auf dem Wege zum Tor des Barmberzigen — zu seinem
Obeim. Er brauchte eine Beihe von Tagen und Nacb ten, bis er bei seinem
Obeim ankam. Dort steUte er seine Hiitte neben dem Zelte seines Oheims
auf. Nachdem er die Hutte aufgestellt batte, trat er in das Zelt seines
Oheims, in das Fremdengemaeh, ein, and er wurde mit seinem Obeim be-
kannt. Sein Obeim fragte ihn nacb seinem Ergehen und nacb seinem
[eigenen] Bruder, dem Emir 'AB. Da antwortete Imhammed seinem Obeim
und spracb: „ Obeim, dein Bruder, der Emir ‘All, ist getotet, und sein
ganzer Stamm ist gefiohen und bat mich allein gelassen. Heute komme
icb nun, urn micb an dicb zu wenden, o Obeim Emir, dad du mir ein
Mittel verschaffst, durch das icb und meine Scbwester bei dir leben konnen,
o Emir!“ Da erhob sicb der Emir Imhammed und kudte seinen Neffen
and spracb zu ibm: „Herzlich willkommen sei des Bruders Sobn! Mein
ganzes Yermogen steht dir und deiner Scbwester zur Yerfugung“. So
blieb nun Imhammed bei seinem Obeim. Zuerst weilte er als Gast bei
seinem Obeim. Aber danach begann er die Herden zu hiiten und vor den
Baubem zu scbiitzen. Auf diese Art blieb er etwa zwei Jahre.
[Fniher] haben wir berichtet, dad der Emir Imhammed sieben Sohne
und eine Tochter batte, und dad die Tocbter Ibmeda hied. Als diese
Ihmeda ihren Yetter Imhammed sab, gewann sie ihn lieb, und sie b^ann,
ibn zu ehren und ihn auszuzeicbnen. Eines Tages nun war sie mit ibm
allein; da begann sie ibm Blicke der Liebe zuzuwerfen and ibm zu sagen,
dad sie ibn lieb babe. Er antwortete ihr: „Auch icb, o Ihmeda, liebe
dicb seit dem ersten Augenblicke, da icb dicb geschaut Aber icb wagte
nicbt, diFs zu offenbaren“. Ibt erwidmte sie ibm: „Wenn du micb liebst,
geh zu meinem Yater und halt um micb an bei ibm. Yielleicht werde
icb dir dann zar rechtmadigen Gattin“. Dann nabm Imhammed Abschied
von ihr, und mn Abend ging er zu seinem Obeim Imhammed und hielt
um Ihmeda’s Hand an. Aber sein Obeim wollte [sie] ibm nicbt geben.
Bun begann Imhammed seinen Obeim zu bitten; docb es nutzte nichts.
6
Enno Littmann,
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1) Wohl Schreibfehler fur v-tiJ.
Marchen und Legenden aus der synsch-arabischen Waste I.
7
Daranf ging er zu Itoeda nad erzahlte ihr, wie ihr Vater sie ihm nicht
geben wolle. „Und was meinst dn, o Base?" Sie antwortete ihm: „Ich
mmne, wenn mein Vater mich dir nicht geben will, daB du mich entfiihren
sollst, mein Vetter, and zu einem Araberhanptling fliehen, der starker ist
als mein Vater und zu dem mein Vater uns nicht folgen kann. Dann wirst
du mich, o Imhammed, in Ehren freien, nicht in Unehren". Er war eines
Sinnes mit ihr uber diesen Plan und begann nach einer Gel^enheit zu
spahen, um sie zu entfuhren and zu fliehen. Eines N^achts nun, als die
Araber schliefen, stand Imhammed auf, brach seine Hutte ah, entfuhrte
seine Base Ihmeda and floh. Dann durchmaB er Berg und Tal and zog
dahin bei Tag und bei der Nacht, bis er von seinem Oheim zehn Tage-
reisen weit entfemt war. Dort traf er nun auf diesen Emir da; er hielt
dort an und schlug seine Hiitte auf bei den Hiitten, die bei dem Zelte
des Emirs linker Hand aufgeschlagen waren. Dann pflanzte er seine
Lanze auf vor dem Eingang der Hiitte und lieB [sein] Pferd weiden. Als
es Morgen ward — moge each ein guter Moi^n bescheert sein ! — erhob
sich der Emir, und der Morgenkaffee wurde im Gastzelt hergerichtet der
Sitte gemaB, und die Araber versammelten sich. Der Emir blickte um
sich und fand die Hutte da aufgeschlagen und die Lanze vor ihr und das
Pferd da frei weidend. Dann rief er seinen Sklaven ; der hieB Raga. Zu
dem sagte er; „Geh zu dem Besitzer dieaer Hutte da und lad ihn ein,
daB er KaSee trinke!" Da machte sich der Sklave auf und tat, wie ihm
sein Herr geboten hatte. Als der Sklave Bag& bei der Hiitte angekommen
war, griiBte er und sprach: „0 Gast, bitte, trinke [bei mir] Kaffee; so
spricht zu dir mein Herr“, Imhammed antwortete ihm: „Gehe, ich werde
dir imchkommen". Der Sklave ging, aber Imhammed folgte ihm nicht
und ging nicht fort. Nun fuhr der Sklave fort bin und her zu geben
sieben Mai. Beim siebenten Male erhob sich der Emir Imhammed, um
mit ihm zu gehen. Doch seine Base Ihmeda hielt ihn fest und sprach zu
ihm: „Bleib. sitzen; ich will dich unterweisen. Siehe, du bist ein Emir,
der Sohn eines Emirs. Es ziemt sich nicht fur dich mit einem Sklaven
zu gehen. Zu dir muB er einen Freien schicken, der dir ebenburtig ist.
Wenn du nun zum Emir gehst, so trag einen Blick der Wurde in deinem
Antlitz. Wenn du dann dem Zelte auf einen Lanzenwurf nahe kommst,
so erhebe beim Gehen dein Schwert und laB deinen Mantel schleppen, bis
du zur Mannerversammlung eintrittst. Dann sage: „[Gott] starke diese
Manner! [Gott] starke dich, o Emir". Danach wird sich der Emir von
seinem Platze erheben, um dich dort sitzen zu lassen. Du setz dich also
an seinen Platz; und wenn du dich gesetzt hast, wird er dir von dem
Kaffee eingieBen lassen, von dem bereits getrunken ist. Du aber hiite dich
zu trinken. Erst muB er dir neuen Kaffee machen lassen ; dann kannst
du davon trinken". Kaum hatte Ihmeda ihre Unterweisung an ihren Vetter
beendigt, da kam der Freie dort an, um ihn einzuladen. Dieser Freie
trat ein, und nachdem er gegruBt hatte, sagte er: „Bitte, o Gast, der Emir
ladt dich zu sich ein". Imhammed antwortete ihm: ,,Geh vor mir, ich
werde dir folgen". Der Freie ging, der Emir Imhammed machte sich dran
und legte seinen Mantel und sein Schwert an. Dann ging er zu dem Emir
und tat, wie ihn seine Base Ihmeda unterwiesen hatte. Als er ins Zelt
eintrat, sagte er: „[Gott] starke diese Manner! [Gott] starke dich, o
Emir!" Der Emir erhob sich von seiner Statte und lieB Imhammed dort
8
Enno Littmann,
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Marchen and Legends aos der syriscb-arabischen Waste I. 9
sitzen. Danach gofi man ihm alten KaSee ein; er weigerte sich aber za
trinken. Da sprach der Emir: „Kocht nenen fiir den Gast!“ Man tat
also, und der Emir Tmhammed trank. Oann stieg er bei dem Emir als
Gast ab. Der Emir liefi ein Kamel schlachten und gab ein Gastmahl fur
ibn; dazn Ind er den ganzen Stamm ein, nm mit dem Gaste zn Mittag
zu speisen. Wkhrend sie nun gerade beim Mittagessen waren, da kamen
plotzlicb feindliche Eeiter dahergesttirmt, AUe Araber des Stammes saBen
auf, and man richtete Auge auf Auge. Aucb Emir Imbammed saB auf
zusammen mit ibnen. Nun begann die Niederlage und das Elend. Aber
da wandte sicb das Gluck dem Emir Imbammed zu, imd sie nahmen den
Beitem, die sie angegrifien batten, die Herden wieder ab unter der gluck-
licben Pubrung des Emir Imbammed. Der Emir Imbammed selbst nabtn
ibnen als Blutpreis(?) vierzig Pferde ab und gab sie dem Emir, bei dem
er als Gast eingekebrt war. Nun begann der Stamm Kaubziige zu macben,
zusammen mit dem Emir Imbammed; und jedes Mai pfiegte er iiber alle
den Sieg davonzutragen, so daB der Stamm ibn mit Ebrfurcbt betracbtete
und auf ibn stolz war. Und sie begannen lieder auf den Emir Imbam-
med zu singen; die Madcben beim Holzbolen sangen und priesen Imbammed,
imd die Madcben beim Wasserholen sangen von Imbammed, und aucb der
Stammesbarde. So wurde der Hubm des Emir unter alien Araberstammen
verbreitet. Aber da waren vier junge Leute, die waren zornig und neidiscb
auf Imbammed, und sie berieten sicb daniber, ibn zu ermorden. Wabrend
sie so redeten, borte ein Greis sie, wie sie dariiber berieten, den Emir
Imbammed zu ermorden. Da spracb er zu ibnen: „Warum dieser Neid?
Werdet docb wie Imbammed tapfere Sitter, so daB die Tocbter der Araber
von eucb singen. Auf, ziebt auf den Ghazu und bringt Beute, auf daB
euer Subm bekannt werde wie der Subm des Imhammed“. Die vier jungen
Leute gingen beimlich bei den Arabem umber [und sagten :] „Heute Nacbt,
ihr Araber, riistet eucb zum Gbazu!“ Sie scbickten aucb zum Emir 'All
und lieBen ibm sagen: „0 Emir 'All, beute Nacbt ziebt der Stamm mit
dem Emir Imbammed auf den Gbazu; riiste dicb!“ So ritten um Mitter-
nacbt die Araber aus ztun Gbazu and zogen dabin. Beim Morgengrauen
Bucbte der Emir 'All den Emir Imbammed, fand ibn aber nicbt unter den
Arabem. Da fragte er nacb ihm. Man antwortete ihm : „Der Emir
Imbammed, o Emir, ist fieberkrank. Er konnte nicbt mit uns kommen“.
Dieser Emir 'All nun batte eine Tocbter; die bieB Nigmet es-Subh.
Als diese am Morgen aus dem Schlafe erwacbte und das Pferd des Emir
Imbammed vor dem Zelte angebunden sab, scbickte sie nacb Imbammed.
Denn sie war in beiBer Liebe zu ihm entbrannt. Und sie spracb zu ibm;
„Wie kommt es, o Emir Imbammed, daB du nicbt zum Ghazu mit meinem
Vater ausgezogen bist?“ Er antwortete ihr: „Dein Vater pfiegte nur nacb
meinem Eat zum Gbazu auszuziehen. Heute weiB icb nicbt, wea ibn dazu
bestimmt bat, micb nicbt zu benachrichtigen“. Wabrend sie nun so sprachen,
da kam plotzlicb der Greis, der die vier jungen Leute gehort batte, wie
sie sich gegen ibn verschworen ; er trat ein tmd bericbtete ibnen die ganze
Geschicbte. Als der Emir Imbam med [diesj gehort batte, rief er seinen
Sklaven; beide saBen auf und folgten den Arabem von weitem.
Wenden wir uns nun zu dem Emir 'All und seinen Arabem, die er
gegen einen Stamm fuhrte, bei dem eine Hochzeit war. Wabrend ihre Herden
1) Im Texte ist besser ^ IjJS zn lesen.
10
Enno Littmann,
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M&rchen nnd Legenden aus der syrisch-axabischen Wuste I. 11
auf der Weide waren und ihre Eeiter auf dem Toumierplatze sich tum-
melten, fielen die Araber des Emir 'All uber die ganzen Herden her und
ranbten sie. Die Hirten riefen die Araber vom Toumierplatze zu Hulfe,
und die folgten alsbaJd den Eeitera, um die Herden wieder zu erobem.
Sie holten sie ein, und es entspann sich ein Kampf mit Hieb und Sto6
zwiscben den beiden Stammen, bis die Araber des Emir 'Ah besiegt
waren und sogar drei [feindliche] Reiter den Emir 'All umzirgelten.
"Wahrend er mitten in der Gefahr war, siehe, da sturzte sich plotzUch der
Eeiter dort auf sie mit lautem Geschrei: „irm deines Auges wiUen, o Emir
'Ah; mein Leben dir zum Pfande! Deine Feinde soUen keine Schaden-
freude an dir haben“. Dann hieb er mit seinem Schwerte auf die drei
Eeiter ein und tbtete sie j so rettete er den Emir 'All. Danach stiirzte
er sich auf den Rest der feindlichen Araber und schlachtete viele von
^nen hin, so wie Schafe geschlachtet werden. Schhefilich stiegen die
IJbriggebliebenen von ihren Pferden und ergaben sich ihm; so erbeutete
der Em i r Imhammed alle ihre Herden und kehrte um. Der Emir 'Ah stieg,
ehe der Emir Imhammed [jwieder] ankam, von seinem Pferde ah, sehuttelte
den Staub des Todes von seinem Antlitz und sprach: „Seid meine Zeugen,
o Araber, daB ich meine Tochter Nigmet es-Subh dem gegeben babe, der
mich heute befreit hat!“ Die Araber sprachen zu ihm: „Wer dich heute
befreit hat, das ist der Emir Imhammed". Kaum hatten sie ihre Worte
beendet, da kam der Emir Imh amm ed. Der Emir 'Ah hie6 ihn MoUkommen
und sprach : „Siehe, ich habe dir meine Tochter Nigmet es-Snbh zur Fran
gegeben, o Emir Imhammed". Der erwiderte: „Deine Gabe, o Emir, ist
willkommen. Und du, o Emir, nimm von mir all diese Herden und diese
Beute an**. So kehrten sie heim. Als der Emir 'All ankam, lieB er viele
Tiere schlachten und ordnete die Freudenfeiem unter dem Stamme an und
richtete die Hochzeit des Emir Imhammed mit Nigmet es-Subh. Die Araber
aBen nun sieben Tage und Nachte nur auf Kosten des Emir 'All. Nach-
dem der Emir Imhammed sich vermahlt hatte, horte man auf damit, zum
Ghazu auszuziehen. Nach einem Jahre schenkte Gott dem Emir Imham-
med einen Sohn; da kamen' die Araber zu ihm, um ihm Gluck mid Segen
zu wiinschen. Als sie bei ihm waren, sagten sie, wahrend auch der Emir
'Ah zugegen war: „Seit einem Jahre sind wir nicht mehr auf die Jagd
gegangen. LaB uns drum morgen fruh ausziehen!" AUe stimmten diesem
Plane zu. Am nachsten Morgen friih ritten die Araber auf die Jagd; mit
ihnen ritten der Emir 'All und Imhammed. Wahrend sie in der Wiiste
dahinzogen, sprang die Hasin da vor ihnen auf. Die Bracke folgte ihr
und packte sie. Da nahm sie der Emir 'Ah und sprach : „0 Segen
uber Mohammed! Wer hat wohl eine Base, deren Leib so zart ist wie
der dieser Hasin?" Der Emir Imhammed rief: „Ich, mein Oheim!“ Jener
erwiderte: „Das ist doch nicht etwa Nigmet es-Subh ?“ Erdarauf: „Nein,
bei Gott, meine Base Ihmeda ist noch schoner als Nigmet es-Subh !“ Der
Emir 'Ah fragte: „Wie ware es moglich, sie zu sehen?" Imhammed ant-
wortete ihm: „Bitte, trink heut Abend Kaffee bei ihr!“ Dieser Plan
wurde verabredet. Als sie von der Jagd heimkamen, bog der Emir All
mit Imhammed ab, um bei Ihmeda Kaffee zu trinken. Der Emir Imham-
med trat zu Ihmeda ein und sprach zu ihr: „0 Ihmeda, der Emir 'Ah
ist unser Gast ; er will Kaffee bei dir trinken. Der Emir sei uns herzUeh
willkommen". Da erhob sie sich, breitete Teppiche im Zelt aus und rich-
12
Enno Littmann,
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M&rchen nnd Legenden aos der syrisck-uabischen Waste I.
13
tete die Zeltstangen hoch : da kam aach schon der Emir 'All nnd trat ein.
Sie hieB ihn willkommen. Dann brachte sie das Waschbecken nnd die
Seife, damit er sicb wascbe. Wabrend er sicb non wnscb, ward er ganz
Ton ihrer Schonheit berfickt, nnd die Seife fiel ihm aus der Hand. Anch
vermochte er nieht, als er sicb gewaschen batte, den KaSee zn trinken.
Darauf ging er zn seinem Zelte; aber in jener Nacht konnte er nicht
sehlafen, da er immer an Ihmeda dachte and daran, wie er es machen solle,
daB er sie ihrem Yetter, dem Emi r Lnbammed, abwendig mache. Wie er
sicb non mit diesen Gedanken qnalte, kam ibm der Gedanke, er wolle die
Herden in die Wiiste schieken nnd den Emir Imbammed mit ibnen als
Wachter senden nnd funfzig Keiter zu seiner Begleitnng. Am nachsten
Tage lieB er nnter den Arabern ausrufen: „0 Araber, morgen scbickt cure
Herden, GroBvieb nnd Klein vieb, in die Wiiste !“ Die Araber geborcbten
ibrem Emir, nnd am nacbsten Tage zogen alle Herden in die Waste.
Dannif rief er den Emir Imbammed and spracb zn ibm: „0 Emir Im-
hammed, auf, nimm funfzig Reiter mit dir nnd folge den Herden, um sie
gegen Raubzuge zu scbutzen". Imbammed gehorchte seinem Oheim 'All
and macbte sicb mit den funfzig Eeitem auf den Weg. Sie also zogen
von dort weg; der Emir 'All aber macbte sicb auf nnd ging zu Ihmeda.
Sowie sie ihn erblickte, wuBte sie, dafi er zu ibr kam, um das Schlechte
von ibr zu verlangen. Aber sie wuBte keinen besseren Eat, als freundlich
zu ihm zn tun • vielleicht wiirde sie dann vor seiner bosen Absicbt gerettet.
Als er eintrat, empfing sie ihn mit dem herzUcbsten WiUkommengruB.
Dann ging der Emir '^I [ins Zelt] hinein und fing an der Duneda aus-
einander zu setzen, wie er sie liebe. Und darauf verlangte er das Schlechte
von ibr. Ihmeda spracb zu ihm; „Warte, o Emir, 5 eh will drauBen vor
dem Zelt nachscbauen, vielleicht ist jemand in der NShe und sieht uns".
Nun ging Ihmeda hinter das Zelt, ergriff einen Zeltpflock und schlug da-
mit ihren Schenkel, bis das Blut heruntertropfte. Darauf ging sie zu dem
Ti^wiir ‘All hinein und begann ihn zu kiissen und zu liebkosen. Dann sagte
sie zu ihm: „Ich bin entschuldigt, o Emir; und die Entschuldigung wird
bei den Edlen ai^enommen". Er spracb zu ibr: „Zeige mir deine Ent-
scbuldigung!" Da legte sie ihre Hand an ihren Schenkel, holte das Blut
hervor und zeigte es ihm. Darauf entschuldigte er sie, stand auf und
kehrte zu seinem Zelt zuruck.
Wenden wir uns zu Ihmeda. Als der Emir 'Ali von ibr fortgegangen
war, schrieb sie einen Brief an den Emir Imbammed, ihren Vetter, in dem
sie ihm baiebtete, wie ibr von seiten des Emir 'All geschehen war. Dann
suchte sie nach einem Reiter, gab ihm zehn Thaler, fiir jeden Tag einen
Thaler, daB er den Brief zum Emir Imbammed bringe. In dem Brief
hatte sie ihm auch geschrieben; „LaB deine Herden dich in Merg Ibn
'Amir treffen !“ In jener Nacht, in der sie den Brief schrieb, traumte der
Tilmir Imbammed, daB sein Mittelfinger abgeschnitten sei. Am nSchsten
Morgen veasammelte er die funfeig Reiter und erzahlte ihnen yon seinem
Traum. Sie sprachen zu ihm: „Es werden Reitw uns od«r deinen Oheim
zu irgend einer Stunde angreifen". Wahrend sie solche und ahnUche Reden
fuhrten, da kam plotzlich der Reiter, der den Brief trug, westUch von den
Zelten eilends an. Der Emir Imbammed kam ihm entgegen, erkannte ihn,
begruBte ihn, nahm den Brief von ihm entgegen, las ihn nnd verstand
seinen Sinn. Er weinte und seine Lippen bebten. Dann kehrte er zu den
14
Enno Littmann,
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M&rchen and Legenden aos der syrisch-arabischen Waste. I. 15
Herden zunick. Die Reiter fragten ihn: „Tu uns kund, o Emir Imham-
med, [was ist’s] mit diesem Reiter? Hofientlich Gates !“ Er antwortete
ihnen: „Es ist nor Gates. Das iat ein Wanderprie8ter“. Als es non
Abend worde and die Hirten kamen, ging der Emir Imbammed heimlich
bei ibnen amber and sagte za ibnen:_„'Wer von eucb den Emir Imham-
med liebt, der trefie ibn in Merg Ibn 'Amir !“ Die Hirten waren mit ibm
nb® diesen Plan einverstanden. Somit bestieg er sein Ro6 and kebrte zu
Ibmeda zuriick. Ab ibn Ibmeda beimkebren sab, rief sie ibm zu: „0
Gluck, o Imbammed !“ Er aber fubr sie an: „Gott gebe dir kein Gluck!“,
and schlag sie mit dem Lenkstab. Da scbrie sie auf. Es borte sie aber
der Emir 'All, and der kam barfufi angelaufen. Er nahm den Imbammed
za sieh and spraeb za ibm: „Ist es nicbt eine Scbmacb fiir dicb, o Im-
hammed, da6 da ein Weib scblagst?“ Er antwortete: „Sie bat mir keinen
!^ach [entgegenjgesandt !“ Da machte aicb der Emir 'All dran, liefi ein
Tier schlacbten, lud die Araber ein and bereitete dem Emir Imbammed
eine Abendmablzeit ; dann a6en sie [allej za Abend. Als es ganz donkel
geworden war and der Emir 'All and alle Araber scbliefen, erbob sicb
Imbammed and ging za seiner Base Ibmeda. Er fand sie, wie sie ibm
aUes gerustet batte, was scbwer an Wert aber leicbt an Gewicbt war.
Dann nabm er Ibmeda, lieB sie binter sicb aaf dem_Ro3se reii:en and
macbte sicb mit ihr auf die Flucbt nacb Merg Ibn 'Amir. In der Eile
aber vergafi er den Knaben, den Sobn der Nigmet es-Subh. Da kebrte
Ibmeda zurack, stahl den Knaben von seiner Matter weg, wabrend sie
scblief, und_bracbte ibn ibrem Vetter. Dann floben sie gemeinsam nacb
Merg Ibn 'Amir.
Wenden wir uns zu Nigmet es-Sabb. Sie wacbte in der Nacbt auf,
um ibren Sobn zu saugen; wie sie ibn aber nicbt fand, rief sie in den
Stamm binaus : „Mein Sobn ist gestoblen, and Ibmeda ist nicbt im Zelte !“
Als der Emir 'All bdrte, daB Ibmeda nicbt im Zelte sei, spriibten seine
Augen Fonken, and er woBte [sofort], daB Imbammed seine Base and den
Knaben entfubrt batte. Dann begann er die Araber anzufeuern, sie soUten
binter Imbammed ber reiten and ibm Ibmeda zunick bringen. Alsbald
saBen die Araber auf, der Emir 'All an ibrer Spitze; and sie verfolgten
den Imbammed.
Nun kebren wir zum Emir Imbammed zunick. Er kam in Merg
Ibn ' Amir an and fand die Hirten bereits dort vor. Er begniBte sie, and
sie berichteten ibm, daB gestern sieben Reiter nacb ibm gefragt batten.
Da wuBte er, daB seine Vettem gekommen waren ibn zu sucben and zu
toten and ibie Scbwester Ibmeda zuriick zu bolen. Aber er vertraute auf
Gott and spraeb: „Er ist gnadig, er wird micb vor ibnen and vor ibrer
bosen Absicht retten“. Die sieben Reiter waren [wirkUcb] seine Vettem.
Als sie die Herden des Emir Imbammed, ihres Vetters, saben, verbargen
sie sicb im Gebiisch, um ibn, wenn er hame, zu toten. Der Emir Im-
bammed aber wandte sicb, naebdem er den Bericbt iiber seine Vettem von
den Hirten gebort batte, zu I^eda zunick. Nun wurde die Welt donkel,
and er wacbte die ganze Nacbt bindurcb, zum Kampfe bereit, sei es gegen
seine Vettem oder gegen die Araber des Emir 'Ab, die ibn docb auf
jeden Fall verfolgen warden. Vor Tagesliebt sebUef er ein wenig; aber
[vorber] batte er zu Ibmeda gesagt : „ W enn die Reiter kommen , weeke
micb auf“. Ala das TagesUebt anbrach, kamen die Reiter in Scharen auf
16
Enno Littmann,
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Marchen und Legenden aus der syrisch-arabiscLen Wuste I. 17
ihn zu. Aber Ihmeda scheute sich ihn zu wecken. Da lief sein Eo6 auf
ihn zu und weckte ihn mit seinem Kopfe auf. Sowie er anfwachte, blickte
er um sich; da waren auch schon die Reiter nahe bei ihm. Ja, da schrie
er auf und briillte wie ein Lowe und rief: „Du horst wohl von meinem
Ruhm, aber du hast meine Taten noeh nicht gesehen, o Ihmeda". Dann
sturzte er sich mit seinem Rosse auf die Reiter vor ihm. Beim ersten
Ansturm erbeutete er drei Rosse, beim zweiten Ansturm erbeutete er vier
Rosse und erschlug den Emir 'All. Aber sein Rob war mode geworden
und konnte nicht mehr rennen. Da stiirzten sich die Araber auf ihn, um
ihn zu toten. Er aber rief ihnen zu: ,,Wartet, ihr Araber, bis ich dies
Lied geaungen habe ; dann mogt ihr mich toten !“ Die Araber erwiderten :
„Es sei !“ Dann stiitzte er sich auf seine Lanze und sang :
„Wir ritten und hielten in Merg Ibn 'Amir,
Und wachten vor drauenden Blicken auf!
Zum ersten Mai gait es um dich, o Ihmeda :
0 die du den Kleidsaum mit Ambra durchtrankst !
Zum andem auch gait es um dich, o Ihmeda.
Wir schlugen das Volk und der Feinde Herr. —
Wo sind seine Vettem, die lieben Gefahrten?
Und bei ihnen weilt doch Imghimis, [mein Freund]!
ImghSmis zur Eechten der Ross’, ich zur Linken,
Wir spielten bei ihnen manch’ Reiterspiel.
Eaum hatte der Emir Imhammed das Lied beendet, da stiirmten auch
schon seine sieben Vettem aus ihrem Versteck hervor und riefen: „Um
deines Auges willen , o Imhammed !“ Dann stiirzten sie auf die Araber
und schlugen sie in die Flucht, bis sie sie zu ihren Zelten zmiickgetrieben
batten. Sie holten Nigmet es-Subh von dort hervor, tbteten viel Volks
von ihnen und erbeuteten Herden. Darauf nahmen sie ihren Vetter, den
Emir Imhammed, und ihre Schwester Ihmeda und Nigmet es-Subh [in ihre
Mitte] und kehrten zu ihrem Vater zuriick. Sie berichteten, wie ihr
Vetter in Not gewesen sei, und alles das nur, weil er iiber die Ehre ihrer
Schwester gewacht hatte, und wie ihre Schwester noch Jungfrau sei, so
wie sie von ihnen gegangen sei. Ala der Vater [dies] gehort hatte, war
er sehr froh. Er erhob sich und begnifite seines Bruders Sohn. Danach
bereitete er ihm ein hochzeitliches Freudenfest sieben Tage lang und ver-
mahlte ihn mit Iluneda; so ward Ihmeda die rechtmafiige Gattin Imham-
meds, mit der Einwilligung ihres Vaters. Nun blieb er bei seinem Oheim.
Und nach dem Tode seines Oheims ward er Emir an seiner statt. — Ende. —
EgL Om. d. Wiss. Naclmehten. Pliil.-lust. Eluse. 1915* Heft 1.
2
18
Enno Littmann,
II.
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35
Marchen und Legenden aus der sjTisch-arabischen Wuste I. 19
II.
Greschichte von einem Araberhauptling.
Die habe ich in Melah aufgeschrieben.
Es war einmal ein Emir der Araber. Und dieser Emir batte vier
Sobne. Er batte ancb eine Fran, die er immer anredete : „0 Tocbter des
Mannes von irrem Verstand, o Tocbter des Mannes von irrer Einsicbt !'■*'
Die Frau sagte einst zu ibm: „Warum, o Emir, scbmabst du micb wegen
meines Vaters ? Mein Vater ist ein Scbecb nnd ein Emir wie du ! Warum
aagst du immer zu mir: ‘0 Tocbter des Mannes von irrer Einsicbt’? Da
antwortete ibr der Emir: „Du sollst zu deinem Vater geben, und icb will
dir dies Pfand fur ibn mitgeben — dies Pfand aber war ein Batsel — ;
wenn er es lost, so ist dein Vater nicbt irren Verstandes; wenn er es aber
nicbt lost, so ist er irren Verstandes !“ Sie erwiderte : „Spricb, was ist
das?“ Da antwortete er ibr: „Spricb zu ibm: Was ist das Leicbteste
des Leicbten und was ist das Scbwerste des Scbweren?“ Die Frau erbob
sicb, ging zu ibrem Vater und erzahlte ibm, daB ibr Gatte sie immer
scbmabe und sie anrede ‘0 Tocbter des Mannes von irrem Verstand !’
„Heute aber bin icb zu dir gekommen, damit du mir dies Katsel auflosest.
Wenn du es auflosest, so bist du nicbt irren Verstandes, und icb werde
von der Scbmahung befreit werden". Er sagte zu ibr: „Spricb, mein
Kind!“ Sie erwiderte: „Vater, was ist das Leicbteste des Leicbten, und
was ist das Scbwerste des Schweren?“ Er antwortete ibr: „Das ist eine
leicbte Sacbe, meine Tocbter! Das Leicbteste des Leicbten ist die Baum-
wolle, und das Scbwerste des Scbweren ist das Blei!“ Da erbob sicb die
Tocbter, macbte sicb auf den Weg und kehrte singend und froblockend
vor Freude zu ibrem Gatten zuriick. Wahrend sie unterwegs war, traf
sie mit ibren vier Sdbnen zusammen. Die saben, wie sie frohlicb war,
und die drei Alteren spracben : „Unsere Mutter ist froblicb. Es ist klar,
daB unser GroBvater das Ratsel gelost bat“. Der Jiingste aber sagte :
^,Nein, bei Gott, er bat es nicbt gelost". Darauf fragten sie sie: „Mut-
tercben, hat wohl unser GroBvater das Batsel gelost ?“ Sie antwortete :
„Jawohl, euer GroBvater hat es gelost". Dann fragten sie weiter: „Wie
hat er es gelost, Mutterchen?“ Sie erwiderte: „Das Leicbteste des Leicbten
ist die Baumwolle und das Scbwerste des Scbweren ist das Blei“. Der
Jtingste lachelte und sprach : „Mutterchen, auf die Weise hat er es nicbt
gelost". Sie fragte: „Wie denn, Sohnehen? Bei Gott, lose mir seinen
Sinn auf!“ Er sagte darauf zu ibr: „Ich werde es nur auflosen, wenn du
mir das Pferd meines altesten Bruders gibst; denn es wird micb vor
meinem Vater retten, wenn er micb verfolgt, um micb zu toten !" Da bat
die Mutter ibren altesten Sobn, er mochte sein Pferd dem Jungsten geben.
Der war damit einverstanden. Darauf sprach der Jiingste; „Mutterchen,
das Scbwerste des Scbweren ist das Blut, und das Leicbteste des Leicbten
ist der Befehl, der die Helden unter den Mannen lenkt, wenn sie ibm
folgen". Da ging die Mutter froblockend von ihnen fort zu ibrem Gatten.
A 1b er sie sab, rief er ibr zu: „Was ist’s mit der Tocbter des Mannes
von irrem Verstand?" Sie antwortete: „Sage nicbt ‘mit der Tocbter des
MariTiBB von irrem Verstand’! Das Ratsel hat mein Vater gelost". Er
darauf: „Wie hat der es gelost?" Sie erwiderte: „Da3 Leicbteste des
Leicbten ist der Befehl, nach dem die Helden unter den Mannen geben
2 *
20
Enno Littmann,
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Marchen and Legenden aus der ayrisch-arabischen Wuste 1. 21
und der sie lenkt. Und das Schwerate des Schweren ist das Blut“. Da
fragte er sie: „Hast du auf deinem Wege nicht die Kinder getroffen?" Sie
antwortete: „Nem!“ Er verlieB sie und ging nach draufien. Dort fand
er einen Burschen ; zu dem sprach er : „Geh draoBen vor die Zelte der
Araber und rufe ‘ein Ghazu, ibr Araber’. Dann komm und sprich zu mir :
‘0 Emir, deine Sohne sind erschlagen’ !“ Der Bursche tat, wie ihm der
Emir geboten hatte. Als aber [seine] Frau den Ruf horte, geriet sie in
Furcht; und als der Bursche hereinkam und zum Emir sagte: „Deine Sohne
sind erschlagen!" schrie die Frau laut auf: ■„Wehe, gerade noch traf ich
sie, gerade noch war ich bei ihnen!“ Da 'wruBte der Emir, daB es einer
von seinen Sohnen war, der das Ratsel aufgelost hatte. Denn durch diese
List, die er ersonnen hatte, hatte er erfahren, daB sie bei seinen Sohnen
gewesen war. Sofort bestieg er sein RoB und verfolgte [seine] Sohne. Als
ie Sohne ihn von weitem kommen sahen, wuBten sie, daB er zomig war,
weil sie ihrer Mutter das Ratsel kundgetan hatten. Der Jiingste stieg so-
fort auf das RoB und floh. Sein Vater aber verfolgte ihn. Da sprach
der Jiingste: „Was ist dir, daB du mich verfolgst?" Der Vater rief: „Bei
Gott, ich will dich totschlagen, weil du deiner Mutter das Ratsel aufgelost
hast. Aber bleib zuerst noch stehen, damit ich dir diese Frage aufgebe.
Wenn du sie auflost, werde ich dich nicht totschlagen". Der Sohn sagte:
„Sprich, mein Vater!" Jener darauf: „Wenn zwei Leute zu dir kommen,
um einen Streit auszufechten bei dir, wie wirst du zwischen ihnen ent-
scheiden, wenn der eine ein armer Teufel, der andere aber ein Vornehmer
ist ?“ Der Sohn antwortete : „Mem Vater, ich werde von dem Gelde des
Vornehmen [etwas] nehmen und den armen Teufel zufriedenstellen". Der
Vater fragte weiter: ,,lJnd wenn zwei arme Teufel zu dir kommen mit
einem Streit, wie wird dann zwischen ihnen entschieden?" Der Sohn er-
widerte: „Dann nehme ich von meinem eigenen Vermogen und stelle beide
zufrieden". Der Emir fragte nun [zum dritten Mai] : „Und wenn zwei
Leute, die Beute gemacht haben, zu dir mit einem Streit kommen, wie
wirst du dann zwischen ihnen entscheiden?" Der Sohn entgegnete : „Die
Leute, die Beute gemacht haben, kommen weder zu dir noch zu mir, son-
dern sie vertragen sich unterwegs, ehe sie zu dir oder zu mir gelangen".
Da freute sich der Vater iiber die Antworten seines jungsten Sohnes und
sprach zu ihm : „Kehre um mein Kind. Mit dir sei Gott und der Schutz
Gottes; fiirchte dich nicht!" Darauf kehrte der Sohn um. Als sie nun
zum Stamme kamen, versammelte [der Emir] den ganzen Stamm und setzte
seinen jungsten Sohn zum Emir fiber den ganzen Stamm ein an seiner
statt ; und das [tat er], weil [jener] verstandig w'ar. Ende.
22
Enno Littmann,
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1) Wohl ein Schreibfehler fiir .
Marchen nnd Legenden aus dcr syrisch-arabischen Wiiste I.
23
III.
Die Geschichte von dem „Baum,der Verirrten“.
Es war einmal ein Emir der Arab«r. End dieser Emir hatte eine
Tochter. Eines Tages kam zu dem Emir ein Spaher, der ihm mitteilte,
wenn er nicht von dieser Statte aufbrache, so wiirde bei Nacht der Peind
ihn und seinen Stamm berauben. Ala der Emir [dies] horte, lieB er unter
dem Stamme zum Aufbmch ansrufen. Da bracken die Araber ihre Zelte
ab und macbten sicb auf den Weg; ibr Aufbracb war bei Nacbt. Die
Tocbter des Emirs bolte ibr Reitkamel, biefi es niederknieen, legte den
Sattel anf das Beitkamel und sab auf. Dann zog sie mit dem Stamme
fort imd zog mit dem Stamme dabin bis Mittemacbt. Darauf verirrte sicb
das Reitkamel mit ibr, und sie sab sicb plotzUcb am Morgen bei Tages-
anbruch allein in der Wiiate in der Gegend von Emm is-Surab. Da fing
sie an zu weinen. End wie sie so weinte, siebe, da kamen die drei Jiing-
linge da. Die waren am fnihen Morgen auf die Jagd gezogen. Nun er-
blickten sie dies Reitkamel von feme und borten die Stimme einer Maid,
die auf seinem Rucken [war und] weinte. Da liefen sie eilends zu dem
Reitkamel. Als sie ankamen, fanden sie diese Maid da, mit einem Antlitz
dem VoUmond gleicb — Gott sei gepriesen, der sie erschaflEen bat! — ;
und sie stritten sicb um sie. Der eine sagte; ,,Die8 ist meine Jagdbeute!",
und der zweite; „Meine Jagdbeute“, und der dritte: „Meine Jagdbeute!"
Ja, sie woUten einander sogar tdten. Da spracb die Maid zu ibnen : „Lal5t
euch durcb den Barmberzigen leiten, ibr Junglinge! Icb wiinscbe von
einem jeden von eucb einen Vers; und wer den besten Vers singt, dem
wiU ich angeb6ren“. Sie spracben; „Dein Plan ist gut!“ Da begann der
erste; der bieb Rasan der Kluge; und er sang:
„Lieblicb ist der Zarten Irrweg in der Sanfte, wenn sie scbwankt,
End dann ibre Zopfe spielen mit dem Sattel, wenn er scbwankt.
Vor dir ist ein Speer, ein Schtitzer, vor dir ist das Heldenschwert,
End ein Haus, dem Edlen oflen, immerdar mit jeder Tur“.
Darauf sang der Zweite, und der bieb 'Ali der Biluge :
„Lieblicb ist der Zarten Irrweg in der Sanfte, die sicb neigt,
Wenn dann ibre Loeken spielen mit dem Sattel, der sicb neigt.
Und mein Hens liebt keine andre auber dir, und wanket nicht.
Das ist wahr bei ibm, der sicb auf seinem Throne offenbart“.
24
Enno Littmann,
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1) Vgl. oben S. 16 Anm.
Marchen und Legenden aus der syrisch-arabischen Waste I. 25
Nach ihm sang der Jungste, und der hie6 Imhamraed der Kluge:
„Lieblich ist der Zarten Irrweg in der Sanfte, die sicli wiegt,
Wenn dann ihre Locken spielen mit dem Sattel, der sich wiegt,
TJnd mit meinen Thranen full’ ich wohl den Eimer, der sich wiegt.
Und ich stiUe dann den beiden edlen Stuten ihren Durst.
Am meisten gefiel ihr der Vers Lnhammed’s des Klugen, und sie
sagte zn ihm : „Ich w^Ul bei dir sein, o Imbammed, nach dem Rechte Gottes
und seines Propheten, entweder als Gattin oder als Schwester“. Die beiden
anderen Bruder freuten sich fiir ihren Bruder. Dann machten sie sich auf
und brachten sie zu ihrem Vater. Ehe sie aber auf das Kamel stieg,
nahm sie einen Lenkstab, den sie in der Hand tmg, und steckte ihn in
die Erde, damit ihr Vater, wenn er kame um sie zu suchen, ihren Stab
fande und wiifite, wo sie ware. Von dort nun fiihrten die Jiinglinge sie
zu ihrem Vater. Als der Jungste sich mit ihr vermahlen wollte, sprach
sein Vater zu ihm : „Mein Kind, es ware eine Schmach fiir dich, eine Maid
zu freien, die von ihrem Volk verirrt ist. Du weiBt ja nicht, welcher
Abkunft und welcher Art sie ist. Vielleicht werden nach kurzer Zeit ihr
Vater und ihr Volk kommen, um sie zu suchen. Und der Fremdling kehrt
immer zu seinem Vaterlande heim. Drum ist es das Beste, mein Sohn,
da6 ihr euch mit ihr verbriidert und sie bei eurer Schwester bleiben
lafit!“ Der Jungste gehorchte seinem Vater. Nach einigen Jahren kam
ihr Vater auf der Suche nach ihr. Da fand er sie bei Imbammed dem
Klugen und dankte ihnen herzlich. Dann blieb er bei ihnen als Gast drei
Tage lang. Und am vierten Tage nahm er seine Tochter und kehrte heim.
Auf ihrem Wege kamen sie zu dem Baume da. Da sagte die Maid:
„Vater, vor einem Jahre, als ich verirrt war, kniete das Eeitkamel
nieder mit mir an dieser Stelle, aber da gab es keinen Baum bier. Als
mich damals Imhammed der Kluge mitnahm, steckte ich meinen Lenkstab
an dieser Stelle in die Erde. Nun schau, Vater, der Ijenkstock ist aufge-
bluht und ist ein Baum geworden. Und dies ist mein Baum!“ Und die
Beduinen und die Drusen und die Hauranier nennen diesen Baum den
„Baum der Veriirten” bis auf diesen Tag.
26
£nno Littmann,
IV.
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20
Marchen und Legenden aus der syrisch-arabisthen Waste I.
27
IV.
Die Geschichte voii den vierzig Rittern, die in Der il-Maiyas
waren.
Es wird erzahlt, dafi in Der il-Maiyas (zwischen Umm H-Kutten und
il-Mughaiyir belegen) vierzig Eitter waren. Sie batten vierzig Bosse und
vierzig Lanzen. Jeden Tag zogen sie auf Jagd und auf Baub aus und
kehrten zu dieser Feste zuriick. Sie batten ancb in der Feste eine Platte
mit vierzig Lochem, in die sie ibre Lanzen hineinsteckten. Eines Tage*
nun war eine Hocbzeit in 'Anz , und der Schecb von 'Anz lud diese
vierzig Eitter ein mit ibnen zu ziehen, um die Braut einzubolen, die in
Imtan war. Die vierzig Bitter nun gingen mit ibnen der Einladung gemaU.
Als sie aber die Braut, die ganz ungewohnlich scbon war, gebolt batten
und unterwega waren, atiirzten sicb die vierzig Bitter auf die Braut und
entfuhrten sie. Sie bracbten sie nacb der Feste und scblossen das Tor
der Feste binter sicb. Und dort schlug sie 6ott alle mit Blindbeit, und
scbliefilich starben sie alle drinnen in der Feste, und es bUeben nur nocb
ibre Lanzen iibrig, die in der Platte staken.
V.
Die Geschichte von Ibn Wardan.
Die Araber erzahlen, daB dies SchloB dem Ibn Wardan gehorte. Und
dieser Ibn Wardan war ein Schecb eines Stammes, und er hatte unzahl-
bar und unausrechenbar viele Herden, so viel daB seine Kamele und sein
Kleinvieh von seinem Schlosse bis zum Schlosse von il-Anderin weideten.
Eines Tages nun kam eine von seinen fetten Kuben und weidete vor dem
Schlosse. Da lieB der Schecb Ibn Wardan seine Hand iiber den Eucken
der Kuh gleiten. Und wie er das tat, da kam ein Skorpion aus dem
Bucken der Kuh und stach ihn. Und er starb sofort. Nachdem er ge-
storben war, wurden alle diese Herden, die ihm gehort batten, zerstreut,
und es blieb nichts mehr iibrig , was an diesen &chech erinnerte, auBer
allein dies SchloB; und man nennt es heute „Kasr Ibn Wardan .
Die alttestamentlichen Lektionen
der griechischen Kirche.
Von
Alfred Rahlfs.
Vorgelegt von N. Bonwetsch in der Sitzung vom 30. Januar 1915.
Vorbemerkung.
Zu einer umfassenden Erforschnng der Greschichte des Bibel-
textes gehort auch ein Stadium der liturgischen Bucher, welche
Lesestiicke aus der Bibel enthalten, besonders der Lektionare^).
Daher babe ich in mein Verzeichnis der griechischen Handschriften
des Alien Testaments (Nachricbten der K. Ges. d. Wiss. zu Gott.,
Philol.-hist. Kl., 1914, Beiheft = Mitteilungen des Sept.-Untem.
Bd. 2) auch die Lektionare aufgenommen. Wer sie aber benutzen
^1, mu6 fiber ihre Anlage orientiert sein. Beim Neuen Testament
ist eine solche Orientierung leicht zu gevsdnnen mit Hfilfe der Ver-
zeichnisse der neutestamentlichen Lesestficke, die wir in mehreren
Werken besitzen, besonders gut in C. R. Gregorys Textkritik
des N.T. 1 (1900), S. 343—386. Ffir das A.T. ist mir nichts der-
artiges bekannt. Daher habe ich mit Hfilfe meiner Mitarbeiter,
besonders der Herren Johann Zelle (ehemals stud. theoL), Dr!
Martin Johannessohn und Dr. Friedrich Pocke, zuerst die
gedruckten Ausgaben des Triodion, Pentekostarion und der Menaen
T If anderen Textformen gemischten Text, welchen
ginta-sSen 3‘ (iSx «■ Septua-
Vorbemerkung.
29
und dann fiinf Hss. des Lektionars exzerpiert ‘) and gebe hier eine
Ubersicht iiber die in ihnen vorkommenden alttestamentlichen
Lektionen.
Der nachste Zweck dieser Arbeit war also rein praktisch.
Dock hat sich damit im Laufe der Zeit inuner mehr das Bestreben
verbnnden, das in diesen Werken vorliegende Lektionssystem auch
wissenschaftlich za verstehen. Dies fiihrte mich dazu, die dem
System zngrunde liegende Ordnung des Gottesdienstes zu stndieren
und aach andere Lektionssysteme (Kap. Ill und IV) zur Verglei-
chung heranzuziehen. Einige sichere Ergebnisse hoiFe ich dabei
gewonnen zu haben. Doch konnte mein Absehen nicht darauf ge-
richtet sein. alle einscblagigen Fragen zu beantworten. Dafur
miifite das handschriftliche Material in viel weiterem Umfange
untersucht sein. Auch lassen sich manche Fragen m. E. heutzu-
tage noch gar nicht beantworten. Die Geschichte der meisten
Fest- und Gedachtnistage ist noch so wenig klargelegt, daB man
zur Zeit noch gar nicht damit operieren kann. Und dock warden
gerade die in den Handschriften besonders stark wechselnden Fest-
und Gedachtnistage zweiten Ranges ein wichtiges Hiilfsmittel fiir
die zeitliche und ortliche Festlegung der verschiedenen Redaktionen
des Lektionars sein.
Ichzitiere den Septuagintatext nach der Ausgabe Swetes. Hochgestelltes
* und hinter einer Verszahl bezeichnet den ersten oder zweiten Teil eines Verses
ohne Riicksicht auf die Lange der Teile, wird also auch da verwendet, wo nur
wenig am SchluB oder Anfang eines Verses fehlt. Ein ebenso gestelltes t be-
dentet jede andere UnroUstandigkeit des Wortlauts, mag nun Anfang und ScbluB
des Verses fehlen und nur ein Stuck aus der Mitte vorhanden sein, oder nmge-
kehrt ein Stuck aus der Mitte fehlen, oder ein Vers irgendwie anders variiert
sein. Auf kleine Veranderungen, wie sie sich namentlich am Anfang der Lektionen
Sfters finden, ist jedoch keine Rticksicht genommen.
„Nilles“ ist = Nic. Nilles, Kalendarium manuals utriusque ecclesiae orien-
talis et occidentalis, 2 Bde., 2. Aufl., Oeniponte 1896. 1897. Dies Werk belehrt
am hesten fiber das griechische Kirehenjahr.
1) Nach F. E. Brightman, Liturgies eastern and western 1 (1896), S. LXXXVII
ist auch das Lektionar in Venedig 1595/6 gedruckt nnter dem Titel Bt|Xlov Xeyd-
pSVOV AvttyVOJGTtxdv TTEpid^OV HCtvTOl TCt TOtC t^TTCpiVoTc TOO SXoli dvt-
auTou Td T* tupia*(5|x6va dv xci; Pt^Xlots tiuv 8d>8exa [xqvuiv xal t« dv xqi TpKoSfiu xai
dv Tip itevnjxooTapfq). Doch habe ich dieses offenbar sehr seltenen Druckes ver-
geblich habhaft zu werden gesucht.
30
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
Kap. I. Die alttestameutlichen Ldctionen
im Ck)dex S. Simeonis
tmd in vier Pariser Handschrilten des Lektionars.
Die fiinf Handschriften, die ich mit Hiilfe meiner Mitarbeiter
exzerpiert habe^), sind der „Codex S. Simeonis", friiher im
Simeonsstift in Trier, jetzt im Trierer Domscbatz, 143. F (X./XI.
Jabrh.; vgl. mein Verzeichnis der griech. Hss. des A. T., S. 296)
and vier Handschriften in Paris, Bibl. Nat., Grec 272.
273. 308 nnd Suppl. grec 805 (XU. nnd XIII. Jahrh.; vgl. ebenda
S. 206 nnd 215 f.). Die Trierer Hs. liegt gedruckt vor in „ Codex
Sancti Simeonis exbibens lectionarinm ecclesiae graecae DCCC. cir-
citer annomm vetnstate insigne. Edidit R. Maria Steininger.
Aug. Trev. 1834“. Steininger hat jedoch das Lektionar nicht so,
wie es in der Hs. steht, abgedmckt, sondem die in ibm enthaltenen
Bibeltexte von den sie nmgebenden litnrgischen Notizen getrennt
nnd die Bibeltexte nach der Reihenfolge der biblischen Bucher ge-
ordnet auf S. 1 — 109, das litnrgische Beiwerk dagegen in der
Einleitung auf S. XVll — XXXIX mitgeteilt ^). Die Pariser Hss.
konnte ich dank der Liberalitat Henri Omonts in Gottingen be-
nutzen; gem hatte ich sie bei der Ausarbeitung des vorliegenden
Aufsatzes an einigen Stellen nochmals eingesehen, doch war dies
bei der gegenwartigen politischen Lage natiirlich ausgeschlossen.
Den Trierer „ Codex Sancti Simeonis" bezeichne ich mit der Sigel
„Sim. “, die Pariser Hss. mit den aus ihren Signaturen entnommenen
Ziffem m m 805.
Alttestamentliche Lektionen werden nach der noch jetzt in
der griechischen Kirche geltenden Praxis nur gelesen 1) am Vor-
abend (xapapovTij „Vigilie“) gewisser Feste, 2) an den Wochentagen
der Fastenzeit, 3) in den groBen Horen am letzten Wochentage
vor Weihnachten, Epiphanias und Ostem. Die groBen Horen ent-
1) Hierbei sind nur die eigentlichen Lektionen beriicksichtigt , nicht das
liturgische Beiwerk, anch nicht die in diesem Beiwerk vorkommenden Psalmen-
yerse (7cpoxE([jievai und arivoi).
2) Auf S. XVII ff. Bnden sich manche Fehler. Zum Teil stammen sie aus
der Hs.; so die falschen Angaben fiber die biblischen Bucher, denen die Lektionen
entnommen sind, in den Uberschriften der Lektionen; Steininger hat sie mit einem
Stem gekennzeichnet, und ich zweifle nicht, daB sie wirklich der Hs selbst an-
gehiiren, da ich solche Verwechselungen der biblischen Bficher auch in den Uber-
schnften anderer Lektionare gefunden habe. Zum Teil aber werden die Fehler
ant Steimngers Eechnung zu s^tzen sein; so die falschen Aufifisungen wie Itcos
fur tor^pos, was m der Hs. ei geschrieben sein wird, oder rapajiov* ffir icapfa-
oxEu*] nnd die Fehler m den Angaben fiber den Umfang der LektionU, die sibh
nach dem Textabdruck S. 1 fiF. mit Sicherheit feststellen lassen. Ich habe alle
offenkundigen Fehler in der Regel stillschweigend rerbessert.
Kap. 1. Alttest. Lektionen in funf Hss. des Lektionars.
31
halten nur Lektionen, die bereits in anderen Gottesdiensten vor-
kommen ; sie fehlen in den funf exzerpierten Hss. und werden uns
erst im nachsten Kapitel (S. 54 f.) begegnen. Die fiinf Hss.
enthalten also nur die Lektionen fiir die Vorabende
der Heste und die Wochentage der Fas tenzeit^). An
den Vorabenden der Feste der Apostel Johannes (26. Sept, oder
8. Mai) und Peter und Paul (29. Juni) werden abweichend von der
sonstigen Praxis nicht Stiicke aus dem A. T., sondern aus den
Briefen jener Apostel gelesen; diese hat man, um die Vorahend-
lektionen voUzahlig beisammen zu haben, in das sonst rein alt-
testamentliche Lektionar mit aufgenommen, daher ffihre auch ich
sie mit an. Dagegen lasse ich ein Bruchstiick eines neutestament-
lichen Lektionars, welches in Sim. dem alttestamentlichen Lektionar
vorangeht, unberiicksichtigt-).
Alle fiinf Hss. beginnen mit Weihnachten und Epipha-
nias und lassen darauf die Fastenzeit folgen. ZweiHss. (272.
805) brechen mit oder schon vor dem Schlusse der Fastenzeit ab,
die drei iibrigen fiigen als zweite, kleinere Halfte die Pfingst-
zeit und die unbeweglichen Feste (auBer Weihnachten und
Epiphanias) hinzu. Die Anordnung im einzelnen schwankt nur bei
den unbeweglichen Festen, bei denen auch die Zahl der aufgenom-
menen Festtage sehr verschieden ist (s. unten S. 42 f.) ; sonst ist sie
durchaus fest und in der Natnr begriindet. Wie gelegentliche
Bemerkongen der gedruckten Hss.-Kataloge schlieBen lassen, sind
1) An den Wochentagen der Fastenzeit werden die Lektionen immer auf den
Morgen- und Abendgottes^enst in der Weise verteilt, daB morgens (itpiot) eine
Lektion gelesen wird, abends (ts7;ipa{) die ubrigen.
2) Indessen gebe ich, da sich ein Uneingeweihter schwerUch in den Notizen
iiber diese neutest. Lektionen bei Steininger S. XVII f. zurechtfinden wird, wenig-
stens anmerkungsweise eine kurze Erlauterung derselben. Die Hs, beginnt un-
vollstandig mit der Lektion Marc. 524—34, die fur den 4. Dez., den Tag der hi.
Barbara, bestimmt ist (vgl. Gregory, Textkritik des N. T., S. 372); die Lektion
selbst ist zwar ganz vorhanden, aber es fehlt die Uberschrift, und da diese allein
das vorhergehende Blatt nicht ausgefiillt haben kann, muB am Anfang der Hs.
mehr ausgefallen sein. Dann fol^ der 6. Dez. (too ayiou NwoXsiou) mit Luc.
6 17 — 23 . Dann der Sonntag vor Weihnachten mit zwei Lektionen: 1) einer Lektion
aus Luc., die aber hier nicht ausgeschrieben ist, fur die vielmehr auf die xuptaxi)
la verwiesen wird (vgl. Gregory S. 357 Mitte : xoptax^ la' Luc. 14 is — 24 ), was
wiederum beweist, daB am Anf. der Hs. mehr fehlt, da die xupwxt, la' jetzt nicht
mehr vorhergeht, 2) Matth. li — 25 , woven der SchluB is — 25 , ^e die Bemerkung
TOO ^pBpoo Te>v XpiatGuy^vviov vor is anzeigt, auch im Friihgottesdienste des ^25. Dez.
gelesen wird. Weiter folgt der 24. Dez. mit Luc. 2 1 — so ; der 25. Dez. mit Matth.
1 18—25 fiir den Fruhgottesdienst (nicht ausgeschrieben, sondern Verweis auf den
Sonntag vor Weihnachten) und Matth. 2 1—12 fiir die Mcsse (XEtToupyia) ; endlich
der 26. Dez. mit der Lektion Matth. 2 is — 23 (Gregory S. 373), von der aber nur
noch der Anfang vorhanden ist, da die Hs. hier wiederum verstummelt 1 st. Dann
beginnt das alttestamentliche Lektionar, das gleichfalls mehrere Liicken aufweist
(im ganzen fiinf, davon drei gleich zu Anfang bei Weihnachten und der ersten
Fastenzeit).
32
A. Bahifs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
wohl anch die meisten ubrigen Hss., soweit sie voUstandige Lek-
tionare enthalten, ebenso angelegt. Freilicb gibt es aach einen
anderen Typus; die Hs. Paris, Bibl. Nat., Gr. 276, welche
gleichfalls durchgesehen, aber, da sie nichts wesentlicb Neues bietet,
nar gelegentlich herangezogen ist, beginnt mit den nnbeweglichen
Festen, unter die sie folgerichtig auch Weihnachten nnd Epipba-
nias aufnimmt, and laBt die bewegliche Fasten- nnd Pfingstzeit
folgen'). Aber aach in solchen Hss. wird man sich, wenn man
sich nor erst ihre Gesamtanlage klar gemacht hat, mit Hiilfe meiner
Liste leicht orientieren konnen.
Die griechischen Namen der einzelnen Tage gebe ich
genau nach den Hss., nor mit Anflosnng der zahlreichen Ab-
kiirzungen nnd mit Verbesserung offenkundiger orthographischer
Fehler. Bei den nnbeweglichen Festen gebe ich im Anschlnfi an
die in den Hss. iibliche Praxis das Datum des Festes selbst an,
obwohl die alttestamentlichen Lektionen, wie schon bemerkt, nie
am eigentlichen Festtage, sondern stets am Vorabend gelesen
werden (z. B. die ersten Lektionen meiner Liste in Wirklichkeit
nicht am 25. Dez., sondern in der Christvesper am 24. Dez.).
Erste Halfte.
Weihnachten, Epiphanias, Fastenzeit.
25. Dez. Weihnachten; Sim. t-^ Jtapanov^ d 7 ia(; Xpioroo dsoo
Tfjjiwv ■jfevvTiasax;, 272 eli; rijv Kapa{i,ov7jv a-jiac roo Xpiatou "(evvrj-
oswc, 805 rg 7rapa|iovjj XpioTOO YEWnioEW? :
a) Gen. li— is
P) Nam. 242^—5*. 5-». i?^— is
i) Mich. 46—7. 52—4
8) Is. Ill — 10
s) Bar. 336—44
c) Dan. 2 si— se. 44 — 43
C) Is. 96—7
7 j) Is. 7lo— ish 81 — 4 . 8 ^— 10 .
In Sim. fehlt Gen. 1 12 *— Mich. 5 2 > infolge Ausfalls eines Blattes i 273 be-
ginnt mit der 2. Lektion, es muB aber ein Blatt mit Gen. 1 1 — is vorher-
gegangen sein, denn nachher wird dreimal (Epiphanias, Montag der 1.
Fastenwoche, Karsamstag) daranf verwiesen | 308 ist am Anf. noch etwas
starker verstiimmelt (s. mein Verzeichnis der griech. Hss. des A.T., S. 206),
hat aber anf dem falschlich hinter Bl. ,1“ gestellten Blattfragment Is.
Ill— 9 * (luck.) und beginnt dann anf Bl. „1“ mit Dan. 2S5* | Die Zah-
1) Dieselbe Anordnnng findet sich in der Hs. Messina, Bibl. Dniv., SalT. 102.
Eap. L Alttest Lektionen in fiinf Hss. des Lektionare.
33
lang der Lektionen ist in den Hss. nicht inuner darcbgefnhrt, z. B.
hat Sim. hier nor bei der letzten Lektion die ZabI t)'. Ich seize aber die
Zahlen ndtigenfalls aucb ohne handschriftliches Zengnis so, wie sie heiSen
mnssen, nnd notiere ibr Fehlen nicbt.
6. Jan. Epiphanias; Sim. 273 . 806 rj ttapa^iov^ tfiv <pd>Tu>v,
308 rg napa[i.ov^ tmv d-fuav fwzmv, 272 rg 7 :apa{»,oy 5 twv diicav dso-
^avicsv :
a) Gen. li— is
P) Exod. 14 i 5 — 18. 21—28. 27 — 29 *
7) Exod. 1522 — 16 1*
S) loS. 3? — 8. 15—17
s) Reg. IV 26—14
c) Reg. rV 69-14
C) Is. 1 16—20
7 ]) Gen. 32 i®— 10*
&■) Exod. 25—10
t) lud. 6 88 — 40
ta) Reg. in 18 so— 86 . 87 ® — 39
iP) Reg. rV 2 19 — 22
tf) Is. 498-15
at) Is. 36
p) Is. 66
If) Is. 12s-6.
Die erste Lektion ist in alien fiinf Hss. nicht ausgeschrieben, sondern
es wird anf Weihnachten oder anf den Anfang des Bucbes verwiesen |
Fur Sim. gibt Steininger S. XX als zweite Lektion Exod. 14 19 — 25 an,
aber das wird ein Dmckfehler fiir Exod. 14 15 — 29 sein, was Steininger
S. XXXIV, wiederum irrig, als Lektion fur den Karsamstag angibt, vgl.
unten S. 40. Eine sichere Feststellung des Tatbestandes ist nach Steiningers
Ausgabe nicht mSglich, da er in seinem Abdruck der Texte S. 27 — 29 das
ganze 14. Kap. des Exod. bietet, ohne den Anfang nnserer Lektion anzu-
zeigen | Die dreizehnte Lektion steht in 273 vor der achten, und
demgemkfi ist aucb die Zahlung anders. Dock scheint diese Umstellung
nur ein Sonderfehler unsers Schreibers zu sein; denn die neunte Lektion,
die er hier (Bl. 13 a) folgerichtig als dvdfyaxina Sixarov zahlt, zitiert er
selbst spater beim Dienstag der Karwoche (BL 116 b) als dvdyvtoaixa 6' ctov
<|ui>T0)v I Die drei letzten, besonders gezahlten Lektionen
werden nach Sim. (s. nnte.n S. 44 zu Mittpfingsten) petdrofiTtoaS^vot
Td 5 8 0x0 gelesen; die Wasserweihe findet urn Mittemacht zum Gedachtnis
der Tanfe Christi statt, s. Nilles I, S. 67 f. Diese drei Lektionen feblen
in 273, doch ist aucb dies nur ein Versehen, denn sie werden am SchluB
des Lektionars auf Bl. 169 b— 172 a nachgetragen mit der Voibemerkung
xauxa 61 xd dvoYMtoOfioxa eiolv x<u9 ipuixtav xai 6td xo Ysvloftai XijdrjV (Hs. XtSijv)
xrvd lypaipijoav eis x6 riXot xou pt^Xiou.
Kgl. 0«8. d. Wio. NuhriclitMi. Elam. 1915. Heft 1.
3
34
A. Bahlfs, Die altiestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Woche vor der eigentlichen Fastenzeit (vom Montag
nach Sexagesimae bis zum Sonntag Quinquagesimae *) ; nKaseesser-
woche“ Oder ,Kasewoche“, dentsch gewohnlich „Butterwoche“
genannt, weil man zwar nicht melir das Fleisch der Tiere essen
darf, wohl aber noch ihre Produkte Milch, Butter, Kase, Eier),
Mittwoch; Sim. xstpdSt TOpotpdYoo, 273. 308 S' copo-
f&fO'i, 805 rg xstpdSt TOptv^C, 272 S' irp6 xwv vTjoxstwv :
xpwi : loel 2 12—26
iajcepac: „ 3i2— 2i.
Freitag; 272. 273. 308. 805 x^ xapaaxeo^ x^C xopopdYOo:
xptot : Zacb. 87—17
eoTcepa?: „ 819 — 23 .
In Sim. ist nur noch die Uberschrift des Mittwochs da, die Fortsetzung
bis zum Dienstag der 1. Fastenwoche ist ansgefallen | 308 fiigt zu der
Zahl 5' und ebenso beim Montag der 1. Fastenwoche zu p und a' uber
der Zeile die Endnngen tj (von vetap-qj), a (von Seut^pa) und j (von icpm-nj;)
hinzu, aber diese vollstandigere Schreibweise findet sich nur bier anf den
Blattern 13 — 18, die im XVI. Jabrh. erganzt sind (vgl. unten S. 50 die
Bemerkung zum 11. Mai) | Die Wochenlektionen der Fastenzeit verteilen
sich, wie icb schon oben S. 31 Anm. 1 bemerkt babe, stets anf Morgen-
und Abendgottesdienst in der Weise, daB morgens eine Lektion ge-
lesen wird, abends die ubrigen (bier nur eine, in der eigentlichen Fasten-
zeit zwei, schlieBlich am Grundonnerstag, Karfreitag und Karsamstag drei
Oder mebr). ian^pat ist in Sim. stets gesetzt, 7rpu>t dagegen nur beim
Montag und Dienstag der vierten Fastenwoche and beim Montag der fiinften
Fastenwoche, wahrend es sonst als selbstverstandlich weggelassen wird (vgl.
jedoch den Verweis bei Himmelfahrt auf a e^S. itpu)t“). Wie die
Pariser Hss. verfahren, kann icb nicht sicher sagen, da bieriiber keine Auf-
zeicbnungen gemacht sind ; da sie jedoch beim Karsamstag, wie icb zuMlig
notiert babe, anch icput setzen, mocbte icb glauben, dafi sie in diesem
Funkte sorgfaltiger sind als Sim. Icb babe der Deutlicbkeit balber stets
wpiut und isn^pa; gesetzt.
Erste Fastenwoche (mit dem Montag nach Quinquagesimae
beginnend), Montag; 272. 273. 308. 806 x-jj p' x^g a' ipSop.d5o; (d. h.
x^ Ssoxipq x^s TcpwxTj? ip5o(t(5i5oi;) :
Tcpmi : Is. li — 20
soTcspai;: Gen. li— 13
Prov. 1 1 — 20 .
1) Die Woche beginnt bei den Griechen nicht wie bei den Lateinern mit
dem Sonntag, sondern mit dem Montag. Daher wird sie auch oft nach dem fol-
genden Sonntag, mit dem sie schlieBt, benannt, z. B. tpoofi-i; xiuv pa'uov = Woche
vom Montag vor Palmsonntag bis zum Palmsonntag. Diese Praxis ist alt: die
„Osterwocbe“ ist z. B. in den Festbriefen des Athanasius, in Constit. apost. V 13
und im syropalastinischen Lektionar (s. unten Kap. Ill) S. 010 Z. 4 nicht etwa
die mit Ostem beginnende Woche, sondern die Karwoche.
Eap. I. Alttest. Lektionen in fonf Hss. des Lektionars. 35
Dienstag; 272. 273. 308. 805 rg y' tgc a' ipSojiASo?:
irpwt : Is. Ii 9 — 23 ^
lojclpa?: Gen. 1 14—23
Prov. I20 — 33.
Mittwoch; Hss. rg S' tgc a' spSop.dSo<:
Trpwi : Is. 23^—11
loitspas: Gen. I 24 — 23
Prov. 2i— 2 i‘^.
Dunnerstag; Hss. tg s' tg? a' ep8o{tdSos:
zpwt : Is. 2 11*— 21
saTTspa?: Gen. 24 — 10
Prov. 3 1 — 18 .
Freitag; 272. 273. 308. 803 tg itapaoxeog tgc a spSojidSoi;:
Tcpwt : Is. 3 1—14^
iojcspac: Gen. 220 — 820
Prov. 3 19— 34.
In Sim. ist nur Is. 1 26- — Prov. 3 10* erhalten, davor und dahinter ist eine
Lticke I Gen. 1 1 — 13 ist in alien vier vorhandenen Hss. nicht ausge-
schrieben, sondern es wird auf Weihnachten oder anf den Anfang des
Buches verwiesen | Bei der Prov.-Lektion des Mittwochs habe ich „2i“’“
geschrieben, well sich der SchluB nach Swete, nach dem ich ja zitiere,
schwer angeben lafit: die meisten LXX-Hss. haben in 221 die Dublette
Xprjsvot saov-at oix^xops; yfi;, aviaxot oe unoXet^S/iSovTat iv airg, o-rt eoMt xa-
taoxTjviuGousi yrj'^, xai 6 <stoi uroXetfpBi^Jov-ai iv a'irj, Swete = B hat nur die
zweite Halfte (von ott an), das Lektionar aber nur die erste Halfte (so
wenigstens sicher nach Sim. ; fiber die Pariser Hss, ist leider keine genane
Aufzeichnung gemacht) | Prov. 3i — is ist in 272. 273 in zwei Teile zer-
legt, weil der zweite Teil 11 — 18 auch ffir das Fest der Ereuzerhohung
(14. Sept.) bestimmt ist, wie 272 (nicht 273) durch dp5(7j Tgt uij^tboeuis vor
11 ausdrficklich anzeigt.
Zweite Fastenwoche, Montag; 272. 273. 308. 805 vg p' tg?
P' lp8o|wi8o?:
icpoit : Is. 42 — 67 ^
lojclpa?: Gen. 821 — 4?
Prov. 834 — 4 22 .
Dienstag; 272. 273. 308. 805 tg y’ tg? p' spSondSo?:
icpcoi : Is. 57—16
loiripa?: Gen. 48— is
Prov. Bi— 15.
Mittwoch; Hss. tg S' tg? p' ipSoftaSo? :
wpm : Is. 5 16 — 25
loK^pa?: Gen. 4i6 — 26
Prov. 5 15 — 63 '.
3 *
36 A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. grieeh. Kirche.
Donnerstag; Hss. rjj e' ipSojtdSo?:
jcpwt ; Is. 6 1—12
lojtdpac: Gen. 61—24
Prov. 6 s— 20-
Freitag; Hss. rg napaaxeo^ P* ipSojidSoc:
icpwi : Is. 71 - 14 *
imcipaf. Gen. 61 — s
Prov. 620 — 7 i,.
Sim. beginnt hinter der oben erwahnten Lucke wieder mit Is. 5 i 2 > | In
805 feblt die letzte Lektion des Mittwochs, gewiB infelge eines Yersehens
des Scbreibers.
Dritte Fastenwoche, Montag; Hss. p' r^c y' ipSofwxSoc:
icpmt : Is. 813 — 07
loiripoc?: Gen. 69—22
Prov. 81 — 21 .
Bienstag; Hss. ro y' xijc y' IpSopdSos:
ttpiot : Is. 09 — IO4
ianipat;: Gen. 7 i — 5
Prov. 832 — 011.
Mittwoch; Hss. x'5 S' x%<; y' IpSop-dSo?:
xpmt : Is. IO 12— 20
iax^pac: Gen. 7 6—9
Prov. 012— 18 C.
Donnerstag; Hss. vq s ' y' ipSojidSo?:
xput ; Is. 11 10 — 13*. 16* — 122
iox^pa?; Gen, 7ii — 83
Prov. 10 1 —22.
Freitag; Hss. x% xapaoxso'g y' ipSopdSoi;:
xpoit ; Is. 182 — is
iaxspac: Gen. 84 — 21 *
Prov. lOsi — 11 12.
Prov. 8 32 9 11 ist in 272. 273 in zwei Teile zerlegt, weil der zweite Teil
9i — 11 auch fur Marienfeste bestimmt ist, wie beide Hss. vor 9 i bemerken:
272 dpxi) T^s xot(xi^(it(os (15. Aug.), 273 dp/ij xuiv loptuiv t^s Seotdxou (15. Aug!,
und 8 . Sept., vgl. daselbst; das dritte Marienfest, der 25. Marz, an dem
sonst auch dieselbe Lektion gelesen wird, hat in 273 selbst eine andere
Lektion, s. unten S. 50). Ubrigens kehrt der zweite Teil der Lektion
auBerdem noch zu Mittpfingsten und am 13. Sept, wieder.
Vierte (mittlere) Fastenwoche, Montag; Hss. x* S' x*c
{leoTjc (oder 8 ’) ipSojidSo?:
XpWt : Is. 14 24—32
Kap. L AIttest Lektionen in fnnf Hss. des Lektionars.
37
lojcipac: Gen. 821® — 9 ?
Prov. 11 19 — 126.
Dienstag; Hss. rg 7' rgc p.£cnf]s (S') ipSojidSoc:
wptat : Is. 25 1—9
lowipac: Gen. 08 — 17
Prov. 12 8 — 22 .
Mittwoch; Hss. vg 8 ' (S') IpSopidSoc:
Tcpwf : Is. 2621 — 279 *“
loitdpas: Gen. 9 i 8 — lOi
Prov. 1223— 189 ».
Donnerstag; Hss. xg s' rijs (S') lp 8 op.dSoc:
Tcpooi : Is. 28 14 — 22
iajrlpac: Gen. 10 32 — 11 9
Prov. 13 19 — 146 .
Freitag; Hss. xg napaaxsog x^c piogc (S') spSojidSoi;:
TCpwt : Is. 29 13— 23
lojripa?: Gen, 12 1—7
Prov. 14 15—26.
Gen. 821“ — 9 7 iat in 273 versehentUch doppelt geschrieben [ Von Is. 27 9
fehlt in Sim. der SchluB, dagegen ist der Vers nach den Aufzeichnnngen
iiber die Pariser Hss., die ich allerdings znr Zeit nicbt kontrollieren kann,
in diesen yollstandig vorhanden (= Triodion).
Fiinfte Fastenwoche, Montag; Hss. xg p' xij? s' spSop-dSoi;;
Txpwt : Is. 3733 — 38 6
lairdpoK;: Gen. 13 12— is
Prov. 1427 — 154.
Dienstag; Hss. xg y ’ xtJ? s' ipSopASo?:
Tcpcot : Is. 40 i 8— 3iS aber 308: Is. 40i — 2.9 — si'
lair^pa?: Gen. 15 1—15
Prov. 157—19.
Mittwoch; Hss. xg S' xg? e' spSojidSoi; :
irpoii : Is. 41 4*— 14
iojtipac: Gen. 17 1—9
Prov. 1520 — 16 9 (hinter Swete 16 9 konunen irl
den Lektionaren die beiden Verse 16 8.9 he-
braischer Zahlnng, die bei Swete hinter 15 29
stehen).
Donnerstag; Hss. xg s' xgc e' ipSopiaSoc:
Tcpwt : Is. 425—16
ioit^pas: Gen. I 820 — S 3
Prov. 16 17 ®— S 3 .
38 -A- Raiilfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Freitag; Hss. irapaonEu^ xrfi b s^8o{td§oc;
xp(ot : Is. 45 u — 18 *
lowepac: Gen. 22i— is
Prov. 17 17* — 18 5.
In Sim. ed. Steininger S. XXX fehlt die Dbcrschrift des Donnerstags wohl
nur durch ein Versehen des Herausgebers | In 272 fehlt Prov. 1628* — •
Is. 4513* infolge Ansfalls eines Blattes.
Sechste Fastenwoche (von den Griechen als die Woche des
Palmsonntags bezeichnet, weil der Sonntag bei ihnen die Woche
schliefit, vgl. oben S. 34 Anm. 1), Montag; Sim. 272 p'
Pa(s)io^6poo, 308 xg p' xmv patmv, 273. 805 p' x^c c' ipSofiaSo?;
xpmt ; Is. 48 17 — 494
loxlpa?: Gren. 27i— 4i^
Prov. 19 13 — 22 .
Dicnstag; 272. 273 x^ 7 ' x^c Paioipopoo, Sim. 308 x^ 7 ^ xmv paimv,
805 7 ' xifi ipSofidSo?:
xpmi : Is. 496* — 10 *
iaaipa^: Gen. 31s— le
Prov. 213—21.
Mittwoch; 805 x^ 8' x^c pato^dpoo, Sim. 272. 308 x^ 8' xwv patwv,
273 x5 8' xi^jc lp8o|i.d8os:
xpwt : Is. 58 1 — 11 ^
loxipa?: Gen. 4326* — si^. 45 1 — le
Prov. 212 $ — ^22$.
Donnerstag; 805 x'j s' zfi<; paloydpoo, Sim. 272. 273. 308 x^ s' xwv Patmv:
npwt : Is. 658 — le*
laxipa?: Gen. 46 1—7
Prov. 23 15 — 24$.
Freitag; Sim. 805 x^ xapaaxso-g x^c paio^dpoo, 272. 308 x^ xapa-
oxeo'g xwv patwv, 273 rg xapaoxso’j x^c q' ipSojidSo;:
xput : Is. 6610 — 24
iaxdpac: Gen. 49 ss — 5026
Prov. 318—31 hebraischer Zahlnng = 24 76 — 77 .
2928—49 bei Swete.
Vorabend von Palm sonntag; 273. 308 s’k; xtjv xapa(i,ov7jv xwv
Patmv, Sim. xip oappdxip xwv patwv ioxspa?, 805 x<p oappaxt|) loxdpac:
a) Gen. 49 1 — 2. s — 12
P) Soph. 3 14— 19
7) Zach. 99 — 15 ^.
In 272 fehlt dieser Tag, ohne daB die Hs. verstummelt wSre | In 308 ist
das Blatt, auf dem die Uberschrift steht (Bl. 106 b), im XVI. Jahrh. er-
39
Kap. I. Alttest. Lektionen in funf Hss. des Lektionars.
ganzt I In Sim. fehlt der SchluB von Soph. 3i9 und alles Folgende bis
znm Ende des Karfreitags; nach Karl Hamanns Bemerkungen znm Codex
S. Simeonis, erganzt u. hsg. von G. Flugel (1895), S. 13 sind 2 Quater-
nionen ausgefallen.
Karwoche, Montag; 272. 273 t-g p' {isirdXT)? ipSoftdSo?, 308.
805 rg (XYiof xal (tsTaX-j) P':
: Ez. li — 20
sortspac: Exod. li — 20
lob ll — 12 .
Dienstag; 272. 273 dficj *ai (J.eY“Xig 7 ', 308 7 ':
xpmi : Ez. l 2 i — 2i*
lajcepa?: Exod. 25—10
lob I13 — 22.
Mittwoch; 272. 273 S' {j.£ 7 dXii]c IpSopidSoc, 308 {is 7 dXTj] S':
icpwt ; Ez. 2 s — 33
ianipoa: Exod. 2 11— 22 (am ScbluB der Znsatz ans Exod.
18 4 to 81 Svcfta too Seotipoo — lx
den auch F, M nnd viele Minnskeln an dieser
Stelle haben)
lob 2 1—10 (amScblnB der Znsatz ans lob I 22 xal
oox ISooxev d^pooovTfjv tip dscp wie in einigen
Minnskeln).
Donnerstag; 272. 273. 308 t^ oiyic^ xal [ie 7 dXTg e':
xpwi : ler. llis— 125 ^. 129 ^— 11 '. u — 15
loirlpa?: Exod. 19 10— 19
lob 38i*— 21 . 42i— s
Is. 50 4 — 11 .
Freitag; 272. 273. 308 t^ dyic^ xai {ie 7 dX 7 j xapaoxso^:
xpwi : Zach. 11 10 — 13 , aber 308: Zach. lie— 8 . 10 — 14 . 12iot
(nnr xal lxipXI4»ovtac itpo? {le el? 8v llexlvnjoav :
ans dem Lnciantexte). 13 6 — 7 . Ids— lo^ 20 ^ 21 *
laxlpa;: Exod. 33 11— 23
lob 42 12 — 17 c
Is. 52 13 — 54 1 .
Die Hs. 805 endet verstummelt mit ^X8ov lob 1 6 (dritte Lektion des Mon-
tags) 1 Exod. 2 5—10 (zweite Lektion des Dienstags) ist in 273 nicht ans-
geschrieben; es wird auf die 9. Lektion von Epiphanias verwiesen, vgL
oben S. 33 1 DaB in Sim. Montag — Freitag der Karwoche ganz fehlen,
ist schon beim Palmsonntag bemerkt. Beim 6. Ang. verweist Sim. auf die
2. Uktion (^' dv<ipoj 5 fMt) = 1. AbendlekUon des Karfreitags, s. unten S. 51.
40 A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. grieeh. Kirche.
Karsamstag; Sinii 273. 308 xal 272
npat : Ez. 37 1 — 14
lottlpa?: a) Gen. li— «
P) Is. 60 1—16
1 f)^Exod. 12 1—11
S) Ion. (das ganze Bach)
s) los. 6 10 — IS (am Anf. schickt Sim. 0 ein orien-
tierendes icapevipaXov (o^ olol ’Iopoii)X iv FoX-
ydkoK; voranf, am Schl. fogt er xal IwoCiijoev
’It]oou(; ODxtoc hinzn)
c) Exod. 1320— 15i‘>’
C) Soph. 38 — 15
1 )) Reg. Ill 178—24
d) Is. 61 10 *— 625
i) Gen. 22i — 18
la) Is. 61 1 — 10 *
tp) Reg. IV 48 — 37
t-r) Is. 63 11 *— 645*
i5) ler. 3831—34
is) Dan. 3i — si.
Die erste Abendlektion Gen. li — s ist in 273 nicht ansgeschrieben,
es wird anf den Anfang des Baches, d. h. anf Weihnachten, verwiesen, wo
Gen. 11—13 bereits vorgekommen war; da aber an unserer Stelle nur Gen.
1 1 — 5 gelesen werden soli , fugt 273 am oberen Rande hinzn Eio; to • itpiul
fx(a, d. h. bis znm ScbluB von Gen. 15 | In der zweiten Abend-
lektion hat 272 vor Is. 60ii im Texte t^Xo; (Schreibfehler fiir dp^lj)
u'biuoeiu;, 273 im Texte dpyjj and am Rande nochmals dp^^ and daneben
e^c Tijv uif/axnv, 308 nur am Rande von jungerer Hand too OTaupoo tcISs Ktyn
x'jpio;. Alle diese Bemerkongen weisen daraaf bin, daS der Schlofi der
Lcktion von Is. 60 ii an anch am Feste der Ereuzerh&hang (14. Sept.) ge-
lesen wird; die Notiz in 308 erklart sich daraas, daS man der Lektion
Is. 6011 — 16 an jenem Feste ein einleitendes Tdoe Xiyei xipio;®) vorauf-
scbickte, vgl. Sim. ed. Steininger S. XXXIX Sp. 2 Z. 1 | Als sechste
Abendlektion gibt Steininger S. XXXIY Exod. 14 is — 29 an, was in
Wirklicbkeit die 2. Lektion des Epipbaniasfestes ist, vgl. oben S. 33; daB
anch Sim. an onserer Stelle Exod. 13 20 — 15 1 bat, folgt aas dem Yor-
handensein dieser nur am Karsamstag vorkommenden Lektion in Steiningers
1) Ebenso das jerusalemische Typikon vom J. 1122 bei A. IlaiwSijtouXoi-
KepapiE'j;, ’AvdXexTa ‘leposoXu^rax^; OTf^ooXofi'a; 2 (Petersb. 1894), S. 182 Z. 22 f.,
and das alte konstantinopolitanische Typikon (IX./X. Jahrh.) bei A. Dmitrievsktj,
Opisanie liturgiceskich rakopisej I 1 (Kiev 1895), S. 133 Z. 9 (hier wird nur der
Anfang der Lektion angefiihrt).
2) Diese Einleitungsformel prophetischer Lektionen war schon zur Zeit des
Chrysostomus ublich, s. F. E. Brightman, Liturgies eastern and western 1 fl896),
S. 531 Z. 25 f.
Eap. I. Alttest. Lektionen in funf Hss. des Lektionars.
41
Abdnick der Texte S.27— 29 | An die sechste Abendlektion, die
bis £xod. 15 1 reicbt, scblieBt sich die Ode Exod. 15 — 19 an, die in
308 ToUst^dig, in den iibrigen Hss. mehr oder weniger nnvollstandig aus-
gescbrieben ist. Vor der Ode hat die Lektionar-Hs. Paris, Bibl. Nat., Gr.
276 die Bemerkung xai evift(u;) )iT(et) 6 die daraof hinweist, daS
bier der S&nger an die Stelle des Vorlesers tritt. Die Hs. 273, die nur
die ersten funf Worte der Ode 'At3o»(i.ev tm xupiij), dvSo^m; ydp aosschreibt,
setzt vor IvSoJios ein o mit dariiber gestelltem X, was auf Wechselgesang
zwischen dem Sanger und der G^meinde (o Xa&:) hinweist, vgl. unten S. 42
Z. 12 — 14 die Bemerkung derselben Handschrift zn der Ode aus Dan. 3.
Eine Anweisung fiir den vom Patriarchen selbst geleiteten, besonders feier-
lichen Gottesdienst in der Hanptkirche Jerusalems gibt das Typikon bei
A. Papadopulos-Eerameus, ’AvoXexra *lEpoaoXuu.mxfj; OTa)'uoXoyias 2 (Pet^rsb.
1894), S. 182 Z. 26 £f.: ’£v TairiQ irpo^r^TEfa [= alttest. Lektion] i5(pe(XEt
TOTavcat ol oio lOTavxat pitsov a’jxmv xpeij i^XT)pto9^
loti TO “'Ataoufiev Toi xupioi”, vi to i!i!iXX.O’Jv aito ol xpsTj iJiaXTaf xal ditoxpt-
vousiv auTuiv (= o'jToi;) o'l Suo “’EvSdSto; ydp SeSdcaSTai” • xat outojj, Eto;
OTOU XE{yousiv) “ot ot uiol ’lapafjX” [Exod. 15 is], elxa XEy(ou5iv) “'AtocopLEv” eit
t(ov) tjxov Auf antiphonischen Gesang weist auch die Bemerkung
in Sim. „d'^Ti 7rpox£(pi(Evov) [d. h. anstatt eines irpoxEt'piEvov] XE7ET(ai) oioi) "rijs
’ESd8ou“ bin*); denn ein zpoxefpiEvov ist ein antiphonis ch gesungener
Psalmenvers (Versikel, Antiphon), und der Ausdruck paBt nur insofern
weniger gut, als die -poxEifiEva sonst sehr kurz sind und die Einleitung
zur folgenden Lektion, nicht den AbschluB der vorheigehenden bDden.
Nach alledem gehdrt die Ode, genau geoommeu, nicht mehr zur
Lektion und ist daher auch von Steininger S. XXXIV f. mit Recht unter
dem liturgischen Beiwerk zum Abdnick gebracht. — Die Ode schlieBt sich
an die voraufgehende Lektion am besten in Sim. an, wo die Lektion mit
xoi eljtav in der Mitte von Exod. 15 1 endigt und durch diese Worte un-
mittelbar zur Ode iiberleitet, weniger gut in 272. 273. 308, wo die Lektion
bis zum Ende des Verses geht, also den Anfang der Ode schon voraus-
nimmt; doch laBt sich auch diese Praxis darans erklaren, daB der dvayviu-
avrji dem ip^XTr;; sozusagen den Ton angibt | Die zehnte Abendlek-
tion Gen. 22 1 — is ist in Sim. 272. 273 nicht ausgeschrieben, es wird auf
den Freitag der funften (272 irrtumlich ptEcnj? = vierten) Fastenwoche ver-
wiesen | Wie sich an die 6. Abendlektion die Ode Exod. 15i*— is an-
schloB, so schlieBt sich an die letzte Lektion Dan. 3i — si die Ode®)
Dan. 357—88 an, die wiederum mehr oder weniger nnvollstandig ausge-
schriehen ist (in 272 fehlt sie jetzt ganz, aber ursprunglich folgten auf
Dan. 351 noch einige Zeilen, die anscheinend den Anfang der Ode ent-
hielten ; sie sind jetzt aber ganz verblaBt und wohl auch absichtlich getUgt,
1) Vgl. die Anweisung des alten konstantinopolitanischen Typikon (IX./X.
Jahrh.) bei A. Dmitrievskij , Opisanie liturgiceskich rukopisej I 1 (Kiev 1895),
S. 133: Kal euBb; 6 thdXTTj; dvrl TtpoxEi.ulvou, otxv eitt^ 6 Sw'xovoj Soipi'a, ExeIvo;
’QtSh T^i ’ESdSou, xai dvtpxETai E'iBb; 'AtSoipiEv t<B xuptin Ev8d?(os yap 8e8d?a3Tat, xai
itXiipoi Thv tjj8))v 8Xt)v Ev Tip xaxa stlyov Bexo^Evoo too Xaou dm Evdp?Ea>j too
o' (niyw ''AtotofiEv Tip xupiw, xol 8o?4C« xai -Ept33iQ, xat E’iBb; xarEpxeTai xat avEp-
XETOt dva-rvtoap.a C' So®ov(ou. . . .
2) Das Gebet des Azarias Dan. 3 26—45, das sonst auch eine Ode ist, gehort
in unsenn Falle zur Lektion.
42
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
und eine jnnge Hand hat, da die Hs. hier zu Ende ist, dafnr xIXos ^ot^Xoiou
hingeschrieben). Die zwischen Dan. 3 5i nnd 57 fehlenden Anfangsverse
der Ode, welche noch nicht wie alle Verse von 57 an mit EiXofEiTs beginnen
und mit dem Refrain 'T|i.v£trE zal uirepudiouTE airov ei? toos aidivas endigen,
finden sich nur in 273, verdanken aber auch hier ihr Vorhandensein wohl
nur einer Willkiir des Schreibers, denn sie gehoren weder zur Lektion,
da sie nicht die roten Zeichen (Neumen) der Lektionen haben, und da
hinter 5 i ansdrucklich Ems oiSz teXos bemerkt ist, noch zum Odengesang,
denn erst vor 5 ? steht xal eIS’ outtot XEyet 6 iiaX-ETji (vgl. Sim. xai ebdpjc] o
'LoXtt)?). Die Ode selbst wird vom im Wechselgesang mit der
den Refrain singenden Gemeinde vorgetragen, vgl. 273, wo die Ode nur
bis 64 ausgeschrieben ist, und dann bemerkt wird: zat SiEp'/Evat -rijv w8))v
xazi. ax£/(ov oder -ous), XE-jovroj too Xaoo 'Tp-veTte xai uitEpuiouxE aixov e£;
xobs aiSnui. Vgl. auch das oben (S. 41 Z. 13) zur Exod.-Ode zitierte Jeru-
salemer Typikon S. 183 Z. 24—28, wo die Dan.-Ode ebenso wie die Exod.-
Ode anf drei iLaXxat und zwei Chore verteilt ist, und das S. 41 Anm. 1
zitierte konstantinopolitanische Typikon S. 133 unten, wo o iloXxrj; :rpozEt-
pEvov XEyiov nnd o Xaos abwechseln.
Zweite Halfte.
Pfingstzeit und unbewegliche Feste.
805 brach scbon in der Karwoche verstummelt ab. 272 endigt
mit dem Schlusse der ersten Balfte; eine auBere Verletzung scbeint
nicht vorzuliegen, denn die letzte Lage der Hs. ist ein vollstan-
diger Quatemio ; trotzdem lassen die oben bei der 1 . nnd 3. Fasten-
woche und beim Karsamstag angefuhrten Vermerke fiir den 14, Sept,
und 15. Aug. schlieBen, daB urspriinglich noch ein zweiter Band
dazu gehorte, welcber die unbeweglichen Feste enthielt. In 273
schlieBt die erste HiQfte gleichfalls mit einer voUen Lage; auch
hat sie eine ITnterschrift in groBen Buchstaben Bl. 152b:
P«oi^d(si) tw ow SooXcD K®v(<JT«vTtv(o) 07ta&(ap{w) xoopHioD(Xapt®)“, und
die zweite Halfte hat eine besondere Uberschrift Bl. 153 a: „dva-
Yvwa|iat(a) oov dm xwv iopxibv too Ivtaotoo oXod“ ; trotzdem geboren
beide Halften schon urspriinglich zusammen, denn in der Unter-
schiift der zweiten Halfte Bl. 172 a, die der der ersten Halfte
ahnlich, aber weiter ausgefuhrt ist, wird gleichfalls „Kwy(oTavtivoc)
OTtaOaptoc xooptxooXdpw<:“ genannt. In Sim. und 308 sind ie beiden
Halften nicht scharf geschieden.
Von den drei hier aUein noch in Betracht kommenden Hss.
Sim. 273. 308 ist 308 nicht nur am reichhaltigsten, sondem hat
auch allein eine streng systematische Ordnung: 1) bewegliche
Feste der Pfingstzeit, 2) unbewegliche Feste vom September,
Eap. I. Alttest. Lektionen in funf Hss. des Lektionars.
43
mit dem das Jahr begiimt, bis zttm August. Daher lege ich
308 zugrnnde^) tind schalte die wenigen Tage, welche Sim. und
273 fiber 308 hinausgehend bieten (Pfingstmontag, 8. Mai, 15. Aug.),
ah ibrer Stelle ein. In Sim. und 273 sind die Tage so geordnet:
Sim.:
373:
2. Febr.
25. Marz
25. Marz
Mittpfingsten
Eimmelfahrt
Himmelfahrt
Sonntag vor Pfingsten
Sonntag vor Pfingsten
Pfingsten
Pfingsten
Pfingstmontag
Sonntag nach Pfingsten
Sonntag nach Pfingsten
29. Juni
16. Juli
6. Aug.
13. Sept.
15. Aug.
(1. Sept.)
1. Sept.
8. Sept.
8. Sept.
14. Sept.
14. Sept.
8. Mai
8. Mai
29. Juni
*
6. Aug.
15. Aug.
13. Sept.
Hierbei ist noch zu bemerken, da6 Sim. die vier unbeweglichen
Feste vom 29. Juni bis zum 13. Sept, nnr mit ihren Namen nennt,
wahrend er den fibrigen unbeweglichen Festen das Datum vorauf-
schickt, z. B. MtjvI Ah'fobaxif le el<; TfjV xapajtovijv xtX. Die Lek-
tionen des 15. Aug. brechen in Sim. unvollstandig mit Ez. 44 s
ab. Die nachste tiberschrift hinter der Lficke lautet MtjvI tip aoztf
eh XTjv Tj' rj Ttapafiovg eI? to yev&aiov oxspafiai; ^EOtdxoo. Da
aber Mariae Geburt nicht auf den 8. Aug., sondern anf den 8. Sept,
fallt, muB in der Lficke noch ein in den Sept, fallender Festtag
gestanden haben, und dies kann wohl nnr der 1. Sept, gewesen
sein; daher habe ich den 1. Sept, in Elammem hinzugefiigt.
1) Ein kleiner Ubelstand dabei ist es nur, da6 der ScbluB der Hs. spater
ergknat ist, nnd wir mit der Moglichkeit rechnen mussen, daB die Erganzung nicht
ganz adaquat ist, s. nnten S. 50 die Bemerkung zom 11. Mai.
44 A. Bahlfs, Die alttestanu Lektionen d. griech, Kirehe.
Mittpfingsten, d. h. der mittelste Tag zwischen Ostern and
Pfingsten = Mittwoch der viei4»n^) Woche nach Ostem (Mittwoch
zwischen JabUate and Cantate); Sim. 308 S' {tsaojtevnjxoot^C
(in beiden Hss. jisaoN geschrieben) :
a) Mich, da® — s*. s. 62 — 5 ’. s. Si'*’
P) Is. SSl. 123 - 4 . 552^-3^ 6^-13
Y) Prov. 9 1 — 11 .
AIs Aator der 1. Lektion wird in beiden Hss. Isaias angegeben, bei dem
sich aber nnr der Anfang der Lektion in Eap. 2 3f. yinlich findet | Die
2. Lektion ist in Sim. nicht ausgeschrieben, es wird auf die vorletzte Lektion
von Epiphanias (nivayvoiotia P' taiv ftbroav pera to aYtasft^vat tA 58 aTa“)
verwiesen; ganz stimmt allerdings die Epiphanias-Lektion (Is. 55 ) mit der
bier in 308 (and im gedrackten Triodion) vorgescbriebenen Lektion nicht
nberein | Die 3. Lektion ist in beiden Hss. nicht ansgeschrieben ; Sim.
verweist anf den Dienstag der 3. Fastenwoche, 308 auf den 8. Sept.
Himmelfahrt; Sim. 273 rg zapa(iov-Q tijc avaXTjji^tftoo, 308 el? ttjv
tcapapLOvi^v tij? avaXi^(ji.^6(o?) :
at) Is. 22— s‘
3) Is. 62 10 — 63 s*. 63? — »
y) Zacb. 14 1 *. 4 *. 8 — 11 .
Steininger S. XXXVII hat im Teste „TH2 ANAAHM'I’1N.“, aber in der
Anmerkung iivaXif,(jLi}(ipou (so) ; das schlieBende N im Texte wird Dmck-
fehler fiir M sein, wie in NHNI S. XXXVI statt MHNl | Die 1. Lektion
ist in Sim. nicht ansgeschrieben, es wird auf .den Dienstag der 1. Fasten-
woche („y' Tij? a' sp5. rpo)i“) verwiesen und als Anfang der Himmelfahrts-
lektion „Taoe Jiyet xipio; (vgl. oben S. 40 Anm. 2)- Israt iv xaTs lo/aTau
^pipaij* = Is. 2 2 angegeben.
Sonntag vor Pfingsten; Sim. Tg xapapiovYj tmv acfmv Tcatipm,
273. 308 icapa|iov5 rwv a^mv ttij' icat^pmv twv Iv Nixaloj:
a) Gen. 14 n — 20 *
p) Dent. Is— ij. 15— 17*
y) Dent. 10 14 — is. 20 — 21 .
Pfingsten; Sim. jcapa(ioy5 t^? xevtvjxoat^?, 273 xapajtovg
t^? afia<: JtevtTjxoat^? , 308 xopwx'5 ’^5 xsvtTjxoat^? el? tiiv
xapajiovijv (in alien drei Hss. ist N fiir zsvnjxoot^? geschrieben):
1) Da der Sonntag bei den Griechen die Woche schlieBt (vgl oben S. 34
Anm. 1), beginnt die erste Woche nach Ostern mit dem Ostermontag. Anders
bei dra Lateinern, welche die Woche mit dem Sonntag anfangen und dahor die
erste Woche nach Ostem mit Quasimodogeniti beginnen.
Kap. I. Alttest. Lektionen in funf Hss. des Lektionars.
45
a) Nam. 11 is — i?. 2 ** — as
P) loel 223 —38*
Y) Ez. 3624—28.
Pfingstmontag; Sim. eiraoptov wevtijxoot^c (Hs. N) loitspa?,
too ^7100 icvs 6 |i.atoc:
a) ler. li — 2 *. 3 ®— s
p) ler. Ill — 17
7 ) ler. 22 — 12 .
Diese Lektionen hat nur Sim. Der Pfingstsonntag gilt als Herren-
fest (Nilles I, S. 32), dw Pfingstmontag ist dem hi. Geiste geweiht (Nilles
II, S. 406) ; wir haben hier dieselbe Praxis •me bei anderen Festen des
Herm und der Gottesmutter, bei denen der anf den Festtag folgende Tag
gleichfalls Personen geweiht ist, die bei der Festbegebenheit eine Rolle ge-
spielt haben: 26. Dez. Maria and Josef, 7. Jan. Johannes der Tanfer,
3. Febr. Simeon und Anna, 26. Marz Gabriel, 9. Sept. Joachim and Anna
(vgl. Nilles I, S. 63). Wenn man xj ^TOuptov Tijt nevnjxoaT^t Isr^pot mit
der Notiz fiir den Samstag vor Palmsonntag xip aap^dTtp tmv poitov iazipai
vergleicht, konnte man meinen, die Lektionen seien fiir den Abend des
Pfingstmontags selbst bestimmt. Aber dies wiirde aller Analogie wider-
sprechen, da Abendlektionen aufler in der Fastenzeit, wo ubrigens auch
immer eine korrespondierende Morgenlektion vorhergeht, nor an den Vor-
abenden der Festtage Torkommen. Folglich mufi es sich auch hier um den
Yorabend des Pfingstmontags , also am den Abend des Ffingstsonntags
handeln, and fur diesen passen die Lektionen auch ihrem Inbalt nach sehr
gut, da an ihm eine Bufifeier stattfindet, s. Nilles 11, S. 398 f. 405 f. und
Tgl. auch Dim. Sokolow, Darstellong des Gottesdienstes der orthodox-
katholischen Kirche des Morgenlandes, fibers, v. G. Morosow (1893), S. 120,
wo jene Bufifeier*) als „Vorbereitung“ ffir den „Tag des Geistes“ bezeicbnet
wird.
Sonntag nach Pfingsten; Sim. 308 itapajtovg twv aYiwv
Jtdvtwv, 273 Ttapaiiov-J] tmv dYiwv Ttdvtmv:
a) Is. 439—14*
3) Sap. 3 1—9
7 ) Sap. 5 15 — 6 s*.
1. September; 273 apxi] tv 8 (ixtoo) xal i«.vi 3 p.T] too 6 oloo Tcarpbc
Sopemv too atoXitoo, 308 too 60100 Tcatpbc Sonsdiv
too otoXltoo xal tmv lifmv p.' javaixav, xal ■fj xoEpKjoic ’Iijooo too Naov],
xal {te 7 aXoo Ijiitpijopoo :
1) Jetzt ist die Bufifeier nach Sokolow in erster Linie zu einer Gedachtnis-
feier fiir alle Verstorbenen geworden.
46
A. Rahlfs, Die aittestam. Lektionen d. griech. Kirche.
a) Is. 61i— io\ aber 273: Sap. 81—9
P) Lev. 263 — 5. 7® — 8 *. 9 — 12 . 14 — 22*. 35*. 23 ^— 24 * (vielfach ge-
kiirzt), aber 273: Sap. Bis — 63 *
y) Sap. 47—15.
Der groBe Brand fand in Eonstantinopel , wahrscheinlich im Jahre 462,
statt, s. Nilles I, S. 268 | 273 yerweist fur die beiden ersten Lektionen
auf den Sonntag nach Pfingsten j Tiber den Ansfall des 1. Sept, in Sim.
siehe oben S. 43.
8. September; Sim. icapap.ovg sk t5 '^5 oTcspayiai deo-
To'xoo, 273 zb Ysvveatov aitspaYta? ■&£Otoxoo, 308 ■rg jtapajtov^
lopr^s too oicepaYtfltc '&£ot6xoo (aber nacbber im Verweis
beim 13. Sept.: tijv y^£[®''] t^c d£OTdxoo):
a) Gen. 28 10 — 17
p) Ez. 4327— 444^
y) Prov. 9 1 — 11 .
Sim. schreibt keine Lektion aus, sondern verweist auf 1) 15. Aug.,
2) 15. Aug., 3) Dienstag der 3. Fastenwocbe „yon der Mitte an“, vgl. oben
S. 36 die Bemerkung zur 3. Fastenwocbe | 273 schreibt die erste Lektion
ana und yerweist fiir die zweite auf den 25. Mkrz, fur die dritte auf den
Dienstag der 3. Fastenwocbe | 308 schreibt alle drei Lektionen aus.
13. September; Sim. rg jcapaptov^ twv lY^^atvimv, 273 ei; lY^atvia
vaoo, 308 rg icapap-ov^ lopf^C twv lYxatviwv t^c ’AvaotAosmc
Xpiotoo too ^£00 :^(i(bv (d. h. der Anferstehungskirche in Jerusalem) :
a) Reg. Ill 822 — 23*. 27^ — 30
P) Prov. 3 19 — 34
y) Prov. 9 1 — 11 .
Sim. und 273 schreiben nur die erste Lektion aus und yerweisen fiir die
zweite auf den Freitag der 1. Fastenwocbe, fiir die dritte auf den Dienstag
der 3. Fastenwocbe „yon der Mitte an“ (273 irM ro (lioov too dyayvwaixazoi,
Sim. nach Steininger djco toO (Usov, in Wirklichkeit wohl dTto to fi^sov wie
zweimal am 14. Sept.), vgl. oben S. 36 die Bemerkung zur 3. Fastenwocbe |
308 schreibt die beiden ersten Lektionen aus und yerweist fiir die dritte
auf TTjV y^'^^Loiv] ttj; 9eo-dxo'j = 8. Sept.
14. September; Sim. vg xapap-ov^ u(]«baew?, 273 eli; tyjv o!])a)otv
TOO Ttfiloo xal Ctoojcotoo atoiopoo, 308 o^ioat? too Ttjitoo xai Cwoirotoo
OTttopoo :
a) Exod. 1522 — 16 1 *
P) Prov. 3 11— 18
y) Is. 60ii— 16.
Sim. schreibt nur die erste Lektion aus und yerweist fiir die zweite auf
den Donnerstag der 1. Fastenwocbe „von der Mitte an“ (dro rd ^Uaov, ygl.
Eap. I. Alttest. Lektionen in fiinf Hss. des Lektionars.
47
13. Sept.), fiir die dritte aaf die 2. Abendlektion des Earsamstags drto ■zb
[i^dov, vgl. oben S. 35. 40 die Bemerkungen zur 1. Fastenwoche nnd zum
Earsamstag | 273 schreibt keine Lektion aus, sondern verweist auf
1) dritte Epiphanias-Lektion, 2) Donnerstag der 1. Fastenwoche, 3) zweite
Earsamstags-Lektion | 308 schreibt alle drei Lektionen aus.
26. September; 308 {istaotaotc too a^ioo airocjtoXoo 5tai sokyys-
Xiatoo ’Iwavvoo too dsoX^YOu:
a) lob. I Ssi— 46^
P) loh. I 4 11 — 16
y) loh. I 420 — 55 .
Dieselben Lektionen haben Sim. 273 an dem in 308 feblenden 8. Mai.
11. Oktober; 308 rji Jtapap.ovY| t^s {tvijftYjg tfjs otYiac y.al otxoojts-
C' aovdSou iv Ntxaicf to Ssotspov (787 n. Chr.):
a) Exod. 25 1 . s— si
P) Reg. Ill 620—31 (der starker umgebildete erste Vers
lautet wxoSd[nr]OEV 6 paatXsug SaXopiaiv oixov tip xoptip
xai IxoiYjae StjataatTfiptov x^Spivov xata mpdooixov too
SaSiip. xal jrspisovsv ototd ypootm)
y) Ez. 40 1 - 2 . 41 ll. 16‘^-25^
26. Oktober; 308 too Ay'-ou (tiptopo? Ai()p,7jtptoo xai too [ts-
YaXoo osti3[ioo:
a) Is. 63 13 — 645^
P) ler. 2i — 12
y) ler. 322—24^. 23. (48. 53. 4 *. 22 .)
Das grofie Erdbeben fand in Eonstantinopel im Jabre 740 statt, s. Nilles I,
S. 308 I Die 3. Lektion bricht in 308 infolge Ausfalls eines Blattes mit
iiTExdXu- ler. 3 25 ab. Die Fortsetzung entnehme ich der Lektionar-Hs.
Paris, Bibl. Nat., 6r. 275, die auf den spater vorgesetzten Papierblattern
gerade mit dem 26. Okt. beginnt. DaB 308 dieselbe Fortsetzung gehabt
hat, ist mir deshalb sehr wahrscheinlicb, weil sie zu dem in 308 zur Ver-
ftigung stehenden Baume vorziiglich paBt.
8 . November (Michaelstag, s. Nilles I, S. 319):
a) los. Bis— 15
P) lud. 62 ^ 7 11 — 21 *
y) Dan. 10.
Die Uberschrift und der Anfang der 1. Lektion fehlen in 308 wegen des
oben erwahnten Ausfalls eines Blattes, der Text setzt erst mit auxip Bewotcz
los. 5 14 wieder ein. los. 5 13 gebe ich als Anfang nach den gedruckten
Menaen an.
48 A. R ahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
13. November,- 308 rg itapajiovg too a 7 loa ’I®4vvoo too xpooootdjioo :
a) Prov. 10?^ 6^ 3ia— 14. i6». 86^. S4^. 35. 4. 12^ u. 17. 6—9.
222i‘. 19 ^ 154*
p) Prov. IO31*. 32^ 11 2*. 4 *. 7*. 19^ 13 a"*" (vgl- Os. 10 12). 9*.
8 i 7‘. 152^. 1433*. 22iii. Eccl. 81I. Sap. 613. 12*.
13* — 14*. 7s0*. 82* *. 3* — 4 . T*— 8. 9+. ll^. 18+. 821* — 9s*.
04 — 5*. 10. 11*. 14
y) Prov. 292*. Sap. 4i*. 14 *. 611 . 17 *. is^. 21 *. 22 ^. 7 i 5 *. le'*’. 22 *.
26 ^. 27*. 29. IO 9 . lo'*'. 12 . 7 SO*. 1 8*. 2l*. 10 — 11 *. 12 ^*
13 — 16*. 17. 19—21. 22 +. 23^. 16 IS*. Sip. 2ii*. Sap. IBs*.
Sir. 2 11 *. Prov. 3s4* *.
Man findet diese zosammengeflickten Lektionen auch in den gedmckten
Menaen und kann sie dort bequemer im Zusammenhange lesen. Bei der
zveiten Lektion hat 308 wie das Menaam die Uberschrift 2o(pfa; 2oXo-
fimvTo;, obwohl der erste Teil der Lektion ans den Prov. stamint; ebenso
anch beim 1. and 27. Jan.
21. November; 308 t-g Ttapapiov^ rij? ioptgc rg? ozepafia? deotdxoo
fgc Iv t<p va^ sladSoo aotg?;
a) Exod. 40 1—3. l"*". S. 7. 9. J4. 28 — 29
P) Reg. Ill 8i — 7. 9*. 10 — 11
Y) Ez. 4327 — 444*.
Die dritte Lektion ist nicht ansgescbrieben, es wird anf den 8. Sept. ver~
wiesen.
1. Janaar; 308 rg Trapajiovg fgc xata oapxa oxtaijiidpoo 7 tepitO[i.^C
too xopioo :^[i.cov ’Igooo Xptotoo- xat too 60100 xatpo? 7 jp,wv BaocXeioo:
a) Gen. 17 1 *— n
p) Prov. 822 — so
y) Prov. lOsi* etc. = 2. Lektion des 13. Nov.
Der Yerweis auf die 2. Lektion des 13. Nov. findet sich in der Hs. selbst.
25. Jannar; 308 tg Tcapapiovg too djico rpijYop(oo too ^soX^yoo:
a) ler. 1 4 — 6 . 9 *. 7*. s* (aber s* frei umgestaltet 2tt psta 000
elpl itAoai; td? i^p^pa; podpsvdc as xai oioCcov as 6
^eoc 6 Syio? ’lopagX)
P) Sap. 4? — 15
y) Prov. 10 31* etc. = 2. Lektion des 13. Nov.
308 verweist fur die zweite Lektion auf den 1. Sept, fur die dritte auf
den 13. Nov.
27. Jannar; 308 tg xapapovg tgc dvaxopiSg? too Xei<{)avoo too ^y^oo
’IidAwoo too /pooootdpoo:
Kap. I. Alttest. Lektionen in ^nf Hss. des Lektioaars.
49
a) Prov. 10 7 ’ etc. = 1. Lektion des 13. Not.
p) Prov. 202^ etc. = 3. Lektion des 13. Nov.
Sap. 47. IS*. 17*. 19®— 57.
Die Reliquien des Johannes Chrysostomus wurden im Jahre 438 nach Kon-
stantinopel gebracht, s. Nilles I, S. 82 ) 308 verweist fur die beid«i ersten
Lektionen anf den 13. Nov.
2. Pebrnar; Sim. 7rapa{i.ovT} r^c oitajravr^C, 3(^ ojtaTravrij too
{isYoXoa 8eoo xal owtTipoc ’Injaoo Xptorou:
Sim. verweist aaf die xoipnrjotc 8 'Eot6xoo = 15. Ang., folglich
a) Gen. 28 10— 17
P) Ez. 4327 — 444*
y) Prov. 9 1 — 11 .
308 hat ganz andere Lektionen:
a) Exod. 1251 — 133*. 13io— 12 *. 14 — is*, dann ein ganz freies
Exzerpt aus Lev. 12, ferner Nnm. 816 * nnd ein
freies Exzerpt aus Nnm. 3 12 — is (ebenso wie in
den gedruckten Menaen)
P) Is. 19 1 . 3 *. 4+. 5 . 12 . 16 . 19—21 (= 3. Lektion der gedruckten
Menaen)
y) Is. 35 1®. 2®— 6 **’. 10'*'. 9®. 10*. 10*. 126 .
In der 3. Lektion schreibe ich „6<‘)“, well der SchluB des Verses in der
Lektionar-Hs. Paris, Bibl. Nat., Gr. 275, und, obwohl dies in nnseren
Aufzeichnungen nicht vermerkt ist, vieUeicht auch in 308 fehlt.
17. Marz; 308 pijliTiJv sxitsXoojtsv too (jeia[i.o 6 :
Tcpioi : Is. 63 15 — 645*. 648 — 9
loxepa?: die auf den Tag fallende Gen.-Lektion
Dan. 9 15— 19.
Dies Erdbeben findet sich nicht bei Nilles, wohl aber in dem von A. Dmi-
trievskij herausgegebenen konstantinopolitanischen Typikon aus dem IX./X.
Jahrh. (Opisanie liturgiceskich rukopisej 1 [Kiev 1895], S. 55). Dmitrievskij
fuhrt in der Anmerkung auch zwei Jerusalemer Hss. an, die es gleichfalls
haben und dieselben Lektionen angeben wie 308 ] Die Anweisung fur die
erste Abendlektion heiBt in der Hs.; ecnt^pa? Be eis ttjv ai-rijv tj' toO p.rjvoc
ptevd tIjV eldoSov xlov iep^iuv dvaYivtocxeTOK xo xqc reve^eioc olov
T 7 )v ijiiipav. Die Feier des 17. Marz ist offenbar keine grofiere Feier, da
sonst die alttestamentlichen Lektionen am Vorabend gelesen werden miiBten,
sondem sie verbindet sich mit dem Wochengottesdienst der Fastenzeit, in
die der Tag ja immer fallen muB, und hat nur zur Folge, daB die Morgen-
lektion aus Is., die sonst anf den Tag fallen wurde, dnrch Is. 63 15 ff. (auch
am 26. Oktober, dem Tage des groBen Erdbebens, gelesen), und die sonst
vorgeschriebene Abendlektion aus den Prov. durch Dan. 9i5ff. ersetzt wird
Die Voraussetzung dabei ist natiirlich, daB der 17. Marz auf einen der
Kgl. Ge«. d. Wise. Nachrichten. Phil.-hrit. Klasee. 1916. Heft 1. 4
BO A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Wochentage von Mon tag bis Freitag fallt; wie man verfohr, wenn er auf
einen Sarastag oder Sonntag fiel, weiB ich nicht.
25 . Marz; Sim. sic ttiv 7 capa{tovi]v too soaYYsXtojtoo, 273 . 308 6 soaY*
YeXto|i,6c T^c (+o:repaYiac 308 ) dsotdxoo:
a) Exod. 3 i*— 8^
p) Prov. 822—30, aber in Sim. ist dies die 3 . Lektion.
Dazn kommt in Sim. als 2 . Lektion: Gen. 18 1—10^
7, n » 273 „ 3 . „ : Ez. 4327 — 444 ^
j, » B 308 „ 3 . „ : Prov. 9 i-u.
308 verweist fiir die 3. Lektion auf den 8. Sept.
8. Mai; Sim. sic tijv 7capa{i.ovTjv too myIoo OTtoordXoo xai soaYYS^toTOU
’Imavvoo too dsoXoYOo, 273 too aYtoo ^tal 7ravso(pTii[i,oo aTrooTdXoo ’Iwdvvoo
TOO dsoX^YOo:
a) loh. I 821 — 46^
p) loh. I 4 11 — 16
y) loh. I 420 — 55 .
In 308 fehlt dieser Tag, aber dieselben Lektionen hat 308 an dem
26. Sept., der nmgekefart in den beiden anderen Hss. fehlt.
11. Mai; 308 t^ 7capap.ovg tu>v Ysvsd'Ximv t^c tcoXswc:
a) Is. 549— 10 ^ 11 ® — 15
P) Is. 61 10 ® — 625 (Verweis anf Karsamstag)
y) Is. 65i8®— 2o\
Der bis Bl. 185 reichende alte Bestand von 308 (XIII. Jahrh.) bricht in
der 1. Lektion ab, alles Folgende ist im XVI. Jahrh. erganzt
(in einer Kolumne, wahrend die alte Hs. zwei Kolumnen hat). Mit dem, was
vom 11. Mai fehlte, hat der Erganzer die Vorderseite von Bl. 186 und die
ersten Zeilen der Ruckseite gefullt ; den Rest der Ruckseite und die ganze
Vorderseite des folgenden Blattes laBt er frei und beginnt den 24. Juni
erst auf Bl. 187 b. Danach scheint es, als oh er daran gedacht hhtte, hier
spater noch einen Tag einzuschalten, etwa den 21. Mai, den einzigen Tag,
fiir den die gedruckten Menaen in dieser Zeit noch alttestamentliche Lek-
tionen vorschreiben (s. nnten S. 58). Der Erganzer fiihrt den Kalender richtig
zu Ende; das will allerdings nicht viel besagen, da die strenge Disposition
dieses Lektionars keinen Zweifel ubrig lieB. Ob das Erganzte dem Verlorenen
yollig glich, ist fraglich; in einer, allerdings unwesentlichen, Kleinigkeit
jedenfalls nicht: die Verweisungsformel lautet im alten Bestande C^th sis,
in der Erganzung aher dreimal .rpoEYpa^T] oder itpoeYpz^ryuav to xotaoxa
dvoYvibojiaxa (16. Juli) neben zweimaligem C^^xet. Vgl. auch oben S. 34 die
Bemerknng zur Woche vor der eigentlichen Fastenzeit.
24. Juni; 308 (Erganzung) t^ zixpa.^ov% too ysvsoioo too ^Ytoo ’Im-
iwoo TOO TtpoSpdjtoo :
Kap. I. Alttest. Lektionen in fiinf Hss. des Lektionars.
51
a) Gen. 17 15— 19*. I 811 — 21 i+. 2. 4— s
P) lud. 182 — 5 ^ 6^ 7 — 8. 13—14*. 17—18. 21*
7 ) Is. 40 i-3. 9 *. 41i7*-i8. 458*. 4820 ^- 21 *. 54i.
29. Juni; Sim. icapanovg tfiv dyitav airootdXmv IldTpoo xai IlaoXoo,
273. 308 (Erganznng) twv aYtmv (+ xal 7 ravst)yi[i{i.(i»v 273) dcitoardXokv
nirpoo xai IlaoXoo:
a) Petr. I I 3— 9
P) Petr. I li3— 19
Y) Petr. I 2 11 — 24*.
16. Juli; Sim. rg irapapiovg twv aYtwv ^X' rcatspmv twv Iv KaX^TfjSdvc,
308 (Erganznng) t&v aYtwv Tcatspwv tstAptijc (Hs. S’!') oovdSoo :
Beide Hss. verweisen auf den Sonntag vor Pfingsten, folglich.
a) Gen. 14i4— so*
P) Dent. 18—11. 15—17*
Y) Dent. 10 14 — is. 20 — 21 .
Das Datum ist nur in 308 angegeben, in Sim. fehlt es nicht nur bei diesem,
sondern auch bei den benachbarten Festen, s. oben S. 43.
20. Juli; 308 (Erganzung) too dyioo wpoynj^oo ’HXioo (so die Hs.):
a) Reg. in 17
P) Reg. HI I 81 . 17 — 27*. 29—36. 37* — 40. 4l'*’. 44*. 42*. 45*. 19l*.
2+. 3 — 4*. 5—10. 15*. 16*
Y) Reg. HI 19 19+. 20 *. 21 *. IV 2l— 2 . 7 — 14.
Das Datum ist in der Hs. nicht angegeben. Siehe Nilles I, S. 218.
6. August; Sim. tg Tcapap-ovg t^i; {i.£tap.op 7 (boE(i>?, 273. 308 (Er-
ganzung) |i,£tapidpyo)oi<: tod xoptoo (+xal ^£od xai owt^poi; 308)
iff.Cav ’Itjooo Xpiotod:
a) Exod. 24 12—18
P) Exod. 33 11 — 23. 344*— 6. s
Y) Reg. in 193*— 4*. 5—9*. 11 — IS*. 15*. 16*.
Sim. verweist fiir die 2. Lektion auf die 2. Lektion = 1. Abendlektion
des Karfreitags. Der Karfreitag fehlt in Sim. infolge einer grofieren Lucke;
die iibrigen Hss. baben dort nur Exod. 33 ii — 2S, nicht anch 344* — 6.8.
15. August; Sim. elc rijv 7capa|i.ovTjv tijc xoi{iija£ci><; oJCspaYtai;
^Eotdxoo, 273 xot[i.T)ois t^c oTtEpaYtac ^Eotdxoo:
a) Gen. 28 10 — 17
P) Ez. 4327 — 444*
Y) Prov. 9 1 — 11 .
^
^ -N- Vy O ft
4 *
52
A. Bahlfs, Die atttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
In 308 (Erganzung) fehltdieserTag; die drei Lektionen hat 308 am
8. Sept. I In Sim. bricht die 2. Lektion mit Ez. 443 ab; es folgt eine
Lucke, in der nicht nur der SchluB des 15. August, sondern auch noch der
1. Sept, gestanden haben mu6, s. oben S. 43 1 273 verweist fur alle drei
Lektionen anf den 8. Sept.
29. August; 308 (Erganzung) •i] a*t»T 0 [fij ttfitai; toa
Tt^itou ttpo^Titoo TTpoSpdpLOO xoi pasttotoo :
a) Is. 40i— 3 . 9 ^ etc. = 3. Lektion des 24. Juni
P) Mai. 3 i — 3 ^. sL e. 7L 12*. isL 17^. 46 . 4—5
7 ) entweder Sap. 47 etc. = 3. Lektion des 27. Jan.
Oder Prov. 202^ etc. = 3. Lektion des 13. Nov.
308 (Erganzung) verweist fur die 1. Lektion auf den 24. Juni, fiir die
beiden Texte der 3. Lektion auf den 13. Nov. Aber Sap. 47 etc. kommt
in keiner der bisher benutzten Quellen am 13. Nov. vor. Es ist also die
Frage, ob der Erg^zer von 308 eine andere Praxis voraussetzt, oder aus
Versehen fiir beide Texte auf den 13. Nov. verwiesen hat.
Eap. n. Die alttestamentlichen Lektionen in den gedruckten
Ausgaben des Triodion, des Pentekostarion, der Menaen
und des Anthologion.
Die alttestamentlichen Lektionen finden sick nicht nur in den
Lektionaren, sondem auch in anderen liturgischen Buchem, be-
sonders im Triodion, Pentekostarion und den Menaen, sowie im
Anthologion. Hier sind sie allerdings mehr in der groBen Masse
des liturgischen Materials versteckt, weshalb ich diese Werke in
mein Verzeichnis der griechischen Hss. des A.T. nicht aufgenommen
habe. Aber fur den ersten Anfang der Arbeit auf diesem Eelde
bieten gerade diese groBeren Werke einen unverkennbaren VorteU
darin, daB sie offer gedruckt und daher ziemlich leicht zuganglich
sind. Daher habe ich seinerzeit die Arbeit mit der Exzerpierung
jener groBeren Werke begonnen und will auch bier kurz uber ihr
Verhaltnis zu den Lektionaren berichten, da sie anderen, die sich
mit diesen Studien beschaftigen woUen, gleichfaUs als Ausgangs-
ptinkt dienen konnen. Zunachst aber einige Worte zur Orientie-
rung iiber das Wesen dieser Werke.
Im Gottesdienst kehren gewisse Bestandteile, z. B. die MeB-
gebete, wahrend des ganzen Jahres oder wahrend eines bestimmten
Teiles des Jahres regelmaBig bei derselben Gelegenheit in derselben
Weise wieder, wahrend andere Bestandteile, z.B. die meisten Ge-
sange und die Lektionen, an einzelne Tage gebunden sind. Dem-
entsprechend gibt es zwei H auptarten liturgischer Bucher:
Eap. I. Fonf Hss. des Lektionars. Kap. 11. Gedrockte liturg.- Bucher. 53
die einen, wie das Euchologion mid das Horologion, entkalten die
regelmafiig wiederkehrenden, die anderen, zn denen aach die uns
angehenden Biicher gehoren, die je nach den Tagen wechselnden
Bestandteile des Gottesdienstes. Jeder Tag hat non aber, genau
genommen, eine doppelte gottesdienstliche Feier: 1) als Tag des
beweglichen, 2) als Tag des nnbeweglichen Barchenjahres. Das
Jiiewegliche Kirchenjahr hangt von Ostern ab; jeder Tag des Jahres
hat als der sonndsovielte Tag vor oder nach Ostem seinen be-
sonderen Gottesdienst. Das unbewegliche Kirchenjahr ist das Ka-
lenderjahr ; jeder Tag desselben ist dem Gedachtnis des Herm, der
Gottesmutter oder eines Heiligen gewidmet nnd hat infolgedessen
wiedemm seinen besonderen Gottesdienst ‘). Die beiden Gottes-
■dienste miissen miteinander verbnnden werden; wie dies zn ge-
scheben hat, gibt in schwierigen Fallen (dtiropoofieva) das Typikon
an. Alle wechselnden Bestandteile dieser beiden Gottesdienste mit
Ausnahme der Psalmen, neutestamentlichen Lektionen und Heiligen-
legenden, die man dem Psalter, dem EuaYY^^tov und ’AredatoXoc
und dem Synaxar entnimmt*), sind nun in den uns angehenden
liturgischen Biichern znsammengestellt. Und zwar enthalt das
Triodion jene wechselnden Bestandteile fiir das bewegliche
Kirchenjahr vom Sonntag vor Septuagesimae, mit dem man sich
aaf die Fastenzeit vorzubereiten beginnt (vgl. unten Kap. V § 7),
bis zum Kaxsamstag, und das Pentekostarion die Fortsetzung
bis zum Sonntag nach Pfingsten ; die weitere Fortsetzung bis zum
Beginn der nachsten Fastenzeit findet sich im Oktoechos (’OxxchTjxoc,
auch napaxXtjTiXTj genannt), doch kommt dies Buch fur uns nicht
in Betracht, da es keine alttestamentlichen Lektionen entbalt.
Andrerseits enthalten die Menaen und das Anthologion, das
ein Auszug aus ihnen ist, eben jene wechselnden Bestandteile fiir
die zwblf Monate des nnbeweglichen Kirchenjahres von Sep-
tember bis August. Hier haben wir also eine ganz strenge Schei-
dung zwischen beweglichen und nnbeweglichen Festen, wahrend
das von mir zugrunde gelegte Lektionar 308, das im ganzen
ebenso schied, doch die beiden unbeweglichen Christfeste Weih-
nachten und Epiphanias nach alter Praxis am Anfange hat stehn
lassen®). Demnach findet man
1) Dementsprechend hat auch jeder Tag doppelte neutestamentliche Lektionen,
vgl. Gregory, der S. 343—364 die Lektionen fur das bewegliche, S. 365 — 386 fiir
das unbewegliche Jahr angibt.
2) Doch finden sich in den Venediger Ausgahen der Menaen auch die Hei-
ligenlegenden.
3) Vgl. ohen 8. 31 und 42 f. Es gibt jedoch, wie ich S. 32 gezeigt babe,
auch Lektionare, welche die Scheidang zwischen beweglichen und unbeweglichen
Festen streng durchfiihren.
M
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektiosen d. griech. Kirche.
1) Weihnachten and Epiphanias in den Menaen des Dezember
nnd Jannar (und im Anthologion),
2) die Eastenzeit im Triodion,
3) die Pfingstzeit im Pentekostarion,
4) die nnbeweglichen Feste in den Menaen der zwolf Monate
von September bis Angost (nnd im Anthologion).
Da diese Werke in ihren Lektionen im grofien nnd ganzen
mit den Hss. des Lektionars iibereinstimmen, ist es
nicbt notig, hier nochmals alle Lektionen anfznzahlen. Ich kann
mich daranf beschranken, die Dnterschiede namhaft zn machen.
Benutzt sind f olgende Ans gaben: Triodion Venedig
1636 nnd Rom 1879, Pentekostarion Ven. 1634 nnd Rom 1883,
Menaen Ven. 1612 — 1648^) nnd Rom 1888 — 1901, Anthologion Ven.
1630. Das Anthologion erwahne ich nnr, wo es von den Menaen
abweicht.
1) Weihnachten nnd Epiphanias (vgl. S. 32 f.).
Weihnachten nnd Epiphanias haben dieselben Lektionen wie
im Lektionar, aber den eigentlichen Festtagen gehen vorbereitende
Tage mit altteatamentlichen Lektionen voranf:
Sonntag vor Weihnachten (Gedachtnis aller alttestament-
lichen Vater);
= Sonntag vor Pfingsten (s. oben
S. 44).
em
a) Gen. 14 14 — 20 *
p) Dent. Is— 11 . 15— X7*
y) Dent. 10 14 — is. 20 — 21
24. Dez. Tag vor Weihnachten (oder, wenn der 24. Dez. ein
Samstag oder Sonntag ist, der vorhergehende Freitag):
Spa Tcpwrif] : Mich. 62—4
„ tpttif] : Bar. 3s6 — 44
„ IxXK] : Is. 7 10— 16 ^. 81—4. 8^—10
„ Ivvarif): Is. Os— 7 .
5. Jan. Tag vor Epiphanias (oder, wenn der 5. Jan.
Samstag oder Sonntag ist, der vorhergehende Freitag):
Spa TcpwCT] : Is. 35
„ TpiTTJ : Is. I 16— 20
„ ixTij : Is. 123—6
„ Svvdnj: Is. 498— 15 .
Vor den grofien Festen Weihnachten, Epiphanias und Ostem werden „groBe
Horen“ gehalten, aber immer nur an einem Wochentage (Montag bis
Freitag), nie an einem Samstag oder Sonntag, also nicht am Karsamstag,
1) Ich benutzte zwei Exemplare der Gottinger Dniyersitats-Bibliothek. Das
erne ist zusammengestellt aus Drucken der Jahre 1612. 1614 1624 1626 1628
das andere ans Drucken der Jahre 1624—1629. 1648. ’
Eap. II. AIttest. Lektionen in den gedrnckten liturg. Buchern.
55
sondern am Karfreitag, und ebenso am Freitag vor Weihnachten und Epi-
phanias, wenn der diesen Festen unmittelbar vorangehende Tag ein Samstag
Oder Sonntag ist. Die groBen Horen sind Tagesdienst, sie werden gehalten
morgens 6 Uhr (mpa zpaiTi), Prim), 9 Uhr (uipa xpixir), Terz), mittags 12 Dhr
(<upa exTTj, Sext) und nachmittags 3 Dhr (<Spa dwanj, Non). Jede Hore
wird durch den Gesang von drei ganzen Psalmen eingeleitet, spater folgt
jedesmal eine Propheten-, eine Apostel- und eine Eyangelienlektion. Ubrigens
sind die in den groBen Horen gelesenen Prophetenlektionen dnrchans nichts
Nenes, sondem einfach aus den Lektionen fiir Weihnachten, Epiphanias,
Grundonnerstag und Karfreitag wiederholt. — Die Lektionen fiir die
groBen Horen vor Epiphanias (aber nicht die ubrigen) linden sich auch in
der Lektionar-Hs. Paris, Bibl. Nat., Gr. 275 ; die ersten drei sind dieselben
wie im Menaum, aber fiir die &pa B' ist nicht Is. 498 — 15, sondern Is. 55
TOrgeschrieben ; auch diese Lektion ist von Epiphanias heriibergenommen.
2) Fastenzeit (vgl. S. 34 — 42).
Hier haben wir dieselben Tage wie im Lektionar. Es ist nur
wenig zu bemerken:
Erste Fastenwocbe, Mittwoch:
3. Lektion; Prov. 2 ganz statt 2i— 21 '".
Fiinfte Fastenwocbe, Dienstag:
1 . Lektion: Is. 40 is— at ^ = Sim. 272. 273. 805 (nicht Is.
40i-s. 9-3i‘ = 308).
Fiinfte Fastenwocbe, Mittwoch:
3. Lektion: In Prov. 152 o — 169 hat die Venediger Ausg.
des Triodion ebenso wie das Lektionar die beiden
Verse 16 s. 9 hebraischer Zablnng am Schlufi der
Lektion, wabrend die romische Ansg. sie ebenso
stellt wie Swete.
Fiinfte Fastenwocbe, Doimerstag:
3. Lektion: Prov. 16 17 ^ — 17 17 * statt 16i7^— ss.
Karwoche, Freitag:
&pa TtpwTTf] : Zach. 11 10 — is (— 272. 273 irptoi, s. oben S. 39)
„ tpttT] : Is. 50 4— 11
„ sxxTj : Is. 52 i3-54i
„ IvvatT]: ler. 11 is — 125^ 129^— 14— 15
lairepai;: — Lektionar.
Earsamstag, ianipae:
1. Lektion: Gen. li— is statt li — 5
6 . Lektion: Exod. 13 20 — 15 19 statt 13 20 — 15 1 "'
15. Lektion; Dan. 3i— se statt 3 1 — 51 .
Am Mittwoch der 1. Fastenwocbe und am Donnerstag der 5. Fastenwocbe
verlangert das Triodion die Prov.-Lektionen, um genauen AnschluB an die
folgenden Prov.-Lektionen, die mit 3 1 resp. 17 17 “ beginnen, herznstellen.
56
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Ebenso rerlangert es am Earsamstag die Dan.-Lektion, um sie an den mit
3 57 beginnenden Odenvortrag anznschlieBen, wie dies ahnlich schon das Lek-
tionar 273 getan hatte (s. oben S. 42 Z. 2 ff.). Auch nimmt das Triodion bei
der Exod.-Lektion des Karsamstags die Ode 15 1 * — is, die anch im Lektionar
folgt, dort aber nicht zor Lektion gehort, zu dieser hinzn. Endlich ver-
langert es noch die Gen.-Lektion des Karsamstags, sodafi sie ebenso lang
wird wie za Weihnachten, Epiphanias nnd am Montag der 1. Fastenwoche |
Dagegen hat das Triodion am Dienstag der 6. Fastenwoche denselben Is.-
Text wie die meisten Hss. des Lektionars ohne die Erweiterang Ton 308 |
Am Mittwoch der 5. Fastenwoche korrigiert erst die romische Ausg. des
Triodion die Stellong der Verse nach der Sixtina. Auch sonst korrigiert
die romische Ausg. 6fter nach der Sixtina, z. B. laBt sie die
oben S. 39 beim Mittwoch der Karwoche erwahnten Zusatze zu den beiden
Abendlektionen fort, wahrend die Venediger Ausg. sie ebenso hat wie die
Hss. des Lektionars | Dber die groBen Horen am Karfreitag s. oben
S. 54 f. Die fur sie vorgeschriebenen Lektionen finden sich samtlich auch
im Lektionar am Griindonnerstag nnd Karfreitag, s. oben S. 39.
3) Pfingstzeit (vgl. S. 44f.).
Das Pentekostarion stimmt ganz mit dem Lektionar Uberein.
Die nur in Sim. vorkommenden Lektionen fur den Vorabend des
Pfingstmontags hat es nicht.
4) Unbewegliche Feste (vgl. S. 45 nnten — 52).
Hier finden sich die meisten XJnterschiede. Vor allem kommen,
wenn man alles zusammenrechnet, 11 Tage, die ich durch einen
vorgesetzten Stern kennzeichne, neu hinzn. TJmgekehrt fehlen
der 17. Marz und der 11. Mai (beide nur in 308 vorhanden). Das
Erdbeben des 17. Marz wird im Menaum iiberhaupt nicht erwahnt.
Am 11. Mai hat zwar auch das Menaum das Gedachtnis der ys-
vedXta KujvotavtivooJcdXscoc , aber ohne grofiere Vorabendfeier
mit alttestamentlichen Lektionen. Ubrigens ist trotz der hinzu-
kommenden Tage and anderer Unterschiede die Zahl der neu hin-
zukommenden Lektionen selbst gar nicht grofi, da mancbe Lektionen
sich einfach wiederholen.
Der Gegenstand der Feier der einzelnen Tage wird in den
Menaen sachlich ebenso angegeben wie in den Lektionaren, nur in
der Formulierung finden sich abnliche Unterschiede wie schon
zwischen den verschiedenen Lektionaren selbst. Ich fuhre die ab-
weichenden Formulierungen nicht an. Nur wo ein Tag neu hinzu-
kommt, gebe ich den Gegenstand der Feier an, jedoch nicht
wortlich nach den Ausgaben, sondem in verkiirzter Fassung.
Eap. n. Alttest. Lektionen in den gedrnckten lituig. Biiidiern.
57
I. September:
S ?■ + I = 308 (nicht = 273).
p) Lev. 263—5 etc. J '• ’
II. Oktober (aber nur wenn dieser Tag ein Sonntag ist, sonst
am folgenden Sonntag):
a) Gren. 14 14 — 20 ^ ) = Sonntag vor Pfingsten (statt
p) Dent. Is— n. 15— 17^ ; Exod. 25i. s — 21 . Reg. Ill 620 — si.
y) Dent. lOii — is. 20—21 ) Ez. 40i— 2 . 41 1 ^. le® — 25 ').
26. Oktober:
a) zu Is. 63 15 — 645^ ist noch 648—9 hinzngefiigt
y) Sap. 3i — 9 statt ler. 3 22 — 24*. 23 . 48. 63 . 4 ^. 22 .
8 . November:
y) Anthol. : Is. 14?— 20 ' statt Dan. 10 (aber Men. = Lek-
tionar).
*5. Dezember, Sappa too •
a) Sap. 3 1—9
P) Sap. 515 — 63 '
y) Sap. 47 — 15 .
* 6 . Dezember, NixoXaoo ap/tsmoxoTcoo Moptov Aoxta? too ^ao-
{tatoopYoo :
a) Prov. IO 7 ' etc. = 1. Lektion des 13. Nov.
p) Prov. IO 31 — 11 12
y) Sap. 47—15.
*11. Jannar, OsoSoaioo too xoivoPiipxoo \
*17. Jannar, ’Avtwvioo too {isYaXoo > = Men. 5. Dez.
*20. Jannar, Eodo(j.too too '
25. Jannar:
a) Prov. 10 7 ' etc. = 1. Lektion des 13. Nov. (statt ler.
1 9 9 2 ^
4 — 6 . 9 ". 7 . 8 )•
Folglich sind im Men. die 1. und 3. Lektion des 25. Jan. mit den beiden
ersten Lektionen des 13. Nov. identisch, aber die 2. Lektion des 25. Jan.
(Sap. 47 — 15 ) flndet sich am 13. Nov. nicht. Trotzdem verweist das Anthol.
fur alle drei Lektionen des 25. Jan. auf den 13. Nov.
27. Jannar:
y) Prov. 10 31 ' etc. = 2. Lektion des 13. Nov. (statt Sap.
47. le'. 17'. 19^ — 57).
*30. Jannar, twv aY'-o>v Tpiwv tspap^wv BaoiXsioo too p.sYdXoo, PpTj-
Yoptoo TOO d’so\6yoii xai ’Icoavvoo too xP'J'Joardp.oo :
a) Dent. Is— 11 . 15 — 17 '
p) Dent. 10 14— 18 . 20—21
y) Sap. 3 1 — 9 .
58
A. Rahlfs, Die aittestam. Lektaonen d. griech. Eirche.
Dies Fest der drei Hierarchen wurde each NiUes I, S. 87 im Jahre 1081
Oder 1084 eingefuhrt. Aber das genane Datum steht nicht fest. Moglicher-
weise gehort das Fest schon dem X. Jahrh. an, s. Chr. Banr, S. Jean
Chrysostome et ses oeuvres dans I’histoire litteraire (1907), S. 25f., be-
sonders S. 25 Anm. 2.
2. Febrnar:
a) Exod. 1251 — 13 3^ etc. = 308 (nicht = Sim.)
P) Is. 6 1—12 (gegen Sim. und 308)
f) Is. 19 1 etc. — 308 zweite Lektion (nicht = Sim.).
17. Marz (nor in 308 vorhanden) fehlt.
25. Marz:
a) Gen. 28 lo — i? \
P) Ez. 4327 — 444^ ( = 8. Sept.
"f) Prov. 9 1—11 )
Die erste Lektion kommt in den Lekdonar-Hss. am 25. Marz nicht vor, die
zweite findet sick in 273 als diitte, die dritte findet sich in 308 ebenso.
*26. Marz, ii oovaStc too Apxtatpan^’foo FappiiijX:
a) Exod. 3i^— 8^ I
P) Prov. 822—30 I
Eine dritte Lektion fehlt.
Lektionar 25. Marz
*23. April, too |i$YaXo(iaptt)po5 xal tpoJtatoydpoo PsoopYtoo:
a) Is. 439—14*
p) Sap. 3 1—9
Y) Sap. 3 i 5— 63*.
11. Mai (nnr in 308 vorhanden) fehlt.
*21. Mai, Kwvatavtivoo xal 'EX£Vif](;:
a) Reg. Ill 822—23*. 27^ — 30
P) Is. 61 10^ — 625
y) Is. 60 1 — 16 .
24. Jani: s. nnten 29. Ang.
20. Jnli nach dem Anthol.:
a) Reg. Ill 17 1 — 7 \ Verkurzung der
p) Reg. Ill I841— 42. 45. 19 1*. 2—1*. 5— g I sonst iiberliefer-
Y) Reg. IV 22. 6^-14 ) ten Lektionen.
*25. Jnli, xeljiTjat? t^c dYtac ’'Avvtji;:
Nnr das Venediger Men. hat Lektionen nnd zwar die-
selben wie am 5. Dez. (Men.), jedoch die beiden ersten in
nmgekehrter Reihenfolge.
*27. Jnli, too (isYaXop-dptopoc xal lapiattxoo IlavtsXsfliiovoc : = Me-
nanm 23. April.
Kap. n. Gedruckte liturg. Bucher. Kap. III. Jerusalem.
59
29. August:
a) zwischen Is. 40 1—3 und 9' ist noch 4. 5^ hinzugefiigt
y) Sap. 47 . 16 ^. 17 ^ 4 19* — 5?, also die erste der beiden
Lektionen, welche 308 zur Wahl steUt.
Is. 40 1 — 3 . 9 * etc. kam schon am 24. Juni vor; dort stimmen das Venediger
Men. und das Anthol. mit dem Lektionar uberein, wahrend das romische
Men. auch dort 4 . 5 + hinzufiigt.
Aufierdem ist noch zu erwahnen: 1) Nur das romische Men. ver-
langert die Lektionen aus loh. I 8 — 5 am 8. Mai (aber nicht am
26. September) so, dafi sie genau aneinander anschliefien, vgl. iiber
ahnliche Verlangernngen oben S. 55 Z. 3 v. u. — S. 56 Z. 3 v. o.
2) Am 16. Jnli sind zu den Vatern des 4. oknmenischen Konzils
die Yater des 1.— 3., 5. und 6. Konzils hinzngefugt, verraten sich
aber schon durch ihre Stellung hinter den Vatern des 4. Konzils
als seknndar. Das Fest selbst erscheint im Yenediger Men. und
im Anthol. wie im Lektionar beim 16. Juli, jedoch blo6 als An-
hang mit der Berner kung, da6 es am 16. Juli nur dann gefeiert
wird, wenn er auf einen Sonntag fallt, sonst dagegen an dem
Sonntag, welcher in die Zeit vom 13. — 19. Juli fallt ^), d. h. an
demjenigen vorangehenden oder folgenden Sonntag, welcher dem
16. Juli zeitlich am nachsten steht. Hieraus hat das romische
Men. die Konsequenz gezogen und das Fest dem 13. Juli angehangt,
da es schon an diesem Tage gefeiert werden kann.
Kap. in. Alttestameutliche Lektionen in Jerusalem.
Anton Baumstark hat in seinem Aufsatz iiber das Alter der
Peregrinatio Aetheriae im Oriens Christianus N. S. 1 (1911), S. 62
— 64, wie auch in friiheren Schriften (s. ebenda S. 62 Anm. 4),
nachdriicklich auf das laut Uberschrift *) aus Jerusalem stammende
altarmenische Lektionar, dessen Inhalt F. C. Conybeare,
Bituale Armenorum (1905), S. 616 — 527 angegeben hat®), „als
denkbar authentischste Quelle zur Kenntnis der stadthierosoly-
noitanischen Litnrgie des spateren 5. Jahrhunderts“ hingewiesen.
Derselbe hat ebenda S. 64 das von A. S. Lewis in Studia
1) Nur das Venediger Men. hat diese genaue .\ngabe. Das Anthol. sagt
ungenau: irptuxTj zupiax^.
2) „A record of the assemblies which are held in Jerusalem" etc. (Conybeare
S. 516).
3) Conybeare gibt die Kapitel und Verse (ohne Rucksicht daranf, ob die Verse
ToUstandig oder unvollstandig vorhanden sind) nach der Revised English Version
an. Ich habe diese Zitate nach Swete umgearbeitet. — Auf S. 507—516 handelt
Conybeare iiber die Bezengung und Uberlieferung des Lektionars, das schon um
700 n. Chr. einen armenischen Eommentator gefunden hat.
60
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech.. Kirehe.
Sinaitica 6 (1897 , dazu ein Supplement 1907) heraasgegebene
syropalastinische Lektionar, welches gleichfalla auf jera-
salemische Tradition znruckgebt, als Parallele herangezogen. Baza
kommt noch das bereits oben S. 40 — 42 dreimal zitierte J e r u-
salemer Typikon fiir die beiden W ochen vom Palmsonntag
bis zum Samstag nach Ostem, welches A, • Papadopnlos-Kerameus,
’AvaXsxta 'IspoaoXojj.i'ctii^i; 2 (Petersb. 1894), S. 1 — 254
aas einer griecbischen Hs. vom J. 1122 heransgegeben hat^).
Diese drei Quellen gewahren uns einen interessanten Einblick
in ein von dem bisher vorgeffihrten stark abweicbendes Lektions-
system, welches lange neben jenem existiert and, wenn aach gewiB
im wesentlichen stets aaf Jerusalem and Palastina beschrankt, dock
durch die armenische TJbersetzung einen EinfluB auf eine raumlich
weit entfernte Kirehe ausgeiibt hat. Dies System ist zweifellos
sehr alt; gegen die von Baumstark gegebene Datierung wird sich
kaum etwas einwenden lassen. Schon deshalb ist es wichtig. Aber
besonders wichtig wird es fiir uns als Vergleichungsobjekt: Ziige,
die sich in diesem System ebenso finden wie in dem bisher vorge-
fnhrten, haben alien Anspruch darauf, fiir noch alter als die zweite
Halfte des V. Jahrh. gebalten zu werden. Daher gebe ich eine
vollstandige Ubersicht auch fiber die alttestamentlichen Lektionen
dieses Systems'**).
Hierbei lege ich das altarmenische Lektionar zugrunde und
stelle das meist unvollstandigere syropalastinische Lektionar und
das nur fiir die Karwoche in Betracht kommende griechische Typikon
daneben. Die Inhaltsangabe des armenischenLekti|onars beruht
auf zwei Hss. (VIII./IX. and XIV. Jahrh.) und einem Kommentar
aus der Zeit urn 700 n. Chr. ®); Lficken der alteren Hs., die aus der
1) Papadopulos-Kerameus gibt dem Werke, dessen Anfang verloren gegangen
ist, den Xitel Tuirtxov Tfj; iv 'ieposoX'ljioi; e**XT|3i'a;. Ich behalte den mehrdentigen
Ansdruck „Typikon“ (vgl. Krumbacher, Gesch. der byz. Litt. * [1897] § 137) bei
bemerke aber, daC es mit dem gewohnlich unter dem Namen Typikon gedruckten
Werke (ygl, oben S. 53) nichts zu schaffen hat. Das „Jerusalemer Typikon“ gibt
wie das Triodion und Pentekostarion eine vollstandige Anweisnng fiir den Gottes-
dienst der beiden Wochen; nur die Lektionen sind nicht ganz ausgeschrieben
«ondern es ist blofi ihr Anfang und SchluB angegeben. In den Untertiteln wird
diese Anweisung als Td;t; (S. 99. 161) oder dxoXooiKa (S. 32. 147. 156. 189) oder
xa! dxoXoubia (S. 108. 116) bezeichnet. Vgl, ubrigens zu jener Verwenduns
des Ausdrucks „Typikon“ Tb. Schermann im Katholik 92 (1912) S 249- Die
zweite Gattung von Hss. sind die Typiken, in welchen nur Xitel ’und Abschnitte
der Bucher die zur Verlesung kommen sollen, angegeben sind (ev. das Inzipit
und Ji^xplizit)“. ^
2) Die in denselben Werken vorkommenden neutestamentlichen Lektionen
lasse ich unberucksichtigt.
K Zeit des Kommentars gibt Conybeare auf derselben Seite 508 zuerst
,ahout A. D. 690“, dann „early in the eighth century“ an. Der Verfasser des
Kommentars wurde nach S. 515 Z. If. im Jahre 684^ zum Bischof geweiht und
Eap. III. AHtesi. Lektionen ki Jenisatem.
61
jiingeren erganzt sind, zeige ich im AnschluB an Conybeare darch
Winkelklammern (> an‘); KiirsivdrucTc h&A&a.iet, da6 auch der Kom-
mentar die betreffende Lektion bezeugt. Bei den Lektionen des
sy ropalastinischen Lektionars gebe ich in mnden Klammern
die Nummem an, mit welchen die Heransgeberin die Lektionen
durcbgezahlt hat; syropalastinische Lektionen, die in den armeni-
scben Lektionen desselben Tages keine Parallele haben, stelle ich
an den Schlnb des betrefPenden Tages. Beim griechischen
Typikon zitiere ich in runden Klammern die Seitenzahlen der
Ansgabe von Papadopnlos-Keramens.
Vorabend von Epipbanias.
Armen. Lekt.
Syropal. Lekt.
Gen. li — 820
Gen. 1—8 (Nr. 60)
Is. 7 10 — 18
Is. 7 10 — 16 (Nr. 24)
Exod, 14 24 — 16 22
Mich. 62—8
Mick 62-5 (Nr. 25)
Prov. li — 9
Prov. li — 9 (Nr. 26)
{Is. 95 — 7 )
Is. 88—11 (Nr. 27)
{Is. Ill— 9 )
Is. 12 (Nr. 85)
Is. 864 — 8
{Is. 40 10 — 17 )
Is. 42 1-7
Dan. 3i — 90
Ion. (Nr. 88)
Nach dem armen. Lekt. fand der Gottesdienst am 5. Januar „in the
Shepherd’s hut“ statt und begann nachmittags 3 Uhr („at the ninth hour“).
Das syropal. Lekt. hat in der Regel keine solchen Angaben | Im s y r o p a 1.
Lekt. steht Gen. 1 — 3 (Nr. 60) beim Montag der Karwoche, jedoch mit der
Angabe, dad dieselbe Lektion am Karsamstag®), zu Weihnachten und „am Tage
der Weihe des Taufwassers“ gelesen wird. Ebenda erscheint Is. 12 (Nr. 35),
getrennt von den Epiphaniaslektionen (Nr. 24 — 27), mit der Angabe „fur
die W eihe des Wassers“ ; dad auch hier das Taufwasser gemeint ist, folgt
schon aus der sich anschUedenden neutestamentlichen Lektion Cor. I 10 1 — 4
(2 ipairrisavTo). Die Wasserweihe findet in der Epiphaniasvigil statt,
s. oben S. 33 | Das Such lonas (Nr. 88) steht im syropal. Lekt. beim
1) Die von Conybeare in den Anmerkungen mitgeteilten Uberschusse der
jiingeren Hs. lasse ich unberucksichtigt, da sie zweifellos nicht dem aus Jerusalem
ubernommenen Lektionar angehoren, sondem erst spater in Armenien hinzugefiigt
sind. Vgl. unten S. 66 (Pfingsten) und Kap. V § 11 letzte Anmerkung.
2) Dies heidt wohl „bis 1522 exclusive**, vgl. den Karsamstag, wo Conybeare
„Exod. 14 24 — 1521“ angibt. Ahnliche Ungenauigkeiten scheinen auch sonst vor-
zukommen.
3) Der Karsamstag steht in der L’berschrift voran, aber nach der Anordnung
des Lektionars steht die Lektion in Wirklichkeit beim Montag der Karwoche.
62
A. Bahifs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Earsamstag mit der Angabe „fur die Yigilie von Epiphanias ().a3aJL »
Oeotpavta) und Ostem“.
Eeben Epiphanias hat das syropal. Lekt. noch zwei andere Feste:
Weihnachten and Ealendae
Doch ist die Anordnnng so verwirrt, daB man schon daraus auf Uberarbeitong
schliefien kann: Nr. 23 Vorabend von Weihnachten, 24 — 27 Vorabend von Epi-
phanias, 28. 29 Weihnachten, 30 — 33 Ealendae, 34 Vorabend der Ealendae, 35.
36 Wasserweihe (in der Epiphaniasvigil). Enter den Ealendae kann man nach
dem ganzen Znsammenhange des Lektionars wohl nnr die Ealendae des Januar,
also unser Nenjahr, verstehen; allerdings ist ihre Anszeichnnng anffallig, weil das
griecbische Jahr sonst mit dem September beginnt. An alttestamentUchen Lek-
tionen kommt fhr den Vorabend von Weihnachten nur Gen. 1—3 vor (Nr. 60,
vgl. oben), fiir die Ealendae die vier Lektionen Is. 43x5 — 2 i. 35 1 — lo. 40 1 — 8.
442—7 (Nr. 30—33).
Quadragesima.
Fiir die Quadragesima gibt das armen. Lekt. znnachst 19
Lektionen fiir die Taufkandidaten. Es sind, wie Cony-
beare S. 518 Anm. e bemerkt, die Schrifttexte, an welche Cyrill
von Jerusalem um die Mitte des IV. Jahrb. seine berubmten Kate-
chesen angekniipft hatte. Die Katechesen wurden offenbar alljahr-
lich in der Quadragesima den Katechumenen, welcbe in der Oster-
vigil die Taufe empfangen sollten, vorgelesen und dabei jene
Schrifttexte vorausgeschickt. Alt- und neutestamentliche Stiicke
wechseln ab; die alttestamentUchen sind Nr. 1) Is. lie— so, 2) Es.
I 820 — 23 , 6 ) Is. 45 i7— 25, 8 ) ler. 39 i 9 — m, 9) lob 882 — 39, 12) l 8 _
7u— 810 , 13) Is. 53i— 545 , 15) Dan. 7i3-27, 18) Ez. 37i-u.
Dann folgen die Lektionen fiir die Gemeindegottes-
dienste:
Armen. Lekt. Syropal. Lekt.
Erste W oche:
Mi. Exod, li — 2 10
loel li 4— 20 loel li 4 — 2 11 (Nr. 38)
Fr. Deut. 6 4 — 7 10
lob 62 — 7 13
Is. 40 1—8
Zweite Woche:
Mo. Eeg. I li— 23
Prov. I 2— 33
ler. li— 10
Di. Beg. I 123—226
Prov. 2 1 — 3 10
ler. Ill — 23
Eap. III. Alttest. Lektionen in Jerusalem.
63
Armen. Lekt.
Mi. Exod. 2 11— 22
loel 2 1—11
Mich. 4 1—7
Do. Eeg. 1 3 21 — 4 is
Prov. 3 11 — 4 IS
ler. 231 — 3 16
Fr. Deut. 7 ii — 81
lob 02 — 10 2
Is. 4 O 9 — 17
Dritte Woche:
Mi. Exod. 22s — (3 15 )
loel {2 21 ) — 32
Fr. Deut. 811 — 9 10
lob 12 i— 136
Is. 42 1-8
Vierte Woche:
Mi. Exod. 3 16—22
loel 3i — 8
Fr. Deut. 9 11—24
loh 16 2 — 17
Is. 4322 — 44$
Fiinfte Woche:
Mi. Exod. 4 1—21
loel 39—21
Fr. Deut. 10 1—15
led) 192 — 29
Is. 45 1—13
Sechste Woche:
Mi. Exod. 421 — 5 3
Zach. 99 —16
Fr. Deut. 11 10—25
lob 21
Is. 463 — 47 *
Syropal. Lekt.
loel 2 12— 20 (Nr. 40)
Is. 42 17 — 43i* (Nr. 42)
loel 221-27 (Nr. 43)
Deut. IO 12 — 1 128 (Nr. 45)
lob 16. 17 (Nr. 46)
Is. 425—10 (Nr. 47)
Exod. 8 (von wo an ?)
—9 (Nr. 49)
loel 39—21 (Nr. 50)
Exod. 10. 11 (Nr. 51)
Zach. 99-15 (Nr. 52)
Deut. 1228—143 (Nr. 53)
lob 21 (Nr. 64)
Is. 43 10-21 (Nr. 65)
Nach dem armen. Lekt. fanden alle Mittwochs- and Freitagsgottesdienste
in der Sionskirche („in holy Sion“) statt (dieselbe Angabe ['$^3 hat das
syropal. Lekt. beim Mittwoch und Freitag der 6. Woche), dagegen fand
der Gottesdienst am Montag, Dienstag und Donnerstag der 2. Woche in
der Auferstehungskirche („in the holy Anastasis") statt. Alle Gottesdienste
64
A. Bablfs, Die akteatam. Lektiraen d. gried. Kirche.
begannen nachmittags 4 Ubr („at the tenth honr") | Imsyropal. Lekt.
fehlt infolge des Ansfalls zweier Bl&tter der Anfang and damit zugleich
die Uberschrift der Mittwochslektioneii der 5. Woche; die erste der beiden
Lektionen beginnt jetzt mit Esod. 822 -. Infolge der Lucke laBt sich nicht
bestimmen, ob diese Lektionen wirklich zom Mittwoch oder ettra zam
Freitag der 5. Woche gehoren ; ich habe sie zom Mittwoch gestellt, weil
sie den Mittwochslektionen des annen. Lekt. einigermafien, den Freitags-
lektionen gar nicht entsprechen.
Armen. Lekt.
Mo. Gm. li — 3 20
Prov. li— 9
Is. 40 1—8
Mi.
Gen. 09— 9 17
Prov. 9i — 11
Is. 4 O 9 — 17
Gen. 18 1 — 19 30
Prov. lio— 19
Zach. 11 11 — 14
Do. Gen, 22i— <i8>
Karwoche.
Syropal. Lekt. Griech. Typikon
Gen, 1 — 3 (Nr. 60) Gen. 1 1—13 (S. 40)
Prov. 1 20—33 (S. 40)
Is. 5 1—7 (S. 40)
Ez. 1 1 — 20 (S. 42)
Exod. 1 1 — 20 (S. 43)
lob 1 1 — 12 {S. 43)
Gen. 24-19 (S.46)‘)
Prov. I1-9 (Nr.61)\/Is. 40i-8 (S. 46)
Is. 4 O 1-8 (Nr. 62)A.Prov. I 1-20 (S.46)
Exod. 19io-i8* (S.58)
Prov. 2 13-21 (S.58)
Os. 41-6^ (S.58)
Ez. 121—21' (S. 60)
Exod. 2 5—10 (S. 60)
lob 1 13—22 (S. 60 f.)
Gen. 69 — 9 19 (Nr. 63) Gen. Te— Ssi^ (S. 63)
Prov. 9 1-11 (Nr. 64) Prov. 9 1-11 (S. 63)
Is. 40 9-17 (Nr. 65) Is. dOe-n (S. 63)
Prov. 3 27 - 34 (S. 74)
Os. 5 i3 ‘^— 63 (S.74)
Ez. 23— 3 s (S. 76)
Exod. 211—22 (S. 77)
lob 2i — 10 (S. 77)
Gen. 18 1—19 30 (Nr. 66 ) Gen. I 81— 1930 (S. 78)
Prov. lio— 19 (Nr. 67) Prov. lio — 19 (S. 78)
Zach. 11 ii®— 14 (Nr. 68 ) Zach. Ilii 2 _i 4 (S. 80)
Gen. 22 1—19 (Nr. 69) Gen. 22i^—i9 (S. 94 )
ler. 1118—1215 (S. 96)»)
Exod. 19 10 — 19 (S. 97)
lob 381'*- 425 (S.97f.)»i
Is. 504—11 (S. 98)
91 dieses Tages im armen. and syropal. Lektionar.
2) In Wirkhchkeit werden diese Lektionen nur aus ler 11 is — 12 5' 129* 11'
14-15 und lob 38 i*-2i. 421-5 bestanden haben, ygl. oben S 39 Das T^ikon
gibt stets nur den Anfang und SchluB der Lektionen an. ‘ lypikon
65
Kap. III. Alttest. Lektionen in Jernsalem.
Armen. Lekt.
<Is. 61 i— e)
Fr. Zach. llii— u
Is. 39—15
Is. 504-^
Am. 89—12
Is. 52 13— 53 0
(Is. 63i-3>
ler. 11 18 — 21 ^)
Zach. (146 ) — 11
Sa, Gen. 1 — 3
Gen. 22 1—18
Exod. 12 1 —24
Ion.
Exod. 1424 — 15
Is. 60 1—13
lob 38 1—28
Eeg. IV 2i — 22
ler. 3831—34
los. 1 1 — 9
Ee. 37i — 14
Dan. 3 1—90
Syropal. Lett.
Is. 61 1-11 (Nr. 70)
Zach. 1111^-14 (Nr. 72)
Is. 3 9 ®— 15 (Nr. 74)
Is. 504-9^ (Nr. 76)
Am. 89—12 (Nr. 78)
Is. 62 13— 53 (Nr. 80)
Is. 681 - 7 ’ (Nr. 82)
ler. 11 18—20 (Nr. 84)
Gen. 1 — 3 (Nr. 60)
Ion. (Nr. 88 )
Is. 60 (Nr. 87)
Griech. Typikon
Nxod. 30 22 — 33 (S. 100)
Reg. I I 61 - 13 I (S. 100)
Is. 61 1-6 (S. 100 f.)
Cant. 1 2 - 4 ’ (S. 101)
Zach. 11 10—13 (S. 146)
Zach. 134-9 (S. 148)
Is. 39^-15 (S. 148 f.)
Is. 5 O 4 - 9 * (S. 160)
Am. 89-12 (S. 160 Z.
24-26)
Is. 52 13— 63 (S. 152)
Is. 63 1-6 (8.162)
ler. 11 18 — 20 (S. 154)
Zach. 145 *-i2’ (S. 164)
Exod. 33 11 — 23 (S. 158)
lob 42 12 — 17 c (S. 158)
Is. 5213—53 (S. 159)
Ez. 371—14 (S. 177)
Gen. 1 1—5 (S. 182)
Is. 601—16 (S. 182)
Exod. 121-11 (S. 182)
Ion. (S. 182)
los. 5 10 — 15 (S. 182)
Exod. 1320—1519 (S. 182 f.)
Soph. 38—15 (S. 183)
Reg. Ill 178—24 (S. 183)
Is. 61io»— 62 5 (S. 183)
Gen. 22 1»— 18 (S. 183)
Is. 61 1 - 10 * (S. 183)
Reg. IV 48-37 (S. 183)
Is. 63 11 *— 64 5 * (S. 183)
ler. 38 31 — 34 (S. 183)
Dan. 3i— ? (S. 183)
Nach dem armen. Lekt. fanden die Gottesdienste , in welchen die alt-
testamentlichen Lektionen gelesen warden*), am Montag, Mittwoch and
Donnerstag „in the holy shrine of the city“ statt, am Freitag „in holy
Golgotha“ (Tgl. aber onten Anm. 1), am Samstag in der Auferstehungs-
kirche. Beim Dienstag nennt die altere armenische Hs. keinen Ort; die
jungere hat „auf dem 01berg“ (rgL Typikon S. 60 Z. 18 ; Dienstag Nachm.
1) Die beiden Lektionen Is. 5213—53 and ler. II 18— 21 kommen an dem-
selben Tage nochmals Tor, nor etwas verkurzt and in umgekehrter Reihenfolge:
ler. 11 18 — 20 . Is. 53 (Conybeare S. 522 Z. 12 f.). Davor steht die Anweisung:
„And then they go up into the church at the tenth hour". Es handelt sich also
urn einen zweiten Gottesdienst an anderer Statte, denn die oben im Text ange-
fhhrten Lektionen werden „in holy Golgotha" gelesen.^
2) Daneben kommen Gottesdienste an anderen Statten ohne alttestameniliche
Lektionen vor. Diese lasse ich unberucksichtigt.
Kgl. Gm. d, WiM. Hmckilekten. Pka.-hi*t. Elasse. 1915. Heft 1.
O
66
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
3 Ulir tk TO Spot Toiv ’EXauav). Der Gottesdienst beg&nn am Dienstag,
Mittwoch and vohl aach am Montag, vo die 2imtangabe fehlt, wie in der
Quadragesima nachmittags 4 Uhr („at the tenth hoar'*), am Donnerstag
aber schon um 1 Uhr (,at the serenth*) hour"; dieselbe Angabe aach im
syropal. Leht.) and am Freitag mittags („at the sixth hoar"; ein zweiter
Gottesdienst an anderer Sthtte begann nachmittags 4 Uhr, s. oben S. 65 Anm. 1).
Am Samstag begann der Gottesdienst abends („at eTentide**) and worde
mit dem Anzonden der Lichter eroffioet; die alttestamentlichen Lektionen
danerten bis Mitternacht, dann foigten je eine Lektion aus dem Apostel
(Cor. I 15 1 — ii) and dem Evangeliom (Matth. 28) and die Darbringong des
eacharistischen Opfers. Sonst ist noch za bemerken, dad die alttestament-
lichen Lektionen am Donnerstag nach ansdruckUcher Angabe in der Kate-
chamenenmesse gelesen warden; die sich anschliefiende Messe der Glhubigen
hatte vor der Darbringong des Opfers nor neutestamentliche Lektionen
(Cor. 1 1123 — 32. Matth. 2620 — 39). Ubrigens sind der Griindonnerstag and der
Karsamstag die beiden einzigen Tage im ganzen Lektionar, an welchen eine
Darbringong des Opfers erwahnt wird | ImTypikon stimmen die in
Petit gesetzten Lektionen mit denjenigen der gewShnlichen Lektionare, wie
wir sie in Eap. I kennen gelernt haben, uberein and werden aach za den-
selben Zeiten gelesen, z. B. am Montag £z. 1 1 — so Ttpiut, Exod. 1 1 — 20 and
lob 1 1 — 12 ESirfpas. Die diesen- vorangehenden Lektionen werden vor ihnen
morgens, die ihnen folgenden nach ihnen abends gelesen. Die Sthtte des
Gottesdienstes wechselt, z. B. S. 41 Z. 2 ei; to Sytov Kpavfov, S. 43 Z. 8 iv
Tip Maip TOO ayfou RiuvCTavTlvoo.
Pfingsten
hat nor im syropal. Lekt. and in der jongeren Hs. des armen. Lekt., welche eine
in Armenien erfolgte Uberarbeitung des Lektionars enthalt (vgl. oben S. 61
Anm. 1), alttestamentliche Lektionen and zwar, was allein schon gegea die Ur-
spronglichkeit beweist, fur den Festtag selbst, nicht fiir den Vorabend. Es sind
im syropal. Lekt.: Is. 25. loel 228 — 38 (Nr. 93. 94), in der armen. Hs. : Pror.
1130 — 12*. Zach. 2 10 — 13. Is. 52 ? — 10 (Conybeare S. 525 Anm. e).
Gedachtnistage.
Nar das armen. Lekt. hat folgende Gedachtnistage, deren Be-
zeichnung ich zur Sicherheit mit Conybeares eigenen Worten gebe :
1. Mai: Commemoration of Jeremiah the prophet in Anathoth:
ler. li— 10 . ler. 46
27. Jnni: Deposition (lit. laying down) of Zechariah the pronhet-
Zach. 37— < 49 ) ^
14. Jnni (so; in der jungeren Hs. fehlend): of Elisha the prophet:
Reg. IV 13 14-21 ^
ofters^lndirt^^®®'’® “berhanpt die Zeitangaben
Eap. nL Alttest. Lektionen in Jerosalem. Eap. IV. Eopten. 57
2. Juli: of the Tabernacle which was in Eirjath-jearim: Reg. I
6 i 8 — Ts^). Reg. II*) 6 i 8 — 19
6. Jnli: Deposition of Isaiah the prophet: Is. 6i— lo
1. August (dies Datum ist im Lekt. selbst als allgemein bekannt
nicht angegeben): Martyrdom of Eleazar: Mac. 11 6i8 — 7 a
15. August: Day of Mariam Theotokos (Gottesdienst at the third
milestone of Bethlehem): Is. 7io — is
25. Dez ember: of David and Jacobus®) (Gottesdienst in holy
Sion): Reg. II 5i— lo.
Kap. IV. Alttestameutliche Fastenlektionen bei den Kopten.
Unter den koptischen (bohairischen) Hss. der Gottingen Uni-
versitats-Bibliothek bednden sich zwei friiher als Cod. orient. 125,
15 nnd 125, 9, jetzt als Kopt. 8 und 4*) bezeichnete Bande, die
von denselben Handen geschrieben sind, nnmittelbar aneinander
anschlieBen nnd zusammen ein Lektionar fiir die Fastenzeit vom
Beginn des dreitagigen Ninivefastens bis zom Falmsonntag ent-
halten®). P. de Lagarde hat im ersten Hefte seiner Orientalia
(Abhandl. d. K. Ges. d. Wiss. z. Gott. 24 [1879]), S. 39 — 43 und 12 — 16
den Inhalt der beiden Bande voUstandig angegeben. Leider sind
sie sehr jung, ja viele Blatter sind erst vor kanm hundert Jahren
zur Erganznng der Liicken hinzugefugt. Trotzdem lohnt es sich
wohl, auch aus diesem Lektionssystem die alttestamentlichen Lek-
tionen ausznheben ®). Dabei unterscheide ich die ganz jungen
1) Conybeare : 6 is — 78. Aber Eap. 6 hat nor 21 Verse, also mufi ein Dmck-
fehler vorliegen. Auch der Beginn mit 6 is kbnnte verdachtig scheinen, aber die
Lektion wird nicht mit dem vollen Verse beginnen, sondem mit einem Exzerpt
darans.
2) Conybeare hat „IV“ statt „II“. Das ist sicher falsch, da nur II 6i8 — 19
znr Festfeier pafit.
3) Gemeint ist Jacobns der Bmder des Herm, s. den armenischen Ealender
bei Conybeare S. 532.
4) VerzeichniB der Hss. im prenBischen Staate. I : Hannover. 3 : Gdttingen.
Bd. 3 (1894), S. 391 f. und 390.
5) Die beiden Bande sind jetzt so geteilt, daB der erste (Eopt. 8) noch den
Anfang des Freitags der 4. Woche des groBen Fastens enthalt, and der zweite
(Eopt. 4) mit der Fortsetzung desselben Tages beginnt. Aber diese Teilnng ruhrt
erst von dem vor etwa 100 Jahren lebenden Erganzer der defekten Hs. her and
ist von ihm nor deshalb eingefiihrt, weil er &e beiden Bande moglichst gleich
dick machen wollte (225 and 226 Blatter). Aof eine sinngem&fiere Teilnng weist
die altere koptische Foliiemng (s. Lagarde, Orientalia 1, S. 38 and 12) bin. Sie
setzt auf Bl. 186 des ersten Bandes mit & neu ein (a. fehlt, da Bl. 185 vom
ErgSnzer herruhrt) und lauft vom ersten Bande, der mit axv schlieBt, in den
zweiten Band, der mit ai-i. beginnt, hiniiber. Each dieser Foliiemng sollte
der erste Band bis zum SchloB der 3. Woche des groBen Fastens gehn and der
zweite mit der 4. Woche beginnen.
6) Die daneben stehenden neatestam. Lektionen bleiben nnberucksichtigt.
5 *
^ A. Bahlfs, Die alttestam. Lektioii«i d. griech. Kirche.
Erganzangen (Kept. 8 Bl. 1 — 16. 68 — 71. 96. 97. 107. 167 — 18B.
202—204. 210; Kept. 4 Bl. 9—29. 32—35. B7— 77. 103—226) von
den alteren Bestandteilen dorcli Petitsatz. — Alle Lektionen
werden morgens gelesen, nor die allererste am Vorabend des
Ninivefastens.
Ninivefasten : | Di. Prov. 2 i— is
1. Tag Ion. li — 2i Is. 10 12 — 21
2. Tag Ion. 22 — 11 Mi. Exod. 4 19 — 613
3 . Tag Ion. 3 . 4 . (nnr der An- Joel 221—27
fang gehort noch der Er- jg. 9^ — 10 4
ganznng an)
1 . W oche des grofien Fastens:
Mo. Anfang der Geschichte Mo-
ses, frei nach Exod. er-
zahlt
Is. I 2— 18 I Is. 132—13
Di. Is. Ii9— 2s‘ lob 15
Zacb. 87—13 4 . Fastenwoche:
Mi. Is. 23 *— ii‘ Mo. Gen. 27 1—41^ (Anfang er-
loel 2 12-26 ganzt)
Do. Is. 2 11*— 21 Is. 1424—32
Zacb. 819-23 lob 16 . 17
lob 12—14
Do. Prov. 2 16 * — 34
Is. 11 10 — 122
Fr. Dent. 97 — 10 11
Beg. I 2326 — 24
Fr. Dent. 63*— 7
Is. 3 l — 14 ^
2 . Fastenwoche:
Mo. Exod. 36—14
Is. 42 — 57 ^
Di. lob 192—26
Is. 57 *— 16
Mi. Exod. 2 11— 20 j
Is. 5 17— 25 j
Do. Dent. 5 15— 22 I
Is. 61—12 j
Fr. Dent. 81 — 64 (Anfang er-j
ganzt) I
Keg. I 17 16 — 54 . 186-9
Is. 7 i- 14»
lob 11
3. Fastenwoche:
Mo. Prov. I20— 33
Is. 8 18 97
DL Gen. 2810—22
Is. 25i— 269 '
lob 18
Mi. Exod. 7 i 4 — 818 (Anfang er-
ganzt)
loel 228 — 32*
lob 19
Is. 26 21 — 27 9
Do. Gen. 32i *— 30
Is. 28 14— 22
lob 20
Fr. Dent. 10 12 — 11 28
Is. 29 13 — 17*. 428*— 12*
lob 21
Fastenwoche:
Mo. Prov. 35 — 18
Is. 3733—386
lob 22
Di. Prov. 3 19 -49 (SchlnB er-
ganzt)
Eap. lY. Alttest Fastenlektionen bei den Eopten.
69
Is. 40 1 — 8
lob 23. 24 (Lagarde versehent-
lich: lob 25. 26)
Mi. Exod. 8*0 — 9 *
Is. 4 l 4*-14
loel So — *1
lob 25 . 26
Do. Prov. 4io—
Is. 269^—20
Fr. Deut. 11 29 — 1224
Reg. Ill 17 * — 24
lob 322 — 16
6 . Fastenwoche:
Mo. Prov. 81—11
Is. 44 21 — 28
Di. Prov. 812—21^
Is. 46 1—10
ML Exod. 10 . 11
Is. 45 18 — 25
lob 38 i- 2 i 1
Do. Reg. IV 48 — 25^
Is. 43 10 — 21
Fr. Gen. 22 1— 18 (nur der Anfang ist j
noch Ton alterer Hand) I
Is. 45 11 — 17
Prov. 9 12 — 18 c
lob 36. 37
|7. Fastenwoche:
i Mo. Prov. 10 1 — 16
Is. 48 17 — 49 4
lob 38 1 — 36
Di. Prov. 10 17 — 31
^ Is. 49 6* — 10 *
lob 3837—3930
Mi. Prov. 1032 — 1113*
Is. 58 1 — 11 *
lob 39 31 — 41
Do. Prov. 1113 ®— 26
Is. 65 8 — 16 *
lob 42 1 — 6
Fr. Gen. 49 33 — 50
I Prov. 1127 — 12 11 *
Is. 6610 — 24
lob 42 7 — 17 (obne die im Griech.
fiber den hebr. Text fiber-
schieBenden Verse i7a-e)
; Sa. Gen. 49 1—12
Is. 409—31*
Soph. 3 14 — 19
Zach. 99—15*
Hier enden die "^ottinger Bande; die Karwoche fehlt leider.
Ein koptisches Lektionar fiir die Karwoche liegt in der um
1400 n. Chr. geschriebenen sabidischen Hs. Borgian. copt. 99 (jetzt
in der Vaticana) vor. Eine genane Angabe ihres Inhalts gibt
Zoega, Catalogus codicnm copticorum (1810), S. 189 — 192, vgl. anch
Ciasca, S. Bibliornm fragmenta copto-sahidica 1 (1885), S. XXVI —
XXVm. Leider hat Zoega nicht angegeben, for welche Gottes-
dienste die Lektionen bestimmt sind, nnd bei ihrer groBen Zahl — es
sind mehr als 60 Stucke aus dem A. T. — and dem etwas bunten
Wechsel der alt- nnd nentestamentlichen Lektionen wage ich die
verschiedenen Tage nicht voneinander abzngrenzen. Ich begniige
mich daher mit der FeststeUung, daB das Lektionssystem dieser
Hs. manche Beruhmngen mit dem jemsalemischen zeigt; gleich
die ersten erhaltenen Lektionen — am Anfang sind 20 Blatter
ansgefallen — decken sich fast vollig mit den jemsalemischen Kar-
montagslektionen : Gen. 3$— *4 (der Anfang fehlt). Is 40 1 +. *— 5 .
Prov. li— 9 , vgl. Jerusalem (oben S. 64) Gen. 1 — Spo). Prov. li— .
Is. 40 1 — 8 .
70 A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Eap. V. Beitrage znin Verstandnis der griechischen
Lektionssysteme.
^ 1. Herkunft des in Kap. I nnd 11 vorgefuhrten
Lektionssy steins ans Konstantinopel.
In Kap. in nnd IV kaben wir Lektionssysteme Palastinas
nnd Agyptens kennen gelemt. Zeigen diese anch gewisse Be-
riibrnngen mit dem in Kap. I nnd II vorgefuhrten System, auf
das es nns besonders ankommt, so uberwiegen dock die Unter-
sckiede so sehr, da6 wir zuversicktlich annehmen diirfen, das System
von Kap. I nnd 11 gekore weder Palastina nock Agypten an.
Dagegen weist eine Reihe von Indizien auf Konstantinopel
als die Heimat dieses Systemes kin:
1) Die Hs. 272 ist aus Konstantinopel nach Paris gekommen.
AUzn groBes Gewicht darf man daranf allerdings nicht legen, da
in der Hauptstadt vieles aus den Provinzen znsammengeflossen ist.
2) Die Hs. 273 ist von oder fiir einen ouadapioc xoopaonXdpioc
gesckrieben (s. oben S. 42). Anch dabei denkt man zuerst an
Konstantinopel.
3) Die besonders reichhaltige Hs. 308 zeigt gerade in dem,
was ihr eigentUmlich ist, spezifisck konstantinopolitanische Zuge.
Am 1. Sept, ist unter anderem das Gedachtnis eines groBen Brandes,
der, wahrscheinlich im Jakre 462 (Nilles I, S. 268), in Konstanti-
nopel wiitete. Am 26. Okt. wird eines groBen Erdbebens gedacht,
das im Jakre 740 Konstantinopel heimsuchte ^NiUes I, S. 308), und
am 17. Marz eines anderen Erdbebens, welches auch im konstanti-
nopolitanischen Typikon vorkommt (s. oben S. 49) nnd daker ge-
wiB gleickfalls Konstantinopel angehort. Am 11. Mai werden die
Ysvi^Xia T^<: icdXs(i)i; d. h. Konstantinopels gefeiert. Anch das Pest
des Gregor v. Nazianz, der in Konstantinopel Erzbischof war und
dort besonders verehrt wurde, am 2B. Jan., und nock mehr das
Gedachtnis der Uberfohmng der Beliqnien des Johannes Chryso-
stomns nach Konstantinopel am 27. Jan. (neben dem Ckrysostomns-
tage 13. Nov., der sick anch nur in 808 findet) weisen auf Kon-
stantinopel kin.
4) Das ofters erwahnte, von A. Dmitrievskij, Opisanie litur-
gi6eskich rukopisej 1 (Kiev 1895), S. 1— 1B2 herausgegebene kon-
stantinopolitanische Typikon aus dem IX./X. Jahrh. hat nicht nur
aUe soeben bei 308 genannten Gedachtnistage ‘), sondern, wie ich
dnrch Vergleichung aller fiir die Fastenzeit angegebenen Lektionen
1) Der Anfang des Typikon mit der Uberschrift des 1. Sept, fehlt. Damit
ist auch die iirwahnnng des groBen Brandes ausgefallen. Die ubrigen Gedachtnis-
tage nnden sich bei Dmitrievskij S. 17. 55. 70 f. 45. 46. (23 )
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 1. 2. 71
(Dmitrievskij S. Ill — 133) festgestellt babe, aticb dasselbe Lek-
tions^stem.
Hiernacb kann es keinem Zweifel unterliegen, da6 dies System
um 900 in Konstantinopel herrscbte. Wie weit es damals
scbon auBerhalb der Hauptstadt verbreitet war, kann ich vorlaufig
nicht feststellen. Spater ist es, ebenso wie der Lnciantext des
Psalters und des N. T. (s. meine Sept.-Stnd. 2 [1907], S. 237), in
der ganzen ortbodoxen Kircbe darcbgedrnngen und
noch beutigen Tages maBgebend. Einen lebrreicben Beweis fur
sein allmablicbes Vorwartsdringen liefert das JerusaJemer Typikon
vom J» 1122, aus dem icb in Kap. Ill die alttestamentlichen Lek-
tionen der Karwoche mitgeteilt babe; denn es verbindet die kon-
stantinopolitaniscben Lektionen, die ich auf S. 64 f. dnrch Petit-
satz gekennzeichnet babe, mit den altjerusalemiscben Lektionen^),
setzt aber am Karsamstag, wo sie sieh wegen zu groBer Ahnlicb-
keit (vgl. unten S. 73) nicht miteinander verbinden lieBen, die
konstantinopolitanischen an die Stelle der altjerusalemiscben*).
Demnach werde ich das in Kap. I nnd II vorgefttbrte Lek-
tionssystem kiinftig als das konstantinopolitanische be-
zeichnen. Die Grnndznge des Systems stammen allerdings, wenn
ich recht sehe, nicht aus Konstantinopel, sondern, wiederum wie
der von Konstantinopel aus im ganzen Reiche verbreitete Lucian-
text des Psalters und des N. T., aus Antiocbia. Aber seine jetzige
Ausbildung diirfen wir mit Sicherheit Konstantinopel zuschreiben.
§ 2. Ostervigilie.
Ich beginne nunmehr mit der Besprechung der einzelnen Tage
und Zeiten, welche alttestamentliche Lektionen aufweisen, und
fange mit der Ostervigilie an, wed diese die Hauptkeimzelle ist,
aus der sich die Lektionssysteme entwickelt haben.
aZur altchristlichen Osterfeier“, sagt Ed. Schwartz,
Osterbetrachtungen in der Ztscbr. f. d. neutestam. Wiss. 7 (1906),
S. 16, agehoren drei Dinge: das Fasten vor Ostern, die Vigilie in
der Osternacht und das Brechen des Fastens am SchluB der
VigiLie“. Das Fasten ist ein Zeicben der Trauer, daher bildet
avigdia paschae" den Gegensatz zu „hdaria paschae“ G. Morin,
Anecdota Maredsolana 1 (1893), S. 202 = al^^^^^-tio diei pascbae
resurrectionis“ Migne Patr. lat. 86, Sp. 615/6. Man fastet und
trauert, wie scbon Tertullian sagt, wegen der Fortnahme des
Brautigams (Matth. 9 is und Parallelen) und bereitet sich dadurcb
1) Auch noch andere Lektionen kommen hinzii, z. B. am Earmontag Prov.
120 — 33 und Is. 5 1—7. Uber ihre Herkunft vennag ich nichts zu sagen.
2) Ygl. ferner unten § 6 SchluB.
72
A. Rahlfs, Die altt^tam. Lektionen d. griedL Kirche.
ZQgleich anf das Komm^ des Herm vor. Zn dieser Stimmnng
schienen aittestamentlidie Lektionen besonders gnt zn passen ; denn
im A.T. ist der Herr noch nicbt selbst da, wird abet schon an-
gekiindigt nnd von den Frommen sebnlichst erwartet. Daher finden
wir im jerasalemischen, konstantinopolitanischen nnd ancb in den
abendlandischen Lektionssystemen fiir die Ostervigib'e alttestament-
licbe Lektionen vorgezeicbnet. TJnd hochst charakteristiscb ist es,
dab diese Lektionen nach dem armenischen Lektionar, der ^testen
Qaelle for die jemsalemiscbe Praxis, genan bis Mittemacbt danem
nnd dann dnrch nentestamentliche abgelost werden (s. oben S. 66
Z. 8 ff.). Mit Mittemacbt beginnt bier der Ostersonntag, wie die sich
an die nentestamentlicben Lektionen anschliefiende Darbringnng des
encharistischen Opfers beweist. Die alttestamentlichen Lek-
tionen gehoren also nnr der Zeit an, wo man das Heil
erwartet; sobald es da ist, tritt das Nene Testament an die
Stelle des Alten^).
Die Vigilie fand nicbt nberall zn derselben Zeit statt, danerte
aber iiberaU sebr lange , z. B. in Jernsalem vom Anbrncb des
Abends bis Mittemacbt (s. oben S. 66). Infolgedessen mnfite Tnn.n
ancb viele Lektionen haben, nnd so ist es gewifi kein Znfall, wenn
Cyprian gerade in der Ostervigilie neben dem angestellten Lektor
noch eine anfierordentliche Hiilfskraft beranzog^). Darans erklart
es sicb, da6 die Ostervigil sowobl in Jernsalem als in Konstan-
tinopel die groBte Zabl alt testamentlicber Lektionen
anfweist, die an jedem der beiden Orte iiberhaupt an irgend ftinam
Tage vorkommt. Im altjernsalemischen System sind es zwolf, nnd
dieselbe Zabl kehrt in dem von G. Morin beransgegebenen Liber
comicns (Anecdota Maredsolana 1 [1893], S. 171—201) nnd anderen
lateiniscben Lektionaren wieder, was anf sebr alte Uberlieferung
scblieSen la6t. Im konstantinopolitanischen System ist die ZaM
anf secbzebn gesteigert; davon kommen aUerdings nnr fnnfzehn
anf die eigentlicbe Vigil, wahrend eine (Ez. 37i_u) dem Morgen
des Karsamstags zugewiesen ist, aber diese ist gewifi erst nach-
traglich anf den Morgen verlegt, da sie, wie wir gleich sehen
werden, in Jernsalem nnd im Abendlande in der Vigil gelesen wird.
Aber nicbt nnr die Menge, sondern zn einem guten Teil ancb
die Wahl der Lektionen gebt anf sebr alte Uberliefernng
of a**' in der syrischen Didascalia ed.
Lag^de c. 21 (S. 93 Z. 7) stehen ,die Lesungen der Propheten", d h des A T
If es folgen noch die „Psalmen“, nnd die Ausdrucks-
weise ist so unbestimmt, daB man nicht sicher anf die Reihenfolge schlieBen kann.
Kap. V. Beitr&ge zum Verstandnis der giiech. Lektionssysteme. § 2. 73
znriick. < Benn anch darin stimmen Jerosalem, Eonstantinopel and
das Abendland in einem sonst onerklarlichen Made iiberem. Nach
L. Dachesne, Origines du cnlte chr^tien, 4. M. (1908), S. 316 haben
alle lateinischen Riten mit nur geringen lokalen Differenzen fol-
gende Lektionen in der Ostervigilie : 1) la Creation, 2) le Deluge,
3) la Tentation d’Abraham, 4) le Passage de la mer Rouge, 5) la
Vision d’Ez^chiel, 6) I’histoire de Jonas, 7) celle de la statne.de
Nabuchodonosor, 8) qnelques passages des prophetes, conune celui
ou Isai'e predit le bapteme et chante la vigne du Seigneur, 9) le
Testament de Moi'se, 10) I’lnstitution de la Paque. Die meisten
dieser Stucke kehren in Jerusalem und Eonstantinopel wieder, nur
ist in Eonstantinopel, wie scbon bemerkt, eins auf den Morgen
des Earsamstags verlegt. Es entsprechen sich
Duchesne Jerusalem Eonstantinopel
Nr. 1^) Nr. 1 (Gen. 1 — 3) sair. a' (Gen. Ii-5(i3))
„ 3 „ 2 (Gen. 22i— is) „ t' (Gen. 22i— is)
n 4 n 5 (Exod. 1424 — 15 2 i) n z' (Exod. 13 20 — 15i(i9))
„ 5 » 11 (Ez. 37i— 14 ) irpwt (Ez. 37i— 14 )
„ 6 „ 4 (Ion.) sox. S' (Ion.)
„ 7 „ 12 (Dan. 3i— so) „ ts' (Dan. 3i— 51 )
„ 10 „ 3 (Exod. 12 1-24) „ 7 ' (Exod. 12i_u).
Nur in der Abgrenzung der Lektionen differieren Jerusalem und
Eonstantinopel in einigen Fallen ; dock bestehen zwei dieser Diffe-
renzen (bei Exod. 15 und Dan. 3) lediglich darin, dafi bei den
jerusalemischen Lektionen die ihnen folgenden Oden hinzugerechnet
sind, bei den konstantinopolitanischen dagegen nicht (s. oben S. 41 ;
vgl. auch S. 56 Z. 1 — 5). — IFnbestimmt spricht Duchesne Nr. 8 von
„quelques passages des prophetes". Die beiden Beispiele, die er
anfiihrt, kommen in Jerusalem und Eonstantinopel nicht vor, aber
beide Orte stimmen in zwei anderen Prophetenlektionen uberein:
Jerusalem Eonstantinopel
Nr. 6 (Is. 60 1 — 13 ) iox. p' (Is. 6 O 1 — lo)
„ 9 (ler. 3831 — 34 ) j, 18 ' (ler. 8831 — 34 ).
Die Griinde fiir die Wahl der iiberall wiederkeh-
renden Lektionen sind durchweg leicht zu erkennen. Die
Schopfung, z. T. mit dem Sundenfall verbunden, ist das Gegenstiick
und die Voraussetzung der Erlosung. Die Opferung Isaaks ist
ein Typus der Opferung des eingebornen Sohnes ®). Der Durchzug
1) Im Liber comicus (Morin, Anecd. Mareds. 1, S. 171 — 176) Gen. 1 — 3, auf
zwei Lektionen verteilt; im Misssie mixtum bei Migne Patr. lat. 85, Sp. 446-^48
nur Gen. li — 2 3.
2) Vgl. die unten in § 9 angefuhrte Stelle aus Pseudo-Augustin.
74
A. Bahlfs, Die aJttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
dnrcbs Rote Meer ist ein Typns der Taufe, die nach E^gemein
altchristlicher Praxis gerade in der Ostervigilie besonders gem
den Bewerbern erteBt wurde. Die Vision Ezechiels von den wieder-
erwecbten Totengebeinen nnd die Geschichte des Jonas, deren Vor-
lesung in der Karwocbe schon Ambrosins in seinem 20. Briefe vom
Jahre 385 bezengt’), sind Weissagnng nnd Typns der Auferstehnng.
Die Geschichte von der BBdsanle Nebnkadnezars zeigt die wonder-
bare Rettung der Prommen, die den heidnischen Gotzendienst nicht
mitmachen, aus dem Rachen des Todes; sie soil die Tauflinge znr
Trene im Glanben mabnen. Endlich das Pascba ist ja das alt-
testamentliche Vorbild von Ostem.
Anch die nnr Jerusalem nnd Konstantinopel gemeinsamen Lek-
tionen erklaren sich leicht. Is. 60 beginnt mit ywriCoo 'foittCoa,
dabei dachte man wohl vor allem an die Tanfe, den ymitajid?.
ler. 3831—34 schUdert den nenen Bond and eignete sich daher
gleicbfalls fnr die Tauflinge, welche in den neuen Bund eintraten.
Ebenso wiirde es nicht schwer fallen, die Beziehungen der
Sonderlektionen der einzelnen Riten zu dem Auferstehungs- nnd
Tanffeste aufzuzeigen. Doch will ich mich dabei nicht aufhalten,
sondern nur noch darauf anfmerksam machen, dafi Konstantinopel
zu der Lektion ans Is. 60, die ihm mit Jernsalem gemein ist, noch
drei Lektionen ans Is. 61 — 64 hinzngefugt hat.
§ 3. Andere Vigilien.
Der uralten Ostervigilie sind spater andere Vigilien nachge-
bildet. Die Einfiihmng der Vigil bedeutete stets eine Anszeich-
nung des betreffenden Festes ; es bekam dadurch eine Stellung, die
sich der des hochsten Festes mehr oder weniger naherte.
Im jernsalemischen Lektionssystem, wie es uns im
altarmenischen Lektionar vorliegt, finden wir diese Auszeichnnng
nur beim Epiphaniasfeste, wiedemm ein Beweis fiir das hohe Alter
dieses Systems. Wahrend aber Ostem zwolf alttestamentliche
Lektionen hat, hat Epiphanias nur elf; dadurch wird es als nicht
ganz auf gleicber Hohe mitOstern stehend charakterisiert. Sehr deut-
lich verrat sich die jerusalemische Epiphaniasvigil als Nachbildung
der Ostervigil: sie hat am Anfang nnd SchluB dieselben Lektionen
wie die Ostervigil, Gen. 1— 3(20) nnd Dan. 3 1—90, nnd anch in der
^ Maur. 2 (1690), Sp. 858: Sequent! die lectus est de
more bber lonae. Gemeint 1 st der Karfreitag, s. G. Rauschen Jahrbucher der
chnstlichen Kirche unter dem Kaiser Theodosius d. Gr. (1897), S. 488 f
Kap. V. Beitrage znm Verstandnis der giiech. Lektionssysteme. § 2. 3 . 75
Mitte stimmt sie mit der Ostervigil in Exod. 1424—15*1 iiberein.
Epipbanias ist wie Ostern ein altes Tanffest, daber konnte man
gewisse Lebtionen einfach von Ostern anf Epipbanias iibertragen.
Dagegen fehlen bei Epipbanias natnrgemab die Texte, welcbe sich
anf die Opferung des eingebornen Sobnes nnd die Anferstebung
bezieben, nnd es treten dafur Texte ein, welcbe die Erscheinung
des Messias ankiindigen.
In der jiingeren Ausgestaltnng des jerusalemischen Systems,
wie wir sie im syropalastinischen Lektionar finden, sind znr Epi-
phaniasvigil noch die Vigilien vor Weibnacbten nnd den „Kalendae“
hinzngekommen ; s. oben S. 62, wo bereits gezeigt ist, dafi beide
jungere Znsatze sind. Die Weihnacbtsvigil erscheint bier als eine
rndimentare Nacbbildung der Oster- nnd Epipbanias vigil ; die ein-
zige Lektion, die fiir sie angegeben wird, ist wiedemm Gen. 1 — 3.
Die Vigil der Kalendae lehnt sich an die Epiphaniasvigil an : eine
Lektion, welcbe das altarmenische Lektionar in der Epipbanias-
vigil hat, Is. 354—8, ist im syropalastinischen Lektionar etwas
verlangert als Is. 35i— lo anf die Vigil der Kalendae iibertragen, nnd
es sind drei andere Is.-Lektionenhinzngefiigt (darnnter Is. 40i— s ans
demselben Kapitel wie die Epiphaniaslektion Is. 40io— 17 im alt-
armenischen Lektionar). — Sonst ist nocb bemerkenswert, da6 das
Bnch lonas nach dem syropalastinischen Lektionar nicbt nur in
der Ostervigil, sondem anch in der Epiphaniasvigil gelesen wird.
Ancb das mnfi jnng sein, da die Geschicbte des Jonas wohl fiir
Ostern, aber nicbt fiir Epipbanias typische Bedentnng bat. Es
zeigt aber wieder, wie die Lektionen von der Ostervigil anf andere
Vigilien iibertragen sind.
Im koptischen Lektionssystem hat der Samstag vor
Palmamm alttestamentliche Lektionen. Sie werden jetzt wie fast
aUe koptischen Lektionen morgens gelesen (s. oben S. 68), aber
dies mnfi seknndar sein. Urspriinglich sind sie zweifeUos fiir die
Vigilie des Palmsonntags bestimmt gewesen. Denn sie gehoren
nicbt in die Eeibe der iibrigen Fastenlektionen, da die Samstage
bei den Kopten sonst ebensowenig alttestamentliche Lektionen haben
wie in Jernsalem nnd Konstantinopel. Anch finden wir drei von
den vier Lektionen in Konstantinopel als Vorabendlektionen wieder:
Gen. 49 1—12 (in Konstantinopel nnr 49 1-,-*. 8—12). Soph. Su— 19.
Zacb. 99—15^. Das Vorhandensein der Palmarnmvigil im koptischen
System beweist, dafi das Vigilwesen in ihm erheblich weiter ans-
gebildet war als im jemsalemischen. Wie weit diese Ansbildung
ging, lafit sich vorlanfig nicbt sagen, da die QueUen der koptischen
Litnrgie noch zn wenig aosgescbopft sind. Doch lehrt nns K W.
76
A. Bahifs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Lane, Account of the manners and customs of the modem Egyp-
tians 2 (1836), S. 324, dad dem Weihnachts-, Epiphanias- und Oster-
feste noch nenerdings eine nachtliche Feier in alter Weise voranf-
ging: „the church-prayers are performed at night: that is, in the
night preceding the day of festival".
Im konstantinopolitanischen Lektionssystem ist
das Vigilwesen sehr ansgebildet. Weihnachten, Epiphanias, Himmel-
fahrt, der Sonntag vor Pfingsten, der Pfingstsonntag und der
Sonntag nach Pfingsten, sowie eine Eeihe unbewegUcher Feste
(1. 8 ., 13. und 14. Sept., 25. Marz, 6 . Aug., auch der 29. Juni, der
jedoch neutestamentliche Lektionen hat, vgl. oben S. 31) haben in
alien benntzten Hss. ihre VigUien, und dazu kommen in den ein-
zelnen Hss. noch weitere Festtage hinzn, besonders viele in 308 ').
Enter alien Vigdien ragen aber die vor Weihnachten und Epi-
phanias weit hervor. Denn wahrend die iibrigen nur mit drei
alttestamentlichen Lektionen ansgestattet sind, hat Weihnachten
acht und das altere und hohere Epiphaniasfest sogar sechzehn
alttestamentliche Lektionen, also ebenso viele wie Ostern (s. oben
S. 72). Dadurch ist Epiphanias mit Ostem, hinter dem es im
jernsalemischen System um eine Lektion znriickblieb, anf voUig
gleiche Stufe gestellt, wahrend Weihnachten nur halb so hoch
stebt.
Hinsichtlich der Wahl der Lektionen konnen wir beim kon-
stantinopolitanischen System ahnliche Beobachtungen machen wie
beim jernsalemischen. Zwei von den drei Lektionen , welche die
jerusalemiscbe Epiphaniasvigil aus der Ostervigil iibernommen
hatte, sind auch in der konstantinopolitanischen Epiphanias-
vigil, nur etwas modifiziert, aus der Ostervigil ubemommen:
Jerusalem Eonstantinopel
Ostern Gen. 1 — 3 Gen. 1 1 — 5 ( 13 )
Exod. 1434 — 1521 Exod. 13 20 — 15i(i9)
Epiphanias Gen. 1—3 < 20 ) Gen. li— is
Exod. 1424 — 1521 Exod. 14i 5 — is. 21 — 23 . 27 — 29 ' (dann
als nachste Lektion Exod.
1522— 16l‘).
1) Ubrigens ist zu bemerken, daB die Vigil dabei in der Regel zu einer
kiirzeren Vorfeier am vorhergebenden Abend znsammengeschrumpft ist. In den
Menaen ist das Prinzip der abendlkhen Vorfeier so ausgebaut, daB jeder Tag mit
dem Abend beginnt. Im letzten Grunde stammt dieser Beginn des Festtages mit
dem vorhergebenden Abend naturlich von den Juden und aus dem A T (Gen.
l5. 8 etc ). Vgl. auch Didascalia syr. ed Lagarde c. 21 SchluB (S 95 Z 12f)
wo als Gmndsatz ausgesprochen wird, daB die dem Sonntag vorangehende Nacht
znm Sonntag gehort. Bei den Wochentagen der Fastenzeit kommt dagegen
rpoji vor eauipa;.
Kap. V. Beitr^e znm Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 3. 77
Ein Znfall isi hier am so sicherer aosgescMossen, als die jera-
salemische and die konstantinopolitanische Epiphamasvigii sonst
sehr verschieden sind (nor in Is. 35 [4-3] stimmen sie noch iiberem).
Aach im ubrigen erweist sicb die konstantinopolitanische Epipbanias-
vigU als Nachbildong der konstantinopolitanischen Ostervigil: die
OstervigU hat zwei Geschichten von Totenerwecknngen aos dem
Leben der Propheten Elia and Elisa, die Epiphaniasvigil vier
andere Geschichten aas dem Leben derselben Propheten ; die Oster-
vigil hat vier Is.-Lektionen, die Epiphaniasvigil fiinf.
Weilmachten ist ein jangerer Doppelganger von Epiphanias.
Das zeigt sich aach in den konstantinopolitanischen Lektionen der
Weihnachtsvigil. Die erste Lektion ist za W eihnachten genaa
dieselbe wie za Epiphanias (Gen. li— is), also aach fast dieselbe
wie za Ostem (Gen. 1 1—5(13)); vgl. das jiingere jerasalemische
System, nach welchem gleichfalls in alien drei Vigilien der Anfang
der Gen. (1 — 3) gelesen wird. Vier andere Lektionen der konstan-
tinopolitanischen Weihnachtsvigil (Mich, ds— 7 + 02— 4. Is. 11 1—10.
Is. 96—7. Is. 7 io— 4. 8 *— 10) werden in Jemsalem ganz ahn-
lich (Is. 7 io— 18. Mich. 52 — 8 . Is. 95—7. Is. 11 1—9) in der Epiphanias-
vigil gelesen.
Anf eine Besprechang der ubrigen Vigilien verzichte ich
aas den oben S. 29 angegebenen Grunden. Nar daraof mochte ich
hinweisen, dafi man fiir das VerstSndnis der Lektionen, deren Be-
ziehnng zom AnlaB der Feier nicht iiberall sofort dorchsichtig ist,
besonders die Gesange der betreffenden Tage mit Natzen heran-
zieht*), and da6 wir es bei gewissen Lektionen, die an verschie-
denen Tagen in derselben Weise wiederkehren, mit dem zu ton
haben, was die Lateiner als „commane sanctorum" bezeichnen ^).
1) Vgl. auch Dimitrij Sokolow, Darstellong des Gottesdienstes der orthodox-
katholischen Kirche des Morgenlandes , ubersetzt von G. Morosow (Berlin 1893),
S. 78. 80. 82. 87. 89. 93.
2) In den Lektionaren hat der 16. JuD, der Tag der Vater des 4. KonzUs,
dieselben Lektionen wie der Sonntag vor Pfingsten, der Tag der Vater des
1. Eonzils (s. oben S. 44. 51); dieselben Lektionen sind in den Menaen aufierdem
anf den 11. Okt., den Tag der Vater des 7. Eonzils, der im Lektionar andere
Lektionen bat (S. 47. 57), und anf den im Lektionar ganz feblenden Sonntag vor
Weibnachten, den Tag aller alttestamentlichen Vater (S. 54), iibertragen. Nur in
den Menaen (s. oben S. 57 f.) kommen vor die Lektionen fur berubmte Asketen
(5. Dez., 11., 17. und 20. Jan.) und die Lektionen fur grofie Martyrer (23. April,
27. Juli).
78
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
§4. Fastenzeit. Besclirankung der alttestamentlichen
Lektionen auf die Wochentage von Montag bis Freitag.
Von den nachtlicben Feiem, den Vigilien, gehen wir jetzt zu
den am Tage stattfindenden Gottesdiensten iiber. Sie haben alt-
testamentliche Lektionen vor allem in der Fastenzeit.
Die Fastenzeit hat sich erst im Lanf der Geschichte ans
kleinen Anfangen zn ihrer jetzigen Lange entwickelt. IJrspriing-
lich fastete man nur 1 — 2 Tage vor Ostern, aber um die Mitte
des in. Jahrhunderts finden wir das Fasten in Agypten (Dionysius
V. Alexandria) nnd Syrien (Didascalia) auf die ganze Karwoche
ausgedehnt, und nm 300 n. Chr. mn£ die secbswochige Quadra-
gesima entstanden sein, die im 5. Kanon des Konzils von Nicaea
(325 n. Chr.) zum erstenmal, aber scbon als bekannte Einrichtnng
erwahnt wird nnd sich dann sebr schnell im ganzen Morgen- nnd
Abendlande ^) eingeburgert hat, s. besonders F. X. Funk, Die Ent-
wickelung des Osterfastens : Theol. Qnartalschr. 75 (1893), S. 179
— 225, erweiterter Abdrnck in Funks „Kirchengeschichtlichen Ab-
handlnngen und Untersuchungen“ 1. Bd. (1897), S. 241 — 278.
Wie die Ostervigil im kleinen, so ist die Fastenzeit im grofien
eine Zeit, in der man unter Fasten und Trauem auf das Kommen
des Herm harrt und sich darauf vorbereitet^). Daher eigneten
sich fur die Fastenzeit wie fur die Ostervigil (s. oben S. 71 f.) alt-
testamentliche Lektionen. Und auch hier kann man wieder einen
EinfluB der Ostervigil auf die Gestaltung der jungeren Gottes-
dienste beobachten: der Anfang der Gen., der die Ostervigil ein-
leitet, ist nicht nur auf die Epiphanias- und Weihnachtsvigii iiber-
tragen, sondem auBerdem in Jerusalem auf den ersten Tag der
Karwoche, in Konstantinopel auf den ersten Tag der Quadragesima
(Weiteres unten in § 10).
Aber nicht alle Tage der Fastenzeit haben alttestamentliche
Lektionen, sondem nur die Wochentage von Montag bis
1) Funk S. 260 findet es, obwohl nicht sicher fiir spatere Ebfuhrune der
Quadragesima im Abendlande beweisend, so dock „immerhin bemerkenswert“ dafl
die altesten Zeugnisse fiir die Quadragesima samtlich der griechischen Kirch’e an-
gehoren, und da6 sie in der lateiniscben Kirche erst von Ambrosius erwahnt wird.
Aber wenn Athanasius, wie Funk selbst S. 264 bemerkt, im Jahre 340 eerade
von Rom aus den Bischof Serapion von Thmuis bittet, fur Einburgerung der
Quadragesima in Agypten Sorge zu tragen, „damit nicht, wenn alle Welt fee-
nauer: die ganze oiiouft^vrj] fastet, wir allein, die wir in Agypten leben weeen
Nichtfastens verspottet werden“, so folgt daraus doch, dad die Quadragesima sich
schon damals in Rom fest eingeburgert hatte. “
„ . 2) Vgl. Eusebius de solemnitote paschali c. 4: vrir libemehmen die vierzig-
St. ivtxa. Derselbe Gedanke kehrt bei anderen Schrift-
stellem haung wieder, z. B. Chrysostomus ed. Montf. I 611 C/D.
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis dcr griech. Lektionssysteme. § 4. 79
Freitag. Znr Erklartmg dieser Erscheinnng gehen wir am besten
von einer Stelle des Johannes Cassianns aus. Cassian erzahlt
in seinen Institnta 11 6 (nm 425 n. Chr.), da6 die agyptischen
Monche in ihren taglichen Abend- und Nachtgottesdiensten mit
dem Psalmengesang jedesmal zwei Lektionen („lectiones geminas")
verbanden, „id est nnam veteris et aliam novi testamenti ... in
die vero sabbati veP) dominico ntrasque de novo recitant testa-
mento, id est nnam de apostolo vel actibns apostolorom et aliam
de evangeliis. quod etiam totis Qoinqnagesimae diebns faciunt hi,
qnibns lectio curae est sen memoria scriptararnm“. Charakteristisch
ist hier, daB die Samstage, die Sonntage and die Qainqnagesima
= KsvnjxooTT], d. h. der BOtagige Zeitranm von Ostem bis Pfingsten,
die gleiche Sonderstellung einnehmen. Der Sonntag nnd die
Pentekoste sind die alten Fest- nnd Frendenzeiten der christ-
lichen Kirche. Nicht nnr das Fasten war am Sonntag nnd in der
Pentekoste verboten, sondem auch das Knien beim Gebet. „Denn
wie an jedem Sonntag, so weilt in dieser ganzen Zeit [der Pente-
koste] der Herr bei der Christengemeinde, nnd die Geberde der
Knechtschaft schickt sich nicht, wenn der siegreiche Messias nnter
den Seinen ist“*). Mit dem Sonntag ist aber seit dem IV. Jahr-
hnndert im Orient der Sam stag anf wesentlich gleiche Stnfe ge-
stellt, 8. besonders Th. Zahn, Skizzen ans dem Leben der Alten
Kirche (1894), S. 326 — 328; daher darf man im Orient anch am
^mstag nicht fasten: Constit. apost. YIII 47 (= Canones apost.)
Nr. 64 El tt? *X7]ptx6? sops^^ rijv xopiaxijv i^p.^pav rb odppatov
nXT]v too (l(5voo (d. h. des Karsamstags, bei dem man das nralte
Fasten nachtraglich nicht mehr abschafifen konnte) vtjotsowv, xadat-
peiodto* Idv 8e Xaixd?, ayopiC^o^o). Hierans erklart es sich, daB die
agyptischen Monche am Samstag, Sonntag nnd in der Pentekoste
nnr Nenes Testament lasen: an den Tagen, wo der Herr selbst
zngegen war, wollten sie auch nnr ihn nnd seine Jiinger horen.
Wir haben hier eine genaue ParaUele zu der Praxis der Oster-
nacht, in der man mit Anbruch des Sonntags vom Alten znm Neuen
Testament iiberging (s. oben S. 72).
Wie im ganzen Jahre, so nahmen nnn anch in der Fasten-
zeit die Samstage nnd Sonntage ihre Sonderstellung
ein. An den Wochentagen von Montag bis Freitag fastete man
1) vel hat hier, wie oft bei Cassian (s. den Index der Wiener Ausgabe), den
Sinn von et. Vgl. auch Cassian, Conlatio XXI 24 die dominico sabbatoque.
2) E. Schwartz, Osterbetrachtungen ; Ztschr. f. d. neutest. Wiss. 7 (1906),
S. 19. Vgl. auch H. Achelis, Das Christentnm in den ersten drei Jahrhunderten
Bd. 1 (1912), S. 116 Anm. 10 und S. 118 Anm. 6; Bd. 2 (1912), S. 70.
80
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
streog, indem man sich aller Speise bis ziim Nadhmittag oder Abend
enthielt; die Samstage nnd Sonntage aber waxen Tage der Er-
bolang^), an denen man sich nnr des Fleiscbes and der tierischen
Prodokte enthielt^), sonst aber nach Belieben essen dnrfte®). An
den Wochentagen fand nnr eine Halbmesse, die Xettoopifta t6v nponj-
7 iao|ievcev missa praesanctificatorum , statt; an den Samstagen and
Sonntagen dagegen warde erne VoUmesse^) gebalten. Doch dies er-
fordert einige Worte der Erlaaterong. Das hi. Abendmahl, welches
nrsprunglich der Sonntagsfeier vorbehalten war (Didache c. . 14),
warde spater, wenigstens prinzipiell, tagUch gefeiert, vgl. z. B.
Leo Allatios, De Ubris ecclesiasticis Graecorum (1645), S. 23: es
wird ^quotidie indigentibas et petentibns“ erteilt. Eine gewisse
Ausnahme bildete jedoch die Fastenzeit. Das Abendmahl, in
welchem man der Gegenwart des Herm unmittelbar gewifi warde,
gait stets als Freudenfeier and vertrng sich nicht mit Fasten and
Traaer, weshalb man ja anch am Sonntag, dem orspriinglichen
Abendmahlstage, nicht fasten darfte. Daher bestimmte schon der
49. Eanon der Sjmode von Laodicea (um 360 n. Chr.), da6 man
wabrend der Quadragesima das Brot nicht opfern durfe aofier am
Samstag and Sonntag (vgl. Hefele, Conciliengeschichte * 1 [1873],
S. 772). Spater aber schaf man, urn auch in dieser Zeit den tag-
lichen Genad des hi. Abendmahles zu ermoglichen, die Missa
praesanctificatoram, jene eigentiimliche Halbmesse, in der
1) dveGK Chrysostomus in Gen. hom. 11 (Montf. IV 82 C, 84 C), dva-auatt in
dem unten in § 8 zitierten zweiten Severusfragment.
2) Trullanum (692 n. Chr.) can. 56 (Mansi 11 [1765], 8p. 969).
3) H. Achelis hat in seinem fiber das ^Fasten in der Kirche“ im groBen
und ganzen sehr gut orientierenden Artikel in der Realencykl. f. prot. Theol. u.
Kirche* 5 (1898), S. 775 Z. 36 — 38 aus den Fest-Briefen des HI. Athanasius
fibers, von F. Larsow (18.52), S. 94 geschlossen, daB in Agypten zur Zeit des
Athanasius „in den sechs Wochen auch Sonnabend und Sonntag gefastet wurde,
nut Ausnahme des Sonntags Palmarum". Aber eine solcbe, allem sonst Bekannten
direkt ins Gesicht schlagende Praxis hat es nie gegeben. Die Athanasiusstelle
lautet in The festal letters of Athanasius ed. by W. Cureton (1848), Nachtrag
S. o Z. 15—18 : po . towpDjs J-v; OMf^ fcoop 'hooj
pp) (siio . j~j lAvSi 0)3 bjj . )x>jX. Larsow uber-
setzt: „Wir beginnen also das vierzigtagige Fasten zu Anfang des Monats Pha-
menoth, und indem wir es bis znm 5. Pharmuthi ausdehnen, mogen wir an ihm
Erholung finden von den vorhergehenden Sonntagen nnd Sonnabenden**. Das ist
naturlich Unsinn. Wenn Athanasius gemeint hatte, daB man sich am 5. Phar-
muthi, dem Palmsonntag, von der vorhergehenden Fastenzeit erholen solite, so
hatte er nicht ^^cn den vorhergehenden Sonntagen und Sonnabenden“ sagen
mussen, sondem „von der ganzen vorhergehenden Zeit“. Richtig ubersetzt heiBt
die zweite Halfte; „indem wir es bis zum 5. Pharmuthi ausdehnen, wobei wir die
Ruhepausen der Sonntage und der diesen vorangehenden Sonnabende haben“.
hrei, aber sachhch richtig ist die Ubersetzung bei Mai, Nova patmm bibUothcca
6 (1853), pars I, S. 71 ; „cum dominicarum et praecedentium sabbatomm vacatione".
mtt
Kap. V. Beitrage zum Yerstandnis der griech. Lektionssysteme. § 4. 5. 81
man nicht, was sonst doch die Hanptsache bei jeder Messe ist,
jjdas Brot opferte*, wohl aber kommnnizierte und dabei Abend-
mahls-Memente verwendete, die schon am vorhergehenden Sonntag
geweiht waren. Diese Missa praesanctificatoram fand entsprechend
dem 52. Kanon des TroUanum (692 n. Chr.) nur an den Wochen-
tagen der Quadragesima statt^); die Samstage und Sonntage waren
ancb in dieser Zeit Fest- nnd Frendentage mit vollstandigen Med-
feiem. Hiermit bangt es anch znsammen, da6 man nach dem 51.
Ea^on der bereits erwahnten Synode von Laodicea die Gebnrts-
tage der M^yrer in der Quadragesima nur am Samstag und
Sonntag feiern soli ; nur an diesen beiden Tagen fand voUstandiger
und feierlicher Gottesdienst statt.
Aus aUedem erklart sich ohne weiteres, weshalb in alien drei
Lektionssystemen blofi die Wochentage der Fastenzeit von Montag
bis Freitag mit alttestamentlichen Lektionen ansgestattet sind, die
Samstage und Sonntage dagegen nur neutestamentliche Lektionen
haben.
§ 5. Das jerusalemische Lektionssystem der Fasten-
zeit und die ihm zugrunde liegende Fastenpraxis.
Die Fastenzeit des jerusalemischen Lektionars bestebt aus
der 6 wochigen Quadragesima und derKarwoche. Beide
werden aufs deutlichste voneinander gescbieden. Die 6 Wochen
der Quadragesima werden im altarmeniscben Texte durchgezahlt :
„In the holy quadragesima, in the first week“, „In the second
week of quadragesima" u. s. w. bis „The sixth week of quadra-
gesima". Hinter dem Freitag der 6. Woche und nur hier steht
danu eine Unterschrift: „Here ends the canon. Of the sixth week
of quadragesima" *). Die Karwoche wird nicht znr Quadragesima
gerechnet, sondem als das Paschafasten („the fast of Zatik") be-
zeicbnet; vgl. Constit. apost. V 13 vijorsia too icaoxa.
1) Genauer gesagt, wird die Missa praesanctificatorum nach orthodoxem
Bitns gehalten 1) am Mittwoch und Freitag der Butterwoche, 2) an alien eigent-
lichen Wochentagen der 6 wochigen Quadragesima auBer Mariae Verkiindigung,
3) am Earfreitag; s. Symeon Thessalonicensis, Besponsa ad Gabrielem Pentapofi-
tanum, Quaestio 56 (Migne Patr. gr. 155, Sp. 904 D) : die Missa praesanctificato-
rum wird anfier in der Quadragesima nur gehalten xoxa ttjv xE'radSa te xa'i Trapa-
axEui]v T^S TiMO^ctyou XeyopL^vTjs *al xati ttjv pEyotXijv irapasxeurjv. In Bom fand sie
nach Funk, Eirchengeschichtl. Abhandl. u. Unters. 1 (1897), S. 277 iiberhaupt nur
am Earfreitag statt.
2) Wahrend die Samstage und Sonntage im altarmeniscben Lektionar ge-
wbhnlich fehlen, folgt hier der Samstag. Daher kann man ganz sicher sagen, dafi
der Freitag als letzter Tag der Quadragesima gerechnet ist, und der Samstag, der
ja anch kein eigentlicher Fasttag ist, nicht mehr dazn gehort. Somit umfafit die
Quadragesima vom Montag der 1. Woche bis zum Freitag der 6. Woche genan
40 Tage. Vgl. unten S. 95 f.
Kgl. Om. d. Wio. Naduiehten. PhiL-liut Slasee. 1915. Heft 1.
6
32 Bahlfs, Die altteetam. Lektionen d. griech. Kirche.
Die zweite Woche der Quadragesima nnd die Kar-
woche haben an alien Wochentagen von Montag bis
Freitag Gottesdienste, die iibrigen Wocben nur am
Mittwocb und Freitag.
Die Anszeichnung der Karwocbe ist obne weiteres verstaud-
Ucb. Die Anszeicbnnng der zweiten Woche der Quadra-
gesima bat A. Baumstark im Oriens Christianus N. S. 1 (1911),
S. 68 ansprecbend aus einer im Laufe der Zeit eingetretenen Ande-
rung der jemsalemischen Fastenpraxis erklart. Die verschiedenen
Provinzen unterschieden sich in ibrer Fastenpraxis dadurch, dafi
die einen die um 300 n. Chr. aufgekommene 6w6chige Quadra-
gesima zu der schon vorher gefeierten Karwocbe hinznfiigten tmd
im ganzen 7 Wocben fasteten, wahrend die anderen die Karwocbe
in die Quadragesima einrechneten und im ganzen 6 Wocben fasteten.
Jene Praxis herrscbte in Antiochia, Konstantinopel und den von
ibnen abhangigen Gegenden, diese im Occident und den west-
licheren Provinzen des Orients, Illyrien, Griechenland und Agypten.
Das zwischen Antiochia und Agypten in der Mitte liegende Pala-
stina hat in seiner Praxis geschwankt: 6-, 7- und sogar 8w6chiges
Fasten ist uns fiir Palastina bezeugt, s. Baumstark S. 53 — 55.
Daher vermutet Baumstark S. 68 sehr glucklicb, da6 die Aus-
zeichnung der 2. Woche der Quadragesima aus einer Zeit bei-
bebalten sei, in der das Fasten insgesamt nur 6 Wocben dauerte,
jene Woche also die 1. Woche der Quadragesima war.
Die Wahl der Mitt woche und Freitage fiir die Gottes-
dienste der iibrigen Wocben der Quadragesima erklart sick daraus,
da6 diese beiden Tage die uralten, schon in der Didacbe c. 8 vor-
kommenden, aUwocbentlicben Fasten- oder Stationstage und damit
zugleicb diejenigen Tage waren, an denen am haufigsten Wochen-
gottesdieuste gehedten wurden, vgl. z. B. Epipbanius de fide c. 22
(Dindorf 3, S. 583) : Sovd^stc Se lxiteXo6[j.evai sloiv am xm
dwoatilwv tsTpASi (Mittwocb) xai jrpooappdtij) (Freitag) xal xoptax^,
TSTpdSt 81 xal Iv xpooappdxcj) iv vTfjoreic} lax; wpac IvdtTjc xtX.
Beachtenswert istferner dieZabl der Lektionen. In den
Wocben, in welchen sich die Gottesdienste auf Mittwocb und
Freitag beschranken, hat der Mittwocb 2, der Freitag 3 Lektionen.
In der zweiten Woche der Quadragesima und an den drei ersten
Tagen der Karwocbe dagegen hat jeder Gottesdienst 3 Lektionen.
Auch das bedeutet eine Anszeichnung dieser beiden Wocben. Wenn
sodann der Griindonnerstag mit nur 2 alttestamentlichen Lektionen
bedacht ist, so wird das dadurch ausgeglichen, dafi er als der
der Stiftung des hi. Abendmabls daneben mehrere neutestament-
Kap. y. Beitr^ zam Yerst&odius der griech. Lektionssysterae. § 5. gg
liche Lektionen bekommen hat^). Der Karfreiiag aber wird
wiedemm dnrch seine 8 alttestamentUchen Lektionen Tor den
fibrigen Tagen der Karwoche aosgezeicbnet.
Fiir die Wahl des Lesestoffs gelten folgende itegeln:
1 ) In der Quadragesima wird am Mittwoch stets Exod. und
loel gelesen, am Freitag stets Dent., lob und Is. ; nur tritt in der
letzten Woche Zach. fiir loel ein, da dieser schon in der vor-
letzten Woche zu Ende gelesen ist. In der 2. Woche, wo anch
der Mittwoch 3 Lektionen hat, kommt als dritte ein Stuck aus
Mich, hinzu.
2 ) Am Montag, Dienstag nnd Donnerstag der 2 . Woche der
Quadragesima werden Reg. I, Prov. und ler. gelesen.
3) In der Karwoche stammt die erste Lektion vom Montag
bis zum Donnerstag aus der Gen., die zweite vom Montag bis zum
Mittwoch aus den Prov., die dritte am Montag und Dienstag aus
Is. Dazu kommt am Mittwoch als dritte Lektion ein Stuck aus
Zach., am Donnerstag als zweite ein Stiick aus Is. Der Karfreitag
hat nur Lektionen aus den Propheten: vier aus Is., zwei aus
Zach., je eine aus Am. und ler.
Die regelmafiig wiederkehrenden Bucher werden in der Qua-
dragesima fortlaufend, nur hie und da mit kleinen Sprungen
gelesen :
Exod. ll— 2l0. 2ll— 82. 223 3i5. 3i 6— 22. 4l — 21. 4:21 5s.
loel 1 14 — 20. 2l — 11, 221 — 32. 3l — 8 . 39 — 21.
Dent. 64 — 7 10 . 7ii — 81 . 811 — 9io. 9u — 24 . lOi— 15 . llio— 25 .
lob. 62 — 7i3. 92— IO 2 . 12i— 136. I 62 — 17. I 92 - 29 . 21.
Is. 40i — 8. 40e — 17 . 42i — 8. 4322 — 448. 46i — is. 463 — 474.
Reg. I ll— 23. I 2 S 226. 321 — 4 18 .
Prov. 12 — 33 . 2i — 3io. 3ii — 4 i 3 .
ler. ll— 10 . In — 2s. 231 — 3i6.
Ahnliches gilt fiir die Karwoche, doch sind hier die Spriinge bei
der Gen. viel grofier;
Gen. 1 — 320. 69 — 9 i 7 . I 81 — 193 o. 22i — is.
Prov. ll— 9 . lio— 19, aber dazwischen am Dienstag 9 1 — 11 .
Is. 40i— 8. 40 9 — 17 (dieselben Lektionen wie am Anfang der
Quadragesima).
Aus den nicht regelmafiig wiederkehrenden Btichem sind die Lek-
tionen frei gewabit, doch sind am Karfreitag die vier Is.-Lektionen
und die beiden Zach. -Lektionen nach der Reihenfolge, in der sie
1) Auch der Dienstag nnd Mittwoch der Karwoche haben schon neutesta-
mentliche Lektionen, aber nur je eine. Der Montag hat wie die Qnadragesima
nur alttestamentliche Lektionen.
6 *
84
A. Bahlfs, Die alttestam. LektioBen d. griech. Eirche.
in den Biicliern selbst stehen, geordnet. Anch halten alle iiber-
baapt anftretenden Zach.-Lektioiien die licbtige Reihenfolge ein:
letzte Woche der Qaadragesima Zach. 99— 16 , Karwoche Mittwoch
Zacb. 11 11—14, Freitag abermals Zacb. lln— i* end Ide— n.
§ 6. Das koptiscbe Lektionssy stem der Fastenzeit
nnd die ihm zugrunde liegende Fastenpraxis.
Das koptiscbe Lektionar setzt eine 8w6chige Fastenzeit
Torans, ja dieser Swochigen Fastenzeit ist sogar nocb das Stagige
Ninivefasten vorgelegt.
Agypten gehort, wie oben S. 82 bemerkt ist, zn den Landem,
"welcbe die Karwoche in die Quadragesima einrechneten nnd daher
urspriinglich im ganzen 6 Wocben fasteten. Die Oster-
festbriefe des Athanasins, Theopbilns nnd Cyrill legen hierfnr ein
ganz nnzweidentiges Zengnis ab. Die Karwoche nimmt zwar
begreiflicherweise eine gewisse Sonderstellnng ein, nnd die Oster-
festbriefe geben anfier dem Anfang der Fastenzeit anch den Anfang
der Karwoche an; aber sie wird nirgends besonders gerechnet,
^ondern bildet stets die letzte Woche der Qnadragesima.
Diese Praxis hat sich mindestens bis znm Jahre 577
gehalten. Das beweist das Fragment eines Osterfestbriefs, welches
zuerst von Bernard P. Grenfell and Arthur S. Hunt, Greek papyri,
Ser. n (Oxf. 1897), S. 163 — 167 heransgegeben wnrde nnd dann in
New Palaeographical Society, fasc. Ill (Lond. 1905), Taf. 48 in Facsi-
mile erschien. Die nns angehende Stelle lantet: dp^ofiEvot [ifev
Afiaz XEoaepaxoox'^C axo xo5 4>an£v<i)d’ p-Tjvo? xaxa xa? soaYfeXtxdtc
itapaSdoo;, x^? Ss ipSopaSo? xoo awxTjpioa Txdo^a dxo %S' xoo ^>appLoodi
|M]vd(;, irepiXoojiev xrjv VTjaxstav x'j xd' xoo aoxoo ^apfioodl {iTjvd? soitepcf
Padtflj aappdx«p, iopxdCovxe? x^ 14^? liciipwoxoooTQ xopiax'^. Hier fallt
also der Montag, mit dem die Qnadragesima beginnt, anf den
19. Phamenoth = 15. Marz, der Karmontag anf den 24. Phar-
muthi = 19. April nnd der Karsamstag anf den 29. Pharmnthi
= 24. April, sodaB die Fastenzeit einschliefilich der Karwoche
6 Wochen dauert. Ostem fallt anf den 30. Pharmnthi = 25. April,
also anf den aufierordentlich selten vorkommenden spatesten
Terrain; daher kann der Brief, wie Grenfell nnd Hunt richtig
sahen, nnr im Jahre 577 oder 672 geschrieben sein. Grenfell nnd
Snnt entschieden sich, obwohl ans Mangel an nnzweidentigen In-
dizien etwas schwankend, fur 577. Carl Schmidt dagegen pladierte
in den Berliner Klassikertexten 6 (1910), S. 92 fiir das Jahr 672;
seine Grunde sind: „tjberhanpt gehen die Heransgeber [Grenfell
Kap. Y. BeitrSge zom Yerstandnis der griech. Lektionssysteme. § 5. 6. 85
and Hunt] von der falschen Yoraussetzong ans, da6 dieser Oster-
festbrief von einem melchitiscben Patriarcben abgefaBt sei, wabrend
die Benntzang des Cyrill nud die Formel xaft’ Ixoaotov ^odXijs'.v
betreffs der ira^Tj anf einen Monopbysiten der severianischen Rich-
tnng hinweisen®. Aber bier ist ibm ein sonderbares Versehen
passiert, denn xad’ ixooaiov pooXTjatv gebort, wie Grenfell und Hnnt
ganz ricbtig angezeigt batten, nocb za dem laogen Zitat ans Cyrill,
mit dem das nns erbaltene Fragment des Osterfestbriefs beginnt,
sodab also der „Monophysit der severianiscben Ricbtung® der alte
Cyrill selber ist. Ans dem Cyrillzitat an sicb laBt sicb aber kanm
anf einen monophysitiscben Patriarcben scblieben. Wesbalb soUte
nicht ancb ein ortbodoxer Patriarch von Alexandria seinen Vor-
ganger, der dock nicbt verdammt war, einmal zitieren? Sollte
aber Scbmidt mit seiner Annabme eines monophysitiscben Ver-
fassers wirklich recht haben, dann wnrde der Brief ganz sicber
dem Jahre 577, nicht 672 angeboren; denn von 657 an ist, wie
wir gleich seben werden, die Swochige Fastenzeit fnr die Mono-
pbysiten Agyptens so reicblich nnd einbeitlicb bezeugt, da6 wir
nicht wohl an eine voriibergehende Ruckkehr zur alten Praxis
denken konnen.
Die alte 6wochige Fastenzeit ist, wie Fnnk in
seinem oben S. 78 zitierten Aufsatz gezeigt bat, im Laufe der
Zeit iiberall verlangert; nnr in Mailand bat sie sicb bis
anf den hentigen Tag erhalten (Fnnk S. 266). Die monophy-
sitiscben Kopten fugten 2 voile Wocben binz n.
Der Grnnd dieser Verlangernng ist klar. Der Name rsoaapaxooti^
wies anf ein 40tagiges Fasten bin. Da man aber am Samstag
nnd Sonntag nicht eigentlich fastete (s. oben S. 79 f.), so kamen in
den 6 Wocben nnr 6 x 5 = 30 (oder mit EinscblnB des Karsams-
tags 31) eigentliche Fasttage herans. Daher gab man 2 Wocben
zn, nm wirklich 40 Tage zn fasten.
Diese Swochige Qnadragesima wird nns fiir Agypten
znerst dnrch die Exzerpte ans zwei Osterfestbrielen des monophy-
sitiscben Patriarcben Benjamin I. von Alexandria bezengt, welche
der Epistel des Johannes Damascenns de sacris ieinniis angebangt
sind (Joannis Dam. opera ed. Leqnien 1 [1712J, S. 506 = Migne
Patr. gr. 95, Sp. 77). Dank der Sorgfalt des Exzerptors sind wir
in der gliicklichen Lage, die Zeit des zweiten Fragmentes, welches
die genauesten Angaben bietet, mit absolnter Sicherheit bestimmen
zn konnen. Es stammt namlich ans dem 35. ^) Osterfestbrief Ben-
1) Lequien: tieuSozopTaanx^ Tpiaxosrj Es ist einer der bosestea
Druckfehler Mignes, da6 er hier irp&Tj statt bietet.
B6 A. Balilfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
jamins, raid das Fasten begann am 19. Mechir = 13. Febr., die
Karwoche begann am 8. Pharmuthi = 3. April ^), folglich fiel der
Ostersoimtag auf den 9. April. Benjamin I. hat nach der Bber-
lieferung den Patriarchenstnhl im 1. Jahre der Hedschra = 16. JnK
622 — 4. Jnli 623 bestiegen raid ist nach 39jahrigem Patriarchat
am 3. Jannar 662 gestorben, s. A. v. Gntscbmid, Klerne Schriften 2
(1890), S. 499*). Wenn er alljahrlich einen Osterfestbrief ge-
schrieben hat, so fallt sein 35. Brief in das Jahr 657, and gerade
in diesem Jahre war Ostern in der Tat am 9. April, s. E. Schwartz,
Christliche raid jiidische Ostertafeln (Abhandl. d. K.Ges. d. Wiss. zu
Gott., PhiloL-hist. Kl., N. F. VIH 6 [1905]), S. 191. So stimmt
hier alles anfs schonste znsammen, und es wird dadarch zngleich
die Richtigkeit der iiberlieferten Chronologie bestatigt. TTnsicher
bleibt vorlaufig nur das genaue Datum des ersten Fragments,
welches weniger and zom Ted verderbte Zahlen enthalt; am wahr-
scheinUchsten ist mir, dafi es dem vorhergehenden Jahre, also dem
Jahre 656 n. Chr., angehort®). In beiden Fragmenten danert die
Qnadragesima 8 Wochen. Auch gibt das zweite Fragment ans-
drticklich den Grand der Verlangenmg an: ’Apxot*'S''ot. xtbv oxtw ^pSc-
{LdScDV viQOtsCa?, toutsatt dfia? TsooapaxooT'^?, Std to fii] oova-
1) Das Fragment selbst gibt (wie der unten S. 87 zu erwahnende Osterfest-
brief des monophysitiscben Patriarchen Alexanders II., den wir im Original be-
sitzen) die rdmischen Daten neben den agyptiscben, und beide stimmen zuein-
ander. Auch sind yqm 19. Mechir bis zum 8. Pharmuthi gerade 7 Wochen. An
der Richtigkeit der Uberlieferung kann also kein Zweifel sein.
2) Vgl. auch Alfred J. Butler, The Arab conquest of Egypt and the last
thirty years of the Roman dominion (Oxf. 1902), S. XXVIII. 170 (Anm. 1). 501 f.
505. Butler setzt Benjamins Thronbesteigung genauer in den Jannar 623, da
Benjamins Vorganger Andronikus am 3. Jan. gestorben sein soil. Dies Datum ist
jedoch, wie Outschmid a. a. 0. durch ein Fragezeichen angedeutet hatte und auch
Butler S. 170 Anm. 1 (vgl. S. 172) bemerkt, nicht ganz sicher, da der 3. Jan.
Benjamins eigener Todestag ist, rfso die Angabe desselben Todestages fiir seinen
Vorganger auf einer Verwechselung beruhen kann.
3) Nach dem ersten Fragment dauerte das Fasten vom 27. Mechir bis zum
20. Pharmuthi. Hier mu6 ein Fehler stecken, denn so kommen nur 54 Tage
heraus (4 des Mechir, 30 des Phamenoth, 20 des Pharmuthi), wahrend es vom
Montag der 1. Fastenwoche bis zum Earsamstag 55 Tage sein mussen und im
zweiten Fragment auch wirklich sind (12 des Mechir, 30 des Phamenoth, 13 des
Pharmuthi; die agyptische Monatsrechnung s. bei F. K. Ginzel, Handbuch der
math. u. techn. Chronologie 1 [1906], S. 225 f.). Wir mussen also entweder den
27. in den 26. Mechir korrigieren, oder den 20. in den 21. Pharmuthi- letzteres
ist einfacher, da wir nur den Ausfall des Einers anzunehmen brauchen. Wir
bekommen dann fiir Ostern den 22. Pharmuthi = 17. April heraus. Aiif den
17. April fiel Ostern in den Jahren 651 und 656. Keins der beiden Jahre stimmt
zu der Angabe, daB das erste Fragment aus dem 30. Osterfestbrief Benjamins
stammt, denn im Jahre 651 muB er seinen 29., im Jahre 656 seinen 34. Festbrief
geschrieben haben. Also muB „30“ in 29 oder 34 korrigiert werden; letzteres
ist einfacher, da wir wiederum nur den Ausfall des Einers anzunehmen brauchen.
(Warden wir umgekehrt den 27. in den 26. Mechir korrigieren, so fiele Ostern
ant den 16. April. In diesem Falle muBten wir viel starker eingreifen, da dann
nur die Jahre 629 und 640 in Frage kamen.)
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griecb. Lektionssysteme. § 6. 87
pidp.sio^ac to aappatov xal tijv xop'axijv tafc dyian; VYjatEiaic, xtX.
Wir haben bier also die f olgericbtige Fortbildung der
altagyptischen Praxis. Der Anfang der Karwoche wind nach
der alten Sitte besonders notiert^), aber sie wird nicht besonders
gerechnet, sondem ist die letzte Woebe der Swocbigen Quadra-
gesima, wie sie frober die letxte Wocbe der Swocbigen Quadra-
gesima gewesen war.
Seit Benjamin I. baben wir viele Zeugnisse fiir die Swocbige
Quadragesima der Kopten. In dem Osterfestbrief Berliner Klas-
sikertexte 6 (1910), S. Bo — 109, der von dem monophysitiscben
Patriarcben Alexander II. im Jahre 713, 719 oder 724 ge-
scbrieben ist (a. a. O., S. 94), heifit es (S. 86): ’Ap4c»>nEd(x [isv
aftac Tsoospaxoaf^C twv VTjotstwv, touteottv td>v oxtw spSojiaSoiv, xtX.
Im Typikon xey. xyj' (Venedig 1615, Bl. ^3' Anf.) heiSt es, da6 der
Kanon des Patriarcben Nicephorus von Konstantinopel (806 —
815), nach welchem die Orthodoxen in der 8. Wocbe vor Ostern,
wenn irgend moglich, auch am Mittwoch nnd Freitag Kase und
Eier essen sollen (vgl. unten S. 94), sich gegen die Jakobiten
und Tetraditen richtet*), die also schon in dieser Wocbe Kase nnd
Eier meiden; „ Tetraditen" ist aber ein Spottname fiir die Mono-
physiten Alexandrias. Eutychius, ortbodoxer Patriarch von
Alexandria (933 — 940), bezeugt in seinem unten in § 8 anzufiib-
renden Bericbt fiber die Fastenpraxis der 8. Wocbe vor Ostern,
da6 die Kopten seiner Zeit im Gegensatz zu den Ortbodoxen schon
in dieser Wocbe streng fasteten. Ebenso sagt der erste Anhang
des Typikon (Venedig 1615, Bl. pXa' Vorderseite Sp. 2 Z. 6 — 8):
xata [isvtot tijv topoyaYov (d. b. in der 8. Wocbe vor Ostern) oi ai-
pst'.xol 01 XsY(5p.£voi TstpaSttai [iSYdtXYjv vTfjotstav Tcapatitjpoooiv. Und
fur die Neuzeit haben wir den Bericbt von E. W. Lane, Account
of the manners and customs of the modem Egyptians 2 (1836),
S. 323, nach welchem groBe Fasten" 55 Tage
dauert.
Vor der Swocbigen Quadragesima hat das koptische Lektionar
nocb das 3tagige Ninivefasten. Uber dieses sagt Lane a. a. 0. :
„A week before their Great Fast, or Lent, commences a fast of
three days, kept in commemoration of that of Nineveh, which was
occasioned by the preaching of Jonah". Aber nach J. M. Vansleb,
Histoire de I’eglise d’Alexandrie (1677), S. 76 findet dies Fasten
vielmehr inderzweitenWoche vor der Quadragesima
1) Ebenso auch in dem gleich zu nennenden Osterfestbrief Alexanders II.
2) dvaTfiEJtEi 8 e ootos o xoivibv to 3o|(ji.o: tiuv 'laxmStTtov v,ai TTjv tmv I'ETpaotToiv
oipeotv.
88
A. Bahlfs, Die alttestam. Ldtionen d. griech. Kirche.
statt, and dies wird lichtig sein, denn aach die Syrer and Ar-
menier haben es in der 10. Woche vor Ostem. Tiber das Ninive-
fasten der Syrer belebrt A. Banmstark, Festbrevier and Kirchen-
jahr der syiiscben Jakobiten (Stadien znr Gesch. n. Eoltor des
Altertoms, hsg. v. Drerup a. a., Ill 3 — 5, Paderb. 1910), S. 191 —
194. Danach findet es „in der drittletzten Woche vor Beginn der
Qaadragesima‘‘ statt, also, da die syrische Qaadragesima 7 Wochen
vor Ostem beginnt, in der 10. Woche vor Ostern. Emgefiihrt
wurde es znerst in der 2. Halfte des VI. Jabrh. bei den Nesto-
rianem anl^lich einer Epidemic, bald daranf aber von den Jako-
biten nbernommen. Tiber das Ninivefasten der Armenier, das
dptCtpooptov, handelt Nilles II, S. 6 — 11. Es findet in der Woche
vor Septaagesimae statt, d. h. gleichfalls in der 10. Wodie vor
Ostem. Der Termin ist ganz sicher, da die Griechen, am gegen
diese grealiche Ketzerei der dreimal verflachten Armenier za
protestieren, in ebendieser Woche sogar das allwochentliche Mitt-
wochs- and Freitagsfasten aofgehoben haben*).
Die drei Tage des ^inivefastens werden im koptischen Lektionar
nar gezahlt, ohne dafi angegeben wiirde, am welche Wochentage
es sich handelt. Nach Vansleb a.a.O. beginnt das Ninive-
fasten stets am Montag. Hierzn stunmt es, dafi im kopti-
schen Lektionar auf die drei Tage des Ninivefastens „der gesegnete
Donnerstag, welcher das Ninivepascha ist“^), folgt; wie anf das
grofie Fasten das Fascha folgt, so hat man anf das Ninivefasten
ein Ninivepascha folgen lassen. Montag, Dienstag and Mittwoch
sind aach bei den Syrern die am besten bezeagten Tage des
Ninivefastens, s. Baamstark a. a. 0., S. 193.
Tiber die Zeit der Einfahrang des Ninivefastens bei den Kopten
vermag ich nichts za sagen, da ich keine alten Zengnisse fiir das-
selbe kenne.
Die Gottesdienste an den Wochentagen der Fastenzeit
beschranken sich bei den Kopten nicht anf die Mittwoche and
Freitage, wie das in Jerusalem meistens der Fall war, sondem
finden wahrend des Ninivefastens wie wahrend des „grofien Fastens*
taglich statt.
1) Daher gehort ,die Woche nach dem Tag des Pharisaers und des ZoUners*',
d. h. nach dem Sonntag vor Septaagesimae, noch jetzt zu den „Fastendispen8ations-
wochen“, s. Dim. Sokolow, Darstellung des Gottesdienstes der orthodox-katholischen
Kirche des Morgenlandes, ubers. von G. Morosow (Berlin 1893), S. 30 Anm
2) Lagarde, Orientalia I, S. 39
gibt als Uberschrift dieses Tages falsch an : „fimfter [so (dies „so“ stammt von
Lagarde selbst)] Tag des ninevitischen HSB“.
Eap. Y. Bdtrage zum Yerstandnis der griech. Lektionssysteme. § 6. 89
Die Zahl der alttestamentlichen*) Lektionen be-
tragt wahrend des Ninivefastens taglich 1, wahrend des „gro£eii
Fastens* taglich 2 — 4. Die Hochstzahl 4 kommt nor am Mittwoch
(3. — 5. Woche) und Freitag (2., 3., 6., 7. Woche) vor; diese beiden
Tage werden also auch hier ansgezeichnet (vgl. oben S. 82). Im
iibrigen haben die 1. — 3. and 6. Woche regelmaBig 2 Lektionen,
die 4., 5. und 7, Woche regelmaBig 3 Lektionen; Ansnahmen:
Donnerstag der 5. Woche 2 Lektionen, Mittwoch der 6. Woche
3 Lektionen. Hieria einen tieferen Sinn zn suchen, ware bei der
Jngend der uns zu Glebote stehenden Uberlieferang ein gefahr-
licbes TJnternehmen.
Wahrend des Ninivefastens wird natnrgemaB das Each
Iona 8 gelesen. Dies Bach ist seit alters mit der Fastenzeit ver-
kniipft; wir trafen es schon in der Ostervigil and sahen dort, daB
schon Ambrosias es fur die Karwoche bezengt (s. oben S. 74 Anm. 1).
In der Ostervigil wird es wegen der typischen Bedeutang des
dreitagigen Aufenthaltes des Jonas im Banche des Walfisches ge-
lesen. Daran wird hier natiirlich nicht gedacht; viehnehr wird es
hier deshalb gelesen, weil man selbst die Niniviten, die anf die
Predigt des Jonas fasteten und DuBe taten, nachabmte; stammt
doch auch die 3tagige Dauer des Ninivefastens offenbar aus Ion.
84 , wo der Prophet den Niniviten verkiindigt: ’’Eti tpsi? Y){iipat
xai Ntvsoi] xataarpaynjaetat. Ubrigens folgen bei Matth. 124 of. die
Niniviten als BuBspiegel omnittelbar auf Jonas als Typus Christi.
In der Quadragesima wird taglich das Buch Isaias
gelesen; es fehlt bloB am Freitag der 5. Woche und ist hier wohl
nur zufallig ausgefallen, da man auch nach Analogie des Freitags
der 2., 3., 6. und 7. Woche an diesem Tage 4 statt 3 Lektionen
erwarten konnte. Die Lesestucke erscheinen im groBen und ganzen
in der Reihenfolge , die sie in dem Prophetenbuche selbst ein-
nehmen; einige Abweichungen von der Hegel sollen am SchluB
dieses Paragraphen besprochen werden.
Nachst Isaias wird in der Quadragesima am haofigsten das
Buch lob gelesen. Die Lesung beginnt in der 2. Woche und
findet in dieser am Dienstag und Freitag, in der 3. Woche am
Mittwoch und Freitag, in den folgenden Wochen taglich statt.
Nur in der 6. Woche ist sie wieder auf Mittwoch und Freitag
beschrankt; auch fehlt sie am Donnerstag der 5. Woche, aber hier
1) Im Gegensatz zum jerusalemischen und konstautinopolitanischen hat das
uns voTliegende koptische Lektionssystem an den Wocbentagen der Fastenzeit
auch neutestamentliche Lektionen. Diese bleiben hier unberucksichtigt. Sie ge-
horen auch wohl erst einer jungeren Entwicklungsstufe an.
90
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eircbe.
woH nur infolge eines Fehlers xmserer Hs., da dieser Tag gegen
die Regel blofi 2 Lektionen hat. Vom Freitag der 2. Woche bis
zum Mittwoch der 5. Woche wird lob 11^ — 26, vom Freitag der
6. Woche bis znm SchlnB der 7. Woche lob 36 — 42 vollstandig
nnd in richtiger Reihenfolge gelesen. Die iibrigen drei lob-
Lektionen sind regellos: Dienstag der 2. Woche lob 192— le, Frei-
tag der 5. Woche lob 322— 16, Mittwoch der 6. Woche lob 38i— 21*
(also anfier 322— le Dubletten).
Aufier Isaias nnd lob werden noch die Proverbia ofter ge-
lesen. Die Lesong beginnt erst in der 3. Woche und setzt in
der 4. Woche wieder aus. Sie findet in der 3. und 5. Woche am
Montag, Dienstag und Donnerstag statt, in der 6. Woche am
Montag, Dienstag und Freitag, in der 7. Woche taglich. In der
3. und 5. Woche wird Prov. I20 — 422^ vollstandig, in der 6. und
7. Woche Prov. 8 — 12n* fast vollstandig gelesen. Die richtige
Reihenfolge ist iiberall gewahrt.
Sonst finden wir in der Quadragesima noch folgende
B ii c h e r vertreten ; Gren. 5 mal , Exod. 7 mal (aber einmal nur
freie Nacherzahlung), Dent. 6 mal, Reg. I. III. IV zusammen 4mal,
loel 4 mal, Zach. 2 mal. Auch bei diesen Biichern laBt sicb in der
Regel das Prinzip der fortlaufenden Lesung (lectio continua)
beobachten, z. B. Mittwoch der 2. — 6, Woche Exod. 2ii — 11 mit
einigen Auslassungen; Freitag der 1. — 5. Woche Dent. 63® — 1224 mit
einer ganz kleinen Auslassung. Aber es kommen auch Storungen vor,
die jedoch vielleicht erst durch Uberarbeitung entstanden sind,
z. B. stehen neben den soeben genannten Lektionen aus Exod. nnd
Dent, noch folgende; Montag der 1. Woche Anfang der Geschichte
Moses, frei nach Exod. erzahlt, und Montag der 2. Woche Exod.
36—14; Donnerstag der 2. Woche Dent. 5 15— 22.
Vergleichen wir dann noch die koptischen und die je-
rusalemischen Lektionen fur die der Karwoche vorangehenden
Fastenwochen , so finden wir eine grofie Ubereinstimmung in
der Wahl der biblischen Bucher. Fiir sich besonders hat
das jerusalemische System nur ler. (3 Lektionen) und Mich. (1 Lek-
tion), das koptische nur Gen. (5 Lektionen) und Reg. III. IV (je
1 Lektion). Dagegen stimmen beide in Exod. , Dent. , Reg. I,
Prov., lob. Is., loel, Zach. iiberein. Ja die Ubereinstimmung
erstreckt sich hie und da bis in die Einzelheiten. In Jerusalem
wird an den sechs Mittwochen der Quadragesima Exod. 1 5 3 ge-
lesen, bei den Kopten an den Mittwochen der 2. — 6. Woche Exod.
2 11— 11. In Jernsalem wird an den sechs Freitagen Dent. 64—
1125 gelesen, bei den Kopten an den Freitagen der 1. 5. Woche
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 6. 91
Dent. 6 s®— 12 24. In Jernsalem liest man die Prov. nnr am Montag,
Dienstag nnd Donnerstag der 2. Woche; die Kopten lesen sie
mehrere "Wochen, beginnen aber damit am Montag, Dienstag nnd
Donnerstag der 3. Woche, nnd das sind, da die koptische Quadra-
gesima eine Woche vor der jernsalemischen anfangt, genau die-
selben Tage, an denen man in Jerusalem die Prov. liest; anch der
Lesestoff deckt sich fast: in Jernsalem liest man an diesen Tagen
Prov. I2 — 4 i 3, bei den Kopten Prov. I20 — 84- In Jerusalem wird
ferner lob stets am Freitag gelesen, bei den Kopten nnr am Freitag
regelmahig (anfier der 1. Woche, wo lob iiberhanpt noch nicht
gelesen wird), an anderen Tagen mehr oder weniger unregelmaBig.
In Jerusalem wird loel am Mittwoch der 1.— 5. Woche gelesen,
bei den Kopten am Mittwoch der 1. nnd 3. — 5. Woche. Anch ist
noch daran zu erinnern, dafi die koptischen (sahidischen) Kar-
wochenlektionen gleichfalls sich mit den jernsalemischen beriihrten
(s. oben S. 69). Unter diesen Umstanden konnen wir nicht zweifeln,
da6 zwischen dem jernsalemischen nnd dem koptischen Lektions-
system ein alter Znsammenhang besteht, wenn wir anch die
Art dieses Znsammenhanges vorlanfig nicht bestimmen konnen.
Aber das koptische System beriihrt sich nicht nnr mit dem
jernsalemischen, sondern anch mit dem konstantinopolitani-
schen, nnd in diesem Falle konnen wir mit Sicherheit auf Ab-
hangigkeit des koptischen Systems schliefien. Besonders deut-
lich zeigt sich dies bei den Is.-Lektionen, in denen die Kopten
gar nicht mit J ernsalem, aber fast ganz mit Konstantinopel iiber-
einstimmen. Vom Montag der 1. Woche bis znm Mittwoch der
B. Woche sind die Is.-Lektionen der beiden Systeme bis anf nnbe-
dentende Unterschiede ^) identisch, nnd anch die konstantinopolita-
nischen Is.-Lektionen vom Freitag der 5. Woche bis zum Freitag
der 6. Woche kehren bei den Kopten wieder, nnr da6 sie bei ihnen
vom Freitag der 6. Woche bis znm Freitag der 7. Woche gelesen
werden. Dieser Dnterschied erklart sich ans der verschiedenen Daner
1 ) In den meisten Fallen handelt es sich um ganz miuimale Difl’erenzen, wie
sie hie und da auch zwischen verschiedenen griechischen Hss. vorkommen. Be-
merkenswert ist nur folgendes: 1) In der 3. Woche haben die Kopten — oder
nnr unsere Hs. — die Lektionen des Dienstags und Mittwochs vertauscht. 2) Am
Dienstag der 4. Woche ist die koptische Lektion bedeutend linger als die kon-
stantinopolitanische. 3) Am Freitag der 4. Woche hat unsere Hs. (Kopt. 8) zu-
niehst bis zu den Worten Is. 29 17 juLnnoioy = lo? to opo;, mit welchen
Bl. 223 a schlieBt, denselben Text wie Konstantinopel, fahrt dann aber auf Bl. 223 b
mit Is. 428 = pio’j ... TO ovopoc fort. Sie bricht also auf 223 a mitten
im Satze ab (durch nachtragliche Hinzufugung von n-re nix^paznA am FuB
der Seite ist nur ein notdurftiger AbschluB hergestellt) und fangt auf 223 b mitten
in einem ganz anderen Satze an. Daraus folgt, daB es sich bier um ein Ver-
sehen handelt.
92
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
der Fastenzeit: Konstaatinopel hatte vor der Karwoche 6, die
Kopteu 7 Wochen des strengen Fastens. Dalier reichten die kon-
stantmopolitanischen Is. -Lektionen nicht ans, und die Kopten
mnBten das System erweitern. Das taten sie, indem sie yom
Donnerstag der 5. Woche bis znm Donnerstag der 6. Woche nene
Is.-Lektionen einschoben ^). Aber sie taten es nngescbickt; denn
wahrend Konsiantinopel alle Is.-Stdcke in der Beihenfolge liest,
in der sie im Propbetenbuche selbst steben, scboben die Kopten
ihre nenen Lektionen zwiscben Is. 41 n (Mittwocb der 6. Woche)
nnd 45 n (Freitag der 6. Woche) in banter Beihenfolge ein:
209^ — 20. 4421 — 28. 46l — 10. 45i8 — 25. 43l0 — 21.
Anch einige andere Ubereinstimmnngen zwischen dem kop-
tischen und dem konstantinopolitanischen Lektionssystem kommen
vor, besonders in den Lektionen ans loel und Zach., welche Kon-
stantinopel in der Butterwoche, die Kopten in ihrer zeitlich damit
znsammenfallenden ersten Fastenwoche haben (vgl. oben S. 34 mit
S. 68), und in den G-en.-Lektionen des Freitags der 5. nnd 6., resp. 6.
und 7. Fastenwoche (vgl. S. 38 mit S. 69). Die Kopten werden anch
diese ans dem konstantinopolitanischen System, das sich ja mit der
Zeit immer weiter ausbreitete (s. oben S. 71), ubernommen haben*).
Unsere koptischen Hss. sind ja sebr jung und konnen sehr wohl
ein stark umgebUdetes koptisches Lektionssystem darstellen. Merk-
wurdig ist dabei hochstens, daB anch die koptische Kirche trotz
ihres Gegensatzes zur byzantinischen Beichskirche sich ihrem Ein-
fluB nicht hat entziehen konnen.
§ 7. Das konstantinopolitanische Lektionssystem
der Fastenzeit und die ihm zngrunde liegende
Fastenpraxis.
Das konstantinopolitanische Lektionssystem setzt wie das kop-
tische eine Swochige Fastenzeit voraus. Aber die ganze Zeit
von 8 Wochen zerfallt hier in drei deutlich voneinander
geschiedene Teile®):
1) Butterwoche Topoyd-joc scil. epSondi;): Mittwocb and Freitag
je 2 Lektionen, am Mittwocb ans loel, am Freitag aus Zacharias,
1) Die konstantinopolitanische Lektion fiir den Donnerstag der 5 Woche
ist bei ^eser Umarbeitung verloren gegangen. Aber ein TeU der-
selben (428*— 12 ‘) findet sich sonderbarerweise beim Freitag der 4. Woche s die
vorige Anmerkung. ' ’
2) DMselbe gilt wohl fiir die drei oben S. 75 erwahnten Lektionen der
Falmammvigil, welche die Kopten mit Konstantinopel gemein haben
3) Zu den dentschen Bezeichnungen der drei Teile fiige ich in Klammern
die gnechischen in der m den Hturgischen Buchern ublichsten Fassnng hinzo.
Eap. Y. BehrUge znmYerstaiidnis der griech. Lektionssysieme. §6. 7. 93
2) 6 Wochen der Fasten = Qnadragesima (al 1$ IpSofidSe? twv
vijoTEtuv, teooapaxoonj) : Montag — Freitag je 3 Lektionen nnd
zwar stets ans Is., Gen. nnd Prov., die fortlaofend vom Anfang
bis znm Schlnfi gelesen werden, aber nnr anfangs voUstandig,
nachber mit mehr oder weniger grofien Anslassnngen.
3) Karwoche (t^ xai jisfoXi] lp8o{tai;): Montag — Mittwoch
je 3 Lektionen ans Ez., Exod. nnd lob. Donnerstag nnd Freitag
je 4 Lektionen: die Lesnng von Exod. nnd lob wird fortgesetzt
nnd je eine Prophetenlektion (nicbt ans Ez., sondem ans ler.. Is.,
Zach.) davoT nnd dabinter gelegt.
Darans folgt, da6 dies System fiir diejenige Fastenpraxis
gescbaffen ist, die sicb mit der Zeit in der ganzen ortbodoxen
Kircbe dnrcbgesetzt bat nnd ancb in den oft gedmckten litnr-
giscben Biichern, besonders dem Triodion nnd dem Typikon, vor-
ansgesetzt wird. Denn ancb nacb dieser jetzt aUgemeingiiltigen
Praxis gliedert sicb die im ganzen Swochige Fastenzeit in eben
jene drei Teile, die sicb nicbt nnr dnrcb ibre Namen, sondem ancb
dnrcb die Art des Fastens nnd des Gottesdienstes voneinander
scbeiden. Icb will dies bier an der Hand des Triodion nnd anderer
QneUen etwas genaner ansfiibren nnd dabei zugleicb zeigen, wie
vollig imser Lektionssystem ancb in den Einzelbeiten anf jene
Praxis zngeschnitten ist.
Das Triodion (vgl. oben S. 53) beginnt scbon 10 Wochen
vor Ostem.mit der xoptaxTj too TsX<bvoo xai too 4>aptaaioo (Sonntag
vor Septnagesimae). Und in der Tat fangt scbon mit diesem
Sonntag die erste Vorbereitnng anf die Fastenzeit an. Denn das
EvangeUnm vom Zollner nnd Pbarisaer, von welcbem dieser Sonntag
seinen Namen bat, soli ebenso wie das Evangelinm vom verlorenen
Sobne, nacb welcbem der nacbste Sonntag (Septnagesimae) xoptaxij
TOO dowTOo beijBt, nnd das Evangelinm vom jiingsten Gericht Mattb.
25 31— 46, das an dem dann folgenden Sonnt^ (Sexagesimae) ge-
lesen wird, bereits die BnSstimmnng der Fastenzeit wecken. Am
Sonntag Sexagesimae darf man znm letzten Mai Fleiscb essen,
daher beijBt er xoptaxi] t^c dicdxpso) („Kameval“ ; davon nengriech.
dxoxpsoo) comissor, epulis indulgeo Nilles 11, S. 19). Mit dem fol-
genden Montag beginnt die Fastenzeit.
Die erste Wocbe der Fastenzeit ist jedocb noch
keine Wocbe des eigentlicben Fastens nnd wird daber
ancb als Wocbe xpo twv vtjotsiwv (oben S. 34) oder xpovijaTtfioc
Sojwtc (Job. Damasc. de sacris ieinniis c. 5: Migne Patr. gr. 96,
Sp. 69 D) bezeicbnet. Man enthalt sicb in ibr nocb nicbt aller
Speise bis znm Nacbmittag oder Abend, um dann eine einzige.
94
A. Bah If 8, Die alttestam. Lektionea d. griech. Eirche.
Uofi aus Yegetabilien bestebende Mahlzeit eummebmen, wie die
alte Begel fiir die eigeutlicben Fasttage ist, sondem lebt im ganzai
durchaas in der gewohnlichen Weise tmd enthalt sich nur des
Fleisches. Dagegen sind die in der eigentlichen Fastenzeit
gleichfalls verbotenen Produkte der Tiere, MUch, Butter, Kase,
Eier^), in dieser Woche noch erlanbt, ja nach dem oben S. 87
zitierten Eanon des Patriarcben Nicepborus von £.onstantinopel
(806 — 815) soil man diese Speisen sogar, wenn irgend moglicb, ge-
niefien, urn sicb dadurcb von den Haretikem zu nnterscbeiden, die
in dieser Woche schon streng fasteten. Daber beiBt diese Woebe
die Kaseesserwocbe (t^ xopoydfoc scil. ipSop-ds) oder die Kasewoche
(tq topivTi) und wird im Westen, wo die Batter eine abnlicbe RoUe
spielt wie der Ease im Osten, gewohnlicb als die Butterwoche
bezeichnet.
Indessen nebmen zwei Tage dieser Woche, der Mittwoch
und Freitag, eine gewisse Sonderstellung ein. Mittwoch und
Freitag sind die uralten, schon in der Didache c. 8 vorkommenden,
allwochentlicben Fasten- oder Stationstage (vgl. oben S. 82). Schon
Oonstit. apost. VIII 47 (= Canones apost.) Nr. 69 befiehlt das
Mittwochs- und Freitagsfasten aucb dem Laien bei Strafe der
Exkommunikation. Hieraus erklart sich, da6 diese beiden Tage
aucb in der Butterwoche eigentlicbe Fasttage sind, vgl. den
eben schon erwahnten Eanon des Nicepborus im Typikon xsf. xtj'
(Venedig 1615, Bl. $a7SP'): Asi v-rjatehsiv too? [lova/oi)? t^ 8' xal c'
vq? topo^dYoo xai [tsxd fijv twv 7tpoTfjY^®0|J''SV»v dxdXootv (d. h. nach
Beendigung der Missa praesanctificatorum, die stets gegen Abend
stattfindet, vgl. unten S. 98) topov xal <«)d, oxoo dv sopsdwotv*).
Charakteristisch ist aucb, daB, wie ebendieser Eanon lehrt, am
Mittwoch und Freitag der Butterwoche schon wie an den eigent-
lichen Fasttagen der Quadragesima die oben S. 80 f. beschriebene
Missa praesanctificatorum gehalten wird. Um dieser Eigen-
tumlichkeiten willen bezeichnet Symeon Thessalonicensis, Responsa
1) Im Orient werden gewohnlich nur Ease und Eier genannt, weil diese
beiden Speisen dort hauptsachlich in Betracht kommen. ’
2) Dieser Kanon des Nicepborus wird als im Typikon stehend schon vob
Eutychius, orthodoxem Patriarcben von Alexandria (933—940), zitiert s Eutychii
patr. Alex, annales interprete E. Pocockio 2 (1658), S. 249 = Eutychii patr. Alex,
ann., pars posterior, ed. Cheikho (Corpus script, christ. orient., Scriptores arab.!
Textus, Ser tertia, Tom. VII [1909]), S. v, Z 3—7. Dafi er anch spater mafi-
gebend bheb, lehrt bymeon Thessalon., Responsa ad Gabrielem Pentanol Ouae-
stio 56 (M%ne Patr. gr. 155, Sp. 905 Mitte). — Nach Dim. Sokolow, Daist^lung
des Gottesdienstes der orthodox-katholischen Kirche des Morgenlandes fibers von
G. Morosow (BerUn 1893), S. 30 Anm. gehort die Butterwoche zn den Fasten-
dispensationswochen; vgl. auch Typikon Venedig 1615, Bl. pX8' Rfickseite Sp. 1.
Dies kann ich mir mcht erklaren.
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 7. 95
ad Gabrielem Pentapolitanom, Qoaestio 56 (Migne Pair. gr. 155,
Sp. 904 D) den Mittwoch nnd Freitag der Butterwoche treffend
als 5cpooi{iia xwv tspsav virjaxsiwv.
Nach alledem ist die Butterwoche knrz zu charakterisieren
als eine Ubergangs woche, in der man noch nicbt voU fastet,
aber doch schon etwas mit dem Fasten und der gottesdienstlichen
Praxis der Fastenzeit beginnt.
Dieser Charakter der Butterwoche kommt anch im Lektions-
system deutlich zum Ausdruck, Man nimmt die fiir die Fastenzeit
charakteristische Lesung des A. T. noch nicht voU auf und liest
noch nicht die Bucher, die in der folgenden Quadragesima gelesen
werden, beginnt aber doch schon etwas mit dem A. T.
Dafi man hierfur gerade den Mittwoch nnd Freitag gewahlt hat,
erklart sich nach dem iiber diese Tage Gesagten von selbst: sie
sind die eigentlichen Fasttage der Butterwoche, daher eigneten
gerade sie sich fur die alttestamentlichen Lektionen.
Auch in der Zahl der Lektionen unterscheidet sich die
Butterwoche charakteristisch von der eigentiichen Fastenzeit: sie
hat an beiden Tagen nur je zwei Lektionen, wahrend es weiterhin
stets drei, am Griindonnerstag und Karfreitag sogar vier sind.
Auch hierdurch soil die Butterwoche als Ubergangswoche, in der
man noch nicht voll beginnt, gekennzeichnet werden, wie um-
gekehrt die Steigerung am Griindonnerstag und Karfreitag auf
die hervorragende Bedeutung dieser beiden Tage hinweist. Zu-
gleich wird durch die Zweizahl der Lektionen das aufierhalb der
Fastenzeit herrschende Schema auch fiir die Butterwoche aufrecht
erhalten nnd somit diese Woche wiederum als auBerhalb der eigent-
lichen Fastenzeit stehend gekennzeichnet. Denn die einzelnen Tage
des beweglichen Kirchenjahres, auch der Montag, Dienstag und
Donnerstag der Butterwoche, haben sonst regelmaBig zwei neu-
testamentliche Lektionen; diese setzen am Mittwoch und Freitag
der Butterwoche aus (s. Gregory, Textkritik des K. T., S. 361),
und die beiden alttestamentlichen Lektionen treten an die Stelle.
Auf die Butterwoche folgt die 6w6chige Quadragesima.
Sie besteht aus den 40 Tagen vom Montag nach Quinquagesimae
(Invocavit) bis zum Freitag vor Palmarum. Ihr Anfang wird in
der romischen Ausgabe des Triodion (1879), S. 113 durch die ttber-
schrift ’Ap/T] a^tai; xal jisYdXYjc Tsoaapaxoof^c vor dem Montag
der 1. Woche ausdrucklich angezeigt und kommt auch in den Ge-
sangen dieses Tages, wie A. Baumstark im Oriens Christianus
N. S. 1 (1911), S. 55 Anm. 2 gezeigt hat, mannigfach zum Aus-
druck. Ihr SchluB am Freitag der 6. Woche wird im Triodion
96
A. Bah If s, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
niclit ausdiucklich angezeigt, kommt aber gleichfalls in den Ge-
sangen fnr den Abendgottesdienst dieses Tages znm Ansdrnck;
gleich das erste Idiomelon (rom. Ansg. S. 578) beginnt mit den
Worten Ttjv irXijpwaavtec Tsoaapaxoadjv, Ttai rijv a7Cav ipSo-
jidSa TOO ita^ooc ooo aitoopiev xsTiSsiv, ytXdvdpoois ^). Anch das alt-
armenische Lektionar zeigt den SchlnB der Quadragesima am Frei-
tag der 6. Woche aufs unzweidentigste an, s. oben S. 81 Anm. 2.
Und anch die syrische Bezeichnnng dieses Freitags als des »Frei-
tags der vierzig (naml. Tage)“ oder des ^hl. Freitags des 40tagigen
Fastens" beweist nicht minder dentlich, daB die 40 Tage mit diesem
Freitag voU werden, s. A. Banmstark, Festbrevier und Kirchen-
jahr der syriscben Jakobiten (1910), S. 207.
Bei dieser Berechnung der 40 Tage sind also die Samstage
und Sonntage, obwohl sie keine eigentlichen Fasttage sind, mit-
gerechnet. Das entspricbt zweifellos dem Sinne der Schopfer der
Quadragesima. Denn die TEQaapaTtooDj ist das Gegenstiick zur
iC£Vtit]xoaTi^, und wie diese ein Zeitraum von 50 umnittelbar aufein-
ander folgenden Tagen war, so soUte offenbar die TsaoapaxooTT] ein
analoger Zeitraum von 40 Tagen sein. Anch die oft angefiibrten
Vorbilder des 40tagigen Fastens Mosis, Eliae und Cbristi weisen
in dieselbe Richtung. Aber den abendlandiscben Gelehrten, die
an die spatere lateinische Praxis, nur die eigentlichen Fasttage zu
rechnen, gewohnt sind, geht diese Berechnungsweise recht schwer
ein. So bemerkt Funk in seinem oben S. 78 zitierten Aufsatz
liber die Entwickelung des Osterfastens zwar richtig, daB die
Quadragesima 6 Wochen umfaBte, aber nirgends, daB diese 6
Wochen wirklich 40 Tage enthalten, betont vielmehr S. 262 fF, immer
nur, daB zu wenig eigentUche Fasttage herauskommen. Noch weiter
ging H. Achelis in der Realencykl. f. prot. Theol. u. Karche* 5
(1898), S. 775 Z. 47 — 49, mdem er fur Epiphanius eine Twochige
Dauer der Quadragesima (ohne Karwoche) herausrechnete, lediglich
weil Epiphanius sagt, daB man an den Sonntagen nicht fastete
(der Samstag war damals in Cypem noch nicht auf gleiche Stnfe
mit dem Sonntag gestellt). Und Deconinck (Revue bibl. intern.,
N. S. 7 [1910], S. 435), Weigand (Byz. Ztschr. 20 [1911], S. 13 f.)
und Banmstark (Oriens Christianus K S. 1 [1911], S. 57) haben
sich nicht nur diese Folgerung von Achelis angeeignet, sondern
1) Dies Lied hat schon H. Achelis, Fasten in der Kirche: Realencykl. f.
prot. Theol. n. Kirche® 5 (1898), S. 777 Z. 8ff. nach den „Briefen liher den
Gottesdienst der morgenlandischen Kirche“, fibers, von Muralt (Lpz. 1838), S. 63
angeffihrt. Es wird nicht am Sonnabend vor Palmamm gesnngen, wie Achelis
nach Mnralt angibt, sondern am Freitag Abend. Vgl. auch Baumstark a. a. 0.
Kap. T. Beitrage ziun Yerstandnis der griech. Lektionssysteme. § 7. 97
mochten dementsprechend fur Chrysostomns und die apostoUschen
Constitutionen eine Swochige Dauer der Qaadragesrma heraus-
rechnen, lediglich weil beide sagen, da6 man an den Samstagen
und Sonntagen nicht fastete. Solchen MiBgriffen gegeniiber scheint
es nicht uberflussig, einige Stellen herzusetzen, welche die originale
und bei den Orthodoxen stets beibehaltene Berechnung der Quadra-
gesima kennen lehren. Anastasius Sinaita, Quaestio 64 (Migne
Pair. gr. 89, Sp. 664 A) sagt: Wenn man einschliefilich der be-
sonders zu rechnenden Karwoche 8 Wochen fastet, odxsti SysiXst
TsoaapaxooiT) ivofiaCso^at , iXXa ■csaaapaxoatr] spSopiif]. Johannes Da-
mascenns de sacris ieiuniis c. 4 (Migne Patr. gr. 95, Sp. 69 A/B)
kommt nach Erwagung verschiedener Ansspriiche der Vater fiber
die tsaoapaxoan] zn dem Schlusse, ott vTjarsta latlv oo {idvov Ttav-
teX-ijc ieo'&EV sojcspa? iaizta, AXXot xai ri zivmv Pp( 0 |JlAt(«>v axoxil
(vgl. auch die hieranf folgende ausfuhrliche Begrfindung). Symeon
Thessalon., Responsa ad Gabrielem Pentapol., Quaestio 52 (Migne
Patr. gr. 155, Sp. 897 A) sagt : Die Quadragesima ap^stat p,ev axo
SsoTsptxc fifiepac, XijYst 8s oovairtwc et? xapaaxsoTjv (vgl. Constit.
apost. V 13), z&v xoptaxdiv xal aaPpdTWV sloaYopsvmv , und dies ist
deshalb wohlbegrfindet, weU man sich auch an den Sonntagen und
Samstagen des Fleisches und der tierischen Produkte enthalt.
Die Quadragesima bildet eine Einheit. Das war schon im
jernsalemischen Lektionssystem dadurch zum Ausdruck gebracht,
daB an den Mittwochen und Freitagen der Quadragesima regelmaBig
dieselben Bficher wiederkehrten (s. oben S. 83). Doch wechselten
dort die Bficher zwischen Mittwoch und Freitag. Im konstantino-
poKtanischen Lektionssystem ist die Einheitlichkeit vollig : in der
ganzen Zeit werden stets dieselben Bficher (Is., Gen., Prov.) und
stets in derselben Reihenfolge gelesen.
Endlich kommt dann die Karwoche. Diese wird gelegent-
lich mit der Quadragesima zusammengerechnet, z. B.
bei der Bezeichnung der 4. Fastenwoche aJs iiioT) ipSojtac (oben
S. 36 f.) und des Mittwochs dieser Woche als S' |isoov7]ou{ioo (The
Greek liturgies ed. by C. A, Swainson [1884], S. 95 Sp. 2) ent-
sprechend der 8' {isoojrsvtiijxoarq? (oben S. 44). Das erklart
sich leicht, da man ja die ganzen 7 Wochen fastete. Aber bei
genaner Rechnung wird die Karwoche scharf von der
Quadragesima geschieden. Zum klassischen Ausdruck kommt
das in einer SteUe der Constit. apost. V 13, die noch jetzt maB-
gebend ist; es heifit dort: das Fasten der Quadragesima soil ge-
halten werden itp6 vijotsiac too icdox®, d. h. vor dem Fasten
der Karwoche (vgl. oben S. 34 Anm. 1 und S. 81), und nach jenem
Kgl. G«. 4. WiM. NMhrichten. Fhil.-hist. Klasm. 1916. Haft 1. 7
98
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
ersten Fasten soil man aicovTjarsostv xmd dann das Fasten der Kar-
woclie beginnen. Aber anch spater werden Quadragesima und
Karwoche oft ebenso dentlich geschieden; statt weiterer Belege
verweise icb nur noch einmal auf das oben S. 96 zitierte Idiomelon.
Aucb im Kultus unterscheidet sich die Karwoche von der Quadra-
gesima, z. B. wird in ihr mit Ansnahme des Karfreitags keine
Missa praesanctificatorum gehalten, s. oben S. 81 Anm. 1.
Demgemafi ist die Karwoche auch im Lektionssy stem
von der Quadragesima geschieden. Fiir Is., Gen., Prov.
treten Ez., Exod., lob ein. Nur am Griindonnerstag und Kar-
freitag wird Ez. durch andere Propheten (darunter auch Is.) er-
setzt; zugleich steigt die Zahl der Lektionen von 3 auf 4, da an
beiden Tagen zwei Prophetenlektionen gelesen werden. Dadurch
werden der Griindonnerstag und Karfreitag, wie schon oben S. 95
bemerkt, vor den iibrigen Tagen ausgezeichnet.
So sehen wir, wie sich das konstantinopoHtanische Lektions-
sy stem im ganzen und im einzelnen durchaus der noch jetzt gul-
tigen orthodoxen Fastenpraxis anschmiegt. Und es bleibt zum
SchluB nur noch die diesem System eigentiimliche Verteilung der
Lektionen auf Morgen und Abend zu besprecben.
