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Full text of "Indogermanische Forschungen; Zeitschrift für Indogermanistik und allgemeine Sprachwissenschaft"

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Toronto 
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INDOGERMANISCHE  FORSCHUNGEN 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


INDOGERMANISCHE  SPRACH-  UND  ALTERTUMSKUNDE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


KARL  BRUGMANN  und     WILHELM  STREITBERG 


SIEBENTER   BAND 


STRASSBURG 

VERLAG   VON   KARL   J.   TRÜBNER 
1897 


7 

sol 


Inhalt. 

Seite 
Albert  Tim  ml)    Beiträge   zur  neugriechischen   Dialekt  lamde 

(Fortsetzung-) 1 

Felix  Solmsen  Lakonisch  eiprjv 37 

Christian  Bartholomae  Die  neunte  Präsensklasse  der  Inder  50 

Christian  Bartholomae  Idg-.  e  +  Nasal  im  Tiefton.     ...  82 

Herrn  an  Hirt  Akzentstiidien  Nr.  2—5 111 

M.  H.  Jellinek  Die  Akzentabstnfung- eine  Naturnotwendig-keit?  IGl 

Victor  Michels  'Yg\.  Wundt' 1G3 

Karl  Briig-mann  Zur  Transskrijjtionsmisere 167 

Wilhelm  Streitberg-  Urgerm.  zm 177 

Herman  Hirt  Griech.  cpepövTmv,  got.  baira)i(hnt,  ni.  b/i(trantc'im  179 

Josef  Zubaty  Baltische  Miszellen 182 

Herman  Hirt  Akzentstudien  Nr.  6 185 

H.  Schmidt-Warten  berg-  Zur  Physiologie  des  lit.  Akzenti\s  211 

Christian  Bartholomae  Arica  VTH 223 

J.  V.  Rozwadowski   Der  litauische  Akzent  in  der  "Universi- 

tas  linguarum  Lituaniae" 233 

0.  V.  Boehtlingk   Sprachliche  Minutien 270 

G.  Ko  SS  in  na  Die  ethnologische  Stellung-  der  Ostgermanen  .  27G 
W.   L.   van    Helten     Zum    Vokalismus    und    Konsonantismus 

der  Friesischen  Dialekte 312 

Wilhelm  Streitberg  Schleichers  AulVassiuig  von  der  Stellung 

der  Sprachwissenschalt 360 

Gustav  Morgenstern  Sach-  und  Wortregister.     ....  373 


Beiträj^e  zur  iieiii2:riecliischeii  Dialektkuiule. 

I.    Der  Dialekt  von  Amurg-os. 
(Fortsetzung.) 

Die  anlautenden  A'okale. 
y  o  r  b  e  ni  e  r  1<  u  n  g. 

Der  erste,  wek'lier  den  Versuch  machte,  in  die  niannii^- 
fachen  Erscheinungen  des  vokalischen  Anlauts  Klarheit  zu 
bringen,  war  Foy.  In  seinem  Lautsystem  scheidet  er  zwar 
noch  nicht  prinzipiell  die  Thatsachen  des  Anlauts  von  denen 
des  Inlauts,  hebt  aber  doch  die  Beispiele  von  Vokalprothese 
und  -Aphärese  besonders  hervor  (S.  lluff.  117  ff.)-  Vor  allem 
aller  hat  Foy  in  seinen  tretiflichen  ^Griechischen  Vokalstudien' 
BB.  XII  ;>S  ff.  mit  Umsicht  und  Scharfsinn  die  Lr»sung'  des 
Anlautproblems  angebahnt.  Nur  kurz  hat  sich  l'sicliari  mit 
der  Frage  beschäftigt,  so  Meni.  de  la  Soc.  de  linguist.  V  o82, 
088,  in  der  Besprechung  von  Foys  Schrift  Rev.  crit.  1888  (I) 
.'»29  ff.,  in  seinen  Questions  d'histoire  et  de  linguistique  18. 
Suppl.-Bd.  des  IuXXotoc  S.  460  und  Essais  11  S.  LXIII  ff.; 
ebenso  kurz  W.  Meyer  I'ortius  S.  102  ff.  240.  Eine  erneute 
Prüfung  und  Kritik  der  Foyschen  Resultate  verdanken  wir 
Hatzidakis  KZ.  XXX  ;5()8  ff."  Einl.  S.  .".21  ff.  Auf  die  Grund- 
sätze des  letzteren  gestützt  behandelt  Oikonomides  umsichtig, 
aber  etwas  zu  einseitig  die  A])härcse  im  Pontischen  'luXXofoc 
1891,  S.-A.  S.  8— 14i. 

Es  folgt  zunächst  das  ^Material  ans  Aniorgos,  geordnet 
nach  den  (Jesiclits])unkten.  die  sich  aus  der  bisherigen  For- 
schung ergeben  haben. 

v^   11.     Aphärese  1  und   Erhaltung  des  Aidauts). 
T.    a. 

1.  Betontes  a  ist  am  meisten  geschützt.  Ich  führe  nur 
ctXXaEec  'Anzüge,  Kleider'  an,    weil  es   sonst  andere  l'.etonung 

Iiulug-oi'ilirtiiiscilc  Forscliuiigcii   \'I1   1    u.  2.  { 


2  Albert  Tliumb, 

zei^4:    dXXaEid  Kreta,    dXXaEd  Tliera,  vgl.  aiu-li  Korais  II  ^>1, 
ferner  dXXdYia  Nisyros  ZuXX.  XIX  190. 

2.  Unbotoiites  a  ist  oft  g:escliützt  <hircli  (lancl)eiistelicn(le 
Formen  mit  betontem  a,  z.  ß.  in  dXXeivfic  Gen.  Sing-.  Fem.  von 
dXXoc  oder  dXXoTrpöcaXXoc ')  oder  dTpiocfivec  (zu  xnvec)  neben 
ctfpioc.  dann  vor  allem  in  vielen  Verben  wie  ut(p'^Iw,  dvdßYW, 
diTXaJvuu*,  dcipdcptei,  dqprjvuu. 

3.  Aber  abgesehen  von  diesen  Fällen  ist  das  a  aneli  in 
absolut  unbetonter  Sill)c  erhalten;  so  erfreut  sieh  a.  eines  g-e- 
Avissen  Seliutzes  in  deiöc  [de,  vgl.  dritöc  z.  H.  Kreta),  au(di  in 
auTOuvoö  u.  dgl.;  für  dpiaacTÖc  kcinnte  die  Lautgrui)itr  p  + 
Konsonant  verantwortlieh  gemaeht  werden,  obwohl  sie  sonst 
Aphärese  nieht  verhindert,  z.  B.  'pKOubuj  =  dpKOubüu  und  'p|aa- 
Tuuvvuj  =  dpiuaxtuviu  Syme  ÜOXX.  VIII  478.  Aber  ein  beson- 
derer lautlieher  Grund  fällt  in  folgenden  Beispielen  weg:  dya- 
7TUJ  (doeh  vgl.  auch  unten),  dfairriTiKoc ;  deXdbi  und  deXid 
(Kuh)  Urk,  und  heute  (YeXdbi  Foy  117);  vd  ]x'  dYKaXe'cric  (gew. 
dYKaXidluu  oder  ähnl.,  doch  YKaXuJ  Jos,  YKdXiaciua  Nisyros  ZvjXX. 
XIX  19]  j;  dYKuuvr)  'Flcke'  (dYKuuvri  zu  dYKuuv  Kor.  V  1),  dbep- 
qpöc  dbepqpi,  dBepiva  (Fischart),  dXdxci  dXarcÖYOupvec,  d|uaXa- 
Ydba  s.  IF.  II  77,  dTrdvefio  (irdveiuo  Foy),  d)U|uobdpa,  'AfaoupYOC 
(iUter  "A)LiopYOC  Krumbachers  vgl.  Hatzidakis  Einl.  S.  4rA). 
'A|uopYOTTOÖXa  MrjX..  'A)Lio(u)pYiavöc  (bei  älteren  europäischen 
Kartographen  auch  Morgo  vgl.  MnX.i,  d|uoupYld  (Bodensatz 
])eim  (Ml.  dvacupTi'ipi  Mr|X.  fvacupiiipi  Syme  ZuXX.  VIII  475), 
Tdv6,udz;uu|ua*  d.  i.  xö  dve|ud^ujiua  '\'olksaufIauf',  dva|ueipöv  (ürk. 
V.  .1.  1704,  heute  ungebräuchlich,  in  den  Wörterbüchern  nicht 
zu  tinden),  dvaueiaEufvi  Urk.  und  heute,  dimreXi,  diuTTuuBiu  = 
dTToiSOu  (Ilatz,  ir)")),  dn-XujTapid  (Urk.  und  heute,  vgl.  auch 
MrjX.  lo)  'Ort  wo  Feigen  zum  Dörren  ausgebreitet  werden' 
(andere  Bedrutinigen  des  Wortes  auf  Ghios  TTacTTdiric  und  Aenos 
ZuXX.  IX'löl),  dTToOa|üuevoc*,  dTTOKpe'ßßaxo  (s.  oben  II  S.  8ö), 
d7T0|U€ivuj,  dTT0cxp09r),  dppaßuuvac  dppaßuuvmcxiKÖc  (brietliche 
JMitteilnii";-  \(in  A.  TT()dcivoc),  dcepviKÖ  ('ce()viKÖ  auf  los,  Corsika, 
in  Phertakat-na  KrinopMl(»s  iV2  und  zakon.  Foy  82),  dcxaKÖc 
(cxaKÖc  I''oy    117  ,  dcppdxoc,  dxXdbi. 

4.  Abfall    eines    anlautenden    a    kann    ich    unzweifelhaft 


1)    Aniorgiui.srli    ii;u-li    TTuv^uJp«    \'II1     \1\     (hei    B.    Selmiidt 
Volksl.  S.  5). 


Zur  neugriechischen  Dialektkunde  II.  3 

nur  bei  eiiiig-en  Neutris  konstatieren,  nämlich  in  KpOTi'ipio  = 
(XKpoTripiov  (eine  ()rtlichkeit)  ürk.  v.  J.  1677  und  heute,  cttu- 
pdi  ( Aphärese  i;-ewöhnlieli),  dazu  cTrapaid  Hat/idakis  By/.  Zschr. 
Ti  2ol^>,  CTpadXia  (dcipadXia  Xaxos),  cipaaXidZluu  ^röste  crp.' 
Bei  Verben  wie  ccpaXüu  oder  veTuuuvu»  /u  dvavTiuuvuj  (evdvTioo, 
wozu  vg"l.  oben  II  79,  kann  statt  von  der  a-Forni  ebensogut 
von  der  Aug-nientforni  (mit  e  oder  rij  ausgeg-ang-en  werden, 
was  sicher  in  |ue  'Ydrra  u.  dg-1.  (worüber  nochmals  zu  handeln 
sein  wird)  anzunehmen  ist.  In  Vö  )ueca  =  dirö  |ueca  (Volks!,  bei 
MrjX.  76  V.  40)  lieg-t  Verschmelzung-  mit  vorhergehendem  a 
vor;  die  Präposition  lautet  gewöhnlich  dTTÖ  (dcp'i. 

ILioüpYOC  darf,  auch  wenn  es  schliesslich  zu  diuöpTn  usw. 
gehört,  nicht  hierhergerechnet  werden,  s.  oben  JF.  II  11  <^  t".  Al)er 
ein  anderes  Wort  bedarf  kurzer  Besprechung,  dpiqpvriTOC  (auch 
bei  Duc.  u.  sonst),  das  Foy  (der  es  als  kretisch  anführt)  aus 
dvapi9)ar|T0c  'durch  eigentümliche  Korruption'  (45)  erklärt,  ohne 
sich  weiter  zu  äussern.  dpicpvr|T0c  kann  aus  dvapicpvriTOC  auf 
zweifachem  Wege  entstanden  sein :  ein  *'vapi(pvr|TOV  als  Mittel- 
glied angcnonnnen  konnte  in  Verbindungen  wie  tö(v)  \apiq)- 
vr|T0v  nach  Analogie  von  töv  dv9puuTT0v  usw.  im  Sprachbe- 
wusstsein  als  töv  dpiqpvriTOv  aufgefasst  werden;  so  ist  z.  B. 
'AHid,  der  heutige  Name  für  Naxos,  zu  erklären  ^).  Oder  aber 
es  wurde  eine  Verbindung  wie  eva(v)  dvapicpvriTOv  direkt  zu 
eva(v)  dpiqpvriTov  dissimiliert;  über  Dissimilationserscheinungen 
vgl.  Hatzidakis  Einl.  8.  150.  287.  445  (die  Beispiele  S.  153 
scheinen  mir  nicht  ganz  sicher,  vgl.  Verf.  IF.  Anz.  II  178, 
sonst  würden  sie  die  beste  Parallele  für  unsern  Fall  abgeben) 
und  KZ.  XXXIII  118  ff.  Andere  Fälle  derselben  Art,  d.  h. 
A'erlust  des  negierenden  dv-  (z.  B.  dffixToc  'unberührt')  sind 
wie  dpiqpvriTOc  zu  erklären. 

II.     0. 

5.  Betontes  o  hat  sich  erhalten,  z.  B.  in  öXoc  (wofür 
manche  Dialekte  oüXoc  haben  i,  öpoEi,  öpviBec,  övo^a  (Bova 
nömaMoYosiSl),  öttou,  öttuuc  (=  öttlüc,  ttujc).  Darnach  begreifen 
sich  natürlich  auch  'OpviBocTTriXid  Xarae  einer  Höhle  Mr|X.  7, 
6vo)udTuj  (Gen.  Plur.),  öttou.     Erhaltenes  o  notierte    ich  ferner 


1)  Der  umgekehrte  Vorgang  (Niö,  vtJü.uoc  usw.  st.  'loc,  w^ioc)  ist 
allerdings  häutiger,  vgl.  besonders  G.  Meyer  Zur  neugr.  Gramm. 
S.  11  —  19  (in  den  'Analecta  Graecensia'  1893). 


4  A  liiert  Tliuiiil), 

in  öuoXod  (öuoXofd  L'rk.i  =  öuoXofia:  octtitiv  in  einer  Ur- 
kunde V.  J.  1S19  (Ihm  N\^\.  S.  ii-k),  aber  /.  H.  ancii  in  Ofis^ 
TvW.  XVIIl  104  und  sonst.  l)esonders  in  iiltercn  'JVxtcn  (>. 
Dne.j. 

(3.  Apliärese  des  o  ist  anf  Aniorg-os;  zwar  sehr  häufig", 
aber  doeh  i'ix^t  ganz  auf  Neutra  beschränkt:  die  Beispiele 
stimmen  alle  mit  dem  auch  sonst  übliehen  (iebraueli  überein: 
bövTi,  lucxTi,  vüci  1=  vüxi),  Eeibi  'Essig-',  pößi  'Kichererbse', 
poXoi  'Uhr',  cttiti.  cipeibi  'Auster',  cpibi  'Sehlange'  itujv  öcpeiu 
Gen.  IMur.  in  einer  alten  Besehwürungstoriuel  stanmit  aus  der 
Schriftsprache),  qppubi  (ocppöc),  ipdpi.  'ptouvi  kami  hierher  oder 
zum  vorhergehenden  Absehnitt  gehr>ren,  vgl.  ()1)en  II  122. 
Neutra  anderer  Bildung  mit  Abfall  des  o  sind  nopqpOKÖpiTCO''' 
=  ö|aop90  KopiTCi  und  TTuupiKÖ  (Obst),  id  'iTuupiKd  (Traubensorte), 
vuxdioc,  vuxoTTobapdToc  k(»nnen  zu  dieser  (7rui)pe  gezogen  wer- 
den, weil  die  Anlehnung  an  vOci  nahe  lag;  ferner  Xioc  =  öXi- 
Yoc,  dessen  häufigste  Verwendung  im  Neutrum  ist. 

7.  Dagegen  ist  in  vo|udTOi  'Individuen'  die  Beziehung  zu 
övo|Lia  unterbrochen,  doeh  wohl  noch  nicht  so  lange:  zwar 
lautet  es  nicht  etwa  nur  l)is  ins  12.  Jahrb.  6vo|udTOi.  wie  Hatzi- 
dakis  Einl.  S.  328  anzuneinnen  scheint,  aber  innnerhin  dürfte 
heute  vo|adToi  ziemlieh  allgemein  sein  ivgl.  Foy  121,  ausser 
Amorgos  noch  Naxos,  dagegen  los  dvoiadTon:  in  dem  liist. 
Volks),  bei  MnX.  v.  .'>;>  wird  noch  övo|ndTOi  gebraucht  (näm- 
lich Tpeic  övofadToi,   al)er  byo  vo)adTOi*  in  einem  Volkslied). 

8.  Abfall  eines  anlautenden  o  liegt  weiter  in  2  Maskulinen 
vor:  qpaXöc  (neben  dqpaXöc)  aus  6<}i)(pa\6c  und  'ßpobeKUic  l)ei 
MriX.  ^<,  wofür  natürlich  'ßpobe'xTric  zu  schreiben  ist.  Das  Wort 
oußpobeKTric  kennt  auch  Ducangc  umd  Legr.;;  nach  Hatzida- 
kis  Einl.  1S2  lautet  es  auf  Melos  ö)nßpo-  und  'ußpobexttic  i). 

9.  Von  o-Ai)härese  beim  Verbum  verzeichnete  ich  .')  auch 
sonst  gew(ilinliche  ]>elege:  luiXOü,  jaoidZiuj  (=  öuoid^uui  und  be 
(peXd^j  =  bev  u.til(.\  (uJ9eXeuui:  vgl.   F<i\'  121  f.   llatzidakis  .")21 . 

III.   ov. 

10.  Für  die  Behandlung  des  ou  halte  ich  nur  den  Beleg 
be(v)  =  oubev.     Die  Beispiele   sind    überhaupt  spärlich:    Foy 

1)  Docli  wohl  oßpo    oder  -ßpo,  bezw.  ÖMirpo-  oder  'uTTpo-? 

2)  Auf  Anioi-ffos  nur  in  dieser  Vcrhindunji-;  ^ieiclieii  «"rebraurli 
(6t  fp€Xu€i)  liiiitc   ich  ■•mch  im   l'flopoiint's. 


Zur  iieii:;Tiecliisclu'ii   Dinlrktkunde   1!.  5 

l'J'J  zitiert  nur  luicli  trape/.  'ki  =  ouki,  Hatzidakis  321  'läpw 
lieben  ovläpw,  ferner  aus  Ikaros  pdbja  =  oupdbia  zu  oupd 
(wofür  auf  Aniorg'os  vopiTca,  sonst  voupd,  bei  den  Spliakioten 
nach  Hatzidakis  6p_jd). 

IV.      €. 

1 1 .  Der  Akzent  schützt  das  e,  z.  B.  evvom,  evTZ;uoc, 
eToi|uoc,  erci^  euxcaipoc  (=  euKaipoc);  das  ist  keineswe.n'S  überall 
so:  ich  brauche  nur  an  bekannte  Beis|)iele  wie  ötoi|uoc,  öqp- 
Küipoc  zu  eriiuiern.  Auch  eprmvid  darf  wei;-en  epri)uoc  unter 
dem  g-leichen  Gesichtspunkte  betrachtet  werden,  desgleichen 
epTTiba  (=  eXTTic)  epmloj  und  evxIiZ^uu  (los  dZ;iZ;uu). 

12.  Aber  in  einer  Reihe  von  "Wörtern  ist  auch  absolut 
unbetontes  e  erhalten,  nändich  in  den  Vei'ben  epjurjveu-fuj  (wo- 
für 6p)ur|veuYUJ  Foy  103,  dp,u)iveuYUj  z.  B.  los)  und  eT9u,uoö)uai 
(gew.  0u,uoö|uai  =  ev0uuoö,uai,  d69u|Uou)aai  Foy  94)  ^),  ferner 
bei  zahlreichen  sonstigen  AVörtern :  e^uu,  ebiju  "hier',  e-rrä  eirabd 
(=:  ebuj;-i,  fcKKXricd  (=  tKKXricia),  e)UTTpöc,  evvid  "9',  e-rreibric  (== 
€7Tei),  excei  (==  CKeT),  exceivoc  (keivoc,  Foy  118),  euxö'i  =  euxn 
/auch  Urk.  v,  J.  1740),  eSriiuepujua  '"Tagesanbruch'  Urk.  bei 
Mr|\.  ()4  V.  J.  1819  7wofür  gewölndich  sonst  Hri)Liepuu)ua)  und 
cpYttXeiö  'Webstuhr  MiiX.  10.  Ausser  den  beiden  letztgenann- 
ten Belegen,  für  die  ich  nicht  bürgen  kann,  ist  kein  Neutrum 
<larunter. 

1.").  Für  den  Abtall  des  anlautenden  e  (ai)  stellen  Neutra  das 
Hanptkontingent:  ßavxZieXio  =  eOaTTeXiov  ( ßa-neXio  Foy  120 1, 
xö  i'bi  "Ziege'  (yi^i  Foy  120,  auch  auf  Bvaros  nach  Hatzida- 
kis), x6  YTOViv  'Enkel'  (drfövi  Foy  4(i,  if^övx  Wb.  von  Le- 
grand i.  Xdbi  'Ol',  Xdcpi  'Hirsch',  Xuöpivi  eine  Fischart  (s.  oben 
II  100  i,  Xioxpißi  (auch  Urk.)  '(Ölpresse'  i^  eXaioxpißeiov,  Foy 
XT;ixpoi)ßeiö,  so  auch  auf  Kephallenia  und  Leukas,  kret.  dXai- 
xpißibeiö  Jeannarakis  Deutsch-neugr.  Wb.i,  voixci  'Miete'  (gew. 
voiKi)  [dagegen  evoiKiacxiic  'Pächter  der  Staatssteuern'  in  einer 
Urk.  V.  J.  1740,  aus  der  Schriftsprache],  Eluxikö  =  eSoxn  'Som- 
meraufenthalt   u.    dgl.''')    Urk.    V.    J.    174(».  TrdTrXuu^a   'Decke' 


1)  ^pujToüce  zu  epojTÜj  kann  wegen  des  Präs.  (ä)pujTOü  genau 
"•enomnien  nicht  hierher  g-erechnet  Averden,  denn  es  zeigt  nur  schein- 
bare Erhaltung  des  alten  e  (s.  u.  Augment). 

2)  Vgl.  übrigens  Hatzidakis  Einl.  52,  329. 

3j  Das  Wort  Eiutikö  (Euuöikö,  EujOikö  u.  ä.)  iiat  sonst  z.  B.  Tos, 
Zagori  die  Bedeutung    Dämonen,  Gespenster'. 


6  A 1  b  e  r  t  T  h  u  m  b, 

hist.  Volksl.  MiiX.  V.  ()  (auch  Diic.  und  sonst)  =  *eTTäTT\a).ua 
(1.  i.  aiiT.  ecpäTTX(JU|na,  TrerpaciiXi  ^St<)la  der  Priester'  ^  eTTiipa- 
XnXiov  (Foy  119),  picpi  'Zicklein'  ag-r.  epiqpoc,  poßeTBia  u.  ä. 
s.  oben  II  91,  CKapi  V)  'ScliiflFswerft'  (nach  Kor,  11  ;]27  zu  ecx«- 
piov  'Gestell,  Unterlage'),  cuußpaKa  ;=  ecuußpaKU  'Unterhosen' 
(gew.),  cuuKcpbi  =  ecuuKotpbi  ein  Unterkleid  '  Foy  l\t<),  cuüxopo 
=  ecuuxwpov  ""Acker  innerhall)  des  Dorfes'  Urk.  und  heute 
(auch  kretisch,  s.  oben  II  112),  xaipi  'Genosse'  zu  eiaipoc 
iFoy  118),  TCuucpXi  'Schwelle'  =  *eEuu(pXoiov  (?  Foy  öT  i,  ceXi 
'Aal'.  Andere  Wcirter  stehen  zu  den  Neutris  in  eng-er  Bezie- 
hung und  bilden  daher  keine  besondere  Gruppe:  so  g-elnirt 
cuJKapTcec  'Strümpfe'  (cojKdXTcaic  Foy  119)  zu  den  schon  an- 
geführten Neutris  mit  ctu-  =  ecuu--,  ferner  fallen  Adjektiva 
aus  demselben  Grunde  nicht  ins  Gewicht,  weil  sie  ja  auch 
neutrale  Formen  besitzen,  welche  die  übrigen  Formen  beein- 
flussen konnten;  ich  ncttierte  folgende  auch  sonst  übliche  For- 
men: ßfeviKÖc  =  eÜYevric,  YPHopoc  'schnell'  (Foy  118),  Xeu- 
lepoc  :=  eXevjBepoc,  uvouxoc  =  euvoöxoc,  Edciepoc  'sternenheir. 
cpTucicjuevoc  =:  euTuxicuevoc.  Fine  sell)ständige  Kategiuie  bil- 
den dageg-en  die  Masculina,  bezw.  Feminina,  wie  ria^öc  'Strand' 
'gew.),  wozu  als  Eigenname  fiaXii  =  Ai-fiaXii  ider  nord<istliche 
Teil  der  Insel  MiiX,  \2i  und  fiaXiväc  iXame  eines  Hügels  auf 
Amorg-os  Mr|X.  9i,  ferner  TxpeMOC  is.  oben  II  90),  focpTOC  'Zi- 
^i'cuner'  (Aitutttioc),  XeriMOcuvri  'Almosen';  HuuboTOc  ' Vorg-ebirg'e 
MriX.  4i  wohl  =  'EEuOboTOc,  TTixpoTroc  kirchlicher  Titel  in  einer 
Irkunde  v.  J.   IToö  (=  eTTiTpoTTOC). 

Fndlich  finden  wir  Ai)härese  des  e  nicht  selten  beim 
\erbum:  y^utujvuu  leKXvjuj),  YKpeiuiZiuj*,  laaiujvuu  (ai)aai,  jairep- 
beü-fuj  'verwickehr  =  eiHTrepibeuu,  das  oben  II  96  hinzuzufüg-en 
ist  'Hatzidakis  Einl.  l')4),  wozu  ö  UTrepbecrjc  'ö  TrepmXeKtjuv  rdc 
uTToBeceic  tou  -i,  jairriuu  (=:  gew.  jaTTi'ixvuu  d.  i.  eiaTTiyfvuui  >,  inTTOpiI) 
können',  TTe0u|uuj  =  eTn0umJu,  prmäluu  'zerstören'  zu  epinuoc, 
cpiKpoö)aai  <s.  oben  II  9;")),  cprcdvoj  'machen'  cpKeidvuj  und  qprei- 
dvuu,  zu  eüeuc  Foy  8),  qpTcepvuj  und  qpTcepeZuu  (i;ew.  i^eicpKai- 
pDuvuü).  Schliesslich  ist  ein  Adveri)  zu  nennen:  rrdvoi  i neben 
ärrdviu)  aus  tirdvo). 

1)  In  der  \'('rl)induny  Kapüß"  (iirü  CKaptoO*  '»jjinz  neues  Seliif!". 
CKupi  sonst    Kiel,   cKÜpiov  Diic.    St-liitl'. 

2)  Genauer  zu    laTrepb^vuu.     Die   bcidfii    Foniu'ii    verdanke    ieli 
bricflit'her  Mitteilung;  von  A.  TTpdcivüC. 


Zur  nfug-riecliischen  Dialektkunde  II.  7 

14.  In  einer  Reihe  von  Fällen  bestehen  Formen  mit 
und  ohne  Ajjhärese  nebeneinander:  vipoirn  neben  ivTponr], 
(eißXotiTiKd  (se.  Tiaibid  'eheliehe  Kinder 'j  und  eine  Anzahl 
Verba:  ßTotZioi  und  eßYdXaiue  (Imperativ  Aor.  eß^a),  eupicKuu,  ev- 
peöri,  eupeöi'iKaci,  eupoOv  (evjpouve)  und  ßpicKuü  usw.,  euXod) 
'trauen'  und  ßXouJ  (ßXoiT|ae'vr-|),  inTtaivuj  und  enTraivaci,  e).iTTfiKa 
(Impv.  e'iaTTai,  Traipvuu  Trapuevo  und  erraipvave  eTtfipav,  beson- 
ders die  mit  eEe-,  te  anlautenden  (zu  der  ai;r.  Präposition  eE-): 
ite-fvpivwcav  bist.  Volksl.  v.  10,  dEeuYaXuuvTac  (d.  i.  eEeßTOtX.) 
Urk.  V.  J.  1735  (heute  ung-ebräuchlich),  eEr|)ue'puj|aav  Urk.  MiiX. 
S.  64  (v.  J.  1819)  =  gew.  Eniuepuuiua  'Tag-esanbruch',  eEe- 
qpöpiuuce  neben  Eepiuatuuce  Hist.  Volksl.  v.  3.'),  EeTctloi  (gew.)  = 
eEetaZ^a),  k'  eEeqpuev  Mr|X.  76  (v.  33),  Eöbiavjje  zu  eEobeuoj  'aus- 
geben'. Das  Schwanken  des  anlautenden  e  gerade  beim  Ver- 
bum  hat  seine  l)esondere  Ursache  in  der  Behandlung  des  Aug- 
ments, worüber  Hatzidakis  P^inl.  S.  64  ff. 

V.  i. 

IT).  Der  /-Laut  ist  unter  dem  Eintluss  des  Tons  erhalten, 
z.  1).  in  eiKOCi,  riXioc  isoiist  auch  viiXioc  vgl.  Foy  69i.  üyiave, 
üciepo;  iiqptiKa,  ncpiiva  usw.  zu  ä(pY]V(x),  daher  auch  iicpriKaci  usw. 
eiKOviciuatapic  'Träger  eines  Heiligenbildes  (bei  einer  Prozession)' 
MriX.  39  verdankt  Erhaltung  des  i  (falls  wirklich  so  gesprochen 
wird)  dem  Eintluss  der  Kircheusprache.  ibiKÖc  in  einer  Ur- 
kunde V.  ,1.  1767,  sowie  uTrdpovTOC  izu  Traipvoii  ebenfalls  in 
einer  Urk.  i  v.  J.  1819,  M^X.  64i  kiinnen  der  gesprochenen 
Sprache  angeh(iren;  so  verzeichnete  ich  uTTÖCKo.uai  'versprechen'. 

16.  Abfall  des  unbetonten  /  ist  etwas  ganz  gewr»hnliches, 
zunächst  in  Ncutris:  ^bi  =  iTbiov  -foubi  Foy  116),  uepövuxTO 
(zu  iifiepa  und  vuEi,  ttouküuico  =  ÜTTOKduicov  (Hemdi.  TroTCoiXi 
(ttoküiXi  F(iy  121  =  ijTTOKoiXiov  'Unterleib'),  qpdbi  'Einsehlag' 
(uqpdbiov,  vgl.  Korais  IV  324),  xvdpi  =  ixvdpiov:  ebenso  häutig 
bei  ^laskulinis  und  Femininis,  sowie  Adjektiven:  YOÜ|uevoc  = 
ilTOÜ,uevoc  Abt',  byöc)iioc  =  i-|büoc|uoc  (^vgl.  Korais  I  1<)3  f., 
Foy  77),  cacuoc  =  icac|u6c  'cu|Lißacic'  Urk.  v.  J.  173")  (heute 
auf  Amorgos  ungebräuchlich,  doch  s.  Duc.  und  Legrand),  C9dx- 
Topac  =  eicTTpdKTUjp  'Steuererheber'  (sehr  selten):  -fl«  =  uYieia, 
K0vö)Liicca  lin  der  W'rbindung  Kepd  k.)  'Frau  des  oiKOVö)aoc 
(^kirchl.  Titel)'  Urk.  v.  .1.  1740  (Kovöjaoc  auch  htkr.  nach 
Chalkiopulos   Curt.  Stiul.   V  373),   laepa   =   iiue'pa,    PaKXeid  ^= 


8  Albfi-t  Tliuinl), 

'HpttKXeia  (Insel  bei  Aiuorg-os  MriX.  17).  'Privii  =  Eipnvii  ( l'rk. 
V.  J.  M'JX:  Kepä  pivn)  und  (iazn  'Pn^lö  s.  aneli  unten  8.13); 
ILiicö  =  iiuicu,  qjtiXöc  =  uipiiXöc.  Interessant  ist  KapiuuTr|C  I?c- 
woliner  der  Insel  Ikaros  neben  dem  aneli  ant'Amorg-os  üblichen 
Namen  NiKapid'. 

Aidbi  (Insclclien  bei  Amorg-os  MiiX.i  und  Aiöbia  (eine 
Ortsbe/eielmung  MiiX.)  sind  vielleicht  auch  hier  /u  nennen,  wenn 
sie  nnt  tiXioc  zusammenhängen.  Ein  zahlreiches  Contingent 
stellen  natürlich  wieder  Verba:  XidZ^uu  (=  iTXidiluu),  luepuuvuj  (zu 
»luepa  ,  TTJiaivuj  (  =  gew.  TTiTfaivuj  und  Tra-faivuu )  wozu  irduj  = 
ÜTTd^uj,  TTavTpeuYO)  =  uTravbpeüuj,  cdZiuu  (==  g-ew.  cidZluj  d.  i. 
icdluj  Foy  120),  xö^tvjfuj  'liebkosen'  (wenn  zu  rixdbiov  =  ßauKd- 
XiiiLia  gelKirig,  wie  Hatzidakis  25  vermutet;  Fremdwort  nach 
Foy  88j;  (vd)  ttuj,  irric  usw.,  ire  (aber  eirra,  emec  usw.)  und 
'vd)  bil),  be  =  ibuj,  ibe  (letzteres  in  einem  hschr.  Volkslied:  fjbe 
geschr.);  yIöcmCvoc  (wohl  auch  Yaivuu,  das  ich  mir  nicht  no- 
tierte) zu  ÜTiaivuu  (uYiavei. 

§  12.     Prothese. 

1.  Es  kommen  hier  alle  Fälle  in  Betracht,  wo  vor  einen 
ursprünglichen  (d.  h.  altgr.)  konsonantischen  Anlaut  ein  Vokal 
getreten  jst.  Die  verschiedenen  Dialekte  weichen  in  den  ein- 
zelnen Beispielen  von  einander  ab;  ich  werde  daher  nicht  nur 
Belege  für  Prothese  anführen,  sondern  auch  solche  Beispiele, 
wo  sonst  Prothese  sich  lindet,  wo  ich  aber  auf  Amorgos  das 
Unterbleiben  derselben  verzeichnete. 

I.  u. 

2.  Neutra  dcrdcu  neben  crdcu'Ähre',  dccpovTuXi  =  ccpov- 
buXoc  iccpovTuXi  gew.i;  doch  nur  ceiXi  =  gew.  x^i^i  »"d  dxeiXi 
'Lippe'.  Adiektiva  und  Maskulina:  dpd0u)aoc  =  pdeu|aoc  (gew.), 
dvdperiKac  neben  dperiKac  (Hatzidakis  Byz.  Z.  II  252),  dmiavoc 
'Raute'  (dTTJiTavov  Duc.);  zahlreicher  sind  Feminina:  dßbe'XXa 
i»-ew.)  -=  ßbeXXa  '  UlutegeP,  dTKuvdpa  'Artischoke'  =:  altgr. 
Kuvdpa  iKivdpai,  duacKdXii  —  laacxdXri  ivgl.  Foy  1  1 1  u  'Avepdbec 
s.  oben  IE.  11  S2  ft'.,  dcqpovTÖva  =  ccpevTÖva  und  dcqpevTÖva 
(Foy  lt.') I,  d90()dba  Stute'  (qpopdba).  Neben  amorg-.  und  g^ew. 
Xuapid     Keuschbaum'  i<((/ni(s  aisfus)  steht  sonst  auch  dXuapid. 

H.  äTTÖiev  ^  TTÖÖev  \'olksl.  bei  Mr|X.  S.  7ö,  wozu  man 
trapez.  diröBev        dTiö  tottou  tivöc  i  Passow  ('P(;.  (Hossar  s.  v;. 


Zur  neugTiecliischen  Dialektkunde  II.  9 

vergleiche,  ist  einig-ermassen  isoliert;  es  liegt  offenbar  Dissimi- 
lation von  d[TTo]Trö9ev  vor. 

4.  Von  Verben  verzeichnete  ich  kein  Beispiel:  statt  des 
sonst  üblichen  dKaptepOu  notierte  ich  Kaptepu)  (was  ebenfalls 
sonst  vorkommt);  doch  in  dem  bist.  Volksl.  MnX.  v.  106  steht 
auch  dKaprepoucave. 

IL  0. 

5.  o-Prothese  habe  ich  anf  Amorgos  nur  in  \]  öcTcd  = 
fi  CKid  beobachtet;  dieselbe  Anlantsform  findet  sich  auch  bei 
Ducange  (öcKid)  und  auf  Kypros  und  Thera;  das  Gewöhnliche 
scheint  freilich  ickioc  (jcKid  Trapezunt.),  aber  auch  dcKid  (Kreta, 
Jeannarakisi  und  ecKia  (Ofis  ZuXX.  18,  134)  und  endlich  die 
ursprüngliche  P'orm  CKid  (Trapezunt  luXX.  a.  a.  0.)  kommen  vor, 
so  dass  also  dieses  Wort  alle  J^ormen  der  Prothese  zeigt  (vgl. 
auch  Hatzidakis  328  und  G.  Clever  Z.  ngr.  Gramm.  9).  — 
Weitere  Ikispiele  für  o-Prothese  im  Ngr.  bei  Hatzidakis  329. 

III.  e. 

6.  Prothetisches  e  in  errepuci  (auch  sonst,  s.  Fov  112), 
wouach  TTpeTTcpuci  und  dviiTTpeirepuci  (statt  irporrepuci  usw.)  ge- 
bildet sind,  und  in  dem  gew.  eTOÖTOc;  ecü  habe  ich  nicht  aus- 
drücklich notiert,  da  dessen  Vorkommen  ganz  gewöhnlich  ist. 
Andererseits  hebe  ich  jedoch  löiec  =  xöte  gegenüber  sonstigem 
€TÖTec  hervor. 

Die  e-Prothese  beim  Verbum  (z.  B.  eßdXXei  =  ßdXXei)  ge- 
hört zwar  auch  hierher,  wird  aber  besser  in  dem  Abschnitt 
über  das  Augment  besprochen. 

III.  IV.  ou.  L 

7.  Ohne  Beispiele;  von  ?/-Prothese  scheint  überhaupt 
nichts  bekannt;  prothetisches  /  ist  ganz  selten  (Foy  113.  Hatzi- 
dakis 328),  vgl.  unten  8.  15. 

i?  13).     \'okalwechsel. 

1.  Die  Ersetzung  eines  anlautenden  Vokals  durch  einen 
andern  kann,  wie  schon  aus  der  Darstellung  Ijei  Foy  und 
Hatzidakis  leicht  hervorgeht,  unter  die  Erscheinungen  der 
Prothese  eingereiht  werden:  wir  haben  streng  genommen  nicht 


10  Albert  Thumb, 

Uinwamlluii.:^-  sdiukTii  zniiäclist  Aiiliärcsc  mit  darant"  fol^-ender 
rrutlu'sc:  es  wird  also  /,.  B.  ein  öctpeibiov  /,u  dcTpeibi  durch 
das  Modi  um  CTpeibi  auf  demscll)eü  We^-e,  wie  ein  ctdxu  zu 
äcTdxu  wird.  Für  die  Urdiiuiij;-  der  Beispiele  ist  daher  der 
oherste  Kiiiteihiiigsgrund  iiieiit  der  urspr(in.i;liche  Laut,  suiideru 
das  Endresultat  des  Vor^-auj^'cs. 

I.  a  an  Stelle  eines  andern  Vokals. 

2.  Der  vokalische  Anlaut  ist  durch  ein  a  ersetzt  in  einer 
Reihe  von  Neutris  oder  solchen  Wörtern,  denen  neutrale  For- 
men zur  Seite  stehen  (wozu  die  Adjectivai,  während  andere 
Belege  ohne  diese  Bedingung  seltener  sind. 

(a  St.  o)  dpTUTCi  =  öpTVJKi  'Wächter,  dxxaTTÖbi  INilyp' 
(auch  sonst,  s.  Foy  98);  dpqpavöc  (Urk.  und  heute»  =  öpcpavöc 
(dpqpavö  Tiaibi);  dqpaXöc  'neben  cpaXöc)  auch  auf  Aegina  und 
sonst  (^Foy  79)  =  öucpaXöc,  dazu  in  gleicher  Bedeutung  die 
sonst  gel)räuchlichen  Formen  öcpdXi  und  dqpdXi.  dpxavjd  (ebenso 
Syme  ZuXX.  VIII 465)  =  altgriech.  öpi-favov,  gew.  pixdvi,  dp- 
ixavii^);  dp.uaOid  (auch  sonst)  neben  dpudBa  (Legr.),  dpiuaBöc 
und  6p)ua0öc  (Foy  9^5)  scheint  keine  Beziehung  zu  einem  Neu- 
trum zu  haben. 

o.  '^a  St.  e)  dvrepa  Plur.  'Eingeweide',  x'  dp-faciiipia  MiiX. 
76  V.  22 1:  dEdbepqpoc  lin  einer  Urk.  v.  J.  1740  eEdbepqpoc), 
dvdvTioc  (in  einer  Urk.  v.  .1.  1736  evdvrioc  und  evavTiöci  d.  i. 
evavTiuuci]  I ;  dciviöc  =  gew.  dxivioc  (exivocj;  dEacpva  '])lötz- 
licir  sonst  auch  e'Eacpva  neben  jencint,  dvidiua*  =  evidjua 
(fev  TU)  ä|ua),  dTTdvuu  neben  Tidvoi  =  errdvou,  auch  in  dem  Orts- 
namen 'Atidvoj  Mepid;  dEaTrXuuvuu,  dpuuTU).  —  dYiÖKXiiua  (gew.) 
verdankt  sein  a  einer  volkstiunlichen  Anlehnung  an  dTioc,  wie 
schon   längst  erkannt   worden  ist  dlatzidakis  'A9tiv.  X  öi. 

4.  a  St.  i  .  In  aXeKdni  'S.  (d)en  II  S()i,  ist  die  weite 
W'rbrcitun.::'  des  anlautenden  d  beachtenswert  (doch  XeKÜTii  auf 
Lcukas,  in  Bo\a.  auch  bei  Korais  IV2S7,  ferner  iiontisch  <  >iko- 

1 1  Man  wäre  versucht  dtpfavid  aus  •äpiYaviü  mit  Ausfall  eines 
i  zu  erklären,  wenn  man  einen  ähnlichen  ^■organ<^•  wie  bei  TtepTe'^ii' 
oben  II  W  anncliuien  wollte:  vielleicht  ist  aber  aus  ^lYaviü  (^iyövi) 
ein  *ipfuviu  mit  .Mctliatliese  als  (Irutult'ornj  anzusetzen  (s.  IF.  11  122). 
So  wäre  die  Form  zunächst  ein  Bele<i-  liir  a  st.  i,  doch  ziehe  ich  bei 
der  l'nsicherheit  der  (irumlform  *ipfuvi(i  vor,  das  Wort  liier  unter- 
zubrinifen. 


Zur  ueuiirieL-'iisc'iea  Dialektkunde  II.  11 

iioniides;  ZüWofoc  1891  S.-A.  8.  12);  dTTOuovii  ig-ew.)  =  ütto- 
laoviT  nach  Aiuilog-ie  von  oittö:  'AKOupid  in  einem  anitliclien 
Bericht  über  die  Khjster  von  Xaxos  und  Aniori^os  v.  J.  1825 
('MnX.  8.  86)  ist  der  Name  einer  kleinen  Insel  (hart  an  der 
Westküste),  welche  g-ewOhnlich  NiKoupm  genannt  wird 'i ;  beide 
Formen  vereinigen  sich  unter  der  Grundform  ""'Ilurd,  von  der 
ich  es  dahingestellt  sein  lasse,  ob  sie  mit  Ross  Inselr.  I  177 
von  einem  oiKoupia  abzuleiten  sei. 

II.  o  an  Stelle  eines  andern  Vokals. 

.').  0  statt  a  ist  ohne  Belege,  scheint  überhaupt  ganz  selten 
zu  sein:  auch  Hatzidakis  giebt  keinen  Beleg,  Foy  103  nur 
oxTiba  (gew.  dxTiva  ag-riech.  dKiici  ohne  Herkunftsort,  doch 
vermutlich  aus  Leukas  (vgl.  ZuXXoyoc  VIII  o65). 

Das  amorginische  Kompositum  KavaTTÖiuTTapo  'Truhe  die 
zugleich  als  Bank  dient '  (aus  KavaTtec  und  dem  gew.  djUTidpi) 
werden  Avir  als  Fremdwort  bei  anderer  Gelegenheit  zu  erwäh- 
nen haben. 

(5.  Um  so  häufiger  ist  o  statt  e,  doch  keineswegs  in  einer 
von  sonstigem  Gebrauch  besonders  abweichenden  Weise:  so 
haben  'Oßpioc  =  'Eßpaioc,  öuopopoc  =  e'iuopqpoc,  6|uttuoc  = 
cVtiuoc  'Eitel'',  öpviöc  =  epiveöc,  öxtpöc  =  exOpöc,  öxevTpa 
'8chlange'^)  und  öEoxn  =  eHoxri  (Ross  II  61),  wofür  heute 
nach  meinen  Notizen  nur  etotr\,  endlich  das  Adverljium  ö£u> 
auch  andern  Orts  denselben  Anlaut. 

7.  o  St.  ou  :  öci  =  6x1  (agi-iech.  ouxii  und  vielleicht 
v-opiTca,  s.  II  124. 

8.  0  st.  i  :  OYpöc  =  u-fpöc  ist  ebenfalls  nicht  selten  (z.  B. 
auf  los,  Naxos,  Leukas:  bei  Ducange,  Foy  und  im  Wörter- 
buch von  Legrand). 

9.  Ich  habe  bereits  in  der  Einleitung  i  II  66)  eine  Notiz 
von  Ross  ül)er  den  Dialekt  von  Araorgos  ausgehoben,  wonach 
Adjektiva  und  Adverbia  statt  anlautenden  e  'fast  ohne  Aus- 
nahme' o  im  Anlaut  erhalten.  Wie  es  mit  dieser  Beobachtung- 
steht, zeigen  meine  Beispiele;  für  die  von  Ross  gegebenen  Bei- 
spiele ÖTOiuoc  und  öXeueepoc  notierte  ich  etoiuoc  und  Xeotepoc: 


1)  Nikousia  bei   Bent  The  Cyclades  489   inuss   Fehler    sein. 

2)  Wofür  in  einer  Beschwörung-sformel   exi&vöj  Gen.  PI.,    das 

wohl  der  Schriftsi)rache  entnommen  ist. 


12  All)ert  Thuiu  b, 

es  i.st  (liircliaus  imi:L;lifli,  dass  beide  Foniieu  auf  Ani(iri;o.s  vor- 
koiiiiiieii  oder  vorkamen,  aber  wir  dürfen  doch  nicht  von  einer 
den  amorii'.  Dialekt  auszeichnenden  Kegehnässiirkeit  dieses  Vor- 
gangs spreciien:  denn  er  ist  auf  Aniorgos  dureliaus  nicht  häu- 
figer als  sonst,  ja  er  findet  sich  sogar  in  mehreren  Fällen  nicht, 
Avo  er  sonst  eintritt.  Heleg-e  für  erhaltenes  e  (oder  A])härcse) 
sind  s^  11  IV  geg-eben.  Man  vergleiche  da/u  andere  Beispiele 
mit  o  l)ei  Foy  1U3,  Hatzidakis  33U,  Wdzu  man  überallher  noch 
Weiteres  beibringen  könnte,  z.  B.  ]\[or(»si  4.  8  f.  'iUtvai,  Bcau- 
douin  3n  (^('vpcrm. 

Dass  der  Dialekt  in  dieser  Beziehung  zeitliehe  Sclnvan- 
kung-en  aufweist,  ist  nicht  unwahrscheinlich:  denn  ich  glaul>e 
nicht,  dass  Koss  etwa  oEoxn  st.  des  heutigen  öEob]  falsch 
gcli<irt   hätte. 

III.    e  an  Stelle  eines  andern  Vokal-s. 

10.  (e  St.  ai.  Bekanntlich  g-iebt  es  zu  dem  Pr(»n(»men 
aÜToc  und  seinen  Kasus  schon  seit  der  Zeit  der  Koivi'i  die 
Nebenform  dTÖc^i;  wenn  wir  nun  auf  Amorg-os  neben  aÜTOuvoö 
usw.  auch  eiouvoO,  exeivfic  finden,  so  setzen  diese  Formen  ein 
(diTouvoö  usw.  voraus;  das  entsprechende  euio-  findet  sich  in 
Kreta  (Hatzidakis  329 1,  Unteritalien  (Morosi  5),  Zante,  Cefa- 
lonia  (Deffiier  320j  und  sonst  ^).  Die  Erklärung-  von  Hatzi- 
dakis, dass  dieses  e-  den  übrigen  Pronomina  mit  e-  (eKeivoc, 
€fuu,  ecü,  eTOÖTOc)  seinen  Ursprung-  verdanke,  ist  durchaus  ein 
leuchtend. 

Dagegen  weiss  ich  mit  der  Form  ai^aXia  'Kuh'  in  einer 
Urkunde  v.  J.  1TU4  nichts  anzufang-en;  in  Anbetracht  dessen, 
dass  eine  andere  Urkunde  (v.  J.  1740)  die  Form  deXrict  zeig-t, 
womit  das  heute  neben  deXdbi  gfebräucliliche  deXid  überein- 
stinnnt,  darf  aiYaXia  für  einen  Schreibfehler  angesehen  wer- 
den^). —  Das  Verbum  evTliXuuvuD   =  dYTi^^vuü,  sowie  Formen 

1)  Hatzidakis  .S.  15;  weitere  Belege  Wackernagel  KZ.  XXXIII 
ö  f.  Ich  habe  mir  z.  13.  noch  diou  Hell.  Stud.  VllI  240  No.  15  (Kleiu- 
asien),  Carole  ib.  No.  30,  ^axf]  Mitteil.  XIII  245  No.  37  (Laodieea),  ^arCü 
ib.  265  No.  10(j,  Iutoic  2G(i  No.  111  notiert,  äxöc  usw.  begegnet  noch 
im  Pontischen  (vgl.  z.  B.  Oikonomidcs  S.  5)  und  sonst. 

2)  Dem  altgriechisehen  Beleg  bei  Cauer  Delectus  224,  Collitz' 
.Samml.  No.  l.">4r)  (Phokis)  ist  schwerlich  zu  trauen. 

3)  Die  Herkunft  d^s  deXid  (auch  auf  Syme  Ii'pU.  VIII  4tU^  ist 
durchsichtig:  da-  Wort  gtdit  auf  ein  d-ffXfd"  von  riff^^'l  zurück,  wozu 


Zur  iieuii'iiecliisclu'ii  Dialektkunde  II.  13 

wie  l-[ä.m-\ca  y.n  dfaTTuu,  e'qpiiKa  zu  dcpiivuu  wenleu  au  aiulena 
Oitc  (Aiiginciit)  iKK'liiuals  zu  besprechen  sein. 

11.  e  st.  0  liei;t  vor  in  eXioc  =  öXitoc  (aueli  kretisch 
und  trapezuntiscli  Foy  ÜK),  ^ew.  Xiiy  oc,  was  auch  auf  Anior- 
ii'os  sieh  findet),  eipifjoc  =  övpiiaoc  'auch  kyprisch,  ferner  auf 
Jos  und  Naxos)  und  in  dem  Adverbiuni  eTticuü,  wozu  tTric'  = 
ÖTTicuu  in  Ophis  Dcftn.  Arch.  194  s.  v.  dbd.  Was  die  Erklä- 
rung;- der  beiden  letzten  l'eispiele  betrifft,  so  igelten  auch  hier 
als  Muster  die  Formen,  welche  Hatzidakis  329  ani;eführt  liat^ 
(s,  vor.  S.,   ferner  tKei,  eboj,  ecpeioc,  eiÖTec  usw.). 

12.  e  St.  QU  vernnitlich  in  etci  (I»ova  öfu,  Condofuri  ötesi) 
zu  ouTUüc,  vgl.  Hatzidakis  'AGiivd  I  334,  wo  freilich  nicht  alle 
.Schwierigkeiten  der  Ableitung  behoben  sind\\ 

13.  e  st.  /:  eiuicö  Urk.  v.  J.  1704  u.  1740;  auf  der  ersten 
Urkunde  auch  med,  wie  es  heute  iUjlich  ist;  Hatzidakis,  der 
e'jaicu  und  ejuicö  auf  Ikaros  fand,  vermutet  Anlehnung  an  eva 
(IF.  II  381).  'Epivri  (Urk.  und  heute)  =  Eipi^vn  und  die  Ab- 
leitung 'Epriviö  (Urk.  v.  J.  1740),  woneben  heute  Tnviö,  ist 
nach  dem  schon  l)esi)rochenen  Lautgesetz  />•  zu  ey  s.  IF.  II 
89)  zu  beurteilen. 

In  iiTf\a  zu  (u)TTdYa)  oder  Eeßpi^uu  (=  eE-ußpiZluu)  oder  dg"l. 
liegt  wieder  das  Augment  vor:  dasselbe  gilt  für  die  Fälle,  wo 

IV.  i  an  Stellt'  eines  andern  Vokals 

sich  h'ndet,  z.  15.  fiqpiiva,  ii9)iKa  zu  dcpnviu,  i^ß-faXa  zu  ßfdXXu> 
(eKßdXXuui,  undpoviac  (Urk.  v.  J.  1819  bei  ^Miliar.  64)  zu  Ttaip- 
vuu  leiraipvuji.  (Gerade  diese  Beispiele  zeigen  deutlieh,  was 
wir  schon  oljen  gesagt  haben,  dass  der  Ersatz  eines  Vokals 
durch  einen  andern  nichts  anderes  als  Prothese  nach  vorher 
vollzog-enem  Schwund  ist. 

sj   14.     Die  (iesetze  des  Anlauts. 

1 .  Ich  habe  mein  ^laterial  für  die  Erscheinungen  des  An- 
lauts vollständig  mitgeteilt,  obgleich  es  in  nur  wenigen  Fällen 


man  schon  Homers  ßoOv  a-feXainv  (A  729)  vergleichen  kann.  In 
den  Wörterbüchern  (Soph.,  Duc.  u.  a.)  findet  man  nnr  die  andere, 
li'ewöhnlichere  Ableitung-  ä-f€Xäbi{uv)  verzeichnet. 

1)  Vor  allem,    weil    der    Übergang  '-'^tic  zu  erci  nur  in  einem 
Teil  der  Dialekte  beg-ründet  ist. 


11  Albrrt  Thunib, 

von  (lein  g-eniciii^riceh.  IJiKle  al)weic'lit:  aber  für  die  Fra<;e 
iiaeli  den  Aiilautsg-csetzen  schien  es  mir  notwendig-,  iimsomelir 
als  die  Gestaltuni,'-  des  Anlauts  vom  Stand j)nnkt  eines  bestimmten 
Dialekts  aus  bis  jetzt  noeii  nielit  behandelt  worden  ist.  Oikono- 
midis  (s.  o.)  beschränkt  sich  auf  die  Aphärese,  die  übrigen 
(s.  0.)  gehen  vom  (lesammtbild  der  neugr.  Sprache  ans  —  oder 
trennen  überhaupt  nicht  die  Gesetze  des  Anlautes  von  denen 
des  Inlautes  (vgl.  vor  allem  die  Monographien  über  einzelne 
Dialekte).  So  giebt  auch  die  Arbeit  von  MTiouvTuuvac  über 
den  Dialekt  von  Velvendos  in  Macedonien  ('Apxeia  xfic  veuure- 
pac  ^XX.  YXüJccric  usw.  I  Heft  2)  bei  der  Besprechung  des  An- 
lautes (S.  23  f.)  nur  einige  bemerkenswerte  Beispiele,  die  für 
sich  allein  nicht  genügen,  um  einen  Einblick  in  die  Ge- 
setzmässigkeit des  Vorganges  zu  geben.  Die  sonst  treffliche 
Arbeit  hätte  zur  endgiltigen  Lösung  des  Problems  nicht  un- 
wesentlich beitragen  können.  Denn  wenn  ich  auch  in  aus- 
giebigerem Masse  Material  mitteile,  so  ist  es  doch  sehr  weit 
entfernt  von  der  umfassenden  Reichhaltigkeit,  wie  sie  gerade 
in  dieser  Frage  notwendig  wäre. 

2.  Abgesehen  von  den  abenteuerlichen  Erklärungen  der 
verflossenen  Archäomancn,  die  in  einem  a  etwa  von  otviepa  = 
€VTepa  einen  kostbaren  Rest  indogermanischen  Erbgutes  er- 
blickten (vgl.  Verf.  Die  ngr.  Spr.  S.  5  f.  i,  hat  man  die  Ver- 
änderungen des  Anlautes  aut  zwei  Ursachen,  auf  eine  pho- 
netische und  analogistische  zurückgeführt.  Dass  der  An- 
laut etwa  durch  den  folgenden  Konsonanten  bedingt  sei,  hat 
meines  Wissens  noch  Niemand  behauptet,  wohl  aber  hat  Psi- 
chari  in  anderer  Weise  die  phonetische  Natur  der  Vorgänge 
darzuthun  versucht,  einmal  indem  er  die  Aphärese  für  ein 
^phenomene  dialectaF  hält  (Essais  II,  LXVi,  dann  indem  er 
Fälle  wie  üTrdvuj  und  öxTpöc  durch  Assimilation  an  den  fol- 
genden Inlautvokal  erklärt  iHev.  de  linguist.  V  o82).  Hatzi- 
dakis  hat  beides  bestritten.  Die  Zurückweisung  des  ersten 
Punktes  ivgl.  Einl.  S.  ^52^»  f.  i  leuchtet  auch  mir  vollständig  ein. 
weil  die  A])härese  so  weit  verbreitet  ist  (ja  allgemein  neugr. 
zu  sein  schcinti,  dass  mir  eine  so  gründliche  Mischung  von 
Unteritaliun  yj;].  Morosi  Arch.  IV  ']1,  Tozer  .lournal  of  Hell. 
Stud.  X  II)  bis  zun»  Pontos  und  Kappadocien,  von  Cvpern 
und  Kreta  bis  nach  Macedonien  nicht  wahrscheinlich  dünkt 
In   allfu    diesen   Siiraeliu-ehieteii    niuss    für    die  (Jestaltung  des 


Zur  neiiyriecliisflien  Dialektkunde  IL  15 

Vokalanlautes  ein  gemeinsehaftliclies  Ag-eiis  zu  Grunde  lie- 
g-en.  Damit  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  in  einzelnen  Land- 
schaften besondere  Ursachen  hinzutraten,  die  lokal  begrenzte 
Eig-entüniliehkeiten  schufen;  das  nimmt  auch  Hatzidakis  vom 
Pontischen  (S.  329)  an;  auch  die  Bemerkung  S.  328  gehört 
hierher :  "  die  kleinasiatischen  Wörter  iC|uT\a,  '\cjjin  usw.  ^) 
verdanken  ihr  i  türkischem  Einfluss".  Im  letzten  Falle  glaube 
ich  nur  nicht  gerade  an  türkischen  Einfluss:  es  ist  wenigstens 
autfallend,  dass  diese  i-Prothese  (die  bekaniitlich  im  Italieni- 
schen nichts  merkwürdiges  ist)  ein  recht  hohes  Alter  aufzu- 
weisen hat:  so  tindet  sich  auf  einer  Inschrift  von  Laodicea 
aus  der  späteren  Kaiserzeit  Mitt.  d.  archäol.  Inst.  XIII  25<S 
No.  77  Triv  icTr|Xiiv  statt  crriXiiv,  wozu  weitere  Belege  bei  Ram- 
say  (ib.  260)  un<l  Mordtmann  IMitt.  XV  158:  "Ickuuvoc,  Mcttü- 
TdXrjC,  'IcTeqpavov,  eicTopYfic  (—  cxopYtlc),  icxpaTHJUTnc,  icqpaYevn 
(alle  aus  Phrvgiem.  Wir  dürfen  wohl  die  heutige  Erschei- 
nung in  Kleinasien  zu  der  inschriftlichen  des  gleichen  Ge- 
biets in  Beziehung  setzen.  Die  Ursache  derselben  entzieht 
sich  unserer  Kenntnis,  aber  es  scheint  sich  doch  um  eine 
spontane  Lautentwicklung  zu  handeln,  die  vielleicht  durch 
eine  Lautneigung  der  hellenisierten  Urbevölkerung  hervorge- 
rufen wurde-). 

3.  Die  besprochene  Art  der  i-Prothese  ist  der  einzige  Fall, 
wo  man  heute  von  einem  rein  phonetischen  Vorgang  mit  ziem- 
licher Wahrscheinlichkeit  sprechen  kann.  Auch  der  Versuch 
Psicliaris   (Mem.  de   la  soc.  de  linguist.  V  382  f.),    Fälle    wie 


1)  Weitere  Beispiele  bei  Foy  Lauts.  S.  113. 

2)  Ähnlicli  Mordtmaun  n.  a.  O.  S.  160  über  die  altg-riecii.  Fälle 
(der  freilich  auf  die  modernen  Evscheinung-en  'kein  grosses  Gewicht' 
legt).  Man  müsi^te  an  das  Phrygische  denken  (das  nach  Eamsay  und 
Mordtmann  bis  in  die  späte  Kaiserzeit,  ja  vielleicht  bis  zum  Seld- 
.schukeneinfa  11  gesprochen  wurde):  ich  kenne  freilich  aus  den  phry- 
g'ischen  Sprachresten  (Inschriften  und  Glossen)  niclits  sicher  hier- 
hergehöriges; wenn  der  männl.  Name  "l|Liac,  Akk.  "luav  (Mitt.  XIII 
259  No.  81  und  Hell.  Stud.  XI  164  No.  19)  mit  Ramsay  zum  klein- 
asiat.  Götternamen  Mä  gehört,  so  könnte  er  als  Beleg  gelten  (es 
w^äi-e  dann  richtiger  M|näc  zu  schreiben).  Mit  mehr  Recht  lassen  sich 
die  in  Phrygien  begegnenden  Namen  'Icfepeavöc  (eBvtKÖv)  Hell.  Stud. 
VIII  228  No.  8,  'IcKÖMTi  (Ort)  Hell.  Stud.  V  259  No.  11  und  'IcuapdTbou 
(Person)  KZ.  XXVIII  381  ff.  No.  23  anführen. 


ir,  An)rrt  Tliunil), 

dtTTdvuj  (lurcli  Assimilation  zu  erklären 'i,  ist  nicht  einwandfrei, 
so  liesteeliend  er  im  einzelnen  ist.  Vor  allem  hat  sieh  Hatzidakis 
(Einl.  ooO  ft.,  ferner  'ABiivä  I  526)  gegen  jene  Erkläning-s- 
weise  gewendet:  ich  wage  den  Faktor  der  Vokalassimilation 
deshalb  nicht  heranzuziehen,  weil  ihr  Umfang-  und  ihre  l>e- 
ding-ungen  noch  zu  wenig-  bekannt  sind,  dann  weil  sie  nur 
für  die  P2rklärung-  einer  beschränkten  Zahl  von  Fällen  aus- 
reicht, dageg-en  g-erade  in  den  schwierigen  Fällen  (z.  B.  dxi- 
vioc)  versagt.  Für  das  Anlautsproblem  lassen  wir  die  Frage 
am  besten  so  lange  aus  dem  Spiel,  bis  sie  für  den  hdaut  bes- 
ser geklärt  ist'^j.  Mögen  dann  auch  einmal  einige  Fälle  auf 
diesem  Wege  ihre  Erledigung-  finden,  so  muss  ich  doch  dem 
Satz  von  Tsichari  ( Essais  II  S.  LXV  f.)  die  Zustimmung  ver- 
sagen "ce  qui  demeure  eertain,  cest  qne  ce  phenoniene  est 
purement  phonetique  et  n'a  rien  a  voir  avec  l'analogie''. 
Der  von  Tsichari  verschmähte  AVeg,  den  Foy  betreten  hat, 
verspricht  allein  Aussieht  auf  Erfolg.  Foy  fand  für  die  grosse 
(Jruppe  der  Xeutra  ein  einleuchtendes  Prinzip:  aus  der  Ver- 
schmelzung des  Artikels  tö,  toi  mit  seinem  Substantiv,  z.  B. 
TübövTi,  TotuiudTia,  idviepa,  tu  cTdxua,  konnten  die  Formen  bövTi, 
jUttTi  —  d|U|udTi,  dvTepa,  dcTdxu  hervorgehen,  je  nachdem  die 
Sprechenden  in  ihrem  Sprachgefühl  die  Wortgruppen  analy- 
sierten. Die  Form  des  vokalischen  Aidauts  der  Xeutra  ist 
also  nichts  als  das  Produkt  einer  weitgehenden  Mischung  von 
Satzdoppelformen.  Das  von  Foy  gewonnene  Prinzip  braucht 
nur  verallgemeinert  zu  werden,  und  das  hat  Hatzidakis  gethan. 
Zu  den  Xeutris  gehören  natürlich  auch  alle  Wörter,  welche 
assoziativ  mit  ihnen  verbunden  sind.  Die  Aphärese  des  Ver- 
l)ums  ('pujTU)  u.  dgl.i  ist  eine  Folge  der  häutigen  \'erbindung 
vd,  0d+Konj.,  ebenso  die  a-Prothese  (dTrepvuJ,  dpuuTU));  für  öpiri- 
lix),  öpiar|veuiu  bietet  ijCu  oder  tö  'piriliju  usw.  den  Ausgangspunkt. 
Zur  Aphärese  und  a-Prothese  der  Feminina  giebt  die  X'erbin- 
dung  mit  uid  fnrtwjihrend  Aidass:  Maskulina  können  immer- 
fort durch  Akk.)  eva,  Kaöe'va,  KdBa  '  =  Kd9e  i  m(»ditiziert  werden; 
€iba  dTÖv    Hatz.  .•)22),  €iba  (e'Keivov  u.a.  ergaben  töv,  'Keivov; 

1 )  Klicnso  W.  Meyer  S.  T.'J.  H.  Pernot  in  Psicharis'  Ktudes  S.  47  ff 
Vg'l.  auch  G.  Meyer  Z.  ngr.  Gramm.  S.  S. 

2)  J.  Sc'liiiiidts  Beliandlung  des  Problems  für  das  Ag-r.  ist  ein 
Anfang-  aiicli  zur  Lösung  des  iieugr.,  zumal  da  Selimidt  aucli  Fälle 
der  Koivi't   herbeizieht. 


Zur  iieuii'i-iec'hisclieu  Dialektkiuul«  II.  17 

der  Artikel  ö  schmilzt  mit  ixrpöc  zu  öxxpöc  zusammen,  das 
dami  hypostasiert  wird,  umgekehrt  'qpaXöc,  'ßpobextric  ans  ocpa- 
\öc,  ö|ußpobe'xTnc ;  fi  kann  in  derselben  Weise  i-Protliesc  her- 
vorrufen: vgl.  fiCKid,  das  weiter  zu  ickioc  (vgl.  fiXioc),  ja  öc- 
Kioc  (vgl.  öXioc  =  i^Xioc)  wurde  tHatzidakis  328,  G.  Meyer 
Z.  ngr.  (Irannn.  6  if.) ;  amorginisch  ocxcd  ist  ofFenbar  eine 
Umbildung  von  icKid  nach  öckioc.  Bei  lieiligennamcn  (z.  B. 
Oavdjc  =  'A6avdcioc  im  Pont.)  gab  die  Kombination  mit  ä(Tie) 
den  Austoss  zur  Ai)härese,  worauf  Oikonomides  8.  8  aufmerk- 
sam macht,  bei  Frauennamen  die  häutige  Vorsetzung  von  Kepd. 
vo|udTOi  statt  övoudroi  (s.  oben  8.  12)  löste  sich  aus  der  Satz- 
verbindung buö,  eqpxd,  evvid,  bcKa  'vo)udTOi  los. 

Es  ist  weiter  klar  (wie  schon  angedeutet),  dass  der  An- 
laut in  assoziativ  verbundenen  Gruppen  gerne  gleiche  Gestalt 
anninunt,  so  z.  B.  wenn  eTOUTOc  eToOvoc  den  Anlaut  von  eKei- 
voc  oder  etÖTec,  errepuci  den  von  eqpe'TOC  erhält,  öpnilw  zog 
leicht  ein  öpiTiba  nach  sich;  Aphärese  oder  Prothese  des  e- 
(oder  r\-)  beim  Verljum  wird  oft  dui'ch  den  Einfluss  der  Aug- 
mentformen verursacht.  oEebpa  wird  durch  öEuu,  dieses  selbst 
oder  ouTTpöc  durch  uttöEuu,  dTTO)LiTTpöc,  ferner  dTrdvuu  durch  An- 
lehnung an  ttTTO  statt  des  ausser  Gebrauch  gesetzten  eiri  er- 
klärt; 'rrdvuu  h'iste  sich  von  «ttö  (e)7Tdvuj  ab.  Kurz  überall 
linden  wir  Aid^nüpfungspunkte,  die  ich  niciit  alle  ei-scliöpfen 
will.  Das  wichtigste  hat  schon  Hatzidakis  verzeichnet.  Ge- 
gen das  Prinzi])  der  Erklärung  verschlägt  es  nichts,  wenn  noch 
nicht  jede  Einzelheit  eine  befriedigende  Lösung  gefunden  hat: 
es  handelt  sich,  wie  ich  das  Material  übersehe,  nur  um  recht 
wenige  Fälle:  so  ist  mir  öxi  statt  oüxi  noch  dunkel;  es  ist 
vermutlich  von  '■■'x\  ivgl.  })ont.  'ki  =  ouki,  bev)  auszugehen, 
und  es  scheint  mir  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  häufige 
Antwort  ejuj  \\  die  neue  Form  öxi  hervorrief. 

4.  Man  könnte  mm  allerdings  fragen,  ol)  das  Eintreten 
oder  Nichteintreten  einer  Anlautsform  eine  gewisse  Gesetz- 
mässigkeit zeige.  Zunächst  müssen  wir  bedenken,  dass  die 
Gestaltung  des  Anlauts  das  Produkt  'satzphonetischer  Doi)pel- 
formigkeit'  ist,  dass  also  psychologische  Faktoren  die  Haupt- 
rolle spielen  wie  l)eini  Wirken  der  Analogie:  wir  krmnen  (ab- 
gesehen von  Formen  wie  exÖTec,  wo  die  Analogiel)il(luiig  direkt 
einleuchtet)  Formen  wie  ludri,  'puuTuu,  dpcuidj  als  die  Wirkung 
von  Proportionen  wie 

Iiidoj^iTiiKuiisfhc  Furscluiiifrcu   \'II   1    u.  2.  O 


18  All)crt  Tliuinb, 

t6  rraibi  :  TÖ)a,udTi  =  ixaibi  :  x  (d.  i.  müti) 
idbeXqpia  :  idYTÖvia  =  dbeX(pi  :  x  (d.  i.  ctYTÖvi) 
vd  XtYuu  •  vdpujTuJ  =  Xcyw  :  x  (d.  i.  puuTUjj 
väjandj  :  vd  Trepvuü  =  dYarnju  :  x  ul.  i.  aTrepvüu) 
auffassen.     Nun   ist    es    bis  jetzt    tVöininer  AViinsch  iiel)liel)eii, 
die   Gesetzniässig-keit   oder  'Ansnabiiislosig-keit'    der    Aiialog-ic- 
Avirknuy-en  j)riiizi})iell   festzuleg-eii.     So    dürfen    wir   uns    nicht 
wundern,    wenn    wir   l)eim    neugrieeh.  Anlaut    nicht    zu   "aus- 
nahmslosen, sicheren  Resultaten  konnnen",  wenn  wir  hier  judii, 
dort    6,u|udTi,    wieder    wo    anders    dmadii    oder    gar    in    dem- 
selben   Dialekt    'ßpicKuu    nel)en    eupiCKUU,    dctdcu    nel)en    cidcu 
finden    (vgl.  besonders  llatzidakis  S,  327).     Aber    doch    steht 
die  Sache  nicht  so  schlinmi,  dass  man  darauf  verzichten  niüsstc, 
Ordnung-   in  das  scheinbare  Durcheinander  zu  bringen.     Oiko- 
nomides   hat    sich   unlängst  in  seinem    hübschen  Aufsatze    be- 
müht, in  einer  Reihe  von  Fällen  den  Ursachen   naclizus])üren, 
warum  die  Aphärese  unterblieben  ist.     Oikonomides  steht  auf 
dem    l)oden    von    Foy-Hatzidakis,    nur    dass    er    vom    Prinzip 
einen    zu  schüchternen  Gebrauch   macht,    d.  h.  für  die  Aphä- 
rese jeweils  Zusammentreffen  gleicher  Vokale  (a+a,  o+o  usw.) 
fordert.     Es  lassen   sich    leicht   psycholog-ische  Gründe   anfüh- 
ren,   welche    die   Ijcgünstigung-  der    einen   oder    andern  Form 
oder   die    Frhaltung-    von    Doppelformcn    erklären.      Zunächst 
hat    schon    llatzidakis  (S.  V)21)    darauf  aufmerksam    gemacht, 
dass    durch     den    Eintluss    der    Kirchen-    und    Scliriftsi)rache 
manche  Formen  eindringen  kcinnen,    welche    ihre  alte  Anlaut- 
form bewahren,  wie  z.  H.  eiKOViciuaidpic  (»der  urröcKOiuai.     Aber 
eine   Form    wie    K0vö|uicca    oder  ccpdxTopac    z(Mgt,    Avie    leicht 
auch  solche  (lurcii  die  kirchliche  oder  staatliche  Autorität  ge- 
stützten Wortformen  der  umbildenden  Kraft   der  Volkssprache 
erliegen.      Das  Wort  cqpdxTOpuc  scheint  mir  lehrreich:  eicTTpdK- 
TOpac  ist  ein  (»ifenbai-  erst  in  ganz  neuer  Zeit  (Konstituierung 
des  K(Miigrci('liS)  eingedrungenes  A\'ort,   und    doch   ist  es  rasch 
der  Umbildung  verfallen:  die   Form  zeigt,  dass  die  Bedingun- 
gen der  Aphärese  immer  noch  wirken.    Zur  genaueren  Ermitt- 
lung der    einzelnen   Px'dingungen    und   (iesetze   in    der  Gestal- 
tung des  Anlautes   scheint  mii-.    nachdem    einmal    das  Prinzip 
feststeht,  ein  Weg  sicher  und  einlach  zum  Ziele  zuführen:  eine 
genaue  Statistik  innerhalb  der  einzelren   Dialekte,    am  besten 
auf   Grund    zahlreicher    Sprechsätze    oder    -abschnitte.      Eine 


Zur  iieuu'i'ieehischen  DialeUtkimde  IL 


19 


solche  Statistik  wird  zmiäelist  erg-cl)en,  welche  Tendenz  (Aphä- 
rese,  Prothese  oder  Vokalwandel)  A'orherrseht;  sie  wird  ferner 
anschaulich  machen,  wie  weit  die  eiu/elnen  Worttbrnien  und 
AVortarten  bei  der  einen  oder  andern  Form  des  Anlauts  bc- 
teilig-t  sind,  und  dabei  wird  sich  g-anz  von  selbst  Ordnung 
nnd  Gesetzmässigkeit  ergeben.  Ich  kann  natürlich  für  Anior- 
g-os  eine  solche  Statistik  nicht  aufstellen;  immerhin  w'erden 
aber  einige  Tabellen  trotz  ihrer  kleinen  Zahlen  eine  deutlichere 
Übersicht  geben  als  eine  umständliche  Darlegung. 

I. 


a 

0 

e 

/ 

Suninie 

Aiilijirese 

G 

22 

541; 

27 

107 

(Erhaltung-) 

282) 

3(4) 

14^5 

4^) 

— 

Protliese 

13 

1 

34) 

— 

17 

Wandel  in 

20 

<J 

4(7) 

— 

33^3(5) 

1)  Ohne  die  ßeispit-le  mit  Ee-.  2i  Nur  ein  Teil  der  Fälle.  3)  Höch- 
.stens.     4)  Mit  ecü. 

II. 

I  Wandel,  i 


(1           <i           ('            1 

Suiiniie 

«> 





(2) 



(2) 

o> 

6 

— 

1      ^ 

— 

9 

e> 

11 

s 

j     — 

— 

U) 

i> 

3 

1 

1(2)    ' 

— 

')((;> 

Summe 

20 

t) 

4(7) 

— 

33v3G; 

III. 

(Nach  den  Redeteilen.) 


Aphärese 

von  (i  o  ('  i 


Prothese  Wandel 

von  a  o  e  i      in  a  o  e  i 


Sunnue 


Neutra 

Sonstige  Substan- 
tiva  und  Nomina 

Verba 

Adverbia 
Pronomina 


3+14^20(27)i)+(j     2+0+0-rO     4(7)+0+0+0 

=  43(50)  ,         =  2  =  4(7) 

2+5+9(ll)  +  12     i92)+l+0+o:    7+7+4+1 


=  29(31)  I        =  10 

l+3+10(]5)+9  I  1+0+0+0 

=  23(28)  ^    =  1 

0+0+1+0  [ 1+0+3+0 

=  1  1=4 


19 

2+0+l(2)+6 

=  3(4) 

3+1+2+6 

=  (i 


1)  D.  h.  mit  einigen  Nomina,  die  in  enger  Beziehung  zu 
treu  stehen.     2)  6  Feminina! 


49(59) 
58(59) 
27(33) 

11 
Nfu- 


20  Alhfi-t  Thuinl), 

Die  "J^abelleii  sprechen  auch  ohne  üTossen  Kommentar  r 
Avir  sehen  ans  I  das  hedentende  l'bei-wiegen  der  Apliäresen 
und  die  Ahnahme  der  Widerstandski-aft  der  \^»kale  nach  dem 
Ende  der  Reihe  liin;  aus  1  und  II  die  Anziehung-skraft  des  a 
(und  o\,  aus  III  die  starke  Beteiliguni;-  der  Xentra,  wo  eben 
die  satzphonetischen  Bedingungen  am  günstigsten  liegen.  Das 
sind  nun  freilieh  meist  l)ekannte  Dinge,  die  Foy  und  Hatzi- 
dakis  schon  gelehrt  haben.  Eine  umfangreiche  Statistik  würde 
noch  mehr  ergeben,  z.  B.  ob  Singular  oder  1  Mural  der  Neutra 
(TÖ  .  .  .  oder  id  .  .  .)  eine  geläutigere  Assoziation  waren,  wie 
weit  die  Verbindung  mit  vd  beim  Verl)um  ihren  Einfluss  aus- 
übte u.  dgl,  m. 

Es  wäre  für  den  ZuWofoc  Kopafic  die  neuentstandeue 
griech.  Dialektgesellschaft,  eine  verdienstliche  Aufgabe,  solche 
statistischen  Zusammenstellungen  aus  einzelnen  Dialekten  an- 
zuregen: die  Tendenz  der  Anlautsgestaltung  und  ihre  Gesetz- 
mässigkeit Hesse  sich  klarer  erkennen,  der  unerklärliche  Rest 
würde  zu  einem  Minimum  werden. 

Sonstige  k  ( i  ui  I)  i n  a  t  o  r i  s c  h  e  V o k  a  1  e  r s c  h  c  i  n u  n gen. 

i?   1").     Kontraktion  von  Vokalen. 

1.  In  der  Darlegung  der  Anlautserscheinungen  wniden 
stillschweigend  die  Gesetze  der  Vokalkontraktion  als  bekannt 
vorausgesetzt.  Die  Verschmelzung  der  Vokale  l)eruht  im  Neu- 
griechischen auf  einem  sehr  einfachen  Prinzip.  Vgl.  darüber 
die  von  mir  'A6r|väITI  lOP)  verzeichneten  Aufsätze  von  llatzida- 
kis,  wozu  noch  die  revidierte  Darstellung  in  dessen  Einleitung- 
SOS  ff.  hinzuzufügen  ist-  der  Vollständigkeit  wegen  sei  auch 
noch  auf  :Meyer  Portius  S.  104,  Psichari  Essais  II  S.  EIN  f. 
und  MTTOuvTuuvac  a.  a.  0.  S.  24  hingewiesen. 

Die  Vokalkontraktion  regelt  sich  im  allgemeinen  nach 
folgendem  von  Ilatzidakis  aufgestellten  Gesetze:  der  (juali- 
tativ  stärkere  Vokal  verschlingt  den  schwächeren  nach  Mass- 
gabe der  Skala  d  :  o  :  tc  :  e,  :  i  im  Südgriechischen  und  a  :  o  : 
e  :  u  :  i  im   Xordgrieehischen. 

2.  Der  Dialekt  von  Amorg(»s  richtet  sicli  nach  der  M'n\- 
griecliisclicii   Skala. 

I.  Ein   Tx-standteil  ist  a: 

a  +  o  «»der  o -{- u:   Tidue  laus  uTraYOiaevj,   Zu  =  Idja,  äv- 


Zur  iieuiiTiechisclH'n  Dialcktkumle  II.  2t 

Td|ua  =  ev  tiIj  ä|Lia  (Hatzidakis  812);  d|U)u'  dEaTT\uj,uevii*  (  = 
ä|U|uo  dH.i,  idYÖpi  =  tö  dYÖpi,  beKOxxdbepcpouc*  =  beKOXTUj 
dbepcpouc.  JJemcrkeiiswert  ist  beKOXTiij  =  bcKa  öktuu,  das  übri- 
g-eiis  auch  die  sonst  übliche  Form  ist :  daneben  wird  aller- 
ding-s  auch  einmal  in  einem  A'erse  beKa  öxtuu  durch  das  Me- 
trum gefordert.  Hatzidakis  hat  wohl  Recht  (Einl.  ol4),  wenn 
er  beKOXTLU  auf  ein  altgriech.  beK'  öktuu  zurückführt,  also  auf 
eine  Zeit,  wo  die  neugriech.  Kontraktionsregel  nicht  galt. 
Anders  in  NikoXöc  d.  i.  NiKÖXaoc  in  einer  Urk.  v.  J.  1740; 
hier  ist  offenbar  statt  des  lautgesetzlichen  NiKÖXac  ^)  die  ge- 
w(ihnliche  Endung  -oc  Herr  geworden  bezw.  neu  eingeführt. 
Das  ünterl)leiben  der  Kontraktion  in  eqpaa,  eqpda^e,  eqpdaci 
(aus  ecpay)«'  erklärt  sich  aus  dem  jungen  Ausfall  des  y- 

u  -\-  a: 

tt'  dvecievaEe    =    ttoö  dvecrevaEe. 

a  +  e  oder  e  +  a:  Kaßdbm  'cpöpei,  tdxujfjev  bist.  Volksl. 
V.   122  (MriX.),  eiTTa  'y^.  vd  ^"  dYKaXeo,ic*. 

a  +  i  oder  i  +  ex :  vd  qpdc  (qpdYeic),  xdxoc  =  td  eix«, 
Kepd  K0vö,uica  (oiKOVöiuicca)  Urk.  v.  J.  1740,  dqpevt'  dqpevTnii 
Volksl.  M)iX.  76,  TTpeiTfeii  dcpeviii  il).,  Kaimev'  'A|uopYiavoi  bist. 
Volksl.  V.  8. 

II.  Ein  Bestandteil  ist  o  : 

o  +  o:  TÖ  Z;uj  (t6  Z;üjov),  xpoucocpöc  =  xpucoxöoc,  Tpüü|U€ 
:=  TpuJY0|uev,  byö  'vojadioi*.     Es  unterbliel)  die  Kontraktion  in 

TpUUUJ. 

o-{-ii :  Tpüuve  aus  xpuuYOuv,  xpOuci  und  Tpujouci  d.  i.  fröusi 
aus  TpLUYOuci  (letzteres  jüngeren  Ursprungs). 

o+e  :  xpuJTe,  |UGV0KKXiicid  MnX.  39,  töxuj  'y^  —  t6  e'xoi 
c{w,  TÖKXeice. 

(^  -4-  o :  öojpuj  =  Beuupuj,  xP^^cto),  c'  6  —  ce  6.  Xeo)  un- 
kontrahiert  (Xuj  weitverbreitet,  s.  Hatzidakis  Einl.  o36);  über 
Ae'ue   =   XeYO|uev  gleich  unten;  über  eo  zu  \o  s.  u.  i. 

0  +  /  oder  i  +  o:  Eepö  'xave  =  Hepo  fixave  Volksl.  MiiX. 
76,  eY^  Vouv.  xÖTTtt  =  x6  eiTia,  xÖKOuce  =  xö  fiKOuce*;  dcpevx' 
oXdqpevxe  Volksl.  MriX.  76.  —  xpuueic  ti'öi-'^,  xpiLei  fröi  ist  sekun- 
där (s.  unten). 

III.  «  +  e: 


1)  Ich  weiss  nicht,  ob  dies  iin  Auiorginischeii  Dialekt  vorkommt. 


22  Albert  Tliuinb, 

OTTOÜ  'xe  Hist.  Volksl.  v.  15  (MriX.),  ttou  'ceic  =  ttoö  ex€\c 
Vftlksl.  MtiX.  76.     Über  Xeci  gleich  unten. 

a  +  i  ' 

TToO  Vci  =  TToO  eTiuai,  örrou  'tov  =  öttou  iirov  ÖTTOÖtav 
hist.  Volksl.  V.  20),  ttou  've*   =   ttoO  eive. 

IV.  e-\-e:  Xeie  ans  Xe-fcre,  tc'  i-füj  =  Kai  e'[(b,  icai  'TTiie 
(St.  eirfic  oder  uirfie). 

e-\-/  oder  i-\-e:  |ue  'Tdira  =  ue  )x(äiTa,  Xec  Xe  =  Xer^ic 
Xefei  neben  Xeei,  das  jünger  ist.  Xaeli  Xec,  Xe,  Xere  ist  Xe)Lie^ 
Xeci  gebildet  statt  der  lautgesetzlich  /.n  erwartenden  Formen 
(Vgl.  Psichari  Rev.  des  Etudes  grecijues  1  196  f.,  Hat/.idakis 
Einl.  8.  o37).     t'  eTra9ec   =   xi  eiraGec. 

In  vielen  Fällen  scheint  das  i  über  das  e  zu  siegen; 
vor  allem  bei  der  Konjunktion  xcai  (=  küi):  tc'  r\,  tc'  einev, 
Tc'  n^P^.  Tc'  fißYaive,  tc'  iiCKaca,  aber  auch  sonst  bei  kleinen 
Wörtchen  wie  c'  ii  (ce  i])  oder  eiv'  r\.  Gerade  angesichts  der 
letzten  Beispiele  ist  es  nicht  geraten,  mit  Hatzidakis  Einl. 
313  f.  das  k'  auf  eine  alte  (z.  1).  dorische)  Nebenform  des  .Vr- 
tikels  zurückzuführen;  die  Verallgemeinerung  einer  Form  tc', 
c',  eiv'  u.  dgl.  kann  (wie  ich  schon  'A9r|va  III  103)  angedeutet 
habe,  fortwährend  von  Verbindungen  wie  tc'  6,  c'  6,  eiv'  ö 
usw.  ausgehen  und  liegt  besonders  nahe,  weil  so  der  Artikel 
IT  in  Tc'  fi  usw.   für  das  Sprachgefühl  nicht  verloren  geht. 

V?  16.     Diphthonge. 

1.  Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  die  altgriecli.  I)ii)h- 
thongc  bereits  in  zicndieh  früher  Zeit  entweder  wie  ou,  ei, 
ai,  Ol  (r\,  (X,  vj)  zu  Monoidithongen  (u,  e,  ii  verschmolzen  sind 
oder  wie  eu,  au  (rju)  durch  Modifikation  des  zweiten  Elements 
ihren  Diphthongcharaktci-  eingebüsst  haben  ww  I>ezw.  ef.  atr 
bezw.  af  >.  Die  Verwandlung  noii  oi  in  //  (im  3.  Jahrhundert 
n.  Chr.,  lilass  Ausspr.^  69  f.  i  ist  die  letzte  Etappe  jener  Ent- 
wicklung. Da  nun  diese  L'ml)ilduiigi'n  gleichzeitig  mit  der 
Entstehung  und  Entwicklung  der  Koivi]  sich  vollziehen,  s(> 
kommen  für  die  Geschichte  der  mittel-  und  neugriechischen 
S|iraclK'  nur  di(^  Resultate  des  Prozesses  in  lU'tracht,  wie  es 
bereits  oijen  geschehen  ist.  Die  i'bereinstinnnung  aller  Dia- 
lekte von  Unteritalien  l)is  Kkiiiasien,  besonders  auch  des 
Zakonisclien    mit   <l('n    übrigen    bestätigen    überdies     dass    die 


Zur  netigriechisehen  Dinlcktkuude  II.  23 

Moii(»[)litlioiii;-ienini;"  *hih1  Itaci>?ieruiii;'j  im  Wesciitliclien  ^)  in 
die  Zeit  vor  der  Dialektspaltnng-,  also  in  die  ersten  Jahr- 
hunderte unserer  Zeitrechnung-  fällt  (vgl.  auch  Verf.  Die  neu- 
grieeh.  Sprache  S.  11).  Um  so  merkwürdiger  ist  daher  die 
Notiz  von  Kiepert  Zschr.  d.  (lesellschaft  f.  Erdkunde  zu  Ber- 
lin XXV  (1890)  S.  318,  dass  im  Pontischen  au  und  eu  wie 
a-u,  e-u  (d.  h.  also  als  echte  Diphthonge)  ausgesprochen  wer- 
den. Ich  finde  darüber  nirgends  eine  bestätigende  Angabe, 
()bw(dd  das  Pontische  zu  den  besser  bekannten  Dialekten 
gehört;  OiKovo|uibr|c  8.  2ö  beweist  das  Gegenteil.  Die  Xotiz 
Kieperts  beruht  offenbar  auf  einem  Missverständnis.  Kiepert 
führt  für  seine  Behauptung-  'luuavvibiic  'Iciopia  küi  cTa.TiCTiKr] 
TpaTTeZioövTOc  Konst.  1870  und  TpmvxacpuXXibiic  'H  ev  TTövtlu 
qpuX»!  (Athen  1866),  ferner  einen  mündlichen  Gewährsmann, 
den  verstorbenen  Maurophrydis,  an.  Die  Schrift  von  Tpiav- 
xaqpuXXibJic  ist  mir  nicht  zu  Händen.  Maurophrydis  erörtert 
AoKiuiov  Ttic  eXX.  -f^-  S.  'M  ff.  die  neugriechische  Aussprache 
der  alten  Diphthong-e,  ohne  von  jener  pontischen  Erschei- 
nung eine  Silbe  zu  erwähnen,  'luuavvibiic  betont  S.  261,  dass 
die  pontische  Aussprache  hierin  nicht  von  derjenigen  der 
übrigen  Griechen  abweiche,  fügt  aber  hinzu  "eEaipeixai  f)  Xe- 
Eic  ö'ivapi  =  oTvoc,  fic  |uövov  dTraviäTai  fi  bidZ^euEic  aüin  xüav 
buo  cpuüvrievxuuv  eic  ev  xujv  dpxouoxdxuuv  biif-ioxiKUüv  dc,udxa)v." 
In  dieser  Xotiz  liegt  offenbar  die  Quelle  des  Missverständ- 
nisses :  in  jenem  Wort  liegt  nur  scheinbar  der  alte  Diphthong- 
vor,  denn  es  ist  nichts  anders  als  oivdpi  d.  i.  Indri  mit  Pro- 
these eines  o  (xö  oivdpi  foindri  —  oindri),  worüber  wir  oljcn 
gehandelt  haben  ivgl.  auch  G.  Clever  Z.  ngr.  Gr.  S.  21).  Solche 
und  ähnliche  Fälle  'z.  B.  doöxoc  =  ouxoc  Defifner  Archiv  220, 
mit  prdt  lict  isc  licm  üi  können  bei  flüchtigem  Besehen  den 
Schein  ei'wecken,  als  ob  man  es  nnt  den  alten  Diphthongen 
zu  thun  hätte,  während  es  sich  (h»ch  nur  um  das  Ergel)nis 
einer  ganz  neuen  Entwicklung  handi'lt.  Denn  Diphthonge 
giebt  es  auch  im  Xeugriechischen.  Xach  W.  ^leyer  Portius 
S.  71  und  Psichari  Essais  11  S.  LXII  f  erkannte  der  Dichter 
Vilaras  (1771 — 1823;   zuerst   die  Existenz  neugr.   Diphthonge. 


1)  Über  Ol/u  zu  ii  sielie  oben  II  93.  Das  e  =  r\  im  PontisclKMi 
bedeiitet  wohl  eine  Heiniiuing-  nnd  Umi<ehr  aul*  dem  Wege  von  alt- 
griech.  r|  (e)  zu  /  (vgl.  ü  zu  »);  '1  gehört  ja  zu  den  etwas  mehr  resi- 
stenten Lauten. 


24  Allu'rt  Thuiiih, 

Dcffner  hob  in  Curtius  Stiid.  1\'  270  die  diireh  Epenthese 
entstandenen  Diphthoiiii"C  hervor  und  behandelte  sie  vonvic- 
iiend  von  diesem  (Jesiehtspiinkt  ans  in  der  Zakon.  Granun. 
171  ff.  Foy  Lantl.  88  f.  giebt  kurz  und  khir  die  wiehtii^-sten 
Thatsachen;  v^'l.  weiter  die  kurzen  Bemerkungen  Tsicharis 
und  W.  Meyers  Portius  S.  XXXTl,  S.  71  (und  ein/eines  pas- 
sim).  Die  Epenthese,  soAvie  die  s])ontane  Entwickluni;'  eines 
postvokalisehen  i  behandelt  Pernot  mit  l)esonderer  Periiek- 
siehtig-uui;-  des  Zakonisehcn,  Annuaire  de  TEeole  des  H.  Etudes 
1894  S.  81  ff.  [Am  ausführlichsten  handelte  neucrdini;-s  über  die 
Diphthonii-e  Hat/.idakis  KZ.  XXXIV  loß  — 141.  Korrekturnote. | 
2.  Der  häutij;ste  und  allg-emeinste  Fall,  wodurch  Diph- 
thonge im  Neugriechischen  entstehen,  ist  das  Znsannnentreffen 
zweier  \'okale  nach  Ausfall  eines  Konsonanten  oder  durch 
fiexivische  Neubildung-:  zum  ersteren  gehören  die  Diphthonge, 
die  ich  aus  Amorg'os  notiert  habe  (von  Lehnwörtern  abgesehen), 
also:  ei  in  Xeei  aus  \efei  und  in  dem  durch  die  Kirchensprache 
beeinflussten  eXeriMOCuvri,  oi :  tpiueic  xpuuei  (zu  xpuJYUJ  'essen'),  ou: 
Tpououci  tröusi^)  (neben  xpOuci).  Detfner  (Zak. Gramm.  8. 167)  und 
Foy  a.  a.  0.  sprechen  hier  nur  von  einem  'Mischlaut'  oder  einem 
'etwas  loseren  Diphthong';  ich  lialte  diese  ]>eobachtung  nur  für 
teilweise  richtig-:  in  ludi  =  xö  |uaYi,  poXöi,  dexöc  (gegenüber  ai- 
xoTTOiiXi  mit  ai,  das  ich  auf  Thera  luirte),  euXoiixiKd  =  euXo- 
THTiKd  sc.  TTaibid  'eheliche  Kinder'  vermochte  ich  allerdings 
auch  auf  Amorgos  keinen  unzweifelhaften  Di])hthong-  zu  kon- 
statieren. Aber  darum  wird  die  Existenz  ^•on  wirkliehen 
Diphthongen  nicht  verneint;  das  Unterbleiben  einer  vollstän- 
digen Verschmelzung-  hat  einen  besonderen  (rrund:  eüXorixiKd 
ist  offenbar  aus  der  ßechtssprachc  eingedrungen;  bei  ^di  wird 
die  Neutralendung  -i  als  selbständige  Silbe  immer  wieder  nach 
Analog-ie  seiner  zahlreichen  (ienossen  ergänzt;  die  Chronolo- 
gie des  Y-Scliwundes  oder  Petonungsverhältnisse  (di  wird  «/, 
aber  di  ])leibt)  sind  weiter  in  Betracht  zu  ziehen,  so  etwa  für 
luaeipeu-fe  (=  eiaafeipeufei  oder  KapaoöXi  bist.  Volksl.  \.  ;)1. 
Man  kann  auf  diese  Weise  \(illkoinnien  das  Nebeneinandersein 
von  echten  und  llalbdii)hthongen  verstehen;  die  Thatsaehe 
selbst,  d.  h.  das  Vorkonnnen  echter  Diphthonge  muss  Deffner 
und   Foy  geg-enüber  entschieden   betont   worden. 

1)  /./-Diplitliongi'  sc-lieinen  rcc-ht  selten  zusein;  im  Zak.  (Dt-tt- 
iirr  Zak.  gr.  IGT  tt.)  scheinen  sie  allein  häufiger  zu  l)egegnen. 


Zur  iicnig'ricchi.sclicii  Dialektkumie  11.  25 

3.  Neben  \eeic,  Xe'ei  findet  sieh  Xec,  Xe:  irac  und  Trdeic, 
TToi  und  Tidei  sind  jedem  aus  der  Genieinspraelie  bekannt  ^) ; 
vgl.  auch  Hatzi(bTkis  o3(3  f.  Die  lautg-esetzliehen  Formen  sind 
die  kontrahierten  wie  Xe'c,  Xe,  die  durch  Systemzwang-  fort- 
während zu  leiifi),  Jet  erg-änzt  werden:  in  ctbövi  =  diTbövi 
('AXqp.  Tfjc  dyaTTric  und  liova  IMorosi  IV  31  f.),  afd  —  dexöc 
(Bova  ib.),  'Xeiuocuvri  (Cv})ern  XaKeXXdpioc),  MixdXiic  aus  Mi- 
Xai'iXiic  u.  dgl.  (vg-1.  Hatzidakis  a.  a.  0.)  liegt  offenbar  die 
ungestörte  lautg-esefzliche  Entwicklung  vor.  Es  ist  bemerkens- 
wert, dass  Xec,  Tide  im  Vergleich  zu  Xeeic,  rrdeic  häufiger  sind 
als  Xe,  TTCt  im  Vergleich  zu  Xe'ei,  irdei  -) :  die  2.  P.  blieb  auch 
nach  der  Kontraktion  durch  das  -c  genügend  charakterisiert, 
während  in  der  3.  Ps.  die  charakteristische  Endung  ganz 
fehlte,  daher  von  neuem  antrat. 

4.  Amorgos  gehört  niclit  zu  den  Geliieten,  wo  Di|)hthonge 
in  reicherem  Masse  sich  entwickelt  haben:  für  -r^/-l)i|»hthonge, 
wie  sie  bei  der  sogenannten  'aufgelösten'  Flexionsweise  der 
Verba  contracta  (poutdei  =  agr.  epouid)  in  den  peloponnesi- 
schen  IMundarten  gewrdmlich  sind,  ist  im  Amorginischen  kein 
Platz.  Aber  auch  in  anderer  Beziehung  ist  das  Amorginische 
diphtliongenarni:  die  /-Epenthese  (Foy  S.  88  i?  17,  1)  habe  ich 
nicht  beobachtet,  ferner  notierte  ich  Unterbleiben  der  Di])h- 
thongierung  in  Ya^apoc  (und  yabdpa)  st.  gew.  fdiöapoc  'E^scT, 
ebenso  Yaöoupiec  (eine  Traubensorte),  raboupÖKuuXa  eine  <  )rt- 
lichkeit  (Urk.  u.  heute )^),  xöv  Ka|uevo  "o  der  Arme'  wofür 
gew.  Kariiuevo,  dazu  Kajuevec  eine  Örtlichkeit  und  Kauevii  'Aypi- 
Xid  ein  Berg  MrjX.  48,  KXdiuaxa  (so  auch  in  den  Wrirterbüchern 
von  Legr.  und  Byz.,  auf  Cypern  nach  Sakellarios,  KXdiiujuaTa 
Foy),  KriXabuu  (richtiger  icriXabd))  bist.  Volksl.  v.  1  (auch  auf 
Cypern  und  sonst,  KeXabOu  und  KOiXabuj  Korais  IV  228.  237,  k»-|- 
XauYiJ^J  iiiid  KiiXaboupYiI)  Karpathos  Koss  Inselr.  III  182,  dane- 
ben KeXaibu)  Foy  usw.),  x^'^^'^Tuu  i^xo^beuuu  und  xCi^cuuu  Byz., 
Foy,  Legr.,  x«i^£^(T)uJ  Duc,  ferner  z.  B.  auf  Kreta,  xotöeuiJU 
Kor.  V  66('),  xceuKuu  Cypern  Sakell.),  Xe|uövi  Xeuovid  (auch 
Byz.,  Legr.,   Kor.  V  Itk').    Xiuövi  Kor.  ib.,    Xei'iuövi  Byz.,    Foy 

1)  Ich  habe  mir  aus  Amorgos  nur  ttüc  notiert. 

2)  Statistische  Angaben  stehen  mir  nicht  zu  Gebote,  sondern 
ich  urteile  hier  nur  nach  allgemeinem  Eindruck. 

3)  raiöoupÖKLuXa  bei  Mr|X.  32  dürfte  demnach  eine  fak-he  Auf- 
Äeiclinun"-  sein. 


26  Albert  Tliuinb, 

H9).  Aiicli  auf  'Avepdbec  g-eii-enüber  'Avepdibec  kann  verwiesen 
werden  ^s.  o.  II  i-<2  f.). 

Da  auf  Aniorg'os  spontane  Diplithongentwicklung-  nicht 
eintritt,  so  branelit  uns  die  Ursache  der  Erscheinung  hier  niclit 
weiter  zu  besehäftig-en ;  der  Vorgang  ist  noch  nicht  ganz  auf- 
geklärt, doch  scheint  soviel  wahrscheinlich,  dass  es  sich  nicht 
überall  um  phonetische  Erscheinungen  (Kaniaevoc  KeXai'büji,  fer- 
ner nicht  überall  um  eine  griechische  Lautentwicklung-  han- 
delt. Vgl.  G.  Meyer  Litcrar.  Ontralbl.  1880  Sp.  (389  und 
IF.  I  320,  W.  Meyer  S.  ^»9,  John  Schmitt  in  Psicharis  Etudes 
S.  278.     Doch  Pernot  a.  a.  0.  S.  «6  f.     [Hatzidakis  a.  a.  O.j 

5.  Auch  in  ßoubi  und  Ableitungen,  sowie  poubi  poubid 
(s.  oben  II  122  f.)  haben  wir  gegenüber  sonstigen  Formen  mit 
Ol,  ni  V)  M(mophthong:. 

V?  17.     I)cr  /-Vokal  in  kinisonantiseher  Funktion. 

1.  Dass  ein  iu^i-Laut  \or  anderem  \'nkal  im  Xeugriechi- 
schen  konsonantische  Funktion  anninunt  'TeXeiuuvuu  zu  teljöno), 
ist  eine  schon  lange  bekaimte  Thatsache.  .Man  vergl.  z.  B. 
Mullach  8.  142  f.,  Detfner  Neog-raeca  S.  256  ff.,  Foy  60  f.  Be- 
sonders Hatzidakis  und  Psichari  haben  wiederholt  die  Erschei- 
nung- untersucht:  dieser  ^lem.  de  la  Soc.  de  linguist.  V  36u — 2, 
Essais  II  S.  LIII  ff.  LXVII  f.  LXXI  f.  und  im  folg-,  passim, 
Revue  critique  1887  S.  'I'o?)  f.  und  besonders  ausführlich  Etu- 
des 20Ö— 219;  Hatzidakis  'Aenvä  I  276  ff.  KZ.  XXX  )\^2.  Einl. 
8.  337  ff.  IF.  11  378  ff.  [Zuletzt  KZ.  XXXIV  108  ff.].  Zwi- 
schen beiden  Forschern  besteht  auch  über  diesen  Punkt  eine 
heftige  Kontroverse,  einmal  über  das  Alter,  dann  ül)cr  den 
heutigen  Einfang-  der  Erscheinung.  Ich  selbst  habe  'AGiivd 
III  1(J4  mich  kurz  in  Hatzidakis  zustinnnendem  Sinne  ge- 
äussert. Da  nun  Psichari,  wie  er  versichert,  deshalb  auf  die 
Ansicht  von  H.  nochmals  eingeht,  weil  er  sie  von  mir  ange- 
nommen sieht  (Etudes  S.  205),  so  versuche  i(di  es,  meine 
eigene  Ansicht  mit  einigen  Worten  darzulegen.  Die  Anschauung-, 
welche  ich  vor  drei  .lahren  darüber  hatte,  ist  auch  noch  meine 
heutige;  die  N'erschiedenheit  der  Ansieliten  \(»n  11.  und  Ps. 
hinsichtlich  {{(-<•  heutii;-en  Zustandes  scheint  mir  unwesent- 
lich   zu    sein.     In    der  Frage    über   das  Alter    von  i  aus  ante- 

1;  L'Ihm-  (It'ii   I  )iiilitlion^-  ///  vül.  auch  Ilat/.idakis  Einl.  339. 


Zur  neiigriochisclien  DialcktkuiKU'  11.  27 

vokalischem  i  (e)  ist  freilich  der  piiii/.ipiellc  Geg-eusatz  der  bei- 
den Gelehrten  in  der  Deurteiiuni;'  der  niittelg-riechischen  Texte 
massg-ebend.  Dass  ich  mich  hierin  im  wesentlichen  Hatzida- 
kis  anschliesse,  habe  ich  schon  wiederholt  geäussert  (Die  neu- 
g-riech.  Spr.  >S.  S  und  IF.  Anz.  1  48.  II  180):  ich  vermag-  da- 
her in  den  Beleg-en  ans  Spaneas  i  Psichari  Essais  II  S.  LXVII  f. ) 
keinen  Grund  g'cg-en  die  Ijchauptung-  zu  sehen,  dass  der  Über- 
gang- des  antevokalischen  i  in  \  schon  vor  dem  10.  Jahrh. 
unserer  Zeitrechnung-  eingetreten  sei:  zunächst  g-iel)t  ja  auch 
Psichari  eine  Reihe  von  neug-r.  Synizesen  zu,  sowohl  für  den 
Inlaut  i CTpaxiuJTai,  ttXoüciov,  Tridci;ic  usw.)  wie  besonders  für 
den  Auslaut.  Wenn  aber  im  Öandhi  eine  solche  Synizese  g-e- 
W(»hnlich  ist  (wie  Ps.  betont),  so  muss  notwendig-erweise  in 
dem  eng-eren  Znsammenhang-e  der  Laute  eines  Wortes  ein 
solcher  Vorg-ang-  um  so  gewöhnlicher  sein.  Zudem  ist 
die  Annahme  von  Entlehnungen  aus  der  Schriftsprache  bei 
Wörtern  bezw.  Formen  wie  9eöc  (Kirchensprache  i,  oiKeioÖTai, 
aiTioc,  TrXeiövujc  so  einleuchtend,  dass  daraus  kaum  ein  Gegeu- 
grund  konstruiert  werden  kann.  Die  Synizese  des  betonten 
kl  (ea)  usw.  zu  id  usw.  lässt  man  am  besten  zunächst  aus 
dem  Spiel,  weil  hier  andere  Bedingungen  vorliegen  als  in  Fäl- 
len wie  TTidvuj  u.  dgl.  Damit  werden  aber  aus  dem  Verzeichnis 
von  Ps.  die  meisten  mittelgr.  Beispiele  für  Xichtreduzierung 
gestrichen.  Nun  weist  freilich  Ps.  auf  romanisches  Vorkom- 
men eines  i  neben  /  ^Etudes  206  f.).  Es  wird  die  Möglich- 
keit dieses  Nebeneinander  Niemand  bestreiten  (man  denke 
nnr  an  die  emphatische  ^lessung  der  Dichter  im  Deutschen, 
etwa  Asien  jl^^  neben  gew.  Asien  _?._),  aber  damit  wird  zu- 
nächst nichts  für  das  thatsächliche  Vorhandensein  im  (iriechi- 
schen  bewiesen.  Für  die  Beurteilung-  der  griech.  Texte  kann 
nur  vom  Standpunkt  des  Neugriechischen  aus  eine  sichere 
(irundlag-e  gewonnen  werden;  hier  liegt  Synizese  des  i unbe- 
tonten) i  vor.  Wenn  nun  gleichzeitig  die  Entwicklung  des  Agr. 
'vgl.  Hatzidakis  'ABrivä  a.  a.  0.)  auf  die  selbe  Bahn  drängt, 
wenn  endlich  die  mgr.  Texte  zahlreiche  Belege  konscmanti- 
scher  i  bieten,  so  können  ])oetische  und  gelehrte  Messungen 
wie  -fvricioc  j.^w  keinen  Ausschlag-  geben.  Auch  aus  den 
ältesten  Proben  vulgärgriechischer  Sprache  (Krundjacher  Byz. 
Lit.  390),  worauf  Ps.  verweist,  können  nach  meiner  Ansicht 
keine  Gegeninstanzen   gewonnen  werden:    Ps.  hat  die  Benier- 


28  Albert   Thumh, 

knnu-  Kniinbac'liers  über  die  Verdorbenheit  der  Überlieferung 
üljersehen,  s^nst  würde  er  auf  die  anget'ührtcn  IJelege  kein 
Oewieht  legen;  lassen  wir  ferner  rraibia  und  Kpaviou  zunächst 
aus  dem  Spiele,  so  bleiben:  MaupiKioc  —  skandiert  Kruni- 
bacher  ^_  ^,  also  mit  i;  eTiiec  —  vgl.  die  Lesart  bei  Lampros 
Eomans  grees  S.  IX  mit  der  Skandierung  _  ^.  also  wieder  \. 
NeoKaicdpeiav  ist  nicht  minder  unsicher:  mit  Zugrundelegung 
der  ursprünglichen  Lesart 

Kai  \;  NeoKaicctpeiuv  cou  buucuu 
kann  die  richtige  Silbenzahl  sehr  wohl  hergestellt  werden;  ein 
NeoKtticdpeia  _^_^_  mit  doppelter  Behandlung  des  antevo- 
kalischen  /  (c)  scheint  mir  etwas  gezwungen.  Es  bleiben  somit 
mir  noch  äyie  -  ^  _  und  Xavidvav,  ferner  d\rT6eiav,  auf  das 
vermutlich  Ps.  kein  Gewicht  legt;  bei  otYie  bringen  wir  auch 
mit  der  Skandierung  _^_  nur  14  Silben  heraus  —  es  niuss 
also  etwas  nicht  in  Ordnung  sein;  Zavidvav  ist  ein  fremd- 
artiger Ortsname,  aus  dem  wir  griechische  Sprachgesetze  nicht 
eruieren  dürfen:  überdies  würde  durch  eine  Konjektur 

dv  f-iou  buuci^c  -)  Tiiv  Zavidvav 

—     ^     —     ^     —    Ky     —    \y 

l  leicht  herzustellen  sein.  Auch  das  Distichon  Essais  I  Itvs 
enthält  nichts  entscheidendes.  Wo  bleibt  da  die  Htase 
solide',  von  der  Psichari  si)richt?  beweisen  die  von  ihm 
angeführten  Texte  nicht  eher  das  Gegenteil  von  dem.  was 
der  ^'erfasser  will  y  Wenn  Psichari  aus  Hatzidakis'  sprach- 
wissenschaftlicher IJehandlung  der  Texte  die  Eolgerung  zieht 
"que  ni  les  inscriptions  de  l'ere  chretienne  ni  les  mss.  ne 
peuvent  servir  ä  la  grannnaire  historiipie  du  neogrec"  (Etudes 
S.  209 1,  so  ist  diese  Folgerung  so  sehr  j^anz  den  Thatsachen  ent- 
sprechend, dass  äusserste  \'orsicht  und  Kritik  in  der  iUMiutzung 
der  Texte  durchaus  gerechtfertigt  erscheint  —  wie  ja  Hatzi- 
dakis fort  und  fort  betont.  Für  das  Alter  des  i  ist  also  die 
Thatsache  massgebend,  dass  die  Tendenz  einer  Konsonanti- 
sierung  des  /  seit  früher  Zeit  beobachtet  werden  kann  und 
dass  sie  in  der  heutigen  Sprache  allgemeines  Ijautgesetz  ist. 
Irrelevant  ist  für  mich  die  Frage,  ob  etwa  ein  i'-'i  oder  bereits 

1)  Von    Krunibaeher    und    L;iin]in)s    ;i.  .-i.  O.  S.  X    unter    Zu- 
stimmung' von  Psicharis  g'estrielien. 

2)  Statt  büic. 

3)  Als  solches  fasst  doch  wohl   Fsii-iiari  sein  '/-rediiit'  auf. 


Zur  lu'uuriecliisclu'u  Dialcktkunde  II.  20 

ein  j  vorla,-;-.  Denn  zuerst  entstand  natürlich  ein  /,  das  ent- 
weder zu  j  wurde  oder  auch  in  den  V()rlieri;-elienden  Konso- 
nanten aufi;'ehen  konnte  (Mouillierung-  von  r,  1,  m,  n  oder 
Fälle  wie  biaKÖca,  eKKXiicd). 

In  der  Frage  über  die  Konsonantisierung  des  i{e)  im 
Neugriechischen  habe  ich  den  Eindruck  eni]tfangen,  dass  eigent- 
lich Hatzidakis  und  l'siehari  in  der  Hauptsache  einig  sind 
und  durch  das  Streiten  um  Kleinigkeiten  den  Sachverhalt  ver- 
dunkelten: wenn  wir  den  Fall  ia  usw.  zu  m  usw.  als  beson- 
deren Bedingungen  unterliegend  zunächst  ausscheiden  (was 
Psichari  und  Hatzidakis  auch  thum,  so  niuss  man  dem  Laut- 
gesetz, wie  es  Psichari  formuliert  (Et.  S.  210 1,  ohne  weiteres 
zustimmen  "qu'en  grec  moderne,  tout  e  et  tont  i  sc  palatalisent 
devant  a,  o,  u  (ou)''  ("et  se  prononcent  comme  \\\\  jod"  bleibt 
am  besten  weg');  ich  würde  das  Lautgesetz  so  fassen:  "unbe- 
tontes /  (oder  e)  wird  vor  a,  o,  n  konsonantisch;  der  sich 
entwickelnde  Konsonant  /  le)  wird  weiter  entweder  zu  j  oder 
schwindet  mit  oder  ohne  Modifizierung  des  vorhergehenden 
Konsonanten  ",  also : 

/  zu  /  zu  /  (/):  biaKOcm, 

I  zu   /  zu  (t:  '      , 

I  VlICLUiriC    I  VJICRUTIIC). 

l'siehari  Etudes  S.  21o  und  Hatzidakis  Einl.  339  stinnnen  fak- 
tisch auch  darin  überein,  dass  bei  der  Formulierung  des  Ge- 
setzes die  aus  der  Schriftsprache  eingeführten  W(»rter  ("les 
mots  de  provenance  savante^'i  auszuscliliessen  sind,  was  eigent- 
lich selbstverständlich  ist.  Dabei  halte  ich  den  Streit  um 
Ti|nioc  oder  Tiujoc  für  prinzipiell  g'leichgiltig:  es  nnigen  beide 
Recht  haben.  Ich  glaube  jedoch,  dass  Hatzidakis  in  der  An- 
nahme silbischer  Aussi)rache  des  /  zu  wa^it  g-elit  und  dass  hier 
Psichari  (S.  214)  die  richtige  Grenze  zieht. 

Ein  Fall,  der  die  Giltigkeit  des  Lautgesetzes  nicht  be- 
rührt, ist  das  Verhalten  von  ia.  lo,  weil  hier  eben  betontes  i  (e) 
vorliegt:  die  Dialekte  gehen  in  diesem  Punkte  auseinander 
(Verf.  AOnvä  III  104  f,  Hatzidakis  33S:  reiches  Material  Byz. 
Zschr.  II  235  ff.) :  einige  erhalten  das  la,  io,  während  die 
-Mehrzahl  der  ngr.  Dialekte  den  i)lionetisch  etwas  merkwürdi- 
gen Übergang  in  ja,  Jö  (iraibia  zu  ixaibidj  zeigen. 

Die  Aussprache  eines  vollvokalischcn  l  st.  J  kann  natür- 
lieh  überall  da  erwartet  werden,  wo  neben  unbetontem  /  fort- 


30  Albert  Tliuinb, 

gesetzt  Foniien  mit  l)C'tuntem  /  iiel)enherg-eheii :  also  kann  z.  15. 
ciiueiujvuu  (/-o)  durch  ecrjueiuuca  u.  dg'l.  ininier  wieder  neu  her- 
vur^U'erut'en  werden,  leh  vermag-  Ireilieli  nicht  anzug-ebeu,  wie 
weit  dies  in  der  Volkssprache  thatsäehlich  vorkonnnt.  In  den 
Dialekten,  welche  -ki  erhalten,  ist  dies  am  ersten  zu  erwarten. 

Über  eine  andere  Miiglichkeit  silbischer  Aussprache  des 
iintevokalischen  i  gleich  unten  (8). 

2.  Der  amorginische  Dialekt  steht  in  der  Konsonanti- 
sierung-  des  /  und  e  ganz  auf  dem  lU)den  des  Gemeingriechi- 
schen und  kann  daher  zur  Illustrierung  der  obigen  Sätze  die- 
nen: zunächst  ist  jeder  tonlose  antevokalische  /"-  oder  f-Laut 
konsonantisch,  und  zwar  zum  Spiranten  /  geworden-  der  Laut  ist 
identisch  mit  dem  aus  altem  y  vor  /,  e  hervorgeg-angenen  /. 
In  den  von  mir  durchgesehenen  Urkunden  und  in  den  Volks- 
liedern, die  ich  handschriftlich  besitze,  konnnt  dies  durch 
Schreibungen  wie  eTTobYiavipaTTiKe  (dTTobiavipeTTOiaai  'unver- 
schämt werden'  z.  B.  auch  auf  Kreta  und  Syra),  TraiÖYio  (1740) 
=  Ttaibiiju  Gen.  PI.  zu  Tiaibi,  bYlö  =  byö,  ttyiö  =  ttjö,  dbepcp- 
Yn«  (1740),  cpuuTYld  u.  dgl.  ^)  sehr  deutlich  zum  Ausdruck.  Dass 
nach  tonlosem  Konsonant  dieses  J  tonlos  einsetzte,  zeig-en  Schrei- 
bungen wie  Oxiöc  und  Eupdcpxia  iu  einem  von  A.  TTpdcivoc 
niedergeschriebenen  Volksliede.  Es  muss  der  Zukunft  über- 
lassen werden,  solche  Feinheiten  eimual  mit  den  Mitteln  der 
modernen  phonetischen  Technik  genauer  in  ihrem  Umfang-  fest- 
zustellen.    Vgl.  übrigens  I'sichari  Etudes  S.  XXXVIII  f. 

.•>.  Wir  haben  also:  i  zu  i:  z.  F>.  Yiatpöc,  Yyot^i^iuu  'reifen' 
von  der  Traube,  zu  agr.  üaXoc,  vgl.  yI^^i^^Ju  'nifere^  Duc.  [  = 
gew.  yvu\'\l()j  'glänzen'),  dazu  Yya?^icT»ic  'der  Reifemonat'  id.  i. 
Juli,  der  die  Trauben  zur  Keife  bringt),  auch  auf  Xaxos.  Biö- 
Kacxpo  kleine  Klippe  bei  Amorgos  M^X.,  ludim  u.  dgl.,  liXioc 
dazu  Xidluu  'gew.i,  ßavTZ;eXio  =  euaYYtXiov  (ggr.  ßaYYt'^loi, 
bcuXiiI)  vg-1.  oben  IF.  II  10;"),  nomlM  (gew.),  ewoia  ienja)  gew. 
(vg-1.  Korais  I\'    111  -. 

e  zu  i:  z.  r>.  Xioipißi  =  eXaiOTpißeiov  'Ölpresse',  Xiovrdpi 
'Löwe',  TiaXiöc   =   TraXaiöc. 

4.  Auffallend  ist  jrdoch  die  Ikdiandlung  des  e  in  Siupuj 
(Hova  IJrorö  Mor.  ;)1,  Boupuj  Detfner  ('.St.  IV  :>0\))  =  agr. 
Öeoipuj  und   xpwcjüj    =   \peivcr(b  fauch  xpo'JCTiu   Vity   ll^'*l^    die 

1)  Eine  Sriirt'il)Uiin',   die  natürlii-ii  aiu-li  t-onst  l)t'ü'ei;'nut. 


Zur  neui>-rieclii.sclu'ii  DialektkmuU'  II.  31 

beide  g-emeingTiecliiscli  ^ )  sind  und  aiu-li  .schon  früh  sich  hclegen 
lassen  (bei  Trinchera  u.  Prodronios  vgl.  Hat/idakis  Eiid.  olo). 
]\Ian  vergleiche  dazu  die  von  Foy  128,  Hatzidakis  oUiS.  od6  noeli 
angeführten  Beispiele  voccid  und  vuüttöc.  Besonders  ausführ- 
lich darüber  Psichari  Meni.  de  la  Soc.  de  linguist.  V  36U  ft".. 
der  sich  vergebens  um  eine  Erklärung  bemüht.  Die  Sache 
ist  indes  einfacher  als  es  scheint:  die  Kontraktion  von  eo  (euu) 
zu  o(uj)  wurde  vollzogen,  ehe  das  jüngere  Lautgesetz  von  der 
Konsonantisierung  des  i  (e)  in  Kraft  trat;  voccöc  st.  veoccöc  ist 
auch  schon  aus  der  alten  Koivti  bezeugt  (Hatzidakis  a.  a.  O., 
E.  Meister  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  XIII  811):  an  ähn- 
liche Erscheinungen  im  Agr.  (Dialekt  von  Megara)  sei  nur 
kurz  erinnert.  jMit  den  andern  Formen  wird  es  nicht  anders 
gewesen  sein,  Avenn  sie  auch  gerade  nicht  aus  agr.  Zeit  belegt 
sind;  zu  einer  Zeit  der  Koivri  als  z.  B.  iraXaiöc  noch  dreisilbig 
war  {palaiös — pale-ös)  vollzog  sich  in  Geuupin  usw.  bereits  die 
Kontraktion  Ouupo).  Man  könnte  fi-eilich  ein  Beispiel  einwenden, 
wo  dieselben  Bedingungen  wie  in  den  genannten  Fällen  vorliegen: 
6eöc.  Als  die  lautgesetzliche  Form  muss  *9öc  angesehen  wer- 
den, wie  es  auch  in  Gobuupoc,  Oobuupfic,  6oXöyoc  (vgl.  Deffner, 
Foy,  Psichari,  Hatzidakis  a.  a.  0.)  vorliegt.  Statt  dessen  ist 
jedoch  die  allgemeingriechische  Form  6iöc  (bezw.  dessen  Moditi- 
zierungen);  dass  diese  Form  eine  jüngere  Umbildung  des  täg- 
lich in  der  Kirchens})rache  gehr»rten  Wortes  Beöc  ist  und  daher 
chronologisch  dem  -rraXiöc  gleichsteht,  scheint  mir  die  natür- 
lichste Erklärung.  Man  vergleiche  was  ich  l)ereits  oben  (II 101) 
über  Kupia  usw.  gesagt  habe.  Diesen  Ursprung  aus  der  kirch- 
lichen Sprache  verrät  besonders  deutlich  der  Vokativ  Gee  uou, 
den  ich  z.  B.  auf  los  hörte,  und  GeTC  |uou,  das  ich  auf  Amorgos 
notierte,  das  aber  auch  sonst  begegnet  i  z.  B.  C'vpern  Foy  (33) : 
das  Ge-  der  Kirchensprache  hat  geradezu  das  lautgesetzliche  Go- 
verdrängt  in  OexÖKic  auf  Ikaros,  worüber  Hatzidakis  IF.  II  370. 
Wemi  endlich  der  Priester  A.  TTpdcivoc  beim  Erzählen  einer  Le- 
gende Geöc  aussprach,  so  ist  das  allerdings  nicht  Volkssprache, 
aber  es  zeigt  eben  doch,  wie  die  Form  inuner  wieder  in  die 
lebende  Sprache  aufgenonmien  werden  konnte. 

1)  Doch  0i(jüpuj  in  einem  Distichon  bei  Passow  CPGr.  No.  211 
(IVeiHch  aus  einer  Sammlung-  von  Volksliedern,  deren  AolUstümlicher 
Ursprung-  frag-lich  erscheint,  vgl.  Passow  S.  VI  der  Präf.)  und  xi'J'JpüJ 
in  Aravanion  (Kleinasien)  Ba\aß(ivo<;  MiKpaciavd  S.  2H. 


3"J  Albert  Thuinb, 

Auf  sinf;iiläre  lokale  Versc'hiiMleiilu'itcn  scheint  GiaipOu 
liiiiznweiseii. 

f).  Aueh  (las  betonte  antevokalische  ?  (r)  ist  auf  dieselbe 
Weise  bcliaiulelt,  d.  h.  konsonantiseli  i^vwordeii.  In  Fällen  wie 
('rfiacua,  byöcfaoc  (auch  im  Lexikon  von  By/.,  yuöc)lioc  Foy; 
büocuoc  Kovais  I  lUo),  iimace  u.  dgl.,  cuOpiacxpo  (vg-1.  IF.  IT  112  f.), 
Kpidict*  I  =  Kpeara)  n.  ä.  begreift  sich  der  Vorg-ang  leicht, 
denn  es  stehen,  wie  Hatzidakis  schon  bemerkte  ('ABrivä  a.  a.  0.). 
nel)en  /  (e>  zahlreiche  Formen  mit  nnbetontem  /  le)  (dYiac)aaTOC, 
r|7Tiäca)aei;  merkwürdiger  ist  die  Ersclieimmg  bei  den  zahl- 
reichen auslautenden  la,  h,  ea,  eo,  die  sich  in  den  meisten 
Dialekten  (s.  oben)  und  so  auch  in  xVmoi-gos  zu  id,  \6  ver- 
schoben haben.  Es  genüg-t,  ein  paar  Beispiele  anzuführen,  da 
viele  schon  ang-eführt  oder  noch  anzuführen  sind :  dpinaBid  (auch 
Legr. ',  bei  Foy  93  dpuaOöc,  ßapeid  ^Hammer'  aus  ßapeia  'gew., 
z.  B.  bei  Byz.;  bei  Konst.  Porphyrog.  ßapea  s.  Soph.  s.  v.  ßapuc) 
Yl«  =  LiY'ieia,  NiKapid  i Insel),  couTTid,  cpureid;  epYCiXeiö  ^Web- 
stuhl' MitX.  16,  eepiö\i,  EevoTaqpeiö  (jrtlichkeit  in  Kolophana, 
'Pnviö  Dimin.  zu  Eip»ivr|,  Kapdß'  d-rrö  CKap-fioO*  'ein  Schiff  von 
der  Werft  weg-'  =  'ganz  neu'  zu  CKapi-i;  deXm  (s.  o.  S.  12), 
■fptd  'alte  Frau'  -fpaiai,  evvid  '9',  vopid  (vgl.  oben  IF.  II  124 
u.  Hatz.  Einl.  99 1,  Pflanzen-,  Baumnamen  (-ea)  wie  cuKaiuvid, 
Xuapid  'agnus  castus-Strauch',  dpYavid  (g"ew.  pixavi,  doch  auch 
auf  Syme  ZuXX.  S,  4()6):  yoviüu  =  yovc'ujv,  'Oßpiöc  =  'Eßpaioc, 
viöc  vid   =   veoc,  dazu  id  vidta  Mugend'. 

6.  Wenn  man  daneben  in  den  Texten  bei  Mi-|XiapdKi-|c 
Formen  wie  diuapria  oder  cpXuupia  (im  Reim  zu  Bevetia)  neben 
cpXoupid  oder  urkundlich  EaivoTaqpeio  (=  EevoTaqpeTovi,  TTOuXiicia 
'KautSertrag'  u.  ä.  findet,  so  sind  das  natürlich  Formen  der 
Schriftsi)rache.  Sie  können  gelegentlich  auch  vom  Volke  ge- 
braucht werden  ('duapiia  z.  P).  wird  ja  in  der  Kirche  oft  gvnug 
gclnirti,  wie  ich  denn  auch  6  veoc,  ii  ve'a  bei  der  Erzählung- 
eint'S  Märchens  wiederholt  geh<irt   habe. 

7.  Bemerkenswert  sind  wegen  des  Akzents  dKVioc  =  agr. 
dKuaioc  und  'PotKXeid  —  'HpdKXeia  Insel  l»ei  Amorgos  MiiX.  17. 

1)  l'eber  das  Verhältnis  von  Oepi  und  ftepio  ii.  dgl.  wird  besser 
in  der  Fiexionslelne  gehandelt. 

2)  Das  Wort  bedeutet  <;ewühnlich  'Kiel',  doi-h  vgl.  CKupiov  bei 
Duf.  'Gestell  (Unterlage)  für  ein  Sehift';  Korais  II  327  hat  bereits 
das  Wort  rieht!;;-  als  tcxöpiov  (zu  ic\üpu)  erklart. 


Zur  neiigriechiseheii  Üialektkuude  II.  33 

Weg-eii    des    erstercii    Vi;l.  Hatzidakis  'ABiivä  I  2(58.      PaKXeid 
ist  vom  Genitiv  'PaKXeiäc  (aus  'HpaKXeiao  ausg-egaiigen. 

8.  Die  Regel  ül)er  das  Kdiisdnantisehwerden  eines  /'  gilt 
nur  für  die  Fälle,  wo  von  alterslier  der  /-Laut  antevokalisch 
ist;  wenn  dureh  den  ganz  jungen  Prozess  von  y- Ausfall  ein 
i  antevokalisch  wird,  so  l)ehält  es  auf  Aniorgos  seinen  Silben- 
wert:  ich  notierte  wenigstens  -miaivuu  (=  rrriYaivuui,  Ttiiaivei, 
TTi^aiva  (3.  riur.),  eTTiia  usw.  und  (e/Xioc  =  oXitoc.  Diese 
Behandlungsweise  scheint  auch  sonst  die  gew(»hnliclie  (vgl. 
z.  B.  Belege  l)ei  Hatzidakis  IF.  11  384  f.).  während  allerdings 
an  manchen  Orten  auch  ein  fortgeschritteneres  Stadium  (z.  B. 
auf  los)  vorkommt.  Wie  ein  e  sich  unter  der  gleichen  Be- 
dingung verhält,  zeigt  TipocTiaba  'überwölbter  Gang',  das  nach 
Ausweis  eines  urkundlichen  irpocTedba  (v.  J.  1740;  zu  agr. 
TTpocTe'Yiov  'Vordach,  Vorhalle'  gestellt  werden  muss  ^):  i-a  kann 
als  Übergangsform  zwischen  ea  und  ja  betrachtet  Averden. 

9.  Nach  einem  Zischlaut  (c,  c,  tc,  l)  schwindet  das  j 
auf  Amorgos  regelmässig,  ohne  eine  Spur  im  vorhergehenden 
Konsonanten  zu  hinterlassen.  Die  Erscheinung  ist  an  verschie- 
denen Orten  beobachtet,  so  von  mir  auf  Ägina  (/Aerivä  III 
104),  auf  Thera,  los,  Naxos,  von  Hatzidakis  auf  Ikaros,  dem 
östlichen  Kreta,  in  Doris  iIF.  III  379  f.;.  von  Morosi  in  l>ova 
Arch.  IV  31  (mesakö  =  inecmKÖc,  pluso  =  ttXoucioc  i.  Dieser 
Lautvorgang  ist  vermutlich  ziendich  jung;  wenigstens  sin-icht 
dafür  das  wie  es  scheint  immerhin  begrenzte  Verbreitungsge- 
biet ^i.  Aus  Amorgos  vergleiche:  dXXaEec  'Kleidung,  Anzug' 
in  einer  Urkunde  (v.  J.  1730)  =  dXXaEid  auf  Kreta  laucli  l)ei 
Legr.',  dXXaHd  Thera,  eKKXricd  •^,  luoipacd  =  luoipacia  Duc, 
Byz. 'Teilung'  ^auch  Urk.  v.  J.  1740  neben  laoipacia  vgl.  o])eni, 
td  vncd  =  v^cid  MnX.  bist.  Volksl.  v.  142.  dazu  viicuuiiic, 
TTpacd  'licet  in  dem  der  Tabak  gesät  wird'  (ebenso  auf  Chios 
vgl.  l'aspatis)  =  irpacid  (Legr.)  zu  Tipdcioc  ^  =  TTpdcivoc),  das 
schon  bei  Dio  Cassius  begegnet  (Sophoclis),  id  KpeßßaTocTpuuca 
(Urk.   v.  J.  1704)    zu    -cipubci     Duc,  lUz.");    rpicd  'Mehlsicb' 

1)  Das  Wort  ist  mir  aus  Lexicis  oder  andern  Dialekt-^-ebieten 
niciit  bekannt;  was  die  Form  betrifft,  so  ist  es  ein  Au<i-mentativum 
zu  einem  Deminutivum  ■■•iTpocTeY(i6i(ov). 

2)  Allerdings  aiieli  in  Bova. 

;])  eKKXnciec  im  bist.  Volksl.  v.  MG  NW\K.  i^Reim:  aiTiec)  natür- 
licli  Einfluss  der  Scbriftspraelie. 

Inilojjermaniselie  Forschun}r(.Mi  VII   1   u.  t.  3 


34  Albert  Tliuiiil), 

aus  Tpixicf  (los,  Thcra),  dYamiTiTcd  =  dfaTDiTiKeid  ^Geliebte', 
öcTcd  =  r\  CKid  (s.  oI)en  S.  9 1,  CKoiXapiTca  =  CKuuXapiKia  (Plur.) ; 
rd  ßuZ;d  '"Hrüste',  liei  rrepicca  liist.  Volksl.  v.  117  '  daneben 
Trepiccöc  vyl.oben  IF.  1197)  und  cd^uu  =  gew.  cid^uu,  icdZ^uu  Pon- 
tüs  luXX.  14,  282,  cdvuj  Phertakaena  Krinopulos  ()2,  cac|uöc 
'cu|ußacic'  (Urk.  v.  J.  17o5,  heute  auf  Amorg-os  ung-el)räueh- 
lieh)  lässt  sieh  nicht  sagen,  ob  die  alte  i-lose  oder  die  jün- 
gere (durch  Analogiebildung-  hervorgerufene)  Form  zu  (irunde 
liegt.  Wie  die  Beisi)iele  aus  Urkunden  zeigen,  reicht  der 
Schwund  des  j  auf  Aniorgos  sicher  200  Jahre  zurück  (ältester 
Beleg  1704).  Er  ist  jedoch  wie  gesagt  eine  einzeldialektische 
Erscheinung:  nui-  einige  \>cnige  Fälle  weisen  durch  ihre  wohl 
allgemeine  \'erbrcitung  auf  hohes  Alter  des  i-Schwundes:  cd- 
Xio  (gew.,  vgl.  die  Lexika,  zak.  .st'ili,  tra])cz.  cdxXa  Foy  52) 
zu  ciaXoc  ])ezw.  cidXiov  \\  dazu  cdXiafKOC  ^Schnecke' iG.  Meyer 
Türk.  Stud.  I  27),  ciuTraivuu,  cuuTra  (vgl.  Foy  129  und  die  Lexika), 
(pacöXi  (vgl.  oben  11  1K5,  auch  Bova  f'asnli),  vydGa  u.dgl.  (Foy 
129),  cttYÖvi -)  —  cittYLUv;  vgl.  zu  allen  Hatzidakis  338.  Zur 
Erklärung  gilt  dasselbe,  was  ich  bereits  bei  Bujpa)  angeführt 
liabc:  es  sticssen  seit  sehr  alter  Zeit  (vermutlich  Koivii)  i  und 
Vokal  zusannnen,  sie  unterlagen  daher  einem  älteren  Lautge- 
setz, dessen  AVirkcn  abgeschlossen  war,  ehe  viicid  u.  dgl.  ent- 
standen: vgl.  das  bei  Giöc  Gesagte. 

10.  Andere  Fälle  von  lautgesetzlichem  i-Schwund  habe 
ich  nicht  verzeichnet;  jaapfapeiiapevei  d.  i.  *|uapYapiTapeviii  in 
einer  Urkunde  von  1704,  wofür  heute  laapYapiTapevia  (Femin. 
zu  -evioc),  ist  wohl  -enji  zu  sprechen;  dass  Ji  nach  Kons,  vor- 
kommt, zeigt  z.  B.  TTYri*,  d.  i.  ttii;]. 

Das  Suttix  -ipm  bleibt  unverändert,  vgl.  ii  dXuuvictpia 
'xuJpdqpi  MC  dXuuvi'  Urk.  (1704)  und  heute  (die  Wörterbücher 
kennen  das  Wort  nicht  i,  rrpoSevriTpia  (TTpoEevriipa  Foy  129), 
XopeÜTpia  ixoptuTpa  Foy  129):  entsprechend  auch  ÜKpria  (= 
TÖ  T6.X0C),  cuupiacTpo  (s.  oben  I  und  andere  pj'.  Ob  daher  b^\a- 
ßdxpa*  genau  aufgezeichnet  ist.  darf  Itezweifelt  werden;    aber 


1)  Dissimilation  dos  ersten  1  oder  IJeeinllussung  dureli  \i\t.salira 
aiiziinehinen  (I'siehari  Etudes  S.  LXXVIII),  halte  ieli  liir  unniitijr, 
ebenso  Psieliaris  Bedenken  ge^i'en  die  Ableitunji'  \on  ciaXov,  weil 
dieses  attiseli,  ci€\ov  aber  hellenistiseli  sei. 

2)  Das  letzte  lialie  ich  auf  Aniori;os  zu  notieren  versäumt. 


Zur  uciigTiechischen  Dialektkunde  II.  35 

selbst  wenn  die  Form   richtig-  sein  sollte,    darf  kein  lautlicher 
Wandel  daraus  gefolgert  werden,  vgl.  Hatzidakis  179. 

1 1 .  Ein  unorganisches  t  enthält  dciviöc  =  dxiviöc  ( Byz., 
auf  Leukas  nach  luXX.  VIII  364),  wofür  jedoch  häutiger  dxi- 
voc  (Byz.,  Legr.,  Korais  II  402)  gebraucht  zu  werden  scheint. 
Der  Ursprung-  des  j  ist  mir  nicht  klar.  In  EobmuYUj  (ich  no- 
tierte Eöbiaipe  in  einem  Sprüchwort)  =  gew.  i  i)?.obia.l\jj  und 
(e)HobeuuL)  liegt  natürlich  Anlehnung-  an  xd  (i)E6h\a  vor. 

12.  Anmerkung".  Ein  dem  i  entsprechendes  ij  habe  ich  auf 
Amorg-os  nicht  beobachtet;  für  Zusammenstoss  von  -u  und  anderen 
Vokalen  findet  man  oben  S.  64  ff.  einig-e  Belege.  Zur  Frage  vg-1.  Ha- 
tzidakis  Eiiil.  3.39  und  Psicliari  Etudes  S.  211,  Anm.  o.  Psicharis^>?c-^s-e 
=  TToO  eicai  wurde  von  Hatzidakis  aus  Missverständnis  als  -rrßice 
aufg'efasst,  da  man  sonst  in  sprachuissenscliaftlichen  Werken  ein  ij 
zu  schreiben  pfleg"t.  Übrigens  bez-\reife]t  Hatzidakis  auch  ein  pulse, 
vg-1.  'EttictoXVt  TTpöc  Reinach  36  f.  Ein  ti  ist  jedoch  a  priori  im  Neug'r. 
ebenso  g-ut  möglich  wie  ein  /. 

i?  18.     Sonstige  Vokalerselieinungen. 

Was  ich  sonst  an  Vorgängen  im  Vokalismus  l)eobachtet 
habe,  bedarf  nur  kurzer  Erwähining,  da  mein  ]\Iaterial  g-e- 
ring  ist. 

i.  Vokalassimilation  ist  eine  im  Ngr.  bekannte  Er- 
scheinung. Vgl.  Detfner  C.  St.  IV  316,  Psichari  Mem.  de  la 
Soc.  linguist.  V  382  f.,  W.  Meyer  Portius  (s.  Reg-ister  s.  v.  Assi- 
milation), H.  Pernot  in  Psicharis  Etudes  S.  47  ff.  Hatzidakis 
Einl.  60.  108.  330  ff.,  dazu  W.  Meyer-Lübke  Byz.  Z.  II  143. 
Hatzidakis  ist  freilich  in  der  Annahme  von  Vokalassimilatio- 
nen, besonders  in  Bezug-  aut  den  Einfluss  des  a,  sehr  zurück- 
haltend. Sicher  ist,  dass  manche  der  verzeichneten  Beleg-e 
(vor  allem  bei  Pernot)  höchst  anfechtbar  sind,  so  vor  allem 
wo  es  sich  um  Anlautserscheinungen  handelt  (s.  oben  S.  16); 
aber  Hatzidakis  scheint  mir  doch  zu  ske}>tisch  zu  sein.  Ich 
habe  schon  öfter  die  Annahme  von  Assimilationen  zur  llr- 
klärung-  beigezog-en  vgd.  IF.ISOf.^)  82  tf.  109.  121  f.  und  halte 
daran  fe.st,  w-eungleich  sich  Hatzidakis 'A6)ivä  IV  471  dagegen 
ausgesprochen  hat.  Überdies  hat  Hatzidakis  g?.nz  neuerding-s 
IF.  II  374  für  die  Assimilation  neue  Belege  g-ebracht.  Fälle 
wie  bpaTtdvi  (II  81)  oder  fTavcdßacToc  (Xame  in  einer  Urkunde 


1)  Das   dort  angeführte  iravaupi  wird  freilich  einfacher  durch 
■G.  Mevers  Türk.  Stud.  I  67  erledigt. 


3(J  All) ort  Tliuml), 

von  1T<I4)  <t(ler  dpoEi  (II  91)  oder  dccpoviöva  =  i  djccpeviöva, 
um  nur  das  von  Anior^-os  Xotierte  anzuführen,  lassen  sclnvcr- 
licli  eine  andere  Erklärung*  zu;  der  von  llatzidakis  gesuchte 
Ausweg;  bezüglieh  des  inaxa-  =  ueia-  'Einl.  oolj  scheint  mir 
sehr  wenig  walirscheinlich.  Die  Frage  erheischt  eine  einge- 
hende Behandlung-,  damit  Umfang  und  ßcdingung-eu  der  Assi- 
milation festgestellt  werden.  Für  das  Gebiet  des  Altg-riech. 
(auch  der  Koivi'ii  hat  bereits  J.  Sclimidt  KZ.  XXII  o21  tf. 
eine  sichere  Grundlage  geschaflfen. 

2,  Anaptyxis  eines  Vokals,  bes(»nders  eines  i^),  findet 
sich  vor  Liquiden  +/:  ciriXiiva  auch  /.ak.  Foy  115)  =  g-ew. 
cnXi'iva  'auch  los.  Xaxos);  OipiCKdXa  Xame  einer  Ortlichkeit 
in  einer  Urkunde  v.  .1.  1T4U,  wofür  heute  OpiCKdXa,  kein  ganz 
sicheres  Beispiel,  da  mir  die  Etymologie  unbekannt  ist.  Siche- 
rer ist  TTeXeivouvTe  =  TiXuvouvTai  Urk.  v.  .1.  1704;  doch  habe 
icli  die  anaptyktische  Form  nicht  g-eh(>rt.  UI)er  xpiM'1"^TipÜL) 
und  x'^iMouvipo)  s.  IF.   11  02. 

^^'eit  verl)reitet  ist  die  Entwicklung  eines  /  zwischen  t 
und  V  im  Worte  TTdTivo  =^  TTdT|uoc.  vg-1.  Foy  116,  ferner  Amor- 
gos,  los,  Xaxds.  Die  Form  fand  ich  auch  auf  eint'in  Wcilie- 
bilde  des  anuirginischcn  Klosters  vom  Jahre  1619:  dazu  Tia- 
TiviuJTiKO  iXame  einer  Tranbensortc  vgl.  oben  II  103).  Statt 
des  bei  Foy  IK)  \'i'rz('ichnetcn  Karrivöc  h:it  Amorg(»s  die  gew. 
Form  KttTTvöc. 

^f-Aiiai)tyxis-(  scheint  das  auf  Amorgos  und  sonst  ül)liche 
fi  TTCuXeia  =  11  TiXeidc  (Ilatzidakis  Einl.  109)  zu  zeigen,  wofür 
auf  C3'pcrn  OTiXeid  iZaKeXXdpioc  Kuirp.  II  T03i.  Livision  anXeid; 
doch  tliun  wir  besser,  das  Wort  TTOuXia  von  agr.  TrXeidc  zu 
trennen  und  es  mit  G.  Meyer  'Z.  ngr.  Gramm.  .S.  20 1  zu  xd 
TTOuXid  in  Beziehung  zu  setzen.  Gerade  die  amorginische  Form 
giebt  der  Trennung  von  nXeidc  und  TTOuXia  eine  weitere  pho- 
netische Stütze:  wii'  dürfen  docji  nicht  auf  Amorgos  in  einem 
etymologisch  fraglichen  Woi't  Anajttyxis  annehmen,  wenn  ihr 
Unterbleiben  in  sicheren  Fällen  zu  kimstatiercn  ist,  so  in  -fo^p- 
vid  und  'piGÖvi,  die  wir  bereits  IF.  II  122  l)esprochen  haben, 
ferner    in    -f^^i    'auch   im   Wb.   von  Legr.,   p(tnt.  eföivi    =    gew. 


ly  Kinc  Kcilic  von  Belegen   ans  dem  Zakoniselu'n  bi-i  Pernot 
Anniiaire  de  l'ecohr  des  Hantes  Et.  18il4  S.  H')  1". 

2)  leli  sehe  liier  von  ;:e\vissen  VerbalfornuMi  ali. 


Zui-  neu<4Tiechisc!icn  Dialektkunde  II.  ;^iT 

•foubi  iFoylU),  Hatzidakis  1U9),  ,uvoüxoc,  woneben  sonst  aueli 
luouvoöxoc  iFoy43,  Hatzidakis  a.  a.  ()),  ceuKXo,  woneben  sonst 
cecpouKXo  (Foy  7),  ceopKOuXo  (Deftnen  und  andere  von  Hatzida- 
kis  ßyz.  Zschr.  II  252  verzeichnete  Formen, 

Der  anaptyktische  Vokal  zeigt  in  den  verseliiedenen  Dia- 
lekten verschiedene  Färbung-  im  Worte  für  Jastnin:  Amorg-os 
Yidceui  (auch  Foy  IK)),  los  und  Naxos  Yiaci|ui,  Rhodos  (V'AXcpd- 
ß^lToc  xiic  dyaTTric)  -fiacuiuiv,  gewöhnlich  Tiacou|ui;  die  Ana])tyxis 
ist  nicht  speziell  griechisch,  sondern  stammt  aus  der  darlei- 
henden Sprache,  pers.  Jd.^em/n,  arab.  jesamün:  daher  wohl 
auch  die  Verscliiedenheit  des  Vokals  e — «;  in  yi«ci)lu  liegt 
natürlich  Vokalassimilation  vor.  Über  das  Wort  vgl.  auch 
O.  Meyer  Lit.  Centralbl.  1880,  (589. 

r/-Anaptyxis  vielleicht  in  MaKapiec  s.  IF.  II  ^d. 

3.  Der  Vokalauslaut  zeigt  keine  spezifischen  lautlichen 
Erscheinungen;  über  das  etwa  hier  zu  nennende  eiKoc'  neben 
eiKOci  habe  ich  bereits  II  97  gehandelt.  Dieses  und  ganz  ge- 
wrdniliche  Erscheinungen  wie  dcp'  xö  =  dTiö  tö  oder  |Lie  =; 
ueid  oder  andere  Vorgänge  wie  Ttaibi  =  Tiaibii  o  iv.  welche  der 
Flexionslehre  angehören,  hal)en  nichts  mit  besonderen  'Aus- 
lautgesetzen' zu  thun. 

Freiburg  i.  P).,  Februar  1894.  Albert  Thumb. 


Lakonisch  eipr|v. 

Durch  Plutarch  und  die  grammatisch  -  lexikographische 
Litteratur  wissen  wir,  dass  die  Spartaner  den  Jüngling-,  w^enn 
er  ein  gewisses  Alter  erreicht  hatte,  eiprjv  nannten.  Wollen 
Avir  über  die  Herkunft  dieses  Wortes  endgültig-  ins  Klare  kom- 
men, so  haben  wir  uns  zunächst  über  seine  echte  Form,  was 
tlie  Laute  und  den  Akzent  betritft,  Gewissheit  zu  verschaffen, 
und  es  g-ilt  zu  diesem  Behüte  die  Zeugnisse  vollständiger  zu 
sammeln  und  g-ründlicher  zu  sichten  als  es  bisher  geschehen 
ist,    auch  von  den   drei  Gelehrten,    deren   etymolog;ische  Ver- 


;iS  Felix  Solmsen, 

suche  vor  allem  zu  nennen  sind,  Legerlot/  KZ.  \' 111 53,  Brug- 
niaun  Curtius"  Stud.  IV  116  und  J.  Baunack  KZ.  XXVII  565  tf.  O- 
Als  Vokal   der   ersten  Silbe   ist  teils  ei,    teils  i  bezeugt, 
ei  finden  wir: 

1.  in  den  XeEeic  zu  llerodot  lin  Steins  Ausgabe  II  465): 
eipr|V.  TTapd  AaK6bai|uovioic  ev  tuj  ttpujtuj  eviauxuj  6  Tiaic  puu- 
ßibac  KaXeTxai,   tuj  beuiepuj  TTpoKO|aiZ;6|aevoc,   tuj  TpiTUJ  )uiki2Ö|U6- 

VOC,     TUJ    TeTdpTUJ    TTpÖTTttlC,    TLU    7Te)U7TTUJ    TTaiC,     TU)    CKTIU    jUeXeipIlV. 

eqpiißeüei  be  irap"  auToic  ö  iraic  otTTÖ  etojv  beKttTeccdpoiv  laexpi 
Kai  eiKOCiv.  ßapuTÖvuuc  be  tö  )LieXeipr|v  ujcrrep  ttu0)uiiv  dTiüG- 
uiiv,  auxnv  ijvpauxiiv.  Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen, 
dass  diese  sehr  gelehrte  und  genaue  Notiz  aus  der  Schrift 
des  Aristophanes  von  Byzanz  Ttepi  övojaaciac  fiXiKiujv  stammt, 
und  das  haben  denn  auch  Nauck  Arist.  Byz.  fragmenta  S.  97 
N.  19  und  Stein  a.  a.  0.  475  angenommen; 

2.  bei  Plutarch  Lyc.  17:  Ou  |ur]v  dXXd  küi  rraibovÖMOC 
£K  TÜuv  KaXOuv  Ktti  aYöGOuv  dvbpüuv  eTdTTCTO,  Kai  KaT"  d-feXac 
aÜTOi  TTpoicTavTO  TÜUV  XeYO)uevujv  eipevuuv  dei  töv  cujcppovecTa- 
Tov  Ktti  )naxi|iiuJTaTOv.  El'pevac  be  KaXoöci  touc  e'TOC  Tibi")  beu- 
TCpov  eK  rraibujv  YCTOVÖTac,  jueXeipevac  be  TÜiJv  Ttaibojv  touc 
TipecßuTdTOuc.  OuTOc  ouv  ö  eipi"iv  e'iKOCi  eTii  yetovojc  dpxei 
Te  TiJuv  uTTOTeTaY,uevujv  ev  Taic  ladxaic  Kai  kut"  oikov  uTtiipeTaic 
XpiiTai  Tipöc  TÖ  beiTTVOv.  Varianten  zu  den  gesjjcrrt  gedruck- 
ten Formen  verzeiciniet  Sintenis  in  seinem  Apparat  nicht,  nur 
merkt  er  zu  lueXeipevac  an,  dass  die  Hss.  einfaches  X  gel)en, 
während  er  selbst  nach  der  Verbesserung  (?)  von  Xylander  XX 
in  den  Text  setzt; 

o.  in  den  Schollen  des  Cli(»irol)osk<)S  zu  den  övo)iiaTiKOi 
Kttvövec  des  Theodosios  (ed.  llilgard  Gramm.  Graeci  IV  1, 
265,  24  ff.):  Tuj  ttpujtuj  Kavövi  (dass  nämlich  die  Barytoiia 
auf  -r|v,  wenn  sie  kein  Itcsondercs  Xeulruui  bilden,  das  i]  auch 
im  Genitiv  bewahren  ["EXXiiv  "EXXiivoc|.  wenn  sie  dagegen  i-in 
solches  bilden,  das  r\  im  Genitiv  in  e  verwandeln  (dpciiv  dp- 
cevoc])  t6  eipriv  dvTiKeiTar  eipnv  be  XefeTai  o  buvd)uevoc  unep 
eauTou  Xefeiv,  toutcctiv  ö  eiKOCiv  eviauTÜuv  toöto  y«P  o  KaX- 
Xi)Liaxoc  bid  toCi  e  e'KXivev  eiTTwv  i  Fgm.  47^5  Sehn,  i  dXX"  dvTi 
ßpecpeuuv  ttoXiov  veov,  ei'pevu,  ue'ccov,  Kai  TauTa  jui]  e'xov- 

1)  Das  Pro;^raiiim  von  Job.  Lissner  'Zur  Kt.vinolo^i'ic  von  eipe- 
vec'  Efrer  1863,  das  Curtius  Grdz.''  594  anführt,  ist  mir  nicht  zu- 
;'äntrlich. 


Lakonisch  eipJiv.  39 

Toc  auTOÖ  oubeiepou  TrapacxiluaTicuöv  Kai  koic  bid  t6  luexpov 
TOÖTO  eTToiiicev.  Von  Leutz  II  719,  }\  ft".  in  Herodiaiis  Schritt 
Tiepi  kMccuuc  6vo|LidTUJV  aiitg-eiionnnen ; 

4.  in  den  Exccrpta  des  Alexandriniselicn  Patriarclien  So- 
phronios  aus  dem  Kommentar  des  Joannes  Cliarax  zu  den  Ka- 
vovec  des  Tlicodosios  fed.  Ililgard  Gramm.  (Traeci  IV  2,  o9r), 
12  ff.):  Zaqpric  ö  Kavuuv  "  oiueiOubec  t6  ei'priv  e'i'pevoc  biet  toö 
e  KXivöf-ievov  Kai  }xi]  e'xov  oubeTepov  ev  TTapacxnMüTicuuj"  'Api- 
CTOieXric  luevroi  KaXujc  exP^lcaTO  eiTTuuv  eipiivac  outuj  be  Xe- 
Yovrai  ujc  epeiv  libii  Kai  Xe'Yeiv  buvaitieviic  tflc  fiXiKiac; 

5.  bei  Herodian  I  16,  Uff.  Ltz.  (  =  Arkadios  9,  17  ff'.»: 
Td  eic  iTV  dirö  piiTuJv  1^x01  biaXeYOue'vuuv  tüüv  eic  iiv  ßapuveiai 
oiov  "EXXr|V  qpiXeXXrjv ,    eipriv  laeXXeipriv,    TTOi|.iriv  dpxi- 

TT0l|Lll1V  .  .  .; 

().  im  Etym.  Magn.  303,  37  ff.:  ei'piiv  •  övoua  iiXiKiac  • 
Tiapd  TÖ  ei'peiv  Kai  Xexeiv  •  ö  i^bri  Xe'Yuuv  Kai  briuriYopujv  •  Kai 
Ydp  idc  eKKXi-|c(ac  ei'pac  TTpooTföpeuGv.  Ei  uev  irapd  xö  eipuu, 
xö  Xe-fo),  bid  bicpGÖYTOu,  ei  be  änö  xoO  lepdc  eivai,  bid  xoö  iuuxa. 
Von  Lentz  II  5U2,  24  bis  binuiTfOpujv  auf  Herodians  Buch  Trepi 
öpGoYpaqpiac  zurückgefüln-t ; 

7.  bei  Hesycli,  wo  die  überlieferte  Glosse  eipiivr)  KÖpoc 
xeXeioc  von  M.  Schmidt  nach  Vossius'  Vorgang-e  €ipiTV  KÖpoc 
xe'X(ei)oc  gelesen  wird; 

8.  bei  Suidas:  lueXeipnvec"  xOuv  Tiaibojv  01  rrpecßuxepoi. 
Vielleicht  hat  Baunack  Reclit  mit  der  Annahme  ('a.  a.  0.  567 
Anm.  1),  dass  diese  Glosse  auf  die  oben  angefiihrte  Plutarcii 
stelle  als  Quelle  zurückgeht,  und  dann  würde  sie  als  selbstän- 
diges Zeugnis  fortfallen.  Doch  ist  Baunacks  Vermutung  jetzt 
sehr  viel  unsicherer  geworden,  seitdem  wir  durch  die  Excerpte 
des  Sophronios  wissen,  dass  Aristoteles  eipiivac  mit  ii  gebraucht 
hat.  Auch  des  Suidas'  Trpecßüxepoi  deckt  sich  (h)ch  nicht  ganz 
mit  Piutarchs  TTpecßuxdxouc; 

9.  l)ei  Hesych :  Kaxd  irpuixeipac  iiXiKiac  övo^a  01  Ttpoi- 
xeipec  TTapd  AaKebai)Liovioic  und  bei  Photios  Lex.  S.  140,  21: 
KaxaTTpuJxeipac'  Trpuuxeipai  01  Ttepi  eiKOCi  exri  ixapd  AdKuuci.  v. 
Leutsch  Phih)l.  X  431  scldug  vor  im  Lcnniia  TTpuuxip[avlac 
und  in  der  Erklärung  bei  Hesych  7Tpujxip[avlec  zu  lesen. 

eipeivuup  auf  einer  lakonischen  Inschrift  \'x  schedis  Eour- 
monti'  CIG.  I  09  kann  nicht  als  verbürgt  gelten;  vgl.  Brtckhs 
Bemerkungen  zu  der  Inschrift.  —  Ebenso  lasse  ich  €ipr)vdZei  • 


40  Felix  So  Im  so  11, 

Kpuiei  Hosyeli  hei  Seite,  da  der  Sinn  der  Erklärnuu-  nicht 
klar  ist:  Ludwig-  Diiidort'  verstand  KpaxeT  als  'pueris  iniperat', 
und  wenn  das  zutritit't,  dann  würde  die  (llosse  allcrding-s  hier- 
her g'e  hören. 

Dag-eg-en  zeig-en  i: 

1.  xpiTipevec  auf  einer  messenisehcn  Inschrit't  ans  Tliuria 
hei  Le  IJas-Foucart  II  n.  :)02  =  K.  Keil  Khein.  .Mus.  XIV 
(1859)  S.  ö2()  f.  Z.  2: 

2.  Tpavec  oi  eipevec  (ei'puuvec  eod.V  oi  apxovrec  riXiKiiIi- 
Tor  biLUKOViec  (AdKuuvec  sehr  wahrseheinliehe  Besserung  von 
Ahrens  Dial.   II   11())  Ilesyeh; 

o.  ipivec"  ,ueXXecpi"ißoi  ihideni; 

4.  ueXXipiiv  laeXXecpiißoc  ihideni. 

Es  erg'ieht  sieh  also,  dass  unser  "\^'ort,  wo  es  in  der 
Litteratur  vorkam  i  hei  Aristoteles,  Kalliniaehos,  IMutareh). 
üherall  mit  ei  geselirichcn  war  und  dass  die  Grammatiker  Aristo- 
phanes  vonliyzanz  undHcrodian  dieselbe  Schreibung  anwendeten. 
Demgegenül)cr  steht  die  messeniselie  Inselirift  mit  i;  dass  die 
Belege  aus  Hesych  nichts  weniger  als  klassische  Zeugen  für 
i  sind,  sondern  es  ledig-lich  dem  Itazismus  verdanken  können, 
lehrt  ein  Blick  auf  die  Unigel)ung,  in  der  sich  die  beiden 
ersten  von  ihnen  befinden:  da  lesen  wir  ipduuv  "  eKKXiicifdiiJuv. 
otTTO  Toö  ev  aÜTüTc  eipeiv  (gegenüber  eipduuv  •  eKKXiiciuüv  unter 
E);  ipeiv  •  "Kvfew/;  ipetai  ■  eiceipexai.  cuvaTTiexai;  ipii  •  \'pa.  epuu- 
Tiicic;  ipiuöc  ■  dKoXoueia;  ipd)  •  epOu.  \ejw,  Ipuuveia  •  uTTÖKpicic 
u.  a.  m.  S(»  hoch  wir  nun  auch  im  allgemeinen  den  Wert 
ins(diriftlicher  ()rthogra])hie  anzuschlagen  haben,  so  kann  ich 
mich  doch  in  unserem  Falle  nicht  dazu  entschliessen  der  Sclirei- 
l)ung  einer  einzigen  Inschrift  den  Vorzug-  zu  g-eben  vor  dem 
übereinstimmenden  Zeugnis  der  besseren  litterarischen  Über- 
lieferung und  vor  allem  vor  der  Autorität  des  Aristophanes 
von  Bvzanz,  dessen  Ang-aben  so  gründlich  sind,  dass  sie  nur 
aus  der  Beobachtung  der  wirklichen,  gesiirochcnen  Mundart 
geflossen  sein  krmncn,  und  dessen  eingehende  Beschät'tig-ung 
gerade  mit  dem  lakonischen  Dialekt  überdies  seine  Aukoivikui 
'fXuJCcai  bezeugen.  Dass  auf  dem  messcuischen  Stein  wirklich 
i  steht,  wird  man  zwar  nicht  bezweifeln  dürfen,  da  nicht  nur 
die  Kopie  von  Le  IJas,  sondern  auch  die  ^■(»n  Welcker  «bei 
Keil  a.  a.  O.)  es  g-iebt.  Auch  das  muss  anerkannt  werden, 
dass    die    Inschrift    sonst   keine  Spur    \(n\    Itazismus   zeigt:    ei 


Lakonisch  eipr-jv.  41 

ist  in  dem,  allerdiiig-s  eiiizio-en,  ]5eis])iele.  in  dem  es  sonst 
noch  vorkommt,  0aivoKX6i[ba]  Z.  ö.  richtig-  ])e\vahrt,  nnd  um- 
gekehrt wird  durchweg-  Nik-  (NiKeoc  NiKobduou  ß.  TTpaToviKou 
lo.  NiKOCTpaioc  17),  Ti,u-  (TiiLiöEevoc  Ti;uoreve[oc]  8.  Ti|uöEevoc 
TiuLuvoc  11)  und  -iv-  ( Xap.uivou  14)  geschrieben.  Aber  man 
darf  auf  der  anderen  Seite  auch  nicht  ausser  Acht  hissen, 
dass  bei  unserem  AVorte,  das  ja  der  Oemeinspraclie  fremd 
war,  nicht  die  feste  orthographische  Tradition  vorhanden  war 
wie  bei  den  eben  genannten  und  dass^der  Verfasser  der  In- 
schrift deshalb  selir  wohl  im  Zweifel  sein  konnte,  durch  wel- 
ches Zeichen  er  den  sehr  geschlossenen  ^^-Laut  der  ersten 
Silbe  wiedergeben  sollte;  denn  dass  in  der  Zeit,  der  unser 
Stein  angelu)rt,  das  urspi-ünglich  di])hthongischc  ei  und  die 
Dehnung  des  kurzen  e  bereits  in  diesem  sehr  geschlossenen  '^ 
zusanunengetallen  waren,  leln-t  das  analoge  Verhältnis  der  o- 
Laute:  die  Deliimng  des  o  im  Gen.  Sg.  wird  sclion  durch  ou 
bezeiclmet.  Zum  Überfliiss  kann  ich  mich  darauf  berufen, 
dass  auf  einer  anderen  Inschrift  ans  der  Stadt  Messene  selbst 
i(_'auer-  44),  die  der  erste  Herausgeber,  J.  ilartha  im  Bull, 
de  corr.  hell,  V  151  N.  ^>,  auf  Grund  der  Schriftzeichen  in 
den  Anfang-  des  dritten  Jahrhunderts  v,  Chr.  setzt  und  die 
im  Gen.  Sg,  noch  durchweg  uu  schreibt,  also  zwar  nicht  not- 
wendig älter  sein  nuiss  als  die  uns  beschäftigende,  aber  auch 
nicht  erheblich  jünger  sein  kann  \).  dass  auf  dieser  Inschrift 
l)ereits  ein  Fall  von  Itacisnnis  vorliegt:  Z.  30  heisst  es  Aeio-, 
von  Cauer  fragend  zu  AeiOKXeoc  ergänzt. 

Im  Gegensatz  zu  der  hier  entwickelten  Auifassung  be- 
trachtet Baunack  a,  a,  0,  ipiiv  als  die  echte  Form.  Er  stützt 
sich  dabei  namentlich  auf  Herodot  IX  85.  Dort  wird  erzählt, 
W'ie  die  Spartaner  ihre  bei  Platää  gefallenen  Krieger  bestat- 
teten, und  es  ist  bei  dieser  Gelegenheit  handschriftlich  über- 
liefert ipeac  ipeec  in  A  und  B,  ipeac  ipe'ec  in  den  ttln-igen  Codd, 
bis  auf  b,  einen  Venetus,  der  keinen  selbständigen  Wert  l)e- 
sitzt,  sondern  aus  d,  einem  Florentinns,  abgeschrieben  ist  (Stein 
Praef.  XXXIV)  und  iepe'ac  lepeec  eingesetzt  hat.  Seit  Valcke- 
naer  schreibt  man  dafür  ipevac  ipevec,   sachlich  zweifellos  mit 


1)  Für  die  Inschrift  von  Thuria  g-estattet  die  Copie  bei  Le  Bas, 
aus  der  hervorzugehen  scheint,  dass  für  0  und  fi  durchweg"  die 
kleineren,  über  der  Linie  stehenden  Formen  verwendet  sind,  nur 
die  sehr  iina-efähre  Datierung  in  die  Diadochenzeit. 


42  Felix  Solmsen, 

vollem  Recht.  Haniiack  min  Ijeliaiiptet,  (la«;s  die  übei-lietiTtc 
Lesart  rielitig-  sei  und  dass  ipe'ac  ipeec  in  der  Stammbildung- 
übereinstimmten  mit  dem  von  ihm  in  seiner  Bildung-sweisc 
richtig-  erklärten  epiic;  i  sei  für  e  vor  p  eingetreten  wie  in 
Kipviiui  neben  Kepduu,  AipKi")  neben  bepKO)aai  u.  a.  Aber  ich 
kann  nicht  einsehen,  was  unser  Wort  mit  6pi]c  überhaupt  be- 
gritüliidi  zu  thun  haben  soll,  epi'ic  heisst  Mas  Kind'^j.  Wel- 
ches Lebensalter  mit  eipiiv  bezeichnet  wurde,  lässt  sich,  wie 
mir  scheint,  aus  uni*erer  Überlieferung-  nicht  mit  voller  Ge- 
nauigkeit ersehen.  Die  Scholien  des  Choiroboskos  ioj  und 
Photios  (9)  g-eben  zwar  bestimmt  das  Alter  von  zwanzig  Jah- 
ren an,  die  Ausdrucksweise  Plutarehs  aber:  outoc  6  eipiiv 
eiKoci  etri  y^TOvuuc  scheint  eher  auf  ein  etwas  jüngeres 
Alter  zu  führen,  und  es  wäre  wohl  möglich,  dass  die  beiden 
ersteren  Stellen  eine  längere  Auseinandersetzung  ungenau  ver- 
kürzt wiedergeben.  Zu  voller  Klarheit  zu  gelangen  ist  vor 
allem  deshalb  unmöglich,  weil  die  Ausführungen  des  Aristo- 
phanes  von  Byzanz  in  den  XeEeic  zu  Herodot  offenbar  lücken- 
haft erhalten  sind:  die  entscheidende  Angabe  über  das  Alter 
des  eipnv  fehlt  leider.  Aber  so  viel  geht  doch  aus  den  Zeug- 
nissen klar  hervor,  dass  mit  eipriv  gerade  der  erwachsene 
Jüng-ling  im  Oeg-ensatz  zu  dem  Kinde  bezeichnet  wurde.  Über- 
dies verwickelt  sich  Baunack  in  der  Beurteilung  der  Laute 
in  Widerspruch  mit  sich  selbst,  i  in  ipeec  und  i'piiv  soll,  wie 
liemerkt,  aus  e  hervorgegangen  sein:  das  ist  miiglich  nur  un- 
ter der  Voraussetzung-,  dass  i  kurz  war.  In  ei'piiv  aber  soll 
die  bekannte  Schreibung;  ei  statt  i  vorlieg-en,  die  doch  nui-  für 
langes  i  vork(in:mtI     Welchen   Vdkal  der  hcrodoteische  Origi- 


ll  Von  den  lieiden  Hesychglosscn,  die  uns  dieses  Wort  erhalten 
haben,  bezeichnet  es  die  eine  als  thessaliseli:  ^peac  •  xeKva.  QeccüXoi. 
Die  andere:  ^peeccpi  ■  xtKvoic  weist  durch  ihre  Form  mit  Sicherheit 
auf  das  Epos  als  <^)uelle  hin  —  mit  Fnreclit  liält  Hofiiiiann  Dial.  II 
225.  543  es  für  möglich,  dass  aticii  sie  thessalisch  sei  — ,  und  das 
wird  bestätigt  durch  das  in  Distichen  abgefasste  Grabepigranun  aus 
der  Nähe  von  Memphis  bei  Puchstein  Fpigr.  g-raec.  in  Aeg.  rep. 
Diss.  phil.  Argentor.  IV  18S0  S.  7G,  in  dem  sich  ^pdcci  Z.  7,  ipivjv  Z.  12 
wiedergefunden  haben.  Die  Annahme  liegt  sehr  nahe,  dass  ^pnc 
innerhalb  des  Epos  ein  äolischer  Kest  war.  Das  Wort  liefert  einen 
neuen  Beweis  dafür,  wie  unvollständig  das  Bild  der  epischen  Sprache 
ist,  das  wir  aus  den  homerischen  Gedichten  allein  gewinnen  (KZ. 
XXXIV  44). 


Lakonisch  eipr|v.  43 

iialtcxt  in  der  ersten  Silhe  liatte,  das  zu  liestimnien  darf  man 
jedenfalls  nielit  an  der  Hand  der  zweifellos  korrumpierten 
ipeac  und  ipe'ec  versuelien.  Die  Tliatsachc,  dass  in  den  XeEeic 
eipiiv  stellt,  das  nur  auf  unsere  Stelle  g-elien  kann,  da  der 
Ausdruek  sich  sonst  in  Herodots  Werk  nir^-ends  findet,  liefert 
zwar  nicht  den  unbeding-ten  Beweis,  S])riclit  aber  doch  in  ho- 
hem blasse  dafür,  dass  derjcnig-e  Gelehrte,  der  zuerst  die  er- 
klärende Xotiz  beifügte,  in  seinem  Exemplar  ei  las,  und  ich 
denke,  man  wird  nach  den  bisherigen  Darlegungen  kein  Be- 
denken tragen  eipevac  eipevec  zu  bessern. 

In  der  Flexion  von  eipiiv  linden  wir  ein  Schwanken  in 
der  Litteratur:  Aristoteles  schrieb  ei'piivac  i4),  Kallimachos 
ei'peva  (o).  Das  ist  bei  einem  Worte,  das  einem  fremden  Dia- 
lekt angehört,  nicht  zu  verwundern.  Die  Weise  der  Mundart 
selbst  scheint  Kallimachos  getroffen  zu  haben,  wenigstens  wenn 
man  nach  dem  inschriftlichen  messenischen  ipixipevec  urteilen 
darf.  Hesych  überliefert  uns  noch  eine  dritte  und  vierte  Bil- 
dungsart: i'pavec  und  ipivec.  Das  a  in  ipavec  erklärt  Baunack 
als  sekundär  aus  e  entstanden  wie  in  dialektischem  cpdpeiv 
TTaidpa  eXeu9dpuuc  usw.  Allein  diese  Parallele  ist  unzulässig, 
da  es  sich  in  den  genannten  Wortern  um  einen  speziell  lokri- 
schen  und  elischen,  durch  folgendes  p  bedingten  Lautwandel 
handelt  (Brugniann  Curtius'  Stud.  V  329  ff.).  Richtiger  wird 
es  sein  a  in  i'pavec  als  Länge  zu  betrachten  und  es  als  Hy- 
perdorismus  für  i^  aufzufassen  w'ie  in  den  Formen  von  Zeuc 
mit  ä:  Zdc  Adv  Tdva  USW'.  (G.  Meyer  Gr.  Gr.-  S.  314 1,  in 
djuepoc  für  iiiuepoc  in  den  Pindarhandschriften  (KZ.  XXXII 
148),  in  Tr\d9oc  auf  der  Inschrift  der  Istronier  in  Teos  Cauer- 
123,  21,  vielleicht  auch  in  der  Hesychglosse  pdvec  •  dpvec  ^) 
usw.  Auch  das  i  der  zweiten  Silbe  in  ipivec  mag  durch  Ita- 
cismus  aus  ursprünglichem  i]  entstanden  sein.  Doch  ist  na- 
türlich ebensogut  möglich,  dass  es  aus  e  verderbt  ist;  dass  es 
durch  Assimilation  an  den  Vokal  der  ersten  Silbe  eingetreten 
sei,    wie  I5aunack    annimmt,    ist   mir   weniger   wahrscheinlich. 

1)  W.  Schulze  Berl.  phü.  Wochenschrift  1890  Sp.  1405  meint, 
f)äv€c  sei  vielleicht  elisch.  Doch  ist  in  dieser  Mundart  das  anlau- 
tende j"  sehr  fest,  auch  in  der  Lautgruppe  ."p  (--pdTpa,  ßpaxüvav,  ßpa- 
Tdvei  Meister  Dial.  II  47).  Kretschmer  KZ.  XXXI  2H8  vermutet,  das 
ä  beruhe  auf  qualitativer  Vokalausgleichung  innerhalb  einer  ursprüng- 
lichen Flexion    "pi'iv  .-pdvöc. 


41  Felix  Solmseii, 

In  0  wird  TrpojTeipac  diircl)  Verderbnis  ans  TTpuüTeip[ev]ac  lier- 
vorg:eg'ang-en  sein. 

Es  bleibt  nocli  übriii-  den  Sitz  des  Akzentes  in  eiprjv  zu 
bestinnnen.  Ans  den  Zeng-nissen  erg'iebt  sich,  dass  Aristoi)ha- 
nes  von  Byzanz  die  letzte,  Herodian  dag-eg-en  die  erste  Silbe 
betonte.  Für  Aristophanes  wird  «las  bewiesen  nicht  blos  durch 
die  in  den  XeEeic  überlieferte  Schreibung-  eipi'iv.  sondern  vor 
allem  durch  den  Passus:  ßapuTÖvuüc  be  tö  .ueXeipiiv  uJcTrep  7tu9- 
)iii]v  diTuG^riv,  auxiiv  uijjaüxiiv.  der  keinen  Sinn  hätte,  wenn 
nicht  zwischen  dem  Kompositum  lueXeipiiv  und  dem  Simjilex 
derselbe  Gegensatz  in  der  Betonung  obwaltete  wie  bei  den 
beiden  anderen  angeführten  Beispielen,  Herodians  Lehre  aber 
g-eht  mit  Bestimmtheit  zwar  nicht  aus  der  uns  erhaltenen  Stelle 
aus  der  KaöoXiKi'i  (5)  hervor  —  denn  hier  würde  der  Zusam- 
menhang- keinen  Widerspruch  erheben,  wenn  jemand  vermuten 
Avollte,  dass  eipiiv  aus  eipi'iv  verderbt  sei  - — ,  wohl  aber  aus 
der  Reg-el  ül)er  die  Flexion  iß  und  4)  und  aus  dem  Abschnitt 
des  Etym.  Mag-n.  (()\  in  denen  Lentz  doch  wohl  mit  Recht 
Überreste  der  Herodianeischen  Doktrin  sieht.  Es  scheint  mir 
zweifellos,  dass  die  Lehre  des  Aristophanes  vor  der  Herodians 
den  Vorzug-  verdient.  Der  letztere  kannte  unser  Wort  aller 
Wahrscheiidichkeit  nach  nur  aus  der  Litteratur,  insl)esondere 
aus  Aristoteles  und  Kallimachos,  der  erstere  aber  hat  es,  wie 
schon  oben  bemerkt,  g-ewiss  aus  dem  X'olksmunde  selbst  g:e- 
sclnipft  und  der  Unterschied  in  der  Betonung-,  den  er  zwischen 
Simplex  und  Komi)()situm  statuiert,  zeugt  von  einer  Gründ- 
lichkeit der  Beobachtung.  \oi'  der  jedw  Zweifel  verstummen 
nuiss.  .Man  könnte  sich  versucht  fühlen  eine  S])ur  der  richtigen 
Betonuiigsweise  auch  in  <lem  überlieferten  Akzent  von  llesychs 
ipivec  zu  tinden.  docdi  ist  darauf  natürlich  nicht  viel  zu  gcl)en. 

Somit  dürfte  eipi'iv  als  die  echte  Form  sichergestellt  sein. 
Sie  dürfen  wir  nach  unserer  jetzigen  Kemitnis  dei-  Lautg-esetze 
auf  ===epc)iv  zurückführen;  Wackernag-el  hat  KZ.  XXIX  127  tf. 
namentlich  aus  dem  Gegensatz  von  öppoc  und  oüpd  mit  IJecht 
gefolgert,  dass  ursprüngliches  pc,  wo  der  'J'on  nicht  auf  dem 
ihm  unmittelbar  \-orhergehenden  ^'okal  ruhte,  schon  im  Ur- 
griechischen über  pz  hinweg  zu  pp  assinüliert  und  dies  pp  in 
den  Einzelmundarten  ausser  der  lesbisch-thessalischen  mit  Er- 
satzdehnung \ereinfacht  wurde.  Vüv  das  Altlakoiiische  miiss- 
ten  wir  als  Ketlex   \(>n  urs])rüngliehem  '-'epciiv  '••Jipi'iv  erwarten. 


Lakonisch  eiprjv.  45 

Wann  ein  solches  (hireli  Dehnnui;-  aus  e  entstaiuleiies  i]  im 
Lakonisclien  mit  ursprün^liehcm  ei  in  Aussprache  und  Schrift 
ziisaumiengefalleu  ist,  kOmicu  wir  nicht  genau  bestimmen,  da 
gerade  für  die  entscheidende  Epoche,  das  4.  und  3.  Jahrliun- 
dert  V.  Chr.,  die  Zald  unserer  Denkmäler  zu  gering-  ist.  Selbst 
wenn  aber  zur  Zeit  des  Aristoteles  dieser  Zusanimenfall  noch 
nicht  eingetreten  gewesen  sein  sollte,  so  würde  doch  die  von 
ihm  gewählte  Schreibung  eipiivac  niclits  Anstössiges  haben: 
er  hätte  einfach  bei  dem  fremden  Laut  die  attische  Schreib- 
gewohnheit seiner  Zeit  angewendet.  Das  gleiche  würde  für 
Herodot  gelten,  wenn  er  Elpevac  Elpevec  oder  Ep  .  .  .  ge- 
schrieben hat;  nicht  unuitiglich  wäre  es  ja  aber  auch,  dass 
in  seinem  Autographon  Hp  .  .  .  stand. 

So  konmit  also  Legerhttz"  und  Brugmanns  alte  Verknü- 
pfung (an  den  Eingangs  erwähnten  Orten)  von  eipi^v  mit  dpciiv 
wieder  zu  Ehren;  das  lakonische  Wort  setzt  dieselbe  Stamm- 
form ndt  e  in  der  ersten  Silbe  voraus,  die  wir  aus  Herodot 
und  jetzt  auch  aus  lesbischen,  kretischen,  epidaurischen  und 
messenischen  Inschriften  nachweisen  können,  Homer  und  das 
grosse  Gesetz  von  Gortyn  haben  uns  gelehrt,  dass  dieser  Sippe 
kein  ursprüngliches  /  im  Anlaut  zukonnnt  und  dass  sie  mit 
avcst.  ar.sa)i-,  ai.  rsabhds,  nicht  mit  ai.  cHan-  zusammenge- 
h<irt;  es  ist  also  ganz  in  der  Ordnung,  wenn  uns  aus  dem  Lako- 
nischen nicht  ^ßeipi'iv,  sondern  nur  eipi]v  überliefert  ist.  Dessen 
eigentlicher  Sinn  wäre  ^mamdiar':  man  wird  zugeljen  müssen, 
dass  dies  für  das  dui-ch  eipiiv  bezeichnete  Alter  eine  hr>chst 
])assende  Benennung  ist. 

Nur  ein  bedenken  kr»nnte  gegen  unsere  Deutung  erhoben 
werden,  die  Verschiedenheit  des  Akzents  in  dem  vorausge- 
setzten *epaiv  und  in  den  thatsächlich  vorliandcnen  dpcriv 
epciiv.  So  nämlich  ])hegt  man  die  letztere  Stannngestalt  auf 
Grund  der  bei  Herodot  ül)erlieferten  e'pcevoc  I  1U9,  epcevec  I 
193,  epcevac  I  103  und  nach  dem  Muster  von  dpct]v  zu  beto- 
nen, und  auch  ich  habe  das  noch  Stud.  z.  lat.  Lautgesch.  25 
gethani).  In  Wahrheit  al)er  wird,  was  man  bisher  übersehen 
hat,  epciiv  als  Oxytonon  von  Herodian  I  15,  6  Ltz.  (=  Arka- 
dios  9,  5)    ausdrücklicli    liezeugt,    und    gegen    dieses  Zeugnis, 

1)  Nur  Meiilet  IT.  V  :J2S  i'.  sclireibt  epcnv,  aber  ebenso  .-luch 
dpcriv.  Weshalb  er  von  der  üt)!ichen  Betonungswei.se  abweicht,  ist 
mir  nielit  klar. 


4fi  Felix  So  Im  seil, 

an  dessen  Zuverlässig'keit  /u  zweil'eln  w'w  keinen  Grund  lial)en, 
müssen  natüiiieh  die  Herodothandsehriften  znrüektreten:  es 
bliebe  zunächst  zu  prüfen,  ob  in  ilmen  nielit  doch  vielleicht 
Spuren  der  Non  Herodian  vürg-esehriebenen  ]>etonungsweise 
erhalten  sind,  die  nur  bei  den  bisherigen  Kollationen  übersehen 
worden  sind,  und  wenn  sich  die  letzteren  wirklich  als  zuver- 
lässig" herausstellen  sollten,  so  l)eüriffe  sich  das  Eindringen 
des  attischen  Akzentes  in  die  Hss.  leicht  genug;  weisen  doch 
einige  von  ihnen,  besonders  R,  auch  das  attische  a  an  Stelle 
des  ionischen  e  auf. 

epa'iv  kann .  der  ol)en  angezogenen  Wackernagelsehen 
Eegel  zufolge,  nicht  lautgesetzlicli  sein.  Es  hat  sein  c  erhal- 
ten bezw.  wiederhergestellt  nach  dem  Vorbild  von  dpcr|v;  das 
Nebeneinanderliegen  beider  Stammformen  können  wir  z.  B. 
nachweisen  für  das  Ionische:  nel)en  epcev-  bei  Herodot  h(MSSt 
es  apcr|v  l)ei  Homer  und  apcev  auf  einer  alten  Inschrit>  aus 
Thasos  IGA.  379,  und  ebenso  haben  die  Hi])pokrateshss.  dpcev-. 
Auch  das  Lakonische  bcsass  dpcev-,  wenigstens  wenn  wir  der 
jungen,  in  das  1.  Jh.  v.  Chr.  gesetzten  Inschrift  CKir.  1464 
trauen  dürfen,  auf  der  es  mehreremal  vorkommt.  Nichts  desto 
weniger  Hess  es  in  eipi'iv  die  lautgesetzliche  Form  unangetastet, 
und  das  steht  im  Einklang  mit  zwei  anderen  Fällen,  die  zei- 
gen, dass  im  Lakonischen  die  Wirkungen  des  von  Wacker- 
nagel gefundenen  Gesetzes  nicht  in  so  weitem  Umfange  durch 
den  Einfiuss  der  Analogie  wieder  aufgehol)en  wurden  wie  in 
anderen  Mundarten:  TTiTpecpöveia  •  TTepcecpöveia  .  AdKuuvec  He- 
sych  und  OiipiTac,  der  lakonische  Name  des  Kriegsgottes 
nach  demselben  Gewährsmann  und  Pausanias  III  19,  wo  0ji- 
peixdc  überliefert  ist,  =  Oepcirac  (W.  Schulze  Ztschr.  f.  d. 
Gymn.  1893,  S.  162). 

epci'iv  und  dpcr|V  zeigen  eine  sehr  merkwürdige  Ver- 
schränkung  von  Akzent  und  Vokalisnuis;  starke  Wurzelstufe 
geht  mit  Suftixbetonung,  schwache  mit  Wurzelbetonung  Hand  in 
Hand.  Zwar  könnte  man  nach  den  von  Johannes  Schmidt 
KZ.  XXXII  36Ö  ft".  gegel)enen  Nachweisungen  auf  den  Ge- 
danken konnuen.  das  e  in  epo'iv  epcevoc  sei  in  der  nnl)etonten 
Silbe  erst  durch  Assimilation  an  den  c-Laut  der  zweiten  Sill)e 
ans  a  entstanden.  Allein  mit  Rücksicht  auf  den  Heinamen  des 
Dionysos  lesb.  'Eppacpeuurac,  ion.  EipacpiLUTiic  dessen  Zusannnen- 
.stelluni;-  mit  ai.  rsdhJid.s  'Stier'    Sonne  KZ.  X  1<'3)  mir  trotz  des 


Lakonisch  eip^v.  47 

Widerspriiclies  von  Fick  (BB.  XX  170  f.)  tadellos  erscheint  \), 
und  auf  das  doch  wohl  auch  hierherg-eliörif2:e  (Meillet  IF.  V  328) 


1)  Fick  verbiiidot  den  Gottesnameii  vielmehr  mit  ion.  eipoc 
'AVoUe'  und  deiitet  ihn  unter  Zuhülfenahme  einer  Mittellbrm  eipci- 
cpiov,  die  sicli  zu  eipoc  verhalten  soll  wie  xP^cdqpiov  zu  xpucöc,  als 
'den  in  Flöckchen,  Zöttchen  gehüllten'.  Aber,  um  von  andern  Be- 
denken zu  schweigen,  enepoc  auf  der  von  S.  Reinach  Revue  des 
etudes  g-recques  IV  (1891),  268  ft".  bekannt  gemachten  Inschrift  aus 
dem  äolischen  Aigai,  das  W.  Schulze  KZ.  XXXIIl  132  f.  schlagend 
aus  *eTr-ep--oc  =  'laniger,  Widder'  erkUirt  hat  —  Fick  selbst  hat 
GGA.  1894,  2o.ö  diese  Deutung  als  richtig  anerkannt  — ,  lehrt,  dass 
auf  äolischem  Boden  in  dem  ursprünglichen  *epj«-üc  (vgl.  W.  Schulze 
quaest.  ep.  119)  .--,  um  mich  möglichst  vorsichtig  auszudrücken,  we- 
nigstens wenn  das  vorhergehende  e  nicht  den  Ton  trug,  spurlos  aus- 
fiel, nicht  dem  p  assimiliert  wurde;  es  hätte  also  äolisch  *'Epa(peuuTac 
heissen  müssen.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  darauf  hingewiesen, 
dass  die  g-enaue  Entsprechung  von  'Eppaqj-eujxac  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  in  dem  makedonischen  Namen  'Appaß-aloc  vorliegt. 
Der  erste  uns  bekannte  Träger  dieses  Namens  ist  der  Lynkesten- 
fürst,  der  in  der  Geschichte  des  i^eloponnesischen  Krieges  zeitweilig 
eine  Rolle  spielt.  Bei  Thucydides  IV  79.  83.  124  ff.  heisst  er  in  allen 
Hss.  'AppißaToc,  die  Inschrift  CIA.  I  42  aber,  die  Bruchstücke  eines 
Vertrages  der  Athener  mit  seinem  Gegner  Perdikkas  enthält,  hat 
gelehrt,  dass  die  richtige  Namensform  'Appaßaloc  ist,  imd  diese  findet 
sich  für  denselben  Mann  Strabo  VIIp.326,  für  andere  Persönlichkeiten 
in  einer  in  Ilion  zu  Tage  gekommenen  Inschrift  Dittenberger  Syll. 
81,  2.  Aristot.  Pol.  V  8,  11.  Arrian  Anab.  I  12,  7.  25,  1.  Bei  Thu- 
cydides IV  83  nun  heisst  der  Lynkestenfürst  'Appaßaioc  6  Bpo|Liepoü. 
Im  Hinblick  auf  das  innere  Verhältnis,  das  so  oft  zwischen  dem 
Namen  des  Vaters  und  des  Sohnes  obwaltet,  scheint  es  mir  klar, 
dass  diese  beiden  Namen  nichts  anderes  sind  als  ursprüngliche  Kult- 
namen des  Dionysos  (vgl.  ßpö|uioc);  zum  Überfiuss  berichtet  noch 
Strabo  a.  a.  0.,  dass  Arrhabaios  dem  Geschlechte  der  Bakchiaden 
angehört  habe.  Die  Übertragung  eines  ursprünglichen  Gottesna- 
mens oder  -beinamens  auf  Menschen,  vielfach  zunächst  wohl  auf 
Fürsten,  ist  nichts  Seltenes.  Icli  verweise  dafür  vorläufig  auf  den 
KZ.  XXXIV  77  ff.  besprochenen  lydischen  Kavbaü\ac,  den  wir  durch 
Hipponax  und  Hesych  als  Gott,  aus  der  Geschichte  aber  als  König 
kennen,  sowie  auf  die  bei  Bechtel-Fick  Personennamen  ^  304  ff.  zu- 
sammengestellten Beispiele ;  in  grösserem  Zusammenhange  wird 
Usener  in  seinen  demnächst  erscheinenden  'Götternamen'  über  diese 
Dinge  handeln  [S.  349  ff.].  Dass  die  Verehrung  des  Dionysos  in  den 
nördlich  an  Griechenland  angrenzenden  Ländern  ihre  Heimat  hat, 
daran  braucht  wohl  nur  erinnert  zu  werden  (vgl.  jetzt  Rohde  Psyche 
295  ff.).  Ob  makedon.  'Appaß-  in  der  Vokaistufe  der  ersten  Silbe 
nut  ai.  r.sahhdfi  oder  mit  griech.  'Eppaqp-  übereinstimmt,  lässt  sich 
nicht  mit  Bestinnntheit   ausmachen.     Auf  der   olvnthischen  Inschrift 


48  Felix  Solmsen, 

eppaoc 'Widder'  bei  Lvkopliroii  loK),  'Eber'  bei  Kallimachos 
nach  den  Seholien  des  Isaak  T/.etzes  zur  Lykopliroiistellc  aus 


Bechtel  Ion.  Inschi".  8a  1.  2  finden  wir  'Eppihaioc  an  Stelle  der  sonst 
lilterarisch  iind  inschriftlich  überlielerten  Naniensforni  'Appiöaioc, 
die  für  denselben  König  aiit  dem  attischen  Steine  Dittenb.  Syll. 
Gl,  20  begegnet.  Es  ist  nicht  zu  sagen,  ob  diese  beiden  Formen 
dieselben  verschiedenen  Wurzelstufen  enthalten  Avie  griech.  ipcr\v 
und  äpc^v  —  denn  gewiss  gehört  auch  dieser  Name  zu  der  von 
uns  behandelten  Wortfamilie  —  oder  ob  beide  auf  der  gleichen 
Wui'zelstufe  mit  e  beruhen,  sei  es  dass  e  in  der  Stellung  vor  r-\- 
Konsonant  allgemeinmakedonisch  so  weit  nach  ä  zu  gerückt  war, 
dass  die  Griechen  in  der  Wiedergabe  zwischen  e  und  a  schwanken 
konnten,  oder  dass  dieser  Wandel  dialektisch  beschränkt  war,  'Eppi- 
baioc  und  'Appibaioc  also  die  Aussprache  verschiedener  Gegenden 
darstellen.  Eine  Entscheidiing  zwischen  diesen  Möglichkeiten  zu 
treffen  gestattet  auch  das  dürftige  sonstige  Material  nicht,  über 
das  wir  verfügen:  einerseits  Aäppuuv  •  MoKeboviKÖc  öaifaiuv,  iL  ÖTTCp 
Tüjv  vocoüvTUJv  eiixovTci  Hesych,  das  Fick  KZ.  XXII  227  richtig  zu 
W^urzel  Gepc  gezogen  hat  und  das  entweder  gleich  einem  griech. 
Güpccuv  oder  gleich  ©epcujv  sein  könnte,  andererseits  Aepbac.  —  Dass 
das  Makedonische  bei  den  ui'griechischen  geminierten  Nasalen  und 
Liquiden  auf  derselben  Stufe  der  lautlichen  Entwicklung  stehen 
geblieben  ist  wie  das  Aolisch-Thessalische,  haben  auf  Grund  der 
Hesychglosse  Köpawoc  '  ßaciXeüc  MaKeboviac  für  die  in  der  Litteratur 
übliche  Form  Kcipävoc  bereits  M.  Schmidt  z.  St.  und  Fick  Hom.  Odys- 
see 321  vermutet.  Die  oben  zitierte  Inschrift  CIA.  I  42,  die  auch 
in  ihrem  verstümmelten  Zustande  eine  unschätzbare  Quelle  für  un- 
sere Kenntnis  makedonischer  Namen  ist,  bietet  weitere  Belege:  Kpa- 
Tdvvac  d  4,  -eppoc  d  6;  vielleicht  auch  KoppÖTac  b  17.  18,  doch  könnte 
hier  wie  in  den  makedon.  Köppayoc  und  KoppaToc  aus  Kopc-  (Fick 
KZ.  XXII  230)  und  wie  in  Adppuuv  und  vielleicht  auch  in  'AppiöaToc 
'Eppibaioc  und  'Appaßaioc  selbst  das  pp  erst  in  der  jüngeren  Zeit 
des  makedonischen  Sonderdaseins  aus  pc  durch  Assimilation  ent- 
standen sein  wie  im  Attischen  und  anderen  griechischen  Mundarten. 
Aus  makedonischem  Ursprung-  erklärt  sich  ferner  vielleicht  auch 
der  doppelte  Nasal  in  dem  Namen  des  Sohnes  des  Eumolpns:  'l,u- 
lucipa&oc  bei  Pausanias  I  5,  2.  27,  4.  38,  3  (nach  v.  Wilamowitz  Aus 
Kydathen  126  Anin.  45  aus  der  Atthis  geschöpft).  Sclioi.  II.  XVIIT 
483.  Cyrill.  Alex.  adv.  Julian.  X  p.  319.  Arnobius  VI  C ;  "luuapoc 
Clemens  Alex.  Prntr.  III  4.5  Dind.  gegenüber  "Icuapoc  A])ollodor  Bibl. 
III  15,  4  (=  202  Wagner),  den  zuerst  Pott  KZ.  IX  415  mit  griech. 
i|i€poc  aus  *ic-|a€poc  in  N'erbindung  gebracht  hat.  Eumolpos  hat  als 
Sohn  des  Musaios  ja  Beziehungen  zu  Pierien,  und  vielleicht  hilft 
der  Fingerzeig,  den  das  mu  im  Namen  seines  Sohnes  giebt,  dazu, 
die  einzelnen  Bestandteile  der  Sagen,  die  sich  an  den  eleusinischen 
Eumolpos  angeschlossen  haben,  genauer  zu  sondern  und  auf  ihre 
Herkinift  zu    Itestimmen    als  dies    auch  den  Ix-iden    U'tzten  ßearbei- 


Lakonisch  eipiiv.  49 

*epc-  werden  wir  docli  wohl  vorziehen  in  epc^v  altererbtes  e 
zu  sehen  und  die  Form  mit  avest.  arsan-  gleichzusetzen.  Es 
muss  also  eine  ursprüngliche  Flexion  mit  Akzentwechsel  und 
damit  verbundener  Wurzelabstutung  in  doppelter  Weise  aus- 
geglichen sein,  und  zwar  jedesmal,  indem  nicht  zusammenge- 
hörige Wurzelstufe  und  Betonung  zusammengenommen  wurden. 
Kluge  hat  soeben  im  Litteraturblatt  f.  germ.  und  rom.  Phil. 
1895  Sp.  333  die  Beobachtung  verötfentlicht,  dass  im  Rigveda 
das  Beiwort  des  Agni  in  allen  Kasus  safi/d-,  nur  im  Vokativ 
mntya  lautet,  und  diese  Erscheinung  in,  wie  ich  glaube,  liöchst 
truchtl)are  Verbindung  mit  der  Anfangsbetonung  des  letztge- 
nannten Kasus  gebracht.  Vielleicht  dürfen  wir  also  das  ur- 
si)rüngliche  Paradigma  des  uns  beschäftigenden  Wortes  so 
ansetzen:  *rsen,  aber  Vok.  ^erson. 

Bonn,  d.  31.  Oktober  1895.  Felix  Solmsen. 


teni  dieser  Fragen  gelungen  ist,  Hiller  von  Gärtringen  in  seiner 
Dissertation  De  Graecoruni  fabulis  ad  Thraces  pertinentibus  Berlin 
1886  S.  11  fi.  und  J.  Töpffer  Attische  Genealogie  30  ff.,  der  sich  S.  43 
mit  der  lautlichen  Differenz  zwischen  'l|U|uüpü6oc  und  "ic|Liapoc  zu  leicht 
abfand ;  IMaass'  Orpheus  habe  ich  noch  nicht  einsehen  können, 
weiss  also  nicht,  ob  auch  er  zu  dem  Problem  Stelluns'  genommen 
hat.  "kf.iapoc  in  der  Erzählung  Apollodors,  die  nach  Hiller  a.  a.  0. 
16  t'.  auf  Euripides'  Drama  Erechtheus  zurückgeht ,  beruht  vielleicht 
auf  absichtlicher  Umformung"  der  Kurzform  "iuf.iapoc  seitens  des 
Dichters  nach  dem  Namen  der  Kikonenstadt  "Iciuapoc,  der  seinerseits 
natürlich  für  thrakisch  (der  Eponymos  "Icuupoc  wird  von  Oros  im 
Etym.  Magn.  477,  1  ein  Sohn  des  Ares  und  der  Thrassa  genannt) 
oder,  vorsichtiger  ausg'edrückt,  für  kikonisch  zu  halten  ist.  Der 
Thebaner  "Iciuapoc,  Sohn  des  Astakos,  den  Apollodor  Bibl.  III  6,  8 
(=  74  Wagner)  erwähnt,  stellt  sich  zu  den  spezifisch  böotischen 
Namensformen  'Icueiva  'Ic.ueiviac  'k|LieivoK\eic  usw.  KZ.  XXIX  79.  128 
habe  ich  über  diese  Namen  noch  mit  nicht  genügender  Sachkennt- 
nis geurteilt.  —  Die  geminierten  Nasale  und  Liquiden  des  Make- 
donischen sind  im  Verein  mit  den  Medien  als  Stellvertretern  der 
idg.  Mediae  aspiratae  von  Wichtigkeit  für  die  relative  Chronologie 
der  Lautvoi'gänge  des  UrgTiechischen.  Sie  machen  wahrscheinlich, 
dass  die  Assimilation  von  s  und  i  an  die  Nasale  und  Li(|uiden  älter 
ist  als  der  Übergang'  der  idg*.  Mediae  aspiratae  in  Tenui^s  aspiratae. 
Das  Makedonische  wäre  zwischen  dem  Eintritt  des  ersten  und  dem 
des  zweiten  Lautvorganges  aus  der  Spracligemeinschaft  mit  dem 
Griechischen  ausgeschieden  und  dann  unter  den  Einfiuss  des  Thra- 
kischen  geraten,  mit  dessen  Lautcharakter  doch  wohl  der  Verlust 
der  Aspiration  in  den  ursprünglichen  Mediae  aspiratae  i)n  Zusam- 
menhang' steht. 


Intlogerinanisclie  Forscliungen  VII  i  ii. 


50  Christian  Bart  hol  omao, 

Die  neunte  Präsensklasse  der  Inder  ^). 

1.  Im  Allst' liluss  an  meine  Ahliaiullung-  "ai.  cisls  zu  lat. 
eräs"  in  Studien  zur  idi;-.  Spraelige.scliichte  II  hat  jüng'st  J. 
Schmidt  in  der  Rothsclien  Festsehritt  179  tt".  unter  olienstehcn- 
deiii  Titel  einen  Aufsatz  verötfentlicht,  dessen  Aufg-alie  vom 
^'erfasser  selbst  mit  den  Worten  bezeichnet  wird:  "Da  ihm 
(Bartholomac)  nicht  g-elung'en  ist,  alle  einschlägiiien  Fragen 
befriedigend  zu  lieantworten,  so  sei  einem,  der  diese  Dinge 
schon  früher-)  im  Auge  hatte,  g-estattet,  sie  hier  nochmals  zu 
behandeln".  Ich  habe  bereits  J.  Schmidt  selbst,  unmittelbar 
nach    Erscheinen   jenes    Aufsatzes,    brieflich    meine    Bedenken 

1)  Meine  Uinschreibuny-  der  iranisciien  Wörter  ist  die  des 
Grundrisses  der  ir.  Piniol. 

2)  Da  dies  'früher'  allenfalls  den  \'ei(laelit  erwecken  könnte, 
ich  hätte  die  Idee  niein(!s  Aufsatzes  von  anderer  Seite  bezogen, 
so  erkläre  icli  hier  ausdrücklich,  dass  ich  über  das  darin  behandelte 
Problern  vor  der  Verött'entlichuug  mit  Niemand  gesprochen  oder 
korrespondiert  habe.  Schon  Studien  I  ^5  Note  (1889)  konnte  ich 
auf  die  Abhandlung-  verweisen.  Es  ist  mir  natürlich  niclit  zweifel- 
haft, dass  .1.  Schmidt  selbst  an  eine  solche  Auslegung  jenes  'früher' 
nicht  gedacht  hat  oder  gar  ihr  hat  Vorschub  leisten  wollen.  Fest- 
stellen will  ich  aber  doch,  dass  J.  Schmidt  in  seinen  'Pluralbildmi- 
g"en'  (erschienen  1889)  und  später  noch  in  seinem  Aufsatz,  'Assimi- 
lationen benachbarter  einander  nicht  berührender  Vokale'  (KZ. 
XXXII  3-21  f.;  datiert  vom  September  1891,  also  aus  einer  Zeit,  da 
meine  Studien  II  bereits  erschienen  waren")  es  für  aus<>-emacht  an- 
sah, dass  "das  betonte  arl  von  (ai.)  tärl-ti  im  Tieftone  zu  ü  ward 
(tü-ya-)"  und  weiter  zu  tu-  {tü-tu-mä-),  sowie  dass  ai.  däri-  in  dnrl- 
man  dem  «^-riech.  hipu-  in  bepac  genau  entspreche;  s.  Pluralb.  38(3, 
341,  381,  KZ.  XXXII  380.  Damals  kann  er  also  jedenfalls  noch 
nicht  davon  überzeugt  gewesen  sein,  dass  "die  zweiten  Vokale 
von  mrnl-  in  (ai.)  mriilhi  und  |napva-  in  .uäpvctrai  mit  einander  un- 
vereinbar" seien  (s.  Festschrift  180).  Denn  wenn  es  angänüiir 
wäre,  ai.  dnrl-  xmd  <>-riech.  6^pa-  einander  gleiciizusetzen,  dann 
hätte  man  —  nach  meiner  Ansicht  wenigstens  —  nicht  nötig,  lür 
mrnl-  und  luupvcx-  eine  l)esondere  neue  Krklärun.n'  aufzusuciien.  Für 
däri-man  =  b^pa-c  beruft  sich  J.  Schmidt  auf  de  Saussure  Memoire 
260;  gerade  aber  dieser  Gelehrte  geht  ja  überall  von  der  etymolo- 
gischen Gleichwertigkeit  der  sogenannten  aind.  'Bindevokale'  i,  t 
aus;  s.S.  240:  "!'  /  (long-  ou  bref)  dit  de  liaisoii".  Die  Unzulässig- 
keit  dieser  Ansicht  habe  ich  schon  BB.  XVII  i:?0  f.  (datiert  20.  Okt. 
1888)  betont;  s.  auch  IF.  111  (J  f.  Note.  —  Dies  zur  Klarstellung. 


Die  neunte  Präsensklasse  der  Inder.  51 

g-eg-en  ein/eine  der  darin  enthaltenen  Aufstellungen  usw.  ge- 
äussert i).  Die  Wichtigkeit  der  Frage  lässt  es  mir  angezeigt 
erseheinen,  damit  aueh  vor  die  Öffentlichkeit  7>u  treten. 

2.  Eine  einschneidende  Differenz  besteht  zwischen  J. 
Schmidt  und  mir  in  der  P^rklärung  der  avestischen  Formen 
W'ie  vdrdnte  usw.,  bei  denen  ein  konsonantisch  anlautendes 
Persoualsuffix  sich  unmittelbar  an  das  n  der  neunten  Präsens- 
klasse  anschliesst.  Formen,  auf  die  ich  zuerst  liB.  IX  309 
aufmerksam  gemacht  habe.  J.  Schmidt  schreibt  dazu  S.  183: 
''Wie  sind  sie  zu  Stande  gekommen?  Partholomae  steht  ihnen 
völlig  ratlos  gegenüber  (AF.  11  iS9  f.,  Studien  11  77  f.).  und 
doch  hätte  er  in  einer  von  ihm  selbst  beobachteten  Tatsache 
den  Schlüssel  des  Rätsels  finden  können.  YAw  nicht  indo- 
germanisches /  des  Sanskrit  in  zweiter  Silbe  drei- 
und  mehrsilbig-er  Worte  hat  das  Altbaktrische  völlig 
verloren-):  abaktr.  (higctdil,  duy()a.  zaßa,  nihijai'rita,  draonö, 
sfaorrim  =  skr.  duhifd,  jan'ifü,  Jarifd,  drärinas,  sthäriram 
u.  a.  (Bartholomae  RB.  XV  9  f.).  Vr>rr>nfe  würde  also  in  in- 
discher Gestalt  "^vyutte  lauten,  d.  h.  sein  -n-fe  entspricht  genau 
dem  griech.  -va-iai  wie  duydn  dem  griech.  OuYaxrip.  Von  den 
drei  Stufen  unserer  Präsentia,  welche  Bartholomae  (Studien  II 
77,  202)  und  Brugmann  (Grundriss  11  972)  für  die  Ursprache 
annehmen:  nä-,  n^-  (=  griech.  va-),  ti-  fällt  also  die  letzte, 
welche  nach  allem,  was  wir  bisher  vom  Ablaut  wissen,  unbe- 
greiflich wäre.  Nur  indische  und  altbaktrische  Formen  haben 
zu  ihrem  Ansatz  geführt,  sie  alle  aber  enthalten  die  zweite 
Stufe  =  griech.  va,  welche  P)artholomae  den  arischen  Sprachen 
gänzlich  abspricht." 

Die  'Ratlosigkeit',  in  der  ich  mich  den  angezogenen  For- 
men gegenüber  befinden  soll,  war  mir  1)isher  nicht  bewusst. 
Ich  habe  sie  auch  an  keiner  der  beiden  zitierten  Stellen  ge- 
äussert. Doch  das  nur  nebenbei.  Ich  will  hier  vorerst  zu 
'/eigen  versuchen,  dass  J.  Schmidts  Erklärung  von  i-?rante  usw. 


1)  Dass  er  in  andern  Punkten  über  niieli  liinaus  i^'eUonimen 
ist,  fällt  mir  iiatüriieli  nicht  ein  zu  leugnen.  Zu  S.  184  bemerke 
ich,  das.s  ich  awi  wmhw  2)erf>7iihmu,  2>C'rsniJi/mi(  als  Bürgen  für  euro- 
päisciies  nl  der  9.  Präsenskiasse  bereits  IF.  III  6  Note  hingewiesen 
habe,  also  geraume  Zeit  vor  dem  Erseheinen  des  J.  Sclimidtsehen 
Aufsatzes. 

2)  Im  Original  nicht  gesperrt. 


52  eil  vi  st  ia  11  Bartlioloiiiao, 

unhaltbar  ist,    um    liiiitei-lier   meine   eig'ene  noch  mit  ein  Paar 
Worten  zu  verteidigen. 

.7.  Der  oben  i>  2  durch  gesperrten  Druck  hervorgeho- 
bene Satz  ist  niclit  richtig.  Dass  ein  indogermanisches  l  im 
Awestischen  in  jeder  Silbe  unversehrt  bleibt,  brauche  ich  nicht 
besonders  zu  beweisen.  Nach  J.  Schmidt  nun  geht  ein  nicht 
in(htgernianisches  i,  d.  h.  indogermanisches  f>,  im  Awestischen 
in  zweiter  Silbe  drei-  und  mehrsilbiger  Wörter  verloren.  Wer 
diesen  Satz  für  zutretfend  hält,  muss  konsequenter  Weise  zu 
der  Annahme  gelangen,  dass  die  Fortsetzer  des  idg-.  /  und  des 
idg'.  ^  noch  zu  der  Zeit  lautlich  von  einander  geschieden  waren, 
als  jener  Verlust  erfolg-tc,  also  noch  im  ürawestischen.  Ich 
will  aber  annehmen,  dass  J.  Schmidt  sich  nicht  ganz  korrekt 
ausgedrückt  hat  und  statt  'im  Altbaktrischen '  vielmehr  'im 
Altiranisclien  hat  sagen  wollen;  denn  z.B.  das  np.  .s«fö>',  phlv. 
stör  'Ross,  Zugtier'  geht  doch  sicher  auf  diesell)e  Grundform 
zurück  wie  das  jAw.  staordm,  nämlich  auf  eine  Grundform 
mit  -mir-;  hat  also  das  Wort  innerhalb  des  Iranischen  einen 
Laut  eingebüsst,  so  ist  der  Verlust  jedenfalls  in  »^iranische 
Zeit  zu  verlegen.  Aber  auch  so  würde  jene  Annahme  noch 
auf  schwere  Hindernisse  stossen.  Die  Überlieferung  lässt  jeden- 
falls einen  Unterschied  zwischen  den  beiden  etymologisch  ver- 
schiedenwertig;en  i  nicht  erkennen  (vg-1.  griech.  Tratepa  :  ai. 
pitdram,  jAw.  p'itar^m,  np.  pidar)  und  auch  das  steht  fest, 
dass  der  Fortsetzer  eines  idg-.  rj  ein  folgendes  -v  ebenso  beein- 
flusst  hat,  wie  der  eines  idg.  /  (vgl."  ai.  sdstl  —  ('(sisämahi, 
g"Aw.  sästl  —  slmif,  wo  i  nur  fälchlich  für  /  geschrieben  ist, 
wie  oft;  s.  Verf.  KZ.  XXVIII  36) ').  Das  zwingt  uns  zu  dem 
Schluss,  dass  schon  in  arischer  Zeit  idg.  <>  mit  /  zusaumien- 
gefallen  war,  höchstens  könnte  man  sich  dazu  verstehen,  eine 
Differenz  in  der  Dauer  (Quantität)  einzuräumen.  Nehmen 
wir  denn  an,  sie  sei  vorhanden  gewesen;  das  idg.  /  soll  in 
der  arischen  Grundsi)rache  /,  idg.  3  dagegen  l  gelautet  haben  2). 
Die  arische  Grundlage  des  ai.  duhifa  (s.  griech.  Gu-fdiiip)  wäre 


1)  Ich  beim'rkc  au.sdrücklieli,  dass  diese  Gleicluin^-  von  J. 
Schmidt  Pluralbildungen  319  angenommen  wurde. 

2)  Das  urid«;".  a  vor  j  in  offener  Silbe  war  nach  meiner  Ansicht 
schon  vor  Auflösunji-  der  indogermanisclien  Spracli<j'enieinsoliaft  zu 
a  g:eword('n,  in  welclicr  Clcstalt  es  in  allen  Einzelsi)raelioii  erscheint; 
S.  Verf.  (iruiidr.  d.  ir.   riiiloj.  i?  65. 


Die  neunte  Präsensklasse  der  Inder.  53 

also  ^dlmqli'da'^)  gewesen.     Wenn  nun  im  Uriranisclien  deren 
l  ^'el•loren  ging-,  Avas  wäre  dann  daraus  geworden? 

4.  Nach  J.  Sclniiidts  Ansicht  '''clugdci,  das  im  g-Aw. 
durch  dugadci,  im  jAw.  durcli  duyda  vertreten  ist.  Eine  Er- 
klärung für  die  Umsetzung  der  Tenuis  t  in  die  Media  d  hat 
er  nicht  gegeben,  und  vielleicht  deshalb  für  überflüssig  gehal- 
ten, weil  bereits  Hübschmann  ZDMG.  XXXVIII  426  das  urAw. 
'■■'dugdä  in  gleicher  Weise  wie  er  gedeutet  hat 2).  Ich  gestatte 
mir  aber  darauf  hinzuweisen,  dass  ich  schon  BB.  XIII  91 
dagegen  Einspruch  erhoben  habe  :  "angenommen,  das  /  wäre 
wirklich  erst  im  Awestischen'  (oder  Uriranischen)  'geschwunden, 
. .  so  wäre  doch  sicherlich  '■^'duaiä  dai-aus  geworden,  nicht  aber 
^duqda\  Und  diesen  Einspruch  halte  ich  auch  jetzt  noch  in 
vollem  Umfang  aufrecht.  Es  lässt  sich  doch  nicht  verkennen, 
dass  die  allgemeine  Richtung  für  den  Ausgleich  akustisch  ver- 
schiedener und  darum  unverträglicher  Geräuschlaute  eine 
'regressive',  d.  h.  dass  der  zweite  (oder  letzte)  derselben  für 
die  Akustik  der  ganzen  Gruppe  —  ob  stimmhaft  oder  stimm- 
los —  massgebend  ist^i.  Der  Grund  liegt  meines  Erachtens 
darin,  dass  in  den  allermeisten  Fällen  der  zweite  (oder  letzte) 
Laut  einer  solchen  Gruppe  den  Anlaut  eines  Suffixes  —  sei 
es  Stammbildungs-  oder  Flexionssufifixes  —  bildet.  Die  Sprache 
al)er  hält  auf  die  lautliche  Einheit  ihrer  Endungen  (Verner 
KZ.  XXIII  128;  s.  auch  Verf.  AF.  1.  11,  16)^).  Nun  schlies- 
sen  sich  bekanntlich  die  Verwandtschaftswörter  in  ihren  Aus- 
gängen ganz  besonders  eng  an  einander  an;  vgl.  die  Litteratur- 
angaben'  bei  Verf.  KZ.  XXIX  52ö  f.  und  Studien  II  31.  Soll 
man  es  da  für  wahrscheinlich  halten,  dass  das  Uriranische 
(oder  Aw^estische)  aus  ^duffitar-,  das  mit  seinem  tav-  zu  pitar-, 
mätar-,  hräfav-  usw.  aufs  beste  stimmte,  dann  als  das  ?  unter- 
drückt wurde,    mit    i)rogressivem,    also    ungewöhnlichem   Aus- 


1)  Richtig-er  *dhughitd,  mit  mouilliertem  </;  doch  kommt  es 
darauf  hier  nicht  an. 

2)  Hübschmann  teilt  mir  übrig-cns  brieflich  mit,  dass  er  seine 
damaligen  Aufstellungen  nicht  mehr  für  richtig  halte. 

3)  ÄTisgieich  in  entgegengesetzten  Richtung  fand  in  der  Ur- 
sjirache  nur  dann  statt,  wenn  eine  stimmhafte  Aspirata  mit  einem 
stimmlosen  Geräuschlaut  zusammen  stiess;  vgl.  Verf.  Grdr.  d.  ir. 
Piniol.  I  §  52  f. 

4)  Eben  deshalb  haben  sich  die  Wirkungen  des  KZ.  XXVI I 
206  formulierten  Gesetzes  (s.  die  vorige  Note)  fast  überall  verwischt. 


54  Cliristiun  Bart holoniao, 

iilcich  ein  ^dugdar-  habe  hcrvorg-cheii  lassen,  in  dem  sich  der 
Zusamnienliang  mit  den  andern  angeführten  Verwandtschafts- 
worten weniger  deutlich  als  früher  zu  erkennen  gibt?  Das 
halte  ich  für  meine  Person  für  gän/.lich  ausgeschlossen. 

ö.  In  Übereinstimmung-  mit  J.  Schmidt  dageg-en  befinde 
ich  mich  darin,  dass  ich  von  einem  nrs])rachMchen  Vollstamm 
'"^dhuqhdUr-,  nicht  wie  Hübsclimann  wollte,  von  ^'dhu(j<)ter-  aus- 
gehe; vgl.  KZ.  XXV  o4,  116.  Damals  hat  J.  Schmidt  das 
Verhältnis  von  ai.  duhltd,  GuyaTiip  zu  got.  daiihfar,  lit.  diiJ:fe. 
ksl.  düiti  'aus  einem  alten  Ablaute'  ""'dhugh-fffer-es  :  '■'dhagh- 
-tr-dl  erklärt.  Ich  Aveiss  nicht,  ob  er  neuerdings  von  dieser 
Auffassung  abg-ckonnnen  ist.  Jedenfalls  halte  ich  sie  auch 
heute  noch  für  die  allein  richtige.  Das  stannnhaftc  .>  der  vor- 
letzten Silbe  fällt  aus,  wemi  der  Wortakzent  von  der  letzten 
Stammsilbe  auf  die  des  Suffixes  rückt;  dabei  ist  es  ganz  und 
g-ar  g-leichg'iltig-,  ob  das  Wort  zwei  oder  mehrsilljig-  ist,  ob 
das  <?  den  Sonanten  der  zweiten  oder  einer  andern  Silbe  des 
Wortes  bildet.     Vg-1.  noch  von  gleichartigen   Fällen: 

idg".  "^pfiter-  :  "^pfr--^  s.  ai.  pitdras,  jAw.  pitKVf)  N.  Du., 
griech.  Traitpec  :  g-Aw.  f'adröl  D.  Sg;.  (=  idg.  *ptrdi),  bal.  U'l 
'Tante'  (=  urir.  *»V;7  +  x)  usw.;  s.  J.  Schmidt  KZ.  XXV  ;>o  f., 
Verf.  IF.  II  263,  Geig-er  Etymolog-ie  des  Äff.  2o; 

idg.  '-'riner-  :  *«/•-';  s.  griech.  dvepec  :  ai.  nfhhyas  (mit 
verschobenem  Akzent),  jAw.  nr))\d)t/ö;  Verf.  AF.  I  41  No.; 
BB.  XII  85  No.;  zum  etymologischen  Wert  des  griech.  a  s.  ai. 
indra-s  bei  Jacobi  KZ.  XXXI  31 7 1); 

idg.  '■^,)ster-  :  *str-';  s.  g-riech.  dcirip,  arm.  a.sf/.  (aus  "^a.ifer 
hcrvorgeg-ang-enj:  jAw.  .yf^/v&//ö,  sii.  titfbhis  (mit  verschobenem 
Akzent).  Das  griech.-arm.  a  für  einen  prothetischen  Vokal  zu 
nehmen,  geht  nicht  an.  Zu  griech.  dctpov,  lat.  (isfruni  vgl. 
ai.  indras^)  gegenüber  dvrip; 

idg.  *Srfter-  :  *s-^>"-';  s.  lat.  s(d<)r  (an  Stelle  von  '•'safer, 
wie  dator  :  griech.  boTiipi  :  ai.  atri,  jAw.  .s-^>7,  wozu  bal.  in 
gegenüber  Trairip  zu  vergleichen  ist-). 

1)  Wenn  .Jacobis  Etyinolojiie  richtig  ist,  dann  wäre  das  jAw. 
i/idrö  für  ein  Lehnwort  aus  dem  Indisciicn  anzusehen ;  s.  aber  Bez- 
zcnberger  BB.  I  342,  Johansson  IF.  III  235  f. 

2)  Anders  neuerdin<;-s  Johansson  IF.  III  22(i  1".  und  Pedersen 
BB.  XIX  298,  auf  deren  Krklärun>;en  ich  wenij^'stens  verweisen  will, 
wennschon  sie  niicli  nicht  übcrzcuiit  liabcn. 


Die  neunte  Präsensklasse  der  Inder.  55 

Wie  sieh  mm  g-rieeli.  dciepa  A.  Sg'.  zu  jAw.  .stratii  G.  PI. 
verhält,  genau  ebenso  verhält  sich  auch  grieeh.  Ou^atepa  zu 
jAw.  (h(y()ram  (SBE.  XXXVFI  486),  g'Aw.  dug^dyqDi.  Das 
yd,  gd  darin  ist  durchaus  regelmässig*  aus  gdh  hervorgegaug'en, 
welche  Gruppe  sich  nach  meinem  As])iratengesetz  beim  Zusam- 
menstüss  von  gh  mit  f  ergeben  musste.  Die  Tarallele  ist  nach 
meiner  Ansicht  so  vollkommen  und  einleuchtend,  dass  mir  jeder 
Versuch  einer  al)\veiclienden  Deutung  von  duydraju  von  vorn 
herein  aussichtslos  erscheint.  Ob  J.  Schmidt  auch  für  duySyqni 
seine  frühere  Erklärung-  aufg-egeben  hat,  ob  er  jetzt  auch  hier, 
im  Gen.  Plur.,  den  Verlust  des  <?  für  s})eziell  avestisch  (oder  ira- 
nisch) angesehen  wissen  will,  ist  aus  seinen  oben  ang-eführten 
Worten  nicht  zu  entnehmen.  Ich  möchte  vorläufig-  das  Gegen- 
teil vermuten.  .Mindestens  wird  er  doch  die  Zulässigkeit  jener 
Fassung-  von  duydrqm,  die  das  Wort  aufs  engste  mit  got. 
'""dauhfre^)  zusammenschliesst,  zugestehen  müssen.  Dann  aber 
brauche  ich  auch  für  duyöa  X.  Sg.  keine  neue  Erklärung. 
Das  den  Kasus  mit  »Suflfixljetonung  von  Rechts  wegen  zukom- 
mende duyö-  wurde  verallgemeinert  ebenso  wie  n-  im  Wort 
für  ^Mann'  :  jAw.  nti,  nar,)m,  wie  st-  im  Wort  für  %Stern'  : 
jAw.  stüi\nn,  wie  pt-  im  Wort  für  'Vater':  i^Xw.  pfa,  ptardm 
(oder  pida,  patar9m,  wne  die  Neuausgabe  schreibt  i,  woneben 
noch  jAw.  pita  vorkommt.  Die  alte  Erklärung  leistet  mir  alles, 
was  man  von  einer  guten  Erklärung  verlangen  kann;  alles 
stinnnt  aufs  beste;  die  neue,  abgesehen  davon  dass  sie  einen 
unbewiesenen  Lautausfall  zur  Voraussetzung  hat,  begegnet 
schweren  Bedenken  von  Seiten  der  Lautlehre,  s.  oben  §  4. 
Welche  Erklärung  danach  vorzuziehen,  das  scheint  mir  wenig- 
stens in  keiner  Weise  zweifelhaft.  jAw.  pita  verhält  sich  zu 
gAAv.  pta  wie  ai.  duhifd  zu  jAw.  duyöa,  gAw.  dugrtda.  Die  Aus- 
stossung  des  Vokals  ist  hier  so  wenig  einzelsprachlich  wie  dort. 


1)  Überliefert  ist  der  D.Pl.  (hDihtrum.  Streng-  genommen  wäre 
tür  idg.  ^dhuf/dJn-"  g-ot.  *du(/(li-'  zu  erwarten.  Die  Aiisg-äng-e  der 
Verwandtschaflsnamen  auf  ter-  waren  sclion  aiisgeglichen  worden, 
elie  die  germaniselie  Tenuisverscliiebung  beg-onnen  hatte;  späterhin 
blieb  die  neuerdings  eingetretene  Verschiedenheit  des  Suftixanlauts 
unbeanstandet:  got.  fadar,  bröpar,  dauhfar.  Äinilic-h  ist  auf  per- 
sischem Gebiet  das  d  des  urir.  '•'duydar"  durch  t  ersetzt  Avorden, 
noch  bevor  das  t  der  andern  Verwandtschaftswörter  in  d  überge- 
g-ang-en  war.  Die  nachmals  entstandene  Differenz  ist  geblieben  : 
np.  duxfar,  pidav,  mädar,  hirädar. 


56  Christian  15  a  rt  lioloina  o, 

6".  Uiit(M-  J.  8clinii(lts  Beispielen,  die  die  Ausstossiiiifc 
eines  arisclicn  /  beweisen  sollen,  l)efin(len  sich  noch  zwei 
weitere  Noni.  Sing-,  aus  ^cr-Stännnen:  gAw.  zat)ä  :  ai.  jCnitä 
und  jAw.  ailn.Jardtü  :  ai,  Jarifii.  Dass  das  -ßd  (\Q>i  ersten 
Worts  dem  ai.  -fä  nicht  glcichiiestellt  werden  darf,  liegt  auf 
der  Hand.  Woher  das  /)?  Das  hal)e  ich  schon  P,!',.  XV  0  f . 
auseinanderg-eset/t.  Es  kann  nur  aus  solchen  Kasus  stannnen, 
da  die  Laute  f  und  r  des  Suffixes  direkt  zusannuensticssen, 
und  das  war  nur  in  den  Kasus  dei"  Fall,  l)ei  welchen  ursprüng- 
lich das  Kasussuflfix  betont  war.  Mit  dem  Weiterrücken  des 
Akzents  vom  Stamm  auf  die  Endung ^j  war  aber  die  Ausstos- 
sung  eines  vorhergehenden  ,)  notwendig  verbunden.  Wir  kom- 
men somit  für  zoßcl  genau  aut  die  nämliche  Erklärung  wie  für 
duyda.  Wie  hier,  so  wurde  auch  dort  die  vor  r  —  und  zwar 
vor  konsonantischem  r  —  normale  Lautfolge  des  Stannnes 
auch  in  die  sogenannten  starken  Kasus  überführt,  während  um- 
gekehrt im  Indischen  die  starken  Kasus  für  die  übrigen  be- 
stimmend wurden.  Wie  etwa  J.  Schmidt  das  {)  von  zqOä  er- 
klären will,  ohne  die  schwachen  Kasus  anzurufen,  vermag  ich 
nicht  zu  sehen.  Wer  das  aber  tut,  der  braucht  sich  auch,  um 
das  Fehlen  des  i  zu  begreifen,  nach  neuen  Hilfsmitteln  nicht 
umzusehen.  —  Auf  dieselben  Ursachen  lässt  sieh  auch  die 
Differenz  zwischen  jAvv.  jarata  und  ai.  jaritd  zurückführen, 
nur  dass  jarr>t-  die  vor  sonantischem,  zaß-  die  vor  konsonan- 
tischem r  eingetretene  Lautfolge  darstellt.  Ich  weise  übrigens 
nachdrücklich  daraufhin,  dass  wir,  um  jene  Diifcrenz  bei  den 
^f/'-Stämmen  auf  arischem  Sprachgebiet  festzustellen,  gar  nicht 
nötig  haben,  uns  ans  Iranische  zu  wenden.  Sie  fiujlet  sich 
auch  innerhalb  des  Altindischen  selber,  das  uns  neben  dem 
N.  Sg.  rdn/fa-)  den  N.  1*1.  vantdras  bietet,  ßis  zur  Erl)rin- 
g'ung  des  Gegenbeweises  werde  ich  annelinieu.  dass  der  Un- 
terschied hier  und  l)ei  den  oben  besprochenen  Taren  durchaus 
^<ln   der  gleichen    l'rsache  bewirkt  worden  ist. 

7.  .1.  Schnddts  übrige  IJeispieh'  sind  jAw.  .sf<iot\>tu  Zug- 
tier'  :   ai.   sflii'irira/n    'fest,    derl),    massig'    (^'gI.    dazu    dessen 

1)  Es  branclit  niclit  i^cradc  der  tiaiiptak/eiit  des  Wortes  ge- 
wesen zu  sein;  s.  N'erf.  Studien  II  202  (wo  \\i'itre  Litteratnr),  KZ. 
XXIX  528. 

2)  Das  ,jAw.  ranfa,  bei  Justi  'Sieger'  ist  \  ielnieiir  N.  Du.  'die 
beiden  Geliebten',  s.  unten  J?  8. 


Die  neiinte  Präsensklasse   der  Inder.  57 

'Urheimat'  S.  7)  und  jAw.  draonö  :  ai.  drdvinas.  Welche 
weitern  Beis])iele  er  mit  '"ii.  a.'  im  Aug-e  hat,  entzieht  sich 
meiner  Kenntnis.  Ich  sell)st  habe  BB.  XV  10  noch  zwei 
Pare  verzeichnet:  jAw.  mazdrö  :  ai.  medlüräs  und  g'Aw.  astis  : 
ai.  dtithis.  Was  die  ersten  beiden  dieser  Wörter  anlang-t,  so 
lassen  sie  sich  keinesfalls  auf  ein  imd  dieselbe  Grundtbriu 
zurückführen;  medh-  leitet  auf  ar.  ''incn^dh-,  mqzd-  dag'eg-eu 
auf  ar.  *manddh-.  "\\'as  al)er  ferner  die  Differenz  ira-  :  ra- 
ang-eht,  so  verweise  ich  auf  ai.  riidhirds  :  g-riech.  epu9pöc, 
lat.  rubrum  u.  a.  m.;  s.  Verf.  BB.  XVII  110  f.,  Brugmann 
Grundriss  I  231,  II  270.  Lieg-en  doch  im  Indischen  selbst 
ra-  und  ira-  beim  nändichen  Adjektiv  nebeneinander,  s.  dhfu- 
srds  :  dhi-asirds  (s.  Fick  BB.  III  160;  Pischel  Ved.  Studien  II 
102)  und  mandrd.s  :  madi7'ds-.  Man  beachte  insbesondere  die 
Wörter  des  letzten  Pars;  ihr  g-eg-enseitiges  Verhältniss  ist  voll- 
ständig- das  nämliche,  wie  es  zwischen  jAw.  mazdrö  und  ai. 
medhirds  besteht.  Danach  glaube  ich  nicht  zuviel  zu  sag-cn, 
wenn  ich  behau])te,  dass  auch  das  jAw.  mazdrö  nicht  dazu  an- 
g'etan  ist,  J.  Schmidts  These  zu  unterstützen.  Und  mit  der 
Beweiskraft  von  staordm  steht  es  um  nichts  besser;  seine  Be- 
ziehungen zum  ai.  sfhdv'iram  und  zum  got.  stiur  (für  älteres 
^stiimr",  s.  W.  Schulze  KZ.  XXIX  271;  zum  Wert  des  u  vg-l. 
auch  Sievers  PBrB.  XVI  235  flf.)  lassen  dieselbe  Beurteilung-  zu. 
ijbrig-ens  ist  auch  die  Mr)g-lichkeit  ins  Auge  zu  fassen,  dass 
staorctm  aus  zwei  synonymen  Wörtern  (g-ot.  stiur  und  g-riech. 
Taöpoc)  zusammeng:eschweisst  ist;  s.  Verf.  IF.  III 188  No.  Sollte 
Brug-mann  mit  seiner  Fassung  des  ai.  ir  jener  Wörter  als  Ver- 
treter von  idg:.  (=  ar.)  rr  Recht  haben,  so  kämen  sie  für 
die  vorliegende  Frage  überhaupt  nicht  in  Betracht. 

S.  So  blei])en  denn  aus  meiner  Sammlung-  BB.  XV  10 
zu  Gunsten  der  J.  Schnüdtschen  Annahme  ledig-lich  zwei  Parc 
bestehen:  jAw.  draonö  :  ai.  drdvinas^)  und  g-Aw.  asf/s  :  ai. 
dtithis.  Ich  stelle  aber  g-ar  nicht  in  Abrede  —  und  habe  es 
auch  damals  nicht  getan  — ,  dass  sich  die  Sammlung  noch 
vermehren  lässt.     Vgl.  noch: 

g-Aw.  vistö  'bekannt'  :  ai.  viditds.  Ich  habe  dieses  Bei- 
spiel bereits  BB.  XVII  111  beigebracht. 


1)  Vgl.  dazu  Verf.  BB.  XVII  101  No.  5  und  unten  §  10  zu  ai. 
dräffhiman-  :  di-fa/Innd. 


58  C  h  r  i  s  t  i  a  n  B  a  r  t  h  0 1  o  m  a  c, 

gXw.  ahäiinixföj  worin  Geldiier  1)15.  XIV  11  das  Gegen- 
stiu-k  eines  ai.  ^dsam-udltas  (zu  vddafi)  findet.  Ich  verweise 
dazu  auf  Whitney  Grannnar^  i:^  95(3  d; 

jAw.  canta  N.  Du.,  vantäwhö  N.  PI.  (usw.:  s.  ZrGl.)  'Ge- 
liebte, Frau'  :  skr.  vanitä: 

jAw.  canta  L,  Sg-.,  Infinitiv,  'um  auszus})eien,  Gew*)!!  aus- 
zuwerfen'*); vg-1.  g-riech.  e'fiecic;  im  Aind.  würde  das  Wort 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ^camitcl  lauten;  au(di  dieses 
Beispiel  steht  bereits  BB.  XVII  111; 

gAw.  ijöidrrniä,  caoxdmä  1.  Flur.  Perf.  Akt.  gegenüber 
ai.  yetimd,  iicimd\ 

jAw.  raox.muHca  L.  PI.  'Licht'  :  ai.  röcisuüs  'licht';  s. 
dazu  Whitney  a.  a.  0.  §  1194a; 

jAw.  zahiamnanariii  G.  PI.  des  P'uturpartizips  :  ai.  jani- 
sydtL  [Vg-1.  auch  jAw.  frazainfis  'Nacldvomnienschnft',  np, 
farzand  'Kind'.] 

Das  letzte  Beispiel  zeigt,  dass  mit  der  \'ermelirung  des 
Materials  auch  die  Schwierigkeiten  sich  liäufen,  welche  J. 
Schmidts  Reg-el  entgegenstehen.  Aus  einem  arischen  ''•'zanisia- 
konnte  doch  niemals  ein  jAw.  zqJiija-  hervorgehen,  sondern 
höchstens  ^'za^sya. 

y.  Es  ist  möglich,  dass  noch  ein  oder  das  aiulre  awe- 
stische  Wort,  das  mir  augenblicklich  entg-eht,  sich  J.  Schmidts 
Kegel  fügt.  Nun  alicr  frage  ich:  Wie  stelits  denn  mit  den 
'Ausnahmen',  mit  jenen  drei-  und  mehrsilbigen  awestischen 
(und  überhaupt  iranischen)  W<»rtern,  bei  welchen  ein  indoger- 
manisches r)  in  zweiter  Sillte  gerade  wie  in  audci-n  Silben 
durch  /  vertreten  ist?  Ich  kann  mir  kaum  denken,  dass  ,]. 
Schmidt  all  diese  Wörter  völlig-  übersehen  haben  sollte.  Eine 
Erwähnung  wenigstens  hätten  sie  schon  verdient.  Xacli  mei- 
ner Meinung  werfen  sie  die  ohnehin  schon  recht  wacklig;c 
Eegel  vollends  über  den  Haufen. 

10.     Ich  verzeichne  folgende  'Ausnahmen': 

g'Aw.  yezicl  X.  Sg.  Fem.  zu  yazu^  =  ai.  ya/uus,  wozu 
das  Feminin  yahcl  lautet;    vgl.  Verf.    \'A\.  XV  9,    XVII   340, 


ll  V.  5.  1.  Das  daneben  stehende  paitita  (so!,  '^X.  paf'da)  ist 
liitiiiitiv  zu  dem  Ivausale  a.s-paiayeni]  aci  dim  p"  bedeutet  "um 
darauf  (dJB  Exkremente)  fallen  zu  lassen,  um  darauf  zu  schmeissen"; 

/  i-elit  also  auf  id<i-.  /  nicht  auf  ■>;  s.  Verf.  Studien  II  71  No. 


Die  neunte  Praseusklassc  der  Inder.  59 

Johansson  De  derivatis  Verl)is  luT;  Briigniann  (4run(lriss  I  2o4, 
II  293;  Fieks  Erklärung-  von  xavaoc,  Wörterbuch^  I  59  ist 
auf  tjezicl  und  ai.  prtJüvt  nicht  anwendljar;  Jacksons  Fassung- 
von  i/ezivi,  Gramniar  §  12  nimmt  auf  ai.  prtliivi  keine  Rücksicht. 

jAw.  i-aozü\rni  ?>.  1*1.  31cd.  Praet.  Perf.:  im  Aind.  würde 
^'ühlfum  entsprechen:    s.  Verf.  AF.  11  97.  KZ.  XXIX  27ö. 

j Aw.  ja.i'sfd,  Jaynvci  Part.  Perf.  Akt. :  c  steht  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  als  g-raphischer  Vertreter  für  iv,  man 
beachte  die  Variante  Jalynvä  zu  Yt.  10.  71,  mit  z-Epenthese! 
Vgl.  Verf.  AF.  II  981  f.;    s.  auch  Jackson  a.a.O.  §  68  Xo.  2. 

g-Aw.  äuditly  jAw.  ainiti  (s.  Geldner  KZ.  XXVIII  404  f.); 
g-Aw.  üsl-yiUm  (s.  Verf  AF.  III  32,  Jackson  a.  a.  0.  §  32); 
jAw.  spasitüeöaca  (Xeuausg-. :  spas",  s.  aber  E  1,  L  18,  J  10; 
vgl.  Caland,  KZ.  XXXI  2(59).  Der  Ausgang-  in  diesen  Wörtern 
steht  im  Wechsel  mit  afi-  (s,  griech.  -eci-c)  und  mit  tl-;  vgl. 
Verf.  BB.  XVII  348.  Xeben  gAw.  ^n^ifi-cd  (d.  i.  ar.  "^'aniti), 
eig.  'das  Atmen'  tinden  wir  die  G.  Du.  antijd  paräntyä  'des 
Ein- und  Ausatmens^)',  welche  als  Kom])osita  von  "^anti-  mit  ä 
und  parä  anzusehen  sind,  vgl.  die  Verbindung  äca  paracet 
Yt.  8.  54.  Neben  jAw.  spasitat'<)(ica  haben  wir  avaspasiiclna 
und  neben  gAw.  asl-^itim  steht  üstim,  das  vermutlich  ein 
uridg.  ^'ä.slxtim  repräsentiert,  vgl.  Verf.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §  25. 

gAw.  harazimanaiii  G.  PI.  'der  Höhen';  vgl.  Th.  Baunack 
Studien  I  369.  8.  ai.  raviniän-  (:  ut'us),  prathiman-  c.  p)iliäs), 
drügliimdn-  (:  dlrghds)-^  aber  neben  dem  letzteren  haben  wir 
auch  dräghmd,  das  nach  Collitz  BB.  XVIII  231  ft'.  aus  "glimif 
hervorgegangen  sein  soll.  Neben  dem  G.  PI.  hardzimanam 
ist  auch  eine  Instr.-.Sing.-Form  har<>.sna  überliefert  —  bei 
Justi  wird  sie  als  Lok.  Sing,  zu  ha)'c).s)ius  verzeichnet  — , 
deren  Verhältnis  an  das  von  ai.  malümdnam  usw.  zu  malind 
erinnert-).  ^lan  beachte  insbesondere  noch  ai.  varsmdnam,  vars- 
mand  RV.  und  varslmd  VS.  Analoge  Beziehungen  werden 
auch  zwischen  ai.  jarlmdnam  und  np.  zarmati  bestehen. 

jAw.  hadisa.s-ca,  snaidlzhija  und  andre  dreisilbige  Kasus- 
formen   aus    /.y  -  Stännnen.      Dazu    auch    gAw.    tsvisim   =  ai. 


1)  BB.  X  2(i7  hinzuzufüg-en. 

2i  Es  wäre  Collitz' Untersuchung-  zu  statten  g-ekommen,  wenn 
er  auch  die  iranischen  Wörter  berücksichtigt  hätte :  jAw.  har,)ma 
neben  "zimanqm,  jAw.  asnö  'des  Himmels'  neben  asniandni,  srayana 

neben  ai.  srtmdn-  (für  ar.  '■''■. srMijim"),  x.snaomn  neben  x-siifanaitie  u.a. 


(JO  Christian  Bartliolomae, 

tavislm,  jAw.  xrvi.^yafö  :  ai.  Vrdvis.  Dass  das  /  dieser  ari- 
schen Wörter  ein  'nielitindog-eriuaniscbes'  ist,  wird  ja  auch 
von  J.  Schmidt  Phu-albiklnng-en  338  f.  (u.  ö.)  g-elehrt;  s.  noeli 
Verf.  Grdr.  d.  ir.  Phihd.  I  §  178,  wo  weitere  Litteratur. 

jAw.  pdrmme  nnd  einige  andre  dreisilbige  Kasus  von 
in-Stämmen:  s.  Verf.  a.  a.  0.  i?  192. 

gAw.  x.sn9iil.kl  und  andre  Formen  des  /s-Aorists;  s.  Verf. 
a.  a.  0.  §  164.  Dazu  auch  das  np.  bclsad,  dessen  uriranische 
Grundlage  ""'hcliji-sati  —  mit  demselben  is  wie  in  ai.  hhavisi/äfi 
(woneben  jAw.  hüit/anfcim,  lit.  büsiii)  —  das  i  erst  im  Mittel- 
iranischen  eingebüsst  haben  kann;  s.  Verf.  IF.  IV  131. 

Dass  in  all  diesen  Beispielen  das  zu  Grunde  liegende 
arische  i  auf  ursprachliches  9  geht,  scheint  mir  unzweifelhaft 
Weniger  sicher  ist  das  bei  jAw.  pairika  (Verf.  BB.  XV  ^s  f., 
XVIII  34(1;  anders  Brugmann  Grundriss  II  249),  raoidifam  : 
ai.  röhitam  (Verf.  BB.  XVII  111  No.;  für  3  dürfte  auch  lat. 
russus  sprechen)  und  einige  andere,  die  ich  als  nicht  beweis- 
kräftig bei  Seite  lasse. 

11.  Ein  Beispiel  habe  ich  mir  für  den  Schluss  aufge- 
spart, weil  ich  es  für  geeignet  halte,  alle  etwa  noch  bestehen- 
den Bedenken  niederzuschlagen.  In  \.  9.  33,  35,  16.  8^)  steht 
gleichlautend  a'irlme  gcltüm  he  n'ishi()aefa  'ruhig  soll  er  an 
seinem  Ort  sitzen  bleiben';  in  Vt.  13.  73  haben  wir  airime. 
anliadö  X.  PI.,  von  Geldner  KZ.  XXV  545,  'die  geduldig- 
sitzenden',  und  V.  6*2.  8  armaesäide,  von  demselben  Metrik 
98  'dem  stille  sitzenden'  übersetzt.  Darmestetcr  hat  an  letzterer 
Stelle  'qui  ne  peut  pas  bouger',  an  ersterer,  weil  er  das  a  in 
arohcuV)  irrtündicher  Weise  —  vgl.  Spiegel  Kommentar  II  Gl  '9  — 
für  das  a  ])riv.  hält,  'sans  rei)Os\  erklärt  mit  "inverse  de 
armaesad-   '(jui   reste  sans  bouger'";  s.  Zend-Avesta  I  .')^'9,  II 


1)  Ich  gestatte  mir  bei  der  Gelegenheit  Johansson  darauf  auf- 
nierlcsam  zu  machen,  dass  es  für  den  grössten  Teil  des  Awesta, 
insbesondere  auch  für  den  Vendidad,  zwei  verschiedene  Paragra- 
phenzählung'en  gibt,  und  dass  ich,  so  lange  ich  schriftstellerisch 
thäti«;-  bin,  nach  der  Westergaardschen  und  jetzt  nach  der  Geld- 
ner.schen  Ausgabe  zitiere:  —  so  dass  sich  freilich  meine  Stellenan- 
gaben mit  denen  bei  Justi  und  Spiegel  recht  oft  nicht  decken.  Das 
muss  Johansson  bisher  j^-anz  entgangen  sein;  vgl.  BB.  XX  88  Zeile  6, 
wo  er  mich  'berichtigt',  weil  er  bei  Justi[-Spieg"el]  eine  andere  Pa- 
ragraphenziffer gefunden  hat,  als  ich  sie  angegeben  hatte. 


Die  neunte  Präsen.sklassi^  der  Inder.  61 

524.  Dasselbe  Wort  ist  auch  in  annaesta-  oder  aramae.sfa- 
enthalten,  das  als  Beiwort  des  Wassers  g-ebraclit  wird;  aß 
(ü'maesta  ist  das  in  Ruhe  hetindliche,  das  stehende  Wasser  im 
Geg-ensatz  zum  fliessenden:  s.  Y.  68.  6,  Yt.  5.  78,  6.  2,  8.  41, 
V.  H.  :]0,  Xir.  67.  Es  gehört  also  das  Wort  mit  dem  gleich- 
bedeutenden griech.  \\^i\xa,  "uaToc  usw.  zusammen^). 

12.  Wie  denkt  sich  nun  J.  Schmidt  das  gegenseitige 
Verhältnis  der  drei  Stammformen  jAw\  arm.',  cCrini'  und  griech. 
iipein"?  Und  wie  soll  man  in  der  zweiten  das  /,  das  doch  die 
Bedingungen  seiner  Regel,  nändich  1 )  ein  nichtindogermanisches 
i  zu  sein  nnd  2)  in  der  zweiten  Silbe  drei-  oder  mehrsilbiger 
Wörter  zu  stehen  ganz  zweifellos  erfüllt,  —  wie  soll  man  es 
mit  seiner  Regel  vereinbaren? 

IS.  J,  Schmidts  oben  §  2  im  Wortlaut  angeführte  Regel 
zur  altiranischen  Lautlehre  ist  also  falsch,  imd  zwar  ans 
zwei  Gründen:  1.  bei  inneriranischem  Verlust  des  indogermani- 
schen A  würden  mehrfach  andere  als  die  historisch  bezeugten 
Lautfolgen  entstanden  sein:  s.  z.  B.  jAw.  duyda,  zqhtjamna- 
iiam\  2.  es  giebt  iranische  Wörter^,  welche  das  idg.  a  unter 
den  von  J.  Schmidt  bezeichneten  Bedingungen  unversehrt  er- 
halten haben;  s.  z.  B.  jAw.  aimti,  a'irime.  Also  ist  in  den 
iranischen  Wörtern,  welche  das  Minus  eines  i  (aus  idg.  d) 
gegenül)er  den  entsprechenden  Wörtern  der  verwandten  Spra- 
chen, speziell  der  indischen,  autweisen,  der  Ausfall  dieses 
Lautes  nicht  in  iranischer,  sondern  in  voriranischer  Zeit  er- 
folgt; und  die  Differenz  in  den  bezeichneten  Wörtern  ist 
darauf  zurückzuführen,  dass  von  zwei  vor  Alters  unter  be- 
stimmten Bedingungen  sich  ablösenden  Wortformen  das  Ira- 
nische die  eine,  und  zwar  die  kürzere,  die  übrigen  verwandten 
Sprachen,  speziell  das  Indische  die  längere  verallgemeinert  hat; 
s.  Verf.  BB.  XVII  IIL  Ol)  die  Differenz  die  zweite  oder 
eine  andre  Silbe  betriff't,  ist  dabei  ganz  gleichgiltig.  Die  Er- 
klärung, die  J.  Schmidt  selbst,  KZ.  XXV  33  f.  für  das  Paar 
gAw\  pta  :  ai.  jj/f«  gegeben  hat  — :  "es  haben  hier  uuur- 
sprüngliche  Ausgleichungen  stattgefunden"  — ,  ist  auch  für  die 


1)  Die  auf  Benfey  zurücktührende,  zuletzt  von  Prelhvitz,  Et. 
Wörterbuch  102  wiederholte  Zusammenstellung  mit  griech.  epfi^oc 
scheitert  an  der  Bedeutung;  s.  auch  West  SEE.  XXIV  42,  Darmeste- 
ter  Zendavesta  II  83  No.  97. 


(52  Cliristi.'iu    Bar  tholoina  e, 

Paare  gAw.  znDä  :  ai.  janltö,  g'Aw.  yez'iü  :  ai.  yahvh  jAw. 
raoxtsnusva  :  ai.  röcisnüsn  usw.  anwendbar.  Das  Iiidische 
hat  im  AI]jj;eiiieiiien  (BB.  XVII 111)  die  vollere,  das  Iraniselic 
die  weniiier  volle  Form  bevorzug-t  —  aber  auch  nicht  mehr 
als  das.  Zu  einer  durchgehenden  Verdräng-ung  der  einen  von 
beiden  Formein-eihen  ist  es  weder  hier  noch  dort  gekommen. 
Das  Indische  bietet  ai.  vantäras  neben  vdnifd,  jdiima  neben 
Jdnima,  jn'tJivi  neben  prtMvi  usw.;  das  Iranisciie  hat  jAw. 
pita  neben  gAw.  pta  bewahrt.  jAw.  aiuiti  neben  dnfj/d,  airin/e 
neben  arniae"  usw.  Ja,  es  kommt  auch  vor,  dass  das  Iranische 
im  Gegensatz  zum  Indischen  die  vollere  Wortforni  erhalten 
hat.  Das  ist  ausser  bei  gAw.  ijezivl  :  ai.  ydiwl  (§  10)  der 
Fall  beim  Wort  für  'weibliche  P)rust';   das  np.  p/sffin^)  (statt 


1)  IF.  I  1(S7  No.  habe  icli  das  Wort  noch  nicht  verstanden. 
Eine  Ziirückführuiiii'  auf  irgend  wek-ho  Verbahvurzel  weiss  icli  nicht 
7AX  «eben,  so  wenig"  wie  für  die  Wörter  'Arm,  Bein,  Hand'  und 
andre  Körperteile.  —  Das  Verhältnis  von  jAw.  ßffina-  zu  ai.  stäna- 
gleiciit,  was  den  Anlaut  ang'eht,  dem  von  grieeh.  iTTüpvui.iai  (aus 
*2JsP)  zu  lat.  sternuöy  s.  Froehde  BB.  VI  1S2,  J.  Schmidt  KZ.  XXVII 
320,  G.  Meyer  Gr.  Gramm.  ^  262,  Brug-mann  Grundriss  11  1007,  Preli- 
witz  Et.  Wörterbuch  265;  ferner  Th.  Baunaok  Studien  I  273.  Verf. 
Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  S  83.  Das  ä  geht  auf  idg.  e,  vg-l.  griech.  cxiiviov, 
CTfjeoc,  arm.  stin,  dessen  i  sowohl  e  als  e  vertreten  kann.  Die  Null- 
stufe neben  der  Dehn-  und  Hochstufc  erscheint  im  Kompositinn 
jAw.  'f>njdrafsnyä  Yt.  22.  9,  darin  fsn  für  uridg.  2}stn  steht;  s.  Verf. 
a.  a.  O.  S  25  und  Hang- West  Arda  Viraf  284,311;  Fr.  Müllers  Kor- 
rektur(!)vorschlag-,  WZ.  VI  182  f.  lehne  ich  al).  [Zum  Wechsel  von 
äna-  mit  ana-  vgl.  ai.  ni-dhäna-  :  ni-dhäna-  (A'erf.  Studien  II  103), 
jAw.  au-dz-däna-,  np.  äb-dän  :  jAw.  yao-öano-  ('Milchbeliälter';  s. 
zur  Bedeutung-  IF.  VII),  jAw.  frä7ia-  :  fröna  (IF.  I  307  No.)  gAw. 
dfmu'mcf-  :  drWicma-  (Y.  31.  16;  IF.  I  307  No.),  ai.  ]}ra-jnäna-  :  g-Aw. 
frä-x.sndua-  (KL.  1  19;  Geldner  KZ.  XXX  330),  endlich  jAw.  ynäna- 
{)>nan((  Yt.  10.  27):  ai.  hdnano-''^).] 

B^.benso    dessen  Etvmolog-ie   von  JAw.  fstdiui  usw.     Die  That- 

*)  In  der  gegvii  mich  gerichteten  Pnlcinik,  Kritik  der  Sonan- 
tentheorie  S9  ff'.  Note  hat  J.  Schmidt  ebensowohl  IF.  1  307  No. 
als  Grundriss  d.  ir.  Piiilol.  I  §  196  ausser  Acht  gelassen.  Ich 
habe  an  letzterer  Stelle  das  arische  *prana-  n.  'Fülle'  =  jAw. 
fräna-  inid  fr:>na-  in  nicht  nn'sszuverstehender  Weise  in  */»•- 
äna-  zerlegt.  Ich  füiile  mich  auch  des  Fehlers,  dessen  mich 
.1.  Schmidt  zeiht,  das  d  von  ai.  dhnnam.  nidhnnam  als  Schwii- 
diung  des  wurzelhaften  ä  (c)  genommen  zu  haben,  nicht  schul- 
dig;   s.    zu    ai.  dntra-,    AF.  II  168    und    zu   jAw.    vispaDa,    KZ 


Die  neunte  Prüsensklasse  der  Tiuler.  Chi 

*^j/.s-^rt»  wie  dost  g-eg-eiiüber  ap.  dansta  usw.)  verhält  !>ieli  /luii 
ai.  stdnCm  wesentlich  so  wie   ai.  pitä  /u  g-Aw.  tä  (Vert.  BB. 


Sache,  dass  das  entsprechende  Pehlevhvort  mit  I  g'eschrieben  wird: 
p  l  s  t  ä  n,  veranhisst  ihn  zu  der  Annahme,  es  sei  "wahi-scheinlich 
■pestän  zu  sprechen"  (so  übrig'ens  sclion  im  ZPGh).  '"Neben  dem 
überschüssig-en  pH  im  Anlaut  verbiete  aber  auch  das  lang-e  ü  von 
pestün,  fstäna-  diese  Worte  mit  aind.  stana-,  arm.  stin  zu  identiti- 
zieren.  Die  Form,  welche  den  iranischen  Worten  zu  Grunde  liegt, 
muss  ]^aya-stäna-,  2)ayas-fiffrna-  (von  ]iayaJi-  =  ai.  jxiyas-  'Milch') 
g-elautet  haben,  als  deren  direkte  Fortsetzungen  phl.  pesfäu,  np. 
jnstän  ang'esehen  werden  müssen.  In  der  awestischen  Form  fstäna- 
wurde  payastäna-  ebenso  zusammengezogen  wie  ■mnnazdazdüm  (= 
Tnanas-dazdüm)  'beherziget'  zu  mazdazdüm"\  WZ.  VI  185.  Und 
WZ.  VII  277  Avird  diese  p]rklärung  aufrecht  erhalten,  trotzdem  in- 
zwischen Hörn  Grundriss  d.  np.  Et.  70  darauf  hingewiesen  hatte, 
dass  im  Pehlevi  auch  die  Schreibung  7)  s  t  ü  n  a  orkonimt.  Wenn 
es  richtig"  wäre,  dass  das  g"Aw.  inozdazdüm  aus  *manazd"  hervor- 
g'eg'aug'en  ist  —  was  ich  allerdings  bestreite,  BB.  XIII  <S0  f. ;  s.  auch 
Jackson  A  hymn  29  — ,  so  würde  ja  doch,  bei  analoger  Gestaltung 
\ox\.  2)ciyastäna-,  ein  Aw.  *paeHtäna-  sich  haben  erg-eben  müssen,  nicht 
aber  fsfäna-.    Das  Wort   lautete   im  Pehlevi  Avie  im  Neupersischen 

XXIX  487.  Wenn  jAw.  rdna-  in  V.  7.  52  wirklich  dieselbe  Be- 
deutung hat  wie  das  g'Aw.  räna-,  dann  stellen  sie  sich  zur  Basis 
ar-  in  ai.  aräm,  g'riech.  ctpapicKuu  wie  gAw.  damaua-  {\ .  31.  16) 
und  dsmäna-  —  a  ist  anaptyktisch!  —  zu  dam-  und  wie  jAw. 
frTtna-  und  fräna-  zu  j>r?y-.  —  J.  Schmidt  schliesst  aus  dem  zu 
V.  19.  4  als  Akk.  PI.  gebrauchten  jAw.  asänö  'Steine'  —  aber 
Yt.  13.  72  ist  es  Nom.  PI.!  — ,  auch  das  r>  des  gAw.  Akk.  PI.  asTmö 
gehe  auf  ar.  ä.  Der  Schluss  wäre  aber  doch  nur  dann  be- 
rechtigt, wenn  die  awestischen  Dialekte  sonst  bei  der  «-Dekli- 
nation in  der  Verteilung  der  verschiedenen  Stammformen  immer 
Hand  in  Hand  gingen.  Das  ist  aber  keineswegs  der  Fall;  Ag-1. 
gAw.  adfän9m  :  jAav.  aciican^m  ;  jAw.  asavanö  N.  PI.  :  gAw. 
asäund;  vgl.  Verf.  Grundr.  d.  ir.  Philol.  §  378.  4,  403.  Die  Glei- 
chung jAw.  nämTtni  =  ar.  '''uämäni  will  J.  Schmidt  durchaus 
nicht  gelten  lassen:  die  Lautlehre  darf  er  jedenfalls  nicht  da- 
gegen geltend  machen,  denn  im  Lok.  Sing.,  der  im  Arischen 
sicher  auf  -ani  ausging,  stehen  nebeneinander  gAw.  an7n'>iH 
und  (■asmaint.  Und  wie  stehts  mit  jAw.  baerani  Yt.  13.  64,  das 
ich  a.  a.  0.  §  403  als  Akk.  Plur.  verzeichnet  habe?  S.  Caland 
KZ.  XXXI  266.  Vgl.  im  Übrigen  zum  Wert  des  ;l  Verf.  a.  a.  0. 
§  298.  8.  Wenn  mir  J.  Schmidt  einen  sichern  Fall  der  Vertretung 
eines  ar.  a  in  offener  Silbe  durch  Aw.  ;l  nachweist,  dann 
werde  ich  die  Gleichung  jAw.  nämmi  =  ai.  nämäni  annehmen, 
sonst  aber  nicht.     [Korr. -Note.] 


64  Cliristian  Bart holomae, 

XIII  54):  in  der  Mitte  zwischen  beiden  steht  dort  jAw.  ßtäna, 
liier  gAw.  pta. 

14.  Man  wird  es,  so  darf  ieli  hoffen,  nach  Vorführung' 
des  obigen  Materials  begreifiieh  linden,  dass  ich  gar  nicht 
darauf  kommen  konnte,  den  Schlüssel  zu  dem  Rätsel,  das  uns 
das  Verhältnis  von  gAw.  i\^r<tnte  (d.  i.  Vcn-'nte)  zu  ai.  vrnlte 
und  griecb.  vaiai  aufgiebt,  in  der  von  J.  Schmidt  bezeichneten 
Richtung  zu  suchen.  Seine  Zurückftthrung  des  gAw.  -nte  der 
neunten  Präsensklasse  auf  ar.  -nitai  —  oder  auch,  wenn  man 
so  lieber  will,  -nltai  —  =  idg.  -ndal  ist  unter  allen  Umstän- 
den falsch;  es  entspricht  dem  griech.  -vaxai  ebenso  wenig 
genau  wie  jAw.  dic/öar-dm  dem  griech.  Gu-farep-a  ^). 


pistän.  i  xmcl  ä  in  Pehleviwortern  dürfen  doch  nur  da  als  Bürgen  für 
Avirklich  gesprochene  Längen  betrachtet  werden,  wo  die  Verglei- 
chung  mit  den  entsprechenden  alt-  und  neuiranischen  Wörtern  fürs 
Mitteliranische  solche  erwarten  lässt.  Das  Wort  für  'Herz',  np.  clil, 
wird  im  Pehlevi,  soviel  ich  sehe,  immer  mit  den  Buchstaben  d  l  l 
geschrieben;  will  Fr.  [Müller  etwa  auch  diesem  Wort  ein  t  oder  e 
zuweisen?  S.  Verf.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §  57  No. 

1)  In  seiner  Kritik  der  Sonantentheorie  183  N.  schreibt  J. 
Schmidt  neuerdings:  "Bartholomae  (Grdr.  d.  iran.  Philol.  §  71, 
132)  bestreitet  jetzt,  dass  im  Abaktr.  i  überhaupt  schwinden 
könne,  richtet  seine  Polemik  aber  nicht  gegen  sich  selbst,  son- 
dern seltsamerweise  gegen  mich,  obwohl  ich  mich  doch  nur  auf 
.seine  Zusammenstellungen,  welche  er  jetzt  mit  Stillschweigen 
übergeht,  berufen  habe.  Leider  erwähnt  er  dabei  die  oben 
angeführten  Beispiele"  —  [es  sind  mit  Ausnahme  von  dugMä, 
duyöa,  das  vermutlich  mit  Rücksicht  aixf  Grundriss  d.  ir.  Philol. 
I  §  53  I  No.  4  und  auf  eine  brietiiche  Bemerkung  gleichen  In- 
halts weggelassen  wurde,  die  nämlichen,  die  im  Festgruss  an- 
geführt sind,  s.  oben  §2;  auch  hier  folgt  'u.  s.  w. ']  —  "mit  kei- 
nem Worte,  lässt  auch  varante,  welches  ich  aus  ar.  ■'^r„rnltal 
hergeleitet  habe,  unerklärt,  so  dass  nach  wie  vor  nichts  im 
i  Wege  steht,  den  in  draonö,  staor.>m  u.  a.  thatsächlich  vorlie- 
genden Schwund  eines  xirsprüngliciien  ar.  /  auch  in  andern 
ähnlichen  Fällen  anzunehmen.  Es  handelt  sich  überall  um  den 
zweiten  Vokal  der  sogenannten  zweisilbigen  Wurzeln  .Saussu- 
res;  ein  abaktr.  Beispiel,  in  welchem  dieser  enthalten  wäre,  bringt 
Bartholomae  nicht." 

Zur  Richtigstellung'  und  zur  Beleuchtung  des  'seltsamerweise' 
habe  ich  folgendes  anzufülircMi: 

1.  In  BB.  XV  10  habe  ich  allerdings  im  Ganzen  7  arische 
Wörterpaare  verzeichnet,  bei  denen  das  Indische  in  zweiter 
Silbe  ein  aus  idg.  o  hervorgegangenes  i  aufweist,  das  Awestische 


Die  neuntt!  Priisensklas.se  der  Inder.  65 

Id.     Es  g-iebt  —  m  viel  ieli  sehe  —  mir  zwei  ]\Iöglich- 
keiteu,    die    strittigen    awestisclien  Formen    zu    erklären-    auf 


dag-eg'en  nicht.  Der  Zweck  dieser  Zusammenstellung"  war  aber 
lediglich  und  ausgesprochener  Massen  der,  das  Verhältnis  von 
ai.  janitä  zu  gAw.  zaßä  zu  illustrieren.  Den  von  J.  Schmidt 
für  seine  Erklärung*  des  g-Aw.  vdrdnte.  benötigten  Schluss  habe 
ich  a.  a.  O.  nicht  gezogen.  Im  Gegenteil  habe  ich  in  Note  2 
auf  Fick  BB.  III  159  verwiesen,  wo  es  heisst  "Da  nun  aber 
jedes  Schwa  auch  ausg'estossen  werden  kann"  (und  zwar  in 
der  Ursprache).  Ferner  in  Note  3  zu  dem  Paar  ai.  duliitä  : 
g'Aw.  diupdü.  jAw.  duyda  auf  BB.  XIII  91,  wo  ich  selber  ge- 
schrieben habe:  "Ein  arisches  '*dhuyitar-  Aväre  im  Awestischen 
zu  '•'diif/itar-  geworden.  Aber  auch  ang-enommen,  das  i  Aväre 
wirklicli  erst  im  Awestischen  geschwunden  —  vgl.  übrigens 
fä,  S.  54  — ,  so  wäre  doch  sicherlich  '■'duxfar-  daraus  g-eworden, 
nicht  aber  du(/>fdar-,  duy8ar-\ 

2.  In  meinem  BB.  XVII  abgedrxickten  Aufsatz,  der  nur  um 
weniges  später  als  der  Artikel  "Aw.  zqdä  'genitor'  "  geschrie- 
ben ist  [und  mit  den  in  BB.  XV  veröffentlichten  Abhandlungen 
in  einem  'Arisches  und  Linguistisches'  betitelten  Sammelband 
vereinigt  wurde,  mit  dem  ausgesprochenen  Zweck  "das  r4xite, 
das  sie  allenfalls  enthalten,  durch  ausführliche  Indizes  nutzba- 
rer zu  machen"  —  ich  bitte  die  Indizes  zum  Folg-enden  zu 
vergleichen;  J.  Schmidt  liesitzt  diesen  Sammelband  als  Geschenk 
von  mir  — ]:  in  diesem  Aufsatz  BB.  XVII  101  (^  Ar.  u.  L.  117) 
No.  5  liest  man:  ".  .  creY^oc  :  cre-favöc;  .  .  övoc  .  .  :  aatniis.  Gr. 
a,  lat.  /  (aus  a)  werden  wohl  idg.  ,/  vertreten;  vgl.  das  Verhält- 
nis von  ai.  drävinas  zu  aw.  draonü  u.  a.".  Dabei  ist  auf  BB. 
XV  10  und  wiederum  auf  Fick  BB.  III  159  verwiesen. 

3.  In  demsell)en  Aufsatz,  BB.  XVII  110  (=  Ar.  u.  L.  126)  habe 
ich  als  awestisches  Beispiel  für  'wurzel auslautendes  t>'  die 
jAw.  Nominallorm  ainiti  augeführt  und  zwar  zusammen  mit 
ai.  aniü  'er  atmet',  (inilas  u.a.  Dass  dieses  i  der  zweite  Vokal 
einer  sogenannten  zweisilbigen  Wurzel  Saussures  sei,  ist  schwer- 
lich zu  bestreiten;  vgl.  de  Saussure  .Memoire  246,  Bechtel  Haupt- 
probleme 194,  196. 

4.  Ebd.,  BB.  XVII  110  (=  Ar.  u.  L.  126)  No.  2  habe  icli  ge- 
schrieben: "Vg'l.  ai.rudhirä.s,  dessen  /  von  dem  in  rölütas,  jAw. 
raoidit^m,  wo  es  wegen  griech.  tpu9p6c  nur  einem  alten  ,>  ent- 
sprechen kann,  nicht  wohl  getrennt  werden  darf".  Auf  diesen 
Satz  habe  ich  in  den  Nachträgen  zu  BB.  XV  10  (s.  Nu.  1)  aus- 
drücklich verwiesen:  BB.  XVII  340  (=  Ar.  u.  L.  150). 

5.  In  der  Note  zu  §  71  des  Grundrisses  d.  ir.  Piniol.  I  —  s. 
oben  Zeile  2  dieser  Note  —  zitiere  ich  zum  Beweis,  dass  J. 
Schmidts  Regel  bezüglicii  "des  Ausfalls  eines  nicht  indogerma- 

Inclofrormanisclie  Forscliunsreii  VII  1  u.  2.  f) 


66  Christian  Ba  rtlioloinae. 

beide  liabo  ich  l)ereits  in  meiiicii  Studien  II  TT  liingewiesen. 
Entweder:  man  ninnnt  an,  dass  die  Beziehungen  zwisclien 
gAw.  -nfil  und  grieeh.  -vaiai  usw.  denen  anah\<;'  sind,  welclic 
zwischen  jAw.  duyörmn,  duy<)ai\rm  und  griech.  eu-farpujv,  Guy«- 
xe'pa  bestehen.  Oder  aber:  man  fasst  g'Aw.  v^rrmte  usw.  als 
junge  Analogiebihlungen. 

Iß.  Den  letztern  Weg  habe  ich  dort  als  schwer  gangbar 
bezeichnet,  da  es  innerhalb  des  Iranischen  durchaus  an  einem 
geeigneten  Muster  fehle.  Anders  freilich,  wenn  man  von 
J.  »Schmidts  Konstruktionen  ausgeht,  Festschrift  182.  Da  ich 
keinen  Anstand  nahm,  zu  na-  eine  doppelte  Schwachform,  die 
Schwaform  iir)-  und  die  Nullform  n-  anzusetzen,  so  konnte  ich 
begreifliciier  AVeise  nicht  darauf  verfallen,  den  ai.  Ausgang 
der  3.  Plur.  Äled.  -nate  in  rinafe,  piinafe  (auch  -näfe  in  vrndte, 
mit  unursprünglicher  Betonung)^)  anders  zu  beurteilen  als  den 
der  3.  Sine-,  im  Avesta  -nie.     In   beiden   suchte  ich  die  Null- 


nisc'lu'ii  i  dos  Sanskrit  im  Altbal<trisi*licn"  talseh  sei,  eine  An- 
zahl späterer  Paragraphen,  und  zwar  folgende:  §  157,  Aoriste 
auf  is  (aus  idg.  ?y.s-);  dessen  i  gilt  de  Saussure  als  wurzelhaft, 
s.  Memoire  240  f.,  245;  dazu  BB.  XVII  112,  worauf  Grdr.  I  §  1.55 
verwiesen  wird.  —  §  175,  Nominalstämnic  auf  ?.s-,  "das  vielfach 
für  idg".  y.s  steht".  —  §  182,  Nonn'nalstamm  jAw.  masif-,  "viel- 
leicht aus  idg-.  "rff.  —  g  185  No.  1,  wo  die  Differenz  zwischen 
g-Aw.  (fuyöd  und  ai.  duliitä  durch  Anziehung  von  S  173.  5  aus- 
drücklich als  auf  Deklinationsabiaut  beruhend  l)ezoichnet  Avird. 
—  i?  188,  Noniinalstänime  auf  in-,  "die  durchgeführte  Schwaform 
zu  an-,  also  idg-.  9«-".  —  §  189  No.  2,  wo  zum  ir.  Nominalstamm 
fmzVfl/- 'Leben'  gesagt  wird  " üai,  mit  i  aus  y".  S.  dazu  Nu.  3. 
Alles,  was  ich  eben  unter  1  bis  4  angeführt  habe,  konnte, 
was  unter  5  verzeiclmet  ist,  musste  J.  Schmidt  bekannt  sein, 
als  er  die  zu  Anfang-  dieser  Note  gedruckten  Sätze  nieder- 
schriel).  Nun  frage  ich:  Welche  weitern  Äusserungen  von  nnr 
zu  der  in  Kede  stehenden  Frage  sind  J.  Schmidt  l)ekaniit,  aut 
Grund  deren  er  trotz  alledem,  was  o))en  mitgeteilt  ist,  die  An- 
sicht gewinnen  und  aussprechen  konnte,  (hirch  Ablehnung  sei- 
ner Erklärung-  von  gAw.  r,n'r>nte  aus  ar.  *rarnifai  desavouiere 
ich  mich  selbst,  statt  aber  die  Polemik  gegen  mich  selber  zu 
richten,  habe  ich  mich  'seltsamerweise'  gegen  ihn,  J.  Schmidt, 
g:ewendet?     [Korr.-Note.] 

1)  Vgl.  J.  Schmidt  KZ.  XXIV  :;i;!;  Verf.  C.rdr.  d.  ir.  Piniol.  I 
§  119.  Im  RV.  sind  die  3.  Plur.  :nii  (tfc  noch  etwas  zahlreicher 
als  die  auf  (ife:  Delbrücks  Angaben  im  Aind.  Verbum  j?  111  .sind 
nicht  ganz  genau. 


Die  neunte,  Präsensklasse  der  Inder.  67 

stufe  des  Praesenssiiffixes,  und  ebenso  in  ai.  vrne,  dvrni  1.  S^., 
jn-nn'mf-  Part.  usw.  J.  Schmidt,  der  eine  solche  nicht  auer- 
keunt.  ist  uezwungeu,  in  jenen  Formen  "das  Wirken  unur- 
spriinglieher  Analogien  anzunehmen".  Wer  seine  Darstellung 
für  zutreft'end  ansieht,  der  kann  auch  für  das  awestisehe  -ufe 
zu  einer  einfachen  analogischen  Erklärung  gelangen.  Wurde 
das  Verhältnis  von  (ar.)  '^duisdi,  ''''dtji.safdi,  ^d-duisi  zu  ^duUfdi 
bei  der  neunten  Klasse  nachgeahmt,  so  ergab  sich  als  3.  Sing, 
zu  *i(rndi,  ^ijrnatdi,  ^a-ip-ni  ein  ^urnfd'i.  gleich  gAw.  rr»'r)»fe. 
Man  sieht,  J.  Schmidt  hätte  also  auch  ohne  seine  oben  als 
unrichtig  nachgewiesene  Regel  auskommen  kfinnen.  Er  hätte 
nur  nötig  gehal)t,  das  was  er  seinerzeit  für  ai.  Pi'äsensformen 
?i.  Klasse  wie  dadhmdsi  aufstellte  (KZ.  XXI  Voll  f.,  XXV  ;»5), 
auf  die  der  9.  Klasse  zu  übertragen. 

n.  Nun  aber  frage  icli:  sofern,  wie  J.  Schmidt  will, 
ai.  imniüej  rlnate  auf  Neubildung  beruhen,  wie  würde  denn 
der  Ausgang  der  ,*).  Plur.  Praes.  Med.  der  neunten  Präsens- 
klasse zu  lauten  haben,  wenn  die  ursi)rüngliche  Form  sich  un- 
versehrt   erhalten    hätte';'     Etwa  '^-ninte  aus  idg.  ^-nd-ntai'^ 

18.  Während  J.  Schmidt  früher  der  Überzeugung  war, 
dass  ai.  dadlimds  'wir  setzen',  dadmds  'wir  geben',  daffd 
'gebt'  und  alle  analogen  Formen  mit  (•  vor  konsonantisch  an- 
lautendem Personalsuftix  unursprüngliche  Bildungen  seien  gegen- 
über den  entsprechenden  griechischen  Formen  xiGeiuec.  bibouec, 
biboie  usw.  —  vgl.  KZ.  XXV  35  — ,  erklärt  er  neuerdings, 
KZ.  XXXII  379,  den  "Gegensatz  von  ai.  dhi-fd-  zu  da-dh-}nds, 
"^di-td-  (erhalten  in  vy-ä-dita-)  zu  da-d-mds''  für  einen  alter- 
erbten, schliesst  sich  also  der  allgemein  geltenden  Anschauung, 
die  auch  durch  das  Slavische  und  Litauische  unterstützt  wird, 
auch  seinerseits  an^).  Zur  Begründung  wird  ausgeführt:  "Ein 
durch  unmittelbar  folgenden  Hochton  geschwächter  Vokal  ver- 
liert noch  eine  More,  wenn  ein  betontes  Kompositionsglied 
davortritt  .  .  .  Dieselbe  Wirkung  wie  ein  vortretendes  Kompo- 
sitionsglied ül)t  betonte  Redu])likationssilbe.  de  Saussure  (Mem. 
191;  hatte  schon  vennutet,  dass  J^räsentia  dritter  Klasse  ur- 
sprünglich zwei  Akzente  hatten,    einen  auf  der  Reduplikation, 


1)  Etwas  modifiziert  hatte  er  seine  Annainne  sclion  KZ.  XXVIE 
394  f.,  wo  es  heisst:  "Dem  skr.  dadliafi,  dcidati,  abg.  dadi-tl  ent- 
sprachen einst  griech.  ^riOaxi,  *6i5aTi". 


(58  Christian  Bart  li  oloinac, 

<len    zweiten   in   den    (starken  Formen  der  Wurzelsilbe,   in  den 
sehwaehen  auf  der  Modus-  oder  Persoualendung-." 

19.  Nun  erhebt  i^icli  aber  die  neue  Frag-e;  wenn  ai. 
dhattd,  datfd,  jAw.  da.sfa,  lit.  deste,  ksl.  dd.sfe  usw.  auf  ur- 
spracblicher  Bildung-  beruhen,  wie  steht  es  denn  dann  mit  ai. 
dadhi.jvd  neben  dhafscd,  mit  ai.  dadhhnd,  dadhu-e^j  neben 
dadhre  usw.,  ferner  mit  griech;  TiGexe-i,  biboTe-),  iCTaie,  aumbr. 
feiiu  (aus  *dedatu)  usw.?     AVolier  der  mittlere  Vokal V 

20.  Rrugniann  (Trundriss  II  932  No.  meint  zur  indoger- 
manischen rräscnsform  '^dhid/h)nies  (=  griech.  xiGeiuec).  "Diese 
Form  mag  nach  der  Analogie  von  ''^dhf>me{m)  (vgl.  6-06|uev) 
entsprungen  sein.  Daraus  folgt  nicht,  was  behauptet  worden 
ist.  sie  könne  nicht  uridg.  gewesen  sein".  Nach  seiner  An- 
sicht also  ist  r>  im  Präsens  solcher  Formen  wohl  indogerma- 
nisch, jedoch  nicht  ursprünglich.  Auch  beim  Perfekt  werden 
ai.  dadhhnd,  dadinid,  griech.  TeSeiai,  beboxai  als  direkte  Fort- 
setzer indogermanischer  Formen  verzeichnet  (S.  1211).  Dabei 
wird  aber  eine  entsprechende  Erklärung  des  zweiten  Vokals 
nicht  gegeben,  auch  auf  die  obige  nicht  verwiesen.  Soll  das 
a  im  Perfekt  ursprünglich  sein,  wie  im  Aorist?  Das  liefe 
auf  die  alte,  wohl  auf  Delbrück  zurückgehende  Annahme  hin- 
aus, dass  ai.  dhafscd  Präsens-,  aber  dadhisvd  Perfektimperativ 
sei  (s.  Ai.  Verbum  106);  vgl.  aber  das  PW.  Es  lässt  sich  eine 
solche  Scheidung  mit  der  Form  so  wenig  begründen  wie  mit 
der  Bedeutung.  Entsprechend  J.  Schmidts  oben  >?  IS  ange- 
führter Regel  wäre  das  r>  im  Perfekt  gerade  so  ausgeschlossen 
wie  im  Präsens;  wie  dadmäs  müssten  wir  auch  ^dadmd  haben  •^); 
die  Form  lautet  aber  ausschliesslich  dadimd. 

21.  J.  Schmidt  hat  sich  auch  bei  Aufstellung  dieser 
Regel  —  ebenso  wie  bei  der  oben  i?  2  tf.  besprochenen  — 
damit  begnügt,  zu  ihrer  Begründung  eine  kleine  Anzahl  von 
Beispielen  vorzuführeii,  ohne  aber  für  die  der  Regel  entgegen- 
stehenden Wörter  irgend  eine  Erklärung  zu  g(>bcn.    Und  deren 

1)  Zum  etynioloi^isclien  Wert  des  i  darin  s.  ^'l'rt'.  KZ.  XXIX -i".'!. 

2)  Dass  das  e,  o  dieser  —  und  analoger  —  yrieclüsclien  For- 
men an  Stelle  von  a  aus  idg-.  i>  getreten  ist,  nimmt  auch  J.  Schmidt 
an,  ii.-A.().'d?i\.  Ich  bemerke,  dass  abgesehen  von  den  verwandten 
Wörtern  auch  das  Verhältnis  von  icxäiui  usw.  zu  cxaxöc  usw.  auf 
die  Vokalisation  eing'ewirkt  haben  kann;  Vcxäui  :  cxaröc,  cxdcic  = 
bibium  :  boToc.  böac  =  tiGuui  :  Oexöc,  S^cic  usw. 

3l  Vl'1.  'la/.u  Verf.  IF.  III  .'JT  No.  4. 


Die  neunte  Prä.senskla.s.se  der  Inder.  ()9 

An/alil  ist  i;-iinz  erlieblicli  gTösser  als  die  jener  Wörter,  welche 
sieh  der  frag'liehen  Reg-el  fügen.  Die  reduplizierten  ai.  Nonii- 
nalstäninie  kann  man  sich  mit  Hilfe  von  Whitneys  (Iranmiar- 
§  1143  e  leicht  ziisannnensuchen^i;  dazu  nehme  man  noch 
Delbrück  Aind.  Verbum  >?  229.  Von  den  reduplizierten  Ver- 
balstämmen sind  es  besonders  die  Desiderativa.  welche  mit 
voller  p]ntschiedenheit  gegen  J.  kSchmidts  Regel  Einspruch  er- 
hel)en.  Sie  zeigen  ])ei  ^7- Wurzeln  ganz  überwiegend  die  Schwa- 
stufe.  während  sie  nach  jener  Regel  doch  durchgängig*  die 
Xullstufe  haben  müssten.  Als  Deis}tiele  mögen  dienen:  ai. 
dklhUcdi  zu  Wz.  dhe-  wie  hitds-,  Ipsati  zu  Wz.  äp-,  vgl. 
Verf.  IF.  III  15,  V  216 -);  piprUafl  zu  Wz.  präi-  wie  prltds: 
pipikdi  zu  Wz.  pöi-  wie  pltds.  Ferner  aus  "2  silbigen  Wur- 
zeln' jYthüscdi  wie  hütds;  fisflrsafe,  tmtürsate  wie  stlrndx. 
Vgl.  Whitney  Orannnar-  i?  1028;  Verf.  A F.  II  90  f.  Freilich 
steht  neben  didhisati  auch  dlütsati ,  das  mit  J.  Schmidts 
Regel  in  Einklang  steht:  und  zu  Wz.  do-  finden  wir,  abge- 
sehen von  dem  sicher  jungen  didäsatas,  nur  dttsati.  Aber 
didhis",  das  im  Rg-veda  viel  häufig-er  erscheint  als  dhlfs"  — 
man  beachte  auch  didhis üs  — ,  sollte  doch  eigentlich  nach 
jeuei-  Regel  überhaupt  nicht  vorkonniien.  Nach  welchen  Mustern 
und  auf  Grund  welcher  Formen  sollte  es  wohl  neu  geschaiTen 
worden  sein? 

22.  Nach  meiner  Ansicht  ist  das  Verhältnis  von  ai. 
didhis"  zu  dhifs',  von  dadhisva  zu  dhat.wci  dem  von  ai.  Ja- 
nisya°  zu  jAw.  zahya",  ai.  manisijafe  zu  mnsijafe  (usw.,  s. 
Whitney  Wurzeln  228  f.  die  mit  *  bezeichneten  Stämme),  von 
ai.  cidifds  zu  gAw.  vistö,  ai.  nditds  zu  gAw.  u.stö,  sowie 
dem  von  g-Aw.  Vrir^-nte  zu  griech.  laap-vaxai  völlig*  gleich- 
artig; die  Differenzen  beruhen  nicht  l)ei  einem  Paar  auf  dieser, 
bei  einem  andern  auf  jener  Ursache,  sondern  überall  auf  der 
nämlichen  Ursache. 


1)  Man  beachte  besonders   ai.  ävi-dldhayum  zur  Basis  dkäy-, 
mit  a  aus  y  (weil  vor  i  stehend),  neben  didhitiH. 

2)  J.  Sclnnidt  Kritik  der  Sonantentiieorie  23  f.  wendet  sich 
g-eg'en  meine  vor  10  Jahren  in  AF.  II  vorgetrag-ene  Erklärung- 
des  ai.  hie.  Wie  aus  den  oben  zitierten  Stellen  —  und  aus 
Grundr.  d.  ir.  Philol.  I  54  —  zu  entnehmen  war,  habe  ich  sie  selbst 
bereits  seit  mehreren  Jahren  aufgegeben.  IF.  III  15  führte  ich 
Ir-  auf  '■H-9r-  zurück;  man  vei-gleiche  dazu  J.  Schmidts  Fassung-. 
Vgl.    übrigens   Benfey   Vollst.  Cirannn.  ^  11)0  Z.  7.     [Korr.-Note.J 


70  Christian   Barth  olomao, 

26*.  Was  den  Unterschied  bei  jAw.  airl/ne  und  annae- 
-säide  hervorgerufen  hat  (s.  §  11),  ist  auf  den  ersten  IJlick 
klar.  YAw  ^  der  vorletzten  Silbe  eines  Wortes  fiel  in  der  Ur- 
sprache aus,  wenn  sieh  dessen  Betonungsverhältnissc  dadurch 
änderten,  dass  es  nnt  einem  andern  und  zwar  folgenden  AVort 
zusammengesetzt  wurde.  Denselben  Einfluss  wie  ein  zweites 
Kompositionsglied  üben  auch  gewisse  Kasus-  und  sekundäre 
Nominalstammbildungssuffixe  auf  die  |-,  w-,  >•-,  n-  und  die  an- 
dern mit  (luantitativem  Ablaut  flektierenden  Stännne  aus;  so  er- 
klärt sich  z.  B.  jAw.  rao.i:snu.si-a  neben  ai.  rOcisndva.s-^  vgl. 
ai.  7i)'-su  (für  idg.  ■^nrsü)  :  griech.  dve'pec,  oben  §  5.  Aber  für 
die  Paare  gAw.  visfö  —  ai.  ridifds,  gAw.  itsto  —  ai.  udiids 
versagt  diese  Erklärung,  und  nicht  minder  versagt  sie  für  die 
Verbalformen  und  -stännne.  Nun  aber  haben  Avir  gerade  durch 
J.  Schmidt  gelernt,  dass  ein  vorne  antretendes  Kompositions- 
glied ganz  ebenso  auf  das  folgende  wirkt  oder  wenigstens 
wirken  kann,  wie  ein  hinten  antretendes  auf  das  vorher- 
gehende; vgl.  a\.hlid(/a-fti,f,  devd-ffas  :  ditis  und  ddnam;  jAw. 
radae-.stürdm  :  stliitds,  griech.  cxaifipa  und  ai.  .sfhdmim;  s. 
KZ.  XXV  28  f.,  56  f.  In  all  diesen  Fällen  stand  das  geschwun- 
dene 9  in  der  dem  angeschobenen  Wort  zunächst  stehenden 
Silbe.  Aber  jAw.  arniaesäide  neben  airime  zeigt,  dass  sich 
dessen  Einfluss  auch  auf  ein  durch  eine  andre  Silbe  getrenntes 
3  erstrekt.  Danach  erweitre  ich  die  zu  Anfang  dieses  Para- 
graphen gegebene  Regel  dahin:  Ein  ,}  der  zweiten  oder  der 
vorletzten  Silbe  eines  Wortes  fiel  in  der  Ursprache  aus,  wenn 
sich  dessen  lietonungsverhältnisse  durch  Zusammensetzung  ver- 
änderten, oder  auch,  beim  Verbum,  durch  Enklise  (vgl.  dazu 
jetzt  Zinnner  liothsche  Festschrift  ITo  ff.). 

24.  Also  traten  für  die  Part.  Perf.  Pass.  ^ukUtös,  *udr)- 
täs  in  der  Komposition  '^"ijißfos,  *"t(i)fos  ein;  es  sind  somit  ai, 
i'idifd.s,  udifds  einerseits  und  jAw.  nhci.rlsto,  gAw.  <(hr>niiisfö 
^•anz  normaP),  nicht  aber  ai.  sqvidifas,  .^dnmd'ifaiii  und  nicht 
gAw.  visto.  Xornial  siiul  jAw.  ainiti  und  piti-antuK.  Laut- 
gesetzlich korrekt  sind  ferner  ai.  did/iisafi  und  (d)/ii  d/iifsdfi. 
während  das  einfache  dhitsafi  aus  dvv  Komposition  herüber- 
genoramen  sein  nniss.     Fnd  Entsprechendes  gilt  für  alle  dcicli- 


1)  Ebenso  yrieeh.  dicToc,  lat.  /irorLsus,  got.  uiucis,  air.  rof'esu 
im  Gegensatz  zu  lat.  c't.su.'i. 


Die  neunte  Präsensklasse  der  luder.  71 

gelagerten  Fälle.  Griech.  tiGeiuec  iiiul  ai,  dadhmäs,  g-riecb. 
TiGere  und  ai.  clhattä  (lit.  cUste)  usw.  repräsentieren  somit 
beide  indogermanisehe  und  ursprüngliche  Bildungen ;  von  den 
beiden  alten  AYechselformen  wurde  ini  Griechischen  die  des 
komponierten,  im  Indischen  die  des  einfachen  Verbums  ver- 
drängt. 

26.  Warum  im  indischen  Perfekt  umgekehi-t  die  Foi'm 
des  Simplex  den  Sieg  davon  getragen  hat  — ■  dadhimä  ge- 
genüber dadlimds  —,  erkläre  ich  nur  so :  Im  Perfekt  kon- 
sonantisch auslautender  Wurzeln  ergaben  sich  vielfach  unbe- 
queme Lautgruppen.  Das  führte  schon  frühzeitig  dem  in  For- 
men wie  dadhimd,  dadliise  usw.  altheimischen  i  den  Charakter 
als  'Bindevokal'  zu;  s.  Verf.  KZ.  XXIX  274  f.  Nach  '"^dadhl- 
ma,  ^'dadhi.sai  zu  '-'dadhai  bildete  man  zu  ''■'paptai,  '■'fatnai  ein 
'■-paptima,  Hatiiisai  (=  ai.  papüma,  fatnise)  usw.  Diese  For- 
men, die  natürlich  in  jeder  Stellung  gebraucht  wurden,  haben 
es  bewirkt,  dass  die  Bildungen  mit  i  auch  bei  den  andern 
Wurzeln  den  Vorzug  erhielten.  Von  Einfluss  waren  dal)ei 
wühl  auch  die  Formen  aus  der  Wurzel  sthu-  :  '''sdsthhna, 
*S((sfhisai  usw.  deren  AVechselformen  begreiflicher  Weise  schon 
sehr  frühzeitig  untergegangen  waren;  vgl.  ai.  fa.sfJiinid,  ta- 
sthise.  Freilich  konnten  ja  auch  im  reduplizierten  Präsens 
ungewohnte  Lautgruppen  entstehen.  Aber  doch  um  vieles  sel- 
tener. Die  Zahl  der  reduplizierten  Präsentien  ist  nicht  gross, 
während  ja  ein  redupliziertes  Perfekt  nahezu  bei  allen  Verben 
gebräuchlich  war.  Wo  aber  ])eim  Präsens  irgendwelche  Schwie- 
rigkeiten entstanden,  da  war  es  das  einfachste,  in  die  Geleise 
der  thematischen  Konjugation  einzubiegen.  Man  vergleiche 
z.  B.  ai.  sd.scasi  gegenüber  sascise  usw.  Auch  das  Präsens 
zu  sthä-  wurde  schon  in  arischer  Zeit  auf  diesen  Weg  gelei- 
tet: vgl.  ai.  iistluda,  jAw.  Jiistata,  2.  Plui'.  Prät. 

2iJ.  So  gelangen  wii-  denn  auch  schliesslich  zu  einer 
einfachen  Erklärung  des  Verhältnisses  von  gAw.  vdra-nte  zu 
griech.  ladp-vaxai.  Die  zu  Y.  57.  24,  Yt.  10.  92  bezeugte  o. 
Sg.  Prät.  Med.  jAw.  fi-aovdnta  id.  i.  ^fra-vdr-'nta)  ist,  da  in 
der  Komposition  stehend,  die  ganz  regelrechte  und  ursprüng- 
liche Form,  während  sich  gAw.  vara-nte  zu  griech.  judp-vaxai 
(aus  idg.  ^"natiü)  —  und  zu  ai.  gt'-nänii  —  genau  ebenso 
verhält  wie  gAw.  dazde  (ai.  dhafte)  zu  griech.  Tiöeiai  (aus 
idg.  ^^"'dhdtal)  —  und   zu  ai.  dadhami.     Man  sieht,    in   welch 


72  eil  ri.st  ian  Bait  li  o  loina  e, 

g-eriiig*eiii  Masse  man  so  die  Analogie  für  die  Ki-kläiniig  der 
Versehiedenlieit  zu  Hilfe  nelmieii  inuss:  die  eine  Spraelie  hat 
die  hoclitonige  rabsoliitc'),  die  andre  die  enklitische  '^^on- 
junkte')  Wechselform  aufg-eg-eben.  Aiieh  ai.  vruate,  ;>.  Plnr. 
halte  ich  sonach,  im  Gegensatz  zu  .1.  Schmidt  (>?  2)  für  eine 
aus   der  Urs])raehc   ererbte  Bildung;    es    vertritt    idg.  *'nntaL 

27.  \Vie  würde,  so  frage  ich  nun  nochmals,  die  vollere 
Wcchselibrm  dazu  zu  lauten  haben?  Für  '''-Urhufiii  kann  man 
ja  griech.  bu-vaviai  anführen.  Gleichwohl  scheint  es  nur  nicht 
sicher,  dass  eine  solche  Form  gel)räuchlich  war:  bu-vavrai 
lässt  sich  ja  auch  einfach  genug  als  Analogiebildung  nehmen, 
vgl.  cpepovTai  zu  qpepoiLiai^).  Spiegeln  sich  die  beiden  voraus- 
zusetzenden Formen  etwa  in  ai.  rrnafa  und  gAw.  rordnafii 
(d.  i.  or^nätä)^ 

'2H.  Freilich  behauptet  J.  Schnn'dt  für  die  letztere  Form, 
ihr  a  in  der  Vorletzten  sei  ^unursi)rüngliche  Dehnung',  Fest- 
schrift 18o.  Ich  kann  mir  aber  darunter  nichts  rechtes  vor- 
stellen. Pluialbildungen  171  meint  J.  Schmidt,  das  ä  sei 
"durch  die  ihythmischen  Verhältnisse  der  Formen  herbeige- 
führt". Dagegen  habe  ich  mich  schon  IM).  X\'ll  o41  ausge- 
si)rochen.  Ich  kann  nur  denken,  dass  das  unrhythmische  *dv- 
övujUGC  '.jK^yyS)  zu  oivuüvu)Lioc  gestaltet  ward,  um  einen  lihyth- 
mus  zu  gewinnen-).    Dass  man  a))er  das   rhytlnnische  "^dvrig- 

calte  (_w_)   sollte   in  dr^njvä'iti'  ( )    verändert   haben,    aus 

rhythmischen  Gründeii,  d.  h.  also  um  den  bestehenden  Khyth- 
mus  zu  zerstören,  das  will  mir  nicht  einleuchten.  In  den 
awestischen  Wrtrtern,  die  J.  Schmidt  als  Heispiele  für  unur- 
si)rüngliche  rhythmische  Dehnung  eines  kurzen  a  vorführt,  han- 
delt es  sich  mit  ganz  wenigen  Ausnahmen'')  um  Silben  mit 
altem  nf:  vgl.  gAw.  drr)g-vät(h  "i'dite  gegenüber  ai.  (hiid-nüa, 

1)  Dass  VcxavTai  Xcubildun.i;'  ist,  niiiiiiit  jedenfalls  auch  J.  Sehiiiidt 
an;  s.  oben  §  IH  No. 

2)  Vgl.  de,  Saussure  Melaiiges  Graux  740;  Wackernaücl  Deli- 
nung-sgesetz  der  griecli.  Koiii]».  4s.  S.  auch  l)cll)i-ück  Aiiid.  \'er- 
l)iini  110  f. 

;J)  S.  noch  .Jackson  Graniiiiar  S  IG  i'.  inid  Caland  KZ.  XXXII 
ryj4  1.,  wozu  Verf.  ZDMG.  XLVIII  14:5.  Zu  jAw.  stär.nn  gegenüber 
griech.  dcx^pa  hätte  doch  auch  ai.  tnnts  Ixrücksichtigt  werden 
müssen;  eine  rhythmische  Dehnung  liegt  <larin  ganz  sicher  gerade 
.so  wenig  vor  als  in  jAw.  x'a?,}f>nr,/in  gegenüber  ai.  sväsäram,  lat. 
sitrnron  eine  i-hythiiiisclu'   Kürzunu";  s.  auch  \\\).  sitärnh. 


Die  neunte  Präsensklasse  der  Inder.  73 

-vafe:  g'Aw.  Jiäifnn  g-eg-eiiüber  ai.  safim.  Ebenso  stehen  sich 
ii'Aw.  vdrsncltä  und  ai.  vrnata  gegenüber:  vgl.  nocli  n'Aw.  vi- 
siiäfcl  und  data:  s.  Verf.  AF.  II  (31  f.\t. 

i^S*.  Da  würden  wir  doch  wieder  auf  die  —  ich  gestehe 
das  gerne  zu  —  bedenklichen  langen  7^Sonauten  geführt.  Dass 
ein  9  mit  folgendem  /,  ii  zwischen  Konsonanz  in  indogerma- 
nischer Zeit  bereits  zu  7,  ü  wurde,  i-cheint  mir  zweifellos;  s. 
Studien  II  76^).  Ist  unter  gleichen  Bedingungen  auch  r  und 
ij,,  m  entstanden ?-^  Dann  würden  zwischen  ai.  vr-nafa  und 
g-Aw.  v.jr^-näta  dieselben  Beziehungen  walten  Avie  zwischen 
g'Aw.  v^rd-nte  und  griech.  udp-vaiai.     Ich  weiss  mir  vorläufig- 


1)  Wegen  des  dort  noch  anp:eführten  jAav.  daSaifi  s.  Caland 
GGA.  1893  402. 

2)  Freilich  führt  Brug-niann  Gruudriss  II  230,  1300  ai.  sfhe.sfhas 
(bei  Panini)  auf  idg-.  '*sthdisthos  zurück  und  J.  Schmidts  Erklärung* 
des  ai.  jyisfhas,  Festschrift  182  läuft  auf  das  nämliche  hinaiis.  Aber 
das  halte  ich  eben  auch  nicht  für  richtig'.  Der  Beobachtung',  dass 
das  e  dieser  Superlative  im  Rgveda  überwiegend  den  Wert  zweier 
Süben  hat,  s.  Üldenberg-  Eg'veda  I  IST  f.,  hätte  meines  Erachtens 
doch  mehr  Gewicht  beigelegt  werden  müssen,  als  es  bei  Brugmann 
a.  a.  0.  230  geschieht.  Der  Rgveda  hat  sechs  Superlative  mit  e. 
Davon  kommen  drei  de.sfha-,  dh",  y"  nur  sporadisch  vor:  von  den 
drei  andern  aber:  je/",  pr"  "liebst',  sr°  lassen  sich  die  beiden  letzten 
entschieden  nicht  in  der  vorgeschlagenen  Weise  zurechtlegen. 
Verg'leichen  wir  das  Verhältnis  von  ai.  särci-  zu  sävistha-,  dura-  zu 
ddvi.Hfha-,  sfhürd-  zu  sthdvistha-,  so  werden  wir  für  *rf?Yi-  auf  einen 
Superlativ  *srayUtha-  geführt;  ein  i  vor  i  ging  aber  schon  in  ari- 
scher Zeit  verloren;  arische  Grundform  wäre  also  *.srcnstha-,  mit 
zweisilbig'em  ai;  daraus  erklärt  sich  sowohl  sresfha-  als  jAw.  .s7'«e- 
Ma-;  vgl.  dazu  Verf.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §  80.  Die  selbe  Fassung  lässt 
auch  ai.  j^^'^Mha-  zu;  vgl.  2)rem(:in-,  und  sremän-  neben  svestha-. 
Die  Superlative  aus  Wurzeln  auf  ä-  mit  der  Bedeutung  eines  Nom. 
ag.  dürften  an  /-Präsentien  angeschlossen  worden  sein,  etwa  nach 
dem  Muster  von  ai.  ydjistha-  zu  ydjafi,  ixtliiWia-  zu  väliati  usw. 
Entsprechend  ai.  dhestha-  aus  urar.  ^d/iaii"  zu  ar.  *dhaiati  (s.  jAw. 
7ndayatj,  ai.  .sfheMha-  zu  ar.  *sth(iiat>  (jAw.  sfayeiti,  ksl.  stojeti)  usw. 
Auf  urar.  aii  geht  auch  das  JAw.  öi  in  vlöcöista,  vgl.  gAw.  vlcayaOä 
imd  Verf.  IF.  I  490;  während  äi  in  jAw.  säi.sUm  auf  du  führt,  vgl. 
.säyenti.  Eine  eingehendere  Untersuchung,  als  ich  sie  hier  vorhal)e, 
müsste  auch  auf  die  Ursachen  für  die  Differenzen  in  der  Kompa- 
rativbildung eingehen:  ai.  sreyas  zu  jAw.  srayö.  —  Die  awestischen 
Superlative  sind:  fraesta-  'meist',  viScöLsta-,  sraesta-,  znöista-\  hvöUta- 
ist  ganz  unsicher;  zu  yöista-  s.  Verf.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §268.35. 

3;  Vgl.  dazu  Verf.  Grundr.  d.  ir.  Phil.  I  §  95.  5. 


74  Christian  Bartli  olomae, 

jciio  awestisclieu  Formen  nicht  zu  erklären;  vgl.  (Jrundriss  d. 
ir.  Piniol.  I  ^   112,   110  Vi. 

oO.  Die  0})tativtbnn  i;rieeli.  büvaiTO  erklärt  l)rui;niann 
ans  idg-.  '^dH-ua-ito,  Grundriss  II  1301.  Das  halte  ieh  nicht 
für  richtig-,  weil  ich,  wie  schon  oben  §  29  gesagt  wurde,  über- 
zeugt bin,  dass  interkonsonantisches  f)i  bereits  in  der  Ursprache 
zu  i  wurde.  Dem  jAw.  hunijdf  Nir.  68  (3.  Sg'.  Opt.  zu  g"Aw. 
hiinäitl),  das  wegen  ai.  Irl-m-yäf  als  Vertreter  von  '■^hunitjcif 
auszugeben  jede  Veranlassung  fehlt  —  das  Awestische  hat  ja 
sonst  die  ;?^Präsentien  (ai.  Icrlmfe  usw.)  durchweg  fallen  las- 
sen — ,  liegt  ein  idg.  ^sunief  zu  (Trunde.  Die  vollere  Wechsel- 
form dazu  hat  '''sunaief  gelautet,  hervorgegangen  aus  noch 
älterem  "^sun^iet,  s.  oben  S.  52  Note.  Die  entsprechenden 
Formen  waren  im  reduplizierten  Präsens  '^'dhldliiet  (:  ai.  da- 
dht/df)  und  "^'didhaief,  im  einfachen  Aorist  '''dhief  (=  ai.  dhyüt) 
mid '''dhaiet-).  Wie  hat  man  die  Medialformen  dazu  anzusetzen? 
Neben  idg.  '''dhet  [ai.  dhcd,  arm.  e-di)  stand  '''dh<fto  (ai.  a-dhita, 
griech.  e-66TOi.  Demgemäss  ist  neben  '■'dh/ct  zunächst  ""'dhldto 
zu  erwarten,  daraus  aber  wurde,  da  interkonsonantische  L)  und 
91  gleich  behandelt  wurden  is.  Hübschmann  Vokalsystem  68) 
*rf/?/7o;  s.  gAw.  dlm,  2.  Sg.,  vgl.  Geldner  KZ.  XXX  326. 
Analog  im  reduplizierten  Präsens  ''\lhidhlto,  im  ]*räsens  neunter 
Klasse  '^ii/nifo:  s.  ai.  dadhlta,  gAw.  daidlta  und  ai.  vriilfa, 
das  also  mit  jAw.  huni/äf  zusammengehört.  Nun  aber  die 
vollere,  dem  aktiven  "^dJiaiet  zur  Seite  stehende  Bildung.  Was 
wäre  aus  uridg.  ^dluia-to  geworden?  Vermutlich  '-'dhifo,  weil 
das  erste  a  in  der  zweiten  »Silbe  vor  dem  Hochton  geschwun- 
den wäre^);  also  wären  die  'abs(dute'  und  die  'konjunkte' Form 
zusammengefallen.  Es  komite  aber  leicht  geschehen,  dass 
man  zu  "^'dhaitt  eine  neue  'alisolute'  Form  des  Mediums  schuf, 
und  zwar  im  Anschluss  an  das  .Musterverhältnis  der  'konjunk- 
ten' Formen  *</Ä/ei'  -/.w^dhdo.  Und  so  entstanden  in  derThat 
nach    meiner    Ansicht    '-'dluiifo    für    '"'dJui-i-fo   und    ^UUiidlutlfo, 

1)  Stände  gAw.  corjiultä  mit  seinem  ä  allein,  so  würde  ich 
es  als  Konjunktivform  lassen,  die  zur  3.  Phir.  Prät.  Med.  *va- 
rrjiKitä  nach  dem  .Musterverhältnis  *tnaintiatä  3.  Sing.  Prät.  Med.  : 
maiiiyätä  3.  Sing.  Konj.  Med.  neiigebildet  wäre.  Die  Ihkläning 
ginge  auch  noch  für  data  an,  für  die  andern  aber  nicht. 

2)  Vgl.  ai.  A-dyaii  und  griech.  b^u)  'binde'  imit  e  für  a). 

3)  S.  auch  J.  Schmidt  Festschrift  182,  der  aus  dem  optativi- 
sclieii  -nä-it-to  ein  -n-l-to  hervorgehen  lässt. 


Die  neunte  Prabensklassc  der  Inder.  75 

^hnrnalto.  Die  i;-enauesteii  Vertreter  dieser  neuen  Formen  hat 
uns  das  (4riechisclie  erhalten,  Vi;l.  ciaiTO,  iciaiTO,  buvaiTO, 
während  0eTTO,  boTio  nsw.  die  bekannte  Qnalitätsveränderung- 
des  alten  ^^Vokals  aufzeig-en.  Die  2.  Sing-,  zu  grieeh.  boTio, 
idg-.  "^doiso  ist  uns  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  im  Awesta 
bewahrt,  gAw.  doisa  Y.  51.  2^).  Im  Altindischen  würde  ^'dlie- 
tliäs  entsi)reehen;  derlei  Formen  sind  nicht  bezeugt,  sie  bilden 
aber  vermutlich  die  Quelle  für  das  e  \<m  detjäm  usw.;  vgl. 
Brugmann  Grundriss  II  1300  f.,  der  ebenfalls  ein  idg.  '--'sthaifo 
usw\  voraussetzt,  dies  aber  direkt  aus  --'-crifo  hervorgehen  lässt 
—  worin  ich  ihm  nicht  folgen  kann;  s.  oben  zu  grieeh.  bOvaiio. 

■j1.  Für  die  neunte  Präsensklasse  kommen  ausser  den 
g-riechischen  einige  awestische  Formen  in  Betracht;  jAw.  sf9)\i- 
naefa  kann  allerdings  als  thematische  Form  gelten,  es  könnte 
aber  auch  dem  grieeh.  bu-vaiTO  entsprechen.  Ein  Entscheid 
ist  da  nicht  möglich.  Vgl.  auch  unten  §  35  zu  gAw.  zara- 
naemä. 

S2.  Ich  kehre  nun  zu  den  Indikativformen  der  neunten 
Präsensklassc  zurück.  Es  scheint  mir  ausgemacht,  dass  die 
von  J.  Schmidt  überhaupt  verpönte  Sufftxgestalt  n  nicht  nur 
im  Iranischen,  sondern  auch  im  Indischen  vorhanden  ist,  und 
zwar  hier  in  rrnate  3.  Plur.  und  andern  Formen  mit  n  vor 
Sonanz,  welche  J.  Schmidt  zu  Unrecht  für  Neubildungen  an- 
sieht. Kommt  es  auch,  wie  im  Awesta,  vor  Konsonanz  vor? 
Ich  möchte  das  jedenfalls  nicht  mehr  so  bestimmt  wie  Studien 
II  70  in  Abrede  stellen,  nachdem  ich  durch  Brugmann  Grund- 
riss II  1010  auf  ^Moultous  Erklärung  von  ai.  Kunmds  usw. 
neben  sunoti  der  fünften  Präsen>klasse  aufmerksam  gemacht 
worden  bin.  Von  rgvedischen  Formen  dieser  Art  ist  ausser 
Txrnmahe  (AF.  II  88  f.)  noch  manmahe  und  dmanmahi  zu 
berücksichtigen,  die  Delbrück  im  Verbum  falsch,  Grassmann 
im  Wörterbuch  richtig  beurteilt  hat;  Formen  mit  °nu-v'\  "mi-ni" 
sind  im  Rg-veda  überhaupt  nicht  bezeugt,  manmahe,  aman- 
malü  gehören  zweifellos  mit  manvate,  amanvata  der  fünften 
Klasse  zusammen;  daneben  aber  gab  es  auch  solche  der  neun- 
ten;   vgl.  Pa.  miDiatl   und    got.  munaip;   s.  noch  i?  3*,t.     Die 


1)  Gelduers  Übersetzung"  der  Stelle,  BB.  XIV  9  ist  jedenfalls 
unrichtig-,  Aveil  sie  das  enklitisch  an  döi.sä  angeschlossene  möi  davon 
losreisst  und  mit  möi   den  Nachsatz  beginnt. 


76  Christian  Ba  rtholoma  e, 

Foriucii  der  beiden  Klassen  stehen  ja  überaus  häufig-  bei  dem- 
selben \'erbun!  nebeneinander,  so  dass  eine  ^Mischfiexion  nieht 
zu  den  Unniög-liehkciten  g-ehört.  Warum  sieh  freilich  im  In- 
dischen jene  Formen  der  9.  Klasse  gerade  im  Anschluss  an 
solche  der  ö.  gehalten  haben  sollen,  dafür  wüsste  ich  einen 
überzeugenden  Grund  nicht  vorzubringen  ^). 

•Vö'.  Die  letzterwähnten  Formen  führen  mich  aul'  die 
von  J.  Schmidt  vorg-etragene  Erklärung  von  gAw.  fryanmahl, 
licanmalü").  Ich  habe  diese  Formen  Bl>.  XTII  64  auf  ar. 
''^prii-an-masi,  '^suu-an-masi  zurückgeführt.  J.  Schmidt  lehnt 
das  ab.  mit  der  BegTündung,  dass  ^^StänHne  auf  (oiii-,  au-  .  . 
nirgendwo  sonst,  weder  im  Alt))aktrischen  noch  in  einer  der 
verwandten  Sprachen  von  irg-end  einer  Wurzel  vorkommen ". 
Weiter  heisst  es:  "Th.  Baunack  konstruiert  den  Text  durch 
Streichen  je  eines  vorhergehenden  einsill)igen  Wortes  so,  dass 
sich  viersilbige  frijiamahh  hurmmilil  für  das  Metrum  crg-eben 
(Studien  I  349,  37<s,  417 1.  Die  Überlieferung  aber  ergibt 
dreisilbige  fri/amahl.  hvaiuaht  in  den  achtsilbigen  Zeilen  {täi,<- 
va)  yazaiuüide  felis  fr//(imaht  und  chsinalilca  hvaiiioJi/cä.  Und 
das  halte  ich  für  richtig  .  .  .  fryqmaJn  verhält  sich  .  .  zu  skr. 
lyrlmmasl  offenbar  wie  v^r9nte  zu  skr.  vrulte  .  .,  d.  h.  es 
liegen  "^'frln-mahi,  ^■'liun-mahi  zu  Oi-unde.  Deren  in,  ün  wurde 
vor  m  zu  Nasalvokalen,  gerade  vvie  an  in  gleicher  Lage  zu 
a,  all.  Nasalierte  ~i,  n  kamen  aber  so  selten  vor,  dass  man 
ihnen  keine  eig-enen  Schriftzeichen  gab,  sondern  sie  im  (iatha- 
dialekte  durch  ya.,  va  (yan,  van)  umschrieb,  wie  man  das 
ebenfalls  seltene  nasalierte  einsilbige  r)i\}  in  den  Oathas  durch 
m-a  bezeichnete  .  .  .  Bartholomae  (KZ.  XXIX  4^0)  freilich 
führt  cinmcinc  und  dunman  als  Belege  dafür  an.  ilass  in, 
un    vor    1)1    nicht    zu    Nasah'(»kalen    vvurdi'n.     Beide    konmien 


1)  Nach  WacUi'nia<>-el  KL.  III  ')()  liätte  mau  \  iolnirlir  air/u- 
iiehiiK'ii,  knpnalu'  sei  Neubildung  zur  1.  Du.  knjra/u'  und  dies  sei 
dureli  'arbiträren'  Wegfall  des  vov  r  stehenden  ii  ans  ''kTniirahe 
hervorgegangen.  Aber  nr  ist  doch  eine  überaus  üeiäutige  Verbin- 
dung; man  vergleiche  z.  B.  die  «-Deklination,  |^'gi.  Jetzt  Wacker- 
nagrel  Aind.  Gramm.  II  59.     Korr.-Note.] 

2)  Da.ss  so,  und  nicht  mit  Geldner  zu  \.  lis.  4,  :J.».  5  vn»", 
zu  schreiben  ist,  halte  ich  für  unzweifelhaft.  Zu  G.  3.  0  hat  jetzt 
auch  die  Nenausgabe  "nnvi",  worauf  schon  IF.  I  494  aufmerksam 
gemacht  wurde.  [S.  jetzt  Ale  Veri)esserungen  zur  Neuausgabe. 
Korr.-Note.  j 


Die  neunte  Prasensklasse  dov  Inder.  Ti 

jedoeli  nur  in  Texten  des  jinig-even  Dialektes  vor.  Die  Ga- 
tlias  lind  der  ihnen  spraeldieli  g'leiehe  Yasna  liaptaidliaifl  .  . 
kennen  die  Lauttolge  inm,  unm  überhaupt  nieht.  Viehiiehr  ent- 
sprieht  dem  jüngeren  dunman  ^Wolken'  in  den  (iatlias  dvan- 
nmhyas-cä  Y.  W.  4  [diuni-  einsilbig'  gemessen),  der  beste  Be- 
weis dafür,  dass  hrquinahicd  und  f'ri/oi/maJil  etyniologiseh  nur 
die  (Geltung-  von  ViiDin/ahlcd,  "^'fvinuiahi  haben." 

34.  Dem  gegenüber  gebe  ieli  folgende  Punkte  zu  er- 
wäg-en:  1.  Die  Silbenzählung-  beweist  für  die  zitierten  Stellen 
des  Ycn^iio  h(iptah)hältis  rein  g-ar  nichts,  denn  sie  sind  g-ar 
nieht  metrisch  geschrieben.  .Alan  vergleiche  Geldner  in  der 
Neuausg-abe  I  128:  "Obwohl  der  grösste  Teil  des  H.  Prosa 
ist,  sieht  die  Überlieferung  in  den  Perioden  und  Sätzchen 
Strophen  und  Verszeilen".  —  Meine  Bemerkung-  zu  jAA^'.  dun- 
mon  KZ.  XXIX  485  hat  J.  Schmidt  missverstanden.  Ich  habe 
g-esagt,  es  Hesse  sich  nach  dem  vorhandenen  Material  nicht 
entscheiden,  ob  im  Awestischen  bei  den  /-  und  ?*- Vokalen  die 
alte  Nasalirung-  verloren  g-eg-angen  oder  nur  unbezeichnet  ge- 
blieben ist.  Ich  verweise  noch  auf  IF.  I  494,  wo  meine  Mei- 
nung doch  gewiss  völlig  deutlich  ausgesprochen  ist,  —  3.  Die 
Annahme,  dass  ?/«  r«  in /'r/y*'/ »???",  hvqnm''  die  Xasalvokale  {  n. 
zum  Ausdruck  bringen  sollen,  halte  ich  an  sich  für  durchaus 
möglieh;  für  nicht  richtig  dagegen  die  Ansicht,  jAw.  diinmmi 
bilde  den  Beweis  dafür,  dass  gAw.  dvqnmaihi/as-cä  u  ent- 
halte. IF.  I  493  ff.  glaube  ich  gezeigt  zu  haben,  dass  im 
Aw^estischen  die  Gruppe  VokaP)-f  Xasal  vor  /■  ebenso  wie  vor  m 
behandelt  wurde,  der  Vokal  wurde  in  beiden  Fällen  nasaliert 
gesprochen.  Hier  aber  stinnnt  J.  Schmidts  graphische  Regel: 
it  wird  im  älteren  Awesta  durch  r^f,  im  Jüngern  durch  ä  dar- 
gestellt, nicht.  Denn  dort  steht  .vrn)h>rqm  (d.  i.  "äw'r"),  das 
vielmehr  ■^xrvqn,})'"  geschrieben  sein  müsste,  und  hier  ist  ai- 
pi.di'qnarayä  (d.  i.  "<{n"r")  überliefert.  Der  Ausweg-,  rqn  im 
letztern  Wort  auf  ixw'^ndn  zurückzuführen,  fördert  nicht:  denn 
dann  fragte  man  doch  vergeblich,  weshalb  die  gleiche  Fas- 
sung für  das  etymologisch  verwandte  gAw.  dtuintiiaibij'  ver- 
boten sein  sollte.  Die  Alöglichkeit,  dass  die  l)eiden  W<>rter 
dcqnm"  und  dunm"  im  Ablautsverhältnis  stehen,  ist  doch  ge- 
wiss nicht  abzuleugnen;  s.  Brugmann  Grundriss  11  343  ff. 

1)  Genauer  Lang' vokal:  s.  Grundr.  d.  ir.  Piniol.  I  §  29'"..  2. 


78  Cliristiaii  Ba  rtli  ol  oiiiae, 

35.  80  liäiigt  denn  schliesslich  die  Wahrscheinlichkeit 
der  J.  Schmidtsehen  Deiituiii;'  m)ii  ii-Aw.  fryanmahl  und  hvan- 
mdhlcd  ledig-lich  davon  ab,  ob  es  richtiü-  ist,  dass  "Stämme 
auf  anä-,  an-  nirg-endwo  von  irg-endeiner  Wurzel  vorkommen", 
so  dass  also  die  von  mir  vorg-eschlag-ene  und  damit  eben  jede 
andre  Deutung  ausgeschlossen  wäre.  Zuzugeben  ist  allerding-s, 
dass  bisher  weder  eine  3.  Sg-.  Akt.  auf  -a'nüfi,  noch  eine  3. 
8g:.  Med.  auf  -a'^ntai  nachgewiesen  ist.  Aber  wir  müssen  doch 
g;ar  oft  bei  linguistischen  Konstruktionen  mit  miiglichen,  nicht 
allein  mit  wirklich  bezeugten  Formen  rechnen.  Will  J.  8chmidt 
auch  die  blosse  Mög-lichkeit  eines  arischen  *suanctfi  neben 
'''sunäfl  (=  g-Aw.  hnnaiti)  in  Abrede  stellen"?  Ich  sehe  nicht, 
warum  es  eine  solche  Form  nicht  e-cü-eben  haben  soll  oder 
kann;  weiss  man  doch,  das  Präsensformen  der  neunten  und 
der  fünften  Klasse  oft  genug-  mit  einander  Avechselten  (ai. 
.strnäfi  —  sfrnösi  usw.),  und  dass  in  der  letztern  Klasse  neben 
Formen  auf  -neufi  usw.  auch  solche  auf  -a^neuti  usw.  vorka- 
men ;  vg-1.  g-Aw.  d^hanaota  2.  Plur.  (d.  i.  d^h9nootcl  —  ar. 
^'dhhanautä)^)  gegenüber  ai.  dahhnöH,  jAw.  zaranumanö  (d.i. 
2"ra7mm")-):,  s.  Verf.  BB.  XIII  60  f.  und,  wegen  zara"  statt 
zra",  IF.  I  486,  Anzeiger  100  f.  Dazu  halte  man  noch  ai. 
vdnanvati;  Studien  II  88^).  Das  wenigstens  wird  man  nicht 
leugnen  dürfen:  Avaren  Präsentien  auf  (ar.)  -anätl  neben  sol- 
chen auf  -näti  nicht  von  Alters  her  vorhanden,  so  konnten 
sie  doch  leicht  auf  analogischem  AVeg  geschatfcn  worden  sein ; 

1)  Jacksons  d^'b-'naofä,  (4ranniiav  1()3  würde  ein  idg-.  ■db/in'^' 
voraussetzen;  eine  derartige  Anlantsgruppe  iialte  it-ii  für  ausge- 
schlossen. 

[J.  Schmidts  neuerh'che  Erklärung  A'on  gAw.  dr>br)naotcl  aus 
ar.  *dbhnauta,  Kritik  67  f.  Nc,  überzeugt  mich  nicht;  s.  jetzt 
Verf.  Grundr,  d.  ir.  Philol.  §  131,  315.  Wegen  des  an.oehlichen 
l'räsens  ai.  däbhati  s.  Verf.  ZDMG.  XLVl  291  f.  Vgl.  ferner 
IF.  I  Anz.  104.  —  Korr.-Note.] 

2)  Yt.  11.  5;  man  vergleiche  die  Lesart  von  J  J). 

3)  Die  dort  konstruierte  Grundform  hat  in  dem  von  J.  Schmidt 
angelegten  Karilätenkabinet  Aufnahme  gefunden,  in  das  er 
uns  Kritik  der  Sonantentheorie  186  f.  einen  Einblick  gewährt 
hat.  Damit  die  Sammlung  keinen  zu  einseitig  sonantischen 
Charakter  erhalte,  empfehle  ich,  ihr  auch  das  arische  Desidera- 
tiv  *sizzhs((ti  einzuverleiben,  das  eine  überaus  l)e<iueme  Ikeiheii- 
folge  der  verschiedensten  Zischlaute  eutliält.  Der  Schöpfer  jener 
Form  ist  der  Sanniiler  selbst,  Kritik  Ö6.     [Korr.-Note.] 


Die  neunte  Präsenskiasse  der  Inder.  79 

"^strnaufi  :  ''■'sfi-näti  =  '''.shrananff  (vg"l.  jAw.  zaranun/ano)  : 
*zhranäfi  (vgl.  g-Aw.  zaraiuK^mcU  mit  dem  Ausgang-  der  the- 
matischen Stämme^).  Man  l)eachte  auch  folg'cnde  Parallele: 
Die  1.  Plnr.  zu  ai.  lirnvate,  manvate  hinten  Iruniahe,  man- 
malie  (s.  oben  §  o2);  ebenso  stellt  sich  zu  jAw.  jfanvantl 
(BB.  XIII  62;  s.  auch  Studien  I  72)  g-Aw.  hranmahi-va. 

86.  Auf  jAw.  dauma/u  Y.  6!-!.  1  (so  zu  lesen;  s.  IF.  l 
494-)  ist  J.  Schmidt  nicht  eing-eg-ang-en.  Man  kann  ja  freilich 
auf  ksl.  sfanefT  'er  stellt  sicli'  zu  sfafi  Bezug-  nehmen,  um 
an  aus  ar.  du  herzuleiten;  allcntalls  auch  auf  np.  sifauad  ^er 
ninnut  weg-'  neben  .sitädan,  ^her  jAw.  p-asfavunnfl  und  sjjciu- 
vanti  (BB.  XIII  Ii2  f.)  neben  k^\.  sfafi  und  .s^^e^/ sprechen  nicht 
eben  zu  Gunsten  jener  Fassung-. 

87.  Mehr  aber  als  die  Xichtberücksichtigung-  der  eben 
erwähnten  Form  bedaure  ich  die  der  armenischen  Präsentien 
mif  -ana-m  und  -ena-m  :  htanavi,  arhenam  usw.  und  die  des 
lat.  inquinäre,  auf  welche  ich  Studien  II  TT,  T9,  89  aufmerk- 
sam g-emacht  hal)e.  Arm.  gtanem,  Jüanem  und  ähnliche  Prä- 
sentien thematischer  Bildung-  stellen  sich  den  g-riechischen  wie 
epüKdvuj,  Xi)LiTrdvuu  zur  Seite.  I)ag-egen  weist  -cmam  auf  un- 
thematische Flexion,  wobei  es  g-anz  g-leichgültig-  bleibt,  ob 
wir  das  zweite  a  dem  Vokal  von  g-riech.  bduvimi  oder  von 
bd|uva|uev  identifizieren. 

Auch  an  jAw.  m^r^ncaims  und  ai.  mlnlt  —  beide  nacli 
mä  —  sei  hier  noch  erinnert;  vgl.  Studien  II  100. 

Nach  alledem  kann  ich  J.  Schmidts  Deutung-  von  g-x\w. 
fryanmalii^)  und  hvqnmahi-cä  nicht  für  bewiesen  erachten. 

88.  Endlich  ein  letzter  Punkt.  Studien  II  203  habe  ich 
^-eschrieben :  ''Die  Verbrüderung-  der  «^/-Präsentien  mit  denen 
auf  äiole-  und  mit  den  ///-/-Aoristen  findet  darin  ihre  ein- 
fache Beg-ründung-,  dass  l)ci  einzelnen  Wurzeln  auf  n  die  bei- 
den Formen  nel)en  einander  üblicdi  waren."  Nun  werde  ich 
belehrt,  Festschrift  181:  "javdmi  ist  .  .,  ol)wohl  Bartholoniae 
von  "einzelnen  Wurzeln  auf  w"  spriclit,  unter  den  dreiund- 
fünfzio-  von  Whitncv  (Wurzehi  S.  214)  verzeichneten  Präsentia 


1)  Docli  verg-leiehe  oben  Jj  ol   zu  jAw.  sf.^r,>naefa. 

2)  [Und  die  Verbesserungen  zur  Neiiausg-abe.     Korr.-Note.] 

3)  Man   beaelite   die   Schreibung-  frciy  in  J  2,  K  5.  S  3;    vgl. 
Grdr.  d.  ir.  Pi.iloi.  I  ^  ^CS.  IIb. 


80  C  h  r  i  si  t  i  a  n  B  fi  r  t  h  0  1  o  ni  a  e, 

der  neunten  Klasse  das  einzige,  welelieni  eine  auf  n  auslau- 
tende Wurzel  zu  Grunde  liegt.  So  zerfällt  auch  Bartholomaes 
zweite  Erklärung".  Der  in  diesen  Worten  enthaltene  Vorwurf 
trifft  mich  nicht,  da  ich  mit  keiner  Silbe  davon  gesprochen 
habe,  dass  die  ]^räsentien  neunter  Klasse  von  "einzelnen  Wur- 
zeln auf  n"  im  Altindischen  vorlägen:  und  ich  trage  mich 
verwundert,  wie  J.  Schmidt  zu  einer  solchen  Auflassung  mei- 
ner Worte  gelangen  konnte.  Wenn  J.  Schmidt  sein  Suchen  nicht 
gerade  auf  Whitneys  Wurzeln  l)eschränkt  hätte,  so  wäre  es 
ihm  Wdhl  nicht  l)esonders  schwer  gefallen,  jene  'einzelnen  Wur- 
zeln', an  die  ich  dachte,  aufzufinden.  Viele  sinds  freilich  nicht 
—  und  das  habe  ich  ja  auch  nicht  behauptet. 

39.  jAw.  monayan  in  der  häufig  Aviederkehrendeu  Re- 
densart m°  ahe  oder  ha  yada  .  .  "man  sollte  wirklich  meinen, 
als  ob";  vgl.  dazu  Caland  GGA.  1893  403 1).  nf  ist  nicht 
Injunktivform  des  Kausale  —  diese  Fassung  verbietet  die  Be- 
deutung — ,  sondern  Optativform  wie  staranat/an.  q  geht  auf 
ar.  (1.  Die  3.  Sg.  Präs.  Akt.  dazu  wäre  also  ar.  *manäti,  ge- 
bildet wie  ai.  jclnäti.  Man  vergleiche  daneben  got.  munaip. 
Das  afx-  mani  'er  merkt  auf,  beachtet,  gehorcht'  setzt  etwa 
ar.  '■'manW  voraus,  mit  kurzem  a'^);  sein  an  kann  dem  got. 
im  entsprechen;  vgl.  Geiger  Etymologie  des  Äff.  15,  38  und 
Verf.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §  145.  S.  noch  oben  §  32  zu  ai. 
manmahe  usw. 

jAw.  zänäife  'er  soll  iwird)  geboren  werden',  Y.  11.  5: 
arm.  cnanim  'nascor'.  Jacksons  Erklärung  des  awestischeu 
«,  Reader  I  102,  ist  unrichtig,  wie  das  armenische  Wort  zeigt, 
dessen  na  sich  mit  ä  direkt  deckt;  s.  meine  Studien  II  l03Xo. 
Bildung  wie  ai.  Jänäti  'er  kennt'. 

jAw.  ni-vänäni  'ich  will  gewinnen',  nl-vänanti,  ni-iuniaff 


1)  jAw.  ahe  ist  vifMleiclit  L.  Sg-.  eines  zu  antl  'i.st'  gehörigen 
a-  oder  /-Staniiii.s;  also  'in  Wirl<lichkeit'. 

2)  J.  Schmidt  meint  a.a.O.  IHl.  ru  Jänäti,  ap.  adäiuV',  gAw. 
zänatä,  jAw.  zän<))ifi  stinnnten  so  auffällig  überein,  dass  die  abwei- 
fhende  Schreibung  mit  a  jAw.  zanät,  zanan  für  Rekonstruktion 
der  iranischen  oder  arischen  Grundformen  gar  nicht  in  Betracht 
komme.  Ich  meine  doch.  Das  Affanisciie  hat  pe-zaiü  'er  nnter- 
scheidet,  erkennt",  dessen  a  ebenfalls  kurzes  a  voraussetzt;  vgl. 
Verf.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §  142  No.  4.  jAw.  77io/i-ai/,)n  {a  aus  ä) 
zu  äff.  manl  (und  Pa.   mnn-äti)  =  jAw.  zän-.ntfi  :  atf.  zan-l. 


Die  neunte  Präsensklasse  der  Inder.  81 

Phlv.    cCnUian,    3.   PI.    cilnand  •    daiiebcii    ai.    caiwtl,    vancitl 
(Konj.),  jAw.  vcmuyäP)  nsw. 

Vgl.  noch  Verf.Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §  142  f.,  316No.i). 

40.  Dass  mein  Versucli,  das  Xebeiieiiiaiider  vou  griecli. 
-vä|ui  :  -va|uec  und  ai.  -nclnii :  -nlmas  usw.  begTeiflicli  zu  machen 
(Studien  II  201  fif.),  das  Ziel  verfehlt  hat,  mag-  sein.  Ich  glaube 
aber  nicht,  dass  J.  Schmidt  nut  dem  seinig-en  jenes  Ziel 
erreiclit  hat.  Nach  ihm,  a.  a.  0.  181  soll  der  zu  ai.  grbJml- 
müsl  gehörige  starke  Stamm  ai.  ^grhhnäi-  "aus  grhhnä-üi  ent- 
standen, d.  h.  aus  grählial  (in  ajagrabhfdsain  erhalten)  mit 
Inüx  »-«-)  gebildet  sein".  "Er  hatte  aber  schon  in  der  Ur- 
sprache sein  i  vor  andern  Konsonanten  als  s  lautg-esetzlich 
verloren.  Im  Präs.  1.  Sg.  -nämi,  -näti  .  .  sind  also  beide 
Präsensbildungen  schon  vor  der  Sprachtrennung-  zusanuneng-e- 
fallen."  Ich  bezweifle,  dass  ein  cd  von  der  geschilderten  Her- 
kunft sein  i  in  irgend  welcher  Stellung  lautgesetzlich  verlieren 
konnte.  Denn  es  Avar,  weil  durch  Xontraktion  entstanden, 
schleifend  betont;  schleifend  l)etonte  Lang-diphthonge  aber 
haben  nach  meiner  Ansicht  den  zweiten  Bestandteil  nirgend 
eiug-ebüsst,  wenigstens  nicht  auf  lautgesetzlichem  Wege.  J. 
Schmidt  hat  es  leider  vermieden,  seine  Ansicht  zu  der  in 
letzter  Zeit  so  viel  besprochenen  Frage  über  die  Ursache, 
welche  den  Verlust  eines  /,  u  usw.  nach  langem  «-Vokal  her- 
beig-eführt  hat,  kund  zu  geben. 

Münster  i.  W.,  ö.  April  1894. 

Christian  Bartholomae. 


3)  Die  Nenausgabe  liest  vielmehr  vinuyCd  (V.  18.  70),  das  mit 
dem  Grundriss  d.  ir.  Philol.  1  §  370  besprochenen  vinaoiti  zu- 
sammengehört.    [Korr. -Note.] 

1)  Nach  J.  Schmidt  Kritik  184  ist  ai.  jänämi  'ich  kenne'  (ap. 
adänäh,  got.  kunnaip)  "das  einzige  Wort,  für  welches  die  Laut- 
folge enn  erwiesen  ist  .  .  .  Wir  kommen  so  zu  einem  ar.  *z«n- 
nämi,  welches  schon  gemeinarisch  zu  *zänumi  geworden  ist". 
Die  oben  besprochenen  iranischen  Wörter  mit  an"  würden  sich 
jenem  Beisjjiel  Schmidts  anschliessen.  Aber  wie  ists  dann  mit 
ai.  andkti  und  bhandkfi?  Ai.  anäj-an  verhält  sich  zu  rnaclh-at 
doch  nicht  anders  als  aj-ydte  zu  rdh-yate.     [Korr.-Note.] 

2)  Nach  S.  185  ne.  Also  e-j-äi  wird  kontrahiert  zu  ui?  Sonst 
siegt  bei  der  Kontraktion  zusammenstossender  «-Vokale  die  Quali- 
tät dessen,  der  stärker  betont  ist;  s.  Verf.  KZ.  XXVII  358  No.,  IF. 
III  U  f.  

liidogermaiiische  Forscluiiifren  \  II  1  n.  2.  (^ 


82  C  li  r  i  s  t  i  a  n   B  a  r  t  li  0 1 0  ni  a  e , 

Mg.  e  +  Nasal  im  Tiet'ton. 

In  Waekcrnag-cls  Altincl.  Gramm.  I  §  6  Abs.  2  No.  lesen  \vir: 
"Dass  schon  ved.  a  aus  n  in  dem  andern  a  gleich  war,  ist  weg-en 
des  Eintretens  von  a  im  Tran,  wahrscheinlich,  sicher  durch 
Formen  wie  ved.  -dcunhlnnia-,  das  nach  dem  Vorbild  von 
skämbhana'  gebildet  wurde,  als  das  a  von  dabhnöti  'schädigt'  : 
idg.  ^dehhnrntl  mit  dem  \o\\  .sl:ahhn6ti  'stützt'  :  idg.  *sl:mbhneuti 
gleich  gewoiden  war." 

Es  ist  augenscheinlich,  dass  bei  diesem  Gedanken  ich 
durch  meine  Bemerkungen  in  RP>.  XIII  60  f.  Gevatter  gestanden 
habe.  Nun  hat  aber  neuerdings  J.  Schmidt  Kritik  der  Sonanten- 
theorie  65  f.  meine  Beweisführung  als  'völlig  misslungen'  be- 
zeichnet. Dieses  Urteil  bedarf  dringend  einiger  Erläuterungen, 
auf  Grund  deren  man  dann  bemessen  möge,  ob  AA'ackernagel 
mit  der  oben  mitgeteilten  Annahme  im  Recht  ist  oder  nicht. 

Es  handelte  sich  mir  a.  a.  0.  um  die  Erklärung  des  gAw. 
ddhdnaotä  'ihr  schädigtet'  oder  'ihr  betrogt',  das  ich  auf  ar. 
^dhh-nnan-fa  zurückführte,  mit  der  Annahme,  die  zu  Grunde 
liegende  A'erbahvurzel  sei  trotz  ai.  damhhäycdi,  daddmhha  u.  a. 
nasallos  anzusetzen,  und  zwar  aus  folgenden  Gründen:  1)  weil 
sich  im  RV.  der  Xasal  nur  in  ZAvei  Bildungen  (zusammen  acht 
mal)  zeige,  während  er  später  überhand  nehme,  '2)  weil  das 
Awesta  nirgend  einen  Nasal  aufweise  ^),  3)  weil  das  arische  De- 
siderativ  (ai.  dipficit'i,  gAw.  diwzdidi/ä/),  ebenso  wie  gAw.  dr)bf>- 
naotä  selber,  sich  nur  aus  einer  nasallosen  Basis  herleiten  lasse. 
Ich  habe  dann  die  Vermutung  ausgesprochen,  es  sei  ai.  da- 
ddnihhd  des  A^^  neben  daddhha  des  RV.  Neubildung  zu 
dahhnoti  nach  den  ^Mustern  tastdnihlia  —  sfabhnöff,  (■dsldn/hJw 
—  HkahhndtL 

.].  Schmidt  leugnet  die  ]\I()glichkeit  einer  solchen  Neubil- 
dung. Die  angeblichen  Muster  existirten  in  der  älteren  Si)rachc, 
die  doch  bereits  damhh-  habe,  überhaupt  nicht.  Der  RV.  kenne 
nur  slcdbhndfi,  sfabhndfi,  welche  durch  die  nebenliegenden 
sL((b/t((/j(ifi,  stalihüjjdfi  als  alt  gesichert  seien.  —  .sfablmofi 
und  slabh7i6fi  sind  freilich  erst  in  den  Brahmanas  überliefert; 
das    konnte    ich    ja    aus    Whitneys    Wurzeln     leicht    ersehen. 

1)  duzd(if.>!^rn  \.  li).  A'\  ist  in  zwei  Wörter  zu  zeiicgcn. 


Idg-.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  83 

Aber  daraus  folgt  doch  nicht  mit  Notwendigkeit,  dass  sie  erst 
in  der  Zeit  der  Brahnianas  geschaffen  worden  sind.  Pj'äsentien 
•der  5.  und  9.  Klasse  (indischer  Zählung)  liegen  ja  seit  ältester 
Zeit  so  häutig  nebeneinander  —  vgl  Whitney  Wurzeln  213  f.. 
Bthl.  Studien  II  91  ff".,  Grdr.  d.  ir^  Philol.  1  193  f.  i)—  dass 
die  Annahme,  neben  stahhnätl  habe  bereits  in  vedischer  Zeit 
ein  stahhnöti  l)estanden,  schon  dadurch  gerechtfertigt  ist^i. 
Dazu  kommt  aber  noch  das  Vorhandensein  eines  vedischen 
Präsens  stahhüydti.  Wenn  nach  J.  Schmidt  durch  .stobhdijdti 
das  Alter  von  stahhmifl  gesichert  wird,  ist  dann  nicht  auch 
durch  stnhhüydtl  die  gleichzeitige  Existenz  eines  stahhnotl 
wahrscheinlich  ?  ^) 

Aber  J.  Schmidt  schreibt  weiter,  stahlinot'i  liätte,  auch 
wenn  früher  wirklich  vorhanden,  die  von  mir  behaui)tete  Neu- 
bildung dadümhha  nach  tastdmbha  schwerlieh  vollbracht. 
''Denn  ihr  einziger  nniglicher  Angriffspunkt  dahhnöti  ist  gar 
nicht  mehr  die  gewöhnliche  Präsensbildung,  sondern  ddhhaiV'\ 
ersteres  finde  sich  im  AV.  und  E\'.  nur  2,  letzteres  21  mal 
vor^).  J,  Schmidt  hat  diese  Ik'stinimung  der  F(»rmen  d(d)han, 
dabJutt,  dahhanti,  dahluUi  von  (irassmann  und  Whitney  über- 
nommen, und  es  ist  ihm  dabei  ganz  entgangen,  dass  ich  deren 
Unrichtigkeit  bereits  Studien  11  159,  ZDxAIG.  XLVI  291  f.  ei- 
Aviesen  habe.  Es  gibt  kein  Präsens  ^duhliatl,  wenigstens 
nicht  in  der  älteren  Sprache''),  sondern  nur  dahlinöti.  Von 
daher  also  droht  meiner  Konstruktion  keinerlei  Gefahr. 


1)  Im  zweiten  Heft  des  ersten  Bandes,  das  leider  vorerst  nocli 
nicht  erscheinen  kann,  da  das  Manuskript  zum  Abschnitt  III  'iMittel- 
persisch'  noch  immer  aussteht.  Der  Abschnitt  II  ist  bereits  seit 
April  d.  J.  (lH9f))  im  Druck  vollendet. 

2)  Der  Wechsel  macht  im  Mittelindischen  weitere  Fort^cii ritte, 
vgl.  Pali  sunäti  'er  hört'  neben  suijoti  =  ai.  srnöti  u.  a.  m.;  E.  Kuhn 
Beitr.  zur  Paligramm.  88  f. 

3)  Neben  dem  ai.  vasäyüti  'er  kleidet'  findet  sich  ül)rigens 
nirgend  ein  Präsens  9.  Klasse,  sondern  nur  ein  solches  der  5:  arm. 
z-yenum,  gr.  evvu|ui;  und  so  öfter,  s.  Bthl.  Studien  II  107,  108.  Wie 
ai.  vasäyafi  sich  zu  arm.  z-genum,  gr.  ewum  verhält,  so  auch  ai. 
''■dahhäj/dfi,  das  aus  dabh/tis  zu  erschliessen  ist  —  s.  unten  S.  N4— , 
zu  dabhnuti. 

4)  Ich  zählte  und  zähle  '24  Stellen;  vermutlich  hat  .J.Schmidt 
die  Nachträge  im   Grassmannscheu  Wörterbuch   ül)ersehen. 

5)  Nicht  in  RV.,  AV.,  VS.,  TS.  (deren  dabheyam  1.  G.  2.  4  so 
^enig  präsentisch    ist,    wie   das  gleich  darauf   folgende  gmneyam)-^ 


84  Christian  Bart  h  olomae, 

Ferner  sehreibt  J.  Schmidt:  man  könne  wohl  amitra- 
(Idmhhana-  zur  Not  als  Nachbildung-  nach  shämhhana-  deuten; 
aber  dem  sechsmal  vorkommenden  Kausalstamm  damWidya-, 
der  einzigen  nasalirten  Verbalform,  stände  nicht  nur  kein 
Muster,  sondern  im  Geg-euteil  die  Nasalapotropaeen  skabhclyd-  : 
stahliäiid-  g-eg-enüber.  Das  ist  richtig-;  wenigstens  kommt 
staiuhhaijati  erst  im  Epos  vor.  Ich  g-laube  aber  später  meinen 
in  B15.  XIII  gemachten  Fehler  Avieder  gut  gemacht  zu  haben, 
indem  ich  erkannte,  dass  damhliäijati  1)  überhaupt  kein  Kau- 
sale ist,  2)  dass  es  sich  zu  dabhitis  und  dem  dafür  voraus- 
zusetzenden ^dahhäydti  ebenso  verhält  wie  jAw.  g^vdvnhayö 
(und  garamhaijqn  Nir.  71)  zu  ai.  "gvliltls  und  grhhai/dfi;  vgl. 
Studien  II  104,'  170,  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  194 1).  Dass  der 
Nasal  in  jAw.  gdramh°  nicht  wurzelliaft  ist,  wird  auch  J.  Schmidt 
anerkennen  müssen.  Dann  braucht  er  es  aber  auch  in  ai. 
damhhdijüti  nicht  zu  sein.  S.  auch  unten  S.  92  Xo.  zu  ai. 
rainbhayati  usw. 

Zu  ai.  dadäblia  RV.  6.  32.  7  gegenüber  daddmbha  AV. 
ö.  29.  6  ff.  bemerkt  J.  Schmidt:  dadäblia  verhalte  sich  zu  vier- 
maligem daddmbha  -)  wie  einmaliges  änü.sa  zu  dreimaligem 
äna^m,  bei  deren  'Wurzel'  die  ürsprünglichkeit  des  Nasals  ja 
allerdings  feststeht.  Dass  auch  von  einer  nasalhaltigen  Wurzel 
aas  die  Bildung  daddbha  zu  Stande  kommen  konnte,  leugne 
ich  nicht.  J.  Schmidt  hätte  zu  seinen  Gunsten  auch  noch  ma- 
mdtha  des  AV.  (neben  mdnfhati,  mdnfhas  usw.)  anführen 
können,  eine  Form,  auf  die  auch  Brugmaun  Grdr.  II  994  auf- 
merksam macht.  Wohl  aber  stelle  ich  die  Berechtigung  des 
Schlusses  in  Abrede,    den  J.  Schmidt  ans  änäsa  für  daddbha 

SBr.  hat  adabhäma  11.  5.  9.  5,  woraus  natürlich  die  Existenz  eines 
"dahhämi  auch  nicht  g-efolg-ert  werden  darf.  Ob  sonst  in  den  Brah- 
manas  und  später  ein  Präsens  dühhati  vorkommt,  entzieht  sicli 
meiner  Kenntnis. 

1)  Für  das  hier  angeführte  g<frambayät,  3.  Sing-.  hal)e  icli  mir 
keine  Belegstelle  notirt,  so  dass  ich  vermute,  ich  habe  versehentlieh 
die  3.  Sing-,  für  die  3.  Plur.  gesetzt. 

2)  Mit  dem  viermaligen  Vorkommen  von  daddmbha  hat  es 
übrigens  doch  seine  eigene  Bewantnis.  Es  findet  sich  in  vier  auf- 
einanderfolgenden Strophen  des  selben  Hymnus,  die  alle  vier  eine 
Variation  des  nämlichen  Gedankens  darstellen.  Es  kann  somit  nicht 
etwa  behauptet  werden,  in  dadähha  liege  eine  ausnahmsweise,  ii> 
(laddrnhha  die  g-ewiWinlichc  Bildung  des  Perfekts  vor. 


Idg.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  85 

gezogen  wissen  möchte.  Ich  verstehe  änclsa  als  Neubildung- 
zu  den  'schwachen'  Perfektformen  mit  mittlerem  a  als  der 
Tiefstufengestalt  von  a-^n  und  stelle  die  (lleichung  an  cakra- 
mür,  cal'ranie  :  caJcräma  =  äna.mr,  änase  :  anäsa. 

Wieder  anders  ist  das  Verhältnis  von  iud.  mamäda  /u 
amamandu)'  u.  ähnl.  zu  beurteilen.  Dass  sie  /Aisammeng-ehören, 
zeigen  die  Stellen  EV.  7.  26.  2:  uUhdiüdhe  söma  indram 
mamäda,  7.  26.  1 :  nd  söma  indram  dsutö  mmnäda,  2.  2'2.  1 : 
sd  (sc.  sömah  sutdh)  Im  mamnda  mdhi  Icdrma  kdrtave  und 
anderseits  5.  30.  13:  tw7'd  indrcmi  amamanduh  siifdsö.  Der 
Nasal  ist  nicht  wurzelhaft,  wie  die  verwanten  Sprachen  zeigen; 
vgl.  das  lat.  maftu.s  'trunken'  mit  dem  gleichbedeutenden  ai. 
mcdfds,  np.  mast.  Die  reguläre  3.  Plur.  zu  mamcida  ist  man- 
dur.  die  1.  Sing.  Med.  dazu  mande.  aus  '^'ma-md-  hervorge- 
gangen. P>eide  Formen  sind  in  der  That  bezeugt;  vgl.  RV. 
7.  33.  1  :  svitijdiicö  mä  .  .  ahhi  M  pi'amandüh,  8.  12.  13:  tjdin 
viprcl  uA'thdvdhasö  ""hhipramandiir  und  o.  4.  1 :  tväm  eigne 
vä.supatim  i-dsftnäm  ahhi  prd  mande.  Die  reguläre  3.  Plur. 
zu  inamdtfu  wäre  ''^mdndafu,  die  2.  Sing.  Med.  dazu  '^'man- 
fsvd:  statt  dessen  linden  wir  mändantu  R\'.  1.  134.  2  u.  •"). 
und  mdndasva  RV.  2.  87.  1  u.  ö.,  ebenso  wie  wir  neben  dadhafu 
RV.  7.  51.  1  auch  dadhantu  7.  62.  6  und  statt  ^h-ävrtsva  viel- 
mehr vavrdha.sva  antrcften;  s.  ferner  unten  S.  111.  Die  Formen 
wie  mdndantu  usw.  wurden  begreiflicher  Weise  nicht  mehr  als 
reduplizirte  emi)funden,  sondern  mit  Txvdndafl,  si/dndafi  paial- 
lelisirt,  daher  denn  nun  nach  sisi/dnda  auch  ein  mamdnda 
formirt  wurde,  usw.  Man  vergleiche  dazu  die  Entstehung  der 
^Wurzel'  nind-\  s.  P)rugmann  Grdr.  II  934.  —  Ich  habe  diesen 
Fall  nur  besprochen,  um  zu  zeigen,  dass  das  Nebeneinander 
von  a  und  von  a  +  Nasal  in  der  3.  Sing.  Perf.  Akt.  keines- 
wegs überall  auf  den  gleichen  Ursachen  beruhen  muss. 

Auf  gAw.  dähaijeiti  ist  J.  Schmidt  nicht  eingegangen. 
Ein  zweites  iranisches  Beispiel  einer  Kausalbildung  mit  a  -\- 
Konsonant  aus  einer  Vcrbalbasis  auf  «'^  +  Nasal  -\-  Konsonant 
ist  nicht  aufzutreiben.  Wegen  jAw.  nfjäzaij^n,  das  allerdings 
mit  qzö  zusammengehört,  s.  Caland  KZ.  XXXIII  303  und 
Bthl.  Ordr.  d.  ir.  Philol.  I  i?  268.  3;  im  Indischen  entspräche 
^■'ntjaheijur;  s.  dazu  Aufrecht  ZDMG.  XXV  234.  Auch  ausRV. 
lind  AV.  ist  nur  ein  einziges  Analogon  aufzutreiben:  hhräi^dt/an 
RV.  10.  116.  5  gegenüber  epischem  bhra-sat/(di.    Der  R\'.  bietet 


86  Christian  Bart  li  oloinae, 

aus  der  selben  Wurzel  nur  noch  den  Aorist  hhrasat  (hinter 
mä),  das  Part.  Fut  Pass.  hhräsyäni  und  das  Part.  Perf.  Pass. 
dnihhrsta.s,  also  lauter  Formen  ohne  Xasal.  Auch  die  einzige 
awestische  Form  aus  der  Wurzel  ist  nasallos:  hrasat  Yt.  iö'.  o4. 
Erst  im  V,).  und  1^0.  Kanda  des  AV.  taucht  der  Nasal  auf: 
när((pr(ü)]ir([s((nam  19.  o9.  8  und  dca  .  .  bhyqsat  20.  l.')3.  (p). 
Ebenda  lautet  denn  auch  das  Part.  Perf.  Pass.  bhrastds  geg-en- 
iiber   "bhrstas  des  RV.;  s.  noch  unten  S.  90. 

Über  das  arm.  dar  'Nachstellung'  (usw.),  das  ich  in 
BB.  XIII  allerdings  nicht  in  mein  Beweismaterial  aufgenonunen 
habe,  g-eht  J.Schmidt  mit  der  Bemerkung  hinweg-,  das  r/ darin 
könne  ''Vertreter  des  reduzirten  e  +  Nasal  sein  wie  in  hazum 
'viel'  (skr.  hdjiisfha-,  lit.  bingüs)  und  a7rig  '"schnell'  fabaktr. 
kompar.  ranjyö)".  Dabei  wird  auf  Hübschmann  Arm.  Stud.  I 
26,  58  verwiesen.  Ich  glaube  aber,  der  angerufene  Gelehrte 
ist  inzwischen  selber  anderer  Ansicht  geworden.  In  seiner 
Arm.  (Jramm.  I  138  nämlich  wird  arm.  dav  {.davel,  dovacan) 
als  LelniAvort  aus  dem  Persischen  bezeichnet,  aber  mit  dem 
Zusatz,  "Arm.  dav  ist  nicht  Lehnwort,  wenn  die  idg.  Wurzel 
dhahJi-  Avar:  vgl.  Brugmaun  Grdr.  II  997".  Daraus  geht  doch 
ganz  klar  hervor,  dass  Hübschmann  das  arm.  dav  gerade 
deshalb  für  ein  Lehnwoit  aus  dem  Iranischen  nimmt,  weil  er 
das  arm.  a  nicht  als  "Vertreter  des  reduzirten  e  +  Nasal'  an- 
sehen kann.  Zu  arm.  bazmn  s.  jetzt  Hül)schniann  Pers.  Stu- 
dien 29.  Es  gehört  mit  lit.  bdzmas  und  lett.  bäft  'stopfen' 
(Leskien  Bildung  der  Nomina  421)  zusammen,  die  ebenfalls  aut 
eine  nasallose  Basis  weisen^).  Endlich  arm.  arag  oder  ei-aff 
'schnell'  halte  ich  schon  wegen  des  ;•,  wofür  l  zu  erwarten 
(s.  gr.  eXaqppoc,  ahd.  lungar  usw.)  für  ein  Lehnwort  aus  dem 
Iranischen.  Es  entspricht  einem  apers.  *ragus,  nipers.  '^'ray 
fvgl.  Hübschmann  a.  0.  247),  wozu  jAw.  raom  (aus  "^raguam) 
'den  hurtigen'  (AVagen,  vä.sam)  u.a.m.;  vgl.  Bthl.  Grdr.  d.  ir. 
Pliil..!.  I  i?27r). 

-Mein  Ilauptargument  war:  es  sei  unmöglich  Vdu  einer 
nasalirten  Verbalbasis  auf  gAw.  df)b,)naofü  und  auf  das  Desi- 

1)  Hier  gegen  das  Metrum,  das  ^  ^  verlangte. 

2)  Das  von  .7.  Schmidt  aiiü-ezogene  lit.  hinf/ü.s  hat,  soviel  ich 
sehen  kann,  nur  die  Bedeutung  '  m\itig'  (von  Pferden),  die  ieli  mit 
'viel    nicht  zu  vert'iniii'en  weiss. 


Idg'.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  87 

(lerativ  ai.  dipsati,  g'Aw.  cUiozakhjäi  zu  koninieii,  aus  damhh- 
liätte  nur  ein  arisches  Desiderativ  ^'dklahzhafi  liervorgehen 
k()iiiieii.  Nun  werde  ich  aber  von  J.  Schmidt  belehrt,  der 
Vorläufer  von  ai.  dipsati  sei  ganz  regehnässii;-  aus  der  Basis 
"^da-^mbh-  (bez.  "^dlia^mhh-)  g-ebildet,  denn  1)  gehe  in  redupli- 
zirten  Formen  —  und  ebenso  in  zweiten  Gliedern  von  Zusam- 
mensetzungen —  zwischen  zwei  Akzenten  nicht  nur  der  «-Vo- 
kal einer  Wurzel,  sondern  zwischen  den  meisten  Konsonanten, 
auch  ein  dahinter  stehender  Xasal  verloren  i),  und  2)  gebe  es 
kein  Desiderativ  mit  a  aus  an  und  am  in  zweiter  Silbe,  meine 
Behauptung,  aus  "^dambh-  hätte  nur  skr.  ^■^didopsati  hervor- 
gehen können,  sei  also  durch  nichts  gestützt;  s.  S.  57,  68^). 

Zunächst  zum  zweiten  Punkt.  J.  Schmidts  gegen  mich 
erhobener  Vorwurf,  eine  durch  nichts  gestützte  Behauptung 
aufgestellt  zu  haben,  ist  durchaus  unbegründet.  Es  sind  ihm 
eben  einfach  die  Thatsachen,  auf  die  ich  mich  gestützt  habe, 
entgangen.  Denn  andernfalls  konnte  ich  doch  wohl  verlangen, 
dass  er  jenes  Urteil  nicht  ausspricht,  ohne  mich  widerlegt  zu 
haben.  So  gar  schwer  übrigens  waren  die  Formen,  die  ich  im 
Auge  hatte,  nicht  zu  finden.  In  meinem  Handbuch  §  280  wird 
alsgAw.  Desiderativstamm  m'niiagza-  (richtig  "^i:«-)  verzeichnet, 
wobei  die  Anmerkung  auf  die  aind.  ''Wurzel'  maji-  verweist. 
In  der  Zusammenstellung  der  gathischcn  Verbalformen,  die  ich 
KZ.  XXIX  293  tf.  gegeben  habe,  ist  ebenfalls  das  Desiderativ 
mimayzö  unter  der  Wurzel  *numgJi-  eingestellt,  und  die  selbe 
Form  findet  sich  unter  den  Desiderativen  im  Grdr.  d.  ir.  Philol. 
I  76  mit    der    ausdrücklichen  Angabe,    dass    das  a  darin   auf 

1)  Ferner  auch,  nach  S.  67  No.,  in  der  zweiten  Silbe  vor  dem 
Hochton. 

■2)  Es  ist  im  Übrigen  dabei  ohne  Bedeutung-,  in  welcher  Weise 
man  *dhibzheti  aus  der  vorauszusetzenden  Grundlage  ■■'dhidbzhefi 
für  ''dhi-dh-hh-se-ti  hervorgehen  lässt.  Ich  iiabe  Studien  II  16-2  die 
Vermutung-  ausgesprochen,  *dfiidbzhefi  sei  zunächst  zu  *dhidzheti, 
dann  aber  unter  dem  Einfiuss  der  verwanten  Formen  mit  der  Laut- 
folg-e  dh  -f  Vokal  +  bh  zu  *dhibzheü  geworden.  Dagegen  meint 
J.  Schmidt  Kritik  61:  "Beide  würden  einander  so  wenig  behelligt 
haben,  wie  paptimä  und  pati.^ydfi,  sd.scafe.  und  aücate''\  Ich  fiiule 
da  doch  einen  kleinen  Unterschied:  in  *dhidzheti  fehlt  der  schlies- 
sende  Wurzelkonsonant!  —  Man  halte  übrigens  das,  was  ich  Studien  II 
162  wirklich  gesagt  habe,  mit  dem  zusaunnen,  was  ich  nach  Kritik  ;')',) 
gesagt  haben  soll. 


88  Cliristian  Bart liolomae, 

n  luliie,  uiul  mit  dem  Hinweis  auf  ai.  mahUthas.  S.  ferner 
Jacksons  Avesta  Grammar  193,  wo  es  lieisst:  '' mimayza-  from 
manj  ^magnify' ".  Zn  diesem  ganz  sichern  awestischen  Beispiel 
kommt  auch  ein  ii'anz  sicheres  altindisches:  inalisafi,  das  ich 
AF.  II  91  f.  —  unter  Zustimmung- Wackernag-els  KL.  III  06*  f. 
und  Brugmanns  (irdr.  II  1028  —  als  Desiderativbildung  mit 
'attischer  Keduplikation'  gefasst  habe;  i7i-aJc-sa-ti  :  än-ds-a  = 
vi-vrt-.sa-fi  :  va-vdrt-a.  Dass  J.  Schmidt  die  Erklärung  der 
indischen  Grammatik,  wonach  inal'safi  aus  '''ninnlsafi  ver- 
stümmelt sein  soll,  oder  gar  die  von  Pischel  VSt.  I  27,  der  das 
/  einfach  für  ein  prothetisches  nimmt  —  vgl.  dazu  Bthl.  Studien 
I  122,  IF.  III  105  No.,  Wackernagel  §  52  d  — ,  der  von  mir 
gegebenen  vorziehen  sollte,  kann  ich  mir  nicht  gut  denken. 

Zwei  weitere  Beispiele:  gXw.  didrayzö.duye  und  Ri.iya- 
ksati  k()nnen  nicht  ganz  den  gleichen  Grad  von  Sicherheit  bean- 
spruchen, wie  die  eben  gegebenen.  Das  erstere  habe  ich  (im  Ge- 
gensatz zu  KZ.  XXIX  302)  Grdr.  ir.  l'hilol.  I  §  137.  11 »)  auf 
eine  nasal  lose  Wurzel  bezogen,  insbesondere  mit  Kücksieht  auf 
gAw.  dld9rdzö,  ebd.  §  137.  4-).  Und  ai.  hjaTcsat}  wird  neuer- 
dings von  Wackernagel  §  238  b,  in  Anschluss  an  Osthoflt".  aus 
*^?'//"  erklärt.  Aber  dieser  Fassung,  als  Desiderativ  zu  i/djaft, 
stehen  doch  von  Seiten  der  Bedeutung  nicht  unerhebliche  Be- 
denken im  Weg.  Man  berücksichtige  insbesondere  die  Ver- 
bindung von  ii/al^safi  mit  .sumndm  KV.  1.  153.  2,  2.  20.  1, 
10.  50.  3,  wozu  man  6".  22.  4:  jaritära  äna.sith  nnrnndm  6. 
26.  7:  aliäm  .  .  änasyämtäva  .  .  siimnäm,  S.  57.  2:  pra  vö  'tra 
.  .  sumndm  asijäm,  2  19.  8:  hrahmairi/nnta  indra  te  .  .  snmnnvi 
ah/uh,  4.  30.  19:  nd  tot  te  minndm  istave.  Freilich  findet 
sich  auch  .sd  no  mitrdsija  vdruncmja  so  apdm  ä  suttindni  ya- 
hsaü  KV.  8.  19.  4,  "er  soll  uns  die  Gunst  des  Mitra  . .  er(>i)fern"; 
aber  diese  Bedeutung  kommt  ydjati  doch  erst  durch  das 
Verbalpräfix  zn:  iyaksati  jedoch  hat  an  den  angeführten 
Stellen  ein  solches  nicht  zur  Seite,  kann  also  schwerlich  'er 
will  sich  cropfcrn'  bedeuten.  Das  Verhältnis  von  lyolxsati  mit 
gewöhnlicher    zu    iuaJxsnfi  ndt    'attischer'  Kedui)likation    lässt 


1)  Wo  didraf/z'a  zu  lesen  ist. 

2)  Nach  J.  Si-hiiiidt  Avürde  mau  ja  l'reilicli  aucli  von  i-iner 
nasalhaltigen  WurzL'l  auf  gAw.  d'idur^zö  Uonuiien  können;  v<>l.  a. 
O.  00  zu  ai.  ('isrthit(i-\  s.  unten  S.  0.^1'. 


Idg-.  e  +  Nasal  im  Tiffton.  89 

«ich  dem  von  ai.  dda  ^ieli  habe  g-eg-e.ssen'  zu  g-r.  ebiiba  ver- 
gleichen. An  einig-en  Stellen  seheint  ii/al-sati  allerding-s  die 
Bedeutung-  'er  will  verehren'  zu  haben  ^);  vernnitlieh  sind 
darin  zwei  etymologisch  verschiedene  Bildungen  zusammeng-e- 
ilossen. 

Auf  die  von  den  Grannnatikern  zu  hahdndha  usw.,  zu 
randhis,  rdrandhi  usw.  und  zu  nidnthcdi,  dnianthistclnt  usw. 
vorgeschriebenen  Desiderative  bibhatsati,  riratsati,  riradMsati 
nnd  mimafhisafi  lege  ich  kein  besonderes  Gewicht.  Ich  denke. 
es  werden  schon  die  in  der  Litteratur  belegten  Formen  genügen 
darzutun,  dass  meine  Annahme  zu  einer  Basis  *f/rt?w?>Ä- ')  würde 
das  arische  Desiderativ  '^■^didabzliatl-)  zu  lauten  haben,  denn 
doch  nicht  so  aus  dem  Blauen  herunter  geholt  ist,  wie  J. 
Ächmidt  es  versichert. 

Sodann  zum  ersten  Tunkt,  l)etretfend  den  Verlust  eines 
^«- Vokals  sammt  einem  folgenden  Nasal.  Ganz  neu  war  mir 
ja  die  Annahme  von  dem  spurlosen  Verschwinden  eines  wurzel- 
inlautenden cFn{m)  nicht.  So  schreibt  z.  B.  Geldner  Studien 
zum  Awesta  I  172:  "Ich  .  .  denke  mir  (jAw.)  afsman-  als 
reguläre  lautliche  Umsetzung  eines  älteren  *«-&t^-/?i«n-;'^)  in  bd 
sehe  ich  den  Rest  der  Wurzel  band-  'binden' 3),  wie  in 
bi-bd-a  (zwei  Bande),  dri-bd-a,  vJspa-bd-a  Yt.  6'.  öö."  Vgl.  auch 
Justi  Handbuch  unter  bdd-  (in  anabdätö),  das  "als  Fortbildung 
von  band-  durch  «'  gefasst  wird,  Darmesteter  Zend  Avesta 
1.1  251,  wo  es  heisst,  'bdä,  inversion  de  band'',  und  429:  ''ßri- 
hdäis  =  ßnbandclis\  J.  Schmidt  selbst  hat,  KZ.  XXV55jAw. 
bibda-  mit  gr.  rrebii  zusammengestellt;  danach  auch  Hübsclimann 

1)  Böhtlingk  im  neuen  PW.  führt  aber  als  Bedeutung  nur 
^uf:  'etwas  erflehen,  erl)itten;  Jemand  um  etwas  bitten,  nach  Jemand 
oder  nach  etwas  sich  sehnen,  verlangen',  und  zu  iyak.sii-:  'verlangend'. 
Doch  v<)-l.  Ludwigs  Übersetzung  und  auch  Geldner  VSt.  I  128  f.  zu 
RV.  10.  74.  1.  [Es  ist  aber  zu  dessen  Übersetzung  von  väsünfim  .  . 
cafkrsa  lyak.scm  mit  "ich  bin  dabei  .  .  die  Edlen  .  .  zu  ehren"  zu 
beachten,  dass  ydjati  sonst  nie  mit  dem  Genetiv  der  Person,  der 
man  opfert,  verbunden  wird;  diese  Konstruktion  wäre  also  dem 
Desiderativ  vorbehalten.  Es  ist  besser,  auch  an  dieser  Stelle  iyaksau 
mit  'erbittend'  zu  übersetzen;  das  Objekt  der  Bitte  sind  die  in 
Zeilt^  3  und  4  der  Stroplie  bezeichneten  Rosse.] 

2)  Auf  den  Wurzelanlaut,  ob  d  oder  dh,  kommts  hier  nicht  an. 

3)  Auch  bei  Geldner  in  Sperrdruck. 


90  Christian  Bartlioloniae, 

KZ.  XXVI  GüG  iiiul  r.thl.  KZ.  XXIX  495.  Xach  der  jetzt 
v(trii:etriig-enen  Theorie  wird  J.  Schinidt  gegen  Justis  Etymolo- 
iiien  gewiss  nichts  mehr  zu  erinnern  luiben,  sie  stimmen  ja 
ganz  vorzüglich  dazu. 

Ich  gestatte  mir  J.  Schmidts  Beweismaterial  auch  noch  mit 
einem  sehr  lehrreichen  Beispiel  aus  dem  Indischen  zu  vermehren. 
Neben  dem  Präsens  bhräsate  haben  wir  zwei  fo-Partizipien : 
hhrastüs  und  änihhrstas,  in  welch  letzterem  augenscheinlich 
nicht  nur  der  «-Vokal,  sondern  auch  der  folgende  Xasal  unter- 
gegangen ist.  Wir  sehen  darin  auch  zugleich  ein  weiteres  Bei- 
spiel für  ""wirklich  silbebildendes  r  der  Ursprache',  s.  J.  Schmidt 
a.  0.  69.    Vgl.  dazu  oben  S.  86. 

Wie  viel  Belege  hat  nun  J.  Schmidt  selber  für  seine 
Itcgel  von  dem  völligen  Untergang  eines  Nasals  zwischen  den 
meisten  Konsonanten  (S.  57)  unter  der  oben  S.  87  angegebe- 
nen Bedingung  beizubringen  gewusst,  und  wie  stehts  mit  deren 
Beweiskraft? 

Es  sind  deren  im  Ganzen  drei,  einer  aus  der  Ursprache^ 
zwei  aus  dem  Arischen;  und  zwar  die   folgenden: 

1)  jAw.  hlslca-  'trocken',  gr.  icxvöc  'trocken,  mager'^ 
air.  sesc  kynn-.  hfj.sjj  'trocken'  und  ai.  asn.scätam,  d.sasccmtJ 
usw.  'nicht  versiegend'^).  Die  Nasalhaltigkeit  der  Wurzel  ist 
nach  J.  Schmidt  erwiesen  durch  got.  slgqcm,  lit.  senl-n,  ksl. 
ßre-sejcnqti  (u.  a.),  lat.  sentlna  und  gr.  edqp0r|.  Die  Tatsache, 
dass  zu  lit.  senkü  das  Präteritum  sekad,  der  Intinitiv  selii, 
ferner  die  Nomina  seJcIüs,  sekis  des  Nasals  entbehren,  erkläre 
sich  daraus,  dass  durch  ein  Missverständnis  das  n  von  .senkü 
als  Präsensex])onent  gefasst  wurde.  Es  sei  das  ebenso  wie 
bei  lit.  pasi-gendüj  -fjedaä,  -cjesti  'sich  sehnen',  wo  der  Nasal 
als  Wur/.elbestandteil    erwiesen    sei    durch    gandzeus  .  .,    ksl. 


1)  Ficks  scluiiie  Ktyniologie  von  gr.  äc-rreToc  eig'entlich  'unver- 
sie<>lifli'  —  BB.  XVIII  140,  Vj^M.  Wörterlnich  H  5GÜ,  Prelhvitz  Etyni. 
Wörterbuch  35  —  hat  sich  J.  Scinnicit  entgehen  lassen.  Man  ver- 
<>leiche  Z  402  f.:  irepi  öe  ^öoc  'fiK€avoio  dqppüj  |nop|uOpujv  (iiev  äcTrexoc 
mit  KV.  3.  57.  6:  yd  ti-,  a(/ne  pdrrataftyeva  dkäräsascantl  prpdyad^ 
2.  25.  5.  G.  Er  iiättc  damit  die  Gleichung  ansetzen  können:  ai. 
d-srt/i-ifa-  (s.  unter  3)  zu  srndth-ate  (bei  Grammatikern)  wie  gr. 
d-cTi-€To-c  zu  lit.  senk-ü. 


Idg-.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  9f 

zedati,  lat.  pre-hendö,  g'r.  xavbävöj,  xeicro|aai,  eKexövbei  .  .  .  ^)^ 
Dies  der  Beleg-  aus  der  Ursprache. 

2)  Ai.  dip)^ati,  g'Aw.  diivzaidfjäi,  ferner  ai.  ddhhittas' 
und  g-Aw.  ä.dr)haomäj  aip7.di)h(lvat/atj  dr}hanaof(l  (überall  mit 
'parasitischem'  Vokal  zwischen  d  nnd  h).  Die  Nasalhaltigkeit 
der  Wurzel  sei  verbürgt  durch  ai.  da))d>hii//ati,  dämhhana-, 
daddmhha  und  insbesondere  durch  gr.  dieiLißuj. 

o)  Ai.  dsrthita-.  Die  Wurzelform  sranfh-  sei  allerdings 
nur  von  Grannnatikern  ang-eg-eben,  stehe  aber  trotzdem  sicher, 
da  das  a  von  sndlinäti,  sasrathe  nur  Schwächung  von  hoch- 
tonigem  an  sein  könne. 

Das  sind  die  Fälle,  auf  die  J.Schmidts  ein  tief  einschneiden- 
des Lautgesetz  über  den  völligen  Verlust  eines  Nasals  begrün- 
det hat.  Im  ersten  Beispiel  wäre  er  zwischen  6'  und  Ix,  im 
zweiten  zwischen  dh  und  hh{h),  im  dritten  zwischen  r  und  th  ge- 
schwunden. Dag-egen  war,  entsprechend  J.  Schmidts  Erklärung- 
von  ai.  M.'^anti  (usw.)  aus  idg-.  ^^ ghighnso- ,  in  der  Verbindung- 
c//i  +  Nasal  -|-  .s-  nicht  der  Nasal,  sondern  vielmehr  der  Guttu- 
ral dem  Untergang- geweiht^).  Ich  verweise  dazu  auf  diejAw.. 
Desiderativbildung  jihät  (mit  i  für  i)  aus  ar.  '^ginsclf  zur  Wur- 
zel gam-;  Bthl.  Grdr.  d.  ir.  Philol.'  I  §  ;320. 

Leider  hat  J.  Schmidt  es  unterlassen,  sich  mit  Brugmann 
Grdr.  II  993  ff.  auseinanderzusetzen,  wo  von  der  Übertragung: 
des  präsentischen  Nasals  vom  Präsens  aus  in  andere  Formen 
des  Verbalsystenis  und  weiter  auch  auf  Noniinall)ildungen  g-e- 
handelt  wird.  Er  hätte  sich  dann  auch  mit  jenen  W(">rtern 
abtinden  müssen,  die  seiner  Ansicht  von  der  Wurzelliaftigkeit 
des  Nasals  m  lit.  pasigendä,  \-\X.  prehendö  usw.  entgegenstellen. 

Schon  Pott,  Etym.  Forsch.-  II  b  70  hat  lat.  hedeni  'Epheu' 
und  praeda  mit  pre-hendere  zusammeng-el)racht,  letzteres  aus 
"^prai-hida  erklärend.     Zwar  hat  J.  Schmidt  Idg.  Vokalismus  I 


1)  Ich  t'üg-e  nocli  hinzu  all),  ij^n  'finde',  (/endon  '  n'cnle  g-ctun- 
den';  .s.  G.  IMeyer  Etym.  Wörtoi-b.  d.  alb.  Sprache,   140. 

2)  Dass  ai.  hhati  die  desiderative  Bedeutung-  "von  Anbeginn 
der  Überlieferung-  völlig-  verloren"  habe,  wie  J.  Schmidt  Kritik  ß? 
behauptet,  halte  ich  nicht  für  zutreffend.  Erhalten  i.st  sie  meines- 
Erachtens  'RY.IO.  14-2.  1:  äre  hisänäm  dpa  didyum  a  krd/ii,  wo  es 
doch  am  natürlich.sten  ist  zu  übersetzen:  "Weit  weg-  schaff  das 
dräuende  Geschoss",  d.  h.  das  Geschoss,  das  (uns)  treffen  will.  Da- 
nach sind  auch  die  dort  gezogenen  Schlussfolgerungeii  zu  l)eurteilon. 


■92  Cliristian   Bm  rthol  omae, 

ln<)  (lies  (liircli  ■■'prai-hhla,  "hlnda  auf  "henda  zurücktuhren 
Avolleii;  ich  ülaube  aber,  dass  er  die  dafür  iiotweiidiii'e  An- 
naliine  eines  Cber^-ang-s  von  en  in  l  liente  selbst  nieht  inelir 
^^•utlieissen  wird.  In  der  Tat  ist  jetzt  die  ]\)ttscbe  llerleituiii;' 
von  praeda  ans  ^'prai-hida  für  '''prai-heda  (oder  allenfalls 
''j)rai-h(ida,  mit  a  aus  idü'.  ,)),  so  viel  ich  sehe,  allg-eniein  an- 
^•enoninien;  Ai;l.  zuletzt  Pjrug-niann  Grdr.  1314,  II  'J94,  Fick 
Vg-1.  W(>rterbueli  P  414,  Prellwitz  Etyra.  Wörterb.  354,  Solmsen 
Stud.  zur  lat.  Spraehgesch.  123,  KZ.  XXXIII  29.Ö  f.,  Stolz 
Hist.  Gramm,  d,  lat.  Sprache  I  219,  453,  Streitberg  Uriierm.(7rani- 
matik  191,  Horton-Sniith  AJPhil.  XVI  1  ff.  Damit  werden  wir 
aber  auf  eine  nasal  lose  Wurzelg-estalt  ghed-  verwiesen,  wie 
sie  J.  Schmidt  selbst  früher,  Vokalisnius  I  73  für  got.  hi-gitan 
'finden',  eng-1.  get  postuliert  hat,  und  wie  sie  auch  für  lit.  gödas 
''Haljgier',  godiis  Hiabgierig',  lett.  gcldf>  'erworbene  Habe'  an- 
zuerkennen ist,  s.  Leskien  Bildung  der  Nomina  18U.  Jetzt 
wird  J.  Schmidt  fieilich  das  Fehlen  des  Nasals  auch  bei  diesen 
Wörtern  auf  eine  missverständliche  Autfassung  der  Träsensior- 
Ujcn  zurücktühren  wollen,  d.  h.  auf  eine  sprachgcschichtlich 
ungerechtfertig-te  Gleichstellung  von  Präsensformen,  deren  Nasal 
wurzelhaft,  mit  solchen,  deren  Nasal  formativ  ist.  Ich  bin  weit 
entfernt  zu  leugnen,  dass  auf  diese  Weise  nasallose  Wörter  ge- 
bildet werden  konnten,  denen  nach  ihrer  Herkunft  ein  Nasal 
zukam.  Aber  anderseits  steht  doch  auch  völlig  fest,  dass 
zahlreiche  Wörter  einen  Nasal  aufweisen,  der  weder  wurzelhaft 
ist  noch  aus  einem  von  Haus  aus  zur  Wurzel  gehörigen 
Nasali)räsens  heiiiberg-enommen  sein  kann.  Das  wird  auch 
J.  Schmidt  nicht  in  Abrede  stellen  wollen'),  vgl.  auch  Brng- 
mann  Grdr,  II  993  f.  Diese  beiden  Neuerungen:  nasallose  Neu- 
bildungen auf  der  einen  Seite,  nasalirte  auf  der  andern.  Neue- 
rungen, die  bis  in  die  Zeiten  der  Ursi)rache  zurückreichen, 
machen  nicht  selten  die  Fntscheidung,  ob  die  letzte  (irundlag-e 
4'iner  Wortgruppe  nasalhaltig  oder  nasallos  anzusetzen  sei, 
völlig  unsicher.  So  scheinen  ai.  sitsiiiija,  (isiinji.  HiD.diios.  si- 
sdhd.sdf'i.  paf-sühigims  mit  Hestinnntheit  auf  eine  nasalhaltige 
Wurzel  liiir/.uw eisen,  um  sc»  mehr,  als  ein  Nasalpräseiis.  woher 
der  Nas;il  t)ez(igeu  sein  krmnte,  nicht  bezeugt  ist:  das  belegte 

1)  Kritik  5;>,  175  setzt  J.  Schmidt  die  Wurzel  zu  ripsafv  mit 
i-dhli-  an,  trotz  rm)ibhäm,  rambh'i,  ärdmbha)iam  des  \\\.  und  ram- 
hlKij/dti  der   Hr. 


Idg-.  e  +  Nasal  iin  Tiefton.  9.5 

Präsens  sajati^)  Hesse  sich  als  Aoristprasciis  fassen-).  Aber 
im  Litauischen  haben  wir  segkl,  segiail,  segti,  ferner  ap-sega 
(auch  lett.),  sagas  usw.,  nirgendwo  mit  Nasal,  und  auf  eine 
nasallose  Basis  führt  auch  jAw.  vohunazgdm  (Bthl.  Grdr.  d. 
ir.  Philol.  I  §  17<S  b);  vgl.  noch  Brugmann  Mü.  I  22.  Weitere 
Belege  finden  sich  bei  Brugmann  Grdr.  II  993  if.  Wo  der 
Boden  so  schwank  ist,  haben  wir  die  besondere  Pflicht  mög- 
lichst behutsam  zu  sein.  J.  Schmidt  hat  aber  die  gebotene 
Vorsicht  meines  Erachtens  nicht  geübt. 

Der  Beweis  dafür,  dass  die  in  ai.  dadahha,  daddmbha,  di- 
psdfi  usw.  steckende  Wurzel  mit  Nasal  anzusetzen  sei,  wird  weder 
durch  ai.  daddmhlia,  damhliäyati  und  "ddmhlianam,  noch 
durch  gr.  dtieiuß^  erbracht-^).  Letzteres  kann  ganz  gut  ein 
Nasalpräsens  zu  einer  nasallosen  Basis  dhehh-  sein-'),  wie  ja 
ein  solches  sicher  in  ksl.  sedq  'ich  setze  mich',  apr.  syndenx 
""sitzend'  vorliegt,  deren  Wurzel  unzweifelhaft  mit  sed-  anzu- 
stellen ist.  Vom  Präsens  ''^dhenihheti  aus  kann  sich  aber  der 
Nnsal  leicht  auch  in  andere  Verbal-  sowie  in  Noniinall)ildungen 
übertragen  haben;  vgl.  ai.  üsand'i  ^Sesse^  zu  ksl.  sedq  (Fick 
Vgl.  Wr)rterbuch  I^locSj.  Ai.  damhhdtjati  lässt  sich  sonach 
ganz  so  wie  apr.  siiidats  erklären;  ersteres  ist  aus  ^dhemhha- 
ieti  umgel>ildet  (s.  oben  S.  84),  letzteres  das  Part.  Perf.  Pass. 
zu  einem  Präsens  '^senddietL  Aber  ich  halte  die  Annahme, 
es  sei  zu  der  Zeit,  als  jene  angefühlten  aind.  Wörter  mit  ufhJt 


1)  Nach  den  Grammatikern  auf  der  Wurzelsilbe  betont.  Die 
akzentiiirten  Texte  bieten,  soviel  ich  sehe,  keine  Präsensform,  die 
nicht  ebensogut  zur  6.  Klasse  {°äti)  gerechnet  werden  könnte. 

2)  Das  erst  im  Epos  auftauchende  sajjate  wird  von  Brugmann 
Grdr.  II  94.3  fälschlich  als  reduplizirte  Form  genommen,  s.  Wacker- 
iiagel  S  139  b. 

3)  Ich  o'ehe  hier  und  im  folgenden  mit  der  Voraussetzung" 
aus,  dass  ai.  (?aö/ja^,  dambhäj/afixisw.  und  gr.  äT6,ußuj  auf  die  «^-leiche 
Grundlage  zurückgehen.  Streng-  zu  beweisen  ist  es  nicht;  man  ver- 
gleiche gr.  irepbouai  und  lat.  pedö,  die  trotz  völliger  Gleichheit  der 
Bedeutung  und  grösster  Ähnlichkeit  der  Laute  Niemand  mehr  für 
identisch  hält.  Zu  beachten  ist  jedenfalls,  dass  das  arm.  darel  der 
Annahme  einer  Ba,sis  dhabh-  (mit  e)  Schwierigkeiten  bereitet.  Die 
gleichartige  Konstruktion  von  gr.  dreußoiuevoc  usw.  und  gAw.  rA>?>,>- 
naotä  ist  für  deren  Wurzelgleichheit  nicht  beweisend;  alle  synony- 
men Verba  können  gleich  konstruirt  Averden.  Für  das  von  J.  Schmidt 
noch  herangezogene  gAw.  aijn.ddbüvat/af  verweise  ich  auf  IF.  I 
Anz.  104. 


■f)-l:  C  h  r  i  s  t  i  a  11  B  a  r  t  li  0  1  o  m  a  e, 

gebildet  wurden,  ein  dem  gv.  dieiußw  entsprechendes  Präsens 
noch  vorhanden  gewesen,  nicht  einmal  für  nötig-.  Sie  krnuien 
den  Xasal  auch  auf  anderem  Wege  bekommen  haben. 

Auch  für  lit.  senkü.  ksl.  sqcilo  usw.  gilt  mir  die  Wurzel- 
haftigkeit  des  Nasals  keineswegs  für  erwiesen.  Nicht  nur  das 
Litauische  kennt  nasallose  Wörter:  sel'fi,  seMfis,  sekis,  auch 
das  Slavische  bietet  eine  solche,  von  J.  Schmidt  offenbar  über- 
sehene') Bildung:  serb.  osjeka  'Ebbe',  das  auf  altsl.  *o-seka 
führt  (Miklosich  Etym.  Wörterbuch  d.  slav.  Sprachen  227); 
^osenka  wäre  serb.  *oseka.  Das  lit,  Präsens  .senkü  verhält 
sich  zu  jenem  serb,  osjeka  genau  so  wie  ksl.  sedq  'ich  setze 
mich'  zu  ksl,  pre-seda  'Hinterhalt';  s,  dazu  oben  S.  93, 

Die  Zugehörigkeit  des  lat,  sentlna  dünkt  mir  sehr  frag- 
würdig, würde  übrigens  die  Nasalhaltigkeit  der  Wurzel  auch 
nicht  gewährleisten;  \^\.sanctus,junctusw'ti,\\.  Für  viel  wahr- 
scheinlicher halte  ich  die  von  J,  Schmidt  nicht  erwähnte  Zu- 
sammenstellung mit  lit,  .sew/?'<^ 'schöpfe';  vgl,  Fick  Vgl,  Wörter- 
buch P  562,  Prellwitz  Etym,  Wörterb,  d,  gr.Spr.  25,  0,  Hofiniann 
BB,  XVIII  157,  Lat.  aen-Una  stellt  sieh  zu  lit.  sein-ik  etwa 
wie  lat.  lec-tlca  zu  got.  Ug-a~).  Es  bedeutet  'Scluipfe'  (des 
Schiffes),  und  zwar  1 )  das  w^as  das  Schiff  schöpft,  Schiffsboden- 
wasser, 2)  den  Raum,  wo  es  schöpft,  Schiffsbodenraum.  Man 
-vcrgl.  dazu  gr.  ctvTXoc,  dvrXia,  worin  sich  ebenfalls  jene  beiden 
Bedeutungen  vereinigen;  sie  geluiren  wohl  mit  ai.  dmatrain, 
arm.  annoi,  gr.  d|uic  zusammen,  die  alle  ein  Gefäss  bezeichnen, 
das  bestinmit  ist,  Flüssiges  aufzunehmen,  aufzufangen  oder 
aufzuschöpfen. 

Nicht  minder  fraglich  ist  die  von  J,  Schmidt  befürwor- 
tete Verbindung  von  got,  sigqan  mit  lit.  .senkü.  Es  liegt 
doch  näher,  innerhalb  des  Germanischen  zu  bleiben,  got,  sigqan 
also  an  alid.  sUjan,  uhd,  versiegen  und  an  nhd,  sickern  anzu- 
schliessen;  dann  werden  wir  aber  auf  eine /-Wurzel  gewiesen; 
vgl.  Wilmanns  Deutsche  Grammatik  I  202,  —  So  bleibt  denn 

1)  Daher  er  a.  0.  S.  64  schreiben  konnte:  "Da  alle  europäischen 
Sprachen'  (ausser  dem  Litauischen)  'und  lit.  siinkfi  den  Nasal  als 
Bestandtheil  der  Wurzel  erweisen''. 

2)  Streng  genommen  muss  .sentlna  wohl  als  Weiterbildung 
aus  einem  wie  porta  geformten  '■'■.senta  genommen  werden;  vgl. 
/'f'frdliia  und  niäfäfuiii.s  neben  mätnfa;  s.  Schweizer-Sidler,  Gramm. 
<ler  lat.  Spr.-  I  1S)0,  i?02.  —  Naigli.  /.  12  steht  unter  den  Namen  für 
'Wasser'  ein  ai.  .^(it'tmi-vi,  das  sonst  nicht  vorkommt. 


Idg-.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  95 

noch  das  vielumstritteiie  gr.  edqpBri  N  543  =  £419;  wenn  das 
Wort,  wie  es  die  Bedeutung-  allerdings  durchaus  wahrscheinlich 
macht,  mit  lit.  senkü  zusammenzubring-en  ist  —  vgl.  auch  de 
Saussure  Mcmoires  54  — ,  dann  ist  cl)en  edcpBri  g-egenüber  lit. 
selxW  geradeso  zu  beurteilen  wie  gr.  \ö.he\v  gegenüber  lat. 
*prai-Mda  =^  praeda,  g-ot.  (itfan  usw.  ^).  Das  alte  Nasalinfix 
ist  ^vurzclhaft'  geworden. 

Bezüglich  des  einmal,  RV.  iO.  94.  11  bezeugten  ai.  dsr- 
thita-  wird  Kritik  62  gesagt:  wenn  schon  in  der  Litteratur 
nicht  belegt,  stehe  doch  eine  Wurzelform  sranfh-  fest,  "da 
das  a  von  sratlinäti  "löst  sich',  Perf.  kisrcdhe  nur  Schwächung; 
von  hochtonigem  an  sein  kann";  s.  auch  S.  69-).  Ich  möchte 
doch  bezweifeln,  ob  J.  Schmidt  wegen  paprathe  und  des  zu- 
gehörig-en  paprathänd-,  die  in  RV.  und  A^".  zusammen  2'2  mal 
vorkommen  —  während  sasrathe  sich  nur  einmal  findet  — , 
eine  Wurzel  form  ^'pranfli-  erschliessen  wird.  Oder  sollte  er 
sich  für  ai.  papratM  wirklich  noch,  wie  KZ.  XXV  11  auf 
lit,  plantü  berufen  wollen?  Dann  wäre  aber  erst  der  Beweis 
'ZU  führen,  dass  der  hierin,  sowie  in  den  gleichl)edcutenden 
Vm^QwiiQYi  plintu  imd  spJ int ü — und  zwar  nur  in  diesen  und  in 
keiner  ausserpräsentischen  Bildung,  s.  Leskien  Ablaut  340, 
Bildung  der  Nomina  241  —  vorliegende  Nasal  auch  tatsächlich 
wnrzelhaft  ist,  nicht  blos  präsentisch.  Ich  fürchte,  dass  es 
niciit  gar  leicht  fallen  wird,  Gründe  dafür  beizubringen,  die 
wirklich  zu  überzeugen  vermögen. 

So  bleibt  denn  schliesslich  noch  das  im  RV.  und  AV.  zu- 
sammen 4  mal  belegbare  Präsens  9.  Klasse  .srathndfi.  Freilich 
ist  ja  bei  nasallosem  Ansatz  der  Wurzel  nach  grhhndti  ein 
^.h'thnäü  zu  erwarten.  Aber  sollten  wir  denn  nicht  auch  nach 
jagrM  neben  grabhanam  und  grlins  zu  prdthanam  und  prthn.j 
das  Medialperfekt  in  der  Form  ^papHM  haben?  In  der  Tat 
aber  finden  wir  statt  dessen  14  mal  paprafhe.  Und  wie  sich 
dies  zu  JagrJie  verhält,  so  kann  man  auch  das  Verhältnis  von 


1)  Vg-1.  aiK'h  Tluiriieysen  IF.  IV  80.  Zu  seinen  dortig-en 
Austuhriing'en  bemerke  icli,  dass  nach  Aiisweis  des  afg-h.  x'and 
'Wohlgeschmack,  Vevg-nügen'  (s.  Geig-er  Etyni.  und  Laut!,  des  Afg-h. 
1.3)  der  Nasal  in  g-r.  ävbuvuj  doch  wohl  schon  vorg-riechisch  ist. 

2)  Die  reg'uläre  Form  wäre  übrig'ens  nach  J.  Schmidts  Regel 
von  der  Behandlung-  eines  tieftonigen  ran  zwischen  zwei  Akzenten 
"^sasrthe-^  s.  unten  S.  Ob  f. 


9(>  Cliristiaii  Bar  t  lioldiiiac, 

sfathnafi  zu  grhlnu'lti  fassen.  Zug-egeben  jeddcli:  sratlmcdi 
und  sitsratlie  enthielten  ein  aus  älterem  a'n  hervorg-egang-enes 
(i,  niuss  denn  darum  aucdi  usrthifth  auf  eine  nasallialtige  Wur- 
zel zurüekgeführt  werden.  Duieliaus  nielit.  Es  ist  das  ebenso 
wenig  notwendig-  und  ebenso  wenig-  niöglieh,  als  die  Zurüek- 
fülirung  von  lat.  praeda,  lit.  gödas  usw.  auf  eine  Wurzel 
(j/teiid-,  usw.,  s.  oben  S.  91  f. 

Mit  dem  ai.  Adjektiv  .s7Y/?/r<?-  { i\U(^\\  sifhild-)  ^locker',  das 
sehon  im  "PW.  zu  srath"  gestellt  wird,  hat  sich  J.  Schmidt 
nur  nebenbei  abgefunden,  Kritik  59,  und  zwar  in  der  Weise, 
dass  er  .sifhird-  durch  Dissimilation  aus  '"'.srifhird-,  dies  aber 
durch  Assimilation  aus  '''srafhird-  hervorgehen  lässt:  aug-eu- 
scheinlich  in  Anseliluss  an  Benfcy  Vollst.  Orannn.  170,  wo 
es  heisst:  "Hierher  w(dd  .sithüam  von  Math-  mit  Assimilation 
und  Dissimilation".  Mir  seheint  diese  Erklärung  mit  Hilfe  von 
zwei  Annahmen,  deren  jede  nur  sehr  mangelhaft  unterstützt 
werden  kann^),  überaus  bedenldich,  und  ich  vermute,  J.. Schmidt 
würde  sie  mit  grösserer  Zurückhaltung  vorgetragen  haben, 
w'äre  ihm  die  Deutung-  des  W\)rts  von  S.  (ioldschmidt  und 
Zachariaes  Bemerkung-en  dazu  in  BB.  XI  H25  f.  —  s.  auch 
ßthl.  IF.  III  168;  Wackernagel  XVIII,  §  16  No.  —  gewärtig  ge- 
wesen. Ich  setze  für  ai.  .sithird-,  sltliild-  ein  urind.  ^■'■.srfJiird- 
an'*),  das  im  Pali  als  fiithila-,  im  Prakrit  als  sidhihi-  und  sa- 
dkUa-  erscheint.  Eben  dazugehört  auch  das  von  den  Lexiko- 
graphen nüt  si'änfa-  'müde'  wiedergcg-ebene  prakr.  .sudhii/a-, 
das  vielnu'lir  'schlaff,  welk'  bedeutet-').  ^Viv  haben  so  die 
drei  Vokale  a  l  u  als  Vertreter  des  urindisehen  r  neben  ein- 
ander: H  für  r  findet  sich  allerdings  zumeist  nur  hinter  Labial- 
lauten, vgl.  aber  Pali  suuati,  sunofi,  wo  .su-  ebenso  wie  in  pr. 
sudhii/a-  auf  sr-  zurückgeht,  s.  ai.  -sritofi.    Das  })rakr.  cisam- 

1)  Wegen  der  Vokalassimilation  wird  ausser  aiit  timird-  noch 
auf  ijir'iH  'Berg'  verwiesen  gegenüber  jAw.  c/airis.  Setzt  denn  J. 
Schmidt  das  urindische  Wort  für  'Berg',  das  jenem  jAw.  Wort  so- 
wie dem  ksl.  </07'-a,  lit.  glr-e  entspricht,  mit  *gariH  an?  Vgl.  Wacker- 
nagel §  25  a  No.    Wegen  timird-  s.  ebd.  §  15  Abs.  2,  No.  2. 

2)  Die  Aufnahme  dei-  mittelindischen  Form  des  Worts  in  die 
Hvmnenspraclie  war  (lurch  dci-cn  Anklang  an  das  synonyme  rith-urd- 
bcgünstigt. 

3)  rinfdh/iarena  siit/ldi/aitii/o  (bei  Jacol)i  Ausgew.  Erzählungeu 
74.  {•)  ist  der  "dessen  Glieder  durch  die  Last  der  Sorgen  welk  ge- 
worden sind".    \'('rknü|)rung  mit  svdin-,  sr<uii!/(ifi  ist  unmöglich. 


Idg-.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  97 

thida-  führe  ich  auf  nriiid.  ^'vispithida-  zurück  iiiul  vergleiche 

dazu    anu-h'ntJiati  der  TS.,    ein  Nasalpäseiis  zu  sasratM  der 

selben  Bildung-  wie  lit.  pVinfu  'ich  werde  breit'  zu  ai.  paprafM. 

S.  übrigenszurEtyniologiederai.  Wörter  Kluge  Wb.  s.  reffen. 

Eine  Erklärung  der  Ausnahmen,  die  seine  mit  drei  Be- 
legen gestützte  Regel  erleidet,  hat  J.  Schmidt  nicht  gegeben- 
ja,  er  hat  nicht  einmal  besonders  auf  sie  hingewiesen,  vermut- 
lich von  der  Anschauung  ausgehend,  dass  sie  der  Leser  gleich 
selber  sehen  werde.  Da  sie  aber  doch  wohl  nicht  für  Jeden 
an  der  Oberfläche  liegen,  halte  ich  es  nicht  für  unnütz,  auf 
sie  einzugehen.  Dazu  aber  ist  es  notwendig,  einige  Sätze  der 
J.  Schmidtschen  Beweisführung   im  Wortlaut  auszuheben. 

Kritik  55  lesen  wir:  ''Die  selbe  Wirkung  wie  ein  vortre- 
tendes Komi)ositionsglied^)  übt  auf  lange  Vokale  oder  diph- 
thonge  eine  betonte  Eeduplikationssilbe  (KZ.  XXXII  379  f.). 
Ebenso  schwindet  ein  kurzer  Vokal  zwischen  einst  betonter  Re- 
duplikationssilbe und  betonter  Endung,  auch  wenn  er  zwischen 
Konsonant  und  Doppelkonsonant  eingekeilt  war,  also  einfachem 
Akzente  Stand  gehalten  hätte:  ved.  habdhäm  3.  Du.  Imp.  zu 
hdhJiasfi  "zerk-AiiV  .  .  .,  l^art.  ha psat,  Grundform  aho%(tbhast um -^ 
Jagdhä-  'gegessen'  ..aus  *Jdgha!?tä-."  Ferner  S.  5(3:  "Hierher 
gehört  auch  die  älteste  Schicht  der  Desiderativa,  die  .  .  .  'ver- 
kürzten Stämme'.  Ihre  Reduplikationssilbe  hat  stets  den  Ton, 
der  zweite  Akzent  auf  dem  Suffixe  a  erscheint  zwar  bei  ihnen 
selbst  nirgend  mehr,  wohl  aber  in  dem  Desiderativ  des  Kau- 
sativum  praj'ijanayiset  SBr.  .  .  .  und  ist  auch  bei  den  von 
der  Wurzel  gebildeten  Dcsiderativen  aus  seinen  Wirkungen 
noch  deutlich  erkennbar.  Wie  in  cld-d-mas-)  und  da-dJi-mds 
der  lange  Vokal  dui'ch  die  beiderseitig  ihn  umfassenden  Akzente 
erdrückt  ist  .  .  .,  so  weist  der  Vokalschwund  in  den  zugehö- 
rigen Dcsiderativen  di-t-mü  und  dlü-t-mti  ebenfalls  auf  doppelte 


1)  Anf  die  Komposita  lasse  icli  mich  im  Folo-enden  nicht  ein, 
da  natürlich  die  Unregelmässigkeit  in  jedem  einzelnen  Fall  aul'  den 
Einfluss  des  Simplex  zurückgeführt  werden  kann.  Ein  ai.  äsHhita-, 
kann  man  sagen,  sei  die  regelmässige  Bildung-  zu  .srcmth-,  dagegen 
zeige  sügratliita-  statt  *sügrth°  die  Form  des  Simplex.  So  auch 
in  der  Komposition  von  Verben  mit  Präfixen  (einscliliesslich  dem 
Augment:  Zimmer  KZ.  XXX  120  No.). 

2)  Zur  —  falschen  —  Betonung  s.  unten  S.  105  No. 
Indoerermaiiische  Forschungen  VII  1  u.  2.  7 


98  Christian  B  ar  t  liol  oinae, 

Akzente.  Entspreebend  seliAvand  kurzes  a  zwisclien  Konsonant 
und  Doppelkonsonant."  Weiter  »S.  57:  ''Die  IJiklung-sweise  ^) 
stammt  ans  der  ürspraclie^  denn  es  decken  sieh  nicht  nur  das 
erst  in  TS.  und  AV.  belegte  sil-sati  .  .  und  abaktr.  a-sixsö, 
dipsati  .  .  und  abaktr.  Inf.  diwzaidi/äi  .  .,  sondern  lat.  discö 
aus  *di-dc-scö  .  .,  Desidcrativum-)  neben  dem  kausativen  doceö, 
zeig't  auch  in  Europa  Entsprechendes."  Endlich  ebd.:  "In 
zweiten  Gliedern  von  Zusammensetzungen  und  reduplizirten 
Formen  ist  nun  urspr.  a  vor  Nasal  +  Konsonant  genau  so  ge- 
schwunden, wie  vor  andern  Konsonantengruppen,  dann  steht 
im  Arischen  nicht  a,  sondern  konsonantischer  Nasal,  welcher 
aber  zwischen  den  meisten  Konsonanten  völlig  erdrückt  ist^) 
wie  ,s*  in  gleicher  Lage.  Ich  hal)e  zwar  nur  einen  IJelcg  aus 
der  Ursprache  .  .  .,  allein  nach  dem  oben  über  skr.  agdha- 
und  lat.  discö  bemerkten  können  wir  auch  die  nur  arischen 
Belege  unbedenklich  als  Zeugen  für  die  Urzeit  betrachten," 
Es  folgen  dann  die  oben  S.  90  f.  angeführten  Belege  einschliess- 
lich ai.  ht'santf. 

Die  beiden  Akzente,  von  denen  S.  55  und  KZ.  XXXII 
379  gehandelt  wird,  sind  nicht  nur  bei  den  Desiderativen,  den 
Intensiven  und  den  Präsentien  o.  Klasse  vorhanden,  sondern 
bei  allen  reduplizirenden  Verbalbildungen.  Überall  hatte  die 
Reduplicationssilbe,  wenn  nicht  den  Haupt-  so  doch  einen 
Nebenton,  der  auf  die  Gestaltung  der  folgenden  Silbe  ebenso 
wirkte,  wie  jener;  vgl.  Bthl.  KZ.  XXIX  533,  IF.  III  37. 
J.  Schmidt  lässt  zwar  noch  Kritik  78  den  Reduplikationsvokal 
des  Perfekts  lautgesetzlich  verloren  gehen,  wenn  der  Hochton 
von  der  AVurzel  auf  die  SufHxsilbe  rückt.  Aber  das  als  Beleg 
dafür  beigebrachte  Beispiel  ai.  tiil-.nir  RV.  2.  19.  iS  ist  falsch 


1)  Nämlich  der  Desiderativa  mit  'verkürztem  Stamm'. 

2)  Ich  verstehe  nicht,  wie  lat.  discö  mit  den  arischen  Desidera- 
tiven zusammeiij;'eworfeu  ■werden  kann.  Es  scheint  ein  lapsiis  calami 
vorzuliegen,  Desiderativvim  statt  Inchoativum.  A))er  freilich  passt 
dann  discö  ül)erhaupt  nicht  hifjher,  denn  die  Beweisführung-  ist  ja 
ü-crade  auf  jene  Desiderativa  zug-cschnittcn. 

.'])  \'<i-l.  dazu  S.  69:  "Während  erstere'  {en,  cm)  'yanz  schwan- 
den, wenn  der  vorhergehende  Konsonant  standhielt".  Die  Bedin- 
fi'ungen,  unter  denen  das  eine,  der  Verlust  von  en,  ein,  —  ai.  äsascantl 

—  oder    das    andre,    der   ^'erlust  des    vorangehenden  Konsonanten 

—  hrsanti  —  statt  fand,   werden  nicht  näher  bezeichnet. 


Idg.  €  +  Nasal  im  Tieftou.  99 

beurteilt  1),  wie  ich  Bclion  ZDMO.  XLM  292,  IF.  III  :5.S 
No.,  53  gezeigt  habe;  s.  jetzt  auch  Wackernagel  XV;  taksur 
ist  nicht  Perfekt-,  sondern  Aoristform-),  die  3.  Plur.  zu  rt/rtÄ-srnr/. 
de  Saussures  Vermutung  vom  Vorhandensein  zweier  Akzente, 
des  einen  auf  der  Reduplikation,  des  andern  auf  der  Wurzel- 
silbe oder  auf  der  Modus-,  bezw.  Personalendung  werde,  so 
beisst  es  KZ.  XXXII  379,  für  die  reduplizirenden  Präsentien 
unterstützt  "durch  das  Schwanken  der  Betonung  in  Fällen  wie 
ddcUnfa,  dadhUä  usw.".  Dieses  selbe  Sehwanken  findet  sich 
aber  auch  im  Perfekt;  vgl.  dddf.se  RV.  nelien  dadr.se  AV.; 
weitere  Beispiele  gibt  Whitney  Grammar-  s<  801  e,  810  c,  811, 
816  lind  806  a  (wozu  noch  dädhäna-,  Bthl.  BB.  XV  189  f.)  3), 
Und  ebenso  findet  es  sich  im  reduj)lizirten  Aorist;  vgl.  Whitney 
a.  0.  §  869  c.  Vergleiche  ferner  die  an  reduplizirte  Verstumme 
sich  anschliessenden  Nomina  tütujis  —  ttdujis  (Whitney 
§  1156  e),  carl'rtis  —  dMJiifis,  jdgdhis  (ebd.  §  1157  d)  u.  a. 
Also  stand  die  Wurzelsilbe  in  den  schwachen  Formen 
aller  reduplizirte  n  V e  r  1 » a  1  Ij  i  1  d  u n g  e n  (sowie  in  den  zuge- 
hörigen Nominalstämnien)  zwischen  zwei  Akzenten  und 
müsste  somit  überall  die  selben  Wirkungen  "der  sie  beiderseitig 
umfassenden  Akzente"  zeigen,  wie  im  Desiderativ.  Ai.  (is)-flüfa- 
iTnd  die  aind.  Desiderativa  mit  r  in  der  Wurzelsilbe  wie 
fUrpsati,  tifrtscdi,  didrkscde,  fk^rfoff// usw.  sind  nach  J.Schmidt 
a.  0.  69  die  einzigen  Wih-ter,  darin  ?rrindisches  r  (nicht 
.ev)  enthalten  ist.  ''In  diesen  Formen  dürfen  wir  wirklich 
silbebildendes  r  für  die  Ursprache  annehmen,  da  hier  der  \o- 
kal  auch  vor  Doppelkonsonanz  schwinden  müsste.  Sie  und 
andre  noch  etwa  zu  findende  Worte  mit  doppelt  geschwächter 


1)  Ebenso  bei  Brug-mann  Gruudri.ss  II  1213. 

2)  Mit  der  Beweiskraft  der  Ül)rigen  bei  Wiiitney  Graminar- 
§  790  b  aufgezählten  tiniten  Formen  ist  es  überaus  mangelhaft  be- 
stellt, dhiäe  und  dhire  sind  Aoristpräsens-Formen  wie  gAw.  daintt, 
wegen  taMathur  neben  taksur  s.  Wackernagel  a.  0.  Entsprechend 
lassen  sich  yamdtur,  skmnbhdtliur  neheuyamur,  skumbhur  beurteilen; 
s.  ebd.  XVI.  Zu  nindima  s.  Osthoff  Gesch.  des  Perf.  394  f.  Ci'tatuh 
AV.  5.  22.  2.  am  Zeilenende  ist  offenbar  alter  Fehler  für  cetatu. 
Dann  bleiben  noch  vidre  und  arhire.  Das  sicher  seit  Alters  redupli- 
kationslose  re(Zo  =  gr.  oUa  kann  nicht  auf  lautlichem  Weg  aus  '^^yeijoida 
hervorgegangen  sein,  wie  auch  KZ.  XXV  31  anerkannt  Avird. 

3)  DQXhrückü  pciprathe  i\(^hei\  paprcdhe  (Aind.  Verbum  70,  127) 
beruht  auf  Irrtum. 


100  Christian  Bart holomae, 

Wurzel  sind  aber  auch  die  einzigen,  für  welche  diese  Annahme 
gestattet  ist."  Nach  meiner  Ansicht  würden  die  wurzelhaften  r 
aller  übrigen  rcduplizirten  Bildungen  hinzukommen.  Für  die 
aus  dem  Intensiv  und  aus  dem  (einfach)  rcduplizirten  Präsens 
(3.  Klasse)  stammenden  Wörter  wird  J.Schmidt  das  selber  — 
nach  dem,  wie  er  sich  KZ.  XXXIT  379  f.  geäussert  hat  — 
ohne  Rückhalt  einräumen  müssen.  Wenn  das  dort  angeführte 
dkUi'is,  weil  reduplizirt,  doppelte  Schwächung  erfahren  hat, 
warum  dann  nicht  auch  das  ganz  gleichartige  diidJu-vis? 
Ebenso  steht  es  mit  fätrpU  (neben  frjjtds;  zu  titrpsati),  väv- 
vrtanas  (neben  vrttds;  zu  vivrtsati).  Ferner  mit  den  zum 
Präsens  3.  Klasse  gehörigen  Formen:  piprgdlü,  piprlxta  ^wohQw 
prlxtds),  bibhrmä.si,  bibJirtds  (nel)en  bhrtds)  und  andern,  die 
mit  Hilfe  von  Delbrücks  Aind.  Verbum  107  f.  und  Whitneys 
Wurzeln  212  f.  leicht  zu  finden  sind.  Ganz  das  Xändiche  aber, 
wie  für  diese  beiden  Bildungsgruppen  gilt  aus  dem  bereits 
dargelegten  Grund  auch  fürs  reduplizirte  Perfekt')  und  den 
rcduplizirten  Aorist.  Gibt  es  ja  doch  genug  reduplizirte  Bil- 
dungen, verbale  wie  nominale,  die  sich  ebensogut  in  dieser 
wie  in  jener  der  bezeichneten  Gruppen  —  Präsens,  Aorist  oder 
Perfekt,  Perfekt  oder  Intensiv  —  einstellen  lassen;  vgl.  z.  B. 
Delbrück  a.  0.  135  f.,  Whitney  Wurzeln  1G4  unter  vrt-.  Wenn 
nach  KZ.  XXXII  380  tütumds  doppelte  Verkürzung  des  Wur- 
zelvokals erlitten  hat,  dann  nehme  ich  das  auch  z.  ß.  für  da- 
dhrsds  in  Anspruch;  beide  gehören  sie  zum  Perfekt;  es  verhält 
sich  dadhrs-ds  zu  dadlidrsa  nicht  anders  als  tühi-mds  zu  tü- 
täia\  man  beachte  auch  den  Akzent.  Somit  stammen  denn 
ebensowohl  wie  die  ;•  von  fifrpfiati,  piprMa,  vdri-rtänas  usw. 
auch  die  von  tätrjjur;  tatrdänds\  dady.se,  dadr.scinds^  vcivrte, 
vavrtur;  vavrdhe,  vävrdhänds  wsw.-^  ferner  die  von  adidrsaty 
aflvrtat,  avwrdhat  usw.  aus  der  Ursprache.  Glücklicher 
Weise  treffen  wir  auch  in  einigen  andern  indogermanischen 
Sprachen  gleichartige  Bildungen,  sodass  sich  die  von  J.  Schmidt 
a.  0.  ()9  nur  mit  geringer  Zuversicht  ausgesprochene  Hoffnung. 
'Vielleicht  erfahren  wir  auch  einmal,  wie  diese  )•'  —  nändich 


1)  Kritik  50  setzt  J.  Schmidt  freilich  für  ai.  rdvvtur  ein  «r 
oder  ov)  an,  aber  ohne  jede  Begründung  dafür,  warum  die  Wurzel- 
silbe hier  .sich  anders  gestaltet  haben  sollte  als  in  vivrtsati.  Vgl. 
im  Folgendon  die  Bemerknni;-  zu  ai.  tntnuiäs. 


Idg-.  e  -^  Nasal  im  Tieftoii.  101 

die  in  titrpsati  usw.  —  'in  den  andern  Sprachen  vertreten 
«ind"  wenigstens  teilweise  erfidlt. 

Das  Awestische  hat  uns  vom  Desiderativ,  vom  Intensiv 
und  vom  Perfekt  mit  ä  in  der  Reduplikationssilbe;  das  man 
etwa  als  Intensiv-Perfekt  bezeichnen  kann,  folgende  Formen 
bewahrt:  2i)gk\\.  dlddrdzö,  b)  jAw.  cavdlidrdmalü  —  dazu  das 
Komen  g-Aw.  cardJccyrdßrä,  — jAw.  papdvdtcme  ^),  c)  jA\y.jägd)'<)- 
Imitarö,  vclvdv^zütard,  gAw.  vclr^rc)zöi.  Zum  ersten  Beis})iel 
iuiter  1))  vergleiche  man  ai.  carl^rdhi,  zum  ersten  unter 
c)  ai.  jagrhhmä,  jagrhhür  usw.  Das  indogermanische  r 
J.  Schmidts  ist  sonach  im  A^vesta  durch  dv  vertreten.  Da  nun 
aber  auch  den  ai.  )■  in  Irntat/  und  mrdäta,  die  nach 
J.Schmidt  44,  19  auf  idg.  ,,r  gehen,  Aw.  dr  entspricht:  jAw. 
Tx^rrtutaiti,  gAw.  m.^r^Mdtä,  so  folgt,  dass  idg.  ^r  und  r  im 
Awestischen  zusanmiengefallen  sind  —  ganz  wie  im  Indischen. 

Auch  das  Griechische  bietet  uns  eine  Anzahl  sol- 
cher Formen,  insbesondere  aus  dem  Perfekt.  So:  eijuapTO  aus 
iirgr.  Viemmarto,  das  im  Aind.  ^'sasmrta  lauten  würde;  ferner 
Texpauuevoc  zu  TpeiTuu,  eqpGaptai  zu  cpBeipuj  u.  a.  m.  Das  idg. 
;•  ist  sonach  im  Griechischen  durch  pa,  ap  vertreten.  Da  nun 
aber  auch  dem  ai.  drs-eyam,  mit  r  aus  idg.  (.r,  a.  0.  1-5.  gr. 
bpaK-eiv  entspricht  —  'ap  und  pa  schwanken  vielfach',  a.  O. 
28  — ,  so  folgt,  dass  idg.  ^r  und  ;•  im  Griechischen  zusammen- 
g-efallen  sind  —  ganz  wie  im  Indischen  und  Awestischen? 

Das  Gotische,  dass  ich  hier  als  Kepräsentanten  des  Ger- 
manischen nehmen  Avill,  hat  bekanntlich  die  Reduplikations- 
silbe des  Perfekts  bei  den  meisten  Wurzeln  aufgege1)en.  Doch 
stehen  nach  allgemeiner,  wie  Kritik  S.  50  entnehmen  lässt, 
auch  von  J.  Schmidt  gebilligter  Annahme  die  Wurzelsilben 
jeuer  reduplikationslosen  gotischen  Perfekte  denen  der  redup- 
lizirten  in  den  andern  Sprachen  völlig  gleicht.  Also  deckt 
sich  got.  icaurp-un  mit  ai.  ra-vrt-ur,  welches  das  selbe  r  ent- 
hält wie  vivrt.satij  das  ist  idg.  r.  Da  nun  aber  auch  dem 
idg.  ,>>•  in  ai.  irsüs  got.  aur  in  pmirsus  entspricht,  so  folgt, 
dass  idg  ,,r  und  r  im  Gotischen  zusammengefallen  sind  —  ganz 
wie  im  Indischen,  Awestischen  und  (jriecliischen. 


1)  Oder  zu  c). 

2)  Bei  allen  e-Wiirzeln  und  bei  jenen  (-/-Wurzeln,  die  hinter 
•dem  a  entucder  nuv  einen  Konsonanten  oder  zAvei  Geräiischlante 
liaben. 


102  Christian  Bartli  ol  nmae, 

L'iiter  den  iiäinliclieii  IJcdin^'uug-eu,  die  nacli  J.  Sclniiidt 
aii8  er  (oder  re)  ein  idg-.  ;•  entstehen  Hessen,  ist  naeli  dem  seihen 
Gelehrten  ein  ursprünglieh  vorhandener  Nasal  selion  in  der 
Ursprache  spurlos  verloren  g'eg-ang'en,  wenigstens  in  den  meisten 
F'ällen;  Beispiel:  ai.  dipsa-ti,  gAw.  diwza-idydi  aus  ^dhi-db- 
zhe-  (mit  dhzh  aus  dh  -\-  hh  +  s)  /Air  Wurzel  '■'dhembh-.  Die 
für  dipsatl  vorhandenen  Bedingungen  sind  nun  auch  für  die 
sehwachen  Formen  sämmtlicher  übrigen  rcduplizirenden  ^^er- 
balstämmc  gegeben.  Also  hätte  deren  Wurzelsilbe  bei  allen 
Wurzeln  von  gleichem  Aufbau  wie  ^'dhemhh-  ausser  dem  e  auch 
den  folgenden  Nasal  völlig  einbüssen  müssen,  sie  dürfte  nirgend 
mehr  eine  Silbe  für  sich  ausmachen.  J.  Schmidt  hat  seine 
Regel  nur  mit  Beispielen  aus  zwei  Wurzeln  zu  begründen  ver- 
mocht: ai.  dipsafi  (usw.)  ans  ai.  dsa.scanti  (usw.).  Ihnen 
stehen  aber  zahlreiche  reduplizirte  Bildungen  gegenüber,  in 
denen  die  zwischen  Konsonanten  gepresste,  zwischen  zwei  Ak- 
zenten stehende  Verbindung  e  +  Nasal  nicht  anders  erscheint 
als  S(mst  in  tieftonigcr  Silbe,  im  Arischen  als  a,  im  Griechischen 
iils  a  usw.  Ich  verzeichne  —  ohne  Anspruch  auf  Vollständig- 
keit —  die  Folgenden: 

Aus  dem  Arischen:  1)  Desiderativa.  Sie  sind  oben 
S.  87  f.  aufgezählt.  —  2)  Intensiva:  ai.  jühjahhanas  neben 
Jämhhe,  jahigahe  wehen  Jahas^),  tantasdite  neben  parcl-tasasy 
ddnda.sfmas  neben  dqstäram,  badbadhänds  (zB.  RV.  4.  19. 
8,  22.  7)  neben  bandhds;  gAw.  asasiiffl-),  neben  qsai/d,  jAw. 
saßühihnm'^)  neben  ai.  sdsatL  Ferner  mit  zweisilbiger  Reduplika- 
tion :  ai.  Ixdnikradüt  neben  Irdndas,  canisJiadat  neben  sJcdn- 
dati,  caniscadat  neben  .scandrdin,  panUpadd  neben  sjuindide, 
säni.ji/adat  neben  sijiindrds,  .sanlsrasds  neben  asfJii-.srasdni. 
—  o)  Perfekta:  ai.  anaje  neben  dhjamdu,  änase  neben  dms, 
cnlrade  neben  krdndas^  cacJtadi/af  neben  i-hantsüt,  caslx(d)hane 
neben  sl-ambhds,  fatdsre  neben  para-fqsas,  t((sfabhcds(iiii  neben 
tdsfdiitbha,  dadascdn  neben  dqstäram,  dadhvase  neben  dJwq- 
.sati,  inümahe  neben  nidhate,  raradhnr  neben  )'(nidJ>i///afi, 
rürahänd.s    neben  rojude,  cävakre  neben  rdiicati,    sa.scacdi'^) 


1)  Vgl.  das  PW.  inicl  Grassmann  Wörterbuch;  Wliitney  Wurzehi 
und  Index  Verl),  stellt  das  Wort  zu  (/('(h-,  was  schwer  ang-ängig  ist. 

2)  Vgl.  Bthl.  (Irdr.  d.  ir.  I'hiloi.  I  §313. 

3)  Das  Ware  ai.  *s((sas°. 

4)  Bthl.  ZD.MG.  XLIIT  (JCt. 


Idg-.  e  +  Nasnl  im  Tiefton.  103 

neben  si'dücafe,  sisijadür  neben  st/andfds.  —  4)  Praesentien 
nnd  Aoriste:  ai.  acikradat  neben  Iwdndm,  aßjahham  neben 
JdmbJie,  nradhas  neben  randhd/jati,  asist/adot  neben  s//andrds, 
asisra.sat  neben  a.sthi-srasdm\  [dazu  nocli  skr.  acachadat  neben 
chanUat\  \  g"Aw.  dldamhe  ^)  neben  dl  das. 

Aus  dem  Griecbiscben:  eic-YeTaT^v  neben  -ftTOva,  be- 
baujc  neben  ai.  ddms,  XeXdxoici  neben  XeXöxxaci,  laejuarov  neben 
|ue'|Liove,  TTeTTa9uit;i  neben  Tre'TTOvGa,  Trecpaiai  neben  cpövoc,  Teraxo 
neben  Teivuj. 

Aus  dem  L  ateiniscben:  memento  (=gr.  iLiejadTuu)  neben 
p*.  |ue)uova. 

Aus  dem  Gotischen  (wozu  oben  S.  110):  hundun  und 
andere  Perfektformen  aus  Verben  der  4.  Ablautsreihe. 

Den  wenig-en  Wörtern,  auf  denen  J.  Schmidt  seine 
Regel  über  den  völligen  Verlust  eines  Nasals  aufgebaut  hat, 
steht  somit  eine  sehr  beträchtliche  Reihe  solcher  gegenüber, 
die  dagegen  Verstössen.  Ich  bin  nun  nicht  der  Meinung,  dass 
eine  aufgestellte  Lautregel  einfach  dadurch  als  falsch  erwiesen 
werden  kann,  dass  man  den  Fällen,  die  sich  ihr  fügen,  eine 
gleichgrosse  oder  auch  eine  wesentlich  grössere  Anzabl  solclier 
gegenüberhält,  die  ibr  widersprechen.  Es  kommt  dabei  in  Be- 
tracht, 1)  ob  die  behauptete  Lautveränderung  an  sich  niclit 
unwahrscheinlich  ist,  2)  ob  die  Fälle,  mit  denen  sie  bewiesen 
werden  soll,  keine  andere  Erklärung  gestatten,  und  o)  ob  für 
die  widersprechenden  Fälle  eine  ül)erzeugende  ]>egründung 
ihres  abweicbendcn  Verhaltens  gefunden  werden  kaim.  Sind 
nun  für  J.  Schmidts  Belege  ai.  dipsoti  (usw.)  und  dsascanfl 
(usw.),  sowie  für  die  von  mir  aufgezäblten  Gegenbeispiele  die 
erwähnten  drei  Bedingungen  gegeben?  Ich  behaupte:  Nein, 
keine  einzige. 

Der  zweite  und  dritte  Punkt  bedürfen  keiner  weiteren 
Erörterung  mehr.  Nur  zum  ersten  noch  einige  Bemerkungen. 
Um  den  völligen  Verlust  eines  Nasals  plausibel  ersclicinen  zu 
lassen,  argumentirt  J.  Schmidt  —  vorausgesetzt,  dass  ich  seinen 
Gedankengang  richtig  erraten  liabe  —  ungefäbr  so:  Sofern 
ein  idg.  en  (oder  em,  ew)  den  Hochton  verliere,  werde  es  im 
Allgemeinen    durch    einfacbe  Schwächung    zu  e>^    das  im 


1)  ürir.  *dulahai:  vgl.  Btlil.  Grdr.  d.  ir.  Phil.  I  §  312  b. 


lOi  Cliriytian  IJarth  ol  oiiiae, 

Indischen  sieb  zunäelist  /u  «"  g-estaltet  habe,  später  als  a 
ersclieine.  Einfache  Schwächung-  habe  zB.  im  l*art.  Perf.  Pass. 
mit  to-  und  no-  statt.  Unter  besonderen  Umständen  trete  je- 
doch nicht  einfache,  sondern  doppelte  Sclnväclinng-  ein, 
die,  wie  sieh  g-rundsätzlich  erwarten  lasse,  auch  bei  der  Grund- 
lage en  (usw.)  womöglich  ein  anderes  Phänomen  erzeuge 
als  die  einfache,  (icgeben  seien  diese  besonderen  Umstände 
beim  Desiderativum  und  bei  anderen  reduplizirten  Bildungen. 
Nun  träfen  wir  neben  ai.  dan/hhät/afi,  "dämbhanam,  gr.  dtTejußuu 
das  ^o-Partizip  ai.  dahdhä.s  und  das  Desiderativ  dijjsati,  ferner 
ne])en  lit.  senldi,  ksl.  sacilo  (usw.)  das  ^o-Partizip  ai.  visaldä 
und  das  reduplizirte  Praesenspartizip  dsascanft.  Also  sei  in  den 
Wörtern  ai.  dipsati  und  a-saicantl  die  Wirkung  der  doppelten 
Schwächung  eines  idg.  en  (usw.)  zu  erkennen  gegenüber  der 
der  eintachen,  die  in  dabdhds,  ri-saktä  vorliege.  Auch  ein 
in  den  Tiefton  gerücktes  idg.  er  sei  je  nach  dem  Grad  der 
Schwächung,  die  es  dabei  erfahren  habe,  verschieden  gestaltet 
worden,  durch  einfache  zu  t-r,  durch  doppelte  zu  ;•.  Die  idg, 
Vorläufer  von  ai.  titi-psati,  didrl-.fate  und  andrer  Desiderativa 
gleicher  Art,  sowie  von  ai.  äh-thita-  seien  mit  idg.  ;-  anzusetzen, 
sonst  sei  ai.  r  überall  aus  idg.   (.r  hervorgegangen. 

J.  Schmidt  wird  selbst  zugeben  müssen,  dass  ein  Beweis 
dafür,  es  habe  das  ai.  r  in  dtdrl-sate  -'er  wünscht  zu  sehen' 
eine  andre  idg.  Grundlage  als  das  in  drstds  'gesehen',  nicht 
erbracht  werden  kann.  Keine  der  indogermanischen  Einzel- 
sprachen weist  auf  einen  solchen  Unterschied  in  der  Ursprache 
hin;  s.  oben  S.  lOOf.  Hat  er  also  einmal  wirklich  bestanden, 
so  lässt  sich  die  Verteilung  von  ,.r  und  r  doch  nur  auf  Grund 
theoretischer  Erwägungen  vornehmen.  J.  Schmidt  sagt  uns  nun, 
eV  sei  das  Resultat  einfaclier,  r  das  doppelter  Schwächung 
eines  et\  im  Desiderativ  aber  sei  d()p])olte  Schwächung  einge- 
treten im  Gegensatz  zum  nicht  komponirten  ^)-Parti/>ip,  also 
habe  eben  jenes  in  der  Ursprache  ein  r,  dieses  ein   ^r  gehabt. 

Hat  iiini  al»er  .).  Schmidt  wirklich  erwiesen,  dass  im  De- 
siderativ die  Wurzelsilbe  doppelter  Schwächung  unterliegt? 
Das  bestreite  ich  dm-chaus.  Ich  1)fhanpte  im  (icgenteil:  sie 
hat  im  Desiderativ  nicht  statt:  vgl.  meine  AF.  II  DU  (zitirt 
(irdr.  d.  ii-.  l'hilnl.  I  §  137),  worauf  J.  Schmidt  mit  keinem 
^\'o^l   eingegangen  ist.     Die  Beweisführung,    ob  den  Dcsidera- 


Idg.  e  +  Nasal  im  Tiet'ton.  105 

tiven  einiaclie  oder  doppelte  Schwächung-  der  Wurzelsilbe  zu- 
komme, war  auf  jene  Formen  zu  beg-ründen,  denen  eine  a- 
oder  eine  sog.  ^Udatta'- Wurzel  zu  Grunde  lieg-t,  da  bei  ihnen 
allein  die  Wirkungen  der  beiden  Schwäehungsg-rade  mit  voller 
Sicherheit  erkennbar  sind. 

J.  Schmidt  beschränkt  sich  zum  Xaclnveis,  dass  dem  De- 
siderativ  dopi)elte  Reduktion  der  Wurzelsill)e  gebühre,  auf  die 
Anführung-  von  ai.  d'dsati  zu  dddäti  und  dJütsafl  zu  dddhatl, 
die  ja  allerdings  beide  diese  doppelte  Scliwächung  aufzeig-en. 
Es  hätte  aber  doch  die  Tatsache  nicht  ohne  jede  Erklärung; 
tlberg-ang-en  werden  dürfen,  dass  im  Rgvcda  den  14  Belegen 
der  Stämme  difsa-,  dli'dsa-  Ui  für  den  Stannn  didhisa-  gegen- 
tiberstehen^).  Dieser  jedoch  deckt  sich  hinsichtlich  seines 
Wurzelg-ehalts  mit  dem  io-Partizip  hitd-.  Und  damit  stimmen 
die  andern  Desiderativbildungen  aus  r/ -Wurzeln:  piplsa-  zu 
jyaij-äjjaU,  vgl.  pitd--^  piprisa-  zu  g-r.  rrpä-uc,  vgl.  pritä-  (s. 
zu  beiden  W.  Schulze  KZ.  XXVII  420  ff.);  denn  ihr  i,  aus 
9  -\-  i  hervorgegangen,  verhält  sich  zu  fii  wie  das  dortige  /, 
aus  9,  zu  a;  s.  Bthl.  BB.  XVII  131,  Studien  II  76.  Ferner 
stimmen  damit  die  Desiderativa  aus  'Udatta'-Wurzeln:  nhnsa- 
zu  nefdr-  aus  urar.  '■^iiaiifar  (Bthl.  Studien  I  112,  Grdr.  d. 
ir.  Philol.  I  §  81,  208  Anm.,  Wackernagel  §48  b  No.,  §46f.i 
vgl.  tütd-^):  hühhüsa-  zu  bhai^isi/nfi,  vgl.  hhütd'\  ttdüfsa-,  in 
den  Brahmanas  titlrsa-,  vgl.  türtd-,  tirnd-;  sisäsa-  zu  saiii- 
sydtij  vgl.  Said-.  Sie  alle  haben  einfache  Schwächung;  denn 
bei  doppelter  wäre  nicht  «,  sondern  tu,  nicht  ilr  oder  ir,  son- 
dern }•  zu  erwarten  usw.  (vgl.  J.  Schmidt  KZ.  XXXII  379); 
eine  solche  Bildung,  wie  sie  dem  ai.  dhitsati  neben  didhiscd/ 
entsprechen  würde,    kommt  von  jenen  Wurzeln  gar  nicht  vor. 

Vielleicht  hat  J.  Schmidt  den  auf  Grund  der  angeführten 
Formen  zu  crliebenden  Einwand  von  vornherein  dadurch  dii> 
Spitze  abbrechen  wollen,  dass  er  zur  Bildung  von  ditsati 
und  dhitsati  auf  dddmas'^)  und  dadhmds  verwies  (Kritik  56). 

1)  Von  dem  gewiss  jungen  dkläsafas  (I3tlil.  Studien  II  WS) 
sehe  ich  ab. 

2)  Die  in  nifä-  nsw.  enthaltene  Wurzel  üilt  den  GrannnatiUeni 
nicht  als  Udatta-  (zweisill)ige)  Wurzel,  weil  zu  ihrer  Zeit  urar.  aii 
und  ai  bei-eits  völlig-  zusammen  gelallen  wai*en. 

3)  So,  mit  Hauptton  auf  der  ersten  Sill)e,  auch  KZ.  XXXIt 
379;  jedenfalls  nach  dem  PW.  Wo  .steht  alier  die  Form?  Ich  ver- 
mute einen  Druckl'ehler  des  PW. 


lO'j  Christian  Bar  t  ho  I  oinae, 

Aber  fiiulcii  wir  nicht  iu'l)eii  :ii.  daffa,  dhaffiK  ksl.  daste,  lit. 
düste,  deute  auch  g-r.  TiGeie,  bebore.  [neben  ai.  dafiiid  aiieli  nnihr. 
te'rta,  dirsfu  mit  iiachnialiiiein  Ausfall  eines  nritalisehcn  vordem 
Suttix  stehenden  Kurzvokals]  ^j?  Und  haben  wir  nicht  im  Alt- 
indischen  selber  neben  dhatsc(t  auch  dadhisva,  ferner  da- 
dhidhve  und  dadhidhv(i)ii':f  leb  weiss  wohl,  dass  man  diese 
aind.  Formen  dem  i'erfekt  zuweisen  will.  Aber  syntaktische 
Erwägungen  sind  dafür  nicht  massgebend  gewesen,  sondern 
nur  eben  das  ?',  das  dem  Perfekt  als  'HindevoeaT  vorbehalten 
bleiben  sollte.  Wenn  aber  im  Perfekt  dadhire  und  dadhre 
—  RV.  10.  82.  5j  6.  'sie  haben  geschaffen'  —  neben  einander 
vorkonnnen  können,  warum  sollte  Entsprechendes  im  rednpli- 
zirten  Praesens  ausgeschlossen  sein?  Mindestens  müsste  man 
doch  die  Möglichkeit  zugeben,  dass  ai.  dadhidhve,  dadhisvd 
auf  dem  selben  Weg  zu  ihrem  l  gekommen  seien,  wie  gr.  ti- 
Ue|uev,  bibo|uev  zu  ihrem  mittleren  Vokal,  den  sie  nach  W.  Schulze 
KZ.  XXVII  424  nach  dem  Muster  e'Briv:  eöeiaev  =  xiGriiLii:  liBe- 
nev  restaurirt  haben  sollen.  Und  wie,  frage  ich  weiter,  ist 
der  'Bindevokar  der  Perfektformen  wie  dadhimä  zu  erklären,, 
für  welche,  wie  oben  S.  100  gezeigt  wurde,  die  von  J.  Schmidt 
aufgestellten  Bedingungen  für  die  völlige  Verdrängung  des 
wnrzelhaften  Langvokals  genau  ebenso  vorhanden  waren  wie 
für  das  redn[)lizirte  PraesensV  Soll  er  auch  aus  dem  unthe- 
matischen Aorist  stammen?  Und  soll  schliesslich  auch  eben 
«Irther  das  /  von  dUlhikdi  neben  dhif.sati  bezogen  sein?  Und 
wenn  man  das  etwa  für  dklhisatl  behau})ten  wollte,  auf  wel- 
chem Wege  soll  die  Herüberuahme  zu  Stande  gekommen  sein  ? 
Und  wie  ist  es  mit  piplsidi,  piprisati  usw.  (S.  105)? 

Ich  habe  mich  schon  etwa  zwei  Jahre  vor  dem  Erscheinen 
von  J.  Schmidts  jüngstem  Buch  mit  dem  Verhältnis  von  ai. 
dadlunda  zu  gr.  xiBeiaev,  von  ai.  dh/tsafi  zu  dklhisatl  beschäf- 
tigt und  bin  dabei  zu  einem  ganz  andern  Ergebnis  bezüglich 
der  Ursache  ihrer  Verschiedenheit  in  der  Wurzelsilbe  gelangt. 
Ich  sehe  auch  keinen  Anlass,  meine  damals  ausgesprochenen 
Aufstellungen  zurückzunehmen.    Vgl.   lU.  VII  (iT  tf. 

1)  Die  Beweiskraft  der  xiiiihrischen  Formen  i.st  aih'rtlin^-.s  nicht 
unbestritten;  doch  s.  Bruyniaun   Grdr.  II  n;56. 

2^  Doch  v;il.  man  das  PW.,  wo  dadhulUcd  und  dadhi.jvd 
unterm  Präsens  einiiestellt  sind. 


I 


Idg'.  e  +  Nasal  im  Tieftou.  10  < 

Aiiul.  didhisafi  gilt  mir  für  eine  durcLaiis  normale  Dcsi- 
derativbildnng-.  Sie  ist  das  ebensowohl  wie  piprisati,  hübhü- 
satl  und  die  andern  S.  105  aufg-efülirten,  die  J.  Schmidt  ül)er- 
gang-en,  und  ebensowohl  wie  g'Aw.  mlmayzö,  ai.  inal^sati, 
iyalxsati,  die  er  übersehen  hat.  Der  Wurzelvokal  unterliegt 
im  Desiderativ  keiner  stärkeren  Reduktion  als  im  Part.  Perf. 
Pass.,  \^\.  ai.  li'dds,  prltds  usw.  Das  neben  didhisati  vor- 
kommende dhitsati  aber,  das  eine  weitere  Verkürzung-  des 
Wurzelvokals  aufweist,  stammt  ebenfalls  aus  der  Ursprache. 
Idg-.  ^dhklzlf  ist  awa'^dhidhds"  hervorgegangen:  1)  in  der  Zu- 
sammensetzung-, 2)  in  jenen  Kasus  des  ?t-Partizips  (ai.  dldhlsüs), 
die  den  Ton  vom  Stamm  auf  das  Flexionssuffix  werfen,  z.  B. 
der  Dat.  Plur.  Normal  sind  sonach  einerseits  ai.  didhisati  und 
didhisiis,  anderseits  ridlütsati,  ridliitsus  und  ^^dhitsühhijas  (für 
"^dliitsuhhyäs).  Natürlich  konnte  in  der  Folge  jede  der  beiden 
Formen  in  jeder  Stellung-  gebraucht  Averden;  das  ist  ja  üljerall  so. 
Es  ist  also  allerdings  richtig-,  dass  im  Desiderativ  die  Wurzel- 
silbe in  zweifach  geschwächter  Gestalt  auftreten  kann;  das 
hat  aber  mit  der  Desiderativl)ildung  an  sich  gar  nichts  zu 
schaffen,  sondern  hängt  von  Bedingangen  ab,  die  sich  auch 
für  jede  beliebige  andere  Bildung-  ergeben  können.  Ai.  dhi- 
tsati neben  didhisati  steht  mit  gr.  CTpatöc  neben  ai.  sttrnds, 
jAw.  staratam  (vgl.  J.  Schmidt  KZ.  XXXII  o79),  mit  jAw. 
paramm,  PDw.  pun  (Bthl.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  §  290  No.  2) 
neben  m.  pRynd^i,  mit  lat.jiufus  neben  ^\.  pütds,  mit  g-r.  cpuTÖc 
neben  ai.  hhfitdhi,  ahd.  fi'idu  neben  ai.  pritds  usw.  auf  glei- 
cher Stufe.  Die  zweite  Silbenschwächung  hat  die  erste  zur 
Voraussetzung;  ein  durch  die  erste  entstandenes  a  —  lat.  dö- 
num  :  da-fa-s,  ai.  sthd-nani  :  sfhi-tds  —  ging-  durch  die  zweite 
verloren  —  ai.  decd-f-fas  — ,  ein  durch  die  erste  entstandenes 
i  ü  usw.  —  gr.  Trpä(j)-uc  :  ai.  prl-tds,  gr.  bd(/)-ioc  :  ai.  dii-nds, 
ai.  netä  (aus  urar.  ^iiali-tä,  s.  S.  105)  :  nl-tds,  ai.  hhavi-sydfi  : 
bhü-tds —  wurde  durch  die  zweite  zu  iu  usw.  —  got.  f'ri-pa- 
reiks,    gr.  e|u-9u-T0c  — M.     Da    nun    das    l  ü    von    ai.  pntds, 


1)  In  der  Komposition  oder,  allgemeiner  ausgedrückt,  ül)ei-all 
wo  die  Bedingungen  für  die  zweite  Sciiwäcliung  j^-egebcii  uaren, 
fielen  die  Formen  aus  den  Cd-,  du-  und  den  Udattawurzeln,  mit  denen 
aus  den  cd-,  au-  und  aus  den  Anudattawurzeln  schon  in  der  Ur- 
sprache lautg-esetzmässig-  zusammen.  Das  gab  schon  Irühzeitig  An- 
lass  zu  zahlreichen  Neul)ikhingen,    so  zwar,    das  Ott  genug  die   ur- 


108  Cliristiaii  Bart  hol  onia  e. 

diinas  aus  der  Voreiiiiiiuiig'  von  r>  +  i,  n,  das  i,  ü  von  nifds, 
hhtltcU  aus  der  Vercinig-ung-  von  i,  u  mit  9  hervorg'eg:aug:en 
sind,  so  handelt  es  sich  bei  der  zweiten  Scliwäelmng-  überall 
um  den  Verlust  eines  <>.  Es  ist  somit  unstatthaft,  eine  zweite 
Schwächung-,  analog*  der  in  ai.  dhitsati  vorliegenden,  in  Wörtern 
anzunehmen,  für  die  nicht  auch  eine  dem  ai.  didhisatl  entsi)re- 
ehende  Form  vorhanden  ist,  oder  wenigstens  vorausgesetzt 
w^erden  kann.     Das  ist  aber  für  ai.  dipsati  nicht  der  Fall. — 

Ich  komme  nun  zu  dem  letzten  Streitpunkt,  zu  dessen 
Err»rterung  mich  der  oben  S.  82  zitirte  Satz  aus  Wackernag-els 
Grammatik  veranlasst.  Aus  welcher  Zeit  stammt  das  durch 
Reduktion  eines  en  usw.  hervorgegangene  aind.  a,  z.  B.  in 
tatäs  =  lat.  tentus,  .satdni  =  lat.  centum  usw.?  Ich  habe  seine 
Entstehung  in  eine  noch  vorarische  Periode  verleg-t,  Wochenschr. 
für  klass.  Piniol.  1895  Sp.  597^),  Wackernagel  verlegt  sie 
in  die  arische  Periode,  während  J.  Schmidt  jetzt  erklärt,  es 
sei  noch  im  Urindischen  an  Stelle  des  spätem  a  ein  a  mit 
einem,  wenn  auch  nur  schwachen  Nasal  gesprochen  worden; 
Kritik  ö2  ff.  Seine  Beweisstücke  sind:  1)  ai.  cäl-dn  und  cä- 
Txantu.  2)  ai.  Jändti. 

Das  unter  2)  g-egcbene  "Wort  kann  jedenfalls  nicht  l)e- 
Aveisen,  dass  noch  im  Indischen  '■'■fa"fd.'<  (oder  ^tantd.s-  oder  wie 
man  sonst  die  von  J.  Schmidt  behauptete  Lautirung  darstellen 
willi  ges]n-ochen  worden  sei.  S.  54  fs.  auch  182)  lernen  wir 
einen  arischen  Stamm  '^zfina-  'noscere'  (ai.  janä-,  Aw. 
zäna-,  ap.  dänci-  - ),  kennen,  der,  wie  es  dort  heisst,  ersichtlich 
aus  ^'zannä-  entstanden  sei,  worin  das  einzige  Beispiel  der  in- 
dog-ermanischen  Wortfolge   ^m  -\-  n  vorliege. 

Ich  habe  schon  IF.  VII  80  f.  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  sich  die  Zahl  der  Beispiele  leicht  vermehren  lässt,  wenn  man 
sich  nicht  g-erade    aufs  Indische  beschränkt :    man    verü-leiche 


-sprüiij^-liche  Basis    nicht    mehr  mit  Sichorlicit    zu    erniittehi  ist.     So 
mag-  man  ag-s.  hlüd  neben  ai.  srutäs,  gr.  kXutoc  erklären  usw. 

1)  Man  vcrg'ieiche  die  dortig'en  Ausführungen  zu  gr.  bacüc, 
beöauic  usw.  zu  J.  Schmidt  Kritik  öl  f.     Sie  erschienen  im  Mai. 

2)  Daneben  iial)en  wir  ir.  *zanä-,  das  nicht  damit  identitizirt 
■werden  kann.  Ich  verweise,  mit  Kücksicht  auf  die  Note  in  J.  Sciunidts 
Kritik  1S2,  auf  g'ot.  munais  neben  ufai'vtinnujndtt;  s.  Btld.  (4rdr.  d. 
ir.  rhiiol.  I  T!>,   VXk   IF.   Vit  SO  Xo.  2. 


Idg.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  lOi^ 

noch  jAw.  vdndni  'ich  will  i;ewiniien\  zänäite  'iiaseeturV 
mqnaydn  'sie  möchten  meinen';  s.  Btlil.  Studien  II  103,  Grdr. 
d.  ir.  Phil.  I  79,  193;  auch  ai.  nt-fänd-'^),  g'Aw.  us-fäna-  "aus- 
gestreckt' lässt  sich  noch  heranziehen,  wenn  man  das  Ver- 
hältnis von  ai.  "^fänä-  zu  tatd-  dem  von  tirnd-  zu  tnrtä-  gleich- 
stellt, d.  h.  den  vor  den  Suffixen  tä-,  nd-  stehenden  Lautkomjjlex 
etymologisch  gleichwertet;  doch  ist  das  freilich  nicht  auszu- 
machen. In  der  Korrekturnote  a.  0.  81  habe  ich  aber  auch  dar- 
auf hingewiesen,  das  einige  w^eitere  Beispiele  der  indogermani- 
schen Wortfolge  e»  -f  n  im  Indischen  nicht  das  von  J.  Schmidt 
geforderte  ein  aufzeig-en,  nämlich  die  Präseutien  7.  Klasse  aus 
Wurzeln  mit  Nasal:  andkti,  tandkti  und  bhandkti  [;dazu  auch 
nach  de  Saussure  Memoires  244  noch  vandti  und  sanöti,  die 
aber  als  zweideutig  bei  Seite  bleiben  mögen].  Wie  legt  sich 
J.  Schmidt  ihr  an  (statt  an)  zurecht V  Die  Zurückführung- 
von  bhandkti  auf  %he-ne-k-ti  (nicht  %hcn-ne-k-ti),  also  auf  eine 
nasallose  Wurzel,  unter  Berufung  auf  das  arm.  hekanel-),  ist 
darum  nicht  ohne  Schwierig-keit,  weil  Präsentien  7=  Klasse 
sonst  nur  aus  Wurzeln  erweislich  sind,  die  i  u,  eine  Li(|uida 
oder  einen  Nasal  enthalten. 

Kommt  also  ai.  Jändfi,  wie  immer  man  das  erste  d  darin 
beurteilen  mag,  für  J.  Schmidts  Hypothese  bezüg-lich  des  ur- 
indischen Lautwerts  der  ersten  a  in  tatds,  satdm  nicht  in  Be- 
tracht, so  bleiben  als  deren  einzige  Stützen  cäl-dn  und  caTxantu 
übrig-,  die  durch  'Haplologie'  aus  "l-dna"t,  "l-aiia"fu  hervorg-e- 
gangen  sein  sollen.  Meine  Ansicht  geht  dahin,  dass  J.  Schmidt 
beide  Wörter  falsch  erklärt  hat.  Das  fragliche  cal-dn  steht 
RV.  10.  29.  1 :  rdne  nd  vct  yd  ny  ddhdyl  cdl'dii  chücir  rdm 
Storno  bhurandv  djlcjah.  Es  soll  hier,  im  Gegensatz  zu  1.  33. 14, 
148.  2  usw.,  Nom.  Sing-,  des  Part.  Präs.  Akt.  sein,  und  zwar 
aus  dem  Intensivstamm.  J.Schmidt  zitirt  Whitneys  Granimar- 
§  1013  b  gegen  Grassmanns  Herlcitung-  der  Form  aus  einer 
Basis  Ixd-.     Ebenda,    sowie  bei  Lanman  Noun-Inflection  005=^) 


1)  Das  Beispiel  fehlt  bei  Whitney  Granunar^  §  957. 

2)  Trotz  ai.  habhanja,  nibhanjanam,  bhaidyds,  bhaidguras  usav., 
Ht.  bamjä,  air.  boingim  u.  a.  Fueilich  würde.  J.  Schmidt,  wenn 
er  diesen  Ausweg-  einschlagen  sollte,  eben  damit  seine  Erklärung- 
von  ai.  dipsafi,  dsa-scanti  usw.  (s.  oben  S.  90  f.)  tatsäcliiich  iiuf- 
geben.     Das  empfiehlt  sich  freilich  ohnehin. 

3)  Wo    übrigens    bereits    die    IMöglichkeit    angedeutet    wird. 


110  eil  ri  sti  an  Bart  holoinae, 

wird  aber  auch  ^Ci^-eii  deren  Fassung-  als  Parti/i])  üherliaupt 
<ler  Akzent  geltend  gemacht,  der  im  Aktiv-Parti/.ii)  der  Inten- 
siva  immer  auf  der  I\ediiplikati(»nssill)e  ruht;  s.  a.  U.  §  1012^). 
Zudem  ist  Gras^mannns  Übersetzung,  die  cäkan  als  Partizip 
nimmt  —  ""Dem  Vogel  gleich,  der  fröhlich  (cäl-dn)  auf  dem 
]>aum  sitzt,  hat,  muntre,  auch  erweckt  das  helle  Loblied  "  — , 
nur  mit  Hilfe  von  zwei,  Übersetzung  II  5  15  angegebenen 
Korrekturen  mög'lich,  ganz  abgesehen  davon,  dass  der  Passiv- 
aorist Uff  ädhäyi  doch  unnuiglich  ''er  sitzt'  bedeuten  kann. 2) 
Wenn,  wie  ja  auch  J.  Schmidt  meint,  der  Text,  und  zwar 
dessen  Anfang,  verderbt  ist,  so  rnuss  man  so  korrigiren  und 
übersetzen,  dass  dabei  cäTidn  wie  sonst  gefasst  wird:  als  2. 
oder  3.  Sing-.,  nicht  aber  als  Form,  die  irgendwie  gegen  die 
Grammatik  vorstösst;  das  Aviirde  eben  nur  die  Unzulänglickeit 
der  Korrektur  darthun.  Vgl.  Roth  Erl.  zum  Nirukta  96,  Lanman, 
a.  a.  0.  und  Ludwig  Rigveda  II  143,  V  195  f.,  wo  cäl-dn  als 
3.  Sing,  genommen  wird;  sie  ist  betont,  weil  sie  einen  neuen 
Satz  beg-innt.  Also:  "...  er  ward  eingesetzt;  er  soll  seine 
Freude  daran  haben  —  es  hat  (nämlich)  helles  Loblied  euch 
beide  jetzt  erweckt  — ";  vgl.  dazu  RV.  2.  11.  3,  Val.  4.  4, 
1.   159.  4. 

Sodann  cäkantu  RV.  1.  122.  14:  hirain/al'arnam  mani- 
grlvam  drna.s  tdn  nö  visve  var'wasyantu  decüli  \  aryo  (jirah 
sadyd  d  jagmüslr  osräs  cäkantübhayesv  asme  ||.  Selbstver- 
ständlich ht  cdlrnifti  als  3.  Plur.  zunehmen,  wie  i-ayivnsyauhc, 
ich  leugne  auch  nicht,  dass  es  zu  kan-  gehört  und  Sill)enver- 
lust  durch  'Haplologie'  erfahren  hat,  wie  schon  Roth  es 
lehrte-,  s.  Wackernagel  279.  Al)er  die  vorauszusetzende  Grund- 
lag-e  hat  den  nändichen  Ausgang  -antu  wie  hharanta,  ist  also 
eine  'thematische'  Form.  Nach  .1.  Schmidts  Darstellung'  i)e- 
stände    freilich    <>'ar    kein    Zweifel    darüber,    dass    der  Stannn 


räkdn  als  verkürzte  Form  zu  ncluneu  inul  mit  känlkrat  (l'ür  kdni- 
kradat)  zu  vcrg'leichen.  —  Nach  Pisehels  schöner  Theorie  von  der 
'Kürzunf^-  des  Wortendes'  im  Veda  würde  cäkdn,  da  am  Pada- 
Husgang- stehend,  gleich  cc7/wY«n  +  x  gefasst  werden  können  (wobei  x 
=  bchel)if:-);  s.  IF.  II  284  No. 

1)  Wegen  rv/Zt-m«  {\oy  n°)  U\.  10^^:^.  \'2,V.\,  nach  Wackernai>el 
«?  234  1»  aus  '■■■('■arki'fif,  s.  ebd.  §  276  c. 

2)  Im  Wörterbuch  hatte  er  die    Worte  anders    fassen  wollen; 
.s.  Sp.  321  und  (;72. 


Idg-.  e  +  Nasal  im  Tiefton.  111 

cakan-  dem  Intensiv  einzuordnen  wäre.  IMan  beachte  aber 
Whitney  Wurzehi  17:  "Der  Stamm  cäkän-  ist  auf  Grund  des 
Akzents  eher  Perfekt  als  Intensiv",  und  zwar  weil  dies  die 
Betonung  auf  der  ersten  Silbe  erwarten  Hesse;  vgl.  cälxcin  2., 
3.  Sing.,  ?ihQv  därdar,  ddvidyöt ;  cclJcdnanta,  aber  JdiDghanmifa 
u.  a.;  ferner  die  1.  Sing,  des  Perfekt-Präsens  cüJcana  sowie 
calrdianfa  neben  cdkdnanfa.  In  der  Tat  hat  Whitney  in  den 
Wurzeln  und  in  der  zweiten  Auflage  seiner  Grammatik  alle 
einschlägigen  Formen  zum  Perfekt  gestellt,  im  Gegensatz  zu 
deren  Bestimmung  in  der  ersten  Auflage;  doch  vergleiche  man 
daselbst  schon  die  Bemerkung  in  §  10U8.  Warum  hat  sich 
J.  Schmidt  darüber  nicht  geäussert?  Was  nun  aber  die  Bil- 
dung von  ^xalxananfu  —  woraus  cäl-anfu  —  als  eine  per- 
fektische angeht,  so  verweise  ich  auf  mdndantti  (ß.  oben  H.  So), 
ddadrJimita,  dvävasayita,  vävrdhdfita,  mämahantäm  \\.  a.  m. : 
sämmtlich  "thematische'  Bildungen.  Die  Ausgänge  -atu,  -ata, 
-atäm  der  unthematischen  Konjugation  kommen  im  vedischen 
Perfekt  gar  nicht  vor;  und  insbesondere  -atu,  womit  J.  Schmidt 
operirt,  findet  sich  im  ganzen  Rgveda  ül)erhaupt  nur  ein  einziges 
Mal,  in  dadhatu,  woneben  auch,  ebenfalls  ein  Mal  thematisches 
dadhantu  bezeugt  ist;  s.  oben  S.  85. 

Ich  glauljc,  nach  alle  dem  wird  wird  sich  Wackernagcl 
nicht  gezwungen  sehen,  seine  Auffassung  (s.  oben  S.  S2)  in  der 
von  J.  Schmidt  angegebenen  Richtung  zu  modifiziren. 

Münster  (Westf.),  ol.  Dez.  1895.  Bartholomae. 


Akzeutstiulieii. 

2.     Die  »-Stämme  des  Germanischen. 

Unzweifelhaft  beruht  die  germanische  n-,  die  sogenannte 
schwache  Deklination,  namentlich  soweit  sie  Maskulina  und 
Feminina  enthält,  auf  einer  besonderen  Entwicklung  des  (ger- 
manischen, liire  Bildungsweise  ist  trotzdem  deutlich  bestimmt. 
Die  primären  Nomina  agentis  der  «-Deklination  erfordern 
Schwundstufe  der  Wurzel,  und  der  tönende  Spirant  weist  auf 
Eudbetonunii-.     Um  die  Erklärun»-  hat  sicli   besonders  Osthoft" 


112  Herman  Hirt, 

hemülit  in  seinem  in  mehr  als  einer  Hinsicht  bedeutungsvollen 
Aufsatz  PBrB.  III  1  ff.  Xacli  ihm  ist  die  germanische  Bil- 
dung'sweise  die  Fortsetzung  der  idg-.  r'y^-Stännne,  die  schon 
damals  Xomina  agentis  waren.  Diese  Ansicht  ist  ziemlich 
allgemein  ang-enonnnen  worden.  So  sagt  Kluge  Xominale 
Stammbildungslehre  §  15:  "Auch  in  den  Aerwandten  Spra- 
chen treffen  wir  dieses  Suffix  (m  in  ähnlicher  Funktion,  vgl. 
skr.  rdjan-  'König-'  (Wz.  rüj  'herrschen'),  svän-  'Hund\ 
rfsan-  'Mann',  fäl-stni-  'Künstler',  nlxsan-  'Ochse',  griech, 
TeKTuuv,  dpriT*J^v,  7Teu6r|V,  cpXebuuv,  cpayoiv  usw.,  \i\.\,caupo,  mango, 
praedo,  gulo,  mando,  draco,  leo  usw."  Aber  alle  diese  Bei- 
spiele sehen  nicht  recht  vertrauenerweckend  aus,  und  auch 
in  Brugmanns  Grundiiss  II  324  ff.  findet  sich  kein  besseres 
Material.  Ai.  tdl'sä,  griech.  xeKToiv  scheint  zu  ai.  täksafi 
'zimmert'  zu  gehören,  aber  es  hat  Aveder  Schwundstufe  der 
Wurzel  noch  Endbetonung.  Vielleicht  ist  trotz  der  Überein- 
stinunung  von  Griech.  und  Ind.  der  w-Stannn  einer  Xeubilduug 
nach  TEKTaiva,  ai.  faksm  zuzuschreiben.  Ai.  ul:f(1.  nkymr. 
ych  (PI.  f/che)i),  got.  aüh.sa  'Ochse'  zu  ai.  nlsdti  'träufelt, 
spritzt'.  Ursprüng'lich  wäre  also  tiksd  der  Besauier.  Das 
scheint  mir  keineswegs  sicher  zu  sein.  Zunächst  kann  ich 
das  Verljum  wA'.y-  lucht  in  der  Bedeutung  'besamen'  belegen, 
und  dami  muss  man  gegen  alle  diese  etymologischen  Versuche 
mistrauisch  sein,  die  ein  Wort  aus  dem  gleichzeitigen  Sprach- 
stoff erklären  wollen.  Es  ist  schon  verschiedentlich  darauf 
hingewiesen,  zu  welchen  Irrtümern  das  führen  muss.  Die 
Namen  der  Haustiere  scheinen  doch  überhaupt  jeder  Ana- 
lyse zu  widerstehen,  ich  wenigstens  kenne  keine  treffenden 
Erklärungen  von  idg.  *g"öiis,  '^ovis,  ^ehuos  usw'.  Xun  kann 
aber  sehr  wohl  auch  lat.  vacca  zu  ai.  iil^^sä  gehören,  und  dann 
ist  die  Auffassung  als  Xomen  agentis  völlig  hinfällig.  Jeden- 
falls ist  im  Idg.,  vor  allem  im  Germanischen,  ^'ulxsini  nicht  mehr 
als  Nomen  agentis  gefühlt. 

"Av.  arkan-,  ai.  rsahhds  'Stier',  armen.  Gen.  ai-u  'des 
Mannes',  griech.  apcr|v,  eppriv,  ion.  epcriv  'männlich'  ursprüng- 
lich 'befruchtend',  zu  ai.  </r.s-rt^i 'fliesst,  stnimt',  vgl,  ai.  rrs««- 
'Mann,  Stier'  zu  vdrsafi  'lässt  strömen,  regnet'."  Auch  diese 
Ausführungen  kann  ich  nicht  als  richtig  anerkennen,  ars,  vs^ 
hat  nach  (irassmann  die  (Jrundbedeutung  "sich  schnell  bewe- 
gen, dahinschiessen",  und  wird  vom  Hasen,   von  der  Sehlange, 


Akzentstudieii.  113 

vom  Wagen,  vom  Falken  und  auch  von  Flüssigkeiten  gebraucht. 
Wie  man  davon  'befruchtend'  ableiten  kann,  ist  mir  unklar. 
vfsil  kann  zu  varsati,  das  allerdings  nur  'regnen'  heisst,  ge- 
hören, obgleich  ich  auch  hier  noch  Bedenken  habe.  Idg.  luön 
'Hund'  ist  natürlich  ganz  unbrauchbar.  Neben  ai.  räjä  steht 
lat.  rex,  gall.  rix,  ai.  rät.  Schon  die  Dehnstufe  beweist,  dass 
die  indische  Flexion  jung  ist. 

Man  kann  sich  leicht  davon  überzeugen,  dass  es  im  In- 
dischen Nomina  agentis,  mit  e»-Suffix  gebildet,  nicht  gibt,  eben- 
sowenig aber  auch  im  Armenischen,  im  Litauischen  und  Sla- 
vischen,  vgl.  Brugmann  Grdr.  a.  a.  0.  Auch  aus  dem  Irischen 
führt  Brugmann  kein  Beispiel  an.  Dagegen  aus  dem  Griechi- 
schen folgende,  wobei  ich  gleich  die  Belege  nach  Pape  an- 
führe: dpiiTUJv 'Helfer'  II.;  aiOoiv  'brennend'  alt;  lyuBuuv 'Lüg- 
ner' Grannii.;  cpaYUJV  'Kinnbacke'  (qpaYcTv)  Hesych.,  'der  Fres- 
ser' Sp.;  TpuYuuv  "Turteltaube'  (ipüZiaj)  'gurre',  Ar.  Av.  309, 
979,  Zenob.  6,  8;  KpafYOJV  'Häher'  (KpdZ^uu)  Arist.  H.  A.  4,  2.; 
cxpdßuuv  'Schieler'  Komik,  bei  Poll.  2,  51;  Yvicpuuv  'Knauser' 
Luc.  vit.  auct.  23,  häufig  als  Eigenname  des  Geizigen,  Conüci; 
KpauYuüv  'Schreier,  Specht'  Hesych;  TieuBiiv  'Forscher'  Luc.  Alex. 
23.  37.  Hesych.  Alle  diese  Beispiele  zeigen  dasselbe  Verhältnis. 
Nirgends  findet  sich  eine  Spur  von  Ablaut,  nirgends  ist  der  Ak- 
zent fest,  und  in  keinem  Falle  braucht  man  sie  als  primäre 
Nomina  agentis  aufzufassen,  sondern  überall  kann  man  sie  als 
Sekundärl)ildungen  zu  o-Stämmen  betrachten,  Avie  dies  auch  Ost- 
hoff in  seinen  Untersuchungen  über  das  schwache  Adjektivum 
gethau  hat.  Erst  ganz  am  Schlüsse  wird  die  Lehre  von  den 
primären  Nomina  agentis  auf  -n  eingeführt,  die  höchst  wahr- 
scheinlich hauptsächlich  durch  die  germanischen  Verhältnisse 
veranlasst  ist. 

Nicht  anders  steht  «es  im  Lateinischen.  Auch  hier  giebt 
es  Worte,  die  wie  Nomina  agentis  aussehen,  die  aber,  da  sie 
ebenfalls  keine  Spur  von  Ablaut  zeigen,  als  jung  angesehen 
werden  müssen.  So  edo,  edönis  'Fresser'  Varr.  sat.  Men.  86, 
1;  inciibo,  incubönis  'der  Schatzgeist',  Petr.  38,  8;  Scribon 
U.A.  Die  Vergleichung  mit  ahd.  hüfo  'Haufe'  ist  nicht  licrech- 
tigt,  da  die  Bedeutung  nicht  stimmt.  Verlockend  ist  die  Glei- 
chung lat.  assedo  =  ahd.  anasezzo  (Osthoff  Btr.  III 25,  Brugmann 
Grdr.  II  325),  leider  ist  assedo  erst  bei  Non.  (53,  23  belegt. 
hibö,  hihönis  'ein  Trinker'  Apul.  met.  2,  31,  Jul.  Finn.  math. 

Indofrermanische  Forschungen  VII  i  u.  -2.  ,S 


114  Hcruiau  Hirt, 

5,  4  extr. :  gero,  gerönis  'Träg-er\  Phiiit.  truc.  2,  1,  1,  kann 
auch  zu  -ger  in  armiger  g-ehören.  ei'ro,  errönis  Hör.  Sen.  u. 
JCt.;  mando,  mandönis  'ein  Esser'  Lucil.  sat.  fr.  ine.  84; 
rapo,  rapönis  'Räuber'  Varr.  sat.  Men.  64,  4;  volö,  volönis 
'Freiwilliger'  Militärausdruck.  Ich  leugne  nicht,  dass  diese 
Bildungen  als  Nomina  agentis  zu  Verben  gefühlt  sein  kön- 
nen, aber  ich  leugne,  dass  sie  alt  sind.  Schon  die  diirchg-e- 
führte  Dehnstufe  -ö,  -önis  müsste  bedenklich  machen.  Ich 
g'laube  daher  mit  Bestinnntheit  behaupten  zu  kijnnen,  dass  sich 
zu  der  Bildung  der  w-8tämme  im  Germanischen,  soweit  sie  pri- 
märe Nomina  agentis  mit  Schwundstufe  der  Wurzel  sind,  keine 
Parallele  in  irgend  einer  idg.  Sprache  findet. 

Nun  sind  ja  allerdings  zwei  alte  w-Stämme  in  das  Ger- 
manische hineingekommen,  g-ot.  aiilisa  =  ai.  uksü,  und  g'ot. 
guma,  alid.  gumo  =  lat.  Iiomo,  aber  auch  nur  zwei.  Un- 
möglich bleibt  es,  liierAon  eine  ganze  lebenskräftige  Kateg-orie 
a,usg-ehen  lassen,  die  zu  dem  Verbum  in  cng-ster  Beziehung- 
steht.  Weder  in  aülisa  noch  in  guma  lag-  irgend  eine  der- 
artige Beziehung-  vor,  sodass  wir  uns  notgedrungen  nach  einer 
andern  Herkunft  umsehen  müssen.  Und  noch  ein  andrer  Punkt 
wird  durch  Osthoifs  Herleitung  nicht  erklärt,  Die  7^-Stämme 
erscheinen  überwiegend  in  der  Komposition,  z.  T.  gibt  es  die 
Simi)lizia  gar  nicht.  Ein  20^70  oder  zoho  ist  im  Ahd.  nicht 
vorhanden,  wold  aber  ein  herizogo,  magazogo;  auch  horo  ist 
schwach  belegt,  während  von  Kompositis  ags.  mundhora,  rdid- 
bora,  tcce;^hora,  horuhora,  siceordbora,  wcejjenbora,  alts.  mund- 
boro,  ahd.  eliporo,  muntporo,  aruntporo  anzutreffen  sind.  Man 
vergleiche  die  weiteren  Beispiele  bei  Osthofif  a.  a.  0.  S.  25  ff". 
Osthotf  hat  diese  Bildungsweise  nirgends  angeknüpft,  obgleich 
sie  gerade  im  höchsten  Grade  eigentümlich  ist.  A'on  ihr  muss 
man  m.  PL  ausgeben.  Dabei  darf  -man  von  der  7?-l)eklina- 
tion  vorläufig-  absehen.  Wenn  o-Stämme  zu  ?i-Stännnen  wer- 
den konnten,  so  hat  das  auch  in  andern  Fällen  eintreten  kr>n- 
nen.  Das  Charakteristikum  unsrer  Bildungen  ist  also:  Kom- 
posita in  der  Bedeutung  eines  Nomen  agentis,  in  denen  das 
erste  Glied  vom  zweiten  kasuell  abhängig  ist.  Das  zweite 
Glied  ist  seliwundstufig,  und  der  Ton  bat  entweder  auf  den 
Endungen  oder  auf  dem  ersten  (ilied  des  Kompositums  gele- 
gen. Eine  derartige  Bildung  findet  sich  im  Indischen,  sie 
ist    von    Streitberg   IF.  III  .'^57    besj)rochen:    "Keine    Wurzel- 


Akzeutstudien.  115 

Stämme  in  der  Komposition  finden  sich  ung-emein  zalilreiel! 
bei  den  indischen  Tatpurnsa.  Man  l)etrachte  z.  B.  jlvagrhl}- 
'Lebende  erg-reifend'  EV.,  vgl.  gfhli-  F.  ^das  Erg-reifen'  (RV,), 
iiTihacchid  "der  einen  Hüftbrnch  erlitten  hat'  RV.,  vg-l.  chicl- 
F.  "das  Abschneiden'  (nicht  im  RV.),  pasu-frp-  "Vieh  raubend' 
RV.,  Simplex  fehlt,  gö-düh-  M.  "Kuhmelker'  RV.  Simplex  fehlt" 
usw.  usw.  Man  wird  bei  nur  oberflächlichem  Verg-leichen  beider 
Kateg'orien  erkennen,  dass  sie  in  jeder  Weise,  abg-esehen  von 
der  Flexion,  identisch  sind.  Aus  dem  Griechischen  g-ehciren 
Bildung-en  hierher,  wie  veöZuE  'frisch  ang-ejocht',  ijjeuciciuE 
'Lüg-e  hassend',  uTtöbpa  aus  urröbpaK. 

Während  es  bei  der  Annahme  nrsprüng-licher  7?-Stännne 
nicht  nu>g'lich  ist,  auch  nur  ein  Beispiel  in  den  verwandten 
Sprachen  nachzuweisen,  stellen  sie  sich  hier  ungesucht  ein. 
Lat.  (lux,  dücis  ist  g-enau  identisch  mit  ahd.  -zogo,  nur  dass 
im  Lat.  das  Wort,  das  ursprünglich  in  der  Komi)osition  ent- 
standen ist,  auch  isoliert  auftritt.  Lat.  praeses,  praesidis, 
ai.  upastha-sdd  "im  Schosse  sitzend'  =  ahd.  anasezzo.  Ai. 
sa-i)uj,  g'riech.  cüZluS,  lat.  conju.v  =  g'ot.  gajtil-a;  lat.  -fer 
in  semifer,  signifer  entspricht  ahd.  -horo  in  mimdhoro  usw. 
Eig-entlich  müssten  wir  im  Lat.  -for  finden,  aber  auch  im 
Germ,  ist  die  Schwundstufe  durch  die  e-Stufe  z.  T.  ver- 
drängt, z.  B.  in  an.  lijälmheri,  olberl,  ahd.  hornohero,  öde- 
hei'o.  Lat.  -can  in  tubi-cen,  tuhicinis  vergleicht  sich  mit  ahd. 
liano.  Ai.  spd.s-,  av.  spias-  M.  'Späher,  Aufseher',  lat.  an-spex, 
ahd.  speho^).  Ai.  visva-vid  "alles  kennend'  =  got.  unicita, 
fidlawita.  Ein  wita  giebt  es  nicht.  Ahd.  ezzo  =  ai.  ma- 
dhu-dd,  slav.  medv-edb,  ahd.  nianezo  Mcp. 

Ich  halte  die  Parallele  für  vollständig.  Zu  erklären 
bleibt  noch  der  Übertritt  in  die  «-Deklination.  Hier  ist  der 
Weg  schon  von  Streitberg  gewiesen.  In  der  germanischen 
?2-Deklination  sind  nicht  die  primären  Bildungen  die  ältesten, 
sondern  die  sekundären.  Die  Anknüpfung  der  /(?»-Stämme  an 
Bildungen  der  verwandten  Sprachen  unterliegt  keinen  Schwie- 
rigkeiten. Im  Indischen  werden  mit  Suffix  -in,  das  nach  Streit- 
berg  Btr.  XIV  210    die    Schwundstufe    zu    -ie^i    ist,    gebildet 


1)  Ich  entnehme  speho  Bnignianns  Grdr.,  fxiich  bei  Wilnianns 
findet  es  sich,  Gramm.  II  195,  es  ist  aber  weder  bei  Graft'  noch 
l)ei  Schade  belebt. 


116  Heriuan  Hirt, 

Wiirtc,  welche  bedeuten:  versehen  mit,  befindlich  in  usw.,  bei 
Ableitungen  von  Verbalabstrakten  auf  -a :  bcschäftiii't  mit. 
Diese  letzteren,  darauf  hat  Streitberi^  schon  hingewiesen,  k('in- 
nen  leicht  zu  reinen  Nomina  ag-entis  werden,  vgl.  ai.  gafhin- 
zu  f/dfha-,  g'ot.  p'sl'ja  zu  fisl'.s,  haürnja  zu  Jiaüni.  "Damit 
sich  im  Anschluss  an  diese  Bedeutung  ein  reines  Nomen  ag-entis 
entwickele,  war  es  nur  nötig,  dass  ein  Verbum  zur  Seite  stand, 
an  das  sich  die  Nominalbildung-  anlehnen  konnte.  Vgl.  z.  B. 
g-ot.  fiskja  :  fiskön,  weinadrugJiJa  :  drlnlrni,  faiiragaggjti  zu 
gaggan."  Ich  glaube  daher,  dass  einfach  durch  die  begrifHiche 
Kraft  die  oben  besprocheneu  konsonantischen  Stämme  in  die 
»«-Deklination  übergeführt  sind. 

Noch  ein  Wort  ist  über  den  Akzent  niitig,  Osthotf  ninnnt 
an,  dass  zogo  mit  dem  tönenden  Spiranten  ursprünglich  ist. 
Das  würde  demnach  auf  -zogö  oder  herizogo  weisen,  eine  Be- 
tonung-, die  vom  Indisch-Griechischen  und  auch  wohl  vom  Sla- 
vischen  abweicht,  russ.  mechech. 

Ehe  w'iv  eine  Abweichung  des  Germanischen  annehmen, 
wird  man  fragen,  ob  nicht  doch  der  tonlose  Spirant  älter  sein 
kann.  An  und  für  sich  kam  ja  der  Schwundstufe  im  Verbum 
regelmässig-  der  tönende  Spirant  zu.  Da  nun  eine  Bildungs- 
weise ^togo  offenbar  mit  dem  Partizipium  assoziiert  ist,  nicht 
etwa  mit  dem  Präsens  fiuJian,  so  wird  man  auch  den  tcinen- 
den  Spiranten  auf  einen  Eintluss  des  Partizipiums  zurückführen 
können.  Diese  Annahme  ist  nur  wahrscheinlich,  wenn  wir 
überall  da,  avo  wir  den  tönenden  Spiranten  im  Nomen  agentis 
antreffen,  ihn  auch  im  Partizipium  finden.  Ich  stelle  die  Fälle 
hier  zusammen. 

Altn.  her-togi  {toginn),  ags.  heretoja,  folcfoja  {to^en)-^ 
as.  heritogo,  folliogo  (fogau),  ahd.  herizogo,  inagazogo  (zo- 
gan).  Im  Ahd.  konnnt  nun  aber  auch  -zoho  uiul  zwar  gar 
nicht  selten  vor.  Belege  nach  Graff  V  (519:  magazoho  Ep. 
P.  2.  VP.  1.  4.  Bib.  1,  magtzohtnut  Bib.  lo,  niagazohuu  Me. 
Sb.  Bib.  1,  M.  31.  Le.  1.  3.  inagazoha  Bib.  1.  Mcp.  maga- 
zoTiun  Mcp.  Jierizoho  gl.  K.  Sg.  913.,  henzoJnn,  -en  Is.  8,  0. 
IV.  16,  11;  22,  19.  Dat.  Is.  5,  (3,  Frg.  31,  0.  IV  23,  40; 
35,5;  36,  4.  herlzolion  0.  IV  7,  17.  Die  Zeit  ihres  Auftretens 
ist  gleichfalls  gar  nicht  so  jung.  Je  weiter  wir  vorrücken, 
um  so  mehr  schwindet   die  Form  herizoho,    was  y-ar  nicht  zu 


Akzeutstudieu.  117 

Ijegreifen  ist,  wenn  sie  durch  den  Einfluss  von  ziohan  hervor- 
gerufen Aväre,  denn  dieser  blieb  doch  immer  gleich  stark. 

Ags.  .s7r/jrt  'necator,  interfector'  (ags.  slcvjen),  ahd.  man- 
slago  {slagan),  daneben  fatersJalio  (Ra.  266),  leodslcüio  8chra. 
a.  206;  ags.  Jida  'nauta',  sck-Uda,  sund-Uda,  yd-Vtda  (ags. 
liden),  got.  aber  us-lipa;  ahd.  wclr-queto  (quetan)'^  ags.  iciöer- 
cora,  (ags.  coren),  anord.  val-Jcerl  (an.  korinn,  l'erinn);  ags. 
hleöw-lora  'tutela  expers'  (for-loren);  anord.  drorl  'Blut'  /a\ 
got.  dffiisau  hat  zwar  kein  Partizipium  mehr  zur  Seite,  es 
kann  aber  leicht  vorausgesetzt  werden.  Ebenso  ist  rifo  zu 
beurteilen,  wenn  es  hierhergehört.  In  hdii-riso  tinden  wir  .v 
trotzdem  es  giriran  heisst.  Doch  ist  diese  Form  Itald  ver- 
drängt, ausserdem  wirkte  -rls  ein. 

Ich  glaube  also,  es  gibt  keine  einwandsfreien  Beispiele, 
die  uns  nötigen  für  das  Germanische  eine  andre  Betonuugs- 
weise  anzunehmen  als  im  Indischen  und  Griechischen  vorliegt, 
und  danach  sind  die  Idg.  Akz.  226,  235  gegebenen  Ausfüh- 
rungen zu  berichtigen. 

3.    Zum  grammatischen  Wechsel  der  o -Stämme. 

Von  Osthoff  MU.  It  12  ist  zuerst  angenommen  worden, 
dass  die  idg.  o-  und  «-Stämme  einen  Akzentwechsel  wie  die 
konsonantischen  Stämme  besessen  hätten.  A.  a.  0.  führt  er 
einige  Worte  mit  ^^okalabstufung  in  der  Wurzel  an  und  sucht 
diese  auf  alten  Akzemwechsel  zurückzuführen.  Mustert  mau 
heute  nach  16  Jahren  vorurteilsfrei  Osthoffs  Beweismaterial, 
so  wird  mau  eingestelien  müssen,  dass  es  nicht  zum  Beweise 
genügt.  Ich  denke,  ein  ursprachlicher  Wechsel  des  Akzentes 
bei  der  o-  und  rt-Deklination  kann  nur  dann  anerkannt  wer- 
den, wenn  wir  ihn  wirklicli  noch  antreffen,  nicht  etwa,  \\enn 
Avir  ihn  nur  aus  dem  Ablaut  erschliessen.  In  der  That  hat 
man  ihn  in  Wirklichkeit  nachweisen  zu  können  geglaul)t.  In- 
dessen ist  auf  die  von  Kluge  P.  Grd.  T  387  angeführten  Fälle 
aus  dem  Indischen  nichts  zu  geben,  vgl.  Verf.  Idg.  Akzent 
:lb^^  f.,  vielmehr  kennen  weder  das  Indische  noch  das  Grie- 
ehische  einen  Akzentwcchsel  bei  den  o-Stämmen.  Ebenso 
envies  sich  der  litauische  Tonwechsel  bei  den  o-Stänunen,  auf 
den  man  sich  mit  besonderer  Vorliebe  berufen  hat,  als  unursprüng- 
lich. Demnach  kann  man  sich  nur  noch  auf  das  Germanische 
stützen,  aus  dem  denn  auch  vielerlei  beigebracht  ist,  was  zur 


IIS  Hevmaii   Hirt, 

Auiialinic  eines  Akzentweelisels  bei  den  o-  und  ä-Stämnien 
zu  nfitigen  scheint.  Vorsichtig-  urteilte  allerdings  noch  Paul 
Btr.  VI  045:  "Wie  dieser  Tonwechsel  (sc.  bei  den  o-Stänimen) 
zu  erklären  ist,  ob  er  uns  zur  Annahme  konsonantischer  De- 
klination nötig-t,  oder  ob  das  Urg-ermanisehe,  ähnlich  wie  das 
Litauische  auch  in  der  o-  und  «-Deklination  Tonwechsel  hatte, 
das  sind  Fragen,  die  ich  für  jetzt  nicht  zu  beantworten  im 
Stande  bin  und  die  nur  vom  weiteren  vergleichenden  Staud- 
punkte aus  gelöst  werden  können."  Im  Tten  Bande  der  Bei- 
träge erschien  dann  der  bekannte  Artikel  Noreens:  "Weite- 
res zum  Vernerschen  Gesetz",  in  dem  er  neues,  aber  leider 
ganz  ungeordnetes  Material  für  den  grammatischen  Wechsel 
beibringt,  über  Osthoifs  Ansicht  sich  aber  noch  recht  vor- 
sichtig äussert.  Indessen  scheint  im  Laufe  der  Zeit  Osthoffs 
Annahme  an  Beifall  gewonnen  zu  haben,  auch  ich  selbst  habe 
eine  Zeit  lang  daran  geglaubt,  und  wunderbar  war  es  nicht, 
wenn  sie  von  Kluge  in  Pauls  Grdr.  I  387  fast  als  sichere 
Thatsache  angeführt  wurde.  Denn  Kluge  billigt  offenbar  Ost- 
hoflfs  Ansicht,  er  stützt  sie  sogar  mit  neuem  Material.  Aller- 
dings hatten  schon  längst  Lindner,  Wheeler  und  Job.  Schmidt 
wiederholt  darauf  hingewiesen,  dass  mit  der  Oxytonierung  und 
Paroxytonierung  der  o-Stämme  ein  bestimmter  Bedeutungsin- 
halt verbunden  war.  Die  oxytoniertcn  o-Stänune  sind  nämlich 
Adjektiva  und  Nomina  agentis,  die  paroxytonierten  Xoniina 
actionis.  Diese  Thatsache  beweist  aus  inneren  Gründen,  dass 
die  griechiscii-indische  Unbeweglichkcit  des  Akzentes  bei  den 
o-Stämiiien  alt  sein  muss.  Weiter  hat  Streitbergs  Arbeit  über 
die  Dehnstui'e  dem,  der  ihr  aufmerksam  gefolgt  ist,  diese  An- 
sicht nur  bestätigt.  Wenn  man  nun  in  keiner  idg.  Sprache 
einen  Akzentwechsel  bei  den  o-Stämmen  konstatieren  l;ann, 
so  liegt  dem,  der  den  grammatiscdien  Wechsel  des  Germani- 
schen trotzdem  daraus  erklären  will,  der  Beweis  ob,  dass  alle 
die  andern  Sprachen  das  ursprüngliche  verwischt  haben,  und 
nur  das  Germanische  das  alte  bewahrt  hat. 

Ich  könnte  also  Kluges  heftigen  ANiderspinich  gegen 
meine  Ansicht,  dass  der  grammatische  Wechsel  l»ei  den  ger- 
manischen o-Stänmien  zunächst  nicht  auf  Akzentwechsel  weise, 
auf  sich  beruhen  lassen.  Ich  würde  es  auch  thun,  wenn  ich 
nicht  glaubte,  etwas  thatsäehliches  zu  unsrer  Frage  beitra- 
gen zu  kr»nnen,    und  wenn    es  mir  nicht    die  Wichtigkeit  der 


Akzentstudien.  119 

Sache  zu  erfordern  schien,  dies  rroblem  g-enauer  v.n  behan- 
deln i). 

Schon  hei  der  Niederschrift  des  betreffenden  Abschnittes 
in  meinem  Buche  hatte  ich  die  Absicht,  diese  Frage  mit  dem 
vollständig-en  Material  noch  einmal  vorzulegen,  und  die  folgen- 
den Ausführung-en  sind  daher  keineswegs  durch  Kluge  veran- 
lasst. Die  betreffende  Frage,  ob  ein  Akzcntwechsel  bei  den 
o-  und  ä-Stämmen  angenommen  werden  muss,  kann  natürlich 
nur  durch  g-enaue  Betrachtung  des  Materials  gelöst  werden, 
das  ich  nunmehr  nach  bestimmten  Kategorien  geordnet  vor- 
lege. Denn  mit  der  blossen  Anhäufung  des  Materials  für 
den  grammatischen  Wechsel,  wie  wir  sie  in  Noreens  Abriss 
finden,  oder  mit  dem  unterschiedslosen  Zusammenwerfen  ver- 
schiedener Kategorien,  wie  es  Kluge  gethan  hat,  ist  uns  nicht 
gedient,  das  Material  muss  endlich  einmal  gesichtet  werden. 
Man  wird  aber  hottentlicli  erkennen,  dass  die  Idg.  Akzent 
260  ff.  ohne  Anführung  des  Materials  ausgesprochenen  An- 
sichten auf  einer  vorhergehenden  genauen  Prüfung  beruhen. 

Im  ganzen  sind  folgende  Kategorien  zu  unterscheiden: 
1.  neutrale  o-Stämme,  l)ei  denen  ein  Akzentwechsel  sicher 
anzunehmen  ist,  2.  feminine  rt-Stämme,  bei  denen  er  vielleicht 
vorhanden  war,  o.  Adjektiva  auf  -o  und  4.  Substantiva  auf 
-o,  bei  denen  im  Idg.  kein  Akzentwechsel  bestand. 

1.     Die  Neutra  auf  -o. 

Die  neutralen  o-Stämme  müssen  von  den  maskulinen 
streng  geschieden  werden.  Nach  Joh.  Schmidts  ausführlicher 
Begründung  (die  Plurall)ildung  der  idg.  Neutra)  ist  der  N. 
Plur.  Neutr.  eigentlich  ein  alter  N.  Sg.  Feminini.  Es  sind 
demnach  im  Neutrum  zwei  Kategorien  zusammengeflossen,  die 
sehr  wohl  verschiedenen  Akzent  liaben  konnten  und  ihn  nach 
Ausweis  der  verwandten  Sprachen,  besonders  des  Slavischen 
auch  hatten.  Im  Slavischen  findet  sich  noch  in  vielen  Fällen 
die  alte  Regel,  dass  der  Sing,  des  Neutrums  einen  andern 
Akzent  hat  als  der  Plural,  vgl.  russ.  selö,  .<<ela,  scrb.  si^lo,  seJa, 


1)  Khige  kämpft  in  seiner  Rezension  Litbl.  1895,  331  gegen 
Ansichten,  die  ich  nicht  ausgesprochen  habe.  An  der  betreffenden 
Stelle  handelt  es  sich  nur  da  rinn,  ob  die  gerin.  o-Stäninie  Akzeut- 
Avechsel  "ehabt  haben.     Davon  steht  bei  Kluge  kein  Wort. 


120  Her  man   Hirt. 

Idg'.  Ak/-.  2.")!.  Diesen  Tliatbestand  dürteii  wir  a  priori  auch 
für  das  Oeriiiainselie  voraussetzen,  oh^-leieli  die  Thatsachen 
des  Slaviselien,  so  wie  sie  dort  vorlie,i;-cu,  uoch  keine  direkte 
Bestätigung-  in  eiuer  andern  Sprache  g-efunden  haben.  Wir 
Averden  also  der  slavischeu  und  der  germanischen  Grammatik 
einen  Dienst  erweisen,  wenn  wir  einen  alten  Akzentweehsel 
bei  den  neutralen  o-Stämmen  auch  in  unsreni  Sprachzweig- 
aufifinden.  Natürlich  ist  es  von  vornherein  wenig;  wahrschein- 
lich, dass  wir  noch  einen  granunatischen  Wechsel  zwischen 
Sing-ular  und  Plural  antreffen  werden,  vielmehr  ist  eine  allge- 
meine Ausgleichung  nach  beiden  Richtungen  wahrscheinlich. 
Beispiele  für  grammatischen  Wechsel  bei  den  neutralen  o- 
Stämmen  sind  nicht  selten,  und  vor  allem  aus  den  ältesten 
Sprachstadien  zu  belegen. 

1.  Erhalten  scheint  der  Wechsel  noch  zu  sein  in  got. 
gul).  Freilich  streitet  man,  wie  die  Abkürzungen  gps  und 
gpa  aufzulösen  sind,  aber  selbst  wenn  der  Genitiv  als  qups 
zu  lesen  wäre,  so  kann  doch  der  Dativ  nur  gupa  gelautet 
haben.  Der  Plural  iieisst  gitdaj  dem  im  Konsonanten  ahd. 
got  entspricht.  Das  Wort  war  sicher  Neutrum.  Der  gotische 
Thatbestand  ins  Indogermanische  übersetzt,  würde  '■'ghütom, 
Plur.  gliutd  ergeben,  was  zu  der  ursprünglichen  abstrakten 
Bedeutung  auf  das  beste  stimmt.  Sollte  das  Wort  aber  ein 
alter  e6--Stamm  sein,  so  weise  ich  darauf  hin,  dass  sich  auch 
bei  den  e.s--Stämmen  im  Slavischeu  der  Akzentwechsel  nach- 
weisen lässt,  wenngleich  er  bei  ihnen  vielleicht  erst  von  den 
o-Stämmen  ül)ertragen  ist. 

2.  Got.  AT^•^•,  Gen.  kasls  N.,  aisl.  Aer,  ascliwed.  lar  N. 
'Gefäss'. 

:>.  Ahd.  glas  N.,  ags.  jZfü.s-  N.,  aisl.  gier  N.,  aschwcd. 
glar  N.  'Glas';  vgl.  aber  auch  ags.  gJceren. 

4.  Got.  raus,  D.  rmisa  N.,  ahd.  vor  N.,  au.  roip'  M. 
'Rohr'.  Das  maskuline  Geschlecht  ist  im  Nordischen  jeden- 
falls sekundär. 

;').  Cot.  Uh>]),  (;.  hlop'is  N.,  ahd.  hlnof  N.,  ags.  hhnl  N. 
'niut'. 

().  Ahd.  lind,  l-iuth  N.,  as.  lind  N.  wird  v(m  Kluge 
Grdr.  I  38M  ebenfalls  angeiührt.  Es  gelnirt  hierher,  falls  as. 
lind  nicht  ein  Lehnwort  ist.  Auttalligerweise  ist  ja  lind  bis 
ins   AlttVicsiscIie  gedrungen.      Da    die  ileni    ahd.  lind    entsprc- 


Akzentstudieii.  121 

cheiulc  Form  im  As.  als  hld  mit  der  liedeutiuig-  '  Spross,  Schrtss- 
ling'  vorlieg't,  so  scheint  mir  doch  Entlehnung-  nicht  unbedingt 
abzuweisen  zu  sein.  Finden  wir  doch  auch  Formen  wie  mmt 
und  mund  nebeneinander,  ohne  dass  man  dabei  an  g-ramma- 
tischen  Wechsel  denkt. 

7.  Got.  razn  X.  'Haus'  nur  im  Singular  belegt,  ags. 
nesn  'asser,  laquear',  aisl.  7^ann.  Die  Bedeutung  des  ags. 
Wortes  weicht  ab,  so  dass  die  Gleichung  einigermassen  frag- 
lich bleil)t. 