Jeder Wochentag der Fastenzeit hat, wie das Triodion zeigt,
eine Morgen- und eine Abendfeier. Die Morgenfeier hat
stets nur eine alttestamentliche Lektion; die iibrigen werden am
Abend gelesen (gewohnlich zwei, aber in der Butterwoche eine,
am Griindonnerstag und Karfreitag drei). Hierdurch wird die
Abendfeier als die wichtigere gekennzeicbnet. Und in der Tat
ist sie die Hauptfeier. Denn abends ist die in der die
Missa praesanctificatorum (vgl. oben S. 80f.) gehalten wird.
Schon Epiphanius de fide c. 22 (Dindorf III, S. 683 f.) berichtet
dafi die ouvaSi? am Mittwoch und Freitag, den alten wochentlichen
Fasttagen, irpb? vijv ivdT7]v, d. h. nachmittags 3 Uhr, stattfand, am
Sonntag und in der Pentekoste dagegen am Morgen (xara ta;
Trpwtvdc, dip’ swdev). Und er gibt als Grund fur die Ausnahme-
stellung der Pentekoste an, daS in ihr die Mittwoche und Freitage
keine Fasttage waren (vgl. oben S. 79). Das lehrt uns den Grund
fiir die verschiedene Zeit der Gottesdienste kennen: an den Fast-
tagen kann die aova^tc erst gegen Abend stattfinden, weU sie mit
dem Abendmahl verbunden ist, und man durch den Genufi des-
selben das Fasten bricht.
Dieselbe VerteUung der Lektionen auf Morgen und Abend
findet sich nun aber auch beim Kars am stag, obwohl dieser als
Ostervigil seit alter Zeit seine SondersteUung eingeuommen hat.
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 7. 8. 99
Dadarch ist aach er der Tastenzeit eingegliedert. Aber dies ist
gewifi eine naclifcragliche Anderung, dean in Jerusalem und im
Abendlande wird die konstantinopolitanische Morgenlektion Ez.
37 1—14, wie wir oben S. 72 f. sahen, in der Vigil selbst gelesen.
Der G-rand der Anderung ist leickt ersichtlich. Seit urchristlicher
Zeit hatte man am Tage vor Ostern allgemein gefastet; daber
blieb der Karsamstag auch spater, als das Samstagsfasten im Orient
streng verpont warde, im TJnterschied von alien iibrigen Sams-
tagen des Jahres ein Fasttag (vgl. oben S. 79). Somit stand der
Karsamstag, obwohl er als Ostervigil seine Sonderstellung ein-
nabm und bebielt, dock auch mit den iibrigen Fasttagea der ganzen
Zeit auf gleicher Stufe, und dies brachte man dadurch zum Aus-
druck, da6 man die obligate alttestamentliche Morgenlektion auch
auf ihn iibertrug.
§ 8. Alter undUrsprung der dem konstantinopolit a-
nischen Lektionssystem zugrunde liegenden Fasten-
pr axis.
Wir haben in den drei besprochenen Lektionssystemen drei
Oder gar vier verschiedene Arten der Pastenpraxis
angetroffen. Jerusalem hatte eine aus 6wochiger Quadragesima
und Karwoche bestehende, im ganzen 7 wochige Fastenzeit, aber
die ungewohnlich reiche Ausgestaltung des Gottesdienstes der
zweiten Woche lieS vermuten, dab sie vorher die erste gewesen
-war, die Quadragesima also wie im Abendlande und in den
westlicheren Provinzen des Morgenlandes die Karwoche in sich
eingeschlossen hatte (S. 82). Die Kopten hatten erne 8 wochige
Quadragesima, in der die Karwoche einbegriffen war. Das kon-
stantinopolitanische Lektionssystem setzte gleichfalls eine 8 wochige
Fastenzeit voraus, aber diese zerfiel in die Butterwoche, die noch
gar keine Woche des eigentlichen Fastens ist, die 6 wochige Qua-
dragesima und die Karwoche.
Die vom jerusalemischen Lektionar direkt bezeugte und die
aus ihm als Vorstufe erschlossene Fastenpraxis sind alt; beide ge-
horen schon dem IV. Jahrh. an. Somit steht auch von dieser Seite
der Ansetzung des altarmenischen Lektionars m der 2. Halfte des
V. Jahrh. (oben S. 59 f.) nichts im Wege.
Die 8 wochige Quadragesima konnten wir in Agypten mit den
bisher zur Verfiigung stehenden Hulfsmitteln erst von der Mitte
des VII. Jahrh. an nachweisen. Sie mag, wie sich unten zeigen
wird, auch in Agypten schon etwas alter sein ; doch kommt darauf
7 *
100
A. Rahlfs, Die alttestam. Lekfionen d. griech. Eirche.
nichts an, da das koptische Lektionssystem, wie es nns vorliegt,
zweifellos jniig ist.
Es bleibt nnn noch zu fragen: Wie alt ist die dem kon-
stantinopolitanischen Lektionssystem zngrunde
liegende, noch jetzt in der ganzen orthodoxen Kirche giiltige
Eastenpraxis?
Anf diese Erage ist, soweit ich sehe, bisher noch keine ge-
niigende Antwort gegeben. Daher mnB ich hier nmstandlicher, als
ich wiinschte, anf sie eingehen.
Das wichtigste Material fiir die Geschichte der Swochigen
Eastenzeit hat Franz Xaver F n n k in seinem oben S. 78 zitierten
Anfsatz iiber die Entwickelnng des Osterfastens S. 270 — 272 zn-
sammengestellt. Dabei nnterscheidet er aber nicht prinzipiell
zwischen den beiden Arten der Swochigen Eastenzeit, wie wir
sie bei den Kopten nnd in Konstantinopel kenn^n gelemt haben.
Erst A. Baumstark hat im Oriens Christianas N. S. 1 (1911),
S. 55 — 58 mit voUem Recht betont, da6 die Swochige Quadra-
gesima eine „von der byzantinischen Abfolge von Vorfastenwoche,
Tsaoapazoafii nnd Karwoche wesenhaft verschiedene Gr66e“ ist.
Beide sind anch ganz verschieden entstanden: die Swochige
Quadragesima ist eine Umbildung der alten Owochigen Qua-
dragesima, die man auf 8 Wochen verlangerte, um 40 eigentliche
Fasttage heranszubekommen (s. oben S. 86. 86 f.); in der Swochigen
Eastenzeit des konstantinopolitanischen Lektions-
sys terns dagegen ist die alte 6w6chige Quadragesima unverandert
beibehalten, und sie zahlt nur deshalb 8 Wochen, weil die nach
antiochenisch-konstantinopolitanischem Branch besonders gerechnete
Earwoche und die Butterwoche hinznkommen.
Mustern wir unter diesem Gesichtspunkte das von Funk S. 270
— 272 zusammengestellte Material, so zeigt sich sofort, da6 die
beiden altesten Zeugen, die Pilgerin Aetheria (friiher Silvia ge-
nannt) , welche den jernsaJemischen Kultus ans dem Ende des
rV. Jahrh. oder aus spaterer Zeit*) beschreibt, und der bekannte
Monophysit Se veins von Antiochia in den beiden der Epistel
des Johannes Damascenus de sacris ieiuniis angehangten Frag-
menten®), deren erstes aus dem Februar des Jahres 513 stammt®),
1) Auf die durch C. Meisters Dissertation angeregte Kontroverse fiber das
Alter der Peregrinatio Aetheriae brauche ich nicht einzugehen. Vgl, besonders
Baumstark im Oriens Christianus N. S. 1 (1911), S. 32 — 76, auch 0. Bardenhewer
Geschichte der altkirchl. Literatur 3 (1912), S. 416—421. ’
2) .Joannis Dam. opera ed. Lequien 1 (1712), S. 504 f. = Migne Patr. gr.
96, Sp. 76.
3) Das erste Severusfragment stammt ix xuiv ^v»povia< 3 tt-/uiv aixou l&rm-j, eli
XTiv Tifiv vTiaxetwv xe53apazoax/,v • iKt/Jir, U x^ upo itapaszeua ^ Kasiavofi
Kap. V. Beitrage znm Verst^dnis der griech. Lektionssysteme. § 8. 101
aufs tmzweidentigste von einer Swochigen Qnadrages ima
eprechen*). Denn Aetheria sagt c. 27 (Corpus script, eccl. lat.
38, S. 78): „Propterea antem octo septimanae attenduntnr, quia
dominicis diebus et sabbato non ieiunatnr excepta una die sabbati,
qua vigUiae paschales sunt et necesse est ieiunari“, und sie be-
riehtet, dafi man die so herauskommenden 41 Fasttage in Jerusalem
„eortae [= soprai], id est quadragesimas‘‘ nenne. Glanz ahnlich
begriindet Severus im ersten Fragment die Swochige Daner der
Quadragesima: 6 foip irdvts aptdpo? [jede Wocbe hat 5 eigen tliche
Fasttage] oxtAxic IveXtttdjisvo? tov z&v TsosapaxovTa :^p.spwv apid'p.ov
IxtsXst. Und im zweiten Fragment sagt er von den „40 Tagen“,
dafi sie ix twv ^xtw ipSopaScav mvayovrat, Exaonf]? ipSopaSoi; twy Sio
“^{tspeiv, X^Y® Si] aappitoo xoti xoptax^C, rg avaxaoas' TrpooxsxXijpa)-
{ISV(I)V ®).
Nach Aetheria nnd Severus nennt Funk S. 271 den koptischen
Patriarchen Benjamin. Auch dieser vertritt, wie wir oben
S. 85 f. sahen, die Swochige Quadragesima.
Weiter folgt eine Stelle, welche Funk S. 271 als (abgesehen
von Aetheria) altestes Zeugnis fiir die Swochige Fastenzeit „anf
der katholischen Seite“ anfuhrt, und welche dann in den Verhand-
lungen iiber das Alter der Peregrinatio Aetheriae (vgl. oben S. 100
Anm. 1) eine grofie RoUe gespielt hat. Sie findet sich in der
Doctrina des palastinischen Archimandriten Dorotheas (nm 600
n. Chr.) in dem jrepl twv (zyiwv vrjatetwv handelnden 15. Kapitel
(Bibliothecae veterum patrum . . . tom. primus graecolatinus [Paris
Die ivftpovtactTixol X070'. sind die Predigten, welche Severus als Inhaber
des Patriarchenst^ls von Antiochia vom 18. Nov. 512 (Tag des hi. Romanos)
bis zum Jahre 518 gehalten hat. Sie sind, wohl noch zu Lebzeiten des Severus,
zn einem 125 Nummern nmfassenden, streng chronologisch geordneten Corpus
vereinigt und in zwei syrischen Ubersetzungen ziemlich vollstandig erhalten, aber
noch nicht herausgegeben , vgl. A. Baumstark, Das Kirchenjahr in Antiocheia
zwischen 512 und 518: Rom. Quartalschr. f. christl. Alterthumskunde 11 (1897),
S. 32—43. Die Predigt, aus der unser Fragment stammt, ist Nr. 15. Ihre syrische
tiberschrift lautet bei W. Wright, Catalogue of Syriac mss. in the British Museum,
part II (1871), S. 535 : iuooDj iJUas ^ )a:so-A3
entspricht also genau dem oben angefuhrten griechischen Wortlaut (von ti; tijv
an). Nach der Stelle, welche die Predigt im Corpus einnimmt, muB sie im Jahre
513 (am Freitag vor der Quadragesima) gehalten sein.
1) Dies hat schon Baumstark im Oriens Christianus a. a. 0. richtig aus-
gefuhrt.
2) Wenn Severus sich nicht ganz ungenau ausdruckt, muBte man hieraus
schlieBen, daB die gesamte Fastenzeit damals in Antiochia 9 Wochen dauerte nnd
aus der 8 wdchigen Quadragesima und der Earwoche bestand. Denn Severus sagt
ausdrucklich, daB der Samstag und Sonntag jeder der 8 Wochen der Erholung
bestimmt seien. Das kann man aber von der Earwoche nicht sagen, da ihr
Samstag ein besonders stronger Fasttag ist. Ubrigens ware eine 9 wdchige Fasten-
zeit auch nur die folgerichtige Weiterbildung der antiochenischen Praxis, da diese
stets die Earwoche von der Quadragesima getrennt hat.
102 A. Rahifs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
1624], S. 840 A/B = Migne Pair. gr. 88, Sp. 1788 C). Nachdem
atierst von den 7 Wochen der Fastenzeit gesprochen ist, heiBt es
welter: aXka ol jratspsc XP®''*? aoveiSov irpooted'^vat aotatc xai
aXXrjv [jLtav ipSojidSa, ajia {tev Sid to xpoiop-vdCsodai xal oiov itpoo{ia-
XiCeodai too? {leXXovTac elosXS'etv si? tov xdxov twv v/joTeiiov, S{j.a Se
xai TipwvTsc tds VYjoteiac dpt^p-ip dfia? xeaaapa'K0<3Z'^<;, t]v Ivtj-
axsuosv 6 xopios r^p-wv. at "fdp Ixtd (lies oxtd), wie schon in der Bibl.
vet. patr. richtig korrigiert ist) spSopdSe? twfatpoopsvoav twv aappdxwv
xai xwv xuptaxdiy xsaaopdxovxa r^p-spat itvovtat, xipwpevTjc xa^’ iaoriiv
zfj(; VTjOTstac too d7ioo aappdxoo (d. h. des Karsamstags) Sid to sivai
aoxtjV isptaxdTTfjv xai povTjv VTfjotetav dxo itdvttov tcbv aappdxiay too svi-
aoToo. Hier wird fragelos eine der orthodoxen sehr nahestehende
Praxis vorausgesetzt, die am genauesten mit der Praxis iiberein-
stimmt, welche Johannes Damascenns in der 1. Halfte des VIII.
Jahrh. als in der Anferstehnngskirche zn Jerusalem iiblich schildert
(vgl. unten S. 104): alle Tage der vorgelegten 8. Woche vom Montag
bis zum Freitag miissen zwar wirkliche Fasttage sein, da sonst
die Zahl 40 nicht herauskame, aber die 8. W oche steht doch nicht
mit den iibrigen anf gleicher Stnfe, sondern ist eine Woche der
Voriibung wie in der orthodoxen Praxis.
Indessen nnterbricht die angefiihrte Stelle, wenn ich recht
sehe, vollig den Gedankengang des Dorotheas und verrat sich da-
dorch als jungere Interpolation. Dorotheas vertritt namlich
in seiner iibrigen Aasfiihrung iiber die Dauer des Fastens eine
znerst bei Johannes Cassianas, Conlatio XXI 26 (3. Jahrzehnt des
V. Jahrh.) anftanchende , eigentiimliche Theorie, dnrch die sich
manche dariiber bemhigten, da6 in den 6 Wochen des abendlandi-
schen und in den 7 Wochen des morgenlandischen Fastens nicht
40, sondem nur 36 eigentliche Fasttage herauskamen (im Abendland
6 X 6 = 36 , im Morgenland 7x5 + Karsamstag = 36). Doro-
theas geht davon aus, dafi Gott den Israeliten geboten hat, jahr-
lich den Zehnten von allem darznbringen, and da6 die Israeliten,
indem sie das taten, in alien ihren Werken gesegnet warden. Dem-
entsprechend rieten uns die hi. Apostel, auch von den Ta^en
unsers Lehens Gott den Zehnten darznbringen, damit wir so in
unsem Werken gesegnet warden und alljahrlich Vergebung fiir
die Siinden des ganzen Jahres erhielten. So ^tjYiaoay •^^piv azb twv
Tpiaxooimv eSTjxovTa xevte %ep<iov too IviaoToo Taoxa? ijcxa ipSop-aSac
TWV VTJOTSIWV". Dann folgt, sich sehr ungelenk anschliehend and das
schon Gesagte hbchst uberflussiger Weise wiederholend: ^ootw yap
ayApioav izxa ipSopaSa?". Dies soli ofPenbar die vorhergehende
Aasfiihrang abschliefien and leitet zagleich zu der oben angefuhrten
Kap. V. Beitrage zum Yerstandnis der griech. Lektionssysteme. § 8. 103
Anseinandersetztmg fiber die Hinzaffigung einer 8. Wocbe („aXXa
01 rtaxepsi; xxX.") fiber. Nach AbschloB dieser Auseinandersetzung
fallt jedoch die 8. Wocbe vollstandig nnter den Tisch, and es wird
in genaner Fortffibmng des frfiheren Gedankenganges dargelegt,
inwiefern jene 7 Wochen in der Tat den Zehnten des Jahres dar-
stellen, durch dessen Darbringnng man Vergebung ffir die Sfinden
des ganzen Jahres erhalt: ai Se exxa spSojiaSsc aappaxcav
xal xwv xopiaxfiv Ytvovtat xpiaxovta ssvxe Tjfispaf Xotrcov xpoatidsfisvoo
too aappatoo too {isfaXoo (des Karsamstags) xal too T^iiloaoc t^c Xap.-
zpac xal ^(otoxoioo voxtbc (der OstervigUie, in der das Fasten noch
fortgesetzt wird, vgl. oben S. 71 f.) tpiaxovta i£ 7]}iiao •;^p,spa
slatv, OTCEp latl to Ssxatov zatv tptaxoalcov eSijxovta ar§vts f^pLspwv too
Ivtaotoo [ista ttoXX^S axpipsla^. twv ^ap tp'.axoaicov to Sixatdv latt tpia-
xovta, xal tdiv iSTjy-ovta to Sexatov twv Jt^vts to 7][iiao’ iSob
tpidxovta §4 ^{ttao -i^ftspai, xada>c sixo{i,ev. aotv] latlv rj Ssxatta, ox; av
si3fi(j tic, Tcavtbc too iviaotoo, ijv -fiyiaLaav iQp,lv si? iistavoiav o'i Syioi
dxdatoXoi, xaddpaiov ooaav twv dp-aptimv, wc eItiov, xavto? too Iviaotoo.
Auch im folgenden wird noch weiter von der Reinigang von den
Sfinden des ganzen Jahres gesprochen, die man durch richtige
Beobachtung dieser hi. Tage, d. h. offenbar der SBVa Tage, erhalt.
So hangt die ganze Darlegung anfs innigste znsammen nnd ist
durchans einheitlich and folgerichtig dnrchgeffihrt, wenn man nnr
die den Zusammenhang vollig unterbrechende Stelle von der Hin-
znffigung der 8. Woche fortlafit; die einzige Anderung, die man
vornehmen mu6, ist, daS man beim Wiedereinsetzen des ursprfing-
lichen Zusammenhanges 8s (in al SI sxtd ep5o[id5Ec) in ^ap korri-
giert’). Die Interpolation erklart sich leicht: die Doctrina war
ffir den praktischen Gebrauch der Monche bestimmt nnd ist daher
spater, als die 8. Woche eingeffihrt war, dementsprechend korri-
ffiert Worden. Dorotheus scheidet also ans der Reihe
o
der Zeagen ffir die 8wbchige Fastenzeit aus; die Stelle
beweist nnr ffir die Zeit des Interpolators, die sich nicht genau
bestimmen laBt.
1) Sonderbarerweise findet sich al yap Irtra E^oop.diEs in der Interpolation,
wo aber Iztd Fehler fur d-/t(b ist. — Nachdem ich obige Ausfuhning niederge-
schrieben hatte, fand ich zu meiner freudigen Uberraschung in dem friiher der
Kirchen - Ministerial ' Bibliothek zu Celle, jetzt der Universitats - Bibliothek zu
Gottingen gehorigen Exemplar der Bibl. vet. patr. die Satze oo-m ^ap dciptaav —
«ii:6 7 :dvT(uv xiLv aap^attov too iviaotoo, deren Unechtheit ich nachzuweisen gesucht
habe, am Anfang und SchluB mit einem doppelten Strich || gekennzeichnet und
dazu am Rande die Bemerkung (vielleicht von der Hand des Christian Julius
Bokelmann, Archidiakonus in Celle 1701—1735); Inclusa his signis i| |1 addititia
videntur; et ex margine, in quo a posteriori aliquo Graeculo annotata fuerant,
perperam in ipsum textnm infulta. Non enim cohaerent ullo mode cum sequentibus.
104
A. Kahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Nach Dorotheas nennt Fnnk S. 271 den Anastasias Sinai ta
(am 700 n. Chr.). Dieser kommt nar insofem ia Betracht, als er
die Swochige Fastenzeit bekampft and dadorch zagleich ihr Vor-
handensein bezeagt. Ubrigens bekampft er nicht die orthodoxe
Fastenpraxis, sondern die Swochige Quadragesima^), dean
er sagt: oh Ssi v>jai:su£tv s^SojiaSac oxtd) hv rg {isYaXio 'csaoapaxoarg
(Migne Patr. gr. 89, Sp. 661 C).
Weiter nennt Funk S. 272 den Johannes Damascenus
(1. Halfte des VIII. Jahrh.). Johannes Dam. hat fiber die Frage
des 7- Oder Swochigen Fastens eine eigene Epistel verfafit (De
sacris ieiuniis, vgl. oben S. 85. 100 bei Benjamin and Severns), die
uns lehrt, da6 der Streit um diese Frage damals himmelhoch
((leypi? aspoc c. 3 Anf.) ging. Johannes gibt sein Urteil dahin ah,
dafi die Bewahrang des kirchlichen Friedens wichtiger sei als erne
fiberall gleiche Abgrenzong der Fastenzeit, and legt dann die von
ihm selbst befolgte Praxis der Auferstehungskirche in Jerasalem
dar, ohne sie als allgemein bindend erklaren zn woUen (c. 5. 6).
Diese Praxis, welche Fank S. 273 f. einfach mit der konstantino-
politanischen gleichsetzt, steht dieser allerdings ziemlich nahe,
ist aber doch nicht voUig mit ihr identisch. Die 8. Woche vor
Ostem ist zwar eine jtpovijatt{toc ipSojidc, in der man sich nor des
Fleisches, noch nicht der tierischen Prodnkte enthalt, and deren
Gottesdienst noch nicht die Charakteristika der Quadragesima
(Terz, Sext, Non, Missa praesanctificatorom) anfweist; aber in
dieser Woche wird doch schon ■fj sojrepac VTjatsia gefibt, and
da Johannes in keiner Weise eine Beschrankung dieser vTjoveia auf
Mittwoch and Freitag andeutet, so konnen wir nor annehmen, dafi
alle Wochentage von Montag bis Freitag schon wirkliche Fasttage
waren, wie wir es auch ffijr die wohl ebenfaUs aus Falastina
stammende Dorotheas -Interpolation annehmen muBten (s. oben
S. 102). Hiermit hangt ein anderer TJnterschied dieser jerasalemi-
schen Praxis von der konstantinopolitanischen zusammen. Nach dem
oben S. 94 besprochenen Kanon des Patriarchen Nicephoros von
Konstantinopel (806 — 815) warden die beiden eigentlichen Fasttage
der Butterwoche, der Mittwoch and Freitag, durch Abhaltung der
Missa praesanctificatorom ausgezeichnet. Nach Johannes Dam.
1) Anastasias schreibt die Swochige Quadragesima seltsamerweise den Aria-
nern zu. Hier hat man „Arianer“ in nSeverianer'* korrigieren wollen. Baumstark
im Oriens Christianas N. S. 1 (1911), S. 57 Anm. 2 bekampft diese Andening als
„helle Willkur‘‘. Darin mag er recht haben. Aber daS die Swochige Quadra-
gesima wirklich auf die Arianer zuruckgehe, ist mir trotzdem sehr unwahrschein-
lich. Dem Anastasius wird nur eine dunkle Kunde von ihrem haretischen Dr-
spning zugekommen sein.
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 8. 105
dagegen fand in dieser Woche noch keine Missa praesanctificatoram
statt (jiYjSajjLw? . . . twv dfiav ^rponjYiaop.^wv teXst^S YEVoft^VTQc).
Das erklart sich sofort, wenn alle Tage dieser Woche als wirk-
liche Fasttage anf gleicher Stnfe standen ; denn dann lag zu einer
Anszeichnung des Mittwochs nnd Freitags keinerlei Gmnd vor^).
Vergleicht man diese jerusalemische Praxis mit der konstan-
tinopolitanischen, so wird man sick dem Eindrack nicht verscklieBen
konnen, daJS man es bei ihr mit einer Mischpraxis zu tun hat.
Die konstantinopolitanische ist durchaus konsequent ; in ihr ist die
Butterwoche in der Tat erne rcpovT]att[i.oc spSop.as. Wenn man aber
in dieser Woche schon ebenso bis zum Abend fastet wie in der
eigentlichen Fastenzeit, so ist ihre Bezeichnnng als icpovTjai'pLos
spSo{ias ungerechtfertigt ; denn dafi man sich in ihr nur des Fleisches
enthalt, noch nicht der tierischen Produkte, macht bei der tlber-
einstimmung in der Dauer des Fastens dock keinen so schwer-
wiegenden Unterschied. Die natiirlichste Erklarung ist : Jerusalem
hat die Tcpovnja'cip.os ipSofia? ebenso wie spater die Karwochenlektionen
(s. oben S. 71) aus Konstantinopel ubernommen, sie dabei aber zu
einer Woche des strengeren Fastens umgebildet, vielleicht nnter
der Einwirkung der Swochigen Quadragesima, deren erste Woche
ja schon eine Woche des strengen Fastens war^). So betrachtet
ist Johannes Damascenus, indem er die jerusalemische Mischpraxis
bezeugt, zugleich indirekt ein Zeuge fiir die konstanti-
nopolitanische Praxis.
Nach Vorfiihrung des Johannes Damascenus sagt Funk S. 272:
„Aus der Folgezeit ist mir kein Widerspruch mehr bekannt.
Theodor Studita (f 826) kommt in seinen Schriften wiederholt auf
das Fasten zu sprechen, ohne einer DifPerenz zu gedenken. Jeden-
falls war die Entwickelung um die Mitte des 9. Jahrhunderts ab-
geschlossen“ (folgen Belege). Auch wir brauchen nicht weiter
hinabzugehen, denn aus dem Anfang desIX. Jahrh. stanunt
der mehrmals zitierte Kanon des Patriarchen Nicephorus von Kon-
1) Palastina bat seine Sonderpraxis anch spater beibebalten und nnn am
Mittwoch und Freitag der Butterwoche uberhaupt keine Messe gefeierl , s. die
Bemerkung des Triodion zum Mittwoch dieser Woche ^enedig 1636, Bogen y,
Bl. 5 Ruckseite Sp. 1 = Rom 1879, S. 54); ’Isxiov on llaXcttiTivij] oii -apeXa^Oficv
bzi Tuiv ayftov itax^ptov zotstv Texpa?! za'i xi; Trapasxeu^ x^; xupoipayou (rom. Ausg.
xuptv^;) XEixoupYi'av xeXet'av ooxe irporjyiaapif/Tjv (ebenso im Typikon xE'f. x8' Venedig
1615, Bl. Sy' Ruckseite Sp. 1).
2) Da die 8w6chige Quadragesima durch Aetheria fiir Jerusalem selbst be-
zeugt ist, konnte man an eine Nachwirkung dieser Aetheria-Praxis denken. Aber
dann miifite man annehmen, daS diese Praxis sich in Jerusalem mindestens bis
ins VII. Jahrh. erhalten hatte, nnd diese Annahme wird durch die sonstigen Nacb-
richten liber die Fastenpraxis Jerusalems (vgl. oben g 5) nicht begiinstigt.
106
A. Rah If s, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
statttmopel, der unzweideatig die orthodoxe Praxis der
Butterwoche bezengt (s. oben S. 94).
TJnsere Masterrmg des von Funk znsammengestellten Materials
bat ergeben, dafi erst Johannes Damascenns in der 1. Halfte des
Vni. Jahrh. nnd der Interpolator des Dorotheas, dessen Zeit wir
nicht bestimmen konnen, eine Praxis vertreten, welche, wenn auch
mit der konstantinopolitanischen nicht identisch, ihr doch recht
nahe steht nnd wahrscheinlich von ihr abhangt. Daraus diirfen
wir schlieJBen, dafi die konstantinopolitanische Praxis
ziemlich jnng ist. Aber zu einer genaueren zeitlichen Fest-
legung gelangen wir nicht.
Es gibt jedoch anBer den von Funk angefiihrten SteUen noch
einige andere Zeugnisse fiir die Swochige Fasten-
zeit, die, soweit ich sehe, bisher iiberhaupt noch nicht beachtet
oder doch nicht richtig gewiirdigt worden sind.
Die eine Stelle, die m. W. noch von niemandem herangezogen
ist, nnd die ich mehr znfallig gefnnden habe, findet sich in der
Chronographie des Theophanes (abgefaJBt in der Zeit von 810/11
bis 814/15) beim Jahre 6038 der alexandrinischen Weltara = 546
n. Chr. (rec. C. de Boor 1 [1883], S. 225 Z. 5—10). Danach ent-
stand in jenem Jahre in Konstantinopel (Iv BoCavitcj) geht nn-
mittelbar vorher nnd gehort offenbar auch noch zn diesem Satze)
nnter Jnstinian Staatpofp-i] wepl too tx^fioo zaoxa- xal irtotYjaav ot
r?jv a3toxp£0)(3iji.ov {tTjvl ^sPpooapiq) S'. 6 Ss paoiXsoc TtpooEta^sv
Itspav ipSopaSa :rpa^^vai xpea. xal Jiavts? oi xpeiortwXai saya^av xal
itpo£&7]xav, xal ooSeI? iiydpaCsv oots ^o^cev. to Ss -fiyovsv, w? 6
PaaiXsu? ixEXsoasv, xal EopsdTj 6 Xaoc VTjotsowv ipSopiaSa TsspittTjv. Im
J. 546 fiel der Ostervollmond anf einen Sonntag, den 1. April;
folglich mnfite Ostern nach der bekannten Hegel anf den folgendeu
Sonntag, den 8. April, angesetzt werden; vgl. Ed. Schwartz, Christ-
liche nnd jiidische Ostertafeln (Abhandl. d. K. Ges. d. Wiss. z. Grott.,
Philol.-hist. Kl., N. F. Vm 6 [1905]), S. 189. In Konstantinopel
hatte man sich jedoch bei der vorherigen Berechnung des Oster-
termins versehen nnd den Sonntag des Ostervollmonds selbst als
Ostersonntag angesetzt. Demgemafi hatte man anch rfjv axoxpsw-
(ji{i,ov, d. h. den der Fastenzeit nnmittelbar voranfgehenden Soimtag
der Fleischentsagung (Karneval, s. oben S. 93), eine Woche zti.
friih gefeiert. Der Kaiser merkte nun allerdings noch recht-
zeitig den Irrtnm nnd befahl den Fleischem, noch eine Woche
langer Fleisch zu verkanfen; aber das Volk blieb der pinmnl be-
gonnenen Fleischentsagung tren, feierte jedoch nachher Ostem erst
an dem vom Kaiser bestimmten richtigen Tennine, sodaB es alsO'
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 8. 107
eine Woche zn viel fastete. Als Tag der Fleischentsagong wird
von Theophanes der 4. Februar angegeben. Von da bis znm
1. April sind es 8, bis zum 8. April 9 Wochen. Demnach batte
die normale Dauer der Fastenzeit in Konstantinopel schon damals
8 Wocben betragen.
Zum Gliick besitzen wir aber die Quelle des Theophanes in
der Chronographie des Johannes Malalas (VI. Jahrh.) rec. Din-
dorf (1831), S. 482 Z. 19 — 483 Z. 2: T«p Se vosp-Ppicp p.Y]vl otaotpoipTj
Iysvsto :rspl a^roxpewo'lp-ou. 6 Ss aoxoc paatXsoc ^tpoasta^sv stspav
lp5o[j.d8a Tcpa^f^vai xpsa. zotl jtavxsi; {tsv oi 5ipsa>:rd)Xai la<pa^av xai
zposdiQxav, ouSe'i? 5s Yjafl-tsv. syevsto 5e xal xddoc Xptotoo too dsoo
6 aotoc paatXsu^ TjpooXnjS'Yj. Malalas gibt auBer dem
Monat November, in welchem der Termin des Osterfestes und des
davon abhangenden Sonntags der Fleischentsagung falsch bestimmt
Worden war, bein Datum an. Daraus folgt, daJB Theophanes den
4. Febr. als Tag der Fleischentsagung lediglich nach der Praxis
seiner Zeit berechnet hat. Der Ausdruck ii axoxp£woi[j.oc kommt
aJlerdings schon bei Malalas vor. Aber es ist keineswegs ndtig,
daB er bei ibm schon den Sonntag vor der Butterwoche bezeichnet,
der spater die xoptaxi] xffi ditdxpjw ist (s. oben S. 93). Wenn die
Butterwoche im VI. Jahrh. noch xp£ 0 (pd'|fto<; war, wie die im fol-
genden anzufiihrende Stelle des Triodion behauptet, so wiirde man
unter der dxoxps<»)oi[i.o<: bei Malalas den ihr folgenden Sonntag,
also den 7. Sonntag vor Ostem, zu versteben haben. Demnach
beweist die Theophanesstelle nichts fiir die Zeit Justinians, sondern
lehrt nur, daB die Swochige Fastenzeit am Anfang des
IX. Jahrh. in Konstantinopel so fest eingewurzelt
war, daB Theophanes unwUlkurlich annahm, die Fastenzeit habe
schon zur Zeit Justinians ebensolange gedauert.
Die beiden anderen noch zu besprechenden SteUen sind schon
von Lequien in seiner letzten Note zu der Epistel des Johannes
Damascenns de sacris ieiuniis^) herangezogen, freilich zugleich als
unglaubwiirdig abgelehnt. Es sind zwei ausdruckliche Be-
richte fiber die 8. Woche vor Ostern, ein griechischer
und ein arabischer, welche beide, wenn auch in verschiedener Weise,
eine Anderung in der Praxis dieser Woche mit dem Kaiser
Heraklius (610—641) in Verbindung bringen.
Der griechische Bericht findet sich im Triodion, wo
er im covajapiov des Samstags der Butterwoche (Venedig 1636,
1) Joannis Dam. opera ed. Lequien 1 (1712), S. -505 = Migne Pair. gr. 95,
Sp. 77 f.
108
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
letzte Seite der Lage 8, Sp. 2 Z. 8— 15) also lautet : itspi pivtoi
Topo^dYoo ®aat twsc irov paoiXsa 'HpdxXsiov coonjv Ivtd^ot, xpso-
ydYtov ouaav xb irpdtspov. xatd Xoapdoo y®P Hspawy Ixl §S Itsotv
IxoTparsooac Tjo^axo x^ el xat’ Ixstvov lo^oaeie, ■caorKjv nsTa[i.si^at
xal (i-etaiu VTjateCac xal tpo^i^S xataat^oai, 8 xai Ixoiijoev ^).
Der arabische Bericht findet sich bei Eutychius, melchi-
tiscbem Patriarchen von Alexandria (933 — 940), der in seinen An-
nalen ed. Pococke 2, S. 241 — 249 = Cheikbo 2, S. a — v *) ausfohr-
lich folgendes erzahlt: Heraklius besuchte, nachdem er die Perser
besiegt hatte, Jerusalem und wnrde dort von den Monchen nnd
den Bewobnem der Stadt iiberredet, an den Juden Rache zn
nehmen fiir alles Bose, was sie in Gemeinschaft mit den Persem
den Christen angetan batten. Heraklius aber hatte den Juden,
ebe er von ibren Schandtaten wuBte, Sicherheit zugeschworen und
trug daher Bedenken, seinen Eid zn brechen. Da erklarten die
Christen, sie wollten, um diese Scbuld zn siihnen, in der Butter-
woche, die nacb Eutychius’ Annabme schon damals in der spater
iiblichen Weise begangen wurde, kiinftig ebenso streng fasten wie
in den folgenden Wocben. So wurde damals die Batter wocbe
nicht nur in Palastina, sondern auch in den iibrigen Landem in
eine Wocbe des strengen Fastens nmgewandelt, nnd die (mono-
physitiscben) Kopten haben dies strenge Fasten seitdem beibebalten,
wahrend die melcbitischen (= orthodoxen) Syrer nnd Griecben —
und ebenso, wie man aus der ganzen Darstellung des Eutychius
scblieBen mufi, die Melchiten in Agypten — nacb dem Tode des
Heraklius zu ihrer alten, milderen Praxis zurlickkehrten.
Dieselbe Gescbicbte erzahlt kiirzer, ofFenbar von Eutychius
abhangig, Maqrizi (1. Halfte des XV. Jahrh.) in seiner Gescbicbte
der Kopten (ed. Wiistenfeld [1845], Text S. (If. = Ubersetzung
S. 47 f.), doch spricht er nicht von Umwandlung der Butterwoche
in eine Wocbe des strengen Fastens, sondern — was ungenaue
Wiedergabe des Eutychius-Berichtes sein wind — von der Neu-
einfuhrung einer Fastenwocbe, die angeblich unter dem Namen
„die Wocbe des Heraklius" bekannt ist (vgl. auch J. M. Vansleb,
Histoire de I’^glise d’ Alexandria [1677], S. 74 f.).
Tiber diese beiden Berichte konnen wir doch nicht einfach bin-
weggehen. Da6 sie im einzelnen gar nicht ubereinstimmen, beweiat
ihre Unabhangigkeit voneinander. Um so wichtiger ist ihre Uber-
einstimmung in der Hauptsache; beide berichten, dafi vom
1) Die zahlreichen Druckfehler des ^'enediger Druckes sind stillschweigend
kompert Die ronusche Ausgabe des Triodion (1879) hat das nicht.
2) Den genauen Xitel der beiden Ausgaben s. oben S. 94 Anm. 2.
Kap. V. Beitrage znm Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 8 . 109
Kaiser Heraklius oder im Znsammenliang mit seiner
Person eine Anderung in der Praxis der 8. Woche vor
Ostern eingefiihrt ist. Nach dem griechischen Bericht be-
siand diese Andenmg in der Neueinfuhrang der Bntterwoche, nach
dem arabischen in der Umwandlung der schon existierenden Butter-
woche in eine Wocbe des strengen Fastens. Aber der arabische
Bericht ist in diesem Punkte gelehrte Mache : Eutychius geht von
dem aus, was er als orthodoxe Praxis kennt — er zitiert als Be-
weis dafiir sogar das Typikon, s. oben S. 94 Anm. 2 — , and nimmt
erklarlicherweise an, dies sei das Urspriingliche gewesen, and es
sei nnter Heraklius in das, was er als heterodoxe Praxis kennt,
geandert worden. Eine solche Anderung ist aber schon deshalb
ausgescblossen, well die Swochige Quadragesima der Kopten die
folgerichtige Weiterbildung der altagyptischen 6 wocbigen Quadra-
gesima ist (s. oben S. 85. 86 f.). Hier mussen wir ohne weiteres
dem griechischen Berichte den Vorzug geben. Und es gilt nun zu
untersuchen, ob die Einfiihrung der Butterwoche nicht
in der Tat auf den Kaiser Heraklius zuruckgehen
kann.
Lequien hatte gegen den Bericht der „Graeculi“ das Zeugnis
des Dorotheus angefiihrt, der schon vor Heraklius „jejunii istius
praeparatorii meminerat“. Dieses Zeugnis ist jetzt, wie ich hoffe,
durch das oben S. 102 f. Ausgefuhrte endgiiltig abgetan. Uberhaupt
gibt es, wie wir gesehen haben, vor dem VIII. Jahrh. kein Zeugnis
fiir die TCpovTjOTcp.o? ipSona?. Somit kbnnen wir mindestens sagen,
da6 der Annahme, Heraklius babe in der Tat jene Vorbereitungs-
woche eingefuhrt, nichts im Wege steht.
Aber ich mochte noch weiter gehen und sogar behaupten, daB
diese Annahme manches fiir sich hat. Sie stimmt namlich, wenn
ich recht sehe, aufs beste zu dem, was wir sonst von He-
raklius und seiner Kirchenpolitik wissen. Sowohl der
griechische Bericht des Triodion als der arabische des Eutychius
melden, daB die Anderung der Fastenpraxis nach gliicklicher Be-
endigung der Perserkriege des Heraklius erfolgt sei. Nun ist ja
bekannt, daB Heraklius sich gerade zu jener Zeit die grofite Miihe
^egeben hat, die im wesentlichen monophysitischen Provinzen
Agypten, Syrien und Armenien, die er politisch wiedergewonnen
hatte, auch religios wieder mit seinem Reiche zu verschmelzen.
Daher versuchte er, angeregt und unterstiitzt von Sergius, dem
Patriarchen seiner Hauptstadt, die Mono- und Dyophysiten in der
KompromiBlehre zu vereinigen, daB die beiden Naturen in Christo
nur eine Wirksamkeit und einen Willen (|j.iav iv^pistav xai jiiav
110 A. Eahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
d'dXT]atv) gehabt haben, vgl. besonders G. Owsepian, Die Ent-
stehnngsgeschichte des Monotheletismus (Diss. Lpz. 1897). In der
Bichtnng dieser Unionsbestrebnngen liegt m, E. aucb die
Einfiihrmig der Butterwoche.
Derjenige, der an die Epistel des Johannes Damascenus de
sacris ieiuniis die oben S. 100 f. 85 fP. besprochenen Exzerpte ans
Sevems und Benjamin angehangt hat, will durch diese Exzerpte
beweisen, da6 ot atpsttxol xdvtsc das hi. Fasten torichterweise
auf 8 Wochen bestimmen. Unter den Haretikem sind hier aber,
mindestens in erster Linie, die Monophysiten zu verstehen,
ans deren Schriften der Exzerptor ja seine Belege nimmt. Nan
konnen wir allerdings nicht mit absolnter Sicherheit nachweisen,
dafi die Monophysiten Syriens and Agyptens gerade zur Zeit des
Heraklins ein Swochiges Qnadragesimalfasten beobachteten. Das
Zeognis des Sevems fiir Syrien ist etwa ein Jahrhundert alter,
and auf die Daner hat sich die 8wochige Quadragesima bei den
syrischen Monophysiten nicht gehalten, sondern sie sind zn der
altsyrischen Praxis eines ans Owochiger Quadragesima und Kar-
woche bestebenden, im ganzen 7wochigen Fastens zuriickgekehrt,
s. A. Baumstark, Festbrevier und Kirchenjahr der syrischen Jako-
biten (1910), S. 205 — 207. TTmgekehrt ist das Zeugnis Benjamins
fur Agypten etwas j finger als Heraklins, und wahrend sich viele
Zeugnisse ffir die spatere Zeit anschliefien, konnen wir gegenwartig
doch noch nicht fiber die Mitte des VII. Jahrh. hinaufkommen.
Aber wenn die 8wochige Quadragesima gerade bei den Monophy-
siten Syriens und Agyptens erscheint, so dfirfen wir bei dem
regen Verkehr, der zwischen den Glaubensgenossen dieser beiden
Provinzen bestand, getrost annehmen, daB die Swochige Quadra-
gesima nicht in beiden Provinzen spontan entstanden, sondem von
der einen nach der anderen verpflanzt ist. Dann aber macht die
Bezeugung dieser Praxis in der einen Provinz vor, in der anderen
nach Heraklins es hochst wahrscheinlich, daB dieselbe Praxis auch
zur Zeit des HerakHus im Schwange gewesen ist‘).
Die Lange der Fastenzeit war also zur Zeit des He-
raklius in den verschiedenen Gegenden verschieden: die Haupt-
stadt und gewiB viele andere Gebiete mit ihr hielten eine im
ganzen 7wochige, die Monophysiten Syriens und Agyptens eine
1) DaB die 8 wdchige Quadragesima sich in Syrien langer gehalten hat darf
man vielleicht anch aus der oben S. 87 Anm. 2 angefuhrten Stelle des Typikon
schheBen, welche neben den Tetraditen, d. h. den Monophysiten Alexandrias, die
„Jakobiten als Vertreter des 8wochigen strengen Fastens nennt. Denn am wahr-
scheinhchsten sind hier unter den ^Jakobiten* die Monophysiten Syriens zn ver-
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griecb. Lektionssysteme. § 8. 9. HI
8w6chige Fastenzeit *). Lag da nicht der Gedanke nahe, die ge-
trennten Briider, wie im Glauben, so anch in der religiosen Praxis
zn vereinigen? Und konnte man da nicht, wie man im Glanben
eine Mittellinie gezogen nnd jeder der beiden Parteien in gewisser
Weise Recht gegeben hatte, so anch in der Fastenpraxis eine
Mittellinie ziehen und den Monophysiten zu Liebe die Zahl
der Wochen auf 8 erhbhen, aber zugleich den Orthodoxen zn Liebe
die hinzngefiigte 8. Woche zu einer Woche des allergelindesten
Fastens, das noch gar kem eigentliches Fasten war, ausgestalten?®)
Mir scheint in der Tat die Parallelitat so vollkommen, dab sie
nicht wenig fur die Richtigkeit der im Triodion iiberlieferten Nach-
richt spricht
Hiermit glaube ich es wahrscheinlich gemacht zu haben,
dab die Butterwoche in der Tat von Heraklins einge-
fiihrt ist. Heraklins hat damit allerdings nicht viel mehr Gliick
gehabt als mit seiner Glaubensunion. Der Streit nm das 7- imd
8wochige Fasten entbrannte, wie Anastasias Sinaita and Johannes
Damascenus lehren (s. oben S. 104), in der Folgezeit erst recht, und
weder die agyptischen noch die syrischen Monophysiten haben die
kaiserliche Praxis angenommen. Immerhin ist diese aber in der
orthodoxen Kirche durchgedrungen , und so besteht die gesamte
Fastenzeit in ihr jetzt uberall aus Butterwoche, Quadragesima
nnd Karwoche.
Hiermit haben wir zngleich einen terminus post quern fiir das
konstantinopolitanische Lektionssy stem der Fasten-
zeit gewonnen. In seiner jetzigen Ausgestaltung kann
es friihestens um 630 n. Chr. entstanden sein.
§ 9. Alte Zuge im konstantinopolitanischen Lektions-
system der Fastenzeit.
Wir haben oben S. 90 f. gesehen, dab das koptische Lektions-
system in der Wahl der biblischen Bucher eine weitgehende
tlbereinstimmung mit dem jerusalemischen zeigte. Ahnliches konnen
1) Ob im Orient auch noch die alte 6w6cbige Fastenzeit existierte, wissen
wir nicht. Eine erhebliche Eolle wird sie auf keinen Fall mehr gespielt haben.
2) Auch Baumstark im Oriens Christianas N. S. 1 (1911), S. 59 sieht in der
Vorfasten woche einen „Au8gleich“ zwischen der 7- und 8w6chigen Praxis, nimmt
aber an, daB dieser Ausgleich in Palastina entstanden sei und sich von dort aus
durch die gesamte orthodoxe Welt des Ostens verbreitet habe.
3) Ahnlich ist es, wenn Heraklins nach Beendigung der Perserkriege den
Armeniern nicht nur den Monotheletismus, sondem auch die Feier des Weihnachts-
festes aufnotigte, s. F. C. Conybeare, Rituale Armenorum (1905), S. 512 und den-
selben in der Encyclopaedia Britannica ” 2 (1910), S. 571. Die Einheit sollte
nicht nur im Glauben, sondem auch im Eultus hergestellt werden.
112
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
wir jetzt ancli beim konstaniiiiopoliiaiiischen System beobachten.
Yon den fiinf Biichem, welche Konstantinopel in der Bntterwoche
nnd in der Quadragesima liest, kommen vier, loel, Zach., Is., Prov.,
auch in den Qnadragesima-Lektionen Jerusalems vor. Noch grofier
aber wird die Ahnlichkeit, wenn wir anch nocb die Karwoche
heranziehen. Exod. nnd lob werden in Jerusalem (nnd bei den
Kopten) in der Quadragesima gelesen, in Konstantinopel in der
Karwoche. Die jerusalemischen Lektionen fiir den Montag und
Dienstag der Karwoche stammen aus Gen., Prov., Is.; die kon-
stantinopolitanischen Lektionen der Quadragesima stammen aus
denselben Biichem, nur steht hier Is. voran, was sich aber daraus
erklart, dafi die Is.-Lektion in ‘ Konstantinopel auf den Morgen
verlegt ist. In gewissen Grenzen haben also Jerusalem und
Konstantinopel dieselben Biicher, nur dafi in Jerusalem
in der Quadragesima gelesen wird, was Konstantinopel in der Kar-
woche hat, und umgekehrt.
Aber nicht blofi in der Wahl der Bucher stimmen die ver-
schiedenen Systeme auffallig iiberein, sondern anch in der Art,
wie diese Bucher gelesen werden. Das Prinzip der fort-
laufenden Lesung (lectio continua), das wir beim jerusalemi-
schen und im grofien und ganzen auch beim koptischen System
beobachten konnten (S. 83 . 89 f.), kehrt beim konstantinopolitani-
schen in konsequentester Durchfiihrnng wieder. Nicht bloB bei den
in der Quadragesima ganz, nur mit manchen Auslassungen ge-
lesenen Biichern Is., Gen., Prov. ist die richtige Reihenfolge
stets gewahrt, sondem auch bei den Biichern, denen nur wenige
Lektionen entnommen sind:
Bntterwoche: loel 2 i 2 — 26. 3 i 2 — zi.
Zach. 87—17. 819— 28 (und Karfreitag llio— 13 0. a.).
Karwoche: Ez. li— 20. I21 — 2 ih 23 — 33.
Exod. li — 20. 25—10. 2 11— 22. 19 10— 19 . 33 11— 23.
lob li— 12. Ii3— 22. 2 i— 10. 38 i^— 2 i + 42 i— 5. 42 i 2 — 17c.
Is. 50 4 — 11. 52 i 3 — 54 1.
Derartige Beriihrungen des konstantinopolitanischen Lektions-
systems mit den beiden anderen, besonders dem sehr alien jerusa-
lemischen, weisen darauf bin, daB das konstantinopolitanische
System, obwohl als Gauzes jiingeren Datums, Ziige enthalt, die
aus einer erheblich alteren Zeit stammen.
Dies wird, wenigstens in zwei Pnnkten, auch dnrch die
Kirchenvater bestatigt.
Das Buch lob wird in Jerusalem nnd bei den Kopten in der
Quadragesima, in Konstantinopel in der Karwoche gelesen. Letztere
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. §9. 113
Praxis tezeugt schon Ambrosias fiir Mailand. Dean in seinem
20. Briefe vom J. 385 sagt er (§14; ed. Manr. 2 [1690], Sp. 855):
„Ttuic (d. h. an einem Tage der Karwoehe, vielleicht dem Griin-
donnerstag) ego hnnc adorsns sermonem snm: Andistis, filii, libmm
lob legi, qui solemni mnnere est decursns et tempore". Weiter
gibt er nach der IJberleitnngsformel ^Sed veniamus ad propositas
lectiones" den Inhalt von lob 1 an (§ 15) nnd zitiert spater noch
lob 29 (§ 16) nnd 2io (§ 17).
Andere Belege fiir dieselbe Praxis liefern Pseudo-Origenes
and vieUeicht auch Psendo - Chrysostomns (ed. Montf. VI 579),
s. W. Caspari, „Perikopen“ in der Realencykl. f. prot. Theol. n.
Kirche 3 15 (1904), S. 135.
Die Genesis wird in Jerusalem in der Karwoehe, in Kon-
stantinopel in der Quadragesima gelesen '). Die Gen.-Lektion gilt
in Konstantinopel, wie es scheint, als die wichtigste nnd unent-
behrlichste ; denn in dem einzigen Falle, wo wir eine Gedachtnis-
feier mit einem Wochentagsgottesdienst der Fastenzeit verbunden
linden, am 17. Marz (s. oben S. 49), wird gerade die Gen.-Lektion
des Tages unverandert beibehalten.
Fiir die konstantinopolitanische Praxis, die Gen. in der Qua-
dragesima zu lesen, gibt es mehrere alte Zeugnisse. Vielleicht ist
es schon kein Zufall, wenn Basilius seine neun Homilien iiber
das Sechstagewerk gerade in der Quadragesima gehalten hat,
s. 0. Bardenhewer, Geschichte der altkirchl. Literatur 3 (1912),
S. 148. Doch handelt es sich hier nur um ein kleines Stiick aus
der Gen., und wir konnen daraus keinesfalls auf fortlaufende
Lesung des ganzen Buches schliefien.
Ein direktes Zeugnis besitzen wir dagegen in dem Exordium
einer pseudo-augustinischen Predigt ed. Maur. V Append.,
Sermo 6^): „Lectio ilia, fratres carissimi, in qua beatus Abraham
Isaac filium suum in holocaustum legitur obtulisse, ideo in ordine
suo diebus Quadragesimae non recitatur, quia, sicut ipsi nostis, in
vigiliis paschae propter sacramentnm dominicae passionis reservatur.
Et quia tunc non est in spatio, ut de ista possit aliquid dici, nunc,
si videtur, expositionem eius secundum quod earn patres nostri
inspirante Domino tractaverunt, caritatis vestrae auribus, quantum
1) Die Kopten gehen mehr mit Jerusalem zusammen (s. oben S. 69), haben
aber auch in der Quadragesima einige Gen.-Lektionen.
2) Die Kenntnis dieser Stelle verdanke ich Caspari a, a. 0. ; Caspari zitiert
(he Predigt nach einer vormaurinischen Ausgabe als Augustin de tempore 71.
Ubrigens fuhrt Caspari auch Basilius und Chrysostomns an.
Eg]. Ges. d. Wise. Nacbrichten. Phil.-hUt. Elasse. 1615. Heft 1.
8
114
A. Rahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
possamus, breviter intimemus® *). Hier wird also die Gen. in der
Quadragesima fortlanfend gelesen, -aber die Geschichte von der
Opferung Isaaks Gen. 22 1 — is ausgelassen, weil sie der Ostervigilie
vorbehalten bleibt (vgl. oben S. 73). In der Ostervigilie wird
jedoch nicht gepredigt, daher handelt der Prediger jetzt, d. h. in
der Quadragesima an dem Tage, wo Gen, 22 1 — is eigentlicb an
die Reihe kommen wiirde, fiber dieses Stfick. Hier baben wir die-
selbe Ordnung wie im konstantinopolitanisclien Lektionssystem,
nur wird in Konstantinopel Gen. 22i— is nicht blofi in der Oster-
vigilie gelesen, sondern auch am Freitag der 5. Woche der Qua-
dragesima.
Femer wird uns Vorlesung der Gen. in der Quadragesima
ffir Anti 0 chi a als feststehender Branch durch eine Predigt be-
zeugt, welche Sever ns am Anfang der Quadragesima des Jahres
513 gehalten hat. Es ist Nr. 16 seiner IvdpoviauTixol Xoyoi and
folgt unmittelbar auf die Predigt, fiber die ich oben S. 100 Anm. 3
berichtet habe. Der in syrischer Ubersetzung erhaltene Text der
Predigt ist zwar noch nicht herausgegeben, wohl aber hat W. Wright,
Catalogue of Syriac mss. in the British Museum, part 11 (1871),
S. 535 ihre Uberschrift mitgeteilt. Danach handelt sie in ihrem
ersten Teile fiber die Frage Jbooj;
^;j 6 o{ JLoot; IaAa „weshalb wir in den 40
Tagen des Fastens das Buch der Genesis, d. h. der Schopfung der
Welt, lesen“2).
Und gerade in Antiochia, der vermutlicben Urheimat des
konstanstinopolitanischen Lektionssystems (vgl. oben § 1 Schlufi),
konnen wir diesen Branch noch hoher hinauf verfolgen. Die Pre-
digten des Chrysostomus lehren uns, daB dort schon in dem
Jahrhundert, in welchem die Quadragesima selbst aufgekommen
war, sich die Lesung der Gen. mit ihr verknfipft hat.
Chrysostomus hat gleich am Anfang seiner Predigerlaufbahn
in der Fastenzeit des Jahres 386®) acht Reden fiber den
Anfang der Gen. gehalten (ed. Montf. IV 644 — 686). Dabei ist
folgendes beachtenswert:
1) Die Mauriner fuhren hierzu in der Anmerkung ein in ihren Hss. („in
MSS. nostris“) stehendes kiirzeres Exordium an, welches die uns interessierenden
Angaben iiber das Lektionswesen nicht enthalt.
2) Sevems hat sich hierbei wohl den Chrysostomus als Muster geaommen
der in einer Predigt ansfiihrlich dariiber handelt, warum man in der Pentekoste
die Apostelgeschichte lese, vgl. unten S. 121.
3) Lenain de Tillemont, Mdmoires pour servir a I’histoire eccldsiastiqne 11
(1706), S. 42. Ed. Schwartz, Cbristl. a. jud. Ostertafeln (Abhandl, d. K. Ges. d. Wiss
z. Gott., Philol.-hist. Kl., N. F. VDI 6 [1905]), S. 171 f.
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 9. 115
1) Chrysostomas hat die erste Rede laut der IJberschrift sv
dpx '5 TEaaapaxoor-^C gehalten, und die Richtigkeit dieser Angabe
wird durch den Eingang der Rede bestatigt, wo Chrysostomas
das Lob der offenbar gerade jetzt angebrochenen Fastenzeit singt.
Unter der ap^^T] toa^apaxoar^g ist wahrscheinlich der Montag
der 1. Fastenwoche zn versteben^).
2) Chrys. spricht in der ersten Rede iiber den Anfang der
(xen. und sagt dabei ansdriicklich, dab dieser in der hentigen
Lektion vorgekommen ist: 645 D ^ip$, XsrcTOtsptov xaTaroXp.Tj'jcop.sv
voTj{i.dT(«>v jcspl oupavoa xal xal S'aXdtTY]? xoti too Xoircoo xttasmg
^tXooopoovtc? owfiatoc taota ^dp avsyvAo^ri a7][i£pov. Es warde
also schon damals am Anfang der Fastenzeit mit der Lesung der
Genesis begonnen.
3) In der zweiten Rede, die nicht gleich am folgenden Tage,
sondern etwas spater gehalten ist^), bespricht Chrys. Gen. I 26 und
sagt wiederum ansdriicklich, daS dies in der hentigen Lektion
vorgekommen ist : 652 B izo twv TT^fispov avctyma&svziDV -i^jjitv. Kal
sIrtEV 6 ^Eog, fyjai, Jcon(]a<o[j.EV dvd’pmjEOV xat’ elxova xal opLolmow T^pLEtspav.
Nach dem konstantinopolitanischen Lektionssystem wird Gen. 1 26
am Mittwoch der 1. Fastenwoche gelesen.
4) In den folgenden Reden, deren zeitliches Verhaltnis zur
zweiten sich nicht genan feststellen laBt®), sagt Chrys. nicht
mehr, daB die von ihm herangezogenen Gen.-SteUen, die meistens
den beiden ersten Kapiteln entstammen, in der Vorlesung vor-
gekommen sind. Es scheint also, daB die Vorlesung, wie es der
konstantinopolitanischen Praxis entsprechen wiirde, schon weiter
vorgeschritten war.
6) Die Fastengottesdienste, in welchen Chrys. fiber die Gen.
predigte, fanden gegen Abend statt. Ans einer berfihmten
Stelle der vierten Rede (662 B—E), welche die Schlagfertigkeit
des Chrys. in besonders glanzendem Lichte zeigt, erfahren wir,
daB wahrend dieser Rede die Lampen in der Kirche angezfindet
wurden. Ans anderen Stellen (668 D. 673 B. 674 A) geht hervor.
1) So auch Tillemont und Ed. Schwartz a. a. 0. Danach bestimmt Schwartz
als genaues Datum dieser Rede den 16. Fehruar 386.
2) Die zweite Rede beginnt ’Apa Tuiv C^TTjfiaTujv -ruiv TrpijiTjv ^rpoxE-
h^vtwv 'jpLiv; Dies lafit schlieBen, daB sie nicht unmittelhar auf die erste gefolgt
ist. Dagegen sind die 3., 4., 5. Rede und wiederum die 6., 7., 8. Rede an un-
mittelbar aufeinander folgenden Tagen gehalten, denn in der 4., 5., 7., 8. Rede
sagt Chrys. jedesmal ansdriicklich, daB er die rorhergehende Rede ge-
halten hat.
3) Der dritten Rede fehlt eine auf die zweite Rede zuriickweisende Zeit-
angabe, wie sie bei der vierten und fiinften vorhanden ist, vgl. die vorige An-
merkung.
8 *
116 A. Kahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
daB man nnmittelbar nach der Riickkehr aus der Kirche die
Abendmahlzeit, die einzige des Tages, emnahm. Auch dies pafit
znr konstantinopolitanischen Praxis, nach der die Gen. im Abend-
gottesdienste gelesen wird.
Ans dem folgenden Jahre, 387, besitzen wir Chrys.’
beruhmte Eeden iiber die vom antiochenischen Pobel bei einem
Aufstande zerstorten Bildsanlen der kaiserlichen Familie. In der
siebenten Kede, die am Donnerstag oder Freitag der 1. Fasten-
woche gehalten ist, sagt Chrys., er wolle den Anfang des hente
verlesenen finches behandeln*), nnd fiihrt dann den Anfang der
Gen. an. Hieraus folgt, daB anch in diesem Jahre in der Fasten-
zeit die Gen. gelesen wnrde.
Endlich hat Chrys., vielleicht schon im folgenden
Jahre, 388®), zum zweitenmal in der Fastenzeit iiber die Gen.
gepredigt®). Diesmal hat er nicht bloB, wie im J. 386, einzelne
Stellen der ersten Kapitel behandelt, sondern das ganze finch in
67 Homilien (Montf, IV 1 — 643) ausgelegt. Doch hat er nicht
alle 67 Homilien in der Fastenzeit gehalten, sondern die erste, die
iibrigena nur. ein Proominm ist nnd noch gar nicht iiber die Gen.
handelt , an dem der Quadragesima nnmittelbar vorangehenden
Sonntag, Nr. 2 — 29 in der eigentlichen Quadragesima, Nr. 30 — 32
am Montag, Dienstag nnd Mittwoch der Karwoche, den Rest erst
nach Pfingsten, nachdem er inzwischen vom Griindonnerstag an
iiber die den heiligen Zeiten entsprechenden Themata gehandelt
hatte^). Hier ist folgendes zu beachten;
1) Wenn es schon bei den Reden des Jahres 386 sehr wahr-
scheinlich war, daB Chrys. die Anslegnng der Gen. gerade am
Montag der 1. Fastenwoche begonnen hatte, so ist es hier
vbllig sicher. Denn er spricht in der 2. Homilie, mit der er die
Anslegnng der Gen. beginnt, ansdriicklich von dem wnnderbaren
Wechsel, der sich von gestern auf hente vollzogen hat: 8B oxav
7 ap IvvoTjaw vijv adpoav {terapoXrjv TVjv on 5 p.£pov 7£YsvT)p.ev7jv %al Xoyi-
a(op.ai Tfj^ ■^^pipac vijv axataoTaatav, O-aopiaCw zal ixTiXT^ttopLat.
VTjGzda^ ZTjV lO^UV.
1) Montf. II 85/86 to o/jtiEpov rjixiv dvayvmaSh (JiETa)rEtpioO[iat ,3tpXi'ov xal, eC
ooxeI, TTjv dpxV' xai to -^rpooifiiov ... ei? pisaov 7rpo8£t{', S Uyui Trot^Jto !pavEp(Sv.
2) Dies hat Stilting in den Acta Sanctorum Sept. t. IV in § XXVII seiner
ausfuhrlichen Chrysostomus-Biographie besonders aus dem Charakter der Exordien
wahrscheinlich gemacht, Tgl. auch G. Rauschen, Jahrbiicher der christl. Kirche
unter dem Kaiser Theodosius d. Gr. (1897), S. 295. Auf jeden Fall ist 388 der
friiheste Termin, wie auch Montfaucon in der Einleitung des IV. Bds. und an
anderen Stellen konstatiert.
3) Eine ausfnhrlichere Anslegnng der Genesis hatte Chrys. schon im J. 387
in der achten Bildsaulenrede (Montf. II 92 A/B) versprochen.
4) Vgl. Tillemont a. a. 0., S. 92— 100. 572 — 577.
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 9. II 7
2) Anch hier sagt Chrys. am Montag der 1. Fastenwoche, da6
der Anfang der Gen. am heutigen Tage vorgelesen ist: 8 D/E
%aTa[id^W[j.sv xoivov, si Soxst, twv ai5{tepov dvaYVWod’SVttov ex twv
too [laxaptoo Mooastos tvjv Suvajt'v. . . . ttva 8s taotd lativ ; ’Ev
dp 7 ^ IxoiTjaev 6 d-so? tov oopavov xal tY]v y^v.
3) Chrys. hat auch diese Gen. -Predigten gegen Abend ge-
halten. Denn am Anfang der 10. Horn, erklart er sich die anf-
fallige Leere der Kirche am heutigen Tage darans. da6 vielleicht
einige nicht hatten kommen mogen, weil sie das Fasten vorher
gebrochen batten *), und ermahnt diejenigen, die wegen korper-
licher Schwache nicht den ganzen Tag ohne Speise bleiben konnen,
ruhig vorher zu essen und dann doch zur Kirche zn kommen^).
Die Stunde des Fastenbrechens hat bekanntlich geschwankt. Eine
sehr verbreitete Praxis war es, bis zur Hauptmahlzeit nacbmittags
3 Uhr zu fasten, und dieser Praxis werden auch die Antiochener,
welche Chrys. in der Kirche vermihte, gefolgt sein; denn in der
10. Predigt fiber die Bildsaulen (Montf. II 105/106) fragt er sie,
nachdem er sich in der vorhergehenden Predigt (II 97 C £f.) ganz
ahnlich wie in der 10. Gen.-Hom. ausgesprochen hatte, wann sie
nun besser gehandelt hatten, das vorige Mai, wo sie nach Tisch
ein Schlafchen hielten, oder heute, wo sie nach Tisch zur Kirche
gekommen sind. Andere aber fasteten bis zum Abend®), und diese
strengere Praxis setzt Chrys. voraus und wiU sie prinzipiell auch
keineswegs andem^), aber doch begrfindete Ausnahmen zulassen.
4) Nach dem konstantinopolitanischen Lektionssystem wird
die Gen. in der Quadragesima taglich von Montag bis Freitag
gelesen. Auch Chrys. hat in der Quadragesima in der Kegel
taglich fiber die Gen. gepredigt, wie er selbst an vielen Stellen
sagt (vgl. z. B. Horn. 6 Anf. tTjv aove/^ StSaoxaXiav xal fijv xadTj-
{isptvTjV Trapaivsaiv, Horn. 11 § 3 obSs y®P [lovov loti to Crjtoo-
1) 71 D/E xciya tive; ijpuilpt'aaav pexi xijv aJcfSrjXTjV xp^TTE^av sis xt]v 7rvEu;jiaxix/jv
xocixTjV ESxi'aaiv TEapayevECiilat, xai xoOxo auxoT; aixtov YcYcvrjxai xij; d-ol.Ei'jjEtus.
2) 72 C El 3 e 5t’ as^EVEiav atupiaxtKiQv, oYamjxE, piij oivato axixo; napaxElvEiv xtjv
o'JOEi; eu ippoviuv uTCEp xoixou aoi EyTcoXElat 8uvig3eXGii. 72 E dv xoivuv to3i
xivES xuiv IvxaOSo auviovxiov 'j;r6 daDs-vEiotj acopiaxtx^; xio/.'jopiEvot xal p.Tj ou'adpiEvot
dsixot oiapi^vetv, xo’ixoi; Etapatvui xa't zrjv ctsS^vEiav xrjv SiupiaxtXTjv rapapi'jftEtsftai xai
8i3a3Z!iXi'a; xairr); x^s iTJEuaaxixf,; fil) ctTEOSxEpElv Eauxo’i;, dXXa xa-ixT) (xaXXov
tXeiovci xt)V Sirouojjv i-i5Ei'xvi)s9ai.
3) Sehr lehrreich ist hier ein Vergleich der syrischen Didascalia mit den
apostolischen Constitutionen. Die Didasc. c. 21 (Lag. S. 93 Z. 2 — 5) schreibt fur
die ersten Tier Tage der Karwoche ein Fasten bis nacbmittags 3 Uhr vor. Die
Const. V 19 haben gleichfalls IvdxTjv ibpav, fiigen aber ij ESTiEpav binzu (auBerdem
fiigen sie noch Xj o;;io; dv xn 8’jv7)xai binzu, wodurch sie ebenso wie Chrysostomus
begriindete Ausnahmen zulassen).
4) Montf. IV 72 B xaiixa Xiyto oh xov xdvov xtjs vrjSXEfa; ixXuiuv, urj y^voixo,
dXXd xat C!f)o'3po; ^xaivuiv xal d7:o3ex3pievo; xob; VTjSxe'iovxaj.
118
A. Eahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
{lEVCV, iva xa#’ sxaonrjv i^jiepav ivtao'&a Trapa-jftvwttE^a xal JCEpi twv
aOttov cavE}(<6c axo6cD|iEv), und wie durch die haufige Anknupfung
an das gestem Horn. 3. 4, 6 — 9. 14. 15. 18. 21 — 24, 26 — 28,
anch 31) Gesagte bestatigt wird^). TJnsicher bleibt nur, ob er
seine Homilien gerade immer an den fiinf eigentlichen Fast-
tagen von Montag bis Freitag gehalten hat. Es scheint so bei
den letzten Homilien der Quadragesima, denn bier heben sich
dentlich zwei Grnppen von je fiinf Homilien herans : Horn. 20 — 24
nnd 25 — 29; sie sind nntereinander dnrch verbnnden^) nnd
gegen die iibrigen dadnrch abgegrenzt, daB die Anslegung der
Gen. sowohl in Nr. 20 als in Nr. 25 mit jraXtv wiederaufgenommen
nnd das friiher (^St] oder 7rp«j>7]v) Gesagte ansfiibrlicher rebapitnliert
wird^), und sie gehoren zweifellos den beiden letzten Wochen der
Quadragesima an, denn Chrys. sagt in Nr. 24, daB es noch zwei
Wochen bis Ostern seien (228 E). Dagegen ist die Beschrankung
auf die fiinf eigentlichen Fasttage bei Horn. 5 — 11, die Richtigkeit
des gedruckten Textes vorausgesetzt, undnrchfiihrbar. Nr. 5 — 9
sind an fiinf aufeinander folgenden Tagen gehalten. Nr. 10 an
einem Fasttag (s. oben unter „3‘‘), Nr. 11 an einer avs'oEwc %Epa
(84 C), d. h. an einem Samstag oder Sonntag (s. oben S. 80 Anm. 1),
und es kann weder vor Nr. 10 noch vor Nr. 11 eine groBere Pause
gewesen sein, da Chrys. am Anfang von Nr. 11 auf die vorher-
gehenden Predigten zuriickblickend sagt, er habe Iv tai? napsX-
■SoDoati; i^p-Epa's seine Zuhorer angestrengt und wolle ihnen daher
heute am „Erholungstage“ auch in der Predigt eine Erholung
gonnen; folglich wird Nr. 10 an einem Freitag gehalten sein, und
1) Anch in den nach Pfingsten gehaltenen Homilien sagt Chrys. ofters, daB
er jeden oder fast jeden Tagpredige; 362 B ayeoov itp’ r/.-zair,; 373 B
^xdaxTjv, 410 E. 456 B. 523 D. 562 A xaH’ £xd3TT|V tfrepav, und dies wird anch hier
durch die haufige Anknupfung an das gestern Gesagte bestatigt fySc; Horn 34
35. 37. 39. 40. 42. 43. 46—48. 50. 52. 53. 55—58. 63. 65).
2) Auch unter den nach Pfingsten gehaltenen Homilien findet sich eine Gruppe
Ton funf durch verbundenen Homilien, Nr. 54—58, und auch diese werden
Wochentagspredigten sein; denn es ist ihnen, wie der Anfang von Horn. 54 lehrt
noch eine andere Predigt unmittelbar (ySes) vorangegangen, die nach ihrem Thema’
(Bekehrung des Matthaeus) wohl sicher eine Sonntagspredigt war (ebenso wie die
Predigten fiber andere neutcstamentliche Texte, die Chrys. vor Horn. 44 und 59
gehalten hat). — Mancherlei Material fur die Erage nach der Haufi^keit der
Predigten hat schon Jos. Bingham, Antiquities of the Christian Church Book
XIV, chapter IV § 6—8 zusammengestellt, doch hedarf es neuer Durcharbeitung
wobei besonders auch auf den Unterschied der Jahres- und Tageszeiten zu
achten ist.
3) Nur Nr. 29 hat kein yjdk, muB aber, da mit Nr. 30 die Karwoche beginnt,
der vorhergehenden Woche angehoren. Der Fall liegt hier ebenso wie bei Nr 32
die auch kein ylles hat und doch nur am Karmittwoch unmittelbar nach Nr. 31
gehalten sein kann, vgl. oben S. 116.
4) zaXiv auch in Horn. 12, wo Chrys. ausdrucklich sagt, dafi er inzwischen
uber andere Phemata gepredigt hat. -puwjv auch in Horn. 12. 13. 17.
Kap. V. Beitrage znm Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 9. 119
Tinter den unmittelbar aufeinander folgenden nnd von Nr. 10 dnrch
keine grofiere Pause getrennten Nnmmern 5 — 9 muB eine Sonntags-
predigt sein ^). Daneben ist allerdings andrerseits wieder be-
merkenswert, daB Cbrys. in Nr. 11 am „Erbolangstage“ gar nicht
fiber die Gen. predigt, sondern sie nnr im Exordium berfihrt.
5) Neben den mancherlei IJbereinstimmnngen gibt es aber einen
Punkt, in welchem Chrys. vollig vom konstantinopolitanischen
Lektionssystem abweicht. Wabrend dieses die ganze Gen., aller-
dings mit groBen Auslassungen in der Geschicbte der Patriarchen,
in der Quadragesima erledigt, ist Chrys. in derselben Zeit nur
bis Gen. 10 gekommen, hat dann noch an den drei ersten Tagen
der Kafwoche, ffir die das konstantinopolitanische System andere
Stucke des A. T. vorschreibt, die Erklarung der Gen. fortgesetzt
und sie ohne die spater fiblichen Auslassungen in der Zeit nach
Pfingsten, wo nach dem System gar kein A. T. gelesen wird, in
35 weiteren Homilien zu Ende geffihrt. Dabei bezeichnet er seinen
Text aber in sehr vielen Predigten, entweder am Anfang oder
gewohnlich beim IJbergang vom Exordium znm Thema, als „das
Verlesene" (ta avaivcoodsyTa oder avsivwopLsva), oft auch ausdriick-
lich als „das heute Verlesene“ (oijp.spov Horn. 13 — 16. 18. 25. 26.
29. 31. 33. 35. 38. 47. 61, vgl. auch Horn. 7, wo Chrys. zuerst
sagt, er woUe xa avaivwo^^vta besprechen, und dann hinzuffigt:
t8a)(isv Tt xal OTjgspov 6 p-axapio? Mcaoa'^i; . . . StSdJai jBooXsTat)
oder als „das kurz zuvor Verlesene* (jtpooipaTov oder irpooydtax;
Horn. 8. 14. 21. 24. 26. 30. 32. 34. 38. 61), wo „kurz zuvor" sich
sicher auch auf den heutigen Tag bezieht, da derselbe Text in
Horn. 14. 26. 38. 61 als „heute“ und „kurz zuvor" verlesen be-
zeichnet wird und xpoaffdxws in Horn. 34 (341 D) genau so im
Gegensatz zu steht wie aTjp.spov in Horn. 35 (352 D)^). Auch
spricht Chrys. von dem „ Anfang des Verlesenen" (apxTJ Horn. 20.
25. 33. 53. 61) und bezeichnet die Lektion geradezu mit dem tech-
nischen Ausdruck dvdivcoap-a (Horn. 10. 28. 37. 61). Hiernach kann
man nicht zweifeln, daB der Text, fiber welchen Chrys. predigte.
1) Eine sichere Festlegung von Nr. 5 — 11 auf die einzelnen Tage ist vor-
laufig nicht mOglich. Nr. 2 — 4 sind an den drei ersten Tagen der 1. Fastenwoche
gehalten, Nr. 11 am Samstag oder Sonntag der 2. Woche, also muB vor Nr. 5
oder vor Nr. 10 resp. 11 eine kleine Pause angenommen werden. (Auch die
Predigten der 3. und 4. tVoche, Nr. 12 — 19, lassen sich nicht genau festlegen;
wir wissen nur sicher, dafi Chrys. vor Nr. 12 *at Seoxepov iiber andere drin-
gende Themata gepredigt hat, s. den Anfang der Predigt.)
2) Vgl. auBerdem Horn. 15 (115B) x-va ouv xaxt xd dvE-'vio'JjjLEva
dvayzaiov ci; (ieaov zpoiktvai . . . yap apxtujs xt); Beta? ypa 9 Tj; /.Eyooi^S.
Vgl. auch als Kehrseite Horn. 42 Anfang ex xuiv dvEyvu)3,aev(ov.
120
A. Kahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
in der RegeP) vorher verlesen worden war. Aber es ware m. E.
falsch, hierans anf das Vorhandensein eines Lektionssystems zu
scblieBen, welches die Glen, genan so wie Chrys. anf die ver-
schiedenen Zeiten und Tage verteilt hatte. Chrys. verwendet
anf das erste Tagewerk Gen. li — 5 zwei Predigten (Nr. 2 nnd 3),
aber ein Lektionssystem , das diese funf dnrchaas zusammen-
hangenden Verse anf zwei Tage verteilt hatte, ist hochst nnwahr-
scheiiilich. Bald daranf brancht er sogar fhr die Anslegnng eines
einzigen Verses Gen. I 26 zwei Predigten (Nr. 8 nnd 9) nnd sagt
dann in der folgenden Predigt (Nr. 10) , dab er noch nicht das
ganze avaYVMa^ia habe beendigen konnen nnd deshalb hente damit
fortfahre: 74 D — 75 A irspi tou S'a^rXdasto; dp|d[i.svo'.
SiaXsfsodat, UTto too zatpoo arevoycopYjS-evcei; oox tayDaa[i£v Jiavtl
■&siv ttp dvafyMa[j.aTt . . . SioTcep dvayzatov vuv autijv tijv dzoXooS'tay dva-
Yvwvai izl oiLstspac aTaTrn]?*), tva slSsvat iyotrs, Ttva lariv S jisX-
Xo(i£v Ipsiv Tcpos u{td?. Ahnlich sagt er am Anfang der 28. Horn.,
dab er die gestrige Lektion nicht habe beendigen konnen; oh%
lay6aap.£y itspattspw jtposX’&siv zal jtavcl iTrs^sX&eiv tip dva 7 Va)a[i,aTi,
wozn beilanfig bemerkt sei, dab der Vers Gen, 9?, mit welchem
Chrys. in Horn. 27 anfgehort hatte, ohne das dvdYva) 0 [j,a beendigt
zn haben, im konstantinopolitanischen Lektionssystem gerade den
Schlnb einer Lektion bildet (Montag der 4. Fastenwoche). Femer
Horn. 37 (373 A/B) : Jtpo^ivtei; o[jiiv td dvsYVwopsva zal twv
;rpoot[i.t(ov d^dp.£voi . . . o6z laxboajiev sspattspo) xposX^siv . . . Sto
dxoXou&'la? atjjaoO’ai po6Xop.at xal ODvdtjja; toi? X^^‘^ £ip7j|iivo;c
xal rd p.sXXovta pTi&Yiasadat, iv’ ooxw Trdaav too dva 7 vd)op.at 0 (; itoiT]-
adfiivot tvjy ootwc bfidi; bteoS-sv dzoS 8 [i'{)( 0 [j.£y. Ahnliches
wiederholt sich spater, vgl. besonders die Anfange von Horn. 40.
50. 52. 63 nnd anch Horn. 66, wo er ankiindigt, er wolle hente
den Schlnb der Gen. erledigen, dann aber doch nicht fertig wird
nnd noch eine Predigt folgen lassen mub, die so lang ansfallt,
dab er sich dafiir am Schlnb eigens entschnldigt. Anch ist noch
zn beachten, dab Chrys. seine Gen.-Predigten schon in der Quadra-
gesima einmal nnterbrochen nnd ans besonderen Anlassen iiber
andere Themata gepredigt hat, wie er selbst am Anfang der
12. Homilie sagt. Ans alledem folgt, dab sich nicht der Prediger
nach den Lektionen gerichtet hat, sondern die Lektionen nach dem
Prediger =*). Anders war es anch in einem solchen Falle, wo der
1) Eine Ausnahme s. in der nacbsten Anmerkung.
2) ffieraus folgt, da8 die Lektion, die er nun schon den dritten Tag be-
handelt, vor der Predigt nicht nochmals vorgelesen war.
3) Ein unwiUkiirUcher Hinweis darauf ist welleicht in Folgendem zu finden
Chrys. sagt m den Reden des Jalires 386, wo er von der Vorlesung der Gen
Kap. V. Beitrage zum Verstandnis der griech. Lektionssysteme. § 9. 121
Prediger ein ganzes Buch auslegte, kaam miSglich. Und eine vollige
Parallele dazu finden wir bei der Apostelgeschichte. Diese wurde
scbon zur Zeit des Chrys., wie nocb heutzntage (Gregory, Text-
kritik des N. T., S. 344 — 347), nur in der Zeit von Ostern bis
Pfingsten gelesen. Chrys. handelt in eiaer der Reden iiber die
Apostelgeschichte, die er zwischen der 32. nnd 33. Gen.-HomUie
hielt (Montf. IH 85 ff.), ausfuhrlich iiber die Frage, livoc ivsxsv
cl iraispei; sv t'q TcsvtTjxoa'c^ xb pt^Xtov twv icpd^sojv dvayiviibaxsaS-ai
ivop-odsTYjaav , and er erklart an einer anderen Stelle derselben
Eeden (III 102) ganz bestimmt, da6 man die Apostelgeschichte
nach Pfingsten beiseite legte : xwv itatspwv 6 vdiioc xeXsosi lAetd ttjv
icsvtTj'/.ooxTjV djroti'8'ea^ai zb P'^Xtov, xal T(p ■usXst lopv^C TaoTYj?
ao’fxaTaXustai xai too pt^Xtoo dvd'fvtoa'c. Und trotzdem hat er
seine nm 400 n. Chr. in Konstantinopel *) gehaltene Serie von 55
Homilien iiber die Apostelgeschichte (Montf. IX 1 — 416) zwar
Ostern begonnen, wie Tillemont, Memoires pour servir a I’histoire
ecclds. 11 (1706), S. 162 richtig aus einer Stelle der ersten Homilie
(IX 10 C) geschlossen hat, aber sicher nicht bis Pfingsten zu Ende
gefiihrt; denn dann hatte er von Ostern bis Pfingsten taglich, ja
an einigen Tagen sogar zweimal predigen mussen; er sagt aber
selbst in der 44. Homilie (IX 336 D), dafi er damals 5id tpiwv JtoX-
Xdxn; yjii.spwv tj St’ Irtd gepredigt habe ^).
Das Resnltat dieser etwas lang geratenen Darlegung ist :
schon im IV. Jahrh. wurde in Antiochia in den Abend-
gottesdiensten der Eastenzeit die Genesis gelesen.
Aus der Tatsache, dafi Chrysostomus zweimal gerade am Montag
der 1. Eastenwoche mit der Auslegung der Gen. beginnt und
beidemal ausdriicklich sagt, dafi der Anfang der Gen. an jenem
Tage verlesen sei, diirfen wir mit Eng und Recht schliefien, dafi
man schon damals am Montag der 1. Eastenwoche mit
spricht, IV 646 D TaOtoe yap Tjuiiv ocvEYviujUrj i^piepov, 652 B 4-5 Tuiv rriaspov ava-
■pKoiSevTujv ryfitv, ebenso in der Bildsaulenrede des folgenden Jahres II 85 E to
ar,(ji£pov -rjfjiTv dvayvoisSiv ptpXi'ov. Ebenso sagt er auch nocb am Anfang seiner
groBen Serie von Gen.-Homilien IV 8 D vmv (JrgJtepov tp-Iv avaYviuSiisvTcov. Ga.-
gegen fugt er weiterhin mit einer einzigen Ausnahme (Horn. 47 = IV 473 A tiuv
OT^ pepov 4),u.iv 4vaYvu)39^vT(uv , aber 473 B bloB tuiv ar^pepov 4 vc[yvioI()evt(uv) kein
fjpLiv mehr hinzu. In den ersten Fallen, auch nocb am Anfang der groBen Serie,
war die Lektion gegeben; daher stand der Prediger der Lektion ebenso rezeptiv
gegeniiber wie die Gemeinde und faBte sich mit ihr zusammen. Weiterhin da-
gegen muBte der Prediger, da er in seiner Auslegung anfangs sehr langsam vor-
warts ging und hinter den sonst ublichen Lektionen zuriickblieb, das Vorzulesende
selbst bestimmen ; daher stand er der Lektion anders gegeniiber als die Gemeinde
nnd vermied unwillkurlich das zusammenfassende tpiv.
1) Die Verschiedenheit des Ortes macht nichts aus , da Konstantinopel in
liturgischer Beziehung von Antiochia abhiingt.
2) Uber die Haufigkeit der Predigten vgl. oben S. 118 .4nm. 1 nnd 2.
122
A. Rahlfs, Die aittestam. Lektionen d. griech. Kirche.
der Vorlesung der Gren. begann. Dagegen kann man nicht
sicher feststellen, wann man die Gen. „beiseite zn legen^ pflegte.
Ich mochte glauben, da6 man sie schon damals nur in der Tessara-
koste las, ebenso wie man nach dem ansdrncklicken Zeugnis des
Chrys. die Apostelgeschichte nur in der Pentekoste las. Aber be-
weisen kann ich es nicht.
§ 10. Griinde fiir die Wahl der konstantinopolitanischen
Fastenlektionen.
Die konstantinopolitanischen Lektionen fiir die Bntterwoche
sLad loel 2 12 — 26. 812— 21 und Zach. 87 — 17. 819—23. Ihre Wahl er-
klart sich ans der Riicksicht anf die bevorstehende Fasten- und
Bnfizeit. Die erste loel-Lektion beginnt: TctSs ’Ejrt-
atpa'pYjte irpo? p-s oXtqc xapSiai; op.wy sv VYjOteicf. Die zweite
Zach.-Lektion kiindigt an, das Fasten soUe sis x«P«v xal so!ppoo6v»jv
xal ek ioprac ifadac werden, wobei man natvirlich an die anf das
Fasten folgende Frende des Osterfestes (vgl. oben S. 71 § 2 Mlaria
Oder laetatio paschae) dachte.
In der Quadragesima werden die Biicher Is., Gen., Prov.
gelesen. Die Lesung der Gen. geht, wie der vorige Paragraph
gezeigt hat, anf alte Tradition zuriick. Sie stammt, wie schon
S. 78 bemerkt, im letzten Grande wohl ans der Ostervigd. Wenn
man in der unmittelbar anf Ostern vorbereitenden OstervigU die
Schopfnng als Gegenstiick und Voraussetzung der Erlosnng und
die Opferung Isaaks als Typus Christ! las, so konnte man eben-
sogut in der von weitem her anf Ostern vorbereitenden Quadra-
gesima die Gen. lesen, zumal man in ihr auch soust manche Typen
und Weissagungen erkannte^). Die Hinzunahme von Is. und Prov.
zur Gen. wird sich daraus erklaren, da6 man neben dem histori-
schen ein prophetisches und ein didaktisches Buch haben wollte^).
Die fortlaufende Lesung der Bucher entspricht der alten (vgl. oben
S. 112), auch beim N. T. wiederkehrenden Praxis.
In der Karwoche werden am haufigsten Ez., Exod., lob
gelesen. Auch hierbei ist wohl ein EinfluB der OstervigU anzu-
,1;^ eriunert da6 Jerusalem Gen.-Lektionen an den schon un-
mittelbarer auf Ostern Torbereuenden vier ersten Tagen der Karwoche hat. CbriKeL
vgl. auch Julies II, S. 59 und Baumstark, Festbrevier und Kircheniahr der svri-
schen Jakobiten (1910), S. 229. xvircnenjanr aer syn-
2) Es sei daran erinnert da6 die drei Bucher auch in den ierusalemischen
Karmontags- und Kardienstags-Lektionen verbunden sind. s. oben^S 112 — Die
Dreiteilung histonsche, prophetische, didaktische (poetische) B^her kommt bei
S 203?rr'f “ f I“t>^o<i«etion'to the oYm clek
Kap. V. Beitriige zum Verstandnis d. griech. Lektionssysteme. §9 — 11. 123
nehmen, denn zu den Kernstiicken derselben gehoren zwei Lek-
tionen ans Exod. nnd eine ans Ez. (s. oben S. 73). Die Hinznnabme
des lob, dessen Lesnng in der Karwoche schon im IV. Jalirh. be-
zengt ist (s. oben S. 112f.), erklart sich leicht : lob, der nnschnldig
Htt nnd nachher wiederbergestellt wnrde, war ein Typus Christi.
Bierdnrch bekam man zogleich in der Karwoche drei Biicher, die
denen der Quadragesima anfs genaueste entsprachen: 1) prophe-
tisches Buck: Is., Ez., 2) historisches Buch: Gen., Exod., 3) lehr-
haftes Bnch: Prov., lob.
Die aufier der Kegel gelesenen Prophetenlektionen des Griin-
donnerstags nnd Karfreitags erklaren sich aus dem Charakter
dieser beiden Tage.
§11. Alttestamentliche Lektionen anfierhalb derVigilien
nnd der Fastenzeit. AusschlnB der alttestamentlichen
Lektionen im konstantinopolitanischen Lektionssystem
von alien Hauptgottesdiensten.
Das jerusalemische Lektionssystem hat alttestamentliche
Lektionen auch an acht Gedachtnistagen, s. oben S. 66 f. Bei sieben
erklart sich die Wahl derselben daraus, da6 es sich um alttesta-
mentliche Personen oder Begebenheiten handelt. Beim achten, dem
Tage der Gottesmutter, ist Is. 7io-i5 als alttestamentliche Weis-
sagnng gewahlt.
Das konstantino politanische Lektionssystem hat auBer
den Vigilien und den Wochentagsgottesdiensten der Fastenzeit
noch zwfcierlei Gottesdienste mit alttestamentlichen Lektionen :
1) in der Hs. 308 am 17. Marz eine Gedachtnisfeier eines Erd-
bebens, 2) in den Menaen und dem Triodion die groBen Horen vor
den drei Hanptfesten Weihnachten, Epiphanias und Ostern. Aber
die Gedachtnisfeier des 17. Marz ist nur ein etwas abgewandelter
W ochentagsgottesdienst der Fastenzeit, s. S. 49. Und die groBen
Horen sind jiingere Dubletten zu den Vigilien, aus denen sie ihre
Lektionen iibernommen haben; iibrigens sind auch sie Wochentags-
gottesdienste, s. S. 54 f.
Als bemerkenswerter Zug des konstantinopolitanischen Lek-
tionssystems ergibt sich somit der vollstandige AusschlnB der
alttestamentlichen Lektionen von alien Hanptgottes-
diensten. Weder die Samstage und Sonntage noch die eigent-
lichen Festtage haben alttestamentliche Lektionen; diese hleiben
vielmehr anf die Wochentage von Montag bis Freitag (Fastenzeit)
nnd anf vorbereitende Gottesdienste, die den Festen vorangehen
124
A. R a h 1 f s , Die alttestam. Lektionen d. grieck. Kirche.
(Vigilien, groBe Horen), beschrankt. Niemals kann das A. T.
in einer Vollmesse gelesen werden: alle Volimessen in
C. A. Swainsons Ausgabe der Greek liturgies chiefly from original
authorities (1884), S. 16. 116 — ^118. 155. 226 — 233 haben nur neu-
testamentliche Lektionen. BloB die der Fastenzeit eigentiimliche
Halbmesse, die Missa praesanctificatorum, hat alttesta-
mentliche Lektionen, s. ebenda S. 179'). Hierdurch wird
aufs klarste der Gedanke znm Ansdrnck gebracht, daB das A. T.
nur eine nntergeor dnete , vorbereitende Offenbarung
enthalt.
Diese AusschlieBung der alttestamentlichen Lektionen von
alien Hauptgottesdiensten gehort jedoch erst einer jiingeren
Zeit an. Ganz abgesehen von der alleraltesten Zeit, wo das
A. T. die einzige heilige Schrift der christlichen Kirche war, hat
es auch spater noch geranme Zeit eine bedeutendere Rolle gespielt
nnd ist auch im Hauptgottesdienste verlesen. Wir haben hierfur
ganz nnzweideutige Zeugnisse.
Nach Justinus Martyr Apol. I 67 warden am Sonntag (t'^
TOO Xsfop^v^j Tjjiepc^) im ersten Teile des Gottesdienstes, den
man als Katechumenenmesse oder Wortgottesdienst zu bezeichnen
pflegt, xa d:ro[i.V7jjj.ov£U[iaxa xwv dnooxoXcov i] xa oD^Ypai^paxa xwv npo-
frjzwv vorgelesen, d. h. entweder nentestamentliche oder alttesta-
mentliche Schriften.
Um 400 n. Chr. schreibt der Verfasser der apostolischen
Constitutionen II 57 (vgl. II 59. VIII 5) fiir den ersten Teil
des Sonntagsgottesdienstes zwei alttestamentliche und zwei neu-
testamentliche Lektionen vor.
Um 500 n. Chr. sagt Dionysius Areopagita, De eccle-
siastica hierarchia III 3, § 5 bei Besprechung der Katechumenen-
messe ausdriicklich ; jisxa xijv dpj^aioxepav JxapaSootv (d. h. nach dem
A. T.) ri zaivij S-adijZT] XTjpoaasxac, und er begrundet dies damit, daB
das Neue Testament die Erfiillung des Alten sei.
Ja noch im VII. Jahrh. nenntMaximus Confessor, Mysta-
gogia c. 23 (Migne Patr. gr. 91, Sp. 700), wo er von den in der
Messe vorkommenden Lektionen spricht, nur die alttestamentliche
Lektion (x6 ^aupauxov 7cal psYa x^C kv vdpq) mi zpoy^xai? SvjXoopsvT]?
dsta? xpovota? puoxTjpiov) und das Evangelium, ohne die zwischen
beiden stehende Apostellektion zu erwahnen.
Und nicht nur bei den Griechen finden wir alttestamentliche
1) In der Missa praesanctificatorum wird nur A. T. gelesen. Daber erfolgt
die £13000; bei ihr nur mit Raucherwerk, nicht mit dem Evangeiienbuch, wie es
sonst Sitte ist, s. Swainson S. 178.
Kap. V. Beitrage zum Yerstandnis der griech. Lektionssysteme. § 11. 125
Lektionen in der Messe, sondem auch bei den Lateinern. Syrern
und Armeniern. N^ach L. Duchesne, Origines du cnlte chretien,
4. ed. (1908), S. 170 f. 197 f. batten sowohl die romische als die
gallikanische Messe vor den beiden nentestamentlichen Lek-
tionen nrspriinglich eine prophetische d. h. alttestamentliche , die
allerdings in Eom schon zu Beginn des VI. Jahrh. bis auf kleine
Eeste abgeschafft war, aber im gallikanischen Eitns sich auch
spater erhielt. Auf syrischem Boden haben wir ein deutKches
Zeugnis bei Jakob von Edessa (um 700 n. Chr.), s. F. E. Brightman,
Liturgies eastern and western 1 (1896), S. 490 Z. 27. Und in
Armenien bestimmte im J. 527 n. Chr. der 9. Kanon der Xational-
synode Amn Dvin fiir die Samstags- und Sonntagsmesse ausdriick-
lich die Lesung von Propheten, d. h. alttestamentlichen Schriften,
neben den Psalmen, apostolischen Schriften und dem Evangelium,
s. Giov. Aucher in „Xpoaoatop.ixa. Studi e ricerche intomo a S.
Giovanni Crisostomo“ (1908), S. 367, vgl. auch Brightman a. a. 0.,
S.425 Z. 272).
Wann der AusschluB des A. T. aus der Messe in Konstanti-
nopel erfolgt ist, lafit sich nicht sicher sagen. Plac. de Meester
setzt in seiner Tabelle der Veranderxmgen der Chrysostomus-
Liturgie in den XpuoooTojitxa, Anlage zu S. 358 die ^Disparition
de la lecture des Propheties“ frageweise ins VIII. Jahrhundert.
Tiefer diirfen wir gewifi nicht herabgehen; denn schon die arme-
nische TJbersetzung der Chrysostomus-Liturgie. welche G. Aucher
ebenda S. 371 ff. ins Italienische ubersetzt, und welche nach ihm
dem Anfang des VIII. Jahrh. angehort, hat nur noch die Lektionen
aus dem Apostel und dem Evangelium (S. 379 f.). Andrerseits
werden wir auch kaum viel hoher hinaufgehen diirfen ; denn
Maximus Confessor, der die alttestamentEche Lektion in der Messe
noch voraussetzt, wird doch wohl als Vertreter konstantinopoEta-
nischer Praxis zu rechnen sein. Damit kamen wir auch hier, wie
bei der Butterwoche (§ 8), auf das VII. Jahrhundert als
fruhesten Termin des jetzigen konstantinopolitanischen Lektions-
systems.
1) Dvin (von G. Aucher nach alterer Praxis „Tovin“ transkribiert) war von
478 bis 931 n. Chr. der Sitz des armenischen Patriarchen, s. F. C. Conybeare in
der Encyclopaedia Britannica " 2 (1910), S. 571.
2) Daher finden sich in den Zusatzen der jungeren Handschrift des alt-
armenischen Lektionars (s. oben S. 61 Anm. 1) alttestamentliche Lektionen auch
fur Samstage und Sonntage.
126
A. Eahlfs, Die alttestam. Lektioaen d. griech. Kirche.
§ 12. Weshalb haben die iibrigen Fastenzeiten der
griechischen Kirche nicht auch alttestamentliche
Lektionen?
Wir haben viel von der Fastenzeit gesprochen und dabei immer
an die Fastenzeit vor Ostem gedacht. AuBer ihr kennt aber die
griechische Kirche noch drei andere Fastenzeiten: vor Weih-
nachten, vor Peter und Paul (29. Juni) und vor Mariae Heimgang
(15. Aug.), s. Miles I, S. 231. Weshalb sind diese nicht ebenso wie das
Osterfasten mit alttestamentlicben Lektionen ausgestattet worden ?
Diese Frage laBt sich, glaube ich, aus der Geschichte leicht
beantworten. Die Sitte, in der Fastenzeit vor Ostern Altes Testa-
ment zu lesen, gehort, wie wir gesehen haben, schon dem IV. Jahrh,
an. Fine so alte und festgewurzelte Sitte hat man naturgemaS
auch spater beibehalten. Die drei anderen Fastenzeiten sind
jiingeren Datums und erst allmahlich in allgemeinen Gebrauch
gekommen. Fine alte Sitte, in diesen Zeiten Altes Testament zu
lesen, gab es nicht. Und auch die Analogic wirkung konnte hier
die Finfiihrung alttestamentlicher Lesestiicke nicht erzwingen.
Denn diese sekundaren Fastenzeiten sind, obwohl dem Osterfasten
nachgebildet und zuweilen sogar trotz ihrer verschiedenen Lange
als teaaapaxootat bezeichnet, doch nie mit ihm auf gleiche Stufe
gestellt, was sich z. B. in charakteristischer Weise darin zeigt,
dafi die Missa praesanctificatorum nur in der Fastenzeit vor Ostern,
aber nicht in den ubrigen Fastenzeiten gehalten wird*).
1) Vgl. z. B. Hans Achelis, „Fasten in der Kirche“ in der Realencykl. f.
prot. Theol. u. Kirche^ 5 (1898), S. 778f.
2) Vgl. Symeon Thessalon., Respousa ad Gabrielem Pentapol., Quaestio 56
(Migne Patr. gr. 155, Sp. 904). Die Frage lautet: Ata ti' oj •tcA.eiTat xi irporj-
yiaap^va xoi xaT; aX'Kaii vrjijTEtat;; Antwort: 06 xeixl-at 5$ xi iipoTjYtaapIva xal iv
xai; oXXats vT,a-etati, oxi au-crj [das Osterfasten] Trapd xd; d'W.a; pidvTj Trpiuxrj lixi xtX
^;atpET 04 xat xoo xupfou vr,3XEia.
Terzeichnis der Lesestiieke,
greordnet nach den bibliscben Bdehern.
In dies Verzeichnis sind alle in Kap. I — IV vorkommenden Lesestiicke aufge-
nommen mit Ausnahme 1) der neutestamentlichen Lektionen, vgl. S. 31
2) der auf S. 66 erwahnten Pfingstlektionen der jiingeren armenisch'en Hs.’
deren Sonderlektionen sonst uberhaupt unberucksichtigt geblieben sind vgi!
S. 61 Anm. 1. > 8 •
Bei alien Lektionen sind die T a g e angegeben, an denen sie gelesen werden, und
in Klammem die Seiten, auf denen sie vorkommen, hinzugefiigt. Be'i den
jerusalemischen Lektionen (Kap. HI) ist auBerdem vor dem Tage Jerus “
Kap. V. Beitrage z. Verstandnis. § 12. — Verzeichnis der Lpsestiicke. 127
bei den koptischen (Kap. IV) „Kopt.“ binzngefugt. Die drei Spielarten
des jerusalemischen Lektionssystems, das altarmenische Lektionar, das syro-
palastinische Lektionar und das griechische Typikon, werden dabei nicht
unterschieden. Die auf S. 64 f. durch Petitsatz gekennzeichneten Lektionen,
welche das Jerusalemer Typikon aus dem konstantinopolitanischen System
libemommen bat, werden nicht besonders angefiihrt, sondern bei den kon-
stantinopolitanischen Lektionen mit erwahnt in der Weise, wie man es
gleich bei der ersten Nummer des Yerzeichnisses sieht. Dasselbe Verfahren
wird auch bei denjenigen koptischen Lektionen eingeschlagen, die sich in
jeder Beziehung mit den konstantinopolitanischen decken, vgl. S. 91 f.
Lektionen, die aus Stiicken verschiedener Kapitel zusammengesetzt sind,
werden bei dem ersten Stftcke vollstandig aufgefuhrt ; bei den ubrigen Stiicken
wird, wenn sie weiter von dem ersten entfemt sind, auf das erste verwiesen.
Die Anordnung der Bucher folgt der Ausgabe Swetes, nach der ja auch
die Kapitel- und Verszahlen zitiert werden. Sonst vgl. die Vorbemerkung
S. 29.
Gen. li — 5: Karsamst. (40. 65 [Jems.])
„ li — 13: Weihn. (32); Epiphan. (33); 1. Fastenw. Mont. (34); Karsamst. (55);
Jerus. Karw. Mont. (64)
„ li — 3 20(24;: Jerus. Epiphan. (61); Jerus. Weihn. (62); Jems. Karw. Mont.
(64, vgl. S. 69 Schl.); Jems. Karsamst. (65)
„ li4 — 23; 1. Fastenw. Dienst. (35)
„ 124—23; 1. Fastenw. Mittw. (35)
„ 24—19: 1. Fastenw. Donn. (35); Jems. Karw. Mont. (64)
„ 2 20—3 20: 1. Fastenw. Freit. (35)
„ 3 21 — 47: 2. Fastenw. Mont. (35)
„ 48 — 15: 2. Fastenw. Dienst. (35)
„ 416—26: 2. Fastenw. Mittw. (35)
„ 5i — 24; 2. Fastenw. Donn. (36)
„ 6i — 8: 2. Fastenw. Freit. (36)
„ 69 — 22 : 3. Fastenw. Mont. (36)
„ 69 — 9 17 (19): Jems. Karw. Dienst. (64)
„ 7i — 5; 3. Fastenw. Dienst. (36)
„ 76 — 9: 3. Fastenw. Mittw. (36)
„ 76 — 821 '; Jerus. Karw. Dienst. (64)
„ 7 11 — 8 3 : 3. Fastenw. Donn. (36)
„ 84 — 2 i‘: 3. Fastenw. Freit. (36)
„ 821 ^— 97 ; 4. Fastenw. Mont. (37)
„ 98 — 17: 4. Fastenw. Dienst. (37)
„ 9 18 — 10 1 : 4. Fastenw. Mittw. (37)
„ 1032 — 119: 4. Fastenw. Donn. (37)
„ 12 1 — 7 : 4. Fastenw. Freit. (37)
„ 1312 — 18 ; 5. Fastenw. Mont. (37)
„ 1414 — 20 *: Sonnt. vor Pfingsten (44); 16. Juli (51; im rom. Men. 13. Juli,
s. S. 59); Sonnt. vor Weihn. (54); 11. Okt. (57)
„ 15 1 — 15; 5. Fastenw. Dienst. (37)
„ 17 1 — 9: 5. Fastenw. Mittw. (37)
„ 17i*— 14 ; 1. Jan. (48)
„ 1715 — 19*. 18 11 — 14*. 21it. 2 . 4— 8: 24. Juni (51)
„ I 81 — 10 *: 25. Marz (50)
„ 181—1930; Jerus. Karw. Mittw. (64)
„ 18 20 — 33 : 5. Fastenw. Donn. (37)
128
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Kirche.
Gen. 21ii-. 2 . 4 — s: s. Gen. 17 15 — 19‘ etc.
„ 22 1® — 18 ,19): 5. Fastenw. Freit. (38); Earsamst. (40. 65 [Jems.]); Jems.
Karw. Bonn. (64); Jerus. Earsamst. (65); Eopt. 6. Fastenw.
Freit. (69, vgl. 92)
„ 27 1 — ii': 6. Fastenw. Mont. (38); Eopt. 4. Fastenw. Mont. (68)
„ 2810—17: 8. Sept. (46); 2. Febr. (49); 15. Aug. (51); 25. Marz (58)
„ 28 10 — 22 : Kopt. 4. Fastenw. Dienst. (68)
„ 313 — 16 : 6. Fastenw. Dienst. (38)
„ 32 1 - — 10 *: Epiphan. (33)
„ 321^ — 30: Eopt. 4. Fastenw. Donn. (68)
„ 43 26 - — 31*. 45 1 — 16 : 6. Fastenw. Mittw. (38)
„ 46 1 — 7: 6. Fastenw. Donn. (38)
„ 49 1 — 2 . 8 — 12 : Palmsonnt. (38)
„ 49 1 — 12 : Eopt. 7. Fastenw. Samst. (69, vgl. 75. 92 Anm. 2)
„ 49 33 — 50 : 6. Fastenw. Freit. (38); Eopt. 7. Fastenw. Freit. (69, vgl. 92)
Exod. Anfang frei nacberzahlt: Eopt. 1. Fastenw. Mont. (68)
„ li— 20 : Karw. Mont. (39. 64 [Jems.])
„ li — 2 10 : Jerus. 1. Fastenw. Mittw. (62)
„ 25 — 10 : Epiphan. (33); Karw. Dienst. (39. 64 [Jems.])
„ 2 11 — 20: Kopt. 2. Fastenw. Mittw. (68)
„ 2 11 — 22 : Karw. Mittw. (39. 64 [Jerus.]); Jerus. 2. Fastenw. Mittw. (63)
„ 223 — 3 15: Jerus. 3. Fastenw. Mittw. (63)
„ 3i2— 8*: 25. Marz (50); 26. Marz (58)
„ 3 6 — 14: Kopt. 2. Fastenw. Mont. (68)
„ 316—22: Jems. 4. Fastenw. Mittw. (63)
„ 4i — 21 : Jerus. 5. Fastenw. Mittw. (63)
„ 4 19 — 6 13: Kopt. 3. Fastenw. Mittw. (68)
„ 421 — 53: Jems. 6. Fastenw. Mittw. (63)
„ 7 14 — 8 18 : Kopt. 4. Fastenw. Mittw. (68)
„ 8 20 — 99: Kopt. 5. Fastenw. Mittw. (69)
„ 8 (von wo an?) — 9 35: Jems. 5. Fastenw. Mittw. (63)
„ 10. 11: Jems. 6. Fastenw. Mittw. (63); Kopt. 6. Fastenw. Mittw. (C9)
„ 12 1 — 11 : Karsamst. (40. 65 [Jerus.])
„ 12 1 — 24: Jems. Karsamst. (65)
„ 12 51—13 3*. 1310—12*. 14— 16 *; Exzerpt aus Lev. 12; Num. 8i6*; Exzerpt
aus Num. 3i2 — 13: 2. Febr. (49. 58)
„ 1320 — 15i<*’: Karsamst. (40)
„ 1320 — 15 19; Karsamst. (55. 65 [Jerus.])
„ 1415 — 18 . 21 — 23. 27 — 29*; Epiphan. (33)
„ 14 24—1521(22): Jems. Epiphan. (61); Jems. Karsamst. (65)(
„ 15 22 — 16 1 *: Epiphan. (33); 14. Sept. (46)
„ 1910—18*: Jerus. Karw. Dienst. (64)
„ 19 10 — 19: Karw. Donn. (39. 64 [Jems.])
„ 24 12 — 18 ; 6. Aug. (51)
„ 251.8—21: 11. Okt. (47)
„ 30 22 — 33; Jems. Karw. Donn. (65)
„ 3311—23: Karw. Freit. (39. 65 [Jems.])
„ 3311—23. 3442 — 6 . 8 : 6. Aug. (51)
„ 40i— 3.4t. 5 . 7 . 9. 14. 28 — 29 : 21. Nov. (48)
Yerzeichnis der Lesestucke.
129
Ley. 12 Exzerpt: s. Exod. 1251 — 13 s* etc.
„ 26 3 — 5. 7* — 8*. 9 — 12 . 14 — 22 *. 33*. 23*— 24* (vielfach gekiirzt): 1. Sept. (46. 57)
Num. 3 12 — 13 Exzerpt und 8i6*: s. Exod. 12 51 — 133* etc.
„ 11 16 — 17. 24* — 29 : Pfingsten (45)
„ 24 2 * — 3*. 5 — 9. 17* — 18 : Weihn. (32)
Deut. l8 — 11 . 15 — 17*: Sonnt. vor Pfingsten (44); 16. JuU (51; im rom. Men.
13. Juli, 8. S. 59); Sonnt. vor Weihn. (54); 11. Okt. (57);
30. Jan. (57)
„ 5 15 — 22 : Kopt. 2. Fastenw. Donn. (68)
„ 6 3*— 726: Kopt. 1. Fastenw. Freit. (68)
„ 6 4 — 7 10 : Jems. 1. Fastenw. Freit. (62)
„ 7 11 — 8i: Jems. 2. Fastenw. Freit. (63)
„ 8i — 94: Kopt. 2. Fastenw. Freit. (68)
„ 8 11 — 9 10 : Jems. 3. Fastenw. Freit. (63)
„ 9 7 — 10 11 : Kopt. 3. Fastenw. Freit. (68)
„ 9 11 — 24: Jems. 4. Fastenw. Freit. (63)
„ 10 1 — 15: Jems. 5. Fastenw. Freit. (63)
„ 10 i 2 — 1128: Jems. 4. Fastenw. Freit. (63); Kopt. 4. Fastenw. Freit. (68)
„ 10 14 — 18 . 20 — 21 : Sonnt. vor Pfingsten (44); 16. Juli (51; im rom. Men.
13. JuU, s. S. 59); Sonnt. vor Weihn. (54); 11. Okt. (57);
30. Jan. (57)
„ 11 10 — 25: Jems. 6. Fastenw. Freit. (63)
„ 11 29 — 12 24: Kopt. 5. Fastenw. Freit. (69)
„ 12 28—14 3: Jems. 6. Fastenw. Freit. (63)
los. 1 1 — 9 : Jems. Karsamst. (65)
„ 37 — 8. 15 — 17: Epiphan. (33)
„ 5 10 — 15: Karsamst. (40. 65 [Jems.])
„ 5 IS — 15: 8. Nov. (47)
lud. 6 2 *. 7*. 11 — 24* : 8. Nov. (47)
„ 6 36 — 40: Epiphan. (33)
„ 132 — 5*. 6*. 7 — 8. 13 — 14*. 17 — 18 . 21 *: 24. Juni (51)
Keg. I 1 1 — 23 : Jems. 2. Fastenw, Mont. (62)
„ „ l23 — 2 26 : Jems. 2. Fastenw. Dienst. (62)
„ „ 3 21 — 4 18 : Jems. 2. F'astenw. Donn. (63)
„ „ 6 18 — 72: Jems. 2. Juli (67)
„ „ 161—13*: Jems. Karw. Donn. (65)
„ „ 17 16—54. 186 — 9: Kopt. 2. Fastenw. Freit. (68)
„ „ 23 26 — 24: Kopt. 3. Fastenw. Freit. (68)
„ II 5i — 10 : Jems. 26. Dez. (67)
„ „ 6 12 — 19: Jems. 2. Juli (67)
„ III 6 20—31: 11. Okt. (47)
„ „ 81 — 7 . 9 *. 10 — 11 : 21. Nov. (48)
„ „ 8 22 — 23*. 27* — 30: 13. Sept. (46); 21. Mai (58)
„ „ 171—7: 20. Juli (58)
„ „ 171—24: 20. Juli (51)
„ ,, 17 2 — 24: Kopt. 5. Fastenw. Freit. (69)
„ „ 178—24: Karsamst. (40. 65 [Jems.])
„ 18 1. 17 — 27*. 29 — 36. 37*— 40. 4lt. 44*. 42*. 45*. 19 1*. 2t. 3—4*. 5 — 10. 15*. 16*:
20. JuU (51)
Eg]. Ges. d. WisB. Nachrichten. PhiL-ltiBi. KIsh*. 19!5. Heft 2.
9
130
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Reg. Ill 18 30 — 36. 37^ — 39: Epiphan. (33)
„ „ 18*1—42.43. 19 1*. 2 — 4*. 5— 8: 20. JuR (58)
„ „ 19 3*— 4*. 5— 9‘. 11 — 13^15*. 16 ^; 6. Aug. (51)
„ „ 19 l9t. 20*. 21^ IV 2l — 2.7 — 14: 20. Juli (51)
„ rV 2i — 22 : Jerus. Earsamst. (65)
2 2 . 6^ — 14 : 20. JuR (58)
26 — 14: Epiphan. (33)
219—22: Epiphan. (33)
48 — 25*: Kopt. 6. Fastenw. Bonn. (69)
48 — 37: Earsamst. (40, 65 [Jems.])
59 — 14: Epiphan. (33)
1314 — 21 : Jems. 14. Juni (66)
Proy. li — 9: Jems. Epiphan. (61); Jems. Earw. Mont. (64, vgl. 69 Schl.)
„ li — 20 : 1. Fastenw. Mont. (34); Jems. Karw. Mont. (64)
„ 1 2—33 : Jems. 2. Fastenw. Mont. (62)
„ 1 10 — 19 : Jems. Earw. Mittw. (64)
„ l 20 — 33: 1. Fastenw. Dienst. (35); Jems. Earw. Mont, (64); Eopt. 3. Fastenw.
Mont. (68)
„ 2i — 15: Kopt. 3. Fastenw. Dienst. (68)
„ 2i — 2 i'*’; 1. Fastenw. Mittw. (35)
„ 2 1 — 22 : 1. Fastenw. Mittw. (55)
„ 2i — 3io: Jerus. 2. Fastenw. Dienst. (62)
„ 2 13— 21 : Jems. Karw. Dienst. (64)
„ 2 16 ^ — 3*: Kopt. 3. Fastenw. Donn. (68)
„ 3i— 18 : 1. Fastenw. Donn. (35)
„ 35—18: Kopt. 5. Fastenw. Mont. (68)
„ 311—18: 14. Sept. (46)
„ 3 11 — 4 13: Jerus. 2. Fastenw. Donn. (63)
„ 3 13 — 14. 15t. 16 a: S. Prov. 107* etc.
„ 3 19— 34: 1. Fastenw. Freit. (35); 13. Sept. (46)
„ 3 19 — 49: Kopt. 5. Fastenw. Dienst. (68)
„ 3 27 — 34: Jerus. Karw. Mittw. (64)
„ 334’-*: s. ProT. 29 2 * etc.
„ 3 34—422: 2. Fastenw. Mont. (35)
„ 4 10 — 22 *: Kopt. 5. Fastenw. Donn. (69)
„ 5i — 15: 2. Fastenw. Dienst. (35)
„ 515-63*: 2. Fastenw. Mittw. (35)
„ 63—20 : 2. Fastenw. Donn. (36)
„ 620 — 7 la: 2. Fastenw. Freit. (36)
„ 81 — 11 : Kopt. 6 . Fastenw. Mont. (69)
„ 81 — 21 : 3. Fastenw. Mont. (36)
„ 8 6*. 34t. 35. 4 . 12 *. 14. 17. 5 — 9 : s. Prov. 107* etc.
„ 812 — 21 *: Kopt. 6 . Fastenw. Dienst. (69)
„ 8i7f: s. Prov. 10 si* etc.
„ 822 — 30 : 1. Jan. (48j; 25. Marz (50): 26. Marz (58)
„ 832—911: 3. Fastenw. Dienst. (36)
„ 9 1 — 11 : Mittpfingsten (44); 8. Sept. (46); 13. Sept. (46); 2. Febr. (49);
25. Miirz (50. 58); 15. Aug. (51); Jems. Karw. Dienst. (64)
„ 9 12 — 18 c: 3. Fastenw. Mittw. (36); Kopt. 6. Fastenw. Freit. (69)
Verzeichnis der LesestUcke.
131
Prov. 10 1 — 16 : Kept. 7. Fastenw. Mont. (69)
„ 10 1 — 22 : 3. Fastenw. Bonn. (36)
„ 107*. 6*. 313 — U. 15t. 16a. 86*. 34t. 85.4. 12*. U. 17.5— 9. 2221*.19*. 154*: 13. Nov.
(48); 27. Jan. (49); 6. Dez., 25. Jan. (57)
„ 1017 — 31: Kept. 7. Fastenw. Dienst. (69)
„ 1031—1112: 3. Fastenw. Fr. (36); 6. Dez. (57)
„ 1031*. 32*. 112 *. 4*. 7*. 19*. 132t(vgl. Os. 10 12 ). 9*. 8l7t. 152*. 1433*. 22 11 *.
Eccl. 8l*. Sap. 6 13. 12 *. 14*. 15* — 16 *. 730*. 82 *' *. 3 * — 4 . 7 * — 8. 9 t.
I 7 t. I 8 t. 821 * — 93 *. 94 — 5 *. 10 . 11 *. 14: 13. Nov., 1 . Jan., 25. Jan.
(48); 27. Jan. (57)
„ 10 32 — 11 13*: Kept. 7. Fastenw. Mittw. (69)
„ 11 2 *. 4*. 7 *. 19*: s. Prov. 10 31* etc.
„ 1113* — 26 : Kept. 7. Fastenw. Bonn. (69)
„ 11 19 — 126: 4. Fastenw. Mont. (37)
„ 1127 — 12 11 *: Kopt. 7. Fastenw. Freit. (69)
„ 128 — 22 : 4. Fastenw. Dienst. (37)
„ 12 23 — 139a; 4. Fastenw. Mittw. (37)
„ 13 2 t. 9 *: s. Prov. 1031* etc.
„ 1319 — 146: 4. Fastenw. Bonn. (37)
„ 1415 — 26 : 4. Fastenw. Freit. (37)
„ 1427 — 154: 5. Fastenw. Mont. (37)
„ 1433*: s. Prov. 10 si* etc.
„ 152*; s. Prov. 1031* etc.
„ 154*: s. Prov. IO 7 * etc.
„ 15 7 — 19: 5. Fastenw. Dienst. (37)
„ 1520 — 169: 5. Fastenw. Mittw. (37, vgl. 55)
„ 16 17* — 33: 5. Fastenw. Bonn. (37)
„ 16i 7* — 1717*: 6. Fastenw. Bonn. (55)
„ 17 17* — 185: 5. Fastenw. Freit. (38)
„ 19 IS — 22 : 6. Fastenw. Mont. (38)
„ 21 3 — 21 : 6. Fastenw. Dienst. (38)
„ 2123 — 224: 6. Fastenw. Mittw. (38)
„ 22 11 *: s. Prov. 1031* etc.
,, 2221*. 19*: s. Prov. 10 7 * etc.
„ 23 15 — 24 5 : 6. Fastenw. Bonn. (38)
„ 2476 — 77 . 29 28—49 (zusaramen = hebr. 31 8— si); 6. Fastenw. Freit. (38)
„ 292*. Sap. 4 1 *. 14*. 6 11 . 17*. i8t. 21 *. 22 t. 7 15 *. let. 22 *. 26 t. 27 *. 29 . 109. lot. 12 .
730*. l8*. 2l*. 10 — 11 *. 12 t. 13 — 16 *. 17. 19 — 21 . 22 t. 23t. 16l3*. Sir.
2ii*. Sap. 168*. Sir. 2ii*. Prov. 334*-*: 13. Nov. (48); 27. Jan.
(49); 29. Aug. (52)
Eccl. 8i*: s. Prov. lOsi* etc.
Cant. l 2 — 4 *: Jerus. Karw. Bonn. (65)
lob 1 1 — 12 : Karw. Mont. (39. 64 [Jerus.])
„ 1 13 — 22 ; Karw. Dienst. (39. 64 [Jerus.])
„ 2i — 10 : Karw. Mittw. (39. 64 [Jerus.])
„ 62 — 7 13 : Jerus. 1 . Fastenw. Freit. (62)
„ 9 2 — 10 2 : Jerus. 2 . Fastenw. Freit. (63)
„ 11 ; Kopt. 2. Fastenw. Freit. ( 68 )
„ 12 — 13 6 : Jerus. 3. Fastenw. Freit. (63)
9 *
132 A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
lob 12 — 14; Kopt. 3. Fastenw. Mittw. (68)
„ 15: Kopt. 3. Fastenw. Freit. (68)
„ 16 2 ( 1 ) — 17: Jerus. 4. Fastenw. Freit. (63); Kopt. 4. Fastenw. Mont. (68)
„ 18: Kopt. 4. Fastenw. Dienst. (68)
„ 19: Kopt. 4. Fastenw. Mittw. (68)
„ 192 — 26 : Kopt. 2. Fastenw. Dienst. (68)
„ 192 — 29: Jerus. 5. Fastenw. Freit. (63)
„ 20: Kopt. 4. Fastenw. Donn. (68)
„ 21: Jems. 6. Fastenw. Freit. (63); Kopt. 4. Fastenw. Freit. (68)
„ 22: Kopt. 5. Fastenw. Mont. (68)
„ 23. 24; Kopt. 5. Fastenw. Dienst. (69)
„ 25. 26; Kopt. 5. Fastenw. Mittw. (69)
„ 322 — 16 ; Kopt. 5. Fastenw. Freit. (69)
„ 36. 37 ; Kopt. 6. Fastenw. Freit. (69)
„ 38 1 — 21 * : Kopt. 6. Fastenw. Mittw. (69)
„ 38 1 — 28 : Jerus. Karsamst. (65)
„ 38 1 — 36: Kopt. 7. Fastenw. Mont. (69)
„ 38 1 * — 21 . 42 1 — 5; Karw. Donn. (39. 64 [Jems.])
„ 382 — 39; Jerus. Quadrag. Lektion fiir Taufkandidaten (62)
„ 38 37 — 39 30; Kopt. 7. Fastenw. Dienst. (69)
„ 3931 — 41; Kopt. 7. Fastenw. Mittw. (69)
„ 42 1 — 5: s. lob 38 1* — 21 etc.
„ 42 1 — 6: Kopt. 7. Fastenw. Donn. (69)
„ 42 7—17; Kopt. 7. Fastenw. Freit. (69)
„ 4212— 17c: Karw. Freit. (39. 65 [Jems.])
Sap. Is®. 2i*. 10 — 11 *. i 2 t. 13— 16 *. 17. 19 — 21 . 22 t. 23t; s. Prov. 292* etc.
„ 3 1—9: Sonnt. nach Pfingsten (45); 1. Sept. (46); 26. Okt. (57); 5. Dez.,
11., 17., 20., 30. Jan. (57); 23. April, 25., 27. Juli (58)
„ 4i*. 14*: s. Prov. 292* etc.
„ 47—15: 1. Sept. (46); 25. Jan. (48); 5., 6. Dez., 11., 17., 20. Jan. (57);
25. Juli (58)
„ 47. 16 *. 17*. 19® — 5 7: 27. Jan. (49); 29. Aug. (52. 59)
„ 5i 5— 63*: Sonnt. nach Pfingsten (45); 1. Sept. (46); 5. Dez., 11., 17., 20. Jan.
(57); 23. April, 25., 27. Juli (58)
„ 6ii. 17*. ist. 21 ®. 22 +: s. Prov. 292* etc.
„ 6 18 . 12®. 14*. 15®— 16 *: s. Prov. 1031* etc.
„ 715*. I 6 t. 22 *. 26 t. 27®. 29. .. so®: s. Prov. 292* etc.
„ 7 30 *. 82®- *. 3®— 4. 7*— 8. 9+. 17 t. ist. 821 ®— 9 3 *. 94—5*. 10. 11®. 14 : S. PrOV. 1031 * etC.
„ 109 . lot. 12: s. Prov. 292 * etc.
„ 16 13*... 8*; 8 . Prov. 292 * etc.
Sir. 2 11 ®... 11 *: s. Prov. 292* etc.
Os. 4i — 6*; Jems. Karw. Dienst. (64)
„ 5 13® — 6s: Jerus. Karw. Mittw. (64)
Am. 89 — 12 ; Jems. Karw. Freit. (65)
Mich. 4i — 7: Jems. 2. Fastenw. Mittw. (63)
„ 42® — 3*. 5 . 62 — 5 *. 8 . 5 4 t; Mittpfingsten ( 44 )
„ 46 — 7. 52 — 4: Weihn. (32)
„ 52 — 4: Tag vor Weihn. (54)
„ 52 — 8(5): Jems. Epiphan. (61)
Yerzeichnis der Lesestiicke.
133
Mich. 54+ und 62 — 5 '. 8: s. Mich. 42® — 3‘ etc.
loel li4 — 20 : Jerns. 1. Fastenw. Mittw. (62)
„ li4 — 2 11 : Jeras. 1. Fastenw. Mittw. (62)
„ 2i — 11 : Jerus. 2. Fa.stenw. Mittw. (63)
„ 2 12 — 20 : Jems. 2. Fastenw. Freit. (63)
„ 2 12 — 26 : Bntterw. Mittw. (34); Kopt. 1. Fastenw. Mittw. (68, Tgl. 92)
„ 221 — 27: Jerus. 3. Fastenw. Freit. (63); Kopt. 3. Fastenw. Mittw. (68)
„ 221 — 32: Jerus. 3. Fastenw. Mittw. (63)
„ 223 — 32®: Pfingsten (45)
„ 2 28 — 32®: Kopt. 4. Fastenw. Mittw. (68)
„ 228—38: Jerus. Pfingsten (66)
„ 3i — 8: Jerus. 4. Fastenw. Mittw. (63)
„ 39 — 21 : Jerus. 5. Fastenw. Mittw. (63); Kopt. 5. Fastenw. Mittw. (69)
„ 3 12 — 21 : Butterw. Mittw. (34)
Ion. (ganz): Karsamst. (40. 65 [Jerus.]); Jerus. Epiphan. (61); Jerus. Karsamst. (65)
Ion. (ganz) in 3 Abschnitten (li — 2i. 22 — 11 . 3 — 4): Kopt. Ninirefasten 1. — 3.
Tag (68)
Soph. 38 — 15; Karsamst. (40. 65 [Jerus.])
„ 3 14 — 19: Palmsonnt. (38); Kopt. 7. Fastenw. Samst. (69, vgl. 75. 92 Anm. 2)
Zach. 3 7 — 49: Jems. 27. Juni (66)
„ 87 — 13; Kopt. 1. Fastenw. Dienst. (68, vgl. 92)
„ 87 — 17; Butterw. Freit. (34)
„ 819 — 23 ; Butterw. Freit. (34) ; Kopt. 1. Fastenw. Bonn. (68, vgl. 92)
„ 9 9 — 15® : Palmsonnt. (38) ; Kopt. 7. Fastenw. Samst. (69, vgl. 75. 92 Anm. 2)
„ 99 — 16(15): Jerus. 6. Fastenw. Mittw. (63)
„ ll6 — 8.10—14. 12io+. 136—7. 146— 10 ®. 20 ®. 21 ®; Karw. Freit. (39)
„ 11 10 — IS: Karw. Freit. (39. 55. 65 [Jems.])
„ llii<®>— 14: Jeras. Karw. Mittw. (64); Jeras. Karw. Freit. (65)
„ 1210+ : s. Zach. 11 6 — 8 etc.
„ 134 — 9: Jeras. Karw. Freit. (65)
„ 136 — 7: s. Zach. 116—8 etc.
„ 14 1 ®. 4®. 8— 11 : Himmelfahrt (44)
„ 146(5®) — 11 ( 12 ®): Jerus. Karw. Freit. (65)
„ 146 — 10 ®. 20 ®. 21 ®: s. Zach. 11 6 — 8 etc.
Mai. 3i— 3*. 5+. 6. 7+. 12 ®. I 8 +. 17+. 46.4—5: 29. Aug. (52)
Is. li — 20 : 1. Fastenw. Mont. (34)
„ l 2 — 18 : Kopt. 1. Fastenw. Mont. (68, vgl. 91)
„ li6 — 20 : Epiphan. (33); Tag vor Epiphan. (54); Jerns. Quadrag. Lektion fur
Tanfkandidaten (62)
„ li9— 2 s*: 1. Fastenw. Dienst. (35. 68 [Kopt.])
„ 2 2—3*: Himmelfahrt (44)
„ 2 3® — ii<*>: 1. Fastenw. Mittw. (35. 68 [Kopt.])
„ 2 11 ® — 21 : 1. Fastenw. Donn. (35. 68 [Kopt.])
„ 3i — 14®: 1. Fastenw. Freit. (36. 68 [Kopt.])
„ 39<®' — 15: Jeras. Karw. Freit. (65)
„ 42 — 57®: 2. Fastenw. Mont. (35. 68 [Kopt.])
„ 5 1—7: Jerns. Karw. Mont. (64)
„ 57 H) — 16 ; 2. Fastenw. Dienst. (35. 68 [Kopt.])
„ 5 16 (17) — 25; 2. Fastenw. Mittw. (35. 68 [Kopt.])
134
A. Bahlfs, Die alttestam. Lektionen d. griech. Eirche.
Is. 6i — 10 : Jems. 6. Juli (67)
„ 6 1 — 12 : 2. Fastenw. Donn. (36. 68 [Kept.]); 2. Febr. (58)
„ 7i— u*: 2. Fastenw. Freit. (36. 68 [Kept.])
„ 7 10 — 15 : Jems. 15. Aug. (67)
„ 710—18(16); Jems. Epiphan. (61)
„ 7 10 — 16 *. 8i — 1 . 8 * — 10 : Weihn. (32); Tag vor Weihn. (54)
„ 7 11 — 8 10 : Jems. Quadrag. Lektion fiir Taufkandidaten (62)
, 88—11: Jems. Epiphan. (61)
„ 8 13 — 97: 3. Fastenw. Mont. (36. 68 [Kept.])
„ 95 — 7: Jems. Epiphan. (61)
„ 96 — 7: Weilin. (32); Tag vor Weihn. (54)
„ 99 — lOi: 3. Fastenw. Dienst. (36); Kopt. 3. Fastenw. Mittw. (68, vgl. 91 Anm. 1)
„ 10 i 2 — 20 ( 21 ) : 3. Fastenw. Mittw. (36) ; Kopt. 3. Fastenw. Dienst. (68, vgl. 91 Anm. 1)
„ 111 — 9: Jems. Epiphan. (61)
„ 111 — 10 : Weihn. (32)
„ 11 10 — 13*. 16 * — 12 2 : 3. Fastenw. Donn. (36)
„ 11 10 — 122: Kopt. 3. Fastenw. Donn. (68)
„ 12 1 — 6: Jems. Epiphan. (61)
„ 123 — 4: s. Is. 55 1 etc.
„ 123 — 6: Epiphan. (33); Tag vor Epiphan. (54)
„ 12 6:8. Is. 35 1 * etc.
„ 132—13: 3. Fastenw. Freit. (36. 68 [Kopt.])
„ 147 — 20 *: 8. Nov. (57)
„ 1424—32 : 4. Fastenw. Mont. (36. 68 [Kopt.])
„ 19 1 . 3*. 4t. 5. 12 . 16 . 19 — 21 : 2. Febr. (49. 58)
„ 25 1 — 9: 4. Fastenw. Dienst. (37)
„ 251—12: Jerus. Pfingsten (66)
„ 25 1 — 269*: Kopt. 4. Fastenw. Dienst. (68, vgl. 91 Anm. 1)
, 269* — 20 : Kopt. 5. Fastenw. Donn. (69, vgl. 92)
„ 26 21—279'**: 4. Fastenw. Mittw. (37. 68 [Kopt.])
„ 2814 — 22 ; 4. Fastenw. Donn. (37. 68 [Kopt.])
„ 29 13 — 23 : 4. Fastenw. Freit. (37)
„ 2913—17*. 42 8*— 12 *: Kopt. 4. Fastenw. Freit. (68, vgl. 91 Anm. 1 nnd 92 Anm. 1)
„ 351—10: Epiphan. (33); Tag vor Epiphan. (54); Jems. Kalendae (62)
„ 35 1 *. 2 *— 6'**. lot. 9*. 10 *. 10 *. 126; 2. Febr. (49)
„ 354 — 8; Jems. Epiphan. (61)
„ 3733 — 386; 5. Fastenw. Mont. (37. 68 [Kopt.])
„ 401—8: Jems. Kalendae (62); Jems. 1. Fastenw. Freit. (62); Jems. Karw.
Mont. (64, vgl. 69 Schl.) ; Kopt. 5. Fastenw. Dienst. (69)
„ 40 1 — 2.9 — 31*: 5. Fastenw. Dienst. (37)
„ 401— 3.(4. 5t.) 9*. 4117*— 18 . 458*. 4820*— 21 *. 54i: 24. Juni (51. 59 Z. 5—7)-
29. Aug. (52. 59) ’
„ 409—17: Jerus. 2. Fastenw. Freit. (63); Jems. Karw. Dienst. (64)
„ 409—31*: Kopt. 7. Fastenw. Samst. (69)
„ 40 10 — 17; Jems. Epiphan. (61)
„ 4018—31*; 5. Fastenw. Dienst. (37. 55)
„ 414*— 14: 5. Fastenw. Mittw. (37. 69 [Kopt.])
, 4117*— 18 : 8. Is. 401—3 etc.
„ 42 1—7; Jems. Epiphan. (61)
Verzeiclmis der Lesestiicke.
135
Is. 42i — 8; Jerus. 3. Fastenw. Freit. (63)
„ 425 — 10 ; Jerus. 4. Fastenw. Freit. (63)
„ 425 — 16 : 5. Fastenw. Donn. (37)
„ 428“ — 12 ': s. Is. 2013 — 17' etc.
„ 42 17 — 43 11 : Jerus. 3. Fastenw. Freit. (63)
„ 439 — u': Sonnt. nach Pfingsten (45); 23. April, 27. Juli (58)
„ 43 10 — 21 : Jerus. 6. Fastenw. Freit. (63); Kept. 6. Fastenw. Donn. (69, Tgl. 92)
„ 4315 — 21 : Jems. Kalendae (62)
„ 4322 — 448: Jerus. 4. Fastenw. Freit. (63)
„ 442 — 7: Jems. Kalendae (62)
„ 44 21 — 28 : Kopt. 6. Fastenw. Mont. (69, vgl. 92)
„ 46 1 — 10 : Kopt. 6. Fastenw. Dienst. (69, vgl. 92)
„ 45 1 — 13; Jems. 5. Fastenw. Freit. (63)
„ 458': s. Is. 40 1—3 etc.
„ 45 11 — 18 ' (17): 5. Fastenw. Freit. (38); Kopt. 6. Fastenw. Freit. (69, vgl. 91 f.)
„ 45 17 — 25; Jems. Quadrag. Lektion fur Taufkandidaten (62)
„ 4518 — 25; Kopt. 6. Fastenw. Mittw. (69, vgl. 92)
„ 463 — 474; Jems. 6. Fastenw. Freit. (63)
„ 4817 — 494: 6. Fastenw. Mont. (38); Kopt. 7. Fastenw. Mont. (69, vgl. 91 f.)
„ 4820“ — 2 i': s. Is. 40 1 — 3 etc.
„ 496“ — 10 ': 6. Fastenw. Dienst. (38); Kopt. 7. Fastenw. Dienst. (69, vgl. 91 f.)
„ 498 — 15: Epiphan. (33); Tag vor Epiphan. (54)
„ 504—9*'’: Jems. Karw. Freit. (65)
„ 504 — 11 : Karw. Donn. (39. 64 [Jems.]); Karw. Freit. (55)
„ 5213 — 53; Jems. Karw. Freit. (65)
„ 5213 — 54 1 : Karw. Freit. (39. 65. 65 [Jems.; ohne 54 1 ])
„ 53: Jerus. Karw. Freit. (65 Anm. 1)
„ 53 — 545; Jems. Quadrag. Lektion fiir Taufkandidaten (62)
„ 64i: s. Is. 40 1 — 3 etc.
„ 549 — 10 '. ii“ — 15: 11. Mai (50)
„ 55 1 . 123—4. 552“ — 3'. 6“ — 13: Mittpfingsten (44)
„ 55 1 — 13: Epiphan. (33)
„ 58i — ii': 6. Fastenw. Mittw. (38); Kopt. 7. Fastenw. Mittw. (69, vgl. 91 f.)
„ 60 1 — 13(22); Jerus. Karsamst. (65)
„ 60i — 16 ; Karsamst. (40. 65 [Jems.]); 21. Mai (58)
„ 60 11 — 16 ; 14. Sept. (46)
„ 61 1 — 6 ( 11 ): Jerus. Karw. Donn. (65)
„ 61 1 — 10 '; Karsamst. (40. 65 [Jerus.]); 1. Sept. (46. 57)
„ 61 10 “ — 625: Karsamst. (40. 65 [Jems.]); 11. Mai (50); 21. Mai (58)
„ 6210 — 633*. 637 — 9; Himmelfahrt (44)
„ 63i — 3 ( 7 ', 6): Jerus. Karw. Freit. (65)
„ 63ii“ — 645': Karsamst. (40. 65 [Jems.])
„ 6315—645': 26. Okt. (47)
„ 6315—645'. 648—9: 17. Marz (49); 26. Okt. (57)
„ 658—16'; 6. Fastenw. Donn. (38); Kopt. 7. Fastenw. Donn. (69, vgl. 91 f.)
„ 6518 “— 20 ': 11. Mai (50)
^ 6610 — 24 ; 6. Fastenw. Freit. (38); Kopt. 7. Fastenw. Freit. (69, vgl. 91 f.)
ler. 1 1 — 2 '. 3 “ — 8 : Pfingstmont. (45)
li — 10 ; Jerus. 2. Fastenw. Mont. (62); Jerus. 1. Mai (46)
136 A. Bahlfs, Die aittestam. Lektionen d. griech. Eirche.
ler. 14— 6. 9*. 7*. 8*: 25. Jan. (48)
„ 111 — 17: Pfingstmont. (45)
„ 111 — 23; Jerus. 2. Fastenw. Dienst. (62)
„ 21—12: 26. Okt. (47)
„ 22 — 12; Pfingstmont. (45)
„ 231—316: Jems. 2. Fastenw. Dorm. (63)
„ 322— 24*. 25. 48. 53.4^.22: 26. Okt. (47)
„ 1118 — 20(21): Jems. Karw. Freit. (65 Text nnd Anm. 1)
„ 1118—125*. 129®— 11*. 14 — 15: Karw. Donn. (39. 64 [Jems.]); Karw. Freit. (55)
„ 3831 — 34; Karsamst. (40. 65 [Jems.]); Jems. Karsamst. (65)
„ 39 19 — 44: Jems. Quadrag. Lektion fur Tanfkandidaten (62)
„ 45: Jems. 1. Mai (66)
Bar. 336 — 44: Weihn. (32); Tag vor Weilm. (54)
Ez. 11—20: B[arw. Mont. (39. 64 [Jems.])
„ l2i — 2i‘: Karw. Dienst. (39. 64 [Jems.])
„ 23 — 33: Eju'w. Mittw. (39. 64 [Jems.])
„ 1820 — 23; Jems. Quadrag. Lektion fiir Tanfkandidaten (62)
„ 36 24 — 28: Pfingsten (45)
„ 37 1 — 14: Karsamst. (40. 65 [Jems.]); Jems. Quadrag. Lektion fiir Tanfkandi-
daten (62); Jerus. Karsamst. (65)
„ 40i— 2. 41i*. 16®— 25*: 11. Okt. (47)
„ 4327—444*; 8. Sept. (46); 21. Nov. (48); 2. Febr. (49); 25. Marz (50. 58);
15. Aug. (51)
Dan. 231 — 36.44 — 45: Weihn. (32)
„ 31—51(56); Karsamst. (40, vgl. 42; 55; 65 [Jems.])
„ 3i — 90: Jerus. Epiphan. (61); Jerus. Karsamst. (65)
„ 713—27: Jerus. Quadrag. Lektion fiir Tanfkandidaten (62)
„ 9 15 — 19; 17. Marz (49)
„ 10: 8. Nov. (47)
Mac. II 618—741: Jerus. 1. Aug. (67).
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der tiberlieferung.
Von
Lorenz Morsbaeli.
Vorgelegt in der Sitzung vom 7. Juli 1912.
Mehr als je zuvor haben die Sonette Shakespeare's in den
letzten fiinfzig Jahren die Welt in Aufregnng versetzt. Ernste
Forscher, bedeutende Dichter nnd miiBige Dilettanten haben ihren
Wert nnd Inhalt zn ergriinden gesucht. Jeder, der die Sonette
las (oft nnr in tlbersetzung !), glaubte ihren Sinn auf seine Weise
zn verstehen. Die Worte der Berufenen verhallten in dem all-
gemeinen Streite, so daB sich allmahlich ein Legendenkranz um
Shakespeare wob, den es hente schwer ist zn zerreiBen. Znmal
anch nnter den ernsten Forschern manche ihre Phantasie nicht
ziigeln konnten nnd znr Verwirrung beitrngen. Die uberlieferten
Tatsachen traten inuner mehr znriick gegen das iippige Rankwerk,
das die Sonette iiberwncherte. Um so notwendiger erscheint es
daher, wieder einmal anf die Grnndlagen znruckzngehen, nnd die
Frage anfznwerfen, ob nicht eine emente nnd eingehende Kritik der
tiberliefernng nns sichere Anhaltspnnkte fur die Beurteilung der
ganzen Frage geben kann. Lassen sich dann Stil nnd Inhalt der
Sonette mit den auf diesem Wege gewonnenen Ergebnissen ver-
einigen, so wiirde dadnrch der Beweis znr vollen GewiBheit erhoben.
Die vorliegende Abhandlnng soil dazu einen Beitrag liefem.
Die philologische Seite des Problems steht dabei naturlich
im Vordergrnnde.
I.
Meres^) ist bekanntlich der erste, der iiber Shakespeare’s
dramatisches Schaffen (bis 1598) nnd seinen Dichterrnhm ausfuhrlich
1) tjber die Personlichkeit des Mannes und seine schriftstellerische Tatig-
keit s. Dictionary of National Biography. Ferner Schiicking, Shakespeare im
138
Lorenz Morsbach,
berichtet. Er ist auch der erste, der uns von Shakespeare’s So-
net ten Kunde gibt'). In dem 5. Abschnitt seiner Schrift Pulla-
dis Tamia 1598 steht die oft genannte SteUe: As the soule of Eii-
phorhus was thought to live in Pythagoras : so the sweete ivittie soule
of Ovid lives in mellifluous and honey-tongued Shakespeare, ivitnis his
Venus and Adonis, his Lucrece, his sugred Sonnets among his private
friends. Wer war der Mann, der Shakespeare’s Epen und Sonette
mit der suBen klugen (oder geistvoUen, nicht aber witzigen !) Seele
des Ovid^) verglich, sie als sugred bezeichnete und den Dichter
selbst mellifluous nnd honey-tongued nannte ? Und was bedeutet uns
sein Urteil ? Meres war ein akademisch gebildeter Mann, der seine
theologischen nnd klassischen Stndien in Cambridge mit Erfolg
abgeschlossen nnd ein viel gelesenes Biichlein verfaBte, worin er
stolz aber pedantisch die englischen Dichter nnd Schriftsteller der
Zeit den beriihmten Alten nnd Italienern gegeniibersteUte. Er
verteidigt die Dichtnng mit Sidney gegen die Pnritaner nnd in-
teressiert sich auch lebhaft fiir das englische Theater.
Schon Puttenham, der strenge Klassicist, lieB (im School-
master) 1570, obwohl mit starken Einschranknngen einige englische
literarischen Urteil seiner Zeit, Heidelberg 1908, S. 3 if. und S. 104 ff. nebst der
dort angefiihrten Literatur ; Otto Diede, der Streit der Alten und Modernen in
der englischen Literaturgeschichte des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Greifs-
walder Diss. 1912 S. 48 ff.
1) Viele nehmen an, auch Sidney Lee (Life of Shakesp. 111. 1908 S. 88 und
354), dafi Sir John Davies in seinen „Gullitig Sonnets^ 1595 (Grosart, The
Complete Poems of Sir John Davies in Early Engl. Poets. Vol. II London 1876
S. 55 ff.) auch einige der Shakespeareschen Sonette (bes. 87 und 124) mitverspottet
habe, wegen der Verquickung von „law terms‘‘ mit den ^affairs of the heart". Doch
ist es mir sehr fraglich, ob Davies neb enbei auch Shakespeare hat treffen wollen
(sein Hauptziel war Barnes’ „Zephyria"), da sich bei Davies keine besondere
Bezugnabme auf die Shakespeareschen „Ugul terms" findet und auch eine Ver-
gleichung der Bildersprache der Sonette Shakespeare’s mit den Vorgangern grade
auf dem Gebiet des Kaufmanns- und Gerichtslebens Starke Anklange und Ver-
wandschaft mit den alteren Sonettisten zeigt. Es lag im Geschmack der Zeit
und ist kein besonderes Kennzeichen der Sonette Shakespeare’s. (Vergl. Wietfeld,
die Bildersprache in Shakespeare’s Sonetten in Morsbach’s nStudien** Heft LIV
S. 33.) Sidney Lee’s Worte (S. 354) „hut Davies’s phraseology suggests that
he also was glancing at Shakespeards legal Sonnets LXXXVII and CXXXIV.“ sind
daher hinfaUig.
2) Dafi Meres Shakespeare’s Epen und Sonette gerade mit Ovid vergleicht,
hat auch darin seinen Grund, dafi sich in diesen Dichtungen, bes. in den Sonetten,
ein starker Einflufi Ovid’s zeigt, wie Sidney Lee in Ovid and Shakespeare’s
Sonnets in der Quarterly Beview Nr. 419, CCX S. 455 ff. nachgewiesen hat. Meres
hat also den Einflufi Ovid’s auf die „Sonnets" ohne Zweifel gleich durchschaut.
Auch das lafit Meres’ Urteil als nicht so unselbstandig erscheinen, wie man ge-
woUt hat.
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der tjberlieferung. 139
Dichter neben den Alien gelten, und Nash 1592 (in Fierce Fenniless)
hatte Chancer sogar den englischen Homer nnd Spencer den Virgil
Englands genannt. Die englische Biihne voUends zog er der an-
tiken vor. Richard Carew hatte dann einige Jahre spater in
The Excellency of the English Tongue 1595/96 (?) einer Anzahl an-
tiker Schriftsteller gewisse moderne vergleichend gegenubergestellt
(Gregory Smith, Elizabethan Critical Essays, Oxford 1907 II, S. 296).
Aber Meres tat erst 1598 den entscheidenden Schritt, indem er
in zahlreichen Beispielen solche Vergleiche folgerichtig nnd weit-
lanfig dnrchznfiihren snchte. Hatte doch die englische Literatnr
seit Puttenham ihr Haupt machtig erhoben nnd bedentende Kunst-
werke hervorgebracht. So sehr sich Meres fiir die zeitgenossische
Literatnr, die er gnt kannte, begeisterte (zn Drayton hatte er
sogar ein warmes personliches Verhaltnis), so war er doch anch
ein ebenso grofier Bewnnderer des Altertnms.
GewiS ist Meres kein kritischer Kopf, er ist anch wenig
selbstandig; sehr vieles hat er andern Kritikem entnommen, oft
anch ohne ihre Namen zn nennen, wie es damals vielfach iiblich
war. Er folgt gern fremdem Urteil nnd anch wo es sich nm die
aUermodernsten Schriftsteller handelt, wird er meist die offent-
liche Meinimg wiedergegeben haben. Darnm ist man aber noch
nicht berechtigt, ihm in alien Fallen jedes eigene Urteil abzn-
sprechen. Da6 er die zeitgenossische Literatnr mit starkem In-
teresse nnd anch nicht ohne Verstandnis verfolgte, zeigt seine
Anfzahlnng samtlicher Werke Shakespeare’s, in der nnr Henry VI
wohl ans besonderen Griinden mit Absicht ansgelassen ist ’). Anch
1) Meres, der dies im Sommer 1598 schrieb, fnhrt 6 Komodien und 6 Tra-
godien an. Die Xitel der Komodien lauten: Gentlemen of Verona, Errors, Love
labours lost, Love labours wonne, Midsummers night dreame, Merchant of Femce.
VonTragodien nennt er: Eichard the 2., Richard the 3., Henry the 4., King John-,
Titus Andronicus, Romeo and Juliet. "Wenn auch zuzugeben ist, da6 „Meres in
erster Linie stets den Parallelismns zu wahren sucht“, so ist doch in diesem Falle
sehr zu heachten, daB er nachweislich nur Henry VI ansgelassen hat. Eine
Schwierigkeit besteht nur darin, welches Stuck er mit Loves labours wonne meint.
Diese Bezeichnung paBt, wie langst gesagt ist, nur entweder auf die Taming of
the Shrew oder auf All’s well that ends well. Wer aber der Ansicht ist, und das
sind wohl viele wenn nicht die meisten neueren Forscher, daB All’s well that ends
well nicht vor 1598 geschrieben ist, muB das von Meres genannte Stuck mit der
Taming gleichstellen. Trifft das zn, dann hat Meres sM&er Henry FJ tatsachlich
a lie Dramen Shakespeare’s aufgezahlt, die bis 1598 (Sommer) vorhanden waren,
da wir von keinem anderen Stucke aufier den genannten nachweisen konnen, daB
es vor 1598 verfaBt ist. Alle anderen sind tatsachlich spater, wenn auch manche
von ihnen nicht genau zu datieren sind.
140
Lorenz Morsbacb,
hierdurch bekxindet er — ganz abgesehen von dem hohen Lobe
das er dem Dichter spendet — einen wie groBen Anteil er gerade
an diesem Dramatiker nabm. Wenn er jedoch an anderen Stellen
in der Beurteilnng englischer Schriftsteller starke Fehlgriffe macht,
uber die wir heute lacheln, so ist zu bedenken, daB nicht alles
anf sein Konto zn setzen ist nnd daB andere damalige Kritiker
nnd gelegentlich die besten nnter ihnen von torichten and vorge-
faBten Urteilen nicht frei sind. Man stand der gewaltigen Pro-
dnktion der Zeit noch wenig nnbefangen gegeniiber nnd hatte
obendrein anch seine besonderen Passionen. Zndem war das ge-
bildete England in zwei Lager geteUt, die „Klassizisten“ nnd
„Modemen“ die sich heftig befehdeten, jedoch nicht so, daB anf
der Seite der Modernen nicht anch ein Teil der „Hnmanisten“
gestanden hatte. Viele nahmen uberhanpt eine Mittelstellung ein
nnd neigten bald mehr der einen bald der anderen Seite zu.
Wie Meres, der anch hierin einen freien Blick bekundet, dachten
ohne Zweifel viele klassisch Gebildete, die fiber den Alten den
Wert der Neueren nicht fibersahen. Es ging damals nicht viel
anders zu ala in unserer „erleuchteten“ Zeit, in der nns die Kri-
tiker manche ,GroBe“ angepriesen haben, die spater wieder zu
den Kleinen herabgesunken ist. Anch auf diesem Gebiete heiBt
es historisch denken lemen und den richtigen MaBstab nicht ver-
lieren.
Soviel ist klar, wir dfirfen Meres weder fiberschatzen noch zu
sehr herabwfirdigen. Wo wir seine Urteile nicht auf ihre Quellen
zurfickffihren konnen, werden wir ihm gelegentlich anch eine eigene
Meinung zntrauen. Freilich in den meisten Fallen scheint er nur
das Sprachrohr der offentlichen Meinung zu sein, d. h. der Mehr-
heit, die aber nicht bloB aus Ungebildeten bestand und in der
Wertschatzung literarischer Kunstwerke oft genug das Rechte
traf, wie es sich z. B. bei der Aufnahme von Shakespeare’s und
Ben Jonson’s Romertragodien gezeigt hat. Grade das macht uns
Meres so wertvoll, daB er vielfach der Spiegel der Zeit ist. Sein
Urteil fiber Shakespeare’s Dramen stimmt nicht bloB mit den
groBen Bfihnenerfolgen fiberein, die man nicht unterschatzen darf,
(denn in den ^galleries"- und „hoxes'^ der Theater saBen auch viele
sehr verstandige und gebildete Leute), sondem auch mit anderen
Zeugnissen nahmhafter Kritiker. Wie Meres’ Urteil fiber die
Epen Shakespeare’s nachweislich dem der Zeit entspricht, die diese
Dichtnngen mit Begeisterung aufgenommen hat, so werden wir
auch die rfihmliche Erwahnung der Sonet te, die mit den Epen
in eine Reihe gestellt werden, als den Wiederhall der meisten Leser
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferung.
141
betrachten diirfen. Eine ganz besondere Farbimg aber gibt dieser
Wertscbatzung der Sonette das bezeichnende Beiwort „sngred“.
Was man in damaliger Zeit mit den Worten „sugred‘‘ und dem
noch haufigeren ^sweet^ (nnd ahnlichen wie ^mellifluous^, „hony-
tongued'^ n. s. w.) gemeint hat, zeigt nns die Grescbichte dieser Worter
aufs dentlichste. Schon seit Chaucer bezeichnete man damit die
gewahlte, verfeinerte Sprache, den eleganten Stil in Beredsam-
keit nnd Dichtung. Die betr. Worter haben mit dem Inhalt nichts
zutun, sondem beziehen sich nur anf die Form der Darstellung.
So sagt Chaucer im Prolog der Cleric's Tale v. 31 If. (Ausg.
Skeat’s) :
Fraunceys Fetrark, the laureat poete,
Higlite this clerk, ivhos rethoryke sweete
Enlumined al Itaille of poetrye . . .
Auch das Wort „ret}ioryk‘^ bedeutet hier wie in alterer Zeit die
^elegance or eloquence of language; eloquent speech or ivriting‘‘ ; v. Oxf.
Diet, unter rhetoric.
Dafi der Ausdruck „sweeC dem Lateinischen entlehnt ist, zeigt
eine andere Stelle in Chaucer’s Boethius II P. I S. 24 Z. 28 ff.
(Ausg. Skeat’s): Com now forth tketfore the suasyoun of stcetenesse
rethorien (entsprechend dem lat. Original: adsit igitur rhetoricae
suadela dulcedinis).
Bei Lydgate ist an die Stelle des „stceeC meist das Wort
„sugryd^ getreten, das iiberhaupt ein Lieblingsbeiwort des Dichters
ist. Dort heiBt es: Tullius sugryd Elloquence; his sugryd En-
spyred Elloquence; Homerus with his sugeryd mouthe. Von Calliope
der Muse des epischen Gesangs \rad gesagt: that ivith thyne honey
swete Sugryst tunges of rethoricyens; auch ^sugryd melodye^.
Vergl. Sieper Anm. zu 1760 der Ausg. von Lydgate’s Beson and
Sensuallyte Vol. IE (E. E. T. S. Extra Series L XXXIX ).
Sir Philipp Sidney in An Apologie for Poetrie sagt: But
for the uttering sweetly and properly the conceits of the minde,
which is the end of speech (Gregory Smith, Elisabethan Critical
Essays I S. 204).
Pnttenham in der Arte of English Poesie 1589 spricht von
den „sweete and stately measures and stile of the Italian Poesie,
welche Wyat nnd Surrey in Italien bei Dante, Ariost und Pe-
trarca gekostet batten (S. Lee, Eliz. Sonnets, London 1905 S. XXIX).
Derselbe sagt von der Konigin Elisabeth, daB ihre Muse alle
hbrigen Dichter iibertreffe „for sence, sweetnesse and subtillitie,
be it in Ode, Elegie, Epigram, or any other Kinde of poeme Heroick
or Lyricke‘‘ (vgl. Diede a. a. 0. S. 39.)
142
Lorenz Morsbacb,
Barnes sagt 1593 im Sonett XLIV von Petrarca:
That siceet Tuscan, Feirarch, tihich did pierce
His Laura tcith Jove sonnets
<S. Lee a. a. 0. S. LXXVTT).
Der Heransgeber der Amoretti 1595 bezeichnet Spenser’s
Sonette als ^stceeF nnd conceited (S. Lee, a. a. 0. S. XCII).
John Weever in seinem Epigramm anf Shakespeare 1595
nennt den Dichter „Honie-tong’d‘^, indem er das Lob seiner beiden
Epen singt. Von (Romeo u. Juliet) und Richard (Rich. Ill)
erwahnt er „their sugred tongues^, ihre sufie Sprache.
Lodge in Margarete of America nennt die Sonette des franzo-
sischen Sonettisten Philip Desportes „the sweet conceits of Ph.
(S. Lee, Sonnets S. LXVI.)
Im Return from Parnassus 1602/3 heifit es von Shake-
speare’s Epen:
William Shahespeare
icho loves Adonis love, or Lucre’s rape,
His sweeter verse contains hart robbing life ...
(2. Szene, I. Akt.)
Sir Philipp Sidney spricht am SchluB seiner ^Defence of
English Poesy^ 1595 (obwohl verachtlich) von der phoney flotving
matron eloquence^, die sich in den „songs and sonnets^ der Zeit-
genossen breit macht.
Auch die dramatischen Vorganger Shakespeare’s
und der junge Shakespeare selbst gebrauchen „honey’d“, „su-
gard^ mit Yorliebe fiir die Rede, die die Sinne des Horers ge-
fangen nimmt. Auch fiir die Wirkung der Musik oder des Wohl-
klanges der Sprache linden wir die Beiworter „siveet'^, „heavenly‘^,
„dulcet‘^. Vergl. Barth, das Epitheton in den Dramen des jungen
Shakespeare, in Morsbachs Studien Heft LII 1914 S. 176 und 158.
Weitere Belege fiir „sugar’d'^ (darunter ,,sugared sonneting"' von
Daniel im Return from Parnassns 1602/3) gibt Sidney Lee in
der Pacsimile-Ausgabe der Shakespeareschen Sonette 1905 S. 27
Anm. 3. Und ebendort S. 28 erwahnt er die Tatsache: „Sucre
is similarly used in French literature of the same date". Dock zeigen
die altesten englischen Beispiele, da6 das Modewort nicht blo6 den
Franzosen entlehnt ist.
Auch spater noch spielen diese Worte eine Rolle in der Lite-
ratur:
Thomas Freeman in seinem George Chapman gewidmeten
Gedichte 1614 sagt von diesem Dramatiker:
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferong.
143
And our Comedians thou otit-strippest quite
And all the Hearers more then all delightest
With unaffected Stile and sweetest Straine ...
In einem Brooke zngeschriebenen Gedichte „The Ghost of
Michard the thinC 1614 heifit es vom Dichter (Shakespeare ?) :
He that from Helicon sends many a rill
Whose nectared veines are drunhe by thirstie men.
Der junge Milton in „L' Allegro‘s (urn 1634) stellt Shakespeare
mit Jonson znsammen nnd nennt ersteren ^stceetest Shakespeare,
fancy's child‘s.
Das Beiwort „mellifluous (and hony-tongued) S1cakespeare“ das wir
bei Meres zuerst lesen, wiederholt Heywood in der ^Hierarchic
of the Blessed Angells'^ 1635: Mell ifluous Shakespeare tchose in-
chanting quill Commanded mirth or passion . . . Nach dem Oxf. Diet,
kommt mellifluous in diesem Sinne schon friiher vor, seit dem
15. Jahrh.
Diese Beispiele, die sich leicht vermehren lassen, mogen ge-
niigen. Sie zeigen, dafi Meres mit den „sugred Sonnets^ Shake-
speare’s und indem er zugleich im Hinblick auf den Verfasser der
beiden Epen „Venus a. Adonis^ und „Lucrece“ den Dichter selbst
^mellifluous and hony-tongued Shakespeare^ nennt, nnr die sprach-
liche Seite ^the fine filed phrase^ (wie es einige Zeilen spater heifit)
und den Wohlklang der Verse bezeichnen will. Im besonderen
vielleicht auch jenen Concetti-StiP), der mit seinen damals
viel bewunderten Kiinsteleien tatsachlich fast samtliche Sonette
Shakespeare’s durchzieht, von denen Sidney Lee (in seiner Illustrated
Biogr. of Shakesp. S. 99) nur zwolf als frei von diesem „sugared
sentimenC ausnimmt. Hat sich doch selbst das erste vielgepriesene
Muster der Sonettdichtung, Petrarca, in seinen „gern gesuchten
Kiinsteleien, Wortspielen, verzwungenen Metaphern, Bildem und
Antithesen vom Einflufi der Troubadours und der Schule des dolce
stil nuovo nicht ganz freigehalten‘‘ (Vossler).
Meres, der 1907 in London lebte und sehr wahrscheinHch die
Zeit nach seinen Cambridger Studien bis zur IJbersiedelnng nach
Wing in Rutland 1602 dort verweUte, hat wohl sicher auch die
1) Gewifl braucht „sugred‘‘ nicht grade den Concetti-Stil zu bezeichnen, da
Meres dieses Wort ^ie andere Schriftsteller vor und nach ihm meist in allge-
meinerer Bedeutung gebraucht haben. Ich verzeirhne noch tiir Meres die fol-
genden Stellen aus seiner „Palladis Tamia‘‘: „and as Heliodorus urit in prose
his sugred intention . . (Ingleby I S. 157). Ferner: „As Sophocles teas called
a Bee for the sweetnes of his tongue‘‘ (Ingleby I S. 158).
Lorenz Morsbach,
144
Meinung der Frennde Shakespeare’s wiedergegeben, in deren Handen
damals Shakespeare’s Sonette sich befanden und durch die er
Kenntnis davon erhielt. Da er mit den Verhaltnissen des Dichters
gewiJS wohl vertrant war, fiir den er so groBe TeUnahme nnd Be-
wnnderung hegte, ist es immerhin beachtenswert, dafi er von den
Sonetten, falls sie wirklich, wie viele meinen, sensationelle Ent-
hiilltingen enthalten, weiter nichts anssagt, als da6 sie „sugred
seien. Ich sage absichtlich „beachtenswert“, denn ans Meres
allein laBt sich keine sichere SchluBfolgerong ziehen.
In den anf Meres (1598) folgenden Jahrzehnten finden wir
iiber Shakespeare’s Sonette bei den Schriftstellern der Zeit weder
ein Urteil, noch werden sie uberhanpt erwahnt, obwohl das Lob
seiner beiden Epen reichlich flieBt. Freilich darf man daraus noch
anf keine geringere Einschatznng der Sonette gegeniiber den Epen
schlieBen, zumal die Sonette erst 1609 durch den Drnck Thorpe’s in
weiteren Ereisen bekannt warden ‘). Wie Thorpe fiber die Sonette
dachte, hat er nicht ausgesprochen. Ob wir etwas darfiber er-
fahren konnen, werde ich spater bei Besprechnng seiner „Wid-
mnng“ erortem. Auch nach Thorpe horen wir in der Literatnr
lange nichts fiber die Sonette, obwohl sie bekannt genug waren,
wie zahlreiche Anklange bei spateren Dichtem zeigen (vergl. darfiber
Sidney Lee in der Facsimile- Ansgabe S. 51 f. tJber Drummond
vergl. auch Schficking, Shakesp. im liter. Urt. s. Zeit 1908 S. 129f.).
Das konnte wieder darauf hinweisen, daB man in Shakespeare’s
Sonetten keine besonderen personlichen Erlebnisse (wenn auch in
verhfiUter Form) vermutet hat. Shakespeare war damals schon
1) Es ist immerhin auffallend, daB zu Lebzeiten des Dichters 7 Ausgaben
von „Venus and Adonis", 2 von „Lucrece“ erschienen und im 17. Jahrh.
von ersterem noch 7, von letzterem noch 2, wahrend die Sonette (abgesehen von
den zweien die Jaggard 1599 veroffentlichte) nur in 2 Ausgaben erschienen sind.
Das scheint auf keine Volkstiimlichkeit der Sonette hinzudeuten, die dem groBen
Publikum allerdings weniger zusagen muBten als die beiden Epen. Doch mochte
ich anf obige Tatsachen kein besonderes Gewicht legen. Die Veroffentlichungen
untemehmender Verleger und Drucker hingen damals von so vielerlei
Umstanden ab, daB es geraten scheint, in diesem besonderen Falle keine weit-
tragenden Schliisse zu ziehen. Auch die andere Tatsache, daB Shakespeare seine
beiden Epen selbst herausgegeben und mit Widmungen versehen hat, wkhrend
er bei der Veroffentlichung seiner Sonette weder beteiligt, noch (soviel wir wissen)
Einspruch gegen den Druck Thorpe’s 1609 erhoben hat, ist so vieldeutig und
laBt so zahlreichen Vermutungen Eaum, daB ich auch dieses Moment
fiir unsere Frage nnberucksichtigt lessen mBchte. Es soli eben alles Hypothe-
tische von der Untersnchung femgehalten werden, nnd wo ich gelegentlich doch
Vermutungen ausspreche, sind sie als solche deutlich gekennzeichnet.
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferung. 145
ein hochberiihmter Mann, fiir dessen Dichtung tmd anch Person-
lichkeit man sich in weiten Kreisen lebhaft interessierte.
Erst 1640 erfahren mir durch John Benson’s Neuausgabe^)
der Sonette wieder einiges iiber sie. Und was horen wir da?
Noch immer scheint man in den Sonetten nnr schone kunstvolle
Gedichte zu sehen nnd nicht das mindeste von dem besonderen
sensationellen Inhalt, den erst Spatere darin gefunden haben wollen,
zn wissen. Benson sagt im Vorwort „To the Reader^ von den
Sonetten^) Shakespeare’s: I here presume {under favour) to present
to your view, some excellent and sweetely composed Poems, of Master
William Shakespeare
in your perusal you shall finde them Seren^), cleere and el eg anti y
plaine, such gentle straines as shall recreate and not perplex
your hraine , no intricate or cloudy stuff e to puzzle your intellect,
hut perfect eloquence', such as will raise your admiration to his
praise: this as sur ance I know will not differ from your
acknowledgement.
Diese Worte, die nicht deutlicher seinkonnten, besagen dreierlei:
Erstens, dad die Sonette sich durch ihren hellen^), klaren und
1) Bei Benson vermissen wir manche Sonette, die sich bei Thorpe in der
Ausgabe von 1609 finden. Er bringt die Sonette anch in anderer Keihenfolge als
Thorpe und gibt ihnen eigene Uberschriften. Der Text stimmt auch nicht iiberall
mit Thorpe iiberein. Vergl. Sidney Lee in der Facsimile- Ausgabe Thorpe’s S. 54 ft’.
und 68 ff. Die Textgeschichte der Sonette Shakespeare’s bedarf iiberhaupt noch
einer besonderen griindlichen tJntersucbung. Sidney Lee irrt, wenn er sagt, daft
Benson oflFenbar Thorpe’s Ausgabe nicht gekannt oder nicht benutzt habe. Ich
babe eine Anzahl Sonette bei Benson mit den entsprechenden bei Thorpe ver-
glichen, sowohl auf Grund des Neudrucks Benson’s durch A, K. Smith (Shake-
speare’s Poems 1640. Alfred Russell Smith, 36 Soho Square, London 1885) wie
auch einer Vergleichung mit dem Originaldruck, die ich der Gute Erik Bjorkman’s
verdanke. Bei diesem Vergleich habe ich besonders die Sonette berucksichtigt,
die bei Thorpe arge Fehler enthalten. Danach habe ich die Uberzeugung ge-
wonnen, daft Benson entweder die Ausgabe Thorpe’s selbst oder doch genaue Ab-
schriften aus Thorpe mindestens fiir gewisse Sonette benutzt und mit alien
Fehlern abgedruckt hat. Eine genauere Untersuchung werde ich gelegentlich an
anderem Orte geben.
2) In Benson’s Ausgabe sind (abgesehen von dem appendix) auch andere
Gedichte nnter die Sonette gemischt, doch den Hauptbestandteil bilden 145
Sonette Shakespeare’s. Obwohl Benson (wie auch John Warren, s. weiter
unten) nur von „Poems“ spricht, hat er bei seinem Urteil fiber die Gedichte doch
ohne Zweifel in crater Linie die grofie Zahl der Sonette im Auge gehabt; dasselbe
gilt fiir Warren.
3) „Serm“ ist von Benson durch den Druck besonders hervorgehoben. Die
fibrigen Stellen sind von mir gesperrt.
4) „aeren“ ist synonym mit „cleere‘‘, bedeutet aber nicht „heiter“ im Sinne
von frohlich. Vergl. auch das Oxf. Diet, unter „serene‘‘.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nacbricbten. PhU.-bist, Klasse. 1915. Heft 1.
10
146
Lorenz Morsbach,
eleganten Stil anszeichnen, vortrefflich and „sweetely‘^ abgefafit
sind. Man beachte auch bier die Wiederkehr des Modeworts ^stvee-
tely‘‘ in seiner besonderen Farbung and die Betonang der ^perfect
eloquence‘s. Zweitens besagt die Stelle ebenso deatlich, daB die
Sonette dem Leser keine Eatsel aafgeben, also kein besonderer
Inhalt darin verborgen liegt, dber den der Leser sich den Kopf
zerbrechen miiJSte. Brittens bemft der Heransgeber sich anf das
Urteil der Leser, das sein eigenes bestatigen wiirde. — Mon konnte
man sich allerdings daranf versteifen, daB ein simpler Verleger
wie Benson^) and obendrein in so spater Zeit wie 1640 von dem
verborgenen Inhalt and den vielen personUchen Anspielongen des
Dichters in den Sonetten nichts mehr gewoBt and nor das Be-
diirfnis empfonden habe die Sonette dem Pablikam anzapreisen.
Daranf ist aber za erwidem, daB alle die nicht der Meinnng
Benson’s sind, daB diese Gedichte sich in ihrer Tendenz nicht von
den Liebesgedichten der Zeit besonders anterschieden, diesen Be-
weis erst zn erbringen haben. Indessen alle die angeblichen per-
sonlichen Anspielnngen anf bestimmte Verhaltnisse des Dichters
za bestimmten Personen, die man in diesen Sonetten hat finden
woUen, haben bisher vor einer sachlichen Kritik and nnvoreinge-
nommenen Interpretation des Wortlantes nicht standgehalten, anch
wenn sie noch so sicher vorgetragen warden. Dazn kommt, da6
der Verleger Benson den Sonetten eigene meist farblose Uber-
schriften gibt, die mit seiner allgemeinen AufFassang dnrchaus
iibereinstimmen ‘‘‘), and vor aUem, was Sidney Lee a. a. 0. S. 55
bemerkt, dafi Benson’s Aasgabe in der Drnckerei von Thomas Cotes
hergestellt wurde, der mit der Prodaktion der Shake-
speare-Literatar damals am besten vertrant war.
Wir diirfen daher wohl anch annehmen, daB Benson’s Urteil nicht
bloB sein eigenes, sondern anch das des Thomas Cotes war.
Anch Cotes scheint also von dem versteckten Inhalt der Sonette
nichts gewnBt zn haben.
Wir haben aber noch ein anderes gewichtiges Zeugnis iiber
die Sonette Shakespeare’s, aas demselben Jahre 1640, in der vorhin
erwahnten Ausgabe Benson’s. Es findet sich darin im Anfange ein
Lobgedicht von John Warren*) auf Shakespeare’s
1) Wir wissen sehr wenig von ihm; vergl. Sidney Lee in der Facsimile Ausg.
der Shakesp. Sonette S. 54 f. ”
2) Sidney Lee sagt mit Recht S. 5 < ; „ The superscriptions make it clear that
Benson did not distinguish the sonnets from amatory 2 >oems of a normal type^.
3) Ein sonst unbekannter Dichter, soviel ich weiB.
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uherlieferung. 147
(womit nur die Sonette gemeint sind, wie der Inhalt zeigt), das
folgendermaBen lantet ;
Of Mr. William Shakespeare.
What, lofty Shakespeare, art againe reviv’d?
And Virbius^) like now shovv’st thy selfe tivise liv’d,
Tis love that thus to thee is shovvne.
The labours his, the glory still thine oicne.
These learned Poems amongst thine after-birth.
That makes thy name immortall on the earth,
Will make the learned still admire to see.
The Muses gifts so fully infus’d on thee.
Let Carping 31 o ni u s barke and bite his fill,
And ignorant Davits slight thy learned skill:
Yet those who knoiv the worth of thy desert,
And icith true judgement can discerne thy Art,
Will be admirers of thy high tun’d straine.
Amongst whose number let me still remuine.
Nun, hier horen wir wieder nnr die Kunst des Dichters preisen,
.^these learned Poems'^, die den Dichter unsterblich machen und den
„learned'^ Bewunderung abnotigen; deren ^learned skilP nur Un-
gebildete („ignorant Davus’^Y) geringschatzen oder Tadler Carping
Momus^) beklaffen, wahrend alle, die Urteilskraft besitzen („ioith
true judgement can discerne'^) die Kunst (Y^y ArP), Jlie high tun’d
straine^' des Dichters bewundem. Dabei ist das dreimalige „harned'^
zu beachten, das die kiinstlerische Seite (nach unserem heutigen
Geschmack das Kiinstliche) der Sonette noch besonders unter-
streicht.
Der Wert dieser Urteile wird auch nicht durch die Tatsache
entkraftet, dab in der Zeit der Eenaissance der BLick der Kritiker
fast immer auf die a u 6 e r e Seite der Konst (die technischen Mittel
und das Stilmabige) gerichtet war, mit der ausgesprochenen oder
unausgesprochenen Fragestellung, ob die Leistungen der Modernen
denen der Alten in dieser Hinsicht entsprachen. In unserem
Falle liegt die Sache so, dafi es sich um Gedichte handelt, die, nach
1) Ich zitiere nach dem genauen Abdruck der Benson’schen Ausgabe von
Alfred Russel Smith, London 1885.
2) Mit Anspielung auf Virbius bei Ovid und Vergil. Moglich auch, dafi der
Verf. zugleich an „Jonsonius Virbius" gedacht hat, jene Sammlung von Lobge-
dichten auf Ben Jonson, die 1638 unter dem Titel erschien: „Jonsonus Virbius,
or the Memory of Ben Jonson, Eevived by the Friends of the Muses^. Warren’s
Gedicht ist naturlich 1640 zu datieren, da es, wie der Inhalt zeigt, eigens fiir die
Ausgabe Benson’s verfaBt ist.
3) Mit Bezug auf Terenz, Andria I, 2; Darns sum, non Oedipus.
10 *
148
Lorenz Morsbach,
der Meinmig vieler, in anfiergewohnlicher Weise personliche
Enthiillnngen enthalten, die doch, wenn vorhanden, auch den
Zeitgenossen nicht entgangen waren, weil sie diesen Gedichten einen
ganz besonderen Wert verliehen batten. Die Worte Benson’s
besagen obendrein, dafi er in den Sonetten Shakespeare’s das grade
Gegenteil davon sab ; sie sind also ein positives Zeugnis, das dnrch
seine Fassung („»!0 intricate or cloudy stuffe to puzzle your intellect'^)
sogar nns anf den Gedanben bringen konnte, als ob er eine andere
Auslegung direkt abwehren wollte. Dock ist das letztere sicber
nicht der Fall.
n.
Shakespeare’s Sonette warden im Jahre 1609 zum erstenmal
von Thomas Thorpe heransgegeben. Vorher waren nur 2 So-
nette dnrch William Jaggard 1599 veroffentlicht worden.
tiber die Thorpe’sche Veroffentlichnng, die offenbar ohne den
Verfasser hinznznziehen geschah (sogen. „nnrechtma6iger“ oder
^Ranbdruck"), die Personlichkeiten des Verlegers und der anderen
bei der Ansgabe beteiligten Personen (Drucker and Verkanfer) hat
nns Sidney Lee so griindlich anfgeklart (in der Einleitung der
Facsimile- Ansgabe und Life of W. Shakespeare lUnstr. 1908 S. 76 if.
nnd bes. S. 322 fp.), dafi ich nicht weiter daranf einzngehen branche.
Ich setze es im folgenden als bekannt vorans. Nnr die Wid-
mnng Thorpe’s mochte ich einer erneuten Untersuchung unter-
ziehen, wed sie noch immer verschieden gedentet wird nnd mir
Sidney Lees Erklarung und die daraus gezogenen wichtigen Schlufi-
folgerungen durchaus verkehrt scheinen. Es handelt sich in der
Hauptsache um das Wort „ begetter “ in der Widmung, dessen
richtige Deutnng nns erst das Verstandnis der ganzen Widmung
und ihrer Tragweite erschliefit.
Thorpe’s Widmung lantet:
TO. THE. ONLIE. BEGETTER. OF.
THESE. INSVING. SONNETS.
Mr. W. H. ALL. HAPPINESSE.
AND. THAT. ETERNITIE.
PROMISED.
BY.
OVR. EVER-LIVING. POET.
WISHETH.
THE. WELL-WISHING
ADVENTVRER. IN.
SETTING.
FORTH.
T. T.
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferung. 149
In deutscher Ubersetzung :
Dem aUeinigen Erzenger [oder TIrheber; nach Sidney Lee
Verschaffer]
dieser nachfolgenden Sonette
Herrn W. H. alles Gliick
nnd jene Ewigkeit [oder ewiges Fortleben]
verheifien
von
unserem immerlebenden Dichter
wiinscht
der woklwiinschende
Untemehmer bei
der Veroffentlichung [oder Herausgabe].
Die Widmung hat in ihrer Eassung nnd anch in ihrem Inhalt
nichts Anffallendes nnd entspricht den Gepflogenheiten der Zeit.
Anch die Wortwahl zeigt keine Absonderlichkeiten {adventurer
— Untemehmer nnd set forth = veroffentlichen sind gelanfige
Ansdriicke der damaligen Zeit; anch „onUe begetter'^ hat Thorpe
in keiner absonderlichen Bedeutnng gebrancht, wie ich noch zeigen
werde). Die Widmung hat nnr einen leisen „enphnistischen“ (d. h.
hier „gezierten“) Anflng durch ivisheth the well-wishing bekommen ^),
ist aher nicht bombastisch, wie Sidney Lee sagt: „Thorpe's dedi-
cation was couched in the bombastic language which was habitual to
him‘‘ (Life 1908 S. 78).
Anders als S. Lee nrteilt Butler (Ansgabe) S. 30: „I leave it
to the reader to say whetherhe can find a single uncommon word, or
a single word used in an xmcommon sense, or a single sign of extra-
vagance, in a preface which errs indeed deplorably on the side of con-
ciseness ; but in no other direction. Das letztere ist nicht recht
verstandlich. Thorpe zeigt hier keinen groBeren Mangel an „con-
ciseness^ als die meisten Schriftsteller der Zeit. Ahnlich spricht
sich Beecher (Ansgabe) S. XXXV uber den StU der Widmung ans:
^ Mr. Lee attempts to meet this and similar difficulties by deprecrating
Thorpe's skill in the use of language) but the examples he quotes in
his interesting Appendix do not support his theory. Thorpe's words are
accurately used, even to nicety, and, indeed, Mr. Lee himself owns that
in another matter Thorpe showed a Jiterary sense'" and „a good deal
1) Thorpe zeigt sich sonst starker vom Euphuismus beeinflnfit, ist auch oft
„bombastisch“, aber nicht mehr als die meisten Schriftsteller der damaligen Zeit;
man war damals auch in der Prosa wort- nnd bilderreicher, anch geschraubter
als im heutigen England.
150
Lorenz Morsbach
dry hutnouv^. 1 ventwrR to affiytn that this dediccitioti also shows
a well-developed literary sense.^
Aber mag man auch den Stil der Widmnng so oder so im
Sinne jener Zeit anffassen (anf den modernen Grescbmack kommt
es bier nicht an), die Hauptsache bleibt die Frage, was „l)e-
getter‘‘ bedentet bezw. damals bedeuten konnte. Der Heransgeber
des Oxford Dictionary, der den Buchstaben B bearbeitet bat, in
welcbem die Worte „beget‘^ nnd ^begetter^ {Jjegetting^^) abgebandelt
sind, James Murray, dem mebr als irgend einem an-
deren eine Bulle von Belegen aus mittelengliscber
nnd nenengliscber Zeit fur dieseWorter zurVer-
fiigung standen, bat fur das Wort „begetter“ nur 2 Bedeu-
tnngen :
1) „One who begets: procreator^ , mit Belegen von 1440 bis 1875.
2) „/?</. and transf. The agent that originates, produces, or oc-
casions'^, mit Belegen von 1587 bis 1884 nnd nnter diesen anch
die Stelle aus der Widmung Tborpe’s.
Die Wortbedeutnngen fur das Zeitwort „to begef^ ordnet
Murray folgendermaden :
1) Die alter e Bedeutung, im ags. und me. = Jo get, to
acquire {usually by efforty ; mit fortlaufenden Belegen seit ags. Zeit
bis 1393. Dann folgt fiir die neuere Zeit nur die Hamletstelle
ni, 2, 8 [die scbon durcb ibre vollige Vereinzelung an dieser Stelle
Verdacbt erregt nnd in der Tat aucb anders zu erklaren ist, wie
unten gezeigt wird],
2) Die jiingere Bedeutung, die erst im Spatags. aufkommt
und im me. gelaufig ist: Jo procreate, to generate: usually said of
the father, but sometimes of both parents'^ [also = erzengen, gebaren.
Fiir das Spatags. wird kein Beleg gegeben].
3) Besondere tbeologiscbe Anwendungen des Begriffs
„erzeugen“.
4) „fig. and transf: to call into being, give rise to; to produce,
occasion" ; mit Belegen von 1581 bis 1845.
Die Anordnung der Bedeutungen ist durchaus zutrelFend.
Neben die alt ere (1) tritt seit spatags. Zeit eine jiingere (2).
Aus dem Begriff „ erzengen (gebaren) “ (2) entstehen dann noch
jiingere bBdlicbe und ubertragene Anwendungen (4, da 3 bier
nicbt in Frage kommt) seit dem Ende des 16. Jabrh.
1) Matzner im „Worterbuch za den altenglischen [me.] Sprachproben" gibt
fiir hi^eten aoBer „erzeugen“ (an 2 ter Stelle) die Bedeutungen „gemnnen, er-
langen, ergreifen" mit zahlreichen Belegen.
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferung. 151
Wenn wir die Hamletstelle abziehen, finden wir, daB die
alt ere Bedeutung im 15. Jahrh. ausgestorben ist. Nan ist das
Oxford Dictionary gewiJB nicht immer ausschlaggebend and er-
schopfend. Allein ich werde im folgenden zeigen, dafi man bisher
ans dem 16. and 17. Jahrh. keine ents cheidenden Belege far die
alt ere Bedeatnng beigebracht hat. Ich bin allerdings nicht der
erste and einzige, der hier gegen Sidney Lee Front macht. Das
amstrittene Wort ist schon mehrfach mit Riicksicht aaf die Wid-
mnng Thorpe’s behandelt worden. Dock scheint mir eine neuer-
liche Klarang dnrchaas notwendig. Wegen der Literatar verweise
ich aaf das Athenaeam 1900, Febr. 24. (Sidney Lee), Marz 10.
Dowden and Batler (Martin), Marz 17. (Sidney Lee and Ainger),
Marz 24. (Dowden and Batler). Femer Sidney Lee in A Life of
W. Shak. Illnstr. Libr. Ed. 1908 S. 330 f. and in seiner Facsimile-
Aasgabe 1905 S. 37 ff. Thomas Tyler, Shakespeare’s Sonnets (Aas-
gabe) London 1890 S. 13 ff. Samael Batler, Shakespeare’s Sonnets
(Ansgabe) London 1899 S. 23 ff. H. C. Beeching, The Sonnets of
Shakespeare (Aasg.), Boston and London 1904 S. XXXIV if.
Ich ordne die fiir die angebliche Bedeatnng „beget'‘ = ^procure'^
von Sidney Lee and anderen vorgebrachten Belege in Grnppen an,
ans Griinden, die sich ans der Natur der Sache ergeben:
1) Ans der Elisabeth- and Tndor-Zeit:
Shakespeare’s Lacrece v. 1004.5:
„ The mightier [sc. the man], the mightier is the thing
That makes him honour'd, or begets him hate".
Jons on’s Sejanns 1605 (in der Widmang):
[This play] „hath begot itself a greater favour than he [i. e.
Sejanns] lost, the love of good men'^.
Jon son’s Magnetic Lady 1632, Akt. I Epilog:
^Kill Paynims, wild boars, dun coics, and other monsters-, beget
him a reputation, and many an Emperor's daughter for his mistress.’^
Shakespeare’s Hamlet III, 2, 6
„In the very torrent, tempest, and, as I may say, the whirlwind
of passion, you must acquire and beget a temperance that may give it
smoothness. “
Die Objekte zn „begeP sind hate, favour, reputation, temperance,
alles abstracta, kein concretnm, kein Ding-Objekt. AUe obige
Stellen erklaren sich, wie schon Dowden gegen Sidney Lee be-
merkt hat, darch die im Oxf. Diet, anter 4 von „beget'^, „erzeugen'^
abgeleiteten Bedeatnngen. Ubrigens ist dieser Sprachgebraach noch
bis heate lebendig (in gehobener Sprache). Nicht nnr lassen sich
ans Shakespeare selbst noch ahnliche Stellen beibringen (man braacht
1B2
Lorenz Morsbach,
nor Bartlet’s Concordance anfznschlagen), sondern anch ans spaterer
Zeit, wie denn das Oxf. Diet, solche bis 184B fortlaufend gibt.
Hierher gehoren anch die von Ainger in dem Streite um „beget“
angefiihrten Stellen ans Sheridan und Wordsworth: T,beget
ati awful attention in the audience'^ (Sheridan, The Critic), ^And
listen till I do beget That golden time again'^ (Wordsworth,
To the Cuckoo), die Dowden gleichfalls in demselben Sinne wie
die obigen mit Recht gedentet hat. Die Stelle bei Wordsworth
erklart er mit ^engender or reproduce (in the imagination).^
Butler in der Ausgabe der Sonette sagt S. 29 zu der Stelle
aus Sheridan: „He [Canon Ainger] then quotes from „The Critic^
a passage in which Mr. Puff proposes to open his piece icith the firing
of a morning gun. This, Mr. Puff declares, will at once fbeget an
atvftil attention in the audience.'^ Canon Ainger pretends to
have failed to see — for I hold it more polite to suppose he is pre-
tending — that „begeC in the passage just quoted is not used „in
the sense of „procure“, but of „engender'^. The gun ivill not
„procure‘^ the required attention ab extra, and present it to the
audience; it will breed the attention within them. Es ist kein Gregen-
heweis, wenn Sidney Lee darauf hinweist, dafi „beget^ in damaliger
Zeit anch sonst noch die alt ere Bedentung „ to get, acquire, obtain,
procure^ gehabt habe. Anch das werde ich weiter unten wider-
legen ^).
1) Das starkste leistet sich S. Lee an anderen Stellen, indem er behauptet,
dafi in elisabethanischer Zeit das Prafax beliebig Torgesetzt oder wegge-
lassen wurde (Athenaeum 1900 S. 251 Sp. 2); oder daB die Bedeutungen „ac-
quire‘‘, „procure“ sich auch aus der urspriinglichen (!) Bedeutung „to bring into
being‘‘ ohne Schwierigkeit herleiten lieBe (Life of W. Sh. 1908 S. 331). Ich will
mit einigen Worten auf beide Punkte antworten :
Zu 1) : Sidney Lee sagt a. a. 0., daB das Praefix „be-‘‘ in damaliger Zeit
beliebig und z. T. nach bloBer Laune einem Zeit wort zugesetzt oder auch darin
weggelassen werden konnte. Die urspninglich verstiirkende Bedeutung des „6e-“
sei so sehr geschwacht und auch der Sprachgebrauch der Elisabethaner noch so
wenig fest und geregelt, daB ein „beget‘‘ auch fur einfaches „gel‘‘ in der gleichen
Bedeutung stehen konnte. Als Beispiele fiihrt er aus der Literatur Belege an
wie „the eagle bedare the sun" (Peele), „beducking himself in the flood" (Spenser),
„bescorched" (Stanyhurst) von der Flotte gesagt, „time-bewasted light" (Shake-
speare), und beruft sich noch ganz besonders auf „to become" und „come" sowie
^belong" und Jong", die ofter die gleiche Bedeutung haben. Sidney Lee beriihrt
hier ein schwieriges Kapitel der englischen Sprache, dessen Geschichte trotz des
Oxf. Dictionary', noch zu schreiben ist. Der Philologe weiB jedoch, daB die
Setzung Oder Fortlassung eines „be-" im Zeitwort nicht der Willkur und Laune
unterworfen ist, sondern auf bestimmten oft auch leichterkenntlichen physiolo-
gischen oder psychologischen Ursachen beruht. Warum aber „come" und Jecome",
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferung. 153
In alien obigen Fallen liegt das Bild des ^Erseugers'^ in er-
weiterter Anwendong zn Grunde. Das Objekt ist etwas Gefuhls-
maBiges oder Geistiges, das erzengt, hervorgebraeht wird. Wer
„heget‘^ hier dem einfachen „get‘^ oder anderen wie „gain, Main,
procure'^ gleichstellt, verwischt das Bild nnd setzt ein anderes Bild
oder bildloses Wort an seine Stelle. Wer so die Denkmaler er-
lautert, wird der besonderen bildHcben Anschannngsweise des
Dichters nicht gerecht nnd falscht sein Werk.
Doch bleibt iiber die Hamletstelle noch ein Wort zn sagen:
Murray hat, wie oben angegeben, diese Stelle zn 1) gesetzt, also
mit der Bedentung „to get‘^, ^to acquire’^, als letzten Beleg hier.
Der vorletzte ist von 1393. Mag die Liicke zwischen Hamlet nnd
1393 nun auch nicht so groB sein, wie es nach dem Oxf. Diet.
f,long“ und „belong“ bes. in alterer Zeit ofter gleichbedeutend sind, hatte Sidney
Lee schon aus dem Oxf. Diet, erfahren konnen. Es ergibt sich das nebst anderen
Ursachen aus der besonderen Bedeutungsentwicklung dieser ^Ybrter. Die Falle
beweisen ebensowenig wie die anderen Belege, dafi und ,,g€t“ scheinbar oft
dasselbe bedeuten. „To get children'^ hied damals wie heute: „ Kinder bekommen^r
aber „to beget children" ^Kinder ereeugen". Dad beides im Grunde auf dasselbe
herauskommt, andert nichts an dem Bedeutungsunterschiede dieser Worter. Erst
wenn es gelange nachzuweisen, dad „be9^“ damals noch „bekommen, verschaffen“
bedeutete, wiirde man Sidney Lee’s Deutung der obigen Stellen in Erwagung ziehen
miissen.
Zu 2): Wahrend Sidney Lee zuerst behauptete, dad in Thorpe’s ^begetter"
noch die altere Bedeutung „to obtain, procure" fortlebe, erklart er spater im Life
of W. Sh. 1908 S. 331, dad die genannten Bedeutnngen sich auch aus der nr-
spriinglichen Bedeutung „to being into being" leicht entwickeln konnten. Auf diese
merkwiirdige Erklarung ist er ohne Zweifel durch den ahnlichen Deutungsversuch
von Ainger im Athenaeum 1900 S. 346 Sp. 1. 2 gekommen, dem aber schon Butler
ebendort S. 379 Sp. 1 eine gute Abfertigung zuteil werden lied. S. Lee’s Worte
lauten; „Of the figurative meanings set in Elizabethan English on the word „be-
getter", that of „inspirer" is by no means the only one or the most com-
mon." „Beget" was not tmfrequently employed in the attenuated sense of „get",
^.procure", or „obtain", a sense which is easily dedueible from the original
one of „b ring into being."
„Mr. W. H.", whom Thorpe described as „the onlie begetter of these
in suing sonn ets", was in all probability, the acquirer or procurer of the ma-
nuscript, who, figuratively speaking, brought the book into being either by first
placing the manuscript in Thorpe's hands or by pointing out the means by which
a copy might be acquired. To assign such significance to the word „be getter"
was entirely in Thorpe’s Pistol-like vein." Abgesehen von dem Fehler, dad S. Lee
jetzt fiir „beget" die Bedeutung von „bring into being" fur die „ursprungliche“
halt, ist der von ihm erfundene Bedeutungsubergang weder sonst nachzuweisen noch
iiberhaupt wahrscheinlich. Ebenso aus der Luft gegriffen ist die Behauptung, dad
es in „ Thorpe’s Pistol-like vein" gelegen habe, „be9^^^ einem besonderen
Sinne zn gebrauchen. Die Widmung Thorpe’s zeigt wenigstens keine Spur davon.
154 Lorenz Morsbach,
scheinen mochte, und das Wort ^to beget^ noch im 15. Jahrh. in
der alten Bedeutnng weiter gelebt baben ; es bleibt doch immerbin
ein betrachtlicher Zwischenranm, and die Hamletstelle, woUte man
sie in dieser Bedeutnng nebmen, ganz vereinzelt. Denn wie wir
nocb weiter seben werden, bat Niemand bis jetzt dafiir ein Beispiel
seit dem 16. Jabrb. beigebracbt. Somit miissen wir die Hamlet-
stelle anders deuten und „beget‘‘ bier in demselben Sinne nebmen,
wie in den anderen bisber besprocbenen Beispielen.
Das tut ancb Dowden, wabrend die meisten Erklarer sicb durcb
die Znsammenstellnng mit „acquire^ tanscben lieBen. AUerdings
scbeint es znnacbst als sei ^acquire and beget‘‘ nnr ein Begriff nnd
als ^emphasis by repetition'^ (S.Lee) anfznfassen, abnlicb wie ^torrent^
j^tempesf^j die nnmittelbar vorbergeben und anf die sicb Sidney Lee
gleicbfalls bernft. Nun sind solcbe Paarnngen synonymer Worter
ja gar nicbts seltenes. Sie sind scbon im Ags. banfig, finden sicb
im Me., besonders zablreicb bei Caxton, nnd bis anf den beutigen
Tag. Eine besondere Grnppe bildet die seit Me. Zeit beliebte
Paarnng eines franz. oder lateiniscben Lebnworts mit einem ein-
beimiscben Worte. Dabin wnrde ancb nnser Fall geboren. In-
dessen bleibt docb die Voraussetznng, dab das einbeimiscbe Wort
entweder nocb in seiner Bedeutnng lebendig ist, oder dab die
Paarnng nnr als „Formel“ (jisoliert“) weiterlebt. Beides trifft
aber fiir unsere Stelle nicht zu. „Beget‘‘ hat ancb sonst nicht
mebr die alte Bedeutnng von ^acquire" nnd wir baben es ancb
nicbt mit einem formelbaft gewordenen Ansdruck zn tun, da er
als solcher nicbt nacbznweisen ist. Die Gescbicbte derartiger
Paarnngen von Synonymen ist nocb zn scbreiben. Icb babe bisber
sebr viel Material gesammelt, nie aber diese Znsammenstellnng
von ^acquire and beget'' gefunden. Ubrigens kommt ^acquire" nach
dem Oxf. Diet, erst seit 1435 im Engliscben anf. Die Hamlet-
stelle erklart sicb aber nocb weit besser, wenn wir dem jibeget" seine
damals iiblicbe Bedeutnng wabren. Dowden (Athenaeum 1900
S. 315 Sp. 3) sagt dariiber: „I do not think that Shakespeare meant
„ac quire and get". He may have meant „acqture" xchich comes
from training, and „beget“ which comes from artistic impulse; or
acquire may refer to the aclo/r, and „beget" {call into being) may refer
to the audience; or „ac quire" may mean have in possession, and
„beget“ produce in sp>eech and action. Es ist immer miblicb und
eine Scbwacbe des Erklarers, drei versebiedene Bedentungen als
moglich nnd gleicbwertig binznstellen. Von den drei Erklarnngen
Dowden’s ist nnr die erste moglicb, denn beide Worter konnen
sicb dem Znsammenbange nacb nur anf den Schauspieler bezieben
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der UberKeferung.
155
(nicht aber im zweiten Wort auf die „audience‘^), da der Dichter
nur dem Schauspieler eine Lehre gibt, wie er spielen soil, wobei
die Wirkang auf die Zuhorerscbaft zunacbst nicht in Frage kommt.
Andererseits kann „acquire’^ nicht jf)esitzen^ („have in possession^)
heiBen (was es iiberhaupt nicht bedentet), da Hamlet dem Schau-
spieler die Weisung doch nur unter der Voraussetzung gibt, daJB
er die Fahigkeit des MaBhaltens doch vielleicht nicht ganz besitzt
und sich im Sturm der Leidensehaft hinreiBen lasseu konnte. Nur
die erste Deutung Dowdens ist zutreffend. ^Acquire“ istetwas, das
man sich erwirbt, hier durch Ubung, bezeichnet also die hand-
werksmaBige Seite der Kunst, jedoch „beget‘‘ ist die schopfe-
rischeTat des Kiinstlers, welche ein MaBhalten hervorbringt,
das der Leidensehaft ^smoothness^ gibt; also gleichsam ein kiinst-
lerischer Zeugungsakt.
Ubrigens ist noch gegen Sidney Lee zu sagen, daB „torrent‘^
nicht dasselbe wie ^tempest'^ ist (sie sind anch nicht durch
verbunden); es sind zwei verschiedene Bilder, von denen das zweite
eine Steigerung bedeutet. Der „tchirlwind^‘ ist die gefahrlichste
Begleiterscheinung des Jempest‘‘, die dem Schauspieler besonders
verhangnisvoll werden kann^).
2) AuBer den unter 1) besprochenen Belegen fiihrt
Sidney Lee noch einen an, der fur sich allein steht. Das Objekt
zu „heget‘^ ist hier ein personliches. Die Stelle steht in Shake-
speare’s Taming of the Shrew I, 1, 43 f. :
1) Das Oxf. Diet, erklart „smoothness^' falsch, indem es das Wort auf den
Vortrag des Schauspielers bezieht, wilhrend es sich in dem betr. Satze nur um
das Spiel, die Bewegungen handelt.
2) Anch Butler in der Ausgabe S. 27 spricht sich gegen die Auffassung des
Oxford Diet, und Sidney Lee’s aus: „Mnrray gives „to get, to ac quire“ as the
primary meaning of the word, but the only use of „beget‘‘ in this sense which he
adduces within a couple of hundred years of Shakespeare’s time, is one from
Shakespeare himself, to mt „You must acquire and beget a temper an ee
that may give it smoothness.”' Surely, however, Shakespeare meant „You
must acquire temperance, aye, and so assimilate it that you may beget it in your
speech, and give smoothness to the very torrent of your passion.” It is incon-
ceivable that he should have intended his „beget” in this passage to have no
further significance than that of the word that he had Just u'^ed — as though he
had written „You must acquire and acquire a temperatice” etc. Dagegen Herman
Conrad’s Erklarung in seiner Hamlet-Ausgabe Berlin 1905 S. 83 ist ungenau und
halt sich zu wenig an den Wortlaut: „ihr mi^t euch erwerben {als Kraft)
und erzeugen {als Erscheinung), also zeigen eine MaBigung, die der
Leidensehaft Glatte gibt, d. h. die Leidensehaft soil sich nicht in umsten
Ausbriichen zeigen, sondern auf glattem Wege bis zum Gipfel [!] emporsteigen.
156
Lorenz Morsbach
We could at once put us in readiness,
And take a lodging fit to entertain
Such friends as Time in Padua shall beget.
Sidney Lee (Athenaeum 1900 S. 346 Sp. 1) sagt zu der
Stelle: „Prof. Bowden will no doubt detect a figurative Presentation
of Time in the unseemly guise of a „procreator^‘' of „friends^‘ for Lu-
centio. Simpler-minded readers will perceive that Lucentio collo-
quially uses „beget^‘ in its primary sense, and that it is in his mouth
a synonym for „procure“. Dagegen ist zn sagen, da6 „beget“ zu
Shakespeare’s Zeit niemals „colloquially‘\ „procure“ bedentet hat
und daB nichts im Wege steht, „Time'’^ hier personlich zn fassen,
da Shakespeare grade diesen abstrakten Begriff (wie z. B. anch
schon die Vorganger und Zeitgenossen) gern nnd haufig personifiziert,
wie ein Blick in Bartlet’s Concordance sofort zeigt. Anch die
Sonette Shakespeare’s enthalten schone Belege, die Wietfeld a. a. 0.
S. 53 znsammengestellt hat. Vergl. dort anch S. 17. Da „beget“
nicht = ist, muB diese Personifikation anch an unserer Stelle
angenommen werden, eine Erklamng, die zn Shakespeare’s reich
entwickelter Bildersprache vortrefflich paBt und nnr dem modernen
„simple-minded readeP’ unpassend erscheint.
3) Den letzten Beleg, den Sidney Lee fiir „(o beget"
= „procure" ins Feld fiihrt, entnunmt er Dekker’s Satiromastix
1602 (jetzt Ausg. v. Penniman in Belles Lettres Series S. 343):
„if I fall sensomely upon the tvidow, I have some cossens
Gar man at Court, shall beget you the reversion of the Master of
the King^s Revels". Dowden (im Athenaeum 1900 S. 315 Sp. 2)
findet mit Eecht hier eine Zote, doch nicht den aussehlieBlichen
Grxmd, der den Ausdruck „beget" veranlaBt hat. Das ganze Stiick
ist iiberhaupt voUer Zoten; der Sinn ist: Wenn ich die Witwe
kriege (eheliche), bekomme ich Verwandte am Hofe, die euch die
Anwartschaft auf den Posten eines Master of the R. erwirken
werden. Die Anwartschaft wird gleichsam als ein „Erzeugnis“
seiner Ehe mit der Witwe hingestellt. Es ist zur Erklarung der
Stelle nicht notig, mit Dowden darauf hinzuweisen, daB Sir Vaughan
als Welshman schlechtes Englisch spricht und viele Worter in
seinem Munde verdreht. Die Beispiele, die er anfuhrt, sind anderer
Art als „beyet". Ubrigens konnte man anch hier die Bedeutung
„erivirken" ungezwungen aus „erzeugen" ableiten. Somit ist anch
diese Beweisstelle Sidney Lee’s hinfallig.
Das Ergebnis unserel- Erorterung fiber „beget" nnd „begetter"
laBt sich daher kurz so zusammenfassen :
1) An keiner der bisher beigebrachtenStellen (anch das Oxford
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberliefernng.
157
Diet, hat keine) hat „beget“ noch die alt ere Bedeutung „to get,
to acquire^\ da diese Bedeutung schon im 15. Jahrhundert ausge-
storben ist.
2) In alien von Sidney Lee angefiihrten Belegen (die sich
noch vermehren lassen) hat ^begef- die jiingere Bedeutimg „er-
zeugen“, die bis heute nicht blo6 den menschlichen Zengungsakt
bezeichnet (gelegentlich auch das Gebaren), sondern seit dem
16. Jahrh. auch anf andere Verhaltnise iibertragen
wird.
3) Niemals findet sich zu „beget“ mit der Bedeutung „to get‘^,
„to acquire^'' ein sachliches Objekt, ein Ding; also etwa to beget a
boolc, so dafi man hatte sagen konnen : to beget Shakespeare's sonnets
im Sinne von Sh’s Sonette bekommen oder sich verschaffen ^).
4) Das subst. „begetter^^ ist gleichfalls nur in der jiingeren
Bedeutung im eigentlichen und seit dem 16. Jahrh. auch im iiber-
tragenen Sinne wie das Zeitwort „begeP' im Gebranch. Das Oxf.
Diet, hat daher auch „begetter“' in Thorpe’s Widmung so gefaBt:
„the agent that originates, produces, or occasions^).
SchlieBlich beruft sich Sidney Lee auch auf die alteren
Worterbiicher des 17. Jahrh.: Cotgrave 1611, Skinner
1671, Coles 1677, Robertson 1681, Sewel 1691. Demgegen-
iiber hat schon Dowden im Athenaeum 1900 S. 315 Sp. 2 gezeigt,
dafi Cotgrave „beget^*' und „procure^^ nicht gleichstellt, sondem
beide unterscheidet, und daB Skinner „b€get“ nur durch lat.
„gignere“ wiedergibt. Dagegen Coles enthalt die Angabe:
„beget gigno“
„beget {procure) concilio pario“.
Ahnlich findet sich bei Robertson, aber ausfiihrlicher :
„Beget or Procure^^ mit zahlreichen Redensarten wie „to beget, pro-
1) Wohl aber findet sich „beget“ im Sinne von „erzeugen‘‘ einmal auf So-
nette bezogen im Widmungssonett Daniel’s an die Grafin Pembroke. Der
Dichter bittet die Grafin seine Sonette gleichsam als ihre eigenen zu betrachten,
als ein Erzeugnis ihr er Hand, als von ihr selbst verfafit (sie war selbst Dichteriu) :
„begotten by thy hand and my desire", was Sidney Lee (Facsimile- Ausgabe
S. 39 Anm.) selber zugibt. DaB aber „begotten“ bier „erzeugt‘‘ (S. Lee sagt „pro-
diiced by oder bom of") bedeutet und selbstverstandlich nicht ^inspired" wie S.
Lee mit Kecht betont, hat fur unsere Frage keine Bedeutung. Das Verhaltnis
des Erzengers (im iibertragenen Sinne) zum Erzeugten kann eben sehr ver-
schieden sein.
2) Auch das Partizipial-Adjektiv „begetting" (seit 1597) hat nur die Be-
deutung: ^producing, creative, chiefly in comb, as spring-begetting, life-begetting
etc." Desgleichen das Verbalsubst. „begetting‘‘ (1300 bis 1765) laut Oxf. Diet.
„The action or process of generating or producing; generation; also the result
of the action, progeny."
158
Lorenz Morsbach,
cure, w make friendship", „to beget or procure men's favour‘d, „to beget or
procure credit, to beget or procure peace" „to beget or procure sieep'^. Und
in gleicher Weise gibt S e w e 1 in seinem Englisch-hoUandischen Wor-
terbuch „beget", „hegetter", ^begetting" dnrch hollandische Worter
wieder, welche sowohl „bred“, „bring forth^, als „obtain, get, acqinre‘‘
bedeuten. Diese Angaben beweisen jedoch keineswegs, da6 „beget‘‘,
„begetfer" (, foegetting") mit „obtain, get, acquire" identisch oder syno-
nym sind, sondem dad diese Worter gegebenen Falls auch durcb
ahnliche (oft gar nicht synonyme) Worter nnd Wendungen teils
in engliscber teils in fremder Sprache wiedergegeben werden konnen.
Das bat Dowden schon an Cotgrave richtig gezeigt. Man be-
achte aach die obigen Beispiele von Robertson. Weil man
„beget friendship", durcb procure, make friendship nmschreiben kann,
darnm ist „beget" dock noch nicht gleichbedentend mit „procure" und
„m.ake‘‘. Genan dasselbe tun auch unsere Worterbiicher bis auf den
heutigen Tag, indem sie beispielsweise fiir englisches „mind‘‘ nnter
anderem auch die Bedeutuugen „Kopf", „Lust" bringen (s. Schr6er’s“
Englisch-deutsches Worterbuch), weil das englische „to folloiv one's
mind" mit „seinem Kopf folgen'^, oder „I have a mind" mit „ich habe
Lust" im Deutschen wiedergegeben wird. Danach waren Worter
wie „Kopf" und „Lust" Synonyma. Das Gesagte gilt auch fiir die
„Englisch-Englischen“ Worterbiicher, die ein besonderes Wort in
einem bestimmten Zusammenhang durch ein and eres Wort wieder-
geben, das in anderer Wortverbindung einen gleichen oder
ahnlichen Sinn gibt ^).
Damit ist auch der letzte Einwand Sidney Lee’s aus dem
Wege geraumt und die Bedeutung des „begetter“ in
Thorpe’s Widmung vollig sichergestellt.
Torpe widmet also nicht die Sonette „Mr. W. H", weil er
sie ihm „verschafft“ hat, sondern weil er gleichsam ihr geistiger
Vater ist. Das Wort ,f)egetter^‘ konnte an sich natiirlich auch
den Dichter selbst bezeichnen, den Erzeuger, den Verfasser der
Sonette. Wer aber auf dem Titelblatt „Shukespeare's Sonnets" ge-
lesen hatte, konnte nicht mehr im Zweifel sein, dab es sich bei
„bcgetter" nicht um den Verfasser, den Dichter handelt, sondern
um eine andere Personlichkeit, was auch die folgenden Worte der
1) Man beachte ubrigens was Dowden Athen. lOOO S. 315 Sp. 3 sagt: „1
have looked into Elisdbethan dictionaries — Cooper, Mi der, Baret Min.
sheu, Florio, Cotgrave, and others — in all of which I have found
examples, either as Englisch head-tcord or under corresponding foreign words, of
f,beget , hut up to the present I have failed to find it used anywhere in the sense
fo „acquire^.
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferung. 159
Widmting Thorpe’s noch verdeutlichen : ^promised hy our ever-living
poef’K Fafit man „heyetter^^ in diesem einzig moglichen Sinne, so
wird auch das Beiwort „onlie^^ dorchans verstandlich. Sidney Lee
hat richtig gefiihlt^), da6 „oyilie‘^ als Beiwort zu .begetter^ im Sinne
von „prociirer‘^ iiberfliissig ist, meint aber, daB Thorpe, der auch
sonst einen exzentrischen Stil schreibe, in Erinnernng an das
biblische „only begotten“ (das doch aber dort einen anderen Sinn
hat als S. Lee Thorpe znweist) in einer Laune „onlie„ hinzugefugt
habe. Ich habe schon friiher ausgefiihrt, daB Thorpe in seiner
Widmung weder irgend ein anffalliges oder dnnkles Wort hat,
noch uberhaupt einen iibertriebenen oder verdrehten Stil schreibt,
Ist begetter''^ der geistige Vater der Sonette, der in irgend einer
W e i s e , die sich bei dem Mangel der Uberlieferung nnserer
Kenntnis entzieht, dem Dichter den AnlaB zur Abfassung der So-
nette gegeben hat, so erscheint nicht als iiberfliissig und
kann nur bedeuten, daB der .,onlie begetter'-^’ der alleinige Ur-
heber und geistige Vater der Sonette ist, daB die Sonette also ihm
aUein ihren Ursprung verdanken. Der Ton der Widmung ist
durchaus ernst und angemessen, und wir haben nicht den ge-
ringsten Grrund das Wort nicht in seinem voUen
Sinne zu nehmen. Auch muB die Personlichkeit des „W. H.“ mit
den Sonetten eng verkniipft gewesen sein, da Thorpe ihm die Aus-
gabe widmet, ihn den ,,alleinigen“ Urhebernennt tmd ihm dieselbe
Ewigkeit verspricht, die auch der Dichter dem schonen Freunde
1) Athenaeum 1900 S. 260 Sp. 3 Anm. : „Thorpe disclosed his characteristic
whimsically in giving the loord „hegetter‘‘ the supererogatory epithet ,.onlie‘‘, which
was due to a capricious reminiscence of the Scriptural expression „onlg begotten“.
(Cf. the notices 1 have given of Thorpe's excentric literary style in the „Life of
Shakespeare", Appendix VI)‘'. Butler in der Ausgabe S. 29 halt das „onlie" zu
„hegetter" im Sinne von „procur€r‘‘ fiir uberfiussig und unwahrscheiulich; ^Ihere
is no reason, then, for thinking that more than one person xcould have to he asked
for the copy, and in this case, supposing „hegetter" to mean nothing more than
,jgrocurer“, the addition of the tcord „only“ appears too emphatic for the occasion
— „hegetter“ alone should have been ample" „Again the word „onlg“
had, through the Creed, become so inseparably associated with „begotten" that I
cannot imagine any one’s using the words „only begetter" without intending the
verb „beget" to mean metaphorically ichat it means in „only begotten." Ahnlirh
Beecher (Ausgabe) S. XXXV .. . „only begotten" is so familiar an English pihrase
that pOnly" could hardly be used with „beget“, if the verb had an unusual sense.
But supposing it could, what force would „only“ retain if „begetter" meant ,.pro-
curer" ? Allowing it to be conceivable that a piratical publisher should inscribe a
book of sonnets to the thief ivho brought him the manuscript, why should he lay
stress on the fact that „alone he did it"? TFns it an enterprise of such great peril ?
Tyler dagegen S. 15 (Ausgabe) mochte mit P. A. Daniel das Wort „onlie" im
Sinne von „chief" fassen. Doch das ist das allerunwahrscheinlichste.
160
Lorenz Morsbach,
in den Sonetten verheiBt. Thorpe war ohne Zweifel, wie eine
wortgetrene Interpretation der Widmung zeigt, mit dem Ursprong
der Sonette nnd daher ancli mit der Tragweite ihres Inhalts ver-
trant. Sollte er da anf .,Mr. W. H.“, dessen Verhaltnis zn Shake-
speare natiirlich aueh andere als Thorpe kannten, gleichsam mit
dem Finger hingewiesen haben, wenn es sich um einen so heiklen
Herzensroman des Dichters gehandelt hatte, wie viele annehmen?
Wir konnen die Frage nicht mit Sicherheit beantworten, aber
wahrscheinlich ist es nicht, ja ich mochte es geradezn fiir ausge-
schlossen halten.
Wer war nun jener „Mr. W. H.“? Wir wissen es nicht nnd
werden es wohl kanm erfahren, falls nicht nnerwartete neue
Shakespeare -Funde ans Licht kommen. Jedenfalls kaim hinter
dem „Mr. W. H.“ kein hoher Adeliger, etwa der jnnge Graf
WiUiam Herbert (Pembroke) verborgen sein. Das hat Sidney Lee
geniigend dargetan. Ein solcher dnrfte non nnd nimmer als simpler
„Mr.“ bezeichnet werden, anch dann nicht, wenn er die Erbschaft
nnd den Titel des Vaters noch nicht angetreten hatte. Thorpe
selbst ist niemals davon abgewichen. Vergl. Sidney Lee, Life of
W. Sh. S. 332 f. Jedoch der Gebrauch von Initialen (auch ge-
legentlich in Widmungen) statt des vollen Namens ist an sich
nichts Anffalliges. Es entsprach einer damals sehr verbreiteten
Sitte. Nur fiir „Widmungen“ will Sidney Lee die Einschrankung
machen (Life S. 326), daB der so bezeichnete dann immer ein Freund
Oder Vertrauter des Autors oder Herausgebers gewesen ist: „the
employment of initials in a dedication teas a recognised sign that the
patron's fame teas limited to a small circle, and that the revelation of
Ids full name teas not a matter of interest to a wide public'^. In der
Facsimile- Ausgabe S. 34 Anm. 2 sagt er: ^Initials, instead of full
names, were commonly employed when the dedicatee was a imvate and
undistinguished friend of the dedicator‘s. Das mag im ganzen richtig
sein, ist aber wohl zu scharf formnliert. Sidney Lee halt es aber
ans aUerlei Erwagungen fiir ausgeschlossen, daB der Verleger
Thorpe in einem solchen Verhaltnis zu einem „Freunde oder Ver-
trauten“ Shakespeare’s gestanden habe. Er meint (Life of W. Sh.
1908 S. 331), „it was contrary to Thorpe's aims in business to invest
a dedication with any cryptic significance, and thus mystify Ms cus-
tomers's. Wer sagt uns denn, daB Thorpe seine Kunden mystifi”
zieren woUte? Die Schlufifolgerung ist durchaus nicht zwingend.
y,3/[oreover , his career and the circumstances under which he became
the publisher of the ,, Sonnets" confute the assumption that he was in
such relations with Shakespeare or ivith Shakespeare' s associates as
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der Uberlieferung.
161
ivould give him any Tcnoicledge of ShaTcespeare's early career that was
not public property. All that Thorpe — the struggling pirate-publisher
[das waren sie fast alle !], the well-wishing adventurer in setting forth
wares mysteriously come by — knew or probably cared to know of
Shakespeare was that he teas the most i^opular and honoured of the
literary producers of the day‘‘. Warum soil Thorpe, der zwar kein
bedentender Verleger war, jedoch mit einem Manne wie Edw.
Blount (uud auch mit anderen) in geschaftlicher und freundschaft-
licher Beziehnng stand ^), nichts Naheres iiber Shakespeare, mit
dem er doch in derselben Stadt wobnte, gewnfit haben? Die Ver-
leger, die bestandig nach lobnendem handschriftlichem Material
angelten, wie Thorpe und die meisten anderen, werden sicb auch
um die VerhaltniSse der in London lebenden Schriftsteller ge~
kiimmert und sich nicht auf den bloBen Znfall oder die Grnaden-
geschenke anderer verlassen haben. Wenn auch Thorpe, nach allem
was wir von ihm wissen, kein hervorragender Geschaftsmann war,
so war er doch nicht ungebildet and besafi auch literarischen Ge-
schmack, wie Sidney Lee selber zngibt. tjbrigens habe ich oben
gezeigt, da6 Thorpe um den IJrsprung der Sonette wohl gewuBt
hat, also nicht so unwissend iiber Shakespeare’s Verhaltnisse war,
wie uns S. Lee glauben machen will. Weiter heiBt es dann:
„ }fhen Thorpe had the luck to acquire surreptitiously an unprinted
manuscript by „our everliving poet^‘, it was not in the great man’s
circle of friends or patrons, to which hitherto he had had no access, that
he was likely to seek his own patron'^. Shakespeare’s soziale Stellung
und auch die vieler seiner Freunde war nicht so hoch, da6 auch
ein Mann wie Thorpe nicht auch zn einem dieser Erennde engere
Beziehnngen gehabt haben kann. Doch ist die Annahme durchaus
nicht notig, wie wir weiter unten sehen werden. SchlieBUch heiBt
es bei Sidney Lee: „But that Thorpe had no „inspirer’‘ of the
^Sonnets''' in his mind tchen he addressed himself to „Mr. W. JET.*'
is finally proved by the circumstance that the only identifiable male
„inspirer^^ of the poems teas the Earl of Southampton, to whom the
initials „W. II.“ do not apply.'^ MuB der „inspirer'‘ deim grade
der Earl of Southampton gewesen sein und kein anderer? Diese
Ansicht wird noch lange nicht von alien Forschem geteQt und
ist doch nur eine von den vielen Hypothesen. Und ferner: muB
dieWidmung so gedeutet werden, daB es sich um einen Jnspirer^
handelt, was nicht in dem Wort „begetter'^ zu liegen braucht?
£ann nicht von irgend eiuem uns unbekannten Freunde des
1) S. Lee Life of W. Sh. S. 324.
Kgl. Oes. d. Wiss, Nachriditeii. niQ-hist. Klasse. 1915. Heft 1,
11
162
Lorenz Morsbach,
Dichters (wir wissen ja sehr wenig von seinen Freunden) nicht
ebensogut der AnstoB zu den Sonetten ansgegangen sein^)? Wie
vielerlei Moglichkeiten sind bier denkbar. Es ist unniitz sich da-
rtiber den Kopf zn zerbrecben. Das einzige das wir wissen
konnen ist was Thorpe nns selbst in seiner Widmung unzwei-
deutig sagt, namlich, dafi er die „Sonette“ Herm „W. H.“ widmet,
den er als den „begetter"^ d. h. als den IJrheber, den Mann be-
zeichnet, dnrch den Shakespeare (in irgend einer Weise) ver-
anlaBt wurde, die Sonette zn schreiben. Darnm braucht aber Thorpe
zn diesem Manne noch keine personlichen Beziehnngen ge-
habt zn haben, die wir oben nnr als moglich, nicht als notwendig
bezeichneten. Ich verweise bier auf die Tatsaehe, da6 Thorpe
demand ein Werk widmete, ohne da6 er in naheren Beziehnngen
zn ihm gestanden hat. Freilich ist derGrnnd der Widmnng Mer
ersichtlich, wahrend wir in nnserem Falle anf Vermntnngen ange-
wiesen sind. Derselbe Thorpe, der Shakespeare’s Sonette 1609
einem „Mr. W. H.“ zneignet, hatte sich 1610 eine nachgelassene
Schrift des nach Virginia ansgewanderten nnd dort wohl spater
verstorbenen Schriftstellers JohnHealey verschafift, der in einer
voransgeschickten Epistel sein Werk dem Grafen Pembroke
ge widmet hatte. Als es Thorp e gelungen war noch andere tlber-
setzungen desselben Antors in die Hand zn bekommen, gab er
alles in einem Bnch herans, das er nnn anf eigene Faust („iw his
own name^^ S. Lee) demselben Grafen Pembroke, ohne daB er
irgend welche Beziehnngen zn ihm hatte, widmete, mit der TJnter-
schrift: „Your Lordship’s true devoted Th. Th. (Vergl. Sidney Lee
Life of W . Sh. 1908 S. 333 f.). Ahnlich konnte Thorpe anch bei
der Heransgabe der Sonette Shakespeare’s diese einem Manne ge-
widmet haben, von dem er wnfite, daB er der TJrheber der Sonette
nnd vielleicht anch ein „patron^‘ des Dichters war, ohne daB er
selbst (Thorpe) personliche Beziehnngen zn diesem hatte *). — Wir
1) Beecher (Ausgabe) S. XXXIV fF. faBt ^hegetter^ als „inspirer‘‘ (wie
anch andere vor ihm), mit Berufnng auf die Sonette 38. 76. 105. Doch braucht
der ^begetter^ der Widmung nicht dieselbe Person wie der Freund in den Sonetten
zn sein.
2) Wie der fehlerhafte und ziemlich nachlassig gedruckte Text Thorpe’s
zeigt, hat er weder das Original des Dichters noch auch sonst eine immer zu-
verlassige Abschrift der Sonette gehabt. Er hat sie entweder selbst gesammelt
Oder von einem Sammler bekommen, da der Text der einzelnen Sonette ver-
schieden uberliefert ist, die meisten gut, manche schlecht. Vergl Sidney Lee in
d« Facsimil^Ausgabe 8. 40 ff. und Beeching (Ausgabe) S. LIX ff. Doch bedarf
die Text- und Dnickfrage noch einer eingehenderen Untersuchung. als sie S. Lee
und Beeching geliefert haben. Die verschiedene, z. T. fehlerhafte Uberlieferung
Die Sonette Shakespeare’s im Liehte der Uberlieferung. 163
ersehen ans allem, wie viele Moglichkeiten hier vorliegen konnen
tind daB wir uns aaf nichts anderes festlegen diirfen, als das
wenige das wir von Thorpe selbst erfahren. Durfen wir Thorpe’s
Worten glauben (wir haben keinen Grnnd zn zweifeln), so sind
die Sonette Shakespeare’s tatsachlich der Anregung eines Freundes
oder Gronners Shakespeare’s zn verdanben nnd wahrscheinlich
weniger dem Drange des Dichters seine Herzensgeheimnisse zn
enthiillen.
Die Personlichkeit, die hinter den Initialen „W. H.“ steckt,
brancbt aber sicher nicht mit dem in den Sonetten besungenen
schonen Frennd des Dichters identisch zn sein. Das „promi.‘ied^ in
der Widmnng bedarf keiner Erganznng dnrch „Mm“ (wie auch
Sidney Lee richtig betont). Thorpe konnte „3Ir. W. dem
er die Sonette widmet, ebensogut das ewige Fortleben versprechen,
wie es der Dichter in den Sonetten dem schonen Freunde gegen-
uber tut^). DaB er den vollen Namen des ^begetter’’' verschweigt,
dafiir mag er seine Griinde gehabt haben. Da dessen Verhaltnis
zn Shakespeare den Naherstehenden bekannt war, geniigte es den
Namen anzndenten. Freilich war das sonst bei Widmungen nicht
die Regel, ist aber doch mehr als einmal vorgekommen. Vergl.
S. Lee, Life S. 326.
Wer aber trotzdem in der Widmung Thorpe’s nach dem Worte
^promised" ein „him“ in Gedanken erganzen wollte, was ich mit
Sidney Lee nicht fiir richtig halte, mixBte ans dem Inhalt der So-
nette den Beweis fiihren, daB es sich bei dem schonen Freunde
des Dichters nicht um einen hohen Adeligen handelt. Nach
der Ansicht der meisten Forscher ist dies jedoch der Fall, obwohl
die Stellen, die man aus den Sonetten dafiir angefuhrt hat, nicht
zwingend sind*). Doch ich will auf diese Frage hier nicht ein-
begunstigt jedenfalls die Annahme, dafi Thorpe zu dem „hegttter‘‘ keine person-
lichen Beziehungen gehabt hat.
1 ) S. 36 der Facsimile-Ausgabe; There is no implication in Thorpe’s dedi-
catory greeting of an ellipse, after the icord ^promised," of the word „him‘‘, i. e.
„3Ir. W. H.“ Thorpe wishes „Mr. W. 11“ „etemity“, no less grudgingly than
„our everliving poet“ offered his own friend the „promise“ of it in his sonnets:
Tyler (Ausgabe) S. 13 f. ist freilich anderer Meinung.
2) Es war damals vielfach iiblich, dafi der Dichter seinem „Patron“ die
„Ewigkeit“ versprach. Der Verleger Thorpe tut hier etwas iihnliches, aber
nicht in groBsprecherischer Weise, wie Sidney Lee behauptet, indem er „begetter“
als ^procurer of the manuscript“ faBt, sondern weil der „begetter“ im Sinne Thorpe’s
der geistige Urlieber, dessen Personlichkeit also mit den Sonetten verkniipft war.
3) Nach Beeching (Ausgabe) S. XXff. und XXIX ware der schone Freund,
wie sich aus den Sonetten ergebe, iiberhaupt kein ^literary patron’’.
11 *
Lorenz Morsbach,
164
gehen, zumal ich die Notwendigkeit der Erganzung von in
der Widmong trotz Tyler ablehne, and will nur anf Beeching a.a.O.
S. XXVIII ff. verweiaen, der die Unsicherheit der Beantwortung
dieser Frage anf Grund der Sonette nut Recht hervorhebt.
m.
Ich habe bei meiner tJntersnchung stillschweigend die Echt-
heit der Sonette voransgesetzt, namlich dafi die von Thorpe 1609
unter dem Namen Shakespeare’s verofPentlichten Sonette tatsachlich
von diesem Dichter herstanimen, wenn anch vielleicht nicht alle,
so doch die grofie Mehrzahl. Ich befinde mich darin in Uberein-
stimmung mit fast alien Forschem. Die Sonette sind allerdings
nicht alle gleichwertig, weder im kiinstlerischen Gehalt noch in
der A.nsfiibr(ing* Dennoch machen die meisten einen dnrchans
einheitlichen Eindmck, die, wie Stil und Sprache zeigen, aus
einer Feder stammen. Nimmt man dazn die Tatsache, da6 sie
sich (ganz abgesehen von ihrem Inhalt) in ihrer Eigenart von den
Sonetten aUer iibrigen Dichter der damaligen Zeit dentlich ab-
heben, femer, da6 wir in ihnen vielfach eine anffallende Geistes-
verwandschaft mit den beiden Epen und anch den Dramen Shake-
speare’s, nnd nicht znm letzten zahlreiche stilistische Eigentiimlich-
keiten finden, die in solcher Starke und Haufigkeit nur bei diesem
Dichter nachzuweisen sind, so wird man nicht zweifeln diirfen,
dafi wir es, trotz der Unzuverlassigkeit der Verleger und Drucker
in der Elisabeth- und Tudorzeit, mit echten Dichtungen des jungen
Shakespeare zu tun haben. Die iibertriebene Skepsis, die Eichhoff ’s
eigenwiUige und subjektive Kritik bei mangelhafter Kenntnis der
damaligen Sprache und Stilarten an den Tag legt (vergl. Theodor
Eichhoff, Unser Shakespeare, Halle 1905 II S. 38 ff. und S. 97 ff.),
braucht daher Niemand in seinem Glauben an die Echtheit irre
zu machen. Ob dagegen ein oder das andere Sonett dennoch
falschlich von Thorpe eingeschmuggelt ist, kann Niemand sagen.
Der Beweis wvirde schwer zu erbringen sein. Viel gewonnen
hatten wir damit nicht.
Wie die Frage der Echtheit, die mir keine zu sein scheint,
so wiU ich anch die Frage nach der Datierung der Sonette
nicht von neuem untersuchen. Sie ist fiir die Beurteilung der
Sonette aUerdings von groBer Bedeutung. Man setzt sie meist in
den Anfang oder um die Mitte der neunziger Jahre an,
laBt fiir einige aber noch spatere Daten gelten. Doch ist meines
Erachtens der Beweis in keinem Falle erbracht worden, daB
irgend eins der Sonette nach 1598 (Meres) geschrieben sein muB.
Die Sonette Shakespeare’s im Lichte der tfberlieferung. 165
Ich werde das gelegentlich an anderem Orte zeigen. Die Sonetten-
periode scheint fiir Shakespeare spatestens mit 1598 abgeschlossen
zu sein.
Zum Schlusse will ich die Haaptergebnisse meiner Unter-
sochung knrz zusammenstellen :
Francis Meres’ (1598) „sugred Sonnets^^ bezieht sich
nnr anf die Form, den Stil, nicht anf den Inhalt der
Sonette. Obwohl Meres als einem studierten und
klassisch gebildeten Manne ein eigenes Urteil nicht
abznsprechen ist, folgt er doch in der Regel dem Ur-
teil anderer und scheint auch hier die allgemeine
Meinung wiederzugeben.
John Warren’s 1640 verfaBtes Lobgedicht anf
Shakespeare’s Sonette hebt gleichfalls nur die kiinst-
lerische Seite der Gedichte hervor, die nur der
Kenner richtig einzuschatzen wisse.
Auch der Verleger John Benson (1640) lobt nur
den klaren hellen Stil, die Eleganz der Sonette und
ihre vortreffliche Darstellung. Er sagt aber auch
mit deutlichen Worten, da6 in den Sonetten kein
dunkler verwickelter Inhalt sich verberge, derKopf-
zerbrechen mache, der Leser werde das bestatigen.
Die tiberschriften, die er denSonetten gibt, bekrafti-
gen dieseAuffassung, diewohl nicht blofidiedesVer-
legers Benson war, sondern wahr scheinlich auch des
Druckers Cotes, der mit der Produktion der Shake-
peare-Literatur damals am besten vertraut war.
Thorpe’s Widmung in seiner Ausgabe 1609 ist in
gutem leicht ver standlichem Englisch geschrieben,
ohne Absonderlichkeiten inSprache undStil; auch in
ernstem, angemessenem Tone.
DasWort „begetter'^ in der Widmung Thorpe’s kann
nur „Erzeuger“ (keineswegs „Verschaff er^) bedeuten
und ist hier, wienoch bis heuteublichjimubertragenen
Sinne gebraucht.
Thorpe bezeichnet einen „Mr. W. als den geisti-
genVater, den alleinigen Urheber (nicht Verfasser)
der Sonette, als den Mann, dem der eigentliche Ur-
sprung der Sonette zu verdanben sei. Mehr sagt er
nicht. Diese Personlichkeit mu6 also mit den So-
netten eng verkniipft gewesen sein.
166
Lorenz Morsbaclt, Die Sonnete Shakespeare’s etc.
Thorpe muB mit dem nrsprhnglichen AnlaB and
Gegenstand der Sonette vertrant gewesen sein. Seine
Widmung legt uns nahe, dafi es sich in Shakespeare’s
Sonetten um keine heikle Herzensgeschichte des
Dichters handelt.
Wer „Mr. W. H." war, wissen wirnicht. Er braucht
nicht mit dem in den Sonetten besnngenen schonen
Frennde identis ch zn sein; anch nicht grade im en-
geren Sinne der „inspirer“.
Thorpe braucht anch keine personlichen Bezie-
hungen zu „Mr. W. S“gehabt zn haben, die zwar
moglich, aber nicht zu erweisen sind.
Wer die Berechtigung dieser Feststellnngen anerkennt, wird
von ihnen bei der Beurteilung der Sonette Shakespeare’s und der
Erorterung ihres Inhalts auszngehen haben. Wer ihre Berechti-
gung nicht anerkennt, hat die wissenschaftliche Pflicht sie zu
wider legen. Lange genng ist die Welt durch unbewiesene und
unbeweisbare Hypothesen irregefiihrt worden.
Zur Eeligion und Mythologie des Veda.
Von
H. Oldenberg.
Vorgelegt in der Sitzung vom 27. Februar 1915.
1. rta-.
Piir rtd- geben, wie entsprechend fiir viele vedische Worte
verwandten Charakters, die Worterbiicher zahlreiche Bedeutungen
— „Recht“, „Wahrheit“, „Opfer'' u. s. w. — , die es notig ist zn sichten
und auf die Grundvorstellung zuruckzufiihren. Eine lohnende Auf-
gabe fiir den Vediker, zu versuchen, wie weit der Vorstellungs-
inhalt, der mit einem fiir die Weltanschauung jener Alten so be-
deutsamen Wort verkniipft war, in seiner farbigen Lebendigkeit
sick aufzeigen laBt.
Man sieht leicht, dafi die Hauptfrage die ist, ob „Recht, Ord-
nung“ Oder „Wahrheit“ den Ausgangspunkt und zugleich den
Mittelpunkt der Vorstellungen vonRta bildet. Dabei ist von vom-
herein klar, da£ die Alternative, ob „Ordnung“ oder „Wahrheit“,
fiir das Stadium des Denkens, um das es sich hier handelt, nicht
mit ganzer Scharfe in Erage kommen kann. Hier reden ja nicht
PhUosophen. Aber wenn auch nicht durchaus bestimmte Umrisse
und Grenzlinien, so werden dock bemerkbare Hinneigungen der
Vorstellung nach der einen oder andem Seite zu beobachten sein.
Diese eben in der ihnen anhaftenden TJnbestimmtheit treu aufzu-
1) So nenerdings L ii d e r s , Sitz.-Ber. Berl. Akad. 1910, 931; vgl. Andreas
und Wackernagel NGGW. 1911, 28. S. auch schon Ludwig III, 286, der
auf das Auftreten von lia- unter den satyanamdni in den Nighaptus hinweist. —
Im Allgemeinen sei neben der Auseinandersetzung Ludwigs das vorziigliche Ka-
pitel „L’idde de loi“ in Bergaignes Kel. ved. Ill angefiihrt.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2. 12
168
H. Oldenberg,
fassen ist misre Aufgabe. Deren Losung soil zunachst allein aaf
dem Boden des Veda, insonderheit des Rgveda^) versueht werden.
Auf die selbstverstandlich sich aafdrangende awestische Parallele
scheint es richtig, erst hinterher einen Blick zu tun.
Es ist wohl kaum notig noch folgendes voranzuschicken. Wenn
fiir das vedische religiose Wesen die Idee der nWahrlieit^ zu
ihrem zunachst gegebenen Inhalt (etwa : Ubereinstimmung des sub-
jektiven Giedankens mit dem objektiven Sachverhalt) natiirlich noch
weiteren, voUeren Sinn aufgenommen haben kann — man denke
etwa an das 6 wv it. alTjdsia? des Evangeliums — , so ist doch
dies festzuhalten : sollen wir berechtigt sein, die Bezeichnung eines
religibsen Prinzips unter Hintansetzung andrer in ihm mitklin-
gender Vorstellungen eben durch „Wahrheit“ wiederzugeben , so
mufi der in Frage kommende Ausdruck entweder „Wahrheit“ im
nachsten Sinn dieses Worts zur Grundbedeutung haben, oder die
Vorstellung der „Wahrheit“ in diesem Sinn mu6 den Eedenden
als das beherrschende Element des weiteren etwa mit dem betref-
fenden Wort verkniipften Vorstellungskreises erschienen sein.
Nun besitzt der Veda, wie entsprechend schon die vorindische
Zeit, fur „wahr, Wahrheit“ ein Wort von unzweifelhafter und
durchsichtiger Geltung: satya-. Wir betrachten zuvorderst dies
Wort nach den Haupttypen seiner Verwendungen, um dann die
von rtd- daran zu bemessen.
Als sutyd-^), wortlich etwa „dem Seienden {sdt) zugehorig,
ihm entsprechend", wird vor aUem das Wort bezeichnet, das den
wirklichen Sachverhalt vdedergibt, weiter der Gedanke, der An-
schein, der diesem entspricht, der Wunsch, die Verheifiung, die
Bestrebung, die in der Tat und in der Wahrheit in ErfiiUung
geht. satyd- wird kurzweg auch die Wesenheit selbst genannt,
die das wirklich ist, was sie zu sein scheint oder wofur sie aus-
gegeben wird: so tritt die Nuance der Echtheit auf. Uberall aber
handelt es sich, ausgesprochen oder latent, um das Vorliegen einer
tibereinstimmung zwischen der subjektiven Wiederspiegelung eines
objektiven Daseins oder Geschehens und diesem selbst. Woneben
endlich noch, mit der dem vedischen Denken so geliiafigen Hypo-
stasierung, die wesenhafte Kraft, man mochte sagen das Fluidum
eben dieses Ubereinstimmens steht^j.
1) Auf diesen beziehen sich im folgenden alle Zitate, bei denen der zitierte
Text nicht angegeben ist.
2) Vgl. zum folgenden Bergaigne III, 182 f., S. Levi, La doctrine du
sacnnce dans les Brabmanas 163 ff.
3) Soli man diesen Bedeutungen noch hinzufugen „wahrhaft, treu“ (von Per-
Zur Religion und Mythologie des Veda. J^09
Ich gebe wenigstens fiir einige der hier beriihrten Nuancen
Belege; es ist wichtig, daB die Materialien fur satya- sich so an-
schaalich wie moglicli darstellen.
Sehr haufig sind natiirlich zunachst die Verbindungen von
satya- mit Ausdriicken, die „Wort“ oder Ahnliches bedeuten {vdcah,
ulddni, mdntrah etc.), auch als Komposita {satyavac-, satyohtih etc.),
Oder satydm als Objekt von Verben des Eedens. Bedurfte die
betrefFende Vorstellung einer Erlaatemng, vnirde die etwa durch
rV, 33,6 gegeben: satydm ucur ndra eia, hi caJcrdh. Bezeichnend
ist, daB als Beiwort von vdcah ganz wie satydm so mehrfacb auch
sdt (bz. dsat) selbst anftritt ; s. etwa VTI, 104, 12 sdc cdsac ca vd-
cast, wo dann fortgefahren wird tdrjor ydt satydm etc. Die sichere
Darantie dafur, daB, was jemand sagt, satydm ist, finden spater
Brahmanatexte darin, daB er es selbst gesehen hat ; also ist — mit
der diesen Texten gelaufigen Weise der Identifiziernng — das
Auge das satydm'^). Verbindung von satyd- mit der Vorstellung
„'Wort“ ist im Grunde aucb an solchen ein „Wort“ nicht ausdriick-
lich erwahnenden SteUen vorhanden wie Ts. VII, 1, 20, 1 tdt satydm
ydt tvdm Frajayatir dsi ; Paraskara I, 16, 24 fat satyam yat te deva
varam adaduh ... tat satyam yat te Sarama matd etc. Eine Anzahl
ahnlicher SteUen mit dem Eingang tat satyam yat . , s. in der Kon-
kordanz; an ihnen alien tritt dentlichst hervor, wie das Schlag-
wort satyam die Ubereinstimmung dessen, was gesagt wird, mit
dem, was wirklich ist, bezeichnet.
W enn nun weiter beispielsweise Indra, oder Indra in seiner Eigen-
schaft als vdsvah samrut (IV, 21, 11) und Ahnliches oder Indras
GroBe u. dgl. als satyd- bezeichnet wird, so wird die VorsteUung
etwa durch IV, 17, 10 erlautert : aydm srnve ddha jdyami iitd ghndn
. . . yadd satydm Termite manyiim mdro visvam drlhdm bhayata ejad
asmat — man spricht von Indra in dem und dem Sinn, und er
verhalt sich so, daB das Gesprochene sich bewahrheitet. Besonders
gern wird eben bei Indra dies .sa/yd-Motiv hervorgekehrt. Bezeich-
nend ist der bekannte Vers VIII, 100, 3 yrd sd stomam bharata
sonen oder ihrer Gesinnung) , s. Grafimann satyd- 7 ; Geldner Gloss. 1*> ? Das
wiirde von der Grundidee schon einen Schritt welter abliegen. Belege, die diese
Bedeutung verlangen, finde ich aber im Rv. nicht (am ehesten noch VII, 90, 5,
doch nicht entscheidend). Wenn beispielsweise GraBmann und Geldner hierher
I, 1, 5 SteUen, wo Agni satydJi genannt wird, warum soil das anders aufzufassen
sein als sd kildsi satydb von Indra II, 12, 15, wo beide Forscher, mir scheint mit
Recht, verstehen; sich als echt bewahrend?
1) Satapatha Br. I, 3, 1, 27 und die Parallelstellen bei Levi a. a. 0. 165 A. 1.
12 *
170
H. Oldenberg,
vajaydnta indraya satydm^) yddi satydm dsti, nendro asttti nema u
tva aha Ted im dadarsa Mm abhi stavama^). So ist denn auch die
jpurohitih bestimmter Priester satyd (VII, 83, 4, vgl. 7 ; X, 63, 11)
d. h. sie verlaaft so ergebnisreich, wie man annimmt, dafi sie eben
verlaufen werde. An einer Stelle, die Ludwig (III, 295) mit Recht
interessant findet, Av. VII, 70, 1, beifit es , das Opfer des Feindes
soUe purd satydt vemiebtet werden: ehe es die Wirksamkeit, auf
die sein Darbringer rechnet, in der Tat entfaltet.
Wenn jene typischen Fragen der Brahmanas wie Msmat satydd
adhhyd osadhayah sdni hhavanti iibersetzt zu werden pflegen: „in-
folge welches Sachverhaltes so wird nach dem Ansgefiihrten
genauer zn verstehen sein: »anf Grrond welches wahren Sachver-
halts?“ — der Erklarungsgrund muB objektiv zutreffend sein, er
mufi das zn Erklarende, das in einer gewissen Fraglichkeit schwebt,
an einen objektiv feststehenden Sachverhalt heranfiihren, damit
die Erklamng zu Recht bestehe. —
Xnn zu rtd~. Wir diirfen nicht iibersehen, daB dies von satyd-
insofem abweicht, als es meist substantivisch gebraucht wird, jenes
dagegen iiberwiegend adjektivisch. Die Vergleichbarkeit wird da-
dnreh in der Tat beeintrachtigt, aber doch nicht ausgeschlossen.
Als Adjektiv tritt auf Seiten von rtd- besonders rtcivan- ein.
Wir werden nun vielen zweifellos engen Beriihrungen von
ftd- und satyd- begegnen. Ich glaube, daB die in ihr rechtes Licht
erst treten konnen, wenn wir zuvorderst einige in die Augen fal-
lende Differenzen uberblickt haben.
Ware rtdm — satydm, wiirden wir nicht Verwendungen von
rtdm anzutreffen erwarten etwa in der Art von IV, 33, 6 satydm
iicur ndra evd hi caJeruh. oder VUI, 93, 5 ydd va pravrddha satpate
nd mara Hi mdnyase, utd tdt satydm it tdva, oder wie in jenen ty-
pischen Stellen (oben S. 169): „das ist satydm, daB . . ? Wer
1) Geldner (Glossar) gibt diesem satyd- die Bedeutung ^faithful, glaubig“.
Ich zweifle daran. Der stoma- heiBt m. E. satyd-, weil das, was er aussagt, zur
Wirklichkeit stimmt.
2) Bezeichnend fur dieRolle von satyd- in der Indradiktion ist auch II, 15,1
satyd satydsya kdrandni vocam ; II, 22, 1 — 3 sainam sascad devo devdm satydm
indratp, satyd induh', weiter Beiworte wie satydsusma- , satydrddhas- u. s. w. : all
das zielt auf das Thema hin M mamsate sdntam indram M dnti (I, 84, 17 ; vgL
auch YI, 27, 1. 2). — Neben dieser HauSgkeit von salyd- fiir Indra ware die des
Yokativs santya fiir Agni zu erwagen. Mir scheint dies Wort in der Tat zu
sant- zu gehoren. Gleichartigkeit mit sahantya drangt sich doch auf. Schwerlich
ist an sanoii zu denken. Aber daB santya vom SprachbewuBtsein als Aquivalent
von satyd- empfunden wurde, halte ich darum doch fiir fraglich. Es kann in der
Tat auBer Zusammenhang mit diesem und in einem andern Zeitalter gebildet sein.
Zur Beligion und Mythologie des Yeda.
171
Oefuhl for das in der Vedensprache Mogliche hat, wird unmittelbar
empfinden, daB da rtd- nirgends hineinpaBt, daB ihm eine jenen
Stellen gegeniiber dissonierende Nuance beiwohnt, so daB gegen
die Anffassung kurzweg als „Wahrheit“ wohl Bedenken entstehen.
Dafiir finden -wir andrerseits rtd- in mehreren festen Verbin-
dnngen, die von den satyd- enthaltenden Ansdrucksweisen bemerk-
bar abweichen. Mannigfaltig pragt es sich ans, daB das Eta eine
Ordnungen vorzeichnende , besonders gem irgend welchen Bewe-
gnngen das Gesetz vorschreibende Macht ist, wahrend satyd- einen
Sachverhalt, iiberwiegend hinsichtlich eines unbewegten Znstandes,
konstatiert.
Zunachst gebort hierher, daB rtd- gern von Natnrvorgangen ge-
brancht wird, offenbar nm deren Beherrscbtsein von bleibender Ord-
nung hervorzuheben. Wenn die Fliisse ohne Ermiiden, ohne Aufhoren
stromen, heifit es 11, 28, 4 rtdm sindhavo Vdrwmsya yanti ; Sarasvatl
ist dem entsprechend rtdvari. Da reicht man nnr gezwnngen und anf
einem, wie mir scheint, dnrcb nichts geforderten Umweg mit der
Bedeatung „Wahrheit“. Das Naturliche ist „Ordnnng“; vom rtd-
des Varava wird bier gesprochen, wie so gem von seinem vratd-,
seinem dhdrman- die Kede ist. Auch wenn das unanfhorliche
Stromen der Wasser auf den gottlichen Antreiber Savitar zuruck-
gefabrt wird, erscheint dieser darin als ein Bewirker des rtd-
{ftdm devdya krnvate Savitre II, 30, 1). Besser als mit ^Wahrheit*
kommt man mit nOrdnnng" ancb an den Stellen ans, die das regel -
maBige Wiedererscheinen der Usas betreffen wie III, 61,7; IV, 2, 19 ;
Bl, 8; Y, 80, 1; VI, 39,4; VII, 75, 1, wie ja Usas ancb mit Vor-
liebe ftdvari beiBt. Es ist eben von der Gottin die Kede, die dmi
vratdm wandelt (111,61,1), dem Vdrunasya dhdnia folgt, morgen
wie hente sich gleich bleibend (I, 123, 8) , Tag fiir Tag zn ibrem
nisTcrtdm kommt (das. 9; darin eben beobacbtet sie das rtdsya dMma),
sich in den dtsah nicht irrt (I, 124, 3 — V, 80, 4; damit eben folgt
sie dem Pfad des Eta). Ahnlich verwirklicht sich das Eta im all-
morgendlichen Erscheinen der ASvin vor der Morgenrote I, 34, 10,
Oder in Sonnenaufgang X, 62, 3 ®) , oder in dem so machtig in die
Angen faUenden Beispiel ordnungsmaBigen Verlaufs, dem Jahr
I, 164, 11 (vdrvarti cakrdm pdri dydm rtdsya), vgl. Ill, 31, 9. Auch
wenn von der Segenspendung die Eede ist, die der Mensch der
Kub verdankt — gelegentlich mit Seitenblicken auf das dnrtam,
1) DaB die priesterliche Kunst dem FluB dies Stromen anbefiehlt und mog-
lich macht, heiBt damm : dem FluB werden dvdrSv rtdsya geoffnet VII, 95, 6.
2) Vgl. VI, 51, 1 ; VIII, 27, 19.
J72 H. Oldenberg,
das diesen Segen zu vereiteln, an falscher Stelle festzuhalten sucht
— , pafit die Bedeutung „Ordnimg“ besonders gut (vgl. 1Y, 3, 9;
23, 9; II, 24, 6. 7; X, 67, 4 etc.). Man wird zwar nicht in dieUber-
treibnng verfallen, all das von der Vorstellung der „Wabrheit“
durchaus abliegend zn finden; in I, 105, 12, welcher Vers anhebt
rtdm arsanti sindhavah , wird dann parallel mit diesen W orten
fortgefahren satydm tatana suryah; die Morgenrote wird, wie mit
dem Eta verbnnden, so aucb satya genannt (Berg. Ill, 199 A. 2) ^).
Aber die gesamte Sachlage treibt wobl dazn, als die fur den Vor-
stellungskreis jener Naturvorgange znvorderst in Betracht kom-
mende Idee die der Ordnung anfznfassen und anzunebmen, dad
entsprechend der banfigen Verbindung von rtd- und satya- (s. daruber
weiter unten) in I, 105, 12 der erste Satz mit dem Scblagwort
rtd- einen zweiten mit satya- nacb sicb gezogen bat : um so leicbter,
als ja gerade mit Sonne oder Licbt sicb die Vorstellung des satyd-
besonders eng verbindet.
In welcbem Sinn zu den Manifestationen des rtd = jOrdnung“
aucb das Opfer zu recbnen ist, besprecbe icb in einer Anmerkung^).
1) Hier envahne ich die Bezeichnung der Morgenroten als ftdjatasatyaj^
IV, 61,7, d. h. als wahres Wesen dies habend, da6 sie aus dem E. geboren sind.
2) Ich schicke voraus, das rid- geradezn, wie man vielfach getan hat, mit
„Opfer“ zu iibersetzen mir unstatthaft scheint. Wer den Vorstellungskreis von
rta- im Zusammenhang durchdenkt, wird das von vornherein als unwahrscheinlich
empfinden, und ich kenne kein Zeugnis, das iiber diese Unwahrscheinlichkeit weg-
zugehen triebe. Von den Belegen, die man angefiihrt hat, begnUge ich mich hier die
ersten drei GraBmanns (r<d-Nr. 12) anfzufuhren. I, 71, 3 (uber.diepiidrai) : dadhwnn
jidm dhandyann asya dhitim. Also ein rtdm, mit dem eine dhiti- zusammenge-
hort; das nicht seltene rtddhiti- ubersetzt Gr. selbst „heiliggesinnt“. Offenbar
handelt es sich um die Funktion der pitdralt, die Daseinsordnungen zu begriinden
(meine Bel. des Veda 278), wie auch durch die Umgebimg der Stelle bestiitigt
wird. — I, 105, 4 yajndm prcchamy avamdm sd tdd duto vi vocati, leva rtdm
pUrvydtn gatdm Teds tdd tnbharti nutanalt etc. : hier findet auch Ludwig (III, 285)
„in unmittelbarer Aufeinanderfolge yajnd- und jidm identifiziert“. Ich sehe nur
die Aufeinanderfolge ; wollte man auf Identifikation schlieBen, so ergaben sich mit
gleichem Kecht im Rv. mehr Identifikationen, als dem Exegeten lieb sein konnte.
— II, 30, 1 jidrii, devdya krvrate Savitre . . . nd ramanta dpah (vgl. oben S. 171):
wenn Savitar durch seinen Antrieb die Wasser in Bewegung setzend das Rta ver-
wirklicht, was hat das mit dem Opfer zu tun? — Andrerseits aber ist riehtig,
was fiir die Weltanschauung der priesterlichen Denker des Veda ja zu erwarten
ist ; daB zwischen Rta und Opfer engste, festeste Beziehungen bestehen. Das Opfer
ist uberall durchzogen von der Potenz des Rta und hat wiederum die Wirkung,
den Gang des R. zu befordem. Aus dem R. geboren ist die Rede, die die Sonne
scheinen macht (also R. verwirklicht) X, 138, 2 : diese betende Rede wird Hat in
Bewegung gesetzt VIII, 13, 26 ; sie ist ftaydnt- oder rtaspfs- II, 32, 1 ; VIII, 76, 12.
Die in den Aprihymnen angerufenen heiligen Tore sind rtdvfdh- I, 13,6; 142,6.
Zur Keligion und Mythologie des Veda.
173
Hier ist zuvorderst noch zu betonen, daB wie im Naturleben so
auch auf sittlichem Gebiet dieselbe Bedeutong von rtd- sicb als
die nachstliegende erweist. Im Yama-Yami-Dialog bernft sich Tama
aaf das rtd- offenbar als die den Inzest ausschlieBende Ordnnng
(X, 10,4); zweifellos dieselbe Ordnnng ist es, die dann im selben
Gesprach als brhdn Mitrdsya Vdrunasya dhdma (v. 6) benannt wird.
Der Falschspieler (?) ist dnrtadevah VII, 104, 14 ^). Ein Rajanya, heiBt
es in einem Brahmanatext, tut viel dnrtam : I'lpa jdmyai hdrate, jinati
brahniandm, vddafy dnrtam; dnrte khditi vai kriydmane Vdruno grhndti
(Tb. I, 7, 2, 6) : daB er seiner Schwester (von ihrem Besitz) raubt ^), daB
er Brahmanen bedriickt, laBt sich doch nnr ganz gezwongen anf sUn-
wahrheit* zuruckfiihren, und erst an der dritten Stelle konnte dnrtam
die spater gelaufige Bedeutung „Unwahrheit“ (s. nnten) haben. Wenn
aber dies Wort hier als Objekt von „tun“ {karoti, kriydmane^) —
allerdings daneben auch von „reden“ — erscheint, so spricht das
offenbar gegen eine Denttmg, welche erne nnr dem Reden zukom-
mende QuaUtat (,Wahrheit“) gegeniiber einer solchen des Handelns
imd auch des Redens („OrdnungsgemaBheit“) in den Vordergrund
stellt"*).
Weiter laBt sich in der gleichen Richtung geltend machen,
daB besonders haufig von dem Pfad, den Pfaden {pdnthah, patkya,
pathyhh) des ftd- die Rede ist, welcher Ausdruck durch awestische
Parallelen als indoiranisch erwiesen wird. DaB ein „Pfad der
Wahrheit“ denkbar ware, soil nicht dnrchaus geleugnet werden.
Natiirlicher ist es doch, in Verbindung mit „Pfad“ an eine Potenz
zn denken, die es mit Bewegung, Fortschreiten zu tun hat, nicht
Das Opferfeuer brennt jidsya sddasi III, 7, 2. Von eben diesem sddas- ist die
dhitib aufgeblitzt X, 111,2. Der Adhvaryu sagt ziir Vedi rtdm asi, rtasddanam
asi etc. Ts. I, 1, 9, 3 ; Apastamba Sr. 11,3, 7. Ich verweise noch aut'Rv. VI, 15, 14;
VII, 39, 1; Bergaigne 111,231; meine Ausfuhrungen „Ilel. desVeda** 197 f. Wollte
ich hier vollstandig sein, ware kein Ende zu finden.
1) Doch unterliegt diese Ubersetznng von dnrtadevali Bedenken.
2) So verstehe ich lipa harate, das mit d datte synonym ist (vgl. Kath. X, 4,
p. 128, 16, und Ts. V, 2, 6, 2 neben Kath. XX, 4, p. 22, 5).
3) Und zwar handelt es sich nicht etwa um ein Tun, das als ein Wahr-
machen (einer Absicht, einer Versprechung und dgl.) bz. als dessen Gegenteil auf-
fafibar ware.
4) Man kann fragen, ob jede Verletzung der Rechtsordnung ein anrtam
ist. Beispielsweise auch Mord ? Ich linde einstweilen — Irrtum wird vorbehalten
— keinen Grund das zu bejahen. In Kath. XXVII, 4, p. 142, 17 liegt das anrtam
nicht einfach im Mord, sondem im Mord seitens des mitra. Beim Mord mogen
ich andre Vorstellungen starker in den Vor dergrund gedrangt haben als die der
n Ordnnngswidrigkeit“ .
174
H. Oldenberg,
aber wie „Wahrheit“, in der Hauptsache wenigstens, einen ruhenden
Sacbverhalt darstellt. Wenn gesagt wird, dafi die duskrtah den
Pfad des Rta nicht uberschreiten (IX, 73, 6) , weist ancb dies anf
Beziehnng des R. zum Handeln, also anf die Vorstellung der Ord-
nnng bin *). Dafi das Rta eine Bewegung beherrscht, tritt weiter
auch in der recht hanfig belegten Verbindong mit dem Verb i-
hervor (z. B. rtdm yate; mit Akknsativ des Inbalts, vgl. Graedicke
Akkusativ 161). Erweist sich so das Rta als Norm fiir richtiges
Gehen, wiirde man Neigong znr Verbindnng mit der Praposition
dnu erwarten (vgl. dnu vratdm n. dgl.). Ich vermnte, dafi das Fehlen
eines *dnv rldm oder *rtdm dnu nnr anf der prosodischen Riicksicht
beruht. Es entstand eine zu grofie Reihe von Kiirzen, wahrend
dnu vratdm bequemer Versschlnfi war. Dafi doch inbaltlich die
Vorstellongen von rtd- und dnu gnt znsammenpafiten, geht ans fol-
genden Stellen hervor : rtdsya pathyd dnu III, 12, 7 ; rtdsya pdntham
dnv eti I, 124, 3 (daneben — beides von der Morgenrote — nd dtso
minati: Hinweis anf die Vorstellnng der Ordnnng); rtdsya pdntham
dnvetava u VII, 44, 5 ; vgl. ancb X, 66, 13 und nberbanpt die Satz-
eingange r^asya pantham anu in der Konkordanz, sowie IX, 97,32;
ftasya rasmini anuydcchamand I, 123,13; rtdsya devd dnu vratd guh
I, 65, 3. — Diesen Materialien, durch die rtd- als anf eine Bewe-
gnngsrichtnng dentend charakterisiert wird, sind auch die zahl-
reichen Stellen anzureihen, die vom Wagen und besonders vom
gottlichen Wagenlenker (rathih) des Rta sprechen, ferner von seinem
Rad (I, 164,11), seinen Rossen (III, 6,6), seinem Zugel (V, 7, 3;
vgl. auch den eben erwahnten Vers I, 123, 13) , seinem Gefahrt
(vahas- VIII, 6, 2 ; vgl. awest. asavazah-), seinem Schiff (IX, 89, 2),
seinen Wegspuren (X, 5, 4), seinem Eiilirer (VII, 40, 4, vgl. II, 27, 12).
Vereinzelt konnte so etwas auch von derWabrheit gesagt werden ;
in der Tat werden „Schiffe derWabrheit* IX, 73, 1 erwahnt. Aber
im Ganzen ergibt sich doch der Eindrnck, dafi das Rta vielmehr
als die Wahrheit im Reich fortschreitender Bewegung sein Dasein
hat, seine Wirksamkeit entfaltet.
Ein weiterer charakteristischer Zug von rtd-, im Obigen gele-
gentlich schon beriihrt, ist sein Znsammenhang mit dhdrman-, vratd-
und Ahnlichem^): die Bewegung, die dem rtd- nach, anf dessen
1) An die mit Rta assoziierte Pfadvorstellung ist es offenbar auch anzu-
schlieBen, wenn rtdm und rju paraUel stehen (X, 67, 2), und wenn als Gegensatz
von rtd- vrjind- erscheint (IV, 23, 8, vgl. Av. I, 10, 3).
2) Dieser Zusammenhang ist von Bergaigne in der oben S. 167 A. 1 zitierten
Erorterung so reichhaltig und uberzeugend belegt worden, dafi ich hier kurz sein
kann. B. hat auch schon fein bemerkt (a. a.O. Ill, 220. 223), dafi unter diesen
Zar Religion und Mythologie des Veda.
175
Pfaden verlauft, zeigt feste G-estalten, folgt fasten Regeln.
Wenn die Somastrome auf ihrem Pfad einherflieBen, geschieht das
dharmann rtasya IX, 7, 1 (vgl. 110,4)^). Mitra und Varuna regieren
dharmand und rtena Y, 63, 7. Es wird gefragt Md va rtasya dhar-
nasi I, 105, 6. Das Rta besitzt vratd , denen die Grotter folgen
(1, 65, 3, s. oben). Hicht jede dieser Stellen , aber doch manche
unter ihnen denten auf die richtunggebende, imperativische Natur
des rtd- , fiir die aucb rtasya . . . pradtsah VIII, 100, 4 (vgl. X,
110, 11), rtasya prasisah, IX, 86, 32 angefiihrt warden kann. Jene
Zusammenhange mit den Vorstellungen von dhdrman-, vratd- fiihren
waiter auf einen besonders bedeutsamen Zug des Rta: seine oft
und nachdriicklich hervorgehobene Beziehnng zu eben den Gottern,
die auch mit den dhdrman- und vratd- zu tun haben: zu Varuna,
Mitra, iiberhaapt den Adityas. Es ist unnbtig, bei dieser vielbe-
sprochenen Beziehnng zu verweilen*). Indem sich aber das Rta
als mit den Satznngen, den Geboten Varnnas znsammenfaUend er-
weist, hebt sich von nenem der ihm beiwohnende imperativische
Zug hervor. Der Unterschied der Gottheiten, mit denen die Vor-
stellungen von pta und Satya sich zu verbinden lieben, ist bezeich-
nend; das Rta hat vor allem mit Yarupa zu tun; es manifestiert
dessen heiligen WiUen. Das Satya wird besonders auf Indra be-
zogen, um hervorznheben , da6 dessen Macht und Gnade wahre
Wirklichkeit ist, wahrend sein Charakter wiUkiirlicher Gewalttatig-
keit ihn mit dem Rta nur in schwachen Znsammenhang stellt®).
Seine Taten sind satya. Die Morgenroten, denen Yaruna das
Gesetz vorgezeichnet hat (YIII, 41, 3) folgen dem Rta.
Die Nuancen, durch die sich rtdm und satydm unterscbeiden,
miissen um so sorgfaltiger beobachtet werden, als nun andrerseits,
wie sich jedem Yedaleser aufdrangt, die beiden Yorstellungen starke
Neigong haben, sich mit einander zu verbinden (vgl. Bergaigne IH,
266 f.).
Zwar fallt hier schwerlich ins Gewicht, da6 wie satydm (oben
Begriffen rta- die Idee des Gesetzes „sous la forme la pins arretee, et en quel-
que sorte la plus mythique“ ausdriickt. dhdrman-, vratd-, auch dhdman- (s. iiber
dieses den folgenden Aufsatz) sind gangbare Miinze der alltaglichen Sprache; in
j-td- klingt heiliges Geheimnis an.
1) Solche Stellen bleiben bezeichnend, auch wenn zu dhdrman sich satyd-
als gut passendes Beiwort schickt, vgl. X, 56,3 und das Kompos. satyddharman-.
2) Ich verweise auf meine „Religion des Veda“ 199 f. Neben diesen Gottern
kommt auch Agni in Betracht (das. 201). Weiter Savitar (Bergaigne III, 253),
der in seiner zur Bewegung antreibenden Tatigkeit das Rta verwirklicht.
3) Vgl. Bergaigne III, 249; meine Religion des Veda 201 A. 1.
176
H. Oldenberg,
S. 169) so auch ridm, rta haufig Objekt von Verben des Redens
ist (dem verwandt Wendungen wie rtayato vdcasah 11,32,1; rtdsya
vac'i X, 110,11] rtavaM- IX, 113, 2 etc.). Man darf darans nicht
anf eine Bedentnng „Wahrheit“ schliefien; „Ordnung“ pafit voU-
konunen. Diesen priesterlichen Denkem nnd Rednem war es ja, wie
sie etwa von sraddha (sraddhdtn vddan neben rtdm vddan, IX, 113, 4)
Oder jaiavidya (X, 71, 11) zn reden gewohnt waxen, eine besonders
gelanfige Anfgabe, den mannigfaltigen Inhalt des Rta — „purvtr
rtdsya samdrsah‘‘ (III, 5, 2) — zn entwickeln, so dafi, wahrend satydm
eine Qualitat des Gesagten ansdriickt, rtdm dessen Thema aus-
spricht. Von den Belegstellen bestatigen mehrere diese Auffassung
des rtdm vad- n. dgl. sehr dentlich. So ist 1, 179, 2 von den ptirva
rtasapah^) die Rede, welche sakdm devebJiir dvadann rtuni-. Gegen-
stand dieser TTnterredangen miissen nach dem Znsammenhang des
Sukta die Kenschheitsordnnngen des Asketenlebens gewesen sein.
X, 10, 4 rta vddayituh: es handelt sich um die Ordnung, welche
Inzest verpont. X, 79, 4 tdd vdm rtdm rodasi prd brav%mi; der fol-
gende Pada sagt ausdriicklich, welche das Befremden des Rsi heraus-
fordemde Ordnung gemeint ist — sie betrifft Agni : jdyamano md-
tdra gdrhho atti. 1, 161, 9 rta vddantah (von den ^ibhus) : welches
hier die ptd sind , sagen wohl die vorangehenden Padas. V, 68, 1
prd VO Mitrdya gciyata Vdrunaya . . . rtdm brhdt: mir scheint zn
verstehen , da6 der Sanger auffordert , an die beiden Gotten sich
wendend deren Rta zn besingen^).
1) Die auch in diesem Kompositum sich zeigende besondere Vorliebe fur
das Verb sap- als einObj. rtdm, rtd regierend ist langst bemerkt worden. Ebenso,
daB dieser Sprachgebrauch wie so vieles in der Tenninologie von rtd- (s. Darme-
steter, Ormazd et Ahriman 15), auf indoiranische Zeit zunickgeht (Yasna 31, 22).
Schon Bergaigne (HI, 222) hat treffend darauf hingewiesen, daB mit rtdm sap-
auch rtdm saparyata X, 37, 1 zusammengehort.
2) Besonders sind unter den Belegen fur rtdm als Objekt eines Verbs des
Kedens einige Stellen hervorzuheben , bei denen es sich um einen Eid handelt.
Kiinig Soma soli schworen, alien seinen Gattinnen der Reihe nach beizuwohnen:
rtdm amisva ydthd samdvacchd upaisydmt Ts. II, 3, 5 1 (,stelle eine Ordnung fest,
daB du ihnen gleichmaBig beiwohnen wollest“ Bohtl. Roth. Die Gesamtbeit des
hier Beigebrachten zeigt, daB es sich um eine Ordnung im Sinn einer Reihenfolge
nicht handelt) ; rtam bruhiti sa rtam abramd yathd sarvdsv eva samdvad vasdniti
Ms. II, 2, 7. Die Geschopfe sprechen zu Prajapati ; tabhyo vai na rtarp bruhUy
abruvan, und es folgt: tdbhya rtanidhanenartam abravit Fane. Br. XXI, 2, 1. Hier
lauft rtd- naturlich der Sache nach anf die Bedeutung „Eid“ hinaus (so auch
Geldner Gloss.). Wortlich aber scheint mir gesagt zu sein, daB man das zu Be-
schworende als „eine (heilige) Ordnung'* ausspricht. Indem man es so in den
Kreis des besonderen jenseitigen Sanktionen Unterliegenden aufnimmt, zieht man
auf sich, wenn man gegen ein solches tidm fehlt, die Strafen herab, mit welchen
Zur Religion nnd Mythologie des Veda.
177
Wesentlicher aber fiir den nns bescbaftigenden Hergang als
diese Verbindungen von rtdm mit Verben des Eedens ist die in
den Texten sehr sicbtbar hervortretende Neigang die beiden Ter-
mini rtd- and satyd- in offenbar enger Zasammengehorigkeit neben
einander zn nennen. Schon im Rgveda beginnt diese Neigung sich
zu zeigen : es sei etwa verwiesen anf IX, 113, 4 rtdm vddann rta-
dyumna satydm vddan satyaJcarman] X, 190, 1 rtdm ca satydm ca;
vgl. anch IV, 6, 5 anrtd asatydh, and VII, 104, 8 (unten. Anm. 2).
In der jiingeren Vedenzeit werden solcbe Wendnngen immer hau-
figer, wofiir Belege zu geben kaum notig scbeint ^). Es ist ja be-
greiflich, dafi zwei Worte mit den Bedeatungen „Recht“ and „Wabr-
heit“ sich fiir die Diktion jener priesterlichen Kreise ebenso fest
assoziierten, wie sie das vielfach fiir uns tun. Das „Wahre“ erscheint
eben nicht nur als die rein tatsachliche, ethisch indifferente Kon-
statierung eines gewissen Sachverhalts, sondern als etwas Gresolltes,
Erstrebtes, Riihmenswertes. Das gRecht®, die „Ordnnng“ andrer-
seits wird die Kraft besitzen, sich als das wahrhaft Seiende zu
behaupten, wahrend das Unrecht als wesenloser Schein zerflieBt,
In diesem Zusammenhang ist besonders die allbekannte Tatsache
hervorzuheben, dafi dnrta- direkt die Rolle eines Gregensatzes von
satyd- iibernommen hat. Es scheint, da6 dieser Vorgang, parallel
mit dem Sichzusammenschliefien von rtd- und satyd-, im Lanf der
Vedazeit erkennbar fortschreitet. Im Rv. steht dnrta- als Gegen-
satz von satyd-, soviel ich sehe, nur zweimal: in satyanrte VII,
49, 3 und in VIII, 62, 12 satydm id td u tdm vaydm indram stnvama
ndnrtam (dagegen X, 55, 6 satydm it tan nd moghani), wahrend es
als Gegensatz von rtd- viel haufiger ist (1, 106, 5; 139, 2; 162, 1. 3;
11,24,7; VII, 60, 5; 65,3; 66,13; X, 87, 11; 124,5), „unwahr“ da-
gegen mehrfach mit Hilfe von dsat- ausgedriickt wird. Weiter
die druhai die dnrta jdnanam heimsuchen (VII, 61,5). Oifenbar zutreffend stellt
Geldner zu den angefiihrten Stellen aus dem Rv. selbst X, 34, 12 , wo der reuige
Spieler dem senunl- der Wiirfel seine Verehrung bringt; tdsmai Icrnmni nd dhdnd
runadhtni ddsahdm pracis tad rtdm vaddmi. Der Gestus mit den zehn Fingem
ist der des Schworens (s. Geldner Kommentar) ; der Spieler aber spricht als rtdm
vermutlich aus, dafi er in der Verehrung jenes Damon kein Geld zu sparen
gedenkt.
1) Ist aus dem bei verschiedenen Gelegenheiten von Apastamba (s. Konkor-
danz) vorgeschriebenen Spruch jidt satyam upaimi zu folgern , da6 unter den
beiden Miichten satydm als die hohere erschien? Ich mochte auf den Spruch kein
Gewicht legen ; es liegt wohl nur Umformung des Wortlauts aniiat satyam upaimi
(s. Konk.) vor.
2) Hier weise ich auch auf das Nebeneinanderstehen VII, 104, 8 von dnr-
teVhir mcohhilt und dsatai . . . vaktd hin.
178
H. Oldenberg,
finden wir, indem rtam satyani sich zu. einer Einheit znsammen-
schlieBt, als den Gegensatz anrtam, nnter Fehlen des wenig ge-
brauchlichen asatyam^): so Kath. XXXVI, 5, p. 72, 16 f. = Maitr.
Sarah. 1, 10, 11 p. 151, 3, TTnd weiter bleibt , nnter Znriicktreten
des immer mehr antiqoierten rtd-, als stehend der im Rv. erst in
der Bildung begriffene Gegensatz satyd-, dnrta- iibrig, doch, weim
ich mich nicht tansche, wenigstens in der alteren Zeit stets ge-
brancht mit dem Hineinspielen eines Wertnrteils, von Lob und
Verwerfnng. Man halte etwa folgende beide BrahmanasteUen ein-
ander gegenuber. Satapatha Br. I, 1, 1, 4. 5 amedhyo vai piiruso yad
anrtam vadati tena putir antaratah . . . dvayarn va Main na trtlyam
asti satyam caivanrtam ca, satyam eva deva anrtam mannsyah . . . sa
vai satyam eva vadet. Andrerseits aber Kaos. Br. II, 8 (vom Dar-
bringer des Agnihotra) sa satyam vadati, tasyayam vanmaya atmd
satyamayo hhavati, satyamaya u devah . . . sa yadi ha vd api tata
urdhvam mraa vadati satyam haivasyoditam hhavati. Die erste SteUe
spricht mit einem gewissen Pathos von der Unreinheit nnd Schwache,
die in der Unwahrheit (anrtam) liegt*'). Die zweite spricht rein
konstatierend davon, dafi dnrch eine gewisse sakrale Zanberwir-
knng nnwahre Rede in wahre verwandelt wird: hier steht das
mf§a, das auch in der niichtem konstatierenden Kirchensprache
des Bnddhismus den stehenden Ausdmck fiir nnwahre Rede (Pali
musavada-) abgegeben hat*). Nach aJledem, meine ich, kaim man
sagen, dafi im Gegensatzpaar satya- und anrta- zwar anrta-, verglichen
mit seinem ursprungKchen Sinn, sich der Bedentung „ Unwahrheit*
stark genahert hat, aber doch andrerseits anch in satya- das Moment
des Rechten, SeinsoUenden bemerkbar entschiedener hervortritt, als
in der Vorstellong von satya- an sich liegt*). —
1) Dies im Rv. nor rV, 5, 5 {asatydh neben anrtdh , zu dessen Akzent ’knan
Enauer KZ. XXVII, 58 vergleiche).
2) In abnlicbem Ton etwa Sat. Br. II, 2, 2, 20.
3) In abnlicbem Ton das mithuyd der in Anm. 4 angeftihrten Stelle.
4) Auch in den oben erwabnten Stellen Kath. XXXVI, 5 = Maitr. Samh.
I, 10, 11 scheint sich zu zeigen, daB anrta- immer noch etwas andres ist, als ein-
fache Unwahrheit. Es handelt sich um die ehebrecherische Frau, die ein 6e-
standnis ablegen soil, sowie darum, ob dies Gestandnis wahr oder falsch ist. Da
wird nun von der Handlnngsweise der Frau gesagt : anrtam va e$a karoti, von
falschem Gestandnis aber: yan mithuy a pratibruydt. Fiir den Fall, daB sie
die Wahrheit gesteht: anrtam eva niravadaya jiarti satyam upaiti. Es bann
scheinen, daB sie rtam upaUi indem sie die Siinde (anrtam) abtut, dagegen S(ayam
upaiti indem sie nicht mithuyd sondem wahrhaft spricht. DaB solche Vorstellung
wenigstens undeutUch vorgeschwebt hat, halte ich fiir denkbar, wenn auch die
Gefahr, daB so allzu Bestimmtes in die Stelle hineingesehen wird, nicht zu lengnen ist.
Zur Religion and Mythologie des Veda.
179
Ich glaube kaum, da6 das Awesta AnlaB gibt, das ans den
vedischen Materialien gewonnene Resnltat zu modifizieren. Die
Vorstellung des asa- schliefit Werte mannigfacher Art in sich.
Die sind zu einem Gesamtbild vereinigt, dessen schwebender Licht-
schein dock ailzn unbestimmt ist, als da6 man von dieser Grund-
lage ans zu Behanptnngen etwa nber die „Wahrheit“ als Aus-
gangs- Oder Kernpnnkt von all dem sich berechtigt fiihlen diirfte ^).
Dies allerdings liegt es nab geltend zn machen, daB der stehende
Gegensatz von asa-, asavan-, wie bekannt, druj-, dragvant-jst: Worte,
deren Bedeutnng sich in „Trug, Liige" vielleicht nicht voUstandig
erschopft, aber doch davon ausgeht nnd dies als vorherrschendes
Element enthalt -). Anch im Rgveda erscheinen nnter vielem andern
mehrfach Worte der FamUie von druh- in der Nahe der Rtavor-
steUnng als etwas dem Rta Feindliches : nichts begreiflicher als
das. Da6 aber jene Worte die stehenden Schlagworte fiir den
Gegensatz des Asa geworden sind, bernht doch wohl anf speziell
iranischer Entwicklung, zu welcher der in Iran aof kommende Dua-
lismus den Antrieb gab. DaB man dort eben nach dem Ausdruck
druj- griff, zeigt zweifellos, daB im zarathustrischen Ideal des
Guten nnd Rechten der Zug der Wahrheit nnd Wahrhaftigkeit
hervortrat. Aber diese Nuance scheint doch zn unbestimmt und
allzu leicht ans einer geringen Weiterschiebung der Vorstellung
erklarbar, als daB fiir die indoiranische Vorgeschichte oder fiir
das vedische Rta erhebliches Gewicht darauf gelegt werden konnte.