8.  Ahd.  Jcortar  N.,  ags.  coräor  N. 

9.  Ags.  liorli,  horwes.  Der  grannnatische  Wechsel  ist 
von  8ievers  nachgewiesen,  Btr.  IX  232;  er  wird  auf  dem  Ak- 
zent beruhen,  weil  das  Wort  wohl  altes  Neutrum  ist,  vgl.  ahd. 
ho7'o  ^.,  as.  horu,  horo  X.  Ags.  ist  das  Wort  Mask.,  doch 
zweimal  auch  als  Xeutrum  belegt,  anord.  ist  es  ebenfalls  M., 
was  vielleicht  auch  jung  ist.  Man  könnte  aber  auch  an  den 
Wechsel  lat.  locus  —  loca,  griech.  luiipöc,  juflpa  denken.  Su 
wie  der  grammatische  Wechsel  im  Ags.  vorliegt,  wird  er  aber 
doch  nicht  alt  sein.  JMan  kann  vermuten,  dass  der  Nom.  Sg. 
Jiorh  aus  dem  Plural  eingedrungen  ist. 

10.  Ebenso  ist  holh,  holwes  X.,  Sievers  a.  a.  O.  zu  be- 
urteilen. 

11.  Ebenso  anord.  fjor,  Dat.  Sg.  fj<>rci  X^.,  ahd.  ferah 
N.,  ags.  feorh  M.,  got.  aber  fairhus  M.  daher  unsicher. 

12.  Zu  derselben  Kategorie  der  Xeutra  gehört  auch  ahd. 
zcüiar  M.,  ags.  fear  31.,  an.  tdr  X.,  got.  tagr  X".,  von  dem 
übrigens  nur  der  Plural  belegt  ist.  Wir  können  demnach  nicht 
sicher  sagen,  ob  wir  den  Sing,  als  '-Yr/^/r  oder  '^^talii'  anzust-tzen 
haben,  vgl.  das  Verhältnis  giip  und  ißida.  Jedenfalls  ktinnen 
wir  auf  Grund  von  griech.  botKpu  und  andrer  Analogien  an- 
nehmen, dass  der  Sing,  vvurzelbetont  war. 

13.  Ein  deutliches  Beispiel  für  den  Ursprung  dieses  Ak- 
zentwechsels bietet  ahd.  feld  X.,  aschwed.  Akk.  Sg.  ficell  aus 
'^felpa-  'Erdboden'  =  idg.  ^'pelfom  X.,  eventuell  ^peltos  X. 
im  Gegensatz  zu  aisl.  fold  'Fläche',  as.  folda  F.  'Erde',  ags. 
folde  F.,  idg.  ^'pltd.  Der  hier  vorhandene  Ablaut  tindet  .sich 
iiuch  in  lat.  verhurn  =  '^uerdhom,  got.  toaürd  oder  PI.  waürd« 
=  Hurdhä,  ahd.  hi-et  X.  zu  ags.  bord,  ahd.  Ixerno  M.  zu  ahd. 
liorn  X.  wohl  ursprünglich  ''^ger^nom,  aber  ^gev^nä  das  Kol- 
lektivum   zu  "'grr^^non/. 


122  Hormaii  Hirt, 

14.  Hierher  zielie  ieli  auch  den  graiiiuiatisehen  Wechsel 
voll  ahd.  ziel  N.  [zidh  Js.)  =  nrg-cnn.  tlpom  N.,  gegenüber 
ahd.  zlt  F.  (N.),  as.  tul  F.,  ags.  tlcl  F.  =  urgerm.  Hidä 
F.  Man  muss  ja  das  Femininum  zunächst  auf  Hidis  zurück- 
führen, aber  wenn  man  einen  «-Stamm  annimmt,  so  wurde 
vach  Schwund  des  -ö  dieses  Wort  stark  mit  den  Vcrbalab- 
strakten  auf  -t  assoziert,  und  so  vrdlig  zum  feminalen  i-Stamm. 
Ist  aber  der  i-Stannn  ursprünglicli,  so  beweist  es  natürlicli 
nichts  für  Akzentwechsel. 

15.  Hierher  kann  man  auch  rechnen  got.  hasi  N.,  nur 
l)elegt  als  weinnhasi  N.,  ahd.  heri,  as.  wlnheri,  ags.  heriSy 
ndl.  bes.  ursprünglich  habe  ich  an  den  Eintiuss  der  Kompo- 
sition gedacht,  der  bei  diesem  Wort  gewiss  sehr  stark  war^ 
vgl.  ahd.  et'dberi,  olehere,  mulberi,  brainbere,  icechelterberi^ 
wlnberi,  wintarberi,  cherseperi,  quirnalperi,  haneberi,  Jieif- 
pei'i,  hliidbere,  liundi.sbere,  swarzper'i.  Dies  halte  ich  auch 
jetzt  noch  für  möglich. 

16.  Auch  den  graiiimatisehen  Wechsel  von  got.  ausö 
gegenüber  ahd.  öra,  ags.  (kn-e,  aisl.  njjva  sehe  ich  jetzt  als^ 
durch  Akzentwechsel  bedingt  an.  Auch  im  Slavischen  herrscht 
bei  den  ncntraUMi  w-Stänmien  Akzentwcclisel  zwischen  Sing, 
und   Plural. 

Ich  glaube,  dass  sich  aus  diesen  Beispielen  die  Berech- 
tigung ergibt,  im  Germanischen  einen  Akzentwechsel  zwischen 
Sing,  und  IMur.  der  neutralen  o-Stämme  anzunehmen,  wie  wir 
ihn  lebendig  im  Slavischen  erhalten  finden.  Demi  die  Bei- 
spiele 1,  2,  ?),  4,  5,  8,  9  sind  m.  E.  absolut  sicher,  und  ge- 
nügen auch  viillig  zum  Beweise. 

2.    Die  Feminina  auf  -ä. 

Auch  bei  den  Femininen  der  -«-Deklination  ist  ein  Ak- 
zentwechsel im  Lit.-Slav.  vorhanden,  der  l)is  jetzt  zwar  noch 
in  keiner  andern  Sprache  nachgewiesen  ist,  mir  auch  nicht 
ursprünglich  zu  sein  scheint,  aber  doch  ursjjrüni^lich  sein  kann. 
Da  der  Nom.  Sg.  /nerga  und  der  Akk.  IMur.  ntergas  auf  niercja 
und  inci-gax  zurückgehen  können,  so  könnten  im  Lit.  und  dann 
auch  im  Slavischen  N.  Akk.  Sg.  und  IMur.  wurzelbetont  ge- 
wesen sein.  Auch  im  Germanischen  finden  wir  bei  einigen 
Femininen  grannnatischen  Wechsel.    Ich  führe  die  Beispiele  an. 

1.  Ahd.   n/eJda,  nfolfa  ^\triplex,  Chenopodiunr,  daneben 


Akzentstudien.  123 

malta  'l)eta\  vgl  Graft"  II  72o  N.  S.  malta  ^beta'  :\I()n.  2. 
Sal.  1.  2.  Tr.  Wii.  460.  melda  'atriplex'  Pfl.  1  (melde  Pfl.  2. 
nioidta  L.  möhlta  F.  2.  moulhta  F.  1.  molta  Hs.)  Gen.  Sg-.  iiiaJfa 
'betae'  Bib.  7.  10.  11.  malt  'betae'  Bib.  4.  Dat.  S.  malta  'atri- 
plice'  St.  'betae'  Bib.  13.  Dazu  bemerkt  Sievers:  "Atriplex 
'molta'  Gl.  3,  266,  1  (hs.  a  =  cod.  Admont.  269);  molta  b 
=  (Clm.  3295),  molta  c  (=  Kiel.  47  =  Grafts.  L.);  Atriplex 
mölhta  Gl.  3,  294,  20  (=  cod.  Flor.  Graft".  F.  2.  Alle  diese 
Stelleu  (inkl.  Hs.)  gehen  auf  eine  gemeinsame  Quelle  zurück, 
ha1)en  also  keinen  Wert  als  Doppelzeugnisse".  Ich  g-laube, 
wir  haben  es  hier  eher  mit  der  Vermischung  verschiedener 
Worte  zu  thun  {malta  und  melda),  als  dass  wir  diese  Worte 
sicher  für  Akzentwechsel  verwenden  könnten. 

2.  Ahd.  ädara,  as.  äthra\  ags.  mdre.  Das  Wort  gehört 
zu  griech.  i^top  'Herz',  fJTpov  'Bauch'.  Für  Akzentwechsel 
m()chte  ich  das  Wort  deshalb  nicht  mit  Sicherheit  in  Anspruch 
nehmen,  weil  auch  im  Germ,  ein  dem  griech.  fJTpov  entsi)re- 
ehendes  Neutrum  hat  vorhanden  sein  können.  fJTpov  und  ags. 
cedre  würden  ein  regelrechtes  Paar  repräsentieren.  Ahd.  adara 
aber  konnnt  überwiegend  im  Plural  vor.  Auch  den  Einfluss 
des  Kompositums  müsste  man  ins  Auge  fassen,  vgl.  ahd.  in- 
adri,  plotadra,  hrunadara,  lialsadara,  senadara,  ags.  wce- 
terwdre. 

3.  Got.  aJuma,  nurL.  3,  17  belegt,  ahd.  agana,  ndid.  cegne^ 
Ins  Finnische  entlehnt  als  finn.  alrnia  laus  dem  Got.?).  estn. 
agan,  livl.  agen  'Spreu',  g-riech.  äxvr],  alat.  agna.  Sollte  nicht 
ein  Einftuss  von  der  Sippe  ahd.  ahir  =^  lat.  aca-'^  vorlieg'cn» 
Doch  bin  ich  geneigt,  dies  Paar  als  ziemlich  sicher  zu  be- 
trachten. 

4.  Ahd.  ruora,  niaha  F.,  alts.  riioca  'Zahl'.  Dazu  das 
Verbum  ruohön  'zählen'.  Belege  nach  Graft  II  361:  N.  ruaha 
Pb.  Rd.  Ib.,  roapa  Pa.  gl.  K.,  ruaua  II.  7.  26.,  rou((  (Ui.  3; 
Dat.  ruahu  K.  18,  ruaha  K.  18,  ruaua.  K.  j).  ruauu  H.  7., 
ruouu  Em.  33;  Akk.  ruaua  K.  2.,  H.  13,  dazu  ruopont  Gc, 
4;  leruoböii  Bo.  5;  Ih-opot  Pa.  gl.  K.  Der  Wechsel  ist  na- 
türlich anzuerkennen,  doch  krmnte  man  ansetzen  ruoua,  aber 
Verbum  ruobön,  und  danach  mit  Ausgleichung  riiolja. 

5.  Ahd.  d'mfa  :  diuba,  Xorcen  125.  Die  Belege  bei 
Graft'  f),  97  sind  dl'ba  D.  II  311,  thiuba  T.  84,  diuua  8eh^ 
75:  thiuhu  Co.  3.,  diuue  D.  III  S2;    diufen  :  in  diufen  pin 


12i  Herinau    Hirt, 

Ih  sundic  Co.;  cUufa  K.  4.,  thluha  T.  lUü,  dinua  (tc.  3,  di- 
ziuigo  Gd.  Ehe  man  den  Wechsel  von  /'  und  h  auf  Akzent- 
wcchsel  ziirüekfiilirt,  wird  man  sich  daran  erinnern,  dass  dhiha 
von  dem  Substantivum  dioh  heeinflusst  sein  kann,  dass  aus- 
serdem im  Got.  ein  diuhi  N.  bestellt,  zu  dem  diufa  sich  g-anz 
rcg-elrecht  verhalten  würde,  dass  also  von  der  Verwertung- 
dieses  Paares  absolut  nicht  die  Rede  sein  kann. 

6.  Ahd.  rlha,  rlga,  mhd.  nhe,  rige  :  ag-s.  rdw  'Keihe', 
ai.  i-ekhä.  Das  Substantivum  r'ifia  ist  an  das  Verbum  ange- 
lehnt, nicht  nur  im  Konsonantismus,  sondern  auch  im  Voka- 
lismus. Das  regelrechte  bewahrt  ags.  rdic  aus  '^rcä;^icd,  vgl. 
hir  aus  Haizä  usw. 

7.  Ags.  eai'h,  earice  F.,  anord.  »r,  orve  F.  =  lat.  ar- 
cu.s,  also  ursprünglich  wohl  ein  ?(-Stamm,  oder  Mischung  von 
o-  und   /?-8tannn. 

S.  Kluge  führt  im  (Trdr.  I  331  ein  ndid.  snielhe,  sicehve 
an.  Xur  smelhe  kann  ich  l)cleg'en.  Jedenfalls  ist  das  im  Mhd. 
auftretende  Wort,  noch  dazu  ein  Pfianzenname,  kaum  zu  sichern 
►Schlüssen  geeignet. 

9.  salnha,  ags.  .sealh,  griech.  eXiKi"].  Dazu  wird  von  Noreen 
nschwed.  sälg  'Saalweide'  g-estellt.  Ich  kann  nicht  darüber 
urteilen,  mit  welcher  Sicherheit  wir  dies  sah/  auf  '^'salgtt  zu- 
rückführen müssen,  und  ob  es,  wenn  dies  notwendig-  ist,  iso- 
liert genug-  steht,  um  die  Annahme  des  Akzentwechsels  zu 
rechtfertigen.  Ich  erinnere  daran,  dass  neben  i\\YX\,  ahd.  .s'^- 
laha  lat.  salix  steht  aus  idg-.  '■'■'i^alikos,  das  natürlich  anders 
betont  gewesen  sein  kann,  als  eXiK^. 

10.  Ahd.  iica,  iha,  igo  Sg.  242  'Eibe',  ndid.  auch  'Po- 
i^en  aus  Eibeidiolz',  ags.  lic,  eow,  eoh  M.,  an.  ///■  M.  'Eibe, 
Bogen'.  Unzweifelhaft  liegt  im  Germanischen  g-rannnatischer 
Wechsel  vor,  aber  es  ist  zu  beachten,  dass  das  Wort  im  ag-s.- 
nord.  Maskulinum,  im  ahd.  Femininum  ist,  dass  es  'Eil)e'  und 
'P>og-en'  bedeutet.  Bei  dieser  Sachlage,  die  wir  im  einzelnen 
nicht  weiter  kontrolieren  kTinncn,  ist  es  unmriglich,  dies  Paar 
als  Stütze  für  Akzentwechscl  in  der  ^?-Deklination  anzuführen. 
Schwierigkeiten  l)ereiten  auch  die  aussergermanischen  Worte, 
die  keinen  (iuttural  zeigen,  vgl.  nltir.  ra.  kymr.  //?r,  lit.  ji'cd, 
abg.  im.  Dass  alle  diese  W(trte  aus  dem  (ii'rmanischen  ent- 
lehnt sind,  scheint  mir  nicht  wahrscheinlich  zu  sein. 

11.  \\n\.  iidni.  mhd.  auch  .icire  F..  Schweiz,  iiiittclrhein. 


Akzentstudien.  125 

Zeh,  zehe,  fränk.  heinieb.  zewe,  thiirini;'.  zlwe.  Die  übi-igcii  ger- 
nianischen  Dialekte  zeig-en  durchweg  h,  ags.  fd,  aiiord.  fd, 
sodass   ich  an  analogische  Einführung   des  w  denken  möchte. 

12.  Got.  fairz7ia,  ahd.  fcrsana,  ags.  ff/rsn  F.  repräsen- 
tieren zwei  verschiedene  StannnbihUmgen,  vgl.  Kluge  EWB., 
einen  ^7-  und  einen  i-Stannn.  Dem  ludischen  pärsnis  kann 
ags.  fyi'sn  genau  entsprechen.  Als  «-Stamm  ist  got.  fairzna 
regelrecht  endl)etont,  ahd.  fersana  könnte  man  als  Kompro- 
misbildung  betrachten. 

13.  Ahd.  flluda  :  ßola,  letzteres  wohl  vom  Vcrbuni  fio- 
lön  beeinflusst. 

Damit  ist  mein  ^laterial  erschöpft.  Der  allgemeine  Ein- 
druck scheint  mir  ein  ganz  andrer  zu  sein  w4e  bei  den  Xeu- 
tren.  Auf  recht  sichre  Bcisi)iele  kann  man  sich  nicht  stützen, 
nnd  die  angeführten  Worte  gehören  nicht  gerade  zu  den  häufig 
gebrauchten,  während  sich  doch  ein  Akzentwechsel  vorzugs- 
weise bei  häutig  gebrauchten  hätte  erhalten  müssen.  Meine 
Überzeugung  ist,  dass  die  angeführten  Beispiele  nicht  ausrei- 
chen, um  die  Annahme  eines  bei  den  «-Stämmen  erhaltenen 
Akzentwechsels  wahrscheinlich  zu  machen.  Um  einen  strikten 
Beweis  kann  es  sich  nicht  handeln;  wer  also  den  Wechsel 
von  aliana  —  agana,  zeJia  —  zewe,  melda  — -  molta,  um  die 
sichersten  zu  nennen,  auf  Grund  des  lit.-slav.  Akzentwechsels 
erklären  will,  mag  es  thun;  mir  scheint  es  nicht  bewiesen 
zu  sein,  dass  diese  Annahme  wirklich  nötig  ist. 

.3.    Die  maskulinen  o-Stäunnc. 
A.     Adjektiva. 

Für  die  maskulinen  o-Stämme  lässt  sich  im  Idg.  kein 
Akzentwechsel  nachweisen.  Bei  dei-  Betrachtung  des  Germa- 
nischen sind  Adjektiva  und  Substantiva  zu  unterscheiden,  denn 
bei  den  Adjektiven  haben  wir  mit  dem  Einfluss  des  Kompa- 
rativs luid  Su])erlativs,  die  anders  als  der  Positiv  betont  waren, 
zu  rechnen.  Kluge  beanstandet  es  zwar,  dass  ich  auch  den 
Superlativ  heranziehe,  weil  nach  Kluges  Nachweis  bei  ihm 
noch  die  idg.  Endbetonung  in  das  Germanische  hineingekom- 
men ist.  Das  ist  eine  Thatsache,  an  der  niclit  zu  rütteln  ist, 
die  natürlich  auch  mir  bekannt  war.  Aber  ungefähr  soviel 
Reste  der  Endbetonung  des  Superlativs  wie  im  Germanischen 
liegen  auch  im  Indischen  vor,  dort  nändich  ein  Beispiel,  und 


126  Herman  Hirt, 

hier  zwei,  wälireiid  die  Masse  der  Fälle,  ebenso  wie  durch- 
weg im  Griechischen  Antang-sbetonung-  wie  der  Komparativ 
zeig:t.  Für  das  Germanische  könnte  man  sich  darauf  berufen, 
dass  der  grammatische  Wechsel  später  noch  ausgeglichen  ist, 
der  Akzent  in  vielen  Fällen  auch  gar  nicht  zu  bestimmen  ist, 
aber  im  Indischen  und  Griechischen  ist  die  Anfangsbetonuug 
fast  durchgeführt,  und  ich  schreibe  daher  diese  Ausgleichung- 
schön  der  idg.  Lrs})rache  zu  und  nehme  daher  auch  für  den  ger- 
manischen Superlativ  überwiegende  Anfangsbetonung  an.  Die 
idg.  })rimären  adjektivischen  o-Stämme  waren  nun,  wie  sich 
aus  der  Verg-leichung  der  verwandten  Sprachen  mit  Sicherheit 
erg-ibt,  endbetont.  Das  beweisen  nicht  nur  Indisch  und  Grie- 
chisch, sondern  auch  Litauisch  und  Slavisch.  Trotzdem  zeigt 
das  Germanische  tonlose  Spiranten  und  zuweilen  grammatischen 
Wechsel.  Hier  sind  zwei  Probleme  zu  unterscheiden:  1)  geht 
der  grammatische  Wechsel  auf  Akzentwechsel  zurück  und  2) 
zeugt  der  tonlose  Spirant  sicher  geg-en  Endbetonung-  ?  Die  erste 
Frage  ist  unbedingt  mit  nein  zu  beantworten,  die  zweite  kann 
man  dahin  entscheiden,  dass  eine  Sicherheit  nicht  vorhanden 
ist.  Denn  wenn  wir  da,  wo  wir  im  Positiv  tönenden  Spiranten 
antreffen  und  demnach  Endbetonung-  für  das  Germ,  erschlies- 
sen  müssen,  den  tönenden  Spiranten  fast  in  allen  Fällen  auch 
im  Kom})arativ  tinden,  so  niuss  hier  eine  Ausgleichung  einge- 
treten sein.  So  gut  aber  der  Positiv  den  Komparativ  beein- 
flussen kann,  so  gut  kann  auch  das  umgekehrte  eingetreten 
sein,  wenn  auch  Kluge  diese  j\löglichkeit  nicht  in  Betracht 
zieht.  Xatürlich  handelt  es  sich  nur  um  eine  Möglichkeit  in 
allen  den  Fällen,  in  denen  uns  der  Akzent  des  germanischen 
Wortes  nicht  in  einer  anderen  Sprache  direkt  überliefert  ist. 
1.  Got,  Jiauhs,  vgl.  Noreen  Btr.  VII  431  ff.  Dass  im 
Positiv  hmihs  ein  grammatischer  Wechsel  zu  belegen  ist,  scheint 
mir  aus  dem  von  Noreen  gesammelten  Material  hervorzugehen. 
Ausserdem  gibt  es  im  Anord.  ein  Subst.  Jiai((jr  'der  HügeP, 
dem  im  Mlid.  hotic,  liouges  genau  entspricht.  Daraus  habe 
ich  ein  urgerm.  lim^ä-  erschlossen,  denn  die  nord.  ndid.  For- 
men scheinen  mir  nichts  als  substantivierte  Adjektiva  zu  sein. 
Kluge  meint  zwar,  ich  hätte  nicht  untersucht,  ob  nicht  die 
vei-scliiedcne  HtMleutung  eine  verschiedene  IJetonung  hätte  her- 
vorrufen können.  Darüber  habe  ich  allerdings  ausdrücklich 
nichts  gesagt,   aber  ich  kann  mich  auch  an  keinen   Fall  crin- 


Akzentstiidien.  3  "27 

uern,  in  dem  solches  aiizuiiehmeu  nötig  oder  nur  wahrschein- 
lich wäre.  Die  von  Kliig-e  aus  dem  Aufsatz  L.  v.  Schröders 
(KZ.  XXIV,  nicht  XXXIII  ist  an  l)eiden  Stellen  bei  Kluge 
zu  lesen)  zitierten  Beispiele  sind  absolut  nicht  beweiskräftig. 
Auch  in  unsrem  Falle  können  nur  die  verwandten  Sprachen 
entscheiden,  und  diese  lehren,  dass  die  primären  Adjektiva 
auf  -0  endbetont  sind.  Trotzdem  heisst  es  im  Germ.  *hauhaz. 
Natürlich  können  wir  daraus  ein  idg.  *käukos  erschliessen, 
daran  hindert  uns  kein  Mensch,  es  fragt  sich  nur,  ob  die 
Form  einwandsfrei  genug  ist,  um  eine  sonst  seltene  Betonung 
wahrscheinlich  zu  machen.  Da  sich  nun  in  an.  haugr,  dem 
substantivierten  Adjektivum,  deutlich  der  tcinende  Spirant  zeigt, 
so  wird  man  in  ^hauhaz  doch  eine  l^eeinflussung  vom  Kom- 
parativ und  Superlativ  sehen,  wie  es  ja  auch  im  nord,  altgot. 
hoygri,  aschwed.  höghri,  adän.  hoghre  heisst,  ohne  dass  wir 
deshalb  eine  Betonung  *haugizd  erschliessen. 

2.  Got.  alpeis  'alt',  Komp.  got.  alpiza,  aisl.  ellre,  ahd. 
elthiron,  althron  'Eltern'  :  ahd.  alt,  ags.  eald,  aisl.  aklenn 
'alt',  PI.  alder,  got.  PI.  aldeis  'Generationen,  Menschen,  Alter, 
Welt',  auch  ald.s.  Die  Verhältnisse  sind  hier  noch  klar  zu 
durchschauen.  Regelrecht  ist  das  fo-Partizipium  ahd.  alt,  ur- 
germ.  ^aldö.s  endbetont.  Regelrecht  zeigt  der  Komparativ 
Wurzelbetonung,  und  regelrecht  kann  auch  alpeis  'alt'  als 
«0- Adjektivum  wurzelbetont  sein,  aber  sicher  möchte  ich  mich 
doch  nicht  darauf  berufen. 

3.  Got.  wairps,  ahd.  tcerd.  Die  Sippe  weist  nur  tonlosen 
Spiranten  auf.  Kluge  selbst  denkt  an  eine  Partizipialableitung 
mit  -to,  Partizipia  waren  aber  doch  sicher  endbetont.  Wieder 
zeigen  also  die  Konsonanten  Verhältnisse,  die  nicht  zum  Idg. 
stimmen.  Alt  könnte  der  tonlose  Spirant  sein  in  ahd.  tcerd 
N.  'Kaufpreis,  kostbare  Waare,  Herrlichkeit',  as.  werd  'Lohn, 
Lohn',  got.  icairp  'Preis,  Lohn'  =  idg,  ^ueHom.  vgl.  ahd. 
mord,  Idg.  Akzent  270. 

4.  Got.  daups,  daiipai,  ahd.  tot  zeigen  wieder  grannna- 
tischen  Wechsel,  der  aber  auch  hier  nicht  ursprünglich  ist. 
Ahd.  tot  ist  als  ^o-Partizip  regelrecht  endbetont.  Ebenso  lässt 
sich  got.  danpus  =  ahd.  töd  M.  als  regelrecht  ansehen,  da 
die  f?t-Abstrakta  häutig  wurzelbetont  sind.  Es  ist  alles  in 
Ordnung,  wenn  man  got.  daups  sein  p  von  daiipus  beziehen 
lässt.     So  schon  K.  Vcrner  KZ.  XXIII   123. 


128  Hcrnian   Hirt, 

5.  Got.  ganöhs,  alul.  g/iiuoc,  ags.  (je.nöh),  jeiiö;^um.  Das 
Wgerm.  zcig-t  die  dem  Adjektivum  entsprechende  Endbetonungv 
Das  gut.  ganöhs  steht  im  Icbendig-en  Zusannnenhang  mit  ga- 
nah,  gananha,  ganohjan,  ganöhuan.  Das  gerade  im  Adjek- 
tivnm  der  tonlose  Spirant  alt  sein  müsste,  wäre  Willkür  an- 
zunehmen. 

6.  Neben  gewölinlichcm  got.  fröd-,  anfröd-,  ahd.  friiot 
(wiederum  einem  ^Partizipium  für  das  Endbetonung  voraus- 
zusetzen ist),  ist  Gal.  3,  3  einmal  unfröpans  überliefert.  GaL 
3,  1  steht  tmfrödans.  Man  darf  also  vielleicht  einen  Schreib- 
fehler annehmen.  Andrerseits  ist  jedenfalls  auch  der  Zusam- 
menhang mit  frapjan.,  frapi  usw.  noch  gefühlt,  sodass  man 
nicht  auf  den  Einfluss  des  Komparativs,  der  im  Gotischen 
schon  vom  Positiv  beeintlusst  ist,  zu  rekurrieren  braucht. 

7.  Ahd.  framadi,  fremidi,  got.  framaps,  framapjana, 
as.  fremithi,  ags.  fremde  neben  gewöhnlichem  fremde.  AViv 
haben  es  hier  mit  einer  sekundären  /o-Bildung  zu  thun,  deren 
Konsonanten  und  Akzentverhältnisse  jedenfalls  nichts  beweisen, 

8.  Ags.  hrced  und  hrced.  Beide  Formen  sind  gut  be- 
legt. Im  Komparativ  heisst  es  gewr»hnlich  hrador,  hredre, 
Superlativ  hradost,  die  genau  dem  ahd.  hrador,  hradnsf  ent- 
sprechen, zu  dem  nur  noch  ein  hrado  existiert,  das  m.  E. 
sicher  ein  *hrat.o  verdrängt  hat.  Wechselnden  Akzent  im 
Positiv  anzunehmen,  sind  wir  nicht  berechtigt. 

9.  Ahd.  süfiri  :  sübirl,  as.  sübrl  ^sauber'  von  Xoreen 
ürg.  LI.  125  angeführt.  Graft"  VI  70  hat  überwiegend  h.  f 
ist  belegt:  unsuverun  uberazi  "putrem  crapulam'  D  II  134  aus 
Obcrdeutschland,  unstirero  ""inloto'  D  II  332,  iinsuiiero  'lu- 
teum' D  II  318,  unaubirida  und  unsufrida  'spurcumina'  D  II 
318,  unsuvercheite  'spurcitiae'  Hd.,  Jciun>iuuereter  '"impeditus' 
ohne  Beleg.  Ein  AVechsel  von  /'  und  h  ist  sicher  vorhanden, 
aber  nicht  in  sühiri,  sondern  nur  in  Zusannnensctzungen.  Ob 
darauf  etwas  zu  geben,  kann  ich  nicht  sagen.  Jedenfalls  scheint 
mir  das  ]*aar  nicht  beweiskräftig  zu  sein. 

10.  Ahd.  tafar  :  tähar  '{\\i'm<A\{,  albern'.  Xoreen  a.  a.  0. 
(iraft'V  394  hat:  "diifar,  diifarUh,  tlufirlkha,  tu fevheif '"\nc\)ta' 
D.  II  311,  tuherheit  M.  31,  tuherheiti  Le.  1,  tuerihelf  Le.  2 
'ignobilitatem'.  Hierher?"  Ein  Akzentwechscl  im  Adjektivum 
ist  gar  nicht  vorhanden. 

11.  Ahd.   ht'fig  :  helug.     Die    Belege    bei   Graft"  IV  825 


Akzentstudien.  129 

sind  häufig"  und  recht  lehrreich.  Während  im  Positiv  beide 
Formen  neben  einander  vorkonnnen,  aber  so,  dass  hehig  über- 
wieg-t,  haben  Komp.  und  Superlativ  nur  f:  heiägora  N.  109, 
o,  heuicjora  Frg-.  21,  lietiigertin  T.  141,  Adv.  lieuigor  D  6., 
Superl.  henigösta.  Das  Adverbium  des  Positivs  lautet  hehigo 
D  II  342,  OII  11,  6.  Da  das  Wort  ausserdem  dem  Einfluss 
von  Tiefjan  ausgesetzt  war,  so  kann  der  Wechsel  von  lieuig 
und  hehig  unmöglich  mit  Sicherheit  auf  Akzentwechsel  bezo- 
gen werden. 

12.  Ahd.  eivar  :  eihar,  ersteres  bei  Xotker,  dazu  ndid. 
ifer  M.  eihar  halte  ich  für  die  ursprüngliche  Form,  daneben 
regelrecht  mhd.  //er,  das  nur  zufällig  erst  so  spät  überlie- 
fert ist. 

13.  Ahd.  fravali,  frerili,  frahaUtcJio,  f'raharl.  W^enn 
man  die  Auseinandersetzungen  Klug-es  im  EWß.  liest,  wird 
man  sich  sagen  müssen,  dass  auch  dieses  Paar  wiederum  nicht 
zur  Annahme  eines  Akzcutwechsels  nötigt.  Noreen  Urg.  LI. 
125  sagt:  "frahaJi  und  durch  Ausgleichung  nach  af'alon  'ar- 
beiten '  frafali ". 

14.  Got.  pwairlis,  ags.  piceorh,  ahd.  dicerah  :  einmal 
dwencen  Bib.  5. 

15.  Ahd.  ,slelah,  sTcelhes,  ag'S.  sceolh  :  aisl.  slxiälgv,  ndid. 
.skelh,  slelwes-^  dazu  ahd.  scelahan  'schielen'  {schilclien  Mip- 
pare '  Voc.  1429;  bayr.  .§cMcÄew  Scbmeller.  III  352).  N.  8g. 
sclülehenter  'lincus  vel  strabus'  Schm.  o.  35.  sciWiinfer  ^stral)o' 
Tr.,  scilinfer  'strabus'  Em.  32,  silJtinder  ^lincus,  strabus'  Schm. 
a.  44.  Akk.  Sg-.  schilhenten  'strabonem',  Doe.  A.  e.  189. 
Man  sieht  daraus  wohl,  wie  wenig-  ahd.  sl-elak  beweist.  Es 
kann  sehr  wohl  an  das  Verbum  ang-elehnt  sein. 

16.  Mhd.  (md.)  schief,  ags.  scdf  .s-cdh  ^schief,  an.  .sl-eifr 
"schief,  schmalkald.  .seij).  Daneben  setzen  hd.  Ma.  ein  ndid. 
schej)  'schief  voraus,  neben  obcrd.  .shieg.  Ein  grammatischer 
Wechsel  ist  natürlich  vorhanden,  aber  Akzentwechsel? 

17.  Got.  -falps  in  ainfalpaha,  ainfalpei,  manag falpei 
(den  von  Noreen  Urg.  LI.  128  angeführten  Akk.  Sg.  M.  ain- 
falpana  kann  ich  nicht  belegen),  aschwed.  enfallan  :  aisl.  ein- 
faldan  'einfach',  ahd.  -falt,  einfaltl.  Got.  -falps  kann  direkt 
von  falpan  bceinflusst  sein.  Aber  auch  abgesehen  davon  k<)r.- 
nen  diese  Komposita  nichts  beweisen.     Ebensowenig 

18.  Got.  andwairps,  anaicairps,  ß'armcairpis  Adv.,  wipra- 

Indogermanische  Forschung-en  VlI  1  u.  2.  9 


130  Her  man    Hirt, 

icdirjjs,  andwairpl  X.  :  Jilid.  inicertes  usw.  Hier  liegen  zahl- 
reiche Bildung-cn  neben  einander,  sodass  von  einem  Akzent- 
wechsel im  Adjektivum  g-ar  nicht  die  Rede  sein  kann. 

19.  Ags.  ruh,  rfiwes  dürfte  auch  nichts  beweisen. 

Damit  ist  das  Material,  das  sich  beibringen  Hesse,  sicher 
noch  nicht  erschöpft,  aber  aus  den  ältesten  Perioden  wird  kaum 
noch  etwas  zu  finden  sein.  .Je  weiter  wir  aber  in  der  Zeit 
uns  den  neueren  Ei)ochcn  nähern,  um  so  unsichrer  werden 
die  in  einzelnen  Dialekten  auftretenden  Formen.  Wenn  wir 
den  Akzentwechsel  bei  den  Adjektiven  nicht  mit  Hilfe  des 
alten  Materials  klar  legen,  so  wird  es  mit  dem  jungen  erst 
recht  nichts  sein.  Ob  durch  die  angeführten  Fälle,  ganz  ab- 
gesehen von  meinen  Erkläi'ungsversuchen  ein  Akzent weclisel 
der  o-Stännne  bewiesen  wird,  ja  ol)  er  nur  einigermassen  wahr- 
scheinlich wird,  das  kann  sich  jeder  leicht  selber  sagen. 

Das  Germanische  kennt  nun  auch  zahlreiche  Fälle,  in 
denen  wir  nur  den  tonlosen  Spiranten  im  Positiv  antreften.  Ge- 
wiss dürften  manche  Fälle  alt  sein,  aber  wenn  wir  die  Wur- 
zelbetonung der  Adjektiva,  die  durch  den  Lautstand  des  Ger- 
manischen gefordert  wird,  nicht  in  demselben  Masse  in  den 
verwandten  Sprachen  belegen  können,  so  wird  man  doch 
etwas  stutzig,  und  man  wird  sich  in  jedem  einzelnen  Falle 
fragen,  ob  der  tonlose  Spirant  nicht  eine  Wirkung  der  Aus- 
gleichung sein  kann.  AVahrscheiidich  lässt  sich  das  nur  in 
Fällen  njachen,  in  denen  ein  genau  entsprechendes  Adjekti- 
vum mit  Endbetonung  in  einer  andern  Sprache  vorliegt.  Ich 
kenne  leider  kein  Beispiel,  in  dem  dies  der  Fall  ist^).  Be- 
sonders verdächtig  sind  natürlich  die  Worte,  die  wie  alte  to- 
Partizipia  aussehen:  got.  Jmips  'gnädig',  ahd.  hold,  anord. 
hoUr,  got.  unhulpd,  tmhtiipö;  got.  balpa-,  aisl.  hall)-,  vgl.  got. 
hdlpitba,  halpei,  balpjan,  tishcdpeins\  ferner  got.  neh,  neha, 
Komp.  Adv.  nehis,  nehjan  .sih,  nehiindja-,  got.  h'tnips,  Dat. 
Ixiinpü  'bekannt'  usw.  Die  genauere  Erörterung  dieses  Pro- 
blems verschiebe  ich  auf  ein  ander  ^lal,  da  es  streng  genom- 
men nicht  hierher  e-ehört. 


1)  Klug'e  fülirt  Grdr.  I  3S,S  einen  iiingekelirten  Fall  an,  ahd. 
bar  =  lit.  bäsas  (bei  iiini  noeli  in  der  gänzlich  veralteten  Sehrei- 
bung buNüa),  der  aber  zu  streichen  ist,  da  das  lit.  Adjektivuni  end- 
l)etont  wie  das  Germanische  ist;  vgl.  Id«-.  Akzent  S.  92,  95,  97,  und 
serb.  1)0^,  bösa,  hij.sn,  russ.  bnai,  bona,  boso. 


Akzentstudien.  131 

Sicher  bleiben  noch  genug-  Fälle  für  AVurzelbetonung- 
übrig-,  die  mir  als  ein  Rätsel  erscheinen,  das  hoffentlich  noch 
gelöst  Averden  wird.  Aber  dass  jemals  ein  Akzentwechsel  bei 
den  o-Adjektiven  im  Germanischen  bestanden  habe,  scheint 
mir  unbewiesen  zu  sein,  und  ich  glaube  auch  nicht,  dass  Streit- 
bergs Annahme  Urg.  Gramm.  197  nötig  ist,  dass  das  Germa- 
nische wie  das  Lit.-Slav.  Wurzelbetonung-  im  Noni.  und  Akk. 
Sg.  gehabt  hat,  vor  allem  da  diese  Eigentümlichkeit  auch  auf 
diesem  Dialektgebiet  jung  zu  sein  scheint. 

B.    Die  sub!staiitivi.sfhen  niaskiilinen  o-Stäinine. 

Hier  werden  die  Beispiele  ganz  und  gar  spärlich.  Kluge 
bemerkt  Grdr.  I  387:  "das  Germ,  zeigt  nur  sehr  spärliche 
Eeste  von  festem  Akzentwechsel  und  Ablaut  in  bestimmten 
Kasus:  zu  ahd.  alfer  gehört  mit  grammatischem  Wechsel  der 
Dat.  in-aldre,  Braune  Ahd.  Gramm.  §  136  Anm.  6".  Ich  wage 
auch  die  Beweiskraft  dieses  Beisjiieles  zu  bezweifeln.  Ahd. 
ülter  ist  ein  Xeutruni  auf  -from,  die  auch  im  Germanischen 
wie  im  Indischen  meistens  Wurzelbetonung  haben.  Diese  hat 
sich  in  der  formelhaften  Verbindung  'nuddre  erhalten,  während 
das  SubstantiMim  sonst  von  dem  Adjektivum  alt  den  tönenden 
Spiranten  bezogen  hat.  Andrerseits  könnte  man  ja  allerdings 
an  den  Wechsel  des  Akzentes  bei  den  Xeutren  denken. 

Das  zweite  zeigt  noch  weniger  eine  Beschränkung  auf 
gewisse  Kasus.  Obgleich  es  kein  o-Stamm  ist,  will  ich  es 
doch  hier  gleich  mit  l)esprechen.  Kluge  sagt:  "Zu  ahd.  e'in- 
lif,  zwelif  gehöiren  die  Obliqui  got.  alnlihhn,  ficallbe,  ficali- 
bim".  Diese  Ausdrucksweise  ist  zu  l)eanstanden.  Da  im  (Tot. 
neben  häufigem  ticalif  zweimal  auch  twalib  L.  8,  1  u.  (3,  13 
belegt  ist,  so  geht  daraus  hervor,  dass  wir  in  dem  got.  f  von 
tiralif  nur  den  gcwcihnlichen  Wandel  von  b  zu  /  vor  uns 
haben. 

Von  einem  im  Paradigma  wechselnden  Akzent  weiss  also 
das  Gotisch  -  Ahd.  nichts.  Kluges  Ausdrucksweise  ist  aber 
nicht  anders  zu  verstehen,  als  dass  wir  im  Nom.  etwa  Beto- 
nung der  Silbe  -llf,  in  den  übrigen  Kasus  Betonung  der  En- 
dung im  Germ,  vor  uns  hätten.  Die  gotischen  Formen  stim- 
men denmach  zu  der  im  Lit.  vorliegenden  Betonung  renölika, 
df/'/Ulri  (bei  Kluge  steht  an  dieser  Stelle  dvdlika,  das  es 
nicht  üil)ti,  und  obü-leich  die  lit.  Formen  nichts  sicheres  üiier 


132  Her  man   Hirt, 

ihren  Akzent  aussagen,  so  ist  doch  nicht  im  mindesten  einzu- 
selien,  wie  diese  Komi)osita  noch  weehsehiden  Akzent  hätten 
haben  können.  Daher  ninss  man  von  vornherein  davon  ab- 
sehen, in  ahd.  e'inUf,  zicellf  noch  den  regelrecliten  tonlosen 
Spiranten  erblicken  zu  wollen,  den  ich  sprachhistorisch  nicht 
zu  beg-riinden  w^eiss.  Soweit  f  nicht  der  regelrechte  Vertreter 
von  auslautendem  h  ist,  wird  man  daher  Beeinflussung  vom 
Ordinale  einliffo,  .ziceliffo  annehmen  müssen.  Darin  liegt 
nichts  bedenkliches,  da  ja  auch  Brugmann  IF.  V37()  fif.  sihun 
nach  sibunto  neu  entstehen  lässt. 

"Zu  got.  anpar,  ags.  öde?'  gehört  der  Lokativ  mengl. 
etider  'in  fhe  ender  dal  'the  other  day')".  Diese  Ausdrucks- 
weise kann  nichts  anderes  sagen,  als  dass  im  ürgerm.  neben 
der  Wurzelbetonung  des  Nominativs  Endbetonung  des  Loka- 
tivs bestanden  hat,  und  dass  sich  diese  Akzentverteilung  bei 
diesem  Worte  bis  in  die  mittelenglische  Zeit  erhalten  habe. 
Man  kann  das  Verzweifelte  der  Klugeschen  Position  erkennen, 
Avenn  solche  Formen  aus  einer  späten  Epoche  angeführt  wer- 
den. Das  gesamte  Germanische  kennt  nur  *dnpayaz,  im  Ge- 
gensatz allerdings  zu  ai.  cmtards,  lit.  antras  {antrasis),  und 
nun  soll  auf  einmal  eine  mittelenglische  Form  auf  ^anperi  zu- 
rückgehen. Auch  im  Nordischen  existiert  ja  ein  endr  nach 
Cleasby-Vigfusson  mit  der  Bedeutung  'in  times  of  yore,  erst, 
formerly,  again,  mhd.  ein  end  'eher',  mit  dem  vielleicht  auch 
das  englische  Wort  zusammenhängt.  Dass  das  eine  bestimmte 
Kasusform  von  "^anpar  ist,  scheint  mir  vorläufig  noch  unbe- 
wiesen. Das  englische  Wort  ist  möglicherweise  sogar  entlehnt. 

Die  Reste  festen  Akzentwechsels  also,  die  Kluge  zusam- 
mengestellt hat,  sind  nicht  beweiskräftig  und  sämtlich  anders 
zu  erklären. 

Es  folgen  die  einzelnen  Wortpaare. 

L  Got.  ai'üins,  ahd.  ofan,  anord.  o/»,  aschwed.  nqhn, 
nschwed.  ngn^  isl.  ogn  (alt  und  sehr  selten),  Norccn  Btr.  VII 
434.  Unser  Wort  gehört  wahrscheinlich  zu  griech.  ittvöc,  ai. 
iiTxhd  'Topf.  Wie  der  Vokalismus  des  griechischen  Wortes 
zu  beurteilen  ist,  bleibt  zweifelhaft,  doch  vgl.  ittttoc  aus  ^'eluox, 
ITTVÖC  daher  aus  *J^€kvöc.  Vom  griechisclieii  Akzent  abge- 
sehen, bilden  gcrm.  ^/ihnaz  und  ai.  ul-hd  ein  Paar,  das  man 
dem  Wechsel  von  griech.  t6\xoc  —  toui'i  an  die  Seite  stellen 
könnte.     Demnach    lässt    sich    der   tonlose   Spirant    verstehen. 


Akzontstudien.  l;J3 

Die  nordischen  Formen  können  nicht  direkt  auf  '■''ugnä  zurück- 
gehen, da  sonst  das  n  hätte  assimiliert  werden  müssen.  Ich 
glaube  auch  nicht,  dass  sie  dem  ind.  id-Jiü  entsprechen  und 
das  n  von  of'n  eingeführt  haben,  sondern  ich  denke  an 
den  Einfluss  der  Komposita,  von  denen  z.  B.  im  Ahd.  belegt 
sind  eitouen,  vmrovan,  chalhouan,  steinouan,  an,  halaraofn, 
J)ranclofn,  steinofn,  stofuofn,  ofnqrjöt,  ofnhüs,  ofnstofa. 

2.  Got.  hiihi'us,  ahd.  Juingiu'  gehiiren  schon  wegen  der 
e<-Deklination  im  Gotischen  nicht  hierher.  Mir  scheint  hülirus 
alt  zu  sein,  daneben  das  abgeleitete  Verbum  huggyjdu,  und 
danach  hungar. 

?).  Die  von  Kluge  des  weiteren  angeführte  Gleichung 
got.  bagms  aus  '^'hcijujuaz  :  ahd.  hoimi  aus  %ajumdz  l)eweist 
nichts,  da  der  "Wandel  von  j?r  zu  j  oder  w  nichts  mit  dem 
Akzent  zu  thun  hat. 

4.  Ahd.  harli,  barg.  Die  Belege  sind:  parc  Em.  31,  F. 
2,  pariic  Sg.  184,  parug  Sg.  209,  harug  Sg.  242,  parch  F. 
1,  Wn.  46U,  863,  barch  Tr.  St.  Em.  32,  parh  F.,  ags.  bearg, 
aisl.  bqrgr.  Die  Schreibung  h  und  vh  im  Auslaut  beweist 
keinen  grannnatischen  Wechsel,  vgl.  Jellinek  Btr.  XV  2(38  tf. 
Dasselbe  gilt  vom  folgenden. 

5.  ploh  'framea'  Ra.  gl.  K.  hierher?  fluoc  Sg.  184,  AVn. 
3335,  phhioch  Mq.  Bib.  1.  2,  fluoch  Wn.  863  (pMuoc  Bib.  5). 
<T.  S.  pluoges,  D.  fJuoge  Hcp.  Akk.  pMiiog  T.  51,  4.  X.  PI, 
pluagi  0.  II  4,  43.  fltioga  D.  II  352,  D.  PI.  fuogen  Bo.  5, 
acJcerjjJnighe  Rp. 

6.  Got.  Dat.  Sg.  anz((  M.?  X.?,  aisl.  D.  Sg.  dse  'Bal- 
ken' von  fis  M. 

7.  Aschwed.  rosar,  aisl.  hrorar  PI.  'Weiche'. 

8.  Aisl.  lär  'SchenkeP,  leggr  'Bein'. 

9.  Aisl.  prceJl  aus  ^prahUan,  ahd.  drigil.  Die  ])eiden 
letzten  Worte  können  nicht  unnnttelbar  verwendet  werden, 
weil  sie  eigentümlichen  Ablaut  zeigen. 

10.  Auf  die  Fälle,  in  denen  /'  und  b  wechselt,  die 
nur  aus  dem  Ahd.  zu  belegen  sind,  ist  wenig  zu  geben.  So 
ist  udid.  hobel,  liouel  sehr  unsicher,  ebenso  ahd.  siceval,  siiy^'- 
hal  {siieuül  T.  147,  sueiiel  Id,),  mhd.  icibil,  icivil,  ahd.  icibil. 

11.  Ahd.  farah,  ags.  ferirh,  w^^chw cd.  f arg cdt  :  nschwcd. 
<lial.  f(()'g  'Ferkel'  kann  ich  auch  nicht  als  Stütze  ansehen,  und 

12.  Aisl.  tneh-    aus  ^'melliaii)  :  nschwed.  dial.   (Dalarna) 


134  II  LT  man   Hirt. 

Tnidg    (ans  ^^meljaif)  'Saiullianfen'  dürfte    ancli  keinen  (inind- 
steiii  abg-cben. 

Audi  bei  den  substantivischen  maskulinen  o-Stämmeii 
genüii't  m.  E.  das  ^Faterial  nicht,  um  die  Annahme  eines  ur- 
sprünglichen Ak/.entwechsels  dieser  Klasse  zu  begründen,  eines 
Akzentwechsels,  der  durch  nichts  sonst  im  Indogermanischen 
g;estüt/.t  wird. 

4.     Die  aus  o-Stiimmen  entstandenen  w-Stämme. 

Unsere  Aufgabe  erheischt  noch  die  «-Stämme  zu  betrach- 
ten, die  möglicherweise  aus  o-8tämmen  entstanden  sind,  denn 
ich  habe  mich  Idg.  Akzent  dahin  ausgesprochen,  dass  bei 
einem  Metaplasmus  der  Akzent  wahrscheinlich  nicht  verän- 
dert wird. 

1.  Ahd.  haso,  ags.  hara,  anord.  JierL  jase,  ai.  sasds. 
Der  tonlose  Spirant  des  Deutschen  und  Nordischen  ist  auffal- 
lend.    An  Akzentwechsel  glaube  ich  nicht. 

2.  Ags.  hijora  M.,  anord.  hegre  :  aisl.  Jiere,  ahd.  he- 
Jiara  F.  re])räsentieren  offenbar  zwei  verschiedene  Bildungen^ 
genau  analog  dem  Verhältnis  von  ahd.  farro,  anord.  farre 
'Stier',  aber  mhd.  verse,  ahd.  elaho,  ags.  eolh,  aber  aisl.  ^'/jr^ 
got.  iciilfs,  ahd.  wulpa,  und  es  scheint  mir  möglich,  auch  für 
das  s  von  haso  eine  Erklärung  in  einem  movierten  Femini- 
num zu  suchen,  wofür  das  entlehnte  frz.  hase.  'Weibchen  des 
Hasen'  Diez  WB.  II''  342  sprechen  kcinnte. 

Die  angeführten  Fälle,  die  zwar  nicht  auf  einer  selb- 
ständigen Durchmusterung  des  germanischen  Sprachschatzes 
beruhen,  hotfentlich  aber  das  enthalten,  was  l)isher  von  den 
einzelnen  Forschern  aus  dem  und  jenem  Dialektgel)iet  ange- 
führt ist,  werden  nun  jeden  in  den  Stand  setzen,  sich  selbst 
ein  Urteil  darüber  zu  bilden,  ol)  ein  Akzentwechsel  bei  der 
o-  und  ^7-Deklination  im  Germanischen  zu  begründen  ist.  Ich 
glaulie  wenigstens  gezeigt  zu  haben,  dass  meine  theoretischen 
Ausführungen  Idg.  Akzent  259  nicht  ohne  eine  Früfung  des 
thatsächlichen  Materials  ausgesproclu-n  sind,  l'ber  Verner  bin 
ich  dabei  freilich  nur  in  einem  Funkte  hinausgekonnnen,  wohl 
al)cr  weit  über  Kluges  Darstellung  im  Orundriss.  Die  For- 
schung muss  sich  ja  oft  mit  einem  negativen  Resultate  be- 
gnügen, und  ich  bin  zufrieden,  wenn  ich  nicht  genügend 
begründete   Aunahnu'u,    die    im   Begriff    waren,    für    Wahrheit 


Akzentstudien.  135 

g-ehalten    zu    werden,    auf   ihren    wirklichen    Wert    zurückge- 
führt habe. 

4.     Die   Dehnstufe   im   Serbischen. 

Das  von  Michels  zuerst  ausg-esprochene,  von  Streitberg 
TF.  III  30Ö  ff.  genauer  formulierte  und  ausführlich  begründete 
Gesetz  für  die  Dehnung  kurzer  Vokale  im  Indogermanischen 
bedarf  zwar  m.  E.  keines  weiteren  Beweises  mehr;  es  gehört 
für  mich,  ich  denke  auch  für  viele  andere  zu  den  gesicherten 
Erkenntnissen  von  der  idg.  Ursprache.  Die  Entstehung  der 
Dehnstufe  ist  nicht  mehr  uml  nicht  weniger  ein  glottogonisches 
Problem  als  die  Herleitung  der  Schwundstufe  aus  der  Voll- 
stufe durch  Akzententziehung.  Aber  es  gibt  innnerhin  noch 
genug  'vorsichtige'  Forscher,  die  der  neuen  Ansicht  skeptisch 
gegenüber  stehen.  '\Streitl)crgs  Begründung"  sagt  ühlenbeck 
Museum  III  258,  "ist  scharfsinnig,  reisst  einen  unwillkürlich 
mit  sich,  aber  überzeugend  ist  sie  nicht."  1880  schrieb  Cr. 
Curtius  in  der  zweiten  Auflage  seines  Verbums  der  griechi- 
schen Sprache  S.  VII:  "Ich  gestehe,  dass  trotz  sorgfältiger 
Prüfung  von  dem  vielen  neuen  (der  letzten  Jahre  i  nur  ver- 
hältnismässig weniges  mich  zu  überzeugen  vermocht  hat." 
Zu  den  Skeptikern  rechne  ich  nicht  J.  Wackernagel,  der  in 
seiner  indischen  Grammatik  Streitbergs  Ansicht  ablehnt,  weil 
er  wirklich  Einwände  bringt,  und  i)ositiv  neues  aufstellt,  aber 
seine  Einwände  sind  nicht  schlagend,  das,  was  er  positiv 
vorbringt,  hängt  nicht  zusammen  und  ist  jedenfalls  mit  der 
Art,  wie  Streitberg  die  gesamten  Erscheinungen  einheitlich 
erklärt,  nicht  zu  vergleichen.  Hier  näher  darauf  einzugehen, 
ist  nicht  der  Ort. 

Die  Dehnung  kurzer  Vokale,  die  ZirkumÜcktierung  der 
Längen  in  Folge  des  Silbenverlustes  ist  ein  N'organg,  für  den 
sich  aus  allen  Sprachperioden  die  schlagendsten  Parallelen 
anführen  lassen.  Nun,  da  das  Prinzi])  entdeckt  ist,  werden  sie 
sich  noch  mehren,  aber  ich  glaube,  nirgends  wird  sich  eine  so 
vortreffliche  und  vollständige  wie  aus  dem  Serbischen  bei1)rin- 
gen  lassen.  Ich  kann  mit  voller  Sicherheit  behaupten,  dass 
das  Gesetz,  das  ]\Iichels  und  Streititerg  für  das  Idg.  fornui- 
liert  haben,  in  genau  und  fast  genau  dcrsellten  Weise  zwei- 
mal auf  das  Serbische  anwend])ar  ist  und  die  niddernen  Siiracli- 
erseheinun£-en  auf  das  beste   erklärt.     Wir  kiiniien    aber   hier 


136  II  er  man  Hirt, 

die  Wirkungen  des  Gesetzes  in  ganz  anderer  Weise  zur  Klar- 
heit hriiigon,  weil  uns  in  den  älteren  Spraclistadien,  nament- 
lich im  Altbulg-arisehen  und  im  sieher  erschlossenen  Urslavi- 
8clien  die  volleren  Sj)rachtormen,  aus  denen  sich  die  moder- 
nen serbischen  entwickelt  haben,  noch  vorlieg-en.  Über  keine 
slavisclic  Sprache  sind  wir  Dank  den  mühevollen  Arbeiten 
der  serbischen  Grammatiker  und  den  eindringenden  Unter- 
suchungen Leskiens  so  gut  unterrichtet,  wie  über  das  Ser- 
bische. Die  folgenden  Bemerkungen  beruhen  nicht  auf  eige- 
nen Forschung-en,  sie  geben  nur  das,  was  für  jedermann,  der 
sich  mit  dem  Serbischen  beschäftigen  will,  klar  zu  Tag-e  liegt. 

A.  Die  erste  serbische  Dehnung. 

Bekanntlich  schwinden  in  allen  slavischen  Dialekten  die 
schwachen  Vokale  -5  und  -h  im  Auslaut  durchweg,  aber  sie 
hinterlassen  eine  Spur  ihres  einstigen  Vorhandenseins  in  der 
Dehnung  der  kurzen  Vokale  o,  e,  ?,,  b  der  vorhergehenden 
Silbe.  Diese  Dehnung  ist,  wie  es  scheint,  allgemein-slavisch, 
zeigt  sich  aber  besonders  klar  und  deutlich  im  Serbischen, 
für  das  Leskien  Unters,  über  Quantität  u.  Bet.  usw.  IB  S.  8 
(Abb.  d.  ])hil.-hist.  Kl.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  XIII  534)  die  Bedin- 
gung aufgestellt  hat,  dass  der  gedehnte  Vokal  betont  gewesen 
sein  muss.  Als  Beispiel  des  über  jeden  Zweifel  sicher  gestell- 
ten Gesetzes  diene  russ.  hol>.  höhet  und  hog,  höga.  Der  Ge- 
nitiv lautet  im  Serbischen  höhd,  cak.  hobä,  s,  böga,  öak.  höga. 
In  jenem  Fall  heisst  der  Nominativ  höh,  in  diesem  hög.  In 
das  Urslavische  übersetzt  ergibt  das  hohös,  hohd  und  högos, 
höga.  Weshalb  erscheint  im  einen  Fall  im  Serbischen  die 
Länge,  im  andern  die  Kürze V  IF.  Anz.  IV  54  habe  ich  zur 
Erklärung  die  idg.  Dehnstufe  herangezogen.  In  der  That  ist 
serb.  hog  aus  högos  dem  idg.  pater  aus  paUro^  vctllig  gleich. 
Im  Ser]>ischen  ist  absolut  kein  andrer  Faktor  zu  spüren,  wäh- 
rend ]Miklosich  Über  d.  langen  Vok.  in  den  slav.  Sprachen, 
Denkschr.  d.  Wiener  Akad.  piiil.-hist.  Klasse  29,  104  1!'.  für 
das  Polnische  z.  B.  die  Dehnung  aus  dem  trmenden  tolgenden 
Konsonanten  abgeleitet  hat.  Das  ist  auch  für  das  Polnische 
nicht  haltbar,  alter  auch  von  v(»ndierein  nicht  gerade  wahr- 
scheinlich. Schon  liaudouin  de  Courteiiay  O  drevne  ))(>l/,sk()mz» 
jazyke  (1(1  XI\'  slojetija  ~i^  bat  die  Ij-klärung  (\vy  Länge  aus 
SilbeuNcrhist  auf  das  Polnische  angewandt.      Der  N'oi-gang  des 


I 


AUzentstudien.  137 

Serbiselien  steht  nun  sicher  nicht  allein,  vielmehr  häni;-t  die 
Dehnung-  im  Polnischen,  Czechischen,  Kleinrussischen  usw. 
damit  zusammen.  Man  wird  daher  annehmen  müssen,  dass 
•tue  Dehnung-  oder  wenigstens  die  Ansätze  dazu  sich  schon  im 
ürslavischen  ausgebildet  haben.  Dies  aber  im  weiteren  zu 
verfolgen,  hat  hier  keinen  Zweck,  da  das  Gesetz  aus  den) 
Serbischen  allein  klar  und  deutlich  zu  erkennen  ist.  Ihm 
in  allen  seinen  Einzelheiten  nachzugehen,  dazu  wird  sich 
vielleicht  an  anderer  Stelle  Gelegenheit  finden. 

B.  Die  zweite  serbische  Dehnung-. 

Während  die  erste  Dehnung  nur  die  ursprünglichen  Kür- 
zen trifft,  gilt  die  zweite  auch  für  die  aus  alten  Längen  ent- 
standenen Kürzen,  ist  aber  ebenfalls  durch  den  Ausfall  eines 
schwachen  ^'okales  verursacht.  Im  Serbischen  besteht  eine 
sattsam  bekannte  Neigung  vor  den  Konsonantenverbindung-en 
7,  r,  m,  n,  r,  j  +  Konsonant  einen  kurzen  Vokal  zu  dehnen, 
für  die  Deskien  Unters.  I  Abb.  d.  k.  s.  Ges.  d.  Wiss.  X  7(> 
ein  Gesetz  gefunden  hat:  die  Dehnung-  vor  den  erwähnten 
Konsonantengruppen  trat  ursprünglich  nur  ein,  wenn  die  be- 
treffende Silbe  unter  oder  nach  dem  (alten)  Hochtone  stand, 
unterblieb,  wenn  sie  vor  dem  (alten)  Hochtone  lag.  Die  Laut- 
verbindungen, die  oben  erwähnt  sind,  können  nun  in  keinem 
Falle  urslavisch  sein,  —  aus  er,  eZ+l'^'^'ii^OH'iiit  wurde  ja  re, 
le,  aus  671,  on  q,  q,  aus  ei  L  aus  eu  ii  —  sie  müssen  viel- 
mehr zwischen  dem  Sonorlaut  und  dem  Konsonanten  einen 
Vokal  und  demnach  auch  eine  Silbe  verloren  haben.  Auch 
hier  sehe  ich  in  dem  Silbenverlust  die  Ursache  der  Dehnung-, 
die  aber  nur  vor  Sonorlauten  wirklich  durchgeführt  ist.  Eine 
Ausnahme  bilden  die  Formationen  mit  -je  aus  älterem  -hje, 
wo  die  Dehnung-  ganz  allgemein  ist.  Vgl.  gcozd  gvözclje, 
glög  glözje,  röb  röhlje,  snöp  snöplje,  pero  perje,  zrno  zrnje, 
Sila  silje,  s"/ba  sfhlje,  freska  tfije.sce,  grab  gräblje,  säfor 
Mtörje  usw. 

Hier  ist  also  ein  ganz  regelrechter  Al)Iaut  zwischen  Voll- 
mul  Dehnstufe  sekundär  entstanden.  Unzweifelhaft  hat  hier 
auch  das  j  mitgewirkt,  das  zunächst  wohl  den  vorherg^ehen- 
den  Konsonanten  dehnt.  Die  Grundform  für  ji;erye  aber  ist 
sicher  perhje. 


138  Her  man  Hirt, 

Zum  zweiten  Punkt  vergleiche  man  folgende  Fälle  aus 
Leskiens  Material. 

a.     Lc'skien  S.  146  (78).     Suffix  -^k^,  -/.kh. 

Hier  musste  im  Serbischen  im  Xominjitiv  das  &  als  a 
bewahrt  bleiben,  im  Genitiv  dagegen  schwinden.  Demnach 
erhalten  wir,  wenn  die  sonstigen  liedingungen  zutreti'eu.  Kürze 
im  Nominativ,  Länge  in  den  obliquen  Kasus.  Vgl.  ddljevak 
döltjerVa,  zahoraral^-  zahorärJia,  zäl-oljal'  zäA'öljld,  zalomal: 
zülomkd,  zastirak  za.stirka,  izhirak  Izbirka,  izhljucak  izbl- 
Jürkd,  naljevük  nälijerka  öhronak  öhrönka,  östanak  östänka,^ 
ötarak  ötärka  usw. 

b.     Leskien  S.  157.     Suffix  -hka. 

Jövka,  plovka,  pxövka,  svirka,  sihijka,  hiljka,  zenka, 
zirka,  xjfnka,  xlämka,  spönka,  steljka. 

c.  Leskien  S.  198.     Suffix  -hcb. 

hri'stovac  hrestOvca,  (ßöqorac  glögörca,  drenovac  dre- 
növca  usw.  S.  207.  Bdjnc  Bdjc/i,  gfnac  gruca,  dülac  dfdca, 
Djürac  Djürca,  zälac  zdlca,  järac  järca  usw. 

Es  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  das  gesamte  ]\Iate- 
rial  hier  vorzuführen;  es  ist  bei  Leskien  zu  finden,  und  Les- 
kien wird  hoffentlich  diese  Erscheinung  noch  einmal  behan- 
deln. Hier  kommt  es  mir  nur  auf  die  auffällige  Parallele  an^ 
die  das  »Serbische  für  das  Indogermanische  Itietet,  autfallencl 
l>esonders  darin,  dass  auch  das  Serbische  nur  unter  bestinnn- 
ten  Akzentverhältnissen  dehnt. 

5.     Zur  Sonantentheorie, 

Die  im  vorigen  Aufsatz  behandelten  Oesetze  des  Ser- 
bischen zeigen  eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  den  indogermani- 
Hchen  Verhältnissen. 

Aber  mit  dieser  Parallele  allein  ist  es  nicht  gethan.  Man 
kann  weiter  schliessen,  gleiche  Wirkungen  gehen  vielleicht 
auch  auf  gleiche  Ursachen  zurück,  und  es  könnten  daher  die 
serbischen  Betonungsvcrliältnisse  Ähnlichkeit  mit  den  indo- 
germanischen hal>en.  Ich  glaube,  das  wird  sich  mit  der 
Zeit  mehr  und  mehr  beweisen  lassen.  Das  Serbische  besitzt 
einen    stark    musikalisehen  Akzent,    neben    dem    die  auch   vor- 


Akzentstudien.  139- 

liaiideiie  Exspiration  zurücktritt.  Wie  im  Gricchisclien  brau- 
chen Wort-  und  Versakzent  nicht  zusamraenzutalleii.  Die 
g-ering-e  Exsi)irationsstärke  hat  einen  Nebenton  auf  der  zwei- 
ten oder  dritten  Silbe,  vom  Haupttone  an  gerechnet,  erhalten 
oder  hervorgerufen,  was  wir  ja  wahrscheinlich  auch  für  das 
Indogermanische  annehmen  müssen.  Trotz  dieser  oder  viel- 
leicht gerade  wegen  dieser  musikalischen  Betonung  zeigt  das 
moderne  wie  das  ältere  Serbische  den  Schwund  von  Vokalen. 
Auch  heutzutage  sind  wiederum  Vokale  im  Schwinden  begrif- 
fen, und  ich  konnte  daher  diesen  Prozess  unmittelbar  beol)- 
achten.  Den  Akk.  clüsii  z.  B.  mit  lallendem  Akzent  der 
ersten  Silbe  habe  ich  oft  genug  so  gehört,  dass  das  zweite  u 
völlig  stinmdos  war.  Zunächst  vernahm  ich  überhaupt  nur 
düs,  bei  längerer  Übung  kam  es  mir  deutlich  zum  Ikwusst- 
sein,  dass  der  Vokal  «  noch  erhalten  war  ^). 

Eine  Verbindung  wie  dobro  jiitro  klingt  zunächst  wie 
dohröifro,  es  wird  aber  dohrdiufro  mit  unhiirbarem,  aber  noch 
vorhandenem  u  gesprochen.  Der  vollständige  Schwund  ist 
zweifellos  die  baldige  Folge  der  Stimmlosigkeit  der  Vokale. 
Auch  die  slavischen  &  und  b  könnten  stimmlose  oder  geflüsterte 
Vokale  gewesen  sein.  Das  Beispiel  des  Serbischen  hat  mich 
demnach  belehrt,  dass  der  Schwund  eines  Vokales  auch  in 
einer  Sprache  mit  stark  musikalischem  Akzent  möglich  ist, 
und  ich  habe  mich  weiter  gefragt,  o))  der  idg.  Vokalschwund 
nicht  vielleicht  in  gleicher  Weise  wie  der  slavisch-serl»ische 
zu  beurteilen  ist.  In  der  That  lässt  sich  das  durchführen, 
und  man  kann  für  das  Idg.  zunächst  stimmlose  oder  geflüsterte 
Aussprache  des  e,  o,  a,  also  e,  o,  a  voraussetzen,  worauf  diesi' 
Vokale  erst  si)äter  völlig  schwanden.  Ich  stinnne  also  jetzt 
z.  T.  den  Ausführungen  zu,  die  X.  Finck  in  seiner  kleinen 
Schrift  "Über  das  Verhältnis  des  baltisch-slavischen  Xominal- 
akzentes  zum  urigd."  S.  38  ausgesi)rochen  hat.  Finck  meint, 
der  idg.  Vokalschwund  in  Verbindungen  wie  ei,  eu,  en  lasse 
sich  nur  dadurch  verstehen,  dass  diese  Lautverbindungen 
geflüstert  wurden.     "Man  flüstere  *.suepnös,  und  es  ergibt  sich 


1)  Da  ich  in  diesem  Aufsätze,  wui  in  sjjäteren  nocli  vielt'aelv 
mit  tonlosen  Lauten  operieren  uiuss,  so  bezeichne  icii  sie  nach  dem 
Beispiele  von  Sievers  durch  ein  darunter  gesetztes  -,  wenn  es  der 
Dexttlichkeit  iialber  besonders  notwendig-  sein  sollte.  Gewöhnlich 
werde  ich  nur  Petitdruck  anwenden. 


140  Her  man  Hirt, 

iint'elill>ar  '''sujjuös."  Xielit  allem,  was  Fiiick  soii!>t  anführt, 
kann  ich  zustinmicn,  al)er  in  diesem  Punkte  hat  er  einen  ent- 
schieden fruchtbaren  Gedanken  ii'cäussert.  Zunächst  habe  ich 
zwar,  ebenso  wie  Kretsehmer,  die  Fincksche  Annahme  für 
nicht  plausibel  gehalten,  habe  aber  durch  Beobachtung-en  am 
Serbischen  eine  direkte  Ikstätiii,'ung-  dieser  Vermutung-  gefun- 
den. Nur  darf  man  nicht  mit  Finck  alles  bloss  auf  die  musi- 
kalische Tieftouig-keit  beziehen,  die  nie  allein  das  Stimmlos- 
werden der  Vokale  hätte  hervorrufen  können;  vielmehr  haben 
musikalische  Tieftonigkeit  und  nachlassende  Hxspiration  zu- 
sammengcNvirkt,  um  auch  im  Idg.  die  Schwächung  und  den 
Schwund  der  Vokale  herbeizuführen.  Mit  dieser  Antfassung 
werden  wir,  glaube  ich,  eine  plausible  Erklärung  der  zwischen 
der  Vollstufe  und  der  Schwundstufe  von  den  verschiedensten 
Seiten,  namentlich  von  Bartholomae  BB.  XVII  108  ff.,  J. 
Schmidt  KZ.  XXXII  372,  besonders  auch  von  Beehtel  Haupt- 
probl.  205  f.,  angenommenen  Mittelstufe  bieten  können.  Der 
Übergang-  von  e  zu  kann  nicht,  wie  Bartholomae  meint, 
über  r9  stattgefunden  lial)en,  denn  9,  in  dem  ich  nach  der 
Sieversschen  Terminologie  einen  g-emurmelten  Vokal  sehe,  ist 
im  (kriech,  zu  a,  im  Indischen  zu  i  geworden,  die  Laute  die- 
ser Mittelstufe  sind  dagegen  im  Griechischen  durch  e  oder  i 
(TTicupec),  im  Indischen  durch  «  vertreten.  Auf  tV»lgende  Weise 
scheint  mir  nun  der  Vokalschwund  erklärt  werden  zu  krnnien. 
Die  Vokale  e,  a,  o  und  ihre  di[)htliongis('lien  Verbindungen 
ei,  eil,  er,  el,  em,  en  sind  in  unl)etonter  Sill)e  mit  schwacher 
Exs])iration  und  tiefem  musikalischem  Ton  ausges|)r(ichen.  In 
Folge  davon  wurden  die  Vokale  oder  die  di])litliongischen 
Verbindungen  teilweise  oder  ganz  stinnnlos,  die  Sill)c  als  solche 
oder  der  Vokal  schwand  aber  noch  nicht.  Finck  hat  ganz 
richtig  bemerkt,  dass  alsdann  die  Laute  /  und  n  deutlicher 
zu  Gehör  konmien  als  die  e,  o,  a,  und  dass  gar  bald  das  Re- 
sultat einfaches  i,  u,  natürlich  auch  n,  m,  r,  /  ist. 

Mit  der  Annahme  einer  doppelten  Schwächung  lässt  sich 
nun  auch  eine  IJriicke  zwischen  den  Anschauungen  Brugmann- 
Osthoffs  aut  der  einen  und  Bechtels  und  Job.  Schmidts  auf 
der  anderen  Seite  schlagen.  Wenn  zwei  l)edeutende  Sprach- 
forscher, Bcchtel  in  seinen  Hauptpr(»bl.  und  Job.  Selmiidt  in 
seinem  Buche  Kritik  der  Sonantentheoric  gegen  die  im  Crund- 
riss    Bru"-manns   kodifizierte    Lehre    zu   Felde    ziehen,    auf   die 


Akzentstudien.  141 

Auliäuger  von  Brug-maniis  Aiisebanuiig-en  und  anf  ihn  selbst 
aber  doch  keinen  überzeugenden  Eindruck  liervorrufeu,  so 
nmss  man  sich  doch  sagen,  entweder  ist  das  Problem  ein 
solches,  das  überhaupt  nicht  gelöst  werden  kann,  oder  es  haben 
vielleicht  beide  Parteien  zu  einem  Teile  Recht.  Und  dies  letz- 
tere lässt  sich  in  der  That  nachweisen.  Der  Streit  kommt 
daher,  dass  der  Ausg-angspunkt  der  beiden  Parteien  ein  ver- 
schiedener ist.  An  dem  Punkte,  an  dem  Job.  Schmidt  und 
Bechtel  einsetzen,  ist  thatsächlich  nicht  durclnveg-  r  und  n 
vorhanden  gewesen,  an  dem  Ausg-angspunkte  Brug-nianns  liegt 
wirklicli  n  und  ;•  vor.  Indem  nun  beide  Teile  das  an  einem 
Punkte  gewonnene  Resultat  auf  den  anderen  übertrag-en,  ist 
der.  wie  es  scheint,  unüberbrückbare  Zwiespalt  fertig. 

Ich  will  zunächst  Job.  Schmidt  und  Bechtel  folgen. 

In  der  Stellung-  zwischen  anlautendem  Verschlusslaut  und 
Doppelkonsonanz  ist  unbetontes  idg.  e  nach  Schmidt  Jen.  Lz. 
1877  Sp.  734,  Kritik  der  Sonantentheorie  S.  4  (als  Krit.  zitiert) 
unmittell)ar  vor  dem  Hochtone  niemals  gesehwunden,  was  er 
u.  a.  durch  die  typische  Oleiciiung-  aind.  palids,  griech.  ttctttöc, 
lat.  cocfus  zu  beweisen  sucht.  Brugmann  wandte  MU.  II  152 
dagegen  ein,  eine  Lautgrup])e  plxtö.s  sei  a  priori  ein  Unding: 
und  könne  überhaupt  gar  nicht  erwartet  werden;  das  e  sei 
durch  Systemzwang-  Avieder  eingeführt,  ilan  kann  gegen  Brug-- 
mann  an  dieser  Stelle  nichts  absolut  schlag-endes  vorbringen. 
Dass  seine  Ansicht  dennoch  falsch  ist,  wird  sich  weiter  unten 
ergeben.  Mit  einem  peMö.s  (vgl.  frz.  petit)  rechnete  Brug-manu 
natürlich  damals  noch  nicht. 

Aber  auch  Job.  Schmidts  Annahme  ist  nicht  richtig;  die 
Bedingung  für  die  Erhaltung-  des  e  in  der  ersten  Silbe  ist 
vielmehr  dahin  zu  formulieren,  dass  derSonant  der  ersten 
Silbe  eines  Wortes  im  Satz-  oder  Sprechtaktanlaut 
niemals  geschwunden  ist,  Avenn  der  Akzent  auf  der 
nächsten  Silbe  lag.  In  der  Anlautssilbe  vor  dem  Akzent 
finden  wir  niemals  die  Schwundstufe,  sondern  innner  nur  die 
Mittelstufe,  in  der  der  Vokal  nach  unsrer  Annahme  stinunlos 
geworden,  jedenfalls  nur  reduziert,  nicht  ausgestossen  war. 
Lautphysiologisch  ist  es  sehr  wohl  zu  begreifen,  dass  der  Vokal 
vor  dem  Akzente  weniger  geschwächt  ist  als  Vokale  in  anderer 
Stellung,    freilich   nicht   so  gut  in  einer  stark  exspiratorischen 


142  Herrn  a  n  Hirt, 

.Spraclic  wie  im  Dciitselicn,  wohl  aber  bei  musikalischer  lie- 
tonung-  wie  im  Serbischen.  Die  Akzentznrückziehiing-  um  eine 
.Sill)e,  vöda  aus  vodä,  lässt  sich  nur  verstehen,  wenn  die  dem 
Akzente  vorherg-ehende  Silbe  nicht  den  schwächsten  Ton,  ex- 
spiratorisch  also  doch  noch  eine  Art  von  Stärke  hatte.  Trotz- 
dem ergibt  sich  aus  den  Angal)en  von  ]Masing- llauptformen  des 
serb.-chorw.  Akzentes,  die  ich  nur  bestätigen  kann,  dass  die 
Silbe  vor  dem  alten  Akzente  musikalisch  tiefer  lag,  als  die  be- 
tonte. Heute,  da  der  Akzent  zurückgezog-en  ist,  liegt  die  unbe- 
tonte Silbe  höher.  Aus  dem  Nordischen  folg-t  genau  dasselbe. 
Der  hohe  Ton  auf  der  Endsilbe  von  schwed.  siü,  hundü,  den 
Koreen  P.  Grd.  I  458  aus  dem  idg.  Haupttoue  herleitet,  lässt 
erschliesscn,  dass  auch  hier  die  Silbe  vor  dem  alten  Akzent 
musikalisch  tiefer  lag  als  diese.  Ebenso  ist  im  Indischen  die 
Silbe  vor  dem  iidaffa.  dem  hohen  Ton,  anudcitfit.  jeden- 
falls also  tieftonig.  Man  wird  demnach  aus  dem  Zeugnis 
dieser  3  Sprachen  schliessen  können,  dass  auch  im  Idg.  die 
Silbe  vor  dem  Hauptakzente  tieftonig  war,  dabei  aber  doch 
cxspiratorisch  stärker  als  andere  Silben.  Uechtels  Einwände 
Haui)ti)rol)l.  S.  148  gegen  die  von  Osthoff  I\lü.  IV  352  vor- 
getragene ähnliche  Ansicht  treffen  m.  E.  nur  dessen  Lehre. 
Allerdings  niuss  man  sich  erst  durch  lange  Gewöhnung  von 
den  deutschen  Akzentverhältnissen  frei  machen. 

Lag  aber  der  Akzent  auf  der  dritten  Silbe,  so  ist  in  einer 
Anzahl  von  Fällen,  wie  Job.  Schmidt  Krit.  4  aufs  neue  gezeigt 
Jiat,  die  erste  Silbe  völlig  reduziert,  vgl.  Fälle  wie  aind.  cat- 
väras  :  turiya  aus  ^kturlija,  w^elches  in  abaktr.  d-lhtn/rfin 
erhalten  ist,  griech.  (TT)TpdTTeZ;a,  Ktevoc  aus  '^pl-fenös  (v.  Sabler 
KZ.  XXXI  275).  Allerdings  ist  das  nicht  die  einzige  Möglich- 
keit, ja  vielleicht  nicht  einmal  das  gewöhnliche  gewesen, 
liezeichne  ich  die  Mittelstufe  mit  ",  die  Schwundstufe  aber 
mit  ",  so  ergeben  sich  offenbar  2  Akzentschemata  //  ä  d. 
daneben  aber  unbedingt  auch  d  d  d.  und  es  ist  a  priori  wahr- 
scheinlich, dass  im  Sprechtaktanlaut  dieses  normal  war.  Auch 
im  Slavischen  wird  aus  thinJx-  '-^tenlx   und   nicht  "^tncl,-. 

Den  von  Schmidt  angeführten  Fällen  muss  man  solche 
entgegen  halten  wie  '■'j).>fi'ö.s  aus  '^p^ffferös-,  aind.  jtKjniiir  aus 
(/<'{/en/-'  usw.,  die  sich  leicht  mehren  lassen.  Die  liegcl  kann 
man  aber  aufstellen,  dass  auch  unmittelbar  vor  dem  llauptt(»ne 
der  \dkal   vriliii;'   scliwaud.    wenn    \hk-\\    ciue  Silbe  mit   iri^'end 


Akzentstudien.  143 

einer  Art  von  stärkerem  Ton  voraiisg'ing-.  Immer  und  immer 
wieder  wird  die  erste  Silbe  eines  Sprechtaktes  einen  kleinen 
Kebenton  erhalten.  Die  genaueren  Bedingung-en  der  Entwick- 
lung- hier  zu  ermitteln,  ist  noch  schwieriger  als  bei  jenen  ein- 
fachen Verhältnissen.  Wir  müssen  uns  vorläutig-  mit  der  That- 
sache  beg-nügen,  dass  wir  für  die  erste  Silbe  zwei  verschie- 
dene Stufen  der  Schwächung-  antreffen,  wenn  der  Akzent  auf 
der  dritten  Silbe  lag-. 

Die  Reduzierung-  der  ersten  Silbe  vor  dem  Akzent 
in  den  Gruppen  ere,  ele,  eme,  ene. 

Wenn  Avir  nachweisen  wollen,  dass  der  Vokal  vor  dem 
Akzente  nicht  vollständig-  g-eschwunden  ist,  so  dürfen  wir  weder 
xoM  den  Silben  ausgehen,  in  denen  auf  das  e,  das  ich  hier 
als  häufig-sten  Vokal  allein  behandele,  ein  Verschlusslaut  folgte, 
noch  von  denen,  wo  er  mit  /  und  u  verbunden  war,  sondern 
wir  müssen  die  Silben  zu  Grunde  legen,  bei  denen  e  vor  den 
Sonoren  >',  /,  in,  n  stand,  die  Silbe  aber  offen  war,  also  von 
Lautgruppcn  wie  hJie-re-. 

Für  diese  haben  wir,  wie  allgemein  anerkannt  ist,  that- 
sächlich  zwei  Grade  der  Schwächung,  entweder  nämlich  ist 
das  Wort  noch  zwcisill)ig-  oder  es  ist  einsilbig.  Ich  brauche 
ja  nur  an  den  Gegensatz  von  got.  baiirrins,  abg.  hbrafi,  griech. 
qpapexpa  und  griech.  bi-qpp-oc,  ahd.  ziihar  aus  ^zuhrnz  zu  erin- 
nern. Brugmann  setzt  in  diesem  Falle  nach  de  Saussure  ri% 
11,  mm,  nn  neuerdings  )■'',  «"  an,  Schmidt  und  Bechtel  dage- 
gen schreiben  er,  el,  em,  eu.  In  diesem  Falle  ist  den  letzten 
beiden  Gelehrten  unbedingt  zuzustimmen.  Denn  es  ist  nicht 
einzusehen,  wie  aus  der  Silbeng-rupi)e  bhe-re,  bei  der  das  r 
zur  folgenden  Silbe  gehörte,  etwas  anderes  hätte  entstehen 
können,  als  Schwächung-,  Stinnnlosigkeit  des  e,  also  e,  oder 
völliger  Vokalausfall,  Verlust  der  Silbe:  hhre-.  Allerdings 
hätte  im  Idg.  aus  bhe-re  bhrre  hervorgehen  können,  wie  sich 
im  Deutschen  aus  bereiten  brreiten  entwickelt  hat.  Aber  da 
wir  in  allen  Sprachen  wirklich  einen  Vokal  vor  dem  Sonorlaut 
finden,  und  thatsäehlich  wohl  in  historischer  Zeit  die  Silben- 
teilung- bau-rans,  bb-ratl  gewesen  ist,  so  ist  kein  Grund  zu 
sehen,  diesen  Umweg  einzuschlagen. 

Das  e,  das  wir  hier  annehmen,  ist  nun  in  den  Eiiizel- 
sprachen  nicht    mehr  durch  e  vertreten,    sondern   es    hat    sehr 


144  Her  111  an  Hirt, 

verschiedene  Entwickluuü-  (hirehg-emacht,  iiäiulieli  zu  ai.  ir,  ii)\ 
an,  gTiech.  ap,  a\,  av,  lat.  or,  ol,  en,  gerni.  iir,  ul,  un,  l)alt.- 
slav.  ir,  il,  in.  Diese  verschiedene  Beliandhing-  dürfen  wir 
ohne  Schwierigkeit  auf  P^inwirkung  der  Klangfarbe  der  Sono- 
ren zurückführen.  An  und  für  sich  ist  es  wahrscheinlich,  dass^ 
auch  andere  Vokale  als  die  angegebenen  Vertreter  des  «  sein 
können;  im  Indischen  finden  wir  thatsächlich  ir  und  ur,  im 
Slav.-Lit.  ir  und  ur,  vielleicht  kommen  in  den  anderen  Spra- 
chen auch  noch  Verschiedenheiten  7X\  Tage.  Mit  Recht  ver- 
weist Job.  Schmidt  Krit.  47  auf  das  Beispiel  der  slavischen 
Dialekte,  in  denen  sieh  aus  urslavischem  ir  in  ^'cbrm,  scrb. 
crn,  slov.  cm,  cech.  cernjj,  osorb.  Qornij,  ])oln.  czarny,  russ. 
cermjj  entwickelt  hallen.  ^lan  kann  hinzufügen,  dass  auch  die 
schwachen  h  und  &  sehr  verschiedene  Wandlungen  erlebt  haben. 

An  diesen  Verbindungen  muss  es  sich  nun  zeigen,  ob 
unsere  Lehre  richtig  ist.  Denn  die  Lautgrup})en  :  Konsonant 
+  /%  /,  m,  n  sind  fast  stets  aussprechbar  und  im  idg.  Anlaut 
vorhanden  gewesen.  Der  Einwand,  den  IJrugiuann  gegen  ein 
pldös  erhob,  dass  es  nicht  sprechbar  und  undeutlich  gewesen 
wäre,  trifft  ein  idg.  hhrat  nicht,  vgl.  hhrätör.  Weshalb 
also  hcisst  es  got.  Ixturans,  abg.  hhrafi,  griccli.  qpapexpa,  wes- 
halb gricch.  rdXac,  got.  pulan,   lit.  tyleti  für  '■■'filefi  usw.? 

Der  Nachweis  der  ursprünglichen  Regel  darf  natürlich 
nicht  an  einzelnen  Worten,  sondern  muss  an  ganzen  Kategorien 
geführt  werden,  deren  Betonung  wir  bestimmen  können. 

1.  Die  sog.  Aoristpräsentia,  aind.  VI  Klasse, 
griech,  Aoristus  secundus.  Der  Ton  lag  sicher  auf  der 
zweiten  Silbe.  Ich  sehliesse  die  slavischen  Verben  mit  dem 
zweiten  Stamm  auf  -a  gleich  mit  ein,  da  auch  hier  das  ä, 
d.  h.  die  zweite  Silbe  betont  war.  Die  Beispiele  sind  zahl- 
reich: ai.  girämi,  gilämi  'verschlinge',  Idrä.si  'ausgiesseu', 
Hrämi  'übersehreiten',  vanäti  'lieben',  opt.  gamef,  opt.  sanet^ 
spJmrdfi  'stösst  weg,  schnellt',  griech.  ßaXeiv,  nicht  *ß\eiv, 
aber  eßX^v,  Oaveiv,  aber  leöviiKa,  Kajueiv,  Kiavtiv,  TTiapeiv, 
Tttjueiv,  x«voi,  lat.  volö,  molö,  Ulli,  got.  skulan,  wulands  'sie- 
dend', ahd.  cumu,  ^oi.  un-icunands,  'Akf^\.  Zhreth  'frist',  fbret7> 
'terit',  iiihrefh  'stirbt',  sthretr,  'streckt',  zhiiiefh  'drückt',  russ. 
Z7ieth  'schneidet  ab,  erntet'  aus  ^zhueth,  aksl.  jjbneU  'spannt, 
liängt',  poL-huetij  'fängt  an',  lit.  pilh  'schütte',  lit.  (jinit  'wehre', 
mit    sekundärer    Dehnung    skjiUi    'gerate    in    Schulden',    l-iilii 


Akzeutstudien.  145 

'erhebe  mich',  svyrü  'bekomme  das  Übergewiebt '.  Dazu  slav. 
bhrati,  (hrati  zu  clerq,  phvati  zu  pera  'treten'. 

Hierher  g-ehört  auch  die  BikUmg  des  Partizipiums  im 
Germanischeu  got.  haürans  usw.  im  Gegensatz  zum  Pertektum 
herum  ^). 

2.  Die  Verben  mit  dem  zweiten  Stamm  auf  e 
trugen  den  Ton  auf  dem  e,  wie  ich  Idg.  Akzent  194  ft".  ge- 
zeigt habe.  Fast  überall  ist  die  Silbe  vor  dem  Ton  erhalten, 
vgl.  griech.  luavfjvai,  got.  miman,  lit.  mineti,  aksl.  mbiieti. 
Eine  solche  Gleichung,  die  durch  4  Sprachen  hindurchgeht, 
muss  ursprünglich  sein.  Weshalb  ist  kein  mne  entstanden  ? 
Es  wäre  doch  sprechbar  gewesen.  Aus  dem  Griechischen 
sind  weiter  anzuführen :  ed\ii,  baiuiivai,  cpav^vai,  x«Pnvai,  ccpa- 
Xfivai,  bapfivai,  cirapiivai,  ahd.  dolen,  lit.  fjjlefi,  abg.  zbveti 
'schauen',  phveü  se  'streiten',  zvhneti  'tönen',  dovhJetl  'ge- 
nügen '. 

o.  Die  i-  und  ?(- Stämme,  namentlich  die  letzteren 
betonten  die  zweite  Silbe,  vgl.  Bezzenberger  BB.  II  123  ö'., 
wir  finden  daher  Erhaltung  der  Silbe:  ai.  gurüs  'schwer',  av. 
gouni.s  'widerwärtig',  griech.  ßapüc,  got.  haüriis,  ai.  purüs, 
griech.  ttoXuc,  ai.  tamis,  griech.  Tavu-TXuuccoc,  lat.  tenuis,  air. 
tana,  ahd.  dunni,  aksl.  thuhkrj.  Von  z-Stämmen  ist  wohl  nur 
ai.  giris,  av.  gairi-.s  'Berg'  zu  nennen. 

4.  Die  einsilbigen  konsonantischen  Stämme  kommen  mit 
ihren  endbetonten  Kasus  hier  in  Betracht.  Der  Gen.  griech.  xöo- 
vöc  zu  x9a)v  steht  nach  allgemeiner  Annahme  für  xöaMoc.  Der 
regelrechte  alte  Dativ  hat  sich  in  xajiai  erhalten.  Der  Instru- 
mental heisst  im  Ai.  Itsamä  für  hsamci.  Daneben  steht  Jcsmatjä, 
das  sich  zu  jener  Form  verhält  wie  catvdras  zu  Tpäuela. 
Formen  wie  ai.  gmüs  werden  im  Satzzusammenhang   entstau- 


1)  Ich  verwende  liier  zahlreiclie  Fälle  sogenannter  zweisilbi- 
ger Wurzeln,  woraus  vielleicht  einige  einen  Einwand  gegen  diese 
Theorie  entnehmen  werden.  Bekanntlich  zeigt  die  SchAvundstufe 
bei  ^■  und  «(-Wurzeln  häufig  I  und  ü  (vgl.  bhdvitum,  bhüfvä).  Da- 
nach hat  dann  de  Saussure  stfnös  usw.  angesetzt.  Letzteres  halte 
ich  nicht  für  richtig.  Aber  das  eine  ist  doch  ganz  klar.  In  einer 
Verbindung  wie  bhäritum,  idg.  *bh(hjMum  konnte  das  e  auch  nur 
reduziert  werden  oder  ausfallen.  Wenn  w  und  i  dann  nicht  zu  i 
und  «,  sondern  zu  l  und  ü  werden,  so  kann  man  den  Grund  nur 
in  der  Zweisilbigkeit  der  reduzierten  Gruppe  suchen,  die  später  kon- 
trahiert ist. 

Indogermanische  Forschungen  VII  1  u.  2.  10 


146  Her  man  Hirt, 

den  sein,  z.  B.  in  der  Formel  divän  ca  gmds  ca.  Hierher  g-e- 
liören  ferner  isolierte  Formen  wie  g-riecli.  Trapöc  =  ai.  imrds, 
Trapd  und  Tiapai,  während  lat.  prae  die  enklitische  Form 
sein  wird. 

5.  Die  ?"o-A^erben  sind  hier  nur  mit  einiger  Reserve  zu 
nennen,  weil  bei  ihnen  verschiedene  Typen  zusanimengeflosseu 
sind,  vg-1.  Idg\  Akzent  192  flf.,  IF.  VI  152  tf.  und  einen  späteren 
Aufsatz  in  dieser  Zeitschrift.  Das  Griechische  zeig-t  regelrecht 
Xaipuu,  CTTaipo),  CKdXXoi,  |uaivo,uai,  ßaivuu,  Kaivuu,  die  aber  z.  B.  erst 
für  vollstutige  Bildungen  eingetreten  sind.  Formen  wie  ßaiviju 
werden  unten  noch  einmal  besprochen  werden.  Das  Lat.  bietet 
■morior,  orior,  venio.  Im  Germ,  sind  zu  nennen  htilja,  aisl. 
symja  'schwimme';  Lit.  diriü,  spiriü.  sliriü,  sJxiliim,  aksl. 
zhnjq  'schneide  ab,  ernte',  ai.  luuiydte.  Das  Indische  Inetet 
bei  den  auf  Kasal  auslautenden  Verl)en  dieselbe  Vertretung 
wie  die  übrigen  Sprachen,  vgl.  lianydte,  gam/jdfe,  yamydte. 
Bei  den  auf  -r  auslautenden  dagegen  findet  sieh  eine  ganz 
andere  Bildungsweise,  nämlich  ai.  mriydfe,  avest.  aber  mer^- 
yeitl  mit  r,  ki'iydfe,  avest.  ler^-yete,  ai.  hhri-yate. 

Wenn  ich  die  io-Verben  hier  mitgenannt  habe,  so  bedarf 
das  einiger  Worte  der  Rechtfertigung.  Bekanntlich  ist  n  im 
Arischen  und  Griechischen  durch  ein  vertreten,  wenn  /  oder 
u  folgte,  sonst  durch  a.  Auch  vor  L  r,  m  erscheint  im  Griech.  a. 
Mit  Recht  erklärt  Brugniann  Grd.  I  194  griech.  TTiapöc,  iä.  p'wa 
rds  aus  '^plunrös.  Wcshall)  ist  nun  idg.  '-'g'-in-iö,  wie  es 
Brugmann  ansetzt,  im  Griech.  durch  ßaivuü  vertreten,  weshalb 
wird  aus  idg.  ^■'inn-jefai  ai.  indnyate  griech.  inaivexar?  Wie  kann 
in  dem  i  eine  Kraft  vorhanden  gewesen  sein,  die  anders  wirkte 
als  )\  /,  /»y  Die  Lösung  dieses  Rätsels  liegt  in  der  idg.  Sil- 
l)entcilung.  In  dem  idg.  '^me-nietai  und  "^'g^e-miö,  wie  wir 
die  Formen  ursprünglich  ansetzen  müssen,  war  die  Silbeu- 
tcilung,  wie  wir  auf  Grund  verschiedener  Indizien  vermuten 
dürfen,  so,  wie  durch  den  Strich  angedeutet  ist.  ni  und  n 
lauteten  in  der  zweiten  Sill)e  an.  Wurde  nun  der  Vokal  vor 
den  Ton  geschwächt,  so  ergab  sich  '"^nic-nieta'i,  ''^g^'e-iniö,  was 
regelrecht  zu  den  historischen  Formen  führen  musste.  AVic 
mir  Brngmann  mitteilt,  sieht  auch  er  jetzt  in  der  Silbenteilung 
den  (irund  für  die  A'ertretung  von  ni  durch  an  im  Grie- 
chischen und  Arischen.  Auch  hier  kann  m.  E.  gar  nicht  von 
n  und  ///  die  Bede  sein,    denn  die  erste  Silbe   enthielt  ja  nur 


Akzeiitstiidieu.  147 

einen  Vokal,  der  entweder  g-eschwäelit  werden  oder  ausfallen 
konnte. 

Dasselbe  gilt  für  die  Verbindungen  e-ri,  e-li.  Auch  hier 
entstand  nur  -e-rio,  was  im  Grieehiseheu  api  ergab.  Bekannt- 
lich wechseln  im  Griechischen  ap  und  pa,  a\  und  Xa  als  Ver- 
treter der  sogenannten  ;•  und  /,  vor  i  (und  u)  erscheint  aber 
nnr  ap,  aX,  was  mit  dem  av  ganz  auf  eine  Linie  zu  stellen 
ist,  vgl.  CTiaipuu,  xaipuJ  usw. 

Aiiffallenderweise  zeigt  das  Altindische  als  Entsprechung 
des  lat.  morior  nicht  ^miri/afe,  sondern  mrijjate,  während 
dem  Avestischeu  wie  es  scheint  ry  zu  Grunde  liegt.  Brug- 
mann  trennt  jetzt  Grd.  I  113  die  eng  zusammengehörigen 
Formen,  er  hatte  aber  schon  KZ.  XXIV  285  ff.  das  richtige 
gesehen.  Das  vi  des  Indischen  wird  aus  irj/  oder  rij  entstan- 
den sein,  wie  jetzt  auch  Wackernagel  Ai.  Gramm,  i?  180  b 
ganz  mit  Recht  vermutet^). 

Der  Schwund  des  Vokales  nach  dem  Hauptakzent. 

Der  volle  Vokalaustall  trat  ausser  nnter  anderen  Bedin- 
gungen unmittelbar  nach  dem  Haupttone  ein.  Betrachten  wir 
^uch  hier  zunächst  die  Fälle,  in  denen  r,  I,  di,  n  intersonan- 
tiscli  standen.  Um  diese  Regel  zu  stützen  könnte  ich  mich 
auf  die  Dehnstufe  beziehen,  will  aber  lieber  zuerst  Schmidts 
lind  Bechtels  Belege  (KZ.  XXV  54  ff.  und  HPr.  153)  verwen- 
den. Idg.  ^'genu,  lat.  genii  erscheint  in  ai.  mitd-jnu,  in  griech. 
Tipoxvu  vokallos,  also  unmittelbar  nach  dem  Haui)ttone  ge- 
kürzt. Dasselbe  ergibt  sich  aus  ai.  liürklru  zu  ^'deru,  ai. 
cjlirtä-snii  zu  '^senu,  griech.  bi-cpp-oc  zu  %here-,  ai.  d-grns, 
wenn  es  zu  gurits  gehört,  xdXac,  aber  TroXuxXac,  "A-rXac.  kö.- 
IXUTOC,  aber  ttoXuk)ut'|toc  —  kuiitöc  kommt  nur  vereinzelt  vor  — 
nnd  viele  andere -j.  Nicht  der  Vortritt  betonter  Kompositionsele- 


1)  Joh.  Schmidt  wird  wolil  auch  Recht  haben,  Avenn  er  Krit. 
52  g'riech.  ödiuvriui,  töiuvuj,  ai.  .sam-n'ite,  ram-nMi,  Hcamnan  für  laut- 
g-esetzlich  entwickelte  Formen  hält.  Denn  die  Laiitgriippe  -mn 
konnte  im  Idg-.  anlauten,  und  die  Silbenteilung'  Avird  daher  de-m- 
nämi  g'ewesen  sein.  Dass  aber  y  vor  m  lavitgesetzlich  durch  ai. 
an  vertreten  sei,  A-ermag  ich  nicht  anzuerkennen. 

2)  Im  Griechischen  finden  sich  noch  zahh-eiche  Beispiele,  die 
g'anz  regelrecht   sind.     Die  Schwundstufe   tritt  z.  B.  fast  regelrecht 


148  Herrn  an  Hirt, 

mentc  hat  die  Schwächung'  veriir>iacht,  wie  Joh.  Hchmidt 
meint,  sondern  die  Stellung-  unmittelbar  nach  dem  Hauptak- 
zente, wie  jetzt  die  Entstehung-  der  Dehnstufe  zeig-t.  Ai. 
qhrtd-snu  steht  mit  ^peds  aus  '■'■pedon,  "'rex  aus  '^regos  ganz 
auf  einer  Linie  ^). 

Die  Lehre,  dass  der  Akzent  nur  regressiv  gewirkt  habe,^ 
die  von  de  Saussure  so  energisch  betont  ist,  durch  Kretsch- 
mer  KZ.  XXXI  325  ff.  aber  wohl  definitiv  beseitigt  ist,  hat 
sich  nur  darum  so  lange  halten  können,  weil  gerade  nach 
dem  Tone  die  Wirkung-  am  stärksten  gewesen  ist  und  im 
historischen  Idg-.  die  Endbetonung-  überwog-.  Zweitens  hinderte 
die  Anerkennung-  dieser  Lehre  die  von  Fick-Möller  aufgestellte 
Hypothese  von  dem  auf  den  Hauptton  folg-enden  Xebenton^ 
der  das  e  zu  o  gewandelt  habe.  Man  konnte  ja  wohl  nicht 
g-ut  auf  den  Gedanken  kommen,  dass  Formen  wie  cpepuu  und 
XÖTOC  in  jeder  Weise  unursprünglich  seien.  Doch  darüber  nähe- 
res au  andrer  Stelle.  Aber  nicht  allein  nach  dem  Haupttone 
ist  die  Silbe  völlig-  geschwunden,  sondern  auch  in  Bildungen 
wie  g-riech.  Tia-Tp-öc,  ai.  jagm-ür  und  dem  Typus  '''sed-n/üs, 
got.  setum,  vgl.  Streit])erg-  IF.  VI  148  If.  Wir  können  hier 
die  Bedingung-  schwer  erkennen,  höchst  wahrscheinlich  hängt 
sie  von  der  Betonung  ab.  Die  Grundform  für  idg.  '-'sedmös 
ist  '-'sesedmös.  Wie  nun  im  Slavischen  aus  abg.  btmTxh  Henkh 
und  nicht  Hneki  geworden  ist,  so  Avird  es  auch  im  Idg.  mög- 
lich gewesen  sein.  Derartige  Verbindungen  wird  man  daher 
mit  den  zuerst  erwähnten,  in  denen  der  Vokal  nach  dem 
Tone  völlig  geschwunden   ist,    auf  eine  Linie  stellen   dürfen. 

Wenn  nun  aus  ^pedos  ^-peds  geworden  ist,  so  musste 
aus  ^'pedom  '^■^pedm  werden.  Da  der  AVurzelvokal  in  diesem 
Fall  nicht  gedehnt  ist,  und  da  alle  Sprachen  hier  die  Silbe 
als  solche  erhalten  haben,  (griech.  Tröba,  lat.  pedem,  got.  fötn, 
ai.  päda-m),  so  folgt  daraus,  dass  wir  m  anzusetzen  haben.  Das- 
selbe ergibt  sich  daraus,  dass  wir  bei  Stämmen  auf  /  und  u 
m  regelrecht  in  konsonantischer  Funktion,  dann  al)er  auch  die 
Dehnung  antrcifen,  wie  in  griech.  Zf^v,  ai.  d//di»,  idg.  *r//V/;i 


im  Perfektum  aul',  v^l.  ra.ueiv,  aber  T^T,u'T<a,  ba.ueiv,  aber  bib- 
ur|uai,  Ka|U6iv,  aber  K^Kiur^Ka,  öaveiv,  aber  T^övriKa,  ßaXeiv,  aber  ß^XrjKa. 
1)  Die  notwendig-  voransziisetzcndc  Dehnnng-  des  betonten 
Vokals  ist  natürlich  durch  die  allgemeinen  Bildiingsg-esetze  der 
Nominalkomposita  beseitig-t. 


Akzentstudien.  149 

aus  "'(Ueum  neben  lat.  Jövein,  g-riech.  ßüuv,  ai.  gäm,  idg'.  '■^'g-öm 
aus  '^•g^'öum  neben  lat.  ^'hövem.  Hier  ist  also  Nasalis  sonans 
unbedingt  anzuerkennen.  Job.  Scbmidt  aber  weist  in  seiner 
Argumentation  einen  rcgelrecbten  Brucli  auf.  Während  in 
^'dieni  der  Vokal  e  der  Silbe  -em  völlig  geschwunden  ist  (S.  11), 
ist  er  nach  Konsonanten  nur  geschwächt  (S.  75).  Weshalb? 
Nur  deshalb,  weil  er  das  von  ^fnfö.s  gewonnene  Resultat,  das 
allerdings  richtig  ist,  wie  wir  sehen  werden,  aber  sich  nur 
auf  die  vortonigen  Silben  bezieht,  auf  die  Silben  nach  dem 
Tone  überträgt  \). 

Wenn    in    ai.    mifdjfiu ,    griech.    Tipöxvu ,    um    diese    als 


1)  Schmidt  und  Bechtel  stützen  sich  in  der  Kritik  '»on  Nasa- 
lis sonans  auf  ein  Moment  lautphysiolog'ischer  Natur,  das  ihnen 
Seelmaun  bei  Bechtel  HPr.  136  f.  Fn.  geboten  hat.  Seelniann  be- 
merkt ganz  richtig-,  dass  wenn  in  einer  Lautverbindung'  wie  kmtö-, 
gviti-  das  k  und  das  g  wirklich  hervortreten  solle,  so  bedürfe  es 
einer  akustisch  merklichen  Explosion  und  dazu  wiederum  einer, 
wenn  auch  noch  so  flüchtigen  ]Mund-  luid  Lippenöffnung'.  "Der 
Prozess  kann  nun  stimmlos  oder  stimmhaft  vor  sich  gehen.  Im 
ersteren  Falle  Avird  sich  zwischen  k  (g)  und  m  eine  Art  leiser  Vokal, 
im  anderen  nächstliegenden  ihr  (Bechtels)  Minimalvokal  einschie- 
ben. Dass  drei  derartige  Verschlüsse  (g'utturaler,  labialer,  dentaler) 
hier  überhaupt  theoretisch  angenommen  werden  konnten,  beweist 
nur,  dass  einige  'Indogermanisten'  mit  den  Lauten  wie  mit  Bau- 
kastensteinen zu  operieren  g-ewohnt  sind."  Die  Bemerkungen  Seel- 
manns sind  an  und  für  sich  ganz  richtig-,  nur  treöen  sie  das  Pro- 
blem absolut  nicht.  Wenn  ich  im  Recht  bin  mit  der  Annahme,  dass 
die  idg.  Schwächung  und  der  Schwund  der  Vokale  die  Stimmlosig- 
keit  zur  Voraussetzung-  hat,  so  konnte  zwischen  k  [g)  und  m  nur 
eine  Art  h  oder  stimmloser  Vokal  entstehen.  Diesen  'Übergang's- 
laut'  vernachlässigen  wir  alle,  nicht  nur  im  Indogerm.,  sondern 
auch  in  allen  modernen  Dialekten.  Es  kann  aber  weder  die  Ver- 
bindung kmt  ohne  einen  solchen  Übergangslaut  hervorgebracht 
werden,  noch  auch  Silben  wie  kmef,  gnet,  tniet;  auch  hier  muss 
■eine  Art  h  oder  stimmloser  Vokal  entstehen,  wir  müssten  also  kämet, 
genet  schreiben,  ixnd  da  nach  Seelmann  die  kleinste  Mundöffnung- 
einem  Vokale  Raum  gibt  und  dem  m  als  Sonanten  den  Garaus 
macht,  demnach  selbst  als  Sonant  fungiert,  so  sind  die  Verbindun- 
gen kmet,  tmet,  gnet  eigentlich  zweisilbig,  und  so  müssten  sie  Beclitel 
imd  Joh.  Schmidt  auch  schreiben,  sie  thun  es  aber  nicht.  Und 
selbst  wenn  man  das  Argument  auch  gelten  lassen  wollte,  so  kann 
man  doch  nach  Liquiden,  Nasahm,  Spiranten  und  den  homorganen 
Verschlnsslauten  ganz  regelrecht  'in  und  n  ansetzen,  und  r  und  / 
sind  überhaupt  stets  sprcchliar. 


150  Hei- man  Hirt, 

typische  Beispiele  beiziibebalteu,  der  Vokal  völlig-  gescliwuii- 
den  ist,  so  mnss  es  auch  in  idg.  '^upcklrk,  ai.  tipadrs,  g-ricch. 
uTTÖbpa  der  Fall  g-ewescn  sein.  Wenn  ich  im  Gegensatz  zu 
Bechtel  llPr.  154  glaube,  dass  die  indische,  nicht  die  g-rie- 
chische  Betonung  der  historischen  indogernianisehcn  entspricht, 
so  ist  diese  doch  jedenlalls  aus  upödrk  hervorgegang-en  und 
es  trafen  auf  diese  Form  dieselben  Bedingungen  zu,  wie  auf 
mitdjnu.  Dasselbe  gilt  für  ai.  jlva-gfhh  ''Lebende  greifend' 
RV.,  pct.suffp  "Vieh  raubend',  annü-vMli  'an  Speisen  sich 
erlabend',  cisra-srj  'alles  schaffend'.  Hier  haben  wir  also  ;• 
anzunehmen. 

Wenn  in  griech.  ira-Tp-öc,  Tra-xp-Ouv  das  e  der  Silbe  ier 
völlig  ausgestossen  ist,  so  niuss  es  unter  g-enau  denselben  Be- 
dingungen auch  in  idg-.  "^'pdtrsii  gefallen  sein,  und  wir  müssen 
denmach  hier  ;•  ansetzen.  Während  im  Griechischen  natür- 
lich ,■)'  durch  ap  vertreten  sein  muss,  erscheint  in  diesen  Fällen 
der  Vokal  hinter  der  Li(|uida,  vgl.  uTTÖbpa,  Tra-ipd-ci.  wir 
haben  also  pa  im  Griechischen  für  die  lautgesetzliche  \'ertre- 
tung-  von  r  zu  halten.  Nur  bei  Annahme  von  ;•  erklärt  sich 
einfach,  weshalb  hier  der  Svarabhaktivokal  hinter  der  Liquida 
erseheint.  Auf  diese  Frage  konnne  ich  noch  einmal  weiter 
unten  zurück. 

Die  Schwächungen  von  an  tesonantischem  ei 
und  en. 

Dieselbe  Doppelheit  der  Schwächung  wie  wir  sie  oben 
kennen  gelernt  haben,  findet  sich  auch  bei  dem  antesonanti- 
schen  ei  und  en,  also  etwa  in  Verbindungen  wie  e-ie  und  e-ue. 
Auch  hier  konnte  der  Vokal  entweder  bleiben,  wenn  auch 
stimmlos,  oder  er  konnte  schwinden.  Wir  erhalten  also  ent- 
weder e-ie,  e-ue  oder  -ie  und  -ije.  Während  bei  folgendenii 
r,  l,  m,  n  der  tonlose  Vokal  in  den  Einzelsi)rachen  verschie- 
dene Klangfarbe  angenommen  hat,  finden  wir  hier  durchgehend» 
nur  //  und  tiu,  indem  das  c  schon  idg.  an  das  /  und  ij  assimi- 
liert wurde.  Ich  halte  auch  diese  Annahme  nicht  für  l)edenk- 
lifli,  wenngleich  sie  etwas  von  <U'r  lierkr)nnnliclien  abweicht. 
Aber  indirekt  haben  wohl  alle,  die  sieh  mit  dieser  Frage 
beschäftigt  haben,  eine  Beeinflussung  des  Schwächungsvokals- 
durcli  das  folgende  i  und  a  angenonnnen,  jedenfalls  alle  die, 
die  /'  und  u  über  ?  und  tt  aus  ei  und  cii  hervoriiehen   lassen. 


Akzentsnidien.  151 

Auch    hier    ordne    ich    die    Fälle    nach    den    oben    gegebenen 
Kategorien. 

1.  Ai.  l'fi-ydH  'Aveilt,  wohnt',  daneben  Hyr/fi  nach  Briig- 
maun  Grd.  II  921.  Der  Rgveda  kennt  nur  ksiydnti:  hucema 
aber  d-h-at,  dhurafi  'schüttelt',  sucdfl  'zeugt',  lat.  luo,  griech. 
XOiu,  lat.  fuam,  aber  amü-bam  aus  '^'amd-hliuäm,  lat.  cluo,  griech. 
kXOu),  lat.  nio,  griech.  epuuu.  Die  lat.  Beispiele  sind  unsicher, 
weil  IC  in  unbetonter  Stellung  auch  aus  ett  entstanden  sein 
kann;  ahd.  cliiuwu  aus  chiuwu,  aksl.  7"bveth  "erbricht',  zbi'eth 
'kaut',  jjhi-eth  "speit',  dazu  lat.  lüäre,  lit.  ziöti. 

2.  Verben  mit  einem  zweiten  Stamm  auf  -e  kommen 
hier  nicht  vor. 

3.  Auch  keine  i  und  w-Stänmie. 

4.  Die  einsilbigen  Stämme  sind  merkwürdig  umgestaltet. 
Hier  niusste  sich  ein  Nom.  auf  -eus,  -aus  neben  einen  Genitiv 
auf  -e-uös,  -uiws,  ein  Nom.  auf  -eis  neben  einen  Genitiv  auf 
-e-iös  -i-ios  stellen.  Das  ist  aber  in  keinem  Falle  mehr  erhal- 
ten. Wie  sich  aus  der  mhd.  Deklination  stat  stete,  stete  stat 
im  Nhd.  Stadt  und  Stätte  entwickelt  haben,  so  sind  in  dem 
idg.  Paradigma  entweder  die  starken  Kasus  oder  die  schwa- 
chen massgebend  geworden.  Idg.  ''■'■gons  und  %hröus  mussten 
flektieren: 

g^'öus  hhröus 

g'' Ullas  hhruuös 

g'uuai  hhruuai 

g^'öiujm  hlirOln))n 

Daraus  hat  sich  entwickelt,  entweder  ''^'g'oH.s,  g'ouos, 
g'^ouai,  oder  bhrüs,  hhninös,  hhrunai,  hlirüm. 

Denselben  Weg  haben  auch  die  Stämme  auf  r,  1,  m,  n 
eingeschlagen,  nur  dass  wir  hier  die  Entwicklung  noch  mit 
Händen  greifen  können.  Dass  yß\hv  x^ovöc  erst  aus  x%6dv 
X6a)uöc  entstanden  ist,  lehrt  x«Mai-  In  '^i.  g~t^",  girds  sind  die 
obliquen  Kasus  massgebend  geworden,  und  es  ist  daher  ein 
neuer  Nominativ  entstanden. 

Im  IJgveda  ist  die  alte  Eegel,  dass  die  erste  Silbe  nur 
geschwächt  ist,  noch  deutlich  zu  erkennen,  vgl.  Wackernagel 
Ai.  Grammatik  i?  182  a)  ßj  :  Bei  anlautendem  einfachem  Kon- 
soDauten  war  i//,  uc    üblich     hinter  Pausa,    (sowie    wenn    das 


152  11  er  man  Hirt, 

voraiisg'ehende  "Wort  mit   einem  Konsonanten  oder   einem  lan- 
gen Vokal  schloss). 

Vom  Pron.  tyd-,  'jener'  steht  im  Versanfang  lömal  tiyä-, 
4  mal  tiiä-.  Bei  tväm'Ciix'  steht  im  1.  Mandala  9omal  tuvam, 
8 mal  träin.  Von  ///«  nebst  jycllxü  'Bogensehne'  tindet  sich 
jijl  nur  im  A'ersanfang  und  hinter  Länge. 

Osthotf  hat  Zur  Gesch.  d.  Perf.  440  den  Wechsel  von 
siydni  und  syäm  genauer  untersucht,  dabei  aber  nur  sein 
Augenmerk  auf  den  Satzzusammenhang  gerichtet.  Am  Beginn 
eines  V'erses  steht  siychn  VI  5U,  9,  .siyät  I  17,  6,  III,  1,  23, 
VII  34,  1>1,  VIII  2,  13.  19,  26,  siijäma  II  11,  1.  13,  V  53, 
14.  65,  5.  VII  18,  3.  40,  1.  66,  13.  VIII  19,  7.  syäma  I  4, 
6.  VII  20,  8.  81,  4.  VIII  19,  35.  47,  5.  IX  61,  24.  98,  9. 
syür  VIII  44,  23.  Es  wechselt  also  nur  siyäma  mit  syäma. 
Es  steht  im  ganzen  14  mal  dy-  gegen  8  mal  sy-.  Man  wird 
also  ^Hiem  für  die  Satzanlautsform  halten  dürfen.  Zugleich 
lehren  Osthoffs  Untersuchung  noch  eines.  Der  Vokal  ist  auch 
unmittelbar  nach  langer  Silbe  nur  reduziert,  nicht  geschwun- 
den, aber  nicht  ohne  Ausnahmen.  Denn  den  71  Stellen,  in 
denen  nach  langer  Silbe  sly-  zu  lesen  ist,  stehen  20  gegen- 
über, in  denen  nach  langer  Silbe  sy-  steht.  Die  Bedingungen 
sind  unbekannt. 

Jedenfalls  wird  es  nunmehr  ganz  klar,  was  das  iy  in 
diesem  Falle  eigentlich  ist.  Stände  es  nur  nach  langer  Silbe, 
so  wäre  es  denkbar,  dass  iy  sich  aus  ;/  entwickelt  hätte,  wie 
etwa  im  Lat.  medius  aus  '''medio.s  entstanden  ist.  Wie  dies 
aber  im  Satzanlaut  hätte  kommen,  wie  aus  einem  trdin  ein 
tuväm  hätte  werden  k()nnen,  ist  nicht  einzusehen.  Da  fuvdni 
mit  '''feijo-  zusannnenhängt,  so  werden  wir  auch  hier  in  fuvdm 
ein  vorhistorisches  Heuöm  erblicken.  Es  finden  sich  demnach 
bei  den  Silbengruppen  -eue  und  -eie  genau  dieselben  Gesetze 
wie  bei  ere,  cde,  en>e,  ene. 

Die  Schwächung  des  e  vor  Verschluss  laut. 

Ich  kehre  jetzt  zu  den  Worten  wie  "^pelx'^'tös  zurück.  Da 
ül»crall  unmittelbar  vor  dem  Tone  die  Silbe  niemals  geschwun- 
den ist,  s(i  kann  es  auch  hier  nicht  der  Fall  gewesen  sein. 
2)el'''fös  steht  mit  griech.  ßaXeiv,  laavfivai,  ai.  k.jiydfi,  lat. 
fünf  ganz  auf  einer  Linie.  Auch  Osthotf  sieht  in  diesem  e 
seine  nebentonige  Tiefstufe.  Als  Schwächungsstufe  ist  hier 
gleichfalls    ein    stininiloser   Vokal    vorauszusetzen,    ein  pel-'^tös 


Akzeutstudien.  153 

lässt  sich  sein-  wohl  sjirecheii.  Die  auf  das  c  folg-ciideii  Yer- 
schlusslaiite  yermoehtei)  die  Klangfarbe  des  e  von  einig-cu  Fäl- 
len abgesehen,  nicht  zu  modifizieren,  und  Avir  treffen  daher 
überall  e  oder  dessen  Vertreter  als  die  Fortsetzung  des  «  in 
den  Einzelsprachen  an.  Hier  stehen  uns  ebenso  zahlreiche 
Beispiele  zur  Verfügung  wie  bei  den  anderen  Fällen.  Ich  folge 
aber  der  oben  gegebenen  Anordnung. 

1.  Aoristpräsentia.  Da  das  e  in  den  Einzelspraehen 
erhalten  bleiben  niusste,  ist  zunächst  Präsens  und  Aorist  gar 
nicht  zu  unterscheiden.  Ai.  pdtati,  griech.  TreTexai,  lat.  peto, 
griech.  cxeYuj,  lat.  tego,  griech.  Z^euu,  ai.  a-ijasat,  ahd.  jisu 
können  beide  Formen  vertreten.  Im  Griechischen  hat  die 
Sprache  in  zwei  Fällen  diese  Aoristform  bewahrt,  weil  ein 
anderes  Präsens  gebildet  war.  e-xeKov  'ich  gebar',  und  dor. 
lesb.  eireTOv  'ich  fieF  (xeKeTv,  Trexuuv)  sind  nur  deshalb  als 
Aoriste  beibehalten,  weil  die  Präsentien  xikxuu  und  ttittxud  lau- 
teten. Sonst  hat  das  Griechische  die  enklitische  Form  ver- 
Avcndet,  wie  in  I-c^-om,  e-Tr\exo. 

2.  e-^'erben  dieser  Bildungsweise  gibt  es  nicht  aus  alter 
Zeit. 

3.  Auch  u-  und  z-Stämme  sind  selten,  ai.  pasüs  ist  wegen 
des  Xtr.  '''pehu  unsicher.  Ebenso  lit.  medüs  wegen  griech. 
)ae0u.  Bei  den  ^-Stämmen  ist  die  Betonung  nicht  so  einheit- 
lich geregelt  gewesen,  dass  man  nicht  in  einzelnen  e  die  Voli- 
stufe  sehen  könnte. 

4.  Die  konsonantischen  Stämme  zeigen  dagegen  ganz 
regelrechte  Entwicklung,  '^'pedö.s,  '^pecU,  ^pedai  sind  jedenfalls 
die  indogermanischen  Formen.  Vielfach  ist  Ausgleichung  ein- 
getreten, wie  in  qpXöE,  qpXoföc,  ai.  hraj,  hJiräjd. 

5.  Auch  von  den  zo-Verben  werden  wir  manche,  die 
Brugmann  zu  seinem  Tvpus  A  rechnet,  für  unsre  Bilduugs- 
weise  in  Anspruch  nehmen  dürfen.  Brugmanns  Darstellung 
dieser  Klasse  ist  nicht  richtig,  wie  ich  schon  Idg.  Akz.  192  ff. 
bemerkt  habe.  In  einem  folgenden  Artikel  werde  ich  nach- 
zuweisen versuchen,  dass  nur  die  Verben  mit  einem  zweiten 
Stamm  auf  -e  Vollstufe  der  Wurzel  hatten,  die  alten  |o- Verben 
aber  Schwundstufe  wie  im  Indischen.  Ich  nehme  daher  folgende 
Verben  hier  in  Anspruch:  ai.  raj-yatl  'färbt  sich,  rötet  .sich', 
griech.  peZ^uu,  r\.  jaidi/eiti  'bittet',  griech.  OeccecBai  •  aixeiv, 
kexeueiv  Hcsycli.,  i\\.  pdcyate  'kocht',  griech.  Treccuu,  iä.  pdsfjafi^ 


Inl  Her  man  Hirt, 

lat.  specio  usw.  Der  Akzoiit  lag-  schon  im  Tiidogcnnaiiisclieii? 
auf  der  ersten  Sillie,  daher  ist  hier  überall  schon  volles  e 
restituiert. 

Einzelne  Fälle  sind  noch  folgende. 

6.  Die  Rcdni)likationssilbe,  ai.  daddr.sa,  grieeh.  bebopKe. 
Die  indische  Betoming  ist  unbedingt  alt.  Idg.  ^'dedörl-a  und 
"^'dorka  sind  daher  Satzdoublctten.  Jene  stand  im  Anfang  eines 
>Satztaktes,  diese  in  der  Enklise.  Griechisch  und  Indisch  haben 
den  einen,  Lat.  und  Germanisch  den  andern  Typus  in  der 
Hauptsache  verallgemeinert. 

7.  Das  Verbum  substantivum  hat  uns  die  Doppelf ormeii 
erhalten.  Grieeh.  ecjuev,  ecie,  lat.  estis,  aisl.  erom,  erod  sind 
die  Satzanlauts-,  ai.  smas,  .stha  usw.  die  enklitischen  Formen, 
Avie  OstholT  schon  gezeigt  hat. 

Beim  Imperativ  zeigen  sich  die  Doppelformen  in  ai.  edJii 
aus  ezdJii  und  av.  zdi.  Im  Griechischen  finden  wir  ic9i,  das 
offenbar  eine  höchst  altertümliche  Form  ist.  Osthoff  hat  KZ^ 
XXIV  58o  ff.  das  /  als  .Stimmtonentwickliing  des  z  ange- 
sehen, was  durch  keine  anderen  Gründe  gestützt  wird.  Die 
Annahme  eines  2  (zdhi),  vgl.  Thurneysen  KZ.  XXX  351,  ist  gleich- 
falls nicht  wahrscheinlich,  weil  keine  Ursache  vorlag,  aus  der 
z  sonantische  Funktion  hätte  übernehmen  sollen.  3Ian  könnte 
nun  vermuten,  dass  das  sehr  empfindliche  e  durch  das  folgende 
z  zu  i  umgelautet  ist.  Aber  im  Griechischen  tritt  wie  Kretschmer 
KZ.  XXXI  ;>7r)ff.  und  Bechtcl  IlPr.  113  gesehen  haben,  i 
auch  sonst  als  Vertreter  eines  <>  auf,  und  zwar  scheint  der 
Lautwandel  durch  ein  i  oder  r  der  folgenden  Sill)e  veranlasst 
zu  sein.  Vgl.  icOi  neben  ecjuev,  xötc,  aber  xöi^iöc,  exOiZ^ivöc, 
daneben  auch  xöecivöc,  hom.  icxiri,  'Icriaia,  das  doch  wohl  mit 
lat.  Ve.sta  zusammenhängt  und  zur  Wurzel  res  gehört,  kiccoc 
aus  *xe6iöc  zu  lat.  Jiedera  (Windisch  Curt.  vStud.  VII  l«s4), 
xiXioi  aus  xicXioi,  lesb.  x^XXioi,  aber  auch  xe^XiiCTuc.  Folgen- 
des u  oder  ii  scheint  gewirkt  zu  haben  in  hom.  TTicupec  neben 
Hol.  Tiecupec,  böot.  TreTrapec,  att.  Texiapec  (ai.  cafrdras),  ittttoc,. 
ai.  dsvas,  ixOöc  gegenüber  lit.  zuvis^). 


1)  Auch  im  Lit.-Slav.  si-lieint  e  in  eiiii^^en  Fällen  durch  /  ver- 
treten zu  sein,  vgl.  Wiedemann  Das  lit.  Prät.  S.  8.  Vielleiclit  g'e- 
lingt  es  doch  noch  für  Fälle  wie  lit.  bizdzii.s  'Ständer'  zu  bezdeti^ 
(ji.sfu  neben  gestü  'erlösche',  kThti  'han<>-en  bleiben'  :  kehi'ldis  'Ha- 
ken',   kdhi'fi  'hangen',    nu.szlszrs   zu  szäszd.s  'Schorf,    jHstl   'coirc' 


Akzentstudien.  155- 

Ich  glaube  daher,  das  i  von  g-riecli.  ic9i  dem  idg-.  e 
gleichsetzen  zu  dürfen. 

Nach  altem  Velar  ist  e  ausserdem  durch  u  vertreten,  wie 
Beehtel  HPr.  113  gesehen  hat,  vgl.  klikXoc  zu  ai.  caTcräm, 
ags.  hweöl  aus  ^JcueMös,  xuvri  neben  böot.  ßavd,  ßuiToc  •  -fuvaiKÖc 
aiboTov  (Hes.)  zu  got.  q'ipus.  In  anderen  Fällen,  wie  vuE, 
vuKTÖc  durfte  u  der  Vertreter  von  o    sein. 

8.  Es  gehören  ferner  hierher  die  Fälle  wie  ^^jel-'fös,  ^pel'tis,- 
ai,  palids,  grieeh.  Tre-rrTÖc,  lat.  coctus,  ai.  sattas,  lat.  ohsessiis, 
ags.  aisl.  sess  m.  'Sitz',  ai.  paldis^  grieeh.  TieiiJic,  lat.  coctio, 
aksl.  pe.Hh  'Ofen'  und  die  germ.  Partizipia  ^o{.  gihans,  s/fans^ 
die  sich  zu  Perf.  gebum,  setum  genau  so  verhalten  wie  mimans^ 
Ixiurans  zu  nemu?n,  herum. 

Nach  dem  Tone  ist  der  Vokal  völlig  geschwunden,  Agl. 
av.  fra-hda,  haurva-fm,  grieeh.  äpi-ciov  usw. 

Ich  halte  mich  daher  für  berechtigt,  folgendes  anzunehmen: 
Im  Indogermanischen  sind  Vokale  der  ersten  Silbe  vor  dem- 
Tone  nur  reduziert,  nicht  geschwunden  und  wahrscheinlich  zu 
stinnnlosen  oder  geflüsterten  Lauten  geworden.  Dieser  stimm- 
lose Vokal  (e)  ist,  wenn  /  oder  u  folgten,  schon  im  Idg.  zu 
/  und  u  geworden,  während  folgende  r,  l,  m,  n,  wie  es  scheint, 
den  Laut  erst  in  den  Einzelsprachen  modifiziert  haben.  Die 
Annahme  stimmloser  Laute  wird  nicht  nur  durch  unsre  Theorie 
der  Entstehung  der  Schwundstufe  gefordert,  sondern  sie  ergibt 
sich  auch  aus  der  Erwägung,  dass  die  Schwächungsprodukte 
von  e  in  keinem  Falle  mit  den  Schwächungen  von  ä,  e,  o 
zusammengefallen  sind.  Diese  aber  können  keine  vollen  a,  e,  o 
gewesen  sein,  sondern  müssen  als  genmrmelte  Vokale  definiert 


c.  fem.  zu  griecli.  -rreoc,  ai.  päsas,  midüs  neben  medium  und  lür  die 
eigentümlichen  slavischen  roci,  tbci,  pbci,  zbci  eine  Jautgesetzliche 
Krklärung  zu  finden;  denn,  wenn  Brugmann  Grd.  II  929  sagt:  vbCb 
für  rk  und  danach  tbcb  usw.,  so  setzt  er  doch  nur  ein  y  für  ein  x^ 
Denn  es  ist  nicht  klar,  weshalb  r  in  diesem  Falle  durch  vi  und 
nicht  durch  ir  vertreten  ist.  Überhaupt  si)richt  ja  die  doppelte  Ver- 
tretung- des  r  und  l  in  den  Einzelsprachen  am  meisten  gegen  die 
reine  Sonantentheorie.  Denn  alle  Mittel  die  Doppelheit  von  grieeh. 
ap  und  pa  zu  erklären,  sind  fehlgeschlagen,  ebenso  wie  die  Wege 
europ.  e  und  o  aus  einem  einheitlichen  a  herzuleiten,  nicht  zum 
Ziele  geführt  haben.  Auch  hier  muss  man  konsequenterweise  für 
das  X  der  unbekannten  Lautregel  eine  indogermaniselie  Doppelheit 
einsetzen. 


156  Her  in  an  Hirt, 

werden.  Diese  Annahme  wird  im  weiteren  dadurch  ii'estüt/.t, 
dass  stimmlose  Sonorhiute  in  grossem  ümfang-e  für  das  Idg-. 
ang-enonnnen  werden  müssen,  wie  ich  später  ausführen  werde. 
So  beruht  der  Unterschied  von  A-^'  (lat.  qu,  got.  Iv,  g-riech. 
K,  TT,  t)  und  von  kw  (lat.  v,  vapor  —  lit.  Itcäpas)  nur  auf  Jcu 
und  kic.  Wahrscheinlich  ist  auch  die  verschiedene  Entwick- 
lung von  idg.  SU  bedingt  durch  den  Wechsel  von  .v«  und 
SIC.  Auch  dem  idg.  ^suesö  wird  ein  '■''sue.sör  vorausgegangen 
sein.  Der  Schwund  i)ostkonsonantischen  i  und  ii  ist  ebenfalls 
so  zu  erklären.  Idg.  wird  enkl.  tiwi  7A\  toi  wohl  über  fnoi. 
Vgl.  dazu  Masiiig  Akzent  S.  73:  In  Formen  wie  höhöm, 
glögöm  hört  man  den  schliessenden  Nasal  im  Tieftou  als 
schwaches,  dumpfes  Geräusch,  während  die  Silbe,  zu  der  er 
gehört,  im  Hochtone  beginnt.  Diese  Auffassung  bietet  uns 
auch  eine  Parallele  zu  der  Entwicklung  von  idg.  eii  und  v  zu 
griech.  ai.  a.  In  der  Lautgruppe  taitös  ist  jedenfalls  auch 
der  Nasal  stimmlos  geworden  —  stimmlose  Nasale  sind  ja 
in  vielen  Dialekten  beobachtet  — ,  und  es  ist  daher  nicht 
verwunderlich,  dass  «  geschwunden,  sonstiges  n  aber  ge- 
l)lieben  ist. 

Die  Schwächung  der  I)ii)hthonge  vor  Konsonant. 

Unter  Diphthong  verstehe  ich  hier  nicht  nur  die  Laut- 
verbindungen ei,  ett,  sondern  auch  er,  el,  em,  en.  Es  dürfte 
wohl  nunmehr  klar  sein,  dass  wir  auch  für  sie  zwei  Schwächungs- 
grade anzunehmen  haben.  Wir  werden  Job.  Schmidt  zugeben, 
dass  als  Grundform  für  ai.  fafäs,  griech.  tütöc,  lat.  tentus 
idg.  fenfös  angesetzt  werden  muss.  Sobald  al)er  diese  Form 
enklitisch  wurde,  schwand  auch  der  Vokal  vollständig  und 
wir  erhalten  n  und  r.  Thatsächlieh  ist  der  Unterschied  zwischen 
den  Stufen  cn  und  n  äusserst  gering  gewesen,  was  schon 
daraus  hervorgeht,  dass  sie  in  allen  Si)rachen  gleich  vertreten 
sind.  Zwischen  er  und  r  ist  dagegen  allerdings  eine  Differenz 
zu  spüren.  Naturgemäss  muss  d-  durch  eine  Lautgruppe  in 
den  Einzelsi)rachen  vertreten  werden,  bei  der  der  \'okal  vorher- 
geht, r  wird  dagegen  wie  wir  oben  gesehen  haben,  im  Griech. 
zu  pa.  im  Germ,  zu  ru.  Zuletzt  hat  sich  Kretschmcr  KZ.  XXXI 
.•>1).*>  um  die  (iesetze  bemüht,  welche  die  A'ertretun^-  von  idg. 
r  im  <  ii'iccliisclu'n  regeln.  Aber  seine  AnnahiiK'.  dass  beton- 
tes /•  ap,   nnlietoiites  pa  ergeben  lial)e.   ist   schon   deshaH)  uielit 


Akzentstudien.  157 

wahrseheinlieli,  weil  /•  nicht  gerade  häufig-  gewesen  ist.  Ebenso 
g-ut  wie  für  Kretschnier  spricht  für  mich  das  enklitische  pa,  das 
als  Enklitikon  an  der  zweiten  Stelle  des  Satzes  stand,  nnd 
daher  die  schwnndstufig-e  Lautg-estalt  zeigt.  Man  nniss  im 
Griechischen  natürlich  auch  mit  dem  Einflnss  verwandter  Bil- 
dung-en  rechnen,  so  dass  sich  auch  unsere  Regel  nur  in  wenigen 
Fällen  deutlich  zeigen  wird.  Auch  hier  kann  die  Sache  nur 
an  einzelnen  Kategorieen  klar  werden. 

1.  Die  Aoristpräsentien  zeigen  fast  durchweg  pa,  und 
das  ist  demnach  als  die  regelmässige  Fortsetzung  der  enklitischen 
Form  anzusehen,  so  ebpaKOV  zu  bepKO,uai,  bm-rrpaGeeiv  zu  irepG, 
aber  ebpaGov  und  ebapGov,  hom.  TapTruu|ueGa  zu  Tepir.  Es  heisst 
CTiapToc,  aber  ocpiöcTTpaToc  EM.  287,  lU  und  el)enso  verhielten 
sich  bpaiöc  und  bapiöc  und  andere. 

2.  Die  ^-Verben,  die  hierhergehcireu  kcinnten,  sind  nicht  alt. 

3.  Die  M-Stämme  zeigen  meistens  pa  :  Gpacuc,  Hom.  att. 
dor.  aber  auch  Gapcuc  •  Gpacuc  Hes.  Gdpcuvoc,  hom.  Gdpcuc 
neben  Gpdcuc  Meinecke  del.  poet.  anth.  gr.  p.  134.  Kpatuc 
'stark'  zu  Kpeiccuuv,  Kpeioc,  aber  Kapiuvuu  Kdpxa,  KapiiCTOC  Kdp- 
Toc,  Kapxepöc,  ZujKdpTiic  Hier  scheint  ja  allerdings  die  Voll- 
stufe 'kret  zu  sein,  und  dann  wäre  xdpra  usw.  unerklärl)ar, 
aber  die  V'ergleichung  mit  got,  hardus,  lit.  l-artüs  lehrt  doch^ 
dass  wir  es  entweder  mit  einer  zweisilbigen  Basis  zu  thuii 
haben,  oder  dass  im  Griechischen  die  Stufe  Jn'ef  erst  neu- 
geschaffen ist. 

Griech.  TiXaTuc,  ai.  jn-fhüs;  lit.  platäs  aber  lehrt,  dass 
hier  der  Vokal  der  Li(iuida  ursprünglich  folgte. 

Die  Schwundstufe  muss  bei  den  ?;-Stämnien  entweder 
durch  das  Femininum,  das  ja  vielfach  die  dritte  Silbe  betonte, 
oder  durch  Kompositionsl)ildungen  veranlasst  sein. 

4.  Die  f/-Stämme  zeigen  ap,  bdpcic.  )udpTTTic,  Kdpcic.  sind 
aber  sicher  nicht  nnbeeinflusst. 

5.  Die  na-  und  ;?e«-Verben  haben  ap.  Griech.  dpvu)aai, 
TTTdpvu^ai,  lat,  sternuo,  griech.  GdpvucGai,  Gdpvuxai  bei  Hesych. 
ausser  der  Buchstabenfolge,  hom.  udp-vajuai,  ai.  uir-nafl,  öpvu|ui, 
ai.  rnönii. 

(5.  Einzelne  Fälle  sind:  judpiuc,  ßpaßeuc,  ludpirmu,  ßpaKciv; 
CTpatöc  und  cidpioi  •  ai  xdEeic  toO  ttXi^Gouc,  Kapbia  und  Kpabia. 
Homer  hat  Kpabia,  Kapbii;]  aber  steht  im  Anfang  des  Verses  W. 
2,  452,  der  11.  12  und   14,   152  wiederkehrt  usw. 


158  He  rill  an  Hirt, 

Alle  diese  Beispiele  lassen  aber  fast  iiirg-eiids  melir  ein 
klares  Verhältnis  erkennen,  und  es  ist  unnütz,  sie  zu  vermehren. 
Die  Hauptarg-umente  für  unsere  Ansicht  werden  bleiben:  der 
Lok.  riur.  TTaipdci,  und  ijTTÖbpa(K)  zu  bepKO)Liai.  Es  hiess  ja 
allerdings  ebpaKov,  aber  fühlte  man  den  Zusammenhang  noch? 
Im  absoluten  Auslaut  stehendes  ;•  seheint  durch  ap  vertreten 
gewesen  zu  sein. 

Eine  Frage  l)leibt  noch  zu  erörtern.  Wie  sind  antekon- 
sonantische  ei  und  eit  behandelt.  Die  Vorstufe  niuss  auch 
liier  cl  und  eti  gewesen  sein,  die  aber  wohl  schon  im  Idg.  zu 
/  und  u  geworden  sind.  Kögel  und  nach  ihm  Osthofl",  so  Avie 
manche  andere  haben  zwar  gemeint,  der  \Veg  von  ei  zu  i, 
von  eu  zu  u  sei  über  l  und  ü  gegangen.  Diese  Ansicht  scheint 
mir  nicht  zu  Recht  zu  bestehen,  denn  thatsächlich  zeigt  sich 
kaum  jemals  ein  ^  neben  i,  wenn  ei  tautosyllabisch  war. 
Gleichungen  wie  ai.  ridmd,  griech.  /ib)uev,  got.  icitum,  ai. 
vivlsü)',  griech.  J^eJ^iKTOV,  ai.  hibhidur,  an.  bito,  ai.  huddJids, 
griech.  ttuctöc,  got.  hudans  zeigen  klar  und  deutlich,  dass  ei 
und  i  thatsächlich  völlig  zusammengefallen  sind,  l  und  ü 
dagegen  treten  fast  immer  als  die  Produkte  zweisilbigei'  Wurzeln 
auf,  wie  z.  B.  in  ai.  hhüfvä,  gerni.  Vüüdaz.  Hier  ist  aber 
oifenbar  eine  sekundäre  Dehnung  durch  Kontraktion  eingetreten. 
Fast  alle  Wurzeln,  die  auf  i,  u  auslauten,  sind  zweisilbig. 
Ausgenommen  ist  wohl  nur  '^eimi.  Traten  Formen  wie  idg. 
H-Jäfös  dann  in  Enklise,  so  entwickelte  sich  regelrecht  *A7?/fds. 
Auch  sie  verhalten  sich  wie  hJie-re  zu  hhre. 

Die  Lautgruppen  Sonorlaut  +  Vokal,  idg.  ie,  ije, 
re,  Ie,  me,  ne. 

Auch  wenn  der  Sonorlaut  dem  Vokale  vorherging,  konnte 
der  Vokal  vollständig  schwinden  oder  nur  reduziert  werden. 
In  jenem  Falle  mussten  sich  i,  u,  r,  /,  m,  n  ergeben,  was 
aber  geschah  im  anderen  Falle?  A  priori  ist  es  nicht  wahr- 
scheinlich, dass  ein  vorhergehendes  r,  1,  ni,  )i  auf  den  schwaelien 
Vokal  dieselbe  Wirkung  ausgeübt  habe,  wie  ein  folgendes. 
Es  lieisst  denn  im  (iermanischen  auch  ahd.  inezzan,  InctaUy 
tri'tan,  kresan.  Diese  Formen  sprechen  stark  gegen  den  Ein- 
iiuss  der  Sdiiore.  In  Formen  wie  pnislaiis  zu  J))'isla)i  würde 
ich  natürlich  y  sehen,  so  weit  sie  nicht  auf  analogischer  Neu- 
bildung beruhen. 


Akzentstudien.  159 

Rückblick. 

Was  ich  bisher  ausgeführt  habe,  ist  nicht  neu,  sondern 
fast  durchweg-  von  der  einen  oder  von  der  anderen  Seite  vor- 
getragen worden.  Ich  glaul)e  aber  gezeigt  zu  haben,  dass 
zwisclien  den  einander  entgegenstehenden  Ansichten  Brugmann- 
Osthotfs  und  Joh.  Schmidt-Bechtels  sehr  wohl  eine  Brücke  zu 
schlagen  ist.  Bechtel  sagt  zwar  HPr.  136:  "Unser  Gegensatz 
(d.  h.  zwischen  B.  und  Brugmann)  ist  ein  prinzipieller  und 
somit  eine  prinzipielle  Verständigung  ausgeschlossen."  Ich 
glaube,  dass  trotzdem  eine  Vereinigung  nuiglich  ist,  denn  auch 
ich  "stehe  auf  den  Schultern  Askolis  (Kritische  Studien  XXXI  ff.) 
und  Ficks  (BB.I  Iff.).  die  die  einsilbige  Wurzel  als  ursprünglich 
zweisilbig  zu  betrachten  gelehrt  haben,"  — •  der  Beweis,  dass 
viele,  nicht  alle  einsilbigen  Wurzeln  zweisilbig  gewesen  sind, 
ist  ja  nunmehr  durch  das  Gesetz  der  Dehnstufe  geliefert  — 
und  ich  glaube  trotzdem  r  und  n  annehmen  zu  müssen.  Die 
Einigung  scheint  mir  auf  einer  erweiterten  Basis  auch  heute 
noch  sehr  wohl  möglich,  denn  an  und  für  sich  ist  doch  gegen 
r  und  n  nichts  einzuwenden. 

Ich  gebe  noch  einmal  eine  Übersicht  dessen,  was  ich 
für  gesichert  oder  für  wahrscheinlich  halte,  indem  ich  zugleich 
Rechenschaft  darüber  abzulegen  suche,  wer  die  betreffende 
Ansicht  zuerst  geäussert  hat. 

Absolut  notwendig  ist  die  Annahme  zweier  Schwächungs- 
stufen, von  denen  wir  die  erste  anlautend  im  Vortone,  die 
zweite  in  nachtonigen  Silben  antreffen.  Im  ersten  Falle  ist  der 
Vokal  nicht  geschwunden,  sondern  nur  reduziert.  Ob  wir  ihn 
als  d  (Bartholomae,  Bechtel)  oder  e  (Joh.  Schmidt)  oder  als 
stimmlos  ansehen,  ist  zunächst  eine  nebensächliche  Frage.  Wir 
werden  ihn  wohl  nicht  absolut  sicher  bestimmen  können,  sicher 
können  wir  nur  sagen,  er  war  nicht  e  und  er  war  auch  nicht 
0  (griech.  a,  ai.  /),  ich  halte  ihn  für  stimmlos.  Wir  werden 
daher  ansetzen  mit  Joh.  Schmidt  peldös  und  mit  Osthoff  esmes, 
mit  Schmidt  und  Bechtel  hhe-re,  me-ne,  und  konsequeuterweise 
e-ie,  e-ue,  und  mit  Schmidt  auch  teiitös  usw.  Von  Osthoff  stammt 
die  Annahme  (MU.  II  14 Fn.),  dass  im  Satzanlaut  (Füge  hinzu: 
Sprechtaktanlaut)  die  "nebentonige  Tiefstufe"  stand;  nur  sind 
die  Grundformen  nicht  mit  nn,  sondern  mit  c-n  usw.  anzusetzen. 
Al)cr  den  Schluss,  dass  wenn  es  liuvat,  aber  d-hvat  lautgesetz- 


160  -M.  H.  Jellinek, 

lieh  im  Indischen  und  Indogermanischen  hiess,  dass  alsdann 
auch  zwischen  einem  tentos  und  'tntos  zu  unterscheiden  ist^ 
haben  Osthoff  und  Brniiuiann  darum  nicht  gezog-en,  weil  die 
Iteiden  P""ormcn  in  den  Ein/,els})rachen  zusammengefallen  sind. 
Es  ist  aber  unbedingt  nötig,  dass  an  die  Stelle  der  reinen 
Induktion  die  Deduktion  tritt,  und  dass  man  auch  auf  das  Idg, 
den  .Satz  von  der  Ausnalmislosigkeit  der  Lautgesetze  anwende, 
das  heisst  in  diesem  Falle:  Sind  etliche  vortonige  Silben 
geschwächt,  so  müssen  alle  geschwächt  worden  sein,  auch  da 
wo  wir  es  nicht  mehr  genau  konstatieren  können. 

Auf  der  anderen  Seite  tritt  nach  dem  Tone  voller  Vokal  ■ 
ausfall  ein.  Wenn  trot/xlem  die  Silbe  als  solche  bestehen  bleibt, 
so  müssen  r,  Z,  m,  n  sonantischc  Funktion  übernommen  haben. 
Aus  ai.  pada{7n),  griech.  TTÖba,  lat.  pedem,  got.  fötu  gegen- 
über N.  ai.  päd,  griech.  ttguc,  lat.  ^je.s^,  got.  föt(-us).  und  ai. 
gdm,  griech.  ßüuv,  ai.  dyäm,  griech.  Zfiv  lässt  sich  in  der 
That  m  genau  so  sicher,  wie  aus  ai.  püfsu,  griech.  Traipdci 
gegenüber  TTarpöc  idg.  r  crschliessen. 

Thatsächlich  liegt  also  auch  hier  die  Wahrheit  in  der  Mitte. 

Weitere  Fragen,  die  mit  diesem  Proldem  zusannnenhän- 
gen,  werde  ich  im  folgenden  Aufsatz  behandeln. 

Leipzig-Gohlis.  H.  Hirt. 


Die  Alizental)stiiiuiig  eine  Naturnotwendi^s^keit 


Paul  hatte  in  den  Beiträgen  VI  KU  behaui)tet,  zwei 
auf  einander  folgende  Silben  könnten  nicht  ganz  gleiche  Ton- 
höhe oder  gleiches  Tongewicht  haben.  Ich  1)emerkte  in  mei- 
nen Beiträgen  zur  Erklärung  der  germ.  Flexion,  man  dürfe 
diesem  Satze  nicht  mit  Paul  den  Ptang  eines  Naturgesetzes^ 
zugestehen.  Meinen  Ehispruch  begründete  ich  mit  meiner 
Sclbstl)eobachtung,  die  ein  al)wcichendes  Resultat  ergab,  und 
mit  Angaben  von  Sievers  und   Kock. 

Ohne  sich  in  eine  Kritik  der  von  mir  vorgebrachten 
Argumente  einzulassen  —  bei  ihrem  empirischen  Charakter 
wäre  eine  Kritik  auch  kaum  denkbar  —  erklärte  mein  Re- 
zensent V.  Michels  in  <len  IF.   I   Anz.  :»2,  die  Behauptung,  es 


Die  Akzentabstufuni;-  eine  Natuniotwendig-keit.  161 

seien  nicht  zwei  gleich  stark  betonte  Silben  nebeneinander 
niög-lich,  habe  nicht  den  Charakter  einer  Hypothese,  sondern 
l)eruhe  auf  einem  Gesetz  der  Ai)])erception.  Er  verwies  anf 
Wvindt  Psychologie  II "-  248  tt'. 

Schon  vor  längerer  Zeit  hatte  ich  die  Absicht,  die  Ein- 
wände zu  widerlegen,  die  gegen  meine  Kritik  von  Pauls  Syn- 
kopierungstheorie  erhoben  worden  waren.  Aus  Gründen,  die 
nichts  zur  Sache  thun,  habe  ich  diesen  Plan  aufgegeben. 
Wenn  ich  mich  jetzt,  nach  vier  Jahren,  gerade  gegen  die 
Äusserung  von  Michels  wende,  so  geschieht  es  nur,  weil  das 
Zitat  Sgl  Wundt  Psychologie  H^  248  ff.,  Michels  IE.  I  Anz.  32' 
zu  einer  verderblichen  Formel  zu  werden  droht.  Sie  hat  neuer- 
dings auch  in  ein  Handbuch  —  Hirt  Der  indogermanische  Ak- 
zent S.  12  —  Eingang  gefunden  und  so  muss  man  fürchten, 
dass  der  Irrtum,  in  den  Michels  verfallen  ist,  zu  einem  Gemein- 
besitz der  Sprachforscher  werde. 

Um  jMichels"  Irrtum  nachweisen  zu  können,  muss  ich 
um  die  Erlaubnis  bitten,  die  Stelle  aus  Wundts  Psychologie, 
auf  die  es  ankommt,  hieher  setzen  zu  dürfen.  Sie  steht  auf 
S.  249  der  3.  Auflage  i). 

'nieschränken  wir  uns  auf  den  schon  eben  vorausgesetz- 
ten Fall  regelmässiger  Pendelschläge,  die  sich  objektiv 
vollkommen  gleichen-),  so  werden  dieselben  gleich- 
wohl nicht  einander  vollkommen  gleich  aufgefasst,  sondern  wir 
verbinden  sie  zu  kleineren  Grupi)en,  indem  wir  einzelne  unter 
ihnen  rhythmisch  betonen  und  auf  diese  Weise  rhythmische 
Reihen  von  der  Beschaifenheit  der  früher  (S.  74  f.)  betrach- 
teten Taktformen  l)ilden.  Eine  absolute  Unterdrückung  dieser 
rhythmischen  Gliederung  ist  unmöglich.  Der  einzige  Effekt, 
den  das  Strel)en  hierzu  hervorbringt,  besteht  in  der  Reduk- 
tion auf  die  einfachste  Taktform,  die  des  Zweiachteltaktes, 
indem  regelmässig  einfach  betonte  und  nicht  l)etonte  Eindrücke 
mit  einander  wechseln." 

Setzt  man  an  Stelle  der  Pendelschlägc  Sprachsilben,  so 
hcisst  das:  eine  Reihe  objektiv  gleich  stark  betonter  Silben 
wird  nicht  als  gleich  stark  betont  empfunden. 


1)  Inzwischen  (1893)  ist  zwar  eine  nene  Autla,ü-e  erschienen; 
allein,  da  sich  in  der  früher  erwähnten  Formel  die  dritte  behauptet, 
so  zitiere  auch  ich  nach  ihr. 

2)  Von  mir  gesperrt. 

Indogermanische  Forschungen  VII  1  u.  2.  H 


162     M.  H.  Jellinek,  Die  Akzcntabstiitung' eine  Natuniotwendig-keit. 

Ich  weiss  kaum,  ob  ich  noch  ein  Wort  hinzuzufügen 
habe.  Wenn  wir  uns  die  Frage  vorlegen,  ob  zwei  auf  ein- 
ander folgende  Silben  gleich  stark  betont  sind,  so  wollen  wir 
doch  wissen,  ob  in  Wirklichkeit,  objektiv,  diese  Silben  mit 
derselben  Exspirationsstärke  hei'vorgebracht  werden.  Der  aku- 
stische Eindruck  dient  nur  als  iMittel  um  zur  Erkenntnis  des 
objektiven  Thatbestandes  zu  gelangen.  Und  wenn  wir  etwa 
sagen,  in  diesem  oder  jenem  zweisilbigen  Worte  ist  die  zweite 
Silbe  reduziert  worden,  weil  sie  schwächer  betont  war,  als 
die  erste,  so  meinen  wir,  dass  die  Exspirationsstärke,  nut  der 
diese  Silbe  hervorgebracht  wurde,  objektiv  eine  geringere  war, 
nicht  aber,  dass  sie  bloss  von  dem  H()renden  als  geringer 
empfunden  wurde. 

Die  von  Wundt  behandelte  Erscheinung  ist  also  keines- 
wegs geeignet  Pauls  Hypothese  zu  einem  Naturgesetz  zu  erhe- 
ben. Im  Gegenteil.  Wenn  objektiver  Gleichheit  der  Tonstärke 
subjektive  Ungleichheit  entspricht,  so  ergibt  die  Umkehrmig 
dieses  Satzes,  dass  sell)st  wenn  die  Selbstbeobachtung  Ver- 
schiedenheit der  Tonstärke  zweier  auf  einander  folgender  Sil- 
ben wahrnimmt,  doch  objektiv  Gleichheit  vorhanden  sein  kann. 

Diejenigen,  die  Michels  folgten,  hätte  es  schon  stutzig 
machen  sollen,  dass  er  von  einem  Gesetz  der  Apperzeption 
spricht.  Kein  Mensch  hat  bisher  die  Hervorbringung  von 
Sprachlauten  als  Apperzeption  l)ezeichnet.  Und  auf  die  Her- 
vorbringung kommt  es  bei  sprachhistorischen  Untersuchungen  an. 

Gegen  meine  Bemerkungen  in  den  Beitr.  z.  Erkl.  d.  germ. 
Flexion  könnte  Wundts  Lehre  nur  in  folgender  Weise  ange- 
führt werden.  Wenn  der  berühmte  Physiolog  und  Philosoph 
AVundt  ein  Gesetz  aufstellt,  aus  dem  sich  ergibt,  dass  zwei 
aufeinander  folgende  Silben  nicht  als  gleich  stark  betont  apper- 
zi[»iert  werden  können,  so  verdient  es  mehr  Glaul)en,  als  wenn 
Jellinek  uns  sagt,  dass  er  in  seiner  Aussprache  der  Verbindung 
''nmtifjes  Pferd'  die  beiden  mittleren  Silben  gleich  stark  be- 
tont emptinde.  Es  steht  natürlich  jedem  frei,  die  Richtigkeit 
meiner  Beobachtungen  zu  bezweifeln.  Ich  IjcCände  mich  dabei 
in  guter  Gesellschaft,  denn  auch  die  Angaben  des  als  feiner 
Beobachter  bekannten  Phonetikers  Axel  Kock  müssten  für 
irrig  erklärt  werden.  Aber  iür  das  Problem  wäre  es  ganz 
gleicligiltig,  ol)  ich  meine  Aussprache  zu  be((bacliten  verstehe 
oder  nicht,  da   es  sicli.   wie  l)emerkt.   nicht   um  siibiekti\e  Ein- 


Victor  :\richel.s  'Vgl  Wundt'.  163 

drücke,  sondern  um  objektive  Exspirationsstärkeverhältnisse 
handelt.  Zwei  auf  einander  folg-ende  Silben  könnten  gleich 
stark  betont  sein,  auch  wenn  meine  Selbstbeobachtuni;'  mit 
Wnndts  Apperzeptionsgesetz  in  AMderspruch  stände.  Allein 
auch  das  ist  nicht  der  Fall. 

Wenn  man  die  von  Wundt  zitierte  Stelle  seines  Werks, 
S.  74  f.,  nachschlägt,  so  wird  man  finden,  dass  Wundt  dort 
auch  dreiteilige  Takte  bespricht,  in  denen  die  den  schwachen 
Taktteil  bildenden  Noten  gleiche  Stärke  haben.  Also  nicht 
einmal  für  den  Standpunkt  der  subjektiven  Auffassung,  ergibt 
sich  aus  AYundts  Lehre,  dass  zwei  aufeinander  folgende  Sil- 
ben nicht  gleich  stark  betont  sein  können.  Dass  ich  aber 
beliebig  viele  Silben  hinter  einander  ohne  Tonabstufung 
spreche,  habe  ich  nie  behauptet. 

Darf  ich  mich  wohl  der  Hoffnung  hingeben,  dass  das 
^psychologische  Gesetz  der  Tonabstufung'  aus  der  linguistischen 
Litteratur  verschwinden  wird? 

Wien,  31.  Oktober  1895.  M.  H.  Jellinek. 


^Tai.  Wiiiidt'. 


Als  ich  vor  vier  Jahren  in  meiner  Rezension  von  Jelli- 
neks  ^Beiträgen'  das  grosse  Wort  "vgl.  Wundt',  wie  Jellinek 
meint,  gelassen  niederschrieb,  wusste  ich  ganz  gut,  dass  ich 
damit  ein  Problem  nicht  erledigte,  sondern  bei  Seite  schob. 
Ich  that  es  im  Grunde  mit  dem  unbehaglichen  Gefühl,  das 
einen  stets  zu  beschleichen  pflegt,  wenn  man  auf  Fragen  zu 
sprechen  kommt,  die  vom  Standpunkt  einer  Wissenschaft  zu 
lösen  sind,  an  deren  Arbeit  man  nicht  mitarbeitend  teilninnnt. 
Ich  wusste  und  weiss  ganz  gut,  dass  Wundts  Erklärung  des 
Rhythmus  auf  Zweifel  gestossen  ist,  gegen  die  ich  sie  nicht 
zu  verteidigen  vermag,  Aveil  mir  das  Beobachtuugsmaterial 
nicht  zur  Verfügung  steht,  über  das  man  bei  wissenschaft- 
licher Behandlung    dieser   Fragen    verfügen    nmss  ^).     Als  Re- 

1)  Eine  Untersuchung,  die  nucli  für  Grammatik  und  ÄIctrik 
schöne  Resultate  verspricht,  hat  seitdem  M  e  u  m  a  n  n  begonnen: 
Untersuchungen  zur  Psychologie  i;nd  Ästhetik  des  Khythmus,  Phi- 
losophische Studien  X  249  t!'.  393  ft". 


164  Victor  Michels, 

sultat  aber  schien  und  scheint  mir  trotzdem  aus  dem.  was 
die  experimentelle  Psychologie  festgestellt  hat,  zu  folgen:  dass 
eine  Reihe  objektiv  gleichstarker  Eindrücke  nicht  als  gleich- 
stark apperzipiert,  sondern  rhythmisch  abgestuft  wird.  Diese 
Einsicht  der  Psychologie  schien  und  scheint  mir  Non  Wich- 
tigkeit auch  für  die  Frage  der  Akzental »stufung  in  der  Sprache. 

Ich  wollte  den  Zusammenhang  betonen  zwischen  dem 
sprachliehen  Akzent-  und  dem  allgemeinen  Rhythmisierungs- 
gesetze,  den  Paul,  wie  ich  glaube,  ahnte,  von  dem  sein  Kri- 
tiker Jellinek,  wie  ich  sah,  keine  Ahnung  hatte.  Darum  ver- 
wies ich  auf  Wundts  Psychologie  als  bequemes  Handbuch. 
Aber  wie  gesagt,  wenn  jemand  mir  vom  Standpunkte  der 
experimentellen  Psychologie  kritische  Zweifel  entgegensetzt, 
könnte  ich  vielleicht  in  Verlegenheit  geraten.  Ich  bin  nicht 
unfehll)ar  und  will  dies  ein  für  allemal  bemerkt  haben,  damit 
niemandem  meine  Verweisung  zu  'einer  verderl)lichcn  Formel' 
werde. 

Nur  freilich  mit  so  schwachen  Argumenten  darf  man 
mir  nicht  kommen,  wie  Jellinek  das  thut,  für  so  unüberlegt 
darf  man  mich  nicht  halten,  wie  Jellinek  das  thut. 

Die  Anwendung  die  Jellinek  selbst  von  Wundts  Formu- 
lierung des  Rhythmisierungsgesetzes  macht,  lautet:  "eine  Reihe 
objektiv  gleich  stark  betonter  Silben  wird  nicht  als  gleich 
stark  empfunden".  Ich  habe  statt  dessen  gleich  gesagt,  gleich 
starke  Silben  seien  in  der  Sprache  nicht  möglich  und  dabei 
von  einem  Apperzeptionsgesetz  gesprochen.  Jellinek  glaubt 
einen  argen  logischen  Schnitzer  entdeckt  zu  haben  und  belehrt 
mich,  dass  Apperzeption  und  Hervorbringung  nicht  dasselbe 
sei.  Ich  antworte:  unter  Umständen  doch.  Ein  wesentlicher 
Faktor  bei  der  Fortpflanzung  der  Sprache  ist  bekanntlich  die 
Aufnahme  durchs  Ohr.  Wenn  nun  A  eine  Reihe  objektiv 
gleichbctonter  Silben  Hill  .  .  .  hervorbrächte  und  li  sie  rhyth- 
misch al)gestuft  aufnähme,  etwa  als  121212....,  wol)ci  2 
einen  von  1  verschiedenen  Grad  der  Tonstärke  bezeichnen 
soll,  so  Avürde  W  sie,  sollte  ich  meinen,  doch  auch  nur  als 
121212....  an  C  weitergeben.  Eine  Reihe  gleichbctonter 
Silben  irgendwo  und  irgendwann  einmal  hervorgebracht,  wäre 
also  in  der  Sprache  ein  totgcltorncs  Kind.  Ich  sage  deshall): 
eine  Reihe  gleichbetontcr  Silben  hinti-rciiiander  ist  in  der 
S]M'aclie  nicht  ni<t<;-|ich,  und  nenne  das  ein  Ap]ierzc])tionsgesetz. 


'V-1.  Wundt'.  165 

Wenn  mir  also  Jelliiiek  eimvendet:  ich  ))riiig'C  eine  Keilie 
^objektiv'  gleich  starker  Silben  hervor,  so  sage  ieli  ihm:  ich 
vermag-  sie  nicht  zu  hören,  und  wenn  er  mir  sagt:  Axel  Koek 
hört  sie,  so  erwidere  ich:  Axel  Kock  wird  sich  täuschen; 
denn  es  ist  eine  experimentell  bewiesene  Thatsache,  dass  eine 
Reihe  objektiv  gleicher  Eindrücke,  die  sich  so  rasch  folgen, 
dass  sie  eine  Vergleichung  gestatten,  nicht  als  gleich  empfun- 
den wird.  Von  'empirischer  Beobachtung'  aber  ist  bei  Jelli- 
iiek gar  nicht  die  Rede,  sondern  von  blossen  Behauptungen, 
Ich  stelle  nicht  Wundt  gegen  Jellinek,  sondern  Thatsachen, 
von  deren  Richtigkeit  sich  jedermann  überzeugen  kann  gegen 
Behauptungen,  von  deren  Richtigkeit  sich  noch  niemand  über- 
zeugt hat. 

Ich  würde  überhaupt  Jellineks  ganzen  Artikel  ignoriert 
haben,  Avenn  nicht  der  letzte  Absatz  einen  Einwand  brächte, 
<ler  etwas  Scheinbares  hat  und  den  ich  erwartet  habe.  Nicht 
um  eine  Reihe,  nicht  um  beliebig  viele  Silben  handelt  es 
sich  ja,  sondern  um  zwei.  Und  zwei,  Avirft  mir  Jellinek  ein, 
sind  kein  Haufen.  Darauf  antworte  ich:  Hier  ist  allerdings 
strenggenommen  eine  Lücke  in  der  Beobachtung,  und  ein 
Analogieschluss  setzt  ein,  aber  ein  solcher,  wie  er  allenthalben 
gemacht  Avird  und  gegen  den  nur  Hyperkritik  etAvas  einzu- 
Avenden  haben  Avird.  Experimentell  Avird  sich  ungeheuer  schwer 
nachAveisen  lassen,  dass  sich  zwei  objektiv  gleich  starke  Ein- 
drücke 1.1  subjektiv  zu  1.2  oder  2.1  umgestalten,  Aveil  es 
schAver  sein  Avird,  zAvei  solche  Eindrücke  zu  isolieren,  schAve- 
rer  die  subjektive  Emptiudung  abzumessen.  Erst  durch  die 
Wiederholung  Avird  der  Rhythmus  der  Beobachtung  zugäng- 
lich. Indessen  Aväre  es  doch  nicht  zu  verstehen,  dass  sagen 
Avir  4  Pendelschwingungen  sich  als  1212  markieren,  Aveiin 
nicht  schon  bei  zweien  ein  Oszillieren  der  Api)erzeption  vor- 
handen Aväre.  Das  Avird,  so  viel  ich  sehe,  auch  allgemein 
angenommen. 

Wundt  äussert  sich  darüber  zAvar  nicht,  ist  aber  gCAviss 
nielit  anderer  Ansicht.  Hätte  Jellinek  in  Wundts  Psychologie 
nur  etwas  Aveiter  geblättert,  so  Avttrde  er  denn  auch  unter  der 
Überschrift  '  Zeitliche  Verbindung  der  Schallvorstellungen  ' 
S.  83  f.  der  4.  Auflage  über  dreigliedrige  Takte  eine  inter- 
essante Bemerkung  gefunden  haben,  die  hierher  gehört.  Es 
g'ruppiert  sich    eine    rliA  thmisclie   Reihe   in   der   Tliat    niemals 


166  Victor  Michels,  'V-1.  Wandt'. 

SO,  (lass  zwei  Hebung-en  ziisaimncustossen,  und  es  g-riippiert 
sich  ein  dreig-liedriger  Takt  niemals  so,  dass  innerlialb  des 
Taktes  zwei  Senkung-cn  auf  einander  folgen,  sondern  die  Grund- 
form  aller  dreigliedrigen  Takte  ist   nach  Wundt  der  '■%  Takt 

in   der  Gestalt  *  *  i*.     "Hier,    lieisst  es  bei  Wiindt,    zeigt   die 

Praxis  sowohl  der  modernen  wie  der  antiken  Ehythmik,  dass 
der  schwere  Taktteil  inuner  zwischen  zwei  leichteren  einge- 
schlossen ist,  die  entweder  die  gleiche  Betonung  haben  oder 
wieder  unter  sich  von  verschiedener  Schwere  sein  können, 
niemals  aber  ist  der  leichte  Taktteil  von  zw^ei  gleich  schwe- 
ren  umfasst.     Es  sind  also  hier  nur  die  Grundformen 


»01000 


und 


»der 


'_U 


LU  i_U 

möglich,  nicht  al)er 

r  r  r  i  r_r_f • 

Hieraus  geht  hervor,  dass  dreig-liedrige  Takte,  wenn  sie  ihrer 
Bildung  nach  dargestellt  werden  sollten,  durchweg-  mit  der 
►Senkung  beginnen  müssten."  Die  Erklärung  der  Thatsache^ 
die  Wundt  nur  verzeichnet,  nicht  konnnentiert,  dürfte  in  der 
von  mir  geg-ebenen  Richtung-  liegen.  Weiteres  Beobachtungs- 
material wäre  zu  sammeln.  Ich  will  nur  eine  Beobachtung- 
aus  der  deutschen  ^Metrik  anreihen.  Hier  können  zwar,  wie 
bekannt,  zwei  Hebungssilben  zusanmientreffen,  aber  wenn  sie 
auch  metrisch  gleichwertig-  sind,  so  haben  sie  doch  durchaus 
nicht  gleiche  Stärke.  Es  sei  statt  weiterer  Ausführungen  nur 
auf  Sievers  Altgermanische  Metrik  i?  9  S.  21  hingewiesen  : 
".  .  .  So  dominiert  beim  Zusammentreffen  zweier  Hel)ungen 
im  Typus  C  Xz\lx  (§  15)  sichtlich  die  erste  über  die  zweite 
(vgl.  §  19,  3.  20,  1),  sodass  man  das  Versschema  auch  als 
Xf'l^x  bezeichnen  kann.  Gleiche  Stärke  wäre  liier  übellau- 
tend. Die  zweite  Hebung  mag  hier  absolut  betrachtet  nicht 
viel  mehr  Nachdruck  haben  als  eine  ""Xebenhebung';  sie  bleibt 
aber  nach  %  S,  2  doch  Vollhebung-,  weil  sie  nur  an  der  fol- 
genden Senkung-  gemessen  wird." 

Wird  sich  nun  dergestalt  die  von  der  Theorie  geforderte 
Abstufung-  für  zwei  benachbarte  starkbetonte  Silben  auch  wirk- 
lich direkt  nachweisen  lassen,  so  ist  der  Umstand,  dass  die 
feineren  Intensitätsuntorscliiede  l)ci  minderbetonten  nicht  ebenso 


Karl  Briig-mann,  Zur  Transskriprionsmisrre.  167 

allg-eniein  beobachtet  sind  und  von  Jcllinek  geleugnet  werden, 
noch  kein  Beweis  gegen  ihr  Vorhandensein.  A  jiriori  lässt 
sich  nicht  der  geringste  Grund  dafür  ausfindig  machen,  warum 
ein  Minus  der  Betonung  die  Abstufung  aufheben  sollte.  Wir 
dürfen  mangels  eines  direkten  Nachweises  den  indirekten  darin 
sehen,  dass  von  zwei  'unbetonten'  »Silben  die  eine  ausfällt,  also 
doch  unbetonter  gewesen  sein  muss  als  die  andere.  Selbst- 
verständlich handelt  es  sich  dabei  immer  um  Silben,  die  einer 
und  derselben  Apperzeptionseinheit  angelKiren,  also  zu  einan- 
der in  Beziehung  gesetzt  werden. 

Ein  Bissehen  Nachdenken  hatte  ich  seinerzeit  erwartet, 
als  ich  das  von  Jcllinek  gestreifte  ProI)lem  in  einen  grösseren 
Zusammenhang  stellte,  und  finde  es  nun  einigermassen  depri- 
mierend, dass  ich  mich  noch  nach  vier  Jahren  gegen  blosse 
Rechthaberei  verteidigen  muss. 

Jena,  November  1895.  Victor  Michels. 


Zur  Transskriptioiismisere. 


Das  Erscheinen  des  Grundrisses  der  iranischen  Philologie 
veranlasst  mich,  einige  Betrachtungen  über  die  im  Transskrip- 
tionswesen  in  unsrer  Wissenschaft  obwaltende  Zerfahrenheit 
sowie  einen  hierauf  bezüglichen  Vorschlag  den  Fach  genossen 
mit  der  Bitte  vorzulegen,  sich  ebentalls  zu  der  Sache  zu  äussern. 
Dass  der  immer  weiterschreitenden  Zersi)litterung  l^ald  irgend- 
wie ein  Ende  gemacht  werden  sollte,  diese  Ansicht  teile  ich 
wohl  mit  den  allermeisten  von  uns. 

Ist  es  schon  an  sich  wenig  erfreulich,  dass  die  Sprach- 
wissenschaft zur  Umschreibung  fremder  Alphabete,  zur  Dar- 
stellung erschlossner  vorhistorischer  Wortformen  und  zur  Ver- 
deutlichung irgendwann  geschehener  Lautbewegungen  mit  den 
gewöhnlichen  lateinischen  Buchstaben  nicht  auskonunt,  sondern 
diese  mit  diakritischen  Zeichen  zu  spicken  genötigt  ist,  so  ist 
es  gradezu  eine  Kalamität,  dass  seit  Jahrzehnten  vcrschiedne 
Schreibmethoden  für  dieselbe  Sprache  nebeneinander  lierlaufeu, 
dass  dieselben  Formen  von  diesem  mit  diesen,  von  jenem  mit 


168  Karl  Brugmann, 

jenen  Zeichen  gcsehrieben  werden,  nnd  dass  überdies  einige 
Gelehrte  ihre  >SehreiI)\veise  aller  ])aar  Jahre  oder  in  noch  kürzerer 
Frist  ändern.  Nieht  nur  plag-en  wir  Ling'uisten  damit  uns  gegen- 
seitig- und  unsre  Verleger  und  Drucker.  Der  heute  herrschende 
Wirrwarr  sehreckt  auch  manchen  Philologen  ab,  der  gerne 
die  Lehren  der  Indogermanistik  sieh  ohne  allzu  grossen  Zeit- 
aufwand zu  eigen  machen  und  sich  über  ihre  wichtigeren  For- 
schungsergebnisse auf  dem  Laufenden  halten  möchte.  Und 
doch  sollten  wir  grade  in  der  gegenwärtigen  Zeit  alles  thun, 
um  den  Zugang  zu  unsrer  Disziplin  den  in  den  angrenzenden 
Gebieten  Thätigen  und  mit  uns  Fühlung  Suchenden  nicht  über 
das  Unvermeidliche  hinaus  zu  erschweren. 

Nicht  in  allem  und  jedem  können  die  Umschreibungen 
auf  die  Dauer  festgelegt  werden.  Abänderungen  sind  jedes- 
mal nieht  nur  statthaft,  sondern  notwendig,  wenn  es  sieh  um 
die  Richtigkeit  der  Darstellung  handelt.  Erkennt  man  z.  B., 
dass  das  Zeichen  eines  fremden  Alphabetes,  das  man  bisher 
für  den  Ausdruck  eines  i-Lautes  gehalten  und  demgemäss  mit 
.s-  transskribiert  hat,  vielmehr  einen  sch-hmü  darstellt,  so  ist 
es  natürlich  erforderlich,  zu  .s  oder  sh  oder  wie  sonst  <ler  sch- 
Laut  bezeichnet  werden  soll,  überzugchen.  In  dieser  Weise 
sind  Korrekturen  älterer  Umschreibungen  wiederholt  notwendig 
geworden,  ich  erinnere  beispielsweise  an  das  Avestische.  Ebenso 
kann  die  Schreibung  der  einzelsi)rachlichen  oder  der  urindo- 
germanisclien  Grundformen  im  Fortschreiten  der  AVissenschaft 
nicht  innner  die  gleiche  bleiben.  Wer  jetzt  überzeugt  ist, 
dass  die  Anfangslaute  von  lat.  centnm,  rjemis  in  der  indogerma- 
nischen Urzeit  nicht  \'erschlusslaute,  sondern  Spiranten  gewesen 
sind,  thut  recht  daran,  die  entsprechenden  Grundformen  nicht 
mehr,  wie  früher  allgemein  üblich  war,  mit  Vcrschlusslautzeichen. 
sondern  nut  Spirantenzeichen  ( Uick  setzt  c  und  z,  Hartholomae 
,-z;  und  T'  ^'-h  schreiben.  Es  muss  selbstverständlich  auch  künftig- 
hin jedem  frei  stehen,  ans  solchem  Anlass,  um  der  wissen- 
schaftlichen Richtigkeit  willen,  Neuerungen  vorzunehmen. 

Der  Übelstand  ist  also  zum  Teil  ein  notwendiger  und 
unvermeidlicher,  und  es  handelt  sich  nur  um  die  Frage,  ob 
und  wie  sich  dem  steuern  lässt,  dass  Gelehrte,  die  über  einen 
bestinnnten  Laut  einer  Sprache  dieselbe  Ansicht  haben,  ihn 
<lo('h  verschieden  darstellen,  dass  man  z.  15.  den  cerebralen 
At7/-Laut  des  Altindisehen  l)ald  .s7/,  l)ald  .v,  bald  s,  l)ald  .s,  das 


Zur  Transskriptioiismisöre.  1G9 

kurze  o  des  Oskischen  bakl  ix,  bakl  i'i,  bakl  i\  bald  o  sclireibt, 
oder  dass  man  zur  Darstelknig-  des  konsonantisch  fuug-ierenden 
i  in  der  idg-.  Grundsprache  bahl  j,  bakl  y/,  bald  /,  zur  Dar- 
stellung der  palatalen  Tennis  in  derselben  Grundsprache  bald 
l',  bald  l;,  bald  K\  l)ald  l'^,  bald  k  g-ebraucht. 

Zu  der  heutig-en  lUintscheckig-keit  sind  wir  dadurch  ge- 
kommen, dass  sich  verschiedenartige  Prinzipien  neben  und 
g-egen  einander  Ikilin  zu  l)rechen  versucht  haben.  Da  haben 
die  einen  geltend  gemacht,  man  dürfe  unsern  Verleg-ern  nicht 
zumuten,  neue  Zeichen  schneiden  zu  lassen,  wo  vorhandne 
ausreichen;  diese  verlangten  z.  B.  für  i  consouans  j  oder  tj, 
nicht  /.  Andre  betonten,  man  dürfe  den  unsrer  Wissenschaft 
ferner  stehenden  Philologen  nicht  mit  zu  vielen  Hierog-lypheu 
kommen,  sonst  schrecke  man  sie  zurück;  sie  sehrieben  ebenfalls 
j  oder  //,  nicht  i,  idg.  Hntö.'i  (=  griech.  laxöc),  nicht  '^tntö.s 
oder  '^iiitö.s  usw.  Mehrere  legten  Gewicht  darauf,  dass  man 
das  Wesen  des  Lautes  so  genau  und  unmissverständlich  dar- 
stelle, wie  es  mit  den  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  überhaupt 
möglich  sei;  darum  z.  I>.  nicht  j,  sondern  i,  damit  man  den 
Laut  nicht  für  einen  »Spiranten  halte,  odei-  ai.  s,  auf  dass  der 
Laut  zugleich  als  scÄ-Laut  und  als  cerebraler  Laut  kenntlich 
sei.  Wieder  andere  wünschten,  dass,  wo  das  Originalalphabet 
ein  einheitliches  Zeichen  bietet,  jedesmal  auch  nur  ein  lateini- 
scher Buchstabe,  eventuell  mit  diakritischem  Zeichen,  gewählt 
werde;  deshalb  z.  B.  ai.  A-',  g\  nicht  l'h,  gh.  Andre  wiederum 
kamen  mit  der  Ästhetik  und  erklärten  z.  B.  den  Gebrauch 
griechischer  Lettern  inmitten  der  lateinischen  und  germanischen, 
z.B.  0  statt  />,  e  statt  ^  (Schwai,  für  eine  Geschmacklosigkeit, 
somit  für  verwertiich.  Und  so  weiter.  Dass  diese  versciiiedenen 
Grundsätze  auf  Schritt  und  Tritt  unversöhnlich  gegen  einander 
stehen,  liegt  auf  der  Hand.  Wer  diakritische  Anhängsel  an 
die  lateinischen  Buchstaben  vermeiden  will,  niuss  oft  auf  Genauig- 
keit in  der  Lautcharakterisierang  verzichten;  wer  die  griechi- 
schen Lettern  mit  benutzt,  um  es  der  Druckerei  bequem  zu 
machen,  niuss  der  Schönheit  ein  Opfer  bringen,  usw. 

Glaubt  nun  irgend  jemand,  dass  sich  das  Durcheinander, 
wie  wirs  heute  haben,  im  Lauf  der  Zeit  ganz  von  selber  in 
Harmonie  auflösen  werde  ?  Das  ästhetische  Moment  z.  B. 
wird  gegenüber  andern  Gesichtspunkten  immer  den  einen  viel 
oder  alles,  den  andern  wenig  oder  nichts  gelten,  und  so  kanii 


170  Karl  Bruii'in  a  nn, 

der  Widerstreit  nicht  /.iir  Riilie  konunen.  Ja  man  niuss  an- 
nehmen, dass,  )\'  mehr  Jünger  iinsre  Wissenschaft  g-ewinnt 
nud  je  mehr  Lantniianeen  man  entdeckt,  für  die  neue  Zeichen 
niitig  werden,  das  Variationsbihl  mit  der  Zeit  nur  um  so  bunter 
werden  wird. 

Abhilfe  ist  nur  auf  einem  Wege  möglich.  Jeder  muss 
sieb  klar  machen,  dass  es  vom  Übel,  dass  es  eine  Ver- 
sündigung am  Allgemeininteresse  der  Wissenschaft 
ist,  wenn  der  einzelne,  ohne  eine  Garantie  dafür,  dass 
er  durchdringen  werde,  in  Händen  zu  haben,  an  den 
Transskriptionen  herumdoktort  ^).  Er  muss  sieb  ferner 
klar  machen,  dass  nur  durch  strikte  Unterordnung- 
unter  eine  autoritative  Schreibmethode  bessere  Zu- 
stände herbeizuführen  sind.  und  er  muss  weiter 
bereit  sein,  demgemäss  auch  zu  handeln. 

Wenn  ich  von  Unterordnung  unter  eine  Autorität  spreche, 
so  wird  mich  hoffentlich  niemand  missverstehen.  Es  handelt 
sich  lediglich  um  Äusserlichkeitcn,  um  Formalien.  In  allera^ 
Avas  die  Forschung  selbst  betrifft,  bleibt  vollste  Freiheit  wie 
bisher. 

Und  in  Äusserliehkeiten  verwandter  Art  hat  doch  schon 
mancher  sich  unterwerfen  gelernt.  Warum  sollte  es  hier 
g.ar  so  schwer  sein?  Wenn  ein  deutscher  Gelehrter  z.  B.  die 
aspirierten  Tenues  des  Armenischen,  Hübschmanns  Umschrei- 
bung sicii  fügend,  jj',  f,  //  schreibt,  während  er  ph,  tli,  Mi 
für  schöner  oder  pi-aktischer  hält,  so  begeht  er  gewiss  keinen 
grösseren  Raub  an  seiner  Eigenart,  als  wenn  er.  während  ihm 
die  deutsche  Druckschrift  sympathischer  ist  als  die  lateinische 
—  noch  vor  nicht  langer  Zeit  war  die  letztere  auch  manchem 
Sprachforseher  recht  zuwider  — ,  seine  Aufsätze  odi'r  laudier 
gleichwohl  mit  lateinischer  Schrift  drucken  lässt.  Auch  wollen 
wir  uns  ja  den  Transskriptions-Autoritäten  nicht  unterwerfen, 
um  ihnen  eine  Ehre  zu  erweisen,  sondern  einzig  darum,  weil 
ein  Notstand  vorliegt,  der  dringend  Abhilfe  heischt  und  dem 
anders,  so  viel  ich  wenigstens  sehe,  nicht  abgeholfen  wer- 
den kann. 


1)  Ich  gestehe  gerne,  selber  früher  ein  paarmal  gegen  diesen 
Satz  g(;liandelt  zu  haben.  Ich  habe  das  nnibrisclie  r,  für  Rüclielers 
<l  und  Breals  d,  und  die  nrindog'ermani.scIu'n  Ä*,  </,  für  A',  //',  auf  dem 
Gewis.sen. 


Zur  Transskriptionsmihere.  ITl 

Im  gcg-enwärtigen  Zeitpunkt  nun  dürfen,  sclieiiit  mir, 
folgende  Sclireibsysteme  für  verschiedne  idg.  Sprachen  getrost 
als  solche  bezeichnet  werden,  die  die  beiden  Eigenschaften 
der  Brauchbarkeit  für  die  linguistischen  Zwecke  und  der  auto- 
ritativen Stellung  vereinigen,  und  von  denen  ich  daher  dringend 
wünschen  möchte,  dass  sie  fortan  von  allen  Fachgenossen  — 
ich  spreche  nur  von  den  Linguisten,  nicht  von  den  Philologen!  — 
befolgt  würden. 

1)  Die  Transskription  der  iranischen  Sprachen 
im  Grundriss  der  iranischen  Philologie.  Auf  keinem 
indogermanischen  Einzelgebiet  war  die  Zerfahrenheit  bisher 
so  gross  wie  im  Altiranischen,  speziell  im  Avestischen,  seitdem 
Justis  Umschreibung  abgesetzt  worden  ist.  Wenn  sich  jetzt 
die  hervorragendsten  Erforscher  der  iranischen  Sprachgeschichte 
in  dem  genannten  Grundriss  zu  einheitlicher  Schreibung  zusam- 
mengefunden haben,  so  erscheint  es  mir  als  Pflicht  jedes 
Indogermanisten  gegen  seine  Fachgenossen,  mag  er  auch  viel- 
leicht in  dieser  Transskription  einen  Rückschritt  gegen  ältere 
Transskriptionen,  etwa  gegen  die  Jacksonsche,  sehen,  sich 
einfach  anzuschliessen.  Dabei  ist  es  unwesentlich,  ob  man  im 
Avestischen  das  Hinaufsetzen  gewisser  Buchstaben  über  die 
Linie  mitmacht  oder  nicht,  ob  man  z.  B.  po^'rii  oder  pouni 
schreibt.  Auch  verschlägt  es  nichts,  wenn  einer  sich  im  Alt- 
persischen der  von  Bartholomae  hypothetisch  zugesetzten  n 
und  /?,  z.  B.  ha'klaka'',  zu  enthalten  vorzieht. 

Ob  die  Iranisten  in  ih.ren  philologischen  und  historischen 
Arbeiten  der  Umschreibung  des  linguistischen  Teiles  des  Grund- 
risses folgen  werden  oder  nicht,  das  hat  uns  Sprachforscher 
nicht  zu  künnnern. 

2)  Die  Transskription  des  Armenischen  in  Hübsch- 
manns Armen.  Grammatik  (L  T.,  Leipzig  1895).  Hübsch- 
manns Schreibung  hatte  schon  durch  seine  Armen.  Studien  I 
(188o)  weitere  Verbreitung  unter  uns  gewonnen.  Ich  bedaure, 
dass  der  Gelehrte  jetzt  in  der  Grammatik  ein  paar  Änderungen 
vorgenommen,  dass  er  e  durch  r),  X  durch  i  und  dasjenige  o, 
welches  im  12.  Jahrb.  für  altes  au  aufgekommen  ist,  durch 
ö  ersetzt  hat.  Diese  Neuerungen  fallen  nicht  in  die  Kategorie 
der  notwendigen,  und  wer  der  S])racliwissenschaft  eine  Trans- 
skription geliefert  hat,  die  auf  dem  besten  Weg  ist  das  all- 
gemeine Bürgerrecht  zu  gewinnen,  der  sollte  sich  selber,  meine 


172  Karl  B rüg- mann, 

ich,  durchaus  auf  die  n  oiii  Gesichtspunkt  der  wissenschaftlichen 
Richtij;keit  aus  g-eboteuen  Abänderungen  beschränken.  Sonst 
ermuntert  er  andere  dazu,  auch  ihrerseits  'Verbesserungen'  anzu- 
briiigen,  und  die  Einheitlichkeit  geht  bahl  ganz  in  die  Brüche. 
Lassen  wir  es  also  nunmehr  bei  der  Schreibung  der  Armen, 
nrammatik,   lasse  es  dabei  aber  auch  ihr  Verfasser! 

o)  Die  Schreibung  des  Albanesischen  in  G.  Meyers 
letzten  Veröffentlichungen,  z.  B.  in  seiner  Kurzgefass- 
ten  alban.  Grammatik  (Leipzig-  1888).  Auch  hier  muss 
ich  einem  P)edauern  Ausdruck  ge1)en.  Ein  junger  Indogermanist, 
der  sich  neuerdings  mit  Erfolg  dem  Albanesischen  zugewendet 
hat  und  von  dessen  Scharfsinn  und  Fleiss  wir  uns  noch  manche 
Aufklärung-  bezüglich  dieser  Sprache  versprechen  dürfen,  Hol- 
ger Pedersen,  hat  G.  Meyers  griechische  Zeichen  9  b  x  x' 
y  e  durch  p  d  x  x  ;^  d  ersetzen  zu  müssen  geglaubt.  Also 
auch  hier  droht  das  kaum  Errichtete  und  Gefestigte  schon 
wieder  auseinander  zu  bröckeln.  Und  was  war  für  Pedersen 
das  Hauptmotiv  zur  secessio?  Die  Brauchl)arkeit  der  Ortlio- 
§-rai)hie  für  die  Albanesen  selbst!  Ich  möchte  es  mir  zum 
Verdienst  anrechnen ,  dass  ich  Freund  Pedersen  vermocht 
hal)e,  es  wenigstens  in  seinen  ^albanesischen  Texten'  (Leipzig 
1895)  bei  Meyers  Schreibweise  zu  belassen  (vgl.  die  mit  die- 
:ser  meiner  Einwirkung  sich  beschäftigende  Anmerkung  bei 
Pedersen  S.  5)'). 

4)  Die  Umschreibung  des  oskischen  und  des  umbri- 
sclien  Nationalalphabetes  in  v.  Plantas  Grammatik 
der  oskisch-umbriseheii  Dialekte  ^1.  Bd.,  Leipzig  1892). 

5)  Die  T  r  a  n  s  s  k  r  i  p  t  i  0  n  des  G  o  tischen  i  n 
B  r  a  u  n  e  s  G o t.  G  r  a  m  m  a  t  i  k  (4.  A u fl.,  Halle  1895)  und 
die  Schreil)ung  des  Angelsächsischen  in  Sievers 
Angels.  (irannnatik  (2.  Aufl.,  Halle  1886),  des  Alt- 
nordischen in  Noreens  Altisländ.  und  Altnorweg. 
Grammatik  (2.  Aufl.,  Halle   1892). 

Nach  .lellineks  Aufsatz  über  das  gutische  ir  Ztschr.  f. 
deutsch.  Altert.  XXXVI  2()()  ff.  wird  vielleicht  mancher  Brau- 


1)  Zu  meiner  Freude  kann  irli  konstatieren,  dass  Pedersen 
jetzt  aueli  in  dem  Aufsatz  über  das  aihan.  Neutrum  Kuhns  Zeitschr. 
XXXIV  2«;!  ft'.    zu  Meyers   g-riechlselien    Lettern    zurückgekehrt    ist 

(Nachtrag-.) 


Zur  Transskriptionsmisere.  173 

lies  10  nicht  anerkennen  und  zu  r  zurückkehren  wollen  im  Inter- 
esse der  wissenschaftlichen  Richtiii,-keit.  Ich  will  einmal  zug'e- 
ben,  Jellinek  habe  Recht,  der  Laut  sei  im  Gotischen  spirantisch 
licwesen.  Trotzdem  hat  Braune  m.  E.  i'ccht  daran  gethan,  es 
in  der  4.  Auti.  bei  ic  zu  belassen,  id  als  Zeichen  für  einen 
spirantischen  Laut  lässt  sich  durch  nhd.  iv  verteidig-en,  und 
wir  dürfen  nicht  ohne  dringende  Not  ein  Zeichen,  das  beinahe 
allg-eiiiein  in  der  Sprachwissenschaft  angenommen  ist,  wieder 
aufgeben.  Ich  hebe  das  um  so  lieber  hervor,  weil  ich  selber 
in  meinem  Grundriss  bis  zur  letzten  Lieferung  noch  c  geschrie- 
ben habe.     Fortan  gebrauche  ich  w. 

6)  Die  Schreibung  des  Litauischen  in  Schlei- 
chers Litaii.  Grammatik  (Prag  18r)6).  Ich  bemerke  hier- 
zu, dass  Kurschats  Schreibweise,  von  der  Akzentuation  abge- 
sehen, den  Gebrauch  der  Schleicherschen  in  unsern  Kreisen 
nur  Avenig  beeinträchtigt  hat.  Auch  sind  die  Versuche,  für 
einige  lit.  Laute  Zeichen  einzuführen,  die  man  in  der  Trans- 
skription des  kyrillischen  Alphabetes  verwendet,  namentlich  s 
für  sz  und  c  für  cz,  ohne  nennenswerten  Erfolg  geblieben. 
Dass  Schleichers  Akzentbezeichnung  nicht  ausreicht,  ist  eine 
Sache  für  sich,  die  hier  nicht  in  Anschlag  kommt  ^). 

Die  Schreibung  des  Lettischen  in  ßielensteins 
W  e  r  k  e  n  (Die  1  e  1 1.  S  p  r  a  che,  Berlin  1 863.  64 1. 

7)  D  i  e  U  m  schrei  b  u  n  g  des  AI  t  b  u  1  g  a  r  i  s  c  h  e  n 
(A  1 1  k  i  r  c  h  e  n  s  1  a  V  i  s  c  h  e  n)  in  L  e  s  k  i  e  n  s  H  a  n  d  I)  u  c  h 
(2.  Aufl.  1886). 

Für  das  Altindische  mache  ich  keinen  Vorschlag-. 
Zwar  haben  wir  jetzt  Wackernagels  vorti-effliche  Grammatik 
(I.  Lautlehre,  1896),  und  vielleicht  möchte  es  mancher  als 
selbstverständlich  betrachten,  dass  wir  Linguisten  ihr  folgen. 
Aber  es  steht  das  Erscheinen  eines  Grundrisses  der  indischen 
Philologie  bevor.     Dieser  inuss  abgewartet  werden. 

Was  weiter  die  Schreibung-  de  r  'G  r  u  n  d  f  o  r  m  e  n' 
betrifft,  so  ist  es  beiden  ein  zel  sp  r  achli  ch  en  Grundfor- 
men, den  urarischen,  urindischen,  uriranischen  usw.,  vielfach 
üblich,  sich  an  die  Schreibweise  zu  halten,  die  man  für  die 
historischen   Formen    der    betreffenden    Sprache    oder  Dialekt- 


1)  Auch  Kurscliats  Akzentschr('il)uug'  1)0(lart'  jetzt  vom  Stand- 
punkt dei-  Sc'hreibrichtigkeit  aus  einer  Anzahl  von  Korrekturen. 


iT-l  Karl  Brii<i-inann, 

gTiippc  \er\veu(let.  ]\Iaii  sclireibt  z.  B.  vielfacli  urar.  ^'ifas 
und  urind.  *?/rt.s'  (nicht  '\jas  oder  *ms)  mit  Rücksicht  auf  das 
iiistorische  ai.  yds,  uritalisch  '^com  (nicht  *l-om)  mit  Rücksicht 
aiit"  iat,  cum  osk.  com  usf.  Hierü-eg-cn  ist  nichts  einzuwenden, 
und  wenn  in  diesem  Punkte  nicht  alle  in  gleicher  Weise  ver- 
fahren lind  auch  der  einzelne  nicht  konsequent  verfährt,  so 
konnnt  wenig  darauf  an.  Wichtiger  aber  scheint  mir,  dass 
in  der  Schreibung  der  urindogermanischen  Formen, 
soweit  sachlich  Einhelligkeit  besteht,  auch  gra])hische  Über- 
-einstinuuung  sei,  und  nach  dem  Prinzip,  das  dieser  Aufsatz 
vertritt,  muss  ich  mir  den  Vorschlag  erlauben,  dass  man  sich 
in  diesem  Punkte  nach  meinem  'Grundriss  der  vergleichenden 
Grammatik'  richte,  also  z.  B.  idg.  *ios,  nicht  '''Jos  oder  ^'\i/os 
=  ai.  yds,  idg.  ^genos,  nicht  '■^genos  oder  '^g^enos  =  ai. 
Janas  ^). 


Wenn  ich  oben  von  strikter  Unterwerfung  unter  autori- 
tative Schreibungen  sprach,  so  wird  es  freilich  nach  einer 
Richtung  hin  nicht  immer  möglich  sein,  Folge  zu  leisten,  aber 
auch  nur  nach  dieser.  Nicht  alle  in  Betracht  kommenden 
Druckereien  werden  alle  Typen  besitzen,  die  gemäss  den 
obigen  Vorschlägen  zur  Hand  sein  müssten,  und  da  wird  wohl 
hier  und  da  ein  Abweichen  von  der  Norm  nicht  zu  vermeiden 
sein.  Es  ist  indessen  kein  grosser  Schade,  wenn  z.  B.  in 
einer  Abhandlung,  in  der  das  Lettische  nur  eine  untergeord- 
nete Rolle  spielt,  zur  Darstellung  der  palatalisierten  (mouillier- 
ten; Konsonanten  statt  der  durchstrichencn  k,  g,  r,  /,  v  Bie- 
lensteins  die  Zeichen  k',  g',  r',  V,  n  auftreten.  Bezüglich  der 
häufiger  gebrauchten  Typen  aber  wird  man  bei  Durchführung 


1)  lu  der  2.  Aufl.  des  1.  Bandes  meines  Werkes  werde  ich 
in  der  Schreibung  der  idg.  Grundformen  nur  sachlich  notwendige 
Änderungen  vornehmen.  Ich  unterscheide  mit  Bezzenberger,  Ost- 
hott'  u.  a.  drei  Gutturalreihen  und  bezeichne  die  palatalen  Ver- 
schlusslaute, wie  bisher,  mit  k,  kh,  g,  gh,  die  reinvelaren  mit  q,  qh, 
ij,  ijh,  die  labiovelaren  mit  qV ,  q'Jli,  fjU,  gVh.  Den  zweiten  Kompo- 
nenten der  i-  und  «-Diphthonge  schreibe  ich  nicht  mehr  i,  y,  son- 
dern i,  u,  z.  B.  *ei-mi  'ich  gehe';  diese  Änderung  ist  durch  das 
geboten,  was  wir  jetzt  über  die  Betonungstjualitäten  der  idg.  Urzeit 
wis.sen. 


Zur  Transskriptionsmisere.  175 

meiner  Vorschläge,  denke  ich,  nicht  öfter  in  Verleg-enheit  kom- 
men als  bei  irgend  einem  andern  diskutabeln  Verfahren. 

Indem  icli  diese  Vorschläge  den  Fachgenossen  unter- 
breite, sehe  ich  nun  freilich  allerlei  Einwände  voraus,  und  ich 
möchte  auf  einige  von  ihnen  gleich  hier  noch  antworten. 

Erstens  wird  mau  sagen:  "Unsere  Wissenschaft  setzt 
fortwährend  die  verwandten  Sprachen  in  Beziehung  zu  ein- 
ander, und  darum  darf  bei  der  Umschreibung  der  fremden 
Alphabete  nicht  so  verfahren  werden,  dass  derselbe  Laut  in 
der  einen  Sprache  so,  in  der  andern  anders  transskribiert 
wird,  und  nicht  so,  dass  ein  Transskriptionszeichen  für  die 
eine  Sprache  etwas  andres  bedeutet  als  für  die  andre.  Nament- 
lich ist  es  unerträglich,  wenn  auf  diese  Weise  nächstverwandte 
Dialekte  und  Sprachen  in  Gegensatz  zu  einander  gebracht 
werden,  wenn  fortan  z.  B.  die  palatalen  Verschlusslautc  (oder 
Aftricatae)  des  Avestischen  durch  c,  /,  dagegen  die  des  Alt- 
indischen durch  c,  j  (angenommen,  dass  diese  Zeichen  vor- 
zuschlagen wären)  wiedergegeben  würden." 

So  bereitwillig  ich  zugestehe,  dass  eine  derartige  gra- 
phische Einheitlichkeit  an  sich  wünschenswert  wäre,  so  ent- 
schieden muss  ich  betonen,  dass  wir,  wollten  wir  uns  auf 
Beseitigung  dieser  Ungleichmässigkeiteu  einlassen,  meiner 
Überzeugung  nach  nie  und  nimmer  zum  Ziele  kommen.  Ausser- 
dem aber  ist  dieser  Übelstand  gar  nicht  gross,  auf  alle  Fälle 
nicht  so  gross,  dass  man  durch  ihn  sich  dürfte  bestimmen 
lassen  Aon  der  Regulierung  der  ganzen  Frage  abzusehen.  Es 
entstehen  bei  dem  Verfahren,  wie  ich  es  vorschlage,  keine 
grösseren  Inkongruenzen  als  sie  zwischen  Alphabeten  vor- 
handen sind,  an  denen  nun  einmal  nicht  zu  rütteln  ist.  Wie 
viele  stossen  sich  denn  z.  B.  daran,  dass  der  stimmlose  sx7; 
Laut  im  Litauischen  sz,  im  Slavischen  dagegen  .v  geschrieben 
wird,  oder  daran,  dass  //  im  Litauischen  etwas  ganz  andres 
bedeutet  als  im  AltkirchenslavischenV  Wer  sich  dies  gefallen 
lässt,  kann  sieh  auch  ai.  c  neben  avest.  altpcrs.  c  gefallen 
lassen,  und  wer  damit  einverstanden  ist,  dass  neben  lat.  capio 
^  l'dpio  altkirchenslav.  carh  =  fsarh  erscheint,  der  kann 
auch  noch  als  drittes  ein  ai.  ca  —  k'u  oder  tsa  in  Kauf 
nehmen  ^). 

1)  Der  Gedanke  liegt  nahe,    dass   man    auf  einer  Pliilolog'en- 


176  Karl  Bruyinann, 

Zweitens  wird  man  sagen:  "Wir  müssen  imsre  lin,:;ni- 
stische  Schreibweise  mit  der  der  Spezialpliilologcn  in  Ein- 
klang- bringen  und  in  Einklang  erhalten,  liinden  sich  nun 
/.  B.  massgebende  Vertreter  der  iranischen  Pliilok»o-ie  fortan 
nicht  an  die  Transskriptionen  des  iranischen  Grundrisses,  son- 
dern verbleiben  bei  älteren  Umschreil)ungen  oder  führen  aber- 
mals neue  Zeichen  ein,  dann  ist  auch  die  Schreibeinigkeit 
unter  den  Linguisten  nicht  auf  die  Dauer  aufrecht  zu  cihal- 
ten.  Wenn  aber  eine  für  jct/.t  unter  uns  Sprachforschein  viel- 
leicht zu  erzielende  Einmütigkeit  nicht  die  (Tcwähr  längerer 
Dauer  in  sich  trägt,  so  ist  es  besser,  wir  überlassen  die  Her- 
beiführung besserer  Zustände  den  Philologen." 

Allen  Respekt  vor  unsern  Philologen.  Aber  in  Trans- 
skriptionsfrageu  dürfen  wir  uns  nicht  einfach  von  ihnen  ins 
Schlepptau  nehmen  lassen.  Als  Linguist  habe  ich  meine  Freude 
daran,  dass  ich  im  Iranischen  mit  dem  Zeichen  0  (oder  mit 
dem  Zeichen  p),  im  Indischen  mit  dem  Zeichen  s  das  Wesen 
des  betreifenden  Lautes  deutlicher  zur  Anschauung  bringe,  als 
wenn  ich  dort  th,  hier  s/i  {s,  s  usw.)  schreibe.  Und  diese 
Klarheit  der  Darstellung  ist  zugleich  für  unsere  Lehrzwecke  von 
nicht  zu  unterschätzender  Wichtigkeit.  Je  komplizierter  und 
schwieriger  von  Jahr  zu  Jahr  die  idg.  Lautlehre  wird,  um  so 
notwendiger  erscheint  es,  dem  Anfänger  mit  einer  möglichst 
j)räzisen  Darstellung  der  Lautwerthe  zu  Hilfe  zu  kommen. 
Ein  grosser  Teil  der  Philologen  aber  ist  mit  seinem  Interesse 
bei  ganz  andern  Dingen  —  ich  verdenke  es  keinem  —  als 
bei  der  Lautgeschichte.  Er  erstrebt,  so  weit  er  der  Trans- 
skriptionsbuchstaben  überhaupt  bedarf,  neben  einer  ungefähren 
Richtigkeit  vor  allem  Einfachheit  und  Bequemlichkeit,  und 
unsere  diakritisch  verunzierten  Buchstaben  sind  manchem  unter 
ihnen  —  ich  verdenke  es  wiederum  keinem  —  ein  (ireuel. 
So  stehen  die  beiderseitigen  Interessen  vielfach  unversöhnlich 
einander  gegenüber,  und  deshalb  ist  es,  meine  ich,  gut,  wenn 
Jeder  von  beiden  Teilen  in  den  Transskriptionsfragen  seinen 
eignen  Weg  verfolgt,    damit  wenigstens  einerseits    die    lingui- 


versaminhiiig  eine  Kommission  mit  der  Ausarljcitiiug  oinos  mög- 
lichst oinheitliclu'.n  Umsciiriftsystems  für  uusre  linguistischen  Zwecke 
hcaiiftra<i'o.  So  weit  meine  Krfahruiif>"en  reirluM),  ist  ein  derartij>'er 
Wej;-  in  ähnlichen  Fra<;-en  nie  mit  Glück  beschritten  worden,  lind 
ich   liir  meine  Person   habe  keinerlei   Zntranen  zu  ihm. 


7j\\r  Ti-aiLsskriptinn.smis('re.  177 

stisclie  Traiisskriptioii  der  bctretfeudeii  Sprache  eine  einheit- 
liche werden  kann  und  andrerseits  ebenso  die  philologische. 
Dann  haben  wir  wenigstens  nur  zwei  Umschriftsysteme  für 
dieselbe  Sprache  statt  eines  halben  Dutzends  und  mehr. 

Weiter  aber  ist  es,  meine  ich,  auch  g-ar  kein  grosses 
Übel,  wenn  hier  die  Weg-e  in  etlichen  Einzelheiten  —  um 
mehr  als  um  einige  Einzelheiten  wird  es  sich  ja  wohl  nie  han- 
deln —  auseinandergehen.  Einem  Sanskritphilologen  z.  B. 
wird  es  nie  schwer  fallen  können,  die  wie  auch  immer  trans- 
skribiertcn  Sanskritwörter  in  einer  linguistischen  Arbeit  richtig 
zu  lesen.  Und  jedenfalls  fällt  die  Unbequemlichkeit,  die  nach 
dieser  Richtung  für  den  Philologen  erwächst,  lange  nicht  so 
schwer  ins  Gewicht,  als  der  Übelstand,  dass  z.  B.  klassische 
Philologen  oder  Germanisten,  denen  das  Sanskrit  nicht  geläufig 
ist,  dieses  in  den  sprachwissenschaftlichen  Arbeiten  in  den 
verschiedensten  Schreibarten  vorgeführt  bekommen. 

Man  wird  drittens  sagen:  "Alle  Linguisten,  zumal  die 
deutschen,  unter  einen  Hut  bringen  zu  wollen  ist  von  vorn 
herein  ein  aussichtsloses  Beginnen".  Nun,  ich  gebe  mich  nicht 
der  Illusion  hin,  dass  es  mir  durch  die  hier  zu  gebende  An- 
regung gelingen  werde,  alle  zu  vereinigen.  Es  gibt  allzeit 
Geister,  auf  die  in  solchen  Dingen  nicht  zu  rechnen  ist,  denen 
mau  ihre  Idiotismen  einfach  lassen  muss.  Aber  dass  es  wenig- 
stens gelingen  werde,  wenn  auch  vielleicht  nicht  sofort,  die 
Mehrzahl  zu  überzeugen  und  zu  einem  einheitlichen  Vorgehen 
zu  bewegen,  das  glaube  ich  zuversichtlich.  Was  aber  auch 
immer  der  Erfolg  dieser  Zeilen  sein  mag:  dixi  et  salvavi  ani- 
mam  nieam. 

Leipzig.  Karl  Brugmann. 


Urgerm.  zm. 


In  seiner  Anzeige  meiner  Urgerm.  Grammatik  (Behaghels 
Literaturblatt  1S9()  Sp.  187)  macht  mir  Fr.  Kluge  den  Vor- 
wurf der  Unkritik,  weil  ich  meine  eigne  alte  Ansicht  erneuert 
habe,  "wonach  tSeijhnundnx  für  Segismimdns  stehe,  wie  zm 
im  Urgerm.  zu  vim  ypunniKii  ^  skr.  tas^DiCii,  inwil  =  skr.  asmi) 

IniluLccnnauischc  For.sfhiiiii2:en  VII   1  u.  -',  12 


178  Wilhelm  Strei tbei'g, 

werde;  jedenfalls  —  fährt  Klug-c  fort  —  wenn  -ms  noeli  in 
A/liii/.s  ]'((fri/i/s  ^(üfduduuiis  im  o.  ,lalnli.  erhallen  geblie- 
ben ist,  kann  ich  es  nicht  für  erwiesen  erachten,  dass  schon 
im  1.  Jahrh,  -zm-  als  mm  erscheine." 

Als  ich  die  Stelle  las,  kam  mir  die  Geschichte  jenes 
Jnng-en  in  den  Sinn,  der  schmerz-  und  /ornerfüllt  ausrief: 
"Meinem  Vater  g-eschiehts  schon  ganz  recht,  dass  ich  mii-  die 
Ohren  erfroren  habe;  warum  kauft  er  mir  auch  keine  Pelz- 
mütze!" So  scheint  auch  Kluge  zu  denken:  "f]s  geschieht 
Streitberg  schon  ganz  recht,  wenn  ich  unkritisch  gewesen 
bin;  warum  akzeptiert  er  auch  ein  Lautgesetz  von  mir!"  Denn 
niemand  anders  als  Kluge  selbst  hat  das  Lautgesetz  vom  Über- 
gang eines  urgerm.  -zm-  in  urgenii.  -mm-  aufgestellt,  vgl. 
ausser  PBrB.  VIII  524  namentlich  Pauls  Grundriss  I  ^oö:  "In 
gut,  im  'ich  bin',  pamma  —  imma  'dem,  ihm'  muss  urgerm. 
mm  aus  zm  als  lautgesetzliche  Vertretung  gedeutet  werden." 
Ebenso  S.  391:  "Im  Dat.  Sg.  M.  N.  erscheint  got.  -mma 
{pa-mnta,  i-mnni)  für  älteres  -znie  idg.  -smfd  ....''  S.  372: 
"Im  Ind.  Sg.  bestanden  idg.  e.smi  —  est  .  .  .  e'.s'/i;  got.  im  is 
ist  sind  regulär."  Endlich  S.  346f. :  "Lautliche  Zeugnisse  für 
die   Unbetontheit    der  Pronomina    sind    unsicher;    in    betracht 

kommt das   mm   für  zm  in  got.  pamma  (skr.  fdsmdt), 

imma  (skr.  asmät);  das  m.  für  mm  in  ahd.  imo  demo " 

Man  sieht,  ich  befinde  mich  in  bester  Gesellschaft;  denn 
meine  alte  unkritische  Annahme  Segimundus  sei  aus  ^Segiz- 
7nu7idus  entstanden,  indem  -z»i-  zu  -mm-,  dieses  nach  unbe- 
tonter (oder  langer  betonter)  Silbe  zu  -m-  geworden  sei,  ist 
nichts  anders  als  eine  unmittelbare  Folgerung  aus  Kluges 
Erklärung.  Ich  kann  mir  den  Vorwurf  der  Unkritik  aus 
Kluges  Mund  daher  schon  gefallen  lassen,  um  so  mehr,  als 
auch  l>rugmann  Grundriss  I  §  582  Anm.  2  das  nnit  der  got. 
Pronomina  in  urgerm.  Zeit  aus  zm  entstanden  sein  lässt. 

Übrigens  muss  ich  den  jungen  Kluge  von  anno  1889 
gegen  den  alten  von  1896  ganz  entschieden  in  Schutz  neh- 
men. Das  -7nnh  der  got.  Pronomina  lässt  überhaupt  keine 
andre  Ilerleitung  als  die  aus  -.:ii/-  zu.  da  tiir  die  in  l)etraelit 
konnnenden  Singularkasus  der  Ijctr.  Pronomina  idg.  .stjt-  grade 
charakteristisch ,  von  idg.  -mm-  aber  nii'gends  eine  S])ni' 
zu  entdecken  ist.  Die  Erklärung  des  -mm-  in  /Kimma  ist 
also  um  kein  llaai'  anders  als  die  des  -,u|a-  in  lesb.  u|U)ue  usw. 


Ui'o'prm.  zm.  179 

Aber  Klug-e  hat  im  Jahr  1896  einen  diirchsehlag-enden 
Gegengrund  gefunden:  die  Dative  Aflims  usw.  Fast  war  ich 
in  Versucliung  mit  Khige  8p.  186  zu  sagen:  Man  traut  seinen 
Aug-en  nicht,  wenn  man  das  liest.  Zwischen  dem  in  und 
dem  «  von  Aflims  und  Genossen  ist  doch  ein  Vokal  geschwun- 
den, wahrscheinlich  ein  /,  wenn  man  von  ae.  dceni  aus  Schlüsse 
ziehn  darf.  Muss  ■miz  aber  wirklich  so  behandelt  werden 
wie  inlautendes  -zm-?  Die  Konsequenz  ist  mir  neu.  Hätte 
Kluge  wenigstens  noch  niimz  u.  dgl.  zitiert!  Da  gefällt  mir 
doch  das  Bedenken  des  jüngsten  Kluge  vom  Jahre  1882  weit 
besser,  das  aus  der  Bewahrung-  des  -zu-  im  Got.  herge- 
leitet ist.  Dass  auch  es  nicht  durchschlagend  sein  kann,  weil 
das  -mm-  von  pamma  g-ebieterisch  die  Herleitung  aus  idg. 
-sm-  verlangt,  scheint  der  Verf.  der  Vorgeschichte  erkannt 
zu  haben,  da  er  des  frühern  Zweifels  mit  keinem  Worte  ge- 
denkt. 

Kehren  wir  zum  Ausgang  zurück.  AVir  Avissen,  dass  ein 
Segimerus  einen  Segeste.s  zum  Bruder  hatte.  Dass  Segestes 
den  alten  e.y- Stamm  unversehrt  enthält,  unterliegt  keinem 
Zweifel.  Es  wäre  das  aber  ein  grammatisch  brichst  inter- 
essautes  Brüderpaar,  wenn  von  den  beiden  der  eine  den  es- 
Stamm  .s'^j^',s'-,  der  andre  den  i-Stanmi  seji-  als  erstes  Kom- 
positionsglied seines  Namens  führte.  Noch  dazu  einen  i-Stamm, 
der  dem  am  frühesten  belegten  germanischen  Dialekt,  dem 
Gotischen,  völlig  fremd  ist,  der  dem  dringenden  Verdacht  aus- 
gesetzt bleibt,  in  andern  germ.  IMiindarten  erst  infolge  der 
Wirksamkeit  der  Lautgesetze  entstanden  zu  sein.  Es  ist 
ewig"  schade,  dass  nicht  noch  ein  dritter  Bruder  bekannt  ist: 
zweifellos  hätte  dieser  seinen  Namen  von  dem  ?6-Stamni  se,ju- 
gcbildet! 

Freiburg  i.  d.  Schweiz.        Wilhelm  Streitberg. 


(iriecli.  cpepüVTUüv,  got.  bairamku'i,  ai.  hhnnintam. 

Seit  Brugmann  MF.  1  16.")  ff.  scheint  es  ziemlich  allg-e- 
mein  angenommene  Ansieht  zu  sein,  dass  die  3.  Ps.  Plur.  Imp. 
Akt.  griecli.  cpepövTuuv  eine  Neubildung  ist.  Mir  scheint  das 
nicht  richtig  zu  sein,  und  ich  habe  daher  got.  hawandau  dem 


180  Herman   Hirt, 

g-riech.  q)epövTU)V  direkt  g-leichg-esctzt,  was  den  Widcrspiiuli 
Jellineks  ZfdA.  XXXIX  136  hervorgerufen  hat.  Auch  11\  VI 
8.  61  if.  hin  ich  nicht  weiter  auf  die  griecliisclie  Form  ein- 
gegangen, will  aher  doch  jetzt  zur  Stütze  für  meine  ErkUirung 
des  got.  hairandaü  meine  Gründe  darlegen,  da  auch  IJrug- 
niann  Grdr.  11  S.  1325  Fn.  die  Gleicliung  hmramlau  griech. 
qpepövTuuv  für  falsch  erklärt.  Brugmanns  Annahme,  dass  qpe- 
pövTUüv  eine  Neubildung  nach  qpepövruu  und  dieses  wieder  nach 
cpepetuu  ist,  kann  ich  deshalb  nicht  billigen,  weil  die  voraus- 
gesetzte einwirkende  Form  jünger  ist  als  qpepöviuuv.  Ich  setze 
die  Belege  nach  G.  Meyer  Gr.  Gr.  ^  S.  499  hierher. 

1.  Der  Typus  cpepövTuu  ist  belegt:  lakonisch  biaYvövTuu 
Inschrift  aus  Tegea  lA.  i\^,  bövTuu  CI.  1331.  dvTpaijjdvTuu  Taf. 
V.  Her.  1,  127.  Delphisch  TrapexovTuj  eövTuu  dTTobövTuu  Tiapa- 
lueivdTUJ.  Arkadische  Bauinschrift  von  Tegea  TToevTuu  Z;a)uiövTUj 
d-fKöipuccövTuu  ivaxövTuu  biaYvövTuu;  iTpOYpacpövTuu  TreiGapxouvTuu 
eTTiTeXouvTuu  Kpivövxuu  cuvttTÖVTuu  u.  a.  auf  der  Mysterieninschrift 
von  Andania.  In  Rhodos  eTTi|Lie\riOevTaj  Can.'-^  183,  50.  Boiot. 
dvYpaH^dvBuu  (Aegosthene)  Coli.  1145,  15.  ouTrepbiKiövOuu  429. 
430.  baimiuveuj  500.  couXuüv9uj  501. 

2.  Der  Tyjjus  qpepöviujv  ist  dagegen  die  E^ndung,  die 
bei  Homer,  Herodot  und  den  älteren  Attikern  weitver- 
breitet und   auch   aus  dorischen  Inschriften   nachgewiesen   ist. 

Die  sprachlichen  Thatsachen  besagen  also,  dass  qpepöv- 
Tujv  älter  ist  als  cpepövTuü,  und  bei  solchen  Umständen  scheint 
mir  Brugmanns  Ainiahme,  wenn  nicht  unmöglich,  so  doch 
sehr  unwahrscheinlich  zu  sein.  Brugmann  stützt  sich  8.  165 
ferner  auf  eciuuv  i'tuuv  ''hom.  att.)  und  cctlucuv,  cpepexujcav  (att. 
dor.):  "diese  kcinnen  nändich  schlechterdings  nichts  anders  sein 
als  Pluralisierungcn  der  von  Alters  her  überkommenen  l'\irmeu 
wie  e'cTuu  cpepeiiju  (ecTuücav  :  ecTuu  =  eiiicav  :  ^\\\)  wie  auch 
schon  Bugge  in  KZ.  XXII  390  bemerkte.  Wie  wäre  aber 
die  Sprache  dazu  gekonnnen,  diese  Formen  zu  schaffen,  wenn 
Formen  wie  qpepövTiu  von  alter  Zeit  her  v:,i\\vj:  und  gäbe  ge- 
wesen wären?"  So  sclxin  und  sicher  diese  Argumentation 
auch  aussieht,  so  wird  sie  doch  einfncb  durch  die  Tliatsaclien 
widerlegt,  <i.  Meyer  8.  498  sagt:  "tuu  ist  pluralisicrt  durch 
Anfügung  der  Endung  -cav.  aus  ursprünglich  auch  phiralischem 
(V)  qpepe'TUJ  ist  cpepfeTUJCuv.  aus  YpavpdTuu  YPöHJdTuucav  geworden, 
seit  Tliukvdides  bei   Attikeru   neben  cpepcWiLuv  üblicli   und 


Griech.  qpepövxujv,  got.  btiirandau,  ;ii.  hharaiitam.  181 

diese  Formeu  allmälilieli  verdrängend,  auf  attischen 
Inseliriften  seit  300  v.  Chr.,  ausserdem  auch  aus  juni;-do- 
ri scheu  und  nordg-riechisehen  Inschriften  nachgewiesen."  Es 
folgt  also  wiederum  aus  den  Thatsachen,  dass  ein  cpepeiojcav 
gebildet  werden  konnte  als  cpepövTuuv  schon  längst  bestand. 
Man  braucht  auch  nur  an  die  Neubildung  hom.  eßncav  zu  er- 
innern, um  das  für  möglich  zu  halten. 

Da  aus  dem  Griechischen  ein  pluralisch  gebrauchtes 
e'cTuu  überhau})t  nicht  nachzuweisen  ist,  so  ist  es  im  höchsten 
Grade  unwahrscheinlich,  dass  cpepetuu-  in  cpepeiujcav  noch  plu- 
ralisch gewesen  ist,  wie  G.  Meyer  annimmt.  Ebenso  sehen 
nun  die  homerischen  ecTuuv  (2  mal  belegt),  die  dann  auch  im 
Attischen  vorkommen,  wie  Analogiebildungen  nach  dem  i\Iustcr 
ein  '■  ei'ev  aus.  Ich  kann  daher  keinen  Wert  auf  sie  legen. 
Von  Homer  an  stehen  vielmehr  die  Formen  cpepeiuj  und  cpe- 
pövTuuv,  nicht  etwa  qpepövTuu,  neben  einander,  sodass  ich  an 
der  AltertUmlichkeit  des  griech.  cpepövTUJV  zu  zweifeln  absolut 
keinen  Grund  sehe.  IMan  wird  demnach  versuchen,  sie  an 
Bildungen  in  den  verwandten  Sprachen  anzuknüpfen.  Wenn 
das  got.  hcdrandau,  wie  ich  annehme,  auf  -clöin  zurückgeht, 
so  ist  an  der  Identifikation  kein  Zweifel  gestattet.  Im  Aind. 
finden  wir  die  o.  Sg.  Imp.  j\Iedii  bJidratclm,  3.  Plur.  hhärantani, 
daneben  die  aktivische  2.  Ps.  hhdratäd.  In  den  indischen 
Formen  Analogiebildungen  zu  sehen,  dazu  liegt  kein  Grund  vor. 
Wenn  es  wirklich  welche  sind,  so  jedenfalls  schon  indoger- 
manische. Wer  nun  daran  Anstoss  nehmen  wollte,  dass  griech. 
cpepövTuuv  eigentlich  eine  Medialform  ist,  den  erinnere  ich  an 
das,  was  Brugmann  MU.  I  163  ff.  über  hharatad  ausgeführt 
hat.  Diese  Imperativformen  sind  wahrscheinlich  Nomina,  deren 
Verwendung  aktivisch  oder  medial  sein  konnte. 

Die  Gleichung  griech.  cpepövtuüv  ai.  bhdrantäm  hat  neuer- 
dings auch  Ilillebrandt  BB.  XVIII  '1^^)  vertreten,  Er  hat  m.  E. 
überzeugend  nachgewiesen,  dass  mehrere  griechische  Tassiv- 
endungen  indischen  Aktivendungen  entsprechen.  So  setzt  er 
cpepe-(c)-6e  =  ai.  hharafha,  griech.  cpepecSriv  =  ai.  hhdretham, 
(ih/uirefhrnn.  Nur  darin  weiche  ich  etwas  von  ihm  ab,  dass  ich 
-fli((  für  die  ursprünglich  aktivisclic  Endung  halte,  die  iiii<lrie- 
cliisclien  i)assivisch  geworden  ist.  ich  denke  also,  man  wird 
cpepovTUJV  für  eine  alte  Form  halten  müssen,  und  die  Gleichung 
des  Titels  besteht  daher  zu  Recht.     Ob  wir  nun  auch  cpepöviu) 


182  Josef  Zubat}', 

=  lat.  ferunto  als  alt  aiiHeljcii  dürfen,  das  wag-e  ich  jetzt  noch 
nicht  zu  entscheiden,  da  die  Formen  auf  -vtuu  erst  verhältnis- 
mässig- sjuit  vorkonnnen.  An  und  für  sieh  würde  es  keine 
Seliwieriykeiten  bereiten,  -tö  als  .Sandliiforni  zu  -töni  aufzu- 
fassen. 

Die  Im))erativfornieii  des  Griechischen  sind  auch  sonst 
noch  nicht  gcnüg'cnd  aufi;eklärt.  So  fehlt  noch  eine  plausible 
Erklärung  für  äol.  -vtov  in  CTeixovTov,  KaToiYPevTOv,  qpepovTOV, 
vgl.  darüber  Thunieysen  KZ.  XXVII  175,  Prelhvitz  De  dial. 
Thess.  5(i  Anni.,  Brug-mann  Gr.  Gr.-  173,  Hoffniann  D.  griech. 
Dialekte  II  366.  Ich  halte  es  für  die  einfachste  Lösung  an 
der  Identität  von  -vtujv  und  äol.  -vtov  festzuhalten.  Letztere 
könnte  nach  dem  griechischen  Kürzungsgesetze  vor  konsonan- 
tischem Anlaut  entstanden  sein.  Ebenso  möchte. man  die  grieeh. 
Formen  wie  beiHov  mit  der  singulären  ai.  3.  Sg.  Med.  duhdm, 
riddm,  mijdm  wenn  nicht  identitizieren,  so  doch  morphr)lo- 
gisch  vergleichen. 

Leipzig-Gohlis.  Her  man  Hirt. 


Kultische  Miszelleu. 

8.     Zu  lit.  paskui,  päshii  usw. 

In  der  ostlitauischen  Übersetzung  von  Ledesmas  Kate- 
chismus V.  ,1.  16u5  erscheint  zweimal  die  mir  sonst  unbekannte 
Phrase  tii  pasalcos  eit  etwa  'darauf  folgt  (folgen)'  :  pirmas 
ArtilnJas  Tei(my\  szeszy,  Ixurie  tu  pasalcos  eyt,  Sunui  'der 
erste  (Glaubens-) Artikel  (gehört,  pndera)  dem  Vater;  die  sechs, 
welche  darauf  folgen,  dem  Sohn'  S.  39  (Bystron);  Mtösu  Pö- 
teraus  dalosii,  kur'iös  tuo  pasakos  ei/f  'in  den  andern  Teilen 
des  Vaterunser,  welche  darauf  (auf  die  1.  und  2.  Bitte)  folgen' 
S.  .03.  Bystron  vermuthet  zu  S.  53  einen  Druckfehler,  was 
wohl  in  Anbetracht  der  zweimaligen,  durchaus  gleichartigen 
Wiederholung  ausgeschlossen  ist.  Die  Phrase  trägt  wohl  Merk- 
male einer  alten,  erstarrten  Formel  an  sich.  Der  Instr.  f/1  ist 
ja  blichst  merkwürdig  (es  ist  dies  wohl  ein  Soziativ:  'es  folgt 
in  \'ci-bindung  damit';  vgl.  den  Instr.  bei  Wz.  seq-  im  Ai. 
und  Av..  l)(;lbrii('k  Ai.  Syntax  131,  Grundriss  III  246);  ebenso 
bemerkenswert,    weil   das  Denkmal   sonst   im  Lok.   PI.    immer 


Baltische  Miszellen.  185 

-.s*^(  hat  (^uiid  pasalo.s  kann  scliwerlicli  etwas  anderes  sein  denn 
ein  adverbieller  Loi\.  PI.),  ist  auch  die  Apokope  des  Schluss- 
vokals, die  uns  die  sonst  natürliehe  Vermutung-  nahe  legt,  die 
im  Lit.  und  Lett.  so  sehr  um  sich  greifende  Apokopierung- 
von  ausl.  Vokalen  habe  in  antevokalischen  Wortstellung-en  ihren 
ersten  Anfang-  genommen.  Über  die  Etyiuolog-ie  von  dem  hier 
vorliegenden  '■^•jjasaka  dürfte  kaum  ein  Zweifel  uKiglich  sein: 
es  kann  nicht  das  sonst  bekannte  pä-sal^a  'Erzählung,  Mär- 
chen', sondern  nur  eine  Ableitung  der  auch  im  Balt.  vorlie- 
genden Wurzel  seq-  'sequi'  (lit.  .seldt  sekti  usw.,  Leskien  Ab- 
laut 1U4)  sein  (.yog-  z.B.  in  pedsakas  'Nachspürung',  saliöfi, 
'nachfolgen'  usw.i. 

üauksza  hat  in  seiner  Übersetzung  derselben  Schrift  (v. 
J.  1595)  an  den  entsprechenden  Stellen  pfäsJcui  ii  (d.  h.  päskiii 
jt),  resp.  pdskui  fie  dici  mcddi  eit.  Unwillkürlich  gelangt 
man  da  zur  Vermutung,  dass  pasakos  und  pasku'i  (pdskui  vom 
Ort,  'nach,  hinterher',  pa.skiü  von  der  Zeit,  'nachher')  auch 
etymologisch  verwandt  sind.  Man  fasst  allerdings  lit.  pai^kui 
so  gut  wie  allgemein  als  pas-kui  auf,  in  dem  man  im  ersten 
Teil  urspr.  ^pos  (=  lit.  pds)  sucht  (z.  B.  Osthoff'  Z.  Gesch. 
des  Perf.  629  zu  531,  Fick  P  ^^b,  481 );  es  liegt  indessen  nicht 
das  geringste  im  Wege,  paskui  als  pa-skul  (oder  pas-skul':') 
zu  fassen  und  den  andern  Teil  zur  Wz.  seq-  zu  ziehen  (zu 
pa-,  urspr.  etwa  po,  vgl.  z.  B.  Bugge  PßrB.  XIII  178,  Jo- 
hansson BB.  XVoll).  Die  Bedeutung  würde  vortrefiflicii  stim- 
men (vgl.  auch  lat.  secundus,  eig.  'nachherig'),  die  Wz.  .^eq- 
ist  thatsächlich  in  der  Schwundform  sq-  belegt  (griech.  ecTT€TO, 
ai.  sa-sc-cda  u.  dgl.)  und  tritt  auch  sonst  in  Adverbialbildun- 
gen auf  (ai.  sdcä  'zugleich,  zusannnen'^),  lett.  secen  'vorbei, 
längshin'  IF.  III  132).  Es  ist  durchaus  nicht  unmöglich,  dass 
die  Schwundform  sq-  der  Wz.  seq-  auch  in  den  Bildungen  vor- 
liegt, über  welche  wir  KZ.  XXXI  60  gehandelt  haben  (ai. 
tirascd  d.  h.  'Hirasscä,  tirasct,  *iit-ska,  abg.  ni-sth). 

Wir  hätten  denmach  urspr.  po-sqöi  :  po-sqö  (lit.  päskui 
paskiü  :  paskü,  Streitberg  IF.  I  263)  etwa  'in  Nachfolgung' 
anzunehmen.     Die  Akzentverschiedenheit  im  Lit.  dürfte  jeden- 


1)  Mit  diesem  säcä  (av.  ap.  hacä  hacn)  könnte  am  Ende  lett. 
.sec  (dass.  was  secen,  Bielenstein  Lett.  Spr.  II  321)  geradezu  iden- 
tisch sein  (urspr.  *sege,  urbalt.   ■seke  mit  gestossenem  -e). 


184  Josef  2iTl)at<',  Baltische  Miszellen. 

falls  aul'  si)ätcrei'  Differenzierung'  beriilieii  (wie  /.  ]>.  in  dova- 
nal  umsonst,  unentgeltlich'  neben  dem  paradignuitischen  Dat. 
8g".  d(')ranai  zu  doi:and  '  Geschenk ') ;  die  Sclilussbetonung 
scheint  die  äUere  zu  sein.  Dieselbe  Bildung  liegt  auch  z,  B. 
in  a])si(kul  Adv.  'ringsum  gedreht'  fnach  den  -ri?-Adveibien 
auch  aps^iü^-al),  apl'iükiii  'undier',  eig.  undiergehend.  sich  um- 
herwendend', zu  hnldi,  linJdi  vor;  zu  der  eig.  nicht-dativen  Be- 
deutung der  Dativformen  vgl.  lit.  pakalniui  'bergab',  pdköjui 
'den  Füssen  nach',  panafdiui  'der  Bewegung  der  Sonne  fol- 
gend', povejui  'nach  dem  Winde',  sqmiszriiu  durcheinander' 
(=  samisziui  Auszra  IV  89,  Ukininkas  IV  68  und  sqmiszm), 
und  nam.  was  wir  o.  III  144  angeführt  haben.  Dass  \\\..  pasikiil 
pd.skui  verwandte  Bildungen  in  ai.  pa.scä,  pascdd,  av.  paaca, 
paskad  besitzt,  ist  allgemein  bekannt  (Meyer  Sitzb.  d.  Wiener 
Ak.  CXXV  XI  13  trennt,  wohl  mit  Unrecht,  beiderlei  Formen  und 
verbindet  die  ar.  Wörter  mit  alb.  pax  'nach').  Kurschat  führt 
s.  V.  auch  ein  ^LQ,msäi.  päskun  an:  dies  dürfte,  sofern  es  etwa 
als  pmkii,  mit  hörbarem  Nasaluachklang  zu  fassen  ist  ipäskuid), 
zu  pcifikü  gerade  so  gebildet  worden  sein,  wie  etw^a  dial.  seszi, 
niem{  zu  i^esü,  menü,  nändich  auf  dem  Wege  einer  mecha- 
nischen Nachbildung  des  Nebeneinander  von  akmu  und  akmi{ 
'worü])er  Schmidt  KZ.  XXVI  346,  Streitberg  o.  I  265  nach- 
zusehen). Sonst  kenne  ich  noch  pasku,  oft  z.  B.  in  Juske- 
viCs  Dajnos,  was  eine  alte  Instrumentalfonn  ^'po-sqö  (vgl.  ar. 
"^■pascä  =  ^'po-sqe)  aber  auch  eine  dialektische  Umwandlung 
von  pankü  oder  paskui  sein  kann.  Die  Adjektiva  ai.  pdsclma- 
{pasca-  ist  nicht  belegt  und  hat  schwerlich  je  existiert:  es 
dürfte  ein  von  den  Grannnatikern  konstruierter  Stannn  zu 
p((scä,  paiicdd  sein),  lit.  ^></.s7.7^^/»/.s',  paskas  (z.  B.  Auszra  II 
2.')1,  III  30)  'letzter'  dürften  erst  an  die  angeführten  Adverl)ia 
sich  anschliessende  Neubildungen  sein;  av.  pascqiDna-,  lit. 
2)<(skt(jis  paskiiji!^  sind  direkte  Adjektivisierungen  der  Adver- 
bia  '^pasca{m),  paskui,  paskü,  über  deren  Bildung  KZ.  XXXI  60, 
Jagics  AfslPh.  XIV  If)!,  Sitznngsb.  der  P»öhm.  Ges.  d.  Wiss. 
is«)j?  7  und  Leskien  Bildung  der  Xonnna  im  Lit.  lOU  nach 
zus(dien. 

Sniicliov  l)ei  Pra"'.  J  osef  Zuliat  v. 


Her  in. 111  Hirt,  Akzentstudien.  185 


Akzentstudieii. 


6.  Die  Abstufung-   zweisilbiger  Stämme. 

Es  wird  de  Saussures  unsterbliches  Verdienst  bleiben, 
auf  die  Bedeutung-  zweisilbig-er  Wurzeln  in  seinem  JMemoire 
hingewiesen  zu  haben.  Die  Wichtigkeit  seiner  Lehre  ist  all- 
gemein anerkannt,  aber  die  Schwierigkeiten,  die  sich  einer 
sicheren  Erkenntnis  bieten,  haben  lang-e  von  einer  weiteren 
Untersuchung-  abgeschreckt.  Hübschmann  in  seinem  Idg.  Vokal- 
system hält  de  Saussures  Annahme  in  der  Hauptsache  für 
beg-ründet,  ist  aber  doch  nur  ganz  kurz  auf  sie  eingeg-angen. 
Brugmann  hat  im  Grundriss  zwar  die  langen  Liquidae  und 
Nasales  sonantes  aufgenommen,  im  übrigen  aber  von  de  Saus- 
sures Resultaten  keinen  Gebrauch  gemacht.  Aufs  neue  haben 
dann  P.  Kretschmer  KZ.  XXXI  .39;")  ff.  und  Bcchtel  in  seinen 
Hauptproblemen  diese  Frage  behandelt.  Al)er  ihre  Vermutun- 
gen stimmen  weder  im  einzelnen  zusanunen  noch  kann  mich 
eines  der  beiden  Systeme  vr)llig  befriedigen,  wenng-leich  sie 
manchen  Fortschritt  bieten.  Beide  sprechen  sich  namentlich 
mit  Recht  gegen  die  Ansetzung-  lang-er  Liquida  und  Nasale 
aus,  leugnen  aber  mit  Unrecht,  wie  ich  im  vorigen  Aufsatz 
IF.  Vn  138  ff.  zu  zeigen  versucht  habe,  die  kurzen  ganz. 

Wenn  ich  nun  die  Frag-e  noch  einmal  aufnehme,  so  ist 
heute  die  Situation  g-eg-enüber  Bechtel  und  Kretschmer  liedeu- 
tend  verändert.  Wir  haben  durch  Streitberg  die  Dehnstufe, 
durch  Bezzenberger  und  de  Saussure  die  litauischen  Akzent- 
qualitäten verstehen  gelernt,  und  sind  dadurch  in  die  Lag-e 
versetzt,  den  indischen  ir,  fir  genau  entsprechende  Parallelen 
zur  Seite  stellen  zu  können,  und  weiter  ist  es  uns  auf  Grund 
des  Lit.-Slavischeu  wieder  möglich,  manche  Formen  der  wcstidg-. 
Sprachen  besser  zu  verstehen. 

Ich  stelle  einige  allgemeine  Bemerkungen  voran,  die 
z.  T.  zwar  selbstverständlich,  doch  immer  wieder  betont  wer- 
den müssen. 

1)  Es  ist  zunächst  vollständig-  g-lcichg-iltig,  ob  man  ur- 
sprüngliche zweisilbige  Wurzeln  ansetzt,  oder  ob  man  sie  erst 
durch    Antritt    von    Suffixen    aus    einsilbigen    entstanden    sein 

Indogermanische  Forschungen  VII  3  u.  i.  13 


186  Hcrm;in  Hirt, 

lasset.  Wichtig'  ist  nur  das  eine,  dass  vor  der  Entstehung 
der  Vokah-eduktionen  zweisill)ig-e  (Jebihle  vorhanden  waren, 
auf  die  der  Akzent  wirkte.  Ausserdem  muss  man  zuerst  jede 
Silbe  für  sich  betrachten,  denn  eine  jede  kann  immer  nur  eine 
Art  von  Ablaut  zeigen;  ei  z.  B.  lautet  immer  nur  mit  l  ab. 
Wichtig-  wird  die  zweite  Silbe  erst,  wenn  sie  schwand,  weil 
alsdann  unter  gewissen  Bedingungen  Dehnung  des  vorhergehen- 
den Vokales  eintreten  musste,  oder  wenn  sie  reduziert  und 
mit  einem  ^'orhergehenden  Vokal  kontrahiert  wurde. 

2)  Der  Ausdruck  zweisilbiger  AVurzeln  wird  meistens  nur 
von  solchen  Gebilden  gebraucht,  die  im  Indischen  i  =  idg.  ■>* 
in  zweiter  Silbe  zeigen.  Aber  die  Wurzeln,  die  auf  -e,  -o  aus- 
lauteten, wie  ede-,  edo-  sind  ebensogut  zweisilbige  gewesen 
wie  jene,  wie  durch  die  Dehnstufe  bewiesen  wird.  Thatsäeh- 
lich  finden  sich  in  der  zweiten  Silbe  ebensoviel  Verschieden- 
heiten, wie  in  der  ersten.  Wir  können  mit  Sicherheit  Stämme 
auf  e,  0,  vielleicht  auch  auf  a  und  ä,  Stämme  auf  ei  und  eu  und 
solche  auf  ä,  e,  ö  voraussetzen,  denn  da  Hübschmann  Idg. 
Volkalsystem  bewiesen  hat,  dass  ai.  i  =  idg.  ^  die  Schwund- 
stufe eines  langen  Vokales  ist,  so  müssen  wir  als  Vollstufe 
zu  9  notwendig  «,  e,  ö  ansehen.  Ich  halte  den  Versuch 
Bartholomaes  BB.  XVII  108  idg.  <>  auch  in  knrzvokalischen 
Reihen  als  Ablautsvokal  nachzuweisen  weder  für  gelungen 
noch  für  wahrscheinlich.  Thatsächlieh  hat  er  darin  Recht, 
eine  Mittelstufe  zwischen  dem  kurzen  Vokal  und  dem  al)soluten 
Schwund  anzunehmen,  aber  dieser  Vokal  war  nicht  f>,  wie  ich  in 
dem  früheren  Aufsatz  nachgCAviesen  zu  haben  glaube,  sondern  <.. 

3.  Einzelnen  Wortgleichungen,  so  sehr  sie  auch  die  Grund- 
lage unserer  Erkenntnis  bilden,  sind  immer  bestimmte  Kate- 
gorien als  Beweismaterial  vorzuziehen,  namentlich  wenn  sich 
ihr  Akzent,  wie  das  meistens  möglich  ist,  bestimmen  und  mit 
der  Ablautsstufe  in  Einklang  bringen  lässt.  Um  dies  zu  zeigen 
und  um  für  das  folgende  eine  Grundlage  zu  schatfen,  gebe 
ich  eine  kurze  Übersiclit  der  Wurzeln  auf  -e,  -o  in  der  zwei- 
ten Silbe. 

A.  Zweisilbige  Wurzeln  mit  kurzem  N'okai  iler 
zweiten  Silbe. 

Der  Ablaut  zweisilbiger  Stumme  mit  kurzem  zweiten 
Vokal  ist  erst  durch  die  Auflielhnii;'  der  Dehnstufe  klar  geworden. 


Akzentstudicn.  187 

Es  erg-ebeu  sich  folg-eiule  Mög-lichkeiteii  verschiedener  Betoiuiug" 
und  entsprechenden  Ablauts. 

1.  Betonung  der  ersten  Silbe  hatte  den  Verlust  des 
zweiten  Vokals  zur  Folge.  War  der  Vokal  nicht  mit  einem 
Sonorlaut  verbunden,  der  sonantische  Funktion  übernehmen 
konnte,  so  ging  auch  die  Silbe  als  solche  verloren,  und  der 
betonte  Vokal  wurde  gedehnt,  aus  *pedos  wurde  '''peds,  aus 
^pedom  wurde  *pedm.  Wir  finden  diese  Betonung  in  ganz 
bestimmten  Kategorien,  und  zwar  sind  uns  hier  wichtig-: 

a.  Die.  Nominative  und  Akkiisative  Sing,  der  konso- 
nantischen Stämme,  vg-1.  Streitberg-  IF.  III  319  ff.,  lat.  lex,  rex,  2)es^ 
g'riech.  ttoOc,  qpmp,  nsw. 

b.  Der  Sing-ular  der  Präsentien,  z.  B.  lit.  i'chni,  ai.  fäsfi, 
vgl.  IF.  III  401  ff. 

c.  Der  s-Aorist.  Der  Vokal  musste  vollständig  mit  Dehnung" 
schwinden.  Aus  idg".  *reges-om  wurde  -'reksm  (lat.  rexi)  g'enau  wie 
*re(jos  zu  ''''reks  (lat.  rex,  g-all.  rix),  aus  idg\  Hege-som  Avurde  *leksm 
(lat.  lexi)  wie  Hegos  zu  '*leks  (lat.  lex)  ■"). 

2.  Betonung  der  zweiten  Silbe  verursachte  nur  Schwä- 
chung-, nicht  Ausfall  des  Vokals  der  ersten.  Natürlich  handelt 
es  sich  hier  und  im  folgenden  immer  nur  um  die  Sprechtakt- 
anlautstbrmen.  Diesen  Satz  g-laube  in  dem  früheren  Aufsatz 
genügend  bewiesen  zu  haben.  Von  den  dort  aufgeführten 
Fällen  sind  hier  für  uns  nur  wichtig-: 

a.  Die  Aoristpräsentien,  griech.  ßaX,eiv,  Oaveiv. 

b.  Die  w-Stämme,  ai.  guriis,  griech.  ßapüc,  g-ot.  kaunis. 

c.  Die  obliquen  Kasus  der  einsilbigen  Worte,  ai.  po- 
dds,  bhruväs. 

Dies  sind  die  beiden  einzigen  Arten  des  Ablautes,  die 
sich  in  einem  zweisilbigen,  selbständigen,  vollbetonten  Worte 
finden  können. 

3.  Für  das  dreisilbige  Wort  mit  Betonung-  der 
dritten  Silbe  bieten  sich   zwei  Arten  der  Entwicklung-,    die 


1)  Von  dieser  Annahme  weicht  die  Darstellung  der  Ablauts- 
verhältnisse des  s-Aorist,  die  Streitberg  IF.  III  394  fP.  gegeben  hat, 
völlig  nb.  Ich  kann  Aveder  in  dem  e  von  griech.  ffbea,  lat.  vldero 
noch  in  hom.  fiea  aus  *eiesm  noch  schliesslich  in  dKopdcBuc,  ^cropec- 
9iic,  Kope'uu,  Tevduu  usw.  alte  Formen  mit  erhaltener  Vollstufe  noch 
in  ai.  -isam,  griech.  -ac,  die  zuweilen  eintretende  Schwächung-  um 
eine  halbe  More  sehen.  Nach  dem  Tone  schwindet  der  kurze 
Vokal  völlig.  Wenn  also  Streitberg  nicht  besondere  Bedingun- 
gen für  die  Erhaltung  nachweist,  so  kann  man  mit  seiner  Hypo- 
these nicht  operieren. 


188  Herman  Hirt, 

sicli,  wie  es  scheint,  nach  der  Betonung-  richten.  Entweder 
schwand  die  erste  Silbe  wie  in  g-riech.  (7T)KTevöc,  vg-l.  IF.  VII 
142,  oder  die  zweite,  ai.  jagmnr,  was  offenbar  aus  einem 
Betonungsschema  ä  ä  a  entstanden  ist.  Vgl.  ferner  griech. 
XeKTÖc  zu  Hego-  aus  hgUös  usw. 

Was  die  Reduplikationssilbe  des  Perfektums  betrifft,  so 
halte  ich  ihren  Vokal  für  schwaches  e  und  stimme  andrerseits 
der  JMichels-Streitbergschen  Erklärung  des  gotischen  Typus 
setiim,  nemum  bei.  .Streitberg  vermutet  IF.  VI  149  mit 
Michels  eine  Betonung  der  ersten  Silbe  im  Plural,  was  durch 
die  Schwundstufe  der  Endung  der  3  P.  Plur.  gefordert  wird^). 

Damit  wären  zwar  nicht  die  ]M()gliehkeiten  an  und  für  sich, 
wohl  aber  die  für  uns  in  Betracht  konmiendcn,  des  Ablautes 
zweisilbiger  kurzvokalischer  Stämme  erschöpft.  Es  dürfte  an- 
gebracht sein,  diese  zweisilbigen  Wurzeln  mit  kurzem  Vokal 
der  zweiten  Silbe  als  leichte  zu  bezeichnen,  während  die  fol- 
genden schwere  zu  nennen  wären. 

B.  Die  zweite  Silbe  ist  als  d  erhalten. 

]\Ian  thut  gut,  in  diesem  Falle  vom  Indischen  auszugehen, 


1)  Die  Partizipia  auf  -to  zweisilbiger  Stämme  haben  kurzen 
Wurzelvokal.  Zu  ai.  tästi  AB.,  3  PI.  täkmti  aus  tdksnfi,  die  sich 
wie  TToOc  :  iröba  verhalten  (IF.  III  401  ff.)  heisst  das  Partizipium  ved. 
tasfäs,  zu  sfdufi  —  stiitds,  zu  näidi  —  niitds  C.  Allerdings  gibt  es 
eine  Anzahl  alter  fo-Partizipien  mit  Dehnung'.  Es  sind  ai.  säcjhäs 
zu  sdhate  'bewäitig't'  aus  urar.  *säzd?ids,  vgl.  ai.  säksra.  Im  Latei- 
nischen .sind  einige  sichere  Fälle  zu  nennen:  lectus,  g-riech.  XeKTÖc 
zu  lego,  vgl.  intel-lexi,  lat.  rectus,  griech.  öpeKTÖc,  tectiim.  Osthoffs 
Annahme  Z.  Gesch.  d.  Perf.  112,  dass  alle  diese  Formen  ihr  e  vom 
Perfekt  legirmcs,  *regimus,  Hegimu.s,  wofür  wir  ja  jetzt  den  Aorist 
rexi,  lexi  einsetzen  könnten,  erhalten  hätten,  ist  einzig  darum 
anfechtbar,  weil  in  lat.  esiis,  ahd.  äs  N.,  lit.  suestas,  aksl.  jasto 
'Speise'  eine  Gleichung-  durch  4  Sprachen  hindurch  geht  und  da- 
durcii  die  Wahrscheinlichkeit  idg-.  Herkunft  sehr  gross  wird.  Wir 
iiaben  diese  Formen  unbedingt  den  deinistufigen  Gebilden  anzu- 
reihen und  nur  über  ilire  Erklärung  kann  ein  Zweifel  bestehen. 
Ahd.  äs  aus  -cftom  weist  uns  da  den  richtigen  Weg,  da  wir  es 
wurzelbetonten  Formen  wie  got.  hliup,  ahd.  morcl,  Idg.  Akzent  270, 
an  die  Seite  stellen  können.  Die  lat.  Supina  wie  lectiwi  dürfen 
wir  mit  Sicherheit  mit  ai.  Bildungen  wie  hhdvifum  vergleichen,  so- 
dass wir  konstatieren  müssen,  dass  aus  einer  Bildung-  wie  regetös 
nichts  anderes  als  '*rcktds  geworden  ist. 


Akzeiitstiidien. 


189 


wo  de  Saussures  Scbarfsinn  Klarheit  in  die  Verhältnisse  ge- 
bracht hat. 

Die  set-  oder  Üdätta-Wurzeln  auf  i  und  u  verlieren  in 
der  Schwundstufe  bei  Betonung'  der  dritten  Silbe  eine  Silbe, 
zeigen  aber  langes  l  und  ü.  Bei  den  Wurzeln  auf  r  tritt  zr, 
nr,  bei  denen  auf  Nasal  ä,  an  auf. 

Ich  wiederhole  einige  der  von  de  Saussure  Mem.  sur  le 
Systeme  prim.  gesammelten  Fälle,  in  dem  ich  mich  auf  zwei 
ganz  bestimmte  Kategorien  beschränke,  die  Infinitive  auf  -htm, 
die  auf  der  ersten  Silbe  betont  waren  und  das  Partizipium 
auf  -td.'^,  das  Endbetonung  und  Sehwundstufe  zeigt.  Mau 
vergleiche : 


I 

II 

I 

II 

cyötum 

cijufds 

dhdvUum 

dhütds 

plötum 

plutds 

pdvitum 

pütds 

dJidrfion 

dhrtäs 

tdrltum 

Urflidm 

hhäiinm 

hhrtdti 

pdrlfnm 

pürtds 

tdntum 

tatds 

l'hdnifuin 

Ixliafds 

mdntmn 

ynatäs 

jdnitum 

jätds 

hdntum 

hatds 

sdnituni 

sätds 

gdnfum 

gatds 

hhrdinifum 

hliräntds 

ndntum 

natds 

vdmitum 

vantds 

yänUim 

yatds 

sdmituin 

santds 

rdntum 

ratds 

Krdmitnm 

sräntds 

Wir  können  nicht  zweifeln,  dass  alle  diese  Bildungen 
lautgesetzlich  sind.  Ihre  Abstufung  befindet  sich  mit  der 
Betonung,  die  wir  als  vorhistorisch  sicher  nachweisen  können, 
in  tadelloser  Übereinstimmung.  Wie  i,  ü,  ir,  ä,  an  in  der 
Schwundstufe  entstanden  sind,  soll  uns  vorläufig  nicht  kümmern. 
Wir  wollen  untersuchen,  in  welchen  Kategorien  und  unter 
welcher  Betonung  die  Stufen  I  und  II,  also  dhävifum  und 
dhütds  sonst  noch  auftreten.  Da  ai.  /  =  idg.  .?  im  Indischen 
nur  Ablaut  zu  ä  ist,  so  haben  wir  als  Yollstufc  ^'dheua-  an- 
zusetzen, womit  sich  alle  Schwierigkeiten  dieser  Wurzeln  auf 
das  leichteste  lösen. 

1.  Lag  der  Ton  auf  der  ersten  Silbe,  so  muss  der 
lange  Vokale  der  zweiten  genau  so  zu  9  =  ai.  i  (i)  geschwächt 
werden,  wie  e  zu  Null  wurde.  Diese  Stufe  erscheint  im  Indischen 

a.  Im  Singular  des  Präsens,  allerdings  meistens  nicht 
mehr  auf  den  Singular  beschränkt.     Beispiele:    3  Sg.  vdmiti, 


190  He  rill  au  Hirt, 

Part,  rauids  B;  (initi  "ntiiiot',  dazu  vielleicht  dfiii  'ein  Wasser- 
vogel',  lat.  anas,  lit.  dntis,  griech.  vficca,  eig-eutlieh  auimal, 
got.  diuz\  .stani-hl  'donnere';  jdni-sva  zu  jdfds\  .saini-sca  li. 
S.  'sich  mühen,  arbeiten'.  Das  zu  erwartende  santds  kommt 
nicht  vor,  dafür  das  auf  Einführung-  der  Vollstufe  beruhende 
iamltds  H.;  uml-tl  'schädigt'.  Formen  mit  Schwundstufe  fehlen» 
Den  alten  Ablaut  zeigt  noch  brdvi-ti  'er  sag-f,  )>  PI. 
hruvänti  für  *hrevdnti,  brüte,  av.  med.  mruye,  d.  i.  mriive 
(Bartholomae  Handb.  §  92  S.  40)  =  hriive. 

b.  Im  s-Aorist  und  im  Futurum.  Es  sind  folgende 
g-anz  regelmässige  Fälle  im  Veda  zu  tinden:  dari-sdni  10.  34^ 
5  zu  di'i  'brennen',  Part,  dünds  AV.;  jdnl-stdni,  jdni-sfhds,. 
djani-sta,  jdnl-sta,  jani-slsta  zu  Jan  'erzeugen',  Part.  jdtds\ 
rani-sat  AY.,  vcmi-ststa  RY .  zu  van  'gern  haben',  Part. -?77f</s; 
sani-sat,  sani-sämahe,  sdni-santa  iKonj.)  zu  san-  'gern  haben , 
Part,  sätds  V.  B.;  akrami  sani,  Jirami-stam,  krdmi-sta  (3  Sg.) 
zu  kram  'schreiten'  Part,  kräntds  AV.,  krdmitum  B.,  krdntvd 
B.;  a.sami-sthäs,  d.sami-sfa  zu  1  .sam-  'sich  bemühen',  Verb. 
sami-td  B.,  .scmtds  'ruhig'  AV.;  avi-ddhi,  avi-stti,  avi-sfdm, 
aci-stdm,  avi-sas,  Fut.  avi-si/dfi  zu  av  'fördern',  Part,  ilfds  RV.^). 

c.  Die  Stufe  I  erscheint  ferner  bei  den  mit  Suffix 
-fer  und  -from  gebildeten  Nomina  agentis  und  actionis 
über  deren  Zusammenhang  man  Idg.  Akzent  S.  231  das  nähere 
lindet.  Beispiele:  avi-tä  'Gönner',  khani-tä  'Gräber':  dam't-td 
'Bändiger',  Part.  ddntds\  pani-td  'preisend',  Aor.  3  Sg.  pn- 
ni-stdliX.-^  pavi-td  'Lauterer'  Part,  pütds  Y.\  jaui-td  'Erzeu- 
ger'; sami-td  'Zerleger';  savi-td  'Antreiber',  Praes.  süte  V.; 
V&xi.  siitdsY.\  pra-kari-td  'der  bestreut',  Fart/ktruds;  pra-ta- 
rl-td  V.  'Förderer';  d-mari-td  'Verderber',  Part,  inünnis',  vd- 
ni-td  'sich  ergötzend';    vdni-fd  'Besitzer';   sdn/td  'gewinnend'. 

Denselben    Vokalismus    trotz    Endbctonuni;'    zeiuen    auch 


1)  Es  gibt  ausserdem  noch  zaiilreielie  Fälle  mit  Delinstiife, 
die  lautgesetzlich  hier  nicht  begründet  ist.  Sie  ist  eingeführt  nach 
dem  Muster  der  e-,  o-  Verben,  bei  denen  Dehnstiit'e  tmd  Vollstufe, 
je  nachdem  das  Verbnm  voilbetont  oder  enklitisch  war,  -wechseln 
mussten,  lat.  lexi,  aber  ^\eSa.  Im  Indischen  stehen  so  nebeneinander 
(ijäisain,  ajüis,  djäiKma,  je.sma,  JeAas,  näisfa  und  anesafn  (3  Plur.). 
In  der  3  Plur.  konnte  ja  keine  Dehnung  eintreten.  So  hat  sich 
denn  auch  ein  apävinur  neben  j>av'tsta,  aräiiisur  neben  rdnistana 
gestellt  nsw. 


Akzentstudien.  191 

(lurclnveg  die  Bildiii^^en  einsilbiger  Wurzeln,  vgl.  Ixartä  'Thäter', 
data  'Geber',  dhartd  "Träger',  netä  "P^ührer',  i/anfä  Xenker', 
yöktä  'Aiischirrer'  usw. 

Dasselbe  gilt  von  den  Bildungen  auf  -tram  :  Ixliani-tram 
'Schaufel',  cari-tram  'Fuss',  jani-train  'Geburtsstätte',  puvi- 
tram  'Seife',  hhari-hYim  ' Ann',  hhaci-fram  'Erde\  sani-fram 
'Spende'. 

Wir  haben  uns  daher  in  diesem  Falle  nicht  an  den  Akzent, 
sondern  an  die  Wurzelstufe  zu  halten.  Die  Bildungen  sind  im 
Idg.  offenbar  zu  einer  Verbalform  in  Beziehung  gesetzt.  Eines 
von  beiden,  Akzent  oder  Wurzelstufe  muss  sekundär  sein, 
was  ja  auch  noch  in  vielen  anderen  Fällen  vorliegt. 

d.  Die  Stufe  I  erscheint  bei  den  Intinitiven  auf  -ftim, 
-fai-e,  •taväi,  -tös  :  dvi-tate,  cdri-tave,  srdv't-tai-J',  hdcl-tave, 
ydmi-tavdi,  srdvi-tavai,  cdritös. 

c.  Die  Stufe  I  müsste  schliesslich  erscheinen  im  Xom. 
Akk.  Sing,  der  Wurzelnomina,  vgl.  "^'pöds,  '^p(klm.  Die  Bei- 
spiele sind  aber  undeutlich  geworden,  da  sie  nach  dem  Wandel 
von  r>  zu  /  im  Indischen  in  die  /-Deklination  übergetreten  sind. 
Vgl.  jani-  f.  'Weib',  lat.  indi-c/ena  zu  jan'itd  usw.,  i-dni-  iu 
upamatifdni  zu  Aor.  ran'islsta,  sanis  'Gewinn'  zu  xVor.  «.s-«- 
nisam,  säfds. 

2.  Lag  der  Ton  auf  der  dritten  Silbe,  so  erscheint 
im  Indischen  t,  n,  ir,  är,  a,  an  als  Schwundstufe.    Sie  liegt  vor: 

a.  In  den  Partizipien  auf  -tu  und  -na,  wie  de 
Saussure  auf  das  klarste  gezeigt  hat.  Beispiele:  hJulfds,  hüfds, 
dhrantds,  jmrnds,  stlrnds,  Jünds,  dhüfd.'^,  jjätds,  sätds,  güt'fds, 
tJrfhds,  pürtlids,  sürfds,  Ixhätd.s,  jäfds,  räfds,  satds,  düntds, 
hhrantds,  rantds,  mntds,  sräntds,  dhünds,  hmds,  l/nids, 
g/rnds,  clrnds,  Jirnds,  firnds,  mürnds,  sirndii. 

b.  Im  Plural  des  Präsens  und  des  Perfektums 
usw\  Beispiele:  piir-dhl-^  hrü-ijät,  hrü-lii\  hhil-fhdx,  a-bhfit; 
Part,  sütds,  stive,  sfite,  sücate\  liuce,  hümdhe,  ahümahf'^). 

c.  Bei  den  fi- Stämmen,  mögen  sie  nun  wurzel-  oder 
endbetont  sein.  Beispiele  :  atis,  l-trtis,  gürtis,  dhilrtis,  pürtis, 
satis,  sdntis,  nf-Txränfis,  prd-fäiiis,  haf'is,  dJiiHis,  pidiL 


1)  Ai.  babhuva  und  sasüia  zeigen  das  oli'enbar  aus  dem  riural 
eing-eführte  ü. 


192  Her  in  an  Hirt, 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  ai.  ^  und  ü  in  den 
übrig'cn  Sprachen  durch  t  und  ü  vertreten  sind;  denn  das  ü 
von  lit.  hüti,  abg-.  hyti,  serb.  hiti,  grieeh.  e-cpöiov  ist  dem  ü 
von  hhfi-täs  sicher  gleichzusetzen.  Ich  verzichte  vorläufig-  auf 
eine  Auseinandersetzung*  darüber,  dass  jedes  europäische  ^  und 
ü  entweder  auf  einen  Lang-di])htliong-  oder  eine  zwcisil])ig-e  Wur- 
zel zurückgeht.  Unklar  und  umstritten  aber  ist  es,  wie  die  indo- 
g-ermanische  Lautgruppe  anzusetzen  ist,  aus  der  sich  ai.  ^r,  ^7r, 
«,  an  entwickelt  haben,  und  welche  Entsprechungen  sie  in 
den  europäischen  Sprachen  haben.  Wir  wollen  diese  Frage 
zunächst  behandeln  und  können  damit  leicht  auch  die  Behand- 
lung- der  Gruppe  ai.  hhavl-tuni  verbinden. 

Die  Entsprechungen  von  ai.  ir,  ür,  ä,  ein. 
I.     Litauisch-Slavisch. 

Das  Litauisch-Slavisclie  hat  den  Unterschied  zwischen 
den  beiden  im  Indischen  vorlieg-enden  Stufen  r  und  ir,  a  und 
ä  in  seinen  Akzentqualitäten  auf  das  genaueste  bewahrt.  Dem 
Indischen  ^>•  und  ur  entspricht  lit.  Ir,  ür,  slav.  ir,  ür,  dem 
ind.  rt,  an  lit.  in,  im,  um,  slav.  i{n),  ü{m),  wie  ich  mit  For- 
tunatov  Arch.  f.  slav.  Phil.  IV  575  ff.  und  de  Saussure  j\Iem. 
YIIl  425  ff.  gegen  Bezzenberg-er  BB.  XVII  218  ft\  annehme. 
In  das  Urlitauisch-slavische  übersetzt,  ergibt  das  zunächst  ir, 
ür,  'in,  im,  üni^).  Bei  den  Li(juiden  ist  also  die  Überein- 
stinunung-  zwischen  indisch  und  litauisch  V(»llständig-.  Aber 
diese  Gleichheit  muss  doch  wohl  auf  Zufall  beruhen,  denn 
schon  bei  den  Nasalen  gehen  die  beiden  Sprachen  auseinander, 
und  bei  den  Liquiden  hat  das  avestische  ar,  vgl.  ai.  irmds,  av. 
at'ema-,  ai.  stlrnäs,  av.  sfarcfa,  ai.  mrtd.s,  av.  a-sar-fa.  Wir 
werden  später  sehen,  dass  die  Übereinstimnnmg-  in  der  That 
nur  zufällig-  ist. 

Obgleich  ich  in  der  Hauptsache  auf  de  Saussure  Mem. 
VIII  425  ff",  und  auf  I dg.  Akzent  14<)f[".  verweisen  kann,  stelle 
ich  hier  doch  noch  eimnal  die  Fälle  zusammen: 

Ai.  2)ürnds,  pürdhi,  lit,  pilnas,  s.  jj«;?,  püna,  phno\  ai. 


1)  Worin  die  verschiedene  Qualität  des  Vokals  begründet  ist, 
ist  niclit  ermittelt,  jedenfalls  liäng't  sie  nicht  mit  der  indischen  zu- 
sammen.    AValusclieinlicli   hat  Bezzenberger  BB.  XVII   220 f.  Kecht. 


Akzentstudien.  193 

dtrghds,  lit.  ügas,  s.  düg,  düga,  dügo',  ai.  tlrtliäm  'Furt  des 
Flusses',  lit.  tütas  'Brücke',  2-silb.  Basis  in  d-tärima  RV. 
Fut.  tarisijati  S.,  tdrifä  RV. ;  ai.  ürnä,  lit.  vüna,  s.  vüna; 
lit.  ^j//^'rt6'  'grau',  ai.  pcäi-Ttni  zeigt  die  zweisilb.  Basis;  ai. 
jmz «.9 'aufgelöst,  verdaut',  lit.  zirnis,  s.  ^rwo,  zweisilbige  Basis 
in  järisur  RV. ;  ai.  gtnuts,  lit.  gürJ^'l?,  s.  ö'/'^o,  lit.  girtas, 
2-silb.  Basis  in  lit.  gerti,  ai.  Fut.  gari-syati  B.  C,  Präs.  grnätl 
AV.  S.;  ai.  gürtds,  lit.  girtas,  girti. 

Für  die  Nasale  sind  die  Beispiele  spärlicher.  Lit.  timsras 
zu  ai.  famisram,  zweisilbige  Basis  auch  in  lit.  femfi,  lat.  tene- 
hrae:  ai.  ?y«^«,  lit.  inte,  2-silb.  Basis  in  griech.  eivdrepec;  lit. 
dümti,  s.  dilti  zu  ai.  dhamitds  RV.,  dhmnisycdi  E.,  sonst  dlimä. 

Auch  die  zweisilbigen  Basen  hat  uns  das  Litauisch-Slavi- 
sche  wenigstens  in  ihren  Wirkungen  erhalten,  wie  zuerst  Bezzen- 
berger  ausführlich  begründet  hat,  BB.  XVII 221  ff.  Das  Litauisch- 
Slavische  zeigt  für  die  indischen  Bildungen  ami,  ani,  ari  ein- 
silbige Formationen  mit  Stosston,  vgl.  hernas  'Knecht',  ai. 
bJidrimau;  merlii  'mit  den  Augenlidern  winken',  ai.  mdrlci 
'Lichtstrahl'-,  fej».yfrt "es  dunkelt',  ai.  tamisram,  f^^'m^i'Erbrechen 
haben'  ai.  rdmifi  usw.  Man  muss  daher  mit  Bezzenberger 
annehmen,  dass  der  schwache  Vokal  schon  frühzeitig,  jedenfalls 
schon  im  Urlitauisch- Slavischen  geschwunden  und  seine  Existenz 
in  dem  Stosston  hinterlassen  bat.  Bezzenberger  hat  das  klar 
erkannt,  und  ich  habe  es  Idg.  Akz.  134  ff.  mit  Unrecht  be- 
stritten. 

Wenn  aber  lit.  temsta  auf  Henidsta  zurückgehen  kann, 
so  ist  das  auch  für  timsras,  etwa  aus  Himdsras,  möglich. 

II.     Das  Germanische. 

Für  das  Germanische  hat  Streitberg  IF.  VI  141  gezeigt, 
dass  die  Lautgruppen  ai.  'ir,  tir,  ä,  an,  lit.  slav.  //•,  il,  in 
durch  tir,  ul,  um,  im  vertreten  sind,  vgl.  pilnas,  ai.  pürnds, 
got.  fidls\  lit.  vilna,  got.  tmdla;  lit.  zirnis,  serb.  zrno,  got. 
Jcaürn\  lit.  pazintas,  got.  l'unps',  dazu  kommen  got.  icaurts, 
lat.  rädix,  got.  haurds,  lat.  crcltes,  got.  wunds,  ai.  -vätas, 
V.B.,  ahd.  gedidt  F.  zu  lat.  latus,  ags.  molcen  X.  zu  mUtiks, 
ahd.  zorn,  ai.  vidtrnas  'geborsten,  gespalten'^).     Mit  anderen 


1)  rt?"  und   al   sind    im  Germanischen  in  l>:einem   Falle  als  die 
Vertreter  des  Ind.  lit.  Ir,  ür  anzuerkennen.    Nälieres  an  anderem  Ort. 


104  Herrn  an   Hirr, 

AVovten  lieisst  das,  "kurze  und  lange  Liquida  und  Xasialis  sonans" 
s^ind  im  Gevnianisehen  untersehiedslos  /usanunengetallcn. 

Die  /\veisill)ige  Rasis^  hat  sich  im  Germanisehen,  wie  zu- 
erst A.  Bezzenberger  BH.  XVÜ  216 -' f.  gesehen  hat,  z.  T. 
erhalten.  A.  a.  o.  sagt  er.-  ''hiru-z  ist  =^  Kepa-(j^oc),  und  eben- 
so ist  in  den  folgenden  AVörtern  der  zweite  Vokal  wurzelhaft: 
ahd.  anut,  ai.  äfis,  lat.  anas-^  ahd,  pirihha,  ai.  hhilrja,  [lit. 
Mrzas,  r.  bereza];  an.  humarr,  grieeh.  KOtjuapoc;  got.  iniluk.s; 
ahd.  miluh,  milih,  milch  (vgl.  lat.  mulgeo):  ahd.  sciluf)  scilaf 
'Schilf;  ahd.  as.  sumar  (vgl.  grieeh.  iiuepa,  rmapi,  as.  icanam^ 
icanam  'glanzvoll'  (vgl,  skr.  vämäs,  aus  vFumi  'lieb,  schön'). 
S(del)e  scheinbar  euphonische,  in  Wirklichkeit  aber  Avurzelhafte 
Vokale  unterscheiden  sich  von  der  Svarabhakti  im  Hd.  dadurch, 
dass  gegebenen  Falles  vor  ihnen  e  zu  i  wird,  eine  Svarabhakti 
aber  dergleichen  Einfluss  nicht  ausül)t."  Mit  Bezzenbergers 
Beispielen  sind  die  Fälle  nicht  ersch<)pft.  Wie  mir  Sievers 
gütigst  mitteilt,  weisen  aus  dem  dem  Ags.  durch  ihre  Vokal- 
gestalt auf  einem  Mittel  vokal:  heerfest  aus  Viariibtsf  (vgl.  lat» 
carpo,  grieeh.  KpuuTriov  'Sichel'),  hmrdan  aus  '^harupjan  'Hoden'^ 
hcelffer  aus  Vicduftri,  ^If'-red  aus  ^'Alubi-. 

Der  ]\Iittelvokal  hat  aufifall enderweise  sehr  verschiedene 
Gestalt,  vgl.  ahd.  anut,  aisl.  ond  aus  ^amid  gegenüber  ahd. 
enit,  ags.  ened-^  ahd.  birihha,  anord.  hjork  aus  %eyTxö  oder 
%eruk-,  ahd.  milult,  niilih;  ahd.  emiz,  emazzig  'beharrlich^ 
emsig',  zu  ai.  chiüca,  aisl.  Jamtr  aus  ^'Eniatu:  'Einwohner  vou 
Jämtland',  ahd.  sena-wa  zu  ai.  snOcan,  ahd.  demai',  ai.  tanii- 
sram,  aber  auch  tamas,  ags.  icerod,  zu  ai.  crdta  ^Schaar'. 
Vgl.  weitere  Beispiele  bei  Xoreen  Urgerm.  Lautl.  S.  87'). 

Daneben  ist  in  zahlreichen  Fällen  der  Mittelvokal  spur- 
los, und  wie  man  zweifellos  sagen  kann,  sehr  frühzeitig,  ge- 
schwunden. Worin  der  Grund  für  diese  Doppelheit  liegt,  ist 
mir  unklar.  Beispiele:  ahd.  kerno,  anord.  kj(ir)/i  'Kern'  zu 
got.  kdiirn,  lit.  zirnis,  serh.  zrno  aus  ^gei'^n-;  ahd.  chi)>d  X. 
zu  ^ot. -kund. s  in  hiiiiinakunds,  ai.  jätds,  \i\\.  genifinn.  Ccrm. 
'^kenpom  und  '^kundds   verhalten  sich    wie  genifuni   zu  ndfus- 


1)  Möglicherweise  könnte  man  a  und  u  gloieii  9  setzen.  Denn 
ich  l)ln  niciit  von  Streitbergs  Annahme  überzeugt,  dass  xinbetontes 
-9  im  Germ,  zu  u  geworden  ist,  möclite  vielmelir  <ilanben,  dass  a 
und  u  als  Vertreter  von  .}  unter  denselben  Bedingimijeii  wecliseln 
wia  von  idg.  o.     Auch  dieses  wird  oft  genug,  nicht  bloss  vor  ?u  zu  it. 


Akzentstudien.  195- 

Ahd.  stirna  zur  AVurzel  sfera-,  lat.  strütus,  unsicher,  da  es 
serb.  Strand j  russ.  storond  heisst;  ahd.  liälm,  halam,  ags. 
heaJm,  an.  hdlmr:  g-riech.  KdXajLioc,  serb.  släma,  r.  solömcc 
aus  *l-ahmos;  ahd.  Jialda  F.  'Berg-abhang'  zu  lit.  l-dlnas, 
ebenso  ags.  heald,  an.  Judlr;  got.  hallus  aus  ^lialnus  zu  lit^ 
lcdhias\  &\\(\.  haram,  as.  /im'm  M.  ^Beschimpfung',  abg.  .§rr/7^i&, 
sramotay  serb.  Akk.  srämotu\  ahd.  ^JA^rw  zu  lit.  hernas;  ac. 
icylm,  loelm  'Woge'  aus  ^walmis  (Khige  PBrB.  IX)  ist  die 
Vollstute  zu  ai.  ürmif  'Woge';  ndd.  horl-e,  engl.  />r/rZ-,  an. 
horli'  zu  hirihJia,  lit.  herzas,  ai.  hhürja-. 

Darnach  scheint  es  mir  sicher  zu  stehen,  dass  der 
sehwache  Vokal  im  Urgerm.  in  den  meisten  Fällen  geschwun- 
den ist.  Wir  können  daher  auch  l^orn  usw.  auf  '■■'l-u}'r>notn  zu- 
rückführen. 

III.     Das  Lateinische. 

Wenn  man  auf  Grund  des  bisher  Festgestellten  das  La- 
teinische vergleicht  und  sich  an  evidente  Wortgleichungen 
hält,  so  erscheint  m,  hl,  mä,  ncl  als  Vertretung  von  ai.  ?>v 
ll  usw. 

Beispiele:  ai.  ürnä,  lit.  vilna,  s.  vüna,  got.  icuUa,  lat. 
läna:  ai.  jirnds,  lit.  zirnis,  serb.  zrno,  got.  laürn,  lat.  gni- 
num\  ai.  stlrnds,  lat.  strätus\  griech.  xeXa-^ujv,  ahd.  gi-diilf, 
lat.  (t)lätus;  ai.  hhi'irjas,  lit.  herzas,  r.  hereza,  s.  hi'eza,  ahd. 
hirihJia,  lat.  fraxiuus;  got.  icaurfs,  lat.  rddix;  got.  haurdSy 
lat.  crufes\  lit.  szirszlms,  ahd.  hornaz,  lat.  crdhro  aus  *c)"«.s/'o: 
lit.  Ä'«<Zi«  'dreschen',  A'rt'Zf/  'schmieden',  lat.  chi-des:  lit.  p/r- 
m«s^  ags.  forma,  lat.  präm  in  prandium  aus  ''^pram(e)dhi)n: 
got.  miluks,  lit.  melzu,  lat.  Zrtc,  Jacfis,  vgl.  dazu  Johansson 
KZ.  XXX  441  ^;  abg.  zeloih,  lat.  gJans,  ghindis;  ai.  gürtds- 
'gebilligt',  lat.  grätus'^  ai.  Irmas,  av.  arema  ^Bug,  Arm,  Vor- 
derschenkel',  lat.  rämus  'Ast,  Zweig',  Vollstufe  dazu  in  lat.. 
armus,  got.  arms,  armen.  armnJcn,  serb.  ;77;??o  aus  *ö;'»?o-: 
lat.  quadrü-ginta,  griech.  xeTpajKOVxa,  I)ruginaun  >ItJ.  ^^  29  f. 

Kretschmer  wendet  KZ.  XXXI  412  zwar  ein,  dass  le- 
TpdjKOvxa  aus  *xexajpK0vxa  entstanden  sein  könne,  aber  Avas  er 
mit  lat.  quadräglnta  anfangen  will,  sagt  er  uns  nicht.  Auch 
lat.  2)Iänns-  wird  man  vielleicht  mit  de  Saussure  ai.  pilruds 
gleichsetzen  dürfen,  während  plenus  das  e  von  jpZeo,  plevif. 
pletiim  zeigt. 


196  Herman  Hirt, 

Ich  glaube,  die  meisten  Beispiele  sprecbeu  für  sieh  selbst, 
und  jeder  Versuch,  so  auch  der  von  Kretschmer  XXXI  400ff., 
das  Verhältnis  anders  zu  erklären,  scheitert  an  den  That- 
sachen,  an  der  Fülle  etvniolog'iseh  unzweifelhafter  Gleichungen. 
]Man  kann  eben  läna  nicht  von  wulla,  lit,  vüna,  s.  vima,  ai. 
firmi  losreissen,  besonders  wenn  man  bedenkt,  dass  das  "Wort 
so  festg-ewurzclt  in  der  Si)rache  war,  dass  es  in  den  modern- 
sten Dialekten  (frz.  laine,  wolle,  lit.  vüna,  s.  vüna)  unverän- 
dert beibehalten  ist  ^). 

Für  ai.  ä,  an,  lit.  in,  im,  germ.  iin,  um  ist  im  Lat. 
ml,  md  zu  erwarten.  Man  wird  daher  lat.  gnätu.s  ai.  jatds, 
got.  -l'unds,  lat.  nätio  ai.  jcitis  gleichsetzen.  Zwar  ist  näfio 
auch  mit  got.  l-nod-  zu  vergleichen,  aber  lat.  natu,  major 
natu  stimmt  genau  zu  ai.  Jätabharman  'seinem  Wesen  nach 
oder  von  Geburt  ein  Schützer  oder  ein  Kämpfer',  jätustlüra 
Von  Geburt  kräftig',  genitum  verhält  sich  za  näfus  wie  germ. 
''''Jxinpa  zu  ^'kunda.  Besonders  wichtig  ist  gnai'us,  närräre, 
erstercs  gebildet  wie  dürus,  da  die  zweite  Silbe  ursprünglich 
ö-Vokalisnuis  hatte,  lat.  nösco,  griech.  yitvuuckuu  ^). 

Die  zweisilbigen  Basen  sind  iui  Lateinischen  erhalten 
mit    w'cchseludem    Vokalismus    der    zweiten    Silbe,    vgl.  nnas, 

1)  ar,  cd  ist  nicht  als  Vertreter  von  ai.  Ir,  il,  ür  usw.  anzu- 
erkennen. Lat.  armus  ist  Vollstufenform,  vgl.  oben.  Die  Gleiclmng 
ai.  ürdhräs,  griecli.  öpGöc,  lat.  ardiios  sieht  verlockend  aus,  birgt 
aber  Schwierigkeiten  in  sich,  wie  Joh.  Schmidt  KZ.  XXXII  383  f. 
unter  der  Zustimmung  Wackernagels  Ai.  Grannn.  28  gezeigt  hat. 
Lat.  ars,  artis,  ahd.  art  'Art  und  Weise'  können  zusammengehören, 
aber  ai.  rtäm  zeigt  kurzen  Vokal,  sodass  -wir  in  a  idg.  a  oder  9 
sehen  müssen.  Lat.  largus  ist  natürlich  nicht  mit  ai.  dirghäs  zu- 
sammenzustellen. Auf  lat.  ^?rtr.s-,  partis  neben  portio  kann  ich  nichts 
geben,  a  wird  auch  hier  3  sein,  ebenso  in  osk.  arogetiid,  lat.  argen- 
tum,  argilla,  griech.  äpYupoc.  Rätselhaft  bleibt  quartos,  aber  in 
gi-iech.  TerapToc,  lit.  kefvirta-s  zeigt  sich  ebenso  wenig  wie  in  ai. 
catiirthaH  die  Länge. 

2)  Jede  andere  Vertretung  ist  ab/Ailehnen.  Umbr.-osk.  an- 
jn-ivativurn  (W.  Schulze  KZ.  XXVII  (306)  wird  man  nicht  mit  griech. 
vri-  in  vr)K€p6ric  verbinden  und  auf  -rt  zurückführen,  sondern  mit 
griech.  äveu,  ahd.  äno  usw.  Für  lat.  anta  '  viereckiger  Thürpfeiler, 
Pilaster\  ai.  ätä  f.  wird  man  Ablaut  annehmen  müssen,  genau 
•wie  für  anas,  anatis,  ahd.  anut ,  lit.  nntis  «•egenüber  ai.  ätis, 
griecl).  vficca.  Kbenso  für  lat.  janitrlces,  griech.  eivdrepec  zu  lit. 
inte,  ai.  yätä.  Der  tiefere  Grund  für  diese  Auflassung  wird  später 
klar  wcr<l(Mi. 


Akzentstudien.  197 

janitrlces,  cerebrum,  tenebrae,  terebra  'Bohrer',  dominus, 
domitum,  moUfum,  geuitiim,  osk.  genetai,  feretrum  "Bahre', 
feretrius,  gele-factus,  romitus. 

IV.  Das  Keltische. 

Über  das  Keltische  vermag-  ich  Avenig-  7A\  sagen,  doch 
ist  mir  a  priori  wahrscheinlich,  dass  es  mit  dem  Lateinischen 
geht.  Vgl.  air.  Jä?i,  acvmr.  Jan7i  'voW,  ai.  pürnds,  air.  bläith 
'weich,  sanft'  zu  mellm  'mahle',  cymr.  blawd  'Mehr  aus 
^rnlto  zu  got.  mulda  'Staub,  Erde'.  Die  zweisilbige  Basis 
scheint  erhalten  zu  sein  in  air.  farathar  'Bohrer',  gall.  friga- 
ranus  und  anderen  Fällen.  Ich  muss  es  den  Keltisten  über- 
lassen, diese  Frage  genauer  zu  untersuchen. 

V.  Das  Griechische. 

1.     Ai.  Ir,  ür  im  Griechischen. 

Ich  schliesse  mich  hier  im  wesentlichen  Joh.  Schmidts 
Ausführungen  KZ.  XXXII  377  ft".  au.  Ohne  die  Ermittlung- 
besonderer Bedingungen  ist  auch  hier  eine  doppelte  Vertre- 
tung der  ind.-lit.  Formationen  nicht  zuzulassen. 

a.  op,  o\  sind  nicht  =  ai.  ir,  n)%  sondern  =  ai.  r,  wie 
Schmidt  gezeigt  hat,  vgl.  CTÖpvum  =  strnomi,  öpvu)ui  =::  rnomi, 
griech.  juopTÖc,  ai.  mrtds,  ä)ußpoTOC  usw.  öpTn,  KÖpcr)  bewei- 
sen deshalb  nichts,  weil  hier  o  =  idg.  o  sein  kann,  wie  in 
TTOjaiTri,  doibn,  CTTOubn.  öpGöc  braucht  nicht  mit  ürdhvd.s  auf 
fdh  zurückzugehen. 

b.  puu,  Xuj  sind  vielleicht  anzuerkennen  mit  de  Saussure, 
Osthoff,  Brugmann,  Joh.  Schmidt  gegen  Bechtel  und  Kretschmer, 
vgl.  CTpuuTÖc,  ai.  stirnds.  Kretschmer  wendet  KZ.  XXXI 402  ein, 
"dass  r«'",  lä"  nicht  ausschliesslich  in  unbetonter  Lage  auf- 
tritt, sondern  durch  betonte  und  unbetonte  Silben  durchgeht. 
Neben  CTpuuTÖc  strätus  liegt  CTpuJ)ua,  strämen,  neben  ßpuuTÖc, 
ßXilTÖc,  TpiiTÖc,  KpöTÖc  —  ßpa)^a,  ßXfma,  xpiiua,  Kpä^a  usw., 
vgl.  damit  bepjua,  Kep|ua,  CTrepina  zu  bpatöc,  Kapröc,  CTraptöc". 
Wenn  man  aber  diese  Zusammenstellungen  genau  prüft,  so 
ergibt  sich,  dass  sie  nur  auf  Verwischung  ui-sprünglichcr  Ver- 
hältnisse beruhen.  CTpuuTÖc  tindet  sich  lies.  Th.  798,  cTpiLjua 
erst  in  der  attischen  Blütezeit,  als  auch  schon  das  Präsens 
CTpdjvvu)Lii    aufgekommen    war.      Es    hat    ein    älteres   "^'cTÖpeua 


108  Hermaii  Hirt, 

ebenso  verdrängt,  wie  späteres  ecipuuca  das  liom.  ecropeca. 
ßpüj)ua  findet  sich  im  Attischen,  ßpuucic  schon  Od.  15,  489, 
Hcs.  Th.  "797,  ßpuuTÖc  Enr.  .Suppl.  Hin,  ßpuuTuc  II.  19,  205, 
Od.  18,  407.  Honi.  ist  ausserdem  eßpujv  H.  li.  Ap.  127,  ße- 
ßpojKa.  ßeßpujKuuc  II.  22,  94,  ßeßpuucexai  Od.  2,  203,  in  denen 
das  puj  vollkoimncn  bereclitig-t  ist.  Die  Fälle  mit  ä  und  rj 
geh(»ren  nicht  liierher,  obgleich  das  zeitliche  Verhältnis  der 
einzelnen  Formen  dasselbe  ist. 

Diesen  durchgreifenden  Unterschied  in  dem  Auftreten 
der  Formen  autgezeigt  zu  haben,  genügt.  Man  muss  die  Stim- 
men nicht  bloss  zählen,  sondern  auch  wägen. 

Weitere  Beispiele:  hom.  eßpuuv.  wie  e-qpü  zu  lit.  gei'ti, 
ßpuüTÖc,  lit.  gurldys  [gürklij;  ßXuuBpöc  'hochgewachsen',  ai. 
mürdhdn-  'Höhe,  der  höchste  Teil,  Kopf ;  eß\uu  •  ecpdvn  Hes., 
ßXujcKLu  Od.  16,  466,  lue'iußXujKa  Od.  17,  190  gegenüber  e'iuoXov. 
iioXoO)uai ;  epuücKua  II.  13,  589  gegenüber  e'Bopov,  9opoö)uai : 
TTeTTpuuTai  II.  18,  329,  aber  eTiopov  II.  17,  196,  ai.  j^firtis  'reich- 
liche (iabe';  Trpujxoc  aus  *Trpuu/aToc,  ai.  jyiü'vas'^  TiTpuucKuu  'ver- 
wunde' Tpuuuu  Od.  21,  293,  xpuuTÖc  in  dem  Verse  Kai  -jap  9r|v 
TOUTLU  rpoiTÖc  xpibc  öHei  x«^klu  II.  21,  568,  wo  man  es  noch 
mit  'durchbohrt'  übersetzen  kann.  Der  Zusammenhang  mit 
TiTpduu,  Tp)'-|cuu  scheint  mir  sicher,  xpiitöc  kommt  erst  Arist. 
H.  An.  3,  7,  5  vor.  Die  zweisilbige  Basis  in  reperpov  'Boh- 
rer', air.  tarathar  'dass.';  TpdjYXr)  verbindet  Osthoft' MU.  \^^ 
wahrscheinlich  richtig  mit  s;o\.  pairlxö''Loc\\^  xm^i  \-Ai.  trägida: 
TeipiWKOVTa,  lat.  quadräglnta;  KpujTTiov  'Sichel'  zu  lat.  carpo. 

Ich  gestehe,  dass  diese  Beispiele  einigermassen  bestechend 
aussehen,  aber  genau  betrachtet,  doch  nicht  zuverlässig  be- 
weisen. Denn  ö  konnte  überall  Ablaut  zu  e  oder  auch  zu  a 
sein.  Rein  theoretisch  angesehen,  müsste  man,  wie  sich  unten 
zeigen  wird,  im  Griechischen  pä  und  Xä  erwarten,  und  auch 
dafür  lassen  sich  entschieden  einige  Beisjjicle  anführen,  näm- 
lich xXriTÖc,  rXctvai,  xXdiuujv,  ttoXüxXöc  zu  lat.  Jätnft.  KCKpäuai. 
Kpäxeoc.  Kpaxrip  zu  Kepdvvu.ui,  ai.  d-sirta-;  griech.  ßXdE.  air. 
hlaiflt,  TrXdGoc  zu  air,  lau  neben  plenus,  griech.  TTXf|6oc, 

]''iir  ai.  ^7,  an  müssen  wir  nach  der  Analogie  der  Liquida- 
verl)induu,u'en,  v,  u  +  Vokal  erwarten.  Einige  Fälle  scheinen 
seine  <^Mialilät  als  a  zu  bestinnncn. 

(iriccli.  vnccu  wird  man  ai.  af/s  gleichsetzen.  Griech. 
va-    in    vuTToivoc    ist    unsicher.     Ai.    (igata,    griech.-dor.    e'ßäxe 


Akzeiitstudien.  199 

müssen  auf  idg.  *ecfate  zuriickgeführt  werden.  Weiter  9vä- 
TÖc,  6vr|CKLU,  ai.  clhväntds,  db|uriTOC.  beb,uiiuevoc.  bebunTO,  ai. 
daufds,  TroXÖK|uriTOC,  ai.  sänfds^). 

Eine  sichere  Entscheidung-  ist  hier  nur  von  der  Grund- 
lag-e  der  vollstnfig-en  Basis  aus  zu  geben. 

b.  Die  zweisilbigen  Basen  im  Griechischen. 

Wir  haben  gesehen,  dass  der  Vokal,  der  im  Indischen 
als  l  auftritt,  im  Germanischen  und  auch  im  Lateinischen 
verschiedene  Gestalt,  ,),  e  und  auch  o  annimmt.  El)enso 
erscheint  im  Griechischen  a,  e,  o  in  der  zweiten  Silbe,  aber 
die  Annahme  Bartholomaes  BB.  XVII  108  und  Streitbergs, 
dass  wir  es  hier  mit  Vollstufenvokalen  zu  thun,  ist  nur  in 
einem  ganz  anderen  Sinne  richtig,  als  jene  Forscher  mein- 
ten. Thatsäcjdich  erscheint  g-riech.  a,  e,  o  da,  wo  wir  im 
Indischen  i  finden,  und  w^ir  wollen  uns  daher  vorläufig  nicht 
weiter  um  die  Dreiheit  kümmern,  sondern  a,  e,  o  dem  ai.  i 
gleichsetzen,  und  die  griechischen  Fälle  zweisilbiger  Basen 
möglichst  nach  Kategorien  geordnet  anführen. 

1.  Sigmatische  Aoriste  und  Futura  betonten  die 
erste  Silbe  und  fordern  Vollstufe  der  ersten,  Schwundstufe  {d) 
der  zweiten  Silbe.  Es  heisst  daher  eciöpeca  Od.  3,  158; 
14,  50;  Hom.  H.  33,  15,  ciopecai  II.  9,  659.  Bei  diesem  Ver- 
bum  lässt  sich  das  alte  noch  in  voller  Regelmässigkeit  nach- 
weisen. Das  Präsens  lautet  cTÖpvujui,  das  Perfektum  ecxpujiuai 
Hom.  H.  Ven.  159,  Eur.  Suppl.  776  usw.  (vgl.  TeTpa|U|uai),  das 
Partizipium  CTpuuToc;  damit  vergleiche  man  ai.  ostarHsta  AV., 
Fut.  starisyati  B.  C,  Präs.  sfrndti,  Part,  sfirnds.  Für  cto- 
pecai,  die  hom.  Form,  konunt  erst  später  ecTpuuca  auf.  Ob 
das  0  von  ectöpeca  altes  «  ist,  oder  auf  irgend  welcher  An- 
gleichung  beruht,  ist  nicht  klar. 

TeXdccar  ToXiaficai,  xXfivai  Hesych.  Entsprechend  reXa- 
]jid)V.  Hesych  hat  uns  hier  eine  Form  bewahrt,  die  wir  regel- 
recht erwarten  dürfen.     Sie  ist  ebenso  verdrängt  wie  eciöpeca. 

xepeccev  eipuuce,  eröpvaice  Hesych.  ^Viederum  ist  He- 
syehs  Form  überaus  alt.     Dazu  repexpov  Od.  24,  364. 

Kepacca  Od.  5,  93,  Kepdcac  Od.  10,  362.  Hom.  kennt 
noch  kein  Kepdvvuiui,  vgl.  ai.  d-strfas  "gemischt',  grich.  Kpäirip. 


1)  Über  griech.  apa,  a\a,  ava,   a|ua  =  ai.  Ir,    ur    siehe    weiter 
amteu. 


200  Herrn  an   Hirt, 

Kpejaöuu  II.  1,  Sl,  Kpejudcac  II.  8,  19,  eKpe'fAuj  II.  15,  18, 
21.  Kpe|ua)aai  Aiiakr.  107,  Find.  Ol.  7,  25  u.sw. 

ebd|uacca  usw.  Hom.  Praes.  bd)uvri|ui.  Mit  Ilin1)liek  auf 
lat.  d Omare  ist  d  als  Vokal  der  ersten  Silbe  anzusetzen,  ebd- 
JLiacca  steht  für  *ebö)Liacca  nach  bd|uvr||ui  für  ^dem-ndmi. 

KO|ueuj  KOjuiZiuj  sind  mit  Krctschmer  KZ.  XXXI  407 
als  die  starken  Formen  zu  KdjaaTOc  anzusehen.  Hom.  eKÖmcca 
und  KO|uiZ;uj. 

|uoXoO)uai  ist  das  Fut.  zu  ßXuucKuu. 

Man  kann  demnach  mit  voller  Sicherheit  behaupten, 
dass  im  Griechischen  dasselbe  Verhältnis  wie  im  Indischen 
bestanden  hat.  Griech.  ecTÖpeca,  xeXdccai,  lepeccev,  Kepacca, 
Kpejudcac,  ebd|nacca,  eKÖjuicca,  |uoXoö)aai  stellen  sich  ai.  astarisfa, 
tärisat,  tarisyati,  IcarUijciti,  Icrämista,  (adamtf),  dsamisthäs 
g-enau  zur  Seite. 

2.     Einzelne  Noininalbiklungen. 

xeXaiuuuv,  vgl.  ai.  jarhnd  'Alter',  jdnlma  'Geburt',  pdrlma 
'Fülle';  teperpov  'Dohrcr',  beXetpov,  (pepetpov,  ai.  hliaritram, 
griech.  feveTrip,  lat.  genitor,  ai.  janitä,  dpoipov,  abg.  rdlo, 
lit.  drMa.s',  ark.  Z;epe9pov,  bepeBpov,  hom.  ßepeGpov;  lat.  cere- 
brum,  griech.  Kepa-c,  alid.  Järnz;  Yepavoc,  lit.  gerve:  ßeXejU- 
vov,  lepaiLivGv  'Zimmer',  lat.  tenehrae,  ai.  tämisram. 

Wir  erhalten  also  als  Kesultat,  dass  den  indischen  For- 
mationen mit  i  im  Griech.  und  Lat.  solche  mit  a,  e,  o  gegen- 
überstehen. Dass  auch  e  (o)  da  steht,  wo  ein  schwacher  Vokal 
gefordert  wird,  ist  ohne  ^veiteres  klar,  aber  es  ist  darum  nicht 
sicher,  dass  es  die  lautliche  Entsprechung  von  ai.  /  ist.  ^lau 
denkt  ja  zunächst  an  die  Dreiheit  a,  e,  o  in  CTaiöc,  Beiöc, 
boToc,  aber  die  Vermutung,  dass  a  e  o  als  die  Deduktionen 
verschiedener  langer  Vokale  aufzufassen  sind,  wird  dadurch 
widerlegt,  dass  a  und  e  nebeneinander  stehen.  Man  vergleiche 
nur  xP^M^TiZluL)  und  xpo)naboc;  ßepeGpov  (Hom.)  und  att.  ßdpa- 
öpov;  Tepeipov  und  air.  tarathar,  repaiiivov  und  Tepeiavov.  le- 
l^axoc  und  xeinevoc. 

Dazu  zeigen  einigermassen  isolierte  Bildungen  a,  z.  IJ. 
beiaac,  Kepac,  '(ipavoc,  '(e.\apY]C,  xtpabpoc,  T^pac,  leXaiauuv,  re- 
uaxoc,  KtXaboc,  xpd|naboc,  TieXavoc  'Opi'erkuchen'  zu  lit.  plane, 
leva-foc  'seichtes  Wasser',  epaiuai,  GepdTTouv,  Kepa)aoc,  KÖpaE, 
jaefaXo-,  ce'Xac,  Tiepac,  rreXaTOC,  Kpeac,  ^eXa-Gpov  'Stubendecke'. 


Akzentstudieii.  201 

Das  e  (o)  ist  lum  allerding-s  aucli  alt.  mii-  iiiebt  in  die- 
sen Bildung-en,  und  entspricht  lautlieh  einem  idg-.  e,  o.  Neben 
den  3-Wurzeln  standen  nänilicli  seit  idg.  Zeit  e-,  o-Stännne, 
namentlich  in  den  sogenannten  Aoristpräsentien.  In  ßaXeiv, 
Tttjaeiv,  YCvecBai  liegt  ein  alter  Tvpus  vor,  der  s(dion  im  Idg. 
ausgebildet  war,  vgl.  ai.  girdmi  neben  gj-ndti,  garist/ati,  gir- 
luis.  Zahlreiche  Beisi)iele  bietet  Bechtel  HProl)l.  194,  dem 
ich  im  wesentlichen  folge.  Wir  müssen  in  der  Tliat  neben 
den  Formen  era,  eh,  ema,  eiif)  die  Typen  ere,  de,  eme,  ene 
ansetzen,  und  nur  das  fragt  sich,  ob  die  beiden  lautlich  zai 
vereinigen,  d.  h.  aus  einer  einzigen  Grundform  durch  wech- 
selnde Betonung  abzuleiten  sind. 

De  Saussurc  meinte,  dass  t-re  aus  >i\)-e  entstanden  sei, 
indem  ein  Element  e,  o  an  die  Wurzel  getreten  und  d  vor 
ihm  geschwunden  sei.  An  und  für  sich  wäre  das  möglich, 
aber  mir  ist  dieser  Weg  nicht  gangbar,  da  ich  über  ein  Suftix 
e,  o  im  Idg.  nicht  verfüge,  e,  o  erscheinen  in  der  Periode 
des  Idg.,  in  die  wir  hineinsehen  können,  als  die  letzte  Silbe 
fertiger  Worte,  genau  wie  im  (Triechischen  und  Lateinischen. 
So  wenig  wir  nun  sagen  kömien,  dass  in  lat.  sedere  etwa, 
das  e  geschwunden  und  durch  Antritt  von  -os  griceh.  eboc 
entstanden  sei,  so  wenig  geht  das  für  das  idg.  an. 

Aber  ich  kann  auch  nicht  mit  Ik'clitel  198  annehmen, 
dass  ai.  kcüsI  und  ,^vasü  mit  dem  Akzent  wechselnde  Formen 
der  gleichen  zweisilbigen  Basis  sei,  denn  es  ist,  denke  ich, 
klar  gezeigt,  dass  mit  nvasd  nur  sväs  wechseln  könnte,  und 
es  wird  sich  herausstellen,  dass  zu  scdsi  nur  ein  .scasd  als 
andere  Stufe  gehören  kann. 

Ich  begnüge  mich  mit  der  Erkenntnis,  dass  die  beiden 
Typen  von  Alters  her  nebeneinander  standen  oder  nebenein- 
ander getreten  sind ;  wie  neben  die  e/-Stämme  sich  e-o-Stännne 
gestellt  haben,  so  hat  sich  bei  den  weniger  zahlreichen  Wur- 
zeln auf  r>  sich  auch  der  gebräuchlichere  e-o-Typus  eingenistet, 
was  ja  z.  T.  durch  lautlichen  Zusannneniall  gewisser  Formen 
gefordert  sein  mag,  vgl.  etwa  ht-dciinl :  ht'iinids  =  emi  :  imd.s-, 
und  dann  hravdnti  nach  ydnti  usw. 

Zu  dem  im  Griechischen  in  Kominalbildungen  auftreten- 
den e  können  wir  den  Aoristtypus  fast  überall  belegen,  vgl. 
ße\6|Livov  :  ßüXeiv,  ark.  Z;epe9pov,  bepeGpov,  bom.  ßepeGpov  :  ai. 
girdmi,  asl.  zbrq-^    Tepexpov,  repeccev,    lat.  ferehra,    abg.  fiiur, 

Indogerinaiiisclie  Forschmif^en  VII  3  u.  4.  14 


202  Her  mau  Hirt, 

(pepetpov  :  eqpepöimiv,  cpapeipa  nach  *ecpapov;  leiuevoc  :  laiueiv; 
KOfieuu  :  KttiLieiv,  otveiaoc,  animu.s  :  duiti,  3  Sg.  anäfi  A\'.;  Y^ve- 
Trip,  YtveTuup  :  ef€vö)ariv. 

Damit  sind,  denke  ich,  die  g-riechischen  Verhältnisse  auf- 
gehellt»). 

Die  Vollstufenforni  zu  el<),  er^  usw. 

Wir  haben  soeben  liechtels  Annahme  abgewiesen,  dass 
zu  ela  eine  andere  Stufe  ele  sei,  und  haben  dafür  eM"'  ein- 
gesetzt. In  der  That  kann  ja  ai.  i  =  griech.  a,  lat.  «,  germ. 
(ö),  u  nur  die  Schwundstufe  eines  langen  Vokals  sein,  den 
wir  als  a,  e,  ö  voraussetzen  dürfen.  Das  hat  Hübschmann 
Idg.  Vokalsystem  auf  das  klarste  gezeigt,  und  bei  der  Durch- 
führung dieser  Ansicht  lösen  sich  auf  einmal  alle  Schwierig- 
keiten gewisser  Formationen  auf  das  leichteste.  Dieses  cl-^ 
konnte  nur  erhalten  bleiben,  wenn  der  Ton  auf  ihm  ruhte, 
und  nach  dem  in  dem  frühereu  Aufsatz  Dargelegten  musste 
dann  die  erste  Silbe  geschwächt  werden  oder  ganz  schwinden, 
wir  müssen  daher  neben  eU  elcl'-  oder  gar  Ifi''  linden,  wie  es 
in  der  That  der  Fall  ist,  so  schon  Kretschmer  KZ.  XXXI 
403  f.,  aber  die  starke  Verscliiedcnhcit  der  Stufen  hat  ver- 
hindert, dass  ihr  Zusanuiienhang  erkannt  wurde. 

Beispiele:  Zur  zweisilbigen  Wurzel,  die  in  ai.  hhavitum, 
hhüti'ä  vorliegt,  gehört  lat.  fucl-s,  die  orthothonierte,  und  lat. 
amä-häs  aus  bhuäs,  die  enklitische  Form.  Zu  xeXa-iauuv  stellt 
sich  lat.  fiila-f  und  griech.  e-T\r]-v,  zu  ai.  hharisijati,  griech. 
cpepeipov  lat.  feram  für  "^forniii,  aksl.  hwati. 


1)  Eine  iNIög'lichkeit,  die  a,  e,  o  dos  Griechischen  hixitlich  zu 
erklären,  wenn  auch  nicht  «gerade  mit  Sicherheit,  will  ich  hier  an- 
deuten. Wir  haben  im  voi-ig-en  Autsatz  eine  Mittelstufe  zwischen 
Vollstut'e  e  und  absolutem  Schwund  ang-enommen,  nämlich  c.  All- 
gemein wird  wohl  zugegeben,  dass  das  Verhältnis  e  :  Null  ^  e  :  9, 
ä  :  i>,  ö :  9  besteht.  Wir  müssten  daher  von  Rechts  wegen  zwischen 
e  und  ti  eine  Mittelstufe  einsetzen,  die  nicht  anders  als  a,  e,  o  lau- 
ten könnte,  die  in  erster  Silbe  vor  dem  Tone  anzutreffen  wäre. 
Dazu  stimmen:  griech.  4t6c,  öeTÖc,  beröc,  boxöc,  ttot6c,  aber  es  wäre 
doch  wunderbar,  wenn  die  a  e  o  in  allen  S[)rachcn  ausgemerzt 
worden  wären.  Griecli.  botöc  und  lat.  dafus  müssten  sicli  nämlich 
verli alten,  wie  CTÜptoc  zu  crparöc,  das  eine  wäre  die  vollbetonte, 
das  andere  die  enklitische  Form,  aber  dieser  Lösungsversuch  be- 
reitet doch  noch  grosse  Schwicriß-keiten. 


Akzeiitstudien.  203 

Die  Grundformen  sind  hheuä,  telii,  bherä,  aus  denen 
sich  alles  ableiten  lässt.  Schema  1  bhem,  teh,  hhe}\?,  Schema  2 
bh(e)ud,  t(e)l(t,  hh(c)rd  ^). 

Hierher  gehören  in  der  Hauptsache  die  Fälle,  die  ]kug- 
mann  MU.  I  1  ff .  mit  seinem  Verbalsutfix  -a  zu  erklären  ver- 
sucht hat,  und  die  gerade  in  der  letzten  Zeit  wieder  mehr- 
fach besprochen  sind.  Nach  Bechtel  HProbl.  2U0  gehen  die 
einsilbigen  Basen  pse,  ple  aus  bhese,  pele  hervor,  wogegen 
schon  V.  Michels  IF.  IV  61  mit  Recht  angekämpft  hat.  Aber 
dessen  eigene  Theorie  von  der  Metathese  ist  ebenso  unhaltbar 
wie  die  Bechtels,  wie  ich  kaum  w^eiter  auszuführen  brauche. 
Aber  andrerseits  kann  ich  wieder  das,  was  er  gegen  die  An- 
nahme eines  Wurzeldeterminativs  «,  e,  ö  vorl)ringt,  nur  unter- 
schreiben. 

Man  muss  vielmehr  mit  Kretschmer  von  peJe  usw.  aus- 
gehen. Lag  der  Ton  auf  dem  e,  so  wurde  die  erste  Silbe 
geschwächt,  oder  sie  schwand.  Meistens  liegt  thatsächlich 
vollständiger.  Schwund  vor,  doch  nicht  überall.  Brugmann 
hat  natürlich  in  einem  Punkte  ganz  Recht,  das  Suffix  tritt 
an  die  schwächste  Stufe  der  Wurzel,  und  ebenso  konnte  er 
konstatieren,  dass  das  Suffix  «,  e,  ö  nicht  abstufungsfähig 
sei.  Ganz  natürlich,  denn  die  Ablautsformcn  von  jjle  sind  nicht 
2)l9,  sondern  j^eh  oder  ai.  pürnds.  Derartige  Formen  sind  al)er 
in  den  Einzelsprachen  stark  auseinandergefallen  und  haben 
Anhiss  zu  zahlreichen  Neubildungen  gegeben.  Aber  wenn  wir 
auch  nicht  alles  mehr  historisch  erklären  können,  zu  erkennen 
sind  die  alten  Verhältnisse  in  der  That  noch. 

Der  Ül)ersicht  halber  unterscheide  ich  den  Typus  A. 
€iia,  B.  den  Typus  mit  Schwundstufe,  also  mit  ^,  ü  und  soge- 
nannten f,  /,  m,  n  und  C.  den  Typus  (eyuä. 

1.  gheijä.  A.  hämman  RV.,  hävitave  RV.  B.  hütÜH  V. 
hiitis  V.  C.  hvä-mahe  V.S.,  abg.  zwdti,  Aorist  2hL-ac7i7>,  ziva, 
zra-felb.  Dazu  mit  idg.  Übergang  in  die  thematische  Flexion 
ai.  havate,  abg.  zovq. 

2.  pele.  A.  pdriman  RV.  pdrlnas  RV.  B.  ai.  pürnds, 
lit.  pilnas,  s.  pün,  got.  fulls.  C.  prdm  RV.,  aprät  V.B.,  apräs 
(3  S.)  RV.  B.,  prätds  ^  jjJenn.s,    lat.  7>/^^s',    phf,    lat.  2)levi  = 


])  Der  Ausdruck  Kretschniers  KZ.  XXXI  408,    dass  die  zwei- 
silbigen Wurzeln  zwei  starke  Formen  besitzen,  i.st  niissleitend. 


204  Hei-iiian  Hirt, 

ai.  pttprmt,  gTiecli.  eTrXrnuiiv,  tiXiito,  rrXfiVTO,  nKripiic.  Der 
Typus  ple  ist  iirspriing-lieh  im  Aoristpräsens  berechtigt,  das 
(Inrc'li  g-ricch.  ttXvjto,  lat.  2)let,  ai.  apriU  als  idg-.  erwiesen  wird, 
o.  pela  "sieh  nähern'  A.Gr.  TteXdZia),  Aor.  ireXaca  II.  12, 
194,  TteXacca  II.  13,  1;  TteXac  'nahe'.  B.  fehlt.  C.  e-rTXr||uriv, 
TrXiiTO,  TTeTiXiiinai,  ctTiXiiToc,   ttXiicioc. 

4.  domü.  A.  Aor.  bd)aacca  II.  IG,  543,  ebdfiacca  II.  5, 
191,  ai.  damitd,  lat.  domitor.  I>.  ai.  dämyati,  däntds.  C. 
g-riech.  bjuvicai,  bebjarjKa,  beb|uii)uai,  lat.  domäre. 

5.  dhemcV'  'blasen'.  A.  ai.  dhamisyati  E.,  dhamifds  RV. 

B.  lit.-slav.    ditmfi.     C.    ai.  Perf.  dadkmdu  E.,    dhmätäs  V., 
dhmätä  RV.,  lit.  Prät.  dümpiau  für  *diime. 

6.  ^jem.  A.  griech.  Fut.  Trepdcuu  II.  21,  454,  Aor.  ire- 
paca  Od.   15,  428.     B  oder  C.  Tre-rrpäKa,    TreTTpä|uai,    eTreTTpaio. 

7.  g^'ele.  A.  g-riech.  ßeXeiavov,  lit.  i-geltl  "stechen'.  B.  fehlt. 

C.  eßXrjv,  eßXriTO. 

8.  kerü.  A.  Kepacca  Od.  5,  93,  Kepa|uoc  "Töpferthon',  ai. 
asarlt,  sarifyate  B.  B.  ai.  .sirnds  k\ .,  sirta.s  MS.  C.  KeKpä- 
laai,  eRpöönv,  KpäTi'ip. 

9.  tehl.  A.  griecli.  TeXauLuv,  eteXacca.  B.  lat.  Jcdus,  ahd. 
gidult.  C.  griech.  eiX^iv,  lat.  fnlat,  tXiitöc  Aesch.  Pr.  1U65, 
got.  pulan,  lit.  tyleü  mit  e.  tllaü,  für  '■■'tihl-\-u  mit  ä. 

10.  hherä  A.  ai.  hharUycdi  V.,  hharitram  RV.,  bhdrl- 
nian,  lit.  hernas,  g'ot.  harn,  naehhom.  cpeperpov  B.  ahd.  gilmrt? 
C.  abg".  hhrati,  lat.  feram.  Daneben  steht  eine  kiirzvokalische 
Wurzel  bhere  A.  ai.  hibharü,  Aor.  abJiärsU,  B.  hlivtäs,  ai. 
hhrtis,  lat.  fors  C.  got.  haurans. 

11.  i^ere  A.  ai.  Fut.  tarlsyaü  8.,  Aor.  dtclrif,  VB.8.  B. 
tirnds  nsw.,  griech.  titpujckuj,  tpuutöc.  C.  griech.  liiptmi,  iptv 
TÖc,  Tpfjcic,  Tpfiina. 

12.  g^'ercl^  'essen'  A.  lit.  gertl  'trinken'.  B.  lit.  gin-ldys, 
s.  grlo,  griech.  ßpujTÖc.  C.  g-ricch.  ßißpujCKuu,  lat.  vordre,  lit. 
gerimi  für  '^■'girP-\-u. 

13.  teniiV .  A.  lit.  tenisfa  'es  dunkelt',  ai.  tdmisram,  lat. 
tenebrae,  ahd.  demar,  d'mstar.  B.  Ictt.  fn'mschs  "dunkel,  finster'. 
C.  abg.  thma  F.  "Finsternis'. 

14.  meJcV.  A.  lit.  melzii,  got.  mihi/xs.  W.  griech.  fdXa, 
lat.  Inc.     C.  — 

15.  ere,  erö.    A.  ai.  ar/fn(.<t,  griech.  epetiaöc,  epe'ccuu.    B. 


Akzeiitstudien.  205 

lit.  irfi,    li'Mas.     C,  lat.  renius,    ahd.   ruodar,    lit.   ijriau    für 

16.  send''.  A.  ahd.  senatüa.  BriigmannMü.  148.  B.  —  C. 
m.  snät/us,  g-riech.  evvri,  alid.  xnuor. 

17.  arä.  A.  gTiecli.  dpöuu,  äpoxpov,  lit.  diii,  drklas,  slav. 
ralo.  B.  —  C.  lat.  arätrum,  arare. 

18.  mela'\  A.  lit.  mälfi,  lat.  inalere.  B.  lit.  mütai  'IMehl', 
g'ot.  mulda,  ahd.  molta,  air.  hiaith.  C.  ai.  w?«  'weich  wer- 
den, besonders  durch  Gerben 'V 

19.  l-elä  A.  lit.  Irdti,  r.  A-o?dfö.  B.  lat.  dädes.  C.  dTto- 
K\dc,  KXfiiaa.  lit.  küliau. 

20.  ^96720.  A.  fehlt.  B.  lit.  pazintas,  got.  kunps,  lat.  gf^m- 
r«.!>',  ai.  jä-nämi,  got.  kunnan.  C.  griech.  yi-yvuuckuu,  lat.  nösco, 
lit.  zlnöti,  zinaü  aus  i/«ö+^^,  ai.  /;)^7. 

21.  hlieiiä.  A.  ai.  hhamsydti.  B.  ai.  hliütds.  C.  lat.  fuam, 
lit.  huüaü. 

Aus  den  angeführten  Beispielen,  die  das  Material  nicht 
erschöpfen,  ergiljt  sich  zunächst  das  eine:  wir  brauclien  griech. 
pn,  pa,  puu,  vn,  vä,  vuu  und  können  sie  nicht  mit  Sicherheit 
auf  sog.  lange  sonantische  Liquida  und  Nasale  zurückführen. 
Wenn  lat.  nösco  eine  Wurzelstufe  gnö  enthält,  so  könnte  in 
gnä-rus  gnä  stecken.  Die  Voraussetzung,  dass  in  dem  griech. 
poj  ipä)  und  vö,  in  lat.  rä,  lä,  nä  zwei  idg-.  Lautgruppen  zu- 
sammeng-efallen  sind,  lässt  sich  natürlich  nicht  streng-  bewei- 
sen, aber  schliesslich  ebenso  wahrscheinlich  machen,  wie  den 
Zusammenfall  von  idg.  a  und  o  im  Slavischen.  Was  im  ein- 
zelnen Fall  anzunehmen  sein  wird,  entscheiden  besondere  Er- 
wägungen. So  ist  griech.  YvriTüc  in  biÖYvriioc,  Yvricioc  und 
YVUJTÖc  =  ai.  J««fis  'Verwandter',  got.  knöd-\  lat.  nätu.s  aber 
=  ai.  jätds,  got.  -kunds,  da  ein  Ablaut  gne,  gnä,  gnö  doch 
wohl  unerhört  ist. 

Da  die  Stännne  dhmä  und  dheni<)  lautlich  sehr  aiisein- 
anderfielen,  so  sind  sie  im  Sprachbewusstsein  bald  ganz  jge- 
trennt,  und  es  ist  manches  neugebildct.  Aber  g-anz  ist  das 
alte  nicht  zerstört.  Bechtel  bemerkt  HPr.  191  ganz  mit  Recht: 
"Man  wird  finden,  dass  der  Stannn  auf  -e  in  den  allgemeinen 
Zeiten  —  ich  halte  mich  an  Aorist  und  Perfekt  —  überall 
früher  bezeugt  ist  als  im  Präsens,  wo  er  teilweise  nicht  be- 
legt ist."  Man  kann  hinzufügen,  weil  er  dort  nicht  belegt 
sein  kann:    denn  nur  die   aoristischen  Bildungen  zeigen  Beto- 


206  Herinan  Hirt, 

iiung  (1er  zweiten  Silbe.  Mit  cpufeiv,  faavfivai  stellt  e-ßXiiV, 
ßXfivai,  abg".  bbrati  ganz  auf  einer  Linie. 

Einen  Beweis  für  diese  Ansebauung-  kiinnte  man  n(»eb 
erbringen  mit  dem  Nacbweis,  dass  der  Ty})us  mit  langem 
Vokal  wirklich  perfektive  Bedeutung  hätte,  die  ja  dem  Aorist 
ursprünglich  zukam.  Diesen  Nachweis  hat  Brugmann  MU.  I 
73  eigentlich  schon  geführt,  vgl.  eßXriv  'ich  erhielt  einen  Schuss', 
ecßr|v  'ich  erlosch',  ecKXrjv  'ich  wurde  dürr'.  Die  gleiche  Be- 
deutung haben  die  Aoriste  wie  ecpdvriv.  Lat.  fnlaf  ist  Aorist- 
präsens.    Ai.  bhas  heisst  'kauen',  psä  aber  'verzehren'. 

Die  indogermanischen  Grundformen  von  ai.  tr, 
ür,  ä,  lit.-slav.  ir,  il,  in,  im,  germ.  ur,  nJ,  un,  um.  lat. 
rä,  lä,  nä,  grieeh.  poi,  \uu,  vä. 

Gegenüber  der  Erkenntnis,  die  wir  durch  die  im  Titel 
angesetzte  Gleichung  gewonnen  haben,  tritt  die  Frage,  was 
wir  als  die  indogermanischen  Grundformen  anzusetzen  haben, 
offenbar  sehr  zurück  an  Wichtigkeit.  Aber  aufgeworfen  muss 
sie  wenigstens  werden. 

Zur  Orientierung  diene,  dass  de  Saussure  r,  /,  ///,  n-^ 
ansetzt,  Bechtel  HPr.  229  schwachen  Vokal  (r>j  mit  der  lan- 
gen Nasalis  oder  Liquida  konsonans  annimmt,  Job.  Schmidt 
er9,  eh,  enid,  eHd  uud  Krctschmer  KZ.  XXXI  av,-*,  nlf),  >  m», 
aiid  vermuten.     Welche  dieser  Annahmen  ist  richtig? 

Bechtels  Grundformen  sind  wegen  des  Lit.-Slav.  nicht 
möglich,  vgl.  Idg.  Akzent  141. 

Ebenso  wenig  lassen  sich  de  Saussures  f,  /,  m,  n  halten. 
Mir  scheint  die  Kritik  Job.  Schmidts  Krit.  166  ff.  und  Bechtels 
HPr.  217  ff.  in  der  Hauptsache  zuzutreffen.  Ihre  Gründe  hier 
zu  wiederholen,  hat  keinen  Zweck,  doch  darf  ich  wohl  die 
hauptsächlichsten  Erwägungen,  die  mich  zur  \'erwerfuHg  von 
r,  l,  m,  n  führen,  hier  angeben. 

Als  Vollstufe  haben  wir  euä.  erä  usw.  erkannt.  L.ig  der 
Ton  auf  dei'  dritten  Silbe,  so  gab  es  nur  die  beiden  Beto- 
nungsschemen ü  ä  ä  oder  <'t  ii  a,  d.  li.  in  die  Wiikliciikcit 
übertragen  Ur>,  ;v>  oder  iitr),  tir),  ,h),  -r,'.  rni.).  ,)ht.  lU'idc 
Möglichkeiten  werden  durch  verschiedene  Foniicii  als  wirklich 
nachgewiesen,  vgl.  für  die  erste  folgende  Bcis])i('lc:  uihd.  kriKje 
aus  '*k)',>(/e  zu  grieeh.  ßepe6pov.  pdba|uvoc  neben  rdd'i.r,  abd, 
vlii'ü-nuli  zu  ,i;ricch.  fepa-voc.  Sie  linden  sich  bes(»nders  liäurigv 
wenn    noch    t'inc  Sill)c  Norausgin^',    so  in    Te'-rXa  Bi,  le-iXu-uev 


Akzentstudien.  207 

zu  TeXajuuJv,  TeBvöGi  /.n  g-riecli.  GdvaTOC  usw.,  was  uns  hier 
iiiclit  bescliäftig-en  soll.  AVas  aber  entwickelte  sich  aus  den 
zweisilbigen  Formen?  n9  und  eU9  wurden  im  Idg-.  zu  ih  und 
uua  siehe  oben  S.  152  und  weiter  schon  damals  wahrschein- 
lich zu  l  und  fi,  vgl.  auch  ai.  hrliaü  neben  griech.  TeKxaiva; 
aus  (^ra,  eh,  ema,  eiid  konnte  nichts  anderes  entstehen,  sie 
nnissten  bleiben.  Ich  sehe  keinen  Weg,  der  zu  f,  /,  ?p,  n 
oder  zu  Bechtels  9r,  drTi  usw.  tiilirt.  Diese  von  Job  Schmidt 
postulierten  Grundformen  sind  daher  als  die  einzig  möglichen 
anzusehen. 

In  der  Tbat  lassen  sich  hieraus  die  historischen  Formen 
der  Einzelspracheu  ohne  jede  Schwierigkeit  ableiten.  Das 
reduzierte  e  musste  sich  im  Indischen  zu  /  oder  a,  im  Avest. 
zu  a,  im  Lit.  Slav.  zu  /,  im  germ.  zu  u  entwickeln,  wie  dies 
schon  oben  gezeigt  ist.  Im  Lit. -Slav.  und  Germanisehen  ist 
obne  Zweifel  das  <)  der  vollstufigen  Basen  eh,  evd,  enid,  end 
geschwunden,  und  wir  dürfen  dasselbe  auch  für  el?,  eVd,  em?, 
e/na  voraussetzen.  Aus  jenen  entstand  im  Lit.-Slav.  el,  er,  em, 
en  und  aus  diesem  ganz  entsprechend  ü,  ir,  im,  in.  Diese 
beiden  Gruppen  stehen  also  ganz  auf  einer  Linie,  allerdings 
in  anderer  Weise,  als  ich  Idg-.  Akzent  S.  140  f.  nach  dem 
Vorgange  de  Saussures  angenommen  habe.  Im  Germanischen 
zeigt  sich  keine  Wirkung  des  Silbenschwundes,  so  dass  "kurze 
und  lange  )',  /,  m,  w,  vollständig  zusannuengefallen  sind. 

Für  das  Indisch-Iranische  sekundären  Verlust  des  scbwa- 
ehen  Vokals  anzunehmen,  hindert  nichts,  ja  es  ist  schon  um 
dessentwillen  wahrscheinlich,  weil  das  Iranische  die  Kürze  (ir, 
das  Indische  die  Länge  n*,  är  zeigt,  die  durch  den  Sillten- 
verlust  beding:t  sein  wird. 

Das  Indisch-Iranische,  Lit.-Slavische  und  Germ,  stimmen 
in  ihrer  Entwicklung-  überein.  In  allen  drei  Sprachgruppen 
ist  der  zweite  schwache  Vokal  einzelsprachlich  geschwun- 
den, und  in  Folge  dessen  zeigt  der  erste  natürlich  dieselbe 
Klangfarbe  wie  bei  den  kurzen  Liipiida  und  Nasalis  sonans, 
nämlich  ai.  ir,  ur  :  ir,  ür,  avest.  nr  :  ar,  ai.  a  :  (h  avest. 
a:  a,  lit.  ir,  in  :  ir,  in,  gerni.  nr,  un. 

Im  Griechischen,  Italischen  und  wohl  auch  im  Keltischen 
treffen  wir  dagegen  einen  langen  Vokal  hinter  dem  Sonor- 
laut, der  zugleich  eine  ganz  andere  Klangfarbe  zeigt,  vgl. 
lat.  or  —  rfi,  en  —  na,  griech.  a  —  vä,  ap  —  piu  oder  pü,  air. 


208  HerniJiii  Hirt, 

ri,  li  —  rä,  la.  P^s  kann  dalier  liier  nicht  der  zweite  Vo- 
kal gescliwunden  luul  dann  Metathesis  eing-etreten  sein,  also 
etwa  lat.  ord  —  ör  —  rä,  weil  wir  dann  dieselbe  Qualität 
hinter  dem  Vokal  wie  vor  ihm  antretifen  müssten.  Erinnern 
wir  uns  dagegen  daran,  dass  in  der  reduzierten  zweiten  Silbe 
d  stand,  das  im  Italischen,  Keltischen  und  Griechischen  als 
a  erscheint,  so  würden  sich  lat.  r«,  hl,  nä,  griech.  vä,  air. 
ra,  lä  ganz  einfach  erklären,  wenn  wir  Schwund  der  ersten 
Silbe  und  Dehnung  annähmen.  Ich  würde  darin  denselben 
lautlichen  Prozess  sehen,  der  aus  urslav.  or,  oZ+Konsonant  im 
Serl)ischen  zu  rä,  Ja  geführt  hat.  Brug-mann  hat  zuerst  Grdr. 
I  226  §  281  Anm.  2  vermutet,  was  jetzt  Torbiörnsson  BB. 
XX  124  ff.  genauer  begründet  hat,  dass  die  Grundformen  des 
slavischen  Volllauts  rro,  llo  waren.  Entsprechend  konnten 
evd,  eh,  enid,  etid  in  den  drei  Sprachen  zu  rra,  IIa,  mma, 
nna  werden,  die  dann  zu  den  historischen  Lauten  führten. 
Die  einzige  Schwierigkeit,  die  dieser  Hypothese  im  Wege 
stehen,  liegt  in  dem  griech.  puu  und  Xuu,  die  für  die  regel- 
rechte Vertretung  von  eVri  und  dd  zu  halten  am  nächsten 
liegt.  Besteht  das  wirklich  zu  Kecht,  so  müssten  wir  einen 
Wandel  eines  vielleicht  nach  ä  hinliegenden  ä  zu  uu  annehmen. 
Wenn  man  eine  derartige  Entwicklung  zugibt,  so  bietet 
sich  zugleich  die  Miiglichkeit,  die  eigcntündichen  griech.  apa, 
aXa,  a,ua,  ava  zu  erklären,  die  unzweifelhaft  an  Stellen  auftreten, 
die  Schwundstufe  erwarten  lassen.  Über  sie  sagt  de  Saussure 
Mem.  273:  "On  connait  le  parallelisme  des  groupes  -ava-et- 
vr|-,  a)aa-et-|ari-,  p.  ex.  dGavaroc  :  GvriTÖc;  dbd)Liac  :  db)ur)c;  dKCt- 
jUttTOC  :  KjuriTÖc.  Deux  hypotheses  se  prescntent:  ou  bien  -ava, 
-a,ua-  sont  des  variantes  de  vii-,  \x\\-,  qui  ont  leur  raison  d'ctrc 
dans  (pielque  circonstance  cachee;  ou  bien  ils  proviennent  de 
-eva-,  -e)aa  —  formcs  fortcs,  gräce  au  meme  meiange  du  voca- 
lisme,  (jui  a  ])roduit  xdXaccai  ä  la  place  de  leXaccai  (Ilesych). 
Ainsi  TTavbajudTuup  serait  pour  *TTavb€|adTUjp  et  n'aurait  pris  Va 
quo  sous  l'intluence  de  bd)Livrmi  et  de  eba|uov."  Und  Krctschmer 
meint  KZ.  XXXI  402:  "Jedenfalls  ist  die  .\nnahme,  dass  ai. 
Ir,  ür,  av.  ar  dem  griech.  apa,  kelt.  ara  in  derselben  Weise 
entspricht  wie  ir,  ur,  av.  ar  dem  griech.  ap,  kelt.  ar  nicht 
luu"  morphologisch  gerechtfertigt,  sondern  auch  ])lionetisch  nicht 
unwahrscheinlich.  Vgl.  cqpdpaYOC  'lat.  fraf/or):  ai.  sjihärjaff, 
aiol.  ecTopoTui  :  av.  sfai-cfa-,  ai.  sfnniis:  Kdpavvoc,   hom.  Kap^- 


Akzeiithtudien.  209 

va  :  ai.  sirmäs,  slrsä-;  ßdpaGpov  :  ai.  girnds\  idXapoc,  laXa- 
/6c  :  ai.  tüna  'Köclicr'  aus  tidna/' 

Beide  Forseher  liabeu  zum  Teil  recht;  in  erster  Linie 
aber  de  Saussure,  dessen  eirconstancc  cachee  sich  offenbaren 
lässt.  Verg-leicht  man  g-rieeh.  ßdXavoc  mit  lat.  glans,  g-riech. 
YaXöuuc  mit  hit.  glo><,  und  g-riech.  xdXaKT-  mit  hit.  lact-is,  so 
liegt  es  nahe  in  den'  griechischen  Formen  die  Vorstufen  der 
lat.  zu  sehen.  Bedenkt  man  ferner,  dass  im  Idg.  der  Akzent 
zur  morphologischen  Charakterisierung  verwendet  wui'de,  und 
dadurch  häufig-  auf  Silben  zu  stehen  kam,  die  eigentlich 
schwundstutig  waren,  so  löst  sich  das  Rätsel  des  Griechischen. 
ela,  evd,  emd,  eiid  ergaben  bei  ungestörter  Entwicklung,  das 
heisst,  wenn  sie  unbetont  blieben,  Xuu,  puu,  |uä,  va;  wurde  aber 
das  e  betont,  so  konnte  es  nicht  schwinden,  und  es  musste  apa, 
aXa,  a|ua,  ava  erscheinen.  Wie  sich  nun  ahd.  mord  aus  mf- 
tom  :  ai.  rui-fds  verhält,  so  auch  GdvaTOc  'der  Tod'  :  Gviixöc 
'gestorben',  Kdiuaioc  'Mühe,  Drangsal'  zu  -k}a^t6c  gemüht. 
Die  Abstrakta  nahmen  sekundär  den  Ton  auf  die  Wurzel.  In 
der  That  haben  die  griechischen  Bildungen  mit  apa  usw.  über- 
wiegend Anfangsbetonung :  OdvaTOC,  Kd)LiaToc,  ßdXavoc,  jä\a, 
xdXapoc,  idXäc,  idXaiva,  TdXavTOV  'Wage',  9dXa,uoc,  GdXacca, 
KdXwfiOC,  Ka|udpa,  ßdpaGpov,  x^P^^PO^?  bduaXic,  TraXd|uiT  (ahd. 
folma),  vjjduaGoc.  Damit  glaube  ich  auch  dieses  Kätsel  g-elöst 
zu  haben.  Natürlich  war  diese  Möglichkeit  der  Akzentver- 
schiebung auch  in  den  übrigen  Sprachen  vorhanden,  aber  sie 
kam  eig-entlich  nirgends  zur  Wirkung. 

In  den  Sprachen,  in  denen  der  zweite  Vokal  geschwun- 
den ist,  muss  alles  beim  alten  bleiben,  im  Lat.  aber  hätte 
sich  ora,  ola,  ema  ena  und  mit  Schwächung-  des  a  ort,  oli, 
emi,  eni  ergeben,  svas  nicht  von  den  vollstufigen  Bildung-en 
zu  unterscheiden  ist. 

Wenn  wir  am  Ende  unserer  Untei-snchung  kurz  zusam- 
menfassen, so  ergibt  sich  zunächst  die  Richtigkeit  des  alten 
Satzes,  dass  alles  schon  dag-ewesen  ist.  Wenn  ich  recht  sehe, 
so  ist  so  ziemlich  jede  der  hier  zu  einem  System  vereinigten 
Ansichten  schon  geäussert.  Aber  es  waren  doch  nur  disjecta 
membra,  die  ich  in  ein  haltbares  System  gefügt  zu  haben 
hoffe,  haltbar  deshalb,  weil  Akzent-  und  Ablautsverhältnissc 
in  Einklang  gebracht  sind,  wie  ich  noch  einmal  in  einer  Über- 
sicht darstelle. 


210  Her  in  an    Hirt, 

Die  beiden  Sätze,  die  diese  llypotlicse  beherrsclieii,  sind: 
Es  ^ibt  2  Grade  der  Schwächung,  die  stärkste  nach  dem 
Ton.  die  Mittelstufe  vor  iliin  namentlich  im  Taktanlaut.  Das- 
sind  Anseliauung-en.  die  früher  gesagten  sehnurstraks  zuwider- 
laufen, für  die  aber  im  Laufe  der  Zeit  das  Verständnis  ge- 
w'achsen  ist  und  wachsen  wird. 

Wir  gehen  aus  von  einer  nirgends  erhaltenen,  aber  sieher 
zu  erschliessenden  Basis  ercV',  elä'',  emä'',  ena'\ 

I.  Betonung  der  ersten  Silbe.  Schwächung  des  cV' 
zu  d  =  ai.  /,  griech.  a  usw.     Sie  findet  sich 

1.  Im  Präsens  Sing'.:  ai.  vämimi,  griech.  Kpe)Lia-viai,  lit. 
inclzic. 

2.  Im  sigma  t  isc  ii  e  n  Aorist,  ursitrünglicli  wohl  auch  nur 
im  Singular  Indikativi:  ai.  astdrisfa,  griech.  ecxöpe-ca,  exeXacca. 

8.  Im  Nom.  Ak  1<.  Sing,  der  Wurzelstämme,  ai. /irar/.s,  griech. 
Kp€üc,  Kepac,  ahd.  hiruz,  got.  müuks  gegenüber  -^aXaKTÖc,  abg.  zelqdb^ 
gegenüber  lat.  glandis,  ai.  jäni-  lat.  indigena. 

4.  In  den  -tei\  -trom,  -men,  -mön-Stämmen  -ai.  janitäf 
/reverrip,  lat.  genitor,  genetrix,  ai.  jänima  N.  griech.  xeXaiuujv  mit 
sekundärer  Akzentverschiebung,  vgl,  ai.  yöktä,  griech.  ZeuKTJ^p,  ai. 
bhartä,  umbr.  aifertur,  ai.  hönia,  griech.  x^Omc  usw. 

II.  Betonung  der  zweiten  Silbe.  Erhaltung  des  l)e- 
tonten  langen  Vokals  ä^',  Schwächung  oder  Ausstossung  des 
kurzen  Vokals  der  ersten  Silbe,  je  nachdem  das  Wort  im 
Sprechtaktanlaut  oder  nicht  darin  steht.     Sie  findet  sich 

1.  Im  Aoristpräsens:  ai.  präsi,  griech.  -n-XfiTo,  lat.  plei<^ 
ksl.  hhrdti,  lat.  feram  l'ür  *foram,  lat.  fnam,  aber  nmä-bam  usw. 

Sie  müsste  sich  finden 

2.  In  den  obliquen  Kasus  der  ^^'urzelnomina.  Es  un- 
terliegt mir  keinem  Zweifel,  dass  die  Verbaiabstrakta  auf  -ö,  Gen. 
-äs  eigentlich  nur  zu  den  zweisilbig-en  Stämmen  auf  -ä  gehören. 
Wie  lex  zu  lego-,  so  verhält  sich  ai.  fulä  'Wage'  zu  dem  Stamm 
telä  in  xXfivai,  reXaniJÜv,  ksl.  thmd  'Finsternis'  zu  ai.  tdmisram.  Aber 
diese  Kategorie  ist  schon  in  früher  Zeit  produktiv  geworden  und 
daher  kaum  noch  zu  erkennen.  Aber  einiges  ist  doch  noch  klar. 
Die  Verbaiabstrakta  sind  überwiegend  endbetont,  vgl.  Idg-.  Akzent 
249,  im  Lit.-SIavischen  aber  nicht  im  Akk.  Sing,  und  vielleicht  auch 
nicht  im  Nom.  Sing-.,  so  dass  sich  eine  ursprüngliche  Flexion  geii^, 
genas,  ginäi,  geurtm  ergäbe,  auf  die  noch  manciierlei  hinweist.  Ich 
unterlasse  es  aber  auf  dieses  hi<M-  nictit  wiciitige  Problem  einzii- 
gehen^). 

1)  Einige  Reste  mögen  hier  anhangsweise  folg-en.  Zu  Nom, 
K^pa-c  'höchste  Spitze,  Hörn'  g-ehört  der  Gen.  Kpäc  in  Kpa{c)aTOC, 
Kpdc-TTefeov,  Kpä-beuvov,  Job.  Schmidt  Ntr.  365,  zu  öeua-c  'Bau,  Ge- 
.•~talt'  uecö-bur),  zu  ahd.  deriKir  aus  *fdmj-s  altg'.  tbinä. 


Akzentstudien.  211 

IIL  Betonung-  der  dritten  Silbe.  Hier  ist  zu  unter- 
scheiden: 

a)  Die  gewöhnliche  S  p  vech  ta  k  t  an  1  aiits  t'o  r  in  era^ 
el9,   etnd,   eiid,  i,  ü,  die  sich  findet. 

1.  Bei  den  to-  und  ?io-Partizipien,  ai.  pürnds,  lit.  pilnas,  s. 
pün,  got.  falls,  air.  län. 

2.  Bei  den  fz'-Stänimen,  ai.  jäti>i,  lat.  nätio. 

3.  Im  Plural  des  Präsens,    ai.  brümäs  (fast  überall  verloren). 

b)  Die  Inlantsform  ii  ä  d,  das  ist  ud,  ü,  rd,  la,  ma,  na.  Bei- 
spiele: T6T\a6i,  TeTXci,uev,  ndid.  krage  'Hals'  zu  lit.  gurklys-,  s.  grlo, 
g'riech.  Kpavoc  zu  Kepac,  ahd.  chranuh,  zu  Y^pavoc,  lat.  trahs  zu  xepaiu- 
vov  'Zimmer,  Haus',  griech.  |)üba,uvoc  zu  lat.  rädix,  got.  icaurts; 
mhd.  sivach  zu  got.  siuks. 

Leipzig-Gohlis.  H.  Hirt. 


Zur  Physiologie  des  litauischen  Akzents. 


Nachdem  Fr.  Haussen  (KZ.  XXVH  612  tf.^  den  Versuch 
gewagt  hatte,  fürs  Gotische  verschiedene  Aiizentqualitäten  zu 
stipulieren,  hat  sich  diese  Ansicht,  in  modifizierter  und  erwei- 
terter Form,  ziemlich  schnell  Bahn  gebrochen.  Die  hierdurch 
schliesslich  gewonnene  Grundlage  einer  neuen  Anschauung  über 
die  germanischen  Endsilbengesetze  ist  jetzt  wohl  im  Prinzip 
von  den  meisten  Gelehrten  angenommen. 

Bei  der  eminenten  Wichtigkeit  dieser  Frage,  die  der 
bisherigen  Formulierung  der  Auslautsgesetze  eine  ganz  neue 
Gestalt  gegeben  hat,  war  es  vor  allem  angebracht,  sich  über  die 
Art  der  Akzentunterschiede  klar  zu  werden,  um  auf  gesicherter 
Grundlage  weiter  zu  bauen.  Dass  man  l)ei  philologischen 
Untersuchungen  der  natürlichen  Basis  der  gesprochenen  Sprache 
der  physiologischen  Möglichkeit  stets  genügend  Rechnung  getra- 
gen hätte,  könnte  wohl  schwerlich  behauptet  werden,  wenn- 
gleich in  der  letzten  Zeit  eine  stete  Berücksichtigung  der 
Phonetik  ])ei  philologischen  Problemen  erfreulicher  Weise  mehr 
zu  Tage  tritt.  Auch  bei  der  Frage  nach  der  Qualität  des 
litauischen  Akzents  —  denn  um  diesen  handelt  es  sich  ja 
hierbei  l)esonders  —  ist  man  von  Prämissen  ausgegangen, 
welche  die  experimentale  Phonetik  ebenso  leielit  liätte  umstossen 
wie  bestätigen  krmncn:  wir  haben  es  hier  ja  mit  einer  lebenden 


212  H.  Sclimidt  Wartenberg-, 

4 

Sprache  zu  tliiiii.  .Sind  doch  die  Ansichten  der  Kenner  des 
Litauischen  so  wenig  übereinstimmend  in  diesem  Punkte,  dass 
eig-entlich  nur  in  der  Erkenntnis  des  IJestehens  zweier  verschie- 
dener Akzente  in  dieser  Sprache  Einigkeit  herrscht.  Da  die 
Indogermanischen  Forschungen  eine  Zusammenstelhmg  der  dies- 
bezüglichen Untersuchungen  und  Theorien  bereits  in  Streitbergs 
Artikel  Akzentfragen  (Bd.  V  231  If.)  gebracht  haben  und  zudem 
Hirt  in  seinem  'Indogermanischen  Akzent'  neuerdings  sehr 
ausführlich  darüber  gehandelt  hat,  so  kann  ich  mir  eine  wört- 
liche AViederhohmg  des  dort  Gesagten  ersparen.  Doch  will 
ich  hier  wenigstens  in  gedrängter  Kürze  das  AVesentlichste 
daraus  anführen. 

Dass  Schleicher  im  Litauischen  die  Unterschiede  des 
gestossenen  und  geschleiften  Tones  nicht  erkannt  hat,  ist  leicht 
begreiflich.  Dies  akustisch  wahrnehmen  kann  eben  nur  der 
mit  einem  ausnahmsweise  feinen  Gehör  licgabte;  ob  er  ihn 
richtig  erfassen  und  beschreiben  wird,  ist  eine  andere  Frage. 
Den  geschleiften  Akzent  definiert  Kurschat  in  seinem  AVörter- 
bucli  als  Ebenton  +  leichter  Senkung  +  Hochton.  Nach 
der  Beschreibung  in  seiner  Grammatik  fehlt  diese  Senkung 
und  der  Ton  erhebt  sich  gegen  P2nde  i)lötzlich.  Masiug  stimmt 
der  ersteren  Ansicht  bei,  gesteht  auch  eine  leichte  Anschwel- 
lung vor  der  zweiten  Tonerh(ihung  zu.  Beide  erkennen  nur 
eine  musikalische  Modulation  an,  Masing  widerspricht  sogar 
ausdrücklich  der  Ansicht  von  Sievers,  wonach  eine  exspira- 
torische  Inteiisitätserhöhung  den  geschleiften  Vokal  zweigi})Hig 
machen  soll.  Der  zweite  Gipfel  ist  nach  Sievers  exspiratorisch 
dem  ersten  untergeordnet. 

Brugmann  verbindet  Sievers'  und  Kurschats  Jieschreibung: 
der  Akzent  ist  exspiratorisch  zweigipflig  mit  zweitem  stärkeren 
Apex.  Streitbergs  AViedergabe  IF.  V  2o9  beruht  wohl,  was 
den  Schlusssatz  anbetrifft,  auf  einem  Interpunktionsfeliler^). 
Leskien  fügt  dieser  Auswahl  noch  eine  neue  Theorie  hinzu: 
der  E\s])iratioiisstrom  ist  bei  beiden  Akzenten  kontinuirlich, 
auch   chromatisch    fallend.     Der  i>-eschlcifte  Akzent  dehnt  den 


1)  DiT  Herr  ^'(•r^.  liat  lirlitig"  ycsclm.  Ks  luiiss  a.  a.  O.  lici.s.seii: 
"Sie  stellt  im  Widersiirucli  mit  Sievers  Annalniu',  die  Exspiration 
sei  als  eine  im  allgemeinen  absteigende  zu  lassen." 

W.  Streitber"'. 


Zur  Physiologie  des  litauischen  Akzents.  213 

zweiten  Teil  des  Vokals,  der  g-estossene  den  ersten.  Barauows- 
kis  g-ekünstelte  Definition  können  wir  füglich  übergehen. 

AVir  haben  somit  eine  Auswahl  aller  möglichen  Variationen 
—  mit  Ausnahme  eines  problematischen  ebenen  Tones:  musi- 
kalisch steigend  (Kurschat,  Masing),  fallend  (Leskien),  exspira- 
torisch  steigend  (Baranowski),  fallend  (Leskien ),  zweigipflig- 
mit  erstem  stärkeren  Gipfel  (Sievers),  mit  zweitem  stärkeren 
Gipfel  (Brugmann). 

AVas  den  g-estossenen  Akzent  anbetrifft,  so  scheint  die 
Saclie  einfacher  zu  liegen;  alle  Kenner  des  Litauischen  erklä- 
ren ihn  für  fallend  hinsichtlich  der  Tonhöhe  sowohl  wie  der 
Tonstärke. 

Bei  dem  ^langel  eines  al)Soluten  Beweises  für  irgend 
eine  dieser  Auffassungen  war  man  wissenschaftlich  berechtigt, 
die  den  Lautverhältnissen  am  l)esten  entsprechende  Ansicht 
sich  zu  eigen  zu  machen.  Dieser  entschuldbaren  Absicht,  das 
für  die  Theorie  passendste  auszuwählen,  ist  es  auch  wohl  zuzu- 
schreiben, wenn  man  diese  Diskrepanz  auf  dialektische  Eigen- 
tümlichkeiten zurückgeführt  hat.  Die  Richtigkeit  dieser  Erklä- 
rung ist  ja  von  vornherein  nicht  ausgeschlossen ;  die  hier 
folgenden  Untersuchungen  beschränken  sieh  auch  fast  aus- 
schliesslich auf  die  Aussprache  nur  eines  Individuums,  und 
ich  möchte  mir  für  spätere  Zeiten  die  Freiheit  sichern,  meine 
Resultate  zu  ändern  oder  ihnen  neue  hinzuzufügen.  Inunerhin 
empfiehlt  sich  solche  eklektische  Behandlungsweise  wenig  als 
Fundament  weitgehender  Schlüsse.  Eine  sicliere  Grundlage 
wird  nur  das  Experiment  gewähren;  alles  andere  kann  zu 
leicht  akustischen  Täuschungen  unterliegen  und  selbst  das 
feinste  musikalische  Ohr  irre  führen.  Wer  einmal  Gelegenheit 
gehabt  hat  eine  Anzahl  philologisch  und  )»honetisch  Geschulter 
bezüglich  der  Wahrnehmung  von  Tonhöhen  und  exspiratorischen 
Akzenten  auf  die  Probe  zu  stellen,  unter  eigener  Kontrolle 
des  experimentalen  Versuchs,  wird  mir  diese  Behauptung  gern 
zugeben. 

Auf  Anregung  meines  Kollegen  l'rofessor  Bück  habe  ich 
mm  eine  Reihe  von  Untersuchungen  mit  dem  Rousselotschen 
A])parate  angestellt.  Das  Völkerbabel  Chicagos  lieferte  nach 
gehöriger  Umschau  und  sorgfältiger  Auswahl  einen  geeigneten 
Repräsentanten,  der  sich  mit  anerkennenswerter  Bereitwillig- 
keit  mii-   zur  Verfügung   stellte   und   mir   trotz  seiner  spärlich 


:214  H.  Scliinidt-Warte.nberg, 

bemessenen  Müsse  g-enügend  Zeit  widmete,  um  seine  Aus.spraelie 
graphisch  zu  fixieren.  Unerwähnt  darf  ich  nicht  lassen  — 
und  das  Avird,  wie  ich  hoflte,  meinen  Untersuchungen  besonderen 
AVcrt  verleihen  —  dass  mein  (lewälirsmann  aus  der  Gegend 
gebürtig  ist,  die  von  Kurschat  als  das  Gebiet  des  Hoch-  und 
Schrit'tlitauischen  bezeichnet  wird,  der  Gegend  zwischen  Kowno 
und  Staliupönen;  er  stammt  aus  Mariampol.  Seine  Aussprache 
ist  nicht  durch  das  Polnische  affiziert,  noch  hat  er  sich  den 
englischen  Akzent  angewöhnt.  Ein  zweiter  Herr,  ebenfalls 
geborner  Litauer  und  erst  vor  wenigen  Wochen  hier  eingewan- 
dert, hat  sozusagen  Korrektur  gesprochen.  Er  kommt  aus 
Szaki,  also  dem  nördlichen  Grenzstrich  des  Dialektgebietes, 
dem  Mariampol  im  Süden  angehört.  Seine  Aufzeichnungen, 
die  sich  von  den  andern  nicht  unterscheiden,  bezeichne  ich 
mit  r>. 

Bei  meinen  Untersuchungen  habe  ich  mich  notwendiger- 
weise —  da  es  sich  eben  um  die  Handhabung  der  Apparate 
seitens  dazu  wenig  vorbereiteter  Leute  handelte  —  auf  die 
einfachsten  Instrumente  beschränken  müssen.  Der  Schallbecher 
hat  die  meisten  Kurven  geliefert;  bei  Nasalen  ist  natürlich 
auch  ein  in  die  Nase  eingeführter  Schlauch  zur  Anwendung 
gekommen.  Die  Geschwindigkeit  der  Umdrehung  des  Zylin- 
ders war  gross  genug,  um  die  Sekunden  auf  die  dritte  Dezi- 
malstelle annähernd  zu  berechnen,  in  einzelnen  Fällen  mit 
absoluter  Sicherheit.  Bei  meinen  letzten  Experimenten  habe 
ich  dann  noch  einige  Wörter  mit  erhöhter  Umdrehungsgeschwin- 
digkeit aufgenommen,  wobei  einzelne  Beobachtungen  mit  beson- 
derer Schärfe  sich  markieren;  die  erzielten  Werte  reihen  sich 
den  ersteren  durchaus  an. 

Das  Wortmaterial  ist  fast  durchweg  Hirts  genanntem 
Buch  entnommen.  Dass  ich  mich  als  Nicht-Slavist  auf  diese 
Sannnlung  hal)e  beschränken  müssen,  wird  den  folgenden  Er- 
örterungen wohl  kaum  Eintrag  thun,  im  Gegenteil  sie  auch 
den  mit  dem  Litauischen  weniger  Vertrauten  leichter  verständ- 
lich und  kontinllicrl)ar  machen. 

Es  ergil)t  sich  nun  als  positiv  gesichertes  Resultat,  dass 
die  Untersclu'iduni;-  von  gestossenen  und  geschleiften  Silben 
auch  vor  dem  physiologischen  Experiment  die  l'robe  besteht. 
Und  zwar  kann  ich  bestätigen,  dass  Brugnianu  mit  seiner 
Dttinition    des    i;'eschleiften    Akzents    einen    ülückliehen    Gritf 


Zur  Physiologie  des  litauischen  Akzents.  215 

gethan  hat.  Der  geschleifte  Akzent  muss  als  ein  exspiratoriseh 
zweisilbiger  betrachtet  Averden,  dessen  zweiter  Gipfel  den  ersten 
an  Stärke  etwas  übertrifft.  Beide  Anschwellungen  sind  (juan- 
titativ  im  allgemeinen  gleich;  die  Senkung  ninnnt  ungefähr 
dieselbe  Zeit  ein  wie  der  Gipfel.  Veränderungen  der  'J'onhöhe 
Hessen  sich  experimental  nicht  beweisen,  da  die  Luftdruck- 
verhältnisse hier  leider  nicht  günstig  liegen  und  grade  während 
der  Untersuchungen  der  niedrige  Barometerstand  die  Stimm- 
bandscliwingungen  und  damit  den  Eigenton  der  Vokale  nicht 
genügend  zum  Ausdruck  brachte.  Ich  hoffe  dieses  baldigst 
ergänzen  zu  können. 

Nicht  so  klar  sind  die  Resultate  beim  gestossenen  Akzent. 
Dass  hier  bei  den  Theoretikern  Einigkeit  herrscht,  macht 
deren  Angaben  mir  nicht  weniger  verdächtig.  Akustisch  ana- 
lysiert möchte  auch  ich  den  gestossenen  Akzent  als  einfach 
fallend  bezeichnen,  mit  dem  Druck  zu  Anfang.  Doch  erlauben 
die  zahlreichen  erhaltenen  Kurven  diese  den  lautlichen  Erschei- 
nungen so  einfach  Rechnung  tragende  Interpretation  nicht. 
Abgesehen  von  einer  Anzahl  Aufzeichnungen,  wo  der  gestossene 
Ton  sich  von  dem  geschleiften  nicht  unterscheidet  (vergl.  z.  B. 
siim{,  sdnüs,  sünüs)  variiert  die  Exspiration  so  häutig,  dass 
€S  schwer  hält,  mit  Hilfe  der  Kurven  eine  Entscheidung  zu 
fällen.  Auch  erlaubt  eine  Sichtung  des  Materials  nach  phone- 
tischen Gesichtspunkten  nicht  ein  endgiltiges  Resultat  zu  ver- 
zeichnen. Hier  kann  nur  eine  umfassendere  Bearbeitung  der 
nach  gewissen  Lautkombinationen  geordneten  Pralle  zum  Ziele 
führen.  Ich  kann  nur  dies  bestätigen,  dass  der  gestossene 
Akzent  stets  kurz  al)briclit,  sei  es  nach  einer  vorhergehenden 
nochmaligen  Anschwellung  oder  nach  einer  langsam  fallenden 
Exspiration.  Über  die  Tonmodulation  kann  ich  auch  hier 
nichts  näheres  mitteilen. 

Bevor  icli  auf  andere  Ergebnisse  meiner  Untersuchung 
eingehe,  gebe  ich  hier  eine  Zusammenstellung  der  gefundenen 
Quantitäten  sowie  eine  kurze  Beschreibung  der  Akzentqualität 
derjenigen  Wörter,  deren  Kurven  genügend  klar  erscheinen 
und  irgend  welchen  Störungen  bei  der  Aufnahme  nicht  aus- 
gesetzt gewesen  sind.  Dass  ich  mit  der  nötigen  Vorsicht 
dabei  zu  Werke  gegangen  bin,  dürfte  wohl  aus  dem  Umstände 
erhellen,  dass  das  hier  Gegebene  eine  nach  dem  alleinigen 
-Gesichtspunkt    der    Gewissheit    getrotfene    Auswahl    aus    254 


216  H.  Schniidt-Wartcnbei-g-, 

Aiifzeiclinimg-en  darstellt.  Um  eine  noch  i;eiuuiere  Kontrolle 
der  Quantitäten  zu  erniög-liclien,  trenne  ich  diejenig-en  Aufzeich- 
nungen nicht,  welche  nacheinander  gesprochen  worden  sind, 
die  also  denselben  Rhythnnis  aufweisen  und  unter  deniselbcu 
Affekte  stehen. 

1)  snielda  :  sz  =  U.2;  ??  =  0.175;  e  =  U.19. 
xzneltä  :  sz  =  0.2;  n  =  0.125;  e  =  0.09. 

2)  .szneJi'tq  :  sz  =  0.13;  n  —  0.16:  e  —  0.25. 
sznelda  :  sz  —  0.185;  n  =  0.14;  e  =  0,155. 

3)  szueliq  :  SZ  =  0.09;  n  =  0.15;  e  =  0.23. 
sznel'fä  :  sz  =  0.29;  w  =  0.19;  e  =  0.12. 

4)  bad((s  :  a  =  0.3,  mit  doppeltem  Gipfel. 
hüclas  :  u  =  0.26,  t^). 

twäncis  :  a  =  0.27. 

5)  hadds  :  a  =  0.23,  j. 

6)  lauiis  :  «>•  =  0.35;  f-Verschluss  =  0.1. 
icargas  :  rtr  =  0.32. 

l'ePsztas  :  er  =  0.35. 

tr'mmpas  :  tr'm  —  0.36;    m  =  (J.36    {ii  nasalisiert?). 

7)  Mrtis  :  ar  =  0.34;  ^Verschluss  =  0.12. 
icargas  :  «?•  =  0.31. 

räfas  :  a  =  27. 

8)  hadas  :  a  =  0.325,  f. 
hüdas  :  «  =  0.25,   f. 

9)  ätimu;  das  rt  ist  eingiptlig. 

c1tUsis\  a  ist  hier  entschieden  zweigipflig;  bei  beiden 
Formen  ist  die  Länge  der  ersten  Silbe  nicht  zu  ermitteln. 

10)  draügas  :  dr  —  0.11;  au  =  0.32,  f. 

raudq  :  r  =  0.13:  au  —  0.33,  f ;  an  ist  in  seiner 
Komposition  genau  zu  erkennen,  da  der  tiefe  Eig-enton  des 
dunkeln  Vokals  sich  durch  seine  langsamen  und  deutlichen 
»Schwingungen  abhebt;  auf  a  entfällt  er.  0.19. 

(Hjt'i  :  !i  —  0.26;  autfallend  eben  in  der  f^xspiration. 

tälstantis  :  «+A-- Verschluss  =  0.14. 

draiu/as  :  dr  =  0.09:  au  —  0.25;  k  ist  auch  hier 
leicht  zu  erkciiiu'u   und   trägt  2  Exspirati()iisgi|»fel;  a  =  u. 


1)  Mit  (t)  hczoichno  icli  den  «^osclilciltcn  AUzcnt  mit  2tem 
liölicron  Gipfel.  Das  doppelte  Zeichen  (ff)  bedeutet  "abg-ebrochen", 
oimc  die  vorliergcliende  l^xspiration  /.u  eiiaraktcrisieren. 


Zur  Pliysidlog-io-  des  lituiiisclien  Akzents.  217 

rciiidn  :  au  0.31:  u  weist  einen  sehr  hohen  Gipfel  auf. 

11)  Tcaüpas  :  au  — -  0.35,    mit  3  Gipfeln,    der  letzte  am 
stärksten. 

eiti  :  ei  =  0.29,  f- 

iidra  :  u  =  0.16. 

süris  :  n  stark  aufsteigend. 

Jtaiipas  :  au  =  0.3. 

elti  :  ei  =  0.27. 

üdra  :  u  stark  aufsteigend. 

12)  höha  :  o  =  0.24;  eben,  ff. 

stöti  :  o  =  0.2;  leicht  aufsteigend,  ff. 
ditfi  :  ü  =  0.19;  leicht  abfallend,  ff. 
vetra  :  e  =  0.22,  ff. 

möte  :  o  =  0.2;  zeigt  in  der  J\Iitte  eine  kleine  Ab- 
schwächung. 

jyedq  :  e  —  0.21;  sehr  eben,  ff. 

13)  höha  :  o  =  0.24;  doppelter  Gipfel,  ff. 
stöti  :  0  =  0.19;  abfallend,  ft- 

dilti  :  u  =  0.2;  abfallend,  ff- 

vetra   :  e  =  0.3,  ff. 

möte  :  0  =  0.2TÖ;  leicht  ansteigend,  ff. 

jjedq  :  e  =  0.21;  eben,  ff. 

14)  iJgis  :  il  =  0.42;  ansteigend. 
mirti  :  ir  =  0.18;  eben  (/  nasal?). 
vitl-as  :  il  =  0.325;  eben. 
cirhas  :  ir  =  0.4;  eben. 

mirti  :  ir  =  0.28. 
viilxas  :  il  =  0.35. 
virbas  :  />•  =  0.32,  f. 

15)  budinu  :  w  =  a)  0.145  b)  =  0.125  c)  =  0.12  d)  = 
0.145. 

bftdas  :  u  =  a)  0.23  b)  =  0.235,  f  c)  =  0.23,  f  d) 
=  0.2,  f. 

büfi  :  u  =  a)  0.225,  ff  b)  —  —  —  c)  =  0.18,  ff 
d)  =  0.185,  ff. 

16)  jäntis   :   au    aufsteigend,    ff    idrei    identische    Auf- 
nahmen). 

laüli'as'  :  au  =  f  (zwei  Anfnalimen). 
tiltas  :  il  =  0,29,  ff. 
gardas  :  ar  =  0.22:  fallend. 

Indogermanische  Forschung-en  VII  3  u.  4.  15 


218 


H.  Schinidt-Wartenberg-, 


17: 


Hltas  :  ü  =  0.295;  aufsteigend. 
gavdüH  :  ar  =  0.22;  leiclit  fallend. 
leltl  :  e  anfsteic-eiid. 


slepü  :  e  aufsteigend. 
drel-sfi  :  e  =  0.285. 
sUpti  :  e  =  0.225,  zweigipflig. 
dreksti  :  e  =  0.22,  zweigipflig. 
telsfi  :  e  =  0.19;  zweigipflig. 
Alle  diese  Vokale  sind  abgebrochen. 
18)  megas  :  e  =  0.3;  erster  Teil  nasal;  zweigipflig. 
e  =  0.31;  eben,  etwas  geschleift. 
u  =  0.25;  zweigipflig. 
u  =  0.22,  f. 
e  =  0.31. 
:  e  =  0.28,  f. 
e  =  0.34,  t- 
:  II  =  0.24;  zweigipflig. 
u  =  0.2,  f. 


19; 


Ji'emas 
dümai 
siiuüs  : 
szenüH 
snegas 
Jt'emas 
dümai 
sünüs  : 

20)  danti  : 
hernas 
Tcdlnas 
stmii  : 

21)  dant{  : 
hernas 
Tiülnas 
sünn.  : 


22)  Vy. 

23)  B. 

24)  B. 

25)  B. 

26)  B. 


a  =  0.17;  w  -  0.14. 
:  er  =  0.35. 
:  «Z  =  0.35. 
u  =  0.3,  f. 
a  =  0.15;  «  =  0.17; 
:  er  —  0.32. 
:  al  —  0.4:  zweigipflig 
u  =  0.27,  f. 

:  u  =  0.27,  f. 

:  u  —  0.32,  f. 

:  a  =  0.265,  f. 

e  =  0.26. 

0  =  0.26. 
:  u  =  0.13. 


fallend. 


büdas 

hüdas 

hadas 

höba 

stöti  ; 

hudinu  : 

hüdas  :  u  —  0.25,  f. 

h/'iti  :  ^fc  =^  0.25;  steigend,  ff. 

hüdas  :  ^i  :  0.275,  f. 

hüfi  :  u  =  0.24;  leicht  steigend, 

gijti  :  //  -^  0.22;  zweigipflig,  ff. 

laükas  :  au  ~  0.34,  f- 

rifiti   :  //  =  0.2;  zweigipflig,  ff. 


Zur  Physiologie  des  litauischen  Akzents.  219 

21)  B.  hud'mu  :  u  =  a)  0.1;  b)  =  U.U. 

Inldas  :  ?/  =  a)  0.27,  f;  b)  =  0.3,  f. 
Imti  :  u  =  a)  0.25;  b)  =  0.21. 
Das  ü  ist  in  beiden  Fällen  steigend  und  abgebrochen. 
2'6)  raudä  :  au  =  0.38;  steigend- fallend. 

raüdq  :  au  =  0.4;  stark  aufsteigend -fallend. 
29)  draügas  :  au  =  0.32;  starker  zweiter  Gipfel. 
pilnas  :  //  =  0.41. 
gant/fi  :  y  =  0.175. 
J^aimynas  :  y  =  0.19. 
dknienynas  :  y  =  0.18. 
39)  sünÜK  :  u  =  0..35;  2-gipflig,  leicht  abgebrochen. 
süim  :  u  —  0.35;  ebenfalls. 

sünns  :  u  =  0.35;  zweiter  sehwacher  und  geschleif- 
ter Gipfel. 

Sihiu  :  u  =  0.29;    drei  Gipfel,    der  mittlere  kleiner 
als  die  andern. 

31)  malnas  :  ai  =  0.325,  f. 
menü   '.  e  =  0.28. 

32)  hädas  :  a  =  0.3,  f;    380  Schwingungen  in  der  Se- 
kunde gegen  Ende  des  a. 

hiidas  :  u  =  0.32,  f. 

hädas  :  a  =  a)  0,2,  f;  b)  =  0.2G. 

lütl  :  u  =  0.22,  tt- 

inainas  :  ai  =  0.29, 

menü  :  e  =  a)  0.225;  b)  =  0.32. 

ranha  :  an  =  0.3. 

rafilq  :  n  =  0.25. 

menü  :  e  =  a)  0.32;  b)  =  0.3,  ff- 
Nasaldiphthonge  bieten  phonetischen  Experimenten  die 
wenigsten  Schwierigkeiten;  die  verschiedenen  Komponente  kom- 
men an  den  parallel  laufenden  Linien  klar  zur  Darstellung, 
Nach  Hirts  Erörterungen  soll  hier  der  geschleifte  Akzent  dem 
Nasal  die  Länge  von  zwei  Moren  verleihen,  während  beim 
gestossenen  Akzent  der  voraufgehende  Vokal  diese  längere 
Quantität  aufw^eisen  sollte.  Da  das  oft  zitierte  tvindau  meinen 
beiden  Gewährsleuten  nicht  bekannt  war,  so  habe  ich  andere 
Beispiele   dafür   eingesetzt.     Folgendes   sind   meine   Resultate: 

qrindis  :  qrin  =  0.54     1   v.  ■  i  •    i     i  •  i    i 

■^   .    ,.       ^   .  ,r..    \  Beide  n  sind  gleich  lang. 

grindi     :  grtn  =  0.4 «o  J  ^ 


2-20  H.  Sc Inniclt- Wartenberg-, 

penU  :  en  =  0.45        \    ^^  _  ^^  .^._^ 

penkfas  :  en  =  0.;)0    J 

grindys  :  gri  =  0.18;  w  =  0.19;  grin-d  =  0.44.  <  ist  f, 

grindifi  :  ^H  =  0.11;  »  =  0.2;  grin-d  =  0.36. 

grindys  :  gri  =  0.19;  7i  =  0.19. 

grlndis  :  grW  =  0.15;  «  =  0.16. 

priminti  :  pri  =  0.15 ;  min  =  0.43 ;  i  ist  uasalisiert, 
wie  auch  in  den  drei  folgenden  Beispielen: 

primhiti  :  pri  =  0.12;  min  =  0.35;  ?i  =  0.1. 

priminti  :  pri  =  0.13;  min  =  0.3. 

priminti  :  pri  =  0.15;  min  =  0.36. 

Aüch  bei  versebiedenen  Aufnahmen  von  ranJx'ä,  rankq 
zeigte  sich  das  n  stets  gleich  lang-,   =  0.24. 

Als  weiteres  Ergebnis  könnte  noch  angeführt  werden^ 
dass  das  geschleifte  n  in  einigen  l>eisi)ielen  grössere  Resonanz 
aufweist.  Zu  einem  befriedigenden  Aufschluss  über  die  unzwei- 
felhaft bestehende  Akzentuationsdifferenz  konmien  wir  auch 
hier  nicht;  jedenfalls  wird  der  angenommene  Quantitätsunter- 
schied nicht  bewiesen. 

Hirt  sagt  S.  59  §  45,  5:  "Wenn  bri  Ausfall  des  a  vor 
dem  Nominativ-.s-  der  ^laskulina  irgend  eine  andere  Konso- 
nantenverbindung als  Liquida  oder  Nasal+s  entsteht,  ist  das 
a,  e  der  Wurzelsilben  kurz:  läps  (läpas)"  usw.  S.  Kurschat 
Gr.  §  217. 

Unsere  wenigen  Kurven  lassen  folgendes  erkennen: 

1)  läpns  —  laps\  die  undeutlich  ausgesprochenen  AVr»r- 
ter  zeigen  keinen  Unterschied  in  der  Zeitdauer  für  die  ersten 
drei  Laute. 

2)  läpas  (langsam  gesprochen)  :  a  =  0.52;    zweigipflig. 
retas  :  r  =  0.175;    e  =  0.34,    nnt    vier    gleich    hohen 

Gipfeln. 

rets  :  r  =  0.13;  e  =  0.37;  eben,  mit  phitzlichem  Abfall. 
e  und  r  lassen  sich  nicht  genau  sclieiden :  jedenfalls  sind  re 
und  rr  (piantitativ  gleich. 

rdtas  —  räfx  zeigen   gleiche  Quantitäten  in  ra  und  >'('(. 

Ks  wäre  nuiglich,  dass  Kurschat  durch  den  schärferen 
Einsatz  der  geschlossenen  Silbe  sich  bat  täuschen  lassen; 
doch  sind  die  lieispiele  nicht  genügend  um  es  zu  entscheiden. 
Bc\  dergleichen  ]*roblemen  ist  auch  der  Dialekt  mit  mehr 
Wnlirscheiulichkcit   für   dio  Verschiedenheit   verantwortlich    zu 


Zur  Physiolog'ie  des  litauischen  Akzents.  221 

iiiaclieii,    wenn    nicht    g-ar   die   individuelle  Aussprache,    d.  li. 
^Iso  in  diesem  Falle  die  Analogie. 

Sehen  wir  uns  die  Silbenkürzungen  an,  bei  denen  es 
sich  um  eine  dem  g-esehleiften  Vokal  folgende  Liquida  oder 
Nasalis  handelt.  Hirt  gibt  dem  Gesetz  folgende  Fassung-  (nach 
Kurschat  §  216):  "Bei  Elision  des  a  vor  dem  s  des  Nom.  Sg. 
Mask.  verwandelt  sich  ein  auf  a,  e  stehender  geschleifter  Ton 
der  vorangehenden  Silbe  in  den  g-estossenen.  falls  dem  a,  e 
Liquida  oder  Nasal  folgt,  z.  B.  dväras,  aber  drdrs,  usw.". 
Für  diese  Formen  war  es  mir  mögiich  mehr  Material  zu  sammeln. 

1)  di-ams  :  dv  =  0.07;  a  =  0.38;  r  =  er.  0.27. 
dvdvft  :  dv  =  0.12;  a  =^  0.39;  /•  =  0.18. 

Bei  dr  nimmt  das  >'  an  dem  Akzent  teil,  bei  dr  liegt 
der  Akzent  entscliieden  zu  Anfang  des  a,  wie  auch  aus  dem 
längeren  dv  ersichtlich,  also  auf  der  ersten  More.  Ganz  das- 
selbe zeigt  sich  in  einem  zweiten  Beispiel: 

2)  dväras  :  dv  =  0.085;  a  =  0.3;  r  =  0.31. 
dvdrs  :  dv  =  O.l];  a  =  0.375;  r  =  0.28. 

Weniger  kommt  es  bei  einem  dritten  Beispiel  zur  Gel- 
tung, für  das  ich  folgende  Werte  tinde: 

3)  dväras  :  dv  =  0.1;  a  =  0.29;  /•  =  0.21. 
dvdrs  :  dv  =  0.1 ;  a  =  0.28;  r  =  0.24. 

(jeras  —  gers ;  bei  sämtlichen  vier  Kurven  zeigt  sich  die 
Länge  des  ge  :  ge  ( — 0.33  er.)  gleich;  das  heterosyllabische 
r  ninnnt  auch  am  geschleiften  Akzent  teil,  insofern  als  es 
etwas  stärker  einsetzt. 

1)  senas  :  e  =  0.3;  7i  =  0.125. 

sens  :  e  =  0.29;  n  =  0.19;  e  ist  teilweise  nasal. 

2j  senas  :  e  =  0.28;  n  =  0.12. 
sens  :  e  =  0.3;  n  =  0.175. 

sentevis  -.  a)  e  =^  0.175;  w  =  0.125;  b)  e  =  0.2;  n  =  0.1 1. 

Tcamdrponis  :  a)  a  =  0.13;  m  =  0.125;  a  =  0.16;  r  =^ 
0.1:  7>Yerschluss  =  0.05;  o  =  0.175;  n  =  0.125;  b)  a  =  0.13; 
m  =  0.16;  d  =  0.09;  r  =  0.12;  ;> Verschluss  =  0.075;  o  = 
0.195;  n  =  0.145. 

Es  folgt  aus  diesen  letzten  Beispielen,  dass  in  Zusammen- 
setzungen die  ursprüngliche  Quantität  sehr  stark  reduziert  wird, 
w4e  auch  nach  allgemeinen  Gesetzen  zu  erwarten  war,  wenn- 
gleich die  Qualität  wohl  dem  Gesetze  entsprechen  mag,  was 
ich  experimental  nicht  beweisen  kann. 


222  H.  Schniidt-Warteiibcro-, 

Dass  bei  Elision  die  zweisilbigen  Wörter  um  den  verlorenen 
Vokal  (rt)  verkürzt  werden,  erg-ibt  sich  aus  den  folgenden 
Zusammenstellungen,  deren  Zahlen  die  Quantität  der  ganzen 
Wörter  (bei  geras  bis  zum  s)  ausdrücken : 

clväras  :  a)  1.02;  b)  0.98. 

dvdrs  :  a)  0.83;  h)  0.86. 

gera.s  :  a)  0.54;  b)  0.5. 

gers  :  a)  0.4;  b)  0.35. 

Es  wird  schon  aufgetallen  sein,  dass  die  Existenz  von 
mittelzeitigen  Vokalen  durch  kein  Beispiel  gestützt  wird.  Im 
Gegenteil  scheinen  postulierte  mittelzeitige  Vokale  (geschleift) 
die  vollen  Längen  von  Vokalen  zu  überdauern;  man  vergleiche 
die  AVerte  von  hüdas  und  htdi.  Andererseits  besteht  ein  starker 
Unterschied  zwischen  Diphthongen  und  einfachen  Vokalen  beider 
Akzentqualitäten.  Ich  stelle  hier  die  AVerte  der  unbetonten, 
geschleiften  und  gestossenen  A^okale  und  Diphtonge  übersicht- 
lich zusammen.  Mit  Ausnahme  von  hudinu  sind  hierbei  nur 
die  zweisilbigen  AVörter  berücksichtigt. 

Kurze  Vokale:  0.09;  0.155;  0.12;  0.1 :  0.11;  0.145;  0.125; 
0.23;  0.145;  0.13. 

Mittelzeitige  Vokale:  0.19;  0.25;  0.23;  0.3;  0.23;  0.325; 
0.26;  0.25;  0.27;  0.3;  0.27;  0.32;  0.265;  0.25;  (».275:  0.23; 
0.235;  0.23;     0.2. 

Lange  A''okale:  a)  gestossen:  0.25;  0.21;  0.25;  0.24; 
0.225;  0.18;  0.185;  0.25;  0.24;  0.2;  0.19;  0.3;  0.275;  0.21; 
0.21;  0.22;  0.19;  0.2;  0.26;  0.2;  0.24;  0.24;  0.26;  0.16; 
0.26;  0.2. 

b)  geschleift:  0.285;  0.22;  0.225;  0.19. 

Diphthonge:  a)  gestossen:  0.35;  0.34;  0.35;  0.32;  0.35; 
0.4;  (J.29;  0.295. 

b;  geschleift:  0.32;  0.31;  0.29;  0.27;  ti.:U:  n.:',l :  0.34; 
0.3;  0.28;  0.31;  0.42;  0.325;  0.35;  0.33;  O.-'U :  <>.32;  (».25; 
0.35;  0.3;  0.22;  0  22;  0.18;  0.28;  0.25;  0.32:  (1.31;  n.32. 

Als  Durehsclinitts(|uantität  ist  sonnt  anzusetzen:  kurze 
Vokale  =  0.135;  mittelzeitige  =  n.257;  lange  gestosseue 
A'okale  =  0.225;  lange  geschleifte  A'okale  -^  0.23);  gestosseue 
Diphthonge   =   0.337;  geschleifte  Dii)hthonge   =   301. 

Ziehen  wir  hieraus  das  Fazit,  so  ergiltt  sich  für  die  Aloren- 
verteilung  folgendes:  Kurze  Vokale  haben  den  AVert  einer  Alore; 
sogenannte    uiitfel/eitige,    geschleifte    \'okale.    gestosseue    und 


Zur  Pliysiolog-ie  des  litauischen  Akzents.  223 

geschleifte  lange  Vokale  iiehineii  zwei  Moren  ein ;  Diphthonge, 
g-eschleift  sowohl  wie  gestossen,  sind  dreimorig. 

Ich  könnte  meine  Bemerkungen  noch  um  manche  weitere 
Deduktion  vermehren.  Da  icli  jedocli  in  nächster  Zeit  an  Ort 
und  Stelle  ausführlichere  Untersuchungen  vorzunehmen  Gelegen- 
heit haben  werde,  so  schliesse  ich  meine  vorläufigen  Mittei- 
lungen hiermit  ab.  Es  wird  später  jedes  einzelne  der  Probleme 
eine  eingehende  Behandlung  erfahren,  die  hoffentlich  alle  Zweifel 
über  Quantität  und  Qualität  des  Akzents  im  modernen  Litau- 
ischen beseitigen  wird.  Auch  werde  ich  dann  allen  die  graphi- 
schen Beweise  zugänglich  machen,  was  ich  mir  diesmal  ver- 
sagen muss. 

Chicago.  H.  Schmidt-Wartenberg. 


Arica  Till  i). 


42.     Fragm.  Tahm.  XXXIII,  §  66— 08. 

Der  Text  des  Stücks  wird  von  J.  Darmesteter  Le  Zend 
Avesta  III  66  (Amiales  du  Musee  Guimet  XXIV  1893)  ^j  so 
verzeichnet : 

1)  Vgl.  IF.  I  178  ff.,  48(5  ff.,  II  2G0  ff.,  III  100  ff.,  IV  121  ff.,  V 
215  ff.,  355  ff. 

2)  Ich  führe  den  Titel  so  umständlieh  an,  weil  einzelne  Ira- 
nisten von  der  wiclitigen  Bereiclierung  der  avestisc-hen  Texte  noch 
immer  nicht  Kenntnis  genommen  haben.  So  Geiger  IF.  IV  Anz.  21 
und  Fr.  Müller  WZKM.  VIII  367,  die  beide  durch  ihre  Bemerkun- 
gen zu  av.  li.si  verraten,  dass  ihnen  die  für  die  Bedeutung  des 
Worts  entscheidende  Stelle,  S  26  f.  des  Nirangistan  —  vgl.  Caland 
KZ.  XXXIII  462  und  Bück  AJPh.  XV  377  —  noch  nicht  bekannt 
geworden  ist.  Fr.  Müllers  Berufun<4-  auf  Hübschmann  IF.  IV  116 
ist  nicht  glücklich,  da  dieser  die  Unrichtigkeit  seiner  dortigen  Auf- 
stellung'en  inzwischen  selbst  erkannt  und  ausgesprochen  hat;  Per- 
sische Studien  106.  Dass  sich  aus  der  Grundbedeutung  'die  bei- 
den Ohren'  die  weitere  'Verstand,  Vernunft'  entwickelt  hat,  ist 
leicht  begreiflich;  s.  Verf.  Studien  I  21.  Wichti.ü-  für  den  Bedeu- 
tungsübergang ist  die  Stelle  Yt.  J.  28,  die  Hübschmann  IF.  IV  116 
meines  Erachtens  nicht  richtig  übersetzt.     niardOräi  bedeutet  nicht 


224  Christian  Bartholomae, 

66.  7iöif  te  ahmät  dräjöyeitwi  framraömi  spdtama  za- 
ra&ustra  yam  dahmqm  vawhlm  äfrltlm 

67.  yünat  haca  hahi  JmmnnaijJiaf  hvaca)dhaf  hiisi/aöü  ■ 
nat  hudaenal 

68.  yaßa  paöurm  aem  sam  aevö  arnio  raidham  ava 
näye'iafhn  savavä  d^t  (ou  hdtj  eis  äife. 

Darmesteter  übersetzt:  (66)  "Je  te  le  declare,  Spitama 
Zarathnstra,  la  bonnc  Beneclietion  du  jiiste  ne  tera  pas  plus  g-ran- 
clir  eil  toi,  (67)  jeiiiie  homiiie  aux  boniics  i)eu.sees,  anx  boniies 
paroles,  aux  bonnes  aetioiis,  ä  la  bonne  religion".  Paragraph 
68  bleibt  ohne  Übersetzung.  Aber  die  der  andern,  mindestens 
die  des  67.  kann  auch  nicht  richtig-  sein,  weil  sie  yunat,  also 
den  Ablativ,  für  einen  A^okativ  nimmt. 

drajöyeitlm  in  §  66  wird,  nach  Darmesteters  Mitteilung- 
in den  Xoten,  vom  Zendisten  mit  dranjinifaldar  wiederge- 
geben. Ob  das  "qui  fait  plus  grandir''  bedeuten  kann,  mag 
dahingestellt  bleiben.  Jcdentalls  hat  auch  der  Zendist  den 
Satz  nicht  richtig  verstanden.  dr°  ist  in  zwei  Wörter  zu  zer- 
legen: dräjö  yeitini\da,ii  erstere  gilt  mir  für  eine  Verstümme- 
lung aus  ^dräjyö,  wie  aojd  Y.  57.  10  eine  solche  aus  aojyd 
ist,  das  auch  die  Mutterstelle  Y.  S4.  8  richtig  bietet;  yeitlm 
ist  ASf.  des  Partizips  zu  aeiti\  das  Ganze  wäre  ai.  drdghiyö 
yaihn.  So  werden  die  beiden  ersten  Paragraphen  völlig  klar 
mit  Ausnahme  von  liciM,  von  dem  ich  nur  das  zu  sagen  weiss, 
dass  es  auch  fortbleiben  kann,  ohne  dass  der  Sinn  des  Satzes 
Einbusse  leidet;  Darmesteter  hat  es  ohne  jede  Bemerkung- 
unter  den  Tisch  fallen  lassen.  Also:  "Ich  versichere  dir,  o 
Spitama  Zarathustra,    dass    die   feierliche^)    gute  Afriti    nicht 

'zu  studieren',  sondern  im  Gedächtnis  zu  behalten.  Die  Stelle  be- 
sagt "wir  vereliren  usi  ( —  xratüm  —  hizvqm)  des  Ahura  Mazdah 
zum  Vernehmen  (Auffassen),  Behalten  i;nd  Verkünden  des  heilig-en 
Worts,  usi  'die  beiden  Ohren'  bezeichnet  die  Kraft  Gesprochenes 
zu  vernehmen,  xi'atus  "'Gedächtnis'  die  Kraft  es  zu  behalten,  hizva 
'Zung-e'  die  Kraft  es  wieder  zu  äussern.  V<>-1.  Geldners  Übersetzung- 
zu  g-Aw.  daroOräi  Y.  46.  3;  BB.  XIV   1,  10. 

1)  Ar.  '"dastna-  bedeutet  'doctus'.  Av.  dalima-  bezeichnet  zu- 
nächst den,  der  'doctus'  in  Beziehung-  auf  die  Keligion  ist.  In  den 
Gathas  wird  in  g-leichem  Sinn  auch  i;Id/;ä 'wissend'  g-ebraucht,  vg-1. 
besonders  Y.5jr.  12;  sodann  dädö  'einsichtig' (ZDMG.  XLIII  665  No.), 
vgl.  besonders  Y.  .92.  10  mit  J5.  15;  ferner  hitd/i,  Jiiidämts,  hu- 
mazdrö  (BB.  XV  10),  InizTuitus  (mit  äzainfis  zusammeng-ehörig).  Im 
weitern  Verlauf  dient  d(thma-   (vielleicht  mit  andrer  Betonung!)  als 


Arica  VIII.  225 

weiter  von  ihm  vveg-geht,  nämlich  von  dem  Jüng-ling-,  dessen 
Gedanken,  "Worte,  Werke  und  Glaube  g-ut  sind,  [als  .  .] ". 

Der  Vergleich  ist  im  dritten  Absatz  enthalten.  Aber 
aus  dem  vorliegenden  Text  kann  man  nicht  klar  werden,  auch 
nicht  mit  Hilfe  der  Pehleviübersetzung-,  die  von  einem  Mann 
erzählt,  der  g-ern  Schaden  thun  möchte,  aber  nicht  dazu  im 
Stand  ist,  weil  man  ihn  in  den  Arang  geworfen  hat.  aevö.- 
armö  (so  zu  lesen)  bedeutet  jedenfalls  'einarmig-',  wie  auch 
der  Zendist  richtig-  ang-ibt.  Der  Zweifel  an  der  Existenz  eines 
av.  Wortes  armö  (ar^mö)  'Arm',  den  E.  und  J.  Leumann  im 
Etym.  Wörterbuch  der  Sanskritspr.  3(3  aussprechen,  wird  so- 
mit hinfällig.  Auch  die  beiden  vorhergehenden  Wörter  sind 
zum  Kompositum  zu  vereinigen;  statt  scifö  aber  ist  gavo  zu 
lesen;  g  wird  im  ürkodex  mit  dem  zweiten  Zeichen  für  g 
g-eschrieben  g-ewesen  sein,  das  ja  dem  .s-Zeichen  ausserordent- 
lich ähnlich  ist.  aevö.gavö  bedeutet  'einhändig'.  Die  Worte 
rayhqm  ava  näy°  g-ehören  anscheinend  zusammen;  es  wird  r'^ 
ava.nayeintlm  zu  lesen  sein,  was  etwa  die  'reissende  Rangha' 
bedeuten  könnte.  Im  Indischen  bedeutet  dvanai/ati  freilich 
etwas  anders,  nämlich:  'er  führt  (treibt,  stösst)  hinab',  und 
zwar  ins  AYasser.  Aber  das,  was  der  Zendist  in  dem  Worte 
findet,  und  was  allerdings  g'ut  zur  indischen  Bedeutung-  des 
Verbums  stinnnt,  könnte  doch  nur  durch  ein  passives  (oder 
mediales)  Partizip  ausgedrückt  sein.  Das  letzte  Wort  alte 
steht  wohl  für  aelti  =  ai.  eti,  steht  also  in  Beziehung-  zu 
yeitlin  im  ersten  Absatz,  paöurvö,  vom  Zendisten  nicht  über- 
setzt, sondern  mit  paurune,  in  avestischeu  Buchstaben  wieder- 
g-egeben,  ist  vielleicht  mit  äite  zusammen  zu  nehmen;  etwa 
'vorwärts  kommt'"?  Die  vor  äite  stehenden  Wörter  sind  ohne 
Zweifel  verderbt. 

Ich  möchte  annehmen,  dass  der  dritte  Absatz  besagen 
will:  [Die  Afriti,  die  Personifikation  des  Seg-enswunsches  oder 
Geleitsegens  (Y.  60),  eine  Art  Schutzengel  entfernt  sich  ^■on 
dem  frommen  Jüngling  nicht  weiter],  "als  [die  kurze  Strecke 
ist,    um   die]   ein   Einhändiger,    Einarmiger    vorwärts  kommt". 


Bezeichnung"  alles  dessen,  was  mit  der  Keligion  dev'docti'  zusannuen- 
hänyt,  ihren  Vorschriften  und  Gebräuchen  entspricht  usw.  Vgl.  BB. 
XIII  86  f.;  XIV  21;  KZ.  XXX  329;  IF.  III  109;  ZDMG.  XLVIII  löO; 
SBE.  XXXVII  145;  Grundriss  d.  ir.  Philo!.  I  188. 


226  Christian  Ba  r  tli  o  loiii  ac, 

der  "die  reisscnde  Ran^-lia''  durcliscliwinunen  lodcr  durclil'ali- 
ren)  will. 

4o.     g'Aw.  }h)r,)saete  Y.  Hl.    12. 

(k'ldiier  seliroiht  in  der  Neuausgabe  mit  Mf  2,  ,1p  1  und 
K-i  pdvomite.  Obige  Lesart  steht  in  Mfl,  Pt  4,  J  2.  ferner 
(nach  Jacksons  Mitteilung-,  A  hynm  10  No.)  in  Fl  1,  Mf  4; 
K  5  hat  ~aife  statt  °aete.  Pt  4  gibt  wieder  einmal  das  Rich- 
tige^). Die  erste  Zeile  der  Strophe  lautet:  yä  frasü  dn.si/ä 
yä  vä  mazdä  parrtsaete  tayä\  d.  i.  "welche  offenkundigen 
oder  welche  geheimen  (Sünden)  in  Untersuchung  gezogen  wer- 
den", frasü  ist  nicht  Nominativ,  wie  schon  Jackson  a.  a.  0. 
4P)  richtig  gesehen  hat.  Der  Ausdruck  frascl  pdvasaete  ist 
mit  fracäza  vazaiti  V.  3.  31,  vaxsyeyite  vaxki  Vt.  .*?.  42^ 
nzayara  (d.  i.  uziy°)  ira  Y.  20.  ö  usw.  zu  vergleichen;  s. 
neuerdings  Zubaty  IF.  III  126  ff.,  wozu  Yerf.  Grundriss  der 
ir.  Philol.  I  §122-1.  Der  Satz  ist  disjunktiv,  die  beiden  Sub- 
jekte sind  yä  ävisyä  und  yä  tayü,  d.  s.  Nom.  Plur.  Xtr.  Nun 
wird,  wie  bekannt,  ein  pluralisches  Subjekt,  wemi  neutral^ 
mit  dem  Singular  des  Yerbums  verbunden;  s.  Verf.  KZ.  XXIX 
282  f.  Da  aber  das  Prädikat  zu  zwei  Subjekten  in  Beziehung- 
steht, musste  es  mit  dem  Dualis  gegeben  werden.  Ygl.  Y.  oJ. 
17:  lvafäri>m  amvä  vu  dr^grä  ra  v<irdnvaite  inazyö  "obwohl 
der  Gerechte  oder  der  Ketzer  das  grössere  (bessere)  glaubt'?'' 
(KZ.  XXIX  285  f.);  Y.  SH.  1:  yehyacä  h7nn,^ii)yilxatt('  mißa- 
hycl  yäcä  hol  ärdzvä  "cujusque  connniscentur  falsa  (piaeque 
ejus  recta"  (KZ.  XXIX  283;  IF.  III  51  No.,  wozu  jetzt  noch 
J.  Darmesteter  Zend  Avesta  I  244).  Wie  an  diesen  beiden 
Stellen  eine  Dualform  steht,  so  ist  auch  an  der  oben  zitierten 
eine  solche  zu  erwarten,  und  das  ist  eben  pdvasaete,  wie  die 
besten  Handschriften  bieten,  gleich  ai.  prchefe. 


1)  Wie  Geklnt'r  zu  seiner  Lesuny  ^^'ckonnnen  ist,  verstehe  ich 
nicht  ganz.  Die  Thatsache,  dass  in  den  nämlichen  Handschriften 
Mf  2,  Jp  1,  K  4  eine  Zeile  vorher  para.svl/fe  steht  —  die  andern 
liaben  pdrdsaitt  — ,  bildet  doch  eher  einen  Beweis  gegen  als  für 
die  Richtij-keit  des  folfi-enden  pdrosäife;  ZDMG.  XLVI  301  No.  2; 
GGA.  1893  402. 

2)  Den  ZDMa.  XLVI  304  besi)rocheneii  Verbindun.aen  hubd- 
rofi/  harai  mid  lifiilra.jati'i  n/jnynanfa  lüge  ich  noch  liinzu  fvTn'afä 
fröronraiiifi  \{.   Vi.  46. 


Arica  VIII.  2-27 

Die  Diialform  auf  -aete  ist  bisher  nur  in  der  Konjnnk- 
tildnng  g'Aw.  jamaete  Y.  44.  15  naelig-ewiesen.  Es  lassen 
sich  noch  zwei  weitre,  und  zwar  indikativische  hinzufügen. 

In  den  Tahniurasfragmenten  lautet  nach  J.  Darmesteter 
der  Text  von  Xo.  LVII  so:  v/saifi  ainyö  usyö  nöif  ainijö,- 
dvlsdmnö  üstryaeite,  aca  vaesaete  neefa  cif  clstryeite.  Zu 
lesen  ist:  visaite  ainyö  ?  nöif  ainyö,  rnnsamnö  äsfryeite,  va 
(d.  i.  nra)  vlsaete  naeda  eis  äsfryeite.  Fraglich  bleibt  die 
Lesung-  des  dritten  Worts.  Darmesteter,  der  es  an  dieser 
Stelle  leider  versäumt  hat,  die  Pehleviversion  mitzuteilen, 
übersetzt  das  erste  Sätzchen  mit  "si  Tun  accepte  volontiere 
et  non  pas  Tautre".  Aber  visaite  bedeutet  nicht  'accejjte' 
und  «.9^0  bedeutet  schwerlich  'volontiers'.  da  wäre  iisö.  Ich 
erwartete  statt  tisyö  einen  von  visaife  abhängigen  Infinitiv. 
Mit  Rticksicht  auf  V.  18.  26  und  Xir.  19  Hesse  sich  an  ustayö- 
'aufstehen '  (für  us-sf ;  s.  Verf.  Grdr.  d. ir.  Philol.  I  §  268,  58)  den- 
ken. Vgl.  V.  ]8.  26:  äaf  aosete  ('?)')  had-a  liasa  . .  .:  iisdliista.- 
tti  ryärayeite  mam;  yatärö  potirvö  usahisfaiti  paräifi  valüs- 
talie  aidlidu.s  "Es  spricht  der  Freund  mit  dem  Freunde:  'Steh 
aufl  Er  (der  Hahn)  treibt  mich  (vom  Lager)  weg.'  Welcher 
von  beiden  zuerst  aufsteht,  der  wird  des  besten  Lebens  teil- 
haftig". Nir.  19  steht  nach  Darmesteters  Abdruck:  främa 
naragcl  rayöis  yat  ratii.s  friföis  äsäf  vlsaiti  dam  frayrärayö 
nöif  frayräyräyeiti  aesö  ratufris  yö  jayara.  Richtig:  frCi 
mä  nara  gärayöis  yat  ratus  fritöis  äsnclf  visaife  dim  fra- 
yrärayö nöif  frayräyräyeiti  .  .  .  "'A\"eck  mich  auf,  Mann, 
wenn  die  Zeit  des  Gebets  nahe  ist'.  Der  ist  bei  der  Hand 
ihn  aufzuwecken  (frayrärayö  Inf.,  s.  Grundriss  I  §  255), 
kriegt  ihn  aber  Avird  nicht  wach.  Dann  ist  der  den  Ratus 
genehm,  welcher  gewacht  hat",  ustayö  wäre  ein  Intinitiv 
gleicher  Art  wie  frayrärayö.  Dann  ist  zu  übersetzen:  "Der 
eine  ist  bei  der  Hand  aufzustehen,  der  andre  aber  nicht.  Der 
nicht  bei  der  Hand  ist,  versündigt  sich-).  Beide  sind  bei 
der  Hand:  dann  versündigt  sich-)  keiner",    va  vlsaete  wäre  ai. 


1)  S.  unten. 

2)  Für  die  Bedeutung-  des  Wortes  ästryeife  (aucli  Nir.  10,  1.3^ 
14,  15,  18,  22)  ist  die  Stelle  Tahm.  Fragm.  38  von  Wichtigkeit,  wo 
es  heisst:  stdrdnöüi  ana  avava  stardm  (wofür  zu  lesen:  stdi'^naoiti 
ana  avavat  stardin),  d.  i.  "er  begeht  damit  eine  so  g-rosse  Sünde". 
Damit    schwinden    alle  Zweifel   darüber,    was    in    der   altpersischen 


228  Christian  Barthoiomae, 

iihhä  vUete.  Vgl.  vaw  Etymologie  von  Aw.  visalte  Gelduer 
KZ.  XXX  533;  talscli  ZDMG.  XLVJ  300.  Die  Bedeutung- 
'praesto  esse'  lässt  sich  aus  'antreten'  leielit  entwickeln. 

Zu  Yt.  14.  48  bietet  die  Xeuausgabe:  vdrddraynö  cüui- 
radätö  dätahe  ylm  .sijeiti  dcUtyötdma  yasnasca  vahmasca 
üsät  haca  i/at  vdhisfaf.  Die  riclitige  Lesung  des  Verbums 
hat  AvahrsclK'inlicli  Vt  1:  syaefe;  daraufweist  auch  der  Ko- 
dex L  11  mit  seinem  syete  hin,  der  sonst  g-ewöhulich  mit  F  1 
und  L  1  zusannnengeht;  ferner  L  18,  V  13,  Jm  4,  K  40,  die 
alle  Kyaefi  geben.  Zu  übersetzen  ist:  "Der  gottgeschalfene 
Sieg  fällt  dem  Gerechten  zu,  bei  welchem  am  richtigsten  vor- 
handen sind  Verehrung  und  Preis  gemäss  dem  besten  Gesetz  ". 
Freilich  muss  gesagt  Averden,  dass  das  Verbum  sonst  nur  in 
aktiven  und  unthematisch  gebildeten  Formen  vorliegt:  saeti, 
saeta,  .syemti,  .syeiü  (3.  Plur. ;  so  statt  syete  der  Xeuausgabe 
zu  Yt.  10.  38  zu  lesen:  ZDMG.  XLVI  300  f.).  Doch  ist  das 
nicht  ausschlaggebend. 

Eine  3.  Du.  endlich  sieht  Haug  Das  18.  Kap.  des  Ven- 
didad  35  in  aoMe  der  oben  zitierten  Stelle  V.  18.  26.  Dann 
mnsste  aomefe  gelesen  und  übersetzt  werden :  "Es  sprechen 
mit  einander  der  Freund  mit  dem  Freund".  Aber  V.  18.  51 
steht  dieselbe  Form  als  3.  Sing.  Ich  verstehe  ao.^ete  nur  als 
Vertreter  eines  ar.  *auKiafaL  Wegen  der  '  Wurzerform  ver- 
weise ich  auf  jAw.  apica  aotat  ^sie  soll  verstehen'  neben  aipi- 
ratalii  'du  verstehst',  auf  griech.  auEdvuu,  ai.  äul^sis  neben 
got.  wahsjan,  jAw.  va.T.syente  u.  a.  m.,  s.  Verf.  BB.  XVII 
120;  Persson  Wurzelerweiterung  228.  Das  achte  Heft  der 
Xeuausgabe,  das  den  Schluss  des  Vendidad  bringen  wird,  ist, 
während  ich  das  schreibe,  noch  nicht  erschienen. 

44.      Fragm.  Tahm.  XLIV,  i<  99—100. 

Bei  J.  Darmesteter  lautet  der  Text : 
99  :    nöif   nü   aetahml   mdhvö   yai  asfcanti   spsntama  ^) 
zaraduiitra   aevö    nfuf   dva  nöif   dräyo  nöif  fräyahihö    asahe 

Inschrift  NRa  60  mit  sef^r^vo  geineint  ist  (vgl.  J.  Oppert  Le  peuple 
et  la  langue  des  Medes  211;  Verf.  ZDMG.  XLVI  296;  Thumb  KZ. 
XXXIII  124  f.).  Ich  lese  strava'>  und  stelle  die  Gleich^mg  auf:  ai. 
.srnöti  :  srävat  =  jAw.  stdrdiiaoifi  :  ap.  sfrurai'.  Vgl.  Verf.  Grund- 
ri.s's  I  §  141  und  §  131,  2  No. 
1)  Lies  spitama. 


Ai-ic-a  VIII.  229 

100:  nött  asayä  frii.s<)nti  yö^)  nöit^)  driyös'^)  asö.fkae- 
sähe  avaidhasca  drädrahsca'^)  pasänte-'). 

Das  soll  lieisseii:  (99  •  "A  preseut  daiss  ce  moiule  des 
corp:^,  o  Spitaina  Zaratliiistra,  il  n"v  a  pas  im  lioiiime  de  l)ien, 
pas  denx,  pas  trois,  il  \\\  en  a  pas  phisieiirs. 

(100)  11s  ne  s'ciKpiierent  point  du  bien,  ne  s'cnqnerant 
poiiit  de  secourir  et  deutretenir  le  paiivre,  sectatenr  de  la 
loi  sainte  ". 

Wenn  man,  statt  dem  Zeiidisten  sklavisch  zu  folg'cn,  die 
drei  ersten  Worte  des  §  lOO  zum  Vorherg-ehenden  zieht,  ist 
der  Sinn  der  Stelle  ohne  Sehwierig-keit  zu  enträtseln:  "0  Spi- 
tama  Zarathustra,  es  werden  sieh  jetzt  im  kiirperlichen  Leben 
nicht  einer,  nicht  zwei,  nicht  drei,  nicht  mehr  des  Asa  und 
der  Belohnung-  teilhaftig-  machen,  sofern  sie  sich  nicht  um 
Hilfe  und  Schutz  des  rechtgläubigen  Armen  kümmern ". 

fräsanti  gehört  meines  Erachtens  nicht  zu  parasaiU,  wie 
der  Zendist  will,  der  es  ebenso  wie  pasänte  übersetzt,  sondern 
zu  asnaoiti;  ich  zerlege  es  in  fra-a-sanfi  und  sehe  in  letzterem 
eine  Konjunktivform  des  .y-Aorists  mit  der  gleichen  Wurzel- 
gestalt,  wie  sie  jAw.  fraoirisaifi,  ai.  drl'sase  zeigen:  Grdr.  d. 
ir,  Philol.  I  §  170.  1.  Zur  Konstruktion  mit  dem  Genetiv  ver- 
weise ich  auf  Delbrück  Yed.  Syntax  158  ff,  und  Hübschmann 
Zur  Kasuslehre  276.  Was  unter  asahe  fräsanfi  'sie  werden 
am  Asa  Anteil  haben  (sich  verschaffen)'  zu  verstehen  sei, 
lehrt  Y.  46.  1d:  felis  yü^  syaoOauäi.s  a.sam  .T.smaihyü  dachiye; 
vgl.  Geldners  Übersetzung-  BB.  XIV  5^').  cikiyä,  mit  ay  wie 
oft  statt  ?"//,  ist  die  seltenere  Genetivform  der  femiuinalen  i- 
Stämme,  s.  Grdr.  d.  ir.  Piniol.  I  i?  406 :  zur  Bedeutung  des 
Worts  vgl.  BB.  XIV  15. 

45.     Xir.  o7. 

1.  kaidlimn   na  gddanqm  srutanam  aratufrls 

2.  yä  yaezö  fravasäimnö  sräyeiti 

3.  aetaesqm  vacam  aratufrls 


1)  Lies  j/öi.  —  2)  L.  nöit-,  wohl  blosser  Druckfehler?  —  3) 
L.  driyaos.  —  4)  L.  drMraheca.  Dnickfehler?  —  5)  L.  pdrasänte, 
wie  schon  Darmesteter  bemerkt  hat. 

6)  Wo  aber  täis  .syaoßanäis  aiisü'efallcn  ist  und  daduye  talsch- 
lich als  Perfekt  g-euommeii  wird;   s.  Grdr.  d.  ir.  Philol.  I  i?  122. 


230  Cliiistian  Biirtholomae, 

4.  adaeca  uifi  JiCiOaca  cldhmö  staota  yesui/a  haurva 
daöaitl 

5.  paurvät  vä  naemiii  aparat  va 

6.  myö  vä  taca  vil  hutanatnnö  vä  änhänö  vä  da&änö 
rä  barrimnö  va  vazamnö  vä  aiwyäsfö  ada  ratufrls 

Was  die  Stelle  besag-cu  will,  hat  schon  der  Zendist 
richtig-  heraiisgefuudeii,  und  Darmesteter  hat  nach  dessen  Über- 
setzung- bereits  einige  der  nötigen  Textverbesserungen  ange- 
geben. Es  lohnt  sich  aber  doch,  noch  einmal  darauf  einzu- 
gehen. 

Der  Wortlaut  des  ersten  Absatzes  ist  korrekt.  Die  Ver- 
bindung des  neutralen  GP.  kmdham  —  vgl,  zur  Form  aetata- 
ham;  Grundriss  d.  ir.  Philol.  I  §  417  —  mit  dem  femininen 
gä&anqm  hat  nichts  besonders  Auffälliges.  Das  Umgekehrte 
z.  B.  Y.  1.  16:  änham  asaidhamca  .söh'h'anamca;  vgl.  ebd. 
1  133,  233  f.  ' 

Im  zweiten  Absatz  ist  zu  lesen:  ya  maezö^)  rä^)  frä 
vä  kuninß^)  (d.  i.  ^'.säyrimnö;  a.  a.  0.  156,  21)  srävayeifi^K 
Die  Korrekturen  ergeben  sicli  mit  Sicherheit  aus  dem  Pehlevi- 
Text:  ka  mezän  ayäv  {ayüf)  riyän  sräyet\  ka  mezit  rlt 
pas  sräyat  "wenn  er  pissend  oder  kackend  aufsagt;  wenn  er 
gepisst,  gekackt  hat,  dann  soll  er  aufsagen  isräyät':!)".  fra 
mimnö  gehört  mit  dem  im  ZPGl.  überlieferten  mma  ASn. 
zusanniien,  wozu  ich  auf  Studien  II  9  verweise. 

Im  vierten  Absatz  ist  statt  kaßaca  vielmehr  yaöa  ka- 
{)aca^)  zu  lesen;  das  Übrige  ist  bis  aufs  letzte  Wort  in  Ord- 
nung, daöaiti  (»der  dadäiti^),  was  doch  nur  'gibt'  oder  'setzt' 
bedeuten  kann,  scheint  ein  Wort  von  der  Bedeutung  'aufsagt' 
oder  ähnl.  verdrängt  zu  haben;  am  nächsten  läge  den  Zeichen 
nach  adältl,  wozu  Caland  KZ.  XXXITI  466  und  das  Folg. 
J.  Darmesteter  übersetzt  diesen  und  den  nächsti-n  Absatz, 
dessen  Wortlaut  nicht  zu  beanstanden  ist,  so:  "quant  ä  tous 
les  Stauta  yesnya  que  peut  donner  le  saint  honune,  dans  la 
l)artie  anterieure  ou  la  partie  posterieure".  Das  vermag  ich 
mit  dem  vorliegenden  Text  nicht  zu  vereinbaren.  Die  ersten 
beiden  ^V(»^t('  ah(H'(-a  uifi  'und  ich  sage  so'  (Caland  a.a.O.) 


1)  So  scliou  J.  Darmesteter. 

2)  So  hat  die  Müncliener  Handschrift,  wie  mir  Herr  Dr.  Licli- 
terbeck  mitteilt,    der  mit  einer  Kollation  des  Kodex  beschäfti"t  ist. 


Aiica  VIII.  231 

fehlen  g-anz.  haurva-  heisst  niclit  'alT,  sondern  'g-anz'-,  es 
handelt  sich  beim  Aufsagen  der  'Stautayesniya'  darum,  dass 
sie  'ganz',  d.  h.  unverstümmelt  (vgl.  Vp.  IS.  2,  o)  aufg-esagt 
werden.  Den  Text  des  fünften  Absatzes  bezeichnet  Darmeste- 
ter  als  'obscur'.  Er  übersetzt  aber  auch  nicht  korrekt:  wir 
hal)cn  ja  den  Ablativ!  Also  wörtlich:  "vom  ersten  Teil  an 
oder  vom  folgenden''.  Das  kann  doch  nur  darauf  gehen,  das 
man  die  'Stautavasniya'  in  zwei  Abteilungen  zerlegt  hat. 

Über  die  Stücke,  die  zu  den  Stautayasniya  zu  rechnen 
sind,  s.  West  SBE.  XXXVII  169  und  Darmesteter  Zend  Avesta 
I  LXXXVII.  Sicher  ist,  dass  sie  mit  Y.  14  beginnen  und  mit 
59  enden,  ferner  dass  sie  33  Abschnitte  enthalten.  Darme- 
steter stellt  nun  folgende  Rechnung  an:  "du  Hä  XIV  au  Hä 
LIX,  il  y  a  45  Häs :  supprimez  le  Hä  XVIII  .  .  les  Häs  XIX 
—  XXI:  restent  41;  comptez  pour  un  seul  Hä  les  7  Häs  du 
Yasna  Haptang-häti  .  .  supprimez  le  Hä  LH  .  .  supprimez  le 
Srös  Yast\):  restent  33".  Ich  komme  bei  dieser  Rechnung 
auf  34.  Von  Y.  14  bis  59  sind  es,  da  Y.  14  einzuschliessen 
ist,  46  Abschnitte,  nicht  45;  nehme  ich  6  heraus  und  zähle 
7  als  1,  so  kommen  12  in  Abzug,  es  bleiben  also  34,  somit 
1  zu  viel.  Auf  die  nämliche  Ziffer  (34)  komme  ich  bei  Wests 
Rechnung,  der  Y.  19,  20,  21,  52,  56,  57  herausschält  und 
der  siebenteiligen  Yasna  gleich  1  setzt.  jVIan  muss  nicht  nur 
Y.  35  bis  41  ■ —  das  ist  ja  doch  der  7  teilige  Yasna  —  als 
1  zählen,  sondern  auch  noch  Y.  42  herauswerfen.  Dann  fragt 
sichs  nur,  ob  Darmesteter  mit  der  Ausstossung  von  Y.  18  oder 
West  mit  der  von  Y.  56  Recht  hat.  Ich  entscheide  mich  für 
die  erste  Alternative.  Danach  umfassen  die  'Stautayesniya' 
folg-ende  Stücke:  Y.  14 — 17,  22—34,  Yasna  hapt.,  Y.  43 — 
51,  53 — 56,  58,  59.  Ich  bin  darauf  durch  die  Erwäg-ung  ge- 
kommen, dass  den  beiden  '  mtenia'  eine  etwa  gleich  g-rosse 
Anzahl  von  Stücken  zugeteilt,  und  dass  der  Beg-inn  des  zwei- 
ten durch  irgend  eine  Einleitung  bezeichnet  sein  wird.  Eine 
solche  aber  tindet  sich  vor  dem  Yasna  hapt.,  mit  dem  also 
das  zweite  'naema'  anfängt.  Wenn  wir  nun  Y.  18  streichen, 
aber  Y.  56  beibehalten,  so  konniien  wir  zu  dem  Ergebnis, 
dass  das  erste  '  naema  17,  das  zweite  16  Stücke  enthält. 
Eine   gleichmässigere  Zweiteilung   des  aus  33  Stücken   beste- 

1)  D.  i.  Y.  57;  s.  die  Note. 


•232  ClirisTian  Barth oloniac, 

heiuleii  Ahscliiiitts  ist  (»Imc  Zersclineidung-  eine  Stücks  nicht 
niög'licli. 

Den  Text  des  seclisten  Absatzes  hat  sclion  Darmesteter 
in  der  Hauptsache  richtig;'  i^estellt.  Es  ist  zu  h'sen:  atjo  vä 
fucö  rä  lnstf)mnö  vä  üidhänö  rä  paßcmö  vä  .  .  .  Zur  Kor- 
rei^tnr  paßcniö  für  ((((d"^  verweist  I).  auf  Yt.  J.  17,  wo  tis  vä 
It'isfö  und  ni  rä  päldijümno  'aufstehend'  und  'sicli  nieder- 
leg-end'  einander  gegenübergestellt  werden.  Vgl.  noch  Yt.  17. 
Ö7 :  mä  (he)  gäfiim  nipaU^uinDuha  'leg  dich  nicht  auf  ihr  La- 
ger'; \ .  ö.  27:  jjö  naro  hämö.gäffö  nipaiöjie'inte  'wenn  zwei 
Männer')  si(di  auf  dem  selben  Lager  niederlassen';  Yt.  Vi. 
113:  Juniaro  goio'n.zaodranqm  jfifa  paidyänte  "die  S(ihne 
derer,  die  dickflüssige  (blutige;  IF.  Yo57)  Weihgüsse  spenden^ 
werden  erschlagen  sich  hinstrecken".  Zur  Differenz  d — ß  im 
'Wm-zelauslaut  s.  Orundriss  I  163,  §  274  No.  2. 

Nach  diesen  Bemerkungen  übersetze  ich  die  angeführte 
Stelle  SO: 

1.  "Mit  welchen  aufgesagten  Gathas  macht  man  sich  den 
Ratus  nicht  genehm?" 

2,  "  \Velche  AVorte  man   pissend    oder    kackend   aufsagt, 

3.  mit   diesen  Worten   macht  man  sich   nicht  genehm". 

4,  Und  ich  sage  so:  "Wie  innner  (sonst)  ein  Gläul)iger 
die  Stautayasniya  unverkürzt  hersagt, 

ö.  von  der  vordem  Hälfte  an(fangend)  oder  von  der 
folgenden, 

6.  gehend  oder  laufend  oder  stehend  oder  sitzend  oder 
liegend  oder  reitend  oder  fahrend  —  wenn  er  mu-  gegürtet 
ist  (den  Gürtel  anhat)  — ,  so  macht  er  si(di  den  Hatus  damit 
genehm". 

Aus  der  ganzen  Stelle  scheint  mir  hervorzugehen,  dass 
der  (4ürtel  früher  anders  geschlungen  wurde  als  jetzt.  l>ei  der 
Art,  wie  es  .jetzt  geschieht  —  angegeben  bei  Haug-West  Es- 
says^ 398  und  .J.  Darmesteter  Zeud  Avesta  II  685  — ,  ist  es 
m(»glich,  die  im  Absatz  2  bezeichneten  Fuidvtionen  zu  vernich- 
ten, (dinc  dass  er  abgenonnnen  wird.     Die  obige  Stelle  scheint 


1)  So,  wenn  yd  narö  richtig  überliefert  ist.  Die  Verbindung 
des  dnalisfhen  Sul)jekts  mit  dem  Plural  des  Verbnms  findet  sich 
im  Jüngern  Awesta  zum  öftern;  s.  ZD^NIG.  XLVIII  301.  Andernfalls 
ist  yöi  uarö  zu  lesen. 


Arica  VIII.  233 

aber  eine  Art  des  Scliliiigeus  voraiiszAisetzen,  bei  der  er  zum 
Zweck  jener  Yerricbtiingcn  g-elr)st  werden  nuisste.  Das  Gür- 
teltucb  wird  früber  nicbt  nur  um  die  Hüfte  g-escblungen,  son- 
dern aueb  zwiseben  den  Beinen  durcbgezog-en  worden  sein. 
Die  Stelle  sag-t  also:  Es  ist  verpönt,  die  Gatbas  aufzusagen, 
während  man  ])isst  oder  kaekt,  weil  man  eben  dazu  den  Gür- 
tel lösen  muss;  sonst  aber  darf  man  sie  in  jeder  Lage  auf- 
sagen, sofern  man  nur  den  Gürtel  umbat,  mit  dem  man  bei 
jeder  religiösen  Verrichtung  angetban  sein  muss. 
Münster  (Westf.),  8.  März  1895. 

Christian  Bartbolomae. 


Der  litauische  Akzent 

in  der  "üniversitas  linguarum  Litvaniae" 


Die  kleine  ostlitauiscbe  Grammatik,  welche  in  Wilna  im 
Jahre  1737  anonym  unter  d.  T,  "üniversitas  linguarum  Litva- 
niae in  principali  dueatus  eiusdem  dialecto  grammaticis  legibus 
circumscripta  et  in  obsequium  zelosorum  Xeo-Palaemonum  ordi- 
nata  permissu  superiorum  anno  a  dcscriptione  universi  orbis 
1737.  Vilnae  typis  collegii  academici  8oc.  Jesu"  erschienen 
ist,  wurde  bis  jetzt  auffallenderweise  gänzlieb  vernachlässigt. 
Die  Schuld  trifft  in  erster  Linie  osteuropäische  Gelehrte,  da 
das  Büchlein  eben  in  den  grösseren  Bibliotheken  Russlands 
und  ehemaligen  Polens  sich  findet  V),  speziell  aber  diejenigen 
die  es  gelesen  haben  (Karlowicz,  Wolter,  Jaunys).  ich  bekam 
das  Büchlein  im  Winter  v.  J.  in  die  Hände  und  war,  nachdem 
ich  den  Inhalt  kennen  gelernt  habe,  einfach  empört  über  die 
Fahrlässigkeit  oder  Unwissenschaftlichkeit  der  Leute  von  der 
Gattung  W^olters.  Denn  bedenkt  man,  wie  lange  es  gedauert 
hat,  bis  man  zu  einer  klaren  Einsicht  in  das  Wesen  des  lit. 
Akzents  gelangt  ist,  wie  viel  noch  im  Einzelnen  an  Kurschats 
Aufstellungen  zu  verbessern  oder  uachzutragen  war,  und  wenn 


1)  Jedenfalls    in    Kvakan,    in    der   Ossolinskischen    Bibliothek 
(Lemberg"),  in  Wilna  (Staniewicz)  und  in  Petersburg. 

Indogermanische  Forschungen   VII  3  u.  4.  16 


234  J.  V.  Roz wado wski, 

man  nun  erfährt,  dass  schon  im  Jahre  1737  ein  bescheidener 
Priester  Alles  das  gesehen  und  klar  zum  Ausdruck  gebracht  hat, 
das  Kurschatsche  System  mit  dem  Baranowskischen  verbin- 
dend —  da  hat  man  wohl  das  Recht  gegen  den  Spe/Jaiisten 
Wolter  empört  zu  seiu^). 

Damit  dass  man  die  Schrift  allgemein  zugänglich  macht, 
erfüllt  man  nicht  blos  die  Pflicht  historischer  Pietät  dem  ano- 
nymen Verfasser  gegenüber,  sondern  erweist  der  Wissenschaft 
wirklichen,  aktuellen  Dienst.  Staniewiczs  Abdruck,  unter  d.  T. 
"Grammatica  brevis  linguae  lituanicae  seu  Samogiticae,  a  quo- 
dam  pio  Societatis  Jesu  Sacerdote  .  .  /'  in  Wilua  1829  erschienen, 
ist  nicht  schlecht,  aber  grade  in  dem  was  das  wichtigste  ist, 
in  der  Wiedergabe  der  Akzente,  ist  Staniewicz  nicht  aufmerk- 
sam genug  gewesen ;  hie  und  da  hat  er  Akzente  weggelassen, 
verändert  oder  selbst  hinzugefügt.  Da  übrigens  auch  sein 
Abdruck  nicht  mehr  im  Buchhandel  zu  haben  ist,  so  beschloss 
ich  die  Schrift  neu  herauszugeben.  Der  neue  Abdruck  liegt 
nun  vor-). 

Über  den  Verfasser  konnte  ich  nichts  ermitteln.     In  dem 


1)  Umsomehr  als  er  die  "praenotatio  de  dialectis  literis  & 
accentu"  in  seiner  Dauksa-Ausgabe  XXXI  sq.  abdruckt  nnd  die- 
selbe "interessant"  nennt.  Er  hat  aber  offenbar  die  wahre  Bedeu- 
tung- dieser  Ang-aben  nicht  erkannt  und  sich  darum  nicht  weiter 
geküniraert.  Seinen  Lesern  ist  es  aber  nicht  übel  zu  nehmen,  dass 
sie  ohne  kräftigen  Hinweis  des  Verfassers  an  dem  Passus  teilnamslos 
vorbeigeg-angen  sind,  umsomehr  als  die  lange  Vorrede  Wolters  recht 
lang'weilig'  ist  und  viel  unnütze  Rederei  enthält.  Übrigens  ohne  die 
Universitas  selbst  und  die  akzentuierten  lit.  Wörter  vor  sich  zu 
haben,  kann  man  die  Angaben  der  praenotatio  nicht  gut  würdigen. 

2)  Ich  benutze  die  Gelegenheit,  um  einige  Druckfehler,  die 
mir  noch  aufgestossen  sind,  zu  verbessern.  S.  26,  Z.  4  v.  o.  lese 
bndaivotie.  S.  39,  Z.  4  v.  o.  lese  g'xrtumeme.  S.  40,  Z.  12  v.  u.  lese 
p.  S.  60,  Z.  7  lese  misereor  statt  queror.  S.  7(i,  Z.  16  v.  o.  Sp.  b 
lese  skaudojo.  S.  80,  Z.  9  v.  u.  Sp.  a  ist  ivirdaw  mit  ?  zii  versehen 
und  füge  hinzu  icerdu  iciriäw  idrsiu  icb-k  wre  (ich  siede  intr.)  40. 
42.  Bei  dreimaligem  Korrekturlesen  habe  ich  die  grösste  Sorgfalt 
der  Akzentsetzung  zugewandt,  umsomehr  als  die  betreffenden  Zei- 
chen in  der  Originalausgabe  oft  undeutlich  sind.  Und  thatsächlich 
habe  ich  auch  jetzt,  wo  ich  beim  Niederschreiben  dieses  Aufsatzes 
mir  jedes  Wort  Aon  allen  Seiten  angesehen  habe,  keinen  einzigen 
Fehler  in  der  Akzentsetzung  entdecken  können.  Diese  einseitig 
konzentrierte  Aufmerksamkeit  hatte  aber  zur  Folge,  dass  sich  ein 
paar  andere  Druckfehler  eingeschlichen  haben. 


Der  litauische  Akzent.  235 

reichhaltigen  Buche  des  Jesuiten  Josef  Brown  (Biblioteka 
pisarzöw  assystencyi  polskiej  Towarzjstwa  Jezusowego  .  .  . 
Poznan  1862)  über  die  litterarische  Thätig-keit  der  Jesuiten- 
g-esellschaft  im  ehemalig-en  Polen  wird  die  Schrift  blos  unter 
zahllosen  anderen,  die  anonym  hcrausg-egeben  worden  sind, 
A^erzeichnet.  Mittelbar  lässt  sich  auch  nichts  austindig-  machen, 
da  man  viele  geborene  Litauer,  welche  in  dieser  Zeit  Jesuiten 
waren,  litauisch  g-eschrieben  haben  und  nach  ihrer  sonstigen 
Thätigkeit  zu  urteilen  Verfasser  einer  Grammatik  sein  konnten, 
anführen  kann.  Für  mich  hatte  übrigens  die  Sache  nur  unter- 
geordnete Bedeutung,  da  mich  die  Schrift  vom  sprachwissen- 
schaftlichen, nicht  vom  litterarhistoriseheu  Gesichtspunkt  aus 
interessierte. 

Die  zweite  Frage,  welcher  Teil  des  litauischen  Sprach- 
gebietes der  in  der  Universitas  behandelten  Sprache  zu  Grunde 
liegt,  ist  natürlich  leichter,  aber  ich  kann  dieselbe  auch  nur 
im  allgemeinen  beantworten  ohne  genaue  Lokalisierung  an- 
zugeben. 

Was  der  Verfasser  darüber  sagt  (gleich  im  Anfang)  ist 
zu  allgemein,  mn  als  AVegweiser  dienen  zu  können.  Fasst 
man  die  Sprache  selbst  ins  Auge  und  vergleicht  dieselbe  mit 
den  bis  jetzt  veröffentlichten  dialektischen  Texten  und  An- 
gaben, so  lässt  sich  wenigstens  sagen,  welche  Teile  des  litaui- 
schen Sprachgebietes  nicht  in  Betracht  kommen.  Und  zwar 
kommt  nicht  in  Betracht  das  ganze  zemaitische  Sprachgebiet, 
dessen  Grenze  eine  Linie  von  der  preussischen  Grenze  über 
Taurogen,  Rossieny  und  von  da  nach  Norden  über  Bubie, 
Krupie  bis  zur  kurländischen  Grenze  (Wehern)  bildet  (nach 
Jaunys);  ferner  der  ganze  nördliche  und  östliche  Teil  des 
litauischen  Sprachgebietes  in  Russland,  d.  h.  der  Landstrich, 
dessen  südliche  Grenze  gebildet  wird  durch  eine  Linie  etwas 
südlich  von  Szawle,  Radziwiliszki,  Szadow  und  Poniewiez,  von 
da  südlich  von  Onikszty  ungefähr  über  Wilkomierz  und  dann 
mit  der  Gouvernementsgrenze  von  Kowno  (bzw.  von  Wilna). 
Vom  lit.  Sprachgebiet  im  Gouv.  Suwalki  kommt  nicht  in  Betracht 
der  ganze  Süden  (Gegend  von  Oszkal)alen,  Marjampol,  Ludwi- 
now).  Zur  näheren  Begrenzung  des  so  gewonnenen  Gebietes, 
das  genau  das  geographisclie  Zentrum  des  ganzen  litauischen 
Sprachgebietes  (dabei  zu  beachten,  dass  auf  der  Kaite  Kur- 
schats die   Ostgreuze  im   allgemeinen   zu  Gunsten  des  Lit.  zu 


236  J.  V.  Rozwado wski, 

erweitern  ist)  bildet,  lässt  sich  iioeli  anführen,  dass  nach  Süd- 
Westen  jedenfalls  auch  die  Umgegend  von  Wielona  nicht  über- 
schritten werden  darf,  und  dass  es  auch  der  Godlcwa-Dialekt 
nicht  ist^).  Dagegen  im  Xorden  zeigt  der  Dialekt  von  AVor- 
niany  (ungefähr  eine  Meile  südlich  von  Radziwiliszki)  dieselben 
Eigentümlichkeiten  in  der  Betonung  wie  derjenige  der  üni- 
versitas-),  mit  dem  er  aber  (lautlich  usw.;  nicht  identisch  ist. 
Mehr  kann  ich  nicht  angeben. 

Die  Universitas  ist,  wie  schon  hervorgehoben,  in  erster 
Linie  durch  ihre  Akzentuation  wichtig.  Ich  gebe  unten  eine 
systematische  Darstellung  derselben  im  Vergleich  mit  der  (ver- 
besserten) Kurschatschen;  darauf  lasse  ich  dann  einige  Schlüsse 
und  Erörterungen  folgen,  unter  der  verbesserten  Kurschatscheu 
Betonung  verstehe  ich  natürlich  diejenige  Baranowskis. 

Zum  vorläutigen  Verständnis:  die  litauischen  Wörter  wer- 
den kursiv  gedruckt.  Durch  Antiquabuchstal)en  bezeichnet 
nun  der  Verfasser  gestossenen  langen  Vokal  und  Diphthong; 
durch  >^  geschleiften  langen  Vokal;  durch  '  (in  der  Ausgabe 
oft  auch  -  ')  auf  nicht  letzter  Silbe  geschleiften,  ursprünglich 
kurzen  Vokal  und  die  ersten  Komponenten  geschleifter  Diph- 
thonge ;  durch  ^  auslautender  Silben  in  der  Hauptsache  kurzen 
gestossenen  Vokal. 

Inhaltsübersicht. 

I.   Fälle  der  vollständigen  Übereinstimmung  mit  der   verbes- 
serten Kurschatschen  Betonung. 

A.  Gestossener  Ton.     a.  Von  Haus  aus  langer,  gestossener 

Vokal. 
1).  Gestossener  Diphthong, 
c.  Gestossener  kurzer  Vokal. 

B.  Geschleifter  Ton.     a.  Von  Haus  aus  lauger,  geschleifter 

Vokal. 

b.  Geschleifter  Diphthong. 

c.  Geschleifter,  von  Haus  aus  kurzer 
Vokal. 


1)  Von  dem  übrigens  der  Dialekt  unseres  Verfassers  wenig- 
abweicht. Aber  in  der  Betonung  zeigt  der  Godlewadialekt  nur 
Ansätze  zu  der  konsequent  durciiget'üln-ten  Eigentümlichkeit  der 
Universitas.  Ebenso  die  Betonung  Dauksas  (was  Akzentstelle  an- 
belangt). 

2)  S.  darüber  Anhang  S.  268. 


Der  litauische  Al^zcnt.  237 

II.   Abweiclniug-eu   von  der  verbesserten  Kurschatsclien  Iieto- 
nnng-. 

A.  In  der  Form  eines  Lautgesetzes  oder  kategorieumässig 
auftretende  Abweichungen. 

1.  Zurückzieliung  des  Hochtons. 

Anhang.    Die  parallel  gehende  Nicht-Zurückziehung 
des  Akzents. 

2.  Die  Betonung  des  Optativs. 

B.  Isolierte  Abweichungen. 

III.  Der  Auslaut,    besonders  sekundärer,    in  Bezug  auf  seine 
Betonung. 

IV.  Nebeuton. 
V.   ü. 

VI.   Zusammenstellung  zweifelloser  Druck-  oder  Schreibfehler. 

I.  Fälle   der  vollständigen  Übereinstimmung  mit  der 

verbesserten  Kurschatschen  Betonung. 

A.   Gestossener  Ton. 

a.  Von  Haus  aus  langer,  gestossener  VokaD). 

1.  Wurzelsilbe,  hegn  'ich  laufe'  :  hegii.  —  brledis  'Elch' : 
hreclis.  —  hrolis  'Bruder'  :  hrölis.  —  Imdawaic,  hudatüai/,  huda- 
wo,  bndaicDiue,  Jmdawotie  'ich  pHegte  zu  sein'  :  hudaicau 
usw.  —  bul-,  Imkime,  hwkite'^),  bukigl,  biiMmegi  'sei'  :  bül- 
usw.  —  bnsiu,  bwsi,  bwsime,  bnsife^}  'ich  werde  sein'  :  bicsiu 
usw\  —  buti,  bnf  'sein'  :  büH.  —  dejaw,  dejey  'ich  iiabe 
gelegt',  diejas  'es  geschah'  :  dejau  usw.  —  diede^)  patruus 
und  avuneulus  :  Kurschat  LD.  hat  dede,  daneben  dedas  und 
dedas;  Scldeicher  Gloss.  zu  Leseb.  und  Donal.  dede  und  dedas, 
ebenso  Brugmann  (Godlewa)  dede  und  dedas.  Es  bleibt  zwei- 
felhaft, ob  unser  diede  in  der  gewöhnlichen  Orthographie  dede 
oder  dede  zu  schreiben  wäre.  —  dz'mstu,  dzimcaw,  dziwdatcaic, 
dzmsiu,  dziuJc,  dzmczia,  dziiiti,  dzinstqs,  dzmwias  'ich  werde 


1)  In  dieser  Rubrik  werden  aucli  e  und  ü  behandelt.  —  Wo 
im  Folgenden  im  Texte  ein  nach  meiner  Meinung  blosser  Druck- 
oder Schreibfehler  des  Orig-inals  verbessert  und  in  der  betreffenden 
Fussnote  die  Betonung-  des  Originals  einfach  angeführt  wird,  da 
verweise  ich  ein  für  allemal  auf  Abschnitt  VI. 

2)  Die  Ausg.  bükite.  —  3)  Die  Ausg.  büsite.  —  4)  Die  Ausg. 
diede. 


238  J.  V.  K  o  z  \\'  a  il  o  w  s  k  i , 

trocken'  :  dziüstu,  dziüicau,  clzkidawau,  dziüsiu  usw.  —  edic 
'ich  fresse'  :  edu. — giarculQJa^)  ' Wohlthäter'  :  geradejis. — 
g'iQdu  'ich  sing'c'  :  gedu.  —  gkdz'mosi^)  'ich  schäme  mich'  ^ 
gedziüs.  —  gm'taio  'ich  wehrte'  (und  ebenso  in  den  anderen 
Tempora  und  Modi,  s.  S.  43)  :  gyniau.  —  girimc,  g'iriay, 
girie,  girieine,  giriete  'ich  h)hte'  :  gyriau  usw.  —  giries  und 
g'xrias  'g-ek)ht  habend'  :  gyrPs.  ■ —  grhhia  'ich  harke'  :  grehiu. 
—  grxxdu  'ich  stampfe'  (in  einer  Stampfmülde)  :  grüdziu.  — 
jeszkaw,  jeszkojmv,  jcszlosiu  'ich  suche'  -.jeszl'ati,  aber  jesz- 
Jiöjau,  jeszhösiu  Gr.  i?  1247.  —  Gen.  jwsu  'euer'  :  jüsii.  — 
juosmenis^)  'Hüften' :  KLD.  [jnsmenis^  ygl.jtismü  'Gurt,  Hosen- 
band' und  Leskien  Nominalbilduno-  417  f.  —  lusiiis  'Bissen'  : 

c  c 

l:d.snis. — Idistii,  Ididow^),  Idmlawaii-'^),  Misiu,  M'isl-,  küszczla, 
Jtlist,  Mistqs,  Midias,  Misiqs  'ich  irre'  :  Jilystu,  klydmi,  Idys- 
dawmi,  Jdysiu  usw.  —  Tiriszcionis,  (8.  \0  Jirikszczioiiis),  N.  PI. 
krikszczionle^^')  'Christ' :  Irikszczionls  -e.s,  aber  Dat.JiriJiSzcziö- 
niui  und  so  in  allen  Kasus,  die  den  Ton  von  der  Endung-  zu- 
rückziehen, also  auch  N.  PI.  Icrikszcziönys  ((ir.  §^5  683,  685).  Ge- 
nau wie  Irikszczionis  der  Universitas  ist  bei  Kurschat  ligönis 
"Kraidier'  betont.  —  krosnis  'Ofen  in  einem  Dampfbad'  :  krös- 
nis.  —  Iqju  'ich  g-iesse' :  leju.  —  Vxginu  'ich  mache  gleich' :  lygi- 
nu.  —  lusztu  'ich  breche'  intr.  :  lüsztu.  —  Gen.  mxxsu  'unser' : 
miisü.  —  m\lu  'ich  liebe'  :  myliu.  —  miniatv,  misiu  'ich 
trat  mit  den  Füssen'  :  myniaw,  misiu.  —  mokaw  usw.  im 
g:anzen  Paradigma  8.  48  'ich  lehre',  mokaics,  mokeys,  inokos, 
mokiaws,  mokikis,  mokitis,  mokqsü',  mokancziosi''),  mokan- 
cziamsi^),  makanczios^),  mokiesis^^)  'ich  lerne'  :  mokau  mo- 
kyfi  Ness.,  vgl.  das  folgende.  —  moku  'ich  kann  (weiss):  ich 
zahle'  :  mökii.  —  moUs  'Lehm'  :  inölis.  —  norm,  2.  und  3. 
Sg'.  nori  'ich  will'  :  nöriu  nöri.  —  nosis  'Nase'  :  nösh-  — 
patQicis  'Stiefvater'  :  pateicis.  —  paindzhi  'ich  missgönne'  : 
paicydziu.  — pazmstu,  paiinsti,  p((z'\nsiii,  panustanie,  pazin- 
xtate  (in  =  {,  S.  49),  pazmsiu,  pazind,  pazinstqs,  pazmstan- 
fl  (in  =  (,  8.  50),  pazins'iqs,  pannstamas  'ich  kenne'  :  pazfstu, 
pazfmi,  usw.  —  pldxin  'ich  peitsche'  :  plek'iu.  —  posunis 
'Stiefsohn'  :  pösüms.  —  Hojuo.s^^)    ich  zanke  niich'  :  rejus.  — 

1)  Die  Ausg.  giaradeja.  —  2)  Die  Auso-.  (jiedziosi.  —  3)  Die 
Ausg-.  juö.smenis.  —  4)  S.  meine  Fussnotc  dazu  S.  35.  —  5)  Die 
Au.sg-.  klisdaiva.  —  G)  Die  Ausg-.  krikszczibnies.  —  7)  bis  10)  Die 
Ausg".  77iök°.  —  II)  Die  Ausg-.  7'ieju.s. 


Der  ütMiiische  Akzoiit.  239 

sedziu,  2.  uiul  o.  Si;-.  .scdl  'ich  sitze'  :  sedziu.  sedl.  —  sQJu 
'ich  sähe'  :  seju.  —  siak'm  'ich  lange'  :  seldu.  —  siana  'Wand'  : 
shia. — skkdziu  'ich  verdünne'  (eine  Flüssigkeit) :  .vÄr^f/im. — • 
sl^giu  'ich  drücke  an'  :  slegiu.  —  süshi  'ich  gleite  aus'  : 
sl'i)sii(.  —  !^j)QJu  'ich  habe  Mnsse'  :  speju.  —  stoiriu  'ich 
stehe'  :  stöwiii.  —  N.  PI.  xwnus  'Söhne'  :  sünüs.  —  suris 
'Käse'  :  si'tris.  —  szhioju  'ich  fege,  kehre  ans'  :  azliiju.  — 
trol-.szfti,  frolxszdaicaic^),  frolsziu^),  trohszk'^)  'ich  habe  Dnrst'  : 
trökszhi  nsw.  —  insiu  'ich  werde  treiben,  drehen'  (zu  wejü)  : 
wysm.  —  iciQnas  'einer' :  icenas.  —  zmonies  'Leute' :  zmönes.  — 
2.  Ableitungssilbe.  ard'\siu  'ich  werde  trennen'  feine 
Naht)  :  ardyshi.  —  heyhiQJu  'ich  laufe'  :  begineju.  —  dali- 
siu,  dalisi,  dahsime,  daüsife,  dalil-,  daüdmcaw,  dalulmcaij^), 
daUdcwo,  dalidaiüome-'),  dalifi,  dalitas,  dalisiqs,  dcdiflnas, 
daüdamas  :  dalysiu  usw.  —  dewQJn  'ich  l)in  angezogen'  : 
*deiceju,  vgl.  deiciü,  deweti.  —  elieju,  ekiejaic  'ich  q^^^q  : 
ekeju,  elcejau. — gawcju  'ich  faste' :  KLD.  [gairin  oder  gaice- 
ju,  — jodinieju  'ich  reite'  :  jod'meju.  —  liqlbQjmo,  kafbejay 
(S.  32),  l-afbcjo,  l-albedau-aw*'),  Irdbedaico''),  l-alhQdmcome^), 
Ji-afhcsiu,  lalbesi.  l^a/beshne'^),  ^-albcsiti'^^^).  l-albcl- ,  IxdlbQ- 
Mme^^),  lalbel-ite^-),  lafbafi,  A.  8g.  ni.  l-afhejusi,  X.  Sg,  f. 
lalbajusi,  IxCilbejasia,  l-((n)QJe.  lii^hQJtisins,  k-afbvjusios,  laf- 
bejusias,  Irifbefa.'^,  kalhesias,  l-albi^stanfi  (A.  m.  und  N.  f.), 
Jcaibesiancziq,  Jcalbcsia,  lafbcsinnczias,  liilbctijia.s\  Tcalhcda- 
mas,  Infbetu  :  l'cdbejan  nsw.  —  l'iercjti  Mch  verzaubere'  : 
Tieriü,  Ixereti.  —  hnebinQJu^^)  'ich  wühle':  l:neb'mfjn.  —  ive- 
dzioju  usw.  im  ganzen  Paradigma'^)  'ich  jage' :  medziöju  usw.  — 
mazoji  (zweimal)  'die  kleine',  I.  Sg.  mazoja^-')  (ist  wohl  alte 
Form  des  I.  ohne  Nasal  dem  gewöhnlichen  mazdja  gegenüber; 
dialektisch  geht  allerdings  oft  o  durch,  was  natürlich  Analogie- 
erscheinung ist,  aber  in  dem  Paradigma  der  Universitas  erscheint 
es  nur  da,  wo  berechtigt),  T.  Sg.  m.  maznoju^^'),  N.  PI.  m.  nia- 
zleji^'),  A.  PI.  m.  mazuosmf!^^)  :  inozoji,  mazdja,  mazüju,  ma- 
zeji,  mazdsius.  —  pa.sigojjh'jav^-'' i  'ich  erbaiintc  mich' :  ^>^^S7'- 


1)  bis  3)  Die  Ausg.  trdk° .  —  4)  und  5)  Die  Ausg.  dal\da°.  — 
6)  bis  12)  Die  Ausgabe  licdbt'^.  —  13)  Die  Ausg.  knebinejii.  —  14) 
Die  paar  -ö-,  die  dabei  vorkonimei),  sind  zu  verbessern.  —  15)  Die 
Ausg.  inazbja.  —  16)  Die  Ausg.  imduöjii.  —  17)  Die  Ausg.  mozieß. 
—  18)  Die  Ausg.  mazud.sius.  —  19)  Die  Ausg.  pasigayUjaw. 


240  J.  V.  Rozwadowöki, 

gailejau.  —  2.  Sg.  riegie.s  'du  siehst  dich' :  reges.  —  rokuoju^) 
'it'li  rechne' :  roldißi.  —  nl^auclQJo  'es  sclimerzte'  :  skaudejo.  — 
.skaijfil-  'lese'  :  slriit//l\  —  szeszidis  'Schatten'  :  szeszelis.  — 
szokiniQju  'ich  springe'  :  fszohineju.  —  loarmc^ju  'ich  treibe 
hin':  tcarinfju.  —  tüeZeyw  Mch  wasche'  :  nicht  l)ei  Kiirschat ; 
vgl.  z.  H.  iceleti  '"waschen'  bei  SylwestroAvicz,  Podania  Zniujdz- 
kic,  Warszawa  II.  1894  S.  59,  oft  bei  Szyrwid  u.  dg-1. 

b.  Gcstossoner  Diphtliong. 

1.  Erster  Koniponent  ist  a  e.  Antin  'Ente'  :  (intis.  — 
audziu  'ich  webe'  :  äudziu.  —  augti  'ich  wachse'  :  dugu.  — 
bsirszku  'ich  klirre,  lasse  ertönen'  :  hdrszTiu.  —  erzinu  'ich 
reize'  (irrito)  :  erzinu.  —  gurbinu  'ich  lobe'  :  gdrhinu.  — 
gi-Äibiu  'ich  rette'  :  gelbu.  —  kialaicju,  lialawji,  Malawja, 
Mäl'^wjame,  kialnicjate,  Ixlal'AwdawaiD,  ]x:icdiiwdaway,  kialsiw- 
6111,  l'ialawk,  l'ial-dw.'iiqs^),  kicd-Awtina,  kialaudama^)  'ich  reise, 
mache  einen  Weg'  :  keUäuju  usw.  —  kalwis  'Schmied'  : 
kdlwis.  —  Ixsmdu  'ich  beisse'  :  kdndu.  —  J^artis  'Holzstang-e' : 
Jcärtis.- — kieijJdu  'ich  ünchc' :  keikiu.  —  k^aicslu  'ich  frage': 
Tddusiu.  —  lawkiu  'ich  warte'  :  Jduk'm.  —  la.ijdzm  'ich  lasse' 
(los)  :  vgl.  Ididau,  läidzioju.  —  lauziu  'ich  breche'  trans.  : 
Iduziu.  —  melziu  'ich  melke'  :  melzu.  —  merkiu  'ich  mache 
die  Aug-en  halb  zu'  :  merkiu.  — imntis  'Fussfessel'  :  pdntis.  — 
plmidziu  'ich  spüle  aus'  :  plaudzu  Szyrwid  (Nesselmann).  — 
ssLmtis  'g-rosser  Schöpflöifel '  :  sdmtis.  —  serglu  'ich  bcAvache'  : 
sergiu.  —  .smaugiu  'ich  würg-e'  :  smdugiu.  —  snaudziu  'ich 
schlummere'  :  sndudziu.  —  spmidziu  'ich  drücke'  :  spdudziu.  — 
tr^wkiu  'ich  ziehe'  :  trdukiu.  —  wQyzdziii  'ich  blicke'  :  weiz- 
dziu.  —  wcrdu  'ich  siede'  :  icerdu. 

'2.  Erster  Komponent  ist  i  u.  dirhu  'icli  mache'  :  dir- 
hu^).  —  g'irdmcaw,  girdawai/,  g'irdawo,  girdawonie,  girdaicofe, 
girsiu,  girsi,  girtsime,  girk,  g'irti,  girta.s,  girfa-'),  girsio.s,  girsi- 
anti,  g'irtinas,  girtina,  g'irdanias,  g'vrdami^),  gxrdama'^),  g'\r- 
damo.s  :  g'trdaivau,  girsiu  usw.  —  giDidinii  'ich  führe  in  Vcr- 
sucliung'  :  gimdinu.  —  knni.sztis  'Faust'  :  kinnste.  —  m'xrsztu 
'ich  sterbe'  :  mirsztu:,  el)cnso  Part.  Praes.  imrsztoß.  — pazln- 
dawaw,  pazmdawmj,  pazink,  pazhitinas,  pazmtas,  pazinta  : 


1)  Die  Aus"-,  rokuöju.  —  2)  und  3)  Die  Ausg.  kialäw"  bezw. 
kialäu°.  —  4)  Baranowski  dirbu  usw.  überall  /  ü.  —  5)  Die  Au£^. 
fjlrta.   —   (5)  und  7)  Die  Ausy.  t/lrcF. 


Der  litauische  Akzent.  241 

pazindawau  usw.  —  tmgiu  'ich  bin  träg-e'  :  tingiu.  —  lo'xr- 
dawaw,  wirsiti,  icirl-  :  loirdawau,  loirsiu  usw.  —  zindu  'ich 
sauge'  :  zindu.  —  zwirblis  'Sperling'  :  zwlrhlis. 

c.  Gestossener,  kurzer  Vokal  (kommt  uur  auslautend  vor)^). 
N.  A.  abii  'beide',  —  I.  äiise  :  *ause,  vgl.  Brugmann  Lit. 
V.  und  M.  300.  —  3.  Fut.  hüs.  —  du  f.  dioi  'zwei'.  —  ßs, 
jame,ß,  ja  'er,  sie'.  — jus 'ei\c\\\  —  Ms  'wer'.  —  müs  'uns' 

—  .S2:i§ 'dieser  da'.  —  täs,  fame,  tüs,  tä,  I.  tä,  täs  'der,  die'. 

—  A.  tris  "drei'. 

Siehe  ausserdem  die  unten  S.  250  tf.  aufgeführten  Fälle. 

B.  Geschleifter  Ton. 

a.  Von  Haus  aus  lauger,  geschleifter  Vokal  (inclus.  e  ü). 
G.  PI.  abieju  "der  beiden'  :  aMjü.  —  A.  ahrozeli  "Bild'  : 
abrozeli.  —  arMis  "Pferd'  :  arlli/s.  —  auses  (zweimal)  'des 
Ohres'  :  auses;  G.  PI.  ausiil  :  auslü.  —  dehesis  'Wolke'  : 
debesls  -es  und  so  gewöhnlich,  aber  auch  dehesis  -io,  s.  Leskien 
Nomin.  592.  —  del  'wegen'  :  del.  —  dldisis  "der  grosse'  : 
didysis.  —  diemedis  'Abrotanum'  :  demedis  (=  zemait.  delu- 
medis  und  dlumedis).  —  A.  dle7iq  'Tag'  :  denq.  —  drugts'^) 
*  Fieber'  :  dnigys.  —  G.  PI.  dwejü  (von  diceji)  :  dwejü.  — 
G.  PI.  dicieju  (von  dwl) :  dwejü  (bei  Brugmann  a.  0.  dwejü).  — 
esqs  f.  esanti  'seiend'  usw.  im  ganzen  Paradigma  mit  Aus- 
nahme des  L.  PI.  esancziuose  :  esqs  usw.,  doch  vielleicht  = 
esqs,  dann  zu  2.  ß.  Beachte  die  Betonung  esanti  neben  esant 
S.  55.  —  esame  esate  :  esame  esate,  doch  vielleicht  =  esame 
esate,  dann  zu  2.  ß.  —  eszieris  'Barsch'  :  eszerys.  —  gaydis 
'Hahn'  :  gaidys.  —  grizdawaic,  grisziu,  griszti,  gnszk,  grisz- 
czia,  gnsztqs,  griziqs  "zurückkehren'  :  griszdawau,  gnsziii 
usw.  —  gurli/s  "Gurgel'  :  gurldys.  —  iminu  (zweimal)  'ich 
errate,  spreche  an'  :  H-minu  (vgl.  zur  Betonung  i-minu  'ich 
trete  hinein').  —  G.  Sg.  m.  jö,  f.  jös\  G.  PI.  m.  je,  f.  jös, 
G.  PI.  ni.  und  f.  jü  :  jö,  jös,  je,  jös,  jü.  —  Vok.  Jone,  Jon, 
Jönay  :  Jonai  (alle  drei  Formen  des  Vok.  auch  in  Godlewa 
gebräuchlich).  —  jils  'ihr'  :  jus.  —  kaibös   'der  Sprache'  : 


1)  Hier  war  es  unnötig-  Kurschats  Schre'ibitng-  herzusetzen,  da 
sie  eben  mit  derjenig-en  der  Universitas  identisch  ist. 

2)  Die  Ausg.  drugis,    doch   mit   etwas   undeutlichem  Zeichen. 


242  J.  V.  Rozwa  (lowski, 

Jcalbös.  —  Jcalims  'Gefängnis'  :  Ixalinyf;  'Gefangener'.  —  lie- 
nö  'wessen'  :  T^enö.  —  G.  Sg.  l^ö  :  Ä'ö.  —  Txoris  'Honigwabe', 
betont  wie  ködls  :  Kurschat  hat  korys.  —  krikius  usw.  mit 
Ausnahme  des  D.  PI.  Iriiiäms  'Kreuz'  :  Iryziüs  usw.  (nur 
A.  PI.  kryzius).  —  Ixtimelis  Tüllen'  :  kumelys.  —  G.  Sgv 
kuriö,  A.  kiirt,  I.  kuriüm  d.  h.  huriüom,  N.  PI.  lairie,  G, 
Tiuriü  :  kicriö,  km%  kuriüm,  kure,  kuriü.  —  lowis  "Trog-'  : 
lowys.  —  G.  8g.  mazösios,  G.  PI.  ni.  und  f.  mazüju  :  mazö- 
slos,  mazüjü.  —  mietis  'Gerstenkorn'  :  mezys.  —  niksiu,  nik, 
nikdawaic  ^vergehen,  zu  Grunde  gehen'  :  nyksiu  usw.  — 
oMs  'Bock'  :  ozys.  —  G.  Sg.  paties,  f.  pacziös,  G.  PI.  ni. 
und  f.  pacziü  :  pates,  pacziös,  pacziü.  —  pietiis  'Mittag, 
Mittagsessen'  :  peius.  —  pönas  im  ganzen  Paradigma  (zu  V. 
L.  Sg.  und  A.  PI.  s.  unten  S.  249)  :  pönas  usw.  —  prihüica, 
-hüwame,  -hüicatie  'ankommen,  zunehmen'  :  hüwa  l)ei  Brug- 
mann  a.  0.  318  §96,  d.  h.  häwa  (1.  P.  hmcü).  —  priezastis 
'Ursache'  :  prezastis.  —  rlszis  'Knoten',  betont  wie  zödis 
und  oben  köris  :  Kurschat  hat  ryszys.  —  rticjiK  'Roggenkorn'  : 
riifjy.s.  —  spietis  'Bienenschwarm'  :  Kurschat  LD.  hat  nur 
spiczius,  Belege  zu  spetis  bei  Leskien  a.  0.  292.  —  szulnts 
'Brunnen'  :  szuUnys.  —  G.  Sg.  m.  tö,  f.  ^ö^,  N.  PI.  ni.  Hey 
f.  tös,  G.  PI.  m.  und  f.  til  :  tö,  tos,  te,  tös,  tu.  —  ties^) 
'über'  :  tes.  —  tris,  G.  trijii  'drei'  :  trys,  trijü.  —  walinis^ 
'Tuchsaum'  :  iciillnys.  —  1.  wieszpatlm,  V.  u-ieszpati  'Herr'  : 
weszpathn.  —  iciewersis  'Lerche'  :  KLD.  [weicersys,  iceicer- 
sio  aus  Mielcke,  also  mit  theoretisch  angesetztem  Akzent.  — 
witis  'Weidengerte'  :  KLD.  [icytis  nach  Nesselmanu.  —  G. 
PI.  zmoniä  :  zmoniü.  —  zödis  'Wort'  :  zödis.  —  Vgl.  ausser- 
dem :  afbüwu,  htlu,  hiru,  dasilicziu,  ira,  griebiu,  grisztu, 
grüwu,  kwiecziu,  leku,  miegu,  nikstu,  püwu,  riecziu,  riecziuos, 
riekiu,  stcilu,  szwiecziu,  tilu,  zifiriu,  zäwu  S.  246 f.;  kriecziu, 
lekiu  S.  247  Anm.  1 ;  ejaw,  emiaw,  grizaw,  nikaic  S.  247  Anm.  2; 
diena,  jilose,  Jose,  jömis,  padörus,  pöne,  pönus,  shlga,  sfidzia, 
sünus,  töiyiis,  tose,  zmögus  S.  248  f.;  ferner  S.  249  b. 

b.  Geschleifter  Diphthong. 

1.  Der  erste  Komponent  ist  a.     antis  'Busen'  :  antis.  — 


])  DieAusf»'.  ftea,  was  scliliesslirli,  trotz  dcssou,  Avas  derVcrlassor 
über  die  Aussprache  eines  soiclieii  i  S.  '6  lehrt,  in  der  Aussprache 
ItegTÜndet  sein  könnte.  Aber  est  ist  der  einzige  Fall  in  dem  5 
durch  \e  Ijezeichiict  wird,  sonst  immer  ie. 


Der  litauische  Akzent.  243 

ardzuiw  'ich  trennte  eine  Naht'  :  arcUiaü.  —  huicäw  'ich  war'  : 
hitwaü.  —  N.  PI.  däntis ' Zähne'  :  dantys.  —  G,  daicglo  'vier  : 
daüg'io.  —  daicimc  'ich  gab'  :  daiciaü.  —  gayszäic  Mch  säumte, 
habe  langsam  verrichtet'  :  gaiszaü:,  ferner  gaijsziu,  gciyszti^ 
gdi/szl-,  gäyszczia  gäysztqs,  gäyszias  :  gaisziu,  gafsztl  usw.  — • 
giniäw  'ich  trieb'  :  giniaü.  —  laysdatvau,  l-äysiu,  l'äysl',. 
Ixäyszczia,  l^äysti,  läyfias  'warm  werden'  :  l:aisdawau,  lai- 
siti  usw.  —  Sg-.  D.  lälhay,  A.  l-älbq'^  PI.  N.  l-äfhös,  V.  läf- 
bos  'Sprache'  :  l-albai,  l-albq,  Irilbos.  —  3.  P.  lälba  (S.  30 
unter  Imperativ),  2.  PI.  l-älbate  :  Ixülba,  l-albate.  —  Ebenso 
im  ganzen  Paradigma  des  Part.  Praes.  l-dibqs  'redend'  :  lol- 
bqs  (ohne  Veränderung,  s.  Gr.  §  1253).  —  lolhämas  :  lal- 
bamas.  —  Jiärszis  'Brachsen'  :  Kurschat  liat  l-arszts-  -es^ 
Mielcke  aber  masc.  wie  die  Universitas,  l:a)'szis  entspricht 
also  einem  Kurschatschen  ^■'l-arszls  -szio.  —  liaJaicc'fw  'ich 
reiste'  :  Melawaü.  —  melaicäw  'ich  log'  :  melawcm.  —  miri- 
äw  'ich  starb'  :  miriaü. — päuksztis  'Vogel'  :  jjaülszfis.  — 
pazinäio,  pazinäy  'ich  kannte'  :  pazinaü  -al.  —  slcmsf  'es 
schmerzt'  :  s7iaüsf{i).  —  szältls  'Frost'  :  szciltis.  —  D.  f.  fay 
'der'  :  ta7.  —  troszTiäic  'ich  hatte  Durst'  :  gegen  Kurschats 
tröszliau.  Ist  eigentlich  trosz'käw  zu  schreiben?  Doch  viel- 
leicht troTisztu  :  froszJcaiv  —  mirsztu  (mirsztu)  :  miriäic  i  miriaü) 
usw.  —  icälstis  'herrschaftliches  Gut'  :  vgl.  icahczius  'Amts- 
bezirk'. —  wämzdis  'Hirtenpfeife'  :  icamzdis.  —  icärica  'es 
tröpfelt'  :  ivarwa.  —  lüijaic  'ich  trieb,  drehte'  :  irijaü.  — 
wiriäic  'ich  kochte'  intr.  :  iciriaü.  —  icirtäic  'ich  stürzte, 
fiel  um'  :  wirtaü.  —  zinaw  'ich  weiss'  :  zinaü.  — 

Vgl.  ausserdem  die  unten  8.  246  f.  und  '2A'$<  f.  aufgeführten 
Fälle:  bäygiu,  gäyszfu,  Jäiccziu,  l-äUm,  läJbi,  lays-ta,  Idaupiu, 
pasigäylu, pläukiu,  raicJiin,  .sküJbiu\  bäylszfus,  brängus,  brän- 
gi,  brängu,  däntis,  gardns-,  gch'di,  gaydrus-,  kälJxt,  Tx-andis, 
A'ärtus,  säldus,  skäiidus,  smärl'us. 

2.  Der  erste  Komponent  ist  e.  a)  meytielis  'Mastschwein' : 
meUelis.  - — peylis  'Messer'  :  pe/lis. —  smerfis  'Tod'  :  smer- 
tis.  —  icerszis  'Kalb'  :  icerszis.  —  Die  Verba  daicey  'du 
gabst',  hietey  'du  littst'  :  dawel,  kientet.  — 

Vgl.  ausserdem:  eynu,  gieydziu,  Iremfu,  lendu,  meldziu, 
merkiu,  rietiJxU,  sergu,  .skierdziii,  icefkti,  icerkiti,  icerpiu,  icer- 
ziu  S.  246  f. 

ßi    I.    dicejeys  :   dicejals.  —   eisiu,    eidaicaw   'gehen'  : 


244  J.  V.  liozwad  0  wski, 

eisiu,  eldaicau.  —  D.  f.  jey  :  jcü.  —  Meleyiois  'Reisender'  : 
Tielelwis.  —  L  hurieys  :  Jcuriats.  —  I.  paczieys  :  paczials.  — 

Vg'l.  iiocli  serc]ii  unten  S.  247  Fnssnote  2. 

3.  Der  erste  Koniponcnt  ist  i  u.  gülbis' Schwan'  :  KLD. 
hat  nur  gtiJbe,  aber  gülhis  m.  bei  Juszkiewicz  (s.  Leskieu 
Nomin.  237).  —  mirlx,  mirti,  mlrdawcno  'sterben'  :  mirJc 
usw.  —  szlmtas  'hundert'  :  szimtas.  —  I.  tawhn  :  tawim.  — 
wlrsdawaw,  loirsJc,  wirsiu,  wirsti,  loirstqs,  wlrsiqs  'stürzen, 
umfallen '  :  icirsdawau,  wirsiu  usw.  —  priilsdaicaw,  -ilsiu, 
-ilsJc,  -ilsti,  ihias  :  ilsdawau,  ilsiu  usw.  — 

Vg-1.  ausserdem:  girdziu,  jiintu, priilstu,  —  ilsäw,  siiin- 
cziu,  trünkii,  uzmio'sztu,  wlrstii  S.  246f. ;  plrtis,  piiyJcus,  siin- 
Ä-M.9,  fidzis  S.  249. 

c.  Geschleifter,  von  Haus  aus  kurzer  Vokal. 

1.  a.  Sg.  G.  äkmenio,  D.  ißcmeniuy,  A.  äl^meni,  I.  älx- 
meniu;  PI.  N.  cikmenis  'Stein'  :  äkmenio,  äk'me7iiui,  äkmen\, 
äkmeniit,  äkmenys  (Gr.  §§  723,  724,  747).  —  äriamas  'urbar' : 
üriamas.  —  häslis  -io  'Pfahl'  :  KLD.  [haslis  -io.  —  giäras 
(zweimal),  giäro  (zweimal),  gich'q  'gut'  :  geras,  gero,  gerq.  — 
Malawo,  Jxielaico,  Jdalawome,  Jiieläicote  'reiste(n)'  :  kielävo 
usw.  —  liul'älis  'Trc8i)e'  :  lükälis.  — mdno  'meiner'  :  mäno.  — 
indsinu  ich  ermuntre'  :  inäsinu.  —  G.  m.  mdzojo  (zweimal), 
A.  mäzaji\  D.  f.  nidzaiey,  A.  mdzojq,  N.  PI.  mdzosios  (zwei- 
mal) :  mdzojo,  mdzclji,  mazäjai,  mäzajq,  mazosios.  —  mdzinu 
'ich  verkleinere'  :  mäzinu.  —  meläwes  'gelogen  habend'  : 
melüices.  —  A.  Sg.  m.  päti,  N.  PI.  pdtis;  D.  Sg.  f.  pdcziey, 
A.  pdcziq,  N.  PI.  päczios  :  pdti,  pdtys;  päczicd,  päcziq,  pä- 
czios.  —  raginu  'ich  führe  Aufsieht  über  die  Arbeiter'^)  : 
räginu.  —  sdivo  'seiner'  :  säico  —  tdwo  'deiner'  :  fdtco.  — 
wdri.s  -io  'Kupfer'  :  wärias,  auch  Leskien  a.  0.  3U9  nur 
wärias,  vgl.  noch  sVay.stwaris.  —  N.  PI.  wägis  'Diebe'  :  wä- 
gys.  —  u'dgi.s  'Nagel'  :  KLD.  [irdgix-io  nach  Schleicher, 
ebenso  Leskion  a.  a.  0.  oUU,  d.  h.  also  zcdgis.  —  icdJ^aras 
'Abend'  :  wakaras.  —  loazidwes  'vectus'  :  icaziäwqs.  — 

Beachte  besonders:  dtminu  'ich  habe  im  Gedächtnis'  : 
ätmenu.  —   ätweriu   'ich    ölfne'  :    dfireriii.  —   G.    mdnojo  : 


1)  Das  jioliiisclie  "dog'ladain  robotnikow"  bedeutet  aucli :    icli 
waclic  dariU)er,  dass  die  Arbeiter  alles  Nötige  haben. 


Der  litauische  Akzeut.  24&' 

mänojo.  —  pämecziaw  'ich  verlor'  :  pcnnecziau.  —  pvädedii 
Meli  faiig-e  an'  :  prädedu. 

Vg'l.  ausserdem:  Iräfus,  l'ätras,  stätus  unten  8.251  Aum. 

2.  e.  a)  regiama.s  (zweimal)  'sichtbar'  :  regiamas.  — 
o.  P.  regia  :  regi.  —  A.  Sg-.  seseri  :  seseri. 

Vgl.  ausserdem:  seseres,  sesuo,  seserie  Ö.  252  Anni., 
253  Anm. 

ß)  arelis  'Adler'  :  erelis.  —  deginu  'ich  brenne'  trans.  : 
deginu.  —  diestix  ""es  geschieht'  =  ZAveifellos  Kurschats  destis 
(s.  de  Saussure  IF.  IV  466,  3);  die-  wird  allerdings  meistens  = 
de-  oder  de-  g-ebraucht  (s.  mein  Glossar)  und  de-  =  de-,  aber 
1)  auch  dieszimtis  neben  deszimts,  diewimos-dieszimtis  neben 
deiciniolil-a,  deicinietas  und  umgekehrt  dejaiv,  dejeij  neben 
di^jas\  2)  so  schreibt  auch  der  Verfasser  die  3.  Person  dest 
neben  6iie6"^is  und  sagt  (S.  52)  " Diestii^  dz'ieiesie  ab  antiquo 
dest  tertia  persona  verbi  dedu  formatum"  usw.  —  erelis^) 
'Lamm'  :  ^'ereUs.  —  esfi  (zweimal)  'pflegt  zu  sein'  :  esfi  (oder 
esti  Gr.  §  1108).  —  Kom]).  giariesnis,  f.  giaresne  'der,  die 
bessere'  :  geresnis  -esne.  Dazu  vgl.  noch  die  Regel  S.  IT  : 
Comparativa  formantur  a  nominati\  o  mutando  as  vel  us  vel  is  in 
e  vel  ie  et  addita  syllaba  snis.  Brugmann  a.  a.  0.  schreibt  immer 
-esnis,  ebenso  Jawnys  bei  Geitler  Lit.  Sud.  22  f.  ■ —  lancelis 
'Taube'  :  l-ariceUs.  —  niedis  'Baum'  :  medis.  —  mes  'uns'  : 
mes.  —  metas  'Zeit',  metcuj  'Jahr'  :  inetas,  metai.  — ■  par- 
szielis  'Ferkel'  :  parszelis.  —  senis-)  'Greis'  :  senis.  —  D. 
seserij  :  seseviai.  —  A.  f.  triecziq  :  tvecziq.  —  iciresnis  'älter' : 
wp'esuis.  —  wisztielis  'Küchlein'  :  "^iciszfelis.  — 

3.  i  n.  ahüdu  'alle  beide'  :  almdu.  —  atsldusiu'^}  'ich 
atme'  :  ((fs'uUisin.  —  büfa  'man  war';  Part,  hüsiq.s,  hüsianti, 
hüsia,  hiisianczius-.  t".  hüsianti,  Imsianczia^,  bitsiauczios,  hü- 
sianczias\  büdamas,  PI.  f.  bädamos  (Sg.  büdama):  vgl.  dazu 
Bezzenberger  BB.  XXI  292.  —  miida,  müdici  'wir  beide',  G. 
miidicieju  '.  miidu,  inkdici,  ■mkdicejü.  —  niisidedu  'ich  ver- 
g-ehe  mich'  :  nusldedu.  —  pazinote^)  'ihr  habt  gekannt'  : 
pazinote. 


1)  Die  Ausg.  erelis,  s.  darüber  unten  IV. 

2)  Die    Ausg'.    hat    etwas    undeutliches    Akzentzeichen,    viel- 
leicht senis. 

3)  Die  Ausg.  ats'xdusiu. 

4)  Die  Ausg.  pazinofe. 


246  J.  V.  Kozwadowski, 

II.     Ab woicliungeii    von    der    verbesserten    Kurscbat- 
sc'ben  Betonung. 

A.     In    der   Form    eines   Lautgesetzes    oder    kategorienniässig 

auftretende  Abweichungen. 

1.     Zurückziehung  des  Hochtons'). 

a.     In  zweisilbigen  Wörtern. 

1.  Bei  der  Silbenfolge:  geschleifter,  von  Haus  aus  langer 
A^okal  (inkl.  c  ??)  oder  Diphthong  +  auslautende,  gcstossene, 
liochbetonte  Silbe  erfolgt  Zurückziehung  des  Akzents  von  der 
letztern  auf  die  vorhergehende^). 

Verba.  athüivu  'ich  bestehe  etwas'  :  atbüwn,  s.  büwii.  — 
hüfjgiu  'ich  beendige'  :  haigiü.  —  hüu  'ich  spreche  :  '%ijlü 
(Dauksa  hildu).  —  htm  'ich  schütte'  :  hyrü.  —  inusitatum 
büwii  :  hüwü  Brugraann  a.  a.  0.  318  §  96.  —  dasilicziu  'ich 
berühre'  :  Jycziü.  —  ira  'ist'  :  yra.  —  eymi  'ich  gehe'  : 
einü.  —  gäysztu  'ich  verrichte  saumselig'  :  ginsztü.  —  git'y- 
dzhi  Mch  verlange'  :  geidziü.  —  glrdz'm  'ich  höre'  :  girdzin.  — 
griehiu  'ich  ergreife'  :  grehiü.  —  grlsztn  'ich  kehre  zurück'  : 
grlsztu.  —  gridcu  'ich  stürze'  intr.  :  grüicii.  — jaiccziu  'ich 
fühle'  :  jaucziü.  —  jüntu  'ich  fühle'  :  jnntn.  —  käibu,  Jcälhl 
'ich  spreche,  du  sprichst'  :  icalbü,  halbi.  —  Ixäydu  'ich  werde 
^^•arnl'  :  kaistü.  —  Mäupiu  'ich  knie'  :  klaupiü.  —  kremtu 
'ich  beisse,  nage'  :  kremtu.  —  kwiecziu  'ich  wache  über  die 
Arbeiter'  :  kweczm.  —  iänkiu  'ich  neige'  :  '^■lankiu.  —  ]('ku 
'ich  bleibe'  :  lekii.  —  Ihidu  'ich  steige,  gehe  langsam':  len- 
dü.  —  meldziu  'ich  bete'  :  meldziü.  —  merkiu  'ich  mache 
feucht'  :  merkiü.  —  miegn  'ich  schlafe'  :  megü.  —  mkstu 
'ich  vergehe,  gehe  zu  Grunde'  :  nyksth.  —  padgaylu  'ich 
erbarme  mich'  :  pasigaüiü.  —  pläukiu  'ich  fliesse'  :  plau- 
kiü.  —  prihüwu,  pribihci  'ich  nehme  zu,  komme  an'  :  pri- 
hüwü  -büwi,  s.  büvju.  —  pruhstii  'ich  höre  auf  :  ilstii.  — 
püwu  'ich  verfaule'  :  püwü.  —  ratckiu  'ich  ziehe  zusannnen'  : 
raukiü.   —   riecziit    'ich    rolle    herum'  :   recziü.  —   riecziuos 

1)  Die.se  und  die  folgenden  Regehi,  iornuiUert  vom  Stand- 
punkt der  Kurschatschen  Betonung  als  der  normalen  bezw.  älteren, 
wollen  doch  nicht  besagen,  dass  in  dein  Dialekt  der  Universitas 
wirklich  einmal  in  den  betreffenden  Punkten  die  hochlitauische  Be- 
tonung gtherrsclit  hatte  und  dass  dieser  Hochton  dann  nachträglich 
geändert  \\urd(';  s.  darülx-r  Anliang  S.  2G7  ft". 


Der  litauische  Akzent.  247 

'ich  ziehe  mich  zusamraeu'  :  recznis.  —  vleTxiu  'ich  schneide'  : 
reliü.  —  riel-m^)  'ich  schreie'  :  rekiü.  —  rienln  'ich  lese, 
lese  ans'  :  reiikii.  —  sergti-)  'icli  bin  krank'  :  sergü.  — 
sinncz'm  Mch  sende'  :  siuncziü.  —  sktdhiu  Mch  wasche'  : 
slxülhiü.  —  sl-ierchiu  'ich  schlachte  ein  Schwein'  :  -s-Her- 
dziu.  —  swflu  'ich  werde  gescng-t'  :  swiln. —  szwiecz'm  'ich 
leuchte'  :  i^zicecziü.  —  tilu  Mch  schweige'  :  tijlih.  —  trünku 
'ich  verweile,  ergötze  mich'  :  trunkü.  —  uznün^ztu  'ich  xqv- 
gesiie' :  tizmirsztü.  —  weiha  "ich  ziehe,  schleppe'  :  ivellxü. — 
icerczlu  'ich  habe  Erbrechen' :  oifenhar  identisch  mit  wercziü 
'"ich  wende,  drehe  um'.  —  icerk'm  'ich  weine'  :  icevl'iii.  — 
werpiu  Mch  spinne'  :  werpi((.  —  icerziu  ""ich  fessle,  binde  : 
icerziü.  —  imrstu  'ich  falle  um'  :  icirstü.  —  ziiiriu^)  'ich 
schaue'  :  zhwiü.  —  züiou  "ich  komme  um'  :  zütvii.  — 

Anm.  1.  Jcriecziu  'ich  schüttle'  :  krecziü  (Praet.  krecziaü) 
ist  keine  Abweichung,  sondern  hat  langes  e  {Vxrecziü),  wie 
sicher  Wäu  'ich  fliege'  :  lekiü  Uekiait),  was  durch  das  /  be- 
wiesen wird*).  Umgekehrt  enthält  .duicü  "ich  nähe'  :  siüwü 
kurzes  M^).  Wirkliche  Abweichung  ist  nur  szaukiü  'ich  rufe', 
statt  dessen  man  szäukiu  erwartet. 

Anm.  2.  Aus  dem  Rahmen  obiger  Regel  fallen  die  Prä- 
terita  ejaic  'ich  ging'  :  ejaü,  einiaw^)  "ich  nahm'  :  emiaü 
(in  Godlewa  emiau  d.  h.  emiau),  grtzaiü  'ich  kehrte  zurück'  : 
grlzaü,  kaytaw  'ich  wurde  warm'  :  kaitaü,  nikmv  'ich  ging 
zu  Grunde'  :  nykaü.  Um  das  zu  verstehen,  ist  zu  beachten 
1)  dass  sonst  bei  auslautender  geschleifter  Silbe  die  Akzent- 
zurückziehung nicht  erfolgt,  z.  B.  ausex  :  auses,  ausiü  :  au- 
shl,  gayclls  :  gaidys,    kaibös  :  kaibös   u.  a.     Damit   stimmen 


1)  Die  Atisg".  riekiu. 

2)  So  zweimal  S.  37.  42  neben  sergu  S.  54. 

3)  Die  Ausg'.  ziüriü,  das  zunächst  wohl  in  ziüriü  zu  verbes- 
sern ist. 

4)  In  dem  Dialekt  der  Univcrsitas  (wie  in  vielen  anderen) 
wird  nämlich  l  nicht  nur  vor  nichtpalatalen  Vokalen  und  harter 
Konsonanz,  sondern  auch  vor  ('  zu  ^,  dagegen  nicht  vor  e  und  e. 
Vgl.  sterjiu  :  slegiu,  plesz  :  pU'sz  u.  a.,  dagegen  leku  :  lekü,  loju  : 
U'ju,  Ikndu  :  lendü  usw. 

5)  Ebenso  mit  kurzem  u  aiüivü  in  zemaitischen  Mundarten 
und  in  Wielona  (Jaunys  Dialekt,  osobennosti  litowskawa  jazyka  v 
Eossienslcom  ujezde  1893,  S.  53). 

6)  Die  Ausg.  emiaw. 


248  J.  V.  Rozwadowski, 

aufli  die  Präterita  gayszätc  '  ich  verrichtete  saumselig- ' :  gaiszaü^ 
wirtmc  "ich  fiel  um'  :  wirtaü.  Mau  k(»uiite  also  sich  geneigt 
fühlen  anzunchmeu,  dass  die  Präterita  ejaw  usw.  den  Ak/.ent 
nach  Analogie  der  3.  Person  und  des  Plural  gewechselt  haben. 
Dass  das  nicht  richtig  wäre  und  dass  hier  doch  etwas  Laut- 
gesetzliches vorlicg-t,  erhellt  2)  aus  den  zahlreichen,  unten 
S.  251,  2  angeführten  Präterita,  die  in  keinem  einzigen  Fall  die 
Akzentzurüekziehung-  aufweisen.  Den  Schlüssel  zum  Verständ- 
nis gibt  uns  3)  die  Beobachtung  folgender  Fälle:  ärdzklw 
'ich  trennte  eine  Naht'  :  ardziaü,  pri-Usüic  'ich  hörte  auf  : 
ilsaü,  und  die  Nomina  D.  Sg'.  brängiäm^)  'dem  teuren'  :  bran- 
giäm  (s.  imten  S.  258),  L.  Sg.  häihöy  :  Irilböj,  G.  PI.  löi- 
bü  (zweimal)  :  kalbü,  I.  PL  hälbömis  :  lalhomls.  Wenn  wir 
daneben  den  G.  PI.  brängiu  :  brangiü  finden,  so  steht  das 
offenbar  auf  einer  Linie  mit  ejaw  :  ejaü. 

Diese  Erscheinung  im  Zusammenhang  mit  der  oben  S.  246 
gegebenen  Regel  und  der  unten  behandelten  Betonung  mehr- 
silbiger Wörter  lässt  sich  so  formulieren:  eine  anlautende, 
geschleifte,  von  Haus  aus  lange  und  nicht  hochbetonte  Silbe 
zeigt  die  Tendenz  den  Hochton  auf  sich  zurückzuziehen.  In 
dem  Fall,  dass  die  folgende  Silbe  auslautend  und  gestossen 
ist,  geht  diese  Tendenz  durch  und  wird  zu  einem  ausnahms- 
losen Lautgesetz.  In  allen  anderen  Fällen  erscheint  diese 
Tendenz  eben  nur  als  Tendenz,  was  in  der  Akzentbezeicli- 
nung  unseres  Verfassers  auf  diese  Weise  zum  Ausdruck  ge- 
langt, dass  er  drei  Arten  der  Betonung  verwendet:  in  den 
meisten  Fällen  bleibt  die  geschleifte  Silbe  gänzlich  unbezeich- 
net  (ausiä — gnyszäiv);  in  seltenern  Fällen  trägt  sie  den  Hoch- 
ton und  die  folgende  oder  folgenden  Silben  erscheinen  tonlos 
(brängiu  —  Jxät/tmc);  endlich  wird  in  einigen  Fällen  sowohl 
die  geschleifte  nebentonige  als  die  geschleifte  hochbetonte 
Silbe  bezeichnet  lülhu — ardziäw)  und  diese  Art  der  Beto- 
nung ist  offenbar  als  die  eigentlich  richtige  anzusehen. 

Nomina.  ?>fi'//Ä■.v2^^^.s 'furchtsam' :  KLD.  \baigsztus,  vgl.  auch 
haulisztüs.  —  brüngn.s  'teuer'  :  brangü.s.  —  F.  bväng'i  :  brangl. 
—  däntis,  däiitis  'Zahn'  :  dantis.  —  \.  däug'm  :  daugiii.  — 
diena  'Tag'  ;   de?ia.  —    gärdn.s   'schmackhaft'  :   gKvdüft.  — 

1)  Nach  Kurschats  ausdrüc-kliclicr  An;>-abc'  Gr.  tjJj  810.  812  hat 
hrangüs  gestosseno  Staimiisill)e,  in  dem  Diah'kt  der  Tnivcr.sitas  ist 
dieselbe  aber  ebenso  sicher  als  yescliieift   iiielirerc  Male  l)e/eicliiu't. 


Der  litauische  Akzent.  249 

F.  gärcU  :  gardl.  —  giujdrus  'heiter'  (vom  Himmel) :  gaidrüs.  — 
V,  Jö?ie  :  *Jo)ie.  —  L.  PI.  jilose  :  juse.  —  L.  PI.  f.  Jose  : 
Jose.  —  L.  PI.  f.  jö»iis  :  jomls.  —  N.  I.  Tx'älha  "Sprache'  : 
kalhä.  —  A.  PI.  läibas  :  Irdbas.  —  kändis  'Motte'  :  landis.  — 
lärtus  'bitter'  :  Jxartü.^.  —  jjirtis  ' Dampf bad'  :  pirtts.  —  V. 
L.  pöne  :  jjone.  —  A.  PI.  pönus  :  ponüs.  —  püykus  'stolz'  : 
pniküs.  —  .sählus  'süss'  :  saldüs.  —  slmudus  "schmerzhaft'  : 
skaudüs.  —  skräudus  "pieftig-'  (vom  Schmerz)  :  KLD.  \skrau- 
dus,  LeskicD  Nomiii.  258  skriaudus  und  skräudus  aus  Szir- 
wid.  —  slüga  "Diener'  :  slüga.  —  smärkus  'streng,  grimmig-'  : 
smarküs.  —  südzia  "Richter'  :  siidziä.  —  sünkus  'schwer'  : 
sunküs.  —  sünus  'Sohn'  :  sünüs.  —  L.  PI.  f.  tose  :  tose.  — 
D.  PL  f.  föinis  :  toniis.  —  tidzis  'Galle'  :  tulzis.  —  icargus 
'lästig-,  miang-enehm'  :  wargüs.  —  zmögus  "Mensch'  :  zmoghs. 

Also  ausnahmslos. 

2.  Die  Silbenfolg-e:  geschleifter,  von  Haus  aus  langer 
Vokal  oder  Diphthong  +  auslautende,  geschleifte  und  hoch- 
betonte Silbe  wurde  behandelt  oben  S.  247  f.  Anm.  2. 

b.     In  mehrsilbigen  Wörtern. 

1.  Bei  der  Silbenfolge:  geschleifter  von  Haus  aus  kurzer 
Vokal  +  geschleifter  von  Haus  aus  langer  Vokal  und  Diph- 
thong +  auslautende,  gestossene  und  hochbetonte  Silbe  erfolgt 
Akzentzurttckziehung  auf  die  vorletzte  Silbe. 

L.  PI.  m.  giaruöse  :  geriise.  —  kurluöse  :  kuriüse.  — 
maztiöse  :  mazüse.  —  paczmöse  :  pacziüse.  — 

L.  PI.  f.  abejöse  :  abejose.  —  dwejöse  :  dwejose.  — 
mazöse  :  mazose.  —  pacziöse  :  pacziose.  — 

1.  PI.  f.  mazömis  :  mazoims.  —  pacziömis  :  paczionüs.  — 

2.  Bei  der  Silbenfolge:  geschleifter  von  Haus  aus  langer 
Vokal  und  Diphthong  +  akzentuell  gleichgiltige  oder  geschleifte, 
ebenfalls  nebentonige  Silbe  -f-  auslautende,  gestossene,  hoch- 
betonte Silbe  ist  die  Tendenz  der  Tonzurückziehung  auf  die 
erste  Silbe  vorhanden.  NB.  In  diesem  Fall  hat  auch  Kur- 
schat manchmal  beide  Betonungsarten. 

a)  äuginu  "ich  züchte'  :  auginü.  —  L.  Sg.  hrängiame  : 
hrangiame.  —  L.  PI.  kälhose  :  kcdhose.  —  I.  PI.  kälhömis  : 
kcdbomis.  —  közoiiis  -io  "Predigt'  :  KLD.  hat  kozonis  -zönes, 
aber  nach  Gr.  §  680  erwartet  man  eher  közones.  —  priezastis 
'Ursache'  :  priizastis  und  prezastis.  — 

Indogermanische  Forschungen  VII  3  u.  4.  J7 


250  J.  V.  Kozwadowski, 

ß)  L.  PI.  audse  :  au.si.se.  —  nai/l.lnü  'ich  vernichte'  : 
naikinü.  —  loayioadä  'Wojwode'  :  waiwadä.  — 

Anra.  öhelis  'Apfelbaum'  :  ohells  mit  gestossencm  o,  A. 
öheli.  —  I.  PI.  zmöniemis  und  zmönemis  (aber  N.  zmonies  : 
zmönes)  :  zmonemls.  —  S.  unten  S.  256.  G.  ])iemenies  : 
pemenes. 

A  n  h  a  n  g\ 
Die  parallel  g-ehende  Nichtzurückziehung  des  Hochtons  ^). 

a.     In  zweisilbigen  Wörtern. 

1.  Bei  der  Silbenfolge:  geschleifter,  von  Haus  aus  kurzer 
Vokal  +  auslautende,  gestossene,  hochbetonte  Silbe  erfolgt 
die  Zurückziehung  des  Hochtons  nicht. 

Verba.  ariü  'ich  pflüge'.  —  harii  'ich  schelte'.  — =r  hedü 
'ich  grabe'  :  KLD.  \l)edu.  —  beriii  'ich  schütte'.  —  dedü 
'ich  lege'.  —  degü  'ich  brenne'  intr.  —  duriü  'ich  steche'.  — 
esmii  'ich  bin'.  —  galii  'ich  kann'  :  galiü.  —  gianü  'ich 
treibe'  :  genü.  —  gieriü  'ich  trinke'  :  geriii.  —  ginü  'ich 
wehre'.  —  giriü,  2.  Sg.  glrt  'ich  lobe'.  —  gidü,  2.  Sg.  guli^) 
'ich  liege'.  —  guh\  'ich  lege  mich'  :  ^gidü.  —  imü  'ich 
nehme'.  —  judü  'ich  bewege  mich'.  —  kabu  'ich  hange'.  — 
Icariü  'ich  hänge  etwas'.  —  Mein  'ich  hebe,  stehe  auf  :  le- 
liü.  —  Idszü  'ich  stecke  hinein'.  —  krutü  'ich  bewege  mich'.  — 
Jcuriü  'ich  heize'.  —  hdxü  'ich  fresse  leckend'.  —  Upü  'ich 
steige,  klettre  em])or'.  —  hqiu  'ich  schinde'.  —  maiü  'ich 
mahle'.  —  minlä  'ich  gedenke'  :  miniü  (Schleichen.  —  mhw 
'ich  trete'.  —  inuszü  'ich  schlage'.  —  neriü  'ich  tauche' 
trans.  —  neszü  'ich  trage'.  —  peniü  'ich  nähre'  :  peniu 
Schleicher  (Kurschat  penü).  —  peszü  'ich  zupfe'.  —  pilü 
'ich   schütte,    giesse'.  —  pinü  'ich  flechte'.  —    raiciic^)  'ich 

1)  Die  in  diesem  Ah.selinitt  aufgetuhrten  Wörter  stinmien  also 
in  Betonung"  mit  Kurschat  überein.  Es  war  aber  notwendig-  die- 
selben ausdrücklich  namhaft  zu  machen,  erstens  um  die  Beding'un- 
gen  der  Akzentzurückziehung  durch  negative  Besciiränkung  noch 
genauer  zu  präzisieren  und  zweitens  aus  dem  unten  S.  2G6  genannten 
Grunde.  Da  in  diesem  Abschnitt  die  Universitas  mit  Kurschat 
nicht  nur  in  der  Hochtonstelle  sondern  auch  in  der  Bezeichnung* 
desselben  übereinstimmt,  so  führe  ich  Kurschat  in  der  Kegel  nicht  an. 

2)  Die  Ausg-.  gidi. 
;J)  Die  Ausg.  rawiü. 


Der  litauische  Akzent.  251 

g-äte'.  —  remiii  'ich  stütze'.  —  riegiü  'ich  sehe'  :  regiü.  — 
segh  Mch  hefte'.  —  sekü  'ich  folge'.  —  semiü  "ich  schöpfe'.  — 
sl-ieln  'ich  spalte'  :  skeliü.  —  sl-inü  'ich  rode'.  —  skiriü 
'ich  trenne'.  —  skutii  "ich  rasire'.  —  .stumiü  "ich  stosse, 
schiebe'.  —  sul:ü  'ich  winde'.  —  swerü  "ich  wiege'  :  sweriü. — 
tariu  'ich  spreche'.  —  teJcic  'ich  laufe,  fliesse'.  —  tepü  "ich 
schmiere'.  —  trinn  'ich  reibe'.  —  frupü  'ich  zerbröckle  mich'. — 
turiü  'ich  habe'.  —  tweriii  "ich  mache  einen  Zaun'.  —  ivagiü 
"ich  stehle'.  —  icedä  'ich  führe'.  —  tüejü  'ich  verfolge, 
winde'.  —  weiniii  'ich  erbreche  mich'.  —  iceriü  'ich  fädle 
ein'.  —  zadü  "ich  verspreche'.  — 

Nomina.  N.  A.  ahn  'beide'.  —  akis  "Auge'.  —  anäs 
'jeuer'.  ■ —  aszis  'Achse'.  —  asztrif.s  'scharf.  —  aivis  'Schaf.  — > 
A.  hites  "Bienen'.  —  I.  hife.  —  dalis  'Teil'.  —  dtüeji  'die 
zwei'.  —  A.  dwejns.  —  I.  drugiü  "Fieber'.  —  F.  giarä  "gute'  : 
gerä.  —  graküs  "schön'.  —  L,  jame.  —  L.  lame.  —  F. 
kafrci  "welche'.  —  kielt  'wie  viele'  :  kell.  —  F.  krati  'stos- 
sende'.  —  kurl-^  'welcher',  ebenso  niekuri.s,  kaszkurls.  —  A. 
kurhis.  —  manie  'mich'  :  mane.  —  Jiaktts  'Nacht'.  —  I.  m. 
paczili.  —  I.  f.  paczu't.  —  A.  m.  pacziüx.  —  pigüs  "wohl- 
feil'. —  puszis  'Kiefer'.  —  sawe  'sich'.  —  sukrüs  "beweg- 
lich, flink'.  —  szalis  'Seite'.  —  L.  tarne.  —  tmce  "dich'.  — 
triejl  'die  drei'  :  treß.  —  L.  trise.  —  ugnis  "Feuer'.  — 
icagis  'Dieb'.  —  ichüf!  'Holznagel'.  —  ziiicis  'Fisch'.  — 

Anm.  Folgende  drei  Abweichungen  sind  zu  verzeichnen: 
krätus  "stossend'  (vom  Pferd)  :  kratüs.  —  käfrm  'welcher'  : 
katräs.  —  sfäfus  "abschüssig'  :  stafüs.  ■ — 

2.  Bei  der  Silbenfolge :  geschleifter,  von  Haus  aus  kurzer 
Vokal  +  auslautende,  geschleifte  und  hochbetoute  Silbe  erfolgt 
die  Zurückziehung  des  Hochtons  nicht  und  es  ist  auch  keine 
Tendenz  dazu  wahrzunehmen. 

huicäic  'ich  Avar'  :  buicaü.  —  daiciüic,  2.  Sg.  daicefi 
'ich  gab'  :  dawiaü,  daicel.  —  ginknc  "ich  trieb'  :  giniaii.  — 
kietey  'du  littst'  :  kientet.  —  iitiriäw  'ich  starb'  :  miricm.  — 
pazinäw,  2.  Sg.  pazinay  'ich  kannte'  :  pazinaü  -nai.  — 
wijäw  'ich  verfolgte,  wand'  :  icijaü.  —  iciriäw  'ich  kochte'  : 
wiriaü.  —  zinäw  "ich  weiss'  :  zinaü.  — 

Nomina.  I.  abiem  :  abeni.  —  dnigis  'Fieber'  :  drugys.  — 
G.  dicejü  :  dicejü.  —  I.  dwejeys  :  dicejais.  —  G.  kuriö  : 
kuriö.  —  A.  kurl  :  kurh  —  N.  PI.  kiirie  :  kure.  —  G.  kiiriü  : 


252  J.  V.  Rozwadowski, 

Tcuriü.  —  r.  hurieys  :  Jiurial.s.  —  G.  patlen  :  pate.'(.  —  G, 
f.  pacziös  :  pacziös.  —  L.  f.  paczunf  :  pacziöj.  —  G.  iiu 
und  f.  pncziü  :  pacziü.  —  I.  paczieijs  :  paczicus.  —  rugis 
'ßog-g-enkoni'  :  rugys.  —  G.  trijü  :  trijü.  — 

Aiim.  Wirkliche  Abweichung-en  kommen  nicht  vor.  In 
den  beiden  Vokativen  almiio  :  akmii  und  sesuo  :  sesit  ist 
offenbar  eine  dem  Vokativ  als  solchem  eigentüniliche  Akzent- 
zurüekziehung-  anzuerkennen;  vg-1.  dazu  X.  kälhös,  aber  V. 
lälhos.  Auf  die  Genetive  der  Personalpronomina  manes,  mä- 
nies  :  mane^s  und  tatces  :  faic^s  wirft  Licht  der  G.  saives  vel 
saices  :  sawqs,  d.  h.  diese  Genetive  sind  eben  nicht  den  Kur- 
schatschen  meines  usw.  gleichzusetzen,  sondern  den  in  Godlewa 
gesprochenen  mänes,  tcnves,  mwes  und  (pre)scnoes  iBrugmann 
a.  a.  0.  303).  Die  Akzentzurückziehung-  erfolgte  nicht 'inner- 
halb der  einzelnen  Form,  sondern  im  Satzzusammenhang:  die 
Formen  mäne.s,  täices,  saices  sind  eigentlich  Vertreter  ton- 
loser Verwendung. 

b.     In  mehi-silbigen  AVörtern. 