Sehen wir zum SchluB auf die Etymologic des W orts, so kann
man schwanken, ob es — wie ich fur wahrscheinlich halte — zur
indoeuropaischen Wurzel ar- „fugen, anpassen“ (tiratn, apapiaxw,
apstrq u. s. w. ; lat. ars, unser Art), oder zn Wzl. er- or- „bewegen,
sich bewegen“ gehort. Mag nun das Wort von der Vorstellung
des „Gefugten“ oder der „Bewegung“ her sich entwickelt haben,
der Weg von da bis zn „Wahrheit“ scheint mir nicht leicht und
1) Wenn Plutarch gibt, so darf eine solche tjbersetzung des kaum
Ubersetzbaren doch nur als approximativ beurteilt werden und besitzt fiir die uns
beschaftigende Frage keine groBere Autoritat, als wenn etwa Megasthenes die Brah-
manenkaste als ein von oiXrisocot erklart. Vollends babe ich Bedenken da-
gegen, AuBerungen wie die bekannten des Herodot iiber das Gewicht, das die
Perser auf Wahrhaftigkeit legten, fiir eine genauere Deutung des zarathustrischen
Aiabegriffs zu verwerten.
2) Die rgvedischen Materialien fur den Kontrast von drafe- und satya- gibt
Bergaigne III, 180 A. 3. Auch die Inschrift von Bahistan (4, 7) stellt hasiyam
und duruxtam gegeniiber. Vgl. auch Yt. 19, 33.
3) Man vergleiche etwa I, 23, 22; 122,9; 133, 1; II, 23, 17 ; 35,6; IV, 23,7
(neben Sfif.); VII, 61,5; X, 61, 14; auch Av. II, 10,8.
180
H. Oldenberg,
ohne die Annahme mancher Zwischenstation scliwer denkbar. „Ord-
nnng“ dagegen als ein „Grefagtes“ ist ohne weiteres verstandlich. —
Die Rtavorstellung mit ihrer aus indoiranischer Vorzeit stam-
menden altertiimlichen Plastik hat schon in der jungeren Veda-
periode viel von dem Leben, das ihr noch im Rgveda beiwohnt,
eingebuBt. Das Rta ist da nicht viel mehr geblieben, als ein voll-
tonendes Schlagwort, das sich stehend mit Satya verbindet oder
mit dem man etwa irgend ein Wesen als „Erstgebomen des Rta“
benennt; ans der wirklichen Gedankenbewegung ist das Rta im
Ganzen verschwanden. Es wnrde, scheint es, verdrangt dnrch
den Glanben an alle die Zanberwesenheiten , in denen die Theo-
logen der Brahmanas die regierenden Machte des Weltlanfs sahen,
weiter insdbderheit in ethisch-rechtlicher Beziehung dnrch die mo-
dernere VorsteUung des Dharma, in metaphysischer dnrch die
beiden Potenzen, die ans dem wirren Weltbild der Brahmanas als
die hochsten anfstiegen: das Brahman nnd das Karman.
2. dhdmaii-.
Vielleicht noch hunter als das Bild von rta- stellt sich das
von dhdman- in den meisten Worterbiichern dar. Ich hebe aus
Geldners Glossar nur einen Teil der Bedeutungen hervor : gottliche
Macht, Gebot, Schopfung, Gebiet, erhabene Nahe oder Gegenwart
der Gbtter, gottliche Person, Art, Form, Phase, Stand der Sonne,
Stunde, Zeit. Altere Lexikographen teilen auch der Bedeutung
„Sitz, Wohnstatte" eine bedeutende Rolle zu. Bei einem etymo-
logisch so durchsicbtigen Wort ist von vomherein wahrscheinlich,
daB eine Grundvorstellung erkennbar sein wird. Von der wer den
sich je nach Umgebung nnd Zusammenhang verschiedene Seiten her-
vorkehren. Sollten w i r da, in Ermangelung eines eben denselben
Yorstellnngskreis deckenden Ausdrncks unsrer Sprache, verschie-
dene Worte zu branchen genotigt sein, ist doch jedes von ihnen
zu verstehen als von jener Grundvorstellung durchdrungen, von
ihr her sein Licht empfangend. Moglich, daB im Lauf der Zeit in
der Physiognomie der Grundvorstellung einzelne Zlige verblassen,
andre ausschlieBlicher — vielleicht zugleich in einer gewissen Er-
starrung — hervortreten. Das mussen wir zu ermitteln suchen:
wobei — wie ich hier nach fruheren Darlegungen nicht von neuem
begriinde — es vergebliches Bemiihen ware uns von den indischen
Kommentatoren beraten zu lassen. Nur die Texte selbst konnen
uns ihren Sinn enthiillen.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
181
Den Ausgangspunkt der TJntersuchung hat hier wie an so
vielen Stellen der Forscher bezeichnet, der gegen die Tendenz,
nach Belieben die Bedeutnngen der vedischen Worte zn zersplit-
tem. die Reaktion eingeleitet hat: Bergaigne*). Ich mochte meiner-
seits folgende Formuliertmg an die Spitze stellen. dddhati (bz.
dhatir) bedeutet: einObjekt, sei es sichtbar und greifbar oder nicht,
„setzen“ — d. h. (selten) es als etwas Seiendes hinsteUen, meist
spezieU: es an einen Ort, in eine Lage versetzen, oder es einem
Zweck, einem Besitzer beilegen (dasselbe im Medium mit Riick-
beziehung aof das Snbjekt: das Objekt diesem gehorig, der Zweck
in diesem liegend u. dgl.). Dafi die Zngehorigkeit von dh&man-
zum Verb stets lebendig gefiihlt wurde, bedarf keines Beweises.
Im Kompositum dhamadhd- (IX, 88, 28), in Wendungen wie priyd
dhdnia yuvadhitd VI, 67, 9, priyd dhdmcLny amrta dddhanah III, 55, 10
«tc. ist das Bewnfitsein davon sichtbar-). So ist dhdman- die
„Setzung“, den eben angegebenen Bedentungen des „Setzens“ ent-
sprechend (Bergaigne: „poser, instituer“ und ^institution*). Und
zwar handelt es sich nicht sowohl um den Akt des Setzens, als
nm den dadurch geschaffenen Znstand, oder um das dadurch be-
troffene Objekt eben sofern es dadurch betrofFen ist. eben sofem
es den entsprechenden Znstand verkorpert. Da kann nun eine
materielle Wesenheit bz. die ihr zugewiesene Stellung oder Funktion
in Rede stehen: z. B. das ghrtdm als dhdma des Agni (II, 3,11;
weiteres fiber den Sinn dieses Ausdrucks s. unten); hoch leuchtet
das dhdma des Mitra-Varuna (X, 65,5): die Sonne oder tiberhaupt
das Licht, die Lichtwelt, die sie an ihre Stelle gesetzt haben®).
Es konnen aber auch Verhaltnisse oder Ordnungen gemeint sein,
die auf dem Gebiet des menschlichen Handelns, des sittlichen Lebens,
des Opfers gesetzt sind. Wenn Yama die Versucherin Yarn! auf
1) Religion vedique III, 210 f.
2) Oder dhdman- steht auch in ahniicher Verbindung mit vi-dhd- „disponere“,
■welches die Vorstellung von dhd- nach bestimmter Seite scharfer nuanciert; s.
1,164,15; IV, 55, 2; vgl, X, 82,3; 138,6. — Ein weiteres Verb, das gem dh'> zum
Objekt hat, ist md-, s. Bergaigne III, 222.
3) Naturlich kann es sich auch um eine nicbtmaterielle Naturordnung han-
deln: so die Tageszeiten (MS. IV, 11, vgl. Geldner, Ved. Stud. 111,113). Da6 das
Jahr, wenn ich nicht irre, nicht als dh'^ bezeichnet wird, scheint Zufall. Xach
Vll,66, 11; X, 138, G ware es unzweifelbaft statthaft. Venn nun aber der Aus-
druck dhdman- „das Gesetzte“ gelegentlich in hestimmtem Zusammenhang so ge-
braucht wird, dafi dabei an die Tageszeiten gedacht ist, scheint es mir unrichtig,
darum „Stand der Sonne, Stunde, Zeit‘‘ geradezu als Bedeutung des Worts
dh’> aufzufuhren (Geldner Gloss. ; uber X, 189, 3 verweise ich auf meine Note zu
dem Hymnusj.
182
H. Oldenberg,
das irJidn Mitrdsya Vdnttuisya dh&ma (X, 10, 6) hinweist, ist natiir-
licli das Sittengesetz gemeint. Wenn von Soma gesagt wird nrbhi
stdvano dnu clJidnia purvam (IX, 97, 5), ist an die Satznng des Opfers,
das yajndsya dhama (genaner das stomasya dhdma, s. nnten S. 183
Anm. 2) gedacht. Man sieht, wie ein Teil der VorsteUnngssphare
von dh° mit der von rtd- zusammenfallt ^). Und wie bei rtd- gilt
auch bier, was so begreiflich ist; daB die Betrachtung pbysischer,
ethiscber, kuitischer Ordnnngen fiir die vedischen Denker nicht so
zu sagen anf verschiedenen Blattem stebt, sondern zu ungeteilter
Einbeit znsammengebort.
Icb gebe fiir die bisber besprocbenen Seiten der dliuman-Yox-
stellung bier keine weiteren Belege, die sich im folgenden von
selbst einstellen werden. Vielmehr wende icb micb sogleicb zu
der Tatsacbe, dad dhaman- besonders gem mit einem Genetiv ver-
bunden wird^).
Hier ist natiirlicb der nacbstliegende und baufigste Fall, da6
dieser Genetiv den Setzer des dhaman- ansdriickt. Fiin beliebter
solcher Genetiv ist Vdrunasya {Mitrdsya Vdrunasya). Da6 gern vom
dhdtnan- des V. die Rede ist, empfangt seine Erklamng etwa ans
V, 85, 2 liptsu hrdtum Vdrzmo apsv dgnhn divi stiryam ad ad hat
somam ddrau. Varupas dhaman- als „Sitz“, „'W’ohnstatte“ zu ver-
stehen finde icb keinen Grand. Wenn Grafimann so n. a. I, 123,8
dirghdm sacante Vdrunasya dhama erklart, sei dem gegeniiber er-
innert an IV, 42, 1 hrdtum sacante Vdrunasya devdh, 1, 60, 2 asyd
(soil. Agneh) sasur ubhdyasah sacante u. dgl. mehr (vgl. zu sac- mit
Obj. dli&ma aucb Bergaigne III, 222).
Unter den sebr zahlreichen Beispielen der Verbindung von
dhaman- mit einem so zu verstebenden Genetiv bebe icb nocb hervor
1) Tiber rtdsya dhaman-, dddhann rtdm u. dgl. s. weiterhin. Die Geltung fiir
konkrete Gegenstande, die dhaman- haben kann, kommt rtd- nicht zu. Auch
sonst sind die beiden Worte nicht vollkommen vertauschbar , was teils auf dem
Unterschied der Suffixe -fa- und -man-, teils darauf beruht, dafi cOidman- lebendig
als Ableitung yon dha- und an die Vorstellung yon ddia- anschlieBend empfunden
wurde, wahrend rtd-, wie es scheint, fur das yedische SprachbewuBtsein ans ety-
mologischem Zusammenhang annahernd ausgeschieden zur Bezeichnung einer auf
sich selbst stehenden mythisch-mystischen Wesenheit erstarrt war. — Die Abhan-
gigkeit des dhdma yon dnu IX, 97,5, auch 111,7,6 und IX, 114, 1, laBt die
Nuance der Vorschrift, nach der man sich richtet, heryortreten ; ygl. dnu dhdrma,
dnu vratdm und die oben S. 174 besprocbenen Verbindungen yon rtd- mit dnu.
Im selben Zusammenhang ist auch die haufige Abhangigkeit des dh” yon mi-, pra-
mi- „yerletzen“ hervorzuheben (Bergaigne III, 221).
^ 2) Oder in irgendwelcher Form tritt ein Aquivalent eines solchen Gen. ein
(dhdma yuvddhita, s. S. 181, mdrutasya dhdmnaJjt I, 87, 6).
Zur Religion und Mythologie des Veda.
183
X, 81, 5 ya te dhamani paramCmi yuiamti yd madhyama Vis\:al;armann
utcma^)-. von Visvakarman ist in der Nachbarschaft dieser Stelle
gesagt, da6 er die Erde hervorgebracht, den Himmel enthiillt hat^
daB er adhydtispiad hla'ivanani dhardyav. daB er vidhatd ist, daB er
dhamani veda bJiuvanani visvd (82,3). Ahnlich von Indra: er bat
die Finsternis surycna vayunavat gemacht , woran sich der Satz
scblieBt Icadd te martd amrtusya dhumcyul'sunto nd minanti svadlidvnh
(VI, 21, 3) — also dhdma offenbar von der dnrch Indra begriindeten
Natnrordnang.
Es folgt ein weiterer Fall: der Gen. bei dhdman- bezieht sich
nicht auf den Setzer, sondern als Gen. obj. anf das Gesetzte, oder
— was davon nicht weit abliegt — auf das Substrat, an dem das
Setzen einer Ordnnng u. dgl. verwirklicht worden ist.
So wird mehrfach von rtdsya dhdn.a gesprochen (I, 43, 9 etc. ;
verkbrpertes rtasyn dhdma ist die Morgenrote Kath. XXXIX, 10
p. 127,5). Die Vorstellung ist doch wohl die, daB da das Eta
nicht etwas andres gesetzt hat, sondern selbst gesetzt worden ist ;
vgl. dddhann ridtn I, 71, 3 : ydd adyd stirya udyati priijahxatrd rtdm
dadhd VIII, 27, 19. Kein Zweifel, daB das entsprechend anch gleich-
falls mehrfach belegte yajndsya dlunna zu verstehen ist '^); X, 67,2
werden die Schopfer dieses dJP ausdriicklich genannt : dort sind es
die Ahgiras. Dieselbe Rolle spielt der Gen. ofFenbar in 2 ')rtlnvydh
saptd dhumabhik I, 22, 16, a. s. w. ^).
Nun entstehen bei manchen Ausdrucken mit einem Gen. neben
dhdman- (oder bei Ausdrucken, die solcher Verbindung gleichstehen)
Zweifel, in denen sich eine Hauptschwierigkeit der exegetischen
1) Hier das mehrfach wiederkehrende Motiv , daB die Viel f altigkeit
der dhaman- hervorgehohen wird; vgl. X, 97, 1.2 und oft.
2) Dem steht auch stomasya dhdman Kath. XXXIX, 3 p. 122, 4. 6. 8 nah.
Von yajndsya dh” liegt yajndsya mdtrdm X, 71,11 nicht weit ah. Ich orinnere
an die Verbindung von dhdman- mit md-, S. 181 Anm. 2.
3j In diesen Zusammenhang gehort vielleicht auch dnu svdm dhdma 111,7,6,
entsprechend der Ordnung, die in ihm verkorpert oder ihm gesetzt ist, oh wohl
wahrscheinlicher sein durfte: entsprechend der von ihm gesetzten Ordnung oder
der Ordnung, die er sich gesetzt hat; wohl mit Reeht vergleicht Bergaigne 111,210
A. 1 dnu svadhdm (zur Verbindung von dhdman- mit sva- vgl. auch VII, 36, 5).
— Indem das dhdman- eines Wesens die ihm gesetzte Ordnung sein kann, erklart
sich das XAhestehen von dhdman- und ndman-, jdniman-, das derselbe a. a. 0.
hervorhebt. Freilich schlieBe ich mich ihm nicht in alien Einzelheiten an. So
darf man, wenn VII, 60, 3 dhamani und jdnirndni parallel zu stehen scheint, nicht
ubersehen, daB von den dhamani der Weltordncr Mitra-Varupa, dagegen von den
jdnimani der Kreaturen die Rede ist. Ein andres Wort, das mit dhdman- in dem
hier besprochenen Sinn sich vergleichen laBt, ist rupd-, vgl. das Xebeneinander-
stehen von dhdmasdh und rupasdh 1, 164, 15 (s. ferner unten S. 186).
Kgl. Gee. d. Wiss. Xacbricliten. Phil.-hist. Klagse. 1915. Heft 2. 13
184
H. Oldenberg
Behandlung von dh&man- darstellt; sind die durch jenen Gren. be-
zeichneten Wesen als das dhdman- setzend oder als selbst gesetzt
bz. die Setzung in sich tragend anfzufassen? Es scheint, dab, wo
solcher Zweifel iiberhanpt auftauchen kann, auf eine nnbedingt
sichere Entscheidnng keine groBe Hoffnung ist^). Um so weniger,
als ja einerseits Schwankungen in der dnrch unsre Schemata leicht
allzn test nmscliriebenen Vorstellnng der Alien selbst moglich sind,
andrerseits die beiden AnfiPassnngen fiir sie verscbmelzen konnten :
ein Wesen liefi sich denken als in sich selbst ein dhdman- hervor-
bringend nnd so zngleich Snbjekt nnd Objekt dieses Ordnens dar-
stellend. Im Ganzen glaube ich doch, daB die Wahrscheinlichkeit
fiir den offenbar haufigeren Fall des Gen. snbjectivus iiberwiegt.
Ich veranschauliche das durch einige Bemerknngen fiber die
oft erwahnten dhdman- des Soma. Geldner (Gloss, nnter dhdman-)
bemerkt; „Die Formen des Soma sind seine verschiedenen Phasen,
in denen er stets Soma bleibt“ : dazu u. a. I, 91, 4. 19, wahrend
I, 91, 3 an andrer Stelle, nnter der etwas vielumfassenden Rnbrik
„nnmen, gottliche Macht . . . gottliches Werk, Schopfung“ einge-
ordnet wird. Wie stellen wir uns zn den betrelfenden Materialien ?
Soma ist d,tdmadhah , ja der prathamo dhaniadhdh (IX, 86, 28j.
Schon das scheint mir dem Verstandnis der auf sein dhdman- be-
zfiglichen Stellen mit Wahrscheinlichkeit die Richtnng anzazeigen.
Der Vers selbst erlantert die Vorstellung: aus Somas gottlichem
retas- stammen die Geschopfe ; er herrscht vthasya hhuvanasya] das
All steht in seinem Willen. Eine erhebliche Anzahl vedischer
AuBemngen kann znr Vervollstandignng oder Ausmalung dienen:
Soma laBt die Sonne aufgehen und lenchten, laBt die Morgenrote
scheinen, gewahrt seinen Verehrem Licht, hat Himmel nnd Erde
gemacht oder festgestellt u. dgl. mehr (Macdonell, Ved. Mythology
109 f.). Gern ist von seinem vratd- die Rede. Von ihm heifit es
dad hat i gdrhham Adder updstha d IX, 74,5; dddhati putrdh pitrdr
ajncydm nama trttyam ddhi rocane divdh IX, 75, 2. DaB freilich die
Ergebnisse seines „Setzens“ von ihm selbst angeeignet und genossen
werden, ist damit selbstverstandlich vereinbar und -scheint in vised
dddhana (Medium!) 6)asa IX, 65,10 zu liegen.
Einige Stellen, die m. E. die Vorstellung von Soma als dem
Setzer der dhdman- vielmebr als dem selbst nach diesen dhdman-
1) So weiB ich heispielsweise nicht festzustellen , ob mdrutasya dhdmnah
I, 87,6 (vgl. dazu Geldner, Ved. Stud. Ill, 150) auf die von den Maruts oder auf
die im Wesen der Maruts gesctzte Ordnung geht. Vielleicht deutet V, 48, 1 ; X, 76, 8
mehr auf das Letztere, doch das ist unsicher. > > > t ,
Zur Religion nnd Mythologie des Veda.
185
sich Ordnenden verstarken, sind die folgenden. Zu ihm wird ge-
sagt: tabhydm visvasya rajasi ye pavanmna dhamanl pratid soma
tastlidtuh IX, 66, 2. Vermutlich handelt es sich um die beiden
Welten, die X, 31, 7 samtasthane heiBen, von denen III, 6, 10 gesagt
wird prdc% . . . tasthatuh ; anch IV, 56, 2 und wohl III, 54, 7 bezieht
sich tasthatuh auf sie , I, 95, 5 wohl praiici (anderwarts mehrfach
samlctne, samici). 1st das richtig, so ist in IX, 66, 2 offenbar nicht
von zwei Formen des Soma, sondern von zwei von ihm, dem dha-
madhdh, gesetzten Gebilden die Rede. Im selben Trca folgt dann
alsbald (Vers 3); pari dhamani yani te tvdm somasi visvdtah; wir
werden dhamani ahnlich anffassen wie vorher dhdmani : es ist doch
wahrscheinlicher, da6 Soma die von ihm begriindeten Schopfnngen,
als da6 er seine eignen Formen rings nmgibt. So heifit es anch,
daB seine Icetdoah um alle dhtiman- herum gehen {pdri yanti) IX,
86,5 (vgl. Vers 6; 70,3; in Vers 5 wird dann gesagt pdtir vis-
vasya bhuvanasya rajasi: das visvam bhuvanam ist schwerlich von
den visva dharndni sehr verschieden; vgl. IX, 94, 2). Einige Wesen-
heiten, um die ein Gott „herum ist“, sind die carsandyah, Tcsitdyah
(1,32,16; 111,3,9), die urvt oder rodasi (VI, 67, 5; X,88,14), das
anidriksam, die rdjamsi und rocana (FV, 53, 5). Man sieht, wie die
VorsteUung, daB Soma die von ihm gesetzten dhdman- nmgibt, in
gelaufiger Bahn verlauft. Ahnlich dem eben erwahnten Somavers
IX, 86, 5 ist die AuBerung iiber Agni X, 122, 3 saptd dhamani pa-
riydnn dmartyah: anch da handelt es sich wohl nicht um sieben
Formen des Gottes selbst, sondern um sieben von ihm gesetzte
und beherrschte dhamani, bei denen wir an die sieben dh. des
Opfers denken mogen (yajndsya saptd dJtamabhih IX, 102, 2 ; vgl. IV,
7, 5 von Agni ydjistham saptd dhdmabhih) bz. vielleicht an die saptd
hotrah (X, 17, 11 ; Agni ist ja saptdhota III, 29, 14). Mit den er-
wahnten SteUen, an denen Soma um die dhdmani herumseiend,
herumgehend erscheint, gehort wohl anch IX, 102, 1 zusammen
vih'a pari priyd bhuvat. Die stehende Verbindung von priyd- mit
dhdman- wird weiterhin besprochen werden. Sie legt hier den Ge-
danken an priya dhdmani nah. Die Wahrscheinlichkeit, daB es
sich um Somas Hervorbringungen, nicht die Formen seines eignen
Daseins handelt, wird sich durch das uber jene Wortverbindung
Beizubringende steigern. Weiter ist in diesem Zusammenhang
IX, 28, 5 zu beachten: esd stir yam arocayat imvamano vicarsanih,
visva dhdmani visvavit, welcher Wortlaut wahrscheinlich macht,
daB zu Somas visva dhdmani die von ihm mit Glanz ausgestattete
Sonne gehort. ^
In entgegengesetzter Richtung laBt sich nun freilich, als auf
13*
186
H. Oldenberg,
Somas Formen deutend, die von Geldner (Gloss.) hervorgehobene
Vergleicbong von IX, 28, 2 vtsi-d dl amnny avisdyi mit 25,4 vth'd
riqAmj dvisan geltend macLen^). Ich glaube nicht, da6 sicb dem
nnbedingter Widersprnch entgegenstellen lafit; Scbwanknngen der
Vorstellung sind, "wie schon bemerkt, nicht ausgeschlossen. Fiir
iiberwiegend wahrscheinlich halte ich doch nicht, da6 wir hier
solche Schwanknng vor uns haben. Es Ist im Ev. haufig genng,
da6 verschiedene Stellen, im ubrigen identisch, doch in einem ein-
zelnen Element anseinandergehen oder wenigstens verschieden
nuanciert sind. Das Verb a-vU- verbindet sich leicht genug auch
mit Objekten, die zu dem hier befiirworteten Sinn von clli&man-
stimmen ; vgl. etwa IX, 65, 2, anch 20, 5, ferner III, 32, 10; X, 125, 6;
IV, 23, 9. tiberdies folgt auf die in Rede stehende AuBerung von
IX, 28, 2 im 5. Vers desselben kurzen Liedes jenes viha dhamarti,
mit dem wir uns eben vorher beschaftigt haben, und das auf
Formen Somas sich nicht zn beziehen scheint.
Unsre Bemerkungen fiber Somas dliamanl gingen von I, 91,
3. 4. 19 aus. Wir werden nnnmehr znnachst v. 4 yd te dJumani
divi yd prtMvydm etc. nnd danach wohl auch v. 19 yd te dhdmayii
Tfiai'isa ydjanti auf die durch dasUniversum bin von Soma gesetzten
Ordnungen und Schopfungen beziehen -j. Und ich finde keinen
Grund, nicht ebenso auch v. 3 zu verstehen rdjno nu te Vdrunasya
vratdni lrl,dd gabMrdm tdva Soma dhama : zuerst ist von Somas Ge-
boten die Rede, die mit den im Weltall maBgebenden Geboten
Varunas identifiziert werden; dann wird ahnlich seine Ordnung
Oder Schopfung (hier singularisch , die Gesamtheit ihrer einzelnen
Elemente umschlieBend) gefeiert®). —
Es entsteht weiter die Frage, ob im Rgveda das dhdman eines
Wesens neben den bisher besprochenen Bedeutungen auch als die,
1) Womit wir zu dem oben S. 183 Anm. 3 beruhrten Verhaltnis von dhaman-
und ntgd- zuruekgefuhrt wiirden. — Ubrigens steht nicht unbedingt fest, daB die
rujiuni Formen des Soma sind. Es konnte auch zu verstehen sein: in alle
Gestalten (mannigfacher Wesen) eingehend.
2) Man bemerke, daB derseliie Verseingang yn te dhdmani auch X, 81, 5 von
Tisvakarmans Schopfungen steht (oben S. 18.3), VIII, 21,4 von denen Indras. Von
alien diesen Stellen hat er sich in die dem weifien Yajurveda eigne Gestalt (etwas
anders in den andern Yajurveden) des Verses hineingezogen, dessen ursprungliche
Fassung Rv. I, 154, 6 vorliegt.
3) Man vergleiche den Satz mit X, 10, 6 brhdn Mitrdsya Vdruriasya dhama.
Man wird evident linden, daB hier das brhdd dhama des Soma, unmittelbar neben
der Em^ahnung der Vdrunasya vratdni, ebenso zu verstehen ist wie dort das der
Imiden Adityas. Fur die /Reich wertigkeit von dh'> und vratd- gerade bei den
Adityas ist bezeichnend ^at. Br. IV"^, 3, 5, 20.
Zur Keligion und Mythologie des Veda.
187
etwa von einem Weltordner, fiir jenes (als seine Nabrung, sein
Anteil n. dgl.) gesetzte Wesenbeit zn versteben sein kann. In
den jiingeren vediscben Texten scbeint mir diese AniFassang nicbt
selten gefordert. Es empfieblt sicb, sie znvorderst dort zu be-
tracbten. Diese Untersucbung aber verlauft in die fiber die ste-
hende Verbindung von dhaman- mit dem Beiwort priyd-.
Scbon im Rgveda ist diese Verbindung baufig. Mebrfach
deutlicbermaben in dem Sinn, dab die Ordnung, die ein Grott ge-
setzt bat, diesem lieb ist, z. B. Ill, 55, 10; VI, 67, 9; VII, 87, 2.
Die Verbindung mit priyd- nimmt dann vollige Festigkeit an, so
dab sie in den Brahmanas , irre icb nicbt , den weitaus grobten
Teil der Materialien von dhaman- beberrscbt. Nunmebr aber scbeint
die Vorstellung, dab das dhdma seinem Setzer lieb ist, zurfickzu-
treten. Daffir, was jetzt in dem Ansdruck zu liegen pflegt, ist
bezeicbnend TB. II, 3, 2, 5 barhtsa prdtlyad gtim vasvam vd. etdd
vai pnsundm priydm dhtima. priym^ivainnm dlitimnd prdtyeti. Grewib
ist nicbt gemeint , dab die Tiere das Gras des Barbis selbst als
dhdma gesetzt baben. Sondern eine weltordnende Macbt bat es
so gesetzt, dab es fur jene bestimmt, jenen lieb ist').! Abolicb
deutlicb ist aucb Sat. Br. IX, 1, 1, 22 etad dhasya pratijnata-
tamary dhd)na yathd priyo vd putro hrdayayi vd. Im einzelnen
Fall ist denkbar , dab das Subjekt des Liebens zugleicb der
Setzer des dhaman- oder das Wesen ist, in welchem dies gesetzt
ist^). Notwendig ist docb dieses Verhaltnis nicbt, vielmehr genugt
fiir die Vorstellung des pr. dh., dab es fur das betreffende Subjekt
als etwas von Natur ihm besonders Angenehmes gesetzt ist.
Es liebe sicb eine lange Liste solcber „lieber dhaman-’^ von
Gottem und sonstigen Wesen zusammenstellen. Icb gebe nur we-
nige Beispiele. Dem Agni gebort in dieser Weise das Ajya oder
Gbrta (Ts. V, 1, 9, 5; 3, 10, 3 und sonst recbt oft®)) oder die ahuta-
1) Man bemerke , dafi von priydm dhdma in diesem Sinn mit andrer Form
der Verbindung der Eleraente prl- und dhd-, prdyo hitdm (mebrfach im Rv.) nicbt
weit abliegt.
2) Der letztere Fall scbeint mir Ait. Br. Ill, 8, 7 f., Sat. Br. Ill, 4,2,5
vorzuliegen, wo priyeya dhdmnd, priydni dhdmdni neben priyatame tanvau, juntas
tanvh steht (vgl. aucb Kath. VII, 14, p. 78, 1 ; betreffs der Beziehung des pr. dh.
zu jus- s. daselbst IV, 16, p. 41,5). Uber tanu vgl. meine Rel. d. Veda 479.
3) VS. II, 6 wird der Reihe nach zu den drei Opferlolfeln Juba, Upabhrt,
Dbruva gesagt: seddry priyena dhdmnd priydm soda dslda. Das priyam sadah
ist Prastara, Barbis (Hillebrandt NVO. 68). priyeya dhdmnd (Hillebr. : „mit
lieber Wohnung“) wird vom Komm. erklart devavallabhendjyena saha. Im Hin-
blick einerseits auf die bier mitgeteRten Materialien und die unten (S. 190) dazu-
gefiigten des Rgveda, andrerseits auf den von Hill. a. a. 0. 62 beschriebenen, dem
188 H. Oldenberg,
yah (Sat. Br. 11, 3,4,24), oder Vaisvanara (der Name? Agnis so
gestaltete "Wesenheit? — Pane. Br. XIV, 2, 3), oder das Yieh (Kath.
YII, 6, p. 67, 21). Den Asvin das madhu nama hrahmanam tmd
wohl das madhu iiberhaupt (Sat. Br. XIV, 1, 4, 13). Indra and Agni
die vac- (Ait. Br. YI, 7, 10). Dem Himmel, aber auch dem Yieh
die usrdi (Salzerde; Kath. XX, 1 p. 18, 13; YIII, 2 p. 84, 8). Pra-
japati die Erde (Sat. Br. XTY, 1, 2, 11). Dem Brhat, dem Rathan-
thara, den Adityas, den Yisve devah „wer (das nnd das) wei6“
(Av. XV, 2, 1), nnd so fort. Besonders hebe ich hervor Sat. Br.
Ill, 9, 4, 20 : yntra va eso (der Soma) 'gre devanam havir habhfwa
tad dhema diso 'hhidadhyav ahhir diglhir mitlnmena priyena dhamna
samsyrkyeti (vgl. II, 1, 1, 5; XIV, 1, 2, 11). Nach allem bier Be-
sprochenen bedentet da priya- dhanian- nicht „Freundschaft“ , wie
Geldner (Gloss.) annimmt. Sondern Soma begehrt, in den (sexnell
gedachten) GenuB der disah als einer ihm zustehenden Lieblings-
■wesenheit einzutreten ^).
Mit einem solchen priydm dhama kann sich natiirlich, wie z. B.
schon die zuletzt besprochene Stelle zeigt, mancherlei ereignen.
Agni und Soma legen ihr priyam dhama ab, und die Gbtter suchen
es, Kath. XXIV, 7, p. 97, 23 ff. Der Verehrer gibt dem Gott dessen
priyam dhama, das. VI, 2, p. 51, 7. Er geht vorwarts das in iyayi
dhama der Gotter, namlich das Wasser, voran fiihrend, das. XXXI. 3,
p. 4, 2. Das Wichtigste aber fiir den Verehrer ist natiirlich, welche
Erfolge fiir ihn selbst mit solchem priyam dhama verkniipft sind.
Bier steht nun die Vorstellung im Vordergrund, daB er zu diesem
in Kede stehenden kurz vorangehenden Ritus der Fiillung der drei Ldifel mit Opfer-
butter halte ich das fiir ricLtig. Dazu stimmt auch, daB in eben jenen Spriichen
jeder der drei Loffel als ghjidci bezeichnet wird.
1) Betreffen diesen Typus des priyam dhama auch die Opferformeln , in
denen es heiBt, daB Agni den priya dhamani des und des Gottes Verebrung' ge-
bracht hat oder bringen soil {ayat, yaksat), oder daB das Opfer dorthin entsandt
wird, wo die priya dhamani des und des Gottes etc. sind (vgl. Hillebrandt NVO. 118 •
Schwab rieropfer 146)? Auch die den vanaspafi betrelfende Formel Vs. XXI 46
ist hier zu nennen. Ich halte fiir wahrscheinlich, daB solches aydt somasya priya
dhamani nicht von dem an Soma gerichteten ya te dhamani havisa \ujanti I, 91 19
(oben S. 186) zu trennen ist, so daB es sich in der Tat urn Verehruiig der Schop’funUn
Oder Satzungen der betrefienden Wesenheiten handelt; wobei allerdings Hiniiber-
spielen in andre Bedeutungen des Ausdrucks schwerlich ausgeschlossen zu sein
braucht. - In der erwahnten Formel Vs. XXI, 46 greift nun der noch nicht
voUig aufgeklarte Wechsel von dhdman- und pdthas- ein, uber den ich ZDMG
LIV 602f. gesprochen habe. Dem dort Gesagten fuge ich hinzu, daB schon der
Ry. den Zusammenhang beider Worte in 111,55, 10 erkennen laBt, denen beiden
auch schon er ubereinstimmend gern das Beiwort priya- gibt.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
189
„hingelangt“ ; iiberaus haufig finden sich da Ansdriicke wie tipa-
gacchati , upajagama, upehi u. dgl. (oder; seine cisisah haben sick
dort hingestellt , Av. IV, 25, 7*); oder: die Gottheit setzt ihn
dorthin, das. XII, 1, 52)*^). Statt des „HingeIangens“ finden sich
aber auch andre Wendungen, wie priyam dhamopapnoti Ka^h. VIII,
2 p. 84,9; priyam dhamavaritnddhe Ts. V, 2,3,4, Kath. XIX, 11
p. 13, 3 etc.; priyam dhama radhnoti Ms. Ill, 2, 2 p. 16, 10; schliefi-
lich auch priydrn, dhama Ihavati Av. XV, 2, 1.
Dafi das priyam dhama der Stellen , die upagacchati und Ahn-
liches enthalten, wegen dieser Verba als eine Lokahtat, etwa als
die Heimstatte des Gottes zu verstehen sei, wird man im Hinblick
auf die friiheren Ausfiihrungen fiber priyam dhama und auch auf
die hier zuletzt beigebrachten neben dem upagacchati etc. stehenden
Varianten ablehnen. Auch wenn beispielsweise Sat. Br. XIV, 1,
4, 13 vom madhu nama brahmanam als Aem 2 miyam dhrlma der A^vin
die Rede ist und dann dem Verehrer verbieSen wird zu diesem
pr, dh. hinzugelangen (lipagacchatiY), ist doch die Deutung „Wobn-
statte“ nur gezwungen denkbar ').
Die Wirkung nun, die vom priyam dhama des Gottes her dem
Verehrer, der jenes zu erreichen gewufit hat, zufliefit, wird u. a.
Sat. Br. X, 1, 3, 11 beschrieben: „was sein (des Agni) priyavi dhama
ist, dadurch erlangt er (der Verehrer) das von ihm, was nur immer
von ihm (noch) unerlangt ist“. Der Gott ist auf den Menschen,
der sich mit seinem priyam dhama zu schatFen macht, nicht etwa
eifersiichtig — es handelt sich ja auch eben um einen Menschen,
der die Priesterkunst versteht, den Gott von der richtigen Seite
zu nehmen — , sondern ein solcber Mensch bat die Handhabe er-
fafit, durch des Gottes Hilfe seine Wiinscbe zu erlangen. Der
Gott tut einem solchen kein Leid (Sat. Br. IX, 1, 1, 22); vielmehr
gewahrt er ihm , was er begehrt (Ait. Ar. II, 2, 3 ; vgl. Sat. Br. II,
2, 3, 4; Kaus. Up. HI, 1 ; Taitt. Ar. II, 7).
1) Oder ist die Konstruktion mit Whitney aufznfassen : the best blessings
have come unto us in the domain of the two gods?
2) Aus dem Rv. kami als der Vorstellung des Hingelangens zum dhama
wenigstens ahnlich IX, 114, 1 angefiihrt werden. Diese Vorstellung liegt auch in
der Yajusgestalt des Verses I, l.'i4, 6 (s. ohen S. 186 A. 2) vor. Ist sie nicht sogar
in das .\westa zu verfolgen (Yasna 46, 6)? Da6 im Aw. fiir daman- die Bodeutung
„Wohnstatte‘^ anzusetzen sei, bezweide ich.
3) „that he approaches them“ Eggeling ungenau. '
4) So auch in der Opferformel Kath. XVIII, 21, p. 282, 4 ijatra Brhasyaiea
chdgasya haviaab priya dhdmdni etc, ; an den Ort, wo die 2>r. dh. sind — so daB
diese selbst kein Ort sind.
190
H. Oldenberg,
Wir kommen nock einmal auf das Verhaltnis von dhaman- zur
Vorstellung der Wohnstatte zuriick. MuB fiir die alte Zeit die
Deutung von dhaman- in diesem Sinn offenbar abgewiesen werden^),
so zeigen dock mancke Stellen ein Ausseken, das einem nickt die
Gesamkeit der Materialien prilfenden Leser in der Tat diesen Ein-
druck erwecken kann. ^Zum dhama eines Gottes kingelangen“ —
oder die yajnrvediscke Variante ta te dhaman^ nsmusi ganiadhyai
(javu yutru etc. (nnd aknlicke Fassungen) neben dem rgvediscken tu
vdni va^tuny nsmasi ydniadhyai — oder das Gebet dicya'in dhamdsdste,
was das Satapatha (I, 9, 1, 16) umschreibt devidolce me 'yyasad iti
vai yajate — oder das parantam hralimadhania yatra cisvam nihitam
bhdti mthhram in Mund. Up. Ill, 2, 1, wo die dem Verfasser wahr-
sckeinlick vorsckwebeude Chandogya Up. VIII, 1, 1 yad idani asnnti
hrahmapure daharum punjanham vesma gibt : all dies zeigt, scheint
mir, Ausgangspunkte dafiir, daB dem Wort spater jene Bedeutnng
beigelegt worden ist, ja vielleicht teilweise schon direkte Anfange
dieser Beilegung selbst.
ScklieBlich miissen wir zu der oben (S. 186) aufgestellten Frage
zuriickkekren , ob die hier fur die jiingere Vedenliteratur aufge-
wiesene Auffassung des dhaman- Jemandes als des fiir ikn (von
irgend einer ordnenden Mackt), nickt aber notwendig von ihm
oder in ikm Gesetzten sckon im Rgveda vorliegt. Mit voller
Sickerkeit kann das sckwerlick entsckieden werden. Wenn das
Ghrta sckon kier als Agnis dhama bezeichnet wird (II, 3, 11, ver-
mutlich auck 1, 144, 1), nnd dasselbe von den Hblzern gesagt wird
(¥1,2,9), ebeuso vielleicht von der liturgiscken Verekrung in-
bezug auf Mitra-Varuna (I, 153, 2, dock s. mcine Xote zu der St.),
so liegt die bezeicknete Deutung immerhin nah, wenn auck die
Auftas.sung dieser Wesenheiten als von dem betreffenden Gott be-
griindet besonders an der zuletzt angefiihrten Stelle nickt ausge-
schlos.sen ist.
1) ‘VVomit natui'lich die MOglichkeit nicht ausgcschlossen sein soli, daC das
pi-iyum dhama eines Gottes, wie in vielem andern, aucli in einer Wolinstiitte be-
stchcn konnte. Ware aber direkt „Wolin.statte“ zu iibersetzen, h.itte man offen-
bar imriv. aucb beispielsweise Wendmigeu zu erwarten wie ctwa. Indra, geh zu
deinem dhama oder prhjam dhama, koniin von deinem dhrima zu uns, u. dgl.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
191
3. M et h o d ol ogi s che s zur Vedamythologie.
Brhaspati. Xarasamsa.
Die nach.stehenden Darlegungen sind dadurch hervorgerafen,
dafi ich in letzter Zeit Anlad hatte, mich mit Hillebrandt^ Ve-
discher Mythologie ernent eingehend zu beschaftigen. Der Dank,
den ich wie alle Fachgenossen dem so inhaltreichen , so energisch
die Forschung fordernden Werk schulde, verbindet sich bei mir
an manchen Stellen mit der tlberzeugung, die dort gewonnenen
Resnltate und die Beweisfiihrungen , auf denen sie ruhen , mir
schlechterdings nicht aneignen zu konnen. Dieses Gefiihl einer
gewissen Gegensatzlichkeit zu analysieren und auf seine Griinde
zuruckzufiihren empfinde ich einem Werk gegeniiber, aus dem ich
viel gelernt habe, als ein Bediirfnis. Fiihrt mieh dies zu Erdrte-
rungen iiber die Methode uusrer Forschung. so mochte icdi mich
da nicht durch die Bemerkung behindern lassen, die Hillebrandt
einmal gegen mich gemacht hat: methodologisc’ne Streitigkeiten
glichen den dogniatischen; sie trieben die Sache auf einen unfrucht-
baren Strand Mir scheint das allzu pessimistisch ; es fehlt wohl
nicht an entgegengesetzten Erfahrungen. Soli der wissenschaft-
liche Arbeiter darauf verzichten, iiber die Gesetze, welche die
Natur des von ihm behandelten Stoffes seiner Forschung auflegt,
sich klar zu werden und , was er von dieser Klarheit erreicbt zu
haben glaubt, zu verfechten?
Fiir einige Schritte meines Weges lasse ich mir die Bichtung
anweisen durch einen frliher von mir gebrauchten Ausdruck^) —
es handelte sich damals um die Frage nach dem Wesen des ve-
dischen Savitar — : da6 vor alien Einzelheiten die groBen, beherr-
schenden Linien einer solchen Figur ihre Wiirdigung verlangen.
Hillebrandt^) halt dem entgegen : ,Ich bin der Meinung, daB man
zu den groBen Linien nur von der Untersuchung der Einzelheiten
aufsteigen kann, ein Prinzip, das die Naturwissenschaften zu An-
1) Im folgeuden ist die grodere und die kleiuere Ausgabe dieses Werks mit
V. M. bez. V. m. zitiert.
2) Aiich die Mahnung, auf die man in solchem Fall getadt sein wird und
die in der Tat Hill, bei fruherer Gelegenheit nicht unterlassen hat mir entgegen-
zuhalten : dad es sich empfiehlt, die Verbesseruug der Methode „at home‘‘ zu beginnen,
bewegt mich nicht zum Schweigen. Ich bemiihe mich in jeaer Richtung nach
Krilfteu. Hilfe nehme ich mit Dank an. Und ich versnche sie andern zu er-
weisen.
3) ZDMG. LIX, 254. Alinlich O. Strand, Brhaspati im Veda 3. 4. 11.
4) V. m. 63 Anm. 3.
192
H. Oldenber
O 1
sehen gebracht hat and anch von nns hocbgehalten werden sollte“.
Das klingt ja iiberzengend genug. In welcbem Sinn icb docb ab-
weiche: das ist es, woriiber icb einiges bemerken mochte.
Ein Hanptfall in der Betrachtnng vedischer Gottergestalten
ist der folgende: die beberrscbende Konzeption, im Xamen des
Gottes sick ausdriickend , in der groBen Masse der Einzelheiten
immer wieder bestatigt, lafit sich obne weiteres erkennen. Beispiels-
weise Agnis Name „Feuer“, die fortwabrend wiederbolte Beschrei-
bung seiner Erscbeinung, die Anfzablnng seiner Geburten, seine Bolle
im Kultus, im bauslicben Leben : das alles gibt von selbst die .groBe
Linie“ seines Bildes. Da ist es nicht notig, ehe man flir diese die
Angen ofFnet, Einzelheiten zu untersnchen. Alles ist ja von vorn-
herein klar — nur eben so klar, daB wir geneigt sein werden, der-
artipre Erkenntnis als allzu trivial bei metbodologiscben Erwawano-en
iiberbanpt nicbt in Rechnnng zu steUen. Oder wird man, an Worte
sich klammernd, sagen, daB docb anch bier schlieBlich von Einzel-
beiten — nur eben von vollkommen deutlichen, im Moment iiber-
schaubaren Einzelheiten — zam Ergebnis aufgestiegen wird? Dann
kame freilich eine andre als eine auf Einzelheiten basierende Be-
tracbtungsweise iiberbaupt gar nicbt als denkbar in Frage. Ernst-
lichen Sinn bat die Gegeniiberstellung der beiden Bewegungsarten
der Untersncbung docb nnr , wenn die , fiir welche das Zugrunde-
legen der Einzelheiten als durchgehende Forderung aufgostellt wird,
etwa sich zur Pflicht machte — nm beim Agnibeispiel zu bleiben
— unter ibren Ausgangspunkten aucb die ganze Masse der von
den eben erwahnten seitab liegenden Vorstellungen zu beriicksich-
tigen wie z. B. Agni als Vrtratbter, als Ordner Himmels und der
Erde, als Erzeuger des Menscbengeschlechts — nehmen wir das
Epos dazu, Agni dem Konig Usinara als Taube erscheinend, Agni
zur Gattenwahl der Damayanti gehend, und so fort. Wiirde man
denn nun aber wirklicb, am die „groBe Linie“ der Agnigestalt zu
ermitteln, sich mit Untersncbung des Vrtramythus oder mit folk-
loristiscben Ermittlungen uber die Usinaragescbicbte befassen?
Xein, mag es sich docb mit diesen Dingen verbalten wie es will :
soviel ist ja klar , daB sie nebensachliche Anfiigungen oder Aus-
scbrniickungen sind; nur Verwirrung konnte entstehen, wollte man
versucben — woran in diesem Fall freilich wobl niemand denken
wird — aus diesen Einzelheiten Beitrage zur Erkenntnis des Gottes
selbst herauszupressen. Nicbt anders liegt es etwa bei Usas, Vayu,
^abstrakten** Gottern wie Visvakarman, Manvu, Dhfitar und vielen
andern. Aber nun zeigt sich, daB inbezug auf einige Gbtter, bei
denen ich alle Kriterien der gleichen Sacblage finde, mehrere For-
Znr Religion und Mythologie des Veda.
193
scher die entschiedenste Abneigung dagegen hegen, den entspre-
chenden Weg zu gehen. So eben bei dem Gott, dessen Unter-
suchung mir zu jener von Hillebrandt beanstandeten AnBernng
Anlafi gegeben hat, bei Savitar. Warum nnr? Der Name Savitar,
der sich blar nnd nnverdachtig in eine Reihe gleichartiger Namen
einordnet, sodann die mit diesem Namen ebenso klar iibereinstim-
wenden, wieder nnd wieder die a It en Texte erfiillenden Anfie-
rungen iiber seine Fnnktion, welche auf den verschiedensten Ge-
bieten, an Gbttern, Menschen, Tieren, an Lebenden und Toten, an
Licht nnd Wasser immer gleichartig vollzogen wird, dazn weiter
noch des Gottes Nolle im Ritual : in all dem zeichnet sich ohne
weiteres, meines Erachtens mit vollster Evidcnz, die „groBe Linie“
ab. Von der modernen Eorschnng ware sie vermutlich nicht ver-
kannt worden, hatte nicht ein gewisser Aberglaube obgewaltet,
als sei ein solcher Gott nun einmal verpflichtet, ein Natursnbstrat
zu besitzen, und ware dieser Meinung nicht durch die spatere in-
dische Entwicklung der Savitargestalt in der Tat eine scheinbare
Stlitze geliefert worden. Zu meiner Befriedigung darf ich an-
nehmen, daS neuerdings meine Anstuhrungen iiber Savitar wenig-
stens teilweise Hillebrandts Zustimmung gefunden haben. Anch
flir ihn ist jetzt der Name Savitar ,in Ersprung nnd Bedeutung
dnrchsichtig und bezeichnet den ,Erreger‘, .Beleber‘“: dann hat
„dieses Wort aus seiner allgemeinenSpbare heraus .‘:eine Bedeutnng zu
der eines Sonnengottes verengert“ ‘) — nach ihm freilich in friiherer
Zeit, als ich meinerseits anerkennen kann. Ich verweise fiir das
Nahere auf meine beiden Savitar betretfenden Aufsiitze ^). Sie ver-
anschaulichen, wie nach meiner Uberzeugung die Grundvorstellung
Savitars unmittelbar klar ist, ohne da6 man sie auf Einzelheiten
— wie etwa den Stellen, die ibn dem Surya anniihern, oder der
Geschichte von den Rbhu und Agohya. oder dem „Savitartag‘‘ bei
Gobhila — aufbauen kbnnte und diirfte ; vielmehr empfangen
solche Einzelheiten — soweit sie nicht, was natiirlich oft der Fall
ist, unaufklarbar bleiben — eben von der zentralen Vorstellung
her Licht. Ich werde weiter unten den Versuch machen, an der
Betrachtung eines zweiten Gottes, des Brhaspati, den Gegensatz
der beiden Verfahrungsweisen zu veranschaulichen : der einen,
die wie hier skizziert mit einem Griff — sofern namlich die
1) Hillebrandt, Lieder des Rgveda 90. Schwankciid auCerte sii h II. in V.M.
Ill; siehe meine Bemerkungen ZDMG. LIX, 253.
2) ZDMG. LI, 473 tf. ; LIX, 253 if.
3) Siehe a. a. 0. LIX, 263.
194
H. Oldenberg.
Sachlage solchen (xriff moglich macht — die Hauptlinie
der betrelienden Grestalt erfafit und sich damit den Standpunkt
fur die Beurteilung der zerstreuten Einzelheiten sichert: der andern,
welclie die zentrale Konfiguration iibersehend oder sie in die zweite
Linie zuriickdriingend dureii die Deutung vielJeutiger Anspielungen,
die Beobachtung mebr oder weniger — oft recht wenig — ausge-
sprochener Berilhrungen , Annaherungen . Beziehungen , Anklange,
wie mir ocheint vergeblich, zum Ziel zu kammen sucbt.
Man mifiverstebe micb nan nicht, uberseke nicht die eben ber-
vorgebobene Einscbrankuiig: wenn ein solcber das Ergebnis mit
eineni Scblage erfassender Griff moglicb ist. Oft ist er es nicbt,
und zwiscben dam scblecbtbin positiven und dem schlecbtbin ne-
gativen Fall liegt ein mannigfach nuanciertes Mittelgebiet.
Zunacbst kann das so besonders jenen Griff sichernde Moment
des Namens versagen, indem dieser entweder dunkel ist (Indra,
jSia.-atya, Marut) oder nur ein relativ nebensacblicbes Epitheton
des Gottes, nicbt aber eine Definition seines Wesens gibt (Asvin;
es kann ja nicbt die Rede davon sein, dafi dieser Gbtter Wesen
in ihrem RoBbesitz liegt). Weiter kbnnen Nebenbestandteile, neu
Hinzutretendes fiberwucbern: besonders leiclit eben da, wo kein
klarer Name die Vorstellungen an der alten Stelle festhalt, dock
nicbt nur in diesem Fall (der etjmologisch klare Savitar wird
spater zum Sonnengott). So kann sich eine neue ..groBe Linie“
bilden, kervorgebracbt etwa dadurcb, daC des Gottes Fiirsorge fiir
soziale Bedurfni.^se dringender gefordert wird , als ein aus seiner
Naturbedeutung flieBendes Tun, oder auch dadurch, daB poetische,
allegorisierende Spielereien, beliebte Erzahlungsmotive die Ober-
kand gewinnon, und andres mebr. Die neue Linie wird dann mehr
und mebr die alte iiberdecken. Von der bleiben nur Reste iibrig,
die uns nunmebr zuniichst als Einzelheiten erscheinen. Da wird
es allerdings, wenn man nach dem Ursprung der Konzeption fragt,
nbtig sein von soicben Einzelheiten auszugehen. Hillebrandt be-
merkt einmal, daB auf die Geschickte der griechiscken Konjugation
dsido) oi'ocpsv mehr Licht wirft als deren „groBe Linieu“. Das
Entsprechende trifft auch fiir die Vedamjtbologie vollkommen zu;
niimlicb in gewissen Fallen (wie dem des Varuna) , wahrend man
andern Fallen (Agni, Usas, der vedische Savitar, Brhaspati [s. unten]
u. s. w.) sofort ansiebt oder ansehen sollte . daB die „groBe Linie“
einfach und offenbar verlauft. Wo aber Zweifel obwaltet, wird
der oft recht ernst sein. Sprachgeschichtliche Probleme, wie jenes
von Hillebrandt verglichene, stehen unter andern Bedingungen.
Die Bestimmtheit des Lautwandels, die wenigstens oft vorhandene
Zur Religion und MytLologie des Veda.
195
Uberscbaubarkeit der Richtungen, in denen die Analogie gewirkt
haben kann, ermoglicheu da ein sicberes Vorgehen : Ss'Sm Ssio-.iisv
kann kein prasentisches Paradigma sein, und so fiigen sich diese
Formen denn, von jener Linie divergierend, in die andre wohlbe-
kannte Linie der Perfektflexion mit nahezn unbedingter Sicberbeit
ein. Abnliches kann anch in der Mjthologie gliicken; es ist. glaube
icb, im Fall des Varuna gegliickt. IsTur liegt neben diesem giin-
stigen Fall in allzu naber Xabe der ungiinstige, da£l die Spuren
feblen oder gaiiz uiigewid sind, welcbe — nm bei jenem Vergleicb
zn bleiben — die Entbiillung des scheinbaren Prasens als wabres.
altes Perfekt ermoglichen miiBten. In-sonderbeit wird die Unter-
scheidung dariiber scbwierig, oft nnmoglicb sein, was Reste des
Alien sind. was Sekundares, Angeilogenes, Zufalliges : welcbe IJn-
gewibbeit gerade anf vediscbem Giebiet sich infolge der iibergroben
Fruchtbarkeit der Rsis an Phania.siespielen aller Art, ibrer Xei-
gung die Grenzen zwiscben der einen und der andern gbttlichen
Gestalt verscbwimmen zu lassen erbeblicb steigert. Wird im ein-
zelnen Fall der sporadiscbc, belanglose Einfail sicb als sulcber
kennzeicbnen, vielieicht indem es gelingt .seine Motive aufzudecken?
^’ird der Rest des Alten sicb zu erkennen geben, indem er sicb
so zu sagen durcb unterirdiscbe Verbindungslinien mit andern eben
solcben Resten iiberzeugend zu einem Ganzen zusammenseblieBt,
Oder vielk'icbt indem auBerindiscbe, etwa awestiscbe Vergleicbungen
seine vorgescbicbtlicbe Dignitat erbarten? Haben wir beispiels-
weise im Fall des Pusan binter der im Veda uns entgegentretenden
„grofien Linie“ (Herrscbaft iiber die Wege) einem andern vorge-
scbiebtlicben Gebilde nacbzufragen , an dessen freilicb ganz unbe-
stinimte Mbglicbkeit der dunkle Name des Gottes uns glauben
liiGt? Ist im Fall Visnus der klare Name ein vollgiltiger Beweis
dafiir , dab die Konzeption des Gottes auf der weithin I'ortscbrei-
teiiden Bewegung iiber das berubt, oder gibt dieser Name
wie Asvin nur ein Epitbeton des Gottes und bleibt ein eigent-
liches Subjekt des Weithinscbreitens, dessen Wesen sicb in dieser
Tiitigkeit keineswegs erschbpft, aufzusucben? Vielleicbt unbeant-
wortbare Fragen.
Indem icb fiir einige Seiten der bier beriihrten metbodolo-
giscben Probleme an Vervollstandigungen erinnere, die das eben
Gesagte aus friiber von mir vorgelegten Ausfiibrungen -) empfangt,
1) Denn Bloomfields Herleitung aus «i + sh«- = sanu- trifft fraglos das
Eicbtige, worauf ich in meiner Rel. des Veda, 2. Aufl., zuriickkonimen werde.
2) ZDiMG. L, 61 f.; LI, 474 f.
196
H. Oldenberg,
wende ich mich nun zum hauptsachlichsten, oben an die Spitze ge-
stellten DitFerenzpunkt zwischen Hillebrandt und mir zuriick und
versuche, die Funktion, die der Erkeantnis der ,gro6en Linie“
in unsrer Arbeit vielfach zukommt, zugleich mit den Gefahren
der Ablebnung dieser Erkenntnis zunachst an der Bebandlnng des
Gottes Brhaspati naber zu veranschaulicben. Vielfacb kann
ich micb auf 0. StrauB'^) stiitzen, der das Problem in der mir
als richtig erscheinenden Weise bebandelt bat. Aber Hillebrandt
zu viberzeugen ist ibm nicbt gelungen.
Brbaspati.
Auf den ersten Blick, meine icb, zeigt dieses Gottes Name
die weit alles andre iiberwiegende Wahrscheinlicbkeit fiir die Auf-
fassung seines Wesens an. Die etymologiscbe Gleicbwertigkeit
von Brbaspati und Brabmanaspati drangt der Veda auf. In ibm
zeicbnet sicb die Gruppe, das Wesen der als -pati- bezeicbneten
Gottbeiten klar ab. Wie Ratbaspati, Vastospati u. s. w. zum rdtha-,
zum vustu-, so wird sicb Brbaspati = Brabmapaspati zum brdkman-
verbalten; er wird dessen gottlicber Herr und Schiltzer sein. Ob
Osthoffs etymologiscbe Annabmen liber brahman- zutreffen, ob der
Typus der -pa/i-Gotter durcb litauiscbe Vergleicbungen als indo-
europaiscb erwiesen wird, sind weitere Fragen, deren Beantwor-
tang das alles nicbt beriibrt. Es stebt auf sicb selbst. Seltsam
tauscbende Macbte mliBten ibr Wesen getrieben baben, sollte es
sicb als irrig erweisen. Des Forscbers nacbste Pflicbt ist, sicb
auf die nahezu vollkommene GewiBbeit einzustellen, daB die scblicbte
Aussage der tlberlieferung eben zutrifft. Die Findigkeit in ent-
legenen Komoinationen soil uns die Einfalt, im guten Sinn dieses
Worts, nicbt zerstoren.
Immerbin werden wir, was wir zu prufen imstande sind, nicbt
ungepriift lassen.
Was sagt der Veda fiber das Tun des Brbaspati? Stimmt
dies zu scinem Namen?
Man nennt ibn jj/rst/iarujam hrdhmanam II, 23,1; er ist
vln-csflm janltd brdkmanam das. V. 2; er scbafPt hrdhman-^)
guten Weg VII, 97, 8. So ist er denn selbst brahman- II, 1, 3
etc. Und er segnet den menscblicben Brabman, webrt Schadigung
und Krankung von ibm ab: so erlangt er die ibm geraubte Frau
wieder X, 109,6, und macbt sicb mit denen zu tun, die ibn um
1) Brhaspati im Veda (Kieler Dissertation), Leipzig 1905
2) Es ist nicht brahman- zu andern; vgl. meine Note zu VII, 13 3.
Zur Religion und Mythologie des V'eda.
197
eine Kuh bringen Av. XII, 4. Er ist ebeu Verbiindeter des Icrtd-
hralman- Rv. II, 25, 1, dagegen er oder mit ihm in Nachbarscbaft
Agni totet die hrahmadvisah X. 182,3; mit seiner Glut vemicbtet
er die bra/nnadtisaJi II, 23, 4, Vielfacb natiirlich treten in den fiir
ihn charakteristiscben Wendungen statt brahman-, des nacbstlie-
genden Schlagworts, dessen ungefahre Synonyma auf. Der Gott
ist (jathani- I, 190, 1 ; er verleiht dem Priester die vac- X, 98, 3. 7
— der Hymnus an die Vac fangt an brhaspate pruthamdm vacd
dgrum X, 71, 1^) — ; er beberrscbt upastiitim ndmasa itihjatim ca
sloJcaiii I, 190, 3, spricbt den mdntra- I, 40, 5, lenkt des Beters mati-
II, 24, 1, und so fort. All das weist ihm die Stellung unter Gottern
und Menscben an. Bestandig lassen ihn die jiingeren Vedatexte
als Pnrohita oder Brahman der Gotter auftreten’). Und wenn
schon der Egveda ihn haufig neben Indra als dessen Genossen
stellt, ist das eben nichts andres als die Verbindung des fiirst-
lichen Kriegers mit seiuem Purohita. Da wird Indra denn , zu-
sammen mit Brhaspati auftretend und die Schopfungen seiner prie-
sterlichen Kunst sich aneignend, selbst brdhmano devdhrtnsya raja
VII, 97, 3 genannt; wenn die beiden gemeinsam das Heer fuhren:
ddJcsina yajndh pnrd etu somah X, 103, 8. So bezeichnet der Dichter
auch den menschlichen Purohita, wo von der Gesegnetheit des
Konigs, der diesen ehrt {„yd^min brahma rajani pdrva die
Rede ist , direkt als Brhaspati IV, 50, 7. Ich versuche in alldem
natiirlich nicht voilstandig zu sein; es geniigt, auf die in groBter
Breite gelagerten Materialien kurz hinzudeuten.
Bestatigt sich nun das bier bestandig hervortretende Wesen
de.s Gottes auch in dem Hauptmythus, in dem er — neben Indra
— erscheint, dem von der Kuhgewinnung?
Fur die vedischen Dichter ist die Pointe dieses Mythus ja
die, daG den Brahmanen der Kuhbesitz erworben wird, der ihnen
zukommt und den schnode Geizhalse (die Pani^)) ihnen vorent-
halten wollen, wie im taglichen Leben der Brahmane oft unter
dem Geiz der Reichen zu leiden haf*). Von Indra heiGt es mit
1) Stellen iiber ihn als Herrn derY.ac aus den jiingeren Texten V.M. 1,4111’.
2) Meine „Rel. des Veda“ 378. .382.
3) Wenn Hillebrandt (V.M. 1, 94 ft’.) an Brunnhofer ankuiipfend die Pani
des Mythus mit dem Volksstamm der Parner identiliziert, so verweise ich in bezug
auf die von ihm angefuhrte Hauptstolle VI, 61, 1 auf meiiie Rote daselhst und
GGA. 1914. 447. Fur die Autfassung des Brhaspati ist es nicht gleichgiltig , ob
diese Gegner des Gottes dan Typus der geizigen Priesterfeinde reprasentieren
Oder als IHpvoi auf der Landkarte zu fiuden sind.
4) Da6 diese Brahmanisierung des seiner Herkunft nath prahistorischen Mythus
sekundar ist, beeintrachtigt seine Bedeutung fiir unsre P'ntersuchung natiirlich nicht.
198 H. Oldenberg,
deutlicher Beziehung auf diesen Mythus, dafi er dem hralandn- als
erster die Kiihe erworben bat I. 10!, 5, dad er dem Ijruhtnan- die
Kub leii bt erwerlbar gerrai bt bat X, 112,8. Der viira- ist es,
dessen cbarakteristisebe Tat darin bestebt, dem Pani den Sieges-
preis abzngewinnen, wie die des Konigs darin bestebt, mit seiner
Kraft den Peind (t-r^rd-) zn tdten VI, 13, 3. Den brahmupri wablen
die Gutter zu ihrem Freunde : wozn Beispiel die Kubgewinnnng
I, 83, 2. 4. So ist es fiir diese Tat wesentlicb, dad sie zu Gnnsten
derer getan ist, die das hralunnn- in sicb verborpern, nnd sie stebt
also mit der Xatnr des IniJinwiiasfdti- in vollkommenstem Ein-
klang, wie ja aucb abgescben von diesem besondern Akt sicb
dessen Herrschaft liber das bidhitian- vieli'acb darin auspragt, dad
er den irdiscben Inhabern des hr. die Vorteile, auf die sie An-
sprucb baben, gewabrleistet. ,. Kein andrer Gott padte in die
Gedankcngiinge dieser Gescbicbte so genau binein wie Brbaspati^ ^).
Mit diesem Wesen der Kubgewinnnng steben aucb die Mittel,
die Bvh. dabei anwendet, im Einklang. n<l rd njad dhhinad brdh-
ruanti vaJdm 11,24,3: kann es eine dem Herrn des brdl/yrah- an-
gemessentre Weise geben, die Hoble zu dffnen? Oder er bat es
getan agnifa^iobhiy rrlri'ih X, vfd pyastatid dc cn vidyA'n CKjagat
X, 67, 3, u. a. mebr.
Weiter stebt mit all dem im Einklang das Gefolge, das den
Gott bei dieser Tat begleitet. Er tritt auf Kusfdbhd. ykratd ycnxnia
IV, 50, 5, y/-i.abhlh VII, 10, 4-); X, 14, 3; ■‘•vkhihh/y rnvadadhhiJt X,
67, 3; von denen beidt es rfdm ddinrantu!) . . . v'lpymn imddm dniii-
rayo dddJ-clud uajnd>ya dktuua pyuthiuhdm mmumta X, 67, 2. Da
baben wir die Aiigiras als seine Ereunde^); die spielen bekannt-
licb, wie es sicb fiir diese voibildlicben Priester .cchickt, bei der
Kubgowinnung eine Hauptrolle: man verstebt es . dad diese byoli-
mdryili (VII, 42, 1) zusammen mit dem Irdhmanas [>dt't]' da auftreten
mudten, wo Indra, wie wir saben, Imiknidne pyafkait'd qfi dc'tndat
(I, 101, 5). Im Saramalied sind Uberwinder der Pani.s. zusammen
mit Brbaspati (v. 6. 11) mid Indra, die hayah sdniadita// , aydsyo
dnyiyaso ndirigv.lh, die ungiraso glioynh, die .yrnyu v'lpydh (v. 8. 10. 11)'
So wird denn gerade im Zusammenbang mit der Kubbefreiung
Brbaspati als anghnli angeredet II, 23, 18 oder angiyasdli genannt
VI, 73, 1. Aber natiirlicb ist er Angiraside nicht nur als Kub-
1) Heine Religion des Veda C7.
2) Parallel damit, da6 Indra vusuhhih, Rudra rudrehhil), auftritt,
3) Wabrend diese in der etwas andern Fassung von X, 14, 3 mit Yama.
gegenuber den rkvan des Brbaspati, verbunden werden.
Zur Eeligion und Mythologie des Veda.
199
befreier ; seiner Priestematur entspricbt es, dafi ihm diese Bezeicb-
nung iiberbanpt zukommt, ahnlich wie auch Agni, der priesterliche
Gott, Angiras ist.
Blicken wir von dieser fast ansschliefilich aus dem Egveda
gescbopften Charakteristik des Gottes auf die Rolle, welche die
Ritualtexte ibm im Opferritual anweisen — namentlich der Vaja-
peya nnd der Brhaspatisava ist hervorzubeben — , so entspricbt
die jenen Vorstellungen auf das genaueste^). Ebenso die Deu-
tungen, die in den Brabmanatexten vorgetragen werden: hrahna
vai Irlmspatih , beifit es dort fortwabrend; brahma vai brliaspatih
I'safram indrah ^),
In all dem bestatigt sicb die Erfabrung, die man inderVeda-
mytbologie oft macbt und auf die ein Unbefangener von vorn-
berein gefaBt sein wird : in aller Breite — von dieser Breite frei-
licb konnte die knappe bier vorgelegte Auswahl keine V orstellung
geben — entfaltet sicb in den Texten das W esen des Gottes gerade
in der Gestalt, die sein Name erwarten laBt. Die „grofie Linie“
verlauft eben wie sie verlaufen mufi. Wir steigen nicht von den
Einzelheiten zum Ganzen auf, sondern das Ganze ist seinem we-
sentlicben Gebalt nacb direkt ergreifbar, und die Einzelheiten be-
statigen auf der einen Seite eben nur, da6 wir es richtig ergrifPen
baben, und stellen uns andrerseits vor Augen, wie die zentrale
Vorstellung sicb in den verschiedenen Richtungen spezialisiert,
sicb zu konkreten, vielleicht erwartbaren, aber nicht a priori
deduzierbaren Einzelvorstellimgen aus einander legt, die alle erst
vom Mittelpunkt her verstandlich werden und von ihm aus sicb
an die rechte Stelle setzen lassen. —
Jetzt wenden wir uns zu den in der umgekehrten Richtung
vorgehenden Untersuchungen , die wir bier kritisieren, und zum
Bild des Brbaspati, das sicb aus ihnen ergeben bat.
In Hillebrandts erster Besprechimg des Gottes (V. M. I, 404 IF.)
erfahrt man von dessen Rolle als „Herr des brahman-'^ iiberhanpt
im Grunde kaum etwas. Genauer: es ist zwar von ihr die Rede®),
indem liber dabin gebende Ansichten von Roth, Bergaigne u. a.
referiert wird. Aber alsbald verlaBt die Untersucbung diesen
Vorstellungskreis, um sicb fast ausschlieBlich dem von H. behaup-
teten Mondgott Brbaspati zuzuwenden. Mir scbeint, auch wer
den Ursprung der Konzeption im Monde sucht, durfte doch nicht
1) Siehe StrauB 54 f.
2) StrauB 46 f.; §at. Br. IX, 3, 4, 18.
3) Gleich im Eingang des betreffenden Abschnitts.
Kgl. Qes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2.
14
200
H. Oldenberg,
unterlassen, die im Veda so weit sich ausbreitende, so mannigfaltig
sich verzweigende Vorstellung des „Herrn des hrdJhman-‘‘ ein-
gehendster Beacbttmg zu wiirdigen^); sie gehort doch nnn einmal
zu dem Gegebenen, in sebr hervortretender Sicbtbarkeit Gegebenen,
dessen Fignr zu betracbten notwendig ist, ebe man iiber die lunaren
Urspriinge Vermntungen anfstellt. Eine Metbode, die das Auf-
steigen von den Einzelheiten auf ibreEabne gescbrieben bat, warnm
fand sie es so iiberfliissig, von alien die sen Einzelbeiten nabere
Notiz zu nebmen? Warnm unterlieB sie es, uber der Betracbtung
von Beziebungen, die B. mit dem Soma verkniipfen sollen, vor
allem ihm selbst, dem in diesen Beziebungen Stebenden, und seinem
eignen Wesen, wie es im Veda vor uns stebt, nacbznfragen?
H.s neuere Darstellung (v. m. 60 IF.) nun scbwacbt dies Be-
denken in gewisser Weise ab. „Brbaspati oder Brabmanaspati“,
heiBt es jetzt, „bat sich mit dem Begriff des brahman zusammen
entwickelt, der das magiscbe Eluidum ritueller Zauberkraft be-
deutet . . . Brhaspati ist Herr dieser Kraft‘‘. Vortrefflicb. Aber
die damit betretene Babn wind scbnell wieder verlassen. Einge-
hender zu bescbreiben, wie B. sieb als Herr des Brahman betatigt,
wird anch jetzt nicbt versucbt. Andere, angeblicb urspriinglicbere
Seiten seines Wesens ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Denn
er ,ist sowenig von Haus aus eine Abstraktion wie Indra“. Die
Betracbtung kehrt zu der alten Richtung auf den Mond zuriick,
indem sie zum Mondmotiv speziell noch den Hinblick auf das
nacb Hill, vom Mond beherrschte — Manenfeuer {dahsindyni-) fiigt.
„Nach meiner Meinung ist der Ausgangspunkt seiner Personifi-
kation das Zauberfeuer und der Mond, sein himmlischer Protektor-)“.
Hinter der Gestalt eines „Herrn des Brabman“ liegt also eine Vor-
geschicbte. Sehen wir zu, ob es der von den Einzelheiten auf-
steigenden Metbode gelungen ist, diese aufzubellen, ihr Dasein Uber-
baupt zu erweisen.
Wir priifen zuerst die angeblicb auf den Mond, dann die auf
das Feuer, den Daksinagni binweisenden Ziige^).
Fiir den Mond gab in H.s friiberer TJntersuchung der Marne
des Gottes ein Argument, hrhas- sollte urspriinglicb ,Wuchs“,
dem entsprechend Brhaspati als Pflanzenherr den Mond bedeuten
(V. M. I, 40& f.). Die (mit Recht) veranderte Beurteilung des
1) Ich meine naherer Beachtung, als sie S. 410 ff. gefundea hat, wo B.s
Stimme von vorn herein als „Stimme des Donners“ rubriziert wird.
2) Hill., „Lieder des Rgveda“ 25.
3) Ich schlieBe diese Erorterung iiberwiegend anils neuere Darstellung an,
beriicksiciitige aber auch die Mtere.
Zor Religion und Mythologie des Veda.
201
Namens, die Ankniipfung Sinhrahman- — Fluidum ritueller Zauber-
kraft, hat H. den Weg zum Monde doch nicht verlegt. Friiher
vom Pflanzenwncbs, jetzt von jenem Fliiidum aus : immer gelangt
die Untersucbung znm Monde.
„Vers Nr. 387 des Dhammapada vergleicht den samnaddho
Mattiyo mit adicco und mit dem candima jhayi brahmano‘‘ (v. m.
62). Mir wiirde fraglich scheinen, ob unter den Einzelbeiten, von
denen wir zum gesuchten Ergebnis anfsteigen wollen, ein Vers
eine Stelle verdient, der zugleicb seiner Herkunft nach so weit
von unserm Untersucbungsgebiet abliegt und zur Gottheit des
Brbaspati so aufier Beziebung steht wie dieser bnddhistische. Aber
denke man dariiber wie man will: ist es denn tatsachlich richtig,
dafi der Vers den Mond mit dem jhayi brahmano vergleicht? Ich
wei6 nicht, wie man anders ubersetzen will als so : Bei Tage gliiht
die Sonne, bei Nacht leuchtet der Mond. Geriistet gliiht ein Ksa-
triya; der Versenkung hingegeben gliiht ein Brahmane. Doch be-
standig Tag und Nacht gliiht der Buddha mit seinem Glanz“. Der
keiner Einschrankung oder Bedingung unterworfene Glanz des
Hochsten wird verherrlicht durch die Gegeniiberstellung von zwei-
mal zwei niederen Wesen, denen alien Gliihen oder Leuchten nur
zu bestimmter Tageszeit, nur unter bestimmten Umstanden zu-
kommt. Darin soil eine Vergleichung dieser Wesen unter ein-
ander liegen^)? Ich bin darauf gefafit, dab man der von mir
befurworteten Methode Oberflachlichkeit in unzureichender Beob-
achtung der Einzelbeiten vorwerfen wird. Habe ich nicht viel-
mehr meinerseits Grund, den Wunsch nach sorgfaltigerer Betrach-
tung der Einzelbeiten, auf denen man die Untersucbung aufbauen
will, auszusprechen?
Weniger abliegend von der Sphare des Brbaspati ist es, wenn
bei der Priestereinsetzung des Somaopfers die Eormel gesprochen
wird; „ Der Mond ist mein gottlicher Brahman ; du bist der mensch-
liche“ — gottlicher Brahman ist ja Brbaspati. Doch bedenke
man, dab diese Eormel einer ganzen Serie analoger angehort: die
Sonne ist der gbttliche Adhvaryu, Agni der gottliche Hotar, Par-
janya der gottliche Udgatar u. s. f. Hier mythologische Konse-
quenzen ziehen ist gefahrlich, um so mehr als allem Anschein nach
der Brahman im hier vorliegenden Sinn des W orts ein der altesten
Zeit fremder Priester ist. — Vollends unerheblich scheint mir, dab
1) Man betrachte etwa die in mancher Ilinsicht ahnlichen Verse Maha-
vagga VI, 35, 8: wird dort der Mond dem Agnihotra, die Sonne der Savitri ver-
g 1 i c h e n ?
2) Sankh. Sr. V, 1,3 etc.; Caland-Henry 5. Vgl. Satap. Br. XII, 1, 1, 2.
U*
202
H. Oldenberg,
;,wir axis clen Texten wissen, wie eng verbunden Mond and Geist
gedacht werden“ (v. m. 62; s. schon Rv. X, 90, 13). Die Kombi-
nation Mond — Geist pflegt neben Sonne — Aage zu stehen and
konnte leicht darch diese veranlaBt werden. Von „Geist“ aber
bis zum Brahman oder za Brhaspati ist doch ein Schritt!
Weiter legt H. Gewicht daraaf, daB Brhaspati -VII, 97, 7
jleachtend, mit handert Federn versehen' heiBt, . . . mit seinem
trefflichen Eintritt seinen Freanden am meisten Kelterang ver-
schafPt, den Himmel imd die oberen Sitze (X, 67, 10) ersteigt“.
Wie viele Gbtter and andre Wesen -leachtend^ (siici-) heiBen, lehrt
ein Blick in GraBmanns Worterbach: daranter finden sick Lieder,
Gebete, so daB fiir den gbttlichen Herrn des Brahman dieser Ans-
drnck liberaas begreiflich ist‘). „Hnndert Federn habend'‘ {sata~
pattra-) ist spater ein Xame des Spechts and andrer Vogel. Offen-
bar ist B. bier als vogelartig fliegend vorgestellt wie er X, 103, 4
(vgl. V, 83, 7) mit seinem Wagen amherfliegt. Es fliegen die Asvin,
die Marat, die Flasse (,wie die V6gel“ II, 28, 4), das dbhvam VI,
71,5 a. a. m. ; man betrachte etwa die Symbolik von Vs. XII, 4.
DaB die Dichterphantasie einmal daraaf verfallen ist, die freie,
Inftige Beweglichkeit des Gottes za schildern, indem sie ihm
,,handert Federn“ beilegt, kann nicht befremden. Ist weiter die
Ubersetzang richtig, daB B. -mit seinem trefflichen Eintritt seinen
Freanden am meisten Kelterang verschafFt“, so paBt das besonders
gat zam Protektor des Brahmanentams , fiir welches ein Haapt-
interesse im Vorhandensein vieler freigebiger, Somakelterangen
veranstaltender Opferherren lag^). Weiter „ersteigt (Brhaspati)
den Himmel and die oberen Sitze“. Hatten wir anderweitigen
Grand hier an den Mond za denken, warden wir in diesen W orten
gewiB dessen Aafsteigen erkexmen. Aber so gat wie der Schlacht-
larm sich zam Himmel erhebt (VII, 83, 3), das Raaschen der Sara-
1) Schon in meiner Kel. des Veda 66 A. 1 bekampfte ich H.s Satz (V. M.
I, 407 f.) ; „Nur von einem Lichtgott wird man mit Recht sagen konnen, daB er das
Dunkel vertreibe". Mit einem Beiwort wie stici- geht die vedische Dichtersprache
hOchst freigebig um. Die mythologische Betrachtung, die in alizu weiter Ausdeh-
nnng dazu neigt, Naturgotter, besonders Lichtgdtter zu entdecken, liebt es natur-
gemaB, an solche Beiworte Folgerungen zu kniipfen, denen mit Entschiedenheit
widersprochen werden muB.
2) Geht aber asutim in der Tat auf Kelternngen? 1st nicht gemeint, daB
er erquickenden, starkenden Trank verschafft? Vgl. I, 104, 7 ; II, i, 14 ; Av. Ill, 7, 6
und dort Whitney-Lanman ; ferner ghrtdsuti-, sarpirasuti-. ~ Fniher (V. M. I, 407)
iibersetzte H. das svavesdlt „bringt Gluck mit seinem Aufgang". Es befrie-
digt, daB diese damals durch Sperrdruck hervorgehobene Beziehung auf den Mond
jetzt verschwunden ist.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
203
svati divi yatate (X, 75, 3), bewegen sich auch die Grebete des Soma-
pressers dyugdt zu Indra (VIII, 97, d) , beiBt das Opfer divisprs-
(wiederholt) ; spricbt man zum Prastara: „Greh zum Himmel, von
dort bringe uns Eegen’)“ (Vs. II, 16; Katy. Sr. Ill, 6, 8); spricbt
man bei der Agnischichtung zu den Priestern und dem Opferberrn :
„Zu des Himmels Riicken, zur Sonne gehend setzt eucb bin mit
den Grottern vereint“ (Vs. XVII, 65; Katy. XVIII, 4, 1), und Abn-
licbes baufig. Kann es da befremden, da6 aucb der „Herr des
beiligen Sprucbs^, der zeitweilig auf Erden tatig ist, die Kiibe
gewinnt, die Scblacbten leitet, dann znm Himmel aufsteigt, um
droben seines Amts zu walten? Ein solcber Zug, an sicb in den
verscbiedensten Ricbtungen ausdeutbar, empfangt seinen ricbtigen,
konkreten Sinn unvermeidlich vielmehr selbst erst aus dem Gresamt-
zusammenbang, als dafi er seinerseits diesen anzeigen konnte.
H. legt femer Gewicbt auf das fiir Brbaspati einmal sich fin-
dende Beiwort ttksnasrnga- (X, 155, 2 ; v. m. 83). Sollen die Horner
gerade des Mondes gemeint sein? Wie viele Hotter werden im
Veda als Stiere vorgestellt! Besonders gern Brbaspati (I, 190,1. 8;
11,23,11; VI, 73, 1; X, 92, 10). Ein Stier mu6 natiirlicb spitze
Horner haben ; s. die Materialien bei Glr. unter sfiiga- und tignidirnga-.
An der bier in Betracbt kommenden Stelle X, 165, 2 aber ist Brhas-
pati — d. h. die Zaubermacbt des brahman- -) — eben damit be-
schaftigt ein unholdes Wesen*) zu vernichten, genauer aufzuspieben.
So wind vom r$abhd-, der den Brahmanen gegeben wird, der barhas-
patyd- ist, den man brhaspdtim sdmbhrtam nennt, gesagt sfngabhtjarri
rdksa rsati (Av. IX, 4, 17 ; vgl. V. 1. 8). Soil der Stier Brbaspati
nicbt dem Abnliches tun {udrsdn X, 155, 2) und zu dem Zweck mit
scbarfen Hornern ausgestattet sein? Versteben wir diese Homer
docb in dem Zusammenhang, den der Text auf das klarste anzeigt,
statt dessen Vorstellungskreis jablings verlassend Lunares in ihn
hineinzutragen, als gabe es keine andern Homer als die des Mondes !
Es folgt IX, 83, 1, wo Soma Pavamana als Brahmanaspati an-
geredet wird^). Dies kann als Hindeutung auf Brhaspatis Mond-
1) Wie auch Brbaspati Regen erlangen hilft X, 98.
2) Man erinnere sich wie Av. VIII, 8, 19 bfhaspdtipranuttandm durch das
daneben stehende nuttdb . . brdhmand erklart wird.
3) Die Arayi: noch im urspriinglichen Wortsinn als Reichtumer (die den
Priestern gegeben werden sollten) zuriickhaltend , also im Vorstellungskreis von
ari-, drdvan- ? Dann wtirde ihre Bekampfung ja ganz speziell fiir Brh. sich
schicken. Doch wird man wegen des sdrva bhrundng aru^i V. 2 Bedenken haben.
4) Die fur einen Text des neunten Buchs bedenkliche Annahme, dafi das Lied
IX, 83 „ganz an Brbaspati gerichtet“ sei (V. M. I, 417) , scheint H. neuerdings
(v. m. 63 A. 3) nicht aufrecht zu erhalten.
204
H. Oldenberg
natur natiirlich libeiliaupt ntir in Frage kommen, sofem man Soma
dem Monde gleicksetzt. Ich komme auf die Griinde, ans denen
ich Hillebrandt in dieser Gleichsetznng nicht folgen kann, nicht
noch einmal znriick. Fiir mich bietet das Verstandnis der Stelle
in der Tat keine Schwierigkeit. DaB Soma, der Erwecker heiligen
Worts, welcher viddd gatum hrdhmane pagdmanah (IX, 96, 10), er,
dessen Znbereitnng nnd Darbringnng fiir die menschlichen Inhaber
des Brabman der vornehmste AnlaB ist, ibre Kraft zn beweisen
nnd ibren Lobn zn empfangen, gelegentlicb einmal mit dem ,,Herm
des Brabman“ identifiziert wird — in dieser Poesie, die so gern
den einenGott als des andern Gottes Wesen in sicb tragend preist :
das ist docb wobl verstandlicb genng '). An der vorliegenden
Stelle speziell kommt die Beziebnng auf Somas pavitram binzu.
Das Brabman aber wird sowobl mit einem pavitram gereinigt, wie
es seinerseits als Reinigungsmittel wirkt. Vgl. IX, 67, 23. 24 ydt
te pavUrani . . . brahma tena punthi nah; brahmasavaih punthi nah;
IX, 113, 5 punano brdhmana Imre; Kbila zn IX, 67, Vers 3 pavltrairt
. . . tena brahmavido vaydm putdm brahma punimahe; Av. XI, 1, 18
brdhmana suddha utd putd gliptena] Av. XIII, 1, 36. 43 tU tva yajnd
brdhmapiita vahanti; Ta. X, 23 pundntu brdhmanaspdtir brdhmaputa
punatu mam; Apast. Sr. IV, 4, 4 brahmapUta sthn. Danach ist das
gelegentUcbe Hereinspielen der Vorstellnng des Brahmanaspati an
einer der zabllosen Stellen, die von Somas pantram reden, wobl
ancb obne die Znbilfenabme des Mondes begreiflicb.
Es bleibt nnter den Stellen, die anf den Mond fiibren sollen,
nocb X, 63, 9, wo es von Tvastar beiBt sidtte niindm parasdm sva-
yasdm yena vrscdd etaso brdhmanas pdtih, nnd VII, 97, 7, wo Brbas-
pati Mranyai dslh beiBt (v. m. 63 A. 3). Das Beil der ersten Stelle
soli der Donnerkeil sein ; so sollen wir anf Soma gefiibrt werden,
der iiber den Blitz verfiigt — also auf den Mond (V. M. I, 410).
Die BelegsteUen von vrsc- nun macben wabrscheinlicb , daB in
X, 53, 9 entweder an Niederscblagen von Banmen zn einem prak-
tiscben Zweck, oder an Kiederscblagen von Feinden gedacht ist.
IJber die zwischen beiden VorsteUnngen zn trefFende Wahl ent-
scheidet wobl V. 10, der offenbar den Gedanken von V. 9 fort-
1) In dem eben bezeichneten Wesen der beiden Gutter, das sich immer
wieder in den Texten ausspricht, liegt naturlich die Erklarung dafur, daB der
eine und der andre ein Icavi- ist (ein Herrscher iiber das brahman- wird ja kavi-
sein; VI, 16, 30). Man stelle den Satz H.s (V. M. I, 409) gegenuber; „Die Uber-
einstimmung Somas und Brhaspatis in ihrer Eigenschaft als Kavis legt den Ge-
danken nahe, daB die Konzeption beider vom Mond ibren Ausgang genommen
habe“. Da hat man den Unterschied beider Betrachtungsweisen in mice.
Zur Religion nnd Mythologie des Veda.
205
setzt. An das s'lsite von 9 knupft das sam s'sita von 10 an^); an
hrahmanas pdtih von 9 havayah von 10, auf des Gottes Begleiter
(oben S. 198) beziiglicli; an vrscat 9 idhsatha 10, denn vrsc- and
tales- bilden eine natiirliche F olge : erst wird der Baam abgehauen
{vrsc-) , dann das Holz bearbeitet (tales-). Man siebt das in den
auf die Herstellung des Yupa beziiglichen Texten; vgl. Schwab
Tieropfer 5 if. oder Sat. Br. Ill, 6, 4, wo vom Abhauen des Baumes
bestandig vrsc- steht (dazu § 10 parasu-', vgl. I, 130, 4 parasveva m
vrscasi) ; daneben aber § 4 yat talesnah sastram hhavati (= vast-
X, 53, 10) tat talesadntte. Zusammengehorig vast- nnd tales-, wie
bier in Y. 9 , anch X, 101, 10 ; Av. X, 6, 3. Zu vrsc tales- vgl.
anch III, 8, 7 mit I, 162, 6. Dieser ganze Teil von X, 53 enthalt
wobl eine mystisebe Darstellung des Opfervorgangs (vgl. meine
Noten zu X, 53). In V. 10 behauen die leavdyah „anirtaya‘^ (vgb
arledm amrtaya jiistam im Brbaspatilied YII, 97, 5) die Materie der
Opfertexte , wie ofter brdhman- Objekt von tales- ist (I, 62, 13 ; V,
29, 15 ; X, 80, 7). Geliefert hat ibnen diese Materie Brhaspati,
gleichsam den Baum abhauend, der dann bearbeitet werden soil —
versneben wir es in Anlebnung an X, 31, 7 unsrerseits selbst in
vedischer Ausdrncksweise wiederzugeben : das vdnam , den vrle^d-,
„ydto brahma leavdyo )ii§fatalesuh'^. Da6 dabei Brbaspatis Axt von
keinem geringeren Handworker als Tvastar gesebarft ist, begreift
sich leicht^). Icb denke, da6 so mit einiger Wahrscbeinlicbkeit —
nnd auf mebr konnen wir doch niebt hoffen — der Sinn derStelle
in Anlebnung an die iiberlieferten Materialien rekon-
strniert ist. Diese Anlebnung vermisse icb and kann der Kiibn-
beit des Gedankengangs schlechterdings niebt folgen, wenn der
Mytholog bier schlieBt: Beil — also Donnerkeil — also Soma —
also Mond. Abnlicbe Vorstellungen wie in X, 53, 9 werden dann
vermutlich aucb in VII, 97, 7 bei der goldnen vast- des B. vor-
liegen. Mit ibr bearbeitet er, scheint mir, als ein fdlesan- das brdh-
man-. Da6 des Gottes Werkzeug ans kostbarstem Material ange-
fertigt ist, ist in der Ordnung. —
Von den Beziehungen Brbaspatis, die — tedweise iiber die
VorsteUung des Soma^) — zum Mond fuhren sollen, wenden wir
1) Als Objekt zu diesem ist doch wohl vdsih zu verstehen, anders als in
meiner Jiote zu der Stelle. satdli Adverb (vgl. Note zu VII, 32,24)?
2) Was mit all dem etasab zu tun hat, mag bezweifelt werden (vgl. meine
Note). Aber dadurch wird die uns beschaftigende Frage, so viel sich sehen biBt,
nicht beruhrt.
3) Die V. M. I, 409 fif. verzeichneten Ubereinstimmungen von Brh. und Soma
gehe ich hier nicht durch. Einzelnes ist, soweit H.s neue Darstellung dazu AnlaB
206 H. Oldenbe rg,
nns zu den anf Agni und speziell das siidliche Opferfeuer ge-
henden *).
Da steht fiir Hillebrandt voran das Verhaltnis zur „mytholo-
gischen Dublette“ dieses Gottes, Narasamsa. Ich scbeide diesen
Punkt, der eingehendere Erbrternng verlangt, bier aus. Es scheint
mir zweckmaBig in einem eignen Teil dieses Aufsatzes auf das
Narasamsaproblem znriickzukommen. Dort hoffe ich zu zeigen,
da6 von dieser Seite'^fiir die Identifikation Brhaspatis mit dem
Siidfener nichts zu gewinnen ist.
Eine Reibe von Stellen aber riicken in der Tat die Vorstel-
lungen vonBrbaspati und Agni in starke gegenseitige Nabe. Unter
ihnen bebt H. (v. m. 64 Anm., V. M. Ill, 450) besonders den Vers
V, 43, 12 (aus einem Lied an die Visve Devah) hervor:
a vedlidsam ntlaprstham brhdntam hrhaspdtim sddane sadayadJivam |
sadddyonim ddma d didivamsam Inranyavarnam arusdm sapema ||
Ein Vers, sagt H., „der deutlich und unmisverstandlich von einem
Eeuer Brhaspati redet“.
Meinerseits mochte ich mich vielmehr dahin ausdriicken, dafi
wir bier die Pbraseologie nicht sowohl einfacb des Feuers als viel-
mebr des konventionell stilisierten , mytbologisch ausgestalteten
Feuers, des Gottes Agni vor uns baben (ahnlicb Straub 10). Mit
ihm wird B. bier identifiziert , wie er es IX, 83, 1 (oben S. 203)
mit Soma wird. Was aber ist denn im Rv. gelaufiger als solche
Identifikationen ? Da ist Agni gleich Mitra; Savitar ist gleich
Apam napat ; er ist auch gleich Pusan, gleich Bhaga, gleich Tvastar
— ich sebe von weiteren Zusammenstellungen liber dies jedem Veda-
leser hinreichend gelaufige Tbema ab. Inwiefern aber gerade die
Gleichsetzung von Agni und Brhaspati besonders nab lag, begreift
sicb doch wohl leicht genug. Beide sind priesterliche Gotten. Agni
ist Hotar; von Brhaspati beiBt es tikthamaddni samsisat *). Dieser
bot, benihrt worden. Meine Stellungnahme im Ganzen babe icb scbon ZDMG.
XLIX, 174 f. bezeicbnet und sie veranscbaulicht dumb die Priifung der Parallele
von Soma als vlritdhdm pdtib und den Pflanzen als hrhaspdtipramtaji,. Vollstiin-
digere Verwertung der Belege fur das letzte Wort, als icb sie damals vornahm,
scLeiiit mir das dort Gesagte durcbaus zu bestatigen. Im Ubrigen verweise ich
fur jene Liste der Ubereinstimmungen auf StrauB 5 flF.
1) Dabei mochte icb nicbt nnterlassen zu bemerken, dafi die beiden Rich-
tungen auf den Mond und auf Agni mir doch unter einander zu divergieren
scheinen. DaB der Mond eine Form Agnis sei, wird im Veda wohl gelegentlich
beruhrt, steht aber dort ganz im Hintergrunde. Auch ob die Halbmondform des
Daksipafeuerherdes (nach andern wird eine andre Form verlangt) in alte Zeit
zuruckgebt, muB dahingestellt bleiben.
2) Vgl. meine Rel. des Veda 396 A. 1.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
207
ist der Herr des hrdhman-, za Agni aber sagt man 2 ^rua chjavapr-
thivt hrdhwam krdhi und redet ihn an hralimcmas leave (II, 2, 7; VI.
16, 30). Agni verleiht dem Sanger ein mdnma (IV, 5, 6), wie B.
Ahnliches tut. Beide sind Angiras, Purohita^). So ist es nicht
iiberraschend , dafi I, 38, 13; III, 26, 2 diese Grotter identifiziert
werden-). Was nun speziell unsre Stelle anlangt, so scheint mir
zweifelhaft, ob sie von Brhaspati als Agni abnlich, und nicht viel-
mehr (wie III, 26, 2) von Agni als Brhaspati abnlich spricht. Ist
aber letzteres der Fall, so fallt der Gedanke an B. als Feuer na-
turlich ohne weiteres hin. Geht dagegen der V ers doch auf Brhas-
pati, scheint mir folgendes zu erwagen. Ein stark in dem Vers
hervortretendes Leitmotiv ist das Sichniedersetzen des Gottes {sd-
dane sadaiiadhuam, scidddyonim). Damit wird die Stelle eng an
andre angeschlossen, die ebenfalls vomSichsetzenBrhaspatis sprechen.
Unserm scidddyonim ganz nab steht VII, 97, 4, wo in einem B.liede
zu B. gesagt wird & no yonim sadatii^). Dies ganze Lied aber hat
es deutlichermaBen nicht mit der Niederlegung eines Feuers zu
tun. Sondern der mit Brhaspati identifizierte Priester, der das
hrethma devdkrtam (V. 3) vortragt, fiir dessen brahma guter Gang
geschafFen wird (V. 8), soli sich am Opferplatz {nrsddanc prfhivyA
ndro ydtra dcvaydvo mddanti V. 1) niedersetzen. So wird zu Brhas-
pati gesagt II, 23, 1 slda sddanam ; wohl auch von ihm I, 18, 6 set-
dasas pdtini. Auf dies Sichsetzen eines Priesters bezieht es sich,
wenn von Agni — den wir hier wieder mit Brh. sich beriihren
sehen — gesagt wird IV, 9, 4 tdd brahma ni sidati] VII, 7, 5 dsadi
... aynlr brahma nrsddane vidhartd , vgl. 11,1,3 (an Agni) ivdm
brahma . . . brahmanas pate. Also der mit Brhaspati und ebenfalls
mit Agni identifizierte menschliche Brahman^) setzt sich nieder :
1) Das Meiste davon hat schon StrauB (S. 12) vollkommen richtig beige-
bracht. Hill. (v. m. 64 Anm.) tindet, das von ihm Gesagte reiche nicht hin. Ich
urteile anders. Wenn H. ihm die Verse V, 43, 12; VII, 97, 7 entgegenhalt, ist hier
und oben S. 202 gesagt, wie ich meinerseits ttber diese denke.
2) Es ist bezeichnend, daB dicht nehen der ersten Stelle (V. 14) vom sloka-
die Rede ist und gesagt wird gdya gayatrdTn,'3tn der zweiten mdmiso devdtataye,
vipram: all das hezeichnet gerade die dem Agni und Brh. gemeinsame Region.
3) Uberhaupt sind Beriihrungen zwischen unsrer Stelle und VII, 97 zu be-
nierken. Znm nilaprstham, arusdm der ersteren vgl. VII, 97, G.
4) Wir werden den Brahman fur die altere Zeit als den Priester zn ver-
stehen haben, der spater ftir gewohnlich Brahmauacchamsin heiBt, in solenner
Sprache aber als Brahman benannt wird (vgl. meine Rel. des Veda 39G). Enter
seinen Rezitationen finden sich viele Brhaspatitexte ; so eben das Lied VII, 97
(Asvalayana Sr. VII, 9, 3). Vgl. noch Ait. Br. Ill, 50, 2 ; StrauB 51. Besteht
zwischen ihm und dem Hotar von Haus ans der Unterschied, daB der Letztere
208
H. Oldenberg,
davon und nicht von einem an seine Stelle gebracliten Fener ist
V, 43, 12 die Kede. FTnr bildlich wird jener sich setzende Priester
als ein niedergesetztes Fener anfgefaSt, wobei neben der sonst
gelaufigen Grleicbung Brhaspati = Agni ancb mitwirken mag, dafi
vom hrdhman- (VI, 16, 36), dem yajnd- das Verb didi- gebraucht
wird (dzdimmsam sre dame II, 2, 11 unsrer Stelle sehr ahnlich),
ebenso von dem wohl als Nom. agentis gebrauchten air- X, 99, 11.
So scbeint mir der V ers V, 43, 12 — anch abgesehen von der Mog-
lichkeit, daB er sich iiberhaupt vielmehr anf Agni bezieht — einen
Beweis fiir Brhaspatis Wesen als ein konkretes Fener schlechter-
dings nicht in sich zu schlieBen.
Mit Mond und Manenfener soli nach H. (v.'m. 62 f.) anch Brhas-
patis Beziehung zu den Angiras, „den mit Zauber nnd Beschwo-
rung eng verbandenen“ znsammenhangen. Aber diese Beziehung
erklart sich anch ans dem Wesen eines Herrn ties hrdhman- direkt,
ohne den Umweg ttber den Mond. Und das Aussehen der ganzen
Vorstellnngsmasse entscheidet, meine ich, durchans fiir diese Anf-
fassnng: der Herr des hrdhman- an der Spitze altester, vornehm-
ster Inhaber des hrdhman-, nm mit den Kraften und Mittein des
hrdhman- die Interessen des hrdhman- gegen die feindlichen Machte
dnrchznsetzen — wahrend anf der andern Seite vom Monde, vom
Manenfener in alien diesen Znsammenhangen sich keine Spur findet ^).
Und das fiihrt zu letzten das Brhaspatiproblem betrefifenden
Erwagungen. Neben dem, was die Texte enthalten, lohnt es sich
auch zn beachten , was sie nicht enthalten. Waren denn nicht
auBer den zerstreuten nebensachlichen Indizien, die H. m. E.
ohne Grnnd — anf Mond^) and Manenfener deuten wid, klarere
zn erwarten? Etwa fiir die Mondvorstellung Hinweise anf Zu-
nehmen nnd Abnehmen, anf Herrschaft iiber die Nacht, iiber die
Monate? Und fiir das Siidfeuer Hervortreten Brhaspatis in den
anf dies Fener beziiglichen Riten? Wie viel ist in den Texten
uUM- (Preislieder), er aber brahman- (Zauberlieder) vorzutragen hat? Haufiges
Auftreten gerade des Terminus brahman- in seinen Texten sprieht vielleicht dafur.
Doch ware ein solcher alter Unterschied zwischen diesen Textkategorien offenbar
auf dem Wege sich auszugleichen. Die Frage bedarf noch weiterer Untersuchung.
1) Es kommt ubrigens m. E. bei den Angiras im Brhaspatimythus ganz iiber-
wiegend nicht darauf an, daB sie Manen sind. Wie sie mitB. zusammen dieKiihe
gewinnen, sind sie wohl vielmehr als lebende priesterliche Heroen vorgestellt.
Darauf fallt dort das Gewicht, daB sie die Stammvater der Brahmanengeschlechter,
Oder vornehmster Brahmanengeschlechter sind.
2) Eher lieBe sich von der Sonne sprechen : II, 24 9 • VI 73 3 ■ VII 97 7 •
X, 67, 5; 68, 9. — Sonne und Mond: II, 24, 5; X, 68, 10. ” > > > > > > i
Zur Religion und Mythologie des Veda. 209
von Brhaspati die Eede, wie viel vom Siidfeuer! Aber H. selbst
koDstatiert (v.'m. 62), dafi „eme engere Beziehung B.s gerade zum
Siidfeuer, abgeseben von I, 18; X. 182, wo er mit Nara^amsa iden-
tifiziert wird, nicht mebr uumittelbar erkennbar ist“. Welche ge-
breehliche Stiitze diese Beziehung zu Xarasanisa ist, soil unten
gezeigt werden^). Uberhaupt aber — und hierauf ist besondres
Gewicht zu legen — deckt sich Brbaspatis Tatigkeitssphare nicht
nur nicht mit der zum Siidfeuer gehorenden, sondern fallt zum
grofiten Teil aus ihr heraus. Wenn Brhaspati iiber Opfergesang,
Litaneien, das Opfer im Allgemeinen herrscht, ist das doch ein
andres Reich, als das des damonenvertreibenden Siidfeuers. Das bra-
hman-, wie er es hervorbringt, dem Priester verleiht, fbrdert, diirfen
wir nns nicht vorstellen als in besonderen Beziehungen zum Siid-
feuer stehend. Soli Eegenzauber wie der von X, 98 oder der
Zanber fiir Anschirrnng von Indras Rossen {^yimajmi te brdhrnana
Icps'ma hdri '‘ ; Cal. -Henry 385) etwas mit diesem Feuer zu tun
haben? Der Zug des Unheimlichen, der von diesem Feuer unzer-
trennbar ist — man nnterscheide diese Unheimlichkeit von Furcht-
barkeit — , ist kein Grundzug von Brbaspatis Wesen, sondern*tritt
bei diesem hbchstens in ganz begrenzter Geltung, in ganz be-
stimmtem Zusammenhang auf. —
Wir haben den Versuch gepriift, in der Betrachtung Brhas-
patis von der „Untersuchung der Einzelheiten“ zu einer andern
„gro6en Linie“ aufzusteigen, als der, die sich auf den ersten Blick
mit iiberzeugender Bestimmtheit darbot. Es hat sich, meine ich,
ergeben, da6 der unbefangene Eindruck Recht bebalt. Der Ver-
snch hinter dem Bilde, das er zeigt, eine andersgeartete Vorge-
schichte zu enthiillen, ist mifilungen. Die Einzelheiten mit aller
Sorgfalt zu betrachten erlaBt sich die unsrerseits befiirwortete
Methode keineswegs. Aber sie versucht sie in der richtigen Per-
spektive zu sehen, zufallige Produkte momentaner poetischer Phan-
tasieregungen abzusondern von den bleibenden Elementen, und
diese zu betrachten als an der Stelle stehend, die sie zum Zentrum
des Ganzen einnehmen — z, B. Brbaspatis Zusammenhang mit den
Angiras als beruhend nicht auf der Mondvorstellung , sondern auf
der 6rd/ima«- Vorstellung — : wo dann die Autiassung des Einzelnen,
1) Nicht anders steht es mit dem Umstand (Hill, ebendas.), da6 Brbaspatis
irdischer Vertreter, der Brahman, im Opferritual unweit des Sudfeuers seinen
Platz haben soil. Der Brahman , den die Ritualtexte beschreiben , scheint dem
altesten Ritual noch nicht angehort zu haben. Und Caland - Henrys Karte des
Opferplatzes (pi. IV) zeigt, dafi er in nicht unerheblicher Entfernung vom SUd-
feuer safi.
210
H. Oldenberg,
die jedesmal durch die groBe Struktur der Vorstellungsmassen
empfoklen wird, von seiten der Anhaltspunkte, welcke das Detail
der Texte liefert, die Bestatigung empfangt'), anf die von vorn-
herein za rechnen war.
Tausche ich mich oder steht jene, wie mir scheint, die Einzel-
heiten — oder in Wahrheit gewisse, teilweise imaginare Einzel-
heiten — allzusehr in den Vordergrnnd riickende Methode im
Zusammenhang mit der Einseitigkeit der zu weit gehenden Er-
wartung, fast uberall Natnrwesenheiten in den mytkologiscken
Gebilden zu entdecken ? Diese Erwartung , das Bediirfnis die
Gestalt Brhaspatis ^auf einem festeren SockeP aufgebaut zu sehen
als die Macht des brahman- ist (V. M. 1, 408) ^), laBt die nachstlie-
gende Bedeutung eines solchen Gottes iibersehen oder drangt sie
in die zweite Linie zurlick. Dafiir treibt sie , alle Kraft an die
Entdeckung von Spuren zu setzen, die zum Mond, zur Sonne, zum
Feuer oder in andern derartigen Bicbtungen zu fiibren scbeinen.
DaB dann die frei umbergreifende Auslegung von Einzelheiten
weitesten Spielraum verlangt nnd erhalt, kann nicht iiberraschen.
Narasamsa.
Auf den im Obigen (S. 206) beriihrten Gott oder Genius Nara-
sania komme ich nach meinen friiheren Erorterungen und Hdle-
brandts Gegenbemerkungen ®) noch einmal zuriick. Mir scheint auch
dieser Gott denen zuzugehoren, deren Wesen, wie bei Savitar und
Brhaspati, im Grunde schon der Name zu erkennen erlaubt. In-
dessen die Materialien, aus denen Bestatigung des durch den Namen
angezeigten Ergebnisses zu schopfen ist, sind eigentdmlich gelagert
und verlangen eingehende Diskussion. In ihr muB das Bemiihen
seine Kraft beweisen, auch unscheinbaren Indizien der Texte Er-
gebnisse abzugewinnen, so daB doch die Konfrontierung unabhan-
giger Zeugnisse oder Zeugnisgruppen , die Konvergenz der Rich-
tungen, in welche diese weisen, die Gefahr willkiirlichen Fehl-
1) Auch in negativer Hinsicht. Beziiglich des Zusammenhangs von B. mit
den Angiras : wo deuten da die Texte auf den Mond ?
2j Man liemesse doch die Festigkeit, mit der sich diese Gestalt auf haute,
nach dem Denken und Fuhlen der Alten — der Vorfahren jener, die das 'brah-
man- zum Allwesen erhoben haben!
3) H. 0., ZDMG. LIV, 49 ff. gegeniiber V. M. II, 98 if. ; dann V. M. Ill, 445 ff. ;
y.m. 58 f. Meinen Aufsatz zitiere ich im folgenden mit Z. An manchen Stellen
dort Gesagtes zu wiederholen konnte ich nicht vermeiden. Man sehe, teilweise
wenigstens, im vorliegenden .4ufsatz eine mit Rucksicht auf den erhobenen Wider-
spruch vorgenommene Neuhearbeitung des ersten.
Zur Keligion und Mythologie des Veda. 211
greifens ausschliefit. Es soil versncht werden, das Fiinktionieren
dieser Untersuchungstechnik zu veranschaulichen , die Ableknung
einer abweichenden, mir fehlerhaft scheinenden Arbeitsweise zu
begriinden. Zugleich wird sich Gelegenbeit bieten, sacblich das
friiber iiber Karasamsa Beigebrachte hier und da zu vervollstan-
digen.
Was lehrt uns des Gottes Name?
Narasamsa, durcb unverdachtige Zeugnisse als nayam sdmsa-
erlautert’) (daneben Nrsamsa, auch kurzweg Samsa), stellt die
Verbindung zweier Elemente dar, die — was zu konstatieren das
Erste, Nachstliegende ist — auch aufierhalb dieses Namens sehr
haufig verbunden erscheinen: der Gen. nardin, auch nmiim, ab-
hangig von sdmm- , oder das Adj. ndrya- neben samsa , oder
Formen des Verbs sams- mit ndrah als Subjekt, oder das Partizip
dieses Verbs als Beiwort dieses Substantivs; dazu dann, in etwas
weiterem Kreise um diese zuvorderst uns wichtige Eegion gelagert,
Wendungen, in denen entweder nardm von einem ungefahren Syn-
onymum von samsa- abhiingt {upastuti-, stoma-, vgl. auch vfntim
stutcih X, 93, 4), oder samsa- einen andern Gen. bei sich hat, der
dem narum entspricht {yajamanasya, sunvatd stuvaidh etc.)®). Be-
merkt man nun weiter erstens, dad die Konfiguration dieser Stellen
fur Auffassung des nardm als Gen. subjectivus entscheidet
{ndrah sanisanti und viel andres ; siehe in Z) , zweitens , dad die
betreffenden „Manner“ durch VII, 19, 9 als uldhasdsah interpretiert
werden {uJcthd- und das in Narasamsas Namen enthaltene sams-
gehoren ja auch stehend zusammen), und dad das eben angefiibrte
yujamanasya etc. in dieselbe Sphare fiihrt: so ergibt sich als Re-
sultat, dad der Wortsinn von narasamsa ist „der (feierliche, rituelle)
Vortrag der Manner“^) bez. der Genius, der iiber diesem Vortrag
1) Diese Aquiyalenz wird anch \on Hill, offenbar anerkannt. Zum Gram-
matischen vgl. jetzt Wackemagel Ai. Gramm. II, 30. 248; Johansson Bidrag till
Rigvedas tolkning 22.
2) Auch in freierem Spiel so, dafi beides in verschiedenem Kasus steht,
V, 41, 9.
3) Belege zu dem alien Z. 51 ff. Ich wiederhole sie hier nicht, aber ihr
konkreter Eindruck ist wichtig, um dem hier Gesagten lebendige Farbe zu geben,
seine Uberzeugungskraft zu verstarken.
4) Dabei scheinen die „Manner“ in einer gewissen Gegenuberstellung zu den
Gottem gedacht, mit denen sie verkehren; III, 16,4; IX, 86, 42; vgl. I, 141, 6. —
Fiir die Sphare des priesterUchen Lobgesangs, um die es sich bei nardrp, sdrnsa-
handelt, ist bezeichnend, daB neben diesem Ausdruck erscheint randanesthdh,
uUhi 1, 173, 9; Mrudhayab, stutdh VI, 24, 2 (vgl. auch die Ausdrucke dort V. 1;
wenn es da von Indra heiBt arcatryo . . nfhhya uWiaih, so ist das — man be-
212
H. Oldenberg,
regiert. Die Fiille der einander stiitzenden, erganzenden, erlau-
ternden Belege, bald einander wiederholend, bald in verschiedenster
grammatischer Form immer denselben Inhalt variierend, lafit uns
die Vorstellnng der vedischea Poeten — eine Vorstellung, die
einem fiir diese hervorragend wiclitigen Vorstellungskreis ange-
hort — mit einer Sicberheit erkennen, die, scheint mir, hinter den
festesten Gewifiheiten der Vedaexegese nicbt zariickstebt.
Nun scbliefit sicb mit Notwendigkeit die Frage an: daB dieser
Wortsinn des Namens das Wesen des Gottes ausdriickt, wird es
durch das, was die Texte iiber dies Wesen erzablen, bestatigt?
Dnter den Texten steben als kompakte Gruppe voran die
Apribymnen, in denen bekanntlicb an fester Stelle die Ajirnfung
des Narasaipsa wechselnd, gelegentlicb aucb knmnliert, mit der des
Tanunapat erscbeint. Diese Texte nun zeigen uns Narasamsa,
wie ich scbon friiher (Z. 53) bemerkte, als „einen Gott, der in der
Sphare des Opfers sein Wesen treibt'). Er ist ein hav'i- V, 5, 2,
bonigziingig 1, 13, 3 ; er macbt den Gottern das Opfer namasO, mund-
gerecht X, 70, 2 ; er ergleBt dreimal des Tages (d. b. docb wobl
bei den drei Savana) Honig iiber das Opfer I, 142, 3.“ Es ist klar,
wie genau das alles zu einem Genius der sakralen Rezitation paBt
Icb fuge binzu, daB aucb die wiederbolt mit N. verkniipfte Vor-
stellung des Honigs sicb in dies Bild gut emfiigt. HonigsuBe wird
dem beiligen Sprucb mit Yorliebe zugescbrieben ®). N.s Amt ist
es, die zu verbreiten.
denke die Znsammengehorigkeit von ukthd- und saws- — geradezu eine Interpre-
tation von nardrn kimsa-).
1) Als Beleg kann ich z. B. mddhvd yajndm mimiksati I, 142, 3 hinzufugen.
Ahnlich V, 5, 2. Vgl. auch prati . . . mimdnal}, . . . yajnasya dhama Kath. XXXVIII, 6.
2) So heiBt es denn auch von dem nngefahren Aqui valent des N. , Tanu-
napat: mdnmani dhxbhir utd yajndm rndhdn X, 110, 2.
3) Ich hebe hervor prndktu mddhvd sdm imd vdcdmsi IV, 38, 10 ; mddhvah
ksaranti dhltdyah VIII, 50, 4; ydd dha vipro mddhu chandd bhdnati VI, 11, 3;
mddhumad bz, mddhiimattamam vdcah I, 78, 5 ; V, 11, 5 (dazu VIII, 8, 11 das Verb
dsamstt, zur Vorstellung des Nar. passend); das Kompos. mddhuvacas- ■, weiter die
Nachweisungen der Konkordanz unter madhumatlm, madhn vaksydmi. Wenn der
Gott mddhujihva- heifit, deutet die „Zunge“ offenbar auf siiBe Rede; vgl. die An-
gaben der Konkordanz unter jihvd me; Av. I, 34, 2. 3. — Wenn von der Tatigkeit
des Gottes das Verb anj- gebraucht wird (II, 3, 2 ; ebenso bei seinem Doppel-
ganger Tanunapat I, 188, 2) , vergleiche man aus dem letztangefuhrten Lied I,
188, 11 agnir . . gdyatrena sdm ajyate und besonders VI, 09,3 sdm vdm anjantv
aklubhir matindm sdm stdmusah, sasydmdndsa nkthaih :"da haben wir die Vorstel-
lungen des Salbens, des heiligen Textes, des an Narasanisa erinnernden sams-
bei einander. Nach alledem ist die Bedeutung des Honigs und des Salbens bei
N. wohl klar.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
213
Aufierhalb der Aprihymnen weiter ist wohl die wichtigste
Narasamsastelle des Rv. X, 57, 3 mdno nv a huvamahe narasamsena
sonicna pifrnmn ca mdnnmhhih : die Zurlickrafung der Seele eines
Schwerkranken , die sick ins Jenseits zu entfernen drokt. Hier
treffen wir zuerst auf die Verbindnng, die nns dann weiterkin
naher beschaftigen wird, des N. mit den pitarah. Fragen wir uns
im voraus, welcke Moglichkeit fiir die Verkniipfang der Vorstel-
lungen eines Genius ritneller Rezitation und der Manen gegeben
sckeint^), drangt sick wokl anf, dafi es sick nm die Manen inso-
fern handeln wird, als diese Erfinder oder Ausiiber solcker -Re-
zitation und deskalb mit Narasarpsa verbiindet waren’). Eine
Probe anf die Ricktigkeit dieser Erwagung Hegt nun darin, da6
im besprockenen Verse es nickt sckleckthin keifit pitrlliih, sondern
piffndm mdnmabhih: d. k. es wird eben die Seite am Wesen der
pitdrali hervorgekoben — oder auck es werden eben die pitdrah
hervorgekoken , an welchen die Seite zur Ersckeinung kommt — ,
die gerade mit Narasamsa in seiner bier vertretenen Auffassnng
harmoniert. Denn das mdnman- der Vater ist dock wokl nickts
sehr andres als ihre rituelle poetiscke Produktion, vgl. nidnma
sarrisi II, 4, 8, matih . . sasydmdna III, 39, 1 ®). Der Zauber-
priester, der X, 57 redet, will den Kranken ans Leben fesseln
durck die magiscke Kraft, welcke die Yorfahren in ihrem Soma
nnd ikren Liedern, von Narasamsa begnadet, angesammelt kaben.
So preist VIII, 41, 2 der Dick ter, wortlich gleick X, 57, 3, den
Varnna piffruun . . mdnmabhih, wo dann das sogleich folgende, mit
mdnmabhih parallele prdsastibhih an die Vorstellungsspkare des
Kara s a m s a anklingt ; und X, 78, 3 werden die Marut geriikmt
als pitfndm nd sdmsah suratdyah*): auck hier das an Narasamsa
anklingende Scklagwort sdmsa- mit den Manen in einem Zusammen-
hang, welcher genau der durck unsre Untersuchung angezeigten
Richtung entsprickt.
Nun sehen wir weiter diese Rv. X, 57, 3 auftretende , bisker
1) V. M. II, 106 wird gesagt: ,,Ein ,Lobpreis der Mensclien‘ ist fiir einen
Todes- oder Manengott . . . eine unverstandliche Bezeichnung“. Es braucht sich
ja nicht direkt um einen „Todes- oder Manengott“ zu handeln, sondern nur um
einen Gott, der zu den Manen in einer speziellen, eben von uns zu ermittelnden
Beziehung steht. Dann aber ist jene Unverstiindlichkeit wohl zu rasch be-
hauptet.
2) Die vedischen Theologen liebten es ja, die Toten nach den rituellen Lei-
stungen, die sie im Leben vollbracht batten, zu charakterisieren.
3) Siehe das schon Z. 56 Bemerkte.
4) Vgl. dazu ebenfalls von den Maruts II, 34, 6 narum nd sdmsah Z. 56 A. 1.
214
H. Oldenberg,
durch die Lagerung rgvedischer Materialien erlauterte Verbindung
von Xar. mit den Manen in den jiingeren vedischen Texten wieder-
kehren. Es handelt sich nm die Zeremonie der Narasamsa-Soma-
becher, die an bestimmter Stelle des Somaopfers den Manen ge-
widmet werden ^). Aach bier erscheint, wie icb scbon friiher zeigte’},
an den Manen in einer Reihe von Ansdriicken der betreiFenden
Formeln eben der unsre bisherigen Ergebnisse angenfallig besta-
tigende Zng, dafi sie der Gabe priesterlicher Dicbtnng teilhaftig
waren. Wenn es heifit: narasarnsajntasya te (leva soma mativida
fmaih (resp. tirvaih, Idvyaih) pitrbldr bJialisiiasya, so baben wir bier
die Elemente Narasanisa, Soma, pitdrah nnd mati- auf das genaneste
so wie in X, 57, 3 (dort nur fiir mail- tndnman-) beisammen. Und
wenn bier Soma eben als mativid- gefeiert wird, so weist das darauf
bin, dab von den Vatem als den Inbabem sakraler Dicbtnng die
Rede ist: die wird von Soma inspiriert ®). In der Fassnng von
Ts. Ill, 2, 5, 2—3 ist der Soma des betreffenden Ritns ndrasdm-
sainta- , pitrplta : der Trank, der die Dichter begeistert, ist zu-
erst vom bimmliscben Vertreter geistlicben Dichtens, dann von
den priesterlicben Abnherren getrunken worden. Und wenn dann
der Nacbkomme jener Ahnen den Soma in dieser Gestalt anruft,
bedeutet das wohl, dab er fur sich selbst das von den Vorfahren
iiberkommene geistliche Erbteil in Anspruch nimmt^): offenbar
unter speziellem Mitklingen des Wunsches, so Nebenbuhlern gegen-
iiber sich die uhlusti- zu sichern^).
1) Z. 54 f. ; H. 0., IF. XXXI, 139 ; dort weitere Literatur.
2) Z. 55 f.
3) Soma ist ja pita matindm dsamastaMvyab IX, 76, 4, janitd maUndm
IX, 96, 5. Von ihm heifit es aydm me pita ud iyarti vdcam ay dm maniadm usa-
tim afigab VI, 47, 3. Ahnliches bekanntlich sehr haufig.
4) Fallt von diesen Vorstellungen her Licht auf den so dunkeln Tanunapat ?
Die an ihn und die an Narasaijisa gerichteten Verse der Aprilieder legen beiden
so iihnlicbe Bestimmungen bei, daB man geneigt sein wird, hier eine Dublette der-
selben, mindestens ungefahr derselben Gestalt anzunehmen. Ist der Gott „Leib-
licher Nachkomme" also vielleiclit als der Wahrer der Kontinuitat zwischen Vor-
fahren und Nachkommen, in diesem Fall als der Verbtirger der von den Vor-
fahren uberkommenen geistig-sakralen Erbschaft aufzufassen? Ist es Zufall, daB
im Avesta xsaiirdnaptar- , das Beiwort des Nairyosawha, ebenfalls das Element
napat- enthalt: Uberfiihrung der betreffenden Vorstellung ins Gebiet des ksatra-
(vgl. unten S. 217 A. 5)?
5) liber die spezielle Geltung des abhisti-Motivs im Zusammenhang mit Nara-
saipsa und liberhaupt sdmsa- vgl. Z. 52 A. 3 (lies dort I, 173, 9 statt I, 173, 8;
hinzugefiigt werden kann Verweisung auf I, 94, 8; 178, 4; II, 26, 1). — Man be-
merke, daB X, 93, 11 der sdmsa-, welchen dort der Gott abhiMaye schiitzen soli,
durch V. 12 stdmam . . . nrvMm an nardm sdrtisa- angeschlossen wird. Wie das
Zur Religion und Mythologie des Veda.
215
Wie Narasamsa mit den Manen als den alten Inhabern der
Brahmanenwiirde nnd priesterlicben Dichtknnst zusammenhangt,
so gilt Ahnliches, wie oben (S. 198) besprocben, von Brhaspati.
Damit werden wir zum Rgveda zuriick und zn bisher noch nicbt
beruhrten Materialien dieses Veda fiber Xarasamsa geffibrt. Es
ist wobl kein Zufall, dad dort I, 106, 3 — 5 Narasamsa zwischen den
pitarah nnd Brbaspati angernfen wird ; vielleicht aucb mit beson-
derer Absicbt werden da. in Hindentung eben anf die bier be-
sprochenen Zusammenbange , die pitdrah als supravacanah cbarak-
terisiert^). Besonders sicbtbar aber tritt die Verwandtschaft von
Narasamsa nnd Brbaspati in den Liedern I, 18 nnd X, 182 bervor,
in denen beide Grotter in engster Verbindnng mit einander ange-
rnfen werden. Fragen wir nacb dem Motiv dieser Znsammen-
stellnng? Wir baben keine Schwierigkeit es ans dem Bgveda
selbst berausznlesen. Das Brhaspatilied II, 26 hebt an rjur tc
chdmso vanavad vanusyatdh. In andern Brbaspatiliedern beiBt es
uldlidm indraija sdmsan; rtdm ddmsantah X, 67, 1. 2, nnd beten
die susdmsah, dnrch ihre niati- den diih sdms a- zu fiberwinden
{^tvdya . . brhaspate . . ynjd) II, 23, 10®). Speziell aber von den
beiden bier in Rede stebenden, Brbaspati und Narasamsa znsam-
menstellenden Hymnen betet der erne um Abwebr des sdmsa-
drarusak I, 18, 3 ®) ; im andern wird Brbaspati angernfen pdnar
nesad aghdsamsaya mdnma*) X, 182, 1, nnd tritt neben einem
Gebet gegen die brahmadvisah (V. 3) in dem Vers ffir Vers wieder-
bolten Refrain ein solcbes gegen die dsasti- anf®). So seben wir
alles anf die Rivalitat mit Konkurrenten hinblickt, wird auch durcli das vispar-
dhasab I, 173, 10 (neben svabhistayab V. 9), vivdci I, 178, 4 angezeigt. — Nicht
sehr weit von diesem Konkurrenzmotiv abzuliegen scheint der Zusammenhang der
Narasamsazeremonie beim Somaopfer mit der Verteilung der Daksinas , s. Kath.
VI, 6 p. 65, 17 ; Caland-Henry 289 f.
1) Das Wort heifit vielleicht nicht nur ; wem schones pmvdcanam gilt, son-
dem auch ; wer sich anf schones pr. versteht (?).
2) llier sei aus den jungeren Veden die oft zitierte Formel b/haspdtir uk-
thamaddni iarrisisat (Ts. Ill, 3, 2, 1 etc.) angeschlossen.
3) Dazu positiv, im selben Vorstellungskreis verbleibend, dhinarp yogam,
hotrd (V. 7. 8).
4) Man beachte dies mdnma, das wir oben (S. 213) als in den Vorstellungs-
kreis von Narasaipsa gehOrig kennen gelernt haben.
5) Aus diesem Lied hebe ich noch besonders die Worte hervor ndrdmmso
no ’vatu prayaje. Die Aprflieder , in denen die stehende Anrufung des N. er-
scheint, gehoren ja dem Ritual der Prayajas an. Die SteUung der eben ange-
fiihrten Worte in X, 182 enthalt ein Indizium uber das leitende Motiv dieses
Prayaja.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nacbrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2.
15
210 H. Oldenberg,
bestandig die Wortgruppe von sums-, mit Brhaspati oder mit Brhas-
pati und Nara^amsa in Beziehnng tretend, den Schliissel zam
Znsammenhang der beiden Goiter geben. Man kann sich noch anf
folgende Stellen bernfen ; sums ad uktMndrmja hrdhma vdrdlianam
tjdihasat VI, 23, 5; uUhd brahma ca sdmsya VIII, 63, 2; imd
brahma sasydmanani X, 66, 12; ima brahma ... damsi X,
148 ^ 41 ) — durcbweg finden wir da das Motiv des B rah man a s-
pati nnd das des Narasamsa mit einander verbunden.
1st es nach alldem znviel gesagt, daB zahlreiche Grnppen in
einander greifender, sich gegenseitig sichernder Zeugnisse nnsre
Untersnchnng anf eine breite Basis stellend bestatigen, daB die
vedischen Antoren dem Narasamsa die Wesenheit beilegten, die
anf Grand seines Namens nnd dessen SteUnng im vedischen Sprach-
gebranch eben erwartet werden mnBte^)? —
Ich wende mich nnn, nachdem ich den mir als gefordert er-
scheinenden Gang der Untersuchung anfgewiesen babe, dazn, die
Basis zn prufen, anf die HiUebrandt seinerseits jene steUt. Viel-
fach wird dabei fiihlbar werden, daB sich die bei Brhaspati zn be-
obachtende Konstellation wiederholt: die anf die litnrgische Be-
dentnng nnd Wirksamkeit des Gottes hinweisenden Ziige finden
nicht die gebuhrende Beachtung, wahrend die Tendenz eine Natnr-
wesenheit in ihm zu erkennen dazn treibt nnsicherste Spnren, die
in dieser Richtnng fiihren konnten, aufznsnchen und ans ihnen
heranszudenten, was in ihnen nun einmal nicht liegt.
„Ein wesentlicher Faktor in meiner Deutung“, sagt er (V.M.
TIT . 445), „ist der iranische Nairyosanha gewesen. Wie man seinen
Namen auch etymologisch dente, seinem Wesen nach ist er ein
Fenergott“. Eine Anzahl von Iranisten werden als Zengen hier-
iiber angernfen, von Spiegel bis Gray. Was sagt der Letztge-
1) Auch an den Priesternamen brahmanacchamsin- liiBt sich hier erinnern
2) Auf das Wesen der Narasaipsi- Verse (Z. 56f. ; vgl. V. M. II, 100 f.- III.
449 A. 3) will ich in diesem Zusammenhang nicht eingehender zuriickkommen.
Hill, meint, daB der Terminus dem Manenkult angehort ; jene Texte seien als nar.
erst henannt worden vom Standpunkt derer aus, welche auf die darin besungenen
Fursten als auf Verstorbene zuriickblickten. Aber Av. XX, 127, 1, weiter Kathaka
XI, 5 p. 150, 2 mit Beziehung auf Rv. I, 125, 4 (wo doch von keinen Verstor-
benen die Rede ist) steht der Ansicht H.s entgegen. — Auch darin kann ich ihm
nicht beitreten, daB diese Verse als anrta deshalb bezeichnet worden seien, weil
sie dem Manenkult angehort hatten. Denn als anrta- werden zugleich mit den
nar. auch die gathab cbarakterisiert (Kath. XIV, 5, p. 205, 2), die mit Verstor-
benen schwerlich zu tun hatten. Es wird also doch wohl dabei bleiben, daB man
diesen poetischen Produkten Verlogenheit vorwarf.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
217
nannte? Er konstatiert, da6 K „is connected most closely with
the Eire“, und daJS Yasna 17,11 nach fiinf Eeaern er genannt
wird, „who forms, as it were/), the sixth“. Das schlieSt doch
eine gewisse Reserve in sich, die Gray dann allerdings fallen la6t,
indem er sich geneigt erklart „to regard N. as a divinity of fire“ ®).
Wenn man nun statt dieser Zeugen das Awesta selbst befragt,
wird man beachten, da6 die Yasnastelle jedem der fiiaf Feuer das
Beiwort atnm gibt, dem Nairyosa^aha nicht®). So wird auch im
Bundahis von den funf Feuern gesprochen. nicht von sechs; in
Bezug auf N. aber bemerkt Darmesteter^j; „Le Bundahish ne le
comprend pas dans son enumeration et I’Avesta meme ne Ini donne
pas le nom de fen“. Dafi dieser Genius seine scharfumrissene Ge-
stalt nicht von indoiranischer Zeit bis znm Awesta bewahrt hat,
wird nicht befremden. Aber in den unbestimmten Ziigen, die sich
an diesem Boten des Ahura Mazda erkennen lassen ®) , in seiner
Benachbartheit mit den Feuern, denen er doch selbst nicht znge-
hort, kann ich in der Tat nichts entdecken, was den im Obigen
gewonnenen Resultaten widersprache oder was, lage wirklich ein
Widerspruch vor, die Erkenntnisse erschiittern konnte, welche ttber
den vedischen Gott aus dem Veda herzuleiten smd. Die sehr deut-
lichen Daten, die in dieser doch wohl zunachst in Betracht kom-
menden Quelle dicht um Namen und Gestalt des Narasamsa ge-
1) Von mir gesperrt.
2) Arch, fur Rel. Ill, 48.
3) Hill, spricht wiederholt von Nair.s „Stellung inmitten der anderen Namen
des Feuers Ys. 17,11“ (V. M. II, 106 f.; 111,445). Nicht inmitten, sondem hinter
jenen Namen. Und die Form, in der H. das Aussehen der Stelle beschreiht, er-
veckt durch das Hinweggehen fiber das Fehlen des sonst gebrauchten Beiworts
„Feuer“ gerade bei Nair. eine falsche Vorstellung von seiner Annaherung an die
Feuer.
4) Le Zend-Avesta I, 151. S. dort uberhaupt den ganzen Aufsatz „Les
Feux“.
5) Unter ihnen hebe ich sein Auftreten zusammen mit den Seelen der Frommen
hervor (Vd. 19, 34). Das konnte sich, wie schon Hillebrandt (V. M. II, 107) be-
merkt hat , der Gemeinschaft Narasaipsas und der pitaraJn vergleichen. Doch
glaube ich eher, daB Nairy. dort wegen seiner Eigenschaft als Bote des Ahura
Mazda erscheint, vgl. Vd. 22,7 (an dieser Stelle findet sich das zugehorige
Verb sa'^hois, saVhat). Die Erwagung des Gebrauchs von nairya- und sanha-
im Awesta spricht daffir, dafi der Sinn des Kompositums sich hier aus der im
Veda daffir in Betracht kommenden sakralen Sphare herausgeschoben hat und es
sich um „mannliche (mannhafte) Rede“ handelt (vgl. Bartholomae Worterbuch
1055; dieselbe Abweichung der Nuance auch imVeda da, wo nary a-, nicht nardm
steht? Man beachte den regelmafiigen Sinn von ndrya-). Dafi in dieser Verbin-
dung der Vorstellungen „Mann“ und „Eede“ das „Mann“ auf den Redenden geht,
nicht auf den, von dem die Rede ist, bestatigt das Awesta.
15 *
218
H. Oldenberg,
lagert sind: sie haben uns denWeg zu zeigen. Nicht eine aufier-
indiscbe G-ottesgestalt , bei der die Unausgepragtbeit , in welcher
sie uns vorliegt, sicb mit ihrer weiten, alien moglichen Storungen
Oder Nenbildungen Eaum gebenden Entfernnng vom Veda vereinigt,
ibren Wert fiir unsre TJntersuchnng berabzudriicken.
Eine gewisse Nachbarscbaft mit dem Eener kann nun freilich
auch dem vedischen Xarasamsa zugescbrieben werden; nnd sie ist
es, auf die sicb Hillebrandt besonders stutzt, die er aber in seiner
Erklarung von N. als Namen nnd Gottheit des Manenfeners meines
Eracbtens durcbaus iiberspannt nnd zngleich in falscber Ricbtung
spezialisiert. Agni der Hotai^priester *), der Gott heUiger Weis-
beit , der Besitzer der jihva mddhumati (III, 57, 5) u. s. w. stebt
naturlicb Narasatnsa dem mddhujihva- (1,13,3) nab, wie wir ge-
seben baben, dab er dem Brbaspati nab stebt ^). Bei der Neigung
mancber Sanger ibn mit Reiben andrer Gotter zn identifizieren,
kann es nicht befremden, wenn III, 29, 11 gesagt wird: „Tanunapat
wird er (Agni), der asnriscbe Frncbtkeim, genannt ; Narasanisa
wird er, wenn er geboren wird; Matari^van, wenn er in der
Matter sicb gebUdet bat; des Vata (Windes) Stromen wurde er
in seinem Lanf“ ^). Das klingt nicht anders, als wenn es in II, 1
heifit: Du, Agni, bist Indra; dn bist Vi§ 9 u; du gibst als Tvastar
dem Verebrer Heldenreichtum , nnd so fort; oder V, 3, 1: „Du,
Agni, bist Varuiia, wenn du geboren wirst; du bist Mitra, wenn
man dich entflammt hat“; oder Satap. Br. II, 3, 2, 9ff. : Wenn er
(Agni) zuerst mit Brennholz entflammt wird, wirderRudra. Wenn
er heller aufzuflammen anfangt, wird er Varnna. Wenn er voll
aufflammt, wird er Indra u. s. w. *). Autoren, die so reden, lebren
docb nicht My thologie in unserm Sinn “) !
1) Der Hotar steht ja in spezieller Beziehnng zu sams-
2) Ist nicht in dem oben besprochenen Lied X, 182, dessen drei Verse durch
den Refrain sehr entschieden parallelisiert werden, nach dem Vers an Brbaspati
und dem an Narasaipsa der dritte an Agni gerichtet [tdpurmurdM, vgl. VII, 3, 1)?
Sicher ist das freilich nicht.
3) Ich meine, daB in dem Vers vier Satzchen vorliegen (in jedem Pada eins),
nicht drei (Hillebrandt, Lieder des Rv. 11, vgl. V.M. II, 152).
4) ImEinzelnen ware zu 111,29,11 noch zu bemerken, daB offenbar die Vor-
liebe fur Phantasien uber Agnis Geburt das erste Satzchen hervorgerufen hat-,
der Name Tanunapat gab sich leicht zur Ausdeutung auf einen garVha- her.
Dann schloB sich leicht ein Satz iiber den Doppelganger des Tan., Narasaipsa, an ;
da trat dann, in naheliegendem Fortschritt, fiir die Embryoschaft das Geboren-
werden ein. Die Wortspiele im dritten und vierten Satz (im vierten sdrgafi und
sdrimani) sind klar.
5) V. M. Ill, 446 heiBt es : „1II, 29 ist keineswegs ein mystisches oder von
Zur Religion und Mythologie des Veda.
219
Dem eben besprocbenen Vers III, 29, 11 steht dann noch der
Aprivers Ys. XXVII, 13 (und Parallelstellen) an derSeite: tnddhva
yajndm naksase prinano ndrasdmso agne (dafiir einige Texte, auf
dasselbe herauskommend , naksati . . agnih; weiter, wohl als Kon-
tamination zu beurteilen, naksati . . agne). Aber man beachte dock,
da6 wir es bier mit einem jungen Aprilied zu tun haben und zwar
mit einem fiir den Ritus der A g n i schichtung verfaBten, das des-
halb besonders dazu neigt, die Vorstellnng gerade des Agni her-
vorzukehren ') , annahernd wie das Aprilied Rv. IX, 5 es mit der
Vorstellung des Pavamana tut-). Benennt derselbe Aprivers den
Agni-Narasaipsa dann weiter in Anlehnung an Rv. X, 149, 4
als savitd visvdvarah, so sieht man, daB der Verfasser nicht
an Scbwerfalligkeit litt. Wir muBten unsrerseits daran leiden,
um in dieser AuBerung des jungen Apriliedes ein emsthaftes
Zeugnis fiir etwas zu finden, das uns die alten Aprilieder nicht
lehren.
Hill, nun freiUch glaubt auch den alten die Erkenntnis von
Narasamsas Agninatur entnehmen zu kbnnen. „Wo bleiben denn
aber“, so wendet er sich gegen mich (V. M. Ill, 447) , „die Apri-
lieder II, 3 u. s. w., in denen N. nicht unmittelbar vor Barhis etc.
steht®), sondern mitten zwischen zwei Agniversen? Es ist nn-
moglich zu verkennen, daB in ihnen N. keine Abstraktion des
,Liedes‘, sondern ein Name, eine Form des Feuers ist“. Die
Aprilieder richten sich, wie allbekannt. Vers fiir Vers an einzelne
beim Opfer wirksame Hotter oder Henien: an den vornehmsten
unter ihnen, Agni in mehreren Grestalten (als samiddha, als idya
llHa ilenya, haufig an ihn auch in Verbindnng mit dem Leitmotiv
des SchluBverses svaha), dann an das Barhis, an Nacht und Morgen-
rote, an den Baum des Yupa etc. Da hat nun der Narasamsavers
(oder der an Tanunapat, oder zwei Verse an beide) seine feste
Stelle zwischen dem an Agni samiddha and Agni ilita. Daraus
soil bei der von Vers zu Vers wechselnden Zuteilung dieser An-
Identifikationslust erfulltes Lied, dessen Angaben wir gar keinen Wert beimessen
durften“. DaB solche Spiele der Identifikationen gleich das ganze Lied erfiillten,
konnen wir doch nicht erwarten; phantasiereich genug aber ist dieses, und fiir
darin begegnende AuBerungen wie die in Rede stehenden scheint mir das Wort
„Angaben“ reichlich positiv. V. M. II, 101 f. fand Hill., unser Vers sei wenig ge-
eignet, uns zur Einsicht (uber Nar.) zu verhelfen.
1) !?atap. Br. VI, 2, 1, 33 laBt das Lied von Agni selbst „geschaut“ sein.
2) Ein andres der jiingeren Aprilieder identifiziert Narasaipsa mit Indra,
noch ein andres setzt an seine Stelle das OpferroB (Vs. XXVIII, 19 ; XXIX, 2).
3) Wo steht er so? frage ich.
220
H. Oldenberg,
rufnngen folgen, daB auch dieser mittlere Vers einer Form des
Agiii zngelibre? Ich schlieBe amgekehrt. Der vorangehende und
der folgende Vers nennt in alien Aprlliedern des Rv. fast immer
ansdriicklich den Agni*); der in der Mitte stehende (oder die
beiden in der Mitte stehenden) tut es nie^). Also handelt es
sich nm eine Gottheit, die fiir die Liedverfasser von Agni ver-
schieden war, so gut wie hinterher das Barhis oder die gott-
lichen Tore. Inwiefern ein Genius des an die Gbtter gericbteten
Preises nicht auf das allerbeste an diese Stelle passen soil, ist mir
unerfindlich.
Hill, bestimmt nun seine Gleichnng zwischen Agni und Nara-
samsa naher dahin, daB an das Manenfeuer {daJ;sinagni) zu denken
sei. „Zu diesem Manenfeuer stebt Agni Nar. resp. das Adj. nara-
samsa noch mehrfach in Beziehnng“ (V.M. II, 104); bezeugt ist „die
Verbindnng der NaraSamsabecher mit den Manen und dem Daksina-
feuer“ (III, 449). Dies Feuer und der mit ihm (nacb Hill.) zu-
sammengeborige Mondgott soli die Erklarnng fiir den Zusammen-
bang von H. und Brbaspati abgeben. Die Beziebnng zu den
Manen nun baben wir oben aus Nar.s Wesen auf unserm Weg
abgeleitet. Icb sucbe aber nnter den von IBmi. beigebracbten Ma-
terialien tiber die Nara^amsabecber vergeblicb nacb Hindeutungen
auf das Manenfeuer. Die Becher werden Mvirdhanayoh, spezieU
nnter dem siidlicbenHavirdbanawagenniedergesetzt: Caland-Henrys
Karte des Somaopferplatzes zeigt wieder (vgl. oben S. 209) , daB
diese Stelle vom Daksipagni recht entfemt ist. Jenes Feuer kommt
im Kreis der Narasanisa-Materialien, so viel ich finde, nur ein-
mal vor: beim Manenopfer volizieht man nacb Sankhayana Sr. HI,
17, 3 (V. M. II, 100) , ahnlich nacb dem Kathakasutra (Caland, Ai.
Ahnencult 214) ein Upasthana fiir dieses Feuer mit Rv. X, 57,
3 — 5, von welchen Versen der erste dieWorte ndrasamsena somena
entbalt. Das ist alles. Dafi daraus nicht auf Nar. als jenes Feuer
selbst oder als dessen Gottheit geschlossen werden kann, ist wohl
klar. Um so mehr als einerseits die Beziehung zwischen diesem
Ritus und eben diesem Vers offenbar sekundar ist®). Und andrer-
seits tritt sie in den Ritualtexten entfernt nicht mit der Konstanz
1) Ausgenommen selbstverstandlich IX, 5. Und 1,188,1; X, 110,1 wird
Agni ohne Setznng dieses Worts doch nnzweideutig angeredet.
2) III, 4, 2 bildet naturlich keine wirkliche Ausnahme.
3) Nacb HUl. (II, 100) waren „die Worte dieses mit der rituellen Praxis in
li'bereinstimmung stehenden Verses von ausscblaggebender Bedentung“. Die Um-
gebnng des Verses im Rv, zeigt, daB er fiir Zuriickrufung der Seele eines Schwer-
kranken gedichtet ist. Die Verwendung bei ^ahkhayana ist eine andre.
Znr Religion und Mythologie des Veda.
221
anf, die wir erwarten wiirden, bestande ein solcher Zusammenhang
zwischen Narasainsa and Manenfeuer in der Tat. Nach Sata-
patha Br. II, 6, 1, 39 (= Katy. Sr. V, 9, 22) wird der in Rede ste-
hende Vers vielmebr beim Upastbana des G arhapatyafeuers
gebraucht , vgl. aucb Latyayana V, 2, 11 , wo dicbt daneben in
Sutra 12 fiir die Yerehrnng des Daksinagni ein andrer Vers
vorgeschrieben wird^). Uber das alles wird man sich sagen (vgl.
das oben S. 208 iiber Brbaspati Bemerkte), daB Narasamsas Manen-
fenernatnr, um glanblich zu sein, sich doch im Ritual ganz anders
kundgeben miiBte als in einem solchen fluchtigen Zuge. Wiirde
nicht beispielsweise beim Ritus der Feueranlegung da, wo es sich
um das siidliche Feuer handelt, in aller Dentlichkeit Narasarnsa
als dessen Schutzherr hervortreten ^) ? Waiter : wenn, wie HiUe-
brandt lehrt, Vaisvanara das Ahavaniyafeuer ist, ware nicht zu
erwarten, dafi entsprechend der Trias der Feuer Vaisvanara und Nara-
samsa zusammen mit einem Britten als dem Reprasentanten des
Garhapatya in stehender Verbindung erschienen? Die Uberlieferung
benennt die drei Feuer als atharva, narya, samsya (Vs. Ill, 37 ; Apast.
Sr. V, 18, 2, vgl. Sat. Br. 11, 4, 1, 4. 5 etc.) : ist es nicht bemerkens-
wert, daB die Namen narya und samsya, die an Narasainsa denken
lassen konnten, gerade den andem Feuern, nicht dem siidlichen
beigelegt werden ? Auch eine anderweitige Nomenclatur der F euer
(Indra fiir den Ahavaniya, Yama fiir den Garhapatya, Nada
Naisidha fiir das Manenfeuer, ^atap. Br. II, 3, 2, If.) geht an der
Benennung Narasainsa voriiber.
Ich erwahne noch, um vollstandig zu sein, daB Hill. (V. M. II,
104 ; III, 447) als eine Stiitze seiner Ansicht folgenden Zug be-
trachtet und bei mir die Stellungnahme zu ihm vermiBt: Nara-
saipsa wird als trmrsan- sadaksa' beschrieben; so laBt sich H. auf
Vi^varupa Tvastra, damit dann nach den V. M. I, 531 fF. vorgetra-
genen Kombinationen auf den Mond, also, wenn man will, in eine
gewisse Nahe des Manenfeuers fiihren. Jene Beschreibung des N.
1) Ich verweise noch auf Caland, Ai. Ahnencnlt 13. An sich ist es leicht
begreiflich,' dafi man den Vers ntdno nv d huvamahe, der ja die pitdrali erwahnt,
in den Kitus des Zuriickrufens des eignen mdnah von der gefahrlichen Beruhrung
mit jenen hineingesetzt hat, und dafi dieser Vers dann von Manchen neben dem
den pitdrai eignen Feuer rezitiert wurde.
‘ 2) Auch hatte man wohl iiberhaupt, wie mir scheint, die spezielle Anrufung
gerade des Manen- und Zauberfeuers inmitten der dem Gotterkult angehorigen
Aprllitanei als etwas recht Auffalliges zu beurteilen. Ich erinnere an das oben
S. 209 iiber das Manenfeuer und Brhaspati Gesagte.
222
H. Oldenberg,
nxm steht in einer jungvedischen Formel ; ich wiirde sie, solange
sie an den alten kompakten tlberlieferungsmassen keinen Halt
findet, der Spreu zerstrenter, belangloser Einfalle zurechnen, die
in den grofien vedischen Spreuhaufen so uberreichlich anzntrefiFen
ist. Da die Frage einmal anfgeworfen ist, sei bemerkt, dafi ein
gewisser Zusammenhang mit anderweitigen Daten vielleicht doch
vorhanden ist. Die Zahl drei begegnet anch sonst inVerbindnng
mit Narasamsa. Er waltet des Opfers trir a divdk I, 142, 3, womit
zusammenzustellen scheint, da6 die Gotten sein Alter Ego Tanu-
napat t)tr dhann aydjante 111,4,2^). Vermutlich blickt das anf
die drei Savana kin. Und eine Gliedemng der Tatigkeit Nara-
samsas oder des narcim sdmsa- nach den drei Savana konnte anch
aus II, 34, 6 kervorgehen nardm nd sdmsah sdvanani yantana: man
betrackte diese Stelle im Lickt der BrahmanaanBernngen iiber die
anf die drei Savana sick verteilende narasamsnpanJcti- Katk. XXIX, 1,
p. 167, 13 f. etc. So mag — ick lege anf diese Vermntung kein
Gewickt — N. „dreik6pfig“ in dem Sinn genannt sein, daB zn jedem
Savana ein Kopf gekort®). Ob der Verfasser der betreffenden
Formel danp eben nur etwa in der Erinnerung an X, 99, 6 weiter
erwogen kat, dafi an drei Kopfen seeks Angen sitzen mussen, oder
ob irgend ein bestimmterer Gedanke (an die Doppeltheit der Hotar-
nnd Udgatar tatigkeit? an die iibhd sdmsa ndrya I, 185, 9?) von der
Drei znr Seeks gefiikrt kat , werden wir uns , fiirckte ick , resig-
nieren mussen, wie so viel andres gleick Erkeblickes, nickt zu
wissen^). —
Ick rekapituliere. Was sind die Materialien nnd Ankalts-
punkte, denen kier fur das Nara^amsaproblem die entsekeidende
Bedeutung zuerkannt wird ? Zuvorderst eine auBerindiseke Gestalt,
von deren alten Umrissen anf dem Weg vom gemeinsamen Ursprnng
bis dakin, wo wir sie in Iran vorfinden, kaum viel iibrig geblieben
ist. Anf dem Felde der indischen tlberlieferung selbst sodann die
Beobacktung losen Nebeneinanderstehens des einen und des andern,
1) S. die Konkordanz unter devo nardsatnsas trisirsa.
2) DaC N. tisrd divafi prdti mahnd ist (II, 3, 2), mag unertieblich sein.
Man vergleiche zu den angefuhrten Steilen Hi, 54, 11; IV, 12, 1.
3) Hates dieselbe Bedeutung, wenn Brhaspati heifit (IV, 50, 1)?
4) Dieselbe Resignation empfehle ich anch gegenuber dem visvdrupebhir ds-
vailj, (X, 70, 2; V. M. Ill, 447). Wenn N. zum Opfer kommt, wird er ja fahren*
wie die Gotter pflegen. Warum aber seine Rosse visvdrfipa sind? Warum ist
Savitars Wagen visvdrupa- (1,35,4)? Vielleicht nur, urn ihn als besonders herr-
lich zu beschreiben. Mythologische Schliisse werden wir uns hier besser ver-
sagen.
Zur Religion and Mythologie des Veda.
223
in dem sich ebenso gut entferntere wie nahere Beziehung kund-
geben kann und wie Zusammengehorigkeit auch der Kontrast sich
kundgibt. Ein fliichtiges Sichannahern dieser einen Figur an jene
andre, das alsbald anderweitigen , ebenso gleichgiiltigen Annahe-
rnngen Platz macht. Wo dann doch bleibenderer Zusammenbang
sich wirklich herauszustellen scheint (N. und Brhaspati), werden
die von der tJberlieferung gebotenen deutlichen Indizien (S. 215 f.)
fur die Beurteilung dieses Tatbestandes iibersehen und dafur das
Vorbandene mit iiberkuhneni Grriff an Phantasiebilder (lunarische
bz. Manenfeuernatur der Gotter) angeheftet. Beiworte, die durcb-
aus vereinzelt auftretend unberechenbaren Einfallen ihr Casein
verdanken mogen , werden als Briicke verwandt zu andern , in
Wahrheit ihrerseits wieder durchaus problematiscben Vorstellungs-
kreisen. —
Und wenn nun unausbleiblich die in so zufalligen Richtungen,
so ganz ans freier Hand gezogenen Linien mit denen wenig bar-
monieren, welche in unsern Quellen in der Tat die zu betrachtende
Figur umschreiben oder um sie herum, in engster Berlihrung mit
ihr verlaufen: wie wird die Betrachtungsweise , gegen die ich
mich wende, dieser Schwierigkeit Herr? Mit einem radikalen
Mittel ; einem grofien Schnitt mitten durch die Uberlieferung. 1st
vom Gott Nara^amsa und ist vom nrnum sdmsa- die Rede, so ist
das sdmsa- druben und das „zweite samsa-^ biiben „nicht sachlich
nnd historisch verwandt". „Man darf nur nicht beide Worte,
narusamsa- und dieses sdrrtsa- , mit einander verwechseln" (V. M.
Ill, 449). Nicht ohne Erstaunen frage ich: wo liegt nur der
Grund und das Recht zu solcher Unterscheidung ‘) ? Ist es irgend
glaublich, daS hier die Verbindung von sanisa- mit dort
die zahlreichen Verbindungen gerade derselben, immer wieder mit
einander kombinierten Elemente nr- und sams- vollkommen ver-
schiedenen Vorstellungskreisen angehoren? DaB man den rich-
tigen Gritf vielmehr tut, wenn man das im Gotternamen enthal-
tene samsa unter Hintansetzung der indischen Bedeutung des
Worts, Fernen kuhn iiberspringend , an den Gebrauch des ira-
nischen sank-, ja an das lateinische censor {ndrasdmsa = liominuni
1) Doch wohl nicht darin (V. 11. Ill, 449 A. 2), daJl nur Narasamsa (XairyS-
sa»ha) als fahrend erscheint, nicht aber der *'a»nsa-, dus pitfnam manma? Selbst-
verstandlich wird der „Mannerpreis", da, wo er als Gott hypostasiert ist, dazu
neigen wie die andern Gotter aufzutreten ; der „Preis der Manner“ aber , wo es
ohne solche Hypostase sich um ihn handelt, wird dazu sehr viel weniger oder
gar nicht neigen. Ist es notig, das ausdrucklich zu sagen?
censor V. M. II, 106) heftet? Zu den allgemeinen, wie mir scheint,
von vorn herein stark genng sich aufdrangenden Bedenken gegen
solches Vorgehen aber kommt weiter noch speziell die Riicksicht,
welche die im Obigen anfgewiesenen zabireichen, gegenseitig ein-
ander sichernden Verbindnngslinien zwischen den verschiedenen
Gruppen der Narasamsabelege nnd dem Vorstellangskreis des an-
geblicb „zweiten“ sdmsa- beansprucben. Fiir die Apriverse ver-
weise icb anf S. 212, fiir X, 57, 3 an£ S. 213, fiir die Lieder, die
N. mit Brhaspati verbinden, anf S. 215 f., endlich fiir den Ritas der
N.-becber anf S. 214: lauter Indizien, welche nns die alten Au-
toren nnbewuBt nnd darum, aueh abgesehen von dem zeitlicben
TJnterscbied , mit einer Znverlassigkeit liefem , wie sie Erkla-
mngen Yaskas oder Sayanas nie zukommen kann. Uber das
aUes setzt man sich brnweg ? Sollen wir nicht eine Untersnchungs-
weise erstreben, welche entschiedener entschlossen ist, die Uber-
lieferung^) zum Sprechen zu bringen, von ihr hingebend zu
lernen ?
4. Zu Kath. XI, 10 (p. 168, 3),
Bekanntlich wird erwogen, ob die Maruts mit Totenseelen
etwas zu tun haben. Kommt da der nachstehende Satz des Ka-
thaka (XI, 10) aus der Besprechung der Mnrlsfi- in Betracht?
Man liest in der Ausgabe: dtkaita marntis cdtasrah pitryds tdsam
tisrbhih pracdranti ny ehdm dadhati. Was sind aber die femini-
nischen „vier den Maruts gehorigen, den Manen geh6rigen“? Es
mufi sich irgendwie um Darbringungen handeln, aber der Zusam-
menhang ergibt das fehlende Substantiv nicht. Die Beziehung anf
die pitdruh tritt voUkommen unerwartet auf, um dann ebenso spurlos
zu verschwinden. Wie der Herausgeber sich diese Schwierigkeiten
gelbst haben mag, weiB ich nicht.
Nun gibt fiir pitryds die Hschr. Chambers pimdyas. TJnd in
den Sutratexten, die hier zu befragen geboten ist, lesen wir uber
den in Rede stehenden Ritas: Apastamba ^r. XIX, 26, 1 tisrah
pindlh krtvd, 6 = 9 = 12 yadi varset pindw eva juhuyat, 17 prati-
1) Wo sehen wir im Veda N. ein Censorenamt iiben? Verschweigen wir
aber nicht, daB v. m. 58 die Wendung 'vom censor doch nnr in zweifelndem
Ton wiederholt wird.
2) Ich meine die echte Dberlieferung, die Vedatexte, nicht Gewahrsmanner
wie Sakapntii (V. M. Ill, 447).
Zur Religion und Mythologie des Veda.
225
mantram pindtr abadhnati] 27, 14 ynbhih pindlr abadhnati; Manava
Sr. V, 2, 6, 5 pindih Jcrtva, 7 pindtr upanahyati, 16 pindlr alamka-
roti, 17 praTc svistakrtah pindtm avadaya ; Asvalayana Sr. II, 13,
B. 6 agnir dhamacckan marntah suryah. tisras ca pindya utiarah.
Von dem selbstverstandlich herzustellenden pindyds wird das
pitryhs des gedruckten Kathakatextes den Akzent bezogen haben.
Dafi hier im Kathaka das Wort pindi- vorliegt, hat schon das
Pet. Wb. gewuBt.
Der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
Von
Wilhelm Meyer aus Speyer,
Professor in Gottingen.
Vorgelegt in der Sitzung vom 8. Mai 1915.
Im Jahre 1914 ist ein von den Monnmenta Germaniae Historica
seit langer Zeit vorbereiteter Band durch Karl Strecker abge-
schlossen worden, der enthalt die Rbythmi aevi Merovingici et
Carolini, d. h. die auf dem Festland ohne Rilcksicht anf die
Quantitat und Metrik verfaBten Gedichte aus der Zeit der Mero-
winger und der Karolinger, == Poetarum latinorum medii aevi Tomi
IV Pars II (p. 443 — 900). Da der Inhalt dieses Bandes mit vielen
meiner Arbeiten sich eng ber’dhrt, so beniitzte ich die sorgenvolle
Ruhezeit der Weihnachtsferien 1914|15 um einen Theil dieser
Sammlung durchzulaufen.
Ich blieb hauptsachlich haften an dem Gedichte iiber Placidas,
welcher in der Taufe Eustasius (Eustachius, Eustathius etc.) ge-
nannt worden ist. Aus einer Veroneser Handschrift des 9. Jahr-
hunderts hat dasselbe zuerst Diimmler veroffentlicht in der Zeit-
schrift fiir deutsches Alterthum XXIII (1879) S. 273; Strecker
hat es wieder gedruckt S. 593 — 599 als no 61. Die Zeilen dieses
Gedichtes sind seltsam gebaut und die Strophen sind in autfallender
Weise gereimt. Dariiber habe ich in den Weihnachtsferien Allerlei
gefunden. Als ich dann die Osterferien dazu verwendete, diese
Entdeckungen darznlegen, wurde ich zu einer weiteren Erkenntnis
gefuhrt, die ich sachgemaB jenen voranstellen muB.
der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
227
1 Die griechischen nnd die lateinischen Fassnngen
der Placidas-Eustasins-Legende.
Derjenige, welcher im 8. oder 9. Jahrlmndert diesen Rythmus
verfaBte, hat natiirlich eine lateinische Darstellnng der Placidas-
Legende heniitzt. Strecker verweist S. 593 ‘De Placida cf. Acta
Sanctorum Bolland. Sept. VI (1757) p. 123 sq. Poeta vitam adhi-
buit, sed nonnulla mutavit velut e. gr. str. 24. 25.’
Ich muhte natiirlich bei schwierigen Stellen des Rythmus oft
vergleichen. was fiir Text seine Vorlage ihm geboten babe. Was
ich da fand, war so, da6 ich einem Freunde schrieb; In den
Dichter dieses Rythmus verliebe ich mich immer mehr. Nicht nur
ist der Ausdruck fiir jene Zeit auffallend rein nnd selbstandig,
ohne Nachaffung weder der Vulgata noch bestimmter Dichter wie
des Virgil oder des Prudentins. Die Gedanken sind wohl geordnet;
durchschnittlich voU Empfindnng und Wiirde. Oft dachte ich an
die Art des Paulus Diaconus in seinen Rythmen. Wenn man
dann die Erzahlung mit der lateinischen Vita der BoUandisten
vergleicht, so tritt eine auflfallende Thatsache ins Licht. Der
Dichter hat sehr viele Reden oder kleinere Thatsachen der latei-
nischen Vita nicht dargestellt; es sind das nur kleine Stiicke,
aber nahezu immer Stiicke, die man den Aufputz, den Firlefanz
der byzantinischen Legendenschreiber nennen kann : Betrachtungen,
Reden, Voces de coelo usw. Z. B. in Strophe 22 — 24 des Rythmus
wird erziihlt, wie den Placidas 2 seiner friiheren Krieger suchen
und wie sie wirklich in sein Versteck kommen. Er erkennt sie,
aber er verleugnet seine Person, begrlifit sie als unbekannte Fremd-
linge und ladt sie zum Essen. Aber in der Vita der BoUandisten
richtet Placidas, als er die friihern Genossen sieht, schnell ein
Gebet an Gott, wie diese, so moge er ihn auch Frau und Kinder
wieder sehen lassen. Eine Vox de coelo verspricht ihm dies und
Anderes. Nachher geht Placidas zu seinem Hanswirth und bittet,
ihm Essen und Wein zu leihen. Beim Essen iibermannt ihn die
Erinnerung; er eilt hinaus und weint sich aus; vergifit aber nicht,
vor dem Wiederhineingehen sich die Augen auszuwaschen, damit
seine Gaste nichts merken. Von all dem ist im Rythmus Nichts
gesagt. Diese und ahnliche Ausschmuckungen der Legenden
waren damals hochberiihmte Kunstmittel. Wenn dieser Dichter
nur aus angebomem Kunstgefiihl diese Zierrathen erkannte und
ibrn vertrauend es wagte, sie auszuscheiden, so stand er geistig
weit iiber all seinen Zeitgenossen. Aber er hat ja schon um 800
228
Wilhelm Meyer,
gelebt; da ist es ja leicht moglich, dafi er eine andere Fassung
dieser Legende gekannt und benutzt hat.
Das Grefiihl, dafi mich za dieser brieflichen AuBerung veran-
laBt hatte, hatte mich nicht getauscht. Denn als ich, beunrahigt,
den Texten dieser Legende weiter nachforschte — an der Hand
der Bibliotheca hagiographica Latina der Bollandisten von 1900
und des Snpplementum von 1911 — , da fand ich, daB meine Frage
schon beantwortet sei.
Im 3. Bande (1908 — 1911) der Studi medievali p, 169—226 und
p. 392 — 490 hat Angelo Monteverdi mit Belesenheit und Scharf-
sinn gehandelt fiber La Leggenda di S. Enstachio (recensirt von
Poncelet in den Analecta BoUandiana XXIX 1910 S. 347). Monte-
verdi weist S. 398 — 401 nach, daB neben der viel besprochenen
lateinischen Vita (bei den Bollandisten) eine kiirzere Fassung (ge-
druckt in der Bibliotheca Casinensis III, FlorUegium 351 — 354) zu
beachten sei, und S. 404 — 407, daB diese Fassung die Vorlage
sei, welche der Dichter des Rythmus benutzt habe.
£s konnte scheinen, daB damit meine Bedenken erledigt seien.
Dock das scheint nur so; in Wahrheit werden sie dringender. Ich
glaube aber, daB sie erledigt werden konnen und daB der Weg
dazu uns noch weiter zu einer schonen und fur die Eustachius-
Legende werthvoUen Erkenntnis fiihrt. Aber, urn dahin zu kommen,
bin ich gezwungen, zuerst die alten griechischen und la-
teinischen Texte dieser Legende zu skizziren. Das haben
schon die Bollandisten gethan, 1757 September VI. Bd. (p. 107 § 2
und § 6, p. 114 § 41 und in den Noten besonders p. 128/9) und
dann neuestens Monteverdi (p. 393 und 396 — 401).
(Grriechische Fassungen) Wir kennen bis jetzt 2 grie-
chische Fassungen, die in den Acta Sanctorum 1757 gedruckte,
und eine zweite, welche erst 1884 in den Acta BoUandiana III 65
gedrnckt und in den Studi Storici VI 1897 p, 333/41 und in den
Xenia Romana 1907 p. 121/8 erganzt und berichtigt worden ist.
Ich kann diese zweite griechische Fassung weiterhin fibergehen.
Denn sie ist nur eine Umarbeitung der ersten, aufgeputzt mit
den iibelsten Kniffen byzantinischer Rhetorik.
Dagegen sehr wichtig ist der griechische Text, den zuerst
1660 Combefis (s. jetzt Migne Patr. gr. 94, 375), dann die Bol-
landisten herausgegeben haben. Schon um 730 citirt Johannes Da-
mascenus im Schlusse seiner 3. Rede fiber die Bilderverehrung ein
Stuck aus dem Anfange (ed. LeQuien 1712 I p, 372). Der Text
der BoUandisten ist ziemlich gut, dock nicht vollig genfigend, da
er den Text des Combefis nur in den Noten erwahnt. Ich will
der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
229
an einigen Stellen des Stuckes, das Johannes Damascenus ausge-
schrieben hat = Bolland S. 124 § 3, zeigen, dafi der Text der
Boliandisten nicht fiir alle Untersuchungen geniigt.
Gleich im Anfange drucken die Boliandisten; autoO . .
fieti TOO STpar<ir.ioo'j zaarj; ttjj OEpazet'a;; mit Combefis (Co) und Johannes Damas-
cenus ist xai einzusetzen, was auch die lateinische Vita bietet (cum exercitu et
Omni gloria).
Ein ganz seltsamer Fehler liegt wenige Zeilen weiter vor. Die Boliandisten
drucken : to auvrjbe; tov orpaTov ^rot^^tJoiTO tt^v xotii a’jTcbv 8tto;tv . . .
Tr 2 pl o£ TTjv aoXXrjibiv Tuiv IXaamv u-eppcyEdEaTaToj “aar^; Tfj; oyeXt); xat eoEiOEOTEpo;.
S. 129, Note p, wird der Text von Combefis citirt: ot(o;tv. Ilavro; 81 too OTpa-
tottIoo'J itEpi TTjv SiQpav aayoXo'jiiE'JOU , cpaivETa; aoTm eij tcuv EXa''pu)V ux£ppi£YE9rjS
raar,; TTjt aYEXrj;. Dagegen Johannes Dam. bietet ; ottojtv. IlavTo; 81 too o-pa-
Too i-'i TTjV ao)J.Tj'iiv aci)foXoou.Evoo Tuiv IXaocov, 0 ozEpfiEYEilEOTaTo; T.'x'Sr^i Tf^i aycXrj;
xal £OEi8£3TaTo;.
Der Text von Combefis ist vollstandig : aber sowohl der Text der Bolian-
disten wie jener des Johannes ist durch denselben Fehler, den Ausfall der
Worter vor dem wiederholten AVorte 8 ).a®«>v, entstellt. AVegen verschiedener
Stellung der AA^orter bat der gleiche Fehler verschiedene AVirkung gehabt. Es
muB erganzt werden 1) bei den Boliandisten : 8 t(o'tv. Ikpl 81 Tljv ooXXTjd/tv
Toiv IXa^iuv <ravT8; too STpaToo d3y_oXoo|j.£voo ^atverat aoTtu Etj twv EXa 9 tuv> b-sp-
pEYsB^STaTo; tostj; xffi ifiXrii xal ei£i 8 taTep 0 i. Dagegen 2) bei Johajmes ist zu er-
giinzen; IlavTo; 81 too stpaToo ttjV ab>,Xrj;piv doyoXoopilvou Tuiv 8 X;i'pu)v, <®a£vEtat
abtip eT; tuiv lX<itpu)v> o oueppEYefiESTaTo; rastj; t^« xai soEiolaTaTo; ; (viel-
leicht ist o und ebst 88 iTaTo; auch im Bollandistentext hereinzukorrigiren). Damit
stimmt der alte lateinische Text der Boliandisten: Cunctis vero militibus circa
captionem cervorum occupatis, apparuit unus cervorum, vastus ultra mensuram
totius gregis et speciosus; dann ein anderer lateinischer Text: apparuit ei grex
cervorum ; inter quos erat unus pulcherrimus et omni decore mirabilis ; endlich
die tibersetzung der coptischen Ubersetzung: to give chase to them, and all the
soldiers gave all their energies to catching the beasts. And one of them appeared
from out of the herd, and he was a very fine animal and stood higher than all
of them (= b-EppEYEfiloTaTo;?).
Auch in den unmittelbar folgenden AVorten: Boll. (ii:oa 7 :n 39 Et; ir.h ttj; iiiktii
ttippTjJE xaTot TOO xpTjpvoo 8 v BoJOTEpoi; To'T:ot; tq; oXtj; xa'i ouopuToij ympi'oi;, womit
Combefis stimmt: oppr^aa; xari too 7 .pr,pvoo etc., ist wohl die Lesart des Johannes
xoTot TOO 8 popoo vorzuziehen, wie es in der lateinischen Vita heiBt: impetum fecit
in silvam et spissioribus locis, und in dem andern lateinischen Text ‘persecutus
est eum in silvam condensam’. Zu abschussigen Hbhen kommt der Hirsch erst
spater. Die um das Jahr 1000 geschriebene coptische Ubersetzung (Budge, Coptic
martyrdoms, 1914 p. 359) wird so ubersetzt: took to flight, and he ran for savety
into a thicket on the mountain, which was very dense, and very difficult fo the
hunters to penetrate.
AVeiterhin ist in den AA'orten “aTryzEv aaEpiaxoitoiv -avTofisv, -oltp Tpo-qi ItzOA-
prjTat TOO 8 X 0900 mit Combefis und Johannes zuerganzen: ^oEpiaxonuiv xal Ivvouiv
Tioiu). Die lateinischen Texte haben ‘stetit circumspiciens undique et considerans’
(BoU.) Oder ‘stetitque cogitans’, und der coptische Text wird ubersetzt: he stood
still and looked round about on every side, and he wondered by what means he
could take him in a snare.
230
Wilhelm Meyer,
Spater, nach der Erwahnnng des Balaam, geben die Bollandisten den Ver-
gleich mit den Worten: o'jtoij xal IvTctOHa ogtv,v'jst toutov giv Toiv -xEpcxTujv xo~i
Tov Tj-'j-i -z'A TipitGu aToupoO ; das sinnlose tootov fehlt bei Combefis ; aber
Johannes bietet das richtige tootoj (huic demonstravit, gave him the following sign).
Die Bollandisten schlieBen den § 3 hart mit den Worten; TrposxaXEixcci ctjxov
Xr/u)v ; Combefis und Joh. haben viel deiitlicher r.p. xiv IlXazioav X^ymv (advoeat
Placidam, dicens ei ; cried out to Plaketas . . saying).
Im Ganzen erhellt, da6 fiir die nachsten Untersuchungen der
griechische Text der Acta Sanctorum geniigt, zumal der beigefiigte
lateinische Text meistens wortlich mit ibrn iibereinstimmt.
(Die lateiniscben Texte der Placidas-Enstasius-
Legende). In sehr vielen nnd in ziemlich alten Handschriften
kommt der ausfiibrlicbe lateinische Text vor, den die Bollandisten
an der Seite des griechischen Textes gedrnckt haben. Sie baben
(nach § 41 der EinJeitung) eine eigene Handschrift zu Grunde ge-
legt, nnd nur bier und da auch andere Handschriften eingesehen.
Das ist zu bedauern. Denn es scheinen im griechischen Texte
bfter ganz kleine Satze mehr zu stehen als im lateiniscben; so
z. B. haben im SchluB des eben gepriiften § 3 des griechischen Textes
Bolland, Combefis und Johannes: Selzvoot . . pisaov Ss xm xspatwv
TTjV slxdva TOD d'so'fdpoo a(bp.aTo?, 8 (od Joh., fjV Comh.) Sia fijv acortj-
ptav f|p.a>v avaXapsiv xatsSe^ato (= Coptisch S. 359), wahrend der
lateinische Text schlieBt: in medio cornuum imaginem domini nostri
Jesu Christi. Also eine stets verlaBliche Grundlage bietet der
von den Bollandisten gedruckte lateinische Text nicht.
(Der kurze lateinische Text) Schon die Bollandisten kannten
eine lateinische Eassung, welche sie ‘contractor’ nannten (S. 107
§ 2 und 5, S. 128 Note ‘c’). Dann wurde (wohl dieselbe) Eassung
1877 gedrnckt in dem Elorilegium (p. 351/4), welches dem 3. Band
der Bibliotheca Casinensis beigegeben ist. Der Text ist abge-
druckt ans der Hft no 145 (pag. 483/488), welche im 11. Jahr-
hnndert in Monte Casino geschrieben ist; weitere italienische
Handschriften nenuen Monteverdi und das Supplementum der
Bibliotheca hagiographica latina, 1910, unter no 2761. Monte-
verdi handelt p. 398 401 ziemlich ausfiihrlich fiber diese kurze
Eassung. Sein Satz ist, daB diese kurze Eassung nicht aus dem
langen lateiniscben Texte ausgezogen oder sonst irgendwie von
ihm beeinfluBt, sondern unmittelbar aus dem griechischen Texte
gearbeitet ist.
(Das Verhaltnis der griechischen und lateiniscben
Legendentexte und der alteste, ursprUngliche Text
der Placidas- Legend e). Das Endurtheil fiber die Haupt-
frage lautete bisher dahin, daB der griechische Text die alleinige
der Bytbmns ubei den h. Flacidas-Eustasius.
231
Quelle des lateiuischen Textes und der orientalischen Texte ist,
dafi dann der lateinische Text die Quelle all der Fassungen in
verschiedenen enropaischen Sprachen geworden ist. So sagten
schon die Bollandisten 1757 (S. 107 § 6): in oculos incurrit,
ex uno omnia fonte, actis nostris Giraecis, promanasse; demgemafi
nennen sie ihren lateinischen Text nur die versio latina. Das-
selbe lehrt Monteverdi oft und mit mannigfachen W orten. S. 174
nennt er die griechische Fassung ‘la radice prima e comime di
tutta la letteratura eustachiana’, und S. 216 ‘Fantica vita greca
di S. Eustachio e forse il testo primo e originario della leggenda,
Fopera genuina del rimaneggiatore cristiano. E fuor di dubbio
che tutte le altre versioni dipendono nnicamente da lei’; endlich
S.' 393: la vita greca tenne la leggenda stessa a nascimento.
Anch Poncelet sagt in seiner Exitik der Arbeit Monteverdi’s
(Analecta BoUandiana Bd. 29, 1910, S. 347): Le resultat essentiel
est que toute cette vegetation legendaire est sortit en definitive
d’une senle racine, le texte grec. Die ausfubrlichen Arbeiten,
welche sich mit der Person des Placidas - Eustasius und seinen
bistoriscben Verhaltnisseu beschaftigen, gehen von der griechischen
und der gleichlautenden lateinischen Vita aus.
Wie man zu diesen Behauptnngen gekommen ist, das enthiillt
Monteverdi, der S. 396 sagt ‘DalF Oriente passiamo all’ Occidente.
E la via che tenne la nostra, che tennero tante altre pie leggende.
Composte originariamente in greco nelle terre delF impero di Bi-
zanzio e portate poi nel Mezzogiorno d’ltalia, ivi assumevano
d’ordinario forma latina e di la si diffondevano pel ponente cri-
stiano’. Dieser Grundsatz klingt schon und klar, er ist anch ver-
breitet: doch er ist falsch. Das Kaiserreich war, so lange es be-
stand, in Rom concentrirt und die gewaltige Verwaltungsmaschine
bediente sich der lateinischen Sprache. Diese wirklichen Yerhalt-
nisse hatten anch ihre Folgen. Liegt ein Gesetz oder ein Ver-
waltungserlafi in griechischer und in lateinischer Fassung vor, so
werden bedachtige Leute von vomherein die lateinische Fassung
als Original annehmen. In der Theologie waren die Verhaltnisse
etwas anders. Ex Oriente lux! Daher kamen die Evangelien und
viele Schriften erleuchteter und begeisterter Christen. Aber die
Martyrien schildem Ereignisse des realen Lebens. Sehr viele der-
selben spielten in Rom sich ab, dem Sitze der Centralgewalt des
Reiches, und schon der regelmafiige Satz dieser Berichte, dafi eine
Volksmenge der Gerichtsverhandlung und der Marter beigewohnt
und wie sie ihren Gefiihlen Ausdruck gegeben habe, beweist,
welchen Eindruck diese vielen Martyrien in Rom gemacht haben.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichtcn. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2. 16
232
Wilhelm Meyer,
Nun kann ja vorgekommen sein, was bei Ignatius von Antio-
chien urn 100 nach Christus vorgekommen sein soli. Er soil von
griechischen Landes- und Glanbensgenossen begleitet, als Gefangener
nach Rom gefiihrt worden, dort vemrtheilt und getodet worden
sein; dann soUen seine Genossen einen Bericht dariiber niederge-
schrieben haben. Dieser in einer einzigen Handschrift erhaltene
Bericht ist natiirlich griechisch abgefafit gewesen: aber das sind
Ausnahmefalle, die wieder aus besondem realen Verhaltnissen sich
ergaben.
Natiirlich waren die Romer zuerst und am meisten aufierlich
und innerlich betheiligt an den Martyrien, welche in Rom vor sich
gegangen waren. Und, wahrend nun die griechische Christenheit
die in ihrer Mitte vorgekommenen Mart5n'ien mit Eifer schilderte
und wahrend diese Schildemngen in der ganzen Christenheit eifrig
gelesen warden, sollen die Romer stnmm zugewartet haben, bis
die in ihren Mauern geschehenen Martyrien von irgend welchen
Griechen in griechischer Sprache dargestellt waren? Das ist
thoricht.
Ich habe schon 1904 in der Abhandlnng ‘Die Legende des h.
Albanus’ (Abhandlungen, Neue Eolge, Band VIII S. 6 und 7) diese
Erage besprochen and geschlossen mit der natiirlichen Regel, da6
Martyrien, welche auf lateinischem Boden spielen, nrspriinglich in
lateiaischer Sprache abgefafit sind (dieser Satz ist auch aufge-
nommen in Delehaye, Le leggende agiografiche, con appendice di
Wilh. Meyer, tradazione; Eirenze 1906 p. 339). Waren aber die
Berichte von romischen Martyrien auch zunachst in rbmischer
Sprache abgefafit, so wollten doch bald auch andere Italiener,
welche Griechisch sprachen, sie kennen und in der Earche verlesen
hbren. Besonders urn Neapel safien viele solche, aber auch bei
Rom (Grottaferrata). Um sie zu befriedigen, warden dann die
lateinischen Texte ins Griechische iibersetzt. Aus spaterer Zeit
wissen wir von solchen in Neapel lebenden Ubersetzern.
So wird fiir uns die Bahn frei. Wir miissen die vorliegenden
Thatsachen priifen, ohne von schon klingenden Prinzipien uns binden
zu lassen. Diese Thatsachen sind einfach : I In alten Handschriften
uberliefert und von einem Dichter in der Zeit Karl des Grofien
beniitzt ist eine kurze lateinische Eassung der Legende von Pla-
cidas-Eustasius. Einige hier erzahlten Thatsachen sind W under;
so erscheint ein Hirsch mit einem Kreuz und mit Christi Bild
zwischen dem Geweih und spricht; die Martyrer werden im Circus
von einem Lowen nicht angeriihrt und, nachdem eine Vox de coelo
zu ihnen gesprochen hat, bleiben sie im gliihenden Ofen unversehrt.
der Rythmus fiber den h. Placidas-Eustasius.
233
Anderes ist auffallend: wahrend der Vater in der Mitte des
Flusses sich befindet, wird der eine Sohn anf dem linken Ufer,
der andere auf dem rechten Ufer zu gleicher Zeit von einem
Lbwen xind einem Wolf fortgeschleppt, aber doch nicbt getodet;
zuletzt finden die weit getrennten Vater, Mutter nnd Sohne, sich
auf einem Ort zusammen und erkennen sich. Sonst aber sind die
erzahlten Dinge menschlich moglich. Diese Ereignisse sind in
wurdevoUer Sprache schlicht erzahlt, mit einigem, aber nicht mit
widerlichem rhetorischen Aufputz. Ich sehe kein Hindemis zu
sagen: diese kurze schlichte lateinische Fassung ist
vielleicht die urspriingliche, jedenfalls die alteste
Fassung, in welcher die schone Legende von Placidas-
Eustasius uns iiberliefert ist. Der Wortlaut ist in den
verschiedenen Abschriften ziemlich verschieden; doch scheint er
leicht dem 6. — 6. Jahrhundert zugeschrieben werden zu konnen.
Eine Ausgabe dieser Fassung der romischen Stadtlegende ist also
dringend zu wiinschen. Siehe den III. Theil dieser Arbeit.
II Es ist auch eine ausfiihrliche Fassung der Placidas-Eusta-
sius-Legende erhalten, die schon im Anfang des 8. Jahrhunderts
verbreitet war. Hier werden zunachst dieselben Dinge erzahlt wie
in der kurzen Fassung. Aber auSerdem werden noch viele andere
kleinen Dinge berichtet. Auch diese sind nicht wunderbar oder
unmoglich ; sie scheinen nur die Erzahlimg wahrscheinlicher machen
zu sollen. Demselben Zweck scheinen auch manche zugesetzten
Reden zu dienen. Viele von diesen Zusatzen sind nicht besonders
geistreich; manche sind lappisch. Sie passen zur Rhetorik der
fortschreitenden Legendenfabrikation, wenn sie auch fern bleiben
von dem entsetzlichen Phrasengeklingel z. B. der zweiten griechi-
schen Fassung (Analecta BoUand. Ill 66). Nach meiner Ansicht
ist diese Fassung nur die verschonernde Umarbeitung der alten
kurzen lateinischen Fassung, welche etwa im 7. Jahrhundert atis-
gefiihrt worden ist.
Diese erweiterte Fassung liegt vor in griechischer und in
lateinischer Sprache. Diese beiden Texte stimmen so eng mit ein-
ander iiberein, dafi der eine von ihnen eine Ubersetzung des andem
sein mu6. Aber welcher war der friihere? Das ist schwer zu
entscheiden. Wenn demand im 7. Jahrhundert sich daran ge-
macht hatte, die einfache und schlichte lateinische Fassung nach
den Forderungen der fortgeschrittenen Legendenkunst aufzuputzen,
so ware doch zu erwarten, da6 wenigstens mancher Ausdruck der
kurzen lateinischen Fassung hangen geblieben ware. Z. B. wdrd
in der kurzen Fassung oft das Wort mauclerus gebraucht: we6-
16*
234
Wilhelm Meyer,
halb sollte der Umarteiter dafiir stets dominus navis gesetzt haben?
Ganz seltsam ist die Bezeichnung der Kinder. In der kurzen
Eassnng heifien sie fiUi, nach Umstanden iuvenes; in der ansfiibr-
licben Fassung beifien sie neben filii oft infantes oder pueri, auch
adnlescentes nnd invenes; im griecbiscben Texte ist otoi selten,
banfig T^xva iraiSs? jraiSia vij-ta (vswtspot, veavtaxoi). Das begreift
sicb, wenn die XJmarbeitnng znerst in griecbiscber Spracbe vor
sick ging: bei dieser Neuschopfnng bediente der Griecbe sicb nn-
genirt der verscbiedenen Ansdriicke, welche seine Spracbe bot ; der
Lateiner, welcber diese Nenscbopfang vielleicbt bald dem romiscben
Lesepnblihnm vermittelte, folgte ibm fast sklaviscb.
Ein anderer Umstand kann dafiir sprecben, dab die lateinische
Eassnng znerst entstanden ist. Wie oben (S. 230) bemerkt, feblen
etbcbe ganz kurzen Satzchen im lateinischen Texte, die im grie-
cbischen stehen. Sie sind aHerdings sebr kurz nnd unbedeutend;
allein da der lateiniscbe Text sonst eng mit dem griecbiscben
stimmt, weBhaib batte der lateiniscbe Ubersetzer gerade diese nn-
bedentenden Satzcben weglassen soUen? Docb wir sind nocb zn
wenig xmterricbtet, wie der von den Bollandisten gedruckte la-
teiniscbe Text zu den Handscbriften stebt.
JedenfaUs scbeint die erweiterte Eassnng in griecbiscber Spracbe
die Grnndlage fiir die Bearbeitnngen in orientaliscben Spracben
gewesen zn sein; sicber fiir diejenige, weicbe Budge 1914 in Coptic
Martyrdoms aus einer nm das Jabr 1000 gescbriebenen Handscbrift
berausgegeben nnd iibersetzt bat. Dagegen anf den lateiniscben
Text der erweiterten Eassnng geben fast alle anderen Bearbeitnngen
der Placidas-Enstasins-Legende in den enropaiscben Spracben zuriick.
Als Beweis fiir das, was ich iiber die beiden Eassungen dieser
Legende gesagt babe, gebe icb bier den Anfang der Legende in
beiden Eassungen.
I. Den Wortlant der ursprunglicben lateiniscben Eassnng gebe
icb im III. Tbeile dieser Arbeit in folgender Eassnng:
1. In diebns Traiani imperatoris idolornm saevitia (saevitiam?)
ipso exbibente
2. erat magister mUitnm nomine Placidas,
3. natns (natn?) secundum camera gloriosissimns et ditissimns
valde tam in animalibns quam in anro et argento et mancipiis vel
nniversis rebus substantiae suae.
4. Et qnamvis paganitate existente
5. inventus est snbvenire miseris vel necessitatem patientibns
vivendi substantiam ministrare,
6. ita nt acceptabilis fieret coram domino deo in operibns snis.
der Ehythmns fiber den h. Flacidas-Eustasios. 235
7. Et Omni parte illustris erat cam daobus filiis sais et matre
ipsornm.
8 . Dam esset magister militam bellator et adversus barbaros
triumphator, ita ut audito nomine eius contremescerent et effuga-
rentur saepius adversarii eius,
9. erat ei consuetudo venandi.
10. Et dam exisset secandam consuetadinem suam ad venandam,
apparuit ei grex cervorum.
Icli lasse nan folgen den Text der TJmarbeitang (II) , and
zwar den griechischen Text nach den Bollandisten S. 123 (128 ;
vgl. S. 103 § 3 and S. 114 § 41 ;) mit Angabe der Varianten,
welche der Abdruck dieses griechischen Textes gibt bei Combefis,
Martyram Triamphi 1660 (Migne Patrol, gr. 105, 377). Dann
den alten lateinischen Text, wahrscheinlich die Ubersetzang des
griechischen, nach Bolland. S. 123 (128; vgl. S. 101 § 2, § 5 and
S. 114 § 41).
II. Fassang, Griechischer Text: II. Fassang, Lateinischer Text:
1 Iv tai? ■fjiJ.lpaii; PaotXsiai; Tpai- 1 In diebus Traiani imperatoris
avoo slSwXoXatpeia; xpatooair]? daemonnm praevalente fallacia
(Comb. ’Ev t. ii- TpaCavoo paoi-
X^wc t. si 8 (oXop.avia 5 xp.) 2 erat quidam magister militam
2 jtpovjx^Trj xapa too paoiXdw? otpa- nomine Placidas {‘ex uno ms. re-
■n]X 4 T 7 ]i; dvofiaxi llXaxtSa? {Comb. ginae Sueciae; cetera omnia uhi-
•^v xi? oxpax.' ^vop-a xouxcp OX.), que Placidas’ hemerht Boll.),
3 Y^voo? xo 6 xaxa odpxa (x(5a[i,ov 3 genere secandam camem insig-
Comb.) ijnSdSou, xXoooio? a^podpa, nis, opibas pollens et canctis
uirspPaXXcov itavxai; xob? ivSd^oo; in honore praecellens {Boll, er-
Iv xs xxi) jj.aoi (xxijvscji ? = ani- gdnst aus der Trierer Eft von I :
malibus I) xat (x. xp. om. tarn in animalibns qaam in anro
C) xal SLpyopi(p xal xvSpaxdSoi? et argento et mancipiis ac nni-
xal x^ XoiTTjj xsptooalq. versis rebus substantiae suae).
4 "'EXXtjv [lb ouv ("'E. 8 s Comb.) 4 sed et daemonam captus errore.
oTC’^pxev xal aoxo? (x. a. om.
Comb.) TTjv ^pTjoxslav,
5 xoi? 8 s ipYoi? x'^c SixaioobvTf]? 6 operibus vero iastitiae et canc-
itavxolw? IxsX(5o[it[Xo, 8 ivx:Xa[ipavd- tis virtatibas erat praeditas et
[isvoc xwv xaxa7covoo[ib(i)v, oovt]- meritis. snbveniebat oppressis •
Yopwv xoi? a 8 ixoo[iEvoic xal tcoX- patrocinabatur gravatis iudicio '
Xobc ix xwv StxaaxTjplwv xpi^P-^o^v plures etiam a iudicibas iniuste
avaxaXo 6 [isvoi;, Yfil>-VTQtE 6 ooai irspi- damnatos sais opibus relevabat *
236
Wilhelm Meyer
7
8
9
9 »
pdXaia )(api'6[i.£VOs, iceivwvtac
SiarpsipoDV xal ajra^airXwi; Jtaat
Toi? ijttSsojiEVOi? ta xatdt tov
P’lov olxovojJLwv, vioc TicKopviQXtos
iv TOi; xaipoi? (Tourotc?) ave-
^aivsio (Comb, amisit avctXapLp.
his ivsipaivsTo).
£t‘/£ §£ fuvaixa xal aorijv {ilv 7
ttov elS(l)Xo)v •9'pTr]ax£tac IjtAp-
)(ooaav, onotoTpoTcov Se tiji; k^a-
^■^5 auTou 'fvwp.Tfji; {pm. Comb.).
Ttxtovtai oov auTot? xatSe? Soo,
ous aveTp£^ov 6{J.oiooi; £ao-
Twv :tpoatp£a£m? (o»i. Comb.).
■^Hv §£ •cooooTov wept^avijc 6 avTjp 8
xal SiapoTjToc licl rate £OJtpa-
Ytat? xal 8avaaT£taii; (ow.Comb.),
m? xal a^too? too? ^apPapoo?
^x TOO 8vd(J.aT0« [idvov ^oPeiodat
a^tdv {pm. Comb.), 5toX£{ttx<«)Ta-
tov Svta xal to^tj) itaatv
e68oxi(ioovTa (§ 5 lx£x 6 o[i 7 jTO,
xoX£[j.ixa)TaTd? T£ wv x. 5 . t. iv
ir. eoSoxc[j.ay Comb.).
’^Hv 8 s xal xepl ttjv ^yjpav axoo- 9
Saio? (xal add. Comb.) xata xa-
oav fj{j.£pav rjSdo)? xovtjywv.
’AXX’ 6 iptXavdpwTO? xal aya^o? 9 '
dfidi; 6 icavTot£ xal Ttavxaj^oo (x.
irava)(oo om. Comb.) tooc ^ao-
Too a^loo? (t. a$loo<: iaotoo 8o6-
XoD? Comb.) ;rpooxaXo6[i,£voi; oo
:tept£i8£V Tootoo ( 7 rap£l 8 £v aoroo
Comb.) Ta<: eoxoda?, oo8e Tjd^-
X7]0£V TTjV af adTjv aoTOU (a6. om.
Comb.) xal a$lav ^£oo (too d.
Comb.) Yvd)[j,T]v ajita^ov £ivai
t) I'fxataXEt^d'^vai oxdtEC (ajiio-
■ftov xatoXEtyd'^vai T«p oxdxEt
Comb.) T^c El8(oXoXaTp£tac, xata
(el8««)Xo(i.aviac xaXojtto(jLdvifjy * aX-
nudos vestiebat • esurientes
satiabat et ut vere dicam
ennetis indigentibus in vita sna
dispensans, nt
(b'Isicut in Actis apostolorum le-
gitnr, (om. Gr.) etiam in his
temporibus Cornelius esse vi-
deretnr.
habebat vero et coniugem ea-
dem snb daemonnm cultnra
existentem, sed similem mori-
bns mariti sententiae. procre-
antnr eis filii dno, qnos educa-
bant pares propriae voluntati.
Erat vero nobilis in institia
et potens in bello, nt et ipsi
barbari subingarentnr ab eo.
Erat etiam venatione indu-
strins per omnes dies.
Sed misericors dens, qui sem-
per et nbiqne ad se sibi dignos
vocat, bona hnins non despexit
opera, nec voluit benignam et
deo dignam mentem sine mer-
cede deseri idololatriae con-
tectam tenebris; sed secandnm
quod scriptum est, quod in
Omni gente, qui operatur iu-
stitiam, acceptus est ei, per-
venit ad istum benigna miseri-
cordia et eum salvari tali
voluit modo. (om. I)
der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
237
Xa xata Comb.) to 7 Sfpa[j,(isvov,
OTt (oTt om. Comb.) sv Tcavtl
edvEt 6 ^opoofiEvos aoTov (tp. tov
S’sov Comb.) xal lpYaCo[i.£Vos Si-
xaioobvTjv Sextos aoT<}> loTty,
|(p3-aa£V 5e (Ss om. Comb.) xai
Sts TooTov (aoTov Comb.) tois
)(p7jaT0is aoTou oxXa'f^^vois xai
ocbCsiv aUTOV ^OoXsTat TpOTtM
TOKpSE (azdyy^voK; too awCs'-v
PooXopLEvos Comb.).
Ntm beginnt die eigentliche Erzahltmg mit den Worten:
10 ’E^sX&dvTcc ouv (om. Boll.) ao- 10 Exennte eo una die consueto
TOO Iv (om. Boll.) pLt!^ TWV T^piE-
pwv (xaTa TO aovTrjO'Es add. Job.
Damascenns) Ixl Tot opv]
psoaat jtETa too OTpaTOTcsSoo xai
(om. Boll.) iraoT]? t^s dspaxsias
auToo xxTa t 6 aovYi^ss, wifidr]
(dspaitsias Comb. Dam.)
aot(p ayiXri iXAtpay poaxop.svif].
Dieser und der zunacbst fol-
gende Text ist , wie oben
S. 228 gesagt, von Johannes
Dam. ausgeschrieben.
Das ist der Anfang der Legende in den beiden Fassungen.
tiber die urspriingliche Fassung (I), die kurze lateinische, ist nicht
Vieles zu sagen. Der sprachliche Ausdruck ist sanber; die Ge-
danken sind schlicht and gut geordnet: vorgestellt wird die Person
des Placidas; seine aufiem Verhaltnisse; seine Mildthatigkeit ; seine
Kriegstiichtigkeit und, zur Erzahlung selbst iiberleitend, seine Liebe
zur Jagd.
Der TJmarbeiter (II) hat hier, in der Einleitung, sich noch
etwas zuriickgehalten. Hochstens in no. 5 tragt er rhetorische Farbe
auf; aber in ausmalenden Zusatzen halt er sich weniger zurtick,
besonders no. 7 und 8 sind stark urn- und ausgearbeitet. Die no. 6
der urspriinglichen Fassung ist vom TJmarbeiter nicht weggelassen,
sondern stark aufgeputzt und umgestellt worden, an den SchluB
der Einleitung (no. 9*), gewissermaBen als Wegzeiger fiir die an-
hebende Gescbichte. So entsprechen diese Texte dem, was oben
(S. 233/234:) allgemein iiber sie gesagt ist.
more ad montes venari cum
exercitu et omni gloria, ap-
paruit ei grex cervorum de-
pascens.
238
Wilhelm Meyer
Der Diehter des Rythmus und seine Qaelle.
Durch die vorangehenden Nachweise sind die Bedenken gelost,
welche die Vergleickuiig des Rythmas mit der lateinischen Vita
mir erregt hat ; vgl. oben S. 227. Der Diehter hat eben nicht diese
Vita benutzt, sondern die andere altere tmd urspriingliche Fassong.
Der, welcher diese Fassong zuerst erfand ond niederschrieb, hat
noch nichts gevruBt von den Kiinsten der spatern Legenden-Rhe-
torik; er hat einfach und ungekiinstelt erfunden und ausgestaltet.
Diesen schlichten Text hat der Diehter der Rythmus be-
niitzt. Er hat also niehts gewoJBt von den aufputzenden Aus-
sehmuckungen der erweiterten Fassong (II), deren Weglassong ieh
ihm als hohes Verdienst hatte anreehnen wollen. Aber der gesunde
und erleuehtete Geist, welehen schon der Ausdrnck in diesem Ge-
diehte verrath, zeigt doch, daB aueh dieser Diehter seiner Vorlage
wurdig war. Ieh will nur 2 Dinge bespreehen.
Plaeidas wiU seine beiden Knaben naeh einander fiber ein tiefes
FluBwasser bringen. Den einen hat er hinuber gebracht und ist,
um den andern zu holen, eben wieder in der Mitte des Flosses :
da raobt ein Lowe den einen Knaben und unmittelbar daraof ein
Wolf den andern. Plaeidas meint, sie seien beide todt, und will
sich todten. Doch er thut es nieht; er steigt heraus, weint und
jammert und spricht seinen Sehmerz in einer langeren Rede aus;
dann geht er weiter. Die Kinder aber sind beide gerettet und
werden in einem benachbarten Dorfe erzogen. Ffir den Erzahler
ist nun eine schwierige Frage, wo er die Rettung der Kinder er-
zahlen soil. Im alten lateinischen Texte wird der Raub der Kinder
vor den Augen des Vaters berichtet; dann steigt Plaeidas aus dem
Flusse, raoft sich die Haare und jammert und will sich ins Wasser
stfirzen. Jetzt wird die Rettung und das kfinftige Leben der
Kinder erzahlt. Eustasius vero, dum esset in amaritudine, dicebat :
naeh der langeren Klagerede geht er seiner Wege. Ganz ahniich
ist die Erzahlung in der erweiterten Fassong gegliedert. Dem
Diehter des Rythmus gefiel es anders ; in Str. 12 berichtet er den
Raub der Kinder; dann sogleich in Str. 13 die Rettung der Kinder
und ihr kfinftiges Leben ; dann beginnt er in Str. 14 die zusammen-
hangende SchUderung dessen, was naeh dem Raub der Kinder
Plaeidas gethan habe.
Spater kommen die beiden Jfinglinge in einem fremden Land
in einen Garten und setzen sich vor einFenster; sie erzahlen sich
ihre Schicksale und erkennen, daB sie Briider seien. Hinter dem
der Rythmus fiber den h. Placidas-Eustasius. ,239
Fenster hat ihre ungekannte Matter Alles gehort : valde mirabatur,
si ipsi essent vel si viverent filii eias. Aber was that sie? Sie
eilt zom Befeblsbaber des romiscben Heeres, am za constatiren,
dafi sie bier eine Grefangene sei. So erzahlt die alte Legende.
Unser Dichter andert das gescbickt and liebenswiirdig. Scbon als
die 2 Jiinglinge den Grarten betreten, erwacbt in der Matter das
Gefiibl and der Gedanke an ihre eigenen Sobne, wie in der voll-
standig erfandenen 29. Strophe hubsch ausgefuhrt wird. Als sie
die Wiedererkennang der beiden Brader miterlebt and die Uber-
zengnng gewonnen hat, daB sie ihre eigenen Sohne seien, da laaft
sie nicht erst znm Feldhern des Heeres, sondem als echte Matter
festinanter descendens eos amplexa est.
Agnovit filios mater et matrem filii.
ceperant se osculari atqae constringere.
n. Der Text des Rythmus,
sein Zeilenbau und seine Reime.
Ich hielt es fiir nothwendig, den Text dieses liebenswurdigen
Gedichtes hier einzufiigen. Dabei beniitzte ich die Ausgabe, welche
Strecker 1914 gegeben hat in den Rythmi (= Poetae Latini
medii aevi IV, Pars 11 S. 693 — 599). Der Rythmas steht voU-
standig (aach Strophe 42*’) in V = Verona cod. XC (85) f. 70’’ —
75’’ aas dem 9. Jahrhandert. Dann sind die Strophen, welche das
Martyriom schildem (Str. 37 — 43, ohne Str. 42’’) eingetragen in
S' = Sankt Gallen no 561 saec. X/XI fol. 162. Strecker hat mit
Recht daraaf hingewiesen, daB der Text von F ofter schlechter
ist als der von S. Die ganze friihere Literatur fiber dieses Ge-
dicht ist in der Zeitschrift ffir deutsches Alterthum za finden:
Bd. XXm (1879) S. 263 a. 273 erster Brack von Dfimmler; XXTV
(1880) 148/50 Ebert a. Zarncke, fiber den Zeilenbaa und einzelne
Bemerknngen zam Text; XXV (1881) 27/8 F. Seiler, besonders fiber
Str. 42’’; XXVI (1882) S. 96 Zarncke (Roethe) a. S. 197 Seiler
fiber Str. 42’’. Sonst ist za vgl. Monteverdi in ‘Studi medievali
HI (1910) S. 404 — 406. (a Hauptaccent, a Nebenaccent).
1 Placidas fait dictus magister nu'litam,
habandancia dives, fortis in prelio.
Qai antea qnam de regno sciret perp4tao,
subveniebat de suis rebus paaperibas;
proinde nondam ablutus placuit domino.
3 antequam V, anteii {vgl. 7,5 postea) quam Oder antequam quid Meyer
3 siret V
240
Wilhelm Meyer,
2 Dum esset magnus Venator et Sagittarius,
die quadam exivit more venancium.
Aspexit grandem a longe cervorum numerum
et unum candidum nimis stantem in medio;
cepit persequi ilium relictis omnibus.
3 grandem Dmmnler, grande V
3 Dum per spacia miilta post eum ciirreret,
ascendit cervus in summum saxorum verticem.
Placidas diim. perpensaret, quid illi faceret,
vidit in comibus eius crucis imaginem
et inter cornua pulcram Ctristi effigiem.
2 sumum V 3 illic Ebert 5 pulcram Bummler, pulcra V
4 Placidas dum stupendo istud aspiceret,
vocem sibi dicentem audivit taliter :
Placidas, Placidas, (inquit,) quid me persequeris?
lesus ego, nescis quern fide credere,
sed in operibus bonis visus es colere.
3 inquit Meyer, fehU in F; Placidas 6 Placidas quid Ebert 4 fide
Bummler, fidem V Vgl. Acta Apost. 9, 4 cadens in terram andivit
Tocem dicentem sibi: Saule, Saule, quid me persequeris? . . Ego sum
Jesus, quern.
5 Placidas tremefactus in terram cecidit,
capud 4rigens tantum ita locutus est:
‘Die mihi, domine, quid (me) oportet facere’.
‘Christianum’, respondit, ‘quere antestitem;
ipse te ammonebit, quod debes facere’.
3 me Meyer, fehlt in V, die, domine, quid mihi Streaker -, vgl. Acta
9, 6 domine, quid me vis facere? 4 quere Ebert, querere V 5 amo-
nebit V 5 debes Ebert, debet V und Strecker (= ‘oportet’).
6 Surgens inde ad domum suam reversus est;
ad sacerdotem perrexit et baptizatus est.
Baptizata est uxor simul cum filiis
et tota domus illius, viri et femine.
Ipse Eustasius dictus est in baptismate.
3 uxor Ebert, eius uxor V 4 tota domus Seiler, totam domum V etc.
5 baptismate Zarncke, baptismo V
7 Post bee reversus ad montem perrexit iterum,
nbi viderat prius tale misterium.
Ibi sibi audivit loquentem dominum:
‘plurima dampna habebis, magnum periculum;
sed postea coronabo te per martyrium’.
1 ec F
8 Ex die ilia ceperunt de pestil^ntia
eius familia mori et animantia.
der Rythmus fiber den h. Flacidas-Eastasins.
241
Supervenernnt latrones, tnlerunt omnia,
et nihil illi de tanta remansit gloria,
qnam sola lixor et diio natorum pignora.
9 Vicinornm non valens ferre obprobrinm
tnlit coniugem siiam et dnos filios.
Ipsa Teiipisten dicta fnit in lavacro,
filii Agapitns iinus et alter Theiipistns.
Exivit nocte cnm illis, nt iret in Egypto.
5 Ebert scMagt ire Oder ivit (ohne ut) vor
10 Ad litns maris pervenit, nanclernm reperit,
qni ad alteram terram eos transposnit.
Erat lixor illius formonsa specie;
concnpivit nauclerus earn et abstnlit ;
et cogitabat, at virnm eins perimeret.
11 Enstasius vix evadens fngit cum parvnlis
et ibat nocte plorando: ‘Ve vobis, filii!
Matrem vestram crudelis barbarus rapnit;
VOS modo miseri 4stis relicti orfani’.
Dnm ita floret, ad ripam pervenit fliiminis.
4 relicti Diimmler, relictis V
12 TJnum filiam siium in collo pdsuit
et ad alteram ripam eum transposuit.
post hec rev^rsus, ut fratrem illius tolleret;
et dum ad m^diam aquam venisset fliiminis,
leo linum et liipus alteram rapnit.
3 ec y ; fratrem Diimmler, frater V
13 Dei pietas magna salvavit piieros :
unum exciisserant sanum pastores ovium
et alter est liberatus ab aratoribus;
et cum eis mans^runt multis temporibus,
invicem nescientes onus de altero.
2 exciisserant Diimmler, excusserat V 6 iinus Diimmler, onnm V
14 Enstasius dum putaret perisse piieros,
cogitabat iactare se mox in fliivio.
Sed ad memoriam eins rediit subito,
quod ei dixerat ante salvator hominum,
quod post periculum magnum haberet gaiidium.
1 perisse Diimmler, peperisse V 2 fluvio Meyer, flumine V; vgl.
11, 5. 12,4.
15 Egr^ssus tandem de aqua in terra corruit;
cepit sibi capillos et barbam traere,
et cepit filios <siios) dolendo plangere:
242
Wilhelm Meyer,
‘Ve mihi misero, ita qui desolatus sum,
cui iam nullum remansit vite solacium’.
1 tandem Meyer, tamen V, turn Vollmer 3 suos EbeH, fehlt in V
3 dolendo Dummler, dolen V 4 ita qui Seiler, itaque V
16 Ipse lob certe niimquam sic tribulatus est;
nam pro auxilio illi uxor relicta est.
adhuc et consolatores amicos habuit :
pro amicis crudeles bestias reperi
infelix ego, que meos filios raperent.
4 reperi Dummler, reperit Y
17 Ve mihi! qui sic poll4bam ut arbor florida,
quomodo perdidi simul ramos et folia!
Nisi tu mihi, deus, des toUeranciam
ori meo et tiiam ponas custodiam,
ne tibi peccem, qui v4rbo creasti omnia.
2 quod o V-. quomodo Meyer-, quod ego Ebert-, que, o Vollmer; quando
Ldimann 2 perdit’ V: perdidi Ebert, perditur Vollmer, perdilns
Lehmann 2 folia Dummler, solida V 3 des Dummler, de F
18 Iter arripuit flendo, venit in Egipto;
custos fiiit agrorum multis temporibus.
Ibi parvulum sibi fecit ospicium.
ibi qtiicquid ag4bat de suo officio,
pauperibus tribu^bat <semper) ospitibus.
2 custus fui V 3 sibi Dummler, ibi F 4 ‘tilge de Oder lies suo’
EbeH 5 Lticke in V; semper Streclcer, suis Ebert
19 Dum ibi commorar^tur per annos dupdecim,
exercitiis barbarorum fines Pannonie
delere atque predare cepit crudeliter.
Imperator in unum collegit milites ;
Placidam non hab^bat; sic cepit dicere:
1 quindecim hat die Leyende; der Dichter verlas wohl: XV = XU == XII
3 delere et F, delere atque Oder perdere et Meyer 5 Placida F
20 ‘Placidas, qui magister erat milicie,
quid fuit factum de illo? vos mihi dicite’.
Eespondit linus ex I'llis, quod cuncta perdidit,
que habebat, et nimis pauper efF^ctus est
et de provincia ista inde profectus est.
2 quid Dummler -. qui quid F 5 profectus Zarncke, proiectus F
21 Imperator Traianus direxit milites
per provmcias omnes, qui eum quererent.
Dum eum niisquam per orbem possent repdrere,
duo ex illis venerunt in fines Egypti,
ipsius mansio libi erat Eustasii.
3 = reperire Streclcer 5 Eustasii Dummler, eustasius F
der Eythmus uber den h. Placidas-Enstasius.
243
22 Eustasius eos videns obviam exiit.
Dixerxmt milites flli: ‘Forsitan hominem
hie vidisti, die nobis, Plaeidam nomine’.
Respondit file et dixit: ‘In terra Egipti
non andivi qui tali voeetnr nomine’.
1 obiam V
23 Enstasiiis enim ipsos cognovit milites;
sed ipsi non agnoscebant eins effigiem.
Rogavit ad suam eos ut domnm pergerent:
‘Intrate, pauperis domnm noUte spernere;
snmite modicum cibum ; postea ibitis’.
1 cognovit I>ummler, cognominavit V 3 eos, ad suam Ebert, wahr-
scheinlich riehtig 4 pauperi V, icelche Declination Strecker fur
moglich halt 5 summite V
24 Dum in ospicio eins cum eo ederent,
adsimulare cernebant eins effigiem.
Unus ad alterum dixit secreto taliter:
‘Adtende, quantum est iste Placide simUis,
quern nos imus querendo. forsitan ipse est’.
1 ederent Strecker, ederant V 2 cer’ V, cernebant Meyer (cepe-
rvtnt?), cernunt Dummler 3 taliter Ebert, totaliter V 4 quan-
tum Ebert, quantus V
25 Dum diligenter <in) eius vultum int^nderent,
videmnt plagam, que illi in bello facta est.
Ceperunt se oscular! et leti dicere:
‘quern qnerebamus, magister tu es militie;
et perven^runt cum eo simul ad C^sarem.
1 in Meyer, fehlt in V 4 tu es Dummler, tue V
26 Inmensa Cesaris facta tunc est leticia;
statim tribuit illi multas divicias,
argentum (miiltum) et aurum, vestes, familias;
et constituit ilium super miliciam
et contra gentes in piignam direxit barbaras.
3 multum [pder dedit) Meyer, fehlt in V ; statt et schrieb Ebert atque
3 familiam Seiler
27 Eustasius roboratus virtute domini
adpropinquare ad fines cepit Pannonie.
Ex Omni parte ad 4am venerunt milites;
cum qnibus simul et 4ius venerunt filii,
facti iam iiivenes fortes decora specie.
1 virtute Dummler, virtutem V 5 specie Dummler, spitiem V, spitie
Strecker
28 In ipsis tinibus 4rat naucleri mansio,
qui aJiquando uxorem tuHt Eustasio.
244
Wilhelm Meyer,
Dum ipsa desuper staret in tabernacalo,
fili eius in ortum ita ingressi snnt,
nescientes quis essent nnns de altero.
2 Eustasio Meyer, Eustasii V (rgl. 10, 4 earn abstulit ; 34, 2 tibi ab-
lata sum ; 34, 5 me rapoit tibi). 4 ita F, ibi Strecker 5 esset
.Bhert 5 unus Diimmler, unum V
29 Per fenestram nt ipsos aspexit iiivenes,
pectus perciiciens cepit plorando dicere :
Si modo viverent mei stiaves filii,
tam pulcri essent, ut isti videntur iiivenes,
et iam barbola illis vestiret faciem.
3 mei Dummler, meis V barbolam und vestirent V ; Ebert besserte.
30 Unus ad alteram dixit: ‘Die mihi: linde es?’
Cepit ille suspirans ab imo pectore
nomen patris narrare, matris similiter
et pericnla siia ciincta per ordinem,
quomodo raptns a fera et liberatns est.
31 Insilivit ad collum eias velociter
iuvenis alter et c4pit cum fletn dicere;
Per potenciam Christi, tu mens frater es.
nam recolo cum nos pater per noctem diiceret,
et quando te leo tiilit, me lupus rapuit.
1 insUivit Meyer, insiluit V 6 leo te Ebert-, s. S. 251.
32 Audivit anxia mater, quod illi dicerent;
cepit pre gaiidio fletus amplins fiindere.
festinanter descendens eos amplexa est.
agnovit filios mater et matrem filii.
ceperunt se osculari atqne constringere.
2 amplior F, amplius Ebert 2 funderet F 4 vgl. 36, 2
33 Exivit mater eornm, ivit ad principem,
nt suggereret illi, qnomodo capta est.
Dnm ad vestigia eius se veUet stemere,
agnovit eum et collum eius amplexa est
et cum lacrimis cepit marito dicere:
2 suggeret V, suggereret Dummler 5 marito cepit F, cepit marito
Ebert
34 ‘Teupisten tua coniux ego ancilla sum,
que aliquando in navi tibi sublata sum.
sed per Christi virtiitem, quod non polluta sum,
quia ipse nefandus et durus barbarus,
quando me rapuit tibi, periuit siibito’.
2 que; qui F 5 peribit V, periuit Seiler
der Eythmus uber den h. Placidas-Eustasius.
245
35 Ille ga visas est nimis de sua coniuge;
sed tamen tristis ad illam dixit de filiis;
‘filios nostros crudeles tolerant bestie’.
Respondit ilia: ‘cam nostris sic fecit filiis,
sicat fecit nobiscom, deas omnipotens’.
2 ilia V 5 sicut JEbert, sic et V
36 lassit ad mediom mater venire iiivenes;
agnovit filios pater et patrem filii.
Qaale tone gaiidiam fiiit, quis potest dicere?
letabantar et ipsi {omnes tone milites).
omnes simal laadabant nomen altissimi.
1 uenire Diimmler, ueniret F, uenirent Streclcer 1 iuuenis V
2 fili V 4 und 5 so Meyer, o. t. m. fehlt in V ; ‘der zweite Halb-
vers icolil so zu erganzen : et omnes milites’ 4 ‘nach landabant ist
entweder dei oder omnes einzuschalten' Ebert; omnes (tunc milites)
Simul laudabant (dei) nomen Strecker.
Die Strophen 37 — 43 stehen aiieh in der Hft 561 saec XI XI (S)
f. 162, nach der Prosa-Legende (s. Acta Sanctorum Boll., 21. Sept. VI
p. 136 f.).
37 Ad barbaroram perv^nit fama exercitam,
qaod Placidas contra 4os iret in pr^linm
bellator magnas, et omnes in fngam versi sant;
et Pannonie fines sic liberati sont.
Eastasius est rev^rsas cam magno gaiidio.
1 exercitus V (2 quod tilgte Zamcke, Ebert stellte Placidas nach
eos) 3 fuga 3 conversi F 4 paennonie F 4 liberate S
5 Eustachius S hier und sonst immer
38 Adrianas Cesar eifectas exioit obviam
Eastasio revertenti tunc cam victoria.
Dam diis suis in templo ofFerret victimas
et adoraret cam omni simal militia,
magister militam sprevit cam sais idola.
3 olferet F 4 milicie F
39 Tirannas dixit ad eum: ‘Accede, immola’.
Ille respondit: ‘In istis non est divinitas.
nos deam colimas v^ram, qui fecit omnia,
qai nos post tantam letari fecit tristiciam,
per qaem speramas eterna habere gaudia.
1 tyrrannus V 2 respondit ille et dixit in istis V ; vgl. 20, 3; 35,4
und besonders 22, 4 5 habere eterna F
40 Adrianas cradelis ira repletas est;
precepit magnam leonem eis dimittere.
Cepit bestia pedes sanctorum lingere.
Imperator leonem ins sit occidere
246
Wilhelm Meyer,
et bovem ereum iussit igni succendere.
2 cepit V leonem magnum S 3 bestie V 5 ignis V
41 Dum illi eremn bovem igni succenderent,
Eustasius supplicavit ad deum taliter:
‘Domine dens, quod posco, tu mihi tribue:
nemo iam corpora nostra possit dividere;
sed sub lino sepiilti cubemus cespite.
1 ugnis V 2 subplicavit V 5 subono V 5 cubemus Bummler,
cupemus V, cupimus S
42 ‘Adbuc te, rex angelorum. peto suppliciter:
tuum nomen quiciimqne per nos petierit,
exaudi preces eornm, pater piissime,
ut liberati a malis vivant feliciter’.
Vox resonavit de celo sic: ‘Exauditus es’.
1 anglorum Streeker 1 subpliciter S 1/2 in V und S folgt nach
suppliciter. nemo (ne V) iam corpora nostra possit dividere (= 41, 4).
Tuum ; diese Worte tilgte Zamcke nach 42, 4 ; feliciter folgt in S
42,5 Vox; aber in V folgt als neue Strophe;
42*> Deus qui humiles sublimas omnium dominus
celorum possides thronum et fides (vides Dumynler) abyssum,
qui lamentantes et flentes elisors {elisos BummUr) elevas,
ad te clamantium preces digna suscipere.
Vox resonavit de celo sic exauditus es.
Biese Zeilen 42^ 1—4 fur tvelche der Prosatext kein Zeugnis gilt, hat
Gustav Boethe als falsche Zudichtung erkannt {Zeitschrift f. d. Alt.
36, 1883, S. 98). Einm weiteren Beweis geben der falsche Ban der
Zeile Deus etc. und die falschen Beime der Strophe-, s. S. 353 ff.
43 Tunc toti quattuor missi in bovem 4reum
consummaverunt in bono suum martirium
et meruerunt habere Christi consorcium;
et in lino sunt omnes sepulti tiimulo,
ubi semper in miiltis florent virtiitibus. Amen.
2 in bove Boethe Zft 36, 98 und Monteverdi p. 406 4 omnes S
tamen V 5 in multis fehlt in V 5 Amen fehlt in S
J)er Zeilenban des Placidas-Bythmus.
Ich habe die Gestaltung des Sagenstoffes und den sprach-
lichen Ausdruck in diesem Rythmus sehr gelobt. Das gleiche Lob
verdient die dichterische Form. Die Zeilenform ist selbstan-
dig und geschmackvoll und mit Sorgfalt durchgefiihrt. Nirgends
sonst habe ich diese Zeilenart gefunden und, da wir sie nur aus
dem Text selbst festsetzen konnen, miissen wir sie urn so sortr-
faltiger prufen. °
der Rythmus iiber den h. Placidas-Enstasius.
247
Diimml er hatte wenig Sinn fiir Metrik nnd Eythmik^), wenig-
stens 1879, wo er iiber die Form des Rythmus in der Zft f. d.
Alt. 23 S. 263 notirte; ‘die Strophen bestehen aus je 5 Zeilen in
einem trochaischen Rythmus, die in der Regel 13 — 14 Silben
zahlen’.
Adolf Ebert hat dann bei den Vorarbeiten fiir seine mittel-
alterliche Literaturgeschichte auch diesen Rythmus untersucht und
in der Zeitschrift f. d. Alterthum 24 (1880) S. 148/9 dariiber ge-
sprochen, Er handelt zunachst: ‘iiber den Vers, der von dem
Herausgeber nicht richtig bestimmt worden ist. Seine Erkenntnis
hot allerdings aufierordentliche Schwierigkeiten dar, die in seiner
eigenthiimlichen Bildung ruhten. Erst nach manchen Fehlgriffen
gelang es mir, ihn sicher zu bestimmen’.
‘Das Schema des Verses ist, wenn wir die Senkungen durch
das Zeichen der Kiirze, die Hebungen durch das der Lange aus-
driicken, das folgende: u_u_'C^_ulo_w_u_ Als Beispiel
mbge dienen;
Placid as fiiit dictus | magister militiim
Ascendit cervus in summum | saxorum verticem,
indem ich zwei Verse gewahlt babe, in denen keine schwebende
Betonung stattfindet, die sonst hier im Verseingang, wie nach
der Caesur sehr gewohnlich ist. Der Eigenname Placidas hat in
dem Gedicht durohaus die angezeigte griechische Betonung, wie
denn diese auch sonst hier bei Eigennamen selbst in aufPallender
Weise sich findet (so stets Egyptus. Es ist dies recht bemerkens-
werth)’.
‘Die Hauptschwierigkeit fiir die Constitution des Verses und
damit auch des Textes lag in der besondern Eigenthiimlichkeit,
daB an der Stelle der dritten Senkung eine Doppelsenkung
sich finden kann, ja sogar ganz gewohnlich sich findet. Aber sehr
zu beachten ist, daB, obgleich in den beiden ersten FiiBen (wenn
ich der Kiirze halber mich dieses Ausdrucks bedienen dar^
schwebende Betonung stattfinden kann, doch dies im zweiten
FuB vermieden wird, sobald im dritten eine Doppelsenkung er-
1) Bei meinem ersten Schritt in das neue Gebiet (Radewin’s Theophilus
1873 S. 89 = Ges. Abb. I 96) war ich nicht eben zart gegen die Monumenten-
herren aufgetreten; aber ich habe von Seiten Dummlers, Waitzens und Watten-
bachs stets Freundlichkeit und sachliche Forderung gefunden; ja ich glaube, sie
haben durch den Einfinfi meiner Arbeiten sich dazu bringen lassen, bei der Her-
ausgabe mittellateinischer Gedichte auch um die Formen sich zu kiimmem und
zuletzt meinen Freund Traube sich als Gehilfen zu holen.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Pfall.-hist. Klasse. 1915. Heft 2.
17
248
Wilhelm Meyer
scheint, damit nicht eine dreisilbige eintreten konne. Dies Gresetz
findet man darch das ganze Gedicht beobacbtet. Es zeigt, daB
der Autor mit rytbmischem BewoBtsein oder mindestens Tactgefiihl
verfabren ist. DaB der Vers obne jene doppelte Senkung nicht
blofi an den Nibelungenvers, sondem anch an den altfranzosischen
Alexandriner mit weiblicber Caesur erinnert, ist kaum zn bemerken
notbig; um so beacbtenswerther aber ist er’.
Diese Lebre gibt Ebert im 2. Bande seiner Literaturgescbicbte
(II 328) gekiirzt also: ‘Nocb merkwiirdiger ist der Rytbmns des
Placidas. Er stellt sicb folgendermaBen dar: u_u_'ciy_ulu_u_u_;
im 3. EuB kann also eine Doppelsenkung eintreten, ja sie tritt
sogar ganz gewobnlich ein, doch nie, wenn im FnBe vorher eine
scbwebende Betonung ist, um eine dreisilbige Senkung') zu ver-
meiden’.
Icb will bier nur einige Worte iiber die ‘scbwebende Betonung’
sagen. Oft babe icb gegen diese Modekrankbeit der dentscben
Gelebrten sprecben miissen; vgl. meine Ges. Abbandlungen II S. 8
(Note) und diese Nacbricbten 1906 S. 224/8. Es wird gelebrt:
‘die lateiniscben Worter kann man accentuiren, wie man will’.
Gerade unser Rytbmus liefert nach dieser Tbeorie viele sebr un-
scbmackhaften Fruchte. Ebert genirte sicb ein bischen. In der
Zeitscbrift lieB er drucken: ‘9,1 Vicinorum non valens: Non vi-
cinorum valens oder Non valens vicinorum, was nocb correcter
ware’. Docb mit seinem (und Ebert’s) vollen Recbte sagt Seiler
(Zft 25 S. 27) : ‘9, 1 Vicinorum non valens will Ebert umstellen
zu: non valens vicinorum. Unnotbiger Weise. Denn wenn tulit
coniiigem 9,2; et periciila 20,4; imperator 19,4; cogitabat 14,2
gestattet sind, wird man wobl aucb gegen vicinorum nicbts ein-
wenden konnen’.
Icb arbeitete in jenen Jabren die groBe Ubersicbt iiber die
mittellateiniscben Rytbmen aus und babe dabei von Ebert’s Arbeit
nicbts gewuBt. Im Ludus de Anticbristo S. 101 (= Ges. Abb. I
228) babe icb gesagt: ‘XIII 3 Dummler Zs. 23 p. 273 ‘Placidas
fuit dictus . 44 Stropben zu 5 Zeilen mit einsilbiger Assonanz in
3—5 Zeilen. Die zweite Halbzeile ist stets secbssilbig und
scblieBt jambiscb, sie bat 127 Mai den Tonfall 93 Mai
1) Da Ebert auf diese seine Entdeckung zwei Male zu sprechen kommt, so
sei nur Folgendes bemerkt: dreisilbige Senkung gibt es eigentlich nicht in der
latemischen Rythmik, weil es in der lateiniscben Pronuntiatio sie nicht gibt- von
3 Senkungen erbalt die mittlere Nebenaccent; also wurde man betonen Str. 33,5
et cum lacnmis marito, wie man betont: iuvenes dura sumus. Vgl, diese Nach-
richten 1908 S. 63.
der Eythmus iiber den h. Placidas-Eastasius.
249
_uu_u Die erste Halbzeile schliefit stets trochaisch und
besteht etwa 13 Mai aus 7 Silben zu Die iibrigen
Zeilen schlieBen mit _uu_u, welchen 2 oder 3 Silben vorangehen,
so daB entstehen 76 Siebensilber zn _u_uu_u abundantia dives,
32 Achtsilber zu sumite modicum cibum und 90 Acht-
silber zu in ipsis finibus erat. Vielleicht liegt eine
Nachabmung des Paroemiacus zu Grunde, bei welcher nur das
letzte Paar von nnbetonten Silben festgehalten wnrde’.
Vor Strecker’s neuer Ausgabe des Textes, Eythmi S. 593,
las ich nur die Note; ‘Schema 7 aut 8— w + 6u_’, sonst kein Wort,
nichts iiber Ebert’s oder meine weitern Bemerknngen.
Nun ist aber die bier angewendete Zeilenart wirklich merk-
wiirdig, einmal wegen der wechselnden Silbenzahl der Zeilen, dann
wegen der von Ebert und von mir behanpteten Tbatsacbe, daB vor
der letzten Accenthebung sebr oft 2 unbetonte Silben stiinden statt 1.
Diese beiden Thatsacben verletzen die gewohnlichen Eegeln der
rytbmischen Dichtkunst, wonach die sich entsprechenden Zeilen
gleicb viele Silben und die gleicben ScblnBcadenzen haben soUen,
aber auf gleicben Tonfall vor dem Scblusse. d. h. auf AccentfuBe
nicbt geachtet wird.
Die erste Tbatsacbe ist bier ja unbestreitbar und aucb von
Strecker notirt. Es zahlen 78 Zeilen sieben Silben, und
136 acht Silben.
Die andere Tbatsacbe erwahnt Strecker nicbt; er schernt sie
also fiir nicbt richtig oder fiir recht zweifelbaft gehalten zu
haben. Nun hat Ebert gesagt, daB vor der letzten Accenthebung
2 Senkungen stehen konnten, ja daB sie ganz gewobnlich da
stiinden. Icb hatte genauer gesagt, daB etwa 13 Zeilen mit dem
Tonfall — u_u_ schldssen, also vor der letzten Hebung nur eine
Senknng batten, daB aber die iibrigen, also gat 198 Zeilen mit
dem Tonfall _uu_u schlossen.
Dieser Wechsel war ja auffallend und macbte die ganze Be-
obachtung verdachtig und fast werthlos. Als ich, durcb Strecker’s
Scbweigen gereizt, jetzt die Erage von Neuem untersuchte, gelang
es mir zu meiner Ereude zu erkennen, daB die 215 Zeilen nicbt
bald so, bald anders schlieBen, sondem daB sie alle ein und
dieselbe Schlusscadenz haben, nemlich _«ju_u magnus venator.
Das muB natiirlicb nachgewiesen werden und besonders aucb,
weBhalb friiher weder Ebert nocb icb die allgemeine Giltigkeit
dieser SchluBcadenz erkannt haben.
Ich scbicke voraus, daB ich keine schwebende Betonung
kenne; die Worter werden bier im Rythmus genau so betont, wie
beim gewohnlichen Sprecben in der Prosa,
17 *
250
Wilhelm Meyer
Die moglichen Falle sind meistens sicher und einfach. Etwa
72 Zeilen schliefien mit einem zweisilbigen W orte : Et unum can-
didtun nimis’ inmensa Caesaris facta’ baptizata est lixor. Etwa
102 Zeilen scbliefien mit einem dreisilbigen Worte (oder Wort-
gruppej: Dum esset magnas Venator’ aspexit grandem a longe’
Per quern speramns aetema* post hec reversus ad montem’ Ad
sacerdotem perrexit’ vicinorum non valens. Mit einem Worte
von o Snben schliefien die 2 Zeilen : 16, 3 adhuc et consolatores
und 19, 1 dnm ibi commoraretur. Das sind znsammen etwa 176
sicbere Schliisse.
Es bleiben die Zeilen, welcbe mit paroxytonem viersilbigem
Worte (oder Wortgrnppe) wie liberatns (dum putaret) oder mit
2 zweisilbigen Wortern wie fnit dictns scblieBen. Eier treten
einige Freibeiten oder Schwankungen der lateiniscben Pronuntiation
bervor, und deshalb sind es welcbe von diesen Zeilen, die Ebert
oder micb friiber irren oder scbwanken macbten.
Die paroxytonen viersilbigen Worter konnen auf der 1. Silbe
Nebenaccent bekommen, wie bomo liberatns. Aber die beiden
ersten Silben konnen ancb schwach betont werden, aber nnr, wenn
ibnen eine betonte SUbe vorangebt. Das ist aber nicbt so leicbt
mbglicb, da die lateiniscbe Spracbe eine barytone ist, also die
Endsilben nicbt betont. Jener Fall, dab die beiden ersten Silben
eines Wortes wie liberatns scbwacb betont gesprocben werden,
tritt also nur ein, wenn erstens ein einsilbiges Wort voran-
gebt, wie in 42,1 adbuc te rex angelorum; die Falle der Ar t,
sind bier : 3, 3 Placidas dum perpensaret • 6, 5 ipse te ammonebit ’
13,3 et alter est Kberatus’ 23,2 sed ipsi non agnosc^bant’ 25,3
ceperunt se oscular! = 32, 5. Das sind 7 klare Falle.
Zweitens kann vor das viersilbige Wort eine durch Neben-
accent zu betonende Endsilbe gestellt werden, also die Schlufisilbe
eines proparoxytonen Wortes, wie in iiivenes dum siimus. Dazu
werden bier besonders die proparoxytonen Eigennamen verwendet.
Die Falle sind bier: 4,1 Placidas dum stupendo’ 5,1 Placidas
tremefactns’ 7,5 sed postea coronabo (darnacb babe icb 1 3 corri-
girt: qui antea qnam der4gno)’ 11,1 Eustasius vix evadens ’ 13,5
invicem nescidntes’ 14,1 Eustasius dnm putaret’ 18,5 pauperibus
tribuebat’ 19,2 exercitiis barbarorum ’ 19,5 Placidam non baljebat *
20,1 Placidas qui magister- 27,1 Eustasius roboratus’ 37,5 Eu-
stasius est reversus ’ 38,2 Eustasio revertenti’ 41,2 Eustasius
subplicavit. Icb glaube, da6, wie die 176 Scblusse mit Wortern
von 2 Oder 3 Silben, so auch diese 22 Scblusse mit ScbluBwortern
von 4 Silben die Prufung besteben werden.
der Rythmus fiber den h. Placidas-Eustasins.
251
Die iibrigen Schliisse sind der Art, da6 dem z weisilbigen SchluBwort
eia anderes zweisilbiges Wort vorangeht, wie in: nisi tn mihi dens.
Dieses vorletzte zweisilbige Wort muB also zwei Senknngen ent-
halten nnd von der aussprechenden Znnge iibersprnngen werden.
Das widerspricht der ausgebildeten mittellateinischen Ryihmik,
wo jedes zweisilbige Wort einen Paroxytonon mit sich bringt.
DeBhalb haben friiher Andere und ich besonders in diesen Zeilen
den SchlnB _«j, _u angenommen. Allein ich babe gelemt, daB
das in der alten Zeit doch mbglich war. Ein Zeitgenossin unseres
Dichters, die Dhuoda, ist es gewesen, bei der die Thatsachen mir
die tJberzeugung aufzwangen, daB in der alteren mittellateinischen
Dichtung hie und da zweisilbige Worter als 2 Senknngen nur
schwach betont gesprochen wurden. Diese Erkenntnis habe ich
dargelegt in der Arbeit ‘ein Merowinger Rythmns iiber Fortunat’
in diesen Nachrichten 1908 S. 64 und habe in der Arbeit ‘Spani-
sches’ (ebendaselbst 1913 S. 155 und sonst) damit gerechnet.
Auch hier muB dem kritischen zweisilbige Worte eine Accent-
hebung vorangehen; darnach ergeben auch hier sich die Unter-
arten :
16,1 ipse Job certe niimquam’ 17,3 nisi tii mihi d^us’ 23,3
rogavit ad suam eos ut domum pergerent; aber da ad suam zu
pergerent, eos zu rogavit gehort, so ist wohl mit Ebert zu stellen:
rogavit 4os, ad suam ut domum pergerent 31, 5 Et quando te
leo tiilit, me lupus rapuit (leo ist hart und Eberts Umstellung
leo te tulit leicht moglich. Doch te ist dnrch den Gegensatz zu
me stark betont und bleibt es, und leichter ist es, die Tonsilbe
le unmittelbar neben t4 zu kiirzen, als das betonte te die 2.
Senkung bilden zu lassen, wie ich Ges. Abhandlungen I S. 122
und besonders S. 269/272 (364) dargelegt habe).
Ofter bildet die mit Nebenaccent belegte letzte Silbe eines
Proparoxytonon die nothwendige Hebung vor dem unbetonten zwei-
silbigen Worte: 1, 1 Placidas fuit dictus’ 22, 1 Eustasius eos videns"
23, 1 Eustasius enim ipsos * 34, 1 Theupisten tua coniux • 37, 2 quod
Placidas contra 4os ; hebraisch voll betont ist die betreffende End-
silbe in : 4, 4 lesus ego niseis.
Zu derselben Art gehort: 31,4 nam recolo cum nos pater.
Ich hoffe, auch bei der Erklarung dieser letzten 11 Schliisse
Zustimmnng zu finden.
Der Dichter hat also die erste Halbzeile seiner Langzeilen so
geschlossen, daB die 5. und die 2. Silbe vor dem Schlusse mit einer
Accenthebung gefiillt wurden. DeBhalb hielt ich mich fiir berech-
tigt, die in Strecker’s Text dieser Regel widersprechenden Zeilen
252
Wilhelm Meyer
zu andern, wobei ich in der Regel micb auf andere Anzeicben
einer Verderbnis des Textes stiitzen konnte. Es waren folgende
Zeilen bei Strecker: 1,3 qni anteqnam de regno- 4,3 Placidas (o>
Placidas- 5,3 die, domine, quid mibi' 15, 1 egressns tnm de aqna-
19, 3 delere et predare • 24, 2 adsimnlare cernunt • 25, 1 dum dili-
genter eins' 26,3 argentum atque aurnm' 31,1 insilnit ad collnm •
36,5 simnl landabant <dei>- 40,2 precepit leonem magnum- 42, 1
adbuc te rex anglorum. Die Zeile 42'’, 1 dens qni bumtles sub-
b'mas ist -wirklicb gefalscbt und brauebt niebt gebessert zu werden.
Ebert sagte (Zft 24 S. 149) zu Str. 7, 5 sed postea coronabo :
‘in postea ist das e zu verscbleifen, wie iiberbanpt Verscbleifung
in dem Gedicbte niebt gerade selten ist, so gewohnlieb im Namen
Enstasius’. Darnaeb bat Streeker S. 593 bemerkt ‘Synizesis pas-
sim’. Im Gegentbeil; icb finde fast keine Synizese in dem Ge-
diebte ; nur die Seebssilber: 18, 4 de sno officio und 19, 1 per annos
dupdecim; danu 38,1 das harte: Adrianus Cesar effectus. Deutet
das einsilbige en statt eo (in Thenpist.) auf Langobardenland ?
Die Langzeile dieses Gediebtes ist also znsammengesetzt
ans 2 Kurzzeilen, deren erste 7 oder 8 Silben zablt und mit dem
Accentfall sebliefit, wabrend die zweite Knrzzeile 6 Silben
zablt und mit Proparoxytonon sebliefit. An dieser Langzeile ist
auffaUend, dafi die beiden Kurzzeilen so nngleicb sind: 7 oder
meistens 8 Silben mit dem sebweren sinkendem Tonfall gegen 6
Silben mit dem leichten steigenden Tonfall. Das ware am leich-
testen zu verstehen, wenn eine bekannte quantitirend gebaute ZeUe
vorlage, die bier rythmisch nacbgeahmt ware. Aber icb kann ab-
solnt keine solche finden.
So mussen wir die einzelnen Kurzzeilen betraebten. Die
rytbmiscbe Zeile zu 6 u— ist baufig und kommt sebon in alter Zeit
Tor, wobl meist im Alexandriner 6 -j- 6 wo der Asklepiadeer
‘Maecenas atavis -H edite regibus’ das quantitirte Muster ist.
In der ersten Knrzzeile sind die letzten 5 Silben fest
mit der Kadenz _uu_w; diesen 5 Silben gehen oft 2, ofter 3
Silben voran, deren Tonfall absolut frei gegeben ist. Eine so
wechselnde Basis der Zeile ist in der rythmiseben Diebtung wobl
nnerbort. Fragen wir nach einem quantitirten Muster dieser Kurz-
zeile, so mufi ich wieder bekennen, dafi ich keines finden kaTm,
Der Wechsel von 2 zu 3 Silben im Anfang und das weite Her-
eingreifen des Schlusses mit den sicheren 2 Senkungen lassen an
ein anapaestisches oder daktylisches Vorbild denken, das mit
oder _uu begoimen und mit geschlossen hatte. Allein
das Gedicht (Bahrens IV p. 189) Cum sua cornua Luna enthalt
der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
253
reine Daktylen, zahlt also stets 8, nie 7 Silben in der Zeile. Die
Paroemiaci oder zweiten Hexametertheile, wie Prudentius Cathem.
X: Dens ignee fons animarnm; Anson XV 19 Modulamine nenia
tristi, Martianns 123 Caput artibus inclita virgo, Boetius Cons. II 5
Felix nimium prior aetas nnd III o Qui se volet esse potentem;
dann die Gedichte bei Bahrens IV 220 Rerum cui snmina potestas,
224 Velamus fronde per urbem, 230 Dictis exarsit in iras banen
alle den SchluB, wie den des Hexameters '), d. h. sie setzen alle
vor die letzte Hebung 2 Ktirzen; im Anfange setzen sie meistens
1 Spondeus, nicht oft 2 Spondeen hintereinander ; so zablen sie
meistens 9 Silben, oft 10 nnd nur selten 8 Silben;
vivum simul ac moribundum; lacrimas suspendite matres.
deus ignee fons animarum.
umbras altissima pinus.
Wenn diese Zeile unser Dicbter hatte rythmiscb nacbahmen wollen,
wie hatte er die Silbenzahl der Vorlage so verandem konnen? In
dieser Hinsicht mu6 ich also meine Rathlosigkeit bekennen.
Lateiiiischer Reini mit deu drel Vokalcn: a + (e = i) + (o = u).
Vom Reim im PI acidas- Rythmus hatte Ebert 1880 (Ge-
schichte der Literatur II S. 328) bemerkt ‘5 Verse bilden eine
Strophe; der Reim findet sich offers, aber ganz willkiirlich und
regellos’. Ich hatte 1882 (Ges. Abh. I 228) notirt: ‘44 Strophen
zu 5 Zeilen mit einsilbiger Assonanz in 3 — 5 Zeilen’. 1914 hat
Strecker (Rythmi S, 593) notirt: ‘Assonantia vel concentus
syllabarum exeuntium frequens velut str. 7, 8, 11’.
Als ich in den Weihnachtsferien 1914/5 diesen Rythmus von
Neuem untersnchte, fiel mir auf, dafi die mit a reimenden Strophen
(8 17 26 38 und 39) sammtUche 5 Zeilen mit a schlieBen; ahnlich
schliefien die Strophen 3 25 30 33 40 und 41 alle 5 Zeilen mit e,
die 11. Strophe die 5 Zeilen mit i und die 7. Strophe die 5 Zeilen
mit u. Also 13 Strophen sind nach strenger Art regelmaBig gereimt.
In den iibrigen 30 Strophen gingen in den letzten Silben die
Vocale durcheinander, so in Str. 1: um o o us o, in Str. 4: et er
is e e. Nun sah ich, daB in keiner dieser Strophen in der letzten
Silbe ein a auftritt. Das lieB doch auf irgend eine GesetzmaBig-
1) Prudentius schliefit oft mit einem 'Worte von 4 oder 5 Silben oder mit
tege corpus, die andern Gedichte nicht. Aber das beweist nicht, dafi er die Verse
nicht als Hexametertheile ansah ; denn er erlaubt sich dieselben Freiheiten in den
Hexametern.
254
Wilhelm Meyer
keit in dem scheinbar wirren Gemiscbe schliefien. Damit war
ich auf den Weg gerathen, der mick rasch zum Ende fiilirte,
nemlich zn der Erkenntnis einer ganz neuen Reimregel. Sie lantet:
die 5 Zeilen jeder Strophe werden mit denselben Reim geschlossen;
dock gilt im Reim e = i and o = u, wahrend a nur mit a reimt.
Die Ausnakmen sind sehr wenige : 14, 2 ; 15, 4/5 und 28, 2.
Diese werde ich spater besprechen. Zuerst will ich das Gesetz
selbst feststellen und das, weil es zum ersten Mai gesckieht, etwas
ausfiihrlicher als unbedingt nothwendig ist.
Ich sage ‘Reim’. Ich sollte ‘Assonanz’ sagen; denn stets
kommt es nur auf den Vokal an, nicht darauf, was fiir Consonanten
dem Vocale folgen (m, r, s, t, ns, nt, st).
Der Reim auf a vereint sich mit keinem andern; er allein
sclilieBt, wie notirt, die je 5 Zeilen der 5 Strophen: 8. 17. 26. 38.
39. In der vorletzten SUbe steht meistens der Vocal i.
Mit e allein reimen 6 Strophen: 3. 25. 30. 33. 40. 41. Natiir-
lich ist ae = e ; so 25 militie.
Mit i allein schlieBt nur die 11. Strophe.
Mit o allein schliefit keine Strophe ihre 5 Zeilen.
Mit u (um) allein schliefien die 5 Zeilen der 7. Strophe.
Es bleiben 2 Arten von Strophen : erstens die 19 (20) Strophen,
in deren 5 Reimen nur e und i gemischt sind, zweitens die 8 (10)
Strophen, in deren 5 Reimen nur o und u gemischt sind:
c = i : Strophe 4-. et er is re re. 5 : it est re em re.
6 : est est is ne te. 10 : it it e it et. 13 : it it et is it.
16: est est it ri ent. 19: im e er es re. 20: e te it est est.
21: es ent re ti i. 22: it em ne ti ne. 23: es em ent re is.
24: ent em er is est. .27: ni e es i e. 25: es e i es em.
31: er re es et it. 32: ent re est i re. 35: ge is e is ens.
36: es i re. mi. 42: er it me er es.
In der 15. Strophe schlieBen die 3 ersten Zeilen mit: corruit
traere und plangere; diese gehoren also zur Reimklasse: e = i.
Allein die 4. und 5. Zeile schlieBen: qui desolatus sum und vite
solacium.
o = u: Strophe 1: um o o us no. 2: us um um o us.
9: um os 0 us o. 13: os um us us o. 18: o us um o us.
34: 3x sum, us, o. 37: um um sunt sunt o. 43: um um
um lo us.
In Strophe 14 schlieBen die Zeilen 1, 3—5 mit: os to, um um;
aber die 2. Zeile lautet : cogitabat iactare se mox in Bumine.
Es ist wahr, auch 11,5 lautet ad ripam pervenit fluminis. Aber
ich glanbe, daB 14,2 sicher zu andern ist ‘se mox in fluvio’.
der Kythmns iiber den h. Placidas-Enstasius.
256
Aach die Acta Boll, gebrauchen bier das Wort ‘fluvius’. Die
j38. Strophe schliebt die Zeilen 1, dann 3 — 5 mit o o sunt ro; aber
die 2. Zeile lautet: qui aliquando nxorem tulit Eustasii. Ich
glaube, daG ‘tulit Eustasio’ zu scbreiben ist. So steht 10, 4 earn
abstulit und 34, 2 que aliquando in navi t i b i sublata sum und
34, 5 me rapuit tibi.
Betrachten wir nun die nach der 4. Zeile der 42. Strophe in
der Veroneser Hft stehende Strophe ‘Deus qui humiles’, so ergibt
sich, daG der Eabrikator dieser Strophe die Beimgesetze des Pla-
cidas-Bythmus nicht gekannt hat. Denn er schlieGt die 5 Zeilen
mit: dominus, abyssum, elevas, suscipere und es. Dadurch ist die
Unechtheit der Strophe am sichersten bewiesen.
Also: von den 43 Strophen des Placidas - By thmus schlieGen
in 13 Strophen die sammtlichen 5 Zeilen jeder Strophe mit dem-
selben Vocal, entweder mit a oder mit e oder mit i oder mit u.
Anderseits finden sich in den 95 SchluGsilben von 19 Strophen nur
die Vocale e und i in bunter Mischung, ohne Beimischung von a
oder o oder u ; wiederum in den 50 Zeilenscbliissen von 10 Strophen
finden sich nur die Vocale o und u in bunter Mischung, ohne Bei-
mischung von a oder e oder i.
Nur die 16. Strophe verletzt das Beimgesetz dieses Bythmus:
ihre ersten 3 Zeilen reimen mit e oder i, ihre 4. und 5. Zeile mit «.
Es ist wahr, diese beiden mit u reimenden Zeilen beginnen die
Bede, welche den Hohe- und Wendepunkt des Gedichtes , das
schwerste TJngliick des Placidas, hervorheben soli: allein ein solcher
asthetischer Grund kann doch kaum die auffallige Verletzxmg der
Reimregel entschuldigen.
Ich hoffe, daG ich den Satz bewiesen babe: dem D ich ter
des Placidas-Ry thmus sind einerseits die dumpfen Vocale o
und u, anderseits die hellen Vocale e und i so nahe verwandt,
daG er im Reimgefiige o = u und e = i gebraucht.
(Geschichtliches) Die nachgewiesene Thatsache, daG im
Reim e = i und o = u gebraucht worden ist , kann f dr andere
TJntersuchungen wichtig werden. Sie hat nur sehr wenig zu thun
mit dem sogenannten Vulgarlatein. In der prinziplosen scheuG-
lichen Merowinger Orthographie mogen diese beiden Vokalgruppen
am haufigsten vertauscht sein. Doch verletzen dort diese Ver-
tauschungen von o und u, von e und i fast immer die gramma-
tischen Regeln; aber im Placidas-Ry thmus stehen die gemischten
Endungen: e und i, em und im, es und is, et und it, dann: o und
um, os und us, immer an grammatisch richtigen SteUen. Auch
266
Wilhelm Meyer,
sonst ist dies Reimgebiet von den vielen andern Monstra jener
Orthographie nicht inficirt.
Ich will andere Gediehte bier zusammenstellen , in deren
Heim ich ebenfalls die Vokale e mit i and o mit u vertauscht fand.
Schon 1905 babe ich (Ges. Abhandlungen 11 S. 280) wegen
des rythmischen und gereimten Scblnsses den Erlafi der 8. Synod e
zu Toledo vom Jahre 653 abgedruckt und darin den Satz:
quam itaqne ob rem in proprietatis ilia conantur redigere siw;;
quae pro solo constat illos imperiali percepisse fastigio,
aut quo libitu in iuris proprii collocant antra
quod publicae utilitatis acqnisitum esse constat obtenOi?
Dazu babe ich dort bemerkt: Schon in diesen Zeiten kommt
vor, was noch die Ars Tibini (eines Deutscben saec. 14/15; bei
Mari, Trattati medievali di ritmica latina, Milano 1899 p. 100)
lehrt: ‘multe sunt consonantes et etiam vocales, que inter se ali-
qualiter consonant, et ergo una, tempore necessitatis, potest poni
pro altera in rithmo, ut sunt e et «, similiter o et u inter vocales ;
similiter inter consonantes h et p, d et s et s, h et a\ Der
SchluB muB wohl heifien; ha et a.
(Fortunat) Vor 576 hat Fortunat eine ubereilte Bischofs-
wahl geschildert, halb ernst halb spottisch. Das Gedicht (I 16)
ist ein ABCdar und besteht aus 23 quantitirend gebauten ambro-
sianischen Strophen. Ich habe schon ofter notirt, daB von den 4
Kurzzeilen der ambr. Strophen je die 1. and 2., die 3. und 4.
enger zusaramen gehoren, also die Strophe aus 2 Zeilenpaaren be-
steht, zwischen denen eine Sinnespause eintritt. DeBhalb warden
die ambrosianischen Strophen in der alten Zeit in Langzeilen ge-
schrieben, wie ich sie, der RaumersparniB halber, hier drucken
lasse. Die Ricbtigkeit meiner Gliederung bestatigt das Reimgefuge
in diesem Gedichte des Fortunat. Gereimt sind alle Strophen,
aber oft haben beide Zeilenpaare denselben Reim, oft hat jedes
Paar besonderen Reim. Ich rechne deBhalb durchaus nach Zeilen-
paaren = Langzeilen; deren enthalt das Gedicht also 23x2 == 46.
Der Reim ist oft Assonanz, indem dem gleichen Vocal ungleiche
Consonanten folgen : munere : praedicet.
Es reimen nun 11 Kurzzeilenpaare oder Langzeilen mit a 10
mit e, 3 mit i, 1 mit o und 7 mit m: das sind 32. Aber nicht
weniger als 10 sind nur dann gereimt, wenn e = i srilt. So B*
und B**
Fucata res haec contigit, vitanda casto pectore,
superstite ut praesumeret, post fata quod vix debuit.
Ebenso steht es in 5*, 7% 10», 13*', igb^ 2D 22*’
der Rythmus liber den h. Placidas-Eustasius. 257
Dagegen ist o = u gebraucht in den 3 Zeilen 2®, 16® nnd 16’’ :
Bilinguis ore callido crimen fovebat invidnm.
Qnem vix putabat redditum, praeventa voto prospero;
res mira quando cernitur, solet stnpere visio.
Unter den 46 Langzeilen fehlt nur 1 einer einzigen der Eeim,
in 19®:
Tantum nec ante praemiom plebi fuit, cum factns est.
(Fortnnat II 6) Der beriibmte KirchenbjTnnus des Fortunat
‘Vexilla regis prodeunt’ besteht ebenfalls ans (8) quantitirend ge-
banten ambrosianiscben Strophen. Anch bier herrscht durchaus
der Eeim. Die 4 Kurzzeilen der 2., 3. and 6. Strophe sind (mit
a, e, i) gereimt. Da6 anch hier Paare anzunehmen sind, ergibt
sich aus der Thatsache, da6 auch die iibrigen 5 Strophen reimen,
dafi aber bier stets die 1. and 2. Karzzeile einen andern Eeim
haben als die 3. and 4. Dabei gelten die gewobnlichen Eeim-
regeln and meine besondere ist nur 1 Mai zu Hilfe zu rufen in:
4 Impleta sunt quae concinit David fideli carmine.
(Fortunat II, 1 Pange ligua) Der andere, ebenso beriihmte
and in denselben Jahren (569 — 576) gedichtete Kreuz-Hymnus des
Fortunat ist in Strophen von je 3 trochaischen Septenaren ge-
schrieben. Eeim findet sich oft; aher so oft auch nicht, da6
Sicherheit fehlt.
Fortunat’s Pros a ist viel gekunstelter als seine Dichtungen,
besonders in seinen Briefen. Die Sinnespausen sind nicht nor
durch den rythmischen SchluB geziert, sondern auch durch den
Eeim. Auch hier kommt der von mir behauptete Gleichwerth von
e = i and o = ti zum Vorschein; z. B. Seite 49, 8 (bei Leo): Vere
dico, non est illud cor carneum, ubi vestrae animae non reci-
pitur miranda dulcedo, sed est marmore durior, si tantae
caritatis non amplectitur blandimentum. nam quis de te tarn
congrua pra^dicet, quam mens vere sancta deposcit? p. 50,
1 5 Quis . . quamvis summo nobilitatis descendat de ciilmine, cum
te sic rdspicit siipplicem, non se tuis vestigiis in terra provo-
lutus ext^ndit? p. 230,26 nec fuerat plenus homo, si non sen-
sisset et tiimulum, nec dens crederetur, nisi siirgeret de sepulchre.
Die Gedichte des Fortunat sind fiir mich bis jetzt das
alteste Stiick, welches im Eeim e mit i und o mit u vertauscht.
Fortunat schrieb spater hauptsachUch in Poitiers, war aber haupt-
sachEch in Oberitalien (Treviso, Eavenna) unterrichtet. Der
PI acidas-Eythmus ist in 2 Handschriften erhalten, einer des
9. Jahrhnnderts in Verona, einer andern in S. Gallen befindlichen.
258
'Wilhelm Meyer,
Wo er gedichtet ist, dafiir gibt es vielleicht ein Zeichen. Placidas
schiitzt das Reich gegen einbrechende Feinde. In dem griechischen
und lateinischen Texte der ausfiihrlichen Sage wird dabei nur der
Flufi Hydaspes genannt. Anders im Ryihmus : 19, 2 Exercitus
barbarorum fines Pannonie . . predare cepit cmdeliter. 27, 2
Eustasius adpropinquare ad fines cepit Pannonie und endlich
37,4 Pannonie fines sic liberati sunt. Veranlassung gab dem
Dichter die von ihm beniitzte knrze Fassung der Sage, die von
Placidas berichtet ‘cum exercitu transivit Danubinm et occnpavit
provincias mnltas’. Immerhin hat erst der Dichter Pannonien ge-
nannt. Derselbe konnte also wohl im ostlichen Oberitalien ge-
dichtet haben.
Einige belehrenden Beispiele der dargelegten Reimart bringt
der 1. Band der Poetae latini aevi Carolini (1880). Die Ge-
dichte des Panins Diaconns hat Neff 1908 nen gedruckt. Dar-
nnter ist eine Zuschrift seines Kollegen Petrus Grammaticus
‘Nos dicamus’ und die Antwort des Panins ‘Sensi cuius’ (Poetae
k. I 48/50, Neeff p. 60 und 64). Ich habe (Ges. Abh. II 388 und
Hymnen des Hilarius, 1909 S. 431) den ParaUelismus beider Ge-
dichte notirt: beide bestehen aus 12 Strophen von je 3 Fiinfzehn-
silbern (8— u-t-7u_); beide meiden in den Kurzzeilen zn 8_i^
den Taktwechsel; beide gliedem die 12 Strophen in 4 Gruppen zn
je 3 Strophen: aber in einem Punkte sind die 2 Gedichte stark
verschieden: im Reim. Bei Petrus klingen meistens 2 von den
3 Zeilen zusammen, aber weiter kommt er nicht. Bei Panins
dagegen ist, wenn man o = u und e — i setzt, nur die 3. Strophe
nicht gereimt (am, am, (or) or) ; dagegen reimen oder assoniren die
ubrigen 11 Strophen in alien 3 Zeilen: 3 mit a, 2 mit e, 2 mit i
und 1 mit o ; dagegen 3 beniitzen die von mir nacbgewiesene Frei-
heit, indem sie o = u setzen: 2 ns o us; 5 o um us; 12 ns o o.
Im Jahre 763 hat Panins Diaconus das chronoloo-ische
Gedicht ‘A principio secnlornm’ verfafit (Poetae I 35, bei Neff
S. 9): ebenfalls 12 Strophen von je 3 Fiinfzehnsilbern. Der sprode
Stoff hat vieUeicht vernrsacht, da6 die Reimform nachlassio-er ist •
3 Strophen sind fast ohne Reim: 1 u a a, 10 o o a, 12 n e e.
Dagegen die ubrigen 9 lassen sich nach der freien Regel znsammen-
fassen: Str. 5 reimt mit a, 2 mit e, 4 und 11 mit u; dann Str. 6
mit e/i und Str. 3, 7, 8 und 9 mit o/u.
In derselben Zeilen- und Strophen- Art hat Paulus Diaco-
nus 2 grammatische Rythmen verfaBt (Poetae k. I 625, bei Neff
S. 75): ‘Adsunt quatuor’, ABCdar von 23 Strophen, und ‘Post has
nectit’, Akrostichon von noch 9—10 Strophen. Der Inhalt mit
der Kythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
259
vielen Citaten straubt sich gegen die Reimfessel; so haben von
den 25 Stropben 14 alle 3 Zeilen durch den gleichen Heim ge-
bunden, wahrend 10 nur 2 Zeilen binden; ebenso binden von den
9 Stropben 3 nur 2 Zeilen der Strophe dorcb denselben Reim.
Im Anbang zn den Gredicbten des Panins nnd Petros bat
Diinimler, Poetae I 79 — 82 (ancb Dreves, Analecta 33, 188 — 190)
zwei Gedicbte gedmcbt, welcbe icb genau zu priifen bitte. Sie
steben ancb in den 2 Handscbriften des 9. Jabrbnnderts beisammen,
wie sie ancb der Inbalt zusammen stellt.
1) Alfabetum de bonis sacerdotibus ‘Ad perennis vitae
fontem, 23 Stropben zn je 3 Piinfzebnsilbem (8_u + 7u_).
13 Stropben (1 — 3, 5 — 11, 15, 16, 18) reimen auf a; 10,2 ist das
bandscbriftlicbe ‘aequaliter diligat’ falscblicb von Diimmler nmge-
stellt. 2 Stropben (4 nnd 14) reimen auf ii. Also darf man
gewiB erwarten, dafi ancb in den iibrigen 8 Stropben alle 3 Zeilen
gleicb gereimt sind. Aber in Wirklicbkeit reimen 3 Stropben auf
0 nnd M, und die iibrigen 5 auf e und i: 12 u n o; 13 u o u; 17
0 u u; dann: 19 i i e; 20 i e i ; 21 e e i; 22 e e i; 23 e i e.
2) Alfabetum de mails sacerdotibus, 23 pseudosappbiscbe
Stropben, in denen 3 Senaren (5_o + 7u_) ein Adonier (5_u)
folgt. Die Adonier lasse icb zunacbst bei Seite.
Von den dreizeiligen Stropben scbliefien 6 mit a und 5 mit u.
Und die ubrigen 12 Stropben? 5 scbliefien mit o und », 7 scblieben
mit e und i: Str. 5 8 10 11 12 und Str. 1 6 13 15 18 20 21.
Die scbliefienden Adonier sind nicht ganz reimlos. Wie ancb
sonst bie nnd da, reimen die Adonier sicb folgender Stropben; so
bier: 1 nnd 2 um, 3 — 5 i, 6 — 8 u, 9 — 11 i, 12 tmd 13 n, 14 — 16
e; (17 u 18 a;) 19 und 20 u, 21—23 i.
Icb boffe, dafi bier aucb der Unglaubigste die von mir be-
bauptete Reimfreibeit als bewiesen anerkennen wird.
Einen ebenso zwingenden Beweis ergeben die in den Poetae
kar. I S. 142 — 144 gedrnckten ‘Versus de destructione Aqui-
legiae nnmquam restanrandae : Ad flendos tuos, Aqnilegia, cineres’.
Es ist ebenfalls ein ABCdar von 23 psendosapphischen Stropben,
d. b. je 3 Senare und ein Adonier. Aucb bier lasse icb vorerst
die Adonier bei Seite. Die 3 Zeilen reimen oder assoniren in Str.
21 und 23 mit e; in 2 und 9 mit i; in 22 mit o und in 6 8 11
13 16 18 und 20 mit u : das sind 12 regelmafiig gereimte Stropben.
Aber die 6 Stropben 1 3 4 12 14 und 19 reimen mit e und i, die
5 Stropben 5 7 10 15 und 17 reimen mit o und u in bunter Miscbung.
Damit ist wiederum meine Reimregel bewiesen.
260
Wilhelm Meyer,
Die Adonier sind in anderer Weise als in dem vorigen
Rythmus, aber in natiirlicherer Weise mit dem Reim der Strophe,
die sie schlieSen, verbunden; interessant daB zu 5 Strophen mit
dem Reim e/i der Adonier mit i nnd nnr zn einer (14) mit e und
daB zn 4 Strophen mit dem Reim o/n der Adonier mit u reimt,
dafi endlich zu den 3 u-Reimen der 6. und der 16. Strophe der
Adonier mit o reimt. Rnr die 4 Strophen (13 15 22 und 23) haben
Reim, der von dem des folgenden Adoniers durchans verschieden ist.
Dies Gedicht steht nnter den dnbia des Paulinus von
Aqnileja. Doch babe ich in den Gedichten desselben diese Reim-
freiheit sonst nicht gefunden. Aber ich habe in der Abhandlung
(der Gottinger Gesellschaft der Wiss. von 1898, N. Folge II) ‘Die
Spaltnng des Patriarchats Aquileja’ S. 15 nachgewiesen, daB das
Gedicht in seiner Zeit entstanden ist. Selbstverstandlich ist end-
lich die wichtige Thatsache, daB dies Gedicht im ostlichen Theile
Oberitaliens entstanden ist.
In der alten Hy mnendichtnng ist Reim oder Assonanz
sehr hanfig. Von 4 Zeilen einer Strophe reimen sehr oft drei:
doch es fehlt ehen sehr oft der 4. Reim nnd damit die Sicherheit
des Urtheils. In den Analecta hymnica Bd. 51 S. 197 hat z. B.
der sehr alte quantitirende Hymnns ‘Votiva cunctis orbita’ 7 Zeilen-
paare mit gewohniichem Reim; ist das iibrige mit den Schlussen
‘spiritus’ und ‘Inbricos’ auch als voll gereimt anznsehen? Den
dort S. 198 folgenden sehr alten quantitirenden Hymnns erbffnet
das Zeilenpaar ‘Bellator armis inclitns (1 Hft hat inclitis), Mar-
tinas, actn nobilis’: nnter den iibrigen 15 Zeilenpaaren sind 9
regelmaBig gereimt, aber 3 reimen mit et und it oder i nnd em
3 andere reimen mit nm nnd o. Deckt diese 6 Reimpaare die
von mir nachgewiesene Freiheit?
Am auffalligsten sind mir die I r e n und Angelsachsen. Sie
bringen eine Fiille von Reimen, oft von 2 oder 3 Silben und nehmen
sich gern Freiheiten. Aber die von mir nachgewiesene Reimfrei-
heit scheinen sie kanm beniitzt zu haben. Der dem Columban zu-
geschriebene Hymnns (Analecta hymnica 51, 275) ‘Altus prosator
vetnstus’ bringt Reimreiheu von 2 oder 4 oder 6 Zeilen; doch nnter
den 284 Knrzzeilen fand ich nnr die 2 Paare (4, 11/12 und 8, 11/12):
Refugas veri luminis parasito praecipites.
Fornicarentnr homines palam omnium ocnlis.
Unter den 586 Reimzeilen des Aethilwald (in Ehwald’s Aid-
helm znletzt gedruckt) fand ich etwa 7 Paare, welche is und us
reimen lassen; sonst nnr II, 28 tribcibus : 29 hnmeros und III, 35
omnipotens : 36 tenebris. '
der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
261
Ich behandle nun einige Gediclite ans den von Strecker
1914 veroffentlichten Rythmi aevi Mero vingici et Carolini
(= Poetae IV, 2 S. 447 — 900). Hier siekt man ganz besonders :
‘Practica est multiplex’. Ganz verschiedenartige Erscheinungen
werden verstandlich. durcb die Reimregel e = i und o == u. Gleich
die ersten Rythmen scbeinen zuerst kaum zu losende Scbwierig-
keiten zu bieten: dock wenn man den von mir gefundenen Leit-
faden festkiilt, so kann mSln durck das Labyrintk den Weg sicker
verfolgen.
Der Rytkmus no XU ‘Age deus causam meam’ (friiker ge-
druckt von Diimmler, Rytkmi eecles. no 5, und von Blume, Anal,
hymn. 33, 258) ist ein ABCdar von 23 Strophen. Jede Strophe
entkalt 3 oder 4 ZeUen, von denen jede 8 oder 9 Silben zahlt
und sinkend schlieSt. Strecker (S. 489) bemerkt ‘Concentus
quaeri videtur, baud raro bisyllabus est’. In Wirklickkeit
scklieBen alle 23 Strophen mit zweisilbigem Reim (oder
zweisilbiger Assonanz), jedoch mit der von mir nachgewiesenen
Gleichkeit von o = u und e — i sowokl in der letzten wie in der
vorletzten Silbe. Dadurch wird die Fulle der FaUe fast ver-
wirrend. Ick ordne zunackst nack dem Vocale der vorletzten Silbe.
Jede dieser Gattungen gliedere ich dann nack dem Vocal der
letzten Silbe. Fehler oder Ausnahme steckt nur in str. 7, 1.
a 10 Strophen haben in der vorletzten Silbe ‘a’ ; a e haben
str. 2: pater trinitate pacem. 3 gloriare (gloriari?) natalem cele-
brare. a + i haben str. 9 : 4 Zeilen mit atis, 14 vier ZeUen mit
asti. 4 Strophen scklieBen mit a + e/i: str. (3?) 11 asti antem
asti parce. 15: drei asti und 1 sancte. 17 antem asti asti antes.
19: drei ZeUen mit asti (und 1 mit parce?, denn die von Strecker
getUgte ZeUe ‘Misericors et nobis parce’ ist dock wohl ricktig,
weU dadurch der Imperativ herein gebracht wird, mit dem fast
jede Strophe scklieBt). 2 Strophen scklieBen mit a-ho/u; str. 4
altum sanctos actu; 23 draco atum ato ator.
e Drei Strophen haben in der vorletzten SUbe ein e: dazu
hat in der letzten Silbe: a str. 1: meam mea meam; 20 hat e:
flentem entem else entes ; 22 hat e + e/i : 3 entes und 1 entis.
i i in der vorletzten Silbe wird verbunden mit e/i in der
letzten: str. 7 {1. Zeile falscli: iudica me), punisti Christe; 13: 3
isti und 1 iste; 18: 3 isti und 1 itte.
eji e/i in der vorletzten SUbe wird mit e/i in der letzten
SUbe verbxmden: str. 5: iudicii miser feci; 8 venit requiret ovile
concede.
262
Wilhelm Meyer
u n in der vorletzten Silbe wird mit e in der letzten Silbe
verbunden in str. 6 : crnce virtutem Incem ; mit o/u in der letzten
Silbe: str. 16 sepultum sepnlchro vnltnm indnltor.
olu o/u in der vorletzten Silbe wird verbunden in der
letzten Silbe: mit a in str. 10 inlustra demonstra angusta; mit e
in str. 12: crnce onem onem molem; mit e/i in str. 21: index oris
one ori.
Diese Ubersicht babe ich der erschopfenden Sicberheit balber
so gestaltet; aber sie scbeint sebr umstandlicb zu sein. Fiir den
Dicbter selbst lag die Sacbe viel einfacber. Fur ibn gab es 3
Reimlaute : den bellen e und i, den dunkeln o und u nnd den mitt-
leren a. Fiir zweisilbigen Eeim gab es also nur folgende
Permutationen :
I : e/i + e/i (str. 5 7 8 13 18 20 22) e/i + o/u (0 x) oder um-
gekebrt o/u + e/i (str. 6. 12. 21) e/i + a (str. 1) oder umgekebrt
a + e/i (str. 2. 3. 9. 11. 14. 15. 17. 19).
II: o/u + o/u (str. 16) o/n+e/i (3 X, s. I) o/u + a (str.
10) und umgekebrt a + o/u (str. 4 nnd 23).
Ill: a + a (Ox) a + e/i (7 x, s. I) a + o/u (2 x, s. 11).
Verlangen wir, dafi jeder der 5 Vocale nur mit sicb selbst
Reim bilde, so konnen wir von den 23 Stropben des Gedicbtes nur
7 gereimt nennen; geben wir aber zu, dafi im Reim e = i und
o = u gilt, so sind alle 23 Stropben zweisilbig gereimt.
Strecker no XV (Du Meril, Poesies 1854 p. 283; Analecta
hymn. 23, S. 23) De passione ac resurrectione domini ,Audite omnes
gentes’. Ein ABCdar von 23 Stropben zu 4 Zeilen von je 7
(auch 6 oder 8 oder 9) Silben mit sinkendem Schlufi.
Strecker sagt S. 601 von dem Reim dieses Gedicbtes : saepe
bini ant plures versus unius stropbae concentn ligantur bissylabo,
rarins monosyllabo; neque assonantia non admittitur. aliquotiens
et concentus et assonantia desunt.
Der Dicbter bindet offenbar je 2 Kurzzeilen durch Reim
(Assonanz) zu 1 Langzeile (Reimpaar). Die 23 Stropben geben
also 46 Langzeilen oder Reimpaare. Znnacbst hat der Dicbter
sicb Ausnahme gestattet, oder der Text ist verderbt. Denn in 6
Zeilenpaaren kann ich keinerlei Reimband erkennen: 8, 3/4 gladium :
abscidit; 10, 1/2 posnerunt : corona; 11, 1/2 duobus : clavis; 14,1/2
inimicis:nesciunt; 16,3/4 calix : potest (iste | calix, si potest fieri ?) ;
20, 1/2 salvaret : tradere. In dem letzten Fall geniigte dem
Dicbter vielleicht der einsilbige Reim, wie sicher in 6, 3/4 andnm :
endum.
Alle iibrigen 39 Reimpaare sind durch zweisilbigen Reim
der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
263
(Assonanz) gebnnden, wie in dem vorigen Eythmns no XII. Aber
von diesen 39 Reimen bernhen 14 auf der von mir behanpteten
Reimfreiheit e = i und o = u. Sir. 4 salvator : tradatnr ; 15 la-
tns : salvator ; 21 unctus : cunctos iind sepnltus : cnnctos ; 23 se-
pnlcbro : sursum. 1 Christi : estis; 2 clemens : exinanivit ; 6 gen-
tis : invidentes : 7 serpentis : stirpes ; 9 dedit : tradidit ; (16 iste :
fieri?); 17 vinctum : festuna; 18 fides : crudelis; 19 adimpleretur :
dictum ; 22 predixit : surrexit.
Die handschriftlicbe Uberlieferung von Strecker no XXTTT
(Analecta hymn. 23, 53) S. 521 ‘Qui de morte estis redempti’ ist
sebr verscbieden. Es sind 16 Strophen von 6 Zeilen zu je 8 oder
9 Silben mit sinkendem Schlusse. Strecker bemerkte nur ‘Asso-
nantia frequens’. Icb glaube, dafi bei der Priifung und Fest-
setzung des Textes meine Reimfreiheit wichtig sein wird. Denn
die 60 Zeilen von Str. 1—10 schliefien mit e oder i in hunter
Mischung; denn zu 4,1 bietet statt astra 3,1 arce; 6,4—6 bietet
C 3 Achtsilber, die mit e es und is schliefien; 7, 1 bieten sick die
Varianten ‘ille’ und ‘irae’. Die Strophen 11 — 14, in denen der Reim
auf u oder o eine grofie Rolle spielt, stehen iiberhaupt nicht in
den Hften P und V ; die Strophe 16 mit 4 Zeilen auf u oder o
steht nur in der Hft P.
Strecker, Rythmus no XXVII S. 626 (Analecta hymn.
12, 24) ‘Congregavit nos in nnum Christi amor’, 12 Strophen
von je 4 Langzeilen (8 _u + 4_«j). Ich babe schon friiher hiezu
notirt ‘eine mitunter starke Verwendung von ein- oder zweisilbigen
Reimen und Assonanzen’. Strecker findet hier ‘homoeoteleuton
solito non frequentius’.
Je 2 Langzeilen sind durch ein- oder zweisilbigen Reim ge-
bunden, also enthalten die 12 Strophen 24 Reimpaare. Von diesen
sind 15 Paare in der gewohnlichen Weise gereimt ‘habet : manet’ ;
‘figuratur : iubetur’ ; dagegen sind sammtliche 24 Paare gereimt,
wenn man die Reimfreiheit e = i und o = u annimmt: Str. 1
amor : iocundemur und vivum : sincere ; 6 impletur : repletos ; 7 duo-
bus : humo ; 9 iUo : Christus ; oder : Str. 2 die ; fiR ; 3 voce : congre-
gati; 4 litesrerit; 9 caritatis : observare.
Strecker, Rythmus no LII S. 580 Analecta hymn. 19,19:
‘Hie est dies in quo Christi pretioso’, 14 Strophen zu je 4 Lang-
zeilen, also 66 Langzeilen. Ich habe schon friiher Grriinde daflir
angegeben, dafi dies Gedicht von demselben gedichtet sei, der das
vorige (no 27 Strecker) gedichtet hat. Ich darf 2 neue Griinde
hinzufugen :
Die Gedichte bringen Achtsilber mit sinkendem Schlusse, aber
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2. 18
264
Wilhelm Meyer,
eine besondere, interessante Art, welcbe ich bei den Hymnen des
Bilarius (in diesen Nachrichten 1909 S. 430) nachgewiesen und
(langobardische) Accenttrochaeen genannt babe. Diese Dichter
theilten den Achtsilber sebr oft nach der 4. Silbe durch sinkende
Caesur, so da6 4 Accenttrockaen entstanden: ‘Stabat mater do-
lorosa’. Sehr oft aber scknitten sie nicht nach der 4. Silbe ein.
Aber dann hiiteten sie sich vor den vielen moglichen Taktwechseln,
wie: Ab ira furoris tui, Qm'cquid in came gesserunt, sondern sie
achteten darauf, daB die acht Silben 4 Trochaeen bildeten. Das
Einfachste war, dafi sie die 5. Silbe durch eine mit Nebenaccent
belegte Endsilbe bildeten: libi caritas est vera.
Die beiden Kythmen no 27 nnd no 52 sind durchans so ge-
baut. No 53 besteht ans 56 Langzeilen. Von diesen haben 33
die gewohnliche Caesur: de sepiilchro resurrexit. In den 23
iibrigen fehlt jene Caesur, aber die 5. Silbe ist die Schlufisilbe
eines Wortes mit Proparoxytonon, d. h. sie wird mit Nebenaccent
belegt, so daB auch hier die 8 Silben stets 4 Accenttrochaeen
bilden: lina sabbati surrexit, sic apparnit Mariae. Ebenso steht
es in no 37. Von den 49 Langzeilen haben 28 die gewohnliche
Caesur; Congregavit nos in unum; in 19 Zeilen bildet die 5. Silbe
WortschluB, so daB der trochaeische Tonfall erhalten bleibt: libi
caritas est vera. 2 Zeilen weichen ab: 12,1 hat den Nebenaccent
verschoben : gloria aet4rno regi, und 10, 2 hat ‘ampla est atque
dev4xa’ statt ‘ampla atque est devexa’.
Zum Andern sind die Reimformen von no 52 zwar betracht-
lich nachlassiger als die von no 27, aber doch sehr verwandt. Die
56 Langzeilen bilden 28 Reimpaare. Von diesen sind 6 jetzt ohne
Reim : 1, 3/4 bonus : sacris ; 2, 3/4 nuntiavit : bonus ; 5, 1/2 usur-
paret ; lignum ; 9, 3/4 sanctam ; immortales ; 13, 1/2 tristis modo :
permanere (modo tristis?). Von den iibrigen 22 Reimpaaren will
ich diejenigen hier nennen, in denen e = i oder o = n zu nehmen
ist : 3 mnlierem : olim ; 4 peccato ; mandatum ; 7 eos : polluerunt ;
8 auctorem : delevit ; 9, 1 quievisset : fregit ; 10 estimare ; penetravit;
paradisi : aperire ; 12 sepulcro : mundus ; 13 expetivit : crucifige.
Strecker, Rythmus no XL, Theodofridus de sex aetatibns
mundi ‘Ante secula et mundi principio’, 25 Strophen zu je 4 Se-
naren. Strecker S. 559: ‘saepe bini aut terni versus stropharum
inter se assonant’. Die 4 Zeilen der Strophe sind zunachst als 2
Paare gedacht: 3 it it und o oj 11 ur ur und at at; 17 ans as
und ur nr ; 18 a am und us o, aber in der Regel haben die 4 Zeilen
der Strophe denselben Reim. Verderbnisse oder launenhafte Ein-
falle liegen vor in den einzel stehenden Versen: 6, 3 dormiens ;
der Ehythmus fiber den h. Placidas-Eustasius.
265
10, 2 hat die eine Hft ‘promiserat’, die andere ‘promittitur’ mit
passendem Reim ; 12, 3 Moabiticae ; 24, 1 perpenetrat ad inferos :
ad inferos penetrat ? hTur in Str. 21 gebraucht der Dichter den
Reim auf e, nur in IV 2 Strophen 7 nnd 3 den Reim auf i; etwa
5 ganze nnd 3 halbe Strophen reimt er mit a. Alle iibrigen
Strophen reimt er mit u nnd 0 . Aber nur selten ist sicher der
Reim 0 mit o gepaart, wie 3M : in der Regel ist 0 mit u gepaart,
wie Str. 1 : o um u os ; 16 nr 0 0 nr. In diesen Fallen nnd in
den zahlreichen (12) FaUen, wo 1 o mit 3 n oder 3 o mit einem
u die 4 ZeilenschlUsse bilden, bleibt die Kette der Reimpaare nnr
geschlossen, wenn o mit u legitim reimt.
Strecker Rythmus no XLII S. 565: ‘Audite omnes can-
ticum mirabile’, ein ABCdar von 23 Strophen zn je 5 Senaren.
Dies Gedicht zerfallt nach dem Reimbau in 2 Theile : die Strophen
1 — 16 und 2) die Strophen 17 — 23. I: Die 16 ersten Strophen
sind nach meiner Regel einheitlich gereimt: 5 Strophen, deren 25
Zeilen mit a schliefien (Str. 5 9 11 12 14); dann 4 Strophen, die
ihre 20 Zeilen in hunter Mischung mit 0 oder u schliefien: Str. 4
7 8 13 ; hier ist eine Ausnahme : 4, 2 diripuit. Endlich 6 Strophen,
welche ihre 30 Zeilen mit e und i in hunter Mischung schliefien:
Str. 1 2 3 6 16 und 16.
II: Von den iibrigen 7 Strophen (17 — 23) sind nur von zweien
die Reimschliisse nach meiner Reimfreiheit richtig zu nennen: 19
(e is it er und it) und 23 (os us os o o); dagegen nicht die der
andern Strophen: 17 (um us re und 2 ant); 18 (er um re er ant);
20 (re re a am er); 21 (e i a a e) und 22 (i e as e a). Mit der
Strophe 16 scheint der Dichter der Miihe des Reimens uberdrussig
geworden zu sein.
Strecker, Rythmus no XL VII S. 572 : ‘Audite versus
parabole’. 6 Strophen von je 5 neunsilbigen Zeilen, deren Bau ich
schon 1882 (Ges. Abh. I 228) bestimmt habe als: 3 Silben, dann
Wortanfang und der Accentfall Strecker notirt:
‘Concentus syllabarum nonnumquam quaeri videtur’. Ich finde
festen Reim in den 5 ersten Strophen; von den 25 Zeilen schliefien
22 mit e, 3 mit i (1,2; 4,3; 6,3). Str. 5,3 ist also Eberts Con-
jectur ‘pectora’ statt des hftlichen ‘pectore’ sehr bedenklich.
Die 6. Strophe schliefit anders: me mi um as as; aber sie bringt
auch das Rathsel, zu dem die 5 ersten Strophen die Praeambel sind.
Strecker, Rythmus no XL VIII S. 573: ‘Ama puer casti-
tatem’ scheint ein unvoUendeter Entwurf zu sein. Seltsamer Weise
scheint in den Reimen der vierzeiligen Strophen der Reim der
vorletzten Silben wichtiger zu sein als der der letzten. So
18*
266
Wilhelm Meyer,
Str. 1 atem ato; isti isti. Str. 2 entem entrem; regem magnum
(ob umzustellen ? : magnum regem) : omnipotentem; Str. 3 asti asti;
anum asti. Str. 4 onum onnm; ostras orum. Str. 5 anne annes;
avit avit. Str. 6 erram elij,; paradyso Eva. Str. 7 venit fecit;
pisces gentes. Str. 8 terra erbas; frumento gentes. Str. 11 isti
iste ; asti asti. Str. 12 fluxa turbas ; . . ora. Str. 13 iustus pul-
chros; diluvium bonum. Str. 14 ei ei eum eos. Str. 15 abat abat
magna aquas.
Strecker, Rythmus no LII ist oben S. 263/4 nach no 27
besprocken.
Strecker, Rythmus no LIII (Analecta hymn. 23,61):
‘Respice de celo deus respice propitius’. 13 Stropben zu je 3
Fiinfzehnsilbern (8 + 7 u_). Strecker S. 582 notirt ‘singularum
stropharum aut duo aut tres versus inter se concinere aut asso-
nare videntur’. Damit wird Strecker der Reimkunst des Dichters
nicht gerecbt. In Wirklichkeit reimen je die 3 Zeilen aller
Strophe n, und zwar mit e in Str. 3 4 5 7 12; mit o in Str. 8;
mit u in Str. 1 6 10; aber mit o/u in Str. 2 (ns os us); 9 (um
0 o); 11 (um um o); 13 (us um o).
Strecker, Rythmus no LVIII: Amplam regalis Susis
dicta civitas’ ABCdar von 23 Strophen zn je 4 Senaren.
Strecker notirt: ‘Homoeoteleuton rarum, assonantia frequentior’.
Dies Urtheil ist ungeniigend. Die Strophen sind oft zu 4, ofter
zu 2 + 2 gereimt ; aber gereimt sind alle, mit 2 Ausnahmen : 3, 3
miseri : Asuero ; 21,3 ingulis : postmodum {viclleicht : Et qui de eius
exultabaut iugulo Traduntur igni ultionis postmodum). Wir
haben es mit 46 Reimpaaren zu thun. AuBer den 2 Stellen 3, 3
und 21,8 sind alle gereimt, aber mit e = i: 6,3 nomine : com-
placuit; 7 tradidit : diademato; 22 pariter : perculit. Dann mit
0 = u : 8 improbus : alios ; 9 dominum : superbissimo ; 15 triduum :
cilicio; 19 gladio : alterius. 20 alterius : inferos ; 22 coniugio ; om-
nium ; 23 emulos : gaudium and invictissimo : populum.
Strecker, Rythmus no LXI (S. 593) fiber Placidas ist
oben S. 253 — 255 behandelt.
Strecker, Rythmus, no CV : ‘Gastrimargia est primum
principale vitium’. 15 Strophen zu je 3 Langzeilen. Strecker
S. 662: Versus assonare aut consonare solent’. In 12 Strophen
reimen die 3 Zeilen; dann reimen in Str. 8: o us um; in Str. 6
varies, ebrius und spiritus tristitie: oh ninsteUen : tristitie spiritus?;
ebenso Str. 13 ibus ibus und prius cum tumuerit ist viellekJit m
stelJen: cum tumuerit prius.
Strecker, Rythmus no CXIII: ‘Anni domini notantur
der Rythmus uber den h. Placidas-Eustasius.
267
in praesenti linea’ ; grofies computistisches Gedicht von 71 Strophen
zu je 3 Fiinfzehnsilbern. In der Strophenmasse herrscht kein Ge-
setz. Denn 14 Stropken fiigen sick nickt dem Reim; Str. 5 im io.
11 o is um. 13 a 0 u. 20. 29. 32. 36. 40. 45. 49. 53. 60. 63.
Aker man darf dock sagen, da6 der Reim der 3 Zeilen die Regel
ist. Denn neben 31 Stropken, die regelreckt reimen (assoniren),
reimen 11 Stropken mit e und i und 17 Stropken mit o and u.
Strecker, Rytkmns no CXVI (S. 692): ‘Spera caeli quater
senis koris dum revolvitnr’. Die 7 Stropken zn je 3 Lang-
zeilen sind alle gereimt, wenn wir zu den regelmaBig gereimten
(mit a Str. 5, 6 mit i, 1 3 7 mit u) nock die mit o und u ge-
reimten Str. 2 und 4 als regelmaBig gereimt kinzuzaklen.
Strecker, Rytkmns no CXLIX S. 787 Vita Eligii:
Innumeros komines sublimia facta ferentes
et virtutes in tempora konos frequentat longinqua.
498 Langzeilen, welcke aus 2 Kurzzeilen zusammengesetzt sind.
Von diesen 498 Langzeilen sind in 357 die beiden Kurzzeilen nack
der gewoknlicken Art gereimt. In 43 Fallen reimen die beiden
Kurzzeilen mit e und i; in 31 Fallen mit o und u, wie z. B.
182 progenitus caeli regnum vocabit sublime.
11 nitor arripere modo opus olimque optatum.
AUein in 67 Langzeilen, wo sick entsprecken die Sckliisse mit
a : e, a : i ; e : o, i : u usw., kann der Dickter nickt an Reim gedackt
kaben. Der Dickter kat sick also sicker reimlose Verse gestattet.
Folglick konnen wir nickt entsckeiden, ob er die 74 mit e und i
oder 0 und u scklieBenden Verse zu den gereimten oder den reim-
losen gerecknet kat.
Diese Beispiele fiir die neue Lehre, daB man beim Reimen
nickt 5, sondern nur 3 Vocale zu untersckeiden kabe, kabe ick bis
jetzt gefunden. Natiirlick fragt nun ein .Jeder, wo and wie
diese Lekre entstanden und was aus ihr geworden sei. Diese
Frage kann ick nickt beantworten und muB das den kiinftigen
Mitarbeitern im Gebiet der mittellateiniscken Pkilologie uberlassen.
Bei lateiniscken Schriftstellern der guten Zeit, z. B. in der
Reimprosa der Traktate Cyprians, die ick nackgewiesen kabe (vgl.
Ges. Abk. I 14), sckeint nickts der Art vorzukommen. Augustin
sckloB urns Jakr 893 die 258 Langzeilen seines Psalm’s gegen die
Donatisten alle mit e, okne Einmischung eines i; Commodian kat
Institutiones II 8 dreizekn Zeilen mit e, II 39 secksundzwanzig
Zeilen mit o geschlossen. Ick meine auck, im kellen Tageslickt
268
Wilhelm Meyer,
der gefestigten, allgemein anerkannten antiken Schnle dnrfte eine
Lekre sick nicht seken lassen, nack welcker nickt 5 Vocale nnter-
sckieden warden, sondern nur die 3: a, e/i und o/u. Dazn
brauckte es einen Winkel und Zeiten, wo man die alten Sckul-
regeln lassiger bekandeln konnte. Der ganze rytkmiscke Zeilen-
bau ist ja revolutionar und arbeitet sick dock seit dem Ende des
4. Jakrkunderts in die Hoke, okne da6 ein Granunatiker ikn be-
kampft Oder vertkeidigt. Ebenso der Reim iiberhanpt. Als der
Reim anfing Modesache zu werden, empfand man natiirlick oft die
Reimnoth, die Ursacke nnserer Reimlexika. Da war der Einfall
gar nickt iibel, sick das Finden der Reime dadurck zn erleicktern,
dad man e mit i und o mit u zu reimen gestattete. Die Notk der
Zeiten der Volkerwandernng batte die Leute prosaiscker und prak-
tiscker gemackt. Und, wenn man sick etwas abseits stellen kann
von der beiligen Lekre der Sckule, so ist ja der Gedanke nickt
tkorickt, die Vocale nack dem Klange zu ordnen: in die Mitte das
unsichere a zu stellen und auf dessen einer Seite die beiden hellen
Vokale e und i, auf der andern Seite die beiden dumpfen o und
u einander zu gesellen. Fiir einen Sckulmeister in einem der Reiche
am Ende der Vblkerwanderung war der Einfall begreiflich, und
auch ungefakrlick. Denn er riskirte kaum ausgelackt zu werden,
weil man sick da um die Sckulmeister iiberkaupt nicht viel kiim-
merte. So katte ich recht gekofl’t, in den Yerseu des Gramma-
tikers Virgilius Maro, die durchaus rytkmisch und gereimt sind,
die Spuren dieser Regel zu finden.
Dock sie sckeint nicht so weit verbreitet gewesen zu sein.
Mir sckeint sie kauptsacklick in dem nbrdlicken Tkeile des Lango-
bardenlandes zu Hause gewesen zu sein: Fortunat, Paulus Dia-
conus, der Rytkmus fiber Aquilegia und die wahrscheinliche Hei-
mat unseres Placidas-Rythmus (S. 258) weisen dahin.
Ein Romanist konnte hier die erwfinschte Bestatigung seiner
Satze finden und sagen: ‘Das Znsammenfallen von e und i und
von 0 und u (wohlgemerkt von i und ii) ist auf vulgarlatei-
nischen Einflufi zurfickzuffikren. Seit dem 3. Jakrhundert n. Chr.
wurde jedes i wie 6, seit dem 5. Jahrk. jedes u wie o gesprocken ;
es ist daker sehr erklarlich, dafi ein mittellateinischer Dichter
beide Vocale, d. h. i und e einerseits, u und o anderseits im Reim
vermengte, wenn er auch im Reim wie im Innern des Verses die
historiscke Schreibart beibehielt’.
Ich glaube iiberkaupt nicht an das eine, allgemeine Vulgar-
latein, und mbckte hier nock dazu bemerken: hier handelt es sick
nickt um i und u allein, sondern um i und u in alien moglicken
der Rythmus uber den h. Placidas-Eustasius.
269
Verhaltnissen, vor allem im Reim, also in Endsilben der Verse.
Solcbe Endsilben galten als anceps. Sie sind oft qnantitatslang
wie iilii, oft mit beliebigen Consonanten geschlossen, wie pergerent.
Sie sind meistens die ScbluSsilben daktyKscber Worter, erbalten
also im VersscbluB einen Nebenaccent wie fflios. Aber in einigen
Gedichten dieser Eeimart sind die Eeime zweisilbig nnd sinkend;
dann fallt auch der W ortaccent anf die fraglicben i and u. Z. B.
in Strecker no XII (oben S. 261/2) entsprechen sich miser ; feci ;
venit require! ovile concede ; inlustra demonstra angnsta. Ebenso
entsprechen sich in no XV (Strecker S. 501) Christi : estis; de-
mens : exinanivit; serpentis : stirpes; vinctnm : festnm; fides : crn-
delis ; predixit : snrrexit. Der Text von no 48 bei Strecker ist zn
unsicher ; sonst ware pisces ; gentes zn citiren. DeBhalb kann
ich den vorliegenden Fall mir nicht mit Hilfe der Lehre vom Vul-
garlatein erklaren; aber die Romanisten kbnnen vielleicht bier
mehr lernen als lehren.
Die von mir gebrachten Belege gehen wohl nicht iiber die
Karolingerzeit hernnter. Bald nahm ja auch die Reimknnst zn;
die bloBe Assonanz warden gemieden nnd zuletzt, nm 1100, kam
die Regel, daB die beiden letzten Silben im Reim mitthnn sollten.
Ans meinen Enter suchungen iiber die Dichtungsformen der Bliithe-
zeit der mittellateinischen Dichtung kann ich mich der Freiheit
nicht erinnern, wonach e mit i, o mit n hatten vertauscht werden
kbnnen.
Und doch war diese Lehre nicht ganz verschollen; denn wie
konnte sonst um 1400 der deutsche Rythmiker Tibinus lehren (s.
oben S. 256), daB in Reimnbtheu man e fiir i, o fiir u setzen
kbnne (tempore necessitatis potest poni una vocalis aliqualiter
consonans pro altera, ut sunt e et i, similiter o et u)?
Ill Der aiteste und urspriiiigliche Text
der Placidas-Eustasius-Legende.
Wie sich oben ergeben hat, ist die kiirzere lateinische Fassung
der Placidas-Eustasius-Legende die Vorlage des Dichters des Ryth-
mus gewesen (s. S. 228 u. 238); dann aber ist diese kiirzere Fassung
der Legende nicht, wie man bis jetzt gemeint hat, ein unbedeutender
Auszug aus der langeren, von den Bollandisten gedruckten Fassung,
sondern sie ist die alteste, wohl im 5./6. Jahrhundert entstandene,
also wohl die urspriLngliche Fassung dieser schbnen und weit ver-
breiteten Sage (S. 233). Der Wortlaut derselben ist aber bis jetzt
270
Wilhelm Meyer,
nur in dem Florilegium Casinense gedruckt, also an einem ver-
steckten Orte , nnd nnr aus einer Handschrift , die im XI. Jahr-
hundert in Monte Casino geschrieben ist.
Aber die schriftlicbe IJberliefernng der antiken wie der christ-
licken Unterhaltungsliteratur ist wie Flngsand, nnd es ist sehr
scbwer, darunter festen Boden zn finden nnd fiir wissenscbaftliche
Untersnchungen frei zu legen. Das erfnhr ich scbon 1872 bei
meiner Arbeit iiber den lateiniscben Text der Geschichte des
Apollonius von Tyrns (in den Sitznngsberichten der Miinchener
Akademie), so wie bei den Arbeiten iiber Stoffe der ehristlichen
Unterhaltungsliteratur, iiber die Vita Adae et Evae und iiber die
Geschichte des Kreuzholzes vor Christus (Abhandlungen der Miin-
chener Akad. 1879 und 1881, Band XIV und XVI), endlich iiber
‘die Legende des h. Albanns, des Protomartj'rs von England, in
Texten vor Beda’ (Gottinger Abhandlungen, N. F. VIII, 1904).
Durch diese Arbeiten gewitzigt, suchte ich auch jetzt weiteres
Material beizuschaffen, und mit der eifrigen Hilfe eines jiingeren
Freundes, Dr. Silv. Gius. Mercati, erhielt ich gerade am letzten
mogHchen Tage, dem Mittwoch vor diesen Pfingsten, die photo-
graphischen Copien von 5 Handschriften, von 4 romischen und von
einer mailander. Bei der Untersuchung erschrak ich. War der
gedruckte Text von Monte Casino leicht zu lesen, so fand ich in
den 5 Hften viele verderbte oder unverstandliche Stellen. Ander-
seits ergab sich allmahlich eine Reihe von Stellen, wo die 5 Hand-
schriften unter sich iibereinstimmten, aber im Gegensatz zom Ca-
sineser Text waren; eine feste Wand trennte die Casineser Ubei’-
lieferung von der iibrigen, als wenn es im 8. Jahrhundert (oder
vorher) 2 stark verschiedene Abschriften dieses Textes gegeben
hatte xmd nun von der einen derselben nur die Abschrift in Monte
Casino sich erhalten hatte, wahrend aus der andern die sammt-
lichen 5 andern, hier beniitzten Abschriften stammten. So dachte
ich ein Mai daran, fiir Leser sei es das Beste, nur den leicht les-
baren Text von Monte Casino wieder abdrncken zu lassen und sie
zu verschonen mit dem Wirrsal von Lesarten aus den andern 5
Handschriften.
Dock erneutes Suchen fiihrte mich auf einen andern Weg und
anf diesem znr Blarheit. Von den Textverschiedenheiten ist die
wichtigste diejenige, dab der ganze § 32 in den 5 Handschriften
steht, aber in der Handschrift von Monte Casino ganzlich fehlt.
An und fiir sich ist dies Stiick des Gebetes entbehrlich; aber es
ist auch nicht storend. Nun sind aber einzelne Gedanken und
Worter dieses Stiickes beniitzt bei der Au-sarbeitung der II. Fassung,
der Bythmas iiber den h. Placidas-Eustasins.
271
die nm 730 schon vorhanden war. Die Fassnng des Textes der
5 Handschriften ist also schon damals vorhanden gewesen. Eine
andere Spur zeigt § 20. Die Worter ‘exeo vel de iossione impe-
riali’ fehlen in der Handschrift von Monte Casino, stehen aber in
den 5 andem Handschriften. Sie sind znnachst unverstandlich,
sie sind aber sicherlich die Triimmer eines Satzes, der hier dnrch-
ans pafite, ja fast notwendig war; seinen Inhalt gibt der Umar-
beiter deutlich an: Tots ol atpatiwtat hsfixviaav aotM to ^poazayiia
too paatXiwg (iassio imperialis). Der Vater des Textes von Monte
Casino las die citirten Satztriimmer, welche in den 5 Hften stehen,
verstand sie nicht nnd lieB sie weg. So gibt es noch mehrere
Falle, wo der Ausarbeiter der II. Fassnng den Text der 5 Hand-
schriften gekannt nnd verarbeitet hat, wo aber die betreffenden
Worter von dem Vater der Handschrift von Monte Casino weg-
gelassen sind. So ist in § 1 natns (natn?) secundnm carnem
gloriosissimns (yivooi; too xata aapxa ImSd^oo) in Monte Casino zu-
sammengeschmolzen zn nobilissimns. Ebenda nennen die 5 Hand-
schriften die Sohne nnd die Frau, worans der Hmarbeiter 2 Satze
macht (six® Yuvaixa . . , tlxtovtat 8e aotot? . .) : die Handschrift
von Monte Casino sagt nichts. § 8 schliefit mit dem passenden
Zusatz: et quo erant induti (stXyjv wv nsptsps'pXTjvto) : Monte Casino
hat Nichts davon. § 19: Die 5 Handschriften sprechen von
‘signum in collo suo ex plaga, quam nos scimus, quae facta est
illi in bello’ (auooTrjp-dv tiva ouXijv Iv aozoo TrXYj^sli; Iv
TOXep.(|)): Monte Casino erwahnt nur ‘signum cicatricis habet in
collo suo, quod nos scimus’.
Daraus wurde mir klar, da6 der Gelehrte, welcher im 11.
Jahrhundert in Monte Casino fur die geplante schone, grofie Samm-
lung von Legenden die Placidas-Eustasius-Legende bestimmte, zum
Abschreiben auch einen eleganten, leicht lesbaren Text liefem
wollte nnd den ihm vorliegenden alten Text, d. h. etwa den von
mir combinirten Text der 6 Handschriften vielfach iiberarbeitete.
Darnach ergaben sich fur mich die Grundsatze, welche ich hier
bei der Festsetzung des Textes befolgt habe.
Von den 6 bis jetzt vorliegenden Abschriften sind no 7 und
no 5 dnrch wenige Nachlassigkeiten und durch wenige Anderungen
oder Verschoner ungen entstellt. Die mit no 6 bezeichnete Hand-
schrift ist schon geschrieben, aber der Wortlaut ist dnrch manche
absichtliche Anderungen und dnrch sehr viele Nachlassigkeiten
entstellt. Die mit no S bezeichnete Handschrift hat manche
gute alte Lesart erhalten, wie z. B. sie allein durchweg die Form
nauclerus erhalten hat gegen die Form nauclerius aller andern
272
Wilhelm Meyer,
Handschriften : allein sie ist auch oft keck geandert. Sehr oft
Tind sehr keck iiberarbeitet ist die mit no 8 bezeichnete Hand-
schrift der Ambrosiana in Mailand und ibre Lesarten sind vielfach
fiir den kritiscben Apparat ein Ballast; aber bei der ersten Ans-
gabe eines solchen Textes muB man mehr geben als das Noth-
wendige. Der Text der Handschrift von Monte Casino ist
stark abcorrigirt; allein er bernht auf einer ziemlich alten Hand-
schrift nnd mufi, wed er allein bisber gedruckt ist, besonders be-
riicksichtigt werden.
Es ist zwar zu erwarten, daB noch manche Handschriften
dieser Fassnng anftanchen werden; allein ich halte es fhr wahr-
scheinlich, dafi diese neuen Handschriften kein ganz anderes Bild
des Textes geben, sondern sich in den hier gegebenen Eahmen
einfiigen werden.
5 = Vatican 5771, saec. IX/X, fol. 228'>-23P: INCIPIT PAS-
SIO BEATI M A H TTP, IS EUSTACHII (ras.) XIII KL lUN.
6 = Vat. 6933, saec. XII, fol. 130 — 133‘’ : XIII KL. innii. passio
sancti Eustasii martiris Christi.
7 = Vat. 7810, saec. XI, Schrift von Monte Casino; f. 99 — 102:
Passio sancti Eustasii martyris et sociorum eius.
8 = Ambrosiana E 84 inf., saec. XII, f. 239'’: incipit uita uel
passio beati Eustachii qni uocatus est Placidns (‘cum snis
sociis’ fiigt eine spate Hand Idnzii).
S = Sessorianus 5 (Rom, Bibl. Vitt. Em.), s. XI, fol. 146: XIII
KL lUNII PASSIO SCI EUSTASII MARTYRIS.
Cas = Casinensis codex 145 saec. XI fol. 483 — 488: Passio sancti
Eustasii et uxoris et filiorum eius; vgl. Bibliotheca Casi-
nensis Tom. Ill (1887) p. 293 mit Facsimile; der Text ist
ebenda gedruckt im Florilegium pag. 451 — 454.
In diebus Traiani imperatoris idolornm saevitia, ipso exhibente,
erat magister militum nomine Placidas, natus secundum camem
gloriosissimus et ditissimus valde tarn in animalibus quam in auro
et argento et mancipiis vel universis rebus substantiae suae. Et
quamyis paganitate existente inventus est subvenire miseris vel
necessitatem patientibus vivendi substantiam mini.strare, ita ut
acceptabilis fieret coram domino deo in operibus suis. Et omni
parte illustris erat cum duobus filiis suis et matre ipsorum. Dum
esset magister militum bellator et adversus barbaros triumphator
ita, ut audito nomine eius contremescerent et effugarentur saepius
adversarii eius, erat ei consuetudo venandi.
in 7 sind nach idolorum mU Meinere)' Schrift hereingeztvdngt die Worie cul-
tura ipso fauente satis florebat. Quo in tempore erat ([uidam magister; in 5
der Rjthmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
273
s(e?»t was dben\ S crescebat ydolorum; in 6 fehlt ipso; 8 idolorum seuicia'existente ;
saevitiam ? placidus 6. 8. S : hier und fortan natu ? glorios. : nobilissimm S ;
8 gloriosissimorum et diuitissimorum ualde parentum et erat ditissimus tarn 8
tam bis suae om. S tain de 6 ; quam et in 5 ; uel argento mane. 8 ; et in arg. 5
in paganitate existens tamen inv. 6, paganissimus existens 8 vel ; et 8 ; neces-
sitate 7 ; substantia 5 S , fieret ; esset S ; in hoc coram 8 ; dom. om. 6 ; suis ; bonis 6
et ex 7. 8, et in 6; vel matre 8. 5 ; et omnium pater illustris Erat namque cum d. f.
(suis om.) et m. suorum S; dim; add. s. 1. que, 7; bellatorum 6. 8; et om. 6;
exaudito S, ex auditu nominis 5. 6; contremisc. S; fugarentur S, fugerent 8;
sepe 6; Erat enim ei 8; erat, autem s. t. 7.
Casinensis: idolorum cultura ipso anctore pollebat. Erat autem ea tem-
pestate mag. mil. quidam nom. Placidas nobilissimns et ditissimus (II hat IlXctxioas
yevou; too xaxa odpxa ivS'jSo'j) . . ac universis . . suae. Qui quamvis paganus exi-
stens studebat subvenire mis. et . . . operibus suis. JSs folgt Erat autem idem
Placidas magister militum. Das, was die 5 Hflen bieten, ist verarbeitet in II, wo
hier 2 Sdtze stehen : Elyie Si . . . TixTovTcu oe aototc -aTos; oio . . rpi 51
xoaouTov TiEpiipavTjt 0 ivTjp militum strenuus bellator et in praeliis triumphator
ita ut etc.; die pap^dpou; halt auch die Fassung II fest. Die Zusatze der II.
Fassung s. oben S. 235—237.
2 Et cum exisset secundum consuetudinem suam ad venandum,
apparuit ei grex cervorum. Inter qnos erat unus pulcherrimus et
Omni decore mirabUis. Quern videns magister militum relictis om-
nibus qui apparuerant ei ipsum tantum persequebatur et deficien-
tibus ad persequendum secum euntibus ipse solus persecutus est
eum in silva condensa. Et pertransivit cervus in vertice mentis
stans super saxum in loco altissimo. Et dum non praevaleret
Placidas appropinquate ad cervum, stetit cogitans quaJiter posset
capere eum.
et cum : hie cum S ; exiret 6 ; ei cm. 8 S ; in quibus 8 ; omnino mir. S ;
ipsum unum tantum 8, ipsum solum S Deficientibus itaque S ; deficieutibus
omnibus qui secum erant ipse solus 8; secutus 6. 8; silvam condensem 8 con-
densa. Egressusque cervus de silva ascendit in uerticem S ; stans S ; Et stans
5. 6. 7. 8 ; supra 8; locum altissimum 5. 6; super saxa altissima 6' in 6 fehlen
die Worter zwischen altissimum und Et dum uideret et dum non 5. 8, ut non
7, Sed cum praev. S; ipse valeret 8; Placidus 8. S; ad om. S; stetit ; statim 8;
possit 5; eum cap. melius posset S. Casinensis; Erat vero ei . . et dum . .
silvam condensam . . verticem mentis et stetit super . . altissimo . et non prae-
valuit . . stetitque.
3 Et dum consideraret magnitudinem eius, ostendit deus mag-
num miraculum super cornua eiusdem cervi; et apparuit signum
sanctae crucis super claritatem solis illustrantem se. Et vidit
inter media cornua eius imaginem salvatoris. Cuius vocem audivit
dicentem sibi: 0 Placidas, quid me persequeris? Ego sum Ihesus,
quern tu ignoras et in elemosynis vel actibus bonis visits es vene-
rari. Propter quod apparui tibi, ut per cervum venarer te et
mitterem te in retia [salutis] venationis meae.
274
Wilhelm Meyer
Et: Qui S; Et dum uideret magn. 6; eius ; cerui S; ei deus 8, ei dominus
grande mir. S; inter cornua 8; die Worter zwischen super cornua tmd eius imag.
fehlen in S sub claritate 6; illustrante. e-r uidit in cornua 8; Placide 6. 8. S ;
iesus 8, dns 6 ; et elemosinis 8; et actibus 6; in actibus S; usus 6 uenarem 5.
6. 7 ; te uenerarer et mitt. S, uenante emittere te in 8 ; retiam 7 salutis (sa-
lutaris?) hdben dtte aujier Casin., nocationis 8 Casinensis: illustrans eum
. . Placidas ut quid . . ignoras in elemosinis et . . mitterem in retia ven. meae.
4 Quo audito magister militnm expavit et prae timore cecidit
in terrain. Et iterum elevans caput intueri coepit mysterium vi-
sionis suae. Et dixit dominus Ihesus: Noli timere, sed conserva
quae dico tibi. Crede fiducialiter, ut non pereas, sed habeas vitam
aeternam. Et dixit Placidas: Credo domine, quia tu es, qui re-
vocas errantes et erigis cadentes et resuscitas mortuos. Et dixit
ei dominus Ihesus : Si ergo credis, vade et exquire sacerdotem
Christianornm , qui te ahluat a sordibns paganorum per lavacri
fontem vel baptismum regenerationis. At ipse dixit: Si vis, do-
mine, indicabo haec filiis meis vel matri eornm. Et dixit dominus
Ihesus: Vade et indica eis, ut et ipsi credant, ne pereant, sed ha-
beant vitam aeternam.
et <m. S, prae : ipso 5. 8 ; hgc cecidit S ; iiher dixit hat 7 zugesetzt ; ei ; tibi
que dico 8; et non 6 Placidus 6. 8. S; uocas 8; dicit S, ei om. 6. 8; et si
ergo S ; uade et baptizare exquirens 6, et om. S ; paganorum : ydolorum S ; lava-
crum fontis 8, vel per 6, tiaptismatis regenerationem S haec om. 8 ; et matri 6,
ei dominus 6'; et uade indica S, et om. 8, indica: die 6 ; eis ne et ipsi pereant S.
Casinensis laCt das dreimaUge Ihesus weg; dann hat er et matri und ipsi
credant et habeant.
Die II. Fassung im Anfang: s«3ev dro -rou i-r.m ei; yvjv. iupa; oe ouXSoo-
sr,; et; eauxov eXSuiv dvesr/j. PI. fragt, wer da spreche, Ganz am Schlufi mahnt
ihn Christus, getauft wieder hierher zu kommen.
5 Et veniens magister militnm indicavit haec mulieri vel filii.g
suis. Et dixit mnlier: 0 domine, tu vere deum vidisti, quem
Christiani venerantur. Nam et ego praeterita nocte in visu agnovi
magnitudinem mysterii huius, quia vidi gloriosissimam speciem vi-
ri dicentem mihi : ‘Ecce vir tuns et filii tui tecum participabuntur
mihi per baptismum, ut non pereatis, sed aeternam vitam possi-
deatis’. Et credo, quod ipse ad me locutus est, qui apparuit tibi.
Festinemus ergo adimplere quaecumque nobis praecepit.
Etregrediens in domum suam mag. 8; militum om. S- haec uxori suae et 8;
veltet 6; uisum 6, ego tercia nocte in visione agnovi immaginem et magnitudinem
8; mynisterii S; gloriosimam S tecum 5. 6. 8: om. 7. S; participantur 8: vit.
aet. poss. 5. 6, aeternam in celis vitam possidentis 7, habcatis vit. aet. 8 ; credo
om. 6; ad me ipse S; tibi in uia S: Festinus ergo adimple quodcuqmue pr.
nobis 8. Casinensis: haec uxori suae et filiis . et dixit ei uxor sua . . huius
Yidi enim . . dicentis michi . . tui una tecum adhaerebunt miehi . . possidentis
Credo ergo quod . . qui et tibi apparuit. Festinemus itaque
der Eythmns fiber den h. Placidas-Eustasius. 276
6 Et ita inqnirentes invenemnt sacerdotem Christianorum.
Cui dum occulte indicassent mysterinm visionis snae , baptizati
sunt a sacerdote in nomine patris et filii et spiritns sancti. Et
Placidam nominavit Enstasium et primogenitum filium eius nomi-
navit Agapitum et fratrem eius Theopistum; et matrem eorum
nominavit Theopisten. Et facti sunt participes communionis cor-
poris et sanguinis Christi.
cui occulte indicauerunt 6, dum om. S; et baptiz. 6; a sacerd. om. 6; Pla-
cidum 6. 8. S; placidum quidem 8. 3 Mai nominavit haben 7 ntid S, 3 Mai
uocauit 6 und 3; 5 hat das 1. Mai nominavit, dann 2 Mai vocauit. Eustas.
hier und uberall 5 von erster Hand', die 2. hat uberall eustacb. corrigirt-, 8 hat
iiberall eustacb. agapium 6. 5 von erster Hand-, eius theopisten 7, eius uo-
cauit theopistum 8; et matrem 7. 8; nam et matrem 5. 6. S: theopistem 5; theo-
pistennam. et facti 7; communioni 6. 7; ihesu Christi 6. Casinensis; Et
mox inqu. invenerunt quendam sac. . . sunt ab eo in nom. . . sancti. Qui videlicet
sacerdos Placidam nom. . . Theopistum. matrem vero eorum . .
The H. Fassiing sagt xrjv oi povaKa aotoo Tariavqv (om. die lat. Ubersetzung)
|jiE-(ivo|j.c(3a; 0EO-ia-Tjv. Der Taufe folgt eine Rede des Priesters Tuiawou.
7 Deinde post baptismum abiit beatus Eustasius in locum
mentis, ubi apparuerat ei dominus Christus. In quo loco oranti
ipsi iterum locutus est salvator dicens : Beatus es vere, quia susce-
pisti baptismum salutis et regeneratus es in nomine patris et filii
et spiritns sancti ad vitam aetemam. Sed dico tibi, quia in hoc
praesenti seculo supervenient tibi tribulationes, temptationes et
pericula multa, donee depereant omnia, quae habere in hoc mundo
inventus es. Oportet enim te in his temptationibus existere similem
lob. Et iterum, cum humiliatus fueris in temptationibus tuis, vi-
sitabo te in bonis et restaurabo te in consolationibus multis, donee
pervenias ad martyrii triumphalem coronam.
habiit 6; beatus om. 8; Christus : ihesus 6, ihesus Christus 8; quo om. 6;
ipso 5; eidem oranti iterum S', Christus. Et orante eo loquutus est ei iterum 8;
(vere) om. 8; accepisti uerbum salutis S; in vitam 6; quia hoc S; praesenti om.
8; et tempt. 6-, pericula et tempt, multa Sj pereant 8, pereat S; ex hoc 5; ha-
bere stelltnaeh es 8; te ex his S, te his 8; fueris in tribulationibus 5. 6. 8; tuis
multis 8; venias S; martyrium et tri. 8. Casinensis; dominus. in quo . .
oranti iterum . . pereant.
In der geschwiitzigen II. Fassung fragt am SchluB der gen Himmel fahrende
Christus, ob Eust. die Versuchung erleiden wolle vOv q Iri dr/clviov tiuv ij[icp(ov.
Eustasius erbittet das vOv und theilt Alles den Seinen mit.
S Deinde cum redisset Eustasius in domum suam, coepit deci-
dere familia eius in aegritudine et languoribus multis, donee con-
sumpti sunt omnes in morte, similiter et omnia animalia, quae
pertinebant ad eum. Nam et latrones venerunt diripientes omnia
de domo eius, aurum et argentum vel vestes multas; et nichil
aliud remansit ei nisi duo filii et mater eorum et quod erant induti.
276
Wilhelm Meyer,
Et inde cum S, Cum vero rediret 8; dome sua 5; deicere S; aegritudinem
G. S; langoribus 5. 6; mortem 6. 7; suam consolatus uel augmentatus omnem
familiara suam in egritudine et in langoribus multis cecidentes" donee consumati
sunt oiimes in morte 8. animalia eius 7 : supervenerunt 5. 6. 8 ; et vor arg.
om. 5. 7: aliud : amplius 5. 6. 8; ei ampl. rem. 6; quam duo 5. 6. 8; et quod 7,
et quo S ; et nisi quod 5 ; et nisi illud quo 6 ; et in rebus nichil aliud quam
quod 8. Casinensis: aegritudinem et in languores multos . . mortem . . ani-
malia eius. Latrones etiam ven. {om. quae pert, ad eum) . . aurum scilicet et
arg. ac vestes . . filii sui et m. eorum. Ende : aber et quod erant induti ist in
der II. Fassung ubersetzt: mv zepicpE^/.rjVTo.
Die II. Fassung; nach dem Tode des Viehes flieht PI. mit F'rau und Kind
in ein Versteck. Die Rauber pliindern. Bei einem groBen Siegesfest uber die
Perser sollte PI. zugegen sein Ste a-rpaTrjXd-qv ovtoi -/al -poixov xqv cuYy.Xrj-o'j : aber
er ist nicht zu finden. Die Frau mahnt ihn, sie soUten in die Fremde fliehen.
9 Unde non safferentes inter qnos noti fuerant confusionem
verecundiae suae ex his, quae illis contigerani, recesserunt occulte
de loco illo nocte, ut transirent in Aegyptum. Et pervenerunt
ad mare et ingressi sunt navem, ubi erant barbari et inrationa-
biles homines. Et cum pervenissent ad portnm, coepit dicere nau-
clerus, quia concupierat mulierem eius,: da mihi naulum menm.
Et non habentes quod darent, tenuit nanclerus uxorem eius. Sed
dum non quiesceret Eustasius postulare eum pro uxore sua, prae-
cepit nauticis suis ut iactarent eum in mare.
non ferentes 6, contingerant 6. S U. n. sufferentes confusiones et uere
cundiam suam inter quos nati fuerant ex his 8 illo om. S et transierunt 6 ;
aegypto 6 ; sunt 8. S : om. 5. 6. 7 ; in nauem 5. 6, in nauim 8 ; caepit 5 ; nauclerus
5, nauclerius 5. 6. 7. 8 uxorem 8; habentes 7. S, habentibus eis 5. 6, habentibus
hii 8; quid 6: te (so) nauclerum S, tenuit nauclerius 5. 6. 7. 8; darent na. accepit
6 ; et dum 8. sed cum nondura S ; eum om. 8 ; nautis ziveite Hand in 7 ; eum :
Eustachium 8. Casinensis: (ex his q, i. contigerant) und (de loco illo) om.,
noctu . . nauclerius . . Et quia non habebat quod daret . . nauclerius.
10 Et sensit Eustasius nauclerum insidiantem sibi et subito
accipiens occulte duos filios suos dereliquit matrem eorum apud
nauclerum et fugiebat plorans et gemens et dicens: Vae vobis
filii mei, quia mater vestra derelicta est viro alienigenae et in-
rationabili homini.
et ut sensit 6; nauclerum S: nauclerium 5. G. 7. 8; et subito 8 et om 5
6, 7; oculte 6. 8; dereliquid S: reliquit 6, et reliquid 7. 8, et reliquit 8, et dereliquit
5; ipsorum 5. 8; nauclerum S: nauclerium 6. 6. 7. 8; fugibat S ; plorans et gemens
7, foras gemens S, gemens et plorans 5. 6, gemens plorans 8; et vor dicens om
6. 7. 5: et dicens 8. S; mi 5 ; relicta 6; alienigena 7; est ad uirum alienum et
irracionabiUbus hominibus 8. Casinensis: Et quoniam sensit . . nauclerium . .
sibi subito . . nauclerium . . gemens dicensque.
11 Et euntibus eis cum lacrimis et tristia multa pervenerunt
ad flumen. Et dubitavit Eustasius pater eorum introire in flumen
cum eis propter abundantiam aquae et reliquit unum ad ripam et
der Rythmus iiber den b. Placidas-Eustasius.
277
alteram super humeros sues deportavit ad alteram ripam et coepit
revertere ad filium quem reliquerat prius. Et antequam perveniret
ad ripam, prospiciens vidit leonem rapere filium suum ad quern
pergebat. Et coepit redire post se cum gemitu et fletu et gravi
dolore ad filium, quem deportaverat ad alteram ripam. Et prius-
quam exiret de flumine, ut perveniret ad eum, venit lupus et ra-
puit filium eius.
Et om. 6 ; Euntibus autem illis 8, Et dum irent cum S ; uenerunt S ; eorum
om. 5 ; in om. 5 ; cum eis in fl. 6 ; habund. 6 (S) ; eustachius pariter cum duobus
filiis suis intr. in fl. propter nimietatem aquae 8 reliquid 5. 7. S ; et alium
5. 6. 8 ; bumera sua 6. 7 : ad aliam 8 ; ad terrain super ripam fluminis 6 ; de-
uertere S, reuerti post se ad 6 ; filium suum quem 7 : ueniret 8 ; prospiciens per-
uenit ad ripam uidit S. suum. Et pergens cepit redire post se cum gem. 8;
portauerat 8, deportauit ad ripam 6; ut ; et S. Casinensis; Et euntes cum ..
ad quoddam flumen . . (pater eorum) om. . . cum filiis propter . . unum eorum . . re-
verti . . (prius) om. Sed antequam. . . rapuit eundem filium eius.
12 Et egressus Eustasius de flumine erat trahens capillos
suos et ploravit amarissime filios suos et cogitabat semetipsum in
aquam praecipitare ; sed non permisit eum dominus deus providens
illi bona, quae erant ei futura.
et dum egressus esset S; erat und et om. S. flumine. attrahens sibi barbam
et cap. 8; plorabat 8; aqua 5. 7. 8; Et non S; ei 6; previdens 8; ei bona 6; illi
bona eius 7 ; quod 7. S; erant illi 6, erat ei 5. 7. 8. Casinensis; Egressus
vero . . plorabat . . ei erant.
18 Tunc leo, qui rapuit filium eius, cum deportaret eum, fu-
gatus est a pastoribus vel a canibus et reliquit puerum inlaesum.
Et ipse ignorans, quid actum esset de patre eius, habitavit cum
pastoribus temporibus multis. Erater vero eius, qui raptus est
a lupo, liberatus est ab aratoribus, ignorante puero, quid actum
sit de patre vel fratre; et habitavit cum his, a quibus liberatus
est, temporibus multis.
effugatus 5. 6; vel a can. om. 8; reliquid 7. S ; quod 8; patre uel fratre suo
bab. S ; babitabat 7 ; cum ipsis past 8. Frater vero bis multis ; felilt Alles in 8 ;
et frater eius S; sit : esset 0; multis temp. 5. 7. Casinensis; rapuerat . . et a
can. . . habitavit . . Et frater eius . . raptus erat . . ignorans quid actum esset . .
cum illis . . multis temp.
Die II. Fassung sagt allerlei von dem Lowen, oieiiepaoe rov r:o-c([xov dvtuT^pto etc.
14 Eustasius vero dum esset in amaritudine et doloribus multis,
dicebat: ‘Vae mihi, qui aliquando pollebam sicut arbor florida et
fructificans, et ecce nunc deramatus sum et denudatus ab omnibus
bonis. Sed tu, domine omnipotens et misericors, non me derelin-
quas neque despicias in tribulationibus meis. Recordatus sum enim,
quod dixisti, quia oportebat me velut lob sustinere tribulationes
vel temptationes multas. Sed consideravi, quia lob quamquam a
278 Wilhelm Meyef,
facultatibns sais exinanitas fnisset, habait tamen amicos, qui con-
solarent eum : ego vero agrestes feras inveni, quae pro consolatione
devoraveront filios meos. lob vero etsi deramatus fuit a filiis suis
et ab omni substantia sua, tamen uxorem suam secum habnit pro
aliqna consolatione passionis suae : ego vero et ab uxore eradicatus
sum. sed quid dicam, quod tarn graviter extirpatus sum, nisi tu,
domine, tolerantiam et sufferentiam concedas mihi et ponas custo-
diam ori meo, ut non peccem tibi’.
mihi om. 5. 8; quia 5; pollebar 8, florebam 7. S; florenda 6; et om. 8. S;
et tior ecce u. nunc om. 8; deramatus 5. 7. 8: eradicatus S; mine denudatus sum et
denudatus sum 6 ; et denudatus om. S, et den. sum 8 ; tu deus omn. 6 ; desp. me 6
Record, bis me om. 6; enim om. 8. S; ueluti 5, uelud 6; sustinens 6; vel;et 8;
considera 8 ; quaniuis S ; e.'taminatus 8' ; esset 6. S ; sit 8 ; consolarentur 6. S ;
agrestas 7 ; qui pro 8. 8, per consolationes deuouerunt S. deramatus 5. 7. 8 :
derelictus S, desolatus 6 ; est de filiis vel ex omni 8 ; vel ab 7 ; ab om. 5. 6 ; se-
cum om. S; aliqua om. S: consol, aliqua 6; temptationis 7. S. et om. S; radi-
catus 8, derelictus 6. radicatus sum. Sed tu domine tolleranciam et sufferen-
ciam concede michi et propone michi custodiam 8. tollerantium 5. 6, 8. S;
suffleientiam 7 ; ponam 7.
Casinensis; aliquatido florebam . . nunc expoliatus sum . . ab om . . der
me . . oporteret . . et tempt. . . consolarentur . . lob etsi privatus fuit filiis et omni
substantia tamen . . temptationis suae . . uxore viduatus sum. Sed quid dicam ?
nisi (quod t. gr. ext. sum om.).
Die II. Fassung hat die I. yielfach verandert.
15 Deinde beatus Eustasius veniens in quendam vicum coepit
ibi operare manibu.s suis, donee fecerunt eum ipsi custodem agro-
rum saorum; et vivebat ex his mercedibus per singulos annos.
Quod faciens adimplevit in eodem loco quindecim annos.
quodam 5. 6. 7. 8, quondam S; uicum 5, uico 6. 8, locum S, loco 7, xtbprjv
II ; operare 5. 7. 8 man. 1 : operari 6, laborare S ; ipsi 5. 7. S : ibi 6, om. 8 ;
operibus mercedis 7. et uidebat peccora eorum per sing, annos 8; duodecim
annos 8. Casinensis; locum .. operari . . eum homines eiusdem loci custodem
. . iis. II. Fassung: Ttva xmprjv, xaXoup^vnjv Ba5i55o'>v.
16 Nauclerus vero perdnxit mulierem eius in patriam suam;
sed talem fecit dominus dens virtutem cum ea, ut non praevaleret
nauclerus violare earn. Deinde contigit, quod in brevi tempore
nauclerus mortuus est et mulier absoluta est ad faciendum, quod
illi placeret.
Nauclerus S\ nauclerius 5. 6. 7. 8; perduxit uxorem 8; tale 7; talem gra-
tiam dedit ei d. d. et uirtutem, ut numquam preualeret. nauclerus S nauclerius
5. 6. 7. 8 : quod ; ut 8, im breui 8 ; mortuus esset 7. S ; ille moreretur 8 - mulier
eustachii abs. 8; quid 6; placuerat 6. 8. Casinensis: Nauclerius .. (nauclerus)
om. . . contigit ut in . . nauclerius moreretur.
17 De quo loco dnm a barbaris vastarentur fines Romanorum,
coepit imperator inquirere, quid actum esset de Placida, qui fuit
der Eythmus liber den h. Placidas-Eustasius.
279
magister militum, ad cuius opinionem saepius effugati fuerant alieni-
genae. Et misit imperator duos milites, qui vocabantur Antiochus
et Agarius, ad inquirendum eum per omnes provincias sub im-
perio eius.
loco ab abarbaris 6 ; uastaretiir 8 : romanorum : eorum S ; inqu. imp. 6 : re-
quirere S: Placido 6. 8. S; jdacido qui uocabatur enstachius qui fuit mag. 8
ad cuius opinionem 5. 6 (opp.). 7, a cuius opinione 8. S (oppi); sepe S; fuerant:
sunt S ; alienigenas 7, barbari alienigene 6 ; Tunc misit 8 ; anthiochus 5 ; inqui-
rendum 5. 8, quirendum S, quqrendum 7, requirendum 6. Casinensis: Post
aliquot rero tempus dum a barbaris eiusdem loci vastarentur (de quo loco scheint
zu hedetiten ‘von welchem Orte aus’) . . militum, cuius fortitudine et industria
saepius effugati fuissent . . misit idem imp. . . ad inquirendum.
Die II. Fassung nennt ; -xal ’A'j-ioyo;.
18 At ipsi euntes pervenerunt ad vicum, in quo Eustasius
erat custos agrornm. Et viderunt eum, sed non cognoverunt eum.
Nam ipse cognovit eos et salutatus ab his resalutavit eos dicens:
Pax vobis, amici et fratres ! At ipsi dixernnt ei : Rogamus te, nt
dicas nobis, si vidisti vel audisti aKquid de magistro militum, qui
Placidas vocabatur. Et ipse dixit; Ut quid cause est vobis ad
inquirendum eum? Et dixernnt; Quia magnus amicus noster fuit;
unde qui indicaverit ipsum nobis, remunerabimus eum in magno
dono. At ipse dixit; Ego hie peregrinus sum, et quomodo novi
quern quaeritis? Sed rogo vos; venite et reficite vos apud me.
Et consentientes sibi perduxit eos in susceptorium sunm et prae-
paravit, quod reficereut apud eum.
ill! 8 ; uenerunt 7 ; in uicum S ; non om. S, et non 8, agnouerunt 5, eum om.
o, ilium S; iiam ipse 7. S; nam et ipse 5. 6. 8; illos 8; his : eis S; fratres et
amici 8 ; Et ipsi ti. Rogamus ergo te 7 ; vel mn. 8, ant audisti 6 ; Placidus fi.
8. S ; et ipse ; Enstachius 8 : et quid S, quid C ; causa 7. 8 ; vobis causa est 8 ;
vobis oni. requirendum 6; est eum requirendi 8; nobis ipsum 8, ilium nobis 7;
in vor magno om. ti. 8, magno pretio 6, magnis donis 8. .'\t ille 8 ; venite re-
ticite 6. 7, uenite reficere 5 ; vos om. 5. 6. 8 ; aput 5 ; cognoscens 8 ; sibi ; ei 6 ;
eos sibi perd. 5, eos ibi ]>. 8; susceptorio suo 8; paravit S; quod ; ut 6; retice-
rentur G, S ; ipsi apud 5. 8 ; eum ipsi 6 ; apud se8. Casinensis: euntes
dei nutu . . cognoverunt, ipse vero cognovit . . ab iis . . si forte vidisti . . dixit:
et quae causa . . dixerunt ei, quia . . eum magno . . reficite apud . . me. t^uos
consent. . . in hospitium suum . . quod comederent ipsi apud eum.
Die II. J’assung berichtet, als PI. die Soldaten erkannt hatte, babe er ein
Gebet gen Himmel geseudet, so mbge ihm Gott auch ein Wiedersehen mit seiner
Frau gewiihren ; eine Stimme vom Himmel babe ihm dies und Anderes verbeiBen.
19 Qui dum reficerentur, paulatim in .s^msu suo cogitare coe-
perunt, quomodo hie esset consimilis illi, qui ab eis quaerebatur.
Et dixerunt ad invicem : Si hie homo signum habet in collo suo
ex plaga, quam nos scimus, quae facta est illi in bello, hie vere
ipse est. Quo dicto erigentes se viderunt in collo eius signum et
Kgl. Ges, d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2. 19
280
Wilhelm Mej er,
exclamaverant cum gaudio magno dicentes : Vere tu es magister
miKtum Placidas, qnem nos quaerebamus.
relicentur S; sensu 5. 6. 7; corde S-, intra se 8; hie om. 8; illi om. 5. 7. 8. S;
eius 6; ab his S; quam;quae S; noscimus 8; uero 5; Quo dicto intuentes in collo 8 ;
et om. 8; magno om. 6; c. magno g. 8; Placidus 8. S, Placide 6. Casinensis;
in corde sno . . quod hie . . iUi . . signnm cieatricis habet in eollo suo, quod nos
scimus, vere . . Die im Casin. weggelassenen Worte hat der Ausarbeiter der II.
Fassung vor Augen gehaht, als er sehrieb ‘s’jas-qij.ov viva oA'q't iv tcTj - rpa/ti/.u) a jxoO
£V TOJ TToXsfJLO).
Die II. Fassung setzt zu, zuerst, daB wahrend des Essens dem Plaeidas die
Thranen gekommen seien; drauBen babe er sieh ausgeweint und dann sorgfaltig
die Thranenspuren abgewasehen; spater, auch naeh dem Freudenrufe der Beiden
habe PI. noch versueht zu leugnen.
30 f Quo dicto haec omnia nota facta sunt in his locis f ex
eo vel de iussione imperiali. Tunc vero quamvis nolentem honorem
seculi huius perduxerunt earn ad imperatorem. Qui constituit eum
esse in caput exercitus. Et congregati sunt ad ipsum ex omni
provincia milites. Inter quos venerunt et duo filii eius, qui a feris
fuerant liberati, nescientes inter se, quod fratres essent. Et erant
consimiles rufi capillis et facie supra ceteros pulchriores. Et pla-
cuerunt Eustasio in decore aspectus sui vel in loqnacitate oris sui
et fecit eos centuriones, ignorans, quod fratres essent vel filii eius.
Der Anfang lautet so in 5. 6. 7 und S, nur hat G facta sunt nota tind S ‘Quo
audito’ und ‘de eius iussione’. Die Hft 8 beginnt : Quo dicto qualiter ageretur in
finibus Romanorum et iussionem imperialem ei innotuerunt. Tunc . . Der Cas. hat
‘Quo dicto’ vielleicht mit Recht weggelassen: es beginnt auch den vorhergehenden Satz.
Auch die Worte nach locis hat der Casin. weggelassen. Sie sind aber die verderbten
Reste eines Satzes, den die II. Fassung erhalten hat: y.al Tootouv XcYo.o.svmv, sov^oozoov
. . 01 axpaxtuiTai i-jjYoOvxo auxoT; zspt x?,? xoo civopi; cipExr,; . . T'ixe oi axpaxiibxai
b/ztc.i'AOm ci’jxoTi x6 7:p*xaYH.oL xoO paai/.Eu); -/.ai dveo'jsotv . . imperale 5 ; nolente 5 ; die
Erganzung des Cas. nolentem et recusantem ist wahrscheinlich richtig. 8 bietet :
nolentem ad rem seculi huius declinari perduxerunt ; in caput 5 . 7. S, eum in capite
8 ; in om. 6 ; capud exercitus sui S ; Et constituto congregati 6 ; ab ipso .'3. 8 ; de
omnibus prouinciis 85 et om. G. 8 ; nesciebant autem 8 ; consimiles om. 0; rufii 5,
ruiis capilli S, facies 7. 8 , super 8 j ceteris 5j aspectu 7 : oris sui lo(|u. 8 : igno-
rant nesciens 8. essent stcfit nocJi eius Oj filii sui 7. 8. Casinensis* Quae
omnia nota facta sunt in illis locis. Tunc . . nolentem et recusantem honorem . .
imperatorem. De quo imperator valde laetus effectus constituit . . esse caput . .
aspectus et in eloquentia oris . . filii sui.
Die II. Fassung ist voll Zusatze und Ausschmuckungen. PI. verabschiedet
sich von den geleitenden Bauern; seinen 2 Begleitern erzahlt er auf dem fiinf-
zehntagigen Marsch zoivxa xc- -jup^cfvxa a-jx*, ebenso dem ihn mit Freudenthranen
begriiBenden pajtXcT xctl xr, cj*jY*/Af,xu). Dann verlangt er. daB ein xrjp(u-«'xo; ge-
schehe und die Ausgehobenen eh voo.axp:* ; die 2 Sohne nahm er als
an.
31 Et audita est inter barbaros opinio, quod Placidas proe-
liator exisset in bellum contra eos, et sub nocte secesserunt barbari
der Eythmus fiber den h. Placidas-Enstasius.
281
in sola audita opinione eius. At ipse profectns cum exercitu per-
transivit Danubium et occupavit provincias multas, donee pervenit
in vicum, qui se tradidit ei, ne cum pereuntibus damnaretur.
auditum tend opinio est 8; oppinio S; Placidus 6. 8. S; exiit 6; exisses 7;
in bello 7. 8 ; in bellum om. 6; recesserunt 8. Sj barbari et fugierunt 5. 6. 8
(fugernnt) ; sola audita opinione 7 u. (audita om.) 8. S ; pro sola opin. eius 8 ; in
solo auditu opinionis 5. 6. (oppin.) 5. 6. S); tgl. § 17 und § 1 Ende \ transmit
7. S; flumen dannuuium 8; praeoccupauit S; uenit in uicum per se (Persae?)
quern tradidit eis S: tradiderunt 5. 6; ei om. 5. 6, eis 7; cum pereuntibus om. 6;
damnarentur 5. 6; pervenerunt ad uicum ubi erat uxor eius, qui se omnes ei
tradiderunt. Adsistens autem mulier ad fenestrara 8. Casinensis; sub om.,
recesserunt barbari in solum proprium. At ipse . . transmit danuuium . . in
quoddam oppidum quod . .
Die 11. Fassung andert und mehrt Allerlei: Ije-spaai tov r:o-o!;j.6v rov xaAoj-
pevov ‘1 5aa~rjv ; dann etitj-ev omsiaTov Iv xtbpTi tov rretnuXEiovo: aoToO
TTdyTjVat Tzeepi tov xtjTTOv.
33 Et erat in ipso loco mulier eius adsistens ad fenestram
tabernacnli, ut videret exercitum applicantem. Et ecce illi duo
iuvenes, qui erant centuriones, ingressi sunt in quendam hortum,
qui erat iuxta tabemaculum, in quo adsistebat mulier, quae per
fenestram intuebatur eos et ignorabat, quod esset mater eorum.
Nam et ipsi inter se nesciebant nationem suam vel quod essent
fratres et filii huius mulieris.
existens S; tabernaculi sui ualde mirabatur, ut uideret S: duo illi 8: illi om.
G: quodam 6. 6. 7, ortum 8. S, orto 5. 6; tabemacula 8; stabat 8; quae : et 8;
fenestras 7: intuebatfi, 8: contemplabatur S; ignorabant 6, ignorabatur S; fratres
essent vel S; aut filii 8; mulieris huius S. Casinensis: ei.. mulier supradicta
quae per . . ignorabant . . eorum . sed et . . nesciebant cognationem . . filii eiusdem
mulieris.
33 Et dum ibidem recordarentur de infantia sua ad invicem,
referebat unus ad alium : Ego recolo me, quod pater meus magister
militum fuit et mater rnea pulchra facie fuit et magno decore, et
frater meus rufus capillis et facie pulchra. Sed egressi occulte
nocturnis horis nescio ubi nos pater noster cum matre ducebat,
donee introivimus in navem. Deinde exeuntes postmodum de nave
matrem nostram non vidimus, quid actum sit de ea, ignore. Et
ibat pater meus cum fletu et gemitu, donee pervenimus ad flumen.
Et reliquit me pater meus in ripa et portans fratrem meum mi-
norem ad aliam partem transivit. Qui dum ad me rediret, ut simi-
liter mecum transiret, rapuit me leo ; sed liberatus sum a pastoribus
et habitavi cum eis temporibus multis.
ibidem :ibi S, diu 8; ab inuicem 5. 8; referebant 8. S: recolo me (mecum V)
5. G. 7. S : recorder me 8 : fuit militum S ; et mater mea pulchra facie fuit om.
G. 8; fuit pulchra facie 7. meus iuinor f>. 8; rufo capillo 8; rufis 6: capillis fuit
S- facies pulchra erat 8; noctis 5. 8; oris 5. S; hora noctis 8: deducebat G; in
19*
282
\V ilhelm Meyer,
naue 5; exientes 7; naui 3; de naue postmodum 6; uidimus amplius. quid S; factum
8 ; ea hoc S ; ignorantes 8 ; meus nobiscum 5. 6, noster nobiscum 8 ; gemitu et
tletu 6. 6. 8; Et rel. me p. m. in ripa om. S; in ripa 7, ad ripam 5. G. 8; mi-
norem alia parte tr. 5 ; portauit fr. me. iuniorem ad aliam ripam {om. transivit)
8; rediret et similiter me uellet transire S. Casinensis; ibidem colloquerentur
. . ad alterum . . (me) om. . . facie et magno . . pulchra. Egressi autem . . uescio
quo nos . . introiuimus navem . . (post modum) felilt . . de navi . . vidimus nesci-
entes , quid actum esset de ea et ibat . . ad quoddam flumen . . similiter me
transportaret rapuit . .
24 Quo audito frater eius erigens se et exultans cum lacrimis
dixit: Per virtutem Christi, ego sum frater tuus, quia quae reci-
tasti, haec omnia memoro et quia me pater meus super flumen
deportavit et, dum ad te ipse rediret, ego a lupo raptus sum; sed
liberaverunt me aratores et habitavi cum eis multis temporibus.
Quo dicto erant in gaudio magno amplectentes vel osculantes se
in magna caritate fraternitatis, quia post longum tempus invicem
se cognoscere meruerunt.
et exultans om. 'S ; per ueritatem 8 ; quia omnia quae dixisti memoror quia
8; pater meus me S, meus om. 5. 6. 7; flumine 5. 6; portavit 7. 8; a te 7; cum
ipsis 5. 8 ; temporibus multis 5. G. 8 ; complectentes 7 ; vel oscul. om. S ; ample-
tentes se et oscul. 0; karitate 7, claritate 6; tempore 5; ab inuicem 5. 6; post
longotempf8; cognoverunt (oTfwe meruerunt) 8. Casinensis: recitasti omnium
memoror . . meus trans flumen . . temporibus. Quibus dictis . . se et osculantes in
. . se recognoscere . .
25 Tunc mulier mater eorum adsistens ad fenestram taber-
naculi valde mirabatur, si ipsi essent vel si viverent filii eius. Et
exiens cito mulier de tabernaculo ad interpellandum pro se prin-
cipem exercitus Eomanorum eo quod ibidem captiva detineretur.
Et ut vidit Eustasium, recognovit eum et proiecit se ad pedes
eius dicens : Ego sum, quae derelicta sum in navi apud nauclerum.
Et hie ipse alienigena non tardavit, sed cum omni celeritate de-
functus est. Et testis est mihi dominus Christas, qui operatus
est mecum hanc virtutem, quia neque ipse neque alius me conta-
minavit.
mulier om. 8; ad: per 6; ipsi essent uere filii eius._ Exiens autem 8: mulier
cito S; tabernaculo perrexit S; se ad principem G; principi 7; exercitum S; ipsa
ibidem 6; ibi 8; teneretur 7. 8; Et del.? etuidens 8; quae a te 6. 8 (uud mil qui)
5; qui S; zuerst recta, dann relicta 7; naue 8; nauclerum S: uauclerium 5. G. 7.
8; sub omni 7; omni om. 6; tardauit postea cum o. cel. mori. Et 8; mihi om. 6;
ihesus christus 6. Casinensis: iunc piraedicta mulier . . detineretur, ut uidit
(wold richiig) . . nauclerium et alienigena ipse . . dominus quia
Die II. Fassung berichtet, erst am nachsten Tage babe sie dem Feldberrn
beriebtet, daB sie eine Rbmerin und bier kriegsgefangen seij da sie ihn erkeiint,
erzahlt sie ihre Schicksale.
26 Quo audito Eustasius recognovit earn et conversus in gau-
der Rythmus uber den h. Placidas-Eustasius.
283
dium visas est benedicere dominum deum propter praesentiam eius.
Et dixit ad earn : Filii nostri a feris comesti sunt. At ipsa dixit :
sicut et nobiscum ita et cum filiis nostris fecit dominus magnam
virtutem. Nam et audivi et vidi duos iuveues loquentes et agnovi,
quia et tu pater eorum et ego sum mater ipsorum.
earn om. 5; gaudium S: gaudio 5. 6. 7; conuersus gauisus est et benedicere
deum cepit 8; et dicit S; commesti 6. 8; et ipsa 6: et filiis 8: fecit deus 6; fecit
dominus deus magnam misericordiam 8; Nam audivi S; Audivi itaque et uidi 8;
et vidi om. C; loquentes om. 5, loquentes et ignorabant quod tii 6; cognoui eos
et tu 8: eorum sis 6; sum om. S; ego sim 6. Casinensis: gaudium benedisit
dominum propter . . magnam om. . . virtutem suam. Nam . . eorum es et.
Die II. Fassung gibt bier ein Muster von verbreiterter Umarbeitung.
37 Quo dicto fecerunt eos venire in praesentiam, et referentes
sibi ad invicem, quae illis contigerant, agnoverunt se et exulta-
verunt in magno gaudio pater et mater cum filiis suis. Et admi-
rabatur omnis exercitus Romanorum pro ipsis virtutem et gratiam
Christi. Deinde circumeuntes provincias barbarorum regressi sunt
cum magno triumpho in patriam Romanorum et reduxerunt secum
plures captives et spolia multa.
Quo audito S; praesentia 5. S; ab invicem 5. 6; quod illi 8, contingerant
6, contigerat 5; cognouerunt S; admirabantur 5. 7, mirabatur 8; pro ipsis et pro
gloria Christi 8; barbarorum 5. 6. 8; romanorum 7. S; patria 5. Casinensis;
praesentia . . adrairatus est . . romanorum de iis quae illis contigerant. Deinde
. . prouincias regressi sunt Romam cum magno triumpho et gaudio redueentes . .
II. Fassung: von der 2. bis zur 6. Stunde erfullt die Nachricht das ganze
Heerlager und ein groBes Dankfest wird gefeiert.
38 Sed dum regrederentur , mortuus est Traianus imperator.
Et successit illi Adrianus paganissimus et factus est imperator et
venit obviam Eustasio redeunti de proelio, eo quod fecisset victo-
riam triumphalem. Et congratulabatur ei ipse cum exercitu suo
propter triumphum victoriae eius vel pro inventione uxoris et filio-
rum eius. Quo facto ingressus est imperator in templum idolorum
et immolavit victimas diis suis. Eustasius vero non est ingressus
in templum idolorum, sed neque uxor eius neque filii ipsius.
regrederentur 6. 7 ; regrederetur 5. 8. S ; est om. 7 ; trahianus S ; (Et suc-
cessit his est imperator) felilt in S; obuia 5; congratulabantur 8. S; ipse om. 8;
cum omni exerc. 5. G. 8, omni om. 7. S; pro triumpho, aus propter tr. corrigirt,
5; triumphalem uictoriam 8; et pro 6; vel pro inv. ux. et fi. eius om. 8; vel
filiorum 5. 6; filiorumque 7, uxoris eius et filionim suorum S; est und dann et
om. 8; in templo 5. C; et victimas diis suis ofierrebat S', templo 5; aut filii 5. 6.
Casinensis: successit illi in imperium Adrianus paganissimus qui venit . . (tri-
nmphalem) o»«. . . ei cum . . pro triumpho . . eius et pro . . eius. Post haec in-
gressus . . templum sed neque . .
Die II. Fassung nennt tov viov too A-d).>.ujvo:.
39 Quo audity imperator indignatus ad Eustasium dixit: Quare
284
Wilhelm Meyer,
non introisti in templum ad offerendum libamina diis nostris ? Et
dixit Eustasius : Quia ego Christianas sum et Christum regem cae-
lestem adoro, qui me triumphare fecit. Nam et uxorem et filios
meos de inter multa pericula liberavit.
indignatus est et dixit ad E. 8; introistis S; olferenda 7. 8; caelestem om.
S ; Nam uxorem meam et 8; de inter multa 5. 7, inter multa 8, inter pericula
multa 6, de multis periculis 8. Casinensis: ofi’erenda . . fecit et uxorem . .
de multis periculis . .
Die II. Eassuug schildert genauer das Verfahren; Ixeieoaev otaoe/JlTjvcu aoxov
d-o XT,j dpyr,; ‘/.a'l lo; Tiayavov xrapacsxfjvai -/.al ooxio; ir.oizX-zo Tr^v .
30 Tunc iratus imperator fecit enm cum uxore et filiis suis
in arena recludi et leonem super eos dimitti. Quos viden.s leo
territus capite inclinato recedebat ab eis. Et videns imperator
tale miraculum amplius est indignatus et fecit bovem aereum igne
succendi, ut recluderentur ad comburendum.
indignatus 7; imp. iratus 6; eum om. 8; harena 5. 7, leonem 6. Cas. Qivr.i II);
leones 5. 7. 8. S; mitti S; quod ut vidit 8, territus est et cap. 6. 8; reclinato S;
amplius indignatus f. 8 ; fecit eos bone aereo igne 7 ; succendi et iussit eos in eo
recludi. Sed 8 ; recluderetur 6. 7. S ; die Worte (ad combur. bis § 31 recluderetur)
fehlen in 6. Casinensis: leonem ad eos devorandos dimitti . . ut in eo reel.
Die II. Fassung setzt am Ende zu: aovi^pyETo -m -.b xiuv -iszuiv
•Aoi Tuiv '£/J.t,v(uv bset'asbat.
31 Sed priusquam in vase aereo igne snccenso recluderetur,
visas est orare dicens: Domine deus omnipotens, ad te clamamus,
ut fiant corpora nostra per hunc ignem velut incensum in conspectu
tuo et omnes, qui nostri memoriam fecerint, percipiant ubertatem
in terris et consequantur de caelis tuae gratiae largitatem.
uas aereum 7; sucenso 7; recluderentur ad comburendum uisus est 8: uisus
est orare dicens 5. 8. N; et u. est Eustasius orare d. heginnt uieder G; uisus est
autem beatus Eustasius orare dicens 7; fiat 7; banc 5, pro hoc igne 8- uelud 5
8, recipiant 7, caelestis tuae gratiae Sj consequantur tuani gratiam largientem 8.
Casinensis: recluderentur, orauit Eustasius dicens .. clamamus tuamque cle-
mentiam cleprecamur ut . . hubertatera . .
Die II. Fassung weicht betrachtlich ab; aber obgleich sie kaum umfang-
reicher ist, taueben doch einzelne Stucke der I. Fassung auf; so von § 31 DjeT;
XEAEKoHmpEV oia -opij tootoo -/.at -po;?E-/j)EtrjpEv xm uopl xooxtp oXozaoxoi.j.Evot!
Ao; -/.jptE yjioi-t -Aoii z'jli Xei'l/avoti qutuv, ut omnis,
pspo; £v XT, .Sa'iXci'a x«jv oOpavtilv -/at -pq; Ej&rjvi'av.
qui memor nostri fuerit, T/fj
82 Et qui in quacumque necessitate nostram intercessionem
quaesierint sive in mare sive in terris sive in quolibet loco, ab
omnibus periculis liberentur. TJbique ergo, domine, gloribcantes
te et invocantes per nos, defensionis tuae auxilia sentiant, et ubi-
que, qui nostri memoriam fecerint, adiutorium et consolationem et
liberationem, domine, in tua virtute accipiant. Adhuc et de pec-
der Rytbmus uber den h. Placidas-Eustasius.
285
catis stiis remissionem et indolgentiam consequantur et post hanc
vitam in paradise collocentnr et in caelesti gaudio sine fine feli-
citer glorientur.
qui m quacunque 5, in quacumque 6. 8, quicumqne in 7. S; necessitate sua
iiostram S; sua interc. nostram 3; quaesierit 7. S, om. 5; sive in mare s. i.
terris om. S ; mari 6 ; modo loco 6 ; nach loco hat eine speitere Hand ergdnzt
habiierint 5 , omni periculo 6 ; liberetur S ; ergo hat hier 5. 7. 8 : om. 6. S ; do-
niine hat hier 5. 6. 8 ; om. 7. S ; te domine 7. S ; te glor. et landantes per 8 ;
te pro nobis 6 (om. et invocantes) ; tuae def. 8 ; defensione tua auxilientur et S ;
auxilium 8; sentiant 6. 8: sentiantur 5. 7. S; et ubicumqne nostra memoria fiierit
8 ; et aJiiit. S ; et liberationem et consolationem 5. 6. 8 ; in om. und tua domine
6 ; percipiant 8, accipient S ; Ad hoc S ; Adhuc domine petimus ut qui de p. s.
rem. a te per nos qaesierit, ind. 8 ; paradyso 7. S ; conlocentur 5 ; ut in 5, nur
in 6 , et sine 6 ; uelociter glor. 6.
Von diesem ganzeii Absatze ist keine Spur im Casinensis zu
finden. Wobl aber sind Stiicke desselben von dem verwendet worden, der die
zweite Fassung ausgearbeitet hat. So: zav iv ri, itaXdasTj zav h -c-apiTj zivC'jve'j-
ovte;, EUizzX^'iujvTai' as oti too ovopatoj Tjfnuv, ^oa&ioctv ix tSiv ztvooviov. too; £v
duzpTiai; otd ttj; tz-eivioOsio; zpo;ui~ovTd; ;oi ooY'/topTjCtv ydpioai twv igao-
Ttwv zz'i T:dvT(uv T(iv ;o.£avTjij.Eviuv zzt oolzIdvTtuv oe "zvTi poTjilo; zzl EOEpyETT^; yevoo.
33 Et hoc nobis, domine, praestare digneris, ut in uno loco
recondantnr corpora nostra, ut qui viximus separati temporibus
multis. Concede ergo nobis, ut in uno sepulchro adunati prae-
valeamus subvenire languentibus vel aegrotis et omnibus, qui in
quacumque tribulatione fuerint constituti et nostri memoriam fe-
cerint, ut ex hoc cognoscant, quia recepisti nos in gloriam regni
tui. Quo dicto facta est vox de caelo dicens : In veritate, exau-
dita est oratio tua. et ita facio omnia, sicut postulasti, ut sciant
omnes, quia dedi vobis coronam victoriae et palmam triumphalem
in caelis.
domine om. 6. 7. S , reclaudantur 8 ; ut qui = quia , uiuimus 8 ; sepa-
rati 7, separatim 5. 6. 8. S ; ergo 7, om. 5. 6. 8. S; nobis domine ut 8; uno om.
f). (i ; adunati in sepulchro (ohne uno) 5. 0. 8; adunatim 8; ualeamus 6; fuerant
S; fuerint et hoc cognoscant mit JLiicke 8; gloria 5. 8; de caelo om. 8; tua
oracio 8; faciam 6. 8, S; omnia om. S; victoriae et palmam om. 8. Casi-
nensis: nostra, ut qui .. multis amodo in uno .. cognoscant omnes quia . . in
gloria . . (in veritate) om. . . est Eusiasi oratio tua . .
34 : Deinde missi sunt a paganis in vase aereo igne succenso
et bymnum dicentes suscepti sunt ab angelis in caelum et de cor-
pore recesserunt. Sed sicut nec capillus de capite eorum. ita nec
ulla pars vestimentorum aut corporum ab igne combusta est, sed
inlaesi de vase aereo educti sunt. Quod videns imperator cum
ministris suis valde sunt admirati, quod neque vestimenta corporis
neque capillos capitis nec ullam partem membrorum incendium
286
Wilhelm Meyer
flammae contingere praesumpsit. Et erat dicens imperator: Hoc
magicis artibus actum est, ut ab igne non cremarentnr.
vas ereum igne succensum 8; igni 5. 6; ymnum 5. S; sunt om. 5; in caelum
oni. 5. 6. 8; et o»i. 5. 6; sed sicut nec 5, sed om. 6, nec om. S; ut om. 7 ; Et
sic quia nec 8 ; de capite : capitis 8, de capita 5 ; ita nec 5. 7. S, ita om. 6. 8 ;
Testimenti S; haut 7; aut corporum om. 5; corpore 8; ab om. S; conbusta sunt
7. 8. sed ille sic de uase ereo deducti 8; ducti S; Quos 5. 6; admirati sunt 6.
8; capilli 5. 7. 8; neque ulla 7. 8, nec ulla S; pars 7, parte 8; menbrorum 6. S;
incendia 5. 7. 8 : praesumpsit 5. 6. 8. S : praesumpsisset 7 ; et 5. 7. 8, sed 6,
Tunc S ; erat dicens 5. 6, erat imp. dicens 7 ; dixit imp. S, sperabat imp. 8 ;
maicis S; actum esse 8. Casinensis; vas aereum igne succensum. Et sic
hymnum deo dicentes . . sed nec capillus . . eorum nec . . Quos . . incendia (flam-
mae) om. contingere praesumpsissent. Et dicebat imperator; Vere hoc . .
55 Sed multitudo magna ex popolo dixerunt : Vere magnns
est dens Christianorum. Deinde snperveniente nocte occulte de
hoc loco a Christianis sublati sunt et in uno loco sepulti sunt. Ubi
pacis tempore qniescente persecutione basilica fabricata est.
magna om. 8 ; populis S ; uoce magna dixerunt 8 ; uere quia 7 ; Dechinc 6 ,
superuenientes o. 7: nocte nach loco und (occulte) om. 8, sunt ablati 8; et in u.
1. sepulti sunt o?n. S; sepulti sunt in pace et in eorum uenerabilia nomina ec-
elesia est ediflcata 8; sepulti. Ubi parum temporis quiesc. 6; ubi post paruum
paucum tempus requiscente S. Casinensis: de loco illo . . sepulti. Ubi . .
55 Quibus sacra devotione mense Madio die vicesima cele-
bramus, ut de ipsorum intercessionibus et in hoc mundo et in
perpetuo gaudeamus per Christum dominum nostrum, cui est
honor et gloria iu saecula saeculorum. Amen.
quorum festiuitatem sacra 6; In quibus sacrata 8: madio 5. 6, magio 7,
iunio S, octobr. 8; uigesimo 6, octavo 8; celebremus 8; celebrantes sollempni-
tatem 5; ut per ipsorum nomina uel intercessione in 8; et ror in hoc om. 8.
S: perpetuo adiuuari ualeamus 6; per dominum nostrum ihesum christum S;
gloria et potestas 5; cui est honor et potestas uirtus magnificentia magnitudo
imperium in s. s. amen. S. Casinensis: Quorum natalicia s. dev. mensis Maii
d. vicesima cel., ut ipsorum int. adiuti ad perpetua gaudia pervenire mereamur.
per Ihesum Christum dom. n., cui est gloria et imperium in s. s. Amen.
Die gegen Schlufl kurze II. Fassung nennt : dnixe/.oijvTi; xqv pivqaqv xo.v
ayUo'/ jActpxupiov xr; eixdoi too ^eTZzsn^ploD (iqvo;.
Zu S. 25S). Das Alfabetum de bonis sacerdotibus hat IciSO Dummler,
Poetae I 79, aus 2 Ilften, Paris 528 und St. Gallen 578, gedruckt. Es bestatigt
meine Reimregel; so reimen richtig in Str. 13: excessibus, ieiunio, apostolus und
in Str. 22: pangite, inbuite, silentii. So druckt Dummler ohne eine Note. Blume
druckte 1899 (Analecta 33, ISC; das Lied nur aus der St. Gallener Hft no 573.
Da er nun in Str. 13 ieuniis und in Str. 22 silentia ohne eine Note druckt, so
konnte die Giltigkeit meiner Reimregel hier zweifelhaft erscheinen. Doch nach
giitiger Mittheilung des Herrn Bibliothekars Dr. Fah hat die Hft in St. Gallen
%
der Rythmus iiber den h. Placidas-Eustasius.
287
wirklich ‘ieiunio’ und wirklich ‘silentiik Also hat Blume geirrt, wie auch Str. 7,
wo die beiden Hften und Diimmler haben ‘Gratis ut preceptor iussit". seine
Phantasie aber Blume verfiibrte zu; ‘Gr. ut rede mp tor iussif.
ij ber sicht.
I Die griechisehen (S. 227/9) und die laieinisehen (S. 230) prosaiseheu
Fassungen der Legende vom h. Placidas-Eustasius. Das gegenseitige Ver-
haltnis dieser Texte und der alteste, urspriingliche Text /S. 230 — 234);
der Anfang der Legende in den 3 Fassungen (S. 234 — 2.35). Die Quelle und
der Dichter des Rythmus (S. 2.38).
II A: der Text des Rythmus (S. 239/246).
-B: der Zeilenbau des Rythmus (S. 246 — 2.53).
C: der Reim des Rythmus (S. 253 — 255)
und der Reim mit den drei Vokalen: a -f (e = i) -f (o = u) ;
S. 255—269.
Beispiele auCer Placidas: S. 256; 8. Synode von Toledo 653 und Ars
Tibini c. 1400. S. 256 Fortunat I 16, II 6, II 1, Reimprosa. S. 258 Ober-
italien Heimat des Placidas-RythrausV
Beispiele aus den Poetae Latini aevi Garolini S. 258: I 48/50, 35, 625
(Pauli Diaconi) S. 259 : I 79 — 82 (Alfabetum de bonis u. de malis sacerdotibus).
S. 259: I 142/4 (de destructione Aquilegiae). S. 260: Iren und Angelsacbsen
(Aldhelm).
S. 261; aus Strecker’s Rythmi aevi Merovingici et Garolini, 1914; no XII
(mit zweisilbigem Reim). S. 262: no XV (zweisilbig). S. 263; no XXIII.
S. 263 : no XXVII und no LII. S. 264 ; no XJj. S. 265 : no XLII und no
XL VII; no XLVIII (zweisUbig). S. 266: no LIII, no LVIII, no GV, no CXiIL
S. 267 ; no CXVI und no CXLIX (Vita Eligii).
S. 267 — 269: Urspning und Verbreitung dieser Reimfreiheit,
III Der alteste und ursprUngliche Text der Piacidas-Eustasius-Legende;
S. 269—236.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsati)
ein egyptisches Schattenspiel
nach alten Haudschriften und modernen Aufzeiclinungeu
heransgegeben und bearbeitet
von
Paul Kahle.
Vorgelegt von Herrn E. Littmann in cler Sitzung am 5. Juni 1915.
Vorbemerk ungen,
1. Das volkstumliche Schattentheater in Egypten,
In seiner ^Greschichte des Schattentheaters“ *) hat Georg Jacob
die Nachrichten aus der arabischen Literatur zusammengestellt,
die bezengen, dafi zum mindesten seit den Zeiten des Snltan Saladin
bis jedenfalls ins 16. Jahrhnndert das Schattentheater in Egypten
zu hause war-). Jacob hat da auch die altesten Schattenspiel-
texte, die aus Egypten auf uns gekommen sind , eingehend be-
sprochen ^). Es sind 3 Stucke, die der egyptische Arzt Muhammed
Ibn Daniial (f 1311) fiir den „Salon“ in Reimprosa verfaSte. Jacob
hat spater grofiere Proben aus diesen Stiicken verofFentlicht , er-
klartb and zum Teil ubersetzt*) und uns so einen Einblick ge-
1) = Erweiterte Neubearbeitung des Vortrags ,,D.t.s Schattentheater in seiner
Wanderung vom Morgenland zum Abendland“. Berlin 1907.
2) a. a. 0. S. 92 f. , 77 ff. ; die Stellen sind von Jacob abgedruckt und libor-
setzt im .-Inhang zu Littmann, Arabische Schattenspiele, S. 76 f.
9) a. a. 0. S. 34 — 76
4j Stucke aus Ibn Danijals Tail al-hajSl. 1. Heft; Einleitung. Erlangen
1010. 2. Heft: Markttypen aus 'Agib wa-Grarib. Erlangen 1010. 3. Heft; Die
Eruifnungsszene aus 'Agib wa-Garib. Berlin 1912.
5) Ein agyptischer Jabrmarkt im 13. Jahrln [SBA 1010 lo] Mtinchen 1010;
Tgl. auch Der Islam I 17S— 1^2. IV 67—71.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 289
winnen lassen in diese wiehtigen einzigartigen Reste einer drama-
tischen Poesie des islamischen Mittelalters.
Sehr wesentlich unterscheidet sich von diesen von einem
begabten Dichter geschaffenen Stiicken das volkstiimliche Schatten-
spiel, wie es heute in Egypten bekannt ist and noch gelegentlich
aufgefiihrt wird. In seiner heutigen Gestalt ist es freilich relativ
jungen Datums. Das Schattenspiel war aus Egypten geschwunden,
und das, was heute vorgefiihrt wird, hat im wesentlichen als Xeu-
schdpfung des Schattenspielers IJasan el-Kassas zu gelten*). Das
gilt sowohl von den modernen Sehattenspieltexten , fiir die die
beiden von Curt Priifer veroffentlichten Stiicke als gutes Bei-
spiel dienen konnen-), als auch fiir die Schattenspielfiguren . die
heute im Gebrauch sind ®). Indessen hat Hasan el-Kassas an altere
Uberlieferungen angeknlipft. Es ist mir gelungen, egyptische
Schattenspielfiguren aufzufinden, die zum Teil wenigstens sicker
aus der Zeit der Mamlukenherrschaft in Egypten stammen^), und
es ist aufier Zweifel, dafi die modernen Schattenspielfiguren in
Egypten nicht ohne Einflufi der alten, zum Teil in gewissem Ge-
gensatz zu ihnen, gebildet sind^). Und dafi bei den modernen
Sehattenspieltexten mindestens die poetischen Stiicke zum guten
Teil aus alterer Zeit stammen, liifit sich sicher nachweisen. Hasan
el-Kassag weist selber in den von ihm den alten Gedichten ange-
hangten Strophen darauf hin, dafi er sie aus alten Hss. iibernommen
hat, und es ist mir gelungen, die Handschrift, die seine wiehtigste
Quelle fiir die alten Texte war, von seinem Sohne Derwis el-Kassas
zu erwerben. Ich babe diese Handschrift friiher eingehend be-
schrieben und beschranke mich hier auf wenige Angaben : Der
Titel lautet: „Dies ist der Schattenspiel-Dmun (Diuan kedes) von
der Dichtung (kalam) des Seh Se'ud und des Seh 'All en-Kahle
1) Vgl. meine Neiiaral). Volksdichtung aus Egypten I S. 2 ff. und Orieutali-
sches Archiv III S. 103 f.
2) CurtPrufer, Pliu agyptisches Schattenspiel. Erlangen 1900; ders. ;
Das Schift'sspiel , ein Schattenspiel aus Kairo, in den Munchner Beitrugen /.nr
Kenntuis des Orients II 1900.
o) Proben dieser Figuren tindet -man ahgebildet in Prufers orstem oheu zi-
tierten Buche, auch im Islam II S. 101. 181.
4) Etwa 80 solcher alter Figuren habe ich im Islam I S. 204 — 2'.I9, II
S. 143 — 195 \eroflentlicht und besprochen. F'iir das Alter dieser Figuren hietet
das sich auf einigen von ihnen lindende Mamlukenwappen einen zieinlich sicheren
Anhalt; vgl. meine -Xust'uhrungen im Islam II S. 189 ff.
5) Vgl. Islam II lc8 ff.
0) Xeuarab. Volksdi' htung aus Flgypten 1 S. 8 li‘.
«
290
Paul Kahle,
nnd von der Dichtung (kalam) des Zunftmeisters ’) und Leiters
Da’ud el-' Attar''. Ein Zusatz besagt, da6 Da’ud auch der Schreiber
des Ms. sei. nnd jedenfalls hat Hasan el-Kas§a§ ihn dafiir gehaiten.
Das scheint mir ans dem 11. Bet des unten unter No. I veroffent-
lichten Gredichtes hervorzugehen , wo es heiSt : ^Da ener Knecht
Hasan Kassas die Kunst des Schattenspiels liebte, pflegte er lun-
herzureisen. und er bracbte es herbei, ihr Leute, er otFnete die
Blatter bei der Wahrheit Gottes, die Originalhandschrift (asl) des
l\Ianam®) iiber die Kiinste, bis mein eigner Name beruhmt wurde
und Anseben gewann“. „Die Blatter“ (el-anrak) ist eine gate Be-
zeichnung dieser jetzt aus ca. 240 losen Blattern bestehenden und
viele Lucken aufweisenden Handschrift, und wie Hasan im ein-
zelnen diese Hs. benutzt hat, werden die unten unter No. I und
V verofFentlichten Gedichte zeigen.
Da diese Hs., die ich im folgeuden mit A bezeichnen will,
im Jahre 1118/9 H = 1707/8 D gescbrieben ist, ist nnnmehr sicher-
gestellt, dad Da’ud el-Manaui in der 2. Halfte des 17. Jahrhunderts
gelebt haben mu6. 'Ali en-Nahle ist sein Lehrmeister gewesen.
Da’ud sagt selber im 9. Dor des unten verdffentlichten Gedichtes
VI, er sei durch den Seh Nahla mit dem Sedd versehen worden.
Der dritte in der Hs. genannte Dichter, es-Se'ud , hat , wie es
scheint, vor 'All en-Nahle gelebt: vielleicht hat Hasan el-Kas§a.s
in ihm den Begriinder einer neuen Dichtungsart im Scbattenspiel
gesehn, vgl. das 10. Bet des Gedichtes I. Wir haben also in Hs.
A eine Sammlung von Schattenspielgedichten dreier Schatten-
spieler des 17. Jahrhunderts, die von dem jiingsten der drei selber
niedergeschrieben ist. Wahrscheinlich hat nach Da’ud el-ManauI
das Schattenspiel in Egypten bald aufgehort^). Aber Schatten-
spielgedichte in der Art derer, die in der Hs. sich finden, sind
weiter verfaBt worden, und von solchen mdgen manche dem Hasan
el-Kassas auch zu Gebote gestanden haben.
Im Jahre 1909 gelang es mir in Menzale bei meiner Suche
nach alten Schattenspielfiguren ein Biindel von Fragmenten weiterer
Schattenspielhandschriften zu erwerben ^), die der Hs. A sehr nahe
1) Ygl. zu dieser Ubersetzung vou el-’Ahraf M. Hartmann in Deutsche Lit.-
Ztg. 11)12 No. .34 Sp. 2141 und Or. Archiv III S. 104 Anm. 1,
2) al-Manaui oder al-Manauatl ist der Beiname des aus al-Mananut (etvra
12 km sudlich von Kairo) stamraenden Da’ud.
3) Es kommen gelegentlich auch Gedichte amlerer Schattenspieler in der Hs.
vor; die werden voraussichtlich aus derselben Zcit stammer..
4) Vgl. Islam II S. 18.") f.
5) Vgl Islam H 183
9
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 291
stehn, und z. T. eine sehr wertvolle Erganzung fiir sie sind. Im
wesentlichen handelt es sich hier nm zwei Handschriften. Zu der
einen, die ich B nennen will, gehoren 128 Blatter, je 13 — 14 cm
hoch 9 cm breit, mit etwa 11 Zeilen auf der Seite. Diese Hs. ist
eine Sammlung von Schattenspielgedichten des Da’ud el-Manam
nnd ist, wie die Schrift zeigt, wohl von dem Schreiber der Hs. A,
also von dem Verfasser selber gescbrieben. Sie enthalt viele Ge-
dichte, die aucb in A stehn, nnd bietet bei der Ansfiillung von
Liicken oder undeutlich gewordenen Stellen sehr wertvolle Hilfe.
Sie ist auch sehr sorg:teltig geschrieben, doch fehlen die Vocal-
zeichen Hamza, Tesdid nsw., die bei A ziemlich regelmafiig stehn,
hier fast vollstandig. Einige Abweichungen finden sich zwischen
A nnd B: Sie scheinen mir darauf hinzndeuten, daB Da’nd seine
Gedichte ans dem Kopfe niedergeschrieben hat. Zu der zweiten,
die ich C nennen will, gehoren eWa 25 Blatter, je 15 cm hoch,
IOV 2 cm breit, mit 18 — 23 Zeilen auf der Seite. Diese Hs. ist eine
Sammlung von Schattenspielgedichten eines gewissen 'All en-Xaggar .
Uber die Zeit, in der er lebte, ist mir nichts bekannt. Aber die
Hs. macht ganz den Eindruck, daft sie ungefahr ans derselben Zeit
stammt wie A und B: sie bietet interessante Parallelgedichte zu
den in A und B enthaltenen, und ich glaube kaum, daB sie in
wesentlich anderer Zeit als die Gedichte in A und B entstanden
sein werden.
Ans diesen Handschriften-Fragmenten kann man ein ungefahres
Bild vom egyptischen Schattenspiel des 17. Jahrhunderts gewinnen.
Die einzelnen Dichter, deren Xamen wir ans den Hss. kennen
lernen, sind nicht die Verfasser dieses oder jenes Schattenspiels,
— so wie es etwa Muhammed Ibn Daniial war - , vielmehr stehen
eine Anzahl von Schattenspielen in ihrem Verlaufe durchaus als
gegeben im vorans fest, und die Dichter beschranken sich darauf,
einzelne Szenen solcher Schattenspiele in ihrem fest bestimmten
Inhalt mit moglichst vielen Feinheiten poetisch darzustellen. Und
zwar werden dieselben Szenen von den verschiedenen Dichtern
bearbeitet, so daB wir oft fur dieselbe Szene drei und mehr Par-
allelgedichte von verschiedenen Dichtern haben. Die Hs. A , die
die Dichtungen verschiedener Schattenspieler enthalt, ist so ange-
ordnet, daB sie von jeder Szene die Bearbeitungen der verschiedenen
Dichter nacheinander bringt. So konnte der, welcher die»e Hs.
besaB, bei jeder Szene die Bearbeitnng wablen, die ihm am besten
und wirksamsten erschien, wohl anch gelegentlich dieselbe Szene
in verschiedener Bearbeitung wiederholen.
Die oben beschriebenen Hss. entbalten im wesentlichen lediglich
292
Paul K a li 1 e ,
eine Anzahl soldier poetisch ausgestalteter Szenen. Und ebenso ist
es mit den Aufzeichnnngen moderner Stiicke. Anch hier bestehen
die Schattenspielhandschriften nor aus solchen Gedichten. Aber
scbon ein Blick etwa in das von Priifer verofFentlichte „Kloster-
spiel“, ,Lrb ed-Der‘, auch ,'Alam ua-Ta'adir‘ genannt, zeigt, dab
neben diesen poetiscben Stiicken aucb die volkstiimlicbe Prosa einen
breiten Raum einnimmt. Dock die wird nicbt aufgezeichnet. Der
Lehrling, der bei dem Meister eintritt, lernt das durcb IJbung
answendig. Es kommt ja bei dieser ^volkstiimlichen Rede“ (kalam
beledi) weniger auf die wortlich genaue Wiedergabe, als auf ge-
schickte und sickere Bekerrsckung des Stoifes im allgemeinen an,
und eine gewisse Originalitat wird kier — innerhalb der durch die
Tradition gezogenen Grenzen — geschatzt. Wie sicker sick trotz-
dem bei dem einzelnen Schattenspieler ein fester Wortlaut fiir
diesen kalam beledi festsetzt, babe ich im Sommer 1914 in Kairo
deutlicb erfakren. Ick fand in dem Matratzenarbeiter (muneggid)
'All Muhammed einen Sckiiler des Hasan el-Kassas , der iiber das
Sckattenspiel seines Meisters gut Bescheid -wuSte, und liefi mir
von ihm 10 oder 12 Stiicke ’) diktieren. Er woBte sie so sicker
auswendig, dafi er, wenn ick ikn etwas wiederkolen lieB, fast immer
wortlich dieselben Ausdriicke braucbte wie zuvor. Er konnte
weder lesen nock sckreiben, und kat in den letzten Jakren nickt
oft bei Schattenspielvorfukrungen mitgewirkt. Die Texte sind ihm
also Jahre hindurch in sickener Erinnerung geblieben. Auch die
Gedichte wufite er auswendig; aber was er da vorbrachte, war
meist in Stropkenbau und VersmaB nicbt ganz in Ordnung. Er
hatte persdnlick auch kein sickeres Empfinden dafiir — wie dieses
iiberhaupt nickt sehr weit verbreitet heute im Kairoer Yolk ist.
Und dock kommt es bei diesen Gedichten darauf an, daB sie in
VersmaB und Stropkenbau exakt sind. Die Schattenspieler haben
zumeist auch fiir die Unvollkommenheit der von ihnen zitierten
Gedichte eine deutliche Empfindung und verweisen selber darauf,
daB man da nur sicker Bescheid wissen konne, wenn man die Ge-
dichte aufgezeichnet vor sick habe.
Ganz ahnlich wird es bei dem Schattenspiel des 17. Jakr-
hunderts gewesen sein, und so ist es zu erklaren, daB wir es nur aus
Sammlungen solcher Gedichte kennen. Indessen ist in Hs. A ein
kleines Stiick in volkstiimlicher Prosa (kalam beledi) erhalten. In
dem Stiicke. das man als pLeuchtturmspieP (Li'b el-Manar) oder
V Meine Aufzeicbnungen sind nocli in Kairo, und ich erinnere mich an die
i^ahl nicht genaii.
Das Krokodilspiel (Li'^b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 293
als ^Krieg gegen die Barbaren“ (Harb el-‘Agam) bezeichnet — es
handelt vom TJberfall der Christen auf Alexandria und spielt an
dem beriihmten Pharos von Alexandria — , kommt eine Szene vor,
die Verhandlungen zwischen Christen und Muslimen enthalt. B,i-
Mm. die lustige Figur des egyptischen Schattenspiels ^), mu6 hier-
bei als Dolmetsch die kauderwalschen Worte der Christen ins
Arabische iibersetzen.
Da es sich hier um eine Reihe von Wortspielen handelt, deren
Pointen man leicht vergessen konnte, so hat man hier ansnahms-
weise eine Prosaszene niedergeschrieben. Darin mochte ich einen
urkundlichen Beweis dafiir sehen, dab auch das Schattenspiel des
17. Jahrhunderts solche Ansfiihrungen in Prosa gehabt hat; von
den Gedichten sind uns in den Hss. umfangreiche Reste erhalten,
von den Ansfhhrnngen in Prosa fast gar nichts, nnd doch ist allein
nach den Gedichten der Verlauf des Stiickes oft nnr schwer zu
rekonstruieren.
Man wird sich da mit dem modernen Schattenspiel des Hasan
el-Kagga§ helfen miissen. Er war ein gescheuter Mann, der sicher
oft instinktiv das Richtige traf; auch mag er iiber Verbindnngen
verfiigt haben, die wir einstweilen nicht kennen. DaB er freilich
bei seiner Neubelebung des Schattenspiels, fiir die er die alten
Gedichte verwandte, diesen immer gerecht geworden ist, kann man
nicht behaupten. Die alten Gedichte nehmen sich in ihrer Uni-
gebung oft sehr seltsam aus, und wollen zu ihr nicht recht passen.
Ubrigens stimmen auch die Gedichte nicht immer ganz unter sich,
— das erklart sich ja aus der Tatsache, daB sie von verschiedenen
Verfassern und aus verschiedenen Zeiten stammen. Auf alle Falle
wird aber das moderne Schattenspiel des Hasan el-Kassas — das
auch an und fiir sich nicht ohne Interesse ist — fiir das des 17.
Jahrhunderts manchen wertvollen Anhaltspunkt geben konnen.
Immerhin halte ich es fiir richtig, bei der Veroffentlichung so vor-
zugehn, daB man zunachst die Gedichte fiir sich herausgibt, unter
Beriicksichtigung von Anderungen und Zusatzen, die Hasan el-
Kassas an denen, die ihm bekannt waren, vorgenommen hat.
Darauf hat das moderne Stiick zu folgen, nach dem Diktat von
Schiilem des Hasan el-KassAs. In dieses kann man dann die
Gedichte an den in Betracht kommenden Stellen einfiigen. Auf
diese Weise wird es moglich sein, die Arbeitsweise des Hasan el-
KaSSiis im einzelnen zu verfolgen. Ihre Erkenntnis ist fiir die
Beurteilung der modernen Schattenspiele natiirlich von wesentlicher
Bedeutung.
1) Vs;l. liber ibn Pnifer, ein ugyptiscbes Scbattenspiel S. XVI.
294
Paul Kahle,
Wird es so moglich sein, das Verhaltnis des Schattenspiels
des 17. Jahrhnnderts zu dem modernen klar zu erkennen, so ist
es schwieriger , es nach riickwarts zu verfolgen. Wenn ich die
oben bereits angefiihrte Bemerkting des Hasan el-Kassas richtig
verstehe, so ist Se'ud der Anfanger einer neuen Art des Scbatten-
spiels. V/enn die Bemerkung etwas wert ist, so bedentet sie viel-
leicht soviel, dafi Se'ud der erste war, der diese Art von Schat-
tenspielgedichten aufgebracht hat^). Indessen ware mit der
Notiz nnr dann etwas anznfangen, wenn sie nns aus alterer Zeit
bezengt ware. Dann wurde man vielleicht annebmen kbnnen, daB
der Schattenspieler Se'ud, der im Anfang des 17. Jahrhunderts
gelebt baben mag, das modeme arabiscbe Stropbengedicbt in das
Scbattenspiel eingefiibrt hat. Eine derartige Annahme ist aber
durcb die vielen unsicberen Voranssetzungen einstweilen wenig
zuveriassig. Die Scbattenspiele selber sind auf alle Ealle alter.
Der StoiF der Stiicke muB ofifenbar dock lange bekannt und weit
verbreitet gewesen sein, bis man dazu kam, einzelne Szenen poe-
tiscb zu bearbeiten in Gedichten, deren Form nnd Inhalt dnrcb
die Tradition streng geregelt sind. Wenn ferner das Li'b el-Manar
beim Leuchtturm von Alexandria spielt, so muB es dock in seinen
Anfangen in die Zeit zuriickgebn, da dies Weltwnnder nock vor-
handen, oder wenigstens in der lebendigen Erinnerung der Leute
war. Bekanntlicb ist der Pharos von Alexandria im 14. Jabr-
hundert in yblligen Verfall geraten -). Und wenn dasselbe Stuck
von einem Uberfall der Christen auf Alexandria bandelt, so ist
m. E. das letzte Ereignis, das dafiir in Betracbt kommen kann,
der abenteuerliche Zug Peters L, des Kbnigs von Cypern; von
ibm wurde Alexandria am 10. Okt. 1365 ersttirmt and der Pliin-
derung preisgegeben ®). Dieser AngrifF nahm bald eine fiir die
Egypter sebr giinstige Wendang. Vielleicht bald danach hat man
dies Ereignis im volkstumlichen Scbattenspiel behandelt ; das ge-
schah ja auch sonst in Egypten. Bekanntlicb hat ein egyptischer
Schattenspieler dem Osmanen-Sultan Selim I. in dem Palast auf
der Insel Roda im Jahre 1517 die kurz vorher erfolgte Erhangung
1) Wahrscheinlich aber sind die Worte im 10. Bet des I. Gedichts uber-
haupt anders zu verstebn, vgl. S. 313. Dann wiirden die bier daran geknupften
Folgen ohnebin fortfallen.
2) ^ ^1 H. Thiersch, Pharos. Antike, Islam und Occident. Leipzi'^ und
Berlin 1909, S. 63.
3) Vgl. W. Heyd, Geschichte des Levantehandels im Mittelalter. Stuttgart
1879, Bd. II, S. 55 ff. Ilerzsohn, Paul, Der Uberfall Ale.xandriens durch Peter I.,
Konig von Jerusalem und Cypern. Inaug.-Diss. Bonn 1886.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 295
des letzten Mamlukensnltans Tmnan-beg im Schattenspiele vor-
gefiihrt Das eine and das andere derartige Schattenspiel bat
— so muB man annehmen — eine langere Dauer gehabt, ist immer
wieder aufgefiihrt und weiter aasgestaltet worden, and hat sich
bis in die neueste Zeit erhalten^). Vor allem muB man bei dem
beliebtesten aller egyptischen Schattenspiele, dem Li'b ed-Der oder
'Alam ua-Ta'adir annehmen, daB es eine ziemlich lange Greschichte
gehabt hat. Es ist so nmfangreich geworden, daB es einen ganzen
Monat hindurch in Fortsetzungen , Abend fiir Abend, gespielt
werden kann *). Allgemein ist in Kairo die IJberzeugung verbreitet,
daB die Grundlage, des Stiickes historisch ist: ein mnhanunedani-
scher Gelehrter verliebt sich in die Tochter eines koptischen Prie-
sters, und heiratet sie, nachdem sie den Islam angenommen hat.
DaB diese Geschichte im Schattenspiel einen derartigen Umfang
angenommen hat, ist doch wohl nnr so zu erklaren, daB dieser
Stoff jahrhnndertelang dem Pnbliknm vorgefiihrt und durch nene
Szenen erweitert wnrde. Diese Stofffiille war schon im 17. Jahr-
hundert vorhanden. Meine Hs. A enthalt trotz ihres fragmentari-
schen Zustandes hente noch auf nicht weniger als 125 Blattem
Gedichte zu diesem Stiicke. Wenn man weiter bedenkt, daB die
im volkstiimlichen Schattentheater sehr beliebte Figur des Eihim,
oder, wie er in den Stiicken selbst meist genannt wird, Abu-1-
kitat^) = Katzenvater, sich bereits in Muhammed Ibn Daniials
Stiicken findet, and zwar so, daB sie von ihm da schwerlich er-
funden ist®), so wird man das am einfachsten so erklaren, daB
Ibn Daniial die Figur dem damals bereits vorhandenen volkstiim-
lichen Schattentheater entnommen hat.
Ganz gewiB ist von diesen vielen volkstiimlichen Stiicken nnr
ein verschwindend kleiner Bruchteil auf uns gekommen; die groBe
Masse der Schattenspielstucke ist wohl nie aufgezeichnet worden,
und ist mit dem Augenblick, da sie nicht mehr aufgefiihrt wnrde,
der Vergessenheit anheimgefaUen. Was gerettet ist, ist eben da-
durch gerettet, daB in Strophengedichten verfaBte Szenen einzelner
1) Vgl. Jacob, Geschichte des Schattentheaters S. 78.
2) Vom Li'b el-Manar hat man freilich heute nur noch sehr unklare Vor-
stellungen. Immerhin hat sich der damals gebrauchte Name „gorab“ = Rabe
fiir die schwarz angestrichenen Schiffe erhalten. Ebeuso ist eine Szene dem Bau
von Kriegsschiffen gewidmet.
3) Was Priifer von ihm verOffentlicht hat, gibt nicht entfernt einen Begrift
von dem ungeheuren Umfang dieses Stuckes.
4) Sprich Abu-l-’6Ut.
5) Vgl. G. Jacob, Ein agyptischer Jahrmarkt im 13. Jahrhundert, S. 6.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachricfaten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2. 20
296
Paul Kahle,
Stiicke aufgezeichnet warden. Die erhaltenen Gedichte gehoren
zu den schon genannten Stiicken Li'b ed-Der oder 'Alam ua-Ta'adir,
el-Manar oder Harb el-'Agam, ferner zu Abu Ga'far oder Kur
ija-Kibs, zum Li'b et-Timsah, dem „Krokodilspiel“ and zu 'Agu ib
el-Bakr oder el-Garraf; dazn konunen noch ein paar Reste von
andern Stiicken. Es ist begreiflich, dab nach diesen wenigen
Stiicken nicht alle noch erhaltenen alten Schattenspieifiguren er-
klart werden konnen ^). Sie sind in ihrer Gesamtheit Zeugen aus
den Zeiten, in denen das Schattenspiel in Bliite stand; von der
Bedeutung, die das Schattentheater damals hatte, von der hohen
Schatzung, die es genoB, legt die feine kiinstlerische Arbeit der
Figuren noch ein deutliches Zeugnis ab.
Aber auch die noch erhaltenen Reste sind wichtig und bieten
wertvoUe Beitrage zur Kulturgeschichte und Sprache des Landes,
in dem sie entstanden. Ich will im folgenden nach den oben an-
gegebenen Gesichtspnnkten das gesamte Material, das ich mir fiir
das „Krokodilspiel“ gesammelt habe, verofFentlichen , und hoffe
spater auch zur Bearbeitung der anderen Stiicke zu kommen.
2. Das Li'b et-TimsaJi.
Meine erste Aufzeichnung des „Krokodilspiels“ stammt aus
dem Jahre 1906. Ich liefi das St lick durch den unter dem Namen
al-Hafiz al-'AbbasT in Kairo wohlbekannten Schauspieler meinem
damaUgen Gewahrsmann fiir volkstiimliches Arabisch diktieren.
Dieser ist ebenfalls Schauspieler und nennt sich Said Ahmed Abu-
n-Nasr^). Nach seinem Diktat habe ich das Stiick transskribiert.
Die eingeflochtenen Gedichte waren beiden nur unvollkommen
im Gedachtnis, und so besorgte mir Said Ahmed etwas spater eine
Abschrift dieser Schattenspielgedichte von einem Schliler des Hasan
al-Kas§as (Ms. E), und nach seinem Diktat transkribierte ich diese
Gedichte. Von den unten verbifentlichten Gedichten waren in
dieser Abschrift vorhanden No. V, XI und XII. Spater kam ich
in den Besitz einer modernen, sehr fliichtig geschriebenen Schatten-
spielhandschrift (= D) , die die Gedichte zum Li'b et-Timsah und
zu el-Garraf enthiilt, zu Timsah dieselben wie Ms. E. Von dem
Eingangsgedicht (No. I), das Hasan al-Kassas seinem Stiick vor-
gesetzt hatte, enthielten beide Handschriften nichts. Ich war hin-
1) Vgl. Der Islam 1 264—299, I( 142—195.
2) Seine Visitenkarte lautet: ^
bezeichnet darin also seinen Bei'uf als „komischer Darsteller in den
arabiscben Schauspielertruppen^. — Said ist eine Mischforra fur Saijid oder Sid ;
sie soil lielleicht dem I ngebildeten als JS'ahawl-Form gelten (Littmann).
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 297
sichtlich dieses zunachst ganz auf das angewiesen, was mir zuerst
diktiert worden war.
Der Verlauf des modernen Spiels ist folgendermafien :
Wie in jedem auf Hasan el-Kassas zuriickgehenden Schatten-
spiel tritt zuerst der Mukeddim auf, ein Mann, der das Einlei-
tungsgedicht spricht, nnd die erste Szene mitspielt, dann aber ver-
schwindet, um wahrend des Stuckes nicht wieder zu erscheinen ^).
Bei ihm findet sich ein Fellah ein, der den seltsamen Namen Zi-
brikas fuhrt. Er beginnt — wie jede im Schattenspiel anftretende
Figur — mit einem Lobpreis Gottes, dann folgt eine langere mit
allerhand Scherzen gewurzte Unterhaltnng der beiden ; Zibrikas
will Fische fangen, der Mukeddim fiihrt ihn znm Nil. Z. versucht,
die Angel auszuwerfen, aber er hat Pech; ein groBer Fisch zieht
so stark, da6 Z. ins Wasser fallt nnd beinahe ertrinkt. Z. ist
entmutigt, der Mukeddim meint, der Fischfang muB gelernt werden.
Er werde ihm einen Meister besorgen. Auf seinen E,uf erscheint
el-Hagg Mansur, der Seh el-Ma'as ist, d. h. Fuhrer eines Bootes,
das den Verkehr zwischen den beiden Nilufern in Oberegypten
vermittelt. Der ist gelernter Fischermeister. Die Verhandlungen
zwischen ihm und ZibrikaS sind der Gegenstand des ersten Ge-
dichts der Hss. D und E (unten No. V). Zibrikas klagt dem §eh
sein Leid. Der tadelt ihn, daB er ein Handwerk habe ausiiben
wollen, das er nicht vorher ordentlich bei einem Meister gelernt
hat. Er sei unter gewissen Bedingungen wohl bereit ihn in die
Lehre zu nehmen. Auf Zibrikas's Bitte fuhrt er die Bedingungen
an. Wir erhalten dabei einen hochst interessanten Einblick in
das mittelalterliche islamische Zunftwesen ®). Zibrikas erklart sich
mit allem einverstanden. In Strophe 9 des Gedichtes wird ein
Lied (Bulelik) angekiindigt: es folgt aber nicht. Man muB nun
annehmen, daB Zibrikas Unterricht erhalt. Dann wirft er, von
den guten Wiinschen des Seh geleitet, aufs neue die Angel aus.
Diesmal kommt ein Krokodil aus dem Nil herans, und ver-
schlingt den Zibrikas. Nur sein Kopf ragt noch aus dem Rachen
des Tieres hervor^).
1) Vgl. die Charakteristik des Mannes bei Priifer, a. a. 0. S. XV.
2) Vgl. zum Namen die Bemerkung auf S. 314 Anm.
3) Eine erste grundlegende Abhandlung dariiber hat Hermann Thorning ge-
liefert in seineni Werke : Beitrage zum islamischen Vereinswesen auf Grund von
Bast Madad et-Taufiq. [= Tiirkische Bibliothek, herausg. von Georg Jacob und
Rudolf Tschudi, 16. Band.] Berlin 1913.
i) Vgl. die merkwurdige Parallele in Dostojewskis Humoreske „Das Krokodil“
[F. M. Dostojewski, Samtliche Werke. Herausg. . . . von Moeller van den Bruck.
II. Abt. XVH. Bd. Munchen u. Leipzig, R. Piper & Co., 1902, S. 323 ff.].
20 *
298
Paul Kahl e,
Eihim (= Abu-l-kitat) , die lustige Fignr des egyptischen
Schattenspiels , tritt auf. Die Verbandlungen zwischen Zibrikas
und Rihim bilden den Gegenstand des 2. und 3. Gedichtes der Hss.
D und E (nnten No. XI und XII). Zibrikas klagt sein Leid und
bittet nm Hilfe. Rihim meint, wenn er mit Gold oder Silber los-
gekauft werden konnte, so woUte er es gewifi txm. Aber mit dem
Krokodil anznfangen sei gefahrlich. Er solle nur auf Gott ver-
trauen. Bald sei er ja erlost.
Auf RiUms Ruf eRt die Erau des Zibrikas mit ihrem Sohne
berbei. Sie werden bald von dem inzwischen auftretenden Seb
el-Ma'as fortgejagt. Er fragt einen voriibergebenden Berberiner
(Nubier), ob er es sicb wohl getraue, und wieviel er event, bean-
sprucbe, um den Fellacben aus dem Racben des Krokodils zu be-
freien. Dem Araber gilt der Berberiner als bescbrankt. Das kommt
bei den Verbandlungen zum Ausdruck. Inzwiscben tritt ein Mag-
rebiner auf, und der Seb el-Ma'as beginnt aucb mit ibm Verband-
lungen. Dnrcb ein vom Seb el-Ma'as bervorgerufenes Mibver-
standnis gerat der Berberiner mit dem Magrebiner in Streit. Jeder
ruft einen Landsmann berbei, und es kommt beinabe zu einer
Prugelei zwiscben den Grnppen, als die Magrebiner scblieBlicb er-
klaren, sie wollten die Sacbe den Berberinern iiberlassen, xmd fort-
gebn. Nun machen sicb die Berberiner ans Werk. Damit das
Krokodil sie nicbt versteht, verabreden sie eine Gebeimspracbe
(sim). Aber sie fangen die Sacbe so ungescbickt an, dab das Kro-
kodU zuscbnappt und aucb noch einen Berberiner verscblingt. Nun
werden die Magrebiner zuriickgerufen. Die Magrebiner stebn in
Egypten und Palastina in dem Ruf, gute Bescbwbrer zu sein.
Diesen Ruf bewabren sie aucb bier. Durcb eine lange scberzbafte
Bescbwbrungsformel und Weibraucb scblafern sie das Krokodil
fest ein, und ziehn nun mit Leichtigkeit beide Manner aus seinem
Racben beraus. Zum Beweis fiir die Wirksamkeit der Bescbwo-
rung nehmen sie scblieblich das nocb immer schlafende Krokodil
auf ibre Kopfe und ziebn mit ibm von der Biibne ab.
Icb babe mebrfacb Gelegenbeit gebabt, diese erste Nieder-
scbrift mit andern Scbattenspielern aus I^airo durcbzusprecben,
gelegentlicb konnte icb dabei kleine Verbesserungen anbringen;
verscbiedenartige Darstellung veranlabte micb, gegen ScbluB eine
kui’ze Stelle in doppelter Fassung zu geben: jede bietet einige
1) Ygl. oben S. 295. Prtifer, a. a. 0. S. XVI f.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 299
Vorziige. Im allgemeinen habe ich die XJberzetigung gewonnen,
daB das Stiick so, wie ich es verofFentliche, ziemlich gut der Art
entspricht, in der es in Kairo aufgefiihrt wird. Die durch Hasan
el-Kassas geschaffene Tradition ist ziemlich fest, kleine Abwei-
chungen wird aber jede AnfFuhrung bringen. Das bringt die von
Ttn'r oben charakterisierte Art dieser Auffiihmngen mit sich.
Wichtiges und von Hasan el-Kassas znm groBen Teil nicht
verwertetes Material bieten die oben beschriebenen alten 3 Schat-
tenspielhandschriften A, B and C.
In A sind es zunachst 3 Blatter, die Gedichte znm Krokodil-
spiel enthalten. Den Hauptinhalt dieser Blatter bildet die Vor-
lage zn dem von Hasan el-Kassas verwerteten Gedicht des Da'ud
el-Manaui (Ko. V). Es ist hier vollstandig bis anf die beiden
letzten Verse der letzten Strophe erhalten. AuBerdem aber be-
findet sich in den Blattern davor der Rest eines Parallelgedichtes
dazu (die letzten 3 Vs Strophen) verfaBt von 'All en-Nahle (No. Ill)
und das von demselben verfaBte dazu gehorige Bellik (No. IV).
Ein viertes Blatt der Hs. enthalt die Vorlage fiir das von Hasan
el-Ka§§a§ dem Stiicke vorgesetzte Einleitungsgedicht (No. I), in
der Hs. als „Burhana‘‘ bezeichnet und hier — nach der tJber-
schrift — zu dem Stiicke 'Alam ^a-Ta'adir gehorig. Anf dem
Blatte ist das Matla' und 6 Vs Strophen erhalten. Hasan el-Ka§sas
hat es zu Ende gedichtet.
In B enthalten 6 Blatter Gedichte zum Krokodilspiel; davon
gehoren 1 — 5 zusammen, zwischen 5 und 6 fehlen offenbar mehrere
Blatter. Da in dieser Hs. nur Gedichte des Da’ud el-Manaui ent-
halten sind, so ist sie fiir den Eortschritt der Handlung wichtig.
Den Hauptteil bildet auch hier das grofie von Hasan el-Kassa§ be-
nutzte Gedicht No. V (fol. lb — 4b). Wir haben also hier die
zweite Originalniederschrift dieses Gedichtes, und, was besonders
wichtig ist, der SchluB ist hier vollstandig erhalten. Anf dies
Gedicht folgt das in dem Gedichte bereits angekiindigte Bellik
(fol. 4b — 5 b) = No. VI. Von dem sich dann anschlieBenden „Kit'a
fi-t-tunisi“ [so!] ist leider nur die erste Strophe erhalten, aus der
inhaltlich nichts zu entnehmen ist (= No. IX).
Den Anfang dieser Blatter bildet der SchluB eines Bellik, das
offenbar eine viel friihere Situation als das groBe Gedicht (No. V)
voraussetzt und aus dem fiir die Handlung des Stiickes wahr-
scheinlich wichtige Schliisse gezogen werden konnen (No. II). Leider
ist nur sehr wenig von dem Stiicke erhalten.
fol. 6 bietet den Anfang eines Gedichtes, das bereits Zibrikas
im Rachen des Krokodils voraussetzt (= No. X), das also eine
300 Paul Kahle,
Parallele darstellt zu den von Hasan el-Kassas verwendeten Ge-
dichten No. XI und XII.
Ms. C enthalt nnr ein Blatt, das bierher gebdrt. Da die in
ihr stehenden Gedichte aber von einem andern Dichter ('All en-
Naggar) stammen, so sind sie eine sebr erwiinscbte Erganzung
zn dem sonst bekannten. Das Blatt entbalt zunachst den SchlnB
(4^, 5 Dor) eines Parallelgedichts zu No. V : die Verbandlung zwischen
Zibrikas mit dem Seh el-Ma'as, mit wertvoller Anspielung anf
die mittelalterlichen Zunftgebraucbe (= No. VII); daran schlieBt
sich der Anfang des dazu gehorigen Bellik (4 Dor) = No. VIII.
Ich gebe die Gedicbte ans den verscbiedenen Hss. in der Rei-
henfolge, die sie im Verlauf des Stiickes einnehmen. Die „Par-
allePgedichte, Ansfuhrungen derselben Szene durcb verschiedene
Dicbter, folgen anfeinander, nur wird natiirlich das Bellik nicht
von dem Gedichte getrennt, zu dem es gehbrt.
tiber die Form und die Anlage dieser Gedichte kann ich aus-
fuhrlicher handeln erst bei spaterer Gelegenheit, wenn mehr Ma-
terial vorgelegt sein wird. Hier mogen nur einige einleitende Be-
merkungen folgen.
Eine Schattenspielszene wird gewbhnlich in zwei Gedichten
behandelt, von denen das erste langere rezitiert, das zweite im
ersten meist angekiindigt, den Inhalt des ersten kurz wiederholend
gesnngen wird. Diese Gedichte sind Strophengedichte *) ; es kom-
men, zumal in der umfangreichen Hs. A, Beispiele fur alle 7 Arten
dieser Gedichte^) vor. Am haufigsten ist das Zagal, und da alle
unten veroffentlichten Gedichte (mit Ausnahme des kurzen Gedicht-
anfangs von No. IX) zu dieser Dichtungsart gehoren, so beschranke
ich mich hier auf einige Bemerkungen dariiber.
Das Zagal steht dem Muua.ssah nahe : Nach Ibn Sana el-Mulk,
der nach Ibn Halduns Urted der beste Muuassah-Dichter des Ostens
war®), ist das Muuassah in grammatisch korrekter Sprache, mit
I'rab, verfafit, nur die Harge, der — oder die — letzten den Ge-
samtreim aufweisenden Verse jeder Strophe sind im Lahn, in vul-
1) Die Strophe ist het, wenn das Gedicht einen Monolog darstellt, dor, wenn
es sich um einen Dialog handelt, bei dem jeder Spieler eine Strophe abwechselnd
zu rezitieren bezw. zu singen hat.
2) Vgl. H. Gies.. Ein Beitrag zur Kenntnis sieben neuerer
arabischer Versarten. Inaug.-Diss. Leipzig 1879.
3) Vgl, Martin Hartmann, Das arabische Strophengedicht. I. Das MuwaSsah
(= Semitistische Studien, herausg. von Carl Bezold, Heft 13/14), Weimar 1897,
S. 47 f.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsay, ein egyptisches ScLattenspiel. 301
garer Sprache abgefafit. Xach Ibn Halduns Ansicht ist das ganz
in Lahn abgefaBte Zagal eine volkstiimliche Kopie des Mnuassah *).
Ob die Ansicht richtig ist, oder ob nicht vielleicbt das Zagal das
nrspriinglicbe, and das Mnuassah eine gelehrte Nachahmung des
Zagal ist, das laBt sicb heute scbwerlich entscbeiden ®). Aber die
nahe Verwandtschaft beider Dicbtungsarten in der auBeren Form
bringt es mit sicb, daB die VersmaBe, die M. Hartmann ans den
verschiedenen von ihm nntersncbten Mnuassah - Gedichten znsam-
mengestellt hat, anch bei den Zagals Verwendung finden ; ich
werde au£ diese VersmaBe®) soweit als moglich Bezng nehmen.
Die Zagal-Dichtung ist bis hente in Egypten ziemlich ver-
breitet^). Wenn Gies behanptet®), daB der Versban in ihm hanfig
nicht mehr streng den Regeln der Qnantitat folgt, so ist er im
Irrtnm. Im VersmaB konnen hier wie in der klassisch-arabischen
Dichtung an gewissen Stellen Langen und Kurzen wechseln. Wo
aber sonst VerstoBe gegen das VersmaB vorkommen, liegt sicher
eine Verderbnis im Gedicht vor. Das hat Gies bei dem von ihm
abgedmckten Zagal ans dem Mnstatraf des Ibsihi ja selbst gemerkt,
wenn anch das Gedicht noch wesentlich anders zn lesen ist als
Gies es — nach der zngesetzten Vokalisation zu urteilen — , lesen
will. In den nnten abgedmckten Gedichten kommen — so weit
bei ihnen alte Hss. vorliegen — Abweichnngen von dem VersmaB
iiberhanpt kanm vor. Sehr hanfig sind solche VerstoBe in den
Dichtungen des Hasan el-Kassas. Ob er selber keine rechte Emp-
findnng fiir diese Metrik hatte, oder ob es sich nnr nm schlechte
Uberliefernng handelt, ist schwer zu entscheiden. Man konnte mit
Sicher heit erst dariiber urteilen, wenn man von Hasan el-Kassas
selber niedergeschriebene Gedichte hatte. Den hentigen Schatten-
spielern geht das Verstandnis fur das VersmaB dieser Gedichte
meist ab. Sie sind gewohnlich schon znfrieden, wenn die Reime
einigermaBen stimmen.
In den Versen muB des Metrums wegen gelegentlich anders
gelesen werden als wie wir es sonst gewohnt sind, z. B. wechseln
je nach dem Metmm die Formen al-’ilah = — u _ und allah =
*’); das Hamza ist oft zu lesen, wo wir ein Verbindungsalif er-
1) Vgl. Gies a. a. 0. S. 31. Hartmann S. 3 f.
2) Vgl, Hartmann S. 3. 3) Hartmann a. a. 0. S. 202 ff.
4) Vgl. P'riedr. Kern ; Keuere iigyptische Humoristen und Satiriker. VI. Das
Zagal, in Mitteil. d. Sem. f. Or. Spr. zu Berlin II 47 f.
5) a. a. 0. S. 31.
6) Dasselbe im altarabischen Verse; vgl. Gawaliqi, Mu'arrab. S. (•‘j, Z. 8.
Kiildeke, Zur Gramm, des klass. Arab. S. 93 [Littmann].
302
Paul Kahle,
warten, und es ist bisweilen geschwanden, wo wir es lesen wiirden.
Sehr sorgfaltig sind die za lesenden Hamzas in Hs. A eingetragen ;
man sieht, daB da Hamza ofters beim Artikel, beim Imperativ des
I. und bei Formen des VIII. Stammes steht. Icb babe diese Hamzas
nach dem Vorgang der Hs. sorgfaltig bei der Transskription an-
gegeben. Zu beachten ist ferner, daB in einer auf Doppelkonsonanz
ausgehenden Form stets ein Murmelvokal zn lesen ist, es sei denn,
daB das folgende Wort mit einem Alif — das seinen Konsonanten-
wert dann verliert — anfangt. Folgt ein solches mit AUf begin-
nendes Wort auf ein mit einem Konsonanten scblieSendes, so wird
dieser Konsonant heriibergezogen und es entsteht so beim ersten
Wort eine offene Silbe. So ist z. B. zu lesen
JcAAiJ? (No. V 1) bi-giii-tes-sed (u _ w ).
Das erste Zagal einer Schattenspielszene , das rezitiert wird,
besteht in den unten verofFentlichten Gedicbten stets ans dem
Matla' zu 2 , und Stropben zu 5 Doppelversen. Ziemlicb regel-
maBig entbalt die vorletzte Strophe das Medih , den Lobpreis des
Propbeten, und die letzte Strophe, die den Namen Istishad fUbrt,
den Namen des Dicbters.
Gewohnlich wird in der drittletzten Strophe auf das folgende
Lied bingewiesen, das Bellik, oder als Diminutiv Bulelik genannt
wird. BeUik gilt als Unterart des Zagal *). Die Stropben des-
selben sind oft sehr viel komplizierter gebaut, sie enthalten bis-
weilen zwei Gruppen von Sonderreimen auBer dem Hauptreim, das
VersmaB ist abweebselungsreicher, wird aber auch bier konsequent
durchgefuhrt. Medih und Istishad sind bier meist in derselben
Strophe vereinigt. Das Bellik wird gesungen, der arabische Aus-
druck dafiir ist nasad. Man ruhmt es, wenn der vortragende
Meister noch jung ist (gulam), weil dann offenbar seine Stimme
besser ist. Das Lied muB in einer bestimmten Tonfolge (nagma)
vorgetragen werden. Die drei unten unter No. IV, VI und VIII
verbffentlichten Belliks, bei denen die Tonart angegeben ist, sind
in as-Sikah vorzutragen. Sikab ist ein Ton der arabischen Ton-
leiter, der bei uns nicht vorkommt. Er ist tiefer als e und hoher
als d. Michael Musaka fuhrt in seiner Abhandlung iiber arabische
Musik^) im 6, Abschnitt des 2. Kapitels 12 verschiedene Tonfolgen
auf. die auf as-Sikah sich basieren. Der Lahn as-Sikah, der hier
1) Vgl. Gies a. a. 0. S. 33.
2) Ln traite de Musique arabe moderne. PrtTace, traduction fran^aise, texte
et notes par P. L. Ronzevalle, in den Melanges de la I'aculte Orientale VI,
Beyrouth 1913, S. 1—120.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 303
vielleicht gemeint ist, hat die folgende Tonfolge : Sikah (e — ) East
(c) Sikah (e — ) Naua betont , (g) Mahtir (c) Aug (b +) Husaini (a)
Naua (g) G-aharkah (f) Sikah (e— ) ^). Der Oboenblaser (Zamir) stimmt
diese Tonfolge an (ieguss as-Sikah). Dazu kommt der Rhythmns
(Darb oder Dakk), der mit dem Tar, dem groBen Tambourin, oder
einem andem Trommelinstrument geschlagen wird. Bekanntlich
entstehen verschiedene Tone, je nachdem man auf den Rand oder
auf die Mitte des Fells dieses Instrumentes schlagt. Den Schlag
auf den Rand bezeichnet man mit Axil (et-takk), den auf das FeU
mit (^1 (et-tamm) ^). Der masmudische Rhythmus (Darb masmudi),
der fiir die unten unter No. IV und VIII abgedruckten Belliks
vorgeschrieben ist, wird in dem von Kamil Ef. al-Hula'i verfaBten
Werke: al-Musikl as-sarki, Kairo 1322, auf S. 70 folgendermaBen
angegeben :
+
+
.iU
4-
Die einzelnen Felder bezeichnen hier gleiche ZeitmaBe. Durch die
Kreuze sind Pausen angedeutet.
Den alexandrinischen Rhythmus (darb iskendarani), der fiir das
als No. VI verofiFentlichte Bellik vorgeschrieben ist, kann ich nach
der mir znr Zeit zur Verfugung stehenden Literatur nicht angeben.
Ich gebe die Gedichte, soweit sie in den Hss. erhalten sind,
in genauem, sorgfaltigem Abdruck, und beriicksichtige hierbei ins-
besondere die Vokal- und andere Lesezeichen, die in Hs. A ange-
geben sind. Ich habe bereits friiher darauf bingewiesen, daB diese
Zeichen fiir die arabische Vulgarsprache in Egypten von groBer
Wichtigkeit sind®). AuBerdem aber habe ich es fiir zweckmaBig
gehalten, diese Gedichte auch in Transskription zu geben. Ich
bin mir des MiBlichen, das die Transskription einer 200 Jahre
alten vulgaren Hs. bietet, wohl bewuBt, Natiirlich kann die Art,
wie ein moderner Schattenspieler aus Egypten diese alten Texte
liest, nicht ohne weiteres maBgebend sein fiir ihre urspriingliche
Aussprache. Dazu kommt, daB die Transskription genau mit der
1) a. a. 0. S. 99 f. Ich setze die europaischen Tonzeichen dazu. — be-
deutet, daB der arabische Ton etwas defer, -f, daB er hoher ist.
2) Bezw. wenn man kein solches Instrument hat, wurde iAj mit der Faust,
1 ^' mit der flachen Hand zu schlagen sein,
3) Neuarabische Volksdichtung aus Egypten, I, die Anmerkungen auf S. 37 ff.
304
Paul Kahle,
arabischen Vorlage ubereinstimmen mofite. Nnn konnten moderne
Scbattenspieler die Gedichte ans den Hss. D und E mir — wenn
auch mit Abweichungen and ohne besonderes Verstandnis fur die
Verse — vorsagen. Was die Hss. A, B und C dariiber hinans boten,
konnten sie mir hochstens vorlesen, oder sie konnten Einzelheiten
der Ausspracbe verbessem, wenn ich ibnen die Gedichte vorlas.
Den unten gebotenen Transskriptionstexten liegt solche gemein-
same Arbeit mit egyptischen Schattenspielern zugrunde^); darauf
bin babe icb mich dann bemiiht, die ersten Aufzeichnungen dem
Befunde der alten Hss. iiberall moglicbst genau anznpassen. Ich
bitte also die Transskriptionen der Gedichte, zu denen alte arabi-
scbe Originalhandscbriften vorliegen, als einen von mir unternom-
menen Versucb anznseben, diese Gedichte etwa so wiederzugeben,
wie sie seinerzeit gesprochen sein mogen. Im letzten Grunde mafi-
gebend ist fiir diese Texte immer das arabische Original.
Xatiirlich steht es anders mit der volkstiimlichen Prosa und
den Gedicbten, zu denen alte arabische Vorlagen nicht vorhanden
sind ^). Hier gebe ich die Texte so wie sie mir von den Schatten-
spielern diktiert warden.
A. Die Gedichte.
I.
Das folgende Zagal ist von Hasan el-Ka§§as an den Anfang
des Krokodilspiels gestellt worden. Seine Vorlage war ein Blatt
aus Hs. A, das Matla' und 6 V 5 Buiut enthalt, und die Uberschrift
tragt: Burhana ’aidan min al-Hazik knddam as-Sakran „eine weitere
Burhana von al-Hazik vor dem Ta'adir“. Mit es-SaJcrun wird nam-
lich in der Geheimsprache (sim) der Scbattenspieler Ta'adtr be-
zeichnet, wie es-Sakra ®) die '^Alam bezeichnet. al-Hazik ist in dem
Schattenspiel des 17. Jahrhunderts etwa das, was bei Hasan el-
KasSag der Mukeddim ist. Nur dab der Hazik viel mehr in in-
nerem Zusammenhang steht zu dem ganzen Schattenspiel als der
Mukeddim bei Hasan el-Kagsas.
Diese Burhana ist also eigentlich fiir die Einfiihrung des Stuckes
'Alam na-Ta'adir bestimmt gewesen, pafit aber bei ihrem allge-
meinen Inhalt schlieBlich zu jedem Schattenspiel. Das Laji deutet
1) Bei den unten veroffentlichten Gedichten No. I und V wird die gegebene
Transskription besonders zuverlassig sein, da die Scbattenspieler diese Texte ja
auswendig kannten.
2) Also der SchluB von No. I, ferner XI und XII.
3) D. i. der bezw. die Biebestrunkene.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsa^, ein egyptisches Schattenspiel. 305
darauf hin, daB eine andere Burhana vorangegangen ist, und in
der Tat gehen in Hs. A diesem Gredicht zwei andere nnmittelbar
voran, deren erstes die Uberschrift tragt; „Eine Burhana von al-
Hazik; danach das Bellik des Sakran“ ^). Die eigentliche Burhana
weist 10 Strophen auf und ist verfaBt von 'Ali en-Nable, daran
schlieBt sich das „BeUik min es-Sakran“^) an, 3 Strophen. Man
wird vermuten konnen, daB auch der hierher gehorigen Burhana
ein Bellik folgte. Das ist zusammen mit dem SchluB der Burhana
verloren gegangen, und Hasan el-Kassa§ hat die Burhana zu Ende
dichten miissen. Hasan hat das alte Gredicht dem Se'hd zugewiesen
(vgl. 10. Bet). Woher er diese Kenntnis hat, ist nicht zu sagen:
der Name des Dichters steht erst in der letzten Strophe, und die
letzten Strophen sind im Original nicht erhalten. Er wird es
wohl geraten haben, und da die vorangehende Burhana von 'Ali
en-Nahle verfaBt war, konnten — nach der ganzen Anlage der
Hs. — nur Se'ud oder Da’ud el-Manaui als Verfasser in Betracht
kommen.
Das VersmaB des Gedichtes ist inustafilun mustaf ilun (Hart-
mann VM. 64). In den von Hasan zugedichteten TeUen ist es
aber nur noch selten zu erkennen. Ich gebe in der Transskription
den Text der Hs. A, seize aber an den Rand die hauptsachlichsten
Varianten, die ich den Deklamationen heutiger Schattenspieler
entnehme.
Zur Transskription bemerke ich, daB ich J durch z bezw. d,
3 durch s bezw. t wiedergebe.
1) Cr» Uberschrift fafit also die
beiden folgenden Gedichte zusammen. DaB Juu bier so iibersetzt werden muB,
zeigt das folgende Bellik.
2) Diese Uberschrift wird hier nochmals wiederholt.
306
Faal Eahle,
I. (Ms. A).
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308
Paul Kahle
I.
matla': ta’ammelu^ ia-hl-en-nazar ma kulte fl haza-l-hiial
min el-ma'ani-r-raiikah ma'^ husna tartib el-makal
1. bet: hiialana haza-l-malih 'ala-l-halaiik iantall
uamin iagi ba'di iariun iasna' misaloh® iibtali
bi-l-kamda ua-l-kahr es-sedid uabi-l-gisas kalbo mull *
uaiirtiga' haiib dalil^ fi Mzia zaiid ma' nakal
ua-l-hadirin iitmasharu 'aleh nisahum ua-r-rigal
2. bet: fenn el-hiial bahro gauts ma iidriko min kan balid
uasahib el-fahm es-sakim tul el-’abad ma iistafid®
uamin iekun tab'o-l-hurug tera-d-duhul 'annO ba'id
1 it’ammelu. 2 min. 3 misali. 4 bull. 5 fiir aalil. 6 Diesen
Vers batten meine Gewahrsmanner vergessen.
Matla': Beachtet, ihr geehrten Herrschaften , was icb vorbringe
in diesem Spiel
an treffenden Begebenheiten ^ mit ^ schoner Ordnung der
Sprache !
1. Bet : Dies unser schones Spiel ist beliebt bei den Menschen,
und wer nach mir kommt nnd beabsichtigt etwas dem®
ahnliches zu machen, der werde gescUagen
mit Triibsal und schwerem Kummer, und durch Erstickungs-
anfalle werde er beunrnhigt^,
sodaB er sich zuriickziebn mu6, enttauscht, veracbtet, in
iibergroBer Bescbamung, schwer gestraft,
wahrend die anwesenden Damen und Herren sich iiber ihn
lustig machen.
2. Bet: Die Eunst des Schattenspiels — ihr Meer ist tief, nicht
erreicht sie einer, der einfaltig ist,
und wer ein mangelhaftes Verstandnis hat, der wird ewig-
lich keinen Nutzen daraus ziehn.
Und wenn es in jemandes Natur liegt, abtreten ^ zu mtissen,
so siehst du ihn vor dem Auftreten® gem bewahrt.
1 mit ma'am sind wobi die Stofife der Stiicke gemeint, 2 Var. : an
3 Var.: mir. 4 eigtl.: sein Herz angefiillt. Var.; werde sein Herz gescblagen
5 hurftg und duhul wohl vom Ab- und Auftreten auf der Schattenbuhne.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 309
uafi-r-rakub dima iaka'
uafi ahudatoh ^ ieruh ^
uaiantaris nakt el-magal
barrah uala iublug naual
3. bet: uama® salah® haza-l-hiial
ia'ti-l-ma'ati kuUama
uafi-l-karam sito-stahar
ualo makarim kad samat
uabahra gudoh kad haka®
ilia ligaiiid* muhtaram
basso ’ilaboh bi-n-ni'am
ben el-’a'arib ua-l-'agam
'ammat 'ala min ga ® nasal
nil masra lamma fad nasal
4. bet : uala-ktamal haza-l-hiial ’ilia biraiiis mnftahar ®
iidri-l-ma'ani knllaha uafi duhuloh iinsakar ®
1 gafok hodoh. a Ms. iuruh. 3 yala-ktimil. 4 bigajid. 5 gab.
6 huki. 7 zihir. 8 — hir. 9 iinsikir.
Und beim Reiten fallt er immer herab, nnd wird ange-
spieen zur Zeit des Paradierens
nnd in seinen Anmafinngen * (?) mn6 er hinansgehn, und
nicht erlangt er erne Gunst.
3. Bet: Und znsagen kann dieses Spiel nnr einem vortrefFlichen,
hochgeehrten
der die reichlichen Gaben spendet, wenn immer sein Gott
ihn im besondern mit Wohltaten bedachte,
nnd dessen Ruf in der Freigibigkeit weithin beriihmt ist
unter Arabern und Nichtarabern,
und bei dem Wohltaten hochgeachtet sind, die iiber-
schwemmen den, der kommt nnd bittet,
und bei dem der Strom seiner Giite gleichkommt dem Kil
Egyptens, wenn er steigt nnd uberstrbmt.
4. Bet: Und nnr durch einen berlihmten Meister kann dies Spiel
ausgefiihrt werden^,
der mit alien Begebenheiten ^ wohl Bescheid weiB, und
dem bei seinem Auftreten gedankt wird.
1 Der Schattenspieler wird mit einem Paradereiter verglichen. a Litt-
mann denkt an „Habseligkeiten, Siebensachen“ (Er nidge mit seinen eignen Be-
sitztumern abzieben, obne ein Gescbenk zu erbalten). M'eder er nocb icb kann
das Wort sonst belegen. Die Variants zeigt, daC das Wort beute nicbt mebr
verstanden wurde. 3 Var. etwa: Zu Ende gefuhrt kann d. Sp. nur werden
mit Hilfe eines 4 kam dies Spiel zum Vorschein. 5 gemeint
sind, wie oben S. 308, die Stoffe der Stiicke, die der Schattenspieler sicher beherr-
scben mu6. Diese Bedeutung ist besonders klar unten in Vers 2 des Bet 5.
310
Paul Kahle,
uafi-r-riiasah iimdahuh
uakuUama haiil sama
uafi-l-funun ba'o tanil
gam' el-halaiik ua-l-basar
kadroh 'ala dan ’al-bilal
uasan'eto fok el-'aual
5. bet: lakin ra’et fi da-z-zaman
’atraf hauarig ^ ma Inhum
uabi-l-balatah * iiddn'ii
ualaisa da'uahum sahib
uakaulaham ma iinteli
ruiasa-ntasat min ger ’nsul
'ala ma'aniha uusul
husn il-’asaiir® ua-d-dnhul
uahakka min ’irsa-l-gibal
’ilia 'ala ahl el-hibal
6. bet : ^ ’angamnhum uasuatuhnm tergif kulhb es-sama'in
1 arazil bauarid. 2 samaga. 3 da in der Hs. kein Hamza steht, wird
es aucb nicht gesprochen sein. 4 vorher hinzugefugt: bi'aini ra’et; das stort
das VersmaB.
und den nm der Meisterschaft willen alle Geschopfe und
Menschen preisen.
Und wenn immer er eine Vorstellung gibt, so iibertrifft
sein Euhm den Glanz des znnehmenden Mondes,
nnd in den Eiinsten ist er stark \ nnd seine Arbeit geht
iiber die hochsten Erwartungen
5. Bet: Aber ich babe in dieser Zeit Meister gesehn, die zn Un-
recht groB warden,
Neulinge, nicht znr Znnft® gehorige, die zu den Stoffen
ihrer Stiicke keine Beziehung haben,
and in Unverschamtheit ^ beansprachen sie fiir sich die
Scbdnheit der allegoriscben Eedewendungen ^ und des
Auftretens.
Aber ihr Ansprach ist nicht berechtigt, bei dem, der die
Berge verankerte!
Und ihre Deklamation ist beliebt nar bei einfaltigen
Lenten.
6. Bet : Ihre Melodien and ihre Stimmen machen schaudem die
Herzen der Horer,
1 tauil el-ha' = puissant nach JIuhit bei Dozy. 2 'aual halte ich fiir
einM Plural zu 'al (vulgar f. 'alin). 3 Var.: Schurken (f. (), Dtunmkopfe.
4 Var.: Koheit. 5 oder „Sch 6 nheit der Stocke" (mit denen^’die Figuren be-
wegt werden) d. h. der Fuhrung derselben, vgl. 6 . Bet, Z. 2 . 6 hibal f. hibala.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 311
nafi-s-sitara lam inzal ^
uala ra’et lelah ’ahad
li’innahum burraz ginah
'ala-z-zabim min ger fnlns
luhnm ’asaiir zabirin
iakiil Inhnm ’allah ia'in
iidda^alu kabl es-su’al
balfen siiak hatta iukal
7. bet; lola ^-z-zaman hab uin'akas ma kan gara haza-l-’nmnr
kulu lahum ®
ma ga^-l-arazil iidda'u ’ahz er-riiasah bi-l-fagur
li’innahum [kebset gagar]“ lam ia'rifu ger er-rezalab uas-seriir
allah ta'ala iantakim minhum uaiazdadhum uabal
1 So im Ms. Tokalisiert als Passiv; in Kairo diktierte man iazal. 2 Auf-
fallend ist die Schreibung 3 So weit das Blatt der Hs. A. Hasan el-
Kassas hat das Folgende v.-eiter gedichtet ; mit diesen ersten Worten der neiien
Zeile hat er offenhar nichts anfangen kbnnen; vgl. im ubrigeu die Vorbemerkung.
4 geschr. man sollte also eigentlich gah-il-’arazil lesen. Das geht wegen des
Versmafies nicht. 5 Durch Aussoheiden einzelner Worte lafit sich gelegentlich
das Versmafi retten: wo das nicht moglich ist, setze ich deni Verse ein t vor.
tmd auf dem V orhang sind bei ihnen immer Stocke sichtbar *
und nicht sah ich Abends einen, der zu ihnen sagte : Gott
mbge helfen !
Denn sie sind otlenbare Schwindler^, drangen sich ein
nnaafgefordert,
bei dem Knnden ohne Geld® mit zweitausend Fiirsprachen
bis man sagt:
7. Bet: Wenn nicht die Zeit schlecht und verkehrt ware, so waren
diese Dinge nicht vorgekommen! Saget ihnen . . . .
Nicht waren die Schurken gekommen, und hatten dui’ch
Schamlosigkeit fur sich die Erlangung der Meister-
schaft beansprucht.
Denn sie sind eine Handvoll Zigeuner kennen nichts als
die Schurkerei und die Gemeinheit.
Gott der erhabene mbge ihnen vergelten und sie ver-
scharfte Strafen treifen lassen!
1 Es gehort zur Kunst des Schattenspiels, daB die Stocke, mit denen die
Figuren von hinten her bewegt werden, nicht als Schatten auf dem Vorhang sicht-
bar werden. 2 burraz = PI. zu b:\riz „often vortietend'*. giuiih (d. i,
= PI. zu . 3 Sie versuchen sich einzudrangen bei kleinen Leuten, die
nichts zahlen konnen. 4 intercession, vgl. Dozy, der verschiedene Be-
lege aus 1001 Nacht bringt. .> L'ber die Gagar vgl. Kremer, Agypten I
S. 139 ff. Es ist so ziemlich das schlimmste Schimpfwort, das man einem Egyptcr,
der nicht zu den Gagar gehort, sagen kann.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 2.
21
312
Paul Kahle
f lagl el-halaiik iitmasharu
8. bet: ia halka knlu lil-balid
harrir ua-itkin san'etak
iibku-l-halaiik iimdahiik
in tahtani- isma' uati'
[ua’inj halaftani-tmakatt ^
'alehum nisabum uar-rigal
el-mudda'i fenn el-’adab
min liabra 'akil muntasab
lammin ^ iaruk nult el-’adab
tibta ®-r-ruda min zn-l-galal
sahib till el-’abad ben er-rigal
9. bet : f min ba'da da ’amdab gamal el-mustafa-l-basimi-l-’ummi-
§-safi' al-basir
t nebi mufaddal hatim al-’anbiia min antek allab lo-l-gazal
ual-ba'ir
t nebi 'aleb es-sems kad sallamat uazallat 'ala raso-l-ga-
mam fi-l-hagir
1 = lamma in. 2 Fur ti'tani. 3 Fur tu'ta, Passiv lY ! 4 So ist
die Form wobl zu lesen, als Eefl. der I. Form, zu der man vergleiche Spitta S. 196,
^Yillmore S. 141. Ich hatte mir notiert tamaktat, das war wold ein Horfehler.
Denn die Menschen, Frauen wie Manner, macben sicb lustig
liber sie
8. Bet: 0 ibr Menschen, saget zu dem Bloden, der fiir sicb die
Kunst der feinen Bildung beansprucht,
laB richtig macben und in Ordnimg bringen deine Arbeit
durch einen klugen Sacbverstandigen von vornebmer
Herkunft !
Dann werden die Menschen dich preisen, wenn sie dich
sehn, wie du die feine Bildnng erlangt hast.
Wenn du mir gehorcbst — bore und geborcbe — so wirst
du beschenkt werden mit Woblgefallen von dem Herrn
der Majestiit.
Wenn du mir aber widerstrebst, so bist du bestimmt bla-
miert dein Leben lang unter den Mannern.
9. Bet: Danach preise icb die Scbonbeit des Ausgezeichneten, vom
Stamme Hasim, des TJngelebrten , des Fiirsprecbers,
des Freudebringers,
des edlen Profeten, des Siegels der Profeten , zu dem
Gott reden lieC die Gazelle und das Kamel,
des Profeten, den die Sonne griifite und dessen Haupt die
Wolke beschattete in der Mittagsbitze,
i Fine Wiederbolung des letzten Verses der Strophe 1, hier aber nicht im
i ersmaB.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 313
f nebi muyassi 'ala-l-iatim ua'ala-l-garib
ua'ala-l-'auagiz iom el-kiiama iusal
f iallah azur kabro uasahid diiah uakul likalbl ifrah balagt
el-maram
10. bet: t uakan se'iidl sef nazmo li'unk el-a'§,dl mahik
f uadiddo-l-balid sar mahni aalam iakun lifenno lahik
f ualam ia'rif fi-l-hiial ger rasmo nafenno li'azmo sahik
f halli-l-balid daiir masauuab fi uasi' et-talal
f Tiak 'asa-llah 'an fagfiro iirga' iagla ma ia'rif makamat
er-rigal.
11. bet : f uakan fakad haza-l-hiial min masrina lamm-intasa 'abdu-
kum ben er-rigal
f Hasan Kaggas ualakin hadim ahl-el-’adab 'ala tul ez-zamS,n
des Profeten, der bestellt ist ttber die Waise nnd den
Fremdling und iiber die Kriippel; am Tage der Auf-
erstekung wird er befragt k
0 Grott, icb will sein Grrab besuchen und Zeuge seines
Lichtes sein, und will sprechen zu meinem Herzen:
Freue dich, dn hast das Grewiinschte erreicht.
10. B^t: Und dem Se'ud angehbrig war das Schwert seiner Dich-
tung, das fiir den Hals der Feinde vernichtend ist,
und sein bloder Wider sacher ward gebeugt, und nicht
reichte er an seine Kunst heran,
und nur sein eignes Muster ^ kannte er im Schattenspiel,
aber seine Kunst ist fiir seine Knochen* zermalmend.
LaB den Bliiden umherirren in der Weite der Wiiste*.
Vielleicht wird er — hoffentlich — von seiner Bosheit
umkehren. auf daC er erkenne den Kang der Manner.
11. Bet : Und dieses Schattenspiel war aus unserm Kairo geschwunden,
bis daB sein Gliick machte unter den Mannern euer
Knecht
Hasan KaSsas, aber er war ein Diener der Feingebildeten,
immerdar.
1 Niimlicli wie man die beliandelt bat. Bei 'agiigiz denkt man insbesondere
an Blinde. 2 Er kiimmerte sich nicht um andere. 3 'azmo soil wobl eine
feme Aussprache fur 'admo darstellen. Der Sinn ist : die Kunst des Widersachers
wird ihm selber verhangnisvoll. 4 Mit taltil sind bier wobl die Berge der
Wuste gemeint. Es kbiinte = gebel ^Wuste" sein.
21 *
314
Paul Kahle
y kan 'abdukum Hasan Kassas lamina 'asik fenn p,1-biiA1
t iisra uagabo ia insan baka iiftah el-’anrak uahakk es-salam
f asl el-manani fi-l-fonfm hatta-stahar ismi uasar 16 makam.
Als ener Knecht Hasan Ka§sas die Kanst des Scbatten-
spiels liebte, da pflegte er
umherzureisen, nnd er brachte es herbei, ihr Leute, er
ofFnete die Blatter, bei der Wahrheit Gottes ,
die Originalhandschrift des Manaul^ liber die Kiinste, bis
dab mein eigner ISTame beriihmt wurde nnd Ansehn
erlangte.
1 Ygl. oben S. 290.
No. II.
Rest eines Bellik,
erhalten in Ms. B, fol. 1. Leider sind die 3 letzten Zeilen von
fol. la vollkommen nnleserlich geworden in der Hs., so dab auch
noch in diesem Fragment eine Liicke entsteht. Das dem gesun-
genen Bellik voransgebende zu rezitierende Strophengedicht ist
ganz verloren gegangen.
Die Situation ist nicht ganz klar. Aber es scheint, dab die
bier vorauszusetzende Szene eine Verbandlung zwiscben Zibrikas
und dem Seh el-Ma'as entbielt, die im Gegensatz zu der spateren
Szene, von der die Gedichte III — VIII im ganzen 3 Rezensionen
darstellen, zu keinem erfreulichen Resultat fiibrte. Zibrika.s pocht
dem Seh el-Ma'a.s gegeniiber darauf, dab er von klein auf an das
Fischen gewbhnt sei, und lehnt die Belehrung ab.
Man mub wohl aiinehmen, dab Zibrikas erst infolge eines
groberen Miberfolges, der in der spatern Szene erwahnt wird, dazu
veranlabt wird, sicb nun dock an den Seb el-Ma'as zu wenden, und
dab er dann mit alien Forderungen desselben einverstanden ist.
1) Zum Namen Zibrikas sclireibt mir Littmann : er ist wohl dem echt-arabi-
** O
schen Namen nachgebildet (Ibn Doreid 155 iv, .\nm. e, 150 iff., 206 lo, auch
llamasa 660 Z. 4 v. u.j. Der Name ist aber bier verdreht und zwar so da6 man
(t oy
jjj = jJj „Penis‘‘ erkennt und (jiS- Letzteres bedentet dann wohl Kiirbis oder
Gurke, also ware (ji'ojj = „Gurkenpenis% oder „Mann mit dem dicken j-“.
Andererseits kann auch an = Fischart im Xile (vgl. Dozy s. v.) geifacht
sein. Das paBte dann gut zu der Fischerrolle des Z.
Das Krokodilspiel (Li'b'et-Timsah), ein egyptisehes Schattenspiel. 315
Das Dor hat 8 Verse, von denen die letzten zwei den Ge-
meinreim, von den iibrigen je 3 einen Sonderreim bieten. Das
Versmafi der Verse mit dem Gesarntreim und der ersten Gruppe mit
Sonderreim ist mustafiliin mafrddtun (Hartmann VM. 65) , in der
zweiten Gruppe mit Sonderreim ist er : miistaf iliin fa^ulnn (VM. 48).
11. (Ms. B fol. 1.)
^ fol. 1 a
b U! U
iiULo CiUU
^ fol. lb
i
11. Ms. B fol. 1. [Fragment.]
kam min balid mislak fassar 'auid 'ala hadd el-misuar
dor
ia 'amm ana lahar' saiiad 'omri bida-s-san'ah mi'tad
zauuadtoni minnak ankad
1 So ist wohl zu lesen. Vgl. Spitta S. 23.
Wie mancher Bloder, gleich dir ein Prahlhans, hat sein Unter-
nehmen wieder einschranken miissen
Dor [Zibrikas]
Mein Oheim, ich bin auch ein Fischer, mein Lebtag an dieses Hand-
werk gewohnt. Du hast mir von dir aus nur groBere Sche-
rereien verursacht.
1 Wortlich etwa; kehrte zuriick zur Beschrankung des Laufes.
316
Paul Kahle,
uastadt 0 fi-l-mauarid sail nasirta Mrid harib bisadga barid
ma ti'lam inno ia gaddar sal! merabbih fi-l-abhar
malak bituzini malak
dor
tilka Tnin allab af'alak '
dor
kam lil-mananatl da’ud min fikretob gobar ma'dud
iimdah liman gas fi-l-galmiid
na-r-ramlo laisa 'allim ua-d-dabbe 16 tokellim iifsah lisan
uaselKm
ia safuat el-maula-l-kabbar isfa' lida’ud al-'attar.
1 Der Schlufi dieses Dor, 3 Zeilen, ist in der Hs. unleserlieh geworden.
Icb fiscbte an den Wasserplatzen meinen Scbal-fiscb ^ nnd ward
furcbtsam, fliebend mit kalter Scblafe. ^
WeiBt du nicbt, dafi er — o Verrater — mein Scbal-fiscb ist, den
icb grofi gezogen babe in den Meeren?
Dor. [Seh el-Ma'as.]
Wesbalb beleidigst du mich? wesbalb? Du wirst von Gott deine
Taten empfangen
Wie mancbe Edelsteine aus seinem Geiste sind von dem aus el-
Manauat stammenden Da’ud aufgezablt !
Er preist den, der einsank in den Eelsen,
aber der Sand binterliefi keine Spur®. Und die Eidechse redete
zn ihm, sprach in klaren Worten und griiBte [ihn].
0 du Auserwablter des Herrn, des Allmacbtigen, lege Fiirbitte
ein fiir Da’ud al-' Attar..
1 JLii „Kaulkopf“, ,chabot, poisson d’eaux douce ii grosse tote plate“.
Dozy nach Be. 2 Vielleicht in dem Sinne von: ohne mich dessen zu schamen.
3 'allim denom. zu 'alama. Fur dies doppelte Profetenwunder verweist mich G.
Jacob auf die Berliner arab. Hs. Pm 407, vgl. Ahlwardt, Verz. d. Arab. Hss No
2595 = Bd. II S. 616.
No. Ill und IV.
Erhalten in Hs. A, fob 1— 2 a. Der Rest des grofien Dialogs
zwischen Zibrikag und dem Seh el-Ma'as mit dem daranf folgenden
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 317
Bellik nach der Dichtung des 'All en-Nahle. Die Uberschrift in
A wird gelautet haben etwa Mt'a ben ez-zibrikas uaSeh el-ma'as
li-n-nazim 'all en-nahla , Stiick zwischen Zibrikas nnd Seh el-
Ma'as von dem Dichter 'Ali en-Nahle. Leider ist von dem Ge-
dicht, das den eigentlichen Dialog enthielt, nur noch wenig er-
halten. Nach dem Parallelgedicht des Da’ud el-Manaui (nnten
No. V) ist vorauszusetzen, daB der Seh el-Ma'as den Zibrikas weinend
am Dfer findet. Alles hat er verloren, was zum Fischen gehort.
Der Seh el-Ma'as macht ihm Vorwiirfe, daB er leichtsinnig gewesen
ist und den Fischfang unternommen hat, ohne bei einem Meister
vorher in der Lehre gewesen zu sein. Zibrikas sieht sein Unrecbt
ein, and verspricht in allem zu folgen. Aber — hier beginnt das
Fragment • — er konne doch nicht ohne Fische, ohne Gerate, ohne
irgend etwas nach Hause gehn. Nun verspricht ihm der Seh el-
Ma 'as alles Notige zn geben und ihm Unterricht zu erteilen, aber
zuvor solle er mit ihm ein Bellik vortragen. Einen ahnlichen
Verlauf nimmt dann das sich anschlieBende Bellik-
Das erste Gedicht (III) ist ein Zagal mit Strophen zu 5 Dop-
pelversen, deren erste 3 einen Sonderreim haben, wahrend die
letzten beiden den Gesamtreim aufweisen. Das VersmaB ist: mu-
staf’ilun mustaf^ilun fci ilun (Hartmann VM. 109). Das Bellik hat
Strophen mit 7 Kurzversen, deren letzter den Gesamtreim bietet,
wahrend 1 — 3 und 4 — 6 je einen Sonderreim aufweisen. Das Matla'
am Anfang hat 2 Kurzverse mit dem Gesamtreim. Das VersmaB
in den Versen 1 — 3 und 7 ist maf’dluta mafuldtnyi (Hartmann VM.
67); das VersmaB in den Versen 4 — 6 ist maf^Mun (Hartmann VM.
7) bezw. in Dor 3 und 5 iiiafrildtn (Hartmann VM 13).
m. (Ms. A fol. la).
LiJ s.>u« lA-iau
1) Vgl. die entsprechende Uberschrift, die No. V in A hat.
318
Paul Kahle,
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III. [Fragment.]
[zibrikaS];
la sed uala 'iddah uala §e ma'i
ger dam'a 'eni ianhetil bi-n-nauuh
seh el-ma'as:
’il-'idda-na-gib-lak ^ 'iuad 'iddatak
ua-'allimak^ sed es-semek ia rafik
1 = il-'idda ana agib lak, 2 = ga-a allimak.
[Zibrika.s] :
Weder Jagdbeute, nock Gerat, noch irgend etwas habe ich !
^ Xnr die Tranen meines Anges strbmen dahin mit Seufzen,
Seh el-Ma'as:
Da^i Gerat will ich dir geben als Ersatz fiir dein Gerat,
nnd ich will dich nnterrichten im Fang der Fische, mein Freund.
Das Krokodilspiel (LiT) et-Timsali), ein egyptisches Schattenspiel. 319
’ig-sa're 'andi uas-sananir kasir
uat-tukle ^ ual-gabeh uatu'm er-rakik
lakinna kabl-alla- teruh ia ualad
ganni ’ana uaiiak bulelik iilik
uin'as bifennak sadat il-hacjirm
tishad lana abl il-'uknl ir-rigah
uishir suiuf nazmak uarom el-kital
uigll badi' el-fenna bil-insirah
medih :
uahtim kalami bin-nebi-l-mustafa
ahmed rasul el-liakks bedr et-tamam
muhammed el-hadi-1-basir en-nazir
asraf garni' er-rusla hair el-’anam
nebi mufaddal 'an garni' el-'ibad
iasfa' lana ia harra iom ez-ziham
jail ah bigahu ia sami' ed-du'ah
ia muglii-iz-zalma binur es-sabab
1 = pukl. 2 = kabl an la . . vgl. Wright de Goeje § 16‘2.
Das Haar ^ babe ich , und die Angelhaken in Menge
und das Gewicht and das Rohr und den zarten Kbder.
Indessen bevor du gehst, mein Junge,
singe mit mir zusammen ein Liedlein, das gefallt,
und erfreue durch deine Kunst die anwesenden Herrschaften,
indem du Zengnis ablegst fur uns als Leute von scbarfem Ver-
stande.
Und zeige die Schwerter deiner Dichtung und die Kampfbegier
und erweise das Erfinderische der Kunst durch die Belustigung.
besiegle meine Rede mit dem auserwahlten Profeten,
Ahmed, dem wahrhaften Gesandten, dem vollkommenen Monde,
Muhammed, dem Rechtleitenden, dem Verkiinder froher Botschaft,
dem Gottgeweihten,
dem edelsten aller Gesandten, dem besten der Kreaturen.
Der Profet, der erhaben ist iiber alle Geschopfe,
er moge fiir nns eintreten — heiB ’■ ist der Tag der Bedrangnis !
0 Gott, bei seinem Ruhme, o du, der das Gebet erhort,
der erhellt die Finsternis mit dem Lichte des Morgens,
t Zum Befestigen des Aiigelhakens. 2 Zu dem ia vgl. Wrighl-de Goeje
11 92.
Lobprei^
Und ich
320
Paul Kahle,
'abdak 'ali-n-nahla da'ak fastagib
ia kabil et-tobah uakinz es-samah
dor :
ual-kasda ia sunna' uagok ed-duMl
birikkekum rikku iaziil et-ta'ab
nisgu lima sannaf 'ali fi-n-nazam
bellik 'ala-l-alat kasir et-tarab
’id-darba masmudi muharrar tamam
uanagmato sikah uasazo 'agab
uar-raiiis en-nasid gulam man hadar
iitrib bifenno kulla ma kal uasah
’igriz ua’istakbil uakfil ia iiadud
ia kabil et-tObah uagds en-nagah.
dein Knecht 'All en-Xable bittet dich, so erhbre!
der du die Rene annimmst und ein Schatz an Verzeihnng bist!
Dor:
Und der Wunsch ist, du Kiinstlerschaft und Truppe des Schatten-
spiels *,
trommelt mit euren Trommeln^', daB die Langeweile flieht.
Und habt Acht auf die Dichtung, die 'Ali verfaBt hat,
ein Bellik mit Instrumentenbegleitung, reich an Lieblichkeit.
Der Rhythmus ist masmudisch, im Takte genau,
und seine hlelodie ist Sikah, und seine Rarmonie ^ wunderbar.
Und der Meister, der [es] singt, ist noch ein junger Mann, ihr
Anwesenden,
es entziickt durch seine Kunst alles, was er redet und ruft.
Stecke ein [die Stabe] '' und fiihre vor [die Figuren] und sprich,
o Gutiger, t
der du die Reue annimmst, und die Hilfe fur den Erfolg bist.
1 duhul eigentlich ein „Auftritt“ beim Schattenspiel. 2 rikk eigentlich
das Tamburin mit Scliellen; rikku ist wohl kaiim anders als wie ich es ubersetzt
babe, zu verstelin ; das rikk bei der Schattenspielvorfuhrung erwahnt u. a. Prufer
Ein iigyptisches Scbattenspiel, S. VIII. ,1 Zu saz vgl. meine Volksdicbtun- I
S. 20 und R. Geyer in WZKM. XXV, 109. 4 Die Leder-I-iguren werden
lieim Schattenspiel so vorgefuhrt, daB in ein bei ihnen befindlicbes Loch ein Stock
gesteckt wird und die Figur mit diesem Stock gegen die Leinwand gepreBt wird.
Vgl. den bei Prufer a. a. G. S. IX erwahnten megarriz.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel.
321
IV. (Ms. A fol. lb 2a.)
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322
Paul Kahle
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IV.
Belll^ min es-slkah ben ez-zibriMs ua§eb el-ma'as.
[matla'] : ia geh el-ma'as ia 'ammi git astad semeka lummi
1 dor seh el-ma'ag
[ialla ] ’isma' ‘ min koli uala tittamma'
'an sed es-semek billa-rga' ^
[tauuja'ni ia ibnl [uitba'nij
la tuksud bisedak gammi
1 Der Anfang nicht erhalten, ebenso das weiterliin Eiiigeklammerte. 2 So
mu 6 man wohl des VersmaCes wegen statt billiili irga' lesen.
Bellik nach as-Sikah zwischen ez-Zibrikas und dem Seh el-Ma'as.
[Matla'; Zibrikas]: 0 Seh el-Ma'as, mein Oheim, ich komme, um
ein Fischlein fur meine Mutter zu fangen.
Seh el-Ma'as: [Auf! . . .] hore auf mein Wort und sei nicht gierig !
Vom Fischfang, bei Gott, kehre zuriick!
[Gehorche] mir, mein Sohn, und folge mir!
Nicht verursache mir Kummer durch dein Fischefangen !
Das Krokodilspiel fLi'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 323
2 dor ez-zibrikas
ia 'amml samekah gatni ’istadat ma'asi minni
ba'd el-hazza zadat gabni
rah sedi min ’idT zad kedi
uitkasset nazad bi hammi.
3 dor seb el-ma'as
’is ^ lak bis-semek tistadoh halli-s-sed limin kad kadoh
sed el-bahre 'and asiadoh
ahl el-gabra min kan habra ii'ti-s-sabre
iikra-l-'okba kabl an iirmT
4 dor ez-zibrikas
ia 'ammi ana-lla saiiad 'ala da-s-sina'ah mi'tad
uahalyk el-kerim el-gauuad
rabb en-nas ual-’inas ia gullas
ma-riih^ lamma® ’ahud^ kismi
1 So vokalisiert, natiirliob fur ’os. 2 = nia aruh. 3 Geschrieben
u, offenbar muB bier aber die 2. Silbe gekiirzt sein. Das VersmaB erforden
£
_u. 4 Ms. statt
Zibrika§ : Mein Oheim, ein Fischlein kam zu mir, ei'jagte von mir
das, wovon icb lebe k
Nach dem Gluck ward groC meine Enttauschung.
Meine Beute entschwand meiner Hand, grob ward mein Arger,
ich ward traurig und grofi ward meine Sorge.
Seb el-Ma'as: Was hast du Fische zu fangen! Uberlab den Fisch-
fang dem, der dazu im Stande ist !
Das Fischen im Nil steht denen zu, die es vermogen-,
mutigen Lenten. Wer klug ist, beweist Geduld,
hat das Ende im Auge, bevor er [die Angel] auswirft.
Zibrikas : Mein Oheim, ich bin nichts anders als ein Fischer, an
dies Handwerk gewohnt.
Und bei dem Freigebigen, dem Giitigen !
dem Herrn der Menschen, and der Gesellung, ihr die ihr dasitzt %
nicht gehe ich fort, bis dab ich meinen Anteil empfange.
1 Das Angelgerat, das dem Z. verloren ging. s Wortlich ; seinen (des
Fischfangs) Herren. .3 D. h. die Ziihorer, eins der in diesen Gedichten biiu-
figeu Flickworte.
324
Paul Kahle,
5 [dor seh el-ma'as]
diluakti ’ana-'tik sinnar ’a'la min bata'ak mikdar
ua'tik tukle faddah ’aghar^
ua'tik Sa'ra uanfi-l-kahra tul ed-dahra
’irmi bo ua’inzur rasml
6 medih
uamdah min ’atana rahma- her el-halka mumhi-z-zulma
min fattah biriko-l-a'ma
hu-l-mubtar zu-l-anuar ia huddar
taha zu-l-ganab al-'uzma
[istishad]
ia raiiis matalak killoh uin gak hadde iis’al kulloh
da-n-nazm el-badi" da kulloh
da-l-manzum ’il-marsum ’il-mahkum
li-n-nahla 'alii el-musma.
1 ’aghar fur "aghar, wohl wegen des Reimes gedebnt.
» 0.0
2 =
V
Seh el-Ma'ag; Jetzt will ich dir einen Haken geben, von boherem
Werte als der deine,
und will dir geben ein Gewicbt von Silber, ganz offenbarS
und will dir geben Haar unci vertreiben den Kummer immerdar.
Wirf damit aus und sieh auf mein Vorbild!
Lobpreis : Und ich preise den, der zu uns kam mit Erbarmen den
besten der Geschopfe, der die Finstemis vertreibt,
der mit seinem Speichel das Auge des Blinden olFnete.
Er ist der Erwahlte, der Inhaber des Lichtes ihr Anwesenden
Taha, dem die hochste Majestat zukommt!
0 Meister, deine lange Rede ktirze, und wenn jemand zu dir
kommt, dich zu fragen, so sage ihm :
all diese erfindungsreiche Dichtung,
dies Erdichtete, Geordnete, in Regeln Gebrachte
stammt von 'All en-Nahle, dem Beriihmten.
1 DaB dies Gewicht (zum Herabziehen des Xetzes) von Silber ist, ist gleicb
zu erkennen. 2 mit dem doppelten Akkusativ in der Bedeutung von v_i bIj!
halt Zaid Ef. in Hamburg fur mbglich. — Xach Sure 21 lo? konnte man vielleicht
aucb „aus Barmherzigkeit“ libersetzen, vgl. Goldziher, Vorlesungea S. 26 [Litt-
mann], 3 Muhammed hat das gdttlicbe Licht (9,55) vgl. u.^a. Goldziher in
ZA. XXII 328 [Littmann].
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsay, ein egyptisches Schattenspiel. 325
No. V und VI.
No. V ist erhalten in Ms. A, B, D, E, VI nur in B. Ich ver-
offentliche No. V nacli A und B und gebe die Varianten der
neueren Abschriften nur gelegentlich an ^). In A fehlen die beiden
letzten Verse der letzten Strophe; sie sind in D und E in der
Nachdichtung des Hasan el-Kassas vorhanden, in B im Original
des Da’nd el-ManauI. Hasan el-Kassas hat bei der IJbemahme des
Gedichtes eine Strophe hinzugedichtet. Die verofFentliche ich nach
Hs. E (in D fehlt sie), aber nur in Transskription.
Znm Inhalt vgl. die Vorbemerkung zu No. Ill; das Gedicht
nimmt vielfach Bezug auf das islamische Znnftwesen. Diese Stellen
werde ich zugieich mit denen aus No. VII im Zusammenhang be-
handeln.
Das Gedicht No. V enthalt Matla' mit 2 nnd 11 Strophen zu
5 Doppelversen. Dazu kommt als 12. Strophe der Znsatz des
Hasan el-Iyagsas. Die beiden Doppelverse des Matla' sowie die
beiden letzten Verse jeder Strophe haben den Hauptreim, die ersten
3 Verse der Strophe haben Sonderreim. Das Versmab ist: mitstaf-
"ilun nmstaf’ihm viaf^ilUin, Hartmann fiihrt dies VersmaB nicht anf.
Das Bellik (No. VI) hat Hasan el-Kassas nicht gekannt. Es
hat Matla' und 8 Strophen zu 4 Versen. In jeder Strophe folgt
auf einen langeren Vers des VersmaBes timstafilun mafrddtun ein
kiirzerer des VersmaBes mafukifuti. Der letzte Vers hat den Ge-
samtreim, die anderen 3 haben Sonderreim. Nur im Mafia' ist der
Gesamtreim bei alien 4 Versen vorhanden.
1) Sie passen meist nicht ins VersmaB und sind offenkundig Verderbnisse.
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326
Paul Kahle
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1 Diese Zeile in B nicht erhalten, weil das Blatt unten beschadigt ist
- B wobl Schreibfehler. a . . . ^s^_ lii
B- i iily>! B. 5 ^ B. 6 in A nachgetragen. 7 B B. 8 leLu B.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Tims^h), ein egyptisches Schattenspiel. 327
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1 In A uber der Zeile. 2 B fur lA-ic- 3 .bsL^j B.
4 AsLutailj 5 JamoIU (t spater zugesetzt) B, i;/* D. 6 B.
7 j.LXJf>i B- 3 B (so auch welter). 9 (iVa^LsT. B. to B.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hisf. Klasse. 1915. Heft 2. 22
328
Paul Kahle,
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Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 329
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1 hg in A und B. 2 ^jj, 3 S\ail B.
siAjOUwJt jioA
O' v3t-^
tj)ut fy,
s So weit in A erhalten-
V. Idt'a fi-z-zibrikM‘
fmatla']: ia zibrikas ma da ’asabak lamma
aakif ta'aiiat fl diiagi-l-’ashar
hu kadda mat lak ’iftakartoh yillu
taksir ’asabak gamba §att el-’abhar
1. dor: zibrikas^
ia 'amma ia seh el-ma'^ isga-li
ia min 'atet ben 'able fennak rifab
1 So die Uberschrift in B ; in A ; aidan tani kit 'a ben ez-zibrikas ^asek el-
ma’ai li-n-nazim el-manayati el- 'attar. 2 dor ist die Uberschrift in B, zibri-
kas bezw. Seh el-ma'aS hat A als Uberschrift. Die Zahlung stammt von mir.
Ein Stiick betrelFend ez-Zibrikas ^
[Matla'] : O Zibrikas, was bat dicb betroffen dab dn
dastebst und beulst in der ersten Morgendammerung ^ ?
Ist dir vielleicht ^ jemand gestorben, an den du gerade dacbtest,
Oder
bat man dicb ausgeplundert ^ am MeeresuferV
1. Dor: ZibrikaS
Mein Oheim, Seh el-Ma'as, bore mir zu,
der du unter deinen Zunftgenossen bohes Ansehn geniebt.
1 In A ; Weiter ein zweites Stiick , zwischen ez-Zibrikas und dem Seh el-
Ma'aS von dem Dichter aus el-Manhuat, al-'Atthr. 2 Eigentlich Dunkelheit
des Morgens. 3 Zu dem hu vgl. Brockelmann, GrundriB, II 190. 4 takSi
= Abziehn des Fells. Hier wohl bildlicb.
22 *
330
Paul Kahle,
kalli^ dalili hm ta'allak ball
bigiiit es-sed mstigal es-san'ab
^kf™ istiri lak gab uagozen sinnar
^Tjis[rub]® 'ala rizk el-'aial ^al-mut'ah
baddarta goz sinnar nagit bo ’astad
linas makati' kad kannuni bin-nar
min bahtnhnm gani semek baz minni
’is-sa'ra ual-gab nar-rosas uas-sinnar
2. dor: §eh el-ma'as
les ia neled ma hatta^ lak seh iurik^
'ilm et-tarikab nal-laian nar-rikkah
tistad 'ala raiak natitba' gahlak
natahnz es-sed nas-sina'ab sirkab
’is’al 'an es-seh uitba'oh ti-l-uagib
1 So nach der Schreibung mit Tasdid iiber lam. 2 Dieser Vers in B
nicht erhalten. 3 So vielleicht nach den Resten in A zu erganzen. 4 Fiir
hadte. 5 Man las; joijarrik, gegen das VersmaB; die IV. Form dieses Verbs
ist heute wohl nicht mehr sehr gebrauchlich , vgl. Spitta S. 237, Willmore § 2l.j
und Anm. 6 daselbst.
Mein Leiter* sagte mir. als mein Sinn sich bangte
an die Liebe znm Fischfang und die Ausiibung des Berufes,
Auf kanf dir ein Rohr und zwei Paar Haken
und [geh ans], auf den Unterbalt der Kinder und den Erwerb.
Ich besorgte ein Paar Haken und ging damit fiscben
fur bungernde^ Menschen, die mich mit Fener branntenl
Zu ihrem Gliick kam mir ein Fiscb, er nahm von mir
das Haar, und das Rohr, und das Blei und den Haken.
2. Dor; Seh el-Ma'as
Warum, mein Sohn, nahmst du dir nicht einen Schech, der dich
uuterweist
in der Kenntnis der Zunft, und des Zarten und Feinen.
dafi du fischst nach deinem eignen Gntdiinken und folgst deiner
eignen Torheit,
und dir den Fischfang und das Handwerk als Diebstahl aneignest.
Frag urn Rat den Schech, und folge ihm in dem, was recht ist,
1 Hier wohl = Instmkt. 2 makati' = abgescbnitten , wohl von Lebens-
mitteln. 3 Bezieht sich wohl auf sein ^*Iitleid oder auf die Ungeduld derer,
die dem Erfolg seines Fischfangs entgegensehn.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches ScKattenspiel. 331
uihfaz 'uhudoh ’in baket titrakkah ^
san'ah bala seh ’es iafidak minha
ualau baket mahma baket ia fassar
’illam tekun- tabi’ ma'allim 'arif
fib el-kifaiah lam® hasal-lak kinsar
3. dor: zibrikas
ia 'amma ’atba' min ua’intab mangud
saiiad kadim hngrah^ uasabib Seddah
hattak kabiri ^istahartak sehl
fi san'at es-sed fi-r-rahab uas-siddab
*lakin ’ana baiif ’arauuali Inmmi
1 D. i. 2 Ygl. das von Willmore § 510 Rem. a angefiihrte iz lam
yigi. 3 Zti lam mit Perf. vgl. Broekelmann, GrundriB II S. 154. 4 So
O
diktierte man mir in Kairo. Zum Ausdruck vgl. Dozy s. v. sB; lakin
’ana ma'zur ijahaiif ’arga' bimaktafi . . .
und bewabre seine „Bundnisse“ S wenn du Tortscbritte machst.
Ein Handwerk obne Scbecb — was fiir einen Nutzen kannst du
daraus haben,
und wenn du aucb wer weifi was warest, du Prablbans!
Wenn du nicbt folgst einem kundigen Meister,
der geniigend Bescbeid weiB, so wird dir nicbt ■' zu teU
3. Dor: Zibrika§
Mein Oheim, wem sollte icb folgen, wenn du da bist,
ein Eiscber, lang im Dienst, und Inbaber einer „Bindung“
Icb babe mir dicb zum „Kebir“'‘ genommen, und dicb zu meinem
Scbecb erwablt
im Handwerk des Eiscbfangs, im Leichten und Schweren.
Aber icb fiircbte micb nacb Hause zu gebn zu meiner Mutter®,
1 Zu 'abd vgl. Tborning S. 127 f. Der Islam VI S. 116f. Es ist die Ver-
pdichtung, die der Meister dem Lehrling abnimmt, wenn er ihn in die Lehre
aufnimmt. Der Plural z. B. auch unten S. 335 Anm. 2. 2 kinsar ist vielleicht
zu -AS zu stellen; aber in der Bedeutung von taksir, in dem Matla', paBt es
nicbt. Littmann scblagt vor iinsar zu lesen ; „so wird dir nicbt zu teil, dafi du
beraten wirst“. Das 5 ist aber besonders in Ms. B sebr deutlkh. 3 salub
ieddab soil doch wobl beiBen, daB der Sedd regelreebt an ibm vollzogen ist ; zum
»Sedd vgl. Tborning 123 ff.; Der Islam VI S. 163 f. 4 Zum kebir vgl. Tborning
S. 117. 195 u. o. ."i B; Aber icb bin zu entscbuldigen, und fiircbte micb
zuriickzukehren mit ....
332
Paul Kahle,
namaktafi farig nanakis 'eddah
la sed kisibtoh iifrahu bo-hyani '
’ilia damu'i fok hadudi taiiar
nnmml ta'aiirni uana tul 'omri
'aiiar ua'omri ma^ galibnl 'aiiar
4. dor: seh el-ma'as
ia zibrikas lau ktmta 'aiiar ma kan
rah es-semek miniiak nahab misuarak
’iddi® had es-sinnar bata'ak k^-l>^
’izzaiie gamzoh lagle ma-tfi narak
hu kisra ’am hut ’am baiad ’am biimi
'asa ’ahallas ia bunaiii tarak
lis-sed rigal 'and* es-sahar mistaddah
tilka min et-tekua(h) 'alehnm ’annar
1 B : -huati. 2 B ; lam. 3 B : uale. 4 B : minnak. 5 B ; uakt.
WO mein Korb leer ist, und ich die Angelgerate verloren habe.
Keinen Fang machte ich, dad sich meine Briider' daruber freuen
konnten,
nur meine Tranen sind wie Stnrzbache auf meinen Wangen,
Und meine Matter wird mir Vorwiirfe machen '^, und ich werde
mein Lebtag
ein Taugenichts sein, and doch hat mich mein Lebtag kein (re-
rissener* iibers Ohr gehanen.
4. Dor: Seh el-Ma'as
O Zibrikas, wenn da gerissen gewesen warest, so ware nicht
gewesen.
Der deinen Angelhaken nahm, sage mir®
wie war sein Zugreifen? — dafi ich dein Licht nicht auslosche.
War’s ein Barsch oder ein Hut oder ein Weis oder ein Karpfen^?
Vielleicht, mein Sohnchen, kann ich Rache fiir dich nehmen!
Zum Fischfang gehoren Manner, die beim Wachen* ausdauernd sind.
Du findest auf ihnen Lichtstrahlen wegen der Gottesfurcbt
1 B; Schwestern. 2 'aiiar ist ein Tauffenichts, Vagalmnd, zugleich ein
gerissener Mensch. Dozy fuhrt I.eides nach Be. an, mit Belegen. Das Wort wird
hier in diesen beiden Bedeutungen verwandt; dazu das Verb 'ajar = \ orwurfe
machen. Das Wortspiel kann ieh im Deutschen nieht wiedergeben. 3 B;
Warum denn nabm er . . . . von dir. 4 kiir = Barsch*^ vgl. Almkvist, KL
Beitr. 385; bajad = Weis (silurus), vgl. Wabrmund; hut ein schuppenloser’ Nil-
fisch mit weichem fettem Fleiseh, vgl. Dozy; zu binni vgl. Streck in ZD.MG LXI
1907 S. 635 f.; J. Low in der Xoldeke-Festschrift S. 551. 3 B; zur Zeit des
Wachens. 6 Zur Gottesfurcbt als einer der vviebtigsten Tugenden der Futuna
vgl. Thorning S. 185.
Das Erokodilspiel (LiT) et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 333
iidru nunuz es-sed iza ma-stadu
uabit-ta^ada' kam ’atahum ziinax
5. dor: zibrikas [li-seh el-ma'asj
ia 'ammo 'allimnl runiuz es-san'ah
uana ’asir 'abdak uahafi? uiddak
uabka uarak ia 'amma tabi' zahrak
dima 'ala 'abdak ua 'ukdit seddak
'asa-l-’ilah rabb el-'ibad min fadloh
iin'am 'alaiiah bit-tarikah* ba'dak
uaiimdahuni sa’ir aulad fenni
1 B : bis-sina'ah.
Sie kennen die Gieheimnisse ^ des Fischfangs, wenn immer sie fangen,
and wie mancher ist in Demut- zn ihnen gepilgert!
5. Dor: Zibrikai
Mein Obeim, lebre micb die Grebeimnisse des Handwerks
and icb will dein Sklave sein and an der Liebe zu dir festhalten
TJnd icb will binter dir sein, dir auf dem FuBe folgen^,
immer auf deinem 'Abd ® [bestebend] , und [auf] der Knupfung
deines Sedd
Vielleicbt wird Gott, der Herr der Geschbpfe, in seiner Giite
micb mit der Zunft ^ nacb dir beschenken,
sodaB micb preisen werden die iibrigen Genossen meiner Kunst!
1 Dozy belegt xxjUaii — Alchemie und gjytjA bei rumiiz
es-st‘d bier, bezw. rumuz es-san'ah in der nachsten Strophe wird rumiiz die ge-
heimen Kunstgrifte bezeichnen, die nur der Eingeweibte iernt und kennt. 2 Uber
die „Demut“ in diesem Zusammenhang vgl. Thorning S, 172; in dem von Bou-
riant abgedrnckten Zunftlied des Mubammed 'Aniini (Chansons popidaires arabes
en dialecte du Caire , Paris 1893) endet jede Strophe — auBer dem dor el-medih
— mit einem Vers, dessen erster Teil lautet; ....
8 liber die Liebe des Kandidaten zu seinem Lehrmeister vgl. Thorning S. 118 f.
4 Wortlich ; „deinera Riicken folgend“ ! 5 Zum 'Ahd vgl. das oben S. :331
Anm. 1 Bemerkte. s Der Sedd besteht im Kuiipten von Knoten. Vgl. Thorning
S. 147 ff., Der Islam VI S. 1051; die Knupfung des Sedd geschieht dann, wenn
der Kandidat ausgelernt hat. Hier ist die Meinung, daB er, wenn er erst Meister
geworden sein wird, den Sedd seines Meisters weiter knupft. Auf die spatere
Meisterschaft beziebt sich auch der folgende Vers. 7 B: mit dem Handwerk.
Der Lehrmeister ist hier offenbar als Seh der ganzen Zunft (tarika) bezw. des
Handwerks (sina'ah) vorausgesetzt. Zibrikas holft, dafi er vielleicbt einmal in
diesem Amt sein Xachfolger werden konnte.
334
Paul Kahle,
min ’imtisali fi garni' ma tihtar
uillam iakim kalbak 'alaiia(h) ra^i
bisafua hatir ma-nsebel ll ’astar.
6. dor: seh el-ma'as
ia zibrikas haiif ’afidak §an'ah .
uaf'al ma'ak taiiib* jadi' ma' mislak
ba'd igtihadi fik uata'lim fenni
iiglib 'ala ’aslak dalaiil fi'lak
la’innoh-ad-dor ® ia bunaiii haihat
’in sabha fib u&hid ’asil yinta' lak
’ilia iabadik* binkUab et-taiiib
uafi-l-magalis lil-fadilab nakkar
1 B: ma'ruf. s B: la’inna da-d-dor. 3 B: iagazik.
Einen, der folgsam ist wie ich, kannst dn unter alien nicht er-
wablen.
Wenn aber dein Herz mir nicht die Einwilligang * gibt
in Aufrichtigkeit des G-emiites, so ist mir kein Weg gelassen,
anf dem ich weiter gehn konnte
6. Dor: §eh el-Ma'as
0 Zibrika§, ich schene mich dich im Handwerk zu unterrichten,
and dir einen Grefallen zu tun, der bei deines gleichen vergeblich
ist.
Nach meiner Bemiihung um dich and dem Unterricht in meiner
Kunst
werden iiber deine gute Anlage iiberhand gewinnen die Beweise
deines Tuns *.
Denn ein Kreislauf der Zeit, mein Sohnchen, — wie selten ist’s,
daB ein Edler sich wirklich in ihm als solcher erweist und dir *
gehorsam ist.
Vielmehr wird er dir mit Umkehrung des Guten bezahlen
und in den Versammlungen ist er fiir das Edle ein Leugner.
1 \'oii der rida, der Einwilligung des ileisters, hangt alles a)). Vgl. Thor-
ning S. 132. 2 Die Worte ,.ina insebel ii astar sind in D verschrieben und
wareu den Schattenspielern in Kairo nicht mebr verstandlich. Zu der oben ge-
gebenen Ubersetzung hat Littmann mitgeholfen. Moglich ware auch : „so werden
mir keine Hullen herabgelassen'^, d. h. meine Sache wird offentlich beredet, ich
komme in schlechten Buf. 3 \^enn du selbst etwas kannst, wirst du den
Meister und seine Bemiihung nm dicli vergesseu. 4 Das Pron. der 2. Pers.
ist hier so viel wie Jemand“. B; vergelten.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 335
uataiiib el-’asl es-salim el-'akil
iifrah ’iza kan lak ma' en-nas ’azkar
7. dor: zibrikas
ia 'amma uahiatak uarabb el-kudrah
uahakka min ga bil-huda ual-burhan
ma-hiin 'uhiidak tal mada ’aiiami
ilia ’agazik bil-gamil ual-’ihsan
kef ’ihtilafi ual-’ilab ’ausana
bison 'uhudoh fi dalil el-kur’an
uihna 'ala ma kad 'aleb ’ausana
uuddi iehalif sar min ahl il-kufFar
ua'lam 'ala ’ann el-’ilah ^ min fadloh
kadir musamih lil-kabaiir galFar
1 B; el-kerim.
Aber wer von guter Abstammung, gesund und verstandig ist,
frent sich, wenn deiner unter den Menschen Erwahnung getan
wird b
7. Dor: Zibrikas
Mein Obeim, bei deinem Leben, und beim Herrn der Starke !
bei der Wahrheit dessen, der kam mit der Leitung und dem
Wahrheitsbeweis !
Nicbt will ich enttauscben - die dir gegebenen Verpflichtungen, so
lange ich lebe,
sondern ich will dir vergelten mit Schonem und Gutestun.
Wie sollte ich mich widersetzen. wo doch Gott xms befohlen hat,
die i hm gegebenen Verpflichtungen zu halten-, in der Leitung
des Koran.
Und wir bestehn auf dem, was er uns befohlen hat,
und wer widerspricht, gehbrt zum Haufen der Gottlosen.
Und ich weifl, dafi Gott ■’ in seiner Giite
allmachtig ist, nachsichtig, fiir die groflten Stinden ein Verzeihender.
1 D. h. wenn der Angehorige einer Zunft seines Meisters gedenkt. 2 ban
und san sind termini technici; ein in Kairo l>ekanntes Zunftgedicht beginnt mit
den Versen {nnistaf'iliin fd'ildtim) .
ihfaz li'ahdak uasiinoh
uitba' tarik e.s-sal:imah
min ban 'ubiidob fabisl>ob
biziali nghar el-kiiamab.
3 B: der Freigibige.
336
Paul Kahle,
8. dor : seh el-ma'as
ia zibrikas tul ma-'tikadak taiiib
ua’inte sadik fi garni' ma kultoh
’aballagak sa’ir garni' matlubak
uakulle ma kan fi damirak nultoh
’is-sa'ra 'andi uar-rosas uas-sinnar ^
yakuUa da iahdar hadak fi uaktoh
lakin ’arid minnak tolaiiin tab'ak
uasiz® dubidak fok manassah sattar
min kulla zamir behlauan ’au rikki
lam hadda iilkab fi-s-sina'ab lau far
9. dor: zibrikas
ia 'amma sabil da-l-kalam nahiatak
dil-nakt ’aganni lak bnlelik sukkar
iakun 'ala-f-far san'eto ® ual-muzmar
uakolla dahil* ’in simi'na iiskar
min nagmit es-sikah ^adarboh iusma
1 B Best: yaddik 'idad lis-sed badal sinnarak. a So A. B; ^atsiz D.
3 So B, wobl richtig; A, und danach DE: nagmitoh. 4 B: 'arif.
8. Dor: Seh el-Ma'as
0 Zibrikas, so lange deine Verpflicbtnng gut ist,
und du zuverlassig bist in allem, was du sagst,
will ich dir alles weitere verschaifen, was du wiinschst,
und alles, was in deinem Innern war, hast du dann erlangt.
Das Haar babe icb, und das Blei und den Angelbaken\
und alles das soil zur Stelle sein bei dir zu seiner Zeit.
Aber icb wiinsche, da6 du deiner poetischen Anlage nacbgibst:
so stimme an dein Lied^ auf der Biibne, als ein Kundiger,
den von alien Fldtenblasern, Tausendkiinstlern oder Trommlern
nicbt einer erreicbt in der Kunstf ertigkeit , nnd wenn er floge.
9. Dor: Zibrikas
Mein Obeim, leicbt ausfiibrbar ist dies Wort, bei deinem Leben!
jetzt will icb dir singen ein Zucker-Bulelik.
Seine Ausfubrnng-* gescbebe zum Tambourin und zur Oboe,
und jeder, der eintritt *, wird, wenn er uns bdrt, [freudejtrnnken,
in der Melodie von es-Sikab, und sein Rbytbmus wird genannt
1 Var. in B: und ich will dir geben Gerate fur den fischfang anstelle deines
Angelhakens. 2 I); und anstimmst , sitz = stimmen (ein Instrument)
belegt Kremer, Beitr. S. 70. duhiil ist ein Lied, das im Scliattenspiel vorgctragen
wird. Vgl. I 3 A Seine Alelodie. 4 B : Sachverstiindige.
Das Krokodilspiel (LiT) et-Timsah), ein egyptisches SchattenspieL 337
’iskandarani li-d-durubat inzkar
uar-raiiis ed-dahil tamam es-san'ah
’iza nasad halla-l-’a'adl fi 'ar
uaknlla hal ’in ga * hadah ’an haiil
haiil 'aleh uinba' birubs el-as'ar
10. el-medih: seh el-ma'as
ia zibrikas kabl el-kalam uas-san'ah
uagib 'alena ia bunaiil nimdah
fi mn'gizat taba-n-nebi-l-'adnani
min lo-l-hasa fi uasta kaffo sabbah
her el-feriken ’afdal el-mahlukat
min kabhal al-’a'ma birikoh fattah
iiafi-l-kiiamah bu-l-mnsaffa' fina
uamnnkiz en-nas min garni' el- adrar
’arguh iakun li fi-l-kiiamab safi'
min siddit en-nar nahia tikdah ’asrar
1 So B; das Wort feblt in A.
der alexandrinische, unter den Ehytbmen ist er beriibmt!
Und der Meister, der auftritt, ist vollkommen im Bernf.
Wenn er vortragt, bescbamt er die Feinde.
Und wenn irgend ein eitler oder eingebildeter * Tropf neben ihm
auftritt,
so iiberwindet er ihn im Spiel, sodaB er verkauft wird zu bil-
ligstem Preise.
10. Der Lobpreis : Seh el-Ma'as
O Zibrikas, vor der Rede und der Vorfiihrung
ziemt es uns, mein Sbbnchen, daB wir preisen
die Wundertaten Taha’s, des 'adnanischen Profeten,
den die Kieselsteine mitten in seiner Hand priesen,
den besten der beiden Parteien-, den edelsten der Grescbopfe,
der mit seinem Speichel das Auge des Blinden salbte, ihn sehend
machte.
Und in der Auferstehung ist er der Fiirsprecher fiir uns,
und der Erretter der Menschen aus alien Widerwartigkeiten.
Ich hoffe zu ihm, er wird mir in der Auferstehung ein Fiirsprecher sein
[zur Errettnng] aus der Gewalt des Feuers, wenn es Fnnken spriiht
1 hul = eigentlich „lcer‘‘ ; h.iiil im 1. Hallivers ist parallel dazu , im
2. Halbvers ist es wobl Perf. Ill, denom. zu biial. Das Wortspiel kann icb im
Deutscben nicht nachmaehen. 2 D. i. der Menseben und Ginnen (Goldziber.
Jacob). 3 ’asrar wohl fur sarar. Vgl. aiicb Koran 77 32 (Littmann),
338
Paul Kahle
11. dor: istishad
ba'd el-medih ’in hadda gakum ’au kal
min gab lida-l-kol fi-l-kedes uissattar
kulu lida’ud el-manaui-l-'attar
raiiis 'ala-l-hal el-mafogar^ kabbar
uafi diiar masr es-sa'idab zikroh
naknlla kaiiim bil-manam ’ahbar
iis’al min allah® el-kerim et-tauuab
TniTi ’ausak el-’asgar bihaml el-’asmar
iirdah 'aleh min kabla motoh ’iiak
iislah fasadoh kabla tafna-l-’a'mar
iis’al min allah kabla motoh tobah
iagfir biha zamboh uatamhi-l-’auzar
iadahhalo ^-l-genna-l-kerim min fadloh
1 B: el-fagurl. 2 So weit Ms. A; der Rest nach B; die Hamza-Zeiclien,
die tier niclit stehn, habe ich zugesetzt. Wie Hasan el-Kassas die Strophe er-
ganzt hat, zeigen die beiden darunter in Klammern gesetzten Verse. 3 Dies
des Hasan el-Kass§is Erganzung. 4 Ms.: das konnte man nur ija-
iudhilo lesen. Doch wurde man heute hier die IV. Form kaum brauchen.
11. Dor: Istishad
Nach dem Lobpreis, wenn jemand zn each kommt oder sagt,
wer brachte diese Worte in Schattenspieldichtung und zeigte
sich intelligent,
So saget : [sie sind] von Da’fxd el-Manaui, dem Grewurzkramer,
einem Meister, der iiber den schamlosen Tropf weit erhaben ^ war.
Und im Gebiet des gliicklichen Kairo ist die Kunde von ihm [ver-
breitet] ,
and jeder Beamte weiB iiber el-Manaui Bescheid.
Er erbittet von Gott, dem freigebigen, dem verzeihenden,
von den beladensten der Baume eine Last von Eriichten.
Er sei ihm gnadig vor seinem Tode, mbge
sein Verfehlen zurecht gebracht werden, be vor die Menschen
vergehen !
[Er erbittet von Gott vor seinem Tode Reue,
ihretwegen moge er seine Siinde verzeihen, sodaB die Fehler
schwinden.
Es moge ihn eingehn lassen in das Paradies der Barmherzige in
seiner Giite,
1 kabbar fasse ich hier in der Bedeutung des Iiiteusi\s; vielleicht auch:
iiber .... ,Allahu akbar' riei“ d. h. Gott zum Zeugen dafur anrief, daB er mit
jenem nichts zu tun habe.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Sohattenspiel.
339
’innoh mnsamih 'al ^-kaba’ih sattar.]
12. dor^
uin hadda kalak min zahar min ba'doh
nakan lebib ben ’able fennob satir
hatta zabar haza-l-biial bit-tani
ba'd an zahab gaboh kauam ia mahir
^azbar ma'anih nagtabad fi koloh
f ilia 'abdnknm ® tul zemanoh daiir
t hasan kassas ... * el-fakir el-mnhtag
min kad kaua kalb al-Vadi bin-nar
iis’al ’ilak lob kabla motoh tobah
iagfir biba zambob iiatamhi-l-’anzar
1 'al = 'ala-1- ist in der vulgaren Sprache ublich, kommt aber in den alien
Gedichten nicht vor. 2 Diese Strophe nur in E; sie ist ein Zusatz von Hasan
el-Kassas. 3 Das Wort paBt nicht in den Vers. Man erwartet u statt
u _ , etwa 'abidkuni, nach syrischer Art [Littmann]. 4 Hier fehlt eine Silbe,
etwa hu, aufierdem miiBte das kassas, wenn es in den Vers passen soli, als kasiS
gelesen werden.
denn er ist nacbsicbtig, ein Verbiiller der Scblecbtigkeiten].
12. Dor:
Und wenn einer zu dir sagt, wer ist nacb ibm erscbienen,
nnd war begabt unter seinen Zunftgenossen , ein kluger,
bis dab dieses Scbattenspiel von neuem bekannt wurde,
der es, nachdem es gescbwnnden war, schnell berbei brachte,
du Gescbickter,
nnd offenbar macbte seine Stoffe nnd sich abmiibte mit seinen W orten :
Es war ansscblieblich ener Knecht, der sein Lebenlang umberzog,
Hasan Kassas, der arme, der bedurftigeS
der das Herz der Feinde mit Feuer brannte.
Er erbittet von Gott fur sicb vor seinem Tode Rene,
nm deretwillen mbge er seine Siinde verzeibn, so dab scbwinden
die Febler^
1 Zu ergiinzen: nach Gottes Barmherzigkeit. a Dieser Vers auch schon
in der Xachdichtung in der vorigen Strophe.
VI. (Ms. B fob 4. .5.)
eki U 1; 1
340
Paul Kahle,
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1 So deutlich, statt (^1-
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d^LXjb* xjiXuait
4 Zuerst stand da J l-> A!l .
VI. el-bellilv.
1. dor [seh el-ma’ag]
ia zibrikas ia-bn el-’ahiar malak tihtar
oad-dem'a min 'enak haddar sibh al-’amtar
2. dor [seh el-ma'as]
kal-li-§s ‘ gara lak ia-bn en-nas gunh el-’aglas
1 Wegen des VersmaBes wobl zweisilbig zu lesen. Vgl. XI 1.
1. Dor: [Seh el-Ma'as:]
O Zihrikas, dn Sohn derEdlen, waram bist du in Verlegenheit, und
[wamm sind] die Tranen aus deinem Auge ein Strbmen gleich
Regenbachen ?
2. Dor: [Seh el-Ma'as:]
Sage mir, was dir zustiefi, Sohn achtbarer Eltern, am Ende der
Nacht, *
1 Vgl. oben V 1.
Das Krokodilspiel (Li’b et-Timsah), ein egjptisehes Scliattenspiel. 341
^akif uabalak fih uasuas
ainte f-afkar ‘
3. dor [zibrikasj
’ana ’akullak uisga-ll ma fi bali
semek 'adamni rasmall gozen sinnar
4. dor [seh el-ma'as]
’iddi haz es-sinnar minnak uazhar gannak
’izzaiio ^ gamzoh hab zannak ben es-sattar
5. dor [zibrikas]
’izzai- bitis’alni 'annoh ’aghal fennob
hazo uarah bo 'adinnoh* ma kan fi-d-dar
6. dor [seh el-ma'as]
les hi H-tarikah ia bagnus tikbal dasus
tahuz fununi bi-d-dabbus ma tihsa-l-'ar
1 Statt fi ’afkiir. 2 Im Ms. mit j geschrieben. 3 So wohl zu lesen.
Es ist eigentlicli ot • Die Schreibung uiXe ist auffallend. Zu dem ,>ie vgl.
St
Noldeke, Beitr. zur semit. Sprachwissenschaft 66 Anm. 2. 4 Vgl. Brockelmann,
GrundriB II 190.
da6 du dastehst, mit Sorgen in deinem Gemiite, und in Gedanken.
3. Dor: [Zibrikas:]
Ich will es dir sagen, so hore mir zn, was mich beschaftigt.
Ein Fisch nahm mir mein Kapital: zwei Paar Angelhaken.
4. Dor : [Seh el-Ma'as :]
Der die Haken von dir nahm und deine Verstortheit sichtbar
werden liefi,
Wie hat sein Zupacken dein Denken verwirren konnen unter den
Verstandigen ?
5. Dor: [Zibrikas:]
Wie fragst du mich nach ihm? Ich kenne seine Zunft nicht.
Er ergriff es und ging fort mit ihm — er war noch nicht im Hause.
6. Dor: [Seh el-Ma'as:]
Wie? Nimmt denn die Tarika, du Novize, einen Spion auf?i
Da6 du meine Kunste mit der Keule in Empfang nehmen willst?
Furchtest du nicht die Beschamung?
1 Der Seh el-Ma'as ist fiber die abweisende Antwort des Z. 1^5. Dor) iirger-
lich. Z. lenkt im 7. Dor ein und bittet.
342
Paul Kahle,
7. dor [zibrikas]
ia 'ammo 'allimni san'ah
lagl el-ma'isah na-l-mnt'ah
8. dor [el-medihj
uamdah nebl laolah ma kan
iiala dalaiil fi-l-kur’an
9. dor el-istisbad
iiana-l-manauati da’ud
nalila uafi-s-san'ab ma'dud
1 Var. ; hen es-suttar.
tizdad rif'ah
tul el-Vmar
lid-din ’arkan
lin-nas ’ighar
lis-seh masdud
raiiis 'attar ^
7. Dor : [Zibrikas :]
Mein Oheim, lehre mich das Handwerk — so nimmst dn zu an
Ansehn —
wegen des Lebensunterhalts and des Erwerbs, lebenslang.
8. Dor : [Medib :]
TJnd ich preise [den] Profeten, wenn er nicht ware, batte der Grlaube
keine „Saulen“ *
nnd keine Beweise - waren im Koran , far die Mens'chen eine deut-
liche Verkiindigung ®
9. Dor: [Istishad:]
Und ich bin der Daud aus el-Manauat, mit dem Sedd versehen
dnrch den Seh
Nahle nnd im Handwerk aafgefiihrt als der Raiiis 'Attar I
1 Gedarht ist an die 5 Saulen tarkan) des Islam: sahuda, salat, zakat, hagg,
sdim 2 dalil „unbestreitbares Argument“. Vgl. Juynboll S. 46. 'a V<tL
1 Var. nnter den Verstandigen.
No. VII und VIII,
erhalten in Ms. C. Zwei Fragmente, der Rest eines zu rezitie-
renden Gedichtes mit dem Anfang des darauf folgenden Bellik.
Dichter ist 'Ali en-Naggar. Zum Inhalte vgl. die Vorbemerkung
zu No. Ill und IV. Die Bezugnahmen auf die islamischen Zunft-
gebrauche sind hier besonders interessant und wichtig.
Das erste Gedicht (No. VII) besteht aus Strophen aus je 5
Doppelversen, von denen die letzten beiden den Gesamtreim, die
ersten 3 einen Sonderreim aufweisen. Das VersmaB ist : mustaf ilun
mustafilun maf’fdtin.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. B43
Vom Bellik sind Mafia' und 4 Strophen erhalten. Jede der
Strophen hat 7 Verse, von denen 1 — 3 nnd 7 das Yersmafi maf-
^iildtu maf^nldtun, 4 — 6 maf'iiltii/ aufweisen. Den Gesamtreim bieten
die beiden Verse des Matla' und der 7. Vers jeder Strophe, wah-
rend 1 — 3 und 4—6 je Sonderreim aufweisen.
VII. (Ms. 0.)
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jutAJkoJ! jJijuf^ fol. 1 a
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1 Per Strich des Fatha stelit unter dem Tesdid.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Phil. -hist. Kla^c, 1915. Heft 2. 23
344
Paul Kahle,
JUJ> ViJj
* KSj t^. (_5jLJi SjAa^
fol. 1 b t5>^ -Ja**l 5 *^5
j'-? y y 1 *^ yj cr
ij liLs-iXo
1 Die 3 Erganzuugen schliigt Littmaiin vor.
VII.
Aus Hs. C. [Rest des Zagal.]
zibrikas: . .
uat'allim es-san'ah ua’abka saiiad
lau kunta tamiiml' ’asil al-’ahgar
la’inna kalu min hadam sof iubdam
uana-hdimak lau kan linazbi-l-’abiar
dor; seh al-ma'as:
mit marhababak ia bunaiii malcbid
abu kaza sart allazi iit'aUim
iakun muhezzeb fl gamf afaloh
yalau ’asa sehoh 'aleh ma-tkellim
iibka 'aziz 'andoh uaiurih fennoh
1 So auf Grund der Ortliograithie ; iioute wurde inau ctwa tn'munii sagon.
cr ' "■
lXJL^ «J «U! cr*
tiki j,
liVJ sUt
VII. Ms. C.
Zibrikas:
und ich will das Handwerk lernen, und werde ein Fischer sein,
selbst wenn du mir befehlen solltest, ich soil die Steine fort-
schaffen.
Namlich man sagt. wer dient, dem wird man dienen,
und ich will dir dienen. wenn es auch ware zur Ausschbpfung
der Brunnen.
Sell al-Ma'as:
Hundert Mai willkommen. mein Sbhnchen, einverstanden !
so ist die Bedingung dessen, der lernen will.
er sei wohlerzogen in alien .seinen Taten
und wenn sein Schech ihm auch Unbequemlichkeiten macht,
so redet er nicht,
er bleibt geliebt bei ihm. und der wird ihm seine Kunst zeigen,
l>as Krokodilspiel (Li'b et-Tinisah), ein egyptisches Schattenspiel. 345
’izii ra’ah sabir ualam iit’allim
iudah ’ileh es-sirra sehoh iursid
uama hafa 'annoh iuban loh ’ighar
uaba'da mot es-seh iasM al-mesdud
iibka ridah iilkah ma'oh ’en ma sar
dor : zibrikas :
ia 'amma 'ahidni ualak ma iirdik
uaba'da 'ahdak iirtimi It seddak
uaiishad allah ’innani ’ihtartak
’innak takun sehi ua’ahfaz 'ahdak
uala ’ahunak ia ’abl tdl 'omri
’ilia ’akiin fi-r-rikks maktub 'abdak
iakun 'alaiia hidmatak lil-gaiah
uaknn refikak ila * firag el-’a'mar
’in mutta kabli ma-nkata' 'an kabrak
1 ila ist oinsilliig ami als Lange gereehnet. vielleicht il gelesen.
wenn er ihn geduldig sieht und nicht leicht gekrankt ist.
Sein Schech wird ihm das Geheimnis (es-sirr) kund tun. er wird
(selber) leitenk
und was vor ihm verborgen ist, wird ihm otfen klar gelegt.
Und nach dem Tode des Schech wird Herr der Masdud-,
seine(s Meisters) Einwilligung wird er bei sich finden, wo immer
er geht.
Zibrikas :
Mein Oheim . nimm mir den 'Ahd ab , und dir soil sein . was dich
zufrieden stellt.
und nach deinem 'Ahd soli mir dein Sedd geworfen werden.
Und Gott ist Zeuge, dab ich dich erwiihlte
dab du mein Seh seiest, und ich deinen 'Ahd beobachten will.
Und nicht will ich dich tiiuschen, mein Vater, mein Leben lang,
sondern ich will auf dem Fergament eingeschrieben sein als dein
Sklave.
Mir soli der Uienst gegen dich Ptlicht sein, zum auBersten,
und ich will dein Genosse sein bis ans Lebensende.
Wenn dn vor mir stirbst. will ich nicht mich von deinem Grabe
trennen,
1 D, h. er wild ein IMuriid, der selbstiindig andere anleiten kann. 2 Der
niit dem Sedd versehene, der also bereits Nakib war, wird mm selber Meister.
23 ’'
346
Paul Kahle
uin mutte kablak lagla 'ahdi ’anzar
dor : seh al-ma'as :
in kan turid ia zibrikas ahd ailah
ua-’akbilak ’ibni uatibka faiik
ganni ’ana uaiiak bnlelik san ah
fi uasta dal'-mahdar bima hii laiik
nakiil lidaz'-zamir iaguss as-sikah
ua-d-dakka masmudi birikk^ ?^aiik
’astah uaganni uanbisit dal-lole
fi uasta dal-mabdar hada dal-lmddar
i;ana rasilak fi garni' ma kulfoh
'ala tarab 'alat uamagna ua-t-tar
[dor ; el-medih] zibi'ikas ;
[ia 'ammo] kasdi kabl ’aganni 'amdah
taha-llazT rabb as-samaiiat habboh
[min ’istaha^.soh a]I-’amin gibra’il
1 Beachte die Orthograiihie.
und wenn ich vor dir sterbe, so werde ich wegen raeines 'Ahd
Gegenstand frommer Ifesuche sein.
Soh al-Ma'aJ:
Wenn du, Zibrikati, den 'Ahd (xottes willst.
und dab ich dich annehme als meinen Sohn und du beriihmt wirst,
so singe mit mir ein meisterhaftes Bellik
in mitten dieser Versammlung iiber etwas, was passend ist.
und sage jenem Flotenblaser er moge anstimmen [die Melodie] as-
Slkah
und der Rhythmus sei ma.>mudisch in Zartheit |esj verschonend ‘
Ich will iibermutig sein und singen und vergnugt sein in dieser Xacht
in mitten dieser Versammlung bei diesen Anwesenden.
Und ich bin dein Genosse in allem. was du sagst
zu der Musik der Instrumente und Gesang und dem Tar.
Zibrikas :
[Mein Oheim,] mein AVunsch ist. dab ich, bevor ich singe, preise
Taha, den der Herr der Himiuei liebte,
den Gabriel, der Getreue, [zum Eigentum gabj
1 enn z.ijik zu oder geliOi't; komnit 1 iiicht vor, Vielleii lit
stelk man es besser /.u ^*3 und ubersetzt dann etwa; in Feinlioit kostend.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 347
lilmdret al-barl ua[hassoh rabboh]
man ’antak alliib lo '-1-bigara ^-1-galmad
uakad sakan ti uasta kalbi hubboh
'asH bi madliob fi-l-hisab iisfa' lak
min nar gehennam ia 'all ia naggar
uaiagfir allah lak garni' ’auzarak
bikusra madhak fi-r-rasul al-muhtar.
1 Die Schreihung und wiirde in Ms. A hier nicht gewaUlt sein-
Dort steht das « olienbar nur da. wo es am Ende gesproclien wurde.
der Majestat des Schopt'ers, und [.sein Freund war sein Herr,] ^
zu dem Gott reden lieB den harten Felsen
and es wohnt inmitten meines Herzens die Liebe zn ihm.
Vielleicht wird er um des ihm gespendeten Lobes willen bei der
Abrechnung dich furbittend bewahren
vor dem Feuer der Gehennam. o 'All, o Naggar!
Und Allah moge dir vergeben alle deine Siinden
wegen der Menge des Lobes, das du dem Gesandten, dem aus-
erwahlten, spendetest.
1 Die Ergiinzungen dieser beiden Zeilen \on Littmann.
VIII. (Ms. c.)
fol.
tiki i-j'tL) U Ja tiki a J jao! b
all Lt-i ai!L u ti)i-^'!ib tikkrlj tik^wbl
j.wJaJu 'bi tik*lA a
348
Paul Kahle,
al^^^
o
j? cr* 1.?^^*^ ^ j^- cr*
jL***! b o»3 oJawsi u ti)oi>Ls>-
L^.
.9
VIII. el-bellik.
[matla'. zibrilias]
ia seh el-ma'as ia miljdam tikbalni ’akfm lak haddam
[1. dor] zibrilta§
ia seh el-ma'as ia 'ammi fi kasdi semekah lummi
raiiihni aa-’izhab j^amml
lil-’a'ial .sarhi tal hall hal
uahaiif ’aruh lil-’itam
[2. dor] seh el-ma'as
ia ’ibni 'alaiia-stad lak min dal-bahro huz ma tab lak
Das Bellik.
[Matla': Zibrikas:]
0 Seh el-Ma'as, der du an der Spitze marschierst, nimm mich an,
ich will dir ein Diener sein !
[1. Dor : I Zibrikas :
0 Seh el-Ma'as, mein Oheim, ich wiinsche ein Fischlein fiir meine Mutter,
mach mich frei and beseitige meinen Kummer!
Fiir die Kinder! meine Erklarung ist lang, meine Zeit ist um!
and ich fiirchte zu den Waisen zu gehn.
[2. Dor:] Seh el-Ma'as:
Mein Sohn, meine Sache ist es, dafi ich fiir dich hsche aus diesem
Flusse, nimm was du brauchen kannst
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisches Schattenspiel. 349
min sed es-semek uitmallak
bil-'asbak ma iikfak ualla-'tak ^
knfa 'elatak la tindam
[3. dor] zibrikas
ia Stii el-ma'as rasini min sed es-semek gaddini
min dal-bahre ma iikfini
rain sllan ’au hitan lil-’ihuan
’itrah li-s-sebek sa'dak dam
[4. dor] seh el-ma'as
’nsbnr ll hana nahiatak da rizkak iagik nihnanak
’ilia gammoni halatak
lanima-stad kut laulad ia ’ustad
'arif seknatak bil-’itmam
fo. dor] zibrikas
farrahni
1 So wohl fur pallali a'tuk zu lesen.
vom Fischfang und eigne dir au
durch die Netze, bis du genug hast; Gott gibt dir
Nahrung fiir die Familie, sie soli keinen Mangel haben!
[3. Dor:] Zibrikas:
0 Seh el-Ma'as, stehe mir bei! Ans dem Fischfang gib mir ein
Slittagsmahl
aus diesem Flusse. was ich brauche
an Kanlkopfen oder Stockfischen fiir die Briider,
wirf fiir mich aus das Netz, dein Gliick sei dauernd!
[4. Dor :] Seh el-Ma'as :
Habe Geduld mit mir hier, bei deinem Leben!
Dieser dein Lebensunterhalt soil zu teil werden dir und deinen
Briidern !
Lediglich deine Verbal tuisse bekiimmem mich,
wenn ich tische Kahrung fiir die Kinder, o „Meister“
Ich kenne deine Klage vollkommen!
[5. Dor:] Zibrikas:
Erfreue mich
1 Das ist wohl ironisi h gemeint.
350
1’ a u 1 K a h 1 e .
IX. (Ms. B.)
Leider ist von diesem Gredicht nur die 1. Strophe erhalteu.
tiber den Inhalt lafit sich nichts sagen; das Gredicht, folgt in der
Hs. unmittelbar anf das unter No. VI verotFentlichte Bellik. Auch
iiber die Eeime ist nichts zu sagen anf Grand des vorliegenden
Beispiels. Das VersmaB ist :
jimsfaf’ihui fu ilatnn ointataf^/hiit iittist'if'ihin
wustaf' ihm fa'ilafiin )imsfaf '/Itm
^ ^
y-«-. gwjlj I?/ 5*
kit'a fi-t-tinnisi *
ia sadati- bil-nia'ani sadu uasadu uirtaku
uazikrohnm miska faiih fl sa'ir el-boldan
1 So ist auch ohen S, 29£> zu lesen ! ^ So muB man wohl im VersmaB
lesen. DaB das t zu sprechen ist, darauf weisen die Punkte bin.
Stiick in der tinnisischen [Dichtungsart]. ^
0 Uber die, welche Herren sind durcb den Edelmut, sie herrschen,
werden bekannt, steigen empor.
und ihr Ruf ist Bloschus, dessen Duft ausstromt in die iibrigen
Lander.
1 Oft'enbar nach der Stadt Tiimis benannt. dcreu lUiiueii im Menzale-See,
nicbt weit von Port Said eutfernt, lie.sren; (vgl, iiber die Lage der Stadt die arab.
Karte bei Jakut, Mu'gam el-Boldan (Kairo i;-)2o) II 421. Tinnis war nach Makrizi
einmal eine der bedeutendsten Stadte Egyptens. Die Stadt wurde im Scbauwal
624 = Sept. Okt. 1227 auf Befehl des Aijubiden al-Malik al-K:imil zerstort. Vgl.
Hitat (Kairo 1324) II 202.
No. X. (Ms. B fol. G.)
Der Ant'ang eines Gedichtes; es hat keine Uberschrift. und
die Personen, die reden, sind weder in den IJberschriften der
ytrophen genannt, noch angeredet. Indessen ist es auBer Zweifel,
daB der Fellach im Rachen des Krokodils Zibrikas sein niuB. Nach
dem Vorbild von No. XI habe ich angenommen, daB sein Gegen-
spieler Rihim ist. Doch ist die Situation nicht so deutlich . daB
es Rihim notwendig sein rnuBte.
Erhalten ist das Matia' und etwas iiber 3 Strophen. Das Me-
trum jedes der 10 Halbverse ist mustaf Uim fVlttii Die Reime sind
so kompliziert, daB ich sie in einem Schema zusammenzustellen
versuche. Wenn x der Gesamtreim ist. und die einzelnen Sonder-
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah), ein egyptisebes Scbattenspiel. 351
reime mit Buchstaben des Alfa bets von a ab bezeicbnet werden,
so wUrde das Eeimscliema fiir Matla' und die ersten beiden Strophen
folgendermaben sein :
Matia" a x
a X
1. Strophe be 2. Strophe d e
be d e
X e X e
c X ex
— X — X
Dabei ist zu beachten, daB der fiinfte Kurzvers gleich dem achten,
and der sechste gleich dem siebenten ist.
Ko. X (Ms. B fol. (3.!
siU.=-
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352
Paul Kahle,
matla': kifu^-nzuru fellah
[rihim] ghua hanak timsah
1. dor ; ia man ramak dalirak
[rihim] kulll 'ala ’amrak
lamma baket lahfan
na-s-sirra minnak ball
na-d-dam'a min 'enak
2, dor : thl muddati saiiad
[zibrikas] fi sedahim mi'tad
gito uana ferlian
tarih iatamminni
> 5 ^
o'
X.
maksiir dalil minban
min siilif al-'azman
fl famma da-t-timsah
uama dahak ia sab
ua-s-sirra minnak bah
ninte bakf-t lahfan
iigri da mil tufan
ia man sa’al 'anni
lamma baka fennl
tarih iatamminni
gito ijana ferhan
1 kit'u fur kUu von uakafa. Zum Imi)erativ kif vgl. Spitta S. 224.
Matla' : Steht still und seht einen Fellah en, gebrochen. elend, mi6-
handelt.
Im Rachen eines Krokodils seit nndenklichen Zeitenh
1. Dor : [Rihim] 0 du, den dein MiBgeschick ins Maul dieses Kro-
kodils warf,
berichte mir iiber deine Sache und was dich betrotten hat, o
Freund !
Dab du traurig wurdest und das Geheimnis von dir ans Licht kam,
und dab das Geheimnis von dir ans Licht kam, und du traurig
wurdest.
und die Trane aus deinem Auge rinnt — das ist Sintflutwasser !
2. Dor: [Zibrikas]: Mein Leben lang bin ich ein Fischer — der du
nach mir fragst,
An ihre [der Krokodile] Jagd gewiihnt, da es mein Beruf (fenn)
war.
Ich ging wohlgemut an es heran, otfenbar - will es mich sicher
machen.
Olfenbar will es mich sicher machen, ich gehe wohlgemut an
es heran.
1 Wolil eine Ubertreiimng, er sit/t selir langi; m Iioii im llacheii des Tieres.
2 tarih fiir atarih = aUhih; /.u diesem Adverb vgl. Sjutta S. IT't, Willmore 20!) ;
Spiro, Lexicon s. v. igrann.
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsah>, ein egj'ptisches Schattenspiel. 353
faia tabak * yams it
3. dor: halletini daiib
[rihim] hadir yana gaiib
log git ’ileh bitman
lamma rigi' hanak
buz lak bazar ’ihzar
4. dor : kad garra bi gahli
[zibrikas] inn ....
baki yahini ban
muhtar 'ala .sanak
min siddat ahzanak
lamma rigi' banak
leg git ’ileh bitman
ta'asir el-buyan,
yad-dahra igma’i-
1 So Littmann. i £ allerdings nielit sic-her, jedentalls ein Buchstabe
mit 1 Punkt daruber, iind das kann hier kaiim etwas anders sein. Man konnte
aneh agma bi lesen, denn von den 2 Punkten iinter dem ersten ja konnte einer
nicht urspriinglich sein.
Und 0 , da schnappte es, and ich blieb weinend, und meine
Zeit ist gekommen.
3. Dor : [Rihim] : Du machst, dad ich vergebe ratios deinetwegen.
Anwesend und zugleich abwesend bin ich - wegen der Starke
deiner Bekiimmerni-sse.
Warum gingst du zu ihm in Sorglosigkeit , als es umkehrte
und dich betrog?
Als es umkehrte und dich betrog, warum gingst du zu ihm
in Sorglosigkeit ?
Brauche Vorsicht und hiite dich davor, dich einzulassen mit
den Betriigern!
4. Dor :■ [Zibrikas] : Meine Dummheit hat mir bos mitgespielt und
das Misgeschick war [bewirktej meine Lahmung.
1 Piigentlidi ; sdimelze, zertlielje. •> Ini Kiirjicr anwesend, im (teiste ab-
wesend ; wie von Sinneii.
Xo. XI and XII,
erhalten nur in Ms. D und E. Ganz abweichend von den andern
Gedichten ist hier der Dichter nicht angegeben. Ich gebe die Ge-
dichte nur in Transskription und Ubersetzung.
Xo. XI besteht aus Matla' und 6 Strophen zu je 5 Doppel-
versen. In Matla' und Strophe 1 und 6 redet Rihim, in den Strophen
2 — 5 Zibrikas. Die beiden Doppelver.se des Matla' und die beiden
letzten jeder Strophe enthalten den Hauptreim, die drei ersten
Verse jeder Strophe den Sonderreim. Da.s VersmaB ist hier: mn-
stafibiii niiistafbluii mafnliDi.
Das Bulelik (No. XII) weist Matla' und 5 Strophen auf. Hier
wechseln die Strophen regelmafiig zwischen Rihim und Zibrikas.
Paul Ka 111 e .
354
Das YersmaB ist mustarUun fulu„, die Reime sind ganz analog
denen in No. XI.
XI.
matla' : rihim ; kabl el-kalain anidali nebina-l-hadi
min ’antak allah lo-l*liigara ia >ah
ua-d-dabbo ga sellim 'aleh fi-l-uadi
ua-mma-l-gemel min ozrao ma bo kad ban
1. dor: rihim; ia 'aiiuha-l-fellali fama da-sabak
lamma baket fl fammo timsah kasir
da'uat fakir uilla du'a min mazlum
uiUa morabit kan bisirro hadir
uilla ’abuk ia muniati kan iid'i
'alek ua’ummak fi-z-zalam al-"akir
inhad ua-’a'limnl 'ala di-l-kissah
ia rain ramah dahro ua-’a.'ibah nauuah
Ivul-li es ‘ sebeb ma ’ihragak min betak
lamma 'alek kad i'tada da-t-timsah
1 Vai. VI 2.
XI.
al-Matla': Rihim: Bevor ich redo, preise ich unsern Profeten, den
recht leitenden
zu dem (lott die Steine reden lieB, o Freund I
Und die Eidechse kam, ihn zu griiBen im Wadi
Und das Kamel — was in ihm an Schrecken war, brachte
es ans Tageslicht ‘
1. Dor: Rihim: 0 du Fellah, was hat dich betroffen,
da du dich im Rachen eines reiBenden Krokodils befinde.st !
Der Fluch eines Frommen, oder das Gebet von einem. der
ungerecht behandelt ist,
oder war ein Derwisch mit seinem Geheimnis (sirr) zugegen?
Oder hat dich dein Vater — o mein Wunsch! — verflucht
und deine Mutter in dcr triiben Finsternis?
Auf! und unterrichte mich fiber diese Geschichte
0 du, den .sein Geschick darniederwarf. daB er nun heult.
Sag rnir. welcher AnlaB dich aus deinem Hause trieb
daB dies Krokodil in deine Rechte eingriif.
1 Diese Gescliichte von dom Kamel, d.is dun !i .-,ciri Ilrulliai die Wahrheit
aiib Tageslicht bringt, ist selir hekaniit in alien islami^eheii I.andern und wird
z. li. in as-Sira al-IIalahija (Kairo l‘J20i Bd. Ill S, 281 erz.iidt.
Das Krokodilspiel (Li b et-Tiresah), ein egyptisches Schattenspiel.
2. dor: zibrikas: ia min 'ala-hnali bitis’al Ylam
'inni ’ana saiiad kadim fi-l-higrah
’astada bi-l-kaniin ua’ahuz rizki
uasa' bida bdn ’ahla fenni bibrah
ua'annim el-kar'a ua-'armi-s-sennar
naharrir es-san’ah bibet el-’ibrah
ua’atrah es-sebekah * bi-’idi sir'ah
uak'ad 'ala-r-ramnz 'iza ga ’an rab
nala ’akaddim huf ’ana tal 'omrl
nasuft ’abuia-^t:\d samanin timsiih
3. dor : tilihta ^ join al-'asro kabl al-inagrib
’asib 'ala gamb el-gezire da'kah
ua-l-mog kad itlatam ba'do ^ ii ba'de
min halfa el-’ariah bitUk el-birkah
sahabta tarrahah gedidab 'andi
min gazlo mVim minsahib min rukkah
1 Wahrscheinlich umh! man wegeii des Verses sebkali lesen. i
Ilier ist der Vers niclit in Ordnuiig.
2. Dor: ZibrikSs; Der du mich nach moinen Geschicken fragst, wisse,
ic’h bin ein Fischer, alt im Dienst.
Ich lische nach der Regel und verdiene meinen Unterhalt.
und es verbreitete sich imter meinen Ziinftgenossen die Knude
da von.
Und ich lasse schwimmen den Kork * und werfe aus die Haken
und ich richte das Handwerk genau ein mit dera Kompafi.
Und ich werfe aus das Xetz mit meiner Hand geschwind
und ich sitze auf dem Meere l wenn es kommt und geht.
Und keine Furcht zeige ich, so lange ich lebe,
und ich sah, wie mein Vater 80 Krokodile fing.
3. Dor: Ich ging eines Tages aus, nachmittags, gegen Sonnen-
untergang ,
traf auf der Seite der Insel einen Haufen iFische) an.
und die Wogen schlugen gegen einander
wegen der Winde in diesem Gewiisser.
Ich zog ein neues Wurfnetz an mich heran,
von zartem Xetzwerk, gesponnen vom Spinnrocken.
1 rtianzenniavk, das oben schwinimt, damit die Haken nicbt zn tief hinunter-
sinken. •'•r
Meere.
356
Paul Kahle,
lamma ramet el-gazla billa-tuakkalt
ua-kulta bismilla-l-kerim el-fattah
lamma ramet tilk er-rosas itmakkin
sahabtaha 'andl till' da-t-timsah
4. dur : lamma ra’rdo ‘ kad tak^s'ar gismi
uakulte ma di-lla baliie tgimme'
uastarra luni uinza'ag ’ahuall
uagabet er-ruU t’i makan el-lakme
taktakta ’ ’a'daja uama bi zaiid
uaget ’aualli ma laket li nahme
lamma ra’eto ‘ nam uamaddad rigleh
kunt ’ahsib inno mat ’atarih iirtah
maddeta ’idi ’inn ’aballas gazll
tabak 'aleiia ma laket li muftah
5. dor: ia bagge ’alimed bi-n-nebi el-hadl
min nfiruhu fi-l-’utko sati' lami'
’ilhak lididdi bi-l-'agal ballasni
uunzur lida-t-timsab ligismi bali'
1 D: lakt'td. = i.*ij . a M.s. ; ijatakfakta.
Als ich das Xetzwerk auswarf, vertraut ich auf Gott
und sprach: im Xamen des Giitigen, des Olfners!
Als ich jenes Blei auswarf. wurde es festgehalten.
ich zog es an mich — da kam dies Krokodil heraus !
4. Dor: Als ich es sab. da iiberlief es meinen Korper
und ich sprach : Sicher hat irgend ein Misgeschick es gereizt !
Und gelb wurde meine Farbe und verstbrt mein Befinden.
und der Atem ging aus an der Stelle des Schluckens.
Ich klapperte mit meinen Gliedem und es konnte mit mir
nicht schlimmer werden (? ),
und ich wollte fortlaufen. nicht fand ich mir Kraft.
Als ich es ansah, schlief es und streckte seine Fube aus
ich glaubte, es sei gestorben, wie es sich so aus.streckte.
Ich streckte meine Hand aus, um das Netz loszumachen.
da schloij es iiber mir zu, und ich fand mir keineii Schliissel.
5. Dor: 0 Hagg Alimed. beim rechtleitenden Profeten.
dessen Licht am Horizonte glanzend strahlt,
mach dich an meinen Widersacher, schnell befreie mich!
und sieh auf dies Krokodil, das meinen Korper verschlang,
Das Krokodilsjiiel (Li b et-Timsah), ein egji>tisches Scliattenspiel. 357
uunzar linabo kad harak tariktl
ua-n-nab el-aljir iiosta kalbi tali'
kfim Iiaddar es-saiiad uahat el-'iddah
ia man zahar lak bil-makarim ’audali
uana-nkitib-lak 'abde muddet 'omri
tibka 'alaiia bi-l-muuaddah mannali
b. dor : rihim : lau kunto tufda bi-z-zahab ua-l-fiddab
lakunta fadetak uazilt ’a'kasak
’al:l bida timsah ligismak bali'
uala baka baiin siua-n-kan rasak
iiunzur linabo k^d harak tariktak
uatarikak hiUak uagam'a-gnasak
uishad bi’anna-llaha rabbak hakkan
mil iinfa'ak gi-r es-sahadah ia siih
’igriz ua’istakbil musammit ka'id
lanimii ’asamma' nasfa da-t-timsah
und sieh auf seinen Zahn. der meinen Brustkasten ' zerriB,
und der hindurch drang mitten in mein Herz.
Auf! bring den Fischer herbei und hoi die Glerate!
0 du, dem um der edlen Taten willen vollwertiges Gleld zu
Teil werden moge!
Und ich will dir als Sklave verschrieben sein. so lange ich lebe,
Bn wirst mir gegeniiber durch die Liebe ein Wohltater sein!
b. Bor: Kihim: Wenn du mit Gold und Silber losgekauft werden
kbnntest,
ich kaufte dich los und beseitigte dein Ungliick.
Aber das ist doch ein Krokodil das dich ganz verschluugen hat,
und nichts ist sichtbar geblieben auBer deinem Kopf!
Und sieh auf seinen Zahn, der deinen Brustkasten zerriB.
Und losgesagt hat sieh von dir dein Freund und alle deine
Anverwandten.
Brum bezeuge du, daB Allah dein Herr sei in Wahrheit!
Nur das Glaubensbekenntnis kann dir nutzen, mein Freund!
LaB die Widerspenstigkeit'” und hore schweigend dasitzend
wenn ich vortrage die Schilderung dieses Krokodils.
I iJjLb = gi'- (9 <b()c 5, tf. lie Saiy, Cbr. Arabe- I 274 f.. Lane s. a ’ala
= nonue. s pLLiL«>J! gBi Ji TA. bier koniien
die Worte schwerlkh so wie oben S. 320 nbersetzt werden.
358
Paul K a h 1 e ,
matla' : ta'a-nzuru-l-fellah
rilum tabik 'aleh nabo
1. dor; iii ’aiinba-l-t'ellah
rihim ues kanat at^alak
uiki'ta ma' timsah
tabik "alek nabo
’usbur lihukm allah
2. dor: ia min bitis’alni
zibrikas uasauuarak iiansak
’inni-s’alak knlll
'abka ’anadik bo
billahi tasdiknl
3. dor : hammiltini hammak
XII. bnlelik.
fi famme da-t-timsah
lo kallo nab garrah
kulli 'ala zambak
bida hakam rabbak
fi-l-bahre 'aiim bak
uadem'a minnak sab
’innb kerim fattah
bimin rasam rasmak
ben el-uara kismak
iahnie ma ’ismak
ben el-uara ia >ah
ia borrs ia gabgiib
zauuidtini ’atkar
XII. Bnlelik.
Matla': Kommt. sekt den Fellaben im Rachen dieses Krokodils.
Geschlossen bat .sich iiber ihm sein Zabn. und jeder Zahn
scblagt ihm Wunden.
1. Dor: I Rihim]: 0 du Fellah, sprich mir uber dein Vergebn
und wie waren deine Taten? Damit bat dein Herr das Urteil
gesprochen.
Du geriet.st zusammen mit einem Krokodil, das nun im Flusse
mit dir schwimmt.
Geschlossen hat sich iiber dir .sein Zahn, und eine Trane Hiefit
aus deinem Auge.
Harre auf Gottes Urteil, denn er ist giitig, ein Gttner.
2. Dor: [Zibrikas]; O du. der du mich fragst, bei dem. der dein
Bild zeichnete,
und dich bildete und dich .schuf, — unter den Menschen deinen
Anted,
ich frage dich, sage mir, mein Bruder, was ist dein Xame,
dab ich dich damit nennen kann unter den Menschen, mein
Freund !
bei Grott sag mir die Wahrheit, du Freigeborner, du Herr!
3. Dor : [Rihim] : Du hast mir die Sorge um dich aufgegeben ,
reichlich gemacht Gedanken.
mir
Das Krokodilspiel (Li'b et-Timsa^, ein egyptisches Schattenspiel. 359
rihim timsaha 'aiim bak
uana 'alek na"i
lakinna da makdur
’usbur uala tadgur
4 dor : billah 'alek iahl
zibrikas uunzur lida-t-timsah
uaruh labi kuHo
ua-l-’umma titrahham
’abka ’ana-shad bak
5. dor : ’ishad bi’ann allah
ua-’ann rasul allah
hubbo sakan kalbi
ia bahta min zaro
’inno nabl hadi
fi nosta da-l-’abhar
'al-muddet el-’a'mar
min halik el-’aruah
tibka gada mirtah
inhad uahallasnl
fi-l-bahra bala'nT
inno iasamalml
fl kulla uakt sabbah
iom el-ma'ad ia sah
fi-l-mulka uahdani
makki ua'adnani
uadahil a'iani
iibka gada mirtah
nnro kama-l-misbab.
Ein Krokodil schwimmt mit dir inmitten dieser Gewasser.
Und ich werde trauern iiber dich auf die Lebenszeit bin.
Aber das ist ein Geschick vom Schopfer der Geister,
Harre aus und beunruhige dich nicht, morgen bist du erlost !
4. Dor: [Zibrikas]: Ich beschwore dich bei Gott, o mein Bruder,
mach dich auf und befreie mich!
Und sieh auf dies Krokodil, im Flusse hat es mich verschlungen !
Und geh zu meinem Vater, sag ibm, da6 er mir verzeihen mbge,
und die Mutter soli sich erbarmen in jeder Morgenzeit (?) k
Ich werde Zeugnis fiir dich ablegen am jungsten Tage, mein
Freund !
5. Dor: Bezeuge, dafi Gott in der Herrschaft einzig ist,
und daC der Gesandte Gottes ein mekkanischer und 'adnani-
scher ist.
Die Liebe zu ihm bewohnt mein Herz und dringt ein in mein
innerstes Wesen.
0 Gliick dessen, der ihm einen Besuch abstattet, er wind morgen
erlost sein.
Denn er ist der rechtleitende Profet, sein Licht ist wie dieLampe
1 sabbah des VersmaBes wegen fiir sabah? a Anspielung auf Ivor. 24 35.
[Schlufi folgt.]
Enno Littmann danke ich dafur, dafi er eine Korrektur dieser Arbeit
gelesen hat (’her das mit seinem Namen ausdrucklich Gekennzeichnete
hinaus hat er oft durch Fragen und Bemerkungen zu erneuter Xachpriifung
und richtigeren Fassung des Textes AnlaB gegeben.
Kgl. Oes. d. Wiss- Nachrichten. Phil.-hist Klasse. 1Q15. Heft 2.
24
Zur Religion und Mythologie des Veda.
Von
H. Oldenberg.
Zweite Folge.
Vorgelegt in der Sitzung vom 3. Juli 1915.
5. bhuga-.
Die Bedeutung de.s Gottes Bhaga wie des Abstraktums hhdga-
ist der Hauptsache nach klar und langst erkannt. Mancbe Details
scheinen mir dock Richtigstellung zu verlangen. Und uberall laBt
sich, glaube ich — wenn wir von der Alternative der Personifi-
zierung oder Nichtpersonifizierung absehen — eine Bedeutung
mit groBerer Strenge, als bisher geschehen, durchfiihren. Die An-
nahme spezieller, von jener mehr oder weniger abliegender Bedeu-
tungen fiir eine Anzahl von Stellen wird zuruckzuweisen sein.
DaB der Zusammenhang mit dem Verb bhaj- lebendig gefuhlt
wurde, ist selbstverstandlich und tritt an mehreren Stellen deut-
lich hervor*). Aber man sieht leicbt, daB die in bhaga- ausge-
druckte Vorstellung des Teils, der neben andem Teilen steht und
mit diesen das Ganze ausmacht, dem Wort bhaga- fremd ist.
Beschaftigen wir uns zunachst mit dem Abstraktum.
Hier wird als eine Hauptbedeutung angenommen nWohlstand,
Reichtum" (Pet. Wb. s. v. If.; Geldner Glossar 1). Von den Be-
legen hebe ich hervor III, 30, 18. 19, wo neben asme astu bhaga
imlra, d no bhara bhdgani indra steht mahir isuh, rayo . . brhatdh,
demdsya, vdsunam ; oder IX, 97, 44, wo neben bhdgam, auBer virdm,
myim steht.
1) Ich weise bin auf I, 24, 5 (zu dem bhdgabhakta- dort vgl. awest. bayd.
baxta-) -, V, 46,6; 49, 1 ; VII, 41, 2; Sat. Br. II, 6, 2, 13.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist, K'asse. 1915. Heft 3.
25
3G2
H. Oldenberg,
Nun aber beachte man X, 42, 3, wo Indra genau wie III, 30, 19
angeredet wird hhdgam . . a Vhara ndh : hJidgam aber hat hier das
Beiwort vasuvldam. Dies vasuvkl findet sich mehrfach bei hlidgu-.
So VII, 41, 6, wo Wt® vielleicht, im Zusammenhang des an Bhaga
gerichteten Liedes, Name des (xottes ist; ferner VIII, 61,5, wo
ebenfalls zwischen Gottesnamen und Abstraktnm nicht entschieden
werden kauTi (hier V. 7 daneben ahnlich vidu hhdgcwi cdsuttaye).
Immer ist der bJutgu- (bz. vielleicht der Gott Bh.) nicht identisch
mit vdsu-, sondern er ist die Potenz, die das vdsu- findet, erlangt,
verschafft. TreflPend macht Hillebrandt (V.M. Ill, 95) auf Av. V,
26. 9 aufmerksam. wo die asisah als das Charakteristikum des Bh.
erscheinen. wie die vlrytmi das Indras sind. Eine solche Potenz
wohnt nach vedischer Vorstellnng im Innem des Wesens, das sie
besitzt; so heifit es indriydm hhdgam hid re ak'o Vs. XXVIII,
43. Sie kann auch in einem Zauberobjekt verkbrpert sein ; so wird
Kaus. S. 36, 15—18 ein solches Objekt eingegraben bz. wieder aus-
gegraben mit den Worten gain te bhagam nicakhnuh etc. Solcher
bhnga- kann von dem, der ihn zauberisch herstellen wUl, „zusammen-
gebracht" werden, wie z. B. die Kraft der Rede sambhrtatama- ist
^aiikh. Sr. X, 15, 12: vgl. Av. 11, 36, 2 somaju.ftarii hrdhmajustum
aryantna sumbhrtam hhdgam ; das. XIV, 1, 31 yuvdrn bhdgavi sdjy
bhuratam sdmrddham-)-, vgl. das. VII, 50, 2 tisQm . . . sama'ttu vis-
vdto bhdyah] Av. 11,30,2 sum vam bhdgaso (Plural!®)) aginata sdni
cittimi sdm u vratu. Auf die ungefahre Natur dieses bhdga- wirft
auch eine Anzahl von Stellen Licht, die ihn neben verwandten
Vorstellungen auffuhren. Da tritt besonders haufig varcah auf,
weiter tejah yasah nicih drth tvisih indriyam ayuh halam u. dgl. ;
wenn dann auch Begriffe wie dravinam und rayih erscheinen, kann
dadurch dock nicht der Eindruck beseitigt werden, dafi man es
mit einer jener innewohnenden Substanzen zu tun hat, die wir als
Eigenschaften, Begabungen verstehen*).
Ich glaube in der Tat, dafi zu Gunsten dieser AufFassung die
Bedeutung ,,Reichtum“ — mindestens fiir die altere Sprache, auf die
allein meine Untersuchung sich bezieht — aufzugeben ist ; es han-
1) DaB es sich nicht um Zusamraenbringen von Besitztumern haudelt, ist
klar; der Vers bezieht sich auf bhdga- als die Potenz, die dem MUdchen cinen
Gotten ^erscbafi't; s. unten S. 364.
2) Auch hier gilt das ehen Bemerkte.
o) So wird ja auch vdrcumsi, tejdmsi (s. sogleich) gesagt.
4j Vgl. zum Obigen Av. I, 14, 1 ; III. 22, 6 ; VI, 121), 2 ; XII, 1, 5. 25 ; XIV,
^ .55; Kath. XXXIX, 6 (p. 123, 21); Vs. XVIII, s; Sat. Br. XI, 4, 3, 3 (vgl. 7. 15);
Asv. G. Ill, C, b : Par. G. II, 6, 17. 21. 23 ; Hir. G. I, 24, 2; Man. G. I, 9, 27 u. a. lu.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
363
delt sich eben vielmehr um eine gluckliche Disposition, die Reich-
tum. aber auch* vieles andere, verschaft't. Wir sahen schon, da6 fiir
JStellen, an denen die Auft'assung als „E,eichtuni“ auf den ersten
Blick am nachsten zu liegen scheint, wie III, 30, 18. 19, sich doch
die andere Deutung als wahrscheinlich ergibt. Eine bezeichnende
Stelle dieser Art ist Manava Grhya II, 14, 26. Ein Mantra wird
angefiihrt :
hhagam te varuno raja hhayavi siirijo hrhaspatih
hhacjam indras ca vayus ca bhayain sapta 'rsayo daduJt.
Sollen wir, weil hier der hhaya- „gegeben“ wird (vgl. hhdgatti-
Ev. IX, 65, 17; bhayaiu ptisa savita no dadatii Asv. Sr. II, 11,4),
„Reichtum“ verstehen? Es ist fiir die konkrete Anschanung der
um bhaya- gelagerten Vorstellungen besonders instroktiv, den Vers
in dem ihn umgebenden Zusammenhang zu betrachten. Es handelt
sich um einen Ritus fiir Personen, denen irgend ein MiBgeschick
anhaftet; rnjapiitrd laksanavanto idjyam na Inhhante, IcanyCih pati-
Idind laJcsanavatyo hhartfti na labhante, slriyuh prajukamu lak^ana-
mtyah prajdm na lablinnte , strindm dcdracaUndm apatycini inriyante,
srotriya adhyapaka dcdryatcani na prapnoti , adhycffnam adhyayane
nwhnviyhnani hhavanti, vanijnm vanikpatho vinasyati , krsikaranarn
kr.fir alpaphald bhavati. In den Spriichen nun, die zu den hier
anzuwendenden Riten gehoren, bildet bhaya-, bhayavant-, saubhdgya-,
danrbhagya- stehendes Leitmotiv. So wird zum Hause gesagt :
hhagnvati bhagam me dehi : zur Sonne : tiamas te astii bhagavan . . .,
jahi me deva daurbhayyaiii satiblmyyena mam sainyojayasca. Xeben
dem oben angefiihrten, bestandig das Wort hhaya- wiederholenden
Vers steht ein andrer:
yut te kese.pl daarbhagyam stmante yuc ca miirdhani
taldte l.'arnayur aksnor dpas tad yhnanta te sada:
das danrbhdyya- ist also eine Substanz, die in verschiedenen Korper-
teilen weilt und durch Wasser weggewaschen werden kann; ahn-
iicb ist oifenbar der hhaya-, das sanbhayya- vorgestellt. Man sieht,
wie weit dies Wesen des hhaya- von _Reichtum“ u. dgl. entfernt ist.
Enter den an der obigen Stelle aufgefuhrten Interessen aller
Art nun, fiir die Besitz oder Xichtbesitz des bhaya- entscheidend
ist. steht neben denen des Bauern, Kaufmanns, Thronpraten-
denten u. s. w. auch das des Madchens, das sich einen Gatten
1 ) In hhujavaid- ist die liedeutuiig „iiiit hhuga- begabt" bier noch voll_
koniinen lebendig (man vergleiche auch die Ausdrucksweise des Bhagaliedes Rv_
VII, 41). sauhhayyn-, dmirhhuyi/a- gehoren dem Sinne nach deutlich mit
durbhfiya- zusammen.
25 *
364 H. Oldenberg,
wiinscht. Darin druckt sich ans, daB eine in unsern Textmate-
rialien besonders hervortretende Wirkungsweise des hliaga- dock
nichts anderes ist als ein den iibrigen durchans gleichartiger Aus-
flnfi einer nnd derselben Wia</a-Wesenheit : es handelt sich um die
Beziehnng von bhaga- anf Liebe nnd Ehe, nm das Gliick. das hierin
derMann, vor allem aber das Weib hat^). Es ist wohl begreiflich,
daB beim Weibe die betreffenden Bednrfnisse mehr hervortraten,
anch die Abhangigkeit von den Lannen des Glucks starker empfunden
wnrde. Das Pet. Wb. nnd die iibrigen bekannten Hilfsmittel ermbg-
lichen es leicht, von der groBen Verbreitung des Gebranchs von
bhaga- gerade in Beziehnng anf das Weib sich eine Vorstellnng
zn machen. Schon im Rv. hebt die Erscheinung an ; u. a. die un-
verhaltnismaBig hanfige femininische Verwendung von suhhdga- dort
ist bezeichnend ^). Ans dem Av. sei etwa anf II, 36, ans dem
Opferritnal anf den Ritus der Madchen beim Traiyambakahoma
Sat. Br. II, 6, 2, 13 (vgl. HiUebrandt Rit. Litt. 119) verwiesen; um-
fangreichere Sammlungen zu geben scheint unnotig. Das Ganze
der bisherigen Anseinandersetznngen aber wird von selbst MiB-
verstandnisse iiber das Wesen des anf diesem Gebiet wirksamen
bhaga- ansschliefien. Es handelt sich nicht um Schonheit ; ausdriick-
lich spricht das Mahabharata’) mehrfach von Weibern, denen
Schonheit eigen ist, aber der bhaga- fehlt. Anch „Ganst, Hnld^
paBt nicht; bhaga- ist vielmehr etwas, das Gnnst verschafft.
Niiher dem Richtigen kommt „ Anziehungskraft , die Fahigkeit an-
zulocken“ *) , aber anch dies ist noch zu rationalistisch , iibertragt
das Geheimnisvolle noch zu sehr in nnsre verstiindliche Sprache.
Als durchans nnzulassig erscheint es, bhaga- irgendwo als ,,Erncht-
1) Charakteristisch dafiir, daB neben clem Weib an sich auch der Maun bier
in Betracht kommt, ist Av. XII, 1,25 strlm puinsii hhugo riidh; auch daB die in
Av, I, 14, 1 auf das Weib bezogene Zusammenstellung mit vdrcab (bhdgarn asyd
vdrca adisi, vgl. XIV, 2, 53. 55) sich wiederholt auch ohne diese Beziehnng tindet.
2) Ja das awestische hubaya-, vohu.baya- macht wahrscheinlich , daB die
besondere Beziehung von bhaga- zu den Frauen sogar in die indoiranische Periode
zuruckgeht. Sie lebt in Indien fort, wenn dort bis in spate Zeit subhage licifliche,
gluckbedeutende Anrecle an Frauen ist. — Wie bhagini , das an sich soviel bc-
deutet wie subhagd (vgl. Manu II, 129), spater zur Bedeutung „Schwester“ ge-
kommen ist, weiB ich nicht. Vielleieht weil der Bruder am haufigsten in den I 'all
kommen mochte, diese Anrede zu gebrauchenV Nach dem Pet. Wi). die flliick-
1 i c h e , insofern sie nicht allein steht, sondern einen Bi-uder hat. Das ist mir
recht zweifelhaft ; bhaga- inbezug auf das weibliche Dcschlecht ist .ja sonst ander.s
gemeint.
3) I, 6427 ; XII, 8121 ed. Calc.
4) HiUebrandt, V. M. Ill, 94.
Ziir Religion und Mythologie des Veda.
365
barkeit“ zu verstehen^); das fallt ganz aus der Sphare heraus,
auf welche die Materialien weisen, und auch nur von einem Wahr-
scheinlichkeitsbeweis dafiir ist schlechterdings nichts vorhanden.
Abzulehnen ferner scheint mir die Bedeutung ^Liebhaber,
Liebster, Liebste“ (Geldner^)). Die dafiir angefiibrten Belege
sckeinen mir auf das Ungezwungenste zu der durchweg geltenden
Bedeutung zu passen. Warum V, 7, 8 ydd ctnase hhdgam nickt:
„nachdem sie Gliick (in Gewinnung eines Gatten oder Liebkabers)
erlangt hatte"*)? — IX, l(i,h jdnanta ttsdso bhdgarn „Gluck der
U§as erzeugend* — in deren so oft besprochenem Entgegenkommen
gegen die Manner ? Oder eher „Morgenr6ten (und) Gliick erzeu-
gend“ (vgl. II, 12, 7; 21,4; III, 32, 8; VII, 76, 4 n. s. w.) ? — X,
39, 3 amajdrai cid bJiavatho ymdm hhdigah „der dabeim Alternden
werdet ibr (die Asvin) znm Gliick" (das sie von jenem MiBgescbick
befreit) — wenn nicbt gemeint ist: „werdet ibr Bhaga“ (die gott-
licbe Verkorperung eben jenes Glucks) ^). Ware ,Liebbaber“ zu
verstehen, stiinde, da es sicb um die Asvin handelt, der Dual, wie
im weiteren Verlauf des Verses avitdrd, bhisdja. — Dunkel und
einem dunkeln Lied angehorig ist X, 11, 6 ud 'irmja pitdrCi jard u
bhdgatn. Warum nicbt: „Errege (o Agni) die Eltern (Himmel und
Erde) . . . zum Gliick" — dafi sie einander Gliick (in der Liebe)
bringen? dafi sie den Geschopfen bhagu- verleiben? Das wird
nicbt auszumacben sein"). — Geldners letzter Beleg fiir diese Be-
deutung ist Av. II, 30, 5. Das Lied gebort einem liebebediirftigen
Jiingling: „Dies (Madcben) ist bergekommen einen Gatten begeb-
1) Hillebrandt a. a. O. mit Bezieliung auf Av. XII, 1, 25. Wenn Rv. Ill, 30, 18
der hhdyaU als prajdvan bezeichnet wird (vgl. V, 4j, so bedenke man, was
alles far Worte dies Beiwort fuhren. — Von der spateren Bedeutung vulva (vgl.
namentlich Bloomfield zu Av. II, 30) finde ioh im Veda keine irgeiid zuverlassige
Spur. Dafi b/i" V, 7, S und vielleicbt X, 11, G „maunliches Glied“ bedeute, scheint
mir unbegrundbar (Vs. XX, 9 wiirde sich dafiir naturlicb nicbt anfiihren lassen).
2) Glossar s. v. 2^’. Ich spreche von dieser Bedeutung im Zusammenhang
mit den vorher betrachteten schon bier, obwohl im allgemeinen Personifikation
des hhaga- erst weiter unten betrachtet werden soil.
3) Eine andere Deutung der Stelle s. Anm. 1. So greift die Exegese bin
und her.
4) Der Vers gebort natiirlich mit II, 17, 7 zusammen, wo dieselbe Ungewifi-
beit, ob Abstraktum oder Gott, wiederkehrt. Man betracbte diese Stellen im
Licbt von Av. I, 14 (hhdgam asya vdrca ndisi . . jguk pHrsv astdm) ; II, 30. 36,
und man erinnere sicb, dafi die Bhagazeremonie des Man. G. (oben S. 363) u. a.
fur den Fall vorgeschrieben wird, dafi kanyah pattkamdb . . bhartfn na lahhante.
5) Piscbel Ved. Stud. I, 189 iibersetzte „zum LiebesgenuB*- ; dem Resultat
nacb vielleicbt richtig, docb nicbt ganz genau.
366
H. Oldenberg,
rend. Ein Weib begehrend bin ich hergekommen. Wie ein wie-
hernder Hengst (vgl. , aus einem andem ft/ici^fa-Lied, Av. II, 36, 6)
bin icb hergekomnien zusammen mit meinem Gliick (in der Erlan-
gung des Begehrten)“. Ganz richtig Whitney-Lanman ^together
with fortune have I come“. Man beachte im selben Lied v. 2
hhdynsah und die Phraseologie des eng verwandten Liedes Av. 11, 36.
— Ich schliebe diesen Stellen Rv. I, 163, 8 an , wo zum Opferro6
gesagt wird anu tva rdtlio dnu mdryo arvann dnu ytivo 'nu hhdgah
Jiantnnm ; HiUebrandt (V. M. Ill, 93) bemerkt dazu: ,doch wohl
eine Bezeichnung der dem Pferde folgenden JiingHngsscharen, ,das
Liebesgliick’ , ,die Hofifnung’ der Madchen''. Mir scheint gesagt,
dafi, wie das Ro6 seinen vom Ritus vorgezeichneten Weg geht,
dem folgend Gluck, Erfolg, Gedeihen fiir Streitwagen, Jiinglinge,
Kuhe eintritt, und so denn auch Gliick (in Liebe und Ehe) fiir die
Madchen ^). Da6 dies Gliick eben in den Jiinglingen verkorpert
sei, die dem Rofi folgen, kann ich aus dem W ortlant nicht heraus-
lesen.
So scheint mir an alien diesen Stellen immer nur die eine sich
gleichbleibende Vorstellung vorzuliegen: die einer Kraft oder Be-
gabung, welche dem, dem sie innewohnt, und besonders der, der
sie innewohnt, Gliick vor allem in Liebe und Ehe bringt. ganz
wie ebensolche Kraft oder Begabung auch in andern Lebensver-
haltnissen entsprechendes Gliick bringt-). —
Nun geniigt es auf die gottliche Personifikation dieser Kraft,
den Gott Bhaga, eben nur hinzuweisen. Mir scheint, dab dessen
Wesen mit dem eben gebrauchten Ausdruck erschopfend definiert
ist; er ist der — schon in vorindischer Zeit — personifizierte
hhdga-, wie Amsa, Daksa der personifizierte dm.<a-, ddJcsa- ist.
HiUebrandts (HI, 95) Bezeichnung „Gliicksgott“ trifft vollkommen
zu. Bhaga arbeitet daran seinen Schiitzlingen bhaga- zuzuwenden ;
diese Bemiihung ist das hhdgasya srantdm ®) Av. VI, 74, 2. Die
Identitat der Vorstellung beim Gott und dem Abstraktum driingt
1) Diesem IMgah kaninam ahnlich apardhne kumdryo bliagnm icchatudwli
caranti Tb. I, 5, 3, 3. Wanun soil da ktimdryah. ,Hetaren“ bedeuten (Hill. a. a. 0.
A. 7)V Wegen des caranti'' Mir ist diese Hedeutung von kumdii- soust nicht
bekannt. Woran beim Zusammentreffen der Vorstellungen von kumdri- mid hhnqa-
zu denken ist, zeigt m. E. Av. II, 3tJ, 1 ; rfat. Br. II, (i, 2, 13; Katy. Sr. V, 10, It!
2) Das grundlos ratselhafte Auftreten und Xichtauftreten dieser Begabung,
in unsrer Ausdrucksweise die Blindheit des Glucks : ist es dies , was durch die
Blindheit des Gottes Bhaga symbolisiert wird, auf die HiUebrandt Ved. lilvtli. HI
05 A. 1 hinweistV
3j Bloomfield vermutet iCintdm : ich zweifle.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
367
sich iiberall auf. Ich unterlasse es , diese evidente Sachlage im
Einzelnen zu erortern; nur anf das auch bei dem Gott sich zei-
gende besondere Hervortreten der Sphare von Liebe und Ehe sei
hingewiesen ^). Auch inbezug auf den Gott aber scheint dies notig,
vor einem meines Erachtens unmotivierten Abbiegen von der ein-
fachen, deutlich angezeigten Vorstellung zu warnen. „An einigen
Stellen bezeichnet er den Sonnengott“ , sagt Hillebrandt ^). Ich
erkenne in dem dafiir Angefuhrten schlechterdings keine Begrhn-
dnng. I, 136, 2, in einem Lied an Mitra-Varnna, wird neben diesen
Gottern und Aryaman auch Bhaga genannt, in der Verbindung
cdksiir blidgasya, womit wohl die Sonne gemeint ist, die ja auch
Jlitras und Varunas Auge heifit. Soil darum Bhaga hier etwas
andres sein, als er sonst in seiner stehenden Verbindung eben mit
Mitra, Varuna, Aryaman ist, als er auch in Vers 6 desselben
Liedes in Verbindung mit denselben Gottern ist®)? Weiter I, 123, 5
wird Usas hlmjasya svasci vdrumsya jamih genannt. Wieder die
Verbindung mit Varuna, die den Gottesnamen Bhaga, wenn daran
Zweifel sein konnten, mit der normalen Vorstellung von Bh. zu-
sammenhalt. Usas ist sonst auch, soviel ich sehe, gar nicht des
Sonnengottes Schwester, sondern seine Geliebte oder Gattin. Wird
die Gbttin. deren Wesen so entschieden in der erotischen Sphare
der Wn/jra- Vorstellung liegt, von deren bhaga- IX, 10, 5 die Rede
ist, die mit besonderer Vorliebe als subhdga bezeichnet wird, hier
einmal als Bhagas Schwester vorgestellt, so ist mir unerfindlich,
inwiefern das auf eine Abweichung von der sonst geltenden Vor-
stellung des Bhaga als der Verkorperung des bhaga-, speziell auf
1) Ilierauf wird die bekannte hautige Verbindung des Bhaga mit dem in
eben dieser Sphare wirkenden .Aryaman benihen, und auf dieser Verbindung
wiederum vielleicht die Aufnahme des Bh. unter die Adityas. — Beilautig be-
rnerkt: wenn wir X, 85, 23. 30 lesen sum aryamd sum bJuigah, hluigo nryamd, VI,
51,3 aryamdnam hJidgam, 5Ian. G. II, 10, 1 bhagam edryamnnam ca, welchen
Grund haben wir nur in X, 31, 4 hhuyo vCt yubhir aryamem anajyut uns nicht
mit der einfachen AuflOsung aryamd tm zu begnugen, sondem zugleich Wortver-
sttimmelung und Kontraktion uber das -in zu vermuten ; nryamdiiam im (Hille-
brandt III, i(4 A. 2) ?
2) V. M. 111,93; fur H. ein so wesentliehcr Zug am Bilde des Bh., dab er
auch in der kleinen Bearbeitung seiner ilytbologie darauf hinweist.
3) Der SchluB, daB ein Gott, dessen Auge die Sonne ist, ein Sonneugott
sein muB , wurde mir — insonderheit w’enn es sich nur um einen gelegentlichen
Ausdruck handelt — prinzipiell abznlehnen scheinen. Er setzt eine durehgehende
Grientierung der mythischen Vorstellungselemente nach der Xatur voraus, wah-
rend in der Tat auch die unter jenen Elementen, welche auf Xaturgrundlage
ruhen , leicht eine Selbstiindigkeit gewinnen , in der sie sich unabhangig von der
Xatur zu neuen Figuren ordnen konnen.
368
H. Oldenberg,
solarischen Charakter des Gottes schliefien lassen soli ^). Hille-
brandt meint. dafi dieser Charakter infolge der haufigen Nachbar-
schaft mit Savitar auf ihn iibertragen sei ■). Darauf, da6 ich den
Savitar der alteren Zeit ebenso wenig fiir einen Sonnengott halten
kann, komme ich nach anderwarts Ausgefiihrtem hier nicht wieder
zuriick ®).
Es bleibt die Erage, ob wie der Gott Bhaga so auch menschliche mit
der Vorstellung des Gliickes assoziierte Wesen mit diesem Wort be-
nannt worden sind. Das Pet. Wb. stellt die Bedeutungen anf (!•*)
„Brotherr, reicher oder gnadiger Herr, Schutzherr" ; Geldner (Gloss.
3*): „ein reicher, von Gliick begiinstigter, beliebter, nobler, freige-
bigerHerr“. Nach allem bisher Dargelegten v?erden wir vielleicht
denkbar finden, dafi ein Wesen bhaga- heifit, das dem Gott gleich
gliickspendend ist; einen Gliickbegiinstigten so benannt zn
sehen werden wir von vomherein nicht erwarten^). Priifen wir
die Belege, wobei wir nns mit dem Uberblick fiber die Geldners
begnfigen
Vin, 61, 5 (an Indra) hhdgavi net hi tvd yasdsani vasuvtdam dnu
sura caramasi. Die Stelle wurde sebon (S. 362) auf Anlafi des va-
suvidam berfihrt. Der Gott Bhaga wie das Abstraktum „Glfick“
1 ) DaB auch der von IJill. in diesem Zusammenhang erwahnte Vers Av. XIX,
49, 1 keinen solchen SchluB ermoglicht, ist wohl klar.
2 ) Die beliebte Verbindung der Namen Savitar und Bhaga (vgl. Hillebrandt
V. M. Ill, 92 f. ) fasse ich so auf, daB bald die beiden Gotter als eng verwandt
und ;iusammenwirkeud neben einander stehen, bald im bekannten Stil vedischer
Gotteridentifikationen gemeint ist, daB Savitar auch das ist, was Bhaga ist; die
eiiie Auffassung von der andern, wie begreitlich, nicht immer unterscheidbar. DaB
bhfiga- in dieser Verbindung als reines Appellativum, ohne Beziehung auf den Gott
Bh. steht, bezweifle ich (s. weiter unten).
3) Auf den Mondgott scheint Whitney (ahnlich schon Bloomfield) das Wort
bh” A.Y. VI, 21, 2 zu beziehen (an cine heilkraftige Pflanze) sumo bhaga iva yd-
mesu devisu vdruno ydthu : „as Soma, lord {? bhaga) in the night-watches.‘^ Mir
ist zweifelhaft, ob ydma- so friib diese Bedeutung hat, und speziell Rv. Ill, .54, 14
scheint mir fur die Verbindung von bhaga- und ydma(n)- in andre Richtung zu
deuten. Das Danebenstehen von vtirutiah in der Atharvanstelle macht wahrschein-
lich, (laB es sich urn Bh. im gewohnlichen Sinn handelt. Vielleicht; „wie Soma,
(wie) Bhaga auf (ihren) Fahrten“, oder. „wie Soma, der (Gluckbringer gleich)
Bhaga, auf seinen Fahrten*'. DaB von Somas Fahrten die Rede ist, befremdet
nicht ; vgl. IX. 45, 4 und den haufigen Gebrauch von yati mit S. als Subjekt. Oder
etwa — schwerlich — mit Annahme von bhuge: „wie Soma (derMond) beim Bhaga-
Gestirn (uttare ■phalgnm) auf seinen Bahnen (am gluckbringendsten ist)‘‘y
4) Ilochstens indirekt, insofern der Gliick spenden mag, der selbst Gliick hat-
5) In gewisser Weise verwandt der hier untersuchten Bedeutung ist auch
„ldcbster, Liebstc**. Daruber und uber die zugehbrigen Belege s. oben (S. 3b5).
Zur Religion und Mythologie des Veda.
369
kann vorliegen. — VIII, 54, 5; Indra, sei uns hhdgo danuya irtmJian.
Aucli hier trifFt die erste wie die zweite Mogiichkeit zu. Nah
steht III, 36, 5 ; VI, 13, 2 (wo das folgende pdrijmeva, ndtrd nd
zeigt, da6 Vergleichung mit dem Gott vorliegt), IX, 97, 55. —
III, 55. 17 (von welchem Gott?) sd k'l hgipairln sd hhayah sd rdja:
dies scheint mir die Stelle zu sein, die am meisten fiir die hier
erorterte Auffassung von hJtaga- spricht. Sie ist dock wokl nicht
zu trennen von dem nah benachbarten Vers III, 54, 21 Ihdgo me
agne saTchyr nd mrdhyah. Weist nun bei diesem Vers nicbt bei-
spielsweise der eben erwahnte VI, l3, 2 auf Annahme des Gottes-
namens bin? Aucb der in der Nahe der fraglichen Stellen ste-
hende Vers III, 62, 11 ist hier geltend zu machen, vor allem aber
zwei gleichfalls derselben Region angehorige Stellen. von denen
die eine sogar in demselben Lied wie III, 54, 21 steht : III, 49, 3
(an Indra) hhdgo nd hdn' ltdvyo matln&m und III, 54, 14 vimniin sfo-
masah puritdasmatu aricd hlidgasyeva hurmo yamani gman. Diese
Stellen nun fiihren zu zwei in III, 49. 3 zusammentreffenden Stellen-
gruppen, die bhdga- einerseits in Verbindung mit hard-, andrerseits
mit hdvya- oder iiberhaupt mit hu- zeigen. Beide Gruppen sind
von Geldner Ved. Stud. I, 121 f. behandelt ; der zweiten gehoren
auch die nach der bisherigen Erorterung noch iibrigen Belege
Geldners (Gloss.) fiir bhdga- — „reicher. freigebiger Herr‘S an:
I, 144, 3 und X, 39, 10.
Wir betrachten zuerst die //dtya-Gruppe. Zu dem eben ange-
fuhrten III, 49, 3 kommt da zunachst I, 144, 3 (von Agni) ud tm
hhdgo nd hdvyah ; V, 33, 5 (von Indra) hhdgo nd hdvyah ; X, 39, 10
(vom Paidvarofi) bhdgani. nd ni'hhyo hdcyam. Man sieht, da6 dieser
stehende Vergleich auf eine Eigenschaft des bhdga- deutet, in her-
vorragender Weise hdcga- zu sein. In welcher Bedeutung ist da
nun bhdga- zu verstehen V Dies wird entschieden durch eine wei-
tere Stelle dieser Gruppe VII, 38, 1 nd u yyd devdh savitd yuycLma
hiranydyim anidtim ytun ddUrrt, nundm hhdgo hdiyo mdnusebhir vi yd
ratnd puriivdsur dddhfiti (vgl. V, 49, 1; VI, 13, 2), wozu Vers 6 des-
selben Liedes zu stellen ist bhdgam ugra 'rase jdharUi bhdgam dnugro
ddha yfiti rdtnarn , und (nah benachbart) VII, 41 , 5 tdyi tvfi bhaga
Sana ij johartti. Kein Zweifel. daB es sich hier um den Gott
Bhaga handelt, und daB danach dieser Gott auch an den voran-
gehenden /aitT/n - Stellen gemeint ist'). Damit diirfte nun iiber
1| \^’enn X, o9, 10 der Gott als hucya- mit dem PaidvaioB (das hdvyo arydlh
st I, no, d) zusammengestellt wird, paBt dazu die Rezcichniing des Rosses als
johdtrum arydh I, 118.9. verglichen mit den hier angefuhrteu Verseu, in denen
370 H. Oldenberg,
III, 49, 3 entscliieden sein *), nnd diese Stelle wirft einerseits Licht
wiederam auf die oben angefiihrten benachbarten Stellen von III,
54. 00 , andrerseits weiter anf die fa7ra-Gruppe, der sie ebenfalls
zugehort. Wenden wir uns nunmehr dieser letzteren Gruppe zu.
Fraglos mit Recht stellt, gegeniiber dem Pet. Wb., Geldner
hard- zn hr- „macben“. Man beriicksichtige cahdrtlui hnrdm I, 131, 5
nnd die off'enbare Zusammengehorigkeit von hard- und hrtnd- (beides
in Verbindung mit hhdra- tretend, s. unten; vgl. anch II, 13, 10
mit IX, 97, 38); hrtnd- aber gehort zu hr- [hrsva hrtno dhrtam ydt
tc nsti VI, 18, 15 -)). hard- ist der Etymologie nach .das Machen“,
„das Znstandebringen‘‘ (dessen, was man zustande bringen gewollt
bat). Fraglich bleibt, wieweit der Gebranch diese Bedeutung kon-
kreter spezialisiert hat. Handelt es sich um Erfolg und Gewinn
in Kampfen und Wettkampfen ? Handelt es sich insonderheit um
Gewinn im Spiel (vgl. Lnders, Wiirfelspiel 63 Anm. 2)? Fiir hard-
und harUi- scheinen mir spezielle Hindeutnngen auf das Spiel zu
fehlen; bei hrtnd- liegen sie an einigen Stellen vor. Ich glaube
danach docb eher, da6 in der Gebranchssphare des letzteren Wortes
der Erfolg im Spiel eben nur als ein Fall des Erfolgreichseins im
allgemeinen anzusehen ist, nicht aber die Vorstellnng des Spiels die
herrschende und anderweitiger Gebrauch von daher iibertragen ist.
So halte ich auch hrtd- als Namen des siegreichen Wnrfs schlieB-
lich nur fiir eine Spezialisierung des allgemeinen hrtd,- .gut getan“
(Pet. WB. s. V. Ig).
Verbindung von hard- oder harUi- mit hlidya- nun erscheint auBer
an der schon besprochenen Stelle III, 49, 3 noch zweimal: III, 54, 14
(s. den Wortlaut oben S. 369) und I, 141, 10 tdni tva nd ndvyam
.^ahaao yuvan vaydni bhdyam nd hard inahiratna dJuniahi. In III, 49, 3
ergab sich bhdya-, mit hard- in Verbindung stehend, als Xame des
Gottes. Ich finde an den andern beiden Stellen keinen Grund, es
nicht ebenso zu verstehen. Der Gott, der iiber Verleihung von
Bhaga Objekt von johariti ist. — Das bier Dargelegte enthalt die Begrundung
dafur, dafi ich Geldners mit mebr als kiihnem tVurf hingestellte Erklarung (Ved.
Stud. a. a. O. , nicht mebr im Glossar) von bhdgn- mit liu- als .,einen Festkonig
preisend ausrufen, laut verkunden“ nicht annehmen kann. bMga- ist eben nicht
„Festkonig“ oder Gewinner der Meisterschaft. Und huvya- ist nicht „der Aus-
zurufende“, sondern ..der zu Rufende, der Anzurufende". VVenii an der ange-
t'ubrten Stelle V, 33, 5 Indra hdvya- gleich Bhaga heitt, werden wir das von
den zahllosen .VuBerungen des Typus iitdye . . jiilmmdsi (den Indra) I, 4, ] trennenV
1) Dort wird in hare lidvyo matindm das mathidm wohl von hnvyah ab-
iiangen; vgl. Delbruck Altind. Syntax 398 und III, 43,2.3 matdyatt . . havaiife,
matibhir jdhavlmi-. VII, 24,2 johuvafi manlxd.
2j Dicht daneben zum Uberflufi noch V. prd Idt te udyd Mrnnant hrtdm hhut.
Zur Keligion und ilythologie Jes Veda.
371
Gliick Macht hat, wird beim licird- der Menschen angerufen und
ist selbst harm-. Da6 in diesem Zusammenhang I, 141, 10 von
rdtna- die Rede ist^), pafit zum sonstigen Vorstellungkreis des
Gottes (s. oben S. 362). Wenn III, 54, 14 dessen ydman- erwahnt
wird, mag das mit hhdya iva ydmesu Av. VI, 21, 2 (oben S. 368
A. 3) zusammengehoren , vermntlich auch mit Bhagas Eigenschaft
hdvya- zu sein : man erinnere sich des test ausgepragten BegriiFs
von yamahti-, yamaluiti- (s. meine Rote zu Rv. VIII, 8, 18). Der
Gott fahrt einher (vgl. VII, 41, 6); wahrend seiner Fahrt naben ihm
die menschlichen Anrufungen -).