Bei  der  Öilbenfolg-e :  geschleifter,  von  Haus  aus  kurzer 
Vokal  -}-  akzentuell  gleichgiltige  oder  geschleifte,  von  Haus 
aus  ebenfalls  kurze  und  nebentonige  Silbe  +  auslautende,  ge- 
stossene,  hochbetonte  oder  geschleifte,  hochbetonte  Silbe  er- 
folgt die  Zurückziehung  des  Hochtons  nicht  und  es  ist  auch 
keine  Tendenz  dazu  vorhanden. 

1.  apl^:abinü  'ich  umarme'.  —  L.  giarame  :  gerame.  — 
X.  PI.  hudami  (Sg.  hiidamas).  —  JAetinü  'ich  verspreche'  : 
Jcetinü.  —  kieturl  'vier'  :  Ixetiin.  —  L.  kuriame.  —  L.  ma- 
zame  :  soll  sein  =  inazamjame,  bzw.  mazdjem,  ist  natürlich 
die  einfache  Form  mazame.  —  wadinü  'ich  nenne'. 

Anm.  Als  Abweichung  könnte  man  höchstens  päzastis 
'Achselhöhle'  :  pazasüs  anführen,  diese  Substantive  zeigen 
aber  auch  bei  Kurschat  oft  Anfangsbetouung.  Der  L.  akriie- 
niose  und  I.  äkmenims  :  akmenyse  und  (ikitienims  sind  eigent- 
lich wohl  (üxineniose  (vgl.  L.  m.  esaiiczluose,  f.  esancziose) 
und  äkmeiüms  zu  betonen;  übrigens  kann  auch  die  Analogie 
anderer  Kasus  (s.  das  Paradigma  S.  10)  im  Spiel  gewesen 
sein.  Wichtig  in  Ikzug  auf  beides  ist  der  G.  akmenn  neben 
nog  alnnenü  :  akineniüj  akmenii  (Brugmann  a.  a.  0.  301  §  Gl). 

2.  Präterita:  kudawäic  'ich  wanderte'  :  kieJaicaü.  — 
melawcno    'ich    log'   :   melaicaü.   —   Nomina:    L.    akineui}   -. 


Der  litauische  Akzent.  253 

nl-menyj.  —  dehests  'Wolke'.  —  eszieris  'Barsch'.  —  hal'mis 
'Gefäug-nis\  —  l-umelis  'Füllen'.  —  icalinis  "Tucbsaum'.  — 

Arnn.  Der  G.  seseres,  seseries^)  :  seseres  und  der  I. 
seserie  :  sesere  (Kurschat  Gr.  §  375  ohne  Akzent),  sesere  in 
Godlewa  (Brug-mann  a.  a.  0.  302  §  63)  sind  wohl  nicht  als 
Ausnahmen  zu  betrachten.  Über  den  G.  äl-menu  neben  ol^- 
menü  s.  oben  1.  Anm. 

Akzentzurückziehung;  im  Neutrum. 

giära  (F.  giarä),  paraszita,  brängu  (vg-1.  bei  Kurschat 
grazü  aber  saldu  Gr.  §  780). 

2.  Betonung  des  Optativs. 

Man  vergleiche: 

hilczia,  hütumey  und  hütum  (beide  Formen  auch  in  God- 
lewa, Brugmann  a.  a.  0.  316  §  92),  bütu,  bütmnem,  hufumet, 
Mtu  (so  zweimal  das  ganze  Paradigma  S.  25);  ausserdem: 
Inlczia,  hütufney,  bütti,  butilmem  (sie),  buttimete,  butu  S.  31  : 
bi(czia{u),  bntum(b)ei,  bütu  usw. 

didlczia,  dalUnmey,  dalitu  (3.  Person  zweimal),  aber 
dalitumeme,  dalitumete  :  dalyczia{u),  dcdytum(b)ei,  dalytü  usw. 

Txalbeczia,  l'albefumey,  l'albetu,  halbetumeme,  halbetu- 
mete,  Ticdbetu  :  Txalbeczla{ii),  kalbetum{b)eA  Txcdhetü  usw. 

rasztczia  :  raszyczia{u). 

turieczia  :  ttireczia(u). 

Das  heisst:  die  sonst,  wenn  hochbetont,  g-estosseue  Silbe 
erscheint  im  Optativ  geschleift,  abweichend  von  Kurschat. 
Druckfehler  in  allen  diesen  Fällen  anzunehmen,  geht  wohl 
nicht  an,  obwohl  man  absolut  keine  ratio  für  solchen  Akzent- 
wechsel einsieht.  Eher  sind  dalitumeme,  dalitumete  als  Druck- 
fehler zu  betrachten,  deren  Entstehung  leicht  begreiflich  ist, 
da  in  den  Paradigmata  von  daUJu  sonst  eben  g-estossenes  i 
vorkommt. 

Man  verg-leiche  aber  andrerseits: 

gircziä^),  girtümey,  girtä,  girtnmeme,  girtumete,  girtil  : 
girczia{u),  girtiim(b')ei,  girtü  usw. 

Miszczia  :  Myszczia{u). 

dziuczia  :  dziücz'ia{u). 

inokiczia,  molxitumey  :  mö1i'yczia{u). 


1)  Die  Ausg*.  sesMes. 

2)  Zu  dem  -ä  vgl.  unten  trokszcziä,  mircziä. 


2'A  J.  V.  Rozwadowski, 

Ausserdem  finden  wir  noch  frol:szcziä  von  trolxsztu  : 
trökszcziau  (vgl.  troszTxüw  :  tröszkau),  mircziä  von  mxrsztu  : 
mifczimi  (mirsztii)  und  die  drei  Optative  Txäyszczia.,  gäy.szczia 
und  griszczia,  die  nichts  zur  Entscheidung  beitragen,  da  die 
Wurzelsilbe  durchweg  geschleift  ist. 

Alle  anderen  noch  vorkommenden  Optative  sind  nicht 
betont:  Me,szczia,  lauJcczia,  medzioczia,  medziotumeij,  l'ialaw- 
czia,  kialawtumey ,  pazinczia,  pazintumey ,  nusigqszczia,  icirsz- 
czia,  sJäqszczia,  prühzczia. 

Ich  muss  mich  mit  dieser  einfachen  Zusammenstellung 
der  Thatsachen  begnügen,  da  mir  niclit  gelingen  will  den- 
selben ein  Verständnis  abzugewinnen. 

B.     Isolierte  Abweichungen^). 

1.  Geschleifter  Ton  :  bei  Kurschat  gestossener  Ton. 

hrängiäusias^)  'der  teuerste'  :  hrangidusias.  Vgl.  auch 
mJdziawsias  :  saldzidusis. 

czüdpiu  'ich  sauge  aus'  :  cziidpiu. 

girgzdu  'ich  knarre'  :  girgzdziu. 

jäwtis  'Ochs'  :  jdntis. 

Jcäylis  'Schafsfell  für  einen  Bauernrock'  :  l-dilis. 

menuo,  G.  menesies  oder  menesio^)  'Mond,  Monat'  : 
menuo,  meneses,  menesio. 

paraszita  n.  :  paraszyta. 

pondrjtis  'junger  Herr'  :  ponditis  Brugmann  a.  a.  0. 
188.  193  usw.,  vgl.  auch  Leskien  a.  a.  0.  574,  aber  beachte 
zemmtis  bei  Kurschat  (ebenso  Schleicher  zemaitis). 

ritas  'Morgen'  :  rytas. 

sJcdmbinu  'ich  klinge,  klirapre'  :  skdmhinu. 

sförasfa  'Staroste':  .sförastas. 

szicdnliis  'flink,  geschäftig'  :  szicdiikus. 

1)  Icli  will  natürlich  nicht  sauren,  dass  in  allen  hiei*  verzeich- 
neten Fällen  wirkliche,  in  der  Sprache  unseres  Verfassers  begrün- 
dete Abweichung'  von  Kurschat  vorlieg-t  (so  ist  z.B.  kartis'WAhne,' 
sicher  Fehler  neben  richtigem  kartis  'Holzstange',  da  das  erstere 
auf  dem  ganzen  lit.  Sprachgebiet  kartis,  das  andere  knrtis  gesprochen 
wird);  es  fehlt  aber  bei  meistens  einmaligem  Vorkommen  dieser  Wör- 
ter an  Kriterien,  was  etwa  für  Schreib-  oder  Druckfehler  zu  be- 
trachten wäre. 

2)  Die  Ausg.  bräncfiäiisia.s. 

3)  Die  Ausg.  menesio  mit  sehr  undeutlichen  Zeichen. 


Der  litauische  Akzent.  255 

G.  töMo  "eines  solchen'  :  tökto. 
tüTistantis  und  tukstantis  'Tausend'  :  ti'ilxstantis. 
zältis  'Schlange'  :  zaltys,  G,  zdlctlo  usw. 
zirtiis^)  " Erbsenkorn'  :  zirnis. 

2.  Gestossener  Ton  :  bei  Kurschat  geschleifter  Ton. 
afsiszleju  'ich  lehne  mich'  :  afslszlejii. 

daliju  'ich  teile'  :  dalyjü. 

daür'm  'ich  erfahre,  erlebe'  :  tyriü  (aber  tyriau,  tirfi). 

larfis  '^Mähne'  :  kartis,  ebenso  Baranowski  kartys  (Ostlit. 
T.  I,  XV),  aber  kartis  'Stange'  bei  Kurschat,  ßaranowski 
(a.  a.  0.)  und  Universitas. 

3.  Sonstiges  und  Zweifelhaftes. 

atsnlsiu  'ich  ruhe  aus'  :  atsiilsiu.  In  dieser  Schrei- 
bung sicher  Fehler,  da  die  Stammsilbe  nach  Ausweis  des 
pi'iffstu  geschleift  war :  vor  atsiilsiu  steht  atsidusiu,  also 
zunächst  ist  atsiilsiu  in  atsiilsiu  zu  verbessern  :  dass  aber 
beide  wohl  Fehler  sind,  lehrt  nnmdedu. 

hraiigüsis  :  hrangüsis,  auch  in  Godlewa  und  sonst  mittel- 
zeitiges u. 

htiwome,  buwote  :hüicome,  huivote.  Merkwürdiger  Fehler. 

dewinietas  :  KLD.  [devynetas  =  Mielekes  devyiietas; 
bei  Schleicher  Gl.  devynetas,  das  bei  Leskien  a.  a.  0.  571 
ausgelassen  ist  (offenbar  auch  e  berechtigt). 

dieszimtis  'zehn'  :  deszimtis,  aber  in  Godlewa  ebenso 
deszlmts  (neben  zuweilen  deszimts)\  vgl.  auch  deszlmtas. 

(jeszkaic),  JQszkojaic,  jeszkosiu  :  ijeszkau),  Jeszköjau, 
jeszkösiu. 

mazasis  'der  kleine',  V.  mazasis  :  mazäsis.  Ebenso 
manasls-)   'der  meinige'   :  manäsis. 

A.  PI.  f.  niäzasias  :  mazdsias. 

möteris  'Frauenzimmer'  :  inöteris  oft  bei  Olechnowicz; 
Kurschat  LD.  hat  nur  moterä  -ös\  in  möte,  möteriszkas^ 
mötyna,  mötyniszkas  ist  o  gestossen. 

öbelis  'Apfelbaum'  :  ohelis  -es,  A.  o??e//  usw. 

ohölls  'Apfel'  :  ohidys.  Wahrscheinlich  in  obuolls  zu 
verbessern. 

säwiszkis  {maniszkis,  taiviszkis,  musiszkis,  jusiszkis  ohne 

1)  Man  könnte  auch  zirnis  lesen. 

2)  Die  Ausg'.  hat  etwas  verwischtes  Akzentzeichen :  es  wäre 
vielleicht  mög-lich  aucli  manas'is  zu  lesen. 


256  J.  y.  Ro  zwadowski, 

Akzentzeichen)  :  saiclszMs]  Leskien  a.  a.  0.  303  hat  müsisz- 
his,  jüsiszhis\  Schleielier  (Gramm.)  daneben  auch  müsiszkis, 
jiisiszJiis. 

troszl'äic  'ich  hatte  Durst'  :  tröszkau, 

wöiceris  ""Eichhörnchen'  :  woicere  -es,  A.  wöioere  usw. 

I.  zmöniemis  und  zmönemis  (neben  N.  zmonies  =  zmö- 
■nes)  :  zmonenüs. 

III.     Der    Auslaut,    besonders    sekundärer,    in    Bezug 
auf  seine  Betonung. 

1.  3.  Futuri.  Wir  haben  folgenden  Bestand  an  3.  Per- 
sonen Fut.,  deren  auslautende  Silbe  den  Hochton  trägt. 

a)  glrs  (zweimal)  neben  girsiu  usw. 

b)  hüs  (sechsmal)  neben  hnsm  usw. 

c)  dalis  (zweimal)  neben  daüsiu  usw.  —  kalbes  (zwei- 
mal) neben  lialbesin.  —  j^/e.s-s  :  plesziu. 

d)  diesis  'es  wird  geschehen'  :  desüi.  — 

Der  Akzentwechsel  unter  a)  wurde  festgestellt  und  er- 
klärt von  Brugmann  a.  a.  0.  315  §  91.  Grdr.  I  §§  664,  3. 
601  A.  und  Bezzenberger  BB.  X  202  f.;  bi(s  hat  auch  Kur- 
schat. Dagegen  über  den  Akzentwechsel  unter  c)  finden  wir 
merkwürdigerweise  bei  ihnen  nichts;  die  von  Bezzenberger 
a.  a.  0.  203  Anm.  angeführten,  zweisilbigen  matys,  nn/les, 
vazüs  sind  eben  die  normalen  Kurschatschen  Formen;  er  führt 
ausserdem  aus  Birsen  (Ostlit.)  feJces  au.  Aber  Baranowski 
(a.  a  0.  II)  hat  reges,  gales,  Avas  dem  Irilhes  usw.  genau 
entspricht ;  man  sieht  daraus '  i  zugleich,  dass  geschleifter,  von 
Haus  aus  langer  Vokal  im  Auslaut  auch  in  dem  Dialekt  der 
Univcrsitas  kürzer  war,  als  im  Inlaut,  obwohl  der  Verfasser 
in  beiden  Fällen  das  Zeichen  ^  verwendet.  Vgl.  Hirt,  Akzent 
§  50  S.  65  f. 

2.  Die  Präpositionen  apc  und  he  :  ape,  in  Godlewa  djje, 
in  Schawli  (qte  und  he.  Dass  die  Betonung  der  Univcrsitas 
richtig  ist,  wird  bestätigt  durch  Olechnowicz,  Elementarius 
arba  Icngwus  mokslas  skaytit  raszto  szwento  .  .  .  Wilniuy 
1846,  der  inmier  ajje  und  he  schreibt,  was  nach  seiner  Manier  2) 
eben  =  Kurschats  *ape  und  *he  =  ape  und  be  der  Univcrsitas. 
Diese   Formen  sind   ursprünglich  Formen  des  bedingten   Aus- 

1)  Nrämlich  aus  dem  Wandel  des  gestossenen  Tons  in  den 
g-eschleiften. 

2)  S.  darüber  unten  S.  260  f. 


Der  litauische  Akzent.  257 

lauts,  (1.  b.  wenu  die  rräpositioneu  mit  einem  Kasus  verbmicleu 
Avaren;  he  und  '^'rqje  sind  dag-eg"en  Formen  absoluten  Auslauts 
und  he  :  he  =  gera  :  gerö-Ji  =  fä  :  fä. 

3.  Jung-er,  sekundärer  Auslaut. 

I.  Sg.  m.  manim,  tmcim  :  manini,  tawim. 

D.  PI.  f.  Jt'afböms,  ausims,  töms,  pacziöms  :  Jt'alböms, 
ausims,  töm.'i,  pacziöms.  Leskien  (Vorlesungen,  Sommersem. 
1892  und  1893)  betont  den  D.  PI.  mergoms,  joms  usw.;  Bezzen- 
berger  dagegen  BB.  XXI  295  hält  an  der  Kurscbatschen  Be- 
tonung fest  :  mergoms  aus  mergomus  mit  dem  Hocbton  auf  o. 
Vergleichen  wir  die  volleren  Formen  des  D.  in  der  Universitas 
Irtlbömis,  mazömis,  tömis,  giaresniömis,  jömis,  die  mit  dem 
I.  PI.  identisch  sind  (kälbomis,  mazömis,  giaresniömis,  jömis, 
pacziömis)  und  stellen  dazu  die  hochlitauiscben  Instrumentale 
Jcalhomis  und  halhoms,  mergomis  und  mergoms  (g-enauer  Bara- 
nowski  szal-ömls  bzw.  szal'örn  usw.),  so  löst  sich  das  Rätsel  : 
Irdhöms  gegenüber  kalhöms  ist  wohl  Instrumentalbetonung 
nämlich  in  dem  Fall,  dass  für  den  Dat.  kein  Hrtlbomiis  vor- 
auszusetzen ist. 

D.  PI.  m.  Jcriziäms^),  fiems  (zweimal),  pönams,  dwiems 
(von  diceji),  diciem,  abiem,;  trems  (von  tris)  :  Ixryziams  (vg-1. 
dangüms),  fems,  pönams,  '^direms,  direm,  ahem\  frims.  Auch 
diese  Betonung  erklärt  Leskien  für  Spitzfindigkeit  und  schreibt 
dangums,  tems  usw.  Ahnlich  Baranowski  daiktäms,  icaikäms, 
gerSms  (vgl.  besonders  S.  XXIV  Fussnote).  Dagegen  Bezzen- 
berger  a.  a.  0.  mit  Kurschat  devdms,  haltems  usw.  Inwieweit 
dem  wirkliche  Beobachtung-  zu  Grunde  liegt,  weiss  ich  nicht  : 
jedenfalls  ist  zu  beachten,  dass  Bezzenberger  die  vollere  Endung- 
-miis  überall  als  tonlos  ansetzt,  dageg-en  Leskien  -müs  schreibt 
(Baranowski  geremüs  aber  daiJdämus).  Diese  volleren  Formen 
sind  in  der  Universitas  leider  nicht  l)etont  :  üemns,  oder  der 
Akzent  liegt  auf  der  ersten  Silbe,  sodass  wir  über  die  Betonung 
des  Suffixes  nichts  erfahren  :  pönamus,  esantiemus  und  esan- 
tiems.  Noch  verwickelter  wird  die  Sache  durch  die  folgenden 
drei  Dative  der  Universitas  :  jemis,  aber  patietnis,  kuriQmis  : 
jems,  patems,  kurems  bzw.  Leskicns  Jems,  patems,  hurems"^). 
Mir  ist  die  Sachla£-e  dunkel. 


1)  Eigentlich  wohl  kriziäms  zu  schreiben. 

2)  Natürlich  zum    Teil   Instrumentalformen   eingedrungen,    s. 
die  Paradi"niata. 


258  J.  V.  Rozwadowski, 

I.  PI.  in.  trhus,  ahiem  :  trims,  ahem.  Beachte  noch 
aJimenims  und  zmÖ7iiemis. 

D.  Sg.  m.  maz-dm,  hrängiäm,  Ixurn,  tarn  (dreimal) :  mazcim, 
hranqiäm,  l-dni,  täm.  Mazam  soll  eigentlich  =  mazdjam  sein; 
zur  l^etonuiig-  hrängiäm,  Icäm,  täm  vgl.  Baranowski  XXIV 
Fiissn.  gerum\  es  sind  also  sowohl  geram  als  geram  anzuer- 
kennen. 

NB.  Die  Lokative  töy,  l-älböy,  mazöy,  ausij^),  akmentj 
gehören  insoferne  nicht  hiehcr,  als  die  volleren  Formen  bereits 
die  Akzentznrüekziehung  aufweisen  oder  aufweisen  würden. 
Übrigens  bezieht  sich  dasselbe  auf  die  Dative  und  Instr.  PI.  — 

IV.     Neben  ton  2). 

Siehe  das  Paradigma  von  l-älha. 

Zu  dem  Gen.  kürio  neben  nog  huriö  vgl.  tu  äJimemi, 
aber  nog  akmenü;  ahieju  aber  nog  ahiejii,  und  Fälle  wäe  säices 
aber  2>re  smves  (Brugmann  a.  a.  0.  303)^).  Daneben  kälhü  und 
nog  kälhii,  Masc.  kalbancziu  und  nog  kolhancziü,  Fem.  käi- 
bancziu  und  nog  kalbancziu. 

erelis  {e  sicher  mit  Akzentzeichen  absichtlich  geschrieben, 
weil  kleiner  Anfangsbuchstabenj  d.  h.  erelis  zu  verbessern  : 
vgl.  eras,  also  *  erelis. 

akmemj  :  alimenyj;  jjiemenies  :  pemenes. 

kalbäncziöy,  kalbesiäncziq'^  esancziose^),  äuse  (zur  Form 
des  Instr.  vgl.  Brugmann  300),  brängiäm,  brängiäusias,  müdwl. 

ärdziäw,  priUsäia,  gircziä,  'Aügu,  spixiidziti,  ziüriü,  spQjii, 
knoJnncju.     Zweifellose  Fehler  sind  obölis,  bediii,  menesiö. 

V.    ü. 

1.  Betontes  «. 

a.  Geschleift.  L.  PI.  m.  giaruöse,  juose,  kuriuose,  nia- 
zuöse,  pacziuöse.  Daneben  esancziuose.  Ohne  Akzentbezeich- 
nung :  tuose,  dtrejuose  (von  dii  und  von  dtcej}).  xVnders  : 
abejuose.     Der  Ausgang  dieses  Kasus  bei  den  Substantiven  ist 


1)  Wohl  in  aiislj  zu  verbessern. 

2)  z.  T.  wohl  kein  Nebenton,  sonilorn  Druckfeliler. 

3)  Vgl.  auch  unten  S.  270. 

4)  Die  Ausjj:.  esancziose. 


Der  litauisclie  Akzent.  259' 

gleich  derajenig-en  der  Feminina  '.  pönosej  lezuiciose,  äknieniose,. 
l'nzio.se'^  ebenso  hrangiose,  hutcusiose,  Ti'älhancziose^). 

1.  Sg.  m.  tüo,  ohne  Akzentbezeicbniing  fuonii,  Tiuomiy 
juomi,  Txuriuomi;  Tcur'iiim  ist  natürlich  in  Jcuriüom  zu  ver- 
bessern :  Tcui'iüm. 

N.  Sg.  akmuo  und  V.  cikmuo,  wanduo,  piemuo,  szuo^ 
momo  (sie),  sesuo  und  V.  sesuo,  ruduo. 

b.  Gestossen.  Nur  szfuojti  richtig  bezeichnet,  sonst  fehler- 
haft ö  :  7'oJtudjic,  I.  mazuöju,  A.  mazuösius.  Danach  auch 
juösmenis  sicher  =  jusmenis  (bei  Kurschat  LD.  ohne  Akzent). 

Ohne  Akzentbezeichnung:  haruos,  hucziuoju,  duodu,  duo- 
daicaw,  duosiu,  duok,  duomu,  duoni,  dii07iom,  dzlaitglos  (sie), 
giriuos,  ghtol'snis  :  in  derselben  Form  bei  Brugmann  334 
(jliiksnis,  sonst  glüsnis'^  jtiodas,  jiiodinu,  Inohios  (sie),  meluoju, 
nuhuosta  -buodo  -huosdawo  -huos  -huosta  -bosfu  (sie)  -Imosti 
-huostunt,  pucziuos,  puyldnuos,  puohi,  regiuos,  scqynuoiu^ 
stebiuos,  tuos  (viermal),  uzuodziii.  uolaMis,  waziuoju  (vehor), 
tcaziuodawaw,  waziuosiu. 

2.  Unbetontes  ü.  giedziosi  :  gedziüs,  luohios  :  llüMüSy 
Jcuopiu  :  l-iqjiti,  riejus  :  rejüs,  zmoniejus  :  zmo7iejüs. 

NB.     ohölis  :  ohfdi/s,  wohl  in  obuolis  zu  verbessern. 

VI.  Zusammenstellung  z  av  e  i  f  e  1 1  o  s  e  r  D  r  u  c  k-  o  d  e  r 
Schreibfehler. 

1.  N,  bzw.  -^  ^  /  statt  A*.  tö  S.  13,  sonst  tö.  —  tu  8.  10, 
sonst  tu.  —  mazüju  S.  15  neben  dreimaligem  mazüju  ib.  — 
ö  S.  14,  sonst  ö.  —  hütu  S.  2b  neben  dreimaligem  biUu.  — 
drugis.  —  I.  esanczia  S.  27  neben  sonstigem  es° .  —  nedelös 
S.  53  neben  nedielös.  ib. 

2.  A  statt  V  :  tüs  S.  8  neben  tus  S.  10.  —  niekuris  S.  20 
neben  kuris,  kaszl-uris  ib.  —  esancziose  S.  27.  —  z'mriü 
S.  34.  —  raiciü  ib. 

3.  ~:  giarame  S.  14.  —  tö  S.  8.  —  ifimi<  S.  18. 

4.  Antiquabuehstabe  statt  >  :  ak'is,  ugms,  aszU,  mcis^ 
pu.'izis  S.  12  neben  ausdrücklichem  aimn  S.  4  und  zahlreichen 
anderen  auf  -is  S.  12.  —  ßs  S.  19  neben  Jfs  ib.  —  Luris 
S.  20  neben  l-uns  ib.  —  guU  S.  35.  —  triinx  S.  4o.  — 
icijsiw  S.  44. 

1)  Genau  ebenso  wie  der  Ausgan <^-  -ach  des  L.  PI.  f.  in  den 
meisten  modernen  slav.  Sprachen  alle  anderen  verdrängt  hat. 


260  J.  V.  lloz  wado^A'ski, 

5.  V  statt  Antiqiiabuchstabe:  Ixalbejaw  S.  30  neben  l-aJ- 
bejaic  ib.  —  Irilbejusi  S.  30  neben  JififbQJusi  S.  32.  —  A;«/- 
beja  S.  31  neben  laibeje  S.  32.  —  Ixialäicju  S.  47  neben 
zweimaligem  l-ialAirJu.  —  kialäu\ja  S.  46  neben  lialawja.  — 
Mistu  S.  51  neben  Mxstu  S.  50.  —  qirdami,  girdama  S.  37 
neben  girdamas,  g'irdamoH.  —  mökancziosi,  mdJcancziams/, 
mökanczios  S.  b2  neben  mokasis  usw.  —  mozleji  S.  15.  — 
medziöjome  S.  45.  —  medziöjqs  S.  45.  —  medziöjusi,  me- 
dziöta,  medziötina  ib.  —  dalidaicai/,  dalidairome  S.  43.  — 
Vgl.  ausserdem  oben  ü. 

6.  /Statt  Antiquabuchstabe ^):  krikszcziönies  S.  10.  — 
mazoja  S.  15.  —  ivienas  S.  21  neben  wienas  S.  4.  —  »ie- 
dziösiu  S.  45.  —  medziöjas  S.  45.  —  medziösaiiti  il), 

7.  -v  statt  Antiquabuchstabe:  m?i6-zt  S.  18  neben  mwsu.  — 
Jcafbejo  S.  30  neben  kalbejo.  —  medziöjo  S.  45  neben  fue- 
dziojo. 

S  c  h  1  u  s  s. 

Der  anonyme  Verfasser  sagt  über  die  litauischen  Akzente 
und  Quantitäten  Folgendes: 

1.  Gravis  accentus  in  ultimis  syllabis  positus  notat  eas 
singulari  brevitate  pronuntiandas,  v.  g.  (iicls. 

2.  Accentus  circumflexus  notat  syllabani  longam,  jjronun- 
tiandam  quasi  duplicando  vocalem,  v.  g.  ponas. 

3.  Littera  antiqua  inter  cursivas  posita  notat  syllabam 
longam  quidcm,  sed  diversae  lougitudinis  a  circumtiexa  et  cum 
attenuatione  quadam  vocis  efferendam,  v.  g.  siQ,na  sciana, 
tcienas  jeden. 

4.  Accentus  gravis  non  in  ultima  syllaba  notat  etiam 
longam  ab  utraque  ex  prioribus  diversae  lougitudinis  et  durius 
pronuntiandam,  v.  g.  käUxt. 

Man  vergleiche  damit  und  besonders  mit  der  ßcschrei- 
l)ung  des  gestossenen  Tones  die  Darstellung  Olechnowiczs 
a.  a.  0.  34  f. : 

Räszti  lictuwniku  budu  kalhos,  sudieymus  wienus  Ilgay 
prilwelkam;  kitus  striukay  baygiam,  treczius  puswieri  burnfl 
szwelniey  paspriudziam.    Zimes  szitas  ( -^  —     ••  i  unt  literu  pa- 


1)  Ist  eig'cntlii'li  idciitiseli  mit  f).,  da  die  Zeichen  '    '  '  gleicb- 
werti":  sind. 


Der  litauische  Akzent.  261 

detas,  rodzia  kayp  küvi  szankiasT.  Litcras  sii  zimi  dunkticlo, 
atwertn  burnü  ilg-ay  präwelkam:  akis  awis  üsay  nredas  ükas. 
Literas  su  zimi  ratielo,  atwiC'ri  bfinin  strinkay  balsu  nuträu- 
kiam  :  ziewe,  zime,  äkis,  äwis,  i;-ürklis,  käblis,  pirszlis.  Ltte- 
ras  SU  zimi  ( )  desziueii  pag-risztu  puswieri  biinitt  szwielniey 
paspäudziam:  ärt  bart  set  det  mau  tau  ir  teyp  tälaus^).  D.  h.  : 
Beim  Aussprechen  der  litauischen  Schrift^)  ziehen  wir  die  einen 
Silben  schleppend  in  die  Länge;  die  anderen  schliessen  wir 
kurz  ab;  die  dritten  drücken  wir  mit  halbgeöffnetem  Mund 
weich  zusammen.  Diese  Zeichen  ^  -  ••  über  den  Buchstaben 
gesetzt  zeigen  an,  wie  ein  jeder  ausgesprochen  Avird.  Die 
Buchstaben  mit  dem  Zeichen  des  Deckels  ziehen  wir  mit  ge- 
öffnetem Munde  schleppend  in  die  Länge:  äMs  äicis  üsay 
nredas  ukas  (d.  h.  N.  PI.  äl:ys,  N.  PI.  äicys,  üsat,  nredas, 
üJcas).  Die  Buchstaben  mit  dem  Ringelzeichen  ziehen  wir  bei 
geöffnetem  Munde  mit  der  Stimme  kurz  herab:  ziewe,  zime, 
äkis,  ätüis,  gtirHis,  käblis,  ptrszUs  (d.  h.  zewe,  zym6,  aMs, 
aicls,  gtirMys,  hahlys,  pirszlys).  Die  Buchstaben  mit  dem 
nach  rechts  gewendeten  Zeichen  '  drücken  Avir  bei  halbg-eöff- 
netem  Mund  weich  zusammen:  drt  hart  set  det  man  tdu  usw. 
(d.  h.  ärti,  hdrti,  deti,  seti,  man,  täte). 

Die  Beschreibung  der  Univcrsitas  geschleifter  lang-er  Vo- 
kale (einschl.  e  ii),  dass  sie  "quasi  duplicando  vocalem"  aus- 
gesprochen werden,  stimmt  genau  zu  Kurschats  Angabe,  dass 
ein  solcher  Vokal  wie  aus  zwei  Teilen  zusammengesetzt  er- 
scheint. 

Wichtig  ist,  dass  unser  Verfasser  in  geschleiften,  ursprüng- 
lich kurzen  Vokalen  (sell)ständig  oder  in  diphthongischer  Ver- 
bindung) nicht  nur  andere  Quantität  sondern  auch  andere 
Qualität  feststellt,  während  für  Kurschat  z.  B.  hädas  und 
pönas  sich  durch  nichts  unterscheiden.  Was  aber  mit  dem 
"durius  pronuntiandum"  gemeint  ist,  weiss  ich  nicht. 

Ebenso  schwer  ist  es,  wenn  man  die  litauischen  Akzente 
nicht  selbst'  gehört  hat,  sich  deutlich  vorzustellen,  was  der 
Verfasser  der  Universitas  mit  der  "attenuatio  quaedam  vocis" 
gestossener  Vokale  und  Diphthonge,  und  Olechnowicz  mit 
"puswieri  burnü  szwielniey  paspäudziam"   eigentlich  meinten. 


1)  Das  Zeichen  ••  wird  bei  Diphthongen  angewendet:  L'ietuica, 
g'iedra  usw. 

2)  Wörtlich :  in  der  Schrift  nach  litauischer  Weise  der  Rede ...  — 


262  J.  V.  Rozwadowski, 

Es  scheint  aber  aus  allem  sicher,  dass  die  Betonimgsarten 
nicht  blos  auf  verschiedenem  Moreniktus  beruhen  (wie  Bara- 
nowski  lehrt). 

Hält  man  an  den  Angaben  unseres  Verfassers  fest,  so 
hat  man  vier  Quantitäten  (bzw.  auch  Qualitäten)  hochbetonter 
Vokale  (bzw.  Silben)  zu  unterscheiden.  Sonst  (Baranowski 
u.  A.)  unterscheidet  man  nur  drei,  indem  man  die  Quantität 
eines  langen,  gestossenen  und  geschleiften  Vokals  einander 
gleichsetzt  (drei  Moren).  Vom  Studiertisch  aus  lässl  sich  na- 
türlich nicht  sagen,  wer  Recht  hat.  Aber  man  beachte  — 
-abgesehen  von  der  ausdrücklichen  Angabe  "diversae  longitu- 
dinis  a  circumflexa"  — ,  dass  bei  Annahme  gleicher  Quantität 
eines  langen,  gestossenen  und  geschleiften  Vokals  man  die 
Art  und  Weise  der  Bezeichnung  diphthongischer  Verbindungen 
nicht  gut  versteht.  Der  Dialekt  der  üniversitas  gehört  zu 
denjenigen,  in  w^elcheu  eine  geschleifte  diphthongische  Ver- 
bindung die  Quantität  so  verteilt  hat,  dass  der  Vokal  laug 
(mittelzeitig),  der  Konsonant  dagegen  kurz  ist  (vgl.  Baranowski 
XXIII.  XXVII)  und  nicht,  wie  gewöhnlich,  umgekehrt.  Xun 
bezeichnet  unser  Verfasser  die  Sonanten  in  gurbinu  mtlzlu 
zw'whlis  Ji'ümsztis  ebenso  Avie  in  bcgu  bnfi  usw.,  aber  diejeni- 
gen in  pawksztis  werszis  mlrti  anders  als  in  esqs  pötias  usw. 
und  sagt  auch  ausdrücklich,  dass  solche  ä  {kälha)  usw.  zwar 
lang,  aber  mit  dem  Vokal  in  pönas  usw.  nicht  gleichlang  sind. 
Nach  der  gewöhnlichen  schematischen  Manier  stellt  man  die 
Sache  so  dar:  ein  langer  gestosseuer  Vokal  =  ^'^kj,  ein  (von 
Haus  aus)  langer  geschleifter  =  ^^i,  ein  gestossener  Dii)h- 
thong  ^  d^  w,  ein  geschleifter  Dii)hthong  =  ^  ^l,  bzw.  in 
anderen  Dialekten  =  ^^^  ^.  Das  lässt  sich  mit  dem  System 
der  Üniversitas  nicht  gut  vereinigen;  denn  bezeichnen  wir 
das  i  in  didhis  mit  ^wv^,  das  ir  in  nürfi  mit  ^w  >-,  und  ferner 
das  gestossene  i  in  miniaw  ebenfalls  mit  www,  so  müssen  wir 
folgerichtig  das  ir  in  zwirhlis  als  www  w  ansetzen.  Und  das 
ist  nicht  wahrscheinlich,  wie  es  ebenfalls  unwahrscheinlich 
ist,  dass  —  wenn  das  Ir  in  zw'whUa  =  ^^  ^  ^ ;  und  das  i  in 
miniaw  =  www  sein  sollte  —  der  Verfasser  diesen  Quanti- 
tätsunterschied beider  i  nicht  bemerken  sollte,  da  er  doch 
den  Quantitätsunterschied  des  /  in  didi.si.s  und  in  mnii  klar 
wahrgenommen  hat.  Man  könnte  ja  allerdings  sagen:  in  einem 

1)  Also  /  allein  ^j^. 


Der  litauische  Akzent.  263 

gestossenen  Diphthong  klingt  der  zweite  Komponeiit  schwächer 
(sodass  er  in  vielen  Dialekten  gänzlich  verklingt)  und  nimmt  nicht 
das  Mass  einer  More  ganz  in  Anspruch,  sodass  bei  dreimori- 
ger  Quantität  des  it'  in  zic'whlis  auf  das  i  ungefähr  2^2  More, 
auf  das  r  nur  ungefähr  V2  More  entfällt  und  es  ist  also  be- 
greiflich, dass  unser  Verfasser  den  geringen  Unterschied  des 
i  in  iw'whlis  =  ungefähr  2^2  More  und  desjenigen  in  miniaw 
=  3  Moren  nicht  bemerkt  hat;  während  das  /  in  mirti  ja  nicht 
mehr  als  2  Moren  hat  und  das  r  =  1  More  ist,  folglich  der 
Unterschied  des  i  in  mlrti  =  2  Moren  und  desjenigen  in  didi- 
.sis  ^  0  Moren  recht  bedeutend  war  um  klar  gehört  zu  wer- 
den —  gewiss  könnte  man  das  theoretisch  sagen,  aber  ob  das 
für  den  Dialekt  begründet  wäre,  ist  fraglich. 

Eine  Ungenauigkeit  in  dem  System  unseres  Verfassers 
ist  die  Bezeichnung  auslautender  geschleifter  Diphthonge.  Er 
schreibt  ebenso  dawiäio  dmcey  täy  wie  Tcäs  tax  uicls.  Dass 
die  Quantität  einer  geschleiften  8ilbe  auch  im  Auslaut,  wo 
sie  wohl  etwas  kürzer  ist  als  im  Inlaut  (das  aw  in  dawiäw 
etwas  kürzer  als  dasjenige  in  jaicczm),  doch  nicht  der  Quan- 
tität eines  gestossenen  kurzen  Vokals  -\-  Konsonant  gleich  ist, 
ergibt  sich  aus  dem  verschiedenen  Einfluss  dieser  Silben  aut 
die  Zurückziehung  des  Hochtons  (s.  oben  S.  246  if.).  Übrigens 
war  die  Gefahr  auslautende  geschleifte  Diphthonge  mit  ge- 
stossenen Vokalen  zu  vermischen  gering,  da  ja  bei  den  letzte- 
ren nur  -,s'  in  Betracht  konnnen  kann. 

Die  Betonung  der  Universitas  entspricht  genau  derjeni- 
gen Baranowskis,  die  von  den  Meisten  als  in  ihren  Prinzipien 
richtig  anerkannt,  von  Einigen  auch  praktisch  verwendet 
wurde  ^).  Man  hat  aber  andrerseits  in  letzter  Zeit  empfohlen, 
bei  der  Kurschatschen  Schreibung  zu  bleiben  und  hat  Zweifel 
erhoben,  ob  man  Recht  hat  l>aranowskis  System  auf  das  preus- 
sische  Hochlitauisch  anzuwenden,  vgl.  de  Saussurc  Mem  d.  1. 
S.  d.  1.  VIII  437  A.  und  besonders  Bezzenberger  BB.  XXI 291  ff. 

Bei  der  Moditizierung  des  Kurschatschen  Systems  und 
seiner  Schreibung  handelte  es  sich  bekanntlich  um  die  Fest- 
stellung der  sog.  mittelzeitigen  Quantität  und  um  konsequente 
Bezeichnung  der  gestossenen  Diphthonge  mit  /  a  im  ersten 
Gliede  und  der  geschleiften  Kürzen  i  u. 


1)  Hirts   Schreibung-   (=  derjenigen  Baranowskis   in    Brieten) 
in  seinem  Akzentbuch  ist  allerdings  ein  Zwitterding-. 


264  J.  V.  Roz wado wski, 

Unser  Verfasser,  der  —  man  vergesse  das  nicht  —  einen 
anderen  Dialekt  als  denjenigen  Baranowskis  (Onikszty)  beob- 
achtet hat,  tritt  nun  ganz  auf  seine  Seite. 

1.  Bei  g-estossenen  Diphthongen  bezeiclmet  er  die  ersten 
Komponenten  gleichmässig  durch  Antiquabuchstaben :  i  u  wie  a  e. 

2.  Er  konstatiert  eine  dritte,  sowohl  von  der  g-estossenen 
als  von  der  alten  geschleiften  (d.  h,  nicht  erst  akzentuell  im 
Lit.  gedehnten)  verschiedene  Länge,  die  man  mit  Baranowski 
mittelzeitig  nennt. 

Sehen  Avir  uns  nun  näher  die  Fälle  au.  Mittelzeitigc 
Quantität  haben  erstens  die  ersten  Komponenten  geschleifter 
Diphthonge  ^),   zweitens  die  Vokale  a  e  l  u.     Von  diesen  wird 

a  ausnahmslos  ä  bezeichnet.  Auch  in  den  Fällen,  wo 
Kurschat  als  Ausnahme  ä  nicht  ä  hat,  sieht  man  bei  unserem 
Verfasser  kein  Schwanken.  Er  schreibt  ätminu  äticerm  ina- 
nojo  pamecziaic  prädedu  wie  Aicdäwo  memo  mäsinu  usw.; 
Kurschat  ätmenu  dficerlu  manojo  j^äinecziau  jrradedti,  aber 
Txieläico  müno  niäsinu  usw.  Und  das  wird  von  Bezzenberger 
a.  a.  0.  bestätigt  und  verteidigt.  Die  einzige  Ausnahme  der 
Universitas  ist  häslis  Tfahl',  nicht  häslis  (wohl  Positionslänge). 

e  schwankt.  Einerseits  haben  wir  regiamas  regia,  sese- 
res  seseri  sesuo  seserie\  andrerseits  arelis  deginu  diestls  esti 
giariesnis  giaresne  hartoelis  medis  mes  metas  metay  parszieUs 
senis  seserij  trleczla  loiresnis.  Der  Vokal  e  zeigt  also  deut- 
lich die  Tendenz  bis  zu  der  geschleiften  Länge  gedehnt  zu 
werden.  Man  sieht  noch,  dass  es  ursprünglich  ebenso  überall 
e  hiess  wie  «;  und  dass  die  Tendenz  des  e  zur  vollen  Deh- 
nung ziemlich  jung  ist  und  nur  mit  der  Artikulationsart  zu- 
sammenhängen kann,  wird  bewiesen  durch  giäras-  (zweimal) 
giäro  giäro,  giära  (Neutr.).  Es  heisst  nicht  giäras  usw., 
obwohl  es  aus  geras  entstanden  ist,  das  —  wenn  geblieben  — 
wohl  geras  lauten  würde.  Zwei  Schlüsse  und  nur  diese  sind 
möglich:  entweder  sprach  man  zu  der  Zeit,  als  e  noch  nir- 
gends zu  a  wurde,  überall  e',  oder  zeigte  schon  damals  das 
e  Tendenz  zu  e  gedehnt  zu  werden,  aber  in  den  Fällen  wo 
e  nachträglich  zu  a  wurde,  ist  diese  Tendenz  gehennnt  worden. 

Bei  Kurschat  herrscht  betreffs  der  beiden  Vokale  a  und 
e  beinahe  das  umgekehrte  Verhältnis:  neben  gewöhnlichem  ä 


1)  In  diesem  Dialekt. 


Der  litauische  Akzent.  265 

selten  ä,  aber  iichen  e  zahlreiche  e,  vg-l.  Leskien  bei  Hirt 
Akzent  57  ff. 

Ebenso  verhalten  sich  a  und  e  als  erste  Glieder  geschleif- 
ter Diphthonge.  Das  a  ist  durchweg*  mittelzeitig  ^)  und  wird 
demgemäss  ohne  Ausnahme  ä  geschrieben;  dagegen  einerseits 
dawey  Jiiefei/,  meytielis  smertis  werszis  hremüt  merkiu  rienku 
icelhu  icerl'iu  icerpiu,  ])eijlis  eynu  gieydz'm  lenclii  meldziu 
sergu  (zweimal)  sklerdziu  werziu  —  andrerseits  jey  (D.  f.), 
dicejeys  Jiurieys  paczieys,  eisiu  eidaioaw  lieleywis,  sergu. 
Worüber  uns  oben  giäras  belehrte,  dasselbe  belehrt  uns  hier 
jey  und  die  Instr.  dicejeys  l-urieys  paczieys  aus  jai  dwejais 
usw.  entstanden :    denn  es  heisst  nur  täy,  Tiäysk  usw.  usw.  ^). 

Aus  alledem  folg-t:  von  den  hochbetonten,  ursprünglich 
kurzen  Vokalen  a  e  i  u  im  Inlaut,  welche  unter  dem  Hochton 
gedehnt  w^erden,  aber  nicht  das  Älass  einer  hochbetonten  ur- 
sprünglichen Länge  (gestossen  oder  g-eschleift)  erreichen  und 
nach  der  Darstellung  unseres  Verfassers  auch  qualitativ  von 
solchen  Längen  verschieden  sind,  zeigt  doch  e  deutlich  die 
Tendenz  mit  solcher  alten,  geschleiften  Länge  zusammenzufallen. 

Dadurch  kommen  auch  Kurschat,  Schleicher  und  viele 
Andere  zu  Ehren.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die 
hochbetonten,  inlautenden  a  und  e  —  allerdings  schwankend 
und  nach  Dialekten  variierend  —  im  allg-emeineu  die  Tendenz 
zeigen,  das  Mass  eines  geschleiften,  von  Haus  aus  langen  Vo- 
kals zu  erreichen. 

Fragt  man  aber,  wie  man  nun  einmal  zu  schreiben  hat, 
so  bin  ich  entschieden  dafür  die  von  Baranowski-Weber  ver- 
langte und  angewendete,  konsequente  Bezeichnung  durchzu- 
führen. Nur  mit  Rücksicht  auf,  Schreibgewohnheit  und  die 
Druckereien  würde  ich  vorschlagen,  für  die  geschleiften,  von 
Haus  aus  langen  Vokale  wie  bis  jetzt  das  Zeichen  ~  und  nicht 
^  (üniversitas  und  Barauowski)  anzuwenden.     Also: 

L  gestossene,  lange  Vokale  und  Diphthonge  wie  bis 
jetzt  /:  hegu,  drti,  zicirhJis  usav. 

2.  geschleifte,  von  Haus  aus  lange  Vokale  wie  bis  jetzt 
~ :  pönas  usw. 

3.  inlautende,  hochbetonte  a  e  i  u  mit  der  üniversitas 
V,  was  in  Bezug  auf  i  u  vollständig,   in  Bezug  auf  a  e  z.  T. 

1)  Ich  behalte  den  Ausdruck  ohne  damit  ein  genaues  Moreu- 
mass  angeben  zvi  wollen. 

2)  Und  nie  täy  usw. 

IndogermaTiische  Forscliuiiscn  VII  3  u.  4.  18 


266  J.  \.  R 0 z A\' ;i(l o -w s k i , 

mit  Kurschat  übcieinstinmit,  also:  äriamas  Jdehhco  Jtül!ali>i 
icdl'aras  äticeriu  prädeclu  erelis  seseri  metas  medis  usw.  \). 

4.  auslautende,  gestossene  Kürzen  wie  bis  jetzt  \,  aber 
um  Verweclislung-  mit  3.  zu  vermeiden,  könnte  man  in  sprach- 
wissenschaftlichen Werken  der  Deutlichkeit  halber  auch  w 
anwenden,  da  dieses  serbische  Zeichen  genau  dasselbe  besagt. 

Alles  das  natiiilich  nur  für  die  sowieso  etwas  künstliche 
Schriftsprache,  wie  dieselbe  auch  in  der  Regel  in  sprachwiss. 
Handbüchern  verwendet  wird.  Bei  der  Darstellung  der  Dia- 
lekte hat  man  eben  durch  das  Adoptieren  des  Zeichens  v  für 
alle  inlautenden  hochbetonten  ursprünglich  kurzen  Vokale  das 
]\Iiitel  eine  unter  denselben  Bedingungen  erscheinende  Länge 
einfach  und  deutlich  darzustellen,  indem  man  -  schreibt.  Für 
ausgesprochene  inlautende  Kürzen  unter  dem  Hochton  kann 
man  i^  verwenden. 

"Wer  Kurschats  Schreibung  in  allen  Stücken  behalten 
will,  der  kann  es  ja  thun,  da  kein  Widerspruch  entsteht,  aber 
er  muss  sich  sagen  lassen,  dass  er  zwar  eine  nach  Lauten 
und  Formen  normierte,  aber  nach  Akzenten  und  Quantitäten 
lokale  Sprache  schreibt, 

Dass  man  gutes  Recht  hat  die  hochbetonten  inlautenden 
a  ein  zusammenzufassen,  ergibt  sich  übrigens  aus  der  inter- 
essanten Hochtonzurückziehung  der  üniversitas.  Aus  dersel- 
ben lernen  wir  durch  objektive,  in  der  Sprache  einfach  vor- 
liegenden Thatsachen  dasselbe  kennen,  was  unser  Verfasser, 
Baranowski  u.  a.  durch  subjektive  Beobachtung  festgestellt 
haben,  nämlich  die  sog.  mittelzeitigen  Vokale.  Die  Regeln 
dieser  Akzentzurückziehung  sind  ol)en  gegeben  worden.  Aus 
denselben  geht  mit  nichts  zu  wünschen  übrig  lassender  Klar- 
heit hervor,  dass  alle  vier  Vokale  a  e  i  u  in  Bezug  auf  Quan- 
tität und  Betonung  ursi)rünglich  Hand  in  Hand  gingen,  was 
z.  T.  auch  heute  noch  der  Fall  ist.  A\'enn  man  also  diesel- 
ben unter  dem  Hochton  einheitlich  bezeichnet,  so  wird  dadurch 
weder  historisch  falsche  Vorstellung  geweckt,  noch  einer  laut- 
lich falschen  Auflassung  Vorschub  geleistet:  man  gibt  nur  der 
Thatsache  Ausdruck,  dass  diese  Vokale  grundsätzlich  weder 
so  kurz  als  eine  gestossenc  Kürze,  noch  so  lang  als  eine  ge- 
schleifte oder  gestossenc  Länge  sind.     S.  darüber  noch  unten 

1)  In  Diplitliongen  je  nach  Dialekt:  />«j;A:*'z/is,  mirü  usw. 
oder  paükszfin,  miHi  usw. 


Der  litauische  Alvzent.  267 

(das  Verhalten  der  Dialekte  mit  Barjtonesis  den  ursprüng-licli 
unbetonten  a  e  i  u  gegenüber^ 

A  n  li  a  n  g. 

Ich  hal)e  oben  überall  von  einer  Hochton -Z  iir tick zi  e- 
h  u  n  g-  in  dem  Dialekt  der  Universitas  gesprochen,  indem  ich 
die  Erscheinung  vom  Standpunkte  der  hochlitauischen  Beto- 
nung formulierte.  Um  nicht  falsch  verstanden  zu  werden, 
füge  ich  Folgendes  hinzu.  Der  Ausdruck  ^Hochtonzurück- 
ziehimg'  ist  zunächst  nur  der  Kürze  halber  gewählt  worden 
und  soll  derselbe  nicht  zugleich  die  Behauptung  involvieren, 
dass  die  Betonung  der  lit.  Schriftsprache  (d,  h.  des  preussi- 
schen  Südlitauischen)  älter  und  ursprünglicher  ist  als  diejenige 
der  Universitas.  Denn  das  ist  eine  Frage  für  sich,  zu  deren 
sicherer  Entscheidung  vor  Allem  genaue  Kenntnis  der  Beto- 
nung litauischer  Dialekte  nötig  ist\).  Dazu  muss  dann  natür- 
lich eine  Vergleichung  mit  dem  Lettischen,  und  weiterhin 
Slavischen  usw.  hinzutreten.  Doch  ist  schon  jetzt  wahrschein- 
lich, dass  die  Betonung  der  Universitas  eine  ältere  Phase  dar- 
stellt als  diejenige  des  Scliriftlitauischeu.  Man  Ijraucht  nur 
einen  Blick  auf  die  Paradigmata  zu  werfen,  deren  bunte  Man- 
nigfaltigkeit in  Bezug  auf  die  Ilochtoustelle  in  unserem  Dia- 
lekt so  bedeutend  vereinfacht  wird.  Der  von  F.  de  Saussurc 
in  seiner  gewohnten,  bewunderungswürdigen  Weise  theoretisch 
erschlossene  Zustand  der  lit.  Betonung  (IF.  VI  Anz.  157  ff.) 
liegt  in  unserem  Dialekt  z.  T.  thatsächlich  vor.  Zugleich 
gibt  aber  die  Betonung  der  Universitas  wertvolle  Direktiven 
zum  Verständnis  der  Geschichte  der  lit.  Akzentbeweguug. 

Geht  man  aus  von  dem  urlit.  Zustand,  wo  der  Hoehton 
von  der  ersten,  geschleiften  Silbe  eines  Wortes  noch  nicht  auf 
die  nächstfolgende,  gestossene  gerückt  ist  (de  Saussure),  so 
sieht  man 

1)  dass,  wenn  diese  gestossene  Silbe  nicht  zugleich  aus- 
lautend war,  der  Hochton  seinen  Sitz  auf  dem  ganzen  Sprachge- 
biet geändert  hat,  denn  die  Betonung  Hcülcijti  scheint  nirgends 
vorzukommen.      Und    zwar    erfolgte    diese    Akzentvorrückung 

1)  Übrig'ens  nicht  blos  in  Bezug-  auf  die  HochtonstcUe.  Eine 
historische  Würdigung-  der  lit.  Akzentqualitäten  ist  ebenso  ohne 
Heranziehung-  der  Dialekte  nicht  mög-lich.  Man  beachte  nur  die 
wichtig-en  Mitteilungen  Jaunys  über  die  zemaitische  Betonung-  (drei 
Akzentqualitcäten  usw.). 


2G8  J.  V.  R  ozwado  Nvski, 

oliiie  Rücksicht  darauf,  ob  die  erste  (hocbbetoiitc,  gcscbleifte) 
Silbe  von  Haus   aus  lang  oder  kurz  war:    laikijti  wie  gesytL 

2)  Für  zweisilbige  Wortformen  (die  gestosscue  Silbe  also 
auslautend)  hat  man  zwischen  geschleifter  a)  von  Haus  aus 
langer  und  b)  von  Haus  aus  kurzer  (also  mit  a  e  i  u)  Silbe 
zu  unterscheiden.  Und  zwar  ist  wabrscheinlich,  dass  in  dem 
Fall  b)  der  Hochton  wiederum  auf  dem  ganzen  Spracligebiet 
(urlit.)  von  der  ersten  auf  die  zweite  Silbe  gewandert  hat. 
Dagegen  in  dem  Fall  a)  erfolgte  die  Hochtonvorrückung  nur 
dialektisch.  Es  ist  klar,  dass  der  Grund  davon  in  der  Au?;- 
lautsverkürzung  zu  suchen  ist,  wird  übrigens  bewiesen  durch 
greitöji  überall,  aber  grelfa  und  greif ä^).  Warum  ich  für  den 
Fall  2  a  nur  dialektische,  für  den  Fall  2  b  dagegen  allgemeinlit. 
Hochtonvorrückung  annehme,  ergibt  sich  aus  einer  flüchtigen 
Betrachtung  der  lit.  Dialekte.  In  Bezug  auf  2  a  zerfallen  die- 
selben in  a)  solche,  -welche  den  Hochton  auf  der  zweiten 
(Schluss-)Silbe  haben.  So  das  Schriftlit.  und  der  griisste  Teil 
des  preussischen  Lit.,  die  zemaitischen  Mundarten  des  Kreises 
Rossieny,  in  der  Hauptsache  auch  Godlewa,  Onikszty  usw. 
b)  solche,  welche  den  Hochton  einmal  ebenfalls  auf  der  zwei- 
ten Silbe  hatten,  aber  mit  allgemeiner  Barytonesis  auch  den- 
sell)en  zurückgezogen  haben.  So  die  nördlichen  zemaitischen 
Mundarten,  in  welchen  einem  alten  geschleiften  Hochton  regel- 
mässig der  steigend -fallende  Akzent  entspricht  (Bezeichnung 
nach  Jaunys  "),  aber  der  in  Rede  stehende  Hochton  steigend 
ist  (=  geschleift,  nicht  historisch  sondern  dem  Wesen  nach). 
Also  Akk.  zeima,  deina  =  zemq  detiq,  aber  N.  zelma,  deina 
=  zemä,  denä  (so  in  dem  Dialekt  von  Dorbiany).  Hierher 
scheinen  auch  die  Dialekte  von  Szawle,  Szadow-Poniewiez  zu 
gehören,  c)  Solche,  welche  den  Hochtou  auf  der  ersten  Silbe 
haben  und  unterscheidet  sich  dieser  Hochton  durch  nichts  von 
einer  alten,  geschleiften  Hochtonsilbe.  So  der  Dialekt  der 
Universitas  und  derjenige  von  Worniany  (etwa  eine  Meile 
südlich  von  Radziwiliszki,  Proben  bei  Wolter  Dauksa  13G  tf. 
Ha  und  Hl  1 — 10).  In  diesem  Dialekt  heisst  es:  randu  = 
randü,  pcd'eld  =  palekl,  uTilcsti  =  anl:sti,  untr'i  =  antri, 
icaikus  =  icailiis,  alni  =  eint. 

In  Bezug  auf  2  b  zerfallen  die  lit.  Dialekte  in  a)  solche, 

1)  Also  überall  laikyti  \\  f/esf/ti,  ebenso  greitöji  \\  geröji,  ebenso 
überall  norh  gcrü,  aber  greitä  neben  grelfa. 


Der  litauische  Akzent.  269 

welche  den  Hocliton  auf  der  zweiten  Silbe  haben.  So  Hoch- 
litauisch,  Kreis  Rossieny,  Uuiversitas,  Worniany  {clware,  Akk. 
7nani,  pati  nsw.l,  Onikszty,  Godlewa  usw.,  also  der  g-rösste 
Teil  des  ganzen  Sprachgebietes;  b)  solche,  welche  den  Höch- 
ton  jetzt  auf  der  ersten  Silbe  haben,  aber  der  hochbetonte 
Vokal  ist  kurz,  während  bei  altem  Hochton  ein  solcher  Vokal 
{a  e  i  u)  lang-  bzw.  mittelzeitig-  ist.  Also  hatten  auch  diese 
Dialekte  den  Hochton  ursprünglich  auf  der  zweiten  Silbe.  Zu 
diesen  Dialekten  gehören:  Szawlc,  Szadower  Kirchspiel,  der 
ostlitauische  Dialekt  Olechnowiczs,  wahrscheinlich  auch  die 
nördlichen  zemaitischen  Dialekte.  Vgl.  tür  Szadow  (Wolter 
a.  a.  0.  II  ß,  Koucewicz  MLLG.):  clväri  =  clware,  mäni  = 
mani,  päth  =  jmü,  täici  =  fafcl,  pani  =  panä'^  aber  pa- 
mdte  =  pamäte,  scika  =  säko,  icdkar  =  icäkar,  und  so  auch 
wo  im  Hochlit.  der  Vokal  kurz  ist:  mäna,  tdwa  =^  mdno, 
täfco,  päjeme  =  päeme,  südege  =  südege,  uzdegf  =  uzdegti. 
Für  Olechnowicz:  N.  Sg.,  A.  PI.  alds,  äwis  =  al-ls,  awls-^ 
toU'i,  iDisus,  wisa,  tclsos  =  ivisi,  tcisüs,  wisä,  wisös\  aber  N. 
PI.  äli-iSy  äicis  =  ähys,  äwijs\  Neutr.  iinsa.,  iviso,  A.  m.  w/sa, 
A.  f.  ictsti  =  icisa,  iclso,  wisq  usw.  Für  Szawle :  päti,  päcze 
=  pati,  pacziä,  aber  pdcze,  pdti,  pdts,  pdtis  =  päczia.,  päti, 
jpäts,  pätys',  dMs  =  aMs,  aber  dki  =  «A'?';  medzlus  =  med- 
zitis,  aber  medzei  =  medzlai;  rdtus  =  ratüs,  aber  rätas,  rd- 
tai  =  rätas,  rätai\  gäle  =  gale,  aber  gdla,  gdlq  =  gdlo,  gdUi 
usw.;  derselbe  Unterschied  auch  in  anderen  Fällen  der  Hoch- 
tonzurückziehung z.  B.  seserims  =  seserims,  aber  A.  seseris 
=  .s-eseris-^  dkise  =  akyse  usw.  Nur  zeigt  der  letztgenannte 
Dialekt  z.  T.  Zusammenfall  von  ursprünglich  betonten  und 
ursprünglich  unbetonten  /  ti,  z.  B.  iijJes  ==  üpes  und  ujje-s', 
drähuz'ms  =  drahuziüs  und  drahüzeis  =  drahüziais;  aber  oft 
g-enug  werden  ursprünglich  hochbetonte  i  u  von  Szliupas  /  ü 
g-eschrieben. 

Die  letztgenannten  Dialekte  zeigen  verschiedene  Stufen 
bis  zur  allg-eraein  durchgeführten  P)arytonesis  der  Nord-West- 
Dialekte,  so  z.  B.  betreffs  zweisilbiger  Wortformen  mit  geschleif- 
ter Endsilbe.  Die  Schwankungen  sind  sehr  bedeutend  und 
selten  lässt  sich  ein  Prinzip  ausfindig  machen,  umsomehr  als 
die  Art  und  Weise  dialektischer  Auizeichnungen  es  meistens 
mit  sich  bringt,  dass  der  Satzakzent  kaum  berücksichtigt  wird 
(bei  den  meisten  Aufzeichnungen  wird  erst  nachträglich  Wort 


270  0.  Böhtlingk, 

für  Wort  der  Akzent  bezeichnet).  Von  welcher  Bedentung-  aber 
die  Satzrliytbmik  ist,  sieht  man  schon  aus  Szliupas'  Diak'kt- 
probc  von  Szawle.  Hier  sieht  man  z.  T.  das  Prinzip:  es  heisst 
1)  pati  aber  ir  pati,  meines  aber  ant  manes,  zinau  aber  ne 
zinaü\  ebenso  wenn  2)  die  Enklitik  rückwärts  steht:  dähar 
aber  dcibärgi,  jpä.skui  aber  paskuigi,  zinai  aber  zina'tgi\  vgl. 
ferner  3)  to  ho  nämie  {nepalikau)  aber  Jiunii  namie  .  .  .,  kad 
huioaü  jduns  aber  jdu7is  hiiicati,  lähai  aber  lahai  töU,  töU  aber 
mergdtes  toll  nuplai'iks,  lahai  drti  aber  ai^ti  u.  dgl.  Alles 
das  bedarf  erst  einer  umfassenden  Untersuchung. 

Krakau.  J.  v.  Rozwadowski. 


Sprachliche  Miuutieu. 


1 .     A  b  s  c  h  a  c  h. 

Nach  Grimm:  "gebildet  icie  abweg,  ah  dem,  schacli  sein" 
mit  dem  einzigen  Belege  aus  Nathan  dem  Weisen: 
Sittah.     So  bleibt  es?  Nun  dann  Seliach  und  doppelt  Schach I 
Saladin.  Nun  freilich,  dieses  Alischach  hab  ich  nicht 
Gesehn,  das  meine  Königin  zugleich 
Mit  niederwirft. 

Sanders:  "Aberschach,  Abschach"  ohne  Erklärung  mit 
Verweisung  auf  dasselbe,  später  bei  ibm  nachfolgende  Zitat. 
Dadurch,  dass  er  im  Zitat  das  Wort  d  o  p  p  e  1 1  gesperrt  auf- 
fübrt,  gibt  er  zu  erkennen,  dass  er  Abschach  richtiger  als 
Grimm  verstanden  hat.  Lessing,  der  das  Wort,  wie  Grimm 
sagt,  nacb  Abweg  (auch  Abart  hätte  erwähnt  werden  kön- 
nen) gebildet  hat,  versteht  darunter  ein  abseitsliegendes,  zwei- 
tes, minderwichtiges,  ein  der  Königin  geltendes  Schach. 

2.  B  0  c  k  s  b  e  u  t  e  1. 
Die  Bedeutungen  "scrotum  capri,  Flasche  des  Stein- 
uud  Leistenweins  und  dieser  Wein  selbst"  bedürfen  keiner 
Erklärung,  wohl  aber  die  Bedeutung  "steif  bewahrter  Brauch, 
alter  Schlendrian  usw."  In  diesem  Falle  soll  das  Wort  nicht 
Bocksbeutel  =  scrotum  capri  sein,  sondern  aus  dem  nieder- 
deutschen booksbüdel  =  Buchl)cutel  entstanden  sein.  In  die- 
sen Beuteln  sollen  ehemals  nicht  nur  die  Gesangbücher  ge- 
tragen,   sondern    vielleicht    auch    die  Statutenbücher  verwahrt 


Sprachliche  Miuutien.  271 

worden  sein.  So  Adelung-;  ihm  stimmen  Sanders  und  Kluge 
bei,  während  Grimm  diese  Deutung-  verwirft,  ohne  eine  andere 
an  die  Stelle  zu  setzen.  Auffallend  ist  aber,  dass  schon  Lau- 
remberg-,  der  um  die  Mitte  des  17.  Jahrh.  seine  plattdeutschen 
Satiren  schrieb,  in  dieser  Bedeutung-,  wie  ich  aus  einem  Zitat 
bei  Sanders  ersehe,  nicht  etwa  Books-Büel,  sondern  Bocks-BUel 
verwendet.  So  weit  ich  sehen  kann,  ist  die  Zusammensetzung 
mit  'Bock'  älter  als  die  mit  'Buch'.  Nun  will  ich  ja  g-ern  ein- 
räumen, dass  die  aus  der  Mode  gekommenen  Beutel  der  Frauen 
und  Ratsherren  die  Veranlassung  zu  der  übertrag:enen  Bedeu- 
tung- gegeben  haben;  es  können  aber  die  unförndichen  Beutel 
von  Anfang  an  so  gut  wie  die  Würzburger  Flaschen  an  das 
auffallende  und  unförndiche  scrotum  capri  erinnert  haben  und 
mit  dem  entsprechenden  deutschen  Worte  so  benannt  worden 
sein.  Nach  meinem  Dafürhalten  würde  demnach  nicht  Bocks- 
Büel,  sondern  Books-Büel  eine  volksetymologische  Deutung* 
sein.  Das  Anstandsgefühl  könnte  hierbei  auch  vielleicht  mit- 
gewirkt haben. 

Schliesslich  muss  noch  eine  Bedeutung-,  die  Grimm  vermu- 
tungsweise aufstellt,  aus  der  Welt  geschafft  werden,  da  sie 
auf  einem  Missverständuis  beruht.  Im  Wörterbuch  wird  gesagt: 
"dann  wol  auch  der  name  einer  parasitischen  pflanze,  e])i- 
dendron  (»der  orchis: 

an  unsern  eichen  hängt 

bocksbeutel  aufgehangen.     Claudius  I  49." 

Das  Zitat  ist,  wie  wir  sogleich  sehen  werden,  ungenau 
und  aus  dem  Zusammenhange  gerissen.  Sauders  macht  sich 
über  die  parasitische  Pflanze  lustig,  bringt  das  Zitat  in  der- 
selben Form  wie  Grimm  und  sagt,  dass  hier  unter  Bocksbeutel 
der  sogenannte  Stein-  oder  Leistenwein  in  Flaschen,  die  dem 
'Buchbeutel'  (oder  Bocks-B.?  —  bei  Spate  =  Hodensack  eines 
Bockes  — )  ähnlich  sehen,  gemeint  sei.  Ehe  man  einen  Grimm 
dem  Gelächter  preisgibt,  muss  man  sich  selbst  erst  weiter 
umsehen.  In  meiner  Ausgabe  des  Claudius,  wohl  der  ersten 
(ohne  Jahreszahl  und  ohne  Ortsangabe),  lautet  die  vollständige 
Strophe  auf  S.  77: 

Die  Mode,  welche  Städter  zwängt, 
Ist  hier  gehasst,  wie  Schlangen, 
Und  hoch  an  unsern  Eichen  hängt 
Bocks-Beutel  autVehangen. 


272  0.  Böhtling-k, 

Hätte  Sanders  nicht  von  Grimm  abgeschrieben,  sondern 
selbst  l)ei  Claudius  naoh<>osehcn,  so  hätte  er  die,  das  Metrum 
herstellenden  Worte  'und  hoch'  entdeckt  und  sich  iil)erzeugt, 
dass  Steinwein,  hocli  an  Eichen  hängend,  nicht  gerade  zum 
Gemiss  desselben  autfordert.  Den  Sinn  erräth  wohl  Jeder, 
dem  die  ganze  Strophe  vorliegt,  Claudius  beschreibt  sein 
liebes  Wandsbeck  und  rühmt  an  diesem,  dass  die  Mode,  welche 
Städter  zwängt,  hier  als  Bocksbeutel,  d.  h.  als  lächerlich  und 
für  immer  abg-ethan,  hoch  an  seinen  Eichen  aufgehängt  wor- 
den ist. 

3.     E  r  d  b  e  e  r  e. 

Kluge  meint,  Erdbeere  sei  vielleicht  nicht  eigentlich  mit 
Erde  zusammengesetzt,  sondern  mit  asächs.  erda  'Bienenkraut, 
Melisse';  das  schwed.  jordhär  spreche  jedoch  für  Zusammen- 
setzung mit  Erde.  Für  Letzteres  spricht  auch  der  schon  in 
Grimms  Wörterbuche  angeführte  russische  Name  der  Erd- 
beere, nämlich  zemljanika  von  zemlja  'Erde'.  Weshalb  die 
Frucht  so  genannt  worden  ist,  hat  schon  Adelung  erkannt. 
Er  sagt:  "die  Pflanze  bleibt  niedrig,  und  ihre  Beeren  wachsen 
nahe  an  der  Erde."  Die  reifen  Früchte  liegen  bekanntlich 
oft  geradezu  auf  dem  Erdboden.  Heide!-  und  Prcisselbeeren 
neigen  sich  nicht  in  der  Weise  zur  Erde. 

4.     Obst. 

Bei  Kluge  vermisse  ich  eine  Verweisung  auf  die  ent- 
sprechenden slavischeu  Namen  für  Obst.  Im  Grimmschen 
Wörterbuche  hat  von  Lexer  ausfülirlich  das  pro  und  contra 
der  Entlehnung  ))esprochen  und  sich  zuletzt  mit  Miklosich  für 
die  Entlehnung  des  kirclienslav.  oico-sfi  aus  dem  Germanischen 
entschieden.  Für  owosti  kennt  man  keine  Etymologie,  und 
die  Etymologien  für  Obst,  obez,  oba.s  sind  sehr  unsicher. 

5.  S  a  m  m  e  t,  S  a  m  t. 
Kluge  führt  wie  seine  Vorgänger  das  Wort  auf  nigriech. 
^Edmiov  zurück,  was  ohne  Zweifel  richtig  ist.  Nun  fügt  er 
aber  hinzu:  "das  mgriech.  Wort  wird  auf  arab.  srimi  'syrischer 
Stoff'  zurückgeführt,  woher  auch  asp.  .rame."  Hiernach  wäre 
eEdiaiTOV  'sechsfädig'  ein  durch  den  Volksmund  griechisch  zu- 
gestutztes Fremdwort.  Dieses  zu  bezweifeln  gestatte  ich  mir. 
da  die  über  die  Anfertigung   von  Sannnct  handelnden  Bücher 


Spracliliohe  Miiuitien.  273 

und  Artikel  von  sechsdrähtigem  und  sechshaarig em  Saraniet  zu 
berichten  wissen.  Dass  etwa  der  A^olksmund  mit  eEdiuitov 
dasselbe  Glück  wie  mit  Hängematte  g-ehabt  haben  sollte, 
erscheint  mir  nicht  sehr  Avahrscheinlich. 

6.     S  c  h  e  1 1  f  i  s  e  h. 

Nach  Adelung-  soll  der  Fisch  ohne  Zweifel  von  seinen 
y.^^ar  kleinen,  aber  sehr  dichten  Schuppen,  von  dem  nieders. 
Schelle,  die  Scholle,  und  eng-l.  scale  seinen  Namen  haben; 
nach  Weigand  davon,  dass  er  sich  hauptsächlich  von  Schal- 
tieren, Krebsen,  JMuseheln  (altnord.  sJcel)  nährt.  Im  Grimm- 
schen Wörterbuche  werden  beide  Erklärungen  nacheinander 
aufg-etuhrt,  ohne  dass  man  sich  für  das  Eine  oder  das  Andere 
entschiede.  Der  zweiten  Erklärung  schliessen  sich  Sanders 
und  Klug-e  an;  dieser  jedoch  mit  einem  Fragezeichen.  Mir 
will  keine  der  beiden  Erklärungen  zusagen.  Nach  der  ersten 
Erklärung  Avürde  der  Name,  da  in  demselben  nichts  von  klei- 
nen, sehr  dichten  Schuppen  enthalten  ist,  auf  alle  Fische  mit 
Schuppen  passen.  Gegen  die  zweite  Erklärung  ist  einzuwen- 
den, dass  Schale  noch  nicht  Schaltier  ist,  und  dann,  dass 
Schaltierfisch  noch  kein  Schaltiere  fressender  Fisch  ist.  Auf 
eine  andere  Deutung  des  Namens  bringt  mich  ein  russischer 
Name  des  Fisches,  nämlich  sloistaja  treslri  d.  i.  aus  Schich- 
ten bestehender,  blätteriger  Kabeljau;  und  allerdings  blättert 
oder  schält  sich  das  Fleisch  bei  diesem  Fische  autfallender 
als  bei  andern.  In  Brockhaus'  Konversations -Lexikon  lesen 
wir  unter  Schelltische:  "Sie  liefern  ein  weisses,  leicht  in  La- 
gen trennbares  —  Fleisch".  Das  Wort  Schellfisch  stammt, 
wie  allgemein  angenommen  wird,  aus  dem  Niederdeutschen, 
und  hier  finden  wir  schellen  für  schälen. 

Gar  wunderlich  erscheint  unser  Schellfisch  in  französi- 
schem Gewände.  Professor  Hugo  Schuchardt,  von  dem  ich 
mir  eine  Aufklärung  darüber  erbat,  hatte  die  Freundlichkeit 
mir  das  folgende  mitzuteilen:  "Da  der  Schellfisch  in  der  Nord- 
see zu  Hause  ist,  so  wird  die  Herkunft  einer  romanischen 
Bezeichnung  für  ihn  aus  einer  der  germanischen  Sprachen 
sehr  wahrscheinlich  sein.  Das  germ.  dorsch  usw.  geht  von 
Russland  bis  Spanien:  treska  —  truchuela.  In  dcrThat  leitet 
Ch.  Joret  Romania  IX  (1880),  S.  125  franz.  aigreßn,  ai- 
glefin  vom  ndid.  scelfischab,    besser  wäre  gewesen  vom  holl. 


274  O.  Bölitlinj;-k, 

schelvisch]  eine  mittlere  Form  esclefin  zitiert  er  aus  Sclieler. 
Ich  s^cliiaiie  in  dessen  Dietioiinairc  (retyniologic  francaise  von 
1873  (es  ist  die  erste  Ausgabe)  nach,  und  da  heisst  es:  'Dans 
le  Gesprächbücblein  du  XIV®  siecle  public  par  Iloffniann  von 
Fallersleben  (Horae  bclgicae  IX),  je  trouve  escleßn  traduit  ])ar 
scelfi'.sch;  cela  met  sur  la  voie  de  retyniologic'.  Dazu  passt 
nun  treflflich  die  Form  equelßn,  die  Eug-.  Rolland  Faune  po- 
pulaire  de  la  France  III  (1881),  S.  113  aus  dem  R(tuchi  an- 
führt." 

Aus  Pierers  Universal-Lexikon  ersehe  ich,  dass  der  Schell- 
fisch (im  eng-eren  Sinne)  unter  dem  Namen  Aiglefin  in  den 
Handel  kommt.  Sein  systematischer  Name  ist  Gadus  aegle- 
finus  (aeglesinus  im  Grimmschen  Wörterbuch  ist  ein  Versehen), 
den  ihm  nicht  Liune,  sondern  der  Schweizer  Gesner  gege- 
ben hat. 

7.     Umgekehrt  wird  ein  Schuh  daraus. 

In  Gustav  Wustmanns  Neubearbeitung  von  Borchardts 
"Die  s[)richwörtlichen  Redensarten  im  deutschen  Volksmnnde 
nach  Sinn  und  Ursprung  erläutert"  heisst  es  in  der  5.  Autlage 
S.  482  von  dieser  Redensart:  "So  sagt  man  im  Scherze, 
wenn  einer  gerade  auf  die  entgegengesetzte  Weise  anfängt, 
als  es  richtig  wäre,  also  verkehrt.  Wirklich  hat  man  geglaubt, 
die  Redensart  stamme  von  einem  Si)iele,  wo  es  gelte,  die 
AV^orte  umzudi'chcn:  aus  Husch  wird  umgekehrt  Schuh  usw., 
vgl.  Müller  in  Lyons  Zeitschrift  V  172.  Das  heisst  die  Haupt- 
sache der  Redensart,  das  Umgelehrfe,  völlig  verkennen  und 
auf  den  ganz  zufälligen  Schuh  zu  viel  Gewicht  legen.  Die 
Worte  'wird  ein  Schuh  draus'  sind  weiter  nichts  als  ein 
scherzhafter  Zusatz  nach  Art  der  apologetischen  Sj)rich Wörter. 
Der  Witz  ist  aber  alt;  in  dem  niederdeutschen  satirischen 
Spiel  vom  Bauern  Claus  sagt  dieser  (V.  374):  'Her  fiscal, 
keret  dat  unnne.  so  wert  it  en  got  scho' ". 

i\Iit  dieser  Redensart  verhält  es  sich  doch  anders.  Die 
Worte  'wird  ein  Schuh  daraus'  sind  kein  scherzhafter  Zusatz, 
sondern  bilden  einen  notwendigen  Bestandteil  der  Redensart. 
In  Rierers  Universal-Lexikon  f4,  Aufiagc)  lesen  wir  unter 
'Schuh'  S.  440  unten:  "Nach  der  Art  wie  die  Sohlen  aufge- 
näht sind,  hat  man  ausser  den  Rand-  oder  Rahmenschuhen 
umgewendete  Schuhe  (Sozictäts-,  Gesellschaftsschuhe),  bei  wel- 


Spraclilii-hc  Minuticn.  275- 

chen  das  Oberleder  so  auf  die  Sohle  g-enäht  wird,  dass  anfangs 
die  innere  Sohle  auswendig-  liegt,  und  erst  nach  dem  Annähen 
der  Sohle  wird  der  Schuh  umgewendet,  was  aber  nur  bei 
dünnen  Sohlen  möglich  ist."  Aus  meiner  Kinderzeit  erinnere 
ich  mich,  dass  Damen  seidene  Bailschuhe  auf  diese  Weise 
selbst  sich  nähten.  Ein  solches  Nähwerk  gestaltet  sieh  dem- 
nach erst  dann  zu  einem  Schuh,  wenn  es  umgewendet  oder 
umgelcehrt  worden  ist. 

8.     Vater  und   Mutter. 

Im  PW.  habe  ich  in  einer  Note  zu  mätar  die  Vermutung- 
aupg-esprochen,  dass  die  ersten  Silben  der  beiden  Worte  Natur- 
laute gewesen  seien  und  als  solche  schon  Vater  und  Mutter 
bezeichnet  hätten,  und  dass  erst  später  das  Suilfix  angetreten 
sei.  Delbrück  ist  geneigt  diesem  beizustimmen ;  vgl.  'Die 
Indog-ermanischen  Verwandtschaftsnamen'  S.  69  fg.  Auch  Brug- 
mann  verhält  sich  nicht  al)lehnend  dagegen,  wie  ich  aus  einer 
mündliehen  Äusserung-  ersehen  habe.  Vgl.  auch  Kluge  unter 
'Vater',  Der  Naturlaut  für  Vater  könnte  pd,  vielleicht  aber 
auch  pa  gewesen  sein,  aber  für  Mütter  sicher  mä.  Das  9 
oder  a  musste,  da  das  Sanskrit  und  das  Altpersische  keine 
Nomina  agentis  auf  citar,  wohl  aber  auf  itar  kennt,  in  diesen 
Sprachen  in  i  übergehen,  während  Griechisch,  Lateinisch  und 
Gotisch  hier  kurzes  a  entwickelten  oder  beibehielten.  Wenn 
meine  Vermutung-  über  den  Ursprung  der  Worte  für  Vater 
und  Mutter  zutreffen  sollte,  würden  pd  (respekt.  jm)  und  mä 
die  ältesten  Zeugen  sein  für  die  Ditferenzierung  der  beiden 
Geschlechter  mittels  der  Länge  im  Femininum. 

Bei  dieser  Gelegenheit  gestatte  ich  mir  ein  beim  ersten 
Anblick  gar  wunderlich  erscheinendes  Verhältnis  zwischen 
Vater  und  ^lutter  mitzuteilen.  In  Friedrich  von  Adelungs 
"Kritisch-literarische  Übersicht  der  Reisenden  nach  Russland 
bis  1700  usw."  wird  Bd.  IL  S.  79  aus  Conrad  Bussows^)  "Ver- 
wirrter Zustand  des  Russischen  Reichs  unter  Regierung  derer 
Czaren,  Fedor  Ivanoviz,  Boris  (Judcnow,  und  sonderlich  derer 
Demetriorum  usw."  folgender  Passus  mitgeteilt:  "Er  (d.  i.  der 
erste  falsche  Demetrius)  Hess  aufm  Schlosse  bey  der  Jerusale- 
mischen Pforte    gegen    den  Kyrili  Monastyr   über   scheine  Ge- 


1)  Bussow  hielt  sich  von  1601 — 1613  in  Paissland  auf. 


276  Gustaf  Kossinna, 

iiiäclier  von  neuen  aufsetzen,  nennetc  dieselbigen  seiner  [an- 
geblichen] Mutter  Vater".  Hierzu  eine  Note  Adelung-s:  ''Es 
fällt  in  die  Augen,  dass  diess  ein  Schreibfehler  ist,  den  ich 
aber  nicht  zu  verbessern  weiss.  Sollte  es  vielleicht  heissen: 
seiner  Mutter  Veste?".  Das  Rätsel  löst  sich  auf  eine  an- 
dere Weise  auf.  Bussow  hat  das  von  ihm  nicht  verstandene 
fatera,  wie  der  gemeine  Mann  auch  noch  heut  zu  Tage  für 
Icwartira  'Quartier,  Wohnung'  spricht,  durch  Vater  wieder- 
gegeben und  über  diese  sonderbare  Bezeichnung  der  Gemächer 
wohl  innerlich  gelächelt.  Bussow  hat  auch  andere  russische 
Worte  oft  bis  zur  Unkenntlichkeit  verstümmelt,  so  heisst  z.  B. 
bei  ihm  Lohnoje  mesfo,  das  ein  Neutrum  ist,  die  'Laul)na- 
meest';  s.  ebenda  S.  78. 

Leipzig.  0.  Böhtlingk. 


Die  ethnologische  Stellung  der  Ostgermanen. 


^^'ährend  lange  Zeit  Müllenhoffs  Zweiteilung  der  Urger- 
manen in  Ost-  und  Westgermanen  unbestrittene  Geltung  hatte, 
trotzdem  Förstemann  (KZ.  XVIII  163  f.  1869;  Gesch.  d.  d. 
Sprachst.  II  247  f.  1875)  und  dann  Bezzenberger  (Gott.  gel. 
Nachr.  1880,  152  if.)  an  der  Schleicherscheu  Dreiteilung  im 
wesentlichen  festhielten,  scheint  diese  letzte,  ältere  Ansicht 
sich  neuerdings  wieder  allgemeiner  Zustinnnung  bei  deutschen 
und  skandinavischen  Forschern  zu  erfreuen.  Noreen  huldigt 
ihr  und  Streitberg  hat  sich  (Urgerm.  Grannn.  17)  für  sie  er- 
klärt, während  Kluges  Zusammenstellungen  (Pauls  Grundriss 
I  :>62  ff.)  die  Sache  mehr  in  der  Schwebe  lassen.  Indessen 
wenn  sie  ehrlich  sind,  werden  die  Sprachforscher  zugeben,  dass 
sich  auf  sprachlichem  Wege  allein  über  die  vorgeschichtlichen 
ethnologischen  Verhältnisse  der  (iermancu  kaum  etwas  ent- 
scheiden lässt.  Wie  ist  es  denn  mciglich,  Sprachen  oder  Sprach- 
reste als  gleichwertig  gegenüberzustellen,  die  nicht  derselben 
Zeit,  sondern  ganz  verschiedenen  .lahrhunderten  angehören, 
d.  h.  auf  ganz  verschiedenen  Stufen  ihrer  Entwickelung  und 
nach    den    mannigfachsten   Beeinflussungen,    die  je    nach    der 


Die  ethnologische  Stellung-  der  Ostg-ernianeii.  277 

Avecbselnden  geograpliischen  Lag-e  gleichfalls  wechselten,  uns 
entgeg'cntretcu?  Wir  können  nicht  ermessen,  wie  weit  wir 
(las  Althochdeutsche  und  Angelsächsische  für  die  Erschliessung' 
des  Westgermanischen  heranziehen  dürfen:  wir  wissen  nicht^ 
welche  Bedeutung  den  von  Joh.  Schmidt  betonten  Überein- 
stimmungen im  Vokalismus  des  Angelsächsischen  und  des  Alt- 
nordischen innewohnt.  Vom  Ostgermanischen  kennen  wir  nur 
das  Gotische  einigermassen;  der  von  Kugel  für  das  Burgun- 
dische versuchte  Erweis  streng  ostgermauischen  C^harakters 
soll,  wie  mich  Much  versichert,  auf  recht  schwachen  Füssen 
stehen.  Für  das  Nordische  helfen  die  wenigen  Runenin- 
sehriften  nicht  viel.  Will  man  auf  eine  sprachliche  Einzel- 
heit etwas  geben,  so  sind  die  bisher  stets  mit  Recht  besonders 
hervorgehobenen  Gleichungen,  urgerm.  icic  =  nordisch  ggic  und 
urgerm.  jj  =  nordisch  ggj  und  jüngerem  got.  ddj,  weil  ihnen 
ein  sehr  hohes  Alter  zukommen  muss,  freilich  immer  noch 
von  ganz  anderem  Gewichte  als  das  nordische  ä,  dem  Bezzen- 
berger  soviel  Wert  beimisst,  das  aber  in  meinen  Augen  so 
gut  Avie  jeder  ethnologischen  Bedeutung  entbehrt.  Die  ge- 
meinsamen Neuerungen  des  Nordischen  und  Westgermanischen 
gegenüber  dem  Ostgermanischen  stammen  eben  aus  einer  Zeit,, 
als  das  Ostgermanische  sich  vom  Nordgermauischen  schon 
abgetrennt  hatte,  ja  in  manchen  Stücken  wohl  einer  Zeit,  als 
die  Ostgermaneu  teilweise  oder  selbst  in  ihrer  Gesamtheit 
Deutschland  bereits  verlassen  hatten  (vgl.  meine  Bemerkungen : 
Festschrift  für  Weinhold.  Strassb.  1896,  S.  39).  Wrede  spricht 
einmal  davon,  dass  Sprachgeschichte  in  erster  Linie  nicht 
Natur-  noch  Bildungsgeschichte,  sondern  Besiedlungsgeschichte 
wäre  (Zs.  f.  d.  Alt.  XXXIX  261).  Das  trilft  in  vielen  Fällen 
zu,  ist  aber  im  Allgemeinen  zu  viel  gesagt:  Sprachgeschichte 
ist  zunächst  nur  Verkehrsgeschichte,  alles  andere  ist  erst 
sekundär.  Ich  will  die  rein  sprachliche  Seite  der  P'rage, 
über  die  sich  ja  leicht  sehr  viel  ausführlicher  reden  Hesse, 
jetzt  nicht  weiter  verfolgen,  sondern,  einer  Autforderung  des 
Herausgebers  nachkommend,  auf  einige  Momente  hinweisen,  die 
mich  zu  meiner  neuen  Ansicht  ül)er  die  Herkunft  der  Ostger- 
manen von  den  Nordgermanen  geführt  haben,  was  ich  um  so 
lieber  thue,  als  von  verschiedenen  Seiten,  von  philologischer 
wie  archäologisch -urgeschichtlichcr,  meine  Ansicht  mit  der 
Wilser-Penkaschen  Aufstellung  über  die  Herkunft  der  Gesamt- 


278  Gustaf  K  o  s  s  i  n  n  a, 

lieit  der  Germanen  (und  der  ludog-ermanen)  ans  Skandinavien^) 
zusammen  g-eworfen  worden  ist.  Ausfülirliclier  muss  ich  auf 
diese  Frag-en  eingehen,  wenn  ich  einmal  die  Besiedlung-  der  ge- 
samten Ostseeländer,  hauptsächlich  auf  archäologischer  Grund- 
lage, darlegen  werde. 

Bei  Müllenhoff,  Förstemann,  Zimmer  war  die  sprachlich 
und  ethnologisch  verstandene  Spaltung  der  Germanen  stets  im 
Zusammenhang  gedacht  mit  der  Einwanderung  der  Germanen 
in  Deutschland,  die  von  Zimmer  sogar  kurz  vor  Cäsar  gesetzt 
wird.  Müllenhoif  lässt  die  Germanen  in  Brandenburg  sich  als 
Volk  konsolidieren,  lediglich  auf  Grund  seiner  bekannten  an- 
fechtbaren mythologischen  Hypothese  über  den  regnator  om- 
nium  deus  der  Semnonen  (Tac.  Germ.  39),  zu  der  seine  sicher 
falsche  Ausdeutung  des  Stammesmythus  der  Germanen  eine 
weitere  Stütze  abgeben  soll.  Den  positiven  Gegenbeweis  liefert 
meine  auf  Grund  der  archäologischen  Thatsachen  aufgebaute 
Geschichte  der  Ausbreitung  der  Germanen,  in  der  die  Mark 
eine  nichts  Aveniger  als  bedeutungsvolle  Stellung  einnimmt. 
Noch  auf  kleinem  Räume  in  Nordostdeutschland  vollzog  sich 
nach  Müllenhoff  die  germanische  Lautverschiebung  und  dann 
stand  der  Übersiedlung  eines  Teiles  der  Ostgermanen  von  Ost- 
deutschland nach  Skandinavien  nichts  mehr  im  Wege  (Müllen- 
hoff DA.  II  78;  vgl.  Kossiuna  Anz.  f.  deutsch.  Alt.  1890,  S.  16). 
Wie  aber  in  Deutschland  die  Zweiteilung  der  Germanen  zu 
Stande  gekommen  sein  soll,  darüber  hat  sich  keiner  von  diesen 
Gelehrten  den  Kopf  zerbrochen.  Die  Oder  könnte  doch  nur 
an  einem  Teile  ihres  Unterlaufes  durch  Versumpfung  zu  einer 
Scheidungsgrenzc  geworden  sein,  nicht  aber  im  Mittel-  und 
Oberlauf  und  auch  nicht  im  Mündungsgebiet  2).  Ganz  unklar 
und  verwirrt  wird  die  Frage  aber,  wenn  man  DA.  III  198, 
202  liest,  dass  eine  sprachliche  Scheidung  zwischen  Ost-  und 
Westgermanen  erst  nach  Beginn  unserer  Zeitrechnung  eintrat. 
Woher  stammt  dann  noch  die  Berechtigung  zu  der  Meinung, 
dass  die  Skandinavier  sich  frühzeitig  von  den  Ostgermanen 
abzweigten?     Wir  müssen  also  dergleichen  Ansichten  aufgeben. 


1)  Vpl.  lii(M-über  aucli  meino,  Anzeige  der  Sclirift  von  Wilser, 
Stauimbauin  und  Ausbreitung  der  Germanen  (D.  Zeitsclir.  f.  Ge- 
schichtsw.  N.  F.  I.  Monatsbl.  19  fl".). 

2)  V"-I.  Weiß-el  Nicderlausitzer  Mitteil.  III  27. 


Die  etlinolog-ische  Stellung'  der  Ostg-ermanen.  279 

Die  vorg-eschichtliclie  Arc1iäolog-ie  ist  liier  eben  der  eiuzig- 
berechtig-te  Führer.  Mit  ilirer  Hilfe  habe  ich  für  die  Jahr- 
tausende vor  Chr.  die  Ausbreitung  der  Germanen  nach  Zeit 
und  Raum  festgelegt.  Südskandinavien  d.  h.  Schonen,  Plalland, 
l^ohus,  Bleking,  Oland,  gehört  mit  zur  Wiege  der  Germanen, 
die  am  Elnde  der  Steinzeit,  d.  h.  am  Ende  der  ersten  Hälfte 
des  2.  vorchristlichen  Jahrtausends  bereits  bis  zum  Nordufer  des 
Wener  und  Südufer  des  Mälar,  am  Ende  der  lironzezeit  (um 
300  v.  Clir.)  nordwärts  bis  zur  Dalelf  siedeln,  welche  Grenze 
erst  in  spätrömischer  Zeit  (etwa  o. — 4.  Jahrh.  nach  Chr.)  über- 
schritten wird.  Auf  die  Besiedlung  Norwegens,  die  in  vor- 
christlicher zwar  schon  weit  ausgedehnt,  aber  ungemein  lücken- 
haft und  wenig  intensiv  Avar,  will  ich  hier  nicht  näher  eingehen. 
Dagegen  ist  g-anz  Dänemark  wälirend  der  Stein-  und  Bronze- 
zeit der  eigentliche  Mittelpunkt  der  germanischen  Kultur.  In 
Deutschland  g-ehören  Schleswig-Holstein,  Mecklenburg,  West- 
pommern bis  zur  Oder  zu  der  germanischen  Urheimat,  die 
während  der  Bronzezeit  nach  Süden,  Westen  und  vor  allem 
nach  Osten  überschritten  wird.  In  der  jüngsten  Bronzezeit 
dehnt  sich  das  germanische  Gebiet  an  der  Küste  bis  zur  Weich- 
sel und  weiter  oberhalb  jenseit  der  mittleren  und  oberen  Oder 
nach  Osten  über  so  grosse  Flächen  aus,  dass  ich  zur  ihrer 
Besiedlung  die  Hilfe  der  Skandinavier  in  Anspruch  nehmen 
muss.  Auch  hier  habe  ich  archäologische  Stützpunkte.  Bereits 
für  den  Beginn  der  Metallzeit  hat  Montelius  (Arch.  f.  Anthr. 
XXIII  441  f.)  direkte  Handelsverbindung  von  Südschweden 
nach  der  Odermüudung  nachgewiesen,  indem  er  zeigte,  dass 
gewisse  Kupferäxte  von  durchaus  österreichischer  Form  und 
ihnen  nachgebildete  Steinäxte  zahlreich  in  Südschweden  vor- 
konnnen,  dagegen  in  Dänemark  völlig  fehlen.  Dieser  Verkehr 
über  die  Ostsee  hat  sich  nachweislich  auch  in  der  Bronzezeit 
nicht  nur  fortgesetzt,  sondern  stetig  gehoben,  denn  wir  sehen 
diese  Kultur  in  zwei  Strömen,  wcsllich  über  Jütland  und  östlich 
übers  Meer,  nach  Norden  vordringen.  Namentlich  die  jüngere 
Pironzezeit  zeigt  deutlich  diese  Zweiteilung  der  Handels-  und 
Verkehrsverhältnisse;  am  ausgeprägtesten  erscheint  sie  aber 
in  der  La  Teue-Kultur  der  letzten  drei  vorchristlichen  Jahr- 
hunderte, die  einerseits  in  Bornholm  und  Schweden,  andrer- 
seits in  Jütland  in  reicher  aber  beidemal  ganz  verschieden- 
artiger AVeise  vertreten  ist,  auf  den  dänischen  Inseln  dagegen 


280  Gustaf  Kossinna, 

nur  spärlich  zur  Geltung  kommt  (Neerg-aard,  Aarlxigcr  1892, 
239  ff.)-  Ähnlieh  ist  es  in  der  römischen  Periode  (ehd.  286  ff.)- 
Beiläufig-  bemerkt  kommt  das  von  Tacitus  (Germ.  43:  omnium- 
que  harum  gentium  iusigne  rotunda  scuta,  breves  gladii)  erwähnte 
ostgermanische  Kurzschwert,  das  40—78  cm  lang  ist  und  eine 
bis  7  cm  breite,  mit  dickem  Rücken  versehene  einschneidige 
Klinge,  sowie  eine  stark  ausgeschnittene  Griffzunge  besitzt, 
in  Posen,  Ost-  und  Westpreussen  und  im  östlichen  Pommern 
vor,  scheint  aber  in  Schlesien,  sowie  in  der  östlichen  jMark 
zu  fehlen,  obwohl  hier  sonst  in  römischer  Zeit  die  verbindenden 
Fäden  gerade  nach  Norden  und  Nordosten  weisen  (Jentsch: 
Niederlausitzer  Mitteil.  lY  93  ff.  1895).  Dagegen  findet  es 
sich  überaus  häufig  bei  den  Skandinaviern,  namentlich  auf 
ßoruholm,  ferner  in  Schweden  und  auf  den  dänischen  Inseln, 
ganz  vereinzelt  noch  in  Jütland^). 

Dem  Handel  und  Verkehr  folgt  aber  leicht  die  Aus- 
wanderung und  Umsiedlung.  Wie  sieh  die  vorchristlichen 
Völkerverschiebungen  hier  im  einzelneu  gestalten,  muss  sieh 
durch  eingehendere  Spezialstudien  in  Zukunft  ermitteln  lassen, 
wenn  aus  Ponmiern,  Posen  und  Brandenburg  reichlichere  Publi- 
kationen zusammenfassender  Art  vorliegen  werden. 

Professor  Möller  in  Koi)enhagen,  mit  dem  ich  im  An- 
schluss  an  meinen  Kasseler  A'ortrag  die  vorgeschichtliche  Be- 
siedlung in  lebhaftem  Briefwechsel  verhandelt  habe,  hat  sich 
zu  meiner  Freude  zu  einer  Umkehr  seiner  Ansichten  über  die 
germanische  Ausbreitung,  wie  er  sie  in  der  bedeutungsvollen 
Rezension  des  Werkes  von  Erdmann  über  die  Angeln  jüngst 
ausgesprochen,  entschlossen,  so  dass  die  dort  als  südnordwärts 
gehend  aufgefassten  Völkerverschiebungen  nun  vielmehr  in  von 
Norden  nach  Süden  gerichtete  Bewegungen  umzuwandeln  sind. 
¥a-  hat  auch  für  den  Osten  auf  Grund  meiner  allgemeinen 
Aufstellungen  eine  mehr  ins  Einzelne  gehende  Besiedlungs- 
geschichte ausgeführt.  Allein  ich  glaube,  dass  wir  hier  vor- 
erst nicht  zu  schnell  vorgehen  dürfen  und  bei  den  speziellen 
Fragen  neben  der  Sprachgeschichte  erst  die  Archäologie  gründ- 


1)  \Vas  die  Zcitstellung  betrifft,  so  bchcrrsclit  diese  Schwert- 
l'orm  in  der  so^-.  römischen  l'eriode  die  Zeit  von  Cin-.  Geb.  bis  etwa 
löO  n.  Chr.,  während  von  da  ab  das  zweischneidige  Scliwert  allge- 
iiieiii  wird  (Montelius  Svenska  Forum.  Foren.  Tidsl^r.  189(j  IX  213  f.). 


Die  ethnologische  Stellung  der  Ostgernianen.  281 

lieh   zu  Worte   kommen   lassen    müssen,    was  in  den  nächsten 
Jahren  hotfentlieh  schon  möglich  ist. 

Dass  bei  der  g-ermanischen  Besiedlung-  des  äussersten 
Ostens  von  Deutschland,  die  für  mich  mit  dem  6.  Jahrhundert 
V.  Chr.  einsetzt,  Skandinavier  die  Hauptmasse  der  Kolonisten 
waren,  wie  sie  in  geringern  Massen  möglicherweise  schon  in 
der  voraufliegenden  Zeit  nach  Deutschland  übergesiedelt  sein 
nn'igen  (letzteres  denkt  Möller),  das  zeigen  zweitens  die  Volks- 
namen, die  wir  in  den  ersten  Jahrhunderten  nach  Christus 
hier  vorfinden  und  von  Süden  bei  den  Warinen  angefangen 
bis  nach  Norden  zu  den  Goten,  Rügen,  Lemoniern,  nach  so 
langer  Zeit  seit  der  Besiedlung  noch  überall  in  Skandinavien 
und  Jütland  ihre  Entsi)rechungen  finden.  Den  Warinen  ^)  in 
Oberschlesien  stehen  solche  in  Jütland,  den  Wandalen  in 
Schlesien  Wendle  in  ]'ends//ssel  an  der  Nordspitze  Jiitlands 
gegenüber.  Die  Silingen  stammen  vielleicht  aus  Seeland  (Sil- 
iiud),  was  freilich  nur  dann  möglich  erscheint,  wenn  siJ-  in 
Sil-und  nicht,  wie  Bugge  zwar  annimmt,  aber  doch  nicht 
zweifellos  erwiesen  hat,  imi  seih  'Seehund'  zurückgeht,  sondern 
keinen  Abfall  einer  Spirans  erlitten  hat ;  die  Burgunden  ganz 
zweifellos  aus  Bornholm.  Die  Rügen  haben  ihre  Namensvettern 
an  der  Südspitze  Norwegens,  wo  auch  die  Haruden  ^)  zu 
Hause,  die  wieder  auf  Jütland  und  dann  in  einem  wohl  seit 
dem  Kimbernzuge  losgerissenen  Bruchteil  im  Elsass  bei  Ario- 
vist  auftauchen,  neben  den  gleichfalls  jütländischen  Eudosen 
(=  Eudusil).  Den  Nachbarn  der  Rügen,  den  Lemonii  (diese 
Lesart  ist  ebenso  gut  bezeugt,  als  Lemouü)  entsprechen  offen- 


1)  Für  des  Ptolemäus  Aöapivoi  ist  Oüapivoi  zvi  lesen,  ähnlich 
wie  Oüißavxauöpiov  =  Vihanf ovarium  sein  miiss.  Plinius  nennt 
dort    Vai'inae  (4,  99). 

2)  Möllers  Ansetzung  der  Haruden  ;un  Harz,  die  wie  einige 
andere  seiner  ethnographischen  Neuerungen  (Anz.  f.  d.  Alt.  XXII 
134  ff.  über  Kimbern,  Semnonen.  Langobarden)  nur  unter  ausschliess- 
licher Berücksichtigamg  der  Germania  und  grundsätzlicher  Nicht- 
aditung  aller  sonstigen  Nachrichten  möglich  erscheint,  kann  ich 
nicht  gut  heissen.  Die  Harden  in  Hardsyssel  lässt  JMöller  nach 
brieflicher  Mitteilung  erst  am  Ende  der  Völkerwanderungszeit  von 
Norwegen  herüberkommen,  unter  anderem  weil  hard  'Bergwald' 
sei.  Diese  letztere  Voraussetzung  ist  aber  nicht  zutreffend,  wie  das 
Schweizerische  Idiotikon,  sowie  Jellinghaus  (Die  westfäl.  Ortsnamen 
41)  lehren. 

Indogermanische  Forschungen  VIT  3  u.  4.  19 


282  Gustaf  Kossiniia, 

bar  die  südschwedischen  Aeuüuvoi  des  Ptolemäus,  wo  also  mö^ü,- 
lic'lierweise  Aevujvoi  zu  lesen  ist  (v  und  u  werden  un/.ählig-e 
Mal  vertauscht),  wenn  nicht  etwa  Leuonii  oder  Leuoni  bei 
Tacitus  das  richtige  treffen  sollte.  Schliesslich  bleiben  noch 
die  Gufones,  Gotones  übrig  und  ihre  Stammesgenossen  auf 
Gotland  (vgl.  jetzt  auch  Bugge  Xorges  Indskrifter  152  ff.). 

Näher  einzugehen  brauch  ich  jetzt  nur  auf  den  Zusammen- 
hang zwischen  B  u  r  g  u  n  d  i  o  n  e  n  und  Burgimdarholmr,  der 
nach  Zeuss  Vorgang  von  .Alüllenhoff  (DA.  11  hii  Anm.)  und 
von  Much  (Stammsitze  41  f.j  geleugnet  wird,  jedoch  mit  Un- 
recht, Hier  behält  wieder  einmal  das  laienhafte  Sprachgefühl 
gegen  alle  kurzsichtigen  Einwände  philologischer  Spitzfindig- 
keit recht.  Bornholm  heisst  zwar  einheimisch  Burgundarhohn 
(1245:  Thorkelins  Dipl.  I  149),  dänmeh  Borghtmdarholm  (1299: 
S.  R.  D.  VI  259),  IhtrghaendehoJm.  Bornndelwlm  1268.  im 
14.  Jahrh.  Borendehohn,  Borendholm,  isländisch  Burgundur- 
holmr-^  aber  das  war  sieher  nicht  sein  ursprünglicher  Name. 
Im  9.  Jahrh.  heissen  seine  Bewohner  bei  Aelt'red  Bnrgenddn, 
bei  Wulfstan  Burgenda.s.  Das  können  keine  Ableitungen 
von  Burgtindarhohnr  sein,  wie  schon  E.  Friedel  in  einer 
archäologischen  Abhandlung  ^)  richtig  bemerkt  hat.  Die  Er- 
klärung findet  man  erst,  wenn  man  in  Burgimdarholmr  eine 
jüngere  Erweiterung  von  älterem  Burgund  erkannt  hat.  Im 
Nordischen  finden  sich  solche  spätere  Erweiterungen  älterer 
einfacher  Inselnamen  geradezu  massenhaft,  vgl.  K.  Hvgh 
Bemerkninger  om  stedsnavne  i  llelgcland:  llistorisk  Tidskr, 
(norsk)  I  68  f.  Namentlich  oft  findet  sicli  die  Aidiängung 
von  ö:  Jegindö  aus  Jagund,  Jalö  aus  J(dund  am  C'hristiania- 
fjord  (Bugge:  Arkiv  VI  244),  Omö  aus  Auma  und  Fredii 
aus  Freida  in  Nordmöre,  Frognö  aus  Frodung  bei  Christiania, 
Lekö  aus  Lel^a  südlich  von  Helgeland,  Böndö  aus  Biiml  im 
Hardangerfjord,  Andö  aus  Amd  bei  Vcsteraalcii,  l'egenö  aus 
Velga,  Veig  in  Südhelgeland  (Rygh  S.  69).  Sjarnarei/jar 
heisst  eine  Inselgruppe  nach  dem  grössten  der  sie  bildenden 
Eilaiule  Sjörn,  am  Bukkenfjord.  Die  Insel  Dyn,  jetzt  Dünn. 
heisst  auch  Dynjarnessey  nach  dem  Gehöft  Dijnjarnes,  das 
auf  ihr  sich  l)efindet  ('dieser  Fall  ist  freilich  nicht  ganz  dem 
von    Burgundarh(»lmr   entsprechend).     Sehr   viel    Belege    bietet 

1)  Die  Brandplettcr  von   Williclnisau.     P.erl.   iss?  .S.   17. 


Die  etluioloo-isclic  Stellun<>-  der  O.stgeniianen.  283 

auch  Muuch,  Historisk-gcog-raphisk  Beskrivelse  over  Kongeri- 
^et  Norge  i  Middelalderen,  Moss  1849,  z.  B.  S.  25  ff.,  darunter 
den  für  uns  wichtigsten  (S.  66,  vgl.  Annaler  f.  nord.  Oldk. 
1848,  291):  Vamharholmr  aus  Vöml)  (jetzt  Vomma).  Danach 
hat  die  Insel  Bornliolm  ursprünglich  denselben  Namen  Bnr- 
gund  wie  mehrere  andere :  Much  führt  neben  der  kleinen 
dänischen  Insel  (bei  jMöen)  nur  noch  eine  norwegische  an,  es 
g-iebt  aber  deren  zwei,  eine  im  Hardangertjord,  jetzt  Burgundö, 
eine  zweite  im  nördlichen  Teil  von  Söndmöre,  in  deren  Nähe 
auf  dem  Festland  die  Stadt  Burgiind  liegt.  Ausserdem  heisst 
so  eine  Kirche  im  Laerdal  (Sognefjord ) ;  endlich  geht  der 
Name  eines  Kirchspiels  in  Yestergötland,  Borna,  auf  Borg- 
hunda  zurück  (Stvffe,  Skandinavien  under  ünionstiden-  133). 
Alle  diese  Namen  bedeuten  niclits  weiter  als  eine  hochgele- 
g-eue  oder  hochrag-ende  Örtlichkeit  und  die  Insel  Bornholm, 
deren  Granitfelsen  gegen  die  flachen  Ufer  der  benachbarten 
Ostseeküsten  bedeutsam  abstechen,  konnte  nicht  passender 
benannt  Averden. 

Ich  kann  deshalb  die  Deutung  ]\[uchs  nicht  annehmen, 
wonach  Burgund  in  Burgundarholmr  eine  germanische  Göttin 
bedeuten  soll,  die  er  für  identisch  mit  der  keltischen  Brigita 
erklärt.  Much  zieht  die  Inselnamen  HU.sey  und  Sdrnsei/  als 
Parallelen  heran,  er  hätte  noch  Ena,  das  in  Waidemars  Land- 
buch Itlicenö  (aus  Idunnarey)  heisst,  ferner  KoerdlioJm  (Njord) 
bei  Schonen  anführen  können  und  weitere  derartige  Namen 
werden  sich  in  den  hier  in  Berlin  mir  leider  unzugänglichen 
einschlägigen  Schriften  von  0.  R ygh  ^)  für  Norwegen  und  von 
M.  F.  Lundgren-)  uiul  J.  Nordlander'')  für  Schweden  finden. 
Von  einer  germanischen  Göttin  Burgund  wissen  wir  aber 
schlechterdings  nichts. 

Von  dem  Inselnamen  Burgund  ist  nun  Bnrgundiones  eine 
regelmässige  Jrtw-Ableitung.  So  entfällt  auch  der  von  Kluge 
(Pauls  (Triindr.  I  305i  geltend  gemachte  sachliche  Zusammen- 


1)  0.  Rvii'h  Minder  oin  ,a"uderne  og"  deras  dyrkelse  i  norske 
stedsnavne.  Christiania  1880  (in:  Muncli,  Norröne  Gude-  o.u'  Helte- 
sagn  2). 

2;  Limdg-ren  Spraklig-a  intyü-  om  heduisk  gudatro  i  Sverig-e 
(Göteb.  Vet.  och  Vitterh.  Samhälles  Handl.  N.  F.  H.  16).  Göteb.  1878. 

3)  Nordlander  Minnen  af  lieden  tro  och  kult  i  norrlandska 
ortnanin.     Hernösand  1881.    4**. 


284  Gustal  Kossinna, 

liang  der  Namen  Burgundiones  und  Brigantes,  die  ja  zudem 
nicht  einmal  in  der  Ableitung-  übereinstinnnen.  Denn  auf  das 
nur  bei  Ptolemäus  erseheinende  BoupTOuviec  daif  man  nichts 
g-eben,  wo  sonst  alle  Zeiten  hindurcli  nur  liurgundiones  ])ezeug-t 
sind.  Nebenbei  bemerkt  ist  damit  Avieder  ein  Stück  des  Unter- 
grundes für  die  irreführende,  weil  dureliaus  ungeschichtlieh 
gedachte  Annahme  'indogermanischer'  Völkernamen  (Hirt,  PBrB. 
XVIIl  511  if.)  gefallen.  Eine  ähnliche  Gleichung-  Cassi-Chatti 
hat  bekanntlieh  schon  Braune  beseitigt.  Trotzdem  hält  Hirt, 
wie  ich  beim  Abschluss  dieser  Arbeit  g-erade  noch  sehe,  auch 
allerneustens  an  seinem  Phantom  fest  und  zwar  auf  Grund  der 
(ileichungen  Veneti-Vencdi,  KauKOi-Chauci,  Corii-Harii,  Umbri- 
Ambroncs  (ebd.  XXI  155;.  Da  uns  die  (Grundwörter  zu  diesen 
Namen  nicht  überliefert  sind,  behauptet  er  schlankweg,  sie 
hätten  im  Beginn  der  historischen  Zeit  nicht  mehr  existiert.  Aber 
woher  kennt  denn  Hirt  den  Wortschatz  der  Germanen  zur 
Zeit  des  Tacitus  oder  der  Kimbernkriege  oder  ums  Jahr  1000 
oder  2000  v.  Chr.?  Es  kann  doch  unter  Sachkennern  keine 
Meinungsverschiedenheit  darüber  obwalten,  dass  schon  um 
2000  vor  Chr.  Germanen  in  (Jermanien  wohnten.  Auch  nicht 
ein  Schatten  von  Beweis  findet  sich  bei  Hirt  für  seine  Be- 
hauptung, dass  der  Ursprung  von  europäischen  Völkernamen 
vor  der  Sonderentwicklung  der  germanischen,  keltischen  und 
italischen  Sprachen  liegen  könne.  Bei  den  Namen  Veneti, 
Venedi  passiert  ihm  dazu  die  merkwürdige  Unklarheit,  diese 
Namen  für  indogermaniscli  zu  halten  und  ihren  Ursprung  doch 
mit  den  historischen  Sitzen  der  gallischen  und  oberitalischen 
Vcneter  am  'Meere',  der  AVenden  am  'Wasser'  in  Verbindung 
zu  l)ringen.  Desgleichen  wird  Much  ausnahmsweise  belobigt, 
weil  er  Hercynia  durch  Zusammenstellung  mit  fairgimi  und 
]'irgunnia  als  indogermanisch  erklärt  oder  eim'  s(»lclie  Erklä- 
rung wenigstens  angebahnt  halie.  Danach  scheint  Hirt,  der  so 
viel  über  Hercynia  geschrieben  hat,  nicht  einmal  zu  wissen, 
dass  die  Gleichung  Hercynia-fairgiini  von  Wackernagel  herrührt 
(Z.  f.  d.  Alt.  11  558  f.).  Nach  gründlicher  Erwägung  aller  in 
Betracht  kommenden  Tliatsachen  muss  ich  Hirts  'indogermani- 
sche' Beziehung  von  Hercynia  zu  Föhre  und  quercus  durchaus 
ablehnen,  vielmehr  einerseits  an  der  Etymologie  von  Zeuss-Mnch 
(per—cunia)  festhalten,  andrerseits  gegen  Much  den  allein  kelti- 
schen Ursprung  des  (iebirgsnamens.  der  bei  Süd-  und  Ostger- 


Die  ethnolog-ische  Stellung'  der  Ostgermanen.  285 

maiien  zu  einem  appellativischeu  Leliiiworte  wurde,  bctouen,  wie 
ich  das  schon  in  meinem  Kasseler  Vortrage  (Zs.  d.  Ver.  f.  VoUvsk. 
1896,  6  f.)  ausgesprochen  habe.  Wenig  überlegt  dagegen  er- 
scheint die  Annahme  Kretschmers  (Einleitung  in  d,  (xcsch.  d. 
g-riech.  Spr.  81  Anm.),  Herct/nia  sei  eine  keltische  Entlehnung 
aus  germanisch  ^ Perkunia.  In  jenem  Vortrage  habe  ich  auch 
gezeigt,  dass  die  Sprachvergleichung  sich  auf  ein  ausserhalb 
ihrer  Fähigkeiten  liegendes  Gebiet  begiebt,  wenn  sie  die  Kul- 
turverhältnisse der  Urzeit  ergründen  will,  und  habe  jetzt  einen 
Gesinnungsgenossen  in  Kretschmer  (ebd.  48  ff.)  gefunden.  Hirts 
ethnologische  Schlüsse,  mit  denen  er  die  Grenzen  der  Sprachver- 
gleichung gleichfalls  überschreitet,  können  Aon  den  Vertretern  der 
Urgeschichte  nicht  energisch  genug  zurückgew^iesen  werden^). 

Ich  habe  bereits  in  dem  eben  erwähnten  Vortrage  be- 
merkt, dass  die  dem  grössten  Teile  der  Ostgermanen  mit  einem 
Teile  der  Nordgermanen  gemeinsamen  Volksnamen  auf  einen 
gemeinsamen  Ausgangspunkt  der  jene  Namen  tragenden  Völker- 
schaaren  hinweisen,  und  ich  fand  diesen  in  Südschweden  (nebst 
Bornholm)  und  in  Ostdänemark,  d.  h.  Seeland,  Möen,  Falster, 
Laaland.  Dass  auch  Seeland  dabei  beteiligt  war,  dafür  habe 
ich  ausser  allgemeineren  Erwägungen,  von  denen  späterhin 
die  Rede  sein  soll,  noch  einen  besonderen  Grund  in  dem  Ur- 
sprünge des  Namens  Danzig. 

Mela  und  Plinius  berichten  nach  ihrer  gemeinsamen  Quelle 
von  einem  s'niiis  Codanus,  in  welchem  eine  Fülle  von  Inseln 
und  darunter  Skandinavien  sich  befinde.  Leider  wird  bei  beiden 
Schriftstellern  die  Beschreibung  der  Gestade  der  Nord-  und 
Ostsee  in  unheilbarer  Verwirrung  ineinandergeschoben,  so  dass 
sich  die  "Fülle  von  Inseln"  leicht  auf  die  Nordseeinseln  beziehen 


1)  Die  Bemerkung-,  dass  sich  Much  "auch  in  andern  unbe- 
gründeten Punkten  meines  Beifalls  erfreut"  (Beitr.  XXI  1-44),  kann 
ich  um  so  eher  auf  sich  beruhen  lassen,  als  Hirt  nur  für  ein  Ka- 
pitel Muchs,  nämlich  das  den  belgischen  Germanen  gewidmete, 
weiss  und  Avissen  kann,  wie  ich  mich  im  Einzelnen  zu  Muciis 
Ergebnissen  stelle.  In  meiner  im  grossen  Ganzen  höchst  aner- 
kennenden Beurteilung  der  Gesamtleistung,  die  Muchs  Werk  dar- 
stellt, können  mich  aber  Einwendungen  wie  die  von  Hirt  in  keiner 
Weise  schwankend  machen,  am  wenigsten  dort,  wo  er  sie  auf  so 
anfechtbarer  Grundlage  aufbaut,  wie  dem  Büclilein  \o\\  Holz  über 
Ptolemäus  (vgl.  meine  Anzeige:  Deutsche  Zeitschrift  f.  Geschichtsw. 
N.  F.  1.  Monatsbl.  76  fF.). 


28G  (iuötaf  Kossiuna, 

könnte.  Indessen  kann  von  einem  Busen,  in  welchem  Skan- 
dinavien liege,  doch  nur  mit  Rücksicht  auf  die  Westküste  von 
Schweden  die  Rede  sein.  Der  sinus  Codanus  wird  also  wohl  das 
Meer  nördlich  und  südlich  der  dänischen  Inseln  gewesen  sein,  das 
im  Mittelalter  Belt  hicss  und  dessen  nördlicher  Teil  erst  durch 
den  Einfiuss  der  seit  dem  16.  Jahrhundert  in  den  dänischen  Ge- 
wässern herrschend  gewordenen  holländischen  Scliiffalirer  und 
der  holländischen  Seekarten  den  Namen  Katfegat  bekam  (ebenso 
wie  (las  >Slriger  Rak  holländisch  benannt  ist)  ^).  Die  humani- 
stische Latinisierung  von  Kopenhagen  in  Codania  hat  darum 
einen  gewissen  geschichtlichen  Untergrund,  aber  doch  nicht 
mehr,  als  die  rein  gelehrten  Namen  Melibocus,  Taunus,  Teuto- 
burgcr  Wald,  Sudeten  u.  a.  Höchst  merkwürdig  ist  es  aber, 
dass  Kopenhagen  bei  den  Tschechen,  Slowenen,  Kroaten,  Serben 
'nicht  bei  den  Bulgaren)  Kodänj  genannt  wnrd.  ]\Ian  denkt 
im  ersten  Augenblick  an  Bewahrung  eines  altgermanischen 
Xamens.  Indess  bald  ist  es  klar,  dass  hier  nur  gelehrte 
Xaniengebung  der  Neuzeit  vorliegen  kann,  da  Kopenhagen 
bekanntlich  erst  im  Jahre  1043  unter  dem  Namen  Harn  auf- 
taucht und  eine  alte  Benennung  eines  Teiles  der  Ostsee  bei 
den  Ostsee-Slaveu  (Polen),  die  sie  doch  in  erster  Linie  haben 
müssten,  sich  nicht  erhalten  hat.  Dagegen  ist  eine  andere 
Beziehung,  die  zwischen  jenem  Ostseebusen  und  einem  schein- 
bar slavischen  Namen,  nämlich  'Danzig',  obwaltet,  von  höchster 
Wichtigkeit.  Auf  die  Bes])rechung  der  etymologischen  Ver- 
suche, die  der  Name  Danzig  über  sich  hat  ergehen  lassen 
müssen    und    die    ich    weitläufig  verfolgt   habe,    will   ich  jetzt 


1)  Auch  Sund  ist  uini'  ^\mw  Bi'iu'iinuiiii-,  ciitstanden  bekannt- 
lich aus  Öre.sitnd.  also  in  Voraussetzung-  des  Ortsnamens //e/.s'/».(/ör, 
cier  seinerseits  Avieder  ebenso  wie  Helsingborg  die  ältere  Benennung 
des  Sundes,  Chalusos  (Ptolem.),  voraussetzt.  Ptoleniäiis  liat  den 
Namen  l'älschlicli  als  IvüstenHuss  südwärts  aufs  Festland  überti'a- 
yen.  Diese  Ivombination  ist  mir  sehon  vor  Jahren  yekonunen  und 
nicht  etwa  erst  durch  IMöllers  ähnliche,  aber  doch  anders  g-ewendete 
Äusserung-en  (Anz.  f.  d.  Alt.  XXII  155)  veranlasst  worden.  Wer 
etwa  hals  nur  als  Landzunge  mit  verengtem  Mittelglied  gelten  las- 
sen will,  wie  es  in  Ualseby  zu  lassen  ist,  lerner  in  Hirtluds  an  der 
Spitze  Jütlands,  als  Meeresbusen  oder  erweiterte  Fiussmündung 
al)er  ablehnt,  l'ür  den  führe  ich  lltds  an  der  östlichen  Mündung  des 
Limtjord.  lerner  den  Ilals/'jord  in  Homsdal  (Norwegen)  an,  eine  ia 
der  Mitte  sich   stark   verengende  Meeresbucht. 


Die  otliiiolog-isclie  Stellung-  der  Ostg-ermaneii.  '2^7 

nicht  weiter  eingehen.  Die  Slavisteu  haben  sich  über  der 
Deutung  des  Namens  Gedanisk  vergebens  den  Kopf  zerbrochen 
und  ihn  schliesslich  als  germanisch  erklärt.  Auch  die  mehr- 
fachen von  Lohmeyer,  zuletzt  mit  Hilfe  von  Bezzenberger  und 
Jagic,  vorgebrachten  Aufstellungen  können  nicht  befriedigen. 
Da  war  es  für  mich  eine  Erlösung,  als  mir  vor  etwa  15  Jahren 
mein  damaliger  Hallischer  Kollege,  Karl  Verner,  von  einer, 
wenn  ich  mich  recht  entsinne,  ihm  durch  Kunik  mitgeteilten 
schlagenden  Etymologie  des  Namens  Kunde  gab.  Gdansk, 
lat.  Gedamim,  geht  danach  auf  Kiidan-hkü,  zurück,  gerade 
so  wie  altslavisch  küde  (wo)  zu  hde  und  gde  geworden  ist: 
tschech.  kde,  russ.  gde,  poln.  gdzie. 

Im  ersten  Bande  von  Miklosich  vergleichender  Gramma- 
tik der  slavischen  Sprachen  sind  die  in  Betracht  kommenden 
Lautgesetze  leicht  zu  finden:  altslavisch  ^  (unbetontes  ?7)  fallt 
in  allen  ost-  und  westslavischen  Sprachen  sehr  häufig  spurlos 
aus,  wie  in  den  verschiedenen  Kapiteln  über  altslavische,  im 
neuslavischen  fehlende  Vokale  zu  lesen  ist.  Miklosich  drückt 
sich  leider  nicht  genauer  aus;  vergl.  Brugmann,  Grundr.  I  45. 
Dann  heisst  es  S.  495 :  "ein  viel  umfassenderer  Fall  [der  Assi- 
milation vor  Konsonanten]  besteht  darin,  dass  ein  weichlauten- 
der Konsonant  die  Erweichung  auf  vorangehende  Konsonante 
überträgt".  So  wird  also  aus  Küdan  :  Kdan,  Gdan.  Dazu 
stimmt  die  älteste  überlieferte  Form  von  Danzig:    Gyddanizc. 

Mir  kam  damals  natürlich  sogleich  der  Gedanke,  ob  nun 
nicht  auch  die  Hülle  von  dem  rätselhaften  Ungeheuer  Gothi- 
ficandza  des  Jordanes  fallen  würde.  Von  je  her  hatte  man  ja 
diesen  Namen  mit  ^Danzig'  in  Verbindung  gebracht.  So  wenig 
man  mit  Müllenhoff  hier  an  eine  hybride,  nur  gelehrte  Bil- 
dung zu  denken  geneigt  sein  wird,  so  wenig  ist  doch  zu  leug- 
nen, dass  dem  Namen  eine  arge  Verderbnis  zugestossen  sein 
muss,  und  da  liegt  es  am  nächsten,  sie  in  der  ersten  Silbe, 
der  Angleichung  an  den  Gotennanien  zu  finden,  wobei  es 
freilich  notwendig  wäre,  dass  schon  Jordanes  diesen  Fehler 
gemacht  hätte.  Kurz  und  gut  ich  lese  nicht  GotJmcandza, 
sondern  Codanlska.  Aus  Codaniska  konnte  durch  Vertau- 
schung der  2.  und  o.  Silbe  (an,  isk)  leicht  Codlskana  und 
daraus  wieder  durch  Angleichung  an  die  vorhergehenden  Namen 
Goflü  und  Scandza  das  Ungeheuer  Gothiscandza  entstehen. 
Mit  Grienberger  den  Namen  als  Gofhlsk  andja  zu  fassen  (Zs. 


288  Gustaf  Kossinna, 

f.  d.  Alt.  XXXIX  173  Anm.),  kann  ich  mich  nicht  ent- 
schliessen. 

Ich  schrieb  vor  jenen  t'ünf'zchn  Jahren  sog-leicli  eine 
hinge  Abhandlung-  über  Codanus  und  Gothiscandza,  die  aber, 
weil  nicht  ganz  zu  Ende  g-etuhrt,  ungedruckt  geblieben  ist. 
Ich  verfolgte  die  Deutung  der  Namen  zurück  bis  ins  15.  Jahr- 
hundert und  fand  zu  meinen  Erstaunen,  dass  bereits  Konrad 
Celtis  'Codanus'  mit  TIedanum'  zusammen  bringt,  allerdings 
indem  er  den  Nanien  der  Goten  als  drittes  Glied  der  Gleichung 
hinzunimmt  und  dass  der  Danziger  Klüver  sogar  in  Gothi- 
scandza,  das  er  mit  Recht  hieherzieht,  eine  Verschreibung  für 
Godanska  sieht.  Bei  einer  nochmaligen  Durchsicht  der  neuesten 
Litteratur  stiess  ich  dann  in  dem  Buche  von  Erslev^)  ül)er 
Jütland,  das  ein  langatmiges,  fast  durchweg  unfruchtbares 
Kapitel  den  Ansichten  der  Gelehrten  meist  des  18.  Jahrhunderts 
über  die  antike  Überlieferung  von  den  Nordlanden  widmet,  zu 
meiner  Überraschung  gleichfalls  auf  jene  Mitteilung  von  Verner 
ül)er  Codanus.  Hier  tritt  sie  aber  in  der  Fassung  auf,  als  ob 
Küdanü  von  jelier  ein  slavischer  Name  der  Ostsee  gewesen 
und  der  Name  Küdaniskü  erst  durch  die  Ostseeslaven  dem 
Orte  Danzig  gegeben  worden  sei.  Dem  nuiss  ich  aufs  ent- 
schiedenste widersprechen.  Einmal  ist  Codanus  zweifellos 
ein  germanischer  Name,  der  nicht  der  ganzen  Ostsee,  sondern 
nur  ihrer  westlichen  Ausmündung  zukam.  Dann  ist  der  Name 
Kodanj  für  Kopenhagen  entschieden  eine  gelehrte  Neuerung, 
einmal  aus  allgemeinen  geschichtlichen  Erwägungen,  zweitens 
deswegen,  weil  sonst  ganz  wie  die  Polen  GdansJc,  nicht  A'o- 
dansJt  sagen,  ebenso  die  Tschechen  Gdanj  oder  Kdanj,  aber 
nicht  Kodanj  sagen  mtissten. 

Es  bleibt  also  nichts  übrig  als  anzunehmen,  dass  Bewohner 
der  Südwestküste  von  Schonen  oder  von  Seeland  in  die  Gegend 
der  Weichselniündung  übergesiedelt  sind  und  dort  den  Ort 
Codaniska  gründeten,  den  die  Goten  bei  ihrer  Übersiedlung 
aus  den  östlicheren  Teilen  Südschwedens  bereits  als  Sechandcls- 
ort  V(»rfanden.     Soweit  über  Codanus  und  (iothiscand/.a. 

Jene  erste  Übersiedlung  von  Nordgerniancn  nach  llintcr- 
ponniiern  und  Westpreussen  setze  ich  nun  in  den  Ausgang 
des  Bnmzealters,  in  die  sogenannte  jüngste  Bronzezeit,  OviO — 

1)  K(l.   Krslev  .Jyllaiul.   Kjol).   188G  S.  82. 


Die  ethiiologisclie  Stellung  der  Ostgermanen.  289 

oUU  V.  Chr.,  die  man  ührig-eus  besser  noch  mit  Moutelius  in  die 
Periode  des  Übergangs  vom  Bronze-  zum  Eiseualter  (600—500) 
und  die  erste  Periode  der  Eisenzeit  (500 — 300)  zerlegen  kann 
(Öfversigt  öfver  den  nordiska  forntidens  perioder:  Svenska  forn- 
minnes  föreningens  tidskrift  VIII  140).  In  dieser  Zeit  waren 
die  einander  fernsten  Teile  der  Germanen:  im  Süden  der  etwa 
bis  au  die  Saale  bei  Halle  vorgeschobene  Stamm,  im  Norden 
die  Anwohner  des  südlichen  Ufers  der  Dalelf.  Während  nun  die 
g-riechischc  Sprache  bei  ihrem  ersten  Auftreten  entsprechend 
ihrem  durch  zahlreiche  (Tcbirg-sketten  zerrissenen  Heimatboden  in 
zahlreiche  Dialekte  gespalten  ist,  scheinen  die  g-ermanischen 
Stämme,  gleichfalls  im  Einklang  mit  ihrer  Ausbreitung  über  ein 
weites  Niederland,  das  durch  Inseln  und  Meeresarme  mehr  ver- 
bunden, als  getrennt  war,  eine  landschaftlich  nur  wenig  diffe- 
renzierte Sprache  l)esessen  zu  haben.  Wenn  sich  nun  Volksabtei- 
lungen aus  Südschweden,  Bornholm  und  Seeland,  —  nennen  wir 
sie  Wandalen  und  Burgunden  —  in  die  Weichselgegend  bega- 
ben, so  hatten  sie  zwar  sicher  nicht  denselben  Dialekt,  wie  ihre 
neuen  Westuachbarn  an  der  Südküste  der  Ostsee,  immerhin 
standen  sie  letzteren  doch  wohl  näher,  als  die  später,  nach- 
dem jene  Wandalen  und  Burg-unden  weiter  nach  Süden  ab- 
gezogen waren,  fernerher  vom  Nordosten  Schwedens  kommenden 
Goten.  Wie  haben  wir  uns  nun  für  diese  Zeit  die  Dialekt 
unterschiede  zu  denken?  Ich  meine,  dass  vor  der  Übersied- 
lung- der  Nordgermanen  an  die  Weichsel  von  einer  schärferen 
Trennung  innerhalb  der  germanischen  Sprache  kaum  die  Rede 
sein  Avird,  Und  doch  werden  die  beiden  grossen  Länderflächeu, 
Norddeutschland  und  Südschweden,  jede  innerhalb  ihrer  Grenzen 
unwiderstehlich  einigend,  d.  h.  also  auch  nach  aussen  hin 
trennend  gewirkt  haben.  Wenn  wir  uns  nun  nach  einem 
durch  die  Landesumrisse  gegebenen  Einschnitt  in  den  genna- 
nischen^Sprachkörper  umsehen,  so  kann  dieser  nur  bei  den 
dänischen  Inseln,  dieser  Wespentaille  jenes  zweiteiligen  Körpers, 
gelegen  haben,  genauer  im  grossen  Belt,  der  auf  seiner  ganzen 
Strecke  ein  breites  Meer  bildet,  an  dessen  einem  Ufer  man 
das  andere  nicht  mehr  sieht.  Auch  später,  im  6.  Jahrh.  n. 
Chr.,  linden  wir  unter  dem  Einfluss  dieser  Landesgestaltung 
innerhalb  des  dänischen  Volkes  ein  doppeltes  Königreich:  im 
Westen  Jütland  mit  dem  Königssitz  Jälling,  im  Osten  Seeland 
mit   dem  Königssitz  Hleidr,   später  Roeskilde.     Und  auch  seit 


2!.I0  GuötJif  Kossiniia, 

der  im  S.  .lalirliimdert  vollzogenen  Einigung-  des  dänischen 
Volkes  zu  einem  Staate  musste  der  König  seine  Wahl  durch 
die  drei  Landesthinge  zu  Lund.  Ringsted  und  Vihorg  bestätigen 
lassen,  wol)ei  Fiinen  und  Langeland  zu  Viborg  (Jüthmd)  ge- 
hörten (0.  Nielsen  Bidrag  til  Oplj^sning  oni  Sysselniddelingen 
i  Damnark.     Köbenh.  1867.     S.  7  f.)- 

Dieser  naturgcniäss  entstandene  erste  Einschnitt  zwischen 
Nord-  und  Südgermanen  am  grossen  Belt  wird  sich  aber  wesent- 
lich vertieft  haben  durch  die  lange  fortgesetzten  iVuswanderungen 
aus  dem  südlichsten  Teile  des  nordgermauischen  Gebietes  (Scho- 
nen, Seeland),  einerseits  zur  weiteren  Besiedlung  der  norwegi- 
schen Küste,  andrerseits  am  Ende  der  Bronzezeit  zur  Eroberung 
des  rechten  Weichselufers,  indem  nach  grösseren  Auswanderun- 
gen naturgemäss  die  nördlicheren  Schwedenstämmen  in  die 
Lücken  Schönens  und  Seelands  einrückten.  Noch  bedeutender 
musste  aber  die  Kluft  werden,  als  um  300  v.  Chr.  Westdeutsch- 
land erobert  wurde,  denn  damals  rückten  sicher  viele  einzelne 
Stännnc  aus  Jütland  weiter  nach  Süden  zur  Ausfüllung  der  vielen 
Lücken,  die  bei  der  verhältnismässig  selir  schnellen  Besetzung  des 
Landes  zwischen  Leine  und  llhein  notwendig  entstanden.  Da- 
mals, in  der  La  Tene-Zeit  (300  v.  Chr.  bis  Chr.  Geb.),  oder  eher 
noch  etwas  früher  wird  auch  die  Kluft  zwischen  Nord-  und 
Südgermanen  vom  Belt  nach  Westen  mitten  auf  die  jütische 
Halbinsel  sich  verschoben  haben.  Der  Name  der  XdXoi,  die 
Ptoleniäus  auf  Jütland  nennt,  weist  direkt  übers  Kattegat 
nach  Mailand  hinüber,  eine  Kombination,  die  ich  gleichfalls 
lange  gemacht  hatte,  bevor  ich  sie  bei  Möller  (Anz.  f.  d.  Alt. 
XXII  140j  las.  Schwerlich  wird  man  weiterhin  bis  spätestens 
zum  3.  Jahrhundert  nach  Clir.  einen  Zeitpunkt  finden,  der  für 
jene  Verschiel)ung  als  wahrscheinlicher  sich  ergeben  könnte. 
Wie  gerade  von  der  jütischen  Halbinsel  auch  S])äter  noch  der 
Zug  nach  Süden  wirksam  war,  sehen  wir  ja  an  den  Kimbern  ^  i, 

1)  Wie  der  Name  der  Wandalen  und  Haruden  in  Wendle  und 
llarfhesysael  fortlebt,  so  könnte  niöyliclierweise  der  Kimhername  in 
Himmerland,  dem  altern  Ifimbersf/sael  {Hauptort  Aaiborg)  nach- 
klingen, vorausgesetzt  natürlich,  dass  wir  in  Oimbri  keltisch-römisch 
c  =  g-ermaniscli  h  annehmen  dürfen,  wofür  es  ja  genug  Analogien 
gibt  (PBrlJ.  XX  295)  und  wogegen  die  stetige  Schreibung  C'imbri 
für  mich,  trotz  Mueh  (l'citr.  XX  13  i'.),  kein  Hindernis  bildet.  Ein 
phantasievoller  Sprachforscher  könnte  dann  noch  im  Thytaesysael 
(später   Tlnpifh.    aisl.  Jijod)    nördlich    <les    Linifjords    die    Teutonen 


Die  etlmologische  Stellung-  der  Ostg'ermaneu.  291 

bald  darauf  an  den  Eudusieru  und  llaruden,  die  wir  im  Elsass 
liei  Ariovist  wiederfinden.  Kach  meiner  Auifassung-  müssen 
wir  diese  Stämme  zu  den  Nordgermanen  rechneu.  Im  3.  Jahr- 
hundert nacli  Chr.  beginnen  aber  einerseits  die  Einfälle  der 
Heruleri)  in  Gallien,  wodurch  ihre  Anwesenheit  auf  den  däni- 
schen Inseln,  wenn  nicht  gar  bereits  auf  Teilen  von  Jütland, 
gesichert    ist,    andrerseits  auch   in  Schleswig  und   Fünen   die 


erkennen.  Das  Land  nördlich  des  Limtjords  bestand  noch  im  11. 
Jahrh.  aus  drei  grösseren  Inseln  Mors,  Thyland,  Vendsyssel,  die 
schon  Gerh.  Schöning*  für  die  ptolemäischen  'AXoKiai  erklärt.  Ich 
möchte  diese  Dexitimg  der  von  Much  (Beitr.  XX  34  f.)  vorziehen, 
nach  der  es  sich  nur  um  ein  paar  Felsen  im  Meere  gehandelt  haben 
soll.  Wenn  wir  von  den  23  Nordseeinselu  nur  Burcana.  Austera- 
via,  Actavia  mit  Namen  kennen  lernen,  so  müssen  wohl  auch  die 
'AXoKiai  grössere  Inseln  g'ewesen  sein.  Felsen  im  Meere  müssten 
nach  ihrer  Zerstörung-  inindestens  noch  unterseeische  Felsenriffe 
hinterlassen  haben,  wie  sie  Helgoland  umg-eben,  an  der  jütischen 
Spitze  aber  fehlen.  —  Dass  Cimbri  ein  keltischer  Name  für  Wikinge 
gewesen,  wie  Möller  (Anz.  f.  d.  Alt.  XXII  136)  annimmt,  wäre  nur 
für  den  Fall  denkbar,  dass  jene  germanischen  Schaaren  diesen  kel- 
tischen Namen  selbst  bereits  für  sich  verwendeten,  als  sie  in  die 
österreichischen  Länder  abzog'en,  denn  die  österreichischen  Kelten 
konnten  kaum  wissen,  dass  sie  es  mit  dem  jütischen  Stamme  zu 
thun  hatten,  den  die  Bewohner  der  gallischen  Nordseeküste  Cimbri 
nannten. 

1)  MüUeuholf  (DA.  II  69)  hält  die  Heruler  mit  Recht  für  Nord- 
germanen. Aber  vor  Zeiten,  als  die  Norweger  ihr  überwiegendes 
Anrecht  an  der  altnordischen  Sprache  und  Litteratur  gegenüber 
den  in  dieser  Hinsicht  so  g'ut  wie  unbeteiligten,  aber  darum  nicht 
Aveniger  anspruchsvollen  Dänen  zu  verteidigen  hatten,  teilten  sie 
bereitwillig  das  ganze  Dänemark  der  Zeit  vor  dem  5. — 6.  Jahrhun- 
dert n.  Chr.  'deutscher'  Bevölkerung*  zu  (R.  Keyser  Om  Nordmjen- 
deues  herkomst.  1839:  Munch  Annaler  184S),  wogegen  Worsaae  eine 
eigene  Schrift  richtete  (Om  en  forhistorisk,  saakaldet  'tydsk'  Be- 
folkning  i  Danmark.  Kjeb.  1849).  An  diese  Zeit  erinnerte  mich 
Fluchs  Meinung,  dass  die  Heruler,  wie  die  gesamten  Nerthnsvölker, 
die  auch  die  dänischen  Inseln  einnehmen,  zu  den  Ingwäonen  ge- 
hören und  keine  Nordgermanen  seien  (Stammsitze  191.  196;  ebenso 
früher  schon  Hoffory  Eddastudien  161).  In  weiterer,  noch  bestimm- 
terer Ausführung  werden  dann  die  'ingwäonischen'  Heruler  von 
LöAve  (Die  Reste  der  Germanen  am  Schwarzen  Meere  S.  30  ff.  165  ff.), 
der  den  Nordgermanen,  wie  vor  50  Jahren  ^lunch,  sogar  noch  einen 
Teil  von  Schweden  abnimmt,  als  Westgermanen  gekennzeichnet. 
Solche  iMeinungen  muss  ich  natürlich  g-anz  ablehnen.  Diese  Frage 
ist  unlösbar  mit  der  der  Juten  verknüpft,  auf  die  ich  sogleich  zu- 
rückkomme. 


292  Gustaf  Kossinna. 

Runeninschriften  ^j,  die  meiner  Meimuii;-  nach  von  den  dänischen, 
wie  von  der  Mehrzahl  der  deutschen  Forscher  mit  Reclit  als  uord- 
germanisch  in  Anspruch  g-enommen  werden,  was  freilich  durch- 
aus noch  nicht  heisst,  dass  sie  dänisch  gewesen  seien.  Das 
Gotische  als  Gegenbeweis  anführen  kann  man  nur,  wenn  man 
leugnet,  dass  die  sogenannten  Ostgermanen  nur  eine  Absplitte- 
rung  der  Xordgermanen  gewesen  sind.  Einen  solchen  Stand- 
punkt kann  ich  aber  nicht  mehr  gelten  lassen.  Späterhin 
ist  dnreli  die  Auswanderung  der  Angeln,  Sachsen,  Enten  nach 
England  im  5.  Jahrhundert  und  das  gleichzeitige  Vordringen 
der  Sachsen  nach  Norden  in  Holstein  die  Kluft  gegen  die 
Nordgermanen  von  Süden  her  ebenso  vertieft  worden,  wie  von 
Norden  her  im  6.  Jahrh.  infolge  der  Eroberung  und  Dänisie- 
ruug  Jütlands  durch  die  sehonischen  Dänen. 

MüUenhoff  hielt  1849  unter  dem  Einfluss  der  Aufstellungen 
Munchs  die  Bevölkerung  Jütlands  bis  zum  6./7.  Jahrhundert 
und  ebenso  die  Sprache  der  Inschrift  des  goldenen  Horns  für 
deutsch,  die  anderen  jütländischcn  Inschriften  aber  für  nordisch 
(14.  Bericht  der  Schleswig  Holst.  Laueub.  Ges.  S.  26  ft'j. 
Später  hat  er  auch  die  Inschrift  des  Horns  für  nordisch  er- 
klärt (DA.  III  202).  Obwohl  nun  die  Entstehnngszeit  dieser 
Inschriften  vor  20  Jahren  bereits  ziemlieh  gesichert  war,  in- 
sofern wenigstens  als  sie  alle  vor  das  6./ 7.  Jahrhundert  fallen, 
hat  MüUenhoff'  doch  an  der  Deutschheit  der  ganzen  Halbinsel 
bis  tief  ins  6.  Jahrhundert  hinein  festgehalten  (Beowulf  S.  109). 
Diese  beiden  Dinge  sind  aber  für  mich  unvereinbar.  Die  Hau})t- 
schwierigkeit  bilden  unleugbar  die  Juten.  Möller  (Altengl.  Volks- 
epos 88)  hat  gezeigt,  dass  die  angelsächsischen  Y'te  einen 
durchaus  andern  Namen  tragen,  als  die  dänischen  Juten,  indem 
jener  Name  ursprünglich  mit  Eu-,  dieser  mit  Jeu-  angelautet 
hat.  Er  trennt  daher  auch  die  beiden  \'ölkerschaften  völlig 
und  zählt  die  Euthlones  (}''te>  zu  den  Ghauken  (vgl.  jetzt 
Anz.  f.  d.  Alt.  XXU  109).  während  auf  Jütland  Jeutiones 
Sassen.      Ten    Brink    (Beowulf   204  f.)   und   Much  iS.  208  f.) 

1)  Die  Zeiten  der  Inschriften  sind  diese:  Viinosc  fällt  in  die 
erste,  Thorsbjerg'  in  die  zweite  Hälfte  des  3.  Jahrhunderts,  GalleiiUh 
in  den  Beginn,  Nydam  in  den  Ausg'ang  des  4.  Jahrh.,  Hinilingüie 
ins  4.  Jh.,  Kragehul  etwa  um  400  n.  Chr.;  vgl.  Montelius  Svenska 
fornni.  füren,  tidskr.  1^96  272  ff.  Icli  erwähne  diese  jetzt  massge- 
benden Bestinniiungen  Ix'sonders,  weil  Sievers  sie  in  der  2.  Auf  läge 
von  Pauls  Grnndriss  iioeii  iiiclit  auftiilircn   koiuUc. 


Die  ethnolog-i.sclie  Stellung'  der  Ostgennanen.  293 

haben  dagegen  Widerspi-ucli  erhoben,  ohne  indessen  die  Be- 
denken Möllers  zu  beseitigen.  Die  altnordische  Bezeichnung- 
der  Juten,  Jöfar,  kann  allerdings  ebensowohl  auf  Jeutones^ 
Avie  auf  Eutones  zurückgehen,  dagegen  könnte  dänisch  Jyde)\ 
wie  mir  Mciller  schreibt,  nur,  wenn  es  nordfriesisches  Lehn- 
wort wäre,  auf  Eutione.s,  ebenso  wohl  aber  in  diesem  Falle 
auf  Jenfiones  oder  Jfitiones,  als  rein  dänisch  betrachtet  da- 
gegen nur  auf  Jeutlones,  Jiufiones,  Jfitiones  zurückgehen. 
Ich  stimme  Möller  auch  bei,  wenn  er  die  jütischen  Kenter 
ihrer  Sprache  wegen  nicht  aus  dem  Norden  Jütlands  herzu- 
leiten vermag.  Somit  fehlt  uns  nicht  nur  für  die  däni- 
schen Inseln,  sondern  auch  für  Jütland  jede  Berech- 
tigung-, in  historischer  Zeit  dort  eine  westgermanische 
Bevölkern n g  a n z u ne h m en ^). 

Eine  ältere  Überlieferung  des  Namens  hätten  wir,  wenn 
wir  das  unselige,  unerklärbare  XuitJiones  des  Tacitus,  wie  ich 
glaube,  in  Jeufhones  i woraus  Jötar)  oder  in  die  sekundäre 
Namensform  Jeuthiones  (woraus  Jyder)   ändern   dürfen.     Mit 


1)  Hiermit  g-laube  ich  für  eine  blosse  Behauptung-  Jessens, 
die  er  freilich  als  "Ausbeute"  seiner  "Undersogelser  til  nordisk 
oldhistorie"  (Kjeb.  1862)  hinstellt,  zum  ersten  Male  die  Beg-ründung- 
gebracht  zu  haben.  —  Es  ist  höchst  bedauerlich,  dass  die  dänische 
Forschung-  die  vor-  und  urgeschichtlichen  Verhältnisse  Dänemarks, 
wie  des  ganzen  alten  Germaniens  noch  immer  nicht  unbefangenen 
Blickes  untersuchen  kann,  sondern  überall  durch  politische  Rück- 
sichten eingeengt  wird.  So  behauptet  Job.  Steenstrup  in  einer 
Abhandlung-,  die  ausschliesslich  der  Methode  der  Anwendung  ar- 
chäologischer Ergebnisse  auf  die  Rekonstruktion  vorgeschichtlicher 
Völkerverhältnisse  gewidmet  ist  (Historisk  tidskr.  1895  VI.  R.  VI  114  ff.: 
Hvorlamg-e  have  Danske  boet  i  Danmark  ?),  es  sei  über  allen  Zweifel 
erhaben,  dass  Dänen  mindestens  seit  Chr.  Geb.  in  Dänemark  an- 
sässig seien.  Nun,  der  hochverdiente  Verfasser  des  Werkes  "Nor- 
mannerne",  der  gewiss  mancherlei  Kenntnisse  in  vorgeschichtlicher 
Archäologie  besitzt,  aber  doch  nicht  ausreichende,  um  hier  das 
Machtwort  zu  sprechen,  zeigt  auch  sonst,  dass  üim  die  Urgescliichte 
als  Ganzes  ein  fremdes  Gebiet  ist.  Seine  methodischen  Bedenken 
hatten  ihre  Widerlegung-  und  Einrenkung  in  den  richtigen  Rahmen 
schon  im  Voraus  durch  meinen  Kasseler  Vortrag  erhalten.  Seine 
Fragestellung,  die  einem  geschichtlichen  Ereignis  vom  Anfang  des 
6.  Jahrhunderts  gewidmet  ist,  steht  mit  der  Beantwortung,  die  sich 
in  den  Perioden  der  Steinzeit  verliert  und  mehr  oder  weniger  ab- 
gethane  Anschauungen  der  physischen  Anthropologie  bekämpft, 
in  g-ar  zu  gi-ellpm  Missverhältnis. 


25)4  ( I  u  s  t  a  f  K  o  s  s  i  ii  u  a , 

grosser  Sicherheit  dag-eg-eii  g-hxube  ich  eine  noch  weit  ältere 
Bezeugung-  des  Namens  der  gewiss  nicht  dänischen  (dies  sei 
für  däniselie  Schwärmer  l)esonders  liervorgehobcn!),  aber  meiner 
]\leinung-  nach  damals  bereits  als  nordgermanisch  aufzufassenden 
Juten  aufweisen  zu  kcinnen.  Wir  treffen  ihn  nämlich  bei  Py- 
theas,  dessen  routovec  und  Teurovec  (Plin.  XXXVII  35)  in 
einem  ursprünglichen  Meuiovec  ihre  sachlich  und  paläographisch 
allein  befriedigende  Lösung  finden,  für  deren  ausführliche  Er- 
örterung ich  freilich  auf  eine  zukünftige  Darstelhing  der  an 
Pytheas  sieh  anknüpfenden  Fragen  vertrösten  muss.  Nur  so 
viel  will  ich  hier  in  Eile  verraten,  dass  ich  die  Bernsteininsel, 
die  auf  Grundlage  der  Überlieferung  absolut  in  die  Ostsee, 
nicht  mit  MüUenhoft"  an  die  Nordseeküste  gehört,  unter  diesen 
Umständen  mit  Rücksicht  auf  die  Geschichte  des  Bernstein- 
handels für  eine  der  dänischen  Inseln  halten  muss.  Der  Teil 
des  skythischen  Festlandes,  vor  dem  die  Insel  liegt,  soll  Bau- 
nonia  heissen  (Plin.  IV  94) :  appellatur  Baunonia.  Indess  hat  die 
Mehrzahl  der  besten  Handschriften  Baunonia,  was  unter  An- 
nahme einer  Doppelschrcibung  von  R  in  appeUatuR  ^x\i  Aunonia 
und  weiter  Auionia,  das  Land  der  Aviones  (Germ,  40)  führt. 
Indess  war  ursprünglich  unter  Baunonia  möglicherweise  doch 
die  Insel  verstanden,  was  sachlich  dadurch  gefordert  zu  werden 
scheint,  dass  das  Festland  bereits  an  die  Teutones-Gutoues 
vergeben  ist.  Dann  wäre  IJaunonia  ^■ielleicht  Entstellung  aus 
BAIIAEIA  über  BAMIAEIA,  BAYNINEIA.  Dies  wird  jedoch 
darum  wieder  unwahrscheinlich,  weil  Basilia  (Pytheas,  Timaeus, 
Metrodorus),  BaciXeia  (Diodor)  neh^n  Ahalus  (Pytheas),  Abalcia 
(Xenophon  v.  Lampsacus  bei  Solinus),  Balcla  (Xenophon  bei 
Plinius)  unmöglich  der  richtige  Name  sein  kann.  Abalus  und 
Basilia  lassen  sich  vereinen,  wenn  man  in  ersterem  Falle 
Vereinfachung  eines  doppelten  Z  anninnnt:  vficoZ  ZdßaXoc, 
und  bei  Basilia  eine  Vertausehung  des  Aidauts  der  beiden 
ersten  Silben :  ZaßiXeia  (aus  ZaßdXeia),  eine  Adjektivl)ildung  zu 
ZdßaXoc.  Das  wäre  dann  die  Insel,  auf  der  die  ZaßaXiyTioi 
des  Ptolemäus  gewohnt  iiätten,  die  Mueh  nach  Laaland  und 
Falster  setzt.  Hinter  dem  grossen  aestuarium  Metuonis  (Plin. 
XXXVII  3;")),  in  welchem  die  Hernsteininsel  neben  vielen  andern 
liegt  (ebd.  IV  94j,  könnte  sich,  da  M  und  B  bereits  in  alten 
griechischen  Handschriften  kaum  zu  unterscheiden  (MüUenhoff 
DA.  III  32  Anm.    I  \  und  darum  z.  B.  auch  bei  den  ptolemäi- 


Die  ethnolog-ische  Stellung'  der  Dstgermaiicii.  2!>5 

sehen  Namen  sehr  häufig-  verwechselt  sind,  mög-licherweise  der 
Name  'Belt'  verstecken. 

Von  verschiedenen  Seiten  ist  mir  nnn  eutg-eg-eng-elialten 
worden,  dass  sich  meine  Meinung-  über  die  Herkunft  der  Ost- 
g-ermanen  nicht  mit  der  Thatsache  der  g-emeingermauischen 
Lautverschiebung  vereinigen  lasse,  deren  allseitige  g-leich- 
mässig-e  Durchführung-  eine  noch  engbegrenzte  Ausdehnung-  der 
Germanen  zur  Voraussetzung  habe.  MüUenhoif  hat  das  ja 
ausg-esprochen  (DA.  III  197)  und  ich  glaube,  ähnliches  vorher 
und  nachher  schon  öfter  gelesen  zu  haben,  so  bei  Bremer, 
Bethge,  Wilser  und  anderen.  Solche  Erwägungen  haben  auf 
mich  nie  den  gering-sten  Eindruck  g-emacht.  Denn  w^er  nicht 
blos  sprachliche  Konstruktionen  auftuhrt.  die  möglicherweise 
den  g-eschichtlichen  Thatsachen  entsprechen,  vielleicht  aber 
auch  nicht,  sondern  auf  dem  festen  Unterg-rund  der  Archäo- 
logie weiterbaut,  muss  wissen,  dass  es  keine  voi-historische 
Zeit  seit  dem  Auftreten  der  Germanen  gibt,  wo  wir  sie  nicht 
zugleich  an  der  Süd-,  AVest-  und  Nordküste  der  westlichen 
Ostsee  antretfen.  Das  war  und  ist  für  mich  Thatsache;  die 
alleinig-e  Möglichkeit  der  gleichmässigen  Ausbreitung  der  Laut- 
verschiebung nur  innerhalb  Norddeutschlands  ist  für  mich  aber 
keine  Thatsache,  sondern  nur  eine  Annahme  und  zwar  eine 
falsche,  ein  Vorurteil,  das  auf  si)rachlichen  Hindernissen  fusst, 
die  nur  eingebildete  sind.  Älüllenhotf  freilich  glaubte,  das  die 
Lautverscliiebung  alsbald  nach  der  Einwanderung  der  Germa- 
nen in  Deutschland,  die  er  etwa  um  lUijO  vor  Chr.  sich  dachte, 
eingetreten  sei.  Jetzt  denken  wir  anders  darüber.  Much  setzt 
die  Lautverschiebung  ins  3.,  ich  ins  4.  Jahrhundert  vor  Clir. 
(PBrB.  XX  297),  d.  h.  an  den  Schluss  der  jüngsten  Periode 
der  Bronzezeit  oder,  wenn  man  die  Bezeichnung-  von  Monte- 
lius  lieber  will,  in  den  ersten  Abschnitt  der  Eisenzeit  (5()() — 
300),  der  zur  La  Tenezeit  überleitet.  Damals  sassen  Germa- 
nen links  der  unteren  Weichsel,  in  Posen,  Schlesien,  im  K<i- 
nigreich  und  in  der  Provinz  Sachsen,  westwärts  bis  an  die 
Leine,  an  der  Nordseeküste  bis  an  die  EmsmiUulung-,  in  Schwe- 
den bis  zur  Dalelf,  in  Norwegen  bis  nach  Drontheim  und  noch 
weiter  n/irdlich.  Wo  die  Lautverschiebung  in  diesem  grossen 
Gebiete  zuerst  eingesetzt  hat,  wissen  wir  nicht.  Ich  habe  (Zs. 
f.  Volksk.  1896,  6)  vermutet,  dass  sie  eine  Folge  war  von 
der  starken  Ausbreitung  über  anderssprachige  Gebiete  im  Osten 


296  G 11  s  t  a  f  K  o  s  s  i  im  a, 

Deutschlands,  die  im  0.  und  ö.  Jalirliuudert  stattfand.  Gerade 
im  Osten  finden  wir  auch  die  Jieispiele  für  Entlehnungen,  die 
vor  den  P^intritt  der  Verschie})ung  fallen.  Denkbar  wäre  es 
allerdings,  dass  die  mehr  nordwestlich  in  Brandenburg,  Meck- 
lenburg, Holstein  gesessenen  Stämme  trotzdem  die  Verschie- 
bung schon  eher  gehabt  haben.  Dann  würde  ihre  Veranlas- 
sung natürlich  eine  andere  gewesen  sein.  Keinesfalls  ist  sie 
durch  IJesetzAing  keltischer  Gebiete  im  Westen  eingetreten, 
da  diese  gerade  keine  Ortsnamen  aufweisen,  die  die  Lautver- 
schiebung mitgemacht  haben.  Ich  habe  diese  Verhältnisse 
l'ßrB.  XX  295  üt".  klargelegt.  Trotzdem  unternimmt  es  jetzt 
Kretschmer  (Einl.  in  die  Gesch.  der  griecli.  Sprache  S.  123j, 
der  zwar  meine  Al)handlung  kennt,  sie  aber  weder  benutzt, 
noch  auch  nur  zitiert  hat  ^),  die  germanische  Lautverschiebung 
auf  keltische  p]intlüsse  in  Westdeutschland  zurückzuführen,  und 
bei'uft  sich  dabei  auf  die  angel)lich  keltischen  Einflüsse,  die 
nach  Hirt  (IF.  \\  i>6)  die  zweite  hochdeutsche  Lautverschie- 
bung erzeugt  hätten.  Beides  ist  gleich  verkehrt.  Denn  vor 
Hirts  Entdeckung  waren  die  Germanisten  schon  lange  Jahre 
der  Ansicht,  dass  nicht  der  Einfluss  des  Keltischen,  sondern 
der  des  Komanischen,  was  denn  doch  s])rachlich,  historisch 
und  vor  allem  geographisch  ein  kleiner  Unterschied  ist,  die 
hochdeutsche  Lautverschiebung  vei-anlasst  hat.  Darum  tritt 
diese  auch  zuerst  bei  Langobarden  in  Italien,  dann  l)ei  den 
gleichfalls  mit  Romanen  stark  durchsetzten  schweizerischen 
Alemannen,  endlich  bei  den  Baiern  auf.  Die  weitere  Ausbrei- 
tung dieser  Lautveränderung  geschah  darauf  natürlich  durch 
einfache  (Jl)ertragung  im  Wege  des  Verkehrs. 

Dagegen  lag  der  Gedanke  sehr  nahe,  die  Lehre  Thurn- 
cysens  (Rev.  celt.  VI  313  und  Rhein.  Mus.  X.  F.  XLIII  349) 
von  der  Gemeinschaft  der  Westindogermanen,  d.  li.  der  Ita- 
liker,  Kelten,  Germanen  in  der  Änderung  des  freien  indoger- 
nnuiischen  Akzents  durch  Festlegung  auf  die  erste  Wortsilbe 
bezüglich    der   Beteiligung    der   Germanen    in    d  e  i-  Weise    zu 


1)  So  vermeidet  er  aueli  sorglielisl  jeden  Hinweis  auf  nieineu 
Autan^'  August  1895  gehaltenen  Kasseler  Vortrag,  der  vor  ihm  das 
ausspraeh,  worauf  sein  Kapitel  über  die  ältesten  Kulturzustände  der 
Indog-ermanen  hinausläuft.  Dafür  wird  aber  der  später  fallende, 
da\»oi  in  seinem  Inhalt  für  jeden  Kenner  belanglose  Vortrag  Vir- 
cliows   über  Regenbogenschüsselehen    gehorsamst   gebucht  (S.  123). 


Die  ethnologische  Stellung  der  Ostgernianen.  297 

lassen,  dass  man  bei  ihnen  Entlehnung-  des  neuen  keltischen 
Akzents ,  sowie  der  poetischen  Kunstform  der  Allitteration  ^) 
annahm.  Jeder,  der  sich  mit  diesen  Dingen  beschäftig-t,  musste 
nun  denken,  dass  diese  Entlehnung  in  die  Zeit  der  Besetzung 
des  keltischen  Westdeutschlands  fiel.  Auch  Kretschnier  spricht 
das  aus  (a.  a.  0.  116).  Vor  dem  Erscheinen  seines  Buches 
aber  war  diesem  Gedanken  durch  Zimmer  bereits  das  Lebens- 
licht ausgeblasen,  der  nachwies,  dass  es  einen  gemcinkeltischeu 
Akzent  mit  Wortanlautbetonuug  gar  nicht  geg-eben  hat  (Gu- 
rupüjäkaumudl  Leipzig  1896  8.  79  flf.). 

Die  schnelle  Ausbreitung-  der  ersten  germanischen  Laut- 
verschiebung- erklärt  sich  unschwer  durch  den  starken  Verkehr, 
den  die  Archäologie  aus  der  raschen  Verl)reitung-  der  stets 
wechselnden,  vom  Süden  nach  dem  Norden  eilenden  Kultur- 
strömungen erweist.  Dementsprechend  werden  Jütland  und 
die  dänischen  Westinseln  auf  dem  Landwege,  d.  h.  von  den 
Westgermanen,  dageg-en  Bornholm,  Schweden  und  die  däni- 
schen Ostinseln  auf  dem  Wasserwege,  d.  h.  von  den  Ostger- 
manen, die  Lautverschiebung  erhalten  haben.  Wir  haben  ja 
gesehen,  wie  gerade  mit  Eintritt  der  La  Tene-Periode  (um 
oUO  V.  Chr.)  diese  beiden  Handelswege  überaus  stark  benutzt 
wurden.  Das  war  die  Zeit,  avo  die  Nordgermanen  sich  die 
veränderte  Lautgebung  aneigneten.  Es  ist  nicht  wunderluir, 
dass  gerade  der  Ostseeverkehr  damals  so  stark  gewesen  ist, 
wie  wir  uns  nur  den  Verkehr  der  westlichen  Nordgermauen 
unter  einander  in  der  Wikingerzeit  zu  denken  haben,  als  der 
isländische  Skalde  an  den  Königshöfen  von  Norwegen,  Däne- 
mark, Irland  und  England  sang.  Denn  in  die  unmittelbar 
voraufliegende  Zeit,  das  5.  und  6.  Jahrh.  vor  Chr.,  fallen  ja 
die  grossen  Völkerumsiedlungen  von  der  Nordküste  nach  der 
Siidküste  der  Ostsee,  die  einen  anhaltend  starken  Seeverkehr 
der  Ostseestämme  im  Gefolge  haben  nuissten.  Und  nach 
Norwegen  kam  die  Lautverschiebung  durch  die  stetigen  Nach- 
schül)e  von  Besiedlungsschwärmen  von  den  dänischen  Inseln 
und  Südschweden,  die  dem  innern  Lande  allmählich  eine 
etwas  dichtere  Bevölkerung  zuzuführen  anfingen,  mag  aber 
dort  sehr  viel  längere  Zeit  zur  Durchführung  gel)raucht  haben. 
Schon    im  Anz.   f.  indog.  Altert.   IV  49    l)cmerkte   ich,    dass 

1)  Vergl.  hierüber  jetzt  Thurneysen  in  den  Verhandl.  der  43. 
Vers,  der  Philologen  zu  Köln  1895  sf  155  f.   (Anz.  VT  154  f.) 
Indogemiauische  Forschungen  VII  3  u.  i.  20 


298  Gusta f  Koösiinia, 

wir  an  der  so  viel  spätem  und  scliwierig-ereii,  weil  üher 
weit  grössere  Gebiete  gebenden  Verbreitung-  des  Runenalpba- 
l)ots,  der  Woebentagsnanien.  der  Auslautsgesetze  in  den  ersten 
Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung  zu  allen  Germanen  hin 
ein  Beispiel  haben,  das  zeigt,  wie  die  Bedenken  hinsichtlich 
der  Übertragung  der  Lautverschiebung  hinfällig  sind. 

Noch  einen  letzten  Punkt,  der  in  der  Frage  der  Ost- 
uud  Westgernianen  bisher  eine  grosse  Rolle  gespielt  hat,  niuss 
ich  berühren,  wenn  auch  nur  kurz,  da  ehie  ausführliche  Be- 
handlung zu  einem  Buche  werden  müsste.  Es  ist  das  die 
Ethnogonie  der  Germanen,  worüber  ja  schon  so  unendlich 
viel  geschrie1)en  ist,  ohne  dass  bei  alle  dem  Anerkennen  oder 
Verwerfen,  Hochschätzen  oder  Geringachten  der  Überlieferung 
durch  die  Philologen  und  Historiker,  wenn  wir  von  Müllenhotf 
absehen,  die  Sache  erlieblich  geklärt  worden  wäre.  Wie  fast 
überall  bei  Müllenhoff  so  blendet  aber  auch  hier  seine  g*län- 
zendc  historische  Kombinationsg-abe,  vermöge  deren  er  aus 
den  winzigen  Bruchstücken  der  Überlieferung-  ein  so  schön 
gefügtes  Ganze  herstellt,  dass  man  die  Täuschung  über  die 
grossen  Lücken  unseres  Wissens  gar  nicht  gewahr  wird.  Sein 
Aufsatz  "über  Tuisko  und  seine  Nachkommen"  (Schmidts 
Allg.  Zs.  f.  Gesch.  VIII  209  If.j,  der  Jahrzehnte  lang  unbe- 
achtet geblieben  ist,  hat  späterhin  gar  zu  sehr  Schule  gemacht: 
er  wurde  von  den  Mythologen  nicht  nur  'Soll  und  ganz"  auf- 
genommen, sondern  fand  bei  Hotfory  eine  derart  folgerechte 
Weiterführung,  dass  nunmehr  auch  Alüllcnhott's  (iedankengang 
verdächtig  wurde.  Nach  dem  ungeschichtlichen  Stammbaum- 
j)rinzi}).  mit  dessen  Hilfe  Henning  sein  indogei'manischcs  Haus 
herausbrachte  und  das  in  der  S[)ra('hvergleicluing  mit  ihren 
Wortstammbäumeu  die  üppigsten  Wucherungen  getrieben  li;it, 
setzt  lIofl'(»ry  Irmin  --  Ingw  —  Istw  und  erkhirt  sie  für  blosse  Kr- 
sclieinungsformen  des  gemeingcrmanisclien  Ilinunelsgottes  '^''/V- 
waz.  Solch  ein  nach  rückwärts  bis  zu  einem  Sanunelpunkte 
gezogenes  Liniensystem  ist  Ja  bald  hergestellt,  aber  dass  damit 
irgend  welche  geschichtliche  Thatsachen  erwiesen  oder  nur 
wahrscheinlich  gemacht  würden,  lässt  sich  heuti'  doch  nicht 
mehr  i)ehaupten. 

Für  MiUlenh(»tf  ergali  die  Annahme,  dass  der  altarische 
Himmelsgott  l»ci  (h'n  swel>ischen  Semnonen  als  Inichster  Gott 
sich    erhalten    hat,    den    Schluss,    dass   l)ei    den  Semnonen    die 


Die  cthnologisclie  Stellung-  der  Ostg-ennaneii.  299 

g-ermanisehe  Urheimat  läge.  Wir  brauchen  uns  nicht  mit  der 
Frage  abzuquälen,  ob  Bremer  mit  seiner  Leuguung-  der  Glei- 
chung- Tlwaz  =  Dyaus,  Zeuc  (IF.  III  301)  recht  hat  oder 
nicht  (vgl.  Streitberg  IF.  I  154),  da  wir  schon  aus  andern, 
schwerer  wiegenden  Gründen  es  ablehnen  mussten,  dass  die 
Mark  Brandenburg  als  germanische  Urheimat  in  Betracht 
kommt.  Aber  auch  den  andern  Schlüssen  IMüllcnhotts  kann 
ich  nicht  beitreten,  vor  allem  nicht  seiner  Meinung,  dass  die 
Ethnogouie  nur  die  Westgermanen  umfasse,  worauf  es  uns 
hier  am  meisten  ankommt. 

Sehen  wir  /unächst  zu,  waini  die  Etlmogonie  entstanden 
ist.  Da  das  in  der  Überlieferung  den  Istäonen  zugeteilte 
Landgebiet  erst  im  3.  Jahrhundert  vor  Chr.  von  Germanen 
besetzt  wird  und  es  klar  ist,  dass  die  dort  vorhandenen  Yö\- 
kerschaffeu  zum  Teil  erst  in  ihren  neuen  Sitzen  sich  als  solche 
werden  gebildet  haben,  so  folgt,  dass  die  Etlmogonie  frühe- 
stens dem  dritten  Jahrhundert  entstammt,  wenn  auch  jeder 
der  drei  Stammnamen  als  Einzeluame  älter  sein  kann.  Die 
Namen  Ingwäonen,  Istäonen,  Erminonen  weisen  Allitteration 
auf,  setzen  folglich  den  neugermanischen  Akzent  voraus,  der 
erst  nach  dem  Vollzug  der  Lautverschiebung,  also  frühestens 
im  3.  Jahrh.  vor  Chr.  eingetreten  ist.  Also  auch  von  dieser 
Seite  her  sehen  wir,  dass  die  Etlmogonie,  d.  h.  die  Auswahl 
und  Zusammenstellung  der  Namen  frühestens  im  Laufe  des 
3.  Jahrh.  vor  Chr.  stattgefunden  halben  kann.  Wenn  man 
daher  von  einer  "uralten"  Stammsage  spricht,  z.  B.  Bruuner 
Deutsche  Rechtsgesch.  I  80,  so  ist  das  nur  in  bedingter  Weise 
richtig.  Dass  jene  drei  Völkernnmen  lichtige  Völkernamen 
und  nicht  Ableitungen  von  einem  früher  als  sie  vorhanden 
gewesenen  Götternamen  sind.  Iiabe  ich  PBrB.  XX  298  f.  aus- 
gesprochen und  stand  für  mich  sclion  seit  Jahren  fest.  l)evni- 
man  an  die  Etymologie  dieser  Namen  ging  und  damit  den 
Weg  jMüllenhotfs,  Schereis,  Hottbrvs  und  neuerdings  auch  Koe- 
gels,  des  })Osthumen  Schülers  von  MüUenhott"  ',Anz.  f.  d.  Alt. 
XIX  9),  bei  den  zugehörigen  G(Uternamen  die  Etymologie  zu 
beginnen,  verliess.  Ich  fülirte  dort  den  Namen  Gautr  an, 
den  Odinn  offenbar  von  den  ( lauten  erhielt.  Auch  die  Mutter- 
gottheiten haben  ihre  Beinamen  oft  nach  den  sie  verehrenden 
Völkerschaften  oder  Gauen  und  alts.  Saxnöf,  ags.  Saxneat 
begegnet    nur    beim  Sachsenstannne.     Wir    linden    zudem    die 


300  Gustaf  Kossinna. 

Namen  Irmiu-  und  Ingo-,  älter  Ingwio-,  sehr  liäuHg-  zui'  ßil- 
(liiiig-  von  Personennamen  benutzt  in  der  Weise  wie  sonst  wohl 
Völkernamen,  z.  B.  die  Xamen  der  Boi  {Boiorix),  Volcae 
xWaJah-),  Wandalen  {Wandil-),  Sweben  (-6>frt&-),  Angeln  (^w- 
(//1-),  Warnen  {Warin-),  Dänen  {Den-  vergl.  Müllenhoff  Beo- 
wnlf  30),  niclit  aber,  wenigstens  bei  den  Süd-  nnd  Ostgerma- 
nen,  Götternamen  verwendet  werden.  Die  Zusammensetzungen 
mit  Thor-,  Frey-  sind  ein  l)esonderer  Zug  der  nordischen 
Personcnnamen  i'AVcinhold  Altn.  Leben  271),  unter  denen  sich 
in  christlicher  Zeit  auch  die  Nanien  einzelner  heidnischen 
Götter  finden  (E.  H.  Meyer  Germ,  Mythol.  32;  H.  Petersen 
(>m  Xordl)oernes  Gudedyrkelsc  44  f.),  wie  auch  bei  den  Deut- 
schen in  christlicher  Zeit  (9.  Jahrh.J  Wofan^ i  als  Name  vor- 
kommt (Grimm  iMyth.  120;  Müllenhoif  Zs.  f.  d.  Alt.  XII  400  f.). 
Sonst  aber  finden  sich  bei  den  Deutschen  fast  nur  Zusammen- 
setzungen mit  den  allgemeineren  Bezeichnungen  des  Göttlichen, 
Dämonischen  (Meyer  PßrB.  XVIII  108)  Ans-,  Alb-,  Got-,  wäh- 
rend solche  mit  X^amen  von  Einzelgottheiten  äusserst  selten 
(vergl.  Grimm  Myth.  170,  Müllenhoft'  Zs.  f.  d.  Alt.  VII  527, 
XIII  078)  und  bei  Angelsachsen  überhaupt  nicht  begegnen 
(Kemble  Die  Sachsen  in  England  286.  292).  Auch  dies  spricht 
dafür,  dass  die  Ingwäonen  ihren  Nanien  nicht  von  einem 
Gotte  Tngw  haben,  den  man  doch  noch  gar  nicht  hat  nachweisen 
ktinnen.  Von  einem  Istw  aber  hat  man  noch  nicht  eimnal  für 
den  Xamen  irgend  ein  Zeugnis,  geschweige  denn  für  seine 
Göttlichkeit. 

Wir  sehen  ja  auch  bei  allen  germanischen  Stämmen, 
z.  B.  Angelsachsen,  Dänen,  Schweden,  Goten,  ebenso  bei  den 
griechischen  (vgl.  Beloch  Griecli.  Gesch.  Kap.  o;  Ed.  Meyer 
Forschungen  z.  alt.  griech.  Gesch.  145.  150.  170  ft\;  Ders. 
(icsch.  d.  Altert.  II  315  ff..  410),  wie  die  epischen  Lieder,  in 
denen  die  Dichter  die  Stannnesgeschichte  festhielten  oder  viel- 
mehr festhalten  sollten  und  in  Ermangelung  älterer  Überlie- 
l'erung  mit  der  jedem  naiven  Stannnesbewusstsein  eigenen 
L'berhebuiig  erdichteten,  an  die  S})itze  ihrer  Krtnigsgoncalogien 
den    Eponynms    des    V(dkes    stellen    und    ihn    zum    Sohn    des 

1)  In  seiner  schönon  l'rnüramnial)li;iii(llunü' "Kelten  und  \nrd- 
ü:«'rnianen  im  9.  und  10.  .Jalirhundert"  Lcipziii-  1896  S.  3  thut  .Moji-k 
diese  Naniensform  üeucnülxT  Wodan,  Wtiofan  unbe^nündeter  Weise 
in  die  Acht. 


Die  ethnolog'ische  Stellung'  der  Ostg'ermanen.  301 

höchsten  Stammesgottes  machen  (vgl.  Kemble  Die  Sachsen  in 
Enghmd  280).  Besonders  durchsichtiii-  ist  die  bereits  im  Ka- 
talog- des  Hesiod  (6,  Jahrh.)  enthaltene  jonische  Stannnes- 
g-enealogie,  die  Doros,  Äolos  und  Xuthos  zu  Söhnen  des  Hel- 
len und  Jon  und  Achaios  zu  solchen  des  Xuthos  macht  (He- 
siod frg.  25  Kinkel);  vgl.  Ed.  Meyer  Gesch.  d.  Alt.  II  234.  239; 
P'orschungen  127  tf.  133.  Es  wäre  tiberflüssig,  das  hier  weiter 
auszuführen.  Ich  glaube,  dass  die  blosse  Andeutung  dieses 
Sachverhalts  genügt,  um  Müllenhotifs  Autfassung  von  einer  in 
der  Ethnogonie  enthaltenen  oder  ihr  zu  Grunde  liegenden  Theo- 
gonie  —  natürlich  abgesehen  von  Tuisto  und  Mannus  —  nicht 
die  Rede  sein  kann. 

Was  die  Deutung  der  Namen  betritft,  so  gelten  die  Istäo- 
nen als  "echte'  Xachkommen.  Zuerst  hat  meines  Wissens  Heinzel 
diese  Deutung  bekannt  gemacht,  allerdings  nicht  ötfentlich, 
sondern  im  Kolleg;  dann  ist  sie  von  Laistner  (Germanische 
Völkernamen  43  f.)  ausgesprochen  worden.  Nicht  zustinmicn 
kann  man  Laistner,  wenn  er  von  der  Wurzel  es  'sein'  ausgeht, 
von  der  ja  allerdings  Al)leitungen  mit  der  Bedeutung  'wahr', 
'echt',  dann  ins  sittliche  übertragen  'tüchtig',  vorkommen,  so 
die  von  Laistner  nicht  erwähnten  ec-9-Xöc,  dor.  ec-\6c  (vgl. 
Nietzsche  Z.Genealogie  der  Moral  7),  got.  sunjis.  Der  Name 
hätte  dann  im  Germanischen  aber  Esfaeonen  lauten  müssen 
(vgl.  die  vindelikischen  'EcTiujvec  Strabo).  Doch  zieht  Laist- 
ner ganz  richtig  asl.  istoml,  istü  Svahr,  echt'  (mit  J)  heran. 
Die  Istäonen  sind  demnach  die  echten  Abkömmlinge  d.  h.  die 
Volksgenossen.  Ich  habe  schon  früher  ausgesprochen,  dass 
dieser  Name  wahrscheinlich  der  keltischen  Bezeichnung  für 
die  Deutschen  zu  Grunde  liegt,  indem  die  Istäonen  bei  der 
Besetzung  der  rechtsrheinischen  Gebiete  als  Herren volk  über 
<ien  vielfachen  keltischen  Rückständen  im  Laude  teilweise 
zwiesprachig  geworden  sein  werden,  so  dass  sich  für  den  da- 
mals in  der  Bedeutung  natürlich  noch  völlig  durchsichtigen 
Namen  bereits  diesseits  des  Rheins  die  keltische  Übersetzung 
Gennani.  einbürgerte,  die  bei  dem  Übergang  eines  grossen 
Teils  der  Istäonen,  nämlich  der  Gennani  clsrlienani  (später 
Tungri  genannt),  nach  Belgien  dort  als  Stammesname  beste- 
hen blieb  und  nun  von  den  Galliern  auf  die  ganze  ostrhei- 
nische gens  übertragen  wurde.  Detter  uud  Heinzel  (PBrB. 
XVIII  553)   sehen   den   Namen   der   Welisimgöz   als  das  Ori- 


302  Gustaf  K  o  s  s  i  ii  n  a, 

^iiial  /.u  Germani  an;  allein  man  liat  doch  sonst  ^-ar  keine 
Anzeichen  dafür,  dass  Weisungen  ein  V^olks-  oder  Völker- 
schaftsnanic  ii'ewesen  i^t.  und  noch  Aveniger  ist  es  für  mich 
denkbar,  dass  in  vorchristlicher  Zeit  der  Name  eines  Fürsten- 
g-eschlechts  für  den  einer  Völkerschaft  eintreten  konnte,  zumal 
am  Rhein.  Da  dort  zugleich  davon  die  Rede  ist,  dass  "die 
Gallier  kein  Interesse  hatten,  die  Deutschen  als  -fvriciGi  zu 
bezeichnen",  so  mögen  hier  noch  ein  paar  Worte  über  Völker- 
iiamen   ülx'rhaupt  folgen. 

In  dem  naiven  Urzustand,  wo  ein  Volksstamm  durch 
Abgeschiedenheit  seiner  Wohnsitze  oder  sonstwie  gehemmte 
Verkehrsentwickelung  keinen  Anlass  erhält,  sich  mit  stamm- 
fremden VCdkern  seiner  weiteren  Umgebung  näher  zu  beschäf- 
tigen, da  versteht  er  unter  'Erde'  nur  sein  eignes  Land,  unter 
'Menschen'  nur  seine  eignen  Angehörigen.  Das  bezeugen  noch 
heute  zahlreiche  Volksnamen  und  nicht  blos  der  sogenannten 
Naturvölker.  Wenn  sich  die  Eskimos  irgendwo  KeraU,  an- 
derwärts Inuit  oder  Inulx,  im  Mackenziegebiet  T.scJiiglit,  sa- 
mojedische  Stämme  Chasoica  und  Irgum,  tungusische  Stännne 
J>oje  und  Dotili,  kamtschadalische  Stämme  KroschM-ha  und 
ßStälmen,  die  Esten  Tallopoeg  (=  Söhne  der  Erde)  oder  Ma- 
rahras  (=  Landvolk),  die  Lap])en  Ahnagh,  die  Ainos  und 
Kur'de  mit  diesen  Namen,  die  ^lalaien  Orco/g,  die  Negritos 
auf  Lucon  Ef((,  die  Kaffern  Ähantu,  die  Zigeuner  Eomanit- 
schare  nenne,  so  bezeichnen  sie  sich  nur  als  'Menschen'.  Ebenso 
heissen  unter  den  nordamerikanischen  Indianern  die  irokesi- 
schen Onh-nee-onire  (l'etitot  Bull.  soc.  geogr.  Paris  1875  II 
9  fF.),  die  I.ennileiuKipa,  die  lUini,  ferner  die  liottentottischen 
Khoi-lxhoin  einfach  'Menschen'.  Auch  der  Name  der  Goten 
bedeutet  ursprünglich  vielleicht  nichts  anderes  als  'Männer' 
I  Egilsson  22(j.  Much  Stammsitze  18(1),  der  Name  der  kelti- 
schen ('jjhirjj  (Jomliroges)  aber  im  waln^sten  Sinne  'Lands- 
leute'. V()lker  von  solcher  Weltanschauung  erscheinen  schon 
sehr  weitherzig,  wenn  sie  die  Naclibarvt'dker  überhau])t  noch 
als  Menschen  anerkennen.  In  diesem  l'^iUe  bleiben  sie  seütst 
alter  doch  innuer  der  Mittelpunkt  der  Welt.  So  lag  Babylon 
bei  de)i  Chaldäeni.  Delphi  bei  den  (iiiechen.  Jerusalem  bei 
dem  'auserwiihlten'  \'olke,  .Alittelgart  bei  den  (jcrmanen  im 
Mittelpunkte  der  Welt.  Die  andern  Menschen  sind  'Barbaren', 
ja    mehr    oder    weniger   ]\Iissgeburten.    das    eigene    Volk    sind 


Die  ethnologische  Stellung-  der  Ostg-ermanen.  303 

allein  die  'echten'  Menschen.  Daher  die  hottentottischen  Han- 
l-Jioiu  =  ""echte'  Menschen,  in  Damaraland,  daher  die  'Ereo- 
KpfJTec,  die  Jufhungi  und  Etidimi  ivgl.  an.  jöcl  ''proles':  Mül- 
lenhoft'  Zs.  f.  d.  A.  X  062),  die  Istäonen,  die  Germanen.  Unter 
diesem  ethnologischen  Gesichtspunkt  haben  wir  also  gar  nicht 
nötig-  zur  Ergründimg-  des  Namens  ''Gei-manen'  in  einer  mir 
nicht  natürlich  genug-  erscheinenden  Erklärungsweise  mit  Much 
(Stammsitze  171)  ein  niederrheinisches  Seitenstück  zu  den  Fe- 
niern  Irlands  anzunehmen.  Noch  Aveniger  kann  es  uns  aber 
wundern,  wenn  in  der  grossen  Keltenfamilie  ausserdem  noch 
irgend  ein  Stamm  Germani  genannt  wurde,  wie  z.  B.  jene 
spanischen,  wobei  natürlich  ein  ganz  selbständige!'  Benennungs- 
akt vorliegt,  nicht  die  Übersetzung  eines  germanischen  Stam- 
mesnamens, wie  im  ersten  Falle.  Mit  dem  persischen  fepiud- 
vioi,  die  Müllenhofif  schon  abgethan  hat  (DA.  II  203  Anm.), 
von  neuem  aufzuwarten  und  daraufhin  die  Möglichkeit  einer 
Etymologie  des  Namens  Germani  zu  leugnen,  war  Holz  voi*- 
behalten  (Beitr.  z.  d.  Altertumsk.  I  76). 

Die  Nachl)arvölker  werden  dann  allmählich,  je  nachdem 
ihnen  gegenüber  Furcht  oder  Verachtung  vorherrscht,  mit 
Ehren-  oder  Spottnamen  bedacht.  Letztere  überwiegen  natür- 
lich ungeheuer.  Ein  gutes  Beisjjiel  gibt  Castren,  der  (Reise- 
berichte und  Briefe  259  f.)  erzählt,  wie  ein  samojedischer  Stamm, 
der  den  Kranichfiuss  verliess,  nunmehr  'Kranichleute'  genannt 
wurde.  Der  Name  genügte  dem  anspruchsvollen  Volke  aber 
nicht  und  es  nannte  sich  selbst  vielmehr  'Adlerleute'.  Seine 
ostjakischen  Nachbarn  machten  aber  nun  aus  Spott  über  diese 
Überhebung  die  'Kranichleute'  zu  'Gänscleuten'.  Ich  erwähne 
dies  Beispiel,  weil  es  ein  guter  Beleg  ist  für  den  Gesichtspunkt, 
den  Much  lici  der  Erklärung  von  Volksnamen  zuerst  aufge- 
stellt hat,  dass  namentlich  da,  wo  wir  für  ein  Volk  zwei  Na- 
men kennen,  die  Möglichkeit  der  Verkehrung  eines  Ehren- 
namens in  einen  Spottnamen  in  Erwägung  zu  ziehen  ist.  Die 
Richtigkeit  dieses  Gesichtspunktes,  der  nach  Hirt  einer  der 
""unbegründeten  Punkte"  ist,  in  denen  sich  Much  "meines 
Beifalls  erfreut",  leidet  nicht  im  mindesten  darunter,  wenn 
Much  oder  ein  anderer  erkennt,  dsiss  er  nicht  an  der  riclitigcu 
Stelle  angewendet  worden  ist.  Ein  weiterer  "unbegründeter 
Punkt"  ist  in  Hirts  Augen  die  Erklärung  von  Volksnamen 
durch    Tiernamen,    wogegen    er  seinen   ganzen   Spott   loslässt. 


304  Gustaf  Kossiiina, 

Auch  hier  ist  Castrens  Erzählung-  eine  gute  Widerlegung. 
Muchs  Erklärung  ist  in  diesem  Punkte  bekanntlich  gar  nicht 
einmal  neu.  Um  alte  Völkernamen  richtig  erklären  zu  können, 
dazu  genügen  freilich  nicht  einmal  die  besten  Kenntnisse  der 
Lautsysteme  der  alten  Sprachen,  dazu  bedarf  es  noch  ethno- 
logischer und  urgeschiclitlicher  Kenntnisse.  Wer  diese  besitzt, 
■weiss,  dass  die  Naturvölker  von  heute,  ebenso  wie  das  ge- 
samte Altertum,  ein  ganz  anderes  Verhältnis  zur  Tierwelt 
haben  und  hatten,  als  dem  heutigen  Kulturmenschen  von  vorn- 
herein möglich  erscheint.  Im  Altertum  befanden  sich  in  der 
Tierwelt  göttlich  verehrte  Geschöpfe,  wie  heute  noch  der  Bär 
den  Ainos  ein  Gott  ist.  Bei  allen  indogermanischen  Völkern 
begegnen  wir  Stämmen  mit  Tiernamen,  so  bei  den  Italern 
(Vitali),  in  deren  Name  selbst  die  Bezeichnung  des  "Rindes' 
enthalten  ist,  die  Picenfes  ^  picus  'Specht')  und  Hirpini  (hir- 
piis  'Wolf').  Die  Häutigkeit  solcher  Bildungen  im  Keltischen 
hat  schon. Glück  hervorgehoben  (die  bei  Cäsar  vorkommenden 
Namen  41  ff.);  besonders  zahlreich  sind  sie  aber  bei  den  Sla- 
ven  (7..  B.  Warnavi,  ein  Stannn  in  Mecklenburg,  =  'Krähen'). 
Bei  den  Germanen  nenne  ich  als  zweifellos  sicheres  Beispiel 
die  ags.  Hronas  fZs.  f.  d.  Alt.  XI  287).  So  stehen  also  grund- 
sätzliche Erwägungen  den  Deutungen  Muchs  nicht  im  geringsten 
entgegen,  sondern  sprechen  vielmehr  dafür. 

Doch  kehren  wir  zur  Ethnogonie  zurück.  Neben  den 
Istäonen,  proximi  Ehetio,  folgen  als  jiiedii  oder  mediterranei 
die  Erminonen.  Man  hat  sie  als  die  "grossen,  weitausgebrei- 
teten" erklärt  und  die  Ingwäonen  zu  ihrem  Gegenstück,  den 
''Kleinen",  gemacht.  Solche  Deutungen  sind  verfehlt,  denn 
zur  Zeit  ihrer  Benennung  können  die  Erminonen  noch  keines- 
wegs jene  ausgedehnte  Vrdkermasse  gewesen  sein,  die  sie 
nach  der  Ausbreitung  der  Sweben  nach  Südwesten  bildeten. 
Der  Name  wird  vielmehr  in  übertragenem  Sinne  als  die  "er- 
habenen" zu  fassen  sein,  den  Much  (^Stannnsitze  4;5 1  auch  dem 
Namen  der  Chauken  beilegt.  Einen  direkten  Zusammeniiang 
mit  dem  Gcitternamen  Irmin  zeigt  der  Volksname  durchaus  nicht. 

Der  dritte  Stamm  sind  die  Ingwäonen.  Sie  werden  neuer- 
dings nach  einer  gelegentlichen  Bemerkung  Ficks  als  die 
"Speermänner"  aufgefasst.  Fick  (Die  homer.  Ilias,  Göttingen 
1S86)  spricht  an  zwei  Stellen  von  der  Gleichung  Ingwäonen 
—  'Axaioi.    die  er  aber  natürlich  als  keine  lautliche,    sondern 


Die  c'thiiologisclie  Stellung*  der  Ostg-ermancii.  305 

nur  als  eine  solche  der  Bedeutungen  auffasst,  da  ja  nicht 
e'YXoc.  sondern  ax.  '"'"das  die  schwache  Form  von  exx  sein  kann", 
dem  Namen  der  'Axaioi  /ai  Grunde  liegt  (S.  376).  Später 
(S.  563)  sagt  er  aber,  "um  sich  für  die  Vergleichuug  von  Ax 
in  'Axaioi  mit  dem  germanischen  lug-aevo  zu  begeistern, 
musste  man  jünger  sein."  Er  scheint  also  nicht  einmal  die 
grammatische  Seite  der  Frage  für  entschieden  zu  halten.  Um 
so  unbegreiflicher  ist  es,  wie  Hirt  dieser  Gleichung  einen  eth- 
nologisch urgeschichtlichen  Hintergrund  beimessen,  ja  sie  für 
seinen  Gesichtspunkt  überhaupt  erwähnen  kann.  Noreen  hat 
die  Etymologie,  gegen  die  ich  gar  nicht  ankämpfen  will,  auf- 
genommen (üppsalastudier  223),  gleichzeitig  auch  Laistner 
(German  Völkern.  45,  46  Anm.)  und  Johansson  (BB.  XVIII  28, 
1892).  Die  beiden  letzten  zitieren  die  Stelle  in  Ficks  Werk. 
Wenn  Hirt  nun  in  seinem  Ende  1894  erschienenen  Aufsatz 
über  die  Deutung  der  germanischen  Völkernamen  (PBrB.  XVI 11 
511)  für  seine  Gleichungen  keine  Autoren  zitiert,  bis  auf  den 
einen  Fall  der  'Axaioi  —  Inguaeones  (was  ihm  Much  PBrB. 
XX  7  zum  Vorwurf  macht),  so  wird  das  seine  Ursache  viel- 
leicht eher  in  dem  Umstände  haben,  dass  Hirt  kurz  vorher 
(April  1894)  Laistners  Buch  im  Litteraturblatt  f.  germ.  und 
rom.  Philol.  angezeigt  hat,  als  darin,  dass  er,  wie  er  jetzt 
l)emerkt  (PBrB.  XXI  150),  bei  dieser  Gleichung  besonders 
lange  nach  dem  Urheber  gesucht  habe.  Hirt  ist  arg  entrüstet 
über  IMuchs  Vorwurf,  den  er  sogar  als  "Verdächtigung"  be- 
zeichnet. Was  soll  man  aber  sagen,  wenn  Hirt,  der  bei  Laist- 
ner und  Johansson,  die  er  zitiert,  die  Berufung  auf  Fick  gele- 
sen haben  muss,  jetzt  so  thut,  als  habe  er  nun  erst  nach  wei- 
terem zweijährigen  Suchen  die  Stelle  in  Ficks  Buch  gefunden? 
Nun  wird  mir  vielleicht  mancher  die  Ableitung  in  den 
Namen  ht-aeones,  Ingu-aeone.s  vorhalten,  die  nach  ]\[üllenhoff 
(Zs.  f.  d.  Alt,  XXXIII  13)  "zunächst  die  Abstammung,  die 
Art  und  Herkunft  anzeigt",  zumal  sich  Sievers  neuerdings 
(Berichte  üb.  die  Verli.  d.  säclis.  Ges.  d.  Wiss.  1894,  137)  Mül- 
lenhofi"  angeschlossen  hat  und  die  Endung  -aeon,  germ.  -ainn 
auf  urgerra.  ejon  aus  eijon,  lat.  ejus  (Pompejus),  griech.  riioc 
(Kabfariioc  zurückführt.  Aber  es  ist  doch  zu  erwägen,  dass 
diese  Forscher  hier  ein  Herkunftssuffix  bestimmt  vorausgesetzt 
und  dann  erst  seine  sprachliche  Herleitung  versucht  haben. 
Und  Erminones  entbehrt   ja  nucli  jenes  Suftix.     Ziuleni  ist  die 


W(\  Gii.staf  Kossinna, 

Überlieferung-  jener  Namen  nicht  sicher  genug-.  Tacitus  schreibt 
bekanntlich  Ingaerones  Tsfaevones,  Plinius  aber  Jngaaeones 
fsfnaeones.  Es  liegen  hier  wohl  Angleichungen  der  Xanien- 
endungen  vor,  und  wer  nicht  Inguaecones  schreiben  will,  niuss 
nach  andern  sprachlichen  Zeugnissen  (]\Iüllenhoff  Zs.  f.  d.  Alt. 
IX  250)  Inguaeonei<  wählen,  während  Ingaerones  eine  will- 
kürliche und  ungenaue  Wiedergal)e  wäi-e.  I>ei  Istaevones  tap- 
pen wir  leider  gan/  im  Dunkeln  und  das  wahrscheinlichste 
ist  für  mich  eine  Form  hfaeones.  Unsicher  ist  für  mich  auch 
der  Wert  des  ae  in  dem  Suffix.  Es  wäre  möglich,  dass  der 
Diphthong  für  ursprüngliches  e  eingetreten  ist,  wenn  wir  eine 
g-riechische  Quelle  annehmen  dürfen.  Auch  sonst  begegnen 
wir  bei  Mela  und  Plinius  zuweilen  auffallenden  griechischen 
Schreibungen.  ^lela  spricht  von  einem  palus  Melsyagum, 
Plinius  von  dem  sitius  Ctylipemis  (vgl.  Ku^iK-rivoc,  TTepYa|u- 
iivoc,  XapaK-r|vöc,  Tißap-r|vöc,  Aa)uvyaK-iivöc,  Tupc-rivöc,  ZapaK- 
r|vöc)  und  nennt  östlich  der  Weichselmündung-  die  insulam 
Ldtrim  und  paeninsida  'Jliastris  mit  Endungen,  die  bei 
Ländernamen  entschieden  griechisch  anmuten.  Ferner  begeg- 
nen wir  den  insulae  Glaesiae  quas  Elecfrida.s  Graeci  recen- 
ttot'efi  (ij)peJIarere,  endlich  der  griechischen  Form  Scandiae 
(AlüUenhoff"  DA.  1  386;  II  .360).  Nach  Schweder  haben  ja 
Mela  und  Plinius  die  Chorographie  des  Augustus  als  einzige 
geographische  Quelle  zu  Gruiule  gelegt,  die  jener  sehr  flüchtig, 
dieser  ausführlich  ausgezogen  hat  (Jahrb.  f.  kl.  Phil.  CXLV 
113  ff".,  Philologus  LIV  528  ff'.).  Die  griechischen  Xamensfor- 
mcn  müssen  also  bereits  bei  Augustus  gestanden  haben  und 
sind  dorthin  wohl  aus  dem  geographischen  Werke  des  Isidor 
von  Charax  gelangt  (Müllenlioff  DA.  I  38.5).  Eis  ist  vielleicht 
nicht  ohne  Zusaiumenhang  mit  der  kleinasiatischen  Herkunft 
des  Isidor,  dass  CjiUp-enus^)  gerade  die  V)ei  den  klcinasiati- 
sclien  Griechen  für  Ortsnamen  übliche  Al)leitung-  -yyjöc  zeigt. 
Aus  diesem  Werke  könnte  auch  die  Schreibung  ae  in  Inguaeo- 
nes,  Istacones  entlehnt  sein.  Nun  ist  zwar  Blass  (Aussprache 
des  Griech.^  62)    den  Peuchlianern    sehr   energisch    entgegen- 

1)  Bei  der  grossen  N'cidcibuis,  in  der  die  nur  aus  grieehisflien 
Quellen  stammenden  germanischen  Namen  bereits  bei  Plinius  auf- 
treten und  wohl  von  jelier  bei  ilnu  gestanden  haben,  wäre  es  nieht 
undenkbar,  dass  KYAinHNOI  ans  KYAANHNOI  (Codan-enus)  ent- 
.standen  ist. 


Die  etlmologMsche  Stellung  der  Ostg-ermaneii.  oOT 

getreten  und  will  entgeg-en  der  frühen  Monophtliongicrung  von 
ei  zu  i  die  Aussprache  von  ai  =  e  erst  für  die  Zeit  vom  2. 
Jahrhundert  n.  Chr.  ab  /Algestehen.  Ich  weiss  aber  nicht,  ob 
das  ganz  zutrifft,  zumal  bei  solchen  fremden,  nur  durch  den 
^'olksmund  zugetragenen  Namen.  Wenn  die  griechischen  Hand- 
schriften oder  Schriftsteller  griechischer  Herkunft,  die  grie- 
chischen Quellen  l)enutzen,  wie  Ammianus  Marcellinus,  in  deut- 
schen Namen  oft  ai  statt  e  bieten,  wofür  ausser  den  von  mir 
und  Much  gegebenen  Beispielen  (Zs.  f.  d.  Alt.  XXIX  268; 
XXXV  369)  noch  Äeridi,  Arinfliaeus  (Amm.  Marc),  AipouXoi 
(bei  Griechen  häufig)  hinzugefügt  werden  kann,  so  mag  das 
die  Schuld  späterer  Jahrhunderte  sein.  Ein  Fall  scheint  aber 
in  das  1.  Jahrhundert  zurückzuführen.  Der  Inn  heisst  bei 
Tacitus  Äenus,  bei  Ptolemaeus  Aivoc,  dagegen  bei  Arrian 
"Evoc.  Vergleicht  man  nun  die  heutige  Aussprache  Inn  (nicht 
lern))  mit  derjenigen  von  Biess  (aus  Raetia),  so  erhellt  daraus, 
dass  Äetius  und  Äeni  Fon.s  wahrscheinlich  eine  falsche  ge- 
lehrte Schreibung  ist,  "Evoc  dagegen  die  richtige  Form  wie- 
dergibt. Demnach  könnte  also  Inguaeones  für  Ingiieones  [In- 
guiones]  stehen,  Avie  es  Müllenhott"  früher  einmal  auflfasste  (Zs. 
f.  d.  Alt.  IX  251),  ohne  jedoch  diese  Auffassung  genügend 
l)egründen  und  erklären  zu  kcinnen.  Die  Form  Frlsaeones 
ficht  mich  deswegen  nicht  an,  weil  sie  doch  wohl  nur  eine 
römische  Analogiebildung  ist.  Schliesslich  braucht  die  in  -aeo- 
ne.<!  steckende  Ableitung  bei  Völkernamen  die  Herkunft  ebenso 
wenig  anzuzeigen,  wie  es  bei  dem  patronymischen  Suffix 
-big  der  Fall  ist  (Much  Stammsitze  65.  120). 

Wenden  wir  uns  vom  Sprachlichen  zum  Sachlichen,  so 
kann  ich  mich  für  einige  Punkte  auf  Marcks  (Festschrift  d. 
43.  Versamml.  d.  Philol.  dargebracht  von  den  höh.  Lehranst. 
Kölns.  Bonn  1895  S.  185  ff.)  berufen.  Er  hat  ganz  meine 
Meinung  getroffen,  wenn  er  die  Verteilung  der  einzelnen  V()l- 
kerschaften  auf  die  drei  Stämme,  wie  sie  Plinius  angibt,  für 
unverbürgt  hält.  Es  ist  durchaus  Avahrscheinlieh,  dass  die 
römischen  Gelehrten  nach  allgemeinen  Angaben  über  die  Wohn- 
sitze der  drei  Stämme,  wie  sie  Tacitus  überliefert,  erst  die 
w^eitere  Einteilung  vorgenommen  haben.  Denn  dass  die  Ger- 
manen augustischer  Zeit  bei  den  Ingwäonen  gerade  die  Kim- 
bern und  Teutonen  und  daneben  nur  noch  die  Chauken  ge- 
nannt haben  sollen,    wer  iiKichte   das  glaublich   finden?     Und 


308  Gustaf  Kossiiina, 

wenn  gegenüber  den  proximi  Rheno  die  Chatten  zu  den 
Erminonen  als  medii  mitgerechnet  werden,  obwohl  sie  seit 
37  V.  Chr.  dicht  am  Rhein  und  vorher  nur  wenig  nordöst- 
licher gesessen  haben,  so  erweckt  das  für  Plinius  Berieht  auch 
kein  grosses  Zutrauen.  Für  die  Tstäonen  kennen  wir  infolge 
der  Verderbnis  der  Überlieferung  leider  gar  keine  Vr»lker- 
schaft.  Aus  diesen  grundsätzlichen  Erwägungen  heraus  halte 
ieh  alle  Bemühungen,  die  einzelnen  Völkerschaften  nach  den 
drei  grossen  Stämmen  aufzuteilen,  wie  sie  auch  noch  Much 
(Stammsitze  179.  190  f.)  angestellt  hat,  nicht  nur  für  ergeb- 
nislos, sondern  für  ganz  überflüssig.  Wir  können  nur  von 
ungefähren  Gegenden  sprechen,  in  die  jene  Stämme  gesetzt 
wurden.  Dabei  ist  höchst  bemerkenswert,  dass  die  Ost- 
germanen, d.  h.  die  Bastarnen,  die  Variuen,  die  grosse 
Stammgruppe  der  Lugier  (Buri,  Marsigni,  Narvali,  AoOvoi, 
Vandali  mit  ihren  Völkerschaften,  Burgundiones^  Maninil  —  '0)Lia- 
voi,  Harii;  Helvecones,  Helisii)  samt  den  Gotenstämmen  und 
den  Rügen  und  Lemoniern  sichtlich  ausserhalb  der  drei 
mythischen  Stämme  stehen.  Wenn  Plinius  diese  Ost- 
gerraanen  in  Ermangelung  einer  einheimischen  zusammenfassen- 
den Benennung  nach  der  Hauptv()lkerschaft  der  Lugier  Van- 
dilii  nennt,  so  mag  man  das  Willkür  nennen,  insofern  er 
ebenso  gut  Lugii  hätte  wählen  können,  kann  aber  nicht  mit 
Marcks  (S.  192)  von  einem  "römischen  Irrtum"  siirechcn. 
Vielmehr  müssen  wir  den  durchaus  richtigen  Blick  der  Römer 
oder  wahrscheinlicher  nur  die  noch  durchaus  lebendige  Kennt- 
nis der  Germanen  von  dem  ethnologischen  Zusannnenhaug  der 
Ostgermanen  untereinander,  der  in  ihrer  Herkunft  aus  nord- 
germanischer Gegend  lag,  anerkennen. 

Ein  zweiter,  für  uns  ebenso  wichtiger  Punkt  ist  der 
Wohnsitz  der  Ingwäonen.  Plinius  teilt  ihnen  die  Kimbern. 
Teutonen  und  Chaukcn  zu.  Die  Kind)ern  wohnen  bei  ihm 
auf  Jütland  und  zwar  sowohl  an  der  Ost-  wie  der  Westküste 
(IV  96,  97),  die  Teutonen  aber  setzt  er  oder  setzt  vielmehr 
seine  Quelle,  die  von  Mela  hier  (3,  ^5,  32;  3,  6,  54)  ausnahms- 
weise genauer  ausgezogen  ist,  nach  Skandinavien.  Indem 
wir  die  Teutonenfrage,  die  als  solche  hier  nicht  in  betracht 
kommt,  bei  Seite  lassen,  interessiert  uns  die  Lokalisierung 
der  Ingwäonen  auf  Skandiiiaxien  um  so  mehr.  Dorthin  führt 
auch   die   Px-nierkun"-  des   Plinius  i\\  9()).    dass  der  von  Osten 


Die  ethnologische  Stellung-  der  Ostgernianen.  30!) 

an  die  Weichsel  kommende  erst  bei  dem  "ersten"  germanischen 
Stamme,  den  Ingwäonen,  auf  eine  Gegend  von  hellerer  geogra- 
phischer Kunde  stösst.  Es  folgt  dann  bei  ihm  sogleich  die 
Erwähnung  von  nions  Saero  (Norwegen),  Scadinavia,  sinus 
Codanus,  so  dass  die  Ostgermanen  links  der  Weichsel  ganz 
übersprungen  werden.  Hiermit  stimmt  nun  autfällig,  dass  auch 
die  späteren  einheimischen  Nachrichten  die  Ingwäonen  als  Nord- 
germanen fassen;  so,  wenn  es  im  angelsächsischen  Runenliede 
68  heisst:  Jng  tcces  cerest  mid  Eastdenum,  d.  h.  eben  in 
Schonen.  Weder  aus  diesem  Zeugnis,  noch  aus  jener  Sage 
von  dem  auf  Scedenig  landenden  Sceaf,  in  dem  Müllenhotf 
eine  Hypostase  des  Ing-Freyr  sieht,  kann  man  herauslesen, 
flass  die  Ingwäonen  ein  rein  westdeutscher,  englisch-friesischer 
Stamm  gewesen,  wie  das  Müllenhoflf  (Beowulf  7  f.)  und  HoÖbry 
(Eddastudien  161)  thun.  Mit  grosser  Leichtigkeit  werden  hier 
unbewiesene  Übertragungen  von  einem  englisch-westdeutschen 
Volke  auf  nachfolgende  nordgermanische  Stämme  angenommen, 
während  solche  durchaus  nicht  notwendig  erscheinen,  wenn 
die  Nordgermanen  selbst  zu  den  Ingwäonen  gehört  haben,  wie 
die  Überlieferung  es  verlangt.  Gerade  wieder  die  Gstdänen 
sind  es,  die  im  Beowulf  als  Ingwine  bezeichnet  werden  (V.  1045, 
lo22),  und  nach  ihnen  wurde  der  an  die  Stelle  des  männlichen 
Nerthus  getretenen  Freyr,  welcher  Name  ursprünglich  nur 
appellativischer  Beiname  von  Niorpr  war,  Ingioify'eyr  (ursprüng- 
lich Infju-/nfre//r)  =  'Herr  des  Ingwine'  und  Ingunarfreyr 
(uisprünglich  Inguna  drfreyr)  =^  '"der  Ernteherr'  der  Ingwine 
genannt,  letzteres  als  Gott  der  Fruchtbarkeit;  vergl.  A.  Kock 
Historisk  tidskr.  (svensk)  XV  157  if.,  auch  Zs.  f.  d.  Philol. 
XXVIII  289  ff.,  während  allerdings  das  schwedische  Königs- 
geschlecht der  Skilfinge  sich  erst  als  Hüter  des  Yngwifreyr- 
Dienstes  in  Uppsala  den  Beinamen  YngUngar  zulegte,  wie  Kock 
gegenüber  Noreens  Anzweiflungen  i  üppsalastudier  22off.)  ge- 
zeigt iiat.  Da  Tacitus  Ausdruck  proximi  Oceano  für  die  In- 
gwäonen zu  unbestimmt  ist,  so  nötigt  uns  nur  des  Plinius  aus- 
drückliche Erwähnung  der  Chauken,  deren  Landschaft  Plinius 
durch  seinen  Militärdienst  in  Germanien  bekannt  geworden 
war,  auch  südgermanische  Stämme  neben  den  Bewohnern  \  on 
Skandinavien  unter  den  Ingwäonen  zu  suchen.  Wir  kommen 
mithin  zu  dem  Ergebnis,  dass  die  Küstenbewohner  der 
Nordsee,    Jütlands,    der    dänischen    Inseln    und    Süd- 


310  Gustaf  Kossiuna, 

sclnvedeiis  zu  den  Iiig-wäonen  g-ezählt  wurden  i  vergl. 
auch  Muneli,  die  nordiseh-gernianischen  Völker  81  i,  d.  li.  der 
Abstand  der  Nord-  von  den  Südgernianen  war  im  3.  und  in  den 
folgenden  Jahrhunderten  vor  Chr.  von  den  Germanen  so  wenig 
empfunden,  dass  die  von  ihren  Sängern  gebildete  Sage  von 
der  Abstammung  über  diesen  Spalt  hinwegsehen  konnte.  Ganz 
unberechtigt  erscheint  daher  die  Bezeichnung  der  anglisch- 
friesischen  Sprachgruppe  als  der  'ingwäonischen'  schlechthin. 
Höchst  bedeutsam  aber  für  unsere  Frage  nach  der  Stellung 
der  Ostgermanen  ist  es^  dass  diese  Sage,  wie  sie  leider  zu 
knapp,  aber  doch  vollständig  bei  Tacitus  vorliegt,  während 
des  Plinius  erweiterte  Fassung  jüngeren  und  vielleicht  römischen 
Ursprungs  ist,  offenbar  alle  Germanen,  Nord-  und  Süd- 
germanen umfasste  oder  umfassen  wollte,  den  Ostgermanen 
aber  als  Anhängsel  oder  vielmehr  als  damals  (im  o.  Jahrli. 
V.  Chr.)  noch  ziemlich  junger  Ausscheidung  aus  den  Nordger- 
manen keine  selbständige  Stellung  einräumte.  Eine  Parallele 
hierzu  finden  wir  in  der  Vernachlässigung  der  abgelegenen 
Weststämme  des  griechischen  Festlandes  bei  der  von  den 
kleinasiatischen  Joniern  ausgegangenen  griechischen  Stamm- 
baumsage. 

Welcher  Art  waren  nun  diese  drei  grossen  Stammes- 
gemeinschaften V  Müllenhoff  hält  sie  für  Kultgemcinschaften, 
Für  diese  Auffassung  giebt  es  eine  nahe  liegende  Parallele, 
Die  Stämme  der  Äoler  und  Jonier,  die  als  solche  auf  dem 
Festlande  nicht  bestanden,  haben  sich  nach  der  griechischen 
Kolonisation  Kleinasiens  in  ihren  neuen  Wohnsitzen  heraus- 
gebildet [Ed.  Meyer,  Forsch,  z.  alt.  Gesch.  127  ff.).  Sie  haben 
sich  dort  zu  sakralen  Verbänden  zusanunen  gethan,  deren 
Mitteljjunkt  für  die  Jonier  der  Tempel  des  helikonischen  Po- 
seidon auf  dem  Vorgebirge  Mykale,  für  die  Dorier  der  Apollo- 
tcmpel  auf  dem  triopischen  Vorgebirge  bei  Knidos  war.  Und 
auch  ein  Teil  der  Aoler.  die  Ansiedlungen  am  untern  Hernios. 
l)ildeten  einen  ähnlichen  Verband.  Niemals  aber,  auch  nicht 
unter  dem  stärksten  Druck  äusserer  (gefahren,  hat  sich  das 
sakrale  Band  dieser  Stännne  in  ein  politisches  umgewandelt. 
Ähnlich  könnte  man  die  Verbände  der  drei  germanischen 
Stämme  ansehen,  —  nur  dass  wir  nou  einem  gemeinsamen 
Kulte  eben  nichts  wissen.  Zwar  hat  Müllenhoff  die  Kultus- 
niittelj)unkte   nachweisen   wollen,   l'ür  die   Istäonen   den  Tempel 


Die  ethnolog-ische  Stellung-  der  Ostg-ermanen.  311 

der  Tamfana  bei  den  Marsen,  für  die  Ingwäonen  die  Nerthu.s- 
insel,  für  die  Erminonen  den  heiligen  Semnouenhain.  Aber 
von  irg-end  welcher  Sicherheit  der  Beweisführung  kann  man 
hier  nicht  reden,  da  eben  die  Völker  des  Tamfana-  und  des 
Nerthusdienstes  sowie  die  Semnonen  doch  imr  Teile  von  jenen 
grossen  Stämmen  darstellen.  Ebenso  wenig  freilich  möchte 
ich  die  Möglichkeit  der  Müllenhoffschen  Autfassung  geradezu 
leugnen,  wie  es  Marcks  (a.  a.  0.  190 1  gethan  hat.  Denn  es 
wäre  immerhin  denkbar,  dass  diese  überlieferten  Kultstätten 
einst  sämtlichen  Völkerschaften  jener  Stämme  gemeinsam  waren 
und  erst  im  Laufe  der  Zeit  die  Mehrzahl  der  Vertragsvölker 
aus  den  sakralen  Verbänden  ausgeschieden  sind.  In  jedem 
Falle  befinden  wir  uns  hier  mit  den  konstruierenden  Vermu- 
tun-^j-en  auf  einem  besondei's  schlüpfrigen  Boden. 

Ich  glaube  nun.  dass  wir  die  Entstehung  jener  Stamni- 
namen  uns  folgendermassen  zu  denken  haben.  Ingwäonen, 
Erminonen,  Istäonen  waren  einst  hervorragende  Völkerschaften, 
jede  mit  Cnterabteilungen,  wie  wir  sie  bei  den  Wandalen,  in 
noch  viel  höheren  ]\Iasse  bei  den  Lugiern  kennen,  doch  hat 
es  neben  ihnen  sicher  eine  Menge  von  ihnen  unabhängiger 
Stämme  gegeben.  In  geschichtlicher  Zeit  bereits  vergangen, 
wie  es  zu  jeder  Zeit  den  stanimliclien  Ver])änden  geht,  die 
sich  zusammenschliessen,  lösen  und  in  anderer  Gruppierung 
stets  von  neuem  binden  können,  sind  sie  wenigstens  in  ihren 
Namen  durch  das  e])ische  Lied  verewigt  worden. 

Die  einstige  Bedeutung  der  Ingwäonen  und  Erminonen 
geht  schon  daraus  hervor,  dass  sie  ihren  Volksnamen  als  Bei- 
namen ihrer  Stannnesgötter  weit  über  ihren  Stamm  hinaus  zur 
Geltung  zu  bringen  wussten.  Bei  den  Istäouen  fehlt  dieser 
Grund,  denn  für  den  nur  angenommenen  Istw  hal)en  wir 
keine  Belege:  ihre  Bedeutung  lag  in  ihrer  Stelhnig  als  west- 
lichstes, in  der  materiellen  Kultur  am  weitesten  vorgeschrittenes 
Volk,  Vielleicht  verdanken  sie  ihre  Stelhing  in  der  Sage  auch 
nur  dem  L'n)stande,  dass  der  Dichter  derselben  dem  Stannne 
der  Istäouen  angehörte.  Ein  noch  äusserlicherer  Grund,  die 
^lr»glichkeit,  jene  drei  Namen  durch  Anlantreim  zu  binden, 
wird  schliesslich  auch  noch  in  Anschlag  zu  l)ringen  sein. 

Mit  dieser  mehr  auflösenden,  als  aufbauenden  und  für 
manchen  Mythologen  vielleicht  schmerzlichen  Kritik  des  ger- 
manischen Stannnesuivthus    schliesse    ich  nieiiu'   Hetraehtuiiiren 


312  W.  L.  van  Helten, 

ilber  die  Stellung  der  Ostgermaiien,  die,  wie  ich  lioife,  den 
Grund  zu  einer  neuen  Auffassung  der  urgerraanisehen  Stammes- 
verhältnisse gelegt  haben. 

Berlin.  Gustaf  Kossinna. 


Zum    Vokalisnius    und    Konsonantismus    der    Friesischen 

Dialekte. 

1.     Zum  Umlaut  des  a  im  Altfriesischen. 

Bremer  hat  PBrB.  XVII  329  und  346  die  Theorie  zweier 
Perioden  dos  ri-Umlauts  für  das  Vorfriesische  geleugnet  und 
den  Satz  aufgestellt:  aus  der  konstanten  Schreibung  e  in  hlen- 
da,  encUa,  henda  usw.  (nach  Br.  mit  e  anzusetzen) ')  und  den 
verschiedenen  Schreibungen  e  und  a  vor  mm,  nn,  ng,  nk, 
inp,  cht,  altem  Jl  und  kl  ist  für  das  a  vor  nd  ein  (zur  Zeit 
der  allgemeinen  Umlautung  entwickelter)  Umlaut  zu  e  für  das 
(I  vor  den  andren  Konsonanzen  ein  (zu  derselben  Zeit  ent- 
wickelter) Umlaut  zu  a''  zu  folgern.  In  Bezug  hierauf  ist 
Folgendes  zu  bemerken. 

Von  verschiedenen  Schreibungen  e  und  a  kann  liier  nicht 
die  Rede  sein.  Es  finden  sich,  wie  aus  i?  27  der  Aofri.  Grannn. 
zu  ersehen,  in  ein  und  demselben  aofri.  Denkmal  nur  ganz 
ausnahmsweise  fei  und  fal,  gengen  und  egangen,  lemethe 
und  lamethe,  lemjja  und  kainpa  u.  ä.  neben  einander;  das 
überwiegend  Normale  ist  hier  je  entweder  die  Form  mit 
a  oder  die  mit  e.  Und  ebenso  weist  ein  und  dieselbe  wfri. 
Quelle  neben  den  ausschliesslich  mit  e  'res])ekt.  i)  oder  a  er- 
scheinenden Formen  nur  h(>chst  selten  im  nämlichen  Wort 


1)  Der  Annahme  eines  den  aotVi.  Mundarten  i;enieinsanien  e 
aus  e  vor  nd  (=  saterl.  sünde,  wände,  fndje  Klirentrauts  Arcliiv  11 
im.  188.  200)  widersetzt  sich  der  Umstand,  dass  in  E^  E^  E3  und  F, 
wo  mitunter  die  langen  Laute  durch  Doppelschreibung  oder  durch 
e  nach  dem  Vokal  bezeichnet  werden  (s.  Gramm,  §  14),  keine  Form 
mit  e  vor  nd  DoiJi)e]schreibung'en  aiifweist.  (Statt  eende  'beendige* 
K<|.  141,  6  hat  die  Hs.  Icnde,  s.  Gramm.  S.  224.)  Nur  für  E.  Sgr.  ist 
durch  /'oerstoenden  Dclnumy  von  o  vor  nd  zu  erwcüsen. 


Znui  Vokalismus  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     313 

ein  e  und  a  («)  auf,  wie  in  pennimi  H^)  49.  5U.  90.  91.  131 
und  pmming  H  passim,  lempa  'Kämpe'  H  73.  143.  144  und 
kampa  H  73,  (bi)-,  hekenna  H  120,  J  2,  22  und  ij)t)-,  heJcmma, 
-et  usw.  H  33.  101,  J  1,  1.  7,  1.  21,  8.  27,  5.  81,  23,  freemd 
J  72,  4  mit  foerfremnd  J  75,  1  und  fraemd,  främd^)  J  30, 
23.  45,  8.  46,  31.  50,  38.  39.  41.  42,  weld  H  169  und  icäld 
H  passim,  fe^igh  W  462,  3,  H  33.  49.  50.  108.  122.  150. 
179.  302  und  fangh  W  passim,  H  41.  89.  112. 

Neben  saterl.  hrarmge,  far^nke  'denken',  draanke  'er- 
trinken, ertränken',  .^gaduke,  kaane  'kennen',  maaiige,  -sadnge 
'sengen',  graame  'grämen',  klamme  'klemmen',  sprcidnge,  waa^ie 
'gewöhnen',  ncidme 'nennen',  harnje  \haddenje)  'brennen'  Ehrentr. 
Arch.  II  184.  188.  189.  191.  193.  194.  195.  201,  fraamd, 
mcidiiske,  fadn  'Moor',  hcungst  'Pferd'  Ehr.  I  176.  178.  186. 
184  stellen  nicht  nur  sünde,  wände,  ändje,  sondern  auch  Jüngst 
'Hengst'  Ehr.  I  184.  Neben  wanger.  tliank  'denken,  drank 
'ertrinken',  ban  'brennen',  sang  'sengen',  frammit  'fremd',  ham- 
min 'Hand'  usw.  Ehr.  I  51.  60.  66.  73.  92.  370  finden  sich 
zwar  icaln  'wenden',  sain  'senden',  scJiain  'schänden',  ein 
'Ende'  Ehr.  1  52.  184,  doch  auch  dämp  'dämpfen',  schenk 
'schenken',  breng,  grem  'grämen',  7ne?ig  'mengen,  leng  'lechzen' 
Ehr.  I  60.  47.  51.  70.  72.  80,  icel  'Brunnen'  ib.  404  und  mit 
i  aus  e  ßngen  'gefangen',  minsk,  hingst,  uphingen  'aufge- 
hängt' ib.  I  48.  178.  184.  II  46  usw.  Und  das  Nwfri.  (s.GJ)  hat 
neben  bringe,  swinge,  sddnke,  minsche,  (inne  'Torfmoor,  himd 
usw.  mit  i  (d.  h.  ?'"j  aus  e  und  weh  'Brunnen'  auch  baevne  und 
freamd,  dessen  ea  i  d.  h.  e"»)  auf  älteres,  tonlanges,  in  oifener 
Silbe  stehendes  a  hinweist-^).     Schwerlich  liesse  sich  mit  dieser 

1)  Wegen  der  wfri.  Quellen  und  der  dieselben  bezeichnenden 
Abbreviaturen  vg-1.  PBrB.  XIX  345.  Für  die  oline  Belegstellen  er- 
wilhnten  Formen  s.  v.  R.s  Wörtb. 

2)  Weg-en  der  hier  und  im  Folgenden  als  lang-  angesetzten 
oder  mit  Rücksicht  auf  ilire  nicht  sichei-  zu  stellende  Quantität  mit 
^  bezeichneten,  ursprünglicli  kurzen  Vokale  vor  Nasal  oder  Nasal- 
verbindung- s.  unten  II.  Ferner  sei  bemerkt,  dass  ich  den  ursjjrüng- 
lich  langen  Lauten  sowie  den  in  geschlossener  Silbe  gedehnten  Vo- 
kalen, nicht  aber  den  in  offener  Silbe  stehenden  tonlangen  das 
Längezeichen  beigebe. 

3)  Vgl.  nwfri.  (s.  GJ)  neavije,  scheamel,  keamer,  meayer,  be- 
heagje,  lenne  'mit  Bävimen  bepflanzter  Weg',  geade  \similis'  usw.  = 
awfri.  namia  H  154,  schamel,  kamer,  *mayer  (ahd.  magar),  hagia 
J  12,  25.  16,  4.  32,  9.  84,  12,  lane,  *gada  (as.  gigado)  usw. 

Indogermanische  Forschungen  VII  3  u.  4.  21 


314  W.  L.  van  Heltcu, 

je  im  selben  Dialekt  zu  beobachtenden  Verschiedenheit  der 
Laute  (rtr>  oder  a  :  i  —  a  :  e  und  i)  ein  Prototypus  a^  in  Ein- 
klang- bringen. 

Als  Präter.  und  Part.  P.  der  aotVi.  Verba  henda,  penda, 
senda,  wenda  stehen  undhanfewi,  umt)hant,  untpant,  flekt. 
-tis,  sante,  -on,  sant,  flekt.  sante,  ivant  (wegen  der  Beleg- 
stellen für  diese  und  andere  im  Folgenden  7A\  erwähnenden 
aofri.  Formen  mit  e  und  a  s.  Gramm.  §  2Tj;  und  awfri.  be- 
gegnen ebenfalls  saute,  wänfen  zu  senda,  ^icenda  mit  e  als 
Schreibung  für  ei  aus  e,  PBrB.  XIX  366  f.).  Mit  Rücksicht 
auf  die  Chronologie  des  allgemeinen  Umlauts  und  des  Sievers- 
schen  Synkopegesetzes  (der  allgemeine  Umlaut  älteren  Datums 
als  die  vokalischen  Auslautsgesetze,  s.  Aofri.  Gr.  ^  25;  die 
Synkope  der  Mittelvokale  jüngeren  Datums  als  jene  Auslauts- 
gesetze) bliebe  bei  Bremers  Theorie  das  a  der  erwähnten  Form 
unerklärt:  denn  die  PBrB.  XVII  317  angedeutete  Annahme 
liunt  Part,  aus  '^hent  aus  *hendid  aus  *hendid  ist  weder  er- 
wiesen noch  wohl  überhau])t  glaubhaft  zu  machen. 

Eben  diese  undlianteici,  sant  usw.  neben  henda,  senda 
usw.  nötigen  vielmehr  zuj  den  nachstehenden  direkten,  respekt. 
indirekten  Folgerungen : 

zur  Zeit  der  allgemeinen,  vor  der  \'okalapokope  erfolgt cu 
Undautung  fand  diese  Affizierung  des  a  nicht  statt  in  der  Ver- 
bindung and  -\-  i  oder  j\ 

das  e  von  henda  usw.  entstand  neben  dem  a  von  unt- 
hant  usw.  in  einer  jüngeren  Umlautsperiode,  worin  es  Flexions- 
formen gab  mit  und  ohne  Undautsfaktor  in  der  Endung,  also 
nach  der  Wirkung  des  Sieversschen  Synkopegesetzes  und  der 
Auslautsgesetze; 

wo  auch  \  or  andrer,  ursprünglich  von  /  oder  j  gefolgtcr 
K(»nsonanz  ausser  e  noch  a  ])egegnet,  also  vor  einfachem  oder 
geminierten  Nasal,  vor  Xas.  +  Muta,  vor  altem  //,  Id  und  cht 
(vgl.  Aofr.  Gr.  vi?  27)^)  ist  ein  gleicher  Vorgang  anzunehmen: 
Entstehung  des  e  in  der  zweiten,  nach  der  Synkope  der  Mittel- 
vokale  und  dei'  Wtkalapokopc  liegenden  Undautsperiode;  Er- 
haltung des  zur  Zeit  des  allgemeinen  Umlauts  nicht  aflizierten 
a  in  den  Formen,  denen  infolge  der  Syn-  oder  Apokope  ein 
Undautsfaktor  fehlte  über  die  Fälle,  wo  a  in  der  zweiten 
Periode  ancli   xor  /  keinen   riulaut   erlitt,  gleiidi  unten). 

1)  Wegen  e  und  (t  vor  st  s.  (iMsi'Hist   Xaeliträji-e  zu  >5  27. 


Zum  VokalisuiUiS  und  Konsonautisnius  der  Friesischen  Dialekte.     315 

Hiernach  begTeifen  sich: 

das  konstante  a  («)  in  aofri.  andern  Tenster'  mit  ancl- 
durch  Synk.  aus  *andi-  (PBrB.  XIV  232)  und  den  Präteriten 
aofri.  haut,  sang,  ican,  fand,  lan  (PBrB,  XIV  282  f.);  awfri. 
raen  H  28,  rän  W,  iccln  W,  H  24,  bigän  H  167,  caen  '"kann' 
J  33,  4,  cän  ^\,  J  passim,  naem  W  394,  37.  429,  32,  H 
167.  169,  J  50,  19,  Mem  W  438,  17,  H  53.  68.  162.  167. 
169,  Ag-  133,  8ch  722,  Mm  Seh  515,  J  55,  8.  59,  18,  fand 
W,  H  22,  oenspraengh  H  65,  sprängh  H  24,  saeng  H  68, 
sängh  W; 

das  e  in  aofri.  kenep  %Schnurrhart',  liemiUnge,  -elenge 
'Verstümmelung-',  ütlendesc  Rq.  162,  27,  {h)icenne,  -de,  -te, 
thenne,  awfri.  thenne  J  50,  40,  den  Seh  341.  519.  532  mit 
altem  -i  (ahd.  hicennl,  denni),  aofri.  lendern,  awfri.  lenden 
'Lende'  (aonfrk.  lendin);  in  den  Abstrakten  auf  -?  (Stamm  -i7i- 
oder  -ini-)  aofri.  eelde  "Alter'  (Gramm.  §44),  frenie  'Vorteil',  -helte 
'Lahmheit',  lenfze  'Länge',  men(i)e  'Menge',  scheme  'Scham', 
helde  'Fessel,  Gewahrsam'  (Gramm.  §  195  und  Anm.  2),  oflethe- 
genze  (PBrB.  XIV  260),  awfri.  kehle  'Kälte',  heJde  (hilde.  Melde) 
'Fessel'  usw.,  hihelde  (bihield)  'Vormundschaft'  usw.,  helde 
(hilde,  hielde)  'Deichhalde'  sowie  auf  *elde  hinweisendes  jelde 
'Alter  (s.  über  diese  Formen  unten  IV),  birlenze,  hirlens  und 
hendedich  (s.  Zur  Lexic.  des  Awfri.*)  8.  31);  in  den  ia-Suh- 
stantiven  und  Adjektiven  aofri.  ende  mit  endia,  -(i)gia^),  ili- 
lende  'Elend',  omhecht  (ahd,  ambahti),  hende  (Gramm.  §  160 
und  165  Anm.  2),  eicenpende  'gleichwertig,  «wZewc^e  (Gramm, 
§  201),  in-,  ütlendes  ((rramm.  §  230),  awfri.  ende  (einde), 
el(l)ende  ^\,  H  24.  144  mit  el{l)endich  W,  H  51,  J  25,  29. 
73,  1,  Iniende  'arva'  H  136  (ahd.  (/elende  'arva'),  änibecht 
.1  1,  50-);  in  den  Formen  mit  Instrumentalendnng -^^  faus -*«) 
aofr.  (hl  like)pende  (Gr.  §  152  Anm.i,  a  lende  'zu  Land'-'), 
eile  mit  ellemachtig  und  clmPtha  is.  Zur  Lexic.  des  Awfri. 
20),  ondlenge  [iU\  §  23» >  und  Anm.  : 

1)  Die.  Variante  andfjie  B-  (Gr.  S.  32)  ist  offenbar  Schreibfehler. 

2)  Daneben  ambocM,  ämbuchf  J  37,  14.  57,  12.  81,  4,  W,  Seh 
650  wahrscheinlich  mit  ?y«  aus  a  (vgl.  ahd.  ambaht)  in  schwach  be- 
tonter Silbe  vor  dunkelfarbig-er  Konsonanz. 

3)  Zu  beurteilen  nach  Gr.  §  152  Anm..  denn  der  Gr.  §  160 
angenommenen  Identität  des  Wortes  mit  ahd.  gelende  widerspricht 
die  Bedeutung  von  a  Icnde. 

4)  D.    ii.    Zur    Lexicoiou-ie    des    AltwesttViesisclien    von  W.  L. 


316  W.  L.  van  Hei  teil, 

aofri.  angel  'Engel',  inantel,  alder  'pareiis',  pannig 
'Pfennig',  die  Part.  P.  {e) fangen  (mit  fangnisse),  egangen 
mit  a  ans  den  flektierten  Formen,  neben  menfel,  elcler,  pen- 
nig, /'engen  iniit  fengne.se),  (e)fenszen,  -{d)sen,  (e)gengen, 
egenclzin,  -.zen,  -sin,  hwendzen,  (e)stenden,  wang.  fingen,  uphin- 
gen  (i*.  oben  S.  313)  mit  e  (i)  aus  der  unflektierten  Form; 
awfri.  aldera  'parens,  -tes'  W,  H  87.  94.  117.  159,  J  5U, 
21,  das  in  fangenscip  J  II  S.  138,  fangenisse  J  19,  2  erhaltene 
fangen  neben  ieJdera,  iöldera  (mit  ie,  iö  aus  e,  s.  unten  IV), 
enget,  nientel,  fens{z)en,  -zen  {finsen,  -zen),  gensen,  -z{i)en 
iginsen,  -zen),  hwensen,  -(t)zen  {hwinsen,  hinsen)  'gehangen' 
(wegen  des  e  und  /  s.  PBrB.  XIX  407  f.);  nwfri.  iGJi  ingel, 
hinge!  'Bengel',  finszen\  aofri.  hängst,  saterl.  ha^rngst,  das 
auf  Synkope  des  Mittelvokals  vor  s^^  hinweist,  und  aofri. 
Jiengst,  saterl.  wang.  hingst,  awfr.  hinxt\  aofri.  samin,  -ene 
mit  a  aus  "^samne  (vgl.  Avegen  der  Synk.  ags.  tosainne^  und 
semin(e),  menichfdld  E.  Sgr.  ^) ; 

die  ntr.  bzw.  mask.  /«-Stämme  saterl.  fa^n  'Moor' 
Ehrcntr.  I  18(3  mit  «.>  für  aus  dem  suflfixlosen  Nom.  Akk. 
S.  *fan(n)  stannuendes  a  und  aofri.  fene,  fenne,  hem(me) 
(Gramm.  §  159.  160  und  PBrB.  XVI  278);  awfri.  faen  mask. 
und  ntr.  mit  Gen.  faens,  fänis  Ag  127,  Seh  517.  520.  (548. 
661.  663.  692.  730  (vgl.  unten  11),  fannes  Seh  538  und  feen 
Seh  648,  649  (aus  */ewe); 

die  mask.  langsilbigen  /"-Stämme  aofri.  band',  {-jfal^ 
{-jfang,  swang,  Upst<dlis-  mit  a  aus  dem  Xom.  Akk.  S.  und 
henc,  {-)fel,  {-)feng,  sweng,  höldbreng,  bend,  Ihem,  rend,  icend 
(Vgl.  Gramm.  §  170)  mit  e  aus  dem  Instrum.-Dat.  S.  *-i  (Gramm. 
J<  170  Anm.  1)  und  dem  Plur.;  awfri.  OpstaUis-  H  149,  fül 
W,  .]  81,  15,  fang  W,  S,  H  41.  89.  112  und  fei  S,  feng  S, 
J  50,  45,  W  und  II  (s.  oben  S.  313 1,  -siceng  '-stcing),  oenbreng 
ioenhringh),  l>end  ibeijnd),  rei/nd,  icend  {iceind)  (s.  PBrB. 
XIX  407  f.  und  367);  nwfri.  <GJj  hanc,  fdl; 

van  Ht'Itcn  in  den  Verhandelin^^en  der  koninklijke  Akademie  \an 
\Vetenscliai)pen  tc  Amsterdam,  At'deeling-  Letterkunde,  Deel  I  X.  ."j. 
1)  Ob  auch  aofri.  man{n)ichfaeJd  E.  Sgr.,  awfri.  manich  als 
ein  aus  mam/-  (\'gl.  ags.  monj-  PBrB.  V  79)  herrührendes  a  ent- 
haltend hierher  g-ehören,  ist  fraglich,  weil  in  E.  Sgr.  und  den  a\\  tri. 
^'uelien  n  für  d  vor  Nasal  steht  (s.  Aofri.  Gr.  §  3  Anm.  1  und  unten 
111)  und  die  Formen  dem  normalen  aofri.  monich  (Grannii.  §  4  f) 
(•nls|ir(n-lieu   kiliiiilfii. 


Zum  Vokalisiniis  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     317 

die  fem.  laiigsilbigen  /-Stämme  Sioln.  i^underacM,  niaclit\e), 
icald  mit  a  aus  dem  Nom.  Akk.  S.  iiud  mecJit(e),  welcl,  offlech{t) 
'Enthäutung-'  (Oramm.  §  176)  mit  e  aus  den  Kasus  auf  *-«(-); 
awfri.  zonderacht  H  120,  macht,  wclld  und  icield  mit  le  aus 
e  (s.  unten  IV),  oen-,  önflechf  'Enthäutung',  nwfri.  macht,  icüd 
'Gewalt' ; 

die  adjektivischen  ursprüng-liclien  /-  und  ^^^Stämme  aofri. 
(jerxfalle,  stalle  mit  a  aus  dem  Xom.  S.  und  gres-,  gers-, 
iersfelle,  {ful)fensze,  genzie,  gens  "g'änge'  mit  stefgenze  und 
Mefgensza  als  scli wachem  Nom.  S.  M.  (Gramm.  §  201), 
hensze-  in  henszeben,  -sine  "os,  nervus  depeudens';  awfri. 
die  aus  (-)fäUe  erweiterte  Form  faUich,  gers-,  haick-,  speer- 
falUcli,  nwfri.  (GJ)  sträng  'streng'  und  awfri.  streng(-)  J  5»!>, 
21.  22  (vgl.  as.  Strang,  ahd.  strengi),  oenbrensze,  -csze  [oen- 
hrins,  -hrinsche),  ghinse  (s.  PBrB.  XIX  407  f.),  nwfri.  (G J)  liim 
'aniplectens'  Ci^  vor  mm,  wie  vor  nn,  ng,  nl--^  vgl.  hd.  Jclamm 
nnd  Menitn  'eng-'); 

die  fem.  z-(^iö-,  jö-)  Stämme  aofri.  schansa  'Schenkkanne' 
mit  a  aus  dem  Nom.  S.  (oder  etwa  durch  Anlehnung  an 
schansa  'schenken'?  vgl.  unten  S.  819)  und  scenzie,  hende 
(Gramm,  i?  165  ß);  awfri.  fenne,  -a  'Grasland'  Ag  41.  50. 
58.  95.  96,  fynine),  -a  Xg  143.  153.  159,  Seh  695.  696.  717 
(i,  d.  h.  i^,  der  aus  e  entwickelte  Laut,  e  der  vor  -a  und  -e 
erhaltene  Vok. ;  wegen  des  Stammes  beachte  ahd.  fenna),  nwfri. 
finne  'Grasland',  Mim{me)  'Klemme,  Umarmung,  Beengung-' 
(oder  ^7^^-Stamm  ?) ; 

die  Flexionsformen  der  schwachen  Verl)a  1.  Kl.  aofri. 
iindha7itewi  usw.  (s.  oben  S.  314),  rant  'zerrissen'  (Gramm. 
S.  225),  {e)fald  (efalled,  faUit)  'gefällt',  hammed,  -eth  'muti- 
latus'  (aus  '^hanid-),  hi-,  untkande,  scancte,  ekalt  'erkältet' 
{das  indessen  auch  für  *ekelt  stehen  könnte  durch  Anlehnung 
an  kald),  harnde,  {gh)ebarnet,  {wr)harn{e)t  (s.  Gramm,  i?  27 
Anni.  1)  und  henda  usw.  (s.  oben  S.  314),  hlenda,  lenda  'zu 
Ende  bringen',  fremme,  efremid,  lemid,  -ed,  -et  Part.,  leniith 
3.  S.  Präs.  Ind.,  lemi  Opt.,  wle7n{m)a  'verletzen',  uneivlemeth 
""unverletzt',  demnia  'dämmen',  echta  'taxieren',  felJa  'fällen', 
{e)felled  Part.,  fella  'für  etwas  Strafe  zahlen',  ehemmed  'nm- 
tilatus',  henzia  'zulassen',  bikenna,  kempa,  kemped  Part.,  skeu- 
zie  'schenke',  sprensze  'besprenge',  stcen.se  'g-iesse',  wense 
'wackle',    brenga    und   brendza,    -sza  usw.,    {be)thenzia   '(be)- 


318  W.  L.  van  Helten, 

denken'   (Graiiiui.  v?  286  ß.  288  ß,  '2)^\y),    das   für  '■'r/nna  ein- 
getretene  renna  'laufen',    und    her  na   (auch  intrans.),    hernde, 
(g){e)herned  ((ir.  §  27    Anni.  1  und  270  y)   sowie   die   hinzu- 
gehörig-en    Verbalabstrakta    und   Komposita    hlendinge,    -€)>(/e 
londechtene  Xandabschät/Auig-',  hende  'Gefangenschaft',  atren- 
dene    'das  Herausreisscn '    und    rende  'das  Zcrreissen',    iced- 
sJtemmene  'Beschädigung    der  Kleidung',    xtempene  'das  A^er- 
stopfen,    Hemmung',    thempene    'Erstickung',    icendeue  'Ver- 
letzung',   tceifcendene    'Belästigung    auf   dem    Wege',    irei/- 
icend    idem    (Gramm.   §   176.    195   Anm.   2)    und    sendehoda; 
saterl.  scunte,   s<(r)nt,    ica<)nde,   icaaud  zu  sända,   tüända  Ehr. 
11  186.  188;  wanger.  schenlx,  breng,  grem,  meng,  leng  (s.  oben 
S.  31  Ol    und    sant,    schanf,    want   Prät.    und    Part,    zu    sain, 
schain,   irain;    awfri.  sänte,  wänten  (s.  oben  S.  314),  hiränt 
'zerbrochen'  H  108,  caend  'erkannt'  J  10,  4,  bicänf,  -länd,  he- 
l'änth  'bekannt,  erkannt,  gesehen  W  465, 16.  474,  18,  J  10,  4,  S, 
Ag  15.  24  (mit  känd-,  Mntlicl-  Ag  42,  Seh  609),  sänd  'gestritten' 
Seh  520,    önsänd  'unbestritten'  W  418,   28,  önhesaend,   önhi- 
samijd  (1.  önhlsclnyd)  'unbestritten'  W,  J  33,  7.  14.  36,  2.  8. 
13,  Seh  520,  naemde  'nannte'  W,  H  55,  binaemd,  {ön)naemd, 
foernaemd  W,    H  59.    110.    174.   300.   301,    J  3,   6.   21,  31. 
46,    24.    57,   Ag  39.    44.   52.    86.    135,    förnämd   Seh    692, 
hdrndeW,  H  28.  90,  baernd,  barnd\(,  H  52.  93.  111.  112, 
J  1,  33,  Seh  726,  und  berne  H  113,  senda  {seimlä),  *wenda 
i*weinda),   endo   (einda),  penda  (peynda),  scenda  (s.  PBrB. 
XIX  367),  frenie   "W  69,  20,    {ön)iüemed,    -iceemd,   -tcemnid^ 
[-mid],  oenewemmed  [-id]  '(iin)beschädigt'  W,  H  33.  115,  (&/)- 
lenna,  -et  usw.  s.  oben  S.  313  und  Ag  43.  56.  87.  92.  114. 
145.    153,    Seh  726.  729,   fella  'für  etwas  Strafe   zahlen'  W 
43,  15.  51,  3,  11  51.  86,    lempa  J  60,  22,    hrenga  [hringa)^ 
henzia  Chmzia)  'gutheissen',    bitensa  (tijnsa,    bit(li)inzia)  '(be)- 
denken'  (PBrB.  XIX  408) i),  AWw*'« 'ertränken',  hj/krinsa'kr'An- 
ken,    verringern'    .]  46,    17.    76,   4.    78,    1.    /i/nsa  'verlängern' 
.1  2,  38.  8,  2,  menzia  'mengen'  (mit  /  und  e  =  /',  vgl.  PBrB. 
a.  a.  0.),    truchstnnzede   (s.  Zur  Lexic.   des  Awfri.  62),    das- 
t'iir  *rinn(i  eingetretene  renna  AV  15,  14.  431,  36,  11  74.  9;), 


1)  Vj^l.  aiu-li  (las  intr.  und  trans.  vorwandte  Jiingin,  hengia^ 
Koniproniis})ildun<;-  ans  haugia  (as.  hangon  intr.)  nnd  einem  verloren 
gegangenen  Kaiisat.  und  scliwaclien  Verb.  =  alid.  hengen. 