Nach alledem scbeint mir die oben gestellte Frage, ob hhdga-
neben dem Gott aueh menschliche Glucksspender bezeicbnet, mit
Wahrscheinlichkeit zu verneinen. Die Basis, anf der die betref-
fende Annabme stehen wiirde, ist doch wobl allzu scbmal und un-
sicher. Und, wie schon in meiner Rote zu 1,24,4 bemerkt. nie
ist von *hhdgah in der Weise wie von sardyah , maghdvanuh die
Rede^). —
AVie man aber auch iiber diese Frage denkt, in jedem Fall
bleibt das Bild der durcb hhdga- bezeicbneten Vorstellung ein
durchaus einheitliches : immer handelt es sich urn das Gliick, das
man in seinem Erleben und Tun zu haben wiinscht, und um die
Verkorperung solches Gliicks in einem gottlichen ^) Gliickspender “).
1) Den aiisgeliolienen AVorten, in clenen makiratna vorkommt, geht voran
rdtnam . . . invasi.
2) Beiliiufig bier eiuige Bemerkungen iiber das von Geldner Ved. St. I, 119 f.
behandelte hhdra-, das gern in der Nachbarscliaft von kard- kdrtn- hid- kiinii-
auftritt. Im Glossar gibt G. dem Wort die Bedeutung ^ScblacLt, Kampf"; das
Pet. Wb. sagt unter 2^ ..fdas Anpacken) Kampf, Streit“. Dafi hhr- „anpaeken“
hoiflen kann, bezweifie icb. In welebem Sinne das bhr- bier zu versteben ist, gebt
m. E. daraus hervor , dafi in den b/tdra-Belegen i>esond?rs haulig sicb die Worte
finden viijdya, vujesu, vujasdtau, vtljasdtaye, cdjaydiHtuJt, vujmam, sodann jjurvye
dhdne, dhdme kite , ilhdiiatn-dhanam , samjitam dhdnanmi (I, 132, 1 ; II, 23, 13 ;
III, 30, 22 ; 37, 5 ; V, 43, 2 ; VI, 45, 13 ; VIII, 13, .'I ; IG, 3 ; IX, 47, 5) : damit werdeii
diese Stellen an die AVendungen dhdna oder vdjam hhartde (I, 64, 13; II, 24, 13;
26, 3 — diese Stellen eng benacbhart dem eben angefubrten II, 23, 13 — ; V, 32,9;
X, 147, 3) sowie an vdjamhhara-, bharddrdja- augescblossen. Es handelt sich also
bei bhdror nicht — wenigstens nicht direkt — um die Schlacht, sondern um das
l)a\ontrageu des Gewinnes (Pet. AA'b. 2»).
3) Allerdings konnte man fur allgemeinere Bedeutung von blaiga- das cit in
I, 24, 4 yds cid dhi ta itthd blidgaft geltend macben. Aber , wie in meiner Xote
bemerkt, nicht immer hat cit hinter dem Relativnm verallgemeinernde Bedeutung;
auch lace die Andei'ung yam cid oder yde cid besonders nab.
4) Daneben event, auch im menschUcben V S. das eben Gesagte.
5) Ganz von allem andern wurde freilicb II, 34. abliegen (ydid yunjdte ma-
rido rnkmavaksasd ’svdn riitliesu bhdga d fnuldnnraft, dheiuir nd sisre srdsriresu
372
H. Oldenberg,
Ob Gliick im Spiel (Av. VII. 50, 2), in der Ratsversammlung (Av.
VII, 12. 3). auf der Jagd (Rv. I. 134, 5), im Erlangen von Schiilern
(Taitt. Up. I. 4, 3 ^)), ob endlich das besonders htinfig betonte Gliick
des Madchens , der Frau in Liebe und Ehe : die V orsteUung ist
immer dieselbe. Indem wir sie ermitteln, sehen wir den Sinn des
Worts aus einem bunten Konglomerat sich zu einer bestimmt
umschriebenen Gestalt klaren. —
Im Veda ist der Gott Bhaga in engstem Zusammenhang mit
der Vorstellung des Abstraktums hhdfja- verblieben. In Iran hat
sich haga- , wie bekannt, zu einer allgemeinen Gottesbezeichnung
entwickelt. DaB dies verglichen mit der vedischen Auffassung se-
knndar ist, liegt auf der Hand. Wenn nun dieselbe Entwicklung
sich auf slavischem Boden wiederfindet , so kann dieser jiingere.
allgemeinere Sinn des Worts — falls nicht die betreffende Uber-
einstimmung, was kaum wahrscheinlich ist, auf Zufall beruht —
offenbar eben nur auf dieser sekundaren Entwicklungsstufe sich
vom einen Volk zum andem verbreitet haben. Mit dem Alter der
Scheidung von Satemvolkern und Centumvolkern -) steht der „psy-
chologisch tief begrundete“ Unterschied, den man als mit jenem
sprachlichen zusammenfallend hat ansehen woUen, der .Bhaga-
volker“ und der andern, die man als „Kriegsgottvolker“ benannt
hat schlechterdings nicht auf einer Linie. Schon darin, daB die
Inder in dem so aufgebauten System die Rolle eines ..Bhagavolks“
iibernehmen miissen, verrat sich der Fehler. Ebenso wird, wer
den vedischen Bhaga vorurteilslos betrachtet, die Lehre von dem
„Himmelsgott-‘ friiher indoeuropaischer Perioden, der im Keim so-
wohl Bhaga wie auch streitbarer, kriegerischer Gott gewesen sein
soil ‘j, wohl fur Phantasie halten.
^
jnnvnte Jdnuya ratuhan^e mah'im tmm) , wenn Hillebrandt (V. M. Ill, D.'jA.) mit
Reclit fiir diese Stelle in hltdga- einen Teil des ^Vagens vermutete. Das lieiBt
doch meines Pirachtens das I.exibon alizu t)ereitwillig dem zufalligen Schein der
einzelnen Stelle anpassen. Warum denn nieht „im Gluck'" — der ganze Vorgaim
ist von einer Ghicksatmosphare umgeben? Vgl. d hhdyam X, 11. ti. Die Maruts
sind ja selbst suhliuyajf V. GO, G und raat hen ihre Schutzlinge sidthdya- I, .S6, 7 ;
Till, 20, 15. In II. 34, .s paBt der Nachsatz zu dieser Auftassung auf das genaueste,
wabrend die Erwahniing eines bestimmten Wagenteils neben dem tVagen im Ganzen
mindestens miiGig ware.
1) An dieser Stelle bhaga- kurzweg mit .,Gott"- zu ubersetzen (Deussen, Seobzig
Upanisbads 217) ist verfeblt.
“) Sofern die berrscbcude Aiisicbt - Xiiruckgeben dieser Scbeidung auf
Dialektuntersebiede in der Grundspracbe — zutrifft.
3) L. V. Scbroeder. Ariscbe Religion 1. .jt.g ff.
4) Ebendaselbst 5G5.
Zur Religion uwl Mythologie des Veda.
373
6. Der Vrtramy thus dem ganzen Rgveda bekannt?
GewiB ist es berechtigt, den mythologischen nnd litnrgischen
Besitz der verschiedenen rgvedischen Sangerfamilien nicht ohne
weiteres als nnterschiedslose Einheit zu behandeln. flillebrandts^)
Behauptung aber, dab das fiinfte Mandala die Vrtrasage nicht bennt,
dab die Atris — ebenso die Kntsas — in Indra nicht den Vrtra-
toter feiem, sondem den Snsnafeind, war mir doch iiberraschend.
Ich war gewohnt , im V rtramythus einen festesten Hauptbestand-
teil des vedischen Vorstellungskreises zu sehen. Ein Rsi ohne
Kunde davon hatte mir wie ein Homeride ohne Kunde von Apollon
Oder Agamemnon geschienen.
Selbstverstandlich las ich nun noch einmal die Indralieder von
Mand. V. Da begegnete mir schon im zweiten Verse des Abschnitts
Indra, der den Soma getrunken, besungen von den Maruts; er er-
grilf den Vajra und schlug den Drachen; er entlieb die Wasser,
dab sie liieben mochten (V, 29, 2), Ist das nicht eben der Vrtra-
mythus mit seinem vollstandigen Zubehor ? Zwar nennt der V ers
nicht Vi’tra, sondern den Drachen (ahi-). Aber dab der von Indra
bezwungene Vrtra und der von Indra bezwungene Drache dasselbe
Wesen ist, steht doch wohl test. Hillebrandt selbst in seinen
Sammlungen uber die Terminologie des V rtramythus -) stellt —
ich meine mit voUstem Recht — Massen von Versen, die den din-,
und solche, die Vrtra nennen, unterschiedslos durch einander.
Und weiter traten mir im fiinften Mandala immer wieder und
wieder die Spuren desselben Mythus entgegen: der did-, der iiber
den Wassern liegt und den der Gott schlagt; der Berg, den dieser
auftnt; die Wasser, die dasdpatnih waren und die Indra ersiegt
und strbmen gelassen hat. Fehlt da nun die Nennung des Vrtra
mit diesem seinem Namen? Dab Indra in dem Mandala otter
vrtrahdn- genannt wird, hat Hillebrandt selbst bemerkt. Zur An-
nahme, dab da immer nur an Feinde im allgemeinen, nicht aber in
erster Linie an den Damon Vrtra gedacht sei — dann freilich
vielleicht auch an die sonstigen jenem angeahnlichten , als andere
Vrtras betrachteten Feinde'*) — : welchen Grund haben wir nur?
Wo doch die ganze iibrige Phraseologie der Vrtratotung so reich-
lich vertreten ist? Wir lesen 29, 7 tri sdhlm indro mdnm^uh sd-
1) Ved. Myth. Ill, 200 A. 1 ; ahnlich Lieder des Rgveda IS A. li.
2) Ved. Myth. Ill, 174 f.
8) Ich verweise liher den vedischen Sprachgebrauch auf meine Bemerkuugeii,
Rel. d. Veda i:!.5 A. 2.
374
H. Oldenberg,
rain.ii sutihn pihad vrtrahdtijuya somam. 1st es nicht das Nachst-
liegende hier an die Totung Vrtras des Damons zu denken?
Ich erwahnte schon Hillebrandts Zusammenstellungen uber die
Terminologie des Vrtramytbns. Da finden wir nun sowohl, wo
es sich urn Vrtras Beziebung zu den Wassern wie am die zum
Berge bandelt (a. a. O. S. 174 f. 180) , neben Zitaten aus andern
Mandalas auch eine Anzahl solcher aus dem fiinften — eben jene
Verse, die von dem auf den Wassern lagernden Dracben erzablen,
vom Auftun der OfFnungen, vom Enter des Berges, das der Triiger
des Vajra bat stromen lassen. Wenn das alles nicbt Vrtramytbus
ist, was sollen diese Stellen bier?
7. Der Xame Visnu.
Icb babe keine neue Etymologie des Namens Visna aufzu-
stellen. Aber ich glanbe eine der schon gegebenen nocb fester,
als bisber geschehen , begrunden und dadurch die Entscheidung
zwiscben ihr und einer andem, die BeifaU gefunden hat, sichern
zu konnen.
Bloomfield (AJPb. XVII, 427) erklart aus cl und
mnu- „crossing the back (of the world, or the eartblj’ regions)“.
Bloch dagegen (in „Worter und Sachen“ 1,80; ihm ist Hille-
brandt Ved. Myth., kl. Ausg. 140, zuzustimmen geneigt), scblieBt
aus Vi- „VogeP auf eine Wurzel vl-, an die das Suffix -snn ge-
treten sein soli.
Ergeben die auf Visnu bezliglichen Materialien Anbaltspunkte
fiir diese oder jene Etymologie?
Schon in meiner „Religion des Veda“ 229 A. 1 habe ich be-
merkt, aber vielleicht nicht stark genug betont, dafi das Praverb
VI ein ausgesprochenes Visnuwort ist. Es ist in dem fortwahrend
inbezug auf V. wiederholten und im Kv. so gut wie ausschliefilich
von diesem gebrauchten Schlagwort v i-krum- enthalten. Welcher
Nachdruck da auf das vi fallt, geht aus der Steiger ungsform her-
vor: sdkhe visno r itardni vi kramasva (IV, 18, 11; VIII, 100, 12).
V. durchschreitet die Erde tribhir id r i (jnmnhldh ■. von ihm wird
gesagt v imamv vimimanuh I, lo.o, 6: r ibhntadijuiimali I.
156, 1] vij (istidjhnah VII, 99, 3.
Xun aber pafit weiter auch snnu- auf das beste in den Visim-
vorstellungskreis hinein. Schon Bloomfield hat auf V, 87, 4 und
Sv. II, 1024 hingewiesen. Es ist wohl kein Zufall , dafi an der
ersten Stelle auf suiibhih zwei Zusammensetzungen mit vi folgen
{>: ispardhaso v i nudiasuh). Auch der zweite dieser Visnuverse ent-
Ziu' Religion und Mythologie des Veda.
375
halt neben stmuvi das vicalratnr. Fiir Beziehung von stinu- zu
Visna vgl. noch I, 155. 1: welter fiir Zusammenhang jenes Worts
mit et 1, 62, 5 vi ... aprathayah . . sami- VII, 36, 1 v l sanuna
prlhivt msra urvt ^). Ganz im allgemeinen bewegen sich zahlreiche
Belege von sanii- in einem Vorstellungskreis, der mit der Visnuidee
genau harmoniert. Man bedenke speziell, da6 gern vom sann- der
Berge die Eede ist ; V. aber steht zum Gebirge in enger Bezie-
hung (Bergaigne II, 417 ; TS. Ill, 4, 5, 1). offenbar well seine na-
tiirliche Stelle da i.st, wo dem Ange die groBten Weiten nnd
Hohen entgegentreten
Fiir die Etymologie Blochs andrerseits kann ich Anhalt an
der um Visnu gelagerten Ausdrucksweise nicht entdecken. Mit
einem Vogel wird — jedenfalls in der alien Zeit, auf die allein
meine Ilntersuchung sich bezieht — Visnu, so viel ich finde, weder
unter dessen Benennung vi- noch sonst identifiziert. Der SchluB
von diesem Substantiv auf eine Wurzel vi- „fliegen“ — das soli
dock wohl die Bedeutung der Wurzel sein — ist mehr als gewagt.
Statt der Betonung visnu- ware *vi,pp(- zu erwarten, welches Be-
denken naturlich keineswegs , wie Bloch versucht , durch die Be-
merkung zu beseitigen ist, die Bedeutung des Worts sei schon in
vedischer Zeit vergessen gewesen.
So verrat sich in mannigfacher Weise das Fehlschlagen einer
Etymologie, die allzu bereitwillig der mythologischen Spekulation
mit ihrem auf eigne Verantwortung geschaffenen Gebilde des
(Sonnen-)vogels Visnu sich anpaBt und dariiber unbeachtet laBt,
welche sehr bemerkbaren Fingerzeige fiir die Deutung des vi- dem
Veda zu entnehmen sind.
8. Die Mahanamni- Verse.
Die eigenartige Stellung, welche die Mahanamni- Verse ver-
moge ihres mystisch - zauberhaften Charakters in den vedischen
Textsammlungen einnehmen, wird im niichstfolgenden Aufsatz be-
1) Hier in dem iiru- ein weiteres ausgepragtes Visnuwort. Der Satz erinncrt
an V, 87, 7 dirghdm xjrtlm papratlie sudma imrthimm — in einem Lied an Visriu
und die Maruts.
2) Die Bedeutung von vi in diesem Kompositum wird die der stelienden
llolle des vi in der auf Visnu beziiglichen Diktion entsprechende sein; also nicht
Zweigeteiltheit (Wackernagel Gramm. II, 2ti5). sondern Weite, Ausdehnung. vi-snu-
ist der, fiir den die sdnu- sich weithin erstrecken, oder vielleicht, in engerem An-
schluB an das Schlagwort vi-kram-, der, der weit uber die sdnu- hinschreitet : es
ware ein Fall des von Wackernagel a. a. O. 231 besprochenen Vorschwebens einer
verhalen Verbindung des Praverbiums.
376
H. Olden berg,
sprochen werden. Hier beschaftige ich mich mit der Struktur
dieser Verse selbst and einigen Fragen , die ihren Text uad ihre
Anslegnng betreflFen.
Wir lesen die Verse sowohl im Samaveda wie im Rgveda.
Fiir die Samanversion halte ich mich an die Samavedaausgabe der
Bibliotheca Indica vol. II p. 366 tf. (den Jaiminitext s. bei Caland,
Jaim. Saiphita59 f.), fnr die rgvedische an Keiths Aitareya Aranyaka
p. 141 ff. ; vgl. die Anmerkungen nnd Ubersetzung das. S. 258 If.,
wo auch die weitere Literatnr angegeben ist.
Es liegt nun auf der Hand, da6 im iiberlieferten Text dieser
Verse Bestandteile von verschiedener Natur zu einer kiinstlichen
liturgischen Figur znsammengestellt worden sind. Sehen wir von
den auf die eigentlichen Verse oder Verskonglomerate folgenden
puriKapadani ab {evn hy eva etc. ; diese sind im folgenden unberiick-
sichtigt gelassen), so sind die eigentlichen .s'a/aara-Bestandteile von
den Hinzufiigungen {npasarya-) zu unterscheiden , die als solche
schon Ait. Br. IV, 4, 1. 14 erwiihnt werden ^). Latyayana Sraut.
VII, 5, 9. 10 sowie der Kommentar zu Pane. Br. XIII, 4, 2 und
der zum Samaveda (a. a. 0. der Bibl. Indica) macht hieriiber die
nbtigen Angaben , die durch die innere Evidenz , wie sich zeigen
wird, als durchaus zutreffend erwiesen werden-). Es ergibt sich
ein falsches Bild der Sachlage, wenn man, wie Keith tut, den
iiberlieferten Text, so wie in ihm die Bestandteile aneinander ge-
reiht sind, iibersetzt. In die richtige Perspektive riickt alles erst,
wenn die Schichtung der Bestandteile klargelegt, die Scheidung
des nur scheinbar Zusammengehorigen vollzogen wird ®). Man sieht
leicht, da6 das auf der Grundlage vielmehr der Samavedaversion
zu geschehen hat, welche drei Verse zahlt*), als der Rgrezension,
deren neun Verse irrefiihrend aufgebaut sind. Ich versuche die
1) Auch das imrlxam wird mit diesem Xamen schon iii der Brahmanalite-
ratur benannt, s. das Pet. Wb. — Besonders haufig sind solche Znsiitze zum
eigentlichen Text im Aranyakateil des Samaveda (s. den nachsten Aufsatz); offen-
bar gelten sie als Trager besondercr Zauberkrafte.
2) Vgl. hierzu schon Weber, Ind. Stud. VIII, 68, der die Hauptsache richtig
erkannt hat: meine Prolegomena 63. Wenn Weber vermutete, dafi im Ait. Br. IV, 4
andre Verse als Mahanamni betrachtet wiirden, da von elfsilbigen Padas mit
fiinfsilbigen Zusatzen die Rede sei, ist jetzt leicht zu sehen, daB das irrig ist.
Es handelt sich dort um die an bestimmter Stelle des Rituals vorgeschriebene
kiinstliche Verbindung der Tristubh-Padas von X, 96, 13 mit einigen der fiinfsil-
bigen Mahanamnizusatze (Asvalayana §raut. VI. 3, 16).
.6) Es ist bezeichnend, daB eine Reihe dieser Bestandteile mit eignen tech-
nischen Namen benannt wurden wie dhCitu-, vaUa- etc.
4) So spricht auch Ait. Br. IV, 4, 2 von den drei Mahanamni.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
377
Schichtung zu veranschaulichen. Die Scheidnng des Haupttextes
(grofierer Druck) und der Zutaten (kleinerer Druck) beroht auf der
Tradition; diejenige der verschiedenen Bestandteile dieser Zutaten
unter einander (bezeichnet mit «, h n. s. w.) riibrt von nair her ^).
I.
(I. vidd tnaghaian vidd gdtiim dnu samsiso disafi
si/c.sd sacinain pate pur vina'iii jpuruvasa dhliis tvdin
abhisfi bhih
b. svdr ndmsub
c. prdeetana prd cetaya
i ndra ay u m n a y a na i e
d. evd hi sakrdh
rdyc vajayu v aj r ic ah cistha vajrinn riijdse nidiii-
histha v ajri n n r n j d s e
a. d ydhi piba mdtsva.
II.
a. vidd rdydb smiryatn bhuvo vdjandm pdtir midn dnu
yndmhistha vajrinn rnjdse ydh sdvi.^thah s urdnain
yo m dm hist ho mayhbndm
h. umsiir nd socib
c. cikitro abhi no naya
i n d r 0 vide t d. m u s t u s e
d. Ue hi iakrdh
fdm utdyc havumahe jetdram dpn raj itain sd nah
par sad dfi d vis ah
a. krdtus chandd rtdm brhdt.
III .
a. indratn dhdnasya sdtdye havdmuhe jetdram dpardjitam
s d nah pa rs ad dtidvisah sd nah par.sad dti sridhuh
ptirvasya ydt te adrivah
b. amsur mdddya
c. snmnd d dhehi no vaso
part i h s' avis t h a s as ydte
d. vast hi sakrdh
n u n d in t d n n d v y a m s d n y as e p r db ho j d n a s y a v r-
t rah an s d. m any c .s u brand v ahai
a. tiiiro yo ydsu ydechati sdkhd siisevo ddvayah-
1) Eine durchgehende Varia lectio beizufugen untorlasse ich, indem ich auf
die vorliegenden Publikationen verweise, auBerhalb derer mir eigne Materialien
nicht zu Gebote stehen. Fur einige Einzelheiten der Textkonstitution und Inter-
pretation beziehe ich mich auf die Bemerkungen unten S. 380 f. Wahrend ich, wie
eben bemerkt, fur das AiTangement des Ganzen den Samantext fiir maBgebend
halte, erscheint mir im einzelnen der Rktext als der korrektere.
Kgl. Oes, d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 3.
26
378
H. Oldenberg
Der eigentliche Text besteht, wie man sieht, durchweg aus
achtsHbigen Eeihen. Er zerfallt dentHcb in drei Verse, durch
deren jeden der Zusammenhang fortlauft, ununterbrochen dmcb
die zwischengesetzten Zutaten, die in Ton und Inhalt doch meist
in wenigstens ungefahrer Harmonic nut dem Grrundtext stehen. Der
Schlufi des ersten Verses wind durcb die refrainartige Wieder-
holung des vdjriun rjnasc gekennzeichnet , wie ja solche Wieder-
holungen im Rv. oft einen AbscbluB markieren. Indem der SchluG-
pada mdinhistha vajt'inn rnjdse dann nach dem aus 8 + & + 4 Silben
bestehenden Eingang des zweiten Verses in der bei Stomabil-
dungen gelaofigen Weise wiederholt wird, bestatigt sich deutHch,
dad jener Eingang von der Uberlieferung mit Recht als dem Haupt-
text nicht zugehorig aufgefaBt wird; den wirklichen Anfang des
zweiten Verses bildet, nach jener Wiederholung, der in seinem
Aussehen ganz zu solcher Anfangsstellung passende Pada yah ■•^d-
vi^thah stiranam. Dieser zweite Vers nun. nach seinem urspriing-
lichen Bestaude betrachtet, hat mit dem Schluh des Grundbestand-
teils des iiberlieferten zweiten Verses olfenbar noch nicht sein
Ende erreicht. Zum Iiberlieferten SchluB sd nah parmd dti dvlsah,
der ganz in derselben Weise wie vorher das mdmhistha vujrlnn rnjdse
im iiberlieferten dritten Vers, nach dessen Eingangszutaten, wiederholt
ist, gehort mit bekannter Korresponsionsweise des Ausdrncks (vgl.
Vin, 79, 9 ; s. auch X, 126, 5) als wahrer Schlufi noch sd nah par-
sad dti sridhah. Hinter der traditionellen Versabgrenzung, die
offenbar fiir die Hinzufiigung der Zutaten mahgebend gewesen
oder noch eher mit dieser zugleich festgestellt worden ist, erscheint
also eine andre, urspriingliche Versteilung. Nach dieser fangt der
dritte Vers mit ptircasya ydit te adrivah an. Wahrend die beiden
ersten Verse je 7 achtsUbige Reihen umfassen , enthalt der dritte
deren nur fiinf*). Immerhin wiirde die Benennung der Verse als
salvaryah d. h. als 56silbige (oder Benennung des 56silbigen Me-
trums eben nach unsern Versen? s. u.) auch auf Grund dieser
Sachlage verstandlich sein, wenn sie nicht vielmehr mit der iiber-
lieferten Materialverteilung zusammenhangt, die durch die Wieder-
holungen zweier Padas iiber 21 Padas verfugt und diese ohne
Riicksicht auf die innere Zusaramengehorigkeit rein mechanisch
drittelt.
Zu dem beschriebenen Gmndbestandteil nun konunen Zusatze,
1 > Proleg. 33 legte icli dem Grundbestandteil der Mahanamni-Litanei 7 + 7
4- i") Padas bei. Keith 260 lindet das „hardlv borne out by the facts". Die obigen
Darlegungen euthalten meine Rechtfertigung.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
379
deren Arrangement nicht nach der urspriinglichen , sondern nach
der seknndiiren Disposition der drei Verse seine Synunetrie auf-
weist.
Zunacbst im Eingang jedes Verses ein Stiick im Umfang von
ungef'ahr zwei Padas , oben mit a bezeicknet , in V. 1 wie V. 2
mit vidah anfangend ^). Mir scheint , daB damit der SchluB der
Verse zusammengehort, den ich darum ebenfalls mit a bezeichnet
babe : er schlieBt sich jedesmal leicht an den Eingang an. In
V. 1. 2 umfaBt dieser SchluB je einen Pada, in V. 3 deren zv?ei.
Weiter ist in jeden Vers eingeschoben ein fiinfsilbiges Stiick,
jedesmal das Wort amsuh enthaltend (6 ; dies fehit in der rgve-
dischen Rezension; in Vers 3 beruht dies Stiick anf IX, 62, 4) ;
sodann ein achtsUbiger Pada (c), bei dem man in V. 1. 2 an Zn-
sammengehdrigkeit mit a denken konnte, doch V. 3 schlieBt diese
aus; endlich ein fiinfsilbiges Stiick (d), jedesmal anf die Worte hi
scdcrdh ausgehend^). —
Was den Inhalt des Granzen anlangt, so scheint er dem durch
das Wort ^aJccaryah angezeigten Leitmotiv vollkommen zu ent-
sprechen — das betretfende Metrum mag dann wobl seinerseits
erst von diesen Versen her den Namen haben — : sowohl im Haupt-
teil tritt das sa^'-Motiv hervor (zweimal gleich in den Eingangs-
worten slksa sacindtu pate), wie es auch in den Zufiigungen durch
das jedesmal wiederholte mki dh der d-Stiicke vertreten ist ®). Dazn
kommen mehrere sich iiber das Ganze verteilende Synonjona von
sakrd-. Wenn es also VII, 33, 4 heiBt ydc chdkvarisii hrhatd rdee-
nfiidre sdsmam ddadhata Vasi^thdh, so paBt das so genau wie mog-
lich zum Inhalt unsrer Verse. Damit daB nach V. 5 desselben
Liedes die Verehrer Indras vrtdsah waren und ihnen der Gott
im'm II lokdm geschafFen hat, konnte das cidd maghavan vidd gdfitm
zusammengehoren. Weniger bezeichnend fiir den Inhalt der sak-
rari/iih. ist ihre Erwahnung in X, 71. 11 ^). Ich wiiBte nicht, warum
1) In V. 3 liat dieser Eingang die Vorte haedmahe jHdram upardjitam mit
dem Hauptstuck von V. 2 gemeinsam. — In V. 1 ist der Eingang inetrisch un-
detinierbar ; bei ahnlicheu Elementen in den Saman des Arapyagana tindet sich
das ofter.
2) Zwei von den drei Exemplaren dieses Stiickes (evd hi iakrdh, vaii hi
dnh'iih) kebren unter den pnrlsapaddni der Rcrezension wieder. Ebenso von den
librigen Zusatzen die Worte vdsait dmi und vidd maghavan vidah.
3) Mit dem Motiv der Starkung Indras schlieBt sich das der Somadarbrin-
giing {mir in den Zusatzteilen ; das amiuh der b-Stucke, dann piba mdtsva) leiciit
zusammen. Wie das Ganze dann gerade zum Regenzauber geworden ist (s. meine
Religion des Veda 420 ft'. j, weiB ich so wenig wie Keith 263 A. 9 aufzuklaren
4) Doth geht aus diesem Verse deutlich hervor, daB sie als Saman text zu
26 *
380 H. Oldenberg, '
diese Aufierungen des Rv., die beide den spateren Teilen der Samm-
lung zagehoren, nicht in der Tat auf ansre Verse — wenigstens
deren Grrundbestandteilen nach — bezogen werden konnen i). Dab
die jiingeren vedischen Samhitas von diesen wissen , steht fest.
Ihr Text selbst tragt zwar kelne Merkmale hochsten Altertums,
alter aber als jene Verse des Rv. kann er sehr wokl sein. Er
tritft zwar in ziemlich vielen Fallen mit rgvedischen Parallelen —
sie bier zu verzeicbnen unterlasse icb — mebr oder minder genau
zusammen. Aber von wie vielen rgvedischen Hymnen labt sick
dasselbe sagen, und keineswegs steht fest , dab unser Text der
entlehnende Teil sein mnb^). Eher machen den Eindruck junger
Herknnft die Zusatzteile , und sie mogen in der Tat jiinger sein
(^man vergleiche dem svuy Hutfisuh VS. AVUI, oO j Sat. Rr. lA, 4,
2. 19 IF. ; TS. V, 7, 5, 2). Streng erweisbar ist das natiirlich nicht.
In keinem Fall aber folgt darans etwas gegen das Alter der Grund-
bestandteile. —
Schlieblich wenige Bemerkungen zu Einzelheiten.
1. cida olFenbar, worauf rgvedische Parallelen denten = vhWi.
Dem entspricht auch die Schreibung im samavedischen Gana (Sv.
vol. II p. 371 Bibl. Ind.) und bei Sahkh. Sr. XVII, 12, 5. Xicht zu
+ was Keith als moglich in Betracht zieht: gerade neben
gahi- ist ja vid- haufig; v gl. gdtuvid-j auch beriicksichtige man den
Akzent. — rnjdse: wegen der vorangebenden Vokative entscheidet
der Akzent nicht, ob Infinitiv oder Vb. finitum; ich finde keine
Entscheidung.
2. rage Sv. — indro tide m. E. nicht „Indra finds all“ (Keith),
sondem „er wird als Indra erfunden“ , wofem nicht vide zu be-
tonen und Zugehorigkeit zum Relativ.satz anzunehmen ist {yah sdvi-
sthah . . . hidro vide, turn it stuse). — Eur htuse sftthi Sv. — d hier
verstehen sind. Dazu stimnit auch das brhatu rdvena von VII, oo, 4, f'erner die
fur Samantexte typische Dreizalil der Verse. Auch das spiitere Ritual erweekt
den Eindruck, daB es sich an erster Stelle um einen Samantext handelt: fur die
rgvedischen Liturgen scheint er eben insofern in Betracht gekommen zu sein, als
es diesen uberhaupt vielfach oblag, die Texte der von den Udgataras gesungenen
Saman ihrerseits zu rezitieren.
Ij Allerdings weiB ich nicht, wie der Widersprucb zwiseben der so sich er-
gebenden Autorschatt der ^ asisthas und der von der Khila Anukramani angenom-
menen des Visvamitra (vgl. .schon Arse\a Br. p. 77 ed. Burnell; Jaim. Grhya 1, 17j
zu beurteilen ist.
2) Auch das mit I, .30, B uhereinstimmende sum anyhu bravdvahai braucht
nicht unbedingt dorther entnommen zu sein. Gegenuber den Bemerkungen von
Keith 2(;1 verweise ich auf meine Note zu dem Rgvers.
Zur Religion und Mythologie des Veda. 381
und in V. 3 oben nach Sv. gegeben; Rv. stellt beides um. — 1st
ciiandd (Rv.) oder chdnda (Sv.) richtig?
3. Evident ricbtig ist srklhah (Rv.), nicbt das ofFenbar aus
dem Vorangehenden mecbanisch wiederholte dvisah (Sv.). Vgl. Rv.
VIII. 79, 9; X, 126, 5. — Ob tan oder tdm, kann natiirlich nur die
Anffassung des Zusammenhangs entscheiden. — ndvyani „praise-
worthy“ (Keith 263 A. 7) scheint mir abzulehnen, vgl. meine Note
zu VII, 18, 5: Gegensatz zu purrasija sowie za mnyase (s. sogleich)
liegt vor. — Da6 sdnyase zu lesen ist (so Fortunatov und der
Jaiminlyatext. s. Caland, Jaim. Sainh. 60 [.sa»7/asr] ; auch die Tii-
binger Hss. bei Goldschmidt Monatsber. der Berl. Akad. 1868,245,
[dort sanydse betont]), nicht sdmnyase (wobei die indischen Kom-
mentatoren und Keith an Wzl. as- mit sum und denken) , geht
aus Rv. Ill, 31, 19 ; VIII, 24, 26 ; 67, 18 hervor, welche Stellen schon
Fortunatov heraugezogen , freilich schwerlich richtig erklart hat.
In der stehenden Wendung ndvtjam sdnyase ist von beiden Worten
nicht mit volliger Gewifiheit zu entscheiden, ob sie Masc. oder
Neutr. sind. Fiir wahrscheinlicb halte ich, von Geldners Glossar
abweichend, folgende Auffassungen. 111,31,19: ich mache durch
meine Anbetung den alten Gott neu (ndvyam) fur die alte Tat
{sdnyase): d. h. damit diese sich erneuere, wiederhole. VIII, 24,26 :
wir gehen dich den Neuen (d. h. erneut sich Betatigenden) an fiir
die alte Tat (damit du diese auch jetzt wieder tun mogest). VIII,
67, 18 dagegen mit neutralem ndvyam, doch auch wohl, scheint mir.
mit neutralem sdnyase wie an den andern Stellen : diese neue Tat
(wird) uns (znteil) zum Zweck des Alten — d. h. damit die alte
Tat fortwirke, sich erneuere. Da an unsrer Stelle, wie schon be-
merkt. schwerlich der Uberlieferung Entscheidung zwischen tan
(= idd) und tdyi zu entnehnien ist, wird ungewiB bleiben, ob ge-
meint ist: ,,,(ist) diese (Tat) nunmehr neu fiir die alte‘‘ (d. h. zum
Zwecke der Emeuerung der alten) oder : „(rufen wir) diesen neuen
jetzt (an) fiir die alte Tat'^ (d. h. damit er seine alte Tat wieder-
hole) — weiter dann: „o Hervorragender unter dem Volk, Vrtra-
toter. Unter den andern wollen (eben) wir mit einander reden ^)“. —
Die Stellung der Mahanamniverse im Aranyaka fiihrt uns nun
weiter dazu, das Wesen der Aranyakatexte im Ganzen zu unter-
suchen.
1) Vgl. Rv. I, :J(t, (i. Xaeh dieter Stelle halte ich sam aryesu hracdvahai
(Sv.) fur Korruptel. sam aryesu sUtcdmahe (Jaim. Saijih.) fur verfehlten Besse-
rungsversuch. DaB tan ndvyam von sam br^ abhangt („vvollen wir uber dies Neue
. . . uns besprechen^), ist kaum wahrscheinlicb.
382
H. Oldenberg,
9. Ar any aka.
Zn den merkwiirdig zah sick im Dasein behauptenden Legenden
anf dem Gebiet der vedischen Literatur- und Religionsgeschichte
gehbrt die von der Bestimmnng der Aranyakatexte fiir das Lebens-
stadinm (nsrama) der Waldeinsiedler. Schon vor Jahrzehnten ver-
suchte ick (Prolegomena 291) den Irrtum zu beseitigen. Vielleicht
ist es Schuld der Knappheit meiner Bemerkungen, dab der Erfolg
recht unvollstandig war. Denssen erklarte es als die ^nrspriing-
iiche (wiewohl nicht strong dnrchgefuhrte) Bestinminng“ der Ara-
nyaka, „fur das Leben im Walde {aranyam), welckem der Brah-
mane im Greisenalter obliegen soil , einen Ersatz fiir den , wenn
nicht ganz wegfallenden , so dock wesentlick beschrankten Kultus
zn bieten“ ^). Und wenn derselbe Gelehrte dann einmal in einer
spateren Anberung sick etwas sckwankender ausdriickte ■^) , lenkte
er kinterher dock wieder mit ziemlicher Bestimmtheit in die alte
Bakn zuriick und sprach von der „vorwiegenden Bestimmnng [der
Aranyakas], dem Vanaprastha einen Ersatz fur die meist nicht
mehr ausfiihrbaren Opferhandlungen zu bieten“. Ebenso schlob
auch Winternitz^) die Genesis der Arapyakas an das System
der vier Lebensstufen an and erklarte sie als im Walde von den
Vanaprasthas zu studierende Texte ^), und in gleichem Sinn sprach
sick der so kundige Oltramare®) aus. Zutreffender urteilte
Keith’), der jene Ansicht als „far-fetched“ zuriickwies *). Dock
auch seinen Satz , dab „the Aranyaka seems originally to have
existed to give secret explanations of the ritual “ kann ick nicht
okne Reserve annekmen, wie ick ikm auch nicht in der I^onzession
an die entgegenstehende Ansicht folgen kann, dab diese sich anf ein
Zengnis Sayanas berufen diirfe. Eine etwas eingehendere Bespre-
chung der Erage wird am Platz sein, da einige nicht unwichtige lite-
raturgeschichtliche und religionsgeschichtliche Gesichtspunkte hier
in Betracht kommen.
1) Allg. Geschichte der Philosopbie I, 1, Os.
2) Daselbst I, 2, 4.
3) Daselbst I, 2, 109.
4) Gesch. der ind. Litteratur 1, 202.
5) Dazu dann freilich noch die Beinerkung: „M0glich ist es ja, dali auch
der Unterricht in diesen Texten im Walde stattfand“ _ ein Muster unbestimmter
Ausdrucksweise, wo sjch in der Tat vollkommcn bestimint reden lailt.
6) L’histoire des idees tbeosopliiques dans ITnde I, 08 .
7) The Aitareya Aranyaka 15 f,
8) Siehe auch, speziell hinsichtlich einiger Samantexte , die trctt'ende AuBe-
rung von (. aland, Jaiminlya Samhita p lo (vgl. II.o., G('>A. 1908 722 1)
Ziir Religion und Mythologie des Veda.
383
Wir iiberblicken znerst die hauptsachlicheren vedischen Zeug-
nisse iiber die Beziehung der Aranyakas zmn Walde. Sodann
fragen wir, was deren eigner Inhalt in dieser Hinsicht ergibt.
Fiir den Rgveda stelle ich das recht eingehende Zeugnis des
Sahkhayana Grhya (VI, vgl. anch II, 11 f.) voran. Der Autor er-
klart die Ordnungen ftvacihyayarani/akasya darsteUen zu wollen (VI,
I, 1), wobei der Ausdruck svadhyaya- nns nicht irre fiihren darf :
in der Tat ist, wie in der ganzen Darstellnng Sahkhayanas be-
standig hervortritt, von der Unterweisnng des Schulers dnrch den
Lehrer die Bede^). Von Texten, nm deren Vortrag es sich han-
delt , werden die Aakvaryah genannt , ferner das maliavraiam , die
upanisadah, die Sftrulntah , der mantha-: von diesen sind die sak-
inryah nicht in das Sahkhayana Aranyaka aufgenommen, wohl
aber in das der Aitareyaschule ; die folgenden vier Texte machen,
entsprechend der Reihenfolge . in der das Sutra sie nennt, den
Hanptteil des Sahkh. Aranyaka aus (Mahavrata dort Buch I— II ;
Upanisad ; III — VI ; Saiphitah : VII — VIII ; Mantha : IX). Diese
Texte nun werden im G-rhyastitra als „Geheimlehre“ {rahasyani
II, 11, 13) bezeichnet, deren Stndium auf das des sumyor harliaspn-
tyfiuia- vcda-’^) folgen kann. Fasten des Schillers im Walde geht
voraus (II, 12, 6). Dann geht der Lehrer ausdemDorf (II, 12, 9)
gegen Nordosten (dort § 11 ; VI, 2, 1) hinans ; dort findet unter
Beobachtung von Observanzen. welche die besondere Heiligkeit
der betretfenden Lehren charakterisieren , die Unterweisnng statt.
Fiir diese sind die gramadhyayandnantarhitany ahnni (VI, 1, 8, vgl.
Mann IV, 123) verboten. Deutlich wird bier also zwischen dem
Studinm der gewohnlichen Vedatexte im Dorf und dem des Ara-
nyaka im Walde geschieden. Von Beziehung des letzteren auf
Waldeinsiedler aber ist nicht die Rede. Wer es studiert, ist als
im Dorf wohnend gedacht, aus dem er nur zeitweilig eben fur
diesen Zweck in den Wald hinausgeht.
Ein ahnliches Bild gibt Asvalayana Sraut. VIII, 14. Dort
wird von den Mahanamni (§ 2) und den „zwei“ (folgenden Lehr-
pensen, § 19) gesprochen, d. h., wie der Kommentar unzweifelhaft
richtig erklart, Mahavrata und Upanisad. Auch hier begegnet das
hnhir grdmdt (§ 3), aber nicht die leiseste Hindeutung auf Viina-
prasthawesen.
1) Da6 von svadhyaya- gesprochen wird, erklart sieh wohl hinreichend aus
II, 12, 14 und Asvalayana Sraut. VIII, 14. IP.
2) f'ber das tac cham yor a vrmmahe als SchluCvers des Rv. in der Va.skala-
s.akha s. meine I’rolegoraena 495.
384
H. Oldenber
O f
Die beiden Aranyaka der Aitareya- und Saiikhayanaschule
beschfiftigen sich mehrfach mit der Frage, wem die betrefFenden
Texte zuganglich sein sollen. Wiederholt begegnet die Bestim-
mung, da6 sie nur einem Schuler mitzuteilen sind, der ein Jahr in
der Schiilerschaft zugebracht hat ’) , oder auch dem eignen Sohn
(Saiikh. Ar. VIII, 11 ; XIII; Ait. Ar. IH, 2, 6). Das Ait. Ar. (V, 3, 3)
spricht besonders genau dariiber, wer das Mahavrata lemen darf.
Da miifite sich, ware die hier von mir bekampfte AufFassnng richtig,
dock irgend eine Hindeutung auf ein ausschlieBliches oder iiber-
wiegendes Anrecht des Vanaprastha finden^). Nach Keiths Uber-
setzung aber wird geradezu im Gegenteil gesagt „not to ... a
man in the third stage of life“ : und wenn auch diese IJbersetzung
des na trtiye, wie ich glaube, in Zweifel gezogen werden mu6®),
ist doch der Sache nach Alleinberechtigung oder auch nur Bevor-
zugung des Vanaprastha — falls dieser Begriff fiir die Zeit des
betrelfenden Textes iiberhaopt anwendbar ist — schon dadurch
ausgeschlossen, dab gesagt wird, ohne das Stadium des Mahavrata
konne man nicht Snataka werden*).
_ Aus der Literatnr der Yajurveden hebe ich — neben Taitt.
Ar. I, 32 — hervor die Auseinandersetzungen Apastambas (Sr. XV,
20, 1 ff.), des Bandhayana (Sr. IX, 19), des Bharadvaja (Grhya III, 6),
und des Manavasrautasutra (IV, 7, 1 ff.) iiber das, was diese Texte
mdataraiJi'ksa nennen : nach Art der iiber das anfangliche Ma6
weiter gesteigerten Diksa beim Somaopfer (Caland- Henry 66)
eine gesteigerte , auf das Studium des Pravargya beziigliche Ob-
servanz inmitten der allgemeinen Observanz des Vedastudiums.
Da begegnen die Ausdriicke nranyam svadhjnyam, rahastjam; es ist
die Rede vom Hinausgehen aus dem Dorf [praam iidichn va disam
upanislcrannju ; nttarato (jramasya pm-astad va) und Zuriickkehren
dorthin [astamite yratnam prapadayaft), von Trennung des drauBen
zu iibenden Stadiums des Pravargya und anderm in das Dorf ge-
1) Geraeint ist wohl: in der speziellen Bewerlmng urn die Kimde des eben
in Frage kommeuden Textes.
2) .\hnliches gilt von Mann II, Ki5. iian beachte aucli (tautama Dharu.
VIII, l.V
8; Der Text lautet na vatse ca na tiHya iU. Ich verstehe : nicht bei einem
Kalbe noeh einem Dritten (voran gebt ekci eka^mai prafjriiyad iti ha nmaha Jata-
karriyah). Ware davon die Kede, wem es nicht vorgetragen werden darf, er-
wartete man den Dativ. vafeo- wird .,Kalb“ sein ; vgl Apast. .Sr. XV. 20, 8. Bei
trtiya- hatte ich an ,Euniu-h“ gedaeht (vgl. trtiyaprakrti-), doch liegt das eben
\ orgeschlagene wohl naher.
4j Vgl Stenzler, Avvalayana's Haiisregel Tri.
Zur Religion und Mythologie des Veda,
385
horendem Vedastudium (na jnai'aryyayopaniskramydpyaviiiianyad adhi-
yitu. Ap. XV, 21, 15 ; ganz ahnlich Baudh. IX. 20 am Ende). Das
alles schliefit offenbar den Gredanken an Vanaprasthas aus. Viel-
mehr steht es dem leitenden Motiv nach auf einer Linie damit,
wenn es beim Rudratieropfer heiBt aitpdsanam aranyam hrtvd etc.;
naitasya pasor yrdmaiii haranti (Parask. Ill, 8. 3. 14).
■ Znm selben Ergebnis fiibren die Vorschrifteu der Samaveda-
literatur. Ich hebe hervor oranye tisthet . . . arany 'ynim upnsam-
adhaya; . . . pratyetijdcaryam saparimtTcam bhojayet Dobhila III, 2,
38 f. 52; aranyam yatva .. . tisra stofr/yd (der Mahanamnis) upa-
ya[pa]yet Jaim. Grhya I, 17, wo es dann (I, 19) weiter heiBt: vedaai
adhttya vratdni raritvd hrdJimanas sndsyan etc.: also das Stndiam
der Aranyakalehren gehort, wie wir auch bier wieder sehen. dem
ersten Lebensstadium an, auf welches das Grhasthaleben erst noch
zu folgen hat.
Durchweg spielt in diesen Vorstellungen und Ordnungen der
Begriff des vrata- eine hervortretende Rolle'j: der oft durch lan-
gere Zeit sich hinziehenden Observanzen. durch die sich reinigt
und mit mystischen Kraften erfiillt. wer eine bestimmte Lehre in
sich aufzunehmen verlangt^): etad nranyakam sarvamnni-ratl h'otum
arliati, sagt Sayapa (Einl. zum Komm. des Taitt. Ar. ^)). Verbullen
des flauptes, AugenschlieBen, Waschungen kennzeichnen, daB man
sich besonderen Gefahren gegenuberstehend fiihlt. Die Scheu vor
diesen Gefahren und andrerseits die Sorge , den iibergroBen gei-
stigen Besitz nicht an Unberufene gelangen zu lassen : diese beiden
Motive vermischen sich mit einander und geben dem Geheimunter-
richt seinen eigenartigen Charakter. • —
Nach den Zeugnissen iiber die Weise, wie die Aranyakas stu-
diert werden, soil jetzt der Inhalt einiger unter diesen Texten
Ij Es ist kaum notig dafiir Zitate zu gehen. Verweisung auf Hillebrandt
Rit.litt. .'iG f, gcnugt.
2) An sich braucht znm vrata- keine Gelieindehre in Gestalt eines Aranyaka
zu gehoren ; auch mit dem Vedakursus des Dorfs ist eiu vrata- verbunden. Goch
die Geheinilehren haben ihre eiguen speziellen vrata-. Nur im Vonibergehen sei
daran erinnert, daC die Verbinduug der Kenutnis und des Vortrags gewisser
Texte mit bestimmten Observanzen weit davon entfernt ist auf Indien beschrankt
zu sein. Satze, wie sie Brugsch (Rel. und Myth, der altcn Agyptcr 10 1 aus dem
Totenbuch mitteilt , kbnnteu einem indischen llitualhandbuch entnommen sein ;
„Der, welcher dieses Kapitel hersagt, wasche und reinige sich. Er nahe keinem
Weibe und esse weder von einem Tiere der Herde noch von einem Eische". Xa-
tiirlich kami dies Thema hier nicht weiter verfolgt werden
:)) = Kandanukrama der xVtreyischule. Ind. Studien XII, 3.'>5.
386
H. Oldenberg
iiberblickt werden ^). Es handelt sich fiir uns hauptsachlich darum,
die Eigentiimlichkeiten des Inhalts naher zu beobachten, welche
die den Aranyakas zukommende Absonderung vom gewohnlichen
Lempensum bedingt haben, woneben dann, wie die Gelegenbeit
dazu fithrt , einige andre die Aranyakas betreiFende Fragen bei-
laufig beriihrt werden mogen.
Im Aranyakapensum des Rgveda nimmt die Hauptstelle die
Mabavratalitanei ein, die im Aitareya Aranyaka zuerst in Brah-
manaform, an spaterer Stelle in Sutraform'^) besprocben wird.
Wenn der Hotar auf einer Schaukel sitzend diese Litanei vortragt,
bildet sie ein Aqnivalent aller Rgverse. wie die zugeborigen
Samangesange Aquivalent aller Saman sind (Sat. Br. X, 1, 1, 5).
Zugunsten eines Andern soil man die Litanei nicht vortragen. Es
ist klar, da6 diesem besonders komplizierten Prunkstiick der Hotar-
knnst exzeptionelle Macht und Heiligkeit beigelegt wnrde. Dies
Kunstwerk der liturgischen Tecbnik aber war dazu bestimmt eine
besondere Stelle innerhalb eines groBeren, im IJbrigen keinen Ge-
heimcbarakter tragenden Ritenkomplexes (des Gavamayana) aus-
zafiillen, der mit Vanaprasthatum schlechterdings nichts zu tun
hatte.
Weiter die Mahanamniverse (oben S. 375 if.). Wieder ein be-
sonders kompliziertes und in dieser Kompliziertheit hochste my-
stische Krafte entwickelndes rituelles Gebilde. Dafiir sind be-
zeichnend die dazugehorigen Observanzen besonders in der fiir die
Samavedaform vorgeschriebenen Gestalt (GobhUa III, 2), auch das
Wort der Mutter an die Sauglinge „ei, ibr Sohnchen, laBt es euch
gelingen das Sakvarigelubde zuEnde zu fiihren!" (ebendas.). Hier
ist ebenfalls klar, daB der Wald nur fiir das Lernen des Textes
die Szenerie bildet; im IJbrigen findet dieser rituelle Verwendung
an einer bestimmten Stelle von Opfern, die zum Wald und Ein-
siedlerwesen auBer jeder Beziehung stehen-^).
1) Es scbeint hinreichend , die Betrachtung auf Hauptsurhlicheres zu be-
schranken ohne Vollstandigkcit zu erstrel)en. So sind naraentlitli viele Teile des
Taittinya Aranyaka beiseitc gelassen.
2) Im Sutra der Sankhayanaschule bildet der ents])recbende .Vbscbnitt nur
scbeinbar einen Teil des groben Srautasutra. In der Tat liat er auch bier
Aranpkacharakter. Vgl. Hillebrandt, Rituallitt. 2.'): Keith, .IRAS. 1907, 410 f.;
Ait. Ar. Introd. 30.
3} Am funften Tage des Rrsthyasadaha. Diese unansehnlich und zufallig
aussebende Verwendung bcrubt darauf, dab den einzelnen Tagen die Saman nach
herkomralicher ReihenfolL'e (Rathamtara, Rrhat etc.) entsprechen ; auf den fiinften
fallt das Sakvaram.
Zur Religion und Jljthologie des Veda.
387
Von wesentlicheren Aranyakabestandteilen des Rgveda bleiben
noch die granunatisch-mystiscben Speknlationen der Samhitah xmd
die Upanisad iibrig. Hatten wir es allein mit der letzteren zu
tnn, mbchte dieBeziehnng anf Waldeinsiedler einlenchtend scheinen.
In der Tat aber kann eine Anffassnng nicbt zutreffen, die zu den
vorher anfgefnhrten Bestandteilen der Aranyaka schlechterdings
nicbt pafit ^). —
TJnter den Aranjakatexten des Yajurveda hebt sich zu-
vorderst die Behandlnng des heiBen Milchopfers Pravargya hervor,
das ich als einen Sonnenzanber zu erweisen versucht babe ®). Zabl-
reicbe AuBernngen betonen die Gefabrlicbkeit der ihm innewob-
nenden Macbte. Wer den Pravargja zu friib vollziebt, dessen
Leben, Haus und Hof verbrennt jener (Sat. Br. XIV, 2, 2, 45).
Wenn der Glntkessel beiseite gesetzt werden soil , darf man ibn
nicbt anf die Erde oder ins Wasser setzen, damit seine Hitze nicbt
in diese Elemente eingebe ; man setzt ibn auf eine Insel : die ist
kein Wasser, aber das Wasser umflieBt sie nnd schiitzt die um-
gebende Erde vor der Glut (das. 3, 1, 14). Der Anblick des hei-
ligen Objekts bedrobt mit Blindheit, eine Frau mit „Verbrennung“
der Nachkommenschaft (Taitt. Ar. V, 3, 7 ; 6, 12). Eine Menge mit
dem Textstudium verbundener Observanzen, eine dem Vortrag
vorangehende und folgende „Beschwichtigungszeremonie“ kenn-
zeicbnet die gefabrliche Heiligkeit des Textes (Sat. Br. XIV, 1,
1, 26ff. ; Apastamba iSraut. XV, 20, 2; 21, 3 etc.).
Es ist nun fiir die Charakteristik des Wesens der Aranyakas
von Bedeutung, dafi zusammen mit den Mantras des Pravargya
einige Spriicbe erscheinen , die mit diesem Ritus oifenbar von
Hause aus nichts zu tun baben.
In Vs. folgen auf den letzten Pravargyaspmcb (^XXXIX, 6)
bis zum Ende des Adbyaya nocb sieben Spriicbe oder Sprucb-
gruppen (7 — 13). Der erste Sprucb {ugra.-i ai h/anias ca etc.) fiibrt
den Namen Vimukha (Katy. Sr. X VIII, 4, 24 ; XX, 8, 5 ; Parask. II,
15, 6); er enthiilt sieben Xamen des Marnts. Nun finden sich
Vs. XVII, 80 — 85 sechs ganz ebensolche Beihen von je sieben Marut-
namen. Sie gehoren evident mit dem Vimukha zusammen und er-
geben mit ihm die solenne Zahl von sieben mal sieben (in sieben
gana- geordneten) Marnts ’). Die sieben Reihen zusammen , an
1) Ich komme auf die Einfiigung der Upanisaden in die Aranyakas unten
S. :)98 f. eingehender zunick.
2) Religion des Veda 447 f.
;i) 'SVeher druckt geradezu hiiiter XVII, J-'.n den Te.xt des Vimukha ah; das
388
H. Oldenberg,
letzter Stelle die des Vimukha, werden im Ritual der Agnischich-
tung verwandt (Katy. Sr. XVIII, 4, 23. 24; Weber, vgl. S. 387 A. d'.
Das Satapatha Br., das den Ritus eingehend bespricbt, bezeichnet
die letzte Spende wiederbolt als aranye 'nticya- (IX, 3, 1, 12. 24;
vgl. Kath. XXL 10; Maitr. S. Ill, 3, 10; Taitt. Br. I, 7, 7, 3). Es
bemerkt dort so 'ranye 'nficyo hhavati, halai hi idea yhorani nigacchaii ;
tit a irn fad yad arnnyam; und es setzt diese Spende in symbolische
Beziebung zu den Menseben, welche riyratarah sapayiatanl, dhanasya-
vridiiarah sind. Auch im Grhyaritual begegnet eine Marutvereh-
rung mit diesen sieben Spriichen; den letzten — eben den Vi-
mukba — spriebt man „in Gedanken“ {manasa: Paraskara II, 15,
6. 7). In alldem zeigt sich auf das deutlichste, wie ein von Xatur
eine Einbeit bildender siebenteiliger Text fiir den Zweek des Sta-
diums auf den Veda des Dorfs und auf den des Waldes verteilt
ist. Die Gefabrlicbes , Unbeimlicbes enthaltende Partie ist dem
Waldstudium iiberwiesen ‘). Sebon das Brabmana wei6 davon, wie
wir eben gesehen baben. Bei der Vollziebung des Ritus findet
diese Zerlegung niebt statt; es ist niebt die Rede davon, da6 man,
um die eine der sieben Spenden zu vollzieben, in den Wald binaus-
ginge, sondern alle sieben folgen unmittelbar auf einander *). Da8
das alles mit Viinaprasthas oder mit einem diesen fiir den ge-
wohnlicben Kult gebotenen Ersatz scblecbterdings niebts zu tun
bat. sondern auf einem Motiv vollkommen andrer Art berubt, ist
absolut klar ’).
aber ist gegen die handsckriftliche rbcrliefennig. Vgl zu allem Ind. Stud. XIII, 232
und meine Note zu Rv. VIII, 96, s
1) Aus dem.selben Gnmd wird iler Spruch auch vimukha- lieiBen. Wurdo
er mit abgewandtem Antlitz vorgetragen, damit man die dutch i)m heiaufbescliwo-
renen furchtbaren Gestalten iiicht saheV
2) Die Uberliet'erung laBt das fur diesen wie fur die anderii entspreehendeii
Falle mit Sicherheit erkennen. Vgl. .Apastamba Sraut, XVII, l(i, 14 ft'. ; XVIH,
12, 12; XX, 21, 10.
3) Hillebrandt (Ved. Myth. Ill, 319) spriebt von Katyayanas Vorschrift „i'i-
vmkhenaranye ’nucyam, aus der cine den .Manen, Rudra oder Daraonen ahnlicbe
Stellung derMaruts bei diesem Opfer erkennbar wird** ; wozu er bemerkt : ^anmya
ist der Name des Purodasa; Mahidhara zu [Vs] XXXIX, 7“. Er verstebt das
Sutra als „bei einer Marutspende gegebene Vorschrift, den begleitenden Spruch
im Walde ,rait abgewendetem Gesichf herzusagen“ (Ved. Myth., kleine Ausg. 104).
InWahrbeit heiBt der Purodasa nicht aniicya-, sondern aranye 'nucya-\ dies (oder
araruje 'nuvakya-) ist stehende haufige Verbindung. DaB vimukha- tochnischer
Name des Spruchs ist, wird bei H.s Paraphrase verkannt. Vor allem aber wird
■ die Bedeutung der in der gan/en rituellen .Situation liegenden Tatsache uber-
schen, daB beim vimukha-'SytTiich eben nur eine Seite des Marutwesens in Frage
kommt; neben diesem Aranyakaspruch stehen .sechs andre, die mit dem Wald
Zur Religion und Mythologie des Veda. 3S9
Wir bringen den Uberblick fiber die an den Pravargyateil des
weiBen Yv. angescblossenen Sprfiche zu Ende.
Each dem „Vimukha“ folgt die Sprnchreihe (Vs. XXXIX,
8 — 13) agn 'im hrdayena , asanim hrdayagrena : zuerst immer eine
Grottheit und ein Korperteil. dann Formeln von der Form sraha
Johitaya, suce scaka n. dgl. Die Bedeatung des Ganzen geht her-
vor aus Eegeln des Katyayana (XX, 8, 4. 5), die dem RoBopfer-
ritnal zugehoren: devatasvnngehhyu jiihoty amiismai svaketi yratide-
vntam sddaprabhrtitvagantebhyah. rbmddiac ca parehhyah. Damit wird
auf die Formeln des RoBopferabschnitts hingewiesen, die ganz in
gleicher Weise wie die eben erwahnten. immer Gottheiten und
Korperteile des Rosses an einander reihen : Vs. XXV, 1 — 9; nach
diesen soil beopfert werden „was nach dem Vimukha kommt",
also eben XXXIX, 8 f. ; wir sehen , wie der Sfitraantor die im
Aranyakateil der Samhita vorliegende Anordnung kennt und be-
achtet '). Hier kehrt also genau wie im vorigen Fall eine ffir den
Zweck des Stadiums vorgenommene Auseipanderschneidung von
Spruchen wieder, die ihrer Xatur und rituellen Verwendung nach
eine Einheit bilden. Auch bei diesem Ritus unterlaBt das Sata-
patha Br. (XIII, 3, 4, 1) nicht die aranyc ^nucyan als solche ber-
vorzuheben. Wie bei den Marutspruchen ist die Unheimlich-
keit, Gefahrlichkeit der betreffenden Wesenheiten das entschei-
dende Moment ffir ihre Absonderung^). — Es ist vollkommen evi-
dent, daB alles — die Materialien von Vs. XXV wie die des
Aranyakabuches XXXIX — demselben Opferritual angehort und
wir es nirgends mit Produktionen zu tun haben, die ffir das
opferlose Leben von Waldeinsiedlern bestimmt waren: es ist eben
nur aus Grunden der mit dem vedischen Unterrichtswesen ver-
bundenen Superstitionen ein Teil dieses Lernstoft’s vom Ubrigen
niohts zu tun haben. Wir werden weiter sehen, daB es auch t'nr Agni Wald-
spruche ahnlicher Art gab, auf die gefahrlichen oder unheimlichen Seiten seines
Wesens hezuglich und anderweitige Spniche erganzend, die von seinen frcund-
lichen Eigenschaften redeten. Werden wir daraus nun fur Agni entnehmen, was
hier fur die Maruts entnommen werden soil: Zusaramenhang mit den ManenV —
Dies ein weiterer Versuch, zu dem schon oben S. 224 beriihrten Problem der
Maruts und Manen einen Beitrag zu liefern.
1) Weiteres uber dies Arrangement s. bei Eggeling SBE. XLIV, 33ti f., dessen
.Vnnabme, daB unter den aranye 'nucya- aurh Vs. XXV, 24 — 3h einhegritien sei.
entschieden irrig ist.
2) Die Rudranamen treten auf, dazu asani - ; nachher me - , yama-, mrtyu-
etc. Vielleicht hat auch die Nennung des Herzens (des Opfertiers) derartigen
Charakter, vgl. meine Religion des Veda 345 A. 2.
390
H. Oldenberg,
abgesondert. der sich, sobald man die Stelle entdeckt hat, an die
er hingehort, auf das genaueste passend dort einfiigt.
Der ganze im Walde zu studierende Abschnitt der Vaj. Sam-
hita (XXXVI — XXXIX; von der TJpanisad XL sehe ich bier ab),
der fliichtig betrachtet es mit dem Pravargya zu tun hat, stellt
sich also schKefilich heraus als drei dem Umfang nach freilich sehr
verschiedene Geheimdoktrinen umfassend : zunachst in seiner Hanpt-
masse den Pravargya als eine zum Somaritnal sich fiigende Ge-
heimlehre, weiter Geheimspruche oder genauer die geheimen Teile
grbfierer Spruchreihen fur eine bestimmte Stelle der Agniciti und
eine solche des Asvamedha — die drei Teile vielleicht nicht zu-
fallig in einer Reihenfolge, die der sonst geltenden Folge der
Riten entspricht. —
Wir kehren noch einmal zu den besprochenen schreckensvoUen
Namen der Maruts zuriick und beschaftigen uns mit ihrem Auf-
treten in der Taittiriyaschule ; es scheint, da6 sich hier im
Vorbeigehen die Spur.eines Vorgangs aufdecken lafit, der fiir den
Aufbau dieses Aranyaka charakteristisch ist.
Das Taittirlya Aranyaka gibt die Mantras des Pravargya in
seinem vierten Buch, die zugehorige Brahmanaerorterung im fiinften:
beides in scharfer Sonderung unter einander, im Widerspruch zu
verbreiteten, langst von mir *) bekampften Vorstellungen iiber die
Vermischung von Mantras und Brahmana als Charakteristikum
der schwarzen Yajurveden. Mitten unter diesen Mantras nun
stehen die Marutnamen samt einigem Gleichartigem (IV, 22 27).
So stimmen inbezug auf deren Verbindung mit den Pravargya-
materialien die Taittirlyas und Vajasaneyin iiberein. Aber im
Widerspruch mit dem zu Erwartenden geht bei jenen hinter den
Marutnamen die Behandlung des Pravargya weiter fort. Sind jene
also von den Taittirlyas in das Pravargyamaterial einbezo^en?
Und kann von hier aus gegen die eben entwickelte Auffassung
des Sachverhalts in Vs. ein Bedenken erhoben werden?
Xahere Priifung nun ergibt folgendes.
Die Blantras in Buch IV begleiten zunachst den ganzen Ritus
des Pravargya von Anfang bis Ende; dann folgen die Expiationen
fiir dabei vorkommende Unlalle und Ahnliches. Auch unabhangio-
vom Kommentar sind wir mit Hilfe von Apastamba imstande, den
Znsammenhang, in den jeder Mantra gehbrt, festzustellen. Die
IV, 13 anhebenden Prilyascitta werden der EoDe des Textes
entsprechend von Apastamba Sr. XV, 17, 1 if. behandelt; so bis
1; Prolegomena 2!U ft'.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
391
IV, 20, woriiber Apastamba in XV, 17, 6 — 12 spricht. IV, 21 wird
behandelt in Ap. XV, 18, 17 dadldghannavi hhalcsayantl Udr hhiirah
suvar ity anuvdlcena : also nicht mehr der eigentliche Pravargya,
sondern der beim Blittagssavana ihm entsprechende Ritus des Da-
dhigharma (vgl. Apast. XIII, 4, 4 ; Caland - Henry , L’Agnistoma
283). Nun folgen die uns interessierenden Abschnitte IV, 22 — 27,
zuerst zwei mit Aufzahlung von Agnis ghords tunuvah, dann zwei
mit Mamtnamen und zwei anderweitige. Wie nun Apastamba
nacb der Reihenfolge des Mantratextes an diese Stelle kommt,
bemerkt er (XV, 19, 1) : vydkhyatn ghords tanvo 'range ’nnvakyo garni
uttaraa cdnutukaK. Er beziekt also diese seeks Abseknitte nickt
auf den umgebenden Zusammenkang des Pravargj a, sondern be-
ruft sick auf anderweitig Gesagtes: wie der Kommentar fraglos
zutreffend erklart, ist bei den Agninamen an Apast. V, 15, 3. 4
gedacht (Ritual des Agnyadkeya), bei den Mamtnamen an XVII,
16, 16 (Agniciti) und XVIII, 12, 12 (Rajasuya) , bei den beiden
ubrigen Abseknitten an XVII, 17, 7 (wieder Agniciti) und an XIV,
14, 1 (Caturkotrritual) ^). Nack dieser absekweifenden Verweisung
auf andere ritueUe Gebiete kehrt Apastamba dann ziun Pravargya
zuriick und bespricht in XV, 19, 2 ff. diejenigen Prayascitta, deren
Texte das Aranyaka in IV, 28 If. gibt ®).
Der Hergang, der zu dieser abnormen Anordnung der Mantras
und entsprechend der Darstellung Apastambas gefukrt hat, sekeint
mir klar. Ursprunglick reichte im Aranyaka der Pravargya nur
bis IV, 21 : da wurde im letzten Abseknitt, kinter den Prayascitta,
anhangsweise der Dadkigharma behandelt, dieser dem Pravargya
eng verwandte, in seinem Eintreten von dessen fakultativem Ein-
1) Der Charakter der Furchtbarkeit oder Unheimlichkeit, den wir nacb dem
bisber Entwickelten als fur die Aufnabme in das Aranyaka entscheidend in dieseu
Texten von Taitt. Ar. IV, 22 — 27 erwarton miissen, wobnt ihnen alien in der Tat
bei. Fur die beiden Agniabschnitte besagt das schon das Schlagwort ghoras ta-
nuvah ; daneben stehende giinstige Erscheinungsformen des Agni sind nicht im
Aranyaka sondern bei Apast. Sr. V, 15, 2 benannt, so dab wir bier wieder (vgl.
oben S. 387 f.) das zusainmengehbrige Material sicb je nacb Furchtbarkeit oder
Gunstigkeit auf das Aranyaka und eineu andern Text verteilen sebeu. Von der
Furchtbarkeit der im Aranyaka aufgefuhrten Manitnamen war schon oben die
Rede. Es folgt im Ar. ein verderbenbringender Ritu.s gegen einen Feind : ciid-
lich die vacafi krurmii.
2) Lebrreicb ist bier aucb die Vergleicbung des in nur wenigen IIss. ent-
baltenen, oft'enbar nacbtraglich zugefiigten Kapitels Baudbayana 8raut. IX, 18.
Wie inmitten der Darstellung des Pravargjarituals die Agninamen u. s. w. voll-
kommen in der Luft stehen und den Darsteller in Verlegenheit bringen, tritt da
hoebst deutlich hervor
392
H. Oldenberg,
tritt abhangige Parallelritas. Damit war dieses rituelle Thema
erledigt, und nun folgten ganz wie im weiBen Yajurveda — teil-
weise (bei den Marutnamen) mit diesem iibereinstimmend, teilweise
divergierend — Greheimsprviche fiir andre Riten. Spater verfiel
man dann daranf das Prayascittakapitel noch weiter auszubauen,
und so scbloB man nun im Aranyaka, unbekiimmert urn die Storung
der sachlichen Zusammengeborigkeit, an die letzterwahnten Spriiche
weitere wieder auf den Pravargya bezuglicbe Prayascittaspriiche
an. In diesem Zustand fand Apastamba den Text vor und paBte
seine Darstellung ihm an *). Das Taitt. Aranyaka also . weit ent-
femt davon die Struktur von Vs. XXXIX, wie sie oben darge-
gestellt wurde, fraglicb erscheinen zu lassen, bestatigt recht sicht-
bar die betreffenden AufFassungen “).
AVas endlich die Aranyakapartien des Samaveda anlangt,
so unterricbtet uns die Struktur der Texte obne weiteres iiber
die Haupttatsachen.
Icb glaube bei einer friiheren Gelegenheit gezeigt zu baben,
daB der alten Zeit das Purvarcika (resp. die ihm zugehbrigen
Ganas), nicht aber das Uttararcika, in erster Linie als der Text
gait, der das vom Samanschiiler zu erwerbende Wissen enthielt®).
In diesem alten, eigentlichen Samaveda sondert sich nun als Wald-
teil innerhalb der Textsammiung (arcika) der letzte Prapathaka ab,
der auch als eigne Aranyakasarnhita betrachtet wird, unter den
Melodiensammlungen (Ganas) aber das Aranyagana, das dem Dorf-
text Geyagana gegeniibersteht ‘‘). Weiter ist dann als AValdtext
natiirlich die Upanisad aufzufiihren ®). Gobhila gibt Anweisungen
1; Es miiBte denn sein, daB auch bei Apastamba dies Zuruckkebren zum
Pravargyathema auf sekundarer Erweiterung beruht; was ich bier nicht unter-
suche. — Die Brahmaiiadarstellung des Pravargya im Taitt. Ar. V ermoglicht
leider keine Kontrole, weil sie auf die Prayascitta iiberhaupt nicht eingeht.
2) Wie es scheint in stark verwischter Gestalt zeigt sich das Zusammen-
geraten der furchtbareu Marutnamen mit den Pravargyaspruchen noch Maitr.
S. IV, 9, 17 (vgl. Man. Mr. IV, 4, 4aj. Die mir erreichbaren Materialien genugen
nicht, die betretfende Stelle vollkommen ins Reine zu bringen. Aber die gewon-
nenen Resultate stehen wohl so fest, daB sie in keinem Fall von hier aus wan-
kend gemacht werden konnen.
B) Gott. gel. Anz. 190s, 718.
4) Naheres iiber das Verhaltnis von Geyag. und Aranyagana s. bei Burnell,
The Arsheyabr. XXXII f.; H. O., GGA. 1908, 725 If. — Wie dann weiter, dem*
Uttararcika entsprechend, Uhagana und Uhyagana als Dorf- und Waldtext neben
einander stehen, verfolge ich hier nicht; vgl. a. a. 0. 731 ft'.
5) Ist diese mit EinschluB des Mantrabrahmapa zu verstehen , das ja im
Eahmen des ganzen „Chandogyabrahmapa“ oder auch „Upanisadbrahmapa“ mit
Zur Religion und Mythologie des Veda.
B93
iiir das Studium dieser Texte. Neben dem Godanikavrata , das
zom Stttdimn der drei groBen im Dorf vorzntragenden Parvan
des Purvarcika befahigt, steht das Vratika-, Aditya-, Aapanisada-
and Jyaisthasamikavrata, femer noch das Mahanainnika(vrata) (Gobh.
Ill, 1, 28 if. ; 2, 1 If. 54). Der Kommentar sagt vratikavratam aranya-
kasya sukriyavarjasya , adityavratam hikriyandm, aupanisadavratam
upanisadbrahmanasya , jyaistJiasamikavratam ajyadohanmn adhyayan-
drthatn. Die Richtigkeit dieser Angaben, an sich evident, wird
bestatigt durch das Jaiminlyagrhyam (I, 16): vratike vrataparvadi-
tyavratike hikriyany aupanisada upanisadam sravayet. Nur insofern
bleibt eine Unklarheit iibrig, als das Aranyagana bei den Jaimi-
niyas in das Vrataparvan, Arkaparvan, Dvandvaparvan, Snkriya-
parvan, Sakvaraparvan (= Mahanamnyah) und Anpanisadaip parva
zerfallt^). Dem eben zitiertenWortlaut nach ware nnr das Vrata-
parvan, nicht aber das Arka- und Dvandvaparvan im Waldpensum
einbegriffen : eine schon an sich undenkbare V orstellung, die zudem
durch die ausdriicklich bezeugte Zugehorigkeit dieser Parvan zum
Ar. Gana widerlegt wird. Es muB also im Jaim. Grhya ungenaue
Ausdrucksweise vorliegen, so daB vrataparva als die beiden fol-
genden, ihm wesentlich gleichartigen Parvan mitumfassend zu ver-
stehen ist, wofern nicht fur vrataparvadityavratike zu lesen ist vra-
taparvady adityavratike. Am Ganzen des Sachverhalts kann in
keinem Eall Zweifel sein: dem Waldstudium gehort — natiirlich
neben der entsprechenden Sammlung der Liedertexte — das Arapya-
gana mit Einschlufi der Mahanamnyah etc. an, wobei einzelne
Partien spezielle Observanzen seitens des Lernenden erfordern ;
sodann die Upanisad.
Fragen wir nach den besondern Eigenschaften, um derenwillen
die Saman des Ar. Gana von den ubrigen getrennt sind, so habe
ich schon friiher ^) bemerkt, daB die Waldsamans im Ganzen langer
.sind, starker iiberhauft mit Zutaten zauberhaften Sinnes, als die
gewohnUchen Saman. Ich gebe einige Beispiele , die mir charak-
teristisch scheinen.
der eigentlichen Upanisad zusammengeschlossen war (6GA. 1908, 734 A. 1 und die
.\nfuhrungen dort) ? Seiner wirklichen Natur nach und dem praktischen Bedurfnis
entsprechend hat das M. Br. mit dem Waldstudium offenbar nichts zu schaffen.
Sollte es diesem dock iiberwiesen worden sein, so ware das ein rein zufalliger
Vorgang, hervorgerufen eben dutch den Zusammenhang mit der Upanisad.
1) Caland, Die Jaiminiya-Saijihita 23flF. ; ygl. The Jaiminiya Text of the
.\rsheyabrahmapa, ed. by A. C. Burnell, 23 ff.
2) Gott. Gel. Anz. 1908, 723.
Kgl. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-bist. Klasse. 1915. Heft 3.
27
Zwei Waldsamans werden als die beiden yamavrata- bezeichnet
(Ar. Gana IV, 1, 13. 14). Text des ersten ist der erste Vers des
Rgveda. Hinter jedem Pada aber, xmd dann noch einmal am
SchluB des Ganzen, ist das Satzchen eingefugt devesu nidliiman
uhnm. Text des zweiten ist der iiberhaupt als Samantext beson-
ders beliebte Vers Rv. VII, 27, 1 ; mehrfach sind die Worte vnk
und OAjuh eingefugt und am SchluB das (auch anderwarts in gleicher
Stellung begegnende) Gebet ayur dim asmabhyam varco dha devehhyah.
So scheint bei diesen beiden Saman die dnrch die Benennung ya-
mavrata- angezeigte Beziehnng auf Tod und Jenseits im ersten
Saman — abgesehen etwa von Symbolismen der musikalischen
Konfiguration, die sich meiner Beurteilnng entziehen — dnrch das
eingefiigte Gebet urn einen Schatz (guter Werke) im Jenseits M
hergestellt zu sein, wahrend der eigentliche Text indifferenten
Inhalt hat; im zweiten Saman, wo der Text vielleicht die Gefahr
des Todes in der Schlacht andentet, spricht der SchluBznsatz and
das zwischengefugte aytth den Wunsch aus, von Yama verschont
zu bleiben.
Derselbe Liedtext, auf Indra^als den Herrn der Schlachten
deutend, ist im indrasya samjayam (Ar. G. IV, 2, 11) erweitert dnrch
die oft wiederholten Satze visva dhanani sanijitya vrtraha hhilrya-
sutih (cf. Rv. Vni, 93, 18) urugho?am calre lokam, rrtram ehhyo lo-
kebhyo nunudamh^)] zum SchluB noch vrtram jaghanvah apa tad
vavara (cf. Rv. I, 32, 11) yat tamah % OfPenbar soli Indras sieg-
bringende Kraft so in verstarktem MaB dem Verehrer dienstbar
gemacht werden.
Bei den Saman Ar. G. TV, 2, 13- 15 [prajdpates trayastrinisat-
mmmitam, catustrimsatsammitam [wieder mit dem Text Rv VII
27, 1], Jainadagner vratam, s. weiter noch V, 1, 4) finden sich die
SchluBworte e vratam e suvar (oder suvasmar) e sahinah. Zur
Deutung scheint mir die Erinnerung daran zu fiihren, daB man
gem liturgische Figuren in Form eines Vogels konstr Jierte , der
fiir den Opferer — oder auch in dessen Gestalt der Opferer selbst —
zur Lichtwelt auffliegen sollte; das bedeutendste aller „vrata‘^,
das Mahavratam, beruht eben auf dieser Vorstellung Zu einem
solchen Vogel konnte man dann den oft begegnenden Spruch
sprechen suparm ’si garutnian, divarn, gaccha suvah patu. DaB in
1) Das nidhiman wird sich doch wohl auf den ievadhi- beziehen von dem
laitt. Hr. Ill, 10, 11, 2 f. die Rede ist (s. meine „Lehre der Upanisaden“ 30)
2) Dies Beispiele der Vermischung von Metrischem und Unmetrischem vie
im Ji^ingang der Mahanamniverse, vgl. oben S. 379 a. 1
3) Vgl. Keith, Aitareya Aranyaka, Introd. 29.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
395
dieser Richtung der Sinn der erwahnten SchlnBworte der in Rede
stehenden Saman und damit dieser S^an selbst zu suchen ist.
wird durch die im Verlaufe des dritten Saman mehrfach wieder-
holten Satze bestatigt: jyotis pata sva(h) pataniariksam prthivlm
panca pradisa rsin devan varnam , sowie durch Pane. Br. V, 3, 5
vrutam iti nidhanam bhavati niahavratasyaiva tad rupam kriyate, svar
iti bhavati svnrgasya lokasya samastyai, saktina iti bhavati sakuna iva
rai yajamano vayo bhutva svargam lokam eti^).
Was die einzelnen Gruppen innerhalb der Sammlnng der
Waldsaman anlangt, so bin ich inbezug auf den Unterschied von
arka- und vrata- kaum weiter gekommen als in GGA. 1908, 726.
Liegt bei den vrata- starkere Betonung der Beziehnng zu be-
stimmten Observanzen vor, deren Beobachtnng durch kiirzere oder
langere Zeit den Ausiiber in einen Zauberzustand versetzen mochte,
welcher dann im Vortrag des Saman knlminierte ^) ? Da6 Zauber-
motive hier besonders stark waren, scheint mir darin zum Ans-
druck zu kommen, da6 im Grofien und Ganzen die Zutaten zan-
berischer Schlagworte zum Grundtext hier. wenn ich mich nicht
tiiusche, noch reichlicher sind als bei den arka-, und ferner darin,
daB unter den vrata- mit besonderer Haufigkeit Saman auftreten,
denen als Text uberhaupt kein eigentlicher Vedenvers unterliegt,
sondern allein zauberformelartige Wendungen®). Eine vollkommen
scharfe Grenzlinie zwischen beiden Kategorien kann ich doch nicht
erkennen ■*).
Etwas bestiramter laBt sich iiber die Kategorie der sukriyu-
sprechen, die mit dem adityavrata- verbunden sind (oben S. 393) *).
1) Vgl. auch die Beinerkung im Arseya Br. (p. 75 Burnell) zu einem Saman ;
Hal sama suparna ity dcaksate.
2) Wie haufig sich bestimmte Observanzen mit bestimmten Saman verbanden,
z(!igt das Samavidhana.
3) Dem Arkaparvan gehoren, wie hier gelegentlich bemerkt werden moge,
die „Ajyadoha“-saman an, deren Stadium mit einem eignen Vrata, dem Jyaistha-
samikavrata verbunden ist (Gobh. Ill, 1,28 mit Komm. ; Text der Saman: Ar.
Gana 1,2, IBS’.). Wer diese Saman vortragt, ruft dadurch Gefahr vonseiten des
Agni Vaisvanara auf die Geschopfe herab, sofern er nicht durch ein in der Nahe
helindliches Feuer die Gefahr beschwichtigt (Pane. Br. XXI, 2, 9 ; meine Rel. des
Veda 340). _
4) Beachtung verdient, dafi von den unter den Samannamen des Arapyaka
so hautigen Bezeichniingen arka- and vrata- im Dorfteil die erste ganz selten, die
zweite gar nicht vorkommt ; ein Hinweis darauf, daB irgendeine spezielle Bedeu-
tiing mit diesen Bezeichnungen verkniipft gewesen sein wird.
6) Nur ein Teil der Samavedins teilte diesen Textfen eine besondre, ein
eignes vrata- erfordernde Stellung zu (Gobh. Ill, 1, 30: SBE. XXX, 71 A.).
27*
396
H. Oldenberg,
Eiir die Jaiminiyas ist der Bestand des Sukriyaparvan beiCaland,
Jaim. Samhita 28^), verzeichnet. Dort begegnen zuerst Texte, die
bei den Kauthtimas mitten im Vrataparvan steben (Ar. G. Ill, 2,
9 — 25; ed. Bibl. Ind. vol. II p. 273 — 281); Refrains wie gharmo
jyotih, tejo gharmah n. dgl. nahern sie docb dem Charakter des fol-
genden an. Dies nun entspricht im Kauthnmatext dem letzten
^6ten) Prapathaka des dortigen Vrataparvan (von p. 504 der Aus-
gabe an; dazu auch das. p. 335 — 365). Fiir diese Saman ist cha-
rakteristisch das bestandige Auftreten von Refrains oder Schlag-
worten wie Mraja, abhrajit, ahhrat, abhrajij jyotir abhrOjit, siikra,
gharmo jyotih , adidyidad gharmo arurucat , gharmo marudbhir bhuva-
nesu cahradat n. dgl. mehr, womit aus den zugehorigen Verstexten
selbst vibhrad hrhat (Rv. X, 170, 1), bhrajantah (Rv. I, 50, 3), iiber-
haupt das Auftreten der Texte Rv. X, 189 nnd I, 50 im Einklang
steht. Die besondere mystische oder magische Eigenschaft dieser
Saman liegt deutlichermafien in derselben Richtung, die dem Pra-
^^.rgyaritus zukommt '). Dazu stimmt das mebrfach begegnende
gharmah in den Ausscbmuckungen dieser Saman; ebenso der Gre-
brauch des stehenden Schlagworts sue- im Pravargyaritual , die
Benennung der yajurvedischen Pravargyatexte und des mit ihrem
Studium verbundenen vtatam als sukriyavedavibhCLgah^ sulcriyavrutam
(vgl. zu dem bier Gesagten Taitt. Ar. V, 10, 1). Wir treffen also
unter den Waldtexten des Samaveda auf ein genaues Gegenstiick
hinsicbtlich des Zaubergehalts , zu dem — abgesehen von der
Upanisad — bedeutendsten Waldtext des Yajurveda: hier wie
dort ist es die spezielle Riebtung des Zaubers auf Sonne und
Glut, welcbe die Aussonderung der betreffenden Absebnitte aus
dem gewobnlicben Lebrpensum bewirkt bat*).
1) Vgl. auch Burnell, The Jaim. Text of the Arsheyabr., 29.
2) Vgl. meine Religion des Veda 448 ff. - Man sehe auch, wie im Zusam-
menhang mit der Darstellung des Pravargya und des zugehorigen vrata- im Taitt
Ar. V,8, 13 davon berichtet wird, wie die Gotter vibhraji saurye brahma sannya-
dadhata. yat Inn ca divaklrtyam tad etenaiva vratenagopayat , tasmad etad
vratam caryam tejaso gopUhdya. tasmad etani yajum^i vibhrdjah sauryasyety
3) Hier laBt sich mcht an der Frage vorubergehen , wie zu diesen ihren
Namen .mt begreiflichem Recht tragenden sufcnya-Texten und sukriyavrata- des
by. und Yv. das Mnyavrata- des Rv. sich verhalt, das es einfach mit dem Stu-
di^ der gewohnlichen Samhita zu tun hat (gahkh. G. II, 11, 13: Ind. Stud. XV,
139), also m kemer Beziehung zur speziellen suAriya-Vorstellung zu stehen scheint.
Die Annahme, daB es sich bei diesem vrata- ursprungUch vielmehr urn das Pra-
vargyantual von semer rgvedischen Seite her gehandelt habe, stOBt auf Schwie-
Zar Religion und Mythologie des Veda.
397
Blicken wir zuriick, so bemerken wir, da6 die Aranyakatexte
verschiedenste literarische Formen zeigen. Bald haben sie Sam-
hita-, bald Brahmana-, bald Sutracharakter : welche Bestandteile,
im einen and im andem Veda nicht immer dieselben Riten betref-
fend, je nacb den einzelnen Schulen bier von einander getrennt als
Anhange jedesmal an das entsprechende Pensnm des Dorfstndinms ,
drot znm Granzen eines Aranyakakorpus vereinigt uberliefert
werden. In derWeise also, wie von einem Brahmana- oder Sutra-
zeitalter. laBt sich von einem Aranyakazeitalter nicht sprechen.
An sich ist nach Answeis der Volkerkunde der Grebrauch, beson-
ders heiligen oder gefahrlichen LemstofF in Wald nnd Einsamkeit
zu verweisen, offenbar nralt. In den Umgebnngen zwar, wo die
Rksamhita entstand, wurde solche Verweisung wenig geiibt; andem -
falls ware anfier den Mahanamniversen *) wohl noch manches andre
Sukta, dessen Inhalt ganz dazu qualifiziert war, davon betroffen.
Da der Pravargyaritns und ebenso der Gebrauch von Yajusformeln
in die rgvedische Zeit zuriickgeht, ist es sehr wahrscheinlich, da6
schon damals die Yajns des Pravargya — natiirlich nicht in der
ras vorliegenden Fassung, sondem in wesentlich alterer — in
Ara^iyakaweise uberliefert worden sind. Zn ihrer vollen Bliite
aber gelangte die liturgische Geheimniskramerei der Aranyakas
ofiFenbar erst spater. Da entstandeu die groBen Massen mystischer
Saman, von denen viele den Stempel verbal tnismaBig jnnger Her-
rigkeiten- die Struktur der Texte scheint Geheimcharakter dieses Rituals auszu-
sclilieBen. Ich glaube, daB das rgvedische iukriyavrata- seinen ^Namen eben nur
rein iiuBerlich den andern Veden entlehnt bat; die Rgvedins wollten hinsichtlich
des Besitzes eines solchen vrata- hinter ihren Kollegen vom Yajur- und Samaveda
nicht zuriickstehen. — Auf die Verhaltnisse des Atharvaveda hier einzugehen,
fiihle ich mich fiir jetzt nicht imstande. DaB es auch dort eine Anzahl spezieller
vrata- gab, zeigt Ath. Farisista XLIX, 4, 11. Beispielsweise erscheint da das
mfgaravrata- , das sich in den von Bloomfield zu Kans. S. 57, 32 beigebrachten
Angaben hinter einem mj-gdruvrata versteckt : vgl. Whitney und Lanman zu A\.
IV, 23. Wie weit aber alle diese vrata- Arapyakanatur batten (vgl. das angefiihrte
I’arisista 4, 3), bleibt die Frage.
1) Sollen wir auch diese Ausnabme fortscbafifen , indem wir annehmen, daC
die Mahanamnis erst nach der Rgvedazeit durch die Einfiignng der Zusiitze (s.
oben S. 376 ff.) ihren Aranyakacharakter erhalten, vorher aber der gewohulichen
Saiphita zugehort batten? Die feste und alte Struktur der Samhita macht das
ra. E. unwahrscheinlich. — Bei dieser Gelegenbeit mochte ich dem Satz von Keith
(Ait. At. Intr. 25) widersprechen ; „It will hardly be doubted that Books I — 111
[des Ait. Ar.] are decidedly older than Books IV, V“. Buch IV besteht aus den
MahSnamnis. Fiir diese, einschlieBlich der pitriso-Formeln, besitzen wir die Gc-
wiihr eines Alters, das mit jenem Satz im Widerspmch steht.
398
H. Oldenberg,
konft dentlich an sich tragen. Keith schreibt (Ait. Ar. Intr. 15):
,The Ara^yaka seems originally to have existed to give secret
explanations of the ritual, and to have presupposed that the ritual
was still in use and was known" . Die zweite Halfte dieses Satzes
ist unstreitig richtig. Was die erste anlangt, so scheint mir das
TJrsprungliche und die Hauptsache nicht gewesen zu sein, geheime
Erklarungen zu den Riten, sondern deren geheime Texte selbst
zu ilberliefem, an die sich dann allerdings weiter ebenso geheim
gehaltene Erklarungen anschliefien konnten Der Geheimcha-
rakter der betrefPenden Doktrin gibt sich in den anderweitigen,
nicht geheimen Brahmanatexten dentlich darin zu erkennen, dafi
man, von dem Vorhandensein jener wissend, sie doch von naherer
Erbrterung im Zusammenhang der iibrigen DarsteUung ausschloB '^).
Fur solche Erbrterung war eben die Stelle vielmehr in jenen
Separattexten von Brahmana- und dann von Sutracharakter wie
Ait. Ar. I und V gegeben , inbezug auf welche es auch nach den
dankenswerten Bemerkungen von Keith =*) noch eingehender wird
untersucht werden miissen, ob sie von vorn herein als ein — nur
eben seitab gestellter Bestandteil des ganzen Brahmapas bz.
Sutras Oder in grbfierer oder geringerer tJnabhangigkeit von diesen
entstanden sind. —
Und nun haben sich , mindestens der Hauptsache nach
offenbar noch vor der Sutrazeit, zu diesen durchweg rituellen
Geheimtexten — und zwar uberwiegend zu ihren in Brahmana-
form verfaBten Bestandteilen “) — die Upanisaden gestellt.
1) Wenn der rg\edische Schuler den Lernstoff des Mah.l,vrata \ortru<^ be-
deutete das an sich nur den Vortrag der betreffenden Lieder und Verse nicht
der brahmauaartigen Erklarungen von Ait. Ar. I, die eben als Lempensum’ eigner
hpeziahsten anzusehen sind. Vgl. meine Prolegomena 292 f. — Auffallend ist
dafi in m III, 12 die brahmapaartige Behandlung des Caturhotra-Ritus auBer-
balb des Arapyakateils gegeben wird, wahrend die Mantras in TA, III stehen.
2) Ausnahme: s. die vorige Anmerkung. — Keith a. a. 0 lb sast- It is
not now possible to decide exactly why the Aitareya Br. does not deal with the
^^ifegen Ges^gten
Under, Der Mahavrata-Abschnitt 7.
4) Eine Upanisad in Saiphitagestalt ist bekanntlich die lii Up, Vs. XL.
Vr Intro? (Aufrechts Ausgabe des Ait, Br. p. Ill; vgl. Keith Ait.
Zs Brahmapa und darauf (tata urdhvam)
die ersten drei Adhyayas, d. h. eben die in Brahmapastil verfaBten Partien,
Zur Religion und Mythologie des Veda. 399
Atich sie haben im losen Gefuge der Aranyakas Platz ge-
funden.
Da erscheinen zunachst, bald unmittelbar neben den Upani-
saden im engeren Sinn stehend, bald diesen selbst zugerechnet -),
Abschnitte mystischen Inhalts, welche allgemeinere rituelle Themen
behandeln: die mystische Verehrong des Saman im Ganzen, die
mystischen Beziehungen, welche phonetischen Eigentiimlichkeiten
des Liturgievortrags in ihrer anf das Universum zielenden Bedeu-
tnng heiwohnen, n. dgl. mehr. Sodann aber vor allem jene in der
Idee des AUwesens gipfelnden Spekulationen, die den Hauptinhalt
der Upanisaden bUden.
Das entscheidende Motiv fiir die Angliedernng dieser Texte an die
rituellen Partien der Aranyakas , das Band, das sie mit jenen ver-
einigte, lag offenbar in der Vorstellung hochsten Wertes, des Ge-
heimnisses, das um solchen nur den Wenigsten zugangKchen Wert
gelagert ist, des Entnommenseins aus alltaglichem Dasein und
Treiben. Es trifft auf das genaueste mit den Satznngen iiber die
Weiteriiberlieferung der geheimen Litaneien der Aranyakas zu-
sammen, wenn eine Upanisad inbezug auf eine ihrer Lehren sagt,
man solle sie nur dem altesten Sohn oder einem Lieblingsschiiler
mitteilen. Bote jemand dafur — so fiigt sie hinzu — auch die
Erde mit all ihrem Reichtum: man soil wissen, daB diese Lehre
mehr wert ist (Chand. Up. Ill, 11). Jene alten Tabusatznngen,
die um Pravargya und Mahanamniverse gelagert sind, haben hier
eine innerlichere , fortgeschrittenerer Zeit entsprechende Gestalt
angenommen ®). Aber ein gewisser Zusammenhang zwischen Altem
und Neuem tritt doch hervor; er ist es eben, der sich in der
Vereinigung aller dieser Elemente im Rahmen der „ Aranyakas
kundgibt.
des Aranyaka umfassend definiert wird. Die Ait. Dpani.^ad ist dabei einbegriffen.
BeilauQg bemerkt , man beachte , daB jene AuBerung Sayanas als aranyaka-
vTataruparp. brahmanam keineswegs, wie es Keith a. a. O. 15 offenbar versteht, das
Aranyaka im allgemeinen definiert, sondern ausdrucklich eben nur dessen brah-
mapaformige Teile.
1) Ich spreche hier natiirlich nur von den alteren , den Grundbestandteilen
der Upanisadenliteratur.
2) Wenn z. B. im Ait. Ar. die hierhergehorigen „Saijihita“ spekulationen (Ait.
Ar. Ill) neben der gewohnlich so genannten Upani.sad (11, 4 — 6) stehen, so be-
achte man doch gleich den Eingang des erstgenannten Abschnitts athdta^ samhi-
iaya upanisat. Wie die Vorstellung der „Verehrung“ {upanisad-) diese Te.xte
mit den „Upani.saden“ zusammenschlieBt , habe ich eingehender in meiner „Lehre
der Upanisaden" 155 ff. aus einander gesetzt.
3) Diese Verinnerlichung setzt sich dann weiter fort ; ich verweise anf das,
was Deussen, Allg. Gesch. der Philos. 1, 2, 67, beibringt.
Und wie nun immer entscLiedener aus den Speknlationen der
Upanisaden sich die Lebensformen der Waldeinsiedler und wan-
dernden Asketen entwickeln , ist es begreiflich , da6 bier und da
— es scheint doch, erst in ziemlicb spater Zeit — sich eine ge-
wisse Verbindung zwischen diesem Asketentum und den Wald-
texten einstellt. Einerseits mocbte das „Wald“motiv die Brucke
zwischen beiden bUden, andrerseits sind es ja die Upanisaden,
welche die leitenden Motive des Einsiedlertums vortragen: und
von den Upanisaden zu den sie in sich enthaltenden Aranyakas
ist der Schritt nicht allzu weit. Zwar ist es mifiverstandlich, Zu-
sammenhang zwischen Aranyaka und Waldeinsiedlertum aus jener
AuBerung Sayanas herauszulesen, der in seinen Bemerkungen iiber
Mahidasa Aitareya vom Aitareya Aranyaka (I— III) als dem aranyaka-
vratarupam brdhmanam spricht *). Das dranyakavratam , von dem
hier die Rede ist, ist klarermaBen das vrata- in dem Sinn, wie
dies Wort so unendlich haufig in dem auf die Aranyakas beziig-
licben Vorstellungskreis gebraucht wird: die zum Studienpensum
des Aranyaka gehorige Observanz, nicht aber ein auf Waldein-
siedlerleben beziigliches Geliibde*). Triftiger ist eine AuBerung
der (allem Anschein nach ziemlicb jungen) Aruneya Upanisad (2),
wo dem wandernden Asketen — nicht eigentlich dem Waldein-
siedler — vorgeschrieben wird, von alien Veden „das Aranyaka
herzusagen, die Upanisad herzusagen“. Man sieht, auch bier wird
immer noch nicht gelehrt, daB das Aranyaka dazu da ist. von den
Asketen studiert zu werden, sondern — was doch etwas wesent-
lich andres ist — daB die Asketen das Aranyaka studieren sollen.
Aber schlieBlich ist dann auch jene andre Ansicht zur Geltuno-
gekommen. Rajendralala Mitra®) bezeugt fiir die Neuzeit den
Glauben, daB einem Grhastha die Beschaftignng mit Aranyakas Un-
gliick bringe. Als er selbst das Taittiriya Aranyaka herausgab,
habe man Unfalle, die ihn trafen, als Polgen dieser Verfehlun"
1) S. oben S. 398 Anm. 5; vgl. Keith, Ait^Ar. Introd. If.. Die von K. an-
genommene Verschiedenheit der Deutungen von Aranyaka bei Sayaiia fallt infol're
des hier Bemerkten fort.
2) Winternitz. Gesch. der ind. Lit. I, 202 A. 1 tindet einen Hinweis auf die
Vanaprasthas als die mit den Ar. Beschaftigten iu einer AuBerung Ramanujas
(SHE. XL VIII, 645), der die Behandlung von Opferzeremonien wie dem Rravargya
in den arapyakahafteu mit den Upanisaden verbundenen Texten damit erklart
daB jene im Walde studiert werden muBten. Aber dies Studium im Walde hatte
doch, wie pzeigt worden ist, mit Waldeinsiedlertum nicht das mindeste zu schaffen!
31 Einleitung seiner Ansgabe des Ait. Ar. 19.
Zur Religion und Mythologie des Veda.
401
angesehen. Da6 dieser Glaube mit dem urspriinglichen Wesen der
Aranyakas nichts zn tun hat, wird dutch die obigen Ausfiihrungen
klar geworden sein.
Nachtrag zu S. 180if.
In meiner Behandlung von dhaman- bedaure ich die Bemer-
kungen Hillebrandts (Lieder des Rv. 66 A. 1), auf welche
dieser mich jetzt freundlichst hinweist, iibersehen zu haben. Nach
ihm bedeutet <7A« wan- 1. Statte, Sitz; 2. was diese Statten, Wohn-
sitze enthalten, also Ansiedler, Einwohner, Schar. Zur kurzen
Begriindung meiner Bedenken gehe ich aus von X, 48, 11 adityanam
vdsiinam nidriyaruim . . . devdnarn nd mindnii dhtima. Hier soil dh'^
lediglich gand- bedeuten; gandm deidnam IV, 35, 3 wird verglichen.
Ware dann nicht zunachst mit WahrscheinHchkeit starkeres Her-
vortreten der Beziehung von dh^ auf den gand- y.a.z' kioyriv , den
der Maruts zu erwarten, als an wenigen SteUen wie z. B. I, 87, 6
erscheint? — vielmehr eine Anzahl von Stellen etwa derart: wir
rufen, wir besingen das dhaman- der Maruts ? Uberhaupt wird man
das Gesamtbild der ^'ana-Belege und der d/alwan-Belege wesentlich
verschieden finden. Verlanft nun hier also die Linie nicht, wie
sie bei H.s Aaffassung verlaufen sollte, so verlanft sie dafiir, meine
ich, in der Tat mit ausgesprochener Entschiedenheit in einer andern
Richtung, die von H. gezogene Linie durchkreuzend. Der obigen
Stelle, wo das von nd ndnami abhangige dhdma gleich gandm sein
soli, steht eine Anzahl genau gleichartig aussehender Stellen zur
Seite, an denen dhdma ebenfalls von nd ml- (bz. nd prd ml-) ab-
hangt, von einem gand- aber nicht die Rede sein kann. Indra,
Mitra-Varnna, das rtd- sind es hier, um deren d/t® es sich handelt
(s. die Stellen bei HiUebrandt; hinzuzufiigen I, 123, 9). An einer
solchen Stelle, X, 89, 8 prd ye mitrdsya vdrunasya dhdma . . . inindnti
will nun H. das dhP verstehen als „die Wohnstatten mit den
Mitra-Var. treuen Leuten“. Diirfen wir die evident homogene
Gruppe der Belege in dieser Weise aus einander reifien, da6 ein-
mal dh^ die Schar der Gotter selbst ist, das andremal die
Wohnstatte mit ihren frommen Verehrern? Gegen „Wohnstatte"
habe ich schon oben S. 190 A. 1 mein Bedenken zu begrunden
versucht; ich glaube in der Tat, daB die sddas - Belege im
Ganzen^) den dMwaw- SteUen nicht ahnUcher sind, als die yand-
1 ) S. allerdings das oben S. 190 Bemerkte.
402
H. Oldenberg,
Belege^). Wohl aber tritt eine sehr starke, Beriicksichtigung ver-
langende Ahnlichkeit , gerade hinsicktlich der Stellen mit na ml-,
zwischen dh&man- and vratd- hervor. Dem oben erwahnten devandm
nd mindmi dkdma X, 48, 11 steht zur Seite nd ta minanti mclyino nd
dhira vratd devandm III, 56, 1 ; te devandm nd minanti vratdni VII,
76,5; ydd vo vaydm pramindma vratdni . . . decah X, 2, 4. Ebenso
den Stellen iiber Verletzung {m%-) von IVIitra- Varunas dhdman-
parallel: ydc cid dhi te ... prd deva varima vratdni minlmdsi I,
25, 1 ; nd vdm . . . d minanti vratdni mitrdvarund V, 69, 4 : wo denn
aucb das, wie mir scheint, nnzertrennliche Nebeneinandersteben
der Stellen fiber Verletzung der vratd- der Glotter und der vratd-
Mitra- Varunas eine neue Bestatignng dafiir gibt, dafi, wo Ver-
letzungen des dhdnian- der Gutter und des dhdman- von Mitra-
Varuna erwahnt werden, dhdman- immer in gleicher Weise zu
verstehen ist. Man beachte nun weiter noch, um die ungefahre
Gleichwertigkeit von dhdman- (genauer: der in diesem Zusam-
menhang zur Erscheinung kommenden Seite der dMma«-Vorstel-
lung) mit vratd- zn wiirdigen, die Vergleichbarkeit von dnu dhdma
und dnu vratdni , von sacante vdrunasya dhdma I, 123, 8 mit vratdni
. . . sacanta VII, 6, 4 und ahnlich I, 84, 12; 101, 3; V, 67, 3; VIII,
25, 17; IX, 82, 5 ; X, 57, 6; weiter aucb Satap. Br. IV, 3, 5, 20
(oben S. 186 A. 3) adityebhyah . . . priyebhyah priyadhnmabhyah pri-
yavratebhyah. Nacb dem alien scheint mir , daB nicbt gaiid- oder
sddas-, sondern eben vratd- das Schlagwort ist, das anzeigt , die
Verletzung welcber den Gottern oder spezieU Mitra-Varuna
gehorigen Wesenheit jene dMwaw-Stellen betreffen : wo dann selbst-
verstandlich weiter aucb solche die wa<d-Vorstellung latent ent-
haltende Belege heranziehbar sind wie ydtha vdsanti devds tdthed
asat, tdd esam ndkir d minat VIII, 28, 4. In dieselbe Ricbtung
weist uns aucb ydd vdm mitrdvarund . . . priyd dhdma yuvddhita
minanti VI, 67, 9: da seben wir, da6 das dhdman- des Gottes, um
1) Wenn sich H. da u. a. anf dh« als abhangig von d-m- beruft so sei be
merkt, dafi in Abbangigkeit von diesem Verb beispielsweise aucb jidm IV 2S 9-
viivd rupdni IX, 25, 4 etc. steht. > • > :
2) Hill, lehnt die Gleichsetzung (naturlich verstehe ich diese nur anndbe
rungsweise) von dhdman- und vratd- mit der Bemerkung ab, es seien vielmebr
-zur Vergleichung mit den Aufierungen uber Verletzung der dhdman-) Stellen
wie I, 124, d na diso mindt, heranzuziehen. Dieser Heranziehung stimme ich an
sich zu. Xur mache ich darauf aufmerksam, daB es sicli j-- i -j- x-i.
V, t
ZuT Religion und Mjthologie des Veda.
4U3
dessen Verletzrmg es sich handelt, sein insofem ist, als es
von ihm hiid~ ist. Womit die Vorstellnng des dhaman- an den
fur das vedische Bewnfitsein offenbar hochst lebendigen (oben
S. 181) Znsammenhang des Worts mit der Vorstellnng des Setzens
{dha-) angeschlossen ist: nm zu erfahren, was Vamnas dhdman-
ist, werden wir also zu fragen haben, was Vamna „adadhdt^.
Wie sich da nun die im Vorstehenden besprochene eine Seite des
dhdman-, die in der Richtnng von vratd- Hegende, mit den andem
Seiten derselben Vorstellnng zusammen ordnet, erortere ich nach
dem S. 180 fF. Dargelegten hier nicht von neuem.
Kleine Mitteilungen
aus dem Septuaginta-Unternehmen.
Von
Alfred Bahlfs.
Vorgelegt von E. Littraann in der Sitzung vom 23. Oktober 1915.
I. Palimpsest-Fragmente des Sirach nnd lob aus Jernsalem.
Nach der Entzifferang von Martin Flashar f.
Nachdem mir im Herbst 1913 mein langjahriger Freund Herr
Lie. Dr. Hugo Duensing, Pastor in Dassensen bei Markoldendorf
(Hannover), zu meiner Freude versprochen hatte, bei einer Studien-
reise nach Jerusalem, die er zu Anfang des Jahres 1914 antreten
woUte, fiir das Septuaginta-Unternehmen die lange ersehnten Photo -
graphien der dortigen LXX-Hss. (mit AusschluB der Psalterien)
zu besorgen, kam ganz unvermutet von Herrn Lie. Dr. Martin
Flashar, Pastor in Dechtow bei Betzin - Carwesee (Brandenburg)
ein vom 28. 10. 1913 datierter Brief, in welchem er mir schrieb:
,,Ich mache im Januar nachsten Jahres eine Orientreise, und mochte
gem in erster Linie Septuagintastudien treiben, moglichst auch in
Jerusalem. . . . Diirfte icb Sie um einen Wink bitten, ob und
welche Arbeiten und Kollationen im Rahmen des Septuaginta-
Untemehmens moglich und wiinschenswert sind.*
Diese Bitte babe ich mit der groBten Freude erfiillt ; bot sich
doch hier dutch eine besonders gliickliche Fiigung dank dem edlen
und uneigenniitzigen Eifer eines mir bis dahin persbnlich Unbe-
kannten eine Grelegenheit , das, was mir dutch Duensings Ver-
sprechen schon in Aussicht stand, noch zu vervollstandigen. Denn
auBer den Hss. , die man auf phptographischem Wege kopieren
konnte, gab es in Jerusalem noch Palimpsest-Fragmente des Sirach
Alfred Rahlfs, Kleine Mitteilungen.
405
und lob, welchen auf diese Weise nicht beizukommen war. Beide
waxen allerdings schon durch Veroffentlichnngen von J. Rendel
Harris und Eugene Tisserant bekannt, aber beide nnvollstandig.
So schlng ich Flashar vor, diese Palimpseste, vor allem die Sirach-
Fragmente, zum Gegenstand seines Stndinms zu wahlen. Zngleich
bat ich Duensing, der seit langem in der Kunst des Lesens von
Palimpsesten geiibt war, Flashar in diese Knnst, der er, wie ich
mit Eecht annahm, bis dahin feme stand, an Ort und Stelle prak-
tisch einznfuhren nnd ihnj speziell bei der EntzilFernng der Sirach-
Fragmente hilfreich zur Hand zu gehen. Flashar nnd Duensing
gingen sofort auf meine Vorschlage ein und haben sich dann mit
groBem Eifer der Arbeit gewidmet. Sie trafen sich im Februar
1914 in Jerusalem, machten am 8. Februar gemeinsam einen Besuch
bei dem griechischen Patriarchen Damianos und erhielten, nnter-
sthtzt durch die liebenswlirdige nnd energische Befurwortung des
Herm Generalkonsuls Schmidt, die Erlaubnis zum Lesen und Photo-
graphieren aller gewunschten Hss. Nun las Duensing mit Flashar
die ersten Zeilen des Sirach-Palimpsestes und zeigte ihm, wie man
unlesbare Stellen durch vorsichtige Behandlnng mit Schwefel-
ammonium wieder lesbar machen kann. Sodann nahm Flashar die
Arbeit auf nnd fuhrte sie im wesentlichen selbstandig weiter, in-
dem er nnr bei besonders schwierigen Stellen Duensings Hilfe in
Anspruch nahm. So entzifferte er zunachst den Sirach-Palimpsest
und verbesserte und erganzte dabei die Ausgabe von J. Rendel
Harris ganz bedeutend (s. nnten S. 407). Sodann machte er sich
an die von Eug. Tisserant noch nicht gelesenen Blatter des lob-
Palimpsestes. Bei diesen aber mehrten sich die schon beim Sirach-
Palimpseste oft nicht geringen Schwierigkeiten in einer Weise,
daB die Lesnng dieser Handschrift „zu einer fast hofFmmgslosen
Arbeit" wurde. Flashar selbst berichtet dariiber : „Von der Schrift
war vielfach kaom eine Spur zu sehen. Ich war infolgedessen
fast ausschlieBlich darauf angewiesen, mit Schwefelammonium zu
arbeiten. Aber auch das versagt an vielen Stellen, namlich wenn
die jiingere Schrift genau uber der alten Uegt. Es ist aoBerdem
ein so zeitraubendes Verfahren, daB man stundenlang an einer
einzigen Zeile sitzt". Uberdies muBte Flashar bei der Mehrzahl
der Blatter erst den Inhalt feststellen, und schon das war mit
ziemlichen Schwierigkeiten verbunden. Denn er muBte, nachdem
er einzelne Worter entziifert hatte, diese mit Hilfe der Konkor-
danz im Bibeltexte anfzufinden versuchen; hierfiir aber stand ihm
in der Patriarchal-Bibliothek nnr „der 1. Teil der alten Septua-
gintakonkordanz von Trommius znr Verfugung, und auch dieser
406
Alfred Eahlfs, Kleine Mitteilungen.
von Wiirmern derartig zerfressen, daB manche Blatter voUkommen
auseinander fielen“. So konnte Flashar, znmal er schon am 24. Fe-
bmar Jernsalem wieder verlassen mufite, von dem lob-Palimpsest
nur einen Teil erledigen.
Martin Flashar, der sich dnrch seine Arbeiten „Das Ghain in
der Septnaginta“ (Zeitschr. f. d. alttest. Wiss. 28 [1908], S. 194 —
220. 303 — 313) and ,Exegetische Stndien zum Septuagintapsalter"
(ebenda 32 [1912], S. 81 — 116. 161 — 189. 241 — 268) als kenntnis-
reicher nnd gat beobachtender Septnagintaforscher eingefiihrt hatte,
nnd von dessen Eifer die Septnaginta-Wissenschaft noch schone
Friichte hatte erwarten diirfen, ist leider am 22. Dez. 1914 als
Offizierstellvertreter im 4. Garderegiment zn FnB anf einem Pa-
trouillengange bei Les Essarts im nordlichen Frankreich gefallen.
So ist es mir eine wehmiitige Frende, ihm dnrch die Herausgabe
seiner letzten Arbeit anf diesem Gebiete ein kleines Denkmal zu
setzen.
Die Originate, anf Grand deren ich die folgenden VerolFent-
lichnngen mache, sind 1) ein Verzeichnis der bemerkenswerten
Varianten in den ersten Kapiteln des Sirach, welches ich Flashar
nach Jerusalem mitgegeben hatte, nnd in welchem er die in dem
Jerusalemer Palimpseste stehenden Lesarten unterstrichen and Er-
ganzungen and Verbessemngen zu der Ansgabe von J. Rendel
Harris hinzagefiigt hat, 2) seine voUstandige Abschrift der Sirach-
und lob-Fragmente nebst seinem Reisebericht. Das unter 1 ge-
nannte Verzeichnis hat Flashar mir am 25. Marz 1914 geschickt;
es liegt seitdem bei den Sammlnngen des Septuaginta - Unter-
nehmens. Den Reisebericht nnd die voUstandige Abschrift hat er
im August 1914 dem akademischen Senat der TJniversitat Berlin,
der ihm durch Gewahrung des Jubilaums-Stipendiums der Stadt
Berlin die Orientreise ermoglicht hatte, eingereicht. Dnrch giitige
Vermittlung des Herrn Grafen Wolf v. Baudissin, der in Flashar
einen ihm besonders werten Schuler betrauert, sind jedoch der
Bericht nnd die Abschrift seit dem 13. Okt. 1915 dem Septua^inta-
Unternehmen zu dauemder Aufbewahrung iiberwiesen.
a) Sirach-Fragmente.
Sie finden sich in der Hs. Jerusalem, Patriarchal-BibUothek,
'AyIou Tdipoo 2. Dies ist eine schone alte Minuskelhs. aus dem
Ende des IX. Jahrh. mit dem Texte des Oktateuchs nnd der
sechzehn Propheten; aber von ihren 401 Slattern sind vier im
Xin. Jahrh. znr Ausfiillung von Lucken hinzugefugt, nnd von
diesen vier Blattem sind zwei, namlich Bl. 56 nnd 27 Palim-
I. Palimpsest-Fragmente aus Jerusalem : a) Sir.
407
pseste, die unter dem neueren Bibeltexte einen alien Sirachtext
enthalten, der nach Rendel Harris dem YI. oder vielleicht VII.,
nach Papadopolos-Kerameus dem V. Jahrh. angehort, vgl. mein
Verzeichnis der griech. Hss. des A. T. (Mitteilnngen des Sept.-
Untern. Bd. 2 = Nachrichten der K. Ges. d. Wiss. zu Gott., Philol.-
hist. Kl. 1914, Beiheft) S. 84. Der jiingeren Hs. habe ich die
Sigel „407“ gegeben; Brooke iind M‘=Lean nennen sie Die in
ihr entkaltenen alien Sirach-Fragmenie dagegen bezeiclme ich mit
der Sigel „929“, s. mein Verzeichnis a. a. 0.
Die Sirach-Fragmente sind schon von J. Rendel Harris als
No. 5 der , Biblical fragments from Mount Sinai“ (London 1890),
S. 11 — 14 herausgegeben. Sie befanden sich aber anch damals
nicht etwa, wie man aus dem Titel jener Pnblikation schlieBen
konnte, auf dem Sinai, sondern, wie Harris selbst S. IX sagt, in
der Patriarchal - Bibliothek zn Jerusalem. Uber seine Ausgabe
aufiert sich Harris S. X in folgender Weise; ,,In view of the im-
portance of this MS for the text of Sirach, I am sorry not to
have spent more time upon it: and in particular that I did not
read more of the verso of the first leaf. The writing is fairly
legible, though sometimes covered by the later text of the Octa-
teuch, so as to be practically lost". Hiernach konnte man er-
warten, dafi sich bei einer Xachpriifnng mehr wiirde gewinnen
lassen, als Harris’ Ausgabe bietet, und diese Erwartung ist vollanf
in ErfiiUung gegangen. Es ist Flashar nicht nur gelungen, die
ganze Riickseite des ersten Blattes, von der Harris nur ein kleines
Stuck herausgegeben hatte, zu entzififern, sondern er hat auch
andere Stellen, die Harris nicht lesen konnte und nur in Klammern,
z. T. unrichtig'), erganzte. in der Hs. wirklich gelesen und auch
sonst manche Fehler und Ungenauigkeiten der Ausgabe von Harris
verbessert.
Wenn ich nun hier den ganzen Text noch einmal nach Flashars
Lesnng herausgebe, so geschieht das nicht nur deshalb, weil Harris’
„ Biblical fragments from Mount Sinai" wahrscheinlich manchem
schwer zuganglich sind, sondern auch deshalb, weU Harris seine
Ausgabe des Sirachtextes dnrch einen fast unbegreif lichen Schon-
heitsfehler, der aber unter Umstanden mehr ist als blofier Schon-
heitsfehler, entstellt hat. In der Hs. ist namlich der eigentliche
Sirachtext (nicht der Prolog) als poetischer Text nach alter W else
1) Die beiden wichtigsten Falle sind; Bl. 56 Vorders.. Sp. 1 Z. 26f. Harris
[roitXTjv Yap] I aYpu^niiav, in Wirklichkeit -oXXtjv arouorj | xai aypurviav, Bl. 27 Eiicks.,
Sp. 1 Z. 11 Harris [prjaaxtov aurou], in Wirklichkeit xuiv Xeytuv auxo'j.
408
Alfred Bahlfs, Kleine Mitteilungen.
stichisch geschrieben. Da nun aber die Zeilen der Hs. nur
wenig fassen (darcbscbnittlicb etwa 16 Bucbstaben), so reicbt eine
Zeile selten fiir einen Sticbos aus, und es mu6 eine zweite und
notigenfalls nocb eine dritte oder gar vierte Zeile zu Hilfe ge-
nommen werden. Diese Fortsetzungszeilen sind in der Hs. nacb
der bekannten Praxis eingeriickt. Aufierdem sind aucb nocb die
Anfangsbucbstaben der einzelnen Sticben ausgezeicbnet ; Flasbar
sagt ; „Die ersten Bucbstaben am Anfang jedes Sticbos sind, z. T.
sehr erbeblicb, groBer als der sonstige Text“. Dies ganze wohl-
iiberlegte System ist bei Harris vollstandig unter den Tiscb ge-
fallen; nicbt einmal die Fortsetzungszeilen bat er eingeriickt.
Ein V am ScbluB der Zeile ist haufig (viel ofter als in Harris'
Ausgabe) durch den bekannten borizontalen Strich fiber dem letzten
Bucbstaben angezeigt gewesen. Jetzt ist dieser Stricb sebr oft
nicbt mebr zu erkennen. Ich babe ibn aber iiberall, wo er mit
Sicberbeit zu erganzen ist, obne weiteres binzugefiigt und nur in
zweifelbaften Fallen den Tatbestand in der Anmerkung genau an-
gegeben. Im iibrigen setze icb das, was Flasbar gar nicbt bat
lesen konnen, in ganze Klammem [], dagegen das, was er nur
rmsicber gelesen oder „erraten“ hat, in halbe Klammern ^j^).
Die Handschrift ist nacb Flasbar „aufierordentlicb regelmafiig
und scbon“. „Von Akzenten und Interpunktion", sagt er, „habe
ich keine Spur entdecken konnen“®). Natiirlich findet sicb in der
Hs. selbst aucb keinerlei Worttrennnng; docb babe ich der besseren
tibersicht halber die Worter getrennt und aucb die Majnskel-
durch Minuskelschrift ersetzt und nur die groBeren Anfangsbuch-
staben der einzelnen Sticben durch groBe Bucbstaben wiedero-e-
geben.
Die Verszahlung ist nacb Swete. Der Prolog wird nacb
Zeilen Swetes gezahlt.
1) Ich bemerke jedoch, dafi der Unterschied zwischen [] und ^ j haufig ein
tlieBender ist, und daB Flashar zwar auf der von ihm neu entzififerten Seite 56 b
die einzelnen unsichtbaren oder undeutlichen Bucbstaben uberall genau an^ibt
aber sonst sich einigemal mit der allgemeineren Bemerkung begnugt, daB gewisse
Zeilen nur zu erraten sind.
2) Harris setzt Bl. 56 Vorders., Sp. 2 Z. 24 hinder einen Punkt. Aber
er hat diesen nur deshalb hinzugefugt, weil das Wort z;, mit welchem in unserer
Hs. wie in B ein neuer Stichos beginnt, nach der iiblichen Versteilung den SchluB
des vorhergehenden Verses bildet!
I. Palimpsest-Fragmente aus Jerusalem: a) Sir.
Blatt 56 Vorderseite.
Prol.
12 av 5 ox( 0 [{jl£v twv xaraj
[IKjV SpflTjVEiaV TCaytXoj
L7i0V7j[isva)v Xelswvj
!3 LaSovajistv oa '/ap taoSuj
Lvaiist aura sautotc sj
^paiazi Xs^Ojisva xai
u orav [X£ra)(d 7 ] st? sispa
YXmaaav ou [lovov Ss
TauTa aXXa xat auto? o
1,-1 voftoc xai loji TtpoyTjrat
xai ra XotM xwv P[tj 3 X([)(o ]
00 {xtxpav £•/£!. njv Sta
Ki ffiopav Ev saoTot? X£y[o]
{isva sv Yap xm oydoo)
xat xpiaxoaxw stei e
17 JTi TOO EuepYSTOo paai
Xsw? ;:apaYEV7]&Etc
Etc a'YOjrtov xat ooYXpo
IS vtoac supov 00 jttxpac
itatSstac a^ofxotov
avaYxatoratov sO’sp.Tjv
HI xat aoToc ttva LjrpoosvEYj
Tiaa&ai aTtoooTjv xat ®i
XoiTovtav TOO {tedsp
p-TjVEuaat TTjvSe TTjv
■211 ^tpXov itoXXtjv ottouSt]
xat aYpo^Tvtav xat sTrt
aTir]p.7jv ;:poaEveYxa
[lEVOC sv TtU StaOTT]
21 [laTt TOO xpovoo xpoc TO
ETTt rapac aLY^Y®''^'^® J
j3tpXiov ExSocd’at xat
22 Totc SV TO] irapotxta poo
Xo[j,EVOtc
xpoxaTaaxEuaCopte
vooc Ta Tj^rj Evvo(i(oc
ptOTEOEtV
Zeile
ooyta tTjaoo utoo oipax
1 riaaa ooyta Jtapa xo
Kat {lET aoToo Etc TOV
attova
A{t{tov d'aXaaamv
5 xat 3TaYovac oetoo
xat TjptEpac atwvoc
LT'C ECaptdptTjaElj
T^oc oovou xat :rXa
TOC Y'^i? apooao
10 xat ooytav Ttc s^t
XVtaoEt
flpoTspa TtavTtov axxt
arat aoyta
Kat oovsatc ypovYj
15 OEtoc e£ atwvoc
PtCa ao^tac Ttvi airs
xaXo^dvj
Kat Ta jravoupYEopta
Ta aoTYjc ttc SY''“
20 Etc s^Tt aotpoc xat
^o^epoc ayoSpa
Ka^Tj[Jt£VOC =7Ct TOO
^povoo aoToo
Kc aOTOC EXTtOEV aOTT]
25 Kat EtSsv xat e^Tjpt
dptYjOEV aOTYjV
Kat eSexesv aoTYjV
EXi jiavTa Ta spYot aorou
Mexa xaoTjc aapxoc xa
30 xa TTjv Soaiv auxoo
Kat EXOpTJYYjOEV aOTTJ
Totc aYaxwotv aoT[o ]
<t>opoc xo oo^a xat
xaoxT(!xa
35 Kat EuippoouvTj xat
axEipavoc aYaXXta
(jtaxoc *)
1) Die letzten Zeilen sind schlecht zu lesen.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachricliten, Phil. -hist. Klasse. 1915. Heft 3.
28
410
Alfred Eahlfs, Kleine Mitteilungen.
Blatt 56 Riickseite.
Sir.
1 12 4>o^oc y.D Tspt!)L'w xajpSt|,avj
Kai S(0(3£t sa'pi^pjoau
v^Tijv y.ai )^apav Mtt
^p.ja7ipoT][J.sp£oaiv
13 lTjW 'JOlPjOOIISVW lTjOV
I'/.'i sjo i^sajTat S7C
LKjai sv Yiiispa rsXsoTTj?
Laujroo suXo’fYi' 0 "J]asTat
14 Apx"*] acKpia? (popet
aS-ai tov yv
Kat {Asra itiaLiwvj ev
{ATjtpa auvsx'ctaL'9Tf]j
aotot?
i:, Msta avftiv d£(i.cXio
(Xtoivo? evoaaeuae *)
Kai p.£ta TOO a:cep(ia
to? aoTwv £p.7r'.
(3t£od‘r]a£tat
10 nX7]0[A0V7] aoL'fj'a?_
<pOLpj£t3&a'. TOV XV
K(X(. p.£doax£t aoTOo?
(X-izo t(ov xap^LOov ajOfijLCj
17 llavta TOV oixlovj aonrj?
e|ixXT]0£t £Lj:ji’6o{j.Ti
|j,aT(OV
Kai ta aTcoooxta ^«»v
TSVT]p.aLT<l)V aOTKJ^J
18 StEipLajvo? ao(pLia?j
ipoPo? xo
AvaL^'jaXXcov £ipY]VTfj
xai OYi£ioiv laLOjew?
19 Kat etLSj£V L’^jat e^Tjpt
djlTJOeV aOTTjV
ExtaTTr]p.7]v xai yva>
atv oovsaeM? s
5(i)p.pp7j(3SV
1) Welter ist nichts zu sehen.
23 2u<ppo3’jvT) dagestanden haben.
Zeile Sir.
1 Kat L^jOL^jav xpaTOo[vTa) ]
aoTTjC avD 4 /(U|^a£vj
PtCa aotfta? ^o^todat 1 >0
TOV XV
5 Kat ot xXaoot aotTj?
) [JLaXp07]p,£p£OOt?
Oo Sov7](3iTat •8-o[io? n
aStxoc oixattodiTjjvat
H yap pomrj too ■0'op.oo
10 aOTOO TuTMOt? aOTi^tOJ
Eto? xaipoo avO’E^etat 21
[i,axpoi)-o[io?
Kat oatcpov avaScooEt
aOTtO EO'fpOOOVTfj
15 Ew? xatpoo xpot{ȣt 24
TOO? Xo'fOO? aOTOO
Kat xoXXoiv ex
S tTfjfTjOEtat OOV£
3tv aOTOO
20 Ev ^Tjoaopot? oocta? 2 s
rtapa^oXat sjrtaT7j[J,Tj?
B8eXofp.a Se ap-aptw
XlO ■&£00£[P(£)ia]
Ext'8’0[t7joa? oorpLOLV 20
25 otatTjpTjao^vj [EvjLtojX^aj?
Kat X? olO^j
aOTTjV
Zotpta "fap xat Ttatosta 27
<poPo? xo
30 Kat Tj Eoooxta aoToo
JClOTt? xat TtpaOTTj?
Mt] amO’TjaTj? '£[op(o x|o 2 «
Kat [ATj 7:poa£X[^Yjc] l««j
TO) EV xapSta §taaLYj|
35 Mt] OTTOXpldTj? EV atO 29
piaatv avtov
Es kann aber Sir. 1 13 it / cito ) , 15 evosseuie ,
I. Palimpsest-Fragmente aus Jerusalem: a) Sir. 411
Blatt 27 Vorderseite.
Sir.
Zeile
Sir.
Kat jv Toi? yscXsatLVj
1
avxtXTjptijjExat aou
aoD TTpoasys
Kat sud'uvov xa? oSou?
1 30 Mtj £^o(j)oo asaoTov
aou xat sXTXtaov
tva [lYj TTsarjC
sTX auxov
Kat szaYa'/Tjg tyj
5
Ot (p0,30U{t£V0t XV
2 7
aou art[i,iav
^avajitvaxs xo sXso^j
Ka' airoxaXu^ict xc
auxoo
ta xpuTtta aon
Kat [17j EXxXtVTjXS
Kai spLiLsaw auvaYtei
tva (ITj TtSOTjXS
YTjc xara^aXsi as
10
Ot 'poPoup.SVOt XV
S
lOt'.j') ou TipoaTjXtlsg rpo
ittaxsuaaxs auxw
(jW XU
Kat ou [XT] ::EO-rj o [it
Ktt' Tj xapSia aou tcXtj
a'&o? u|iu>v
pTf]C SoXou
Ot ®0,30U[lEV0t XV
9
2i Tsxvov SI -poasp'/Ti
15
sXntoaxE Et? aya&oi
oouXsosiv xm
Kat Etc EutppoauvTjv
Eio'.[j.aoov trjv
atwvo? xat eXeou?
aou st; sr'.paojiov
E[tpXs({-axE Et? apyata?
10
2 Eod'ovov XY]v xapSta
Ysvsa? xat EtSEXs
aou xat xapTspTjao
20
’It? EVETttaxeuaEV xtn
Kat [tv] OKsuaTj? sv xat
xat xaxTjayuv^Kj
pci) sjiaYWYTj?
H Xt? EVE[1,1VEV XQ)
.3 KoXXvj'&TfjTt auxo) xat
ipopo) auxou xat sv
[jLTj aTOatTj?
xaxsXt^^Kj
Iva aolTjdTj? sjT soya
25
H xt? sTXExaXsaaxo auxo
1(0 V aou
xat uTXEpstSEV auxo
4 riav 0 sav szaya)"rj aot
Atoxt OtXX£tp[X(i)V
U
ostai
xat EX£7j[Xtl)V [o X?]
Kat sv aXXafpiaTi xaixt
Kat aytTjaiv a[iapxt
vwaswi; aou jia
30
a? xat atnCst ev xat
xpodujiTjaov
ptl) d’Xttj^EtO?
■) Oxt sv ;ropt Soxt[ia
Ooat xapotat? otXat?
12
Csxat ypoaog
xat yspatv 7:apt[j.£vat?
Kat avot Ssxxot sv xa
Kat a[iapxQ>X()> Ettt^at
[iivo) xaixtvmastoc
35
VOV STtt Suo xptpou?
« fitaxsuaov auxw xat
Ouat xapSta 7xapt[t£V7j
V.i
1 ) Flashar beginnt mit oti
1 :40 keinen
neuen Stichos, sagt aber, da6
oxt
„niclit uaiiz sicher zu lesen'" ist.
Umgekehrt beginnt er mit avap-tvare 2 7 einen
neuen Stichos, sagt aber, dafi diese Zeile „
,fast unleserlich^ ist. Ich babe
in
beiden Fallen die Stichenteilang Flashars korrigiert, da sie mir zu unwahrschein-
lich ist.
28 *
Alfred Rahlfs, Kleine Mitteilungen.
Blatt 27 Riickseite.
OTt oi> :riorsost
Zeile
1
0 7ap xg cSo^aas zpa
Ata TOOTO 00 axsica
£ 71 ' TSXVO'i;
oO’Tjasta'.
Kai xpiaiv [ip; sots
Ouai o[j.iv too; aito
pscoasv
XwXsXOO'. TTJV o
5
0 Tipiwv zpa E^iXaaxE
Z 0 [ 10 V 7 ]V
zai a[iapTtai;
Kai Ti itonrjasTat ota
Kai (lii; a:rod''y]aaopiCio
ETCtaxsjcTTjtai 0 x<;
0 So^aCiev pipa aotoo
Ol S0p00{J.SV0t XV
0 TipLiov rpa so^pav
oox a^rt^aouatLVj
10
D-Tjastai OTtO T£Xv[ll) ]
TWV XofOlV aOTOO
Kai £v Y)p.spa ^rpooso
Kai ot aYazwvTEi; ao
•/T); aotoo eiaaxoo
TOV OUVTTjpTjaOOat *)
a^TjOitai
Tot; oSoo; aotoo
0 So^aCwv Tcpa piaxpo
Ol (popoofievoi XV
15
Y]p.£p£00£l
C'^jTTjOOoaiv soSo
Kai 0 sioaxooiov xo
xiav aotoo
avaTraoosi p,pa aotoo
Kat Ol aYazwvts; ao
Kai lo? Seouotan; 2 oo
toy cfiTcXTjodifjaLOVj
Xsooci £v toi; ysy
tai TOO vo'jtoo
20
VYjoaoiv aoTov
Ol 'fOpOOjlSVOl XV
Ev spyu) xai Xo^w ti
STOijiaooooiv xap
p.a tov jrpa aoo
Sia^sj aoTiov
Iva cXsX&Tj 001 EoXo
Kai evio^riov aotoo
71a Trap aotoo
tairivwaooaiv ta;
25
EoXo7ta 7ap ;rp; ofrjpi
•{jo^^ac aoTwv
Csi 01x00; TEXV[U) J
Ep.JTsaoo[j,sda so;
Katapa Ss jipi; ;xpi
■/sipa; xo xai oox ei?
'01 '0'Ejj.EXia
-/eipa? avoDV
Mt) So^aCoo EV ati
S 2 c yap 7 ] [isyaXam
30
p.ta Tip; 000
V 7 j a’JXOO 00 t(rt?
Oo yap Eotiv 001 Soija
xai TO eXeoi; aotoo
TTpo; atifiiav
Ejioo TOO itp; axoo
H 7ap 8'j^a avoo ex ti
oats TEXva
(iVj; xp; aotoo
Kai ooTio? xoiTjoats
35
Kai oviSo; tsxvoi;
iva aiod'/jte
S^l’']jP £v ado^ia
1) Ursprunglich vielleicht auvTuipTiOO’jat .
I. Palimpsest-Fragmente aus Jerusalem: a) Sir.
413
Zum Schlusse gebe ich noch eine Liste der bemerkenswerten
Lesarten unserer Handschrift „929“. Dabei lege ich den Text
Swetes (= B) zugrunde, notiere aber nicht nnr die Abweichungen
unserer Hs. von Swete, sondem auch ihre Ubereinstimmungen mit
Swete in Fallen, wo andere Hss. von Swete abweichen. Die
Spiritus und Akzente fiige ich hier iiberall hinzu.
Prol. (nach Swetes Zeilenzahlung) 12 ttolv twv] > 929. 13 sv
laoTOic] £v > 929 wahrscheinlich (doch ist die betreffende Zeile in
929 fast unleserlich). 15 at Trpo'firjTstat] |Ojt xpo^^tat 929. is atpo-
{lotov: so auch 929 (nicht a^opjj.ijv). is avaYxaiotatov ohne oov da-
hinter: so auch 929. is '19 auto? xpooevEYxaailat Ttva axouOTjv] xai
aoTOC Ttva itpoosvsYxaodat oxouSTjv 929. 19 20 zoXXijv yap otYpoCTtav]
iroXXrjv a^rooSrjv xal aYpuxvtav 929. 21 aYOvta] aiyayovvaj 929. 21 ex-
SdaS’at: so auch 929 (nicht sxSsSdadat o. a.). 22 sv vdp.(p] swdjxox; 929.
Sir. 1 1 sottv] > 929 : wohl vor si? tov ausgefallen. s :ravoop-
Y£U[iaxa: so auch 929 (nicht zavoopYTittaTa). s 'fopspd?! ])raem. xal
929. 8 too ^pdvoo mit Artikel: so auch 929. 13 s&pT,cs'. /aptv] so-
XcYTidTriasTai 929. 14 ^sdv] xuptov 929. 15 xal p-sta av&pwxwv] xal
> 929. 17 $i:t&up.T]p.aT(ov ohne abT'^<; dahinter : so auch 929. is 'fd[3o;
xoptoo: so auch 929 (nicht ^ojlsto&at tov xoptov). 10 s|a)p.pp7j3sv ohne
Tj oofia dahinter: so auch 929. 19 xpatoovTwv aut^?: so auch 929
(nicht xp. aDnjv). 23 aotip avaSwast] transp. 929. [23 s6®poo6v7j : so.
wie es jetzt scheint, auch 929, aber es kann sofpoaovri dagestanden
haben.] 24 jriaTwvJ iroXXwv 929. 25 icapapoXi^] xapapoXat 929. 26 liti-
•&u[i,Tiioac : so auch 929 (nicht Ixed'O'iTjaai;). 27 xpadr/jg] TrpaotYjc 929.
28 xuploo ohne evSeY]? wv dahinter: so auch 929. 30 sTtaYaYU?- so
auch 929 (nicht IxaYTi?)- 30 axoxaXoipst : so auch 929 (nicht -'I'd).
Sir. 2i xopttp ohne Artikel: so auch 929. 1 ^eip] > 929.
4 ds^at ohne aapievwi; dahinter: so auch 929. 1 aXXdY[xaaiv] dXXd-
Y[xaTt 929. 6 suS’ovov] praem. xal 929. 7 xov xoptov] tov > 929.
s. >1 xoptov ohne Artikel: so auch 929. s irtalaD] 929. 10 xupiw
ohne Artikel: so auch 929. 12 lirtpatvovTt Ixlj ext^atvov sxt 929:
-Tt wird vor sirt ausgefallen sein. u ixiaxixTDTat : so auch 929
(nicht IxtoxsrJiDTat oder STnoxsirTSTat). 15. le. 37 xoptov ohne Artikel :
so auch 929. 13 p-(ip.dtwv\ twv XdYWv 929. is Ep-TcX^obDaovrat : so
auch 929 (nicht xX^aS’.!. 17 xapoia?: so wahrscheinlich auch 929
(nicht xapSiav).
Sir. 83 iiiXdoETat] e^iXdaxsTat 929. 4 6 dTcob’DaaopiCwv] 6 > 929.
5 0 x 6 T£xv(i)v: so auch 929 (nicht ixl tsxvok;). 5 xal wi; 6 dirod’Daao-
ptCwv 6 5o?dC<*)v {i^TEpa aoTooj > 929. 5 so auch 929 (nicht
%ipat?). 6 avajtaoost: so auch 929 (nicht xipDast). 7 SooXsoost mit
iv dahinter: so auch 929. s tov Ttatspa 000 ohne den Zusatz xal
414
Alfred Rahlfs, Kleine Mitteilungen.
■cTjv [iTjTspa aou: so ancli 929. a itap' aotoo: so auch 929 (nicht ;rap’
auTwv). 10 irpo? atiiiiav : so anch 929 (nicht iratpos atijita).
Zwei dieser Lesarten von 929, namlich Prol. 12 tiaiv twv > und
Sir. 2 15 Twv Xd’fwv, finden sich nach den fiir das Septuaginta-Unter-
nehmen gemachten Sirach-Kollationen sonst nnr noch in 260
(= Kopenhagen, Kgl. Bibl., Gamle Kgl. Sami., 6, ans dem X./XI.
Jahrh.) nnd den von 260 abhangigen Hss. 149. 471. 606 ^). In
sechs weiteren Fallen geht 929 mit 260 (nebst Trabanten) nnd
wenigen anderen Hss. znsammen: 1) Prol. 13 ev > 260 und 106.
545. 728, 2) Prol. 15 01 irpoy^xat 260 und 46.' 404. 728. 753, 3) Prol.
lo/jo TcoXXtjV airouSijv xal a^poicviav 260 nnd 106. 130. 545, 4) Sir. Is
xai yopspo? 260 und 493. 728. 753, 5) Sir. 1 23 aotip avaSwasi transp.
260 und 106. 130. 534. 545, 6) Sir. 2? xoptov ohne tov 260 und
V. 307. 728. Anch sonst stimmt 929 meistens mit 260 iiberem;
abgesehen von den beiden nnr in 929 vorkommenden Lesarten oder
Fehlem Sir. li lativ > und 2 12 empaivov bzi, finden sich nur fol-
gende Unterschiede : 260 hat Prol. is avaf xatoratov oov , Sir. 1 30
aitoxaX6t|)i(i, 2 4 akkayp-ciat, 3 3 s^tXaasTat, 5 i^jispaic, 7 SooXeoosi ohne Iv.
b) lob- Fragm ent e.
Sie finden sich in der Hs. Jerusalem, Patriarchal- Bibb othek,
'Ayioa Staopoo 36. Dies ist ein Codex rescriptus des XII./XIII.
Jahrh. mit Werken des Basilius. Das Pergament stammt aus zwei
Hss. des Vni. Jahrh.; die eine enthielt Werke des Chrysostomus,
die andere den Text des lob mit hexaplarischen Noten und einer
Katene aus Olympiodor und Polychronius am Rande. Den lob-
Palimpsest hat J. Rendel Harris entdeckt und als Probe aus
ihm eine der am besten erhaltenen Seiten in den Haverford College
Studies I, S. 14f. *) mitgeteilt. Neuerdings hat dann Eugene
Tisserant in seinem Aufsatz „Un mannscrit palimpseste de Job^
in Revue biblique internationale, Kouv. ser. 9 (1912), S. 481 503
genauer fiber den lob-Palimpsest gehandelt und von den 42 Blattern
die er nach der Art der Beschriftung als zu ihm gehorig erkannt
hatte, I 6 V 2 (= 33 Seiten) herausgegeben und von 5 weiteren
Blattern wenigstens den Inhalt festgestellt ®).
1) Uber diese Hss. s. mein Verzeichnis der griech. Hss. des A. T (1914) in
welchem man sie mit Hilfe des Verzeichnisses der Sigeln S. 342 if leicht auf-
finden kann.
2) Mir nur durch Tisserants gleich anzufiihrenden Aufsatz S. 482 bekannt.
Die von Harris herausgegebene Seite (Bl. 198 b mit lob 126—9) findet sich aucli
bei Tisserant S. 501.
3) A.a.O., S. 483. Mehr zu leisten wurde Tisserant durch die Kurze seines
Aufenthaltes in Jerusalem verbindert (S. 487).
I. Palimpsest-Fragmente aus Jerasalem: a) Sir. b; lob. ’415
Tiber Tisserants Arbeit sagt Flashar: „Wie Stichproben
zeigten, hat Tisserant mit groBer Sorgfalt and Genauigkeit ge-
arbeitet. Dafiir hat er sich anch auf die Blatter beschrankt, die
einigermaBen lesbar sind“. Flashar selbst hat von den iibrigen
25*/2 Blattem noch 7^/2 (= 15 Seiten) mehr oder weniger voU-
standig gelesen; doch hat er sich dabei nach meinem Rate auf
den Bibeltext beschrankt und nicht nur, wie Tisserant, die Katene,
sondern anch die hexaplarischen Randnoten beiseite gelassen, da
das am Rande Stehende infolge der Beschneidnng der urspriinglich
erheblich grofieren Blatter (jetzt 28 x 21 cm, urspriinglich nach
Tisserant S. 482 mindestens 34 x 26 cm) fast uberall arg ver-
stummelt ist. Diese 7 ‘/a Blatter gebe ich hier nach Flashars Ab-
schrift heraus. Obgleich damit wiederum noch kein AbschluB er-
reicht ist, so ist doch unsere Kenntnis der Hs. abermals einen
guten Schritt vorwarts gebracht und dem, der einst die ab-
schlieBende Arbeit tun wird, ein weiteres Stuck des W eges gebahnt.
Der lob-Palimpsest hat nach meinem System die Sigel „406“,
s. mein Verzeichnis der griech. Hss. des A. T. (1914), S. 83.
Worttrennung und Minuskelschrift mit alleiniger Bei-
behaltung von Majuskeln fur die grofieren Anfangsbnchstaben der
einzelnen Stichen^) fiihre ich hier ebenso dnrch wie bei den Sir.-
Fragmenten (s. oben S. 408); nur verwende ich hier im AnschluB
an Tisserant eine schragHegende griechische Schrift, weil anch die
Hs. selbst im Bibeltexte mit gewissen Ausnahmen^) eine schrag-
liegende Tlnziale aufweist. Spiritus und Akzente kommen in
der Hs. ziemlich haufig vor, sind aber naturgemafi oft nicht mehr
zu sehen, vgl. Tisserant S. 483 Anm. 3; „Les esprits ou accents
sont assez nombreux, nous les avons notes de notre mieux, mais
n’avons quelque espoir d’ avoir tout vu que dans les pages tr^s
lisibles ff. 197 [d. h. 197 Vorderseite] et 198’'“ ; Flashar hat Spiritus
und Akzente nicht notiert, wohl weU sie auf den von ihm ge-
lesenen Blattern nicht oder nur seiten zu erkennen waren. Tiber
die Bedeutung der ganzen und halben Klammer n s. oben S. 408.
Im iibrigen verweise ich auf Tisserants Aufsatz, dem anch eine
Lichtdmcktafel beigegeben ist.
1) Vgl. Tisserants Lichtdrucktafel , wo die groBeren Anfangsbnchstaben in
mehreren Stichen noch deutlich zu erkennen sind.
2) In Flashars Fragmenten kommt aufrecht stehende Schrift nur einmal vor :
lob 16 1 uTtoXa^ujv 8 e uu^ Itfzi, in Tisserants Fragmenten (abgesehen von den Rand-
noten) dreimal; lob 24 uirolaptov 8e o Sta^oXos tu> zto Eiitev (aber uroXopuiv ist bei
Tisserant mit schragliegender Schrift gedruckt), 4i unoXapiov 8e eXupoC o &EnaviTTjS
Xeyei, 12 1 TnoXapiuv 6e Xe^ee. Durch die Wahl der aufrecht stehenden Schrift
soUen diese Einleitnngen der Reden auch anfierlich von den Reden selbst unter-
schieden werden.
416
Alfred Bahlfs,
Eleine Mitteilnngen.
lob
Vorderseite Blatt 205 Riickseite
lob
145
avrov *) Ttag avrLOjj *)
1 TO GrelExog avrov
Eig ygovov eQ'ov xm ov (ttj
Alto o6(ir}g vSaxog av
Ida
vnEQ^rj
d'fjGEl
<>
AnoGxa arc sfiov ivcc rjGv
Kai xoiriGEi [S'£pt]ojito[v off]
yaGcj
5 3tEg VEoqjvrov
Kai evdoxt}Ga rov ^lov
Avfjg dE riE^EVirijGag
10
aGXEQ (iiG&ayrog
oajjfto
7
Egxiv yag SEvdgca ishtig^
Kai TtEGcov ^Qorog ....*)
XI EGriV
avd'ijSEi
10 Xgovca yag Gnavi^Exai
11
Kai 0 gadafivog avrov ov
d'akuGGa
(If} Exklftf]
IIortt(ioi Egr}(ia[d-EVjriEg}
Eav yag yiqgaGi] ev yt} [i) pt]
^Tjgavd-ir^Govxai |
[^a Kvjrov
^[vog d'E xoi(iri9Eig ov]
12
lEv^ 6 e %ETQaLQ TslsVTtieei 15 ftJJ ttVaetYj
1) So, nicht curcoK, wie Tisserant S. 483 angibt. avrov ist die unmittelbare Fort-
setzung zu dem fiTjrJj, mit welchem Bl. 192 b (Tisserant S. 503) schlieBt.
2) Oder cutlouj? 3) Hier wurde man ovke ergdnzen, aber Flasliar sagt ;
„Schwerlich stand am SchluB der Zeile ovx, auf keinen Fall ein s“.
lob Vorderseite Blatt 4 Riickseite lob
Kai ov firj tag av 1
0 ovQavog jcakiaia&rjj
Kai ovx E^vTtviSd-tisovTai vnaxoveoiiai
lEx rovj v:cvov avrav Ttc ds EQ^a rcov yHQav gov
14 j 3 El yag ocpEJ.ov ev «Sj] (ie 5 ,u»/ ajcoTioiov
Hgid^^TiGag (lovj ru etii h;
KgviiEig Se , u £ Eag (cv Treci’iGtjj rr}dEVficcTcc
rai GOV fi ogrTj Kai ov urj zagisl^r] Gej oi’Sev
Kai xa%ri [loi [ygovov ev o] ^tow a_j^laQ^rl^cav (lov
lU'Etav fiov noiricn 10 EGipgayiGag Si_Ei fiov ra ukiccqj n
14 Eav yaga7io&iut'T]av^gG}nog\ ixrifiara fv liall\uvria
s^BGr}ur^pco £t ri ^axcovJ
EvvxElEGag rjHEoag [rov] lJr«pe/3jyvj
[liiov avxov] Km TcXriv ogog .Tf.Troi- is
[TjtofiEvm] Eiogh 15 xiegeixui
1) Flashar setzt binter scos keine Punkte; man sollte abcr ei-rcntlich orwirtP,,
dafi die Zeile noch nicht mit s<as schloB. ” ' ’
I. Palim])sest-Fragmente aus Jenisalem: b) lob.
417
lob Eiickseite
IBs Ei> Aoyoig oig ovdsv
oq>sXog
t [ Tij xai [ Si ' j aiTCSTCoujSm
(fO^OV
HvvxskeSco ds QtjfiuTu
roiavra evairci xv
Evoy^og si Qi]f.iasiv stoua
Tog 60V
Kui ov SisxQivag QtjfiaTcc
dvvaSTov
li EXsy^ai 6s to sov sro/ia
xai (iri sycj
Ta 8s ysiXrj 6ov xarafiao
TvpijSi a j[i] 6ov
7 Ti yccQ inq iiQcaxog ccvog
1) Stand vielleicht Oti da (= A)?
Blatt 164 Vorder.seite lob
1 sysvtjd'rjg
H itQO &IVCOV STtayayi^g
[f/j evvrayaa xv uxrixoug 15 s
H sig 6s atpixsro Soipiu
5 Ti ya^ oidag o ovx oi8«iist> »
H ri 6v v^oj . sig -) o ovyi xui
iifisig
[A'«t ys TtQss^vtijg xai ys ;r«] lo
Aaiog sv i](iiv
10 nQSS^vTSQog Tov :tQg aov
rjfisgciig
Ohya C3V i]iiuQTry/.iig Lftfj ii
fiaStiyaOtti
Msyakag vjtSQ^a/.kov
15 tcag Xs)MiXtixag\
2) Flasliar; „6vviBt? (B) scebt sicber nicht
da; aber aiich die Lesart av vorjettg (A) schwerlicb. Auf das o t'olgt ein Buch-
stabe, der a oder o oder * sein kdnnte“. So kommt aber keine vernunl'tige Form
heraus; bloBes av voitg wiirde passen und tindet sicli aucb in der H», 254, die
ofter mit unserer Hs. zusammengebt.
Eiickseite Blatt 167 Yorderseite lob
Diese Seite, welche un- 1 15 ic
mittelbar an Bl. 164 a an-
schliefiend, lob 15i2— u ^vayysXio ovv 6oi 6v ds ir
enthalt, hat Tisserant uxovs [lov
S.503 heransgegeben. Die 5 ^ 8^sj soQuxa [avuyysX{X)a soi]
Yorderseite aber hat er yi soqiioi avijyysiXjav is
nicht mit heransgegeben, ‘) ovx sx^vijiui'
weil diese sehr schlecht :taxsQc.g avlxav]
zu lesen ist. Avxoig yiovoig m
10 LV
Flag o fiiog cc6s^^ cov sv^ 20
ipQOVXldl
Ext] 8e KQi^^riXt'. dsdo
15 fisva Swasrij
1) Flasliar: ist zwar niebt zu erkennen, doch muB ein Wort dagestauden
haben“. 2) So Flashar. Mir ist es aber wahrscbeinlicher, daB jj yt] noch
am Schlusse von Z. !) stand, und Z. 10 und 11 den zweiten Sticbos dieses Verses
entbielten.
418
Alfred Kahlfs, Kleine Mitteihingen.
lob Voider seite Blatt
15 27 Kut fsrotijOfv nsQierouiov 1
a:ti rcov utjpLOV airtowj
aivog ds civTOV *)
28 da TioXaig £(hj.UlOvcj
Kia ai6aX9-oi aig otxovg 5
aoixr/TOvg
A 8a axaivog rjtoiuaeav
allot u : xoi 6 ovtul
29 Ovxa utj %XovTi6%~t] ovta fuj
fiaivr} rtc vjia^ixoi'Ta axnov 10
Or (ir, ^aXt] a^i rr^v yriv
6xiav
soiOvdaj ftLTjj (pvyrj to exorog
Tov fiXaStov avrov
HCiQiaijvai avauog 15
1) So, eingertickt, stelit diese Zeile in Fli
konnte allenfalls auch nv^taasi dastehn, d(
3 Riickseite lob
f_Ktaj axTtaeoi avTOv ltoj
avd'og
Mr] metavarco ort vrto 15 si
]iavai
K^ava^ yuj) avtcj t;[5r|o/lijff£T|^at,
H TO/17J avrov rtgo agag 32
qtS'apTjLeetKtj
Kai 0 gudafivog avrov ov
[17] rtvxaOitjj'^)
Tgvyri%'ai7] 8a C367tag 3.i
i oftjqpa^ rtgo cogag
Kai axrtaeoL cog av&og
aXacug
Magrvgiov yug a6a^\ ovgj si
d-avurog
shars Abschrift. 2) Flashar: .,Es
ch ist mir das tj wabrscheinlicher“.
lob Vorderseite Blatt 206 Riickseite Job
Ilvg 8a xaveac oixovg
8cago8axTC7v
losaKac av [yaargi li/ft^o]vrat
odL^’l'ttgJ
dolov
16 1 oTToXapwv 3 e twp Xs^si ‘)
2 Axr/xoa roiairra xoXXa
xagaxXr]rogag xaxcov-)
3 L^t yag fir] T ggtgj a^ri gr]
fia€iv jTlI'Sj
H ri %agavoxXr]&ai | 0 otj
1 0 T( azoxgivij
Kui ayco da xa%^ vfiag XuXrjeco 16 1
ji yaj vTtaxaito tj ilrvxrj vficov^)
avti rrfi afirjg t/'Vjjtjs
o Eix avaXovutti vfiiv Xoyoig 5
KivijOa da xuQ^ vficov
xaipuXrjv
Elt] da lex^S tv rco ©to o
fiari (lov
10 Kai x[(£)iv|»j 6 tv fjrftlatav]
ov (paieofiai
lEtt\v yag XuXrjeco ovx uX 1
yrjeco TO rgavfia
Eav da xut [etcjstTjo®] ti
15 aXarrov Tp[(aa^ijeo;tatj
1) liber diese Zeile s. oben S. 415 Anm. 2. 2) flashar: „Von Tcavzsg ist nichts
zu sehen“. 3) Diese Zeile ist bei Flashar eingeriickt, doch sagt er: „l)er
Anfang ist sehr unsiclier*’.
I. Palimpsest-Fragmente aus Jerusalem; b) lob.
419
lob Biickseite Blatt 19a Vorderseite lob
1
1)
20 2 Tttvra
Kill ov%i 0vviaiT£j ^aXX[ov] 5
Itj xj«i eya
3 IlttiSaiuv avrQonr,g 6ov
uxoveofiat
Kui jcva EX trig swaSacog 6ov
anoxQivatat fioi 10
XccQfiovi] Sa nuQuvoiicjv
[anca]Xai[CC]
lEav avtt^rj aig ovvovj 20 o
LT« dcjpcj avxov
II da d-v6ia lkutouj veipcov
u^rytai
Otu\v d'joxij ''
Toxa aig xaXog arcolaixua
Oi Sa at^^Soxjag^) avxov apov
[«gp ov axad-t} av^pmaot,-] '^)
ant Ttjg yrjg
5 [EvtpQOGwt] yapj aea^wv
Tixa^ia a^ULGLOv
GiV %OV [EGXlVj
ilGnap avvxviov axita
xaG&av 00 jx); avpaih,
ljBjttijj Sa ojGnap (pa6p.a
15 vvxxapivov
1) Flashar halt es fur wahrscheinlkh, da6 am Ende von Z, j> ee eivai xai (= A)
gestanden hat: aber dann wird diese Zeile, die mit Ovx ovtcos vitslati^avov be-
gonnen haben muBte, zu lang. 2) Von Z. 12 sind „nur ganz schwache Spiueu
ubrig“. 3) Flashar; ,,Auf das a am SchluB scheint noih ein ^ zu folgen".
■1) Flashar: ,.I)em Plafz nach kdnnte auch sidovxag dastehen”.
lob Riickseite Blatt 200 Vorderseite lob
209 Ofp&uXfiog
Kai ovxaxi %go6vorjGai
avxov o xoaog avxov ovxaxi
10 lTovs Vjiovg avxov olAej
iGaiGavj xjxxovag
’)
11 Ogxu avxov avaxXr]Gd'rj
vaoxtjxog avxov
Kai (lax avxov lam ;|'w ijiarog
xoifirj^rjGaxai
12 ^Eavj ayXvxav&fj av Gxofiaxi
avxov xaxia
1 vriyv^ yXfoGGav avxov
lOv (pjEiGexai av^xT/gj xat 20 is
LOVjx ayxaxaXaiiliai ai’xr/v
Kai Gwa^ai avxtjv av pa
5 Ga xov Xapvyyog «vtlooj
Kai ov 117] dvvr]&7j ^oij i i
i9T]Gai Ejavxa
iXoXjT] laGTtiSog avj yiaGjxpi
avxov xai Ttovog
10 nXovxog aSixcog Gvvayo ij
fiavog a^apaG&ijGaxai
[ex-) x]oi[i]i«g [ecorovj
[Elg oixiug Sa avxov £|]L£Axuj
[Ofx Ktrroo ayyaXog) i&avaxoi'j
15 31
1) Flashar bemerkt zu Z. 8; ,,Am Anfang scheint ein tj! zu stehen; das wiirde
auf die Lesart ifjjjlaqprjoovetv ;A) hindeuten; mehr ist nicht zu erkennen“. Aber
dann wiirde in Z. 7 nur Ai Sa zaigag avxov gestanden haben, und das scheint mir
zu wenig. 2) Am Anfang von Z. 12 steht naeh Flashar sicher kein also
kam hier noch nicht oixiag. 3) Am Schlul! von Z. 15 steht vielleiclit
9Tilaaaiav.
420
Alfred Rahlfs, Kleine Mitteilungen.
tiber den Charakter des in unserer Hs. ,406“ vorliegenden
Textes handelt Tisserant S. 484 — 486. Seine Hanptresultate
sind: 406 stimmt im allgemeinen mit dem Alexandrinus iiberein.
^qui est, comme on sait, passablement eloigne pour le livre de
Job, et da Vaticanus, et de I’ensemble des manuscrits^. Doch
hangt 406 nicht direkt von A ab, da 406 eine Reihe von Fehlern
A s nicht teilt und aucb an mancben anderen Stellen von A
abweicht.
Gleich nach Tisserant hat Leon Dieu in einem Nachworte zu
seinem Aufsatze „Le texte de Job du Codex Alexandrinus et ses
principanx temoins“ im Mnseon, Louvain 1912, S. 273 f. iiber 406
gehandelt. Dieu kommt in diesem Aufsatze zu dem Resultate.
dafi A im Buche lob den Luciantext bietet. tiber 406 lautet sein
TJrteil: „Le texte de ce nouveau ms. est en general du meme type
que A; il y a done lieu de la classer parmi les temoins de la re-
cension lucianique : toutefois, il semble I'avoir quelque peu defloree.
. . . II semble done bien que ce fragment ne constitue ponr la re-
cension lucianique qu’un temoin de second ordre“.
Die Beobachtungen Tisserants und Dieus bestatigen sick aucli
bei unseren neuen Fragmenten. 406 stimmt aucb bier meistens mit
A iiberein; gleich in den ersten Versen finden sich z. B. folgende
charakteristische A-Lesarten : 14 e oTtooia a;:’ liioo wa Y^aoydoio xal
soSoxifjGO) (gewohnlicher Text dxdata dir’ aotou iva rjooydo-j) y.a> soSo-
: :tdX’V dv^iioE'. (st- sjrav^ijou), g ;tSTpa'? (Ttivfjq.). » xai zo’.-^asi
(xor/jas' 5i). lo xal ^tsawv (jtsowv Si), n TOTajjiol [-f 83 A]
^YjpavO’LYjGOVTatj (jroTa;x 6 ? Ss sp 7 j[i(o 0 'sl; IS-rjpdvdTj), 12 xai 00 p-ij
(>) und l (00 jiTj oovpa'f^), 13 ®rjXdSst|gj und xpu-
(i'^oXa^a? and Ixpu'Jjai;). Doch hat 406 auch ofters gegen A
die gewohnliche Lesart, z. B. 14.5 ypovov ohne -/dp dahinter, e xov
piov ohne jiou davor, 152!) 00 (A ooSs), 33 w? (A wG 7 :sp), 3, xahasi
(A -/.axaxaoast), 35 SoXov (A zdvov), 2 O 5 xapav6[j,wv (A dnspwv), s (pdapia
(A 'pdvxaajia). 9 oiy.ir. (A oh).
II. Quis sit 6 lupog.
Die Frage „Quis sit 6 I6po<:“ hat Frid. Field, Origenis
Hexaplorum quae supersunt I (1875), S. LXXVII — LXXXII in
seiner griindlichen und klaren Weise behandelt. Im wesentlichen
AnschluB an ihn berichte ich zunachst kurz tiber den bisherigen
Stand der Frage.
Der „Syrer“ wird zitiert von Melito (nur einmal zu Gen.
22 13 ), Didymus, Diodor, Eusebius von Emesa, Polychronius und
I. Palimps.-I''ragm. aus Jerus. : b) lob. II. Quis sit o Sofo;. 421
Apolinarins (zu Dan.), Chrysostomus, Theodoret (zn ler. und Ez.),
Prokop n. a., und zwar znr Gen. 30mal, zu ler. 26mal, zu Ez.
12mal, zu den Ps. 7mal, zu Thr. 5mal, zu Exod., Dan. und Os.
je 2- oder 3mal, zu Reg. Ill und Is. je Imal. In den ubrigen
Buchern des A. T. hat Eield keine Erwahnung des Syrers gefunden.
Die Ansichten iiber den Syrer gingen seit Montfaucon sehr
auseinander. Man konnte zunachst daran denken, dafi der Syrer
nichts anderes sei als die alte syrische Ubersetzung des A. T., die
Peschita, und in der Tat haben diese Ansicht loan. Wichelhaus,
De Novi Testamenti versione syriaca antiqua quam Peschitho vo-
cant (1850), S. 63 — 68, und etwas modifiziert Jos. Perles, Melete-
mata Peschitthoniana (Diss. Breslau 1859), S. 49 — 51 vertreten;
letzterer sagt S. 50; nVerisimillimum igitur videtur, Syri deno-
minatione interpretationes eas, quae a Peschittho profectae viva
voce circumferebantur, indicari. Etenim Syrus com Pesch. multis
locis congruit, obi vero differ!, ex ipsius Pesch. corruptione aut
eorum, qui auribus percipiebant, errore quoconque differentia ilia
nasci potoit“. Die haufige Ubereinstimmung des Syrers mit der
Peschita leugnet auch Field nicht; er selbst fiihrt S. LXXVIII
eine groBere Anzahl von Stellen auf, an denen beide aufs beste
iibereinstimmen. Aber diese Stellen beweisen nichts fiir ihre
Identitat, da die Ubereinstimmung sich auch aus Benutzung der-
selben hebraischen Grundlage erklaren lafit. Gegen die Identitat
beweist aber, wie Field S. LXXVIII f. zeigt, eine andere Reihe
von Stellen, an denen der Syrer von der Peschita abweicht. Zu
ihnen gehort auch eine Stelle, welche Perles S. 49 f. zum Beweis
dafiir verwendet hatte, da6 es sich beim Syrer um eine semitische
Ubersetzung heindle: Gen. 22 is, wo Diodor zu dem sv cuvip aa^sz
der LXX = 1303 bemerkt, dafi der Syrer nicht sondern
blofi aapsz habe. Diirfte man, wie Perles tat, schon aus dem Vor-
kommen des semitischen Wortes oapsz auf eine semitische Uber-
setzung schliefien, so ware derselbe SchluB z. B. auch bei Theo-
dotion erlaubt, der so viele hebraische Worter einfach transkri-
biert (Field I, S. XLf.). Mit der Peschita aber hat der Syrer
hier gar nichts gemein; denn diese hat nicht das hebraische Wort
130 beibehalten, sondem es dutch iibersetzt. Aus diesem
und ahnlichen Fallen schlieBt Field S. LXXIX mit Recht, „Syrum
nostrum anonymum cum versione Peschito (quae dicitur) nihil com-
mune habere “. Und mit demselben Rechte lehnt er den Vorschlag
von Perles ab, die Abweichungen des Syrers von der Peschita
aus Verderbnis der Peschita in ihrer schriftlichen Fixierung oder
miindlichen Uberlieferung zu erklaren. Wie sollte man es sich
422
Alfred Rahlfs, Kleine Mitteilungen.
auch vorstellen. dafi aus dem eben angefiihrten {fioaoD dorch
irgendeine Verderbnis gerade aa^ix entstanden ware, das dem
des hebraischen Textes ganz genaa entspricht?
Noch weit verfehlter ist eine andere Annahme, die besonders
von Doderlein verfochten and von Eichhom akzeptiert warde, dafi
der Supo? die von Sophronius ins Griechische iibertragene latei-
nische Ubersetzung des Hieronymus (Vulgata) sei. Field hat
sie S. LXXIX— LXXXII eingehend widerlegt. Hamit ist sie end-
gultig abgetan und kann der verdienten Vergessenheit anheimfallen.
Field selbst stimmt mit Montfaucon darin iiberein, da6 es
sich beim Eopoc nm eine von einem Syrer verfaBte grie-
chische Ubersetzung handelt. Nur in der genaueren Formu-
liernng dieser Annahme gehen Montfaucon und Field auseinander.
Montfaucon, Hexaplorum Origenis quae supersunt 1 (1713), Praeli-
minaria S. 20 f. hatte es fiir das Richtigste gehalten, in dem Supoc
„versionem aliquam Graecam ex Sjrro factam“ zu sehen. Nach
Field ist die Ubersetzung, wie sich oben zeigte, nicht aus dem
Syrischen, sondem aus dem Hebraischen gemacht: doch schlieBt
er eine Mitbenutzung der Peschita nicht aus, sondern sagt auf
S. LXXXII , da6 der Sopoc seine neue griechische Ubersetzung
,,adhibita etiam versione Syriaca simplici* angefertigt habe.
Hafiir, da6 es sich urn eine griechische, nicht urn eine syrische
Ubersetzung handle, hatte Montfaucon S. 20 zwei Beweise an^e-
fuhrt: 1) In Ez. Sie hat der Syrer nach einem in der Sixtina
raitgeteilten Scholion abis durch xiYxlic wiedergegeben, wofiir man,
wie der Scholiast bemerkt, gewohnlich xa^xellov sagt („6 Sopog
XTjv xf)fxXioa xaXci, XeTfstat jrapa tote JtoXXoie xa-(XEXXov“ ). xt-'xXte
und xAyxsXXov sind aber Synonyma, die man nur im Griechischen
unterscheiden kann. 2) In Gen. 302 hatte der Syrer nach Diodor
fiir rv’bjra nicht iTcttuYxavwv wie die LXX, sondern xatsooSoujievoe.
Auch dies sind Synonyma, die sich im Syrischen nicht unterscheiden
wiirden ^).
Field S. LXXXII iibemimmt diese Beweise, findet aber den ersten
nicht biindig, da die Syrer, wie sie Jbciic = xafxsXXov brauchen (mehr-
fach belegt, s. R. P. Smith, Thesaurus Syriacus Sp. 3671 f.). so auch
(higher nicht belegt) == xfrxXtc gebraucht haben konnten.
Hen zweiten Beweis dagegen findet Field „majoris, immo maximi
momenti", und er fuhrt zur Bekraftigung desselben sehr gut an,
1) Montfaucon fugt hier noch die gleicl, falls synonymen Ubersetzungen des
bymmachus (eioSo'^Evoi) und Aquila hinzu. Diese laBt Field mit
Kecht aus dem Spiele, da Diodor sie nicht erwahnt.
II. Qais sit o Supo;.
423
daB die syrohexaplarische, also eine sehr genaoe Ubersetzang sjt'-
TOY)(av(ov Gen. 302 und xatEUQSoofisvoc Ps. 867 in genau derselben
Weise durch wiedergibt.
Indessen ist anch dieser zweite Beweis nicht ganz nnanfechtbar.
'/aT£ooSo6|isvoc; wird zwar von Diodor und auch von Prokop, der
nur etwas abweichend statt dessen xatsooSibv bietet (s. Field zu
Gen. 302), dem Sopoc zugeschrieben. Aber sOoSoopevo^ oder xatsoo-
SoupEvo? wird auch als Ubersetzung des Symmachus uberliefert :
sDoSoopEvoi; in den hexaplarischen Noten der Sixtina und in den
Hss. M imd Brooke- M'Lean = HoP 57, xaTEoo8o6p.Evoi; in den
Hss. HoP 127 und Brooke -M'^Lean „v“ = Bahlfs 344, s. Field
und Brooke-M'Lean z. St. Daher konnte man bei einiger Zweifel-
sucht eine Verwechselung von Sopo? und S6{i.[jLa)(oc , etwa hervor-
gerufen durch falsche Auflosung der fiir Su[i[iaxoc vorkommenden
Abkiirzung (Field I, S. XCV), annehmen. Und man konnte
sich dafiir sogar auf den Vorangang Fields berufen, der S. LXXVII
Anm. 17 konstatiert, dafi Chrysostomus eine Lesart des Symmachus
(muB hier allerdings richtiger heiBen: des Theodotion) irrtiimlich
dem Syrer zuschreibt. DaB nicht nur Diodor, sondem anch Prokop
den Syrer als Autor von xaTEuoSo6[i£voc oder -ou>v nennt, wiirde
nicht sicher gegen die Annahme einer solchen Verwechselung
.sprechen, da Prokop sehr hiiufig seine Vorganger einfach abschreibt;
nur rniiBte der Fehler, wenn er nicht auf Diodor selbst zuriick-
ginge, schon in der Zeit zwischen Diodor und Prokop entstanden
sein.
Zum Schlusse fiihrt dann Field S. LXXXII noch ler. 4833
an, wo der Syrer ^eXeuecv nach einem Brauche der -exquisitissima
Graecitas“ fiir das die Arbeit begleitende und zu ihr anfeuemde
Singen im Takte braucht (^ooxsrt ol XitjvopaTOovrEi; xeXEuaooai Xeyovce? •
ia, t(x“), und schlieBt daraus, daB „etiam stylus Syri nostri ano-
nym! Graecam potius quam Syriacam originem argnit“. Aber
hiermit ist nichts bewiesen. Denn der echt griechische Stil wiirde
auch dann erklarbar sein, wenn die Kirchenvater, welche den
Syrer zitieren, eine syrische Vorlage ad hoc ins Griechische tiber-
setzt batten.
Unter diesen Umstanden frent es mich, eine von Montfaucon
und Field iibersehene Stelle anfuhren zu konnen, die, wie mir
scheint, einen voUstandig sicheren Beweis fiir Fields Auffassung
des Supoc liefert und iiberhaupt fiir die Frage nach der Beschaffen-
heit dieser immer noch recht ratselhaften GroBe besonders wichtig
ist. Sie findet sich in Theodorets Qnaestiones in Octateuchum
in der 10. Frage zum Richterbuche (Opera ed. Schulze 1 [1760],
424
Alfred Rahlfs, Kleine Mitteilungen.
S. 337), and es wird dadnrch zngleich zu den oben S. 421 aufge-
zahlten biblischen Buchem, in welchen man bister Erwahnungen
des Syrers gefnnden hatte, ein nenes Buch hinzugefiigt. Ge-
handelt haben uber die Stelle E. Hautsch, Der Lukiantext des
Oktateuch (Nachr. d. K. Ges. d. Wiss. za Gott., Philol.-hist. Kl. 1909,
S. 538 = Mitteilungen des Sepk-llntern. 1, S. 23) und ihn verbes-
semd (vgl. nnten S. 429. 431 f.) George E. Moore, The Antiochian
recension of the Septuagint (American Journal of Semitic languages
and literatures 29 [1912 — 13], S. 43 f.) ; doch haben beide sicb auf
die fiir ihren Zweck abseits liegende Frage ,,Quis sit 6 lbpo^‘^
nicht eingelassen. Schon vor ihnen hat P. de Lagarde, Uber-
sicht iiber die im Aramaischen, Arabischen und Hebraischen Ubliche
Bildung der Nomina (Abh. d. K. Ges. d. Wiss. zn Gott., 35. Bd.,
1889), S. 91 Anm. ** die Stelle angefiihrt und auf ihre Wichtigkeit
fiir die aramaische Dialektologie hingedeutet; fiir den iiopo; ver-
weist er ,vorlaufig“ auf Field ^).
Theodoret behandelt a. a. O. die beriihmte SteUe lud. 126, wo
Jephthas Leute die Ephraimiten das Wort „Schibboleth“ sprechen
lassen, diese aber statt dessen „Sibboleth“ sagen, Der LXX-Text,
welchen Theodoret zugrunde legt, hat, da sich der Unterschied
der Aussprache im Griechischen nicht wiedergeben lieB, verstan-
digerweise auf erne wortliche TJbertragung verzichtet und fiir
rba® und rbao einfach oovdnjtia „eine Parole“ eingesetzt: zai IIsyov
aotoi? Eikats 5 y] o6vd7][j.a- zat Xsfovtfi; a6vd7][ia oo zaf/jo^ovov too
XaX^oai ouTwc (oder ahnlich ; der Text ist nach der Gruppe 54 etc.,
mit der Theodoret gewohnlich zusammengeht [vgl. Hautsch und
Moore a. a. 0.], rekonstruiert) = nbao nba® s: nas lb ■nns-'T
p "la'lb pa-’ Nb*i. Hierzu bemerkt nun Theodoret, dessen Kenntnisse
sich nicht auf den LXX-Text beschrankten , jene Parole habe in
einem Worte bestanden, bei dem schon die Aussprache den Beweis
fiir die Herkunft des Sprechenden lieferte („ttva Xo^ov 6? STcs^sps
oia Tov sXsYyov"). TJnd urn dies deutlicher zu machen,
fahrt er fort :
woxsp yap VapoTjvoi zal Xopoi zal Ebtppazijoioi zai riaXaioxivol
zal Ooivtze? Sopcov xP^vzai <po)V^, jtoXXijv ds opLws
XeSis syet Sia^opav, ooxw? 'Eppaioi {tsv -^aav ai SoozaiSsza f’)~
1) Lagarde sagt : „Die Stelle wird vielleicht von nun an — ohne den Namen
Lagarde — oft angefiilirt werden“. Beinahe ware dieser Fall bier wirklich ein-
getreten; denn obwohl ich die „Ubersicht“ seinerzeit, als ich das Register zu ihr
anfertigte, sehr genau kannte, war mir doch jenes Zitat inzwischen vollstandig
entfallen, und ich fand es erst jetzt, nachdem ich die Bedeutung der Theodoret-
stelle erkannt hatte, halb zufallig wieder.
n. Qnis sit 6 Zupoc.
425
Xat, el^ov SI Ttva wc eIxo? lSt((>(LaT{X, Sa:tsp ajilXst xal aotT] *).
<«)? Yap 6 Sopoc yrjat, zm aXXoty zbv aaxay(ov asjipXa^) xa-
Xoovtwv 01 too ’Eippaiji sx ttvoc oovnjS'eiac oeiiPeXo)®) IXejov.
tooto Y^vwaxwv ’Isydas XsYetv IxIXedoe xal StsXEYXOfiivouc
dviflpEt.
Theodoret fiihrt also zanachst als Parallele zu dem Vor-
handensein verschiedener Dialekte bei den alten Hebraem die
gleiche Erscheinung bei den hentigen Syrem an. Zn der Anf-
zahlnng der verschiedenen Abteilnngen der Syrer bemerkt Lagarde
treffend, dafi Theodoret die Provinznamen seiner Zeit brancht, wie
sie nns dnrch das Staatshandbnch jener Zeit, die Notitia digni-
tatnm, anthentisch iiberliefert sind, vgl. in der Ausgabe 0. Seecks
(1876) z. B. S. 49, wo nnter den Provinzen des Orients „Palaestina
secnnda, Palaestina salutaris, Poenice Libani, Enfratensis, Syria
salutaris, Osrhoena“ aufgezahlt warden. Weniger vermag ich La-
garde beiznstimmen, wenn er meint, da6 Theodoret bier gerade
von „funf Dialekten des Aramaischen" spreche ; denn da6 die Dia-
lekte sich nach den romischen Provinzgrenzen gerichtet haben
soUten, ist dock hochst unwahrscheinlich^). Meines Eracbtens soil
die Anfzahlung nur daranf hinweisen, dafi es eine ganze Reihe
Syrisch redender Provinzen gibt, und dafi dementsprechend auch
manche dialektische TJnterschiede im Syrischen vorhanden sind.
Sodann fiihrt Theodoret noch den lopo? zu der in Frage
stehenden Stelle Ind. 126 an. AUerdings zitiert er ihn ofFenbar
nicht wortlich; dazn weicht derWortlaut von dem der Bibelstelle
gar zu weit ab. Aber wenn wir anch 'den genauen Wortlant des
Sopoc aus dem Zitate Theodorets nicht rekonstmieren konnen, so
viel konnen wir doch mit Sicherheit sagen: auf jeden Fall hat
der Sopo? den hebraischen Dialektnnterschied nhatJ : nhao dnrch
einen syrischen Dialektnnterschied ersetzt; denn OEp,pXa nnd OEp,-
PeXm sind nnr zwei verschiedene Anssprachen desselben syrischen
Wortes das dem hebraischen nbatJ entspricht. Hierans folgt :
1) Zu o’JTT] erganze -q tfuK-q. Gemeint ist der Stamm Ephraim.
2) Sirmond und Schulze haben im Texte aber Picus und die von
Schulze verglichene Hs. (s. Kahlfs, Verzeiehnis der griech. Hss. des A. T. [1914],
S. 380 Anm. 1) haben oeppXd.
3) Sirmond und Schulze haben im Texte £p.^EXfu, aber Picus sep^EX w;, die
von Schulze verglichene Hs. oepPeXiis. Uber das hieraus herznstellende OEfipeXu)
s. unten S. 428.
4) Auch sind es, da es zwei Palaestinae gibt, nicht fiinf, sondern sechs Pro-
vinzen. AUerdings sind die beiden Palaestinae nnter demselben Dux vereinigt,
aber dasselbe gilt auch fiir Eufratensis und Syria, s. Seeck S. 69 — 74.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 3. 29
426
Alfred Rahlfs, Kleine Mitteilungen.
1) Der Sopoc ist nicht die Peschita. Denn diese hat den
hebraischen Dialektnnterschied getren nachgeahmt, indem sie zu
dem syrischen Worte (ULa. ad hoc eine sonst nirgends vorkommende
Nebenform IJiLco bildete : )J} UStn . jlixA.
JiLSoi ioot
2) Der Supos hat iiberhanpt nicht Syrisch, sondern, wie Mont-
fancon nnd Field mit Recht annahmen, Griechisch geschrieben.
Denn der Dnterschied zwischen o=p.pXd und osiipsXd) ware in der
syrischen Schrift gar nicht znm Ansdruck gekommen; sowohl
as(j,pXa als aepPeXo) hatte man syrisch * schreiben miissen. Im
Griechischen dagegen konnte man umgekehrt den Unterschied der
semitischen Zischlante ® nnd S nicht wiedergeben und mufite da-
her, wenn man nicht wie die L X X ganz frei iibersetzen wollte,
einen anderen Unterschied an die Stelle setzen, der sich in der
griechischen Schrift ausdriicken liefi.
3) Da im Syrischen neben dem Status emphaticns auch
ein Status emphaticns vorkommt (Th. Noldeke, KnrzgefaBte
syr. Grammatik § 87), so konnen ospipXa und ospiPeXcb Transkrip-
tionen dieses sein. Wahrscheinlicher jedoch stellen sie den
ebenso lautenden Status absolutus zu dar ; denn der Status
absolutus der Substantiva, welcher bekanntlich in der syrischen
Literatursprache fast vollig vom Status emphaticns aufgesogen ist,
hat sich in den Dialekten, z. B. dem syropalastinischen, noch viel
langer gehalten und kann fur die Zeit des 26poc ohne weiteres als
noch sehr iiblich angenommen werden. In diesem Falle entsprechen
aE(j,pX(x und aep,peXa) auch hinsicbtlich der grammatischen Form
ganz genau dem artikellosen nba® des hebraischen Textes. Aber
auch wenn sie den Status emphaticns von - darstellen sollten
wiirden sie immer noch Singulare sein und insofern dem hebraischen
Urtexte entsprechen, nicht der Peschita, die hier zwar auch das-
selbe Wort hat, aber nach allgemeiner tlberlieferung als Plural
(JliiA, und Jlaja), Also durfen wir es auf jeden Fall als sebr wahr-
scheinlich bezeichnen, dafi der lopo? an nnserer Stelle nicht aus
der Peschita, sondern aus dem hebraischen Urtexte uber-
setzt hat.
4) Der Sopo? war in der Tat von Herkunft ein Syr er Denn
nur ein solcher konnte auf den geistreichen Einfall kommen den
im Griechischen unausdruckbaren hebraischen Dialektnnterschied
emeu mi GriedUschen ansdriicktaren syrischen Dialektnnter-
\ I." welter niehts zu ton
Hat, als daB er sich bei demselben Worte findet.
IL Qois sit 6 Zupoi.
427
So viel fiber die Bedeutung der Stelle ffir die Frage „Qtiis
sit 6 £6po<:“. Zum SchluB woUen wir noch sehen, was sie, abge-
sehen von der allgemeinen Nachricht, daB es zar Zeit Theodorets
dialektische TJnterschiede im Syrischen gegeben hat, noch weiter
ffir die Greschichte der syrischen Sprache abwirft. Hierffir
kommt folgendes in Betracht:
1) Es ist ein bekannter Unterschied zwischen dem Ost- und
Westsyrischen, daB sich im Ostsyrischen das altsemitische a rein
eihalten hat, wahrend es im Westsyrischen zn o getrfibt ist. Der
ProzeB war vollendet, als nm 700 n. Chr. im Westsyrischen die
Bezeichnung der Vokale durch griechische Bnchstaben eingeffihrt
wnrde; denn dabei wnrde das griechische o, dessen Qaantitats-
nnterschied von w im Griechischen bereits geschwunden war,
znr Bezeichnung des alten a gewahlt. Dagegen wurde im I. Jahrh.
n. Chr. wenigstens in Palastina noch a gesprochen; denn in den
neutestamentlichen Transkriptionen {jLapava&d = sn SJ'i'a (noch bei
Nestle und v. Soden falsch p.apav ad-d getrennt!), dppd = sas,
xaXtfi'd = sr“'bT3, KY]«dc = 8B‘'3 u. s. w. erscheint das alte a noch
fiberall als a. Das a£p.psXa) unseres £6po? beweist nun, daB der
tlbergang des d in o mindestens in gewissen Gegenden des west-
lichen Syriens schon recht frfih erfolgt ist. Wenn das dem Me-
lito zugeschriebene Zitat aus dem Sopo? (vgl. oben S. 420 Z. 2 v. u.)
wirklich auf Melito zuruckgeht, so muBte der Sopo; noch dem
II. Jahrh. n. Chr. angehoren; andemfalls ware er spatestens dem
IV. Jahrh. n. Chr. zuzuweisen.
2) Die Wiedergabe des syrischen hh durch p-P sowohl in osp-pXd
als in osjipsXw beweist, daB der tlbergang der Doppelkonsonanten
in einfache Konsonanten mit vorhergehendem Nasal in den syri-
schen Dialekten weiter verbreitet war, als die Orthographie der
aus Edessa stammenden Literatursprache ahnen laBt. Dafur haben
wir auch sonst Beweise, s. C. Brockelmann, GrundriB der verglei-
chenden Grammatik der semit. Sprachen I (1908), S. 245; besonders
bemerkenswert ist, daB jene Erscheinung, wie Brockelmann enter
„S“ zeigt, auch in dem nordsyrischen Dialekte, dem die Armenier
ihre aramaischen Fremdworter entlehnten, sehr verbreitet gewesen
sein muB. Genau derselbe tlbergang findet sich fibrigens bei dem-
>o >
selben Worte auch im Arabischen, wo x Li<«» dem hebr. fibaw und
syr. entspricht. (tlber analoge Erscheinimgen im Griechischen
und Lateinischen s. W. Schulze, Samstag: Ztschr. f. vergl. Sprach-
forschung 33 [1895], S. 366—386 und Ath. Buturas, Uber den ir-
rationalen Nasal im Griechischen: Glotta 5 [1914], S. 170 ff.)
29*
428
Alfred Bahlfs, Eleine Mitteilnngen.
3) Ich habe seinerzeit, als Hautsch die oben erwahnte Be-
sprechnng der Theodoretstelle niederschrieb, ihm auf seine Anfrage
gesagt, aus den fiir die zweite Anssprache des W ortes iiberlieferten
Varianten osp-^sX ospipeXoc') sei als nrspriinglich wahr-
scheinlich (je[ipX(i» herznstellen, sodaB also der Unterschied der beiden
Dialektfonnen asp-PXa nnd asjtpXw nnr in dem anslantenden VokaJ
lage, nnd dementsprechend sagt anch Hantsch: ^wahrscheinlich ist
ospPXd) zn schreiben**'. In der Tat wiirde dieser eine Unterscbied
fiir den Zweck des Sopoc vollstandig genugen, nnd es wiirde dann
eine genane Parallele znm Hebraischen vorliegen, wo der Unter-
schied der beiden, Formen sick gleichfalls anf einen einzigen Lant
beschrankt. Anders jedoch stellen Lagarde, dessen oben S. 424 zi-
tierte Stelle mir damals nicht im Giedachtnis war, nnd Moore a£p,psX<«>
her*), nnd ich gestehe gem, da6 dieses wegen seines engeren An-
schlnsses an die Tiber lief erung, die in alien drei Varianten zwischen
P nnd X ein e anfweist, entschieden den Vorzng verdient. Das s
ist anch sehr wobl erklarlich : es ist das Schwa mobile, zn welchem
das nrspriingliche a, das in noch erhalten ist, in ab-
geschwacht wnrde. Wenn dieses s in 0 £p.pXa fehlt, so ist das dar-
aus zn erklaren, da6 der hinsichtHch des a anf alterer Sprachstufe
stehen gebliebene Dialekt, welchem osppXd angehort, in der Ab-
schwachnng des d nmgekehrt noch weiter als der o£p,p£Xa>-Dialekt
fortgeschritten war nnd anch das Schwa mobile nicht mehr deut-
lich anssprach; vgl. ahnliche Falle bei Th. Noldeke, KnrzgefaBte
syrische Glrammatik § 21 B nnd 23 D.
1) Siehe oben S. 425 Anm. 3,
2) Daneben wirft Lagarde noch die Frage auf, ob die Variante aetiPeio; auf
ein urspriingliches zuriickznfuhren sei. SE[xp^X8e soli offenbar =
sein, aber eine Wiedergabe des -a des Status emphaticus durch -e ist ganz un-
wahrscheinlich und die Zuruckziehung des Akzentes auf die vorletzte Silbe durch
welche Lagarde dieses -e anscheinend erklaren will, fiir so alte Zeit sch'werlich
anzunehmen. tiberdies ist die Hs., welche gepPeXos bietet, so jung (XV Jahrh
Tgl. Rahlfs, Verzeichnis der griech. Hss. des A.T. [1914], S. 154 f. Nr. 351) dafi
man nicht, wie Lagarde tut, mit einer Unzialverwechselung (OCstattQf) rechnen
darf, wenn eine andere Erklarung (oepPcXo; aus oepipeXcos) moglich ist
II. Quis sit 6 S'jpot. III. Berichtignngen u. Kachtr&ge.
429
III. Berichtigungen nod Nachtrage
zu frnheren Mitteilnngen des Septnaginta-Unternelimens *).
1) Zu E. Hants ch, Der Lnkiantext des Oktateuch
(Mitteilnngen des Sept.-Untem. Bd. 1, S. 3 — 28 = Nackrichten d.
K. Ges. d. Wiss. zn Gott., PhiloL-hist. Bd. 1909, S. 518 — 543).
S. 9 [524] Z. 18: Vor „b f i“ etc. ist, wie Ludwig Kohler in der
Berliner philol. Wochenschr. 30 (1910), Sp. 1033 bemerkt hat,
noch ,A“ hinznzufiigen.
S. 10 [525] Z. 15 V. u. : Dieser Fall gehort , wie Kohler ebenda
Sp. 1034 bemerkt hat, nicht hierher, sondern auf S. 9 [524]
unter Nr. 2. Denn avEpijaflTf] findet sich nicht in den drei
Hss. b w 108, sondern nur in b 108 (nicht, wie Kohler meint,
in b allein, s. P. de Lagarde, Ankiindigung einer neuen Ans-
gabe der griechischen Ubersetzung des A. T. [1882], S. 40).
S. 11 [526] Z. 10 V. u. : Statt „A 1 mufi es „A L y“ heiBen;
auch hierauf hat Kohler Sp. 1033 anfmerksam gemacht.
S. 20 [535] Text Z. 10 v. u. : Vor „54. 59. 75. 82“ ist, wie George
F. Moore im American Journal of Semitic languages and
literatures 29 (1912 — 13), S. 44 f. mit Eecht moniert, noch die
schon friiher von Moore zu jener Gruppe gestellte alte Hs. K
(Fragmente von Num. — lud. aus dem VII./ VIII. Jahrh., s. Mit-
teilungen des Sept.-Untem. Bd. 2 [1914], S. 96 — 98) hinzuzu-
fiigen. Fiir Hautsch’ Untersuchung selbst kommt allerdings
K nicht in Betracht, da K an keiner der von Hautsch ange-
fuhrten Stellen erhalten ist.
S. 20 [635] Text Z. 2 v. n. : Statt „ubereinstimmen“ lies „uberem-
stimmt“.
S. 22 [537] Z. 17 — 21: siehe unten zu S. 25 f.
S. 22 [537] Z. 22 — S. 23 [538] SchluB: Hautsch behandelt hier aus-
fiihrlicher die drei Stellen lud. lis. 76. 12$, an welchen er
B-Lesarten bei Theodoret gefunden zu haben glaubt. Dazu
bemerkt Eb. Nestle im Theol. Literaturblatt 31 (1910), Sp. 559
nur kurz, daB diese Stellen ihm „auch eine andere Erklarung
zuzulassen scheinen“. Eingehend widerlegt Hautsch’ Auf-
fassung George F. Moore a. a. O., S. 42 — 44. Im AnschluB
an seine Darlegungen ist folgendes zu konstatieren :
1) Diese Berichtigungen und Nachtrage babe ich allein zusammengestellt,
da ich mit Herrn Dr. Hautsch und Herrn Dr. GroBe-Brauckmann zur Zeit keine
Riicksprache dariiber nehmen konnte. A. Bahlfs, im Oktober 1915.
430
Alfred Kahifs, Kleine Mitteilungen.
S. 22 [B37] Z. 17 v. n. ; „Pic. u.“ ist zu streichen.
S. 22 [537] Z. 15 — 13 v. a. : Hautsch’ Angabe iiber die Lesart der
meisten Vertreter des A-Textes ist nngenau; denn diese haben
nicbt, wie allerdings A selbst, (xott]v, sondern auTof? (wie B)
oder aotoos, and sie verkniipfen die (in A selbst fehlende)
zweite Ubersetzung Spitaia atSirjpa autot; o. a. mit dem Vorher-
gehenden dorch xat.
S. 22 [537] Z. 19 — 12 v. u. : Theodoret stimmt in oxi 'PTjxaP Sie-
oxsiXato aoToi? lad. lie allerdings, wie Hantscb richtig angab,
genau mit B iiberein. Aber ganz ahnlich lesen, was Hautsch
zu sagen versaumt hat, auch A und die zur A-Gruppe ge-
horigen Hss. 19. 108, nur da6 sie aotTjv statt ctotofc haben. Die
schon erwahnte zweite Ubersetzung xal apiiaxa oiSTjpd aoxoic,
welche nach Hautsch’ Darstellung fiir den A-Typus charakte-
ristisch ware, haben A 19. 108 ebensowenig wie B. Folglich
ist der Unterschied zwischen diesen Vertretern des A-Typus
und B hier nur gering, und man kann aus der genauen Uber-
einstimmung Theodorets mit B hier schwerlich auf Beein-
flussung seines LXX-Textes durch den B-Typus schlieBen. —
Moore S. 43 behauptet, auch die Hss. 54 und 59, mit denen
Theodoret gewohnlich zusammengeht , haben hier genau wie
B und Theodoret nur oti 'PTjxaP SisoxsiXato aDtoI?, und folgert
daraus, ^that Theodoret is here, as elswhere, foliowing 54
cet., not B“. Aber hier befindet er sich im Irrtum. Aller-
dings werden 54 und 59 bei HoP nicht unter den Hss. ge-
nannt, welche die zweite Ubersetzung xal apfiara otSTjpa auioi?
hinzufugen. Aber Lagarde, der im 1. Teile seiner Septua-
gintaStudien (1891) eine neue KoUation von 54 oder k“ wie
er die Hs. nennt, mitgeteilt hat, gibt auf S. 22 ausdriicklich
an, daB „k“ xai ap(i.axa otSTjpa aoTot? hinzufugt; und daB
Lagarde hier gegen HoP recht hat, wird auch fiir Moore keinen
Augenblick zweifelhaft sein. (Von 59 besitzen wir noch keine
neue KoUation. Vorlaufig wird man gegen Moores SchluB aus
dem StiUschweigen von HoP bei 59 ebenso miBtrauisch sein
diirfen wie bei 54, und das urn so mehr, als die dritte zu
dieser Gruppe gehorige Hs. 75 den Zusatz nach ausdriicklicher
Angabe von HoP hat.)
S. 22 [537] Z. 11 V. U.-S. 23 [538] Z. 7: In lud. 7* heiBt es im
Hebraischen und in aUen LXX-Texten ubereinstimmend, daB
Gideon diejenigen besonders steUen soli, welche mit der Zuuge
lecken wie ein Hund. Im folgenden Verse heiBt es dann in
A und anderenHss. des A-Typus, darunter auch den gewohn-
III. Berichtignngen n. Nachtrage.
431
lich mit Theodoret iibereinstiinmenden 54. 59. 75, wiedernm,
da6 sie mit der Zunge lecken, im Hebraischen und in B da-
gegen, dab sie mit der Hand zam Mnnde lecken. Da non
anch Theodoret sagt, dab sie „mit der Hand das Nab zum
Mnnde fiihren", so hat Hantsch auf Abhangigkeit Theodorets
vom B-Texte gescblossen. Nach Moore dagegen hangt Theo-
doret bier vielmehr von Josephus Antiq. V 217 Niese (nach
alter Zahlnng V 6, 3) ab ; denn beide beriihren sich nicht nur
im Wortlaut (Josephus tai? ■ • • 'J^pooEve’fTcap.svoi to oSwp,
Theodoret Se vajia xpoosvs’fxovtwv tip otopiati), son-
dern stimmen auch in der eigentiimlichen Gesamtauflfassung
der Stelle iiberein : beide nehmen an, dab Gott die dreihundert
ausgewahlt habe, wed sie die schlechtesten Soldaten waren,
also durch ihre Wahl besonders dentlich gezeigt wurde, dab
alles auf den gottlichen Beistand ankommt. Auch hier wird
man Moore recht geben miissen. Theodoret hat den Josephus
oft benutzt. An einer ganzen Reihe von Stellen zitiert er
ihn sogar mit Namen, s. Theodoreti opera ed. Schulze 5 (1774),
Index rerum unter „Iosephus“. Daher fiihrt auch Niese in
seiner groben Josephus-Ausgabe den Theodoret offers im text-
kritischen Apparat an. An nnserer Stelle zitiert nun aUer-
dings Theodoret den Josephus nicht, xmd er stimmt auch nicht
genau mit ihm iiberein: wahrend nach Josephus die dreihundert
aus Angst vor den Feinden (V 216 Niese xataxsTtXTjYotai; tobc
xoXsp.ioo?, 217 pLEta yo'^oo) es nicht wagten, sich zum Wasser
niederzulassen, waren sie nach Theodoret zu faul dazu (apYOuc
xai vcad'Eic). Aber dab Theodoret den Josephus nicht zitiert,
hat nichts zu bedeuten, da die Alten iiberhaupt ihre Yorganger
nur recht selten zitieren. Und die Abweichung in einem
nebensachlichen Punkte kann gegenuber der Ubereinstimmung
in der Hauptsache nicht ins Gewicht fallen und ist auch bei
Abhangigkeit leicht erklarlich.
S. 23 [538] Z. 7-^12: Hautsch schliebt aus dem xXi^svttov bei Theo-
doret, dab in seinem LXX-Texte wie im B-Texte das Verbum
xXivEtv stand, nicht xap-xtEiv wie im A-Texte. Aber auch hier
kann Theodoret von Josephus abhangen, denn dieser hat xara-
xXi^Evtai; (V 216 Niese).
S. 23 [538] Z. 13 — Schlub: In lud. 126 ist bei Theodoret in der
Frage die A-Lesart sixatE Stj o6vd7)p.a iiberliefert. Da jedoch
in Theodorets Antwort nicht auv^Yjpa, wohl aber aoraxo? vor-
kommt, glaubte Hantsch schlieben zu diirfen, dab die Theo-
doret-tiberlieferung hier falsch sei und Theodoret selbst viel-
432
Alfred Bahlfs, Kleine Mitteaungen.
mehr wie B siirov Sij ota^jo? gelesen habe. Diese Folgerung
ist aber unzalassig; denn aazayipz kommt nicbt in der eigent-
lichen Auslegtmg des LXX-Textes vor, die, wie Moore zeigt,
sebr wohl zn der iiberlieferten Lesart o6vdT][ta pa6t, sondern
nur in dem, was Theodoret zum Schlusse noch, nm die Sache
ganz klar zn machen, aus dem „Syrer“ anfiihrt, vgl. oben
S. 424 f.
S. 22 [537] Z. 17 — 21 und S. 25 f. [540 f.] : Die Stellen aus lud.
175. I831 und 176 — 1830 finden sich auch in dem 1911 von
Eng. Tisserantim 23. Bde. der Studi e testi herausgegebenen
Codex Zuqninensis rescriptns („Z“), der in fast alien seinen
Teilen lucianischen Texttypns bietet, s. die TJbersicbt fiber die
Hss., aus denen er zusammengesetzt ist, im 2. Bde. der Mit-
teilungen des Sept.-Untern. (1914), S. 275 — 277. Die alte Hs.,
aus der die Eragmente des Ricbterbncbes stammen („Z^“, VI.
Jabrb.), stimmt in lud. 18 31 era^av und to pix® 0
[ejxotTjcjsv, 17 6 avYjp Exaotoi; to apsorov, 7 7]v TratSaptov, 18 as ev
xo[iXa]5t r] rjv und pTfJxap vollig mit Theodoret fiberein und
weicbt in 17$ £VSj:Xt]oev und 18 30 uovafi^av [nto]; ptavaaorj otot>
[Yjspoap. otou ji<«)[o]Tfj von Theodoret (175 sTrXrjse, 18 so wie
Z^, aber mit y'»1P'3o>p) nur unbedeutend ab. BloB in IV? ex
PTjfi'Xsep. ST]{j.ot) louSa stimmt Z^ gegen Theodoret, der noch ex
auYYsveia; '.ou5a hinzuffigt, mit B fiberein ; doch kann hier, wie
Tisserant S, XXXIX bemerkt, Theodorets UberschuB in Z^
zufallig infolge des Homoiotelentons ausgefallen sein. Somit
haben wir in Z^ einen weiteren, sehr alten Vertreter des Text-
typus, welchen Hautsch fur lucianisch erklart hat; und da,
wie schon bemerkt, auch fast alle fibrigen in „Z“ vereinigten
Hss. lucianischen Texttypns zeigen, so wachst die Wahrschein-
lichkeit, daB die von Hautsch als lucianisch bezeichnete Hruppe
54. 59. 75 nebst den dazu gehorigen Unzialen K und Z^, wie
auch Tisserant S. XXXVII — XL IV annimmt, in der Tat den
Luciantext des Richterbuches darstellt.
S. 25 [540] Z. 1 V. u.: „(beide ohne exaaToc)^ ist, wie Tisserant
a. a. 0., S. XXXIX Anm. 1 richtig bemerkt, zu streichen.
1) So, mit c, hat Tisserant [Tjepsafj. in seiner Ausgabe des Textes S. 18 und
in der dazu gehorigen Anmerkung. Dagegen hat er auf S. XXXIX, wo er die
Stelle viermal zitiert, stets yTjpsai* mit r,. Was richtig ist, laBt sich nicht ent-
scheiden. Allerdings haben fast alle LXX-Hss. yripiuju, yr^pnan 0 . a. mit aber
A hat Tep3<u|x, und 59, eine zn derselben Gruppe wie Zi gehorige Hs., hat nach
HoP Y£pjc[|i.
III. Berichtigungen a. Nachtrage.
433
2) Za P. Glaue nnd A. Rahlfs, Fragmente einer
griechischen TJbersetznng des samaritanischen Pentateuchs
(Mitteilungen des Sept. -Fntern. Bd. 1, S. 31 — 64 = Nachrichten
d. K. Ges. d. Wiss. zu Gott., Philol.-hist. Kl. 1911, S. 167—200).
S. 31 [167], 47 [183] und 54 [190] : Die beriilimte samaritanische
Lesart Garizim statt Ebal Dent. 274 findet sich, wie Max D.
Margolis im Jewish Quarterly Review, New Series 3 (Phila-
delphia 1912), S. 130 bemerkt, auch in der altlateinischen Uber-
setzung der LXX, s. Heptateuchi partis posterioris versio la-
tina antiquissima e codice Lugdunensi ed. Ulysse Robert (Lyon
1900), S. 30: „in monte Garzin'‘‘. Doch ist nn hier iibersetzt,
nicht wie bei den Samaritanern (n‘’n5nna sv ApYaptCt[A, s. Glaue-
Rahlfs S. 47 f. = 183 f.) znm Eigennamen gezogen.
S. 41 [177] Z. 5 — 7 : Die von Walter Reimpell (auf dem ostlichen
Kriegsschauplatze als Kompagniefiihrer bei einem Sturmangriff
am 11. Dezember 1914 gefallen) eingesehenen Hss. der arabi-
schen Ubersetzung des samaritanischen Pentateuchs Paris, Bibl.
Nat., Arab. 5. 6. 8 bieten, wie P. Kahle in der Theol. Lite-
raturzeitung 37 (1912), Sp. 357 f. bemerkt, den in der zweiten
Halfte des Xin. Jahrh. entstandenen textus receptus dieser
Ubersetzung. Tiber andere Rezensionen derselben macht Kahle
ebenda kurze Andeutungen, vgl. auch sein Buch „Die arabi-
schen Bibeliibersetzungen" (1904), S. X — XIII und seinen Auf-
satz „Untersuchungen zur Geschichte des Pentateuchtextes“
in den Theol. Studien und Kritiken 88 (1915), S. 415.
S. 48 [184] Z. 19 — 23: Wahrend der von Saadja abhangige textus
receptus der eben erwahnten arabischen Ubersetzung "in durch
wiedergibt, ziehen nach Kahle Theol. Litztg. a. a. 0.
„auch die alteren Handschriften der arabischen Ubersetzung^
entsprechend dem echt samaritanischen Brauche "in mit dem
folgenden D‘'n5 zu einem einzigen Worte zusammen. Ge-
nauer sagt Kahle in den Theol. Stud. u. Krit. a. a. 0., S. 424 f.:
„Bei der arabischen Ubersetzung der Samaritaner steht es so,
da6 vier alte mir bekannte Handschriften hargerizim in einem
Worte schreiben, andere nicht weniger alte Handschriften aber
ebenso wie der spatere textus receptus der arabisch-samarita-
nischen Ubersetzung gebel gerlzim.“
S. 61 — 64 [197 — 200] : Hiergegen erhebt Kahle in den Theol. Stud,
u. Krit. a. a. 0., S. 423 — 426 gewisse Bedenken. Dabei operiert
er aber mit allgemeinen Erwagungen, die mir nicht beweis-
kraftig scheinen.
434 A. Rahlfs, Kleine Mitteilnngen ; III. Berichtigtmgen u. Nachtrage.
3) Zn E. Grofie-Brauckmann, Der Psaltertext bei Theodoret
(Mitteilnngen des Sept.-IJntern. Bd. 1, S. 71 — 100 = Nachrichten
d. K. Ges. d. Wiss. zu Gott., Phnol.-hist. Kl. 1911, S. 336—365).
S. 100 [365] Z. 3 — 5: Der von Tisserant heransgegebene Codex
Znqninensis rescriptns (Stndi e testi 23, Rom 1911) stimmt
mit Theodoret nicht nnr in Ps. 30: in einer seltenen Lesart
uberein, sondem, wie der Referent in der Revne bibliqne
intemationale, Nonv. ser. 9 (1912), S. 314 bemerkt, anch in
zwei anderen, allerdings minder wichtigen Fallen: Ps. 14 1 [xaji
Tie, vgl. GroBe-Brauckmann S. 86 [351], und Ps. 17 is
d. h. yctkaZ,a.'., vgl. Grofie-Brauckmann S. 93 [358].
4) Zn A. Rahlfs, Die alttestamentlichen Lektionen
der griechischen Kirche
(Mitteilnngen des Sept.-IJntern. Bd. 1, S. 122 — 230 = Nachrichten
d. K. Ges. d. Wiss. zn Gott., Philol.-hist. Kl. 1915, S. 28 — 136).
S. 181 [87] Z. 11: Adolf Jiilicher machte mich (brief lich) daranf
aufmerksam, dafi von den drei Jahren 713, 719 und 724, welche
nach Carl Schmidt fiir den Osterfestbrief des Patriarchen
Alexanders II. in Betracht kommen, nnr die beiden ersten
moglich sind, da 724 als Schaltjahr zu dem fiir den Anfang
der Quadragesima angegebenen Datum nicht pafit. Schon
wegen der Gleichung Tcpo I KaXavSwv MapTiiov, ijnc loti 4>£ppooa-
pioi) % (Z. 306 des Osterfestbriefs) kann es sich nnr um ein
gewohnliches Jahr mit 28 Tagen im Februar handeln.
S. 189 [95] Z. 7 V. u.: Statt ^Invocavit^ ist „Estomihi“ zu lesen
(briefliche Mitteilung von Jiilicher).
Eine jiidisclie Gebetssammlung im siebenten Buch
der apostolischen Konstitutionen.
Von
W. Bonsset.
Vorgelegt in der Sitzung Tom 20. November 1915.
I.
Hinter die Bearbeitung der Zwblfapostellehre ist am SchluB
des siebenten Baches der apostolischen Konstitutionen (VII 33 ff.)
eine Gebetssammlung angehangt, die religions- und liturgie-geschicht-
lich das allerhochste Interesse verdient, wie die folgende Unter-
snchung erweisen soil. Ich beginne mit dem dritten Gebet c. 35.
Dieses Gebet wird mit einem Preis .Gottes des xtbtvjc und
awTTjp eroffnet, der wegen seiner siindenvergebenden Barmherzig-
keit gepriesen wird: yoosi yap aya&b<; oTrap/Eic, 8s ap,«pta-
v6vto)v SIS [isTavotav irpoaxaXoup-svoc. Dann ward die gesamte Kreatur
oopavoi, und daXaaaa zu seinem Lobpreis aufgeboten, der mit
den Worten Ps. 10324 formuliert wird. Und nun lautet die Fort-
setzung :
xai OTpato? ayyskiav ^XEYO[i.evo? xai TCVEOjiaia vospdt *) Xsfoooiv
— ayioz 4>sX|xoovi“ (Da. 813) — xal SspaipliJ. a^ta ap.a toi?
Xspoopip. roic siairTspoYOic aot ttjv Ixivixiov ^Stjv (jjdXXovra aaiifijroti;
^(uvai? powaiv
ayLO<; SiyiO(; 3iyiO(;, xupio? SapawO, 7tXTijp7]i: 6 o&pavo? xal -q
8d$7]? 000 (Jes. 63)'
xal la itepa t<Bv ta^pwxTWV itXTj^T], dp^afY^^o^ dpdvoi xoptdtTrjte?
dpxal ISooolai Sovdip-SK;, lirtPowvxa \iyoriaiv
saXoYV]{idv7] ii Sd^a xoplou sx xod xdxoo aotou (Ez. 3 12 ).
1) Vgl. VII 42, 3 (Olweihe) ^oaiX^a vAar^i aia8T|T^s xai voTjrf,? cp6aEU);; VIII
12, 7. 49 x’jpioj (8eo«) rz. voT]Ttj; x. aiaS. fuo. 37, 2 (Abendgebet) 6 tAv votjt<uv xal
aiaftTjxmv paoiXeu;.
436
W. Bousset,
Was vrir hier vor uns haben, ist gar nichts anderes als die
charakteristische Form der Keduscba in. der jiidiscben Li-
turgie, deren in Betracht kommende Texte ich einfach znmVer-
gleich nnd Beweis nun daneben stelle. In der noch heute gelten-
den, offiziellen Gebetsliturgie stebt diese Keduscba an drei Orten‘).
Einmal im Jozer, genauer in der Emleitnng zum Scb’ma (zwischen
den Gebeten “fSCBn und nan nans), dann im Schmone Esre als Zu-
satz zur dritten Bitte („Da bist beilig“), endlich als Keduscba de
Sidra ziemlicb am ScbluB des Morgengottesdienstes. Fiir uns
komraen nur die beiden Formen im Jozer und im Scbmone Esre
in Betracht. Sie lanten im Jozer*):
„Sei gesegnet unser Fels, nnser Konig nnd unser Er loser,
Schopfer*) von Heiligen, es sei dein Name fiir immer gepriesen,
unser Konig, Schopfer von dienstbaren Wesen. ...
TJnd seine Diener stehen alle auf der Hohe des Weltalls . . .
alle geliebt, alle anserwahlt, alle stark . . . und alle bffnen ihren
Mund . . . mit Lied nnd Gesang imd segnen und preisen und ver-
herrlichen . . . den Namen Gottes . . ., heiUg ist er. TJnd alle
nebmen auf sich das Joch der himmlischen Herrscbaft (‘Malkut
Schamajim’) einer von dem andern^), und fordem einer den an-
dern “) auf, ibren Schopfer zu heiligen. . . . Einmiitig sprecben sie
alle die Heiligung aus und sagen in Ebrfurcht:
HeUig, Heilig, Heilig ist Jahve Zebaoth, voll ist die ganze
Erde seiner Herrlichkeit (Jes. 63).
Und die Opbanim und die heiligen Chajjoth erbeben sicb mit
starkem Getose den Seraphim gegeniiber, ihnen gegeniiber preisen
sie und sprechen:
Gesegnet sei die Herrlichkeit Jahves an seinem Ort! (Ez. 812).“
Etwas einfacber ist der Wortlaut im Acbtzehnbittengebet :
1) Vgl. J. Elbogen, der jiidische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Ent-
wickclung. 1913. S. 61.
2) liber deren Entstehung_ vgl. Elbogen 79.
3) Ich zitiere nach dem germanischen Ritus, J. E. Hirsch, Israels Gebete
(S. 108 und S. 134).
4) Konstit. VII 35 (Anfang): geya? ef xupu ravTozpctTop ... v.Ti'aTa awirip
itXo'jaie h yifi'jis.
5) Dieser aus Jes. 6 stammenden Wendung entspricht in den Konstit. 35 3
die aus Da. 8,3 entlehnte: eis ayw; 'r< 5 i ipeXpoovi. Das hebraische Wort (=
Setva) ist, wie in den LXX, stehen geblieben. Doch hat sich der Sinn des tpeX-
(lojvi hier noch ganz deutlich erhalten: X^yousiv eI; i'yio; tui (pEXpouvl, wahrend
LXX toricht ubersetzen: xal eItov o Etspot 5yto; tui OeXpouvI (Eigenname) Tiji
XaXoovrt.
eine judische Gebetssammlnng im siebenten Buch der apostol. Eonstitutionen 437
(Vorbeter): „Wir woUen deinen Namen in dieser Welt hei-
ligen, wie sie ihn im hohen Himmel heiligen, wie dnrch deinen
Propheten geschrieben ist: Und es raft einer dem andern zn und
spricht (Gemeinde und Vorbeter): gHeilig, Heilig, Heilig ist Jahve
Zebaoth, voll ist die ganze Erde seiner Herrlichkeit".
(Vorbeter): „Zn einander gewendet sprechen sie: Gesegnet“.
(Gemeinde and Vorbeter): „Gesegnet sei die Herrlichkeit
Jahves an seinem Ort!“^)
Ich glaube, dnrch die Znsammenstellnng der Texte ist die
These, die ich oben anfstellte, bewiesen. Die Ubereinstimmung in
der nicht naheliegenden Kombination der beiden Spriiche Jes. 63,
Ez. 3 12 ist schlagend and kann nicht dem Znfall zngesprochen
werden, ebensowenig wie die Verteilung der beiden Lobspriiche
anf den Wechselgesang verschiedener Engelchore. Dabei ist zn
bemerken, dafi die Parallele in der Jozer-Keduscha noch starker
hervortritt als in der Keduscha des Achtzehnbittengebets. Aber
die TJbereinstimmnng aller drei Texte ist frappant. Anf einige
hinzukommende Einzelheiten ist bereits in den Anmerknngen zn
den Texten anfmerksam gemacht. Aach eine interessante Ab-
weichnng ist zn notieren. Wahrend der jiidische Text den Chor
der Ophanim und Chajjot den Seraphim entgegenstellt, stellt der
christliche den Seraphim and Cherubim die sechs aus dem neuen
Testament bekannten Engelklassen gegeniiber. Hier mag man
christlichen , neutestamentlichen EinfluB und Uberarbeitung ver-
muten. Sicher ist das nicht, denn die sechs (oder) sieben Engel-
klassen waren schon der jiidischen Theologie^) bekannt, und es
ware ebenso gut moglich, dafi man bereits anf dem Boden der
jiidischen Diaspora die schwer zu iibersetzenden Ophanim und
Chajjot dnrch die gelaufigeren Wendungen ersetzt hat.
Man konnte hochstens eines noch gegen die hier vorgetragene
Kombination einwenden. Sind die Texte der (modernen) jiidischen
Gebetsliturgie wirklich so alt, dafi sie als Quelle fiir die Kon-
stitutionen angesprochen werden konnen? Konnte das Verhaltnis
nicht das umgekehrte sein? Wir sind in der gliicblichen Lage,
1) An dieser Stelle folgt noch das Zitat Ps. 146,0 (Ewig soli Jahwe dein
Gott herrschen, Zion — Geschlecht fiir Geschlecht, Halleluja!).
2) Vgl. athiop. Henochbuch 61,0: Cherubim, Seraphim, Ophanim, Engel der
Gewalt (apyai), Herrschaften (xupio-niTEj), anserwahlte Machte (ISoosi'at) ; Slavi-
sehes Henochbuch c. 20 (Rec. A u. B) : Erzengel, Krafte (ouvctfxsi;) ; Herrschaften
(xuptoTTjTej) , Prinzipe (tipj^at), Machte (iSouatii), Cherubim, Seraphim, Throne
(Spovoi); Vielaugige (Ophanim). Vgl. Testament Adams (Renan, Journal Asiat.
V. Serie II 1853, 458 f.), Bousset, Relig. d. Judent. ’ 376.
438
W. Bousset,
das Bedenken widerlegen and gerade fiir die Hauptsache das
Alter der eigentumliclien Form der Kedascha durch unzweifelhafte
Zengnisse beweisen zu konnen.
Tosepkta Berachot I9b wird nns iiberliefert : „Man stimmt
nicht ein mit dem Vorbeter — R. Jehuda (etwa 130 - 160
V. Chr.) stimmte ein mit dem Vorbeter: ‘Heilig, Heilig, Heilig ist
Jahve der Heerschaaren, die ganze Erde ist voU seiner Herrlich-
keit’. Und ‘gepriesen sei Jahves Herrlichkeit an seinem Ort’. All
das sprach J. Jada mit dem Vorbeter“.
Hier haben wir die Bestatigung, da 6 die judische Kedascha
ibre Grundform (Kombination von Jes. 63 und Ezech. 3 12 ) bereits
in der ersten Halfte des zweiten Jabrbunderts erhalten haben muB.
Unsicher bleibt freilich leider dabei, an welchem Ort in der
judischen Liturgie die Kedascha damals ihre Stelle hatte. Doch
weist der hier betonte antiphonische Charakter (Wechselgesprach
von Vorbeter und Gemeinde) anf das Achtzehnbittengebet hin‘).
Denn dort ist die Kedascha noch heutigen Tages antiphonisch
stHisiert. Anch der nngewohnlicbe Name des Vorbeters (pniBn)
wiirde sich in diesem Zusammenhang erklaren. Denn der Vorbeter
spricbt nach dem heutigen Ritas „Gesegnet“, worauf die Gemeinde
mit Ez. 3 12 einfallt.
Weiter hat Elbogen (S. 62) durch Verweis auf Talmud Jer.
Berachoth V 4 nacbgewiesen, daB zur Zeit R. Abbuns (vor 354) auch
der die beiden Bibelstellen verbindende Text mit der charakte-
ristischen Erwahnung der Ophanim bekannt war. Und schon
dieser terminus ad quern genugt, um die Abhangigkeit des Re-
daktors der Konstitutionen (resp. seiner Quelle) sicher zu stellen ®).
Diese Notiz 1 st um so w ichtige r j als die oben gegebene Znsammeu"
stellung zeigt, daB gegenwartig nur die Kedascha im Jozer, nicht
die im Achtzebnbittengebet, eine voile Parallele zu den Kon-
stitutionen bietet, und andrerseits aller Wahrscheinlichkeit nach
der alte Standort der Kedascha nicht Jozer, sondem das Acht-
zehnbittengebet*) war. Das Ratsel lost sich durch den Hinweis
1) Die Sitte, mit dem Vorbeter zu sprechen (antiphonisch), scheint sich erst
zur Zeit Judas eingeburgert zu haben. Sie war damals, wie die Stelle deutlich
zeigt, umstritten.
2) Vgl. Elbogen 61.
3) Schwartz-, Schriften der wissensch. Ges. StraBburg VI S 12 Die Kon-
sdtutionen ,kennen das Weihnachtsfest, das nicht vor den siebenziger Jahren des
vierten Jahrhunderts im Orient bekannt wurde“.
4) Elbogen 66 ist der Ansicht, dafi die Keduscha des Jozer
der Mystiker der gaonaischen Zeit sei.
erst eine Schopfung
eine jiidische Gebetssammlung im siebenten Bach der apostol. Eonstitntionen 439
Elbogens (62), dafi jener verbindende Text (mit der Erwahnong
der Ophanim) sich anch im Achtzehnbittengebet an einzelnen aus-
gezeichneten Tagen erbalten babe^). Kiirzerer und langerer Uber-
gangstext stammen also beide aus der dritten Bitte der „The-
phila“, wobei es fiir uns nnwesentlich ist, welches der altere
war*).
Nach dem iiblichen (germanischen) Text (Hirsch S. 136) schliefit
die Keduscha: „Geschlecht fiir Geschlecht wollen wir Deine GroBe
verkiinden und in alle Ewigkeit Deine Heiligung vollziehen, und Dein
Preis, unser Gott, soil von unserm Mund in alle Ewigkeit nicht
weichen, denn Gott, ein gro6er Konig und heilig bist Du, gesegnet
seist Du Jahve, heiliger Gott“.
Und nun wird uns die weitere Eortsetzung des Gebetes in
den Konstitutionen (35, 4) ganz klar :
Topaijk Se Ixiysio? aoo sxxXrjata [f^ edvwv] taic xat oupavov
Suvd{i.£Otv dp,iXX<j)(j.ev7] vuxtl xal rj(J.£pfif, Iv xapSia irXnipst xal
XouaY] (II. Makk. 1 3 ) ®) ({)dXXsi (folgt Ps. 67i8). Ganz analog dem
Aufbau der noch heute geltenden judischen Liturgie^) schloB sich
an den Lobpreis der Engel die Aufforderung an die Gemeinde
Israels, dem himmlischen Lobgesang den irdischen hinzuzufiigen.
Der christliche Bearbeiter hat den Passus wortlich ubemommen,
nur fiigte er zu TopatjX ®) ij IxiYsto? sxxXijoia einfach das ri s?
hinzu.
An diesen Bestand des Gebetes schlieBt sich dann noch ein
langer Lobpreis®), bei dem zunachst im einzelnen jiidische Grund-
lage und etwaige christliche Bearbeitung nicht leicht gesondert
1) Genaueres Elbogen 65 unter 1 b.
2) Der kiirzere Text der gewohnlichen „Thephila“ scheint schon wegen seiner
abrupten Fassung; „Zu einander gewendet sprechen sie (wer?)“ der sekundare
zu sein.
Das Zitat auch VIII 6, 12 (Katechumenengebet) und 16,5 (Presbytergebet).
4) Aus dem Vergleich geht hervor, daB der dritte Spruch der Keduscha
Ps. 146,0, der sich in der Keduscha der Thephila (auch in der Keduscha de
Sidra), aber nicht in der Keduscha des Jozer findet, wahrscheinlich nicht zum
alten Bestand der Keduscha gehort.
5) Vgl. die Erwahnung Israels im Gebet VII 36, 2 (hier die Formel: tov
dXTjBivov . . . TOV opuivTa 9eov) und ahnlich VIII 15, 7.
6 ) Der auf den obigen Abschnitt folgende § 5 ist zunachst eine Wieder-
holung von § 2 ; die ganze Bjeatur wird zum Lobpreis Gottes aufgefordert : oupa-
vo'c, fi], 56a>p, a^p, jiOp (also die funf Elemente), aaTe'pe;, C<ua (Beriihrungen mit
VII 34 sollen unten notiert werden). Dann § 6 (= 4) 616 *at (iipeIXEi raj avftpcuTtoj
... ujivov dvajtifXTteiv. Darauf folgt §7—10 der Gotteshymnus. Vgl. iibrigens die
Anordnung der Lobgesange Apk. Job. 5g (Cherubim), 5,, (Engel), 5,] (die ge-
samte Kreatur).
440
W. Bonsset,
werden konnen. Spezifisck christliche Wendungen sind darin sehr
wenige, zu notieren sind die Zusatze 35, 6 Sto xal rcai; 5 v-
dpwzo? aoxwv T(ov atepviov ool [Stoi XptCTOu] zbv ojrsp iravxwv op-vov
ava:iejj.:r£tv und natiirlich in der Doxologie (35 lo): 6 xoti Xptatoo
dso? xal TratYip ... Si’ oo ooi xai tq Ixa^io? :rpoax6v7jotc SipsiXEtai xapa
itaoTj? Xo^iX'^S^) xal aYia? ipoaEw?. Nentestamentliche Eeminiszenzen
sind fast gar nicht vorhanden; die einzige etwa erwahnenswerte'
ware avE^i/vlaatoc xpijiaotv 35,9 (Eo. llss)^). Bemerkenswert jii-
disch klingen die Wendnngen 35,7: to Yap aov aiwviov xpdtoc xai
(pXo^a Y.OLta^byst- xal Xlovtac (pittoi xal xt^ty] xatairpaovEi xal voooov-
tac SYslpst Yial 8ovd|i£t5 {lETaxpixEi xal axpatov l^ftpiov xai
Xaovapi^jioup.EVOvIvTipoXEpTfjipavEOEoS'ai (II. Eeg. 24) x a t a -
axpwvvoaiv. Dazn vergleiche man den SchluB der Kednscha im
Jozer (Hirsch 110) „Denn er ist allein der Vollbringer groBer
Taten, der nenes Schaffende, der Herr derSchlachten, der
WoUtaten saet, der Heil sprossen lafit, der Heilungen bringt
... der Herr der Wnnder®).
Unmittelbar vor der christologisch bestimmten Doxologie finden
wir endlicb die bemerkenswerte Wendnng 35,10: of) yap si 6 ao-
^la? TraTKjp, 6 SYip-ioopYia? Std p,Ealxoo xxtoxv]; ilx; aixio;, 6 npo-
vola? x°P^(T°«' ^ vSiiwv Son^p. Naturlich hat der Eedaktor die
ocxplo anf Christns bezogen, aber die ganze Wendnng ist ans jiidi-
schem Milieu viel besser und umnittelbarer verstandlich *). Doch
1) Xoyix'k in unseren Gebeten noch 34,6 imd 38,5, dann in den Gebeten
des achten Buches: 9, Sj 12,17^ 15,7; 37,5.6; 41,4. Im ganzen ubrigen Buch
nnr II 19, 1 (VI 11,7), VI 30, 10 (Xoyixa Tx-yfiiTa = Engel).
2) d-poaizof fj xoTowia 35,9 and (itafeoSoTT); 35,10 brauchen nicht aus
I. Tim. 6i, resp. Hebr. 11, zu stammen. Drews, Untersuch. uber die sog. Clemen-
tinische Liturgie S. 33, legt starbes Gewicht auf das Vorkommen des Wortes
pia»a-oooxT,« Hebr. 11, und Konst. VIII 12,22, urn seinerseits die Abhangigkeit des
Hebraerbriefs Ton christlicher Liturgie zu beweisen (s. u.). Er betont die auBer-
ordentliche Seltenheit des Wortes, es finde sich erst wieder bei Gregor von Na-
zianz. Unsere SteUe hat er ubersehen; auch V 6, 10, wo Abhangigkeit vom He-
braer anzunehmen ist. Es wird aber weiter unten bewiesen werden dafi die
Ubereinstimmungen von VIII 12. 22 und unserer Stelle aus der judischen Liturgie
stammen. In irgend einer Weise wird dann auch der Verfasser von Hebr. 11 ans
derartigen (judischen?) Quellen geschopft haben.
3) Vor jenen Wendnngen steht (s. o.) in den Konstitutionen (35 5f) ein
Preis des Schopfergottes, der (neben anderm) die Gestirne geschaffen In der Ke
duscha des Jozer heiBt es: Er ist es, der mit seiner Giite jeden Tag stets wie
am Anfang sein Werk treibt, wie geschrieben steht: Preist Ihn, der groBe Lichter
scnant! Immerdar wabrt seme Gnade.
4) Freilich paBt dazu die unmittelbar vorhergehende Wendnng (8 9)-
T.UT0V TO epYov (vgl. auch doidSoxoc ij [xovapx(a) nicht sehr gut. ®
eine judische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. EonstitutioDeii 441
iiber die ooyta in unsem Gebeten nnd fiber den Gebranch von
vdfio? im Plural kann erst weiter nnten im Znsammenbang ge-
handelt werden.
Wenn auch in der zweiten Halfte ein jfidisches Gebet vor-
liegen sollte, was durch diese Erwagnngen wahrscheinlich gemacht
ist, so setzt nns bier die Betonang des Begriffs Yvmotc in Erstaunen :
35, 9 xopioc ■&s 6 c Yvtbastav (I. Kon. 2, 3) ; avap/oc ^ — Es ware
von bochstem Interesse, wenn aucb das jfidiscb ware. Diese Be-
tonung des mysteriosen Begriffes der Yvwotc ist nocb nicbt einmal bei
Philo hanfig. Er gebraucht den terminus, soweit ich sehe, nur
auBerst selten, unendlich viel hanfiger redet er von siriaTn5{j.7], aorpia,
tpiXoaofia. etc. Wir batten in diesem Gebet dann ein anBerordent-
lich stark hellenisiertes Jadentum. TJnd dieses heUenisierte Jnden-
tum hatte nocb in nachchristlichen Jahrhunderten existiert nnd
eine Litnrgie in hellenischer Sprache besessen. Das ware eine er-
stannlicbe Tatsache. Doch auf diese wicbtigen Fragen kann eben-
falls erst weiter nnten im Znsammenbang eingegangen werden.
Was aber als sicheres Resnltat sicb ergeben hat,
ist, daB das Gebet Konstit. VllSfi ein umfangreiches
Stuck der jfidischen Kednscha in sicb enthalt.
Das ist, nebenbei bemerkt, ein Resnltat, das anch fiir die Ge-
schichte der altchristlichen Litnrgie im allgemeinen von Wicbtig-
keit sein dfirfte. Man hat ja bereits seit langem die Vermutnng
aufgestellt, daB das christliche Dreimal-Heilig in der Anaphora
der Abendmahlsliturgie aus der jfidischen Litnrgie stammen konnte.
AUein der nahere Beweis feblte. Die Verwendnng der Stelle
Jes. 63 zn liturgischem Gebranch Hegt in der Tat so nahe, daB
sie nnabhangig in christlicher nnd jiidischer Litnrgie vorgenommen
sein konnte. AuBerdem wnrde die spezifische Stmktnr der Ke-
dnscha (Jes. 63 nnd Ezech. Bis) bisher in der christlichen Litnrgie
nicht nachgewiesen. Fiir diese ist vielmehr — vielleicht schon seit
Clemens (Brief an die Kor. c. 34) eine Kombination von Da. 7 mit
Jes. 63 charakteristisch. — Nnn konnen wir den Beweis fiihren,
daB an einer Stelle die judische Kednscha tatsacblich in einer vom
Christentum fibernommenen Gebetssammlung erscheint. Das macht
ihren EinfluB anf die eucharistische Litnrgie wahrschemlicher, zu-
mal da in bei4en Litnrgien die charakteristische Anlage vor-
herrscht, daB nach der Schilderung des Lobgesanges der Engel die
Gemeinde anfgefordert wird, sich diesem Lobgesang anznschlieBen
(s. 0 .). Ganz wie es VJI 35 heiBt TapaijX 8 s ij Itci'yeioc 000 sxxXTjata
n. s. f. steht in der clementinischen Litnrgie : xai 7ca<; 6 Xao; 5{j.a
Kgl. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 3. 30
442
W. Bousset,
sijrata) (VIII 12,27). Im Codex Der-Balyzeh heiBt es: aXka {lETi
iravTwv Twv os aYtaCovtmv Ss^at xal tov ■:^nitepov aYtaajiov Xeyovkdv aot •
afto?. ... In der Serapionlitorgie (Funk, Didaskalia et Constit.
apost. 111743 ): lis^’ wv 8siat xal tov r^jiitspov aYtaap-ov Xsyovxwv
rf ox
aYto? ...-).
Mit unserer Untersnchnng erhalten also die bisherigen Ver-
mutnngen in dieser Richtnng eine nene nnd wesentliche Sttitze;
eine enge Beziehnng zwischen jiidischer nnd altchristlicher eucha-
ristischer Liturgie an einem wichtigen Pnnkt wird sick kaum mehr
leugnen lassen.
Auch wird sich die Vermntnng kanm abweisen lassen, daB
bei der Schilderang des himmlischen Gottesdienstes in der Apo-
kalypse des Johannes die jiidische resp. die altchristliche Liturgie
bereits eingewirkt habe. Auch hier haben wir (48) das dreimal
Heilig (von den Cheruben angestimmt), anch hier schlieBt sich die
himmlische Gemeinde, vertreten dnrch die 24 Altesten, dem Lob
der Engel (4u) an®). Es wird auch kein Zufall sein, daB die drei
Hymnen Apk. 4 11 , 5 9. 12 mit beginnen. Man hat ja bekannt-
lich seit langem darauf hingewiesen, daB das christliche ot$iov xal
Slxa'.ov dem judischen WaS (hinter der Rezitation des Sch’ma)
entsprechen diirfte.
n.
Doch ich kehre znm Thema zuriick. Es gilt nunmehr die Um-
gebnng nnseres Gebetes, das ja in einer Sammlung von Gebeten
steht, abzusuchen nnd zn sehen, ob sich hier noch mehr Beobach-
tungen, die in die Richtnng der obigen Untersnchnng denten,
machen lassen. Unsere Vermntnng tauscht uns nicht. Gleich das
folgende Gebet, das nns VII 36 begegnet, ist ein — Sabbatgebet.
Wir fassen den Anfang ins Auge:
Kbpis xavtoxpaTop, xoopov Ext-oa; [8ta Xpiatoo]^) xal aap^atov
Spioac eU p.vTjRV xootoo, ozi Iv abxif xaTSTtaoaai; 017:6 twy spYwv sic
{ieXettjv twv owv vopcav*), xal ioptac Sieta^m sic sb'fpoabvyjv twy %sts-
pwy ^Ijoxwv, ottwc elc pijMV Ipx^jisda t^c oko oou xiia&etoTjc ooclac.
DaB der Sabbat vor allem sic {J.sXi'njy twv owy vdpwyS) (zum
1 ) Scherman, der liturg. Papyrus von Der-Balyzeh 1900 (Texte u Unters
36, 1) S. 12.
2 ) Vgl. I Clemens 34 (hinter dem Seraphimgesang Jes. 63 ) xal o^v iv
6;xovo(a irl to aM auvo'/a^vre; ivo; OTop.aTo: Por,3u>aev rpos a'kov’ixtevm:.
3) Vgl. noch das schon oben 439,6 zu 58_j^ Bemerkte
4) Vgl. die Interpolation derselben Worte in 35, 6 : s o S 440
5) Eine Keminiszenz an unser Gebet liegt Konst. VI 23, 3 vor- o saaSaxl^eiv
ot’ vo,xo»erli 3 ac S.d t1,v ruiv vd^wv pe)iTr,v. Aber dort wird der alttestament-
liche Kult mit dieser Formel dem ehnstlichen Gottesdienst als minderwertig .^egen-
eine judische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Konstitutionen 443
Plural vgl. 35, 10, 38, 5 und welter unten) von Grott gegeben sei
(vgl. 36, 5 aappatov . . . vdpiMV C'iitTjaic) nnd damit zur Seelenfreude, ist
echt spatjiidische Uberzeugung; man lese etwa Philo’s Ansfiihrangen
de spec. leg. II 59 — 62. Von hier aus laBt sich auch die Wendong
begreifen ozw? si? p.vTj{i7]v ip/wjis^a orco aou xua&eiOTj? aofia^.
Das Gesetz beginnt ja mit der Weltschopfong, zur frommen Be-
trachtung der weltschopferischen, von Gott geschafFenen Weisheit
soil der Sabbat Gelegenheit bieten. Anch ist das ganze Gesetz ja
nur der Wohnort nnd die Unterkunft der gottlichen Weisheit
(Sirach 1 is, 24? f., Apok. Baruch 17 ff., 59), durch die Beschaftignng
mit ihm erkennt man die Weisheit Gottes. Bis dahin glauben wir
das Gebet zu verstehen. Aber nun horen wir mit einem Mai, da6
diese xtta&staa aofia — selbst fiir den Verfasser der Konstitutionen
ist das eigentlich eine Ketzerei’) — Christus sein soil: ws St’
iQ{j,ac 7Evsatv 6:rsaTTf] xtjv Side Yovatxd?, ixsyavTj Piq> avaSstxvuc iao-
xov Iv x(j) 3aj:tia{i.aTt, w? iati xal avdpwxoc 6 yavetc^),
St’ '^) aTrs&avsv xal aviatTrj atp xpaxst®).
Was nun der Sabbat und die (j,£Xexi(j xibv vdptov eigentlich ge-
rade mit Christus und seinen Taten zu tun haben soil, bleibt voUig
im Dunkeln. Geradezu verbliifft aber sind wir, wenn es in dieser
christologischen Partie des Sabbatgebetes nun weiter heiBt: Sto
xal XT]v ava(jtaatp.ov soptijv «avirj7t>ptCovts^ fg xoptax^ X®^pop.sv
exl vtXTjaavxt jisv xov davaxov „ywxtaavxt §s Cwijv xal d^'^apotav".
Wie kommt die avaaxaatp,oc eopxiQ und die xoptaxij T^p-spa in diesen
Zxisammenhang eines Sabbatgebetes hinein?
Und weiter ist es erstaunlich, da6 wir mit § 3 — also nach
diesem christologischen Exkurs — wieder in der Zeit der Auswande-
rung Israels aus Agypten sind: au ^ap xopts xal xoo? jraxspac T^p-wv
s^T^^aYs; AIyoxxoo! Es steht m. E. auBer allem Zweifel, daB in
einen ursprunglichen Zusammenhang eines (jiidischen) Sabbatgebets
ubergestellt : vijv xa%' jjiEpov ex^Xeusev avaXo^tCoti^vou; orjfxtoupyta; xal -povota;
vdptov, E'jyaptUTElv Ttji Scui (vgl. librigens auch II 36, 2 aappattspiov p-eX^tt,; vdpiuv ot»
yeipmv aypi'av; 61,4 syoXalovxes Tot; xoO SeoO vopoi;; VI 27, 7 peX^xa tous aa-oa vopou;).
Das hier vorliegende literarische Problem wird weiter unten gelOst werden.
1) Vgl. 41 6 tov rpci aiuiviov EoSoxi'a too Ttaxpd; ysvvrjS^vxa oil xxta&Evxa.
2 ) Die Taufe ist bemerkenswerter Weise als wirkliche Theophanie aufge-
fafit. Der Verfasser der Konstitutionen kennnt seinerseits bereits das Weihnachts-
fest V 13, 1, VIII 33, 6. Sollte diese Bearbeitung des judischen Textes von ihm
stammen V
3) Man beachte die charakteristischen subordinatianischen Formeln, die in
den Konstitutionen haufig wiederkehren 1124,3; V5, 3; VII 25, 2; 41,5; VIII 1,10
(hier iiberhaupt eine beachtenswerte Parallele) ; VIII 5, 5: VIII 12, 30. 33. Vgl.
E. Schwartz a. a. 0. 16 und den Zusatz zum 50. apost. Kanon bei Schwartz S. 14.
30 *
444
W. Sous set,
die christologische Partie (= § 2 ) erst eingeschoben ist. Zweifel-
haft kann man nur fiber den Satz sein, mit dem § 2 schlieBt (hinter
„a(pdapoiav“ s. o.): aotoo Yap npoarjyiyoo za sdvrj saottp su;
Xaov Jisptoooiov, tov oXYj^tvov ’lopaTjX, tov deotptX'^, toy opwvta ^edv *).
Sollte bier vielleicbt ursprfinglich etwa gestanden haben: St’ auT^c
(sc. ao^tac s. § 1) yap j:poar,ydyoo rj(iai; iaoup ji? Xadv iCcpioua-ov,
Tov ’lopaf^X, tdv zbv opwvta &s6v^)?
Dock davon abgeseben, mit § 3 sind wir jedenfalls im ursprfing-
licben Zusammenhang. Es wird nun der Anszug aus Aegypten be-
schrieben, and mit § 4 gewinnt das Gebet sein acumen : vd{iov au-
Toic sSmpTjao) Ssxa Xoymv o-g (eidv^ fd^X^EVta xai X‘^pi a-^ xaxaYpa-
fivza- aap^aziCstv IvstetXio, oo trpdyaaiv aYpta; StSoo? (vgl. PhUo
spec. leg. neO), aXX’ aipoptfijv soaePEiac (ib. U61— 63), sii; Yv^atv
z^i SuvAjiseas (s. o. S. 441), etc xwXooiv xaxwy wc Iv tsp^ xafi-sip^as
ireptp6X(|) ®), StdaaxaXiac ydptv si; iyaXXLa{ia spSojidSoc.
Dann werden neben dem Sabbat noch das Siebenwochenfest,
der heilige siebente Monat, das siebente and das ffinfzigste Jahr
als gbttliche Einrichtungen erwahnt, genau so wie Philo in seiner
Abhandlnng de septenario alle diese Kulteinrichtungen zusammen-
stellt*).
Und dann eilt das Gebet zum SchluB: or©; p,TjS$p.iav sywai/
rpdipaatv dv^pwrot ^Yvotav (s. o. Yvwot;!) oxvjtjiao&at, tootoo ydpiv rdv
adppatoy Irltpsfjia; apYstv (namlich zum Zweck des Gesetzesunter-
richtes, der die ctYvota ausschliefit). Auch kein Zomeswort soil am
Sabbat aus jemandes Monde gehen : oappatov Yap eoitv xaidraom;
OTjpwopYia;, TcXsiwot; xdopoo, vdjiwv (36, 1 ; 35, 10), C>jT 7 ]at;, alvo; si;
dsov soxaptato;, urep ©v dvdpwrot; sSwp-^tjazo.
Nun aber setzt in einer fast verbluffend ungenierten Weise
der christliche Kedaktor wieder ein: ©y irdvT©y xopiax-ij
zpobyooaa, abzbv zbv psot'njy, toy Tzpovo-ijzyjv, zbv yo|j.od£t 7 ]y, t6y dya-
atdoe©; ainoy, toy rp©t6toxoy rdatj; xtios©;, toy dsoy Xoyov (folgt ein
Glaubensbekenntnis) oroSsixvoooaa ©; xopiaxi] rapaxsXsostai aoi sfarota
tijv brep rdyt©v sbyapiaz'iav rpoo^epsiy. aStT) yap bro ooo rapaoxs-
^£iaa ydpi<;, ijtr; Std p-eYe^o; raoay suspYsoiay ixdXo^ljEy.
1) Dazu eine Parallele VIII 15, 7.
2) Auf diese Deutung Israels legt bekanntUch Philo in seinen .\llegorien zu
immer wiederholten Malen das starkste Gewicht.
3) Vgl. Ps. Aristeas § 139 6 vot.o8fTr,;, h-6 8so5 xaTnxeoasfxiv.j ct; e,rlvvmatv
TO.V .^v^ep.e^paSev f,a« docaxdrxo.;
(ir,»E-a T©M a>X©v £8v<ov lT:t(itox«>ne»a aolz-x ipoi xa^ESTiuTe'
Spec leg. II § 71 ff. das ErlaBjahr; § noff. das Jubel/ahr- 8 ITGff das
Siebenwochenfest ; § 188 ff. der siebente Monat. , S 1 o n. das
Eine judische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Konsdtutionen 445
Ich glaube, der Sachverhalt ist nun ganz klar, TOn altes
jiidisches Sabbatgebet — man vergleiche etwa das Kidduschgebet
Oder die Einlage im Schmone-Esra des Sabbatgottesdienstes — ist
von einem Christen herubergenommen und keck mit einem knrzen
Schlufi liber die Heiligung der xoptaxi^ verbunden. Man wende nicht
ein, dafi ein solches Gebet mit doppeltem acnmen anf den Sabbat und
den Sonntag in einem Milieu denkbar sei, wo es Sitte war, beide
Tage neben einander zu heiligen. Derm niemals ist es zu erklaren,
wie ans derartigen Kultsitten ein Gebet entstehen konnte^), in
welchem der Betende zanachst den Sabbat in langer Ansfiihrung
als die hochste Gabe seines Gottes feiert, nm dann in einem knrzen
Nachsatz zu bemerken, der Sonntag stehe docb noch hoher als der
Sabbat — ganz abgesehen von dem an ganz unpassender Stelle
eingeschobenen christologischen Exkars und der Vorwegnahme der
ava!3Taai[JLO? sopnj in § 2 !
III.
Danach wird man nun auch geneigt sein, in dem Stiick c. 37
ein uberarbeitetes jiidisches Gebet anzuerkennen. Es ist eine Bitte
um freondliche Aufnahme des Gebets von seiten Gottes unter Be-
rufung auf alle die Erhorangen alttestamentlicher Frommen von
Abel an bis zu den Makkabaem, Mattathias und seinen Sohnen, in
etwa historischer (alttestamentlicher) Reihenfolge. Zum SchluB ist
die Ordnung etwas in Verwirrung geraten, Esra steht vor Daniel
von Nehemia getrennt, zwischen ihnen hnden wir (neben Jonas und
den drei Mannem im Ofen) an ganz unpassender Stelle Hanna
(I. Kb.)®) und ganz zum SchluB gar Jael (Ri. 024). Dadnrch ist
1 ) Hirsch, Israels Gebete 292 (Kiddusch); 326 (Einlage im Schmone Esre
im Sabbatmorgengebet) ; 362 ff. (Einlage im Sabbat-Musaphgebet). Ich stelle bei-
spielsweise das Sabbatabendgebet (272) zum Vergleicb hierher: „Du hast den
siebenten Tag Deinem Namen geheiligt, das Ziel der Schbpfnng des Himmels und
der Erde, hast ihn gesegnet vor alien Tagen und geheiligt vor alien Zeiten, und
so steht in Deiner Thora geschrieben (Gen. 2 ,__ 3 ). Unser Gott und Gott unsrer
Vater, habe Wohlgefallen an unsrer Ruhe, heilige uns durch Deine Gebote, und
gib uns Anteil an Deiner Thora".
2) Fiir den Verfasser der Konstitutionen (oder seine Quelle) sind in der Tat
Sabbat und xuptax:^ heilige Ruhetage VIII 33, wahrend die Didaskalia dem Sahbat
in scharfer Polemik jede besondere Wurde abspricht VI 18 (Funk = Flemming-
Achelis c. 26, S. 136). In der ganzlich abweichenden ParaUele VI 23, 3 stellt der
Verfasser der Konstitutionen (s. o. 442 5 ) den Sabbatdienst des Judentums dem
taglichen christlichen Gottesdienst gegeniiber.
3 ) Sollte der Einschub vom christlichen Redaktor stammen, der dabei der
Hanna des neuen Testaments Lk. 23 , gedacht?
446
W. Bousset,
es etwas verwischt, da6 die Liste der Frommen nrspriinglich cha-
rakteristischer Weise ^on Abel bis in die Zeit der Makka-
baer, die letzte Gnadenzeit des jiidischen Volkes, reicht.
Das Gebet beginnt in seiner jetzigen Form mit einem Lob-
preis, da6 Gott die VerbeiBangen der Propheten erfiillt and sich
Zions and Jerasalems erbarmt babe dadarch. da6 er den
Thron Davids seines Knecbtes in ibrer Mitte anfricbtete. Daran
bat sicb die Bearbeitnng angescblossen and ich glaabe, daB es ge-
niigt, den Text mit den notigen Klammem berzasetzen:
6 too; Sta twv ^rpoipTjTwv irXrjptboac xal iXsr^aoii; tijv
Smov xai olxTstpifioac rijv 'IspoocaXiipi tw tbv dpdvov AaoiS too
coo avu«j)«ii)aai sv [isacp aof^S*) [T-fj fsvEOst too XpioToo too sx o;tsp-
{laTO? aoToo to xaTot adpxa YsvvTjdsvToc h. p.dvrj; Tuapdevoo] aoTO? xat
vov, osoiroTa 6 ■9'sds, itpdaSeSat Td? Sid yaiXdtov Sey^oeis too Xaoo coo
[too s$ Idvdiv*) Twv ^jrixaXoopievwv oe ev dXrj&EEa (Ps. 1445,8)], xad-ax;
YrpoaE8£$<o Td Swpai twv Stxatwv ev Tate YEVsaic aoTwv (folgt die Liste).
Und znm SeblaB (nacb der Aafzablnng) beiBt es dann : xai vov oov
:tpda8E$ai Td? too Xaoo aoo irpoosoydc {ist’ sziyvibcsm^ aoi [8id
XptOTOo]^) YtpOO^£pO|l£Vae [Iv T^ CTEOjiaTt],
Welcber Christ batte wobl von sicb ans ein solcbes Fiirbitten-
gebet formnliert?! Wer ware auf den Gedanken gekommen, die
Reihe der alttestamentlichen Frommen and Beter gerade mit den
Makkabaem schlieBen zu lassen, ohne am Ende das Gebet nen-
testamentlicher Frommer oder das Gebet Jesa za erwahnen!
Diese Vermntang verstarkt sich darch die Analyse des folgen-
den Gebets (YIIBS). Wieder wird bier Gott^) gedankt fiir das
1) Es ist freilich zuzugeben, daB ein derartiges unbefangenes Zuruckblicken
auf die Aufrichtung des Thrones Davids in einem spateren judischen Gebet (nach
der Zeit der Zerstorung) seltsam anmutet, Vielleicht hat der christliche Be-
arheiter auch die Erwahnung des Davidsthrones erst hereingebracht, Unmbglich
scheint es mir nicht, daB hier eine Wendung aus alterer Zeit im jiidischen Gebet
stehen geblieben sein konntc.
2) Vgl. den ganz abnlichen Zusatz, oben 35, 4.
3) Vgl. das Old XxpwTov 35, 6 und 36, 1 und unten 38, 4.
4) Die Anrede ist SioTrova TravxozpdTop. oe3T:*r,c ist in’ diesem judischen Ge-
bete besonders haufig; 34,2.7; 35,8; 37,1; 38,1. Sie steht freilich auch in den
christlichen liturgischen Stucken 39,4; 43,1 (36,6 Bearbeitnng)- fernerVII‘’5 3-
26,3 (veranlaBt durch den Paralleltext der Didache) und haufig in den Gebe’ten
des achten Buches (daruber s. u.). AuBerhalb der Gebetsliturgie findet sich die
Anrede in den Konstitutionen nicht (!) (48,4 ist Zitat). - itay-oxo d-w o ist
ebenfalls in unsern Gebeten haufig: 33,2: 35,1.7; 36,1; 38,1, findet sich auch
sonst in liturgischen Stucken VII 25, 3 ; 26,3 (an beiden Stellen durch dL Pa
ralleltext der Didache veranlaBt); 45,3; 47,2; in den Gebeten desTm. LLs
eine .jiidische Gebetssammlung im siebenten Bach der apostol. Eonstitutionen 447
Erbarmen, das er in jeglichem (Tcschlecht den Seinen hat znteil
werden lassen. Und nun folgt eine ahnliche Aufzahlnng wie im
vorhergehenden Grebet. Diese beginnt mit Enos und Henoch und
endet mit Esther, Mardochai, Judith, Judas Makkabaeus
und seinen Briidern! Znm zweiten Male haben Tvir hier eine
Aufzahlnng alttestamentlicher Erommer, die mit den Makkabaern
schliefit. TJnd ein wie starker jiidischer Geist atmet in dieser Auf-
zahlung! Dann freilich hei6t es hier — einen solchen speziell
christlichen AbschluB vermifiten wir im friiheren Gebet: xal sv
taic fjjispa'.i; avtsXapou eta tod jisYaXoD odd ap^ftepswi; ’iTjaou
Xpiatou TOD rtaiSd? aoo. Was aber wird nun von Jesus ansgesagt?
xai auo p.a)^aipas Yap ippoaaTO xal lx XtfiOD l^siXaTo Stad'ps<j)ac, sx
vdooD laoaTo, sx y^woot]? 7:ov)f]pac loxsiraosv. BUer paBt zwar die
Wendung lx vdaoo laoaTo, abgesehen von dem merkwiirdigen Sin-
gular, auf Jesus, allenfalls auch die Errettung vom Hunger (Spei-
sung der Fiinftausend'?). Aber was soU das lx jtaxaipai; IppooaTo
und die letzte ratselhafte Wendung? Man wird den Eindruck
nicht los: hier war urspriinglich von Judas Makkabaus die Rede,
er rettete Israel vom Schwerte, schiitzte das in die Wiiste ge-
flohene Volk vor Hunger (?), heilte es von seiner Krankheit'),
schirmte es vor der Lasterung oder der Drohrede seiner Feinde.
1st diese Vermutung richtig, so wird die ziemlich rohe christ-
liche Bearbeitung des Textes wieder ganz deutlich*).
Nun leitet der Dank zu den Schopfertaten Gottes ixber
(§ 4 — 5); xspl TcavTwv ooi [Sia XptaTOo] SD)(apiaTob[i.sv 6 xal (pwvijv
svapdpov si? l^ojJioXoYTjaiv ScopTr]od{j.svo? xai YXwaoav sodpjjioaTov 5ixrjv
xXIXTpoD*) wc I'pYavov uxodst?, xal "{snatv xp6c(popov xal dyjjv xaT-
dXXirjXov xal opaotv dia? xal dxoijv cpwv^C xal oo^jpTjoiv aTp.wv
xal xstpac si? spYOv xal TcdSa? jcpoc oootzopiav. xal TaoTa xdvTa lx
(Fank notiert VIII5, 1. 7 ; 6,11; 9,7 etc.). Der Verfasser der Eonstitutionen
ilbeminimt das Wort aus der Didaskalia 18,1; II 28, 6; lY 5, 4 ; Y7, 1; VI 30, 9 ;
aus deu LXX VII 30, 2 (11 22, 12 Gebet Manasses gegen Didaskalia) ; aus dem
Glaubensbekenntnis: VIlO, 1; 11,1; 14,2; 26,1; VII 41, 4; 43,2. Er gebraucht
es selbst in der Doxologie am Eingang und SebluB seiner Bearbeitung der Di-
daskalia (Prooem. u. VI 30, 10) ; auBerdem von sich aus V 15, 3. — Ich babe be-
reits in meinem „Eyrios“ 360 darauf hingewiesen, daB diese — im neuen Testa-
ment sehr seltenen — Pradikate wahrscheinlich aus der judischen Liturgie in die
rhristliche Sprache eingedrungen sind.
1) Man konnte sich ubrigens als Subjekt der Satze (unter Anderung der
dritten Person in die zweite) auch Gott denken. Natiirlich ist dann hier die Rede
von den Fiihrungen des alttestamentlichen Volkes durch Gott. Ob wir so oder so
erklaren, die Erwahnung Christi erweist sich beide Male als ein storender Zusatz.
2) Parallelen dazu s. im folgenden Abschnkt.
448
W. Bo US set,
{ttxpa? aiaiovoQ ^taicXaoac sv p.ijtpq. xai addvatov jistd Ttjv
{tdptpwoty tcpodYsiC s^C fw? to Xo^ixov*) C»ov t6v av&po>icov.
Wendland*) hat bei der Besprechung eines anderen Grebetes un-
seres Kreises, das wir noch ausfiihrlich behandeln werden, auf die
Vorschrift bei Philo de leg. spec. 1211 (de victim. 6) hingewiesen ;
„Und wenn Du Gott fiir einen einzelnen Mann dankest, so teile
deinen Dank vemunftgemaS, freilich nicht nach den kleinsten
Teilen bis ins allerkleinste, sondern nach den Hanptteilen, znerst
Leib und Seele, aus denen er znsammengesetzt ist, dann Vernnnft,
Verstand und Wahmehmung; denn anch ein Dankgebet fur jeden
dieser Teile ware von Gott angehort zu werden nicht unwert“.
Man sieht, da6 hier das Schema, das Philo vorschwebt, wenn anch
mit gewissen Abweichungen — vielleicht wiirde Philo hier schon
bei den Gliedem des Leibes eine Anfzahlnng ins allerkleinste
sehen und ein genaneres Eingehen auf die Teile der
missen — befolgt ist.
Dann fahrt der Lobpreis fort: vopiot; (35,10, 36,1, s. o. S. 4425)
stratSwaa?, Sixat<i)p.«atv syatSpovac ttpbc bXiYov sjtaYwv SiaXoo'.v
avaataa'.v tJber Parallelen zu diesem Satz soil in dem
folgenden Abschnitt (liber das Gebet c. 34) gehandelt werden. Vor-
laufig merken wir nur an, da6 die gesamten letzten Ausfiihrungen
liber Schopfung, Erziehung, Auferstehung ganz ohne ErwHhnnng
Christi gegeben werden.
Nach einem Satz, der die Unmoglichkeit Gott fiir seine
Wohltaten gebiihrend zu danken betont (§6), folgen (§7) die
Worte: ippoow y^P dosPeiac icoXoS’swv xai [xpwtoxTovwv ®) alpeoewc
eSsEXw] irsxXayY]p.syTf](; TjXeo^epwgag. Diesen Passus mochte ich
mit Ausnahme der eingeklammerten Worte der jUdischen Grund-
lage zusprechen. Ich mache auf eine Parallele aufmerksam, die
sich unmittelbar hinter der Keduscha de Sidra in der jiidischen
Liturgie des germanischen Ritus findet (Hirsch 204) ; „Gesegnet sei
er, unser Gott, der uns zu seiner Ehre geschaffen und uns
gescbieden hat von den Irregehenden und uns die Lehre
der Wahrheit gegeben und das ewige Leben in uns ge-
pflanzt hat“. Aus dem ganz christologischen Schlufi des Gebetes
mochte ich versuchsweise die Worte ausscheiden: ayYsXooj IffsoiTjoac
toy StdpoXoy ^ox"V«C' 0 'jz<x<; IxoiTjoa?, ^5vo\lkvon<; ipoXdoosts, Cwiiv
sxipsTpeic, Xop^lTsf? tpoYujv, {lEtayoiav lirTjYYetXoi, und verweise’ schon
1) Lber /.ofi-Av/ s. o. 440, 1.
2) Gott. gel. Nachrichten 1910 S. 333.
3) Zu /pt'TOXTMOv vgl. 1161, 1; V125, 1; ■/fnxw.::ov.a VI 5, 5.
eine jiidische Gebetssammlang im siebenten Buch der apostol. Eonstitntionen 449
hier auf die Parallele VTII 12, 30 [istd tdc twv dYYs^wv smstaota?.
Der christliche SehluB § 8—9 ist zngleich AbschlnB der ganzen
Gebetsreihe.
III.
Das Gebet, auf das wir nunmehr tmsere Untersuchung richten,
VII 34, steht beinahe am Anfang der ganzen Sammlung. Es ist
ein Dankgebet fiir die Wohltaten der Schopfung, vor aJlem fur
die Schopfung des Menschen und sein Geschick. Es erregt auch
deshalb unser besonderes Interesse, weil es sich als auf das engste
verwandt mit dem groBen d^tov-xal-Sixatov-Gebet der klementini-
schen Liturgie im achten Buch der Konstitutionen 12. 6 if. er-
weist.
Die beiden Gebete und namentlich VIII 12 sind bereits Gegen-
stand zahlreicher Untersuchungen gewesen. Nach dem Vorgange
von F. Probst (Liturgie der drei ersten chiistKchen Jahrhnnderte)
hat namentlich Drews das d^iov-xal-Sixatov-Gebet der klementini-
schen Liturgie, sowie uberhaupt einen goten Ted dieser Liturgie,
durch Nachweis von Anspielungen und Parallelen bei den Kirchen-
vatern bis Justin und Clemens Romanus ruckwarts — als seiner
wesentlichen Grundlage nach im urchristlichen Zeitalter entstanden
zu erweisen versucht. Dann hat Skutsch den Nachweis zu fiihren
unternommen, dafi die Gebete, mit denen der Astrolog Jub’us
Firmicus Maternus das fiinfte und siebente Buch seines in seiner
heidnischen Zeit geschriebenen Werkes „mathesis“ eroffnete, von
der christlichen Liturgie abhangig seien. Wendland, der die enge
Verwandtschaft der in Betracht koramenden Gebete als durch
Skutsch bewiesen betrachtete und durch neue Griinde erhartete,
hat das Resultat, zu dem Skutsch kam, doch offenbar als paradox
empfunden. Er will wenigstens auf die andere Moglichkeit hin-
weisen, dafi fiir beide Gebete eine gemeinsame Quelle anzunehmen
sei und zwar ein stoisches auf die Theodicee von Poseidonios ge-
griindetes nichtchristliches Gebet®).
Ich kann gegen die gauze Art der Beweisfiihrung, wie sie
hier namentlich von Skutsch und Probst vorgenommen wird, meine
starken Bedenken nicht unterdriicken. Die Methode ist dabei
immer dieselbe: man hauft Dutzende von Parallelen im einzelnen
1) Untersuch. z. Gesch. d. christl. Gottesdienstes II. III. Untersuch. ub. d.
sogen. clementinische Liturgie 1905.
2) Archiv f. Keligionswissenschaft XIII 1910. S. 291 If.
3) R. Reitzenstein und P. Wendland: Zwei angeblich christliche liturgische
Gebete. Nachr. d. Ges. d. Wiss. Gott. 1910 330 If.
450
W. Bousset,
an, deren jede fiir sich genommen nicht beweiskraftig ist, und
meint, den Beweis dnrch Hanfung und Addition zu erzwingen.
Es ist charakteristisch, da6 Skntsch (S. 295) von vornherein zu-
gesteht, dab sein Beweismaterial nicht in allem einzelnen giiltig
sei. Er trostet sich aber damit, dab sein Beweis „manchen Ab-
strich vertrage" und doch bestehen bleibe. Er sagt uns aber nicht,
wo die sicheren Punkte seines Beweises liegen und verlabt sich
auf die Massenhaftigkeit seines Materials. Aber auch die grobte
Masse kann dnrch fortgesetzte Abstriche verschwinden.
Es soli ja gar nicht geleugnet werden, dab hier Beruhrungen
im einzelnen massenhaft vorhanden sind. Aber man mub sich da-
bei immer vergegenwartigen, dab es im Jndentum, Christentum
und auch im Hellenismns eine ausgedehnte und weitverbreitete
(Tebetsliteratnr gab, von der uns nur noch Triimmer erhalten sind,
dab in dieser Literatur die einmal gepragte Formel eine auber-
ordentliche ZiLhigkeit besitzt, dab wir es ferner bei diesen Be-
ruhrungen vielfach mit Allgemeinplatzen stoischer Theodicee zu
tun haben, welche die einzelnen Beter kaleidoskopartig bald so
bald so anwandten, dab endlich die griechische Bibel eine Fiille
von derartigen gepragten Formeln in die Gebetssprache hinein-
warf. So konnen sich, zumal bei gleichem Thema, eine Menge von
scheinbar iiberraschenden Anklangen ganz harmlos auflosen. Es ist
infolge dessen sehr prekar, hier iiberall sofort die Frage nach
literarischer Abhangigkeit in den Vordergrund zu stellen; das
hiebe mit dem zerstrenten Flugsand allgemeiner Gebetstra^tion
Burgen bauen. Es gibt freilich ein sicheres Mittel, um hier weiter-
zukommen, auf das z. B, Skutsch und manchmal auch Drews gar
kein oder nur geringes Gewicht legen, das ist die Eeihenfolge, in
der die Gedanken wiederkehren. Nur dann, wenn die Eeihenfolge,
in der sich die Parallelen wiederholen, in beiden Quellen dieselbe
ist, kann in der Eegel der Beweis mit Sicherheit gefiihrt werden,
abgesehen natiirlich von den Fallen, wo es sich bei den Beriih-
mngen um vollige Singolaritaten oder um den gleichen Wortlaut
in langeren Satzen handelt. Aber auch Drews, der dieser Eegel z. T.
Eechnung tragt und auf den Gedankengang und die groberen Zu-
sammenhange starkeres Gewicht legt, ist doch der Gefahr vielfach
nicht entgangen, Moglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten zu haufen
und daraus einen Beweis zu machen. Vor allem hat auch er sich
von dem Phantom einer schon bis ins einzelne vorhandenen ur-
christlichen eucharistischen Liturgie bestechen lassen und hat darauf
sein ganzes Beweisverfahren angelegt. Hier mub Schritt fur Schritt
von den spateren Quellen nach ruckwarts gegangen werden Ich
eine judisehe Gebetssammlniig im siebenten Buch der apostol. Konstitutionen 451
werde im folgenden zu erweisen versnchen, daB allein schon der
genane Vergleich der in den Clementinen iiberlieferten Grebete
(namentlich in Buch YII und VIII) derartige Resultate abwirft,
daB die Drewsche Untersuchung von nenem unternommen werden
muB und zwar mit einer andern Fragestellnng, die welter unten
genauer herausgearbeitet werden wird.
Ich beginne meinerseits mit einer Untersuchung der beiden
Gebete VII 34 und des groBen a^tov-xal-Stxaiov-Gebets in VIII 12,
deren Parallelismus dem Forscher ja seit langerer Zeit bekannt
ist. Ich stelle zu dem Zweck die beiden wichtigen Texte neben
einander :
Konst. VII 34 Konst. VIII 12
1 suXofTjto? SI xupiE, paoiXso rwv [7 6 ta xavra sx tod {Jlt] ovtos
aicavwv, 6 Sta Xp'.otoD 'Knvipa.z ta sic to sivat xapaYa^wv dia. tod p-o-
oXa xai Si’ aoToo sv ap^-^ xoop.7i- voysvod? ooo dIoo] ... 9 od yap si
aac ToL axaTaaxsuaata, 6 Sia^wpTj- „6 tov oopavov w? xajiapav
oai; oSata oSaTcav aTspswp,aTi xal xal Ssppiv sxtsivac" xai „zf^v
Ttvsojta Cwtixov tootok; s[tpaX(«)V, 6 ‘(ip/ sx' ooSsvoc t5pDaai;“
7 ^v sSpdoac xal oopavov IxTsiva? p-dvij), 6 mijjac oTspEiopLa xal voxta
xai Tijv sxdoTOD TiSv XTiap.dT<flV axptP^ xal i?;|xspay xataoxsodoa?, 6 sJaYa-
oidtajiv xoafiTjoa?. 2 oiq yap Iv- yaym'j ipw? sx •9’TrjoaDpwv xal t^
&o|i.TioEi SiaitoTa xdop,oc TOipalSpo- tootoo oDOToX-jj sjraYaYaYwv to oxd-
tai^), „o6pav6i; SI wi; xa|i.apa“ ze- to? el? dvdxaDXav twv sv Tip xda[Jiij>
rcTjY{tsvo? TjYXdtaTai aotpoi? Ivsxev xivoopievcov Ciixov,
TOpaitD^la? TOO axdToo?*), tpux; 81 6 t6v tjXiov Td^a? „Ei? dpxd? t'^?
xal ijXio? si? fjp-lpa? xal xapzwv ij^iEpa?® Iv oopavij) xal rijv oeXiivYjv
Yovrjv YSTSV^iVtat, asXi^vT] SI si? xai- „eI? dpxd? t-^? voxt 6?“ xal tov
pd)V Tporctjv aoSooaa xai [isioo|j.sv7j, y^opbv twv doTspiov Iv oopavip xaTa-
xai vo$ (LvofidCsto xal T^fispa 5tpoa- yP®'!'®?*) alvov t^? a^? [isYaXo-
TjYOpSOStO ’). JCpEJTEta?.
VIII 12, 10 6 TTonjaa? oScop xpo? xdoiv xal xd^apoiv, dspa Cwtixov
Tcpo? sioTOoijv xal dvaxvoijv xal ywvij? aitdSoaiv Sid yXwoot^]? wXyjttoi)-
OT]?*) TOV dipa xai dxoijv aovspYOD|r^v7jV ox’ aoTod w? Ixaieiv sloSsxo-
1) Das seltenere Wort tpaiop'jvw auch 38, 5 (t. av8p. . . . 5ixatibp.aitv
opuvot).
2) S. u. VII 34, 4.
3) Vgl. bier 4b (s. u.) Tiafitpaetj oe 'pojoTfjpes tootw-j (der Pdanze) Ttthjvoi, ci-a-
papatov oibCovTEi tov 5oXt)(ov xal xa-’ o66ev xapaXXassovTE; t^j xpoSTay^j, aXX
■ 571 ^ av xeXeuS^j, Ta’jTT) dvi'sj^oust xal ouo'jsiv ei; SJjfiEta xatpiuv xal Evtauruiv, dpetpd-
pEVOt T(jv T(uv dv>)pa)7ru>v ’jTTTjpEafav.
4) Dazn eine bemerkenswerte Parallele VII 38, 4 (s. o.): o xal !fu)vr,v Evap9pov
Ei« ElopoXoYTjSiv SiopTjacipsvo? xal YXdioaav EoappLOOTOv oIxTjv TiX^xxpou iu{ opYavov bro-
452
W. Bousset,
(j.§v>]v djv ;rpooffi;ttot>aav aorj XocXtav 11 6 ^ionijaac zbp 7tpb<; oxdtoo?
itgpgji.Dfl'tav zpoi; IvSita? ava^Xi^pMaiv xai to dspjiatvsa&ai
^wttCsoO’a'. i)7c’ autou.
Vn U VIII 12
arspsopia Ss Sta [isamv twv ipaa-
o(ov iSs'lxvoto jXal slxa? aova^ffil^-
va*. ta oSata xai dyd^vat xtjv
pav“.
3 a6tT]v Ss r^jv IlaXaaaav 12 6 fi]v p.£vaXTjV daXaasav x®*
av tis Ixiypaasisv; Vjtis sp'/stat [tsv piaa? tf^? xal tT,v
azb xsXgYoac {taivopisvT], xaXivSpottsi trjv Ss irool paoipiov jronj-
OE airo ^^{ 1 ^ t^ afi JrpootaYti xm- aa?',' xal t7]v pisv „Cwoti; {i-xpot? xal
Xocp-EVT]- sIxE? Yap aorg oav- pigYaXotc^ Tzlr^&moL,;, rriv oF
tptpT]aE3'&at aatijc ta xajiata, nC^ xai atiddaoot; itXTjptbaas, cator? ts
„ p-t xpoi^ x al {isY aXoig xai Sigrpopoiz '^) ct£(J)a<; xal potavat? ots-
*) (pavwaac xal avȣgt ^) xaXXova? xal
ox^pp-aa: :iXootiaac’
13 6 oai3tTfjo4[i£vo? Spaoaov xal
p,SYa xato? aat^ TtEpidsi;, aXppwv
aSdtwv osotopEOfiEva Z£XdY>], „X£pt-
ifpd^ac os aat-ijv r6Xa'c‘‘ *) apijioa
XsxtotdtTjc.
VIII 12, 13 6 xviap-aoi xots p.^ aotrjv xopaywv si^ bpim p.£Ys^oc,
jTotE Ss otpwvvawv adt-ijV 'sic TcsStov, xal TOt£ p,£v ixp-alywy -/stp-wyt, notl
Ss :rpa6y<oy YaXTjyY, w? vaaoradpotg xXwf^poty EtixoXoy Elyat xpo? xopEtav
14 6 xotap-ol? SiaCwaa? tov axd aoa Scd Xpiatoa (!) Y^vop-Eyoy x6op,oy
xal XEip,appots sxixXaaas xal j^Yai? asydoic^) p-sdoda?, Spsa-. Ss xspi-
o'plYSa? si? sSpay®) dtpsp,'^ Y^C aa^sXEatdtfjy.
Oeij. Wendland (S. 331) notiert als Parallels Diogenes Laertios VII 158- ,•
ol Tvj TOO T£ 9U)VOOVTO« xoti TOO dxooovTot Hoof ->.T|TTO(jLEvoo asoipoEiSu,;
zodi dxoaXf zpoirfaTovTo;. ' ‘ ’’ ’
1) VII 33, 5 Top eij #o(Xi:oi xat sx^Toot TrapxiiuStxv
2) Hiob 38,1 «• Ps- 103 ,5 f.
3) S. u. VII 34, 4.
4) Hiob 38,.
5) Vgl. VII 33, 3; 35,9 (d. xdXXoi, EOTrpe-sta).
6) S. o. 34, 1 iopaCw.
eine jiidische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Eonstitutionen 453
Konst. Vn 34
4 slz' l)(Xoaivsto ^ravioiot?
avdeat ') ■x.oLza.’jpafo^svrj xai not-
xiXt'flf SsvSpwv Siaydpwv (nach der
Anordnnng der Grenesis ist hier
der Lobpreis der Gestime — s. 0.
Anmerk. 451 s — eingeschoben,und
dadorcb eine Dublette herbeige-
fiihrt) , 5 sTcsita Staydpcov Cwwv
xaisoxsodCsio ‘(svq, £v6-
opcov aspoxdpcav xal
itpovotas EVTSxvoc 0091a®) rijv
xaTdXXiTjXov sxdoTtp jrpdvotav Swpst-
raf SoTTsp ^dp Stdyopa ysvy] oox
• r]Tdv7]OEV (!) j:txpayay£iv, outwi; ouos
Sid^opov :cpdvotav sxdotou ::otT]aa-
odai xatwXqdpirjOEV.
[7 xal £;:l r:doi tootots, SsoTcota ^)
xupis, zii Snf]9'rja£Ta' veywv
duPpotdxwv 9opdv, iotpa;:^? IxXap,-
^tv, ppovtwv TcdtaYOV, si? tpo^^S
Xopij^tav xataXXTjXot) xal xpdotv
dspwv :ravap{idvwv; s. u.].
6 xal teXos Z7j(; S7]{iioop7ta? x6
Xo^lXOV *) CWOV , XOV XOO{ 1 . 0 TOXlxTf]V,
x'fl o'g oo^itflf Staxa$d[iEVo<; xaxs-
axEoaoas slrtwv • ^irofjjowp.sv dvdpo)-
zov xax’ Eixdva xal xa^’ op-olwoiv
•i^[i.sxdpav , xdopioo xdop-ov *) aoxdv
ivaSEt^a?
EX (i.£V XWV
XEOodpwv aa)p.dxo»v ') otaxXdoag aox^)
Konst. Vin 12
15 IjtXTQpiosac "fdp 000 xov xdo-
{tov xal SiExdoftYjoac aoxov poxdvoi?
sudopLOtc xal laoljiotc,
Cwot? xoXXoic xal Sta^dpot?, dXxt-
{totc xal ao^EVEOXEpotc, ^StoStp-otc
xal IvEpfoic, T^jispotc xal ixiddo-
ootc, Epirexwv oopifpLoli;, ;tXTjvwv irot-
xiXfov xXafYalc,
Ivtaoxwv xoxXot?, [trjvwv xal 7ipi.Ep(ji)v
dptd'p.oti;, xportwv xd^sot, vsf&v dp,-
Ppoxdxwv SiaSpcjiaic st? xapTctbv yo~
vdc xal Cwwv oooxaotv, „oxa'&p.6v
dv£[ta)v“ Stajr./Edvxtov, oxe rtpooxa/-
ftwocv xapd 000, xwv ipoxwv xal xwv
Poxdvcov x6 itX'^^oc.
16 xal 00 p.dvov xov xda|Jiov kdij-
(itoop^Tjoa; dXXd xal xov xoo{i.o7to-
XixTjv dv&pcoxov iv adx(j» IjroiTjoa?,
xdop.00 xdofiov aoxov ®) dvaSsl^ac •
Eixa? yap z-g o-jj 009 nTtonjotojisv
dv^pwxov xax’ sixdva i^p-Exdpav xal
xa^ ojiolcootv, xal dpjfExiooav xtbv
txOowv x^c daXdooT]? xal xwv xe-
xEivdiv xoo odpavod“. 17 Sio xal tte-
1) S. o. Vm 12, 12.
2) S. o. VIII 12, 9 xaxoYpaijjoi;.
3) S. o. zu 35,10; 36,1.
4) S. u. S. 454.
5) S. 0. S. 440,.
6) Der Ansdruck xoojjiou xoofAov auch in dem Bischofsgebet Konst. VIII 9, .s
(s. u.).
7) Ps. Ignatius Hero 4 ; too yap ’Aodpi to siupia ex twv tesoapiov otoi/eouv.
454
W. B 0 u s s e t.
Konst. VII 34
TO ow[J,a, y.aTaoxsuaaac S’ otocw ttjv
<|)0^7jV lx TOO {IT] OVTOC
aia&T]otv Ss TcIvta^Xov auT<{> yapiaa-
{J.SVOC xal vouv Tov riic i^vto-
yov talc aiodiiaeatv Ixtatriaac-
7 xal Ixi :rdat toutok;, Ssaxoia
XDpis, tI? Ira^tw? StTjfTiastat vsymv
0[J.ppQT6xa)v ^opdv, aoTpasriji; exXap-
fji'.v, ppovtwv Tcdtiayov, si? Tpo^p-^C
yopTjYlav xataXXiiXoo xal xpdoiv
aspwv xavapitovtov]
8 irapaxoooavta 5s tov Hvdpwjcov
l{i[il(3^oo laTlpTjaac,
oox sis TO xavTsXe? ajpavtoa? ^),
dXXd xpovij) irpo? oXlfov xocpilaac,
opx(|) St? xaXiYYsvsotav IxdXsaa?, opov
&avdTOt) sXooa?, 6 Cwoxoio? twv vsxpwv
Std ’iTjooo XptoToo T^? IXxlSo?
Konst. VIII 12
TOtTjxa? aoTov lx adavdToo
xal cdi)|iaTo? axsSaoTou, Tf^; {tsv lx
TOO {JL7] OVTO;, TOO OS Ix TWV Tsooa-
pwv aTotxstwv ■ xal SsSwxa? aoTto
XaTOt {JLSV TT]V tJlOXV^ XoflXT]V
otof/ywatv, soospsia? xal aospsla?
Sidxptatv, S'.xatoo xal aotxoo Ttapa-
TTipr^otv, xaToc os to owiia ttjv itsvt-
a^Xov Ixap’OM aioS’Tjotv xal ttjv
{ isTapar.xtjV xtvTjotv.