Ziiiu  Vokalisnuis  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     iilO 

172,  Sch  699,  Ag-  19.  110  (rinna  W  75,  20,  J  60,  17,  Seli 
656.  746;  i  und  e  wie  in  fymie  und  fenne,  s.  oben  S.  ol7) 
sowie  die  zngehörig-en  Verbalabstrakten  und  Derivaten  hendene 
'Gefängnis',  Tiefminghe  Sch  657,  fellinge  'Strafe,  Bezahlung-', 
föJdnsinge,  lienghnese,  -nisse  {hinghnisse}  (s.  PBrB.  a.  a.  0.), 
wlitewimmelsa  "Verunstaltung-  des  Antlitzes'  S,  H  230.  24H 
(mit  ?■''  aus  e  vor  ?nm)^);  nwfri.  (GJ)  seyne  'senden',  iveyne 
'wenden',  scheyne  'schänden',  bringe,  thikje  und  flnsje,  m'mgje, 
Mnne  'kennen',  rinne,  Tirhikje,  swinge,  sclmike  und  scliinsse. 
Zu  diesen  Verben,  mit  Ausnahme  derer  mit  wurzelauslau- 
tendem nd,  sei  indessen  bemerkt,  dass  sich  auch  Flexionsformen 
mit  a  finden,  in  denen  nach  dem  bis  jetzt  Erörterten  nur  e 
zu  erwarten  wäre:  aofri.  framma,  falla  'fällen',  hil-annd, 
hampa,  skanse  'schenke',  hranga,  -e  usw.,  hithanlx-a  'bedenken', 
thantse,  -ze  'denke',  sanna,  -afh  'streiten,  sansane  'senken' 
(Grannn.  §  286  ß.  288  ß.  289),  harna  (auch  intrans.,  Gr.  §  27 
Anm.  1  und  270  y)  und  die  nach  den  gleich  unten  zu  er- 
wähnenden Analogiebildungen  anzusetzenden  Hamma,  '■^skatn- 
ma  'beschädigen',  "^'fhampa  'ersticken',  *wlamma  'verletzen'; 
saterl.  bra^nge,  taanke,  drcirinke  usw.  (s.  oben  S.  313);  wangei-. 
tJimik,  drmik,  sang  (s.  oben  ib.);  awfri.  framma  H  93,  bi-, 
(be)kanna,  -et  usw.,  s.  oben  S.  313  und  W,  Ag  8.  29.  53, 
Sch  538,  .541  usw.,  bikana,  -it  H  108.  130,  Ag  94,  bifaJla 
'schlichten'  H  50,  sanna,  -e,  -et  'streiten'  W  388,  18  (bei 
V.  R.  steht  falsch  sana).  11,  5,  H  32.  72.  J  1,  4,  smietih) 
PI.  Präs.  Ind.  W,  H  43.  48  (an.  senna  'streiten'),  nämna,  naem- 
na,  -ane  'nennen'  W  23,  8,  H  56.  94.  136,  J  46,  73,  7iaem- 
men  J  46,  73,  baerna  W,  H  94.  95.  138.  Dieses  a  als  den 
aus  den  Präteritalbildungen  und  der  2.  3.  S.  Präs  Ind.  (vgl. 
unten)  eingedrungenen  Laut  zu  fassen,  verbietet:  primo  das 
Fehlen  von  Präsensformen  mit  a  vor  nd  (nie  sända  usw.j; 
secundo  das  a  von  branga,  bithanka  (der  nicht  umgelautete 
Vokal  der  2.  3.  S.  Präs.  Ind.  hätte  doch  wohl  nicht  genügt 
das  e  der  andern  Präsensbildungen  zu  verdrängen  i.  Man  kann 
demnach  kaum  umhin  anzunehmen,  dass  in  den  Flexionsformon 
mit  -j-  unter  Umständen  die  P^inwirkung  dieses  Konsonanten 
auf  den  vorangehenden  Vokal  gehindert  wurde.  Und  an  welche 
Faktoren   wäre   für  diesen  Fall  zu  denken  als  an  die  dem  -/- 


1)  W lit{e)uimelsa  W  46G,  1.  6  ist  Druckfehler  der  Inkunabel. 


320  W.  L.  van  Hellen, 

folgenden  *-?*  und  *-o-  rder  Endung-cn  des  Präs.  Ind.),  welche 
den  von  Seiten  des  nasalen  Konsonanten  dem  -;*-  geleisteten 
Widerstand,  der  vor  nicht  von  *-?/  oder  *-o-  gefolgteiii  -/-  anf- 
gegeben  wurde,  dcrmasscn  unterstützte,  dass  der  Halbvokal 
wirkungslos  blieb?  Also  die  P^ornien  mit  a  aus  der  1.  S. 
und  dem  Plur.  Präs.  Ind.,  die  mit  e  aus  dem  Opt.,  dem  Inf, 
und  dem  Part.  Pr. 

Aus  der  Wirkung  der  nämlichen  Faktoren  erklären  sich 
auch  aofri.  awfri.  IxCimpa  'Kämpe',  aofri.  iraJJa  "Hrunnen'  neben 
aofri.  awfri.  Txempa,  wanger.  und  nwfri.  auf  altes  *iceUa  hin- 
weisendem wel  (s.  oben  S.  313),  awfri.  enlri  ""Ackerknecht' 
(inka,  s.  PBrB.  XIX  407);  vorfri.  '^'kampjo,  *icalljo  Nom.  S,, 
^kampjdno,  -um,  *waUjöno,  -um  Gen.  Dat.  PI.,  ^kempjan,  *tceU- 
jan,  *enJcja7i  Gen.  Dat.  Akk.  S.  Nom.  Akk.  PI.  Und  ebenso 
das  neben  aofri.  hendsegch.  -zeg,  awfri.  hensich  (hinsich) 
'unterthan'  (:=  ahd.  gihengig)  begegnende  aofri.  hanzoch  (vgl. 
PP>rB.  XIX  401)  mit  uinirsprünglichem,  für  -ig  eingetretenem 
Suitix  -ug  (vgl.  Aofri.  Gr.  §  68)  i). 

Absolut  Umlaut  verhindernd  waren  ausserdem  in  der 
zweiten  Umlautsperiode  die  Konsonantenverbindungen  -md,  md: 
aofri.  fram{e)de,  saterl.  fradmd,  wang.  frammitj  awfri.  frae- 
m(e)d,  främd  W,  S,  H  29.  117.  301.  302,  J,  nwfri.  freamd 
fs.  oben  8.  313),  aofri.  hamed{e)  'Hemd',  w^ang.  hammin  aus 
*f'ramdi,  *hamdi  mit  analogischer  Synk.  (vgl.  ags.  fremde, 
-de  neben  fremede,  PBrB.  V  78);  daneben  aus  der  nicht 
synkoi)ierten  Form  aohi.  frem{m){e)fhe,  frem(e)de,  awiri.  freenid 
J  (s.  oben  S.  313),  aofri.  hemethe  und  auf  awfri.  *hem(e)de 
hinweisendes  nwfri.  hlmhd. 

Als  Gegenstück  zu  dem  infolge  von  Synkope  des  Mil- 
telvokals  erhaltenen  a  erscheint  ferner  das  a  der  3.  S. 
Präs.  Ind.  aofri.  staut  (s-fand)  zu  stonda  (Gramm.  §  273  a» 
und  anth,  haut,  pant,  rant,  sant,  want  zu  '"'enda,  henda, 
penda,  *renda,  icenda  (Gramm.  §  288  ß),  awfri.  ränth,  sant 
zu  *renda  {*reinda),  senda  {*.'^einda)  (PBrB.  XIX  /)()7  Fussn.'i 
mit  frühzeitig,  augenscheinlich  vor  der  zweiten  Umlautspcriode 
geschwundenem  -i-  der  Endung  (vgl.  über  diese  Synk.  Pl^rB.  XVII 
5r)6  f.).     I)an('I)en  auch  aofri.  steut,  feit,  helt  (Gramm,  i?  273  a. 

1)  Aus  (lieser  Konn  ergil)t  .sich,  dass  der  /weite  l' miaut  jün- 
gfren  Datums  ist  als  die  Assibilierun;;'  der  (iutturalkonsonauteu. 


Zum  Vokalismuö  und  Kontioiiautismu.s  der  Friesischen  Dialekte.     321 

274)  aus  ^sfendith  usw. ')  und  die  zweideutig-en  hlend  'blendet', 
brencJt,  henf,  Ixelf  'spricht',  hil^ent,  reut,  sJcenc,  sweng,  loent 
und  hernt  (Gr.  §  27  Anni.  1),  awfri.  rejith  (rainfh),  seilt 
iseint)  (PBrB.  XIX  367  Fussn.),  lejith  'zum  Landbesitz  ge- 
liört'  (PBrB.  XTX  411),  sengt,  singt  'sengt'  W,  8,  H  90,  die 
auf  *hh))d}tji  usw.  zurückgehen  oder  auf  Anlehnung  an  hlenda 
usw.  beruhen  können.  Zweideutig  sind  ebenfalls  die  3.  S. 
Präs.  Ind.  aofri.  bil-aut,  hrangth,  hranch,  dampt  'dämmt', 
faJt  'fällt',  sangh  'sengt',  ürsanc  'versenkt',  scanc,  schmighf, 
schanch  'schenkt',  swang{t)  'giesst'  (Gramm.  §  288  ß.  289), 
harnt  (Gr.  §  27  Anm.  1),  awfri.  hikänt,  hicaent  W,  H  101. 
135.  139.  149.  J  12,  1.  58.  10,  naemt  W  412.  19  (v.  ß.  falsch 
naeme),  härnt,  haernt  W,  W  102.  J  81,  14.  22,  entweder 
die  alte  Form  oder  durch  Anlehnung  an  hikanna,  hranga 
usw.  für  hikent,  hrength  usw.  aus  *bikenn/th,  *hrengUli  usw. 
Dasselbe  gilt  auch  für  aofri.  halst,  half.  faJt  'cadit'  und 
awfri.  halt,  fält. 

Selbstverständlich  sj)ielte  bei  der  Entwicklung  der  in  Rede 
stehenden  Formen  auch  sonst  die  Analogie  eine  Rolle.  So  in  den 
aofri.  für  lemithe,  -ethe  {lemmethe  mit  mm  nach  Hemma),  wliti-, 
tülite(w)lemim)elsa  {vlemnielsa,  Gramm,  i?  84;  das  mm  nach 
talemma),  wedskemmene,  thempene  (vgl.  oben  S.  318)  eingetre- 
tenen lameth(e\  -athe,  luitelamelsa,  wetskammene,  thampene 
durch  Anlehnung  an  die  nach  dem  oben  Err)rterteu  anzusetzenden 
Hamma  usw.;  in  awfri.  lamie)the  W,  S,  H  139,  J  81,  22 
mit  a  wie  im  aofri.  lantethe  oder  durch  Anlehnung  an  lani 
(für  Hom,  vgl.  unten  III),  event.  aus  *lomith-;  in  awfri.  {daed)- 
bante,  -bannethe,  -ede  'peinliche  Klage'  W,  H  89.  136.  304  (vgl. 
aofri.  be)iethe)  und  onderstannisse  J  1,  1  nach  %ana  'Mörder', 
^onderstanda  i^mit  a  für  o)  oder  event.  aus  '^bonith-  usw.; 
in  awfri.  ?>//-,  becannisse  J  1,  1.  13,  46,  {bi/)cänlyck  J  13,  46, 
Seh  250.  541,  Ag  3.  4.  34.  37.  62,  aofri.  bil'annijnge,  awfri. 
(bi)kanninge  Seh  334.  S,  J  9,  1  nach  {bijkanna:,  in  awfri. 
saeninghe  Ag  139  nach  '^säna:  in  den  aofri.  für  lemid,  -ed, 
-et    eingetretenen    Partizipien    {e)lamed,    -eth,    lammeth    nach 

1)  In  der  zu  guiiga  (v<>'l.  über  das  u  ZfdPli.  XXIT  495)  g-eliö- 
renden  aofri.  3.  S.  Präs.  Ind.  geng,  gench,  ghengh  (Gramm.  S  267  l) 
steht  e  als  Umlaut  aus  u  (urspr.  *gungittii);  die  daneben  auftreten- 
den Formen  ganckf.  ganc,  ganch,  gangh{t)  (Gramm,  a.  a.  O.)  sind 
Analos'iebildunacH  nach  stant  neben  stent. 


.•V22  W.  L.  vaii  Heltcii, 

Hamnur^  in  den  aofri.  präteritalen  Formen  undhente,  undhent, 
gehenf,  memjde,  pent  'g-epfändet'^  (e)rent,  went  (Gramm.  §  288  ß) 
und  den  awfri.  sente  (se'mte),  .seinf,  foreind.,  tceinten  'PBrB. 
XIX  i'yi^^  f.);  im  aofri.  neben  dem  adverbialen  Komparativ 
lang  (und  langor,  -er,  -ere  mit  sekundärem  Suff.;  vgl.  auch 
awfri.  Jangh  H  94)  beg-egnenden  leng  nach  lengra  und  lenger 
(Gramm.  §  232),  die  selber  ihr  e  der  Anlehnung  an  Hengist 
verdanken;  im  aofri.  Konipar.  eld{e)ra  (neben  ald{e)ra)  nach 
eklest ;  in  den  awfri.  Komparativen  ieldera  (mit  ie  für  e,  s. 
unten  IVj,  leng(e)ra  W,  II  39.  86.  128  (Jmg{e)ra  W,  J  37, 
4.  45,  12)^)  (neben  äldera  W,  langera  W,  H  60.  J  80,  3); 
in  aofri.  aldlnnon  nach  aldra;  in  aofri.  liolde,  frllialse,  aAvfri. 
kidde  H  148  (nel)cn  aofri.  leide,  frla-,  frihelse,  Gramm.  §  195, 
awfri.  l-elde  und  Jdelde,  s.  unten  IV);  in  aofri.  anglisk,  -el(e)sJc, 
(tngels  (neben  englisk  -esk,  awfri.  engehch,  engeis  W,  S)  nach 
Angelond  (ags.  Ongel  ^Vnglia'i;  in  aofri.  neben  pen7iing  be- 
geg:nendem  panning,  Analogiebildung-  nach  dem  oben  8.  316 
erwähnten  pannig',  in  aAvfri.  panning  S,  H,  Ag  passim,  neben 
penningW,  J,  Ag- passim,  1149.50.90.  91)  nach  anzusetzen- 
dem ^'pannig  (wegen  awfri.  Suff,  -ig  vgl.  pennigh-  J  15,  5. 
43,  3);  im  aofri.  ganse  ^gäng-e',  Kompromisbildung  aus  '^genzi 
(=  aofri.  genzie)  und  dem  aus  dem  Nom.  S.  stammenden 
"^gang;  in  dem  aofri.  adjektivischen  m-Stamm  im-,  ürwalde 
(neben  nnwelde,  Gramm.  §  201).  Ob  auch  in  ew-,  twifaldech, 
(elle)niac7itich  (neben  elmechfig),  monslachtich,  awfri.  machtich 
II  103,  J  passim,  Seh  334,  manslachtich  W,  J  passim,  fäl- 
lich  'zur  Geldstrafe  verpflichtet'  J  3,  13  (zu  *fal  =  mhd.  val 
'(i eidstrafe'),  ovirländicli  W  (neben  overlendicli  H  132)  An- 
lehnung- vorliegt,  ist  unsicher,  weil  hier  möglicherweise  die  syn- 
kopierte Form  oder  auch  ein  Suffix  -ag  (-ng)  im  Spiel  war 
ivgl.  auch  Aofri.  Gr.  S.  35;  neben  aofri.  ireldig,  awfri.  icel- 
dig,  n-yeldig  stellt  keine  Form  mit  a).  Für  awfri.  langist, 
-ie)st  W,  S,  H  202  (neben  lenghist  H  161.  linghest  H  241) 
ist  ebensogut  an  Herkunft  aus  langst-  (vgl.  wegen  der  Syn- 
kope des  /■  vor  st  oben  S.  31()  über  hängst)  wie  an  Analogie- 
l)ildung  zu  denken.  Zweideutig  sind  ebenfalls  die  Partizipia 
aofri.  ietfaUin,  -en,  \eihaldin,  -en,  awfri.  fallen  W,  H  170, 
J  ^1,  6,   halden   W,   S,    II   38.   58.    123.    159,  J  15,   33.  34. 


1)  Hctt.  I'mIscIi  loKjera. 


Zum  Vokalisnuis  imd  Konsonantismus  der  Fiiosischcn  J)ialektt'.     82S 

21,  27.  26,  25.  50,  3o:  aus  der  synkopierten  Form  oder  durch 
Anlelmun-.  Für  awfri.  bannen  W,  S,  H  40.  43.  79.  109.  120. 
125.  126.  127.  128,  J  15,  63  ist  wegen  aofri.  honnan  ein 
Prototj'pus  ^bonnaii  anzunehmen  (vgl.  unten  III). 

Aus  Anlehnung-  an  die  Verba  mit  {-)end-  (s.  oben  S.  317  ff.) 
erklärt  sicli  auch  der  Umstand,  dass  die  mask.  i-Stämme  mit 
nd  nur  e  aufweisen  (s.  oben  S.  316):  in  den  sich  für  das 
Sprachgefühl  mit  den  Präsens-  (nicht  mit  den  Präterital-) 
formen  berührenden  Substantiven  passte  eben  das  a  der  Wurzel- 
silbe nicht  und  wurde  demzufolg-e  durch  e  verdrängt. 

In  drei  Formen  erscheint  a,  obgleich  daselbst  mit  Rück- 
sicht auf  die  nicht  eingetretene  Synk.  des  Mittelvokals  oder 
die  I^rhaltung  eines  Umlautsfaktors  in  den  Endungen  nur  e 
als  regelrechter  Vok.  zu  erachten  wäre:  in  aofri.  mannisla, 
manska  "Mensch'  neben  men{ne)ska,  awfri.  menscha  W,  S, 
H  und  J  passim,  mynsclia  Seh  376.  377,  J  passim  ^j  (i  aus 
dem  Dat.  PL,  e  aus  den  Formen  mit  -a,  -an),  minsUck  (1. 
minsclick)  H  1,  nwfri.  minsche,  in  aofri.  ^ra/Ziw^  "Hode'  neben 
preUing  und  im  aofri.  awfri.  Neutr.  slacht{e)  'genus'.  Hier 
ist  natürlich  an  das  Obwalten  besonderer  Einflüsse  zu  denken : 
man{7Ü)8ka  begreift  sich  als  die  Folge  der  Einwirkung  von 
vSeiten  des  aus  dem  PI,  man  stannnenden  ^rnan  "man'  (woraus 
historisches  ma,  me,  Aofri.  Gr.  §  107  a);  für  pralUng  ist 
Kompromisbildung  aus  prelUng  und  *prallung  anzunehmen; 
auf  dacht{e)  kann  ein  ehemaliges  gleichbedeutendes  Nomen  = 
ahd.  slalita  eingewirkt  haben. 

Umgekehrt  findet  sich  im  Xom.  Akk.  PI.  neben  regel- 
rechtem aofri.  man  (awfri.  man  W,  H  74.  78.  87,  J  passim, 
maen  W  13,  23.  395,  5.  418,  25.  426,  29.  428,  20.  462, 
15,  H  48.  68.  74.  102.  104.  175,  J  43,  7,  Ag  19.  20,  Seh 
337.  518)  auch  men  als  analogische,  nach  dem  Muster  der 
suflfixlosen  Pluralia  mit  Undautsvokal  fei,  teth,  '■^dec,  fesch  (zu 
föf,  föfh,  döc,  tusl-j  entwickelte  Bildung. 

In  Betreff  des  Völkernamens  Am{e)sga,  Emsga  ist  zu 
beachten,  dass  es  für  den  Flussnanien  den  latinisierten  Formen 
Amisia  und  'Am(p)sivari  zufolge  zwei  Pi'ototypen  gab:  aus 
altem  *Amslgö  entstand  durch  '^Amsgö  überliefertes  Amsga, 
aus  altem  ^'Amislgö  durch  '^Am'isgo  historisches  Emsga\  nach 


1)  In  .]   12,  32  las  Hett.  fasch  menscha  für  minscha  der  Hs. 


324  W.  L.  van  Helten, 

der  zweiten  Uinlautsperiode  durch  ''^Emisgö  (oder  -a)  beeiu- 
flusstes  ^'Ämsgö  (-a),  d.  h.  *Äniisgd  (-a),  erg-ab  Amesga.  Der 
Fliissname  hcisst  Emese  (aus  "^Amiü)  oder  Ameise  durch  Aii- 
lehuuufi'  an  Amesga  oder  ^Amisgö  i-a). 

Der  kopulativen  Partikel  aofri.  awfri.  end(e)  entspricht 
as.  e7idi,  hing-eg-en  aofri.  awfri.  and(e)  dem  ags.  and  (ond).  In 
dem  zweiten  Kompositionsteil  von  aofri.  lefslachta  V.ur  Klasse 
der  liberti  gehöriger'  könnte  altes  ^gislachüo  stecken  mit 
nicht  umgelautetem  Vok.  wie  in  Txampa  'Kämpe'  (s.  oben 
S.  320);  das  Wort  kann  aber  auch  auf  "^gislachto  zurück- 
gehen, d.  h.  Denominativ  sein  zu  einem  Subst.  =^  ahd.  sJalifo 
oder  die  substantivierte  Form  eines  Adj.  ==  ahd.  gishiht  'con- 
gener. 

II.     Zur  Dehnung   des  wfri.  a  und  i  in  geschlossener 
Silbe  vor  Nasal  und  Xasalverbindung. 

Altes  in  geschlossener  Sill)e  vor  Nasal  stehendes  a  (der 
nicht  durch  Undaut  atfizierte  Vokal  sowie  das  a  aus  o,  vgl. 
oben  I  und  unten  III)  erscheint  nwfri.  als  a  oder  ä: 

als  a  1.  vor  ng,  nk,  2.  vor  tautosyllabischem  nf  (aus 
nd),  3.  vor  nn  und  mm,  wenn  dieselben  in  den  Flexionsformen 
nicht  mit  im  Auslaut  vereinfachtem  n  respekt.  m  wechseln, 
4.  in  schwach  betonter  Silbe; 

als  ä  vor  m  +  heterosyllabischem  ji  t>der  h  und  vor  aus- 
lautendem m; 

als  a  oder  ü  in  den  Wörtern,  in  denen  )in,  mm,  nd, 
nt,  ns  (auch  durch  Assibilicrung  aus  nk  entstandenes),  nib, 
mp  respekt.  mit  n,  m,  nd,  nf,  ns,  mh,  mp  wechseln  oder 
wechselten. 

Man  beachte  in  OJ  ancker.  hang,  hanc,  dranclx.  Janckje, 
kanckre,  klänge,  lang,  rancke  'Ast',  sang  Subst.,  sfanck 
Subst.,  fange  ""Zange',  tanckje  'danken',  ticange  'Zwang', 
wang,  icanckelje,  wrang  "^hQxX) ,  usw.:  in  der  jetzigen  Sprache 
ankel  'talus',   anker,   angel,  hang,  hank.  drank,  krank  usw.; 

in  GJ  auf  wird',  jetzt  auf  wird,  anflif  (vgl.^  unten  Uli; 

in  GJ  amle  'Annne'  (aus  ^annneke),  fianinie,  hamme 
'Schinken',  hamniir,  schamme  ' Scham '^)  (=  aofri.  scoma), 
wanne\  jetzt  ammc.  /Iim/ine.  Jainnne.  painic  usw.: 

li  Weiicu  des  )iim  dieser  Form  s.  iiuleu  VII. 


Zum  Vokalismus  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     325 

in  GJ  und  jetzt  icanf  'denn'; 

in  GJ  aempte  'Amt',  laempe,  waemhis  'kurzer  Rock% 
caemf' k&m\  naem  'nahm':  jetzt  laempe,  IxCiem,    naeui  usw.; 

in  GJ  hcui  'Band',  claem  'Damm',  fänlje  ^isitare'  (aus 
*fa7id{e)Ua),  glänz  '  Glanz '  ^),  Jiän  '  Hand ',  hannelje  und  lianlje 
'handeln',  l'änt  'Seite,  Spitzen',  jjngeican{d)  'Eingeweide', 
Lampje  'kämpfen',  hränze  und  Ixranz  'Kranz',  kränzgje  und 
hranssje  'kränzen',  laem  'Lamm',  län  'Land',  lanz  'entlang-' 
(aus  ■^lang.s  mit  frühzeitig-er  Assinnlation  des  g)  und  lanze 
aus  '^laiis  de  Artikel),  man,  pän  'Pfand',  plantje,  raem 
'Widder',  ramp  'Unglück',  ran  'Eand',  stamme  'Stamm' 
(mit  jungem  sekundärem  -e),  straem  'stramm',  stran  '  Strand '^ 
faensje  'danken',  faens  'Dank',  icännelje  und  wannelje  'wan- 
deln' usAv. ;  in  '  Vrymoedygheit  van  en  huisman'  (s.  PBrB. 
XIX  417  Fussu.  2)  haand,  Tcaant  'Seite',  laand,  Ingicaanden 
'Eingeweide',  handien,  lam  'Lamm',  man\  jetzt  hän,  däm, 
damp,  Frcmsk,  gäns  'ganz',  gl  ans  'Glanz',  mgewanten  'Ein- 
geweide', hant,  Jeans  'Chance',  Kamp  Nom.  pr.  eig.  'eingezäun- 
tes Feld',  man,  mw,  ramp,  foerstän  'Verstand',  strän  usw. 

xVus  m }},  ml)  als  Dehnungsfaktoren  ist  die  nämliche 
Eigenschaft  für  n  f,  n  d,  n  s,  n  sj  zu  erschliessen,  mithin  das 
ä  als  ursprünglich  den  Bildungen  mit  n  t  usw.,  das  a  als 
eigentlich  den  Bildungen  mit  tautosyUabischem  nt  usw.  zu- 
kommend zu  erachten  (vgl.  auch  ant-  in  antwird  usw.).  [Dem- 
nach wäre  nur  schäne  'Schande'  als  die  regelrechte  Entwick- 
lung zu  erwarten  und  ist  daneben  in  GJ  erscheinendes  schanne 
als  die  Folge  von  Anlehnung  an  schamme  zu  deuten].  Aus 
nn,  mm  als  Dehnung  verhindernden  Konsonanzen  erfolgt,  dass 
man  aus  den  P'lexionsformen  mit  mann-,  raem  'Widder'  aus 
der  unflektierten  Form  mit  vereinfachtem  m  stannnt. 

Dass  die  Dehnung  bereits  in  der  awfri.  Periode  statt- 
gefunden, geht  aus  den  in  den  alten  Quellen  sporadisch  zu 
beobachtenden  Schreibungen  ae  oder  m,  n  für  inlautendes 
mm,  nn  hervor:  aemthe  W  428,  2<>,  haen  'mandatum.  -a' 
Seh  376.  377,  hyhaend  (Part,  zu  bi/hanna)  W,  haeyit  bannt' 
H  62,  spaende  'spannte'  II  67,  bicaenf,  naemt  3  S.,  caend 
Part.,  önhesaend,  naemde,  binaemd,  (ön)naemd  usw.  is.  oben 
S.  318  und  321;  md  als  Dehnungsfaktor  im  Prät.  und  flektierten 


1)  Das  z  ist  Zeichen  für  stimmloses  s. 


32(1  W.  L.  vnn  Hclten, 

Part.,  wie  n  d  in  spaende,  ^haende  usw.),  naemua  usw.  (s.  oben 
*S.  319;  das  ae  nach  naemde)^),  säen  'Streit'  S,  J  21.  1,  Ag- 
17.  51.  52.  60.  69.  71.  84,  Scli  341  (flekt.  sänne  S;  v^'l.  das 
Verb,  sanna,  oben  a.  a.  0.),  kaemp  Ag  22,  döem  'Damm'  Seh 
715,  Urjispaen  Seh  690,  ivaeiilet  'wechselt'  Seh  695,  icaenwirl: 
'mangelhafte  Instandhaltung'  H35^),  raen,  uaem,  laem,  caen, 
(s.  oben  S.  315),  maen  'viri,  -os'  (s.  oben  S.  323),  maen  Sing. 
Ag  89,  Seh  532,  mäna  'virorum'  W  13,  11,  Ag  70  mit  cdler- 
mänick,  -mänalyc  W41,  6.  47,3.  406,  12  (v.  R.  falsch  -man- 
na-),  faen,  flekt.  faens,  fänis  (s.  oben  S.  316),  hikäna,  -if,  öiihisa- 
nyd,  sänet(h),  saenlnghe  (s.  oben  S.  318.  319.  321).  Doch  findet 
sich  in  der  Regel  in  den  fragliehen  Formen  der  Vokal  durch 
einfache  Schreibung  dargestellt,  sodass  es  mit  Ausnahme  der 
Fälle  wo  ann,  amrn  steht  (wie  in  hanna,  panne,  mannen, 
lamma  usw.)  oder  die  Quantität  des  Vokals  überhaupt  keinem 
Zweifel  unterliegt  (wie  in  Jangh,  icancl-el,  andivirk,  andicert 
usw .,  andei'k,  anderda  usw.,  s.  PBrB.  XIX  407  Fussn.,  ämhuchtj 
ämhochf,  clmpt{e),  rän  'strömte' usw.),  für  jede  einzelne  Form 
nicht  zu  ermitteln  ist,  ob  a  oder  a  zu  lesen,  weil  daselbst 
mit  Rücksicht  auf  die  Entwicklung  der  Dehnung  ebenso  gut 
analogisch  gebildetes  a  bzw.  a  als  regelrecht  entstandenes  ü 
bzw.  regelrecht  erhaltenes  (i  für  möglich  zu  halten  ist.  Dem- 
nach empfiehlt  es  sich  für  die  betreffenden  Fälle  (s.  oben  I 
und  unten  IIT)  die  Schreibung  a  zu  verwenden.  Zweimal  steht 
in  unsern  Denkmälern  ae  vor  ng  :  oenspraengh  H  65,  saeng 
H  68;  angesichts  des  sonstigen  Fehlens  einer  solchen  Schrei- 
bung vor  ng,  nJc  und  mit  Rücksicht  auf  die  nwfri.  Lautver- 
bindungen ang,  ank  (s.  oben  S.  324)^)  sind  diese  Präteriten 
als  Analogiebildungen  zu  fassen,  die  neben  ^sprongen,  *songen 


1)  Nwfri.  lautet  da.s  Verb,  neame,  nfamde,  necond  mit  nicht 
lautgesetzlicheni  ea  (statt  u)  nach  Analogie  von  neamje  (ans  noviia, 
a.  oben  S.  .313  P'u.ssn.  3)  und  dem  Snbst.  iienme  (awtVi.  lutma). 

2)  Der  gedehnte  Laut  entstand  in  den  Komposita,  deren  zwei- 
ter Teil  mit  d,  t,  s,  b,  p  anlautete  und  in  denen  also  die  Verbin- 
dungen n  (Z,  nt,  n  s,  mb,  7/t />  (mit  assimiliertem  Nasal)  vorlagen.  In 
<jrJ  begegnet  nur  wan-,  das  auch  jetzt  herrscht. 

3)  In  aeng  oder  eang  'ängstig',  aengste  oder  eangste  'Angst', 
aengstiy  oder  eangstig  liegt  kein  gedehnter  Vok.  nach  Art  von  ae 
in  (lempte,  laemjte  usw.  vor,  sondern  ein  abwechselnd  durch  ae  und 
ea  liezeichneter,  auf  altes  ü  zurückgehender  Laut  P".),  dessen  Knt- 
stehunji'  in   diesen   Wörtern   mir  indessen   dunkel   ist. 


Zum  Vokalismus  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     327 

entstanden  waren  nach  icän  W,  H  24,  iconnen  W,  H  1(4. 
168,  raen,  rän  W,  H  28,  rönnen  J  58,  31.  34,  higän  H  167, 
higonnen  W\).  Ob  in  sprangh  H  24,  sangh  W  a  oder  « 
zu  lesen  sei,  ist  natürlich  unsicher. 

Auch  für  altes  voUtonig-es  l  ist  im  Nvvfri.  Dehnung- 
nachzuweisen,  deren  Entwicklung-sbedingungen  sich  nach  den 
bei  ä  aus  a  beobachteten  vermuten  lassen.  So  in  GJ:  i/n 
"m'  (regelrecht  entstanden  in  der  Postposition,  analogisch  in 
der  Proklisis)  neben  sin  (mit  /  aus  sinn-);  fjn-  (regelrecht  iu 
yndjep  'sehr  tief,  ijndolle  'eingraben',  jjnset  'Einsatz',  yn- 
slaen,  i/nsUcJce  'einschlucken',  ijntjaen  'einziehen',  jjnhringe 
"nhynne,  ynplantje  mit  ym-  als  vor  Labial  gesprochener  Präpos., 
usw.,  analogisch  in  den  Komposita,  deren  zweiter  Teil  nicht 
mit  dentaler  oder  labialer  Muta  anlautet);  bynne  'binden', 
fynne  'finden',  forslynne  (got.  frasUndan).  ictjnue  'winden', 
hlyn  'blind',  sjryn  'Spinde',  iri/n  'Wind'  neben  a-iuter  und 
glinsterje  'glänzen'  (deren  i  also  aus  '^wint r-,  "^glinstr-  her- 
rühren mussj;  gryni  'grimmig*'  neben  gJiin  'Glanz',  .sJim  (mit 
i  aus  den  flekt.  Kasus)  und  kriinpje  (mit  anorganischem  -je 
für  -e;  das  /  stammt  aus  '^Irintpf,  -str.  hing-egen  ininne,  binne 
'binnen',  fing  'Ding',  sincke,  twinge  'zwingen',  rl)ige  'Ring', 
r/«_g(e?i) 'rasch'  (ahd.  garingoi,  blincJxjc,  hinclje,  slinger  usw.-'). 
Vgl.  wegen  des  Alters  der  Erscheinung  Idind  W  474,  7,  bliind 
W  465,  25,  ßindenisse  W  435,  29,  bunt  'bindet'  W  65,  16 
(v.r.  falsch  Txynd,  blynd  usw.),  Ina,  yna  'innerhalb'  H  .')03, 
Seh  724,  ynighe  (\.  yninghe)  'Einforderung'  J  46,  62,  fjnid 
'einfordern'  J  46,  62.  64,  17.  18  (mit  analogischem  in-  für 
inn-  nach  in). 

Dehnung-  von  e  (=  üml.  a  oder  ii  oder  =  e  in  Fremd- 
w()rtcrn)  ist  für  das  Nwfri.  vor  den  oben  erkannten  Deli- 
nungsfaktoren  ebenso  wenig  wie  vor  anderer  nasaler  Konso- 
nanz nachzuweisen.  Vor  nd  und  dentalem  ns  steht  in  voll- 
tonii^-er  Silbe   ei,    vor   tantosvllabischem   nd,    vor    nd  in   nicht 


1)  Dialektisch  war  jedocli  aucli  vor  Guttur.  ä  entstanden; 
vgl.  in  'Vrvmoedygheit'  taankje  'danke'  154,  klaank  164. 

2)  Dialektisch  indessen  in  der  Molkwerunier  I"bersetzun<i-  \o\\ 
Matthäi  VI  (s.  PBrB.  XIX  417  Fussn.  2)  und  in  '  Vrymoedy^-heit' 
blynke,  drynke,  dyng  'Ding-',  divyngende  140.  146.  160.  162  mit  // 
als  Schreibung'  für  i.  In  hym7nel  GJ  steht  der  Vok.  durch  Ver- 
mischung- von  himmel  (vgl.  Wassenlx'rgli  Bijdr.  I  152.  159)  und  hi- 
mel  GJ  mit  tonlangem  i  (awlri.  himel). 


328  W.  L.  v;ui  Helten, 

volltonig-er  Silbe,  vor  nt  und  sonst  steht  i  (d.  li.  i''-\,  selten 
e  :  ^//w  'finis',  eyn  'Ente',  heyn  'nah'^),  seyne  'senden'  usw. 
(s.  PBrB.  XIX  36ß  f.)-j,  peynz{g)je  'nachdenken'  (aus  lat. 
pensare),  eynser  'Wage'  (Derivatum  zu  awfri.  einze  =  ags. 
yndse,  s.  PBrB.  XTX  438  Fussn.  1);  limine,  illinde,  in  'und' 
i awfri.  lenden,  allende,  en[de))'^),  int  'Pfropfreis',  tint  'Zelt' 
(beides  durch  Vermittelung-  des  Ndl.  aus  altfranz.  ente,  teilte), 
finster,  l'lini,  ldim{me).  Tiinne,  rinne,  bringe  usw.  (s.  oben 
.S.  olT  und  319)  und  stein(me)\  vgl.  awfri.  ende  {einde)  usw., 
enze  (einze),  eliliende  usw.,  hrenga  {hringa)  usw.  und  stemme 
Seh  709.  716.  738.  Nwfri.  hynst  'Hengst'  und  die  Kom- 
l)osition  liynzer  (GJ;  in  den  jetzigen  Dialekten  auch  noch 
liynsder  mit  -der  aus  dia^r  'Tier')  verdanken  ihr  i  der  An- 
lehnung an  das  Pron.  pers.  M  mit  tonlangem  i  ivgl.  engl. 
he-goat,  he-hear,  he-cat  und  sJie-goat  us\n  . >  Dem  awfri.  eenst 
'Gunst'  J  13,  13  mit  eenstich,  -licJc  J  13,  12.  13.  16  hegt 
^'ermischung  von  '^est  und  nicht  synkopiertem  *enst  (vgl.  wegen 
Erhaltung  von  n  durch  Anlehnung  die  S.  351  Fussn.  ver- 
zeichneten Formen  gunst,  kenste,  Jiunst  usw.)  zu  Grunde. 
Die  Ag  17,  Seh  548.  549.  599.  656  und  häufig  in  J  (1,  11. 
27.  10,  1.  12,  18.  14,  5.  17,  15.  18,  16.  22,  19.  24,  5.  36, 
6.  64,  21.  87,  9.  usw.)  begegnende  Negation  een  beruht  auf 
Anlehnung  an  neen  'kein'.  Die  Präterita  geengh  'ging'  H 
24.  113.  (2  Mal)  114,  Seh  706,  onffeenghe  H  59  (und  genghe 
II  53,  Seh  396,  Ag  3,  feng,  -en,  -e?  s.  PBrB.  Xx'l  448) 
enthalten  aus  den  anderen  reduplizierenden  Präteriten  ent- 
nommenes ö;  daher  in  den  jetzigen  Mundarten  (neben  analo- 
gisch entwickeltem  gong)\)  gijng  mit  vor  ng  kontrahiertem 
l  aus  le"-  für  e'e"  aus  *(^  (vgl.  Zur  Lexic.  des  Awfri.  25 
Fussn.  1). 

IIL     Awfri.  <t  vor  Nasal  für  o  aus  germ.  a. 
Gegenüber   aofri.  u   für   altes    haupttoniges   a   vor  Nasal 

1)  Daneben   audi   liijn   durcli  Aiilt'luaiiig   an   altes  klr  'hier'. 

2)  Wegen  des  liierhin  verirrten  tweinfich  s.  unten  S.  348. 

.'))  Das  Nomen  binde  'Bumh''  ist  wegen  seines  i  als  Lehnwort 
(aus  ndl.  hende)  zu  lassen  mit  Substitution  des  im  Fries,  in  geschlos- 
sener .Silbe  vor  Nasal  normalen  /' . 

4;  Nach  Anlass  von  springe,  sprang,  ficinye,  ticony  und  dgl. 
wurden  die  ursprüngliclien  1.  und  2.  S.  Präs.  yony,  yonyst  (zu 
ytj/iya,    s.    unten  S.  .'349)  als  präteritale  Formen  aufgelasst. 


Zum  Vokalismiis  und  Konson;uitismvis  der  Friesischen  Dialekte.     329 

(Aofr.  Gr.  §  3  niul  4y)  steht  awtn.  in  der  Regel  a  oder  des- 
sen Dehnung-  ä  (s.  oben  II):  ämhocht,  -hucJit,  -hecht  (s.  oben 
S.  315),  aemfhe  W  428,  20,  ampt{e)  J  15,  18.  57.  62.  25, 
31.  73,  1,  amme  'uutrix'  J  72,  9,  andirh'l-,  anderl\  andicerf, 
ändert  usw.  (PBrB.  XIX  407  Fussn.),  andleten{e) ,  andlefe 
'Antlitz'  W  466,  4,  S  463,  n.  20,  J  60,  13  (Hett.  falsch  andlet 
für  andlet en)j  anxt,  anckeJ  'taliis',  haen  und  l)än,  hamia  mit 
hybaend,  band,  banned  Part.  W,  H  104.  157,  J  passim,  ban- 
nen Part.  (s.  oben  S.  323),  bcmde  Prät.  W,  H  1.  23.  25.  80. 
169,  J  50,  24,  baejit  3.  S.  Präs.  H  62,  band,  bränd,  däiu 
'Damm',  u-apeldranck  'Wassertauche' ^),  fändia  und  fändlia 
'besuchen'  (vgl.  as.  fando7i),  hamer  H  143  und  hammer  W, 
liänd,  hangia,  -et,  -it,  kamer,  l'ämp  'Kampf,  Tiämp  'einge- 
zäuntes Fekr  Seh  533  mit  Ciaer-,  Clär-,  Cleer-,  Cler-,  CUr- 
cämp  Seh  passim  \i,  dang  Seh  600,  clancJc  Seh  600,  iTanck, 
4icl-,  -heed  J  15,  31.  25,  8.  56,  3.  83,  10,  läm  Adj.,  lane 
'mit  Bäumen  beptianzter  Weg',  länd,  langh,  man  'vir',  pänd, 
panne,  planck  Seh  539.  673,  ramia  'aufbauen'  (s.  Aofr.  Gr. 
S.  232),  sangh  Subst.,  säen  'Streit'  (s.  oben  S.  326)  und  san 
J  31,  1,  W,  Ag  38,  schamel  J  15,  31.  20,  9,  Seh  535.  604. 
615,  scände,  spaende  'spannte'  H  67  und  spände  W,  H  122, 
J  46,  48,  nebst  spänd,  spanned  Part.  W,  H  112,  sam\e)nia, 
standa,  -en,  -e  usw.  W,  S,  H  34,  111,  140,  J  2,  17.  3,  6.  8, 
1.  15,  31.  36,  11.  44,  14  usw.,  fange,  tanck  'Dank',  {bi)t(Ti)an- 
i-Txia  Seh  und  Ag  passim,  ticang  'Zwang',  icaemcirk  (s.  oben 
S.  326)  und  icänfel,  -hoed,  -kedinge,  -ändert,  -spreke  usw., 
ivändel,  loändelia,  wederwändelmghe,  wändria  Seh  607,  u-an- 
ckel  J  1,  50  usw.  Vgl.  auch  noch  nwfri.  amme  'Atem'  (aofri. 
omma)^^),  ancker,  bang,  dvanck,  flamme,  hamme  und  die 
übrigen  oben  auf  S.  324  f.  verzeichneten  Formen ,  insofern 
deren  a  nicht  altem,  nicht  umgelautetem  a  entspricht. 
Als  Ausnahmen  sind  jedoch  zu  verzeichnen: 
a.  die  schwachen  Maskulina  und  Verba  2.  Kl.  mit  wur- 
zelauslautendem    einfachem    oder    in  Folge  des   unten  VII   zu 


1)  Der  zweite,  nebentonii>-c  Konipositionsteil  erhielt  sein  a  aus 
dem  Simplex. 

2)  Für  welches  statr  der  Aofri.  Gramm.  §  17  vorg-eschlageneu 
Etymologie  Zusaninicnhang'  nüt  got.  usanan  'aushauchen',  lat.  ani- 
ma,  ai.  aniti  'atmet'  usw.  anzunehmen  ist:  omma  mit  Suff,  -man-, 
07n  mit  Suff,  -ma-, 

Indogennaiiische  Forschungen  VII  3  u.  I.  22 


.'530  W.  L.  van  Ilelten, 

besprechenden  Lautprozesses  gedehntem  Nasal  liona,  Jioena 
'g-alhis'  W,  S,  H  89.  116.  243  und  Jwnna  W  389,  29  (nwfri. 
höne^  honne  GJ),  monia,  -ade  nsw.  'nionere'  W,  8,  H  passini. 
J  43,  11.  81,  22,  Seh  341.  630.  657  (nwfri.  moaiije  GJ)  und 
iiionnia,  -et  W  419,  10,  J  81,  3,  Seh  673.  706  mit  moyiinge, 
-enge  W,  S,  H  46.  110,  J  72,  10,  nomia,  -ad  'nennen'  W, 
H  111^)  (aofri.  nomia,  ahd.  namön)  mit  ünnomed  S,  frommia 
'fördern'  S,  H  302  (au.  frama,  -ada),  woneben  indessen 
auch  f'ramia  S,  H  304  (Hett.  falsch  fromia)  mania  H  179 
mit  nianenghum  (so  zu  lesen  für  manghum)  H  303,  namia, 
-ien,  -ad,  -ed,  -et  H  154,  J  7,  11.  8,'  11,  8,  8ch  695.  696. 
700,  Ag-  70^)  (nwfri.  neamje  GJ  mit  ea  aus  tonlaug-em  a,  vgl. 
oben  8.  313  Fussn.  3)  und  hynammed  Seh  533.  538,  sowie  mit 
konstantem  a  s-chamia  J  13,  36  3),  aus  nwfri.  schantje  GJ 
(d.  h.  scJiammje)  zu  folgerndes  *s'cÄrn7? »«?'«,  nach  wwixi.  schamme 
anzusetzendes  ^'schamme,  die  scliwachen  Xomina  naina  'no- 
men'  W,  8,  H  24.  25.  29.  167,  J  passim  (nwfri.  neame  mit 
ea  aus  tonlangem  a,  s.  oben  a.  a.  0.)  und  nautma  H  70.  106, 
J  7,  2.  17,  14.  24,  1,  Ag  72.  87.  180,  8ch  239.  341.  617. 
656.  661.  664.  716  (nwfri.  namme  GJ),  fana  W,  8,  H  66. 
126.  130,  J  2,  28  und  fanna  W  413,  25  (bei  v.  R.  falsch 
fana),  eerf-,  erfnama  AV,  H  passim,  J  21,  13.  44.  1.  45,  11. 
66,  1.  2.  3.  77,  8.  83,  1.  87,  1,  Ag  4.  11.  14.  16.  29.  .38 
und  eerf-,  erfnamma  H  3,  J  1,  40.  41.  42.  22.  17.  23.  42, 
6.  43,  2.  3.  13.  44,  2.  45,  12.  46,  4.  22.  57,  11,  8ch  537.  723; 

ß.  ongneil  'Augenwinker  W,  8  (die  Etjquologie  des 
AVortes  ist  dunkel,  doch  weisen  aofri.  ongneil,  -nel  auf  o  für 
a  hini,  ondeic  'Fussknöeher  8,  H  236'')  (vgl.  ahd.  anchläo); 

T-  oen  Präp.  und  oen-  A\^,  H,  J,  Ag  und  8ch  passim 
(nwfri.  oon,  oon-),  an  W  394,  32,   Ag  ().  Seh  ;]:52.  8  498,  3, 


1)  PBrB.  XTX  .364  wurde  unrichtig  nömad{ne)  angesetzt. 

2)  Daneben  auch  naemnin  H  5<5  als  Koniproniisbihlung  aus 
namia  und  naemna  (s.  oben  S.  319). 

3)  Daneben  hyschevimyen  J  56,  1,  in  dessen  emm  tür  am  mit 
l{üol<.sicht  auf  den  l'instaud,  dass  sich  die  bei  heUia,  icerfia,  meckia, 
Jder/fjia  usw.  zu  beachtende  Entwickelung  (l'BrB.  XIX  347  tf".)  sonst 
niclit  bei  den  Verben  mit  am  oder  aji  vor  -/«  tisw.  findet,  eine  Ana- 
logiebiidun»;'  zu  erbliclcen  ist:  schemmia  neben  schamia  nadi  hellia, 
irerria  usw.  neben  haliu,  varia  usw.  Vgl.  audi  nwfri.  fettje  = 
awfri.  fathi  (PBrB.  XIX  372). 

4)  S.  469  No.  5  f=  II  2.36)  steht  falscii  onfcleira  statt  oncleica. 


Zum  Vokalismus  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     SlM 

OH  Ag-  7.  99,  W  397,  14.  401,  22,  H  20,  S  in  onbrm,s(cze), 
-bringa,  -ging,  -nemmen,  -sprecht,  -spreker  (oder  z.  T.  ön, 
ön-?),  wouebeii  auch  aen  H  24.  121,  Ag  92.  103.  114,  Scb 
668.  709,  aensklit  J  62,  11,  aense7^:e  'Geg-enpartei'  J  25,  20, 
aenfoel,  -clwaen,  -gheed,  -nymef,  -sijaende,  -fasta,  -deel  Ag- 
47.  Ö5.  73.  113.  120,  128.  141,  aenspreeck  Seh  746,  757,  an 
W,  S,  H,  Ag  lind  Seh  passini,  J  50,  45.  56,  1.  58,  39.  61, 
2.  63,  9,  ansteht  W  433,  12,  anfiüchünga,  W  111,  24,  an- 
spreka  8  495,  23,  anslt fände  S  473,  u.  8,  anfer,  -spritzen, 
-nemmen  Seil  699,  714,  725  'oder  z.  T.  an,  cm-?);  fon  Seh 
250.  332.  517  (3  M.).  518  (4  M.).  1x22.  538.  663,  foen  Seh 
b22  (2  M.),  wonebeii  normales  fan  überall  passini. 

Das  0  von  hona,  honna,  monia,  monnia,  fromtnia  neben 
a  in  maniii,  namla,  framia.  nama,  namma  iisw,  führt  auf 
den  Gedaidvcn,  die  o  und  u  der  Endung-en  für  das  durch  ein- 
fachen Nasal  davon  g-etrennte  o  der  Wurzelsilbe  verantwort- 
lich zu  machen  und  das  a  als  ursprünglich  den  Flexionsfor- 
men zukonfmend  zu  fassen,  welche  kein  o  oder  u  im  Suffix 
hatten;  also  hona  aus  altem  Nom.  S.  '^'hono,  Gen.  Dat.  PI. 
'■'honono,  -um,  doch  nama  usw.  aus  ^nama(n)  Gen.  Dat.  Akk. 
S.  und  Nom.  Akk.  PL;  monia  usw.  aus  '^mono-,  ^mania 
usw.  aus  '■'^manij  usw.  Diese  Beeinflussung  von  vSeiten  der 
dunkelfarbigen  Endungen  wäre  ebenso  gut  als  eine  erzeugende 
Avie  als  eine  erhaltende  denkbar;  es  lässt  sich  mithin  nach 
diesen  Bildungen  nicht  feststellen,  ob  das  in  Rede  stehende  a 
auf  vorfries.  antenasalisches  o  zurückgeht  oder  etwa  direkt 
germ.  a  entspricht,  das  in  bestimmten  Fällen  zu  o  gewor- 
den wäre. 

Eine  Lösung  der  Frage  bringen  jedoch  die  Formen  ong- 
neil  und  oncleic  \),  Entwickelung  eines  o  aus  a  vor  ngn,  nkl 
und  Erhaltung  des  a  vor  ng  +  Vokal  wären  sehr  unwabi- 
scheinlich;  ganz  gut  begreift  sich  aber  der  Vorgang:  o,  wie 
überall  vor  Nasal,  vor  ngn,  nkl:,  dunkle  Färbung  des  folgen- 


1)  Der  Vok.  von  brockte,  brockt,  tochte  'dachte',  oer  'ander', 
böst  und  (/am  (s.  Zur  Lexic.  des  Awfri.  9  f.  und  24  f.)  usw.  kann 
nicht  als  Zeuge  für  vorfries.  antenasalisches  o  aus  a  gelten,  weil 
as.  ö  und  o  aus  vor  dentaler  Spirans  stehendem  *rtn  neben  erhal- 
tenem a  vor  nicht  synkopi(u-tem  n  lehren,  dass  erstere  Erscheinung 
nicht  die  Entstehung  von  o  vor  niclit  antespirantischeni  ?i   i)edingt. 


332  W.  L.  van  Hei  teil, 

den  n  iiiitl  /  durch  ng,  nk'^  Erhaltung-  des  o  zur  Zeit  der  a- 
Entwickeluiig-  durch  Einwirkung*  des  dunkel  gefärbten  n  und  /. 

Das  0  in  on{-)  und  fori,  den  nrsprüng-lich  in  die  betonte 
»Stellung-  hineingehörenden  Formen,  repräsentiert  den  in  unbe- 
tonter Stellung'  erhaltenen  und  von  da  ans  in  die  betonte  ein- 
g-edrungenen  Laut;  denn,  weil  a  aus  orthotoniertcni  o  entstand, 
ist  für  die  schwachtonig-e  Silbe  Erhaltung-  des  alten  o  zu 
erwarten.  An{-)  und  fan  sind  sowohl  die  alten,  von  Haus 
aus  in  die  unbetonte  Stellung  hineingehörenden  Formen  an 
und  fan  (vg-1.  Aofri.  Gr.  §  3  a)  als  die  in  betonter  Stellung- 
aus on{-)  und  fon  entstandenen  Formen.  Oen{-}  mit  tonlan- 
g-em  Vokal  (=  ahd.  ana,  ana-)  steht  in  einer  Linie  mit  on[-}. 
Foen  neben  fon  ist  Analogiebildung  nach  oeii  neben  oji. 

Ausser  den  erwähnten  Belegen  finden  sich  neben  den 
normalen  Formen  mit  a  noch  vereinzelt  und  äusserst  selten 
ferdbon  Ag  7,  onderk  (PBrB.  XIX  4ü7  Fussn.j,  Jiond  Seh 
496.  517,  Claercomp  Seh  401,  Claercompera  Seh  528,  lom 
H  203,  lond  H  65,  Seh  538,  loncfjie)  Seh  518.  538,  monck- 
o{u}w{e)rum  'einander'  Seh  520.  605  ivgl.  nmnckoer{e)m,  -um. 
-im,  -en  Seh  610.  617.  7ll.  702.  703.  716.  730.  732.  736. 
741.  773,  Ag  89.  98  usw.  mit  manck-  aus  manlick-),  fhonkye 
■"danke'  Seh  534,  ivondela  Seh  522,  wondelia  Ag  8  (2  ]M.), 
in  deren  o  (insofern  es  nicht  z.  T.  als  Schreibfehler  zu  gelten 
hat)  gewiss  nur  gelegentliche  Reminiscenz  an  die  alte  Schrei- 
bung zu  erblicken  ist.  Kur  für  gerslond,  meedlond,  seedlond 
Seh  517  könnte  man  etwa  geneigt  sein,  an  in  nebentoniger 
Silbe  erhaltenen  Vok.  zu  denken.  In  dem  häufigen  önletene 
S  446,  18.  448,  17.  450,  2.  454,  26.  457,  29  (woneben  sel- 
teneres andleten{e),  -lete,  s.  oben  S.  329)  hat  der  erste  Kom- 
positionsteil wegen  des  fehlenden  d  (vgl.  konstantes  and-)  als 
nach  dem  Muster  von  *önsicht  (=  aofri.  on-seclii)  für  and-  ein- 
getretenes ön-  zu  gelten. 

Zu  unserem  a  aus  o  stimmt  auch  der  Vok.  in  ann,  amm 
aus  onn,  omni  für  ö  (aus  germ.  ä^)  vor  aus  n,  ni  entwickeltem 
nn,  mm  (vgl.  unten  VII)  in  manne{n)dey  Seh  520.  630.  645. 
646.  664.  731.  736.  747  i),  /7y//?////V/ 'überlegen'  Seh  590.  598. 


1)  Wegen  inunnan-,  muimadei  s.  die  PßrJ).  XIX  426  Fussn.  2 
verzeichneten  Belegen  sowie  Seil  518.  605.  663.  704.  716.  720.  725. 
730.  737. 


Zum  Vokalisiiius  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     333 

617.  653.  720  (ahd.  rämen  'intendere'),  dam  'durch  Streit 
verursachte  Störung-  einer  Gerichtsverhandhing'^)  (aus  mit. 
clänmm  'actio  rem  sibi  ablatam  repetentis'  Ducang-e),  Ham- 
mer (zu  erschliessen  aus  nwfri.  jammere) -);  [daneben  manen- 
deij  H  33.  37  (3  M.),  110,  Seh  649,  ramia  Seh  724.  727  mit 
ramer  'Anstifter'  J  58,  4.  8  und  raminglie  'Beschhiss'  Seh 
736.  iamer-  Rq.  308,  23  aus  *monan-,  *romia  usw.,  ^iomar, 
Kompromisbiklung-en  aus  *monna}i-,  *rommia,  '^'lommar  und 
^mönan-,  ^römia,  ^Hömar].  Vor  *-o(-)  der  Endung,  wie  in  Jiona 
usw.,  erhalten  gebliebenes  o  findet  sich  hingegen  in  monnef 
Seh  659,  monna  (für  monnaf)  Seh  743  (aus  ^monnofh  =  got. 
menöps).  Aus  der  Thatsache,  dass  sich  die  Qualität  des  aus 
gern),  ö  vor  mm  für  m  gekürzten  Lautes  behauptet  [dommis. 


1)  S.  Rq.  483,  36  ff.:  "Ende  iceer  emrnen  scriouicen  (bestraft) 
.  .  .  om  u'änandert  (wegen  nicht  Erscheinens  in  die  Gerichtssitzung-), 
zoe  acel  hy  di  hanna  bete  7nith  en  häla  ponde,  ende  om  een  önMest 
(Ruhestörung-,  vgl.  Zfda.  IX  127  f.  und  PBrB.  XIV  252)  een  gräte, 
het  en  sie  dat  dat  clam  (v.  R.  falsch  claim)  in  dae  riächte  open- 
beer  sie,  dan  twä  pond  di  decken  ".  Und  H  272  f. :  "  Dat  dy  p)srsona 
syn  selvis  sekka  naet  icroegje  mey  .  .  .  het  en  sie  dat  dat  clam  in 
dae  riüchte  openbeer  sie".  Vgl.  wegen  der  Quantität  des  Vokals 
und  wegen  der  Geminata  das  in  mnl.  und  nl.  Quellen  des  16.  und 
(17.  .Jahrh.  begegnende  Frisonisme  clamvien  'streiten,  keifen,  klagen 
fs.  Mnl.  Wb.  3,  1465  und  Buitenrust  Hettema  Bijdragen  tot  het  Oud- 
riesch  "Woordenboek  77). 

2)  Vor  einfachem  n  und  m  stehendes  5  aus  ä«  bleibt  erhalten: 
mönad,  -ed  'Monat'  W,  H  47,  J  26,  3.  48,  7.  81,  3.  84,  24,  Seh  743 
und  (mit  Synk.  und  Assimilation)  mön  J  5,  3.  77,  9,  möna  'Mond'  J 
80,  6,  mdne{n)dei  W,  Seh  737,  J  15,  27,  die  Präteriten  nö-,  noevien, 
-(e)  W  43,  4.  413,  22.  429,  12.  430,  6.  431,  16.  17.  24.  3.3.  437,  26.  440, 
8,  H  22.  161.  162.  166.  167.  169.  171,  .J  26,  12.  46,  67.  50,  41.  60,  4, 
CO-,  coemeu,  -(e)  W  389,  14.  400,  4.  430,  5.  436,  35.  438,  7.  22.  440,  2. 
fi,  Ag  19,  H  27.  64.  73.  94.  148.  167.  168.  171.  300,  J  13,  14.  58,  30. 
33.  37.  60,  12.  64,  12.  77,  4,  die  hiernach  gebildeten  Präteriten  S. 
Ind.  nom,  noem  W  3.S,  5.  430,  2.  16.  431,  23.  435,  28,  H  22.  167.  168. 
174,  J  50,  46,  coem  W  406,  25.  409,  26.  430,  3.  16.  431,  23.  436,  10. 
36.  438,  20,  S,  H  2.  24.  25.  27.  60.  65.  167.  171.  174,  J  58,  37,  Ag  2, 
Seh  464.  514,  körn  Ag  7  und  die  Präp.  öne,  oen  'sine'  W,  H  30.  53. 
120.  Statt  letzterer  Form  begegnet  äne,  an  W  63,  13.  419,  16.  17 
mit  ä  als  zur  Zeit  in  der  Proklisis  nicht  zu  ö  entwickelten  Laute 
(vgl.  wanger.  und  saterl.  auf  aofri.  *äne  hinweisendes  äne,  Ehrentr. 
Arch.  I  194).  In  den  Präteriten  Ind.  PI.  und  Opt.  naem  .1  33,  17, 
kämen  W  431,  10.  438,  3,  Seh  772,  qnaemen  W,  quäme  Seh  615  steht 
iius  dem  Ind.  S.  nnem,  kaem,  *qnaem  (s.  oben  S.  315)  entnommenes  ä. 


nS-i  W.  L    van  Holten, 

-e,  *donwiia,  %loiiime  für  ^döine.s  usw.,  s.  unten  VIT;  IJeleg-e 
für  onn  aus  ön  mit  germ.  ö  fehlen),  geht  ferner  hervor:  direkt 
dass  der  aus  a^  vor  Nasal  hervorgegangene  Laut  kein  reines 
ö,  sondern  ö**  oder  «"  war;  indirekt  dass  der  mit  dem  aus 
solchem  ö"-  oder  a°  gekürzten  Vok.  qualitativ  übereinstimmende 
Laut  der  Prototypen  von  anclxel,  hanna  usw.  o"-  oder  a"-  Qua- 
lität hatte. 

IV.     Die  westfriesische  Brechung  von  e  vor 
/  + Dental  oder  r. 

Altes  e  =  germ.  e,  aus  /  oder  durch  Umlaut  aus  a  oder 
11  oder  durch  Kürzung  aus  geschlossenem  e  entstandenes,  er- 
scheint im  awfri.  Dialekt  von  H  vor  J-\-cU  t  als  e  oder  als  i 
oder  als  ie  oder  als  io  oder  als  iu : 

selda  'selten'  177  (beachte  schelta  'Schulze'  passim,  nie 
scilta,  scielta,  sciolta  oder  sciulta^)\ 

feld  (in  feldsege  74,  feldferde  110),  fild  56.  120,  ßeJd 
1U9.  185,  fiold  304,  fiidd  40.  41.  59.  60.  61.  147.  148;  scheid 
'Schild'  23.  63.  74.  194,  scMld  269,  scUeld  3,  scMold  31. 
68,  schiuld  36,  66;  ield  'Geld'  usw.  passim,  mit  hciielde 
'doppelt'  38,  iuld  179;  lelda  'bezahlen'  passim,  hdda  38.70. 
88.  96.   122.   127.  140.  142,  iult  'bezahlt'  48; 

iehlera  'parentcs'  167.  283,  ioldera  94; 

iceJdigh  23.  66.  145,  icijeld  2;  scheid  'Schuld'  23.  59. 
63.  73.  84.  101.  122.  123,  180,  mit  scheldich  120.  127,  tici- 
scelde  74,  schild  67.  145.  173.  302.  303,  sclüldich  100.  303, 
scield  144.  303,  önschieldlch  101,  oenschleldinge  3,  schlold 
20.  21.  109.  141.  152.  173.  178.  300.  302.  303,  schioldich 
4i>.  73.  102.  160.  301,  sciuld  59,  schiuldich  57.  58.  71.  72. 
84.  109.  109.  112.  122.  136.  160.  164  usw.,  icrscelt  'ver- 
wirkt' (PBrB.  XIX  433); 

helde  'Gunst'  26,  mit  oenheldicheed  '  Flärte,  Strenge' 20 
(vgl.  alid.  huldig  'placabilis'),  hilde  127,  hielde  80.  111.  133. 
134.  157.   173.  178,  hiulde  43.  52;    helde  'Fessel'  112,  hilde 


1)  Neben  scelta  begeg-nendes  scuWi  2.  45.  120.  127.  130  (Hott, 
ffvlsch  sceltn),  13.3.  144  vorgloicht  sich  ags.  scuhlhäta  (s.  Grundr.  d. 
j:orrn.  Phil.  I  30H).  Das  <iiiinaligc  scoUa  42  i.st  Sdircibfohler  für 
.scelfa  oder  sciilta. 


Zum  Vokalismus  und  Konsonantismus  der  P'riesischen  Dialekte.     ^^35 

'Obhut'  284,  Melde  Gewalirsam,  Obhut,  Vermög-en'  92.  209. 
285,  bihelde  'Vormundschaft'  16(3  (vgl.  ahd.  pUicdti  'custo- 
dia'); liiJde  'Häkle  des  Deiches'  118.  120  (vgl.  ahd.  uohcddl 
'clivus')  und  lüeJde  124;  Melde  'Kälte'  210.  238.  258 1); 

seit  'er  verkauft'  141,  sield  'verkaufte'  154,  deld  'ver- 
kauft' 41.  219,  siold  84,  skdd  61  (2  M.);  tielda  'dulden'  2. 
3.  105.  136.   137.  241  (ahd.  dulten),   Üulda  34.  38.  &2.  128. 

Hierzu  ist  Folgendes  zu  bemerken: 

Aus  für  .schiäldich  begeg-nendem  scüldicli  57.  H)9.  112, 
das  auf  schwache  Artikulierung  des  ersten  Elementes  des 
Brechungslautes  nach  Palatalkons,  hinwei.st,  ist  zu  erschliessen, 
dass  in  der  ül)erlieferten  Periode  der  Diphthong-  mit  Betonung; 
des  zweiten  Elementes  gesprochen  wurde.  Es  liegt  hier  also 
Akzentverschiebung-  vor:  iri  für  '"'hi,  und  folglieh  le  für  */e. 

Wegen  iü  und  iö  in  fiüld,  schiüld  usw.  und  ßöld,  schiöld 
usw.  ist  die  Doppelherrschaft  von  iü  und  id  zu  vergleichen  in 
riücMa,  fiäclüa  usw.  und  riöchta,  fiöehta  usw.  (Ja  urspr.  vor 
cht,  iö  aus  iü  vor  tautosvllabischem  cht,  s.  PBrB.  XIX  385. 
388;  iö  von  iöldera  beruht  demnach  auf  Analogiebildung  nach 
den  Doppelformen  mit  regelrecht  entwickelten  iö  und  iü). 

Historischem  iü  zu  Grunde  liegendes  *m  kann  selbstver- 
ständlich nur  vor  durch  folgendes  n  dunkelgefärbtem  Id  ent- 
standen sein.  Demnach  kam  der  Laut  eigentlich  und  ursprüng- 
lich z.  B.  nur  dem  Dat.  PI.  -^fmlduti/,  "^'schddum  'clypeis', 
^jiuldum,  ^sciiüdüm  'debitis'  (mit  unurspr.  -um  für  *-i7W),  Hid- 
drum  'parentibus',  der  1.  8.  Präs.  Ind.  yitddu,  H{h)iuldu 
und  dem  PI.  Prät.  Ind.  'H(Ji)iultun,  "^'mddun,  dem  Nom.  8. 
der  In-  und  7/^<-8tämme  '"^Muldu  'Gunst,  Obhut,  Halde  des 
Deiches'  usw.  zu  wegen  solches  Vmddu  vgl.  PBrB.  XIV 
247  f.). 

Aus  dem  Kominativsufifix  -u  letzterer  Bildungen  ergibt 
sich  für  die  Chronologie  der  Brechung  die  Periode,  worin  -l 
zu  -e  (d.  h.  -e'*)  geworden  war:  die  Cbcrnahme  besagter  En- 
dung aus  der  ö-Deklination  konnte  ja  erst  erfolgen,  nachdem 
mit  den  -e  des  Gen.  Dat.  Akk.  8.  dieser  Klasse  die  -e  der 
nämlichen  Kasus  der  in-  und  z«/-8tännne  zusanunengefallen 
waren. 


1)  Statt  hhdde  'Gunst'  steht  in  W  und  J  2,  12.  50,  24  huld{e) 
=  ahd.  hulda  'plaeor'. 


336  W.  L.  van  Helten, 

lirechuug-  von  e  vor  ld-\-e{-)  ist  undenkbar.  Hingegen 
begreift  sieh  ganz  gut  folgender  Vorgang-:  vor  Idm-)  ent- 
wickeltes und  in  Flexionsbildungen  mit  -e(-;  eingedrungenes 
lii  wird  durch  Assiniilierung  des  zweiten  schwachtonigen  Ele- 
mentes zu  ie.  Also  z.  B.  field,  scield  'debitum'  mit  ie  für  ie 
aus  ^'fieldes,  ^'scielde  für  *  fluides,  ^sciulde\  ieldera  mit  ie 
n&w.  aus  *  leid  er  {a)  für  *hilder{a)'^  Melde  'ihm^t,  Gewahrsam', 
Melde  mit  ie  usw.  aus  *hielde,  Vcielde  für  Vikilde,  *Jciidde; 
tielda  mit  ie  usw.  aus  *t{h)ielde  Opt.  Präs.  für  *t{h)iulde\ 
sield  'verkauft'  mit  ie  usw.  aus  *sielde  Opt.  Prät.  für  ^'üiulde. 

Wegen  i  und  e  obiger  Belege  ist  an  das  Zur  Lexic.  des 
Awfri.  64  über  die  Behandlung-  von  e  vor  r+Kons.  Erörterte  zu 
erinnern:  e  bleibt  erhalten  vor  a  und  e  der  Endung,  wird  sonst 
erhöht  zu  i  (d.  h.  nach  jetziger  Aussprache  i^).  Also  selda 
(ahd.  seif  an,  wie  auch  schelfa):  feld,  scheid  'clypeus'  mit 
A'ok.  aus  dem  Nom.  Akk.  PI.  auf  -ain)  und  Gen.  PI.  auf  -«; 
scheid  'Schuld'  mit  Vok.  aus  dem  Gen.  Dat.  S.  auf  -e  und 
Xom.  Akk.  Gen.  PI.  auf  -«;  helde  'Gunst,  Fessel'  mit  Vok. 
aus  dem  Gen.  Dat.  Akk.  8.  auf  -e;  fdd,  schild  'clypeus'  mit 
Vok.  aus  dem  Nom.  Akk.  S.;  hilde  'Gunst,  Obhut'  mit  Vok. 
aus  Viildu  Xom.  S.  für  Vieldu  mit  aus  den  oblicpien  Kasus 
entnommenem  e.  Jeld  und  ielda  sind  zweideutig:  mit  altem 
e  oder  ie?  In  lüeldigh  beruht  der  Vok.  auf  Anlehnung  an 
'^'weld;    in  seit  'er  verkauft'   auf  Anlehnung  an  sella. 

[Die  Präteritalbildungen  hild,  -en,  -e,  helden,  Meld,  -e, 
-en  gehören  nicht  hierher;  vgl.  PBrB.  XXI  448  f.] 

Auch  vor  In,  Ir  steht  der  BrechungsUiut  in  ielne  'Elle' 
141  und  ielren  'aus  Erlenholz'  148  mit  ie  für  ie  aus  '■'feine 
für  ■■tnlne  und  aus  'Helre  (ahd.  elira)  für  iulre  {in  aus  *«<7- 
nuni,  ^iulruni). 

In  den  andern  Quellen,  in  W,  J,  Ag,  Seh  (S),  begegnet 
fast  ausnahmslos  nur  der  Brechungslaut  i(\  was  auf  Zurück- 
drängung von  in,  iö  in  den  durch  diese  DenkniäkM-  repräsen- 
tierten Dialekten  hinweist: 

fii'hl  W,  .1  08,  18,  S,  Seh  464.  475.  .MT.  6U(i.  672, 
schield  'clypeus'  W  neben  sceld  S,  .sx7*/7f/  Ag  1.  2.  21.  :><>, 
Seh  a77;  i<'ld  überall  ])assiui.  irlda  W,  .1  58,  16.  '2h.  :»4. 
60,  21 ; 

ieldiep-a,  -en  'Eltern'  W,  S,  Ag  7;i,  J  22,  19.  25, 
1*5.  .'50,   6.  46,   56.  60.  68.  47,    IT),  usw..    Seh  843.  702,    iel- 


Zum  Vokalismiis  und  Konsonantisnius  der  Friesischen  Dialekte.     337 

dera  'Vater  oder  Mutter'  V\ ,  ieldera,  -e  'älter'  W,  J  12,  9. 
44,    13; 

u-i/Hd  'Gewalt'  J  20,  9.  33,  17.  59,  26,  Scli  706.  718, 
Ag-  40.  öö.   134*),    icyeldig  W,  J  32,   19,  wyeld{e)hjck  J  33, 

17.  54,  5.  59,  12.  22.  69,  1.  75,4,  Seh  726^  wyeldicjia  J  44, 
1.  75,  5.  84,  14,  onfiüi/eldie  'entkomme'  J  35,  1  (das  unmit- 
telbar folgende  ontwyldet  ist  vielleieht  8clirei])teliler  für  ontioyel- 
det)  neben  tceldeUJv  Seh  242,  weldighia  W,  verwUdigliia  Seh 
599,  lüyldelycTc  ib.;  Hclüeld  'Schuld'  W,  J  43,  3.  60,  7.  64, 
4.  82,  2,  12,  schieldich  W,  J  74,  2.  82,  1.  4.  5.  84,  11.  87, 
8,  Ag-  25.  29.  48.  54.  57,  Seh  614,  {ont)sclüeldigia  W,  J  81, 
neben  icrscTielt  (PBrB.  XIX  433),  schiJd  S,  Seh  passim,  J  1, 
1.  2ö.  44.  10,  3.  12,  16.  15,  5.  17,  16.  24,  10.  36,  7.  4(),  4. 
41,  3.  42,  3.  6.  usw.,  schildich  J  1,  15.  37.  49.  2,  10.  7,  4. 
13,  3.  13.   15.  29.  42.  45.  usw.,  Ag.  2().  23,  Seh  passim; 

liiehle  'Fessel,  (lewahrsam,  Vermögen'  W,  Seh  341.  344. 
617,  oeuhyeld  'Gewain-sam'  J  40,  2,  hihieJd  'Obhut,  A'ormund- 
schaft'  W',  J  26,  12.  23.  24.  25  nel)en  /rzVrfe  'Obhut'  Seh  552; 
jelde  'Alter'  J  15,  1.  46,  55  (die  Hs.  hat  \\\qv  jeeld)-^  (neben 
heJde  und  liilde  'Deichhalde'  W  und  Ixclde  'Kälte'  \V,  8 
habe  ich  kein  hielde,  Heide  notiert); 

sield  'verkauft'  W  400,  15    {v.  R.   falsch  .seid),    S,  Ag 

18.  24.  30.  41,  J  32,  8  neben  s-eld  'verkauft'  W  392,  29. 
400,  6.  476,  7,  Seh  517.  534,  Ag  1.  8.  34,  seiden  'verkauf- 
ten' W,  seif  'er  verkauft' W,  J 24,  13.  27,  1,  .^,?/M 'verkauft' 
J  32,  12  und  ausserdem  syild  'verkauft'  Seh  489  als  Kom- 
promisbildung  aus  sield  und  süd,  wie  gjild  'Geld'  Seh  771 
aus  "^gield  und  ''gikh;  f{h)ielda  ^Y,  S,  J  12,  12.  45,  10.  &2. 
10,  Seh  342; 

ielne  W,  S,  Ag  38,  Seh  547;  ielren  J  59,  18; 

sowie  noch  ielden,  -ena  'Einwohnei*'  Seh  701.  703.  704. 
738  (vgl.  ags.  ielde  'Leute');  schUlda  'schelten'  Ag.  5.  11. 
51,  Seh  608,  quUschieldinghe  Seh  475  neben  scJielda  Seh 
395,  scMlda  Seh  658.  660.  696;  und  sielden  'selten'  W  (des- 
sen Diphth.  nach  dem  Muster  der  Bildungen  mit  ie  und  m 
für  '-^'iü  eintrat;  die  Erhaltung  des  auslautenden  Nasals  weist 
auf  altes  -ni  hin,  also  auf  einen  Prototypus  =  ags.  seldum, 
d,  b.  *siuldum\  hingegen  obiges  selda  =  ags.  seldan). 

1)  Seh  727  steht  zweimal  icyäld  dvirch  Kompromis  aus  u-yiihl 
und  icüld  (vg'l.  oben  S.  317). 


338 


W.  L.  van  Holten, 


Als  Nachzügler  der  alten  id,  iä  linden  siel)  indessen 
noch :  fyöM  Seh  600,  siöld  Seh  250  (die  Hs.  hat  .so?(/),  icijöld 
Seh  520  mit  ivi/dld(e)Ucl'  Seh  519.  726  (die  seltene  Verwen- 
dung- des  Nomens  im  Phir.  ^)  verbietet,  für  die  Deutung  von 
id  und  folglich  ebenfalls  von  ie  in  icield  vom  Dat.  Plur.  aus- 
zugehen; die  Laute  sind  hier  offenbar  nach  dem  Muster  der 
Bildungen  mit  U,  iö  und  e  für  altes  e  eingetreten);  sowie 
schuld  W  45,  3,  J  1.  16,  Seh  335.  394,  (ön)schüldicjh  S,  J  1, 
3,  Seh  601.  649.  667.  746.  747  mit  n  aus  iü  (vgl.  das  oben 
S.  335  Bemerkte). 

Vor  11  und  II-  entwickelte  sieh  keine  Brechung:  fei 
'Haut'  mit  felUs  usw.  W,  S,  H  86.  225.  226.  232.  234.  239, 
hifeUa  'befehlen',  fella  'Strafe  zahlen'  (s.  oben  S.  317),  hel(le) 
'Hölle'  W,  II  158.  167,  J  56,  1,  melcJm  'melken'  J  64,  8, 
{h)welk  W  110,  21.  388,  3.  400,  5.  12,  J  12,  33.  27,  4.  57, 
2.  60,  32.  69,  1,  Ag  und  Seh  passim.  Demnach  ist  der  Diph- 
thong in  hihiella  'verhüllen'  W,  H  57  als  die  Folge  von  An- 
lishnung  an  nach  sield  (s.  oben  S.  337)  anzusetzende  Präteri- 
talbildungen  hihleld,  -ein)  zu  fassen  und  für  das  ie  von  jels 
'alias'  J  13,  15  (neben  elles,  -is  Seh  394.  395,  vgl.  ags.  elles) 
und  ielkers,  -irs,  -ars,  -es,  -is  'alias'  W,  J,  II  und  Seh  iias- 
sim  (neben  elkers,  -es  W  103,  29.  104,  29.  433,  34,  H  84. 
199.  200,  S,  Seh  394)  Analogiebildung  anzunehmen  nach  der 
in  den  oben  verzeichneten  Belegen  mit  el  wechselnden  Laut- 
verbindung iel.  Letzteres  gilt  gleichfjills  für  ielmiss-e  'Almo- 
sen' Seh  723  (ahd.  eUmosina)  (neben  elmisse  J  IIT  S.  10). 
In  tzyelk  'Kelch'  W  401,  2,  S  steht  tzi/  als  Zeichen  für  den 
assibilierten  Guttur.;  vgl.  fzelck  H  108.  115,  fzt/licl-  W  406, 
21.  410,  1. 

Für  das  Kwfri.  sei  hingewiesen  auf: 

die  in  (!.l  begegnenden  Formen  fjild  'Feld'  (Kompro- 
misbildung  aus  /jeld  und  fild,  vgl.  die  S.  337  erwähnten  sjild, 
iljild),  Schild  'Schild', _///</  '(UM',jilde  'gelten',  .stä/M' Schuld', 
hilde  'l\ukV,jeld(e)  'Alter',  kjeld  und  kjeold-)  'Kälte',  scheldje 
'schelten',   jelne    'Elle',    sowie    sjijrhl   und   spjrald'-'   'Steck- 


1)  Nur  einnial  fand  ich  ifielclcn  'Gowalttliaten '  .1  20.  0. 

2)  ilhor  da.s  Verhältnis  dieses  Jed  zu  je   mag-   ich    einstweilen 
kein(!  hestiniinte  .Meiuini"'  äussern. 


Zum  Vokalisnnis  nud  Konsonantismus  der  Friesisclien  Dialekte.     339 

nader  (=  ndl.  speld  aus  '-^.spahl/,  -iö-),  jeldje  'entzünden'  (vg-l. 
as.  eld  'Feuer'); 

die  in  der  Molkwerumscben  Übersetzunj>-  von  Matthäi 
Kap.  VI  und  in  '  Vrymoedyg-lieit'  (s.  PBrB.  XIX  417  Fnssn.  2) 
beg-egnenden  Bildungen  ciöld  'Feld',  voarjölde  'vergelten', 
schiöld  'Schuld',  jölne  'Elle'  (s.  Wassenbergh  I  140.  142.  144. 
146)  und  i-JöJd  'Feld',  johl  'Geld',  .'i^o/f/  'Seliuld'  (Wass.  I 
153.  161.  168);  im  ersten  Denkmal  steht  auch  jöJnmse  (Wass. 
I  140)  mit  analogisch  entwickeltem  Diphthong. 

V.     Zur  Ent Wickelung  von   germ.  ai  im   Friesischen. 

Im  Jahrb.  des  Vereins  für  Niederd.  Sprachtorschung  1890 
8.  163  hat  Bremer  mit  Recht  meine  Fassung-  des  aofri.  e  und 
cl  aus  al  als  Parallele  des  ags.  ce  und  «  beanstandet:  dass 
die  grosse  Zahl  der  substantivischen  und  adjektivischen  a- 
Stämme  mit  e  {ben,  etil,  leih  usw.  und  hred,  hei,  het  usw.) 
diesen  Wurzelvokal  durch  Übertragung  desselben  aus  dem 
Lokat.-Dat.  S.  M.  und  Neutr.,  bzw.  aus  dem  Komparativ  und 
»Superlativ  mit  -iz-  oder  -ir-,  -ist-  in  die  andern  Flexionsfor- 
men erhalten  hätte,  muss  in  der  That,  wie  ich  jetzt  gerne 
zugebe,  für  unglaubhaft  gelten.  Ausserdem  lässt  sich  auch 
für  die  Präterita  grep,  skref,  wet  usw.  die  Unmöglichkeit 
eines  Vorgangs  ^'graipi  zu  "'grepi  zu  grep  darthun  auf  (Jrund 
der  zu  leda  'leiten'  gehörenden  und  gewiss  nicht  als  mittel- 
vokallose  Flexionsbildungen  zu  fassenden  Präteritalformen  lättef 
lat,  statt  derer  mit  Rücksicht  auf  die  Thatsache,  dass  die 
Vokalapokope  älteren  Datums  als  die  Synkope  der  Mittel- 
vokale ist,  nach  meiner  früheren  Theorie  unbedingt  nur  letfe^ 
let  zu  erwarten  wäre. 

Zur  Deutung  unserer  e  und  a  stellt  Bremer  a.  a.  0.  den 
Satz  auf:  germ.  al  wurde  in  offener  Silbe  zu  e,  in  geschlos- 
sener zu  (1  oder  a;  vgl.  efh  :  aththa,  Jicm  :  havirelxe,  leda  : 
lafte,  rela  :  rächte:  die  Nomina  wie  eth  haben  ihr  e  aus  den 
«iblifjuen  Kasus,  die  Feminina  wie  fräs  neben  /'res  ihr  a  von 
dem  alten  endungslosen  Nom.  und  Dat.  Sing.  her.  Doch  führt 
auch  diese  Fassung  nicht  zum  Ziel.  Sie  würde  allerdings, 
weil  in  gar  manchem  Wort  otfene  und  geschlossene  Silbe  mit 
einander  wechselten,  die  Erklärung  vieler  e  und  ä  ernKiglielien 
und  Hesse   sich  auch    zur  Not  durch  die  Annahme   von  etwas 


340  W.  L.  van  Hclten, 

ferner  liegenden  nicht  uniilaubliaften  Analogiebiklung-en  aiit- 
reclit  halten  (vgl.  z.  H.  le.ssa  'minor',  les  'minus'  nach  *Ze.s'- 
ist,  mä  'mehr'  nach  inära,  thä  Dat.  PI.  des  Dem.  nach  thüm). 
Sie  scheitert  aber  an  Formen  wie  fad  'Falschmünzerei'  (aus 
"^'faihöd),  sceltata  'Schulze',  den  Präteriten  S.  (jr&jj,  skref  usw., 
nä  'nein',  ä  'immer',  )id  'nie',  ä  'Gesetz'  in  dsega  usw.;  und 
€S  regen  sich  Zweifel  an  die  Stichhaltigkeit  der  Theorie  bei 
Beachtung  der  Thatsachen: 

dass  zweisilbige  ö  -  Stämme ,  denen  nur  e  i  ii  Kasus 
mit  geschlossener  Silbe  zukam  ^),  ci  aufweisen  (ßsce^  fräse, 
läre,  läice  'Hinterlassenschaft') 2),  während  die  a-  und  die 
mask.  i-  und  ^^Substantiva  mit  geschlossener  Silbe  im  Nom. 
und  Akk.  S.  in  der  Regel  e  und  nur  vor  Labial,  labial  ge- 
färbter Konsonanz  und  gutturaler  Spirans  ä  haben  (m^j 'Seil', 
gäd  'etwas  Erwünschtes'  =  got,  gafdtr'"'),  icach  'Wand'  neben 
hell,  del,  eth,  sten  usw.); 

dass  bei  den  adjektivischen  «-Stämmen  e  die  Norm  ist 
und  (1  sich  nur  tindet  in  dem  teilweise  schwach  betonten  an 
(neben  ^w)  und  in  ?/»t'7ff/' 'ohne  ]S[achlassenschaft',  fäcli  'reus', 
tcrälv  'krumm'  mit  auslautendem  Labial,  gutt.  Spirant  und 
labial  gefärbtem  Konsonant  (vgl.  got.  icraiqs). 

Statt  der  einen  sowie  der  andern  Theorie  miichte  ich 
deshalb  die  folgende  Fassung  vorschlagen,  die,  Avenn  ich  Nichts 
übersehen  habe,  auf  alle  einschlägigen  Formen  anwendbar  sein 
dürfte: 

altes  ai  wird  nornuil  zu  e-^  ä  entwickelt  sich  aber  \. 
in  schwachtonigen  Einsilblern,  2.  vor  unnnttell>ar  folgendem 
oder  nur  durch  Aspirata  getrenntem  o  oder  u,  ?>.  vor  tauto- 
syllabischem  Labial,  (durch  folgendes  ir  oder  u)  labial  ge- 
färbtem Konson.    oder    gutturalem  S[)irant,    4.  vor    tautosylla- 


1)  Die,  Aniialiuie  eines  vorfries.  Dat.  S.  '-fräs  ans  *  frais  ans 
*fraisu  ist  nicht  berechtigt;  man  müsstc  für  den  Fall  im  lUistring- 
.schcn  Dialekt,  das  -m,  -o  nicht  zu  -e  (d.  h.  -a)  geschwächt  hat  (Gramm. 
ij  57),  dem  ahd.  as.  aonfrk.  -u  des  besagten  Kasus  gemäss  helpu, 
-0,  klagu,  -0  usw.  statt  der  belegten  Dative  hel/>e,  kkn/i  usw.  er- 
warten. 

2)  8.  für  die  hier  und  im  Folgenden  erwähnten  Belege  (Iram- 
matik  §  22. 

3)  V<;-1.  I'P.ri;.  XIV  250. 


Zum  Yokaliöinus  iiiul  Konsonautisuiu.s  der  Friesiöcheu  Dialekte.     o41 

bischer  oder  auf  zwei  Silben  verteilter  zwei-  oder  mehrfacher 
Konsonanz,  f).  vor  Geminata. 

Man  vergleiche  für  1.  fhä  Xoni.  Akk.  PI.  ^1.  und  Dat. 
PL,  ticä  Korn.  Akk,  N.,  fiuun,  twäni  Dat.  PI.  idie  in  ortho- 
tonierter  Stellung-  zu  o.  gehörten);  nä  'nein'  (an.  nei)\  ä 
'immer',  nü  'nie'  (woneben  hochtoniges  {7i)e-  oder  daraus  ge- 
kürztes (w)e-  in  nemenit),  em.men,  nemman,  {n)emmer^),  eider^) 
usw.;  das  ä,  a  in  cihwedder,  {7i)amrno)i,  alder'^),  {n)a{u)icet'^) 
usw.  beruht  natürlich  auf  Anlehnung  an  («)«) ;  an  'ein'  (neben 
aus  hochtoniger  Stellung  herrührendem  e«);  scelfafa  'Schulze' 
(wegen  des  schwach-,  nicht  nebentonigen  Akzents  vgl.  die 
D(»ppelform  scelta); 

für  2.  fad  'Falschmünzerei'  aus  '^faihöd  (s.  PBrB.  XIV 
243);  täne  'Zehe'  aus  *^«  (Gramm.  S.  136)  mit  ci  aus  "^tai- 
hön  Gen.  Dat.  Akk.  S.  und  den  Pluralformen  Hailiön,  -ono, 
-um  (vg'l.  Avegen  der  angesetzten  Endungen  unten  S.  357  Fuss- 
note);  «-  («-)  'Gesetz'  in  af reihe,  -sega,  äße  aus  *«io-  oder 
*«/?*-  für  '^aiici-  (das  e-  in  effe  durch  Anlehnung  an  ein  aus 
den  flektierten  Formen  *eM,-/  für  *«  oder  *«o,  '■'««  eingetrete- 
nes Simplex  -e  (oder  *eo,  *e^^); 

für  3.  raj),  gad  (s.  oben),  tinelaf,  lawe  aus  dem  alten 
Xom.  S.  Haf  'Xaehlass'  (hiernach  durch  Anlehnung  laiciane, 
läfegad)\  icräJc  (s.  oben);  /"rfZ.se  'Gefahr',  hlre  'Lehre'  und 
das  aus  niüglienspatze  'neunspeichig'  zu  folgernde  '■'^späJce  mit 
ä  aus  dem  Xom.  S.  '''fräs,  lar,  '-'.spak  für  '-'frais  usw.  (aus 
'■'ffaisii  usw.;  niügen-,  tlänspetze  mit  nicht  durch  Anlehnung 
beeinflusstem  <i}\  cUlth  'Kleid'  mit  ^7  aus  'Hdaith  (die  labiale 
Färbung-  von  tli  entstand  im  Xom.  Akk.  PI.  '■'klaifJiur:  vgl. 
aofri.  c/athar  mit  nach  dem  Sutf.  -ar  des  Xom.  Akk.  PI.  M. 
für  altes  '""'-or  eingetretener  Endung  und  beachte  wegen  der 
Endung  *-ur  northumbr.  calfar,  loiuhur  aus  '-'calfuru,  Hom- 
huru;  die  Doppelform  deth  aus  "^'Jdai  th-);  wach,  fach  (ß.  oben); 
das  Präterito-präs.  ach  (ßguu  usw.  mit  analogischem  Vok.  wie 


1)  Wegen  der  jiing-en  Gemination  in  diesen  ßilduniten  s.  xmten 
Vll  am  Schlüsse. 

2)  Wegen  eider,  aicler,  eyn,  ayn  inieht  eider,  üider,  eyn,  cnjn) 
s.  PBrB.  XIX  374  Fussn.  1. 

3)  Wegen  au  aus  ä  vor  ic  s.  PBrB.  XIX  376  Fussn.  1. 


542 


W.  L.  v;in  Helten, 


in  (U'ii  flektierten  Formen  zu  rüp  iisw.j;  daij  'Lehm',  layde 
'unter  Verwahr  hielt'  (wonebcn  Iiel  'Sclilüsser,  s.  Zur  Lexie. 
des  Awfri.  54); 

für  4.  (isce  'petitio'  aus  dem  alten  Nom.  S.  ^'äsc  (das 
Verb.  äsJcia  mit  a  durch  Anlehnung-);  fläsc^),  gäst^)  (woneben 
fleesc,  aus  gestUc  zu  ersehliessendes  *gest  aus  *flaisl--,  *gmst-)-^ 
masf^)  Superl.  (woneben  niest-)  aus  '^maist'^  mcivd  Kompar, 
und  mcl{r)  Adv.  mit  ä  nach  mäst\  meeir)  mit  reg-elrechtem 
e)\  hclste''^)  'heftig-'  aus  '^haifsti  (vgl.  got.  haifsts)]  last  'er 
leistet'  (wegen  frühzeitiger  Synk.  in  -ith  vgl.  PBrB.  XVII  556; 
und  eläst^)  'geleistet'  (lesta,  -e,  -ancle  mit  e  aus  'Haist-;  da- 
neben als  Analogiebildungen  lästa,  -e,  -ene),  rächt,  räkt  'er 
reicht '  und  rächte,  (eirächt  Trat,  und  P.  P.  (reJxa,  retsia  us^v. 
mit  e  aus  "-'railt-;  recht,  reldh  o.  8.  mit  analogischem  Vok.); 
mäster^^)  aus  *maist\r-  (daneben  mester^)  aus  ^maistar)',  scl- 
ver  'Seifer',  ayn  'eigen',  clnich,  aeng  'ullus'  aus  "^saivr-, 
*aign-  '^aing-  (woneben  sever,  eyn,  enkh,  eng  aus  '^'saivar, 
*ciigin,  -an,  "'ainig,  -ag)\  ärist  'erste'  aus  *air st-  (woneben 
erist  aus  "^airist);  äthum  ^Schwager'  aus  '^aithm--^  fiänuhida 
(Gramm.  §  184);  hladder  Xeiter'  aus  '''hlaidr-  (woneben  hie- 
dere  aus  Vilaidar-  oder  -dir-);  aUeirene  usw.  'elf  (woneben 
ellerAi  usw.  aus  '-'enliv-  durch  Anlehnung  an  en)-^  fämiie  'i)uella' 
aus  '-'fainm-  (durch  Synkope  für  ■■'fahtnnö,  die  substantivierte 
Form  des  Adjekt.  */aimm  =  au.  febnlnn  'schamhaft'^);.  ?ürtj/- 
nia  ^veinen'  für  ■^'■/(■(ignia{n)  (aus  ^ii-ängia{n),  s.  PBrB.  XIV 
274  f.,  für  "'(cabigöj-  durch  regelrechte  Synkope  aus  ''■'icai- 
nagöj-,    Denominativ   zu    ^'icainag  =^  got.  wainags;    daneben 


1)  Ungeachtet  des  in  den  nofri.  Dialekten  begegnenden  fiask 
(Cad.-M.  33,  Ehrentr.  Arch.  I  76)  setze  ich  wegen  der  Sclireibung 
fleesc  fläsc  an.     Wegen  aofri.  gest,  gast  vgl.  bei  Cad.-M.  31  geest. 

2)  Weil  sich  aus  fleesc  ergibt,  dass  .v-Verbindiingen  aofri.  noch 
keine  Kürzimg-  hervorgerufen  hatten,  setze  ich  hier  keinen  kurzen 
Vok.  an  trotz  nofri.  a.sfe 'osten',  fro.s^ 'Tro.st',  klasf er 'Kloster',  Itost 
'Hxisten'  usw.    Ehrentr.  Arch.  T  174.  17(i    372. 

3)  We,i>en  der  Etymoloii'ie  dieses  feiminn  s.  Job.  Schmidt  Kritik 
der  Sonantentheorie  104  ff.  In  Bezug-  auf  die  daselbst  S.  136  vor- 
geschlagene Deutung  von  fämne,  ags.  fiemne  aus  faimunjön-  ist 
an  die  Bedingungen  für  die  Synkope  des  Mittelvokals  zu  erinnern; 
der  \iiii  Schill,  angesetzte  Prototypus  hätte  afri.  femenne,  ags.  fdb- 
mynn  ergeben. 


Zum  Vokalisiinus  und  Konsouantisnuis  der  Friesischen  Dialekte.     .'J43 

iceinia  für  ^icegnia^n)  ans  '■■■icengiahi),  '■'wenagöj-  mit  evlial- 
teiiem  Mittelvokal  durch  Aulehiiimg-  an  das  Adjektiv^); 

für  5.  die  3.  S.  Präs.  Ind.  Idf  'leitet',  hat  'heisst',  sMt 
■"scheidet'  und  die  Präteritalbildnng-en  lätfe,  lät  'leitete,  ge- 
leitet', scliät  'geschieden'  (Gramm.  §  289  mit  Anm.  1  und 
§  274  Anm.  o;  daneben  auch  als  3.  S.  let,  lief,  scheef  und 
als  prätcritale  Formen  Jette,  {e)lef,  sketh  ^)  mit  analogischem 
Vok.  nach  leda,  hefa,  sl-etlid)\  das  substantivierte  Part.  P. 
atlitha  'Geschworener'  (vgl.  Siebs  in  Heck  Die  altfries.  Ge- 
richtsverfassung S.  93);  hämmerl-e,  Jiämrel-e  'Dorfsgebiet, 
Dorfsallmende'  aus  *haimniar]i(a)  (woneben  hemmertse  durch 
Anlehnung  an  das  auf  flektiertes  Viaim-  zurückgehende  hem, 
wie  hemseJxiuge  und  hemelic  für  ^liemllc]  vgl.  auch  serlic 
durch  Anlehnung  an  ser)-^  den  Kompar.  arra  'frühere'. 

Nach  dem  hier  Erörterten  kann  in  den  §  22  der  Gramm, 
als  Ädaicerfh,  icclsanda  'Luftröhre',  väse  ""Schlamm'  aufge- 
führten Formen  kein  ^7  aus  ai  vorliegen:  für  die  erste  ist  an 
ein  Nomen  proprium  =  ahd.  Ato  zu  denken ;  für  die  letzte 
statt  an.  icelsa  ahd.  icaso  'feuchte  Erde'  heranzuziehen;  für 
die  zweite,  etymologisch  dunkle  Bildung  a  als  Wurzelvokal 
anzusetzen. 

Wegen  der  Bildungen  mit  regelrechtem  e  siehe  die  in 
§  22  der  Granmi.  verzeichneten  Formen.  Die  Präterita  hilef, 
grep,  shref,  VinecJi,  ''''steg,  Heck  erhielten  ihr  e  durch  System- 
zwang; in  den  Komparativen  lessa  'minor',  erra  liegt  Anleh- 
nung vor  an  les,  er  komparatives  Adverb,  und  die  Super! . 
Hesist  (woraus  lest),  erist;  für  liera  'dominus'  und  femne 
(neben  normalem  fämne,  s.  oben),  möchte  man  an  Beeinflus- 
sung von  Seiten  eines  Adjekt.  '^'her  und  '''fenün  denken.     Die 

1)  Diese,  Deutung  des  Verbunis  ist  mit  Kücksiclit  aiif  das  got. 
Adj.  der  PBrB.  a.  a.  O.  vorgeschlagenen  vorzuziehen.  Dass  biicei- 
nafh  E^  kein  Schreibfehler  ist,  geht  hervor  aus  awt'ri.  iremat{h) 
W,  H  85. 

2)  Dass  der  Vok.  von  liif,  letfe  usw.  lang  war,  erfolgt  avis  den 
Schreibungen  heeth,  scheel  und  lete  Prät.  (mit  t  für  tt  wie  im  schwach 
flektierten  Prät.  hete  'hiess',  s.  Gramm,  an  den  zitierten  Stellen).  Ob 
das  ä  vor  tt  Kürzung  erlitten  hatte  (vgl.  nofri.  latte,  tat,  hat,  Kh- 
rentr.  Arcli.  11  186),  ist  unsicher;  das  nicht  Erscheinen  von  Schrei- 
bungen mit  ae  oder  einfachem  t  (im  Prät.)  und  die  Erwägung,  dass 
die  Läng-e  des  e  von  let,  leite  usw.  durch  Anlehnung  an  Icda  xisw. 
A^eranlasst  sein  kann,  spricht  grade  nicht  zu  Ungunsten  eines  a. 


344 


W.  L.  van  Hclteu, 


o.  S.  Präs.  Ind.  delt  'teilt',  seit  'bindet',  die  Präterita  lendon 
'verliehen',  lerde,  delde,  das  Part,  lerd,  die  flektierten  Formen 
telxna,  heJgena,  -um,  spedles  'Speieliels'  usw.,  bitelnia,  das 
sclnvaehe  Xonien  spedla  'Speicher  usw.  haben,  insofern  sie 
nicht  auf  Formen  mit  nicht  synkopiertem  Endungs-  oder  Mit- 
telvokal  oder  mit  anorg-anisehem  Mittelvokal  zurückgehen,  ihr 
e  aus  andern  Flexionstbrmen  oder  verwandten  Bildungen  er- 
halten. Sele  entstand  aus  '^snil-,  das  durch  Synkope  des 
3Iittelvokals  aus  ^■'saml-  für  '^sahcul-  hervorging. 

Was  über  das  Altofri.  bemerkt  wurde,  gilt  ebentalls  für 
das  Altwestfri.  Man  beachte:  für  1.  dae,  da  Nom.  Akk.  l'l. 
M.  und  Dat.  PL,  twä  Nom.  Akk.  N.,  dam,  tiväm  Dat.  PI.,  ä 
'immer'  H  33.  179.  180,  J  15,  55.  21,  1,  nae  'nie'  W,  J  30, 
10.  84.  13  mit  aet  'etwas',  7iaet  'nicht(s)'  (aus  *awet,  *näicet), 
äs  'als',  ayder  'uterque',  «mm«w^ 'Jemand'  (über  die  Entste- 
hung dieser  Bildungen  s.  Aofri.  Gr.  S.  23  und  unten  VII  am 
Schluss)  und  dem  ia{u)icelik,  iou{^ice)lick  'quisque'  zu  Grunde 
liegenden  '^klwelik  (s.  PBrB.  XIX  421  f.),  woneben  ieic(e)lick 
(s.  a.  a.  0.),  ellic  W,  J  passim,  eelk  H  32.  40.  71.  149.  151, 
elk  Ag  und  Seh  passim,  (n)emmen,  -an,  -a  W,  S,  Seh,  Ag 
und  H  passim,  J  1,  28.  31.  46.  15,  42.  57.  22,  2.  31,  2.  32, 
17.  60,  7  usw.,  {n)iinmen,  -a  W,  J  1,  16.  13,  47.  15,  32. 
42.  54.  72.  30,  1.  31,  13.  33,  17  usw.,  Ag  und  Seh  passim, 
nymen,  J  12,  29.  64,  17.  72,  2.  75,  7,  nimment  S,  (n)eninier 
W,  S,  H  passim,  Ag  11.  106,  Seh  701,  [iidmmer  W,  J  15, 
13.  22,  16.  33,  13.  58,  36.  60,  23,  Ag  41.  69.  137,  Seh  637. 
708.  724.  758  (mit  e  und  i  =  aus  e  gekürztem  /''  vor  mtn, 
wie  vor  nn  und  «-(-Dental,  s.  PBrB.  XIX 369),  aen,  an,  een, 
en  überall  passim;  doch  nee  J  10,  1.  63,  7  und  neen  J  28,  5 
mit  e  aus  emphatischer  Stellung  herrührend; 

für  2.  fad,  faed  "Falschmünzerei'  W,  H  {fed  11  165  ist 
otfenbar  Fehler  für  faed),  tane  'Zehe',  aefte  'Gesetz,  Ehe', 
aesija  und  ee-  in  eehera  'Dorfsrichter',  eeher{e)  'das  Anhören 
von  Rechtsverhandlungen'  (s.  Heck  Die  altfries.  Gerichtsver- 
fassung S.  335;; 

für  3.  die  dem  Subst.  lanira  'Nachlass'  und  dessen  De- 
nominativ lauireifia  zu  Grunde  liegenden  Formen  'Häf  und 
lüco-  (Vgl.  PBrB.  XIX  354);  früse  mit  frae.sheed,  -held,  -lik 
H  28,  J  16,  2.  44,  1.  58,  8.  64,  1().  7(),  2,  Seh  547,  doch 
auch  mit  c  aus  den   tk'kti<'rten   Kasus  frees  Seh  6n0,  freeslik 


Zum  Vokalismixs  und  Konsonaiitisnnis  der  Friesischen  Dialekte.     345 

W,  sowie  lade.  Jede  'Eidesleistung-'^);  l:laed  W,  H  passim 
und  cleed  H  94;  icaegli  'Wand'  W,  H  58.  124  und  fay  'der 
Verfolg'ung-  ausgesetzt'  (aus  ^faig  Noni.  S.  des  «-Stammes  = 
ag's.  /cßje,  vg-1.  PBrB.  XIV  244  f.);  das  Präterito-präs.  aech, 
äge7i;  Jca{e)i/  'Schlüsser,  laeyda  'schielern',  ''^clay  'Lehm', 
'^Haya,  ^Hayka,  ^'scray  mit  scray{e)t  'schreit'  (s.  Zur  Lexic. 
des  Awfri.  54); 

für  4.  aesl-  und  aeskki;  flaesch  W,  H  86,  fleisch  Ag- 
121,  flaesc{he)licl'  J  49,  1.  72,  10,  woneben  ^flesJc  (nw^fri.  fleslc 
und  flaesl'),  gaest  'Geist'  W,  H  20.  236,  J  1,  9.  18,  21,  gaest{e)- 
lick  W,  S,  J  passim,  Ag-  69  und  geest  H  180,  gaest  'hohes, 
trockenes  Land'  Seh  517  mit  gästländ  W,  H  115  (vg-1.  wegen 
der  Etymologie  des  Wortes  =  mnl.  geest  aus  *gaisfi-  iS'ederl. 
Woordeub.  IV  735),  maest  und  mär{r)a  überall  passim,  maer 
Seh  548.  708.  730,  739  neben  meer  überall  passim;  haeste 
'heftig-'  mit  haestig,  Jiciesflicl-  und  haest  'Eile'  W,  H  153.  241, 
J44,  1.  51,  1.  76,  1.  81,  14.  23.  85,  1.  87,  1,  Ag-  108,  Seh 
565.  754;  laesfa,  lästa  W,  H  37.  40.  44.  45  usw.,  J  1,  25. 
14,  3.  15,  42,  Seh  646,  die  3.  S.  rächt  'reicht'  J  25,  6.  37, 
2.  40,  3.  45,  8.  46,  78.  82,  1,  rächte  'reichte'  (:  nachte)  W, 
H  28,  rächt  Part.  J  25,  19.  33,  5.  78,  1,  Ag-  8.  26.  38.  89 
zu  rekü'^  maester  W,  J,  H  und  Seh  passim;  sever,  ayn,  ayn- 
dom  W,  H,  J,  Ag-  und  Seh  passim,  und  ey7i,  eyndom  H  24. 
121,  J  87,  9,  Ag-  18.  25.  35.  70.  89.  109.  143,'  Seh  464.  753 
(aus  ^aigan,  -in),  enich  überall  passim;  aerst  'erste'  überall  pas- 
sim; athem,  ädern  'Schwag-er'  W",  H  77;  mända  'Gemein- 
schaft' W,  S,  H176;  al(le)fta  W,  H  76.  89,  .146,  31;  fämne 
W,  H  33.  244,  S,  J  36,  11.  46,  74,  Ag- 141,  Seh  342  (weg-eii 
der  Quantität  vgl.  nwfri.  faem,  vaan  und  famne  GJ  und  be- 
achte, dass  sich  in  den  alten  Quellen  meines  Wissens  keine 
Schreibung  mit  «e  findet);  weinat{h)'\\Q,mV  (s.  oben  S.  342f.); 
tciker  'Mannsbruder'  W,  H  34  aus  ^taikr-  (ahd.  zeicMr)\ 

für  5.  die  3.  S.Präs.  Ind.  laet,  lät(li)  'leitet'  W  33,  15. 
49,  27.  393,  15.  397,  28  usw.,  H  passim,  J  14,  2.  15,  27 
und  let  H  51  (2  M.),  haet  'heisst'  W  394,  23.  435,  22.  437, 
18.  439,  17,  H  20.  21.  26.  178,  J  passim  und  heet  J  17,  6. 
56,  2.  57,  11  (W  439,  20  v.  Pi.  falsch  heet  für  haet),  schaet 

1)  Vg-1.  weg-en  des  Zusammenhangs  dieses  ö-Stammes  mit  leda 
'leiten'  aolri.  tha  tcerde  leda  'den  Beweis  ei'bring-en '. 
Indogermanische  Forschunsreu  VII  3  u.  1.  OQ 


34G 


VV.  L.  van  Helten, 


J  2,  1.  5,  6.  18;  3.  2S,  18  und  die  Prätentalbilduiii;-eii /<^/7(fe), 
laet,  lüt,  schatte,  scliaet  (s.  PBrB.  XIX  4U8  f.j  zu  leda,  heta, 
scheda\  att{h)a  "Geschworener'. W,  H,  S;  hammei'ke,  hamricle 
Seh  250.  337  und  hem(me)rik{e),  him{me)rik  "VV,  S,  hemmerJce 
S,  H  (mit  e  und  i  =  i^,  wie  iu  {n)emnie7i,  {n)inimen,  s.  oben 
S.  344 ;  wegen  der  Bedeutungen  des  Kompositums  s.  Zur  Lexic. 
des  Awfri.  27  ff.  und  36),  heute-,  heemlll-,  W,  J,  Seh  605.  661. 
706,  Ag-  38,  heenisteed,  -dede  W,  H  126  und  hem,  him  'Dorf' 
(vgl.  noch  unten  VII);  ära  'frühere'  fd.  h.  arra)  J  46,  62.50, 
40.41.87,1;  fät  'pinguis'  Seh  716  mit  fätkaeper  'Kaufmann 
in  Fettwaaren'  Seh  252  aus  flekt.  "■'faitt-  (aonfrk.  feltitj; 

ferner  mit  regeh*echtem  e  (e,  />)  oder  eventuell  mit  sol- 
chem aus  andern  Flexionsformeu  oder  verwandten  Bildungen 
entnommenem  Vokal  hede,  been,  breed,  deel,  dela,  dreice  (s. 
Zur  Lexic.  d.  Awfri.  12),  eed,  eek,  eice,  -ig,  -elik  (mit  e  oder 
eu,  s.  PBrB.  XIX  379),  ere  ^)  mit  eerlick,  -sam,  etker  (s.  Aofri. 
Or.  S.  135),  felich  'sicher'  Seh  732,  foerfeemd  'verurteilt'  J 
25,  33,  -heed,  heel,  heia,  helg  W  388,  7.  26.  391,  15,  20.  34. 
395,  7.  10.  13.  37.  408,  14, '  J  44.  10.  56,  1,  H  passim,  Ag 
66.  74.  75,  Seh  342.  343.  730,  helUg  Ag  8,  Seh  608,  W  9, 
19.  61,  32.  393,  33.  394,  1.  395.  21.  398,  16.  399,  19.  403, 
15.  19  (v.  R.  falsch  Äe/Z?»  usw.,  H  31.  47.  103,  J  1,  44.  46, 
57.  70.  56,  12.  62,  8.  71,  1,  hllg  H  275,  Ag  4.  115.  119. 
154,  Seh  342  (e  und  l  =■  i^  vor  ZZ,  wie  vor  mm  und  nn,  s. 
oben  S.  334),  helig,  -eg  Ag  86,  H  100,  heet  'heiss'  mit  hette, 
heeth  'Hitze',  heta,  Jcera,  cleen,  leed  mit  leedUk  W  und  leelUl- 
J  77,  9,  leda,  ledene,  bileft,  bileicath,  -eth  (mit  e  oder  eu, 
PBrB.  XIX  357),  leeck  in  fyüclitleecl-  'Gefecht'  (PBrB.  XIX 
373),  leTca  'Laie'  und  leya  J  3,  6,  Seh  341.  342.  376  (vgl. 
PBrB.  XIX  374  Fussn.  1),  leen,  lena,  Zer«,  mee« 'falsch',  mena 
'meinen',  //^ewe 'gemein',  wozu  menshigheed  (mit  ö  durch  An- 
lehnung für  regelrechtes  d,  vgl.  Zur  Lexic.  des  Awfri.  36 
Fussn.  und  beachte  altes  durch  Synkope  entstandenes  '''\gii- 
iiudnso-  aus  '■■{gt^nuihiisö-)  und  meente  'Gemeinde'  (aus  dem 
alten  Nom.  S.  '^ghnalnit/i  oder  mit  e  durch  Anlehnung),  reed^ 
'paratus',    rela  'reichen',    reesraef  'Loichcuraul)'    (e  aus  den 


1)  Nicht  nach  (irainni.  §  22  Aiiin.  1  =  an.  cera,  das  doutseln-s 
Lehnwort  ist  (s.  Noreen  Altisl.  Gr.  §  57  Anui.  1). 


Zum  Vokiilisnius  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     347 

Hektierten  Kasans,  denn  Viraio  oder  *hram  hätte  rä  ergeben), 
renicheed  J  71,  1,  .s-e  'See'  (aus  den  flekt.  Kasus;  aus  *.st//o 
oder  **am  Aväre  m  hervorg,'eg-angen),  sele  'Seele'  (s.  oben 
8.  344^,  seer,  seria  ""verletzen',  scheed  'Scheide'  J  58,  80, 
scheda  mit  heschedelicl-,  onderscheed  J  23,  2.  3,  12,  hy scheed 
J  46,  52,  sleeh  'Schlag',  steen  mit  steenfe  und  stens,  s-tins, 
-ze  'steinernes  Haus'  Ag-  50.  58.  59,  Seh  730  und  Ag  8.  95. 
96.  101,  Seh  517.  720.  722.  726.  729.  740  (s.  PBrB.  XIX 
369),  iween  'duo'  Xom.  Akk.  M.,  tehen  J  13,  4,  H  24.  69. 
167.  173  mit  hifecnia  H  71,  ficede  'zwei  Drittel  betragend, 
doppelt',  iced  'Waid'  mit  ireden,  icegia  (s.  zur  Lexic.  des 
AavM.  67),  ire.sa  ^Waise',  icreet(h)  '■feindlich,  böse'  H  84.  145 
mit  icreedheet  J  64,  21. 

Wegen  der  Präteriten  screef,  ^Ixiieep,  "^Ujreep  (zu  folgern 
aus  nwfri.  'kniep,  griep  mit  ie  ans  e)  neben  ireet,  %le7t,  *bef, 
''■'red  usw.  f nwfri.  hliel-  usw.),  wegen  Jessa  W,  S,  H  41.  43. 
142  und  hera  ül)erall  passim   vgl.  oben  S.  343  f. 

Nwfri.  ist  in  Eede  stehendes  e  meist  ?e"  bezw.  ji'^  ge- 
worden (ersteres  in  den  Formen  ohne,  letzteres  in  denen  n.it 
Flexious-  oder  Ableitungssilbe;  für  beide  Laute  wird  gewöhn- 
lich die  Schreibung  ie  verwandt)  oder  zu  i  (vor  l-  und  iv) : 
hien,  hrie  'Itreit',  diel  (und  deel),  diele  Y^xh.  (und  deele),  Mel 
(und  heel),  ien  (auch  mit  Kürzung  in,  d.  h.  i''n),  ienich,  hiem 
'Heim',  Met  'heiss',  /lie^e  'heissen^.  Mied  (neben  liaed,  vgl. 
awfri.  Meed,  Maed),  Mien,  liede  'leiten',  liene  'leihen',  liem 
"Lehm',  m^e?^e 'meinen',  (/em^e« 'gemein',  miente  'Gemeinde', 
5c7i7'e 'Scheide',  schiede,  snie  "Schnee',  ^^j^'/ec/e 'spreiten',  stien 
usw.,  die  Präterita  biet,  ried,  sliet,  sniiet,  kniep,  griep  (auch 
hnlp,  grlp  nach  ic'ik,  hlik)  usw.  ^)  und  ikel  'Eichel',  iken 
'eichen',  die  Präterita  wlk,  hllk  (auch  icieJi:,  hliek  nach  kniej) 
usw.),  ticig  'ewig'  (woneben  ieutcig  und  ieu,  s.  PBrB.  XIX 
379);  doch  freezje  (as.  freson),  egen  'eigen',  Jeed,  nee  'nein', 
ree  'paratus',  see,  feken,  ice  'weh',  «rt^^r 'Waise',  weet  'Wei- 
zen', icegerje,  iceak  'weich'  und  immer  vor  r  (wo  wie  vor 
/.'  in  iceak,  ed  bzw.  vor  Flexions-  oder  Ableitungssilbe  j/c" 
gesprochen  und  gewöhnlich  die  Schreibung  ea  verwandt  wird), 
ear  Adv.,  e^/r'Ehre',  hear  'Herr',  learje  'lehren',  mear  'mehr', 


1)  Das   Präterito-präs.    ivijt    (mir    halldangcm  Vok.)    oder    iv'd 
(mit  i«  durch  Kürzung)  hat  den  Vokal  des  Plur. 


348  W.  L.  van  Hcltcn, 

sear  'sehr'.  Die  Spaltung'  des  e  hängt  ofifenbnr  mit  seiner 
Stellung  in  geschlossener  oder  offener  Sill)e  zut^aninien;  dass 
die  letztere  Erhaltung  der  ursi)rünglichen  Klangfarbe  bedingte, 
geht  hervor  aus  freezje  (Prät.  und  Part,  freeze  aus  -^fresede, 
''^fresecl  für  '■'fresade,  -ad)  und  nee,  ice  (das  ie  von  snie  stanunt 
also  aus  flektiertem  snies).  Über  den  im  Awfri.  zu  beobach- 
tenden Ausatz  zur  Diphthongierung  des  e  s.  PlirB.  XIX  3G1 
Fussn.  2. 

Statt  des  nach  dem  oben  Ausgeführten  zu  erwartenden 
e  haben  einige  awfri.  Formen  ei  :  lieüig  W  19,  24.  423,  10. 
425,  2.  430,  7.  435,  9.  441,  6,  H  180.  275,  J  19,  4,  Ag  19, 
Seh  342.  343  (neben  helig  usw.,  s.  oben  S.  346;  nwfri.  heilig 
und  hillig),  feylich  'sieher'  J  36,  6,  Seh  518.  546.  600.  601. 
605.  607.  703.  706.  718.  741  (neben  felich,  s.  S.  346;  nwfri. 
feilich  =  mnd.  veilich,  relich),  heyl  'salus'  J  25,  26  (ahd. 
heilt),  heyden  W,  H  106.  107.  110.  125.  156.  161.  163.  171, 
.1  2,  4.  15,  27.  78,  4.  81,  7  (nwfri.  heiden),  di  (de,  t{h)e,  fi, 
t{h)o)  leider  W,  H  159.  167.  168.  170.  171,  leid  'verhasst' 
H  174,  leide  Adv.  W  431,  21,  H  171  ineben  leed  Adj.  W, 
H  66,  J  58,  6.  63,  2,  }ede  Adv.  H  64,  leedlik,  leellik,  s.  S.  346, 
leedicheyt  J  62,  16.  63,  8),  {ghe)leyd  'Geleite'  J  18,  15,  Seh 
735.  739  (ahd.  geleite  für  ^'gileiti),  hreid  Adj.  H  203.  208. 
252  (neben  hreed  H  34.  256,  W  und  brede  'Breite'  W,  H  35), 
Nomina  auf  -heid,  -heit  überall  passim  (neben  -heed,  -hede 
überall  passim),  reysie)  'Reise,  Zug,  MaF  Seh  540.  600.  730. 
737.  738.  739.  741,  J  60,  13,  reysia,  reysgia  "ziehen,  zum 
Kampf  ausziehen'  J  72,  5,  Seh  546.  599.  600.  601.  655.  703. 
714.  723.  736.  737.  741  (nwfri.  reis{e),  reisje),  tweintich  W 
und  H  passim,  J  26,  9,  Seh  475  (für  Hwentich  aus  *twene- 
fig),  teyl'eu,  hiteyckenia  W,  J  1,  27.  60,  13,  Seh  599  (neben 
teken,  bitecnia,  s.  S.  347),  iceig{e)ria  W,  Seh  617.  653.  699. 
700,  Ag  48.  70  (nwfri.  auf  altes  ^icegeria  himveisendes  ice- 
gerje).  Augenscheinlich  handelt  es  sich  hier  um  das  I^esultat 
einer  nach  /,  stinnidiaftem  Dental,  nt,  k  oder  g  durcii  quali- 
tativ noch  nicht  geschwächtes  i  der  Endung  veranlassten 
Epenthesis  (vgl.  wegen  heyden,  leider,  feykiii,  iceigeria  as. 
/icrhin,  ahd.  leii/ir,  zeihhin,  iceigir);  durch  Anlehnung  an  den 
Kornj).  und  Sup.  leider,  "'leidest  (oder  Heidir,  -ist)  entstand 
leidie)  für  regelrechtes  leed\e)  (wie  umgekehrt  leedich-  für  regel- 
rechtes Heidivh-  nach  leed)\    durch  Anlehnung  an  das  Abstr. 


Zum  Vokalismiis  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     349 

'-kreide  (oder  '■^'hreidi  aus  '^bredl)  die  Adjektivformen  hreld 
für  regelrechtes  hreed  (und  urag-ekehrt  hrede  nacli  hreed) ; 
durch  Anlehnung-  an  reysia  das  Subst.  reyf<e  für  *;"es« ;  für 
liHig  usw.,  felich,  feixen  usw.,  '^icerjeria  sind  demnach  Proto- 
typen anzunehmen,  in  denen  nach  der  Wurzelsilbe  kein  /  stand 
{Vielges  usw.,  '^ feige  usw.,  *tel-nes,  -e,  ^wegra-  usw.;  A'gl.  das 
Adj.  iceden  aus  ^'wedn-  oder  durch  Anlehnung  an  2üe^);  in 
-heed,  -liede  stammt  der  Vok.  aus  dem  sufitixlosen  Nom.  Akk.  S. 

Die  nämliche  Erscheinung  lässt  sich  auch  für  die  aofri. 
Dialekte  von  E^  und  F,  Avenigstens  vor  d,  d  und  g,  nach- 
weisen aus  leith  Adj.,  den  Substantiven  auf  -lieit  und  iceige- 
ria  (s.  Gramm.  §  22  Anm.  3);  woneben  in  denselben  Quellen 
-hed  und  helehrede,    ledene,    iceden  (Gramm,  i?  25.  176.  65). 

Awfri.  arheyd  ^Y,  H  25.  162.  171  usw.,  J  1,  37.  46, 
19.  61,  2,  l-eyser  W,  H  passim,  J  1,  37,  playt,  playtia  J 
passim,  aofri.  Beygeron,  arheid,  l^ei-,  kaiser,  playt  (Gramm. 
§  22  Anm.  3)  sind  Fremdwörter.  AVegen  aofri.  heithe  "ambo' 
neben  hetlie,  awfri.  beide  W  428,  13.  14.  429,  7.  30,  J  1,  5. 
17,  3.  46,  70.  50,  21.  55,  4  neben  hede  W,  H  und  J  passim 
vgl.  Gramm,  a.  a.  0. 

VI.     Zur  Behandlung  von  u  vor  nasaler  Gemiuata 
und  Nasalverl)indung   im  Altwestfriesischen. 

Für  altes  n  vor  nasaler  Geminata  und  Nasalverbindung 
steht  in  den  awfri.  Quellen  meist  o,  seltener  u:  doni  'dunnii' 
H  67,  domheid  H  167.  171  und  dum,  -hed,  -heif  W,  H  'J2, 
fönt  'Taufstein^  W  59,  23.  406,  22,  Seh  377  und  fünf  U 
108.  148,  grond  W,  Ag  passim  und  grund  S,  grundiefilii 
'Loch  im  Boden'  W,  H  35,  gong  'Gang',  op-,  in-,  fit-,  thruch- 
gong  W,  H  37.  128.  129.  164*.  228,  Ag  9.  96,  Seh  703  und 
gung,  op-,  hl-,  üt-,  thruchgung  H  129.  162,  S,  Seh  334.  335. 
376,  Ag  144.  153  (mit  altem  u  durch  Anlehnung  an  das  Verb.), 
(jonga  'gehen'  \V,  H  155.  160.  176,  Ag  64  und  gunga  W 
414,  19,  S,  H  71.  95.  165.  172.  176,  Ag  3,  Seh  242  (wegen 
des  alten  u  s.  ZfdPh.  XXII  495),  liond  W,  S  und  hund  S, 
H  89.  90,  hondert  W,  S,  H  23.  26.  28.  174,  Ag  passim  und 
hundert  W,  S,  H  25.  26,  Ag  passim,  honger  W  45,  24.  47, 
13.  392,  23.  427,  19.  433,  16,  H  84.  85.  148.  162  und  hun- 
gher  H  41,  iong,  ionghera  W,  S,  H  65.  116.  148,  Ag  94.  105, 


.Sr)0  W.  L.  van  Hei  teil, 

Seil  344.  751,  ioucfrou{ice)  W,  S,  Hllö,  clompa  'g-leba' Scli 
517,  kommer  Seh  732,  bycom{me)ria  S,  H  295,  Seh  732,  Ag: 
119  und  lymmmerya  S,'H298,  l'ondich  W,  H  171,  Ag  138, 
Seh  744,  JconcUghia  Seh  716,  l'onde  'Kunde'  Seh  730,  oer-, 
örl-onda,  -(e)  Seh  252.  469.  520.  521,  Ag  11.  45.  114,  JI50. 
54  und  Jctcnt  Ag  1.  2,  Seh  464.  720,  Tiundkh  H  174,  Seh 
337,  l'undighia,  -egia  H  121,  Ag  7,  oer-,  örJainda,  -(e)  Ag- 
passim,  S  496,  30,  H  35.  42.  133.  135.  158.  159,  liuntiTi\e 
'eunnus'  W,  S,  crom  Seh  649  und  crum  H  235,  craulcriuim 
■"krumm  wie  ein  Haken'  W,  longen,  -gne,  -gerne  W,  S,  H 
210,  238,  moiid  'Mund'  W,  H  passim,  Seh  736.  737,  S  492, 
5,  Ag  96  und  m,und  H  111,  S,  Seh  547.  751,  mond  'Vor- 
mund, Vormundsehaft'  Seh  753,  Ag-  14,  W,  H  passim  und 
mmid  Seh  242,  W  391,  29.  432,  11,  H  3.  113.  115.  149. 
300,  mondele  "Münder  W,  und  nmndele  H  91,  om{me)  W, 
Ag,  Seh  und  H  passim,  omhe  S  und  um{me)  W  388,  18.  26. 
389,  6.  12.  31.  408,  29.  409,  7.  430,  15.  29.  475,  12,  S  490, 
18,  H  180.  300.  302.  303.  304,  Ag  6.  8.  19.  43.  44,  Seh 
242.  243.  489.  515.  517.  520,  umhe  H  83,  S  493,  33,  Seh 
376,  on-  überall  passim  und  unnamedj  -nomed  S,  unl'ost  Seh 
242,  iciihlest  'Ruhestörung'  (eig,  'das  nieht  Zuhören')  W401, 
20,  out  'bis'  W,  S,  H  passim.  Seh  539.  590.  605.  607.  733. 
741  und  tmt  S,  Seh  489.  591,  H  105.  139.  145.  167.  168. 
169.  171.  301.  302.  303,  on{d)-,  out-  überall  passim  und  un{d)-, 
mit-  H25.  96.  117.  124.  130.  131.  132.  135.  142.  180.  301, 
S  442,  11.  13,  W  79,  20  (vgl.  PBrB.  XIX  427),  zinden,  -im 
'hora  tertia'  W  191,  13,  H  37,  doch  ond  W  391,  10  fehler- 
haft für  onden,  onder{-)  'unter-'  W,  H  passim  und  unden-) 
W  399,  24.  H  129  172.  304,  Seh  657,  S,  pond  W,  H  und 
Seh  passim,  Ag  55.  137  und  pund  S,  H  und  Seh  passim, 
pont  'Artikel'  S,  Seh  passim  Ag  98,  und  punt  Seh  242. 
334.  375.  394.  464.  647.  702.  709.  713.  718.  755,  sond  'ge- 
sund' W,  H  59,  Ag  64.  125,  Seh  736.  740,  sonda  'Gesund- 
heit' W  und  sunda  S,  Seh  377,  aonde,  -ig  W  und  H  passim 
und  snnde,  -ig  II  22.  41.  109,  sonder,  -ling,  -like,  -ering  V\  , 
S,  Ag,  Seh  und  II  passim  und  sunder,  -linglie  Ag  2.  (i.  15. 
18.  25.  44,  Seh  464.  517.  596.  659.  673.  737.  747,  sonne  W, 
1128.37.149,  sonnendei  W,  und  sonnaiond  Ag  3  (vgl.  PBrH. 
XIX  426),  sont  'seit'  11  24.  25.  163.  179,  somme  'Summe' 
Ag  24.  4S.    ()9.    7ii.  71.    105,    Seh  341    und    summe  Ag  pas- 


Zum  Vokalismus  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     351 

sim,  sclioid-  "crus'  AV  und  scliunk  S,  H  148.  158.  233,  atombe) 
W,  H  23.  176,  Ag-  15.  112.  114,  119.  153,  Seh  647  und 
stunde  H  164,  Seh  741,  stomp  ^stipes'  W,  tonge  W,  S,  H 
23,  Seh  341  und  tunge  S,  H  169,  tonne  'Tonne'  Ag  101.  153, 
Seh  615,  696,  icond'e  H  178.  300.  302.  304,  Seh  341.  376. 
547,  ii'onded  'gewundet'  II  115,  S,  (conder,  -licJc  W,  H  24; 
die  Präsentia  iconna,  rorina,  higonna,  swomma  (PBrB.  XIX 
428),  die  Präterita  3.  starker  Kl.  fo7id  H  33,  ontsprongh  AV, 
hiticong  W,  -en  W,  H  23.  168,  hicronghen  'erzielten'  W,  H 
23.  66.  167,  Ugonnen  W,  wonnen  W,  H  104.  168  und  ont- 
sprungli  W,  hisunch  AV,  die  Partizipia  derselben  Kl.  honden 
AV,  H  27.  120.  148,  Seh  720.  733,  {e)fonden  W,  H  27.  159, 
Seh  654,  bitwonghen  W,  H  23,  bicrongen  H  157,  be-,  byron- 
nen  AV,  H  25,  be-,  Ugonnen  AA^,  H  25.  37.  45.  167,  Seh  729. 
737,  tconnen  A\^  H  96.  111.  112.  117.  149,  Seh  342.  541. 
699.  716  und  bundeii  H  90,  funden  H  132.  161,  sowie  l-onna 
H  72,  -en  AA',  S,  H  71.  159.  174.  176.  177.  299.  301,  -et  AA^ 
426,  9,  -e  S,  H  177.  304 1),  konde  AV  und  Mnde  H  169, 
bigonde  W  und  bigunde  H  24.  168; 

J  hat  nahezu  ausnahmslos  o:  fotit  59,  18,  oj)-,  in-,  del-, 
foerd-  usw.  -gong  1,  6.  47.  13,  10.  20.  21.  25.  32,  12.  33, 
10.  50,  19.  81,  3.  87,  9,  gonga  ^g-ehen'  passini,  grond  13, 
45.  59,  21,  Jaeghond  72,  4.  Jwndert  28,  17,  hongerneed  60, 
19,  hongerich  59,  18,  jongh,  -lingh,  joncfroic  20,  9.  25,  3. 
27,  1.  84,  17,  bycom(me)ria,  -inghe  20,  6.  17.  43,  10,  lon- 
digia  81,  15,  (/oer)?»o?2/:? 'Vormund' 26,  1.  2.3.  usw.  36,  11. 
44,  13.  81,  15,  nonne  81,  23,  om{-)  passim,  on-,  onder(-),  ont- 
passini,  jjond  2,  12,  jjow^  passim,  sond  'gesund'  13,  47.  44,  1, 
3.  46,  47,    sonde  passim,    sonder{-)  passim,    sonne  1,  47.  59, 


1)  Daneben  auch  ko{e)na  W,  H  71.  Iconath.  -et  {-ath,  -et  für 
-en)  W  438.  6.  37.  434,  18,  J  47,  4.  50,  19.  27  mit  <>edehnt(Mii  Vok. 
nach  dem  Muster  von  caen  (s.  oben  S.  326).  Durch  Anlehnun«-  an 
könnet  und  *kun7ia  (vgl.  in  der  nwfri.  PBrB.  XIX  417  Fixssn.  2  er- 
wähnten Quelle  'Vrymoedigheit '  Icunne)  entstanden  kernst  W,  J  81, 
23,  *kunst  (nwfri.  Icunst)  für  regelrechtes  kenst  (vgl.  kenste  H  20), 
wie  {m)kom(p)st  W,  H  2.  30.  106,  J  1,  50,  gaerkompste  Seh  726  und 
gonsticli  S,  H  299.  301.  303,  ghunst  Seh  740.  754,  gtmstich  J  4,2.  13, 
11  für  '■•■{-)kemst{e),  *genst{e)  (vgl.  GJ  ginst  mit  regelrechtem  i«  aus 
e)  durch  Einwirkung  von  komma  und  *go7ina  (vgl.  in  'Vryraoe- 
dygheit'  vergond).  gunna  Seh  630.  738  (nwfri.  GJ  gi/nne  und  ginne 
durch  Anlehnung  an  ginst). 


352  W.  L.   van  Helten, 

17.  18.  60,  13,  stom2,  4.  66,  2.  81,  23,  schonl-e}i 'Knochen" 
59,  18,  stond  60,  13,  stront  'sterciis'  71,  2,  tonghe  1,  47. 
56,  6,  ivonde  2,  28.  58,  39.  41  usw.,  doch  icmcird  'unwür- 
dig' 59,  25,  punt  81,  15  und  dum  in  flekt.  Form  dummes, 
-a  19,  6.  64,  18,  duma,  -e  1,  3.  14,  2  (2  Mal).  30,  2b  mit 
dimm,nisse  84,  22-,  sowie  das  Präs.  sicomma  mit  swommel 
(PBrB.  XIX  428),  die  Präterita  donden  46,  48,  rönne  58, 
31.  34  undPartiz.  bonden  2,  23.  21,  14.  24,  21.  43,  9,  ro7i- 
neu  66,  4.  75,  3,  hitwongen  84,  2.  26,  sprongen  76,  6,  /oh- 
f^e«  und  Wonnen  passim,  dronclcen-  58,  28  neben  hunden 
59,  18. 

Vgl.  ausserdem  nwfri.  (GJ)  domp  'vapor'  (nnil.  domp), 
dong  'Dünger',  liompie  'humpeln',  honckie)  ''Aufenthaltsort', 
l'lonfe  'gleba',  mompelje  'in  den  Bart  hrunnnen',  momme 
'Larve',  pJomp,  pronck,  pongh  'Brtrse',  romp  'Rumpf,  tom- 
melje  'tummeln'  usw. 

Die  Annahme  sehwankender,  zwischen  o  und  u  liegen- 
den Vokal  darstellender  vSchreibungen  ist  ausgeschlossen,  indem 
die  Formen  im  Nwfri.  z.  T.  mit  o  und  z.  T.  mit  ü  oder  u 
erscheinen  (vgl.  in  GJ  ausser  den  vorstehenden  Wöi'tern  noch 
dorn,  gonge  'gehen',  honger,  jong,  hrom,  schoncJc,  iconder 
usw.,  punte  und  die  unten  verzeichneten  huicne,  gruivne  usw.). 
Aus  ont  'bis',  on{d)-,  ont-  und  sont  'seit'  geht  hervor,  dass 
die  Entwickelung  von  o  auch  in  nicht  volltoniger  Silbe  er- 
folgte. Für  die  Entstehung  der  Doppelformen  mit  n  und  o 
möchte  man  selbstverständlich  die  Einwirkung  der  Endungs- 
vokale verantwortlich  machen.  In  einem  Paradigma  Hunga 
Kora.  S.,  -an  Gen.  Dat.  Akk.  S.  ^)  aber  (das  Nomen  wurde 
naturgemäss  überwiegend  im  8.  verwandt)  Hesse  sich  die  Spal- 
tung von  u  in  u  und  o  schwerlich  begreiien,  denn  eine  Nei- 
gung zur  Affizicrung  von  u  nach  o  hin  müsste  im  a  sowie  im 
o  der  tonlosen  Folgesilbe  eine  Stütze  linden;  ganz  gut  denk- 
bar wäre  jedoch  eine  solche  Spaltung  zu  der  Zeit,  worin  aus 
dem  erwähnten  Paradigma  *f^r»(7^,  -ain)^)  hervorgegangen  war: 
folgendes  -a{-)  fcirderte  den  Übergang  in  o,  nicht  aber  folgen- 
des -e.  So  erklären  sich  ebenfalls  die  schwachen  Femininen 
nonne,    sonne,    tonne,   somme  und  snintnc:    und   ferner  gonga 


1)  WefAcn    dicöcs    -on,    -a{u)  vgl  Plirl'..  XN'II  276    und    unten 
S.  ;}57  Kussn. 


Zum  Yokalismus  und  Konsonantismus  der  Friesischen  Dialekte.     353 

Verl),  aus  "^'gongo  1.  S.,  -ath  PI.  Präs.  Ind.,  -a[n)  Inf.,  -rt«c?e 
Part.,  gunga  aus  ^gunge,  -e{n)  Opt.;  (/ow^/  Subst.,  schonJc, 
Stomp  mit  rcgelrecliteni  o  in  der  endungslosen  Form,  guwj, 
schunlx  mit  u  aus  ^^giinges,  -e  usw.;  clompa  seliw.  Mask.  mit 
0  vor  -r^,  -«(«);  lionger  aus  '''hongor  (ags.  huugor),  hunger  aus 
"^hungres,  -e\  iong,  sfoin  mit  o  aus  den  unflekt.  Kasus  und 
denen  auf-«;  longeii,  -gne  aus  Hongenne  (ahd.  lungun,  flekt. 
-unnä,  ag'S.  Jungen  mit  altem  Suff.  *-unt,  ^-unjö-\  nebentoni- 
ges e  beeinflusste  den  vorangehenden  Wurzelvokal  nicht) ;  die 
Präsentia  zconna,  sicomma  usw.  aus  ^iconno,  -ath  usw.;  die 
Präteriten  hkronghen,  wonnen  usw.  aus  %icrongon  usw.,  ow^- 
sprungh,  Insunch  aus  '^Sprunge,  -ein)  usw.  Opt.;  die  Partizi- 
pien bicronghen,  heronnen  usw.  mit  aus  dem  Präteritum  ent- 
lehnten o  (die  Partizipialendnng  war  -en,  vgl.  auch  Aofri.  Gr. 
§  284 1;  das  Präterito-präs.  Txonna  mit  o  aus  '"'konnon,  -a(n), 
-ande. 

In  Bezug  auf  den  nicht  in  o  übergegangenen  Vokal 
vor  nd,  nt  und  altem  inh  (Belege  für  solchen  Laut  vor  v/p 
habe  ich  nicht  notiert)  ist  auf  die  mit  der  Entwickelung  von 
-NoUtonigem  ä  und  7  vor  nd,  nt,  nh,  m p  (s.  oben  8.  324  ff.) 
})arallele  Dehnung  von  u  zu  achten,  welche  sich  für  die  ältere 
Sprache  ersehliessen  lässt  einerseits  aus  nwfri.  hiiwne  'Bund', 
gruicne'(a\'m\A\  huirne  'Hund',  ruicn'nwuV,  .sfnicn(e)  'Stunde', 
suicnerlinge  'sonderbar'  (neben  sonder),  smcn  'gesund', 
suwne  'Sünde',  iciiwne  'Wunde',  den  Präteriten  und  Partizipien 
htitcn,  fuicn  'band,  gebunden,  fand,  gefunden'  (s.  GJ),  hundert, 
ünder,  Sünder,  icRnder  usw.  (in  den  jetzigen  Dialekten)  i), 
andererseits  aus  awfri.  Sehreibungen  hic7id  W  389,  28,  criml- 
cruiun  W,  dunuheet,  -heit  W  431,  10.  17.  435,  15,  dnumnisse, 
düma,  -e  (s.  oben  ,Ji,  irni  'um'  H  304,  Seh  37().  658,  (360, 
wnder{-)  H  304,  Seh  657.  Hiernach  hat  man  den  Vokal  der 
einschlägigen  Formen  z.  T.  als  fi  'i.  T.  als  u  anzusetzen  (vgl. 
a.  a.  0.).  Also  dum,  -hed,  -heit,  crum  aus  '^dunihes,  -e  usw., 
doni,  -heit,  crom  mit  o  aus  den  unflektierten  Kasus  und  denen 
auf  -«;    ffint,   gründ,    hnnd,  ptint  aus   funtes,    -e  usw.,   fönt, 


1)  Gedehntes  u  vor  ns  hat  nwfri.  uns  'Unze',  ein  durch  jün- 
gere (nach  der  Wirkung  des  Umlauts  erfolgte)  Entlehnung  aus 
uncia  entnommenes  Wort  (die  ältere  Entlehnung  ense.  einse  wurde 
als  Münzname  verwandt). 


354  W.  L.  van  Hei  teil, 

f/ro7ul,  liond,  ponf  mit  o  ans  dem  Xoni.  Akk.  S. ;  die  Partizi- 
pien Minden,  fünden  aus  'Hyunden,  Pfunden,  doch  hondmi, 
fanden  mit  o,  wie  hicronghen  usw.  (s.  obem;  hundert  aus 
'^'hnnderad  (as.  hunderof),  honderf  aus  hondrad;  oerlünda 
aus  ^drJi'undiui/  (mit  Atitizieruiig  dos  A\'urz('llautes  liinderu- 
dein  ?«  der  Endung-)^  oerhonda  mit  o  aus  dem  S.  und  dem 
Xom.  Akk.  ]^L  '^■^örlxonda(n)\  hycüiinDeri/a  aus  ''Hyicnnibria  usw. 
(mit  AfH/ierung  des  Wurzellautes  hinderndem  -z-),  hijcom(rne)- 
ria  aus  Hricoinhra-;  usw.  usw. 

Als  die  Reflexe  von  '^'umhe,  ^under  (ags.  under)  wären 
nach  unserer  Regel  nur  ihnhe,  nm{me),  nnder  (vgk  die  Sehrei- 
bungen ?rm,  umder)  zu  erwarten;  "^'.simdor  (ags.  sundor),  *iin-, 
'hmd-,  unt  'bis',  '^'lindern  (vgl.  got.  undcmmimats,  ags.  undern 
mit  e  durch  Umhiut  aus  w,  wie  in  lungen,  s.  oben)  hätten 
regeh'echt  nur  solider,  on-^),  ond-,  ont-  (on-Y),  ont^),  ondern 


1)  Neben  an-  begegnet  mitunter  auch  oen-,  z.  B.  in  oenmoef- 
lick  W,  H  (s.  Pßrß.  XIX  419),  oencost  Seh  707,  oenwaexen,  -icilla, 
deeld,  -hlest,  -riücht.,  -schieldich,  -weemd,  -hern  W  19,  25.  388,  29. 
391,  23.  409,  27.  411,  34.  412,  11.  420,  16.  430,  3.  435,  3.  440,  16.  441, 
24.  467,  10.  18.  472,  6,  oenheldicheed,  -deeld,  -{för)u-rocht,  -bretzen, 
■hirmceth,  -bühingeth,  -ferlerren,  -tcifenda,  -willa,  -aciüldich,  -naemd 
n  20.  39.  40.  56.  69.  70.  71.  85.  90.  99.  100,  oentaem  (s.  zur  Lexic. 
des  Awfri.  45  f.),  oenaeft  J  47,  11  (Hett.  fal.sch  on-).  Die  Form  ent- 
stand durch  Anlehnung  an  oen  'ohne',  wie  klar  hervoro-eht  aus  öne- 
biicollid  'unbefleckt'  H  34,  önebiraedeth  H  146.  Natürlich  kann 
auch  mit  der  Schreibung  on-  z.  T.  solches  ön-  gemeint  sein  und 
ist  daher  die  Bezeichnung  des  Präfixes  mit  ön-  zu  empfehlen. 

2)  Neben  ont-  und  on-  (mit  assimiliertem  d)  steht  mitunter 
0671-  als  Neubildung  nach  dem  Muster  von  oen-  und  oii-  'an-'  (vgl. 
oben  S.  332)  sowie  oen-  und  on-  'un-'  (s.  vorstehende  Fussn.):  oen- 
faen,  -focht,  -ßng,  -fengen  'empfangen'  W  410,  24.  H  37.  39.  106.  HO. 
111.  112.  119.  120,  oenflecht  'das  Abgehen  der  Haut'  W  466,  14,  S 
449.  5,  H  210,  oenswerra,  -swara  'eidlich  für  unschuldig  erklären' 
W  465,  18.  31.  466,  25,  H  33.  35.  39.  88.  89.  92.  93.  100  usw.,  gleich- 
bedeutendes oenriödita  H  53.  101,  oenblnda  'Al)lass  geben'  W  423, 
IS,  oengaen  'unschiildio-  erklärt  Averden'  J  1,  24,  oensllta  'unfiültig 
erklären'  H  55,  oenfälla  'entfallen'  H  63,  oennpraengh  'entsi)rang' 
H  65,  oe?J(r/ö/(Ze'entfi-älte'  H  73,  oenbrakamln  (Zur  Lexic.  des  Awfri.4.5). 

3)  Neben  ont  auch  oent  H  44  (was  auf  die  .Möglichkeit  schlies- 
sen  lässt,  dass  auch  mit  der  Schreibung  ont  z.  T.  önt  gemeint  .«ei, 
und  die  Ansetzung  der  Partikel  als  önt  empfiehlt)  durch  Einwirkung 
von  Seiten  der  Präpos.  oen  'an'  (vgl.  wegen  der  Berührung  zwi- 
schen 'bis'  und  'an'  mhd.  unz{en)  an  und  ndl.  tot  aan).  Das  Nwfri. 
verwendet  beide  Formen  ont  und  oant. 


Zum  Vokalismus  und  Konsoiianti.smiis  der  Friesischen  Dialekte.     3ö5 

erg-eben  kümieii.  Dass  sieh  daneben  auch  o/i/he,  omdue),  on- 
der,  sunder,  ün-  (vgl.  die  oben  belegten  Schreibungen  icnhlesf, 
wnwird) ,  und-,  ünt-,  ün-,  ünt-,  ünder7i  finden  (vgl.  auch 
nwfri.  nach  OJ  om,  ander,  sonder,  on-,  ont-,  in  'Vrymoedyg-- 
heit'  om,  ünder,  sünder,  on-  und  ün-,  ont-  und  ünt-'^),  in  den 
jetzigen  Dialekten  om,  onder  und  ünder,  solider  und  sünder, 
ont-  und  ünt-,  ont),  begreift  sich  aber  ganz  leicht  als  die 
Folg-e  von  Analogiebildung  nach  den  normalen  Doppelformen 
mit  ü  oder  u  und  o  .vor  labialem  und  dentalem  Nasal.  (Vgl. 
noch  im  jetzigen  Xwfri.  sunt  und  sont  =  awfri.  sont.) 

Anlehnung  liegt  vor  in  A'onde,  l'ondich,  -igia  an  '■'l-oud, 
m  mondele  an  mond  'Vormund',  ^?mfZ« 'Gesundheit'  au  sÜMd 
(woneben   mit   regelrechtem  Vok.   ländich,    mündele,    sonda). 

Indem  die  (unten  VIT  zu  erörternde)  Entstehung  von 
mm,  nn  aus  m,  n  aus  der  Periode  stammt,  woi'in  der  auf 
-ö  +  Xasal  oder  -ö-  der  Pänultima  zurückgehende  Endungs- 
vokal noch  o-Qualität  hatte  und  nicht  zu  a  g-eschwächt  war, 
die  Atfizierung-  von  Wurzelvokal  m  vor  Xasalgeniinata  oder 
Nasalverbindung-  aber  erst  in  der  Periode  stattfand,  worin 
letztere  «-Qualität  herrschte,  ist  für  die  Bildungen  mit  umm 
aus  um  ebenfalls  Übergang  von  u  zu  o  unter  den  für  diesen 
Lautprozess  erforderlichen  Beding-ungen  zu  folgern.  Zeug- 
nisse für  solches  o  gewährt,  was  das  Nwfri.  betriÖ"t,  GJ  in 
dem  schwachen  Mask.  tomme  'Daumen',  den  schwachen  Femi- 
ninen Jomme  'Laune',  plom(jne)  'Feder',  promime)  'Pflaume', 
sowie  in  rom  (flekt.  romme  usw.)  'g-eräumig-',  somje  'säumen'. 
Aus  den  alten  Denkmälern  kann  ich,  selbstverständlich  durch 
Zufall,  nur  Formen  mit  umm  belegen :  foersummelich  Seh 
ß.57  und  hh)umma  W,  H  202.  207.  212.  2nö.  250.  255  (mit 
nicht  reg-elrechtem  u  vor  -a  durch  Einwirkung  von  Seiten 
der  Form  mit  um),  woneben  foer-,  icrsümia  J  25,  18.  39,  o. 
84,  24,  Seh  602,  for-,  versümicheed  J  40,  4,  icrsümenisse  J 
39,  2,  tama  W,  rnem  H  74,  rftma  (flekt.)  W. 

Inwiefern  oder  ob  überhaupt  der  Wurzelvok.  von  l-omma 
und  ney-,  eefterl-omma  (s.  unten  S.  358)  durch  den  in  Rede 
stehenden  Prozess  entstand,  ist  nicht  zu  ermitteln,  weil  schon 


1)  Die  Länge  des  \'okals  ist  in  dem  Denkmal  nielit  bezeich- 
net; man  vgl.  aber  daselbst  die  Sehreibungen  tis  'uns,  unser',  hus^ 
'  Haus '. 


356  AV.  L.  van  Holten, 

vor  der  Genesis  von  nun  u  und  o  in  Folge  der  Wirkung-  der 
westgerni.  Brechung-  über  die  Flexionsformen  gedachter  Wörter 
verteilt  waren  (vgl.  auch  coma,  cnn/ath).  Für  som(nie)J'ilx,  -ig 
(s.  a.  a.  0.)  ist  sogar  die  Möglichkeit  zu  beachten,  dass  sein 
mm  erst  nach  der  Entwicklung  von  o  aus  u  entstanden  wäre. 


VII.     Zur  Dehnung  von  m  und  n   im  Westfriesischen. 

Formen  mit  altem  einfachem  m  und  n  stehen  im  Awfri., 
auch  wenn  dem  Nasal  keine  dehnende  Liquida  folgte,  viel- 
fach mit  tniii  und  nn  :  honna  'Hahn'  neben  hona,  monnia 
'monere'  neben  inonia,  mauia,  frommia  neben  franiia,  hy- 
nammed  neben  nomia,  naniia,  '''schanitnia  neben  schanda, 
^schamme  (ags.  sceamu),  7iamma  neben  nama,  fanna  'Fahne' 
neben  fana,  eerfnamma  neben  eerfnama  (s.  oben  8.  330), 
monnen-,  mannendey  neben  möna  und  möne{n)dey,  nionnat,  -et 
neben  mönad,  -ed,  rammia,  dam  mit  *clammia  (s.  oben  S.  332  f.) 
neben  cleem  Seh  240.  376.  (mask.  /-Stamm,  A^gl.  mit.  clae- 
meum  'actio,  quam  quis  intentat  ad  recuperandam  proprietatem' 
Ducange)^)  mit  hicleinef  'verklagt'  Seh  346,  H  294^),  hem, 
Mm  'Dorf  (flekt.  hemmen,  liimmen,  -es,  s.  oben  S.  346)  neben 
hemena  Gen.  Pl.^),  heemlik  W,  hemelych  J  2,  33.  14,  1.  60, 
86,  10,  heemsteed,  -stede  W,  H  126,  allinna,  allenna  'allein' 
(PBrB.  XIX  369),  personna  Triester'  J  17,  11,  S,  Seh  240. 
342.  514,  Ag  23.  35.  42.  43.  57,  H  279.  281,  persenna  S, 
Seh  342.  376.  377.  532.  548.  708,  Ag  11.  29.  59.  66,  per- 
sinna  S,  H  273,  Seh  342,  709.  731,  Ag  117.  126  neben 
persona  J  und  Seh  passim,  W,  Ag  3.  4.  6.  usw.,  H  272.  274, 


1)  Das  Nomen  ist  glciclibedeutend  mit  cUnn.  Vii'l.  mit  der 
oben  S.  333  Fussn.  1  aus  Rtj.  zitierten  Stelle,  die  beiden  Belegstellen 
für  cleem.  Seh  240  (=  Rq.  477):  Item,  hicaso  maket  aen  cleem 
ticem  iggen  hyfwischa,  ather  (jedem)  igh  ficä  jwnd.  Item,  hicaso 
aen  buhlest  makath  eens  ende  oersta  ende  a  thredda  fyf,  dy  arberth 
een  Mlff  jwnd.  Seh  .376  (=  Rq.  460):  En  sliucht  önhlest  en  hael 
pünd  nyes  ieldis;  mer  hica  änne  kleem  makket  ttciskn  ticene 
igyen,  aydcr  ig  ticd  pünd  nyes  ieldis. 

2)  Vgl.  auch  hiclämd  'verklagt'  J  51\  23  zu  *biclammia  oder 
VAX  *biclamia  (nacii  Art  von  ramia  usw.).  Wegen  -d  für  -ed  aus 
-ad  s.  PBr]5.  XIX  4.'}3. 

3)  Oder  Felder  lür  hemmena?  Vgl.  die  im  \Vb.  verzeiclineten 
Beleg-Stellen. 


Zum  Vokalisnnis  und  Konsonantisiniis  der  Friesischen  Dialekte.     357 

dommis,  -e,  -en  'Urteils,  -e'  H  62.  65.  115.  125.  179  neben 
doeni,  dömes  usw.  W,  S,  H  und  J  i)a8sim,  '■'■'donunia,  zu  fol- 
g-ern  aus  nwtVi.  foerdommje  'verdammen'  GJ,  und  döiiila  W, 
J  21,  20.  81,  2],  '■'hlonnne,  zu  folgern  aus  n\Yfri.  hJomnie, 
t{Ji)umnia  'Daumen'  neben  tünia,  sowie  die  aus  nwtVi.  lonime 
usw.  (s.  oben  8.  355)  zu  erscldiessenden  Formen  ^huirme, 
'■ylumnie,  '-yrunntie  und  ^lomine  usw.,  *rinii{ii/),  '^foer-,  ''-'icrsu»!- 
iii/a,  foersummelick  und  '^rom(m),  *-soii7mla  neben  rüm,  -sümia. 
Für  die  Deutung  der  Bildungen  ist  auf  cdJinna,  allenna 
zu  achten,  dessen  konstantes  vor  der  alten  Endung  -o  (vgl. 
alid.  eino)  stehendes  nii  auf  dunkle»  Endungsvokal  als  Dehnungs- 
faktor schliessen  lässt.  Demgemäss  muss  die  Geminata  der 
schwa(dien  Maskulinen  Jionna,  namma,  fanna,  eerfnamnia, 
personna,  -enna,  -inna,  t{h)umma  aus  '''honno  Nom.  S.,  ono 
Gen.  PI.,  -tun  Dat.  PI.  usw.,  der  einfache  Nasal  von  hova, 
nama  usw.  aus  '^honan  Gen.  Dat.  Akk.  S.  und  Nom.  Akk. 
PI.  usw.  stammen  (das  a  von  namma  usw.  rührt  her  aus 
"^nomman  usw.  mit  analogisehem  mm  für  w);  beruht  mojinat, 
-et  auf  '^mönoth  und  mönad,  -ed  auf  synkopiertes  *mönd- 
(vgl.  ags.  möyidas,  -a  Plur.);  kam  das  mm  in  '^'prumme, 
''promme  (ags.  pliime,  -an),  *hlo7nme  (ahd.  bluoma,  -ün)  ur- 
sprünglich nur  den  Flexionsbildungen  ^prummon  Gen.  Dat, 
Akk.  S.  und  Nom.  Akk.  PI.  ^),  -ono,  -um  Gen.  Dat.  PI.  usw. 
zu.  während  das  n  von  möna  aus  dem  Nom.  S.  ^'möna  stammt 
(hieran  angelehntes  möne{n)dei  neben  mannen-,  mannendei 
mit  nn  aus  ^^monnon-):,  sind  ^plumme,  ^'pJomme,  ^Jumme, 
Homme  nach  ^prumme,  ^promme  zu  beurteilen;  ist  das  »/;?/  von 
dommis  usw.,  hemmen,  Jiimmen  aus  dem  alten  PI.  "^dommor,  -o, 


1)  Ich  setze  für  diese  Periode  den  Akk.  S.  und  PI.  an  mit 
*-on,  nicht  mit  *-un^  weil  es  mit  Kücksiclit  auf  das  absolute  Fehlen 
von  Resten  solcher  *-«n  in  der  überlieferten  Sprache  sehr  -wahrschein- 
lich ist,  dass  im  Vorl'ries.  die  alte  Endung  gedachter  Kasus  schon 
frühzeitig  durch  das  Suffix  des  Gen.  Dat.  S.  und  Nom.  PI.  verdrängt 
ist  (vgl.  PBrB.  XV  463  und  XVIT  276).  Hiernach  ist  PBrB.  XIX  355 
*hrivo7i  statt  hrivun  zu  lesen  und,  indem  man  in  gleicher  AVeise 
für  den  Akk.  S.  M.  (vgl.  PBrB.  XV"  460  f.)  frühzeitige  Verdrängung 
von  *-Mn  durch  *-an  anzunehmen  hat,  daselbst  354  Z.  21  v.  o.  *-un 
als  Faktor  für  die  Entstehung  von  iv  aus  v  zu  streichen.  Verkür- 
zung von  gedecktem  5  der  Endung  ist  für  die  Zeit  der  Entwickelung 
von  mm,  nn  zu  folgern  aus  dem  für  dieselbe  Periode  neben  nicht 
synkopierter  Form  anzusetzenden  mönd-  (s.  oben  im  Texte). 


358  W.  L.  \  a  n  Hellen, 

-tun  usw.  ^),  das  m  von  dorn  aus  dem  Sing,  dorn,  -ea,  -e  her- 
zuleiten (auch  in  den  Prototypen  /u  hemehjcli,  heemsteed  -stede 
fehlte  der  Dehnung-sfaktor) ;  geht  die  Geniinata  von  '^n(ni{m), 
'^rom^m)  auf  die  schwachen  Flexionsbildungen  mit  -*o,  -"^'on,  -"^oiio, 
^'-um,  das  m  von  rüm  auf  die  anderen  schwachen  und  die 
starken  Flexionsformen  zurück;  stanunt  das  rtim  in  '-'schaDitne 
aus  dem  Noni.  S.  '^scomniu  für  ^'sconm  (a  aus  den  ohli(iuen 
Kasus );  beruhen  nn,  min  in  monnia,  fronimia,  bjjnammed, 
ranunia,  '■^clatnmia,  '''do/nniia,  *sumnda,  '^'sommia  auf  altes 
^'niono-,  ^rönio-  usw.,  n,  m  in  nionia,  mania,  framia  usw. 
iiuf  die  Flexionsbildungen  mit  -ij-  (das  a  von  hynamnied,  rcun- 
mia  usw.  rührt  her  aus  ''iwintnij-  usw.  mit  analogischeni  7nm;. 
Das  Subst.  da  in  ist  Analogiebildung  (für  *clöni)  zu  *clammia. 
Dass,  wie  bei  dem  vorstehenden  Deutungen  angenonnnen  wurde, 
die  Entstehung  von  im,  inin  älteren  Datums  ist  als  die  Ent- 
wickelung  von  a  vor  Nasal  aus  o,  wird  erwiesen  durch  inan- 
neudei/,  ranunia,  '^'clainnila. 

Der  gedehnte  Konson.  von  lainme,  -a  'lahme'  J  11,  (), 
H  210.  258  kann  in  einer  Linie  stehen  mit  ^runiijn)  oder 
durch  die  unflektierte  Form  beeinflusste  Neubildung  sein.  Letz- 
teres ist  sicher  der  Fall  in  '^s-omni-,  '^huiiiiii-,  wonach  som.{nie)- 
lilx  W,  H  241,  soininlg  H  228,  suminig  Seh  703.  736.  737.  754. 

Für  die  Entstehung  von  mm  in  neij-,  eeftercomma  Ag 
passim,  eftercuinma  Scli  637.  647.  658.  659.  669,  Ixomma,  -en, 
-afh  usw.  W,  II  und  J  passim.  Seh  541.  565,  Ag  24.  96. 
101.  139,  litiminen,  -e  H  117  (neben  coina,  -e  H  passim,  Ag 
114  mit  l'oemt  U  94  und  cumath,  -e  II  156.  164)  und  nim- 
ma,  -en  J  1,  16.  15,  28.  44,  1,  Ag  129,  Seh  342.  537.  771, 
neinma  Seh  609.  699.  715.  737.  739.  740.  754  (neben  niina, 
-en  usw.  W,  H  und  J  passim,  Seh  662.  745)  muss  natürlich 
die  oben  erschlossene  Regel  gelten  {komma  usw.,  niniina  usw. 
aus  '^koinnm,  -oth,  '^nimmu,  -otJi).  Ausserdem  aber  wurde 
hier  die  Verwendung  von  Bildungen  mit  nun  gefördert  durch 
die  in  der  starken  Konjug.  nach  4.  und  5.  Kl.  zu  beol)ach- 
tende  Neigung,  nach  dem  Muster  der  durch  Synkope  gekürz- 
ten Formen  für  die  2.  3.  S.  Präs.  Ind.  oder  (bzw.  und)  das 
flektierte  I'.  P.  auch  in  den  anderen  Flexionsbildnngcn  in 
geschlossener  Silbe  stellenden  Vok.  zu  sprechen.     Man  l)e;ieiite 


1)  Wegen  *-or  al.s  aller  Jüulung  v;^].  AolVi.  (Ir.  §  155. 


Zum  Vokalibmus  und  Konsoiiantifeiiius  der  Friesischen  Dialekte.     35!) 

die  3.  S.  Ixonif,  nirid  passim  und  die  Partizipien  coininen  W, 
H  und  J  passim,  Ag-  17.  19.  24.  134  (nie  comen,  denn  H  2.") 
las  Hett.  falsch  statt  commen),  nimmen  W  398,  24.  399,  25, 
H  230,  J  18,  13.  21,  22.  22,  23.  87,  1,  Ag  44.  114,  Seh 
471,  nenimen  Ag-  99,  Scli  701.  718.  720.  726.  730.  738  (neben 
nimen  H  57.  59.  93.  109.  131,  W  69,  29.  407,  21.  411,  37. 
417,  33.  466,  24,  J  2,  21.  9,  5.  27,  1.  46,  8.  55,  8,  Seh 
499.  690,  Ag-  96,  nemeu  Seh  720),  und  vergleiche  brecJca, 
.spreclri,  stecka  usav.  aus  hrect,  %recst  usw.  (s.  PBrB.  XIX 
411),  icessa  überall  passim  aus  wessen  AV  429,  7.  9.  433, 
32,  H  165.  175,  Ag-  26.  95,  Seh  546.  729,  J  passim;  icr-, 
foerietta,  -en  'vergessen'  W,  Seh  703,  J  25,  26.  37,  13,  metta, 
-en  ^messen'  W  418,  17.  464,  1.  466,  8.  20.  476,  22,  H  154, 
8ch  692,  Stella  'stehlen'  J  ob,  6.  58,  26.  60,  15.  19.  62,  5. 
86,  7,  hella,  -en  'hehlen'  usw.  J  16,  1.  60,  2,  sclierra  'schnei- 
den' H  56,  lessa  'lesen'  J  15,  27.  18,  16,  Seh  401.  469, 
Ag  64  aus  -Hest,  -'-'iet,  -ietten  Seh  704.  772,  Ag  38,  met 
W,  metten  J  25,  35,  stelt  W,  S,  J  60,  13,  stellen  W  69, 
8.  102,  16.  417,  32.  36,  H  2.  57.  93.  131,  J  passim,  lielt 
J  16,  2,  hellen  W,  J  9,  6,  '^schert,  scherren  W  463,  11,  H 
225,  J  72,  4,  Hest,  lessen  Ag  43,  Seh  754. 

Das  m/n  in  {■n)enima,  (n)unmen  usw.  'Niemand,  Jemand', 
enimer,  {njimmer  '(niimmer'  (s.  oben  S.  344)  ist  die  Folge 
der  Kür/Anig  des  Vokals  im  sclnvachtouig  gesprochenen  Wort: 
die  Silbe,  welche  einen  gekürzten  Laut  enthielt,  dessen  Quan- 
tität mit  der  des  in  geschlossener  Silbe  stehenden,  ursprüng- 
lich kurzen  Vokals  übereinstimmte,  wurde  ebenfalls  geschlossen. 
Vgl.  die  auf  gleichem  AVegc  entstandeneu  mhd.  mud.  mnl. 
{n)im/ner  aus  ahd.  (n)ionier,  as.  anfrk.  '■'■'(njlomer^). 

Nachtrag  zu  S.  332.  Neben  regelrecht  entwickeltem  man- 
nendey  (aus  '•'/nonnan-)  hergestelltes  o  in  monne7idei  durch  Anleh- 
nung- an  sonnendei  (vgl.  PBrB.  XIX  426). 

1)  Eben  wegen  dieser  jungen  Entwickelung  des  inm  ist  die 
Deutung  desselben  aus  wm  (Aofri.  Gr.  §  88)  zu  verwerfen. 

W,  L.  van  Ilelten. 


360  Wilhelm  Streitberg, 


Sclileicliers  Auffassung  von   der  Stellung  der 
Sprachwissenschaft. 


"Sclion  bei  der  ersten  Bekanntschaft  mit  den  Arbeiten 
August  Scldeichers  drängt  sieh  die  Beobachtung  auf,  dass 
auf  diesen  Gelehrten  von  zwei  Wissensgebieten  aus,  die  ausser- 
halb der  Sprachwissenschaft  stehen,  ein  von  ihm  selbst  an- 
erkannter Einfluss  geübt  worden  ist,  nämlich  von  der  Hegel- 
schen  Philosophie,  der  er  in  Jüngern  Jahren  anhing,  und  der 
modernen  Naturwissenschaft,  für  die  er  namentlich  in  der 
letzten  Zeit  seines  Lebens  eine  warme,  ja  leidenschaftliehe 
Vorliebe  gezeigt  hat." 

Indem  D  e  1  b  r  ü  c  k,  dessen  Einleitung  in  das  Sprach- 
studium die  augeführten  Worte  entnommen  sind,  die  Stärke 
dieser  Einwirkungen  gegen  einander  abzuschätzen  sucht,  kommt 
er  zu  dem  Ergebnis,  dass  das  Gedankenmaterial,  das  man  als 
Hegelisch  in  Anspruch  nehmen  dürfe,  nicht  eben  bedeutend 
sei.  Den  sachlichen  Einfluss  Hegels  könne  man  nur  etwa 
in  dem  Aufnehmen  jener  Meinung  linden,  "dass  in  der  Ent- 
wicklung der  Menschheit  eine  vorgeschichtliche  Periode,  in 
welcher  der  Geist  noch  träumerisch  gebunden  war,  und  eine 
geschichtliche,  in  welcher  er  zur  Freiheit  erwacht,  zu  unter- 
scheiden sei." 

Ungleich  tiefer  gehend  und  nachhaltiger  sei  dagegen 
der  Einfluss  gewesen,  den  die  Naturwissenschaft,  besonders 
in  den  spätem  Jahren  seines  Lebens,  auf  Schleicher  ausgeübt 
habe.  "Wenn  er,  in  seinem  geliebten  Garten  auf  und  ab 
wandelnd.  Formen  der  Sprache  analysierte,  so  mochte  ihm 
oft  der  Gedanke  kommen,  dass,  wer  Formen  und  wer  Pflanzen 
zerlegt,  im  Grunde  dasselbe  Geschäft  treibe,  und  wenn  er  die 
(rcsctzmässigkeit  der  sprachlichen  Entwicklung  erwog,  welche 
klar  zu  legen  sein  ernstestes  Bestreben  war,  so  erschien  ihm 
die  Vorstellung  sehr  natürlich,  dass  die  Sprache  nichts  anderes 
sei  als  ein  Naturwesen.  Diese  Eindrücke  und  Gedanken  ge- 
stalteten sich  in  seinem  systenuitisiereiiden  Geiste  zu  einer 
ernsthaften  Lehre,  deren  Hauptsätze  die  folgenden  sind:  Die 
Sprache  ist  ein  Naturorganismus,  sie  lebt  wie  die  andern 
Organismen,    wenn   sie   auch   nicht    wie    der   Mensch    handelt. 


Schleichers  Aiiftassiing-  von  dei*  Stellung'  der  Sprachwissenschaft.    361 

Die  AVisseuschaft  von  diesem  Organismus  geliürt  zu  den  Xatur- 
wissenseliafteu,  und  die  Methode,  mittels  deren  sie  betrieben 
werden  muss,  ist  die  naturwissenschaftliche." 

Wenn  man  diese  Worte  unbefang-en  liest,  so  empfängt 
man  unzweifelhaft  den  Eindruck,  als  ob  Schleicher  erst  ver- 
hältnismässig spät  zu  seiner  naturwissenschaftlichen  Auffassung 
der  Sprache  gelangt  sei.  Ist  doch  kurz  vorher  ausdrücklich 
von  der  "letzten  Zeit  seines  Lebens"  die  Rede  gewesen,  und 
wird  in  den  eben  ausgehobenen  Sätzen  deutlich  auf  die  Jenaer 
Jahre  angespielt. 

Eine  solche  Annahme  wäre  jedoch  ein  offenbarer  Irrtum. 
Schleichers  naturwissenschaftliche  Auffassung  vom  Wesen  der 
Sprache  und  die  sich  hieraus  ergebenden  Folgerungen  für  die 
sprachwissenschaftliche  Methode  sind  keineswegs  so  späten 
Datums,  wie  Delbrück  zu  vermuten  geneigt  scheint.  Viel- 
mehr finden  wir  diese  Theorie  bereits  vollkommen  ausgebildet 
und  abgeschlossen  bei  dem  jungen  Schleicher  des  Jahres  1850: 
Die  Einleitung  zu  seinem  Ikiclie  über  Die  Sprachen  Europas 
in  systematischer  Übersicht,  das  als  zweiter  Band  der  Lingui- 
stischen, oder  wie  der  Titel  ursprünglich  lautete.  Sprachver- 
gleichenden Untersuchungen  bezeichnet  wird,  setzt  sie  in  aus- 
führlicher Erörterung  auseinander.  Ist  also  die  naturwissen- 
schaftliche Anschauung  vom  Wesen  der  Sprache  dem  Einflüsse 
der  modernen  Naturwissenschaft  zuzuschreiben,  wie  Delbrück 
annimmt,  so  muss  dieser  bereits  vor  dem  Frühling  1850  auf 
Schleicher  gewirkt  haben. 

Wie  uns  hierdurch  ein  termimis  ad  quem  gegeben  ist, 
so  lässt  sich  auch  der  termimis  a  quo  mit  Leichtigkeit  aufs 
genaueste  bestimmen :  die  Einwirkung  der  Naturwissenschaft 
müsste  nach  dem  Frühling  1848  erfolgt  sein;  denn  um  diese 
Zeit  ist  die  Abhandlung  Zur  vergleichenden  Sprachengeschichte 
erschienen,  die  den  ersten  JJand  der  Sprachvergleichenden 
Untersuchungen  bildet  und  zugleich  Scldeichers  Erstlingswerk^) 
ist.  Hier  aber  heisst  es  gleich  auf  S.  If. :  "Diese  Verände- 
rungen, welchen  wir  die  Sprachen  unterworfen  sehen,  sind 
entschieden  geschichtlicher  Art;  sie  gleichen  nicht  den 
Veränderungen,  die  wir  in  der  uns  umgebenden  Natur  beob- 
achten,  welche  'so  unendlich  mannigfaltig  sie  sind,    doch  mir 


1)  Ich  sehe  natürlich  von  der  Dissertation  n.  dg-l.  al). 

Indogermanische  Forsclmns^en  VI!  3  u.  1.  24 


362  Williclni  ,Slrcitl)(M-g-, 

einen  Kreislauf  zeigen,  der  sich  ininier  wiederholt'  (Hegel), 
sondern  es  kommt  bei  ihnen,  wie  bei  allen  Veränderungen, 
welehe  auf  dem  geistigen  iioden  vorgehen,  stets  Neues,  früher 
nicht  Dagewesenes  zum  Vorschein.  Wie  sollte  auch  die 
kSprache,  die  durch  so  enge  Bande  mit  dem  Geiste 
verknüpft  ist,  einen  anderen  Weg  gehen  als  dieser 
und  dem  (Jange  der  Organismen  der  Natur  folgen..." 

Man  kann  sich  keinen  schroffem  Gegensatz  zu  der 
spätem  naturwissenschaftlichen  Auffassung  denken  als  diese 
Worte.  Hat  daher  Delbrück  recht,  wenn  er  jene  als  eine 
Art  Emanzipation  von  dem  Einflüsse  Hegels  auffasst,  der  durcli 
die  Einwirkung  der  Naturwissenschaft  zurückgedrängt  worden 
sei,  so  muss  dieser  Systemwechsel,  dieser  Bruch  mit  der  Ver- 
gangenheit sehr  rasch  und  sehr  energisch  vollzogen  worden 
sein.  Die  stets  festgehaltne  Hcgelsche  Periodenteilung  wäre 
alsdann  das  einzige  Denkmal  der  überwundenen  Jugendideen. 

So  einleuchtend  diese  Auffassung  beim  ersten  Blick  er- 
scheinen könnte,  so  wird  sie  doch  den  tliatsächlichen  Ver- 
hältnissen in  keiner  Weise  gerecht.  Diese  zwingen  uns  viel- 
mehr, wie  mich  dünkt,  zu  dem  Eingeständnis,  dass  die  ganze 
theoretische  Anschauung,  die  sich  Schleicher  im  Beginn  seiner 
wissenschaftlichen  Laufbahn  vom  Wesen  der  Sprache  gebildet 
hat  und  der  er  bis  an  das  Ende  seines  Lebens  unwandelbar 
treu  geblieben  ist,  dem  Boden  der  Hegeischen  Philosophie 
entsprungen  ist  und  dass  grade  das,  was  eine  Abkehr  von 
ihr  zu  bedeuten  scheint,  nichts  anders  als  eine  konsequente 
Durchführung  des  ursprünglichen  Grundgedankens  ist. 

Man  gestatte  mir  zum  Beweise  dieser  Behauptung  etwas 
weiter  auszuholen. 

Wir  haben  bereits  geselin,  dass  Schleicher  in  der  Ein- 
leitung zu  seiner  E^rstlingsschrift  die  Sprache  der  geistigen 
Sphäre  des  Menschen  zuweist,  ihren  Vcrändernngen  geschicht- 
liehen ('harakter  zuschreibt  und  sie  den  Veränderungen  im 
Reiche  der  Natur  ausdrücklich  gegenüberstellt.  Wie  sich  nun 
aus  dem  Umstand,  dass  das  Wesen  des  Menschen  in  seinen 
Hauptmomenten  notwendigerweise  überall  dasselbe  ist,  für  die 
(leschichte  aller  Nationen  im  grossen  und  ganzen  derselbe 
Entwi(d<lungsgang  ergiebt,  so  nniss  auch  eine  solche  L'berein- 
stimmung  in  der  geschichtliehen  Kntwieklnng  aus  dem  überall 
gleielien  WesiMi  der  Sprache  eisehhtssen   werden.     Das  Wesen 


Schleichers  Autfassuug  von  der  Stellung-  der  Sprachwissenschaft.    363 

der  Geschiclitc  aber  besteht  in  dem  sukzessiven  Hervortreten 
der  Momente,  die  zusammeng-enommen  den  Begriff  des  sich 
g-eschiehtlich  entfaltet  habenden  biklen.  Was  in  der  syste- 
matischen Betrachtung  nebeneinander  erscheint,  das  tritt  in 
der  Geschichte  nacheinander  auf.  Wir  sehn  z.  15.  wie  die 
Pflanze  das  Mineral  als  aufgehobnes  j\roment,  als  Voraus- 
setzung hat,  das  Tier  dag^egen  die  Pflanze ;  wir  werden  somit 
in  der  g-eschichtlichen  Entwicklung  mit  vollem  Rechte  den 
mineralischen  Organismus,  die  Krystallisierung,  als  das  erste, 
die  Pflanze  als  das  zweite,  das  Tier  als  das  dritte  hinstellen. 
Bei  der  Sprache  besteht  ein  g-anz  analoges  Verhältnis.  Ihr 
Wesen  wird  unstreitig-  mit  Kecht  in  dem  Verhältnis  von  Be- 
deutung und  Beziehung  gesehn.  Hieraus  ergeben  sieh  drei 
Möglichkeiten: 

1.  Die  Bedeutung  allein  wird  lautlich  ausgedrückt: 
isolierende  oder  Wurzelsprachen. 

2.  Bedeutung  und  JJeziehung  werden  neben  einander 
ausgedrückt:  agglutinierende  Sprachen. 

o.  Bedeutung  und  Beziehung  werden  lautlich  ausge- 
drückt und  zur  Einheit  des  Wortes  verschmolzen:  flektierende 
Sprachen. 

Dieses  System  sollten  wir  in  der  Geschichte  anzutreffen 
erwarten.  Es  wird  uns  aber  eine  Enttäuschung  nicht  erspart 
bleiben,  wenn  wir  mit  dieser  Erwartung  an  die  Geschichte 
irgend  einer  Sprache  herantreten.  So  weit  wir  eine  jede 
auch  zurückverfolgen,  bei  keiner  idg.  Sprache  stossen  wir  auf 
irgend  welche  Entwicklung  d.  h.  Vervollkommnung,  geschweige 
denn,  dass  wir  die  oben  beschriebene  Stufenfolge  bei  ihr 
beobachten  könnten.  Vielmehr  scheint  die  Geschichte  der 
Sprache  auf  den  ersten  Blick  den  aller  sonstigen  Geschichte 
entgegengesetzten  Weg  eingeschlagen  zu  haben;  denn 
wir  können  in  historischer  Zeit  nur  eine  ausschliesslich  ab- 
steigende Bewegung  wahrnehmen. 

Aber  —  so  muss  man  sich  fragen,  sobald  die  erste 
Überraschung  verflogen  ist  - —  sind  wir  überhaupt  zu  der 
Erwartung  berechtigt,  in  historischer  Zeit  eine  aufsteigende 
Sprachentwicklung  anzutreffen?  Muss  nicht  die  Sprache  schon 
vorher  fertig  sein,  ehe  überhaupt  eine  Geschichte  möglich  ist'? 
Wird  diese  Frage  aber,  wie  es  nicht  anders  sein  kann,  l)ejaht; 
folgt    daraus   nicht    mit    zwingender   Notwendigkeit,    dass   die 


364  Wilhelm  Stroitbcrg-, 

E  n  tw  i  c  k  1  u  ii  ^  der  Spraclic  bereits  in  die  v o  r h  i s t o  v i  s c h c 
Zeit  fallen  muss"? 

Man  wird  nicht  umhin  können,  auch  diese  Frage  mit 
ja  zu  beantworten.  ]\Ian  brauelit  sich  nur  daran  zu  erinnern, 
dass  Hegel  die  Bedingung-  der  Geschichte  in  dem  Bewusstseiu 
des  menschlichen  Geistes  von  seiner  Freiheit  erkannt  hat. 
Da  überall,  wo  diese  Bedingung  unerfüllt  bleibt,  von  Geschichts- 
bildung keine  Rede  sein  kann,  so  ist  auch  die  sich  unbewusst 
vollziehende  Sprachentwicklung  kein  historischer  Akt.  Lehrt 
doch  der  Meister  selbst:  ''Um  solcher  Bedingung  einer  Ge- 
schichte willen  ist  es  auch  geschehn,  dass  .  .  .  Verbreitung 
u  n  d  A  u  s  b  i  1  d  u  n  g  des  Reichs  der  Laute  selbst  stumm 
geblieben  und  schleichend  geschehn  ist.  Es  ist  ein  Faktum 
der  Monumente,  dass  die  Sprachen  im  ungebildeten  Zustande 
der  Völker,  die  sie  gesprochen,  höchst  ausgebildet  geworden 
sind,  dass  der  Verstand  sich  sinnvoll  entwickelnd  ausführlich 
in  diesen  theoretischen  Boden  geworfen  hatte.  Die  ausge- 
dehnte, konsequente  Grammatik  ist  das  Werk  des  Denkens, 
das  seine  Kategorien  darin  bemerklich  macht.  Es  ist  ferner 
ein  Faktum,  dass  mit  fortschreitender  Zivilisation  der  Gesell- 
schaft und  des  Staates  diese  systematische  Ausführung  des 
Verstandes  sich  abschleift  und  die  Sprache  hieran  ärmer  und 
ungebildeter  wird  —  ein  eigentündiches  Phänomen,  dass  das 
in  sich  geistiger  werdende,  die  Vernünftigkeit  heraustreibende 
und  bildende  Fortschreiten  jene  verständige  Ausführlichkeit 
und  Verständigkeit  vernachlässigt,  hemmend  findet  und  ent- 
behrlich macht.  Die  Sprache  ist  die  That  der  theoretischen 
Intelligenz  im  eigentlichen  Sinne,  denn  es  ist  die  äusserliche 
Äusserung  derselben.  .  .  .  Aber  diese  theoretische  That  über- 
haupt, wie  deren  weitere  Entwicklung  ....  bleibt  in  das 
Trübe  einer  stummen  Vergangeidieit  eingehüllt:  es  sind 
nicht  Thaten  des  selbstbewusstwerdenden  Willens, 
nicht  der  sich  eigentliche  Wirklichkeit  gebenden 
Freiheit"  (vgl.  1  S.  15  f.). 

Durch  diese  Sätze  Hegels  wird  für  Schleicher  der  schein- 
bare Widerspruch,  auf  den  er  gestossen  ist,  beseitigt.  Wir 
dürfen  schon  aus  dem  CJ runde  gar  nicht  beanspruchen,  an 
einer  der  aus  historischer  Zeit  überlieferten  Sprachen  die 
Periode  der  Entwicklung  zu  beobachten,  weil  von  dem  Augen- 
blick an,  da  sich  das  geschichtliche  lU'wusstsein  eines  Volkes 


Schleichers  Auffassung-  von  der  Stellung-  der  Spraclnvissenschaft.    3(i5 

in  der  Aufzciclinung-  von  Denkmälern  bekundet,  die  Epoche 
der  EntAvicklung'  abgeschlossen  ist  und  die  Epoche  des  Ver- 
falls anhebt.  IMit  andern  Worten:  Sprachbildiing  und  Ge- 
schichte schliessen  einander  aus,  sie  bilden  sich  ablösende 
Thätig-keiten  des  menschlichen  Geistes.  "Was  die  vormensch- 
liche Periode  in  der  Geschichte  unseres  Erdballs,  das  ist  die 
vorhistorische  in  der  Geschichte  des  Menschen.  In  ersterer  fehlte 
das  Selbstl)ewusstsein,  in  der  letzteren  die  Freiheit  desselben; 
in  ersterer  war  der  Geist  g-ebuuden  in  der  Natur,  in  letzterer 
im  Laute;  daher  dort  die  Schöpfung-  des  Reiches  der  Natur, 
hier  die  des  Reiches  der  Laute.  Anders  in  unserer  Welt- 
periode, in  welcher  sich  im  Menschen  der  Geist  konzentriert 
und  der  Menschengeist  sich  aus  den  Lauten  herausgezogen, 
frei  gemacht  hat.  Die  mächtige,  gewaltsam  thätige,  von 
schöpferischer  Potenz  strotzende  Natur  früherer  Weltperioden 
ist  in  unserer  jetzigen  zur  Reproduktion  herabgekommen,  sie 
erzeugt  nichts  neues  mehr,  naclidem  der  Weltgeist  im  Menschen 
aus  dem  Anderssein  zu  sich  gekommen ;  seitdem  der  Menschen- 
geist —  und  der  Mensch  ist  und  bleil)t  doch  der  Mikrokos- 
mus —  zu  sich  kam  in  der  Geschichte,  ists  aus  mit  seiner 
Fruchtbarkeit  im  bewusstlosen  Erzeugen  seines  konkreten  Bil- 
des, der  Sprache.  Seitdem  wird  auch  sie  nur  reproduziert, 
aber  in  den  Sprachgenerationen  zeigt  sich  eine  immer  mehr 
und  mehr  um  sich  greifende  Entartung"  (I  S.  17). 

Das  Ergebnis  dieser  Erwägungen  ist,  dass  mit  Hegel 
zwei  Perioden  der  Sprachgeschichte  (in  weiterm  Sinn)  anzu- 
nehmen sind: 

1.  Die  Geschichte  der  Entwicklung,  die  eine  stetig 
aufsteigende  Linie  von  der  isolierenden  zur  agglutinierenden 
und  schliesslich  zur  flektierenden  Sprache  bildet.  Sie  gehört 
der  vorhistorischen  Zeit  an. 

2.  Die  Geschichte  des  Verfalls,  die  sich  seit  dem  Be- 
ginne der  historischen  Zeit  vor  unsern  Augen  abspielt. 

Ich  habe  den  Gedankengang  Schleichers  so  ausführlich 
reproduzieren  müssen,  um  ein  klares  Bild  davon  zu  geben, 
wie  sehr  er  im  Banne  Jlegcls  steht.  Man  wird  bemerkt  haben, 
wie  vollkommen  die  ganze  Argumentation  in  sieh  abgeschlossen, 
wie  folgerichtig  sie  durchgeführt  ist  —  bis  auf  einen  l*unkt. 
Und  grade  dieser  eine  schwache  Punkt  droht  das  ganze  kunst- 
volle Gebäude   ins  Wanken   zu   bring-en.     An   ihm   setzt   denn 


366  Wilhelm  Streitberg', 

auch  die  spätere  Unibikliiiig",  oder  riclitiger  g-esagt,  Ansbil- 
bildnng-  des  Systems  ein. 

Es  wird  dem  aufmerksamen  Leser  nielit  entgangen  sein, 
dass  die  Fortsetzung  der  Erörterung  dem  Charakter  der  ein- 
leitenden Worte  niclit  vr)llig  entspricht,  dass  sieh  vielmehr 
schon  bald  ein  allmählich  immer  stärker  werdender  Gegensatz 
bemerkbar  maciit.  Während  in  der  Einleitung  Sprache  und 
Natur  einander  gegenüber  gestellt  werden,  sind  sie  später 
einander  vollkonnnen  parallel.  Während  in  der  Einleitung 
der  geschichtliche  Charakter  der  Sprachveränderungen  (wo- 
runter doch  füglich  nur  diejenigen  verstanden  werden  dürfen, 
die  wir  in  historischer  Zeit  beobachten  können)  ausdrücklich 
anerkannt  wird,  wird  er  ihnen  si)äter  ebenso  ausdrücklich  ab- 
gesprochen. Es  bleibt  auch  nicht  etwa  der  Ausweg  übrig 
anzunehmen,  der  Verftisser  habe  mit  jenen  einleitenden  Worten 
auf  die  vorhistorische  Entwicklung  der  Sprache  anspielen  wollen; 
denn  auch  diese  Interpretation  ergäbe  einen  Widerspruch:  in 
vorhistorischer  Zeit  kennt  die  Sprache  im  Gegensatz  zur  histo- 
rischen Epoche  zwar  eine  Entwicklung  d.  h.  ein  sukzessives 
Hervortreten  der  einzelnen  den  Begriff  bildenden  Momente  — 
aber  es  fehlt  ihr,  was  diese  Entwicklung  erst  zur  Geschichte 
macheu  würde:  das  Bewusstsein  des  menschlichen  Geistes  von 
seiner  Freiheit. 

Von  welcher  Seite  man  also  auch  das  Problem  ins  Auge 
fasst,  immer  bleibt  ein  Widerspruch  bestehen:  was  Schleicher 
'Sprachengeschichte'  nennt,  ist  auf  der  einen  Seite  noch 
nicht,  auf  der  andern  schon  nicht  mehr  '  Geschichte  \ 
Aus  der  'Geschichte'  aber  wird  grade  der  menschliche,  geistige 
Charakter  der  Sprache  gefolgert. 

Es  ist  daher  sicherlich  kein  Zufall,  dass  Schleicher  die 
besten  Tarallclen  für  den  von  ihm  konstruierten  Gang  der  Spraeh- 
cntwicklung  grade  der  Naturentwicklung  entlehnt.  Fast  nnichte 
man  glauben,  dass  ihm  die  auffallende  Ähnlichkeit,  die  trotz 
seiner  Theorie  zwischen  beiden  besteht,  während  des  Schreibens 
mehr  und  mehr  zu  IJewusstsein  gekommen  sei.  Denn  wie 
weit  hat  er  sich  von  seinem  Ausgangspunkt  entfernt,  wenn 
er  S.  27  sagen  kann : 

"Der  systematische  Teil  der  S|)rnclil(»rschuiig  im  (iegen- 
satze  zum  historischen  hat  —  irre  ich  nicht,  so  sagt  dies  Bopp 
irgendwo  —  eine   nuverkeunbare  Ähulichkeit   mit   den   Natur- 


Schleichers  Auff;i.ssiiii<>-  von  der  Stellung"  der  Sprachwissenschaft.    367 

wisseuschafteii.  Dies  stellt  sich  namentlich  bei  der  Einteilung- 
der  Sprachen  in  Klassen  heraus.  Der  ganze  Habitus  einer 
Sprachenfaniilie  lässt  sich  unter  gewisse  Gesichtspunkte  bringen, 
wie  der  einer  Pflanzen-  und  Tierfamilie,  Wie  in  der  JJotanik 
gewisse  Merkmale  —  Keimblätter,  Beschatfenheit  der  Blüte  — 
vor  andern  sich  als  Einteilungsgrund  tauglich  erweisen,  eben 
weil  diese  ^Merkmale  gewöhnlich  mit  andern  koinzidieren,  so 
scheinen  in  der  Einteilung  der  Sprachen  innerhalb  eines  Sprach- 
stammes, wie  z.  B.  des  Semitischen,  Indogermanischen,  die 
Lautgesetze  diese  Kolle  zu  übernehmen.  .  .  .  Und  nun  ist 
die  Thätigkeit  des  Sprachforsehers,  der  eine  noch  unerklärte 
Sprache  untersucht,  ganz  analog  der  des  Botanikers,  der  eine 
ihm  unbekannte  Pflanze  bestimmt.  Beide  suchen  nach  den 
charakteristischen  i\[erkmalen:  tinden  sich  dieselben  in  Über- 
einstimmung mit  denen  einer  bekannten  Familie,  so  wird  er 
sie  derselben  zuweisen.  Wir  werden  später  dies  Vertahren 
bei  der  Analyse  der  ossetischen  Sprache  in  Anwendung  bringen, 
die  zwar  von  Pott  schon  den  iranischen  Sprachen  zugewiesen 
worden  ist,  ohne  dass  jedoch  hierfür,  so  viel  mir  bewusst, 
der  ausführliche  Nachweis  geliefert  worden  sei.  Wenn  ich 
daher  in  dieser  Abhandlung  historisch  zu  Werke  gegangen  zu 
sein  glaube,  so  werde  ich  keinen  Anstand  nehmen,  in  der  über 
das  Ossetische  eine  von  den  Naturwissenschaften  entlehnte 
Methode  anzuwenden.  Diese  Ähnlichkeit  der  Sprachwissen- 
schaft mit  den  Naturwissenschaften  schreibt  sich  aus  jener 
vorhistorischen  Epoche,  da  die  Sprache  das  für  den  Menschen- 
geist war,  was  die  Natur  für  den  Weltgeist,  der  Zustand 
seines  Andersseins;  ihre  Übereinstimmung  mit  der  Ge- 
schichte beginnt  mit  ihrer  Vergeistigung,  von  dem 
Zeitpunkte  an,  seitdem  sie  ihr  Körperliches,  ihre 
Form,  mehr  und  mehr  verliert.  Der  naturwissen- 
schaftliche Teil  der  Sprachenkunde  ist  daher,  im 
Gegensatz  zum  historischen,  der  systematische"  (I 
S.  27  f.). 

Diese  Stelle  ist  ungemein  charakteristisch  für  Schleichers 
Hin-  und  Herschwanken,  Seine  Auffassung  von  der  Sprache 
ist  jetzt  schon  so  stark  naturwissenschaftlich  gefärbt,  dass  der 
Leser  jeden  Augenblick  das  erlösende  AVort  zu  vernehmen 
hoift,  das  die  Sprachwissenschaft  dem  Kreise  der  Naturwis- 
senschaften   zuweist.     Aber   diese   Erwartung   bleibt   unerfüllt. 


368  Willieliii  Streitberg", 

Schleicher  macht  plötzlich  auf  halbem  AVeg-e  Halt.  Gewiss 
wird  es  jeden  Leser  überraschen,  wenn  er  nur  den  systema- 
tischen Teil  der  Sprachwissenschaft  als  naturwissenschaftlich 
gelten  lassen  will  und  den  sogen,  'historischen'  iiim  schroff 
gegenüberstellt.  Denn  dem  Leser  klingen  noch  die  Worte  im 
Ohre  nach,  die  Schleicher  wenige  Minuten  vorher  geäussert 
hat:  dass  wie  die  einst  schöpferische  Natur  auch 
die  ehemals  schöpferische  Sprache  nur  noch  repro- 
duziere (vgl.  oben  S.  365).  Wo  bleibt  da  die  'Geschichte', 
muss  er  unwillkürlich  fragen.  Man  hat  die  Empfindung,  als 
ob  man  die  Worte  des  Eingangs  wieder  vernähme. 

Aber  noch  einen  andern  Punkt  muss  Schleicher  ver- 
gessen haben,  als  er  die  eben  zitierte  Stelle  schrieb.  Denn 
wenn  er  sich  dessen  erinnert  hätte,  dass  im  Systeme  nur 
neben  einander  erscheint,  was  in  der  Geschichte  nach  ein- 
ander auftritt,  weil  das  System  die  Darstellung  des  Seienden, 
die  Geschichte  die  Darstellung  des  Werdenden  ist,  das  Sein 
aber  das  Werden  voraussetzt:  dann  hätte  er  aus  der  Aner- 
kennung des  naturwissenschaftlichen  Charakters  des  Sprach- 
systems auch  notwendigerweise  die  Anerkennimg  des  natur- 
wissenschaftlichen Charakters  der  gesamten  Sprach ent Wick- 
lung folgern  müssen.  Damit  aber  wäre  die  ganze  Sprach- 
geschichte, die  ganze  Sprachwissenschaft  überhaupt,  der  geisti- 
gen Sphäre  des  Menschen  entrückt  worden. 

Man  sieht:  Schlciclier  hat  nur  mit  den  von  Hegel  über- 
nommenen Begriffen  konsequent  zu  ojjcrieren,  er  hat  nur  den 
eignen  Gedankengang  entschlossen  bis  zu  Ende  durchzuden- 
ken, um  zu  dem  Satze  zu  konnnen,  dass  die  Sprache  ins 
Gebiet  der  Natur,  die  Si)rachwissenschaft  infolgedessen  zu  den 
Naturwissenschaften  gehöre.  Weit  entfernt,  einen  Bruch  mit 
der  Vergangenheit  zu  l)edeutcn,  bezeichnet  diese  Anerkennung 
vielmehr  einen  Abschluss. 

Bei  einem  so  logischen  Denker  wie  Schleicher  konnte 
es  nicht  lange  währen,  bis  ihm  die  Halbheit  seiner  Theorie 
klar  bewusst  ward.  Es  ist  daher  nicht  vt-rwunderlich,  dass 
schon  die  Fortsetzung  des  Erstlingswerkes  <lic  notwendige 
Korrektur  bringt. 

Diese  ist  denn  auch  so  einfach  wie  nur  möglich.  Sie 
beruht  in  der  Erkenntnis,  dass  der  alten  Auffassung  "eine 
Verwechsluni»;  von  (lescliichte  im   eigcntlicbcii  Sinuc  und  Wer- 


Schleichers  Aiiffassiiug  von  der  Stellung  der  Sprachwissenschaft.    369 

den  überhaupt"  zu  gründe  liege  (II  S.  10  Fussnote).  Hiermit 
ist  der  Irrtum,  "dass  die  Sprache  deshalb  zu  der  geistig-eu 
Sphäre  des  Menschen  gehöre,  weil  sie  eine  Geschichte  habe, 
Geschichte  aber  nur  innerhalb  dieser  Sphäre  sich  finde"  besei- 
tigt. Denn  "allerdings  zeigt  auch  die  Sprache  ein  Werden, 
das  im  weitern  Sinne  des  Wortes  Geschichte  genannt  werden 
mag:  ein  sukzessives  Hervortreten  der  Momente;  aber  dieses 
Werden  ist  so  wenig  ein  charakteristisches  Merkmal  der  freien, 
geistigen  Sphäre,  dass  es  grade  in  der  Natur  am  ungetrüb- 
testen hervortritt  —  im  Wachsen  der  Pflanze,  des  Tieres 
usw."  (ebd.). 

Mit  dieser  einfachen  Lösung  ist  jeder  Widerspruch  ge- 
hoben. Schleicher  hält  es  nicht  einmal  der  Mühe  wert,  ein 
Wort  über  seine  letzte  Inkonsequenz,  die  den  'historischen' 
Teil  der  Spracheugeschichte  dem  'vorhistorischen'  gegenüber- 
stellt, zu  verlieren.  Sie  erschien  ihm  offenbar  nur  als  Rück- 
fall in  den  Irrtum  der  Einleitung,  den  die  fortschreitende 
Erörterung  schon  beseitigt  hatte.  Denn  wie  Schleicher  mit 
Recht  betonen  darf,  wird  die  ursprünglich  ausgesprochne 
falsche  Auffassung  "durch  den  weitern  Verlauf  des  Buches 
selbst  widerlegt".  Die  vorangegaugneu  Erörterungen  haben 
ja  mehr  als  einmal  Gelegenheit  gegeben,  die  durch  solche 
nachträglichen  Korrekturen  veranlassten  Widersprüche  aufzu- 
decken. 

Wie  vollkommen  aber  die  'neue'  Auffassung  mit  der 
von  ihren  Inkonsequenzen  befreiten  'alten'  identisch  ist,  lässt 
sieh  am  besten  aus  der  Thatsache  erkennen,  dass  Schleicher 
die  wichtige,  auf  S.  o65  augeführte  Stelle  des  ersten  Bandes 
ohne  jede  Veränderung  in  den  zweiten  hinübernehmen  kann; 
ja  dass  er,  ohne  dass  hierdurch  die  geringste  Störung  des 
Zusammenhanges  hervorgerufen  würde,  hinter  die  Vergleichung 
der  beiden  Reiche  der  Natur  und  der  Sprache  einen  Satz 
einschieben  darf,  der  seine  gegenwärtige  Auffassung  unum- 
Avundcn  ausspricht.  Er  lautet:  'Daher  die  Übereinstimmung 
von  Natur  und  Sprache,  auf  die  wir  im  obigen  hingewiesen; 
daher  die  Forderung  einer  entsprechenden  ^lethode  für  die 
wissenschaftliche  Behandlung  beider"  (II  S.  12  Fussnote). 

Ich  hoffe,  die  bisherige  Untersuchung  hat  zur  Evidenz 
dargethan,  dass  die  Auffassung  vom  Wesen  und  von  der  Ent- 
wicklung der  Sprache,  die  Schleicher  bis  an  sein  Lebensende 


370  Wilhelm  Streitberg, 

vertreten  hat,  vollkommen  von  He^el  abhänj^iii'  ist;  dass  sie 
sich  nicht  erst  später  unter  dem  Einfluss  der  Naturwissenschaft 
gebildet  hat,  sondern  dass  der  Sprache  ausschliesslich  deshalb 
ein  g-eschichtliches  Leben  abgesprochen,  ihr  nur  ein  'Werden' 
zugestanden  wird,  weil  Hegels  Definition  des  Geschichtsbe- 
griffes auf  die  vom  menschlichen  Willen  und  Bewusstsein  so 
gut  wie  unabhängige  Sprachentwicklung  unanwendbar  ist. 
Damit  ist  natürlich  auch  zugleich  die  Methode  der  Sprach- 
forschung bestinnnt. 

Philosophische  und  naturwissenschaftliche  Sprachauffas- 
sung sind  daher  für  Schleicher  nichts  weniger  als  Gegensätze ; 
sie  fallen  vielmehr  für  ihn  in  eins  zusammen. 

Aber  noch  eine  andre  Frage  von  einer  gewissen  Bedeu- 
tung ist  mit  der  Beurteilung  der  Schleicherschen  Theorie  von 
der  Sprachentwicklung  aufs  engste  verknüpft:  die  Frage  nach 
der  Entstehung  und  dem  Inhalt  seiner  Anschauung  vom  Wesen 
der  idg.  Grundsprache. 

Auch  hier  kann  ich  mich  nicht  der  ^Meinung  Delbrücks 
anschliessen.  Vor  allem  ist  bervorzuheben,  dass  die  früheste 
Äusserung  über  die  Rekonstruktion  untergegangener  Sprach- 
perioden sich  nicht  erst  in  der  Vorrede  zur  Formenlehre  der 
kirchenslavischen  Sprache  findet,  sondern  schon  im  ersten 
Bande  der  Sprachvergleichenden  Untersuchungen.  Ein  neuer 
Beweis  dafür,  wie  vollkommen  Schleichers  sprachwissenschaft- 
liche Theorie  schon  im  Beginn  seiner  Laufbahn  ausgebildet 
ist.  Man  könnte  daher  versucht  sein,  die  beiden  Perioden 
Hegels  bei  ihm  selbst  w-iederzufinden :  Die  Bildung  des  Systems 
gehört  ausschliesslich  seiner  vorhistorischen  (vorlitterarischen) 
Zeit  an;  die  historische,  durch  litterarische  Denkmäler  be- 
zeichnete Periode  fügt  kein  neues  Moment  mehr  hinzu. 

In  den  Sprachvergleichenden  Untersuchungen  I  S.  27 
steht  nun  zu  lesen:  "Da  nun  aber  auch  in  den  sogenannten 
indogermanischen  Primärsi)rachcn  die  ältesten  Formen  der 
indogermanischen  llauptfamilicn  nicht  immer  vorliegen  (warum, 
ist  für  die  Anfänge  der  Sjjrache  aus  dem  Obigen  klar,  weil  eben 
mit  dem  Eintreten  der  Geschichte  die  Sprache  verfällt,  wozu 
noch  für  die  spätere  Zeit  der  Verlust  der  ältesten  Denkmäler 
kommtj,  sondern  oft  erst  durch  eine  sprachgeschicht- 
lichc  Kombination  erschlossen  werden  müssen,  so  ist 
es  klar,  dass  die  vergleichende  Grammatik  selbst  dieser  ältesten 


Schleichers  Auffassung-  von  der  Stellung*  der  Sprachwissenschaft.    371 

Spraclicn  immer  eine  spraeligeschiclitliche  licimiscluing-  haben 
muss.  Eine  vergleichende  Grammatik  oder  Wortvergleichung 
zwischen  zwei  Sprachstärnmcn  setzt  immer  einen  S]irachge- 
schichtlichen  Akt  voraus,  durch  welchen  die  ältesten  zur  Ver- 
gleichung  tauglichen  Formen  der  betreffenden  Sprachstämme 
ermittelt  oder  erschlossen  werden  müssen/'  Ferner  heisst 
es  Band  II  S.  22:  "Namentlich  bei  Jüngern  Sprachen  treten 
hier  die  im  Laufe  des  geschichtlichen  Verfalls  eingetretenen 
Veränderungen  erschwerend  in  den  Weg ;  der  ganze  Weg, 
den  eine  Sprache  zurückgelegt  hat,  muss  verfolgt  werden,  bis 
wir  sie  in  ihrer  ältesten  Gestalt  erblicken,  oder  wenn  dieses 
aus  Mangel  an  Sprachdokumeuten  nicht  möglich  ist  (z.  B. 
bei  den  slavischen  Sprachen),  so  muss  diese  älteste  Ge- 
stalt nach  Analogie  andrer  Sprachen  so  gut  als  mög- 
lich erschlossen  werden  .  ,  /'  Von  der  idg.  Ursprache 
handeln  die  Worte  S.  124:  "Eine  Vergleichung  der  ältesten 
Formen,  der  den  Familien  zu  Grunde  liegenden  Sprachen, 
beweist  die  gemeinsame  Abstammung  aller  dieser  Familien 
von  einer  indogermanischen  Stammmutter,  deren  Wesen  nur 
aus  allen  Trichtern  zusammen  erschlossen  werden  kann." 

Es  liegt  nahe  zu  vermuten,  dass  die  Periodenteilung 
Hegels  den  Anstoss  für  Schleichers  Ursprachenkonstruktion 
gegeben  habe^).  Denn  sie  gewährt  einen  festen  Punkt  als 
Endziel  der  Forschung:  den  jMoment,  da  vorhistorische  und 
historische  Zeit  sich  scheiden,  da  die  Sprache  ihren  höchsten 
Gipfel  erreicht  hat,  von  dem  sie  hinfort  allmählich  hinabzu- 
sinken bestimmt  ist.  Dieser  Verfall  der  Sprache  zeigt  jedoch 
ebensowohl  wie  ihre  Entwicklung  "Regel  und  Gesetz",  lässt 
"dass  Walten  unabänderlicher  natürlicher  Gesetze"  erkennen, 
"an  denen  der  Wille  und  die  Willkür  des  Menschen  nichts 
zu  ändern  vermögen".  Hierdurch  al)er  ist  die  Mr»glichkeit 
geboten,  auf  dem  Wege  der  Forschung  den  ursprünglichen 
Höhepunkt  vvieder  zu  erreichen,  indem  man  alle  Spuren  des 
Verfalls  d.  h.  alle  durch  die  'Lautgesetze'  hervorgerufenen 
Veränderungen  eine  nach  der  andern  beseitigt,  bis  auch  der 
letzte  Rest  getilgt  ist. 

Die  indogermanische  Ursprache,  wie  sie  Schleicher  sich 
denkt,    ist    mithin   notwendiiierweise  eine  vollkommene  Ideal- 


1)  Vgl.  .loh.  Schmidt  ADU.  XXXI  412. 


372         Wilhelm  Streitberg,  Schleichers  Aufifassimg  usw. 

spräche,  die  von  '  Lautg-esetzen '  nielits  weiss,  nichts  wissen 
darf.  Denn  in  demselben  Augenblick,  wo  das  erste  Laut- 
gesetz zu  wirken  begänne  oder,  anders  ausgedrückt,  das  erste 
Zeichen  des  Verfalls  erkennbar  wäre,  hörte  sie  auf  die  'Ur- 
sprache' d.  h.  das  Endziel  der  zugleich  rückwärts  und  auf- 
wärts gerichteten  idg.  Sprachforschung  zu  sein :  ein  Flecken 
bliebe  noch  zu  tilgen,  ein  Lautgesetz  noch  rückgängig  zu  machen. 
Delbrück  ist  daher  nicht  im  Rechte,  wenn  er  meint, 
"die  Eigenschaft  völliger  Ursprünglichkeit  und  Unversehrt- 
heit" sei  ein  störendes  und  willkürliches  Element  im  Wesen 
der  Ursprache  Schleichers.  Sie  gehört  vielmehr,  wie  wir 
geschn  haben,  grade  zu  ihrem  Begriö",  der  sich  aus  Hegels 
Periodentheorie  unmittelbar  ergiebt.  Um  diesem  Begriffe  zu 
genügen,  m  u  s  s  Schleicher  Grundformen  wie  '■^matars  kon- 
struieren, mag  auch  keine  einzige  der  überlieferten  Sprachen  auf 
eine  solche  Bildung  hinweisen,  mag  auch  dadurch  ein  Kontlikt 
mit  den  bereits  erkannten  Lautgesetzen  geschaffen  werden. 

Was  Delbrück  "die  ursprünglichen  Intentionen  Schleichers" 
nennt,  ist  dem  Ideengang  dieses  Forschers  daher  fremd.  Es 
ist  nichts  anders  als  eine  Vorwegnahme  der  heutigen  Auf- 
fassung von  der  idg.  Ursprache.  Diese  aber  ist  erst  durch 
Beseitigung  der  philosophischen  Spekulation  aus  der  Theorie 
Schleichers  entstanden. 

Wilhelm  Streitberg. 


Sachregister. 


A  b  1  a  11 1.  Zwei  Schwächiing'S- 
stufen  1)  anlautend  im  Vorton, 
Reduktion  des  Vokals,  2)  in  nach- 
tonigen Silben,  Schwund  des  Vo- 
kals, sonantische  Funktion  von 
r,  Ij  m,  n  138  ff.  Idg.  e+Nasal 
im  Tiefton  82  ff.  Die  Abstufung 
zweisilbiger  Wurzeln  185  flf.  A) 
zweisilbige  Wurzeln  mit  kurzem 
Vokal  der  zweiten  Silbe  186  ff. 
B)  zweisilbige  Wurzeln  mit  lan- 
gem Vokal  (9)  der  zweiten  Silbe 
188  ff.  Die  Mittelstufe  kurzvoka- 
lischer  Reihen  ist  e,  nicht  d  186. 
A  i  n  d.  r,  ü,  tr^  ür,  ä,  an  als 
Schwundstufe  189.  191,  im  Lit.- 
S 1  a  V.  vertreten  durch  ir,  ür,  In, 
im,  am  192  f.,  im  Germ.  ui',  ul, 
um.,  un  193  ff.,  im  Lat.  rä,  lä, 
mä,  nä  195  ff.,  im  K  e  1 1.  197. 
A  i  n  d.  ir,  ür  =  a  g  r.  puu,  Xuü 
(nicht  op,  oX,  die  gleich  ai.  r) 
197  f.  und  pä-  \ä  198.  Aind.  ä, 
an  =  ag'r.  vä,  |uü  198  f.  Agr. 
apa,  aka,  a|ua,  ava  208  f.  "^dhughd- 
teres  :  *dhugtrdi  usw.  54  f.  -nä-, 
-n9-,  -n-  in  der  9.  Präsensklasse 
51  ff.  66  ff.  75.  Sekundärer  Ab- 
laut zwischen  Voll-  und  Dehn- 
stufe im  Serb.  137.  Vgl.  Akzent. 
Dehnstufe.  Deklination.  Konju- 
gation. 1 

Akzent.   Das  psychologische 
Gesetz   der  Tonabstufung  160  ff.    \ 
Indogermanische  Forschungen  VII  5. 


Der  gemeinkeltische  Akzent  mit 
Wortanlautbetonung  296  f.  Beto- 
nung der  Reduplikationssilbe  97  ff. 
188.  Betonung  der  germ.  No- 
mina agentis  116  f.  Die  Natur  des 
lit.  gestossnen  und  geschleiften 
Akzents  211  ff.  260  ff.  Betonung 
der  lit.  Nasaldiphthonge  219  f. 
Lit.  kurze  Vokale  einmorig-,  mit- 
telzeitige, geschleifte  Vokale,  ge- 
stossne  und  geschleifte  lange  Vo- 
kale zweimorig,  Diphthonge,  ge- 
schleift und  gestossen,  dreimorig 
221  ff.  Lit.  Zurückziehung  des 
Akzents  246  ff.  267  f.  Betonung 
des  Optativs  253  f.  Der  lit.  Ak- 
zent in  der  Universitas  lingua- 
rum  Litvaniae  233  ff.  Mittelzei- 
tige Längen  264  f.  L  i  t.  paskuT, 
paskui  182  ff.  Der  serb.  Akzent 
138  f.  Akzentwechsel  bei  den  idg. 
0-  und  ä-Stämmen  117  f.,  bei  den 
germ.  aus  o-St.  entstandenen 
«-Stämmen  134,  bei  den  s  1  a  v. 
e.s--Stämmen  120.  Agr.  ^pcr|v  und 
öpcr|v  46  ff.  —  Vgl.  Vokalismus. 
Auslaut.  Deklination.  Konjuga- 
tion. 

A 11  a  ])  t  y  X  i  s  eines  Vokals  (bes. 
/,  im  Neug riech.  36  f. 

A  n  1  au  t.  Die  anlautenden  Vo- 
kale im  Neugriech.,  besonders 
im  Dialekt  von  Amorgos  1  ff. 
25 


374 


Sachregister. 


A  p  h  ä  r  e  s  e  anlautender  Vo- 
kale im  Neug-riec'h.  1  ff. 

Assimilation.  Vokalassinii- 
lation  im  NeuüTiech.  35  f.  — 
Vgl.  Chronologie.  Konsonantis- 
mus. 

Auslaut.  Vokalischer  Aus- 
laut im  N  e  u  g  r  i  e  c  h.  37.  L  i  t. 
Auslaut,  besonders  sekundärer, 
nach  seiner  Betonung  256  ff. 

Chronologie.  Urg*  riech. 
Assimilation  von  s  und  i  an  Na- 
sale und  Liquide  älter  als  der 
Übergang  der  idg.  Mediae  aspi- 
ratae  zu  Tenues  asj^iratae  47  ^. 
(49). 

Dehnung.  Agr.  pp  (aus  pc) 
unter  Ersatzdehnung  vereinfacht 
44  f.  Dehnstutengesetz  135  ff.  to- 
Partizipia  mit  dehnstufigem  Vo- 
kal 188 ').  Die  erste  und  zweite 
serb.  Dehnung  13(3  ff. 

Deklination  mit  Akzent- 
wechsel 46  ff.  Akzent  bei  der 
Deklination  der  /-  und  w-Stännne 
145.  153.  157.  187.  der  einsilbigen 
konsonantischen  Stännne  145.  151. 
153.  187.  Die  germ.  schwache 
(«-)Deklination  111  ff.  Lit.  Be- 
tonung des  1.  Sg.  M.  257,  Dat. 
PI.  F.  257,  Dat.  PI.  M.  257,  I.  PI. 
M.  258,  Dat.  Sg.  M.  258.  —  Vgl. 
Ablaut.  Akzent.  Stammbildung. 
Suffix. 

Diphthonge.  Vgl.  Akzent. 
Vokalismus. 

Ethnogonie  der  Germanen. 
298  ff.  304  f. 

Ethnologie.  Die  ethnolo- 
gische Stellung  der  Ostgermanen 


276  ff.  Die  Ausbreitung  der  Ger- 
manen in  vorchristlicher  Zeit 
279  ff. 

Geschlecht.  Differenzierung 
von  Mask.  und  Fem.  mittels  Länge 
im  Fem.  (pd  :  viä)  275. 

Infinitive.  Aind.  auf  -tum, 
-tave,  taväi,  -tös  von  zweisilbi- 
ger Wurzel  191. 

Infix,  nö,  {ne)  in  ai.  '^grhhnäl- 

81. 

Konjugation,  nä-  und  neu- 
Verben  157.  /o-Verba  146  f.  153. 
Präsentia  mit  zweisilbig-er  Wur- 
zel 189  f.  Verba  mit  dem  zwei- 
ten Stamm  auf  e  145.  153.  Die 
Aoristpräsentia,  ai.  VI.  Klasse, 
a  g  r.  Aoristus  sectindus  144  f. 
151.  153.  1.57.  187.  190.  199.  Die 
ai.  IX.  Präsensklasse  50  ff.  Prä- 
sentia auf  -anä-,  -an-  76  ff.  Arm. 
Präsentia  auf  -anam,  -enam  79. 
Singular  der  Präsentien  lit.  Mmi, 
ai.  tästi  187.  —  Agr.  3.  Ps.  PI. 
Imperat.  Akt.  qpepövTuuv,  g"ot.  bai- 
randaü  179  ff.  —  Lit.  3.  Futuri 
Betonung  256.  —  Vgl.  Infinitiv. 
Inüx.     Partizip.    Reduplikation. 

Konsonantismus.  I  d  g. 
gilt  zu  gdh  zu  aw.  y&,  gd  53. 
55.  —  Agr.  Entwicklung  von  pc 
44  ff.  —  N  e  u  g  r.  Der  e-Vokal  in 
konsonantischer  Funktion  26  ff'. 
Schwund  von  t  33.  Schwund  von 
i  nach  Ziscldauten  33  f.  ij  35.  — 
Ger  m.  Lautverschiebung,  ihre 
Zeit  und  Unsachen  295  ff.  Ur- 
germ.  -sm-  zu  -mm-  177  ff.  Ur- 
germ.  low  =  nord.  ggu-,  ur- 
germ.  j;;"  =  nord.  ggj,  got.  ddj 
277.  Der  grammatische  Wechsel 
der  0-  und  <7-Stämme  und  der 
aus  o- Stämmen  entstandenen  n- 


Sachregister. 


375 


Stämme  117  ft'.  —   Dehnung  von 
n  und  m  im  West  tri  es.  356  ff. 

Kontraktion.  Vokalkontrak- 
tionsgesetz im  Neugriech.  20ff, 
Neugr.  eo  (euj)  zu  o  (iw)  31. 

P  a  r  t  i  z  i  p  i  a  a  i.  auf  -ta  und 
-na  mit  Schwundstufe  191. 

Prothese  im  Neugriech. 
8  ff. 

Reduplikation.  Betonung 
derEedupiikationssilbe  97  ff.  Idg. 
dedörka,  dorka  154. 

Schleicher.  Einfiuss  der  He- 
gelschen  Philosophie  und  der  Na- 
turwissenschaften auf  Schleichers 
Auffassung  der  Sprachwissen- 
schaft 360  flf. 

Silbenteilung,  idg.  146  f. 

S  t  a  m  m  b  i  1  d  u  n  g.  A  i.  Nomina 
agentis  und  actionis  mit  Suffix 
-ter  und  -trom  von  zweisilbiger 
Wurzel  190  f.  ^«-Stämme  im  Ai. 
191,  im  Agr.  157.  -^e?'-Stämme 
53  ft".  Germ.  es-Stämme  179.  n- 
Stämme  111  fF.  /e?i-Stämme  115  f. 
—  Vgl.  Suffix.  Deklination.  Kon- 
jugation. 

Suffix,  -en  zur  Bildung  von 
Nomina  agentis  111  ff.  Partizi- 
pialsuffixe  -ta-  und  -na-  191.  Ver- 
balsuftix  ä  203.  Germ,  -ejon  aus 
eij on  30Ö.  Serb.  -ää;s-,  -ifcs-,  ^ka, 
-bch  138. 

Transkription.  Vorschläge 
zur  Regelung  der  Transkriptions- 
frage 167  ff. 

Verwandtschaftswörter 
53.  55  1. 


Völkernamen.  'Indogerma- 
nische' Völkernamen  284  f.  Ent- 
stehung von  Völkernamen  302  ff. 

Vokalismus.  Die  Sonanten- 
theorie  138  ff.,  bes.  147  ff.  Lange 
Liquidae  und  Nasales  sonantes 
73  f.  185 ff.  203  ff.  Idg.  e+Nasal 
im  Tiefton  82  ff.  Interkonsonan- 
tisches 9+i  und  9-\-u  zu  idg.  l 
und  ü  73  f.  Schwund  eines  i 
nach  langem  ä-Vokal  81.  Idg.  a 
der  zweiten  oder  vorletzten  Silbe 
eines  Wortes  schwindet  in  der 
Ursprache,  wenn  sich  die  Beto- 
nungsverhältnisse durch  Zusam- 
mensetzung änderten  70  f.  Idg. 
9  vor  i  in  offener  Silbe  schon 
vor  Auflösung  der  idg.  Sprach- 
einheit zu  a  52  3.  I  d  g.  ere,  ele, 
eme,  ene  vor  dem  Akzent  =  ai. 
ir,  ur,  an,  ag'r.  ap,  aX,  av,  lat. 
or,  ol^  en,  g  er  m.  ur,  ul,  un, 
b  a  1  t.-s  1  a  V.  ir,  ü,  in  143  ff.  Schwä- 
chung von  antesonantischem  ei 
und  eu  zu  eie,  ene  und  fe,  ue 
150  f.  Schwächung  von  ei,  eu, 
er,  el,  em,  en  vor  Konsonant  156  ff. 
Schwächung  von  ie,  ye,  re,  le, 
me,  ne  158.  r  im  Ai.  Aw.  Agr. 
Got.  99  ff.  —  Ai.  -ir-  aus  idg.  rr 
57.  —  Prakrit  und  Pali  a,  i,  u 
für  ai.  r  96  f.  —  Awest.  rhyth- 
mische Dehnung  eines  a  zu  ä 
72  f.  i  =  idg.  9  58  ff.  i  =  idg.  i 
52.  Vokal  +  Nasal  +  r  und  m  77. 
Widerlegung  von  Schmidts  Ge- 
setz, dass  ein  nicht  idg.  i  (= 
idg.  d)  des  Sanskrit  in  zweiter 
Silbe  drei- und  mehrsilbiger  Worte 
das  Altbaktrische  völlig  verloren 
habe  51  ff.  —  Altgriech.  av  = 
idg.  ni  146  f.  ep  dialektisch  zu 
ap  43.  ü  für  y\  aus  Hyperdoris- 
mus  43.  Itazismus  40  f.  43.  — 
N  e  u  g  r.  Entwicklung  der  a  g  r. 
Diphtlionge  22  f.  Entstehung  von 
Diphthongen  im  Ngr.  24  ff.  Ngr. 


376 


Sachregister. 


Kontraktion  20  ff.  a  im  Anlaut 
1  ff.,  0  im  Anlaut  3  f.,  ou  4  f.,  e 
5  ff.,  i  7  f.  im  Anlaut.  Prothese 
von  a,  0,  €,  ou,  i  8  f.  Vokal- 
wechsel :  a  statt  o,  e,  i  10  f.  o 
statt  a,  e,  ou,  i  11  f.  €  statt  a,  o, 
ou,  i  12  f.  i  statt  a,  e  13.  —  Lat. 
ar,  al  196  i.  —  Germ,  ar,  al  193  \ 
Idg.  3  im  Germ.  1941.  Altfries. 
Zwei  Perioden  des  a  -  Umlauts 
312  ff.  Dehnung  des  wfries.  a 
und  i  in  geschlossener  Silbe  vor 
Nasal  lind  Nasalverbindung  324  ff'. 


A  wfries.  a  vor  Nasal  für  o  aus 
g  e  r  m.  a  328  ff.  W  fr i  e  s.  Brechung 
von  e  vor  Z+ Dental  oder  r  334  ff. 
Germ,  ai  =  fries.  e  und  ä  339  ff. 
A wfries.  u  vor  nasaler  Gemi- 
nata  und  Nasalverbindung  349  ff. 
—  L  i  t.  II  258  f.  Vgl.  Ablaut. 
Akzent.  Aphärese.  Anaptyxis. 
Assimilation.     Auslaut. 

Wurzeln.  Zweisilbige  Wur- 
zeln. Vgl.  Ablaut.  Konjugation. 
Stammbildung.     Vokalismus. 


Wortregister. 


I.    Iiulogermanisclie  Sprachen. 


Altindisch. 

qkis  102. 
akramisam  190. 
ägäta  198. 
dgrus  147. 
acachadat  103. 
acikradat  103. 
ajagrahhäi^am  81. 
äj  anist  a  190. 
ajljabhani  103. 
«Ja«  1901. 
ojäisavi  190  i. 
ajäisma  190  i. 
ajydtti  81  i. 
dnjanam  102. 
ataksma  99. 
ätärima  193. 
d^än?  204. 
dtithis  57. 
ädadrhanta  111. 
adabhäma  83  ^. 
adamit  200. 
adldrsat  100. 
ddhhutas  91. 
adhita  74. 
and&h'  81 1.  109. 
andjan  81 1. 
andti  202. 

«mYi  64 1.190. 202. 329^ 
dnibhrstas  86.  90. 
dnilas  64 1. 
anu§rnthati  97. 
anesata  190  i. 


antaräs  132. 

annävrdh  150. 

apävisur  190  i. 

ai?räi5  203  f. 

apräs  203. 

dbharethäni  181. 

abhärsU  204. 

a&Äi  dhitsati  70. 

abhüt  191. 

dmatravi  94. 

dmanthistäm  89. 

amanmahi  75. 
j  amanvata  75. 
!  amamandur  85. 
I  dmavatä  T2. 

dmavate  73. 

amitradämbhana- 

amiti  190. 

ämiva  194. 

ayasat  153. 

aräni  62  ^  *. 

aräni.Hur  190  i*. 

aritras  204. 

drmti  112. 

arhirt  99  -. 
I  ävanayati  225. 
[  dväva.stüita  111. 

aviddhi  190. 

ävitavt  191. 

auiM  190. 

dvidldhayum  69  i. 

avisas  190. 

avistäm  190. 

avi.stäm  190. 


avistu  190. 
avisyäti  190. 
avwrtat  100. 
avivrdhat  100. 
dvrni  67. 
dsamista  190. 
dsamUthäs  190.  200. 
asarit  204. 
äsrthita-  88  2.  901.  91. 

95  f.  97  1.  99.  104. 
asüas  154. 
asanji  92. 
asascätam  90. 
d.ya^ca??!'!  90. 981 102— 

104.  1092. 
I  asäninam  191. 
84.  !  asisyadat  103. 
asisrasat  103. 
astarinta  199  f.  210. 
astMsrqsdm  102  f. 
as7?ii  177. 
ahümahe  191. 
ähvat  151. 
dtö  196  2. 

äfi.v  190.  194. 196  2. 198. 
arfa  98. 
ädyati  74  2. 
änqsa  84.  88. 
änaje  102. 
änaüiir  85. 
änasB  85.  102. 
änäsa  84  f. 
ämai'itä  190. 
ärämbhanam  92  1. 


378 


Wortregister. 


äsisämahi  52. 

dsirtas  108  f. 
inaksati  88.  107. 
indras  54. 
imäs  201. 
iyakmti  88  f.  107. 
iyakM-  89  ^. 
ipsati  69. 
zr^e  69  2. 
Irmas  192.  195. 
uksäti  112. 
wfckö  112.  114. 
ukhacchid  115. 
«A:Äö  132  f. 
uttäna-  109, 
ütkräntis  191. 
Md2Yd.9  69  f. 
upasthasäd  115. 
upamätivdni  191. 
wrws  59. 
•ücmd  58. 
•ü«d.s'  190. 
ü<ß'  191. 
■är««  193.  195  f. 
ür'dhvds  196  i.  197. 
ürmis  195. 
rnddhat  81 '. 
rnomi  157.  197. 
Wäm  1961. 
rdhyate  81 1. 
"rsahhäs  45  f.  47  i.  112. 
e^i  225. 
edÄz  154. 
ewt  201. 
duksis  228. 
künikrat  109  3. 
kdnikradat  102.  109  3. 
karinyati  200. 
fc«r<4  191. 
kiräsi  144. 
kirnds  190  f. 
/vlW«  191. 
krntdti  101. 
krmnahe  75.  76  ^  79. 
krnvate  79. 
krnvahe  76  ^ 
krändati  85. 
krdndds  102  f. 


krdmitum  190. 
krdmUta  190.  200. 
kramistam  190. 
fcraw'i  60.  210. 
kräntds  190. 
kräntvä  190. 
kriydte  146. 
krvnte  74. 
krinlyat  14^. 
ksatnä  145. 
ksiydti  151  f. 
kSiydnti  151. 
ksmayä  145. 
ksyäf.i  151. 
khanitä  190. 
khänitum  189. 
khajiitram  191. 
fcÄäfds  189.  191. 
gatds  189. 
gathin-  116. 
gdntuni  189. 
gamet  144. 
gamydte  146. 
garisyati  193.  201. 
gätha-  116. 
^äm  149.  160. 
greVds  151. 
girdmi  144.  201. 
5'ms  96 1.  145. 
gildmi  144. 
^Ir  151. 
firlradi-    191.    193.   201. 

209. 
^wrd.s-  145.  147.  187. 
.^MT-^rtS  191.  193.  195. 
gürtis  191. 
5rrr?a/2  71.  193.  201. 
gfbh-  115. 
grhhäyäti  84. 
grbhiiäti  95  f. 
grbhmmäsi  81. 
grh'itiH  84. 
grhüs  95. 
gmüs  145. 
grdbhayam  95. 
güdüh-  115. 
ghrtäsnu  147  f. 
i-akananta  111. 


cakrade  102. 
cakrdn  110  i. 
cakrdm  155. 
cakramür,  cakrameSb. 
cakräma  85. 
cachadyät  102. 
caturthas  196  i. 
catväras  142.  145.  154. 
caniskadat  102. 
caniHcadat  102. 
cäritave  191. 
cäritös  191. 
caritram  191. 
carkrÜH  99. 
carkrdhi  101. 
caskabhäne.  102. 
caskdmbha  82. 
cä7tri?2.  108—111. 
cakana  111. 
cäkdnanta  111. 
cäkantu  108—111. 
cirnds  191. 
cefa^w  992. 
cyidds  189. 
cyöfuin  189. 
chantsat  102  f. 
cÄtd-  115. 
jqhas  102. 
jagrbhür  101. 
jagrbUrad  101. 
jag r he  95. 
jagdhd-  97. 
Jdgdhi.s  99. 
Jagmür   142.  148.  188. 
jangahe  102. 
Jdiäghananta  111. 
jdnjabhänas  102. 
jfme-  191.  210. 
jamYrt  51.  56.  62.  64  1. 

190  f.  200.  210. 
jdnitum  189. 
janitram  191. 
jänima  62.  200.  210. 
janislsta  190. 
jäninta  190. 
Jdnistäm,jdn  Isfäs  1 90. 
Janisydti  58.  69. 
jdnisvd  190. 


Wortreg'ister. 


379 


jdnma  62. 
Jdmbhe  102  f. 
jaritä  51.  56. 
jarimä  200. 
jarimänam  59. 
jätds  189—191.  194. 

196.  205. 
jätis  196.  211. 
jätuhharnian  196. 
jätusthira  196. 
jänämi  79  f.  81 1.  108  f. 

205. 
järisur  193. 
jirTC«s  191.  193.  195. 
jivagfhh-  115.  150. 
jiihüsati  69. 
jexas  1901. 
jehna  190  i. 
J7Z«  205. 
jilätis  205. 
J2/ä  152. 
jyäkä  152. 
jyesthas  73  2. 
^rifo-a/^i  112.  1881. 
taksathur  99  2. 
tdksä  112. 
teÄ:«?<r  98  f. 
#«Ä:.s'«i  112. 
<«^«.s-  108  f.  155.  189. 
tatasre  102. 
tatnise  71. 
tanäkti  109. 
tanvH  145. 
tantasäite  102. 
täntum  189. 
^aA-«d.y  188  1. 
tamas  194. 
tdmisram   193  f.  200. 

204.  210. 
^dnYä  193. 
täritum  189. 
tarisyaü  193.  200.  204. 
tavislm  60. 
<ai;m'  50  2. 
tastabhCisam  102. 
tastdmbha  82  f.  102. 
tasthimä  71. 
tasthise  71. 


I  tasmai  177. 
!  tätrdänäs  100. 
Uätrpis  100. 
itätrpur  100. 
!  ^^r«*-  72  3. 
itärisat  200. 
^ä.s^^  187.  188  1. 
titrtsati  99. 
tiirpsati  99—101.  104. 
timirä-  96  i. 
tirascä  183. 
tirdmi  144. 
tisthata  71. 
tistlrmte.  69. 
tittrsa-  105. 
tlrthdm  189.  193. 
^zri^/irt.9  191. 
^irwä-105. 109. 191.204. 
turiya  142. 
^wZa  210. 
tuvära  152. 
tüstürsate  69. 
tütäva  100. 
tütujis,  tidujis  99. 
tütumd-  50  2. 
tütiimds  100. 
tütüTsa-  105. 
^t7»a  209. 
tuya-  50  2. 
^r<r^d-  105.  109. 
^rp#a5  100. 
tr-^ÜH  101. 
{v«  152. 
^ydm  152. 
claMäram  102. 
dqsas  103. 
rfä«ä  67  f.  106. 
f?rtf!'äd  106. 
ddtra-  62 1  *. 
dddati  67  1. 

rfaddmMa  82  ft'.  91.  93.  , 
dadarna  154.  j 

dadasvän  102. 
dddä^i  105.  I 

dadäbha  82.  84.  ! 

dadimd  68.  I 

dddr.se,  dadrse  99.        j 
dadmds  61  f.  97.  105. 


dädhati  67  1. 
dadhatu,  dadhantu  85. 

111. 
dadhdrsa  100. 
dddhäti  105. 
dädhäna-  99. 
dadhämi  71. 
dadhidhvam  106. 
dadhidhve.  106. 
dadhimä  68.  71.  106. 
dadhire.  68.  106. 
dadhise  71. 
dadhüvd  68  f.  106. 
dddhita,  dadhltd  74. 

99. 
dadhrsäs  100. 
dadhmäs  67.  71.  97. 

105  f. 
dadh7ndsi  67. 
dadhmäu  204. 
dadhyät  74. 
dadhre  68.  106. 
dadhvase  102. 
ddndasänas  102. 
dabdhds  104. 
ddbhati  78  1.  83. 
dabhitis  83  3.  §4. 
dabheyam  83  ^. 
dabhndti  78.  82  f. 
damit ä  190.  204. 
'dambhana-  82.  84.  91. 

93.  104. 
dambhdyati  82.  84.  91. 

93.  104. 
ddrlman  50  2. 
ddrdar  111. 
ddvidyöt  111. 
davisäni  190. 
ddvistha-  73  2 
fZä^a  191. 
dädrsänds  1 00. 
dädrse  100. 
dädhrvis  100. 
dänam  70. 

<Zfmfä.s'  190  f.  199.  204. 
dämyafi  204. 
<Z('i'<.s'  70. 
d^Y6•ai^■  69.  97.  105. 


380 


Wortveo'istei'. 


didäsatas  69.  lOä  i. 
didisa-  105. 
didrkmte  99.  104. 
didhiHaü  69  f.  106  ff. 
didhiHUH  69.  107. 
dijoi-aif«   82.  87.  91.  98. 

102-104.   108.  109  2. 
dldivis  100. 
didhiiis  69 1.  99. 
dlrghäs  59.  193.  196  K 
duhdm  182. 
d«/i/f4  51  f.  54  f.  64  i. 
dimäs  107  f.  190. 
dura-  732. 
drUase  229. 
drseyam  101. 
drütäs  104. 
deyäm  75. 
devättas  70.  107. 
destha-  73  2. 
dyäus  299. 
dV^^wi  148.  160. 
drdvinas  51.  57.  64  1. 
dräghimdn-  57  1.  59. 
dräghmä  57  1.  59. 
d/ta«d  68.  71.  106. 
d/ja^^e  71. 
dhatsvd  68  f.   106. 
dhänam  62  ^  *. 
dhamitäs  193.  204. 
dhamüyati  193.  204. 
dhartä  191. 
dhärtum  189. 
dhävitum  189. 
dAö^  74, 
dhitä-  67. 
dhitsati  69  f.  97.  105— 

108. 
c?Äire  992. 
fZ7t?.se  99  2. 
dhuvati  151. 
dMfds  189.  191. 
rZ/iu/«.y  191. 
dhünds  191. 
dhürtis  191. 
<//i/-^i.s"  189. 
dfu'sfhd-  73'-^. 
dhmätäs  204. 


dhmätä  204. 
dÄ.yö^  74. 
dhvasaü  102. 
dhvasiräs  57. 
dhvasrds  57. 
dhvüntds  191.  199. 
natäs  189. 
näntum  189. 
nämäni  62  ^  *. 
nävaprabhraßanam 

86. 
nidhäna-  62  1.  62  ^  *. 
nidhdna-  62  ^. 
ninlsa-  105. 
nindima  99  -. 
nibhanjanain  109  -. 
m^ä-  105.  107  f. 
nw^ds  1881. 
nfbhyas  54. 
w/'.SM  70. 

«e^«?--  105.  107.  191. 
näista-  190  1. 
7iöw/i  188  1. 
palctäs  140.  155. 
paktis  155. 
jmcyate  153. 
pdtati  153. 
patisyüti  87-. 
patsaidginlH  92. 
padas  187. 
panitä  190. 
panista  190. 
panispadd  102. 
paptimd  71,  87  2. 
paprathänd-  95. 
paprathe  95.  97.  99  2. 
papräu  204. 
payas-  62  1. 
parätasas  102. 
par'inas  203. 
pdrltum  189. 
parima  200. 
pärtman  203. 
paliknl  193. 
joai;»rf  190. 
pätitum  189. 
pavitram  191. 
pavista  190  ^ 


pasutfp-  115.  150. 

pasus  153. 

pascd,  pascdd  184. 

pascima-  184. 

pdsycdi  153. 

pdsas  154  1. 

p««:/,  pädaim)  148.  1 60. 

päydyati  105. 

pdr.pii.H  125. 

pzYct   61.   63.   pitdi'am 

52.  pitdras  54.  pitf-su 

1(50. 
piplsafi  69.  105  f. 
piprkta  100. 
jnprgdhi  100. 
piprUati  69.  105  ff. 
piM-  69.  105. 
pivards  146. 
punate  66  f. 
puräs  146. 
pu?'iis  145. 
pö^ai  107.  189-191. 
pzt^w  191. 
pürnds  107.  191-193. 

195.  197.  203.  211. 
pürtas  189. 
j?wr<w  189.  191. 
pürthds  191. 
piirdhi  191  f. 
pürvas  198. 
prMd.?  100. 
prchete  226. 
prthivi  59.  62. 
pkM.v  59.  95.  157. 
prthvi  62. 
prakaritd  190. 
prajijanayiset  97. 
prajiidna-  G'2  1. 
prataritd  190. 
prdturtis  191. 
präthanam  95. 
prathimdn-  59. 
prätas  203. 
jaröÄ-e  203.  210. 
prlnänt-  67. 
prinlmäsi  76. 
2>/-t/rt.y  69.  105.  107. 
pvümdii-  73  2, 


Worti'esister. 


381 


prestha-  73  -. 
phd'äs  189. 
plötum  189. 
psä  20G. 
bähistha-  86. 
badbadhänäs  102. 
bandhäs  102. 
bäpsat  97. 
babändha  89. 
babdhäm  97. 
babhatlja  109  2. 
bäbhatiti  97. 
babhüva  191 1. 
bibhatsaü  89. 
bibharti  204. 
bibhidür  158. 
bibhrfds  100. 
bibhrmdsi  100. 
buddhäs  158. 
bübhü.sati  105.  107. 
ör/iafZ  207. 
bravänti  201. 
bravimi  201. 
bravlti  190. 
öraj,  bräjä  153. 
bruv  dilti  190. 
öri2üe  190. 
brümds  201.  211. 
brüyät  191. 
brühi  191. 
bhägattis  70. 
bhangäs  109  2. 
bhanguras  109  2. 
bhandkti  81 1.  109. 
bhäratha  181. 
bharautäm  179—181. 
bharantu  110. 
&/ia7*iYm»i  191. 200.204. 
bhansyati  202.  204. 
bhärlman  193.  204. 
bhärethäm  181. 
&Äar<ci  210. 
bhärtimi  189. 
bhdvitum  145  i.    188  i. 

192.  202. 
bhavitram  191. 
bhavisydti  60.  105.  107. 

205.' 


öÄa,s'  206. 

öÄw/a-  105.  107  f.  191. 
205. 

öTtw^fö  145  1.  158.  202. 

bhüthds  191. 

bhürja-  194  f. 

Mrfris  100.  189.  204. 

öAr^i.v  204. 

-bhrstas  86.  90. 

bhrqsat  86. 

bhrajate  90. 

bhrqsayati  85. 

bhi-dmitum  189. 

bhraHtäs  86.  90. 

bhräntäs  189.  191. 

bhräMyan  85. 

bhräsyäni  86. 

bhriyate  146. 

bhruväs  187. 

mqsyate  69. 

mähate  102. 

mqhUthas  88. 

matds  189. 

mattds  85. 

madiräs  57. 

madhiidd  115. 

maniiyate  69. 

mäntum  89. 

mdnthati  84.  89. 

mdnthäs  84. 
j  mdndantu  85.  111. 

mdndasva  85. 
!  mandrds  57. 
'  manmahe  75.  79  f. 

tndnyate  146. 

manvate  75.  79. 

mamända  85. 

mamätha  84. 

mamäda  85. 
I  mdrlci  193. 
!  inahimdnam  59. 
!  mahnä  59. 
^  mö^ä  275. 
j  mämahantäm  111. 
I  mämahe  102. 
I  mitdjnu  147.  149  f. 

minlt  79. 

miviathisati  89. 


niünids  190  f. 
7nürdhdn-  198. 
mrddta  101. 
mrnäti  157. 
mrnihi  50  2. 
mWa«  197.  209. 
medhiräs  57. 
viriydte  146. 
mZä  205. 

?/äJa!^^  732.  88.  89  1. 
ydjistha-  73  2. 
yatds  189. 
yantd  191. 
?/dn^^■  201. 
ydntum  189. 
yamdtur  99  2. 
ydmitaväi  191. 
yamur  99  2. 
yamydtti  146. 
yahiis,  yahvi  58.  62. 
jyä^ä  196  2. 
yetimä  58. 
2/e.v^7ia-  732. 
.VöicVi  191.  210. 
rqhate  102. 
rajyati  153. 
ra^"  113. 
ratds  189. 
7'dnifä  190. 
ränistana  190  ^. 
rdntum  189. 
randhdyati  102  f. 
randhis  89. 
ranmäti  147  1. 
ravibhäm  92  1. 
rambhdyati  84.  92  ^ 
ravibhi  92  1. 
rajä  112  f. 
räradhür  102. 
rärandhi  89. 
rärahänäs  102. 
rinate  66  f. 
ripsate  92  1. 
riratsati  89. 
riradhisati  89. 
rlradhas   103. 
rudhirds  57.  64  ^ 
rekhä  124. 