18 a?) yap ^ss xavTOXpdcTop *) ota
Xp'.aroo „ 7 :apad£iaov Iv ’ESs{i xasd
avaToXd? l'poTEDoa?“ :tavTola>v (po-
Ttbv ISa)Sl[i(i>v xoopttp xal Iv aoTtp
w? av Iv soTta jioXoTsXsi stoTiYafs?
aoTov, xav Ttp irotsiv vSfiov SsStoxa?
auT^ sii'fOTOv’^), oxto? olxo^’sv xal
xap’ saoToo sxot Td oxIpjiaTa t'^;
dsoYvcoatac®). ... 20 d{isXi(]GavTa
Ss T^? svToX^C xal Ysooaptsvov dxTj-
Yopso(i.lvoo xapxoo axaT-j) oysco? xal
oo[i.pooXtc{ Y^vatxo? too {j.sv xapa-
Ssboo otxatco? I^woa? auTov, aYa-
lloTTjTt Ss St? TO xavTsX s?*) axoX-
Xo{I.5V 0V oox oxspslSs? — oov~y5p
fjV 87jii'o6pYTj|j,a — dXXd xadoxoTd|a?
aoTip TTjv xtIoiv SsSwxa? aoT^ ot-
xstoi? topwoiv xat xovot? xoptCstv
saoTtp TTJV Tpoy/jv, 300 xdvTa (po-
OVTO? xal ao^ovTO? xal xsxalvovToc ’
Xpovti) Ss xp o? oXIyov aoTov xo'[j.t-
gg? opxcp St? xa XtYYsvEolav IxdXsaa?,
op ov ^avatoo Xo gg; Cwtjv^)
OTdgsoic IxTjYYslXoT®)^
1 ) S. 0 . S. 4464 .
2) l(i'.puT 0 ; VI! 33, 3 (s. u.) u. VIII 9, 8 ( Bischofsgebet).
3) SeoYvmcila II 2G, 7, VIII 6, 5 (Katechumenengehct).
4) yil 43, 4 (nach Erwahnung des Paradiesesgartens und des Verbots) 4 actr,r 4 -
vovra Si otxaioaaviTj dya8oTT,Ti 81 (xi) aTroppfia; si; to zavtsli; (s. o. S I'iS)
5) VII 25, 2 ^TOiYTe&.u) rjptTv xfjv dvaaTaotv vsxpiLv ' ^
6 ) Der Text dieses Gebets schwebt dem Verfasser der Konstitutionen anch
eine jiidische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Koustitatiouen 455
Es kann keinem Zweifel imterliegen, da6 diese beiden Gebete
im VII. und VIII. Buch der Konstitutionen Bedaktionen desselben
Textes sind. Wenn man bei der ersten groBeren Halfte noch
zweifelhaft sein und etwa annehmen kann, der Schein enger Ver-
wandtschaft sei daraus entstanden, daB beidemal auf dem Grnnd-
gewebe des Genesisberichtes ein ahnlicher Einschlag hellenistischer
(stoischer) Eormeln eingewoben ist, so verschwinden alle Bedenken
zum SchluB, denn hier flieBen die Gebete wortlich zusammen. Man
sieht, es ist ein gemeinsamer Gedankenzng, der sich durch beide
hindurchzieht : Weltschopfung, Schopfung des Menschen durch Go tt
und seine aofia, Fall des Menschen und zum SchluB Hinweis auf
die iiaXivifsvsaia.
In der ersten Halfte weichen die beiden Varianten, wie ge-
sagt, stark von einauder ab. Vielleicht kann folgendes Schema
des Gedankenganges unter Heranziehnng von Gen. 1 groBere Klar-
heit verschaffen. Abweichende Reihenfolge von dem Schema der
Genesis in den Texten der Konstitutionen ist dabei durch Ziffern
zum Ausdruck gebracht.
Gen. 1
V. 1. oopavd? —
ij 3s ‘(fj axactaaxsuaoto?
TTVSbpa ^£00
V. 3. ipwc’
Tjnepa — v6^
V. 6. aT£ps(0{i.a . . .
avaxwptCwv ava p.saov
SSatoi; X. uSatoc
V. 8. atspEcojia —
oopavd?
Konst. VII 34
4. (?) yff — oopavd;
1. xoofi.'qaac TO axa-
ramsuasra
3. xv£op,a C<*)«*dv
2. 6 3iax<j>pia®C oSat*
63dTwv axEp£W{taTt
4. (?) — oupavdc
aoTsps? (p&c
osXnjvT]
Konst. VIII 12
o&pavd? —
3. 6 s^aYaY*"'^
2. X, vuxTX X. i^jiipav
xaraaxsoaaai;
1. 6 Tuf^icK; a'cspsmp.a
^Xioc asXijvTj aarsps?
V7, 18f. vor; (iXli) pouXif|(iEi pdvii], 3 (!), TguTa xa i Ttpoa^^YayEv,
AdfopEv or] oupavdv, yrjv, 8 aXa 33 av, 9(04, V'jxxa, iQpEpav, 9 <ugT^pa 4 . aaxpa , rrEXEtva, vrjxxa,
XExpanooa, ^priExa, 9uxa, ^oxavaE, xdv auxov xpdrcov xai rravxac avasxi^dEt . . . xai xoxe
p.EV p.r] ovxa xdv avftpmzov in. 8ta9dpiuv dzotrjaEv, 80U4 auxip xrjv '{''jyt''
dvxo4, vOv ds xat4 overate 'Vjyate xa diaXuiJdvxa Gibptaxa azoxiGEt, dEnn weiter unten
§ 20 xai rravxae av8ptb-0U4 avaaxi^aet avxou ovxae zotrjp.axa, xat^tbe xal Sst'a Ypa yr;
pLapxupEi Xs^ovxa xdv ^eov xtp ptovoyEvEt XptGxtp (Christus tritt an die Stelle der
Sophia)lolgt Gen. Ij,. Die unterstrichenen Worte fiigt der Verfasser der Kon-
stitutionen der Didaskalia hinzu. Sie sind es gerade, welche die Parallele lier-
stellen. Auch die kurzen Wendungen VII 35, 2 sind zu vergleichen.
456
Gen. 1
V. 10. oova^^iQTw
TO oS(0p. — Xal O^d'TJTCi)
V. 11 f. SchafPnng
der Pflanzen
V. 14 ff. Schaffimg
d. Gestime, d. Zeiten
und Jahreszeiten
V. 20 ff. Wassertiere
V. 24 If. Landtiere
V. 26. Erschaffnng
des Menschen.
W. Boas set,
Konst. Vn 34
otspewfJLa Sta {tscmv
Twv dpoaowv Gen. lio
zitiert
Schildernng des
Meeres (u. a. nacli
Hiob 38 11 , Ps. 10325)
SchafPnng der
Pflanzen
SchafPnng der Ge-
stime, der Zeiten nnd
Jahreszeiten
I SchafPnng der Tiere
2. Die atmosphari-
schen Erscheinnngen
1. ErschafPung des
Menschen dnrch Gott
und die oo^ia.
Konst. VIII 12
oS(op , aijp Cwttxoc,
Jriip (d. h. die Elemente)
.ddXaooav -/oiptaac
Schildernng des
Meeres (n. a. nach
Hioh 388 und Ps.
64 8 (xuToc daXdaoTjc
nach N KT); Winde
in ihrer Wirknng anf
das Meer , Elusse,
QneUen, Berge
SchafPnng der
Pflanzen
SchafPnng der Tiere
(Erwahnnng der sp-
Ttsta nach Gen. 1)
Die atmosphari-
schen Erscheinnngen
ErschafPung des
Menschen dnrch Gott
nnd die ao^ta.
Wir sehen jetzt dentlicher. Klar tritt die anch von Genesis 1
gemeinsam ahweichende Grnndlage heraus. Das zeigt sich nament-
lich in der Umstellnng der ErschafPnng der Gestime von ihrem
sonderharen Ort in der Genesis an eine passendere Stelle, in der
hreiten Schildernng des Meeres im Anschlnfl an Hioh 38, in der
Zusammenziehnng der SchafPnng der Wasser- nnd der Landtiere,
in der Betonnng der atmospharischen Erscheinnngen, znm Schlnfl
in der Einfiihrung der Fignr der Sophia. — Zngleich zeigt sich,
daB heide Varianten den Text ihrerseits wieder der LXX ange-
nahert hahen. Namentlich verrat sich der Bearheiter in VII 34
dadnrch, dafl er genau parallel mit der Genesis die Erwahnnng
der Gestime noch einmal hringt, nachdem er sie, der gemeinsamen
Quelle folgend, schon vorher erwahnt hat. Er hat wahrscheinlich
anch die Parallele znr Genesis am Anfang 6 xo( 5 {i^oac ta dxa-
cine jndiscbe Gebetssammlnng im siebenten Sach der apostol. Eonstitntionen 457
oxsoaota nnd die Erwahnnng des itvsojta erst eingebracht, ist aber
andrerseits wieder mit dem Terminus Tn/sojia Cwttxdv von der Quelle
abhangig, die weiter unten echt stoisch von aijp Cwtradc redet. Er
hat vielleicht anch am Schlufi die Erschaffang des Menschen un-
mittelbar auf die der Tiere folgen lassen und die atmospharischen
Erscheinungen, die in seiner Quelle standen, dann spater nach-
gebracht. Umgekehrt wird es nun wahrscheinKch, daB in Vnil2
die Erschaffung des Lichtes, des Tages und der Nacht (auch des
or£psa)(j,a) nach Gen. 1 erst hinzugefiigt sind, wahrend in VII 34
die Erwahnung des ganz unorganisch mit der der Gestirne
verbunden ist. In der beiden gemeinsamen Quelle hatte die Sin-
gularitat und Abnormitat der ErschafPnng des Lichtes vor den
Gestirnen so wenig ihren Platz, wie die Erzahlung von der
Schaffung der Gestirne am vierten Tage. Anch da6 in VIII 1 2 an
Stelle der Reihenfolge aatepss, ywg, die der Genesis ent-
sprechende asXnjvr], aatspeg steht, ist seknndar.
So tritt es deutlicher und deutlicher heraus : das Verhaltnis
von VIII 12 und VII 34 ist nicht das einer Abhangigkeit des einen
von dem andem Texte, geschweige denn, daB anzunehmen ware,
daB der Verfasser der Eonstitntionen beide Gebete frei erfnnden
hatte *). Es liegt vielmehr beiden eine gemeinsame Quelle zu-
grunde, ja es wird sogar recht zweifelbaft, ja fast unmoglich, daB
ein und derselbe Verfasser (der der Eonstitntionen) die gemein-
same Grundlage zweimal in einer derartig verschiedenen Weise
umgearbeitet haben konnte.
Diese gemeinsame Quelle ist aber nach allem, was wir bis
jetzt festgelegt, eine jiidische. Es ist femer hellenistisches Juden-
tum, das bier spricht. Das zeigt sich nicht nnr negativ in der
Zurechtstutzung des Bericbtes der Genesis und der Beseitigung
ihrer AnstoBe fiir eine gereiftere Welterkenntnis, sondern auch
positiv in einer Fiille stoischer kosmologischer Termini (s. Skutsch
und Wendland), die sich in bestimmten Partien zu ganzen Nestem
anhaufen. Auch hier verhalten sich die beiden Rezensionen ver-
schieden. VIII 12 hat mehr davon bewahrt, so in der Einfiigung
der Erschaffung der Elemente in den Genesisbericht (eine Pa-
rallele dazu im dritten Traktat des Hermes Trismegistos), in der
Beschreibnng der Winde und ihrer Wirkung auf das Meer, der
Eliisse, Quellen, Berge. Aber auch VII 84 hat viel davon erhalten,
Tgl. die Schilderung der Gestirne am Anfang, die der Erschaffung
der Pflanzen (i^^Xoaivsto etc.), der atmospharischen Erscheinungen
1) Das Verhaltnis hat bereits Drews S. 16 mit Scharfsinn erkannt.
Kjrl d. WUs. Nachrichten. PhiL-hist Klasse. 1915. Heft 3. 31
458
W. Bousset,
(hier sogar manches ursprimgliclier ; aotpaTr^c ixXa[ttJ)iv , Ppovt^c
^dtaYov), vor allem den Hymnns auf den Menschen (owp-a lx twv
Tsaodpwv owjidxwv, lx xou {itj ovtoi;, aio&Tiatc ^rlvtaS-Xoc).
kann gar kein Zweifel an dem kellenistiscken Charakter des Grund-
bericktes sein. Und dieses Ilrteil wird uns endlich auch dadurch
bestatigt, daB nnsere Qnelle das iro'.tjawjLsv von Gen. lae anf Gott
nnd seine oo?pia deutet. Hier haben wir (vgl. auch die Erwabnung
der svte-j^voc^) ao<pia III34, 5) einen spezifischen Zug bellenistisch-ju-
discher Tbeologie. Dieser Zug aber eignet nun wieder unserer
ganzen Sammlnng: 35,10 o6 fap st 6 ao'siot.^ 36,1 (s. o.) ij
oito aou xT’.adsiaa ao^ia^).
Hier schalt sich also mit Sicherheit eine wirkliche Qnelle
heraus. Ich will bei Wege lang noch darauf hinweisen, da6 bei
dem Vergleich mit den andem Stiicken, die Skntsch nnd Drews
hier anziehen, sich bei weitem kein so sicheres Resultat erzielen
laBt. Man brancht sich nur mit einem Blick die beiden von
Skntsch herangezogenen Gebete des Firmicns Maternns mit ihrer
ganz andersartigen Gesamtanlage anznsehen, nm sich zu iiber-
zengen, daB hier von einem direkten literarischen Znsammen-
hang gar keine Rede sein kann nnd alle Einzelbeziehungen sich
erklaren, wenn wir annehmen, dafi der jiidische Hellenist, der die
Grnndlage der Gebete in Konst. VII nnd VIII schuf, mit der
Sprache stoischer Frommigkeit vertraut war, vielleicht anch eine
stoisch gefarbte hellenistische Gebets- oder Erbaunngsliteratnr, von
der nns Firmicns Proben liefert, kannte.
Drews (S. 13 f.) hat zn nnseremGebet namentlich die Parallelen I.
Clem. 20 nnd 33,2—6 herangezogen. Die Parallele I. Clem. 20 laBt
sich sehr schnell erledigen. Drews gibt hier von vomherein zn,
daB die beiden Parallelstncke vollstandig anders orientiert seien So
laBt sich hier die erste Anforderung, die des Parallelismus im Ge-
dankenverlauf, uberhanpt nicht erfiiUen. Und nun die Beziehungen
im einzelnen! Von den wortlichen Beruhrangen, die Drews durch
Unterstreichen anmerkt, konnen bei einem Hymnns, der die Ord-
nnng in Gottes Schopfnng feiert, die Worte oupavoi’ 7 j{iipai ts xal
v6|, osXtjvtj, doxlpcov xopoi, Cwa natiirlich nichts beweisen
Andere etwas charakteristischere Wendnngen erklaren sich aus der
1) Vgl. dazu Plato, Protagoras p. 321 und die
plac. philos. 17 oi Stuiixoi voepov 8eov djco^paivovcai, Tiio
■[ivMiv xoajxou.
stoische Definition (Aetios)
- s y V I X ri V, Paol Jov in't
2) In den Konstitutionen kommt die Hypostase der Sophia
in dem Abendgebet VIII 37, 5 (4 ,00 xaTasxjuwac
daruber s. n.
sonst nur noch
avhpmrov) vor ;
«ine judische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Konstitutionen. 459
Sprache der LXX. xoto? daXdlooTjc stammt aus Ps. 647,- avlftwv
otaS'iiot aas Hiob 28*5. Das ganz singolare ot jist’ aotov (sc. d)X£-
avoy) xoajiot (I Clemens 208) darf doch nicht unterstrichen werden,
well sich xdo{j.oc(!) in den Gebeten der Konstitutionen findet, ebenso
wenig Stara^Tj und Stita^ev (Clem. 20 s n. e) und StdcTa^iC 33 3 mit
Konst. VII 34, 1 verglichen werden ; denn dort bezieben
sich die Worte anf die befehlende und ordnende gottliche Tatig-
keit — entsprachen also bochstens dem td^occ in VIII 12, 9 — bier
aber stebt Stdta^is im Sinne von Ordnung (Klasse) der Geschopfe
(vijv Stdta^iv xoafiTjaas). Die einzige scheinbar grofiere Uberein-
stimmung erzielt Drews durcb Heranziebung von VIII 46, 1 — das
ist methodisch, ehe die Sache fur VIII 12 entscbieden ist, nicht
erlaubt — und auch bier bandelt es sich nur um einen zitaten-
baften Anhiang aus Hiob 38 10 f. Bleibt noch etwa als einzige zu
erwahnende Beriihrung die doch immerhin nicht gerade ungelaufige
Wendung dsyaot r»]fat (vgl. Sap. 11 7 7toTa;i.6s asv. und die helle-
niscben Parallelen in der Zusammenstellung bei Skutscb S. 298).
Etwas, aber auch nur etwas mehr der Uberlegung wert ist die
Parallele Clem. 33, Hier haben wir wirklicb einen Lobpreis anf
die Schopfung Gottes, der mit Himmel und Erde beginnt und der
Erschaffung des Menschen — Zitat aus Gen. 1 26 — scblieBt. Aber
die Ausfuhrangen sind zu kurz, als dafi die Vergleichung zu irgend
einer GewiBheit fiihren kann. Ein gewisser Anklang ist es ja,
wenn in Clem. 333 und Konst. VIII 12,14f. sich die Ausdriicke
. . . TjSpaaev tbv . . , ^siisXtov und sSpav . . . aoyaXsaraTTiv
(neben eSpaaa? VII 34 1 ), sowie SiexoajtTjasv — SiEXoajiTjaa? ent-
sprechen. Dazu lieSe sich noch zu Gunsten von Drews Annahme
(Abhangigkeit des Clemensbriefes von der Litnrgie des clementi-
nischen Typus) anfiihren, da6 in der Tat c. 34 eine Anspielung
anf das Dreimal-Heilig in der Abendmahlsliturgie vorliegt. — Doch
das ist alles, was sich zu Gunsten der Drewschen These sagen lieBe.
Demgegenuber mu6 aber darauf hingewiesen werden, da6 sich hier
fast gar nichts von dem spezifisch hellenistischen Charakter unserer
Gebete und ihrer rethorischen Wortfiille wiederfindet. Man ver-
gleiche nur einmal den Passus iiber die Schopfung des Menschen,
nichts findet sich hier von der aofta Gottes, von dem Leibe aus
den vier Elementen, der lx too {t-rj ovtoc, der itlvtadXo? aV-
adijatc, dem avdpwxoc xoap-ortoXtr/j? und xdop. 01 ; x6o[ioo.
Koch etwas mehr der Erwagung wert sind Drews Ausfuh-
rungen fiber Novatians de trinitate c. 1 (S. 108 — 122), Wieder
haben wir hier einen Schopfungshymnus, der mit Himmel und Erde
beginnt und mit der Schaffung des Menschen schliefit. Der Lob-
31*
460
W. Bousset,
preis ist bedeutend ausfiihrlicher. Allerdings vermag ich nicht
(vgl. Drews llo) fiber ganz allgemeine Abnlichkeiten hinans, die
sich natfirlich einstellen mussen, einen Parallelismus in der Ge-
samtanlage zu entdecken. Der Hymnns bei Novatian beginnt z. B.
mit Himmel, Erde nndMeer; das ist eine starke Abweichung,
die eher an den Anfang desHymnusbeiEirmicus Maternns (Skutsch
295) erinnert. Ubeihanpt kann man kanm mehr sagen, dad sich
der Bymnns bei Novatian, wie dock die Gebete der Konstitntionen,
mit seinem Grnndschema an Gen. 1 anscbliefit. Anch die Schilde-
rnng der Schopfung der himmlischen Welten mit ihren Bewohnem
(die Erwahnung der Engel vor Beginn nnseres Gebetsabschnittes
Konst. VIII 12,8 darf aus noch zn erwahnenden Grunden nicht
als Parallele herangezogen werden) nnd der Unterwelt (nach der
Erschaffung des Menschen) fallt aus dem Rabmen der Anlage von
Konst. VII 34 nnd VIII 12 vollig heraus. Einzelne Beriihrnngen
sind nicht zn leugnen ; Innae candens globus ad solatium noctis (I 7)
erinnert in der Tat an icpo? oxotou? xapap,ofitav (s. o. ; aber auch Fir-
micus Matemus bei Skutsch 297). Bei der Schopfung des Menschen
wirddessen Wesen etwas eingehender beschrieben : cnins etsi corporis
terrena primordia, caelestis tamen et divini halitns inspirata sub-
stantia. Aber das ist freilich ganz nnd gar Gen. 2 ? ; nnd nichts
ist vorhanden von dem Hellenismus der Konstitntionen. Besonders
frappant nnd interessant sind die Anklange in der Schildemng des
Meeres I 18.19 an Konst. VII 34. Neben gemeinsamen Remini-
szenzen an Ps. 10325 liegen die Parallel en vor:
fines litoribus inclnsit : quo cum [iev axo xelafooc [lat-
fremens fluctus et ex alto sinu vojiEVTj, xaXtvSpopEi ge anb tJ,dp.pou
•spumans nnda venisset, mrsum Tipoara^^ X(oXuo[iev 7 ] • sixa?
in se redir^ nec terminos con- 7 dp |y aot^ auvipipYjaEadai
cessos excederet. ra x6p.aTa (Hiob 38 lo).
Bier mogen immerhin verborgene Beziehungen vorliegen. Moglich
ist es, dafi dem Novatian ein Hymnns fiber die Schopfung ans ir-
gend einem nicht naher zu bestimmenden, doch vielleicht mit dem
der Gebete der Konstitntionen verwandten Milieu vorlag. Mehr
wird man kaum sagen konnen. Und wir wenden uns lieber vom
Bnsicheren zum Sichem, zur gemeinsamen Quelle von Konstit VII
und VUI %
1) Vgl. Hiob 38, lippaja 5i OaXctcsaav r.iXrzt;, Sre ex xotXiot? fir,Tpos
^xTTopeuofJi^vT].
2) Die weiteren Ansfuhrungen tod Drews uber Novatian c. 8 a. a. 0. (die Fuh-
mngen des Menschengeschlecbts durch Gott) muB ich vorlaufig zuriickstellen bis
zu einer genaueren Untersuchung der Gesamtkomposition von Konst. VIII 12
eine judische Gebetssammlung im siebenten Bach der apostol. Konstitutionen. 461
Wir batten konstatiert, dafi den beiden Gebeten eine gemein-
same jiidisch-hellenistische Quelle zn Grunde lag. Nur eine er-
freuliche Bestatigung ist nunmehr anch die Leichtigkeit, mit der
alles spezifisch Christliche durch einfacben Vergleicb aus den beiden
Bedaktionen ausscheidet, so in VII 34 das Sii Xpiatoo gleich am
Anfang nnd znm Schlnfi die W endung 6 Cwotcoios 8ta ’iTjacu Xptotoa
IXmSos das Sea Xpiatoo in VIII 12, 14 n. 18.
Ja es lafit sich sogar fiir nnser bisber erreiebtes Besultat ein
indirektes Zengnis gewinnen. Gebete, die derart angelegt waren
wie das unsere, sebeint bereits der judische Philosopb Pbilo zu
kennen. Wir verdanken das Zengnis Wendland, der bereits aucb
die Moglichkeit einer judisch-hellenistischen Herkunft der Gebete in
Konst. VII 34, VIII 12 ins Ange fafite, indem er (wie schon er-
wabnt) auf de spec. leg. I 210 hinwies^): „Wenn du, o Seele, Gott
fiir die Weltschopfung danken willst, so statte Deinen Dank sowobl
fiir das Ganze als fiir seine Hauptteile ab, die Glieder des voll-
kommensten Lebewesens, icb meine z. B. Himmel, Sonne, Mond,
Planeten und Fixsteme, dann die Erde und die Tiere und Pflanzen
auf ihr, femer Meere und Fliisse — Quellfliisse und Bergfliisse —
und was sie fiillt, endlich die Luft nnd Verandernngen in ibr.
Und wenn Du Gott fiir einen einzelnen Mann dankst, so teile deinen
Dank vernunftgema6“ (das weitere s. o. S. 448). Man kann kaum ver-
kennen, daB bier ungefahr das Schema unseres Gebetes vorliegt,
nur daB bei Philo aUes noch etwas hellenistischer und freier von
der LXX sich darstellt.
Und noch auf eine zweite Stelle hat uns Wendland hinge-
wiesen, auf die Ausfiihrungen iiber das Gebet des Hohenpriesters
spec. leg. I 97 : Der jiidische Hohepriester . . . spricht seine Bitt-
und Dankgebete nicht nur fiir das ganze Menschengeschlecht, son-
dern aucb fiir die TeUe der Natur, Erde, Wasser, Luft und Feuer,
denn die ganze Welt betrachtet er als sein Vaterland (iautou to-
xpidtx slvai vo[i.iCwv).“
Es ist im hochsten Grade beachtenswert, daB sich die Erwah-
nung der vier Elemente (wenigstens in VIII 12) wiederfindet, und
andererseits der in beiden Redaktionen stehende terminus: xoap. 0 -
xoXtrK]? bei Philo seine Parallele bat. Freilich wird man die Be-
hauptung Philos, daB der Hohepriester in Jerusalem so gebetet
babe, mit einigem MiBtrauen gegeniiber stehen. Um so mehr aber
ist anzunehmen, daB Philo seine Behauptung sich nicht einfach
1) Zwei angeblich christl. liturgische Gebete Ton Reitzenstein u. Wendland.
Gott. gel. Nachr. 1910. S. 332.
462
W. Bousset,
aus den Pingern gesogen hat, sondem da6 ihm dabei ein in der
Synagoge der Diaspora iibliches Grebet vorschwebt.
Eines aber bleibt noch zur Besprechung iibrig, das ist der
merkwiirdige, znm Gliick in beiden Kedaktionen uns fast wortlich
erhaltene Schlufi des Gebetes. Er lautete, wenn wir deren ge-
meinsames Gnt heransheben, etwa folgendermaBen :
jcapaxobaavra Ss xov avd'ptoitov
oox si? x6 itavTsXec acavtaac ’^)
aXXa xpovq)®) icpb? oXtfov auxov^) xotp.ioac
opxqj sic IxaXsoac,
opov Oavatoo Xbaa?
CcoTjv 14 avaaxdoswc ixKjYYS'-Xw “).
Auch bier haben wir aller Wabrscheinlichkeit ein jiidisches Gebet
Tor nns ; jedenfalls dentet nichts mit Notwendigkeit anf christlichen
EinfloB bin. Die Betonung des Anferstebnngsgedankens hat in
einem spaten jiidischen Gebet der Diaspora nichts AnfFalliges, im
Gegenteil, wir erwarten dies Charakteristiknm spatjiidischen Glan-
bens a priori (vgl. Schmone-Esre , Anfang: „Gott der dn Tote
erweckst“). Nur die eine Erage bedart der Erortemng: wober mag
die Wendong stammen , da6 Gott Adam nach dem Fall and der
Bestrafnng mit einem Eide die Anferstehnng verheifien habe ? Nen-
testamentlich ist der Gedanke jedenfalls nicht. Wir werden von
vornherein anf eine apokryphe Adamsage als Quelle der Notiz
schlieBen diirfen. TJnd die Vermntung bestatigt sich. In dem
griechisch and lateinisch erhaltenen Leben Adams (pioc ASdp, =
aTtoxdXu^iC Mwuaew;, and vita Adae) ist mehrfach davon die Bede,
daB Gott Adam fiir das Ende der Dinge die Anferstehnng und
Unsterblichkeit verheiBt (ptoc ’A8dp, § 28 § 37 = Vita 47. plog 39.
41. 43 = Vita 51). Besonders erwunscht ist es, daB die Hinweise
anf die VerheiBnng Gottes in beiden Redaktionen des Adamslebens
erscheinen, also der Grnndschrift angehoren, die wir mit Sicher-
heit als jiidisch in Anspruch nehmen diirfen. DaB an diesen Stellen
von einem Eidschwur Gottes nicht die Rede ist, diirfte irrelevant
sein. Die wiederholten feierlichen Versichernngen konnten sehr
wohl als 8pxoc aufgefaBt werden®).
1) VIII djieJ.i^aovTa evroX^j.
2) VIII 2i{ TO iravTeXss OTCoXXofievov o'iy aTTepEToej.
3) VIII y_p6v«) oi.
4) >VII.’
5) VII 0 Ctuo-oi6? Tuiv ve-xpinv otd I. Xp. tt,; cXtti'So;
6) DaB der Ausdmck dpov Savoxoa Xaeiv besonders in der Schule des Apolli-
£ine jddische Gebetesammlnng im siebenten Bach der apostol. Eonstitationen 463
TJnd so wird sich endlich auch die seltsame Wendnng erklaren
^Nachdem er ihn auf kurze Zeit znr Rnhe gebracht (xoifitaa?), hat er
ihn mit einem Eide zur Wiedergebnrt (^aXifysveaia = Auferstehung)
benifen.“ In der Vita Adams erfolgt die Verheifinng Gottes, daB
Adam auferstehen soli, gerade bei seiner Bestattnng.
Znm SchluB drangt sich eine neue Frage anf. F. Probst hat
(a. a. 0. s. o. S. 449) nnter Bernfung auf Justin Apol. 1 13 (nnd 65)
behanptet, daB unserm encharistischen Gebet im achten Bach der
Konstitntionen eine alte Quelle, ein von jeher bei der Kommunion
iibliches Gebet , zn Grnnde gelegen habe. Die Stelle bei Justin
lautet: (die Christen hielten es fur die allein Gott wiirdige Ehre)
TO Ta ott’ ixEivou £ 1 ? Sio'Tpo^'ijv 7 £v 6 jj.£va 00 5 topl Saxavav aXX’ gaoroii;
xat Toic S£ 0 |JL 8 V 0 tc ^poatpspsiv, ^X£’lv<p Ss so^^aptatooi; ovTas Sii Xd^oo
zop.:tac xoi ojivooi; ^rgjiTrsiy oxep ts too 7 £Y 0 V£vat xal twv si?
sopmattav jrdpwv zavTwv, JCotOT'qTWV p-sv ysv&v xal p.£Tapo-
Xwv wpwv xal tod jraXtv £v aipd’apalcf Ysveadai Sta irlartv ttjv
iv aoT^ aiTniasi? iC£p.jrovT£?. Hier konnte in der Tat eine Anspielnng
auf ein Gebet von einem ahnlichen Gang wie des von nns rekon-
stmierten vorHegen. Besonderen Wert lege ich darauf, daB anch
hier der Schopfungsgedanke am Anfang mit dem der aydapola am
SchluB verbunden erscheint. Freilich sind auch wieder Differenzen
vorhanden; die xotdxTjTs? twv ysMm ( gelegentlich auch die p,iTapoXal
«pwy) sind ja auch in unserem Gebet betont. Aber das alles ist
doch nicht vorherrschend unter den Gesichtspunkt twv elc Eopwatlav
xdpoav gestellt, wie das bei Justin, der oifenbar von Gebeten der
Christen bei ihren gemeinsamen Mahlzeiten (nicht bei der eucha-
ristischen Feier) redet, nur zn naturlich ist.
Jedenfalls, sollten die Angaben Justins mit unserem Gebets-
text irgendwie in Beziehung stehen, so handelt es sich dabei nicht
um das eucharistische Gebet in Konst. VIII 12, sondern ersichtlich
um die (jiidische) Grundlage von VIII 12 nnd VII 35 , handelt es
sich iiberhaupt nicht um eine Abendmahlslitnrgie, sondern ein Gebet
viel allgemeinerer Art, das zufallig in die Clementinscbe Abend-
mahlsliturgie verschlagen ist (s. u.). — DaB bereits Justin ein
unserm Gebet ahnliches, das dann auch in Rom die Kirche von
der Synagoge ubemommen hatte, kannte, liegt durchans im Be-
reich der Moglichkeit, Nur freilich wird man auf Grund der
Parallele bei Justin unser Gebet kaum als Tischgebet ansprechen
konnen. Denn in seinem Inhalt deutet nichts auf den Charakter
narias gebrauchlich gewesen sei (Funk in seiner Ansgabe zu VII 34, 8), beweist
naturlich fiir seine Herknnft nichts.
464
W. Bo asset,
eines solchen hin. So bleibt leider dessen Charakter im Dankein;
wir wissen nicht, was fiir eine Stellung, Sinn nnd Zweck es ira
judischen Gottesdienst nnd liturgischem Gebrancb gebabt hat. Am
besten wird man es ein allgemeines synanogales Dankgebet nennea
konnen.
IV.
Es bleibt endlich noch ein Gebet zur Besprechung ubrig, das
erste in der Sammlung, VII 33. Ich setze seinen charakteristischen
Anfang hierher :
Alwvie omtsp ^p.wv, 6 PaatXsoc twv ■S-swv, 6 wv p,6voi; ravioxparMp
xal xoptoi;, 6 Osoc Ttavttov twv ovtwv xal ttov afimv xal dp.ep.Tr'Coav
jraTspoJV i^jj.<ov twv itpb T]p.m, 6 ^£6<; ’AjSpaapi, ’loaax xal ’laxa>3>
6 iXei^pwv xal olxtlppcsv, 6 ptaxpo^upoc xal koXosXso<;.
Nach allem was bisher schon bewiesen ist, werden wir an
dem synagogalen Charakter dieses Gebets kanm zweifeln. Mit
seiner Erwahnung der Patriarchen erinnert es nnmittelbar an das
Achtzehnbittengebet. Wenn es im folgenden hei6t: xal xata ita»
xXtp.a T^i; olxoo{J.5VY](; to Sta jcpoosox^? xal Xo^wv ava7rsp,7tetal ooi dt>-
jilapa, so ist das spezifisch charakteristisch fiir das hellenisierte
Diasporajudentnm, das hier redet. Uber die Zusammenstellung der
spLipotos Yvwoic (s. 0 . S. 441) and des vdjio? (33 3 ) wird^sogleich gehandelt
werden. Wenn bald nachher von der aovsi'Syjot; rtlotswc avujtooXoc
die Rede ist, so kbnnte in dieser ungewbhnlichen Zusammenstellung
rti'oug christlicher Einschub sein, es kann aber ebenso gut Tctaxtc
hier die (stoische) Bedeutung von IJberzeugung haben. Anch in
diesem Gebet klingt die eschatalogische Note stark an, es ist wie
am SchluB von VII 34 von der wdcixsoii; xfji; iraX iv^sv sola? die
Rede. Dann sehliefit das Stiick mit einer Verherrlichung der drei
Erzvater: bjripftaxs yevou? ’Appadp, soXoYTjtoc si? too? aiwva?. Der
einzige christliche Zusatz findet sich bei der Erwahnung der Sen-
dung Jakobs nach Mesopotamien : xal too ^rarpo? ’Iax<5>p Ixl
MsooxoTaplav OTsXXop-svoo [Ssl^a? tov XpcoTov 61’ aotob] 2 ) iXdXTjoa? slird)V
(Gen. 28 15 n. 484 ).
Nachdem ich die vorstehenden Untersuchungen bereits vollendet
hatte, erhielten sie noch eine sehr erfreuliche weitere Bestatigung
durch meinen Kollegen Rahlfs, dem ich von meinem Punde Mit-
teilung gemacht hatte.
1) IjAsuToj nur noch VIII 12, 18 (s. 0 . S. 454 2 ) u. VIII 9, 8 (s. u.)
2) Ein ganz ahnlicher Zusatz wird weiter unten fur das Gebet VIII 12 28
(xa'i l(i(9av(aa; aiToi sc. Abraam — xov XpiOTo'v) nacbgewiesen werden.
eine jiidische Grebetssammlung im siebenten Bneb der apostol. Eonstitationen 465
Rahlfs Aufmerksamkeit fesselte der Satz in nnserm Gebet § 4 :
UTrapx'^C T®P jrpojtaropos i^p-wv ’APpaap, petarotoopsvoo r/jv 6S6v
oXifjfl'siac, opapattop^ E** katte seinerseits bereits
die tiberzeugnng gewonnen, dafi das seltsame Wort opapattapdc
gar nicht griechisch sei, sondern wahrscheinlich eine Neubildung
des jiidischen Bibelvibersetzers Aquila. Aquila hat die Gewohnheit,
ein hebraisches Wort mit einem ganz bestimmten griechischen
Aqaivalent zn ubersetzen. So mnfi er, am dies System dnrchzn-
fiihren, oft zn seltsamen griechischen BUdungen greifen and so
iibersetzt er nnr nso „das Wort der gewohnlichen Sprache“ mit
opdv, dagegen riTn „das Wort der gehobenen Sprache“ mit opapa-
TtCsadai nnd ver wendet demgemafi opapatcapd? fiir die abgeleiteten Sub-
stantiva von ntn z. B. ptn *). Gegenuber der These Rahlfs, dad opa-
pattapdc eine Eigenbildnng Aquilas sei, bildete non bislang unsere
Stelle eine ihm schon bekannte scheinbare Gegeninstanz. Nun, mit
der Erkenntnis, dad wir in nnseren Gebeten jiidisches Gut haben, lost
sich jegliche Schwierigkeit. Wir werden jetzt sagen diirfen, opapa-
tmpdc an dieser Stelle stammt aiis Aquila, der Verfasser nnseres Ge-
betes benutzte die Version Aquilas ! Rahlfs wies mir weiter nacb, dafi
opapattspd? an dieser Stelle tlbersetznng von rffnia Gen. 15 1 ist.
Wenn der Verfasser fortfahrt : dtSdJa? 3 tt mxs eottv 6 alcbv ouro?, so
bezieht sich das anf Gen. lbs. Wenn es weiter in unserem Textheifit;
xai p^v yvwoso)? aotou ^tpowSsuasv irtott?, r^c 5s y \> ii> o s m <:^)
axdXouS’Oc ■^v aovdi^xTjso finden wir in der Tat die TrtoTtc an der
beriihmten Stelle IBs erwahnt, daranf folgt IBs die Erage Abraams:
xatd u Yvwaopac ou xXTjpovopTjoo) aorijv ; and 15 is Yivwaxwv
qvaiaig, ott irdpoixov ^otat zb arceppa aoo. Und 15 is heidt es in dem
nns gelaufigen Text der LXX: ixsl Sisdeto 6 ’APpadp 5ta-
^T^XTjv. Unser Gebet spielt mit dem Satz dxdXou^o? -^v aov&rjxig
daranf an. Aber oov&ijxTj ist die charakteristische Ubersetzung des
Aquila! Wenn das Gebet dann fredich mit dem aus Gen. IBs und
13 16 gemischten Zitat — und zwar im Septuagintatext fortfahrt:
jEonyao) CO oxippa ooo w? cob? dacipac too obpotvou xal ox; ctjv dppov
'ri]v jrapa to ■&aXdoa7]i:, — so scheint jene Beziehung un-
serer Stelle nicht mehr verstanden zn sein, und es ist wahrschein-
lich, dafi das LXX-Zitat erst vom Bearbeiter des Gebetes stammt.
1) Vgl. hierzu die ausfuhrliche Darlegung des Tatbestandes bei Rahlfs,
Nachrichten d. Ges. d. Wissensch. Gottingen, Phiiol.-histor. Klasse 1915. Bei-
heft S. 30 f.
2) Man wird wahrscheinlich yvuiaEuj? (statt iriireiu;) mit a zu lesen baben.
In a ist freilich der Text ganz verwirrt. Man konnte auch annehmen, dafi Tzizzii
im Text stand. Dann aber wiirde -la-ti offenbar cbristliche Korrektur sein.
466
W. Bousset,
Rahifs hat auch die anderen alttestamentlichen Zitate unserer
Gebete untersucht. Das Resnltat enttanscht etwas. Die wirklichen
Zitate bieten alle LXX-Text. Andererseits gelang es ihm noch
zwei Spuren der Aquilaubersetzung za finden. In dem Zitat axis
LXX Ps. 67 18 im Gebet 354 begegnet ims das Wort Sivat, so aber
transkribiert Aquila gegen LXX (Stvi^) | und 37 s findet sich die
merkwiirdige Transkription d>aacd *) (= nc^), wahrend LXX faasif.
(Symmachus (pansy) bietet. Die Transkription AqnUas ist (pijaa !
Man wird also anznnehmen haben, da6 entweder die wort-
echten alttestamentlichen Zitate nnserer Gebete spater nach LXX
korrigiert warden, oder dafi die meisten dieser Zitate erst von
dem (christlichen) Redaktor in den Text eingebracht sind. Fiir
letzteren Ausweg sprach bereits die oben gemachte Beobachtang, es
werden sich noch andere im Verlaaf der Untersnchnng hinzufindenl
Vorlanfig machen wir hier halt nnd sehen, was wir gewonnen
haben. In unserem Gebete ist die Ubersetzung Aqnilas benutzt!
Damit haben wir von neaem eine Bestatigang nnserer Hauptthese
gewonnen. Zngleich erhalten wir einen terminus a quo ihrer Ent-
stehung, namlich etwa die zweite Halfte des zweiten nachchrist-
lichen Jahrhunderts*). Danach war ein derartiges griechisch re-
dendes, hellenisiertes Judentum, wie es in den Gebeten sich zeigt^
noch vorhanden!
Aber wir haben noch mehr gewonnen. Gerade die SteUe 33 if.,
von der wir ausgingen und die unlosbar mit der Bibeliibersetzung
Aquilas verbunden ist, zeigt jene bemerkenswerte Ausfiihrung liber
TciortC und yvwoo;. Dieses Judentum kannte den BegrifF der -pvwatc
imd hat iiber das Verhaltnis von Tctatic imd fvwati; bereits reflek-
tiert, — eine sehr erstaunliche Beobachtang.
Und wir sehen weiter, da6 fvwat? iiberbaupt ein Grundbegriff
unserer Gebete ist. Wir lesen 35 « xopio? dsog (LXX
1 . Ko.23 Tvwasioc xopiog) i} avapyo? Yvtba-? VIII 127 ; VII 36 4 elc
'/vwoiv Suvd[j.so)?. Vor allem kommt VII 333 in Betracht:
ouoSetlae Ss sxdaxt|) xwv av^pwTCwv Sia sp.ipuTon YvibosMi; xal
ipootx'^c xptasa)s(!) xal lx tod v(5p.0D DxoyaivTjaswj — und dem-
entsprechend VIII 12, 18 : xav Tcj) xoisiv v6\lov SsSwxac aoTw Iji^dtov *).
EndUch finden wir Yvwati; noch 39 2 riiv xrspl dsoo too dfsvv^too Yvwatv,
und es soil solort nachgewiesen werden, dafi auch c. 39 wahr-
scheinlich noch in unseren Zusammenhang hineingehort.
1) Handschr. (pdoia, aa'i’fi.
2) Vgl. auch Rablfs a. a. O. S. 32.
3) vo(io; ?|iipuTos findet sich nur noch in dem Bischofsgebet VIII 9, 8, und
mit dem hat es ehenfalls eine hesondere Bewandtnis.
eine judische Gebetssammlang im siebenten Bneh der apostol. Konstitntionen 467
MacHen wir die Gegenprobe, so zeigt sich, dafi demgegenuber
Yvwai? in den Konstitntionen gar nicht sehr hanfig ist. Sehen wir
znnachst einmal von den Stellen in den Gebeten des achten Baches
ab (5,1; 11,2; 12,7; 37,6), die aUe noch einer besonderen TJntersu-
chnng bedurfen, so bleiben nnr folgende Stellen iibrig : II 26, 4 (der
Bischof 'fvwascoc ^uXaS); Vl,4: si fotp 6 „Ta cocapxovta Sobc“
T^Xstos [isToc fijv ^rspl twv ^siwv -{vdiaiv *) , soXX^ p.aXXwv 6 6;:Ep p.aptb-
pwv; and in den sicher ubernommenen Tanfgebeten VII 44, 2 (ttjv
6a{fijv fvwaswc too suaY^EXioo Iv :raot xolc sd'veatv sboop.ov napa-
o)(d{isvoc), 46, 3 (^vttiatv airXav^). Sonst findet sich ’fvwai? nnr an Stellen,
wo alt- Oder nentestamentHche Zitate benutzt sind oder anklingen ^).
Hamit ist von der anderen Seite erwiesen, da6 die Betonnng
der Gnosis and die Ansfiihrnngen iiber diese schwerlich erst von
dem iledaktor der Konstitntionen in nnsere Gebete hineingebracht
sein konnen. Stntzig machen konnte vielleicht nnr die Beobachtang,
da6 der an die iji^uxoi; 7v<aatc anklingende Begriff yoatzbc vop-oc
ein Lieblingsbegriff desselben ist. Er verwendet ihn in der zweiten
Halfte des VI. Buches (s. Wortregister bei Funk) fortwahrend
und bringt ihn gewaltsam in das Gedankengefiige seiner QneUe,
der Didaskalia, mit ihrer interessanten Unterscheidung von Dekalog
nnd SsuT^pwoi? hinein. — Allein es mujB heachtet werden, dab die
Terminologie des Redaktors der Konstitntionen und die der Ge-
bete, — bei vielleicht vorhandener Ubereinstimmung in der Sache —
total abweichen. Einerseits ist der Terminus epyoxo? fvHati; (I[1 (J)otoc
vop-o?) bei dem Redaktor eben nicht nachweisbar, andrerseits kennen
die Gebete den Terminus (puoixb? vop-o? nicht, dagegen wohl yoatxij
xpiat? (VII 33,3). Es ist wohl Verwandtschaft vorhanden, aber
keine Identitat, und es ist sogar moglich, da6 der Redaktor der
Konstitntionen sich durch die Gebetsquelle zn seinen Ausfuhrungen
iiher den Begriff des ^ooixbc v6(ioc hat anregen lassen.
Wir kehren noch einmal zuruck. Was ist das fiir ein merk-
wurdiges Jndentum, das sich nns hier zeigt ! Es kennt den Begriff*
7VW00:, es spekuliert iiber das Verhaltnis von xiaxi? und Yvwac?,
es pragt die Termini spfoxo? 7vwai<;, 7>ooix7j xpbtc, v6p.o? sitfozoc
und stellt dieser natiirlichen Erkenntnis nnd Sittlichkeit die ojro-
yuvTiatC xou vdpoo, d. h. etwa den vopo? ypazzo? gegenuber. Einer
seiner Lieblingstermini ist ferner Xo7tx6(; (34, 6 38, 5 (VIII 37, 5) Xo-
1 ) Die Wendnng ist nicht ganz klar. Der Sinn ist wohl der, daB der Barm-
herzige gleich hinter dem Gnostiker kommt. Fur das Concretum tritt das Ab-
stractum ein.
2) II 57; 28,7; V 7,22; VI 15,3; VIII 1,12; II 25,7 (Lk. 11 ; V 10,5
(Mt. 21 ti). — VII 26,2 stammt aus der Didaehe.
468
W. Bousset,
ftxov C'pov ; 35, 10 (vgl. VIII 37, 6 15,7) luioTj Xo^tx-i] xai iyicc ;
VIII 9, 8 (s. u.) VIII 12, 17 ri]v Xo^tXTjv Siiyvaxsiv, soospsia? xal ias-
Psia? Sidxptoiv xal dSlxoo xapariQpTiaiv. Sein Schopfungshymnns ist
ganz and gar von der Sprache der Stoa und von hellenistischer
Frommigkeit dnrchtrankt. Es fand in Gen. I 2 S die Hypostase der
Sophia angedeatet und spekuliert fiber diese Fignr '). Ihm ist
der Mensch xoop.oxoXl'njc und x6o[ioc xdap,ot) !
Namentlich aber fesseln die Anssagen dieses Judentums fiber
Yvwat? und Tclati? nnsere Aufmerksamkeit. Es soil bier nicht eine
Geschichte des Wortes fvwotc (fivwoxEtv tov Osov) im judischen Helle-
nismus und in der alien christlichen Kirche gegeben werden. Eine
sokbe Arbeit mufi einmal in Anlehnung an Nordens anregende und
einschneidende Untersuchung im „Agnostos Theos“ geliefert werden.
Nur auf einiges moge, um die Bedeutnng des bier entdeckten helle-
nistischen Judentums ins Licht zu steilen, hingewiesen werden. —
Es ist bemerkenswert, da 6 PhUo den Terminus Yvwatc eigentlich
noch nicht kennt; er redet unendlich oft von , aofia etc.,
auch da wo es sich ihm um eigentliche religiose (offenbarte, auch
visionare) Erkenntnis handelt. Den Terminus fvwotc babe ich nur
ffir wenige Steilen notiert*).
Es ist auch charakteristisch , daB im neuen Testament fast
allein Paulus den Begriff terminologisch gebraucht (Eph.
3 19 und I Tim. 620 ii t})so 8 wvD{i,os eingeschlossen). Lukas
spricbt freUich auch einmal in charakteristischer Abwandlung eines
alteren Herrenwortes von xXst? Tiji; fvwasax; ®). Auch die johannei-
schen Schriften, bei denen das fivdioxsiv zbv ^e6v eine solche RoUe
spielt, kennen y'jGxjiq nicht.
Charakteristisch ist dagegen II Pt. Isf. die Reihenfolge jtlatic
. . . apsTT] . . . Yvwai? . . . I^xpaxeia (vgl. auch 3 is Iv yip-.u xal Yvoiost
TOO X. 1^.)
Hier schlieBt sich der Barnabasbrief an: I 5 tva {i.=Ta ttjc ;ria-
T£(oc b}i,wv TsXEtav sxT(]Ts tr^v Tfvwotv; dann Barnabas 22 : xlouc . . ipdpoc
07rop.ovTj.. (laxpodoiila . . lyD.^a.zzia. ...oopla, oovEot?, ImoniiiTj,
eine Stelle, die offenbar dem Clemens Alexandrinus sein Schema
1 ) DaB auch Justin Dial. 62 (vgl. Iren. IV 20,1) die Spekulation kennt, kann
nicht wundernehmen.
2) q. deus. s. immut. 143 yvuisit xal iitiJ-CTjixr, 8eo0. de somn. I 60 ; iva Toil
iXy, 8 £iav 5vto; eit dxptpq puiaiv ^ 85 . migrat 42 wird von Gott gesagt, daB er
sloqniv, 7 v*aiv xal xaxdXrjilav seiner Werke gehabt habe. — Aber Philo Tagt lieber
(§ 40) 0 (j.(5voj 67 hcitT|(i(ov Seo;.
3) Die Wendungen Lk. 1 „ (Tvfiats am-njpiaj) und erst recht I Pt 3 , xa-4
(= vemunftig) sind mehr zufalliger Art und kommen kaum in Betracht.
eine judische GebetssimmluEg im siebenten Buch der apostoJ. Konstitutionen 469
der christlichen Tugenden im zweiten Bnch seiner Stromata in-
spiriert hat^).
Aufierhalb des Barnabasbriefes ist der Begriff ^vdaoii; auch bei
den apostolischen Vatern nocb ein seltener^), nnr im I. Klemens-
brief etwas haufigerer. Doth ist man sicb des Inhaltes des terminus
Yvdiatc, — nicht nnr religiose, sondern wunderbare, auf wnnder-
barem Wege erworbene Erkenntnis — wie es scheint, voU bewufit.
In unseren Gebeten spricht ein hellenistisches Judentnm, dem
dieser Begriff (allerdiugs wohl ein wenig inteUektualistisch gewandt)
vollkommen gelanfig ifct, das das 15. Kapitel der Genesis, aus dem
Panlus die Lehre von der StxatoauvTj ex xtccecoc nabm, dazu benutzt,
um das Verbaltnis von iti'oTti; und fvwoti; darznlegen.
Wir haben hier dasjenige Judentnm in authentiscben Zeug-
nissen, an das Panlus Ho. 2 so sicb wendet: e^^ovta lYjv p-dp^toaiv
■fV(i) 0 £(os xai zffi aXrjffsiai; 4v vdiicp, und dasjenige Milieu, aus dem
seine Ausfuhrnngen fiber den vofto? fpaxToc Iv Tais xapStaic ver-
standlich werden^j.
V.
Und so ware denn nachgewiesen, dafi die ganze Gebets-
sammlung in den Konstitutionen VII 33— 38 der Synagoge entlehnt
ist. Sie stellt wahrscheinlich bereits eine judische Gebetssamm-
lung dar, die der Bearbeiter in sehr naiver und dankenswert ge-
ringer Umarbeitung in christliche Gebete verwandelt hat.
Vielleicht konnen wir noch einen Schritt weitergehen und den
jfidischen Einschlag in den Konstitutionen um ein Kapitel weiter
verfolgen. Der Kompilator des siebenten Buches wendet sicb im
folgenden dem Unteiricht der Katecheten zu. Wie die getauften
Christen leben miifiten (c. 1 — 32), und wie sie Gott danken mfiBten
( 33 — 38) , sei nunmehr gesagt : Sixaiov 3e [tTjSs toi)c afiOT^rooi; xataXi-
itetv agoTjffTjxooc. Nun gibt er Anweisungen ffir den Katechumenen-
unterricbt: 6 piXXoov xoivov xbv Xdfov euospsiai; rcai-
SsoEodo) itp 6 TOO paJtxtojiaTOC xtjv xepl deoo xoo a-fewfiTOO ’fvwatv, xy]v
1 ) yvwots besteht schon bei Barrabas z. T. in der kunstgemaBen allegorischen
Ausdeutung der Schrift (5<) Sj 187 . j'&oi; = ethische Lehre Didache 18, lO,.
2 ) I Clem. 1 , TtioTis . . . cus^peta . . . <ptXo$Evfa . , . pvuxjit. (48 5 Anlelmung an
I Ko.) 40, dyzEitutpcTEs iif Ta pabrj -zrfi BeIoc pvibaEO)? (vgl. 4 I 4 ). 36* in dem mysti-
scben (eucharistischen?) Hymnus : !i4 tootou 6 OEOnoT/js Tf,« oSovatou yvtu-
OEUJE 7 E 63 aa 8 at. — Ignatius nnr Ephes. IVj Xapo'vxEs BeciO Yvdiaiv. 0 iam I. .Xp.
Hermas nur Vis. II 2, d-ETraXutpSTj poi Xj ■pnoats, von der Offenbarung des Inhalts
der geheimnisvollen Schrift I 11 Clemens nur 3,. Dann in den Abendmahlsgebeten
der Didache 9 s lOj vgl. 11,. Das sind, soweit ich sehe, aUe in Betracht kommenden
Stellen.
3 ) Vgl. noch die suMElSi^ats jtfjxEmc dvuTrouXos (s. 0 .) mit Rii. 2„.
470
W. B o n s s e t,
^rspl oio-j {lovoY^vou? Istt-p/wotv, rijv rtepl too i-jlon irosofiato? jrXTjpo^Jo-
ptav ^). An diesen Satzen ist zunachst nichts za beanstanden, wohl
aber an der Fortsetzung. Man sollte doch meinen, da8 hier die
Unterweisnng in der Trinitat als Ende and Kronung des Kate-
chetennnterrichts genannt ware. Nan aber fahrt die Anweisung
fort: [tavdavetw 8T(jp.ioopYtac Swt»6p&t> Td^tv, lupovoiot? sip-iov, vojJiodsaEa?
Sia.f6poo otxaitotT.pt* (eine Wendang, die geradezu einen Kommentar
bietet zu vd|i(ov Sonip 35, 10, {leletYj vd[twv 36, 1, 5. vgl. 38, 5 ^j) ^tatSso-
da^M, Old ti zdofioc ysyovev y.ai Si’ o z o 0|jioroX itt] ? (s. o. S.468) 6 dv-
^pioirocxateotf]- sjriYtv waxstw trjv laoroo yoaiv, oia ti? o^rdpysi, rai-
Seodado), 07CMC 6 bsoc ra-k irovTjponc ixdXacssv uSari xai jropi , roW Ss
dYious ISdIaacV xad’ sxdattjv %dpav (folgt eine AufzahlMg von
Frommen, ahnlich wie die in Gebet 37 nnd 38 von Seth bis zu
Pinehas), Srio? ts iipovoooftevoc o^x drcsotpd^T] 6 dsoc to twv dvdpd);t<ov
Y^voc, AXX’ drco TrXdvTjc xo .1 {laTaidtTjtoc sisj srciYVwaiv dXrS-s'ac (das
brancht nicht aus I Tim. 24 zu stammen) exdXei xatd Sia^dpooc
^aipou? (in einem nrspriinglich christlichen Zusammenhang warden
wir hier die spezielle Erwahnnng der Erlosung durch Christas
stark vermissen) did t^c SooXetac xai dosgsiac si? iXso^ep^av
xai ehospsiav, ditd dSixia? st? SixaiooovTjv, djro davaroo alwviou dc Cwtv
aiuivioo. taota xai td tootoic axdXoo&a jiav^avsto) h tx xatnyTiosi
0 TCpOOlWV. *
Sollte der SchlaB nach allem Vorhergegangenen ganz fehl-
peifen, da6 wir hier eine jiidische Anweisung fur den Prose -
lytenunterncht vor nns haben, dem der christliche Bearbeiter nnr
em Bekenntnis zur Trinitat (hinter der Erwahnnng der r.Bd d=oi>
TOO «YsvvijTou YvOoi,) nebst dem Binweis anf das pdxtiaaa vor-e-
schoben hat? Der arspriingliche Anfang lieBe sich noch aus dem
oben beigebrachten Satz konstrnieren : 6 p.aXa>v toivov xariiysiadai
Tov XdYov T^c soospeia? iiaiSsoeadio Trjv irepi dsoo too aYevvrToo yvoiaiv
. . . iiavdavsTO) oTjpioopYiac Sia^dpoo tdSiv.
als Vermutung hingestellt werden.
]) Es ist charakteristisch, wie hier Yvu.a.,- und rX.pocposia als Sv
nonyma erscheinen. Tj.T,f>o^op(a ist - hauptsachlich in der Monchsmstik IpI
iach die ganz sinnlkh gedachte Erfulltheit mit der hoheren Erkenntnis “
2) Es muB allerdiiigs hervorgehoben werden. daB auch dpr Vorf .i
Konstitutionen des oftern vr^ot im Plural gebraucht (vgl. seine Theorirln
'f uaixrj; in der zweiten Halfte von Buch VI). Aber es wurde har -t k
wiesen, daB an den Stellen II 36,2, 61,4; VI 23 3 ■ 97 7 „ • u*!? ? °
nnng aus dem Gebet VT 36 1 f a i. u ’ ’ “ ’ ^ ersichthch eine Entleh-
6 aus uem uenet VI db, 1 stattgefunden babe. Sonst stebi m 1
ich sehe- II 4Q 3 i-j _,r, ' v* 4- r , stent der Plural, soweit
■triTT Toi; vojioie Zitationsforme , ahnlich VI 9« 4 r j Tr .
VIII 22,4. Uber VTTT 19 3n = „ m i , <‘uuucn vi 28, 4 f. und II 61,2
branch des merkwtirdige: Plurals vd.oTsern Hrup'Su I™"’ Getttlfat
eine jndische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Eonstitntionen 47 1
Aber es ware nicht ganz anwichtig, wenn wir mit dieser Vermu-
tnng reckt batten. Sie wurde zugleicb ein Licht auf den Cha-
rakter der rekonstrnierten jiidischen Gebetssammlung werfen. Auch
diese konnen wir nns als fiir den Proselytennnterricht resp. den
TJnterricht iiberbaupt bestimmt denken. Der ITnterricht in den
Gebeten gait als ein Haoptstiick des Judentnms. Johannes der
Taufer lehrt seine Jiinger beten, Jesus wird gleichfalls von seinen
Jnngern darum gebeten (Luk. 11 5 f.). Jochanan bei Zakkai lehrte
seine Schuler zunachst das Sch’ma, Sch’mone Esre und das Tisch-
gebet. Der erste Traktat der Mischna ist der Traktat Berachot *),
III Makk. 221 spricht von der svfl’caftoc Xtxavsta. Noch hentzutage
besteht das Hauptstuck des jiidischen Religionsunterrichts in dem
Auswendiglemen des Gebetsbuches.
Das siebente Bnch der Konstitutionen hat uns eine wertvolle
Reliquie bewahrt. Eine alte Gebetssammlung der jiidischen S 3 ma-
goge, die man vielleicht zn Unterrichtszwecken znsammengestellt,
verbunden mit einer Anweisung fiir den Proselytennnterricht.
Dann verschwinden im VII. Buch der Konstitutionen die spe-
zifisch jiidischen Einfliisse, was von VII 39,4 folgt, sind christliche
Anweisungen fiir die Tanfe. Doch erscheint innerhalb der Tauf-
vorschriften noch wieder eine merkwiirdige Stelle. Der Vorschrift
fiber das Gebet bei dem Chrisma nach der Taufe wird 44, 3
hinzugefugt: lav y«P M Ixaatov 'toottov sitixXnjatc ^ivT\za.i nrapa
TOO suaspoo? lepeax; zoiaovT] tic, etc oSwp jidvov xaza^aivsi 6 panziCo-
{tsvoc wc 01 ’louSa|tot zai a^rorifisTai jidvov tov p6zov too oa)|iaToc.
00 TOV puzov T^c Yerfasser schreibt in einem Milieu,
in welchem die Proselytentaufe des Judentnms noch eine Rolle
spielte, der Vergleich mit ihr sich unmittelbar aufdrangte und das
Bediirfnis vorhanden war, Christentaufe und Proselytentaufe im
Prinzip voneinander zu unterscheiden.
VI.
Wir konnen uns jetzt noch einen Schritt weiter vorwarts
wagen. Es wurde bereits nachgewiesen , daB das Gebet VIII 34
und ein Stfick des groBen eucharistischen Prafationsgebetes VII 12,
9 — 20nnr Abkommlinge einesund desselben (jiidischen) Gebetes seien.
Des oftern sind wir bereits auf auffallende Berfihrungen der jii-
dischen Gebetssammlung mit diesem und mit andern der clemen-
tinischen Liturgie gestoBen. Jetzt soli der Beweis gefiihrt werden,
daB nicht nur das Prafationsgebet, sondern die gesamte Gebets-
liturgie des achten Buches von jiidischem EinfluB d. h. von unserer
1) Vgl. Bousset, Rel. d. Judentums ® 205.
472
W. B 0 n s 8 e t,
Gebetssammlung beherrscht ist. Ich seize mit einer genauen Ana-
lyse der Prafation dieser Litargie VIII 12, 6 — 27 ein.
Dieses Gebet beginnt nach dem aiiov xcd Sixaiov mit einem
langen Gottesbymnns, der dnrch seine vielen negativen Pradikate
cbarakterisiert wird (ich merke die Wendungen avap^^o;
aStSaxtoc ooipta’) an)*). Dann folgt ein christologischer Abschnitt.
TJnd dann wendet sich mit § 8 der Hymnus der Erschaffnng der
Seraphim und Chernbim zn. Wer die Anlage eines a^iov xat 8i-
xaiov kennt, kommt sofort auf die Vermntung, da6 die Erwahnong
dieser Engelklassen zu keinem anderen Zweck erfolgt, als nm mit
ihr zu dem seraphischen Hymnns des dreimal-Heilig iiberzuleiten,
mit dem jedes rechte a^tov-xal-Stxatov-Gebet schliefien muB. Aber
das Gebet enttauscht diese Erwartnng griindlich; es setzt sich
dnrch lange Paragraphen hindnrch (9 — 26) weiter fort, bis endHch
erst mit § 27 der Seraphimgesang anhebt.
Ich behaupte nnn, da6 diese Anlage des Gebetes and seine in
der gesamten Liturgie beispiellose Lange daher riihrt, daB §§ 9—26
interpoliert und zwar im wesentlichen aus nnseren judischen Ge-
beten interpoliert sind*). Der Beweis ist ja znm Teil, namlich
1) Die Wendungen mogen bereits einen partiellen Einflub der judischen Ge-
betsliturgie (s. o. S. 467) darstellen.
2) Die aus 11 Makk. 7,^ stammende Wendung o za zdvta U toO (* 7 ) ovto;
«i4 TO elvai Tzapcf^aydiv ist in der Tat in christlicher Gebetsliturgie , wie es scheint
uralt. Die erste Spur findet sich vielleicht bereits im Hirten des Hermas Mand
I. 1. Vgl. Th. Schermann, d. liturg. Papyrus v. Der-Balyzeh, Texte u. Enters. 36,1.
1910. S. 12— 14.
3) Das ist der Febler in einem groBen Teil der Untersuchung Drews, daB
er diesen Tatbestand nicht gesehen hat. Er bat in der Tat bei seinem Bestreben
den Ty pus der klementinischen Liturgie bis in die christliche Urzeit zu verfolgen,
sein Bemuhen vielfach auf einen Text verwandt, der in dem groBen eucharistiscben
Gebet eine sekundare Interpolation ist. — Daher geht es auch nicht an so wie
Drews das S. Ill bei dem Vergleich von Novatian mit Konst. VIII 12 tut, gerade
den § 8 mit 9ff. als eine Einheit zu behandeln, als beganne der SchOpfungs-
hymnus mit der Erwahnung der Erschaffung der himmlischen Heerschaaren. § 8
hat eine vollig andere Struktur als § 9ff. Er ist ganz christologisch orientiert;
_ai) yap »££ aimvic 8t’ a-irou xd Tidvra Trerofryzat zal ot’ auxoil ttj; TrpoarjzooaT)'
zpovolas Td oXa dSioT?' St’ ou ydp to elvat ixaphw , oi’ autoO zal to eu elvat ^otopT-Sto •
i Seoj xal roTT)p too jicvoyevooc utoii ooo, o Si’aiToo rpo jra'vTtov 7 :otr-aat xd Xe-
poup£t> etc. xal (i£Td xaOxa rdvxa Ttot^^aas 6t’ aoxou... . End damit vergleiche man nun
den oben gegebenen Text des folgenden Teils des Gebetes ! Der Abstand zwischen
dem ursprunglichen eucharistiscben Prafationsbymnus und der (judischen) Einlage
springt ins Auge. Drews bemuht sich S. 69 fF. die Bekanntschaft Justins mit dem
Prafationsgebet der clementinisehen Liturgie zu erweisen. Was er an erwagens-
werten Parallelen beibringt S. 75-78 bezieht sich aut die spezifisch christliche
Partie § 7 — 8. Uber die vermeintlicbe Parallele zu § 21 s u
eine judische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Konstitiitionen 473
fiir § 9 — 20, schon erbracht. An dieses Stiick schliefit sich ein
zweites Grebet, dessen Herbonft ebenfalls nachweisbar ist. Es be-
ginnt § 21 : zal o6 tooio (idvov dXXa xai tobc ki aoToo (sc. Adam) ei?
TtX'^doi; avaptdfiov toos ip-jistvavtac sot sSdlaoac, tod? Sk azoaz&vzdz
000 IxdXaoac. Wir erinnern nns jetzt der Anweisung in dem von
nns vermuteten Proselytengebet : xatSsoso^m , oitwc 6 #e6c too? to-
vjjpoos ixdXaoEV oSaii xal Tropi, tooc Ss aflooc iSd^aosv xa'9'’ ixaoxYjv
Ifsveav. End nun folgt an beiden Stellen etwa dieselbe cbarakte-
ristiscbe Reihe von alttestamentlicben Helden, nur da6 YII 39
einfach die Namen anfzahlt, VIII 12, 20 ff. aber zn dieser Anfzah-
Inng eine langere Ansfiibrung bietet. Ich stelle znnacbst die beiden
Namenlisten sich gegeniiber.
VIII 12 VII 39
Abel, Kain, Seth, Enos, Henoch, Seth, Enos, Henoch,
Noah, Lot, Abraham, Melchisedek, Noah, Abraham, Melchisedek,
Hiob, Isaak, Jakob, Joseph, Hiob,
Moses, Josna. Moses, Josua, Kaleb, Pinebas.
Noch frappanter ist fast der Parallelismns mit einer zweiten
StcUe der Liturgie im achten Bach, die ich an diesem Pnnkt hier
gleich heranziehe. Im Bischofsgebet VIII 5, 3 f. lantet die Liste ;
Abel, Seth, Enos, Henoch, Noah, Melchisedek, Hiob, Abraham,
Moses, Aaron, Eleazar, Pinebas (!).
End noch an einer vierten Stelle in den Konstitntionen, dies-
mal im zweiten Buche, die wiederum mit der hier mitgeteilten
Skizze des Verlanfes des eucharistischen Gottesdienstes eng zu-
sammenhangt, kehrt nnsere Liste wieder II 55 :
Abel, Sem, Seth, Enos, Henoch, Noah, Lot, Melchisedek, die
(drei) Patriarchen, Hiob, Moses, Josua, Kaleb, Pinebas.
Die Ubereiustimmung der Listen') fallt ins Ange and ihr
Ma6 geht weiter iiber dasjenige Mafi von Verwandtschaft hiniiber,
das Drews S. 24 — 31 in einer miihsamen and dankenswerten Zu-
sammenstellnng fiir diese Partie von VIII 12 mit I. Clem. 9 — 12,
Hebraer 11, Justin Dialog 19. 138. 131. Ill herauszustellen sich
bemiiht hat. Wir gehen deshalb an diesen — doch immerhin un-
gesicherten ®) — Parallelen zunachst vorbei und folgen dem Faden
unserer Untersuchung.
1) Zu vergleichen waren etwa noch VI 12, 13 (Darstellung des Apostelkonzils
— in den Bericbt der Didaskalia eingeschoben — Enos , Henoch, Noah, Melchi-
sedek, Hiob). — VII 37, 2 (Abel, Noah, Abraam, Is. Jak. Moses, Aaron, Josua, dann
vollig abweichend) ; VII 38, 1 (Enos , Henoch , Moses, Josua dann ebenfalls ganz
anders) gehoren kaum hierher.
2) Aneh Drews (Resultat S. 40) glaubt doch nur fur Justin das sichere Er-
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 3. 32
474
W. Bousset,
Aber anch in den Ansfukrungen, die VIII 12 zu den einzelnen
Frommen gegeben werden, zeigen sich uberraschende Parallelen
zu nnseren Gebeten. Zunachst ist § 22 ein Stuck aus VII 35 auf-
genommen. Ich stelle die Texte
VIII 12,22
O’i fotp S' 6 87j'J.iQupYOC 'CMV iv-
■S-pwxwv
y.cd ^^opTjYO?
y.ai svSsia? xXYjpwtTj?
xal t(Sv vdjiiov oonip
v.ai t(Bv ^uXa'C'cdvtwv autooc
p.tC'&auoSd'cifjC *)
xal Twv TcapapaivovTcav auTot><;sz5'oto?.
nebeneinander ;
VII 35, 10
30 Y«P 0 Gorp’.'t^ zoLziip, 6 Sr,-
pL'ODpYtae zfji; 8ta jisa-ltoo y.TtotTjc
<i)C ait'.oc,
6 :tpovo’ac yopirjYdc,
2. 6 IvSs'.ac zXYjpwtT]?,
1. 6 vd[iwy 8 ot7]p
xal twv o'.xottwv
2. p.ta9-axo§6T7ji;
1. 6 iwv aaspwv Ttfttopoi;
Das Verhaltnis dieser beiden identiscben Texte ist nicht un-
interessant. Der Text in VII 35, 10 erweist sick als iiberlegen.
Die Erwahnung der aofia., die den jiidiscken Gebeten gelaufig ist,
ist in der ckristlichen Liturgie vermieden. 6 xpovota? x°P'']To? klingt
urspriinglicher, als das dem ckristlichen Arbeiter sich in die Feder
drangende Andererseits konnte es sein, dafi das
TV]? 8ta [isoitoo, das auf die oo'fia bezogen, immerkin einen guten
Sinn gabe, (beachte das unmittelbar vorhergehende ajisotTsoTov to
spYov VII 35,9) ein Zusatz sein konnte. Es ware dann von dem
ckristlichen Bearbeiter, der die ao^ia auf Xpioidi; deutete, hinzuge-
fiigt. Damit stieBen wir wieder auf einen VIII 12 und VII 35
gemeinsamen Grundtext, der nach verschiedenen Richtungen kin
uberarbeitet ware.
Fiir die Aus fiihr ungen im folgenden kann ich zunachst keine
bestimmten Parallelen aus dem bisher Bekannten nachweisen ®).
gebnis einer Verwandtschaft mit Konst. VIII 12 erreicht zu haben. Daruber soli
welter unten gehandelt werden.
1) Man sieht, woher das seltene Wort (jiisdaTroooTTjs des liturgischen Textes
stammt. Es mag auch Hebr. 11, aus judischer Sprache stammen.
2) Sehr hubsch hebt sich durch diesen Vergleich der christliche AbschluB
des Gebetes in VII 35 (mit den Worten 6 too XptSToo Seot xai Traxrip u. s. w.) heraus.
Das nrsprungliche Gebet wird mit den Worten geschlossen haben ool ^
nposxuvTjOi; itpeiXeTat r.OLpi Trdorje nai ifiai cpiaeio;.
3) Drews in der oben erwahnten Zusammenstellung stellt einige interessante
Beziehungen zwischen Justin und Konstitutionen fest. Dafi die Zahl der Seelen
in der Arche auf acht angegeben wird (VIII 12, 22 u. Justin Dial. 138) ist wegen
I. Ft. 3 20 wenig beweisend. Charakteristischer sind die Beriihrungen VIII 12 22
(Noah: TD. 0 C (liv xiv 7rap(pxTix-5T<ov , dpxljv 61 Toiv peXX'IvTujv) und Justin Dial.’ 19
eine jiidische Gebetssammlung im siebenten Bnch der apostol. Eonstitationen 475
Von dem Bearbeiter stanunt sicher anch der einzige spezifisch
christliche Passus in diesem Abschnitt xal Iftipavtoac aotcp (sc. Abraam)
tbv Xptotdv aoo (vgl. VU 33, 5). Pur den letzten § (26) dieses Gefiiges
aber bonnen wir wiederum eine interessante Parallele nachweisen,
diesmal fretlich nicbt aus nnserer jiidischen Gebetssammlung, sondem
an zwei Stellen der Bidaskalia (beide Male anch von den Konsti-
tutionen ubernommen). Ich stelle die rekonstrnierten Texte der
Bidaskalia mit VIEE 12, 26 zusammen.
Bidaskalia VI 2 Bidaskalia VI 16| Konst. VIII 12 , 26 ff .
Funk 304 1 . Funk 3506.
(xal IxaxoXoYOOv Mwo- amrjpvTjaavTO ^sov tov 'Eppaioos (X[Lixpvavovzaii;
osa) Tov xavta laoia Sidt Moiuascac Imaxetpa- IxoXaaac, kmaTpi^ovTa<;
xapdt ^SQU aTr]{isia xal [isvov aoTob? ev dXi- ISe^w,
Tspata Xa^ irsxotY]- (jjst auttov, tov ta otj-
xota, tov tot svSo^a xal {tsta Im
•ftaopiaata spy a st? su- pap Sou jrotTrjaajtevov.
spYEotav autwv tetsXsxd-
ta.tovljc’ AlYomtoocSs- tov too? AtYOJtttooi; 5s- too? ’AlYo;ttloo? Ssxa-
xa:rXY]YOV jrsrcXTjpwxdta, xaxXi^Y*? ^catd^avta, itXyjYfp IttjiwpTfjoto,
tov fijv Ipud'pdv ■&d- tbv tijv Ipodpdv Sts- ■9'aXa33av StsXtbv
Xaaoav 6tY]pT]x6ta, Xdvta ■ftaXacaav si? St-
atpsost? bSdttov,
tva w? tsixoc td uSata
sv'&EV xal sv'&sv attSoi,
xal d)? St’ lpi(j[i,oo ^T^pd? tbv StaYaYovta aotob? ’lopaTjXlta? Sispipaaa?,
tbv Xabv ayTqo^oza Iv jj,EO(|) uSato? d)? St’
Ip-rlp-ou ^Tfjpd?,
xal po'd'laavta too? lx- 'cbv too? Ix'^’pob? aotwv AIyujitIoo? IxtSiw^avta?
•&pou? autwv xal Ixi- xal ImpouXoo? po'O-i'- ojroPpoxloo? d^twXsaa?,
PouXoo? xal Ttdvta? too? aavta,
ftst’ autwv,
tbv Y^'^’^dvavta mrjYilV tbv si? Msppdv tijv xi- SbXtj) xixpbv iSSwp IyXu-
autot? (Konst. + Std xpdv XYjYijv YXuxdvavta, xava?,
4uXoo)
Ntol dpxb dXXou (vgl. Dial. 138 Xpiotoj — dpxb ircthv a)Aou y^vous). Ich
-will nicbt leugnen, daB Justin bei seinen Ausfuhrnngen den Text eines judischen
Dankgebets fiir die frommen Vater bei seinen Ausfiihrangen vorgeschwebt haben
konnte. Aber man wird auch bier in der Annahme direkter literarischer Bezie-
hungen sehr vorsichtig sein miissen. Ich verweise auf PhUo, Vita Moses II 60,
■wo es von Noah heifit: vopuoBels Yoip im-cfj5eio( elvot [itj pdvov dptoip^sai t^s xotvfjs
cuutpopS?, dXXd xal Seutdpai Yevdsetu? dvBpojJCwv aoxd; ipx^ yevia^at.
32*
476
W. B 0 u s s e t,
xal lx xlipac atepsdc
(Konst. + axpoTOfioo)
^rpoa^aYovta auToi? iS-
ocop , tva ir((i>3LV iral
TcXTjo&waiv,
z'm si oupavoo (tavvo-
cotTjaavta autoi?
xal ap.a tip jiavva xpe-
(oSoxf^aavta,
Tov axuXov TEupoi; sv
vuxtl el? ^rnTtap-oy xal
63Tj7tav 7:aps'/6tisvov
auxoi?
xal axoXov vs^IXt]? sv
T^ itepcj. el? axtaap-ov,
xov Iv lp'>2p.«p °P®‘
Javta a6toi? el? vop.o-
^STTjatv xal xapaSovta
ta Ssxa Xo^ia xoo dsou.
TOV lx irlxpa? axpoTO-
jioo xatafaYOVTa SSiop
£1? xXTJOpLOVTjV aOTOl?,
2. TOV IS oOpavoo jj,av-
voooTTjaavTa autol?
xal lx daXdooT]? xpew-
SoTT^aavTa (Konst. +
opt 070 {JLT^Tpav)
1. TOV OToXo) ve'peXT]?
xal athikui iropo? oxtd-
CovTa aoTot? (Konst. +
3td ^dXiro? dixETpov xal
y<i)TtCovTa)xal6S7]Yo5vTa
TOV Iv Ttp ops', vopio-
^STTQoavxa aoTol?.
lx TTSTpa? aXpOTOJlOO
oSwp dvs)(Ea?,
IS oupavoo TOV pidvva
uoac,
4 Tpo^Y]V IS alpo? 6p-
TUYO'ji.'/jTpav
1. OT'jXoV OTpO? TTjV
VOXTa XpO? EWTlOJidv
2. xal oT'jXov vs'psXTj?
T^pispa? :tp6? oxiaafiov
^dXxou?,
TOV ’ItJOODV OTpaTYjYOV
avaSstSa?. . . .
Die Texte sind, wie die Znsammenstellung zeigt, identisch.
Man konnte ja nun annehmen, da6 der Redaktor der klementini-
schen Liturgie bier einfacb die Didaskalia noch einmal benutzt
bat. Und scblechthin widerlegen laBt sicb die Vermutung nicbt.
Aber es sei docb darauf aufmerksam gemacht, daB aucb in der
Didaskalia der Abschnitt den Eindruck einer Interpolation macht.
Er zeigt deutlicb (man beachte die Eorm tov . . . t6v . . . tov) eine
bymnologische Stmktur. Wabrscheinlich ist bier, um die GroBe
des Abfalls Israels von Gott recbt deutlicb zu machen, ein alter
Hymnus eingeschoben. Dann werden wir fiir Didaskalia und cle-
mentiniscbe Liturgie eine gemeinsame Quelle anzunehmen haben ^).
1) Diese Vermutung durfte noch an Wahrscheinlichkeit gewinnen durch die
Parallele, die bei Justin (Dialog. 131, Zusammenstellung bei Drews 28f.) vorliegt.
Drews S. 35 hat gut auf das Auffallende dieser Parallele hingewiesen. Es ist in
der Tat moglich, dafi Justin, Didaskalia und Konstitutionen auf eine gemeinsame
Quelle zuruckgehen konnen. Diese ware freilich nicht, wie Drews meint ein eu-
charistisches Gebet vom klementinischen Typ, sondern ein synagogales Gebet, in
dem die Taten Gottes in der Vorzeit gepriesen wurden. Nur ist es , glaube' ich
nicht erlaubt, fiir samtliche derartige historische Kuckblicke, wie sie sich bei
eine jiidische Grebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Eonstitntioneii 477
TJnd fiir diese Vermutong scheint auch noch eine anffallige
Parallele bei Philo de decalogo 16 za sprechen. Wir finden hier
eine Anfzahlung der Gnadengaben, die Jakob in der Wiiste ge-
funden hat: oopavoo plv liovtoc zpofat to xaXoop-svov pavva (sc.
dveoptaxooow), Jtpoo6(j(T]{i.a Sk Tpo^wv ait’ d^po? 6pTOYO[i,TiTpas yopav,
oSato? Se mxpoo 'fXoxaivop.svoo itpo? to icdttftov, itstpa; Sk dxpotd-
{100 mjifds dvo[iPpo6a7jc. Man sieht, die Wohltaten Gottes sind hier
nach den vier Elementen (oupavdc, diijp, oSwp, itdtpa = geordnet.
Es scheint fast, als wenn eine derartige Anordnung anch der Uber-
lieferung unseres Hymnus zu Grande liegt. Anch hier scheint — die
einzelnen Qnellen weichen von einander ab — anf den Gedanken
Wert gelegt zn werden, dafi alle Elemente den Israeliten zn Dienst
sind. Auch das Element des Feners soil hier in dem atoXoc
ffiopd? zu seinem Recht kommen. SoUten hier verborgene Be-
ziehungen vorliegen ? Etwa eine Beeinflassnng unseres (jiidischen)
Gebetes durch Philo oder gar eine Abhangigkeit Philos von einem
alteren judischen Hymnus?
Damit ist die Komposition des groBen aSiov-xal-Stxatov-Gebetes
in der klementinischen Liturgie deutlich geworden. Dem Redaktor
lag ein alteres Gebet, das sich etwa fiber § 6 — 8‘) nnd 27 er-
streckte, vor. Er hat in dieses Gebet einen langen Abschnitt 9 — 26
eingewoben and entnahm das Material verschiedenen jfidischen Ge-
beten, vielleicht einer jfidischen Gebetssammlung. Ist dieser Tat-
bestand richtig gesehen, so werden die Versuche, in dem Gebet
Justin Dialog 19. 111. 138, I. Apol. 53, Hebr. 11, I. Clem. 9 — 12 finden, eine ge-
meinsame Quelle zu konstruieren (vgl. Drews 24 — 31). Die von uns bereits heran-
gezogenen Gebete Konst. VII 33. 37. 38. 39. Didaskalia VI 16. Konst. VIII 12
zeigen deutlich, dafi eine Menge derartiger Gebete im Umlauf waren.
2) Ich darf vielleicht daran erinnern, dafi in der judischen Liturgie vor
der Bezitation des Achtzehnbittengebetes die sogenannte Geulla (Dankgebet fiir
die Befreiung aus Aegypten) steht, und daB diese Anordnung schon der To-
sephtha Berachoth I 2 (auf dafi an die Geulla sich reihe das Tagesgebet) bekannt
ist. Was wir hier haben, konnte eine jiidische Geulla (vgl. Hirsch, a. a. 0. 126 flf.) sein.
1) Aber auch von diesem Kem wird noch die groBere Partie von § 6 und 7
mit den vielen charakteristischen hellenisierenden Wendungen der Uberarhei-
tung zuzuweisen sein, wie weiter unten nachgewiesen werden soli. — Was dann
iibrig bleibt, ware immer noch ein Prafationsgebet, das an Umfang kaum anderen
Prafationsgebeten nachstiinde. Wenn Justin Dial. c. 41 sagt: iva ajjia te Euj^api-
OTtti(xev Tu) uTi^p te tov xdspov dxxtxdvat oov Tziai totj 4v aixip 8t4 xov dvfipcuTrov
xal uTrep too dao tij! %a%lai . . . i^Xeufiepioxdvat ^pa; xal xa; dpj^ai xal xdj 8;ou3<a»
xaxaXeX’jxdvat (vgL Drews 72 f.), so wiirde diese Inhaltsangabe noch immer durch
VIII 12, 6 a. 7 b und 27. 28 ff. gedeckt sein. — Dafi Justin bereits dieses ganze
Gebets-Ungeheuer VUI 12, 6 ff. gekannt hatte, ist vollig ausgeschlossen.
478
W. Bonsset,
der klementinischen Liturgie eine nralte Reliquie der encharisti-
schen Litargie finden zu woUen, bei Seite gelegt werden miissen.
Was daran ricbtig sein konnte, wtirde oben bereits erwogen.
VII.
Es erhebt sich die Frage, ob sich nicht noch mehr derartige
interessante Einarbeitungen judischer Gebete and Gebetsformeln
in die sogenannte klementinische Litnrgie nachweisen lassen. Un-
sere Vermutung triigt nns nicht. Ich beginne mit dem Nachweis
eines beachtenswerten ParaUelismns der zwischen dem Gebete nach
empfangener Encharistie VIII 15 nnd nnserer Gebetssammlung
vorliegt. Die Wendnng des ersten Bischofsgebets VIIIIS, 2 (das
iibrigens mit SsoTOta 6 dsoc 6 JcavToxpattop (s. o.) beginnt) 6 twv
{ let’ Eodo'njToc littxaXoojisvwv os imijxooc, 6 xal twv oiw^rwvtwv STtiordi-
{tsvo? la? svTsuSstc findet sich fast wortlich VII 33, 2 wieder. Be-
sojders aber mache ich anfmerksam anf die enge Verwandtschaft,
die zwischen dem zweiten Bischofsgebet 16, 7 nnd VII 35 obwaltet.
Ich stelle die Texte neben einander.
VII 35 , 8 .
ou St 6 h oopavtp, 6 sm
6 ev daXdooiij
[a^rspiYpaipo? [isYaXstdr/j? s. u.]
6 ev ^rspaToojJLSvotc uiro {lYjSevd; jte-
patoop-evo?
(folgen LXX-Zitate Ps. 144 3 ,
Dt. 4 39 , J es. 45 5 nebst Uber-
leitung)
9 . xopios dsoc Yvwoscov . . . a’jfto? oxep
ctdtvtac ayioui; (Dt. 333 )
adpato? T-g (paasi
av£iiyyiaazo(; xpijiaotv,
ou avsvSs 7 ]<: 7j
dTpsxTOi; xai dveXXtxi]? diafxovr,
axd[j.aTO(; lysp^sia
ditsptfpayoc ii {isYaXsidiTjc
i^vaog sojtplTcsia
anpdaizoi; -q xatotxia
Vin 15,7.
6 deoc 6 TOVTo-
xpdtiop, 6 dXr/^tvoc xal dou^xpito?
6 Ttavzayob wv xal tot? z&ai waptov
xal Iv odSsvI (j)? Evdv ti ujtdpj^wv
6 xoTto’.Q jjtTj :tEpiYpa^d[j.svo;
6 xpovotg pfij TraXoioupiEvoi;
6 oiwotv p.Yj jcspaioujisvoi;
6 Xd^ot? |i.7j xapa7dp.svoij
6 7 svsaet ptij 6 ;roxstiisvo;
6 ^oXax-^C [ii] Ssd[j.svo(;
5. 6 rjj (piiOBi ddpaio?
2 . 6 zpoTifjg avsxlSsxTog
1. 6 ydopdtj dvcttEpoc
[6 tdxois [17] irsptYpaydpisvoi; (s. o.)]
4 . 6 olxwv ajrpdoiTov
eine judische Gebetssammlung im siebenten Bach der apostol. Eonstitadonen. 479
3. 6 fbasi avaXXotwtoc
6 YVWOTO? Jtaaati; tatc {ist’ suvotac
exCrjTOoaats css Xofixatc (puaeatv
6 xataXap-Pavdfisvoi; ojco twv iv so-
VOIOL SJttCifiTOaV'CWV OS
6 t)-e6c ’lopaTjX tou aXTjdivwc opwv-
toc (VII 36 , 2) TOO [sic Xpiotov
iriOTsuoavtoc] Xaou aoo.
Die Vergleichung ist in der Tat anBerordentlicli interessant.
An der nrspriinglichen Identitat der Texte kann kanm ein Zweifel
sein. Und wieder stellt sich herans, daS keinem von den beiden
Varianten die Prioritat zukommt. VII 35, 8 f. mit seinen viel ijsi-
cherenFormeln ist nicht ableitbar aus VIII 15. Umgekehrt aber ist
besonderes Gewicht darauf zn legen, da6 dnrch den Vergleich mit
VIII 15 aus VII 35 samtliche LXX-Zitate (s. o. S. 466 !) verscbwinden
und die rhythmische Grundanlage des Gebets deutlicb hervortritt.
Man beachte anch den Parallelismns membrornm namentlich am
Anfang und SchluB von VIII 15 ; beachte ferner, da6 der Anklang
an E,6. 11 ss otpt[iaat in VII 35, den wir oben bean-
standeten, durch den Vergleich ausscheidet, wahrend umgekehrt
VIII 15 mit dem 6 fax; olxwv ajrpootTov wiederum eine nentesta-
mentliche Eeminiszenz eindringt. Genug, die beiden Gebete steUen
sich wiederum als eine zweifache Redaktion eines alteren Textes
dar, der noch einigerma6en herzustellen ist.
Ganz besonders zieht auch das Gebet, das die eucharistische
Liturgie eroffnet, das Bischofsweihgebet (VIII 5), unsere Aufmerk-
samkeit auf sich. Es beginnt mit einem merkwiirdigen Parallelis-
mus zn der Partie des a$iov-xal-Sixatov-Gebets, dessen Behandlung
ich oben noch zuriickgestellt habe. Die paraUelen Texte lauten:
VIII 12, 6 f. VIII 5,1.
os xbv ovtwc ovta ■ftsov tov jtpo twv 6 «v, SiazoTa xopts, 6 dso? 6
7 SVYjTtbv ovxa (folgt Eph. Sis) iravxoxpdtwp
Tov (j-dvov a^svvijtov xai avap^ov 6 {idvoc iyivvTjzoi; xal apaoiXsoToe
xal lipaaiXsotov xai dSsoTtotov
d[i.stavdoTsoTOC tj xataoxi^vwotc
dvapxo? Yvwotc
dvaXXoicoTO? rj aXij&six
a|iEOtrsDTov zb spyov ■
ooi Tj sxd?io? xpooxbvTjotc dystXstai
xapd xdoYjc Xo^tx^? xal dyiai; rpb-
osco?
1) Uber das bier fortgelassene Stuck u, seine Parallele in VIU 12 s. o. S.474.
480
W. Bousset,
3. tbv rdtvtots xaxa xdt aota xai
waaoxcoc s)(ovxa
1. xov avcvSsfp Tov Travto? a^a'&ou
yopyjyov
2. tov 7rda7j? airta? xat Ysvsaswc
xpstTtova,
s; 00 ta 7:avta, xaO-a^rep ex xtvoi:
a®enrjpLa<;, sic to slvai icap'^X'&oV ‘
2. 6 npavo^ x'g yoast xal [idvoc ttp
slva'. xoti xpsixiwv iravtoc api^fioo
1 . 00 -yap si -ri otvapxoc vvwotc,
atStoc opaoic, % a-j£wqzo<; A-KO-q, r,
aSiSaxroc ooyla.
6 aet wv xal zpb xwv alwvwv o;rap-
Xcov
6 iravir) avsySsTjc (VII 35, 8 u. Par.)
xal ^caoTjc altlac xal Ysveoewc xpstt-
tiov
6 {lovoc aXvjO’ivdc, d p,dvoc odyoc
6 wv [idvo? otJiiOTOc
6 T-g ^ooei adpatoc (VII 35, 8 u. Par.)
00 avapyos (VII 35, 9)
6 {jidvoc aY®^oc aooYXpttoc
(VII 35, 8 u. Par.) (Zitat aus Dan.
I 42 ) 6 arpdo'.toc, 6 aSsoroTOc.
Es scheint anch bier, als wenn der Redaktor nnserer Gebete
wiedemm zweimal dieselbe ihm vorliegende Grnndlage bearbeitet
hat. Schon ohne den Vergleicb faUt uns die Fiille der cbarakte-
ristiscben, aus der Spracbe der hellenistischen Frommigkeit stam-
menden Ausdriicke in Vnil2,6f. auf. Nun aber lafit sich an-
dererseits nachweisen, da6 der Passus VIII 5, 1 tatsachlieb in eine
altere, uns noch erreichbare Grundlage eingearbeitet ist. Dieses
Bischofsweihgebet ist bekanntiich eine TJberarbeitung des Gebetes,
das als ein Stiick der sogenannten agyptischen Kircbenordnung in
athiopischer und lateinischer erhalten Spracbe ist ^), das aber anch
griechisch in den Paralleltext des acbten Buches der Konstitutionen
(sonst eine Epitome dieser) verschlagen ist. Schwartz hat die Prioritat
dieses Gebets vor dem in den Konstitutionen erbaltenen scblagend
erwiesen und bietet in seinem Werk iiber die apostolischen Kirchen-
ordnungen S. 30 den griechiscben , nach alien Zeugen rekon-
struierten Text der Kircbenordnung neben dem erweiterten der
Konstitutionen. Ein Blick in die Parallele zeigt, da6 der ganze
von uns ausgehobene Anfang tatsachlieb ein Zusatz des Bearbeiters
ist. Wir wissen jetzt, mit welchen Mitteln dieser seine Bearbei-
tung vorgenommen bat ! Diese Bearbeitung setzt sich nun im fol-
genden fort. Es wird notig sein, anch bier eine Gegeniiberstellung
der Texte vorzunehmen.
1) s. den Text bei Funk, Didaskalia et Konstit. I197ff.
eine jadische Gebetssammlnng
Konstit. Vin5,3.
o6 6 Sooc opooc ixxXTjotac Sia ttjs
I vaapxoo Ttapouata? to6 XptaTo5(folgt
eine Erwahnnng der Apostel, wie
sie beim Redaktor der Konsti-
tutionen leicht erklarlich ist),
6 jrpoopiaa? sS ap^^^C Upsi^
IxtOTotoiav Xaoi) aoo , ’'ApsX iv
irptoTO'-c, y.al ’Evwc xarEvw/
xai Nws xal MsX)(tosSEX xai ’Iw^,
4. 6 avaost'lac ’APpaap. xal tou?
Xoixouc '!cazpi6ipyai<; auv toi^ maroic
000 'O'spaTrooatv Maiuost xai ’Aapwv
xai ’EXsaCap(j» xai 4>tvsec, 6 ki
aoTfiiv 7rpo)(£[ptoapsvoc ap^fovtai; xai
ispst; Iv fj) oxYjvji paptoptoo,
6 Tov EapooijX IxXs^dpsvoi; tspla
xal jrpoyKjTTrjv, 6 to d^iaopd ooo d-
XsiToopYYjTOv pi] xataX'.Jcwv, 6 s^So-
XT]oac Iv 01 ? YipsTtoti) Solaodijvai.
aoto? xai vov psottsiof too Xpcotoo
ooo Si’ T^pwv l5ri5(Se T'ijV Sovaptv TOO
■/jYSpOVlXOO 000 TtVSOpaTO?.
der apostol. Konstitntionen. 481
Kirchenordnung.
00 6 Soo? opoo? IxxXTjoia? Sid Xd-
Yoo )(dpiTd? ooo
6 irpoopioa? d:r’ dp^c^? y^vo? 3 i-
xaidkv 1^ ’Appaap
dpyovTdc T® xai
tepet? xaTaoTi^oa?
TO Ts dYiaopd ooo pi] xaTaXizwv
dXelTOOpYTjtOV, SoSoXVioa? Iv 01? f(-
psTioo) Sotao&'^vai. xai vov Ixiyss
TTjv xapd ooo Sovaptv too ■^Y^t'-ovixod
jtveopato?.
im siebenten Bach
Man sieht dentlich die grofie Interpolation in den Konstitu-
tionen, die Aufzahlang der alttestamentlichen Fromm en. Die bier
eingeschobene Liste aber ist nns bekannt. Sie wurde oben als alls
jiidischer Gebetslitnrgie stammend erwiesen. Verwandte StofFe
haben sich angezogen. Bei der Erweiterung seiner Quelle, hat
der Redaktor, da wo diese auf das y^vo? der im alten Testa-
ment mit dem gottlichen Greist gesalbten dpyovTE? und ispst? hin-
weist, die jiidische Liste eingefugt. Und diese pa6t nun herzlich
schlecht. Abel, Seth, Enos, Henoch, Noah, Hiob, Abraham und
die Patriarchen sind doch eigentlich weder gesalbte dpyovTs? noch
tepei?! Von anderer Seite gewinnt die Untersuchung von Schwartz
eine vorziigliche Bestatigung!
Wir werfen nunmehr noch einen fluchtigen Blick auf das Ent-
lassungsgebet des Diakons fiir die Katechemenen VIII 12, 6. Ich
hebe einige Satze heraus, die einen uns bekannten Klang zeigen,
ohne zu viel Crewicht auf diese Beobachtung zu legen.
VIII 6, 5 : (iva) Sip aoToi? Ta aiTTjpaTa twv xapSiwv aoTwv, . . .
^iWTiOTQ aoToi)? xai ouvetioy]
482
W. Bonsset,
itatSeoa^O auTOoi; fijv &£OYVo»atav*)
StSd^-{j auTO’j? id npoard-ffLata xal td S ' xaiwiiaca
iYxaTa'pD'rs'JGfj iv aoTot? tov d’jfyov aotou xai atoxvjptov 'popov
SiavoiSr, td wta twv xapStwv aorwy irpo? to iv Tip vdsitp auTou xaTa-
Ytvsa&ai ri^ipa<; xal voxtoi;
^sPatwGfj 5s auTooc iv t-q suaepsta xal iYxaTapid[JLfjO'(j aoTooc tw iplcp
auTO'j TTotpiq) (folgt die spezielle Erwahnung der Taufe)^).
Hier ist kein Wort, das wir uns nicht auch in einer Fiirbitte
fiir jiidische Proselyten gesprochen denken konnten. AUein da
starkere spezielle Anklange an nnsere judischen Gebete fehlen,
soil kein bestimmter SchlnB gezogen werden.
Auch aus dem Bischofsgebet fiir die BiiBer stelle ich einige
Satze hierher (VIII 9, 8) :
TravTOxpdTop fl-ss atwvts
OSOTZOZa TWV oXwv
X T i a T a (35, 1) xal zpoTav. twv xdvTwv
6 TOV dvdpco^rov xdap.oo xdopov®) dvaSet^a? [Sid Xptotooj
xal vdfxov Sou? auTtp i'[i.poTOV‘) xal ppaTCTOv^)
::pos TO C'^v aoTov iv’^sap-io? Xopixov
xal d[JiapTdvovTt Oreo^-TixTfjv Sou? xpoc [isTdvoiav Tf,v oaoToo dyadoTT/Ta
... 6 NiVsUiTwv rtpooSssd[A£VO? TTjv ptsidvotav.
1) Vgl. VIIl 12, 18, sonst nur 11 26, 7.
2) Beinahe dasselbe Gebet ist auch bei Chrjsostomiis de incompr. Dei na-
tura 111 7 (vgl. den Text bei Brightman, Liturgies eastern a western 471) uber-
liefert. Auch hier findet sich wie in den Konst, zum SclduB das tagliche Abend-
oder Morgengebet Konst. VIII 6, 8 = VIII 36, 3 u. 38, 2 (dariiber s. weiter unten).
Samdiche 9 mit ha beginnende Satze bei Chrysostomus finden sich in der Reihen-
folge 1. 4. 3. 2. 5. 7. 6. 8. 9 im wesentlichen in den Konstitutionen wieder, die
dariiber hinaus noch einiges mehr baben. — Interessant sind einige Veranderungen
(Christianisierungen) gerade der von uns herausgehobenen Wendungen. Chrysosto-
mus fiigt dem; iva xavacTteipT, tov ^o^ov oixov h ccixois hinzu: xal Trjv
TitSTiv auToO h Tais Siavoian auToiv. — Chrysostomus Best ferner: ha 5tavoi5^ za
Siza zwy xaponuv auxiov xal xary otj auTobs tov Xoyov Tfjt dXr, hci'a;. Er
kennt auch (Bitte 6) das iv vopu) aOxou xaTaylvEshat ijpi^pat xal vuxto'; (li; hzoXis
a-koO [AvrjpiovE'ieiv, xd Stxatmpaxa ^uXdoaetv), bringt aber diese Worte an einer un-
verfanglicheren Stelle, an der es sich nicht gerade urn die Bekehrun'r handelt
unter. — Den Ausdruck 9toyva>a(a hat er nicht. Ich hatte den obigen Text be-
reits mit den Hervoxhebungen niedergeschrieben, als ich auf diese Parallele auf-
merksam wurde.
3) V11I12, 16; VII34,6.
4) Zu Epcpuxo? vo'pos s. VII 33, 3 VIII 12, 18. Die Gegeniiherstellung zu dem
vd(io; yparrzif findet sich nur noch VIII 12, 25 (s. o. S. 454 j. 466). Dort steht aller-
dings vrjpot tpucixds der Lieblingsterminus des Redaktors der Konstitutionen.
eine judische Gebetssammlang im siebenten Bnch der apostol. Konstitutionen. 483
Daneben stehen allerdings eine Reihe christlicher Formeln *).
Vielleicbt hat sich endlich der EinfluB jtidischer Gebetslitnrgie
anch auf diejenigen Gebete erstreckt, die im achten Buch der Kon-
stitutionen auBerhalb der eucharistischen Liturgie sich finden. Es
handelt sich hier vor allem nm das taglicbe kirchliche Abend- und
Morgengebet in VIII 35ff. und VIII 38ff. Auch die judische Ge-
betsliturgie beginnt ja seit alter Zeit mit dem Segensspruche zum
Sch’ma, auch sie kennt spezielle Segenswunsche fiir den Morgen
(Jozer-’Or) und fiir den Abend (Ma’arib)^). Koch bedeutsamer
ist es, daB in den Konstitutionen die Anweisimgen fiir das Abend-
gebet vorausgehen. Das ist noch speziell jiidisch gedacht. Die
Anordnnng beginnt VIII 35,2 mit dem Satz iojrapac YevopLsvT)?
aova^poiosti; fijv Ix/XYjotav w STctoxo^cs (also jeden Tag!) Dann soil
der ItciXu/vio? (Ps. 140) ®) gesungen werden. Darauf wird vom
Diakon xa ifiz T:p<hzri<; sux^'J gesprochen. Daran, daB unter dieser
mpwtirj SOX'*! dS'S allgemeine Fiirbittengebet (Konst. VIII 10) zu ver-
stehen ist, kann kein Zweifel sein. Denn das SchluBwort dieses
Gebets wird hier 36,2 wieder aufgenommen owaov xal avdanjoov
6 d-soc jSid too Xptotou aoo (10, 21 t<p IXsst ooo). Dann werden
eine lange Reihe von Gebeten gesprochen, von denen uns die Kon-
stitutionen hier nur die Anfange aufbewahrt haben^).
dvantavTS? alTTfjOU)p,e&a'
td sXsYj too xupiou xai too? olxup{to')i; aotou'
tdv dcY^sXov tov 1^:1 slpTivnj?'
id xaXd xai id au[Jiipspovia •
Xpiaitavd id ieXt] •
fijV iairspav xai lijy vuxia sipvjviXTjv xai dvap.dpnjiov •
[xai] xdvia lov ypowv ifjC axaidYvwoiov [aliTjowp.sD'a] •
1) Ich verweise hier noch auf die schon oben beriibrte Parallele zwischen
VII 38, 7 und VIII 12, 30 (in dem Uberleitungsgebet nach dem Trisagion). — Der
Passus [Aeia tpu^ixov vripov, [AEid voptXTjv <rapoiveaiv, pexi -potpTjTixobt "''-“i
xdi xuiv dyv^Xtov i tzicst a a (a; zapatpSeipdvxtov sbv x<p ^EXip (nur hier s. o.) xai
xov (puatxov vdpiov bis dzoXX'iaSai -dvxtov macht den Eindruck einer storenden und
ungeschickten Interpolation und konnte aus einer Aufzahlung gottlicher Gnaden-
gaben in jiidischer Liturgie stammen.
2) Vgl. Elbogen S. 16 £F.
3) Psalmenrezitation in den Benedictionen des Sch’ma kennt die judische
Liturgie etwa seit dem zweiten Jahrhundert (Zeugnis des K. Josua ben Chalafta
vgl. Elbogen a. a. 0. 82). Aber der Ps. 140 spielt hier keine Rolle , es werden
Pg 145 — 150 rezitiert. — Die tagliche Rezitation des Ps. 140 bestatigt Chry-
sostomus in seinem Kommentar in Psalm. 140 c. I (s. Funks Anm. zu VIII 35, 2).
4) Sowie man das auch fiir den ScbluB von Didache 10 vermutet hat.
484
W. Bonsset,
iaoTooc xai oXXt^Xoo? Cdivtt Sea too Xpiotoo aotou rapa-
d(«)[i,sS’a *).
Die Auflbsung dieser Gebetsformeln zu den meisten dieser
Gebete kann man noch heute im Text der Jakobusliturgie vgl.
Brightman eastern and western liturgies p. 39 finden (vgl. auch
die Chrysostomosliturgie ib. p. 381).
Nun folgt das erste Bischofsgebet (VIII 37) :
6 avapyo?®) dso? xal atcXsunjtoc
6 tdiv oX(i)v ^ton^jt7)<: (Sta Xpiatoo) y.oti X7jS;p.cBV,
®) 6 too xvs6[iatos*) xuptoc xal twv voTjtwv xai ala^’^twv (vgl.
VIII 12, 7. 49) ^aatXsDc
6 xonjaa? r^jispav xpo? spya ^cotd?
xai voxta st? avaxaoaty t^c ao&cVctac (. . , Ps. 73, le)®)
aoto? xai vuv , o s o te o t a ^tXavdptoxs xai TravaYatls
eu[isva)? xpdaSs^ai fijv iaxsp'VYjv eoyapiotiav r^p.tov taotTjv.
6 SiaYaYwv rjp.d? to {l'^xo? tf;c fj[ispac
xai afa'iMV Ixi tdc apx«c voxto?*’)
slpTTjvtXYjv irapdoyoo t7]v saxspav xai tijv voxta avapidptTjtov,
So kbnnte in der Tat ein altes judisches Abendgebet gelantet
haben. Beweisen laBt sicb das nicht. Das Abendgebet in der uns
erhaltenen judischen Litnrgie ist zwar natiirlich im allgemeinen
verwandt. Dock fehlen spezielle Parallelen.
Dann folgt VIII 37,5 das (zweite) ystpo'&soia-Gebet des Bischofs.
■&se 7t atsp (ov (!) xai xopis too eXeoo?
6 t-^ aoBtof 000 (s. 0 .) xataoxsodoa? av^-pioEiov
to XoYEV-dv (s. o.) Ctpov to dcoyiXsc twv Ixi y^?
xai Sooc aot(j) twv ^zi tfjc y'&ovoc apystv
xai xataotTjaac y^wR a^apxovtacxaiispeic, too? jiev xpo? aa<pi-
Xs'.av t^? too; ds xpo? Xatpsiav e,vvo{iov
aoto? xai vbv i;:'xd[j,cpd7jti xopis xavtoxpdtop
xai kni'favov zb TTpoowiEov ooo siri tov Xadv ooo.
1) Diesen Morgen- resp. Abendsegen hat das Katechumenengebet VlII 6 8
ubemommen (s. o. S. 481). Es fugt noch zwei weitere Fonneln hinzu OiEtu xai eipievf,
TOV iteov — oipEoiv xXTjafiEXdTtov. Das Gebet urep T:X7)pi[iEXaT(ov ebenfalls in der Ja-
kobusliturgie Brightman p. 39,3_i6, Chrysostomus (s. o.) hat diese Zusatze nicht.
2) Vgl. VIII 11,2; 12,7; iiber avapyo; yviuois s. o. Der Verfasser kennt den
Ausdruck in der Polemik gegen HareUker VI 8, 2; 10,2 (xpEi; a'vapvoi) und im
Bekenntnis VI 11,1 (vgl. VIII 47, 49 in den Canones).
3) Dazwischen noch Tipo oe itavTiov aurou bso; xa'i raxrp.
4) Vielleicht geht der Ausdruck zurilck auf ein
5) XII 8, 9 TO oxoTo; si; dvci;rauXav Tuiv 4v
451).
0 TIOV 7rvE'J(xdT(UV X'jptot.
xoorpo) xivoufi^viov Jiuiuv (s. O.
6) tpoXa-ov Tj[xa; 8id too Xpwtov uou durchbricht den Rhythmus.
eine judische Gebetssammlung im siebenten Bach der apostol. Konstitationen. 485
Eine ganze Eeihe von Instanzen bieten sich hier fiir die An-
nahme einer jiidischen Quelle. Die Anrede dss jtaxepojv, die Er-
schaffung des Menschen vermittelst der ooyia (vgl. VII 34 und
VIII 12), der Ausdruck Xofixov Cyov. Wie viel verstandlicher wird
die Eormulierung des l)ankes fiir die ap^ovtei; v.ai lepsic in einem
nrspriinglich jiidischen Gebet! Hier spricht der jiidische Xaoc, der
seinem Gott fiir seine Existenz dankt!^)
Genau wie der Abend-Gottesdienst ist der Morgendienst ein-
gerichtet VIII 3. Hier lantet das Bischofsgebet :
6 Osoc twv j:vsop,dtwv zai ■Kdarfi aapzdc
6 dauifzpiTOi; zal azpoaSsr,?
6 So'j? TOV TjXiov si? £?oualav f^p-spa?
T7]v Ss asXVjVYjv zai ta aatpa =1? siooatav vozto?
auto? zai vuv s^rtSs I®’ •^p.5? sopsvsa'v 6®0-aXp.oi?
zal TrpdaSs^ai ta? Iw^tva? fjpwv su^aptotia?
zai IXsTQOov TQpa?'
ou Yap Si£ic£tdaap.£v td? tjp.wv jrpo? ^sov dXXdtp'OV,
o'j Y^P £v lisb? Trpda'pato? dXXd oo 6 alwvio? zal dtsXsoTr^to? ^).
Ich gehe iiber das farblose zweite Bischofsgebet kurz hinweg
(VIII 39) und richte noch die Aufmerksamkeit anf die Fiirbitte
fiir die Toten VIII 41 : Das Bischofsgebet lautet hier :
6 dddvato? zal dtsXsotTjto?,
^ap’ o5 wdv d^dvatov zal dvr^tov yiyovB'^'
6 to XoYixbv touto Cwov tov dv^pwjtov tov zoap.o;roXlt7jv^)
dvTjtov £Z zataozso^? iron^oa? zal dvdataatv s;raYY®^^*P' = vo?®)
6 tov ’Ev(b)( zal tov 'HXlav davdtoo itsipav p.Tj idaa? Xapstv
6 dso? ’Appadp, zal ’laadz zal 'lazw^ [oo^ vszpwv dXX’ u)? Cwvtwv
^£ 0 ? El oti] irdvtwv at (J)U)(al Jtapd ool Cwotv,
zal twv Sizalwv td Tivsopata sv t^ X^'P^ sloiv,
1) Von hier aus ergibt sich die Vermutung, dab auch dem Verfasser des
nrspriinglichen Bischofsweihgebets der alien Kirchenordnung (s. o. S. 479) vielleicht
ein derartiges Gebet bereits vorgeschwebt haben konnte. So erklarte sich der selt-
same Ausdruck ; 6 Trpoopi'aa; dr.’ dp^fii Y^vos St-xat'iov d? ’APpaap., ap/ovTcit te xat UpEt;
aaTaar/jSas, to xe aYiaspa aou pr, xaxaXi-u)v dXetxo'ipYrjXov.
2) Der folgende speziell christliche Satz; 6 x6 eivat Tjptv oid XpiaxoO Ttapa-
cyopevos zai x6 eS etvat a’jTO^ SiopTjGdpevoc findet sich fast 'wortlich auch im
Prafationsgebet VIII 12, 8. Dazu noch eine bemerkenswerte Parallele bei Philo
de decalogo 17 : 6 Ydp Tipos x6 C7|V doSovfav Sob; xal xa; rpo; to ej Cijv atpoppai
EOiupEixo. Sollte vielleicht diese merkwiirdige Parallele sich durch die Annahme
erklaren, dab eine jiidische Gebetsformel , die sich auf die Wohltat des Gesetzes
bezog, in den christlichen Parallelen auf den Xpwxo? nmgemunzt ist?
3) s. o. zu dem Gebet VII 34 = VIII 12.
486
;^W. Bousset
wv 00 [IT] a(|;7]Ta’ paaavoc
jravTS? yap oi 33 3 ).
Nun folgt die christlich gefarbte individuelle Fiirbitte: a&toc
nal vov s;:'.Ss Ijrl xov SouXdv aoo zovSs ^).
Wie gesagt, ein strikter Beweis fur die Herkunft dieser Ge-
bete aus dem Judentum wird sick mit unseren Mitteln vielleicht
nicht fiihren lassen. Aber anf der Grundlage des von uns Bewie-
senen gewinnt die Annakme iiberall eine starke Wahrscheinlicbkeit.
VIII.
Nachgewiesen ist damit jedenfaUs , da6 die jiidische Gebets-
liturgie in ziemlick breiter Weise die kiementinische Liturgie im
VUI. Buck der Konstitutionen beeinfluBt hat. Der Bearbeiter der
Canones Hippolyti, der die im achten Buck der Konstitutionen
vorliegende klementiniscke Liturgie sckuf, kat sick, wie wir saken,
vor allem der Gebetssammlung bedient, die im VII. Buck als eine
gescklossene Einkeit vorliegt. Aber er hat wahrscheinlich daneben
auch sonstiges Gut jiidischer Gebetsliturgie umfassend verwertet ®).
Es wird sick diese Erkenntnis vorlaufig nicht zu der Bekaup-
tung eines nmfassenden Einflusses der jiidiscken Liturgie auf die
ckristliche erweitem lassen. Es sind, soweit ick seke, wesentlich
die singnlaren und individuellen Partien der clementinischen
Liturgie, in denen der judische EinfluB sick zeigt. Diese letztere
1) Innerhalb der judischen Liturgie findet sich innerhalb der „Zikkronotb“
des Musaphgebetes des Neujabrsfestes aucb die Furbitte fur die Toten: „Denn
Du bringst berbei das Gesetz des Gedenkens , daB bedacht wird jeder Geist
und jede Seele“. (Die 3 Gebete: Malkijjotb, Zikkronotb, Scbopbarotb stammen ibrer
Grundlage nacb- wabrscbeinlicb aus dem miscbnaiscben Zeitalter. Miscbna von
Beer-Holtzmann, P. Fiebig, Roscb ba-scbana 40—65).
2) Man konnte auBerdem noch verweisen auf das Gebet fur die Anagnosten
Till 22 (6 ooepiM; 'E^opav vov »epa7tovTd oou im to -xvaYivdbizEtv too; vopiou;
oou T<p Xa<p ao'j). — Beacbte aucb VIII 29, 3 (VVeibe uber Wasser und Oel) die
Anrede xopie 6 Sco; tiuv ouvdftEtov, -A-lixa. Tuiv uoaTuiv, und die aus VIII 12 10
wiederbolte Wendung uoiop Tzpo; Ttoaiv xai xoBapsiv. Aucb das Tischgebet VIII 40
ware auf seine Herkunft zu untersueben. — Icb bin uberbaupt uberzeugt daB
ein des judiseben Gebetsritus Kundigerer als icb nocb manche Einzelbeiten nacb-
tragen konnte.
3) Dabei ist es wahrscheinlich geworden, daB der christliche Bearbeiter der
Gebetssammlung im Buch VII kaum identisch sein kann mit dem Schopfer der
klementinischen Liturgie in Till. Fallt letzterer mit dem Redaktor der Konsti-
tutionen zusammen, so muB die Sammlung im VII. Buck diesem schon als uber-
arbeitetes Ganze vorgelegen haben. Aber auch die Identitat des Redaktors der
klementinischen Liturgie mit dem Endredaktor der Konstitutionen ist mir nicht
ganz sicner.
cine jiidische Gebetssammlung im siebenten Buch der apostol. Konstitutionen. 487
ist so, wie sie vorliegt, eine — natiirlich auf wirklichen Gemeinde-
gebrauch znriickgebende — Privatarbeit mit willkiirlich dichtendem
Charakter. Es kann nicht genng davor gewarnt werden, von ihr
allein oder in erster Linie den Ausgang zn nehmen , wenn man
die Gescbichte der christlichen Litnrgie iiberscbauen will.
Darf also, wie gesagt, der nachgewiesene EinflaB judiscber Li-
tnrgie anf christliche vor der Hand nicht iiberschatzt werden, so
sind andererseits die entdeckten jiidischen Gebete ein Dokument
von geradezu einzig dastehender Wichtigkeit fiir die Gescbichte
des nachchristlichen griechischen Diasporajudentnms. Die Vor-
stellung, dafi das Judentum bald nach 70. oder wenigstens nach
135 sich von der AuBenwelt ganzlich zuriickgezogen, sich unter
Verzicht anf die griechische Sprache im gottesdienstlichen Gebranch
zn dem Judentnm der Mischna nnd des Talmnd verengt babe,
wird sich nicht halten lassen. In den vorliegenden Gebeten pra-
sentiert sich ein Jndentum im Gewand griechischer Sprache , tief
beriihrt von hellenistischem Geiste , das z. T. (vgl. die Beobach-
tnngen iiber den Terminns YvcSaig) eine Fortentwickelnng tiber Philo
hinans zeigt nnd im Besitz einer griechischen Litnrgie ist.
Dieses Judentnm wird anch anf Propaganda nicht verzichtet
haben. Schwartz behalt Recht, wenn er ,,die landlanfige Vor-
stellnng, daB die Jnden nach der Zerstornng des Tempels oder der
Griindnng von Aelia anf die Mission verzichtet hatten“ '), bekampft.
In der Sammlung der Biographien romischer Kaiser von 117 — 284
finden wir nnter Severns c. 17 die Bemerknng: Jndaeos fieri snb
gravi poena vetnit; idem etiam de Christianis sanxit^). „In Smyrna
war im 3. Jahrhnndert die Synagoge fur die Christen keine fremde
Welt; die Jnden forderten wahrend der decianiscben Verfolgnng
die gefallenen Christen geradezu anf, zum Jndentum uberzntreten“ ®).
Neuerdings hat Werner Heintze*) in seiner vortrefPlichen
Schrift fiber den Blemensroman ’nnd seine griechischen Qnellen
den Beweis erbracht, daB in den groBen in ihn anfgenommenen
Dispntntionsmassen fiber hellenistische Mythologie, fiber die Vor-
sehung nnd fiber den astrologischen Fatalismns (Homiliae IV — VI
Recogn. VIII — X) eine jiidische stark vom Hellenismus berfihrte
1) Christliche u. jiidische Ostertafeln, Abhandl. d. Gesellsch. d. Wissensch.
N. F. VIII 6. 1905. S. 417 ,.
2) Th Keinach, Textes rel. au Judaisms 1895. p. 346.
3) S(hwartz a. a. 0. 117 nach Mart-Pion. c. 13; s. dort auch eine in judischen
Kreisen umgehende populate Verlaumdung des XptuTo;.
4) W. Heintze, der Elemensroman u. s. griechischen Quellen. Texte u. Unters.
Bd. 40. Heft 2. 1914.
488
W. Bousset,
Apologie mit einer interessanten jiidisclien Bekehrungsgeschiclite
vorliege. Er will diese Schrift etwa um 200 nach Christas an-
setzen. Ich habe noch in meiner Rezension *) gegen diese spate
Datierung eingewandt , da6 ich mir ein derartig hellenistisches
Judentam in so spater Zeit nicht denken konne. Diesen Wider-
spmch mu6 ich jetzt fallen lassen, die spate Datiernng liegt dnrch-
ans im Bereiche der Moglichkeit, wenn sie von Heintze auch nicht
strikte bewiesen wird. Jedenfalls werden wir auch hier eine Schrift
des zweiten nachchristlichen Jahrhnnderts haben, and sie ware
nnnmehr als wichtige Quelle fiir ein spateres hellenisierendes Dia-
sporajudentum unmittelbar neben nnsere Gebete zu stellen.
Anch das Gebet Manasses, das uns die Didaskalia (iibers. b.
Flemming S. 36 f.) und aus ihr die Konstitutionen (II 22, 12 — 14)
erhalten haben, diirfte vielleicht als ein Dokument dieses spateren
Judentums zu betrachten sein. Nestle hat bekanntlich nachge-
wiesen, da6 der altere uns erreichbare Text in den Konstitutionen
(resp. in der Didaskalia) vorliegt, und dafi die Handschriften, in
denen es iiberliefert ist, es von dorther ubernommen haben ^). Der
Verfasser der Konstitutionen mag es tatsachlich der jiidischen
Liturgie verdanken und es als ein beliebtes BuBgebet vorge-
funden haben.
Mannigfach werden die Beziehungen zwischen diesem helle-
nistischen Judentum und dem Christentum gewesen sein. Schwartz ^)
hat uns dnrch eine Zergliederung des Textes der Didaskalia^) in
dem Kapitel iiber das Passah wertvoUe Aufschliisse iiber den an-
dauernden Zusammenhang des jiidischen und des christlichen Kultus
in der Osterfeier und der Osterberechnung geschenkt. „Beginnet
aber, wenn eure Briider von dem (auserwahlten) Volke das Passah
halten“ (Flemming llOislf.); „Darum soUt ihr wissen liebe Briider,
da6 ihr unser Fasten, welches wir am Passah begehen, halten
mu6t, weil die Briider nicht gehorcht haben“. (Flemming 108 is).
Schwartz hat uns weiter nachgewiesen (a. a. 0. 122), dafi sich eine
Liste genuin judischer Paschadaten“ nach judischer Osterberechnung
in christlicher IJberlieferung erhalten habe.
1) Theol. Lit.-Ztg. 1915. Nr. 13.
2) Septuagintastudien III 1899 (Progr. d. Seminars z. Maulbronn) S 4f 6—22-
IV 1903, S. 5-9.
3) a. a. 0. 104—121.
4) K. 21. Vgl. die iibersetznng yon Flemming (die alteste Quelle d. orient.
Kirchenrechts, II. die synsche Didaskalia von H. Achelis und J Flemmine 19041
S. 103—114. ■ ^ ’
eine iiidische Gebetssammlung im siebenten Bnch der apostol. Konstitntionen. 489
Ich habe in der theologischen Rnndschau nachzaweisen ver-
sucht, dafi die Ketzerliste, die auch Konstit. VI 6 vorliegt nnd
die bei den cbristlichen Hareseologen eine so grofie Rolle spielt,
von den cbristlichen Vatem (seit Justin) dem Judentum entlebnt
ist, nnd da6 wir diesem Umstand die verbliiffenden Notizen des
Epipbanins iiber vorcbristlicbe Nasarener (nrspriinglicb nicbts an-
deres als die Nozrim ; d. h. die Christen selbst, vom jiidiscben Stand-
punht aus) zu verdanken baben.
Didaskalia (nnd Konstitntionen) waren nnter diesem Gesicbts-
punkt fiber baupt von neuem durcbzuarbeiten. Vor allem konnte
die Frage aufgeworfen werden, ob nicbt die singnlaren Ausffib-
rnngen der Didaskalia fiber die Seotepcooti; too v6[jloo (im Gegensatz
znm Dekalog) scblieBlicb z. T. auf ein freigesinntes Diasporajuden-
tum zuruckffibren konnten.
Justins Dialog mit Trypbon, der Jude in der Kampfscbrift des
Celsus waren in diesen Zusammenbang einznstellen , und so ware
vielleicht nocb ein genaueres Bild von dem naebcbristlichen belle-
nistiscben Diasporajudentum zu erbalten, ffir das die Gebetssamm-
lung in Buck VII der Konstitntionen eines der wicbtigsten Zeug-
nisse bildet.
1) XIV, 1911, S. 373 £f., Noch einmal „der vorcbristlicbe Jesus**.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Kl. 1915. Heft 3.
33
Zur Geschichte der Tris^bh.
Mit einem Exkurs: Zur Behandlang des auslautenden -i und -u
im Rgveda.
Von
H. Oldenberg.
Vorgelegt in der Sitzung vom 20. November 1915.
Meinen friiheren Untersuchungen „Zur Geschichte des Sloka^
(Nachr. 1909, 219 ff.) schlieBe ich ahnliche iiber die Tri§tubh an.
Wie in der Natur der Sache liegt, ist die Jagati einbegriffen.
1. Die altvedische Triitiih hreihe mit vier.silbigem
E ingang. Bekanntlich zeigt die Tri§tnbhreihe in der alteren Zeit
zwei Hauptformen, entsprecbend der verscbiedenen Verteilnng der
stehenden elf Silben auf zwei nngleiche, durch eine Casar getrennte
Halften. Ich nenne diese Formen T* (4 + 7 Silben) und T*” (5+6
Silben). Das haufigste Schema ist
T**: -y.|uu
Verlangert sich der Wechsel der Langen und Kiirzen im Ausgang
dieser Reihe urn eine Silbe, so haben wir die zwolfsilbige Jagatl-
reihe. Die Tristubh war in der vedischen Liturgik das beliebteste
VersmaB der Rezitationen (im Gegensatz zu den Liedvortragen) '),
1) ZDMG. XXXVIII, 439 ff. Hier sei darauf aufmerksatn gemacht, daS der
vedischen Textrezitation ein eigentlich musikalischer Charakter keineswegs zukara.
Gesprochen warden die Texte teils eintonig, teils mit Auf- und Abgehen der
Stimme nach der uns uberlieferten hieratischen Akzentuation, die, wie bekannt
stilisiertes Abbild der grammatiscben Akzentuation ist. Wenn sich dabei auch
ein singsangartiger Klang ergab, so war doch keine noch so unbestimmte Me-
lodic, ebenso wenig Instrumentalbegleitung vorhanden. Zu diesem aus den reich-
Zur Geschichte der Tristubh. 491
Ich halte an meiner alten Vermutung^) fest, da6 die Jagati anf
Anpasstmg des Tristnbhrhyihmus an den der jambisch endenden
achtsilbigen Reihe bernht: gewisse Verbindongen achtsilbiger und
zwolfsilbiger Reiben (Pragatha) warden mit Vorliebe in den Ge-
sangvortragen des vedischen Opfers verwandt.
Die Awestapoesie, die zur vedischen bekanntlich in engem ver-
wandtschaftlichem Verhaltnis steht, lehrt nns eine aus 4+7 SUben
bestehende Reihe kennen, die wie die Tristubhreihe vierfach gesetzt
eine Strophe ergibt. Diese Parallele, wie sie die eben ansgespro-
chene Ansicht von der hoheren Urspriinglichkeit der Tristubh ver-
glichen mit der Jagati nnterstiitzt, spricht zugleich gewichtig
dafiir, dafi T* alter ist als T'’^). Ich glanbe, daB anch innere
Griinde dies wahrscheinlich machen; unten (S. 501) komme ich
hieranf zuriick.
Wie haben wir nns nnn die Motive, die in dem elfsilbigen
Gebilde zunachst von T* wirksam sind, verstandlich zu machen?
Zngleich ist zu fragen; anf welche Stellen fiel der Ictus? Denn
damit, daB diese Frage aufgeworfen werden muB, scheint mir
Kiihnau („die Tristubb-Jagatl Familie* 1886) vollkommen recht
zu haben 3), so wenig ich mich mit seinen Versuchen befreunden
kann, die Tatsachen des Veda anf das Prokrnstesbett aristoxe-
neischer Theorie zu spannen*).
baltigen Angaben der alten Literatur (Katy. Srant. I, 8, 16 £F., Panini I, 2, 29 ff.
etc.) zu gewinnenden Bilde stimmt der heutige Vortrag der einheimischen Veda-
kenner vollkommen (s. unten Nr. 8); die landlaufige Vorstellung, daB fiir den
Orientalen jeder Vortrag eines Textes ein Singen sei, verlangt durchaos ihre ge-
nauere Interpretation. Wir diirfen annehmen, daB sich die Gesetze der Tristubh
im Bereich des gesprochenen Textvortrags entwickelt haben. Die Jagati
zwar reichte von altersher, insofern dem Pragatha Jagatizeilen angehorten, in
die Sphare der Opfergesange (Saman) hinein. Aber auch diese scheinen, soviel
sich bis jetzt erkennen laBt, nicht taktmaBig gewesen zu sein , woriiber ich auf
die Wiedergabe von Samans in der unten (Nr. 8) angefiihrten Schrift von Felber
und auf das die Saman bebandelnde Kapitel von Fox Strangways, The
Music of Hindostan, verweise.
1) Prolegomena 44.
2) Vgl. ebendas. 43.
3) Eine andere Frage ist natiirlich, ob nicht die Icten des altindischen Vers-
vortrages, wie das wohl in der Regel von der heutigen Vortragsweise gilt, ziem-
lich scbwach gewesen sind. Auch die indische Musik wird als ^metrical rather
than rhythmical" beschrieben (Fox Strangways a. a. 0. 14).
4) Usener (Altgriech. Versbau 121) findet „eine Verleugnung der Ge-
schichte, eine Umkehrung des tatsacblichen Verhaltnisses" darin, die Gesetze
dieser Rhythmik als die Grundlage der griechischen Metrik iiberhaupt zu nehmen :
„AUes zu seiner Zeit“. Uber das Recht dieser Worte zu urteilen ist nicht meines
33 *
492
H. Oldenberg,
Klar ist wohl, da6 der Eingang der Reihe, gleich dem Ein-
gang der achtsilbigen, als der Ansgang als (wenn
nicbt als betont ist. Jener stellt eine Bewegung des An-
steigens, dieser ein Absteigen dar.
Die vier Silben des Eingangs sind Jamben im selben
Sinn wie der gleich gestaltete Eingang der achtsilbigen Reihe; in
ahnlichem Sinn wie die jambische Dipodie des griecbischen Tri-
meters nicbt u_£.u_ sondem ist: man kann an die Aufie-
rnng eines Griechen erinnern fiber die Qv&uosideti; of rijv
n'av aiQrjfiBvriv axQi^siav 0^6Sga exovrsg, (puCvovreg d's b^cog gvd'^ov
tivog ildog^). Der Eingang der Tristnbhreihe verwirklicht das
Motiv des Wechsels von Kfirzen nnd Langen noch nnvollkommen.
Dock die indifferente Quantitat der 1. nnd 3. Silbe wird so zu
sagen an ihre rechte Stelle geriickt dnrch den Wechsel der ictus-
losen (1. 3) nnd der ictnstragenden (2. 4) Silben. Dazn wirft der
Ansgang mit seinem scharf ansgepragten Wechsel von Langen
nnd KUrzen anf den Eingang Licht^). Ein asthetisches nnd ein
praktisches Motiv scheint in der Behandlnng der Eingangsqnan-
titaten znsammenznwirken. Darin, daB sich noch nicbt sogleich
in voller Bestimmtheit abzeichnet, was sich dann spater klar ab-
zeichnen wird, liegt ein Fortschritt, ein allmahliches Sichheraus-
arbeiten des Gewollten. Zngleich aber wird die Moglichkeit ge-
scbaffen, Worte von drei Langen nnterznbringen, nnter denen viele
fur die Vedapoesie nnentbehrlich sind; anch die Behandlnng von
Worten mit zwei Langen wird erleichtert.
Neben den besprochenen Hanptformen nnn®) finden
sich im Eingang dieselben Nebenformen wie im Eingang der acht-
vvootic aul uie yeaische
Amtes. DaB sie aber fur eine Anwendung jener
iletrik ganz gewiB zutreffen, weiB ich.
1) Westphal, Griech. Bhythmik und Harmonik^, 629.
2) Es kann verglichen werden — langst hat man das bemerkt — daB im
franzosischen Vers allein der Ausgang der Reihe den Wortakzent an seiner be-
stimmten Stelle yerlangt, der Rest sich mit bloBer Zahlung der Silben begniigt
3) Enter diesen scheinen in T» die mit kurzer dritter etwas starkere die
mit langer, dritter etwas schwachere Geltung zu haben als in der achtsilbigen
Reihe. Ich weiB nicht, ob die ubrigens unerhebliche Differenz zufallig ist oder
Ob sich darin schon, vielleicht unter EinfluB von Tb, die entschiedenere Aus
pragung der Jamben vorzubereiten anfangt, die dem Eingang dieses Vers-
maBes im Vergleich mit dem andern eigen wurde. Poichp
81 allontanava dal ritmo giambico, fu dal versificatore sentito il bisogno di accen
taare il carattere giambico della serie imziale^ bemerkt vielleicht mit Eecht
Relloni-Filippi (Studi italiam di filol. indo-iranica VIII Teil 1 im Hp,-
Eht“2o9!2?5 Statistik
Zur Geschichte der Tristubh.
493
silbigen Reihe. Wechselnde prosodische Schemata boten, scheint
es, wechselnden Stellungen der Icten oder des Ictus einen Sitz.
Wie in der kiirzeren Reihe werden die FiiBe nur ausnahms-
weise zugelassen. Von den iibrigen FiiBen, , ii.
treten die beiden ersten etwa gleich haufig auf‘). Wenn
der dritte wesentlich seltener ist, braucht das auf keiner Abnei-
gung zn beruhen, sondern es kann sich aus dem selteneren Vor-
kommen der Messungen im Sprachstoif erklaren^j. Die
vierte Moglichkeit ist gegeniiber der Haufigkeit, die auf
G-rund der rein sprachlichen Verhaltnisse zu erwarten ware, ent-
scbieden zuriickgedrangt. Das wird darauf beruhen, daB hier von
den normal an zweiter und vierter Stelle geforderten Langen
nicht wie in den andern Fallen nur eine feblt, sondern beide ; der
jambische Rhythmus ist direkt in sein Gegenteil verkehrt. In all
dem zeigen sich verglichen mit dem Eingang der acbtsllbigen Reihe
kaum andre als geringfiigige und zufallige Dilferenzen ®).
Wenn in den ersten vier Silben die jambische Aafwiirtsbewe-
gung, in den letzten vier die trochaische Abwartsbewegung klar
zu Tage liegt, so bleibt dazwischen als schwierigster Teil der
Reihe die Mitte vibrig ^). Da zu ihr hin ein Aufstieg, ein Abstieg
von ihr weg fiihrt, wird sie selbst gewissermaBen als Hohe des
Ganzen anzusehen sein. Ihr dreisilbiger Umfang ist wohlbemessen :
so stehen davor und dahinter die Gipfel der Silben 4 und 8 in
einem Abstand von einander, der in regelmaBigen Wechsel von
Hebnngen und Senkungen hineinpassen wiirde. Man setze in die
1) Ich verweise auf die Tabelle von Arnold, Ved. Metre ’194.
2) S. die S. 492 Anm. 3 am Ende angefuhrte Statistik.
3) Unter den diese Vergleichung betreffenden Ziffern Arnolds a. a. 0. fallt
nur die bobe Zahl von 16 “/o tar den FuB -iz im Eingang der acbtsilbigen
Keihe in der zweiten der dort beriicksichtigten Hymnenmassen („Normal“) auf.
Ich weiB diese Zahl nicht zu erklaren. Im ganzen genieBt die von Am. als „syn-
kopiert“ benannte Form ziu keine merkliche Bevorzugung vor den iibrigen
Nebenformen.
4) Beruht es auf Einsicht in diese naturlicbe Gliederung der Keihe, wenn
sie in der Samanverwendung — neben vielen andem Zerlegungsweisen — mit be-
sonderer Vorliebe in 4 + 3 -}- 4 Silben zerlegt wird? Z, B. tisro vacd \ iraya \ ti
pra vahnth oder asya presd \ hemand | puyamdna^ oder somaft pavd | ie jani [ td
mallnam (Samav. ed. Bibl. Ind. vol. II p. 112. 116. 118). Einstweilen bezweifle
ich, daB auf diese Zerlegung Gewicht zu legen ist. Wollte man ein elfsilbiges
Ganzes dritteln, ergab sich eben auf diese Weise das symmetrischste Resultat.
Docli kann die Frage definitiv natiirlich nur in weiterem Zusammenhang erledigt
werden. — Ob mit den drei Teilen der Keihe, oder vielleicht mit den drei Silben
ihres Mittelteils, die drei stubhah zusammenhangen , von denen die Strophe ibren
Namen hat ?
494
H. Oldenberg,
Mitte vier Silben statt der drei: man wird empfinden, daB die
Teile sich nicht mehr richtig an einander fiigen.
In der Mitte selbst ist nnn freilicb jener Wecbsel nnter-
brochen, der sich iiber sie weg vorn und hinten znsammenschlieBt.
Die verschiedensten Messnngen werden bier zngelassen; die fest-
stehende Silbenzahl nimmt quantitative Bestimmtbeit erst imLaof
der weiteren Entwickinng an. Der dentlicbste Zng am Bild der
Mitte ist eben nur dieser, daB eine Kontinnitat der von vom kom-
menden, hinten weitergehenden Bewegung dnrcb sie nicht hindurch-
reicht.
Bevorzngt wird, wie bekannt, in den Silben 5 — 7 ein Ana-
past, der die pralndierenden, zu ihm hinfiihrenden Jamben leiden-
schaftlicher zu variieren scheint nnd sie zngleich ans dem alten
Geleise hinansschiebt. Der Anapast erreicht sein Ziel in der
Lange der siebenten Silbe. Yon diesem Gipfel vollzieht dann der
Reihenausgang den Abstieg; die Langen von 7 nnd 8, von denen
die zweite der Ausgangspnnkt des Absteigens ist, treffen — viel-
leicht nicht ohne Harte — auf einander. In der Folge von Jamben
und Anapast kann man vielleicht ein entferntes Vor spiel der Weise
finden, wie die spatere Kunstmetrik nach einander dnrcb verschieden
lange Reihen von Ktirzen jedesmal anf eine Lange hinzustreben
liebt.
Neben der anapastischen Messung begegnet eine Reihe von
andern, aUe weitaus zu haufig, um als UnregelmaBigkeiten gelten
zu konnen^). Am haufigsten _v_, gleichsam als Briicke sich
hiniiberschwingend zwischen den Langen der vierten und der
achten. Dann uuu, des Schwergewichts entbehrend, iiber die
Kluft hineUend. Am seltensten unter dieser Gruppe von Fallen
_uw, von dem beliebten Anapast am weitesten entfernt nnd ihn
ins Gegenteil verkehrend, auf die folgenden Trochaen hinfiihrend
und das Motiv — wenn man den klassischen Ausdruck brauchen
darf — der daktylischen Logaoden anruhrend, dem in der Ge-
schichte dieses VersmaBes die Zukunft gehorte. So sind a lie
Moglichkeiten mit kurzer Mittelsilbe -) vertreten, wahrend in
scharfem Gegensatz dazu die mit langer Mittelsilbe nur
1) Ich verweise fiir die Haufigkeitsverhaltnisse auf die Tabelle bei Arnold
a. a. 0. 188.
2) Und zwar scheint sich diese Kurze als solche besonders energisch da-
durch hervorzuheben, daB man eine Unterkurze, welche die Rolle der gewohn-
lichen Kurze im metrischen Schema auszufullen unfabig war, gern eben an diese
Stelle setzte ; vgl. ZDMG. LX, 741 ff.
Zur Geschichte der Tristubh.
496
ansnahmsweise, deutlichermafien als Abnormitaten begegnen *). Der
Grand scbeint klar. Eine lange secbste wiirde zwischen der langen
zweiten, vierten mid der langen achten, zehnten TJnnnterbrochen-
heit der Bewegnng markieren.
Man sieht, wie bier innerhalb gewisser Grenzen dock weit-
gehende Freibeit obwaltet, beberrscbt von Neignngen, nicht von
Gesetzen.
Wo liegt nnn in dieser Reibenmitte der Ictus oder die Icten?
Soil man diese nnabbangig von der gestorten RegelmaBigkeit
des Qnantitatenverlanfs , vom Reibeneingang her znm Reibenans-
gang hia in regelmafiigem Wecbsel von Hebangs- nnd Senkungs-
silben dnrchftihren, also _u,_, _.iw betonen ? Ich glaube
nicbt. Die eben bervorgehobene Geflissentlicbkeit , mit der man
Lange der secbsten vermeidet*), statt dessen eher Lange der
siebenten, bisweilen auch der fiinften erstrebt, spricht dagegen.
Ebenso der modeme indische Versvortrag (s. unten Nr. 8).
Oder soli man, um regelmafiige Folge der Icten zu erlangen,
beispielsweise im Anapast der Silben 5 — 7 die Lange in zwei
Eiirzen zerlegt denken, deren erste zusammen mit der vorange-
beaden Kiirze Sitz des Ictus ware, wahrend die zweite die dann
folgende Senkung darstellt: so da6 man aus dem gegebenen uu_
fiir das u_u, das man nicht bat, ein Aqnivalent uuuu gewanne,
mit der Betonung z. B. in einer Reihe wie apod eti | pra-
thamd padidtlnam 1, 152, 3 prathamd annahemd = prathamaa ? ; Oder
soil man der Lange den Ictus durch Einfiihrung einer Pause (p.)
wahren: beim Anapast cs_j.p; wobei die beiden Kurzen das Aqui-
valent einer die Senkung ausfiillenden Lange waren? Oder, nacb
einer Pause = Senkung, die beiden Kurzen Hebung, dann die
Lange als Senkung: pa>_? Mir scheinen das papierne Konstruk-
tionen. Die dabei vorausgesetzte Aquivalenz einer Lange und
zweier Kurzen ist im allgemeinen der vedischen Dichterpraxis
fremd. Nur ansnahmsweise wird mit ihr operiert. Der musika-
bscbe Charakter, der sie begiinstigt hatte, kam dem Vortrag nicht
zu^). Und warum hatte man pcS— mit Senkungslange so ent-
1) Abgesehen \on einem speziellen Typus der Keihe, iiber den unten S. 497 f.
gesprochen werden wird.
2) So sieht es ofiFenbar Sievers, FestgruB an Roth 203 f., an.
3) Man nehme dazu, was unten S. 501 uber die sechste im Typus T** gesagt
werden wird.
4) Vgl. oben S. 490 Anm. 1.
496
H. Oldenberg,
schieden vor pciu mit Senkongskiirze bevorzugt^)? Die Schwie-
rigkeiten steigern sich noch, wenn man einen anf die Casnr fol-
genden Creticus in ahnlicher Weise zn interpretieren nnternimmt.
Ich meine, wir haben vielmehr einfach, der Sehlichtheit ve-
discher Grestaltungs weise entsprechend und die fundamentale Kon-
stanz der Sdbenzahl nicht durch Ubertragung der Funktion einer
Silbe an zwei Silben wegdeutend, den Anapast als Anapast zu be-
lassen und wie anderwarts so auch bier die Lange als Hebong
anfznfassen (uu_t_), „nm so viel mehr“, bemerkte ich schon friiher
(Proleg. 58), „als in dem Parallelfall mit der Casnr nach der
funften [also nach der hier angewandten Ausdrucksweise in T*-],
wo auch die Kombination entsteht, die Lange, dem Versaus-
gang angehorend, oifenbar gleichfalls eine Ictussilbe ist“. Damit
wird ja nun freilich der gleichmaBige Rhythmus innerhalb der
Eeihe unterbrochen. Aber legt, was uber die Verteilnng der
Quantitaten an dieser Stelle der Reihe bemerkt ist, nicht nah,
da6 eben das die Absicht war? Ahnlich wie die spateren ve-
dischen Verskiinstler , welche in der Annstnbh den gleichmaBigen
Flufi des Rhythmus erst erschiitterten und dann beseitigten, haben
scheint mir, die Schopfer der Tri§tubh das Motiv des Verlierens
imd Wiederfindens des rhythmischen Fadens mit naturwuchsicrer
Kunst ausgestaltet. Im Bewafitsein des Borers — so diirfen wir
uns vorstellen — schwingt die dorch den Reiheneingang erregte
rhythmische Vorstellung weiter. Die Erinnerung an sie gerat in
Konflikt — und eben in diesem Konflikt betatigt sich das der
Kunstform innewohnende Leben — mit dem Hindernis, welches
der in der Mitte der Reihe zn Gehor gelangende veranderte Rhyth-
mus entgegenstellt^). Aber die Hemmung wird iiberwunden- in
der achten SUbe — da wo die Lange und Hebung wieder eben
dort erscheint, wo sie der Silbenzabl nach erwartet werden muBte
— findet die Bewegung ihr altes Bett wieder, in dem sie nun zum
Ziel strdmt
1) Man darf nicht sagen: weil das sprachliche Material eher als uuo
ergab. Oft ist ja, wo in die SchluBsilbe auf verlangerungsfahigen Vokal
fiel, dieser verlangert worden.
2) Anstelle des Anapast der seltenere Daktylus, dock wolil den Ictus auf
seiner Anfangssilbe tragend, brachte dieselbe Dnterbrechung des Rhythmus hervor.
Ebenso der Creticus, von dem wir uns bescheiden werden nicht zu wissen ob er
gewissermaBen als Vertreter des Anapast auf seiner zweiten Lange od’er auf
beiden betont war, wie wir auch iiber die rhythmische Behandlung des Tribrachvs
(wu^ als Vertretung von uu^?) uns des Urteils enthalten mussen
legt (3x4 [- 1 ] Silhen, am SchluB Pause oder „Katalexis“), so mag der mitt-
Zur Geschichte der Tristabh.
497
Auf die Bestatigung, die dieser Auffassung aus der Unter-
suchung des modernen indischen Versvortrags erwachst, komme
ich weiterhin zuriick (unten Nr. 8). —
Die Frage ist aufzuwerfen, ob in der Tat, wie das in den
obigen Ausfubrungen nahezu schon enthalten ist , hinter der hier
beschriebenen Form von T'* geschichtlich als altestes die reine
jambische Reihe liegt: etwa in der Gestalt
worans durch TJmformung der Mitte (Silbe 5 — 7) die vorliegende
Hanptform von T* entstanden ware.
AnBeren Anhalt in den Materialien der Veda findet diese An-
nahme wohl nicbt. Die dort tatsachlich erscbeinenden rein jam-
biscben Reihen (mit der Mitte brauchen kaum etwas beson-
ders Altertiimliches im andern Sinn zu sein, als insofern uberbaupt
Abnormitaten in altester Zeit relativ haufig aufzutreten pflegen. Dock
mnB hier dessen gedacht werden, daB eine eigenartige Stellung
nnter den jambischen Reihen ein besonderer, speziell im VII. Man-
(Jala haufiger Typns einnimmt. Wenn dieser auch nicht anf das
Gebiet von T® beschrankt ist, vielmehr sogar zum groBeren Teil
auf dem von T^’ liegt, bespreche ich ihn dock hier, wo eben von
den durchweg jambischen Reihen die Rede ist. Es handelt sich
um Trisfubhreihen, deren Mitte die Gestalt — w, haufiger u| — u,
daneben seltener — ^ hat, so daB sich fur das Ganze vollstandig
Oder annahemd jambischer Rhythmus ergibt; dabei tritt dann in
so stehender Verbindung mit diesen Formen der Mitte, daB ZufaU
ausgeschlossen ist, WortschluB hinter der achten Silbe ein. Bei-
spiele sind VII, 1, 4. 16 ; 3, 10 :
_ „ I U - - I U ^ —
pdfra narah [ samdsate \ siijatah
O _ — U I - I yj — —
aydm so ugntr \ dhutah | piirufrd
r _ u -- \ - w ^ I V -
eta no ague \ sauhhuga \ didihi.
Ich halte fur zweifellos, daB, wie schon Arnold^) gesehen
lere wohl, soweit das der irrationale Takt des Sprechvortrags gestattete, die un-
gefahre Dauer der beiden andern gehabt haben. Wo notig, mochte ein Accele-
rando oder Ritardando aushelfen. So blieb trotz der gewollten Storung des
Rhythmus eine gewisse rhythmische RegelmaBigkeit erhalten.
1) Diese Reihe wiederum entstanden aus Zusammenwachsen — in indoira-
nischer Zeit, wegen der Awestaparallele — einer viersilbigen und einer sieben-
silbigen Kurzreihe? Ich wei6 das nicht zu entscbeiden. Die im Veda tatsach-
Uch vorhandenen Viersilbler (s. meine Prolegomena lllff.) treten in einer Weise
auf, die eine solche Annahme schwerlich stiitzt.
2) Vgl. dessen eingehende Ausfiihrungen 180 f., 189. Dazu die Zahlen in
der Tabelle S. 188.
498
H. Oldenberg,
hat, dieser Typns auf Beeinflnssnng der Tristnbh durch die acht-
silbige Reihe beruht. Ein genaues Gegenstiick zu dem umgekehrt
gerichteten Vorgang: der schon im Kgveda bemerkbaren, dann im
spateren System der Vipalas sich vollendenden Auspragung ge-
wisser Eormen der achtsilbigen Reihe nach dem Tristubhvorbild ^).
Dafi der hier in Rede stehende Typus der Tristnbh einen Wort-
schluB eben da zeigt, wo die kiirzere Reihe enden wttrde, nnd
da6 diesem Pnnkt — abweichend vom gewohnlichen Tristubh-
schema — gerade die Qoantitaten vorausgehen, die fur den Aus-
gang der kiirzeren Reihe charakteristisch sind, kann kein Zufall
sein; in den oben angefiihrten drei Beispielen werden in der Tat
achtsilbige Reihen ydtra ndrah sanuisate, aydm so agnir uhiitah, etd
no agne sauhhaga mit groBerer oder geringerer Bestimmtheit der
Pbantasie des Verskunstlers vorgeschwebt haben^). Diese elf-
silbigen Reihen, in denen der Rhythmns der achtsilbigen anklingt,
sind nun naturlich schlieBlich doch Tristubhreiben , nnd so haben
sie fast dnrcbweg, was die achtsilbige Reihe nicht mit sich bringt,
Casur nach der vierten oder fiinften. Hier scheint sich nun die
Starke Bevorzngung der Casur nach der fiinften bei diesem Typus
zu erklaren ®). So ergeben sich namlich als auf die Casur folgend
die Silben dagegen bei Stellung der Casur hinter der vierten
folgen ihr die Silben u — . Im allgemeinen zogen die vedischen
Dichter die erstere Moglichkeit vor ; der andern stand die spe-
ziell im VII. Mandala recht starke — Abneigung gegen Lan»e
der zweiten hinter der Casur entgegen. So mochte man sich an
Bevorzugung der Casur nach der fiinften in dem uns beschafti-
genden Typus gewohnen, welche Neigung dann freilich eben hier,
indem dieser Typus fest wurde, groBere Entschiedenheit ange-
nommen haben muB. Dazu trug dann vieUeicht auch bei, daS
Casur hinter der vierten die Reihe unschbn in 2 Jamben + 2 Jamben
+ SchluBteil aus einander fallen lieB.
1) Auf die Vipulas komme ich in einem spateren Abschnitt dieses Aufsatzes
(Nr. 7) zuriick.
2) Im letzten Fall hat die lange viertletzte der acht Silben zwar nicht die
normale, doch eine immer noch leidlich haulige Quantitat. So erklart sich often
bar, daft die entsprechende Gestalt der Tristubh recht erheblich seltener ist als
die mit Kttrze an dieser Stelle, wahrend an sich der Trismbheingang _ ii’
haufiger ist als -iz. — ^ — u. “
3) S. die Verhaltniszahlen bei Arnold 188. Arnold zeichnet den Typus mit
dem Mittelstuck (5-7) u|_w durch die Benennung Vasim verse aus und be-
merkt (S. 181); „The frequency of verses of this type in the Vasistha group suf-
ficiently accounts for the preference shewn to a late caesura". Aber die Frage
bleibt, was denn nun gerade dem ^Yas. verse" seine Haufigkeit verschafft hi
Zur Geschichte der Tristubh. 499
Fiir die Frage, die niis zur Betrachtung dieser Varietat ge-
fiihrt hat — nach dem Zuriichgehen der Tristabh auf eine rein
jambische Eeihe — ergibt sich wohl mit hinreichender Sicherheit,
da6 der in Rede stehende Typns als Zeugnis fiir eine iilteste
Jambenreibe nicht in Frage kommt. Er ist vielmehr deutlicher-
mafien Nenbildung. Damit ist nun freilich die Annahme einer ur-
spriinglichen solchen Reihe natiirlich nicht widerlegt. Ist das
vorliegende mit seiner iiberwiegend anapiistischen Mitte aus
einer solchen geformt, die nicht nur in der Idee vorgeschwebt
hatte, sondern tatsachlich vorhanden war. und deren eintonig jam-
bischen Verlauf eben man durch lebhaftere Bewegung zu nnter-
brechen bestrebt war? Ahnlich wie hinter dem Sloka mit seiner
Unterbrechnng des Jambenlaufs in der Vergangenheit die rein jam-
bische Annstubh tatsachlich gelegen hat? DaB in diesem Sinn
ehen die Geflissentlichkeit, mit der man in der Tristubh die durch-
gehenden Jamben vermeidet, als Hindeutung auf deren einstige
tatsachliche Geltnng zn beurteilen ware, mochte ich fiir durchaus
glaublich halten. GewiBheit freilich ist mit den bis jetzt znr Ver-
fiignng stehenden Mitteln nicht erreichbar. Ob vielleicht For-
schnngen auf dem Gebiet der Samantechnik weiter fiihren werden,
bleibt abzuwarten; groB ist meine Hoffnung darauf nicht.
2. Die altvedische Tristu bhreihe mit fiinfsilbi-
gem Eingang. Als das groBe Ereignis in der vorvedischen Ge-
schichte der Tristubh erscheint mir, daB neben T'* die Form T*" er-
schien.
Vielleicht indem das Pentadenmetrum
vorschwebte , verfiel man darauf, die elfsilbige Reihe hinter der
fiinften statt hinter der vierten zu teUen und ihr so pentadischen
Eingang zu geben. Der altgelaufige Anapast hinter der Casur
wurde dabei — charakteristisch fiir seine Beliebtheit — zu-
sammen mit der Casur selbst um eine Stelle verschoben *). So
fiel seine schlieBende Lange mit der den Reihenausgang erbfF-
nenden zusammen. Wie in T* schied die Casur auch hier i n ner-
lich Geschiedenes. Nach dem fiinfsilbigen Vorderteil — ^
ergab sich ein Hinterteil uu_u_i!.; nahezu Wiederholung des
Vorderteils, von ihm hauptsachlich durch die hinzukommende Ein-
1) Oder wMe der ganze Hergang richtiger so auszudriicken : man verliel
darauf, zwei Pentaden zu einer elfsilbigen Reihe zu gestalten, indem man der
zweiten eine Kiirze vorschlug und so zugleich den fiir jene Reihe charakteristi-
sfhen Anapast hinter der Casur gewann? Auch hei dieser Fassung wiirde die
Prioritat von T» einleuchten ; ohne dies Muster hatte man schwerlich an den
Vorschlag der Kiirze gedacht.
500
H. Oldenberg,
gangssilbe unterschieden : eine Kiirze, die gewissermaBen ein Ein-
klino'en dieses Teils der Reihe bezeichnete. Wie deutlich die so
sich ergebende annahernde flalbierung als solche empfanden vrarde,
'zeigt sich darin, daB nicht selten Reihen mit genauer solcher Hal-
bierung. Pentadenreihen von 5 + 5 Silben, in Tristabhliedern als
Aquivalente der Tristnbhreibe erscheinen, wie anch nmgekehrt
Tristubhreihen in Pentadenliedern ^). Das Verbal tnis des vorderen
und des um die eine Anfangssilbe langeren zweiten Teils stellte
sich der Phantasie vielleicht ahnlich dar, wie in Grriechenland das
der beiden Teile des Hexameters -) mit der Casur xard tgirov tgo^Klov :
U uw — u{
uu JbL.
Die Icten von T** entsprechen offenbar folgendem Schema:
Fraglich mag nur wie bei sein, ob anch
die Schlufisilbe der Reihe den Ictus trug. DaB ein solcher der
Silbe vor der Casur zukam, halte ich wegen deren quantitativer
Verschiedenheit von der Ictussilbe, die in vor der Casur steht,
fiir unwahrscheinlich®).
Im Eingang von T*’ herrschen die beiden Hauptformen
und entschiedener als die entsprechenden Hauptformen
des Eingangs von T* (^—u— und ^ ) iiber die Nebenformen
vor; unter jenen wiederum ist die mit kurzer dritter bemerkens-
wert haufiger als die mit der Lange *), Es scheint, daB hier, woran
schon Arnold (182) gedacht hat, EinfluB des Pentadenmetrums im
Spiel ist; wohl auch EinfluB der zweiten Reihenhalfte, deren Ahn-
lichkeit mit der ersten — von welcher Ahnlichkeit ja in T* nicht
die Rede sein kann — soeben hervorgehoben ist. Das Uberge-
wicht der kurzen dritten fiber die Liinge ist zwar bei weitem
nicht so stark wie in der Pentade ^), aber der Eingang von T** ist
ja eben auch keine Pentade, sondern steht in einer gewissen Mittel-
stellung zwischen dieser und dem alten Tristubheingang. Alles in
allem haben wir hier bemerkenswert scharfer ausgepragte Ver-
haltnisse als im Eingang von T*. Unter den Nebenformen, deren
1) Siehe meine Prolegomena 73. 97.
2) liber (lessen Entstehung damit natiirlich eine Ansicht nicht ausgesprochen
sein soli.
3) DaB in die fiinfte, unmittelbar vor der Casur stehende Silbe etwas
haufiger lang als kurz ist, erklart sich hinreichend aus der Beschafifenheit des
sprachlichen Materials. In T» uberwiegt an der Stelle vor der Casur bekanntlich
die Lange sehr entschieden.
4) S. die Tabellen bei Arnold 188. 194.
5) S. die Zahlungen in meinen Prolegomena 96.
Zur Geschichte der Tristubh.
501
Totalsumme gegenuber den Hauptformen bier eine sehr viel ge-
ringere ist als in T*, hat nnr einige Haufigkeit. Den
iibrigen wirkt teils die Abneigung gegen knrze vierte entgegen,
die bier starker ist als in T*, wo die vierte nnmittelbar vor der
Casar steht, teils die iiberall durchgehende Abneigung gegen Dolge
zweier Ktirzen in der zweiten und dritten.
Anch in der Mitte der Eeihe zeigt sich verglichen mit die
grofiere RegelmaBigkeit dieses Typus. Wie bekannt ist Lange
der ersten nach der Casnr recht wesentlich seltener als dort: ver-
mutlich weil bier diese Lange, auf die sechste Silbe fallend, zum
durchgebend jambiscben Verlauf stimmte, den man eben vermeiden
wollte.
Wir werden scbwerlich fehlgehen, wenn wir im Einklang mit
dem Zeugnis des Awesta (oben S. 491) den Gesamteindruck von
T*" als den einer Neuerung auffassen; icb denke, einer glatten,
gefalligen Umbildung des alien T% genauer von dessen beliebtester
Gestalt, der mit dem Anapast in der Mitte. Das harte Ani'ein-
andertreffen der Langen an siebenter und achter Stelle wird ver-
mieden; durch das Ganze geht leicht flieBende Bewegung, welcher
die Korresponsion der beiden Halften sinnfallige Einheitlichkeit
verleibt. Da6 die Neubildung in entgegengesetzter Richtung —
T“ nach T*" — voUzogen ware, verstande man schwer ^). Die Ein-
tonigkeit , die einst unter der Alleinherrschaft des bestandig sich
wiederholenden T® unvermeidlich gewesen sein muB , wurde nun-
mehr gemildert oder beseitigt , indem sich neben jenes der neue
Typus stellte, vom iilteren verschieden genug und doch nicht so
weit von ihm entfernt, daB er nicht als sein Aquivalent empfnnden
ware. Die Gleichheit von T® und T"* in den ersten Silben und im
Ausgang, die ubereinstimmende Bevorzugung des Anapast in der
Mitte, wenn auch nicht an der gleichen Stelle der Mitte, vor allem
auch die Gleichheit der Silbenzahl reichte offenbar hin, die teil-
weise Divergenz der rhythmischen Bewegung als minder wesent-
lich erscheinen zu lassen.
3. Die altere Ubergangszeit. Wahrend der erste ent-
scheidende Vorgang in der Entwicklung der Tristubhreihe , die
Schopfung von T** , vor der Uberliet'erung liegt , konnen wir den
zweiten, das Hinstreben auf die einheitliche Form der spateren
1) Ware T “ mit seinem Anapast aus T*' entwickelt, ist es dann wahrschein-
lich, daB sich weiter in T» neben die anapastische noch die andern Formen der
Mitte gestellt batten? Es scheint mir bezeichnend, daB in T» die ganze Menge
dieser Formen vorliegt, T>> mit einer von ihnen verknupft ist — ich meine, eine
von ihnen zu ihrem Ausgangspunkt hat.
H. Oldenberg,
502
Zeit mit dem Mittelstack Schritt fir Schritt in den Texten
verfolgen.
Die Umwalznng, von der zu sprechen ist, setzt spater ein als
die, welche die achtsilbige Reihe betroffen hat. In den jungsten
Teilen des Rgveda siad Sparen von ihr kaum mit Sicherheit zn
finden. Es laBt sich gegenwartig noch nicht iibersehen, ob die
jiingeren Samhitas solche Spuren zeigen; da6 nns far den Atharva-
veda eine Arbeit fehlt, wie Arnold sie so ausgezeichnet fiir den
Rgveda getan hat, macht sich auch hier nur allzu fiihlbar. Mit
Entschiedenheit zeichnet sich, so viel bis jetzt erkennbar, der be-
treffende Vorgang znerst in den Brahmanas and alteren Upanisaden
ab. Es ware nutzlich, die Materialien aus diesen Texten — sie
sind im Vergleich mit denen der vorangehenden nnd der fulgenden
Periode recht sparlich — vollstandig za sammeln. Doch reicht
das gegenwartig Zasammengebrachte w ihl schon hin, wenigstens
die Hauptziige der Entwicklung erkennbar za machen. Ich ver-
weise auf meine Zahlungen ZDMG. XXXVII, 61 nnd aaf die Kiih-
nans. Ohne da6 sich eine vollkommen scharfe Grenze ziehen
lieBe, konnen wir den eben bezeichneten Texten der „alteren
Ubergangszeit“ dann eine weitere Textmasse anreihen, die
wir einer „jungeren Ubergangszeit“ zaschreiben. Sie reicht
von Upanisaden der nicht altesten Grnppe, wie der Katha Up., bis
zn breiten Sehichten des gro6en Epos. Hier ist zuvorderst von
der alteren Periode za sprechen.
Die entscheidenden Wandlangen vollziehen sich in der Mitte
der Reihe. Die den Eingang betreffenden Vorgange sind charak-
teristisch genng, stehen aber an Bedeatung hinter jenen nnver-
kennbar zuriick.
In den Mittelsilben 5—7 zunachst von T» gewinnt die Gestalt
|_u_ erheblich an Terrain’). VerhaltnismaBig noch mehr |_uu;
diese urspriinglich stark zuriicktretende Form holt die vorange-
hende naheza ein. Die von altersher weitaus haafigste Gestalt
der Mitte von T*, |uu_, behalt den alten Vorsprang fur jetzt
noch nngefahr unverandert. Zweifelhaft bleibt die Stellung des
ohnehin zurucktretenden |
Was T** anlangt, so behalt die Mitte _ jou etwa unveranderte
1) Dafi schon in gewissen Partien des Rgveda eine bemerkenswert starkere
Neigung fur j_u_ herrscht als anderwarts, hat Arnold Ved. Metre 53 hervor-
gehoben. Auch hier verbindet sich damit ein Ansteigen der Haufigkeit von |
Doch bedentet das keine Vorliebe fiir lange fiinfte im allgemeinen, die sich in Ver-
schiebung des Verhaltnisses von _|uu undufwo zn gunsten der ersten Form
aoSern muBte. Siehe die Tabelle bei Arnold 188.
Zur Geschichte der Tristubh. 503
Geltnng ; u | u u geht entschieden zuriick ; die Nebenformen von
T*” verschwinden.
AnBerhalb von nnd T** beginnt sich ein Typns mit der
Mitte (ohne Casur) zu zeigen ‘).
Wenn anch das Zahlenmaterial , auf dem diese Feststellungen
bernben, recht beschrankt ist, darfen wir ihnen doch um so eher
vertrauen, als sie sich mit den bestimmt erkennbaren Vorgangen
der dann folgenden Periode in iiberzengender Konseqnenz zn-
sammenscblieBen.
Polgende Motive scheinen aus den beigebrachten Einzelheiten
bervorzntreten.
Es zeigt sich eine sehr entschiedene Tendenz fur die lange
fiinfte Silbe. Dem entsprechend wachst in T* die Geltnng von
j _w_ nnd I— uu, wahrend |uu— sich eben nnr behauptet. In T**
verschiebt sich das Verhaltnis von _|ou nnd u|uo zu Gnnsten
der ersteren Form. Die lange fiinfte nun steht in nnverkennbarer
Beziehung zur kurzen sechsten. Diese ist ohnehin in starkster
IJberzahl vorhanden; entgegenstehende Moglichkeiten verschwinden
jetzt fast spurlos. An der siebenten SteUe, wo in T* von alters-
her die Lange dominierte , iiberwiegt sie anch jetzt noch. Da6
|uu_ sich halt, sogar zunimmt, zeigt, dab von Abneigung
gegen lange siebente einstweilen noch nicht die Rede sein kann.
A her das besonders starke Zunehmen des in alter Zeit zuriicktre-
tenden |_uu gibt doch eine erste Hindeutung darauf, dab Vorliebe
fiir kurze siebente, die ja in T*" ohnehin herrscht, im Begriff ist
sich anch in T* festzusetzen. So kundigt sich, fiir jetzt noch
leise, eine Tendenz an, deren Ziel die Gestalt — wu der Mittel-
silben ist. Es ist bezeichnend, dab jetzt anch casurlose Reihen
eben mit diesen MittelsUben aufzntreten anfangen. So arbeitet
sich an der Stelle der Reihe, wo friiher die anapastische Bewe-
gung herrschte, ein neues Motiv heraus. Nach dem autsteigenden
Rhythmus des Eingangs setzt ein Abstieg ein. Die in der vierten
Silbe erreichte Hbhe wird in der fiint'ten noch festgehalten , um
den Ausgangspunkt fiir die Senkung der sechsten abzugeben. Die
siebente bleibt in iiberwiegend lang wohl eben nur, weil sie
das friiher war. Ein positiver Antrieb zu neuem Anstieg ist hier
nicht vorhanden. Vielmehr kiindigt sich die Tendenz an, in der
einmal eingeschlagenen absteigenden Ricbtung auch in der siebenten
Silbe zu verharren und so, unter Aufgabe des schwerfalligen Cre-
1) Dahin rechne ich auch —^1'-'; das Wortende hinter der sechsten ist wohl
znfallig.
504
H. Oldenb erg
ticus, eine daktylische Reihenmitte zn schaffen, die sick mit dem
trochaischen Reihenausgang in ahnlicher Weise znsammenschlieBt,
wie das bei den Griechen — die Parallele ist langst bemerkt
worden — in den logaodischen Reihen geschah. Der harte Zu-
sammenstoB der Langen an der siebenten nnd achten Stelle, den
schon die Form T** vermieden hatte, wurde, wie man sieht, im
Verlanf dieser Bewegong auch ans entfernt. Moglich, dafi
das Bedurfnis, fiir zwei aufeinander folgende Kiirzen vieler hanfiger
Worte Ranm zn schaffen, jetzt, wo die neu beliebte Lange der
fiinften dies erschwerte, mitgewirkt hat, die erwachende Vorliebe
fiir die kurze siebente zn starken. DaB im Daktylns der Silben
5 — 7 die Lange den Ictus trug, wird man nicht bezweifeln.
Die beschriebenen nenen Tendenzen bauten sich so zu sagen
zuniichst, wie das begreiflich ist, in das alte Gemauer ein, dessen
GrundriB durch die Casur in ihrer einen oder andern Stellung be-
stimmt wurde. Im Grnnde war doch die Casnr antiquiert. In
ihrer Stellung nach der fiinften, die Abwartsbewegung von _ ] u
zerschneidend, stand sie mit dem nenen Motiv wenig imEinklang.
Aber auch hinter der vierten, zwischen das Aufwiirts der Jamben
im Eingang und das unmittelbar dem antwortende Abwarts des
Daktylns oder das Hinundherwogen des Creticus eine Casur zu
setzen lag kein entschiedener Antrieb vor. So erscheinen jetzt
in bald stark steigender Zahl die Falle ihrer Vernachlassi-
gung. Charakteristisch ist auch der Unterschied gegeniiber der
alten Zeit in der Behandlung ihres Verhaltnisses zum Quantitaten-
schema. Einst beherrschte sie dies Schema; je nach ihrer Stel-
lung schob sich der Anapast hin und her. Jetzt arbeitete die Ent-
wicklung auf unabhangige Pestigkeit des Schemas hin; in dem
Fall, dem diese Bewegnng als dem Hauptfall zustrebte, mit der
Mitte — i-'u, mochte die Casur an der einen oder an der andern
Stelle oder bald auch iiberbanpt nicht hineinschneiden , ohne daB
die Quantitatsverhaltnisse dadurch wesentlich alteriert wurden.
So lange man immerhin doch noch an der Casur festhielt, lag es
nah , daB unter ihren beiden Stellungen die vordere , welche die
Bewegung von der langen fiinften zur kurzen sechsten nicht retar-
dierte, an Beliebtheit zunahm. Die in alter Zeit bevorzugte Mitte
— I u u , die den Daktylus bereits vollstandig aufweist^) , zeigt doch
nicht wachsende Haufigkeit, wahrend es die der neuen Tendenz
1) Freilich scheint die Lange dieses Daktylns im alten _|uu den Ictus
nicht getragen zu haben (vgl. S. 500), der ihr spiiter zufiel, wie sich das darin zu
erkennen gibt, daB in alter Zeit w | u c gleichberechtigt daneben stand , spater
nicht. Vgl. oben S. 502 f.
Zur Geschichte der Tristubh. • 505
entsprechenden Formen der Mitte mitCasnr nach der vierten sind
I — u_ und I — uu, die jetzt ansehnlich an Geltnng gewinnen.
Tiber den Eingang der Reihe in dieser Periode wage ich einst-
weilen keine Behaaptnngen. Hier zu einem klaren Bilde zn ge-
langen wird anf das wesentlichste dadnrck erschwert, da6 fiir die
BehandJung der Tristubh — nicht in gleichem Mafie fiir die des
Sloka — jetzt eine starke Neigung zn Freiheiten aller Art,
iiberzahligen BUdungen u. s. w. charakteristisch ist ®). Wenn es
in der Tat gelingen kann, in diesem chaotischen Gesichtsfeld das
Bild der Reihenmitte in sicheren TJmrissen zn erkennen, wird es
angezeigt sein hinsichtlich des Eingangs, wenn nicht zn verzickten,
so doch die Herstellnng einer voUstandigen Materialiensammlnng
abznwarten. Gegenwartig muB es geniigen zn konstatieren , da6
das alsbald darznlegende Gesetz, das im foigenden Zeitalter fiir
die Qnantitat der dritten Silbe des Eingangs gegolten hat, jetzt
allem Anschein nach noch nicht in Kraft stand ^).
4. Die jiingere Ub er gangs zeit. Es scheint zweck-
mafiig, Zwischenstufen vorlanfig iiberspringend die Weiterentwick-
lung sogleich an einer Stelle anfzufassen, wo sie zn einem deut-
lich erkennbaren Ruhepnnkt gelangt ist. Von da aus warden die
Mittelglieder in ihrer charakteristischen Erscheinnng leichter ver-
standlich werden.
Ich wahle, um leichten tlberblick zn ermbglichen *), die Tristnbh-
partien der Bhagavadgita, fiir die zn verzeichnen ist^):
1) Und schon vorher in groBen Teilen des Athairayeda , dann auch in der
nachstjiingeren Literatur.
2) Man mochte in dieser wie in andem Beziehnngen anf die Tristubh dieses
Zeitalters anwenden , was Caesius Bassus vom Saturnier sagt (Leo, Der Satur-
nische Vers 10): nostri antem antiqni . . . usi sunt eo non observata lege nec uno
genere custodito, ut inter se consentiant versus, sed praeterquam quod durissimos
fecerunt, etiam alios breviores alios longiores inseruerunt.
3) Wir sehen dies Gesetz in einem Text wie der Eatha Up. erst im Werden
(s. unten S. 510). Doch ist nicht ausgeschlossen , daB die Zahlenverhaltnisse von
Sat. Br. XIV, 7, 1. 2 schon ahnlicb zu deuten sind. In Sat. Br. XII, 3, 1 ; 3, 2
7. 8 ist davon nichts zu bemerken.
4) Die iiberaus verdienstlichen Zahlungen Zubatys (ZDMG. XLIII, 619 ff.),
die das ganze Mahabharata betreffen , konnen , da sie sich auf die Produkte der
verschiedenen Entwicklungsstadien zugleich beziehen, das Bild eines einzelnen
solchen Stadiums der Natur der Sache nach nicht in voller Anscbaulichkeit her-
vortreten lassen.
5) Hier und in den folgenden Tabellen ist Jagati der Tristubh gleich ge-
rechnet und sind die wenigen Falle, in denen Casur hinter der 4. oder 5. Silbe
angenommen werden kann, nach Gutdiinken entschieden.
Kgl. Oes, d. Wiss. Nachrichten. Fhil.-hist Klasse. 1915. Heft 3.
34
606
H. Oldenberg,
Mitte
(Silben 5—7)
Dritte Silbe des Eingangs *)
1
knrz j lang
1 uu
32
10
1_ u_
10
20
1 u u
14
8
1 u — u
—
1
1 uu
49
—
u [ u u
2
—
uu
(ohne Casur)
62
Dazu vier iiberzahlige Reihen^).
Wir finden bier von den T*-Typen | znr groBten Haufig-
keit anfgestiegen ; dies hat vor der Form I-'-'—, beide haben vor
der alien Hauptfomi [uu— den Vorspmng gewonnen. Von den
T*’-Typen hat _|uj annahernd die Alleinherrschaft erreicht; u|uu
ist nahezn verschwnnden. T* uberwiegt T*” an Haufigkeit recht
stark. Neben beidem aber haben sich haufig Reihen ohne Casar
eingestellt, dnrchweg mit der Mitte _ou.
Man sieht, wie diese V erhaltnisse sich durchans in den vorher
beschriebenen Richtungen weiter entwickelt haben. Die Quanti-
taten der Mitte herrschen entschieden vor, ohne doch allein-
herrschend geworden zu sein. Der casurlose Typus ist zu starker
Haufigkeit angestiegen ; insofem zeigt sich die Bedeutnng der Casur
wesentlich abgeschwacht. Auch darin ist, wie eben schon beriihrt
wurde, in gewisser "Weise dieselbe Abschwachung erkennbar. da6
jetzt die in den Quantitaten einander gleichen drei Typen j— uu,
— |uu und das casurlose —uu der Haufigkeit nach an der Spitze
stehen, wobei ofFenbar das Schema der Quantitaten entscheidend,
die Casur annahernd gleichgiltig ist. In andern Beziehungen frei-
lich zeigt sich deutlich, dafi die Casur noch immer einen Rest von
1) Der Eingang, bis zur vierten Silbe gerechnet, hat durchweg lange zweite
und vierte.
2) Zwei davon gehoren wohl dem Wesen der Sache nach dem Typus | — u../
mit kurzer dritter zu. Nur ist die Lange nach der Casur in zwei Kiirzen auf-
gelbst. Die beiden andern haben — mit funfsilbigem Vorderglied (o ,
u_u) statt des viersilbigen ; ein Typus, auf den unten fNr. 5) zuruckzu-
kommen ist.
Zur Geschichte der Tristubh. * 507
Lebenskraft bewahrt hat: die Mitten _u_ nnd uu_ kommen nnr
mit vorangehender Casur vor; sie wiirden eben bei Casor nach
der fimfteii die schon im Veda namentlich fiir den Fall dieser
Casnr energisch abgelehnte lange zweite hinter der Casur ergeben
haben.
Wichtig ist sodann die sehr scharf ausgepragte Behandlung
des Eingangs. Alle Eingange, die nicht lange zweite und vierte
haben, sind jetzt verscbwunden. Was aber die dritte anlangt, so
scheiden sich die Glestalten der Blitte, die im Eingang die knrze
dritte verlangen, namlich — |uo, das casnrlose _uu nnd wohl auch
u I u u ^), nnd andrerseits die iibrigen Mitteformen, die beide Qnan-
titaten der dritten gestatten: |— [uu_ (dazn das ans-
nahmsweise | u _ u). Casnr nach der vierten also labt beliebige
dritte zu; Casur nach der flinften nnd fehlende Casur fordert die
Kiirze®). Das zu Grunde liegende Motiv anfzudecken oder unter
den denkbaren Motiven das richtige herauszufinden ist wohl nicht
leicht. Auf der einen Seite ist vielleicht Fortleben nnd Steige-
rung jener Tendenz anzunehmen, die schon im Rgveda im langeren
Reiheneingang , anders als im kiirzeren, der kurzen dritten einen
gewissen Vorzug einranmte; dem Tonfall der zweiten Reihenhalfte
sollte schon die erste entsprechen. Auf der andern Seite mochte
ein fiinfsilbiger Komplex entschiedener als ein viersilbiger der nn-
gegliederten Anfeinanderfolge von Langen zu widerstreben scheinen,
dringender die Artikulation durch Kiirze der Senknng in seiner
Mitte verlangen. Wo es dann wohl verstandlich ist, daB die nen
entstehende casnrlose Form an dieser bestimmteren Ansgestaltnng
des b-Typus teilnahm. Spielte vielleicht auch die Empfindnng mit,
daJB vor der absteigenden Bewegung der Mitte — | u u oder des
casurlosen der jambische Aufstieg deutlich hervorgehoben
werden muBte? Dagegen spricht, daB das betreffende Gesetz fiir
die Mitte |_u>j nicht gilt, vor welcher Mitte freilich wiederum
andrerseits die knrze dritte, wenn sie auch nicht geboten ist, doch
bemerkenswert iiberwiegt *).
1) Wie sich bei dieser seltenen, in der Bhagavadgita nur 2mal vertretenen
Mitte die Verhaltnisse im ganzen Mahabharata stellen , zeigt Z u b a t y a. a. O.
634 f. (unter Nr. 56. 57. 59. 61;: lange dritte erscheint in der Tat einigemal, aber
doch nur ganz ausnahmsweise.
2) Wenn der Gang der vorliegenden Auseinandersetzuugen es mit sich bringt,
daB diese Regel bier ausgesprochen wird, so beanspruche ich damit keineswegs
wie dem Kundigen nicht erst gesagt zu werden braucht — sie entdeckt zu
haben. Vgl. u. a. Kiihnan 193; Zubaty a. a. 0. 627. 630.
3) So in der Bhagavadgita (oben S. 506) und ofiFenbar iiherhaupt im Epos
(Zubaty a. a. 0. 627. 630) ; schon vorher in der Svetasvatara Up. (nicht so in der
34 *
508
H. Oldenberg,
Bemerktmg verdient noch faei der Mitte | _ u _ , welche beide
Eingange zulaBt, das starke Uberwiegen dessen mit der langen
dritten '). Das ist kein in den verhaltnismaBig kleinen Zahlen der
Bhagavadgita an sich denkbarer Znfall. Die das ganze Mahabba-
rata betreffenden Zablungen Zabatys (a. a. 0. 630) zeigen dasselbe
Verbal tnis im groBen, nnd zwar genaner in der Form, daB bei der
Mitte j_u_ nnd in geringerem Ma6 auch bei der Mitte juu —
speziell der Eingang mit langer erster nnd dritter bevorzngt
wird -). In der spateren Metrik bat, wie bekannt, die bier bespro-
cbene N eignng znr Bildung der V ersmaBe Salini ( |
nnd Vatormi ( u_ii) gefiibrt, Fublten die episcben
Verstecbniker den Wunscb, bei der Mitte l_u_, die scbwereres
Gewicht batte als die banfigere 1— uu, dies Gewicht dnrcb Bevor-
zngung der langen ersten nnd dritten nocb zu verstarken nnd da-
durcb dieser Eeihe eine besondere Wucbtigkeit zn verleiben? —
So ist bier nicbt ohne Feinbeit eine Vielbeit gleicbwertiger
nnd docb gegen einander nuancierter Formen znsammengeordnet :
obenan der flanpttypns mit der daktyliscben Mitte, der aus dem
docb nicbt vollstandigen ZusammenflieBen mebrerer, bei scbarfer
Betracbtung nocb nnterscbeidbarer Gestalten sicb gebildet hat;
dann mannigfaltige Nebentjqpen verscbiedenen Cbarakters. In dieser
Form stebt die elfsilbige Keihe innerhalb weiter literarischer Massen
vollstandig oder annabernd fest*); die im FluB begrifPene Ent-
wicklang hat da einen wenigstens vorlanfigen Haltepnnkt erreicht.
Geben wir nun von dort ans wieder einen Schritt riickwarts, so
•finden wir einen Zustand, wo das, was wir eben in fertiger Ge-
setzmaBigkeit antrafen, erst im Begriff ist, sicb zu dieser beraus-
znbilden; fiir jetzt ist es nnr eine mebr oder minder entschiedene
Yorliebe, die sicb anf den betreffenden Typns richtet. Diesem
Yorstadinm scbeint mir die Tristubh (Jagati) der Katha- nnd
Sv etasvataraUpanisad sowie der in einigen Dbarmasutras
begegnenden Zitate auzugehoren. Ich lege folgende Zablungen vor ■*) :
Katha Up.; s. unten S. 509); in auffallendem MaBe dann in den S. 509 behandelten
Dbarmasutras. DaB da eine gewisse Gemeinsamkeit der Mitten | —ou und — |
bz. —uu im Spiel ist, ist wohl wahrstheinlich. Zu dem bier Gesagten wurde die
unten S. 510 A. 1 ausgesprochene Vermutung, daB der Fall der Mitte '^1'.^'-'
urspriinglich abweichend behandelt wurde, gut passen.
1) Im Gegensatz zur Mitte |— a. die vorige Anmerkung.
2) Bei meinen eignen Zablungen babe ich leider im Glauben an die Indiffe-
renz der ersten Silbe diese Verhaltnisse zu beachten unterlassen.
3) Man vergleiche beispielsweise die Angaben Zubatys uber den Bestand des
groBen Epos, a. a. 0. 648 f. (§ 49).
4) Altere vediscbe Verse, die in den betreffenden Texten angefuhrt oder
Zur Geschichte der Tristubh.
509
Katha und SvetaSvatara Upanisad^).
Mitte
(Silben 5 — 7)
Regelmafiige
Dritte kurz
r Eingang*)
Dritte lang
Unregel-
mafiiger
Eingang
1
13. 32
9. 9
7. 3
l_u_
23. 16
18. 28
7. 4
1
6. 3
21. 16
10. 7*)
1 uu u
T* mit unregel-
mafiiger Mitte
2. 1
5.
1. 1.
1. —
[ WU
27. 70
6. 7
—
U 1 u u
T^, unreg. Mitte
6. 10
1.
9. 6
'3
2. 3
—ouohne Casur
Unreg. Mitte
ohne Casur
6. 32
1.
2. 2
4
1. 1
Baudhayana Dharm. und Vasistha Dharm. ^).
Mitte
(Silben 5—7)
RegelnkBiger Eingang
Dritte kurz | Dritte lang
Unregel-
mafiiger
Eingang
1 — uu
4. 14
— . 1
1. 1
1 —
3. 6
5. 5
—
j uu
2. 3
6. 3
1. 1
1 u wu
1. 1
1. —
2. —
1 u u
10. 29
1. 3
1. 1
u| uu
1. —
—
VJU
olme Casur
pi
to
0
1. —
—
ohne Casur
— . 1
—
—
wiederholt werden, sind naturlich unberiicbsichtigt gelassen. Ebenso die grofien
Mengen uberzahliger oder sonst ganz unregelmafiiger Reihen ; anf einige nnter
diesea hervortretende Typen komme ich unten (Nr. 5) zuiiick. Die seltenen Dnregel-
maBigkeiten des Ausgangs babe ich nicht berucksichtigt.
1) Von den jedesmal gegebenen zwei Zahlen betrifft die erste die KU. , die
zweite die §v. D.
2) D. h., bis zur viertenSilbe gerechnet, —
510
H. Oldenberg,
In diesen Zahlen tritt der Zusanunenhang mit dem Stadium
der Bhagavadgita , zugleich aber anch der altertiimLichere Cha-
racter der hier untersuchten Versifikation deutlich hervor. Die
Stellung der Casnr nach der vierten (vgl. oben S. 506) iiberwiegt
dnrchweg, wenn anch in verschiedenem Ma6e. Casurlose Beihen
sind, anfier im Vasistham, noch nicht so haufig geworden wie in
der Bhagavadgita; allerdings mag dabei mitspielen, da6 sich in
dieser zahlreiche lange Komposita finden. Die daktylische Mitte
hat, wieder auBer im Vasistham, noch nicht das Ubergewicht er-
reicht wie in der Bhagavadgita. Das Mittelstuck ]uuu ist noch
nicht. wie in dieser, verschwunden ; die Mitte vj|uu ist wenigstens
in den IFpanisaden noch ziemlich haufig. Besonders deutlich tritt
die Verschiedenheit des Entwicklnngsstadiums im Reiheneingang
hervor. Die von (bz. verschiedenen Formen
des Eingangs sind noch entfernt nicht verschwunden. Die Ab-
hangigkeit der Zulassung der langen dritten von der Stellung der
Casur ist schon zur Regel geworden^), aber namentlich in den
Upanisaden zeigen verhaltnismafiig zahlreiche Ausnahmen, dafi
diese Regel sich doch noch keineswegs vollstandig dtrrchgesetzt
hat. Das Ubergewicht der langen dritten im Fall der Mitte l_u_
ist (anfier in ^vet. Up.?) noch nicht bemerkbar. Von den beiden
Upanisaden scheint sich anch im Metrum, wie das zu den sonstigen
Erwagungen stinunt, die Katha Up. als die Sltere zu erweisen.
5. Uberzahlige Reihen. In der Ubergangszeit sind, wie
schon beriihrt wurde, uberzahlige Reihen sehr haufig, weitaus hau-
figer als unterzahlige. Das Gefafi des Verses kann die Fiille
dessen, was man zu sagen hat, oft nicht fassen. Und ofFenbar
war dem Formgefiihl eine Reihe, die alles Notige enthielt — nur
noch daruber hinaus eine Zugabe — , ertragHcher als eine solche,
die irgendwo verstiimmelt schien. Selbst die sorgfaltige Versifi-
kation der Bhagavadgita liefi die Reihen zu
W 1 \j
na caitad vidmak kataran no garlyah
Kj 1 W VJ \j \j
yad vd jayema yadi va no jayeyuh ;
3) Uberwiegend ¥on der Form — ^ f dann uu, ^
u. s. w.
4) Danmter eine oft wiederholte stehende Wendung.
5) Jedesmal betrifft die erste Zahl Baudhayana, die zweite das Vasistham.
1) Die Zahlen fiir die Upanisaden legen aber den Gedanken nahe, daB da-
mals in Ti> die Bevorzugung der kurzen dritten nur fiir die Mitte — | ^ , noch
nicht fur u |uvj gait. Vgl. oben S. 507 Anm. 3.
Zur Geschichte der Tristubh. 511
man darf annehmen, daB derartiges als durchans voUgiltig be-
tracbtet worden ist.
Nahere Priifung der iiberzahligen Reihen des groBen Epos,
deren Bau man dank der Sorgfalt Znbatys (a. a. 0. 637 ff. ; vgl.
ancb Hopkins, The Grreat Epic 286 ff.) leicht iiberblicken kann,
stellt einige Tatsachen herans, anf die hinzuweisen niitzlich scheint.
Seit vedischer Zeit ^), wie bekannt, bernbt die typische Hanpt-
form der Uberzahligkeit in der Tristnbbmetrik daranf, daB statt
des kiirzeren Vordergliedes and langeren Hintergliedes , oder des
langeren Vordergliedes nnd kiirzeren Hintergliedes, das langere
Vorderglied nnd das langere Hinterglied zusammengefiigt sind.
Hier zeigt nnn das Epos entschiedenste Vorliebe fiir folgende drei
Kombinationen :
1. ^ — u juu
2. ^ U, 1 u * * ^
3. |-_u u-w").
Das Motiv, au£ dem die erste Form beruht, ist leicbt verstandlich.
Der Poet hob an mit dem Eingang der in diesem Zeitalter ban-
figsten Reihenformen (Zubat;^ 627): Hack der Casur
fuhr er dann, eben dieser Form entsprechend, fort mit uu Aber
dabei geriet er aus dem normalen Geleise uu_u_^ in das zuerst
diesem gleich verlaufende, ebenfalls recht haufige andre (Znb. 630)
wu So begreift sich der Hergang besser als durch die
Annahme , daB dem Dichter schon anfangs als Ziel die zweite
Halfte uu vorschwebte nnd ihm dann die zngeborige
erste Halfte um eine Silbe zu lang geriet. Denn da zn jener
zweiten Halfte hanfiger das Vorderglied -=: alsi!._u_ gehort
(Znb. 630), versteht man anf diese Weise nicht, wanim der in
Rede stehenden iiberzahligen Form kurze dritte znkommt®).
Anders mufi der psychologische Vorgang bei der dritten oben
verzeichneten Kombination gedacht werden. Hier ist in der Tat
von der schon anfangs vorschwebenden Vorstellung des zweiten
Teils auszngehen. Denn ein erster Teil kommt nor-
malerweise iiberhanpt nicht vor^). Unzweifelhaft veranlaBte die
1) Vgl. meine Prolegomena 66 ff.
2) Dies die Vaisvadevi der klassischen Metiik.
3) Die im iibrigen gleiche Form mit langer dritter ist wesentlich seltener
(Zub. 638).
4) Er findet sich, auBer in der eben in Frage stehenden Kombination, noch
in Znbatys Nummem 60. 82. 112. Die beiden letzten sind selbst uberzahlig und
kommen als Ausgangspunkt fur jene viel haufigere iiberzahlige Form nicht in
Betracht. Ebenso wenig aber Nr. 60. Wie hatte diese an sich nicht besonders
512
H. Oldenberg,
Absicht einen zweiten Teil — u zu bilden, dazu, den ersten
Teil aus lauter Langen herzastellen (vgl. was oben S. 508 fiber
die hieranf gerichtete Vorliebe bemerkt ist); nur geriet diese
Langenreihe eben in Anlehnnng an andre ffinfsilbige Reihen nm
eine Silbe zu lang.
Die zweite der obigen Kombinationen endlicb mag einerseits
auf dem hanfigen Typus (Zub. S. 630), andrer-
seits auf der hanfigsten Form des Eingangs (dazu dann
vielleicht noch auf der ersten Kombinationsform?) beruben.
Bemerkenswert ist, da6 die beliebteren Typen dieser fiberzah-
ligen Reihen immer nur das Mittelstfick _juu_ oder _|_u_
haben, aber nicht _ j _ u u ^). Es scheint, da6 die fiberzahlige Form
mit dem Daktylus deshalb der Phantasie femer lag, weil die
Hauptform dieses Zeitalters den Daktylus hatte nnd die besondere
Gelaufigkeit dieses G-eleises Entgleisungen erschweren mochte.
Blicken wir von diesen Verhaltnissen des groBen Epos auf die
Katha und Svetas vatara Upanisad hinfiber, in denen wir vorher
den epischen Zustand sich vorbereiten sahen, so finden wir auch
hier Akuliches, namentlich in der Sv. U., in der sich eine ziemlich
ausgepragte Sachlage herausgebildet hat, wahrend in der KU. noch
bunte, offenbar den Stempel hoheren Altertums tragende Verwirrt-
heit herrscht.
Als zweite Reihenhalfte ist in derKU. am haufigsten uu u_ ;
wenn die vorangehende erste Hiilfte am haufigsten die Gestalt
hat (4mal), so entspricht das dem ersten der oben an-
gegebenen drei Haupttypen des Epos^). Es folgt die hier noch
nicht so wie spater zurfickgedrangte zweite Halfte
(4mal, darunter 2mal mit dem Eingang ^)). Weiter die
zweite Halfte u— i!.; wenn die 2 mal den Eingang ^
hat*), so konnte sich hier der obige 3. Typus (S. 511) vorbereiten.
Endlich zweite Halfte mit dem Eingang w
baufige normalzahlige , aber in ihren Qaantitaten der Norm nicht entsprechende
Form eine uberzahlige viel haufigere, in den Quantitaten des Hintergliedes voll-
kommen anders gebildete hervorgerufen ?
1) Verhaltnismafiig seltene solche Formen gibt Zubaty S, 639 unter Nr.
107 — 115- Vgl. auch Hopkins 288.
2) Die andern Eingange vor demselben zweiten Teil (wobei kleine Unregel-
maBigkeiten von dessen Ausgang nicht berucksichtigt sind) in der KU. sind
(2mal), (2nial), u_u, ^
1 mal).
3) Eingang in den beiden andern Fallen; — uuu_,
4) AuBerdem der Eingang (Imal).
Zur Geschichte der Tristubh.
B13
(Imal). Man sieht, dafi im G-anzen fiir denEingang be-
sondere Vorliebe herrscht; das pa6t in den sonstigen Entwicklongs-
gang gut hinein. In der SvU. findet sich: zweiter Teil uu
davor Eingang meist (lOmal!): der erste epische Typns
von S. 511^). — Zweiter Teil _u u — davor Eingang meist
(5mal) bz. u (2mal), sowie (3mal): der
dritte nnd zweite obige epische Typus^). — Seltener ist, wie im
Epos, der zweite Teil — UU U ^ (4mal); davor Eingang ii._u
(2mal)®). — Je eimnal finden sich die zweiten Teile uuu_u_u
(davor: - — u ) und u u (davor: ).
Halt man das alles znsammen mit den rgvedischen Materialien,
die ich vor langer Zeit vorgelegt habe*), so ergibt sich ein Bild
davon — natiirlich wird dies der Vervollstandignng durch Fest-
steUungen iiber die jiingeren Satphitas, die Brahmanas nnd altesten
TJpanisaden bediirfen — , wie die allgemeine Geschichte der Tristubh
sich anf dem speziellen Gebiet dieser hberzahligen Tristubhreihen
widerspiegelt.
6. Die Tristubh des alten Buddhismus. An die
fest ausgepragte Tristubh der epischen Schichten, als deren Repra-
sentantin wir etwa die Bhagavadgita betrachten konnen, schlieBt
sich in andern Partien des grofien Gedichts und im Ramayana die
gegen die Casnr gleichgiltig gewordene, allein das eine Schema
bestandig wiederholende : womit die Geschichte
dieses VersmaBes im wesentlichen ihr Ziel erreicht hat.
Es bedarf baum der Bemerkung, dafi die Hervorhebung dieser
beiden Typen der epischen Tristubh eben nur ganz im GroBen die
Entwicklung der betreflE’enden Verhaltnisse charakterisieren soU.
Anf Einzelheiten, individuelle Eigentiimlichkeiten bestimmter Ab-
schnitte u. dgl. mehr (wie z. B. die sehr hervortretenden metrischen
Besonderheiten der Erzahlung von Vamadevas Rossen M. Bh. Ill, 192,
mit dem Vorherrschen der Mitte j»_u_ und der groBen Haufigkeit
iiberzahliger Reihen) lag es nicht in meiner Absicht einzugehen.
Nun aber ist zu fragen, wie sich in die betrachtete Entwicklung
die Verstechnik des alten buddhistischen Kanon einordnet ®).
1) Sonstige Eingange: ^ (je Imal). Die Abneigung
gegen die lange dritte im Typus 1^'-' — u — Jit kommt auch in dieser
uberzahligen Varietat zur Erscheinung.
2) Sonstige Eingange; — , (je Imal).
3) Sonstige Eingange: u > ^ —
4) Prolegomena a. a. O.
5) Ich babe mich mit dieser Frage scbon in der Gumpujakaumudi 10 f. be-
schaftigt. Das dort Gesagte aber bedarf auf Grand fortgeschrittener Kenntnis
der auBerbuddhistischen Tristubh mancher Erganzangen.
514
H. Oldenberg,
Neben den Zahlungen Fans bolls uber das Dhammapada
die leider die Casnr nicht berucksichtigen ^), lege ich die folgenden
fiber den Atthakavagga (Sntta Nipata) nnd fiber das erste Kapitel
(Devatasamyutta) des Samyutta Nikaya zu Grunde. Der ffir diese
Textscbicht geltenden Normalgestalt der ersten vier Silben der
Reihe ist die in einer Anzahl von Fallen auftretende
ffinfsilbige Form mit dem bekannten Vorschlag einer Kfirze (uu_u_)
gleichgerechnet worden. Die verschwindend seltenen Unregelmafiig-
keiten des Reihenansgangs sind nicht berficksichtigt ; ebensowenig
das gleichfalls recht seltene Anftreten einzelner Jagatireihen in-
mitten der Tristubh *).
Mitte
(Silben 5 — 7)
i
]
RegelmaBiger
Eingang
Unregelmafiiger
1 Eingang
1
1 uu
112. 26 ^
! 2"). 6“)
;_u_
1 12.3
1 — 1®)
1 Uvj ^
ij 5. 6
i - 1’)
1 u u u
2. —
— —
! u
7. —
V). -
1 1
j u u
167. 33 i
7 8). 218)
u 1 u
23. 9 1
3“). 118)
1
5. 3 i
— —
_i_u j
j
Ohne Casnr :
3. _
i
i 1
1 ~ “
1
1
UU
100. 36 1
1118). 1)4^
U
3. 1
— —
—
J. —
— —
VJ
1
ll
— —
1) Vgl. auch die Bemerkungen von Moore JAOS. XXVIII, 32G ff. uber das
Itivuttaka.
2) Zur Erganzung verweise ich auf meine Angaben ZDMG. XXXVII 61.
3) Pie erste Zahl der Tabelle betrifft jedesmal den Atthakavagga, die zweite
das Devatasamyutta. — Einzelne Falle, deren Beurteilung zweifelhaft ist, konnen
das Gesamtergebnis der Statistik nicht beeinflussen. Xaturlich steht nicht immer
fest, welches die genaue dem VerskUnstler vorschwebende Wortform war ; so kann
man vielfach zwischen -am und langem -am schwanken. '
4) Eingange , uw.
Zur Geschichte der Tristubh.
515
Daza kommen fiber- und Tmterzahlige Zeilen (Atth. : 12, Devat. :
10). Mit einer gewissen RegelmaBigkeit tritt unter ihnen die Ver-
bindung eines ffinfsilbigen ersten Reihenteils (fast immer ji— u ,
eirnnal mit einem siebensilbigen zweiten (fast immer
uu ji, einmal ) hervor (znsammen 6mal).
Diese Zablen ergeben ein sehr starkes Ubergewicht der Ge-
stalt in den Mittelsilben 5 — 7, gleichviel ob Wortende binter
der vierten oder ffinften^) oder an keiner der beiden Stellen
steht^). Terner fiberhaupt weitgehende Gleichgiltigkeit gegen die
Casur. Endlick sehr starkes Vorherrschen des normalen Eeihen.
eingangs. So nahert sich bier die Tristubhreihe , wie auch aus
Fansbolls Feststellongen fiber das Dhanunapada bervorgeht, in
hohem Grade dem Schema Aber was von
den Formen mit andrer Mitte als _uu fibrig ist, weist immerhin
deutlichste Spnren des alten von der Casur beherrschten Zustandes
auf. Wie es diesem entspricht, gehort zur Mitte _u_ und
fiberwiegend oder durchweg Casur nach der vierten, zur Mitte
uuw fiberwiegend die nach der ffinften. Fine klare Spur des
Alten liegt auch darin, dafi in den fiberzahligen Reiben von 5 + 7
Silben der zweite Teil, wie in der alten Zeit, weit fiberwiegend
die Gestalt uu hat und nur ausnahmsweise die in diesen
Texten selbst herrschende Gestalt dieses Teils Auch
in der Bildung des Eingangs erkennt man besonders im Devata-
samyutta hinter der Hfiile der modernen allein mit der kurzen
dritten arbeitenden Technik deutlich die Spur des alteren Zustandes.
5) Eingange uw — uu (^mit Kiirze als Vorschlag), (2iDal), — — ,
6) Eingang —
1 ) Ebenso.
8) Eingang u u.
ii) Eingange — u- (2mal), — (3mal), — (2mal).
lOj Eingange —
11) Eingange — uu— (2nial),
12) Eingang — uu — .
13) Eingange uu— (2 mal), (Tmal; niehrfach annahernd gleicber
Wortlaut), (mit Kiirze als Vorschlag).
14) Eingang — —
1) Letzteres bemerkenswert baufiger als ersteres, im Unterschied von den
friiher betrachteten Materialien. Ist das dahin zu deuten, dab jetzt, wo die Casur
sehr schwach oder verwiscbt war, der Grund zur Bevorzugung ibrer Stellung
nach der vierten fortfielV
2) Die Casur tritt im Ganzen doch wohl noch baufiger auf, als der bloBe
Znfall ergeben mufite; so im Dhammapada (ZDMG. XXXVII, 61).
516
H. Oldenberg,
Wenn von den wenigen hier sich findenden Eingangen mit langer
dritter vier vor den Mitten j_u_, |uu_ stehen and aaf
die so viel hanfigeren Mitten mit Casur nach der fiinften oder
ohne Casur nur ein solcher Fall kommt, wird hier doch eine
Nachwirknng des oben besprochenen Gesetzes vorliegen, das lange
dritte im Ganzen nur in T* gestattete. Man bemerke insonder-
heit, da6 auf nnr 7 Falle mit | u o _ und nur vier mit ! — — schon
je ein Fall der langen dritten kommt (beide in I, 4, 3 : anaganiva
pi 4 riso maccudheyya , na te Icama yani citrdni lolce. Ahnlicb im
Dhammapada. Dort finden sich zwei Falle mit langer dritter *) :
142 santo danto niyato brahmacdri , 354 sahbaddnnm dhaynmadanam
jinfiti^). Da6 beide nicht nur Casur nach der vierten, sondern auch
die seltenen Mitten i uu_ und 1— haben, ist wohl keiu Zufall®).
Bei alledem kann man sich nicht verbergen, daB die Ver-
gleichung der buddhistischen Tristubh etwa mit der der Bhagavad-
gita ein wesentlich andres Resultat ergibt, als man erwartet
hatte. In der so entschiedeneu Vorherrschaft der Mitte _>j>j
und des Eingangs ii_u_ zeigen die buddhistischen Texte eine An-
naherung an den klassischen Zustand , die in der Tat iiberrascht.
Was in ihnen als IJberrest sparlich fortexistiert , ist in der Bha-
gavadgita in vollem Leben vorhanden, Man wird dies vorurteilslos
wiirdigen und doch, wie wohl kaum ansdrucklich gesagt zu werden
braucht, nicht daran denken, den Suttanipata oder das Dhamma-
pada darum fur junger als die Bhagavadgita zu erklaren. Auf
andern Gebieten liegende Momente wiirden das unmoglich machen,
mit denen auf Seiten der Metrik die Vergleichung der ^lokatechnik
im Einklang steht. Wir v?erden ohne die Annahme eines lang-
sameren und eines schnelleren Entwicklungstempos in den ver-
schiedenen literarischen , vermutlich auch in den geographischen
Bereichen nicht durchkommen, Der Buddhismus und vielleicht
iiberhaupt der Osten^) war in der TJniformierung der Tristubh
l) Von dem ganz unregelmaBigen Y. 330 sebe ich ab.
2} Allerdings Eingang hier nicht , sondern
3) Im nachsten Abschnitt wird von den Vipulaformen des §loka die Rede
sein, die ja durch die Entwicklung der Tristubh entscheidend beeinfluBt sind.
Es wird sich zeigen, daB auch in ihnen die buddhistische Metrik eine Spur des
Gesetzes bewahrt hat, welches die Quantitat der dritten Tristubhsilbe von der
Stellung der Casur abhangig macht.
4) Aucb die Jainas haben die Tr^tubh wie die Buddhisten, sogar noch ent-
schiedener als diese unifonniert, indem sie gleichfalls der Hauptsache nach die
Gestalt durchfuhrten ; doch auch sie haben daneben, frei-
lich seiten, die alten Mitten juu-. und I-'-' — erhalten. Siehe Jacobi ZDMG.
Zur Geschichte der Tristubh.
517
vorausgeeilt , wahrend die brabmanischen westlichen Verskiinstler
Oder doch grofie Grappen von ihnen noch an Alterem festhielten,
das erst spater zu dem im Osten erreichten Zustand oder vielmebr
iiber ihn hinans entwickelt worden ist.
7. Der Einflufi der Tristubh auf den 6loka: die
Vipnlas. Die Geschichte der ^lokaformen mit anderm zweitem
Fn6*) als dem normalen der alien Zeit oder dem normalen
der jiingeren Zeit u - — ^ babe ich Nachr. 1909,23311., zum Teil
nach dem Yorgang Jacobis, darznsteUen versucht. Die leitende
Tatsache ist, dad die Slokazeilen mit B (,I. Yipnla“), B—
(„n. Yipula“), B .t!. Vipnla“), B („1V. Vipola’*),
dazu in alterer Zeit anch mit B <-« vj _ , sich an die Tristubhzeilen,
zn deren Silben 5 — 8 sie in ihren Quantitaten stimmen , in der
Casur und den Quantitaten des Eingangsfnfies anlehnen ®). Auf
Grnnd der im Obigen dargestellten Geschichte der Tristubh glaube
ich die bisber gewonnenen Erkenntnisse nach einigen Seiten er-
weitern oder prazisieren zu konnen.
Ein besonders unbequemes Problem war es gewesen, weshalb
in gewissen Vipulas (I. IV; dazu im Fall von B A (abge-
sehen von der allgemein geltenden AusschlieBung von nur
der Beschrankung unterworfen ist, dafi es auf eine Lange aus-
gehen muB, wahrend in den andern Fallen (Yip. II. Ill) fiir A die
Gestalt verlangt wird.
XXXVIII, 607 f. Vgl. zur Tristubh der Jainas auch Schubring, Acarangasutra
p. 54.
1) Als „Fu6e“ des ^loka benenne ich die vier viersilbigen Teile. Ich be-
zeichne sie als A, B, C, D.
2) Nur bei der III. Vipula tindet seiche Ubereinstimmung nicht statt. Diese
ist, wie ich a. a. 0. gezeigt babe, Neubildung nach der zweiten.
3) Anstthaulich und lehrreich hat Hopkins, The Great Epic 216, an
epischen Beispielen gezeigt , wie sich der Zusammenhang zwischen solchen acht-
silbigen Reihen und dem entsprechenden Teil ron elfsilbigen gelegentlich in di-
rekter Identitiit des Wortlauts auspragt. Zeigt sich die Wirkung des elfsilbigen
Vorbildes auf die achtsilbige Eeihe auch darin, daB die SchluBsilbe mehrerer
Vipulaformen, weil einer Liinge des elfsilbigen Schemas entsprechend, meist lang
ist? Vgl. die Angaben von Hopkins 221 f., auch Jacobi Ind. Studien XVII, 450.
Ich habe die Frage nicht hinreichend untersucht und zweifle einstweilen. Bei der
ersten und zweiten Vipula konnte sich das tjberwiegen der Lange wegen der drei
bz. zwei Yorangehenden Kiirzen von selbst ergeben haben. Fiir die dritte Vip.,
wo Langen vorangehen, gilt jenes Uberwiegen der Lange nicht. Fiir die seltene
vierte soli es nach Hopkins gelten , aber in seinen Beispielen S 453 f. erscheint
die Kiirze oft genug. Simons Tabellen fiir Palitexte (ZDMG. XLIV, 84ff.) konnen
allerdings an absichtliche Bevorzugung schlieBender Lange in dieser Vipula denken
lassen.
518
H. Oldenberg
Jetzt verstehen wir die betreffende Regelnng sofort zunacbst
fiir die IL Vipula u Zur achtsilbigen Reihe mit
B — stimmen zwei Formen der Tristubhreihe, sofern wir uns
an deren Eutwicklangsstadiam halten, welches dnrch das Gresetz
iiber Lange und Kiirze der dritten (oben S. 507) beherrscht wird^):
— u — iL nnd — I — Von diesen beiden
Typen ist der erstere in Upanisaden nnd Dharmasutras (oben
S. 509) wie anch im groBen Epos (Zubaty ZDM(t. XLIII, 627. 630)
der entschieden haufigere. So ist es verstandlich , daB die Vipula
iiberwiegend den Eingang jener Form der Tristubhreihe
und meist, wie diese, Casur nach der funften hat. Auf den andern
Fall komme ich spater (S. 519) zuriick.
Daran schlieBt sich als Nachahmnng die dritte Vipula
— w 1 die keiner Tristnbhform nah steht nnd denn auch,
wie ich friiher gezeigt habe, in ihrer Vorgeschichte nicht in die-
selbe Vergangenheit wie die hbrigen Vipulas hinanfreicht. Sie ist
eben nur indirekt, durch die zweite hindurch, von der Tristubh
beeinfluBt.
Weiter die vierte Vipula mit B sie stellt sich zur
Tristubhreihe Casur nach der funften er-
gabe keine gebrauchliche Tristnbhform. So ist es in der Ordnung,
daB die Vipula Casur nach der vierten und mi thin, dem oben ent-
wickelten Gesetz entsprechend, indifFerente dritte (Eingang ^ ^ )
hat. Wenn nun daneben auch der Eingang gestattet wird
(die einzige noch in Betracht kommende Moglichkeit mit langer
vierter, da prinzipiell ausgeschlossen ist), so entspricht auch
dieser Eingang einer im Tristubhvorbild gegebenen Moglichkeit.
Da herrscht ja durch lange Zeit im Eingang von T'^ wesentlich
grofiere Freiheit als in dem von T\ DaB die hier im ;§loka auf-
recht erhalten wurde, mag durch den Zustand in der Pathyaform
dieses Metrums befordert sein.
Sehr durchsichtig ist ferner die spater aufgegebene R e i h e n-
form mit Buu_i^, vor der gleichfalls nicht A -_w_, sondem
nur Ausgang des A auf Lange gefordert wird. Auch hier wie
bei der vierten Vipula war AnschluB allein an eine T»form mog-
lich, die mit der Mitte |uu_, welche in Bezug auf den Eingang
mit der fiir die vierte Vipula eutscheidenden T^form, mit lilitte
|-u_, gleich steht. So erklart sich, daB auch fur diese Sloka-
zeile Casur nach der vierten und betreffs der Quantitaten des
Eingangs das eben iiber die IV. Vipula Bemerkte gilt.
1) Genau genommen muB hinzugefugt werden: und sofern wir von der casur-
losen Tristubhreihe absehen.
Zur Geschichte der Tristubh.
519
Fur die erste Vipula endlich, mit bot sich An-
bnupfung an zwei der minder haufigen T.formen, T* mit Mitte
I uuu nnd T*" mit Mitte u|uu. Dem entspricht es, da6 die Vipula
Casur beliebig nach der vierten oder der fiinften zulaSt. Die
engere Quantitatsbeschranknng im Eingang gilt fiir das erste der
beiden T-Vorbilder nicht; vielleicht urspriinglicb anch nicbt fiir
das zweite (oben S. 510 A. 1). So ist es begreiflich, dab diese
Vipulaform betreffs des Eingangs mit den freieren zuletzt bespro-
cbenen auf einer Linie stebt^). —
Wir kehren nock einmal zur zweitenVipnla zuriick. Wir
sahen, dafi B AnschluB an eine allergelanfigste nnd an eine
immer noch recht gelaufige Tristubhform (mit Mitte _|uu bz.
|_uu) ermoglicht. Beide, die Casur verschieden stellend, haben
entsprechend verschiedene Gesetze fiir den Eingang. Da nun die
Vipula die beiden Casurstellungen zulaBt (hanfiger nacb der fiinften,
seltener nach der vierten), ergibt sich die Frage: verbindet sich
damit, dem T-Vorbild entsprechend, verschiedene Regelung der
Quantitaten des Eingangs?
Diese Eragestellnng fiihrt uus zu einer Beobachtung Jacobis^)
und hilft uns diese in den ihr zukommenden Zusammenhang ein-
ordnen. Jacobi hat fiir beide Epen festgestellt , dafi iiberall, wo
die II. Vipula „nicht mit dem gesetzmafiigen Eufie anhebt,
sondern mit einem andern viersilbigen , auf eine lange Silbe en-
denden Versfu6e“, Casur nach der vierten steht. Also — wie
anch durch die Beispielsauimlxing bei Hopkins, Gr. Epic 449 f.
bestatigt wird — Casur nach der vierten lafit den „gesetzmafiigen“
wie den freieren Eingang zu; Casur nach der fiinften verlangt
den ersteren ; z. B. einerseits yato yato niscarati oder bhavan dharmo
1) Jacobi Ind. Stud. XVII, 449 bemerkt und sucht es zu erklaren , daB in
der I. Vipula A gewohnlich mit zwei oder mehr Langen, nicht mit einer einzigen
schliefie. Fiir die spateren Kunstdichter babe ich das nicht untersucht. Aber
ich bemerke, dafi nach meinen Zahlungen fur Manu I — V (ZD .MG. XXXV, 184) in
dieser Vipula K 29 mal, 26mal, dagegen Jz. — u — 25 mal er-
scheint (die noch ubrige Kombination icuu — ist bekanntlich wegen der beiden
mittleren Ktirzen unbeliebt) ; das deutet kaum auf besondere Abneigung gegen
den Ausgang auf nur eine Lange. Fur die buddhistische Metrik setze ich die
Zahlen her, die Simons Tabelle ZDMG. XLIV, 86 fur die Jatakas ergibt;
A 17 mal, 24 mal, dagegen — 52 mal (ituu_ naturlich
ganz selten). So mochte ich an der von J. behaupteten Sachlage doch zweifeln.
Soweit iiberhaupt der Ausgang von A auf den auf u — iiberwiegt, erklart
sich das eben aus der Ausscbaltung von ii'ju — .
2) Gurupujakaumudi 50 f (s. auch Das Bamayaua 25 Anm.) , vgl. meine
Ausfiihrungen Nachr. 1909, 243 f.
520
II. Oldenberg,
dharma iti; andrerseits suram surapah pibata. Diese Regelung
stimmt so genau za den oben (S. 507) beschriebenen Verhaltnissen
der Tristubbreihen mit den Mitten ]^uu und — |wu, dafi — zumal
in dieser Umgebung, wo wir bestandig den Einklang der Vipula-
bilduDgen nnd der Tristubh beobacbten — der Zusammenhang sich
wohl mit Evidenz anfdrangt.
Da die dritte Vipula der zweiten nacbgebildet ist, entsteht
die Frage, ob bei ihr das eben beschriebene Verhaltnis wieder-
kebrt. Meine Sammlnngen ZDMGr. XXXV, 184 ergaben aus den
fiinf ersten Biichem des Mann vier Falle ^), in denen die im Ganzen
recht streng behandelte dritte V. nicht den normalen Eingang
_u_ hat. Von diesen hat II, 120 (Eingang ) und III. 214
(Eing. in der Tat Casur nacb der vierten; IV, 154 (Eing.
uu_u) nach der funften^); IV, 98 (Eing. uu ) labt beide Auf-
fassungen zu. Bei der Genauigkeit, mit der in diesem Typus im
allgemeinen die Casur nach der funften beobacbtet wird, konnte
wobl glaublich scbeinen, dab bier ein bestimmter Zusammenhang
obwaltet. Die Sammlungen von Hopkins a. a. 0. 451 f. indessen
unterstiitzen diese Anffassung nicht, und es ist wohl denkbar, dab
hier, wo keine TristubhparaUele Wirkung iibte, die fur die zweite
Vipnla festgestellte Regelung nicht in Kraft trat.
Jacobi dehnt seine Casnrregel, mit der wir uns bisher in
Bezug auf ungewohnliche Eingange der II. Vip. beschaftigt
haben, auch auf die Falle xmgewohnlicher Padaausgange aus;
eben auf der Ungewobnlichkeit soU das Bedlirfnis beruht haben,
die Mitte des Pada durch die Casur zu markieren und so dessen
regeimabige Silbenzahl hervortreten zu lassen. Zu den Fallen dieser
Art rechnet J. zunachst die IV. Vipula (B_u_^), die bekannt-
lich verhaltnismabig selten ist : wir haben schon gesehen (S. 518),
dab sich in ihr die Casur nach der vierten in der Tat aus dem
Tristubhvorbild erklart. Weiter den FaU mit B yon ihm
gilt dasselbe. Endlich den FaU mit dem sehr seltenen B
Ich habe fruher®) darauf anfmerksam gemacht, dab dieser seiner
geschichtlichen Natur nach von den Vipulas durchaus verschieden
ist ; die Materialien , die Hopkins a. a. 0. 456 f. zu.sammengebracht
hat, scheinen denn auch der Annahme von Jacobis Casnrregel wenig
giinstig.
1> Ein fiinfter, damals von mir angenommener, III, 231, fallt nach der seit-
dem erschienenen Ansgabe Jollys fort.
2) Man bemerke in diesen beiden Fallen die Kurze am SchluB des Ein-
gangs.
3) Nachr. 1909, 235. 244.
Zur Geschichte der Tristnbh.
521
Alles in allem mochte ich glanben, daB die Herleitnng dieser
Regel aus dem Bediirfnis nacli klarer Markierung der Padalange
mit einer allzu fraglichen Empfindung operiert, als daB nicht die
hier vorgelegte, auf konkreten, scharf bestimmten Verbaltnissen
aufgebante und innerbalb mannigfacher Verzweigangen sicb be-
wahrende Erklarung ans Eacbbildung der Tristnbh den Vorzug
verdienen sollte. —
Endlich ist zn fragen, 'welchem Zeitalter die Regelung der
Vipulaformen angehort hat. Schon frliher*) babe ich gezeigt, daB
hinsichtlich der Behandlung der Casur Erseheinungen , die in der
Richtung der Vipnlabildungen liegen, bis in den Rgveda znriick-
geben. In Bezug auf die Quantitaten kann derartiges naturlich
erst da sichtbar werden, wo die Eingange der achtsilbigen und
der elfsilbigeu Reihe sich einigermaBen von einander entfernt haben.
Deutlich treten die betreffenden Gesetze, soviel ich bis jetzt finden
kann, erst in der altbuddhistischen Metrik hervor. Aber wie ich
schon friiher bemerkte, sie zeigen eine Gestalt, die aus den Prti-
missen dieser Metrik nicht abgeleitet werden kann, vielmehr auf
ein vorbuddhistisches Aussehen der Tristnbh deutet. Jetzt konnen
wir dem auf Grund der obigen Untersuchungen hinzufiigen, daB
jene Regelung der Quantitaten das Vorhandensein des Gesetzes
liber die dritte Tristubhsilbe voraussetzt. Man wird in der einen
und in dem andem denselben Stil des metrischen Gestaltens er-
kennen, dasselbe Hinarbeiten darauf, an die Stelle alten Schwan-
kens scharf umrissene, positive, von Willkiirlichkeit nicht freie
Ordnung zu setzen. Weiter muB die Regelung der Vipulas ofFen-
bar in eine Zeit zuriickgehen , als die Casur der Tristnbh noch
nicht im Absterben war, als die Bildungen der Mitte und
u I u u und die Reste alter F reiheit im T.eingang noch einigermaBen
kraftiges Leben besaBen, wohl auch als vor der Mitte |— noch
nicht der aus Langen bestehende Eingang herrschte. In der Katha
[Jpanisad glaube ich die Quantitatsregelung der Vipulas noch nicht
zu bemerken; die Svet. Upanisad scheint mir an entscheidenden
Daten zu arm. Weitere Nachsuchung nach den ersten Spuren
dieser merkwiirdigen Gebilde wird vielleicht Bestimmteres ergeben.
8. Die Tristnbh in den Wiener Phonogr ammen.
Dr. E. Felber hat der Indologie einen hochst dankenswerten
Dienst geleistet durch die Verbifentlichung und musikwissenschaft-
liche Besprechung der im Phonogramm-Archiv der Wiener Kais.
Akademie der Wissenschaften aufbewahrten phonographischen Auf-
1) Nachrichten a. a. 0. 237 if.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Kl. 1915. Heft 3.
35
522
H. Oldenberg,
nahmen von musikalischem and deklamatorischem Vortrag altin-
discher Texte ^). Es mufi versucht werden, der Arbeit Felbers die
erreichbaren Ergebnisse fiir die Tristubh - Metrik , genaner fiir die
Frage nach der Stellung der Icten in der T.reihe abzugewinnen.
Die in den Phonogrammen vorliegenden vedischen Texte frei-
licb liefem fiir unsern Zweck, so viel ich bis jetzt sehe, kaum
irgendwelcben Ertrag. Die Verziernngen, mit denen beim Saman-
gesang die Texte gescbmiickt werden, verdecken ibre metrische
und rbythmische Strnktur. Nr. 425 der Sammlung ist fast ganz
ohne Angaben von Icten ; in 444 wird Betonung an Stellen ver-
zeicbnet, die als mbgliche Sitze des Ictus schlechterdings nicht in
> > > >
Betracbt kommen®) (duhana udliur diviyam madhu priyani', so in
> >
der acbtsilbigen Zeile : utso devo hinmyayo ) ; am ersten koimte
Nr. 443 eine gewisse Beachtnng verdienen^).
AnBerhalb des Samaveda finden wir in Nr. 436 eine vedische
Jagati-Tristubhstrophe ans Taitt. Br. Ill, 1, 1, 1. GiewiB ist es
berechtigt, ibren Vortrag als singend zn bezeicbnen. Docb ist
festznstellen — und bierin stimmt das Pbonogramm dnrchaus zn
dem, was anf Grrund der literarischen Uberlieferung erwartet
werden muBte — , daB die Tonbewegung keiner Melodie, sondern
dnrcbans der Akzentuation der Textworte folgt®) (vgl. oben S. 490
A. 1). Somit ist sie in jeder Versreihe eine andre und wiirde bei
jedem andem Text, je nach dessen Wortlaut, Reihe fiir Reihe eine
andre sein. Angabe von Icten feblt fast ganz®). Da Felber bier
1) Erwin Felber, Die indische Musik der vedischen und der klassischen
Zeit. Studien zur Geschichte der Rezitation. Nach den Flatten des Phonogramm-
Archivs der kais. Akademie. Mit Texten und Ubersetzungen von Bernh. Geiger
(XXIII. Mitt. d. Phonogr.-Archivs-Kommission, bitz.-Ber. der K. Ak. der Wiss. in
Wien, Bd. 170, Wien 1912).
2) Doch bemerke man die an zwei (von vier) Stellen verzeichnete Betonung
der zweiten Silbe der Reihe. Auch die besonders starke Lange der vierten ist
hervorzuheben.
3) Ich bezeichne wie Felber die betonten Silhen mit die „besonders stark
exponierte Betonung“ mit >.
4) In der Reihe a ratnadhdf^ yonim jiaiya saiddsi wird fur die Silhen yo,
td, sd Starke Betonung verzeichnet. Die Silhen nim r- sind besonders fliichtig'
mit Vorschlagsnoten bezeichnet. '
6) Die kleinen DifFerenzen zwischen dem danach zu erwartenden und dea
wirklich vorliegenden Vortrag zu erortern ist hier nicht am Platz
6) Man wird das - mindestens ira Hinblick auf die uns hier beschaftigenden
Fragen - nicht bedauem, wenn man in derselben Nummer im Ausgang einer
acbtsilbigen Reihe vicak?avam liest.
Zur Geschichte der Tristubh.
623
moderne Notation, nicht wie in den meisten Fallen alte Choral-
noten gibt^), ist iiber die Zeitwerte ein genanes Urteil moglich.
Es scheint sich herauszustellen, dafi bei keiner nur denkbaren Auf-
fassuug Tiber die Stellang der Icten deren Abstande sich auch nur
annahernd als gleichmafiig ergeben.
Wichtiger fur nnsre Untersuchnng als diese vedisnhen sind
die epischen und spateren Textstiicke. Im Einzelnen begegnen da
natiirlich manche Schwankungen je nach Znfall oder Lanne, viel-
leicht auch mangelhafter Sachkenntnis des Vortragenden. Aber
mir scheint doch, dafi iiber aUes derartige sich ein dnrchgehendes,
sicher begriindetes Ergebnis iiber die Stellung der Icten heranshebt.
Ehe ich dies fur die Tristubh veranschauliche, tue ich zunachst
einen Blick auf einige Metra der spateren Kunstpoesie, die eben-
falls in diesen Rezitationen begegnen^).
1) Vgl. F.s Bemerkungen S. 7.
2) Das Vorhandensein von Icten in diesen Metris kann, so erwiinscht Ver-
mehrung unsrer Materialien ware, doch schon jetzt als gut bezengte Tatsache
konstatiert werden (s. oben im weiteren Verlauf), und wir diirfen uns, scheint
mir, in der Anerkennung dieser Tatsache nicht durch apriorische Betrachtungen
fiber das Verhaltnis der Metra zur Musik (wie bei Jacobi, On Indian metrics,
WZKM. V, 147 ff.) beirren lassen. So yiel ich bis jetzt sehe, scheint mir dies
Verhaltnis in seinen Grundzugen das folgende. Verse in VersmaBen wie Sloka,
Vasantatilaka, Sardulavikridita (die Arya lasse ich hier beiseite) konnen gesang-
mafiig, in musikalischem Takt vorgetragen werden : etwa unter Begleitung eines
Musikinstmments und mit der in Indien gewohnlichen Markierung des Takts
durch Handeklatschen. Fur den Sloka verweise ich beispielsweise auf Bamayapa
I, 2, 18 ed. Bomb. ; Sakkapanhasutta , Digha Nikaya vol. II p. 265 S. ed. PT8. ;
Jataka vol. Ill p. 189; Divyavadana p. 413 Ende; fur andre Metra s. sogleich.
Dem musikalischen Takt (tala), der dann den Vortrag heherrscht, ffigt sich das
Metrum zuweilen von selbst. So Vasantatilaka dem Tal Mapt (70, s. Fo x Str ang-
ways 175. Zuweilen anderseits wird das Metrum dem Takt durch verschieden-
artige Mittel angepafit wie die Zuteilung mehrerer, bisweilen zahlreicher Noten
an dieselbe Silbe, die zusammen eben die ffir den Takt verlangte Zeitdauer er-
geben, Oder durch mannigfache Abstufungen langerer und kfirzerer Quantitaten,
die an sich im Metrum nicht liegen ; so in den Beispielen bei F. Str. 197 f.
Sikharini an den Tal Tevra (’/O) Sardulavikridita an den T. Rupak (%). Das
Tristubh-Metrum Upendravajra ist in einem dort 194 f. gegebenen Beispiel dem
Dreivierteltakt in komplizierter Weise angepafit, so dafi die Langen des Metrums
nach einander 5, 2, 4, 3, 2 Zeiteinheiten umfassen. Neben all dem steht niiu
aber der weitere Fall, dafi solche Verse fiberhaupt nicht taktmafiig gesungen,
sondern in freierer Weise rezitiert werden. Das geschieht immer noch in einem
Ton, den wir als singend emptinden. F e 1 b e r (10 ff.) spricht von „Sprechgesang“ ;
Tawney (WZKM. XXIil, 275) sagt vominder, dafi er „never reads in European
sense . . . ; he chants in monotonous way“. So wird in einer buddfaistischen Vor-
schrift (CuUavagga V, 3) der streng gesangmafiige Vortrag der heiligen Texte
35 *
524
H. Oldenberg,
Nr. 412: Vasantatilakastropte aas der Sakuntala. Sckwer-
licli wird man bezweifeln, dafi die Icten der Vas. folgtndem Schema
entsprechen : nur ob auch die erste Silbe
(ayatalena gitassarena) als verboten dem erlaubten rezitativischen isarahliauna)
gegenubergestellt. Zum Beweis, dafi der letztere ancb auf Verstexte Anwendung
land, genugt die Erzahlung Mahavagga V, 13, 0 , wo ein Monch alle Atdiaka-
vagga-Texte (Sutta Nipata) in sarabhaTma vortragt. K b. D a vids (SiiE. XX, 73).
der solchen Vortrag seibst gebort hat, beschreibt ihn als ^precisely like the in-
toning of prose passages as practised in our cathedral chun.hes“. Im Gifttgo-
vinda steben bekanntlich rezitierte und gesungene Stropben — die letzteren mit
Taktangabe — bestandig neben einander {Pise h el, Hofdichter de.s Laksmjna-
sena 20). Viele, wohl die meisten der von Felber wiedergegebenen phonogra-
phiseben Aufnabmen zeigen rezitativischen Charakter. Die verbreitete AnnaLme,
dafi jedem Metrum von Hans aus eine eigne ilelodie eigentumlich sei. ist irrig
(Felber 20). Die Frage, wie sieh das Metrum zum tCila verhalt , fallt bei dieser
Vortragsweise selbstversiandlich uberhaupt fort. Dab nun diese Freibeit des
Metrums vom Uda etwas Unurspruugliches sei, finde ich niebt den mindesten
Grand anzunehmen. Yielmchr erscheiuen Adaptierungen , wie sie Strangways
a. a. 0. kennen lehrt, deutlkU als sekur.dar. Beruhte der Aufbau des Metrums
auf dem tala, in den es in so kunstlicb verwickelter und willkurlich ersebeinender
Weise bineingepabt 1st, so ware sebwer zu verstehen, wie jenes eben zu der
Gestalt, die es in der Tat besitzt, mit ibrer in sicb gescblossenen Einfachbeit
gekommen ist. Was speziell die Vortragsweise der vediseben Verse betrifit, so
sind wir, wie sebon oben S. 490 f. bemerkt ist, daruber aus den alien Eezitations-
regeln und jetzt auch durch die Pbonogramme genau genug orientiert, um des.'-en
gewiC zu sein, dab Beurteilung des Metrums im Sinn irgend eines tala bier nicht
in Frage kommt: was fur die vediseben Gesange (Sarnan) gleicbermaben gilt.
Dab also die Erforsebung der indischen Metrik in die Musikforsebung bineinzu-
verlegen sei, dab beispielsweise der von Strangways verzeiebnete Gesang der
Ependravajra den Schlussel zur Tristubbmetrik in sic b entbalte, werden wir nacb
alledem durebaus bestreiten : wie denn aueb von den rbytbmiscben I'olgeruugen,
die sicb so ergebeu wurden, in Felbers zablreiehen Beispielen niebts sicb bewabrt.
1) Was die Scblubsilbe anlangt, so kann die Frage sein, ob dieser ein Ictus
im eigentlicben Sinn zuzuschreiben ist, oder ob ibre Betonung in den Pbono-
grammen — bier wie vielleicbt in andern analogen Fallen — eben nur auf einer
moglicherweise modernen Xeignng beruht, den AbsebluB bervorzubeben (vgl. Felber
S. 43; s. aucb Sievers Metr. Studien I, 245). — Im Ubrigen bemerke man, dab
der Pada der Vasantatilaka zuerst den viersilbigen Tristubbeingang enthalt, zum
Schlub den siebensLlbigen Fortgang und Ausgang ; der Tristubbreibe : zwiseben
beidem , auf die diesen Fortgang erotfnende Lange binleitend , drei Kurzen : so
dab das Verbaltnis der beiden Metra sicb durch das Schema ausdrucken labt
Was Jacobi ZDM6. XXXVTII, 610 sagt, fubrt
stall dessen auf folgendes Schema — '-'(uw_)uu u moihte
die erstere Auffassung aus mebreren Griinden vorzieben. Zundebst setzt sie eine
Form der zugrunde liegenden Tristubb voraus, welcbe in dem in Betracht kom-
menden Zeitalter sebr gewobnlich war, wahrend im andern Fall auf eine damals
recht seltene Form zuruckgegangen werden mub (die eine Form ersebeint nacb
Zubaty ZDMG. XLIII, 627. 634 in den beiden ersten Buchern des Mahabharata
Zur Geschichte der Tristubh.
525
einen Ictus tragt, bleibt zweifelhaft. Man iiberzeuge sich nun,
wie genaa die von Felber verzeichneten Betonungen zn diesem
Schema stimmen; ich seize die erste und letzte der vier Reihen
mit seinen Betonnngsangaben hierher:
yaiy eJcato ' stasihliardm patir osadhtnam.
lolio niyamyata ivaisu dasantaresu.
In einer der vier Reihen ist , was wohl irrelevant ist , die erste
Silbe als betont verzeichnet ^). Da6 den Ictnssilben haufig die
langeren Noten oder auch zwei bz. drei der kurzeren geboren,
begreift sich leicht; eben die Langen sind ja oiFenbar die Trager
des Ictus. Noch ist zu bemerken, dafi beim Ictus gern der Vor-
trag zu einer hoheren Note ansteigt ®). Insonderheit wenn in der
Vasantatilaka, wie so oft in den jiingeren VersmaBen, durch eine
groBere oder kleinere Reihe von Kiirzen hindurch die Bewegung
zu einer ictustragenden Liinge hin^trebt, driickt sich das mehr-
fach iru Aufsteigen zu einer hoheren Note bei dieser Lange aus,
z. B. zweimal in -nniapnmhsara c- uu-i.), ebenso zweimal
in -yafa ivaipi. dasnnt-.
Das Metrum Sar dulavikri^ita liegt in mehreren reichlich
mit Betonnngsbezeichnungen versehenen Wiedergaben vor (Nr. 403.
411. 412. 440). Ubereinstimmend ergeben sie folgende Yerteilung
der Icten — ;._£.uu ^ Aus Nr. 412 hebe
ich die Behandlung der vier Silben vor der Casur hervor, wo sich
das Metrum durch drei Kiirzen zur Liinge hinbewegt. Nur in
181 mal, die andreSmal). Sodann scheint es nicht vilnschenswert, die drei Kiirzen,
die auf einer Intention zu beruUen sebeinen, von einander zu trennen. Endlich
wird man j;ern das Stuck — — i:' unzerschnitten zusammenlassen im Hinblick
auf die zablreichen Jletra, wie Vatormi, Salini u. a., die hinter einer Casur ein
jenem ilhnliches und gescbicbtlich verwandtes SchluBstiick baben u —
— cj. u — Man beachte, wie aus der Saiini (d. b. einer festgewordenen
alten Tristubliform) die Maudakranta durcb einen Zusatz — er ist sichtbar ge-
kennzeiobiiet durch vorangehende und folgende Casur — ganz abnlicb dem bier
fiir die Vasantatilaka angenommenen hervorgegangen ist; [ucjuuu — [
yj u — . az.
1) Befremdend ist in der dritten Reibe die Betonung yugdpad--, Vortrags-
oder Druikfebler fiir yicgapdd-?
2) „Und zwar scheiut in der Regel die zunebmende Tonhdbe fiir die Auf.
merksamkeit des Horenden und als Ausdrucksbewegung des Spreebenden dieselbe
Bedeutung zu haben, wie gesteigerte Intensitat“. Meumann, Untersuebungen
zur Psychologie und Asthetik des Rhythmus 85. Dock berrschen bierin auf ver-
sebiedenen Spracbgebieten verschiedene Verhaltnisse.
3) Zweifel bestehen nur, ob im Eingang sowie binter der Casur die erste
oder zweite Silbe den Ictus hat.
526
H. Oldenberg
einer der vier Reihen haben diese vier Silben dieselbe masikalische
Note; die andem drei Male findet Aufsteigen zu hoherem Niveau
der Lange statt (darunter zweimal die drei Kiirzen unter einander
gleich; einmal liegt scbon die zweite und dritte Kiirze bbher als
die erste, dann die Lange noch hober).
Nur wenige Bemerkungen mogen bier nocb iiber den SI oka
ihre Stelle finden. Natiirlich begegnen da eine Menge von Beto-
nungen, die dem Schema nicht entsprecben ; ich gehe anf die Einzel-
beiten nicht ein. Aber ich hebe zunachst das klare , iibrigens
selbstverstandliche Sichabzeichnen der Hebungen des Reihenschlusses
bervor, z. B. sa vedavit Nr. 401 = 402 — 467; na pavaJcah Nr. 401
= 402 = 467, u. s. w. Weiter mache ich anfmerksam auf die Be-
handlung des zweiten FuBes der Pathya (u Von den beiden
bier anf einander stofienden Langen tragt bald die erste den Vermerk
der Betonnng (z. B. avapnoti Nr. 401), bald die zweite (z. B. adhah-
sakkam ebendas.), bald auch beide: nivdrtante Nr. 401. 402; -ni
samyati Nr. 401, -yate suryo Nr. 402. 467 (dagegen -yate suryd
Nr. 401); anupraptam Nr. 418. Anders fallen die Icten natiirlich
im zweiten Fu6 der vierten Vipnla: -ntndriydni Nr. 401. Sehr
wechselnd — wie eben zn erwarten — gestalten sich die Beto-
nnngen des ersten und drittenFuBes, z. B. idd dMmapa- Nr. 401-
rasandm ghra- ebendas.; asvatthdm prd- Nr. 402 (ebenso 467; ahnlich
401); chanddirisi ydsy- Nr. 402; na tdd bJ^sa- ebendas.; Midevam
Nr. 438. Im Ganzen trifft die Betonnng eben dahin, wo wir es
erwarten wiirden, wenn auch an vielen solchen Stellen sie nicht
verzeichnet oder auch an Stellen, wo es auffallt, verzeichnet ist
(z. B. parhavrus, athd tesu- Nr. 418).
Nach dieser Orientierung iiber einige andre VersmaBe wenden
wir uns jetzt zu unserm eigentlichen Gegenstand, znr Trisfubh
(Jagati) in ihren nachvedischen Formen.
Wir gehen von Nr. 411 aus. Gleich die erste Reihe weist
auf d^s schonste alle zu erwartenden Icten auf: sriydh patih srt-
mati sasitum jagdt. Ebenso die Jamben desEingangs wie der mitt-
lere Daktylus und der Ausgang kommen zu ihrem Recht. Dazu
stimmen die folgenden drei Reihen, nur daB in ihnen hier dieser
dort jener Ictus nicht angegeben ist. Eine einzige nnerwartete
Entgleisnng im Ausgang der vierten Reihe : muniTn hdrih.
Was Nr. 411 ergibt, finden wir nun in den ubrigen Exem-
plaren (401. 402. 413. 467; in modemer Notation 433—435), soweit
Zur Geschichte der Tristubh.
527
Icten bezeichnet sind, in so grofier Annahernng bestatigt, wie den
> ,
TJmstanden nach irgend erwartet werden kann ; z. B. adhas ca mii-
Jany anusdmtatani Nr. 401 (fast ebenso 402); asvdttham endm suvi-
rudhamulani Nr. 402 (vgl. asvdtthd,m endm suvirudhamulam Nr. 467) ;
tatuh padam tut parimargitavydm Nr. 402 = 467. Mit der Stellung
des Ictus hangt wohl aucb die Tonbewegung zusammen (vgl. S. 625),
wenn in den Silben 6 — 8 ('ju_) der Ton in besonders haufiger
Wiederkehr derselben Figur von tieferem Nivean der Kiirzen sich
in der Lange erhebt, oder wenn in den Silben 5 — 8 (_uu_) er sich
znerst von der ersten Lange zu den Kiirzen senkt, dann von diesen
zur zweiten Lange aufsteigt (Nr. 401. 402. 411. 413. 467). Be-
merkenswert ist nun aber die Abweichung von der beschriebenen
Ictenstellnng in einer gliicklicherweise nnter den verzeichneten
Yortragen begegnenden Reibe der Bhagavadgita, die nocb die alte
Mitte |uu_ hat.
Nr. 401 lesen wir adhds cordhvam prasrtas idsya
saklia{h)- ahnlich Nr. 402 = 467 adhds cordhvdiri prasrtds tdsya
sAkhaQi). Da hat also nicht, wie bei der daktylischen Mitte, die
fiinfte Silbe der Reihe den Ictus , sondem die siebente : dem Er-
scheinen des Anapast anstelle des gewohnlichen Daktylus ent-
spricht — im Einklang init dem oben S. 496 Vermnteten — eine
andre Stellung des Ictus, der eben das eine wie das andre mal anf
die Lange desVersfufies trifft. In einer zweiten Reihe, die gleich-
falls die Mitte | hat, yasmin gato, na nivartanti bliuyah, ist an
den beiden Stellen, wo sie verzeichnet ist (Nr. 402. 467), fiir die
Reihenmitte ein Ictus iiberhaupt nicht angegeben. —
Ein Riichblick auf die Gesamtheit unsrer Ausfiihrungen ver-
bindet sich leicht mit der von selbst sich aufdrangenden Verglei-
chnng dieser Entwicklungslinien und derer der Anustubh bz. des Sloka.
Man hat die Richtungen, in denen sich die Geschichte der
beiden Versmafie bewegt, als einander entgegengesetzt bezeichnet:
bei der Anustubh Entwicklung zu moglichster Vielgestaltigkeit,
bei der Tristubh Hinstreben auf einen festen Typus ^). Da6 das
in vieler Hinsicht richtig ist, liegt auf der Hand. Doch ist es
angezeigt, einige nahere Bestimmungen oder Einschrankungen hin-
zuzufiigen.
Wo unsre liberlieferung beginnt, hebt sich beim einen wie
beim andern VersmaB innerhalb der altertiimlichen Freiheit, die
1) Jacobi Ind. Studien XVII, 451, vgl. Das Ramayana 78 f.
528
H. Oldenberg,
beiden ei"en ist, ein bevorzugter Typus hervor, oder vielmehr
bei der Tristubb deren zwei, infolge der Neuscbopfang des T^.
Auf beiden Seiten ist allein der Ausgang von vornherein metrisch
und rhytbmisch fest bestimmt. Anf beiden herrscht dieselbe nur
annahernde Bestimmtheit des Eingangs. Durch das allein in der
langeren Reihe vorliegende Mittelstiick ist bier fiir jetzt der Spiel-
raum fiir mannigfaltige Moglichkeiten vergroBert. Non setzt in
der Amistubb friiher als in der Tristubb, dort fiir den FuB B,
bier fiir die Reibenmitte, eine Bewegung ein, die dem alten Haupt-
typus die Vorberrscbaft entzieht und zunacbst eine Vielbeit mebr
oder minder gleicbberecbtigter Moglicbkeiten neben einander stellt:
woinit denn bier wie dort ein Tiefstand fester Ansgepragtbeit er-
reicht ist. Darauf aber gelangt anf beiden Seiten, wieder unter
Vortritt der Anustubh, ein neuer, der Vorliebe eines jiingeren
Zeitalters entsprecbender Typus, dort der mit B u bier der
mit der Mitte _uu, zu vorwiegender Geltung. Nicbt zu aus-
scblieBlicber : sondern neben ihm bleiben in zweiter Linie aucb
die andorn Moglicbkeiten steben und, indem die alte freie Un-
bestimmtbeit des metriscben Gestaltens engerer, fest stilisierter
Gesetzlicbkeit Platz macht, entwickeln jene sicb zu scbarfer um-
scbriebenen Formen, etwa wie die wogenden Gedankenmassen der
friiben Upaaisadenzeit sicb zum System des alten Sarakhya klaren.
In der Trisfubb die oben beschriebenen Typen mit den verscbie-
denen Gestalten der Mitte; man konnte sie die Vipulaformen
dieses Metrums nenneu. In der Anustubb oder nunmehr dem
Sloira, beeinfluBt von der Tristubb, die in der Tat als Vipulas be-
nannten Gebilde. Soweit gebt die beiderscitige Entwicklung viel-
nielir in paralleler als in entgegengesetzter Ricbtung. Aber wah-
rend sie damit fiir den Sloka ihr Ende erreicbt bat , tut die
Tri>tuub einen letzten Scbritt. Sie wirft jene Nebenformen bei-
seite. oder genauer, einige dieser Nebenformen werden zu gele-
g('ritlicher , fast mbcbte man sagen spieleriscber Verwendung als
selbstandige, der Hauptform nicht mebr aquivalente VersmaBe ab-
gezvveigt; als eigentlicbe Reprasentantin aber der alten Tristubb
bleibt allein die Hauptform iibrig. Ein Grund dafiir, dafi bier
gescbeben konnte, was auf dem Gebiet des Sloka nicbt gescbah,
mag darin liegen, daB die einzelne Tristubbreibe scbon an sicb fiir
groBere Mannigfaltigkeit der einzelnen Elemente Raum bietet, als
die kiirzere Reihe ; sodann aucb darin, daB der Sloka das vor-
berrscbende VersmaB grofierer Kompositionen wurde, wahrend die
Tristubb immer nur in verhaltnismaBig geringen Massen auf-
Zur Geschichte der Tristubh.
529
trat und dadurcli der G-efahr der Eintonigkeit weniger ausgesetzt
war. Endlich wird die Empfindung, dafi im Tristubhtypus mit
dem jambischen Aafstieg, der daktylischen Blitte, dem trochaischen
Abstieg ein alle andern Formen iiberragendes Ideal erreicht sei,
dabin gewirkt baben , dafi bier die ja iiberbaupt der jungeren,
scbulmaBig pedantischen Metrik der Inder eigene Neignng zur un-
bedingt festen Schablone ibre letzteu Konsequenzen gezogen bat :
eine Neigung, die beim Sloka aus den eben angedeuteten Grriinden
nicbt zur Herrscbaft kat gelangen konnen.
Exkurs.
Zur Bebandlung des auslautenden -i und -a im
Rgveda.
Nacbdem Edgren^) in bezug auf die Bebandlung von -i und
-u vor unabnlicbem Vokal im Rgveda etwas rascb „tbe needlessness
of searching through the whole Rig-Vedic material bebauptet
hatte, zeigte Sievers^) speziell fiir das -/ und -n zweisilbiger
Prafixe (Prapositionen) , um wie komplizierte Verhaltnisse es sick
bier in der Tat handelt, deren GesetzmaBigkeiten es zu ermitteln
gilt. Die „nahere Priifung^, zu der er seine Beobachtungen vor-
legte, hat bis jetzt nicht stattgefnnden. Wir Vediker sind es
doch der Sacke wie der Dankespilicht gegen die bedeutende, von
andorm Eorschungsgebiet her uns gewahrte Mitarbeit schuldig,
eine solcke Priifung vorznnehmen, die, wie mir sckeint. an einigen
Stellen Sievers’ Resultate prazisieren oder berichtigen wird ■^). Das
inzwiscken erfolgte Ersckeinen von Bloomfields Konkordanz
und Arnolds Vcdir Metre erleichtert die Arbeit. Da sicb diese
zum groBeren Teil auf dem Boden der Tristubh -Metrik bewegt,
sckeint es bereebtigt, sie eben bier zu unternehmen.
Sievers stellt als im allgemeinen giltig die Regel auf, daB in
zweisilbigen Prafixen {dti delhi dun dpi pari prdti), bei denen ja
1) Jacobi (Das Ramayana 7dl’) scheint mir mit Unrecht Trisnibh bx. Ja-
gati fiir „das eigentlich episehe VersmaB der alten Zeit“ zu erklaren, wie sich
sehon aus dem alten (?) Namen der ersteren, Akbyanaka, ergebe. Besafi liber-
haupt die „alte Zeit^ ein in einem „epischen VersmaB'* verfaBtes Epos ?
2) JAOS. XI, 70,
o) FestgruB an Roth 203 if.
4) S. hat seiner Untersuebung die sechs ersten Bucher des Rv. zu Grunde
gelegt. Aber besonders wichtig ist das zehnte, in dem die Konsonantisierungen
des -i und -it stark zunehmen.
530
H. Oldenberg
allein Konsonantisierung des -i -u in grofierem Umfang anftritt,
vor langer Silbe der Vokal bleibt, vor knrzer der Konsonant er-
scheint {Mhi eti, ddhy atisthat).
Ob die im GrroBen und Ganzen damit zntrefiFend beschriebene
Sachlage auf sprachlichen oder auf metrischen Verhaltnissen berubt,
wird ziun Schlufi gefragt werden. Znnachst sind die Materialien
nach den verschiedenen Stellungen im Metrnm naher zu betrachten *).
ilitSievers sei dabei die Tris tnbh (J a gat I), und zwar znnachst
deren zweite Halfte, der Teil nach der Casur, und bier wieder
znnachst die Stellnng unmittelbar nach der Casur voran-
gestellt.
Den Hanptfall liefert da T*” mit dem Typus [ dnu Hi , [ dpi
etu, I abhi asnav^va. Anf das Prafix, das den Vokal bewahrt, folgt
Verbnm bestehend ans (oder anfangend mit) Lange nnd danach
Kiirze ®). Die Qnantitatenfolge von Prafix und den ihm folgenden
Silben uu_u^) weist die Verbindung mit Selbstverstandlichkeit
an diese Stelle des Verses. Wlirde hier im Auslant des Prafixes
konsonantisiert, ergabe sich die Folge u, die hinter der Casur
von T** so gut wie ausgeschlossen ist. In Betracht kommt Kon-
sonantisierung hinter dieser Casur nur, wenn die immer noch fiir
das Metrum seltene Folge — o entsteht, das Verb also kurze erste
Silbe hat. In der Tat liegen dafiir einige Beispiele vor {abhy dna-
sata, aOhy dcuTcsata etc.; VI, 38, 3; IX, 68, 8 = 86, 17; X, 13, 6;
123, 2. 6; vor Nomen 1, 120, 8). Umgekehrt Bewahrung des Prafix-
vokals vor anlautender Kiirze ergibt die normalerweise ausge-
schlossene Kiirze der achten und ist dem entsprechend gleichfalls
ganz selten®).
Damit sind die Moglichkeiten fiir die Stellnng unmittelbar
hinter der T‘’-Casur erschopft; der Tatbestand gehorcht den For-
derungen der Metrik.
Hinter der T*-Casur bevorzugt das Metrum u. Hier
findet sich bequemer Platz fiir das Prafix mit Bewahrung seines
Vokals (also in der Gestalt wu), sofern ein Wort folgt, das mit
zwei Langen anhebt oder aus ihnen besteht. Solche Verbalformen
1) Komposita schien es groBenteils
tydne-, ddhyaksa-, dtyavi-, -dtyurmi. Vgl. Edgren a. a. 0. 71.
2) Ich brauche auch hier die oben S. 490 angegebenen Bezeichnungen.
3) Auch entsprechendes Nichtverbum, wie ddhi antdrikse, ddhi dkrte.
Sievers 204 A. 1.
4) Man beriicksichtige, da6 alle diese Prafixe kurze erste Silbe haben.
5) S. verzeichnet aus den ersten 6 Biichern nur abhi asi {abhi dsi) IV, 6, 1 ■
VI, 23, 5,
Vgl.
Zur Geschichte der Tristnbh.
531
sind nicht allzn reichlich vorhanden. Die hanfigsten mit Lange
anfangenden wie astu, eti passen nur dann hierher, wenn anlantende
Doppelkonsonanz des folgenden Worts Positionslange schafft. Sonst
kommen noch einige Typen wie arcanti, asnoti in betracht. Begreif-
lich daher, da6 dieser Fall, soweit es sich um Verbalformen han-
delt, verhaltnismaBig selten ist. Leichter kommt er mit Nicht-
verben zustande wie dnu indro g- I, 132, 3; anu esam IV, 27, 1
(Sievers 204 A. 1): worin ich nichts Tieferes als die natiirliche
Konseqnenz der Haufigkeitsverhaltnisse sehen kann^).
Nacbst (uu_ u wird an dieser Stelle anch |_u u nicht
selten zngelassen. Dem entspricht eine Reihe von Stellen mit
konsonantisierendem Prafix nnd dahinter Verbalformen von der
Prosodie von avartanta, avindudhr-^) (I, 32,12; 116. 17;
146, 4 ; V, 31, 5; VII, 78, 3 ; X, 109, 5; Prafix vor Nichtverb 1, 118, 3
= III, 58, 3 ; III, 31, 4. — Nicht viel anders IX, 82, 5).
Weiter ist nicht ansgeschlossen die Form |uuu_w. Zu ihr
pafit ein Verb oder Eingang einer Verbalform mit der Prosodie
u_u. Vor solcher Form ist die vor einer Kiirze die Regel bil-
dende Konsonantisierung des -i -u dadurch ansgeschlossen, da6 das
so entstehende [ — u_u knrze achte ergibt®). Vokalisches -i -u
des Prafixes dagegen fiihrt zu einer moglichen metrischen F orm ;
1) DaB Verbindungen wie jpdn eti, nach der T^-Casur haufig, binter der
Ta-Casur wenig beliebt sind, erklart Sievers (205), der der sechsten Silbe Ictus
zuscbreibt, damit, daB man gegen Versbetonung pari et^Bedenken gehabt babe.
„Prafix und Verbum sind im Akzent zu sehr an einander gebunden, als daB man
der sprachlich unbetonten Endsilbe des Prafixes einen Ictus hatte verleihen k6nnen“.
Ich zweifle am Vorhandensein dieses Ictus der sechsteu (oben S. 495). Und vor
Verbalformen — nur eben von andrer Prosodie als eti — lindet sich pari etc. in
der von S. beanstandeten Stellung haufig genug, z. B. VII, 1, 15 sujatdsal} pari
caranti wrdj. Mir scheint evident, daB das einzige, aber durchaus hinreichende
Bedenken gegen ]^drt eti in T* sich gegen das kurze -ti in der achten Silbe rich-
tete ; auf welchen Gesichtspunkt dann ubrigens S. auch hinweist. Es ist kein
Zufall, daB bei | ahhi astu IV, 12, 1 der Dichter durch das folgende pr- fur Po-
sitionslange gesorgt hat.
2) Die beiden zusammentrelfenden Langen in der Folge weisen diese
Worte so ziemlich unvermeidlich an die Stellen 6 — 9 von T» , machen also mit
Kucksicht auf die Casur Vorangehen eines einsilbigen Worts wie anv notwendig.
Etwas zu summarisch bemerkt S. (205), daB Verbalformen mit knrzer erster im
Eingang der zweiten Halfte der T-Keihe seltener sind „hauptsachlich wohl nur,
weU sie so viel bequemer im VersschluB zu verwenden waren“. Das trifft zu
Oder trifift nicht zu je nach dem weiteren Verlauf der Quantitaten. Fiir den
Typus amanyanta trifft es nicht zu; fur ihn ist der gegebene Ort eben der in
Kede stehende.
3) In der Viratsthana-Abart der Tristubh wird diese Konsequenz vermieden.
Hier findet sich denn auch in der Tat \dpy ahhuma viprdh II, 11, 12.
532
H. Oldenberg,
freilich selbstverstandlicli in geringer Haufigkeit entsprechend der
geringen Beliebtheit dreier Kiirzen hinter der Casur. In der Tat
gibt S. (204) einige Beispiele dieses Typus wie laLlikunanta *) I, 189, 3.
Die schlieBiich noch denkbare Form die Konso-
naiuisierung des -i -a voraussetzen wiirde ist nicht vertreten ;
Lei der Seltenheit dieses metrischen Typus befremdet das nicht. —
Far die Mitte der zweiten Reihenhiilfte lieferten die sechs
ersten Mandala Sievers nur das eine Beispiel I. 162,2 i)id,ui!nsn6h\
dpt/ eti putliah. Ein zweites mit konsonantisiertem Ausgang
des Prafixes findet sich auch in MI — X niclit. Ob eins mit vo-
kalischem Ausgang, babe ich nicht festgestellt ; es ist kaum wahr-
scheinlich, weil das Metrum der Norm nach fur die Silbenfolge
w w in dieser Gegend der Reihe keinen Platz bietet ^). An der
eben angefiihrten Stelle finde ich das durch das Metrum fast un-
answeichlich herbeigefiihrte -y vor langer Silbe nicht auffalliger,
als eine Reihe solcher -y und -r. die im folgenden begegnen werden.
DaB die vorliegende Konstellation , gegeniiber der so leicht sich
darbietenden Stellung von Verbindungen wie dj)i di unmittelbar
hinter der T‘’-Casur (vgl. II, 3, 9; III, 8, 9; VII, 47, 3, aus welchen
Stellen die unsre nmgeformt sein mag), nur geringe Chancen hatte
zum Dasein zu gelangen und darum ihre nur einmalige Verwirk-
lichung nicht auffallen kann, ergibt sich aus naheliegenden Erwa-
gungen. —
Im Ausgang der Reihe war die Folge des Prafixes in der
Gestalt u./ und eines daran anschliefienden Worts nicht unterzu-
bringen. Begreiflich, daB jenes da als Lange, wie das Metrum
es mit sich brachte in der Regel mit der Quantitatenreihe
(bez. dahinter, auftrat. So in einer groBen Zahl durchaus
typischer Versausgange von der Form pdnj apnsyan, dnv acindan,
prdty arnuncala (mit Nomen d>arili IX, 97, 10). Solten mit
Stellung des Prafixes in der Hebung der zehnten statt der achten
Silbe; uh]!y dscit I, lo6, 2, II, 2b, 1, (luv ihi X. d 3, b (daselbst mit
Nomen abJiy dyhdm VIi, 104, 2). —
Nun zum Ein gang der Reihe, dessen Hauptfurm ist
bz. daneben unter andern Moglichkeiten bz.
^ u Hier findet sich nicht besonders leicht ein Platz fiir
1) So, nicht mit Padap. abhi dmanla, sclireibe ich aus den ZDMG LXI 811
dargelegten Grunden. In IV, 1, 16 ist natiirlich ahhi anusata zu lesen (vgl. Siev. 204).
2) Also als wenn es nach viersilbigem Reiheneingaug etwa hieBe° *pdry abha-
van mahohhib,.
3) Oder es mufite durch Kontraktion mit vorangehendem -d ein d des Pra-
fixes herbeigefiibrt sein.
Zur Geschichte der Tristubh. 533
der die Prafixe in zweisilbiger Gestalt zu sich zdge. Ebenso wenig
legt ein durchgefiihrter Wechsel der beiden Quantitaten wie im
Reihenausgang der Einpassung der Worte in das Schema strenges
Gesetz auf. So bemerkt S. nicht mit Unrecht, daB die Behand-
Inng des -i -u hier nicht mehr viel mit der Quantitat za tun hat.
Eher kommt in diesem engen Ranm der vier oder fiinf Silben, wie
er gleichfalls hervorgehoben hat, der Silbenzahl wesentliches Ge-
wicht zn.
Selbstverstandlich — auch hierauf hat S, hingewiesen — kann
das den Reihenanfang bevorzugende Prafix vor viersilbigem
Wort nur einsilbige Gestalt haben, auch wenn dieses, wie das der
tiberwiegenden Behandlung der zweiten Silbe der Reihe entspricht,
langsilbig anhebt (prufi/ agnthlasmo).
Folgt anf das Prafix dreisilbiges Wort, so eroiFnet das
Metrum mehrere Moglichkeiten : eine fiir unsre Untersuchnng wert-
volle Situation, weii hier das sprachlich Zulassige deutlicher zum
Vorschein kommt, die nach anderweitigen Gesichtspunkten geiibte
Anslese minder stark wirkt.
Mit Unrecht lehrt Sievers, daB das Prafix in diesem Fall stets
gekiirzt werde. Ich wiiBte nicht, wie das kommen sollte, und habe
schon in meiner Note zu V, 41, 19 die Gegenbeispiele angefiihrt:
ahln anasmn X. 31,3; abhi drsei/dm IX, 97, 51, dnu osndloh
vielleicht ahlnurncaud V, 41, 19; man kann afitujahi III, 35, 5 hin-
zufiigen, insofern dem Wesen der Sache nach dynhi ein Wort
ist'). Auf das seinen Vokal bewabrende Prafix folgt stets Lange;
zur Wertung dieser Tatsache ubersehe man nicht, daB der im andern
Fall entstehende Eingang metrisch sehr unbeliebt ist.
Bei veikiirztem Prafix laBt das Metrum mit seiner Vorliebe
fur Lange der zweiten Silbe in erster Linie Folgen der Lange,
daneben doch auch das der Kiirze erwarten. So finden wir in
der Tat einerseits ahJig drsata IV, 58, 10, dfy alramit IX, 69, 4j
uhhj uiksetam X, 121, 6, dpij mdandm X, 98, 11; im Kompositum
unrartitd X, 109, 2 (s. meine Note dort), ahhyaia) it VI, 27, 8. Andrer-
seits prdty adJiatfam I, 118, 7, dnv avindtm V, 11, 6, prdty dvartini
V, 76, 2. Man sieht , daB hier , wo das Metrum freien Spielraum
gibt, doch nicht, wie Sievers (206) meinte, die meisten Beispiele
seiner Quantitatsregel folgen’^).
1) DaB sioh bier nicht wie mehrfach in der achtsibigen Eeihe ein Eingang
abU arsanii findet, halte ich fiir Zufall oder fur Wirkung da von , daB im Pava-
inanabucb die elf- und zwblfsilbigen Reihen hinter den acbtsilbigen zuriicktreten.
2) Icb glaube, daB diese Tatsache nicht dadurch entwertet wird, daB — wie
man allerdings nicht iibersehen darf — das Metrum ja selbstverstandlich nicht nur
534
H. Oldenberg
Der Fall der Folge eines zweisilbigen Worts nach dem
Prafix fuhrt zu Enklitiken wie enam, asya. Da diese Anlehnung
an das erste Wort erstreben, ist bier ihr regelmaSiger Platz. Das
tonlose Verbum finitmn recbne ich nicbt zu dieser Gruppe, son-
dern stelle es, wie in den vorangehenden Fallen stets geschehen,
zu den orthotonierten Worten. Genauer wiirde in bezug auf Enge
des Anschlusses an das vorangebende Prafix ihm vielleicht eine
Mittelstellung zwischen beiden Wortklassen zuzuscbreiben sein
(vgl. unten S. 542).
S. gibt nun die Regel, dafi in der in Rede stehenden Stellung
vor vollbetontem Wort das Prafix zweisilbig bleibt, vor Enklitikon
es verkiirzt wird. Zunachst der erste Teil dieser Regel befremdet,
nicbt nur wenn man ihn an S.s Quantitatsgesetz bemiBt, sondern
aucb an sicb: warum soli eben bier die dem Metrnm keineswegs
zuwiderlaufende Verkiirznng ausgescblossen sein? Das Metrnm
laBt bier, wie scbon fiir den Fall des dreisdbigen Worts bemerkt
wurde , binter zweisUbigem Prafix Lange , vor Kfirze einsilbiges
Prafix erwarten; neben diesen Kombinationen ist nocb einsilbiges
Prafix mit folgender Lange zulassig, zweisilbiges Prafix mit
Kurze aber nur ausnabmsweise. Zu den von S. beigebrachten
Eingangen nun, wie prdti agnih, pari agnih, pari eka, stellen sicb
in der Tat zunacbst nocb mebrere abnlicbe mit gleichfalls zwei-
silbigem Prafix : abhi arsa IX, 96, 16, abhidrsan IX, 106, 13, parieti
X, 6, 1 , diese alle der Quantitatsregel entsprechend — sebr be-
greiflicb, denn der Eingang war ja, wie erwabnt, unbeliebt.
Weiter docb mit metriscber Freibeit und jenem Gesetz wider-
sprecbend dnu VII, 82, 3 ; abhi-abhi hi IX, 110, 5. Dann aber,
entgegen der Annahme Sievers’, jedocb im Einklang mit der eben
dargelegten metriscben Situation, eine Anzabl von Fallen, in denen
gekurzt ist: meist vor langer SUbe, die ja an zweiter Stelle der
Reibe bevorzugt wird, und dann entgegen der Quantitatsregel ; in
einem Fall vor kurzer Silbe. Die Beispiele sind : ddhy asthat sdnu
IX, 86, 8, parydvard^) rastrdm X, 124, 4, dnv aha musah X, 89. 13;
dazu in zwei Fallen mit vernachlassigter Casur prdtyardhim devdsya-
devasya mahna X, 1, 6, dnv dpo ajihata jayamanam X, 89, 13.
vermoge der Silbe nnmittelbar nach dem Prafix seine Herrschaft tibt sondern
aucb durch Forderungen, die es im weiteren Verlauf stellt, auf die Behandlung
des Prafixes zuiuckwirken kann. *alihi arsata, *dti akramit, *anuartitd ergab in
der vierten Silbe zwar kein uniiberwindliches Bedenken, aber doch ein Bedenken.
Es ist lehrreich, etwa die an den verschiedenen Stellen von X, 89, 13 (vgl VIII
7 , 24) binter dnu entstehenden Situationen zu priifen. ’
1) dvart sehe icb als einem Wort gleichstehend an.
2) Zweifelhaft; s. meine Note.
Zur Geschichte der Tristabh.
635
Nun zur Stellung vor Enklitikon, wobei zugleich der Fall
einsilbiger Enklitika hinter dem Prafix zu erledigen ist. S.
gibt vier Beispiele (I, 162,7; 179, 1; II, 38, 5; III, 9, 4, mit enam,
asya, u, ini), in denen alien das Prafix gekiirzt ist ; ick fiige binzu
dnv asmai IX, 72, 3, dnv asya V TTI , 1, 34, ddhy u X, 27, 6, und aus
Eingangen der achtsilbigenReihe, zu der ich bier schon binvibergreife,
neben Sievers Beispielen uhhy mam 1, 80, 12, dnv enan V, 52, 6 noch
alhy enam X, 18, 11, prdty u VII, 81, 1, dty u IX, 45, 4. Dem gegeniiber
aber mit unverkiirztem Prafix aus einer Tristubh- bz. Jagatireibe prdti
asya X, 142, 5 und vielleicbt pdri u IX, 110, 1 ^); aus einer acbt-
silbigen prdti asmai YI, 42, 1 (scbon bei S.). Gegeniiber den zabl-
reicben Stellen mit pdri agnth, prdti ugnih u. dgl. kann das bier
zu beobacbtende starke Vorwiegen der Konsonantisierung kaum
Zufall sein. Abweichend von Sievers glaube ich, dafi es in der
Tat direkt auf der Enklise, der engen Akzentverbindung von En-
klitikon und Prafix berubt. Mich macbt daran die von S. hervor-
gebobene Tatsache nicbt irre, da6 hinter der Casur die Bewahrung
des Vokals in der gleicben Verbindung unanstbfiig ist (wie in \ dmt
egam IV, 27, 1 u. a.). Hier griff eben die starke metrische Neigung
zur Silbenfolge | >j u _ ein. Dafi da die Kreuzung verscbiedener
Einfliisse dem Ergebnis scbematische Einheitlicbkeit geraubt hat,
ist schliefilich naturlich. Sievers seinerseits, wie mir scbeint hin-
blickend auf Gesichtspunkte der germanischen Metrik, auf die dort
den starktonigen , bedeutungsschweren Worten gehorende Herr-
schaft, nimmt an, die Kiirzung des Prafixes vor Enklitikon babe
den Zweck gehabt, im Reihenabschnitt vor der Casur Platz fiir
ein derartiges gewicbtigeres Wort zu schaffen. Dafi ein solchen
Anforderungen mehr oder minder geniigendes Wort in der Tat
dort meist dasteht, ergab sich wohl von selbst. Aber dafi in der
vediscben Metrik, die „den reinen Typus eines nichtakzentuierenden
Versbaues aufweist“ ^), dynamischen Abstufungen ein solches prin-
zipielles Gewicht zukommt, bezweifle ich doch. Derartiges wiirde
sick gewifi nocb anderweitig vielfach fuhlbar machen: auf eine
von Sievers angenommene mir recht zweifelbafte solcbe Erschei-
nung im Ban der Gayatri komme ich unten zuriick. Hier ver-
zeicbne ich nur eine Anzahl ohne viel Suchen zusammengebrachter
Tristubh- oder Jagatieingange, die mir dem erwahnten Prinzip
Sievers’ sich schwer zu fiigen scheinen : prdti ydt sya I, 104, 5, prdti
1) Doch fraglich, man kann auch pdry u lesen (dann hinterher dhanua),
Tgl. Benfey Quantitatsversch. IV, 1, 19 (Abh. GGW. XXV).
2) Sievers, Metrische Studien 1 (Abh. S. G. Wiss., phil.-hist. Kl. XXI), 66.
536
H. Oldenberg,
va ena I. 171. 1, emu ydd vam I, 184, 4, yrdti ydd asya H, 20, 8,
abJii vA ma II, 33, 7, yiims co nil VI, 66, 3, ahU ye nah VII, 25, 2,
a na ena und abLi ydd ram VII, 71, 4, ddhy Ti nd esu X, 27, 6, prd
ye nil asya X, 92, 7; prdti asya X, 142, 5: eine Sammlung, die sicb
leicbt nacb Belieben vermehren lieBe 0. Konsonantisierte der
Dichter in der achtsilbigen Reihe wirklicb, um durt fiir zwei ge-
wichtige Worte Platz zu schaifen (vgl. nnten S. 538), so hatte er
in dm- enan aha vidydtah V, 52, 6 sein Ziel schlecht erreicht "). —
Es bleibt iibrig, nach der Anfangsstellung den weiteren V e r-
lauf des Reih eneingangs zu betraebten. Xormal ist dort
fiir ein Prafix von der Gestalt uu kein Platz. So mu6 man Kon-
sonantisiemng erwarten. Ob auf die so entstebende Lange eine
weitere Lange oder Kiirze folgen wird, entscheidet das Metrum
niebt. Dem entspriebt es bestens , dab zu Sievers’ beiden Bei-
spielen svdpnenabhyupyd II, 15, 9 und ydm adhydsfhnt V, 31, 1 sicb
ebenfalls mit Lange hinter dem einsilbigen Prafix stellt td hn prdty
esi X, 1, 4 und hdni dpy uhe X, 52, 3 (dazu im Kompositum dnra-
tyetn VII, 65, 3), andrerseits aber mit Kiirze tarn dnv avindan X,
71, 3, ydd adhyedtisthat X, 81,4, tad anvdvait X, 139, 4®). Man siebt,
da6 diese Materialien von Sievers’ Quantitatsregel niebt beberrsebt
werden. —
Sebr viel kiirzer kann die aebtsilbige Reihe erledigt
v?erden.
In ibrem Ausgang bevorzugt das Metrum vor viersilbigem *)
Wort Lange, vor dreisilbigem (oder Gruppe aus zwei- und ein-
silbigem) verlangt es Kiirze ; im ersteren Pall also wird konsonan-
tisiert, im letzteren niebt. So ergeben sieh die Reihenausgange
einerseits vom Typus dnv anonavuh, abhy usrksata (dagegen aus-
1) S. (Altgerm. Metrik 182) fuhrt selbst die Gayatrireihe an ydc dd dhi
te visa yatJid I, 25, 1. Fiir eine solche mit ihren vier Ilebungen gewichtlnseres
sprachliches Material ausfindig zu machen, wurde vrohl schwer sein.
2) Allerdings gehort die Zeile keiner Gayatri an, fur welche S. diese Wort-
verteihing annimmt, sonderu einer Pankti. Aber driingt sicb niebt die Zusammen-
geborigkeit dieses dnv endn mit den analogen Wendungen in den andern Vers-
mafien auf?
3) Stellen mit zweisilbigem Prafix baben sicb in dem von Sievers durebsuebten
Gebiet niebt gefunden. Auch ich keune keine. Denkbar ware immerhin etwa,
dafi zu Eingangen wie yenahhi kr>dh h 160, 6, md mddU putre II, 20, 5 wo die
erste Kurze des Priifixes dutch Kontraktion beseitigt ist, sicb Gegenstdeke mit
vokalischem Anlaut des nacbfolgenden Wortes fanden. kb babe Ermittelungen
daruber fiir uberfliissig gebalten. ^
4) Und zweisilbigem. Doch ein Ausgang wie dnv ihi findet sicb bier zu-
falligerweise nicht.
Znr Geschichte der Tristubh. 537
nahmsweise tmverkiirzt {d)dhi ajayata X, 190, 1, vgl. ZDMG. XLIV,
322); andrerseits tvabhi alcsaran, jpratietana (s. Sievers 207). Es
liegt in den metrischen Bedingungen des Falls, daB an jenen Stellen
anf das Prafix Kiirze, an diesen Lange folgt : was ein der Sievers-
schen Quantitatsregel entsprechendes Resnltat gibt. Eine beson-
dere Stellung nehmen nur die ersten nnd dritten Padas des mo-
dernen Annstubhtypns ^) ein. Deren metrische Eigenart fiihrte in
einer Reihe von Fallen zu Konsonantisierung vor dreisilbigem
SchlnBwort: prdty adrsran 1,191,5, dnv avindan V, 40, 9, prdty
agrhhnan IX, 113, 3, pdry avahan X, 85, 38. Diese Konsonantisie-
rnng stimmt so gnt wie der Vokal des vorber erwahnten Typns
tvabhi alcsaran zn Sievers Regel, aber man iibersehe nicht, wie
dentlich vor allem die metrische Figar, das geschichtliche Anders-
werden der Anustubh, sich in diesen Verhaltnissen spiegelt^).
Vor der Schlnfi- und hinter der Eingangsstellung
ist Konsonantisierung zu erwarten, da das Metrnm uu nicht gern
zulafit ®). Die beiden Beispiele, die mir znr Hand sind, entsprechen
dem; ydm adhydsthdh I, 49, 2, indrasyabhy Hi IX, 101, 16^).
Im Eingang der achtsilbigen Reihe laBt ahnlich wie in dem
der langeren (oben S. 532 f.) das Metrnm verhaltnismafiig freien
Spielraum. Hier finden wir einsilbiges Prafix vor Kiirze wie vor
Lange. Einerseits abhy dmtsi X, 86, 8, dty atisthat X, 90, 1, pdry
acdmi X, 119, 5, abhy dsdhsi X, 159, 1, abhy dvasthah V, 19, 1 (zwei-
silbiges Prafix hatte den Eingang uwu ergeben). Andrerseits prdty
ayam I, 11, 6, prdty osa X, 118, 8, pdry anyd V, 73, 3, dnv indram
Vin, 7, 24; hierher steUe ich, obwohl unbetont, auch den Vokativ:
prdty agne X, 87, 24. 25. Dem gegenuber erscheint zweisilbiges
Prafix aus dem schon erwahnten Grunde nnr vor Lange: pari asa
VII, 32, 10, abhi area VIII, 40, 4, abhi arsa IX, 1, 4; 4, 7. 8; 20, 4;
51, 5 ; 63, 12. 29 ; 67, 3, abhi arsati IX, 66, 22, abhi arsanti IX, 62, 3
63, 6, abhi urnoti VIII, 79, 2, abhi arkdh V, 5, 4, pari agnim X, 155, 5,
parietd I, 27, 8, abhidram VIII, 72, 11, prdtiardhih X, 26, 5.
1) Siehe meine Prolegomena 27 ff., NGGW. 1909, 222 und die dort A. 1 ver-
zeichnete Literatur.
2) Moderne Anustubhform haben auch zwei Stellen — oder lieber eine
Stelle — mit Prafix in der drittletzten : adhyeti IX, 67, 31 = 32. Die Verse sind so
gebaut, daB bier in der drittletzten kein Unterschied vom Normaltypus erscheint.
— Modeme Anustubh mit Prafix in der viertletzten , an dieser Stelle vom alten
Typus nicht abweichend : dnv ajayanta X, 72, 3. 5.
3) Die Gestalt etwa « — 5=;^^ — findet sich zwar oft genug. Aber dann
wird mit Prafix an den Stellen 4. 5 die Verbindung bis zum ReihenschluB laufen
4) DaB kein Gegenbeispiel vorliegt, kann ich nicht bestimmt behaupten.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Klasse. 1915. Heft 3. 36
538
H. Oldenberg,
Die Verbindungen von Prafix mit Enklitikon (abgeseben vom
Verbum finitum und dem Vokativ) wnrden fur den Eingang der
achtsilbigen Reihe schon oben (S. 535) neben den entsprechenden
Materialien der langeren Reihe verzeichnet. Burch sie warden
wir aber auf eine wichtige Theorie von Sievers (207 ; Altgerman.
Metrik 176 fiF.) gefiihrt. Die Gayatrireihe halt er nach ihrer sprach-
lichen Gliedemng in der Regel fiir zweigeteilt , mit 2 + 2 oder
1 + 3 oder 3 + 1 Hebungen; agnim tie ] ‘purohitam, hotcLram \ ratna-
dhdtamam, prd deva varuna | vratdm. In der Anustubh dagegen
seien auch dreiteilige oder ungegliederte Reihen gewohnlich, z. B.
1 , 10 , 2 :
ydt sanoh sdnum druliad || hhuri dspasta hdrtuam
tad indro drtham cetati || yuthena vrsmr ejati.
Das Streben, fiir die durch die Sinnesgliedernng der Gayatri
erforderten sinnvoUen, starkbetonten Worte Platz zu schaffen,
miiBte bier wie in der langeren Reihe (oben S. 535) zur Konso-
nantisierung des Prafixauslauts vor dem Enklitikon — beide des
markanten Bedeutungsinhalts entbehrend — fuhren, wahrend in
der Anustubh diese Riicksicht fortfallen wiirde. Wir priifen auf
diese von S. (207) formulierte Fragestellung, den etwaigen Unter-
schied der beiden Metra betreffend, die oben (S. 535) beigebrachten
Materialien. Leider ergeben auch diese kein sehr bestimmtes Re-
sultat, aber soviel ist doch klar, daB sie zur Annahme eines solchen
Unterschiedes in keinem Fall drangen. Rechnen wir die Verbal-
formen den Enklitiken nicht zu, ergibt sich fiir die Anustubh
eine Ausnahme von der Verkiirzung (VI, 42, l)i). Pur Gayatri
liegt keine Ausnahme, doch eben auch nur ein Fall der Verkiir-
zung vor (IX, 45, 4). Wenn wir aber anderseits, wie Sievers tut,
die unbetonten Verbalfonnen als Enklitika mitzahlen, so erhalten
wir fiir die Gayatri alsbald eine FiUle von Ausnahmen : die Stellen
mit abhi ar§a, abM arsati, ahhi arsanti, abki urnoti oben S. 537
Gewinnen wie also von dieser Seite kein Vertrauen zu jener
Unterscheidung zwischen beiden VersmaBen, so mochte ich hinzu-
fiigen, daB ich auch sonst hier uniiberzeugt bleibe. Worauf sollte
es wohl beruhen, daB die Sinnesgliederung im Innern von Paaren
achtsilbiger im Ubrigen identisch gebauter*) Reihen verschieden
1) Den Beispielen fur die Verkurzung werden wir auch die in Pahktiversen
Torkommenden I, 80, 12; V, 52, 6 zurechnen durfen. Das einemal i.st lie P hkti
erne Anustubh. an die ein fiinfter Pada als Refrain getreten ist. Das andremal
steht s,e,nnuttenyon An^^tubhs tmd als deren offenbares Aquivalent. Auch
X, 18, 11 kann ohne Bedenken auf die Seite der Anustubh gestellt werden.
2) Ich sehe hier natiirlich vom jiingeren Anustubhtypus (oben S. 537) ah
Zur Geschichte der Tristnbh.
539
ist, je nachdem auf die Pause hinter ihnen noch eine solche Reihe
folgt (Gayatrl) oder zwei (Anustubh)? Und in der Tat glaube
ich, da6 sich Gayatrizeilen genug auf Schritt und Tritt finden
mit dentlicher Dreiteilung oder mit einem Ban, welcher dem der
von S. (Altgerm. Metrik 176) angefuhrten Anustubhreihen gleich-
artig genug ist ^). Die Reihe varum mitro arijama I, 26, 4 gehort
einer Gayatri an ; vdruna mitra dryaman steht VIII, 67, 4 in einer
Gayatri, V, 67, 1 in einer Anustubh. In Gayatriversen liest man
virapsi gomati malii I, 8, 8, uror r^dsya brhaldh I, 25, 9, sdmiddhah
sxJird dhufah VI, 16, 34, gavya somaso asvaya IX, 64, 4. S. will
die Anustubhzeile yutJiena vrsnir ejati I, 10, 2 nicht hinter yufhena
in zwei Teile zerlegen. Haben dann Gayatrizeilen wie pavUre
somo aJisauh IX, 18, 1, vayum soma asrksata IX, 46, 2, rnd ca dhrsnm
cayate IX, 47, 2 hoheren Anspruch auf Zweiteilung ? Und so drangen
sich weitere Bedenken in Menge auf. Da6, was ich hier heraus-
gegriffen habe, nicht vereinzelte Raritaten sind, davon werden sich,
glaube ich, Leser einiger Gayatrilieder leicht uberzeugen.
Auf den Uberblick iiber die Materialien folgt die Frage, wie-
weit in diesen Erscheinungen sprachliche, wieweit metrische Gesetz-
mafiigkeit vorliegt.
Sievers Quantitatsregel steht unzweifelhaft mit dem groBten
Teil der Materialien im Einklang. Aber Schritt fiir Schritt haben
wir gesehen, wie in den allermeisten Fallen die dieser Regel ent-
sprechende lautliche Behandlung sich obne weiteres aus der Metrik
ableiten lafit; aus der fiir viele Gebiete der Versreihen erhobenen
Forderung des Wechsels von Liingen imd Kiirzen, aus der fur
andre Gebiete geltenden Abneigung wenigstens gegen die Folge
mehrerer Kiirzen, aus der Bevorzugung der Prosodie hinter
der Casur der langeren Reihe. Nur wenn wir das Verhalten der
Liedverfasser an den Stellen beobachten, wo die Metrik anderwei-
tige Behandlung als die aus jener Regel sich ergebende verlangt
oder moglich macht, konnen wir entscheiden, ob die Regel eben
nur die unvermeidliche Konsequenz metrischer Verhaltnisse aus-
driickt oder ob ihre Wurzeln in die Sprache selbst hineinreichen.
Da fand sich nun, daB in der ersten Silbe des Tristubh-Jagati-
Eingangs vor viersilbigem Wort, dann iiberhaupt im weiteren Ver-
lauf dieses Eingangs, ebenso im Innern des Vorderteils der acht-
silbigen Reihe, schlieBlich im Innern der zweiten Halfte der lan-
1) Ich bemerke hier, daC Versuche, von den Textabteilungen in den Ganas
des Samaveda aus Licht auf diese Frage fallen zu lassen, vergeblich scheinen.
36
540
H. Oldenberg,
geren Eeihe das Metram far Folge zweier Kiirzen keinen (oder
keinen leickt zugestandenen) Platz hat. An alien diesen Stellen
sahen wir , da6 die Qaantitatsregel versagt , das Prafix einsilbig
vor Lange so gut wie vor Khrze erscheint. Ich erinnere an prdty
agrahhisma] (S. 533), an die Grappen von Fallen wie yam aihydsthat \
(S. 536), wie yam adhydsthah (in der achtsilbigen Eeihe, S. 537),
an \priydm dpy eti pathah (S. 532).
WoUte man hier doch Verletznngen einer an sich giltigen
Eegel erkennen, zu denen das Metrum verfiihrt hat, so werden
die Falle, an die wir jetzt erinnern, bedenklich machen.
Am Anfang der kiirzeren wie der langeren Eeihe erolFnet
hinter einsilbigem Prafix die Metrik beide Moglichkeiten folgender
Kiirze oder Lange; hinter zweisilbigem (uu) verlangt sie Lange.
Hier fugen sich nun im letzteren Fall die Belege natiirlich, mit
unerheblichen Ansnahmen, der Qaantitatsregel. Aber sobald wir
zum ersteren ubergehen nnd damit das Gebiet betreten, wo die
Metrik keine Entscheidung trifft, verschwindet alsbald jene Eegel
spurlos : neben einander finden wir in der langeren Eeihe mit drei-
silbigemWort die Ty pen abhy drsata] xmd prdty adhattam\ (S. 533),
mit zweisilbigem Wort iiberwiegend mit folgender Lange, also
der Qaantitatsregel zuwiderlaufend, ddhy asthat u. ahnl. (S. 534), in
der kiirzeren Eeihe prdty ayam etc. and abhy umtsi etc. (S. 537).
Endlich sei daran erinnert, dafi hinter der T^-Casur, wo das
Metrum neben dem bevorzugten juu_ seltener auch |uuu zulaBt,
dem entsprechend neben dem haufigeren Typas \abhi arcanti sich
doch auch , entgegen der Qaantitatsregel , Falle wie | abhidmanta
finden (S. 532).
Xach all deni trage ich kein Bedenken zu schliefien, dafi die
Qaantitatsregel eben nur ein Produkt der metrischen Notwendig-
keiten ist. Wie die Sprache selbst sich in bezug auf die Konso-
nantisierungen verhalten hat, bleibt eine oifene Frage.
Hier scheint mir nun alles darauf zu deaten, dafi wir es mit
Erscheinungen zu tun haben, die unter den in meinen Prolegomena
472 tf. besprochenen Gesichtspnnkt der „engeren und loseren Wort-
verbindang“ fallen. In sicyate (sehr fest , denn danach pd-
rtto sincata (IX, 107, 1) ist der ZusammenschluB der beiden Worte
enger als in pari sdptik; in nts tataksak enger als in utMis tireta-
in 2 ir« nonumah, prd nnh enger als in prd nandm oder prd ndvyasd-
in divas pari (beide Worte zusammengehorig) enger als in divdh
1) Vgl. noch B artholomae KZ. XXIX, 511-
I, 307.
Wackernagel Ai. Gramm.
Zur Geschichte der Tristubh.
541
pari IX, 8, 8 (beide Worte zufaUig znsammentreffend). Natiirlich
ist die Abgrenzung solcher neben einander liegender Moglicbkeiten
in der Regel nicht vollkommen scharf. Aber soviel scheint mir
klar, dafi gerade das Prafix (bz. die Praposition) besonders starken
Zusammenbang mit dem ihm folgenden, enger oder loser za Dun
geborigen Wort, speziell mit dem folgenden Verb, auch in der
Lautgestalt des Sandhi zu zeigen die Tendenz haben muB, nnd daB
anderseits Ahnliches inbezug auf das Enklitikon in seinem Ver-
haltnis zu dem ihm vorangehenden Wort anzunehmen ist.
Damit halte man nun die Tatsache zusammen, dafi die Kon-
sonantisierung des -i, -u in der altesten Sprache fast ausschlieBlich
eben in Prafixen erscheint, Verbindungen dagegen wie sdstv aydm
VII, 55, 5, mdyy asih X, 128, 3 spat und im Rv. noch ganz selten
eintreten. Man beachte weiter die besondere Konstanz, mit welcher
die Konsonantisierung des SchluBvokals da, wo man sicb uberhanpt
an sie gewohnt hatte'^), namlich in Prafixen, eben bei folgendem
Enklitikon, also im Pall engsten Wortzusammenschlusses eintritt.
In der Behandlung der einzelnen Falle, wo vor einer Lange das
Metrum einsilbiges wie zweisilbiges Prafix gestattet, ist natiirlich
bei dem Sichkreuzen mannigfachster Eiicksichten oder Zufallig-
keiten durchgehende Konsequenz oder Nachweisbarkeit der jedes-
mal obwaltenden Motive nicht zu erwarten. Immerhin mochte ich
es kaum fiir Zufall halten, dafi den Eingangen prdti agnih III, 5, 1 ;
IV, 13, 1 ; IV, 14, 1 (Sievers 206), pari agnih IV, 6, 4, pari agnbn
X, 155, 5 {agnim nicht von p&ri abhangig) gegeniiberstebt prdty
agne X, 87, 24. 25 mit unbetontem Vokativ, pdry anya V, 73, 3
[anya von p. abhangig).
Koch mufi von einem Paktor gesprochen werden, der in der
Alternative zwischen -i -u und -y -v eine wichtige RoUe gespielt
hat: der chronologische. Die Konsonantisierung nimmt in den
jiingeren Teilen des Rgveda, dann vollends im Atharvaveda an
Haufigkeit stark zu. Pur den Rgveda zeigt das anschaulich die
TabeUe Arnolds, Vedic Metre 76®). Es ist in der Tat frappie-
1) S. die Materialien bei Arnold, Ved. Metre 76.
2) Fur enam babe icb festgestellt, dafi es in den drei Fallen, wo es auf
ein keinem Prafix angehoriges -i -u foigt {-iti enam II. 12, 5 ; anjdnti enam IX,
109, 20; hantu, enam X, 87,5), keine Konsonantisierung hervorruft. Freilich wird
dabei von Bedeutung sein, dafi dem -i -u jedesmal Lange vorausgebt, also der
Vokal fiir das Metrum bequem ist. Fiir den engen AnscbluB von enam an das
vorangebende Wort ist bezeichnend indra enam I, 163, 2 ; saJcrd enam VllI, 1, 19.
3) Seiner Abgrenzung der von ibm mit * bezeicbneten jiingeren Partien kann
man im Ganzen wohl zustimmen. Im Einzelnen bleibt naturlicb Raum fur Mei-
H. Oldenberg,
542
rend, wie sich die Konsonantisiernngen in den von A. mit einem
* bezeichneten Partien vermehren ; anfier dem 10. Bach treten dabei
sehr deutlich ancb die sonst dem %vedaleser als junger wohlbe-
kannten Stellen wie I, 162 — 164. 179. 191; IV, 58; VII, 103. 104;
IX, 67, 31—32. 113 hervor. GewiB spielt das Haufigerwerden der
nnmittelbaren Verbindung von Prafix und Verb, gegenuber der sel-
tener werdenden Tmesis ') , bei dieser Znnabme mit , aber ebenso
gewiB reicbt zablenmaBig jenes entfernt nicbt ans die Znnabme
za erklaren.
Lage nun den Konsonantisiernngen einfacb die Quantitatsregel
als ein rein spracblicbes Gresetz zn Grunde, so ware die erwahnte
Verschiebung der Hanfigkeit offenbar schwer zn verstehen. Das
Zahlenverhaltnis zwischen den auf die Prafixe folgenden Langen
nnd Kurzen blieb dock wohl zn alien Zeiten annahernd dasselbe.
Wohl aber konnte sich die Enge der Verknlipfung der im Satz
znsammentreffenden Worte, je nach den Verscbiedenheiten des
zwischen ihnen obwaltenden Verhaltnisses, fiir das Sprachgefiihl
andern, nnd diese Andernng konnte nicht allein in der Sprache
selbst sich vollziehen, sondern auch in Gewohnheiten nnd Moden
der Verskiinstler , in der Geneigtheit der Poeten der metrischen
Beqnemlichkeit znliebe oder auch ganz aUgemein gewisse sprach-
liche Moglichkeiten zu steigern, vielleicht sie bis ins Unmogliche
zn erweitem. Bekannte Tatsachen der vergleichenden Grammatik
lassen kanm zweifelhaft, daB die Dublette prati-praty grundsprach-
liches Erbteil ist. Beobachten wir die Zunahme des pndy etc. im
Rgveda und nach der rgvedischen Periode, so werden wir wahr-
scbeinlich finden, daB schon im altesten uns bekannten indischen
Znstand einVordringen des Konsonanten gegenuber der noch alteren
Zeit vorliegt. Im Rgveda , scheint es , hangen am vorangehenden
Prafix am engsten Enklitika wie enam dann das Verbum fini-
tnm; das Material reicht nicht hin, den Vokativen in dieser Rang-
ordnung ihre Stelle anznweisen. Auch die Verbindung von Pra-
nnngsverschiedenheiten ; ich wurde die Grenzen dieser Abschnitte eher etwas weiter
ziehen. DaB A. die augmentierten Verbformen vom ubrigen Verb gesondert hat,
scheint mir prinzipiell nicht berechtigt. Freilicb erscheinen aus erklarlichen
Griinden unter den Fallen der Konsonantisierung jene Formen in starker Uber-
zahl. Aber an sich ist ahhy dmisi docb lautlich nichts andres als abhy dnu?i.
Auch wiire es m. E. erwunscbt gewesen, andre aus zwei Kurzen bestehende Worte
■wie yddi von den Prafixen zu trennen. — Fur den Atharvaveda gibt die Tabelle
JAOS. XI Proceedings XXIX, leider nur ein sehr summarisches Bild der betreffenden
Verhaltnisse. In mancher Hinsicht hilft Whitneys Wortindex weiter
1) Ich verweise auf meine Zahlungen ZDM6. LXl, 808.
Zur Geschichte der Tristubh.
543
position and Nomen ist eng. Den Dichtem schreibt im Granzen
die Metrik vor, ob sie vom Recht der Konsonantisiemng Gebranch
machen sollen. Aber sie werden immer geneigter die Sache so za
wenden, da6 die metriscbe Notwendigkeit nnd die Geneigtheit zur
Konsonantisiemng imEinklang stehen. Das Verb verwachst immer
fester mit dem Prafix; so steigt die Gelegenheit dieser Neigung
nachzngeben. Und man fangt nun auch an zn sagen sdstv aydm,
vdsfy dntigrhat. Oder wenigstens — fur viele solcher Falle wird
die Emschrankung am Platz sein — die Dichter fangen damit an,
und bald tun dazu auch die Grammatiker ihr Teil. Denn dab die
Bewegung auf die Konsonantisierang des -i -u in der lebendigen
Sprache dock zu alien Zeiten nur ein begrenztes Gebiet beherrscht
haben kann, laBt der spatere Zustand annehmen, wie er im Pali
und den Asokainschriften vorliegt.
Nachtrag zn S. 224. »
Betreffs Kath. XI, 10 hat schon Cal and GGA. 1900, 704 das
Richtige gesehen.
Sinai, Cod. gr. 5, Bl. 49a: Is. 3 16 - 26 .
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Ungefiihr natiirliche GroBe.
Lutkemann und Rahifs, Hexaplarische Randnoten zu Is. 1 - 16 .
Kgl. Qes. d. Wiss. Nachrichten. Phil.-hist. Kl. 1915. Beiheft.
Nachrichten
von der Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen.
Philologisch-historische Klasse. 1915. Beiheft.
Hexaplarische Randnoten
zu Isaias 1 — 16,
aus einer Sinai -Handschrift
herausgegeben
von
Leonhard Lfitkemann und Alfred Rahifs.
Mit einer Lichtdrucktafel.
Berlin,
Weidmannsche Buchhandlung.
1915.
Vorgeleg^ von J. Wackernagel
in der Sitzung vom 12. Juni 1Q15.
Dies Beiheft erscheint gleichzeitig separat als ft
das KonigiichlJo^nsdiaft
Vorbemerkungen.
Wahrcnd seines Aufenthaltes anf dem Sinai im Friihjahr nnd
Sommer 1914 hat Herr Prof. Carl Schmidt (Berlin) fiir das Septna-
ginta-TJnternehmen photographische Anfnahmen von mehreren grie-
chischen Handschriften des Katharinenklosters gemacht, die er im
September 1914 trotz mancher Schwierigkeiten gliicklich nach
Deutschland heimbringen konnte. In einer dieser Hss. fand sich
cine Menge bisher grofitenteils unbekannter hexaplarischer Rand-
noten zu Is. la — 16 4, die unsere Kenntnis der Hexapla in hochst
erwiinschter Weise bereichern und daher hier sogleich veroffentlicht
werden.
Die Handschrift ist von V. Gardthausen, Catalogas codicum
graecorum Sinaiticorum (Oxonii 1886), S. 2 unter Nr. 5 beschrieben.
Nach seinem Urteil gehort sie dem X. Jahrhundert an, und der
Charakter der Schrift, einer im Texte etwas nach rechts geneigten,
in den Randnoten durchaus aufrecht stehenden schonen Minuskel (s.
die Tafel), bestatigt dies Urteil. Es ist eine Pergamenths. von 176 ®)
Blattern zu 21 x 16 cm. Sie enthielt nrspriinglich alle sechzehn
Propheten, doch fehlen jetzt am Anfang das ganze Bach Osee und
Amos bis 612, in der Mitte Isaias 19 14 — leremias 67 und am Schlafi
Ezechiel von 275 an und das ganze Buch Daniel. Zu Isaias be-
merkte schon Gardthausen: „cum scholiis marginalibus minutissime
et ddigentissime scriptis“, ohne jedoch iiber den Inhalt der ,Scho-
lien“, die sich erst in der Photographic als hexaplarische Randnoten
entpnppten, etwas zu sagen. Diese Randnoten reichen in der Hs.
von Bl. 45 b, an dessen Spitze Isaias beginnt, bis Bl. 62 a, das mit
den ersten Worten von Is. 16 e schlieBt. Die erste Note gehort
1) Vgl. den Bericht Schmidts in den Sitzangsberichten der E. preuB. Aka-
demie d. Wias. 1915, S. 122—125.
2) So, nicht 130, wie Gardthausen in seiner nberhaupt recbt ungenauen Be-
schreibnng der Hs. angibt.
!♦
4
Lntkemann n. Bahifs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16 .
zu Is. I2, die letzte zu 16 4. Die folgenden Seiten Bl. 62 b — 64 b
enthalten blo6 noch den Text von Is. 16 e — 19 14 ; die Bander sind bier
vollstandig leer. Dieser IJmstand lafit uns den Verlust der Fort-
setzung leichter verschmerzen. Denn es ist ganz unwahrscbeinlich,
dafi die Eandnoten spater wiedereingesetzt haben. AUes, was an
diesen wertvoUen Randnoten vorbanden war, wird uns erhalten sein.
Die Hs. wird vom Septuaginta-Unternebmen mit der Sigel 710
bezeicbnet, s. A. Rablfs, Verzeicbnis der griecb. Hss. des A. T.
(Nacbr. d. K. Ges. d. Wiss. zu Gott., Pbilol.-bist. Kl. 1914, Bei-
beft = Mitteilungen des Sept.-Untern. Bd. 2) S. 285.
Die beigegebene Licbtdrucktafel, welcbe auf Grand der
von Herm Prof. Scbmidt aufgenommenen Schwarz-Weifi-Pboto-
grapbie angefertigt ist, stellt diejenige Seite der Handscbrift dar,
welcbe die grofite Zabl von Randnoten entbalt. Die Noten fuUen
bier nicbt nur den ganzen seitlicben Rand , sondern setzen sicb
sogar nocb am unteren Rande fort. Die erste Note des seitlicben
Randes ist Is. 3 is A' sxtsta{i.svft) PpoYX“ (s- unten S. 43 Z. 5), die
letzte 3 24 A' 1' Daran scblieBt sicb dann am unteren Rande
links 3 24 A' xoXa|j.p.a etc. an, und die letzte Note der ganzen Seite
ist unten recbts 826 S' cd ^opai.
Unsere Ausgabe soil die Randnoten vollstandig und genau
wiedergeben, aber kein einfacher Textabdruck, sondem eine kritiscbe
Ausgabe sein. Daher haben wir die Randnoten mit dem hebrai-
scben Texte und dem bisber scbon bekannten bexaplariscben Mate-
rial verglicben und alles zu ibrer Beurteilung Notige binzugefugt.
Im einzelnen ist iiber die Anlage unserer Ausgabe folgendes zu
bemerken.
Vorangestellt ist stets der bebraische (masoretiscbe) Text.
In der Regel werden blo6 diejenigen bebraiscben Worte oder Wort-
bestandteile angefiibrt, welcbe in den Randnoten iibersetzt sind.
Eine Ausnabme wird nur bei solcben Worten und besonders Wort-
bestandteUen gemacbt, die wie das *i consecutivum fur die ricbtige
Auffassung des bebraiscben Textes unentbebrlich sind, oder die wie
die Pronomina suffixa sicb nicbt gut abtrennen lessen ; diese werden
mit angefiibrt, aber eingeklammert.
Auf den bebraiscben Text folgt der entsprecbende griecbische
Text der Septuaginta. Dieser wird stets in der Passung an-
gefubrt, die er in 710 selbst hat. Zu welcben LXX- Worten die
Randnoten geboren, zeigt die Hs. selbst in der Regel durcb kor-
respondierende Indices im Texte und am Rande an. Doch leidet
les System der Indices an mehreren Mangein, welclie den Heraas-
geber zwingen, alles genau nachzupriifen und die den Randnoten
Vorbemerktmgen.
5
entsprechenden LXX-Worte in vielen Fallen selbstandig festzu-
stellen. Denn 1) steht der Index stets nnr bei einem oder hbchstens
zwei Wortern des Textes, ancb wenn die Randnote lang ist und
zu einer groBeren Zahl von Textworten gehort; man kann also
ans der Hs. selbst nicht ersehen, bis wie weit der Index gUt.
2) Der Index stekt, wo die Randnote zu mehreren Textworten
gehort, regeUos bald bei dem ersten, bald bei einem der folgenden
Worter; man kann also aus seiner Stellnng nicht einmal ersehen,
wo sein Geltungsbereich beginnt. 3) Der Index steht gar nicht
selten bei einem Worte, zu dem er uberhaupt nicht gehort. 4) Hie
und da fehlt der Index ganz, entweder bloB im Texte oder auch
am Rande. Wir haben in alien diesen Fallen das Richtige her-
gesteUt, aber es fiir unsere Pflicht erachtet, den Leser auch iiber
den Refund in der Hs. selbst stets genan zu onterricbten. Daher
haben wir jedesmal das oder die LXX-Worte, bei welchen 710 den
Index hat, gesperrt und, wo 710 den Index bei einem falschen
Worte oder gar nicht hat, den Tatbestand in der Anmerkung an-
gegeben.
Hinter dem LXX -Texte kommen, vom Vorhergehenden durch
eine eckige Klammer geschieden, die hexaplarischen Rand-
no ten selbst. Sie sind genau nach der Hs. herausgegeben , doch
sind alle sicher aufzulosenden Abkiirzungen ohne weiteres aufgelost
und gewisse Fehler und Mangel der Hs. verbessert. Hieriiber
ist folgendes zu bemerken: 1) Die Spiritus, Akzente und das Iota
adscriptum sind in 710 wie in manchen anderen Hss. jener Zeit
sehr unregehnaBig gesetzt , z. B. ist in der Randnote zu Is. 7 is
geschrieben zfi jiut] iispav. IJnter Umstanden lassen sich auch
die feinen Akzente der Randnoten auf der ofters unscharfen Photo-
graphic nicht deutlich erkennen. Daher haben wir diese Zeichen
einfach nach den grammatischen Regeln gesetzt und die Akzen-
tuation der Hs. nur in wenigen FaUen, wo sie ein gewisses Inter-
esse zu haben schien, angemerkt. 2) 710 hat manche orthographi-
sche Fehler wie Is sxxXTjaiv statt sxxXiotv, e E[itoico3'7]oav st. £p. 0 T.,
(s ot)aaxiao[j.(o st. ooox.,) 9 Xirjjina st. Xsi{i{ia und auch einige andere
Fehler, die als bloBe Lese- oder Schreibfehler zu betrachten sind,
wie Is aotTjOTTfjptov st. auXtoxTjpiov. Diese haben wir verbessert,
jedoch in den Anmerkungen stets angegeben, was 710 selbst bietet ;
1) Dieser Fall ist ziemlich selten ; die ersten Beispiele finden sich in lis
(idv iy^pi]rE) und 14 (oixitt dv^sio). Der Index steht an solchen Stellen entweder
zwischen den beiden Wortern, oder, wenn er breiter ist, fiber dem Schlusse des
ersten und dem Anfange des zweiten Wortes.
6
Lntkemann n. Bahlfs, Hezaplar. Kandnoten zu Is. 1 — 16.
dabei haben wir aber die Spirittis mid Aizente, da sie iiicbt fiber-
all dentlich zn erkennen sind, fiberall fortgelassen.
In anderen Pmikten dagegen haben wir nns in nnserer Aus-
gabe an die Hs. angeschlossen. Dies gilt 1) fiir das in der
Hs. regellos b^ild gesetzte, bald fortgelassene v l(j)eXxoottxdv,
2) fur alle Fehler, die nicht als bloBe Lese- oder Schreibfehler,
sondern mehr als Fehler der TJberliefernng zn bezeichnen
sind, wobei allerdings die Grenze naturgemafi etwas flieBend ist *).
Zu diesen Fehlern rechnen wir besonders anch die Fehler in den
Autorennamen. Die Eandnoten nennen A' = Aquila, S' =
Symmachus, S' = Theodotion^) nnd einigemal (3io. is zweimal. 21 .
5 13. 613. 812. 11 3) anch E', d. h. die Quinta, die fiinfte griechische
Kolnmne der Hexapla. Hier ist nnn £' an einigen Stellen (3 12 [1®].
812) wohl sicher Fehler fiir C, an anderen (821. 613) vermutlich
fiir 0', nnd anch die ubrigen Stellen, wo 6' genannt wird, sind
nicht ohne Bedenken, znmal €' bislang in den groBen Propheten
auBer einem zweifelhaften Falle bei Ezechiel noch gar nicht vor-
kommt, s. Field I, S. XLIV. Anch sonst finden sich in 710 falsche
Autorennamen, nnd an anderen Stellen fehlen die Autorennamen
ganz ; man kann jedoch den Autor haufig , besonders wenn es A'
ist, aus dem Charakter der Ubersetzung mit Sicherheit erschlieBen.
Trotzdem haben wir im Texte alle Autorennamen einfach nach der
Hs. gegeben nnd nns damit begniigt, unsere Bedenken und Ver-
besserungen in den Anmerkungen darzalegen.
Alles bei Field Fehlende ist durch Unterstreichen ffekenn-
zeichnet. Man sieht daraus sofort, wie groB der sich aus 710 er-
1) Fur zwei besondere Kategorien dieser Fehler, die Angleichung der Rand-
noten an den LXX-Text und die Hinzufugung des Artikels bei .V, sind die Falle
nnten S. 26 Anm. 51 und im hebraisch-griechischen Worterverzeichnis unter Ar-
tikel“ zusammengesteUt. Sie sind im Texte nur in den seltenen Fallen korri<dert
wo der Text durch sie geradezu sinnlos wurde (8 7 xivayoj, u oixos) ’
2 ) Wo zu denselbenWorten des LXX-Textes mehrere’ jiingere Ubersetzungen
notiert werden, folgen sie einander regelmaBig in der aus der Hexapla beibehal-
tenen Reihenfolge A', 2', 0'. Ausnahroen finden sich nur 1) wo 6' mit A'
sammengefaBt wird und infolgedessen dem 2' voraufgeht, z B I 21 22 tahpr hiZ
ist 0' falsch). 3 . 322, 2) in drei besonderen Fallen, von denen zwei (Vis 9ul
eine Erklarung zulassen, wahrend der dritte (Su) unerklarlich ist s die Anmer
Herr„'“ Beob^htung der Reihenfolge ist zuweilen fur die
Herstellung des Ursprunghchen von W.chtigkeit, s. besonders die Anmerkungen
zu lie xofiapfoSTiT*. 624 dvstfjUvnt. 61 s fia7.(rvoe 811 n ^
Ttr^Tiov. Dasselbe Anordnungsprinzip herrscht in Syrohex 'und'L'^TT^"
9 2 0 TU.V 8ov<£|«o>v A' orpaxstiBv, 23 0' ixxXttvovtej 2' ij.
V orbemerknngen.
7
gebende Gewinn ist *). Manches, was die Randnoten von 710 bieten,
war nns allerdings schon aus der bisher zur Verfiigung stehenden
Uberliefemng bekannt, ja ofters bot diese bereits Stiicke, die wir
in 710 vergeblich sn^en. Aber in vielen Fallen iiberwiegt die
FuUe des Neuen alles bisher schon Bekannte, sodaB wir die Ent-
deckrmg gerade dieser Qaelle als einen besonderen Gliicksfall preisen
mussen.
TJnd das umsomehr, als auch die Giite der nenen Qnelle
im groBen nnd ganzen iiber alien Zweifel erhaben ist. Die haufige
tibereinstimmong mit der bisherigen Uberliefemng legt dafiir ein
beredtes Zeugnis ab, wobei noch als besonders merkwiirdig zu er-
wahnen ist, daB 710 mit Q, nnserer bisher neben Syrohex. besten
Qnelle, sogar in zwei offenbar sehr alten Fehlern znsammentrifFt :
5 29 aotwv statt autw, 16 2 twv statt t» (vor apmv, was bei der
falschen Lesart zm als Genetiv von ocpvsc statt als Eigenname
gefafit ist). Aber auch da, wo die librige Uberliefemng versagt,
drangt sich, besonders bei den nenen Stucken ans A', dem eigen-
artigsten Ubersetzer, die Echtheit jedem mit seiner Art anch nnr
einigermaBen Vertranten so unmittelbar anf, daB er keinen Angen-
blick dariiber im Zweifel sein kann. Beispielshalber sei nnr anf
knh apx^dev = OTptl 9ii!iTmd oSob? dpx^dsv = D'Tp ’’33 11 14 hin-
gewiesen; mehr findet man in den Anmerknngen, die zn den cha-
rakteristischeren Ubersetzungen Parallelstellen anfiihren.
Der hohe Wert der nenen Qnelle zeigt sich anch darin, daB
sie ofters, wo die bisherige Uberliefemng zwiespaltig war, den
Ansschlag gibt nnd manchmal anch gegen die bisherige Uber-
liefernng recht hat. Z. B. weist 710 gleich in 1 4 , wie die An-
merknng znr Stelle zeigt, Siioopav = isi»3 gegen Theodor et zwei-
fellos richtig dem A' zn.
1) Um den Gewinn ja nicht zn iibertreiben, haben wir anch dasjenige, was
bei Field nnr in richtiger Retroversion ans dem Lateiniscben oder Syrischen er-
scheint , von der Unterstreichnng ansgescblossen , z. B. 1 5 ?*5dnJtv, was schon
Montfancon richtig aus dem Lateiniscben retrovertiert hatte. Dagegen ist das-
jenige, was Field nicht zu retrovertieren gewagt hat, z. B. I 23 vinum tuum mix-
turn est aqua, mit nnterstrichen. (Einige bei Field fehlende richtige Retroversionen
hat schon die Wechelsche LXX-Ausgabe von 1597 [s. nnten zn II 4 ], z. B. gibt
schon sie die eben angefiihrten Worte in 122 richtig durch 6 olvds sou ixefjiiyiUvo;
uSaxt wieder. Aber daneben weist sie infolge ihres Frinzips, alles nnr in Retro-
version zu geben, so viele Mifigriffe anf, daS es richtiger scheint, von ihr abzn-
sehen.) Ubrigens sei anch hier daranf hingevriesen, dafi nicht schlecbthin alles
Unterstrichene wirklich einen Gewinn bedentet; die Anmerknngen lehren, dafi
ofters Zweifelhaftes oder sicher Falsches mit nntmrlauft.
8
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten za Is. 1 — 16.
Aber auch 710 ist natiirlich nicht ohne Fehler und Mangel.
Die mancherlei Fehler in den einzelnen Wortem, die an falsche
Stelle geratenen Indices und die falschen Autorennamen sind schon
erwahnt. Sonst storen besonders die haufigen Zusammenfassungen
mehrerer ahnlicher Ubersetznngen und die Kiirzungen, die gem
da eintreten, wo mehrere gesondert angefiihrte TJbersetznngen teil-
weise ubereinstimmen.
Bei Zusammenfassungen mehrerer IJbersetzungen
kann man nie sicher sein, da6 sie wirkHch genau gleich gelautet
haben; vielmehr sind sehr hanfig, ja vieUeicht in den meisten
Fallen, gewisse Unterschiede zwischen ihnen vorhanden gewesen,
die man bei der Zusammenfassnng unbeachtet gelassen oder ver-
wischt hat. Nnr zwei absolut sichere Falle seien hier angefiihrt.
In 823 soUen A'S'0' D*'!l dutch 656v fijv xata d^aXaaaav wieder-
gegeben haben, aber A' hat sicher nicht so frei ubersetzt, und Q
gibt fiir A' 0' richtig an 6S6v daXaooT]?, s. die Anm. z. St. In
16 2 soUen A'0' IlJISb rmaJM dutch at Stapaoet? ttov (lies Ttp)’Apv(ov
wiedergegeben haben, aber Q, der A' und 0' einzeln anfohrt, lehrt
uns, da6 A' kein al und 0' kein ttj) gehabt hat; hier ist also die
A' 0'-tjbersetzung von 710 weder = A' noch = 0', sondem ein
Mischmasch aus beiden, vgl. die Anm. z. St. Wir wissen also bei
solchen Zusammenfassungen, wenn nicht gerade der Charakter eines
bestimmten Ubersetzers besonders klar durchleuchtet, nie genau,
wie der einzelne ubersetzt hat^). Sogar wo es sich nur um ein
einziges Wort handelt, das mehreren tlbersetzem zugeschrieben
wird, kann doch die IJbereinstimmung nur eine ungefahre gewesen
sein; vgl. I4, wo zwar nicht 710, aber Q PepapT]{i.Evov fiir die Xot-
xot d. h. fur alle drei Ubersetzer angibt, und erst 710 uns lehrt,
da6 in Wirklichkeit A' Pap6?, 0’ papovwv und nur S' pspapTjpivov
(oder -VO?) gesetzt hat; hier hat also der Umstand, daJS alle drei
Ubersetzer nicht wie die LXX xXt^ptj? „vo11“, sondern gapo? „schwer“
oder ein Derivat von Pap6? verwenden, dem Exzerptor geniigt,
um alle drei in der langsten Form pEpapyjftivov zusammenzufassen.
Dieser Fall zeigt iibrigens zugleich, daB derartige miBliche Zu-
sammenfassungen keineswegs auf 710 beschrankt sind, sondern sich
ebenso in der iibrigen Uberlieferung finden. Auch ist dies keine
ganz neue Beobachtung; schon Montfaucon hat z. B. zu Is. 89 be-
merkt: „dicendum erit Theodoretum hie trium simul interpreta-
1) In den Anmerkragen ist ofters darauf Mngewiesen, dafi eine mehreren
Autoren zugeschriebene fibersetzung zum Charakter des einen von ihnen, besonders
des A', nicht pafit, oder umgekehrt, daB sie nur dem A', nicht auch den ubrigen
tlbersetzem anzngebdren scheint.
V orbemerkungen .
9
tionem adferre, neglecta qnaramdam vocum discrepantia : quod sae-
pissime contigisse jam passim vidimus" ; vgL ferner Reider S. 331
Amn. und S. 334 f, Und in gewisser Weise geht die Praxis, meh-
rere TJbersetzer zusammenzufassen, auf Origenes selbst zuriick, s.
z. B. unten S. 36 Anm. 97. Wir werden nicht bei jeder Stelle,
wo eine solche Zusammenfassung vorkommt, auf die TJnsicherheit
der tJberlieferung hinweisen ; nur wo noch andere Verdachtsgrunde
hiazukommen, werden wir sie in den Anmerknngen geltend machen.
Ubrigens scheinen bei diesen Zusammenfassungen besonders oft die
Eigentumlicbkeiten des A' nnter den Tisch gefallen zu sein, und
das ist auch nicht zu verwundem, da gerade bei A' so sehr vieles
vorkonuntj was einem griechischen Ohre sonderbar oder ungeheuer-
lich klingen muBte.
Weniger schlimm als die Zusammenfassungen sind die Kiir-
z ungen bei gesondert aufgefuhrten Ubersetzungen. Grleich in Is
wird z. B. zu der A'-Ubersetzung oox sativ Iv aut^ oXoxlTjpta als
S'-Ubersetzung nur oycec, als O'-Ubersetznng nur hinzugeftigt.
In solchen Fallen konnen natiirlich die anderen Ubersetzer das
Ausgelassene ebenso iibersetzt haben wie der zuerst genannte, und
gerade in le ist uns oux lativ sv a&r<p fiir S' ausdriicklich dutch
Theodoret und Prokop bezeugt; aber oox I'otiv Iv aotcp iSmX&t; gibt
keinen vemiinftigen Satz, also mu6 0' hier auch sonst von A' ab-
gewichen sein. Wie vorsichtig man bei solchen Kiirzungen sein
mu6, lehrt uns 7 15 besonders deutlich: 710 fiihrt hier zuerst voU-
standig an 0' Iv ifvcbvai autov ajrwaao5-at to novtjpbv xtX., 6 arm
unvollstandig S' axoSoxifidcaai to xaxov xtX., und man wtirde an sich
nicht das geringste Bedenken zu tragen brauchen, auch fiir S' jenes
Iv T^ yv(bvoLi aoTov ZU etganzen ; aber Q lehrt uns, dafi S' nicht
Iv T(j> yv&voLi aoTov, sondem si? zb yvUvai aoTov iibersetzt hat. Hier
hat also wieder die ungefahre IJbereinstimmung gegeniiber dem
irplv ^ '{vma.i auTov der LXX dem Exzerptor geniigt, um diese
Worte bei S' fortzulassen. Sicher verlassen kann man sich also
in alien solchen Fallen nur auf das, was wirldich dasteht.
Nimmt man aUe Fehler und Ungenauigkeiten zusammen, auf
die hier und in den Anmerknngen aufmerksam gemacht ist, so
konnte man den Eindruck gewinnen, als sei unset giinstiges TJrteil
iiber 710 von der Entdeckerfreude beeinfluBt und 710 in Wirk-
lichkeit doch nur eine recht minderwertige Quelle. Aber dieser
Eindruck kann nur deshalb entstehen, weil wir die in 710 vor-
liegende TJberlieferung einer schonungslosen Kritik nnter worfen
1) Den Titel von Reiders Schrift s. unten S. 18.
10
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randooten zu Is. 1 — 16.
haben^). Wiirde man an das bei Field znsammengetragene Material
ebenso scbonnngslos die kritische Sonde legen, so wiirde sich zeigen,
wie xmendlich vieles auch bei ihm ganz nnhaltbar ist. Schon Reider
S. 328 — 330 hat dnrch eine Vergleichnng Fields mit den in neuerer
Zeit gefnndenen A'-Fragmenten ganz richtig gezeigt, „that where
Field is our sole authority for an Aqnila rendering the whole
force of internal evidence must come into play if we are minded
to give to Aqnila what is his and not perchance the property of
another", nnd er hat S. 331 — 335 an manchen Angaben Fields eine
dnrchaus treffende Kritik geiibt. Weitere Belege fiir die Unzu-
verlassigkeit vieler Angaben Fields werden unsere Anmerkungen
zur Textausgabe bringen. Hier sei nur ein besonders krasses Bei-
spiel hinzugefiigt, welches zngleich znr Vorsicht beim Gebranche
der Konkordanz von Hatch nnd Redpath mahnen kauTi A' iiber-
setzt nach fester Praxis oder "ilQS durch nnd das langere
hebraische Wort nniaS dnrch das langere griechische Xoyiov*), da-
1 ) Ob diese Kritik schon alles Falsche getroffen hat, ist allerdings sehr
zweifelhaft. Die Arbeit wurde durch das Fehlen einer brauchbaren Konkordanz
zu den jungeren griechischen Obersetzungen sehr erschwert, und es sollte nicht
noch mehr Miihe auf eine Arbeit verwendet werden , die sich spater, wenn wir
erst einmal eine wirklich brauchbare Konkordanz besitzen, mit sehr viel weni>^er
Miihe wird erledigen lassen.
2) A' gibt verschiedene Ableitungen derselben hebraischen Wurzel, selbst
wenn sie vollig gleichbedeutend sind, moglichst auch durch verschiedene Ablei-
tungen desselben griechischen Stammes wieder, z. B. nstsn ajaapxia (oft) und
son (Is. 31 7 ), n;jn und pH dxpipaojidc (s! die Belege bei Hatch-
Redpath S. 50 und Suppl. S. 199; in Reg. HI 11 34 ist statt des von Field aus
A und Syrohex. falsch rekonstruierten dxptpaopio'v pioo vielmehr dapi^Eias pou =
iflpn herzustellen ; in Exod. 13 lo, wo fur A' dxpipdafiaxa oder dxpfpaapia = npH
uberliefert ist [s. Brooke-M'Lean], muB die UberUeferung falsch sein, ebenso wie
in Deut. 617 . ler. 5 22 [Auct.], wo A' pn durch dxpipaopa wiederge’geben haben
soil [Deut. 6 17 fehlt bei Brooke-M'Lean ganz, statt dessen haben sie in 620 richtig
dxptpaffpoi = n‘'pn]), oder 3 u>xT)p(a und 51C1 siox^ptov (strong unter-
schieden in den von Hatch-Redpath Suppl. S. 214 aus den Fragmenten Mercatis
nnd Taylors angefuhrten Stellen auBer Ps. 278, wo aber die Hs fur das von
TOO abhangige gewifi den Gen. Plur. hat, der nicht 3 e.x 7 ,p(«iv
sondei-n caixiiptuiv zu akzentuieren ist; in den von Hatch-Redpath im Hauptwerke
aus Field angefuhrten Stellen kommen mehr Ausnahmen vor, die sich aber samt
lich aus Ungenauigkeit oder Unzuverlassigkeit der bei Field vorliegenden Uber-
liefernng erklaren), auch 3 und 1133 oder oVoio; (ler. 52 22 nbSD A' 2'
5po!«.; ist falsch). Ebenso unterscheidet A' auch las oder *>^S XiSyoc und n'lBK
XiiTtov (s. oben), p*^ Sixaiov und Bixato^ivi, (s. „nten za'l's. lei) 5 a,
(S. zu 20, bl»30 oxovSaXov und nb»3ti axav8aX.3,o'c (s. zu 3 6), xxxdv und
V orbemerknngeD.
11
gegen “13'^ durch p%a^). Die Belege fiir Xd^o? sind lob 625. Ps. 62.
18 4 (anfierdem die aos dem Syrischen rekonstrnierte Stelle Prov.
22 21), fiir Xd^tov Ps. 17 31 (in den von Mercati entdeckten Mailander
Hexapla-Fragmenten, s. Hatch-Eedpath Snppl. S. 208 ; auch E' hat
dort Xdf lov). 118 41 (A' 0 '). 137 2 (A' E*). Is. 32 9 (anfierdem nnr sy-
risch erhalten Ps. 1186?). Fiir brauchen die sehr zahlreichen
Belege nicht angefiihrt zn werden; es geniigt zu erwahnen, daJB
anch nnsere beste A'-Qnelle, die von Bnrkitt herausgegebenen
Fragments of the books of Kings according to the translation of
Aquila (1897), an alien sieben Stellen, wo der hebraische Text “in
hat (Eeg. Ill 21 9 zweimal. 12. TV 23 is zweimal. 17. 24), p^tta bietet,
nnd dafi unsere eigenen hexaplarischen Fragmente in Is. 2i diese
tlbersetzungspraxis des A' anfs neue bestatigen. Nun gibt es aber
bei Field manche Ausnahmen von der angefiihrten Regel. Einer-
seits soil A' in Ps. 118 ne “IPiliaNa oder qm52X3, wie einige hebrai-
nn *a*ta (s. ZU 39 ). Fiir die Wahl der griechischen Aquivalente scheinen be-
sonders zwei Gesicbtspunkte mafigebend gewesen zu sein; 1) das Geschlecht der
hebraischen Worter wurde im Griechischen nachgeahmt (griechisches Masknlinum
und Neutrum entspricht hebraischem Maskulinum) : TStiH dpaprio und SUn atxap-
TTipa, npn <i-/p(peta und pfl axpipasfto't , Oder nyittfl siovQpfa und y®’’
oojTqpwv, np“1S Stxatoouvr) und pIS 8£xaiov, rWI xax(a nnd S'"! xaxov, 2) das
langere hebraische Wort wurde durch das langere griechische wiedergegeben;
D tu; und “1133 Oder op-oioj, “1138 Xofos und 71*1138 Xo^iov, p“TS o(xatov und
npns Sixaiotju-vi) , “ITT’ apa und nn’’ ofioti (bier stimmt sogar die Zahl der Buch-
staben uberein, und 6pou endigt auf u = *1), “pp TtXo; und nSp TAespia oder
TeXeu-caXov, bl©D13 oxa'voaXov und 7lb®313 axavSaXwpLo's. Bei der Feststellung der
zu wahlenden Ubersetzungen ist A' wohl oft so vorgegangen, daB er zunacbst
fiir das ublichste hebraische Wort das natiirlichste griechische Aquiralent wahlte
und dann fiir das seltnere hebraische Wort eine andere Ubersetzung suchte; so
schuf er z. B. zuerst die Gleichungen fl80H ifiapda, 3 tut, Hp“1S Btxatoauvq, TP
xtXot, bl®313 axdv8aXov, und dann die Gleichungen 81371 apiap-njpia, "1133 opioftot
Oder o(ji.oiot, p“1S 8(xuwv , HSp riXea/ia oder TeXeuxaiov, nb®313 axav8aXtopi(!c. —
Vgl. auch noch die Anmerkung zu 8((p88paj(Aa 8i.
1) Ganz ahnlich gibt die LXX-Ubersetzung der Genesis ‘’n“1138 4 23 durch
[ 1 . 0 U rout Xoyout, dagegen “in iiberall durch wieder (Ausnahmen : 29 13. 34 is
Xdfot = “in). Umgekehrt verwendet 2' gewohnlich X^yot fiir "in und ^qott fiir
“1138 und n‘1138, vgl. z. B. Ps. 184 'J‘’81 *1138 ‘I"'8 A' o6x fsxi Xoyoc xal
o6x Ion ^qtiara, dagegen 2' ou ciBe Xdyott. — Das Wort Xoyiov konimt
schon in der LXX hanfig vor und zwar fast ausnahmslos als Ubersetzung von
1138 und ni138; besonders oft findet es sich im Psalter, der in der Regel XBytov
= 1138 und 711138 von Xo'yot = 131 unterscheidet. Ein Unterschied zwischen
“708 und 71108 wird in der LXX nirgends gemacht ; diesen auch im Griechischen
auszudriicken , blieb A' vorbehalten.
12
Liitkemann a. Rahlfs, Hexaplar. Bandnoten zn Is. 1 — 16.
sche Hss. haben, durcb p%ati ooo *) wiedergegeben haben ; aber
da man nach der Praxis des A' mindestens Iv pijiiatt ooo erwarten
miifite, wird diese Xlbersetzong nicht ihm, sondern einem anderen
tibersetzer angehoren. Andrerseits soli A' “laT in ler. 89 durcb
XoYwv und sebr oft dorch 16 ^ 0 ? wiedergegeben haben; Hatch-Red-
path bringen fiir Xoyos = 13*1 bei A' nicht weniger als 33 Stellen
bei. Aber ler. 89 to XoYtov = ist fiir A', obwohl la'll von
IDSa abhangt, eine unwahrscheinlich freie Ubersetznng; A' schent
sich sonst nicht, a OSH dorch a:topptitt£Lv iv wiederzngeben (Is. 7 is.
16 . ler. 31 37). Unter den 33 Stellen mit Xd^oi; aber sind 21, wo
A' mit anderen tibersetzern znsammengefaBt ist: los. 610 . Reg. IV
17ii. Is. 810 . 98. 305. ler. li. 528. 7i. 2 zweimal. 22 . lOi. I 61 . I 82 .
203. 29 23. 36 1 . 4429. 47i. Ez. lie. Diese scheiden ohne
weiteres aus, da wir keine Gewahr dafiir haben, dafi die Uber-
setzong A'’s rein vorliegt. Daher brauchen die sonstigen Ver-
dachtsgriinde, die an manchen Stellen noch hinzukommen, hier nicht
dargelegt zo werden. Doch sei bemerkt, daB an zwei dieser Stellen
sogar bei Field selbst das Richtige steht:
Reg. IV 17ii hat Field aos Syrohex. )bb . o( . um . { and
248, der ohne Antornamen Xd^oos itovTjpob? anfiibrt, rekon-
stmiert: A'S'E' Xoyoo? TtovTjpoo? = n"'?'! n’’aa*l. Aber da-
neben hat Field in der A'-Ubersetznng des ganzen Satzes,
die er gleichfalls aos 243 beibringt, pujiiata xaxd. Dies ist
natiirKch das Richtige, ond Hatch-Redpath batten nor dieses,
nicht aoch Xd^ou? irovTjpoD? als A'-Ubersetzong bochen sollen.
tiberdies ist es ganz zweifelhaft, ob JObo hier wirklich =
XoYou? ist; Field selbst schlieBt in der bald zo besprechenden
Stelle Prov. 2622 aos Ihb aof pi^fiata*).
Is. 98 Field: „’A. p^jia. Oi Xoiitoi- XdYov“*). Aoch hier bochen
Hatch-Redpath for A' sowohl pf^pa als Xd^ov!
1) Etwas anders Pitra, Analecta sacra spicilegio Solesmensi parata 3 (1883)
S. 560: „’A. TO aou“. Hierzu konnte man zata == a erganzen. aber der
Artikel ist auch hier gegen die Praxis des A', s. unten S. 2G Anm. 55.
2) Die ler.-Stellen finden sich z. T. in Fields Auctarium am SchlnB des II Bds
3) Field hat den Sprachgebrauch der syrohexaplarischen Ubersetznng sehr
genau studiert; seine Sammlnngen sind von R. Payne Smith im Thesaurus Syriacus
benutzt, s. Smith Bd. I S. V unten: „Ex Hexaplis summa fide quae Graeca verba
ibi Syriace reddita sunt collegit vir clarissimus I’r. Field . . . et in meos usos
hnmanissime concessit". Daher hat Field im ganzen vorzuglich aus dem Syri-
schen retrovertiert I^r hat er es oft versaumt, die Stellen zu kennzeichnen, an
welchen das synsche Wort verschiedenen griechischen entsprechen kann
4) Q selbst hat Oi Xot.oD Xoyov" vor „A' Der Sinn ist: die ubrigen
ubersetzen nicht wie die LXX „Tod“ (.Vivzxov), sondern ^Wort", doch sagt A'
pTjfto statt Xoyov. 7 , , 5 XI
V orbemerktutgeii.
13
Nmimehr bleiben noch 12 Stellen, an welchen A' allein, unver-
miscbt mit anderen Ubersetzem erscheint. Auch von diesen scbeiden
nocb 11 aus verscMedenen Griinden ans:
Ps. 65 11 soil A' das erste 12“ dorch
das zweite durch ojivi^ao) Xd^ov wiedergegeben haben. Nie-
mand, der die Art des A' kennt, wird glanben, dafi er sich
solch einen Wecbsel gestattet babe.
Ps. 64* Montfaucon nnd Pield: •’SD Tnaa nsv •’in A' Xd^ot
avojitibv ISovajtwS'Trjoav icap’ l|ii. Aber die ersten Sanrmler
hexaplarischer Fragmente, Morinns (in der Sixtina) nnd Drn-
sins, haben nnr ^Sovap.ftidnjaav irap’ Ip-s, nnd da sich Mont-
fancon iiber die Bezengung von avojttwv nnr sehr vage, fiber
die von Xdfot gar nicht anfiert, nnd anch Field kein Zengnis
daffir beibringen kann, ist der Verdacht nicht abznweisen,
daB Montfancon mindestens Xd^ot ans der TiXX erganzt hat *).
Prov. 2622 ffigt Field selbst zn Xd^ot in Klammem „s.
hinzn. Er drnckt /nQixata in kleineren Typen, d. h. er hat
es ans dem Syrischen rekonstmiert. Syrobex. hat hier frei-
lich dasselbe Wort )bb wie oben in Reg. IV 17 a, wo Field
es mit XdYoo? gleichsetzte.
Eccl. 12 10 Meld: A' Xd^oo? xpsta?. Aber griechisch ist nnr
Xpsta? fiberliefert, nnd Montfancon hat anch nnr xpsia?. Field
hat Xd^ooc, obwohl er es nicht in kleineren Typen drnckt,
nach Syrohex. hinzngefugt ; indessen hat Syrohex. bier das-
selbe "Wort Its, das Field in Prov. 2622 dnrch pii][taTa re-
trovertiert hatte.
ler. 6 10 Field, Anctarinm : LXX x6 p'^p.a A' 6 Xd^o?. Aber
da im Hebraischen der Artikel nicht steht, kann ihn A'
nach seiner streng eingehaltenen Praxis anch im Griechi-
schen nicht gesetzt haben, s. nnten S. 26 Anm. 55. Also
haben wir hier mindestens keine reine A'-Uberliefernng j
wahrscheinlich aber gehort die TJbersetznng fiberhanpt nicht
dem A', sondern dem E' oder 0' an.
ler. 619 Field, Anctarinm: ‘l3''»pn «b •'“on by ■'D A' ivfi'’ &v twv
Xd^cov (100 ob itpoodoxov. Die Ubersetzung ist ffir A' viel zn
frei; sie wird einem anderen Ubersetzer angehoren.
1 ) Vgl. Ps. 90s, wo Agellios nach Fields Anm. z. St. sagt : „Aqaila Xd^ov im-
pouX^c, sermonem insidiosum, transtulit". Anch hier ist Xd^ov = laT (masor.
Text 121) ans der LXX hinzngefiigt and nur impouX^s echt, s. Field z. St. und
Aquila ed. Taylor S. 72 f., wonach A' hier in Wirklichkait 121 durch Xoijiou uber-
setzt hat.
14
Liitkemann a. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
ler. 14 1 Field: “’laT A' twv X6^m. HiergUt dasselbe wie oben
bei ler. 6io.
ler. 27 1 findet sich Xo^o? = in der Uberschrift , die im
alten LXX-,Texte fehlt, aber im hexaplarischen LXX-Texte
sub asterisco hinzagefiigt ist. Als Autor des Zusatzes gibt
Field nacb Q den A' an, aber Syrohex. nennt kemen Autor,
und dies ist entschieden vorznziehen. Auf jeden Fall gehort
die Ubersetzung nicht so, wie sie dasteht, dem A' an, da
sie in mehreren Pnnkten seiner Art widerspricht. Z. B.
iibersetzt A' TOitb nicht durch Xi^tov, sondern durch tcp X#/stv
(Field I , S. XXTT Z. 1. Aqnila ed. Burkitt Reg. IV 23 21 ).
ler. 46 is soil nacb Q (s. Swete ; die auf Montfaucon beruhende
Angabe Fields ist nicht genan genng) 6 Xd^oc = "innn im
hexaplarischen LXX-Texte snb asterisco aus A' hinzngefiigt
sein. Auch Syrohex. hat 6 Xd^oc sub asterisco, nennt aber
wiederum keinen Antor.
ler. 51 59 (Field, Auctarinm) findet sich Xd^oc = nm am An-
fange eines langeren Abschnittes, der dem A' zngeschriebeu
wird, vor dessen letzten Worten jedoch Field in Klammern
„’A. S.“ hinzufugt. Hier hat also schon Field an der Uber-
lieferung Kritik geiibt, und mit Recht; denn es liegt auf
der Hand, daB eine so freie Ubersetzung wie Ttopeoojidvot)
auTOd = insba nicht von A' herriihren kann. Ebenso wird
aber auch der Anfang, an dessen Zuruckfiihrung auf A'
Field keinen Anstofi nimmt, mindestens kein reiner A '-Text
sein.
ler. 5164 liegt wieder derselbe Fall vor wie in 27 1 und 4613 :
der asterisierte Zusatz, in welchem ol Xd^oi (so mit Artikel !)
= ‘'"13T vorkommt, wird von Q dem A' zugeschrieben , er-
scheint aber bei Syrohex. anonym. Gegen Q spricht, ’da 6
A' S' nach der durchaus glaubwurdigen Angabe von Syrohex.
IBjni durch xal IxXodT^aovtat wiedergegeben haben (vgl. in
xmseren Fragmenten Is. 52? 5]“'? A' ixXsXo[tevo 5 , 822 SiTJtt A' 2'
IxXoat? und die zu beiden SteUen angefiihrten Parallelen),
wahrend “»yn in dem asterisierten Zusatz durch xal kovd-
^aav wiedergegeben ist.
Somit bleibt nur noch eine einzige Stelle ubrig, die an sich ganz
unverdachtig ist, ja sogar das spezifische Geprage A'’s tragt-
ler. 3824 nb»n rr ©-.s a' I,
■yOt? TOOtOl?.
Aber diese eine SteUe ist bei dem durchaus konstanten Uber-
setzungsgebrauch des A' auch nicht haltbar. Wir mussen wohl
Vorbemerkungen.
15
oder libel annehmen, dafi Xd^ot? bier irrtiimlich fur pi^ftaatv ein-
gesetzt ist. TJnd eine Erklarung dafiir liLfit sich auch wohl finden :
in der Hs. HoP 86, aus der die Angabe stammt, stebt neben A'
nocb S', und dieser und die LXX verwenden nicbt sondern
XoTfoc, daber konnte ein Abscbreiber anter dem Einflusse beider
(vgl. unten S. 26 Amn. 51) aucb bei A' Xd^o? statt p^jia scbreiben ^).
Zum ScbluS nocb einige Bemerkungen fiber die asterisierten
nnd obelisierten Stellen und fiber den LXX-Text unserer Hs. 710
und ihres Archetypns.
Neun von Origenes sub asterisco hinzugeffigte Zusatze
werden am Rande notiert : Is. 1 4. 6 . 22 . 4i. 2. 5 30 . 811 (zwei Zusatze).
92^). Im LXX-Texte stebt ofters ein entsprecbender Asteriskns,
aber keineswegs regelmafiig, s. die Anmerkungen zn den angeffihrten
SteUen. Aufierdem wird an den beiden ersten Stellen (1 4. s) am
Rande bemerkt 06 yepexat i:apa toic O', wo O' die vorbexaplarische
LXX bezeichnet. Zwei Worte, 1426 xbptoc nnd 14 31 ndXswv ®), sind
im LXX-Texte von 710 obelisiert, und beidemal wird am Rande
bemerkt 00 xsirai jrap’ 'Eppatoi?*). Dieselbe Notiz kebrt in dem
zuletzt genannten Verse 14 31 nocb ein drittes Mai wieder, obne
da6 im Texte ein Obelus stande, s. die Anm. z. St. Die im LXX-
Texte stebenden Asterisken und Obelen stehen samtlicb fiber der
Zeile; im Texte selbst ist an den betreffenden Stellen keinerlei
Spatinm gelassen. Daraus folgt, da6 diese Zeicben wie in B ®) nnd
Q®) erst nacbtraglicb in den fertigen Text eingeffigt sind, und
dafi bei der Scbreibung des Textes selbst nocb keine Rficksicht
auf sie genommen war. Der LXX-Text von 710 ist auch eben-
sowenig wie der von B und Q der von Origenes hergestellte hexa-
plarische LXX-Text ; sonst mfifiten ja die asterisierten Zusatze im
1) Der Vollstandigkeit halber sei noch erwahnt, daB Hatch-Bedpath unter
Xflfos fur A' auch noch ler. 7 23 anfuhren : ’’blpa A' S' Xiiyou (too (Field, Aucta-
rium). DaB diese Ubersetzung mit A' nicht das mindeste zu tun hat, versteht
sich von selbst. — Die Gesamtzahl der Stellen, welche Hatch-Redpath S. 887 fur
Xo'yo; aus A' anfuhren, belauft sich auf 37. Von diesen gehdren nur die drei, an
denen Xoyoi = ist (lob 625 . Ps. 5 2 . 18 4 ), dem A' wirklich an.
2) Von der unerklarlichen Stelle 13 is ist bier abgesehen.
3) In der Hs. selbst ist irrtumlich das vorhergehende leiXai mit obelisiert,
s. die Anm. z. St.
4) 06 xeivat rop’ Eppafeic findet sich zuweilen auch am Rande des Propheten-
textes in B (von zweiter, aber sehr alter Hand), s. Bibliorum sacr. graecus codex
Vaticanus ed. VerceUone, Cozza, Fabiani, Tom. VI (Rom 1881), S. XIX.
5) S. auch hierfiir die in der vorigen Anm. angefiihrte Stelle.
6) Ant. Ceriani, De codice Marchaliano (Rom 1890), S. 29.
16
Liitkemann u. Bahlfs, Hexaplar. Randnoten zn Is. 1 — 16.
Texte selbst stehen, tmd das ist mit Ausnahme von Is, wo der
asterisierte Znsatz nicht nur in 710, sondern anch in viele andere
nichtliexaplarische LXX-Hss. eingedrungen ist, nicht der Fall.
Einige Randnoten lassen schliefien, da6 der Archetypus,
ans dem sie stammen, in seinem LXX-Texte nicbt ganz mit 710
ubereinstimmte, s. die Anmerknngen zn 7 19 . 819.92 (nnd I 4 ). In
819.22 kommen wir zn dem Schlusse, da6 der Archetypus gegen
710 mit B zusammenging. Anders ist es in 7 19 , wo die zn postn-
lierende Reihenfolge der griechischen W orter bisber in keiner LXX-
Hs. nachzuweisen ist. Fine ahnKche Beobachtung lafit sich iibrigens
bei Q machen : anch hier setzen die Randnoten znweilen einen von
Q selbst abweichenden, mit B iibereinstimmenden LXX-Text vor-
aus, s. unten S. 33 Anm. 89, S. 44 Anm. 162 nnd S. 85/86 Anm. 422.
Abgesehen von den LXX-Ansgaben von HoP (= Holmes-Parsons) , Swete
und Brooke-M®Lean, werden folgende Werke ofter angefuhrt;
Aquila ed. Burkitt = Fragments of the books of Kings according to the
translation of Aquila ed. by F. Crawford Burkitt. Cambridge 1897. Nicht
aus der Hexapla, sondern ans selbstandiger jiidischer Uberlieferung.
Aquila ed. Taylor = Hebrew-Greek Cairo Genizah palimpsests from the
Taylor-Schechter Collection . . . ed. by C. Taylor. Cambridge 1900. Darin
Psalterfragmente des A' ans selbstandiger judischer Uberlieferung (auBer-
dem ein Psalterfragment aus der Hezapla).
Curterius: s. unten bei Prokop und Q.
loh. Drusius, Veterum interpretum graecorum in totum V. T. fragmenta. Arn-
hemiae 1622.
Eusebius, Commentarii in Hesaiam: B. de Montfaucon, CoUectio nova patrum
et scriptorum graecorum. Tom. II, Paris 1707, pag. 347 sqq. Schon von
Montfaucon und Field benutzt.
Frid. Field, Origenis Hexaplorum quae supersunt. Oxonii 1875. Zwei Bande
am SchluB des zweiten ein besonders paginiertes „Auctariuia“. Fields Fort-
schritt gegen Montfaucon besteht, abgesehen von der iiber alles Lob erha-
benen Sorgfalt und Sauberkeit seiner Arbeit, hauptsachlich darin, daB er
Syrohex. und das fiir HoP gesammelte Material benutzen konnte. Syrohex.
ist eine dnrchweg gute QueUe, und Field hat sie im ganzen vorziigUch aus-
genutzt, s. oben S. 12 Anm. 3. Viel ungleichmaBiger ist das fiir HoP ge-
sammelte Material, und diesem gegenuber hat Field nicht immer die notige
Kntik geiibt, s. z. B. unten die Anm. zu xutpuiviov 13 21 . Uberhaupt war Field
gar zu konservativ gestimmt. Charakteristisch ist z. B. folgendes- Montfaucon
hatte auf dem Titel seines Werkes den Flaminius Nobilius als ersten Sammler
hexaplarischer Fragments (in der Sixtina) genannt; Field beginnt seine Vor-
rede mit dem Nachweis, daB jene erste Sammlung in der Sixtina nicht von
Flaminius Nobilius, sondern von Petrus Morinus herstammt, und trotzdem
bringt er es nicht fibers Herz, Nobilius auf dem Titel durch Morinus zu er-
setzen. mit der charakteristischen Begrundung: „error adeo inveteravit, ut
nobis quoque in opere inscnbendo ei non obsistendum esse videretur“ (Bd I
S. lU). Dieser hyperkouservative Zug, der unter Umstanden zur Urtefls-
Vorbemerkungen.
17
losigkeit ausartet, konimt in Fields Verhaltnis zu seinen Quellen^ aucb zu
dem Werke seines Vorgangers Montfaucon, oft genug zum Ausdruck. Aller-
dings mu6 man billigerweise aucb bedenken, daB die Kritik zu Fields Zeit
noch keine solcbe Handhaben besaB, wie sie ihr jetzt besonders in Aquila ed.
Burkitt und Aquila ed. Taylor zur Verfiigung stehen. — Schade ist, dafl
Field die wichtige griechische Hs. Q nur mangelhaft kannte, s. unten bei Q.
Uberhaupt sind die griechisehen Bibel- und Katenenbss. noch langst nicht
geniigend fur die Hexapla ausgenutzt; mauebe Verbesserungen und Ergan-
zungen lassen sicb noch aus ihnen gewinnen.
Hatcb-Kedpatb = Edwin Hatch and Henry- A. Redpath, Concordance to the
Septuagint and the other Greek versions of the Old Testament. Zwei Biinde
- und „Supplement“. Oxford 1897 — 1906. Diese Konkordanz ist leider gerade
fiir die jiingeren Ubersetzungen ganz ungenligend. Die schUmmsten Fehler
sind: 1) sie gibt bei ihnen blofi die Stellen an, aber nicht den Wortlaut und
nicht einmal die hebraischen Aquivalente, 2) sie exzerpiert das Werk Fields
ganz mechanisch und nicht ohne bose Schnitzer (s. Reider S. 325 f. Anm. 17
und 18) und berucksichtigt nicht einmal die Anmerkungen Fields, in welchen
doch oft die Hauptsache steckt (s. Reider S. 326 ff. Anm. 19), 3) sie fiihrt,
wo bei einer Ubersetzung mehrere Autoren genannt werden, jedes Wort bei
jedem der genannten Autoren an , als ob dieselben dann immer ganz genau
ubereingestimmt batten, vgl. oben S. 8 f., 4) sie legt iiberall einfacb Fields
Text zugrunde und enthalt sich dngstlich jeder Kritik, wesbalb sie z. B., wie
oben S. 12—15 gezeigt ist, unter Xoyo; 37 A'-Stellen auffiihrt, von welchen
nur drei der Kritik standhalten. Durch alle diese Mangel wird jede Arbeit an
den jungeren Ubersetzungen aufierordentlich erschwert, und es ist mit Freuden
zu begrilBen, daB die biblische Abteilung des Dropsie College for Hebrew and
Cognate Learning in Philadelphia unter Fiihrung von Max L. Margolis es unter-
nommen hat, eine Erganzung zu Hatch-Redpath zu schaffen, die, wie
man auch uber die Anlage des Werkes im einzelnen urteilen mag, auf jeden
FaU alle kiinftigen Arbeiten an den jungeren Ubersetzungen wesentlich er-
leicbtern wird (vgl. den unten angefuhrten Aufsatz von Reider, der eine Art
Voranzeige des Werkes darstellt). — Redpath konnte fiir den dritten Ab-
schnitt des „Supj)lement‘‘, welcher „ Additional words and occurrence.s of
words in Hexaplaric fragments“ enthalt (S. 197—216), auch eine Abschrift
der vonMercati en tdeck t en Mailan der Fragmente derHexapla
(s. unten bei „Mercati“) benutzen. Daher kann man, obwobl Redpath leider
auch bier die hebraischen A(iuivalente nicht nennt, doch aus seinen Angabeu
oft mit groBer Sicherheit schlieBen, wie die Ubersetzer, besonders A', in diesen
Fragmenten ubersetzt haben.
Hieronymus, Commentarii in Isaiam: Opera ed. Vallarsi 4 (Verona 1735), col.
1 sqq. Dieser Kommentar wurde schon von Drusius, Montfaucon und Field
benutzt.
Giov. Mercati entdeckte in dem Palimpsest Mailand, Biblioteca Ambrosiana,
0. 39 sup. Fragmente einer Hs. der Hexapla zum Psalter, in der nur die
erste Kolumne, d. h. der hebraische Text in hebraischer Schrift, fortgelassen
war, s. A. Rahlfs, Verzeichnis der griech. Hss. des A. T. (1914), S. 130 f. Als
Probe teilte er Ps. 45 1 — 4 mit in einer Anlage zu A. Cerianis Aufsatz „Fram-
menti esaplari palinsesti dei salmi nel testo originale, scoperti dal Mercati",
s. R. Istituto Lombardo di scienze e lettere, Rendiconti, Ser. II vol. 29 (1896),
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. J915. Beiheft. 2
18 Liitkemann u. Kahlfs, Hexaplar. Randnoten zn Is. 1 — 16.
Anlage zu S. 408. Einen Abdruck dieser Probe gab E. Klostermann in der
Ztschr. f. d. alttest. Wiss. 16 (1896), S. 336 f. Weiteres hat Mercati leider
noch nicht herausgegeben , doch kann man sich eine gewisse Kenntnis auch
der ubrigen Fragmente aus Hatch-Redpath verschaffen, s. oben bei Hatch-
Redpath am SchluB.
Beni, de Montfaucon, Hexaplonim Origenis quae supersum. 2 Bde. Paris
1713.
P r o k o p von Gaza . Kommentar zu Isaias . hsg. von loannes Curterius , Paris
1580. Sehon von Dnisius, Montfaucon und Field benutzt.
G == Pronhetarum codex graecus Vaticanus 2125 . . . phototypice editus . . .
curante los. Cozza-Luzi. Romae 1890. Erst durch diese Ausgabe ist Q
zuverlassig bekannt geworden. Allerdings hatte schon Curterius in seiner
soeben erwahnten Prokop-Ausgabe den Is. -Text Q’s abgedruckt, aber er hatte
sich dabei allerlei Fehler zuschulden kommen lassen, und Montfaucon, dem
die Pariser Jesuiten, die damaligen Besitzer der Hs. , dieselbe nur auf vier
Tage zur Einsicht gaben (s. Montfaucons Vorbemeikung zu Is.), konnte in
dieser Frist naturlich nicht alle Fehler des Curterius verbessern. Field konnte
auBer Montfaucon noch die fiir HoP angefertigte Kollation der Hs. benutzen ‘),
die aber gleichfalls mangelhaft ist und ihn an einigen Stellen , z. B. in 13 -a
(s. die Anm. z. St.), dazu verfuhrte, etwas, was seine Vorganger schon richtig
gchabt hatten, falsch zu verbessern. Im wesentlichen war aber auch Field
noch auf Montfaucon angewicsen. So erklart es sich, daB sich auch bei ihra
noch einige von Montfaucon nicht verbesserte Fehler des Curterius finden,
s. die Anmerkungen zu 1 25. 29. 3 20 . 5 so. 7 is. 14 is *). Man muB daher zur
Ergauzung Fields, wenn man nicht die Photographie Q’s selbst zur Hand hat,
wenigstens Swetes Old Testament in Greek heranziehen. wo allerdings Q’s
Randnoten unpraktischerweise nicht vollstandig abgedruckt, sondern nur ihre
Abweichungen vom LXX-Texte notiert sind (z. B. 1 is Q rupai lostv loj
zozxtvov“, aber Swete nur „pr a' rupat Q“=“, weil msiv ms zozxtvov auch im
LXX-Texte steht), und wo sich auch wieder neue Fehler eingeschlichen haben
(z. B. 7 15 Field nach Curterius richtig; 1' E-aesasbat, Swete [bei 7 le, wohin
die Randnote in Q in der Tat, allerdings nur irrtiimlich gestellt ist] falsch
Ein),e?a39ai , obwohl die Photogiaphie aufs unzweideutigste ExXe?aaBat bietet).
Vgl. A. Rahlfs, Verzeichnis der griech. Hss. des A. T. (1914), S. 273.
Joseph R eider, Prolegomena to a Greek-Hebrew and Hebrew-Greek index to
Aquila: Jewish Quarterly Review X. S. 4 (Philadelphia 1914), S. 321—356.
(To be continued.) Vgl. oben unter nHatch-Redpath".
1) Field II S. 566, Addenda zum „Monitum in Jesaiam“ : .In ),erfectiorem
codicis praestantissimi notitiam, post curas Cnrterii, Montefalconii et Parsonsii
nobis contigit Editorum Oxoniensium schedas MSS. in BibUotheca’ Bodleiana re-
positas pluribus locis mspicere, opem ferente Viro officiosissimo Philinpo E Pusev
ex Aede Christi“. ^
2) Zu Fields Ruhme rauB jedoch hemerkt werden, daB er wenn auch erst
nach Vollendung seines Werkes und zunachst erfolglos, die erste Anregung zu
einer photographischen Ausgabe Q s gegeben hat, s. Ant. Ceriani De codice Mar-
chaliano (1890), S. 47 : Sed de hoc viro, Field qui et meis sVacis e£on“ us
Syro-hexaplans et Pescitto largiter favit, praedicandum quod circa annum 1875
pro codicis Marchaliam editione, ems pretii peritissimus iudex ad me scriosit se
daturum italicarum libeUarum quatuor millia, ut tandem CoL inTegreXetrr
qua mehon ratione fieri posset, photolithographia nempe, si rLte SnP
Vorbemerkungen. — Ausgabe der Randnoten: Is. I 2 — 4 .
19
Syr obex. = Codex Syro-Hexaplaris Ambrosianus photolithographice editus cu-
rante et adnotante Ant. M. Ceriani (= Monumenta sacra et profana ex co-
dicibus praesertim bibliothecae Ambrosianae. Tom. VII). Mediolani 1874.
Theodoret, Kommentar zu Isaias; Opera ed. Schulze II (1770), pag. 165sqq.
Schon von Montfaucon und Field benutzt.
In den Anmerkungen wird bei‘ alien Zitaten die Kapitel- und Vers-
zahlung Fields zugrunde gelegt. Bei Zitaten ans Fields Auctarium wird in
Klammem ^Auct.^, bei Zitaten aus Q, die man bei Field nicht richtig findet,
wird „Swete“, bei Zitaten aus den Mailander Hexapla-Fragmenten wird „Mer-
cati*- hinzugefugt (vgl. oben unter „Field“, „Q“ und „Mercati“j.
Ausgabe der Randnoten.
Kapitel 1.
2 D'Oty lyoti’ ’dotovs oijQavE] A' &' d'KOvecae ovgavoi *)
4 py 12D akrjQtjg cig^agTicbv] A' fiagvg dvo^iia-) H' /Jf/lapijftsVos ’)
dvofiia &' ^agw'cav dvoiilav
1 ) Die Wiedergabe von durch den Plural ist durch den dabei
stehenden Plural 1713© veranlafit, vgL Field Is. 65 17 ©■>©in ©i©© a' S' B'
o-dpa-yovg xairovg, ler. Sis? Q^©© IT©' a' iiitTprf2^7/6orrai ol oipctvoi und
Aquila ed. Taylor Ps. 95 n. 96 6 , wo der Plm-al durch die Verben in©©^
und 1“‘'3n veranlaBt ist, auch LXX Ps. 18 2 oi o-dpavot 8 trjyovvrai =
nilSD© ©■'©©n. Wo aber kein Plural dabei steht, hat selbst a ' gewohn-
lich den Singular, z. B. Gen, 1 1 6 h-y tor ovpavdr = ©*'©©n IIS (ebenso
verfahrt a' bei ©‘’nbs, vgl. z. B. Gen. 1 1 sKTvSey 5«ds = ©’’nbs SI© mit
Aquila ed. Burkitt Keg. I II 21 10 raSt 7 ioi^ 6 ai 6 <xv poi Ssoi xai rdSe 7 cpo 6 -
Sitir) 6 av = 1BDV’ 7131 ©TlbS "’b 'Jl©?*’ TO ; vgl. ferner das unten zu 1 1 5
iiber die singularische und pluraUsche Wiedergabe von ©"'JH© Beinerkte).
2) Vgl. Exod. 4 10 ■Jiffib “©31 ns “©3 a' fiapvg 6x6paxi xa'i fiapvg
•y\(i> 66 -p.
3) Q hat. wie schon Montfaucon richtig angab, CA Xoiinoi) ' ^epaprj-
itivov. Da er aber sagt, er habe dies „ex Curterio“, wiihrend Ourterius
in Wirklichkeit blofi fta^apr/ulvoy ohne Autornamen bietet, bezweifelte Fields
der ja Q noch nicht genauer kannte (s. oben S. 18 unter „Q“), die
Kichtigkeit von Montfaucons Angabe und schrieb auf Grund von Syrohex.
.fi. . 4 X») fiefiap^iuvoy nur dem 2' zu. Er hat damit, wie 7 1 0 lehrt,
zufiillig das sachlich Richtige getroffen. (Uber die gar zu ungenaue Zu-
sammenfassung der XoiTXoi in Q s. oben S. 8.) — Zu Q’s Neutrum /3«-
(Sapripiyoy ist, wie schon Drusius bemerkt hat, e^yog zu erganzen. Das
9 *
ml
20
Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 10.
ih'Ofiot*)] a' diatp&BiQovtes
1SN3 acc gagyCeuts^ A’’^) diEdvgeiv
HHN 1“irJ ®)] oi> (ftQsxaL nuga xoia O'') c:nr]XloTgia&t]6uv
Big xk OTtieta^)
5 ri“lD fivoftifti;] A' KJtdetftfitv '•') Z’' jtuQkfiueiv &' By.xXieiv
Maskulinum kann in 710 durch Angleickung an LXX, a' and ©' ent-
standen sein, vgl. unten S. 26 Anm. 51.
4) Der Index steht beim vorhergebenden vloL
5) ,^8ie6vpov (fort. SiievpavY' fubrt Field nach Tlieodoret als Uber-
setzung des 2' an. 710 bat recht, da die Wiedergabe von durch
Siadvpeiy eine Spezialitat des a' ist, s. Dent. 31 20 . Reg. I 2 17. 11 12 14.
Ps. 924. 106 11 (nur syrisch erhalten). Prov. 1 30 . 15 5 (anonym iiberliefert).
Is. 525, wabrend s' es in Reg. 11 12 u- Is. 52,, durch liXaScpripsiv, in
Ps. 9 24 . Prov. 1 30 durch jtapo&vveiy wiedergibt.
6 ) Der Index zu or tpiptrai napa tois O' steht bei ri I 5 , ■was sich
•daraus erklart, daB '^inst 1"1T3 selbst in der LXX feblt und jenes t/ das
erste Wort hinter der Liicke ist. Die zweite hierher gehbrige Randnote
dittjXXorpiat^Tidar eig roc dnidoa schlieBt sich in 710 nicht unmittelbar
an, sondern folgt erst hinter den zu dvopiav 1 5 gehbrigen Randnoten, von
denen sie nicht durch einen neuen Index, sondern nur durch den Asteriskus
geschieden witd ; koirespondierend ist auch im Texte ein Asteriskus gesetzt
und zwar fiber dem unmittelbar auf dropiay folgenden Tcdea.
7) Diese Randnote steht hier in der Luft, da die Worte, zu denen
sie gehort, im Texte fehlen und auch am Rande er.st spater folgen (s. die
vorige Anm.). Anders ist es in 1 «, wo dieselbe Xotiz wiederkehrt : dort
stehen die Worte, auf die sie sich bezicht, im Texte selbst. Vielleicht
darf man daraus schlieBen, daB der Archetj-pus, aus welchem die Rand-
noten stammen, auch an unserer Stelle die Worte dnrjXXoxpim^jfSuy sig
xk inisa wie manche (besonders lucianische) Hss. im Texte selbst hatte.
Die in der vorigen Anm. festgestellte Yerwirrung wiirde sich dann aus
der Ubertragung der Randnoten auf einen andersartigen LXX- Text er-
klaren lassen ; vgl. oben S. 16.
8) Diese tlbersetzung wird von Q dem a', von Basil! us und Theo-
doret dem von Syrohex. zugeschrieben. Field nennt infolge-
dessen alle drei als Autoren, , aber a’ wd durch die Wiedergabe des einen
Wortes mnS durch die drei Worter dg xk d^xidoo ausgescblossL. Am besten
bezeugt ist dem dxxaXXoxpioiv aucb an der einzigen Stelle, wo es sonst
nocb bei den jiingeren Ubersetzern vorkommt, lob 2l 2 a, angehort
9) Ebenso iibersetzt a' in Reg. II S.,;. Vgl. auch’ unten die Anm.
zu dipi6rd>vTsg 5 23.
Ausgabe der Randnoten: Is. 1* — e.
21
6 nnio 13 ovx eeziv iv avzco oloxXtjoCa^^)] ov q>eQStai ^apd
rotg O' j4' ovx E6mr iv avta oloxXrjpia 27 ' vyiig
ri’IU q) Is'yucci vovdu] 21' xpovficcrog ^®) 0' rgmescog
;oty3 riDD-i sbi itran sbi nr s’? ovu s6tiv fiaXccy^tt ixid'fivai
ovts eXtaov ovrs xatccdeSnovg] A’ ovx a:xsdid-r]0av xal ovx
iq,otd)9"t]6{iv ovx r}n:aXvvd"q6av ^‘) iv iXaitp
10) 710 Ex%Xr)6iv. Das richtige llxxXt6tr hat schon Montfaucon aus
Hieronymus erschlossen.
11) Der Index fiir alle vier Handnoten stebt fiber ovx. Aufierdem ist
vor oix fiber der Zeile ein Asteriskus hinzugeffigt.
12) Auifallig ist, da6 auch vor den Ubersetzungen des 2' und S'
Asterisken stehen, obwohl sie doch nicht gleiehfalls in den hexaplarischen
LXX-Text aufgenommen gewesen sein konnen. Der Asteriskus hat bier
eigentlich nur noch die Bedeutung eines Index : er zeigt an, daB hyug und
«jrAti3g auch noch zu der vorher mit einem Asteriskus bezeichneten Wort-
gruppe gehdren. Ebenso ist der Asteriskus in 1 ->2 vor der zweiten tJber-
setzung wiederholt. — dTzX&i — oha hat eine gewisse Parallele an Prov.
10 9 n’pa LXX d^rAcos, ist aber hier nicht recht verstandlicb und lafit
sich jedenfalls nicht durch einfache Hinzunahme von o-bx E6riy iv airw
zu einem Satze erganzen, vgl. oben S. 9.
13) Field hat nach Theodoret die unattische. aber auch sonst vor-
kommende Form xpov^uarog.
14) 2' und &' fafiten nicht als Adjektiv, sondern trotz des
vorhergehendeti Status absolutus nstt als Substantiv im Genetiv und lei-
teten es von der aramaischen Wurzel SItS „stoBen” ab, vgl. R. P.
Smith, Thesaurus Syriacus I (1879), Sp. 1507 f., wo einmal (im Pa'el)
= xazaxpovsiv und einmal (im Pe'al) = Tixpd>6x£iv ist. Da &' sonst n-
rpooOxeiv und rptadig unseres Wissens fiberhaupt nicht verwendet (s. unten
zu ixpdi^tjg 14io), wird er rpiatJig hier gewahlt haben, weil es mit den-
selben Buchstaben wie rV’IC beginnt, vgl. unten zu dfiarov 5 b.
15) 710 epooxoo^ridav, aber in 3? richtig vox oar. Diese tlbersetzung
war schon aus Hieronymus bekannt, doch sagt er ungenau, daB a' „inter-
pretatus est pdrcadiv".
16) Vor oi}x fehlt xa't. Statt ovx erwartet man ovx. aber die Aspira-
tion kann unterblieben sein, weil der Spirihis asper nicht mehr gesprochen
wurde. vgl. 3 19 xpoxv(pdyxovg.
17) a' selbst wird ijTtaXvvSr} im Singular = n33‘1 geschrieben haben.
Die Angleichung an die vorhergehenden Plurale wird auf Rechnung der
jflngeren Fberlieferung zu setzen sein.
22
Llitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
8 mnui EvxaTuleiip&iieetai] A' xal Ttepiff^evov ^”}
n3D 6xriVt]\ A' 0v6xiafJ(ia ^^) ^ xalv^r]
njlbo 6a(o QOVvXccxiov] A’ avXi0T7]giov Z' wxtocpvXaxiov
9 nwax Za^a6»] A‘ etQaxiav Z' &' dwKfisav'^')
T*1K^ 0aEQ(itt\ A' Xstfiiia '^^)
11 O’K’10 uQvav\ eiTsvt&v
Dmnjfi D'tyaai xat rpdyiov] xccl afivmv xul xaigifiav
13 NRy nnjo s’an EKV tpSQr^TE 0Sn(SccXiV-% flCCTtitOv] A' CpegElV
S&Qov'^) Eixrj^^) Z' ovxht jtQoeoCesrs (= IS’DID N*?)
%Qo6(pogav (tcitatav &' <pEgsiv iiavcccc '-^) uaruLcos '^)
N^pIO fiEyaXtiv] A' xX^rijv Z' sniylriGiv &' inixXrjTOv j
18) Das Neutrum des Paidizips ist unverstandlicb. Im iibrigen vgl.
unten 4 s "imin a' S' &' b Titpt66i^t>6as , 15? HltT' A’ 7tspt66evfia ocirfjg.
19) 710 dvddxtadpo). Dies ist .,eigentlicb nicbt ein Febler, sondern
blofi eine zwai- oft angewandte aber nicbt zur Herrscbaft gelangte Scbreib-
weise“ (J. Wackeinagel); docb wird 6vd-6- fur <Svv-6- in 710 sonst nacb
der gewobnlicben Orthograpbie nur vor Vokalen gescbrieben. — dvdxtadpSg
= TOC entspricht der Praxis des a', vgl. besonders Aquila ed. Burkitt Reg.
Ill 21 1 *. ] 0 . Der Dativ dvdmadpa jedoch ist unglaubwiirdig, da dag = C
vorangegangen sein mull (bpoioag und Spotog braucht a' nur zur Wieder-
gabe von 1123, s. oben S. 10 Anm. 2) und A' gleicb darauf (djg) ai’’Xidn/-
piov = !i:ibl 2 D hat; der Dativ wird Schreibfehler fur den Nominativ sein.
20) 710 avxtjdXTiptov. Verbessert nacb 10 2» ilbB a' avXidxriptov.
21) Q fiigt Swdptcor den Artikel hinzu.
22) 710 \Tjppa. Verbessert nacb Deut. 2;u. 83 'linO a' Xiippa. Der-
selbe Schreibfehler kehrt bei iniXetpua 10 19 und vTtdXempa 1.5 7 wieder.
23) Diese Xlbersetzung wird a' angeboren, der auch in Reg. II 613
ifir durcb dixevxog wiedergibt.
24) dpvog — 033 kommt bei verschiedenen Ubersetzeru vor. nat-
pip«ay = D“’'nPy spricht fur a' . vgl. Deut. 32 u Diliry a' {Hat)pipoav,
35 mtiy ^ Katpioog, Is. 149 a' &' -Hutpipovg (s. unten z. St.) und
Field zu Ps. 65 15 ; docb soil in ler. 50 s, wo allerdings die Uberlieferung
sehr zwiespaltig und unsicher ist, nicbt a', sondern Diiiny durcb nat-
pivot (in naipipoi zu verbessern?) wiedergegeben haben.
25) Alle vier Ubersetzungen von nn:r finden sich genau so in Is.
663 : LXX dcpiSaXiv A’ Sdapov 2 ' 7 tpod<popcev &' pavad.
26) tiber diese Ubersetzung .s. die Anmerkung zu paxaidxpxog 5 is.
27) 710 paxatog.
28) Field hat die drei Ubersetzungen nur in der Anmerkung zur
SteUe richtig (a' und &' nacb Q, j' und nacb Syrohex.). Zur
Ausgabe der Randnoten; Is. Is— le.
23
mvyi pK vi]0xe{av xai agyucv] A' itvcacfsXsg xul sjcC0j^e6lv
2J' ciSixiav xui 6v0tQoq:ijv^^) &' aSixlav xal BmQv6'i^6iv^'^)
14 ,D3jnV10 ioQx Kg] A' ffvvxaycig^^)
mu jr OV 1 J v] A’ H' ®' ox^rfiLv^^)
Nsrj ’D’nVj ovxExt av^Gca xdg dfiagxiccg v/irai/] A' Bfi6x^'r}0ci
aCgtav^'’) -S' Bxostad'tjv ilaSxofiBvog &' BxoMaea ccqiiBvai
15 p3i’B3 jjcjpag] A' Tap^ovg^®)
16 IBTn xad’KQol '/BVEGd-B^'^] A' lailJCQVV&t]XE -S' XU&CeQL6d'rjXE^^)
tibersetzung vgl. LXX Num. 28 is. 26 - 29 i, 7. 12 IninXrirog dyia = S"1pB
OTp und aufierbiblisch ij 6-6yx\i]tos „die auBerordentHche Volksversamm-
lung“, in romischer Zeit ,,der Senat“ (aueh xpod-, iyceid-, E6H\rjxos, s. Pauly-
Wissowa 5 [190.5], Sp. 2164 f.). Die A'-libersetzung nX-px-q (Simplex start
der sonst iiblichen Komposita) findet aich anonym in Nnm. 29 12 .
29) Diese Tibersetzung iat ftir j' cbarakteristisch , s. die Belegstellen
bei Hatcb-Eedpatb S. 113 und Aquila ed. Taylor Ps. 91 s.
30) -l' ubersetzt ~\'SS durcb iTteyttv (Gen. 16 2 . Beg. Ill 14 lo), daber
msy durcb iiti6xt0i? (ebenso rrisy Deut. 16$ und TT2ST3 Beg. I He).
31) 0v6xpo<pq „Versammlung‘‘ entspricbt als freie, sinngemaBe Uber-
setzung durcbaus der Art des 2'.
32) Vgl. Anm. 30 und Lev. 23sb msS’/'AAAog ' f!rt(5v8r«dis (oder im^xxdis)-
33) Vgl. unten 14 is. a' ubersetzt "7113 obne Unterscbeidung der
Bedeutungen durcb 6vvxayq, s. die Belegstellen bei Hatcb-Bedpatb (aber
in den sieben dort angefubrten SteUen aus Ez. ist dvyxayq = HiaT).
34) Q: a' 2 ' &' ivoxXqdiv.
35) Bisber nur durcb Hieronymus lateinisch bekannt : lahcnavi sustinens.
Die Eetroversionsversuche waren mifilungen, docb batte Field in seinem
letzten Vorscblage i.KonLa6a aiptiv (Anctarium S. 28) wenigstens das Ver-
bum aipxiv richtig getroffen.
36) Die Tibersetzung von ?3 durcb xapdog ist eine Spezialitat des
a\ s. die Belegstellen bei Hatcb-Bedpatb (aucb in Dan. 10 10 [Auct.] ge-
bdrt diese Tibersetzung gewifi nur dem a’, nicbt a' 2' an). Er bat diese
Ubersetzung gewablt, um CjD von "1 x^ip zw unterscbeiden. Dafi er gerade
xapdog wablte, erklait sicb daraus, dafi 5p wie xap66g aucb die Fufisoble
bezeicbnen kann. Aber er iibersetzte nun natiiiTich 53 uberall, aucb wo
es die Hand bezeicbnet, durcb xap66g und kiimmerte sicb nicbt darum,
dafi ein Griecbe bei xap66g zuniicbst immer an den Fufi denken mufite.
37) Der Index steht beim vorbergebenden XovdadS^x.
38) Xapjtpug und seine Derivate Xapicpdxqg und XapTtpvvtiv sind bei
a' bisber nocb gar nicbt belegt. Xapnpvveiv kommt iiberbaupt nur bei
2 ' vor in Ps. 118». Prov. 2 O 9 und zwar beidemal als tbersetzung von
nST. Daber wird aucb an unserer Stelle Xapitpvv^qxe dem 2', nicbt dem
24
Lutkeraann u. Eahifs, Hexaplar. Randnoten zii Is. 1-16.
DSy’bVjflO iitixridsvilttxav
17 nti>N Qv6a6Q-s «dixov(i£vov] iiaxagidats ^XaaTO^isvov
E' sv&vvaxs TCEltksOVSiCTrjflSVOV & llUKUQC^tCtE ddlXOVflSVOV
nn Sixccim&atE] A' ixdixstrE *'’)
18 u’Jty qioivixovv] A’ SiaipOQCC & dU.ot.oviiEvov
y*7in3 lIO’nN’ DN iav St aSiv as xoxx ipov] A’ 0' sav itvQQOJ-
d^aSiv''-) dag exalrii *^)
a’ angehoren. naSapid^v'^e konnte die Ubersetzung des a' sein, vgl. Ps.
72 13 ■'n'’3T a' ixa^apida. Aber da so eine gegen die oben S. 6 Anm. 2
gegebene Eegel verstoBende Reihenfolge der Ubersetzer herauskame, werden
wir es vielmebr dem &’ zuzuvveisen baben. AUerdings ist uns kein Fall
bekannt wo &' HOT durch xaS^api^ttv wiedergibt ; aber da er es verscbieden
iibersetzt (Ps. oOe nSTP) viKr(6yg, 72 13 ”'n‘’ 3 T iSmaiada, vgl. auch Prov.
20 11 -JT XapTtpa), so ist yta^api^tiv auch bei ihm wohl moglich und bier
nm so leichter erklarlich, als &' in der LXX, an die er sich nacb Mog-
licbkeit anscbloB (vgl. unten S. 28 Aum. 69 und die soeben zitierteu
Stellen Ps. 50 s. 72 is, 'vo &' — LXX), na^apo'i yire<S^s vorfand.
39) Masoretiscbc Vokalisation flBH. Alle Ubersetzer sprachen fltjn.
40) 710 inSix^tt. Sonst kommt inSmiiv bei a' nur fiir QpD vor,' s,
Gen. 4 15 . 24 . ler. 15 15 . Ez. 25 1 .-, {a' &') [Soph. 1 12 OSnS LXX ie.Epsv-
vr\6a3 01 Xotifoi' xai ixStni^^oa ist falsch ; es handelt sich hier, wie Field
in der Anmerkung ricbtig bemerkt, um eine Lesart der Hss. 36. 51. 238,
d. h. des Luciantextes, der fainter l^tpevvr;6oi) rijv 'ispovdaX^p peric Xvx’'ov
infolge einer Dittographie in der LXX folgt xa\ ^HSiKridai — die Du-
blette «al iHSiHi/da) xi}v 'UpovdaXrjp perk Xvxvov aufweist ; in der Hs. 86,
aus der die Eandnote stamuit, stebt auch nicht 02 Xoiitoi, sondern A, und
dies ist = Aovxiavog, wie man schon vor Montt'aucon erkannt hatte; erst
Montfaucon hat hier wie auch an anderen Stellen die falsche Deutung ein-
gefuhrt, s. Field I, S. LXXXV unten]. Auch braucht a' inSixpdtg nur
fur Dp: und nDp3: Ps. 17 4,s (Mercati). Prov. 63 , (a’ s' &' e'}. ler. 20 12
(Auct.). 5 O 2 S (rTIavreg"). llaber kann IxSixe'ire nicht wohl dem a' an-
gehbren. Am leichtesten laBt es sich als eine von ©' hen-iihrende Aban-
derung des Sixavkdare der I^XX begreifen, vgl. den SchluB von Anm. 38.
41; a' iibersetzt ■’IW durch dia<popov auch in Exod. 2 .'( 4 . 28 .5. .33 (v"l.
Brooke-IVPLean z. St.). 35 23 . 2 .-. (nur syrisch erlialten). 35 . Lev. 14* (s.
unten S. 34 Anm. 92;. 0 iibersetzt es durch dXXoiovpevov auch in Exod.
28 ..j.! (nur syrisch erhalten), 3;>23. s.i. Beide leiten von n:® ,.sich
andtnn. verscbieden sein“ ab.
42) 710 -xvpai^oDdiv. Dereelbe Fehler findet sich an den beiden an-
deren Stellen, wo das Verbum rrvppoi-dSai uoch vorkommt, namlich 1) in
Ansgabe der Randnoten; Is. lie— 22 .
25
20 Dn'IOl firjdh sleaxoverixt uov^*)] A' xai :tgo 0 £QCsrjTa^^) 27'®'
jtccQaitixQtivrjTe
21 na pV’ ptx Sixccioevvri axoifirj&t] av ctyrrjj A' &’ dixcciov*^'^
avKiS&'^Sstai Zl' dixaL 06 vvrj rjih'^sro ev avTfl
D’nXItt <p ovavrat] A' (povalg
22 D’J’D'? n’n adoxtfiov A' yayovav aig arafiqrvXa*^^)
^ yayovav eig exagiav*^)
a’03 bino in2D 01 y.cc^ctjXoi Oov nieyovGi riir oivov vdeert]
LXX Thr. 47 , wo 'ISIS, wie schon die Sixtina z. St. zweifellos richtig
vermutet hat, urspriinglich durch iTtvppm^riGciv wiedergegeben war, dieses
aber schon in sehr alter Zeit zu ijcvpa>^jf 6 ay (BQ^S) geworden nnd dann
wegen des vorhergehenden ydXa nach Ps. 118 to {hvpci>^r) (bg ydXa) in
irvpd)^T)6av (so die groBe Masse der Hss.) emendiert ist. 2) in Exod. 25 5
n“’12‘lS13 01 Xoinoi ■ iteitvppaopeva ; so nach M, aber nach den ubrigen Hss.
(s. Field und Brooke-M’^Lean z. St.) jtexvpcopeya. Ubrigens ist aiich bei
2 '. der an unserer Stelle nuppa'i dtOiy ubersetzt, in der FT-i. selbst (Q)
nicht nvppcut, sondern itvpai geschrieben.
43) tiber diese ITbersetzung s. unten S. 34 Anm. 92.
44) Der Index fehlt im Texte.
45) Diese ITbersetzung ist fur a' charakteristisch , .s. iinten 3 s und
die Belegstellen bei Hatch-Redpath S. 1213 unter npo6spie^eiv uud npoGe-
piGtpg (hinzu kommt das bei Hatch-Redpath ganz fehlende TtpoGaptGpog =
iltt , das in Reg. I 1 5 23 aus Fields Anmerkung fiir das TtapanixpaGpog
seines Textes einzusetzen ist).
46) Sinaiov entspricht ganz der Praxis des a\ der p'TS dixaioy und
npnS SixaioGvyr) streng unterseheidet, vgl, Aquila ed. Taylor S. 80 (zu
Ps. 96 •>. s) und oben S. 10 Anm. 2.
47) Der Index steht beim vorhergehenden dpyvpiov. Die zu n^n
D''5‘’D5 gehorige.n Randnoten stehen vor den zu 1 21 gehorigen ; der Schreiber
hatte die zu 1 21 gehorigen Randnoten genau neben den Text gesetzt und
kam nun mit dem Raume nicht aus, daher benutzte er den vor 1 21 uoch
librig gebliebenen freien Raum.
48) TTr^s ist unerklarlich ; es wird irrtumlich aus dem vorigen Verse,
wo die LXX Tcmg iyiyero hat , hierher geraten sein. An der Richtigkeit
der Zuweisung des Ubrigen an a' kann kein Zweifel .«ein , da GrapcpvXa
auch in 1 23 als ^'-ITbersetzung von n'’5‘’D iiberliefert ist.
49) Diese ITbersetzung gehort 2 ' an, der auch in 1 25 D'’5'’0 durch
Gxoopia wiedergibt. Die IViederholung des Asteriskus vor der zweiten
Ilbei’setzung ist bier ebenso auffallig wie in !«. vgl. oben 8. 21 Anm. 12.
26
Lutkemann u. Kahlfs, Hexaplar. Kandnoten zn Is. 1 — 16.
A' 0vfim6ui0(i6s 00V TCSQLTST^ri^dpos vdati ^^) 6 olvog
ui^iLyudvog vdari “*) &' 6 oivog itsgirjQrjfih'og vdazi
23 "triE^ A' dago'/coaiccv
D’Jobjy avraaodofta *’)] 2]' aftoi^dg
24 ’"liflD iv totg v^svavrioig^)] A' d:tb rwi' •’■’) &ki^6vT(oi'
50) Vgl. Deut. 21 20 S3C a’ 0v/ii?co6ici^(i. Bisher nahm man fui'
unsere Stelle als .^'-Ilbersetzung nach Hieronymus 6vp7i66iov an; Hiero-
nymus ist wieder ungenau, vgl. oben S. 21 Anm. 15,
51) Vor vSati vermiBt man bei A' ein iv = 2 . Aufier durch den
ungriecbiscben Klang von iv vSan wird die Fortlassung des iv aucb mit
dm-ch den EinfluB dor anderen tlbersetzungen , besonders der LXX, die
gleichfalls blofies vSari baben, veranlaBt sein. Denn es liiBt sich otter
feststellen oder vermuten', dali die hexaplariscben Xoten dem LXX-Texte,
an dessen Eande sie steben , angeglicben sind , s. oben 1 4 {(iefiapTj/xivos)
und unten 2 e (li'adev und dnippi^tv). 3 16 {interapiv<p und TiapavOxd^ovOat).
21 (roe). 5 1 (xaTpadiXqxf}). 2 {iXi^oX6yp0a). s (?rpog). 12 (vdftXag). 23 {d<pi-
6xdivreg). 65 {ptptappiva). 87 {xivayog). 8 (lovSaia). 14 {oixog). 9 17 {dSd-
uag). 11 5 (vdixov). 12s (xapag). 13s (Svvaxoi). s (d}6ivov0?;g) und 5 17 ,
wo die lYorte oi SiripnaOpivoi aus dem LXX-Texte irrtumlich aucb in die
Randnote eingedrungen, aber in der Hs. selbst getilgt sind. Vgl. aucb die
Anmerkungen zu 2 9 avxotg und 7 44 6vXXaftfidvet.
52) Bisher nur durch Hieronymus lateiniscb bekannt: vinum timm
mixtuvi est aqua (vgl. oben S. 7 Anm. 1 ). 710 IkBt bier wie aucb bei ©'
das 00 V binter oivog aus, da es scbon bei a' dagewesen ist.
53) 710 faCt a' ScopoKOTciav und 2' dpoijidg zusammen und stellt
den Index fur beides zu dem zwiscben Soapa und dvxanoSopa stebenden
SiooKovxtg. Aber die beiden Noten mussen getrennt werden. 2'
dpot^dg war scbon bekannt (bereits in der AVecbelscben LXX-Ausgabe
von 1597 [s. unten zu 11 4 ] und von Montfaucon richtig aus dem Lateini-
schen retrovertiert). SaapoHuxia ist stets Ubersetzung von “ntJ und zwar
gewohnlich wie an unserer Stelle bei a' (Deut. 10 17 . Ps. 25 10 [Auct 3
Prov. 633 ), nur in Ps. 25 10 [Aucb] soil aucb . 5 ' so ubersetzt baben.
54) Der Index steht beim folgenden ixSpdiv. Dies ist falscb, da so-
wobl a', als aucb 2’ und &' IS, aber nicbt nilij durcb »Xif5ajv uber-
setzen. Die Randnote wurde zu in xmv ix^pSiv pov gezogen, weil sie
diesen Worten iibnlicher war als den V'oiten iv xolg ixtvavxioig, zu denen
eie in Wirklicbkeit gebort.
55) a' setzt den Artikel, wie uns unsere zuverlassigsten .^'-Quellen
lebren, nur da, wo im Hebraiscben der Artikel steht oder ein anderes
Aquivalent (r«, 3) vorhanden ist, s. das bebraiscb-griechiscbe Worter-
Ausgabe der Randnoten ; Is. 1 22 — 28 .
27
25 naW iTCK^ca] A' X' &
"133 56) 'Mi.%aQ6v a! a)g ^**) iytXty.tov
tovg ds ajcai%'ovvzag axoXseca] A' ^rf'u.qpvAcc 6ov U'
ajroffrijdo) ®®) trjv exaQiav 6ov &' to YiyagtmdEg dov
27 msn dmd’Tjderai] A' £' &' ).vtQC3&tj6stcci
npl5t3 n’3tyi ri Kl-iiiaXcoe la avrrjg xccl fiEtcc iXEr/ftodvtnjg] A' U'
xal ol iaietgifpovtEg avrrjv ®*) iv Sixcciodwr} ®')
28 iSs’ dvvTEXEdd’r/dovTcci] 2' dvaXfoQ'iildoifrai^^)
verzeichnis unter „Ai-tikel“. Jeder VerstoB gegen diese Hegel weist auf
einen Fehler der Uberlieferung bin: entweder ist der Artikel spater zur
A'-Ubersetzung hinzugefugt, oder die IJbersetzniig gehort iiberbaupt nicht
dem a' an. An unserer Stelle ist beides mogUcb : die Ubersetzung kann
ohne Twv von a\ mit t&v von s' oder ©' stammen. — Alle Falle, in
welcben ein VerstoB gegen die angefiihrte Regel voi-liegt, sind im hebraisch-
griecbischen Worterverzeicbnis unter „Artikel’‘ zusammengestellt.
56) Masoretische Vokalisation “l’32, aber LXX und A’ sprachen "13
statt 13.
57) Der Index steht beini vorhcrgebenden TrupcjOcu.
58) Cui'terius hat in seinem Abdrucke Q’s stg statt ag, und noch
Field halt dies fur die wirkliche Lesart Q’s (vgl. oben S. 18 unter j-Q"*)
und korrigiert es nur nach Syrohex. in oag. Aber in Wirklichkeit hat
auch Q cog.
59) Als s'-Ubereetzung von ‘T^5“'D "133 CjISttT uberliefert Q nal tcv-
pdodcj elg xa^apbv ti/v djiGopiav dov, und diese Uberlieferung ist durchaus
unverdachtig, da a' 2 ' auch in ler. 629 BUS vpS durch invposde -itvpoaxrig
wiedergeben. Folglich kann dn 06 x 1)603 nicht bierher gehoren. Wabr-
scheinlich entspricht es deni folgenden m“’DS , vgl. besonders 8 11 "’HD''*!
(als ■’2"!P''|' aufgefafit) 2 ' na'i dnidxijdi po, aufierdem 7 17. 30 n. lob 9 34.
ler. 32 31. Unwahrscheinlich ist die Annahme einer Verstummelung aus
aKoxaxadxridoo, was Q als 2' ©'-Ubersetzung von H3‘’CS 1 26 uberliefert.
6U) Die Hinzufiigung des Artikels ist gegen die Praxis des a', s.
oben Anm. 55.
61) avxijv ist vielleicht Schreibfehler fiir avxf/g.
62) Prokop fiihrt zuerst den LXX-Text „Hai pxxk iXoripodvvTig" an
und fahrt dann fort: cbg oi Xotitol iipurivivdav, pexa dixaio6iryr/g^ .
Danach schreibt Montfaucon : „Ol Aoixo'i, pexa Stxaio6vvrjg‘'\ aber Field
streicht das pexbc, welches Prokop nur aus dem LXX-Texte wiederholt
hat, mit Recht und behalt blo6 Sixaiodvvijg bei.
63) dvaXidxetr findet sich gerade bei 2' besonders haufig, s. Hatcb-
Kedpath S. 79 und Suppl. S. 200.
28 Liitkomann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — IK.
29 u’VkO ini Toig elddikoig **)] J' c'.n'o Tcjy i6yvQav
27' anb tav dgvfi&v
30 nbK TfpE/Jtl/^Os] 27'
nJTI n ci Q('S f i(S Q A' 21' & y.Tiicog
31 mjljb ag xaldiit] ertitnvov] A' sig nvayficc 27' ^ unonvuyua
pirj'y (5)3 eniv^riQsg] A' 21' & sig *'3)
641 Der Index steht beini folgenden airoi.
65) x(^y ist bei A' irrtumlicb hinzugefugt. s. oben S. 26 Amn. 55.
Die Hinzufiigung des Artikels wurde bier wohl noch begiinstigt durch dag
Pehlen der Elision bei dvo, vgl. die Amn. zu dno 9ii.
66) Xoch Field gibt nacb Curterius an; „Ol V. dnh rav siScbXav"'- ,
aber Q selbst bat nur „Oi r' djro“ ohne rdor eiSdiXav, was Curterius
eigenmachtig nacb der LXX hinzugefiigt hat (vgl. oben S. 1« unter „Q‘').
— a’ iibersetzt nicbt nur bs „Gott-'- durch lexvpoi (vgl. Reider S. 350),
sondern auch Ps. 21 20 durch lexvporrjq (Aquila ed. Taylor S. 6):
daher folgt an unserer Stelle aus idxvpaiy nicbt. da(J a' wie einige bebraische
Hss. a'’bKM gelesen hat.
67) Spvg schrieb man bisber nacb Prokop den Xontoi zu. Aber 710,
der nur den 2' als Autor nennt, hat gewifi recht. Denn 1) sagt auch
Hieronymus: ^^terebintfms . . . sive quereiis, ut interpretatus est Sym-
m a c h u s ; 2) hat a' nacb der zuverlas.sigen Uberlieferung zwar pbs
(■jibs oder jibs) durch dpvg wiedergegeben (lud. 9 37. Is. 2 13. 44 14 [a'(^'].
Os. 4 13), aber n bs durch teplflivSog (Keg. I 21n. Ez. 613. Os. 4 13 ); alle
Stellen, an welchen er nacb Field b'lS, nbs oder nbS durch Spvg wieder-
gegeben hatte (Gen. Ids. 354. los. 2426. Reg. 1 17 2. Is. 1 30. 613), sind
unglaubwiirdig oder mindestens zweifelhaft, da a' bier mit anderen Uber-
setzern zu-sammengefaCt wird (in Gen. 14 b gehort Spvog nach anderer
Uberlieferung auch nur dem 3' an. s. Fields Anm. und Brooke-APLean
z. St.). Vgl. ferner unten zu 6 13.
66) Als Autor von dnoxiyaypa kannte man bisher aus Hieronymus
nur den 2'. Doch ist es nicbt unmoglich, dab auch S' so iibersetzt hat,
da dnoxiyaypa an der anderen Stelle, wo 0.= noch vorkommt, lud. 16 9
(auch dort = nj:), gerade dem s' zugoschrieben wird (s. Field z, St.).
69) eig dniv^ripa schreibt Q nur a' 2' zu. AVei- recht hat, lafit sicb
nicbt ausmachen. S' kann in-tumlich hinzugefiigt sein, wie in 2» zu jxo-
xapeoSpdoyxat. Aber es ist auch mbglich , dab s' in der Tat fig dmy-
5f/pa gehabt hat; denn das A\ ort dTCivSti/p steht bier auch in der LXX,
und S' gibt ja eigentlich nur eine Revision der LXX und behalt daher
manehes aus ihr bei, vgl. unten 26 {xinyoig dXXoxpioig). n (of dq>^aXno\
pr.xicopoi «ra.). S.-i {rxSavpadidyoy TTpodrij^tcpl (TtpodHot^fi). 8.33 (xovxo
Aiisgabe der Randuoten : Is. 1 29 — 31, 2 1.
29
01 i'ivouoi xai oi ajiuQTCoXol c^fiu] A' dvo avrol
ofiov '®) aufpotaQa afia &' a^tporSQOL iiuu
Kapitel 2.
1 in’yty’ nrn nain o x6yog 6 ysi'ouai'og ^pbg 'Hba'tavj A'
TO gfjjicc'’^) o apaftccTiGd-r] 'Hecuag '''-^) Z' &' oi' aldsi/
'Is66Lo:g ‘®)
Tcpatzoy). 9 14 (TlpodooTta). 10 19 [abT^v). 11 3 {^eov und Kara). 13 16 (d^e-
^ijiSorrai). 21 (i/xoav). 152 [Kararrrur/piyog , wohl iirtumlich dem 2 ' zu-
geschrieben) ; vgl. auch die letzte Anmerkung zu 7 is.
70) Hatch-Redpath S. 60. 994 uud Suppl. S. 200. 210 fiihveu aus
/! neun Stellen fiir Haa und elf fiir ofiov an. RegelmaBig ist apa =
“n^, bpov = Nur zwei Ausnahnien finden sich ; 1) in Aquila ed.
Taylor Ps. 101 23 ist apa = I”!!"! , aber das AVort ist, wie die beige-
gebene Pbotograpbie lebrt, im Original unlesbai-, also von Taylor falscb
erganzt, 2) in Eeg. I 17 lo ist tiberliefert “ni a’ bpov &' apa , aber
bier werden die beiden Ubersetzer verwechselt sein. Die Dnterscbeidung
der beiden Synonyma entspricht ganz der Art des a', s. oben S. 10
Anm. 2.
71) pfjpa = "lS*i entspricht der Praxis des a', s. oben S, 10 — 15.
72) TTm nSI und nm zu unterscheiden . hat a' nur nsi, das AYort
der gewohnlichen Sprache, durch hpav wiedergegeben , dagegen HTn, das
Wort der gehobenen Sprache, das auch oft das Schauen von Gesichten
bezeichnet, durch hpapari^rdSai , s. die Belegstellen bei Hatch-Kedpath
S. 673 {ISeiv). 1007. 1005 und Suppl. S. 206. 210 (Ausnahmen: Is. 29 10
aiTnn a' Tovg bpavrag stammt aus dem ganz jungen und oft unzuver-
lasaigen „Cod. 88“, vgl. unten zu rvqxiovtoy 13 21; Ez. 21 29 mtna
SIB a' s' iv rob hpav 6 s. pdraia gehort auch wegen udtaia nicht dem
a' an, s. unten zu paraiorr/rog bjs). Dementsprechend ubersetzt a' einer-
seits die Ableitungen von nST durch Ableitungen von bpdv : opahig =
nSIB und einmal (lob 37 is) == ■'81 (P.s. 8820 'JITna a' 2 ' 61 bpdhsoog
gehort auch wegen bid nicht dem a' an, liberdies nennt Theodoret als
Autor nur den s’), opapa Dan. 10 1 = nsnO (in Is. 30 b ist opapa =
SBB ein von Field unbegreiflicherweise in den Text aufgenommener Schreib-
fehler des eben erwahnten jungen ,,Cod. 88“ fiir das schon bei Montfaucon
richtig stehende dppa, vgl. Fields Auctaidum z. St. und unten zu dppa
142s)- Andrerseits gibt a' die Ableitungen von PlTn ganz folgerichtig
durch Ableitungen von bpapati^shSat wieder: hpapaxi6p6g = 'jUn und
■jT’Tn, bpaparthrijg Is. 56 10 = nth (Field nach Prokop n'’Tn A' cpavta^o-
psvoi 2 ' hpaparibxai, aber hier sind offenbar a' und 2' verwechselt). Fur
30 Lutkcmanu il Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
die Belegstellen verweisen wir wiederam auf Hatch-Redpath und bemer-
ken nur, dafi zu den dort genannten .^I'-Stellen eventuell noch eine fiir
bpananSfiog hinzukommt. Q hat namlich am Anfange des Is. als erste
Randnote ohne Index ,.H6aiag . opaparidpos^^ (in zwei Zeilen), und die-
selbe }^ote findet sich auch in der alten Hs. 88 (nach der im Besitze des
Septuaginta - Unternehmens befindlichen Photographic), nur ist in 88 die
Randnote zu der TJberschrift des Buches selbst hinzugefiigt und hpapati-
dpog zu &ppari6p6g entstellt. sodaB also die Uberschi’ift lautet /Hdatag'
'H6a.tag dppartdpog^'' ■ Hier kann bpapari6p6g die namenlos uberlieferte
^'-Ubersetzung des Wortes 'JITn sein, mit ■welchem das Buch Is. beginnt.
Allerdings ist bei dieser Annahme das ..H6aiag^^ nicht recht erklarlich ;
es kann hochatens eine aus der ^'-Kolumne der Hexapla mechanisch mit
tibemommene Buchuberschrift sein. Daher konnte man in ,.H6a'iag . opa-
patidpog'' auch eine Deutung des Namens iniyW' sehen, den man von
nytD „schauen“ abgeleitet hatte. Fiir diese Auffassung ware anzufiihren.
daC Q auch andere Deutnngen hebraischer Worter. speziell auch Propheten-
namen, beibringt, s. das „Onomasticon Marchalianum'*. welches Franz Wutz,
Onomastica sacra 2 (1915), S. 677 — 679 aus E. Klostei-manns Aufsatz in
der Ztschr. f. d. alttest. Wiss. 23 (1903), S. 135 — 140 abdruckt. Gegeu
diese Auffassung scheint jedoch zu sprechen. daB der Name H6aiag in der
onomastischen Literatur sonst immer anders gedeutet wird, s. die Stellen
in den Registem zu Lagardes Onomastica sacra (2. Aufl. Gottingae 1887)
und zu Wutz’ Onomastica sacra. — In Is. 30 m wii’d bpauarieStjrE bei
Field a' 0' zugeschrieben , aber das ist natiirlich ebenso falsch , wie die
bereits richtiggestellte Zuweisung von bpapaTi6Tal Is. 56 lo an 2'. bpa-
pati^£6Sat und seine Ableitungen gehoren ausschliefilich dem a' an und
sind wohl erst von ihm selbst gebildet. Denn die Lexika bringen aus
der ganzen ubrigen Grazitiit nm- eine einzige Belegstelle bei, Constit. apost.
VII 33, wo es in einem Gebete heiBt, Gott babe den Abraham bpapanepdb
geleitet, und diese Stelle hangt wohl sicher von a' ah. Denn der einzio^e
Fall, wo in der Geschichte Abrahams eine Oftenbarung in einem Gesichte
vorkommt, ist Gen. 15 1 , und dort ist im Hebraischen gerade das Wort
HTirn gebraucht, welches a’ durch eine Ableitung von bpapari^E6^ai
wiedergegeben haben muB. Die Abhiingigkeit der erwiihnten Stelle von Gen.
15 1 wird dadurch bestiitigt, daB auch die Fortsetzung aufs unzweideutigste an
Gen. 15 anknupft; denn wenn es weiter heifit, der Abrahams sei
die 7ii6tig voraufgegangen und die gcfolgt, so hat der Verfasser
dabei offenbar Gen. 15 im Auge, wo sich gerade diese Stufenfolge findet:
1) Glaube; 15 e iitibnvdEv, 2) Erkenntnis: 15 s Abraham fragt*’„«arA H
rvd>6opcctf, 13 Gott sagt „riv<b6HGoy 3) BundschlieBung : 15 is
bii^Exo . . . Sia»r,Hvy. Auch ist bpapariPpbg hier nicht der einzige auf
zuriickgehende Teiminus, sondern es kommt noch das eben schon an-
Ausgabe der llandnoten: Is. 2i — 4.
31
2 ia' axQCOv ^‘’)] iv xeqtuXfj
nnj 1 ’“)] A' &' aoTa[ic3^i^6oin;ca 2J' evggev&si''^)
3 a v ay y E X el] A' &' tpcoxioei vnoSel^ei
4 D'riK K p o r p a] A' eiexiMs
gefiihrte Wort 6vvSt/K7i liinzu; denn wahrend die LXX rTiia regelmfifiig
durch diaSijHr/ wiedergibt und demgemaB auch bei den Christen allgemein
der Terminus Sta^Ktf tiblich geworden ist, haben a' und s' rP“11 stets
durch 6vv^rixri wiedergegeben, s. die Belegstellen bei Hatch -Redpatb S. 131b
und Suppl. S. 214 (die von Hatch-Redpatli S. 302 unter Sta^ijxTj aus A'
rxnd s' angefuhrten Stellen sind unglaubwiirdig , wie z. T. schon Field
bemerkt). Die Benutzung a"s, die, wenn wir es in Constit. apost. VII 33
mit einem original christlichen Gebete zu tun batten, allerdings hocbst
auffallig ware, erklart sich daraus, dafi dies Gebet, wie W. Bousset dem-
nachst zeigen wird, von Haus aus jiidisch und nur leicht christlich iiber-
arbeitet ist; bei den Griechisch redenden Juden fand ja die Ubersetzung
a'’s sehr schnell Eiugang und vuirde auch im Gottesdienste gelesen; nur
mufi man naturlich annehmen, dab die urspriinglicbe judischc Fassung des
Gebetes nicht vor der zweiten Halfte des II. Jahrb. n. Ohr, entstanden ist.
— Zum SchluB ist noch zu bemerken , dafi zu der Annabme , daB die
Worter opa^atieied^ai, bpanaxiSnoq und bpapart6trii Neuschbpfungen des
a! sind, auch die Art ihrer Bildung vorztiglich paBt, da nach Reider
S. 353 f. unter den von A’ bevorzugten Bildungen die Verbalbildungen auf
-i^Eiv und die Nominalbildungen auf -p6s und -rx/s an erster Stelle stehen.
73) Ob a' selbst wirklich die Namensform 'HtSaias gebraucht bat, er-
scheint etwas zweifelhaft , da er Personennamen gonau zu transkribieren
pflegt, s. Reider S. 339.
74) Aus ov folgt, daB s' 0' wie die LXX b \6yo<s batten. Auch
gonst verwenden s' und 0' sehr viel of ter Ao^os als fitipa, wahrend
bei a' umgekehrt fif/pa vorberrscht (vgl. oben S. 10 — 15).
75) Zu ’le^eias vgl. Field Auctarium : Is. '61 ■>. b in*'?®*' 0' ’lE66iay.
70) Der Index stebt beim folgenden dpecov.
77) Der Index feblt im Texte.
78) Vgl. ler. 5144 imj"’ A' Tioxapa)'^ri6ovxai (Var. ■!ioxapi6B^ S'
6vpptv6ai. Die etymologisierende Wiedergabe von mi durch jtoxapovdS^ai
gebort zweifellos dem A' an. Es ist kaum glaublicb, daB 0' ibm hierin
gefolgt sein sollte. Vielleicht ist auch 0' in 710 erst nachtraglicb , wenn
auch scbeinbai’ von erster Hand, hinzugefiigt; denn wahrend die Xamen
der Autoren in 710 sonst zusammen vor der Ubersetzung zu stehen pflegen,
stebt bier nur a' davor, dagegen ist 0’ iiber den ersten Buchstaben von
TtoxapcaST/dovxai gesetzt.
32
Lutkcmann u. Rah It’s, Hexaplar. Randnoten zu I«. 1 — Id.
DH’ nin’jn ^ vvu g] a' dogaxa
d gin, a vu\ A’ aXaezrigia
6 nnti'WJ civT^'Aai^ A' aiuGsv aTttggitlfSv ‘'‘j
cipo iNVa o on ev£3tZ 7j0S-T} (og TO kjt’ cipx^/s]
yag ccTtb Tijg avuToXijg
ip’Sty’ Dn3j nVai xat xi'/.vK noXXu ccXlotpvXu eyevrj&ij avroigj
a' xui hv Totff Tcaidioig*^) ^ivmv xo&r^ytj0ov0tv^'-) 2^' xai
fi£Tc< TExvojv aXXotgCajv ixgonieuv & xal iv rsxvoig aXXo-
tgCotg **) riQXB6avro
79) Field nach Prokop : a' tiaCag 2' axippiiliag (und fe>' ayf/Kas]-
Das ist naturlich riehtig. Die 3. Person in 710 ist durch Angleichuug
an* die LXX entstanden, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
80) Toig gehort nicht dem a' selbst an, sondern ist spater hinzu-
gefiigt, s. oben S. 26 Anm. 55.
81) TcaiSioig entspiicht der Praxis des a', denn dieser unterscheidet
Tcatdioy = lb"' und naig = “l“3, s. die Belegstellen bei Hatch-Eedpath,
aucb unten Is. 84.5 (Ausnahmen ; 1) Dent. 1 39 naMa = “p, aber die
IJbersetzung weicbt auch sonst von der Art a''s ab und gebort gewiB einem
anderen Ubersetzer an, 2) Eeg. Ill Ids Field naidim = iy:, aber der
Alexandrinus bat ricbtig naiSi, 3) ler. 34 n naidag — aber dies
wird nicbt von Field, sondern nur von Swete nacb bloBer Vermutung dem
a' zugescbrieben und gewiB mit Unrecbt, denn a' gibt “ay dui-cb dooAos
wiedei-). Dementsprecbend unterscheidet a' sogar xaidtotr/g = nnb"’ Ps.
109,3 und TcaiSotrfg — D“’”l'y3 Aquila ed. Taylor Ps. 102 5.
82) 710 Das schlieBende -iv war im Arcbetypus ver-
mutlicb mit dem tachygrapbischen Zeichen (Oskar Lebmann, Die tacby-
gi-apb. Abkiirzungen der griech. Hss. [1880], Taf. 6 § 38) geschiieben
und wurde irrtumlicb als a (ebenda Taf. 2 § 13) gelesen. Hebr. pEW
= aram. und neuhebr. pEO >ft q , fD heiBt im Qal „genugen“, in den Kau-
sativbildungen „genugend tun“ (s. E. Smend, Die WeisLeit des Jes. Sir, er-
klart [1906] zu Sir. 39 le) und „genug geben, liefern“ (Dalman, Aram.-
neubebr. Worterbucb [1901]), In letzterem Sinne faBt es a'.
83) Bisher nur durch Hieronymus lateiniscb bekannt ; et oum /ibis
alienis applausertmt. Hiemach hatte Field 6vvsHp6Tri6av vermutet. 2'
leitet ip-'EtD-' von der Wurzel psc ,.schlagen, klatschen“ ab, die allerdings
in lob 27 is ausnahmsweise einmal mit » geschrieben ist, aber sonst nur-
im Qal vorkommt; vgl. Kponiv = pso oder pBB LXX Tbr. 2 15. Ez.
21 12, a' und 2’ ler. 31 19, ©' lob 27 23, 6vyxponiy = pEO T.XY Eum 24 10.
84) ©' hat die Beiordnung des Adjektivs in rinvozg dXXorpioig wobl
aus der LXX {tExva . . . dXX6<pvXa) beibebalten, vgl. oben Seite 28
Ausgabe der Eandnoten: Is. 24—9.
33
7 nitp dQi&iiog] A' t£'A£6,uk -“) JS' &' ■aegag
8 D’b’bW /Sd skvy ^dxcav] A' im^iAetav EidcoXcov
9 on*? Nt^n uvrj6m avrovg] A' dgr-g^^) auroig^'-*) 2J'&' ccg)rjg'-’'’)
Ann). 69. (Bei 2' kann dWorpieoy dem -rinvoav ebensogut untergeordnet
wie beigeordnet sein.)
85) &' leitet 1p‘'STBi von derselben Wurzel pstt ab wie a', s. Amn. s2.
86) Dieselbe Ubersetzung ist noch in Ps. 134? anonym iiberliefert
und gehdrt aucb dort zweifellos dem A' an. a' gibt dureh reXog an alien
acht Stellen, die Hatch-Redpatb S. 1345 anfiihren, pp wieder (in der von
Hatcb-Eedpath Suppl. S. 214 aus Aquila ed. Taylor angefiihrten Stelle
Ps. 1029 ware wAog = DS:, aber erhalten ist bier nur og. und dies muB
naturlich nicbt zu riAog, sondern zu vi«os erganzt werden, vgl. unten 13 20).
Infolgedessen wablte a' zur Wiedergabe der langeren hebraiscben 'Worter
nsp, nsp und nsp nach seiner oben S. 10 Anm. 2 besprocbenen Praxis
die langeren griechischen Worter xs\t6fia (nur an unserer Stelle und in
Ps. 1347) und r£/l£i>ra:lov (los. 15 21. Reg. I Oa* [s. Field z. St.]. Ps.
45 10 [Mercati]. 6O3. Is. 41 3. 9, 56 u ; in Is. 3 7 24 soil A isp durcb xov
xeXcvraiov avxov libersetzt haben, dies konnte sicb daraus erklaren, dali
a' bier mit dem Paralleltoxtc des Konigsbucbes [hebr. II 10 23] HSp statt
ISp gelesen batte, nur wiire dann auBer dem roi-, das ihm ja auf keinen
Fall angehoren kann [s. oben S. 26 Anm. 55], aucb nocb das aixov zu
streicben).
87) Diese Ubersetzung ist fur yi' charakterisdscb , vgl. unten 220 und
Hatcb-Redpatb S. 526 und Suppl. S. 204. Zu lob 13 4, wo iaxpo'i ini-
nXadxot pov — bbs "’SSI dem 2 ' zugescbrieben wird, benierkt schon Field
mit Recht, dalS dies verdiicbtig ist („suspicione non vaeanf‘); es ist in
iaxpot imnXddxov zu verbessern und dem a' zuzuweisen.
88) Field nacb Prokop dvpg : Schreibfebler oder Emendation des aller-
dings fur einen Griecben ganz unverstandlicben dpyg unter dem Einflusse
des dvrjdaj der LXX.
89) So aucb Field ricbtig nach Prokop und Syrohex. . dagegen Q
falsch a' 2' &' avxovg (nur dies eine IV ort wird notiert). Der Fehler er-
klart sicb dai-aus, da6 Q im LXX-Texte orvroig statt aixovg hat; batte
er nun aucb am Eande avxdig geschrieben, so ware gar kein Unterschied
dagewesen, daher emendierte er das avxoig der anderen Ubersetzer in ai’-
xovg. Hieraus ist zu schlieCen, daB die Randnote, Q’s urspriinglicb auf
einen von Q abweichenden LXX-Text mit der l.csart avxovg berecbnet
war ; denn wenn aucb der LXX-Text ainotg hot, so lag gar kein Grund
vor zu notieren, daB die anderen Ubersetzer aixolg iibei^etzt haben. Vgl.
oben S. 16.
90) Als Autor von dip^g nennt Field nach Prokop nur den 2 ’.
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1915. Beiheft. 3
34
Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — l(i.
10 “lllf TtSTQag] 0r£p«oua®*)
11 *731!? mN nin21l 'J'JI ol yaQ o^S'a^uol xvpiov vifrtjioi, b di
avd’QCOTtog tuTCStvos] A' ofp^alfiav *-) ^STaagiSfibg avd’QcoTtov
91) Wem diese namenlose IJbersetzung angehort, lafit sich nicht sagen.
(Stepioo)j.a = “112 kommt bisher nirgends vor, wahrend das Adjektiv 6tt
peug von verschiedenen Ubersetzem zur IViedergabe von “112 verwendet
wild, auch schon in der LXX Is. 221. 0 28 . 51 1 6rEpea nkxpa. = 112.
Dock darf es wohl als sicher gelten, daB /l nicht der Autor unseres (Jrr-
pEoouot ist, denn er iibersetzt 112 sonst durch dxspEug (vgl. unten 8 14 ) und
verwendet 6tepi<iopa nur zur Wiedergabe von 2 '’p 1 (Gen. 1 6 . a- 20 . Ps. 150 1 ;
auBerdem Ez. 4i6 angeblich Ja. [juxta ed. 2'^“'"] . 2 . 0 .“ erepacopa =
naiQ) und dementsprechend 6x£pecapaTi^tiv zur Wiedergabe von 2 pi (Reg.
II 2243 , vgl. Eeider S. 342).
92) a' scheut sich auch sonst nicht, wo der Sinn oder Zusammenhang
es zu fordem scheint, ein Wort, das im Status constructus steht, also das
folgende Wort regiert, in den Genetiv zu setzen und vom folgenden Worte
abhangig zu machen; nur muB auch in diesem Falle entsprechend dem
strong durchgefuhrten Grandsatze des a' die 'Wortfolge des hebraischen
Textes unverandert beibehalten bleiben. Hier nur zwei Beispiele : l)Karme 8 in-
farbige Stoffe heiBen in Lev. 14 4 ff. n2bin ■’:b. Die Bedeutung von i:o
laBt sich nicht genau feststellen, a’ leitet es von n:© „verschieden sein"
ah und iibersetzt es durch Stdtpopov, s. oben zu 1 is ; nybin (oder ybin)
bezeichnet eigentlich den „AVunn“, der die Karmesinfarbe liefert (Kermes-
wurm), a' iibersetzt es stets, auch wo es wie oben 1 is die von dem Wurm
gelieferte Farbe bezeichnet, durch 6Kd)XriB,. Folglich muB er nyblD i;©
in Lev. 14 4 durch 8ii<popov 6xd)\j}Hog wiedergegeben haben; Sidcpopov
ist auch wirklich, freilich anonym, iiberlief ert , 6xd>Xr,xog kann man sicher
erganzen. Nun kommt aber in Exod. 25 ff. haufig umgekehrt ij© nybln
in ganz demselben Sinne vor. Hier konnte , 4 ', da es sich nicht urn den
Wurm, sondem um die Farbe oder den gefarhten Stoff handelt. nicht wohl
dxdiXTjS 8taq>6pov iibersetzen; daher drehte er das Abhangigkeitsverhaltnis
nm und iibersetzte in Exod. 2 5 4 . 35 23 "':© njbin durch dKd\r,xog 8id-
<popov und dementsprechend sogar 285 •'^©n nsbin ns durch dhy dxd>Xrixog
x'o Sid<popoy und 35 . ,5 ‘’:©n ryblrS durch iy dxdX-nxog xS Siacpdpoo 2) In
Ps. 27 (pn bS niECS) fafite a' bs nicht als Priiposition, sondern als Gott“
und Iibersetzte, da „Satzungsgott“ keinen Sinn gab. umgekehrt Gottes
Satzung“ idxvpov dxpifiadpoy (uber idxvpog s. oben S. 28 Anm G 6 iiber
dxpzfiadpog S. 10 Anm. 2): dieselbe Ubersetzung haben librigens’ 12
andere Ubersetzer, z. B. Hieronymus im Psalterium iuxta Hebraeos (d«
praeceptum). An unserer Stelle hat a' den Singular ninSS statt des Duals
Ausgabe der Randnoten: Is. 2 to — 12 .
35
£Ta3tstva)d-rj 2 6(pd'aAfiol v4>i]loi, avd-pcoxog rccnscvog 0'
o[ oq^d'alfi.ol ^atecapoi, 6 avd‘Qcaa:og taitELVog
12 nsj vfiQl0T1]V ''^)] VTtEQfpavr]
*’:^y ziim Subjekt gemacht, weil das Pradikat bSW im Singular steht. Vgl.
auch unten S. 42 Anm. 139 zweite Halfte.
93) Sowobl 2 ' als ©' schliefien sich stark an die LXX an. Bei ©'
ist dies haufig, da er Ja eigentlich nur eine Revision der LXX gibt, vgl.
oben S. 28 Anm. 69. — LXX und 2' ithr/Xot und ©' /isrimpoi setzen wobl
die Aussprache ninhS statt “in23 (trotz des vorhergehenden Status con-
structus) voraus ; analog ist aucb 5E1B von alien dreien als Adjektiv. nicht
als Yerbum finitum gefafit.
94) Der Index steht beim folgenden v7t£pTiq)avov = D“3. Dies kann
nicht richtig sein, da a' m sonst durch i-^rjXog wiedergibt (Deut. 2 21 .
lob 2 I 22 . Ps. 7769 . Prov. 617 [a' S']. Is. 2 i 4 [OI P']. ler. 31 15 [Auct].
Ez. 17 22 [Oi P']) und kein Grund abzusehen ist, weshalb er dies ganz
gcwohnliche und prosaische Wort hier auf einmal durch ein so ungewohn-
liches Wort wie vjiep<payr}s, das bei Hatch-Redpath liberhaupt nicht vor-
kommt, wiedergegeben haben sollte.
95) Zu iitsptpavps = nS3 haben wir eine Parallele in Is. Ida, 'wo
a' imSS nach Q durch vTtep<paveiai pov wiedergegeben hat. Allerdings
haben Montfaucon und Field hier irttpcparsias in {jz£prjg>aysias korrigiert,
und man konnte ftir diese Korrektur anfuhren, dafi a' auch sonst Ablei-
tungen der Wurzel nstj durch {/aept/tpayia wiedergibt, vgl. besonders unten
Is. 9 17 . 125 und Ps. 3U 21 (Mercati). 404 (Mercati). Ez. 3 3 28 (in den
vier ersten Stellen ist vzEppcpavia — mst5. in der letzten = pS3), aufier-
dem eine Reihe von Stellen, die weniger sicher sind, weil mehrere Uber-
setzer zusammengefaBt werden (vgl. oben S. 8 f.) oder die IJbersetzung
nur syrisch erhalten oder unsicher uberliefert ist: Prov. 29 23 . Is. 0 8 (s.
unten). 281 . 3 . 60 ij. ler. 12 3 . 13;). 4829 (hier auch nS5 a' vz£pjj(payog).
Ez. 30 6. Os. 5j. Aber neben dieser Ubersetzung durch vzEpT)<payia, die
sich bei den verschiedensten Ubersetzern, auch in der LXX, findet, steht
die dem A' eigentiimliche AViedergabe von 'JlSa durch vzep(pepEia loh 37 1 .
4 O 3 (s. Field im Auct.). Prov, Ibis. ler. 50 44 (nach Syrohex.). Ez. 7 24
(Var. ■bitEpr^tpayEia). Zach. 11 3 (nur syrisch erhalten) und -vytapgicpig Lev.
26 19 (nach Fields einleuchtender Vcmutung). Ps. 465 . Is. 14 n (s. unten),
vgl auch Ps. 1224 □"'I’T'iCjib riTiy vacpr^Kpaveav oder vztptpep&v. Daraus
ersehen wir, daB A’ fur die Ableitungen der AlTurzcl nsa keine einheitliche
tjbersetzungspraxis gehabt hat. Folglich sind wohl auch vzepcpavTjg und
vnEpcptiyFia nicht zu beanstanden. Beide Wiirter sind an sich durchaus
mbglich, dabei aber so ungewbhnlich (yzEp<payeia fehlt sogar in Steph.
Thes.), daB man sie sich als Schrcibfehler nicht gut erklaren kann.
3 "
36
Lutkemanii u. Rahlfs, Hexaplar. Eandnoten zii Is. 1—16.
vilttjlbv xai (iftdfaQOv] A' £' & ijiiiQ^avov
13 ’Jibs Vd byi xai i;ci itav devSgov A' xal £%l :td0iu
dgvag 2^' &' ^aXuvovg
15 n^J 2?' fiSTsejQov
miJfS V ij)}} X6 v] A' dir^g^svov **)
16 monn nvs^ bD byi xai s^tl ^deav &iuv n-lotW xdXXovg] A'
snl ndeug btl>stg ini&vfiiag ^^) E' &' xal tnl nu6ug ^aa g
^v(iriTdg
19 nibnu^ aig tug xQayXug} A' av v:ropa ^tv E' aig vnoxavov
&' aig rag dvtag "*') ~~
96) Der Index steht bei 7td6av am Anfang des Verses.
97) Der Index steht nicht bei diesem sondern bei dem vitj/-
X6y am Schlusse des vorigen Verses. Aber doi-t ist ndyra fiowhv biprjXoy
in der LXX freie Ubersetzung von msffirn myaJH bs , und es ist ganz
unwahracheinlich , da6 dort wie die LXX den hebraisthen Plural sin-
gularisch wiedergegeben haben sollte. (Wenn in der ersten HaKle des
vorigen Verses ndv ^ Oi r' vftjXbv y 6'pos = D‘’'ain C^nn bD iiber-
liefert ist. so darf man daraus nicht -schlieCen, daB die drei Ubersetzer
dort wie die LXX singularisch ubersetzt haben ; der Zusatz viprjXov stammt
in seiner jetzigen Form von Origenes, und dieser hat naturgemafi den
Singular gesetzt, weil er den Zusatz dem ttuv Spog der LXX anpassen
mufite; die Notiz „ol r'‘- bedeutet nur, dab die drei Ubersetzer das AFort
btpv^os gebraucht haben.) Auch wurde S', obwohl er keine so feste
tibersetzungspraxis hat wie a', in 2u doch wohl ebenso wie in 2 12
durch inrippevo? wiedergegeben haben. Dagegen pafit perempoy gut zu
nnj 2 15, denn dies ist ein Singular, und perioopog = nnj kommt auch
sonst bei verschiedenen Cbersetzern vor, z. B. 10 sb bei a' S' (nach Q)
vgl. auch oben 2u und unten .5 15, wo allerdings gerade .2' nicht pere-
Gjpog, sondern bif,jjX6g verwendet (2 „ rinij 1317 :S' 6q>SraXpo'i iipr/Xoi,
5 15 C’nSJ ■'3‘’y s' .. . Tfby vif>r]X(^y).
98) 710 dippr/pevoy. Verbessert nach Deut. 3.-,. Is. 36 1 (Auct.), wo
A' -nS3 gleichfalls durch Sirjppivog. und Beg. 11 247. Is. 3413. Jq er
durch diappa wiedergibt. Denselben Schreibfehler, den 710 an un-
serer Stelle bietet, fand Syrohex. in ler. 627 vor. 3. Field z St Er er-
klart sich daraus, dafi Siaipaiy in den Bibelubersetzungeu oft. Sialpatv da-
gegen auBer an den angefiihrten .I'-Stelleu nirgends vorkommt (in Esdr.
II 14 17 ist Siaipoyreg eine singulare Variante des Sinaiticus fur das sonst
allgemein iiberlieferte aipovreg — 3^X03).
99) Hat und der vor ijtiS,vpiag zu erwartende Artikel fehlen
100) So schreiben wir nach J. AVackernagels Vorschlag. Die Hs.
Ausgabe der Bandiioten: Is. 2 12 — 3i. 37
'*? d-gavaai] A' »Qof,0cu ^O'-)
20 ’V’Vx UN (1“) za lideXvyuara] A' xc. ininXaSta^^^)
nns irnb i»^) yuaxaio tj] A' dgvxxaig 2]' axagitotg
Eapitel 3.
1 njytytSI iaivovxu xkI ^ff;i;i5ov^ai/] A' sgaiG^ia xal igei-
(][iovg E' 6xi'igi6fiu xai axriQi6uovg '“*)
bat i)7C£poB,iv (mit Spiritus, aber obne Akzent). {)Ttopw£, (korrekter inop-
pa)B.) bedeutet ehva „unterirdiscber Gang".
101) So akzentuiert die Hs. Das bisber unbekannte Svtrj gebort
wohl mit dem einigemal belegten xatdSvtos (oder -tov) zusammen , vgl.
Ps. 48 2 "bn ’^AAos ■ Ttfv KoctdSvTov (andere IJbersetzer verwendeten bier
die Worter xardSvdig und iyHceTdSv^ig, s. Field und Hatcb-Redpatb Suppl.
S. 203. 207), Ps. 87; mbraS E' iv xaraSi'Totg, 8842 e' iibersetzte nbn
durcb xardSvTog (und a' durcb xatdSv^ig, s. Hatcb-Redpatb Suppl. S. 207),
Is. 7 It, (s. unten) a‘'bbn:n ban 0 ' iv 7ca6t rotg xocxaSvroig. Es wird einen
Schlupfwinkel bezeicbnen, in dem man untertaucbt, sich verbirgt. Zu dem
Femininum Svxrj vergleicbt J. Wackernagel das sinnverwandte Femininum
xpvTiTTj (oder xpvTCtr) ?).
102) Vgl. unten 813 f"\y"a a' Bpotj^ig.
103) Vgl. oben zu 2 8.
104) So der masoretiscbe Text, wiihrend die Ubersetzungen nsnb
nns zu einem einzigen Worte zusammenzieben. Fur den umgekehrten
Fall, daO die TJbersetzungen ein Wort des bebraiscben Textes zerlegen,
8. Beispiele bei Field I S. XXII f. (Absatz 5) und Reider S. 342 f.
lO.o) Hieronymus nacb den Ausgaben vor Martianay : „Aquila dpvydg
. . . posuit'* : so aucb Drusius. Martianay III (1704), Sp. 29 verbesserte
dpvydg in Spvxrdg , und dies ist, wie 710 lebrt, das Ricbtige. Dagegen
bemerkte Montfaucon, daO nur eine Hs. orictas babe, die tibrigen aber dpvxxd,
oricta , opvx6a , und nabm danacb dpvxxd als ricbtig an , und dies stellte
dann aucb Vallarsi in seiner Hieronymus - Ausgabe ber. Ihnen folgend
setzte Field dpvxtoig „gegrabenen“ als Lesart des a' an, fiigte aber in
Klammem als zweite Moglicbkeit dpvxtaig von dpvxTrjg „Graber'‘ binzu.
Dies ist da.s Ricbtige. nur ist besser dpvxtaig auf der ScbluBsilbe zu
akzentuieren, wie es aucb 710 bat; vgl. besonders E. Fraenkel. Gescbicbte
der griecb. Nomina agentis auf -x^p, -xaap, -xr/g 2 (1912). S. 202 f. (dies
Zitat verdanken wir J. Wackernagel).
lOG) Field nacb Eusebius und Prokop ; a' 'ipsi6pa xa'i ipsidpor, 2'
6xt/piyfia xa'i 6xrjpiyp6v. Da aucb 710 gleicb darauf dxrjpiypa bat. ist
6xripi6pa xal 6xrjpt6povg unwabrscheinlich ; es wird unter dem Einflusse
des vorbergehenden Epsidpa xal ipxtdpovg entstanden sein. Aueb die Plurale
38
Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Kandnoten Is. 1 16.
onb aotov] a' Z' n&v etrjQiyfia tiptof »«■)
2 lUJ yCyavTU xccl iffxvovTcc] A' Svvaxov L' avdQBlov &’ Sv-
vd0Trjv
untr dtxu6fnv\ A':S'0' XQtnlv
DDp 6 T 0 xccetr}v] A' & y-dvriv
3 D’JS Kltyjl xal d-av(iadt6v] A’ xal Gigofisvov itgodaTto} ^'^^)
E' xal at^e'eiftov “•') &' xal TS&avfiadiiEvov jrpogcjTto
4 nn)nty D’^yj ’nriJil, titimrfioi vsav Cexovq dQxovTus] A' dado
xatSag^^^) agiovtag El' vEaviug
finatxtai] A' evaXMxzat ' ' E' a:n:tjg£adtut ’ ' *)
o dvfiicsdelrut] &'
ipttdfiovg und drttpidaovg sind uBwahfScheinlich , da das hebraische Aqui-
valent nzVtTC iin Singular steht.
107) Da a' 'jyOH hier kaum ander-s wiedergegeben haben wild als
unmittelbai- vorher — der Wechsel der Ausspracbe im masoretischen Texte
zwischen ‘pV'O nnd "[yttO macht nichts aus — , so wild dxi’ipiypa nur dem
2' angehdren. Entweder ist a' bier ilberhaupt falsch hinzugefugt. oder
es ist bei der Zusammenfassung der beiden TJbersetzer (vgl, oben S. 8 f.)
auf ihre Verschiedenheit in dem mittleren Worte keine Eiicksicht genommen.
108) 710 schreibt abkurzend npod^. Nacb der Parallelstelle 9u (s.
unten) kdnnte man dies als Ttpodwnoig zu lesen geneigt sein. Aber da
der Plural von npodainov sehr selten ist (s. zu 9 u), .so wurde der Scbreiber,
wenn itpodai Plural sein sollte, scbwerlich di(^ Endung fortgelassen baben.
Denn fur derartige Abkiirzungen gilt, wenigstens bei sorgfaltigen Scbreibern,
zu denen der unsrige fragelos gebort, die Regel, daB man nur solche En-
dungen fortlassen darf, die sich obne weiteres ricbtig erganzen lassen.
109) Ebenso iibersetzt 2' in 9 n (s. unten).
110) &' gibt bier deutlicb eine Revision der LXX. Sein reS>avpa-
dperov ist nur eine leichte Abandei-ung des Savpadrov der l^XX. Dazu
fiigt er aber, obwohl scbon das blofie Savpadrov den ganzen bebriiischen
Ausdruck D'':S3 SltJ: wiedergibt, noch eine Ubersetzung von ni:E binzu.
Vgl. oben S. 28 Anm. 69 und unten zu 9 n.
111) Vgl. oben S. 32 Anm. 81.
112) 710 scbreibt nur <7/3 mit bocbgestelltem x- Die Auflosung ergab
sich bier von selbst, da dpxovrag auch im LXX-Te.\te vorkommt.
113) Vgl. unten zu ivaWaydg 12 4 .
114) 710 titspeadtai.
115) icpodnATtreiv ist sonst nirgends = TB;; oder TBj: , wie einige
Hss. haben (s. Ginsburgs neue Ausgabe des bebraiscben A. T. [den Titel
Ausgabe der Uandnoten; Is. 3i — 7.
39
ijfjn TO Ttaidtov] 6 6 vsog^^^) 0' 6 viwrepog
6 n*Jty30 ^pafia] A' 6xavSaki0p,6g^^^) Z!' 0' ad&eveia
1 tl'Sn a p j; ij }' d g *-")] a! (lorav 0' ijtida^fisvg^-')
s. unten bei Sii]), aber sowobl in der LXX als bei anderen Ubersetzern
haufiger = ^5;. Man braucht aber desbalb nicbt anzunebmen, dab &'
ns:*! statt gelesen babe. Denn die LXX hat in der zweiten Vers-
haKte 7ipo6x6ijEt fiir ISm'’ , und der wie gewobidich keine ganz neue
tibersetzung, sondern nur eine Revision der LXX liefert (vgl. oben S. 28
Anna. 69) , hat das npodHoijjei einfacb von dort nacb bier versetzt, da es
ihm bier ganz gut in den Zusammenbang zu passen schien.
116) Ebenso libersetzt 2' in lob 29s (2' &'). Ps. 8625. Prov. 20 11.
29 15 (und &' in Prov. 22 6).
117) Ebenso iibersetzt &' in lob 24 5. Is. 65->o (und 2' in Ps. 118 9).
118) Dies bei Hatcb-Redpath iiberhaupt noch nicbt vorkommende Wort
pafit vollig zu der IJbersetzungspraxis des j'. denn er gibt alle Derivate
der "Wurzel blD3 durch dharSaXov und Derivate dieses Wortes wieder:
bins Qal, Xipb'al und Hoph'al dKavSccXi^iOSai Prov. 4 12. Is. 3 s (s. unten).
4O30 . 63i 3. Dan. 11 41, dnaySaXovd^at Ps. 262. 30n. Is. 815 (s. unten)
59 14 , dnavdaXi^ed^at oder -XoCd^ai (an Stellen , die aus dem Syriscben
reti'overtiert sind) lob 44. ler. 812. I82S. 46 le. 50 32. Os. 14io; bOS Hipb'll
dxaySaXi^stv Ps. 689, dxavSaXovv Mai. 2s; bltJDB dxdvSaXov Is. 814 (s.
unten). 57 u. ler. 621 (nur syrisch erhalten). Ez. 820 (Ol Xoircoi). 7 19 (a' 2').
143. Es finden sich nur drei Ausnabmen : 1) Ps. 9 4 "ibW 3 i A' nacb Syrobex.
Tcpodxoipovdi , aber bier hat Field falsch retro vertiert , denn 1 ist
regelrecht = 6xavSaXi6^^dovt at oder -Xiio^r)6ovrat, s. R. P. Smith, The-
saurus Syriacus s. v. , 2) ler. 20 u 'lbW3‘' “’DT! p by a' ovx ovroog oi
SimxovtEg pt dd^Evrjdovdtv, aber diese in HoP 86 (und 88, der aber von
86 abhangt, s. unten zu xv<pc!ova>v 13 21) iiberlieferte tibersetzung kann
schon um des or,( ouroas willen nicbt von a' stammen, denn a' wiirde
p 5y durch iTt\ xoiitm 'wiedergegeben baben, s. unten zu Sia xovxo 024 ,
3) Ez. 38 12 rp sb a' ov pi/ 6vvxpixl>/j avror, aber aucb diese gleicb-
falls in HoP 86 iiberlieferte tibersetzung gehort sicber nicbt dem a' an,
da sie den bebraischen Text viel zu frei wiedergibt. — Uber die Unter-
scheidung von blC212 iSxixvdaXov und nbPDia dxaySaXidpog s. oben S. 10
Anm. 2.
119) Vgl. unten zu tidSxycZv 527.
120) <10 fafit die drei Xoten A’ poxoiy 2' iB,ov6iadxi)g S' imSe-
dptvg zusammen und stellt den Index fur alle drei sowobl zu dem ersten,
als aucb zu dem zweiten dp^r/ydg. Aber a’ poxSiv (vgl. oben 1 e 10371
a' lpoxd>S)rjday) und &' tmSedpsvg gehdren ebenso sicber nur zu dem ersten
40
Liitkemann u, Rahlfs, Hexaplar. Kandnoten zu Is. 1 — If).
I’itp u Q rj y 6 3 Z" s^ov6ic'0ti]3
8 {.viLTui] A' ioy.avdaXied'ri^^^) 21'®' i/Sd-evijeeif '^-^)
mn' Vn nn'S’yjfttT ftsra avo^tas tit HQog xvgiov] A' 2' xal
ix:iT)jd£V(iata uvt&v^-^) jiqos xvgiov &’ xal ta dtafiovXia ''')
m2D 'jjr nnob c'Ttsid’ovtnss, Stott vvv ivanitvmSri rj So^a av-
rmv] A' Tov irgoffsgtOat dqp&aXfioig dohjg uvxov 2' eig
TO itaga^tixgaiveiv tovs otpd'aXfiovg r/jg So^r^g avzov *'*)
9 nyn nnS iSoj >3 Stott fis^ovXsvvrat ^ovXi]v Ttovrjgav xa-S'
iavra>i>J A' on ‘^fisiil^avTO *®‘’) savrovg xaxta '’-) 2' ort
i!tug£0x£va6av eavtotg xaxa^^^)
tipxvy^S = ®3n, wie 5’’ i£,ov6ia6zt'is (vgl. besonders ler. 0 I 46 '31BT2 S'
l£,ov6ia6tj)^ nui' zu dcm zweiten dpxTjyos = T'3Ip-
121) Field nach Hieronymus: inibtOpEvoov . Unser inSEdpevg i.st
ebensogut moglicb und verdient wohl als ungewobnlich den Vorzug.
122) Der Nominativ ist wohl nur eine Folge der Zusammenfassung
dieser Randnote mit den vorhergehenden (s. oben Anm. 120). s' selbst
wird den Akkusativ geschrieben baben.
123) Vgl. oben S. 39 Amn. 11».
124) Vgl. unten zu ddSrer&y 02 :.
125) Field nach Eusebius: A (so ohne .2') xai ta inixn&aviiaxa at’,-
t&v. Das artikellose initriSevuaxa unserer Hs, ist fiir A' zweifellos richtig,
vgl, oben S. 26 Anm. 55.
126) Statt Tcpbs Hvpiov fuhrt Montfaueon aus Eusebius fiir a' und
s' yxaxd xof Hvpiov yiyoveA' an. Field but richtig bemerkt, daB man
dies aus den Worten des Eusebius wohl nicht einmal fiir S', geschweige
denn fiir A' erschlieCen kann. — • .xvpiov'-' spricht nicht gegen a'. Aller-
ding.s hat a' selbst vielleicht stets das hebraische mn-t beibebalten- aber
aucb Aquila ed. Burkitt hat neben dem sonst durchgebenden (in althebrai-
schen Buchstaben geschriebenen) mST’ einmal in Reg, IV 23 -n wo der
Eaum fiir mni nicht reichte, das fiir miT’ '^elesene
, • ' I geieseue hu = Hvpiov ge-
schrieben, vgl. Burkitt S. 16 und Reider S. 347 f.
127) dtaftovXioy = biyj2 findet sich in der LXX Os da 54 7,
128 1 110 jtpodapaidai. Aber oben in 1 20 war richtig 7tpo6apt6r,XE
geschrieben. L'ber die Wiedergabe von ma durch Tipodepianv s. die An-
merkung daselbst
120) Field nach Eusebius und Prokop unr'-en.aii •
^ ^ ovuau . El,, to TtapaniHpavai
avxuy.
1 ;.!<•) Diese Ubersetzuug ist fiir a' charakteristisch , vgl. Gen 50 17
MU Prov. 1147 i.A'0’-: unglaubwurdigj. Is. 63, und Aquila ed'-
iaylor P.s. 102 10, sowie aucb dpoifiif — 3la5 unten 3 4,
Ausgabe der Raiidnoten: Is. 3 7 — ii.
41
10 aiu ’3 pns nON sitcovts^ J^Gainv Tov bUciiov. on dv0-
XQi]6ros i]ulv ietiv] A' &' si'Mcrt Aixcaos, on. aj'K^di'
E' e'mars ta dixcaoj on xaAag
’ibDN’ an’bbytD ns n xoivvr ra ysvi'iUccTc: xav i'^yav avx&if
(pdyovxai^^'^)\ A' oxi xaQitovg^^') imxtjdtvudxmv avxcbv
q?ciyot/xc'i
11 )b in’ bioj (’3 yi ^xovrjQu y.ttzdi xd dgyu xCiv ytigav
avxov 6vn(irfi£xi'i KiVra] A' u^oi^i] ‘®*) -/Hgav ccvxoi' sroi-J/d’rA
lol) Ob das Reflexivpronomen der 3. Person bei A auch sonst vor-
kommt, kann man aus Hatch-Redpath nicht fcststellen, da sie unter iavrov
und avrov nichts weiter angeben als ..passiba". Dock laBt es sick nickt
beanstanden, da das Retiexivpronomen der 1, und 2. Person nuck bei a'
vorkommt, s. Hatch-Redpatk, die bei diesen Personen die Belegstellen an-
geben, und Reider S. 345 (in dem ersten von Reider angefukrten Beispiele
Deut. 1 40 vtvdaxi adtotg = DDb ',:e ist das sinnlose arxo'ii mit Vei-
doppelung des vorhergehenden £ in iavxo'ii zu verbessern).
132) 710 Hocna. Das ist sicker falsch, denn 1) wird dutifisCiai ,,ver-
gelten‘’ mit dem Akkusativ der Person und dem Dativ der Sacke kon-
struiert, vgl. Gen. 50 17 “I12123 “yn a' Kama rjuiUmyxo 6e , 2) iibersetzt
a" ny“t stets durck Kama zuni Untersckied von yT Kanov (vgl. oben S. 10
Anm. 2), s. die Belegstellen bei Hatch-Redpatk 8. 708. 711 und Suppl.
S. 207 (von den^ftinf auf S. 711 angefuhrten ler.-Stellen, an welchen nyT
durck KaKo. wiedergegeben ist, ist die er.ste unzuverlassig, da sie mindestens
keinen reinen .,4'-Text bietet, und die iibrigen beweisen nichts , da a' mit
is' Oder ©' zusammengefaBt ist). An unserer Stelle bestekt Kand in der
2'-Ubersetzung zu Reckt, es ist aber von ibr mit Unrecht auch in die
A'-Ubersetzung gesetzt. Die Verbesserung in Kama ist vollig sicker, vgl.
besonders die bereits angefiihrte Parallelstelle Gen. 50 17.
133) Hieronymus sagt ganz ungenau : _Iuxta Hebraicum et ceteros
interpretes kune sensum habet; Die illis^ quia sna scekra reeeperunt'" .
134) 710 ayaSoov.
135) So die Hs. Indessen liegt , da .2' t’ehlt. der Verdackt nake,
dab 6' hier wie in 3ia Sckreibfehler fiir C' ist, vgl. oben 8. t>. Auch
wtirde die freiere Art der Wiedergabe wohl zu passen.
130) 710 hat im LXX-Texte (aber nicht in der Randnote) cpayojvtai.
137) Ob auch a' diesen Plural gekabt hat, scheint reckt zweifelhaft
trotz der Parallelen Ps. 10435 ’■'S a' Kapnoi's. Prov. II30 ’IE a' S' 0'
Kapnoi (an den iibrigen xon Hatek-Redpath angefukrten Stellen gibt A'
’“IE singularisch wieder).
138) Diese Ubersetzung ist fiir . 4' ekarakteristisek. vgl. Ps. 27 4. Prov.
42
Lutkemann u. Kablfs, Hexaplar. Kandnoten zu Is. 1— Ifi.
eerai avra 0' dvraxoSofta
12 bbiyO VE^•JJ ot stQUxrOQSg vfi&v xcckaii&vrat u.ufi?] Ttga-
XT 0 Q 6 LV avtov i’XKpvkXi^si 0 ' ol ZQaxrogeg avrov
xaXaur}tcd
qI li^cctro vvtsg] yvvaixsg 0 ' ScivnGtai
X UQ c'6 6 o V 6 iv\ A' E' '*-) xarsnovxieav 0' axpavi^ovsiv
2'"' : unglaubwurdig). Is. 59 is dreimal. 66 g (anonym) und Aquila
ed. Taylor Ps. 102 2. Sie entspricht der gleichfalls fiir j' charaktcristi-
schen ttbersetzung des Verbums blGj durch d^si/SedBai, s. oben zu 3 9. S'
branch! djjoifir/ in 1 >3 fur 'J^73bt3.
139) a', der sich grundsatzlich durchaus von der LXX emanzipiert
hat und eine vollstandig neue Ubersetzung lieferu will, scheint hier doch
von ihr abzuhangen. Aber da er auch in Is. 60n, wo die LXX “■'03;
durch Tovs ijritiHOTCovg dov wiedergibt, itpdHxopdg 6ov iibersetzt
fiir a’ spricht das Fehlen des Artikels), und da er 03: ahnlich in Exod.
5 13. lob 39 7 durch xiditpdKxrjg , in lob Sig- Zach. lOi durch Hdjipaddcoy
wiedergibt, iiberall von der LXX abweichend, so biaucht er auch an un-
serer Stelle seine Ubersetzung nicht direkt aus der LXX ubernommen zu
haben, sondern das ZusammentrefEen kann zufallig sein , oder er kann hier
unbewufit unter dem Einflusse der LXX. die er ja zweifellos recht gut
gekannt hat, gcstanden haben; vgl. auch unten zu x^fx^ov 7 03. — Der
Dativ Tcpdxxondiv, der natiirlich deshalb gewahit ist, weil der Nominativ
itpduxopig nicht zu dem singularischen Pradikate bbl”?; gepafit hatte, ist
nicht zu beanstanden, da a' den Kasus auch sonst ofter frei nach Bedarf
wahlt. So iibersetzt er z. B. in Aquila ed. Burkitt das grammatisch eigent-
lich ganz unmogliche BTlbiCn 0''X "iDpn Beg. IV 23 17 in der einzig
sinngemaBen Weise durch h rdcpog dvSpbg xou Beov und das bloBe n‘'3
23-24, das dort wie oft ,.im Hause‘‘ bedeutet, durch oixa (die Prapositiou
iv darf er nicht hinzufiigen, da sie im Hebraischen nicht steht, vgl. 23 20,
wo er das bloBe Q^OTT’, obwohl es „nach .Jerusalem^ heifit, auch nur
durch blofies '^lepovdaXi/u wiedergibt). Vgl. auch die Urakehrung des
Abhangigkeitsverhaltnisses in Fallen wie nnS3 i<p^a\pC,y pnFoopidiiog
oben 2 u.
140) Masoretische Vokalisation CO: , aber LXX und f)' sprachen C'O:.
141) So die Hs. Aber da die ijbersetzer regelmiiDig in der Eeihen-
folge der Hexapla aufeinander folgen (s. oben S. 6 Anm. 2), mtiBte man
£' hinter &' erwarten. ist hier sicher ein Schreibfehler fiir „C'",
denn Hieronymus, der selbst mulieres ubersetzt, sagt ausdiaicklich , daB
so ..solus interpretatus est Syininachus‘L Vgl. oben S. 6
142) So die Hs., doch liegt wiederura die Vermutung nahe, dafi 6’
Ausgabe der Kandnoten; Is. 3 11 — 17 .
43
13 nw xeiTciffTrj 0 £rcci] A' isxrikcaxut S' L0xcctai
14 Dn"iy.3 £V£nvQC6ax£] A' xatEVEii'ri6a6&E S' KaxE^oGxifiKtE
15 Uniin xaxaLGivvEXE^ A' S' 0' alrjd'Exs
16 IH— J vipcodTiOuv] A' Ey.EXEcoQCoO’iieuv
pin /p nvioji nniOJ xgccxr^^a] A' Ey.xExafiEvcp ^Qoyxa
S' cpcxQ^ry'/i 0' XdiQvyyi
D’j’jr nnp^yiDi y.ui vEvaaGiv 6q)d'CiX}icjv\ xai itagaxEvi^ovGuL
^(pd^aXfiOLg
njDbn ?iir)ui iibn xai rij ‘XuQEia rav Ttod&v aua 6vgov6ca
xovg xi'T&vag] A' xoQEvuuEvat xai E‘KitQ(pov6ui EziogEvovro
S' 0' xai xQotovGuL
njD3jm K/ie itai^ovdaL] A' 7cag£v6xcctov6c'i S’ fvgviX^ag
^uivovGca 0' (j'/Edidgovdai
17 p'X niJ3 "Ipip d'vyaxtQag Ztcoi'] A' S' 0' xogvcpfjv
^vyaxEQcov Slav
Schrt'ibfehler fiir C' sei, vgl. Is. 257, wo 2 ' gleichfalls 552 durch naro:-
rcoyxieiEiy wiedergibt. Dui-chaus sicber ist allerdings die Vermutung nicbt,
da xaTaitovtte^eiv = T -2 bei den verschiedensten Ubersetzern von der
LXX an vorkomint.
143) a' selbst wird ixtErafiiyai j5p6yxy> geschrieben baben ; zur Kou-
struktion vgl. I 4 fiapvg dvopia, 83 . 9 it alpopevog npoiSdana (oder -jrois).
Das in 710 iiberlieferte cxitTapeva Iip6yx<p wird durch Angleichung an
das v^ 7 /Xdi xpaxpXcp der LXX entstanden sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51
iind besonders unten zu uEpiapptva 65 .
144) 710 bat bier keinen Autornanien. Da Ttap-aTEvi^civ sonst noch
ear nicbt bekannt ist, und da e.s an dem bei a' am ScbluB des Verses
vorkonimenden , gleichfalls unbekannten xap-Ev-6xd^Eiv eine Parallele hat,
wird die Lbersetzung dem a' angehdren, der ja solche Xeubildungen liebt
(Vgl. Reider S. 353 f.).
145) 710 TtopEvopEvoi, aber dann E7tiipo<pov6ai.
146) Von 6xd^Eiv ,,hinken“ ist bisher weder ein Kompositum niifc
71 apa- , noch mit ir- bekannt. Das Fartizip ist bei a' auffallig, da der
Grundtext ein 1 erbum finitum hat, und a' das vorhergehende TuDbri durch
inoptvoyro wiedergcgeben hatte; es wird durch Angleichung an LXX,
2 ! und ©' entstanden sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
147) 2i(Liy kommt auch sonst haufig in ,i'-Fragmenten vor, s. Hatch-
Kedpath Sujipl. S. 141. Doch scheint die echte .t'-Form nach Ai[uila ed.
Taylor Fs. 101 17 . 22 Tndiy oder Tiodv zu sein, vgl. Reider S. 339 Anm. 43.
44
Lutkemann u. Bahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
mjf’ |nns‘^'’) dnoxKkvipsi to eyfiucc avtav] . 4 ' xouriv uvrav
demnov'i'iesi^^^) H' tijp TtQOiSoti-v ccvrciif yv^ivcodsi &' td
xutd :iq60(O71ov kutSv ***) cc:ioxttlvvei^'-)
18 u’DDyn mNsn hn tiyv do^av Toil Cuavieuov cvrav y.ccl rovg
xoGnovs avr&v xal rd sutcIoxlcc A' to ccvyrjua rav VTto-
drjficiToi’^-^) 24’ rov xoeuov tcc^ TtsgiexsXidas to. ripiia
Ttbv vx:odrificha)v
148) Xeben der tiberiensischen YokaUsation 'jnrs, von der wu- nicht
wissen, welchen Sinn sie dem ‘Worte geben soli, steht die babyloniscbe
■jririE . bei der inDE deutlich als aus "iP.SiE zusammengezogen aufgefafit
ist. Dieselbe Auffassung vertreten zl', S’ und vgl. Lev. IPs? nSB LXX
ih rifi Mofif/i s' rrjv TcpdOoipiv.
149) Vgl. Lev. 20 19 myn a' Scharfenberg und
Field mit Unrecht dem a' abgesprocben).
150) yvuvovv findet sich gerade bei 2' besonders baufig. s. Hatcb-
Redpath.
151) Zu dieser Umschreibung vgl. unten 6i ‘'.■’55® [a']2'&' toc xpoi
-jtoSaiy adtov, auch d-ai KSH ■’Un S' rd xepl rov; fivHTi/pai.
152) Q hat wie 710 und andere Hss. im LXX-Texte dnoxaXvxbii
statt B’s dvanaXv^pti: setzt aber iiber utco ein und einen Index und
bemerkt am Eande oi O' ava, d. h. der LXX-Text des Archetypus, au-s
dem die hexaplarischen Xoten Q’s stammen. hatte wie B dvuHaXvmi und
gab ditoHaXvibci als tjbersetzung des &' an (vgl, oben S. 16). Field
fiibrt djtoKaXvfei als Lesart von „alia exemplaria" an und .schreibt es im
Auctarium S. 29 nach ^Cod. 88“ (s. unten zu rvcptdyav 13 21 ) fiilschlich
dem a' zu.
153) Die Identifikation der LXX mit dem hebriiischen Texte ist bier
und im Folgenden zuweilen unsicber. Gebt man riickwart-s von der Glei-
cbung □’'J’lnO = pr/viOx-ovg und setzt dann (mit Field) QiD^S® = xo-
di'p/jovg^ so bleibt fur Pifit alle.s oben Angefuhrte oder^
wenn man annimmt, daB der Archetypus. aus dem die hexaplarischen Rand-
noten stammen, bier wie an andcren Stellen (.s. oben S. 10) mit B iiber-
einstimmte. wenigstens rpv SdSay rov Ipandpoi avrAyy xd iurcXonia iibrig.
Damit vertragt es sich aber nicht, daB bei tpTiXoma eine neue Kandnote
steht: indes.sen i.st diese vielleicht durch ein Ver.seben entstanden, s. Anm. 150.
154) Uber diese Dbersetzung s. Anm. 150.
loo) rd xlpia rmv VTto5riftdrar ist in 710 nur durch ein Komma
voin Vorhergehenden getrennt. Es kann aber nicht mehr zur ^'-Uber-
setzung gehoren, sondern wird die Ubersetzung des &’ aein
Ausgabe der Randnoten ; Is. 3 17 — 20 .
45
D’DDJin xcc a 71X6 XI k] a' rag xsQL&xsXCdag
D’D'3Jy XO0 vu/3ot’j] a' xalttfiSivag
II r^v L 0X0 vg] ^luvicixag *“' )
19 niSI3J xdd'efia] A' XQoxv(pdvTOvg^^’’)
ni"lt2^n roi' 3cd(J,uor A' xa 0]tccd'iva'^‘^) 2J' xag fitxgag
20 D’^NSn xi]v 0 vvd'£ 0 iv xov x60(iov xf^g A' H' xovg 0X£-
(fdvovg
156) Nach der vorhergehenden Angabe hat a' r^SE" PS
duicb TO avxxifioL ray vTCaSr/^tiroov ubersetzt. Die Ricbtigkeit dieser An-
gabe lafit sicb nicbt bezweifeln : avxVM‘’‘j Hatch-Eedpath liberLaupt
nicht vorkommend, findet sich zwar unten 13 19 als 2 ^-Ubersetzung von
mSEP , pafit aber auch sebr gut zvlA', da dieser PPSEP Prov. 4 9 . 19 it.
Is. 52 1 durch avx?i<3is und PSEP,'’ unten 10 15 durcb avxi^det 'wiedergibt.
Auch die Auffassung der C'CEP ala Sebuhe inacht keine Scbwierigkeiten,
da sie sich ebenso in der vermutlich dem &' angehdrigen Ubersetzung
(vgl. die vorige Anm.), im Targum und in der Vulgata findet. Auf die
a'lOD? folgen nun im Hebraischeu sofort die D''C’'3C, und deren IVieder-
gabe durch reAn/idivas bei a' war sehon bekannt und wird von 710 aufs
neue bestatigt. Folglich ist bier bei a' fiir ruts itepidHeXiSa? kein Platz.
Wahrscheinlich ist xa? napiOxcMda? irrtumlich aus der vorhergehenden 2'-
Pbersetzung wiederholt.
157) Diese L^bersetzung stammt nach Q und Theodoret von 2‘ .
158) So, nicht xpoxvcpavTov? , hat auch Field — Prokop. Ebenso
ist in ler. 52 22. 23 ganz sichcr xpoHvcpdvxcoxov und MpoHvtpavtdjxov tibei’-
liefert. Also stammt die Komposition aus einer Zeit oder einem Lande,
wo der Spiritus asper nicht mehr gesprochen wurde. Vgl. auch oben S. 21
Anm. 16.
159) Die Identifikation der LXX mit dem hebraischeu Texte ist bier
wieder sehr unsicher, vgl. Anm. 153. Da aber der Index bei dem uumittel-
bar auf ndSepa folgenden xai xov nodpov steht, ist anzunehmen, dafi die
Randnoten zu dem unmittelbar auf nBu7 = xd^apa folgenden Pl^ttjril
gehoren.
160) Ond^iva (in 710 ohne Akzent) ist ein unbekanntes AVort, das
vielleicht mit den gleichfalls unbekannten Kleidernamen Ona^apixd Is. 3 23
und dTta^apidHo? Gen. 38 14 (vgl. Field zu den beiden Stellen) und dem
AVebinsti-ument dnd^x] (vgl. E. Alayser, Grammatik der griech. Papyri aus
der Ptolemaerzeit [1906], S. 29 f.) zusammengehort.
161) xov? dxtcpdvov? ist sicher = n‘’P8Bn, denn PSE wird auch sonst
dut ch dxetpavo? wiedergegeben : a' Is. 61 10 , A' &' Is. 61 s, 2' Is. 61 10 ,
Ez. 24 i7. 23.
46
Lutkemaiin u. Ralilfs, Hexaplar. Rjndnoten zii Is. 1— Ifi.
nnyX ylidavag] ^QuyiaQia'^*’-)
nn^pn t« a' tovg dsSfiovg .T' EyxoupdbuccTa^''*)
a:tidsuaTa
’nJ31 xai TO sfixlo xiov] A' xal oixovg T),g iOvzf,g ^
TOL 0x£vt^ rfjg iiiicvoiag
21^'''') flKH ’001 xal ra ivaria ^'^'‘)] A' xai ra ivibxLa rov fivxt^pog
Z' xal ra n’epi x ovg ftvxTyjQag E' xal xa ivatia xov
■jtQoediMv
22 DlitbntD TtSQi 7 c 6 Q(f vQa] A' &' ^sxExdvuara Z' nsgi^aiiaxa
162) Xocb Field gibt nach Curterius an: ,.0. ra /jpaxiapia‘‘. Aber
Curterius gibt Q falscb wieder, vgl. oben S. 18 Jinter „Q,“. In Wirk-
lichkeit hat Q: S' ftpaxtapia (so ohne Artikel, wie 710), und darauf
folgt, wie Curterius richtig angibt, als unmittelbare Fortsetzung ohne neuen
Autornamen tot iyxopjiclopata, was also auch noch dem .S' angehort, aber
von Field naturlich gleichfalls dem ©' zugeschriehen wird.
163) Hier fehlt der Index sowohl im Texte als am Rande. Auch
stehen die drei Randnoten vor der zu rm?S gehorigen. Es kann aber
kein Zweifel sein, daB sie hierher gehbren. Denn 1) hat Q tot iyxopftd}-
pata hinter fSpaxtdptoc (s. die vorige Anm.), wonach schon Drusius rdr
iyHopfldopata richtig zu D^’IICpn gestellt hat, 2) sind .4' SfOpovi und 0'
iittStpata offenbar etymologisierende Ubersetzungen von
1641 710 lyxopfiopara. Uber die irrtumliche Zuweisung dieser t'ber-
setzung an ©' bei Field s. oben Anm. 162.
16.3) Diese tlbersetznng paCt ganz zu der Art des a' , aber gar nicht
zu dem, was der Talmud liber die Cbersetzung unserer Stelle durch ob''py
berichtet, s. Field Bd. II S. 437. 566 und Bd. I S. XVII.
166) Swete teilt in getreuer Nachfolge Tischendorfs die Verse 3 >o— >:i
falscb ab; wir folgen der hebraischen Zahlung.
167) Am Rande stehen vor den drei Zeilen. welche die drei Rand-
noten einnehmen, funf Asterisken untereinander, die nach oben und unten
etwas iiber die drei Zeilen hinausgreifen. Im Texte fehlt jegliches Zeichen.
168) tot ist beizl' irrtumlich hinzugefugt, s. oben S. 26 Anm. 3.3. Viel-
leicht hat auch hier der EinfluB der LXX mitgewirkt, vgl. S. 26 Anm. 51.
169) So die Hs. Aber neben a' und 2' erwartet man ©', und zu
ihm wiirde xai ta ivinia toii xpoOdittov auch gut passen, da es sich als
Erweiterung des LXX-Textes nach dem Hebraischen betrachten laBt (vgl.
oben S. 28 Anm. 69), und da gerade 0‘ auch sonst (lob 42 n. Ez. I612)
mit a' in ivatioy = DTI ubereinstimmt. Also wird €' hier Schreibfehler
fur 0' sein, vgl. oben S. 6.
Ansgabe dor Randnotcn; Is. 320-
47
mStSyO i.is6ox6Q(pvQa] A' TrsgifioXutcc^^^) ava^oXaia
mn3i3)on T« s^i^Xrjfiuta] A' xu Xivria 2' cyxsCgia &' ^avag
*23 D’J’Vj d lacpav fi Aaxcovixd] A' xdxoicxga
Tr}v ^v00ov^^'-)] A' tag fiCxgag 2^' & td diudi^fiaxa
d’sgiGtga xaxdxXtxa^'^)] 2^' exaO'agixd^^^)
24 Dty3 6 0(1 fig 'tjdsi.ag] A' 21' &' dgagaxog
pO xoviogxog] A' 2' £XTt}^Lg^'^)
napj 0^0 IV id t^0Ti] A' xokauga 2' xh^yf^
ntypo n^yti nnn dvxl tov x 60 (tov xijg x£q)aX^g xov
A' dvrl xoirj(iarog £vovX(d0£Ojg 2' avxl x 60 (iov xqlj&iv
0' dvrl sgyov (laxs
V’J’DS xoi) yLxcjvog xov (i£0oxogq:vgov] 2' 0xrid'od£0(iidog^‘’)
24/25 anna I’no : ’S’ nnn ’a xai b viog 0ov 6 xci).Xi0xo g bv
dyuxag , (laxaCga] A' 2' on dvrl xdXXovg dv8g£g 0ov £v
(laiaiga 2' dvrl dh xdllovg oi xaXoi tov dgid'fiov
170) j' iibersetzt ni2?ia Is. Glj durch dva/ioXaiov und dement-
sprectend nuyn Ps. 8846 (Mercati). Is. 59 17 durch oder dva^o-
\e'i6Srai (Eeider S. 341). Daher ist es ganz angemessen, wenn er bier das
klang- und sinnverwandte “EU?!! ahnlich, aber nicht genau so iibersetzt.
171) 710 xaranrpa.
172) Die LXX bat hier sehr viel tuehr Worte als der hebi-aische Text
und lafit sich nicht sicher mit ihm identifizieren. vgl. oben Anm. 153. Doch
laBt sich sicher feststellen, dafi die Eandnoten zu mE^’ISH gehoren ; denn
fiirpa ist auch in Zach. 35 = :i*':2 (s. Field z. St.) und ofters bei ver-
schiedenen Ubersetzern = nS12T2 (s. Hatch-Redpath unter pixpa), und 5id-
Srjpa gibt auch in LXX Is. 62 3 qilS oder E'lrs wieder.
173) 710 ^araHAsiTa.
174) Vgl. oben zu Ondatra 3 19 .
175) Vgl. Ez. 4 17 (Auct.) “lpT2:(l) a' iHrax^Oovtai.
176) So (paxe, mu- ohne Akzent) die Hs. Die Transkription des
sehwierigen hebraischen AVortes entspricht der Praxis des s. Field I
S. XL f.
177) 710 0 r 7 }SoSt 0 piSos (mit 5 statt des ersten 8 und mit Akzent
auf t).
178) Q schreibt diese tlbersetzung nur dem A' zu, und dies ist richtig,
da 2 ' nach 710 selbst anders ubersetzt hat.
179) s' fiigt zu xdXXovg — ’’B"’ noch eine zweite Ubersetzung mit
anderer Auffassung des hebraischen Textes ("’B"’) hinzu. Ahnlich hat da.s
Targum zuerst ■jmSTOa „in ihrer (der Frauen) Seh6nheit“ und dann noch
48
Lutkemann u. Itahlfs, Hexaplar. Randnoteu zu Is. 1 — 16.
26 n’nnS at rov xoGuof i\u(ar] A' (d' avoi'yfiatic
2?' cd d’vpai
nnpj v rcikeiipff^yeTj fiuvr]] A' u^aa^ifiBrut. 2.'' xsva^rfik-
Tui O' x((Q'ccpi69'yj0£Tai
Kapitel 4.
] Ninn nv2 X t yov 6 a I X -4' 2.” fil' i-v rt]
p“l 7t Xt] v] 2."' povov
^itli-QK iKBlVT]
*]DK ('(pkXs] A' ovX/.£^ov 27' :iBpl6tsi/.ov O' dwayayB
2 rH25f n’n’ BXLXdavBil a' o' B0XUI ((vciToXrj
“■'■'^■'3 "^STC ,,die Schonheit deiner Manner". Als Adjektiv fafit 'B'' auch
Iliei-onynaus in der Vulgata; putckerrimi qnoque oiri.
180) Zu tov dptirfiov — (‘7j‘’n'a vgl. Is. 41 u 'P» 2' dpi-
^jihi ’r^papX und Deut. 265. 2« 62 t:?12 irBl LXX iv dpiBpcp jipaxtl.
181) Diese etymologisierende Uber^etzung von nrE „Tur“ gehort an
alien von Hatch-Eedpath angefuhrten Stellen nur dem a’ an (Prov.
a' 2 ' &' e' dvoiypa bildet keine Ausnahme, da dvoiypa bier = nrStt
•jOffnen*' ist). Daher wird auch das dvoiypara unserer Stelle nur dem
a' angehoren. &' wiirde auch wohl den Artikel hinzugefugt haben. der
bei a' mil Recht fehlt, s. oben S. 26 Anm. bo.
182) Der Index steht uber dem Schlusse dieses "Wortes (uber at), als
ob der Zusatz bin ter Myovdai eingeschoben werden sollte. In IVirk-
licbkeit gehort er aber naturlich vor Xeyovdat.
183) pdvov kommt gerade bei 2 ' ofter vor, s. Hatch-Eedpath. Ja
e.« fragt sich , ob an den beiden Stellen, wo andere Ubersetzer genannt
werden, nicht Fehler der I 'berliefening vorliegen. Denn in Reg. I 1 13
i ,15'. riTBtJ p"’ (9 pdyoy td>v xBtXdiv ani/g ^aXtuoutvaav ist die Konstruktion
•M. elegant, daB sie viel eher nach 2 ! als nach ©' aussieht. Und in Eccl.
7 :to, wo Field im Hauptwerke p6voy = nib dem d zuschreibt, verbessert
er dies im Auctaiium schon in .J 2"% und wahrscheinlich wird es nur
., 2 ' " heifien mussen.
184) Die tibersetzung von pcS dutch ovXXtyu^ ist ein,^ Spezialitat
des a', .s. die Belegstellen bei Hatcb-Redpath. Auch in Reg. Ill 10ir„
wo Kal dvveXe^B = BEST in einem namenlosen asterisierteu Zusatze steht,
und in lob 39 12, wo 6vXXi^et = pcif' angeblich dem 2' angehbrt wird
A' der Autor sein. (&' wird in Ps. 38 t , .S' in Ps. 26 nur neben A'
genannt. )
18b) Vgl. Is. 58.N ISCS’’ riirp T"'2 LXX c -
I..VA. dutia ton ^eov nept-
6TtXti 6f..
186) dvaxoXrj wird nur dem ©' angehoren,
der auch in ler. 33 i.-.
Ausgabe der Randnoten: Is. 326 — 5i.
49
'“1SI (lETcc ^ d I Tj s] ^ xai 6 xapxdg
3 "inun TO xocTaXeiqid’Ev] A' H' &' 6 xsQi60sv6ag
5 n’?’'? nanb ruji xal ttig xanvov xai hg ^orog avgbg
xaiofisvov vvxrog ^'’*)] 2' xal xaxvbv xal ipayyog ^®®) xvgbg
ipksyoiisvov wxrog
Eapitel 5.
1 'T1’’? 1® Tra riyaxrifievei oder vielmehr rov dyaxritov] A'
nargaddlfa (iov^^°)
pty p h> ton a Ttlovi] via eAatSj/*®*) dva^ieov iiatav^^^)
mas durch dyatoXjf wiedergibt. Die A'-Ubersetzung von niai ist dvaipvT},
s. Zach. 6 la.
187) Der Asteriskus steht, obwohl er nicht, wie das zuweilen vor-
kommt, als Index, sondern als textkritisches Zeichen im Sinne des Origenes
gebraucht ist, nicht vor der Randnote, sondem wie ein Index fiber ibr.
Im Texte steht ein entsprechender Asteriskus fiber dem letzten Buchstaben
von SdSr/t.
188) Der Index steht beim vorhergehenden Oxiddet.
189) Q schreibt xai xajcvbv xai <piyyos den drei tJbersetzern A' &'
s' za.
190) Auch Hieronymus berichtet, daB a' „7tarpdSeXcpov interpretatus
est“. Wahrscheinlich aber hat A' so nicht T’n*’ , sondern das folgende
trt ubersetzt; denn TtaxpdSeXcpos ist an alien Stellen, welche Hatch-
Redpath aus der LXX, a' und unbekannten Ubersetzem anffihren, = Tl'7.
a' wfirde hier dann nicht TCarpaSiXcpa pov, sondem xarpa6iX(pov pov (so
Montfaucon und Field) geschrieben haben; auch das Fehlen des Artikels vor
TtarpaSiXfpao erklart sich dann sofort, denn im hebraischen Texte steht
ohne Praposition, wahrend ein b vor sich hat, welches a' durch rco
wiedergegeben haben wfirde, s. das hebraisch-griechische Worterverzeichnis
unter „Artikel“. Der Fehler in 710 wird sich daraus erklaren, daB der
Index von rou dyaxrjxov (so hat 710 ohne pov) = “'*m sich zu dem
dicht vorhergehenden sinngleichen ro5 fiyaartpevw = verirrte, und
dann auch der Kasus der Randnote dem iiyaittipiva angepafit wurde, vgl.
ohen S. 26 Anm. 51 und besonders unten zu 13 s.
191) Hieronymus ffigt zu seiner eigenen lateinischen Ubersetzung fUio
ofei hinzu: „Hoc iuxta Hebraicum Theodotio et AquUa'transtulerunt". Hier-
nach erwartet man via iXaiov, was auch an sich mindestens fttr a' am
wahrscheinlichsten ist. iXat&v wird hier aus dem folgenden dvapiOov
iXaiav eingedrungen sein.
192) Bisher nur aus Hieronymus, nach welch em es dem S' angehort,
Kgl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1915. Beiheft. 4
50
Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Kandnoten zu Is. 1—16.
2 i in bpD’, 1j exciQKxmGu ^®®)] A' 2' & ilid-oXoyrjda
p^ti^ erapij'x] 2' ixksxTiqv
TtQolilviov] A' 2' vnoXrjViov
6 nnn inn’t^s dvfj 0 o t'ov ayineXavd /lov] 2' uffi^eco avrbv ag
dvETcC^atov &'
I’Oty Sg aig x^Qflov\ A' dddfiag ^^^) 2' avt6iiara ^^'‘)
D’ajfn byi xal xalg vsq)dXaig] xal iai rd
7 VJf1B>yi2> yUJ vEocpvTov ^yciTtrifiavov] A' tpvrhv aTtokaveamg uv-
Tov ^®®) 2' qrvtov rig^afag ~~
8 mtyn mty dyghv itgog dygov] A' xagav Ttpbg xagccv '-’’^)
lateiniscli bekannt; in medio olivarum. Danach hatte Montfaucon Iv gi6a>
IXat&v rekonstruiert. 2* fafit P als auf.
193) Der Index steht iiber dem vorhergehenden TtepteSrixa.
194) 710 eXt^oXoyida. Auffallig ist die erste Person; sie wird durch
Angleichung der Randnote an den LXX-Text entstanden sein, vgl. oben
S. 26 Anm. 51.
195) &' hat djiarov wohl wegen des Anklanges an das hebraische
runs gewUhlt, Tgl. Is 0 TpoodeoaSy 67 0 ^ d<pi6£ts und aucb
1321 Dins 0 ' ijxaiy- Vielleicht ist eine solche Annahme aucb fiir das
dveitijioctov des 2 ' erlaubt, denn ^ iibersetzt Tig mns wiederum mit
Anklang an das hebraische Wort durch fia^eiag, vgl. auch 9 is ITaSS 2'
xripovvra. Derai-tige Anlehnungen an den Klang des hebraischen Wortes
waren allerdings bisher bei : 2 ' und ©' noch nicht beobachtet. wohl aber
bei a', s. Field I S. XXIII (Absatz 6 ) und Keider S. 346.
196) niBO heiBt auch „Diamant“, daher iibersetzt a' es uberall durch
dSdfias, auch in der Verbindung piBI die er durch dSdfiaq xa'i
xepdog wiedergibt, vgl. unten 7 23. 9 17 .
197) Vgl. unten 723 .
198) Diese Ubersetzung kann nur dem angehoren. nj heifit eigent-
lich „Dicke, Dichtheit", dann gewohnlich „Wolke“. a' iibersetzt es immer
durch Ttdxog, nicht nur in der Verbindung pyn „das Wolkendickicht"
Exod. 199, sondern auch da, wo das bloBe 15 „Wolke“ heiBt, s. unten
14 i 4 und lob 8629 (syrisch erhalten). 37 n (syrisch erhalten). Is 19 1
199) Vgl. Ps. 118 143 ‘’5«5» A' d7t6\avdig pov.
200) Vgl. Ps. 118 24 i5»5© 2 ' tepil^is pov (von Field nach dem
8 yrischen rekonstruiert), 143 15©5© S' hepitoy we, auch Gen. 44 5011 :s’
xai heptp^rj und Ps. 93 i 9 . II 870 .
201 ) Man erwartet xd>pav iv Das ^phg wird durch Angleichung
der Randnote an den LXX-Text entstanden sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
202) Der Index fehlt im Texte.
Ausgabe der Randnoten ; Is. 5 2 — 14.
51
10 nnw ns Ityjr’ cna nox mtyjf '3 oS yd? igyavtui Sdxa
^o&v, aoiri^Ei xsgdfiiov £v-®")] A' Ed & on Sdxa ^svyav dfi-
naXcov ncowJdEt -®®) /Sddov^®^) ava
11 S|ty33 ’nnNO 01 (idvo VT ag to oiltd] E' xQovC^ovtag acog &xot(ag
12 *735 r(>aXtr}Qtov] A' E vafiXag^^^)
13 3J?"1 'no®®®) 111331 xal jtXfjd'og iyavr/d't] vaxgav Sid Xig,6v] E'
E' ®®^) xal ol evSo^oL avtov rad’vtjxozag Xifia
14 ntySJ Tiji' xlfvx’ijv avtov] fKordv®®*)
pn 'bs*? TOO [lij SiaXix:aiv] E' aig dndgavtov ®®®)
injJINE^ Ol JiAowiJioi ®^®)] i] dicageig^^*)
203) Diese singulaiische Ubersetzung des hebraischen Plurals ist bei
a' unwahrscbeinlich. Im ubrigen ware die TJmkebrung des Abhangigkeits-
verbaltnigses in Sexa Zevy&v d/ixeXdav ~ D13 ‘’THS mffiy auch bei A'
sebr wohl moglich, vgl. oben 2n mn35 a' d(p^aXfi£v /neTacapitiude.
204) Vgl. Hieronymus: „omnes alii batum interpretati sunt“.
205) Wenn vdfiXag so iiberbaupt richtig ist. kann es hbcbstens dem
E angehbren; denn hatte nacb der durcbaus einwandfreien Uberliefemng
Ton Q, der den ganzen Satz aus a' anfuhrt, vdcfiXa im Nominativ Singu-
laris. Aber vielleicht stand auch im Archetypus von 710 vdpXa, und man
hat erst nachtraglich ein g angehangt, um es in einen — natiirlich falschen
— Genetiv Singularis zu verwandeln und die Randnote so der Konstruk-
tion der LXX (jierk yap xiSdpag xal ijiaXxripiov xtX.) anzupassen, vgl.
oben S. 26 Anm. 51.
206) Masoretische Vokalisation "'Il'a, aber die Ubersetzer sprachen ‘’rfiQ.
207) Die Photographic ist hier allerdings ziemhch unscharf, doch
scheint es sicher €' zu sein, nicht 0'. Vgl. aber oben S, 6 .
208) Sinngemafie Ubersetzung, vermutlich von E, der auch in den
vorhergehenden und folgenden Randnoten besonders haufig vorkommt.
209) Das Wort ditipavTog verwendet E auch in Ps. 20 5 {aig dxs-
pavtoy — 171 nbiy). 683 . Ion. 2 6 . Sonst kommt es nur einmal bei ©'
(lob 36 ae) und einmal in der LXX (Mac. Ill 29 ) vor.
210) Der Index steht beim folgenden (ol) Xoinoi = 737, aber Tb7
haben E &' nach Q richtig durch 6 dyaXXioopayog iibersetzt, und dab ^
es durch ^ EitapOig wiedergegeben haben sollte, ist ausgeschlossen. inapdig
muB vielmehr Wiedergabe von 'jlS'O sein, vgl. Reg. IV 19 as nUBTlb LXX
eig iTtdpdstg, Thr. 847 riStSSn LXX inapdig, Ps. 8810 81t53 E iv xg
indpdEx (nach Syrohex. rekonstruiert), Is. 32 5 71® ©' Eitapdig. Die Uber-
setzer leiteten alle diese Pormen von der Wurzel 805 ixaipEiv ab.
211) Wem diese anonyme Ubersetzung angehort, labt sich nicht aus-
machen. Ahnlich ubersetzt Hieronymus in der Vulgata sublimes.
4 *
52 Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1-16.
15 D’n33 (’J'V ol dip^alfiol) oi [lereagoi] Z' t&v vil;r]Xav
17 D1313 0’C>33 xal ^oaxrj&ijeovTcii ol du/gjtaffjisvoi ag
TKiipot] A'Z' xal vspi,ri&rfiovxai^^^) afivol xard ayayriv
avt&v
D’niO tmv d^tEiXygfiEvcav] A’ fisg,vaX(ousvcov -'=) Z' nagavo-
18 Nlti^n ’bana ag <sxotvC& fiaxga] A' h> eioivia fiarftiorjjroff
HNun nbjyn niajra ag ^vyov Ifidtfzi dafiakscog rag dvoficag]
A' Z'& ms ^Qoxov^^^) trig dfid^Vig rriv^^^) dg-agriav
212) Hinter vc/x^Sij^ovtai hat 710 irrtumlich ol Sir}pita6tiivoi aus
dem LXX-Texte, doch iat es in der Hs. selbst getilgt. Vgl. oben S. 26
Anm, 51.
213) Die Hinzufiigung des Artikels ist gegen die Praxis des a\ s.
oben S. 26 Anm. 55.
214) Statt dfivot tiara xrjv dyatyr/v avrcSv bietet Field nach Prokop,
der nur den 2' als Autor nennt, ol d/ivot . . . airav (die Punkte zeigen
eine Lucke im Prokoptexte an).
215) Vgl. Ps. 65 i 5 D'TP'O rnby LXX bXoxavrdtpata ptjxvaXoofuya.
216) Field nach Prokop: x&v Ttapavonciav.
217) Diese Ubersetzung kann nicht von a' stammen, denn 1) hatte
«r dxoiAoii geschrieben, vgl. Prov. 5 22 , 2 ) hatte er den Artikel mit iiber-
setzt, 3) gibt A' durcb paraiorrji nur ban wieder, wahrend er K1© durch
dxij tibersetzt, vgl. z. B. oben 1 13 81® rn:® a' ddipov elHfj und Ps. SOt
(Auct.) = Ion. 29 81® '’bsn a' paraiortjrag eixif (in Ion. 29 hat Field
falschlich naratoxrjTa im Sing.; in Ps. 30? wird die Ubersetzung bei Field
falschlich dem 2' zugeschrieben , das Richtige bieten die von Wercati ent-
deckten Mailander Hexapla-Fragmente , s. Hatch-Eedpatb Suppl. S. 203.
209 unter tltcfi und paxaioxtis)-, weitere Belege fiir die Ubersetzungspraxis
dea a' s. bei Hatch-Bedpath S. 377. 899 und Suppl. S. 203. Da nun
fiir 2 ' an unserer Stelle oval ol iXxovxsg rag dvopiag oag dxoiviip paxaio-
tritog iiberliefert ist, und es, selbst wenn jemand etwa das (Jjj beanstanden
woUte (vgl. aber die folgende Anm.), doch vbllig ausgeschlossen scheint,
da 6 2 ' in diesem Zusammenhange das 3 vor ''bsn rein mechanisch durch
iv wiedergegeben haben sollte, so wird unser iv dxotviw paxaxdxrixog dem
s' angehoren.
218) Field hat nach Prokop, der nur den 2f nennt, fipoxm statt fipd-
xov. Diese Lesart trifft jedenfalls fiir 2' zu; denn da 2' (wie die LXX)
das ibins der ersten Versbalfte nach Analogic des parallelen nia^D durch
<5s dxoiviat wiedergegeben bat (s. die vorige Anm.), so wird er auch n13S3
selbst durch dig fipoxo) tibersetzt haben.
Ausgabe der Bandnoten : Is. 5 15 — as.
63
21 D’ODn ol ffvveTot] A' 2' tSotpoC
s x t6 tTlfiovE g] A'U' evvsxol
22 }” onaj ’in oval ol ie^vovreg vfiSyv 01 rov olvov Tti-
vovtsg] A' S' 03 Ol Svvaxol jttvstv olvov
^DOb *?’n ’tyjNl xal ol dwaSxai ol xs quvvvvxe g to <ti-
XEQa] a' xal avSgEg EVTCoglag xov xigyav fiid'vSiia
23 1300 n’D’ O’p'llf npnXI xal TO 8 Ixa 10 V rov Sixuiov atgovxEg^
A' xal dixaioGyvag dixaCcav a(pi6xa>vxEg avxov
219) Die Hinzufiigung des Artikels ist gegen die Praxis des j', s.
oben S. 26 Anm. 55.
220) Diese Ubersetzung kann so nicht dem j’ angehoren, denn 1) wurde
er nicht den Artikel vor Swatoi hinzugefiigt haben, 2) wurde er b vor
dem Infimtiv durch zov wiedergegeben haben j s. das hebraisch-griechische
Worterverzeicbnis unter „Artikel“ und mit Infinitiv‘‘ und vgl. die Fort-
setzung der A'-Ubersetzung.
221) Die Ubersetzung von b"*!! durch t-ditopia ist fur a' charakteristisch.
Alle von Hatch-Redpath S. 576 und Suppl. S. 205 unter e-ditopia und
eijxopog (Reg. I 31 12; lies t-dnopiag statt aSxopog) angefuhrten Stellen ge-
horen dem l' an, auch die aus der LXX (Reg. IV 25 10 hexaplarischer
UXX-Text; schon Field sagt mit Recht: „Ijectio Aquilam sapit“) und
aus 2' (Prov. 12 4; Field: „Lectio eixopiag Aquilam magis quam Sym-
machum refert“) und eine anonyme Stelle (Reg. I 14 52). Zweifelhaft bleibt
nnr, oh die Sexta in Ps. 32 17 (cbtt’’ »b lb‘'rj ^"13 S' iv edxopiag
aixov ov TtspiOaiOei) sich vollig (auch in der Wiedergabe von t3bo) an
die libersetzungspraxis des a' angeschlossen hat, oder ob „S'“ hier ein
Fehler fiir „a'“‘ ist.
222) Die Ubersetzung von HDO durch peSvOpa kommt zwar nicht
blofi bei a', aber doch bei ihm am haufigsten vor, e. Hatch-Redpath (die
fiir ©' angefiihrte Stelle ist sehr zweifelhaft, s. Fields Anm. z. St.).
223) a' sprach npnS statt npns.
224) 710 aptptOxBoyxsg'. unmoglich, Verbessert nach lob 12 24
4 ’ d(pi6x6bv und vielen anderen Stellen, wo jl “1*10 und “lion durch Formen
von d<pi6xdvai wiedergibt (vgl. auch unten 8ji und UID dnoOxaOig oben
I 5 ). Verdachtig bleibt dann nur noch die Wiedergabe des hebraischen
Verbum finitum durch das griechische Partizip ; wahrscheinlich ist die Uber-
setzung a"b in diesem Punkte denen der LXX und des 2 ' angeglichen,
vgl. oben S. 26 Anm. 51.
225) Es ist charakteristisch, dab A' sogar hier, wo der Singular Uffla
nicht zum vorhergehenden Plural D’’p‘’Tt paBt, in genauer Nachahmung
des hebraischen Textes Stxaicov . . . i£ avxoii ubersetzt.
54
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Eandnoten zu Is. 1 — 16.
27' xi]v d's dixaiodwrjv dixuiov Kq>aiQOvvteg avrov^^^)
24 nan*? trtrni itk ptyS t!fp Saio p*? dice tovxo 6v TQOxop xav-
Qr^esTai xakcifir) iKtb avd’Qccxog xvg'og xed dvyxavQ'rjearai vnb
^jAoydg] A' £' &' dice, tovto^^^ ag ie&isi xaXdfirjv yka)66« %v-
Qog xai Q’eQfirj qiloyog
nsn’ dvEindvTjg] uvEifisvTjg-'^^) A' itagCr^eiv'^^^)
226) 710 avtot: gegen den hebraischen Text; auch liegt zur Hervor-
hebung des avroi keinerlei Grand vor.
227) a' nbersetzt ■jsb durcb Sia tovto, dagegen p by durcb ixl
rovTa. Fiir Stec tovto = pb wird a' allein als Autor genannt in Gen.
30 i5. Is. 7 i 4 (aucb 2' tibersetzt ebenso). ler. 6 is. Mich. 3 12 , vgl. auch
Reg. Ill 14 10 , wo a' sicher der Autor ist; a’ 2' werden zusammen genannt
unten lOie und Reg. IV lia. 19 32 , alle drei Ubersetzer zusammen an
nnserer Stelle und Is. 526. 61 7 . Ez. I 830 . 21 4. iTtl rovxip = p by fin-
det sich, regelmaBig bei a' allein, unten 15 4 . 7 und lob 6 3 . 23 13 („a'0'‘‘,
Tgl. aber Fields Anm. z. St.). Ps. 248 (Auct,). 44 9 . 45 3 (Mercatij. Gegen
die sonstige Praxis soil a' in Ps. 24$. 44 is, ler. 31 20 . 44 23 p by durcb
StA TOVTO wiedergegeben haben, aber in Ps. 24$ baben die Sixtina und
Drusius nur cpciiTii6t% (lies fpoixiiist) d^iapTcoXovg ohne das von Montfaucon
vielleicht nur aus der LXX vorausgescbickte Std tovto, in Ps. 44 ig ist
auBer dem angebUch von A' 2' &’ stammenden Sid tovto aucb das riebtige
ixl TovTa anonym uberliefert, in ler. 31 20 schwankt die ^'-Uberlieferung
stark, und in ler. 44 23 gehort die dem a' 2' zugeschriebene Ubersetzung,
da sie auch sonst nicht dem Charakter ^"s entspricht, gewiB nur dem 2 ' an.
228) Die Randnote avcipii'jjg a TtapirjSiv (710 itapeiriSiv) stebt am
SchluB von Bl. 50 b und zwar nicht mehr an dem sebon gefullten seit-
lichen Rande, sondern am unteren Rande. V or dvcipevrfg ist ein groBerer
Fleck, und innerhalb dieses Fleckes ist auf der Photograpbie gerade vor
Aviipiv-pg etwas zu sehen, was ein Buchstabe (C', 0' oder ahnlich), aber
auch nur ein intensiverer kleiner Fleck innerhalb des groBeren sein kann.
Letzteres ist wahrscheinlicher. Denn nach der oben S. 6 Anm. 2 darge-
legten Regel kann man vor der ,4'-Ubersetzung napip6ty nicht die eines
anderen Ubersetzers erwarten. Auch stimmt die Eandlesart Avtipkvr,g vollig
mit der Lesart des LXX-Textes selbst iiberein. Es findet sicb aber in
710 nur noch ein einziger Fall, wo eine Randnote vollig mit dem LXX-
Texte iibereinstimmt: 136 LXX SwTptfii, a' Swxptfi^ , und dort liegt wie
z. St. gezeigt werden wird, sicher ein Irrtum vor, da a' so nicht uberaetzt
haben kann und 2' 9’ nach ausdrucklicher Angabe anders tibersetzt haben.
wird dort am Rande einfach aus dem LXX-Texte wiederholt sein
und ebenso wird es bier sein. Die Wiederholung sollte eigentUch wohl
Ausgabe der Raudnoten; Is. 023 — 27 .
55
25 srapcj^vv'S'ij] A' exlovtld^ijeav*^) S'®' itaQd%Q'iiOav^^^)
n’ltDJ i(n’ rj xsIq) A' S' &' uinov ixrstcefiEvri
26 03 0v66i}^ov] erj/istov^^^)
lS p“liy('l) GvQLat avtovg] A' S' 6vQi6ei aircm
27 J’N ov nEivu6ov0iv^'^^)\ A' ovx sativ ixXsXviidvog
nur noch deutlicher anzeigen, zu welchem Textworte die Eandnote ge-
horte. AUerdings ist aucli die Wiederholung des Textwortes am Eande
abnorm und obendrein liberfliissig, da an beiden Stellen schon der Index
beim Textworte deutlich genug auf die Zugehorigkeit hinweist. An unserer
Stelle kdnnte der Schreiber vielleicht durch die ungewobnlichere Stellung
der Note am unteren Eande zu der tiberflussigen VerdeutHcbung veranlafit
sein. (Wenn vor dvetnEvr/g wirklich ein Buchstabe steht, konnte es auch
ein 0' sein, welcbes dvnfievrjq ausdrucklich als LXX - Text bezeichnen
wiirde. Aber auch dies ware abnorm.)
229) 710 jcapeiTjdtv. Zu der Wiedergabe von nS"l durch napiivai
vgl. Deut. 31 6 a' !iap?jdsi, Reg. II 4 1 IST’(I) a’ S' napeiiiidav.
230) xXovog, xXovsiv, xXovpdig sind fur charakteiistisch ; er iiber-
setzt dadurch stets Ahleitungen der Wurzel 73"1 (Exod. 15 15 ibna;
ixXovri^ijdav ist falsch ; ixXovrf^rjday gehdrt dort nur in den vorhergehenden
Vers, wo es die glaubwtirdige Uberlieferung [vgl. auch Brooke-M'Lean]
als Aquivalent von 'J1T3T’ hat). xXovog und xXovrfdig kommen sonst bei
keinem iJbersetzer vor, xXoyely nur noch zweimal bei 2', der 513 lud. 9 13.
Is. 7 2 (Field 11 S. 566 f.) durch xXonidSai wiedergibt.
231) Field hat zwar ixXovr'/iridav im Plural (nach Q und anderen
Quellen), aber itapaxStf Lm Singular und dazu die Anmerkung: „Procop.
afiert: 2. irapdx^rj. Hieron. : 0. 2. turbati sunt'''-. Aus Hieronymus kann
man nicht sicher auf griechischen Plural schlieCen, da bei ihm mmites das
Subjekt ist. Aber ebenso unsicher ist der Schlufi auf den Singular aus
Prokop, denn dieser sagt, indem er die Verba in die Konstruktion seines
Satzes einbezieht und daher auch ixXovrj^rjday in den Singular" setzt:
xe ta 5pri napa>£vv^jj, ndXXov Si ixXovTf^rj. xaxd toy ’AxvXav, if Ixapdx^rj
xarbc xhv Svpp.axov''' (Curterius S. 88 Z. 8 — 11).
232) Diese namenlose IJbersetzung kann 2' oder ©' angehoren, vgl.
Ps. 59 6 D1 2 ! dripEiov und Is. 30 17 013 jd &’ <hg drjpEtov. A' ist, ob-
wohl er in der letzten Stelle als zweiter Autor genannt wird, ausgeschlossen,
8 . unten zu 11 12 .
233) 710 fa 6 t a' ovx idxiv ixXEXvfiEvog mit dem folgenden 2 ! G'
ovSi dd^Evcbv zusammen und setzt den Index fiir beides zu xoxiadovdiv.
Aber ovx l6xiv ixXaXvpiyog kann nicht ^'-Ubersetzung von bO*13 pSI sein,
56
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Bandnoten zu Is. 1 — 16.
J’NI ovds xoxideovatv] 2' &' oudf ded'evSiv^^)
ot Ifidvteg] A'
28 nSID xataiyCg^ eveesiSfiog
29 N’ibD lb njNty 6 Q II a 6 IV hg XsovTsg] A' Pgvxrjfia avrSv*®^ ag
Xsdvrav*^^) 2'&' ctQV(ta^^^ uvtmv ‘‘‘*°)
denn a' gibt alle Derivate der Wurzel bt30 durch dxdySaXov und Deri-
vate dieses Wortes wieder, s. oben zu exarSaXid/xog Se- Dagegen paBt
X tdtiv ixXsXv^ivog durchaus als jl'-Ubersetzung von Jli:? , vgl. Is.
4028 Sl?^"' Oi Xotxoi' i^eXv^jj, ler. 5158.84 a' und 2' (in ss auch S')
ixXv^dovrai (^’’7 und sind nur zwei verschiedene Fonnen derselben
Wurzel); vgl. auch die .S'-Ubersetzung unserer Stelle oix ixXvS^dovrai
(von Field aus dem Syrischen rekonstrmert) und weiteres Material unten
bei $xXv6iq 8 22 . Wenn ot5* fortv IxXeXv/tiyos = Sli? ist, erkl^ sich
auch sofort, weshalb a' bier bloB ot5x, nicht xai ovx hat ; denn auch der
hebr^sche Text hat bier blolJ ■jiR, nicht '(''ifl wie nachher.
234) Field nach Syrohex.: „ 2 . oj5 xpo6x6^ov6iy“. Wer recht hat,
ist nicht auszumachen. Fur 710 laBt sich anfiihren Frov. dj# ibtBa’’ ^
dd^syi^dovdty, Is. Se (s. oben) nbtJDTS 2 * ©' dd^iyeta, Ss (s. oben) rtb ©3
2' &' i}diiyTidey, Sis bCS*! ^ &' xal dd^syjjdst , 40 so ibOS’' 2^ 0' dd^s-
vildovdty, 63 13 “lb03'’ 2 ^ ifd^kvridav, vgl. auch ler. 20 ii. Fur Syrohex.
dagegen laBt sich anfiihren Ps, 9 4 lb© 3 ^ ^ xai TtpodxoipdyTosyf Is, 8 15
ibOS^Ij ^ xpodx6tl>ovdiy, 59 10 15b®3 2f xpodxoi/iofiey, Os. 14 10 lb®D''
2 ' xpodxoipovdty (nur syrisch erhalten).
235) Unwahrscheinlich ist, dafi a' den Singular Tn® durch einen
Plural wiedergegeben haben soil. Auch die Wiedergabe von 711 ® durch
txyog fallt auf, doch kennen wir die tlbersetzungspraxis des A' bei diesem
nur noch Gen. 14 23 vorkommenden Worte nicht sicher (in Gen. Ids*
weisen die Hss. die Ubersetzung Ipdytog teils dem a', teils dem 2 ' zu s.
Field und Brooke-M'Lean z. St.).
236) Diese Ubersetzung stammt nach Q und Syrohex. von a'.
237) Auch Q hat aixwy, doch ist dies ein ofEenbar alter Fehler fur
avrm = lb, was schon Drushis richtig hergestellt hat. Vgl. oben S. 7.
238) Statt Xidyrcov erwartet man Xiovxog. Der Plural ist wohl unter
dem Einflusse des vorhergehenden , gleichfalls sekundaren Plurals airt&y
entstanden.
239) Field = Q &pvrpa. Vgl. LXX Ez. 19,, wo die UberUeferung
zwiscben &pvpa (AB*Q), &pvyua, &pvcopa uud &pvofict (B»'>) schwankt
240) Field = Q aixov. Dies ist vorzuziehen. In 710 hat die Um-
wandlung von adrcS in aix£y bei a' (s. oben Anm. 237) eine analoge
Umwandlung bei 2' nach sich gezogen.
Ansgabe der Randnoten: Is. 5*7— 6 i.
57
13'VS’ ixfittXsl] A' &' SiafSaSsi S' ixvixi^Gei
30 vbjf Si’ avtovg] A' S' &' in’ aircdv^*^)
15f <}xXi]q6v] d’Xiipsojs
Ityn nNl2«)] jX; x«i (pag iffxSzaSsv **■*)
n’snya iv tfj anoQia avratv] A' S’ & iv ra yrog)ove&ai avr-ijv
Eapitel 6.
1 ba’nn dn d’nSo vbie>i xal nXijgtjg 6 oixog So^Tjg a^roO'**)]
A' S' xai ta ngbg noSaiv avtov inXrjgow rbv va6v
241) Noch Field gibt nach Curterius ix’ avtor nur fur #' an, dagegen
fiir 2' ix’ aSrov. Aber Q hat in Wirklichkeit bei beiden iTt’ avtor.
Vgl. oben S. 18 unter „Q“.
242) Von wem diese namenlose Ubersetzung stammt, ist nicht ana-
zumachen.
243) Der Index steht beim folgenden dxopia, dementsprechend steht
diese Randnote hinter der folgenden. Im LXX-Texte hat “Ittn 'IISI kein
Equivalent.
244) Field hat in Exod. 10 is lIDTim a' 2' xai i^xordaSu} und be-
merkt dazu; „Minu8 probabiliter Cod. X [= M] ; ‘A. 2. i6x6xa6er^'. Aber
gerade dies ist richtig; denn von exotd^etr und dv&HordSetr kommt in
den von Hatch-Redpath aus der LXX und den jungeren TJbersetzungen
angefuhrten Stellen sonst nirgends ein Passiv vor, und beide Worter werden
auch meistens in intransitivem Sinne „dunkel werden“ gebraucht, wahrend
(Sxoti^etr und ^xotovv „dunkel machen" heiBen und in den Bibeliiber-
eetzungen meistens (tfxoroOv) oder ausschlieBlicb {SxoriSeiy) im Passiv vor-
kommen {^xoti^ovtog Ps. 28 8 bei Pitra ist naturlich Fehler fiir Fields
ixToxi^ovTog).
245) Dpr einzige Fall, in welchem die zusammenhangenden j'-Texte
die Hinzufiigung des Artikels durch a' glaubhaft bezeugen, ist der Infinitiv
mit 3: Aquila ed. Taylor Ps. 101 zs f3pn3 iv tc5 dSpoi^sd^at
Xaovg, Mercati Ps. 45 3 *1‘’T2n3 iv ta dvtaXXd^eetiSat y^v und 01133
Cin iv ta 6fpdXXe(S5at Spy}. Daher konnte man hier — anders als sonst,
s. oben S. 26 Anm. 55. — den Artikel auch bei a' nicht beanstanden,
wenn nur der hebraische Text einen Infinitiv und nicht ein Substantiv im
Plural hatte.
246) Die Indices der Noten zu 61 — 5 fehlen sowohl im Texte als
am Rande.
247) 710 stimmt mit Syrohex. iiberein, der die Ubersetzung den Xoixoi
Buschreibt, wahrend Q nur ©', Prokop nur 2', Hieronymus nur ©' 2 '
nennt. In Wirklichkeit kann allerdings a' nicht so iibersetzt haben, denn
58
Lutkemann u. Rahifs, Hexaplar. Bandnoten zu Is. 1 — 16.
4 D’SDn moN ip’l xui ijttjgd'i] to vjtSQ^vQov ■*^)] A'2J' xal esa-
Xiv&rj ta Ttgo&vga tav ovSav'-^^)
5 ’n'OU xatavewyiiai ^*^)] A' H' &' E6ifhnri6u
KOID 1° oder 2° axa^ccgm '^*^)] A’ fisfiiau^apa ■**)
9 mOM 1; ftffov*®®)] A' egsig
10 iJCaX'ovQ'r]] 21' tAwrai'S-j;
133n VJTN1 xal to\tg mslv avrcbv ^agemg i'jy.ovOuv] 21 ' xal ta
tbtci ifidgwsv '-^-)
die Wiedergabe von liblSS durch rd ?tp6i noS&v airov ist fur a' viel zu
frei; auch wiirde er nS vor dem Artikel durch 6vv wiedergegeben haben,
s. das bebraisch-griechische Worterverzeichnis unter flS.
248) ojJdos = I]0 bat 2 aucb in Ez. dOef. , dagegen geben a' S'
dort ao durch xpoBvpov wieder, und auch in Reg. Ill 14i7. IV 12 9 iiber-
setzt a' qo durch npoSvpov, also gerade durch das Wort, das an unserer
Stelle zur Wiedergabe von n^K verwendet ist. Folglich wird r« npoSrvpa
ra>v oiS&v nur dem 2', nicht auch dem A angehoren. Gegen a' spricht
uberdies die Hinzufiigung des Artikels vor xpd^vpa, s. oben S. 26 Anm. 55.
Auch erwartet man bei a' nicht den Singular- iSaXevSn, da der hebraische
Text einen Plural hat.
249) A gibt auch in lob 144. Is. 52i. Os. 9 3 durch papta-
dpeyos (so mit -dp-, nicht mit -pp-) wieder. An unserer Stelle libersetzt
die LXX D“'rBC KH13 beidemal durch dxdBapxa laiKp k'xaov (resp. ixovtos).
A wird Jedoch nicht so frei, sondern papiappivoi (resp. -vov) xeiXeiSiv
ubersetzt haben, vgl. Exod. 642 aTBB biy a' dxpofivOrog xdXe6t und vgl.
auch 2 , der an unserer Stelle beidemal dxdSapzos (resp. -tov) xAXeOiv
ubersetzt. Das in 710 iiberlieferte papiupuiva wird durch Angleichung an
das dxd^apta der LXX entstanden sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51 und
besonders S, 43 Anm. 143.
250) So, nicht aiTtor (Tischendorf, Swete), akzentuiert 710 mit Recht,
vgl. 0. Lautensach, Die Aoriste bei den attischen Tragikem und Komikerri
(1911), S. Ill (dies Zitat verdanken wir J. Wackernagel). Auch sonst
haben wir bei unseren Kollationen von LXX-Hss. alxov als die vibliche
Akzentuation des Imperative beobachtet.
251) 2' sprach wie die LXX laisn statt ]acn und faBte cs im
Sinne von „fett werden“, den es in Neh. 9 2.5 hat. Ebenso im folgenden
nMn statt n^n.
252) Field nachTheodoret: 6 Aais o^ros ri ifidpvva «rA “ •
Theodoret hat das Subjekt aus dem vorhergehenden Satze, wo riTH DSn
^8 Genetiv dagewesen war, erganzt. 2' sprach “rspn statt n3Dn vrf
die vorige Anmerkung. - , - ’ &
Ausgabe der Randnoten ; Is. 6 4 — 7 i.
59
13 ngo vofirjv] 2' x«r«/3offxijdtv
hSm tegd^Lvd'og] 2' Sgvg
/SftAavos Sgvg
D3 nSltO Itl’N orav ixxeerj an'o rijg avr^g] E' ijng
kv Tfj dzo^olfj rS)v eeTjjleiiisvajv ev avroig
Eapitel 7.
1 OIK !Agdii] A' 2' 2vQiag
Orf7n(y! 3toAiopxijtfai A' 2'®' jtoXsjifieat
253) 710 hat ,,2' Spvg a' Spvs“ ohne Interpunktion in derselben
Zeile und setzt den Index fiir beides zu teplfiiv^oq. Aber dies kann nicht
richtig sein, denn 1) widerspricht die Eeihenfolge der Ubersetzer der oben
S. 6 Anm. 2 dargelegten Eegel, 2) widerspricht es vollig der Gewohnheit
von 710, dafi die beiden Ubersetzer, obwohl sie gleich ubersetzen, nicht
zusammengefaBt sind, 3) gibt a' aonst nicht flbs, sondern durcb Spvs
wieder, s. oben zu' 1 30 , daher kann man Spv^ = nbR bier ebensowenig
wie in 1 30 dem a' zutrauen, obwohl Prokop und Field diese tjbersetzung
an beiden Stellen den „\oi7toi“ oder ,,i2AA.ot“ insgemein zuschreiben. Alle
Schwierigkeiten fallen fort, sobald man ,,a’ Spvg“ von „2' fipns" trennt
und zu pbs zieht. Dab man die beiden gleichlautenden tJbersetzungen
spater zusammengenommen und auf dasselbe Wort des LXX-Textes be-
zogen hat, erklart sich ja leicht; dab sie aber trotzdem getrennt geblieben
sind und ibre urspriingliche Eeihenfolge behalten haben, ist ein Beweis
dafur, wie gut die tlberliefeinng von 710 trotz ihrer Febler doch im
Grunde ist.
254) Abnlich, aber nicht genau so, geben A' und ©' nnSSTO am SchluB
des Verses durcb 6xrfKa36tg avrfig, resp. to 6xri\wpa avxpg wieder. Wenn
das €' unserer Hs. ein Schreibfehler ware (vgl. oben S. 6 ), so kbnnte man
es nur in 0' korrigieren, da 2' anders iibersetzt bat (s. Field), und A' durcb
die zweimalige Hinzufiigung des Artikels (vgl. oben S. 26 Anm. 55), durcb
die freiere Ubersetzung k6xTi\copivwv und auch durcb i)xLg ausgeschlossen
wird. Denn a' gibt “lOK immer nur durcb einfaches og f} 5 wieder; Sorts
verwendet er liberbaupt nicht (die einzige Ausnabme Ps. 42 3 [axtva — ni3n !]
beweist nichts, da a' dort mit 2' &' e' zusammengefabt ist) , nur bxtovv
oder bxtovvxt braucbt er Eeg. I 29 s. Ill 10 21 zur Ubersetzung von n721ST3 ,
wie schon die LXX in Deut. 24 12 ( 10 ) getan hatte.
255) Der Index steht berm vorheigebenden itoTitpijdai = rTOnbia^S.
Aber wenn alle drei Ubersetzer ebenso tibersetzt batten wie die LXX, so
wiirde dies uberhaupt nicht notiert worden sein. Auch ist die Wiedergabe
von manbiab durcb TtoXspijbai mindestens fur X ausgeschlossen.
60 Lutkemann n. Rahlfs, Heiaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
2 nnj ^vvsqxavtjdEv] icqoOets&t]
133*? yj’1 xai i^s 6 rri rj 7l)v%ri avtov] A' & xal i0aXev9t]
xaQdCa avrov
nn ’JSO viib xvfViiaTog] A' ajcb^^^) HQOtSmxov Scvifiov
3 nboo bs njvbyn naian nbyn nxp bs ^pbg t7]v xo Xviifiij-
d-gav f^g ava odo-O] E' itgbg to axQov rrjg avupdesag r^g xo-
Xvyi^ri^Qas r^g avcarigccg xa&’ bdov
4 Uptyni tov ri^vx^e ai] A'E'0' xal rjevxa^a^^^)
ri133T ^vXav] A' oigStv E' & ovgayiav
6 13’bs njvp^ji njv’pji xal evXXahjeuvteg avrolg iisiotftgt-
ipafisv avTOvg jtgbg rjfi&g] A' xal i^vuvCew^sv^^^) avrrjv xeu
a3rod;K/sa)/ifv avtiiv jtgbg fjfiag E' xal xkaCaiLEv^^^) axjziiv
256) Tcpo6(.rk^i} ^Apbcft npbs toy ’Eippaip) ist am ehesten verstandlich
als TJmliildung der LXX-Ubersetzung 6vreip(i)V7f^ey ’Apotp itpos tov ’Eg>paip,
mag also dem 0' angehoren, vgl. oben S. 28 Anm. 69,
257) Die Hinzufiigung des Artikels ist gegen die Praxis des a', s.
oben S. 26 Anm. 55.
258) Field nach Q ix.
259) Field nach Prokop: S’ 0' xal r]6vxa6ov. Theodoret gibt dies
nur fiir S' an; wahrend er bei 0' wie bei a' xal fi6vxa^e hat. Bei der
Znsammenfassung der drei TJbersetzer in 7 1 0 ist der Unterschied des Tempus
nnbeiiicksichtigt geblieben, vgl. oben S. 8 f.
260) Die neueren Ausleger leiten, sofem sie den masoretischen Text
iiberhaupt beibehalten, n3S’'p3 von fnp „sich grauen" ab. An alien ubrigen
Stellen gehort jedoch )^‘’pvl zu 'yp"' und bedeutet „aufwachen“
xat). So deutet es A' auch hier, nur faBt er es hier, da es transitiv kon-
struiert ist, als „aufwecken“. Ihm folgt Hieronymus in der Vulgata (sttsci-
temus).
261) 710 xeXsvdoaper: sinnlos. Nach Ps. 45 lo, wo Iptp in der T.XX
und Quinta durch Formen von dvyxXdv, von S' durch eine Form von
iictxXdv iibersetzt ist (s. Field und Hatch-Redpath Suppl. S. 204. 213),
cmendierten A. Kahlfs und A. Bertholet unabhangig voneinander xeXev-
6aip£v in xXd6aptv, wobei sie voraussetzten, daB ^ wie 0' (s. Anm. 263)
nsripD von der Wurzel "ftp abgeleitet und etwa n2S[‘’)p2 gesprochen hat.
(Vgl. auch das syrische (Ju, das oft xXay wiedergibt, allerdings speziell
das Brotbrechen bezeichnet.) „Wir wollen sie brechen" pafit H«lir gut
zum folgenden „und wollen sie 6ffnen“. Der Schreibfehler wird sich daraus
erklaren, dafi in der Minuskelschrift ein unzial geschriebenes «, wenn es
nahe an den folgenden Buchstaben herangeriickt wird, der Ligatur von av
Ausgabe der Randnoten: Is. 7 s — 14. 61
xal avccTtEvdecofisv^^^) avtiqv &' xal x6tlfa>iisv airrjv xal
ixpi^(o6(D(i£v^^*) avtr]v
9 2® Z’oftdprav A' 2' &' 2a(iaQ£iag^^^)
11 nbiftt*? n3jn i« nbst:? poyn^®’) sig fid &og ^ sig vtog] & pd-
Q'vvov sig adrjv vtpcaeov dvco
13 'nbN riK DJ n’tyjN nisSn dso wyon ftij ^ixphv
viLiv dymva utapsy^ELv dv&Qd>aoig, xal x&g xvqloj JCapsy^STS dymvu]
2' p.ri ovx aijtagxsg ifitv xoitovv dvd'gcaxovg, on xox:ovt£ sn
xal rbv d'sdv [tov
14 noVyn ^ « ficpdavosj A'2'&' ri vsavig
mn sv ya6xgl £|£t-®®)] A' 2' 0vXla(i^dvsi^‘^°)
ziemlicli ahnlich sieht. (Bertholet vennutete zugleich, da6 das ratpelhafte
dw'XaXi^davTeg der LXX aus dvvxXddavTeg entstanden sei.)
262) Eichtige XJbersetzung des hebraischen Wortes, dessen Bedeutung
„erobeni“ sich aus der Bedeutung „6fEnen“ entwiekelt hat, vgl. arab.
263) &' leitete wie s' (s. Anm. 261) n:2‘'p3 von der "Wurzel 'pip ab, die
in der LXX und von a' (Reg. II 4 12 . Ps. 45 10 [Mercati, s. Hatch-Bedpath
Suppl. S. 207 unter xaTaxoatetv]. 128 4 ) zwar nicht durch das Simplex
xdxrsiv, wohl aber durch verschiedene Komposita desselben wiedergegeben
wird, 8. Hatch-Eedpath unter dico-, in-, xara-, dvyxdnmv.
264) Die in der LXX am hhufigsten durch ^tjyvvrat {Jirjddsiv) und
Komposita {dvapp., Siapp.) iibersetzte Wurzel yp3 ist hier freier wieder-
gegeben. (Die Peschita iibersetzt das vorhergehende n33£'’p3 durch
„wir wollen sie ausrotten“.)
265) Der Index steht beim vorhergehenden ^opopoov = p“133© 1®,
und auch dieses haben a! 2 ' nach Q und Syrohex. durch Sapdpeia wieder-
gegeben. Aber unser Genetiv Sapapsiag paBt nur zu pIB® 2®.
266) Sapdpsia ist auch bei a' nicht zu beanstanden, denn es ist
durch Aquila ed. Burkitt Eeg. Ill 21 10 . IV 23 is. 19 sicher bezeugt.
267) Masoretische Vokalisation ttSSn lit ©' sprach
mit Eecht nbittt und fafite prsn und naan als Imperative (ptSSn und
268) jj fehlt bei Field = Eusebius, Prokop und Sixtina, ist aber
sicher richtig, da es dem hebraischen “IS entspricht. H wird hinter -HN
ausgefallen sein.
269) Hier hat 710 weder im Texte noch am Eande einen neuen In-
dex, offenbar weil dvXXap/Savst die unmittelbare Fortsetzung von ^ vedvtg ist
270) Field gibt nach Eusebius dvXXapfidrsi nur fiir S' an, dagegen
fur a' iv yadrpl dvXXapfidvEt. Aber dies iv yadrpi ist aus der LXX
falschlich in den A'-Text geraten (vgl. oben S. 26 Anm. 51), denn A'
62
Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten xu Is. 1 — 16.
15 31U3 nnai yna dind inyn'? :tglv ij yveyvai avtbv ^
TtovrjQK ixXs^sTcci TO ayad-ov ©' ev yvmvai avt'ov
anc)6u6d'ai to itovrjQOV xai ixls^cced’cci to ayad'ov S' wxodo-
xi[icc6ui to xaxbv xui ixle^udd'ai to aya&ov
18 ns’ nvpa "itys aur*? nin’ p*1^' 6 V Qte t xvQiog (tv(aig
b xvQisvsi (isQovg aotafiov Alyvatov] A' S' evgieei-^^) xv-
piog rfi fivi] tfi 3t£pav Mtufiov Alyvxtov
libersetzt auch in lob 15 35. Is. 33 u mn durch blofies 6vXXa/ifidvEtv, und
die Hinzufugung von Worten, die im hebraiscben Texte nicht stehen, wider-
spricht ganz seinem Prinzip.
271) Der Index fehlt im Texte.
272) DaU &' vor s' steht, ist gegen die oben S. 6 Anm. 2 dargelegte.
Hegel. Doch lafit sich die Eicbtigkeit des nicht bezweifeln, da nicht
nur s' anders tibersetzt hat, sondern auch a', s. Field. Die abnorme
Reihenfolge der IJbersetzer erklart sich daraus, daB von ©' schon der An-
fang der Ubersetzung angefuhrt wird, von s' dagegen nur die Fortsetzung.
Aus demselben Grande stellt Syrohex., der sonst auch regehnaBig die An-
ordnung a', S', 0' hat. in 821 die ©'-Ubersetzung von ITlbSSI IDbtta bbpi
vor die S'-tlbersetzung von Tnbsa.
273) Noch Field uennt nach Curterius als Autor von 6vpi6et bloB
den a', aber Q selbst hat A' S! . Vgl. oben S. 18 unter „Q‘‘.
274) xvpio? ist auch bei a' moglich, s. oben S. 40 Anm. 126.
275) So {fivT}) die Hs. Uber pva neben pvla 3. Guil. Cronert, Me-
moria graeca Herculanensis (1903), S. 124 Anm. 1. Zur Flexion mit p
vgl. Thackeray, Grammar of the O. T. in Greek (1909), S. 140 f. {xv-
■yopvi-rjg) und Fr. BlaB, Grammatik des neutest. Griechisch, 4. Aufl. von
Debrunner (1913), S. 8. 27.
276) Field nach Theodoret: „2. ©. S i6riy iv pepei norauov Aiyv-
xxov''. Aber diese Ubersetzung, die sich deutlich als Korrektur der LXX
nach dem hebraischen Texte verrat, sieht wohl nach 0' aus (vgl. oben
S. 28 Anm. 69), aber nicht nach 2'. In der Tat fiihrt sie auch Theodoret
als Ubersetzung des ©' an und fiigt dann nur hinzu : ,,o{5r(B SI xal b
Svfipaxog", und dies wird nicht mehr bedeuten, als daB die Ubersetzung
des s! wesentlich denselben Sinn ergab wie die des ©'. Den wirklichen
Wortlaut der 2' -Ubersetzung liefert uns erst 710. Allerdings schreibt er
die Ubersetzung a! S' zu, aber xp xtipav noxapov Aiyvxtxov entspricht nur
der Art des s! , nicht der des a', Dieser wiirde ilSpn -itjs vielmehr durch
if iv xE\Bvxai(jp wiedergegeben haben, vgl. zu xEXevxai^ oben S. 33 Anm. 86
und zu der genauen Wiedergabe von Relativsatzen ohne Verbum Aquila
ed. Burkitt Reg. Ill 21 ^o6iy pov, IV 23 is 5 npo6d.nov
Ausgabe der Ramdnoten : Is. 7 is — 1 ».
63
19 ninan ’'jnja iv ralg qxxgay^i r-^g ;f(Dpc:g] A' iv y^sifiuQQOig tmv
eriQKyycav U' sCg rag (pagayyag rag ^a&aCag
D’xixjfjn baai xal iv icavri |vAra~’®)] A' xai iv Jtu&aig talg
xovu^atg &' tolg dddseiv-^^) 2' xal iv a&Si xolg aokv-
Tski^i
c’b'ynjn baai xal Fig Jtaeav q a y a d a^'^^')\ A' xal iv naSaig talg
^lEpov6a\r]v “ Se^i&v tov Spovg, is o iv le oi ixst iv too 6pet,
19 di iv noXidiv Sapapiag, 20 o'i ixEi iit't td ^v6ta6rrjpia. Auch wiirde
A “'IS'’ wohl pluralisch libersetzt haben.
277) tig ist aufEallig, da 2* nacbher zweimal iv hat. Wollte man
aber annehmen. dafi s' ein Schreibfehler fur &' sei, so wurde die Schwie-
rigkeit die gleiche bleiben, da auch ©' nachher iv hat.
278) fia^siag ist mit beabsichtigtem Anklang an mna gewahlt, vgl.
oben S. 50 Amn. 195.
279) Hinter xal iv xatg tpdiyXatg t&v mtp&v — Q‘'5bDn ■’p''p23T
hat B nur noch xal eig xd iitriXata xal xlg Ttadav i>ayd8a — bD^I
0''bbn2n ban a‘'2isy2n; hier ist also 6xti}Xaiov — y2sy2, iiaydg — bbn2.
In 710 ist, wie in den meisten LXX-Hss., am Schlusse xai iv navxl SvXa>
hinzugefiigt ; darin sieht Field mit Eecht eine zweite Ubersetzung von
n‘’nsy2n bam : der ]ri22?2 ist nach verschiedenen Ubersetzern (vgl. auch
Is. 55 13 ) eine Pflanze, auch hat derjenige, der )n2jy2 durch 5vXov wieder-
gab, vielleicht gar an einen Zusammenhang des Wortes mit jy gedacht.
710 stellt die Eandnoten zu guA.® und ftaydSa, und die folgenden An-
merkungen werden lehren, daB sie in der Tat zu D‘’SlSy2n bDSI und boai
D‘’bbn2n gehoren; nur ist dadurch die natiirliche Folge der Eandnoten, die
wir wiederhergesteUt haben, in 710 umgekehrt, da gvAoo hinter ^aydSa
steht. Vielleicht hatte der Archetypus, aus dem die hexaplarischen Eand-
noten von 710 stammen, xai iv jxavxl £vXm nicht am Schlusse des Verses
hinzugefiigt, sondern fiir xai sig xd (SxT^Xaia eingesetzt, sodaB also gdAm
vor iiaydSa stand; vgl. oben S. 16.
280) Da a' 0 ' p2£2?2 auch in Is. 55 13 , der einzigen Stelle, wo das
Wort sonst noch vorkommt, durch xovv^a wiedergeben, ist es sehr wahr-
scheinlich, daB beide hier ebenso iibersetzt haben. Aber dann ist das fol-
gende ©' rois Sadsdtv nicht unterzubringen.
281) 710 akzentuiert Sadidiv.
282) So ohne schlieBendes v im Gegensatz zum vorhergehenden da-
6s6iv. Wie s' auf diese Ubersetzung gekommen ist, laBt sich mcht sagen;
doch ist die Richtigkeit der Uberlieferung nicht zu bezweifeln, da tcoXvts-
Xidt sehr gut zu dem bei S' folgenden inatvexdlg paBt.
04 Lutkemannn. Rahlfs, Hexaplar. Kandnoten lu Is. 1—16.
anoQvliv 2’ xal iv na6t roig inaivstoig 0' xeci ev
Jtccei Toig xaraSihotg^^^)
20 ntyN *inj ra fisydXaxal fiifisQ'veiisvip
o s6tiv xtQCiv TOW itorafiov ^usiXEcog 1406 vqicov\ A' &' x& (is-
fitO^cj^UEvc } rovg fisnie&afisvovg^^’’) tow?-®*) h rp ni-
QUV XOV TtOtUHOV TOV PcC0tXsCi A60VQL(DV^^^^
21 |KX XQO^ata] A' itoijivCov
23 (tTH’) n’ti’bl “I’Otyb sig xigOov (e0ovttti) xal aig axav&av] A'
alg dddfiavra^^^) xai slg xaQ0ov H' aig uvtoyiaxov^^'^) xal
283) Zu dem klassischen St&pvB, „Graben, Kanal“ (von 8i-opv00eir,
anch unten in 8 7 bei S' vorkommend) haben die LXX-Hss. AQ* in ler.
31(38)9 die Variante StopvS, vgl. aucb den Wechsel zwischen dioopvx^, Sio-
pvxV) Siaipvyri und dioptij'j) in Lobecks Phrynicbus (1820), S. 231. Analog
steht neben dnapvS LXX Ez. 1 7 e nnser dzopvS, vgl, aucb Hesych, der in
seinem Lexikon sowohl ^djtopvB,' als ^djtdpvyae' iSprjyovs'' auf-
fiihrt. dn&pvB, kann „Kanal“ oder „Absenker (des "Weinstocks)" heiBen,
s. Stephanus, Thesaurus. In Ez. 17 e hat es die zweite, an unserer Stelle
wird es die erste Bedeutung hahen.
284) s' leitete bbnj von bbrt inaivetv ah und sah darin wohl ein
Part. Niph'al. Vgl. das Targum, welches Dibbnsn b33 durch „in alien
Hausem des Lobes" wiedergibt.
285) Vgl. oben S. 37 Anm, 101.
286) 710 pspx65op£voo. In der Angabe, daB aucb a’ so iibersetzt
hat, stimmt 710 mit Syrohex. (s. Fields Anm. z. St.) gegen Q, aus dem
sich fiir a’ die iJbersetznng pape^v0pBvtp ergeben wiirde, iiberein.
287) s' scheint als Substantiv in kollektivem Sinne gefaBt
zu haben : Mietung = Gemietete.
288) Dies tovg fehlt bei Curterius und Montfaucon. Field hat es
nach Syrohex. hinzugefiigt, aber es steht auch in Q.
289) Zu den letzten Worten vgl. Fields Anm. z. St. ; „Euseb. in Dem.
Evang. p. 322 affert ; 0. iv tp §a0iKei ’A60vpia>v (sic [d. h. ohne den
Artikel vor ’Addvpioav, den Field im Texte in der ©'-Ubersetzung hat])'
bpoiag S'e xai Svppaxog.'''’ Hier wird ^buoicag'’' nur „ahnlich“, nicht „eben-
so“ bedeuten.
290) liber diese Ilbersetzung s. oben S. 50 Anm. 196.
291) Die LXX gibt hier und 5 6 . 734.25 das erste Glied des Wort-
paares n’’'01 ‘T''aB durch xap^os j.’Wustland" wieder; es ist eine der Glanz-
leistungen von Hatch und Eedpath, daB sie, weil ihr hehraisches Lexikon
eme solche Bedeutung von ‘V'TStO nicht angab, an alien vier Stellen anstatt
des hebraiachen Aquivalentes ein Kreuz setzten, als ob die Identifikation
Ausgabe der Randnoten: Is. 7i9 — 8i.
65
aqjsiftevov
25 nStyob alg fioe xrifia] A' aig a^aad&roXijv S' aig atpadv
Eapltel 8.
1 p’bj TTopov] A' Siq:&SQ<a(ia^^*) S' rav^og &' xatpakCda-^*)
irgendwie zweifelhaft ware, a' verwendet dasselbe Wort ;j;fpdos znr Wieder-
gabe des zweiten Gliedes jenes Wortpaares. Er braucht aber auch bier,
wie bei xpaxTopdiv 3 ig, nieht direbt von der LXX abzubangen, denn auch
das Targum gibt rt*'t5 723 . 24 . 25 . 274 dureh wieder, was zweifellos
gleichfalls „Wustland“ bedeutet. Die Worterbiicher, auch noch Dalmans
Aram.-neuhebr. Worterbuch (1901), behaupten allerdings, *113 heifie Her
„Unkraut, Gestriipp" ; aber da die Wurzel 113 sonst nur „wust, unkultiviei-t
sein“ (auch in geistigem Sinne „unkultiviert, ungebUdet sein") bedeutet, liegt
nicht der mindeste Grund vor, eine andere Bedeutung als „Wustland“ an-
zunehmen; die Lexikographen haben torichterweise die Bedeutung, welche
ihrer Meinung nach das hebraische rT'tt hatte, auch auf sein ai’amaisches
Aquivalent ubertragen. Da also a' mit dem Tai-gum ubereinstimmt, liegt
in seiner TJbersetzung einfach die Auffassung des Wortes n*’® vor,
die bei den judischen Gelehrten seiner Zeit herrschte, ebenso wie in der
LXX, die nicht r”'®, sondern li®® durch x^pdog wiedergibt, eine zwar
abweichende, aber doch sehr verwandte Auffassung einer alteren Generation
zum Ausdruck kommt. (Merkwurdig ist, da6 das Targum in Is. 32 13 ,
wo 1“i®® allein steht, dieses durch 113, dagegen das vorhergehende pip
durch das sonst dem 1“’®® entsprechende ‘’S3ir wiedergibt. Aber das
Targum hat iiberhaupt keine so feste Praxis wie a'. — In Is. be. 9 it.
10 17 , wo t1‘’®1 1''®® sonst noch vorkommt, gibt das Targum eine ganz
freie Paraphrase.)
292) Vgl. oben 5 e.
293) 710 schreibt nur dipatp mit i fiber dem n.
294) Da Q x£<pa\iSa dem A' zuschreibt, hat man seit Drusius das
von Eusebius und Prokop anonym fiberlieferte ditpBipwpa dem S' als
dem noch fibrigbleibenden Ubersetzer zugewiesen. 710 verteilt die beiden
tibersetzungen gerade umgekehrt. Nach den ParaUelstellen laBt sich keine
sichere Entscheidung trefien. xetpaXig kommt ofters als Ubersetzung von
Jibs® vor, womit man ']1‘ib3 gleichsetzte { 2 ' gibt an unserer Stelle 'jT’bl,
in Ps. 398 nbS® durch reuses wieder); doch wird xeqiaXig den verschie-
densten IJbersetzem zugeschrieben ; in ler. 862 dem a' (Q) oder €>' (Sy-
rohex. ; vgl. auch Fields Auct. z. St.), ebenda 864 dem a' (Cod. 86 ) und
36 14 dem 2' (Syrohex.), in Zach. 5i dem 2 ' (Hieronymus; aber nach
Syrohex. hatte 2' dort anders ubersetzt, s. Field). Sup^ipoopa kommt sonst
Ksl. Oes. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1915. Beiheft 5
66
Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Eandnoten zu Is. 1 — 16.
"iniD olaog] A' xtayv xaiitaq
ovo (ii]v jtoiffiai 21 ' &' Sxvievffai
2 B«pajrtoi> ‘®®)] A' &' ^IsfiaguxCov 21' ’l^gai'ay/ov '-^')
3 npN 1 j %QOG fik&ov\ A' jtQO0riyyi6a
1 1;’p’SS (pdoayya\ A' vnsQBx%v0Bie^^^) 21' didagvittg'-'^) S' d-
(pSGBig
nicht vor, wohl aber Sitp^spa Zach. 5 1 , gleichfalls als Ubersetzung von
nbsa ; doch werden ala Autoren gerade die beiden a' 9' genannt, zwischen
denen wir an unserer Stelle zu wahlen haben. Trotzdem lafit sich mit
groBer 'VVabrscheinlichkeit sagen, daii 710 recht bat. Denn das sonst
tiberbaupt nicbt belegbare Stq>^ipeofia entspricbt ganz der Vorliebe des
fur seltene Worter und Neuschopfungen , und die Art seiner Bildung {Si-
tp^epa — Sttp^epovv — 8iq>^ipaipa) pa6t vorzuglicb zu der Beobachtung
Beiders S. 353 f., dafl Verbalbildungen auf -ovv und Nominalbildungen auf
-pa zu den Lieblingsbildungen des a' geboren. a' wiirde demnacb Sicp^ipoc
= r\byn und Si^^ipoopa = 'p‘’ba unterscHeden baben ; dies entspricbt in
jeder Beziehung dem oben S. 10 Anm. 2 liber die Unterscbeidung der
Synonyma bei a' Ausgefiihrten. (Als andere >4'-tjbersetzung von nbia ist
jedoch in Ps. 39 8 [und nach Fields Retroversion aus dem Syriscben auch
in ler. 362 . 14 ] eiXrjpa liberliefert.)
295) Der griechiscbe Text toi, dSioag Ttpovopify TtoirjSai 6xd\eoV
xapeGrtv yap gibt den bebraiscben 13 Cn bb© in©b nur sebr frei wieder.
Daber konnte man zweifeln, ob s' &' mit GxvXsvGat wirklicb bbO oder
etwa T3 iibersetzt haben. Aber da die beiden Indices bier bei den un-
mittelbar aufeinander folgenden Wortern daioog und Ttpovopijy stehen, wird
auch bei S' 9' GxvXsvGai unmittelbar auf raxiag gefolgt sein. Auch ist
kein Fall bekaimt, in welchem 2 '©' tT3 durch GxvXevsir wiedergeben,
wiihrend diese Ubersetzung bei bb© auch sonst vorkommt, 3 . unten 10 s
sowie Is. 59 15 bb“in©© ©' GxvXevetat, Cant. 612 . 7 1 n'>©bl©n 2' f, iGxv’-
Xtvpivrj (vgl. auch Ez. 23 15 . 23 ©■'©■’b© a' GxvXBvxat).
296) Der Index fehlt im Texte.
297) Die beiden Namen tx^apaxtov und ifipaiaxiov (so) sind gegen
die Bonstige Praxis von 710 ganz in Majuskeln geschrieben.
298) Ebenso ubersetzt a' in lob 41 7 . Er leitete piss von ab,
das er in Prov. 12 2 . Is. 58 10 durch ixspsxxely wiedergibt (in Is. 58 10
wird ixapexxm [s- J’ield Auct.] gewifi mit Unrecht alien drei Ubersetzern
zugeschrieben). Hiernach wird man auch das in Cant. 5i, uberUeferte
ixx^dstg zu iTiepexxddetg erganzen miissen, denn inxely hat a' nach den
sechs vonHatch-Bedpath angefuhrten Stellen, die, obgleich einzeln unsicher,
doch wohl zusammengenommen beweisen, zur Ubersetzung von TBC ge-
Ausgabe der Randnoten: Is. 81 — 8 ,
67
(V)nnj bS aav A' 2J' &' jcdvra tBvdyrj ^’^'^)
8 y’j’ "iwx "ty layi fiwty niin’a cibni xui d cp eX sir ai dnb
’lovdaiag ccvO'QtDJtov og Svvij6Etai XEqyuliiv agai Svvarbv &vv-
TElisaad^ai ri A' xai oixrj&Etai ®°*) ev ’lovSaCu ®®”) xXv-
braucht; und ebenso wird man in Ps. 17 le. 412, wo Field aus dem Syri-
schen retro vertierend nach Analogic von Cant. 012 ixxddets setzt, inep-
eHxvdns berzustellen haben.
299) Dies ist die attische Form. In hellenistischer Zeit heifit es
meistens Stdpvyag. Vgl. E. Mayser, Grammatik der griech. Papyri aus
der Ptolemaerzeit (1906), S. 18 und Thackeray, Grammar of the 0, T.
in Greek I (1909), S. 150f.
300) Ebenso iibersetzt &' in Ez. 34 13 , auBerdem e'(@'?) in Ps.
1254, LXX in Eeg. II 22 le. loel 1 20 . 3 18 . Das griechische Wort d<pe6tg
wird wegen des Anklangs an das hebraische p'’Eit gewahlt sein, vgl. oben
S. 50 Anm. 195.
301) Der Index fehlt im Texte und am Rande, doch ist durch die
Stellung der Eandnote auf ihre Zugehorigkeit zu it&v reixog hingewiesen.
Sie ist namlich genau unter die in der vorletzten Zeile stehenden Worte
nay telxos an den unteren Rand der Seite geschrieben (nicht wie gewbhn-
lich an den seitlichen Rand, weil von diesem die untere Ecke fehlte).
302) 710 navxa xsvayog. Der Schreibfehler wird unter dem EinfluB
des xeixos der LXX entstanden sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
303) Der Index steht richtig im Texte und am Rande, nur ist die
Eandnote, weil neben Sg wegen des in Anm. 301 erwahnten Fehlens der
unteren Ecke des Blattes kein Platz war, in den freien Raum gesetzt, der
am seitlichen Rande vor 87 zur Verfiigung stand.
304) Vgl. lob 4 15 E]bn^ a' axsxo.
305) Aquila ed. Burkitt und Aquila ed. Taylor haben fiir fmrT' stets
’Jovda (Eeg. IV 23 i2. 17. 22 . 24 . 26 - 27. Ps. 96 8). Auch Hatch-Redpath fiihren
unter ’lovSd und ’lovdag viele Stellen aus a' an , dagegen unter ’lovSaia nur
ler. 7 2 - 40 11 . 42i5, und von diesen ist 40 n (Auct.) kv rp ’lovSaia = HTliT’b
verdachtig, weil die "Wiedergabe von b durch iv xy nicht der Art a'’s
entspricht (s. das hebraisch-griechische Worterverzeichnis unter „Artikel“
und „b“), und die beiden anderen Stellen deshalb, weil an ihnen mit
anderen Ubersetzem zusammengefaBt ist. Demnach ist auch das ’lovSaia
unserer Stelle recht zweifelhaft. Fiir seine Echtheit konnte man hochstens
die Artikellosigkeit anfuhren, die ebenso ungriechisch wie dem Prinzip a''s
entsprechend ist, vgl. z. B. das artikellose SeSg = D'’n‘bs{ Eeider S. 350 f.
SoUte ’lovSaia etwa durch Angleichung an den LXX- Text entstanden sein
(vgl. oben S. 26 Anm. 51)?
68
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Bandnoten zu Is. 1—16.
g 5 jj, 306) diafiag lirng®®^) rga^i^^ov xatavtfjdsi^^”) 2J' xcci
dislivdstai diM Tov 'lovdu inixXv^cyv ®®®) xai nagdyav ftog tqcc-
yi^Xov qjd’dSsi
1/2 J3 muo ij nagtfi^ol'^ avrov] S' &' ij sxTaeig tov atsgxy'yiov
Vs IJOy r)iia>v 6 d-cdg] S’ ’Efifiuvovi^l^'^'’)
9 D’ttjf iy"l yv&TB ®^®)] A' S' &' ffad’govOd’B
inni 1“ xai ^rratf •9' £ **•’)] A' xai jiTrjeffBts
inni 1*1TKnn inni nwnn is xvx 6 t s g riTxds%E * iav ydg jtdkiv
306) VgL Ps. 31 6 SltStOb a' tov xXv6ai S' irctxXv^ovTa , aach Is.
23 15 ClCiltS a' s' xXv^ovda nnd Ps. 683 ‘'mfimB a' und S' InixXvSi ns.
307) 710 zieht Statics eoog irrtiiinlich in ein einziges Wort StafidSeag
zusammen. Die Wiedergabe der Verba finita 5|T30 und lay durch Parti-
zipien erklart; sich daraus, da6 beide Satze daneben noch ein zweites Ver-
bum finitum entbalten, welches a' als Hauptverbum iibersetzt, vgl. Aquila
ed. Burkitt Reg. IV 23 15 xai ivinprjStv 6vv to vfoopa Xaxxvvag eig xovr
= "yssh pnn niaan ns SjlflPI. (Allerdings konnte a' die betreffenden
Formen vieUeicht auch als Infinitivi absoluti statt als Verba finita gesprochen
haben, vgl. oben Is. Sis, wo er den Infinitivus absolutus, und 1 14, wo er
den Infinitivus constructus durch das Partizip wiedergibt.)
308) Die tlbersetzung von yjn durch xaravrav ist fur a' charak-
teristisch, vgl. Ps. 31 s. 87 4. Ez. 7 12 (Auct.). Sie findet sich bei keinem
anderen XJbersetzer.
309) Q bemerkt in einer bei Field ganz fehlenden, bei Swete unvoll-
standig angefuhrten Note, dafi die 'EfipcciHri hier und am Schlusse
von Vers 10 ’Eppavov^X hatte.
310) 710 fafit A S & SaSpovSSB Xaoi und a' xat xtijSSste zusammen
und stellt den Index fiir beides zu rjtx&SSre. Die Zusammenfassung erklart
sich daraus, dedi beides im Bibeltext unmittelbar aufeinander folgt
311) Direht vor 6aS,pov6^e steht nur a' S' . Das ©' steht tiefer mitten
unter S', gehort aber sicher noch dazu. Nach Theodoret, der die beiden
ganzen Verse 89.10 nach den „rpfis“ anfiihrt, haben dieselben hier 6vva-
SrpoiSirixE Xaoi iibersetzt. Hiennit vertragt sich die Angabe von 710 nicht.
Aber schon Montfaucon hat zu unserer Stelle treffend bemerkt daB bei
der Zusammenfassung der drei Ubersetzer die Dnterschiede zwischen ihnen
oft unberiicksichtigt bleiben (vgl. oben S. 8f.), und Field hat vermutet,
daB die von Theodoret angefiihrte Ubersetzung der xpelg speziell dem S'
angehore. FaUs dies richtig ist, wiirde SaSpov6^e Xaoi dem a' oder &'
zuzuweisen sein. — Bei der Wiedergabe von lyi durch SaSpovdSe ist
yyn in aramaischem Sinne = hebraischem ^ gefaBt, vgl. lud 10 s wo
das zwischen fTl und yyn in der Mitte stehende pi im A-Texte’ der
Ausgabe der Randnoten: Is. 8 8 — ii.
69
i6x^^ts, tckXiv ^m]d''^0£0d-s] xparaioved'S xal %xri60£xs
it£Qi^ovw09£ xal •^rrdff^f X£QL%(avvv8Q-£ xal r{rta0d'£
11 ns ’3 ovTtag®^^)] ^ on taS£
,I,J,314)315)J ^ :l^6g (t£ 316)
LXX durch 0aBpovv iibersetzt ist. Vgl. aacb die von Hieronymus zu
unserer Stelle angefuhrten Ubersetzungen infirmamini und confringimini (Hie-
ronymus selbst iibersetzt congregamini = 6wadpoi6^gte).
312) Auf 7ttg0(3£T£ folgt in 710 in derselben Zeile und obne Inter-
punktion aspi^avvvdS'e xtX. Aber dies kann nicht znaammengehoren. ice-
pt^d>vvv63^£ xtX. wird auch von Theodore! als Ubersetzung der rpstg iiber-
liefert (vgl. Anm. 311 und 313), aber er hat davor nicht xpaxaiov6^E xal
TtTg60£XE , sondern xa\ ivaixidad^E Ttavxa xa xtoppadEv xrjg yijs ganz ent-
sprechend dem hebraischen ■'pmia bD 13^TStm. Folglich mu6 xpa-
xaiovd^E xal icxgddEXE eine andere Ubersetzung von inm ntSnn sein.
Da nun xal nxgddEXE = irtlTl am Anfang des Verses fiir jl bezeugt ist
{vgl. auch Ez. 2 6, wo gerade j! mn durch xxg^gg wiedergibt) , mochte
man dieaen auch fiir den Autor von xpaxatovd^E xal itxgddEXE halten.
Dagegen spricht aber die fiir a' unerhort freie Wiedergabe von “ntiSnn
durch xpaxaiovd^E, zu der auBer der LXX (Idxvxoxxg, auch das
Targum (“ISpniS), die Peschita (<xiAi»t() und die Vulgata (1® eonfortamini,
2'-' accingite vos) zu vergleichen sind.
313) Hier folgt in 710 noch, vom letzten ifxxddSrE durch Kolon und
Spatium getrennt, das Wort „dEvxEpov'''' . Aber dieses gehort nicht zum
Texte, sondern soil nur dem Leser bestatigen, daB „itBpiSa>yyv<S3rt xal
ifxxddSE'^ nicht etwa aus Versehen wiederholt ist, sondern wirklich zweimal
dastehen muB. Ganz ahnlich bei Theodoret, der xEpi^daywd^E xxX. als
Ubersetzung der xpslg anfiihrt (vgl. Anm. 311 und 312): „TCEpt^d>yvv6^E
xal fftxdd^E, xal it aXiv ^coyyvdSE xal ifxxdd^s", wo „xal *dAiv“ den-
selben Zweck hat wie unser „SEvxEpoy“^, aber so in den Text eingeschaltet
ist, daB es ganz aussieht, als gehorte es diizu (auch Field fiihrt es mit als
Bestandteil des Textes an). Ubrigens verdient 710, der beidemal srspi-
^wyyvd^E hat, den Vorzug vor Theodoret, der das zweite Mai bloBes ^wy-
yvdSE bietet.
314) Die Indices zu den drei ersten Bandnoten von 8ii fehlen im
Texte und am Rande. Die Randnoten selbst folgen in fiinf Zeilen un-
mittelbar aufeinander und entbehren, da auch keine Autorennamen vor-
handen sind, einer deutUchen Scheidung ; besonders konnte man die beiden
ersten Zeilen ^ 5xi xaSs und ^ xpog ps ebensogut zusammen lesen. Doch
ist wenigstens das erste jjfipog (in xax’ x®vdg) von dem in
derselben Zeile folgenden &g durch einen Punkt getrennt.
315) ■’bs hat in der LXX kein Aquivalent
70
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Eandnoten zu Is. 1 — l(j.
TH npms^i ’) Tfj iviexvGLV tf/S tag
iv XQuxii T^s
ina nabo ’jid’i a3t£ld'OV6lV Tl'j XOQSta tijg otfov] &'
xal dxoSrr/gei /if axo f^g odov®-”) JJ' xai anietrjeiv fis ,ui)
xogevted'ui 6Sa
12 ntyp 1° ex XtiQOv] a' &' evvdsenog E' dvrapeia^’^')
nN1 rbv dh tpofiov) avrov\ Al Xccov^'^'-)
316) jrpos (so richtig in der Hs. akzentuiert) ist als Ubersetzung
des 2' bekannt.
317) So, nicht rpTn3, haben die meisten von Ginsburg verglichenen
Hss. und Ausgaben, s. Prophetae posteriores diligenter revisi juxta Mas-
Eorah atque editiones principes cum variis lectionibus e mss. atque antiquis
versionibus collectis a C. D. Ginsburg (Loud. 1911; Isaias diligenter re-
visus etc. erschien separat scbon 1909). Ebenso lesen auch das Targum
(rpri‘’Kr), die Peschita (^|so y-{) und der Autor von xar iyiexvetv.
bagegen scheint der Autor von dig iv npdxn (s', s. Anm. 318) und ihm
folgend Hieronymus in der Vulgata (sicut in manu ftyrti) beide Lesarten
zu verbinden.
318) <i>g iv xpdxti xrjg xi^pds ist als S'-TTbersetzung bekannt. Nach
der oben S. 6 Anm. 2 dargelegten Eegel mussen wir vor der Ubersetzung
des s' die des a' erwarten; also wird xax’ ivi6xv6tv xfjg x^^pds dem a'
oder a' 0' (vgl. ebenda) angehoren.
319) Masoretische Vokalisation aber a' 0' sprachen ‘’rnC'l ,
s'
320) Die letzten Worte dxb xrjg hSov, welche das hebraische robtt
Tins nur sehr frei wiedergeben, gehoren gewiB bloB dmn nicht auch
dem a' an.
321) Zwar nicht dvxapPia, aber dvxaptiig ist hier und Reg. IV 11 14
als .2 '-Ubersetzung von IBp bezeugt (vgl. auch Am. 7 10); daher wird 6'
Schreibfehler fur C' sein, vgl. oben S. 6. dvxaptSia scheint in jiingerer
Zeit iiblicher als dvxapdig gewesen zu sein und ist vielleicht aus diesem
Grunde fur dvxap6ig eingesetzt,
322) Dies kann nicht richtig sein. Gehort \aov wirklieh dem a' an,
so mu6 es zum vorhergehenden Verse gehoren, wo von Tlli ein genetivi-
sches Hfn abhangt; doch ist dies nicht gerade wahrscheinlich, da auch die
LXX dort Toi) Xaoij iibersetzt, also zu einer Notierung der gleichlautenden
^’-Ubersetzung kein Gmnd vorlag. Sonst bleibt die Moglichkeit, dafi Xctov
tiberhaupt keine Ubersetzung des hebraischen Textes ist, sondem nur das
aitov der TJtX erklaren soli; allerdings wurde man dann eher xov \aov
erwarten.
Ausgabe der Randnoten: Is. 8 ii — 14 .
71
13 A' xai aStog &g6tj0is v(i&v 2J'&' XQUxai-
(Dfia v^av
14 bityao "iixbi r\Sii psbi tyipob n’ni B0rai 001 tig ayla0}ia xul
ovx hg 1/9’ov ]tQo0x6fifiati 0xyvavTiij6E6&s avt& ov8a 8)g nhgag
ittafiatL] A' xul aerai sig icyia 0 fia ^^^) xul eig ICd'ov agoexofi-
(lUTog xul sig 0tsgsbv exuvSuXov^^^
bNIty’ ’na ’Jtyb 6 de olxog 7ux6fi] A’ 2:'®' Tolg dveii/"-^’) o'l-
xoig^'^^) ’l0guijX
typID xoi.Xu0(iuT i] 2!'®' 0xuv8uXov A' exSAov®^®)
323) Die Mehrzahl der von Ginsburg (s. oben Amn. 317) verglichenen
Hss. und Ausgaben hat D3S*’‘iyM, aber eine nicht unbetrachtliche Minder-
heit nSS'iyia. Bei der defektiven Scbreibung kann aber 'p’lyB nicht nnr
als Part. Hipb'il, sondern auch als Substantiv (‘piy'Q, vgl. 10 33 n 2 “iyo)
gefafit werden, und so haben es offenbar a' und JS' B' gefafit, wenn sie
S)p6ri6tg und xparaitofia iibersetzten, vgl, aucb Targ. 'ilSBpin und Vulg.
terror vaster .
324) Die LXX gibt das vorhergehende D3S*ni3 Sim durcb Hat aitog
i6rat Oov tpo/Sog wieder. Wo im Hebraischen 0351513 Sim steht, hat die
IjXX xul ikv ix’ ait(p xtxot^ojg pg. Dies entspricbt aber dem bebrai-
schen Wortlaut so wenig, dali der Index begreiflicherweise zu dem Oov
vor <p6fiog gesetzt ist. DaB jedoch die aus a' und 2 '©' mitgeteilten Uber-
setzungen nicht etwa ODSIItJ Sim , sondem DDS1513 Sim wiedergeben, folgt
sowohl aus Spopdtg (vgl. oben 2 19 )n5 A' SpopOai), als aus der fiir 8 is. 14
vollstandig uberlieferten 2 '-Ubersetzung (Field Auct. S. 29), in der man
die Korrespondenz von xparaiapa und ]piyi3 sicher feststellen kann.
326) xal iOrai sig ayiaOpa war bisher nicht als Ubereetzung des a\
wohl aber als Ubersetzung des 2 ' bekannt, s. Field Auct. S. 29.
326) Field nach Q richtig sig Oxspsbv OxarSdXov, vgl. besonders Ps.
30 3 (Auct.) nSB lisb a' sig Otspsbv xpaxataparog und Ps. 61 « 'I't'S 112
a' Oxspsbg xpdxovg pov. Die Umwandlung der abenteuerlicben, nur bei a'
moglicben Konstruktion in die leichtere stg Oxspsbr 6xdvSaXoy erklart sich
ohne wei teres. — Uber OxdvSaXoy = '511D3T3 s. oben S. 39 Anm. 118.
327) Field hat SvOiy bei a' und ©', dagegen bei 2' nach Prokop
5i5o. 710 stimmt mit Q (a' 2' B' xoig bv6tv olxoig) uberein. - — Die flek-
tierte Form dvOty wird fur a' auch durcb Aquila ed, Burkitt Reg. IV 23 ib
bestatigt.
328) 710 schreibt irrtumlich olxog, wobl unter dem Einflusse des
LXX-Textes, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
329) Ebenso iibersetzt a' in Ps. 6823 . Prov. 18 7 („a' 2' 20 2 . 3 .
2 2 23 , Tgl. aucb unten Anm. 332. Die Richtigkeit der Uberlieferung kann
72 Lutkemannu. Rablfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
15 ibK'Sl dice rovTo aSvvazrjeoveiv^^)] A' iSxavdaiad-rjaovrai
2' xal jtQO0x6il)Ov6iv
Itypiai xai eyytoutfiv®^-)] A' xccl exmlcod'ijaoi'Tai Z' nayidsv-
&t]0ovtai 0' i^svd'^0ovtai
16 no’ja nnn ninn miyn nix tors q>ttvsQol iOovxui ot 0 <pg ay i-
^dfievoi rbv voyiov rot) tiri [la&stv] A' Z' 0' dfl0ov nagrvgiov,
0ifgdyi0ov vofiov sv didaxTotg .uov®**)
17 I’DDO daodrgdtljavtu^^'^)] dnoxgwttovta^^^)
19 maw iyya0Tg i {iv&ovs^*^] A' [luyovs 0' d-eXrjtdg
also trotz der abnonnen Eeihenfolge der tJbersetzer (vgl. oben S. 6 Anm. 2)
nicht bezweifelt werden; auch waren wenigatens a' 6xmXov und 2' 0xdr-
daXoy sebon bisher gut bezeugt, s. Field.
330) Der Index steht zwischen dSvvaz-d6ov6tv und dem folgenden iv.
331) Vgl. oben S. 39 Anm. 118.
332) Der Index stebt beim folgenden &Xdi6ovTat = ‘^^^b3(^), aber
xaytSev^vdovTat ist, wie aus Prokop (a. Field) bervorgebt, aicber = Hl}p3(’l),
und dasaelbe g^t von 6xmXot>^6ovxai (vgl, oben Anm. 329 und Os. 9 a
Blp’’ jd i6xai>XB0nivTj) und von iBsv^ri6ovrat (vgl. — IDpIt) LXX
Am. 35; = ©ip"’ 2' Prov. 65, A' 2' ler. 5 25 ).
333) 710 0KoXa3^Tj6ovtat.
334) 710 stimmt bier am genaueaten mit Theodoret iiberein, der das-
selbe, nur mit ofEenbar falscher Hinzufiigung dea Artikels vor /xctpzvpior,
den rpeis zuscbreibt. Abnlich auch Q, der jedoch nm- a’ nennt und 7v-
ST/doy statt 6f}6oy, &<ppdyi6at statt 0tppciyi0oy hat. Weiterea siehe bei Field.
335) Der Index fehlt im Texte und am Eande. Die Eandnote steht
am SchluB der Vorderseite von Bl. 54, wahrend das Textwort erst am
Anfang der Kiickaeite folgt.
336) Bei Eusebius ist uberbefert a' dnoxpvfiovxa, ^ xpvftoyxa. In
710 ist wohl a' vor d- ausgefallen.
337) 710 hat in seinem LXX-Texte zuerat robs dxb rps riji <pa>-
yovyxag imd dazu die Randnoten A' xovg ■yyoopi6xdg 2' xovg yydidzag.
Dann folgt iyyadxptpvSovg mit den Randnoten a' pdyovg S' dcXxjxdg.
Danach wiirde yycaptdxdg und yydtdxag zu dem im Hebraischen an erster
Stelle stebenden maS gehoren, pdyovg und ^eXTjxdg zu dem an zweiter
Stelle stebenden D^3J)^l^. Aber das ist unmbglicb. Ein so ausgesproeben
etymologisierender Ubersetzer wie a' kann durch yvapidxpg nur ’’371^ wieder-
gegeben haben, und diese Ubersetzung ist fur ihn auch ausdriicklich in
Deut. 18 n (a. Fields Anm. z. St. und Brooke-M'Lean z. St.) und Aquila
ed. Burkitt Reg. IV 232* bezeugt. Ebenso ist das yyd>6xpg dea 2' natur-
heb = ■'35'T’, und auch bier haben wir wieder das ausdriickliche Zeugnis
Aosgabe der Randnoten: Is. 815 — 21 .
73
D’jjn’n Tovg dad rijg y^g qjeyvovvrag A' rovg yvc3gi6tdg
2' tovg yvaetag
D’flltSJtlD xEvoXoyovvtccg^ A' dgvsd^ovtag & ergov^i -
D’Jnom 0 ? dab t^g xoiXiag ^avovffip] &' xal tovg (isXaravtccg
20 int£^ lb d cog a Sovvai asgi avtov\ avtm c/iwopta
21 vnbN3i xal td adxgia] A'®' xal iv toig &soig avtov^*^)
in Dent. 18 11 (Field und Brooke-M'Lean). Femer ist ^EXrjxris unzwei-
deutig eine — ofter, auch in LXK Reg. IV 216. 23 24 (vgl. Aquila ed.
Burkitt S. 30 f.), vorkommende — etymologisierende Ubersetzung von 21i!C.
das man von HIS MXuv ableitete, s. die Belegstellen bei Hatch-Redpath.
Und aucb fidyos ist ganz sicher als -Ubersetzung von 31S bezeugt, s.
Hatch-Redpath und Field zu Deut. 18ii, einer Stelle, die der unsrigen
liberhaupt in jeder Beziehung parallel ist. — Die Schwierigkeit laBt sich
heben durch die Annahme, daO der LXX-Text des Archetypus, aus dem
die hexaplarischen Randnoten von 710 atammen, iyyadtptjiiv^ovs wie B
V o r Tous dab tf/g yijg epayovvtag hatte. Denn in diesem Falle entsprachen
TiXX lyyadtpi/xv^ovg a' pdyovg &' deXrjrdg ganz richtig, wie wir es auch.
oben in unserer Ausgabe der Randnoten hergestellt haben, dem hebraischen
mss , und LXX rovg dab rijg yf/g (poavovvrag A' rovg yvwptOrdg S' rovg
yvd>6rag ebenso richtig dem hebraischen D*'3yT’n. Und die falsche Kor-
respondenz mit dem Hebraischen ist dann nur dadurch entstanden, dab die
Randnoten spater zu einem LXX-Texte mit umgekehrter Reihenfolge ge-
schrieben warden und demgemafi auch selbst ihre Reihenfolge tauschten.
338) Vgl. Is. 38 14 5]SBSS A’ dpviiioo rpiOa &' 6rpov^i6oo. A' iiber-
setzt etymologisierend (Reider S. 341); "UBS Spveov (Ps. 83 4 . 103 17 . Ez.
17 23 [„ir<irr£s“]), 51 SB 2 dpyed^etv. Daher ist das an unserer SteUe iiber-
lieferte dpyed^ety, welches auch in einer Glosse Hesychs, freiUch in ganz
anderem Sinne, vorkommt {dipyed^sro' pErioapor InijpE rrjy HE<paXi)y), dem
sonst gar nicht belegten und daher von Hatch-Redpath mit einem Frage-
zeichen versehenen dpvi^str Is. 38 14 vorzuziehen ■ dpyiOa wird dort durch
Angleichung an rpiOoa und drpov5ibco entstanden sein.
339) Ebenso ubersetzt 0' in Is. 10 14. 38 14 .
340) Dieser namenlose Ubersetzer sprach ^^iD start “imD und fabte
das im Sinne von "iriD, vgl. Prov. 31 is IHO a' s' 0' ipaopia, Is. 23 is
"ino 1® nnd 2® LXX ipxopia (so 2® auch S') a' ipaopiov, auch LXX Is.
45 14 . Ez. 27 15.16.
341) So auch Q. Bei Field = Theodoret fehlt der Artikel, der auch
nur dem 0' angehoren kann, s. oben S. 26 Anm. 55. Der Plural S’toig
(vgl. oben S. 19 Anm. 1) erklart sich hier aus der Deutung von 0'’Hbs
auf falsche Gorter.
74
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Kandnoten /ii Is. 1— IG.
22 5)iy)0 '^xXv6is
mJO Serf fijj piaxsiv] a' i^co&ovfievog
23 (gr. Kap. 9, 1) Spn rovTo ng&Tov Jtie, taxv :toi£i,]
A' &' tovto JtQ&TOv ixov(pi^s 2]' o TCQ&rog sTcixvvsu^*'^)
O’n im T3Dn pnnKni bSbv &ald067'ig y.ui o'l Xoizol oi rriv % a-
gakiuv xaroixovineg] A' H' & xal 6 sGx^'^^S f^dgwev 6d'ov
xifV xutu d'dXccSaav ***)
342) Dem hebraischen nbsKI npU nsttjm mS entspricht in 710
wie in vielen anderen LXX-Hss. SAI^'is xal 6TEyoxa)pia xal 6x6xoq, dno-
pia dxtvtf xal dxoxos. Hier ist also ^Xiiptg — ms. Das ist an sich
ganz normal, da SXitpig sehr oft “12 wiedergibt. Aber die a' . 2 '-Uber-
setzung exXvdtg kann nicbt = ni2 sein , denn kein Ubersetzer hat nach
Hatch-Redpatb die Wurzel 112 jemals durch ixXveiv, exXvdtg wiederge-
geben. Von den hebraischen "Wortern unserer Stelle kommt als Original
fiir txXvdig nur “Va pn Frage. Schon die LXX hat die Wurzeln ,
“py, pr' ofters durch ixXvetv wiedergegeben (lud. 8 15 [A-Text]. Reg. I
14 28 . II 162 . 14 . 17 29. 21 15 . [Is. 46 1 / 2 ?]), und dieselbe Wiedergabe findet
sich auch bei den ubrigen Ubersetzern. Mehrere Stellen, besonders fiir a',
sind schon oben S. 55 Anm. 233 angefiihrt; fiir 2 ' vgl. auBerdem Ps. 622
^■’5 2 ' ixXvdtt (Dativ von IxXvdig), 142 6 nB‘'y 2' ixXvopivr} (nur sy-
risch erhalten). Prov. 2025 nS'’^ 2' e' ixXvouerr/g (nur syrisch erhalten).