382 


Wortregister. 


röcUnävas  70. 
röcünüs  58.  62.  70. 
röhitam  60.  64  ^. 
lünäs  191. 
vdncati  102. 
vädati  58. 
vdnavatl  78. 
vanäti  81.  144. 
7;än^Yä  56.  58.  62.  190. 
vanimt  190. 
vanisista  190  f. 
rjanoii  81.  109. 
vantdras  56.  62. 
^•am^Y^■  189.  193.  210. 
vdmitum  189. 
varimän-  59. 
vdrvrtänas  100. 
vdrsati  112  f. 
varsimä  59. 
varsmand  59. 
varsmdimm  59. 
vavrtür  100 1. 
vasäydti  83  ^. 
rdÄak  732. 
vdhUtha-  73  2. 
-2;ä^«6-  190  f.  193. 
r;ä^ä  193. 
väniäs  189  ff. 
vämds  194. 
vävaJcre  102. 
vävdrta  88. 
vävrtur  101. 
vävrte  100. 
vävrdhanta  111. 
vdvrdhasva  85. 
vävrdhänds  100. 
vävrdhe  100. 
viddm  182. 
viditds  hl.  69  f. 
vidlrnas  193. 
vidmd  158. 
?;?'cZre  99  2. 
vidhitsati  107. 
vidhitsus  1 07. 
vivi.sür  158. 
vivrUati  88.  99—101. 
visvavid  115. 
visvasrj  150. 


visäktä  104. 

vrnata  72  f. 

vrndte  66.  72.  75. 

vrnlta  74. 

vrtnte  64.  76. 

t;rne  67. 

t;|-«ä.s  100. 

vfHan-  45.  112  f. 

veda  992. 

vyädita  67. 

vrdta  194. 

i4sö^^■  102. 

satdm  108  f. 

samitd-  190. 

.4aniitd  190. 

idmituvi  189. 

Samisva  190. 

Samnlte  147  ^. 

§ayäm  182. 

^arisyate  204. 

Sdvisfha-  73  2. 

^a^di-  134. 

Msrathe  91.  95  ft", 

Sasvacdi  102. 

.^än<d.s-  189—191.  199. 

,vä.sii  52. 

siksati  98. 

Mthird-  96. 

Hthild-  96. 

6%rnä6-  191.  204. 

Wirtes  204. 

^iHa-  209. 

ilrsnds  209. 

i^'dra-  732. 

iürtäs  191  f. 

SrnatJiate  90  1. 

^rnof^  83.  96.  227  2. 

scandräm  102. 

Scamnan  147  1. 

^rathndti  91.  95  f. 

h'am-  96  •''. 

irdmitum  189. 

4rdvat  227  2. 

sräntds  96.  189.  191. 

srämyati  96  •'. 

krlrd-  73  2. 
I  *•rM^^s•  107  1. 
i  sremdii-  59  2.  732. 


sreyas  73  2 
srestha-  73  2. 
.wdncate  103. 
$vdn-  112. 
svasd  201. 
.^y«Äe  201. 
sqyiij-  115. 
sqviditas  70. 
satdktös  92. 
sdca^e  87  2, 
sdcä  183. 
sdjati  93. 
sajjate  93  2. 
sattnam  94  2. 
satim  73. 
sattas  155. 
satya-  49. 
sdnitä  190. 
sdnitum  189. 
sanitram,  191. 
sam.s'  191. 
sanisat  190. 
sdni  Hanta  190. 
aanisämahe  190. 
sanisydü  105. 
sdnisyadat  102. 
sanisrasds  102. 
sanet  144. 
.Sanofi  109. 
sdmuditam  70. 
savitä  190. 
sascata  183. 
sdMate  872. 
sa.scasi  71. 
sasci.se  71. 
sasaüja  92. 
susüva  191  1. 
«d/m^e  1881. 
säk.sva  188  1. 
sädJids  188  1. 
sä^d.s-  105.   189-191. 
«ä^ijV  191. 
säntis  191. 
siydin,  .siyut,  siydina, 

syäma,  s7/iir  1.52. 
.si.sfisa-  105. 
.si.;iy(idiir   103. 
si.sydnda  85. 


Wortregister. 


383 


sisardksati  92. 
sügrathita-  97  ^. 
sunöti  75. 
sunmds  75. 
suvdti  151. 
SMue  191. 
sütds  190  f. 
SMfe  190  f. 
süväte  191. 
sJcdndati  102. 
skabhäydü  82.  84. 
skabhnäti  82. 
skäbhnöti  82. 
skamhhätur  99  2. 
skdmbha7ia-  82.  8-4. 
skamhhds  102. 
skainbhur  99  2. 
stanihi  190. 
stdnäu  62  ^.  63. 
stabhäydti  82 — 84. 
stäbhüydti  83. 
stabhnäti  82  f. 
stabhndti  82  f. 
stambhaiiati  84. 
starisyati  199. 
sßrAiäs  69.   107.   191  f. 

195.  197.  199. 
i-^2<^äs  1881. 
stünäs  208. 
strnäti  78. 
stTnömi  78.  197.  199. 
sffbhU  54. 
sf°aMfi  188  1. 
s^ri  54. 

sthdviram  51.  56  f. 
sthävistha-  13^. 
sthdnam  70.  107. 
s^/i^Yä.s•  70.  107. 
sthürä-  73  2. 
sthesthas  73  2. 
snäyus  205. 
snävan  194. 
spandate  102. 
spä«-  115. 
sphurdti  144. 
sphürjati  208. 
smas,  stha  154. 
sydndati  85. 


syandrds  102  f. 
syäraa,  syür  152. 
srdvitave  191. 
srdvitaväi  191. 
svdsäram  72  ^. 
Äa^d^  189. 
hänana-  62  ^ 
häntiim  189. 
hanydte  146. 
hai'idru  147. 
Äaua^e  203. 
havUave  191.  203. 
haviman  203. 
Äi;sani!^  91.  98. 
Ä2Yd5  69.  105.  107. 
htnds  191. 
ÄMi;^  191. 
huvema  151. 
Mi^äs  69.  191.  203. 
M^ü-  191.  203. 
hümdhe  191. 
homa  210. 
hvämahe  203. 

Präkrit. 

visarnthula  96  f. 
sadhila-  96. 
sidhila-  96. 
sudhiya-  96. 

Pcäli 

munäti  75.  80  -. 
sithila-  96. 
SMwä^i  83  2.  96. 
sunöti  83  2.  96. 

Avestisch. 

ae^Y^■  224  f. 
aetardham  230. 
aevö.armö  225. 
aevö.gavö  225. 
aojö  224. 
aojyä  224. 
aosete  228. 
aipi.dvqnarayä  11. 


aipivatahi  228. 

aipi.däbävayat  91.  93^. 

aibijar9ta  51.  56. 

anvi.vistö  69  f. 

aimYi  59.  61  f.  64 1.  70. 

airime  60  ff.  70. 

advändvi  62  ^  *. 

aöäife  230. 

aöwandm  62  ^  *. 

apica.aotät  228. 

afsman-  89. 

aiüdzdäna-  62  i. 

aidhaöö  60. 

anabdätö  89. 

avaspasticina  59. 

ardma  192.  195. 

ardmaesta-  61. 

armaemiöe  60  ff.  70. 

armaesta-  61  f. 

armö  {ar^nö)  225. 

arsan-  45.  49.  112. 

asayä  229. 

asavanö  62  ^  *. 

asäunö  62  ^  *. 

a6'?iö  59  2. 

asardta  192. 

asänö  62  ^  *. 

asdnö  62  ^  *. 

asixsö  98. 

as^w  57. 

asmanam  59  2. 

öEÄe  80  1. 

I  ahä)nusfö  58.  69  f. 
j  mie  225. 
j  äkhtüirlm  142. 

ä.ddbaomä  91. 

äskditlm  59. 

ästim  59. 

ästryeite  221  2. 

äzaintis  224  ^ 

9r9dvyafmyä  62  i. 

yn^iti  59. 

^n^i/fl  59.  62. 

qiimdnl  62  ^  *. 

asayä  102. 

qsasutä  102. 

flsö  85. 

indrö  54  i. 


384 


Wortreg-ister. 


uSi  2232. 
usö  227. 
ustayö  227. 
usfäna  109. 
ustö  69  f. 
uspatayeni  58  ^. 
usyö  227. 
ka^aca  230. 
kaidhqm  230. 
ker^yete  146. 
kdrdntaiti  101. 
gairis  96  1.  145. 
gaobana-  62  ^ 
yä&anqm  230. 
gdrdmhayö  84. 
gdrambayqn  84. 
gourus  145. 
x^aTdhardm  72  3. 
x<^anvanti  79. 
ccrö);i<,s-  223  2. 
xründrqm  77. 
xrvisyatö  60. 
xsnaoma  59  2. 
xhiümaine  59  2. 
xSndvisä  60. 
ynäna-  62 '. 
cardk9r9drä  101. 
cardkdTdmahl  101. 
casmainl  62  ^  *. 
cinmäne  76. 
jaiynvä  59. 
jaidyeiti  153. 
jaxsvä  59. 
jaynvä  59. 
jamaete  227. 
jägardbustarö  101. 
j2Ää^  91. 
^ä  63.  64  i. 
tdvi.sim  59. 
daidlta  74. 
dami'i  99  2. 
daduye  229«. 
dabaiti  230. 
dabäiti  73  1.  230. 
dar9i}räi  223  -. 
dasta  69. 
dazde  71. 
dahma-  224  1. 


dä)!ä  73.  74  1. 

däi9ö  224. 

dähayeiti  85. 

ddbd7iaotä   78.   82.   86. 
91.  933. 

ddmana-  62  1.  62  ^  *. 

ddmäna-  62  1.  62  ^  *. 

c?ö^sä  75. 

dqnmahi  79. 

diivzaidyäi  82.  87.  91. 
98.  102. 

didaiTdht  103. 

diddvdzö  88.  101. 

dxdrayiö.duye  88. 

rf'Ziä  74. 

dugddä  51.  53.  55.  64  1. 

dagddrqm  55. 

duyba  51.  53.  55  f.  61. 
641. 

duybardvi  64.  66. 

duybrqm  55.  66. 

dunmqn  76  f. 

duzdqfabrö  82  f. 

draonö  51.  57.  64  1. 

drajöyeitlm  224. 

dräj(y)ä  224. 

drdgväite  72. 

drdgvätä  72. 

dvqnmaihyascä  11. 
^ribda  89. 
paöurvö  225. 
paitita  58  1. 
paii'ika  60. 
pafä,  paiarl)in  55. 
padänö  232. 
paräntyä  59.  70. 
pasca,  paskäd  184. 
pascäi^ya-  184. 
päpdratäne  101. 
pdrdn9vi  107. 
pdrsnine  60. 
pdrasaete  226. 
pdrjsäite  226. 
/>iYa  55.  62. 
pitara  54. 
pitaram  52. 
ptardm  55. 
p<ä  55.  61  f.  64. 


baevani  62  1  *. 
bardma  59. 
barazimanqm  59. 
&«5«ia  89. 
bft.syantam  60. 
bräsat  86. 
fabröi  54. 
fraesta-  73  2. 
fraoranta  71. 
frabda  155. 
fraoiri.saiti  229. 
frasä  226. 
frastanvati  79. 
frazainti.s  58. 
fräxm^na-  62  1. 
fräyrärayö  227. 
fräna-  62  1. 
fräsdnti  229. 
frdna-  62  1. 
fryqnmahi  76 — 79. 
fitäna-  62  1.  64. 
nardrn  55. 
Tiä  55. 

nämdni  62  1*. 
ndrdbyö  54. 
nibayaf  73  2. 
nivanät  80. 
nivänäni  80. 
nivänanti  80. 
nyäzaydn  85. 
mainyätä  74 1. 
mard&i'äi  223  2. 
masit-  64 1. 
mer^ypüi  146. 
viaranvaints  79. 
mar,)zdäfä  101. 
mimoyzö  87  f.  107. 
mqnäydn  80.  109. 
mqzdazdüm  62 '. 
mqzdrö  57. 
Tnruye,  {mruve)   190. 
yazus  58  f.  62. 
yeitlm  224. 
yezivl  58  f.  62. 
yöidamä  58. 
yöista-  73  2. 
vaoxdmä  58. 
vaozirdm  59. 


Wortregister. 


885 


vaxiyente  228. 
vanuyät  81. 
vanta  56  2.  58. 
vantänhö  58. 
raolöitam  60.  64  ^ 
raoxmusva  58.  62.  70 
ra&aeMäram  70. 
räna-  62  *  *. 
rüna-  62  *  *. 
rSnjyö  86. 
vänäni  109. 
vävdvdzätard  101. 
vävdrszöi  101. 
v^rdnäiä  72  f.  74  ^. 
vdrdnte   51.    64.    64  ^. 
66  f.  69.  71.  73.  76. 
vohiinazcjdm  93. 
visiJa^a  62  ^  *. 
t'is^ö  57.  69  f. 
vlcaya&ä  73  2. 
vidvä  224 1. 
vidcöista  173  2, 
vlnaoiti  81 1. 
vinuyäf  81  ^. 
visyäta  73. 
visaite  227  f. 
vispabda  89. 
.sae^a  228. 
sae^i  228. 
.vae^Y^■  228. 
saeinti  228. 
säimno  230. 
.säistdm.  73  2, 
säyenti  73  2. 
syaete  228. 
syaeti  228. 
.v?/e(^e  228. 
6•äs^^  52. 
sisöit  52. 
sqsardhqm  102. 
slaoram  51  f.  56  f.  64  i. 
stayeiti  73-. 
.s-faWfrt  192.  208. 
staratam  107. 
siäram  55.  72  ^ 
stardhyö  54. 
stdvdnaeta  75.  79  ^. 
sUranaoiti  227  2, 


std7'9nayan  80. 

Sifrf  54. 

strqm  55. 

spanvanti  79. 

Sjoas-  115. 

spasitaeSaca  59. 

snaiQlzbya  59 

srae.sta-  73  2. 

srayana  59  2. 

srayö  73  2. 

znöisfa-  73  2. 

zanä^  80  2. 

zanqn  80  -. 

zaranaemä  75.  79. 
I  zarcvnumanö  78  f. 

zänatä  80  2. 

zänä-  108. 

zänäite  80.  109. 
zändnti  80  2. 
2a«?ä  51.  56.  62.  64 1. 
zahyamnanam  58.  61, 

69. 
sfZi  154. 
haurva-  231. 
haurvafsu  155. 
hadisasca  59. 
häitlm  73. 
hiskva  90. 
histata  71. 
/i«sffl!  2232. 
hudänus  224  ^. 
Ätic?«  2241. 
hunäitl  74.  78. 
hunyät  74. 
humqzdrö  224  1. 
huzdntus  224  ^. 
hvöista-  TS '-. 
hvanmahl  76 — 79. 


AltiKTsisch. 

adänäh  80  2.  81 1. 
dausta  63. 
dänä-  108. 

gaf^afWoci   227  ^. 

stravah  227  2. 


PelileTi. 

pistän  62  1. 
vänltan,  vänand  81. 
Siför  52. 


Neupersisch. 

äbdän  62  1. 
jäsemin  37. 
rfö.si  63. 
rfe'Z  621. 
duxtar  55  ^ 
p?'rfar  52.  55  1. 
pistän  62. 
bämd  60. 
birädai'  55  1. 
farzand  58. 
ma«^  85. 
raädar  55  1. 
sitädan  79. 
sitänad  79. 
sitärah  72  3. 
stiför  52. 
zarmän  59. 


Balutci. 


</"i  54. 


j  Afghanisch. 

j  x^and  95  1. 
pezani  80  2. 
wia«i  80. 
sawZ  80  2. 

Armenisch, 

aman  94. 
am  112. 
as^;.  54. 
«ro.^r  86. 
arbenam  79. 
armukn  195. 
bazum  86. 
bekanel  109. 
gtanem  79. 


386 


Wortreg-istei-. 


dav  86. 
davacan  86. 
davel  86.  93  ^. 
edi  74. 
erag  86. 
zgenum  83  ^. 
luanam  79. 
Ikanem  79. 
cnanim  80. 
Ä^m  621. 

Phrj'gisch. 

McYepeavoc  15  -. 
NcKÖ|af)  15  2. 
'Iciuapd-f&ou  15  -. 

AltgriecLisch. 

ÖYeXairiv  12  ^. 
byz.  ÖYic  28. 
ÖYKapuccövro)  180. 
äbäiuac  208. 
öbM'lc  208. 
äb^rjToc  199. 
dedvaToc  208. 
ai'euuv   113. 
ÄICTOC  701. 
ÖKÖiuaToc  208. 
dK|iaioc  32. 
ÖKTIC    11. 

byz.  dXneeiav  28. 

äußpoToc  197. 

ä|uepoc  43. 

dnic  94. 

lesb.  dmue  178. 

<ivYpai4jdvTUJ  180. 

dvfedvuu  95  1. 

dveiLtoc  202. 

äveu  196  2. 

dvf|p  54,  dv^pec  54.  70. 

dvxXia  94. 

övtXoc  94. 

dvd)vu|aoc  72. 

dol^l^  197. 

ötiXtitoc  204. 

dTTObÖVTUJ    180. 


dTTOKXdc  205. 

dpapicKuu  62  ^  *. 

dpYupac  196  i. 

dpriYuüv  112  f. 

äpiCTOv  155. 

äpvu|uai  157. 

aporpov  200.  205. 

dpöuu  205. 

'Appiömoc  47  1. 

äpcr)v  45  f    47  i.  112. 

äcTrexoc  90  ^. 

dcTrjp  54,  dcTcpa  55.  72^. 

dcxpov  54. 

dTCMßuu  91.  93  f.  104. 

'AtXoc  147. 

aüEdvuj  228. 

'Axaioi  304  f. 

ayyr\  123. 

ßaivuu  146. 

ßdXavoc  209. 

ßaXeiv   144.   147  2.    152. 

187.  201. 
böot.  ßavd  155. 
att.  ßdpaOpov  200.  209. 
ßapüc  145.  187. 
ßeßXrjKO  1472. 
ßeßpujKa.  ßeßpujKiüc,  ße- 

ßpiucexai  198. 
ß^Xeiavov  200  f.  204. 
ßepeepov  200  f.  206. 
ßißpuucKuu  204. 
ßXdE  198. 
ßXfiiua  197. 
ßXfivai  206. 
ßXiiToc  197. 
ßXujepöc  198. 
ßXiücKuu  198.  200. 
ßpaßeüc  157. 
el.  ßpaxdvav  43  1. 
el.  ßpaxdvei  43  1. 
ßpoKeiv  157. 
ßpömoc  47  1. 
ßpil)|uia  1971". 
ßpüjcic   198. 
ßpuuxöc  197  f.  204. 
ßpujxüc  198. 
böot.  ßüxxoc  155. 
ßAv  149.  160. 


YdXa  204.  209  f. 
YoXoaic  209. 
Y^Yova  103. 
YeXapric  200. 
Yevecöai  201. 
Yevexrip  200.  202.  210. 
Y€vexiup  202. 
Y^pavoc  200.  206.  211. 
Yepac  200. 
YiYviücKU)  196.  205. 
Yvricioc  205. 
-Yvrjxoc  205. 
Yviqpujv  113. 
YviuTÖc  205. 
Ypavjjdxuu,  YPO^^ifiucav 

180. 
Yuv)^  155. 
bdioc  107. 
6dKpu  121. 
bd^aXic  209. 
öd.uacca  204. 
baiueiv,   5eb|uri|nai  147  2. 
ba|ufivai  145. 
bamiüveiu  180. 
bduvrim  79.   147  1.  200. 

208.  öa|uva^ev  79. 
bapfivai  145. 
ödpcic  157. 
bapxöc  157. 
öacüc  1081. 
6€6auL)C  103.  108  1. 
6^b^TlKa  204. 
öe6.u>mai  204. 
be&uriiaevoc  199. 
ö^bMn-ro  199. 
ö^öopKe  154. 
bdboxai  68. 
beiEov  182. 
lak.  Aeio[KX^oc]  41. 
ö^expov  200. 
b^^ac  200.  210  1. 
öepac  50  2. 
ö^peepov  200  f. 
b^pKOinai42.  157  f.  €6pa- 

Kov  101.  157  r. 
Up\xa  197. 
öexöc  2021. 
bduj  742. 


Wortregister. 


387 


&ia-fvövTUj  180. 
öia-rrpaGeeiv  157. 
i)iöuu|ni :  b{6o|uev  106.  bi- 

&o|U€c  67.  biboTe  67  f. 

106.  ÖOTÖc682.  &ÖVTUJ 

180.  6oiTO  75. 
öiÖYvriToc  205. 
AipKr)   42. 
iiqppoc  143.  147. 
^larjcai  204. 
böcic  68  2. 
öoxrip  54. 

60TÖC  68  2.  200.  2021. 
bpoKeiv  101. 
bpajöc  157.  197. 
büvavTai72.  öüvairo  74  f. 
edXri  145. 
^dqpeti  90.  95. 
dor.  eßaxe  198. 
eßrjcav  181. 
ۧ\r|v  144.    204    206. 

eßXnfo  204. 
ۧ\uj  198. 
hom.  eßpuuv  198. 
€Yevö|uriv  202. 
e-fXoc  305. 
€&d.uacca  200.  204. 
€&a^ov  208. 
ebapGov  157. 
€br]ha  89. 
ebpaöov  157. 
eboc  201. 
t'Gopov  198. 
€i|uapTo  101. 
€i|ui  :    6C|uev,    ecxe    154. 

ecTUJ,  ecTuuv  180  f. 
eivdxepec  193.  196  2. 
ion.  Eipacpiiüxr|c  46  f. 
lak.  eipeivuup  39. 
lak.  eipiiv  37  ff. 
e\pr\vüZei  39. 
ion.  eipoc  47  i. 
clcxopYfic  15. 
iKYeYÜxrjv  103. 
€KÖ|Liicca  200. 
CKopecQric  187  i. 
€Kpä0riv  204. 
CKpeiauu  200. 


I  ^Xaqppöc  86. 
j  eXeuBdpuuc  43. 
I  kXiKY]  124. 
i  e'iuecic  58. 

efiqpuxoc  107. 
evvr)  205. 
^'vvu|ui  83  3. 
iövxuu  180. 
äol.  Iirepoc  47  i. 
byz.  eiTiec  28. 
eiTi|i6\r)9evxuj  180. 
eiTixeXoüvxuj  180. 
^irXexo  153. 
e-rrXriiuriv  204. 
^iTopov   198. 
epaiaai  200. 
epeccuj  204. 
epex|uöc  204. 
epf||uoc  61 1. 
epric  42. 
I  epiqpoc  6. 
eppaoc  48. 

lesb.  'Eppaqpeuixac  46  f. 
Ipp^v  112. 
'Eppibaioc  47  1. 
epcr|v,   epcr]v  45  f.  47  ^. 

49. 
gcßriv  206. 
keXöc  301. 
ecKXrjv  206. 
dor.  ecXöc  301. 
ScTrexo  183. 
ecxöpeca  198  ff.  210. 
ecxopecOric  187  i. 
äol.  ecxöpoxai  208. 
ecxpujfaai  199. 
ecxpoicu  198  f. 
ecxuucav  180. 
ex^Xacca  204.  210. 
gxXriv  202.  204. 
^xöc  2021. 
i(pävr\v  206. 
eqpÖTTXuJiua  6. 
i.(pep6nr\v  202. 
ecpu  198. 
eqpuxov  192. 
e\QiZiv6c  154. 


e'xuj,  ecxov  153. 

2a|uiövxuj  180. 

ark.  ZepeGpov  200  f. 

ZeuKxrip  210. 

Zeüc,  Zdc  43.  299.  Znv 

148.  160. 
Z:^iu  153. 
tjbea  1871. 
fjea  1871. 
fjiaap  194. 
f||u^pa  194. 
fjiuepoc  43. 
ripeiua  61. 
ripeiuaioc  61. 
fjxop  123. 
fjxpov  123. 
edXanoc  209. 
GdXacca  209. 
Gdvaxoc  207.  209. 
GdpvucGai  157. 
Gdpcuvoc  157. 
Gapcüc  157. 
Odpcuc  157. 
Odpcuuv  47  1. 
Geixo  75. 
GepdTTuuv  200. 
O^pcujv  471. 
GdccecGai  153. 
Gecic  68  2. 

Gexöc  68  2.  200.  202  ». 
Geuupö)  30. 
lak.  Qripeixdc  46. 
lak.  0ripixac  46. 
Gvaxoc  191. 
GvfiCKUj  199.  Gaveiv  144. 

147  2.    187.     x^GvriKO 

144.  1472. 
Ovnxöc  208  f. 
Gopoöiuai  198. 
Gpacüc  157. 
Gpdcuc  157. 
GpujCKiu  198. 
Qv^6.Tr]p  51  f.  54.  Qvfa- 

xepa  55.  64.  66.    0u- 

Yaxpüiv  (i(j. 
ib|U€v  158. 
i'iaepoc  47  1. 
'Imadpaöoc  47  1. 


388 


Wortresrister. 


'l|a|aapoc  47  ^. 
iva'fövTuu  180. 

ITTVÖC    132. 
ITTTTOC   132.    154. 

lak.  l'pavec  40.  43. 

Ipduuv  40. 

ip^ec,  ipdac  41  ff. 

ipeiv  40. 

ipexai  40. 

ipri   40. 

lak.  ipr|v  40  ff. 

lak.  ipivec  40.  43. 

ipiu6c  40. 

ipil)  40. 

ipuuveia  40. 

kei  154  f. 

''ICKU.UVOC    15. 

"Icuapoc  47^. 
'Ic)ieiva  47  ^. 
'lc|Lieiviac  47  ^. 
'IcfueivoKXeic  47  ^. 
'IcnaräK^c  15. 
'Icxecpavov  15. 
icxriXriv  15. 
Vcrriiui,  i'cTaui  68 2,  iCToxe 

68,    icxavxai  72  ', 

i'cxaixo  75. 
'Icxiaia  154. 
icxiri   154. 
icxpaxioixric  15. 
lcq)aY^vxi  15. 
icxvöc  90. 
(xujv  180. 
ixOöc  154. 
Kaivuu  146. 
KdXaiioc  195.  209. 
KOiudpa  209. 
K(i|aapoc  194. 
K(i|naxoc  209. 
Kciuuaxoc  147. 
Kä|avu):Ka|U€iv  144.  147  2. 

202.  K^KiariKu  147  2. 
Kupavoc  47  1. 
Kcipavvoc  208. 
Kapbia  157. 
hom.  Kapnvo  208. 
KÜpcic  157. 
KÜpxu  157. 


Kopxepöc  157. 
KÖpxicxoc  157. 
KÜpxoc  157. 
Kapxöc  197. 
Kapxüvuj  157. 
äol.  KOxdTpevxov  182. 
KCKpaiuai  198.  204. 
KeKaboc  200. 
Kepaiaoc  200.  204. 
Kepdvvuiui  195.  198  f. 
Kepac    194.    200.    210. 

210  1.  211. 
Kepacca,   Kepdcac   199  f. 

204. 
Kepdo)  42. 
K^piLia  197. 
Kipvriiui  42. 
Kiccoc  154. 
K\fi)uai  205. 
kXuxöc  107  1. 
kXüuu  151. 
K)LIT1TÖC   147.  208  f. 
Ko^^iu  200.  202. 
Ko^l2:uJ  200. 
KÖpaE  200. 
KOp^LU    187  ^. 
KÖpcri  197. 
Kpa^^[bv  113. 
Kpd&€|Livov  210 1. 
Kpaöia  157. 
Kpä|Lia  197. 
byz.  Kpaviou  28. 
Kpdvoc  211. 
Kpd(c)axoc  210  ^. 
KpdcTTebov  210  ^. 
Kpaxeoc  198. 
KpaxriP  198  f.  204. 
Kpaxöc  197. 
Kpaxüc  157. 
Kpaufiijv  113. 
Kp^ac  200.  210. 
Kpeiccuuv  157. 
Kp^naiaai  200.  210. 
Kpeiadcac  200. 
Kpeiuöai  200. 
Kp^xoc  157. 

KpiVÖVXUJ    180. 

KpuuTri'ov  194.  198. 


Kxeivuu,  KxaveTv  144. 

KX6VÖC  142.  148. 

kükAoc  155. 
{  Kuvdpa  8. 
UeTUJ,  eXeEa  1961. 
i \€Kxöc  188.  188  K 

XeXdxuJci  103. 

XeXö-fXaci  103. 

Xi|UTTdvuj  79. 

Xö-foc  148. 

Xüuu  151. 

luaivof^at  146. 

^av^val  145.  152.  206. 

|adpva|uai   50  2.    69.   71. 
73.  157. 

ladpTTXic  157. 

ludpTTXUu  157. 

luapxüc  157. 

byz.  MaupiKioc  28. 

lueTaXo-  200. 

in^eu  153. 

M^Xaepov  200. 
I  lak.     lueXeipriv     38    f. 
I      44. 

lak.  lueXXipiiv  40. 

^e)aaxov  103. 

lueußXuuKa  198. 

)ie|uove  103. 
i  Mecöönn  210  1. 
i  luripöc,  lanpa  121. 
1  ^oXoönal   198.  200. 

uopxöc  197. 

vdiroivoc  198 

veö^uE  115. 
'  byz.    NeoKaicdpeiav  28. 

viiKep&ric  196 -. 

vficca  190.  196  2. 

vfjccoc  198. 

lak.  NiKCÜc  41. 

lak.  NiKobd|Liou  41. 

lak.  NiKÖcxpaxoc  41. 

voccöc  31. 

vüE  155. 

o\bu  992. 
i  övoc  64  1. 

öpTt^  197. 

öpcKxöc  188  K 

öpGoc  1961.  197. 


Wortx-e2:ister. 


389 


öpi'favov  10. 
öpvu|Lii  157.  197. 
öppoc  44. 

oÜTTepbiKiovBuu  180. 
oOpö  44. 
ouxi  11. 

öcpiöcTTpaxoc  l.'S7. 
byz.  TTOiöia  28. 
iraAaiöc  31. 
tiaXä^T]  209. 
iTavba|LiäTUjp  208. 
Trapä  146. 
irapai  146. 
TTapaueivüroj  180. 
TrapexövTU)  180. 
TTopöc  146. 


TTiTTTiu  :  dor.  lesb.  eue- 

Tov  153. 
TTicupec  140.  154. 
TcXäQoc  43.  198. 
■n-Xarüc  157. 
uXeidc  36. 
TrXfieoc  198. 

TT\flVTO    204. 

irXi'-ipric  204, 
irXricioc  204. 
mXfiTO  204.  210. 
Tro^vTU)  180. 
TToXÜKuriToc  147.  199. 

TTOXÜC    145. 

uoXütXoc  147.  198. 
TTO|uiTr|  197. 


TTaxrip  :  uaTepa  52.  ira-  ttotöc  202  i. 

Töpa  43.  TTOTpöc  148.  irovic    148.    160.    187  f. 
150.  160.  -rrarepec  54.        TTÖba  148.  160.  188  K 

TTttTpOüv  150.   iraTpäci  lak.  TTpaToviKOU  41. 


150.  158.  160. 
■nibr]  89. 

7T€i6apxoiJVTUJ  180. 
ireXa-foc  200. 
TreXavoc  200. 
TieXäZuj,  ireXaca,  ireXacca 

204. 
TT^Xac  204. 
Treoc  1541. 
TreTraeuir)  103. 
ireTrXriuai  204. 
TTeTTOvBa   103. 


Tipaüc  105.  107. 
TTpoTpocpovTuu   180. 
TTpocTefiov  33. 
irpöxvu  147.  149. 
TTpoiTeipac    (upiuTei- 
p[ev]acj  39.  44. 

TTpUJTOC   198. 

TTTapeiv  144. 
TTTÖpVUVl  62  ^.   157. 

TTUCTÖC    158. 

^dbainvoc  206.  211. 
^ävec  43. 


TTdirpoKa,  TTdTTpajuai,  eire-    el.  .-pdTpa  43  ^ 


irpaTO  204. 
ireTTpuiTai  198. 
TieTTTÖc  140.  155. 
TTcpac  200. 
Trepücuü,  Tcepaca  204. 
7Tep{)0|uai  93  ^. 
äol.  irecupec  154. 
Treccuu  153. 
Trerexai  153. 
böot.  TT^TTapec  154. 
Treuenv  112  f. 
TTeqparai  103. 
ireivic  155. 
lak.  TTr}pecpöv6ia  46. 
Ttiapöc  146. 


i)eZü)  153. 
j^pr\v  43  1. 
byz.  Zaviävav  28. 
ceXac  200. 
CKÖXXuu  146. 
couXuOvBiu  180. 
CTTaipuu  146  f. 
CTToprivai  145. 
ciraptöc  157.  197. 
CTT^piua  197. 
CTTOubrj  197. 
CTaiTO  75. 
crdpToc  157.  202  ^. 
crdcic  68  ^. 
CTarfipa  70. 


Indogermanische  Forschungen  VII 


cxaröc  68-'.  200. 

CTCTavöc  64  ^' 

CTGYvöc  64  1. 

CTdfuu  153. 

äol.  CT6IXOVTOV  182. 

CTJiGoc  62  1. 

CTr|viov  62  ^. 

CTÖpvuiui  197.  199. 

CTop^cai  199. 

CTpdßuuv  113. 

CTpttTÖc  107.  157.  202 1. 

CTpü)|ua  197. 

CTpuivvum  197. 

cxpujTÖc  197.  199. 

cvZxjt  115. 

cuvaYÖVTO)  180. 

cqpaXfjvai  145. 

ccpapayoc  208. 

ZuuKdpTric  157. 

ToXaiva  209. 

xdXavTov  209. 

ToXa^öc  209. 

TdXapoc  209. 

TdXac  144.  147.  209. 

xdXaccai  208. 

Tduvuu  147  ^. 

xaiaeiv  144.  147  2.  201  f. 

TETuriKa  147  ^. 
ravaöc  59. 
TavÜYXuüccoc  145. 
TopTTUüiaeea  157. 
TaTÖc  156. 
Taöpoc  57. 
TiQvaQi  207. 
Teivo)  103. 
T^KTOiva  112.  207. 

TtKTUUV    112. 

T€Xa,uuüv  195.  199  f.  202. 

204.  207.  210. 
xeXdccai  199  f.  208. 
TC^axoc  200. 
Td^evoc  200.  202. 
T^voYOC  200. 
Tev^uu  1871. 
Tepa,uvov  200.  211. 
T^pejLivov  200. 
T^peccev  199—201. 
Teperpov  198-201. 

20 


390 


Wortregister. 


T€TapTOC   196  ^. 

T€TaTO    103. 

TexXaGi  206.  211. 

T^rXauev  206.  211. 

T^Tpamaai  199. 

TerpuÜKOVTa  195.  198. 

böot.  T^TTopec  154. 

TienMi  68  2.  Tiee^ev  106. 
TiOeiLiec  67  f.  71.  t(- 
eexe  68.  71.  106.  xi- 
eexai  68.  71.  e6e^ev 
68.  leexo  74. 

xixpiijui  204. 

xixpuucKuu  198.  204. 

xiKxuu,  SxeKov  153. 

lak.  TiiaoYeveoc  41. 

lak.  Ti|uöEevoc  41. 

lak.  Tiuuuvoc  41. 

xXdiuov  198. 

xXüvai  198. 

xXfjvai  210. 

xXnTÖc  198.  204. 

TOjjix]  132. 

xö^oc  132. 

xpäire^a  142.  145. 

xpeTToi,  xexpaniaevoclOl. 

xpfiiua  197.  204. 

xpfjcic  204 

xpnTÖc  197  f.  204. 

lak.  xpixipevec  40.  43. 

xpu'fujv  113. 

xpuüfXr)  198. 

xpuuxöc  198.  204. 

xpiüuu  198. 

üaXoc  30.       ^ 

uTToöpa  115.  150.  158. 

(f)ä^w\  112. 

(pafüjv  113. 

lak.  0aivoKXei[ba]  41. 

q)avf)vai  145. 

qjüpeiv  43. 

qpapdxpa  143  f.  202. 

(p^pexpov     200.    202. 
204. 

qp^puu  148.  qp^poiiui,  q)d- 
povxai  72.  (p^pecGe 
181.  cpep^cenv  181. 
(pepiTUj  1)^0  f.  qpepöv- 


xuu  180  f.     q)€pövxuuv 

1 79  ff",  qpepexuucav  180  f. 

äol.  cpepovxov  182. 
qpOeipuu,  eqpOapxai  101. 
qpX€'6ujv  112. 
qpXöS,  cpXoYÖc  153. 
(pövoc  103. 
cpuYeiv  206. 
qjuxöc  107. 
cpüjp  187. 
Xabeiv  95. 
Xaipai  146  f. 
Xa|Lxai  145.  151. 
Xavödvuj,  x^icofaai,   eKe- 

XÖvbei  91. 
Xävoi  144. 
Xapdöpa  209. 
Xapfjvai  145. 
lak.  Xapuivou  41. 
XeXXr|cxuc  154. 
lesb.  x^^^ioi  154. 
X^pabpoc  200. 
Xeü|ua  210. 
xGk  154. 
X6eciv6c  154. 
xGiilöc  154. 

XBuuv,  xöovöc    145.  151. 
xiXioi  15i. 
XpefuexiZu)  200, 
Xpö)uaboc  200. 
Xpucäq)iov  47  ^. 
Xpucöc  47  ^. 
i4jä)uaeoc  209. 
vjjeucicxuE  115. 
ipuöuüv  113. 


Makedonisch. 

'Appaßaioc  47  *. 
Adppuüv  47  *. 
Aepbac  47  ^. 
K6pavvoc  47  ^ 
Köppayoc  47  ^. 
Koppaioc  47  ^. 
Koppdxac  47  ^. 
Kpax^vvac  47 '. 


Mittelfjriechisch. 

YvtTCioc  27. 
4Ed,uiTov  272. 


I        Neug^riecbiscli. 

! 

j  amorg.  dßbeXXa  8. 

j  amorg'.  dYair'lTixcd  34. 

;  amorg.  dYctTrrixiKÖc  2. 

t  aniorg.  dYCtTriJü  2. 

j  dYT'XTOc  3. 

dYYÖvi  5.  18. 
I  amorg'.  dYYPi^iuu  2. 
j  dYeXd6i(ov)  12  3. 
j  amorg.  ctYlccM«  32, 
j  amorg.  dYiÖKXji.ua  10. 
;  ÖYioc  10. 

!  amorg'.  dYKoXeciic  2. 
i  dYKaXidZuj  2. 
!  amorg.  ÖYKUvdpa  8. 
I  amorg.  dYKUuvr)  2, 

amorg".  ÖYPioc  2. 

amoz'g.  dYpiocfivec  2. 

amorg.  db^pcpYl«  30. 

araoi'g.  dö^pqpi  2. 

amorg.  dbepqpöc  2. 

dbövi  25. 

amorg.  deXdöi  2.  12. 

amorg.  deXrjd  12. 

amorg.  deXid  2.  12.  32. 

amorg,  dexöc  2.  24. 

ÖTIXÖC  2, 

amorg.  dGepiva  2. 

d99u|aoö,uai  5. 

amorg.  aiYaXia  12. 

aixioc  27. 

dixoTTOüXi  24. 

amorg.    dKopxepoücave 

9. 
üKapxepOü  9. 
amorg.  dKvioc  32  f. 
amorg.  'Anoupid  11. 
amorg.  ÖKpna  34. 
dXaixpißiöeiö  5. 
amorg.  dXdxci  2. 
amorg.  dXaxcÖYOupvec  2, 
amorg.  dXeKÖxn  10. 


Wovtree-ister. 


391 


öXXctYia  2. 

äWatct  233. 

amorg'.  ctXXaEec  1.  33. 

äXXaEiö  2.  33. 

amorg.    dXXotrpöcaXXoc 

2. 
amorg.  äXXoc,  dXXeivr|c 

2. 
äXuapiü  8. 

amorg'.  ctXaivicTpia  34. 
amoi'g.  d)LiaXaYci&a  2. 
amorg'.  ä|uapTia  2. 
amorg.  äuacKotXr]  8. 
amorg.    ä|^|u'    dtairXuj- 

^dvn  21. 
djuiuäTi  16.  18. 
amorg.  d)Li|uo6dpa  2. 
dnöpYI  3. 

amorg.  'AjiopYoiroOXa  2. 
amorg.  dinoup^id  2. 
amorg".  'A,uo(u)pYiavöc  2. 
amorg.  'A|uoupYÖc  2. 
djuirdpi  11. 
amorg.  diuir^Xi  2. 
amorg'.  diuTToieuu  2. 
d|UTTUjOiI)  2. 
amorg.  dvdßYUJ  2. 
amorg.  dirafaeipöv  2. 
amorg.  dvaiueTaEü(v)  2. 
amorg.  dvdvTioc  10. 
dvavTiiüvuu  3. 
amorg.  dvdpBriKac  8. 
amorg.  dvacupxripi  2. 
amorg.  'Avepdöec  8.  26. 
dvo|udToi  4. 

amorg.  ävTÖiaa  10.  20  f. 
amorg.  ävrepa  10. 14. 16. 
amorg.  dvTnrpeiT^puci  9. 
dSdöepqpoc  10. 
amorg.  dEaTiXtuvo)  10. 
amorg.  dEaqjva  10. 
'ASid  3. 
doöTOC  23. 
amorg.  dirdveiuo  2. 
dirdvuu  6.  10.  14.  16  f. 
amorg.  'Airdviu    Mripid 

10. 
amorg.  dTTairiJü  13. 


d-rrepvuj  16.  18. 
amorg'.  d-miavoc  8. 
d-nXeid  36. 
amorg.  cittXujvu)  2. 
amorg.  dTrXuuTapid  2. 
dtrö  3.  11.  17. 
diTobiavTpeiTO|uai  30. 
amorg.  dTro9a|u,uevoc  2. 
ÖTTÖGev  8. 

amorg.  dTroKp^ßßaTO  2. 
amorg'.  d-rroiueivuu  2. 
amorg.  diroiuovn  11. 

dtTO|UTTpÖC    17. 

dTTÖEuu  17. 

amorg.  dirocTpoqpr)  2. 
amorg.  dirÖTgv  8. 
amorg.  dpd6u|uoc  8. 
amorg.  dpYavid  10.  32. 
amoi'g'.  dpYctcx/ipia   10. 
amorg.  dpBriKac  8. 
amorg.  dpiYctvri  10. 
amorg.  dpiqpvrixoc  3. 
amoi'g.  dpiuaGid  10.32. 
dp|ud9a   10. 
ctpuaeöc  10.  32. 
amorg.  dpinacTÖc  2. 
dp|ur|v€iJYUJ  5. 
amorg'.  dppaßuüvac  2. 
amorg.    dppaßoiviacTi- 
KÖC  2. 

amoi'g.  dpxÜTci  10. 

amorg.  dpqpavöc  10. 

dpiwxOü  10.  16  ff. 

amorg.  dcepviKÖ  2. 

amorg.  dciviöc   10.  35. 

dcKid  9. 

amoi'g.  dcxaKÖc  2. 

amorg.  dcxdcu  8.  18. 

dcxdxi)  16. 

dcxpdXia  3. 

amorg.  dcxpdqpx€i  2. 

amorg.  dccpevxöva  8. 

amorg.  dccpevxöva  8. 36. 

amorg.  dcqpovxüXi  8. 

Bova.  atö  25. 

dxöc  12. 

amorg.  aüxouvoü  2.  12. 

dqjdXi  10. 


amorg.  dcpaXöc  4.  10. 

amoi'g.  dqprivuD  2.  7.  13. 

amorg.  dqpopd&a  8. 

amorg'.  dqppaxoc  2. 

amorg.  dqp'xö  37. 

dxeiXi  8. 

dxiviöc  10.  16.  35. 

dxivöc  35. 

amorg'.  dxXdöi  2. 
I  amorg.  dxxa-rröbi  10. 

dxxiva  11. 
'  ßoYY^^lo  5.  30. 

amorg.  ßavxZieXio  5.  30. 

amorg.  ßapeid  32. 

amorg.  ßYdZuu  7. 

amorg.  ßYdXXiu  13. 

amorg'.  ßYeviKÖc  6. 

amorg'.  BiÖKacxpo  30. 

amorg.  ßXoiqxiKd  7. 

amoi'g.  ßXou)  7. 

amoi'g.  ßoüöi  26. 

'ßpiCKuu  (eOpiCKuu)  7.  18. 

'ßpoödxxnc  4.  17. 
I  amorg.  ßuZ;d  34. 
j  amorg.  ^abäpa  25. 

amorg'.  Yäöapoc  25. 

amoi'g.  Yc&oupiec  25. 

amorg.    ra6oupÖKuuXa 
25. 

Ydibapoc  25. 

amorg.  Yctivoi  8. 

amorg".  'Yärra  .8. 

amorg'.  yy<^viv  5. 

amorg.  y^i  7.  36. 

YeXdbi  2. 

amorg.  Yl<i  7.  32. 

amorg'.  fidXri  6. 

amoi'g.  fiaXiväc  6. 

YiaXiSuj  30. 

amorg.  yIö^öc  6. 

amorg.  Yioiceiui  37. 

Yiaci|ui  47. 

amorg'.  yIccju^voc  8. 

Yiacou|ui  37. 

Yiacu|uiv  37. 

amorg.  YiaTpöc  30. 

Yi&i  5. 

YKdXmcua  2. 


392 


Wortregister. 


YKa\ä)  2. 

amorg'.  Y^pfMi^iu  6. 
amorji".  YKpcMÖc  6. 
amorg.  y^iJtuüvuj  6. 
amorg.  yoviOü  32. 
Youbi  7.  37. 
amorg.  yoO|li€voc  7. 
amorg'.  Yo^pviä  36. 
amorg.  YP'^opoc  6. 
amorg.  yPI«  32. 
YuaXiCo)  30. 
amorg.  yVö^'^u^  30. 
amorg.  Yyct^icxric  30. 
Yuöcjuoc  32. 
amorg.  röcproc  6. 
amorg.  6Ylctß«TP«  34. 
amorg.  öeKoxTdbepcpouc 

21. 
amorg.  beKoxxuj  21, 
amorg.  bi{v)  (=  oiibev) 

4. 
AZilM  5. 
bioKÖcia  29. 
feövTi  4.  16. 
amorg.  6ou\iiD  30. 
amorg.  bpoTravi  35. 
amorg.  &yö  30. 
büocuoc  32. 
amorg.  &yöc|uoc  7.  32. 
amorg.  büü,  bi  8. 
amorg.  eßäWei  9. 
amorg.  ^ßY«  7. 
amorg.  eßY<iXci|ue  7. 
amorg.  eßXoriTiKÜ  7. 
amorg.  eYäirrjca  13. 
^YTÖvi  5. 
tfbiv  36. 
ifü)  5.  12. 

amorg.  i-^w  'jjlouv  21. 
ibü)  5.  13. 
amorg.    eiKOviciaaTÖpic 

7.  18. 
amorg.  e'iKoci  7.  37. 
amorg.  eiTia  8. 
eicTTpÜKTopac  18. 
^Kd  13. 
^Keivoc  12.  17. 
amorg.  ^KKXricti  5.  33. 


I  amorg.  eXeniuocüvri  24. 

amorg.  (^)\ioc  13.  33. 

amorg.  ^'qpriKa  13. 

amorg.  eiuicö  13. 

Ijuicö   13. 
1  ^|uicO  13. 
1  amorg.  'einza  1. 
\  amorg.  Iiairaivaci  7. 

amorg.  eiu-rtfiKa  7. 

amorg.  Iju-rrpöc  7. 

eva  13. 

amorg.  evviä  5.  32. 

amorg.  evvoia  5.  30. 
,  IvoiKiacTTic  5. 
,  amorg.  ^vtZÜ^Iuj    5. 

amorg.  evxIiXuüvuj  12. 

amorg.  evr^uoc  5. 
I  amorg".  evTpOTrr)  7. 

^Eacpva  10. 

amorg.  eEeYU|uvujcav  7. 
I  amorg.  eteuYäXajvrac  7. 
!  amorg.  eEeqpöpxuuce  7. 
I  amorg.  ^E^cpuev  7. 

amorg.  ^Eri|uepuj|ua(v)  5. 
;       7. 

I  (^)EobۆU)  35. 
j  (e)Eöbia  35. 
j  {i)lob\ö.Zui  35. 

amorg.  ^Eocri  11  f. 

amorg*.  errä  5. 

amorg.  ^uabä  5- 
'  amorg.  e-rraipvave  7. 

amorg.  direibric  5. 

e-rrepuci  17. 

amorg.  dir^puci  9. 
I  amorg".  i-ar\a  13.  33. 
I  amorg.  dirfipav  7. 
1  4ttic'  13. 

amorg.  diriciu  13. 

amorg.   ^TrobYiavTpd- 
triKe  30. 

amorg.  ^pYCtXeiö  5.  32. 

amorg.  ^pti.uvid  5. 
'  amorg.  ^priiuoc  5  f. 
i  amorg.  'Ep^viö  13. 
j  amorg.  'Epivr]  13. 

amorg.  ^p|ar|veÜYiu  5. 

amorg.  ^puiba  5. 


amorg.  epTTiZiai  5. 
amorg.    dpuuTüj,    ^puu- 

Toöce  5  ^. 
ecKia  9. 

amorg.  ecü  9.  12. 
amorg.  fereivfic  12. 
amorg.  ^T6u|uo0|uai  5. 
amorg.  exciiuoc  5.  11. 
^xöxec  9.  13.  17. 
exoOvoc  17. 
amorg.  exouvoö  12. 
amorg".  exoüxoc  9. 12. 17. 
amorg.  fexcei  5. 
amorg.  ecxeivoc  5. 
amorg.  ^xci  5.  13. 
amorg.  euXor]xiKä  24. 
amorg.  eüXcOü  7. 
amorg.  eüpeOr]  7. 
amorg.  eüpeOriKaci  7. 
amorg.  eupicKiw  7.  18. 
amorg.  eüpoöv  7. 
eOxo-  12. 

amorg.  euxcaipoc  5. 
amorg.  eüxcri  5. 
amorg.    ^'qpaa,    ^qpäa|ue, 

^qpäaci  21. 
^cp^xoc  13.  17. 
amorg.  ^x^^^'^il'  H  ^• 
amorg.  ev^iinoc   13. 
amorg.  Z&  20. 
amorg".  ^aivoxaqpeio  32. 
'Zdpiu  (=  oüZdpuu)  5. 
smorg.  Zu)  21. 
amorg.  lißYoXa  13. 
riXioc  17.  29. 
amorg.  i'iXioc  7.  30. 
amorg.  iiTTiace  32. 

l'lCKlÜ    17. 

amorg.  liqpn'^ö  ^-  13. 
amorg.  riqpr)Kaci  7. 
amorg.  riqpriva  7.  13. 
Gavöjc  17. 

amorg.  Gcy^  Mou  31. 
eeöc  27.  31. 
amorg.  Gepi  32  i. 
amorg.  öepiö  32. 

06XÖK1C   31. 

eiöc  31.  34. 


Wortregister. 


393 


eiuupA  31  ^ 

Oobuupfjc  31. 

ööbiupoc  31. 

eoXÖYoc  31. 

öoupu)  30. 

amorg".  Gu|uou,uai  5. 

amorg.  öxiöc  30. 

amorg".  Guupu)  21. 30.  34. 

amorg-.  ibi  ö. 

amorg.  ibiKÖc  7. 

icd^uj  34. 

tcKid  9. 

iCKioc  9.  17 

icjaiXa  15. 

'Ic|uit'  15. 

Kar|u6vo  25. 

amorg.  Kajuevec,   Kajue- 

vr|  25. 
amorg'.  KOfudvo  25. 
amorg.    KavaiTÖ|U7Tapo 

11. 
KaiTivöc  36. 
amorg'.  kottvoc  36. 
amorg'.  KapaoöXi  24. 
amorg'.  Kapiuuxric  8. 
amorg.  KapTepüj  9. 
Keivoc  5. 
KeXabOü  25. 
KeXai6uu  25  f. 
Kr|\aöoupYiJü  25. 
KXaü-fuj  25. 
'k(  (=  oOki)  5.  17. 
K\di|UfiaTa  25. 
amoi'g.  KAdiaara  25. 
KoiXaöüJ  25. 
amorg.  KOvö,uicca  7.  18. 

K0VÖ|L10C    7. 

amorg.  KpeßßaxocTpuüca 

33. 
amorg.  Kpidra  32. 
Kupia  31. 
amorg.  Xdbi  5. 
amorg'.  \dqpi  5. 
Xeifiövi  25. 

amorg.  Xerinocüvr)  6. 
XcKdTr]  10. 
amorg.  \e)ue  21  f. 
amorg.  Xeuövi  25. 


I  amorg'.  Xejuovid  25. 

I  '\e|uocüvri  25. 

I  amorg'.    Xec,    Xi,    Xeeic, 

X^ei  22.  24  f. 
I  amorg.  X^ci  22. 
!  amorg-.  Xexe  22. 
1  amorg-.  XeÜTepoc  6.  11. 
i  amorg.  Xdiu  21. 

I  XT)TpOUß61Ö    5. 

1  amorg'.  Aidbo  8. 

amorg.  Xid^uu  8.  30. 

amorg'.  Xi(Y)oc  4.  13. 

Xtfiövi  25. 

amorg.  Aidbia  8. 

amorg'.  XiovTdpi  30. 

amorg-.  Xioxpißi  5.  30. 
:  amorg.  Xuapid  8.  32. 
I  amorg.  XuOpivi  5. 

^Ou  21. 

amorg'.  uaeipeu^e  24. 

amorg.  |udi  24. 

amorg-.  MaKopidc  37. 

amorg'.   inapYapiTapevia 
34. 

luaxa-  36. 

amorg.  |udxi  4.  16  ff. 

amorg-.  |udxia  30. 

amorg'.  luaxiüvuj  6. 

amox'g-.  ^^  (|U6xd)  37. 

amorg'.  ^epa  7. 

amorg'.  luepövuxxo  7. 

amorg".  iLiepuüvuu  8. 

Bova.  niesakö  33. 

amorg.  luiXüj  4. 

amorg".  juicd  13. 

amorg.  ,uicö  8. 

MixdXric  25. 

amorg.  luvoüxoc  6.  37. 

amorg.  luoidCuu  4.  30. 

amorg.  juoipacd  33. 

amorg.  laovoKKXrida  21. 

amorg.  luopqpoKopixco  4. 

juouvoOxoc  37. 

amorg.  luoüpYoc  3. 

amorg.  larraivuu  7. 

amorg.  uTrepbecric  6. 

amorg.  juirepöeü-fUJ  6. 

amorg".  inirrnu  6. 


amorg.  lUTTopuj  6. 
vacupxripi  2. 
amorg.  vexudivuj  3. 
vr)Xioc  7. 
amorg-.  vr|cd  33. 
amorg.  vricuüxric  29.  33, 
amorg.  vidxa  32. 
amorg.  NiKapid  8.  32. 
amorg.  NikoXöc  21. 
amorg.  NiKoupid  11. 
Niö  31. 

amorg.  viöc,  vid  32. 
amorg.  voixci  5. 
ßova.  nöma  3. 
amorg,  vojudxoi  4.  17. 
amorg.  vopid  32. 
amorg'.  .vopixca  5.  11. 
voccid  31. 
voupd  5. 

amorg.  vxpoTri'i  7. 
amorg.  vOci  4. 
amorg.  vuxdxoc  4. 
amorg.    vuxoTroöapdxoc 

4. 
vübjuoc  3  ^, 

VUUTTÖC   31. 

amorg'.  Edcxepoc  6, 

amorg'.  seßpii:uu  13. 

amorg".  teibi  4. 

amorg'.  Zevoxaqpeiö  32. 

amorg.  Eepiudxuuce  7. 

amorg.  5epö  'xave  21, 

amorg.  EexdZ;uj  7. 

tr||uepuj|ua  5.  7. 

amorg".  So6iduY(.u  35. 

amorg.  £ö6ianje  7. 

amorg.  Supdqpxia  30. 

HuuöiKÖ  5  ^. 

amorg.  Euüboxoc  6. 

SuuGiKd  5  \ 

amorg.  Euuxikö  5. 

amorg.   'Oßpiöc  11.  32. 

amorg.  ÖYpöc  11. 

oiKeioöxai  27. 

oivdpi  23. 

i  amorg.  öXeüOepoc  11. 
I  öXioc   17. 
I  amorg.  öXoc  3. 


394 


Wortreo'ister. 


(ö)iLißpobexTnc  4. 
ö)u,uäTi  18. 
amorg'.  6|aoXoä  4. 
jimorg'.  öiaopqpoc  11. 
öiaupöc  17. 
amorg.  ö|uIttuoc  11. 
amorg.  övo|ua  3  f. 

ÖVO|Ll(iTOl   4. 

amorg.  övojaÜTUu  3. 
öEeöpa  17. 
amorg.  öEoxri  H  f- 
amorg.  öEuj  11.  17. 
ÖTTXeid  36. 
amorg.  öttou  3. 
amorg.  önoö  3. 
amorg.  öttou  'tov  22. 
amorg.  öttoö  'x^  22. 
amorg.  ökujc  3. 
öpjd  5. 
öpiaaGöc  10. 
öp|Liriveü-fuu  5. 
öp|Lir]V€Üuj   16. 
amorg.  öpviöec  3. 
amorg.  'Opvi6ociTr|\td3. 
amorg.  öpviöc  11. 
amorg.   öpoEi  3.  36. 
öpTriba  17. 
öp-rriliu  16  f. 
amorg.  öci  11. 
öcKid  9. 

ÖCKIOC   17. 

amorg.  öcirixiv  4. 
amorg.  öctcö  9.  17.  34. 
Condofuri.  ötesi  13. 
ÖToi|aoc  5.  11. 
Bova.  ötu  13. 
oüXoc  3. 
öqpäXi  10. 
öcpKaipoc  5. 
amorg.  öxevxpct  11. 
öxi  17. 
öxT(?5a  11. 
üXTp6c  11.  14.  17. 
amorg'.    TTUibi,    TraibiOü 

30.  37. 
Traibid  29. 

amorg.  Traipvuj  7.  13. 
amorg.  uaXiöc  30. 


amorg.  itä|ue  20. 
amorg.  -rravaüpi  35 1. 
irdveiuo  2. 

amorg.  u'dvecTevaEe  21. 
amorg'.  TTavcdßacToc35. 
amorg'.  iravTpeÜYiu  8. 
amorg.  irdvuu  11.  17. 
amorg.  irdiTXuJiLia  5. 
amorg.  irapiuevo  7. 
amorg.  ttoIc,  irdeic,  ttö, 

irdei  25. 
amorg.  iraTivioiTiKo  36. 
amorg.  TTdTivo  36. 
amorg'.  -rrdoi  8. 
amorg.  -rreOuiaa)   6. 
amorg.  TreXeivouvre  36. 
amorg.  irepTeXiD  10  ^. 
amorg.  irepicca  34. 
amorg.  trepiccöc  34. 
amorg.  ireTpacnXi  6. 
amorg.  irriaivuu  8.  33. 
TTidcrjc  27. 
amorg.  uiö  30. 
amorg.  TTiTpoTroc  6. 
TrXeiövuic  27. 
ttXoüciov  27. 
Bova.  pluso  33. 
amorg.  'ttö  (dnö)  3. 
TtoKciXi  7. 
amorg.  ttotcoiXi  7. 
amorg'.  irouKdiuico  7. 
amorg.  iroüXeia  36. 
amorg.  irouXricia  32. 
amorg.  ttoö  'ilioii  22. 
amorg.  ttoö  've  22. 
amorg'.  ttoO  'ceic  22. 
amorg.  irpacd  33. 
amorg.  TTpeir^puci  9. 
amorg.  irpoEevrixpia  34. 
amorg.  irpocTidöa  33. 
pnise  35. 

amorg'.  ttOü,  irrjc,  tii  8. 
amorg.  "iriJupiKd  4. 
amorg.  TruupiKÖ  4. 
fidbja  (=  oüpdöia)  5. 
^dOufioc  8. 

amorg.  'PoKXeid  7.  32  f. 
amorg.  f^T.ud^uj  6. 


amorg.  'Privri  8. 
amorg.  'Piiviö  8. 13.  32, 
AiT«vi  10.  32. 
amorg.  ^iqpi  6. 
amorg'.  ^kouöOü  2. 
ß.uaTuüvvuu  2. 
amorg'.  ^oßdrOia  6. 
amorg.  ^ößi  4. 
amorg.  ^oXöi  4.  24. 
amorg.  {)ovbi  26. 
amorg.  ^oubid  26. 
amorg.  ^xciivi  4.  36. 
'pojTiu  17  f. 
amorg'.  ca^övi  34. 
amorg.  täZu)  8.  34. 
zak.  sali  34. 
cdXiOTKoc  34. 
amorg.  cdXio  34. 
cdvu)  34. 

amorg.  cacMÖc  7.  34. 
cdxXa  34. 
amorg.  ceiXi  8. 
amorg.  ceXi  6. 
cepviKÖ  2. 
amorg.  ceÖKXo  37. 
ceqpKOuXo  37. 
cdqpouKXo  37. 
cr))aeiuüvuu  30. 
cidZuj  34. 

amorg.  CKopYioö  32. 
amorg.  CKapi  6.  32. 
CKdpiov  6  ^. 
CKid  9. 

amorg.  CKuuXapirca   34. 
amorg.  c'  6  21. 
amorg.  couirid  32. 
amorg'.  cirapd'i  3. 
cnapaid  3. 
amorg.  cmXriva  36. 
amorg.  cttiti  4. 
cirXriva  36. 

CTOKÖC   2. 

cxacu  8.  18. 
]  amorg.  cxpadXia  3. 
i  amorg'.  cxpaaXidCuj  3. 
!  cxpaxiüjxai  27. 

amorg.  cxpeibi  4. 
I  amorg.  cuKonvid  32. 


Wortregister. 


395 


amorg.  cq)aXOü  3. 
amorg.  cqpäxxopac  7. 18. 
cqpovTÜXi  8. 
amorg".  cuüßpaKa  6. 
cujKä\Tcaic  6. 
amorg.  cuuKdpbi  6. 
amorg".  cujKapTcec  6. 
amorg.  cuOtto  34. 
amorg*.  cujiraivu)  34. 
amorg.  cuOpiacxpo  32. 34. 
amorg.  CDÜxopo  6. 
amorg.  xötföpi  21. 
amorg".  xaipi  6. 
amorg*.  Täveuü^uuiaa    2. 
amorg*.  xäxa  21. 
xeXeiuüvuj  26. 
amorg.  x'  eiraSec  22. 
xi|Liioc  29. 

amorg.  xÖKXeice  21. 
amorg.  xÖKOuce  21. 
amorg.  xöttö  21. 
amorg.  xöxec  9. 
amorg.  xöxuu'  '({u  21. 
■Bmorg.  Tpicd  33. 
amorg.  xpix'ä  34. 
amorg.    xpiiieic,    xpuüei 

21.  24. 
amorg.  xpAjue  21. 
amorg.  xpOüve  21. 
amorg.  xpüjouci  21.  24. 
amorg.  xpüjci  21.  24. 
amorg.  xpOuxe  21. 
amorg.  xpiim  21. 
amorg.  xcai  'irfie  22. 
amorg.  xc'  efü)  22. 
amorg.  xcriXaöüü  25. 
amorg.  xcujqpXi  i). 
amorg.  uYiave  7. 
amorg.  üirctpovTac  7. 13. 
amorg.  üttöcko.uui  7.  18. 
amorg.  ücxepo  7. 
amorg.  cpdbi  7. 
amorg".  qpaXöc  4.  10.  17. 
amorg.  qpüc  21. 
amorg.  qpacöXi  34. 
Bova  fasidi  34. 
amorg.  cpeXä  4. 
amorg".  q)(6i  4. 


amorg".  qpiKpoO|uai  6. 
amorg".  c|)(i)picKäXa  36. 
cpRemviu  6. 
amorg.  qjXApici  32. 
amorg".  cppt'ibi  4. 
qpxeidvuü   6. 
amorg.  qpxcdvui)  6. 
amorg.  qftxcepeZiu  6. 
amorg.  qpxcepvuj  6. 
amorg.  qpxucicfievoc  6. 
amorg.  qpuxeid  32. 
amorg".  qpuJXYid  30. 
amorg".  xct^^^TiJ^  8-  25. 
Xaöeüuj  "25. 
XaeÜKiu  25. 
XaibeuYuu  25. 
Xai6e\j(ju  25. 
XeiXi  8. 

amorg.  xiXi|Liouvxpüü  36. 
Xlujpa)  31  ^. 
amorg.  x^dpi  7. 
amorg.  xopeuxpia  34. 
Bova.  kliorö  30. 
amorg".  xpiMTvxipüj   36. 
amorg.  xpoucoqpöc  21. 
Xpoucxu)  30. 
amorg.  xP'J^cxüü  21.  30. 
amorg".  vjjdOa  .34. 
amorg*.  lydpi  4. 
amorg.  njriXöc  8. 

Albanesisch. 

yeü  91  \ 
geJidem  91  ^. 
pas  184. 

Lateinisch. 

actis  123. 
agna  123. 
amabam,  amahas  151. 

202.  210. 
anas  190. 194.196.1962. 
animus  202.  329  2. 
anta  196  '^. 
arare  205. 
aratrum  205. 


arcus  124. 
arduus  196 1. 
argentum  196  ^. 
argilla  196  i. 
armiger  114. 
armus  195.  196  ^. 
arSi  artis  196  ^. 
asinus  64  ^. 
assedo  113. 
astrum  54. 
auspex  115. 
bibo,  bibo7iis  113. 
carpo  194.  198. 
catipo  112. 
centitm  108.  168. 
cerebriim  197.  200. 
clades  195.  205. 
mlat.  cläemeum  356. 
mlat.  clamuin  333. 
cluo  151. 
coctio  155. 
coctus  141.  155. 
conjiix  115. 
crabro  195. 
cra^es  193.  195. 
dator  54. 
da^zts  107.  202  i. 
disco  98. 
doceo  98. 
domare  200.  204. 
dominus  197. 
dom.itor  204. 
domitum  197. 
donum  107. 
draco  112. 
durus  196. 
dwcc  115. 
ec?o,  edonis  113. 
erro  erronis  114. 
esi  1881. 
e*-^«s  154. 

/•era?rt  202.  204.  210. 
feretrius  197. 
feretrum  197. 
ferunto  182. 
fetufina  94  2. 
/ori-  204. 
fragor  208. 


396 


Wortrea"ister. 


fraxinus  195. 

fuam,  fuas,  fuat  151  f. 

202.  205.  210. 
gelef actus  197. 
(jenetrix  210. 
genitor  200.  210. 
genitum  194.  196  f. 
genu  147. 
genus  168. 
gero,  geronis  114. 
glans  195.  209  f. 
^rZos  209. 
gnarus  196.  205. 
gnatus  196. 
granum  195. 
gratus  195. 

^TM^O   112. 

hedera  91.  154. 

hiare  154. 

Äomo  114. 

janitrices  196  2.  197. 

incubo,  incubonis  113. 

indigena  191.  210. 

inquinare  79. 

intellexi  188  '. 

Jovem  149. 

junctus  94. 

Zac  195.  204.  209. 

Zana  195  f. 

largus  196  ^. 

iä^w.s-  193.  195. 198.  204. 

lecticn  94. 

Zecf«»i  1881. 

Ze^'o,  ledus  188 1. 

legimus  188  *. 

Ze'o  112. 

Zex  187.  210. 

Zexi  187.  188  i.  190  i. 

ZOCMS    121. 

Zwo  151. 

malere  205. 

mando,  mandonis  112. 

114. 
mango  112. 
mattuH  85. 
matuta  94  2. 
matufiniis  94  2. 
medius  152. 


memento  103. 

moZo  144. 

molitum  197. 

morior  146  f. 

Ttiulgeo  194. 

narrare  196. 

nflü^io  196.  211. 

7ia/i<  {tnaior  7iatu)  196. 

7iö/?<s  194.  205. 

710.9CO  196.  205. 

obsessHS  155. 

oWor  146. 

pars,  partis  196  '. 

^recZo  933. 

pensare  328. 

pe*-,  perfew  148.   160. 

187. 
pe^o  153. 
planus  195. 
pZenws  195.  198.  203. 
j9?eo,  pZev«,  2)letu7n  195. 

203  f.  210. 
po?-Za  942. 
portio  196  ^ 
prae  146. 
praeda  91  f.  95  f. 
praedo  112. 
praeses  115. 
prandium  195. 
prehendo  91. 
pi'ovisus  70  1. 
putu.s  107. 

quadraginta  195.  198. 
qiiartus  196  1. 
quercus  284. 
rarficcl93.195.206.211. 
ramus  195. 
/•a/?o,  raponis  114. 
recZt<.s-  1881. 
remus  205. 
reo;  113.  187. 
reo??:  187.  188  1. 
ruhruvi  57. 
rwo  151. 
russus  60. 
saZe'a;  124. 
sancfus  94. 
sator  54. 


secundus  183. 
«etZßo  201. 
semifer  115. 
sentina  90.  94. 
signifer  115. 
sororem  72  3. 
specio  154. 
sternuo  62  1.  157. 
stramen  197. 
stratus  195.  197. 
ZecZ^^m  188  1. 
Ze^'o  153. 
tenehrae  193.  197.  200. 

204. 
ZenZi<s  108.  156. 
tenuis  145. 
terehra  197.  201. 
Zr«&6-  211. 
fragula  198. 
tubicen  115. 
Zt/Zai  200.  204.  206. 
Z?<Ze  144. 
vacca  112. 
vapor  156. 
venio  146. 
verhum  121. 
FesZa  154. 
videro  187  1. 
?;m<6'  70  1. 
uoZo,  volonis  114. 
t;oZo  144. 
vomitus  197. 
vorare  204. 


Uinbrisch. 

rt7i-  (privativ.)  196  -. 
arfertur  210. 
dir. st  u  106. 
persnih{i)mu  51  1. 
Ze?-Zi<  68.  106. 


Oskisch. 

an-  (privativ.)  196 ' 
aragetud  196  1. 
genetai  197. 


Wortreo-ister. 


397 


Altfranzösisch. 

ente  328. 
tente  328. 

Französisch. 

aiglefin  273. 
aigrefin  273. 
equelfin  274. 
esclefin  274. 
hase  134. 
Zawie  196. 
petit  141. 

Spanisch. 

truchuela  273. 

Altirisch. 

Z>iä/f/i  197  f.  205. 
hoingim  109  ^ 
e'o  124. 

län  197  f.  211. 
melim  197. 
rofess  70  ^. 
sesc  90. 
te7ja  145. 
tarathar  197  f.  200. 

Grallisch. 

rix  113.  187. 
trigaranua  197. 

Kymrisch. 

&?a«f(Z  197. 
hysp  90. 
Zaun  197. 
ych  112. 
1/tf  124. 

Gotisch. 

ahana  123.  125. 
ainfalpaha  129. 


ainfalpei  129. 
ainlibim  131. 
aldeis  127. 
aWs  127. 
alpeis  127. 
alpiza  127. 
anatcairps  129. 
andwairpi  130. 
andivairps  129. 
anpar  132. 
anza  133. 
arms  195. 
auhns  132. 
auhsa  112.  114. 
öMSo  122. 
hagms  133. 
bairandau  179  fF. 
baurans  143  ff.  155. 204. 
beruni  145.  155. 
öaZ^a-  130. 
balpaba  130. 
öaZ^ei  130. 
balpjan  130. 
öar«  204. 
öasj  122. 
bigitan  92.  95. 
&Zo/)  120. 
bropar  55  i. 
budans  158. 
bundun  103. 
dauhtar  54.  55  ^.  dauh- 

trum  55  i. 
datijbs  127. 
daupus  127. 
dmöi  124. 
rfiwz  190. 
drigkan  116. 
driusan  117. 
fadar  55  ^. 
fairguni  284. 
fairlvus  121. 
fairzna  125. 
/aZ/>an  129. 
fauragaggja  116. 
fiskja  116. 
fiskon  116. 
^sZcÄ  116. 
/"öiJuÄ,  /"ö/?/  148.  160. 


framapjana  128. 
framaps  128. 
fraimvairpis  129. 
fraslindan  327. 
/ra/>i  128. 
frapjan  128. 
fripareiks  107. 
/rö(^-  128. 
fullmcita  115. 
/i^ZZs  193.  203.  211. 
gaggan  116. 
gaidiv  340. 
gajuka  115. 
ganah  128. 
ganauha  128. 
ganohjan  128. 
ganohnan  128. 
ganohs  128. 
gibans^  gebuni  155. 
gitan  95. 
guma  114. 
^it/)  120  f. 
/ia2/:9f5  342. 
Jiallus  195. 
hardus  157. 
hauhs  126. 
haurds  193.  195. 
haurn  116. 
haurnja  116. 
hiTninakunds  194. 
/iZm;>  1881. 
huggrjan  133. 
huhrus  133. 
ämZ/)s  130. 
m  177  f. 
irtima  178. 
fcas  120. 
kauern  193  ff. 
kaurus  145.  187. 
knod-  205. 

-fcM7idÄ  194.  196.  205. 
kunnan  205. 
kunnaip  81  '. 
/i:?/«7?>s  130.  193.  205. 
qipus  155. 
Zi^a  94. 

manag  falpei  129. 
menops  333. 


398 


Wortres'ister. 


miluks  193  ff.  204.  210. 
mimz  179. 
midda  197.  205. 
munan  143. 
Tnunais  108  2. 
munaip  75   80. 
niman,netnun  155. 188. 

numanH  155. 
we/y  130. 
neha  130. 
nefvis  130. 
nehjan  130. 
nehundja  130. 
ra«6'  120. 
?*azw  121. 
sigqan  90.  94. 
sitans,  setum  148.  155. 

188. 
smfcs  211. 
skulan  144. 
s<i?fr  57. 
sunjis  301. 
«agrr  121. 
tivalib,  twalif,  twalibe, 

twalibim  131. 
jbfH>Ä:o  198. 
pamma  177  ff. 
paursiis  101. 
priskan,pruskans  158. 
/)M?an  144.  204. 
pivairhs  129. 
undaumUnats  354. 
ufarmunnonds  108  2. 
unfrodana,  unfropans 

128. 
unhulpa  130. 
unhulpo  130. 
unwis  70  ^. 
umcita  115. 
umcunands  144. 
usanan  329  2. 
iisbalpein.s  130. 
uslipd  117. 
wahsjan  228. 
icainciys  342. 
wairp  127. 
ivairps  127. 
iraurd  121. 


loaurts  193.  195.  211. 
waurpun  101. 
weinäbasi  122. 
weinadrugkja  116. 
witum  158. 
wipraicairps  129  f. 
wraiqs  340. 
wulands  144. 
widfs  134. 
itJi<7ia  193.  195  f. 
wunds  193. 

Altwestuordisch. 

aldenn  127. 

as  133. 

bakarofn  133. 

öaZZr  130. 

&eYo  158. 

&io?'fc  194. 

Borgundarholmr  282. 

brandofn  133. 

feorgr  133. 

60/*/-  195. 

dr07'i  117. 

einfaldan  129. 

eZ^rr  134. 

eZZre  127. 

cncZr  132. 

erom,  erod  154. 

farre  134. 

feiminn  342. 

^or  121. 

/"oZrf  121. 

/rama  329. 

^rZer  120. 

ÄaZZr  195. 

hdlmr  195. 

hamarr  194. 

haugr  126  f. 

Äe(7?'e  134. 

ÄeVe  134. 

Aer?  134. 

hertogi  116. 

hidlmberi  115. 

Ä'Ze.s-e.v  283. 

ÄoZZr  130. 

hrerar  133. 


Jamtr  194. 
iöcZ  303. 
Ä:er  120. 
kiarni  194. 
korinn  117. 
kerinn  117. 
Ze.9^.9r  133. 
zir  133. 
meZr  133. 
r^e^  341. 
o/w  132  f. 
ofngriöt  133. 
o//iÄM.s  133. 
ofnstofa  133. 
oö^w  132. 
ra/iw  121. 
r^iyr  120. 
Sdnsey  283. 
senna  319. 
sess  155. 

Siarnareyiar  282. 
sfcei/";'  129. 
sfceZ  273. 
skiälgr  129. 
steinofn  133. 
stofuofn  133. 
symia  146. 
Zd  225. 
Zdr  121. 
toginn  116. 
valkeri  117. 
Vambarholmr  282. 
uei.9rt  .343. 
^r  124. 
jbidrf-  290  1. 
/>rcE«  133. 
ond  194. 
cfera  3461. 
elberi  115. 
0r,  0/'6-e  124. 
0?/rä!  122. 

Altschwedisclu 

bundii  142. 
enfallan  129. 
/JceZZ  121. 
«7?(7r  120. 


Wortregister. 


399 


höghri  127. 
kar  120. 
resar  133. 
siü  142. 
ughn  132. 

Altgotländisch. 

hoygri  127. 

Neuschwedisch. 

dial.  farg  133. 
fargalt  133. 
jordhär  272. 
dial.  ■»^^a(5f  134. 
.9ä75r  124.' 
Mj^Tl  132. 

Altdänisch. 

heghre  127. 

Althochdeutsch. 

ädara  123. 
a/ö/ön  129. 
agana  123.  125. 
«Mr  123. 
a/«  127.  131. 
alter  131. 
althron  127. 
ambaht  315  2. 
ambahti  315. 
ana  332. 

anasezzo  113.  115. 
anchläo  330. 
äno  196  2. 
anw^  194.  196  2. 
ar^  196  i. 
amntporo  114. 
äs  188  1. 
^«0  343. 
&or  1301. 
&ar</  133. 
harh  133. 
öarn  195. 
heri  122. 


hettiriso  117. 
hirihha  194  f. 
hluoma  357. 
öZwoi  120. 
houm  133. 
hrambere  122. 
örei  121. 
hrunadara  123. 
rfemar   194.  204.  210 1. 
cfemo  178. 
denni  315. 
dinstar  204. 
<Zeo&  124. 

^M<&a,  rfw/a  123  f. 
dolen  145. 
<ZWgr27  133. 
dunni  145. 
dwerah  129. 
diverwen  129. 
eiöar  129. 
eivar  129. 
einfalti  129. 
emZ//"  131  f. 
einlifto  132. 
eino  357. 
eitouen  133. 
eZaÄo  134. 
elimosina  338. 
eliporo  114. 
eZira  336. 
elthiron  127. 
emazzig  194. 
em^z  194. 
I  e7^^■^  194. 
erdberi  122. 
6220  115. 
-/aZ«  129. 
/araÄ  133. 
farro  134. 
faterslaho  117. 
/eW  121. 
fenna  317. 
/eraÄ  121. 
fersana  125. 
fihala  125. 
/?oZa  125. 
fiolön  125. 
viurovan  133. 


;«Moc  133. 
/"oZma  209. 
frahallicho  129. 
frdbarl  129. 
fravali  129. 
framadi  128. 
freveli  129. 
fremidi  128. 
/"Wdw  107. 
/V-Mo^  128. 
garingo  327. 
.^edwiJ'  193. 
geleite  348. 
gelende  315. 
giburt  204. 
5'ic?MZ^  195.  204. 
gihengig  320. 
ginuoc  128. 
giriran  117. 
5fwZa/i^  324. 
^rZas  120. 
gumo  114. 
ÄaZda  195. 
halm,  halam  195. 
halsadara  123. 
haneberi  122. 
Äano  115. 
haravi  195. 
Äaso  134. 
/ie&j:^'  128  f. 
/te/'i^'  128  f. 
hehara  134. 
/iee7?  348. 
heitperi  122. 
hengen  318 '. 
Jierizogo  114.  116. 
herizoho  116. 
hindbere  122. 
/iM'ifZ  194.  200.  210. 
ÄoM  130. 
hornaz  195. 
hornobero  115. 
Äoro  121. 
hrado,  hrador,  hradost 

128. 
ÄM/'o  113. 
ÄuWa  3351. 
huldig  334. 


400 


Wortregister. 


hundishere  122. 
hungar  133. 
hwetini  315. 
Igo  124. 
ilia  124. 
imo  178. 
inadri  123. 
inaldre  131. 
inwertes  130. 
m*«  124. 
ji.sM  153. 
chalhouan  133. 
fcerno  121.  194. 
cherseperi  122. 
Tcmc?,  fcm^/t  120. 
chind  194. 
chiutcu  151. 
knetan  158. 
fcor/i  121. 
kortar  121. 
chranuh  206.  211. 
kresan  158. 
cumu  144. 
quetan  117. 
quimalpei'i  122. 
Ze^■^^V  348. 
leodslaho  117. 
Iu7igar  86. 
lungun,  -unnä  353. 
magar  313  ^. 
magazogo  114.  116. 
■magazoho  116. 
magtzohana  116. 
malta  123. 
manezo  115. 
manslago  117. 
meWa  122  f.  125. 
mezzan  158. 
miluh,  milih,  milch  Idi 
molta  122.  125.  205. 
«tor<i  127.  1881.  209. 
mulbei-i  122. 
muntporo  114  f. 
namön  330. 
niomer  359. 
ödehero  115. 
o/an   132. 
olebere  122. 


öra  122. 
pihaltl  335. 
pirihha  194. 
pZoÄ  133. 
plotadra  123. 
rämen  333. 
rl^ra  124. 
rlÄa  124. 
rör  120. 

ruova,  ruaba  123. 
ruobön  123. 
ruodar  205. 
salaha  124. 
seltan  336. 
senadara  123. 
senawa  194.  205. 
sibun  132. 
sibunto  132. 
sigan  94. 
scelahan  129. 
sA;e7a/t  129. 
skil{ih)inter  129. 
sciluf,  scilaf  194. 
sZa/jfa  323  f. 
snuor  205. 
sjieho  115. 
steinouan  133. 
stirna  195. 
strengt  317. 
sübiri  128. 
s-ä/fW  128. 
sumar  194. 
sivarzperi  122. 
sweval,  swebal  133. 
^öd  127. 
<ö^  127. 
tretan  158. 
<üöar  128. 
^M/a?-  128. 
unsubirida  128. 
unsufrida  128. 
unsuvercheite  128. 
unsuvero  128. 
uohaldl  335. 
wärqueto  117. 
«üöi'o  343. 
weigir  348. 
wechelterberi  122, 


rt-CT-d  127. 
t6-/öi7  133. 
wlnberi  122. 
wintarberi  122. 
wulpa  134. 

2«/trt>'   121. 

2e/ta  124  f. 
zeihhin  348. 
zeichir  345. 
zid,  zidÄ  122. 
zl^  122. 
zogan  116. 
zo7'/i  193. 
zubar  143. 
zivelif  131  f. 
zwelifto  132. 

Mittelhochdeutsch. 

cnd  132. 
«;aZ  322. 
verse  134. 
hobel,  hotfei  133. 
/^o^^c  126. 
t/er  129. 
Arrcfgre  206.  211. 
nimmer  359. 
W^^e  124. 
rl/ie  124. 
scelfisch  273  f. 
s/ceZÄ  129. 
scÄie/"  129. 
smclhe  124. 
smehve  124. 
.9to^  151. 
6-Zp/e  151. 
stcach  211. 
?*w2en  an  354  •^. 
tüibil,  tcivil  133. 
zeife  124  f. 

Neuhochdeutsch. 

Asien  27. 
aZ>^/ri  270. 
abschach  270. 
abiveg  270. 
bereiten  143. 


Wortregister. 


401 


bocksbeutel  270  ff. 
borke  195. 
dorsch  273. 
erdbeere  272. 
erde  272. 
/ö/ire  284. 
hängematte  273. 
klamm  317. 
klemm  31 7. 
fcorn  195. 
o&s^  272. 
retten  97. 

sammet,  smnt  272  f. 
schälen  273. 
Schellfisch  273  f. 
dial.  schlichen  129. 
schölle  273. 
sickern  94. 
siacZ^  151. 
s^ä^^e  151. 
dial.  ,ve2p  129. 
umgekehrt  274  f. 
versiegen  94. 
ifoZZe  196. 
dial.  seö,  zeöe  125. 
dial.  2ea-e  125. 
dial.  sm-e  125. 

Angelsächsisch. 

CBfZre  123. 

-^Z/V-eVZ  194. 

arecZ  324. 

bearg  133. 

öer?e  122. 

6Zörf  120. 

bord  121. 

north,  calfur  341. 

coren  117. 

eordor  121. 

eaZrf  127. 

e'are  122. 

ear/i,  earice   124. 

c/Zes  338. 

eneii  194. 

eoÄ  124. 

eoZÄ  134. 

eo^ü  124. 


fcßge  345. 

fcbmne  342  3. 

/"ear/i  133. 

/eorÄ  121. 

folctoga  116. 

/•oWe  121. 

forma  195. 

fremde,  fremede   128. 

320. 
fremde  128. 
fyrsn  125. 
genögiim  128. 
glceren  120. 
5rZaj.9  120. 
T^cE^/^er  194. 
heerfest  194. 
hcerdan  194. 
/tora  134. 
TieaZcZ  195. 
healm  195. 
heretoga  116. 
higora  134. 
hleöidora  117. 
7iZ«fZ  107  1. 
ÄoZ/j,  holte  es  121. 
AorÄ,  horives  121. 
hornbora  114. 
ÄrcBfZ  128. 
ÄrcEcr  128. 
hweöl  155. 
ieZfZe  337. 
iw  124. 
Zär  124. 
ZicZrt  117. 
ZftZe?i  117. 
north,  lombur  341. 
Lungen  353  f. 
molcen  193. 
mondas  357. 
mundbora  114. 
o?ifZ  324. 
OwfireZ  322. 
ocfer  132. 
plüme  357. 
rcedbora  114. 
rcBsn  121. 
räw  124. 
r^tÄ  130. 


scelida  117. 
scd/",  scaö  129. 
sceamu  356. 
sceoZA  129. 
sculdhceta  334  i. 
seaZÄ  124. 
seldan  337. 
seldum  337. 
sess  155. 
slcegen  117. 
slaga  117. 
sundlida  117. 
siindor  354. 
siceordbora  114. 
^a  125. 
Zear  121. 
Z^(Z  122. 
togen  116. 
tosam,ne  316. 
cfcem  179. 
ptveorh  129. 
under  354. 
undern  354. 
tccegbora  114. 
tcäpenbora  114. 
tvcetercedre  123. 
tfeZm  195. 
wer  od  194. 
widercora  117. 
xcylm  195. 
yndse  328. 
ydlida  117. 


Mittelenglisch. 

ender  132. 


Englisch. 

öarfc  195. 
^e«  92. 
Äeöear  328. 
Äeca^  328. 
hegoat  328. 
scaZe  273. 
shegoat  328. 


402 


Wortrearister. 


Altsächsisch. 

athra  123. 
eld  339. 
endi  324. 
erda  272. 
folda  121. 
folktogo  116. 
fremithi  128. 
freson  347. 
gigado  313  3. 
hangon  318  ^ 
harvi  195. 
heritogo  116. 
hethin  348. 
7i07'?/,  Ttoro  121. 
hunderot  354. 
AmcZ  120. 
A:üf  121. 
wi<<?  121. 
mund  121. 
mundbor o  114  f. 
ruova  123. 
sträng  317. 
6•w&/•^■  128. 
sumar  194. 
^it?  122. 
togan  116. 
wanan  194. 
tüerc^  127. 
wlnberi  122. 

Mittelniederdeutsch. 

veüich,  velich  348. 
nimmer  359. 

Neuniederdeutsch. 

huokshildel  270. 
schellen  273. 

Altuiederfränkisch. 

/««ifii  346. 
lendin  315. 

Mittelniederländisch. 

domp  352. 


^ee.s-^  345. 
nimmer  359. 

Niederländisch. 

&e?ide  328  3. 
&es  122. 
schelvisch  274. 
speZd  339. 
^0^  aaw  354  3. 

Friesisch. 

(Altfriesisch  unbe- 
zeichnet.) 

ä  340  f.  344. 
äcTi,  ägun  341. 
Adaiuerth  343. 
aecÄ,  ägre?*  345. 
ae/ife  344. 
aempte  325. 
aemthe  325.  329. 
ae?i  331.  344. 
aendeel  331. 
aendwaen  331. 
aenfoel  331. 
ae«^  326  3.  342. 
aengheed  331. 
aengste  326  3. 
aengstig  326  3. 
aennymet  331. 
aenseke  331. 
aensicht  331. 
aensyaende  331. 
aenspreeck  331. 
aentasta  331. 
aer*'^  345. 
aesga  344. 
aes/i;  345. 
aeskia  345. 
ae«  344. 

saterl.änfZye312i.  313. 
äfrethe  341. 
d/ife  341. 
ähwedder  341. 
a^■rfe/'  341.  341  2. 
ayder  344. 
av«  3412.  342.  345. 


ayndom  845. 
aZder  316. 
aWera  316.  322. 
aldirmon  322. 
al{le)fta  345. 
allende  328. 
allenna,  allinna  356  f. 
allermänick,   allermä- 

nalyc  326. 
alleivene  342. 
ämhocht,     umbucht, 

ämbecht   315.    315 -. 
.    326.  329. 
awzÄre  324. 
ammant  344. 
am,me  329. 
nfr.  amme  324.  329. 
ämp^e  326.  329. 
äri  341.  344. 
a/icZe  324. 
anderda  326. 
artrfe?'Ä;  326.  329. 
ändert  329. 
andern  315. 
andletene,  andlete  329. 

332. 
andwert  326.  329. 
andwirk  326.  329. 
äwe,  ä«  333  2. 
anfer  331. 
anfiüchtinga  331. 
a«9eZ  316.  324. 
Angelond  322. 
anglisk,    -el{e)sk,    an- 

gels  322. 
änich  342. 
ayic/ceZ,  a?^^•eZ  324.  329. 

334. 
ancker,  anker  324.  329. 
annenimen  331. 
ansieht  331. 
ansittande  331. 
ansjireka  331. 
anspritzen  331. 
a7if^?<  324. 
antwird  324  f. 
a7i<A  320. 
anajZ  329. 


Wortregister. 


403 


ära  346. 

arheyd,  arheid  349. 

äHst  342. 

äi'ra  343. 

äs  344. 

äsega  340  f. 

äsce  340.  342. 

äskia  342. 

nfr.  «s^e  342  2. 

«^^Tia  346. 

äthem,  ädern  345. 

äthum  342. 

afÄ^Äa  339.  343. 

dae?i  325.  329. 

baent  325. 

nfr.  haerne  313. 

bcdckfällich  317. 

^)d?i  325.  329. 

wang.  &a?i  313. 

band  329. 

örm^  324.  329. 

banc,  banck,  bank  316. 

324. 
banna  326.  329.  334. 
banned  329. 
bannen  323. 
&an^  315. 
barna  319. 
barnde  317  f. 
Z>arM«  321. 
saterl.    barnje    {bad- 

denje)  313. 
Z^erfe  346.  349. 
Z)ee7i  346. 

nfr.  beheagje  313  ^ 
öeüZe  349. 
beithe  349. 
Beygeron  349. 
beynd  316. 

bekanna,  bekenna  313. 
bekanth  318. 
öm  339  f. 
feend  316. 
&en(Ze  315.  317. 
benethe  321. 
&e«c  316. 
berna  318. 
berne  318. 


öern?;  321. 
beronnen  353. 
beschedelick  347. 
öe^Äe  349. 
bethenzia  317. 
nfr.  &^e/^  347. 
nfr.  öze^  347. 
ö^■/•ä«a  319. 
&^7e^^«  338. 
bigän  315.  327. 
bigonde  351. 
bigonna  351. 
bigonnen  327.  351. 
bigunde  351. 
öZ/teZcZe  315.  335. 
bihield  337. 
bihiella  338. 
öwn^  327. 
bicaent  325  f. 
bikäna  326. 
bikande  317. 
bikanna  319.  321. 
bikannynge,  -inge  321. 
bikant ,    bikand    318. 

321. 
bikenna  317  f. 
&iÄ:e7i^  321. 
biclämd  356  -. 
biclemet  356. 
bicronghen  351.  353  f. 
Öj'Ze/'  343. 
ö^7e/■^  346. 
bilewath,  -eth  346. 
binaemd  318.  325. 
nfr.  önide  328  3. 
nfr.  bingel  316. 
binne  327. 
biränt  318. 
birlens  315. 
birlenze  315. 
bisunch  353. 
biteykenia  348. 
bitecnia,  biteknia  344. 

347  f. 
bitensa  318. 
biticong  351. 
bithanka  319. 
bitliankia  329. 


biweinath  343  i. 
bybanne,  bybaen  325. 
bybaend  329. 
bycänlyck  321. 
&?/-,  becannisse  321. 
bycommeria  350  f.  354. 
bycommeringhe  351. 
byki'insa  318. 
bycutnmerya  350.  354. 
bynammed   330.    356. 

358. 
bijnne  327. 
byscheed  347. 
byschemmyen  330  2. 
öZend  321. 

&Ze«fZa  312.  317.  321. 
blendinge,  -enge  318. 
nfr.  öZieÄ;  347. 
ö^^■^«rf  327. 
nfr.  öZzfc  347. 
blinckje  327. 
öJ^n  327. 
nfr.  &??/7iÄ:e  327  2. 
nfr.  blomme  357. 
böldbreng  316. 
bonden  352.  354. 
bonnan  323. 
saterl.  braduge  313. 319. 
&?-ö?irf  329. 
öran^a  319.  321. 
brangth  321. 
&r«?ic/t  321. 
&re<^  339. 
örede  348  f. 
Ö7-eecZ  346.  348  f. 
öreid  348  f. 
brecka  359. 
brendza,  -sza  317. 
wang.  breng  313.  318. 
ören^a  317  f.  328. 
örencÄ;  321. 
nfr.  örze  347. 
bringa  318. 
öroc/iie  331 1. 
bünden  351  f.  354. 
nfr.  &Mtt'n  353. 
nfr.  öwrr/ie  352  f. 
<Zä,  (Zae,  c?ä??i  344. 


402 


Wortregister. 


Altsächsisch. 

athra  123. 
eld  339. 
endi  324. 
erda  272. 
folda  121. 
folktogo  116. 
fremithi  128. 
freson  347. 
gigado  313  3. 
hangon  318  ^. 
härm  195. 
heritogo  116. 
7?e«/i?n  348. 
Ao?'M,  /to?'o  121. 
hunderot  354. 
A-mrf  120. 
fcitf  121. 
•miicf  121. 
mund  121. 
mundhoro  114  f. 
ruova  123. 
sträng  317. 
«ü&rii  128. 
sumar  194. 
izd  122. 
togan  116. 
wanan  194. 
U'erc^  127. 
wlnberi  122. 

Mittelniederdeutsch. 

veilich,  velich  348. 
nimmer  359. 

Neuniederdeut-sch. 

booksbüdel  270. 
schellen  273. 

Altiiiederfränkisch. 

/e«7i«  346. 
lendin  315. 

Mittelniederlündisch. 

domp  352. 


gree.s-i  345. 
nimmer  359. 

Niederländisch. 

öew^ie  328  3. 
öes  122. 
schelvisch  274. 
speZd  339. 
^0^  aaw  354  3. 

Friesisch. 

(Altfriesisch  unbe- 
zeichuet.) 

ä  340  f.  344. 
äcÄ,  ägun  341. 
Ädaiverth  343. 
aecÄ,  ä^re«  345. 
ae/^e  344. 
aempte  325. 
aemthe  325.  329. 
am  331.  344. 
aendeel  331. 
aendicaen  331. 
aenfoel  331. 
aengr  326  ^.  342. 
aengheed  331. 
aengste  326  3. 
aengstig  326  ^. 
aennymet  331. 
aenseke  331. 
aensicht  331. 
aensyaende  331. 
aenspreeck  331. 
aentasta  331. 
örer6'<  345. 
aesga  344. 
aesÄ:  345. 
aeskia  345. 
ae<  344. 

saterl.  änrfje  312  i.  313. 
äfrethe  341. 
d/ife  341. 
ähwedder  341. 
I  a^■(^er  341.  341  -. 
ayder  344. 
ay?«  341  2.  342.  345. 


ayndovi  345. 
aWer  316. 
andern  316.  322. 
aldirmon  322. 
al{le)fta  345. 
allende  328. 
allenna,  allinna  356  f. 
allermänick,   allermä- 

nalyc  326. 
alletcene  342. 
ämboeht,     umbucht, 

ämbecht   315.    315  -. 
.    326.  329. 
a?n^"e  324. 
am,mant  344. 
amme  329. 
nfr.  amme  324.  329. 
ämj9<e  326.  329. 
ä«  341.  344. 
a7ide  324. 
anderda  326. 
ande;•^•  326.  329. 
ändert  329. 
andern  315. 
andletene,  andlete  329. 

332. 
andwert  326.  329. 
andwirk  326.  329. 
ä7?e,  ort  333  -. 
anfer  331. 
anfiüchtinga  331. 
an.9'eZ  316.  324. 
Angelond  322. 
anglisk,    -el{e)sk,    an- 

gels  322. 
änich  342. 
anckel,  ankel  324.  329. 

334. 
ancker,  anker  324.  329. 
anneminen  331. 
ansieht  331. 
ansittande  331. 
ans^ireka  331. 
anspritzen  331. 
«71««"«  324. 
antwird  324  f. 
«nf/t  320. 
a?ia;<  329. 


Wortregister. 


403 


ära  346. 

arheycl,  arheid  349. 

ärist  342. 

ärra  343. 

äs  344. 

äsega  340  f. 

äsce  340.  342. 

äskia  342. 

nfr.  a^fe  342  2. 

attha  346. 

äthem,  ädern  345. 

äthum  342. 

«iÄ^Äa  339.  343. 

5ae?i  325.  329. 

6aen^  325. 

nfr.  haerne  313. 

halckfällich  317. 

*d«  325.  329. 

wang".  öa?i  313. 

händ  329. 

ö««^  324.  329, 

bane,  banck,  bank  316. 

324. 
banna  326.  329.  334. 
banned  329. 
bannen  323. 
&a?i^  315. 
barna  319. 
barnde  317  f. 
Z>ar«^  321. 
saterl.    barnje   {bad- 

denje)  313. 
Z)efZe  346.  349. 
iee?i  346. 

nfr.  beheagje  313  3. 
ieeVZe  349. 
Z)e27Äe  349. 
Beygeron  349. 
beynd  316. 

bekanna,  bekenna  313. 
bekanth  318. 
&e«  339  f. 
öewd  316. 
öenrfe  315.  317. 
benethe  321. 
&enc  316. 
berna  318. 
^erwe  318. 


&ern^  321. 
beronnen  353. 
beschedelick  347. 
öe^/te  349. 
bethenzia  317. 
nfr.  &ie«  347. 
nfr.  6ie^  347. 
&^■/•äZZa  319. 
ö^■/eZ^«  338. 
bigän  315.  327. 
bigonde  351. 
bigonna  351. 
bigonnen  327.  351. 
bigunde  351. 
ftZ/jeZcZe  315.  335. 
bihield  337, 
bihiella  338. 
ötm^  327. 
bieaent  325  f. 
bikäna  326. 
bikande  317. 
bikanna  319.  321. 
bikannynge,  -inge  321. 
bikant ,    bikand    318. 

321. 
bikenna  317  f. 
öiA:e?j^  321. 
biclämd  356  -. 
bicleniet  356. 
bicronghen  351.  353  f. 
öiZe/"  343. 
&^7e/"Z  346. 
bileivath,  -etil  346. 
binaemd  318.  325. 
nfr.  5mfZe  328  3. 
nfr.  bingel  316. 
binne  327. 
biränt  318. 
birlens  315. 
birlenze  315. 
bisunch  353. 
biteykenia  348. 
bitecnia,  biteknia  344. 

347  f. 
bitensa  318. 
bitwong  351. 
bithanka  319. 
bithankia  329. 


biweinath  343  ^. 
bybanne,  bybaen  325. 
bybaend  329. 
bycänlyck  321. 
&?/-,  becannisse  321. 
bycommeria  350  f.  354. 
bycommeringhe  351. 
bykrinsa  318. 
bycummerya  350.  354. 
bynammed   330.    356. 

358. 
bynne  327. 
byscheed  347. 
byscheminyen  330  2. 
öZend  321.' 
6Ze7ifZa  312.  317.  321. 
blendinge,  -enge  318. 
nfr.  &Z2eÄ;  347. 
öZimd  327. 
nfr.  öZi/c  347. 
blinckje  327. 
öZ^'n  327. 
nfr.  &Z?/nA;e  327  2. 
nfr.  blomme  357. 
böldbreng  316. 
bonden  352.  354. 
bonnan  323. 
saterl.  bradnge  313. 319. 
ö?-anfZ  329. 
öra/i^a  319.  321. 
brangth  321. 
br^anch  321. 
&re<Z  339. 
örede  348  f. 
&?-eecZ  346.  348  f. 
öreicZ  348  f. 
brecka  359. 
brendza,  -sza  317. 
wang-.  breng  313.  318. 
öre?i^a  317  f.  328. 
örencÄ:  321. 
nfr.  ö?'ze  347. 
bringa  318. 
ftrocZiie  3311. 
bünden  351  f.  354. 
nfr.  öwer/i  353. 
nfr.  buicne  352  f. 
cf^,  (Zae,  cZö?«  344. 


404 


Wortre"-istei-. 


dandbante,  -bannethe, 

-ede  321. 
dae77i  325  f. 
wang".  dämp  313. 
ddm  329. 
nfr.  därn  325. 
nfr.  damp  325. 
dampt  321. 
deel  346  f. 
nfr.  deele  347. 
rfeZ  340. 
rfe^rt  346. 
delde  344. 
delgong  351. 
deZ^  344. 
demma  317. 
cfen  315. 
nfr.  fZiei  347. 
nfr.  diele  347. 
nfr.  rf?/7Zö'  327  2. 
doem,  dömes  357  f. 
rföc  323. 
dorn  349.  352. 
domheid  349. 
dömia  357. 
dommis  333.  357. 
nfr.  domp  352. 
nfr.  <Zo?r5'  352. 
saterl.  fZ?'a9?i/i;e313. 319. 
dranck  324. 
wanger.    drank    313. 

319.  324.  329. 
drewe  346. 
nfr.  drynke  327  2. 
droncken  352. 
rfwm  349.  352. 
düma  353. 
dumhed  349. 
dumheit  349. 
duumnisse  352  f. 
dwmheet,  -heit  353. 
dwyngende  327  -. 
ea/j^  326  •"'. 
eangste  326  ^. 
eangsticj  326  ^. 
nfr.  Cf/r  347. 
ec/i^a  317. 
ced  346. 


eefterkomma  355.  358. 

eehera  344. 

eehere  344. 

eefc  346. 

eeZrfe  315. 

eeZfc  344. 

een  328.  344. 

ee«s<  328. 

eenstich  328. 

eenstlick  328. 

eerfnama,  eerfnamma 

330.  356  f. 
eerlick  346. 
eersam  346. 
efaZrf  317. 
e/"aZZm  322. 
efangen  316. 
efenszen^  -{d)sen  316. 
efremid  317. 
efterciimma  358. 
egangen  316. 
nfr.  e^reyi  347. 
ege7idzin,  -zen,  -sin  316. 
egengen  312.  316. 
ehaldin  322. 
ehemmed  317. 
eide?'  341. 
wang.  em  313. 
e?/?r  328.  341  2.  342.  345. 
eyndom  345. 
emse  353 1. 
emze  328. 
nfr.  eynser  328. 
eÄTrt«  317. 
elamed,  -eth  321. 
eZäsZ  342, 
eZder  316. 
eZfZera  322. 
eZ<Ze.s-/  322. 
eZ/c  344. 
eZZe  315. 
ellemachtig,   -ich   315. 

322. 
eZZende  315.  328. 
ellendich  315. 
elleva  342. 
eZZic  344. 
elmechtig  322. 


elmetha  315. 
elmisse  338. 
emmen  341. 
emmer  359. 
en  341  f.  344. 
ewcZa  318. 
ende  315.  324.  328. 
encZm  312.  315. 
endigia  315. 
enfaldech  322. 
engr  342. 
en^eZ  316. 
englisk,  -esk,  engeis 

322. 
enic/i  342.  345. 
e?iÄ;a  320. 
e«se  353  i. 
ewze  328. 
er  343. 
ere  346. 
eren«  322. 
erfnama  330. 
e/-i.s-^  342  f. 
erra  343. 
estenden  316. 
e^/cer  346. 
e^Ä  339  f. 
eu'e  346. 
eicellk  346. 
eicenpende  315. 
e?t7'g'  346. 
nfr.  f<7a?i  345. 
/"äcA  340  f. 
/"äd,  /"aed  340  f.  344. 
nfr.  faem  345. 
/■ae?i  316.  326. 
saterl.  fa^n  313.  316. 
/a//  345. 
fal  312.  316. 
/aZZa  319. 
fcdlen  322. 
/"äZZic/i  317.  322. 
falt,  fält  321. 
/■<?»« ne  342  f.  345. 
fan  331  f. 

fana,  fanna  330.  356  f. 
fand  315. 
Ai'idm  329. 


Wortregister. 


405 


fändlia  329. 

fang  316. 

fangh,  fengh  313. 

fangeniase  316. 

fangenscip  316. 

fangnisse  316. 

fänlje  325. 

/•a?;  346. 

fätkaeper  346. 

/a^m  330  3. 

/een  316. 

nfr.  feilich  348. 

fexjlicli  348. 

/eZ  312.  316.  338. 

feldferde  334. 

feldsege  334. 

felich'SAG.  348  f. 

/e«a  317  f.  338. 

fellin  ge  319. 

/"eZ^  320. 

fimne  343. 

/ene,  /"ewne  316  f.  319. 

/■ew.9  316.  328. 

/"en^/i  313. 

f engen  316. 

fengnese  316. 

ferdbon  332. 

nfr.  vergond  351 1. 

versümicheed  355. 

/•««je  330  3. 

fiämända  342. 

fiindenisse  327. 

^Z<7,   ;?eZrf,   /?oZ(i,  ^mZc? 


334  ff. 

wang.  ^??r/e?i  313.  316.   /"/'äs  339. 
nfr.  /J7i/?e  313.  317.        ; /'röA-e  340  f 
finsen,  -zen  316. 
nfr.  finsier  328. 
/?//z«e  317.  319.  327 
nfr.  fjild  338. 
nfr.  viuld  339. 
fiüchta,  fidchfa  335. 
fyüchtleeck  346. 
flaesch,  fläsch  345. 
flaeschelick  345. 
nfr.  flaesk  345. 
flamme  324.  329. 
^äsc  342. 


;«eesc  342. 
nfr.  /Zes/c  345. 
nfr.  voarjölde  339. 
foerdgong  351. 
nfr.  foerdommje  357. 
foerfeemd  346. 
foerfrenmd  313. 
foerietta  359. 
foermond  351. 
foernaemd ,    förnämd 

318. 
nfr.  foerstän  325. 
foerstoenden  312^. 
foersümia  355. 
foersummelick    355. 

357. 
/b«,  /bew  331  f. 
/bwfZ  351. 
fonden  352.  354. 
/•owZ  349.  351.  353. 
forslynne  327. 
försümicheed  355. 
/•öf,  /"e^  323. 
fraemd  313.  320. 
saterl.  fra9md'il3. 320. 
fraesheed,  -heid  344. 
fraeslik  344. 
/"mwc?  313. 
fram{e)de  320. 
framia  330  f.  356. 
framnia  319. 
wang-.   frammlt   313, 

320. 
nfr.  Fränsk  325. 


344. 
/Ves  339. 

nfr.  freamd  313.  320. 
freemd  313.  320. 
/rees  344. 
freeslik  344  f. 
nfr.  /"reesje  347  f. 
/Veme  315.  318. 
fremniethe ,    fremede 

320. 
fremme  317. 
frialse,    frihahe,    frl- 

helse  322. 


Indogermanische  Forschungen  VII  5. 


frommia  330  f.  356. 358, 
fidfensze  317. 
fünden  351.  354. 
/"an;;  349.  353. 
nfr.  fincn  353. 
9ä^i  340  f. 
gaerkompste  351 1. 
^'ae.s^  .345. 
gaestelick  345. 
nfr.  <7ä«s  325. 
ganse  322, 
ÖTrtSi^  342. 
gästländ  345. 
nfr.  ^/earfe  313  3. 
geengh  328. 
5'eesf  345. 
geheut  322. 
nfr.  gemien  347. 
gengen  312. 
genghe  328. 
^ew5  317. 
gensen,  -zien  316. 
^-ewsee  317.  322. 
gersfaUe  317. 
gersfällich  317. 
gersfeile  317. 
gerslond  332. 
gestlic  342. 
ginne  351 1. 
ginsen,  -zen  316. 
^rz'ws^  351  1. 
ÖjYZcZ  337. 
nfr.  ^ry«^  328. 
nfr.  (^Za/is  325. 
5'Zawz  325. 
^rZm  327. 
glinsterje  327. 
^rongr  328.  349.  353. 
Srow^a  349.  351  ff. 
nfr.  gonge  352. 
gonstich  351 1. 
saterl.  graame  313. 
wang.  ^rrem  313.   318. 
flrrep  339  f.  343. 
gres feile  317. 
nfr.  griep,  grlp  347. 
^r^'m  327. 
^Tond  349.  354. 

27 


40ß 


Wortreo'istor. 


gründ  349.  353. 
grundieth  349. 
nfr.  gruune  352  f. 
gung  353. 

gimga   321 1.  349.  353. 
giinna  351  ^. 
nfr.  giinne  351  ^. 
gunst  328. 
gunstich  351  ^. 
ghebarnet  317. 
gheleyd  348. 
ghinse  317. 
ghunst  351  ^. 
haand  325. 
7iae.s'i  345. 
haeste  345. 
haestig  345. 
haestlick  345. 
Äae<  345. 

saterl.  hadngst  313. 316. 
hagia  313  ^. 
7tä/rfen  322. 
ÄaZs^  321. 
ÄaZ^,  TiäZf  321. 
hamed{e)  320. 
hamme  324.  329. 
hammed  317. 
wang.    hammin    313. 

320. 
Jiammir  324. 
hamei',  ham,mer  329. 
hamvierke  343.  346. 
hamreke  339.  343.  346. 
hamricke  346. 
7iä7i  325. 
Äand  329. 
handien  325. 
hangia  329. 
7ia7i5r.s-^  316.  322. 
hännelje,  hanlje  325. 
hanzoch  320. 
/iä.v<e  342. 
7i(J<  343. 
nfr.  /tea?"  347. 
-Äecrf,  -Ä^rfe  348  f. 
nfr.  Äeei  346  f. 
heemlik  346.  356. 
heemsteed  346. 356. 358. 


heemstede  346. 356.  380. 

Äee^  345  f. 

/lee^/i  346. 

-heid,  -heit  348  f. 

nfr.  heiden  348. 

heilig  348. 

heyden  348. 

Äe.v/  .348. 

nfr.  /«e?/;i  318. 

ÄeZ  339.  346. 

ÄeZcZe  315. 

ÄeWe ,    7i?"We ,    hielde , 

Mulde  334—337. 
helehrede  349. 
Äe^ö'  346. 
helgena  344. 
ÄeZ?:^,  -e^  346.  348  f. 
ÄeZZa  359. 
TieWe  338. 
ÄeZZm  330  3. 
hellig  346. 
ÄeZi  320. 
ÄeZfe  315. 

Äe??i  339.  343.  346.  356. 
hemelenge,   hemilinge 

315. 
hemelik,  hemelyck  BA3. 

346.  356.  358. 
hemethe  320. 
hemme  316. 
hemmen  356  f. 
heinmerike  346. 
hemmerke  346. 
hemmertse  343. 
hemsekinge  343. 
henda,  haut  312.  314. 

317.  320. 
hende  318. 
hendedich  315. 
hendene  319. 
hendesegch,  -zeg  320. 
hengia  318 1. 
/ieni/.vZ  316. 

henghne.se,  -nisse  319. 
hensich  320. 
henszehen  317. 
henszesine  317. 
/jcrtZ  321. 


henzia  317  f. 

/ie?-a  343.  347. 

AeZ  339.  343. 

ÄeZa  343.  346. 

/ie^Ze  346. 

nfr.  Äi'eZ  .347. 

nfr.  /«'em  347. 

nfr.  ÄzeZ  347. 

nfr.  /«'efe  347. 

/i27(7e  335.  338. 

Äz'Z^r  346. 

nfr.  /«'mV  348. 

Am  346.  356. 

AmeZ  327  2. 

nfr.  /t?m&rf  320. 

nfr.  7i^mcZ  313. 

himmen  356  f. 

himmerik  346. 

hingia  318  *. 

saterl.     wang-.    hingst 
313.  316. 

hinghnisse  319. 
I  hinckje  327. 
1  hinsen  316. 
;  hinsich  320. 
I  hinxt  316. 
I  hinzia  318. 

7ür  328  1. 

nfr.  hymmel  327  2, 

nfr.  Ä?/>i  .3281. 

nfr.  hynsder  328. 

nfr.  hynst  328. 

nfr.  hijnzer  328. 

hladder  342. 

hledere  342. 

nfr.  hompje  352. 

/lona ,    hoena ,    honna 
330  f.  333.  356  f. 

7io»(Z  332.  349.  354. 

hondert  349.  351.  354. 

nfr.  /iö«e,  honne  330. 

nfr.  /toji^rer  349.  352  f. 

hongerich  351. 

hongerneed  351. 

nfr.  honcke  352. 

Äo*/  342  2. 

7iMZ(/e  335  1. 

7iw/i(7  349.  353. 


Wortregister. 


407 


hwnd  353. 
hundert  349.  353  f. 
hunger  353. 
hungher  349. 
nfr.  hus  355  i. 
nfr.  huivne  353. 
hioelk  338. 
hwendzen  316. 
hwenne,  -de,  -te  315. 
hwensen,  -tzen  316. 
hwinsen  316. 
jaeghond  351. 
nfr.  jammere  333. 
janckje  324. 
ia{u)iveUk  344. 
zeW,  mZd  334.  336. 
^■eWa,  mZcZiT!  334.  337. 
JeWe  315.  338. 
ielden,  -ena  337. 
ieldera,    iöldera    316. 

334—337. 
nfr.  jeldje  339. 
ielkers  338. 
ielmisse  338. 
e'eZwe  336.  338. 
ielren  336. 
nfr.  ^e^^  347. 
nfr.  ienich  347. 
iers feile  317. 
nfr,  ^e^t  347. 
nfr.  ieuicig  347. 
ieiu{e)lick  344. 
nfr.  j«7d  338. 
nfr.  Jf^7c?e  338. 
nfr.  ffceZ  347. 
nfr.  ^fce?^  347. 
ilüende  315. 
nfr.  ülinde  328. 
nfr.  m  328.  347. 
ma,  ^?ia  327. 
nfr.  2n5'eZ  316. 
nfr.  Ingeicanten  325. 
Ingong  349.  351. 
ingicaanden  325. 
i?i/ca  320. 
inkompst  351  ^ 
iniende  315. 
inlendes  315. 


nfr.  m)f  328. 

nfr.  jioZfZ  339. 

nfr.  jölmisse  339. 

nfr.  joZ?ie  339. 

ion^,   jong,    ionghera 
349.  351  f. 

jonghlingh  351. 

joncfrouwe  350. 

joncfrow  351. 

iou{tve)lick  344. 

nfr.  m"%  347. 

^n  327. 

ijnbijnne  327. 

ynbringe  327. 

ijndjep  327. 

yndolle  327. 

yngeicand  325. 

?7??ea  327. 

yninghe  327. 

ynplanije  327. 

2/'?zsei;  327. 

ynslaen  327. 

ynslicke  327. 

yntjaen  327. 

feae?/  345. 

kaem,  caem  315.  325  f. 

kaemp  326. 

cam  315.  326.  351  i. 

caend  318.  325. 

saterl.  kasne  313. 

kaiser  349. 

kayde  342. 

fcaZd  317. 

-taZde  322. 

fcäm  315. 

fcamer  313  3.  329. 

kamp  329. 

nfr.  Kamp  S25. 

fcawi^a  312  f.  319  f.  324. 

kampje  325. 

ean,  fcare  315. 
'  känd-,  käntlick  318. 
I  kanckre  324. 
j  ÄranZ  325. 
I  nfr.  fcöTzs  325. 

keanier  313  *'. 

Ä;e^  342. 

keiser,  keyser  349. 


Ä;eWe  315.  322. 
fceZZ  321. 

A-eOTjja312f.  317  f.  320. 
kenep  315. 
kenninghe  319. 
Ä.-en6-Z  351 1. 
/censZe  328. 
fcem  346. 
/cercZ  344. 
A;^■m(^  327. 
nfr.  fcm?ie  319. 
nfr.  Ä-jeZf/,  kjeald  338. 
kielde  335  f. 
klaank  327  i. 
fcZaecZ  345.  347. 
Claercämp  329. 
Claercomp  332. 
cZa?/  342. 

cZrt»i  333.  356.  358. 
saterl.  klamme  313. 
dang  329. 
klänge  324. 
/L-Zrt?icÄ:  329. 
Clärcäm])  329. 
nfr.  A-Zas^e;-  342  2. 
cZ«^/t  341. 
cläthar  341. 
Ä:ZeefZ  345.  347. 
cleem  356. 
cZee?z  346. 
Clee7'cämp  329. 
kleggia  330  3. 
cZeZÄ  341. 
nfr.  Ä:Z2efZ  347. 
nfr.  ^-Z^e?^  347. 
nfr.  fcZm  317.  328. 
nfr.  klimme  317.  328. 
Cliräynp  329. 
clonipa  350.  353. 
klonte  352. 
nfr.  kniep,  knlp  347. 
koena  351  ^. 
cowa  356. 
komma  355.  358  f. 
kommer  350. 
könath  351  ^. 
konde  350  f.  355. 
kondich  350.  355. 


408 


Wortregistör, 


kondig{h)ia  350  f.  355. 
konna  351.  353. 
konst  351 1. 
kran{c)k  324.  329. 
kranckheed  329. 
krancklick  329. 
kränz,  kränze  325. 
kränzgje,  kransje  325. 
craidcrimm  350.  353. 
krimpje  327. 
nfr.  krinkje  319. 
krinsa  318. 
nfr.  fcr-om  350.  352. 
C7'tim  350. 
klimmen  358. 
kiinde  351. 
kundich  350.  355. 
kundighia  350. 
nfr.  kunne  351  ^. 
fcwns^  328.  351 1. 
fcM?i^  350. 
kunthe  350. 
laand  325. 
Zäde  345. 
laeyda  345. 
Zaem  325. 
laempe  325. 
laesta,  lästa  345. 
Zae^,  Zä^/i  345. 
Zam  325.  329. 
lamethe,  -athe  312.  321. 
lamma  326. 
lamme  358. 
lammeth  321. 
iän  325. 
Z«Jwrf  329. 
iane  313  ».  329. 
Zan^,   Zangf/i  322.  324. 

326.  329.  Zrt/?<7or  322. 

lang  ist ,     lenghist, 

linghest  322. 
Zänz,  Zänze  325. 
Zäre  340  f. 
ZäsZ  342. 
Zä6<a  342.  345. 
Z<J<,  ZrtZZe  343. 
läth  345. 
lauwa  344. 


lauwegia  344. 

Zrt^üe  340  f. 

lävegad  341. 

läwiane  341. 

nfr,  Zeawe  313  3. 

nfr.  learje  347. 

ZecZa  339.  343.  345 1.  346. 

ZefZe  345.  348. 

ZecZe«e  346.  349. 

leed  346  fP. 

leedicheyt  348. 

ZeedZa-,  ZeeZZ2Ä:  346.  348. 

leen  346. 

ZeuZ  348. 

leide  348. 

Zeider  348. 

ZeiZÄ  349. 

leya  346. 

Ze/ca  346. 

lemethe  312.  321. 

lemid,  -ed,  -et  317. 

lemithe  321. 

lem-methe  321. 

Zena  346. 

ZencZa  317. 

ZencZe  315. 

ZenfZe«  315.  328. 

lendern  315. 

lendon  344. 

wang-.  Zen^r  313.  318. 

Ze7i_9,    lenger,    lengera 
322. 

lentze  315. 

Zenf/i  321. 

Zera  346. 

Zerde  344. 

les,  lessa,  lest  340,  343. 
347.  359. 

lesta  342. 

Ze^  343.  345. 

letslachta  324. 

ZeZÄ  339. 

Ihe7n  316. 

nfr.  ZiecZe  347. 

nfr.  liem  347. 

nfr.  liene  347. 
I  nfr.  lindne  328. 
!  Zy7i.5a  318. 


Zorn  332. 

nfr.  lomme  355.  357. 
lond  332. 
londechtene  318. 
longen,    -gne ,    -gerne 

350.  353. 
Zo?i^Ae  332. 
luitelamelsa  321. 
wä,  niära  340. 
«la,  me  323. 
nfr.  macht  317. 
machte,  mechte  317. 
machtich  322. 
maen  326. 
sate.rl.  madnge  313. 
saterl.  madnske  313. 
waer  345. 
maest  345. 
maester  345. 
man  323.  325.  329. 
mända  345. 
mania  330  f.  356. 
Tnanendey  333. 
manenghum  330. 
manich  316  ^. 
manckoerem,  -um  332. 
mannen  326. 
m,annendey  332.  356  f. 

359. 
mannichfaeld  316  ^. 
manniska  323. 
manslachtich  322. 
manska  323. 
m,antel,  mentel  316. 
märra,  mära,  mär  342. 

345. 
«läsZ  342. 
m,äster  342. 
nfr.  meager  313  ^ 
nfr.  mear  347, 
meedlond  332. 
?nee7i  346. 
mee7ite  346. 
meer  342.  345. 
m,eckia  3.30  ^ 
melcka  338. 
?nen  323. 
m,ena  346. 


Wortreo'ister. 


409 


Tnene  346. 

wang-.  meng  313.  318. 
mengcle  322. 
menichfäld  316. 
menie  315. 
menneska  323. 
menscha  323. 
mensinghed  346. 
menzia  318. 
?ne5^  342. 
mester  342. 
metta  359. 
nfr.  miene  347. 
nfr.  miente  347. 
nfr.  mingje  319. 
minne  327. 

nfr.  minsche  313.  323. 
wang-.  minsk  313. 
ininslick  323. 
Tnynscha  323. 
nfr.  moanje  330. 
nfr.  momme  352. 
nfr.  nwmpelje  352. 
mö?i  333  -. 
möna  333  2.  356  f. 
mönad,  -ed  333  2.  356  f. 
mond  350.  355. 
mondele  350.  355. 
mönendei  333  2.   356  f. 
monia,  monnia  330  f. 

356.  358. 
monich  316  ^ 
moninge,  -enge  330. 
monckouicerum  332. 
ino7ina  333. 
monnadei  332 '. 
inonnat  356  f. 
Tnonnendei  352  i.  356  f. 

359. 
Tnonyiet  333. 
monsladifich  322. 
mund  350. 
mundele  350.  355. 
nd  340  f. 
nae  344. 

naem  315.  325  f. 
naemde  318.  325  f. 
saterl.  naänie  313. 


nae7nna  319.  326. 
naemnia  330  2. 
/laemi  321.  325. 
naei  344 
nama,    namma    326  ^. 

330  f.  356  f. 
wamia  313  i.  330  f.  356. 
namma   326  i.    330  f. 

356  f. 
nfr.  namme  330. 
nammo7i  341. 
nämna  319. 
nauicet  341. 
nfr.    neame,    neamde 

326  1.  yso. 
nfr.  /iea7nje313  3.  3261. 

330. 
nee  344.  347  f. 
neen  328.  344. 
neykomma  355.  358. 
nement  344. 
nemma,  nimma  359. 
nemmen  344.  346. 
nemmer  344. 
nima  358  f. 
nimma  359. 
nimmen  344.  346. 
niminent  344. 
nimmer  344.  359. 
niugenspetze  341. 
niughe7if>pätze  341. 
ny7nen  344. 
nomia  330.  356. 
nonne  351  f. 
nfr.  oan^  354  3. 
0671,  on  330.  332.  354  i 
oe7iaeft  354  i. 
oe7ibeini  354  i. 
oenbinda  354  2. 
oe7ibiraicefh  354  i. 
oenbithingeth  354  i. 
oenbrakanda  354  2. 
oenbrengli,   oe7ibringh 

316. 
oenbre7isze,  -cze  317. 
oejibretzen  354  i. 
oenbri7is ,    -brlnsche 

317. 


oendeelt  354  i. 
oe7ien:emmed  318. 
oenfaen  354  2. 
oe7ifälla  3542. 
oenfeng  354  2. 
oenfe7igen  354  2. 
oe7iferle7^ren  354 1. 
oenflecht  317.  354  2. 
oenfocht  354  2. 
oenfö7'icroeht  354  1. 
oengaen  354  2. 
oengölde  354  2. 
oenheldicheed  354  1. 
oenhyeld  337. 
oe7ihlest  354  1. 
oencost  354  1. 
oe7i7noetlick  345  1. 
oe7inaemd  354  1. 
oe7i7ndcMa  354  2. 
oen7'iücht  354  1. 
oe7ischieldich  354  *. 
oe7ischieldinge  334. 
oe7isciüIdich  354  1. 
oenslita  354  2. 
oenspraengh  315.  326. 

3542. 
oeusivara  354 "-. 
oe7iswerra  354  2. 
oen^  354  3. 
oentaem  354  1. 
oe7iicaexen  354  1. 
oe7ncee7nd  354  1. 
oe7iivilla  354  '. 
oer  331 1. 
oerko7ida ,    oo^kunda 

350.  354. 
oßecht  317. 
oflethegenge  315. 
ove7'le7idich  322. 
ovirldndich  322. 
07??.  351.  355. 
077iöe  350.  355. 
07nbecht  315. 
077i7na  329. 
omme  350.  355. 
071  330.  332. 
o?i-  351.  354  f. 
önbesaend  318.  325. 


410 


Wortreaüster. 


Önhisänyd  318.  326. 
onhringa  331. 
onhrinscze  331. 
ond  350. 
ond-  352. 
onder  351.  355. 
onderk  332. 
ondern  354. 
onderscheed  347. 
onderstannisse  321. 
ondlenge  315. 
öne,  oe«  333  2. 
önebiraedefh  354  *. 
önebiwollid.  354  i. 
ÖnflecM  317. 
onging  331. 
ongneil  330  f. 
onclew  330  f. 
Önletene  332. 
önnaemd  318.  325. 
onnemmen  331. 
bnsänd  318. 
Önschieldich  334. 
onsecht  332. 
onsprecht  331. 
onspreker  331. 
07ii  350.  352.  354.  354  3. 
on^  351  f.  354  f. 
ontfeenghe  328. 
ontsprongh  351. 
ontspriingh  353. 
ontioyeldie  337. 
önwemed ,    -iveenid, 

-loemnid  318. 
nfr.  oon  330. 
opgang  349.  351. 
Opställis-  316. 
örkonda,  örkunda  350. 
j>ä?i  325. 
;?^^«d  329. 

;)an«e  324.  326.  329. 
pannig  316.  322. 
pcmning  312.  322. 
nfr.  peynzgje  328. 
pe?i(7a  314.  318.  320. 
pende  315. 
pennig  316. 
penmng  322. 


j!?e«!;  322. 

persenna  356  f. 

persinna  .'556  f. 

persona  356. 

personna  356  f. 

pZa?/^  349. 

playtia  349. 

planck  329. 

plant  je  325. 

nfr.  lilomme  355. 

nfr.  ploni])  352. 

pond  350  f. 

nfr.  pongh  352. 

poni^  350  f.  354. 

pralling  323. 

prelling  323. 

nfr.  p7'onime  355. 

nfr.  pronck  352. 

pund  350. 

pjmi!  350.  352  f. 

nfr.  punte  352. 

quUschieldinge  337. 

racī  342.  345. 

raeni  325. 

raen,  7*ä7i  315.  326  f. 

ramer  333. 

ram<a  329.  333. 

raminghe  333. 

raminia  332.  356.  358. 

ramp  325. 

rm^  315.  325  ff. 

rancke  324. 

ran^,  r«nfÄ  317.  320. 

räp  340  ff. 

recÄ^  342. 

nfr.  ?-ee  347. 

reec?  346. 
I  reesraef  346. 

reynd  316. 

I  nfr.  re2se,  reisje  348. 
'  rey-se  348  f. 

reysia,  reysyia  348  f. 

7-e'Ä:rt  339.  342.  345  f. 

re/<rf  316. 

re/irfe  318. 

renicheed  347. 
I  renna  318. 

re7iY  321. 


i  re?i^7i  321. 
j  retsia  342. 

nfr.  r2efZ  347. 

rm^e  327. 

ringen  327. 

rinna  319. 

nfr.  rmne  319.  328. 

riüchta,  7'iöchta  335. 

nfr.  rom  355. 

nfr.  romp  352. 

ronna  351. 

rönne  352. 

rönnen  327. 
!  rwem  355. 

ritm  357. 

rüma  355. 

nfr.  ruwn  353. 

sae?i  326.  329. 

Srte?i5'  315.  326. 

saterl.  saange  313. 

saeninghe  321.  326. 

saterl.    sända,    sadnte 
318. 

saterl.  sänrfe  312 1.  313. 

säver  342. 

wang'.  .50271,   sa7i^  313. 
318. 

samenia  329. 

samin,  -ene  316. 

sä«  329. 

s^7rc?  318. 

sä?«e^Ä  326. 

6-a7i^  315.  324. 

wang-.  .saHr/  313.  319. 

sa??^/?  315. 321. 327. 329. 

Sfl7i/<fl  319.  326. 

sansane  319. 

sa7i^e  318. 

schaet  345. 

wang'.   schain,   schant 
313.  318. 

schamel  313  3.  329. 

Hchamia  330.  356. 

nfr.  schäm  je  3.30. 

nfr.  schavime  324  f.  330. 

schaue,  schau ne  325. 

schansa  317. 

nfr.  scheamel  313  3. 


Wortreg'ister. 


411 


scheda  346  f. 

scheed  347. 

scheet  343. 

nfr.  scheyne  319. 

scheid,  Schild,  schield, 

schiold,  schiuld  334 

—337. 
schelda  337. 
scheldich ,    schildigJi, 

schioldich,  schiid- 

dich  334-337. 
nfr.  scheldje  338. 
schelta  334. 
scherne  315. 
wang".  schenk  313.  318. 
scherra  359. 
nfr.  scJiie  359. 
nfr.  schiede  347. 
schielda  337. 
nfr.  sc/i^7d  338. 
nfr.  schinke  313.  319. 
nfr.  schinsse  319. 
nfr.  scÄ/oZrf  339. 
schonk  351.  353. 
nfr.  schonck  352. 
Schonken  352. 
schiink  351.  353. 
66  347. 

nfr.  Äcar  348. 
nfr.  .vee  347. 
seedlond  332. 
see7*  347. 
seyer  342.  345. 
nfr.  se?/?ze  319.  328. 
selda  334.  336  f. 
sele  344.  347. 
6eZ<:?,  sieht,  siold^  siuld 

335  flf. 
seit  344. 
semine  316. 
senda  314.  318.  320. 
sendehoda  318. 
sengt,  singl  321. 
seniJ  321. 
.s'cn^e,  .S'e2n<  322. 
ser  343. 
seria  347. 
serlic  343. 


saterl.  sgaduke  313. 
sielden  337. 
sm  327. 
sincke  327. 
nfr.  A;;oZrf  339. 
scanc,    schanyht, 

schanch  321. 
sancte  317. 
skanse  319. 
«Ä:a^,  sc/«ä^  343. 
sceltata  340  f. 
scenda  318. 
skenc  321. 
skenzie  317. 
sÄ;ef/j«  343. 
scoma  324. 
sÄ:?'e/'  339  f.  343.  347. 
scüldich  335. 
scidta  334  ^. 
5?acAi^e  323. 
sZeeÄ;  347. 
nfr.  sZ^ei  347. 
sZim  327. 
slinger  327. 
nfr.  smiet  347. 
nfr.  sn2e  347  f. 
nfr.  somje  355. 
somme  350.  352. 
sommelik,  -ig  356.  358. 
sommig  358. 
so«d  350  f. 
sonda  350.  355. 
sonde,  -ig  350  f. 
sonder  350  f.  353  ff. 
Sonderering  .'550. 
sonderlike  350. 
Sonderling  350. 
sonnaiond  350. 
sonne  350  ff". 
sonnendei  350.  359. 
so/ii  350.  352.  355. 
spaende  325.  329. 
spande  329. 
spedla  344. 
speerfällich  317. 
nfr.  spjeld,  spjeald  388. 
s^sjrVi  327. 
saterl.  spnwnge  313. 


sprangh  315.  327. 
sprecka  359. 
sprensze  317. 
nfr.  spriede  BAI. 
nfr.  springe  328  "^^ 
sprangen  352. 
nfr.  6-#?eH  347. 
srag{e)t  345. 
.s^öZ/e  317. 
Stämme  325. 
standa  329. 
stanck  324. 
sfeew  347. 
steente  347. 
stefgenze ,     stefgensza 

317. 
stecka  359. 
s^eZ?a  359. 
steinme  328. 
stempene  318. 
s^m  340.  347. 
s^ms  347. 
stinze  347. 
6'^om  352  f. 
sforn;?  351.  353. 
Ä^owrf  .352. 
stonda,    steint,    stent 

320.  321  1. 
stonde  351. 
straem  325. 
strän  325. 
nfr.  sträng  317. 
streng  317. 
stront  352. 
stunde  351. 
nfr.  stuicne  353. 
summe  350.  352. 
stimmig  358. 
•swncZ  355. 
simda  355. 
sunde,  -ig  350. 
siinder  350.  353.  355. 
sunderacht  317. 
sunderlinghe  350. 
nfr.  s^<n^  355. 
nfr.  suion  353. 
nfr.  suivne  353. 
nfr.   suivnerlinge  353. 


412 


Wortro"'ister. 


sicang  316. 
swang{t)  321. 
sweng  316.  321. 
swense  317. 
-swiiig  316. 
nfr.  swinge  313.  319. 
swomma  351  ff. 
sivomtne  352. 
taankje  327  ^. 
saterl.  tadnke  313.  319. 
^ae7iÄ-  325. 
taensje  325. 
^ä/ce?'  345. 
«äne  341.  344. 
<an^e  324.  329. 
tanck  329. 
tanckje  324. 
teyken  348. 
<e/fen  347  ff. 
tekna  344. 
tiänspetze  341. 
tielda,  tiulda  335  ff. 
^in^  327. 
nfr.  tinkje  319. 
nfr.  Uns  je  319. 
nfr.  ^m^  328. 
^ocÄ^e  331 1. 
töhinsinge  319. 
nfr.  tomme  355. 
nfr.  tommelje  352. 
^ow^fe  351. 
tonghe  352. 
tonne  351  f. 
toreind  322. 
<o^Ä,  ie<Ä  323. 
nfr.  <r«s<  342  2. 
truchstrinzede  318. 
^iima  355.  357. 
tunge  351. 
<wsÄ:,  ^escÄ  323. 
^tt'^,  ^it'äm  341.  344. 
twang  329. 
Uvaiige  324. 
^«•erfe  347. 
Uveen  347. 
tiveintich  348. 
twifaldech  322. 
twiield  334. 


^tc^riö^e  327.  328*. 
twiscelde  3.34. 
twyspaen  .326. 
tee'ZcÄ:  338. 
fet/ei/c  338. 
^z.vZicfc  338. 
<Aä,  </täm  340  f. 
thampene  321. 
wang-.     thank    313. 

319. 
thempene  318.  321. 
thenne  315. 
thonkye  332. 
thruchgong  349. 
thuimna  355.  357. 
tum  353. 
wmöe  350.  354. 
umme  350.  354. 
wn-  355. 
Mwd!-  355. 
unden,  -im  355. 
imcZer  350.  353  ff. 
undern  355. 
undhantewi  314.  317. 
undhente  322. 
uneläf  340  f. 
uneidemetli  317. 
ivnhlest  350.  355. 
unkost  350. 
unlende  315. 
ttnnmned,  -noined  330. 

350. 
nfr.  'W716-  353  ^. 
M«^  350.  354. 
WTi^-  355. 
unthant  314. 
untkande  317. 
untpant  314. 
unwalde  322. 
unwelde  322. 
ivmcird  352.  355. 
"vvang-.   uphingen   313. 

316. 
UpstalÜH  316. 
wrba7'net  317. 
wrietta  359. 
ürsanc  321. 
wrscelt  334. 


tvrsümenisse  355. 
wrsümia  355. 
ürwalde  322. 
nfr.  zfs  .355  '. 
ütgong  349. 
ütlendes  315. 
ütlendese  315. 
ütrendene  318. 
tüäcÄ  340  f. 
nfr.  wöfZ  317. 
>  waegh  345. 
I  icaemhis  325. 
i  saterl.  wadne  313. 
j  waenlet  335. 
icaenicirk  326.  329. 
saterl.  ivünda,  wadnde 

318. 
saterl.  tcände  312^.  313. 
wang.  ii-flin,  «can^  313. 

318. 
waynia  342. 
ifäZd,  ■2feZ(i  313.  317. 

3371. 
u-aZZa  320. 
tüa7i  315. 
tüä«  315.  327. 
wänandert  329. 
tcandel  329. 
wändelia  329. 
xoändria  329. 
?c<!n/eZ  329. 
wang  324. 
wänhoed  329. 
wänkedinge  329. 
wanckel  326.  329. 
wanckelje  324. 
wanne  324. 
wannelje  325. 
wänsiyreke  329. 
Zi;an^  325. 
icänten  318. 
icapeldranck  329. 
wäsanda  343. 
wä.se  343. 
nfr.  ti'e  347  f. 
nfr.  züCöÄ:  347. 
tcecZ  347.  349. 
tveden  347.  349. 


Wortregister. 


413 


tvedericäiidelinyhe 

329. 
wedskemmene  318.321. 
weet  347. 

nfr.  icegerje  347  f. 
ivegia  347. 
tveigei'ia  348  f. 
tceinath  343  i.  345. 
tveyne  319. 
weinia  343. 
tveinten  322. 
weyicend  318. 
weiicendene  318. 
nfr.  »-eZ  313.  320. 
iceldelik  337. 
tveldig,  iceldigh  322. 

334.  336. 
wend,  iveind  316. 
wenda,  wand  314. 320. 
wendene  318. 
wense  317. 
tt-eni^  321  f. 
werria  33C  3. 
u-esa  347. 
wessa  359. 
-it-ei  339. 

wetskammene  321. 
nfr.  R-eze  347. 
u-^/flZfZ  337  1. 
tf7/e/d  334.  337. 
icyeldelyck  337. 
wielden  338 '. 
wyeldig  337. 
wyeldigia  337. 
nlr.  tflÄ:,  tfz'eÄ;  347. 
ti-jyw  327. 
tcynne  327. 
icinter  327. 
nfr.  «-^^  ?fi^  347  i. 
iclemma  317.  321. 
ivlemmelsa  321. 
tülitewimmel.sa,    ivliti- 

icletmnelsa  319.  821. 
iconde  351  f. 
iconded  351. 
tvondela,  wondelia  332. 
loonder  351  f. 
tvonderlick  351. 


wonna  351.  353. 
ivonnen  327.  351  f. 
»•röÄ;  340  f. 
wrang  324. 
ivfeedheet  347. 
?tTee</i  347. 
nfr.  tvünder  353. 
nfr.  icmcne  353. 
zonderacht  317. 

Germanische  Namen. 

^öa/iis  294. 

Aenus,  Aivoc,"Evoc  307. 

Aertdi,  AtpouXoi  307. 

Aflims  178  f. 

'AXoKiai  290  1. 

afries.  Amese  324. 

afries.  Amesga  323  f. 

afries.  Amisia  323. 

afries.  Ainpsivari  323. 

norw.  .indtö  (^mcZ)  282. 

Arinthaeus  307. 

Aviones  294. 

Aunonia  294. 

Baunonia  294. 

norw.    Bömlö   (Buml) 
282. 

dän.Borghundarholm, 
BurghcRndeholm , 
Borundeholm ,    Bo- 
rendehohn, Borend- 
holm,  Born?iolm  282. 

schwed.  Borna  {Borg- 
hunda)  283. 

Burgund  282  f. 

Burgendan ,    Burgen- 
das  282. 

Burgundiones2S2. 284. 

BoupYoövT€c  284. 

Danzig    {Gedanisk) 
285  ff. 

norw.  Dönö  {Dyn)  282. 

afries.  Emese  324. 

afries.  Emsga  323. 

Erminones  304  ff. 

EcTÜjüvec  301. 

Eudusü  281. 


Euthiones  292  ff. 
norw.  Fredö  {Freida) 

282. 
Frisaeones  307. 
norw.    Frognö    {Fre- 

dung)  282. 
Germani  301.  303. 
Gothiscandza  287. 
Gutones,  Gotones,  foü- 

Tovec  282.  294. 
dän.  jya/.s  286  i. 
dän.  Halsehy  286  i. 
norw.  Halsfjord  286  i. 
dän.    Harthesysael 

290  1. 
Haruden  281. 
dän.  HeUinghorg  286 1. 
dän.  Helsingör  286 1. 
Hercynia  284  f. 
dän.    Himhersysael 

290  1. 
dän.    Himmerland 

2901. 
dän.  Hirthals  286  i. 
ags.  Hronas  304. 
norw.    JaZö   {Jalund) 

282. 
norw.    Jegindö   (Ja- 

gund)  282. 
Jeutiones  292  ff. 
Inguaeones  304  ff. 
an.  Inguifreyr  309. 
an.  Ingiinarfreyr  309. 
Inn  307. 
an.  Jötar  293. 
dän.  Jj/der  293. 
Istaeones  301  ff. 
dän.  Kattegat  286. 
Cimöre  290.  290 ». 
Koj)enhagen  {Codania 

286,  slav.  Kodänj 

286.  288.) 
sinus   Codanus  285  ff. 
XdXoi  290. 
Chalusos  2861. 
norw.  jLefcö  {Leka)  282. 
Lemonii,  Lemouii  281. 
Aeuüjvoi  282. 


414 


Wortreo-ister. 


Leuonii^  Leuoni  282. 
aeshiarimn   Metuonis 

294  f. 
Xuithones  293. 
norw.  Omö(Auma)  282. 
dän.  Öresund  286  ^. 
Raunonia  294. 
Rhaetia  307. 
Äiess  307. 
ZaßiXiTTioi  294. 
Saitchamims  178. 
ags.  Saxneat  299. 
as.  Saxnöt  299. 
Segestes  179. 
Segimerus  179. 
Segimundus  177  fF. 
Süund,  Seeland  281. 
Skager  Hak  286. 
/S'wmZ  286  i. 
TeÜTOvec  294. 
dän.    Thytaesgsael 

2901. 
Wandalen,    Wendle, 

Vendyssel  281.   290. 
Varinae  281. 
Vatvims  178. 
norw.  Vegenö  (Veiga) 

282. 
norw.   Fomwa  282. 
TToton,  Wuotan  300. 
an.   Ynglingar  309. 
ags.   y^e  292. 

Litauisch. 

abejo.se  249. 

abejüse  258. 

aö^/«  141. 

öö^m  251.  257  f. 

abieju,  abiejü  258. 

abrozH\  241. 

«ÖM  24L  251. 

abndu  245. 

afcls-  251.  269.  «/v/  269. 

ä/.-?/s  269. 

äkmenio,  äkmeniui,  -i, 

-iu,  -ys  244. 
äkmeniose  259. 


I  äkmenini.s  258. 

j  akmenyj  252  f.  258. 

!  akmenynas  219. 

{  akmenyse.,   akmenims 

252.  ' 
akmenü,    akmeniü 

252  f.  258. 
afcmtt    184.    202.    259. 

akmii  184. 
arid.s'  251. 
«nfc.s/«  268. 
fm^^s,  flw^/.s-  190.  196  2. 

240.  242. 
aiitras  132. 
«niri  268. 

apg,  äjje,  ape  256  f. 
apkabinü  252. 
aplinkui  184. 
apsega  93. 
apsukat  184. 
apsukul  184. 
ardy.Hu  239. 
ardziaü  243.  248.  258. 
arelis  264. 
äriamas  244.  266. 
aWü  250. 
ar/t/o.s-  200.  205. 
arklys  241. 
arf^i  205.  265.  270. 
assls  251. 
asztrüs  251. 
atbiavu,   afbütcü    242. 

246. 
ätilais  216. 
ätimu  216. 
ätmenu  244. 
ätminu  264. 
atsldusm  245. 
atslilsiu  255. 
atsiszlejü  255. 
ähoeriu  244.  264.  266. 
äudihi  280.  ' 

auginü  249. 
fli<</i<  240.  aiVi^w  258.     i 
m<6e  241. 
fm.s-^.9  241.  247. 
aM.S7y  258. 
aii.s'mi.s  257. 


ausise  250. 

at<.s«M  241.  247  f. 

mds  251.  260.  263.  269. 

«tr?/«  269. 

öäfZas  216.  2181".  261. 

baXgiu,  baigiü  243. 246. 

baigsztüs  248. 

baXksztus  243. 

balUmH  257. 

bangä  109  2. 

barszku  240. 

&ar?'t  250. 

barüs  259. 

&ä.s-as  1301. 

bäslis,  -io  244.  264. 

bauksztüs  248. 

bäzmas  86. 

&^,  &e  256  f. 

feecZw  250. 

begineju  239. 

öe.gtt  237.  262.  265. 

öerm  250. 

öemos  193.   195.    204. 

218. 
berzas  194  f. 
bezdeti  154  i. 
bingüs  86. 
özYes  251. 

ö^Zm,  &.(/Z?V.  242.  246. 
byru,  byrü  242.  246. 
byzdzus  154  i. 
&d?;a  217  f. 
brangus  243. 
brang üs ,    b ra ngiäm 

248.    258.     brangiuy 

brangiu  248. 
brangiäusias  254. 
brangiame  249. 
brangi  243. 
brangiose  259. 
brafi'gu  243.  253. 
brangu.si.f  255. 
6?-etZ/.s-  237. 
6rd/w  237. 
büczia  253. 
buczinüju  259. 
budam'i  252. 
budamas  252. 


Wortrea'ister. 


415 


büdamo  245. 

hüdas  216-219.  222. 

hüdawan  237. 

hudinu  217  ff.  222. 

hük  237. 

hüs,  bimu  60.  237.  241. 

256. 
büsiqs  245. 
&?)/«'245. 
büH    192.    217  ff.    222. 

237.  262. 
buivaü,  büivaii 205.  243. 

251.  270. 
büwome,  büwote  255. 
buwu,  büifü  242.  246. 
butvusiose  259. 
cziüljnu  254. 
däbar,  dahärgi  270. 
daiktäms  257. 
dalyczia  253. 
dalyjii  255. 
dalis.  dalysiu  239.  251. 

256. 
dangüms ,    dangunis 

257. 
dantis  248. 
dantis  243. 
dantys  243. 
tfarTifi  218. 
dasüycziu  242.  246. 
daiigio  243. 
daiigiü  248. 
daicey  263.  265. 
dmcel  243.  251. 
daiviau  243.  251.  263. 
debesis,  -Ss  241.  253. 
debesis,  -io  241. 
dMas  237. 
rferfe  237. 
cZeVZe  237. 
fZecZw  250. 
deginu  245.  264. 
rfe<72i  250. 
deja.s  237. 
cZejfaM  237. 
deiumedis  241. 
d?/'241. 
tZes^e  68.  71.  106. 


destis  245. 
des«?«  256. 
desziifitas  255. 
deszimtis  255. 
deszhnts  255. 
deiviü,  deweti  239. 
deivynetas  255. 
deivynetas  255. 
(Zerfäs  237. 
cZecZas  237. 
dSmedis  241. 
cZgna  242. 
dmä  248.  268. 
(Zg?ia  241.  268. 
devdms  257. 
cZzcZ^5«s  241.  262. 
diesis  256. 
d^■esf^■.s'  264. 
cZir&w  240. 
cZ^>m  146. 
dnimedis  241. 
dovanä  184. 
dovanal  184. 
drabuziüs,  drabüziais 

269. 
draügas  216.  219. 
c^r^^^§Z^■  218. 
drugiü  251. 
drugys  241.  251. 
d^y,  (Ztri  241. 
dukte  54. 
dümai  218. 
dümpiau  204. 
rfiiw^i  193.  204. 
duriü  250. 
düdaicau  259. 
cZmcZm  259. 
cZÄ/c  259. 
dümu  259. 
cZtlnz  259. 
dünom  259. 
düsiii  259. 
cZw.s'Ze  106. 
dwifi  217. 
dwäras  221  f. 
dware  269. 
dwärs  221  f. 
dwejals  243.  251. 


dwejeys  265. 
cZife/i  251. 
dwejose  249. 
dwejüse  258. 
cZit-eji?  241.  251. 
dwejüs  251. 
div^jü  241. 
dicem  257. 
dicems  257. 
dvylika  131, 
dziaugios  259. 
dziüczia  237.  253. 
dzh'idawau  237  f. 
cZ.'2Ü<fc  237. 
dziüsiu  237  f. 
dziüstqs  237. 
dziüstu  237  f. 
cZ2«i<Zi  237. 
dziüivau  237  f. 
dziüiüias  237. 
ecZmi  187. 
ecZw  238. 

eidaicau  243  f.  265. 
e/nl  268. 

e^n«,  emi'i  243.  246. 265. 
et.«>i  243  f.  265. 
efZe  217. 

ejföM,  e/aii  242.  247  f. 
ekeju,  ekejaii  239. 
emiau,  emiau  242.  247. 
era.s-  258. 

eVeZ^.s  245.  258.  266. 
erzinu  240. 
feq.v  241.  262. 
Ssame,  esate  241. 
esancziüse  252.  258. 
esantiemus  257. 
esantiems  257. 
esmi«  250. 
esi!«  245.  264. 
eszerys  241. 
eszierls  253. 
^aiVZpi-  241.  247. 
galdrus  243.  249. 
gaiszaü  243.  248. 
gaUzczia  254. 
gaisziu  243. 
galszti  243. 


416 

gaXsztu,    gaisztü    243. 

-24ß. 
gale,  gälo  269. 
gaUs  256. 
galiü  2n0. 
gandzeus  90. 
ganyti  219. 
gärbinu  240.  262. 
gar  das  217  f. 
.9ar(Z^■  24,S. 
gar  du  24.3. 
gardüs,  gard'i  248  f. 
gaiceju  239. 
gaiciü  239. 
gedziüs  238.  259. 
geldziu,    geidziü    243. 

246. 
<7e7ö?<.  240. 
<7enü  250. 
^em,   geröji  251.  257. 

268  1. 
geradejis  238. 
gerdm,  geraifi  258. 
gerame  252. 
5rera.5  221  f.  244. 
gerSms  257. 
geresnis,  -esne  245. 
geriau  204. 
geriü  250. 
^reVs  221  f. 
,9eHi  193.  198.  204. 
gerüse  249. 
gerve  200. 
^es^^e  268. 
gestü  154  ^. 
.^erft^  238. 
giära  253. 
giäras  264  f. 
giareHniömis  257. 
giarüse  258. 
gUydziu  265. 
^rinti  144.  250. 
giniaü  243.  251. 
glrczia  253. 
girczici  258. 
g'irdaicau  240. 
girdiiu,    girdziü    244. 

246. 


Wortregister. 

,9i7'e  96  *. 

girgzdziu  254. 

^ir??V  250. 

giriüs  259. 

gfins-,  gir.siu  240.  256. 

girtas  193. 

ö-zV^i  193. 

^ris^w  154^. 

gyniau  238. 

gyres  238. 

gyriau  238. 
j  ^?/<i  216.  218. 
I  glüksnis  259. 
!  glüsnifi  259. 
i  </orfas  92.  96. 

godüs  92. 

gi'aziis,  grazil  251.  253. 
j  ^rreöm  238. 
I  gribiu,  gi^ebiü243.  246. 

greita,  greitä  268. 

greitöji  268. 

grindis  219  f. 

grindi  219. 

griiidys  220. 
I  yriszau, 
!      247. 


griszaü   242. 


grlszczia  254. 
grpzdawau  241. 
grpziu  241. 
grT.sztu ,    grlsztü    242. 

246. 
grüdziu  238. 
grüivu,  grüwü  242. 246. 
.9ttZ6^  244. 
gülbi.s  244. 
^rwZ«  250. 
^fwM  250. 
gündinu  240. 
gürkli  193. 
gurklys  198.  204.  211. 

241. 
j^'fY^i  204. 
27<7ait  193. 
i^^ii'  217. 
27söil  244.  248. 
ilsdawau  244. 
iZsi«  244. 
pnifiu  241. 


zmü  250. 

zni!e  193.  196  2. 

irklas  205. 

z?-^«  205. 

^ra,  i/7'ä  242.  246. 

yriau  205. 

Jat  244. 

jame  251. 

jaücziu,  jaucziü    243. 

246.  263. 
JdMiJi.9  217.  254. 
je?/  265. 

jeszkau  238.  255. 
jeszköjau  238. 
jeszkösiu  238. 
jg?n6-  257. 
jevä  124. 

jis,  jame,  ji,  ja  241. 
jo,  JOS,  j?,  jtt  241. 
jodineju  239. 
joitis,  jömis  242.  257. 
jomis  249. 
Jönai  241. 
Jone  249. 

Jose,  Jose  242.  249. 
jwrfw  250. 

juritu,  juntii  244.  246. 
Jiis  241. 
j«s  241. 
jüsiszkis  255  f. 
Jmsw  238. 
jüdas  259. 
jüdinu  259. 
jfM?n^  259. 

jüsejüse  242.  249.  258. 
jüsmenis  238.  259. 
jüsmü  238. 
kabeti  154  i. 
fcaÖM  250. 
käilis  254. 
kaimynas  219. 
kaisdatcau  243. 
kalsiu  243. 
käysk  265. 

fcatsZt/,  /vrt/sl'M  243.  246. 
kalszczia  254. 
kaltau,  kaitau  247  f. 
fcrt^^öa  260.  262. 


Wortregister. 


417 


kalha  243. 
kalba,  kalbate  243. 
kalbä,  kalhäs  249. 
kaihai  243. 
kaihancziose  259. 
kcäbq  243. 
kalbqs  243. 
kalbamas  243. 
kalbeczia  253. 
kalbejau  239. 
katbes,  kaibesiu  256. 
fcaZÖJ,  Ä;a/&^  243.  246. 
kalböj,  kalbü,  kalbo- 

mis  248  f.  257  f. 
kalbÖm{i)s  257. 
kalböms  257. 
Ä:aZöo.9  243. 
/ca^&ös  241  f.  247. 
kalbose  249. 
fca^öw,  fcaZÖM  243.  246. 
A:d^6i2  258. 
kalimjs  242.  253. 
fcdZwas  195.  218. 
ÄrdZ^i  195.  205. 
kälivis  240. 
/cdm  258. 
kamärponis  221. 
käme  251. 
kandis  243. 
kandis  249. 
kändu  240. 
kariü  250. 
kärszis,  karszis  243. 
fcdr^is  216.   240.  254 1. 

255. 
fcarfzs  2541.  255. 
fcarfws  157.  249. 
Ä;a?~^t<s  243. 
karivelis  245.  264. 
/tds  241.  263. 
kqsnis  238. 
kaszkuris  251. 
katrä  251. 

kätras,  katräs  245. 251. 
kaüpas  217. 
kebekUs  154  *. 
keikiu  240. 
kelehcis  244. 


fceZi  251. 
keliäuju  240. 
/ceZiä  250. 
keriü,  kereti  239. 
kefsztas  216. 
ketinü  252. 
ketur'i  252. 
ketviftas  196  i. 
kSmas  218. 
/cräö  242. 
kialaicczia  254. 
kialaictumey  254. 
fci&^e  1541. 
kielaicaü  243.  252. 
kieläwo  244.  264.  266. 
kieleywis  265. 
kienteX  243.  251. 
kieszczia  254. 
kietey  265. 
fcz'.s'ZM  250. 
%?M  144. 
klaüpiii,  klaupiü  243. 

246. 
kläusiu  240. 
Ä:??/daM  238. 
klydias  238. 
klysdawau  238. 
klysias  238. 
klysiu  238. 
ÄrZy.sÄ;  238. 
Ä:Z?/.sf  238. 
klystqs  238. 
Ä;/?/.s-fii  238. 
klyszczia  238.  253. 
knebineju  239.  258. 
fco  242. 

köris,  korys  242. 
kozo7iis,  -zönes  249. 
fcra^i  251. 

krätus,  kratüs  245. 251. 
krecziu,    krecziü    242. 

247. 
kreihtu^    kremtü    243. 

246.  265. 
krikszczionis  238. 
krikszcziönys  238. 
kriziose  259, 
kryziams  257. 


kryzius  242. 

krösnis  238. 

krutü  250. 

kukälis  244.  266. 

kiUiau  206. 

fc^t«^■  195. 

kumelys  242.  253. 

kümste  240. 

kümsztis  262. 

fcrtr^  242.  251. 

kureins  257. 

fci<r?  242.  251. 

kurials  244.  252. 

kuriame  252. 

kurieys  265. 

fcifWö  242.  251.  258. 

kur'is  251. 

kuriü  250. 

kuriü  242.  251. 

kuriüs  251. 

kurium  242.  259. 

kuriümi  259. 

kuriüse  249.  258. 

Myn^  259. 

kfqyiü  259. 

kväpas  156. 

kwScziii,  kivecziü  242. 

246. 
Idbai,  labai  270. 
läidau  240. 
läidzioju  240. 
laikyti  268. 
Zafcw  250. 

lankiu,  lankiü  246. 
läpas  220. 
Zdps  220. 
ZazU-as  217  f. 
laukczia  254. 
laükas  217  f. 
Idukiu  240. 
läuziu  240. 
Zel-m,  Zefc^i  242.  247. 
Wfc^e  218. 
Zerlrfif,  Ze??dM  243.  246. 

247*.  26.5. 
leükti  184. 
lezuwiose  259. 
Zejzt  238.  247*. 


418 


Wortregister. 


ISku,  lekü  242. 246. 247  \ 

Uciönis  238. 

linkti  184. 

lipü  250. 

liübiüs  259. 

lyginu  238. 

lycziü  24ß. 

loioys  242. 

Zi<j>w  250. 

M.s-z^zt  238. 

lübios  259. 

mainas  219. 

TwdZ^i  205. 

maiü  250. 

Tnanäsis  255. 

mane  251. 

manes,  mänes  252. 

wiöJiz  269. 

Tiianiiri  257. 

maniszkis  255. 

wäno  244.  264.  269. 

mänojo  244  f.  264. 

tnäainu  244.  264. 

matys  256. 

mazäja  2;59. 

mazäjem  252. 

mazäm  258. 

mazame  252. 

mazamjame  252. 

mazäsis  255. 

mazeji  239. 

mäzinu  244. 

mazöj  258. 

mäzojo,  mäzäji,  mäzä- 

jai,   mäzajq,   mäzo- 

sios  244. 
mazoji  239. 
mazömi.f  257. 
mazomis  249. 
mazose  249. 
mazösios  242. 
mazüju  242. 
mazüju  289.  259. 
mazüse  258. 
mazüsä  249. 
mazüsius  239. 
me(/2S  245.  264.  266. 
medüs  153.  154  ^. 


medzioczia  254. 
medziöju  239. 
medziotumey  254. 
medziüs^  medziai  269. 
meltelis  243. 
meytielis  265. 
melaicaü  243.  252. 
meläwes  244. 
meldziu,  meldziü  243. 

246.  265. 
metüju  259. 
melziu  262. 
wie72w  195.204.210.240. 
mewÄ  184.  219.  254. 
mergä  122. 
mergomis,    tnergoms 

257. 
merkiK,    merkiü    193. 

243.  246.  265. 
?nes  245.  264. 
metai  245. 
metos  245.  264.  266. 
mSgu,  megü  242.  246. 
mezys  242. 
midüs  154  i. 
miltai  205. 
mineti  145. 
miniau  262. 
miniü  250. 
minü  250. 
rairiaü  243.  251. 
mircziau  254. 
TwifÄ;  244. 
mirsztqs  240. 
mtrsztu  240.  254. 
w^^?~^^  217.  262  f.  266  i. 
m\siu  238. 
myles  256. 
m?/Zm  238. 
myniaw  238. 
mokuu  238. 
mökyczia  253. 
mokyti  238. 
möku  238. 
wdZü'  238. 
momo  259. 
wd^e  217.  255. 
moferä,  -ös  255. 


möteris  255. 
möteriszkas  255. 
mötyna  255. 
mötyniszkas  255. 
müdu,    müdwi,   müd- 

wejü  245. 
mi<s  241. 
musiszkis  255  f. 
mÜHü  238. 
muszü  250. 
naikinü  250. 
naktis  251. 
nämie,  naniie  270. 
neriü  250. 
neszü  250. 
niekuris  251. 
nykau,  nykaü  242.  247. 
nyksiu  242. 
nykstu ,    nykstü  242. 

246. 
noriu,  nöri  238. 
7idszs  238. 
nuhüsta  259. 
nus'idedu  245. 
nusigqszczia  254. 
mtsziszes  154  i. 
oöeZi.s-  250.  255. 
o&wZi/.s-  255.  259. 
ozr/s  242. 

pacziä,  päcziq  25 1. 269 
paczials  244.  252. 
paczieys  265. 
pacziöj  252. 
pacziomw,  pacziömis, 

pacziötnn  249.  257. 
pacziös  242.  252. 
pacziose  249. 
pacziü  242.  252. 
pacziü,  pacziüs  251. 
pacziüse,  jyacziüse  249. 

249. 
padörus  242. 
paemc  269. 
pakahliui  184. 
paköjui  184. 
paleki  268. 
pamäte  269. 
pämeczimi  245.  264. 


panä  269. 
päntis  240. 
paraszyta  253  f. 
parszelis  245.  264. 
pasaka  183. 
pasaüUui  184. 
pasigailejit  239. 
pasiga lUu,  j^cisigaÜiü 

243.  246. 
pasigendü,    -geclaü, 

-gesti  90  f. 
paskas  184. 
paski'i  184. 

paskul,  päskui  182  fF. 
päskui,  2^(tskuigi  270. 
pasküjis.  pasküjis  184. 
päskun  184. 
paskuünis  184, 
pateicis  238. 
patems  257. 
jpa^gs  242.  252. 
j>a^i,   paff,  pätys  244. 

269. 
paüksztis  243.  262. 

2661. 
pavejui  184, 
paioydziu  238. 
pazastls  252. 
pazmaü,  -ai  243.  251. 
pazinczia  254. 
jjaztndawau  240  f. 
paiinote  245. 
pazintas  193.  205. 
pazisiu  238. 
pazistu  238. 
pazintumey  254. 
peda  217. 
pedsakas  183. 
peSis  243.  265. 
peniü  250. 
penkl  220. 
periktas  220. 
peszü  250. 
penienes  250.  258. 
pgi^i^s  242. 
piemü  259. 
pigüs  251. 
i?(7/>;as  193. 


Wortregister. 

pi77ia6-   192  f.  203.  211. 

219. 
pe7w  144.  250. 
pmii  250. 
pirmas  195. 
_piffi6-,  p2>f(6-  244.  249. 
pfsfi  154 1. 
jylantü  95. 
platüs  157. 
2)laudzu  240. 
plaäkiu,  2^l((>^iknt  243. 

246. 
pZefcm  238. 
j)lesz,  plesziu  256. 
plintu  95.  97. 
pZö/ie  200. 
pönas  265. 
ponäitis  254. 
pönayns  257. 
pöna^nus  257. 
pönas  242.  260  ff. 
pone  249. 
2JÖwe  242. 
pönose  259. 
pönus  242. 
poniis  249. 
pösiüiis  238. 
prädedu  245.  264.  266. 
presawes  252. 
prezasüs,   prSzastis 

242.  249. 
prihiacu  242.  246 
priümil  244.  248.  258. 
priilsdaicau  244. 
priihtu  244.  246.  255. 
priüszczia  254. 
priminti,  priminti  220. 
pucziüs  259. 
puikinüs  259. 
puiküs  249. 
püykus  244. 
puszts  251. 

püwu,  püicü  242.  246. 
pM?M  259. 
raginu  244. 
randü  268. 
rankä  219  f. 
rankq  219  f. 


419 

raszyczia  253. 

räfai."  216.  220. 

räfs  220. 

ratüs,  rätas  269. 

raudä  219. 

raifrfa  216  f.  219. 

raükiu,    raitkiii   243. 

246. 
rawiü  250. 
re/y^s  256. 
reifes  240. 
rei^'i  245. 

regiamas  245.  264. 
regiü  251. 
regiüs  259. 
rejMs  238.  259. 
remiü  251. 
refas  220. 
refs  220. 

ricziu,  recziü  242.  246. 
r&cziüs,    rScziüs    242. 

246  f. 
rikiu,   rtkiii  242.  247. 
reiiku,  renkü  243.  247. 
rienku  265. 
ryszis  242. 
ryszys  242. 
rytas  254. 
roküju  240.  259. 
rufZii  259. 
y-i/^r^s  242.  252. 
sägas  93. 
sakiöti  183. 
s«Ä:o  269. 
saW«  253. 
saldus  243. 
saldüs  249. 
scddziäusis  254. 
samiszai  184. 
sqmisziui  184. 
sqmiszriui  184. 
schntis  240. 
sapnidu  259. 
«aice  251. 

sdtües,  sawes  252.  258. 
sawqs  252. 
saioiszkis  255  f. 
sä2c-o  244. 


420 


Wortregister. 


sedziu,  sedi  239. 
segiü,  segiaü,  segti  93. 
segii  251. 
seju  239. 
selds  90.  94  f. 
sekiu  239. 
seklüs  90.  94. 
sekü,  sekti  183.  251. 
semiü  94.  251. 
sewas  221. 
senis  245.  264. 
senkit,  sekaii,  sekti  90. 

94  f.  104. 
sens  221. 
sentevis  221. 
sergiii  240. 
sergu,  sergii  243  f.  247. 

265. 
seseres  245.  264. 
seseri  245.  266. 
seseriai  245. 
seserie  245. 
seserij  264. 
seseriihs,  seseris  269. 
sesM  184.  245.  252.  259. 
sgna  239. 
sz'e'na  260. 

siuncziu,  siuncziü  244. 
siuivü  247. 
skaishvaris  244. 
skaityk  240. 
skalbiu,    skalbiü   243. 

247. 
skdmhinu  254. 
skaud'ejo  240. 
skaüdus,  skaudüs  243. 

249. 
skaüstü)  243. 
skeliü  251. 
skSdziu  239. 
skiefdziu ,    skierdziü 

243.  247.  265. 
skieszczia  254. 
sküiü  146. 
sfcjyM  144. 
skinü  251. 
sfcmü  146.  251. 
skriaiidus  249. 


skraudus  249, 

skutü  251. 

s%m  239.  247  4. 

s^^2)^^■  218. 

si^s^Ji  239. 

67wi7a,  67ü^ä  242.  249. 

smaTkuH,  smarküs  243 

249. 
smdugiu  240. 
smertis  243.  265. 
snäudziu  240. 
snegas  218. 
spaüdziu  240.  258. 
spe;w  239.  258. 
spSczius  242. 
spStis  242. 
spiriü  146. 
splintü  95. 

Status,  Status  245.  251. 
stehiüs  259. 
s^d^i  217  f. 
stöwiu  239. 
sturtiiü  251. 
südege  269. 
siidzia,  südziä  242. 249. 
suestas  188  ^. 
sttkrüs  251. 
swfcü  251. 
sumis  249. 
sünkti  94  ^ 
sunkus ,    sunküs    244. 

249. 
sünws  218.  239  f. 
sünüs  218  f. 
sünus  242. 
SMn?/  218  f. 
swW.s-  217.  239. 
sweriü  251. 
swScziu,  swecziü  242. 

247. 
svyrü  145. 

szakö77Üs,  szaköm  257. 
sza^is  251. 
sza?<e.9  243. 
szäszas  154  ^. 
szaukiü  247. 
szSnas  218. 
szeszelis  240. 


6-2tS  241. 

szimtas  244. 

szirszlius  195. 

szZwj?^  239.  259. 

sznektä  216. 

sznekta  216. 

szokineju  240. 

sztdinys  242. 

«Zil  259. 

^a.  id  257. 

<ar  243. 

<at/  263.  265. 

('«m  258. 

«■ome  241.  251. 

^ariw  251. 

^ds,  tome,  ^«s,  id  241. 

263. 
teit-e  251. 
taices,  täives  252. 
^att-i  269. 
taioiih  244.  257. 
tawiszkis  255. 
^dtfo,  ^difo  244.  269. 
^eÄ:e5  256. 
^e/CM  251. 
^ewis^a  193.  204. 
^e'm^e  193. 
<ep?i  251. 
^e??i.s',  i^ms  257. 
^^5  242. 
tiemus  257. 
?!i7ai?  204. 
«Ztes  193.  217  f. 
timsras  193. 
tlngiu  241. 
«.V^i'Y«  144  f.  204. 
«^Zm,  ^?/^?w  242.  247. 
<t/ri?i  255. 
<ö,  <ös,  <(?,  ief  242. 
(^ö.v  258. 
Wfcio  255. 
<dZi,  /o^i  270. 
Börnes  242.  257. 
<07n(.s  249. 
^dms  257. 
<ö.ve  242. 
<ose  249. 
träukiu  240. 


Wortrccister. 


421 


trecziq  245.  264. 
treji  251. 
trijü  242.  252. 
tri  ms  257  f. 
triiiü  251. 
ins  241. 
trise  251. 
trhimpas  216. 
fz-ys  242. 
f7-ökszcziaii  254. 
trökfiztu  239.  254. 


icargas  216. 
icargüs  249. 
wärias,  träris  244. 
warinejii  240. 
warwa  243. 
icaziäices  244. 
u-aziüdaivau  259. 
icaziüju  259. 
U'azhlshi  259. 
vaziis  256. 
icedü  251. 


troszkaü,  frö.szkau  243.    weizdziu  240. 
254.  256.  !  tcejM  239.  251. 

truaku,    trunkü    244.     iceleju  240. 


247. 
fritpü  251. 
tüksztantis  216.  255. 
tidzis,   tuizis  244.  249. 
tureczia  253. 
ftfrwi  251. 
tü^tümi  182.  259. 
M.S  259. 
^Mse  258. 
ticänas  216. 
ttveriü  251. 
tvindau  219. 
?/d?'a  217. 
ugnis  251. 
«/>es  269. 
uzdegü  269. 


iceleti  240. 

«•e/Ä-u,  ?fe^Ä:«  243.  247. 

265. 
vemiü  251. 
fe'mfe  193. 

icercziu^  n-ercziü  247. 
7rerdu  240. 
iceriu  251. 
iverkiu ,    tcerkiü    243. 

247.  265. 
tcerpiu,    tverpiü    243. 

247.  265. 
icerszis  243.  265. 
iceTziu,    icerziü    243. 

247.  265. 
feYra  217. 


uzmirsztu,    uzmirsztü   wenas  239.  260. 


244.  247. 
uzüdziu  259. 
ülaktis  259. 
(cadinü  252. 


venölika  131. 
tciszpatim  242. 
icSwersis  242. 
iceioersys  242. 


uägis,  ivagis  244.  251.  I  w/yaiZ  243.  251. 


wägys  244. 
icagiü  251. 
icaikäins  257. 
iraiküs  268. 
icaiicadd  250. 
uvl/ca;-  269. 
wakaras  244.  266. 
u-alinys  242.  253. 
walficzius  243. 
wälsfis  243. 
u-arnzdis  243. 
icandü  259. 


t;27Ä.-ö!.s-  217. 
u?7na  193.  195  f. 
winis  251. 
vif  bau  217. 
icirdawau  241. 
loiresnis  264. 
wiriaü  243.  251. 
K-irsiti  241.  244. 
ivifstu,  a-irstä2M. 247. 
tvirszczia  254. 
icirszis  262. 
?f2><rt«  243.  248. 


Indogermanische  Forschungen  VII  5. 


^fisä,  Ji'i'si,  ivisüs,  wisa, 
wiso,  icisq  269. 

icisztelis  245. 

icyresnis  245. 

ivysiu  239. 

2f?/<?'s  242. 

icoiverS  256. 

^acZÄ  251. 

zaltys  255. 

zemaUis  254. 

zemä,  z€mq  268. 

zlnai,  zinaigi  270. 

zindu  241. 

zinöti,  zinaii  205.  243. 
251. 

£^of^■  151. 

i?rn«s  193  ff.  255. 

ziüriu,  ziuriü  242. 247. 
258. 

zmögus  242. 

zmogüs  249. 

zrnonejüs  259. 

zmonemis  250. 

zmönes  239.  256. 

zmöniemis  258. 

zmoniii  242. 

zöfZ?'.§  242. 

iiAi;is  154.  251. 

zuicu,  zuicü  242.  247. 

hvirblis  241.  262  f.  265 

Lettisch. 

öä/i;  86. 
<7äds  92. 
scc  1831. 
secen  183. 
tu'mschs  204. 

Altpreussisch. 

sindats  93. 

Altbulgariscli. 

öira^i  143  ff.  202.  204. 

206.  210. 
&2/^<  192. 
dadeti  67  ^ 
28 


422 

daste  68.  106. 
dovhleti  145. 
disti  54. 
gora  96  ^. 
istovh  301. 
ü-th  301. 
iva  124. 
j«s^o  1881. 
fclcZe  287. 
tnhneti  145. 
vih7'eth  144. 
TiwYfe  183. 
owosth  212. 
pesth  155. 
phiieti  144. 
pbreti  se  145, 
phveth  151. 
pocbnet^  144. 
preseda  94. 
preseknati  90. 
raZo  200. 
rtvetz  151. 
sq«7o  94.  104. 
setZa  93. 
Äpe^i  79. 
sratnota  195. 
srarm  195. 
staneth  79. 
s«fl!^^■  79. 
sthret^  144. 
s^ojefi  732. 
^fcma  204.  210.  210  1. 
^fcni/cü.  145.  148. 
<6re<Ä  144. 
zhreti  145. 
zoftj  203. 
22.ua  203. 
z^vach^  203. 
zhväti  203. 
zvatelh  203. 
zvbnefi  145. 
ze^qrfi  195.  210. 
zedati  91. 
zhmeth  144. 
ztnjq  146. 
zwcr  201. 
zhrdtb  144. 
zbveth  151. 


Wortregister. 

Slorenisch. 

crn  144. 

Cechisch. 

cerny  144. 

Me  287. 

Obersorbisch. 

corny  144. 

Cakubisch. 

öo&a  136. 
öo^rt  136. 

Serbisch. 

JSöJac  138. 
&?/jÄ:a  138. 
6ii;i  192. 
&Ö&  136. 
öö^f  136. 
&ÖS  195. 
brestovac  138. 
br'eza  195. 
c?"*«  144. 
Djürac  138. 
döljevak  138. 
drenovac  138. 
(Z%  193. 
dw^'a  193. 
dM^fo  193. 
dülac  138. 
dösM  139. 

firZÖfif   137. 

glögovac  138. 
glözje  137. 
^rräö  137. 
gräbje  137. 
^»'^Zo  193.  204.  211. 
grnac  138. 
gvözd  137. 
gvözdje  137. 
izbirak  138. 
izbljuvak  138. 


järac  138. 
ZötVt-a  138. 
näljevak  138. 
öbronak  138. 
osjeka  94. 
östanak  138. 
ötarak  138. 
pero  137. 
perje  137. 
plövka  138. 
psövka  138. 
pim  192.  203.  211. 
püna  192. 
jjwwo  192. 
ramo  195. 
röö  137. 
röblje  137. 
seZo,  seZa  119. 
sHa  137. 
sjenka  138. 
släma  195. 
slämka  138. 
snö^)  137. 
snöplje  137. 
spönka  138. 
steljka  138. 
srämotu  195. 
stränä  195. 
svirka  138. 
iä^or  137. 
sätorje  137. 
sl&a  137. 
.sriö/je  137. 
6^ye  137. 
sünjka  138. 
treska  137. 
trljesce  137. 
z;d<ia  142. 
i;öna  193.  195  f. 
zaböravak  138. 
zakoljak  138. 
zälomak  138. 
zästirak  138. 
z/^rtje  137. 
zfno  137.  193  ff. 
göiac  138. 
zSnka  138. 
zt/'fca  138. 


Wortregister. 


42J 


Russisch. 


bereza  194  f. 
bob  136. 
bog  136. 
bosh  130  1. 
cernyj  144. 
/a^em  276. 


^de  287. 
fcoW^6  205. 
kivartira  276. 
medvedb  116. 
se/d,  6eZa  119. 
solötna  195. 
storond  195. 
treska  273. 


ze7?i(7a  272. 
zemljanika  272. 
2?ie^?.  144. 

Polnisch. 

czarny  144. 
5'<?s2e  287. 


II.    Nielitiiulogermauisclie  Sprachen. 


Finnisch. 

akana  123. 


Estnisch. 

a^fa/i  123. 


Arabisch. 


jesamün  37. 
saw?  272. 


München. 


Gustav  Morg-enstern. 


Universitäts-Buchdruckerei  von  Carl  Georgi  in  Bonn. 


ANZEIGER 


FÜR 


INDOGERMANISCHE  SFRACH-  MD  ALTERTllMSKUHDE. 


BEIBLATT  ZU  DEN  IND0GE1IMAM8C11EN  FORSCHUNGEN 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


WILHELM  STREITBERG 


SIEBENTER    BAXÜ 


STRASSBUEG 

VERLAG  VON   KARL  J.   TRÜBNER 

1897 


! 


Inhalt. 


Seite 

Bibliographie  des  Jahres  1895 1 

Autorenreg'ister 180 

Mitteilungen: 

Annual  Meeting'  of  the  American  Oriental  Society   at  An- 

dover  Massachusetts 205 

Vorläufig-e  Mitteilungen 208 

Personalien 208 

Berichtigung 208 

Meringer  u.  Mayer  Versprechen  und  Verlesen  (R.  M.  Meyer)  209 
Pipping    1.  Über  die  Theorie  der  Vokale.     2.  Zur  Lehre  von 

den  Vokalklängen  (Bang) 214 

Schmidt  J.  Kritik  der  Sonantentheorie  (de  Saussure).     .     .     .  216 

Grammont  De  liquidis  sonantibus  indagationes  aliquot  (Hirt)  219 

Hermann  Gab  es  im  Indogermanischen  Nebensätze?  (Herbig)  219 
Whitney    A   Sanskrit   grammar   including  both   the   classical 
language,    and  the  older  dialects,   of  Veda  and  Brahmana 

(Wackernagel) 222 

Caland    Die  Altindischen  Todten-  und  Bestattungsgebräuche 

mit  Benützung  handschriftlicher  Quellen  dargestellt  (Knauer)  222 
Ehni  Die  ursprüngliche  Gottheit  des  vedischen  Yama  (Olden- 

berg) 228 

Journal  of  the  Buddhist  Text  Societj'  of  India  (Franke)     .     .  228 
Arnold   u.   Conwaj"   The  Restored  Pronxinciation    of  Greek 

and  Latin  (Solmsen) 2.30 

Schmidt    De   duali  Graecoruni   et   emoriente   et  reviviscente 

(Solmsen) 231 

Roh  de  Psyche  2.  Hälfte  (Mogk) 232 

Pedersen  Albanesische  Texte  mit  Glossar  (Meyer-Lübke)  .     .  233 

Bennett  Appendix  to  Bennett's  Latin  Grammar  (Funck)    .     .  234 

Ernault  Glossaire  Moyen-Brcton  (Thurneysen) 235 

Kritischer  Jahresbericlit   über  die  Fortschritte  der  roma- 
nischen Philologie  (Koschwitz) 236 

Marchot  Les  Gloses  de  Cassel,   le  plus  ancien  texte  reto-ro- 

man  (Gärtner) 238 


rv 

Seite 
Festschrift  zur  50jährigen  Doktorjubelfeier  Karl  Weinholds 

(Hirt) 241 

Streitberg  Urgermanische  Grammatik  (Streitberg)    ....  242 

Braune  Gotische  Grammatik  (Streitberg) 248 

Stamm   Ulfila.s   oder  die  uns   erhaltenen  Denkmäler  der  goti- 
schen Sprache  (Streitberg) 250 

Streitberg  Gotisches  Elementarbuch  (Streitberg) 252 

Friedmann    La   lingua   gotica.     Grammatica,  Esercizi,  Testi, 

Vocabolario  comparativo  (Streitberg) 254 

Uhlenbeck  Kurzgefa.sstes  etymologisches  Wörterbuch  der  got. 

Sprache  (Streitberg) 255 

Wilmanns  Deutsche  Grammatik  (Streitberg) 256 

Storm  Englische  Philologie  (Vietor) 262 

Kluge  Deutsche  Studentensprache  (v.  Bahdei-) 263 

Berneker  Die  preussische  Sprache  (Zubaty) 265 

Mitteilungen: 

Karl  Verner  f  (ßrugmann) 269 

Die  44.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  270 

Personalien 270 


ANZEIGER 

FÜR  IJiBOdEIÜIANISC'llE  Sl'llACll-  m  ALTEIITDISKUNDE. 

BEIBLATT  ZU  DEN  INDOGERMANISCHEN  FORSCHUNGEN 
HERAUSGEGEBEN 

VON 

WILHELM  STREITBERG. 

SIEBENTER  BAND.  ERRTES  UND  ZWEITES  HEFT. 

Bibliographie  des  Jahres  1895. 

Vorbemerkung.  Bei  der  Ausarbeitung-  der  Biblioo-rapliie  haben 
mich  ausser  den  Herrn  Verfassern  der  einzelnen  Abteilung-en  die 
folgenden  Herrn  in  g-ewohnter  Weise  unterstützt:  Prof.  Dr.  A.  V. 
W.  Jackson  in  New-York  (Amerikanische  Erscheinung'en),  Dr.  D. 
Andersen  in  Kopenhagen  (Skandinavische  Erscheinungen),  Prof. 
Dr.  J.  Zubatv'in  Prag  (Slavische  Erscheinungen).  Eine  von  Prof. 
Giles  in  Cambridge  zur  Verfügung'  g-estellte  Sammlung  der  eng- 
lischen Publikationen  kam  leider  für  dieses  Heft  zu  s])ät.  Sie  wird 
in  der  nächsten  Bibliographie  Verwertung  finden.  Auch  der  Trans- 
actions  of  the  American  Philological  Association  1895  konnte  nur 
noch  Erwähnung  geschehn,  während  der  Bericht  über  die  einzelnen 
Abhandlungen,  soweit  sie  nicht  durch  Sonderabzüge  mir  schon  vor- 
her bekannt  gewoi'den  sind,  für  die  nächste  Übersicht  verspart 
werden  musste. 

Ich  benutze  die  Gelegenheit,  um  meine  schon  öfters  ausge- 
sprochene Bitte  um  Unterstützung  zu  wiederholen.  Nur  wenn  die 
Herrn  Autoren  sich  durch  Sendung  von  Dissertationen,  Program- 
men, Gelegenheitsschriften,  Sonderabzügen  aus  schwerer  zugäng- 
lichen Zeitsciiriften  am  Ausbau  der  Bibliographie  beteiligen,  wird 
diese  die  erstrebte  Vollständigkeit,  Genauigkeit  und  Schnelligkeit 
in   der  Berichterstattung  erreichen. 

Freiburg  in  der  Schweiz,  20.  März  189G. 

\\"  i  1  h  e  1  m  S  t  r  e  i  t  b  e  r  g. 

I.     Allc:emeiiie  iiidogerni.  Sprticlnvissenscliaft. 

1.  Besser  L.    Philologie  und  Naturforschung.     Aula  I  10/11. 

•2.  Gumplowicz  L.    Sprachwissenschalt  und  Soziologie.     Aula  I  23. 


8.  Kleinpaul  U.    Der  Ursprung  der  Sprache.     Axila  I  12. 
-Anzeii-'er  VII  i  ii.  2.  1 


2  I.  AU^i-emeiiie  indoii'ennanische  Sprachwissenschaft. 

4.  Patzig  Rieh.    Über  die  Entsteht) ji-  der  Sprache.     Programm  der 

IJealsrhule  zu  Glauchau.     24  S.   A^. 

5.  Boiteux  J.  A  propos  du  rudiment  de  lang-age  attribue  aux 
sing-es.     'Congres  scientifique'.     VTTI  S.  13—18. 

Bemorkung-en  7.u  den  Untersuchungen,  die  Prof.  Garner  aus 
Cincinnati  im  Jahre  1891  über  die  Sprache  der  Affen  ang'estellt  hat. 
Die  Tlieorien  Garners  werden  abgelehnt. 

6.  Pedersen  H.  Sprogbygning.  Nord.  Tidsskr.  f.  Filol.  III  R.  Bd.  IV 
50-01. 

i'ber  den  Spraclibau.  In  den  einleitenden  Bemerkungen  kri- 
tisiert der  Verf.  sehr  scharf  den  in  neuerer  Zeit  "so  weit  verbrei- 
teten Mystizismus,  welcher  mit  dem  Begriffe  Sprachbau  getrieben 
wird".  (Gabelentz).  In  gewissen  lautlichen  Vorgängen  hat  man 
Rassenmerkniale  sehen  wollen,  z.  B.  in  Fmlaut,  Vokalharmonie,  E])en- 
these  iisAv.  Man  hat  hier  ganz  übersehen,  dass  die  Verschiedenheit 
nur  auf  äusseren  lautlichen  Verhcältnissen  beruht,  während  der  psy- 
chologische Faktor  wohl  derselbe  ist.  Dasselbe  gilt  auch  für  syn- 
taktische Erscheinungen.  Bemerkungen  über  die  Entstehung  des 
angehängten  Artikels  in  den  verschiedenen  Sprachen.  Die  letzte 
Hälfte  der  Untersuchung  behandelt  den  Sprachbau  in  den  Balkan- 
sprachen, besonders  den  heutigen  Stand  der  albanesischen  Sprach- 
geschichte, mit  vielen  wertvollen  Bemerkungen  zu  dem  interessan- 
ten Aufsatze  von  K.  Sandfeld  Jensen  Rumsensk  og  Albanesisk, 
in  derselben  Zeitschrift  Bd.  III  105  ft'.  (Andersen.) 

7.  von  der  Schulenburg  A.  C.  Graf  Über  die  Verschiedenheit  des 
menschlichen  Sprachljaues.  Eine  Studie  über  das  Werk  des  Ja- 
mes Byrne  'Principles  of  the  Structure  of  Language'.  20  S.  S^. 
Leipzig  Harrassowitz.     0,20  M. 

8.  Bogorodickij  V.  Über  die  Hauptfaktoren  der  morphologischen 
Sprachentwickelung  (russ.).     Russ.  Fil.  Vest.  XXXIII  219—253. 

9.  Swoboda  W.  Fortschritt  in  der  Sprache.  Zeitschr.  f.  Realschul- 
Avesen  XX  9. 

10.  Meringer  R.  und  Mayer  K.  Versprechen  und  Verlesen.  Eine 
psychologisch  -  linguistische  Studie.  XIV  u.  204  S.  8".  Stuttgart 
Göschen.     4,50  M. 

11.  Grammont  M.  La  dissimiiatidu  coiisonanliciue  dans  les  langues 
indo-europrennes  et  dans  les  langues  romanes.  Dijon  Darantiere. 
215  S.  80. 

12.  March  F.  A.  Time  and  Space  in  Word-Concepts.  Am.  Phil. 
Ass.  Proceedings  (1894)  LIII  f. 

"It  takes  a  certain  time  to  utter  a  word.  Reniembrance  of 
the  word,  the  word-concept,  includes  time  as  one  of  its  elenicnts. 
This  time -dement  is  one  of  the  niost  ])ersistent  of  the  Clements. 
We  may  forget  all  the  letters  of  a  word  and  yet  remember  its 
length,  and  in  the  history  of  languages,  words  ar  found  to  retain 
their  length  thru  the  most  varied  changes  of  iiuality  of  sounds." 

"When  alfabetic  writing  and  printing  appear,  a  s]iace-con- 
cept  is  added  to  the  time-concept  of  words." 

13.  Ellis  A.  J.  Article  'Phonetics'  (revised  by  E.  S.  Sheldon).  John- 
sons  Universal  Cyclopaedia  VI  583—85.     New  York. 


I.  AUg-emeine  indog-ermanische  Sprachwissenschaft.  3 

14.  Pipping  H.  Über  die  Theorie  der  Vokale.  Acta  .Soc.  Scieiit. 
Feniiica-  XX  Nr.  11.     GT  S.  4*^.     Helsingiors. 

15.  Rousselot  Recherches  de  phonetitjiie  experinientale  siir  ki 
iiiarche  des  evolutions  phonetiqiies  d'apres  qiiel<iiies  dialectes 
lias-allemands.     'Cong-res  scientifiqiie'.     VI  S.  175 — 192. 

"Les  cxperiences  .  .  .  datent  du  mois  d'aoüt  1893.  EUes  oiit 
ete  faites  ä  Greifswald  avec  la  coUaboratioii  de  IM.  Keilferscheid  . . . 
L,e  but  .  .  .  etait  de  rechercher  les  traces  (jue  le  dialecte  vivant 
poiivait  avoir  gardees,  ä  notre  insu,  des  dialectes  anciens,  de  de- 
terminer  la  part  que  prend  le  larynx  dans  la  prononciatiou  des 
consonnes  douces,  et  de  reconnaitre  le  degre  d'assimilation  auquel 
sont  parvenus  certains  g-roupeuients.  Ce  que  nous  ne  cherchions 
pas,  et  que  notis  avons  ete  bien  aises  de  troiiver,  c'est  l'interven- 
tion  anormale  du  nez  dans  la  prononciation  de  consonnes  non  na- 
sales, et  Celle  du  larynx  pour  des  consonnes  fortes  iutervocaliques." 

I.  Procedes  d'experimentation.  —  II  SurA^ivance  de 
sons  dont  on  n'a  plus  le  sentiment.  1)  In  dem  Satz  'wie  ivilln 
na  Elna  lopn  ist  das  nn  in  icüln  na  bei  verschiednen  Versuchen  1, 
^/.2,  1/3  "^'''^l  länger  als  das  n  in  Elna:  grade  die  Variation  seiner 
Dauer    hindert    das  Ohr   das  n  von   icilln   noch    wahrzunehmen.  — 

2)  Der  Guttural  in  ich  gink  mines  gans  on  dach.  —  3)  Wiederauf- 
treten von  Ä;  in  pommerich  jun{k).  —  4)  Wiederauftreten  des  End- 
nasals  im  Infinitiv.  In  den  Sätzen:  dat  Jim  ]>irt  nnd  de  al  hemde 
veköfe  ist,  trotzdem  das  Gehör  kein  k  nnd  kein  71  mein*  wahrnimmt, 
anfs  deutlichste  die  Existenz  beider  Laute  zu  konstatieren.  —  III. 
Part  du  larynx  dans  Temission  des  consonnes  douces. 
1)  Douces  initiales,  b,  p.  "Les  vibrations  du  larynx  concordent 
pour  p  avec  le  moment  de  l'ouverture  des  levres,  tandis  qu'elles 
le  precedent  de  beauconp  pour  ö".  (Das  gilt  für  den  pommerischen 
Dialekt).  —  2)  Douces  mediales,  "sont  sonores  en  iiomeranien  (Klaje) 
.  .  .  Ya\  rhenan  (Reiflerscheid),  les  consonnes  douces  sont  le  plus 
souvent  sourdes  quand  elles  ne  sont  mediales,  que  par  le  fait  du 
g-roupement."  "J'ai  lieu  de  croire  que  dans  le  corps  d'nn  mot 
les  douces  sont  toujours  sonores".  ^  IV.  Assimilation.  1)  Labiali- 
sation  d'une  dentale  precedee  d'une  labiale:  löpn  ist  Jöjnn  (Hamb.). 
—  2)  Nasalisation  d'une  voyelle  orale  placee  entre  deux  nasales 
en  rhenan.  —  3)  Nasalisation  d'une  consonne  sous  rinfluence  d'une 
nasale  precedente  en  rhenan.  In  hembde  ist  mbd  nasal.  —  4)  Chan- 
g'ement  de  la  sourde  en  sonore  devant  une  sonore.  —  5)  Change- 
ment  d'une  sourde  en  sonore  entre  deux  voyelles  en  rhenan. 

V.  Tendances  phonetiques.  1)  Tendance  ä  changer  les 
muettes  en  spirantes  dans  le  dialecte  rhenan.  "  Ln  fait  remarquable, 
que  rien  dans  la  prononciation  ne  fait  soup^onner,  c'est  la  difte- 
rence  de  fermeture  des  levres  qui  existe  entre  le  j)  de  op  et  le  b 
■de  berg.  Le  ]>  tend  ä  devenir  spirant"  usw.  —  2)  Tendance  anor- 
male ä  la  nasalisation. 

VI.  Conchxsion.  "II  rt''sulte  des  faits  observes:  1)  (jue  les 
transformations  phonetiques  s"accomplissent  par  degres,  et  que.  si 
elles  sont  considerees  sur  un  territoire  assez  etendu,  elles  echelon- 
■nent  les  traces  de  leurs  diverses  etapes.  —  2)  qu'elles  nous  api)a- 
raissent  comme  le  produit  de  tendances  pliysiologiques  saisissal)les, 
avant  meme  qu'elles  n'aient  agi  d'une  fa(,'on  sensible  sur  la  ]>arole.  — 

3)  qu'elles  ne  sont  point  tellement  tyranniques  (|u'elles  ne  laissent  aux 
sons  frappes  de  destruction  une  sorte  de  sm-vivaiu-e  })endant  la- 
qiielle  ils  echappent  ä  la  conscience  du  suJet  parlant  et  cessent 
de  rcpondre  ä  une  nuance  quelconquc  de  la  jjensi-e. 


4  I.  Allgemeine  indogermanische  Sprachwissenschaft. 

1(>.  Brugmann  K.  A  comparative  grammar  of  the  Indo-Germanicr 
languages.  A  concise  exposition  of  the  history  of  Sanskrit,  Old 
Tranian  (Avestic  and  Old  Persian),  Old  Armenian,  Greek,  Latin, 
Umbro-Samnitic,  Old  Irish,  Gothic,  Old  High  German,  Lithuanian 
and  Old  Ciuirch  Slavonic.  Indices  of  the  vols.  I— IV.  Translated 
from  the  German  by  R.  S.  Conway  and  W.  H.  D.  Rouse.  TX 
n.  250  S.  8».     Strassburg  Trübner.     8,50  M. 

17.  Wheeler  B.  J.  Artlcles  on  the  Ictter 'N',  'O',  'P',  'Q',  'R',  also 
on  'Parti ciple',  'Pleonasm',  'Prefix',  'Prepositions',  'Phonetie 
Laws',  'Pronouns'.  Johnson's  Universal  Cyclopaedia  VI.  Ne^v 
York. 

18.  Fennell  C.  F.  A.  Indo-Germanic  Sonants  and  Consonants.  Chap- 
ters  on  Comparative  Philology,  Comprising  Contributions  towards- 
a  Scientific  Exposition  of  the  Indo-Germanic  Vowel  System.  Cam- 
bridge Johnson,  London  Nutt.     VIII  u.  128  S.  8».    5  sh. 

Inhalt:  Cha])ter  I:  The  allegation  that  "Phonetic  laws  have- 
no  exoeption."  —  II.  Sonants  and  Consonants.  —  III.  Vowels.  —  IV. 
Trills.  —  V.  Syllables.  —  VI.  Intrusion   of  Iota   into  the   e/o  Series. 

—  VII.  Palataiisation  of  Sanskrit  Velars.     VIII.  Dentalism  in  Greek. 

—  IX.  The  Diphthongs  ai,  au;  i  and  y,  u  and  v.  —  X.  Darbishire 
on  Diphthongs.  —  XL  Grimm's  l.aw.  —  XII.  Notes  on  Phonetics.  — 
XIII.  Etymological  notes. 

19.  Zimmer  H.  Zur  angeblichen  'gemeinwesteuropäischen  Akzent- 
regelung'.    Festgabe,  .  .  .  A.  Weber  dargebracht,  S.  79 — 8.3. 

Gegen  R.  Thurneysen  RC.VI311— 13,  Rhein. Mus. XLIIL349. 
Die  Behauptung,  dass  im  Gemeingerman.  und  Urkelt.  "Anfangsbe- 
tonung aller  Wörter"  geherrscht  liabe,  wie  sie  fürs  Urital.  nicht 
itnwalirsclieinlich  ist,  entspricht  nicht  den  Thatsachen.  Im  Nomen 
haben  Urital.  und  Gemoingerm.  Anfangsbetonung  durchgeführt; 
beim  einfachen  Verbum  ist  einfach  fürs  Präsens  die  Betonung  der 
1.  ai.  Klasse  durchgeführt,  da  diese  alle  andern  absorbierte.  Bei 
den  verbalen  Komjjositis  hat  Urit.  den  Typus  s(hn  bharafi,  Germ, 
flen  Typus  sam  hlidrati  durchgeführt.  Da  der  gemeingerm.  feste 
Akzent  jünger  als  Verners  Gesetz  ist,  so  hat  aus  der  'gemein-west- 
europäischen Akzentregelung'  das  Germ,  auszuscheiden.  —  Fürs 
Kelt.  ist  festzustellen: 

1)  Ein  gemeinkeit.  Akzent  in  dem  Sinne  des  gemeingerm. 
Akzentes  existiert  nicht  und  hat  in  histor.  Zeit  nicht  existiert.  2) 
Von  einem  urkelt.  Akzent,  der  vom  idg.  verschieden  wäre,  wissen 
wir  nichts. 

Im  Brit.  l)etonl  das  Kymr.  die  vorletzte  Sill)e,  ebenso  das 
Bretonische,  mit  Ausnahme  des  Dialektes  von  Vannes,  der  die  End- 
silbe betont.  Es  ist  fast  so  gut  wie  sicher,  dass  im  Britann.  in 
historischer  Zeit  an  Stelle  der  heutigen  Paenultimabetonung 
mechanisciie  Ultimabetonung  herrschte,  wie  im  Dialekt  von  Vannes 
noch  jetzt.  Als  die  Flexionsendungen  noch  vorhanden  wai'on,  muss 
also  das  ßrit.  mechanische  Betoniuig  der  Paenultima  gehabt  haben, 
die  nach  deren  Verlust  zur  Ultima-Betonung  ward. 

Im  Irisch-Gälischen  beim  Nomen  und  einlachen  Verb  Anfangs- 
betonung wie  im  Germ,  und  Urital.  Im  komponierten  Verb 
dagegen  besteht  noch  d i e  i d g.  D o ]i p e  1  b e t o n u n g  d es  Verb s 
je  na  eil  der  Stellung  im  Satz:  asbeir  'er  sagte'  oder  -<'}>*>',  ge- 


I.  Allg'emeine  indog-ermanische  Spraclnvisseuschaft.  5 

naii  wie  sain  bhärati  und  sdm  hharati.     Folglich  scheidet  auch  das 
Keltische  gleich  dem  Germ.  aus. 

20.  Schmidt  Joh.  Ki-itik  der  Sonantentheorie.  Eine  sj^rachAvissen- 
schaftUclie  Untersuchung-.    IV  u.  195  S.  8".     Weimar  Böhlau.  ö  M. 

21.  Grammont  M.  De  liquidis  sonantibus  indagationes  aliquot. 
Dij(ai  Darantiere.     63  S.  8^'. 

22.  Uhlenbeck  C.  C.    Zur  Gutturaltrage.     PBrB.  XX  323—2.3. 

Gegen  Speijers  VorAvurf  (Museum  II  432  f.),  dass  er  den  Zu- 
sammenhang von  ai.  Cqxis  und  ld]>ati  mit  aqua  und  loquor  trotz 
Hillebrandt  BB.  XIX  244  ff.  kurzweg  leugne.  Macht  auf  den  durch- 
aus zweifelhaften  Charakter  der  behaupteten  Übergänge  von  Gut- 
turalen in  Labiale  und  Dentale  auf  ai.  Sprachgebiet  aufmerksam. 
"Was  speziell  üpas  anlangt,  so  ist  es  von  lit.  iipe  'Brunnen'  apr.  a}>e 
'Fluss',  apus  'Brunnen'  nicht  zu  trennen,  Avälirend  läpati  mit  russ. 
lepetdtb  'stammeln,  lallen,  undexitlich  sprechen'  verwandt  ist. 

23.  Fay  Edw.  W.  Aryan  tr^  =  Grk.  -rrX"  =  Lat.  c/=;  Ar.  dr./-  = 
ßX^  =  lat.  gl°.  Am.  Phil.  Ass.,  Special  Session  1894.  Proceedings 
IX— XI. 

Vgl.  Proceedings  1892  S.  XXIII  =  A.m.  Journ.  Phil.  463-474. 
Beispiele:  1)  skr.  tii^ds  'sidewise,  secretly'  :  ttXoiyioc  'sidewise'  :  lat. 
dam.  —  2)  TrXeiäbec  :  triones.  —  3)  taramga-  :  TreXaYoc.  —  4)  taräs  : 
celer.  —  ö)  TrepiTeXXo.uevuüv  —  -rrepiTTXof-ievuuv  eviaurOJv  Wz.  frg  'rise'.  — 
6)  ttXiccovto  :  O.  Big.  tU'stl  'strike'.  —  7)  dJrghd  :  ßXuuBpöc.  —  8)  he- 
Xeap,  ßXqp  :  böXoc.  —  9)  tadäga  'pond'  :  reXua  'swamp'  -rrXaöapöc 
^damp'.  —  10]  skr.  drapsd-  'drop,  moon',  darhhd-  'bunch  of  grass'  : 
ßoXßöc  'bull)'  :  globus  —  glomus.  —  11)  skr.  drx>  'rave'  :  ßXo(TT)cqpi-i- 
|ueuj  :  caJumnia.  —  12)  skr.  tad  'beat',  fadit  'lightning*'  :  rrdXXiö 
'brandish'.  —  13)  skr.  dandd  'cudgel'  :  ßeXefiva  "darts';  gladius.  — 
14)  skr.  dr  'heed'  :  ßXeTTuu,  bevbiXXuu  'j^eer'. 

24.  Fay  Edw.  W.  Aryan  gn  =  Latin  mii.  Am.  Phil.  Ass.,  Special 
Session  1894.     S.  LH- LIII. 

1)  uveo  —  umor  :  ÖYpoc.  —  2)  fluviiift  —  flumen  :  fliicfus.  — 
■3)  ructus  :  rumen,  rumor.  —  4)  femur,  feminls  :  Träxuc.  —  5)  vomev. 
ahd.  icaganso.  —  6)  *ome)i{-tum)  :  unguen.  —  7)  germen  —  rirga  : 
TT(T~)öp6oc.  —  8)  -ßamenx  flagro.  —  9)  ämäne,  mäne  :  auap;  dhan.  — 
10)  manu.'i  :  xeip-  —  H)  mando,  mentum  :  geua.  —  12)  minae  :  manus 
■oder  mentum.  —  13)  mänu.^  'g-ood'  :  äYoGöc.  —  14)  muUer  :  Y^vq. 
—  15)  damnare  'try  by  the  fire  ordeal'  :  dah  't)urn\  —  16)  amor 
"love'  :  Täqpoc  'astonishment'. 

25.  Fay  Edw.  W.  Agglutination  and  Adaptation.  II.  Am.  Journ. 
Phil.  XVI  1-27. 

Fortsetzung  von  I.  Am.  Journ.  Phil.  XV  409—443.  —  The  root 
dht-  in  agglutinative  groups.  (The  ending  in  -dh»  extended  itself 
beyond  the  inf.-impA-.  Skr.  2d.  Plur.  -dhram.  —  Lat.  2d.  Sg.  Impv. 
-mino.  —  Lat.  Fut.  2d  Plur.  (pass.)).  —  The  Acc.-Impv.  —  The  2d. 
Sg.  Perf.  -.ft/ta.  —  The  Numerais.  —   The  embryogeny  of  roots.  — 

26.  Streitberg  W.    Zum  Zahlwort.     IF.  V  372-75. 

Idg.  -killt-  ist  die  Kompositionsform  von  *kmtöm,  zu  dem  es 
sich  verhält  wie  ai.  -krt-  :  krtö-  usw.  Man  niuss  daher  mit  J.  Schmidt 
im  Gegensatz  zu  K.  Brugmann  iiridg.  Zahlkomposita  für  die  Zalilcn 
von  20  bis  100  annehmen;  denn  aus  blosser  Zusanuncnrückung  lässt 
sich  die  Form  nicht  erklären. 


6  I.  All<i'emeine  indo<i'erinanische  Sprachwissenschaft. 

27.  V.  Rozwadowski  J.  Das  ang-ebliclie  id<i-.  Präsens  ■si-zd-ö.  BB. 
XXI  U7-50. 

Die  Formen,  di(>  man  auf  '■'sizdö  zurückzuführen  ptiegt,  gehn 
zweifellos  auf  *sid(J  oder  *>iid/ö  zui-ück.  a)  Ai.  sidati  für  ^sidati 
kann  allerdings  sein  d  von  sadati  bezog-en  haben,  spricht  also 
kaum  gegen  -'sizdö.  b)  Dagegen  bereitet  avest.  hidaitl  für  Viiz- 
daiti  Schwieriü'keiten,  die  schwerlich  mit  Bartholomae  BB.  XVIT  117 
dadurch  zu  lösen  sind,  dass  man  in  hidaitl  die  Stufe  s,>d-  sucht. 
Ausser  de  Saussure  haben  sich  dann  auch  Fick  Wb.  ^  und  B echte! 
Hauptpr.  254  Anm.  1,  dessen  Gründe  freilich  nicht  zu  billigen  sind,, 
g'egen  '■^Hizdö  erklärt.  —  Gegen  die  landläufige  Herleitung-  protestiert 
ibpüuj,  das  nicht  auf  '■'sizdrulö  zurückgehn  kann.  Vielmehr  ist  .si- 
dru-  als  Stamm  anzusetzen.  Definitiv  zu  Ungunsten  einer  Grund- 
form *sizdö  wird  die  Frag-e  dadiirch  entschieden,  dass  es  in  idg\ 
Sprachen  Formen  giebt,  die  nur  auf  '-'.sidö  zurückgehn  können: 
vgl.  russ.  sid'e'f,  wo  i  keine  phonet.  Schreibung  für  e  ist,  ^eil  es 
unter  dem  Hauptton  erscheint  und  kleinruss.  y  entspricht.  Wenn 
nun  dadurch  ein  idg\  *sidiö  nachgewiesen  ist,  so  sind  auch  .ndä 
'iZü)  sidati  dieser  Erkenntnis  entsprechend  zu  beurteilen.  Dass  diese 
Erkenntnis  nicht  im  Einklang  mit  unsern  Ablauthypothesen  stellt,, 
kann  uns  nicht  hindern,  da  jene  nicht  leststehn  (Avenn  auch  Noreens. 
absolute  Hoffnungslosigkeit  keine  Billigung  verdient).  —  Naclidem 
flurch  die  Erörterungen  die  Grundlosigkeit  der  Annahme  von  *sizdö 
dargethan  ist,  b]eil)t  noch  die  Erklärung*  vou  (inder-sista  übrig:  es- 
geht  auf  ■■'sidetüd  zurück. 

28.  Delbrück  B.  Article  'Syntax'  in  Johnsons  Universal  Cyclo- 
paedia  \U  .S67— 59.     New  York. 

29.  Herbig  G.  Aktionsart  und  Zeitstufe.  Beiträge  zur  Funktions- 
lelue  des  idg-.  Yerbums.     IF.  VI  157—269. 

Einleitung  §  1 — (3.  —  Die  morphologische  Tempusbezeiclinung" 
in  den  idg.  Sprachen.  §  7—14.  (Morphologische  Elemente  als  Trä- 
g-er  der  Tempusfunktion  §  9 — 14).  —  Geschichte  des  grammatischen 
Begrifi^es  'Aktion.^art'  t?  19—33.  —  Die  Aktionsarten  des  slavischen 
Verbums  §  34—36.  —  Methodologisches.  Umg-renzung-  der  Termini 
§  37 — öO.  (1.  Psychologische  und  granunatische  Kategorie  §  37—39. 

—  2.  Die  sprachvergleichende  Methode  §  40—41.  —  3.  Die  'natür- 
liche Bedeutung'  des  Verbimis  t?  42.  —  4.  Der  ' VerbalbegrifiT'  und 
die  Aktionsart  §  43.  —  5.  Die  actio  perfectiva  und  das  tempus  prae- 
sens tj  44—46.  —  6.  Scheinbare  actio  perfectiva  S  47 — 48.  —  7.  actio 
resultativa  ij  49.    —   S.  actio    perfectiva  und   actio    resultativa  S  50). 

—  Die  actio  ])erfectiva  xind  die  actio  aoristica  ??  51.  —  Die  actio 
perfectiva  und  die  verschiednen  Tem])ora  S  52—67.  —  Perfektivie- 
rung  durch  Zusannnensetzung  mit  Präpositionen  J?  68 — 78.  —  Indo- 
germanische 'Präsens' -Klassen  als  Trägerinnen  perfektiver  Bedeu- 
tung §  79-106.  —  Kesume  §  107. 

30.  Marty  A.  Üb(u-  subjektlose  Sätze  und  das  Verhältnis  der  Gram- 
matik zu  Logik  und  Psychologie.  Siebenter  Artikel  (Schliiss). 
Vierteljahrsschrift  für  wissenschaftliche  Pliilo^opiiie  XIX,  3.  S.  263 
— :}34. 

\'on  der  Innern  Form  der  kategorischen  Aussagen.  —  C.  Aus- 
druck einfacher  Urteile  (insbesondere  i)seudnkateg(iri.sche  Aus.sagen 
und  ihre  innere  Form).  —  V.  Zur  Klassifikation  und  Abgrenzung* 
der  subjektlosen  Sätze  oder  thetischen  Aussagen.  —  VI.  Schluss- 
wort   über  das  \'crhältnis  von  (Irannnatik,    Logik  und  Psychologie. 


I.  Allg-emeine  indogernianisohe  SprachAvissenschaft.  T 

31.  Andersen  E.    Zur  Frage  iiacli  den  subjektlosen  Sätzen   (russ.). 
Kuss.  Fil.  Vest.  XXXIV  143—157. 

32.  Prochäzka  F.  X.    Über  subjektlose  Sätze   (böhm.).     Listv  filol. 
XXII  190—211. 

I.  Gescbichte  des  Problems.  II.  Kritische  Benierkung-en  zu 
einzelnen  Aulfassung-en  desselben  (die  endgiltig-e  Lösung-  bei  Sig'- 
wart  Die  Impersonalien  188-S).  D.  es  in  wirklich  subjektlosen  Sätzen 
hat  nur  eine  formelle  Bedeutung-;  im  Böhm,  steht  an  seiner  Stelle 
nichts,  während  für  d.  es,  wo  es  ein  bekanntes,  aber  nicht  ausg-e- 
drücktes  oder  nicht  ausdrückbares  Subjekt  vertritt,  to  ('das')  oder 
cos  ('etwas')  steht. 


33.  Meyer  G.    Alte  und  neue  Sprachen  in  Kleinasien.     Aula  I  D/IO. 

34.  Solmsen  F.    Zum  Phryg-ischen.     KZ.  XXXIV  3G— G8. 

1)  Lehnt  g-leich  0.  Schrader  Hehn  6  S.  534  und  G.  Meyer  BB. 
XX  123  die  Ansicht  Hirts  ab,  das  Phryg-ische  g'ehöre  zu  den  cen- 
^M?«-Sprachen  (IF.  II  143  fF.).  Die  einzig'e  Schwierig'keit  bereiten 
bei  der  Annahme,  die  Phryger  g-ehörten  zu  den  i-f/iem-Stämmen  nur 
■feXapoc,  Y"^^apoc  und  f^oupöc,  das  übrigens  wahrscheinlich  aus  x^"-"- 
poc  entlehnt  ist,  denn  es  finden  sich  mehrfach  deutliche  Lehnwör- 
ter im  Phryg-ischen.  Diese  Beeinflussung-  scheint  von  Seiten  der 
Aolier  ausg-eg-angen  zu  sein,  deren  Alphabet  die  Phryger  entlehnt 
haben,  auf  deren  Dialekt  das  anlautende  ^  von  Lehnwörtern  weist. 
Über  <t>pÜTec  =  thrak.  BpuYoi:  das  griech.  cp  erklärt  sich  nur,  wenn 
die  Phryger  zur  Zeit,  als  die  Griechen  den  Namen  rezipierten,  noch 
Med.  asp.  sprachen;  erst  später  haben  sie  die  Aspiration  überall 
verloren.  —  2)  Über  die  verwandtschaftlichen  Beziehungen  des 
Phryg-ischen  zu  europäischen  Sprachen.  Ablehnung-  von  Schraders 
Theorie,  die  Phryg-er  ständen  den  Albanesen  nahe;  auch  dem  Bal- 
tisch-Slavischen  kann  nichts  verglichen  Averden.  Ficks  Gleichung- 
ceiuou  ^  abg.  se7nu  ist  falsch;  ou  ^=  ö  dies  aus  -ö{i)  entstanden,  ä 
scheint  uu  zu  Averden.  Unsicher  ist  Übergang-  von  u  zu  n.  Über- 
gang von  nt  zu  nd.  3)  Wortdeutungen:  ci  =  got.  hit-a;  Keve|aav  = 
ai.  '^khanima  (-av  =  Nas.  son.):  Ä--Laute  werden  A'or  palat.  Vokalen 
nicht  zu  ^Lauten,  Avie  Fick  behauptet  (BB.  XIV  51).  oivikoc  :  ai  = 
griech.  ai  lat.  si,  koc  =;  ai.  kas,  vi  =  Negation,  sodass  das  verall- 
gemeinernde Relativ  Avie  Russ.  durch  kas  -f  Neg.  ausgedrückt 
Avürde.  — 

35.  Solmsen  F.    Thrakisch-Phrygisches.     KZ.  XXXIV  68—80. 

1)  thrak.  Zürpai  ZoTpoKevTai  zu  ai.  .satru-  'Feind',  laxpai  'die 
Känii)fer,  Kriegerischen';  -Kevxai  =  gall.  Ciiitiis  'abstammend  von', 
'erste  unter'.  —  2)  phryg.  Zexva  zu  neuir.  (jead  'Steiss'.  A'gi.  auch 
Holthausen  PBrB.  XI  553.  —  3)  phryg.  ßdßaXov  ßciußaXov  zu  qpaXXöc. 
—  4)  griech.  ßaXiöc  ist  'Aveissgefieckt'.  identisch  mit  cpaXiöc,  das 
die  echt  griech.  Form  zeigt,  Avälu-end  ßaXiöc  A'on  auswärts  entlehnt 
ist,  Avahrscheinlich  A'on  dem  Phryg-ischen.  —  5)  1yd.  KavfeaüXac  aus 
Kov-  'Hund'  und  -bau-  zu  slaA-.  dariti  'Avürg'en'.  Flg.  ist  Lydisch 
eine  idg.  Sprache  oder  enthält  zum  mindesten  idg.  Bestandteile. 
Weg-en  kuv-  niuss  es  den  cey?<«?«-Sprachen  angegliedert  Averden. 
Das  Avidersprechende  v^ov  cdpbiv  hat  schon  G.  Meyer  \¥.  I  32(>  als 
Lehnwort  erkannt. 

36.  Imbert  J.    Les  termes  de  iiarente  dans   les   inscriptions  lycien- 
nes.     Mem.  See.  Lino-.  VI  11  44!»— 72. 


8  I.  AUg-emeine  indog'ernianische  Sprachwisseascii aft. 

37.  Hübner  Aein.  Monumenta  linguae  Ilicricae.  CXXIV  u.  20)4  8.  4". 
Berlin  Keiiner  1S!)4.     4S  M. 

38.  de  Charencey  Cte.  Melanies  de  linguistique.  'Cong-res  scieiiti- 
fi(iue'.     VI  S.  131—140. 

I.  Du  metaniorpliisine  linguistique.  Als  Beispiele  wirklicher 
Mischs])rachen  werden  Baskisch,  das  den  tiefgehnden  Eintluss  kel- 
tischer und  italischer  Spraclie  erfahren  habe,  Mam  oder  Zaklohpakap 
in  der  mexikanischen  Provinz  Soconusco  zitiert.  —  II.  Etrusca.  — 
III.  Etvniologie  du  nom  de  la  ville  de  Potonchan. 


39.  Giesswein  AI.  Les  elemcnts  localo-demonstratifs  du  type  t-  n- 
l-  da  US  les  langues  ouralo-altaiques,  indo-germaniques  et  ehamito- 
semitiques.     'Congres  scientifiquc'.  VI  S.  141—153. 

I.  L'eieuient  demonstratif  du  type  f-.  1)  comme  racine  pro- 
nominale. A.  du  pronom  demonstratif.  —  B.  du  pronom  ])ersonueI 
de  la  2"  et  de  la  3e  jiersoune.  —  2)  comme  suffixe  des  cas  et  des 
])repositions.  A.  locatif.  B.  datif.  C.  ablatif.  —  3)  comme  sviffixe 
nominal.  —  II.  n  1)  comme  racine  pronominal.  —  2)  comme  sig*ne 
des  rapports  de  lieu  (sufifixe,  pre])os.,  racine  adverbiale).  —  3)  comme 
suffixe  nominal.  —  III.  l  1)  comme  racine  pronom.  et  adv.  —  2) 
comme  suffixe  casuel.  —  3)  comme  suffixe  nominal. 

40.  Uppenkamp  Aug.  Beiträge  zur  semitischen  und  indogermani- 
schen Sprachvergleichung.  Programm  des  Gymnasiums  zu  Düs- 
seldorf.    (Fortsetzung  der  Abhandlungen  von  1888.  1891.)  23  S.  4". 

41.  Abel  C.  Ägyptisch  und  Indogermanisch.  Vorlesung  in  der 
Abteilung  für  Si^rachwissenschaft  des  freien  deutschen  Hochstifts. 
2.  verm.  Auflage.     22  S.  S«.     P^rankfurt  a.  M.  Knauer.  0,80  M. 

42.  de  Harlez  C.  Les  affinites  linguistiques  du  Hongrois.  Bull.  Soc 
Lingu.  39  (IX  1).    8.  XXVI— XLI. 

La  i^remiere  partie  de  ce  travail  est  consacree  ä  la  refuta- 
tion  des  theories  de  M.  L.  Podhasty  relatives  ä  l'existence  d'un 
ra])port  entre  le  magyar  et  le  chinois.  Dans  la  seconde  de  H.  i-e- 
cherclie  les  points  communs  au  magyar  et  aux  langues  indo-euro- 
peennes,  et  croit  les  retrouver  en  partie  dans  les  procedes  de  de- 
rivation,  en  i)artie  dans  les  racines  elles-memes. 


AH.  Baynes  H.  The  moral  Sense  in  the  light  of  language,  being-  a 
philological  enquiry  into  the  rise  and  growth  of  spiritual  con- 
cepts.  London.  Auch  unter  dem  Titel:  The  idea  of  God  and 
The  Moral  sense  in  the  light  of  language,  being  a  philological 
en(|uiry  into  the  rise  and  growth  of  spiritual  and  moral  concei)ts. 
London  Williams  and  Norgate.  XIII  und  239  -f  104  S.  8«. 
44.  Pokrovskij  M.  M.  Semasiologiceskija  izsledovanija  v  oblasti 
drevnich  jazykov  (Semasiologische  Untersuchungen  auf  dem  Ge- 
biete der  alten  Sprachen).  S.-A.  aus  d.  XXlll.  Bd.  Uc.  Zai)iski 
d.  phil.-hist.  Kl.  d.  Univ.  Moskau.  124  S.  8'\  Moskau  (Univers.- 
Druckerei). 

Um  zu  zeigen,  wie  die  semasiolog'ischen  Geschicke  der  Wör- 
ter auch  in  verschiedenen  Sprachen  nicht  willkürlich  sind,  sondern 


I.  Allgemeine  indog-ermanische  Spraclnvi.ssenschalt.  9 

bestimmten  Prinzipien  folgen,  verfolgt  sie  P.  I.  an  Wörtern,  die  1. 
Versannnlung,  2.  Znnge.  3.  Maasse  und  Gewichte,  4.  Spiele,  Weg, 
5.  Mahl  bedeuten;  II.  1.  an  lat.  Substantiven  auf  -tä-  (iiiventa),  -tat 
-tut  parallel  mit  deutschen  auf  -scliaft  u.  a.,  2.  an  Part.  Präs.  act. 
und  Nom.  agentis,  3.  an  Nom.  ag.  in  deren  Vei'hältnis  zu  Nom.  in- 
strumenti;  tll.  an  Nom.  instr.  und  deren  Übergang  in  1.  Nomina 
acti,  2.  in  Nomina  actionis,  3.  in  Nom.  loci,  auc-h  an  Nom.  actionis 
mit  i'bergang   zu  Nom.  loci. 

45.  Lanman  C.  R.    Reflected  Meanings  a  Point  of  Semantics.     Am. 
Phil.  Ass.,  Special  Session  1894.     Proceedings   S.  XI— XV. 

"The  verb  execute  derives,  through  the  mediaeval  Latin  exe- 
cütcire,  from  the  stem  of  the  Latin  ex{s)ecütus  participle  of  exseqiii 
and  means,  accordingly,  'foUow  out,  carry  into  effect',  for  example 
'the  biddyng  of  the  king'  and,  especially,  a  judicial  sentence  of 
death.  The  act  of  carrying  such  a  sentence  into  effect  was  called 
execution  of  the  sentence  of  death  or,  more  briefly,  execution  of 
death;  or,  more  briefly  still,  execution,  which  thus  became  equiva- 
lent  to  'act  of  inflicting  capital  punishmenf.  It  is,  now,  by  the 
reflection  of  this  specialized  meaning  of  the  action-noun  back  into 
the  (English)  i)rimitive  verb  execute  that  the  latter  won  its  meaning- 
'to  inflict  capital  ])unishment  upon,  to  put  to  death  in  piirsuance 
of  a  sentence'  ".     Englische  und  indische  Beispiele. 

4().  Schuchardt  H.  Sind  unsere  Personennamen  übersetzbar?  Graz, 
Selbstverlag  des  Verfassers.     11  S.  Lex.-S^. 

W(mdet  sich  gegen  den  Eriass  des  ungarischen  Ministers  des 
Innern,  dass  in  den  staatliclien  Matrikeln,  die  in  der  Staatssprache 
geführt  werden  müssen,  auch  die  Nachnamen  ungai-iscli  zu  geben 
:seien.  Eine  Übersetzung-  der  Personennamen  ist  aber  unmöglieh, 
da  diese  keinen  Begritfswert  haben.  Um  so  grösser  ist  auf  der  an- 
dern Seite  ihr  Gefühlswert,  der  aber  aufs  engste  an  die  Lautform 
g-ebunden  ist.  Die  sogen. 'Übersetzungen'  von  Eigennamen  beruhn 
stets  auf  gelehrter  Überliefrung,  die  sich  in  Gegensatz  zum  leben- 
digen Sprachgefühl  stellt. 

47.  Aufrecht  Th.    Bemerkungen.     KZ.  XXXIV  458-GO. 

1)  -as.  Wie  im  Griech.  so  werden  auch  im  Ai.  mit  Suffix  -as 
Substantive  zu  Adjektiven  auf  -u  gebildet:  jirathas  :  prthü,  väras  : 
urü,  üras  'Brust'  :  urü\  andhas  'Finsternis'  stammt  von  andhn- 
'blind'.  —  2)  Über  mlic/K  nüecli\  sie  führen  auf  Wz.  mlis-  zurück  wie 
lyrach  auf  p?'a.v.  —  3)  Über  die  Wurzeln  hhas-:  V)  'glänzen'  2)  'ver- 
driessen'  3)  'mit  den  Zähnen  zermalmen,  verzehren'.  —  4)  viibüc 
einmal  =  'Bauch',  dreimal  =  'Mutterleib'.  Nach  Hippokrates  be- 
zeichnet es  irgend  ein  röhrenförmiges  Gefäss  des  Körjjers.  Dazu 
stimmt  ai.  nädi  'Röhre,  röhrenförmiges  Gefäss  im  Leib'. 

48.  von  Bradke  P.    Etymologisch-grammatische  Bemerkungen  und 
Skizzen.     KZ.  XXXIV  152—59. 

1)  skr.  khura  (khula-,  khuda-)  :  khöra  ^=  griech.  ccpupöv  :  lat. 
scaurus.  [Vgl.  über  ccpupöv  auch  Urgerm.  Gramm.  *?  119  S.  114|. 
khura  M.  'Huf  :  khöra  'hinkend'  (=  scaurus).  Die  Bezeichnung- 
des  Leibesschadens  nach  dem  schadhaften  Glied  begegnet  öfters. 
Verwandter  Art  ist  auch  das  Verhältnis  zwischen  leihchen  :  teil), 
-Ttdbr]  'Fussfeessel'  :  ttoüc  usw.  —  2)  skr.  kiifa,  kütä;  griech.  TraXeüuu, 
lat.  calvi;  griech.  köXoc  lat.  calrus  —  calra.  columen.  Skr.  kida 
bedeutet  1)  'Falle,  Fallstrick,  Fussangel'  2)  'Schädel,  Stirn'.  Der 
1.  Bedeutung  entspricht  lat.  ca??;i 'Ränke',  calumnia,  iraXcOuu  'Vögel 


10  I.  Allgemeine  iiulo^ermani.sclie  Sitrachwissenscliaft. 

lierbciloc-keii  und  fanden';  '1er  2.  dageg'en  j^owie  dem  Adj.  käfä 
'  uniielitirnt,  mit  veistiiinmelten  Hörnern'  (aus  kalu-,  kali-  -\-  ta-} 
entsiirfchcn  köXoc  'verstümmelt',  incolumis  \\.  a.  Die  Brücke  zwi- 
schen lieiden  Be<i-riffen  bildet  calrus  'kahl,  haarlos,  o-latt'  :  calva 
'Hirnschale'.  AYas  calru.s  lieim  Menschen  ist  küfä  beim  Hornvieh. 
Vielleicht  dazu  auch  kiifa  'Haute",  das  vielleicht  an  knfa  'Schädel,^ 
Kuppe'   anknüpft. 

49.  Breal  M.    Varia.     .Alem.  Soc.  Lin«-.  VHI  473-78 

1)  "Atjt.  In  der  Inschrift  von  Gortyn  in  der  Bedeutung-  von 
'Strafe'  gebraucht,  vgl.  auch  Hesiod  Werke  und  Tage  V.  411:  Aiei 
b'(iußoA.i€pTÖc  dv)]p  äxrici  iraXaiei  'wer  zu  spat  konuut,  zahlt  die  Strafe'. 
—  '2)  (jiiofies,  tofies,  milliea.  Die  Bildung-  ist  modern,  denn  sie  be- 
ginnt erst  mit  der  Zahl  ö.  Von  qnohis  wird  ein  Substantiv  quofies 
gebildet,  das  einen  der  Faktoren  der  Multijtlikation  oder  Division  be- 
zeichnet. Die  übrigen  sind  Nachbildungen.  Als  Kasus  ist  der  Akk. 
Plur.  anzunehmen.  —  3)  Pronoms  soudes  ä  des  prepositions.  kü-  in 
KOTÜ  entspricht  dem  lat.  cum.  -tö  stammt  von  Fron.  dem.  Ebenso 
ist  uexä  zu  beurteilen,  dessen  f-ie-  zu  iiiecoc  usw.  gehört.  In  vöcqji 
steckt  das  Pron.  der  3.  Person  -cqpi.  —  4)  jiedefenfim.  IMan  hat  Aon 
der  Redensart  jiede  tenfo  auszugehn,  die  zusammengeschweisst  woi*- 
den  ist  und  die  Adverbialendung  angenonmieu  hat.  Vgl.  pede- 
jtressim.  —  5)  rected  cunc(ij)tum.  Vgl.  II.  X  332.  —  G)  Inscription 
osque;  (vgl.  Notizie  degli  Scavi  Mai  1S93  S.  211).  —  7)  Formes  ana- 
log'iques.  Scr.  matsakhi.  Nach  matkrta-  'von  mir  gemacht'  u.  ä. 
gebildet,  als  ob  mat  Stammform  sei. 

50.  Breal  M.    Etymologies.     Meni.  Soc.  Ling.  IX  24—46. 

1)  eic,  |uia,  ev.  Die  gewöhnliclie  Herleitung  von  .uia  aus  *c|uia 
bedenklich,  weil  die  Spuren  des  .s-  in  der  Kom))Osition  fehlen  und 
wegen  hom.  lesli.  lu.  Vielmehr  ist  das  Fem.  durch  den  Einfius.s. 
von  oubeic  zu  erklären,  '-'oubevia  ist  oübfuia  geworden;  daraus  ward 
ILiia  abstrahiert.  Über  den  Wechsel  von  |n  und  v  vgl.  önui  aus 
*ujTivi  auf  der  Gortyner  Inschrift.  —  Das  Fem.  m  ist  entstanden, 
indem  in  der  Volkssprache  zu  oubek  ein  *oi)&eTa  gebildet  ward, 
Avoraus  l'a  abstrahiert  ist.  —  2)  ttöc,  iräca  ttüv.  tt-  dasselbe  wie  in 
den  Interrogativpron.  Das  Korrelat  *Täc  felilt.  —  3)  'Apveo^ai,  ävai- 
vo|Liai,  beide  'nier'  und  'refuser'  sind  verwandt.  Eine  Zwischenstufe 
zwisclien  beiden  sei  övvioito  (Gort.  Inschr.)  mit  assim.  p.  Das  i  wie 
in  laaiTuc  zu  erklären.  —  4)  üirepiüicv  lässt  ein  Adv.  *üiTepw,  nach 
Art  von  ävuu  usw.  gebildet,  erschliessen.  —  ö)  iTmoiTÖTa^cc  soll  aus 
'iTTiTOC  TTOTÖiuiGC  entstanden  sein.  —  6)  A  propos  de  l'adverbe  aüxiuc; 
gegen  Meillets  Annahme  zweier  outuuc 'frustra' und 'ita'.  Es  finden 
sich  Übergänge  zwischen  beiden  Bedeutungen.  —  7)  La  voyelle 
du  participe  present  en  latin.  Gegen  die  Annahme,  dass  vohin- 
ta.s,  sons,  hiaai.s,  und  fexuntes  die  Stanmiform  -o)d-  des  Part.  Präs. 
bezeugten.  Letztres  ist  eine  Ableitung  von  einem  militär.  Term. 
techn.  -tint-  liabe  unl)estimniten  Vokal  bekommen  und  sei  in  ent- 
übergegangen.  Die  Erhaltung  in  enntis  (juenntis  sei  dem  yoraiis- 
gehnden  Vokal  zuzusclireiben.  —  S)  nn  change  en  ud.  l'ber  it. 
andar  aus  annur,  umnar  im  Ansdduss  an  P.  Marchot  Keviie  de* 
langues  rem.  l^<93  S.  146.  —  Di  iiunufestu.s,  aus  Abi.  +  Adj.  zusam- 
mengerückt: 'mit  der  Hand  ergriffen'.  —  10)  rersicolor,  /{ii.vij>edust 
gelelirte  Nachahmungen  der  griech.  Komjtp.,  deren  erstes  Cilied  ein 
//-Stamm  ist.  —  11)  Sul)stantifs  devenus  adjectifs.  —  rudis.  n)  f niste 
Adj.  vom  Subst.  l'nisif.  'deljris'  (lat.  fruaium).  b)  rmlis  Subst.  'ba- 
guette  non  depouillee  de  son  ecorce',  Adj.'brut'.  —  12)  Lombrien  arvia 
'les  entrailles'.  —  13)  L"etrus(|ue  vacl.  —  14)  öuukuu  'itnurstiivre  '  :  bieuui 


I.  Allg-emeine  indogermanische  Sprachwissenschaft.  11' 

' verfolge',  öilukcu  vom  Perf.  *&e&iiuKa  ausgegangen.  —  15)  Un  ein- 
ploi  pavticulier  du  comparatif.  (Wandlung  eines  Subst.  zum  AdJ.: 
dYpöc  :  d-fPOTepoc  u.  a.).  Vgi.  fi*z.  le  chapeau  est  ]>lus  crnnjxu/ue 
u.  ä.  Analoges  bei  -iujv  :  Kepboc  'Gewinn'  —  Kepbiov  'nützliclier' 
\i.  a.  —  16)  äauhröc  'route  de  chars'  :  dTapuixöc  'route  de  pirton'. 
Beides  Ableitungen,  nicht,  wie  Brugmann  vom  ersten  meint,  Kom- 
posita. —  17)  oegrotus.  Nachahmung  der  griech.  mediz.  Sprache, 
die  reich  an  Worten  mit  uj  ist.  —  18)  sträc/es  :  strimjere.  —  19> 
rego  :  apxuu  (vgl.  Mem.  VI  136).  —  20)  clandestinus,  von  *clam-duin 
(wie  inter-clum)  nach  intestinus  gebildet.  —  21)  volrendus.  —  22) 
Anciens  verbs  deponents  latins.  a)  gignens  b)  animans  c)  i>raeg- 
nans  d)  ingens  c)  evidens.  —  23)  La  particule  latine  cum.  Ursprüng- 
lich Postposition  {meciini  usw.),  vgl.  auch  summa  cum  laude  u.  ä. 
Auf  der  andern  Seite  bezeichnet  cu7n  in  allgemeiner  Weise  die 
Idee  einer  Verbindung',  Beziehung.  —  24)  Inscription  pelignienne, 
vgl.  Notizie  degli  seavi  Mai  1891. 

51.  Breal  M    Varia.     Mem.  Soc.  Ling.  IX  93—95. 

1)  L'allemand  scJd/cssen  =  excludere.  Hält  seine  frühere, 
1871  im  Bulletin  der  Soc.  d.  Ling.  ausgesprochne  Ansicht  aufrecht, 
dass  schliessen  eine  Entlehnung  von  excludere  sei.  Abdruck  eines 
Briefes  von  M.  Heyne,  der  sich  ihm  anschliesst.  —  2)  allem,  schür- 
zen =  lat.  excurtiare  (Lehnwort).  —  3)  L'accusatif  du  gerondif  en 
fran^ais.  Erhalten  in  einig'en  Eedensarten:  ä  son  corps  defeudant 
(ad  defendendum),  careme-prenant.  —  4)  ün  produit  de  l'analogie. 
Le  mot  anglais  Colinde?ies  von  Colind  (für  Colonial  and  Indian 
exhibition),  nach  M.  Bloomfield  Am.  Phil.  Assoc.  Proc.  (Juli  1893). 

52.  Breal  M.   Etymologies  grecques  et  latines.     Mem.  Soc.  Ling.  IX 
160—67. 

1)  Yuuvöc  'en  membres'  zu  Yuia.  —  2)  i'i  duTteXoc.  Das  fem. 
Geschlecht  lässt  sich  vielleicht  dadurch  erklären,  dass  das  Pfropfen 
von  Kleinasien  nach  Griechenland  und  Italien  gekommen  ist,  was 
durch  eine  leicht  begreifliche  Ideenassoziation  das  fem.  Genus  her- 
vorrief. —  3)  Semantica  (ßuccobo|ueüeiv  'intus  aedificare,  mediter', 
vgl.  industrius  von  indu  und  struere:,  dieselbe  Meta])her  bei  M'lXa- 
väuu;  Metapher  wie  qjuTeüuu).  —  4)  i  parasite  devant  un  r  en  grec: 
bei  x^ip,  flfis  nicht  auf  x^pi-  zu  beruhn  braucht,  bei  üireip,  dem  nicht 
ÜTTepi  zu  gründe  liegen  muss,  u.a.  —  5)  To\|näuu  'oser'  und  'suppor- 
ter'. —  6)  materies.  Gegen  Osthoff  Festgruss  an  Roth;  das  Wort 
hängt  doch  mit  mater  zusanuuen.  —  7)  virago  Suffix  -ägö  scheint 
mit  agere  zusammenzuhängen.  —  8)  imago.  Ursprünglich  ungün- 
.stiger  Sinn.  Daher  auch  Suffix  -ägö.  —  9)  Encore  le  passif  latin. 
Über  appellautor  Cic.  Dl-  leg.  III  3.  —  10)  ainäre.  Ursj)rüngliche 
Bedeutung  wohl  'approcher,  frequenter'.  In  adamare  schimmert 
der  ursprüngliche  Sinn  durch.  Vgl.  ai.  amä  'aupres'.  —  11)  ]'enus- 
fisica  Pompeiana  zu  umbr.  Fisus  Sancius,  Adj.  Fisius.  —  12)  Un 
sens  special  du  verbe  facio:  das  facite  der  poinpeianischen  Inschrif- 
ten heisst  nicht  bloss  'votez',  sondern  vielmehr  'tenez-vous  bien, 
groupez-vous!'  In  moderner  Fassung:  'Pas  de  division !  pas  d'ab- 
stention!'  Man  vergleiche  damit  den  Sinn  von  f actio.  Gegenteil 
davon:  deficio.  Der  spezielle  Sinn  ist  wahrscheinlich  durch  Abkür- 
zung einer  Redensart  entstanden,  vgl.  agere  'joiier'  aus  agere 
partes. 

53.  Bruinier  Joh.  W.    Silber.     Korrespondenzblatt    der    Deutschen 
anthropologischen  Gesellschaft  Nr.  5. 

Das  Wort  für  Silber  ist  ein  Kompositum,    dessen  zweiter  Be- 


12  I.  Alliicineino  indog'ermanisclie  Sprachwissenschaft. 

standteil  mit  ferrum  (aus  *bhersom).  eiifi'l.  hras.s,  und  dessen  erstes 
Glied  mit  jap.  siro  'weiss'  in  siro-<jana  'Silber  d.  h.  weisses  Metah' 
identisch  ist.  Da  im  Japan,  das  r  durch  einen  einzigen  Schlao-  der 
Zunfi'ensjMtze  g'e<>'en  die  Vorderzähne  g-ebildet  wird,  genau  so  Avie 
in  vielen  deutschen  Dialekten  zwischcnvokalisclies  t7,  so  erklärt  sich 
•<iie  Variation  zwischen  r  d  I  [shrebro,  siddbras.  .silnhr)  sehr  gut. 
Den  Beweis  für  die  Hy])othese  bildet  die  Thatsache,  dass  in  der 
sog.  Bronzezeit  der  Norden  Euroi)as  mit  dem  östlichen  Asien  durch 
sibirische  Vermittelung-  in  Kulturbeziehung'  stand.  Natürlich  muss 
man  nicht  an  das  heutig'e  Japan,  sondern  die  kontinental- asiatische 
Urheimat  der  Japaner  denken. 

54.  CoUitz  H.    The   Aryan   Name    of  the   Tong-ue.     Studies    of   the 
Oriental  Club  of  Philadelphia  pp.  1—27.    Philadelphia  1894. 

The  main  object  of  the  paper  is  to  show  that  the  Greek  nanie 
•of  the  tongue,  yAuJCca,  is  identical  with  Sanskrit  jihrä,  Latin  UiKjua. 
The  Prini.  Aryan  word  for  'tong'ue'  '-'dlngkrä-  (resp.  dluyhti-)  or 
perliaps  more  exactly  ''dlenghvä  (resp.  dl^nghti)  has  given  rise  to 
the  different  forms  in  the  various  Aryan  languages. 
nö.  Hoffmann  O.    Etymologien.    BB.  XXI  137—144. 

1)  germ.  bauan  'zubereiten,  herstellen' :  griech.  cpaüeiv  •  iroieiv, 
Hesych.  Dies  bauan,  avozu  eddisch  biiinn  '-rroiriTÖc,  tuktöc,  Texu-f- 
laevoc'  gehört,  ist  von  bauan  'wohnen'  zu  scheiden.  —  2)  abg.  jV/2- 
viti  'stechen,  verwunden',  jazva  'Wunde,  Einschnitt'  :  griech.  wbic, 
dibivec  'Geburtswehn',  lüßuböexo  ■  öiuueeTTO  'durchstiess,  zerriss',  He- 
sych (überliefert  ujßciWeTo)  =  idg.  öjvi-  'stechen,  zerreissen,  ver- 
M'unden'  öjvä  'Riss'.  —  3)  ai.  lubhi/afi  'begehren,  verführen',  Inbhd- 
' gierig,  g'eil,  ausschweifend,  verführt'  :  gn-iech.  XuTTTct  ■  ^xaipa,  TTÖpvii, 
He.sych.  —  4)  lit.  üda  'Haut,  Fell'  :  griech.  diboc  •  6opöc  (überliefert 
^ofcöc),  Hesych.  —  5)  g'ot.  s]>arica  'Sperling'  :  griech.  CTrapöciov  ■  6p- 
veov  6|uqpepec  cTpouOuj,  Hesych.  —  6)  an.  pyttr  ae.  pyt  ahd.  put 
"Sumpf,  Pfütze'  :  lit.  güd  'Sumpf  in  giidablö  'Sumpfbrombeere', 
(/üd-k(irkli.s  'Sumpfweide',  (/üd  nütere  ' Sumpfnessel '.  —  7)  ai.  syä- 
Zäs  'Bruder  der  Frau'  RV.  I  109,  2  :  abg.  .surb,  .sunt,  surim  'Brii- 
der  Frau'.  (Ablaut  diu)  :  au  wie  ä.s  :  uafa  'Mund').  —  8)  abg.  rofa 
'Schwur,  Fluch',  rotiti  'schwören,  verfluchen'  :  g-riech.  äpä  'Gebet, 
Fluch',  öpäo,uai  'beten,  vertluchen',  arkad.  Kdrap-oc  und  KardpaToc 
'verflucht'  (Stamm  drä-  'zu  den  Göttern  tiehn').  —  9)  abg.  redh 
'Speise'  nslov.  rediti  'ernähren'  :  hom.  ^peiTTouai  'fressen,  verzeh- 
ren' i.Staiinn  rebh-,  erebh-).     redh  ist  auf  "^rebdh  zurückzuführen. 

56.  Horton -Smith    L.    kiccöc    and    hedera.     Am.   Journ.   Phil.   XVI 
38-4Ö. 

Stellt  nach  dem  \'organg  E.  \Vin(lise]is  (Curtius'  Stud.  MI 
184)  KICCÖC,  Kiccapoc  mit  hedera  zusammen,  die  beide  von  einer  idg. 
AVz.  yliedh  'to  ding'  kommen,  vgl.  ai.  j>ari-t/hadifa  griech.  xavbävo) 
usw.  Das  schwierige  i  in  kiccöc  ist  durch  mythologischen  Eintluss 
entstanden.  Die  mannigfachen  Einwirkungen  der  Semiten  auf  die 
Griechen  sind  bekannt.  Links  des  Tigris  lag  der  Bezirk  Kissia. 
Der  semitische  Dionysos  hat  der  Legende  nach  den  Tigris  über- 
schritten: so  mag  es  eine  Lokalgottheit  ' Kis.sian  Dianisu^  gegeben 
haben.  Dazu  stimmt,  dass  kiccöc  ein  Beiname  des  Dionysos  bei  den 
Acharnern  war.  Als  *k€ccöc  ein  Attribut  des  Dionysos  geworden 
war,  ward  es  durch  Volksetymologie  nach  kiccöc  kiccioc  in  kiccöc 
umgebildet. 