Is, 1429 (s. unten) und SOs pSlTt) 2' ixXvav. Wenn also IxXvdig durch
den Index als zu SAi^is gehbrig bezeichnet wird, so ist dabei nicht die
Reihenfolge, welche die Substantive im LXX-Texte von 710 selbst ein-
nehmen, vorausgesetzt, sondern die Reihenfolge B's axopia dxEv^ xal dx6^
Tog, ^Xiifng xal dxtvoxapia xal dxoxog , bei welcher 5Ai^ts dem des
hebraischen Textes entspricht. Folglich ergibt sich auch hier wieder wie
soeben bei den ersten Randnoten zu 819 (s. oben S. 72 Anm. 337 ), daft
der LXX-Text des Archetypus, aus dem unsere Randnoten stammen, gegen
710 mit B iibereinstimmte ; vgl. oben S. 16.
343) Field nach Prokop: ,,. 2 . xal oi Xoinoi' b xpdoxog irdxvve'' xtX.
(Prokop selbst sagt: „xard 2vppaxov, a f/xoXovSijday oi Xontoi"). 710
ist genauer, aber immer noch ungenau, da er a' ©' zusammenfaBt, obwohl
a' sicher nicht wie ©' (vgl. oben S. 28 Anm. 69) das rovxo der LXX
beibehalten hat.
344) Hier berichtet 7 10 ebenso summarisch und ungenau wie Prokop,
s. die vorige Anmerkung. In WirkUchkeit gehort die Ubersetzung so, wie
sie dasteht, dem 2 ' an (Prokop: „xaxdc 2vftfiaxoy^^ , s. Anm. 343). Fur
a’B' iiberliefert Q bSov x^g SraXaddrie: zweifellos mit Recht, da nur diese
Ubersetzung der Art j<”s entspricht.
Ausgabe der Kandnoten; Is. 822 — 94 .
75
b'bj raXiXaia] A' d'tvag^°) £’ oqiov
Eapitel 9.
2 (gr. 3) nnotrn nbtjn k*? o xarijyccyeg iv sv^go6vv^ 6ov]
A" Z' & ovx ifisydAvvag xriv tvfpQoevvTqv^'^)
1^’J’ "1tyN3 dv T^oirov^*^)] ^ dyalkimvtcci
Vbty 6xvX(i\ kdcpvQtt^^)
4 (gr. 5) nn’ni n'loia nbot^i tyyna bs o
tL's nSsNo nsntyb oti Ti&eav ©toA^i' sx:c6vvriy[iBvijv d6lq>
xal t^dziov g£T« xazakkayf^g cutoti&ov6iv xul d’skijeovdiv eI
eysv^Q^TjSav aDptxaudTot] A' ozi izdtfa eactycoy)) E^iuyofiEvrj ev
6Ei6fim xul [(lazLGfibg itsqivQfisvog iv ui^ueiv xul iezai sig
i[mQri6fibv^^'^) xazd^gcofiu stvpog Z' ozt Ttu6u §lu i^ide^r}
iv GEiSfia xul TZEQifioXaiov iq>vQri iv aifiuri xul s6zai eig
xttvSiv^^^) xuzd^Qofiu TtvQog
345) Field nach Prokop (Curterius S. 154 Z. 2); 51v£f. Aber der
Akkusativ scheint besser in die Konstruktion zn passen, a', der aucb Ez.
478 nWa durch Stra?, loel 3 4 Hlb'^ba durch Sires wiedergibt, leitete
^■>^51 von bs „Steinhaufen“ ab, vgl. ler. 9 n D^bsb a' eis Slrag.
346) Statt Sb hat das Qere lb. Aber a’ 2' &' setzen das Ketbibh
voraus,
347) TT/y ev<ppo6vv7jr war bisher unbekannt. a' hat sicher den Ak-
kusativ gehabt. Ftir 2' dagegen gibt Field naeh Eusebius e-dq>po6vy^
e'd<ppd.vSrj^av = "11172© nn©©n an.
348) Der Index steht iiber dem SchluB von zpoxov und zeigt dadurch
an, daB das von Origenes sub asterisco hinzngefugte dyaXXiwyTai h inter
rpojcov einzuschieben ist.
349) Xdcpvpa wird dem a' angehoren, der bb© gewohnlicb so iiber-
setzt, 8 . die Belegstellen bei Hatch-Redpath unter Xdipvpor und Xaipvpelv
und vgl. anch Prov. 31 n, wo schon Montfaucon zu anonym iiberliefertem
Xatpvpcov = bb© bemerkte: „Videtur esse Aquilae, qui sic solet vertere“.
In Unzialschrift konnte A' vor A leicht ausfaUen.
350) Masoretische Vokalisation IND, aber die Ubersetzer sprachen ISO.
351) Vgl. Reg. II 20 j 2 D “0 bbsrT? LXX jtetpvppiros ev xa alpari.
Vielleicht dachte man an einen Zusammenhang von bbia und bbStlH mit
bsa, vgl. Thr. 4 14 ma ^bsbs 2 ' i<pvptj6av iv aiuaxi.
352) Analog tibersetzt a' Cl"!© durch ipxmpdvai (Hatch-Redpath S. 458
und Suppl. S. 204), in Dent. 815 . Is. 30 e durch ipxpij6xr]s und in
Is. 14 29 (s. unten) durch ipxtnpwv.
353) 710 schreibt irrtumlich xavxri&tv statt xavdtr. Hinter xavdiv
76
Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Bandaoten zu Is. 1—16.
5 (gr. 6) I*?’ ’3 on aaidiov] S' veavCag yap
mtyon ’nni Qv ii «QXV A' xal eysviro to fistQov
Z ' & xui idrat tj aaidsCa
fi£ydli]g ^ovlrjg] A’ Q^av^adtbg dv^i^ovlog S’ nagct-
do^ccdfibg ^ovXsvtixog
6 (gr. 7) mtyon nann*? sydkr] rj dg^y) avtov] 2J' 0' £«Ajj-
^vv^ri ij jcaidsia
xatOQ^&dai] A S' & iroifiadai
8 (gr. 9) aaS *?^Ja1 mwa ig) v^gsi xal viln]Xfi xagSig] A' S' ev
vx EgrigavCg xal fisydO’si xagSiag
10 (gr. 11) pa|ft] A' syfieTEagidet ^'^^) S’ &' v^adsL
noaO’ dtadxedadsi] dtudiadti dvu^aXst dvyxsgadsi
filgt Field nach Prokop noch ein xai hinzu, aber dies steht im Hebrai-
schen nicht und feblt in 710 mit Recbt
354) Hier scheint die Aussprache ‘'Hnn statt ■’nP' vorausgesetzt zu
werden. Oder ist es nur eine freiere Dbersetzung ?
355) 0' ist hier mit Unrecht hinzugefiigt. Nach Q’s glaubwiirdiger
Angabe hatte er tS nXrj^vvBtv xify xatSeictr.
356) Der Artikel fehlt bei Field = Q, aber 710 hat recht. ^ ist
hinter -t/ ausgefaUen.
357) Das bloBe /^srtSei gehort nur 2' an; a' muB davor iv = 2
gehabt haben.
358) Masoretische Vokalisation , aber alle Ubersetzer haben das
Futurum, vgl. 9i;.
359) a' gibt 330 sonst durch iTtepexaipeiv wieder (Ps. 106 41. 138 e),
3300 durch vnepeitapdis (Ps. 9 10 [nur syrisch erhalten]. 45 8 [Mercati].
474 ) Oder inspeTtapxTi? (Ps. 45 12 [Mercati]), vgl. auch Prov, 18 10 33031
a' 2 ' 0 ' xdi dpigdixai. Daher konnte man vermuten, daB ivpsxscopidet
einem anderen Ubersetzer angehort. Allerdings ist dagegen aucb wieder
zu beachten, daB ivpexecapi^iv als sehr seltenes Wort (bei Hatch-Eedpath
iiberhaupt nicht belegt) gerade zu der Vorliebe des a' fiir ungewohnliche
Worter sebr gut paBt.
360) Ein Verbum dxadiovv ist sonst nirgends bezeugt. Da A dem
die Ubersetzung angehort (s. die folgende Anm.), in der Parallelstelle 19*
dxadidcdco hat, konnte man auch hier versucht sein, das dxadtaxSei der Hs.
in 6ta6id6£i zu korrigieren. Aber a' hat, wie schon J. Fr. Schleusner,
Novus thesaurus philologico-criticus 5 (1821), S. 39 unter 6xay8aK6ai> be-
merkte und Reider S. 353 bestatigt, eine groBe Vorliebe fur Verba auf
-ow, und er braucbt auch neben dem tiblichen dxctySaXi^ety das gleich-
Ausgabe der Bandnoten: Is. 95— ii.
77
11 (gr. 12) mpO aqp’ iiXlov avatoXSyv\ A' aic'o^^^)
D’nty’?!) tovs "EXXrtvasI A' X' &' 0vXi6rLeCv
falls sonst nirgends bezeugte dxa-ySaXovv, s. oben S. 39 Anm. 118. Daher
ist auch dra^iaxSet nicbt zu beanstanden.
361) Vgl. Is. 10 2 ‘'rDD3D{*l) a' dradtada S' dvfifiaXw. Danach ge-
hort auch an unserer Stelle dradtadet dem a', dv/xfiaXtl dem 2' an, nnd
dvyxepadet bleibt fiir &' ubrig. Die Ubersetzungen folgen also aufeinander
ganz in der ublichen Eeihenfolge a', S', G' (vgl. oben S. 6 Anm. 2), und
es fehlen nur die Autorennamen.
362) a' hat nach 710 nicbt nur an unserer Stelle unelidiertes dnh vor
dpxfj^ey und SmdSev, sondern auch 14 14 in\ iifiapara (dagegen S' iq>
v-^r/Xy) und ursprunglich wohl auch I 29 dno idxvp&y (s. z. St.), wahrend
elidierte Formen bei a' in 710 iiberhaupt nicht vorkommen (falls nicht xat
iyldxvdty 8 11 dem A' angehort). Ahnlich werden in Aquila ed. Burkitt die
Prapositionen nur vor Formen von avrog elidiert: Reg. Ill 21 7 dn a-drov,
15 per’ avtovg, IV 23 20 iit avrd, 25 per airtoy, in alien anderen F^len
dagegen nicht: IV 23 12 duo ixet^ey, n dub ’lovSa, 22 dno ijptp&v,
26 dnb Spyrjg, 27 dnb ini npoddinov pov = ’’5B byiO (auch dXXd IV 2323
ist vor iv nicht verkiirzt). Die Elision unterbleibt in jiingerer Zeit iiber-
haupt sehr oft im Interesse der Deutlichkeit, vgl. z. B. Thackeray, Grammar
of the 0. T. in Greek I (1909), S. 136 f. und BlaB’ Grammatik des neu-
test. Griechisch, 4. Aufl. von Debrunner (1913), § 17. Daher konnen diese
unelidierten Formen sehr wohl auf a' selbst zuruckgehen. Allerdings linden
wir umgekehrt in Aquila ed. Taylor lauter elidierte Formen: Ps. 89 17 .
102 10 i<p’ iipag, 101 so dtp’ titpovg, 102 13 iq>’ viovg (und ebenda S. 8 in
einem Hexapla-Fragment dn avtov)', dagegen wieder umgekehrt in den
Mailander Hexapla-Fragmenten in Ps. 17 32 dnb dya> (Hatch-Redpath Suppl.
8. 200).
363) dnb dpxv^sy — D“1p® hat . 4 ' auch in Gen. 28, vgl. auch Ps.
77 2 D'Tp “’JtJ a' i£ dpxv^ey. Die Ubersetzung erkliirt sich daraus, daB a'
schon das bloBe DTp durch dpx^Ssy wiedergibt, s. Field zu Gen. 28. In-
folgedessen kommt er dann sogar zu den Ungeheuerlichkeiten Reg. IV
10 25 eig dnb fjpspdiy dpxijSey = 0“p Ez. 816 dpx^S'iybe = H'C'Tp
und Is. 11 14 (s. unten) viovg dpx^^^y = D'Tp "’33.
364) Montfaucon und Field nach Theodoret: „Oi Xotnoi' xobg
drteip'’''. Aber aus Theodorets Worten „oi dXXot ipuriyevTal oi rovg "eX-
Xr/yag, dXXb xovg ^iXidneip iippijy£vday‘‘ foigt mit Sicherheit nur, daB die
anderen Ubersetzer das hebraische Wort selbst beibehalten, nicht auch, daB
sie es im Akkusativ gehabt haben. Ja der Akkusativ ist hier sogar sehr
unwahrscheinlich , da mit 9n ein neuer Satz beginnt, und die anderen
tibersetzer diesen schwerlich wie die LXX als Apposition an den vorher-
78
Lutkemann u. Itahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — IG.
*1inN1D d(p iiliov dv6iJ.a)v\ A' 2^' a'xb ’^-) otcicQ'sv ^^^) & an
86idrov
12 (gr. 13) ovx dneGTQccqtr]] A' ovx sns^GTQUcpr^^^^)
13 (gr. 14) n33 (ityav xal fiixgov] A' xataxdiinxovra^^^) xal
Stpe/JAovvca 2J' xaujrroi'rcc ®®^) xal xjjuovvru^^^)
14 (gr. 14 [so]) a’JD N1£»31 xcd rovg xa ngoecona ^av^iu^ovxag]
gt^henden angeschlosseii haben. Vgl. unten Anm. 37 3. — Die Form des
Eigennamens wecbselt; bier 2 ' ©' ivXt6tiAv, 11 u und HsiA'S'S'
^vXt6St£ilx, 14 20 obne Autornamen ^vXi6riEi^i.
365) Vgl. Eeg. I 15 n. II 7 8 . Ps. 77 71 . Is. 59 10 (Swete) “inSTa oder
■’■'.ns’a a' duo dntd^ar.
366) 710 hat nur oim tat. Wir haben tat za entdxpaipT] erganzt
nach den Parallelstellen Gen. 3 20 (1)31© LXX daodxptTpai a' iatGrpeiliai,
P.s. 131 10 3®n LXX djto6Tpij/)jfg A' iaiCrptilipi , Is. 51 11 ^31©^ LXX
dno6xpa<pi)6ovxai A' lici6xpaq>rj6ovtai, Ez. 9 1 5 3ltDn LXX daodtpsTpei A'
intStpitj^si, Vgl. aueh ler. 37 20 . Ez. 1828 - 21 so. Ion. 3 s- Vermutlich hat
710 .(Srpa<pTi fortgelassen, well es schon im LXX-Texte steht, ahnlich wie
Q in 3 17 zu axoxaXv^ei als Variante nur ava an den Rand schreibt (s.
oben z. St.); allerdings kommt eine solche Kiirzung sonst in 710 nicht
vor. tibrigens hat an unserer Stelle auch der LXX-Text B’s intGxpdtpri.
367) Vgl. Ps. 56? 3|23 LXX xarixapipav, Is. 085 C13^n LXX odd’
&V xdpippg. Als ^'-Ubersetzung von nSD hatte Field in der Parallelstelle
19 15 aus Hieronymus, der fiir A incurvum angibt, (SvyxvTtxoyxa erschlossen,
doch ist aucb dort wobl xataxapaxovra anzunebmen, obgleich dies eigent-
licb nicbt = iticu'ITuwi, sondern = incurvantem ist, wie Hieronymus selbst
an beiden Stellen iibersetzt.
368) 6xpt(iXovvxa war als ^'-Ubersetzung von DiaSS schon aus der
Parallelstelle 19 15 bekannt, vgl. auch 585 (Auct.) -iTOS A dxpeftXdv. Die
Deutung ist bier ahnlich wie bei 2', s. die folgende Anm.; besonders
ahnlich sind „folternd“ (a') und „Halseisen“ (S' 08,5).
369) Die Ubersetzung xr/fiovrxa lehnt sich an den Klang des hebrai-
schen Disas an, vgl. oben S. 50 Amn. 195. Ein eigenturaliches Zusain-
mentreffen ist es, dafi im Talmud umgekehrt das griechische Lehnwort
D©'’3 = xrfpov (Akkusativ) aus dem hebraischen erklart wird, s.
die Talmud- Worterbucher. — DaU in den Parallelstellen Is. 19 15. 585
(Auct.) andere ^'-Ubersetzungen (xtXog, (x)Xoi6y) uberliefert sind, beweist
nicbt gegen die Richtigkeit der Angabe von 710, da . 2 ' dieselben Wdrter
an verschiedenen Stellen oft ganz verschieden ubersetzt, vgl. unten zu <pv-
G&y Idas; iiberdies ist (H)Xoi6g „Halseisen‘‘ 585 sinnverwandt mit xm6g
„Maulkorb“.
Ausgabe der Eandnoten: Is. 9ii — 16 .
79
A' xai alpoiisvos irpoffrarcois *'*) xal sxijpfisvoa %q6-
0ioita^'‘'^) xal aiSdeifios^^^)
Min avT ri ?j «9X^] A' S' &' avrog iffrtv rj xe^aZrj
15 (gr. 16) O’jfbstt VntyMOl xal TtlavaStv oxcog xaraTcCaxSiv av-
xovg^"'^)'] 2' xal oC (laxagt^onsvoL^^'’) avzov xarartivofievoi'^^^)
16 (gr. 17) (Vmn3 vBavC^xovg] A' smkBxtovg^'’^)
370) Die pluralische Ilbersetzung von D'lE, deren Echtheit man wohl
nicM bezweifeln kann, ist selbst bei a' selten. Sie kommt in den von
Hatcb-Redpatb aus Is. angefiihrten Stellen nirgends vor. In Aquila ed.
Burkitt und Aquila ed. Taylor kommt der Singular Ttp66a)icov oft vor (s.
die Stellen bei Hatch-Eedpath Suppl. S. 212), der Plural dagegen nur in
Ps. 101 26 n‘'3Sb tig 7[p66a)7ca. — VgJ. oben Is. 8 . 3 .
371) Die Stellung des &' vor 2 ' verst66t gegen die oben S. 6 Anm. 2
dargelegte Eegel. Sie erklart sich wobl daraus, daB die ©'-Ubersetzung,
obgleich mit der ^4'- Ilbersetzung nicht identisch, ihr doch ziemlicb ahnlich
ist, wabrend die S'-Dbersetzung ganz fur sich allein steht. (In der Par-
allelstelle 83 haben wir die gewohnliche Eeihenfolge jl', 2', aber dort
sind a' und &' einander auch nicht so ahnlich.)
372) &' wird hier den Plural itpodwita aus der LXX, in der er aller-
dings in anderem Sinne, zur Bezeichnung niehrerer Gesichter, gebraucht
ist, heibehalten haben. Dagegen hat er in 3s, tvo er das in der freien
-tiberaetzung der LXX nicht vrortlich wiedergegebene 0 '’:B von sich aus
ubersetzt, den Singular 7tpo6<i>7ta verwendet.
373) Montfaucon und Field haben nach Eusebius aldteipov im Ak-
kusativ. Aber da mit 9 14 ein neuer Satz beginnt, wird 2' hier ebenso
■wie a' &' den Nominativ gehabt und nicht wie die LXX diesen Satz ala
Apposition an den vorhergehenden angeschlossen haben. Vgl. oben S. 77
Anm. 364.
374) Q gibt als Ilbersetzung der Xotnoi nur avrbg xtgjaX.p an; aber
der Artikel ist unentbehrlich , und auch iexiv ist nicht unwahrscheinUch,
dieses allerdings nur fiir S' 0', nicht fiir A' (vgl. oben 813 ).
375) Der Index steht beim vorhergehenden panapi^oYrtg.
376) Obwohl in 1 17 (s. oben) gerade nicht S', sondem a' und ©'
“ITBM durch paxapi^ttv wiedergaben, ist die Eichtigkeit der Angabe nicht
zu bezweifeln, da S' dieselhen’Worter oft verschieden ubersetzt (vgl. Anm.
369) und auch in Ps. 16 11 lUIOS durch paxapi^ovrig pe wiedergibt.
377) Diese iiberhaupt sehr iibliche Ilbersetzung von Sbi findet sich
bei s' auch in Ps. 3425 (Mercati). 516. 54 10 . Is. 25 8. Hab. 113 (^ 2 ^ 0 ').
378) Ebenso iihersetzt j! in Is. 625 (und S' in Ps. 8820 , wo
jedoch in der Tat ,,Auserwahlter“ und nicht bloB „Jungling‘' heifit).
80
Liitkemann n. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
PlJn avofioi] A' E' & vatoxptrai®’®)
n’lUJ vil>rjXri\ A' E' & ixtETUfiivt]
17 (gr. 18) TOty aygcaerig] A' addfiug^^^)
’33D 8d6E6L\ A' Svxvscofft^^^)
xai 6vyxuTttq)dyetui rd xvxXa tS>v ^owav
Ttdvra\ A' xul (pQOvgie&ijeovtaL imsgritpavCai xanvov E' xai
xuvO'Tj&ovrai, vaegtjtpavCat ev xastvm & xai ev^itlsxiiei-
v^gig xaitvov
Kapitel 10.
1 ]1N ’ppn D’ppnn 'in oval totg ygd<pov6i, MVTjgiav] & oval rotg
dxgi^a^O[isvoig dxgC^stav ddixiag
2 ”jjf ustyio "jub dgnd^ovts g^^') xgifiara nsv^tav] A' rov ^id-
eaed’ai ^®*‘) xgiSiv itEvrytav
379) Diese IJbersetzung komint auch sonst bei alien drei Ubersetzern
vor, a. die Belegstellen bei Hatch-Redpath S. 1414 und Suppl. S. 215
unter {jKonpir^g und ixoxpiets. A wird jedoch nicht den Plural gesetzt
haben.
380) Vgl. oben zu be. Statt des Nominativs dSdpag erwartet man
den Akkusativ, Der Nominativ wird durch Angleichung an die LXX
entstanden sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
381) Zu dvxyidyv — lao (auch Gen. 22 13 ) vgl. Field I S. XXIII
(Absatz 1).
382) IVIasoretische Vokalisation )TBy IDaSTl^'l, aber j! und 2'
si)rachen riiS5 (vgl. 12,s), und alle Ubersetzer faUten 1 vor IDUSn"’ ala
einfache Kopula (vgl. 9 10 ).
383) Vgl. Reg. II 524 D'’833>1 a' 2' r&v <ppovp^6Ea)y (vgl, ebenda
023 ), lob 38 16 (Auct.) “>33; “y a' tag (ppovprjpdzav, auch Hieronymus
bei Field zu Mch. 7 4 : nDilir „ippovprj6tv . . . sonat“.
384) Diese Bedeutung wird 2' nur aus dem Zusammenhange er-
schlossen haben.
385) So die Hs. , nicht etwa 6vun\axi^6trai (Field Auct. lob 817 );
vgl. E. Mayser, Grammatik der griech. Papyri aus der Ptolemaerzeit (1906),
S. 19. Die Auffassung ist ahnlich wie in der Peschita, die At
„sie werden verdreht werden" iibersetzt.
386) Vgl. besonders Ps. 59 9 0' dxpifia^opevog pov.
387) Vor dpitdZovxtg hat 710 wie manche andere LXX-Hss. das xai,
welches nach Q und Syrohex. von Origenes sub aaterisco hinzugefugt ist.
388) Ebenso ubersetzt a' in Ps. 685 . Ez. 18 le. 22 29 [i^id^ovto ist
Ausgabe der Randnoten: Is. 9 is — 10 is.
81
in’ Eig jtQOvo^rjv] dtagica^siv
4 "I’DK nnn sis Knaymyrjv] 21'^^^)®' tmb SsSftop
6 n nbi bbtifb uixn ’nnHif njf bjii xal ra sft& Xua 6vv-
Tu^m rov Ttoiijeai 0xvi.a xal xgovo/iijv] 2J ' & xal xaxdc kaov
ogyrls (lov svtsXov(iat avrm sxvXsveat 6xvka xal tcqovo-
[isvSat XQOvoiiiqv
7 D’W n’isnbi nsba I’otynS ’3 dXXd dxu X X d^E I, 6 vovg avrov
rov E^oXoO'QEvdai sd'vri] S' dXXd i^agai Siavoslrat^^^) e^oXo-
•d’gEvffat,^^^) eQ’vy)
12 6vvxEXE6rl\ A' S' sxtd^ri^^*)
iSo 22h 'nn ’"19 bj; e’tiI top povp top flay up top dg-
%opTa xmv 'Aesvgicap^ A' ini top xagnop fisysd'ovg xagdCag
PaeiXamg 'A66vgLC0v
13 ’nu3J ’9 ’nioanni xal xfj eocpiu x'^s st/vs'ffEag] S' xal ip xfj
tsotpia fiov, OvPExbg ydg sCfii
’ntyity ngovofisvSca] A' @' 6 wr\gna 6 a ®®*)
bei Field falsch zu 13in statt zum vorhergehenden "bn gezogen). Analog
iibersetzt er i5T3 und nbT3 durcb fiia Ps. 61 n. Is. Bis. Ez. 18 le. Beide
tibersetzungen kommen nur bei a' vor.
389) Wem diese anonyme IJbersetzung angebort, iSBt sicb idcht aus-
machen. Nach der Wortwahl konnte A' in Betracht kommen, vgl. z. B.
unten 11 14 “ITI”' A' Siafnc<i6ov6iv, aber er wurde das hebraische Verbum
finitum schwerlich dnrch einen Infinitiv wiedergegeben haben.
390) 2 ' ist bier mit Unrecbt binzugefiigt, denn er batte nacb Tbeo-
doret aixfiaXa>6iav. In Q wird vno SeOfiov mit Recbt nur dem &' zuge-
scbrieben.
391) Nacb Q ist im LXX-Texte das (in B feblende) top vor noiij-
dat von Origenes sub asterisco aus a' 0' binzugefiigt. Danacb kann 0'
nicht bloBes dxvXavdat gehabt haben.
392) Diese gute Ubersetzung ist fur 2' charakteristiscb. Ahnlich
iibrigens scbon LXX Gen. 821 (und Be).
393) So, ohne vorhergehendes xal, das vielleicht hinter -rai ausge-
fallen ist.
394) Vgl. Is. 38 12 ‘’SySl’’ a' ixrf«v« fie 2' i^iteuev fie (und LXX
intsfietr).
395) xhv gehort nicht dem a' selbst an, sondem ist spater hinzu-
gefiigt, s. oben S. 26 Anm. 55.
396) Das Verbum dwapnaeieiv hat a' nach Hatcb-Redpath Suppl.
S. 214 auch in Ps. 8842 verwendet, offenbar zur IJbersetzung von ^nBC.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1915. Beiheft. 6
82
Liitkemann u. Bahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is, 1 — 16.
A' S' ag ^wardg®®*) 0' (&g xgdrei
15 u axnn ]njn -issn’n /tr) fferat d^Cvr} dvev xov
xoTitovtos iv ai)tri\ A' firjri ®®®) avyrixsei 6 a:iXv^ ixi x'ov
Xatofiovvxa kv ccvxm
hv iwon bnjD' dk ij vil) (oQ'rie Bx a i itgiav dvsv xov
slxovTog aixov] S' (ityaXvv&ijestcci aglav xaxu xav xivovv-
xav avxov
16 p*J dXXtt] A' S' did Touro*®*)
19 vn' -isDo ny’ yy xai oi xaxuXtiqi&ivxBg dll' avxav
seovxui apt^/udg] A' S' xal to s]tCXEifi[iu*°*) ^vXwv dgvfiov av-
397) Wo im Hebraischen ailTBI'’ 'T'3SD TimST steht, hat die LXX
xai 6ei6ao jcoXetg naxoixovpivai (von Tiscbendorf und Swete zum folgenden
Verse gezogen); 710 hat den Index bei xaxotxovfiivas. — Statt T'aSD
hat das Qere “1"’33, aber die Ubersetzer folgen dem Kethibh.
398) Svvaxos ist bei A’ gewohnlich = 1133, aber = lias auch in
ler. 8 16 - Bei 2' ist Swaxos == 1“’3S auch in ler. 46 is. (In anderen
Quellen wird diese Ubersetzung in ler. Sie den beiden Ubersetzern a' S',
in ler. 46 is den r' zugeschrieben.)
399) A iibersetzt die Fragepartikel J1 sehr oft durch fiijxi und dein-
entsprechend auch Sbn durch ^^xt od, s. die Stellen bei Hatch-Kedpath
S. 920 Sp. 2 und lob 40 3 , wo nrjxi xairtep dxvpchSeig (so hat die von
Field in der Anm. angefiihrte He. richtig statt xai TtapaxvpdxiBts) xpi6iv
— ‘’QSlBtt Isn JjXn sicher nicht dem S', sondern dem a' angehort,
da auch xaiitsp = C|S (zum Unterschied von xai = 1 und xaiye = 05)
und dxvpovv = isn Spezialitaten a!'b sind , s. Aquila ed. Taylor S. 79
zu Ps. 95 10 und unten die Anm. zu Is. 14 27 . In der LXX kommt ni,xi
n nur in Mai. Ss vor und zwar nur in BS*, wahrend die iibrigen
Hss. tl haben. Bei . 2 ' soil es, abgesehen von der schon besprochenen
Stelle, noch dreimal (Exod. 2 i 4 . lob 63 . Am. 97 ), bei ©' einmal (lob 14 u)
vorkommen, aber zwei von diesen vier Stellen sind zweifelhaft, weil zwei
Ubersetzer zusammengefalJt sind (lob 14 1 * Am. 97
400) aixtiy kommt bei Hatch-Redpath uberhaupt nicht vor, pa 6 t aber
vollig zur tibersetzungspraxis des a', s. oben S. 45 Anm. 156.
401) Ebenso iibersetzt A in Deut. 10 5 .
402) Masoretische VokaUsation isiSO, aber 2 ' sprach wohl ‘lS'' 3 a ,
indem er an eine groBe, von zweien gezogene Sage dachte. Vgl. dw im
nachsten Versgliede folgende T’ 0 '’ 1 B.
403) Vgl. oben S. 54 Anm. 227.
404) 710 £xi\T]upai derselbe Fehler wie in I*. 15 ,
kommt bei Hatch-Redpath uberhaupt nicht vor.
iTtiXsipua
Ausgabe der Randnoten: Is. 10 13 — 33 . 83
tov i&ifyg edovTui xccl ta iatloixa ^vXa xov dgvfiov
avT&v aQi^fip soovtat ■“”)
20 nOM rfj ttlTjO'Eta] A' S' sv aXiq&sCa
23 ntsnmi n'?3 ’3 Sn I6y OV 6VVT£T[lfj(lEV0v] A' OTl tslEVzijV Xul
dvptofiTjv S' & (SvvxE^Eiuv yap xal avvxonijv*^^)
33 rUDIpn rfi v/Sp£t*°®)] A' r& avaffri^/iaw*'®) S' &' xa
fiEye&£i
405) Field nach Prokop : „S. roc 6e IniXoinct reov ^vXav tov Spvftov
avtov dpiitu^ E6ovtai~ . Das ist eine etwas freiere Ubersetzung, die wohl
zu der Art des S' paBt; beachte besonders das Si und die Hinzufugung
des Artikels vor B,vX<av und Spvpoi). Man konnte also annebmen, da6
die .4' 2* -Ubersetzung von 710 in "Wirklicbkeit nur dem a' angeborte; aber
reine ji'-Ubersetzung kann es aucb nicbt sein, da die Hinzufugung des Ar-
tikels vor ixiXstppa der Praxis ^’’s widerspricbt , s. oben S. 26 Anm. 55.
Merkwiirdig ist iibrigens, dafi die von Prokop iiberlieferte 2 '-Ubersetzung
in den beiden Punkten, in welcben sie am starksten von der A'2'-lJber-
setzung von 710 abweicbt, namlicb in t« ixiXoma (vgl. unten zu 15»)
und dpt^pao, mit der ©'-Ubersetzung von 710 iibereinstimmt, wabrend sie
sonst aucb mit dieser keineswegs identiscb ist. Wie S' in WLrklicbkeit
iibersetzt bat, laUt sich unter diesen Umstanden nicbt sicber feststellen.
Aucb die Wortwabl gibt keinen Ausschlag: S' iibersetzt “iSOtt durcb
ip^ipos aucb Eccl. 5 17. Is. 40 26 (j'S's'), aber dagegen stebt Deut. 32 8
“IBDBb a' sis ■^fj<pov s' &' Kata. dptSpor, und "IS® sollen in Is. 11 n,
der einzigen Stelle, wo es in den uns erbaltenen Fragmenten der Hexapla
nocb vorkommt, alle drei Ubersetzer durcb xjTcdXeippa iviedergegeben baben.
406) Dies avtSu' wird 0' aus der LXX beibebalten baben, vgl. oben
S. 28 Anm. 69.
407) Tiber die Beriibrungen dieser Ubersetzung mit der von Prokop
iiberlieferten 2 '-Ubersetzung s. Anm. 405.
408) 6vvt£Xiiav yap %a\ 6vvxopfiv ist aucb in 2 8 22 als Ubersetzung
von nsinil nbD id iiberliefert, wird dort aber dem zugescbrieben. Das
ist zweifellos falscb, da die Verwendung von ydp durcb y4'’s Prinzip, die
bebraiscbe Wortstellung genau beizubebalten , ausgescblossen wird. 710
bat recbt, docb gebort das ydp vielleicbt nur dem S' an. (Vgl. aucb
Dan. 9 27 nsins"! n’lD a! s' [oder nacb Syrobex. nur 2'] ecas dwrs-
Xeiag xa't topjjg. Abnlicb iibersetzt aucb die LXX in Is. 10 22 'pin ‘pibD
durcb 6vvtEXd)y non 6vvxipva)v , 28 22 n3nH5"l nbD durcb 6vvxExsXE6piy a
xai dvvxExpTipEva xpdypaxa.^
409) Der Index stebt beim vorbergebenden iifriXoi.
410) a' iibersetzt rTBIp durcb dvadtxipa oder dvddxEpa aucb in Reg. Ill
6 *
84
Lutkemann u. Kahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1-16.
34 IJf'n ’33D oi JS' 0' ra ddatj tow d^v/iov
6VV rotg) w^A.oig*^*)] A' ie^vgos
Kapitel 11.
2 nST sies^sCag^^^)] A' S'& (po^ov
3 rnn’ ns"l'3 innm l^jcliqe si avzov nvav^a (po^ov ^£Ow] xal
o6q}Qav£i ccitov^^*) tow qpo/3ow tow '9'£ow^^®)
vry HNio'? N*j ow xata triv do^av] 21' E’ ov rf] Spassi*^^)
6 10 . 20 (Montfaucon : „j' dock hat Field mit Eecht eingeklammert).
IV 19 2 » (nur syrisch erhalteo). Is. 3724. Ez. 40 5 („a' Kein anderer
tibersetzer hat diese stumpfsinnig etymologisierende tlbersetzung (in Ez.
40 i ist 2' gewifi falschlich zu hinzugefugt), daher ist auch das anonym
uberlieferte dvadtijuix Exod. 25 9 dem A' zuzuschreiben.
411) Ebenso iibersetzt 2' in Cant. 77 , LXX und 2' und 'Ej3p. in
Ez. 13 18 . Sonst kommt diese Ebersetzung nirgends vor.
412) Der Index steht beim vorhergehenden Aifiavog, aber lirab kann
nicht durch idxvpog iibersetzt sein. Das einzige Wort, das bier in Frage
kommt, ist TIS, und dieses wird in der Tat einigemal durch i^x^pos
medergegeben, s. Field lud. 5 is (LXX B-Text). 25 (©'). Neh. 85 (Lucian-
Text). ler. 2585 (■ 2 ’’), vgl. auch Is. 33 21 (2' xpazatog). Aber a' selbst
iibersetzt es nirgends so, sondem gibt es stets durch ijteppsyiBt/g wieder :
Ps. lbs. 755 . 92*^. Is. 3321 und (nur syrisch erhalten) Ps. 810 . 92 4 \
ler. Ids- 25 35 . Auch ist der NominatiT i6xvp6g bei A sehr unwahrschein-
lieh. Also ist die Zuweisung von l^x^pog an A gewiB falsch.
413) Das e-idt^eiag der LXX entspricht, genau genommen, dem fixn"'
mn*’ des hebraischen Textes.
414) 9' fafit als Perl. Hiph'II in kausativem Sinne „riechen
la 8 sen“.
415) Dies Scov hat ®' aus der LXX beibehalten und davor nur, wie
auch vor tpofiov, den Artikel hinzugefugt. Vgl. oben S. 28 Anm. 69.
416) Field nach Prokop: „2. oi xv hpudsi r&v dtp^aXpwv aixov
Mptvc.1, oiS's xp dxoy xdiv axoor aixov Es ist sehr sonderbar,
da 6 unsere Hs. , die im Wortlaut genau mit Prokop iibereinstimmt , den
Anfang zugleich der E den SchluB zugleich dem ©' zuschreibt, und hochst
■wahrseheinlich ist beides falsch. Denn die Zuweisung einer Ubersetzung
an e' ist, wie oben S. 6 gezeigt, immer verdachtig. Und daB der
nSTab in Anlehnung an die LXX (vgl. die folgende Anm.) durch xaxd
Sxl^iy wiedergibt, daa paraUele yotDiab mit Wechsel der Konstruktion
durch den Dativ rjl dxop ubersetzt haben sollte, ist ganz unwahrscheinlich.
Ausgabe der Randnoten: Is. 10 34 — 11 7.
86
ov xatcc*^’’) rrjv OTpiv t&v 6 q>%'al(iav avtov
n'3V VJTN JflOtyoV Nbl ov 8 e xat 8 ti^v XaXiitv JAey^ei] 2^0' oiSe
ri] dxofj Tcbv avcav avtov iXdy^si*^^)
4 uatya T« Xoym] A’ S' & dv Q(i^dc 3 *^«)
vnsty nnni xal sv Tcvsvfiari did ^(^siXdcov] A' S'®' xai iv Ttvsv-
(lati j^Eikimv avtov
5 60 q)vv] A' v&tov*^^)
6 JHJ d^Eij A' eXavvaiv
7 ^p3D xai A' S'®' tag /?ovg*^*)
417) 0 ' hat diese sinngemafie Wiedergabe von b durch xatci aus der
LXX beibehalten, vgl. oben S. 28 Anm. 69.
418) Conrad Kircher, Concordantiae V. T. Graecae Ebraeis vocibus
respondentes II (1607). Sp. 1783 und Abr. Trommius, Concordantiae graecae
versionis vulgo dictae LXX interpretum I (1718), S. 1002 (Xr. 29) geben
zu unserer Stelle an; „f>dfiSao Sie haben dies aus der von ibnen
zugrunde gelegten "Wechelschen LXX-Ausgabe von 1.597, die zu ru Xdyoo
notiert: „al. interp. omnes, rp ^a/Sdoa, ex Hebr.“ Die "Wechelsche LXX-
Ausgabe (enthalten in „Divinae Scripturae, nempe Veteris ac Novi Testa-
menti, omnia. Francofurti. Apud Andreae Wecheli heredes. 1597“) fiihrt
in den Anmerkungen die Eeste der anderen TJbersetzungen an und zwar
stets, auch wenn sie nur lateinisch iiberliefert sind, bloB in griechischer
Retroversion und ohne Quellenangabe. An unserer Stelle hat sie wohl in
recht willkiirlicher Weise aus Hieronymus geschopft, der z. St. sagt: „Per-
cussit quoque omnia terrena opera virga, sive ut LXX transtulerunt verbo
oris sui^^. Drusius, Montfaucon und Field fuhren jenes fidfiSa nicht an.
419) Der Akkusativ v&xov wird durch Angleichung an das 66 (pvv
der LXX entstanden sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51. Bei a! erwartet man,
da TiJira von TITS abhangt, den Genetiv vooxov (nicht etwa den Gen.
Plur. vdaxoar, da a' D'’3rrt3 sinngemaU nur in Ps. 68 24 , wo es mehrere
Eucken bezeichnet [Dn‘':ntt], pluralisch wiedergibt).
420) Die tibersetzung von Snj durch iXavveiv kommt nur bei A' vor,
s. Exod. 3i. Reg. I 30 2. 22. IV 9 20. Ps. 77 52 (nur syrisch erhalten).
Analog iibersetzt er 511313 Reg. IV 9 20 zweimal durch iXaOts.
421) Der Index steht beim vorhergehenden Xiav.
422) Nach Q hatte a' nicht &g fiovg, sondern cbj fiovxoXiov, und
dies ist gewiB richtig, da a! durch fiovg nur die Ausdrticke fiir Einzel-
wesen 11® (Lev. 2 7 26. Reg. 11 613. Prov. 15 17 [/»']), (Prov. 14 4),
ms (Am. 4 1 [a' 0*]) wiedergibt. Die alle drei Ubersetzer zusammenfas-
sende Angabe von 710 ist also ungenau and soil eigentlich auch wohl
nichts weiter besagen, als daB alle drei 6iig statt xai gehabt haben. IJbrigens
86
Liitkemann n. Rahlfs, Hexaplar. Eandnoten zu Is. 1—16.
8 pJV xal Ttaidtov v^lov] &' x«l xat^srcci^^^) d-tjXd^ov
’JiySlt ixyovoav «6xiScav] A' S' ^u6iXl6xov^^^)
9 D’DSO C’*? D’103 &g vSojq jcolif xataxakvipcct, d-aX(x66ag\ A' S' <bg
vdaTU &aXK<S6r}g*’‘^) xalwirovta
10 Djb ^Qxstv] A'S'& sis 0v6ffr]tiov
I'lDD rifiTj] A' S' & 36^a
11 rov d£i|at] A' S' & Ssvxsqov^^'')
DIinB Btt^vXav lag^ A' ^s&povs
“IJfitiX iiXlov avuroX&v] A'S'&’ Sswadg
non Aqu^ius] a's’& Aindd-
12 D3 er/iistov] A' 0 v 06 rjftov *^^)
hat aueh der LXX-Text B’s &g §ovg, und dieselbe Lesart wird voraus-
gesetzt, wenn Q angibt, dafi ©' b/itoicog roig O' babe, wahrend Q’s eigener
LXX-Text xa'i fiovg bietet; der LXX-Text des Archetypus, aus dem Q’s
hexaplarische Randnoten stammen, mu6 also gegen Q mit B ubereingestimmt
haben, vgl. oben S. 16.
423) 710 icatS,sxai\ sinnlos.
424) 710 fia<SiXt0xovg, aber ein Akkusativ ist durch die Konstruktion
ausgeachlossen uad auch ein Plural bei A' unwahrscbeinlich. Vgl. unten
14 29 und ler. 817 (s. Field z. St.).
425) Das bloBe SaXdtidTjg kann wohl dem 2' angehoren, aber nicht
dem a', denn dieser wiirde b durch eig oder den Artikel wiedergegeben
haben, s. das hebr.-griech. Worterverzeichnis unter „Artikel“ und „b“.
426) dvddT/ftov ist, anscheinend von erster Hand, aus dvddnd/ioy kor-
rigiert. Denselben Schreibfehler, aber nicht korrigiert, hat Cod. 88 in Is.
3323, s. Fields Anm. z. St. Sonst vgl. Anm. 428.
427) Fur S' gibt Field nach Eusebius und Prokop ix Sevtepov an.
Das ist um so sicherer richtig, als Prokop ausdrucklich gerade diese Ab-
weichung des 2' von A' notiert. In 710 sind bei der Zusammenfassung
der drei tlbersetzer die Enterschiede zwischen ihnen wieder unberiicksichtigt
geblieben, vgl. oben S. 8f.
428) Ebenso iibersetzt A 03 Ps. 59 8. Is. 11 10 (s. oben). 13 2 (s.
unten). 8823 {a' 2' 9') und nOC3 Is. 59 19 zum Unterschied von dTjjieioy
= nis los. 2 12 (Oi Xotitoi). Ps. 734 zweimal. 9 [O' a' 2' 9'). Is. 7u.i4.
8 18 (01 Xotitoi), Daher ist Is. 30 17 030 a' 9' d)g druxttoy (aus Cod. 88 ,
vgl. unten S. 93 Anm. 477) unglaubwurdig. Auch ist in ler. de. 50 2
das syrische {i{ nicht mit Field durch dripeloy, sondem durch dvddrjfioy zu
retrovertieren , vgl. den syrohexaplarischen LXX-Text von Is. 628 . 4 9 22 .
62 10 , in welchem {i{ gleichfalls = dvddrjuov ist.
Ansgabe der Randnoten: Is. 11 8— 16 .
87
14 D’ne>’?s rinsa iv TcXoloig aXXog)vXcov] A' iv
£'&' Siu tatv aftojv ***’)
1T3’ 3CQOvoiie'v0oveiv\ A' diagadeoveiv
mp ’J3 (riK tovg) «qp’ '^Atow dvaxoXav] A' vloiig upxijd'sv*^^)
OnN 'Idovfiaittv] H* ’ESwft
DT’ Tag jjftpag iai^ccXovdiv] A' djroetoXi] j;£t()6g a{>-
Tou^**) 2'®' sKxadis avxov*^^)
1 5 D’^nni^l) eQrj(t(a6£i] A' 2' &' dvaQ’Sfiaxiest
O’ ptyb riN rijv d'ciXa66av^ A‘ 2' &' xrjv yXStoeav Q’uXdistirjg
16 nboo d 1 0 5 0 s] A' dTcedxoXoitiafisvr] *^*)
irbjf OT£ i^rjXd'sv] A' 2' &' xrjg dvu^descag ccvxov^^^)
429) 'Wahrscheinlich hat ji &ifila = J|nD (Exod. 27 u Ez.
40 40 [a' S'J) und (S/tog = D30 (Gen. 4822 . Ps. 20 i 3 . Is. Oe. 22 2 * [a' &'))
unterechieden. Eine Ausnahme bilden nnr Ez. 29 7 . 41 2 , wo er 5)113 durch
^jaog wiedergegeben haben soli.
430) So auch 1431, dagegen 9ii A* 2' 9' ivXttSxiaiv, 14s9 ohne Autor-
namen $vXt(3xtdft.
431) Vgl. oben S. 77 Anm. 363.
432) Q aix&v: richtig, da es dem Hebraischen enlspricht.
433) Q, der die Ubersetzungen von 2' und B' einzeln und etwas
ausfuhrlicher mitteilt, hat bei beiden SxgtaiSts x^xpbg aijtav. Darin ist
ix6radig ein offenkundiger, schon von Drusius verbesserter Pehler fiir das
in 710 richtig iiberlieferte kxxadig. Dagegen ist x^xpbg aixa>v dem x^xp&v
a-uxov von 710 vorzuziehen.
434) Als Substantiv ist bbog hinzuzudenken. Dieselbe fiir a' charak-
teristische tJbersetzung findet sicb in Is. 862 natiirlich falsch).
40 3 (Auct.). Field hat an beiden Stellen dvedxoXojndpivrj, aber in der in
40 3 iiberlieferten verstummelten Form xedxoXomdpivri ist noch das richtige
X- erhalten, welches Field nur zu dx- hatte erganzen miissen, statt es nach
862 in dv~ zu andern. Analog iibersetzt a' das Verbum bbo dnrch dno-
dxoXoni^etv Ps. 675- 118 us (Il''bo). Is. 57 14 . Er brachte bbo nnd nbOB
mit dem nur in Ez. 2 6. 2824 vorkommenden Worte "jibo oder pbo „Dorn“
zusammen, das in der LXX Ez. 2824 durch dx6Xoil> „Spitzpfahl, Dorn“ wie-
dergegeben wird, und deutete nboH als einen von Domen gesauberten Weg.
435) Diese Ilbersetzung gehort so nicht dem a' an, denn 1) wurde
er nicht den Artikel hinzugefugt haben, s. oben S. 26 Anm. 55, 2) iiber-
setzt er durch dvafiadig die Substantive nbyc Is. 15 3 (anonym liberliefert)
und Hb;?'a Ps. 1 1 9 1 (a' 2 '), also schwerlich auch den Infinitiv nibj ; aus
Eeg. ni 18 36 rflbya a' &' xard dvdfiadtv ist nichts zu schliefien, da
a' dort mit ®' zusammengefaBt ist.
88
Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Eandnoten zu Is. 1—16.
Kapitel 12 .
1 iniN £ if loyrj 0 a ffe] A' S' &' i^onoXoyrjeoiiai 0oi
^SK aitiffr QSitfCtg thv d’vjidv 6ov] A' S' a7C£0tQ«ipt] 6 '9'v-
fidg 00V
riXdri0Kg /ts] A' &' naQ£xdl£0ug fis
2 rno' ciVfffts A' iyxafitov S' & vfiv7]0ig
3 piyty(3 list) £i)q!Qo0vvi}g] A'
4 IMIp /So are] A' iMxaXsl0Q'£
VyTl'j'by EvSo^a] A' ivaXXccyixg S' 0' ktLTrjSsvfiatu
B no* vfivi^0ccT£] [i£Xadi]0c(t£ rl)dXatE
niKJ v-^iiXd^ A' vnEQi]tpcivlag S' ivSo^a 0' vjtdgoyxcc
436) Diese Ubersetzung gehort so nicht dem j! an, denn 1 ) hat X
das Imperfekt 30’’ schwerlicb durch einen Aorist -wiedergegeben, 2) bevor-
zugt jd das Kompositum im 0 xpk(pt.tv , vgl. oben S. 78 Anm. 366, 3) wider-
spricbt die Hinzufiigung des Artikels der Praxis des A, s. oben S. 26 Anm. 55.
437) Maaoretische Vokalisation ■’SttHDkl'l , aber die Ubersetzer sprachen
438) Der Index steht beim vorhergehenden S6S,a.
439) Ebenso iibersetzt Is. 51 3 und n'llST Ps. 146 1 ,
440) Die Herkunft dieser Ubersetzung von ji ist nicht zu bezweifeln,
da er IIO® und 0*lt5B auch sonst durch x<x-pd wiedergibt (Ps. 449 . Is. 35 10
[Auct.]. 60 15 [Auct.]. 61 3. ler. 734 [Syrohex.]; auch in Is. 51 11 gehort
&' zupa” vermutlich zu pBO, nicht zu nnoTS). Doch wird jd hier
iv iibersetzt haben ; x<’‘pds wird durch Angleichung an die LXX ent-
standen sein, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
441) Ebenso iibersetzt / in Ps. 9 12 und Aquila ed. Taylor Ps. 1027 .
Analog ist Deut. 22 14 a' iraXXaHtiHoc f)ij/zara, Is. 664 (Auct.)
(Dn)i5lb5n A' iraUaydg, Is. 84 a‘'b'lbyn a' ivaXXdxtat (s. oben), und
iraXXdOOeiv bei a' = bbynn Reg. I 60 (anonym). 31 4 . ler. 8819 (nur
syriscb erhalten). Auherdem soli a' durch ivrjXXa^sv noch i; 0 “'(l) Reg. I
21 13 wiedergegeben haben. lvaXXd66tiv und seine Derivate sind sonst in
den Bibeliibersetzungen sehr selten : nach Hatch-Redpath kommt sonst iiber-
haupt nur noch ein ivaXXaytf (Sap. 14 29 ) und ein IvaXXdB, (LXX Gen.
4814 ) vor, vgl. aber auch Field lud. 1925 .
442) fxeXadsiv findet sich, stets als Ubersetzung von ■nBt, bei a' Ps.
293 . 29 13 (nur syrisch erhalten). 322 (Auct.). 70 22 . 140 7 , bei / 2 ' Ps.
26 8 , bei / e' Ps. 137 1 , bei 2' Ps. 65 4 . 70 03. iQOi. 146 7 . Demnach
wird fteXmSjjdaTs an unserer Stelle sicher dem a', wahrscheinlich auch dem
2 ' zuzuweisen sein. -^aXare wiirde dann fiir Q' iibrigbleiben.
Ausgabe der Randnoten: Is. 12 1 — 13 6.
89
6 ’Snif ayaXXiaed's] A' S' xQS(titi^£ & tdpxov ***)
Eapitel 13.
2 nStyJ xsdivov] A' yvoqpaSovg S' dfialov*^^)
atjfistov] A' 6v66ri^ov *^'’)
lonn V il> to 6 at £] S' sTCugats
3 ’H'llt ewtdeeto A' S' & ivstsiM^tijv
yiyavtag] A' S' Svvatoi*^^)
o lOJfT ’*J31 Kttl 01 bnXo^KXOL avtov] A'*^^)S' y.al exavTj dpyijg
avTOv
6 ffvvtpi^ij] A' avvtgi^ij S' &' raXttL%(OQia
443) Masoretische Vokaliaation JniSS, aber a' spracb nisa (vgl. 9 17),
2 ' und &' vermutlich niita als Plural von nS3.
444) IIQ xpatftati^s. Vgl. Is. 54 1 “'bns A' und 2' xpiaitvSov S’ tipitov.
445) Diese zunachst sebr auffallige Ubersetzung erklart sich daraus,
dab a' nj3©3 von q«; ableitete, was er Reg. I 30 17 und wobl aucb Is. 21 4
{A s', nur lateinisch erhalten) durcb OHOtoprjvyj wiedergibt. Zu dieser Auf-
fassung bestimmte ihn wohl besonders die Ahnlicbkeit des HBIDJ "in unserer
Stelle mit q®; ‘'in ler. 13 le (die A'-Ubersetzung von ler. 13 is ist zweifel-
haft, 3. Field). Von a' hangt Hieronymus ab, wenn er in der Vulgata
nSWI durch caliginosum wiedergibt. — Aus yvogiwSovs ist das vatpcudovg
entstanden, welches Basilius (s. Field) aus einer anderen Ubersetzung
ixipav endoOty) anfuhrt.
446) Vgl. ler. 3 si n'’‘'B© 2' baaXaiv (aus dem Syrischen rekonstruiert).
447) Vgl. oben S. 86 Anm. 428.
448) Der Index fehlt im Texte.
449) "'1133. Das Pronomen suffixum ist in der freien Ubersetzung
der LXX nicht zum Ausdruck gekommen.
450) Field richtig Stryarovs- Der Nominativ ist in 710 durch An-
gleichung an den LXX-Text entstanden, vgl. oben S. 26 Anm. 51.
451) a' ist gewifi mit Unrecht hinzugefiigt, denn er iibersetzt 031
sonst nirgends durch 6pyg, sondern diuch ififipiprjtjtg Ps. 37 4 (a’ 2'). ler.-
10 10 (Auct.). 15 17 (a' 2 '). Os. 7 16 und einmal angeblich durch dnsthfi
Ez. 21 31.
452) Dem a' kann diese Ubersetzung nicht angehoren. Denn a' iiber-
setzt 10 sonst stets durch jtpovop^ , und diese bei keinem anderen Uber-
setzer vorkommende Gleichung ist bei a' so fest, daB er xpoyopg auch
zur Ubersetzung keines anderen hebraischen Wortes verwendet, s. lob 621.
Ps. 11 6. 31 4 (elg ttpoyouT/y uov — *’'10b). Prov. 21 7 . Os. 7 13 . Hab. 2 17 und
90
Liitkeinsnn n. Eahlfs, Hexaplar. Bandnoten zn Is. 1—16.
nty TOW ■S’ £ 0 1)] A' 2 ]' &' Cxuvov
7 Mb ^vxi^] A' S' &' nagdCu
8 mbv ywavxog t ixTovtStig oder vielmehr jlb’n’ 6vg,q)ogd6ov6iv\
A’ S' & d)divovGi]g*^*)
an’js o’anb 'js xai to X g dealt ov ccvtav cjg
Xoveiv] &' ngoeaxov tploybg to xgoeaxov avrav
9 may ■9 t;jio’u fiijvcSog
10 nn’b’DDi xat 6 '£lgCav\ S' xai xcc aetga uvtov*^^)
die von Field aus dem Syrischen retrovertierten Stellen ler. 208.48 3 . Os.
lOii und vgl. auch die ebenfalls fur a' charakteristische Wiedergabe von
“iTtS durch xpovofisvttv (s. die Amn. zu iicpovopevSt] 15 i). Da nun fiir Gw-
rptfi^ aucb 2' die nach 710 selbst anders libersetzen, nicht in Betracht
kommen , und da es iiberhaupt ganz abnonn ist , da 6 eine am Bande an-
gefubrte Ubersetzung voUig mit der LXX ubereinstimmt, so wird „a'‘‘ zu
streichen sein. ewrpt^rj ist dann bier nur aus dem LXX-Texte wieder-
holt, vgl. die Anm. zu dem einzigen ParaUelfalle 5 24 . Allerdings la 6 t sich
die abnorme Wiederholung des Textwortes am Kande aus 710 selbst nicht
erklaren ; vielleicht hat sie in den uns unbekannten Verhaltnissen des Arche-
typus ihren Grund gehabt und dann, gerade weil sie abnorm war, die
Hinzufiigung eines Autornamens verursacht. Oder stand bier, wie J. Wacker-
nagel vermutet, urspriinglich A' xporopjj, und wurde dies unter dem Ein-
flusse des LXX-Textes (s. oben S. 26 Anm. 51) in A' dvyrpi^Tj verschrieben ?
453) liber diese Ubersetzung s. Field Auct. S. 3 zu Gen. 17i, Aquila
ed. Taylor S. 72 zu Ps. 91 1 und Keider S. 350.
454) &Sivstv ist bei a' stets, in der LXX und den iibrigen Uber-
setzungen meistens = b''rt. Daher muB die Angabe von 710 falach sein.
Das Eichtige bietet Q, der zum folgenden evp(popd6ov6tv = 'pb‘'n‘' be-
merkt: „oI r' itdivrjeovevy"' . In 710 ist diese Kandnote zum vorher-
gehenden rixtover/g gezogen, weil sie dorthin nach dem ganzen Zusammen-
hange (StSlysg adrovg tSovdtv &g ywatxog rtxt ov6 tj g) viel besser zu
passen schien als zu evp<popdeov6tv. Infolgedessen hat man dann Miy^-
dovdty, um es dem TtxTovdTjg anzupassen, in &)Sivov6r)g geandert, vgl. oben
S. 26 Anm. 51 und besonders S. 49 Anm. 190.
455 ) Der Index steht beim folgenden dpyijg, aber pi^ytSog war schon
aus Q ala e'-Ubersetzung von may bekannt (vgl. auch 163, wo 0 ' gleich-
falls may durch prjvig wiedergibt).
456) Field hat nach einer sehr allgemein gehaltenen Angabe des
Hieronymus richtig rd ddrpa rekonstruiert, aber dazu, ohne sich auf irgend-
welche Uberliefemng stiitzen zu kbnnen, nach dem Hebraischen adtav hin-
zngefiigt. Dies zeigt, wie gefWirlich es ist, selbst solche kleinen Text-
bestandteile frei zu erBnden; adray ist, obwohl auBerlich dem hebraischen
Ausgabe der Randnoten: Is. 136—14.
91
11 aaoAo*®’)] A' H' &' xaranccvem
12 IS(i3) TO fj^vGlov TO ccavgov] A' xiggov*^^
14 mo g}avyov*^^)] A' i^aGfisvog^^^)
IDU' Sn ty’NI xai avd'gcoxov sis xagav avrov dia-
A' 2' xai aviig sig y'^v avtov giev^stai*^^)
Suffix genau entsprechend, doch falsch, da das Suffix sich auf das Plurale
tantom D“’B1Dn bezieht, und 2' dieses gewifi durcb den Singular roil oi5-
pavov wiedergegeben batte.
457) Der Index feblt im Texte und am Kande. Die Randnoten steben
unten auf der Vorderseite von Bl. 59, das Textwort djioXco dagegen in
der ersten ZeUe der Riickseite.
458) Diese Ubersetzung ist verdacbtig frei. Es gibt aber in der
TJmgebung feein anderea Wort, das durcb iSaXsirpo) wiedergegeben seiu
konnte, uud die .2* ©’-Ubersetzung -HaraTtavGoo gebt ganz unzweideutig auf
■'riat3n(‘l) zuruck. Vielleicht sind die Autorennamen falscb und i^aXsiipat
dem 2’, xatajcavdai nur dem 0' zuzuweisen (wollte man xaTaicavda auch
dem a' zuweisen, so wiirde eine* abnorme Reihenfolge der Ubersetzer beraus-
kommen, s. oben S. 6 Anm. 2).
459) Htppov ist Akkusativ, denn a' bat bier gewifi ebenso libersetzt
wie in Prov. 819 , wo er TSB durcb napk mppov wiedergibt. Zu xippov
wird ala Substantiv xpvGiov binzuzudenken aein („gelbes Gold”).
460) Der Index steht beim folgenden icXavapavov, das im Hebraiacben
iiberbaupt kein Aquivalent hat.
461) Der SchluB des Wortea ist auf der bier sehr unschaifen Photo-
graphie nicht ganz deutlich zu erkennen. Sicher ist eB,a)dpEv, fiber dem
V steht anscheinend ein <?, die bekannte Abkfirzung ffir -og. mo ist At-
tribut von ‘'3S. Die LXX fibersetzt gewohnlich durcb Sopxtig, aber
an unserer Stelle durcb SopxdStov und in Cant. 2 17 , wo die Liebende den
Geliebten auffordert dem “>35 zu gleicben, durcb das Maskulinum Sopxmv.
Ffir A* ist Sopxddty und Sopxddaoy in Cant. 2? {a' 2' E'). 85 (Of Xotitot)
als Ubersetzung des Plur. Fern. m832 fiberliefert. Wenn lB,ai6pk.yog richtig
gelesen ist, muB Jl bier den Sing. Mask. ''32 durcb Sopxcay oder Sopxog
wiedergegeben haben, und dies ist auch sehr wahrscheinlicb , da es ganz
seinem Streben nach Genauigkeit entspricht, vgl. qben S. 10 Anm. 2.
462) Der Index steht beim vorhergehenden Stdre und zwar fiber dem
SchluB des Wortes unmittelbar vor dem ersten dv^pconoy dieses Yerses.
Es sind also die beiden dvSpoanoy miteinander verwechselt
463) Q, der nur a' anffihrt, hat nphg start eig und tpEv^oyxai start
(piv£,etaf. beides ffir j! zweifellos richtig. Die Besonderheiten 4”s sind
bei der Zusammenfassung der drei Ubersetzer unberficksichtigt geblieben,
vgl. oben S. 9 Z. 9 — 13.
92 Lutk emann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16 .
15 Ipl’ ijTtrjd'rjestai^^)] A' 2' &' exx£VTT]d"^6£tc(t
16 DH'i’yS ivexxtov aixt&v pa|owtftv] Vor tmd hinter kvwniov
avtav sind uber der Zeile Asterisken hinzngefiigt, und am
Rande steht A' 2' & AuBerdem ist zu qk ^ ov 6 iv am
Rande bemerkt: ^iriicoOLv *^^
■;p ruastynj njbjt^n xal rug yvvalxug avxSiv
A' xal yvvatxsg avrav 6vyxoiTu6Q'if]6ovttti^^'^) 2?' %a-
gaxQflS^iiSovTai & 0%B^ri6ovtai^''^)
19 rosnoa pw niNsn msboo ’a:* Tj xaksltui evdo^og
vTcb ^aStlscog Xakdaiarv, bv tqotcov xardergsilisv] S' fj di^va-
464) Der Index wird bei f/TTrj^^6eTai steben , ist aber in der bier
ganz schlecbten Photographie nicht zu sehen.
465) Hierdurch soil ivaxior avxmv docb wohl als Zusatz aus A' 2' O'
bezeichnet werden. Es fehlt aber in keiner LXX-Hs. ganz , nur hat B
blofies iraijitoy ohne ain&v und zwar binter fidBov6iy, nicht davor wie
710 und viele andere LXX-Hss. {auch S*,.der infolge des Homoioteleutons
/>dSovdiy %od tag oiniag ait&y auslaBt). Daber ist die Asterisierung bier
unerklarlicb. Auch weicbt diese Stelle von alien tibrigen darin ab, daB
bier die asterisierten Vorte nicht am Rande stehen.
466) So, im Konjunktiv, die Hs. In der aktivischen Wiedergabe
von *100^1 stimmt O' mit der LXX iiberein, dagegen hat er bei dem fol-
genden nsbSISO das Aktiv der LXX {e^ovtSiy) in das Passiv {dxe^'^^ovrai)
korrigiert. Daraus darf man wobl scblieBen, daB er bier lOBTi gesprochen hat.
467) Der Index fehlt im Texte und am Rande.
468) Der Artikel gebort nicht dem a' selbst an, sondem ist spater
hinzugefiigt, s. oben S. 26 Anm. 55.
469) Diese Ubersetzung ist fiir a' charakteristiscb. Er ubersetzt das
Nomen b5© Ps. 44 lo durch ^vyHoirog und dementsprechend das Verbum
bye durch evyHoird^sty (so auch Dent. 2830, wo aber aufialligerweise der
Mann das Subjekt von 6vrHoita6^7j6£tai = bsiC)' ist). Hieraus folgt zu-
gleich, daB a' bier wie in Deut. 2830 das Kethibb wiedergibt, nicht das
Qere. welches an beiden Stellen bytO durch 30® ersetzt.
470) Diese freie, mnngemaBe Ubersetzung ist ebenso charakteristiscb
fur s', wie die etymoiogisierende 6vyKoixa6^ii6Qvtai fiir X und die an
die LXX sich anlehnende dxB^^^oyxat fiir O' .
471) O' behalt das von der LXX gebrauchte Verbum bei und kor-
rigiert nur die aktivische Konstruktion der LXX nach dem Hebraischen
in die passivische, vgl. oben S. 28 Anm. 69. Seine Abhiingigkeit von
der LXX ist urn so sicherer, als Ix^w — byiD sebr selten ist (nur noch
LXX Deut. 2830).
Ausgabe der Randnoten : Is. 13 lo — 21 . 93
t&v to avxriiia trig iirtSQticpavCag XaX-
daCav, hg setQSipsv
20 nsjb slg tov alSwa XQOvov^''*)] A' slg vtxog^'^^) S & sig tskog
21 D’nN A' tvcpdnxav^’’'^ 2' &' r/;(rov*’®)
472) VgL Dan. 11 45 ISTp "’25 “inb 2' els to 5pos T^S Svvdfieeos to
dyiov. 2 ' fafit *'32 im Sinne von SD2, das er oft durch Svva/tiig wieder-
gibt, z. B. in Is. 34* und besondera oft in dem Gottesnamen n'S{32 nin*'
(s. in unseren Fragmenten selbst 1 9 . 14 24.27).
473) 710 akzentuiert fiadiXsicov. In Reg. Ill 4 21 kommt fiaOiXetov
= riDblDlD in einem langeren Zusatze vor, welcben Origenes sub asterisco
aus a’ in seinen LXX-Text eingeschoben hat, gehort aber dort zweifel-
los nur a' an; denn blo6 dieser gibt nshwa auch in Reg. Ill Ids. IV
15 19 durch fiadiXstov wieder, wahrend 2' fiadtXeiov lediglich zur Uber-
setzung von „Palast“ Ps. 47 4 . 14 . 121?. Thr. 25.7 und "jiyc „Woh-
nung (Gottes)“ Ps. 67 6 verwendet, dagegen nobia'a unten 14 is und Reg.
Ill 2 46 . Ps. 45 7 , um nur die ganz unzweideutigen Falle anzufiihren, durch
jiadiXda wiedergibt. Also ist fiadiXeioor in 710 nur einer der gar nicht
seltenen Akzentuationsfehler.
474) Der Index steht beim vorhergehenden xarotxrj^jjdEtai.
475) 710 vEixog. vtxog ~ H23 und vtxo7toi6g — sind be-
kannte zl'-Uberaetzungen.
476) Der Index steht Tiber dem Schluil des vorhergehenden olxiai.
477) Schon Montfaucon hatte nach Hieronymus richtig tv<pd>ya>y"^
rekonstruiert. Field korrigiert xv<p(i)voav nach Q in (pajyoay und fiihrt als
Beweis dafiir noch an: „Cod. 88 affert: ’A. <pooy&y, et Syro-hex. : ’A. da-
mores, s. strepittis (JLao»)“. Aber JLaoi ubersetzt nach R. P. Smith, The-
saurus Syriacus sonst niemals <paiyij, sondern 3r6pvpog u. dgl. ; daher
ist die Zuruckfiihrung von jLao'j auf iparmy mindestens unsicher. Fnd
vollends „Cod. 88“ beweist gar nichts. „Cod. 88“ ist nicht die beriihmte
alte Hs. des hexaplarischen LXX-Textes Rom, Privatbibl. Chigi, R. VH.
45, sondern, wie Field selbst nachgewiesen hat, eine von Leo Allatius
(t 1669) angefertigte Abschrift, s. Rahlfs, Verzeichnis der griech. Hss.
des A. T. (1914), S. 278 — 280. Am Rande dieser Abschrift hat nun
Allatius Fragmente der anderen Ubersetzer hinzugefiigt, und zwar hat er
sie, wie gleichfalla Field (H S. 767) gezeigt hat, groBenteils aus der Hs.
HoP 86 entnommen. Aufierdem aber hat Allatius fiir Is. offenbar auch
die Ausgabe Q’s von Curterius benutzt. Hierfiir nur zwei absolnt sichere
Beweise: 1) Zu xpi/ia Is. 10 2 hat „Cod. 88“ nach HoP Appendix ad
Esaiam altera die Randnote „AXX. Keine LXX-Hs. und kein
anderer tlbersetzer hat Her wirklich xPVM^tta., nur Curterius S. 163 bietet
94
Liitkemann u. Bahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. ] — 16.
DJJf’ S£ip^v£s] A' S' 0tpov&oi '/.dfirjloi &' Q’vyarEQeg
etQov&av
22 D”^^ Svoxsvravpoij A' S' &'
'Vd'HS D'3ni xal voSffoTtoiTjgovffiv ij^tvoL ev xotg olxoig av-
tSo'] a' S' &' xkI esigrivsg av vaotg XQvipfig
Sb n’O'l xal ov XQOvisi] A' S'®' xal rjfiEgai av-
in seinem Abdmcke des LXX-Textes von Q irrtumlich ®tatt xpi-
pata. Und diesen Druckfehler des Curterius bucht Leo Allatius als Les-
art eines "AXXog. 2) In Is. Ids bat Q die Eandnote „oi r' aoStvrjdovdtr^,
s. oben S. 90 Anm. 454. Aus diesem a}StvT)6ov6tv ist bei Curterius S. 198
das sinnlose oSiHrj6ov6iv geworden, und dieses wiederum hat Allatius im
„Cod. 88 “ in aStxrjdovdtv emendiert. Hieraus folgt, daB aucb die Note
ji’A. q)oovoav‘^ im „Cod. 88 “, welebe Field zur Bestatigjung Q’s anfiibrt, aus
Curterius, d. b. aus Q selbst, stammt.
478) Bisber nur aus Hieronymus als ohim bekannt, wonacb man
rekonstruierte (so schon bei Dmsius).
479) 9' behalt die tjbersetzuug der LXX bei und stellt nur nacb
dem bebraiscben Texte den Plural her, vgl. oben S. 28 Anm. 69. Zur
Wahl gerade dieser Ubersetzung hat wohl die Rucksicbt auf den abnlicben
Klang des bebraiscben und griechischen Wortes beigetragen, vgl. oben S. 50
Anm. 195.
480) Eichtiger nacb Q u. a. 6rpovSoxapr)\oi, wie aucb an den iibrigen
Stellen (s. Hatcb-Eedpath) nberliefert ist.
481) Dies stimmt genau zu der Angabe des Hieronymus, wonacb alle
llbersetzer Urn batten. Drusius, Montfaucon und Field scbreiben im An-
schluB an Eusebius und Prokop Uix.
482) Die Lucian-Hss. 22 . 36 etc. fiigen zu dem LXX-Texte iv roig
oixoig avxTjg (so haben sie statt ocvr&v) die Dublette xa\ iv rolg vadig
rf/g 6«axa.\T}g avxpg hinzu. Hierzu bemerkt Field: „Proculdubio ex alio
interprete, fortasse Symmacho. Cf. Hex. ad Eccl. 2$“. In der Tat ist
Fields Vermutung sebr wohlmogiich: nicbt nur Eccl. 28 riisjyn a' xpvcpag
gs' dTtaxdXag lafit sich fiir sie anfiihren, sondem aucb Deut. 2854 53 ^
a’ xpv(pT/xpg 2 ' djtaxaA.6g (vgl. ferner Field zu Cant. 7$). Aucb bat
Lucian in Ids wiederum eine zweite Ubersetzung in starker Anlehnung an
2 ' binzugefugt, s. unten S. 95 Anm. 485. Demnach wurde bier bei der
Zusammenfassung der drei Ubersetzer die Besonderheit des 2' unberiick-
sichtigt geblieben sein. Zu voller Sicherheit kann man allerdings nicbt
gelangen, da 2' zur Wiedergabe der Wurzel 535 aucb Ableitungen von
xpv^T^ verwendet: ler. 6 » n53yB 2' xpv(pspi, Is. 58 44 535nn A' 2’ 9'
iyXpvtpri6Ei(;.
483) Dieses ai, welches Drusius und Montfaucon nach Curterius schon
Ausgabe der Randnotea; Is. 13 21 — 14 8.
95
rijs ov [lii d<psXxv(39&0iv^^*)
Eapitel 14.
1 “Ijn 6 y£KDpas] A' 21' 6 7tQO0tjlvtos
2 bMity’ n’3 mbrnrinvi) xar axXriQovoy.iq6ov6 IV xai iriij&tfv-
'd'7]0ovTat] 2' disXovtnai avtovg olxog ’ISQurjX*^^)
alxfiaX COT 01 ol aixiiccXcoTsveavtsg avrovg] A' 2' &'
ttlx^uXmti^ovxEg rovg alxtiaXcoTteavrag avtovg
on’K^jija mi xal XV QLEv%''iq6ovTai ol xvgiEv6ccvTEg avtmv\
2' xai vjcoT(i^ov6i tovg cpogoXoyovvTag*^^) avtovg
4 nrn tov %’g^vov tovtov] A' 2' & tr^v itaga^oXijv tavttjv
nsmo 6 ini07covda6tiqg] 2' &' rj cpogoXoyia*^'’)
5 ni30 tbv ^vyov] A' 2' gd^Sov 2' ^axtrigCav
7 (gr. 6) nupty iCETtot&cbg'^^^)] r^e'v^aef*/
8 td ^vXa tov Atfidvov] A' eXdtai*^^) 2' & jtCtveg
richtig batten, laBt Field fort, da er der falschen Angabe iiber XII = Q
bei HoP (erste „Appeiidis: ad Esaiam“) vertraut. Der Artikel paBt durch-
au 8 2 u s', welchen Q als einzigen Autor nennt, aber nicht zu a', s. oben
S. 26 Anm. 55. Auch od fcij = 85 ist dem a' nicht zuzutrauen.
484) Q i<psXxv6Sa6ir.
485) Die Lucian-Has. 22. 36 etc. fiigen zum alten LXX-Texte hinzu
Hal HaxaBisXovvtai avtovg oi viol ’lOpa^X. Diese von Field einem "AA/log
zugeschriebene zweite tlbersetzung geht offenbar auf die in 710 iiberlieferte
.S'-tiberaetzung znruck, vgl. oben S. 94 Anm. 482.
486) Vgl. lob 3 18 . 30 7 ®3! LXX tpopoXoyog und oben 812 .
487) Ebenso iibersetzt Hieronymus in der Vulgata tributum. Diese
Bedeutung wird aus dem Zusammenhange erschlossen sein, denn nnStJ
numiQ folgt auf ®5|3 ri3®, und ffi33 hatte 2' eben vorber in Ida durch
(popoXoycov wiedergegeben (vgl. die vorige Anm.).
488) Da fidpSov fiir 2' auch anderweit bezeugt ist (s. Field Auct.
S. 29), wird C vor paHtrjpiav Schreibfehler fiir 0' sein.
489) Der Index steht beim vorhergehenden dvsxavdato, aber da fjdv-
xdSsty gewohnlich = iDpB ist, wird dies ein Versehen sein, welches wohl
dadnrch hervorgerufen wnrde, da 6 rjdvxadiv seiner Form nach viel besser
zu dvtxavdato als zu xexotS^dg zu passen schien.
490) Wem diese anonyme Ubersetzung angehort, laBt sich nicht aus-
machen.
491) Ebenso ubersetzt a’ in Ps. lOSiv. Is. 37 24 , 41 19 . 55 is. 60 15 .
Os. 149. Kein anderer Ubersetzer gibt durch iXdtfi wieder.
96 Lutkemann u. Eahlfs, Heiaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
9 nw"l STtixQuv^T]] A’ 2' ieaXsv&r} &’ (oq-
yCe&r]
ps mnjr ba d’nst inv evvij'y a gd'r^G Kv 6oi Jtuvtag oi
yLyavxag oi aQ^ccvtes Y^s} 6oi QCKpaeifi,
Ttdivtag xaiQC(iovg y^s ^^*')
10 n^bn aaXag] A' riQQadTr}6ag *^^) ifiaXaxi6&7]g & £Tp(6»r;s
nbtrOJ xaTsXoyief&yg] &' 6vfncupe^Xi]Q'rig
11 1J1NJ rj Sola 6ov] A' vxsQfpsQsg*^^) 6ov E’ & y vTisgr]-
qiavCa 6ov
^'baJ n’lOn y noXXy svq) Qoffvvy Gov] -S' a&avatad’y to xraiid
dov &' 6 Q'civatog xcctSQpy^ev 6 e
TO xutaxdXv(i(icc 6ov] S' ^agiPoXaiov Gov
492) Vgl. oben S. 55 Anm. 230.
493) Vgl. z. B. 14 16 &' TtapopyiSioar.
494) xaipipovg gehort wohl speziell dem a' an, vgl. oben zu xaipipaiv
1 11. Aucb das Fehlen des Artikels in Ttuvtag xatpipovg yrji spricbt fiir A',
vgl. oben S. 26 Anm. 55.
495) dppcoGraiv und SippeoGtog, dppaiGTia, dppwGrrjpa kommen bei a'
oft als tibersetzung von nbn und seinen Derivaten vor, bei 2' und 9'
dagegen selten und meistens an Stellen, wo sie mit a! zusammengefaBt aind,
sodafi man keine Gewahr fiir die Genauigkeit der tlberlieferung hat; s.
die Belegstellen bei Hatch- Redpath S. 160 und Suppl. S. 200.
496) rtrpSGxsiv und xpSoGig kommen nach Hatch-Eedpath oft bei S'
vor, vgl. auch unten 14 12; fiir ©' liefem erst unsere Fragmente eine Be-
leg.stelle in 1 e, und dort hat die Verwendung von xpwGig ihren besonderen
Grund, s. z. St. TJmgekehrt Bind paXaxta und paXaxi^eG^ai bei &' je
einmal belegt, bei S' aber gar nicht. Daher werden die Ubersetzungen
von s' und &' hier vertauscht sein. — S' gibt durch xixpaGxeiv und
xpdadig meistens Formen und Ableitungen von bbn wieder, dann aber auch
von nbn (vgl. besonders Is. 57 10 fl'^bn s' ixpaSryg) und TDbrt (unten 14 12).
497) xo gehort nicht dem a' selbst an, sondem ist spater hinzugefiigt,
s. oben S. 26 Anm. 55.
498) Zu iiaeptpspig = 11S5 vgl. oben S. 35 Anm. 95.
499) s' sprach n*'53n oder Pittn atatt n;;'an und leitete ‘I'lbn: von
nbSi ab, vgl. ler. 8630 “iribS3 s' xi Ttxapa {aixov). Ahnlich Hieronymus
in der Vulgata conddit cadaver tuum.
500) 9' sprach ITlian. "Welche Verbalform er in 1‘’b33 gesehen hat,
lafit sich nicht sicher aagen.
501) itepifioXaioy kam zwar oben 822 bei A' vor, ist aber sonst ge-
rade fiir S' mehrmals bezeugt, s. Hatch-Eedpath.
Ausgabe der Randnoten; Is. 149 — le.
97
12 bb’n 6 ftDffgjopos] dloXv^civ^^)
D’M '?jr tybin 6 a jfoeraXlmv agog advta tic E^rj] 2^' 6 xl-
TQ(D0x(X)v Jjr’ fS'vij &' 6 de^Evslag aagdxcuv iii sd-vt]
13 bw TOW owpavou A' &' ie^vgov^^) 2' d-eov
^Jf10 vilftjXm] A' S' Gvvxayfig^^) & xaigov
pBS ’nai’B ial xd ogr} xd xyif)r}Xd agog ^oggav] A' S' ®’ sv (irj-
gotg ^ogga
14 3Jf ’DOB by eadvca xav vfqpf Aov ®®^)] A' cjrt®®®) inlxhfiaxa a«-
%ovg®^“) S' iq) vil)i]Xfi vEfpdXy
15 "113 ’nai' bN sig xd d'EfiEXia xrjg yijg A' &' agog ^rjgovg Idx-
xov S’ sig ^dd'tj Xdxxov
16 in'Jty' d’avfidffovSiv] A' S' &' xuxaxvd^oveiv
vsyo 6 ^Eapo^uvcjv] A' 6 xXov&v S' xagd^ag^^^)
nwboo ty’yiD 6 a iav ^ttOiXslg] S' 0v66£i6ag ^aeiXaiag
502) Diese Ubersetzung gehort nach Hieronymus dem a' an. Wer
recht hat, lafit sich nicht entscheiden, da 6XoXd?stv = bei alien
Ubersetzem von der LXX an vorkommt.
503) Vgl. oben Anm. 496.
504) Statt bei odpavov stebt der Index beim vorhergehenden odparoy
= n^’ac.
505) Vgl. oben S. 28 Anm. 66.
506) S. die Anmerkung zu titryxayds 1 14.
507) Die Eandnoten zu Vers 14 und 15 sind in 710 vertauscht, daher
stebt auch der Index fur die Randnoten zu Vers 14 bei SepeXta Vers 15,
und umgekebrt der Index fur die Randnoten zu Vers 15 bei ixdvco Vers 14.
508) tiber das Feblen der Ebsion bei a' s. oben S. 77 Amn. 362.
509) Diese Ubersetzung ist fiir a' charakteristiscb, s. die BelegsteUen
bei Hatcb-Redpatb S. 1422 (nur in Eccl. lOe ist ir iipdpatit — D“’aTia3)
und Suppl. S. 215. Kein anderer Ubersetzer gibt naS durcb vTpaopa
wieder, daher wird auch das in Lev. 2630 anonym iiberlieferte inpapaxa
= (D3‘’)na3 (s. HoP und Brooke-M'Lean z. St. ; Field willkurlich enveitemd
xd {itpSuccxa ipmv) dem a' angehbren.
510) Vgl. oben S. 50 Anm. 198.
511) Q bat umgekebrt xXoyav ohne, 6 xapd^ag mit Artikel. Das
ist naturlich das Richtige, s. das hebraisch-griechische Worterverzeichnis
unter „Artikel“. (Xoch Field gibt nach Curterius fiir A' falsch 6 xXovoov
an, vgl. oben S. 18 unter „Q“. Swete, der aus der Photographie Q’s
gesehen hat, dafi nur xXov&v dasteht, schlagt frageweise vor, davor den
Artikel zu erganzen!) — Uber xXoveiv a. oben S. 55 Anm. 230.
Kgl. Ges. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1915. Beiheft 7
98 Ltitkemann u. Rahlfs, Heiaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
17 tovg iv eitaycoy^ A'2'&' ds6fitovg
18 av & QGiTt 2' exaSTog
19 ^"13pO sv rotg OQeStv] anb tov rdtpov eou^^®)
3jmj nwa <bff vexQog i^dE^vyftEvog] A' hg dxgEfibv Sicc-
itETtagfiEvog dtg EXTQCOfia wg ^laetog
"113 'J3M *5K sig aSov^ A' &' It&ovg kdxxov X' iid
d’EfiEkiovg kdxxov
D3HD "1JD3 ov tQoitov ifidTiov ev aifiari xsqivQfiEvov] A' X' cag
6m[ia dvOaSEg “**) &’ th^sxog
512) Der Index fehlt im Texte.
513) Wem diese anonyme Ubersetzung angehort, lafit sich nicht aus-
machen.
514) Oder dxpifiooy? 710 sehreibt axpepcor obne Spiritus und Ak-
zent. — Hieronymus Sp. 179 berichtet, da6 a’ Syni 1533 durcb quasi
sanies poUuta wiedergegeben babe. Damit ubereinstimmend berichtet der-
selbe Sp. 255 nocbmals, a' babe "ISi durcb ixoop iibersetzt; aucb fugt er
bier die 2 '-tibersetzung ixtpcopa und die ©'-Ubersetzung germen binzu
und bemerkt nocb ausdriicklicb , dab a' bier anders iibersetze als in 11 1 ,
wo er "\SI durcb dxpsudiv wiedergegeben batte. Danacb sollte man an-
nebmen, dab Hieronymus genau zngeseben bat. 710 stimmt in Sxrpaapa
und fiXadTog ganz zu den Angaben des Hieronymus, gibt aber ftir a' nicbt
ixap an, sondem dxpepdv, also eben das Wort, Welches a' nach Hierony-
mus wobl in 111 , aber nicbt an unserer Stelle verwendet haben soil. Hier
ist ein unlosbarer Widerspruch. Ubrigens ware fiir dxpepdov nocb anzu-
fiibren, dab es in Is. 60 21 abermals als yl'-Ubersetzung von “isa vorkommt.
515) StaneTtappivog = 3yn3 ist obne jede Parallele und unerklarlich.
Sollte es etwa aus Staxexatqpivog oder -pivov entstanden sein und ur-
spriinglich zu 03113 gehoren, welches a' nach Fields Retroversion durcb
OvpnEKaTtjpevov wiedergegeben batte (s. Anm. 518)?
516) Dies ial wird nur dem ©' angehoren.
517) Bisher nur aus Hieronymus als fundamenta bekannt, wonach man
seit Drusius SepiXia rekonstruierte.
518) Hieronymus Sp. 256, ^.Sicut cadaver putridum [dies ist die eigene
Ubersetzung des Hieronymus] sive, ut Aquila transtulit, coneutcatum'^ Hier-
nach hat Field „’A. dag nx&pa dvpnenaxripivov'^ rekonstruiert. 710 stimmt
wieder nicbt zu Hieronymus, dag dapa dvdwSeg wird nur dem 2 ' ange-
horen, denn die richtige Ubersetzung cmicidcatum ist fiir a' sehr wahrschein-
Uch und vielleicbt in dem Sianmappivog von 710 entstellt erhalten, s.
Anm. 515. — 2' und ©', denen Hieronymus folgt, scheinen 013 im Sinne
von W»3 gefabt zu haben, vgL Is. 343 (n)»S3 2' ^ SvdoaSia.
Ausgabe der Bandnoten: Is. 14i; — 23 .
99
20 mnpa nnx inn Nb oim edtat xa& ag6v, ovtiag ovSs 6v idr}
xaS'cpds] oi}% Sficc dvv avTotg itdfpiq
xriv yf^v) ftow] A' H' Q' dov^~^)
l(OJf rbv Xaov) fiow] A'2J'@' tfov®"*)
22 '733’? ai>Tmv] A’ S ' &’ T^g Ba^vk(oviag^-^)
1331 J'3 (Jar £ 9 /* a] A' yov^v S' djcoyovov
23 isp n’niotyi xai &^dcj tipf Ba^vXavCccv SQTjiiov &dts xu-
toixslv i%ivo vg^ A' S' &' xal Q^-i jda avTrjv sig xXrjQovofiCav
iyivov
D’10 ’03N1 xal sdxat, sig ov’&f'i/j A' xai Xiiivug^^*) vdutcav S' 6>'
vSdrav
lOC'il ftUNt3103 n’nWUNUI xal ^^dat avT'^v jtijXov ^dpa&gov
alg daaXeiav] S' & xal ittjlo^goxijda^^^) wbr'^v iv JtriXo^goxla
dtpavidfim
519) &i^£h6s ,.stinkend geworden“ (erg^nze aus dem Vorhergehenden
dafia) ist Partizip von Si^eksv, einer hellenistischen Perfektbildung nach
Analogic des Aorists cb^edev LXX Exod. 814 (dfter im Kompositum inob-
Zidtv Exod. 7 21 . 1620 . 24 ). Klassisch wiirde es S>S,rjKav heifien; diese
Form ist von Photius, Lexicon ed. Naber 2 (1865), S. 273 Z. 10 bezeugt.
— B' faCt 031B ebenso auf wie .2', vgl. die vorige Anmerkung.
520) Diese Ubersetzung ist fur jC viel zu frei, entspricbt dagegen gut
der Art des 2^ Statt irdcpri wird es iTd<pTjs heiBen miissen.
521) ^a' s' B' dov"' ist beidemal nicht an den Band, sondem im
Texte selbst iiber fxov geschrieben.
522) Q hat „a' S' r^s BafivXarog '' : richtig, denn BafivXaovia kommt
nach Hatch-Redpath Suppl. S. 31 bei a', ^ und B' nicht vor.
523) Vgl. lob 18 19 135 Sbl 15 ^3 a' ov yoreig ' airw Hat ovk
iyyovov (Montfaucon hat iyyovov, anscheinend wiUkurlich, in iyyovot ge-
andert, und Field hat dies in seinem Texte beibehalten). Ist dort das an-
stoBige yovsig in yovri zu korrigieren? Und ist an unserer Stelle etwa
s' aus x(ai) entstanden und yoviiv Ka\ dicoyovoy die ii'-Ubersetzung von
1351 '(•’5?
524) Ebenso libersetzt a' in Is. 35 7 . 41 is (Auct.), auBerdem nur die
T.XX in Ps. 106 35 . 113 8 und ein Ungenannter, vermutlich a', in Exod.
7 19 (Field = Montfaucon ixi rag Xi/tyag aitar = Dn‘’H3St by , aber die
Ess. selbst haben, wie Field in der Amn. sagt, nur Xi/ivag, damit fallt der An-
stoB, welchen der Artikel bei A’ bieten wiirde [s. oben S. 26 Anm. 55], weg).
525) Ebenso ubersetzt S' in ler. 51 32 (a' S').
526) s' B' leiten, wie schon die LXX, 5tT5St5 von 'k5“’t5 nrjXog ab.
(Einige Hss. haben hier das Qere ri‘'riBl55.)
7
100 L utkemann n. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
24 I11N35t 2^a/3«ia0’] A’ atgatsiov H' &' dvvdfiscjv^^^
Dipn ^Evst] 2' 0Tt] ffsrai
25 6 ^vyog ®**)] A' 6 xXoiog
(ijVaO to xvdog^^^)\~ l:' & fidetay^a
26 -f- xvpiog”®®)] ov xEitca accg’ ^^gaioig^^^)
D'wn ba bjf nnioj {> il)rjXri iitl Ttdvxtc. tu A' E' &' ixtstu-
liEvri xatd jcdvrcav taw
27 msaX 6 dyiog] A' etgattiSyv H' &' Svvdfteav
19’ dtaexsddeEi^^^)] dxvQtaeei
28 NtyO grjfia] A' agfia ^^) H’®’
527) 710 schreibt a' 2' S' Swafieooy dTpataiav. Hier hat sich, wie
1 9 . 14 27 und andere Parallelstellen lehren, 2' &' Swa/iEcov falschUch
zwischen a' und grpatetaav eingeschohen. Eine ahnliche falsche Zusammen-
ziehung zweier Uhersetzungen findet sich unten in 15i, s. S. 104 Anna. 553.
528) Die beiden Noten A' 6 xXotos und s' S’ fiddtaypa sind am
Rande unter demselben Index vereinigt. Im Texte steht uberhaupt kein Index.
529) xXoios = by kommt haufiger in der LXX vor (s. Hatch-Redpath),
ist aber sonst nur bei €>' Is. 1027 belegt. A’ iibersetzt by Dent. 28 48 -
Os. 11 4 (nur syrisch erhalten) durcb Svyog. Da nun aucb die Hinzufiigung
des Artikels der Praxis des a' widerspricht (s. oben S. 26 Anna. 55), so wird
der Autorname falsch sein und wobl durcb S' ersetzt werden mussen.
Der falsche Autorname ist wahrscheinlich durcb die Zusammenfassung dieser
Randnote mit der folgenden, in der 2' &' schon vertreten waren, veranlaBt.
530) Vor und hinter mpiog ist ein Obelus fiber die Zeile gesetzt.
Bei der Randnote steht keinerlei Zeichen; die Setzung eines solchen war
fiberflfissig, da die Randnote genau neben der Textzeile steht, zu der sie
gebort, vgl. dagegen unten S. 103 Amn. 547.
531) Nur diese Bemerkung ist neu; die Obelisierung an sich war
schon aus Syrohex. bekannt.
532) Vor der ersten Zeile dieser Randnote steht a' 2' S', aber 2'
wird dann vor der mit -rd beginnenden zweiten Zeile wiederholt. Die
"Wiedergabe von by durcb yard ist bei a' unwahrscheinlich.
533) Der Index steht beim folgenden dito6xpi^ei. Aber dxvpovv ist
die regelrechte ^'-tjbersetzung von “isn (Num. 30 43 . Deut. 31 20 . lob 612 .
40 3 [s. oben S. 82 Anm. 399]. Ps. 32io. 8834 [Mercati], II 8126 . Is. 245),
daber wird es bier ebenso sein {a' konnte vor d- leicht ausfallen).
534) Dies Wort kommt nur bei a' vor. Es ist eine ffir ibn charak-
teristiscbe etymologisierende Ubersetzung: itttJJ ai'petv, n»0 dpdig (Gen.
49 s), S«yo dppa (oft).
535) Ebenso 15 1 (s. unten). 19 1 . 21 13 u. 6 .
Ausgabe der Bandnoten: Is. 14 24—29.
101
29 ntybB KlX6q)vloi]
exsQuaTos] A' S' Q(tr,g
ySS Ixyova d0xtd(ov^^^)] A' S' & fiasikiaxog
ciBiyo 5)1ty bcpsig jtsTOfisvoi] A' iftMngav^^^) xsrd^svog
S' qpvffrav®*®) xal ixXvav^*) &' ixgvipmv^*-) xezdfisvog^^)
536) fvXtdrutfi, bier ohne Autornamen, findet sich 9 n mit v statt
fi und 11 14. 1431 als $vXt6^tei/i bei alien drei Ubersetzem. Vgl. aacb
unten S. 103 Amn. 548.
537) Der Index feblt im Texte. Vgl. oben 11 s.
538) In der ParallelsteUe Is. 30 s gibt A* 5)^10 wie in Dent. 815 durcb
iftxpr)6r^S wieder, vgl. oben S. 75 Anin. 352. Uberliefert ist dort aller-
dings iMtpTidrris, aber Field bat dies mit Becbt in ipxprfdrrii korrigiert.
539) Aucb in der ParallelsteUe 30 s ist fiir a' xardpevos mit -a- uber-
liefert, wabrend die LXX und S' an beiden SteUen die Form mit -o- baben
(nur B bat an unserer Stelle xtrapavoi). Vor xerdpevog ist jedocb in 30 s
ein ix- binzugefugt, docb ist dies wobl nur irrtumlicb vom vorbergebenden
ixvptfdtpg (s. die vorige Amnerkung) wiederbolt.
540) Vgl. das in Deut. 815 anonym uberUeferte qrodifipaxos — SlItD
(in ®n5)‘ kann die Ricbtigkeit der Uberlieferung nicbt be-
zweifelt warden, obwobl sicb nicbt sagen lafit, wie S' auf diese Dentung
gekommen ist. — Dafl S ' in der ParaUelstelle 30 s CJIC ganz anders iiber-
setzt (fiadtXidxos), beweist aucb nicbt gegen iptrdav, da s' dieselben Worter
an verscbiedenen SteUen oft ganz verscbieden iibersetzt, vgl. oben S. 78
Anm. 369.
541) Ebenso iibersetzt 2' in der ParaUelsteUe 30 s. Er leitete
?]Biyo von der Wurzel !!■>? ab, vgl. oben S. 74 Anm. 342.
542) 710 scbreibt ixxpv<p&v und meint damit wobl ix xpvgtav „au6
Scblupfwinkeln“, denn die Worttrennung ist in 710 wie uberbaupt in den
alteren Minuskelbandscbriften nocb sebr unvollkommen , und gerade die
Prapositionen werden sebr gern mit dem abbangigen Nomen zusammen-
gescbrieben. ex xpvtpatv gibt aucb Field in der ParaUelsteUe 306 nacb
„Cod. 88“ als die iiberlieferte ©'-Lesart an. In der Amnerkung aber
emendiert er es, da „aus Scblupfwinkeln“ unerklarlicb ist und Hieronymus
an unserer Stelle (14 29) absorbens iibersetzt, gut in Ixpotp&v „ausscbliirfend“,
indem er diese IJbersetzung ricbtig aus dem syriscben imd nenbebraiscben
„scblurfen“ erklart. Ganz bat er damit aUerdinp das Kicbtige
nocb nicbt getrofien ; exxpv<paiv ist nicbt in ixpo<p&v, sondem nur mit
Streicbung des einen x in ixpv<pav zu korrigieren, wie die Hs, HoP 86,
die QueUe des „Cod. 88“ (s. oben S. 93 Anm. 477), ganz ricbtig hat, s.
Fields Anm. zu 30 e im Auctarium. Denn „8Gblurfeu“ heiBt, wie
102 Liitkemann n. Rahlfs, Hexaplar. Eandnoten zu Is. 1 — 16.
30 D’bT nisa avtov] A' itQtatoToxot ngaiav 27 itgco-
Totoxoi nsvr^tGiv^*)
J. Wackemagel lelirt, ionisch fevg>Eiv, s. 0. Hoffmann, Die giieehischen
Dialekte 3 (1898), S. 289, und pvq>stv kommt auch spatgriechisch neben
poipeiv vor, s. Corpus glossariormn latinoram III (1892), S. 6 Z. 20 pvcpaa
sorbeo (Hermeneumata Leidensia) und S, 464 Z. 16 sorbo jivcpa (Glossae
Stephani). Da6 Leo Allatius, der Schreiber des „Cod. 88“, in 306 die-
selbe falsche Emendation gemacht bat wie unsere Hs. in Idas, gehort zu
den sonderbaren Zufallen, die mancbmal in der Textgeschichte vorkommen.
543) Da Hieronymus an unserer Stelle absorbens valuer tm iibersetzt,
bat Field vorgeschlagen , in der Parallelstelle 30 e ex xpv<pwv it stops -
V o s in i-Hpotp&v Ttetopsvov zu korrigieren (vgl. die vorige Anm.). Die
Herstellung des Akkusativs ist jedoch uberfliissig, da Hieronymus, auch
wenn er dem ©' folgt, dock nicht ganz mit ihm iibereinzustimmen braucht.
Auch ist sie jetzt, wo unsere Hs. fur 14 2 » gleichfalls den Nominativ be-
zeugt, sehr unwahrscheinlich.
544) a' iibersetzt Ableitungen der Wurzel uie durch npavs, son-
dern durch die bei keinem anderen Ubersetzer vorkommenden Worter dpat6s
(Ps. 81 3. Prov. 10 15 gewiB falsch], ler. 39 lo [nur syrisch er-
halten]) und dpaiovd^at (Reg. H 3i. Is. 38 u); die beiden Stellen, an
welchen er nach Field anders ubersetzt hatte, Prov. 28 3 (titooxos) und ler.
52 15 (itivfis), sind unglaubwiirdig ; in Prov. 283 ist a' mit 0' zusammen-
gefafit , und in ler. 52 15 stammt der mit dxo 8'e rav xsv^rcav = mb^IlQI
beginnende Zusatz nicht aus a!, der durch die Freiheit der Ubersetzung
absolut sicber ausgeschlossen ist, sondern aus dem lucianischen Texte (Q
fiihrt den Zusatz sub asterisco ohne Autornamen an, den Namen ^ hat
Montfaucon willkiirlich hinzugefiigt). 2' ubersetzt Ableitungen der Wurzel
bbl durch dxovos (lob 5i6 [Auct.]. Ps. 81 3 ) und drovsiv (Ps. 783 . 1146.
141;), ntaxoi (Prov. IO 15 nur syrisch erhalten]. 2223 ) und
iXaxtoixj^at (Reg. II 3 1 ), aber, soweit wir bisber wissen, nicht durch nivrjs.
Dagegen gibt &' b^ in lob 3428. Is. 26 6. ler. 39 10 . 52 1 « durch xfV,,?
wieder. Daher wird xet-ijran' auch an unserer Stelle dem 0' angehoren,
und es bleibt dann xpaiaor fur 2’ iibrig, sodafi wir hier dieselbe Ver-
schiebung der Autorennamen haben wie in lob 5i6, wo Field im Haupt-
werke bnb a' dxdroi S' xxax^, im Auctarium aber richtig 2 ' dx6ra> S'
xxaxoi bietet. Gegen die Zuweisung von itpafoov an 2 ' konnte man al-
lerdings einwenden, dafi auch 2' bn sonst nicht durch xpaig wiedergibt;
aber da diese Ubersetzung sonst iiberhaupt bei keinem Ubersetzer vorkommt
(auch nicht in der LXX), so kann man sie noch am ehesten dem 2' der
in der Wiedergahe der hebraischen Worter besonders stark wechselt ’ zu-
trauen. Fur die Zuweisung der beiden Ubersetzungen an JS' und 0' ist
Ausgabe der Eandnoten : Is. 14so— 3i.
103
ntjab eV si^rjvTjg] afiegifivag &' itSTtoid-OTsg
15131’ avttJtuvSovrcci] A' 2'®’ xaraxh&tjaovrcei
31 jtoAioJv ^’)] ov xstreci Ttag' ^E^gaioig
lbs DE^bS 01 akkocpvlot ndvTsg] A' 21' &' ^vXie&islfi^^) na6cc
Tov Eivat®*®)] ov XElttti xag’ E^gaCoig
ViyiO^®®)] A' ewt£Tagccy[isvoig^^^) avtov 2'®' 6vvT£ray(idvoLg
ccbrov
noch anzufuliren, dafi die Eeihenfolge 2’ , &' der oben S. 6 Anm. 2 dar-
gelegten Eegel entspricht
545) a' steht auch bier falsch fur 2'. Denn die TIbersetzuiig ist
fiir a' zu frei, und dfiipifivoq mit alien seinen Ableitungen (^d/iepipvag,
dpeptpvia, dpEptpvelv) kommt, wie Hatch-Eedpath lehren, nur bei 2' vor
(Ansnahme Ps. 6 1 9 IJTOa A' 2' dpeptpvtlTe : unglaubwiirdig).
546) Ebenso ubersetzt a' in Gen. 499. Is. 11 7. 54 n ('pSTa xara-
xXivoo) und ©' in Is. 11 7. Aus 2' ist kein Fall bekannt, denn in Is, 11 7
stammen die beiden Ubersetzungen mit naxanTa^ridovxai = IWl'’ nicht,
wie Field nach Montfaucon angibt, von jd ©' und 2' , sondem von A und
o', s. Swete. (Curterius hat in Is. 11 7 A B' und O’, Montfaucon hat
dies falsch emendiert, indem er das zweite O' in 2' korrigierte, start das
erste O' zu streichen.)
547) Vor und hinter Tt-vXat TtoKEoav ist ein Obelus liber die Zeile
gesetztj es darf aber, wie in Syrohex. auch lichtig geschehen ist, nur jr<5-
Xtwv obelisiert werden, da itiXai dem TSTD des hebraischen Textes ent-
spricht. Hier steht der Obelus auch vor und hinter der ersten Zeile der
Eandnote, weil die Eandnote hier nicht neben die Textzeile, zu der sie
gehort, gestellt werden konnte; vgl. dagegen oben S. 100 Anm. 530.
548) liber die Schreibung dieses Wortes s. oben zu 14 29. A gibt
nebs in Ps. 59 10. 828 (a' 2'). 864 durch ivXtdtiaia wieder, und dies
erwartet man auch hier wegen des xa<Sa. Allerdings hatten wir auch in
1429, wo gleichfaUs folgt, ivXtdTtsip = mubs.
549) Hier stehen nicht, wie am Anfange des Verses und in Vers 26,
Obelen, sondem ein gewohnUcher Index im Texte und am Eande, und
zwar ist er im Texte zum vorhergehenden xa\ oix gesetzt. Dahin gehort
er aber sicher nicht. Wo der hebraische Text TTQ
bietet die LXX xa\ oix E6xiv rov eivat. Das ist unverstandlich ; aber
klar ist, dafi gerade xat oix l6xiv genau dem hebraischen entspricht.
Also pafit die Bemerkung oi5 xeixat nap’ 'E§paiotg nvu zu xov slvat.
550) Masoretische Vokalisation I'l'WTD, aber die IJbersetzer sprachen
wohl — Der Index hat sich hier, wo das hebraische Wort arar
kein Aqnivalent in der LXX hat (s. die vorige Anm.), zu doaS^dorxai
104 Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Bandnoten zu Is. 1 — 16.
Kapitel 15.
1 to A' &Q(ia E' &
^^ty 1° dxo2.ei:tac] ixgovoitEV&Tj
nOlJ 2® A' &' iaimatjeev E' itftrasEijS'ij
2 pT ^3 jtdvteg ^ga^iovag xatatttfirjfisvoi] E' S' a&g
ndyycav i^vpTjfts'vog E' xatutETiiTjfiavog
1432 verirrt. Die Randnoten stehen hinter der zweiten Note zu 15 i (^srpo
vofiEv^ri)^ werden aber durch den Index als zu (JwSi/tfovrai gehorig be-
zeichnet
551) Ovvratapayiievot? paBt gar nicht. Es mu 6 Schreibfehler fur
dvyTEtccyfiivots sein , denn a' ubersetzt YiyT 2 Am. 3 3 durcb 6wtd£a>yta^
und lyiH oft durcb dwtayif, 8. oben zu 1 14 . Der Schreibfehler mu 6 aber
alt sein, da a' sonst mit 2'6' znsammengefaBt ware. Er ist wahrschein-
lich durch das tETapayyivat, welches die LXX kurz vorher in diesem
Verse hatte, veranlaBt.
552) Bisher aus den Lucianhss. bekannt, s. Field.
553) Die richtige Verteilung der beiden libersetzungen auf die drei
tibersetzer hatte 710 oben in 1428 , s. daselbst. Hier schreibt er falsch
zusammenziehend A' 2' S' apya Xrjyya, vgl. oben S. 100 Anm. 527.
554) Diese Ubersetzung wird dem .d' angeboren. Denn mit Ausnabme
von Prov. 11 s, wo Sl nach Syrohex. TTO durch npovoyevEii* wiedergegeben
hat, ubersetzt nur ^ so und zwar so gut wie regelmaBig, s. Ps. 136 s.
Is. 33 1 und die von Field aus dem Syrischen oder Lateinischen retrover-
tierten Stellen Ps. 16 s. ler. 4 30. 626 . 9 19 {a' von Field als Autor erganzt).
10 20 . 12 12 . 488.20. 49 10 . 51 48.56; daneben findet sich als il'-Ubersetzung
von “1*10 nur noch xaXaixaipEly, entweder allein (ler. 4 so. 49 28 ) oder als
Yariante zu xpovoyEvEtr (ler. 4 so [raXaitcoopog^. 49 lo. hiss) uberliefert.
Entsprechend ubersetzt a' auch “TO stets durch npovoy^, s. oben S. 89
Anm. 452.
555) Der hebraische und griecbische Text weichen hier so stark von-
einander ab, dafi man sie nicht identifizieren kann. Der Index steht bei
dicoXEiTai 15 1 .
556) Im Hebraischen kommt die Variante vor, s. Ginsbui^s
neue Ausgabe des A. T. (den Titel s. oben S. 70 Anm. 317). Daranf
wird KaxatETyriuEvot and -yirot zuriickgehen. Allerdings ist xaxaxiyvetr
sonst anfier der zweifelhaften Stelle ler. 48 37 (s. Field) nicht = 5TO wohl
aber dfters = “VO (Belege bei Hatch-Redpath).
557) Da 2' zweimal vorkommt, sind die Autorennamen nicht in Ord-
nung. Eine sichere Korrektui- ist nicht moglich. Am bcfriedigondsten
Ansgabe der Bandnoten: Is. 15 1—7.
105
4 3K10 '2C*jn p by Sia tovto ri 60 q)vg tijs Macc^itcSog ^o&]
A' ixl roiJraj Miaa/J ccXocXoi^mei 2 ] ' evsxsv tovtov
ol ev^avoi
5 nn'^3 “®®) pjr?’ ^oa iv caiw/j] A' 21 ' xgavyd^si ^®®) juojjAoj ccvtfjg
& ^orjestai 6 vv rfi avsvfiaxi avTijg
nyy’ "laE^ npyr /3o^ 0 vvTQi[i(ta xal 6 et 6 (i 6 g] A' S' & xgavy^v
ffwrgi/ifiov H^sysCgovStv ®®*)
6 igjjfiov] A' S' &' rjtpavtgfisvov
7 nii^y mn’ p by (lij xal ovtmg ndXXsi 0 (od''^vai] A' ml rovta
xegi60£v(ia ccvtvs iaoCijgsv S' dtori Jtegiee&g daoiriSEV
8vd tovto 'fijtdAf t/ifta ®®“) avt^g snolriOEv
ware die Annahme, daB die Neuubersetzung i^vptjfdvot dem A' und 2',
das aus der LXX beibehaltene Haraxerptitieyos dem Q' angehorte (vgl. oben
S. 28 Anm. 69). Aucb wilrde sich so eine bessere Reihenfolge der Uber-
setzer (vgl. S. 6 Anm. 2) ergeben. Nnr sind die Anderungen reicbUch
stark, tibrigens vgl. Field zu ler. 4837 .
558) VgL oben S. 54 Anm. 227.
559) In der masoretischen Vokalisation ist dies als Plural gefafit:
ntpljl ; dementsprechend schreiben m^lnche Hss. aucb , s. Ginsburgs
deue Ausgabe des A. T. (den Titel s. oben S. 70 Anm. 317). Die Uber-
setznngen setzen die Defektivschreibung voraus. a' 2' sprachen
B' Wm"l3.
y ;
560) Mpavyd^etv ist bisher nur bei 2' einmal belegt (lob 19 7 pySSt
a' /Soj/tfco 2 ' xpaxryaOoa)- Da aber jf unten 15 s Hpyt durch npavy^
wiedergibt, scheint aucb bei ibm xpavyd^etr moglich.
561) Diese Uberaetzung, jedoch mit iSaveyepov6ir, fubrt Q namenlos
an. Q hat aber aucb schon das Yorhergehende von nbyia “’3 an, und dies
Ganze haben Montfaucon und Field gewlB mit Recht dem a' zugewiesen.
Der feinere Unterschied , dafi A' I'tSS'*’ durcb iSarsytpovdtv, die iibrig^n
durch i^tytipovOtt wiedergegeben batten, ist also bei der Zusammenfassung
der drei Ubersetzer verloren gegangen.
562) a' hat sicker nieht genau so iibersetzt, denn er wiirde den Plural
des hebraischen Textes aucb im Griechischen durch einen Pliual wieder*
gegeben haben.
563) Masoretisehe Vokalisation ST^'^, aber A' und ©' sprachen !nr^.
564) Vgl. oben S. 54 Anm. 227,
565) 710 vKoXtippa'. derselbe Fehler wie in I 9 . 10 19 . Die tlber-
setzung von durch ixdXBtpua findet sich hei B' auch in loh 4 21 (AucL),
sonst nirgends.
106 Liitkemann n. Rahlfs, Hexaplar, Randnoten zu Is. 1—16.
D’aiyn bnj bjr ini xnv tpdQuyya ’’Aga^as] A' ini tov^^^)
fiugg ov tav irsav
8 npyfH ns’pn ’3 y&g rj (3o>/] A’ OTt nsgirjld-sv i] xgav-
yij ixvxXcaaav ri xgavyrj^'^’’)
9 niBDU pO’T Vjf ’3 ind^a yug sal ’Psgfiav ’Aga^ccg
xal «pS] A' “®®) agos^tjeca ydg sal Aigcov ago«&igatu
n'”)K 3NH0 TO 6aig(iu Mcad^ xcd Agii])/-’'^^)] t& dicc-
eth&iictti dab Mmd^ Xiovtcc
9 +Kap. 16,1 btyio 13 : noiK nnserbl xal rb xardloi-
aov Ada(id dao6tsk& Sg igasrcc sai ] &' xul totg iaiXoCaoig
x%g yijg daoetsiXaTs ’dgjfivxa
566) xov gehort nicht dem ji selbst an, sondern ist spater hinzuge-
fiigt, s. oben S. 26 Anm. 55.
567) Diese namenlose IJbersetzung kann 2' oder ©' angehoren. Jener
iibersetzt ►["'pn durch xvkXovv Ps. 16 9 und xeptxvKXovr Ps. 87 ig, dieser
durch xvxXoijy Lev. 19 27.
568) "jpafias ist bier im Griechischen nachtraglich aus der nur in
der LXX abnUcben Stelle 1 5 7 ind^o) ydp in't r^v cpdpayya "Apa^ag
wiederbolt.
569) „a'" ist sicber faiscb : a’ kann nacb seinem Prinzip, die Wort-
folge des bebraiscben Textes genau innezubalten (s. oben S. 34 Anm. 92),
yap uberbaupt nicbt verwenden, da es ja anders gesteUt werden mufi als
das bebraiscbe "'D; aucb batte a' gewiB nicbt tT'BS durcb 7tpo6^ijda wie-
dergegeben und dadurcb zugleich gegen das Hebraiscbe eine figura etymo-
logica npo6S^6a) . . . apodSipara geschaSen. Die Ubersetzung stammt
von 2': auf ibn weist das yap bin; aucb baben wir in der folgenden
Randnote, die ausdriicklicb dem 2' zugescbrieben wird, die unmittelbare
Portsetzung unserer Note. Die folgende Note bat keinen eigenen Index ;
das weist nocb daranf bin, daB die beiden Noten urspriinglicb eine Einheit
gebildet baben.
570) B bat bier wie aucb am Anfang des Verses Jetpav im LXX-
Texte. Q bat wie 710 beidemal 'Ptppay, fubrt aber dazu am Anfang des
Verses am Rande die Variante xdtpwy an und fiigt die Bemerkung hinzu:
b/i{oioi)g) ol r' xal xb 'Efipaix{6y).
oT 1) Hier stebt weder im Texte nocb am Rande ein neuer Index,
da die Randnote mit der vorigen zusammen urspriinglicb eine Einbeit
bUdete, s. Anm. 569.
572) Vgl. oben 10 19, wo ixiXoixog nacb 710 dem O', nacb Prokop
dem 2' angebort, und ler. 393 tT'-IKO 9' ixiXotxoi. Sonst ist ixiXotxog
bei den jungeren Ubersetzem bisher nocb nicbt belegt.
107
Ausgabe der Kandnoten; Is. 15? — 163.
Kapitel 16.
2 IP TTU 51''V3 ydg Sg xstetvov ccvimaiiivov vsotieog]
A' xal £6xai cag stetsivbv iiaTuvaezsvov voesidv^"^^) 2' & [le-
raxivovv vo&eidv
2/3 nxjr iN’an : iuin*? nnayo iasi xdds^'^^ ’Aqv&v auiova ^ov-
^avov] A'®' at Sia^deaig xcbv dgpav q>aQax£ ^ovX.riv^^^ 2' d-
jtayofiavai itagav^’’^) ’Agvav q)sgaxa fiovXrjv
3 nno onns iwa nbx b’bs ’n’ty aav&ovg uvxfj did navx'og av
fiadrjii^gtvfi dxoxi^^''^)] &' d^ov vvxxl r^v exidv Sov av
(ia6(p (laei^fi^gCag xgvtliov
573) Vor Spxovra fehit ein Aquivalent vort 13. Vermutlich hatte
©' dies unverstandliche Wort nach seiner Gewohnheit (Field I S. XLf.)
transkribiert, etwa durch x<i‘Pj und man hat dann dies das im Griecbi-
schen ebenso unverstandlich war wie im Hebraiscben und leicbt als Ditto-
graphie des folgenden apx- erscheinen konnte, fortgelassen.
574) vod6tdv fehit in Q, obwohl er den ganzen Vera aus a' anfuhrt,
Drusius hat voddtd im Nominativ erganzt, weil i^uTtEdtaXphr} folgt, und
dies wird richtig sein. In 710 ist voddia, womit die Kandnote mitten im
Zusammenhange abbrach, von paravadxavov abhangig gemacht.
575) Vgl. Prov. 27 8 "ITlS 2' naxamvovpavos und Is. 22$ m* &'
piXEHivriSriday.
576) So, inst mit Spiritus, aber ohne Akzent, und xdSe mit Akut
auf dem a, hat 710. Dies ist eine Zwischenstufe zwischen dem imspriing-
lichen ix'i tdSe „diesseits (des Amon)“ und der vulgaren Lesart Eneita SL
oil) Q trennt a' und 0' und fuhrt fiir A' die obige Ubersetzung
ohne ai, fur 0' diesel be ohne tav an. xur dpv&v ist, obwohl Q und 710
darin ubereinstimmen, natiirlich falsch; es ist ein alter Fehler fiir tco’Apvwv
= pnstb (nicht fiir xov 'Apvdv, wie Drusius, Montf. und sogar noch Field
korrigieren), vgl. oben S. 7. Sonst ist die Dberlieferung in Q zweifellos
richtig, da Stafiddets ra Upvdv ebenso dem Cbarakter a''s entspricht, wie
al Stafiddets ’Apvdsv dem Charakter 0'\ vgl. das hebraisch-griechische
Worterverzeichnis unter „Artikel“. Bei der Zusammenfassung der beiden
ahnlichen Ubersetzungen in 710 ist sowohl das ai des 0’ als das r&y
(statt Tm) des a ' aufgenommen und so ein charakterloser Mischtext ent-
standen, vgl. oben S. 8. (Swete fiihrt Stafiddets ray dpywy tpdyexe jSovXijy
namenlos an, obwohl es in Q aufs deutlichste dem a ' zugeschrieben wird.)
578) 2' sprach wohl (Part. Hoph'al) statt
579) Die LXX weicht hier so stark vom hebraiscben Texte ab, daB
eine sichere Identifikation nicht moglich ist. Der Index steht in 710 zw ei-
fellos zu fnih bei xotaitE = ItSy.
580) 0' las 3 statt 3 .
log Lutkemann u. Rahifs, Hexaplar. Randnoten ?.u Is. 1 — 16.
4 ’mj 01 qivydSes] i^caeitivoi & duOTCagfiEvot^^^)
581) Masoretische Vokalisation Die LXX sprach ‘’JTIS. Aber
bei den jungeren ITbersetzem kann noch /lov gefolgt sein.
582) G' ubersetzt Formen von fTO durch Sia6iceipEiv auch in ler.
27 10 {^a' 0'“). 29 14 . 18 . Sonst kommt diese Ubersetzung zwar einigemal
in der LXX, aber nicht bei den jungeren Ubersetzem vor.
Die hebr^che Grondlage der Ubersetztmgen von
A', S' und e'.
Die drei Ubersetzer setzen einen hebraischen Konsonantentext
voraus, der so gut wie vollig mit dem sogenannten ma-
soretischen Texte ubereinstimmt. Sieht man ab von der
Zusammenfassung von mis "®nb £20 zn einem einzigen Worte bei
A' und S', die nicht mit voller Sicherheit auf die hebraische Vor-
lage schlieBen lafit, so sind Abweichungen mit Sicherheit nur bei
0' nachweisbar: 14 11 mnn statt rT’nn, 16 5 niTna st. nn’m, 16 j
b*’b 3 st. b^ba. Doch sind auch diese so minimal, da 6 sie gegeniiber
der sonstigen durchgehenden XJbereinstimmung nicht ins Gewicht
fallen.
Sonst bestehen die Abweichungen der drei Ubersetzer vom
masoretischen Texte lediglich darin, da6 sie ihre unvokalisierte
Vorlage anders aussprachen als die spateren jiidischen Ge-
lehrten^): I17 A' und S' und 0 ' ■pan statt finn, I25 A' na st.
• 13 , 2 11 S' und 0 ' nipoa statt n!in:ia, 812 0 ' a-'i&a statt niiin, 5 ij
S'E'(?) ■’inn st. ■'nn, 5 u anonym n 3 i«iD st. nsiso, 623 A' ’npis
st. np'Tt, 610 S' yam und laan st. yam und lapn, 7 $ S' und 0 '
n 3 ^-')p 3 st. napps, 7 ii 0' nbitc und st. nb»» und 811
A'' 0 ' W) S' st. 813 'A' und S' 0' st.
1) Von FaUen, in welchen es sich nur um falscbe oder unverstandliche
Ubersetzungen bandelt, wie li pp *133 0' pap.jvmv dvofifav, le DPfl3 0' dnXui;,
wird bier abgesehen.
Ausgabe der Bandnoten: Is. 16 4. — Hebraische Grnndlage.
109
taspj'iya, 820 anonym (= ino) st. "ino, 04 A' und S' iso
st. ]»D, 95 S'0' ‘’nr!i(?) st."“'nm, 9 10 A'nnd £'0' st.
9 17 A' und S' und 0' 'laasri';'';! st. ebenda A' und S'
st. nwa, 10 15 S' st. 12 1 A'0' ■’S'arcn'i st. ‘'lansm, 125
A' msa S' und 0' nisa st. n’lsa, 13 le 0' st. 'ibbi'’, 14 u S'
nian (oder nari?) st. 1431 A' und S'0' st.
155 A' S' ttn'ina st. nn‘'-Q, 15 7 A' und 0' fnn*’ st. nrwr', 16 2 S'
ninayia st. niiayia. AuBerdem fafit S' p 5i im Sinne von '{“’a „zwi-
schen“ und fiigt in 824 zn xiXXoo? = noch 01 xaXot = “’B'^ hinzu.
Wo die XJberlieferung des masoretischen Textes
selbst scbwankt, stellen sicb die Ubersetzer so:
1) Bei Varianten des Konsonantentextes folgen sie in der
Regel derjenigen Lesart, die auch in den von Grinsburg (s. oben
S. 70 Anm. 317) verglichenen hebraischen Hss. am weitesten ver-
breitet ist: 811 nptna, nicht npTna (allerdings hat die eine der
beiden TJbersetznngen hinter <*»? = a auch noch Iv = 1 ); 152
S'0'(?) nanna, nicbt nai'ia (daneben eine sicb an die LXX an-
schlieBende Ubersetzung, die auf nama znrlickzugehen scheint);
lbs A' S' nn‘'ia und 0' !^lTna, nicbt rV’IT’ia. Nur in 813 baben
A' und S' 0' in nas’naa statt Dar'naia die weniger stark bezeugte
Lesart.
2) Wo neben dem Ketbibb ein Qere stebt, folgen die Uber-
setzungen dem Ketbibb : 02 A' S' 0' oox = Sb (Q?re lb), 10 13 A' S'
<«)C SuvaTOC 0' <05 xpdret = “>'’a 8 a (Qere "(“’as), 13 le A' onYXoiTaad^ij-
oovrat = njbaon (Qere HSaaffifi). [In 3i6 unterscbeiden sicb das
Ketbibb nfiaz und das Qere wna nur in der Form.]
3) In 3 17, wo sicb die Tiberienser und Babylonier in der Vo-
kalisation von pr® unterscbeiden, vertreten aUe drei Ubersetzer
die Auffassung, die sicb in der babyloniscben Vokalisation ‘jfinB
kundgibt.
110 Lutkemannu. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—10.
Hebraisch-griechisches und griechisch-hebraisches
Worterverzeichnis.
Dies Verzeichnis umfaBt samtliche in den Lexaplarischen Randnoten von
710 vorkommenden griechischen Worter und ihre hebraischen Aquivalente ein-
schlieBlich der Partikeln, Prapositionen und anderer Wortchen, die in den Kon-
kordanzen in der Regel, sehr zum Schaden der Sacbe, ganz ausgelassen werden.
Dock werden bei einigen sebr baufigen Wortcben nicht alle Belege angefubrt,
sondern das Gewobnliche als Regel vorangestellt und nur fur die Ausnabmen das
ganze Material beigebracbt.
Alle hebraischen und griechischen-W orter werden in den Flexionsformen
angefiihrt, in welchen sie in den Texten selbst erscbeinen. Auch sind in Fallen,
in welchen es besonders wiinschenswert schien, die benachbarten Worter mit an-
gefuhrt. Dadurch bietet das Verzeichnis zugleich etwas von den Vorteilen einer
Konkordanz. Infolgedessen nimmt es naturlich etwas mehr Ranm in Anspruch,
als es bei abgekiirztem Verfahren erfordert hatte; doch ist der Unterschied nicht
sehr gro6, da die Mehrzahl der Worter nur einmal vorkommt. — Wo von einem
Worte mehrere Fonnen vorkommen, sind sie so geordnet, wie es fur den vor-
liegenden Fall praktisch schien. Damit soil abet keinerlei Prajudiz fur eine sphter
zu schaffende Konkordanz der jongeren Ubersetzungen gegeben sein. Fiir diese
wird die Frage der Anordnung besonders wichtig werden, wahrend in unserem
Falle, wo es sich nur um ein kleines, bei jeder Anordnung leicht iibersehbares
Material handelt, wenig darauf ankommt.
In der hebraisch-griechischen Abteilung sind der Artikel und die Pro-
nomina personalia suffixa aus praktischen Griinden vorausgenommen und
beim Artikel zugleich der griechische Artikel vollstandig behandelt; in der grie-
chisch-hebraischen Abteilung iindet sich beim Artikel nur ein Verweis.
Wo eine Ubersetzung mehreren Autoren zugeschrieben wird, fuhren
Hatch-Redpath jedes Wort derselben bei jedem der genannten Autoren besonders
an. Das ist so verkehrt wie mogUch, da die so zusammengefafiten Ubersetzer
wohl nur selten ganz genau ubereingestimmt haben, s. oben S. 8 f . Das einzi®
Richtige ist es, die Autoren dann auch im Worterverzeichnis stets zusammen zu
nennen („A'S'6'“), da nur auf diese Weise sofort darauf hingewiesen wird, daB
die Uberlieferung hier summarisch verfahrt und man sich nicht darauf verlassen
kann, daB alle einzelnen in Betracht kommenden Ubersetzer wirklich so iibersetzt
haben. Ganz anders liegt der Fall naturlich da, wo die Hs. mehrere Ubersetzer
zu derselben Stelle einzeln anftihrt; dann miissen sie auch bei den Wiirtern in
welchen sie ubereinstimmen, einzeln angefubrt werden („A' und S' und 9'“)
Eckige Klammern[] bezeichnen zu Tilgendes, auch Autorennamen,
die nicht zu der betreffenden Ubersetzung gehoren.
Winkelklammern < > zeigen Ergiinzungen an; sie werden auch un-
mittelbar hinter eckigen Klammern verwendet, wenn ein falscher Autorname uber-
liefert ist und ein anderer daftir eingesetzt werden soil.
Hebriiisch-griechisches Worterverzeichnis.
Ill
1) HebrSisch-griechische Abteilang.
I. Artikel.
A. Der Artikel steht im Hehraischen.
Der hebraische Artikel wird von alien drei Ubersetzern in der
Kegel durch den griechischen Artikel wiedergegeben. Die Wie-
dergabe durch griechisches Demonstrativ in 8 23 'posnn [A'] 0' tooto
icpwtov ist abnorm ; sie erklart sich daraus, daO 0' bier die oft freiere
Ubersetzung der LXX beibehalten hat.
Der hebraische Artikel k 0 m m t in den griechischen Ubersetzungen
bfters nicht zum Ausdruck:
1) riTM 144 und Jfinn 4i werden von A'S'0' naturgemafi durch
blofies tautY]v und sxsivifi wiedergegeben.
2) Der generelle Artikel wird nicht mit iibersetzt
von A' in yam le, ar'm 122,133 izs.ainaSos (710 falsch
A'S')i ^■’ 3^=3 0 39, und r‘'t 6 723
von S' in oittS 1 22 , qtKa 5 n (smc oxotta?), und tT'Ob
723 , nwan 10 is
von 0' in n''B3 I 22 , sitjn ibana Sis (in 710 irrtiimlich dem
A' zugeschrieben)
von A' S' in U'''C2 und D"'!? 11 9
von A' 0' in sbins 1 is
von A'S'0' in ipna 11 7 .
Hier handelt es sich also mit Ausnahme von "rvttran 10 is S' und Vtmn
Sis <0') um lauter Falle, in welchen der Artikel in der Schrift nicht
zum Ausdruck kommt, und es ist sehr wahrscheinlich, daC dieser Um-
stand, besonders fiir A', von Bedeutung gewesen ist; denn in 10 15 ,
wo S' iiwan durch artikelloses Tcpiwv wiedergibt, behalt A' bei dem
parallelen 'jnjn den ausdriicklich dastehenden Artikel bei, obwohl er
auch hier durchaus generell ist : 6 xeXa$ ^). Ahnlich laCt sich in Aquila
ed. Burkitt und Aquila ed. Taylor beobachten, daC A' den in der
Schrift nicht zum Ausdruck kommenden Artikel in der Regel nicht
mit iibersetzt: Reg. Ill 21 9 sistJsia sv xpwtTo, 12 . le maea Iv 00 -
oxiaajjLoic, is D‘’ins2 Iv {isaTf](i.j3p[q , IV 23 11 B5Sa Iv Tropi, Ps. OOs bfisa
Iv axoTO'xijvT;] , 12 psa Iv XtO’tp, 95 10 0'’15a Iv I'Ovsaiv, 963 Mil? wc
XTrjpdc, 7 D‘’b‘’bsa Iv iTTtxXaoTOi?, 101 24 *1113 Iv 68 «p, 27 oic sv-
8 i)[i.a, 1025 aiaa Iv dYaOij) und iTDss 015 astou. Doch ist die Regel
1) Umgebehrt ubersetzen 6' und S' in 7 15 , wo der Artikel in der Schrift
nicht zum Ausdruck kommt, Jia und 31X33 durch to zovTjpdv resp. to xazdv
und TO drabdv, dagegen A' (s. Field) durch iv Ttaxui und iv oYabiu.
112 Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
nicht ohne Ausnahmen : Reg. IV 23 is “ins (mit ausgesprochen indi-
viduellem Artikel) sv ccp Spst und, wenn Burkitt richtig gelesen hat,
sogar III 21 11 nnsra 6 icsptXodfievoc.
3 ) gibt niQipn 10 33 durch TQXtxicf wieder. Man kdnnte darin
eine unvollstandige Notierung sehen, wie sie in 710 ofter vorkommt,
s. unter 5. Aber da 710 in 10 33 nicht nur bei A', sondern auch bei
S' den Artikel ausschreibt, und da der Artikel logisch nicht zu moip,
sondern zum vorhergehenden “'»"i gehort, wird keine Kiirzung vor-
liegen, sondern S' selbst als guter Ubersetzer den Artikel bei nwp
fortgelassen haben.
4) S' S' geben nTorm misw 2 is gut griechisch durch iraoa?
d’ioL^ siciO-otiTiTa? wieder. Der Artikel fehlt hier allerdings auch bei
A' (itaoac d<!)sts lictdofiiac), aber dies ist abnorm und nur aus fehler-
hafter Uberlieferung zu erklaren.
5) Das Fehlen des Artikels in den S'- und D'-Ubersetzungen von
a"'lopn 820 und ninBUBn 822 erklart sich aus unvollstandiger Notie-
rung, wie sie in 710 ofter vorkommt, vgl. oben S. 9. In 820 ist der
Artikel fUr S' durch Q ausdrucklich bezeugt.
Anmerkung: 0 ' faCte n^ian 14 11 als nan auf und iibersetzte 6
■Oavato?.
B. Der Artikel steht im Bebraisclien nicht.
Der Artikel wird von Symmachus und Theodotion oft
gesetzt, wo er im Hebraischen nicht steht, namlich
1) bei Wdrtern im Status constructus oder mit Pronomen suf-
fixum, die bekanntlich keinen Artikel annehmen kdnnen , aber durch
den determinierten Genetiv oder durch das Suffix mit determiniert
werden, z. B. 1 22 ^S 3 D S' und S' b olvoc (ooo> (aber A' aufiTrooiaapid?
aoo), 1 25 S' TYjv axwptav 000 S’ to Y^YapTwSic 000 (aber A' ots[i,-
'poXa aoo), Ss l“n3D “’5? S' todc dpdaX(Aoi)s ’cffi aotoO (aber A'
opdaXjjLots Soli]; aotod), auch bei Eigennamen, die ja an sich deter-
miniert sind, z. B. 83 n'Tinia S' Sid tod ’loSSa (aber A' sv ’Ioa5a{6j[?]),
2) in alien mdglichen anderen Fallen , z. B. 1 * mns ^ <0'> sic
Td oirtdO), 1 29 D“'b‘’Sr S' dxo twv Spopwv, 2 s mptt S' dirS Tqz dvsTO-
X'^C , 2 11 bStU O'TS mnaS ’’3“’^ S' ol Sp^aXp.0l jisTEwpoi 6 dv'&poMtoc va-
xsivdc (vgl. die LXX-Ubersetzung der Stelle).
Besonders zu bemerken sind 1) die Wiedergabe von nOK durch
den Artikel : 7 is nspa [A'] S' t^ irspav, 2) analoge tJbersetzungen
in Fallen, wo der hebraische Text kein “i©8 hat: 7 20 "'“laya
S' Todc p.sp,tod(i)[isvoD(; too? iv Tip irdpav, 823 n‘’n [A'JS'[ 0 '] 686v
TYjv xaTd MXaaaav (im Hebr. steht hier allerdings auch der Artikel,
aber das griech. vijv entspricht nicht eigentlich dem hebr. n , vgl. die
Hebrwch-griechisches Wortenrerzeiclmis.
113
A' 0'-tjbersetzung 686 v d'aXaaoTjc), 3) die Umschreibung von Sub-
stantiven durcb xa mit einer Praposition: 3 17 pr® 0' ti %axa spoo-
wTrov ahx&v, 821 SjKn "'MTS S' xi irepl tooc p-oxT^pa?, 6 i [A']
S' 0' xa xpoc zo8m aotoo.
Ancb Aquila gebraucbt den Artikel dfters, wo das Hebraiscbe
nicbt den Artikel bat. Docb entspricbt dann, wie vor allem unsere
zuverlassigsten A'-Quellen, Aquila ed. Burkitt und Aquila ed. Taylor,
lehren, der griechiscbe Artikel regelmaCig einem anderen Bestandteile
des bebraischen Textes (tiber eine Ausnabme s. oben S. 57 Anm . 245).
Folgende Falle kommen in 710 vor^):
1 ) Der Artikel steht da, wo der bebr^scbe Text das Akkusativ-
zeicben rs bat: 220 ■’bibs ns A' ta littxXaaxa, 3 is mssn ns A' t 6
aoy(yi\s,a, llis'ptJb ns A'S'0' vjjv "ifXwoaav, vgl. nnten S. 117.
2) Der Artikel steht da, wo der hebrasche Text ein b hat, und
zwar a) vor Infinitiven : 3 s niliab A' too irpooeptoat, 5 22 ptjb A' too
xtpvav, 10 2 bttb A' too pidaaa&at, b) vor Nominibus, die zwar deter-
miniert sind, aber nicbt durcb den Artikel: 16 2 fisisb A'[0'J xtjt
(710 falsch twv) ’Apvmv, 8 i* ’’Sttb A'S'0' toic Sooi'v, 14s DST’MSb
A'S'0' TOO? al^p^wtiaavta? aoTOO?, 1422 baab A' S'0' t^c BapoXwvia?
[lies -Xwvo?] (die letzten drei Falle entsprechen dem t)bersetzungs-
prinzip des A', docb ist es wegen der Zusammenfassung der Uber-
setzer unsicher, ob A' wirklich genau so ubersetzt hat).
In 710 kommen nun allerdings auch mancbe Falle vor, in welchen
bei A' der Artikel steht, ohne dad im hebr^chen Texte irgend etwas
entsprache. In der Mehrzahl dieser Falle ist aber A' mit anderen
tibersetzem zusammengefadt :
1 27 niaw A' S' oi Imotp^^ovte? aoti^v (lies aSr^? ?)
5 17 0*13*73 A' S' xata xijv aotwv
5 18 nson A'S'0' TijV djiaptiav
522 D‘’*131 A'S'0' 01 Sovatot
6 1 TiblO A' S' 0' ta xpb? itoSwv o&too
64 mias A' S' td irpddopa
7 2 133b A'0' xapSia aotoo
8 11 * 1 * 1*73 nsbtj A' 0' iicb t^? 65 o6
8 21 l‘’nbS3 A' 0' iv tol? ^eot? aotoo
10 19 im) A' S' t 6 ixiXei{i,(>.a
11 16 inby A'S'0' t^? dvapdosM? a&too
12 1 *1SS A' S' 6 do[Ld? 000
13 22 n*’7a‘’ A'S'0' al T^pipai aot^?
1 ) Die Wiedergabe von "IWS dnrch den Anikei in 7 is ?7Sp3 “IttS it^pav
entspricbt nicbt der Art des A', s. die Anm. z. St.
Kgl. Oe*- d. Win. Nachrichten. PhiIoIog..hiator. Klaue. 1915. Bcib^ 8
114; Liitkemann u. Rahifs, Hexaplar. Randnoten za Is. 1 — 16.
102 irnUtt A'0' ax StapAoetc,
vgl. auch 5 30 r\‘'S*’’W3 A' S' 0' Iv Y'''0iP0“od'ai aotf/v (s. z. St.).
Hier kann man stets ohne weiteres annehmen, daiS die A'-libersetzung
in 710 nicht rein vorliegt. Ofters sprechen dafiir auch andere Griinde,
s. die Anmerkungen zu 5 22. 61.4. 811.21. 11 is. 12 1. 16 2.
In anderen Fallen dagegen hat 710 in Ubersetzungen , die dem
A' allein zugeschrieben werden, den Artikel ohne jedes Aqui valent
im hebraischen Texte :
1 24 ■'^303 A' aJtO TWV d'XtPoVTWV {IS
1 29 0‘’b‘'8ia A' aico tdov la^^opwv
2 6 A! h Tot? iratStoic (vor undeterminiertem ^svwv = o''"d: !)
821 ■’lOT! A' za ivwtta
10 12 A' zm xapjtov
13 16 orT'tJS A' ai YuvaixEC aotwv
14 11 ^ylS5i A' TO Oltspijpspsc 000
14 16 mia A' 6 xXovwv
1425 0)by A' 6 xXotdc
15? briD A' TOO
Aber dies darf uns nicht zu der Annahme verleiten, daC A' selbst
hier seinem Prinzip untreu geworden sei. Vielmehr wird, wenn diese
tibersetzungen wirklich dem A' angehdren — und daran zu zweifeln
haben wir auCer in 1 24. 1425 keinen Grund — , der Artikel uberall erst
spater hinzugefugt sein. Dafur spricht auch der Umstand, daG an
der einzigen dieser zehn Stellen, die uns auch aus der sonstigen Uber-
lieferung bekannt ist, 14 16, das richtige artikellose xXovwv in Q noch
erhalten ist, s. die Anm. z. St. Ubrigens kann ein solches Fntarten
der tiberlieferung gerade bei der Artikelsetzung A'’s um so weniger
auflfallen, als diese, vom griechischen Standpunkte betrachtet, in der
Tat oft sehr sonderbar ist und geradezu zu Anderungen reizt *). Auch
ist die Hinzufugung des Artikels einer der allergewohnlichsten Fehler
in der A'-Uberlieferung. Vergleicht man z. B. Aquila ed. Taylor mit
den entsprechenden Fragmenten bei Field, so zeigt sich, daG diese
Fragmente trotz ihres geringen Umfangs schon dreimal den Artikel
haben, wo er bei Taylor mit Recht fehlt: Field Ps. 90 2 inbs A' 6
tioo, 12 Iban A' 6 xooc 000, 95 n isba A' t 6 TcXi^pwita aoT^c
1) Ganz unerhort muBte einem Griechen z. B. das artikellose = DinbS
in Gen. 11 klingen, wo A' nicht, wie man friiher immer zitierte, h i-Azi-
oev 6 »c6;, sondem nach einem erst neuerdings entdeckten Amherst Papyrus (vgl
Brooke-M'Lean z. St.) iv xtipalaiip iz-ctscv »eot geschrieben hat Daher ist es kein
Wunder dafi vor und auch vor anderen Gottesbezeichnungen der Artikel bei
Field sehr oft falsch hinzugefugt ist, nach Reider S. 350 ,about 50 times with
nWK, twice each with and b«, 25 times with nm*', and once with n''“.
Hebraisch-griechisches Worterrerzeichiiis.
116
(auOerdem noch zweimal, wo A' mit einem anderea Vbersetzer zu-
sammengefaCt ist: 90 1 StT’ A'E' 6 ? ‘T'te A' S' too itXa-
^{ob ooo [hier aber auch bei Field in der Anm. eine Variante ohne too]).
Ja der Fehler ist zuweilen sogar schon in die zusammenhangenden
A'-Texte eingedrungen: Aquila ed. Taylor Ps. 91 lo zweimal ot Sx^poi
<joo = T>3‘’S , Mercati Ps. 45 * Iv t^ oJcsp’j^^avLOf aotoo = ^).
1) Unter Umstanden stammt der falsche Artikel erst von den Sammlern der
Hexapla-Fragmente, z. B. erweitern Montfancon nnd Field in Exod. 7 19 das uber-
lieferte Xi'fiva; willkiirlich zu It:! tas Xiuva; aoroiv (s. oben S. 99 Anm. 524), Field
in Lev. 26 .bo das uberlieferte 'jimjAa'a ebenso willktrrlich zn t d udubpaTa ujadiv
(s. S. 97 Anm. 509).
II. Pronomina personalia suffixa.
Als Kegel gilt fiir alle drei Ubersetzer, dall die Pronomina suf-
fixa der 1. nnd 2. Person durch das griechische Pronomen personale,
die der 3. Person durch die Casus obliqui von aotdc wiedergegeben
werden. Nur folgende Abweichungen, die sich aber sofort von selbst
erklaren, kommen vor;
Isi Dn'’JtD S' aji^dtepa 0' ajupdrspo'. (aber A' 86o aotot)
3 9 onb A' laotooc S' laotois
5 14 nttJBS (S') laotdv
6 10 *133n ‘l‘'3TS S' ta wta Ipdtpovsv
10 7 laabl ‘l'’T3t3nb S' i^apat Stavoeitai
1481 A'S'0' Tcaoa.
Anmerkung: In STjn';i 157 fassen A' und 0' das n als Pronomen suf-
fixum.
III. Hebraisch-griechisches Hauptverzeichnis.
(Der hebraische nnd griechische Artikel und die Pronomina snffixa bleiben hier
in der Regel nnberucksichtigt.)
10 is A' S' Sovatd? 0' w? xpdtet
: isasn"’ 9 17 A' ^ipoopiodi^oovtai 0' oojiJtXsxTjcjstai, 1133 . . . laasrT’
9 17 S' xaod^oovtat . . . iv xaicvy
m 8 14 A' Xtdov, ‘’33S 14 19 A'0' Xidooi; S' dE[i.sXtooi;
OM* : ‘'laiR 1423 A' Xtfivac S'0' IXtj
9 13 A' otpspXoovta S' XTjjtoovta
Bins 11 14 S' ’E8<i>{t
TrtJS 10 84 [A'J loxopd?
8 *
116 Liitkeinann n. Rabifs, Hexaplar. Randnoten xu Is. 1 — 16.
mx ; 1 18 A' %' ffopptad&atv
n'TX 2 11 A' avdpiosoo £' und 0' Svdpwito?
nia'TX 15* 0'
is 7 11 0' ^
nix : mnx Sis A' deXijtac
i:« 1 IS A' aviixpeXsc S' and 0' oStxtav, 10 1 0' d§ixia; (Sing.)
“lix Sso S? <p»?
: (1j‘’2TX 6 10 S' wta, 11s S'[0'] &zm
nrx : TiTxnn Ss zweimal itspiCwvvoode , aufierdem eimnal xpataioaode
nX ; OTIX 1321 A' TO^WVWV S' Wtjt 0' %cov
‘ifix • nnx 5 10 A' S'0' eva
T If
ninx l 4 <0'> si? ta 6 xla< 0 , mnxtt 9ii A' S' airi Smadsv 0' ait’
loxatoo
■inx : ■’inxia 5ii S' xpovlCovts?
■jiinx 8 23 A' S' 0' Bor/OLzai;
iX : n‘'''X 13 22 A' S'0' Up. •
b'^X : D‘’b''X I 29 A' lo^upwv S' §pop.d>y
T!** : T* A' 1 6 (^). 5 27 , "pXI 5 27 S' 0' o66e
srx 13 14 A' S'0' avT]p, 14 18 S' exaoto?, n''»3X 7 is S' avdpiiwtoo?,
■’tnx 5 22 A' 5vSps?
bnx ; ibnx'’ 3 10 A' S'0' ^difovtai, bnxn 5 24 A' S'0' iSi? bdlet
bx 14 IS A'0' lo^opou S' ^ 600 , vgl. auch oy
”bx el? 13 14 [A'] S'0' (A' nach Q itpd?), 14 15 S'
im c. acc. 14 i 9A'(?)0' and S'
xatd c. acc. 7 3 (2®) S' (xad’ 6S6v = nboB bx)
irpo? c. acc. 38 A' S', 73 ( 1 ®) S', Ts A', 811 <S'>, 14 is A'0'
nbx 1 so. 6 13 S' 3p0?
ni^ : (■')n'bx 7 13 S' dedv, ('l)'nbx 821 A'0' deoi?
Tibx 613 A' Spo?, •’:'lbX2is A' Sp6a? S'0' paXivoo?
b^bx : n‘'b'’bx 28 A' ImxXAotwv 0' elSibXoiv, 'b^bx 220 A' littitXaota
DK I 18 A'0' lav, 10 15 S'
niax : mBX 64 [A'] S' itpddopa
-IBX : mBX(1) 69 A' Spei?, niBX 3 10 A'0' and K'(?) eritate
HBX 10 20 A' S' dXTjdelc^
*T'DX ; (n)‘'T’DX 14 17 A' S'0' Seop,loo?
n^QX 10 4 [S']0' 8 eop. 6 v (S' nach 'Theodoret alxp-aXwolav)
510 X : qfaX 4i A' ooXXsSov S' iteptotsiXov 0'
Six 321 A' p.oxt^po?, qxn ■'Bn 321 S' ta itepi too? p.oxtTjpa? [E']<0'>
ta Ivibtia too icpoawitoD, 12 1 [A'] S' doiid?
rm : 87 A' &i:spexx6oEt? S' 2 td>poxa? 0 ' dtydoet?
n^X 159 S' Xiovta
n^X 7 i A' S' Sopta?
Hebrfttsek-griecliKehes WOitervendehiiia.
117
fiS'iSt 162 A'0' und S' ’Apvcov
149 A'O' (1)n« 13 14 A'S'e' pjv
ia» iropdc A' 94, S' 45. 94, A' S' O' 524
ncx ; a''B5 3 12 [E'](S') Yovatxsc, (Dn)itD3 13 is A' Yovoixsi;, s. anch ntJa
"ITOI* ’Aoooptmv A' 10 12, S' 7 20
nttftt : *nB» 1 ij A' und 0' {laxapwats S' eo^vats , 9 15 S' ol
[taxaptCdp-Evoi autoo
2i A' § S'0' 5v, 61s E'(?) nspa nos 7 is [A'jS' xdpav
(vgl. oben S. 112 Z. 6 v. u.)
n» Zeichen des determinierten Akkusativs geben alle drei tlbersetzer
durch den Artikel im Akkusativ wieder:
220 nit A' toL IxtxXaata
3 18 msen ns A' to aoxTj[j.a S' tov x6ap.ov (0') ta rijita
6 1 bD-inn ns [A'J S' 0' tbv vadv
7 IS Tibs ns S' t6v 3'cdv poo
Ills "JIBb ns A' S'0' rijv fXdiooav.
Jedoch unterscheiden aich die Ubersetzer hier wie sonst da-
durch, daG A' mechanisch, S' und 0' sinngemaG iibersetzen.
S' und 0' geben nicht eigentlich ns durch den Artikel wieder,
sondern sie brauchen den Artikel deshalb, well ein durch ns
eingefiihrter Akkusativ determiniert ist; ob er durch den Ar-
tikel Oder auf andere Weise determiniert ist, macht ihnen
keinen Unterschied. A' dagegen ubersetzt ganz eigentlich ns
durch den Artikel, vgl. oben S. 113; daher kann er diese
tibersetzung nur da gebranchen, wo im Hebraischen nicht noch
der Artikel folgt, wahrend er ns vor dem Artikel durch oov
wiedergibt (vgl. Aquila ed. Burkitt S 12f., Aquila ed. Taylor
S. 76—78 und Eeider S. 336 Anm. 33). Auch aus diesem
Grunde kann 61 t6v vadv nicht dem A' angehoren (vgl. die
Anm. z. St.) ; er hatte hier ns durch oov wiedergeben miissen
ns mit : (n)ns 1420 [A'] (S') oov
ns Pfiugschar : D'’ns 24 A' lyixXa?
3 wird von alien drei Ubersetzem, besonders von A', in der Regel
durch Iv wiedergegeben (auch in I63, wo 0' 3 statt 3 las).
Daneben findet sich;
einfacher Dativ [A' und] S' und 0' Iss, S' 811
Std c. gen. S' 8 s , S' 0' 1 1 u
sic S' 2 19. 7 19 (1“, aber 2'' und 3® Iv), 0' 2 19
psTd c. gen. S' 2 s
xpdc c. acc. A' 5$ (in Iv zu verbessern)
oov 0' 155 (oov jcvsbpaTt aorijc = Wrrn3 statt nni'T 3 )
Genetiv O' 11 3
110 L&tkemann o. Bahifs, Heaca^ar. Randnotes so Is. I — 16.
Akknsatir £' 7 15 zveimai. 10. 14 z, 0' 7 15 zweimal
Auslassung des zweiten a bd [A'] S' in Os, wo das eben vorher-
gegangene iv noch nachwirkt
freiere Ubersetzung: 5n "'nnsn S' /poviCovtei; oxotia^
7 18 nspa [A'] S' xipav, 811 nabB ■'sno*' [A']0' ijtoonjast
{IS ijco 6806, 10 7 "Uaba "PBTDnb S' kiapai Siavositat, 1420
nnapa . . . “inn [A']<S'> a[ia . . . etayY](c)
iDBa : siehe DTI
baa 14 22 A'S'0' BapoXwvtas (lies -Xwvo?)
sna : snan lis A' und 0' (pipstv, S’^an ‘iB''D‘in «b I 13 S' oox^tt xpoo-
otosTs, lifian 163 A'0' und S' yspsts
ona : oaTn I4i9 [A'] S' SoaoiSsc 0' d>Csx6c (beide faGten ona wohl im
Sinne von wa), iiber A' s. S. 98 Anm. 515
nba 14 15 . 19 A'0' und S' Xdxxoo
la lOs S'0' 3tpovo{tif5v
na ; ITa’' 10 2 StapxACetv, 11 14 A' Stapxdaoooiv, Tab lOs S'0' xpo-
vo{i.soaat
n^tna : (i^'mna 9i« A' IxiXixtooc
nna : anna nna 7 15 0' und S' IxX^SaoOat to
rina : noab 14 so [A']<S') dpiispipivio? 0' xeTrotOdtec
■pa ; iniias 10 is S' oovstdc . . . sl{«, n^nas 521 A' S' oovetoc
pa : pan P 5 1 (S') ava^xioov iXamv (p als pa gedeutet)
np : np 142 S' olxoc, ina 820 A' 01x00?, 8u A'S'0' otxot?, ■'na
1DBa^ 820 S' td oxsoTij t^? l{i,7CV0iac
inaa : ■'"itDa 14 so [A']<S') und [S'j<0') xpa>t6toxoi
■'ba ; pn ■'bab 5 14 S' si? dir^pavtov
aba : nyba 812 A'E'(?) xatexdvtioav 0' dipaviCoooiv , oppn 815 S'
xataxiv<}[i.svoi
nra : ■’rma Uu A' 6ii««){tata, ay ■’nna 14 u S' oiJitjX'j vs'peXu
p 5i <A'0'> oi^, Ba 11 14 A' otoo?, vgl. auch pa
"lya : nnpa 8 14 A' xatsys{i,Tjoao&s S' xatsPoaxTjoaxE, pa 6 is S' xa-
tapdoxTjotv
ysa : y^l 10 12 A' S' ixtdpiiQ
asa : mnsa 2 15 A' 8[7]p{tivov
ypa : (n3)ypa? 7 o A' dxoaxta(o|isv S' dvaxstdoa>[isv 0' IxptCwowiisv
npa 11 7 [A'] S'0' poo? (A' nach Q pooxdXtov)
"la I25 (mas. Text la) A' IxXsxtdv (Neutr.)
Tpnp ; DBOma 14 s A' IXdtac S'0' xttos?
jpp : wpp 155 (mas. Text nnpa) A' S' {loxXo? a6tf^?, ygl. auch Jrn
nap 7 s S' xoXo{j.pi50pa? (Sing.)
ona 3 24 A' S' 0' dpwpwtto?
na Tochter : m:a Si? A'S'0' Ooratepiov, njys nnja 1821 A' S' otpoo-
Hebraisch-griecbisches WSrterverzeichnis.
119
dopJxajiTjXot 0' doYatepec otpoo^wv
na Mali 5 10 A' re' paSov
nra : nra inn“'tDi5 5 s £' ayijaw auxov WC ivsjcipatov 0' apatov
nP3 ; nifian “'brn 7 lo A' ^^stpLippotc twv aripdyym r tac fApoLTfaq
tac pa^sta?
nsa 2 12 A' oitEp^avij, Piiita 125 (mas. Text fflsa) S' svSo^a 0' o-
TtspoYxa
nisa 08 A' S' oxspYjyaviof, riisa 9 17 . (mas. Text M»a) A' und S' bitsp-
rjipavtai, 125 (mas. Text PHina) A' oitspyj^avta? (Plur.)
fisa : "jisa ISio S' QZ£pri<pavia<; (Sing.), (l)yiKa 14 u A' ojcsp^sps?
S' 0' DjrspYj^avia
wsa 9 17 0' 3pp'.c, vgl. auch nsa'und n'i»a
naa : inaa Sie A' s{j.ST£cap'l<jd7]aav, Waar 7ii (mas. Text n^n) 0'
O^OISOV
rtaa 2 15 S' pLET^copov, n‘'fiaa 5 is S' a<|n(]X®v, ninaa 2ii (mas. Text
n^naa) S' o^TjXot 0' {tEtsoapot
riiinaa 2ii A' p,£te<op'.a(id(;, vgl. auch snaa
liaa 32 A' Sovaxdv S' avSperov 0' SovAonjv, 0‘’“iaa 0 22 A'(?)S'0'
Sovatot, (‘’)^‘ia 3 IBs A' S' Suvatot (lies -toui;)
n^na : (T')mia 8 7 A' S' 0' tevAyt]
b'la : b'lari^ 10 15 S' {tEYaXov^niostat, ribnan 92 A'S'0' lixEYaXova?
b’la 08 A' S' {lEYS^Et, 10 12 A' {lEYS^OO?
y^a : nyna ISs S'(?) xaTaTEt|i,T]p,dvo<;, vgl. auch ana
■’ia ; nna 10 ? S' IdvTJ, 1412 S' und 0' IdVTJ, 14 26 A'S'0' lO^VWV
bta ; ^Ta(b) 10 2 A' ptaaaodat
b‘’a : ■lb“’a‘’ 02 ^ aYaXXiwvtai
‘ii‘'b3 8 1 A' 5ty^Ep<i)p.a S' teOxo? 0' XE^iaXiSa, D"' 2 “’ba 3 23 A' xxTOTrtpa
Wa : b‘'l5a 823 A' diva? S' opiov
bba : nbbiaia 94 A' 7r£Y!op{i.£voc S' kfbpyi
03 7 13 S' Uzi xai
bwa 3 11 A' ap-oipT] S'0' avTaxdSojia
boa : fiyi onb “iboa 39 A' 7jp,£i<j)av'C0 eaotoo? xaxtoj S' xapEOXEoaoav
laotot? xaxa
naa I 30 A'S'0' x'^xo?
13 14 1 A'S'0' xpooTjXoTO?
flia 3 16 A' PpdYXV fapoyji 0' XapoY^t
■JTia 10 15 A' xdXoS
yia : siaiia 152 S'0'(?) l^opyjiiivo?, vgl. auch aia
iai 2i A' p^pia (S'0' XdYo?, s. S. 31 Anm. 74)
lai : (D)‘'ai 5 17 A'(?)S' Aywy’I''
ITn : 5i A' xatpaSeXyij) (lies -you)
159 [A'J(S') Aiftwv
120 Lutkemann a. Bahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
Vn : 14 so [A'] (S') izpaim [S'](0') irevi^twv
OT : 94 A' aijtaatv S' atjtatt
ntn : mSTS 15i A' O' lawamjaev S' ■’mtfij 65 A'E'O'
iou0inr]asi
ipT ; 13 15 A' S' O' IxxevnjQi^ostat
811 [A'JO' 6806 S' 88^, 823 A' S' O' 68dv
n A' 10 15 {nQ«, S' 7 13 (tiQ
ran ; Q*'an'Q 819 O' {leXstoivtac
K!in ootd^A' 813, A' S' O' 9 14, stinnofi 4i A'S'O' Iv ^{ispcj
ixStVIQ
•»‘\n 522 A'(?)S'0' <0, 10 1 0' ooat
n’’n I22 JK A' und [S?]<S'> Yeiovsv, n'’n('i) Su. 162 A' lotat, nn'm[n)
9 4 A' und S' Satat, n-'H’’ 42 A'O' satat, W'' 10 19 A' S' und
0' laovtai, ■’nw 05 A' xai iidveto S'O' xal sotai (= ‘'riM?)
b3‘'ri 61 [A'] S'O' vadv, 1822 A' S'O' vaoi?
bb‘’n 14 12 S'(?) 8XoX6Co)v
Tbn ; nssbn . . . Sis A' icopsodpLevai . . . Ixopsuovto, rob 811 S'
itopeoeodat, inpbts ‘’710’’ 8 n [A'] 0' dtxoanjoei jis axo 68o5
rf’on : siehe niB und roti
t 4 V •/ T
Ten : rosnoa 13 « S' <»? ^atps^ev
n'in 7 14 A' S' ooXXap-Pavsi
n als Kopula und Waw consecutivum geben alle drei Ubersetzer in
der Regel durch xai wieder. Ausnahmen :
1 S' 5 23 8s
sbi S' [O'] 11 3 oo8d (aber A' Is xal o6x)
S' 0' 527 o58i
aiat 7 18 A' S' {i.6ij
nt ; riTTl boon 144 A' S'O' t/jv xapaPoXTjv TauTTjv
IIT : ’l“^T3 1 4 (O') axijXXotpMoO'Yjaav
nST; Wn lie [A'J(S') Xa{i.xp6v#7jt£ [S'] (O') xa^aplo^ts
nOT : ‘1‘iBT 125 (A'S'(?)) }i,eXq»8-^<3ats (O') faXars
n’i'QT : ri*iBT 12 2 A' iYX<{»[i,tov S'O' ojiVYjot?
aJT : naJT 7* A' oopwv S'O' o^paYiwv
oar : (‘i)'ayT 135 [A'] S' dpi'^?
par ; pJT'' 155 A' S' xpaoY«Cst 0' ponjastat
np;n 15$ A' und (S' oder O') xpaoyT^, npyr 155 A' S'O' xpmrrv
'JpT 152 S'0’(?) xcoYwv
I’ll : le A' Ixe8d#i]3av
ban ; •’ban 5 is [A'] (O') oxoivii|)
«an : »an 3? A' {totwv 0' ixtSsojisoc (Var. sxtSeo{i.£6<ov), llljan le
A' 4[10T(ii>^3aV
ntn 2i A' a>pa|i,atlod2) S'O' eiSsv
Hebraisch-griechisches Wdrienrerzeichnis.
121
pm : fipms 8 11 <A' Oder A'0') %ax‘ ivtoxootv (S') iv xpiTst
n^n 5 18 A'S'0' (£{iaptiav
bm : pb'’!T’ ISs A'S'0' diSivTjaooatv (710 £alsch wStvooorjc)
bm 582 A' s&ffopta? (Sing.)
DDn ; DtDSn 521 A' S' oo^ot
nffiO ; (“’)rnan lOis S' aofia^
nbn : 14 lo A' ■fjppwatijaa? [S'](0') spLatlaxtaOT]? [0'](S') kpwOTjc
pbn : 88 A' olxT^astat S' SUXeaaetat
: ■'Sbn 154 A' sS<0|i0i S' soCwvot
tjbn : ©bin 14 12 S' titpcbaxoiv 0' dtaOsvEta? iraps^wv
mpn 2 18 A' Iirt0»{i,tac (Sing.), n“nann nT’SC bs 2 is S'0' naoac Ola?
l7Ct00{l.Y]tdc
; plan 1 1 ? (mas. Text pian) A' piairtopsyov S' itsirXsovsxnjpivov
0' d3ixo6{i£Vov
man 11 u A'S'0' AljidO
tT’sn : (Dn'’)mn‘’an 2 4 A' Sopaza
pan 9 16 A'(?)S'0' ojroxpitat
rr®“iBn ; miBisn^b) 220 (mas. Text nine nsnb) A' 6p«xi:a'c (von d-
poxtij?) S' axdpxoi?
3Sn ; ash lOis A' Xato[to5vta
ph ; pn •’bab 5 i 4 S' si? dnspavtov, ■'ppn 10 1 0' axpiPsiav
ppr ; ■'gjan D*’pph 10 1 0' axpipaCoi^-^votc dxptPsiav
ann 825 A'[S'J fiaxaipcf.
tann ; n*’inn(i) 1 1 15 A' S' 0' dvaOsp-axtost
pm: nsnna 10 23 A' und S'0' ouvrojif^v
TTDn 5 30 loxdtaaev
©on 5 24 A' S' 0' Osppiij
nnn : ©inn 8 w A' (?) S' 0' a^piyiaov (A' nach Q o'fpdYtoai)
nnn : 'inn 8# l® A' imiaaete, 2“ (welcher Ubersetzer?) rrijaasTs, 2®
und 3® (welcher Ubersetzer?) ^vcdaOe
ittaS© : 14 2 s S' 0' TnjXoPpo^T^oo) aoTigv
aa© Siyad'dv (Neutr.) A'0' 3 10 , 0' und S' 7 15, xaXw? E'(?) 3 10
p© : ©n©n 3 15 A'S'0' dXTjOete
K©© : K©© 65 A' {i£[iLtap.{t^va (?)
pB© : pifi© 3 16 A' drcttjio^oooai S'0' xporooaa',
nnb 1 14 A' S' 0' SyXrjaiv (Q ivdxXnjotv)
JT’n© (mas. Text np©) le S' xpobjiavo? 0' tpcboEco;
nst';' : pi*'] 7 18 [A'] S' irorafioo
anipai* 82 A' 0' ’IsPapaxtoo S' ’Ippaiaxiott
m 8 11 (A' Oder A' 0') und (S') (^P'' 1 1 « ““d S' 0' xetpds
(710 hat bei S' 0' xs^pwv), (a)*’“n 3 11 A' x®^p“>
nm : “pis 12 1 A'S'0' i 5 op.oXoYi 3 ao|iai oot
122 Lfltkemann u. Rshlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
y'P ; 7 15 0' IVMVai
8 19 A' Tfvcoptatdi; S' ivwota?
n“i>in‘' ; nTin‘'3 8 a A' £V 'looSatfi (?) S' 5td too ’looSa
miT’ 7 18 A' S' xapioc, 38 A' S' xopiov, 11s 0' too dsoo
4i >?< A' S' 0' fn)‘'ia‘' 13 sa A'S'0' ‘Tj^ipcu.i
iiD : nmnpa . . . nnn 1420 [A'] (S') Sp,® . . . iTd(pT]<c)
Isi A' 6{too S' und 0' Sp-a
f !! 5 22 A' (?) S' 0' olvov
na*' : jT'ai*' 11 3 S'[0'] eXe-t^s'
9.1 S' vsavta?, 2 6 A' jratSiotc S' texvmv 0' texvo's
d’oXaaari^ [A'] S' 1 1 9 , A' S' 0' 1 1 15 , ^dXaoaav [A'] S' [0'] 8 23 (A' 0'
nach Q daXaaaY]^)
p3’' : pSTi 11 8 0' dYjXdCov
po*’ : scan nB‘'oin sb 1 13 S' ooxeti xpoaoiosTs , msoi: 159 [A'] (S')
xpoaOspiaTa
"©■' ; siehe no
•rr : 1431 (mas. Text rnyya) A' und S'0' oovTSTaipLEVotc a&Too
(bei A' ist falsch aovT£Tapa*fp.^voii; iiberliefert)
; H 3 y' msa 1821 AS aTpoO'&o[i]x 4 p.T]Xot 0 ' ■ftoYaTspsc OTpoo^oiy
fy’ : 93 A' aop-gooXoc S' PooXeotixo?
ny) 10 34 S' 0 ' Spop.00, (“i)ny> 10 19 A' S' und 0 ' Spopo
(Pausalfonn) 824 A' [S'] und S' xdXXoo?, dazu fugt S' noch ol
xaXoi i= hinzu
apD 5% A' S' oitoXtjviov
fp"' : (fi3)S*’p5 76 A' i4oxvio«)p,Ev, vgl. auch fsp
tjp'’ : TOpn(n) 8 15 A' maXm^aovrai S' TraYiSsodTjcjo'/cat 0' UsodroovTat
nsn : nsn ydpoo A'S'0' 11 2, e' 11 3
nn : (^5)n 23 A' 0' ^(otioei S' oxoSeiSec
r:: : “rian 14 i 3 A'S'0' iiTjpoic, 14 15 A'0' prpoo? S' SdOvi
"lopanjX A'S'0' 814, S' 14 2
2i A' 'Haatac(?) S'0' ’leoota?
nf1*> : mtflDCl) Is A' XEptaaE6ov(?), inis 43 A'S'0' XEptoosooac
nr; : srip'l 15, (mas. Text n-in-;) A' XEptaosopia 0' -k^Xsiana
: noy nnr’ 15 ? S' xEptoowi; Ixoitjoev, vgl. auch m’’
3^5 mit Nomen im Nominativ oder Akkusativ bei verschiedenen
Ubersetzern I18.25. Sis. 10,3. 11, .9, 1419 zweimal. I62
(I)? mit Nomen im Genetiv A 5*9
w? mit Nomen im Dativ 0 ' 10 13
^ mit h md ta <S’> 8., (ij I, ^
m.t Verbam fimtuat: 5„ A'rs' 13 ,. .!otrm=
0)^ iatps<pev
Hebrusch-griechisches Wdrterrerzdcbnis.
123
xat4 c. acc. A' S' 5 17 , <A' Oder A'0') 811
(Iv, also 3 statt 3 0' 16 3 )
n3D : ‘T’SDn 823 A' S' O' ipdipovev, 620 (mas. Text “1330) S' s-
pdtpovsv
*133 : *133 1 4 A' ^apoc S' p$Pap-»][tevoc (oder -vov ?) 0' Papuvwv
“033 11 10 A'S'O' S6$a, (“I)“n33 Ss A' und S' Sd^Tjc, 1*033 Sis S'E'(?)
ot svSolot aoToo
te33 : D'’©33 1 n ajivwv , 5 17 A' S' ifivot
n’3 811 ^ tdSs
113 : 06 A' S' 0' stotp.aaat
*>3 Stt bei verschiedenen Ubersetzern 89. 10 zweimal. 5 10 . 7 13 . 811 . 04.
IO 23 . 15 8, auch in 824 , wo man ‘'3 jetzt als Substantiv auffaGt;
bei S', der ■’3 oft anders ubersetzt (s. gleich), findet sich an
89 . 10 (A'S'O'). 5 10 (A' S' O'). 7 13. 04
^dp S' 26. 05. IO 13.93 (angeblich S'O'). ISs ([A']<S'))
§i S' 824 , wo man ■’3 jetzt als Substantiv auffaCt
aXXa S' 10 7
b 3 wird von alien Ubersetzern stets durch Formen von tcoic wieder-
gegeben: 2i3. 16 . 3i. 7i9 zweimal. 87 . 04. 149. >6 . 31 (tlb3
A'S'O' Ttaaa). 152
rib3 : lb3*' I 28 S' 4vaX(o^Tfjciovtat
nb3 10 23 A' tsXsoTTjv S'O' oovtsXstav
*'b3 : •’bs 13 5 [A'JS' axsuTf]
H : pb Sia xooTO A'S'O' 524 , A' S' 10 is
)3 by Ixl Tootip A' 154 . 7
evsxsv tooToo S' 154, Sidxi S' 15 t
S ia TOOTO 0' 15 7
5133 : (1)‘'B3IJ 88 S' 0' 7tt£pu7ioo
003 ; D‘'03tt 1 1 9 A' S' xaXoTcxovta
bipB ; (Dn)*'b‘’03 13 10 S' aoxpa
51? : (D3)*’tD 1 15 A' xapaoo?
Ofe? 013 A' xaxaX(X|JLXXovxa S' xap-Ttxovxa
5 10 A' (?) S' 0' ajjLTxsXwv
r'i3 : n‘'"i3nb 10 7 S' iSoXodpsoaat
B'rtjilBS 13 19 S' XaXSatwv
btj3 : nbtD3 3 8 A' loxavSaXia^Tf] S' 0' TjadivTjasv, lbll53(l) 8 15 A' oxav-
SoXmST^oovxai S' xpooxd^ooatv, bt513 5 tv S'O' ao^evcov
Sir? 11 14 A' «l)p.lof S'O' 4p.(t>v
b vor Substantiven geben alle (Jbersetzer haufig durch sic oder durch
den Dativ wieder (Dativ auch in 11 3 S' x^ dpdost und rg
axo'g). AuGerdem kommt vor:
xaxd c. acc. 0' 11 3 (xaxdi x’Jjv Sdiv = OiTOsb, vgl. die Anm. z. St.)
124: Lutkemann n. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
Genetiv [A'] 2 ' 11 9 , S' 0' 629 , A' S' 0' Us*, 0' 16* (’Apvi&v, s.
z. St.)
Akknsativ A' 3 g (iaovobi = onb), A'S'0' 14*
Auslassung des zwsiten b bei S' in 7 23 , wo das eben vorhorge-
gangene si? noch nachwirkt
freiere Ubersetzung: 7 11 nbynb 0' 5vw, 9 6 naiob S'[0'] hcX-^-
1430 nnab [A'] (S') apspifivo); 0' TCSJro'd’dtsc, 16*
p3*isb (mas. Text rmayia) S' ajtaYdjisvao irspav ’ApvAv.
tiber die Wiedergabe von b durch den Artikel bei A' s. oben S. 113
b mit Infinitiv wird iibersetzt durch
TOO c. inf. A' 38. 5*2. 10 2, vgl. oben S. 113
einfachen Infinitiv S' 10 2 zweimal, S'0' 10 6 zweimal, [A']S'0' 5 22
elc c. inf. : S' 3 8 si? to icaparctxpalvsiv = minb
ev c. inf. : 0' 7 15 iv Y^^vat abvov = iryTb
ifb 00, o 6 x, obx bei verschiedenen Ubersetzem le dreimal. 92.12.
II3. 14*0
06 JITJ [A'] S'0' 13 22
Stbl 068s S'{0'] 11 3, aber A' U xai obx
tf’Sn ttb 1 13 S' ooxstt xpoootaste
Hstb ; iisbn nnd nittbn 7 is S' xojcoots und xoiroov, ittes ■'tT’sbs 1 14
A' atpwv S' IxoTCw^Kjv IXaoxopsvo? ‘ 0' kxoniam
ifiivai
3 : 1 b, aab, 0)a3b xapSla A'0' 7 2 , A'S'0' 137, xapSta? (Sing.) A' S'
98, A' 10 12 , laaba n^tstjnb 10 7 S' Hipai Siavostvac
S*'ab 529 A' XsdvTwv (lies Xiovro?)
nanb 5*4 A'S'0' yXoYd?, nianb 13 s 0' fXojoi;, nanb »k 4, S' iropbc
•pXsYopdvoo
onb ; Dnbn(b) 7i A'S'0' xoXsjt^aai
onb 3 1 A' (?) S' apzoo
b'^b 16 3 0' voxtt, nb*'b 45 S' voxto?
1*ib ; ■jib*’ 1 21 A' 0' auXtodijasTai S' TjSXiCsto
ps : siehe p
: (‘')ni 3 b Sie A'S'0' StSaxTOi?
•jiob : liOb rX&aaa A'S'0' 5*4, yXtaaaav A'S'0' Hu
nbbSO 9 4 A' und S' xard^poiiKz
0 «O • yna mstt 7is 0' Axi&aao^at x 6 Trovrjpdv S' Axo 8 oxt(tdaat to xaxdv
nannia 144 S 0 yopoXoYta
bno ; bmtt I 22 A' TtspitstixTjpsvo? S' pspiYIt^vo? 0' TcsptYipTjMvo?
rofina : siehe “la’i
nrt? 81 A' tax® S' 0' tax^w?
a^tJ Miodp A' 154, S' 159
nrffl 1413 A' S' oovtaYi? 0' xaipoo, (Da).n^tt li 4 A' ouvtaYic
Hebraisch-griecbisches Worterrerzeichnis.
126
“rPte : siehe
©ptQ 8 14 S'0' oxdvSaXov A' axmXov
tntO : 1423 A'£'0' xXTjpovopiiav
mio : ■'ti'O 5 IS (mas. Text ■'nip) S'E'(?) tsdvijxdtsc, n'’ttn oder ncn
14 11 (mas. Text n;^)2n) S' idavati&dtj
nia : niwi 14 u (mas. Text n;;an) S' 6 ddvatoc
STTara : nTiara 24 A' xXaon^pia
TO : D“’TO 5 17 A' [iS[ioaX<(){i.^V())V S' 5tapavd{i.o>v
n^tlB : nibTO 2 13 A' orcopw$tv S' bitdxsvov S' Some
nsbna : nisbrna 3 22 A' S' [leTexSopiata S' nEptCmpLata
SUSpa 1423 S'0' 7r»]Xoppoxt«f
npa : npa 145 A' S' pdpSov [S'](0) paxnjpiav
nea : niaa Ss S' 0' Ixtxois
nroaa ; n'lntiaa 3 22 A' Xdvtta S' k'fxeipta S' Cwvac
ira I22 A' und S' nnd 0' oSatt, 11 9 A' S' uSata, 14 2s A' and S'0'
uddteov
neaa ; (i)*'03a I 4 ii S' xsptpdXatov
biapa 814 A' axdvSaXov (lies oxavSdXoo)
nbiroa 38 A' oxavSaXwiid? S' 0 ' do^dveta
sba : nsba 26 S' IxXijodKjoav, n'*»ba 61 [A'] S' 0 ' laXi^poov
ns’iba Is A' a6Xto'n5piov S' voxtoyoXdxiov
7 20 S' paaiXsa, 10 12 A' ^aatXdtoc
npbaa : niabaa 13 19 S' paoiXstuv, 14 is S' paotXstac
P iatd A' l24(?). 29. 72 (Q dx). 9 ii (dxd ipx^d^ev), S' 1 29. 26 , 0 '
9 11, A' S' 9ii (dx6 Sxiodsv), fA'] 0 ' 811 (dx6 65o5 = naba
•P‘13), anonym 14 19
dS A' 523 (und nach Q in 72, s. oben)
freiere Ubersetzung : 623 aaa IT'D'’ S' d?)atpo5vtec aotoo, 7 is aya
oaa S' oox autapxec ojiiv, 8 11 naba a-lO'’(‘l) S' inhrjpiv {te jt-Jj
jcopeoso^ai
nnsa : nnia lis A' Swpov S' xpo®popdv 0' jiavad
Toa : Toa(b) 522 A' xipvdv
nbpa 11 16 A' d5tsoxoXoirioii.dv7], nboa 73 S' 6Sdv
iBoa 10 19 A'S'(?) 4'i^T‘p dpi6|t<p
n’li^a : rfliaya 162 A' S' Stapdastc, vgl. auch nay
p'lya : p'lya 822 A' S' ixXoot?
aya ; aaa aya 7 « S' o&x a^tapxe? ojiiv
nspya : niBaya 322 A' xepipdXaia S' dvapdXata
bya : nbyab 7n S' dvm
bbya : (an- oder na)'’bbya 3 8 A' S' dxtr»j8E6[iaca 0' SiapooXta , 1 is.
3 10 A' S'0' dittnjSsojidtwv
: (Da)nya 8 13 (mas. Text n?s('')‘i:^) A' dpdT|0t? S' 0' j^jataUoiia
126 Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
3 24 A' xotifinatoc 0' IpYoa, ntDpB 710713 824 S' xd 3 [JLoa
nsUO 61s E'(?) twv lon]X<a[iivft>v
D 71 SI 3 7 18 [A'] S' AIyoictoo
pV 824 A' S' I'xrifjSic
tWfJB 814 A' aYiaaiia
1 13 A' xXTjrjjv S' IxtxXKjaiv 0' Itc'IxXijtov (Fern.)
711^1: 824 A' IvooXwasMs 0' {taxs, TIOpiQ 710713 821 S' xdap-oo vpty&v
ns-113 ; tlino 11 3 S'[E'J opaosi 0' dtjitv
713-113 ; 7 l 3 “iDb 9 6 S' [0'] izXr;» 6 v»Tj (S' nach Q t«p zXrj»{>vsiv)
mo : ntiilO^I) I 20 A' itpoospiaKjte S'0' xapaitixpavTjTs, 83 t 11 “ll 3 ('b',
A' xpooepwai S' xapaxtxpaivstv
Ri-llS : D-iSillS 1 11 <A'> oiTsatwv
S‘013 1428. 151 A' appa S'0' X-^p.p.a
*11013 10 15 S' irptwv
n-1013 95 A' jidtpov S'0' xatSeta, 96 S' [0'j xatSsta (0' nach Q xa--
8 Slav)
1013: 13013:' (Pausalform) 1822 [A'] S'0' at^sXxoaO&otv (Q i^eXx.)
b013 herrschen: b01l3 16 1 0' apyoMza.
bon vergleicUn : nb013! 14 10 S'0' oap.xapspXljO’T)?
bM 144 A' S'0' irapapoX^v
nibiTO 11 14 A' AirooToXij S'0' Ixtaoi? (es folgt X^lp6^ = T)
nblM : Tibsha 7 25 A' iSajroatoXijv S' ocfpsoiv
TllsOn : niaoia 15 S A'(?)S'0' ijfavKsiiivov
7i:0l3 ; 713013 1 1 3 S' [0'J axo^
^7013 3i A' spsttjpa S' OTTiptoiia (lies OTTjp'.Y[i.a) , 17013 3i [A'j S'
OTTJplYp.*
7137013 3i A' Ipstop-oo? (lies -p.dv) S' oT7jpi3[i.oo5 (lies on]ptY|i,dv)
06013 : OBOn 10 2 A' xpwiv
ni3(?) : (l)‘’iiO 3 25 A' [S'] ^V8psc, (*i)-'ni3 8241 . S' ol xaXol to5 dtpt-
dp .00 (s. z. St.); -Tio 5 IS s, unter mo
nno Is A' dXoxXijpia i>k] S' oyii^ [jj<c] S’ a7rXw;(?)
0137113 : (1)'’37iO 1 1 5 A' vmzov (lies vwtoo)
17R3 : 1S83 1 4 A' Stioopav
b^S 5 i 2 A S vapXa[(;], T’baa 14 n S' to ntw[i.a 000 (von 7 lb 33 abge-
leitet) 0' xateppKjSsv oe (wie aufgefaCt?)
7133 45 S' f^yyoi;
733 : 7*’3-' Ss A' xatavtijos' S'
t|33 814 A' icpooxd{i[i.*to«
033 : (1)1033 812 A' Ttpaxtopo-v S'0' rpixtopsc, (D7l)i033 14* S' ®o-
poXoYOOvta? ' ^
O 33 Oder O 33 : 033(1) 85 0' xpooxd^ei (s. z, St.)
TI3 : Tna 162 A' jistavaoTsoov S'0' jistaxtvodv
Hebraisch-griechisches Worterv'erzeichnis.
127
m: : rwita 82* A' l^w^oofievoc, rns 13 14 A' e 4 coo[i.^vo?, 164
A' S' l|(i) 0 [j.ivot 0' Sisa7rapij.svot
in: ; in: lie A' IXaovwv
b'bffi ; ff’bbn: 7 19 A' a^rdpoliv S' sTcatvetot? 0 ' xaTaSototc
nn: : inn:(l) 2 2 A' [ 0 'J TrotaiiwS’T^aovtat S' ooppsooet
in: 720 S' xotapiou
m: : nn: 7 2 { 0 ' ?) zpoosxedTj
Ci: ; “tDi:"’ 13 14 [A']S'0' ffleu^stat (A' nach Q tpsaiovTai)
yn: : y:‘’(1) 7 2 A' 0' laaXsodrj , ‘iy;‘’(n) 6 4 [A'] S' loaXsbdT]
5]i: : 10 15 S' xtvouvTwv
nr: ; ‘''an Sn A' und [E']<0'> svwua, ;| 8 n ■’^T: 821 S' ta xepi TOO?
{loxt^pa?
bn: : (n)‘ibn:nn(n) 142 S' StsXoovTat
bn: 157 A' )^sipdppoo, ibn: 719 A' yetpLappot? S' ^dpaY^ac
on: ; 12 1 A'0' irapsxdXsaai;
nt:: : niii:: 52 s. 9i6. 1426 A'S'0' Ixtstajidvi] , mit:: Sis A' Ixrsta-
{idv(p (lies -vat)
yt:: : ya: 5 7 A' und S' yotdv
nist:: 819 A' xpoxo^dvtoos
®t:: ; nnoa: 26 A' siaosv (lies -oa?) S' dxIppttjfEV (lies -(}>a;)
1 "': 1422 A' YOVTfiv, vgl. “ 15 :
Isi A'S'0' ojrtvdijpa
nw 14 22 S' (oder vielmehr A'?) ajcdyovov, vgl.
■>“0: : D‘’‘l3: 26 A' 4§v(ov S' dXXotpttov 0' dXXoTptotc
0: o6oo7][iov A' 11 12 . 13 2 , A'S'0' 11 10 , oT^jisiov {S' Oder 0') 5 26
ms?: ; D‘’S1Sy: 7 19 A'0'(?) xov6Cai? 0'(?) Sdosatv S' itoXoTsXdot
ny: 85 A' itatc S' vso? 0' VEwtepos, n‘'*iy: 84 A' xaiSac S' VEavia?
(Plur.)
JTl?: Isi A' Ttvayp-a S'0' dxoTivaY|ia
®s: 820 A' t[iuy^s, t 5 B;n ■’na 820 S' td oxsoTj l[i.jcvoiai:, 5 14
(S') saoTov
as: : a^ 3 is A' iaxrikmxai S' lozaxai
ns: 1820 A' vixo? S'0' tsXo?
t|: 14 19 A' axpsp-wv (?) S' sxtp<o|ia 0' pXaotdc
np: ; nnp:( 1 ) 3 26 A' d^tptodiijOEtai S' XEVto^OEtat 0' xadapiodi^astat
Clp3 : nB‘'pn 158 A' jrspf^Xdsv (S' oder 0') IxQxXtoosv
nap: 824 A' xdXa|i.[i.a S' srXifjYTi
»®D : 2 9 A' dpific S' 0 ' a^J'ji;, »®: 1 14 A' aiptov S' IXaoxdpLEVoc
0 ' d^tdvat , niDB SICS 3 s A' alpopiEVOV xpoouxtp S' alSdotpLov
0 ' t£8ao[tao[tlvov stpoacbxtp, 9i4 A' alpdptEVoc xpootorcotc 0 ' k-
Tnjpjiivo? xpdamxa S' alSiotpioc, »’»: 2i2 A'S' 0 ' ixrjppisvov
nsJ: ; D‘'tn 812 (mas. Text D*'®:) 0 ' SavEiotal
128 Lutkemann h. Bahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 1&.
CjTO : 51033 “’intOS 5ii S' ^(povtCovcec Swc oxotia?
rffiOD (von 5103 abgeleitet, vgl. aber nsO) 132 A'
■1513 : •'nr3(3) 3* A' Sckaw
flSp 9* A' IxaYwifTj S' pia
ISO ; ■jSp 04 (mas. Text T»C) A' ixafoiiiv'rj S' l^tda^
83b : (1)830 1 22 A' aop.;roatao{».t5c S' und 0' olvoc
130 ; •’330 9 17 A' ao^^vewat , 10 34 S' 0' SdoTj
b3b : (l)b30 1425 S'0'
T'O ; 1030’» 9 10 <A') atoLai&aei (S') aonpaXsl (0') ooYxspaast
np’lO 5 28 (A') ooaastajtdc
mo : 3300 3T’0*' 623 A' aftaztiivT£^(?) ii aotoo S' d^aipoovts? a^too,
(■'3)':)D’;(3) 8 11 (mas. Text '’Sipm) A' 0' oiTtoonjosi S' aTrlonjoev,
vermutlich auch nT >08 I 25 S' aTtoomjaoi
“lOp . “irro 820 (mas. Text “ino [Pausalform]) lp.jropia
jip : nO ’'0 I 22 A' OT^ji^oXa [^] (S') oxwpiav, (l)‘’a*’0 I 2 S A' ov^p.-
^oXa S' oxoipiav 0' •ji’fnpz&Stz
nsp 1 8 A' ausxtaspip (lies -pidc ?) S' xaXopT)
510 ; a‘'So 64 [A'lS' ouSwv
^ ; siehe pco
bpo ; (3n)bpo‘’(3) 52 A' S'0' IXtOoXdrijoa (lies -oev)
nnp I5 A' ixdataoiv S' xopdpaatv 0' ixxXtoiv
nno : mno 163 0' xpo^ov, mnoo 817 (A') dxoxpbxtovta (Sing.)
3y 14 14 A' xd/ooc ve^iiX-iQ, D''3y 56 (A') xax>J
n‘i3y 5 18 A' S'0' Ppdxov (Var. Ppdxip)
135 : 135(3) 8 8 A' Stapd? S' xapd^wv, 'p318b 5331350 16 2 (mas. Text
5331^0) S' dxa^djtsvai Kipav ’Apvwv
1^ : '’13?3 720 S' ndpav c. gen.
53135 139 (0') pTjvtSo?, (•')t3l35 10s S'0' dp^^g
73b35 5 18 A' S' 0' djid^T]?
15 88 A' und S' l«K
135 1 4 A' und S' dvojtiof 0' dvopilav
5p5 : pin50 1429 A' xetdftevoc S' IxXwov (von tl^y abgeleitet) 0' xe-
Tdp.evoc
p35 162 A' xstetvdv
135 : 1135 1 49 A'0' kOj^apsv, 3l5y; (Pausalform) lbs [A']S'0' ISs-
Ysipoooiv (A' nach Q iSavcifepoooiv)
t? : 00^5 3 16 (A') d 9 «aXp.oi?, i3*>5 2 n A' d^OaXjiwv S' und 0' d?^aX-
|tot, •'35 3 8 A' d<pdaXp,otc S' 6<jpOaXp,o6(;, (3)‘'3''5 11s 0' 6®daXawv
5p5 : siehe 5135
Sll^ 527 A' ixXeXopivoc
035 : n303Sfi 3,6 A' xapsvoxdCoowi (?) S' e6p6d|u»« palvoooai 0' ovs-
SidCoQoai ^
Hebraisch-griechisches Worterverzeichnis.
129
CDS : D'’D3y 3 is A' und (0') ojtoSnjjidtMV S' [und A'] TcsptoxsXtSa?
-by kmc. acc. A' 2i3.i6. <5 6.) IO 12 . 15 . 14i4, S' und 0' 14i2, A'S'0'
5 30, S'0' 2 16
kzi c. dat. S' 14 14
Eitt c. gen. A' 15?
kici mit unflektiertem Eigennamen [A'] (S') 15 9
■mm c. gen. S' IO 15 , S'0' lOs, [A'] S'0' 1426
1S"3?: siehe 'J3
bb : {i)by 1425 [A']<0'> xXotdc
Tiby : pjnby lli6 [A'] S'0' dvapdasmc
'p"'by : n3l‘’bs 73 S' dvmtdpac (Sing.)
: ('T’)rib‘'by 124 A' IvaXXaYd? S'0' lirttYjSsotiaTa
bby : 812 A' iiriyoXXiCet S'0' xaXap.Y]xa(
sraby 7i4 A'S'0' veavi?
Db : bs Isay Ss S' ’E[i{i.avouTfjX
ny 106 S'0' Xaoo (ebenso A' in 811 ? s. S. 70 Anm. 322), D’^ay 89
A'S'0' Xaot
pay ; payn 7n 0' pddovov
52y 1322 A'S'(?)0' tpoy'^<;
135 . 1135 J 02 A' itsvijtwv
f? 10 i 9 A' S' $ 6 X<j>v 0' $uXa
nsy 163 A'0' und S' pouXijv
nnyy 1 is A' lirtoxsaiv S' ooatpoipi^v 0' ijriowoxeotv
na*!? : B'’3“ty 15? A' kswv
n"iy : n'ly'] 3i7 A' daxTj{iovrjost S' ■pfJ'Vwosi 0' ditoxaXo^et
0 "'B“’"iy : n'’B‘’ny3 5 30 [A'J S' 0' iv YV0Y>o5od’at aoTTjv
l^iy ; f”iy(b) 2 19 A' O'po'ijaai, vgl. auch f'^ya
nicy 15? A' und S' und 0' ixoiTjoev, "Wy^ 5 10 A'(?)S'0' xonjosi,
3 11 A' itonj^T^astai
nn«y : may 5 10 A'S'0' Skm
lay 45 S' xaxvdv, 9 17 A' und 0' xaitvoo S' xaitvcp
TiPy ; n‘’‘Tiriy in (A') xaiptpwov, ■'^ny 149 A'0'(?) xaiptnoo?
nSB : (p)nB 3 17 (tiber. Vokal. IflPB) A' xdjiYjv S' 7rpdoo<j»tv 0' td
xatd xpdsbiTCov
"ISB : ‘ISCBP*’ 10 15 A'
"ISB ; n“’"lSB 820 A' S' OTSydvOO?
15 s 14 19 A' S' odiiia
n“IB ; STlfiP 1 27 A' S' 0' Xoiptodijoetat
TB (Pausalform) 13 12 A' xtppdv (Akkusativ)
SbB 95 A' Oaufiaardc S' TrapaSo^aojid?
abB : B“’bB‘’ 5 29 A'0' Staodost S' Sxvtxiijoei
ria"'bB : ISia PaibBb 159 S' tip 3iaai&0[J.att dxo Mcod^
Kgl. Ges. d. Viss. Nachrichten. Philolog.-histor. KJaise. 1915. BeSieU. 9
130 Lutkemann n. Rahlfs, Hexaplar. Bandnoten zu Is. I — 16.
nobfi 14 29 4>oXtOTiei{i, 14 si A' S'®' ^>oXtadiEi[i (?)
•’RffibB : n‘'n't3ba 9 U A' S' 0' ^oXtattsiv, 1 1 u A' und S' 0' $oXtodt£i[i.
n‘':B 3 3 A' und 0' 5rpoa<«)rcq>, 9 14 A' zpoawjioi? 0' jtpdamira, ■’:s und
(Dn)‘’3B IBs 0' icpdawicov, 'SStt 7 2 A' ajto (Q ex) icpoaoucou,
D''3B STC53 83. 9 u S' al8sot{i.ov, resp. -|i6c
srnB: siehe mansn
“'IB 42 ^ xapird?, 10 12 A' xapitdv, 3io A'(?)S'0' xapTcoo?
I'na ; la^ 142? (A') axoptoost
ns : siehe nsB
nilB ; (n^inna 3 26 A'[0'J avotY[i.ata S' dopat
b‘'3’’r;iB 32* S' atTfjdoSsojitSo?
oinrB 11 11 A' d^eO'pouc
■JS’2 7 21 A' irotpiou
832 ; msaa I 9 . 1424.27 A' 0 tpaT(£)i(Bv S' 0' ot)va[i,£a)v
13 19 S' Suvajiic
3 10 A'0' Sixato? E'(?) Stxaiip, n-'p‘’“I2 5 23 A' Sixatoiv S' S-xatot>
P‘12 1 21 A' 0' Stxatov S' StxaiooovK)
^ , np'W 5 23 S' 8txatoa6vT]v, np“tt 5 23 (mas.
Text rip12) A' Stxatooovas
!s! 12 ; ■’bn2 126 A' S' )(p£(i.lTtCe 0' tdpuoo
ffnn2 (Pausalfonn) 16 3 0' {tsoKjpiPpiac (Sing.)
“1812 83 A' und S' Tpa^cjjXoo
m 2 : “’m‘12 133 A'S'0' b£T£iXa(ii^v, (13)128 10 e S' 0' lvrsXo5[iai
“112 2 10 0 T£pi<j)tia, 8 14 A' oTspEdv (in dem verderbten Texte von 710
Neutr., urspriinglich Mask.)
p2 3 17 A'(?)S'0' Siwv
b2 ; (l)b2 163 0' axiav
*1132 : “'“las 5 10 A'(?)S'0' CeoYwv
tTQ2 42 [A']0' avatoXnj
C|‘’32 : ma-'32 3 23 A' p-tTpac (Plur.) S'0' 8 ta 8 Tjp,aTa
STi;^ ; 111*122 820 (S') Ppaj^tdpia
)ia 2 ‘l 4 i 3 A'S'0' poppd
2 B 2 1429 A'S'0' paoiXtoxoc
*’3iya3£ 1 1 8 A' S' paaiXioxoa
5 |B 2 : n“'a2B213 819 A' dpvsdCovrac 0' orpoodiCovtac
*12 Bedrdngnis 830 ^XitjiEws
“12 Feind : ■’12 1 2 * A' (?) rdiv ^Xtpdvrmv [le
nn2 : ni2 8 is [A'] S'0' S^oov (A' nach Q IvStioov)
n-)i3p : mmpa . . . “inr! 1420 [A'] (S') Sfia . . .
: ('T)“iap(B) 14 i 9 tdcipoo '
D^dpx^^sv A' 9ii (iKb dpx^ftev). lU, (olooc apx^d£v), dvaroXij? S' 26
“PH? 3 17 A'S'0' xopo^Tjv
Hebraisch-griechisches 'WorterTerzeichnis.
131
Olp : Dlpn 1424 S' aTijaEtat
riBip lOss A' avaanjttati S' 0' jtsYsd^e'-
bbp : bpn 8 23 A' 0' ixooytCs S' ita^ovey
*jp 162 A' voooid[v] S' 0' voaotdv
ODp : nop 82 A' S' 0' (Advtiv
*1Bp 14 23 A'S'0'
73 S' TO axpov, HSpa 7 18 [A'] S' zipav c. gen.
TlSp 2 7 A' teXsofia S' 0' xepai;
: '^■' 2 ^ 87 S' l^oootaoTii?
^Sp : (n5)r'p3 7 6 S' xXaowp.EV 0' x6({i(ailev (mas. Text n3S''p3 , S' und
0' sprachen n3SC')p3)
inp ; IS’ip 124 A' IxtxaXeiads
31p : aip 8 (l] 83 A' xpoanjYY^®*
tip 5 24 A'S'0' xaXd[j.T]v
"IT^ 8 12 A' 0' auvSsafto? [E'] (S') avrapata (besser dytapoti;)
C‘’niBp 820 A' Ssap-ous S' I'fxop.pwp.axa 0' IxtSsjiata
TDS'l 2 2 A' xs^aX^ , 9 14 A' S' 0' XE^aXiQ
’jiCS”! 823 [A']0' xptbxov S' TcpMTOi;
fan ; ‘iSaT’ 1430 A'S'0' xataxXtilTijoovtat
751 ; nT51 149 A' IxXovlJ^T] S' iaaXsod’T} 0' ^p^ioS'Yj, 525
A' ixXovTfjd'Tjoav S'0' Itopax^oav, T*'51t3 14 le A' xXovuv
S' tapd^a?
mi : a ‘'■^(7) 14 2 S' oxoTd^ouat c. acc.
•Till ; D“'1*'H 823 S' axadapixd
mi ; nsiia iminCl) 11 3 0' 6o^ipavsi aotov too y6po»
mi 72 A' dvep. 00 , 11 4 A'S'0' jcvEUfiatt, rtmia lbs (mas. Text nmia)
0' auv Zip TrvsujiaTi aut^C
mi ; imin 182 S' ixdpate
mi : imm 154 A' iXaXd^wai
tmi ; 18 16 (mas. Text ’inai';) 0' pi^ooiv
am : la^l 1 17 [A'] (0' ?) IxSixsixs
*131 ; !1331 le A' i^5taX6vd’'ij[oav]
yi 7 15 0' xovTjpdv S' xaxdv , nyi 8 9 A' xaxicj. S' xaxd
am 5 i 3 S'E'(?) Xip.^
nyi : “iai(7) 5 17 A' S' veinjdTjoovtai
:?yi ; W 1 89 A' S' 0' (?) oailpooa^e
ttjyi : myin 14 le S' oosaeiaa?
mm 94 A' und S' asiap.^
D'’8B1 149 A' 0' payaetp.
riBi : nem 5n A' xaptijotv
rcn : D*'rcrrt3 I 21 A' <povstc
pi 4 1 S' p.6vov
9 *
132 Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Bandnoten zu Is. 1—16.
■jlsiD ; siehe
aato : aao*] 9io A' Iviisteoptost S'0' otjjftioat
itT® 58 zweimal A' x“P® X“P“'' 0*®® X“P®f)
3 18 (S') jiavuixac
QI® : (n)‘’n®®Ci) 14 S3 A'S'0'
n*D® ; rTiD® 2 16 A' Sfjjeti; S'0' diac (Plur.)
‘T’a® ; nT’3® 7 20 A'0' {l.£fltod'<l>p.£VI|) S' {l,£(ltOd’a)tt£VOOC (s. z. St.)-
niTO® 92 A'S'(?)0' eufpoaovrjv
nb®® 94 A' t|j.aTta{i,<5c S' iC£piPdXaiov
ns® : (tj‘'r»® Hi A'S'0' XetX^tov
pste (Oder pco) : Ip^’S®”’ 26 A' xop'^Ti^oooaiv S' £xpdt7]oav S' Tjp-
xsoavTo
Ip® : trnp®® 3 16 (A') xapat£VtCoooai
n® : (on)‘'l® 34 A' apxovtac
•pnte 5 27 A' tx^'ll^)
T")® I 9 A' >.st{t|i.a
qnto 14 29 A' IpLXixpwv S' yoatov 0' Ixptxpwy
nfin® 94 A' lp.xpir]a{i.dv S' xaootv
P‘1® 52 S' IxXaxojv
■ji®® 123 A' x®P“i X®P4)
nas® 529 A' ppoxT^p-a S'0' wputia (Var. SpoYfia)
■(is® : (n)r»® 5 14 irtapoii; (von B®3 abgeleitet)
bso : nbk® 7 11 (mas. Text nbs») 0' si; ^Stjv
ns® 10 19 A'S'(?) iiriX£t[i[i.a , (iny’) fy ns® 10 19 0' m liriXoixa JoXa
iT'ns® ; na'TS rins®^ 159 0' tote IxcXoixoic y^c
na® : DHia®^ n'’3® 14 2 A' S' 0' alxp-aXwtiCovTsc Touc aixp-aXoitioavTac
auTooc
® 3 ® 1 1 4 A' S' 0' pdpScj)
0*’3® ; n‘’0‘’3® 3 18 A' TsXajiwvac
13® 155 A' S'0' (rovTpipp,o5
na® : •>n3®n(l) 13ii [A'J<S'?) i|aX£t(j -(0 S'(?)0' xataxaoaw
TO® ; ‘ITOl®'' 14 16 A' S'0' xaTOXoiJioootv
ba® : nab3®n 13 is A' aoYxoitaadf/oovtai S' xapaxP'»Jo^T)aoyTa[ 0' (j^s-
d^oovxai
“7® 136 [A' oowpiPTf]] S'0' taXatxcopEa
TT® : Tl® 15 1 (A'> ixpovop.sodTj
“’1® 136 A' S'0' ?xavoo
SI® 1 13 A' stx’^ 0 [ixtawoc , SlO nria® 1 is S' Xpoo^opav {lataiav,
81® 5 18 [A'](0') p.aTatdtTjToc
27® : 3® 9i 2 A' lxs<atpd^Y]) , 30^ 12 1 [A'JS' d7r£otpd9!7) , TOa® I 27
A'(?)S' ot i7riOTp6(povt£? aoTTjv (lies aotf)??), n3i®8 Iss A' S'0'
IxiOTpEtjlCO
Hebraisch-griechisches Worterverzeichnis.
133
: T’bltt 6 1 [A'] S' S' ti jcpoc moSmv aotoS
1 23 A' Swpoxofftav
'ftyto : siehe ITO
nntj : D^f'‘’rrtya it A' S' S' Sta^dstpovts?
tpia 8 8 A' xX6C(ov S' iTnxXuCcDV
n^O : fWa 5 e S' a^T^aw o 6 t 6 v w? avs^tipatov, n“lB013 . . . fT'ttJse
15 9 [A'j<S') npoad^oot . . . jupoa^Ejiaxa, “’n'l'ID 16 3 S' dou
n*^TD 7 S3 A' x^poov (Akkus.) S' ii<pet{iivov
'IB® 622 A' p.id'oop.a
nb© : “inb© 16 1 0' airoatsiXats
ri?bO 6 18 E'(?) iffopoX'Q
bb© ; bb©b 10 6 S'0' oxoXsoaai
bb© 0 2 (A') Xayopa, 10 s S'0' axoXa, 81 S'0' oxiiXEboa'.
©■’SiDb© I23 S' apiotPac
“TO© ; n*'©©nb 10 7 sSdpat, TQ©n 14 23 S'0' aipavtap.^
©■]©© 1 2 A' 0' oopavot
‘ 1 “'©© liSAftac und aSap-avta A' 56. 723. 9i7 , aotoftata S' 5 6, aord-
jiatov S' 723
*;©© : I'otin 610 (mas. Text liatin) S' IXtjrdvdr]
1©® (Pausalfonn) 1 e A' lXai<j), 5 1 (A' S') IXaiwv (lies IXatot)), 1 ©© p
5i (S') avajidoov (= 1“'a) IXaiwv
y©0 : “ly©© 1 2 A' S' ocxooaate
fll©© 7 g A' S' 0' SajiapEiai;
*’3© : Q''3C 1 18 A' Sid^opa 0' aXXoioup.evov
‘>3© : Jr'S© 1 1 11 A' [S'] 0' SsotEpov (S' vielmehr ex SeoTEpoo)
©73115 ; ©© 8u A'S'(?)0' Sootv, on©© Isi A' 86o aozoi S' apydtspa
0 ' dtp-yOTEpOl
*1253© 11 11 A' S'0' Ssvvaap
nc© : “’t7B7© 10 13 A' 0' oovTjpJcaaa
yy© : y©y©(3) lU 0' iralgstai
BWCy© : (7j‘’2?7©;?© 5 7 A' aTCoXauaswi; S' Tsp^ecoc
ns© : nfi©3 132 S' 6{].aXo5, vgl, auch oben nB©3
©B© ; BB7© 32 A' S'0' xpinjv
bBti 2 11 A' kaitstvci)^ S' and 0' taTtEivd? (s. S. 35 Anm. 93)
op© : nop© 14? -^abxaosv, op©n 74 A'[S']0' ■^oi)X“Cs (S' nach Theo-
doret i^ooxaoov)
“1© ; mi© 3 19 A' OTca^iva S' jiitpac
p-ic ; p1©(7) 5 26 und pi©*’ 7 18 A' S' ooplost
0*7© 1429 A' S' ptCi]?
nn© : mn©b 522 A'(?)S'0' Tcivsiv
■f7n ; ?nf1© 163 0' Iv piioij)
ybiPi I18 A'0' axcbXijS
134 Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
STlin 8 16 A'S' 0 ' vdjiov
nnp avtC A' nnd S' und 0' 3 2 * (A' und S' zweimal)
oiro c. acc. [S']0' IO 4
'(R : D‘’3R 13 22 A'S'0' aeip^vec
ayn : 3»n3 14 is A' 8 ta 5 t£Jcap{t^vo?(??)
nWR 8 16 A'S'0' {taptoptov
n^yn : nbsn Ts S' avapAaewc
D'^b’ibyR 3* A' IvaXXAxtat S' litTjpsaotai
nnSBR 3 18 A' aox^ji* *“'’{*■0'' 13 is S' a^yT\^<x
2 ) Grlechiseh-helir&ische Abteiinng.
a^axoi : -tov nra 0' Se
afaOdc : -^6v (Neutr.) 310 A'0' 3io, 0' und S' 7 is
aYaXXiaoftat : -Xtwvtat ibiai ^ Qz
^Ytaoiia 0 “Tp 0 A' 8 u
aYcaiTfJ : -Yijv (0)‘13^ A' (?) S' 5 i?
aSdtjia? und -{lavta “liOffl A' 56. 7 23. 9 17
^Sijc : £ 1 ? ^Sifjv nbSO 0' 7 11 (mas. Text >ibs©)
a 8 ix£tv : -xoojievov fion 0 ' I 17 (mas. Text Tion)
aSixia : -xia? (Sing.) pS 0' 10 1 , -xiav p» S' und 0' 1 13
a^ipoov : adqxii&TjoETat nR]53(1) A' 3 26
Aiyoxto*: : AiYoxtoo B“'‘iro [A'] S' 7 is
aiS^otfioc und -{tov D*’3t 8103 S' 3 3. 9 u
aliyt : S' und aTpaocv A' DiOl 9*
Al|tA# non A'S'0' 11 u
aipEtv : aipwv 803 A' I14, apij)'; 8OI1 A' 29, aipd[t£voc und -vov 8103
A' 33. 9i4
al)({taX<«)riCetv : -Covts? tone -aanag (nn)‘'30b mriO A'S'0' 142
axapwoc : ixApwotc nnB‘iBn(b) S' 220 (mas. Text nils lenb)
dxoT^ : ixo'B yoOB S' [0'] 11s
dxooEtv : iLXO&aaxs lyoo A'0' I 2
dxpE|uov(?) “1SI3 A' 14 19
dxpipdCfitv : -Co|tlvocc axpCpEiav *>J?pn D‘'pph 0' 10 1
dxptpsta : -av ''ppn 0' lOi
Sxpoc : t 6 dxpov nsp S' 7 s
Hebr.-griech. und griech.-hebr. Worterverzeichnis.
135
axopouv : -pwosi {A*) Ida?
aXaXdCstv : aXaXASmoi ‘ly’l*' A' 15*
aXij'&sia : aXTij^stcf flBS A! S' 10 ao
aXujO’Siv : aXu^deis ‘iSTOn A'S'0' Sis
diXXd •’3 S' 10?
aXXoioov : aXXotoojisvov ff’Stt %' 1 is
ocXXoTptoc : -Tptcav S' und -tptotc 0' n‘’“03 26
S[ta nn'' S' und 0' lai, Sp-a . . . kay?](c> mi3p3 . . . “rnn [A'] (S')
14 20
Spa^a : apa^T]? nb35 A' S' 0' 5 is
apapTia : -ttav nstsn A' S' 0' 5 is
apstPstv : 'r]psi(])avxo iautoos xaxic^ nS"! onb 13123 A' 3 a
apsptpvms ntasb [A'] (S') 14 ao
dpvds : apvoi n''tB33 A' S' Si?, apvtSv n‘'t53D In
apoi^Vj bl123 A' 3 11 , -pa? DiJUbO S' 1 aa
apxsXcbv m3 A' (?) S' 0' 5 lo
opyoxspoc : -pot 0' und -pa S' on^STB 1 ai
avApaatc : -pdaswc nbyn S' 7 a , (1)nby [A'] S' 0' 11 ic
dvapdXatov : -Xata rilB'DJtt S' 322
dva^epaxiCstv : -xiost n"'inn(‘l) A'S'0' 11 is
avaXtaxstv : AvaXtodifjoovxa' lb3‘’ S' 1 as
dvapsoov p (als P’S gedeutet) (S') 5i
dvaitsxavvovat : -xdawpsv (n3)5j533 S' 7 e
avdoxTjpa : -axTjpaxt SlWp A' lOaa
dvaxoX?] ni3S [A'J0' da, dxo x^c dvaxoX'^g D'TpID S' 2b
dvSpetoc : -ov “TlSS S' 3 2
dvspos : avspoo mi A' 7 a
dvsitipaxos : atpiifm aoxov wc -xov nns 'inn*'1DS S' 5 6
dvTjp ms A'S'0' 13 14 , otvSps? (n)-'ni3 A' [S'] 3 25, ■’038 A' Saa
dvdptoxos S' und 0' und dvdpwxoo A' 0*78 2 n , dvdpwxotx; 0^038
S' 7 13
Svotfpa ; dvoiYpaxa (n)‘’nrB A'[0'] 326
dvopta : -piof A' und S' und -piav 0' 'py li
dvxaxdSopa bl133 S' 0' 3 n
dvxapoia (besser avxapat?) “lOp [li)'](S') 812
dvxt nnn A' und S' und 0' 3a4 (A' und S' zweimal)
dvoi nbyob 0' 7ii
dvmxspoc : -xipa? (Sing.) n31*’by S' 7 3
dvco^EXijc : -X^c TI8 A' 1 13
dxd-ystv : -fdpsvat xdpav ’Apvwv ‘;l5“i8b nilByo S' 16 2 (mas. Text
nini^iD)
oKaXXoxptoov : djnrjXXoxpioadKjoav 1113 ^ (0') 1 4
X36 Lutkemann a. Bahlfs, Hexaplar. Bandnoten zu Is. 1 — 16.
airaXovstv : iQitaX6vfl"i(][oav] A' le
axspavtoc : si? ajtspavtov pn ■’iab S' 5 14
(ixX(ioc(?) Dflti [^] 0 ' le
iitd A'(?) I24, A' und S' I29, S' 26 , [A'] 0 ' 811 (kzb 6806
= Tns ro^'Q). anonym 14 19; auch in den adverbialen und
pnlpositionalen Ausdrucken azb apx^d'sv DTpia A' 9 11 , die’
loxdtoo nnSIQ 0 ' 9 n, ixb bzia^ev nnsna A' S' 9 11, dito (Q k%)
jcpoacijtoo ‘’ 3 BB A' 7 2
ohne Aquivalent im Hebr. : Siaocoo|j.aTt azb Mcadp 3 SC 113 nt3‘'bsb
S' 15 9
iitoPoXtj : -X’g rp^O E'(?) 613
AndYovoc : -vov “ID 3 S' (oder vielmehr A'?) 1422
dicoSoxqLaCstv : -{tdoai to xoxdv yia D 3 Stt 3 S' 7 15
ftxoxaXojctstv : -Xutjjst niy*’, 0 ' 3 17
dxoxpoxts'.v : -xpurtovia (Sing.) T’noB (A') 817
dxdXaoots : -Xaoaswc A' 5 ?
axopptTTtetv : aitdppujisv (lies -<{»«?) nniffD3 S' 2$
azopoi : -poiiv D''bbn 3 A' 7 19
airooxoXoicCCetv : dxeaxoXo7ttop.dvi(] nboM A' 1 1 le
d^edataote : -oiv mo A' 1 s
djrootsXXstv : -atsiXats ini® 0 ' 16 1
dxootoXT^ mbo® A' 1 1 14
dxoatpeysev : dwsotpdyT] a®*! [A'] S' 12 1
dxoox^Cstv : -axiao)jj.sv (n 3 )apa 3 A' 76
dirotivaYpa ml ?3 S' 0 ' 1 31
dxwdstv : djTi&oaadai to Jtowjpdv yia CIS® 0' 7 15
ditwpuS : siehe dirdpoS
dpiS’p.dc : -fKji ISO® 0' 10 19, 01 xaXol too dpidpoo “tsi S' Ssif.
(s. z. St.)
dpxslv : ■ijpxsoavto lp'’B®'’ 0' 2$
dp{ia K®® A' 14 28 . 15 1
’Apvibv ■i 13 n 8 A' 0 ' und S' 16 2
dppoiotetv : f^ppwotTjaa? A' 14 10
dptoc : dptoo Drtb A'(?) S' 3 i
dpx'^^ev : drco d. mp® A' 9u, oloo? d. D*Tp ®a A' llu
dpxwv : dpxovta l5®1® 0 ' 16 1, dp^ovtac (On)“'*i® A' 84
dpa)p,a : dpc&ftatoc n®a A' S' 0 ' 3 24
doOlveta nbtO® S' 0 ' 36 , dofl’evsiai; irapixtov Bbin 0 ’ 14 12
doOsvetv : -vwv b®ia S' 0 ' 5t7, ijad’ivrjasv Hb®3 S'0' 3 a
’Aoaoptoi; : -ptwv 11®* A' 10 12, S' 7 20
datpov : dotpa (nn)'’b '’03 S' 13 10
dax 7 ](iovsiv : -vijost m^T A' 3 17
Griechisch-hebraisches Worterverzeichnis.
137
aoXiCsadat : njoXtCsTO S' und aoXiad'vjascat A'0' 1 21
ooXioTi^ptov njlbtt A' 1 8
a6t4pxir]s : o&x ootapxes 6p.tv nSB taya S' 7 is
aotojiaTOc : -rov S' 7 23, -ta S' Se
a6r<5c Nominativ : aotdc Sin A' 8 13 , A' S' 0' 9 n , Soo a.hzoi onB®
A' 1 31
Casus obliqui bei alien Ubersetzem = Pron. person, suff. der
3. Person (aucy = lb 3n. 526.(29.) 820 , aoTotc = nnb 29,
(aoToo = lb S' 0' 5 29))
aoxetv : ao^ijast ISSrT' A' 10 15
aSxK]p.a mssn A' 3 18, S' 13 19
afaipeiv : ocipaipoovts? aotou BWQ IT'D*’ S' 5 23
agjaviCsiv : -viCoooiv lyba 0 ' 3 12 , tj^avtoftevov niTattB A'(?) S'0' 15 g
aipavtaiidi; : -{lip * 1 ®®!! S'0' 1423
(iysXxstv : -xoadwatv (Q i^.) (Pausalform) [A'] S'0' 1322
aysot? : -otv nb®a S' 725 , aysost? (1)‘’p*'SS 0' 87
cLf ibtai S®3 0' 1)4, S®n S'0' 29 , a^Yjaw abtov «u<; avsjttpatov
nna inn-'OS S' 5 e, a^sifjiivov n*’® S' 7 23
a<piaxdvat : dnjptotcGVTsc (?) TT’O*’ A' 5 23, aitoatijow vermutlich = ht’DS
S' I 25 , a)to(3tT]0£i A'0' und ajrionjasv S' 811 (mas.
Text ‘’3‘iSli) '
Ba^uXcovia : -Xwviac (lies -Xwvo?) baa A' S'0' 1422
pdSoc : pdSov na A' S' 0' 5 10
Padoi; : pd^ ‘’naT’ S' 14 15
Padovsiv ; pdd'ovov pByn 0 ' 7ii
paSoc : tdc rd^ paO’ei'a? ninan “’bns S' 7 10
PatVEiv : Eupud'p.io; Paivoooat n3oayn S' 3 le
paxtTjpia : -av noB [S'J(0') 145
pdXavoc : paXdvooc *’3lbs S'0' 2 13
Papstv : pspapyjiidvo? (oder -vov?) naa S' I 4
PapovEiv : -viov naa 0' I 4 , ipdpovsv T^n S' 610 (mas. Text “laan),
Tfaan A' S'0' 823
papos naa A' I 4
PaatXeia : -Xeiwv und -Xsiac (Plur.) niabBB S' 13 19. 14 le
PaatXso? : -Xdioc “ibB A' IO 12 , -X4a TbB S' 7 20
paatXtaxo; yss A' S'0' 14 29, -xoo ‘’3iy&S A' S' 11 s
pdotaY[i.a (‘l)bao S'0' 1425
Pia p«D S' 0 4
PidCeiv : pidaaaS'ai ^T3l(b) A' IO 2 , ipidad")^ ISO S' 04 (mas. Text ISb)
pXdjtteiv : pXajct 6 {t£vov 'pBn A' 1 17 (mas. Text pBH)
pXaotdc “1S3 0 ' 14 19
Podv : po'qostai pyf’ 0' lbs
138 Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
Popps? : poppS f\tSS A'S'0' 14 13
PooXsotixo? fyi' S' 05
PouXtj : pooXijv nS5 A'0' und S' 16 s
Poo? "ipa [A']S'0' 11? (A' nach Q pooxdX’ov)
Ppa^fiSpiov : -pia rmss {S') 820
PpoY^o? • Pp<5'fx*p
Pp 6 )(o? : Ppdxov (Var. Ppdx<p) nia? A' S' 0' 5 is
Ppox'Jjp-a naso A' 529
Yap 03 S' 26. 05. 10 IS. 23 (angeblich S'0'). 15 9 ([A'](S'»
Y^ : fiiz 7 -i» A'0' 149, nians 0' 159 , y'^v A' S'0' 13 n
YtY®P''^“S'»]? • -’cwSs? 0' 1 25
Ytvsodai : l~(BveTo inn,^Y] A' 0 5 , y^YO'''*'' ^ A' und [^J (S') 1 22
Yiviooxsiv ; Yv<5vat p)nST 0' 7 15
YXtoaoa und YXwooav 'jTOb A' S' 0' 5 24 . 11 13
Yvo^ouv : iv T(p aoriQv rT'S'^iya [A'] S'0' 530
Yvo<}!(«)8Tr]? : -Soo? nstDD A' 13 2 (von 5i®3 abgeleitet)
YVwpiatT)? : -oxS? n'’3yT' A' 819
YV({>aTirj? : Yvwota? D‘'3yn‘’ S' 819
YovT] : Yovvjv '5"’3 A' 14 22
YopLvouv : Yop-vwosi n’13?’; S' 817
Yovvj : Yovaixe? n'’TD 3 [E'](S') 812 , (Dn'i‘’ 1 D 3 A' 13 le
SaveioTTj? : -otai CCS 0' 812 (mas. Text D'’C 3 )
SSoo? ; SaoTj ’’330 S'0' 10 34 , SSosotv n‘’331S?3 0'(?) 7 19
Ss “1 S' 523, '’3 S' 824
8etv binden ; S-^oov 132 [A'] S' 0' 8 le (A' nach Q I'vStjcjov)
Sixa A' S' 0' 5 10
Seojiio? : SsopLioo? A' S'0' 14 17
Ssop.6? : Ssoiidv "T’SS P]® 10 4 (S' nach Theodoret aixfiaXcootav),
Seaiioo? A' 820
SEOtepo? : -pov (Neutr.) no3t3 A'[S'J0' 11 a (S' vielmehr kx Ss^c^poo)
otS c. gen. 3 S' 8 8, S'0' 11 14 , 8ia tooto pb A' S'0' 5 24 , A' S' 10 le,
p by 0' 157
StapaivEiv : Stapd? “135? A' 89
Scdpaat? : -pdasi? m‘i3yn A'0' 16 2
StaPooXtov : -Xia (Dn)‘'bbytt 0' 89
8 tdST]ti.a ; -STjttaTa mB‘'32 S'0' 823
Siatpsiv : SiTjpgivov rms3 A' 2 15
Staipstv : SieXoovtat (0)abn3nn(1) S' 142
SiavOEia^ai : k$Apai diavoelzai Y33b3 “T'BBnb S' 10 7
SiaTtatsiv? : siehe S. 08 Anm. 515
SiawsCpsiv : 8 taite 7 tap{j, 4 vo? (?) 33^3 (?) A' 14 49
SiapTcdCstv 10 2 , -Ttdooootv 1130 A' 11 44
Griechisch-hebr^ches Worterverzeichnis.
139
Siaaiteipsiv : Stsairapjisvot ('’)rn3 0' 16 4
Siaaopstv : Sisaopav “1S85 A' I 4
StaowCstv t - 3 <oosi t3“’bB‘’ A! 0* 5 29
Siaatoap-a : tip Siaocbojtatt ait6 Maap astTQ ntDibeb S' 159
Siap'O’sipsiv : -povtsc 0 ‘’rTnDTa A' S' 0' 1 4
Stayopo? : -pa 0''3t5 A' I 18
StSaxTd? : -toic A' S' 0' 8 le
StSdvat : dutata ‘'nri3^1) A' 84
dispxstJ'd’ac : disXsbaBzai ?lbn^*l) S' Ss
Sixaio? A' 0' und Stxat<j» E' (?) p■'^S 3 10 , Stxaitov A' und 3txaiot>
S' D‘'p“'T3S 5 23 , Sixatov (Neutr.) p^2 A' 0' 1 21
SixatooovT] pT2 S' I 21 , -vtq nplS A' S' I 27 , -vac A' und -vtjv S' npi2
523 (mas. Text npTS, A' sprach np^ii)
AtpLwv pTO-'T [A'] (S') 159
Stott p bs S' 15 7
8t^6'6pw[i.a p‘’b3 A' 8i
StttipoS ; Sttbpox®? (3)‘’p''SS S' 87
86$a “nns A'S'0' 11 10 , SSItj? pplM A' und S' 3$
Sdpo : Sdpata (Dn'')nnn'':n A' 24
Spop.6? ; -jloo (l)iyi A' S' und 0' 10 19 , n?"' S'0' 10 34 , Spopitby n^'b-'S
S' 1 29
3p6c nbs S' Iso. 6 13 , Tibs A' 613 , Spoac ■’ 33 bi{ A' 2 13
Sovapit? “’3S S' 13 19, Sovap.s<ov rflS32 S'0' I 9 . 1424.27
SuvdtatTji; : -atrjv *1333 0 ' 82
Sovatdc T’3» A' S' 10 13, -tdv “033 A' 82 , -tot D‘'133 A'(?)S'0' 522
-tot (lies -too?) (“’pisa A' S' 183
Soo : S 60 aoTOi QH'’3tD A' 1 31 , Sooty “’3© A' S' (?) 0' 8 14
SootbSTjc : SoowSsc 03313 [A'] S' 14 19
SotTj : sic ■ca? Sotac riibni 33 0' 2 19
Stopoxoxia : -av *171© A' I 23
Supov rn313 A' 1 13
lav DK A' 0' 1 18
lav : etaoEV (lies -oac) nn©©3 A' 26
saotoo : laotdv n©B3 (S') 5i4, iaotoic S' und sautouc A' nnb 89
l^xop-Pcopta : -ptbp-ata ©“inisp S' 820
Ifxdijttov rrraT A' 12 2
If^Etptov : -pta mUBOB S' 822
’ES(j>[i tm« S' 11 14
Idvoc '■ I'&v'rj D‘’ia S' IO 7 , S' und 0' 14 12 , Idvwv n^a A'S'0' 14 ««
EtSuXov : slStbXtov D‘’b“’bs 0' 28
SIX'^ SflO A' ll3
Etvat : lotat HTi’’ A'0' 42, n-inCi) A' 814 . 16 2 , nn*'n(n) A' und S'
J^40 Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
94 , £'0' 95, laovtat W A' S' und 0' 10 19
OOX SattV ^■’8 A' 1 « (>¥;). 5 27
ouvsTO? . . . slfti ’’m333 S' 10 IS
lativ als Kopula hinzugefugt; akd? law Sin fA’]S'0' 9i4
si? b bei verschiedenen tibersetzem I 22. 31 zweimal. 5x4. 7 23 (2® von
S' fortgelassen). 25 . 814 dreimal. 9 4. 11 10 . 1820 . 1423, auch
sis to Tcapamxpaivstv miBb S' 3 s
b8 [A']S'0' 13 14 (A' nach Q jrpd;), S' 14 15
3 S' und 0' 2i9, S' 7i 9
sis ^Stjv nbi*« 0' 7 11 (mas. Text nbseffi)
els ta ojctoo) "13118 ^ (0') 1 4
Sts ' sva rn8 A' S' 0' 5 10
sxaatos S' 14 is
IxStxsiv : -xetts in'll [A'](0'?) 1it
I xstvos : tg T^p.lpfl<. IxstviQ 83nn 0313 ^ A'S'0' 4i
Ixxsvtetv : Ixxevt7]d7]aetat "3)?1'} A’ S' 0' 13 15
IxxXiats : -oiv mo 0' 1 5
IxXefsiv : IxXl^aadat •cb aya^ov 3303 ■'3n3 0' und S' 7 is
IxXsxtds : -tT^v pye S' 52, -tdv (Neutr.) ns A' Iss (mas. Text *13)
IxXostv : IxXoMV qsiyo S' 1429 (von qiy abgeleitet), IxXsXoiievos Biy
A' 0 27
I'xXoats Jiiyn A' S' 822
Ixvtxav : -xnjoet oibBi S' 529
IxptCoOv : -Cwacojisv (n3jy{533 0' 7 e
Ixpo^stv : -^wv pyo 0' 1429
exTaots riOB S' 0' 88 , mblDB S'0' 11 14
Ixtstvsiv : lxTstap,svr^ n“'303 A'S'0' 5 25 . 9 is. 14 26 , Ixtstaptlvij) (lies
-vat) 133303 A' 3 16
Ixtljtvstv : lxTS[n(j 533'’^ A' S' 10 12
SXtTjStS pB A' S' 3 24
Extpupia ‘3S3 S' 14 19
IXata : avap.soov IXatwv IBB p (S') 5 1 (p als 1^3 gedeutet)
sXonov : IXattp p® A' Is, iXatoo (710 IXatwv) po (A' 0') 5]
sXdtT] : -tat DiOIIO A' 148
IXaovetv : -vwv 3H3 A' lie
IXIyx®^'' •' iXeY^et rPSli S' [0'] 1 1 3
sXos : sXt] ibSiS S'0' 1423
’EpptavooTijX bs 33By S' 8 8
IpLjttxpdvat : -xpwv p'liD A' 1429
lp.xvota : Td oxsotj t^s l(J.xvotas 't»3n iro S' 820
l{txopta -in® 820 (als “ino gedeutet; mas. Text -in® [Pausalform])
Iptirpijonds : -p.dv nsi® A' 94
Griechisch-hebraisches W orterverzeichnis.
141
Iv 3 bei alien Ubersetzem oft (in Qs zweites a von [A'] S' fortge-
lassen); so auch in Iv “Tira 0' 16 s
(a, also a statt a 0 ' 16 a)
(m? Iv <S') 8 11 , wo der hebr. Text zwischen a und a schwankt)
b : Iv "(v&vai autdv ironb 0' 7 is
ohne Aquivalent im hebraischen Texte : xai>&T]oovtat . . . Iv xairv^
■jiuy . . . laasrp S' 9i7
IvaXXa^Y] : -•{&<; (‘l'')nb‘'ba A' 124
IvaXXdxTKjc ; -tai n‘’blbyn A' 84
IvSoloc : ot EvSo^ot autoo ITiaa S'E'(?) Sis, IvSo^a nisa S' 12 5 (mas.
Text n'lsa)
svexsv : ivsxsv tootoo p by S' 154
lvio)[oocc : -otv nprn (A' oder A'0') 8n
IvfisxsmpiCsiv : -piast aate^ A' 9 10
IvooXwats : -Xwasw? ntJpa A' 824
IvxsXXsad'at : -tsXooiiat aox<p S'0' 10 e, lv£tetXa[iY]v ■'IT'IS A'S'0' 13 3
lywTiov : -tta “^73 A' und [E'](0') 821
14 p A' 5 23, vgl. auch lx als Var. zu axd oben bei dxd
l^aipstv : lldpat TTQTDnb S' 10 7
ISaXsiipstv : -Xsiijjw ‘'naon(l) [A']<S'?> ISn
ISaaootoXT] ; -Xtjv nbwo A' 7 23
ISsYeipetv : -pooaiv apb'’ (Pausalfonn) [A'] S'0' 15 5 (A' nach Q ki-
avsYspooatv) , I^Tj-fsipev ‘TTiy A' 0' 14 0
lloXodpsoetv : -Opsoaat n“’“onb S' 10 7
l^opLoXo^siodat : -Yijaojiat ooi TTli<A'S'0' 12 1
ISouataaxTji; ')'3ep S' 87
MuJcvtCeiv : -viawfisv (n3)S^p3 A' 76
llwdsiv : -do 6 (ievoc A' 822 , Iswaiievo; ITja A' 13 14 , l|(i)(3ji.lvoi
(‘’)m3 A'S' 164 ' ‘
slcoftoc : -ttot ■’Sbn A' 154
IjtdYstv : Ixa^oiiivYj A' 94 (mas. Text pb)
iTcaYWYT^ A' 9 4
IjraivsToc : -tote Q‘’bbn3 S' 7 19
Ijratpstv : Ircdpats S' 132, STnrjpptevoc i«3tJ3 0' 9 14 , |jr»jp[j,lvov Se 3
A'S'0' 2,2
lirapotc (H)338« 5 14 (von 8te3 abgeleitet)
iTTTfjpeaaTi^C : -otat n‘’b3byn S' 84
iTci c. acc. by A' 2 is. is. <5*.) 10 12 . is. 14 u, S' und 0' 14 12 , A'S'0'
Sso, S'0' 2 i 6, b8 A'(?)0' und S' 14 i 9
c. dat. by S' 14 14, auch in liti toottp p by A' 154. 7
c. gen. by A' 157
mit unflektiertem Eigennamen by [A']<S'> 159
142 Lutkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zu Is. 1—16.
ijttSsiv verhinden ; ixsSsOiQoav A' 1 «
l7:iSs[j,a : -Ssiiata 0' 3 20
IjnSsaiisD? BSn 0' 3? (Var. Ijtt8£a[i,eua)v)
lmdo(iYjx6i: ; ndoac deas ^irtdoftijtdc miann m‘'D« bs S' 0' 2 le
: -(ita? (Sing.) n“mn A' 2 is
IjrixaXstv : -Xsiode “isnp A' 124
exixX-rjaLc : -atv SIpB S' 1 is
izixXrjToc : -xov (Fern.) S^pB 0' 1 is
emxXoCstv : -Ceov pBB S' Ss
lxtX£i[i(ia nSB A'S'(?) 10 19
iiriXsxtoc : IxtXexxoa? A' 9 is
iitiXoiTcoc : id lirtXotxa 4uXa (Tiy’) nS® 0' 10 19 , lot? liEtXotjrotc
na“i8 rr’nstfflb 0' 159
sjttTcXaato? : -aia ib’^bs A' 220 , -xXdcsKsv D'’b'’b8 A' 28
Imotpsysiv : ot lirtoipsipovisc a»njv (lies aoT^;?) rria® A'(?)S' 1 27 ,
imoipstpo) naiOK A'S'0' 1*5, ljt£(aTpdij)Tr]) a® A' 9 12
^Titaua^eati; : -aiv msa 0' lis
iTziaysaK; : -aiv ms? A' 1 is
sxin^Ssuiia : -Seofiata (nn)‘'bby® A' S' 38, (T')nbiby S'0' 124 , -Ssopid-
twv (D3)''bby® A'S'O' lis, (Dn)‘'bbya A'S'0' 3io
siri^oXXiCstv : -Cst bbiy® A' 3 12
licnjioysiv : -^oooat pIBB A' 3 is
Ip 70 v : I'pYOo n®?® 0' 3 24
Ipstojia "jy®® A' 3i
ipeiojid? : -|io6? (lies -|idv) ?i3y»® A' 3i
laOisiv : wc iadisi bsSD A'S' 0 ' 624, ydyoviat iba^i A'S' 0 ' 3io
soyaio? ■jmns A'S'0' 823, die' lo^diot) "lins® 0' 9 11
lit : III xai ns S' 7 13
eioi{i.dCsiv : -p.daat 'j‘’Dn A'S'0' 96 '
euCtovo? : -vot "’Sbn S' 154
sodovEtv : -vais ^n®8 S' I 17
euTtopta : -pia? b'’n A' 622
sopodfitoc : s5p. patvoooat njoayn 2' 3 16
EO^poaovKj : -vijv nn®® A' S' (?) 0' 9 9
I^Eiv : o/ESTjooviai n2bj®n 0' iSjg
I^IiXt] : -Xac D*’ns A' 24
l^tvoc : ^x^voo nsp A'S'0' 1493
ews iy A' und S' Ss, XP®''‘Co''is; iwe oxoitac 51031 "’ins® S' 5 11
Ceoyo? : CsoY“V ‘’’Tas A'(?)S'0' 5 10
CwvT) ; Cwvac mriB®® 0' 322
^ ns 0' 7ii, ns S' IO15
-^Xixia : -xioj n®np S' 10 33
Griechisch-hebraisches Worterverzeichnis.
143
: %ac laCibs) A' 7 6
•^{j-spa : -pcf DT’ A'S'0' 4i, -pat (n)i»’ A'S'0' 13 22
'Haata<;(?) ‘in“'yT!r' A' 2i
-^aoxaCstv : i^ooxaCs tipon A' [S'] 0' 7 4 (S' nach Theodoret rjabxaaov),
HDpTB 147
i^ttav : iQttafjds Wh 89 zweimal
•^Xo? ■ ^x®'' n‘’rtis 0 ' 1821
daXaoaa : ^aXdoaY]? D‘'b [A'] S' 11 9, D*’ A'S' 0' 11 15 , ddXaooav n-i
[A'] S' [0'] 8 23 (A' 0' nach Q daXdoarjc)
ddvatoc : 6 ddv. nian 0' 14 11 (mas- Text n^ar)
davarouv : l^avattifl-Y] rT’Tan oder ran S' 14 11 (mas. Text n^’tin)
•d’OtTC'ceiv : Spia . . . 4Td^irj(s) nnspS . . . inn [A'] (S') 1420
daopLdCeiv : tsd'auiiaap.svov rpoawTCtp D^3B S3C3 0' 3 3
•&ao{iaaTds sbs A' 9 s
dsa : ■&eas (Plur.) m‘’DlD S' 0' 2 le
deXirj'cif]; : -z<x<; niss 0' 819
•ftElieXto? : -Xtoo? ‘’33S< S' 14 19
•&Ed? : dsoo bs S' 14 i 3 , ^sdv (■')n'bs S' 7 13, «-eoic ( 1 )''nb« A'0' 821,
too dsou mn*’ 0 ' 1 1 3
dspp.Tr) tJOn A' S' 0' 5 24
driXaCstv : -Cov p 3 T' 0' 11 s
die ; divac b'rba A' 823
dXCpsiv : dTco twv dXipdvtcov [is ■’“1303 A'(?) I 24
dXt^te : dXi(j)£(oe 630
dvTjoxEtv : TsdvTjxdtEe ’’ra S' E' (?) 5 13 (mas. Text ■’tn'o)
dpt? : xdap .00 zpi^&v nOpTQ ntSSTS S' 824
dpoEtv : dpo^oai A' 2 19
dpdiQote (DDjSnya A' 813 (mas. Text D:D5t(*’)':ira)
doYdtTrjp : -tspEC m313 0' 1821 , -tspoov 0133 A'S'0' 817
dop.de (“T)S^* 12 1
dopa : dopai (n)'’nOB S' 826
’Ippataxioo in“'D13“’ S' 82
’Ispapaxtoo in‘’D“i 3 “’ A'0' 82
’Isooiae in‘’5t3‘’ S'0' 2i
Up. nils A'S'0' 1322
txavde : -ttoo “’’lO A'S'0' 136
tXdoxEtv : -xdp.Evoe SiD3 S' li4
tp.aTtap.de nbn© A' 94
i^sostv : UsodTjcovtat T0p13(1) 0' 815
’looSa : Std too ’looSa nun’’! S' 83
TooSata : Iv ’Ioo8atof(?) min*'! A' 8 a
’lopai^X bSItO A'S'0' 8 14 , S' 142
144 Liitkemann u. Bahlfs, Eexaplar. Randnoten zu Is. 1— 1C.
lotavat : laiatat S' Sis, otijostat Dlpn S' 14 m
toxopd? ‘T'ns [A'] 1034, -po5 A'e' 14 13 , -pwv A' I 29
Itsa : liswv A' 15?
ixvos : ’iXV7](?) Ti*!® A' 627
xaOapi^siv : xaOapiaOT;ts ^3in [S']<0'> lie, xadaptod^ostai nnp:( 1 )
S' 3 26
xai “I (Kopula und Waw consecutivum) bei alien Ubersetzem
ohne Aquivalent imHebr. : ^oomv xat ixXowv Sjlflya pi® S' 142»
£Tt xat BA S' 7 13
xaistv : xauOiQaovtat . . . iv xaitvip poy . . . laasr"' S' 9 17
xaipt(i,os : -piftiov B‘’‘nn 5 <A'> ill, -ptpLoos ‘’Tiny A'0'(?) 149
xaipdc : xatpoo S' 14 13
xaxia : xaxlof 7131 A' 89
xaxd? : xaxdv (Neutr.) 51 S' 7 15 , xaxd 7151 S' 89
xaXdp. 7 ] : -jirjv Wp A'S'0' 624
xaXainrjTTj? ; -tat bl 3 l 5 B S' 0' 3 12
xdXXo; : xdXXooc “’S"' A' [S'] und S' 3 24
xaXdc ; xaXot ‘'8“’. S' 824 (s. z. St.)
xaXoPif] 7130 S' Is
xaXoxtstv : -ntovta B'’ 03 B A' S' 11 9
xaXw? BIB E' (?) 3 10
xajirctstv : xdjiTctovta 71 B 3 S' 9 13
xaxvd? : -voO, -vtp und -vdv )05 A' 9 17 , S' 45 . 9 17 , 0' 9 17
xapSta und -Sia? (Sing.) BBb und (1)3Bb A'0' 72, A' S' 98, A' 10 12
A'S'0' 137
xapitd? “’IB 42, -Jcdv ilB A' IO 12 , -;to6c “ilB A'(?)S'0' 3 10
xatd c. gen. b5 S'0' lOs, S' IO 15 , [A']S'0' 14 26
c. acc. B A' S' 5 17, <A' oder A'0'> 811 , b» S' 73 (xaO' 65dv
nboB bs), b 0' 11 3 (xata njv o^tv nsittb); in freieren Uber-
setzungen : 686 v ttjv xatd ddXaooav B'’n in [A'] S' [0'J 8 2 s
(A'0' nach Q 656v t^c ^aXdcoTj?), td xatd TtpdawTrov ootwv
inns 0' 3 17
xatapdaxstv : xatspooxiiaats Br)15B S' 814
xatapdoxTjotc ; -otv 153 S' 613
xatdpptojia tibssB A' und S' 94
xatdSotoc : -Sototc B‘’bbnD 0' 7 19
xataxdjiTTtstv : -tovta nB3 A' 9 13
xataxXtveiv : -xXtdijaovtai ISII** A'S'0' 1430
xataxoTttsiv : -xo^ooatv imAO’’ A'S'0' 14 13
xatavspetv : xatsvsffqaaade BI1153 A' 814
xatavtiv : -njast 5^5*’ A' Ss
xataTcaostv : -xaaoto ■'rat5n(1) S'(?)0' I 3 ii
Giiechisch-hebr&uehes WdrterTerzeicbnis.
146
natajrtvstv : -ictvdjtsvot S' 9 is
xatajtovttCetv : xa'csjcovctoav lybs A'E'(?) 812
xatappTiTVuvat : xat^ppij^^v as 0' 14 11 (wie anfgefaCt?)
xatoTsjjLVStv : -TeTp.7jp.evoc njl'ia S'(?) 15 2
xdtTOXTpov : -rpa D'’ 5 ‘'b 3 A' 823
xaootc : -ow Ihtiiti S' 9*
xeXeoetv : xeXeoawpev 7 e Schreibfehler fiir xlaompLev
xevoov : xev(o8ijoeTat ni^SCl) S' 823
xe^aXTj A'S'O' 9 14 , -X'g 1DS1 A’ 2 2
xeyaXtc : -XCSa 0' 8 1
xY]p.o 5 v : XTjpoovTa ‘ptas S' 9 is
x^xoc nsa A' S' 0' 1 30
xtvetv : xtvoovToiv (1)B‘’3T3 S' 10 15
xtpvav TOtt^b) A' 822
xippdc : xtpp<5v (Akkus.) TB A' 13i2
xXav : xX4o(ap.ev S' Ts (von psp abgeleitet)
xXaoTTjptov : -pta rmBTH A' 2 4
xXTjpovopta : -pCav OT153 A'S'0' 14 2 s
xXtjt^c : xXtjtt^v snptt A' lis
xXocdc (“l^by [A'](0') 1425
xXoveiv : xXovwv Witt A' 14 is, IxXovi^tj nWl A' 14 », IxXovi^^oav
IWCl) A' 525
xX6Ceiv : xX&C(ov nT 3 t 3 A' Ss
x 6 Xap.p.(x ncp3 A' 824
xoXop.P'i^Opa : -Opac (Sing.) roia S' 7 s
x< 5 p 7 ] : x 6 p.Tjv (injriB A' 3 17
xdvoCa : xovoCatc n^snsy3 A' 0' (?) 7 1 »
xoxtdCstv : Ixoxiaoa d^tlvat SiD3 “’IT’SbS 0' 1 14
xoxoov nisbn und xoxoSTe wbn S' 7 is, Ixoxi&dvjv iXa(ix6p.evoc ■’rT'itb3
*03 S' li4
t
xdjrrsiv : xdi|ia>pev (!l 3 )S*’p 3 0' 7 s (von pSp abgeleitet)
■x,opof}q : -yi^v “Tp^ A'S'0' 817
xdopioc : -p.ov m»Bn S' 3 is, -poo Tptx“v fIttpB nujyia S' 824
xoo^iCstv : ixooyiCs bpn A'0' 82 s
xpaTaioov : -coode msrui 89
xpaTaioopa (03)^??? S'0' 81s (mas. Text D3SC’)“i:ra)
xpaToc : xpdtTet npTTJ (S') 811, ox; xpdTei T’aiC 0 ' lOis
xpao'ifdCstv : -Cst p3^ A'S' lbs
xpaoYT^ STpyr A' und (S' oder 0') lbs, xpaoTi^v np3>T A'S'0' lbs
xpCotc : xpiotv tsSHDtt A' 10 2
xpiTJjc : xpiTTjv tSSTO A' S' 0' 82
xpoxo^avTOC : xpoxo<pdvTOoc mBl 33 A' 819
Kgl. Ocs. d. Wiss. Nachrichten. Philolog.-histor. Klasse. 1915. Bcihcft. 10
146 Lfitkemann a. Bahlfs, Heuplar. Randnoten an Is. 1—16.
xpotEiv : xpotoDoai Cfl&Q S' O' 3 is, Ixpdnjoav Ip’^StP S' 2t
xpoojt* : xpoD{taToc (Var. xpo6o(taTO<) S' Is
xpoxtetv : xp6(|iov ■’TFO 6' 16$
xoxXoov : IxoxXfOGEV nippn (S' Oder 6') 15$
xoptoc und -ov mn'’ A' S' Ss. 7i$
Xdxxoc : Xdxxoo ma A'0' nnd S' Idu. i»
Xa|txp6y6iy : Xa|ticp6v6T]t6 5©?n [A'] (S') lis
Xadc : XaoD 09 A' 8ii? (s. S. 70 Anm. 322), S'O' 10 s, Xao( O^’O?
A'S'e' 8$
XdpoY^ : XdptyjfTt P'T^i 0' 3 is
XaT0|Leiy : -|i.o6yta atn A* 10 is
Xdfopa bbtD (A') 9$
X^Eiy : ipeic meai^) A' 6$, Eixats A'0' und E'(?) 3 10
XEf(L(La T’T® A' 1$
Xevtioy : -twt miTBOn A' 3$$
X^y : XsdyTcoy (lies Xeoycoc) A' 5t», Xioyta S' 15$
X^[L(La StVtt S'O' 1428. 15 1
XidoXo-ifEty : iXtOoXi-pio* (lies -osy) (in)bpo''(‘l) A'S'0' 5$
XC^ : XeOoy A' 814, XtOooc •’3a» A'B' 14 1$
Xijf.vri : Xipoc ‘'VIM A' 14 is
Xi|i6c : Xtjiip 3n S' E' (?) 5 1$
XixaCysiy : iXtxdyOTj S' 610 (mas. Text
(Xd^oc W S'0' 2i, s, S. 31 Anm. 74)
XoTpouy : XorpwdTjoEtai n*T^ A' S' 0' 1 $7
(idYOc : itd^oiK fi'Qi* A' 8 is
uaxQipiCeiy : -ploats A' und 0' 1 17 , ol uaxaptCdtisyot a6To6 fllStra
£ f A • r- T T X 1
918
(taxi ntspn 0' 3 14
(LotXax{C»y : ijfcoXaxwdTjc tT'bn [S'](0') 14 10
(Lsyocd nnra 0' 1 is
(MVidxT] : -xac V'TIfW (S') 3 is
(idync : jidvtiy Dpp A'S'0' 3$
{Lxptoptoy mvn A'S'0' 81s
{Ldratoc : xpooyopdy {latafay vrm Dims S' In
(Lataidti]c : -njtoc 8*1© [A'](0') 5 is
{tacauac 810 0' 1 is
(tdxoupa : ^ss
(lEToXftyEty : Ip^dXoyoc nVon A' S' 0' 9$, fiEToXoyOTjaetat bTatf S' 10 is
liiTTEOoc ; und -dti Vu A' 10 n, A' S' Os, tXOp 0' lOss
(Lldo<3|La "DO A' 5 8$
(lEXEcdy : -Tfiytac 8it
(LEXipSEty ; -8i|oats TiW (A'S'(?)) 12$
Griechiscb'hebraisehes Worterrerzeicliiiu.
147
{i.E(Ti(]|i.ppia : -Eoc (Sing.) 0* 16 s
{liooc : iv {lioip 0' 16 s; iva (i^aov: siehe ivapAaov
(letoE c. gen. 3 £' 26
pLEtaxiVEiv : -voov "TTlS S'0' 16 s
pLETavaoTsosiv : -atEoov Tn3 A' 16 s
(iETExSo[La : -fi6{Lata niS^ITQ A'0' 3ss
{lECECspECEtv : l{iE'CE(opEa^oav ‘irOli A' Sis
|LEtEO>ptO{Ldc A' 2 11
{Lstiiapoc : -pov nss £' 2 is, -poi nina^ S' 2ii (mas. Text
(litpov STitpn A' 95
p.'q : dtx^oTijoiv (le {iti xopEOEO^at (mas. Text
’’nST)), 0& M [A'jS'0' ISss
jiiij in der Frage n S' Tis; ftij tt: siehe jMjtt
{t^vtc : {iigvi5o< mw (0') 13 »
p.ii]p6c : (Lijpoti; TO*!*’ A'S'0' 14 i 8, p.v]po6c A'0' 14 is
JlTJtt f1 A' 10 16
(LiaiVEiv : {LE|ua(L(iiva (?) itiau A' 6 s
|i.qv6vai : {LEp.i'|f|iivoc VlHU £' 1 ss
p,to0o5v : {tE[u<jd(i>{Livit) A' 0' und p.E{i.io^( 0 {iivoo^ S' n*i^50 7 so
(lEtpa : jjiEtpac (Plur.) nca: A' Sss, tfniD £' 3i»
|i6vov p“l S' 4i
(totoov : [LOTuv Bah A' 3?, i(iot<{>6Tjaav 'iBan A' Is
jjLot) 5i. 7is. 8 IS. lOs. 18 und |ts 1 ss. 8ii zweimal (einmal xpd? jie).
12 1 bei verschiedenen (jbersetzern = Pron. pers. suff.
{lo/dstv : i{i.d)(^i]oa aipcav KBS ‘’fT’Sbs A' 1 1 *
pioxXdc (“*s- Text fjn‘'‘’3)
juia (aus {iota) : paig aiaT A' S' 7 is
{LoaXoov : (iE(i.oaX(i>tJ.dv(ov D'^iTO A' 5 it
(LoxTi^p ; -tqp(K pS A' 3 si, tot xspl tooc p.i>xt^pac pSH ■'BT3 S' 3 si
Mad^ nttro A' 154, S' 15s
vd^Xa (710 falsch -at) ba3 A' S' Sis
vadc ; vadv baTl [A']S'0' 6i, vaoE? iba**?! A'S'0' ISss
VEoivEac hb*» S' 95, vsovEa? (Plur.) D'’*iy3 S' 34
vEdvtc rnaba A'S'0' 7i4
vi{LEtv : VEjiTjdi^aovtat WCl) A' S' Sit
viot S' und VEtbtEpoc 0' *153 35
ve^eXt} : -XiQ 315 S' 14 14
vixoc na3 A' 13 so
yd{io< : vdjtov n*Vin A' S' 0' 8 is
voooid : voo(jtd[v] A' und voootdv S'0' TP 16s
voxto^oXdxtov 7133^0 S' 1 8
v6$ : voxtdc nb’'b S' 45, voxtt 0' 16 1
148 Liitkemann u. Rahlfs, Hezaplar. Randnoten zu Is. 1 — 16.
vwto? : vwTov (lies vmtou) (“i)^3nl3 A' 1 1 5
Ssyoc : Sevwv n‘’'^33 A' 26
S 6 X 0 V : iiAm A' S' und ioXa 0' fy 10 is
Sopav : nyryi £' 0 '(?) 15 »
6 , 1^, TO : siehe oben S. Ill — 115
oSs : ToiSs ns 811
6Sd; : oSou A' 0' und 6S«p S' “p"l 8 11 , 65dv A' S' 0' 8 ss , nbott
S' 7s
oCetv ; di^sxd? DSlia 0' 14 19
olxoc n‘'a S' 142, oixoic “’na A'S'0' 814, otxoo? ^ra A' 820
olvoc (l)sao S' und 0' I22, olvov ■j’*'’ A'(?)S'0' 522
oixsaOat : olxijastat 518)1(1) A' 89
oXoxXijpla orra A' le
dXoXoCstv ; -Cwv bb^n S'(?) 14 12
6 |i,aXd<: : -Xo5 n603 S' 182
opou nni A' isi
^xiaOsv : axd omaOsv "ilDStt A' S' 9 11
dKiaw : elc tot dxtao) mns <0'> 1*
dpaiiaTiCsoOat : upapLatla^ HTH A' 2 1
6pav : sISsv nTD S' 0' 2 1
Spaoii; : 6p4aei nstltt S' [E'] 11s
dpYTj : dpY^C ('’)may S' 0' 10 e , ( 1 )ByT [A'J S' 1 3 5
dpYiCetv : (bpfia&r] nT3l 0' 14»
optov b“’b3 S' 823
dpvsdCeiv : -Covra? D“’!DSS5n3 A' 819
dpoxTT^c : -Tate nninBn(b) A' 220 (mas. Text niiB "lisnb)
oc : ov S'0' und 0 A' '^V» 2i
ooTii; : itJS E'(?) 6x9
do^paCvsiv : doypavsi aordv too yd^oo rSTa 1 tT'"in( 1 ) 0 ' 11 3
oTt •'3 bei verschiedenen Ubersetzern 3 9. 10 zweimal. 24. 5 io. 7 is. 811.
94. IO23. 158
06, o&x und oox »b A' Is dreimal. 9 12, A'S'0' 92, S' [E'j und 0'
11 3, [A'J (S') 1420 , 00 {iT^ »b [A'] S'0' 1822, oox lottv A'
1 6 (X). 5 27 , oox aoTapxs? ojitv 0313 XOXi S' 7 IS
o&at iin 0' 10 1
o&Sd «bl S'[0'] lls, r»1 S'0' 527
o&Sdc : o&8wv D'SC [A'] S' 6 s
o6xdTt : o6xdn npoooioeTe S‘’an IfiiDItl 88 S' 1)3
oopA ; o&pwv ma3T A' 7 4
o5paita : o^paYtwv fTia3T S' 0' 74
o^pavde : -voi n‘’Bt} A'0' I2
ooc : fttwv (1)''3T8 S' [0] 1 1 3 , wxa (1)1378 S' 6 10
Griecbisch-hebraisches WorterTerzeichnis.
149
ooTos : niv srapapoXYjv ■caoTifjv HTn btSttn A'S'0' 144, Sia rooro pb
A'S'0' 5 24, A' S' 10 16, p ^5 0' 15?, IvEXsy xootoo p bs S'
15 4 , ItcI touTij) p bs A' 15 4 . 7 , touTO npwTov ■pcsnn [A']0' 823
dy&aXp-dc : -[toi S' und 0' und A' “’3"’:? 2 u , -p.wv (1j‘’3''y 0' 11 s,
-[loic D“’3^y (A') 3 16 , -{lois A' und -[toa? S' ■’ 3 ? 3 8
o^^Xyjok; : -aiv (Q IvdxX.) n"it3 A'S'0' 1 u
d(j)tc : o^tv nsiia 0' 1 1 3 , d^isi? rT^DO A' 2 le
TraYtSsDstv : -Sso^yjoovTat 31l3p33(3] S' 8 15
iratSsia n^teiO S' 0' Os, S' [0'] 9 6 (0' nach Q jratdstav)
iratStov : TratSCoi? “''lb”’ A' 26
TcaiCstv : TtatSstai yiDJlDfl] 0' 11 s
Tcaic “1^3 A' 3 5 , itatSa? Di'iys A' 3 4
Ttapdtpaatc : -aiv rrio S' 1 5
irapapoXn] : -Xigv btffn A'S'0' 144
itapaYsiv : -y«>v “13? S' Ss
7tapa§o^aap.di; Kbs S' 9 5
TcapaxaXeiv : irapsxdiXsaas C3)Hn3n(1) A' 0' 1 2 1
Trapavop-oc : -vdjtwv D'’rTQ S' 5 17
TcapaTcixpatvsiv : si? to t:. fiTTob S' 3 s , -mxpdivTjts Dr‘'1'a'3) S' 0' 1 20
jrapaoxsodiCstv : Trapsaxsuaoav laotoi? xaxa nyn nnb ibias S' 3 9
Ttap-atsviCstv : -Coooat mipiwa <A') 3i6
napa-xpaad^ai : -xpijo^T^oovtai n3b3iTDn S' 13 16
xapsvoxdiCstv : -Coooat (?) n303yn A' 3i6
icapi^stv : ao^svsia? itapiy^tav ©bin 0' 14 12
xapidvat : xaptTjotv A' 524
Tca?, xdtoa etc. bs 2i3. le. 3i. 7 19 zweimal. 87 . 94. 149.26. si (xaoa
•fbs A'S'0'). 152 bei verschiedenen Ubersetzern
icatpdtSsX^o? : -8ikf(p (lies -^> 00 ) ('’)‘n ‘1 A' 5i
Trdtxo? : 7cax°“^ 1^:14, ^ca^Tj n'’3y (A'} be
TTStdstv : xsxotddts? nt33b 0' 14 30
TTsXoS pil A' 10 IS
xsvT]c : xsvTQttov “'■’3? A' 10 2 , D‘’b‘T [S'](0') 14 30
Ttipav c. gen. nstpa [A'] S' 7 W , h t^ xipav c. gen. 1*1353 S' 7 20 ,
otJtaYdpsvai irdpav ’Apv&v p3“iitb *13*13513 S' 16 2 (mas. Text
Tcdpa? tVSp S'0' 2?
Ttspt c. acc. : tot Ttepl too? pioxt^pa? Cii*n i33T3 S' 821
irspiatpstv : xspti()pii]p.dvo? bin© 0' I 22
TtsptpdXaiov S' 94 , (“T)‘’D3'0 S' 14 11 , -Xaia mfi©5)3 A' 822
7tsptdp5(soO'at : ttspt^XO’SV HBipn A' 15 a
TcspiCoitia : -Ctop-Ata fltSblTQ S' 822
TrsptCcovvovat : -Coiwoo^s 3*iTitnH 89 zweimal
150 Lutkemann n. Bahlfs, Hexaplar. Bandnoten za Is. 1 — 16.
nepumeXti; : -XtSotc 0^3? X' [nnd A'] Sis
septoasoEtv : -ooet>ov(?) n*ir(13 A' Is, -oofeoaac "VilS A'S'O' 4s
ffsptaoEotia A' 15? (mas. Text !T^)
icsptoowc : Jt. iiFoiTjosv mDS mtf S' 15?
XEpiat^XXstv : nsptaretXov CjDK S' 4i
jtepitipetv : weptt£Tp.T){j.dvoc b*m3 A' l*t
it^taodai, JcItEoOat : irEtAjiEVoc A' und sstopLEVOs 0' ClSn^B 14 as
iTEtetvdv Eliy A' 162
TCTjXoPpoxetv : -xijao) aSn^v S'0' 14 2 s
njXoPpoxta : -xt<t tttJSttW S'0' 14 at
xi|L7cXdvat : IxXi^a^oav 1fe673 S' 2 s
xivEtv mnob A'(?)S'0' 522
XITOC : XtTOEC S'0' 148
xXEOvsxtEiv : XExXEovsxrrjji^ov pan S' li? (mas. Text "plan)
xXkji;^ nsps S' 3 2 *
xXiQ^vstv : ixXTjduv^T] nannb S'[0'] 9 s (0' nach Q tip xXijStiVEtv)
xXijpoov : ixX'qpoov n"'Sbn [A'] S' 0' 61
xvEujia : TWEojtatt mi A' S' 0' 1 1 4 , aov tip Tcveb^azi (!si)mia 0' 1 5 5
(mas. Text nrrna)
xotsiv : xoi'i^GEt TOy A'(?)S'0' 5 10 , Ixoitjoev ntsy A' und S' und 0'
15?, xotTfj^OEtat ntoy A' 3 11
xotTjjia : xoni]{i.atoi; STtBTa A' 324
xo[{tviov : xotjtvioo ISS A' 7 21
xoXeiieIv : -p.'^oat Dnbn(b) A' S' 0' 7 1
xoXoteXt^i; : -Xiai msiiys S' 7i»
xovKjpd? : -p 6 v (Neutr.) yi 0 ' 7 i 5
xopEOEodai rob S' 8 11 , xop£» 6 p.£vac . . . Ixopsoovto fiSDbn . . . “pbn A' 3 is
xotati^c : -jJioo 1*13 S' 7 20 , “'ly [A'JS' 7 is
xota{to 6 o^ai : -{jLwdTjoovtai ‘lin3(3) A' [0'] 2 1
xo 6 c : ta xp 6 c xoSwv ahxob 3“'bT0 [A'] S'0' 6 i
xpAxtap : -TopE? S'0' und -topoiv A' (T^’’033 3 ii
xpaSc : itpasiov D‘'bl [A'] (S') 14 so
xpttdv iVoo S' 10 15
xpdOopov : -pa moit [A'] S' 64
xpovopLEOEtv : -{lEooai Tab S'0' 10 s, IxpovonsiOv] no (A') 15 1
xpovopLij : -{M^v T3 S'0' lOs
xp(5c c. gen.; ta xpd? xo3«v aotoo T^blO [A'] S'0' 61
c. acc. b» A' S' 38, S' 7s, A' Ts, (S') 811 , A'0' Uw, 3
A' 58 (lies Iv statt xpoc)
xpooEfiiCstv : -T^iftoa 3*lpK(3) A' 8 s
xpoaepiCfiiv : -Epionjts A' lao, too xpooEptoat mob A' Ss
xpooTijXotoc ia A' S'0' 14 1
GriecMsch-hebr&isches 'Worterverseichnu.
161
3cp6ods(La : -di{Laca DIBDIS [A'J(S') 15 »
3tp6oxo|i,[La : -xop.p.a'coc SjU A' 814
irpooxoiuteiv : -xo^st tna( 1 ) 0 ' 85, -xd^ouatv ‘lbB 3 (n) S' 81s
jtpdoo^ic : (p)nB S' 3 17
srpoottS'^at : xpoo^au . . . xpoa^^pLata . . . rPCiC fA'] (S') 169 ,
xpoosti^ nna (0' ?) 7 »
xpo(^ipsiv : odxIti xpoaoioete iB^oan Kb S' 1 1 »
xpoofopd : -pdv nn?a S' lis
xpdocoxov “>58 und (nn)‘'5B 0' 13 s , i«5 (Q ix) xpootbxoo A' 7 a ,
xpoaibncp D^38 A' und 0' 3j, xpoawxoti; A' und xpdaokxa 0'
n^5B 9 14, ta ivanta xo& xpoodxoo CjKn "'BTa [E'J(0') 3 m, td
xatd xpoowxov aotrav "jrinB 0' 3 17
xpratoc ■pt5KT S' 8 28 , tooto .xpwtov "pIDSOn [A'] 0' 8 as
xpcocdtoxoc : -xoi ■'“naa [A'J<S') und [S'](0') 14 so
mepbytov : -ytoo (1)''B33 S'0' 83
TTOQooetv : im^oaete *irin A' 8 », anonym 89
m&pjoL : xb xT&{i.d 000 *p^a3 S' 14 11 (von nbaa abgeleitet)
xop : iropdc tts S' 4 b, A'S'0' 5 24, A' und S' 04
noppouv : Troppcoduaiv A'0' lis
xcbfokv ‘ipr S'0'(?) 15i
xuc obne Aquivalent im Hebr. A'] laa
pd^So; : pd^8(|> T3at3 A'S'0' 11 4 , pd^Sov <11333 A' S' 14 b
pa^aeEp. D'^KB^ A'0' 149
* 0*1 A' 2 i
ptCa : piCnjc A' S' 14 29
ptxtstv : ^i<[io>atv lOB'^ 0' 13 is (mas. Teact iBB'i'j)
aad’poov : oadpoao^e tfb A'S'0'(?) 89
aoXeoEtv : ioaXsb^ 153^(1) [A'] S' 64 , 53'(1) A'0' 7 8 , Sim S' 149
SapApeia : -peiac ’pTOO A'S'0' 7s
Oetpiiy : oetp^sc ff'an A' S' 0' 13 21
acusiLoc : -p.^ tDsn A' und S' 84 .
Sewadp “IM© A'S'0' 11 11
orjiLElov D3 (S' Oder 0') 528
o^pa^i : OTjpdTTfttv niPS A' 7 19
cttsotdc : -twv D*'K^‘n3 (A') 111
St6v p^S A'(?) S'0' 3 17
ouoTcdv : iai&xTisa ■’rV'tyia A'S'0' 6s, ioiwjnjasv A'0' and loi«8in^6ij
S' siina 15 1
oxaySaX^Ceiv : loxavSotXb^ nbtta A' 3 b
oxavSaXioiLdc SlblMfi A' 82
axdv3oeXoy ©pin S'0' 814 , bltsan A* 814 (lies oxavSdXoo)
oxaySoXoov : -Xss^oovtgu ■ft©a(1) A' 8 ib
152 Liitkemannu. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten zn Is. 1 — 16.
axsoos ; oxsoK] ibD [A']Z' 13 5 , tA oxsorj Iftiwoia? BBiri ■’ra S' 3 20
oxtdt : axtav i t>s e' 163
'v V
(jxoTdCs'-v : icJxoTaaev “itDn ^630
oxotia : ypoviCovTss sox; axotta? Cltsa S' 5 11
axoXa bbiB S'0' 10 e
oxoXsoctv : axuXsooai bbo S'0' 8i, bb®b S'0' lOs
<3 xwX 7]4 ybin A'0' li8
oxwXov BpTO A' 814
oxwXouv : axwXto&vjaovtat A' 8 15
oxcopta : oxmpiav n’’5'’D (S') 1 22 , S' 1 ss
000 1 22.25. 325. 12i. 14ii dreimal. 12. 20 zweimal. I 63 , ool 12i. 14»
und os 14 u bei verschiedenen Ubersetzern = Pron. pers. suff.
oo^ia ; -iq. ^■’^niaan S' 10 13
ootpo? : 00901 Diiaan A' S' 621
oxadaptxd? : -xd D‘’T’T1 S' 3 2 s
oxdd’ivo? : -va nia® A' 3 19
ojctvdijp : -9’^pa ps^S A' S'0' Isi
otaocoov : otaotoiost ^0D0'’ (A') 9 10
otep-pXov : -Xa D‘'3i'’0 A' I 22 , (■7)“’a‘’0 A' I 25
OTspsd? : -6v (in dem verderbten .Texte von 710 Nentr., urspriinglicb
Mask.) ns A' 814
otspswpia ns 2 10
OT^(pavo(; : ovs^dvouc n*' 1 SB A' S' 820
oruj^oSsoiiti: : -p.C5oc bn^’fiB S' 824
ovTjXoov : iorujXcoTat aS3 A' 813 , xwv loTT]X(i){j.^V(i)y nast) E'(?) 61 s
OTTipiYfia ISB® S' 3i (710 aTiQpio{j.a) und [A'JS' 3i
atTjpio[i(k : -p-oos (lies onjpiYp.dv) nsswo S' 3i
otpattd Oder oxpatsia ; atpattwv msas A' 1 » , otpatEtwv rflsas A'
14 24. 27
oxpspXoov ; -Xoovta A' 9 13
otpdtpsiv : OK saxps«[)ev nasnaa S' 13,19
oxpoO'ftiCetv : -Covvot? D‘'BSBSa 0' 8 19
otpoodoxdjiTjXo? : -Xot (710 oxpoodol xd/ntjXoi) nss’’ msa A' S' 1821
otpooddc : doYatepe? otpood-wv naa 0 ' 1821
ooYxepavvovat : -xspdost ‘loao*' (0') 9 10
ooYXOitdCsiv : -xao'&i^oovTai HibiBin A' 13 is
ooXXa[ipdvEiv : -vet mn A' S' 7 14
ooXXeYstv : o 6 XXe$ov S|Dit A' 4i
oop^dXXetv : oop,pal.6i ‘pao'’ (S') 9 10
obji-PooXos pi*’ A' 9*
oop.xapapd)Astv : -rtotpspXi^^C FlbBTSS S'0' 14 10
ao{j.jtX§xsiv : -zke’K'^aeTai ‘laastl*’ 0' 9 17
Griechisch-hebraisches Worteryeraeichnis.
153
oojtjrootaafidi; (1)4*30 A' I 22
oi>y (Q)rs [A*] (S') 14 20 , cs’jv icvsufiatt aut^? 3^*13 0' 15 5 (mas.
Text nfri-ia)
oovdYS'v : (savoL’fo.’fs ^OS 0' 4i
oovapjrdCstv ; oovi^prataa "iriDio A'0' 10 is
auvSsajj,o? lOp A'0' 812
auvsTOC : -tot n''?133 A' S' 5 21 , aovstd? . . . eip-t ^m33! S' 10 is
aavcaYij : -y'^; lyiB A' S' 14 is, -•{&.<; (D3)'’iyiO A' 1 1 *
oovtapdaostv : siehe ouvtdoasiv
oovtdoosiv : oovtstaYp.evot'; aotoo ‘T'lJW'o (mas. Text ‘T'lJiTa) A' und
S'0' 1431 (bei A' ist falsch oovtstapaYp-^votc iiberliefert)
duyteXsta : -av nba S'0' 1023
oovTOfti^ : -{njv njnns A' und S'0' 10 2 s
[awtpipvj HD A' 13 s]
aovtptpLitd^ : -|j,(i.oo "ISID A' S'0' 15 5
Supia : -as CIS A' S' 7 1
ouptCstv : aopias'. P“'®(3) A' S' 5 20 , paC A' S' 7 is
ooppsiv : aoppsuast Yin3{*l) S' 2 2
ooaxtaa{i(5<; : -{iip (lies -{tdc?) nso A' Is
ooooetstv : ooaoebai; tD^JItt S' 14 is
ooa< 3 st 3 [i,dc nsno (A') 528
o 6 a(JT^{i.ov 0 : A' 11 12 . 13 2 , A' S'0' 11 10
auaTpwprj : -(pTjv ms? S' 1 is
oojfvewv : -vscoot "’330 A' 9 17
o'ppaYtCetv ; oippdYiaov ffirm A'(?)S'0' 8 is (A' naeh Q oypdYioai)
oj^sSidCeiv : -Coooai n:03yri 0' 3 is
a^omo'^ : o/oiviip “’bsn [A'](0') 5 is
awpia “las A' S' 14 is
taXatTcwpia HD S'0' IBs
tarcetvd? bsO S' und 0' 2 11
taTcsivoov : siaTrsivibOr] bsc A' 2 !i
tapdaosiv : trapd^a? rsnt! S' 14 is, iTapdx^Tjoav IWTt.b) S'0' 525
xapodc : Tapaouc (D3)*'S3 A' 1 is
xaxpoz : zoLfoo (^)*^3p 14 19
tax^w? S'0' 81
taxuvsiv : itdxuvsv bpn S' 82 s
taxoc : taxo A' 81
tsxvov : tixvtov S' und xsxvoic 0' ■’"ib’’ 2 s
tsXa{i^v : -{imvoc n*'D"'30 A' 3 is
'reXsa[ta A' 2?
teXsoti^ : -TTQv nba A' lOss
xsXo; nS3 S'0' 13 20
154 Liitkemann u. Rahlfs, Hexaplar. Randnoten za Is. 1 — 16.
Tsvaioc : TsvaiTj fliiMTO A'S'0' 87
TspTTS’v : tspitoa ibriS 0' 126
'repdi'c : xsptj/sw; S' 5?
T90/OC ')T’55 S' 8 i
Tt&svat : ^Tjaw n>riBlt:'n) A'S'0' 14 as. dof) ■•n''® 0' ICs
x'ji.'oc : tip,' a mssr {0') 3ia
tivaip-a riniy: A' I 31
titpwazs'v : -ciXtov Bbin S' 14 12 , stpw&Trjc fj''bn [0'J(S') 14 lo
tpayTfjXo? : tpayijXoo "iSf 12 A' und S' 8 s
tpo'f /5 : tp'j'p^C 33y A'S'(V)0' 13 22
tpwatc : tpwoswc rriia 0' la
t'j'pwv : tu^pwvcov n''ns A' 13 21
,5,8pis MSS 0' 9 17
uiiKjc : uYiE? ora [^] S' le
o§<rtp : ooat!. □■>122 A' (lies Iv oS.) und S' und 0' 1 22 , oSata a’’® A' S'
11 9 , oSatwv DIB A' und S'0' 1423
utdc : oup p <A'0') 3i, otooc BD A' 11 u
op-st? : up,d)v 03(3nyB' A' und S' 0' 8 13 , oux at>tapx 5 (; 6 p,rv D 3 B DJB
S' 7i3
op-VlTjoti; niBT S'0' 12 2
ujcepsxyootc : -yoasic (S)’'p''SS A' 87
tkspYjipavta (IjSlSS S'0' 14ii, -via? (Sing.) pSS S' 13 10 , -vtaf mss
A' S' 98, -via'. riS5 A' und S' 9)7, -via? (Plur.) niss A' 123
(mas. Text 9 17 . 123 MS5)
kepoYxoc ; -xa niss 0' 125 (mas. Text nSSS)
oTcspipavTijc : -v^ nss A' 2 12
kep^spn]? : -pi<; (Tp'liJS A' 14 11
OTTO c. acc. nnn [S']0' IO 4
uxoSsixvnvai : -Ssi^et S' 2 3
t)zd8Yjp.a : -p-dtoiv D'’D3y A' und <0') 3 is
kdxsvo? : eI? ozoxevov M^JTDD S' 2i»
koxptr^i; : -tai p2H A'(?)S'0' 9i6
kdX£ipp.a 0' 157 (mas. Text H'im)
koXijvtov Dp’’ A' S' 52
t)Ko(p)pd)i : £v ozopw^tv A' 2 19
Gzotaoastv : -taiouoi c. acc. D ’I'nfl) S' 14 2
o<t)T]Xd? : -Xoi ninns S' 2 ii (mas. Text rnnpa), -Xwv n’'nDa S' 5 15 ,
otjjTjXfj y£®dXT[] Dy ’’riBD S' 14 14
oijjooy : o^woEt D5il^ S'0' 9io, S^oioov rtpn 0 ' 7 a (mas. Text HSpn)
o<{i<op,a : ’jtii(«)p,aTa “’riBD A' 14 14
^Apay^ : '^Apayyag ’’bnS S' 7 19
yiApvtyi : tpapoYit fn'y S' 3i6
ysYYoc ns: S' 45
Griechisch-hebraisches Worterverzeichnis.
156
$s#po 6 c onns A' 11 11
yipstv A' und 0' lu, fspsvs ns'^an A'0' und S' IBs
fe{i-(siv : ys 6 |srat loiS’’ [A'] S' 0' 13 14 (A' nach Q ^salovtat)
®davstv : ^daost S*’5' S' Ss
©Xeys'-V : iropos (pXsYO{tsyoo nanb ttsc S' 45
fX6i : yXoYoc nanb A'S'0' 624 , a^'anb 0' 13 g
ydpoc : (pd^ot) nsn'i A' S' 0' 1 1 2 , 0' 1 1 3
yovsoc : p>ovsis D^'ronra A' I 21
ipopoXoYeiv : -Yoavra? fnnj‘'ffli3 S' 14 2
®opoXoYta nanntt S'0' 144
ippooptCsiv : ppooptodTiaovTat laasn^ A' 9 17
^oXtaB’tsip, n'lninfeB A' und S'0' liu, ncbB A'S'0' 1431 (?)
^oXiatisip, mubs 1429, -atisiv D‘’ntDbB A'S'0' 9 11
ipopsiv : xsipopiisyo? A' und e®6pY] S' nbbiM 94
yuoav : puawv S' 14 29
® 0 Tdc : ^DTOv 5t23 A' und S' 5 7
ym? ms >><530
piattCeiv : ipcoTiasi (’!3)n’"’ A'0' 23
XaXSotioc : XaXSattov 0‘'’Til3a S' 13 19
Xapa : x*P®S Oi®s x*P'?) T®® -A-' 123
XetXo? ; xsiXswv (l)‘'rstD A'S'0' 11 4
Xst[i,appoc (so, nicht xsiP'<4ppoos> s. Aquila ed. Burkitt Reg. IV 23 12 ) :
xeifiappoo bna A' 15?, xs^P-appo’C "’^n: A' 7 19
Xeip : xs^PO'J Oder A'0') und <S'> 811 , A' und S'0'
11 14 (bei S'0' hat 710 falschlich xstpwv A' 3 u
X^pooc : xspoov n';0 A' 7 23
XopYjYstv : -Yijaooatv 1p'’BO'’ A' 26
Xpsp-sdCstv : “’bns A' S' 126
XpovtCstv : -!ovts<; ■'’iriKlD S' 5 11
Xwpa : xwp*v Trpo; x“P»v (lies x- X^P*?) tin® A' Ss
(jjoXXsiv : (JiaXats “TTaT (0') 125
tj)^p!oc : “iBDia A'S'(?) 10 19
^ 0 X 1 ^ : '!''^X^‘» ®®'
5> •'in A'(?) S'0' 522
diSCvstv : -vouarj? (lies -v/joooaiv) pb’’n^ A' S' 0' 1 3 s
d)t{i, Qinit S' 1321
d)(j,ta : -q pna A' 11 u
wfios : w[i,(ov pna S'0' llu
oopD|j.a (Var. wpoYjia) njSO S'0' 629
d)? in der Regel = a, s. oben S. 122
ohne Aquivalent im Hebr. : toyjow ixhzbv w? avsTriparijv nra inn'’®«
S' 56.
Inhalteverzeichnis.
Seite
Yorbemerknngen 3
Verzeichnis der ofter angefuhrten Werke , . . . . 16
Aasgabe der Bandnoten 19
Die bebraische Gmndlage der tFbersetztingen von A', S und O' ... . 108
Hebraiscb-griechisches nnd griechisch-hebraisches W&rterverzeichnis . . . 110
1) Hebraiscb-griechiscbe Abteilnng Ill
I. Artikel Ill
n. Pronomina personalia suffixa 115
III. Hebraiscb-griechisches Hanpt verzeichnis 115
2) Oriecbiseh-bebraische Abteilnng 184
J
4
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