57.  Lid6n  Ev.    W'i-inisehtes   zur    Wortkumle   und    Grannnatik.     BB. 
XXI  93— HS. 


I.  Allgemeine  indogermanische  SpracliAvissenschalt.  13 

1)  air.  an  'Wasser,'  :  got.  fanl  'Kot'  ai.  pcodka-  'Schlannn,  Kot' 
und  ahd.  fühti  'feucht'.  —  2)  air.  seche  'Haut'  :  aisl.  s/////  'harte  Haut' 
(m-Stamm)  =  ver  :  ahd.  ivarid  'insiila'.  —  3)  air.  eim,  ein  'quick' 
aus  *pemi  :  aisl.  finir  'rasch'.  —  4)  air.  be  'Weib',  Grundform  Ave- 
gen  des  mehrfach  erscheinenden  neutralen  Geschlechtes  vielleicht 
*yi'epes-  :  '■''■g^opes-  zu  ahd.  chebis  'Kelise'.  —  5)  air.  _(/eind  'a  wedge': 
nnorw.  (jand  'PÜock',  wahrscheinlich  verwandt  mit  lit.  (jeniic  'ästle', 
auch  lat.  of-fendo.  —  (3)  air.  mäm  'iugum,  servitus'  ans  ■■'■mcuf-mii-  : 
ahd.  mahhön,  das  auch  'lungere'  bedeutet.  Unrichtig  ist  die  Ver- 
bindung mit  air.  mug  got.  magus.  —  7)  aisl.  n(efr  'äussere  Birken- 
rinde' :  air.  tiiiob  'liber,  suber'  =  {.s)nebh-  :  snobh-,  —  S)  griech. 
Ö6i\ri  'Nachmittag,  Abend'  aus  *6eie\r|,  Stamm  bei^eXä-,  von  idg. 
(jieiijo-  abgeleitet,  zu  air.  öe  'Nacht'.  Vgl.  germ.  *qinan  'hinschwin- 
den'. —  9)  aisl.  kueld  'Abend',  Ablaut  7A\  quald-  in  Eigennamen. 
Griuidform  '''(/^'eltos  N.,  verwandt  lit.  gülas  'Ende'.  —  10)  air.  ceinn 
'squama'  :  aisl.  hinna  'film'  ixua  qeMd-nä-,  während  ceinn  auf  qend- 
ni-  zurückgellt;  vgl.  wegen  nn  auch  ir.  benna  'genus  vehiculi'  (frz. 
benne  'Tragkorb')  :  griech.  rrdöviT  'Krippe,  Futtertrog',  n  -j-  dent. 
Verschlussl.  -f  n  wahrscheinl.  schon  idg.  zu  )in.  —  11)  kymr.  oddf 
'excrescence,  knob,  tuberculum',  air.  odb  aus  urkelt.  odno-  :  lat. 
offa.  Idg.  Grundform  odh-uo-.  —  Nachträge  zu  Nr.  1.  3.  4.  ö  (zu 
Wadstein  IF.  V  30  f.).  7.  8.  9.  10.  11  (Ansatz  von  urkelt.  odbn-  statt 
oduo-). 

Erster  Druck  der  Etvmologien  in  Spräkvetenskapl.  Sällskapets- 
i  Upsala  förhandl.  1861-94. 

58.  Meillet  A.    Etymologies.     IF.  V  328-47. 

1)  ßoL\o,uoi  aus  *ß6Xco|uai,  Konj.  Aor.  von  ß6\o|.iai,  vgi.  (luaeso: 
quaero.  Konjunktivbedeutung  nach  Homer  A  67.  —  2)  äpveiöc,  ohne 
anlaut.  .-,  aus  *äpcv£iöc  zu  dpciiv.  —  3)  ÖTepcc  :  aKkoc  ^  anpar  :  aJjis-^ 
a-  =  n.  Der  Spir.  asp.  ist  dem  Einfluss  von  eic  zuzuschreÜKMi.  — 
4)  arm.  goicce  'vielleicht'  aus  *go-ice,  '-'goyce,    Konj-.  von  go-l  'sein'. 

—  5)  arm.  artasoivkh  'Tränen'  erinnert  im  Anlaut  an  ahd.  tvahan. 

—  6)  abg'.  osa  'Wespe',  Kontaminationsprodukt,  zu  capsä  zu  stellen. 

—  7)  kijkXoc.     cakrdm    aus  Plur.  cakrä   gefolgert.     kuk\oi    'Kreise'  : 
KÜK\a  'Räder'  E  722,  Z  375. 

59.  Meillet  A.    Varia.     Mem.  Soc.  Ling.  IX  136—59. 

1)  iTTTToc.  *okuos  wird  gr.  eq-<iuos,  uq-<Jos,  hiiq-'ios-,  u  ist  durch- 
Dissiinilation  zu  i  geworden,  doch  weist  der  Spir.  asper  noch  auf  es 
hin.  —  2)  abg.  zejq.  Stützt  Zubatys  Etymologie  zeja  —  lit.  ziöju 
lat.  hiare  in  iautl.'  Beziehung  (Arch.  f.\slav.  Phil.  XlII  623).  —  3) 
Lat.  avonculus.  matertera  fordert,  dass  man  in  avoncuhis  auch  das 
Suffix  -tero-  finde,  '''anontros  sei  '^anontlos  {auonculus)  geworden. 
Wegen  -tr-  vgl.  bret.  euonfr.  —  4)  Le  traiteinent  de  i— e.  o  en  indo- 
iranien.  Folg.  Erwägungen  sprechen  gegen  Brugnianns  Gesetz:  a) 
zahlreiche  einzelne  Etymologien,  b)  Die  Beobachtung  Dell)rücks 
(IF.  IV  132  f.),  dass  die  echten  Kausativa  ä,  die  Iterativa  ä  haben. 
c)  Die  Substantiva  mit  -ä-  sind  deshalb  nicht  zu  verwerten,  weil 
sie  a)  solche  mit  -ä-  vielfach  neben  sich  haben,  ß)  eine  eigentüm- 
liche Bedeutungsnuance  zeigen,  y)  Oxytona  sind,  selbst  bei  ab- 
strakter Bedeutung,  d)  Jänu  hat  armen,  coicnr  (mit  ö)  neben  sich, 
e)  bhäräma.s  hat  kein  lautgesetzliches  -ä-.  f)  Ebensowenig  svüsär- 
am.  g)  jajäna  entsju-ic-ht  ^ftfüjve.  —  5)  Position  dialectalc  dt'  l'ar- 
menien.  "C'est  en  indo-iranien  (et  specialement  en  iranien),  en  letto- 
slave  et  en  g'rec  que  les  anciens  phenomenes  phonetiques  de  l'ar- 
menien  ont  leur  analogues,  sans  (|iie  rien  permette  de  rattacher 
Farmenien     d'une    manic're    particulirrement    ('■troitc    ;'i    Tun    de    ces- 


"14  I.  Allg'cnieine  inrlogennanisclip  Sprachwissenschaft. 

trois  dialectes."  —  arm.  and,  zu  ai.  ädhi  ^'ot.  nnd  und  und  ae.  od 
-jihd.  unt  lit.  oT*/,    nicht  zu  ^vtöc  Avie  Meni.  \'Il  2t55   vermutet    ward. 

—  7)  arm.  hnyetasan  '15'  (•orekhtasan  '14'. 

60.  Meyer    G.     Etymolo<>-iscIies    au.s    den    Ball^ansprachen.      IF.   VI 
104-12;]. 

1)  all).  tfTf.   —  2)  all).  mEHon.  —  3)  all),  yoren.  —  4)  alb.  hasks. 

—  ö)  alb.  kutsedi^e.  —  6)  ngriech.  ärcaXoc.  —  7)  ngriech.  Froschna- 
men.  —  8)  ngriech.  ßoußöc.  —  9)  ngriech.  Zapuuvo).  —  10)  Namen  von 
Haustieren  in  Griechenland.  —  11)  ngriech.  Namen  des  Fiegenbo- 
g-ens.  —  12)  runi.  ha(j.  —  13)  rum.  mat.  —  14)  südrimi.  väfüldh.  — 
15)  rum.  cätu.sä.  —  16)  rum.  cmd.  —  17)  südrum.  minte,  ininde.  — 
18)  rum.  zndä,  dzadä.  —  19)  rum.  ciur,  tsir.  —  20)  rum.  strig.  — 
21)  rum.  acät.  —  22)  rum.  stuj).  —  23)  rum.  pidin.  —  24)  serb.  p'Uma. 

—  25)  sloven.  ^jrt^n. 

61.  Mikkola  Joos.  J.    Etymologische  Beiträge.     BB.  XXI  218—25. 

1)  alid.  hall  an.  bekkr  'Bach',  .slav.  haqno  'Sumpf.  —  2)  lit. 
käklas  'Hals'  g-riech.  kükXoc,  ags.  hiceohl  'Rad',  kaklas  (aus  *qeqlos) : 
kükXoc  =  lit.  sapna.s  :  üttvoc  [vgl.  H.  Pedersen  IF.  V  56|.  —  3) 
griech.  6ä\a|Lioc  lit.  </idii'i  'liege',  yuliü  hat  Schwundstufe;  Vollstufe 
erseheint  in  f/illis  'Lagerstätte'.  —  4)  d.  linde  'tilia'  und  slav.  *Iat^, 
(belegt  durch  kleinruss.  iufe  'Weidenzweige,  Lindenbast'  usw.).  — 
5)  lett.  lohps  'Hausvieh',  g'ot.  Unnh  'Lamm',  lohps  kann  auf  lampas 
zurückg-ehn.  Weg'en  finn.  lanimar  muss  lamh  e.s--Stamm  g-ewesen 
sein,  vg'l.  maltas  :  malt  'Malz',  porras  :  got.  -haürd  'Brett'.  Zu 
streichen  ist  die  Vergleichung  lannas  'ripa  vadosa'  mit  land.  —  6) 
nhd.  rocken  und  icocken.  Dieses  gehört  zu  schwed.  dial.  vayn 
'Spinnrocken,  Drechselbank',  und  hängt  mit  beiveyen  zusaiumen, 
wie  jenes  sich  zu  rücken  stellt.  —  7)  lit.  reifeti  'sehn'  russ.  roza 
'Fratze'.  —  8)  slav.  sila  'Kraft,  got.  saiicala  'Seele',  vgl.  P.  Pers- 
son  BB.  XIX  270  ff.  —  9)  lit.  szehnü,  asl.  sUin<:  d.  heim  'Griff  des 
Steuerruders'.  —  10)  an.  valr,  ag-s.  n-oil  'die  Leichen  auf  dem  Schlacht- 
feld' ahd.  icnol  'Niederlage'  und  lit.  velys  'Verstorbner',  relionis, 
velüka  relc  'Seele  des  Verstorbenen',  hei  nicht  zu  'hehlen',  bedeutet 
vielmehr  nur  'Tod',  vgl.  russ.  o-kolcti,  'erstarren,  krepieren',  air.  cel 
'obiit',  griech.  tcXoc.  (vgl.  die  g"erm.-lit.  mythol.  Gleichung-en  räyana  : 
g'ot.  ratjiti  an.  reyin.  —  saisti  'Zeichen  deuten,  pro])hezeien',  .saifas 
"Zeichendeuterei'  :  an.  sida,  seidr.  —  jterkiaias  :  fjoryyiin;  relc  : 
valr  usw.).  —  11)  slav.  zelqdhkh  'Mag'en',  g'ot.  kilpei  'Mutterleib'. 
Wz.  fjel,  die  auch  in  niii-kl-ahs  'Neugeborner'  vorliegt.  Hierher 
wohl  auch  an.  kollr  'Mann'  kolla  'Mädchen'.     St.  kidp-. 

62.  Osthofif  H.    Griechisclie  und  Lateinische  Wortdeutungen.     Erste 
Reihe.     IF.  V  275-324. 

1)  Koipavoc  'Herzog'.  ••■Kop.javoc  zu  harjis,  mit  derselben  Ablei- 
tung" wie  piudans  u.a.  —  2)  öj'iv,  6r|6ä,  br)pöv,  däräre,  dtldum;  abg*. 
daie  armen,  lerem.  —  3)  ß.sflnüre,  cünfe.süm\  air.  hras,  kyn)r.  hrys. 

—  4)  fuiu/or,  fünu.'<:,  av.  hunj(dhti  g'Ot.  u.shaiKjjaii.  fanyor  ursjir. 
'sich  eiiuM-  Sache  entledigen',   av.  huj-  'wegtun,   ablegen,    reinigen'. 

—  5)  ndere,  renldere;  air.  n/am,  kymr.  nwyf.  —  <))  Xi^öu),  Aiituu, 
latere;  ai.  rc'ärl  abg\  lajati  aisl.  lomr,  Ion,  mhd.  liioder,  alid.  hioy, 
lit.  lokys.  —  7.  /lömimi  'das  abgenommene',  aus  '■^jio-eiu-o-m. 

63.  Osthofif  H.    Air.  kod  ags.  eanian  :  griech.  äp.vöc.    IF.  V  .■)24  — 27. 

Nachtrag  zu  IF.  IV  289  f.  Grundform  des  kelt.  Wortes  -oy-h- 
nos  wegen  ag's.  ean/an  aus  ^aimün,  *ayirnön.  Zwischen  germ.-kelt. 
tj'-'h  und  gr.  //''   bestellt  dasselbe   N'erliältnis  wie  zwischen  hudhnä.s  : 


T.  AUg'emeine  indogermanischo  Sprachwissenschaft.  15 

TrüvbaS  us\v*.     Der  Verlust   der  Aspiration    sclieint    an  ein  Nasaiinfix 
«■eknüpft  zu  sein. 

64.  Osthoff  H.    Griechische  und  lateinische  Wortdeutung-en.  Zweite 
Reihe.     IF.  VI  1—47. 

8)  ßeXTcpoc,  dehilis\  ai.  bälam,  abg-.  holiji,.  —  9)  ßepvuüueBa  • 
KXr)pujcaj|ue9a.  ActKuuvec  (Hesych),  für  *^fpvu),ue6a  zu  luepoc  'Anteil'  : 
*|Liep-  zu  ßep-  nach  ßpa-.  Ähnlich  zu  beurteilen  ßeWeiv  •  ueWeiv  (He- 
sych) Vi.  a.  Dagegen  ist  in  Kußepvöuu  ß  idg.  —  10)  asj/er,  sperno; 
ai.  apa.^/>hi'i)-a.s-.  asper  aus  ■''(ip-.-<peros  'abstossend'.  —  11)  indätiae 
und  bellum,  beide  mit  homer.  bai  In  der  Schlacht'  verwandt,  in- 
privativ;  indiUiae  'Nicht-ßefeindung'. —  12)  queo,  nicht  zu  .süäyati. 
Dagegen  die  Bedeutung  'in  der  Lage  sein'.  Vielmehr  ein  Kompo- 
situm von  eo.  nequit  'es  geht  nicht',  qu-  ist  der  Stamm  des  In- 
deflnitums:  nequit  'es  geht  nicht  irgend  wie',  Avahrscheinlich  ein 
Instrumental,  k^e  oder  auch  die  Form  qul  'wie'.  —  13)  saucius 
""versehrt'  aus  *sainkios  zu  ahd  se?'  'Schmerz'.  Suffix  wie  bei  Krj- 
pü5.  —  14)  victima  umbr.  eoeietu:,  g'ot.  weihan,  aind.  vinakfi. 

65.  Zubaty  .1.    Zu  ai.  krtnin  lat.  vermi.^  usw.     IF.  VI  155  f. 

krmis  erscheint  in  slav.  *cbrm>ynh  'rot'-,  die  Farbe  ist  nach 
den  sie  gewährenden  Würmern  genannt. 

vennis  dagegen  gehört  zu  ''"formo  preuss.  worm.ya?i  usw. 
'rot',  A'gl.  auch  aruss.  vennie  'ctKpiöec'. 


66.  Sprakvetenskapliga  sällskapets  i  Upsala  förhandlingar,  Sept. 
1891  —  Mai  1894.  Upsala  Univers,  ftrsskrift  1894  (Abt.  f.  Philos. 
Sprachwiss.  u.  Gesch.). 

Aus  dem  Inhalt  hervorzuheben:  Sam  Wide  Gm  historisk 
Tippfattning  af  forngrekisk  güdatro  S.  1 — 27.  —  Herm.  Andersson 
Zum  Schwund  der  nachtonigen  Vokale  im  Französischen  S.  28—37. 
—  T.  Torbiörnsson  Likvida-metates  i  de  slaviska  spräken  S.  38  — 
59.  —  Evald  Li  den  Vermischtes  zur  Wortkuude  und  Grammatik 
S.  60—81.  —  Elof  Hellquist  Anmärkningar  om  niigra  nordiska 
och  västgerinanska  djurnamn  S.  82—99. 

67.  Oriental  Studies.  A  Selection  of  the  Papers  read  before  the 
Oriental  Club  of  Philadelphia  1888—1894.  278  S.  8«.  Boston  Ginn 
&  Co.  1894. 

Among-  the  various  papers  the  following  bear  upon  linguistics 
or  upon  general  philologv:  D.  G.  Brinton  The  Alphabets  of  the 
Berbers;  B.  S.  Lyman  Change  from  Surd  to  Soiiant  in  Japanese 
Compounds;  H.  CoUitz  The  Aryan  Name  of  the  Tongue;  S.  Y. 
Stevenson  The  Feather  and  the  Wing  in  Earlv  Mvtholoi>-v;  M. 
W.  Easton  The  Physical  Geography  of  India;  E.  W.  Hopkins  The 
Holy  Numbers  of  the  Rig  Veda. 

68.  Transactions  of  the  American  Philological  Association  1894. 
Volume  XXV.     Boston  Ginn.     164  u.  Proceedings  LXXXVI  S.  S». 

69.  Transactions  of  the  American  Philological  Association  1895. 
Volume  XXVI.  Boston  Ginn.  154  S.  Ai)pendix:  Proceedings 
of  the  Special  Session,  Philadelphia,  Pa.,  December  1894.  LXXI  S. 
—  Proceedings  of  the  Twentv-sevcnth  Annual  Session,  Cleveland, 
O.,  1895.     XCV  S. 

Der  Band  ist  nach  Schluss  der  Redaktion  eingegangen,  so- 
dass   vorläufig    nur   die  Titel    der    einzelnen    Abhandlungen    ange- 


16  I.  Allgemeine  indog-ermanische  Sprachwissenscliaft. 

führt  werden  können.  Eine  Inhaltsangabe  ist  für  die  nächstjährige 
Bibliographie  vorbehalten. 

I.  Transactions.  M.  Bloomfield  (Jn  Professor  Streitberg's 
Theory  as  lo  the  Origin  of  Certain  Indo- European  Long  VoAvel* 
(5—15).  —  ^I.  Warren  On  the  Contribiitions  of  the  Latin  Inserip- 
tions  to  the  Study   of  the  Latin  Language   and  Literature  (Ki— 27). 

—  J.  M.  Paton  Sonie  Spartan  Families  under  the  Empire  (28—39). 

—  E.  Kiess  On  Ancient  Superstition  (40 — 55).  —  B.  Perrin  Ge- 
nesis and  Growth  of  an  Alexander-Myth  (56—68).  —  M.  S.  Slaugh- 
ter  The  Acta  Indorum  saecularium  qaintoriim  and  the  Carmen 
saeculare  of  Horace  (69—78).  —  Ch.  P.  G.  Scott  The  Devil  and 
his  Inips:  an  Etymological  Inquisition  (79—146).  —  F.  A.  March 
The  Fluency  of  Shakespeare  (147—154). 

II.  Special  Session.  1.  M.  Ij.  Earle  Interpretation  of  Sophocies 
Trachiniae,  26—48.  —  2.  L.  Bevier  The  Delphiau  Hynms  and  the 
Pronunciation  of  the  Greek  vowels.  —  3.  A.  Gudeman  Plutarch  a.s 
a  Philologist.  —  4.  E.  W.  Fay  Aryan  tr^  =  Gk.  tt\  =  Lat.  cl\  Ary. 
di\2  ^  ß\  ^  Lat.  gl.  —  5.  C.  R.  Lannian  Reflected  Meanings;  a 
Point  in  Seniantics.  —  6.  K.  D.  Harrington  Diction  of  the  Apo- 
colocj/nfo.sis  Divi  ClaucUi.  —  7.  W.  A.  L am b ertön  Notes  on  Thu- 
cydides.  -^  8.  A.  Fairbanks  Local  Cults  in  Homer.  —  9.  M.  Car- 
roll  Aristotle  on  the  Faults  of  Poetrv.  —  10.  C.  Knapp  Notes  on 
Horace  S.  1.  1.  36;  1.  4.  22.  —  11.  M."  W.  Easton  Remarks  upon 
Gower's  Confessio  Amantis.  —  12.  W.  C.  Lawton  A  National  Form 
of  Verse  the  Natural  Unit  for  the  Thought.  —  13.  F.  L.  Van  Cleef 
Confusion  of  bcKO  and  reccapec  in  Thucydides.  —  14.  B.  Newhall 
Woniens  Speech  in  Classical  Literature.  —  15.  E.  G.  S  i  h  1  e  r  St. 
Paul  and  the  Lex  lulia  de  vi.  —  16.  J.  M.  Paton  Sonie  Spartan 
Families.  —  17.  H.  W.  Magoiin  Pliny's  Laurentine  Villa  (with  dia- 
gram). —   18.  J.  W.  White  The  pre-Theniistoclean  Wall  at  Athens. 

—  19.  H.  Collitz  Etymology  of  äpa  and  \xä\i^.  —  20.  J.  I.  Ma- 
natt  Evidence  for  Dörpfeld's  Enneakrounos.  —  21.  B.  I.  Wheeler 
The  Greek  Duals  in  -e.  —  22.  J.  H.  Wri^-ht  Note  on  Alexander  Poly- 
histor. —  23.  H.  W.  Smyth  On  Greek  Tragic  Anapaest.s.  —  24.  A. 
V.  AV.  Jackson  Two  Ancient  Persian  Names  in  Greek.  —  25.  M. 
L.  Earle  Remarks  on  the  Moods  of  Will  in  Greek.  —  26.  E.  W. 
Fay  Aryan  (jn  =  Lat.  mn.  —  27.  C.  D.  Bück  Passive  in  Oscan- 
Umbrian.  —  28.  W.  J.  Battle  Magical  Curses  written  on  Lead 
Tablets.  —  29.  C.  Knapp  Latin  Lexicogra])liical  Notes.  —  30.  W. 
AV.  Goodwin  The  Athenian  Tpu^n  Trapavö|uiuv  and  the  American 
Doctrine  of  Constitiitional  Law. 

III.  Annual  Session  1895.  1)  K.  P.  Harrington  Is  there 
any  Trace  of  the  Terpandrian  vöjnoc  in  TilniUus?  —  2)  G.  B.  Hus- 
sey  The  more  Coniplicated  Figures  of  Comparison  in  Plato.  —  3) 
H.  W.  Magoun  Some  Plans  of  Pliny's  Laurentinuni.  —  4)  S.  G. 
Ashmore  An  Examination  of  Vitruvius  and  Others  in  Regard  to 
the  atrium  and  cariim  aediiim  of  a  Roman  Dwelling.  —  5.  J.  H. 
T.  Main  Verbais  in  -t^oc,  -reov.  —  6)  J.  H.  Wright  The  P^unction 
of  the  Imagination  in  Classical  Philology.  —  7)  V.  J.  Emery  The 
(ireat  Firc  in  Rome  in  the  Time  of  Nero.  —  8)  W.  G.  Haie  Did 
Verse  Ictus  destroy  Word-Accent  in  Latin  Poetry?  —  9)  (i.  Hemi)l 
Some  American  Speech-Maps.  —  10)  H.  N.  Fowler  The  ApoUo  of 
the  Belvcdere.  —  11)  Ch.  P.  G.  Scott  Assumed  Singulars.  —  12) 
H.  F.  De  Cou  The  Svntax  of  the  Subjunctive  and  Optative  in  the 
Elean  Dialect.  -  13)  W.  H.  Huhne  (.»uautity-.Marks  in  Old  English 
.MSS.  —  14)  H.  Schmidt- VVartenberg  Rou.sselot's  Phonetical  A))- 
paratus.  —   15)  M.  L.  D'Ooge  The  üttö  koivoö  Arrangement.  —  16) 


I.  Allgemeine  indogermanische  Sprachwissenscliaft.  17 

S.  B.  Plfitner  Notes  on  tlie  Metre  of  Persius.  —  17)  (LB.  Hussey 
The  lucorporation  of  Several  Dialogues  in  Plato's  liepublic.  —  18) 
K.  H.  Har ring- ton  A  Negleeted  Use  of  the  Latin  Imperative.  — 
19)  E.  W.  Fay  The  Invanability  of  Phonetic  Law.  —  20)  E.  W. 
Fay  The  Arval  Song  once  more.  —  21)  W.  A.  Merrill  Some  Spe- 
cimens  of  ^Modern  English. 

70.  Actes  du  dixieme  congres  international  des  Orientalistes.  Ses- 
sion de  Geneve  1894.  Deuxieme  partie.  Sections  I:  Inde;  I  bis 
Lingnistique  et  langues  aryennes.  Avec  une  planche.  Leiden 
Brill  1895.     VI  u.  210  u.  52  S.  8". 

Section  I.  A.  Weber  Gedenkworte  für  W.  I).  Whitney.  — 
F.  L.  Pnlle  Une  tradnction  du  ^ileghadüta  de  feii  Giovanni  Flechia. 

—  J.  Bürge  SS  The  transliteration  of  Oriental  alphabets.  —  V. 
Henry  Cruelle  enigme  (RV.  T,  1G4,  3ß  =  AV.  IX,  10,  17).  —  H. 
Oldenberg   Über   eine   neue  Darstellung   der   vedischen  Religion. 

—  P.  Deussen  La  Philosophie  du  V»''da  —  A.  V.  W.  Jackson 
Weighing  the  Soul  in  the  Balance  after  Death,  an  Indian  as  well 
as  Iranian  Idea.  —  A.  de  Gubernatis  Le  type  indien  du  Lucifer 
chez  le  Dante.  —  E.  Kuhn  Über  die  Litteratur  der  Himmel-  und 
Höllenfahrten.  —  P.  E.  Pavolini  Note  alla  Storia  dei  sedici  Re 
nel  Vir  e  XII  libro  del  Mahäbhärata.  —  H.  Jacobi  Beiträge  zu 
imsrer  Kenntnis  der  indischen  Chi-onologie.  —  J.  Kirste  Über  He- 
macandras  I)liritupätha_.  —  .1.  Jolly  Über  das  Ilfiritasütra.  —  E. 
Leu  mann  Über  die  Ävacyaka-Litteratur.  —  H.  Baynes  A  Bud- 
dhist illustrated  Ms.  in  Burmese.  —  L.  de  la  Valläe  Poussin  Note 
sur  la  Pancakrama.  —  G.  A.  Grierson  On  the  condition  of  Asöka 
inscriptions  in  India.  —  C.  Bendall  On  Pali  inscriptions  from  Ma- 
gadha  (Behar).  —  E.  Senart  Sur  des  inscriptions  nouvelles  prove- 
nant  de  l'extreme  nord-ouest  de  l'Inde.  —  E.  ^lüller-Hess  Les 
Apadänas  du  Sud.  —  A.  Fe  er  Le  Prince  Sou-ta-na  des  Mcmoires 
de  Hiouen-Thsang.  —  S.  Levi  Une  Poesie  inconnue  du  Roi  Harsa 
Ciläditya.  —  L.  C.  Casartelli  Note  sur  une  termiuaison  ambigue 
en  Pehlevi.   — 

Section  I  bis.  !\I.  Brcal  De  quelques  divinites  italiques.  — 
P.  Reg'naud  Expose  succinct  des  lois  qui  ont  preside  aux  modifi- 
cations  des  explosives  initiales  dans  les  anciens  dialectes  germani- 
ques.  —  G.  Ascoli  Osservazioni  fonologiche,  concernenti  il  celtico 
e  il  neolatino.  —  E.  Leumann  Die  Herkunft  der  sechsten  Präsens- 
klasse im  Indischen.  (Die  VI.  ind.  Präsensklasse  ist  durch  sel^i;n- 
däre  Hinzubildung  eines  Indikativs  aus  dem  themat.  Aorist  hervor- 
gegangen). —  E.  Wilhelm  Zur  Metrik  des  Avesta. 

71.  Compte  rendu  du  Troisieme  Congres  scientifique  international 
des  Catholiqvies,  tenu  ä  Bruxelles  du  •)  au  8  septembre  1894. 
Sixieme  section:  Philologie.  Bruxelles  Societe  beige  de  librai- 
rie  1895.     202  S.    8". 

Die  einzelnen  Abhandlungen  werden,  soweit  sie  in  den  Rah- 
men des  Anzeigers  passen,  besonders  angeführt  werden.  —  Zitiert 
als  'Congres  scientifique'. 

72.  Gurupüjäkaumudl.  Festgabe  zum  iiiiirundzwaiizigjährigen  Dok- 
torjubiläum Albrecht  Weber  dargebracht  von  seinen  Freunden 
und  Schüiorn.  Leipzig  Harrassowitz  1896.  128  S.  Roy.  8*>.  Mit 
einer  Tafel.     10  M. 

Über  die  einzelnen  Abhandlungen  ist  an  den  gebührenden 
Stellen  referiert. 

Anzeiirer  VII  i  u.  2.  o 


18  I.  Allgemeine  indogermanische  Sprachwissenschaft. 

73.  Studies  and  Notes  in  Philology  and  Literature  II.  Published 
inidcr  tlie  directien  of  the  Modern  Language  Departement  of 
Harvard  University.     Boston  Ginn.     224  S.  8».     S  1,50. 

74.  Darbishire  H.  D.  Relli(|Uiae  jihilologicae  or  Essays  in  compa- 
rativc  philology.  Edited.  by  K.  S.  Conway,  with  a  biographical 
notice  by  J.  E.  Sandys.  Cambridge  University  Press.  XVI  und 
379  S.  H^.     7  Sil.  G  d. 

75.  Darmesteter  J.  Selected  Essays.  The  Translations  Irom  the 
French  by  Helen  B.  Jastrow;  edited  -svith  an  introdnctory  Me- 
moir  by  Morris  Jastrow,  Jr.  XV  310.  Boston  and  New  York 
(Houghton,  Mifflin). 

The  series  of  essays  comprised  in  this  volume-is:  1)  The 
Religions  of  the  Future;  2)  The  Proi)hots  of  Israel;  3)  Afghan  Life 
in  Afghan  Songs:  4)  Race  and  Tradition;  5)  Ernest  Renan;  7)  The 
Supreme  God  in  the  Indo-European  Mythology. 


76.  Lepitre  A.  La  phonetique  indo-europeenne  et  ses  progres  de- 
puis  trente  ans.     "Congres  scientifi(iue'.  VT  S.  16—70. 

Übersicht  über  die  Forschungen  seit  Schleicher,  wohl  veran- 
lasst durch  das  Erscheinen  von  Bechtels  Haupt]n-oblemen.  I.  Hi- 
stoire  des  voyelles  breves.  Art.  1  Histoire  des  voyelles  a,  e,  o. 
—  Art.  2  Les  renforcements.  —  Art.  3  Attaiblissement  des  voyelles 
breves.  —  II.  Les  voyelles  longues.  1.  Les  voyelles  fondamen- 
tales  ä  e  ö.  —  2.  L'allongement.  —  3.  Affaiblissement  des  voyelles 
longues  ä,  e,  5.  —  III.  Les  nasales  et  les  li(iuides  sonantes.  —  IV. 
Les  gutturales.  1.  Ascoli.  —  2.  A.  FicU.  —  3.  Les  successeurs  de 
Fick.  —  V.  La  question  de  l  indo-europeen. 

77.  Ziemer  H.  Jahresbericht  über  allgemeine  und  vergleichende 
Sprachwissenschaft  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  alten  Spra- 
chen, umfassend  die  Jahre  l<S8.S—t)3.  Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte der  klassischen  Altertumswissenschaft.  LXXXV  1 — 38. 

78.  von  Schroeder  L.  Über  die  Entwicklung  der  Indologie  in  Europa 
und  ihre  Beziehungen  zur  allgemeinen  Völkerkunde.  Mitt.  d. 
anthr.  Ges.  Wien.     XXV  1—8. 

79.  Hagen  H.  Die  Richtungen  der  klassischen  Philologie  seit  Fr. 
A.  Wolf.     Berner  Rektoratsrede.     Bern  1895/96.     23  S.  kl.  8" 

"Die  Philologie,  als  Sprachforschung*  gefasst,  kann  nur  in 
der  Sprachvergleichung  ihre  Weihe  zur  Wissenschaft  finden: 
die  Si)rachforschung  auf  ein  bestimmtes  Volk  und  eine  bestimmte 
Zeit  beschränkt,  kann  nur  in  der  allseitigen  Durchdringung  des 
gesamten  Volksgeistes  einen  Ersatz  dafür  linden,  dass  sie  aus 
dem  organischen  Ganzen  der  S])rachenreilie  geschieden  ist  (S.  23)". 

80.  Gudeman  A.  Outlines  of  the  History  of  Classical  Philology. 
Sccond  edition,  revüsed  and  enlarged.  Boston  and  New  York 
Ginn  &  Co.     12mo.  Cloth.  pp.  77.     8,i  ccnts. 

81.  Lefmann  S.  Franz  Bopp,  sein  Leben  und  seine  Wissenschaft. 
2.  ilälfii'.  Mit  einem  Anhang:  Aus  Briefen  und  anderen  Schril- 
ten.  Berlin  Reimer.  VII  u.  S.  179—381,  VII'  u.  171*— 284*.  gr. 
8".     8  M.  —  Das  g-anze  Werk  kostet  1(5  M. 


J 


II.   Indog-evnianische  Altertuiiiskuiule  und  Mythologie.  19 

•82.  Seymour  T.  D.  William  Dwight  Wliituoy.   A  Moiiiorial  Tril)ute. 
Am.  .louni.  Phil  XV  271—298. 

83.  Glcditsch  II.    Rudolf  Westphal.     Biograi)hisciies  Jahrhuoh   für 
Altevtumskunde.     LXXXVI  40—90. 

Mit  einem  Verzeichnüs  der  Scliriften  Weistphals. 

84.  Acheli,s    Th.    Hermann    Steinthal.     Nord    und    Süd.    1!>.  Jahrg. 


Heft  218. 


W.  Str. 


II.    Iiidoy;.  AltertuinsliuiuU'  und  Mytholo!;ie. 

1.  Schrader  (>.     Indogermanische    Altertumskunde.     Aula  I,    11/12. 

2.  Johansson  K.  F.  De  indoeuropeiska  folkens  urhi,storia.  Som- 
markurserna  i  Uppsala.  Grundlinjar  tili  föreläsningar.  Uj)psala. 
5  8.    8". 

3.  Sergi  G.  Origine  e  dift'usione  della  stirpe  mediterranea.  indu- 
zioni  antropologiche  con  30  fig.  nel  testo  e  una  carta  per  la  ])ri- 
mitiva  distribuzione  g-eografica  della  stirpe.  Koma,  societä  edi- 
trice  Dante  Alighieri.     142  S.  4«.    2  L. 

4.  Boltz  A.  Linguistische  Beiträge  zur  Frage  nach  der  Urlieimat 
der  Arioeuropiier.     Darmstadt  Brill.     32  S.  8".     0,80  IM. 

5.  Kaiina  A.  Die  ar-ischen  (idg-.)  Stämme  und  deren  Frlieimat  (i)oln.). 
Lud  1  97— 115. 

Übersicht  der  bisherigen  Arbeiten. 

6.  Hirt  H.  Die  Urheimat  und  die  Wanderungen  der  Indogerma- 
nen.  A.  Hettners  Geograi)hische  Zeitschrift  (Leipzig*  Teubner.)  I 
G49-65. 

I.  Der  Anteil  der  Sprachwissenschaft:  1)  Der  idg.  Wortschatz. 
Die  darauf  g-ebauten  Schlüsse  deshalb  vielfach  unsicher,  weil  die 
Argumente  ex  silentio  nicht  erlaubt  sind.  Doch  spricht  der  Wort- 
schatz im  allgemeinen  für  ein  nordeuropäisches  Waldland,  nicht 
für  eine  asiatische  Steppe.  —  2)  Die  Altertümlichkeit  eines  Dialekts. 
Die  Übertragung  der  Sprache  auf  ein  frenules  Volk  beschleunigt 
die  Unibildi;ng.  Nun  ist  unzweifelhaft  das  Litauische  die  altertüm- 
lichste aller  lel)enden  idg.  Sprachen.  Daher  wahrscheinlich,  dass 
sich  die  Litauer  am  geringsten  mit  fremden  Völkern  verniischt 
haben,  dass  sie  am  wenigsten  gewandert  sind. 

n.  Weit  wichtiger  sind  die  Anhaltspunkte,  die  sich  aus  Lag-e 
und  Wanderungen  der  einzelnen  \'olksstämme  ergeben. 
Die  Kelten  sind  in  ihr  von  Nicht-Indogermanen  besetztes  Gebiet 
au.s  (Jsten  (Süd-  und  iNIitteldeutschland)  eingewandert.  —  Die  (»er- 
manen.  Sie  sind  östliche  Nachbarn  der  Kelten.  —  Das  Al])enge- 
biet  ist  von  nicht-indogerin.  \'ölkern  bewohnt.  —  Die  Apenninen- 
halbinsel  ursprüngiich  von  Nicht-Indogermanen  bewohnt,  wird  von 
den  Italikern  von  Osten  her  besiedelt.  Ihr  alter  Sitz  wird  an 
der  mittlem  Donau  g-elegen  liaben;  die  Verwandtschaft  ihrer  Spraclie 
mit  dem  Keltischen  lässt  auf  Nachljarscliaft  der  Kelten  schliessen. 
—  Die  Messapier  sind  nicht  mit  den  Italikern,  sondern  mit  den 
Illyriern,  deren  Ausläufer  die  Albanesen  sind,  näher  verwandt. 
Sie  sind  entweder    zii  Schiff  über    das  adriat.  Meer    oder    auf  dem 


20  Tl.  ludogennanische  Altertuinskuiule  und  Mythologie. 

LaudAveg"  von  Dalniatien  aus  am  Meere  entlang  nach  Süditalicn 
g-elang't.  Die  Illyrier  stammen  -wahrscheinlich  aus  dem  Osten.  Al- 
banisch, Thrakisch,  Baltisch -Slavisch  stehn  dem  Keltisch-Italiscli- 
Germanischen  gegenüber.  —  Die  Hellenen  sind  aus  dem  Norden 
gekommen,  wahrscheinlich  von  Westen  her.  Sind  sie  vom  Nord- 
Westen  eingewandert,  so  müssen  die  Thäler  der  !MoraAva  und  Drina 
ihre  Züge  bestimmt  haben.  Man  darf  daher  ihre  Ursitzc  wohl  öst- 
lich von  jenen  der  Italiker,  etwa  in  Ungarn  suchen.  Einzelne 
Zusammenhange  zwischen  Griechisch-Italisch  weisen  auf  die  Nach- 
barschaft beider  Dialekte  hin.  Das  Zentrum  der  Germanen,  Kelten^ 
Italiker,  Hellenen  ist  offenbar  der  Westabhang  der  Karpaten:  nörd- 
lich davon  sitzen  Germanen,  Avestiich  Kelten,  südwestlich  Italiker,. 
südöstlich  Hellenen.  — 

Indo-Iranier,  Slavo-Litauer,  Illyrier,  Thrako-Phryger  und  Ar- 
menier gehören  s])rachlich  eng  zusammen.  Die  Armenier  stam- 
men ans  Europa,  sind  nach  antiken  Berichten  eng  mit  den  Phrygern 
verwandt,  denen  sich  wieder  die  Tliraker  anschliessen.  —  Die  In- 
der sind  durch  den  Kabulpass  in  Indien  eingedrungen.  Dieser 
füln"t  in  das  Flussgebiet  des  alten  Oxus.  Hier  haben  die  Indo- 
Iranier  gesessen.  Zwischen  die  Iranier  und  die  Eluropäer  schieben 
sich  die  Skythen  und  Sarmaten  ein,  deren  Sprache  idg.  Gepräge 
trägt,  ohne  dass  es  sicher  wäre,  ob  wir  es  mit  reinen  Idg.  zu  thun 
haben.  —  Die  Litauer  haben  stets  an  der  Bernsteinküste  gesessen. 
—  Die  älteste  Heimat  der  Slaven  ist  das  Gebiet  des  mittlem  und 
obern  Dnjeprs.  Bei  ihnen  wie  bei  den  Litauern  ist  nur  Ausdeli- 
nung  des  Gebietes,  keine  wesentliche  Verschiebung  der  Grenzen 
zu  beobachten.  —  Von  den  Illyriern  können  wir  nur  A^ermtiten,^ 
dass  sie,  von  Osten  kommend,  sich  wie  ein  Keil  zwischen  Hellenen, 
Italiker  itnd  Kelten  schoben.  Die  Heimat  all  dieser  Völker  muss 
östlich  von  den  Karpaten  gesucht  werden.  Die  Frage  nach  der 
Urheimat  würde  sich  sofort  beantworten,  wenn  nicht  die  Indo-Ira- 
nier wären.  —  Die  geographischen  Verhältnisse  verbieten  nun  aber 
eine  Einwanderung  der  Indogermanen  aus  Asien  anzunehmen.  Auch 
schwerwiegende  sprachliche  Gründe  sprechen  dagegen. 

Man  Avird  daher  die  Urheimat  dort  suchen  müssen,  wo  wir 
die  grösste  Volksmasse  antreffen:  nördlich  der  Karpaten,  mit  der 
Weichsel  oder  Buchengrenze  als  Älittellinie.  In  der  nordeuro]).  Tief- 
ebne sich  ausbreitend,  stiessen  die  Völker  auf  das  erste  Hindernis: 
die  Karpaten.  Es  ward  umgangen,  rief  aber  zugleich  eine  Tren- 
nung hervor:  Kelten,  Italiker,  Griechen  wandten  sich  nach  Westen, 
die  andern  nach  Osten.  Von  diesen  ward  ein  Stamm  in  die  süd- 
russische Steppe  getrieben,  während  die  andern  in  die  Balkanhalb- 
insel eindrangen,  zu  einem  Teil  Kleinasien  erreichten,  zum  andern 
das  Donau-Drau-Savethal  besetzten  und  in  ihren  letzten  Ausläufern 
nach  Süditalien  gelangten.  — 

3)  Die  Archäologie  spricht  ebenfalls  gegen  eine  Einwanderung. 

4)  Sprachverwandtsciiaft  zwischen  Idg.  uiul  Semiten  oder  Fin- 
nen unbewiesen. 

5)  Die  Körpermerkmale.  Alles  scheint  für  einen  blonden,  l)lau- 
äugigen,  hellfarbigen  Urtypus  zu  sprecJien.  Dieser  ist  aher  im  Nor- 
den zu  Hause. 

(W.  Str.l 


7.   Bahnson   K.     Etnogrnlicn   frcmstillct    i    dens  Hovcdtriek.     15— IS 

Hefte.     Kopenhagen  Philipsen.     Je  48  S.  8'-\     ä  1,00  Kr. 
H.  Müller  F.  Abstanununü' und  Nationalität.  Olol)us  LWll  140 -Ul. 


II.  Indogevniauischo  Altertumskunde  und  ^Mythologie.  21 

"9.  Müller  F.  Rasse  i;nd  Volk,  Soniatologie  und  Ethnologie  und 
Ihr  Verhältnis  zu  einander.     Globus  LXVII  354—355. 

10.  Buschan  G.  P^infiuss  der  Rasse  auf  die  Form  und  Häufigkeit 
patliologisc-her  Veränderungen.  Globus  LXVII  21—24,  43—47, 
60-63,  76-80. 

Statistische  Untersuchungen  ül)er  das  Verhalten  der  einzelnen 
Hassen  gegenüber  Krankheiten.  "Die  nördlichen  blonden  Typen 
besitzen  eine  bei  weitem  geringere  Resistenz  gegen  tropische  Krank- 
heiten als  die  südlichen  dunklen  Typen.  Die  Schweden  und  Nor- 
'^veg'er  sind  von  allen  europäischen  Völkerschaften  am  allerwenig- 
sten im  Stande,  den  schädig'enden  Tropeneintiiissen,  insliesondere 
dem  Wechseitieber  und  dem  Gelbfieber,  Widerstand  zu  leisten.  Um 
■ein  gering'eres  mehr  vermögen  dies  die  Deutsciien  und  Holländer. 
Weiter  folgen  dann  Angelsachsen,  Franzosen,  Italiener,  Malteser 
und  schliesslich  die  Spanier.  —  Geisteskrankheiten.  Die  germanisch- 
skandinavische  Rasse  neigt  zur  MelancJiolie,  die  keltische  zur  Ma- 
nie. —  Die  keltische  Rasse  ist  seit  alter  Zeit  relativ  steril.  —  Der 
Jude  i;nterscheidet  sich  auch  in  der  Rassenpathologie  von  den 
Ariern. 

11.  Wilser  L.  Ureuropäische  Menschenrassen.  Korr.-Bl.  d.  d.  Ges. 
f.  Anthr..  Ethn.  u.  Urgesch.  XXVI  64—65. 

12.  Brinton  D.  G.  The  Prehistoric  Ethnography  of  Western  Asia, 
Proceedings  Amer.  Philos.  Society  Vol.  XXXIV  pp.  1—32.  Phila- 
delphia. 

13.  de  Nadaillac  Ees  populations  lacustres  de  l'Europe.  'Congres 
scientifique'.  VIII  93— lli). 

"Nous  pretendons  seulement  raconter  ce  que  Ton  est  parvenu 
A  savoir  sur  ces  populations  .  .  ." 

14.  Studer  Th.  und  Bannwarth  E.  Crania  Helvetica  antiqua. 
Leipzig  Ambrosius  Barth.  VIII  u.  55  S.  4^'.  Atlas  mit  117  Licht- 
drucktafeln. 

15.  Much  M.  Vor-  und  frühgeschichtliche  Denkmäler  aus  Öster- 
reich-Ungarn.    Wien  Hölzel.     Mit  Tafel.     2  M. 

16.  Tihon  F.  Les  temps  prehistoriques  en  Belgique  et  les  cavernes 
de  la  vallee  de  la  Mehaigne.     'Congres  scientifique'.  VIII  120—61. 

17.  Arcelin  Adr.  Quelques  problemes  relatifs  ä  l'antiquite  prehisto- 
rique.     'Congres  scientifique'.     VIII  53—69. 

Betrachtet  Geologie,  Fauna,  Industrie  Frankreichs.  Die  Kul- 
tur der  Jüngern  Steinzeit  kann  kaum  orientalischen  Ursprungs  sein. 
Doch  darf  man  deshalb  nicht  so  weit  gehn,  orientalische  Einflüsse 
aiif  sie  ganz  zu  leugnen.  So  schwierig  es  wäre  aus  der  Periode 
der  Jüngern  Steinzeit  einen  bestimmten  Gegenstand,  ein  Tier,  eine 
Pflanze,  eine  Sitte,  eine  Rasse  zu  zitieren,  wo  orientalischer  Ur- 
sprung als  zweifelles  angesehn  werden  düi'fte,  so  waiirscheinlich 
ist  es  docl),  dass  die  Europäer  bestimmte  Kullurfermente  von  aus- 
sen erhalten  haben. 

18.  Tardy  M.  Prehlstoriijue  du  Jura  meridional.  Les  camps  dans 
l'Ain.     Tongres  scientifiiiue'.     VIII  189— !»3. 

19.  Halna  du  Fretay  Les  debuts  de  Tage  neolithiiiue.  'Congres 
scientifique'.     VIII  194—203. 


22  II.  IndoLi-crm.aniscIic  Altortiiiii.'^kunde  und  Mythologie. 

1)  Les  Premiers  tumuhis.  —  Lescoiiil  en  Poxillau  (Finiistere). 
—  2)  Douxieme  groupe  des  preniiers  turnulus.  —  Leilde  en  Poul- 
laii  (P^inistere).  —  3)  Les  premiers  dolmens.  —  Poullau.  —  4)  Les 
dolniens  sous  tiimulus  de  Kerhas  en  Poullan.  —  5)  Grand  dolnien 
a\i  Livoae'h  en  Poiillau. 

20.  d'Acy  E.  De  Tage  des  sepultnres  des  grottes  des  Baoiisse-Rousse. 
'Congres  seientifiqiie'.     VIII  162—88. 

"Les  S(''piiltures  des  cavernes  des  Baoussc'-Rousse  (prös  de 
Menton)  ajipartiennent  ä  la  fin  de  l'epoque  pali'olithiqne;  et,  pour 
preciser  davantag-e,  elles  sont  conteniporaines  du  gisement  de  Reil- 
hac,  des  depöts  de  la  periode  elaphienne  de  M.  Piette;  en  un  mot,. 
elles  datent  des  derniers  temps  de  noti'e  äge  du  renne." 


21.  Beyer  E.  Zur  Verbreitung  der  Tierfornien  der  arktischen  Re- 
gion in  Eurojja  Avährend  der  Diluvialzeit.  ]Marburger  Disserta- 
tion.    73  S.  8^. 

22.  Hahn  E.  Die  Haustiere  und  ihre  Beziehungen  zur  Wirtschaft 
des  Menschen.  Eine  geographische  Studie.  Leipzig  Duncker  Tind 
Hunihlot  1896.     X  u.  581  S.   8». 

23.  Buschan  G.  Vorgeschichtliche  Botanik  der  Kultur-  und  Nutz- 
pflanzen der  alten  Welt  auf  Grund  prähistorischer  Funde.  Bres- 
lau Kern.     XII  u.  268  S.  8».     7  M. 

24.  Krause  E.  H.  L.  Die  Nähr-  und  Gespinstpflanzen  der  vorge- 
schichtlichen Europäer.     Globus  LVIIl  80—82. 

25.  Friedel  E.  Anfänge  der  Webe-Kunst.  Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Volksk. 
V  134-137. 

26.  Mair  G.  Jenseits  der  Rhipäen.  B.  Ultima  Thide.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  des  Bernsteinhandels.  Programm  des  Gvmnasiums 
zu  Villach.  1894.     XXXII  S.   4». 


27.  Pinsero  N.  La  psicologia  dell'  xxomo  preistorico.  Palermo  Clau- 
sen.     275  S.  8»     3,50  L. 

28.  Dupont  Ar.  La  vie  intellectuelle  des  i)niiulations  ])rimitives. 
Xongres  scientifique'.     VIII  70—92. 

1)  Th»''ories  nouvelles.  —  L'evolution.  —  L'homme  et  Taninial. 
—  2)  Anti(|uite  de  Thonime.  —  Les  conditions  de  l'existence  hu- 
maine  ä  repo(|ue  (juaternaire.  —  3)  L'honnne  (luaternaire.  —  4> 
Primitifs  et  sauvages.  —  5)  Les  premieres  civilisations.  —  6)  Croyan- 
ces  primitives. 

29.  Gummere  F.  B.  Article  ^Mythology'.  Johnson's  Universal  Cy- 
clopaedia  VI  49—50.     New  York. 

30.  Adler  C.  .Museum  Collections  to  illustrate  Keligious  History 
and  Ceremonials.  Report  of  U.  S.  National  I\Iuseum  for  1893 
pj).  755—768.     Washington. 

31.  Dixon  C.  E.    The  Origin  of  Mythology.    Schooi  Review  III  6. 

32.  Menzies  A.  History  of  Religion,  a  Sketch  of  Primitive  Reli- 
gious  Beliefs  and  Practices,  and  of  the  Origin  and  Character  of 
the  great  Systems,     pp.  XIII  438.     New  York  Scribners. 

Treats  (1)  of  the    beginnings   of   religion;    (2)  of  isolated    na- 


Tl.  Indogermanische  Altevtiniiskunde  und  Mythologie.  23 

tional  religions,  Babylon,  Assyria,  China  and  Egypt ;  (3)  of  the  Se- 
niitic  group;  (4)  of  the  Aryan  religions,  Greece,  Rome,  India  and 
Persia;  (5)  of  universal  i-eligion,  Cliristianity. 

33.  Müller  F.  M.  Theosophie  oder  psychologische  Religion.  Gif- 
ford-Vorlesungen, gehalten  vor  der  Universität  Glasgow  im  J. 
1892.  Aus  dem  Engl,  übersetzt  von  M.  Winternitz.  Leipzig  En- 
gelmann,    gr.  8*^.     15  M. 

34.  Darmesteter  J.  The  Supreme  God  in  the  Indo-European  My- 
thology.  In  Selected  Essays  of  Darmesteter,  edited  by  Jastrow, 
pp.  277—310.     Boston  and  New  York  (Houghton,  Miiiflin). 

35.  Regnaud  P.  Les  premieres  formes  de  la  religion  et  de  la  tra- 
dition  dans  ITnde  et  la  Grece.  Paris  Leroux  1894.  XI  u.  518  S. 
gr.  8"J. 

36.  Bartels  M.  Über  Krankheits-Beschwörungen.  Zeitschr.  d.  Ver. 
f.  Yolksk.  V  1-40. 

37.  Sartori  P.  Die  Sitte  der  Alten-  und  Krankentötung.  Globus 
LXVII  107-111,  125-130. 

38.  Stengel  P.  chthonischer  und  Totenkult.  Festschrift  z.  SOjähri- 
gen  Doktorjubiläum,  Ludwig  Friedländer  dargebracht  von  seinen 
Schülern.     Leipzig  Hirzel. 

39.  Cosquin  E.  Les  contes  populaires  et  leur  origine.  Dernior 
etat  de  la  question.     'Congres  scientiüque.'     VIII  248—69. 

"Plus  on  etudiera  de  pres  la  question,  plus  on  recueillera  de 
contes,  surtout  en  Asie,  et  plus  on  reconnaitra  que  la  these  de  l'ori- 
gine  non  seulement  asiatique,  niais  indienne,  de  nos  contes  popu- 
laires est  la  seule  vraie."  Die  LTntersuchung  richtet  sich  mehrfach 
speziell  gegen  die  Theorie  Bediers  (vgl.  Anz.  III  S.  209). 

40.  Compte  rendu  du  troisieme  Congres  scientific|ue  international 
des  Catholiques  tenu  ;Y  Bruxelles  du  3  au  8  Septembre  1894.  Hui- 
tieme  section.  Anthropologie.  Bruxelles  Societe  beige  de  librai- 
rie.     313  S.  gr.  8". 

Leipzig-Gohlis.  Herman  Hirt. 

III.     Arisch. 
A.  Indo-iranlsch^). 

1.  Orientalische  Bibliographie  bearb.  von  Lucian  Scherman, 
her.  von  Ernst  Kuhn.  \I1I.  .Jahrgang  (1894).  Berlin  Reuther  u. 
Reichard.     8^'.     10  M. 

Allaemeines:    S.  51  f.,  217—220.     Indien:    S.  52—70,  220-249. 

Iran:  S.  70—73,  249-254. 


2.  Lorentz  F.    Vokaldehnung  vor  tautosyllabischem  ns  im  Arischen. 
BB.  XXI  173—185. 


1)  In  diesem  und  dem  folgenden  Abschnitte  der  Bibliographie 
sind  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1894  erschienenen  Bücher 
und  Aufsätze  mit  inbegriften. 


24  III.  Arisch.     A.  Iiulo-iraiiisch. 

Die  idg".  Endung-  des  Akk.  Plur.  der  o-,  i-  und  »-Stämme  ist 
-ons,  -ins,  -uns,  da  das  Lit.  mit  seinem  Nebeneinander  von  vilkims 
(Mask.)  und  rankas  (Fem.)  in  demselben  Dialekt  einem  altererbten 
-ans  widerspricht.  Im  Urarischen  wurde  nun  ein  Nasal  vor  tauto- 
syilabiscliem  .s-  bei  gestossenem  Ton  reduziert,  wobei  der  vorher- 
gehende Vokal  (vielleicht  y  ausgenommen)  gedehnt  wurde.  Der 
reduzierte  Nasal  hinderte  dann  nicht  mehr,  dass  das  .s-  durch  die 
AVirkung  eines  voraufgehenden  l,  ü,  r  zu  .<?  wurde.  Daiier  die 
niask.  Endungen  des  Akk.  PL:  ai.  -qs,  -is.  -üj  {-[lii),  av.  -q.s,  -Is,  -üs, 
-ern.s.  Die  fem.  ai.  Pmdungen  -is,  -üs,  -fs  sind  Neubildungen  nach 
dem  Verhältnis  -as  :  -äs. 

3.  Bartholomae  Chr.    Arica  VII.    IF.  V  355—372. 

28)  ai.  ädga-s.  [Vgl.  air.  odh  :  Gdf.  *ozgos.]  29)  gAw.  västräi 
und  Genossen.  [Finale  Dative,  Infinite.]  30)  iAw.  öifranam  Yt. 
13,  104.  31)  jAav.  qourn.zaoOranam^  Yt.  10,  113.  32)  Aw.  Yt.  10, 
142  f.  33)  Aw.  Y.  47,  4  c,  d.  34)  Aw.  Y.  44,  18,  19.  35)  Aw.  osna-, 
äsna-  'nahe'.  [Positiv  zu  nazdi/ah-,  nazdista-.]  36)  jAw.  vardhari)- 
stascit.  [vaidhar9sta-  =  vardhar-  +  stä-  'befindlich'  =  'bekleidet'.] 
37)  jAw.  a&ä-hva.  [Lok.  PI.  'Gefahr',  vgl.  av.  äidis.]  38)  jAw.  zara- 
Jiehis.  [.Sieht  für  zrahehis  ^  ar.  ^zrasi'asls  :  Kompar.  zu  ai.  hrasvä-]. 
39)  Zu  Aw.  Nir.  68.     40)  Aw.  Nir.  107".     41)  Aw.  Nir.  19. 

4.  Müller  Fr.  Ist  ai.  prcchasica  =  avest.  peresanuha  arisch  oder 
indogermanisch?  —  Neupersische,  armenische  und  Pahlawi  Ety- 
mologien.    WZKM.  IX  285-300. 

1)  The  formation  of  the  above  imperative  (cf.  Gk.  q)6pou  qpepeo) 
is  Indo-germanic;  it  belonged  to  the  primitive  speecli.  —  2)  The 
etyniologies  of  some  fifty-four  words,  chiefly  Mod.  Persian,  are  dis- 
cussed. 

5.  Eggers  A.  Der  arische  (indo-iranische)  Gott  Mitra.  Eine  sprach- 
und  religionsgeschichtiiche  Studie.  Diss.  Jurjew  (Dorpat)  1894. 
76  S.  80. 

6.  Jackson  A.  V.  W.  VVeighing  the  soul  in  the  Balance  after  Death 
an  Indian  as  well  as  an  Iranian  Idea.  Extrait  des  Actes  du  X« 
congres  international  des  Orientalistes,  tenu  en  1894  a  Geneve. 
Leyden  P.rill  1895.     S.  67—74. 

7.  Casartelli  L.  C.  An  Indo-Eranian  Parallel.  JRAS.  1895,  S.  202 
—203. 

Eine  iranische  Parallele  zu  der  .IRAS.  1894,  S.  559  von  Mac- 
donell  ül)ersetzten  Stelle  des  Briia()devatä  (vgl.  B  57). 

It.   Indisch. 

1.  Franke  K.  O.  Inder  (bis  zur  Gegenwart).  Jahresb.  f.  Geschichtsw. 
1893,  1  56-88. 

Überblick  über  die  für  die  indische  Geschichtsforschung  in 
Betracht  kommenden  Werke  und  Aufsätze  aus  dem  Jahre  1893  (z. 
T.  noch  1892),  mit  kurzer  Angabe  ihres  Inhalts  und  iiirer  Resultate. 

2.  Gurupüjakaumudi.  Festgabe  zum  fünfzigjährigen  Doktorjubi- 
läum Aibrecht  Weber  dargebracht  von  seinen  Freunden  und 
Schülern.     Leipzig  Harrassowitz  1896.     128  S.  gr.  8i».     10  M. 

Vü-i.  Abt.  I  Nr.  72. 


III.  B.  Indiscli.  25 

ä.  Lanman  C.  R.  Sanskrit  Lano-uage.  Johnsoii's  Universal  Cyelo- 
paedia  Vol.  VII  299-303.     New  York. 

4.  Wackernag'el  J.  Altindische  Grammatik.  I.  Lautlehre.  Göttin- 
g-en  Yandenhoeck  und  Ruprecht  1896.  LXXIX  u.  344  S.  8".  geb. 
10  M. 

5.  Uhlenbeck  C.  C.  Handbocck  der  Indische  klankleer  in  verg-e- 
lijking-  met  die  der  Indog"ermaansche  stamtaal.  Leiden  Blanken- 
berg-  &  Co.  1894.     VIII  u.  101  S.  S«.     1.50  F. 

Rez.  von  J.  S.  Speijer  Museum  11,  Nr.  12. 

6.  Leumann  E.  Rhythmische  Erscheinungen  in  der  vedischen 
Spraclie.     Gurupüjäkaumudi  S.  13 — 16. 

Kürzungen  von  Vokalen  vor  Doppelkonsonanz  und  zwischen 
Längen  vor  einfacher  Konsonanz;  Längungen  zwischen  einfachen 
Konsonanten  und  kurzen  Vokalen . 

7.  Bradke  P.  v.  Über  die  sanskritische  Form  der  Wurzeln  auf  skr. 
-äni  und  -dmi  (mit  dem  'Bindevokal'  i)  vor  einem  Konsonanten, 
wenn  die  Wurzel  den  Akzent  verloren  hat.     IF.  V  266 — 273. 

Bechtel  sucht  in  seiner  Schrift  über  'Die  Hauptprobleme  der 
indog'ermanisclien  Lautlehre'  zu  erweisen,  dass  die  scliwache  Form 
der  Wurzeln  auf  skr.  -chü  und  -dmi  zu  -an  und  -am  geworden  sei. 
Docii  sind  die  meisten  Beispiele  für  -äni  zu  -an  unsicher,  dhvüntd 
'dunkel,  Dunkelheit'  gehört  zu  dhümn  'Rauch'  aus  *dhnmmö-  :  Wz. 
dhrämi.  Durch  die  Thatsachen  erweislich  ist  einzig,  dass  vor  t,  y, 
in  die  schwache  Foi-m  von  skr.  -äni  zu  -ä  wird,  \vix  einem  alten  -Uo- 
Sutiöx  vielleicht  als  -an  erscheint  in  väTicha  :  Wz.  rani.  Zu  den 
Wurzeln  auf  skr.  -dmi  lautet  die  schwache  Form  in  der  Regel  -am, 
doch  s.  skr.  dura  :  griech.  öd|uap,  järd  :  griech.  TO-ißpöc  (IF.  IV  85), 
also   vor  /•  (und  v«,  vg-I.  3.  säman  'Milde'  :  griecli.  duaXöc?)  -ä. 

S.  Roth  R.  Rechtschreibung  im  Veda.  ZDMG.  XLVIII  676—684. 
710  f. 

Fortsetzung  von  ZDMG.  XLVIII  101  ff.;  handelt  über  Fälle 
unregelmässiger  Krasis  und  bringt  eine  Grammatikerstelle  (Nir.  2,  1) 
bei,  die  der  defektiven  Schreibung  {rarnalopa)  Erwähnung  thut. 

9.  Breal  M.  Formes  analogiques.  Sanskrit  mafsakhi.  Mem.  soc. 
ling.  VITI  478. 

10.  Johansson  K.  F.    Über  sskr.  adbln/äs,  adbhis.     IF.  IV  134  —  146. 

J.  ftndet  in  den  idg.  Sprachen  nel)en  dem  idg\  Stamm  ö]>-  9p- 
""Wasser'  noch  eine  ^-Erweiterung  dessen)en  Öp{e)d-,  <)p{e)d-  (griech. 
Flussname  'Atti6ix)v,  lat.  amnis,  air.  abann,  ai.  (d)da  'Jahr'  u.  a.). 
Von  diesem  Stamme  (ar.  abd-)  musste  der  Dat.  Abi.  Instr.  Plur. 
adbhi/äs,  adbhis  lauten.  Der  Sieg  der  <^/-Form  in  diesen  Kasus 
erklärt  sich  Aielleicht  durcli  die  Analogie  von  *napsii  :  nädbhi/as, 
nddbhis  (zu  napät-,  napt-  'Enkel'),  vielleicht  durch  gleichlautende 
Formen  zu  einem  idg\  *nepöt  'Wasser'  (in  ai.  Apäni  napät,  lat. 
.Nepfuniis.  griech.  veirobec  'Robben'?,  av.  uitpta-  'feucht'). 

11.  Bloomfield  M.  Contributions  tu  tlie  Interpretation  of  tlic  Veda. 
Sixth  Series.  Nr.  3:  On  certain  aorlsts  in  äi  in  the  Veda.  ZDMG. 
XLVIII  574-578. 

Der  Flexionstypus  djäisam  djäis  äjäit.  der  aus  einer  äkeren 
Flexion  djäiijiam  djäis  äjäis-  (vgl.  RV.  IX  72,  5)  umgebildet  worden 
ist,    ist    aus    dem    sigmatischen  Aorist    von  Wurzeln   auf  idg.  ?    er- 


26  III.  B.  Indisch. 

Avaclison  luid  liat  orsr  auf  indischem  (rcsp.  arischem)  Boden  umi 
sich  <reoriflen,  indem  liier  auch  die  zweisilbigen  Wurzeln  auf  -l  = 
idg.  9  =  europ.  ä  (\gl.  ai.  äsl-s  =  lat.  erä-s  =  idg.  Psii-s)  ein  Pril- 
tcritum  nach  jenem  urs])rachlichen  Typus  bildeten,  z.  B.  (hjrahäi- 
sam,  saräis,  ä.saräit.  Für  ai.  i  =  idg.  5  neben  ai.  /  =  idg.  .?  vgl.. 
noch  die  schwachen  Formen  der  ai.  Wurzeln  auf  -d,  z.  ß.  ja-hl- 
fam  :  Wz.  hä. 

12.  Schmidt  Joh.    Die  erste  Person  Singularis  medii  des  umschrie- 
benen Futurs  im  Sanskrit.     Guru])üjäkanmudl  S.  17—18. 

Das  Medium  *kartähe  (belegt  yashi/te,  darsayitähe)  wurde 
zu  dem  als  ein  Wort  empfundenen  kartaham  {=  karfa  äham 
neben  kartä.wii)  gebildet,  da  ein  kartäse  mit  der  2.  Sg.  Med.  zu- 
sammenfiel. 

I?).  Böhtlingk  O.    Die  erste  Person  Sing.  Medii  des  umschriebenen 
Futurs  im  Sanskrit.     IF.  VI  342  f.  (1896). 

Gegen  Joh.  Schmidts  vorangehende  Erklärung"  von  yastä-he 
Taitt.  .\r.  1,11,4.  B.  hält  seine  frühere  Erklärung,  wonach -/«e  dem 
Einfli;ss  von  Du.  -svahe  PI.  -.smahe  zuzuschreiben  sei,  für  glaubhafter 
als  die  Schmidts. 

14.  Jacobi  H.    Die   Inversion    \on  Subjekt    und    Prädikat    im  Indi- 
schen.    IF.  V  335—338. 

Die  Inver.sion  wird  erst  in  der  nachvedischen  Prosa  häufiger. 
Per  ungeschickte  und  der  künstlidie  'papierne'  Stil  meidet  sie,  der 
natürliche  und  kunstvolle  lässt  sie  zu  als  ein  Mittel  den  Ausdruck 
zu  beleben. 

l.ö.  Hillebrandt  A.    Wurzel  asfh  im  Sanskrit.     IF.  V  388-389. 

Die  durcli  den  Aorist  ästhmn  in  der  vedischen  Litteratur  be- 
legte Wurzel  asth  'vernichten,  bezwingen'  gehört  zu  griech.  4'c6u), 
bedeutete  also  urs[)r.  'verzehren'. 

1(5.  Ludwig  A.    ITber    den   Namen    der    alten    linksläufigen    Schrift 
der  Inder.     Gurupüjäkaumudi  S.  68—71. 

Der  Name  der  alten  linksläufigen  Schrift  der  Inder,  die  zu 
ältest  in  zwei  Asokainschriften  verwendet  wixrde,  kharoffhl  (Päli) 
oder  kharostht  (Skr.)  geht  auf  eine  aramäische  Form  harütthä  zu- 
rück, die  ai.  zu  kluiroffha  wurde  und  als  ein  Päliwort  khara -\- ottha 
(=  skr.  osfha)  'ICselslippe'  gedeutet  wurde. 

17.  Uhlenbeck  C.  C.    De   etymologie    van   Skr.   ränara.      Tijdschr. 
v.  Nederl.  Taal-  en  Letteriaxnde  XIII  (N.  F.  V)  210-213. 

kapi  urspr.  nicht  'Affe',  sondern  'fuchsrot',  davon  kajiila 
'bräunlich,  rot',  marka,  markata  urspr.  'dunkel',  vgl.  ai.  1.  marka, 
slav.  mntkh  'Finsternis'  usw.  ränara  urspr.  'zum  Wald  gehörend, 
den  Wald  bewohnend',  von  ranar  (in  rtniarya,  ranarsad,  ranarja 
vorliegend). 

18.  Macdonell  A.    Skr.    ränara   und    verwandtes.     KZ.  XX.WI  292 

— 29(;. 

Kommt  2U  demselben  Kesultat  wie  Uhlenbeck  (s.  vorhergeh. 
Nr.),  ohne  dessen  Aufsatz  zu  kennen,  runasjuifi  aus  vänar-jn'di, 
wi<'  jiräfastäna  aus  prätar-täna,  räthaspäti  aus  rathar-päti  (vgl. 
rath(ir-yä-fi). 

19.  Till-   Rig  Veda  Samhita.     With    the   Sarvanukrama    given    at 


in.  B.  Indisch,  27 

the  beg-inning-  ot'  eaoh  chapter  and  the  Suktaniikrania  at  tlie  be- 
g-inning-  of  each  Aniiwaka.  2.  ed.  Bombay.  Qiiev  S'^.  Leipzig  Har- 
rassowitz  10  M. 

20.  Saunakas  Prätisäkhya  of  the  Rigveda,  Avitli  tlie  conimentaiy 
of  Uvatta.  Ed.  and  annotated  by  Pandit  Yugalakisora  Vyäsa.- 
Fasc.  I."Benare.s  S.  S.  Nr.  48.  1894. 

21.  Upalekhasütram  (rgvedasya)  sinakäcäryasisyona  kenacinma- 
hrunuiiinä  iiroktam.     Usä  IT  Heft  11,  12. 

22.  Säma  Veda  Samhitä  ed.  by  Rajani  Känta  Saiinä.  Part  L- 
Calcutta,  Samartha  Kosh  Office  1894.     60  S.  8  ^\     8  A. 

23.  The  Sailhitä  of  the  Black  Yajur  Veda,  with  the  commenta  ry 
of  Mädhava  Achärya.  Ed.  by  Pandit  Satyavrata  Sämasrami, 
Fa.sc.  3(;-3s.     Bibl.'^Ind.  No.  704,  843,  859. 

24.  Väjasaneya  Sanhitä  Pada,  or  the  Väjasaneya  text  of  the 
White  Yajurveda  ed.  by  Vallabhräm  Kalyänji  Shnkla.  Bombay 
Tukäräm  Tätyä  1894.     540  S.  8«. 

25.  Kätyäyana's  Sarväniikraniasiitra,s  of  the  White  Yajur  Veda, 
Avith  the  commentary  of  Yäjüikänantadeva.  Ed.  and  annotated 
by  Pandit  Yugalakisora  Päthaka.  Pasc.  II— IIT.  Benares  No.  47 
u.  49.  '  i893  u.  1894. 

26.  Atharvavedasamhitä.  With  the  commentary  of  .Säyanücärya. 
Ed.  by  Shankar  Pändurang  Pandit.  Vol.  1-2.  Bombay.  Jc  796  S. 
4".     Leipzig  Harrassowitz  40  M. 

27.  The  Aitareya  Brähmana,  of  the  Rig:-Veda,  with  the  commen- 
tary of  Säyana  Achärya.  Edited  by  Pandit  Satyavrata  Sänia- 
srami.     VoL  L  Fase.  1—4.     Bibl.  Ind!  Nr.  847,  849,"  850,  852. 

28.  The  Aitareya  Brähmana  of  the  Rig-  Veda,  carefully  corrected 
by  comparing  with  many  manuscripts  by  Mahamahopadhyaya 
Rajaram  Shastri  Bodas.  Bombay.  (,)uer  8^.  Leipzig  Harrasso- 
Avitz  6  :\I. 

29.  Oertel  H.  The  Jäiminiya  or  Talavakära  Upanisad  Brähmana ^ 
Text,  Translation  and  Notes.     JAOS.  XVI  79—260. 

Rez.  V.  S.  Konow  DLZ.  1895,  Sp.  259-62. 

30.  Sämavidhänabrähmanam.  [Ed.  mit  Konnnentar  des  Säyana]. 
U.sä  II  Heft  9.  10. 

31.  The  Taittiriya  Brähman  portion  of  the  dark  or  black  Yajur- 
veda. Ed.  by  Uddhav  Shästri  Ainäpure.  Bombay  Gopäl  Näräyaii 
&  Co.  1894.  ^  226  Bl.  8».     2  Rs.  8  A. 

32.  The  Srauta  Sütra  of  Sankhäyana.  Ed.  by  A.  Hillcbrandtr 
Vol.  III,  Fase.  3.     Bibl.  Ind.  Xr.  S.-j3. 

33.  Apastamba.  Aphorisms  of  the  sacred  law  of  the  Hindus,  ed.. 
with  extracts  from  the  commentary  by  G.  Büiiler;  2.  revis.  ed. 
Part  II.  Conlaining-  the  extracts  from  the  Sanskrit  commentary 
of  Haradatta,  called  Ujjvala,  together  with  a  verbal  index  to  the 
Sütras,  by  Th.  Bloch.  Bombay  S.  S.  Nr.  50.  1894.  163  S.  8^.  Har- 
rassowitz 5  M. 


28  III.  B.  Indisch. 

34.  Thibaut  (r.   On  some  recent  attemps  to  deterinine  the  aiitiquity 
of  vedic  c'ivilization.     Ind.  Ant.  XXIV  85—100. 

Gegen  Jacobi,  Festgruss  an  Roth  68  ff.,  Gott.  Nachr.  1894. 
S.  100  ff.  und  Tilak  The  Orion  usw.  —  Taitt.  S.  VII  4,  8  und  die 
fast  g-leiche  Stelle  Tändya  Br.  V  9  lassen  sich  auch  bei  der  An- 
nahme, dass  das  Wintersolstiz  zu  ihrer  Abt'assung-szeit  dasselbe 
war  wie  im  Kausitaki  Br.  und  Jyotisa  Vedäüga  (Neumond  in  Sra- 
vi.sthä,  der  dem  Vollmond  in  Maghä  vorausgeht)  und  nicht  in  Phal- 
guni  fiel  Avie  c.  2500  v.  Chr.,  befriedigend  erklären.  Das  garäm- 
ayaiiK  beginnt  mit  dem  Phälguna -Vollmond  als  dem  Anfang  der 
Jalireszeiten  mit  dem  Frühling  an  der  Spitze;  mit  dem  CaitrivoU- 
mond  als  dem  ersten  in  der  ausgeprägt  warmen  Zeit  nach  dem 
AVinter.  Das  Märgasirädij'ahr  ist  das  sardd-Jnhr  derjenigen,  die 
als  Frühling'sanfang"  den  Caitrivollmond  ansetzten;  das  Kärttikädi- 
jahr  vielleicht  das  mrad-,]{\hr  der  anderen  Richtung.  Doch  kann 
es  auch  dadurch  entstanden  sein,  dass  bei  der  jungen  Kaleuder- 
reform  die  Atiuinoktien  Beachtung  fanden  und  damals  das  Herbst- 
-äcjuinox  in  Krttikä  (10^  von  Bharanl  entfernt)  fiel.  RV.  X  85,  13 
besagt,  dass  die  Vorbereitungen  zur  Hochzeit  im  Mägha  begonnen 
werden,  dem  letzten  Monat  des  Jahres.  Der  Beginn  des  Schuljahrs 
mit  dem  Srävanavollmond  ist  der  Beginn  der  Regenzeit  desjenigen 
Jahres,  das  mit  dem  Caitrivollmond  anfängt,  utfaräi/dtja  und  dak- 
>ii»di/ana  bezeichnen  die  Perioden  zwischen  den  Solstitien  (gegen 
Ti'laio. 

35.  Oldenberg  H.    Der  vedische  Kalender  und  das  Alter  des  Veda. 
ZD.MG.  XLVIII  629-648. 

Gegen  Jacobi  Festgr.  an  Roth  68  ff",  und  Gott.  Nachr.  1894 
S.  106  ff.,  unabhängig  von  Thibauts  vorhergenanntem  Aufsatz.  — 
Die  Naksatrarcihe  wird  bei  den  alten  Indern  nur  zum  iMond  in 
Beziehung'  gesetzt.  Die  Kenntnis  der  Solstitien. ergiebt  sich  schon 
aus  ihrer  Lage  nacii  Norden  und  Süden.  Die  Äquinoktien  fanden 
erst  unter  griechischem  Eintiuss  Beachtung.  Die  Teilung  des  Nak- 
satrakreises  in  eine  nördliche  und  südliche  Hälfte  (Taitt.  Br.  I  5, 
2,  6  f.)  erfordert  nicht  Genauigkeit.  So  ist,  wenn  der  nördliche 
Teil  mit  den  Krttikäs  (PIejaden)  beginnt,  nicht  nötig,  dass  die  Krtti- 
käs  wirklicii  noch  genau  im  Westen  lagen  wie  c.  2500  v.  Chr.  Sie 
blieben  der  Anfang  der  Naksatrarcihe  wie  vorher,  zumal  sie  ein 
sehr  charakteristisches  Sternbild  sind.  Damit  wird  das  Kärttikädi- 
und  Margasirädijahr  für  Jacobis  Ansicht  lieweislos.  Die  Angal)en 
der  Brähmanas,  der  Jahresanfang  sei  der  Frühling  und  der  Jahres- 
anfang sei  der  Phälgunavollmond,  sind  identisch;  der  Phälguna- 
volimond  l)ezieht  sich  also  nicht  auf  das  Wintersolstiz,  was  nur  für 
c.  2500  V.  Chr.  zutreffen  würde.  Wenn  daneben  der  Caitrivollmond 
eingegeben  wird,  wi(i  neben  dem  Anfang  der  Regenzeit  mit  dem 
A.sädhavollmond  der  mit  Srävani,  so  beruht  dies  eben  auf  dem 
Schwanken  dieser  Punkte  innerhalb  der  Monatsreihe.  Um  SOO  v. 
Chr.  ist  der  Phälgunavollmond,  auf  den  1.  oder  2.  Februar  fallend, 
ein  sehr  passender  Termin  für  den  nordindischen  Frühlingsanfang. 
—  Der  Beginn  des  Schuljahrs  ist  keineswegs  auf  die  Regenzeit 
festgesetzt,  sondern  so  schwankend,  dass  er  nicht  auf  astronomischen 
Thatsachen  beruhen  kann.  —  Taitt.  S.  VII  4,  8  (Pancavinisa  Br.  V 
■9)  ist  ebei)sowenig  durch  Präzession  und  Veränderungen,  welche 
-diese  wäiu-end  eines  Zeitraumes  mehrerer  Jahrtausende  dem  Stei'- 
nenhimmel  nntgeteilt  hat,  zu  deuten.  Es  erklärt  sich  aufs  einfachste 
durch  das  Hin-  und  Hergehen  «ler  Meinungen  der  indischen  Theo- 
Joyen,    um    die    mvstische  Kraft    der    kalendarischen    Elemente    für 


I 


III.  B.  Indisch.  29 

ihre  Eiten  an.szixiuitzen.  Auch  Kaus.  Br.  XIX  3  ist  nicht  zu  ver- 
werten. —  RV.  VII  108,  9  bezeichnet  dvädasa  ''zwülftcilig'',  wie  ekä- 
dasa  'elfteihg-'.  RV.  X  8ö,  9  ist  von  der  Hoclizeit  der  Sonnenjung- 
t'rau  mit  dem  ]Monde  in  Arjuni  (d.  i.  Phalg'uni)  die  Rede.  Das  Motiv 
ist  nicht  astronomischer,  sondern  astrologischer  Natur.  Auch  für 
die  irdische  Hochzeit  wurden  die  Phalg-unis  (d.  h.  die  Tage,  an  denen 
der  iMond  in  Phalgunl  stand)  als  besonders  heilbringend  betrachtet. 
Es  ist  also  nicht  von  einem  Jahresanfang  mit  der  Sommersonnen- 
wende in  Phalgunl  die  Rede,  was  c.  für  2500  v.  Chr.  zutreffen  würde. 

36.  Jacobi   H.    Der    vedisclie   Kalender    und    das    Alter    des    Veda, 
ZD.MG.  IL  218-230. 

Entgegnung  auf  den  vorhergenannten  Aufsatz,  wobei  auch 
Whitneys  Bemerkungen  Proc.  AUS.  1894  LXXXII— XCIV  zur  Sprache 
kommen,  während  Thibauts  ebengenannter  Aufsatz  (Nr.  34)  J.  noch 
nicht  vorlag.  Oldenbergs  Notiz  über  die  Solstitien  missverstehend 
betont  J.  zimächst,  dass  die  Inder  zur  Kenntnis  derselben  nur 
durch  thatsächliche  Beobachtung  des  Ganges  der  Sonne  unter 
den  Gestirnen  gekommen  sein  könnten,  vgl.  die  schwierigen  astro- 
nomischen Bestinunungeu  Taitt.  Br.J  ö,  2,  1.  Aus  der  Kenntnis 
der  Solstitien  ergebe  sich  die  der  Äquinoktien,  was  auch  durch 
Taitt.  Br.  I  5,  2,  6  f.  erwiesen  werde,  wo  die  Naksatra  in  devana- 
ksatra  (Krttikäs  bis  Visäkhe)  und  yamanaksafra  (Anuvädhäs  bis 
Bharani)  eingeteilt  werden.  Die  Götter  haben  ihren  Sitz  im  Nor- 
den, Yama  x;nd  die  Dämonen  im  Süden;  also  ständen  die  Krttikäs 
im  Frühlingsäquinox  (das  stimmte  c.  2500  v.  Chr.).  I'Jnem  Früh- 
lingsäquinox  in  Krttikäs  entspricht  das  Kärttikädijahr.  Da  dieses 
neben  einem  älteren  Märgasirädijahr  steht  und  Kärttika  dem  Mär- 
gasira  unmittelbar  vorausgeht,  läge  eine  Kalenderkorrektion  vor; 
das  Märgasirädijahr  habe  also  auch  mit  dem  Herbstäijuinox  begon- 
nen, was  geg'en  4500  v.  Chr.  der  Wirklichkeit  entsprach.  Der  Be- 
ginn des  Schuljahrs  der  Sämavedisten  im  Prau.sthajjada,  einen  Mo- 
nat später  als  die  andern,  weise  auf  eine  Zeit,  als  in  diesem  Monate 
die  Regenzeit  begann  (das  war  c.  4500  v.  Cln-.  der  Fall).  Mit  der 
vedischen  Angabe,  dass  der  PhälgunavoUmond  den  Anfang  des 
Jahres  bilde,  kombiniert  Oldenberg  die  andre,  dass  der  Frühling" 
die  erste  Jahreszeit  sei.  Bei  der  Annahme  von  0  Jahreszeiten 
Avürde  dann  erst  geg'en  GOO  v.  Clir.  der  Anfang  des  Frühlings  durcli 
den  Vollmond  in  Phäiguna  richtig  bestimmt  (das  Alter  der  Texte 
also  zu  sehr  herabgemindert)  werden.  Darum  nimmt  Oldenberg" 
5  rtu  an;  dann  würde  der  Beginn  des  Vasanta  auf  den  26.  Jan. 
bzw.  1.  bis  2.  Febr.  fallen,  wo  aber  im  Gangesland  noch  kalte  Jah- 
reszeit herrsche.  Das  widerspräche  Oldenbergs  Theorie,  desglei- 
chen die  Cäturmäsya-Feier;  die  in  den  Texten  erwähnten  5  rtu 
seien  auch  nicht  auf  5  gleiche  Teile  des  Jahres  zu  beziehen.  Phäi- 
guna sei  also  nicht  deshall)  der  erste  Monat  des  Jahres,  weil  mit 
ihm  der  Vasanta  beg"onnen  habe,  bliebe  also  nur  der  Grund  ülirigv 
dass  er  in  einer  frühen  Periode  (c.  4500—2500  v.  Chr.)  nn't  dem 
Wintersolstiz  l)egann.  ;\Iit  Vasanta  beginne  nur  die  Aufzählung- 
der  Jahreszeiten,  nicht  das  Kalenderjahr.  RV.  X  H'^,  13  handele  es 
sich  um  die  Sommersonnenwende  in  Phalguni  (was  für  c.  2500  v. 
Chr.  richtig  war);  erst  später  seien  sie  auf  den  Mond  bezogen  wor- 
den, da  die  Hochzeit  der  Sonnenjungfrau  vorbildlich  für  die  irdi- 
schen Hochzeiten  war,  diese  aber  nicht  alle  auf  einen  Tag  im 
Jahre  verschoben  Averden  konnten.  Von  einem  unbew(>glichen  Stern 
(dhruva),  einem  Polarstern  also,  den  nach  dem  Grhyasütra  der 
Bräutiii'am    der  Braut    am   Abend    der   Hochzeit    zeiu'en   soll,     kann 


.io  III.  B.  Indisch. 

nur  c.  2800  v.  Chr.  die  Rede  sein.  Alle  Punkte  zusammengenom- 
men  erweisen  vunsomehr  für  die  R2'veda]»erinde  •  die  Zeit  von  c. 
4500— 2r)00  V.  Chr.,  an  die  sich  die  IJrälnuaiia-Periode  schliesst.  — 
Beiliiufis"  wird  noch  Oldenberü's  Ansicht  ahlehnend  besprochen,  der 
vedische  Monat  reiche  von  Neumond  zu  Neumond.  Dau'eg'en  spreche 
die  Benennung  der  Monate  nach  dem  Vollmond  und  der  Anfang 
des  Jahres  mit  dem  Vollmonde  de.s  Phälyuna. 

37.  Oldenberg  H.    Noch    einmal    der    vedische   Kalender    und    das 
Alter  des  \'e(la.     ZDMG.  IL  470—480. 

Entgegnung  auf  den  vorausgehenden  Aufsatz.  Taitt.  Br.  I  5,  2, 
1  ist  anders  zu  übersetzen.  Die  vedischen  Inder  haben  wohl  die 
»Solstitien  beachtet,  aber  keinesAvegs  die  Lage  der  Solstitialpunkte 
in  der  Naksatrareihe  gekannt.  Durch  die  Kenntnis  der  Solstitien 
luuss  mau  auch  nicht  zur  Kenntnis  der  Äquinoktien  gelangen; 
von  ihnen  ist  auch  nirgends  die  Rede,  auch  nicht  Taitt.  Br.  I  5.  2, 
6  f.  Das  Kärttikädijahr  kann  sich  erst  sekundär  entwickelt  haben, 
als  die  Krttikäs  einmal  den  Anfang  der  Naksatrareihe  bildeten 
(und  zwar  nicht  aus  dem  Grunde,  dass  in  sie  zu  einer  gewissen 
Zeit  das  Frühlingsäquinox  fiel).  Auch  das  Märgasirädi.jahr  werde 
durch  nichts  als  ein  den  Verhältnissen  eines  älteren  Zeitalters  ent- 
sjjrechendes  A(|uiva]ent  des  Kärttikädijahr  erwiesen,  da  noch  viele 
andere  Ursachen  für  jenes  möglich  wären.  Nur  in  einem  Teil  der 
vedischen  Zeugnisse  werde  der  Anfang  des  Schul.jahrs  mit  der  Re- 
genzeit bezw.  dem  Erwachsen  der  frischen  Vegetation  in  Verbin- 
dung .gesetzt,  wohl  um  durch  zurückgezogenes  Leben  das  Zertre- 
ten des  .iungen  Ptlanzenwuchses  zu  vermeiden:  wo  Srävana  als 
Anfang  fungiere,  sei  es  wegen  seines  Namens  (vgl.  ,sri(fi).  So 
nimmt  O.  stillschweigend  an,  dass  auch  der  Schviljahrsanfang  der 
Sämavedisten  einen  andern  Grund  als  den  astronomischen  habe. 
Wenn  von  einem  Jahresanfang  mit  Phälguna  neben  einem  andern 
Jahresanfang  (nicht  Anfang  der  Jahreszeiten!)  mit  Vasanta 
die  Rede  ist,  so  müssen  Phälguna  und  Vasanta  gleichgesetzt  wer- 
den. Das  erste  der  drei  Cäturmäsyafeste,  der  Feste  der  Jahreszei- 
tenanfänge,  fällt  in  den  Phälgunivollmond,  das  zweite  bezieht  sich 
deutlich  auf  den  Beginn  der  Regenzeit;  also  kann  Phälguna  nichts 
anders  als  der  Frühlingsanfang  sein.  Und  wenn  600  v.  Chr.  der 
Frühlingsanfang  durch  Phälguna  richtig  bestimmt  wird,  so  auch 
800  V.  Chi'.,  da  dann  das  entsjn-echende  Datum  nur  etwa  3  bis  4 
Ta<ie  früher  fällt.  Im  Februar  beginnt  die  warme  Zeit  (vgl.  Thi- 
baut  Ind.  Ant.  189ö  S.  91.  Blanford,  Climates  and  weather  of  India 
S.  129).  —  Der  vedische  Monat  wird  von  Neumond  zu  Neumond 
gerechnet.  Wenn  Jacobi  meint,  dass  man  ohne  den  Vollmond  gar 
nicht  wissen  konnt(!,  in  welchem  Monate  man  sich  ül)erhau])t  be- 
fand, da  die  Schaltmonate  die  regelmässige  Monatsreihe  diu'ch- 
brachen,  so  ist  dem  namentlich  zu  erwidern,  dass  der  Schaltmonat 
ausdrücklich  als  der  böse,  ungewisse  usw.  bezeichnet  wird.  —  RV. 
X  8."),  l.'i  ist  nur  von  der  Konjunktion  des  Mondes  mit  den  Arju- 
nis  die  Rede;  in  den  Ritualte.xten  und  im  Räniävana  gilt  diese  als 
geeignet  lur  die  Hochzeit.  —  Schliesslich  bespricht  (>.  noch  Bühler 
Ind.  Ant.  1894,  S.  24(j  tt'.,  der  aus  den  Angaben  der  Asokainschrif- 
ten  in  Südindien  und  den  ebenda  entstandenen  .Sütrenschulen  auf 
ein((  vollständige  Brahmanisierung  dieser  weiten  Gebiete  schliesst 
und  dann  wegen  der  hierzu  erforderlichen  Zeit  die  vedische  Periode 
in  ältere  Z(!it  liinaufrückt.  Erstens  kann  die  l)rahmanische  Kultur 
nur  in  Enklaven  nach  Süden  vorgedrungen  sein;  zweitens  sind 
wahrscheinlich   neben    und   \or  den    r^\ cdischen   Völkern  andere  in 


III.  B.  Indisch.  31 

Indien  eing-edrung-en  und  haben  so  den  nachdring-enden  Völker- 
schaften die  Unterwerfung  der  weiten  Gebiete  erleichtert.  Die  Fig'ur 
des  Pärsva,  eines  Vorgängers  des  Jainalehrers  ]Mahävira,  können 
wir  uns  wohl  an  der  Grenze  der  Brähuianaperiode  denken. 

38.  Dikshit  S.  B.    The  age   of  the  Satajiatha  Brahmana.     Ind.  Ant. 
XXIV  245—24(3. 

Satapathabr.  II  1,  2  werden  die  Krttikäs  als  solche  geschil- 
dert, die  g-egenüber  den  andern  Naksatras  nicht  aou  der  östlichen 
Eichtung  abgehen.  Sie  müssen  also  zur  Zeit  der  Abfassung  der 
Stelle  am  Äquator  g-estanden  haben.  Das  war  c.  3000  v.  Chr.  der 
Fall  1). 

39.  Hillebrandt   A.    Vedainterpretation.     Breslau    Koebner.     21  S. 
80.     1,20  M. 

Bespricht    als    Antwort    auf   Pisehel  ZD:\IG.  XLVHT  701—702 


1)  Bei  dieser  Geleg-enheit  sei  mir  gestattet  die  Resultate  der 
bisherigen  Aufsätze  über  die  augenblicklich  im  Zentrum  der  indi- 
schen Studien  stehenden  Frage  nach  dem  Alter  der  Vedenperiode 
auf  Grund  kalendarischer  Ang-aben  so,  wie  es  mir  scheint,  kvirz  an- 
ziigeben.  Für  Jacobi  könnte  nach  Widerleg'ung"  seiner  Ansicht 
über  die  Schuljahrsanfäng'e,  den  Jahresanfang-  mit  Phälg'una  und 
EV.  X  85,  13  nur  noch  die  Thatsache  sprechen,  dass  die  Naksatra- 
reihe  mit  Krttikäs  beginnt,  dass  es  ein  Kärttikädijahr  güebt  und 
daneben  Spuren  eines  Märg-asirädijahres.  (Die  Anschauung-  vom 
dhrura  kann  alt  sein  und  sich  traditionsmässig"  fortgepflanzt  haben, 
was  gerade  bei  Heiratsg'ebräuchen  keinen  Anstoss  erregen  sollte.) 
Zugegeben,  dass  das  Kärttikädijalir  zu  einer  Zeit  entstand,  als  das 
Frühiingsäquinox  in  Krttikäs  fiel,  und  dass  es  eine  Korrektion  eines 
alteren  Märgasirädijahres  ist,  so  folgt  daraus  doch  nichts  über  die 
g-enauere  Abfassungszeit  der  Litteratur,  in  der  diese  für  die  Zeit 
4500 — 2500  bzAv.  2500 — 500  v.  Chr.  einigermassen  passenden 
und  traditionell  noch  weiter  fortgepflanzten  Kalenderangaben  sich 
linden.  Selbst  eine  höhere  Kultur  der  Inder  zu  jener  Zeit  wird 
dadurch  nicht  erwiesen;  denn  eine  genaue  Beobachtung  des  Him- 
mels ist  einem  Naturvolke  zuzutrauen.  Aber  die  Eichtigkeit  jener 
Kombination  ist  durchaus  nicht  ül)er  allen  Zweifel  erhaben.  Nach 
Oldenberg  ZDMG.  IL  471  ff.  kann  das  Kärttikädijahr  eine  sekun- 
däre Schöpfung  nach  dem  Anfange  der  Naksatrareihe  mit  Krttikäs 
sein,  wie  auch  diese  selbst  nicht  deshalb  von  den  Indern  an  den 
Anfang  der  Naksatrareihe  gestellt  zu  sein  brauchen,  weil  in  sie  zu 
irgend  einer  Zeit  das  Frühiingsäquinox  fiel  (vgl.  auch  Thibaut  1.  c). 
Vielmehr  ist  die  Möglichkeit  im  Auge  zu  behalten,  dass  die  Na- 
ksatras nicht  indischen  Urs])rungs  sind,  was,  wie  ich  glaube  (trotz 
Thibaut  JASB.  LXIII,  Part  I,  S.  144—163,  s.  unten),  das  wahrschein- 
lichste ist,  und  ihre  Eeihenfolge  derjenigen  bei  dem  fremden  Volk 
entspricht.  Dem  Märgasirädijahre  gegenüber  liezeichnet  somit  das 
Kärttikädijahr  keine  Korrektion:  auch  dieses  ist  andern  Ursprungs 
als  Jacobi  will  (vgl.  Thibaut  1.  c).  Hieraus  folgt,  dass  jene  von 
Jacobi  zur  Enqiorrückung  der  Vedeni)eriode  in  frühere  Zeit  ver- 
wandten Kalenderdaten  wahrscheinlich  in  viel  späterer  Zeit  ent- 
standen sind  (etwa  um  1000  v.  Chr.).  und  dass  die  Kultur  der  Inder 
damals  nicht  einmal  so  weit  vorgesclnitten  gewesen  zu  sein  braucht, 
dass  sie  die  Ä(|Uinoktien  kannten  und  die  Beziehungen  dieser  und 
der  Koluren  zu  den  Nak.satras.  ^  Dikshits  Notiz  1.  c.  bedarf  noch 
der  näheren  Prüfung  von  berufenerer  Seite. 


32  TU.  B.  Indisch. 

(Nr.  50)    dessen  Methode    der   Vedaerkläruno-    an    einer   Reihe    von 
Beisiiielon  an.s  den  'Vedischen  Studien'  ablehnend. 

40.  Bloomfield  M.    Contributions  to  the  interpretation  of  tiie  Veda. 
JA  OS.  XVI  1-42. 

1.  The   Jeg'end    of  Sonia  and    the  Ea^-le.     2.  On   the  g'rou})  of 

Vedic  words    endin<i'   in  -pifrd  {sapiträ,   prajnfvd,    ahhijnträ,    apa- 

])itr('i).     [Enthahen  al.s  zweiten  Konipo-sitionsteil    eine  Ableitimg-  des- 
Wortes pifit  'Trank'.) 

41.  Bloomfield  M.    Contributions  to  the  interpretation  of  the  ^'eda. 
Sixth  Series.     ZDMG.  XLVIII  Ö41— 579. 

T.  The  legend  of  Mudgala  and  Mudgaläni  (S.  541—5(35.  Ad- 
denda  S.  579).  Geldners  P^rklarung-  von  KV.  X  102  in  den  Vedi- 
schen  Studien  II  1  ff.  wird  zurückfiewiesen,  ebenso  die  v.  Bradkes 
in  ZÜM(t.  XLVI  445  ff'.  Es  liandelt  sich  nach  Bloomfield  nicht  um 
ein  Wettrennen,  sondern  um  einen  Kampf.  Mudg-ala  und  Mudga- 
Ifini  {=  Indrasenäl  sind  die  männliche  und  weibliche  Personifika- 
tion der  Waffe  Indras;  der  risahha  istlndra;  driuihana  =  ''mi\vn.n\^v' 
(^  Icüta,  mitdgara).  Im  übrigen  bekennt  Vf.:  'T  have  not  succee- 
ded  in  reconstructing-  either  the  exact  Situation  from  which  these 
lines  have  sprung-,  or  their  meaning-  stanza  by  stanza."  —  2.  On, 
the  meaning's  of  the  Avord  .susma  (S.  505-574).  Es  bedeutet  'lig-ht- 
ning",  fire',  übertrag-en  *vig-or,  force'  und  gehört  vielleicht  zur  Wz. 
.sus  'trocken  sein'.  Selten  als  Adjektivum.  —  3.  On  certain  aorists 
in  üi  in  the  Veda  (S.  574—578).     Siehe  oben  Nr.  11. 

42.  Foy  W.    Vedische  Beiträge.     KZ.  XXXIV  224-283. 

1)  RV.  III  38.  2)  RV.  X  74.  [Dabei  eine  kurze  Behandlung- 
der  e-Infinitive,  wie  stuse.]  3)  Die  Wurzeln  varj  und  ihre  Ablei- 
tung-en  im  Veda.  [varj  1)  'umleg-en,  niederlegen,  hinlegen,  zu  Bo- 
den leg'en,  zu  Boden  strecken',  2)  'hemmen,  abfangen',  vrjdna  1) 
'krumm,  ränkevoll',  2)  'Hürde,  Wehr,  umfriedigter  Platz',  3)  'Opfer- 
veranstaltung', Opfer'  :  idg-.  W^z.  ijery  'wirken'.]  4)  Zur  Stellung-  der 
Verg-leichspartikeln  und  zur  Konstruktion  bei  Vergleichen.  5)  RV. 
I  173.  0)  Miszellen:  1.  RV.  II  27,  16.  2.  sünüve  RV.  I  59,  4.  127',  5. 
III  1.  12.     3.  RV.  VII  Ö2,  6.  —  Dazu  ausführliche "indices. 

43.  Bechtel  F.    Vedica.     Gott.  Nachr.  1894  S.  392—402. 

1.  ci-jana  (RV.  I  48,  5)  'Dorf.  2.  crä  'Haufen,  Truppe'  :  g"e- 
g:en  Pischel  Ved.  Stud.  II  121  ff".,  der  es  als  'Weib'  erklärt.  3.  an- 
J!j  (h'ikte  :  anjy  =  anji  Instr.  Sg".  Mask.  (oder  Fem.?). 

44.  Henry  V.    Vedica.    Mem.  Soc.  Ling-.  IX  97—109. 

1)  Püramdhi.  '"La  pnramdhi  est  primitivement  la  prison  et 
Ic  reservoir  du  söma  Celeste,  le  receptacle  de  la  pluie,  bref  'la 
citadelle  aveugle'  iptir  and/tä),  la  nuee  noire  (|ui  tour  ä  tour  derobe 
et  e])anche  ä  Ihomme  ses  tresors."  —  2)  yd.safi/ü.  (irassmanns 
Etymologie  nd  (isatipi  'nicht  lügend'  ist  richtig'.  —  3)  kaulnakera 
(RV.  IV  32,  23).  Die  Stelle  heisst:  "comnie  une  statue  de  fennne, 
la  poitrine  nue,  sur  inie  petite  pontre  neuve,  les  dcux  brinis  res])leu- 
disscnt  .  .  ."  Die  l)eiden  Pferde  werden  imjdicite  den  beiden  Brüsten 
der  Statue  verglichen.  —  4)  .sapfdclrsänam  (RV.  III  5,  5).  Sinn 
"Agni,  sur  terre,  c'est  le  feti:  au  ciel,  le  soleil." 

45.  Sieg   E.     Was    licdentet    pdffias    im    Veda?     (iurupüjiikaumudi 
S.  97-100. 

pätlias  'Trank',  dann  'Speise"  :  Wz.  j>d  trinken",  zu  engl. 
f'ood,  as.  ff/da  usw.? 


III.  B.  Indisch.  33 

46.  Hirzel  A.  Der  Rig-veda  und  seine  Sprache.  Ans  einem  Vor- 
trag über  altindische  Poesie,  geh.  am  9.  Jan.  1895  im  Saalbau. 
Aaran  Sauerländer  &  Co.     19  S.    gr.  S".  0,60  M. 

Populfirer  Vortrag  mit  icnajiper  Schilderung  der  Kulturver- 
hältnisse, des  Inhalts  der  Lieder  und  des  Bilderreichtums  des  Rg- 
Veda. 

47.  Fiök  K.  ]\Iüller  j\Iiksa  es  a  Rigveda.  Budapesti  Szemle  LXXIX 
161— Is;». 

"Essav  über  den  Riü'veda  gelegentlich  der  neuen  Ausgabe 
von  Max  Müller":  Orient.  Bibliogr.  VIII,  Nr.  42r)2. 

48.  Ludwig  A.  The  late  Professor  W.  Dwight  Whitney's  views  on 
the  solar  eclipses  mentioned  in  the  Rgveda  illustrated.  Prague 
1894.     16  S.  4*».  (autogr.) 

49.  Ginzel  F.  K.  Über  einen  Versuch,  das  Alter  der  vedischen 
Schritten  ai;s  historischen  Sonnenfinsternissen  zu  bestimmen. 
[Sitzungsber.  d.  k.  böhm.  Ges.  d.  Wiss.  Mathem.-naturw.  Kl.  1894 
Nr.  VIII.]     Prag  Rivnäc  in  Konnn.  1894.     34  S.  8«.     0,80  M. 

Behandelt  auf  Grundlage  von  Mitteilungen  Ludwigs  vier  an- 
geblich im  RV.  erwähnte  Sonnenfinsternisse,  die  nach  den  von  Lud- 
wig aus  den  RV.-Stellen  herau.sgeschälten  nälieren  Umständen  etwa 
für  —  1385  Nov.  28,  —  1249  :\Iärz  4,  —  1300  Nov.  17  und  -  1977 
Okt.  5  in  Labore  zutreffen  würden.  Die  Scliwierigkeit  besteht  da- 
rin, dass  die  nach  Ludwig  jüngste  Sonnenfinsternis  gerade  die  so 
gefundene  älteste  ist,  so  dass  entweder  ihre  Charakterisierung' 
nicht  richtig  ist  oder  die  andern  3  Finsternisse  um  und  über  2000 
V.  Chr.  zu  suchen  sind.  Die  rechnerische  Behandlung  eines  erheb- 
lich über  2000  v.  Chr.  hinaus  liegenden  Zeitraumes  inbezug  auf 
stattgefundene  Finsternisse  ist  aber  bei  der  noch  ungenauen  Kennt- 
nis der  säkularen  Akzeleration  des  Mondes  nicht  zweckmässig. 

öO.  Hopkins  E.  W.  Numerical  Formulae  in  the  Veda  and  their  Bea- 
ring  on  Vedic  Criticism.  JAOS.  XVI  275—281.  New  Haven  1894. 
This  is  the  first  of  a  series  of  special  studies  on  the  vocabu- 
lary  of  the  eighth  book  of  the  Rig-Veda.  The  usage  of  numbers 
in  the  Kanva  Book  shows  greater  resemblances  to  the  'General 
Books'  (I,  IX,  X)  than  to  the  Tamily  Books'  (II— VII). 

51.  Bergaigne  A.  Quarame  hymnes  du  Rig-Veda,  traduits  et  com- 
mentes  [Fortsetzungen  und  Schluss].  Mem.  soc.  Hng.  VIII  264 — 
276,  348-368,  393-424. 

52.  Weber  A.  Vedische  Beiträge.  Sitzungsber.  Ak.  Wiss.  Berlin 
XXXVI  815-866. 

Behandlung  des  IS.  Buches  der  Atharvasainhitä  (—  RV.  X 
10— X  18  exkl.  6  Verse),  vorläufig  des  1.  und  2.  Anuväka,  wobei 
sich  oft  Gelegenheit  zu  mythologischen  Bemerkungen  (über  Yama 
und  Yami  nam.  S.  823  ff.,'  ül)er"Vivasvant  S.  825,  Saranyü  S.  825, 
839  und  sonst,  Mätari-svan  =  Hund  des  Mätari,  Mätali  =  Wind 
=  viJUXOTTouTTÖc  S.  S37,  Püsan  S.  .S62  u.  sonst,  Bhrgu  S.  841,  Sära- 
meva  S.  84S  f.  usw.)  und  etymologischen  Notizen  findet  {ksam  = 
die  'geduldige'  Erde  S.  826,  Wz.  U/aj  =  Wz.  aj  +  ati  S.  826,  vata 
Vok.  S.  827.  rodasl  :  Wz.  rtidh  S.'8o0,  Wz.  das  :  Erweiterung  von 
Wz.  da  und  Nebenform  von  Wz.  da.s  'festhalten',  wozu  dä.w.s,  8^832 
u.  834,  üvra  aus  -tlrva,  vgl.  jirri  aus  "^jirvi,  S.  837,  asirnlfi  'Fort- 
führung der  Lebensgeister'  S.  845,  ätman  :  Wz.  at  'sich  rasch  hin- 
Anzciffcr  VII  i  ii.  2.  3 


34  III.  B.  Indisch. 

lind  herbewosen',  afka  'Zipfel',  aftfa  'Ross',  at-Wn  'Wanderer',  g'riech. 
äT^öc,  fiTop  S.  846  Anni.  2,  näka  :  Wz.  snä  "feucht'?  S.  SGÜ  u.  a.). 
—  Ano-ez.  V.  G.  A.  Grierson,  Ind.  Ant.  XXIV  177—179. 

53.  Geldner  K.    Yania  und  Yami.     Gurupfijakauniudi  S.  19—22. 

Behandelt  kurz  KV.  X  10  (=  AV.  XVIIl  1,  1  ftV).  Von  Säyana 
ist  nur  aus  zwingenden  Gründen  abzuweichen. 

54.  Franke  K.  0.  Der  drughana  des  Mudgala-Liedes  (RV.  X  102) 
und  das  Nandivisälajätaka.     WZKM.  VIII  3.37-343. 

Unabhän<>-ig'  -son  Bloonifields  obengenanntem  Aufsatz  (Nr.  43) 
über  denselben  Gegenstand.  driit/Junja  ist,  wie  miuula-rukkluKlaijuJaka 
des  Nandivisälajätaka,  ein  Holzknüj)])el,  "um  das  einspännige  Fah- 
ren eines  eigentlich  für  Zweigesiiann  eingerichteten  Wagens  zti 
ermöglichen,  indem  durch  diesen  Knüi>])el,  als  Bindeglied  zwischen 
dem  freien  .Jochende  und  dem  Wagenkörper,  dem  Joch  eine  feste 
Lage  g-eg-eben  wird."  —  Die  zitierte  Stelle  aixs  dem  Nandivisälaj. 
(Nr.'  28:  I,  S.  191)  stimmt  auch  sonst  mit  RV.  X  102  in  Geldners 
Erklärung  (Ved.  Stud.  II  1  ff.)  überein. 

55.  Ludwig  A.  Der  Näsadiya-hymnus  Rigveda  X  129.  [Aus  Sitzungs- 
ber.  (1.  br.hni.  Ges.  d.  Wiss.]     Prag  Rivnäc.     8  S.  8^     0,16  M. 

56.  Regnaud  P.  Le  veritable  sens  d'un  passage  A'edique  (Rv.  V 
63,  5).    Rev.  de  ling.  XXVII  254-260. 

R.  behandelt  in  seiner  gewohnten  Weise  ausser  RV.  V  63,  5 
noch  IX  85,  8.  74,  3.  VII  77,  4.  IX  78,  5.  I  25,  16.  X  80,  6.  VII  65, 
4.  VIII  5,  6.  gavyüti:  "la  chose  favorable  (ou  utile)  qui  vient  des 
vaches,  ä  savoir  leur  lait,  ou  mieux  encore  .  .  la  libation  nourri- 
ciere  du  feu  sacre  compare  an  lait  dont  ce  feu,  a.ssimile  ä  un  veau, 
s'alimente." 

57.  Pischel  R.    Die  Axt  des  Aläyya.     ZDMG.  XLVIII  701—702. 

Es  handelt  sich  um  RV.  IX  67,  30  itnd  Hillebrandts  Erklärung 
ebd.  S.  41.S 

58.  Macdonell  A.  A.  Two  Legends  from  the  Brhaddevatä  in  an 
old  Ms.  of  Shadguruvishya.  JRAS.  1S94  S.  11—27.  Dazu  eine 
Korrektur:  ebd.  S.  558—560. 

I.  The  Story  of  Agni  and  his  Three  Brothers  (RV.  X  51—5.3). 
II.  The  Story  of  Deväpi  and  (^'antanu  (RV.  X  98). 

59.  Griffith  R.  T.  H.  The  hymns  of  the  Atharva-Veda  translated 
with  a  populär  conimentary.  Vol.  I.  Aus  dem  Pandit  N.S.  XV — 
XVII.]     Benares.     8".     Harrassowitz  15  M. 

In  den  laufenden  Nummern  des  Pandit  ist  die  Übersetzung- 
Ende  1H95  schon  bis  XII  1,  25  bzw.  bis  S.  96  des  Vol.  II  vorge- 
schritten. 

60.  Delbrück  B.  Aksnoti  aksmtfe  das  Vieh  zeichnen.  Gurupüjä- 
kaumudi  S.  48—49. 

Behandelt  Maitr.  Sainh.  4,  2,  9;  zu  aksNofi  'das  ^'ieh  zeich- 
nen' g(;h('>rt  ai.  (istiikarni,  griech.  öEOc. 

61.  Schroeder  L.  v.  Das  Käthaka,  seine  Handschriften,  seine  Ak- 
zentuation  und  seine  Beziehung  zu  den  indischen  Lexikographen 
und  Grammatikern.     ZDMG.  IL  145—171. 

62.  Schroeder  L.  v.    Einiges  über  das   Käthakani.     Gurupüjäkau- 

mudi  S.  5—8. 


III.  B.  Indisch.  35 

Bespricht  einig-e  Beziehung-en  des  Kätliaka  zu  den  indischen 
^rrammatil^ern. 

63.  Lüders  H.  Die  Vyäsa-Cikshä  besonders  in  ihrem  Verhältnis 
zum  Taittirlya-Präti^äkhya.  Gekr.  Preisschrift  der  Univ.  Göttin- 
o-en.     Kiel  Haeseler.     III  u.  119  S.     5,60  M. 

Rez.  von  V.  H(envv),  Rev.  crit.  1895  Nr.  30  (19.  Juli).  H(ard)v 
LC.  1895  Sp.  1759/60.  S.  Konow  DLZ.  1.S95,  Sp.  614  f.  J.  Kirste 
WZK:\I.  IX  282—284. 

64.  Brunnhofei-  H.  Über  das  Cata])atha  -  Brahmana,  die  älteste 
Quelle  der  Ritualwissenschaft.  'St.  Petersburger  Ztg.  1894  Nr.  221 
—225. 

65.  Lud'wig  A.  Die  Geschichte  Videgha  Mäthava  im  Brahmana  des 
Aveissen  Yajurveda  Satap.  I  4,  1  u.  ff.  [Aus:  Sitzuug'sber.  d.  k. 
böhm.  Ges.  d.  Wiss.]     Prag  Rivnäc.     6  S.  80.     0,20  M." 

66.  Caland  W.  Der  Gautamac^-räddhakalpa.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte und  Litteratur  der  Samavedaschulen.  BTLV.  NJ.  VI.  Vr. 

I  97-112. 

Handelt  über  einen  neu  entdeckten  Sräddhakalpa  in  dein 
■zum  Sämaveda  gehörig'en  Gautamapitrmedhasütra.  Er  gehört  zur 
Schule  der  Räiiäyanivas  iind  geht  mit  dem  Gobhillyasräddhakalpa 
der  Kauthumas  auf  einen  Sräddhakalpa  der  \ereinigten  Sämavedins 
zurück,  der  wiederum  aus  dem  Kätiyasräddhakalpa  der  jMädhyan- 
dinas  (des  Aveissen  Yajurveda)  sich  entwickelt  hat.  Der  Gautama- 
sräddhakalpa  ist  mit  dem  Chandoga-  oder  Khädirasräddhakalpa  iden- 
tisch; er  ist  von  den  Schulen  des  schwarzen  Yajurveda  stark  be- 
einflusst  worden;  mit  dem  Gautamadharmasästra  zeigt  er  keine 
Punkte  der  Übereinstimmung,  wohl  aber  mit  der  ganz  späten  Gau- 
tamasmrti.  —  Zum  Schhiss  giebt  Vf.  den  Text  des  Gautamasräd- 
dhakalpa  mit  kritischen  Bemerkungen. 

67.  Garbe  K.  Bemerkungen  zum  Äpastamba  Srautasfitra.  Guru- 
püjcäkaumudi  S.  33 — 37. 

Bringt  u.  a.  einige  sprachliche  Eigentündichkeiten. 

68.  Caland  W.    Zum  Kaucikasütra.     WZKM.  VIII  367-370. 

Bringt  Einiges  zur  Erklärung  des  von  Bloomfield  herausge- 
gebenen Kausikasütra. 

69.  Ludwig  A.    Der   Apolog   vom   Bock   und   dem  Messer  Mh.  Bh. 

II  2193.     [Sitzungsber.    d.    k.    böhm.   Ges.    d.   Wiss.  1894  Nr.  VI.] 
Prag  Rivnäc  in  Komm.  1S94.     9  S.  8". 

Erneute  Behandlung*  der  schon  vielfach  (Pischel-Geldner  Ved. 
Stud.  I  182,  ZD:\IG.  XLIII  604—606,  XLIV  371  f.  497—500.  XLVI 
737—740,  XLVII  86—91,  Ber.  K.  Sachs.  Ges.  Wiss.  3.  Febr.  1894.  BB. 
XX  267-269,  vgl.  auch  ZDMG.  IL  186)  erörterten  Fabel  vom  Bock 
und  dem  Messer,  die  zur  Erklärung  des  aucli  hier  kurz  zur  S)irache 
kommenden  Rätsels  RV.  X,  2«.  9  zuerst  von  Pischel  a.  a.  ().  heran- 
gezogen worden  war. 

70.  Böhtlingk  0.  v.  Neuere  und  ältere  Versuche  die;  Fabel  vom 
Bock  und  dem  Messer  zu  deuten,  nebst  einem  Exkurse.  Ber.  K. 
Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  S.  1—14. 

Bespricht  den  vorhergenannten  Aufsatz  Ludw  igs  und  l'ischels 
Bemerkungen  BB.  XX  269  ff.      (Tegen  letzteren  Acriicht  B.  ast/a  in 


36  III.  B.  Indisch. 

d(^r  Bedeutung-  des  lat.  ejus  (neben  hujua)  und  hliäri  (hhürisniga 
RV.  I,  lö-l,  <;  von  den  Sternen  fiesagt)  mit  der  alleinigen  Bedeutung* 
'viel  \asw.'. 

71.  Ludwig  A.  Der  Apolog'  vom  Bock  und  dem  Messer  Mh.  Bh. 
II  21'J3.  -2.  Artikel.  [Aus  Sitzb.  d.  k.  bölnn.  Ges.  d.  Wiss.]  Prag- 
Rivnäe.     10  S.  8'\     0,20  M. 

72.  Käsikävyäkhya  Padamanjari.  Ed.  Dämodara  Sästri.  [Fort- 
setzung- bis  Adliy.  6,   Päda  IJ.     Pandit  Bd.  XVI,  H.  4  —  XVII,  12. 

73.  Mädhaviyadhätuvrtti.  Ed.  Dämodara  Sästri.  Pandit  Bd.  XVII, 
H.  1  —  2  [Fortsetzung-  von  VIII]. 

74.  Pärsadasütram.    Ed.     Usä  III,  Heft  1  u.  2. 

75.  Lanraan  C.  K.  Pänini.  Johnson's  Universal  Cyclopaedia  \'l  417, 
418.     New  York. 

76.  Kielhorn  F.  Pän.  T,  3,  11:  Svaritenädhikärah.  Gurupiijäkau- 
mudi  S.  29—32. 

77.  Lud-wig  A.  Über  den  Schlussaphorismus  von  Päiiinis  Gram- 
matik. [Aus:  Stzb.  d.  k.  böhm.  Ges.  d.  Wiss.  1S94  x'r.  V.]  Prag- 
Rivnäe  in  Komm.  1894.     14  S.  8^^. 

Der  Schlussaphorismus  von  Päninis  Grannnatik  lautet:  a  it. 
Bisher  wird  dies  nach  den  Kommentatoren  Päninis  dahin  erklärt, 
"dass  wiewohl  alle  Vokale  als  vivrta  'offen'  gesprochen  werden, 
das  kurze  a  allein  als  samvrta  gelte  (g-eschlossen),  ein  Unterschied, 
der  nur  für  die  Praxis,  nicht  für  die  Theorie,  der  auch  das  kurze 
a  als  vivvta  g-ilt;  Bedeutung-  habe";  somit  sei  a,  so  schliesst  man, 
wie  0  ausgesprochen  worden.  Für  die  Zeit  von  450  v.  Chr. — 100 
n.  Chr.  wird  nim  die  Aussprache  des  a  als  a  (nicht  o)  durch  die 
Wiedergabe  indischer  Worte  im  Griechischen  erwiesen.  Auch  die 
Prätisäkhyen  unterstützen  nicht  die  bisherige  Ansicht.  So  mu.ss, 
Avenn  Pänini  in  <lieser  Zeit  gelebt  hat,  er  mit  dem  Schlussaphori-s- 
mus  etwas  anderes  gemeint  haben,  als  die  bisherigen  Interpreten 
ihm  U)iterleg-en.  Ist  er  älter,  so  ist  kaum  Grund  zu  der  Annahme, 
dass  a  zu  seiner  Zeit  o,  später  r/,  dann  wieder  o  (Avie  heutzutage) 
ausgesprochen  Avorden  sei.  Die  Erklärung-  des  Atharvaprätisäkhyam: 
samcrfo  Icürah  (d.  h.  es  giebt  ein  a  .sainrrfa)  kaini  aucli  zu  recht 
bestehen  bleiben,  Avenn  Avir  die  Termini  rivrfd  und  samritd,  Avie 
die  nachpänineische  Phonetik  allgemein,  auf  die  Kehlritze  beziehen. 
Nun  entspricht  das  «-Zeiclien  der  DeAanägari- Schrift  einem  als 
hamziertes  a  gesprochenen  Zeichen  in  der  osltibetanischen  Schrift. 
Also  ist  z.  B.  in  apa  das  erste  a  samvrta,  das  zAveite  ricita.  Dass 
dasselbe  nicht  auch  für  ^,  u  g-ilt,  hat  darin  seinen  Grund,  dass 
aucii  ihnen  im  Anlaut  das  Zeichen  vorgesetzt  Avurde,  das  einem 
anlautenden  a  vorgesetzt  bei  Inhärierung  desselben  als  Zeichen 
des  hamzierten  a-Lautes  fungierte,  und  dass  Päninis  Regel  soAvohl 
auf  die  Schrift  Avie  die  Aussprache  sich  bezieht. 

7s.  Liebich  I'.r.  Das  Cänth-a-Vyäkarana.  (lütt.  Nachr.  189.'»  S.  272 
-331. 

Besprechung  tlcr  Texte  (in  Ceylon,  Kashmir,  Tibet,  Nepal) 
und  Auszüge. 

7!>.  Heller  L.  Der  (iaiia  ')iusäili\  GuruiJÜ.jäkauiinuli  S.  10.')— 104. 
80.  Kirste  .1.    Eiiilegomcna    zu    meiner   Aiisgabe    v.    llemachandras 


III.  B.  ludiscli.  37 

Unädigauasütva.    [Aus:  Sitzl).  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.]     Wien  Tompky 
in' Komm.     38  S.  Lex.  8'J.     1  M. 

^1.  Waddell    L.  A.    A   Trilingual   List    of   Näga   Eäjas,    t'roin    the 
Tibetan.     JRAS.  1894  S.  91—102. 

Sanskrit,  Tibetisch,  Eng'liscli.  Sanskritnamen  mit  tibetiselier 
<»tymoIogischer  Übersetzung  aus  dem  Mahävvutpatti.  Die  Etymo- 
logien über  1000  Jahre  alt. 


82.  Davids  T.  Kh.  Päli  Language  and  Literature.  Jolrnsons  Uni- 
versal Cyclopaedia  VI  406—408.     New  York. 

83.  Franke  R.  ( ).  Einiges  über  die  Beziehung  der  "Wortbedeutung 
zur  Wortform.     Gurupüjäkaumudi  S.  23—28. 

Behandelt  das  Einwirken  der  Bedeutung  auf  die  gramma- 
tische Form,  das  seinen  Ausdi-uck  in  der  Formendifferenzierung 
findet,  an  Beispielen  axis  dem  Päli  und  den  Asoka-Inschriften.  Da- 
bei wird  die  Entwicklung  von  Zischlaut  +  Muta  im  Prxli  besprochen. 

84.  Franke  R.  0.  Einige  Belege  aus  dem  Päli  für  unbelegte  Wur- 
zeln und  Wurzelbedeutungen  des  Dhätupätha.  WZKM.  VIII  321 
-331. 

Es  sind  folgende  Wurzeln  in  folgenden  Bedeutungen :  güdh 
'feststehen',  auch  "dehnen,  spannen',  aft  'überwältigen,  Leid  zufü- 
gen' (Grundbed.),  kund  'brennen',  kunt  und  kunth  'lahm,  verstüm- 
melt sein',  tay  'gehen',  day  'gehen',  täy  'schützen',  al  'abwehren' 
in  Päli  ala  oder  ala  'Krebsscheere',  M  'gehen  (sich  bewegen, 
spi-ingen)',  khal  =  skr.  skhal,  jeh  'sich  bemühen',  chad  'stärken; 
krättigen',  7nedh  'zusammentreffen  (spez.  feindlich)',  77}aks  'zürnen', 
fim  'nass  werden',  tas  in  Päli  sTde  uffäsefi  'auf  den  Pfahl  spiessen' 
(Grundbed.  unklar),  hi  'gehen',  rch  'Gestalt  gewinnen'  (PW.  'gerin- 
nen, gefrieren'),  yiimph  'binden',  chup  'berühren',  anj  'gehen  (sich 
bewegen)',  land  'auswerfen'  (spez.  Unrat),  j)^t  'klein  werden  (zu- 
sammenschrumpfen)', lanj  'zeichnen',  rardh  '(das  Mahl)  anrichten', 
yandh  'verletzen',  jnä  'anweisen,  bestimmen',  veks  =  {a)va->riks  (?) 
'sehen'.  —  Anmerkungsweise  bringt  F.  Belege  für  drani  'laufen', 
han  'gehen'.  Ein  Beleg  für  man  'bleiben'  ist  Päli  vhnäna  'Woh- 
nung, Verweilen'. 

85.  Fausböll  \.    Setebhissara.     JRAS.  1895  S.  432-433. 

Päli  setebhissara  =  seta  +  ibha  ^  issara  'lord  of  the  white 
elephant'  (in  einer  Inschrift  von  Rangun). 

m.  Kern  H.    Päli  pafta  =  pranihita.     KZ.  XXXIV  KiO. 

Ero'änzung  von  Geigers  Aufsatz  "Skr.  präpfa  =  ^)rrt/?/A/fa" 
KZ.  XXXII  576. 

87.  Jacobi  H.  Präkrit  Languages.  Johnsons  Universal  Cyclopae- 
dia VI  752 — 54.     New  York. 

88.  Bühler  G.  The  discovery  of  a  new  fragment  of  Asokas  edict 
XIII  at  Junägadh.     WZKM.  VIII  318—320." 

B.  berichtet  über  den  Fund  eines  inschriftlichen  Fragmentes 
bei  Junägadh  durch  Acärya  Valabhyi  Haridatta.  Es  gehört  nach 
B.s  Untersuchung  zur  Linie  8—12  des  13.  Ediktes  des  Königs  Asoka 
in  der  Girnär-Version. 


38  III.  B.  Indisch. 

S<».  Bühler  G.  The  Siddapura  Edicts  of  Asoka.  K]>.  Ind.  III  134— 
142  mit  2  Tafeln. 

Mir  .'^praeliHciien  Bemerkungen. 
00.  Bühler  G.    The  Aiioka  Pillar  in  tlie  Terai.     WZKM.  IX  175. 

91.  Bühler  G.  Dr.  Bhag-vanläl  Indraji's  Interpretation  of  the  Ma- 
thura  Linn  Pillar  Inscriptions.     JRAS.  1894  S.  525—540. 

Die  Inschriften  sind  c.  um  Christi  Geb.  angefertigt  und  in 
Kiiarosthi- Alphabet  (der  Sähbäzgarhi-  und  ]\Iansehra-Version  der 
Asoka-Inschrifttni  ain  nächsten  kommend)  Tind  einem  mit  der  Sprache 
der  nördlichen  Asoka -Inschriften  nächst  verwandten  Präkrit  abge- 
fasst.  [V^gl.  auch  Bhagvänlfil  Indräji,  The  Northern  Kshatrajias.  Ed. 
by  E.  J.  Rapson  JRAS.  1894  S.  541—554.] 

92.  Grierson  G.  A.  On  the  Stress-Accent  in  the  Modern  Indo-Aryan 
Vernaculars.     JRAS.  1895  S.  139-147. 

"The  yi.  Indo-Aryan  V.  closeh'  follow  the  ri;les  of  the  San.s- 
krit  stress-accent  (as  distinct  from  the  ancient  musical  acceut)  .  .  . 
Tlie  only  difference  is  that  the  i\I.J.-A.V.  do  not  usually  throw  the 
accent  further  back  than  the  antepenultimate  if  the  word  ends  in 
a  long  syllable". 

93.  Grierson  G.  A.  Un  the  Phonology  of  the  Modern  Indo-Aryan 
Vernaculars.  I.     ZDMG.  IL  393— 42T 

Lautlehre  der  neuindischen  Sprachen  (bisher:  Akzent,  Vokale). 
Ausg'eg'angen  ist  dabei  vom  Apabhraiiisa-Präkrit. 

94.  Nicholls  G.  F.  Manual  of  Bengali  language,  including  an  As- 
samcse  grammar.     London  Allen  1894.     8^.     7  s.  6  d. 

95.  Hara  Prasäd  ^ästri.  The  relation  of  Bengali  to  Pali  and 
Sanskrit.  Which  is  more  intimate  ?  J.  Buddh.  Text  Soc.  II  3 
S.  III-V. 

96.  Taylor  G.  P.  The  students  Gujuräti  grammar.  With  exercises. 
London  Low.     244  S.  8".     7  s.  G  d. 

Rez.  V.  A.  R.,  JRAS.  1895,  S.  47G-482. 

97.  Kempson  M.  The  syntax  and  idioms  of  Hindustani :  a  manuaf 
of  tin-  language.  2nd.  ed.  enlarged.     London  Allen  1894.   8^'.   6  s. 

9s.  Green  A.  ().  A  ])ractical  hindustani  granunar.  Part  I  «.^  II. 
London  Frowdc     .SOC,  192  S.  8".     8  s.  C  (1.  und  7  s.  C  d. 

99.  Beni  Mädhav  Gänguli  and  Bishveshvar  Chakravarti.  A 
manual  of  translation  from  Urdu  into  Englisli.  Bhawanipur  S.  C. 
Addi  1S94.     ;560  S.  8".     1  R.  4  A. 

100.  Geiger  W.    Singhalesisches.     Gurupfijakaumudi  S.  105—107. 

Einige  singhalesisch- sanskritische  Gleichungen.  Das  Singli. 
ist  ein  rein  arischer  Dialekt  und  bildet  eine  direkte  Fortsetzung- 
der   rMlispraciit'. 

101.  Erzherzog  Josef.  Zigeunergrannnatik.  Aus  dem  Ungarischen 
übersetzt  von  Anton  Herrmann.  Interims-Ausgabe  als  Festgruss. 
an  die  XXV.  \'ersannidimg  der  Deutschen  und  Wiener  Anthr. 
Ges.  (Innsbruck,  24—28.  Aug.  1894).    Budapest  Hornyänszky  1894. 

IGO  S.  8^ 


111.  B.  Indisch.  39 

102.  Leiand  C.  H.  The  Ena'lish  Gii)sies  and  their  lan^uaj;-e.  4  th 
ed.     London  Paul  1894.     2G0  S.  8*^.     3  s.  6  d. 

103.  Pischel  R.  Beitv.äge  zur  Kenntnis  der  deutschen  ZijiX'uner. 
[Aus:  Festschriften  .  .  .  zum  200jährig-en  Jubiläum  der  verein. 
Friedr.-Univ.  Halle-Wittenberg,  Phil.  Fak.  S.  111— IGO.]  Halle  Nie- 
meyer 1894.     50  S.  40.     2  M. 

1.  Das  erste  Erscheiiien  der  Zigeuner  in  Deutscliland,  2.  Mit- 
teilungen aus  schlesischen  Urkunden,  3.  Geschichte  der  Zigeuner- 
kolonie Friedrichslohra,  4.  Blankenburgs  Wortverzeichnis,  5.  Nach- 
trag, G.  Blankenburgs  Wortverzeichnis  in  alphabetischer  Keihen- 
folge,  7.  Sachverzeichnis.  —  Angez.  v.  E.  Kuhn  ZVVK.  V  218  f.  V. 
Henry  Rev.  er.  1895,  S.  130  f. 


104.  Schroeder  L.  v.  Über  die  Entwicklung  der  Indologie  in  Eu- 
ropa und  ihre  Beziehungen  zur  allgemeinen  Völkerkunde.  [An- 
trittsvorlesung.]    Mitt.  Anthr.  Ges.  Wien  XXV  (N.  F.  XV)  1—8. 

Vgl.  Abt.  I  Nr.  78. 
104a.     Barth  A.    Bulletin   des  religions  de  Tlnde.     Jainisme.     Hin- 
douisme.     Rev.  de  l'hist.   des  rel.  XXX  25—67  =  Ind.  Ant.  XXI II 
352-374,  XXIV  33—41,  65—73. 

105.  Hopkins  E.  W.  The  Religions  of  India.  Handbooks  on  the 
History  ot  Religions  ed.  by  M.  Jastrow.  Vol.  I.  Boston  &  London 
Ginn  &  Comp.     XVI,  612  S.  8".     1.85  Dollars. 

This  volume  is  the  first  of  a  series  of  manuals  for  the  study 
of  the  history  of  religions,  edited  by  Morris  Jastrow.  About  one 
third  of  the  book  is  devoted  to  the  Vedic  period;  then  follows 
Brahmanism,  Buddhism,  Jainism,  and  the  later  development  of  Hin- 
duism  down  to  Modern  times.  The  volume  has  a  map,  and  an 
extensive  classified  Bibliography  is  appended. 

106.  Philipps  :M.  The  teaching  of  the  Vedas:  What  light  does  it 
throw  on  the  origin  and  development  of  religion?  London  Long- 
mans.     VIII,  240  S.  S».     65     . 

Rez.:  As.  Qu.  Rev.  NS.  IX  488. 

107.  Oldenberg  H.  Zu  Mythologie  und  Kultus  des  Veda.  ZD:\IG. 
IL  172—179. 

Gegenbemerkungen  gegen  die  Besprechung  seines  Buches 
"Die  Religion  des  Veda"  von  A.  Hillebrandt  DLZ.  1895,  Sp.  72—74. 

108.  Hillebrandt  A.  Zu  Oldenberg's  Religion  des  Veda.  ZDMG. 
IL  287-289. 

Antwort  auf  Oldenbergs  vorhergenannten  Aufsatz.  Berührt 
das  Wesen  der  Gandharven. 

109.  Schroeder  L.  v.  Bemerkungen  zu  H.  ( Udenbergs  Religion  des 
Veda.     WZKxM.  IX  109-132,  225—253. 

Bezieht  RV.  X  18  nicht  auf  Leichenverbrennung,  sondern  auf 
Begraben.  Sieht  in  Varuua  wie  bisher  einen  Himmelsgott,  der  auf 
arischem  Boden  wie  der  Oüpavöc  der  Griechen  entwickelt  Avorden 
ist.  Bringt  noch  Einiges  zur  Erklärung  der  beiden  Asvin  als  Mor- 
gen und  Abendstern,  namentlich  aus  dem  Lettischen,  bei.  —  Agnis 
Geburt  aus  den  Wassern  ist  auf  den  Blitz  zu  beziehen,  ebenso  der 
Apäiii  napät.  Der  Feuergott  hat  schon  in  urindogermanischer  Zeit 
zum  Wasser  in  Beziehung  gestanden  (vgl.  Apollon  und  Loki).  Indra 


40  III.  B.  Indisch. 

ist  aiicli  in  der  vedischen  Zeit  der  Gewitterg-ott.  Rudra  (der  sich 
im  SiA'a  fortsetzt)  ist  ein  alter  Windg-ott  und  Gott  der  abgeschie- 
denen Seelen,  dessen  A(]ui^■alente  sieli  bei  den  Germanen  in  Odin- 
Wodan-Wuotan  (vg"l.  das  wilde  Heer),  l)ei  den  (kriechen  in  Diony- 
sos-Bakchos  und  Hermes,  bei  den  Römern  in  Mars  finden. 

110.  Macdonell  A.  A.  Mytholog-ical  Studies  in  the  Rigveda.  IL  The 
iiiythological  basis  in  the  Rig-veda  of  the  Dwarf  and  Boar  Incar- 
nations  cf  Visiin.     .TKAS.  189Ö  S.  1G5— 189. 

111.  Ovsjaniko-Kulikovskij  1).  Vedijskie  et.judy.  Syny  Aditi. 
2MNP.  Bd.  284  S.  287— 30(5. 

112.  Winternitz  M.  Nejamesha,  Naigamesha,  Nemeso.  JRAS.  1895 
S.  149-155. 

Der  vedische  Xejamesa  (in  den  Grhyasütren)  und  der  Gott 
Naigamesa  der  medizinischen  Samhitäs  (bzw.  Naig-ampya  des  Mahä- 
bhärata)  sind  in  ihrem  Cliarakter  niclit  identisch.  Übereinstimmt 
mit  der  vedischen  Schilderung  des  Gottes  die  Jainalitteratur.  Inter- 
]n-etation  von  RV.  Khila  .30,  1— y. 

11.3.  Lefebure  E.  Le  culte  du  t'eu  dans  rinde  d'aprrs  la  tlieorie 
de  i\r.  Regnaud  et  en  Egypte  d'apres  les  documents  hirroglyplii- 
(|ues.     Le  Museon  XIV  .3i()-325,  447—471. 

114.  Hillebrandt  A.  Die  Beziehungen  des  Brahmanismus  zur  indi- 
schen Volksreligion.     Mitt.  d.  Schles.  Ges.  f.  Volkskunde  1  37—45. 

115.  Ludwig  A.  Über  die  mythische  Grundlag-e  des  Mahäbbärata. 
[Sitzb.  d.  böhm.  Ges.  d.  Wiss.]     Prag    Rivnäc.     2(3  S.    8".    0,50  M. 

116.  Johansson  K.  F.  NAgra  drag  ur  de  indiska  helvetestoreställnin- 
garna.  Xnrd.  Tidskr.  utg.  af  Letterstedtska  fören.  1895  S.  408-422. 

Kurze  Übersicht  über  die  Höllenvorstellungen  in  der  indi- 
schen l^itteratur. 

117.  Ragozin  Z.  A.  The  Story  of  Vedic  India,  as  embodied  jn-in- 
cipally  in  the  Rig  Veda.  (The  Story  of  the  Nations'  Series,  Put- 
nam's  Sons).     New  York  (London:  l'nwin).    XTI  u.  457  S.  8".    5  s. 

The  Story  of  early  India,  the  life  and  times  of  the  ])eople  as 
portrayed  jjrincipally  in  the  Rig  Veda. 

lis.  Kedär  Näth  Vidvävinod  Prächin  Prabandha.  A  discourse 
on  ancient  topics.  Part  I.  l'.lun\  aniptir,  Käli  Prasanna  K;'i\v;ivi- 
särad  1894.     83  S.  8".     <;  A. 

"A  coUection  of  short  essays  dealing  with  the  men  and  things 

noticed  in  the  Vedas,   and  intended  as  a  review  of  the  Vedic  State 

of  Society":  Orient.  Bibl.    IX  1512. 

119.  Boltz  A.  Vasantasena  und  die  Hetären  im  indischen  Dratna. 
Das  Vedavolk  in  seinen  Gesamtverhältnissen.  Mit  2  Karten.  Zwei 
Vorträge.     Darmstadt  ßrill  1894.     5(5  S.    8".     1,20  M. 

Rez.  von  S.  Konow  DLZ.  1895,  Sp.  394  f. 

120.  Dahlmann  J.  Das  Mahäbhärata  als  E))os  und  Kechtsbuch. 
Ein  l'roblem  aus  Altindiens  Kultur-  und  Litteraturgeschichte. 
P.erlin  Dames.     XX,  304  S.  gr.  8".     11   M. 

121.  Senart  Emile.  Les   castes   dans    linde.     (I.  Le  j)resent.    IL  Le 


Iir.  B.  ludiseli.  41 

passe.     III.  Les  orig-ines).     Rev.  d.   deux  iiiondes  CXXI  596 — 63fi, 

CXXII  94—120,  CXXV  318-347. 

Die  Theorie  der  Reehtsbücher  und  Epen  über  die  vier  Kasten 
«entspricht  nicht  den  Thatsachen,  die  anch  in  jener  Litteratur  auf 
Schritt  nnd  Tritt  durchscheinen.  Sütras  und  Brähnianas  zeig'en 
schon  dieselbe  Theorie.  Haug-  und  Kern  haben  die  Kasteneinteilung- 
sog'ar  in  die  urarische  Zeit  verlegt.  Das  beruht  auf  der  Vermischung" 
der  Begriffe  Tvlasse'  und  Tvaste'.  Nur  die  drei  bzw.  vier  Klassen 
(drei  bei  Ausschluss  der  Südras,  die  sich  zunächst  aus  der  autoch- 
thonen  Bevölkerung  und  Mischlingen  g-ebildet  haben  und  im  Rgveda 
dem  (Iri/a  vartja  noch  als  düsa  varna  gegenüberg'estellt  sind)  wer- 
den sowohl  im  Rgveda  wie  im  Avesta  erwähnt.  Die  Kasten  be- 
ruhen auf  der  alten  Familienorganisation,  deren  separierendes  Ele- 
ment durch  die  jiriesterlichen  Lehren  über  Reinheit  usw.,  durch 
den  Gegensatz  der  Aboriginer,  durch  die  Grösse  des  okkupierten 
Landes,   durch  den  Mangel  einer  politischen  Einheit  verstärkt  wurde. 

122.  Foy  W.  Die  könig-liche  Gewalt  nach  den  altindischen  Rechts- 
büchern, den  Dharmasütren  und  älteren  Dharmasästren.  Leipzig- 
Haessel.     95  S.  8".     3  M. 

Mit  einem  Anhang-  (II):  Die  Späher  Varunas  (S.  80—8(5).  Sie 
•decken  sich  mit  den  cardh  oder  cäräh  der  indischen  Rechtsbücher 
und  der  übrigen  späteren  Litteratur.  Danach  müssen  auch  den 
irdischen  Königen  der  vedischen  Inder,  wie  dem  als  Friedenskönig 
«nthropomorphisiertem  Gotte  Varnna,  Späher  als  Beamte  im  Innern 
Staatsdienste  zur  Verfügung-  gestanden  haben.  —  Auch  sonst  wird 
öfters  kurz  auf  vedische  Verhältnisse  eingegangen,  worülK'r  die 
ausführlichen  Indizes  (S.  87—94)  zu  vergleichen  sind. 

123.  Hopkins  E.  W.    The  dog-  in  the  Rig-Veda.    AJPh.  XV  154—163. 

Kritisiert  Brunnhofers  Methode  in  seinen  drei  Büchern:  "Iran 
und  Turan".  "Vom  Pontus  bis  zum  Indus",  "Vom  Ära!  bis  zurGangä" 
lind  beiläufig-  auch  Ehnis  "Der  vedische  Mytluis  des  Yama"  wie 
Leists  "Alt-arisches  lus  Gentium"  und  "Graeco-italische  Rechtsg'e- 
tjchichte". 

124.  Hopkins  E.  W.  Tlie  lioly  numbers  in  the  Rig-Veda.  Oriental 
Studies.  A  selection  of  the  Papers  read  before  the  Oriental  Club 
of  Philadelphia  1888-1894  S.  141  —  159. 

Behandelt  die  Zahlen  3,  7,  3x7,  3x11  (11  =  10  +  1),  9.  99.  3 
und  9  sind  ursprünglich  bei  g-öttlichen,  7  bei  menschlichen  Ding-en 
angewandt  worden.  7  bezeichnete  die  irdische  VoHkommenheit,  dalier 
■wurde  sie  mysteriös  und  heilig-. 

125.  Thibaut  G.  Gn  the  Hypothesis  of  the  Babylonian  Origin  of 
the  so-calied  Lunar-Zodiac-.     JASB.  LXIII,  Part'  I,  S.  144—163. 

Die  Hypothese  von  dem  babylonischen  Ursprung-e  des  aus  27 
oder  28  Sternbildern  bestehenden  Mondzodiakus  der  Inder,  Araber  und 
Chinesen  wurde  zuerst  von  Weber  aufgestellt,  ohne  durch  baby  ionische 
Daten  erwiesen  werden  zu  können.  Dies  versuchte  Komme!  ZDMG. 
XLV  592 — 619  auf  Grund  der  inzwischen  durch  die  Forschungen  Ep- 
pings  und  Strassmaiers  bei  den  Babvloniern  erwiesenen  zur  Bestim- 
mung der  Stellungen  der  5  Planeten  dienenden  ;!3  Xormalsterne,  die, 
ex,  wie  den  Mondzodiakus  der  Inder  und  Araber,  aiif  24  Sternbilder 
zurückführen  zu  können  glaul)t,  worauf  die  Namen  mehrerer,  z.  B. 
—  um  beim  Indischen  zu  bleiben  —  Uttara-PlialgunI,  neben  Pürva- 
Phalguni,  hinwiesen;  der  Zodiakus  von  24  .Sternbildern  beruhe  auf 


42  III.  B.  Indisch. 

einer  Verdoppelung'  des  (älteren)  babylonischen  Sonnenzodiakns  von 
12  Sternbildern;  die  <>-rosse  Gleichheit  der  aiisg-ewählten  Sterne  der 
babylonischen  und  aral)ischen  Reihe  von  24  Sternlnidern  mache  es- 
nuzw  eifelhaft,  dass  beide  auf  dasselbe  Original  '/nrückgingen.  Doch 
ist  es  imwahrscheiniich,  dass  die  Inder  und  Cliinesen  unabhängig' 
von  einander  einen  Zodiakus  von  27  oder  28  Sternbildern  zur  Be- 
stimmung" der  Mondbahn  auf  Grund  des  von  den  Babyloniern  ent- 
lehnten von  angeblich  24  Sternbildern  zur  Bestin)mung  der  5  Pla- 
neten ausbildeten,  und  dass  die  Araber  vier  Sternbilder  zu  ihrem 
Zodiakus  von  24  hinzufügten,  als  sie  mit  indischer  Astronomie 
bekannt  wurd(?n,  wie  Hommel  glaubt.  Dazu  kommt,  dass  die  Stern- 
bilder des  indischen  usw.  Zodiakus  als'Teile  der  Ekliptik  betrachtet 
Averden,  während  dies  in  den  babylonischen  Texten  nicht  der  Fall 
ist,  und  dass  die  Namen  der  babylonischen  Xormalsterne  darauf 
bindeiiten,  dass  sie  als  zu  einem  oder  dem  andern  der  12  Zodiakus- 
sternbilder g-ehörig  betrachtet  werden,  während  die  indischen  usw. 
iNamen  der  Sternbilder  sie  im  alig-emeinen  als  ein  Ganzes  für  sich 
aliein  hinstellen.  Ferner  kann,  abgesehen  davon,  dass  ein  Versuch 
die  chinesischen  Sternbilder  auf  24  zurückzuführen  nicht  g-emacht 
wird,  auch  die  Zurückführung  der  indischen  Xaksatras  auf  ursprüng- 
lich 24  wegen  der  Namen  mehrerer  nicht  auf  grössere  AVahrschein- 
lichkeit  rechnen.  Schliesslich  ist  auch  das  Hau])targument  Hommels, 
dass  die  Sternbilder  des  babylonischen  und  des  arabischen  ..usw. 
Zodiakus  grösstenteils  übereinstimmten,  hinfällig.  Denn  die  Über- 
einstiminung-en  beschränken  sich  nur  auf  solche  Sterne,  die  bei  der 
Auswahl  wegen  ihrer  Stellung-,  Grösse  und  ihres  Charakters  g-ar  nicht 
zu  umgehen  waren.  In  andern,  auffälligen  l'unkten  Aveichen  die  ara- 
bischen, indischen,  cliinesischen  Keihen  einerseits  und  die  babylo- 
nische andererseits  von  einander  ab,  so  zwar,  dass  die  Babylonier 
mehr  die  Sternbilder  näher  der  Ekliptik  bevorzugen,  während  die 
andern  Völker  feriierlicgeiide  heranziehen  (z.  B.  Mrgasiras,  Müla 
und  die  beiden  Bliadrapadäs  der  Inder).  Die  Hypothese  von  der 
babylonischen  Herkunft  des  indischen,  arabischen,  chinesischen 
Mondzodiakus  muss  deshalb,  so  schliesst  Th.,  vorläufig  wenig'stens 
fallen  gelassen  werden  i). 


1)  Auch  zu  dieser  Frage  seien  mir  einige  Bemeikiuigen  ge- 
stattet. Gegen  Hommel  ist  es  unwahrscheinlich,  dass  die  Inder  und 
Chinesen  unabhän.üig  von  einander  den  babylonischen  Zodiakus 
von  24  Sternlnidern  entlehnten  und  zu  einem  von  27  oder  "iS  aus- 
bildeten, die  Araber  erst  unter  Einhuss  der  Inder.  Wenn  al)er  die 
Sternbilder  des  indischen  usw.  Zodiakus  als  Teile  der  Ekliptik  be- 
trachtet werden,  wäiireml  dies  in  den  babylonischen  Texten  nicht 
der  Fall  ist,  so  beruht  dies,  wie  der  Umstand,  dass  die  babyl.  Nor- 
malsterne als  zu  einem  oder  dem  andern  der  12  Zodiakussternbilder 
gehörig  betrachtet  werden,  die  2S  Naksatras  usw.  dagegen  tür  sich 
allein  ein  Ganzes  lülden,  el)en  darauf,  dass  die  Ekliptik  bei  den 
Babyloniern  nach  den  12  Zodiakussternbildern  eingeteilt  wurde  und 
die  24  nur  einer  sekundären  weiteren  Einteilung  zur  grösseren 
Genauigkeit  ihr  Dasein  verdankten,  während  die  Inder  iisw.  nur 
diese  24  entlelinten,  folglich  an  ihnen  alle  Funktionen  der  12  Zodia- 
kussternbilder  der  Babylonier  ausbilden  mussten  (bzw.  konnten). 
Di*'  Inder  usw.  können  also  24  Sternbilder  (die  spätere  grössere 
Zahl  bei  den  Babyloniern  kann  auch  nach  Thibaut  sekimdär  sein) 
von  Babylon  entlehnt  und  zu  27  oder  2S  vermehrt  haben,  aller- 
dings nicht  unabhän^iü-  von  einander:  oder  auch  ein  Mondzodiakus 


III.  B.  Indisch.  43^ 

12G.  Bühler  G.  Indian  studies.  Nr.  III.  On  the  origin  of  thc  Iiidian 
Brahma  aiphabet.  [Ans:  Sitzber.  d.  k.  Akad.  d.Wi.ss.]  ^yieu  Teiiipsky 
in  Komm.     91  S.  mit  einer  Tafel.     Lex.  80.     2  M. 

Es  ist  direkt   vom  ältesten   phönizischen  Alphabet   ab.o-eleitet.. 

[Vg'l.   Grierson,    Dr.   ßühler    on    the  Oriu'in    of  the    Indian    Brahma 

ali^habet.     Ind.  Ant.  XXIV  246-248.] 

127.  Bühler  G.  The  Origin  of  the  Kharo.sthi  Alphabet.  WZKM.  IX 
-14—66  (mit  einer  Tafel)  =  Ind.  Ant.  XXIV  285—292,  311—316. 

Die  Kharosthi  ist  aus  dem  aramäischen  Alphabete  der  Achä- 
inenidenzeit  (510—331  v.  Chr.)  abgeleitet  und  Avurde  ziisammen  mit 
dem  Brahma-Alphabete  vor  331  v.  Chr.  im  Panjab  gebraucht,  wie 
im  3.  und  2.  Jahrh.  v.  Chr.  Der  Name  des  Alphabets  rührt  voit 
seinem  Erfinder  Kharostha  'Ass"-lip'  her  [doch  s.  Nr.  16:  Ludwig  Gu 
rupüjäkaumiidi  S.  68—71]. 

128.  Pertsch  W.  Über  eine  Päli-Handschrift  der  Herzogl.  Bibliothek 
zu  Gotha.     Gurupüjäkaumudi  S.  108 — 115.     Mit  einer  Tafel. 

Ist  in  'Tamarindensamen-Schrift'  (früher  'square  Päli'  genannt) 
geschrieben,  die  aber  von  den  bisher  bekannten  Alphabeten  man- 
cherlci  Abweichungen  zeigt. 

129.  Senart  E.  Notes  d'epigraphie  indienne.  V:  Les  recentes  de- 
couvertes  du  Major  Deane.  JA.  Ser.  IX,  Bd.  IV  332—353,  504— 
518.     5  Tafeln. 

Behandelt  ausser  Inschriften  in  Devanägarl  und  Kharosthi 
auch  eine  Reihe  anderer  in  einem  neuen  noch  unbestimmten  Alpha- 
bete (sämtlich  aus  Nordwestindien),  die  ev.  von  nichtiudischen  Völ- 
kern herrühren. 

130.  Oldenberg  H.  Zur  Chronologie  der  indischen  Metrik.  Guru- 
piljäkaumudl  S.  9—12. 

Durch  Untersuchung  der  Metrik  (beispielsweise  der  Versmasse 
Tri.stubh  und  Jagati)  ergiebt  sich,  dass  die  kanonische  Pälipoesie 
zeitlich  auf  die  Brähmanas  und  alten  Upani.saden  folgt,  dem  Rä- 
mäyaiia  aber  vorausgeht. 

Dresden.  Willv  Fov. 


der  Babylonier  ist  verloren  gegangen.  Gerade  der  Umstand,  dass- 
die  Normalsterne  der  Babylonier  die  Bahn  der  Ekliptik  genauer 
angeben  als  die  Sternbilder  der  Inder  usw.,  scheint  mir  darauf 
hinzuweisen,  dass  wir  in  diesen  babylonischen  Verhältnissen  (nb. 
erst  aus  dem  2.  Jh.  v.  Chr.  belegt!)  eine  jüngere  Rektifikation  eines- 
älteren Zodiakus  zu  sehen  haben,  der  uns  etwa  bei  den  Indern 
usw.  erhalten  ist,  wie  ja  auch  Abweichungen  der  Inder  und  Araber 
meist  auf  Rektifikationen  der  letzteren  zurückgehen.  Ich  fasse  zu- 
sammen :  Es  scheint  mir  doch  das  wahrscheinlichste  zu  sein,  dass 
der  babylonische  Kreis  der  Normalsterne  auf  einen  urs])r.  Zodiakus 
von  24  bezw.  27/8  Sternlüldern  zurückgeht,  zur  Bestimmung  der 
Planeten  bezw.  des  blondes  gebraucht;  dass  damals  im  ersten  Falt 
eines  der  3  Völker  (Inder,  Araber,  Chinesen)  die  24  Sternbilder, 
entlehnte  und  zu  einem  Mondzodiakus  von  27  8  umbildete,  der  voix 
den  beiden  andern  Völkern  wiederum  entlehnt  wurde,  oder  dass 
im  zweiten  Fall  alle  drei  Völker  gleichmässig  den  schon  bei  den 
Babyloniern  ausgebildeten  Mondzodiakus  entlehnten,  später  aber 
z.  T.  rektifizierten,  Avie  auch  die  Babylonier  den  Zodiakus  rektifi- 
zierten und  iimbildeten. 


44  in.  C.  Tianiscli. 

C.    Iranisch. 

1.  Grundriss  der  iranischen  Philologie,  hrsg'.  von  W.  Geiger  und 
E.  Kuhn.  II.  Band,  1.  Lieferung.  S.  1— IßO.  Strassburg  Trühner 
1896.     8  M. 

Inhalt.  Zweiter  Abschnitt:  I.  Awestalitteratur  von  K.  F.  Geld- 
iier  (S.  1  —  58).  —  II.  Die  altpersischen  Inschriften  von  F.  H.  Weiss- 
bach (S.  54—74).  —  III.  Pahlavi  Literature  by  E.  W.  West.  Witli 
Appendix:  "The  Modern-Persian  Zoroastrian  Literature  of  the  Par- 
sis"  (S.  75—129).  —  IV.  Das  iranische  Xationalepos  von  Tii.  N  ö  1- 
deke  (S.  130  ff.  unvollendet). 


2.  Adler  C.  Two  Persei)olitan  Gasts  in  the  U.  S.  National  Museiini. 
Report  of  the  U.  S.  National  Museum  for  isas,  pp.  149  —  153. 
Washington. 

Contains  a  plate  reproduction  of  an  inscription  of  Artaxerxes 
III  Ochus  ;uid  of  a  bas-relief  of  a  warrior  froin  Persepolis. 

3.  Avesta.  Die  hl.  Bücher  der  Parsen.  Hrsg.  von  Karl  F.  Geld- 
ner. 8.  (Schiuss-)Lfg.  gr.  4".  (IIP:  Vendidäd,  LVI  u.  S.  Hl— 139.) 
Stuttgart  Kohlhammer.     12  M.  (kpit.,  3  Bde.:  72  M.). 

This  part  completes  the  German  edition  of  the  Avesta.  The 
Prolegomena  gives  a  füll  account  of  the  manuscripts  employed  and 
of  the  method  followed  in  editing  the  work. 

4.  Bang  W.    Fragen.     WZKM.  IX  «4. 

In  Ancient  Persian  B«rdiya  (I.u^pbric).  Hakhranan^s  ('AxaiM^- 
vr|c),  Armani'ya  ('Ap|uev(a)  can  we  assume  ?-undaut?  If  so,  what 
exact  relation  has  Anc.  P.  cipiy  etc.  to  Av.  «/;>?'? 

h.  Bartholomae  C.    Arica  VII.     IF.  V  355—372. 

Contains  among"  other  matter  discussions  of  Avestan  'västräi 
und  Genossen'  (dat.  sg.);  Av.  öifranam  (for  rifranrnn);  f/ourit.zan- 
prnnnni  ^libations  heavy'  (with  blood);  Av.  as7ia-,  äsna-  "^near';  Av. 
vanluu'^sta-  (explained  as  vanhar- -\- stä  niefindlich'j;  adä-hva  Cm 
dangens'),  zarahehls  (comparative  to  Skr.  hrasva). 

f).  Bassett  J.  Articlc  'Persia'  (with  maj)).   Johnson's  Universal  Cyclo- 

paedia  VI  534—536.     New  York. 
7,  Buchholtz  A.    Quaestiones    de    Persarum    satrapis    satrapiis(|ue. 

Diss.     gr.  S«'.     61  S.     Leipzig  E.  Gräfe.     1,50  M. 
H.  Casartelli  L.  C.    La  religion  des  rois  Achemenides  dapres  leurs 

inscrifjtions.  'Congres  scientificiue'.  Deuxienu»  section.  S.  35—45. 
Wie  verhält  sich  die  Religion  der  Acliaimeniden,  wie  wir  sie 
aus  den  Inschr.  kennen  vax  der  des  Avesta?  Um  zur  Lösung  dieser 
Frage  einen  Beitrag  zu  liefern,  werden  die  dogmatischen  und  ethi- 
schen Data  der  apers.  Keilinschriften  zusaiiunengestellt:  1)  Dieu.  — 
Noms  divins.  —  2)  Attributs  divins.  —  Omnipotence.  —  Onnnscience. 
—  3)  "Les  autres  dieux".  —  Dieux  des  clans.  —  Mithra  et  Ana- 
liita.  —  4)  Dieu  crcateur.  —  Cosinogonie.  —  5)  Kelation  entre  le 
-ereateur  et  la  crcatnre.  —  Friere.  —  Culte.  —  Interccssion.  —  6) 
La  loi  niorale.  —  ^'oionte  divinc.  —  Peches.  —  Le  mensonge.  — 
Aiitre  \  ices. 
;>.  Cumont  Fr.    Textes  et  monuincnts  figurcs  relatifs  aux  mystcres 

de   Millira   pnhl.  a\cc  une  intnuluction   criti<|Ue.     Fase.   1:    Textes 


in.  C.  Iranisch.  45- 

littt'raires  et  inscriptionjs.  Fase.  2:  Monuments  tig-iires  (1.  partie). 
Fase.  3;  Monuments  ttgures  (2.  partie).  Bruxellcs  1894—95.  4*'. 
45  M. 

10.  Darab  Peshotan  Sanjana.  Nirangistan,  a  pliotozincographed 
Facsimile  of  a  Ms.  belong'ing"  to  Shams-nl-Ulama  Dastur  Dr.  Ho- 
shanjee  Jamaspjee  of  Poona.  Editecl  with  an  Introdnction  and 
Coilation  with  an  older  Iranian  Ms.  in  the  Possession  of  Ervad 
Tahmuras  D.  Anklesaria.     Bombay  1894. 

This  facsimile  reproduction,  a  Ms.  of  the  Nirangistan,  is  i)ubli- 
shed  from  the  Victoria  Jubilee  Pahlavi  fund  linder  the  charge  of 
the  Parsee  Punchayet. 

11.  Darab  Dastur  Peshotan  Sanjana.  The  Dina  i  Mainü  i  Khrat. 
The  Palilavi  Text  edited  with  an  Introdnction  and  Notes.  Bombay. 

This  is  an  edition,  printed  in  the  original  text,  of  one  of  the 
Pahlavi  works  prescribed  for  the  intermediate  Exaniination  of  the 
Bombay  Uni\ersity.     There  is  also  an  appendix  in  Giijarati. 

12.  Darmesteter  J.  The  Zend-Avesta.  Part  I.  The  Vendidäd  trans- 
lated.  Second  Edition,  pp.  LXXXIX  389.  (=  Vol.  IV,  Sacred  Books 
of  the  East).     Oxford  (Clarendon  Press). 

This  second  edition  ot  the  translation  of  the  Vendidäd  was 
passing  through  the  press  at  the  time  of  the  aiithor's  death.  In 
the  Introduction  ai'e  embodied  the  main  resiilts  of  the  views  wliich 
the  aiithor  piit  fo  ivard  regarding  the  origin  of  Zoroastrianism  in 
his  French  translation  published  in  the  ^Insee  Giiimct  series.  This 
new  edition  includes  also  the  text  and  tivanslation  of  the  fragments 
of  tlie  Nasks. 

13.  Darmesteter  J.  Afghan  Life  in  Afghan  Songs.  In  Seiected 
Essays  of  Darmesteter,  edited  by  Jastrow,  pp.  105 — 154.  Boston 
and  New  York  (Hoiighton,  Mifflin). 

Contains  niimerous  specimens  of  the  Afghan  ballads  trans- 
lated  into  p]nglish. 

14.  Darmesteter  J.  Les  Parthes  ä  Jerusalem.  Journal  Asiati(|ue, 
N.  S.  IV.  No.  1,  p.  43-54. 

The  most  important  ])oints  of  contact  in  history  between  the 
Jews    and    the  Persians. 

15.  de  Harlez  C.  La  Religion  Persane  soiis  les  Achemenides.  Ex- 
trait  de  la  Revue  de  ITnstruction  Publique  en  BeJa'ique  XXXVIII. 
pp.  1-12. 

The  Achaemenidae  did  not  i)rofess  the  religion  of  the  A^esta 
and  Zoroastrianism. 

15a.  Geldner  Avestalitteratur.  Grundriss  der  iranischen  Litteratur. 
Bd.  II  1-.53. 

This  monograpli  is  the  hrst  contriliution  in  the  vohniic  of 
the  Grundriss  mentioned  under  No.  1  above. 

Ki.  Hörn  P.  Waren  die  alten  Perser  Zoroastrier  ?  Beilage  zur 
Allgemeinen  Zeitung  Nr.  206  (Beilage  Nummer  171).  München 
27.\juli  1895. 

Inclines  rather  towards  doubting  that  tlie  Achaemenidae  were 

Zoroastrians. 


46  III.  C.  Iranisch. 

17.  Jackson  A.  V.  W.  Artick's  'Nizämi',  'Omar  Khayväm',  'Or- 
iiiazd',  'Ossetish',  'Pahlavl',  Taniir  Dialects',  Tersiau  Langiiage', 
'Psalms  of  Zoroaster'.  Johnson's  Universal  Cyclopaedia  VI.  New 
York. 
LS.  Jivanji  Jamshedji  Modi  The  Bas-Kelief  of  Beharäm  Goiir  at 
Naksh-i-liustani,  and  the  Horse  in  Ancient  Iran.  Two  Papers. 
pp.  1 — 33.     Bombay. 

(1)  The  bas-relief  of  four  fig'ures  (one  a  female  figaire)  at 
Nak.sh-i-Rustam  represents  the  marriag-e  of  Beharäm  Gour  with  the 
Indian  pvincess  Sepihnud  in  the  fire-temple  of  Azer  Goushasp.  (2) 
A  collection  of  allu.sions  in  ancient  literatures  to  the  horse  and  his 
Position  in  Persia. 

19.  Jivanji  Jamshedji  Modi  Charms  or  Amulets  for  some  Diseases 
of  th(i  Eye,  and  a  few  ancient  Beliefs  aboiit  the  Eclipse.  pp.  1  — 
24.     Bombay  1894. 

Two   papers   on    ancient  snperstitions,    chiefiy   Iranian,    read 

betöre  the  Anthropolog'ical  Society  of  Bombay. 

.20.  Justi  F.    Iranisches  Namenbuch.     XXVIII,  526  S.  8".     Marburg- 
Elvvert.    40  INI. 

A  record  of  Iranian  proper  names  froui  the  oldest  times  down 
to  more  recent  dates  as  preserved  in  various  sources.  Explana- 
tions  of  sig-nificant  names  are  g'iven  wherever  possible.  The  werk 
has  the  character  of  an  encyclopaedia  so  far  as  Persian  nomen- 
clature  is  concerned. 

21.  Kanga  K.  E.  Vendidad  translated  into  Gujarati  froni  the  original 
Avesta  texts,  with  critical  and  explanatory  notes.  New  edition. 
8vo.  pp.  348.     Bombay  1894.     6  sh. 

22.  Eatz  E.  Cyrus  des  Perserkönig^s  Abstammung-,  Kriege  und  Tod 
nach  den  gewöhnlichen  überlieferten  Sagen.  44  S.  gr.  8^  Kla- 
genfurt Kleinmayr. 

23.  Layard  Sir  A.  H.  Early  Adventures  in  Persia,  Susiana  and 
Babylonia.  New  edition  with  Portrait  and  Map  and  an  Introduc- 
tory  Notice  of  the  Author  by  Lord  Alierdare.  8vo.  pj).  A36.  Lon- 
don 1S94. 

24.  Mills  L.  H.  ()n  the  ambiguity  (Vieldeutigkeit)  of  certain  cha- 
racters  in  the  Zendalphabet.     ZDMG.  XLIX  481— 83. 

For  the  Avesta,  adopt  the  Pahlavi  method  of  reading-  certain 
cliaracters  as  ligatures.  Thus:  for  Av.  alte  read  a/ii/))  (Skt.  (isjjä)] 
for  k-aecä  daena  read  Ivayä;  for  haithim  read  hait/n/cnti  (Skt.  safi^- 
äm)]  read  vi){däi  as  rinßahi  (Skt.  rindosi). 

2ö.  Mills  L.  II.  The  God  of  Zoroaster.  The  New  World,  Vol.  IV 
No.  i;;. 

2ii.  Mills  L.  H.   Zoroaster  and  the  Bihle.  Nineteenth  Century,  XXXV 

p.  44-57. 
27.  Mills  L.  11.    Tlirce  Hymns   of  Zoroaster.     Asiatic  Quartcrly  He- 

vicw,   \'oi.   IX   Xo.   17.     .lan. 
.2S.  Müller  F.  M.    .lames  Darmesteter  and  his  Studies  in  Zcnd  Lite- 

rature.     .Jewisli  »^»uarterly  Kcview  VII  17."5  — 194.     London,  .January. 


III.  C.  Iranisch.  47 

A  memorial  notice  of  the  lifo  and  work  of  Darmesteter.  Brings 
forward  incidentally  sonie  arguments  again.st  the  theory  that  tlie 
doctriue  of  the  Avestan  Amesha  Spenta.s  is  of  Neo-PIatonic  origin. 

29.  Müller  F.    Kleine  Mitteilungen.     AYZKM  VIII  353-367. 

Avestan,  New  Persian,  Armenian,  Syriac  and  other  etyinolo- 
gies.  Aniong  other  things,  confinnation  is  given  for  the  accepted 
derivation  of  the  New  Persian  plural  sign  -an  from  the  Old  Persian 
gen.  Ph;r.  -änüm  by  nieans  of  t-itations  from  the  Zand-Pahlavi 
Olossary. 

30.  Müller  F.  Die  neupersisehen  Zahlwörter  von  11  —  19.  —  Neu- 
]iersische  und  semitische  Etymologien.     WZKIVI.  IX  75 — 82. 

31.  Müller  F.  Die  Lautwertbestinnnung  und  die  Trans.skription 
des  Zend-Alphabets.     WZKM.  IX  133-144. 

Comments  upon  the  transliteration  adopted  for  the  Grund- 
riss  der  iranischen  Philologie. 

32.  Müller  F.  Das  Verbum  'Hastam'  im  Neupersisehen.  [Aus: 
Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.]  Lex.  80.  8  S.  Wien  Gerold 
in  Komm.     0,40  M. 

33.  Müller  F.  Bemerkungen  über  den  Ursprung  des  Präteritums 
im  Neupersischen.  (Aus  den  Sitzungsberichten  der  k.  Akademie 
der  Wissenschaften.  Wien  Tempsky  in  Komm.  8  S.  Lex.  8*>. 
0,30  M. 

34.  Munkäcsi  B.  Prähistorisches  in  den  magyarischen  Metallnamen. 
Ethuol.  I\litt.  aus  Ungarn  IV  41—49,  81—93. 

1.  Die  Kenntnis  der  Metalle  ist  bei  den  ugr.  Völkern  nicht 
einheimischen  Ursprungs.  2.  Im  Uralter  der  geogr.  und  sprachl. 
Gemeinschaft  wurden  sie  durch  iranischen,  bzw.  nordkaukasischen 
Eintluss  mit  dem  Kupfer  bekannt.  Nach  Trennung  des  Urvolkes 
kam  die  Kenntnis  des  Goldes,  Silbers,  Zinns,  Bleis  und  Eisens  zum 
westliclien  (finn.-lapp.)  Zweige  der  ugr.  Völker  durch  germanischen, 
zum  östl.  durch  Iran.  Eintluss.  3.  Zur  Kenntnis  der  Behandlung 
der  ^letalle  gelangten  sie  erst  auf  dem  Wege  des  Handels.  4.  Nach 
Ausweis  der  ans  Awestische  erinnernden  Lautform  der  betreif.  Ent- 
lehnungen sind  die  betr.  Wechsel  zwischen  den  Iraniern  vmd  Ugriern 
nicht  später  als  in  das  3.  Jh.  v.  Chr.  zu  datieren:  deren  Anfänge 
können  im  G.— 7.  Jh.  gesucht  werden. 

35.  Nanjiani  K.  R.  Select  Persian  proverbs  with  their  English, 
Gujarati  and  Hindustani  equivalents,  including  sayings  and  fami- 
liär quotations.  (2  ed.)  8"  62  pag.    Bombay  1894. 

36.  Nöldeke  Jh.  Zu  Herodot  3.  119  (Soi)hokles  Antigone  903—913). 
Hermes  XXIX  155  f. 

36a.  Nöldeke  Th.  Das  iranische  Natioualepos.  Grundriss  der  ira- 
nischen Philologie  II  130  —  160. 

This  monograph  is  to  1)e  comjjleted  in  the  next  i)art  of  the 
Orundriss  (see  No.  1,  above). 

37.  Pizzi  J.    Storia  della  Poesia  Persiana.     2  vols.  8vo.     Turin  1894. 

Volume  T  contains  an  introduction  to  Persian  poetry  in  ge- 
iieral;  it  is  foilowed  1)y  the  division  devoted  to  lyrical  poetry  du- 
ring  the  different  periods  of  Persia's  history.  The  mystic  and  skeptic 
poets  are  included;  an  appendix  is  devoted  to  Saadi  and  Hafiz.  — 


48  III.   C.  Iranisch. 

VcihiiiK'  II  treats  of  epic,  moral  and  anoniic  poetry  Avith  special 
chapter.s  devoted  to  Firdausi  and  to  Jänü.  The  conchiding"  sec- 
tion  of  the  work  discusses  thc  reiation  of  Persian  poetry  to  medie- 
val  iioetical  literatiire. 

38.  Platts  J.  T.  A  Grainiiiar  of  the  Persian  Languagc  Part  I. 
Accidcnce.  pp.  XI  343.     1«94. 

39.  Stackeiberg  R.  v.  Lexikalisches  aus  "Wls  ö  Pämin".  ZD]MG. 
XLVIII  490-497. 

Treats  of  a  score  of  Persian  Avords  in  the  Wis  ö  Kamin  of 
the  llth  Century,  which  confirm  nieaning's  betöre  doubtfully  otfered, 
Avhich  correct  or  throw  new  light  on  previous  etyniolog'ies,  or  which 
are  to  be  included  in  the  body  of  the  Iranian  vocalnihiry.  Exani- 
ples  are  purmah  ''füll  moon'  (late  occurrence  of  the  word),  pHüni 
'brow'  (cf.  Av,  ainika),  kam  'jaws'. 

40.  Stackeiberg  R.  R.  Iranisch-finnische  lexikalische  Reziehungen 
(russ.)     Trudy  Vostoc.  Koni,  der  Moskauer  Arch.  Ges.  I  1893. 

Eine  Anzahl  Wörter  haben  die  Ost-Finnen  von  ihren  ehema- 
lig-en  Nachbarn,  Verwandten  oder  Vorfahren  der  heutig-en  Osseten 
(wahrscli.  Skythen  der  gr.  Schriftsteller),  jedenfalls  von  einem  ira- 
nischen Stamm  entlehnt.    (Nach  Sobolewskijs  Anz.  Ziv.  Star.  III  400). 

41.  Tiele  C.  P.  Une  nouvelle  Hypothese  sur  l'anticjuite  de  lAvesta. 
l{evne  bist,  relig.  XXIX  68—81. 

Does  not  accept  the  view  put  forward  by  Darmesteter  in 
regard  to  the  late  orig'in  of  the  Gathäs. 

41.  Tiele  C.  P.    lets   over  de   Oudheid   van   het   Avesta.     IMcdedee- 
ling'en  der  Kon.  Akademie  van  Wetenschapen,  Afdeeling-  Letter- 
kunde, 3de  Reeks,  Deel  XI  pp.  363— 3G4.     Amsterdam  Müller. 
Believes  that   Zoroastrianism   must   have    been    aiready    esta- 

blished  before  the  first  half  of  the  seventh  centviry. 

43.  Weissbach  F.  H.  Das  Grab  des  Cyrus  und  die  Inschriften  von 
.Alurghab.     ZDMG.  XLVIII  653- (565.  "^ 

An  examination  of  the  architectural  and  other  remains  of 
th(!  piain  of  Murghäb,  especially  of  the  building"  known  to  the  Arabs 
as  Kabr-i  i\Lldar-i  Sola  im  an  'Grave  of  the  ]\Iother  of  Solomon', 
and  comnioniy  identified  as  the  tomb  of  Cyrus  the  Great.  Cornes 
to  the  conclusion  (1)  that  this  is  not  the  Tomb  of  Cyrus;  (2)  that 
the  so-called  Zindän-i  Solaiman  or  'Solomon's  Prison'  answers 
inore  nearly  to  the  description  of  Cyruss  tomb  given  by  Aristobu- 
Ins;  (3)  that  the  inscribed  columns  at  Murghäb  are  the  remains  of 
a  iialace  of  Cyrus  the  Younger,  and  that  the  monolith  of  the  wing'ed 
figure  witli  i\u\  incription  T  am  Cyrus  the  Achaemeniau'  is  a  mo- 
nument  of  the  Younger  Cyrus  (not  of  Cyrus  the  Great),  and  pro- 
bably  erected  by  his  mother  Parysatis. 

44.  Weissbach  F.  H.  Die  altpersischen  Inschriften.  C.rundriss 
der  iranischen  Philologie  II  54—74. 

See  remarks  on  Grundriss  (No.  1)  above. 

44a.  West  F.  W.  Pahlavi  Literature.  With  Appendix:  "■'riie  Mo- 
dern-Persian  Zoroastrian  Literature  of  the  Farsis".  Grundriss 
der  ir.inischen   Philologie  II  75—129. 

44  b.  Wilhelm  K.  Franica.  Festschrilt  des  Jenaer  Gymnasiums.  ( »kt. 
1894. 


IV.  Armenisch.     V.  Griechisch.  49 

(1)  Zur  Entstehung-    der   vokulischen  Deklination.     (2)  Ycasnra 
XLVI  1. 

45.  Wilhelm  E.    Perser.     Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft 
1893.     Berlin  1894. 

Columbia  University  New  York  Cit}'. 

A.  V.  Williams  Jackson. 


IV.     Armenisch. 

1.  Hübschmann  H.  Armenische  Grammatik.  T.  Theil  1.  Abteilung-: 
Die  persischen  und  arabischen  Lehnwörter  im  Altarmenischen. 
Leipzig'  Breitkopf  u.  Härtel.     gr.  8^\     5  M. 

2.  Müller  F.  Bemerkung  über  Grigor  Narekatshi.  WZKM.  VIII 
208-210. 

3.  Conybeare  Fred.  C.  On  the  Old  Armenian  Version  of  Plato's 
Apology.     Am.  Journ.  Phil.  XVI  300—25. 

Wert  der  armen.  Übersetzung  für  die  Textgestaltung-. 


V.  Grlecliisch. 

1.  Sihler  E.  G.  Hilgard's  Grammati  ci  Graeci,  Part  IV.  The  Class. 
Eev.  IX  317—321. 

2.  Eichhorst  O.  Die  Lehre  des  Apollonios  Dyskolos  vom  Pronomen 
possessivum.     Class.  Kev.  IX  lO.ö — 112. 

3.  Carnuth  O.  Quellenstudien  zum  Etymologicum  Gudianum.  Jubi- 
läumschrift iür  die  Albertus-Universität.  Königsberg- 1894.  42  S.  8". 

Vgl.  das  Referat  von  Krumbacher  Byz.  Zschr.  IV  172. 

4.  Carnuth  0.  Über  das  Verhältnis  des  Etymologicum  Gudianum 
zu  dem  sogenannten  Etym.  Magnum.  Festschrift  zum  öOjährigen 
Doktorjubiläum  h.  Friedländers.     (Leipzig-  Hirzel)  S.  G7— 104. 

5.  Reitzenstein  Etymologicum  Gudianum  und  Genuinum  in  ihrer 
neuesten  Behandlung-.  Berl.  phil.  Wschr.  S.  793-795.  825-829. 
856—859. 

Gegen  Carnuths  Abhandlung-. 

6.  Wentzel  G.  Beiträge  zur  Geschichte  der  griechischen  Lexiko- 
graphen.    Sitzung-sber.  d.  Berl.  Akad.  S.  477—487. 

Quellenkritische  Untersuchungen. 

7.  Winer-Schmiedel  Grammatik  des  Neutestamentlichen  Sprach- 
idioms. I.  8.  AuH.  (Jöttingen  Vandenhoeck  und  Ru])recht  1894. 
XVI,  144  S.  8". 

8.  Combe  E.  Grannnaire  grecque  du  X.  Testament.  Lausanne  Fisch- 
baciier.     4  fr. 

9.  Kennedy  H.  A.  A.  Soiirces  of  New  Testament  Greek,  er  the 
intluence  of  the  Septuagint  on  the  vocabulary  of  the  New  Testa- 
ment.    Edinburgh  Clark.     170  S.  8".     5  sh. 

Anzeiger  VII  1  u.  2.  4 


50  V.  Griechisch. 

10.  Compernass  J.  De  sevmone  g-raeco  volg'ari  Pisidiae  Phrygiae- 
i|U('  iiicridionalis.     Diss.  Bonn.     56  S.  8^'. 

11.  KeelhofF  J.  Quelques  mots  sur  la  g-i-ammaive  grecque  et  la  eriti- 
i|ue  des  textes.    Pevue  de  Instruction  publ.  en  Belg"i(iue.    XXXVII 

225  n: 

12.  Bechtel  F.    Parcrg-a.     BB.  XX  239—255. 

5.  Neue  Lesung  der  Inschrift  CIG.  No  193ß.  6.  Zum  Schieds- 
sprucli  der  Arg-iver  (Coliitz'  Samml.  No.  3277):  die  Lesung-  Öeo  v.  1 
scheint  sicher.  7.  Ein  übersehener  Fall  von  Hyphäresis  im  Ionischen. 
Auf  Inschril'ten  von  Tenos  findet  sich  zu  Nomina  auf  -6jtc  ein  Gen. 
auf  -öoc  (neben  -bov):  er  ist  durch  Anlehnung-  an  .v-Stämme  und 
Hyphärese  von  -6eoc  entstanden.  8.  Ai)härese  in  g-riechischen  Per- 
sonennamen? Die  von  Baunack  Rh.  Mus.  XXXVII  477  ff.  angeführ- 
ten Beleg-e  beruhen  entweder  auf  falschen  Lesungen  (besonders 
bei  Mionnet)  oder  auf  Erklärungen,  die  zweifelhaft  sind  und  die 
A|)härese  zur  Voraussetzung  haben.  5.  ^ööoc.  Dieses  und  ahd. 
sfredan  (J.  Schmidt)  lassen  sich  wegen  ihrer  Bedeutungsverschieden- 
heit nicht  vereinigen;  ^ö0oc  g'ehört  vielmehr  wahrscheinlich  zu  ai. 
vrädhate  'rauschen'. 

13.  KövToc  K.  X.  0iXo\oYiKai  TrapaTi-ipt'iceic.  |uepoc  G'.  'AOr)vä  VI  393 
—425. 

1,  laeG'  nuepav  "unter  Tags'.  2.  |ue9'  i'Tuepav  —  kü6"  fiuepav.  3. 
vÜKTUDp  —  |Lie6'  riiuepav.  4.  vuktöc  —  |ue6'  iTuepav,  ev  vukti  —  |ue9'  >'iu^- 
pav  kt\.  5.  VUKTÖC  —  i'iiuepac,  vÜKxa  —  r\\xipav,  ktX.  6.  i'mepav  —  vük- 
Tuup,  iTiuepac  —  vuKxiup  kt\.  7.  f.ieOi-)uepioc.  ,ue9ri(Liepiv6c.  ueeiT.uepivöiv  — 
KuHripepivtJüv. 

14.  KÖVTOC  K.  Z.  KpiTiKui  Kui  YPO-MM^TiKüi  TrapaTiipi'iceic.  'AOtivct  VII 
1—64. 

Darin  u.  a. :  Verwech.slung  von  irepi  und  irapä  in  der  Über- 
lieferiing,  TrepiXoYicMÖc  kommt  nicht  in  der  griech.  Sprache  vor. 
Bedeutung  von  dqpopiui'-i  im  Spätgriechischen.    Ableitungen  von  ctoi- 

X€10V. 

15.  KÖVTOC  K.  X.  KpiTiKui  K«i  YP«MV"fiKai  uapaTiipnceic.  Keqj.  6' — \r\  . 
'Aenvä  VII  289—384. 

KtKaTrjpaiuai,  bebiujKriTai,  f.ie,ueeujbeu,uevoc  und  ähnliche  Kedupli- 
kationsbildungen  (besonders  in  der  späteren  GräzitätV  ötniueXri- 
fuevoc,  ÖTnueXiiMevoc:  Beispiele  für  Verwechslung'  von  tt  und  t  in  der 
handschriftlichen  Überlieferung,  tö  CTÖua  biaipeiv  —  CTÖua  qipeiv. 
eEaipiJü  —  ^Eaipu),  aipe'iv  aipeiv  und  ähnl.  in  der  handscliriftl.  Tber- 
lieferung.  ckittujv,  CKi'iuTrouc,  KpcißßuToc.  ineXdvbpuov,  niclit  m^^^'I^P^ov 
(Avie  es  im  Lexikon  des  Photios  heisst). 

16.  Sobolevski  S.  Bemerkungen  zur  griechischen  Grammatik 
(russ.).     Filologieeskoje  obosrjenije.     VIII,   75—82.  153—159. 

Zur  Syntax  des  Konjunktivs  im  Nebensatz,  des  Imperfektums 
als  lrr(^alis  uiid  der  indirekten  Frage;  über  das  Subjekt  beim  Infi- 
nitiv;   TTpiUTOC    und    TTpOUTOV. 

17.  Vahlen  J.  Ubservationes  grannnaticae  ex  Tlieocriti  versibus 
nonnuUis  ductae.  Lektionsverzeichnis  der  Berliner  Universität 
]895/!)6.     21  S.  4". 

Rez.  von  M.  Raunow  Wsdir.  f.  kiass.  IMülol.  1S95  1329—1333. 

18.  Weiske  A.    Beiträge    zur    uriecliischen    Grammatik.      Festschr. 


V.  Griechisch.  51 

z.  200jährig'en  Jubelfeier   der  Univ.  Halle,    darg'ebracht   von    der 
latein.  Hauptschule  der  Frankeschen  Stiftungen  (Halle  1894)  Nr.  2. 
buo,  deklinabel  und  indeklinabel,     eiri  c.  g'en. 

19.  Korsch  Th.  Neskoliko  zanu'canij  k  g'receskoj  fonetike  Brug'- 
niana.  (Einige  Bemerkungen  zu  B.s  griechischer  Lautlehre). 
Charkovskij  Sbornik  Istoriko-filologiceskago  Obscestva  18!)ö  g. 
25  S.  (im  Sonderabdruck). 

I.  Zu  §  10.  Die  homerischen  Wörter  mit  ä  (9ea  Xäöc  \äac 
'EpLieiäc  TToccibäi-uy  Maxa'juv  eävöc  -äo  im  Gen.  Sg.  -duuv  im  Gen.  PI. 
der  1.  Dekl.  -rreivdujv  binjäajv  usw.)  sind  nicht  Aolismen,  sondern  alt- 
ionisch. In  ihnen  allen  ist  sicher  oder  wahrscheinlich  c  oder  /  aus- 
gefallen, nicht  .-  (Ged  nach  Fortunatov  zu  lat.  festus  feriae  fem  ne- 
fas-tus,  ai.  dhiscoiä  dhisuyas),  ü  stiess  also  schon  im  Urgriech.  an 
einen  anderen  Vokal.  In  dieser  Stellung  aber  bliel)  im  Urionisch- 
Attischen  das  ä  vor  dem  Überg'ang  in  x]  bewahrt.  —  II.  Zu  t?  12. 
Versuch  ./  und  /  auch  in  anderer  Stellung  als  im  Wortanlaut  zu 
scheiden.  Zwischen  Vokalen  wird  j  zu  h  (vielleicht  nur  nach  i): 
€pi  b-oc  aus  *epi-j-oc,  /  fällt  aus.  Nach  Nasalen  und  ?■  wird  j  im 
As.-Aol.  assimiliert,  in  den  anderen  Dialekten  tritt  Ersatzdeiniung* 
ein,  /  dagegen  bewirkt  überall  Epenthese,  nur  bei  i  und  u  tritt 
statt  dieser  Dehnung  ein;  Äj  und  X/  ergeben  gleichmässig  X\.  Nach 
Gutturalen  wird  J  zum  Dental:  Iktivoc  =  ai.  cyena-,  xöec  =  ai.  hyäs, 
i  verschmilzt  mit  ihnen  zu  cc  bezw.  X..  t,  9  +  j  ergelieu  cc,  das 
im  Att.  zu  c  vereinfacht  wird:  öttöccoc  —  örröcoc  aus  *öttötjoc  —  j-ie- 
coc  aus  *^e9joc,  6+.;  2.  Dentale  +/  dasselbe  wie  Gutturale  +/.  irj 
liegt  zugrunde  dem  ttt  in  TTxepva  :=  ai.  liärknif^,  irTicco)  zu  ai.  pi^., 
TTTeXea  neben  lat.  i>ö-pulus,  slav.  to-polX,  tttöXic  irTÖXeuoc  u.  a.  niit 
derselben  lotasierung  wie  in  slav.  plece  neben  ai.  paksam  lat.  pec- 
tun\  vielleicht  in  eTTi-cp9ücba)  zu  lit.  biaurus.  cj  wird  cc  und  verein- 
facht c:  KuXeccuj  ttticcoi  Xucu,  bei  ci  fällt  c  aus:  TeXeio)  äXi'-)9eia.  — 
Zu  §  13.  Versuch  v  u.nd  n  zu  scheiden,  sv  wird  im  Auslaut  c,  su 
'.-  (G.  Meyer  §  222.  247).  Im  Ai.  bleibt  sva-  in  der  Konjugation 
unverändert  und  hat  als  Redu])likation  sa-  {f!rarij-  :  svakfä:-;  sas- 
vai)Je),  sna-  wird  in  den  schwachen  Formen  sii-  und  hat  als  Kedu- 
plikation  su-  {scap-  -  suptäs  susräpa);  derselbe  Unterschied  bei  va- 
und  ija-  {ras-  'sich  anziehen'  :  vasitas  —  vas-  'glänzen'  :  ustas,  vas- 
'wohlsein' :  usifds).  Im  Griech.  nimmt  nur  ^  ^  y  den  ]n'othetischen 
Vokal  vor  sich  (eepcri  zu  ai.  vd-rarsa  u.  a.).  Nach  Nasalen  und 
Li([Uiden  geht  r  in  einigen  Dialekten  s))urlos,  in  anderen  mit  Deh- 
nung verloren  (Eev.-oc  Sevoc  teivoc),  ij  l)ewirkt  bei  a  e  o  Epenthese 
(eXaüviu  Kevraupoc  TraOpoc  =  parrus,  eupiCKuu  =  nervo  u.a.)  tv  ergiebt 
überall  c  im  Anlaut  (.coikoc  ceioi  cupöc),  fij  im  Inlaut  cc,  ätt.-böot.  tt, 
im  Anlaut  c,  att.-böot.  x  (xeccapec  att.  xerTapec,  cüpßi-i  att.  xüpßri,  ciiXia 
att.  TiiXia);  in  suffixalen  Silben  wird  auch  tu  allem  Anscheine  nach 
überall  c  (-cOvr),  oicoc  oicun  neben  ituc)  ;  die  verwickelten  Verhält- 
nisse beim  Pronomen  der  2.  Person  erklären  sich  aus  verschiedener 
Behandlung  der  betonten  xmd  der  enklitischen  Formen. 

(F.  Solmsen.) 

20.  Daves  E.  A.  S.  The  jn-onunciation  of  the  greek  as])irates.  Lon- 
don Nutt.     103  S.  8^'.     2  Sh. 

Rez.  von  Stolz  N.  phil.  K.  S.  213  f. 

21.  Hess  ,].  J.  Zur  Aussprache  des  Griechischer.  IF.  VI  1890 
S.  123-134. 


52  V.  Griechisch. 

22.  Jannaris  A.  N.  Kratinos  and  Aristophanes  on  the  Gry  of  the 
Sheep.     Am.  Jouni.  of  Philol.  XVI  46—51. 

Jannaris  sudit  der  bekannten  Komikerstellc  die  Beweiskraft 
für  die  Aussprache  des  Aitg-riechischen  zu  nehmen,  indem  er  statt 
^fißn  ein  ursprüngliches  BEBE  konjiziert  und  dieses  nicht  als  eine 
Wiederg'abe  des  Tierlautes,  sondern  eine  Bezeichnung*  der  Kinder- 
sprache für  'Schaf  ansieht:  ixic-rrgp  Trpößaxov  im  Fragment  des  Kra- 
tinos ist  zu  streichen. 

23.  Monro  H.  C.  On  the  bearing  of  Thucydides  II  54  on  Greek 
pronunciation.  Vortrag  in  der  Cambridge  Philol.  Society,  vgl. 
Academy  S.  464. 

Weist  nach,  dass  die  Vertauschung  von  Xiiliöc  und  Xoiuöc  iu 
der  angeführten  Thukydidesstelle  nicht  für,  sondern  gegen  die 
itazistische  Aussprache  des  Altgriech.  spreche. 

24.  Feron  P.  Notions  d'accentuation  grecque.     Tournai  1894. 

25.  Hatzidakis  G.  TTäc,  ttciv,  dvöpiäc,  ijuäc,  ßoOc,  aiE,  irüp,  Kf|p.  IF. 
V  338-340. 

26.  Brugmann  K.    Griech.  Kfip.     IF.  V  341. 

27.  Hatzidakis  G.  N.  Zur  Kontraktion  von  ea  nach  p  im  Attischen. 
IF.  V  393-395  (vgl.  auch  'AOnva  VI  482  f.). 

28.  Brugmann  K.  Zur  Geschichte  der  labiovelaren  Verschlusslaute 
im  Griechischen.     Ber.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  S.  32—56. 

Urgriech.  kV  (bezw.  0,  khV)  wurde  unter  dem  Eintluss  der 
Tonlosigkeit  zu  k,  vgl.  kic,  kuuc;  dann  wurde  kVc,  kVi  zu  t'U'e,  t'W l, 
dagegen  kVo  zu  tto-.  Bei  konsonantischer  Aussprache  des  i  fand 
Rückkehr  des  fVi  zu  k'U'i  statt  (vgl.  neufranz.  dial.  quienne  aus 
ticune,  neugr.  fkjd  aus  f'fja  u.dgl.),  das  nun  weiter  zu  -rri-  (ßi-,  cpi-) 
wurde  (ßia,  öqpic).  Das  in  die  Einzeldialekte  übergehende  t'V'e  t'V'l 
wurde  tg  ti  mit  Ausnahme  der  äolischen  Mundarten  (TreTxapec)  und 
des  Arkadisch-Kyprischen,  wo  statt  xi  und  xe  eine  Affrikata  oder 
Spirans  c  (cic,  ce)  erscheint. 

29.  Mucke  E.  De  consonarum  in  graeca  lingua  praeter  Asiatico- 
runi  dialectum  aeolicara  geminatione.  Partie.  III.  Progr.  Fi'ei- 
berg.    30  S.  4". 

30.  Streitberg  W.  Griech.  'Axaioi  ägypt.  likajivnsa.  IF.  VI  1896 
134-135. 

31.  Streitberg  W.  Die  griechischen  Lokative  auf  -ei.  IF.  VI  339 
—341. 

Der  Akzent  in  öGeei  usw.  ist  v/ie  der  in  koi,  eK-rrobuüv  usw. 
durch  Enklise  zu  erklären.     Es  verhält  sich  d9eei  :  *ä-0eei  (vgl.  äeeoc) 

=    ^KTTOblÜV    :    *^K-TT0bä)V. 

32.  Tcep^Trrjc  T.  N.  Tä  cüvGexa  tx\c  k\\^M\Kr\c  YX.uJCcric.  Teöxoc  a.  T6 
övo|LiaxiKUJv  irpiuxov  cuvOexiKÖv.  "Ek6ocic  öeux^pu.  Athen  Beck  1894. 
4  fr. 

83.  Wheeler  B.  i.    (ireek  duals  in  -e.     IF.  VI  135—140. 


34.  Nehmeyer    Syntaktische    BemerkungiMi    zu    Ilcrodot.     Gymn.- 
Proii-.  Dannstadt  1S95. 


V.  Griecliisch.  53 

35.  Keelhoff  J.  l'coc  et  le  genitif.  Revue  de  rinstruction  publique 
en  Belo-ique  XXXVII  135. 

36.  Stourac  F.  Über  den  Gebrauch  des  Genitivus  bei  Herodot. 
(Forts.).     Gymn.-ProgT.  Olmütz  1894.     26  S.  8^. 

37.  Fay  E.  W.  Schwabs  Syntax  of  the  Greek  Comparative.  The 
Class.  Rev.  VIII  454-459. 

38.  Donkin  E.  H.  ck  or  dirö  denoting-  position.  The  Chiss.  Rev.  IX 
349  f. 

39.  Holmes  D.  H.  Die  mit  Präpositionen  zusammeng'esetzten  Ver- 
ben bei  Thul^ydides.     Berlin  Weidmann.     47  S.  8^.     1,40  M. 

Rez.  von  P.  Couvreur  Rev.  crit.  (II)  112  f.  Härder  D.  Litt.- 
Zeit.,  743. 

40.  Mommsen  T.  Beiträg-e  zu  der  Lehre  von  den  g-riechischen 
Präpositionen.     Berlin  Weidmann.     X,  847  S.  8°.     18  M. 

Rez.  von  G.  Meyer  Berl.  phil.  Wschr.  1174—1177. 

41.  Chowaniec  F.  De  enuntiatorum  quae  dicuntur  subiecto  caren- 
tium  usu  Thucydideo.  Gymn.-Progr.  Jaroslau  1892.  XVIII  u. 
31  S.  80. 

Referat:  Zschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  1894,  855  f. 

42.  Flagg  J.  Outlines  of  the  temporal  and  modal  principles  of 
Attic  i)rose.     Berkeley  California  1893.     77  S. 

43.  Wimmerer  R.  Das  mediale  Futurum  sonst  aktiver  Verba  im 
Griechischen.  ProgT.  des  Realg-ymn.  Stockerau  (Österreich)  1894 
44  S.  80. 

Ang-ezeig-t  von  Stolz  Zschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  S.  1029  f. 

44.  Miller  C.  W.  E.  The  Iniperfect  and  the  Aorist  in  Greek.  Amer. 
Journ.  of  Philol.  XVI. 

Besprechung-  von  Hultschs  Werk  ''Die  erzählenden  Zeitformen 
l)ei  Polybius". 

45.  Thouvenin  P.  Der  Gebrauch  der  erzählenden  Zeitformen  bei 
Ailianos.     Fleckeisens  Jahrb.  1895  S.  378-394. 

Behandelt  das  Thema  im  Anschluss  an  die  Untersuchung-eu 
von  Hultsch  über  Polybios. 

46.  Music  A.  Der  g-nomische  Aorist  in  der  g-riechischen  und  kroa- 
tischen Sprache.  Ag-ram  1892.  S.-A.  aus  dem  CXII.  Bd.  des  'Rad' 
(serbisch). 

Vg-i.  das  Referat  des  Verf.s  IF.  (Anz.)  V  91—96. 

47.  Schmid  J.  Über  den  g-nomischen  Aorist  der  Griechen.  Ein  Bei- 
trag* zur  g-riechischen  Grammatik.  Gvmn.-Prog-r.  Passau  1894. 
65  S.  80. 

48.  Eimer  H.  C.  A  Note  on  the  Gnomic  Aorist.  Am.  Phil.  Ass. 
Proceedings  XXV  S.  LIX— LXIII. 

Geg-en  die  herkömmliche  auf  Franke  zurückg-ehnde  Erklärung-. 
Die  neueste  Ansicht,  die  von  Mutzbauer,  knüpft  wieder  an  die  ältere 
Ansicht  Mollers  (Philolog-us  VIII  113  ff.)  an.  Sie  stimmt  zu  Eimers 
eigner  Theorie.  Griechisch  und  Latein  haben  zwei  Mög-lichkeiten  die 
Handlung-  in  Verg-ang-enheit  und  Zukunft  auszudrücken:  "The  one 


54  V.  Griechisch. 

presents  it  with  special  reterenee  to  its  prog'ress,  the  olher  presents 
it  as  Avliole,  and  so  necessarily  involves  and  laj's  stress  lipon  its 
final  accomplishment.  Now  tiie  present  indicative  necessarily  invol- 
ves the  idea  of  prog-ress  .  .  .  .  is  it  not  likely  that  the  OrecU  and 
the  Latin  would  have  soug-ht  some  nieans  by  which  an  act  in  the 
present  also  mig'ht  be  presented,  with  the  idea  of  ])rog'ress  left 
ont?  This,  it  seenis  to  nie,  is  the  triie  fiinction  of  the  socalled  gno- 
mic  aorist.  (ieneral  truths  are  conimonly  exjn'essed  by  the  pre- 
sent tense  of  the  indicative.  When  the  aorist  is  used,  it  is  only 
becanse  the  Speaker  or  writer  wishes  to  eniphasize  the  certainty, 
the  i)romptness,  or  the  suddenness  of  the  act  in  question  or  tlie 
readiness  with  which  it  is  wont  to  be  performed."  Yg-1.  dazu  Thnrn- 
eysen  KZ.  XXVII  173  und  Brug-niann  Griech.  Gramm.  185. 

49.  Donovan  J.    Greek  lussives.    The  Class.  Rev.  IX  145—149. 

Behandelt  die  präsentische  und  aoristische  Aktionsart  des 
Im]Kn-ativs:  eine  Reihe  von  Belegen  werden  angeführt  um  zu  zeigen, 
dass  die  alten  Schriftsteller  oft  die  präsentische  Aktionsart  ohne 
Bedeiitungsunterschied  neben  und  statt  der  aoristischen  gebrauchen. 

50.  Donovan  J.  German  Opinion  on  greek  lussives  (Conclusion).. 
The  Class.  Rev.  IX  289—293.  342—346.  444—447. 

Referiert  über  Aktionsart  und  Zeit  nach  Anscliauungen  deut- 
.scJK'r  Gelehrter. 

51.  Haie  W.  G.  'Extended'  and  'Remote'  deliberatives  in  Greek. 
Transactions  of  the  American  Philol.  Assoc.  XXIV  1893. 

Über  den  Inhalt  referiert  zustimmend  Donovan  The  Class. 
Rev.  VIII  410—413. 

52.  Haie  W.  G.  The  anticipatory  Subjunetive  in  Greek  and  Latin. 
Chicago  University  Press  1894.  9  S.  8*^.  (Studies  in  classical 
Philnlogy  I.). 

53.  Sobolevski  S.  Wie  im  Griechischen  der  eigentliche  ()})tativus 
in  der  indirekten  Rede  ausg-edrückt  wiril.  Filnlng-iczesskoje  Olio- 
zrenije  V  162. 

54.  Smith  Ch.  F.  Some  poetical  constructions  in  Thucydides.  Trans- 
actions of  the  American  Philol.  Assoc.  XXV  1894. 

Rez.  von  G.  Behrendt  Berl.  phil.  Wschr.,  1569—1572. 

55.  Brief  S.  Die  Konjunktionen  bei  Polybius.  III.  Teil.  Gymn.- 
Progr.  Wien  1894.     30  S.   H". 

Vgl.  Zschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  S.  951. 

56.  Chambers  C  I).  The  classiHcation  of  conditional  sentences. 
The  Class.  Rev.    IX  293  f. 

57.  Dessoulavy  P.  De  la  i)arlicule  av  dans  Tliucvdide.  Pro^-r. 
Neucliatel.     38  S.  4''. 

58.  Fassbaender  F.  De  Polybii  sententiis  condicionalibus.  Progr. 
Münster  i.  W. 

59.  Diel  II.  De  eniintiatis  hnalil)us  apud  (iraecoruin  renun  scrip- 
torcs  posterioris  aetatis.     Gymn. -Progr.  München.     52  S.  S". 

60.  Berdolt  W.  Zur  Elntwickiungsgeschichte  der  Konstriiktioncii 
mit  üJCT€.  Ein  Beitrag  zm-  historischen  Syntax  des  Griccliisiiicu. 
Gymn.-Progr.  Eichstädt  1894.     43  S.  8". 


V.  Grriechisch.  55 

61.  Keelhoff  J.  öti  et  ibc  siiivis  dim  verbe  qui  est  giaminaticale- 
ment  independant.  liev.  de  Tinstr.  j)iibli([iie  en  Belgique  XXXVIII 
166-186. 

62.  Nordenstam  E.  Studia  syntactica.  I.  Syntaxis  intinitivi  Ploti- 
iiiana.     Commentatio  acadeinica.     Upsala  1893.     81  8.  8". 

Rez.  von  F.  Stolz  Berl.  phil.  Wschr.  S.  458. 

63.  Rosenthal  G.  De  Antiphontis  in  particulariim  usn  proprietate. 
Dissertation  Rostock.     Leipzig-  Fock  1894.     56  S.  8».     1,20  M. 

64.  Loost  A.  Bemerkungen  über  den  Partikelg'ebraucli  Lukians. 
Festschrift  für  L.  Friedländer.  S.  163—182. 

65.  Miles  E.  H.    The  el  of  ei  b'  äfe.     The  Class.  Review  IX  18. 

66.  Thouvenin  P.  Les  neg-ations  dans  le  Noiiveau  Testament.  Re- 
vue de  philol.  XVIII  229-240. 

Gebrauch   von   ou   und    ilu't  (nn't  Berücksichtigaing'   des  klassi- 
schen und  nachklassischen  Sprachgebrauchs). 


67.  Homer  Iliad  Ed.  by  A.  Platt.  Cambridge  University  Press  1894. 
XIII,  516  S.  kl.  80. 

Rez.  von  H.  St.  im  Lit.  Zentralbl.  1131. 

68.  Cauer  P.  Grundfragen  der  Homerkritik.  Leipzig  Hirzel.  IV, 
322  S.  8".     6  M. 

Rez.  von  C.  R.  im  Lit.  Zentralbl.  950—952. 

69.  Menrad  Über  die  neuentdeckten  Genfer  Homerfragmente  und 
den  Wert  ihrer  Varianten.  Sitzungsber.  d.  k.  bayer.  Akad.  d. 
Wiss.  1894,  165—182. 

1.  Sachliche  Varianten  (kritischer  Wert  derselben).  2.  Ortho- 
graphisch-phonetische Varianten.  —  Text  des  Fragments,  das  einer 
interpolatorischen  Überarbeitung-  ("eKbocic  ttoXüctixoc')    angehört. 

70.  Menrad  I.  Über  ein  neuentdecktes  Homerfragment  und  den 
Wert  seiner  Varianten.  Bl.  f.  d.  bayer.  Gymn.-Schiihvesen.  1894, 
449—456. 

Behandelt  das  6.  der  von  Nicole  veröffentlichen  Fragmente. 
Das  Fragment  gehört  einer  stark  interpolierten,  alten  Hommeraus- 
g'abe  CeK&ocic  ttoXüctixoc')  an. 

71.  Constantinides  M.  The  Athos  ;\Is.  of  the  Homeric  Hymns. 
The  Class.  Rev.  VIII  341—344. 

Kollation  der  Hschr. 

72.  Gehring  A.  Index  Homericus.  Appendix :  Hymnorum  voca- 
biila  continens.     Leipzig*  Teubner.     235  S.  8^.     6  M. 

73.  Ludwich  A.    Homerica.     Fleckeisens  Jahrb.  1895  1—17. 

1.  ÜTTepiKTaivovTo  \\>  'S  (Prüfung'  der  alexandrin.  Überlieferung). 
2.  3:  über  zwei  alte  Homergrammatiker  (Lysanias  von  Kyr(!ne  und 
Duris). 

74.  La  Roche  .1.  Ein  falscher  Grundsatz  homerischer  Metrik.  Zsclir. 
f.  d.  österr.  Cymn.  XLVI  577 — 588. 

Konstatiert  gegenüber  Cauer  "Grundfragen  der  Homerkritik' 


5ß  V.  Griecliiscli. 

S.  37,    das«   im   vierten  Fusse    der  Spondeiis   ebenso  berechtig't   ist 
wie  der  Daktylus. 

75.  Düntzer  H.  Der  zusaTninengezog-ene  zweisilbig'e  Geniti\-  TTiiXeoc 
bei  Homer.     Fleckeisens  Jahrb.  1894,  145—155. 

Polemik  gegen  Goebel  ib.  1S91,  777  f.  und  neue  Begründung 
der  vom  Verf.  schon  früher  verlangten  Beibehaltung  von  FTriAeoc. 

76.  Hoogvliet  J.  M.    Homerica:  toicTci.     'EWdc  V  316—322. 

Verf.  verteidigt  sein  toicici  statt  Toicbe(c)ci  gegen  van  Leeuwen. 

77.  Hylön  J.  E.  Über  einige  homerische  Formen.  Nordisk  tids- 
skrift  for  filol.  II  1. 

r\-\-\v,  |LidvTr|oc,  ye^iJuc  u.  a.  von  Christ  als  falsch  beseitigte  For- 
men werden  verteidigt. 

78.  Kokorudz  E.  Ablativus,  Lokativus  und  Instrumentalis  bei  Ho- 
mer in  formeller  nnä  syntaktischer  Beziehung.  II.  Teil.  Gymn.- 
Progr.  Stanislau  1892.   '27  S.  8«.  (polnisch). 

Referat:  Zschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  1894  S.  849  f. 

79.  Dottin  G.  Etudes  de  Grammaire  Homerique:  L'augment  des 
verbes  composes  dans  l'Odyssee  et  dans  l'Iliade.  Extrait  des 
Annales  de  Bretagne.  Rennes,  Imprimerie  Oberthür  1894.  104  S.  8*'. 

Eine  statistische  Untersuchung,  Avelche  die  Bedingungen  fest- 
stellen will,  unter  denen  das  Aug'ment  erschien  oder  wegblieb.  Es 
ergiebt  sich,  dass  die  Wahl  der  einen  oder  andern  Form  weder  an 
den  Verbalanlaut  0(l(u-  an  die  Präposition  oder  den  Akzent  oder  an 
bestinniite  Verhalforme.n  geknüpft  ist,  noch  dass  sie  inneriiall)  der 
Aerschiedenen  Teile  der  homerischen  Gedichte  g'eset/.mässig-  gere- 
gelt ist.  Nur  aus  prosodischen  Gründen  lässt  sich  sehr  oft  die 
Notwendigkeit  einer  Form  erweisen;  aus  den  auch  hierin  indiffe- 
renten Belegen  kann  ein  zwingender  Schluss  auf  den  vorhomeri- 
schen Gebrauch  des  Avigments  nicht  gemacht  werden  —  schon  des- 
halb nicht,  weil  die  Frage  der  Textgestalt  verschiedene  Schlüsse 
bedingt. 

80.  Steinmann  \".  P^ine  Ilomerstudie:  "Oqppa  in  Teniporalbedeutung 
(böhm.).     Progr.  des  k.  k.  Obergynni.  Königgrätz. 

81.  Froehde  F.    Zur  homerischen  Wortforschung.  BB.  XX  185-228. 

1.  dXbaivuu  .  dXbriCKUj  —  "Apr|c  —  ^pivüc.  Wz.  (d,  ald,  ar,  ard 
im  Griech.  und  Ai.  Davon  zu  trennen  ai.  Irin  'gewaltthätig'  u. 
verw.,  hom.  dpeir]  (=  ai.  irasi/ä),  wozu  "Apric  mit  seinen  verschie- 
denen Formen,  dpivüc  aus  e-puc-vüc  zu  ai.  i'xs  'Ingrimm,  Zorn,  Wut'. 
2.  ac0jua  aus  '-'dvce-ina  zu  einem  Verbum  *(5vcö-u)  Wz.  cm  'atmen'. 
(Kontraktion  aus  -'äj^acQpLa  ist  nacli  liomerischen  Lautgesetzen  nicht 
anzunehmen).  .'5.  aüxiuc  in  der  Bi'deutung  'vergeblich'  ist  von  son- 
stigem uuTUJC  zu  trennen;  es  gehört  zu  aöcioc  'leer,  eitel'  (aus  '-'au- 
Tioc),  got.  (iiijis,  altn.  andr  'leer'  usw.  4.  ßujcavTi  —  diccu)  :  ßuOcavTi 
kann  nicht  aus  ßoiicavri  entstanden  sein,  wie  die  Behandlung  von 
Oll  bei  Homer  zeigt;  es  gehört  zu  einem  Verbum  ßöuj  aus  ß6--u)  (vgl. 
lat.  b(>v-ere)\  inlautendes  ß  ist  bei  Homer  niciit  mehr  anzunehmen; 
in  der  Behandlung  zweier  ursprünglich  durch  ß-  oder  c  getrennter 
Vokal  ist  l)ei  Homer  kein  prinzipieller  Unterschied.  —  diccuj  aus 
*aic-iccuu  zu  ai.  Wz.  ?.v,  es  'eilen'.  5.  beüo.uai  :  Stamm  öeuce-  zu  ai. 
ddsa  'Mangel,  Felder'.  (!.  tovedc,  Attribut  des  Steinbocks,  'bärtig, 
zottig'  aus  Vicovöo-  zu  germ.  risanda  [iriacnt  usw.).  6.  dXt'iioc  .  tto- 
XuAriioc  -a  priv.  -Xninc   zu  ai.  rni  'Besitz,  Habe*.  —  Gebrauch    des   a 


V.  Griechisch.  57 

priv.  im  Griech.  Die  Form  üva-  und  die  Negation  des  Verbums 
durch  a-priv.  werden  abgelehnt.  7.  oüpöc  —  vicco|uai.  oüpöc  B  153 
zu  lat.  verro^  aus  *popc^6c.  Behandlung  von  -pc-  und  -vc-.  vicco|uai 
Erweiterung  der  Wz.  nl  nei  'führen'.  8.  'AxpuTUjvri  —  'AficpirpuLuv 
-xpu-  zu  ai.  Wz.  tar  {a-ttir-fa  'unübertroffen'),  germ.  prü  in  ags. 
pri/d  'Kraft'. 

82.  Hertlein  F.    Oivoiy.     Neues  Korrespondenzbl.    f.    d.  Gel.-u.  Real- 
schulen Württembergs  S.  197—205. 

53.  Higgins   L.   K.    BouXo,uai   in   Homer.     The  Classical  Review  IX 
393-395. 

ßoüXo.uai   hat  bei  Homer  immer   die  Bedeiitung  'bevorzugen'. 

54.  Krejci  J.  Über  die  homerischen  cxiraE  eipriiueva.    Listy  filologicke 
S.  2(5  ft\ 

85.  Butler  S.    Writing  in  Homer.     Academy  1211  S.  54. 

Die  Existenz  einer  Schrift  wird  begründet.  —  Dagegen  W. 
Ridgeway,  der  Butlers  Deutung  der  homer.  crmaxa  \uYpä  bestreitet 
ebd.  S.  147.  —  Erwiderung  Butlers  ebd.  S.  1(57. 

86.  Fellner  St.     Der   homerische   Bogen.      Eine   naturwissenschaft- 
liche Untersuchung.     Zsciir.  f.  d.  österr.  Gvmn.  XLVI  Heft  3. 


87.  Reinach  Th.  Bulletin  epigraphique.  Rev.  des  Etudes  gr.  VII 
(1894)  380—395. 

88.  Inscriptiones  graecae  insularum  maris  aegaei.  Fase.  I. 
Inscriptiones  insularum  Rhodi,  Chalces,  Caiiarthi  cum  Saro  Casi. 
Ed.  F.  Hiller  de  Gaertringen.     Berlin.     Fol.  VIII,  241  S.     30  M. 

89.  Inscriptiones  graecae  et  latinae  novissimis  annis  (1889—1894) 
niuseo  Surutschaniano  quod  est  Kischenevi  inlatae.  Edd.  J.  Su- 
rutschan  et  B.  Latyschev.     Petersburg  1894.     20  S. 

90.  Recueil  des  inscriptions  juridiiiues  grecques.  3me  fascicule. 
(p.  351-532).     Paris  Leroux  1894.     8". 

Haviptinhalt:  Gesetz  von  Gortyn  und  andere  altkretische  Ge- 
setze.    Ferner  Nachträge  zu  den  beiden  ersten  Heften. 

91.  TTaTraKuuvcTavTTvoc  M.  AI  TpäWeic  lixoi  cuWoth  TpaXXmviuv 
eTTiYpacpäiv  cuvobeuo|uevuuv  ünö  cuvoiTTiKnc  icropiac  tiIjv  TpüXAeiuv. 
Ath(>n.     G8  S.  so. 

92.  Sammlung  der  griech.  Dialektinschriften  herausgeg.  von 
H.  CoUitz  und  F.  Bechtel.  III.  Bd.  4.  Heft,  2.  Hälfte  (S.  301-409); 
Die  Inschriften  von  Kalymna  und  Kos,  bearb.  von  P.  Müllensiefen 
und  F.  Bechtel.     Göttingen  Vandenhoeck  und  Ruprecht.     3,50  M. 

93.  Evans  A.  J.  Primitive  pictographs  and  a  i)rae-phoenician  script 
from  Crete  and  the  Peloponnese.  The  Journal  of  Hellenic  Studies 
XIV  270-372. 

Behandelt  unter  Vorführung  eines  reichen  Materials  Schrift- 
flrteu  der  mj-kenischen  Epoche,  welche  teils  der  liititischen  (und 
ägv})tischen)  Bilderschrift  teils  der  kvprischen  Silbenschrift  naiie- 
isfeiien.     Vgl.  dazu  Wschr.  f.  klass.  Phil.,  (597—700. 

94.  Meister  R.  Epigraphische  und  grammatische  Mitteilungen.  Be- 
richte d.  k.  Sachs.  Ges.  d.  VViss.  1894.    II  153-159. 


58  V.  Gricc-hisoh. 

1.  Zu  kyprischcn  Inschriften.  Journ.  of  Hell.  Stud.  XI  62  Nr.  3. 
63  Nr.  5.  2.  Stamniabstufende  Namen  ans  dem  Norden  nnd  Nord- 
westen Griechenlands:  'A,uü,uovec  :  "A.uu|uvoi,  ZTpü|.iaiv  :  lTpuf.iv6bujpoCr 
Xä.'-ov€c  :  Xaövoi,  Eflniika  auf  -Tvoi,  '0|ucp(iXiov  "OjucpaXec,  TTiaXid  TTeia- 
X€c  (aus  Formen  mit  Xv-),  Ethnika  auf  -ävec  (entstanden  aus  -dv-, 
der  schwachen  Stammform  von  -riv,  -tuv). 

95.  Hatzidakis  G.  N.  Alt-  und  Neug-riechisches:  über  die  Auss])rache 
des  Y  bei  den  alten  und  des  Q  bei  den  späteren  Lakoneu.  KZ. 
XXXIV  81—97. 

Vg-l.  Anzeiger  V  280. 

96.  Bruschi  G.  II  Partenio  di  Alcmano.  Riv.  di  Filol.  XXII I  (N. 
S.  I)  504-563. 

Behandelt  Text,  Sprache,  Metrum  und  Komposition  des  in 
einem  Papyrus  überlieferten  Liedes. 

97.  Shebelew  S.  Über  das  Alphabet  der  arg-olischen  Seestädte. 
Filolog-.  obozre.nije  VI  119—121. 

98.  Baunack  J.  Zu  den  Inschriften  aus  Epidauros.  Philologus  LIV 
16-63. 

Beiträge  zur  Lesung,  Kritik  und  p]rklärung  der  bei  Kabbadias 
Fouilles  d'Epidaure  veröllentlichten  Inschriften. 

99.  Blinkenberg  Chr.  Les  inscriptions  d"Ei)idaure.  Nord.  Tidsskrift 
f.  Filol.  S.  153-178. 

Eine  französisch  geschriebene  Abhandlung,  behandelt  in  An- 
knüpfung an  das  von  Kavvadias  veröftentlichte  Werk  F'ouilles  d'Elpi- 
daure  I  und  an  frühere  Arbeiten  des  Verf.  (Nord.  Tidsskv.  f.  Filol. 
II  Ii.  10.  Bd.  S.  257—77  und  Asklepios  og  haus  Fronder  i  Hieron 
ved  Epidanrns  1S93.  S.  120—27)  die  im  Heiligtum  des  Asklepios 
gefundenen  Inscliritten.  —  S.  154 — 62:  Verbesserungen  und  Zusätze 
zu  den  veröffentlichten  Inschr.  S.  162:  ('bersicht  über  die  früher 
veröffentlichten  Inschriften,  die  in  den  Fouilles  dEindaure  nicht  abge- 
druckt sind.  —  S.  163—73  Averden  32  nene,  grossenteils  im  Dialekt 
al)gefasste  Inschriften  mitgeteilt,  darunter  ein  längeres  Bruchstück 
eines  Dekrets,  das  dem  Schlüsse  des  ersten  vorchristlichen  Jahrli. 
entstanmit.  —  S.  174 — 77  wird  eine  Reihe  von  religiösen  Symbolen, 
die  sich  unter  den  Votivinschriften  befinden,  abgel)ildet  und  erläu- 
tert; sie  hal)en  den  Zweck,  die  Heiligkeit  der  Votivstücke  zu  ver- 
deutlichen; die  Zeit  derselben  wird  annähernd  Ix'stinnnt.  —  S.  177 — 
78  werden  die  auf  den  Votivstücken  belindliclien  Zahlzeichen  sämtlich 
angeführt  und  dit-  Bedeutung  dieser  Zeichen  erläutert.  Von  Ein- 
zelheiten der  in  sehr  knapper  Form  geschriebenen  Abhandlung  sind 
hervorzuheben:  eu  aus  eo  im  epidaurischen  Dialekt  'S.  155),  ip  aus 
€ip  im  e])i(laur.  Dial.  (S.  158),  die  Besprecliung  einer  l)esonderen, 
in  den  Inscliriften  vorkommenden,  mechanischen  Verbindiing  der 
Wörter  (S.  158 — 9),  k  als  Zeichen  für  k«i.  (S.  155),  die  epidaiirischcn 
Monatsnamen  (S.  160),  2!»  ei)idaurische  Demos-  oder  Komen-Namen 
(S.  161),  Votivinschriften  an  di(!  Moiren  (S.  155—6),  an  Hebe  (S.  166), 
an  Leto  (166),  Mneia  und  Ansesia  (S.  1()7),  Skizze  eines  dreifüssigen 
Tisches  (S.  163),  früher  unbekannte  epidaurische  Feste  (S.  173). 

100.  Wheeler  J.  R.  Some  inscrii)tions  of  the  Argive  Heraeunu 
American  Journ.  of  Archaeol.  1894,  351  ff. 

101.  Wide  S.  und  Kjelberg  L.  Ausgrabungen  auf  Kalaureia.  II: 
Inschriften.     iMitteil.  X.\  287—296. 

Im  Dialekt. 


V.  Griechisch.  5» 

102.  Latyschew  B.    luschriften   ai;s   dem   Taxxrischen   Chersoiuies- 
Sitziingsber.  d.  Bevl.  Akad.  S.  505—522. 

Alis  der  Kaiserzeit;   Nr.  1  und  2  Aveg-en  ihres  Unifang-es  und 
Dialekts  bemerkenswert. 

103.  Drexler  W.    Wer  sind   oi   fo\eäv  ütt^xovtöi  im    Rheaepigramni 
von  Phaistos?    Wsehr.  f.  klass.  Phil.  S.  1291—1292. 

104.  Dümmler  F.    Zwei  Gortynische  Urkunden.     Philologns  LIV  205 
—210. 

Znr  Interpretation  und  Chronologie  der  Inschriften  bei  Halb- 
herr Monumenti  antichi  I  -41—  57. 

105.  Hiller  von  Gärtringen  F.    Inschriften    ans    Rhodos.      MitteiL 
XX  222-229. 

Nr.  1  im  Dialekt. 

106.  van  Gelder   H.    Ad    inscriptiones   (inasdam   Rhodias   observa- 
tiones.     Mnemosyne  XXIII  80 — 107. 

107.  Hiller  von  Gärtringen  F.    Eine  nette  Inschrift   von   Nisyros. 
Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  S.  4"1— 475. 

2.  Jahrh.  v.  Chr.;  im  Dialekt. 

108.  Six  J.    Der  Agyieus  des  Mys.     Mitt.   des   arch.  Inst,    in  Athen. 
XIX  340-345. 

Behandelt    die   von   Brugmann    IF.  III  87—89    veröffentlicht«^ 
kerkyräische  Inschrift  vom  archäol.  Standptxnkte. 

109.  Couve  L.    Inscriptions  de  Delphes.     BttU.  de  Corr.  hell.  XVIII 
226-270. 

110.  Homolle  R.  Inscriptions  de  Delphes:  Reglements  de  la  Phratrie 
des  Aaßuübai.     Bull,  de  coi'resp.  hell.  XIX  5 — 69. 

Grosse  Inschrift  "de  la  fin  du  Ve  siecle  plutöt  que  du  debut 
'du  VIe."  Die  Schrift  (ctcixii^^öv)  ist  im  grossen  und  ganzen  ionisch, 
doch  mit  Beibehaltung*  des  B  für  h  (neben  H  =  ri).  Der  Text  hat 
nicht  geringen  Wert  für  die  Kenntnis  des  älteren  delphischen  Dia- 
lektes und  dessen  Stellung;  vgl.  die  Zusanunenstellung  des  aus  ihm 
zu  gewinnenden  sprachlichen  Materials  S.  13 — 28. 

111.  Nikitskij   A.    Del'fskije  epigraficeskije  etjtidy  (Delphische  ejü- 
graphisehe  Studien).     1— IV.     Odessa  1894—5. 

112.  Latyschev  B.    Analecta  epigraphica.     Filologiceskoje  obosrje- 
nije  VIII   149-152. 

Zu  Bull,  de  corr.  hell.  XVITI  235  t!".  (Delphi).     XVI  1.".9. 

113.  Giannopulos  N.  J.  Inscriptions  de  l'Eparchie  d'Almyrns  [Phthin- 
tis].     Bull,  de  corr.  hell.  XVIII  310  ff. 

No.  1  im  Dialekt. 

114.  Woodhouse  W.  J.    Aetolian  Inscriptions.     The  Journ.  of  HelL 
Stud.  XIII  338-355. 

37  Jüngere  Inschriften  (fast  alle  im  Dialekt). 

115.  Fabricius  E.    Archäologische    Untersuchungen    in    Kleinasien. 
Sitz.-Ber.  d.  Berliner  Akademie  1S94,  899  ff. 

Äolische  Inschrift  S.  905,  (archaische)  S.  914,  dorisierende  In- 
schrift S.  905  f.  (mit  sprachlichen  Annun-ktingen  von  J.  Wackernagel)- 


60  V.  Grieehisch. 

116.  Leitzsch  J.  Quatcnus  qixandoqiie  in  dialectos  Aeolicos  quae 
dicuiitur  liiignia  vulgaris  in'e))serit.  Partie.  I  KiinigslH'rg-.  59  S- 
80.     1,25  M. 

117.  Gerstenhauer  A.  De  Alcaei  et  Sapphonis  copia  verbonim. 
Diss.  Halenses.     XII  (1894)  177-257. 

118.  XarSibÖKic  f.  N.    'ETriYpacpiKd.     'Aöi-jvä  VII  85  f. 

Die  lusclirit't  Nr.  373  bei  Collitz  ist  Ka|uib  uv  eGuce  usw.  zu 
lesen;  sie  ist  nicht  thessalischen  ürspungs,  sondern  g-eiiört  einem 
poloponnesichen  Dialekte  an. 

119.  XaTZiZwiibr]c  N.  f.  'EiriYpaqpal  ^k  QeccaXiac.  'A9nvä  VII  481 
—495. 

Späte  Inschriften,  die  nur  in  den  Namen  dialektische  Spuren 
zeigen. 

120.  Ridder  A.  de  Inscriptions  grecques.  Bull,  de  corr.  hell.  XVIII 
497  ff. 

I.  Meg-aride  et  Beotie.     Mit  einig-em  dialektischen  Material. 

121.  Ridder  A.  de  Fouilles  d'Orchomene:  Inscriptions.  Bull.  d.  corr. 
iiell.  XIX  157-167. 

Im  Dialekt. 

122.  Holleaux  M.  Sur  une  inscription  de  Thebes.  Rev.  des  Etudes 
g-r.  VIII  7-48. 

Behandelt  die  sehr  verstümmelte  Inschrift  Corpus  Inscr.  Grae- 
ciae  Septentrionalis  Nr.  2419  (Ende  des  4.  Jahrh.,  im  Dialekt). 

123.  Keil  B.  Das  Gotte-surteil  von  Mantineia.  Nachr.  d.  Gott.  Ges. 
d.  Wiss.  S.  .349-380. 

Sprachliclie  und  sachliche  Interpretation  der  Inschrift  Bull,  de 
<-orr.  heil.  XVI  569  ff. 

124.  Solmsen  F.  Zur  Temi)elordnung-  von  Teg-ea  und  zum  Gottes- 
urteil von  Mantineia.     KZ.  XXXIV  1896  S.  437—453. 

ivqpopßiev  liedeutet  'Weidegebühr  erheben';  el  b'  av  KUTaXciccT] 
ij  1  der  ersten  Insclirift  gehört  zu  ä\d5ai  in  der  zAveiten  Inschrift: 
(KaT)aXXäccuj  bedeutet  Binders  handeln'.  Xeuxujv  (so"  statt  Xeuxöv  zu 
lesen)  ist  ein  Partizipium  Präsentis  'liederlich  handelnd,  aus  Lieder- 
lichkeit'. Das  -  von  .-oqpX^v  gehört  nicht  zur  Wurzel,  kaini  aber 
auch  nicht  als  Präposition  u-  (Keil)  erklärt  werden.  Im  Anschlus.s 
an  &ö,uiv,  dTTcxö|Liivoc  und  KaxdjppevTepov  giebt  S.  einige  Bemerkungen 
über  e  zu  i  und  pc  im  Arkadischen. 

125.  Deecke  W.    'EinTpacpiKä.     'A9rivä  VII  400. 

In.schrift  eines  kyprischen  Siegels:  zore'rtducmrvo'mesvo 
Ziupriihau  i'tmi   -ß.ueciuj  (?)  und  i^n'te'u  ßa6(i).  eu. 

126.  Schenkl  H.  giebt  eine  neue  Interpretation  der  kyiu-ischen 
Inschr.  No.  68  (Collitz'  Samml.).  Zschr.  f.  d.  österr.  Gynm.  1894 
S.  743  f. 

127.  Fuochi  De  titulorum  lonicorum  dialecto.  Studi  itaiiani  di 
lilol.  class.  II  1894  209-296. 

Sannnlung  der  Thatsachen. 
12H.  Weber  L.    Anacreontea.     Diss.  Göttingen  1895.     119  S.    8". 

Behandelt  die  Sprache  des  Dichters  (einschliesslich  der  lexi- 
kalischen Seite)- 


V.  Griechisch.  61 

129.  Paris  E.    Intorno  a  eine  inscrizioni  g-reche  trovate  in  Sardeg'iia, 
Studi  di  Filol.  class.  III  360-;578. 

1.  'Hpaeec  Aiovücuj  dveöriKfav]   (aus  guter  Zeit).  2.  j^avac  .  .  .  iu 
rücklautig-er  Schrift  (B.  Jahrhundert). 


130.  Krantz  S.  Addenda  lexicis  g'raecis  et  latinis.  Epyetemes  phi- 
lolog'iai  Közlöni  IX  672—675. 

131.  Rabe  H.  Nachtrag-  zum  Lexicon  Messanense  de  iota  subscripto. 
Rh.  Mus.  L  148-152. 

132.  Rabe  H.    rXOuccai.     Khein.  Mus.  XLIX  625—627. 

Bringt  aus  einem  Kodex  Marc.  gr.  des  13.  Jahrh.  interessante 
Glossen,  von  denen  ein  Teil  g'änzlich  neu  ist. 

133.  Hill  G.  F.  und  Allen  T.  W.  Descriptive  names  of  animals  in 
Greece.     The  Class.  Review  IX  12  f. 

Zum  Aufsatz  von  Cook  ebd.  VIII. 

134.  Bancalari  Voces  auimalium.  Studi  di  Filol.  class.  I  1893  75 — 
96.  384.  512. 

Sammlung  der  griechischen  Verba,  welche  Tierstimmen  be- 
zeichnen;  dazu  giebt  N.  Festa  ib.  III  496  einen  kleinen  Nachtrag. 

135.  Murr  J.  Die  beschreibenden  Epitheta  der  Blumen  bei  den 
griechischen  und  römischen  Dichtern.  Gymn.-Progr.  Marburg* 
a.  d.  D.  1894.  29  S.  8«. 

136.  Thompson  A.  W.  A  Glossary  of  greek  birds.  Oxford  Claren- 
don Press.     XVI,  204  S.  8^.     10^  Sh. 

Rez.  von  Cr.  Lit.  Z.-BL,  1599  f. 

137.  Bechtel  F.  Griechische  Personennamen  aus  den  Inscriptiones 
Graecae  Insularum  Rhodi  Chalces  Carpathi  cum  Saro  Casi.  BB. 
XXI  225—236. 

Aus  dem  Inschriftenwerk  wird  mitgeteilt,  was  zur  Kritik  und 
Vervollständigung  des  'Namenbuches'  daraus  zu  gewinnen  ist. 

138.  Froehde  F.    Mythologische  Namen.     BB.  XXI  185—207. 

1.  Aiövucoc.  Mit  Rücksicht  auf  das  Grundwesen  des  Dionysos 
als  des  Gottes  der  'zeugenden  Feuchtigkeit'  wird  der  Name  als  Zu- 
sanmienrückung  von  Aiöc  vüco-  'befruchtender  Saft  des  Zeus'  erklart: 
vuco-  aus  '■^nutio-  Wz.  {.s)nii-f-  'feucht  sein'  und  'durch  Flüssigkeit 
nähren';  die  Verwendung  dieser  Wurzel  sowie  die  analoge  ähnlich 
bedeutender  Wurzeln  zeigt  sich  noch  öl^ter  im  Kultgebiet  des  Dio- 
nysos und  anderer  Götter.  2.  ''Ipic  {=  'Regenbogen'  und  'Götter- 
botin') aus  *7:is-ris  Wz.  vis,  die  sowohl  sich  'drehen,  biegen'  als 
auch  'bedienen,  autwarten'  bedeutet. 

139.  Lewy  H.  Die  semitischen  P^remdwörter  im  Griechisclicii.  Berlin 
Gärtner.     272  S.  8°.     7  M. 

140.  Jansen  H.  Nachträge  zu  Lewys  Buch  Die  semitischen  Lehn- 
wörter im  Griechischen.  (Rez.)  Wschr.  f.  kla.ss.  Pliil.  1037—1042. 
1059-1073. 

141.  Fick  A.  xVnzeige  von  Prelhvitz  Etymol.  Wörterbuch  der  griech. 
Sprache.     Gott.  gel.  Anz.  1S94,  227—248. 


iC)'2  V.  Griechisch. 

Der  Aufsatz  enthält  zahh-eiche  etymoloii-.  Beiträge  des  Rezen- 
neuten. 

.142.  Aufrecht  T.    vii&uc.     KZ.  XXXIV  18i)G  S.  459  f. 

143.  Brugmann  K.    'Apidbvri.    IF.  V  379  f. 

144.  Bury  J.  B.  TrXeicTnpJic  TTXeicTripi2o,uai.  The  Clas.s.  Rev.  VIII 
301  f. 

Die  Ausdrücke  (bei  Äsciiylos)  bedeuten  'authoritative'  und 
'I  cite  as  authoritative'. 

145.  Chance  F.    "Arsenik'.     Akadeniy  S.  358. 

Das  o-nee-h.  Wort  dpceviKÖv  "Arsenik'  ist  ebenso  wie  cavbapäKf) 
aus  dem  Persischen  {zar?i'iq)  entlehnt  und  volksetvmologisch  um- 
„g-estaitet.  [?] 

146.  Chinnock  E.  J.    Gepibiov.     The  Class.  Rev.  IX  110. 

Beleg-  des  noch  nicht  verzeiclineten  Wortes. 

147.  Fennell  las  in  der  Cambridge  Philological  Society  nach  Aca- 
deniy  S.  4ß.S  über  folgende  griechische  Etj-mologien: 

ößpöc,  ä^aXeoc,  ävGpujtroc,  etrißba,  Öep.uöc,  eeccacQai,  er]p,  TT»Tböv, 
TTVibdiu,  TTpecßuc,  cß^vvu,ui,  ceßac,  xiuu,  xöi^öc. 

148.  Lagercrantz  0.  Griechische  Etymologien.  KZ.  XXXIV  382 
—413. 

1.  äcTTotcouai  :  g-r.  ^vv^ttui.  Jenes  ist  die  Weiterbildung  der 
Wz.  ceTT-  (evveiTuu,  evi-cireiv);  d-  ist  die  schwächste  Form  der  Präpos. 
^v.  Eine  ähnliche  ßedeutungsentwicklung  "anreden  —  grüssen'  findet 
sich  auch  l)ei  irpocaYopeuuu.  2.  ^uTTdlo^uai  :  gr.  .uaTieeiv.  Beide  Verba 
(Grundbedeutung  "ergreifen')  vereinigen  sich  unter  Annahme  einer 
Basis  '-'emep  {emp,  mr>p),  wozu  auch  ejurraioc  "kundig'.  3.  KduaE  :  ai. 
~sd?)ti/ä  :  ahd.  hämo.  4.  ueuKaXiiuGC  usw.  :  nhd.  fechten.  5.  ireTvoiuai 
usw.  :  ai.  pänania.  Vedisch  pan  liatte  die  Bedeutung  "sich  bemü- 
hen, zu  stand  bringen'  u.  ä. 

149.  Lorentz  F.    Griech,  6oO\oc.    IF.  V  342  f. 

150.  Mayhew  A.  L.    The  etymology  of  "arsenic'.     Academy  427. 

Das  zu  Grunde  liegende  hebr.  zarnlq  usw.  ist  idg.  Ursprungs, 
zu  ai.  Jiari  av.  zairi  u.  verw. 

151.  Meister  R.  Über  die  Namen  Aiujvii,  Zi'iv,  Zuv.  Verh.  d.  Sachs. 
Ges.  d.  Wiss.   l'hil.-hist.  Kl.  1894  II  199—204. 

Zriv,  Zdv  gehören  nicht  unmittelbar  zu  Zeuc  Aiöc,  sondern 
-sind  -('//-Ableitungen  der  idg.  Wz.  dl,  die  :  (lii-öii  steckt  in  Aiiüvi], 
fli-en-  in  Zriv,  dii  ii  und  di-n-  in  Aiaiva  und  /idv-,  dem  Ausgangs- 
j)unkt  für  die  Nexibildung  Zdv  Zdvöc. 

152.  Metzger  K.  Vier  Sprachwurzeln.  Ein  Beitrag  zur  griechischen 
Etymologie  und  zur  Spraclivergleichung.  Gymn.-Progr.  Schwein- 
furt 1894.     29  S.  s«». 

153.  Prellwitz  W.  iviavjöc.  Festschrift  für  L.  Friedländer.  S.  382 
-398. 

154.  Reiter  S.  KXuTaiuvqcxpa  oder  KXuxaiMMCTpa.  Zschr.  f.  d.  österr. 
(iynni.  S.  289— 2!»i;. 

Handschriftliche  und  andere  Belege  für  die  Xamensform  KXu- 
TaimiCTpa. 


V.  Griechisch.  63 

155.  Sidgwick  H.    On  the  term  eKxiiiuöpoi  or  eKxriuöpioi.    The  Class. 
Rev.  VIII  296  f. 

Geg'en  Wayte  in  seinem  Verzeiclniis  von  "corrections  of  Lid- 
dell and  Scott'  (in  der  Aprilnummer  der  Zschr.). 

156.  Wayte  W.    'Ektiimöpioi  or  ^KTiiuöpm.    The  Class.  Rev.  VIII  347  f. 
(zu  S.  296). 

157.  Thompson  E.  S.    'EKtriuöpoi.     The  Class.  Rev.  VIII  444  f. 

Vgi.  das  vor. 
15H.  Solmsen  F.    Griechisch  ßaXioc.     KZ.  XXXIV  72—77. 

Bedeutet  "weiss'  und  ist  Lehnwort  aus  dem  Phrygischen  (vgl. 
tpaXiöc). 

159.  Zachariae  Th.    Ein  singulare   tantum.     KZ.  XXXIV   1896  453 
— 455. 

Griechisch  vX^. 


160.  Neidhardt  Th.  Über  die  Zahlensymbolik  der  Griechen  und 
Römer.    I.  Die  Drei-  und  Neunzahl.     Gymu.-Progr.  Fürth.  40  S.  S^. 

161.  Pecz  W.  Zu,ußo\ai  eic  xiiv  f-ieXeniv  tüjv  jueTaqpopiKUJv  cximütujv 
Ti]c  TTon^ceujc  ev  cxecei  irpöc  ri~\v  icxopiav  toü  ttoXiticiuoö  Kai  Tf\v  iroiri- 
TiKi'iv.  Mepoc  TpiTOv  :  xä  lueraopopiKä  cxi'maTa  tujv  juiKporepiuv  Kai 
dvujvü]uuuv  ötpxotiujv  'E\\r)fA(juv  Tpa^iKLUv.  'Aöiiva  VI  426 — 441. 

Fortsetzung  zu  Berl.  Stud.  f.  klass.  Philol.  III  3  und  'ABrivä  V. 
Zusammenstellung  der  Tropen  (nach  sachlichen  Gruppen). 


162.  Gruppe  0.  Jahresbericht  über  die  Mythologie  aus  den  Jahren 
1891  und  1892.  Bursians  Jahresbericht  LXXXI  54  ff.  LXXXV 
143  ft'. 

163.  Paris  E.  Bulletin  archeologique  de  la  religion  grecque.  Revue 
de  la  l'histoire  des  religions.     XXXI  (1895)  1—28. 

164.  Berard  V.  Essai  de  methode  en  mythologie  Grecqiie:  de  Tori- 
gine  des  Cultes  Arcadiens.     Paris  Thorin  1894. 

Rez.  von  E.  E.  Sikes  The  Class.  Rev.  IX  67—71. 

165.  Curtius  E.  Topographie  und  Mythologie.  Rhein.  Mus.  L  373 
-381. 

Der  Aufsatz  zeigt  (besonders  an  dem  Beispiel  des  Apollo- 
kultus), wie  topographische  Forschung  Licht  verbreiten  kann  über 
die  Ausbreitung  von  Kulten  und  mythologischen  Vorstellungen. 

I(i6.  Preller  Griechische  Mythologie.  4.  Autl.  Bearbeitet  von  C. 
Robert.  1,  2.  Hälfte.  Berlin  Weidmann  1894.  XI 11  u.  S.  426— 846. 
80.     8  M. 

167.  Rohde  E.  Die  Religion  der  Grieclien.  Heidelberger  Rede  28.  S.  40. 

168.  Bassi  D.  Apollo  |uoipaYeTi-ic.  Riv.  di  Filologia.  XXIII  (N.  S.  I) 
145-151. 

Ein  Beitrag  zur  Mythologie  des  Gottes. 

169.  Meyer  E.  Der  Ursprung  des  Odysseusmythus.  Hermes  XXX 
241—288. 


64  VI.  Albanisch. 

170.  Perrot  Die  arkadischi'ii  Kulte.  .Journal  des  Savants.  1894, 
471-478. 

Vgl.  Wsclir.  f.  klass.  Philol.  1894,  1209  f. 

171.  Rohde  E.    Paraliponiena.     Rhein.  Mus.  L  1—30. 

1.  Harpyien.  2.  Erinyen.  3.  Polemik  g'eg'en  E.  Meyer  betr. 
die  'Psyche'. 

172.  Rubensohn  U.  Demeter  als  Heilgottheit.  Mitteil.  d.  arch.  Inst, 
in  Athen  XX  360—367. 

173.  Stengel  P.  Chthonischer  und  Totenkult.  Festschrift  zum  50- 
jährigen  Doktorjubiläum  L.  Friedländers  S.  414—432.  Leipzig- 
Hirzel. 

Rez.  von  H.  von  Fritze  Berl.  phil.  Wschr.  1895,  1357—1363. 

174.  Walton  A.  The  Cult  of  Asklepios.  Cornell  Studies  in  Classi- 
cal  Philology  No.  3. 

Rez.  von  J.  E.  Harrison  The  Class.  Rev.  IX  138. 

175.  V.  Wilamowitz-MoellendorfF  U.  Hephaistos.  Nachr.  d.  Gott. 
Ges.  d.  Wiss.  S.  217—245. 

Behandelt  den  H.  in  der  griechischen  Litteratur  und  im  grie- 
chischen Volksglauben,  den  Ursprung-  und  die  Verbreitung-  seines 
Kultes  und  das  Wesen  des  Gottes. 


176.  XarZiibÜKic  f.  N.  TTepi  toO  'EX\r|viC)L;oO  TtJüv  üpxaüuv  MaKebövuuv. 
'Aerivä  VIII  1896  3-62. 

Der  Verf.  sucht  aus  der  geschichtliciien  und  sprachlichen 
Überlieferung-  zu  beweisen,  dass  die  Makedonen  g-riechischen  Stam- 
mes sind. 

177.  Schjott  P.  ().  Det  ethnografiske  forhold  i  det  forhistoriske 
Grekenland.  Christiania  Videnskabsselsk.  Forh.  Nr.  5  Christiania. 
I  u.  48  S.  80.     0,75  Kr. 

178.  Hoernes  M.  Griechenlands  älteste  Kulturstufen  und  ihre  nor- 
dischen Beziehungen.     Österr.-Ung.  Revue  X  30—48. 

179.  Hoernes  M.  Das  Problem  der  mykenischen  Kultur.  Globus 
LXVII  133-135.  158—161. 

Referat  über  neuere  Werke. 

180.  Thumb  A.  Handbuch  der  neugriechischen  Volkssprache.  Gram- 
matik. Te.xte.  Glos.sar.     Trübner.     XXV,  240  S.  8".     6  M. 

Freiburg-  im  Bi-eisgau.  Albert  Thumb. 


YI.     AllMUiisch. 

1.  Pedersen  H.  Das  albanosische  Neutrum.  KZ.  XXXIV  283—91. 
Dif  lOxistimz  des  alb.  Neutrums  ist  von  verschiednen  Forschern 
l)estritten  worden,  namentlich  von  Hahn,  der  in  den  angeblichen 
Neutris  kollektive  Plurale  sieht.  Ihm  schliesst  sich  G.  I\Ieyer  Alb. 
Gramm,  an.  Dagegen  spricht  die  Form  und  die  vielfach  nicht 
kollektive  Bedcnitung.  Es  muss  vielmehr  ein  alb.  Neutrum  aner- 
kannt werden,    das  seit    der  Kömerlierrschaft   als  Neutrum  empfun- 


VII.  Italisch  und  Romanisch.     A.  Altitalische  Sprachen.        65 

den  wird,  ksfa  a-f<i  enthalten  das  N.  *tod]  unbetont  wird  ihr  -a 
zu  e  :  ts  mirs  'gut'  N.  Das  neutrale  -e  der  Substantive  kann  die 
regelmässige  Fortsetzung  von  idg.  -ä  sein:  es  hat  also  eine  Ver- 
mischung von  N.  Plur.  und  N.  Sing,  stattgefunden.  Wird  ein  Plur. 
zum  N.  gebildet,  so  stimmt  es  mit  dem  PL  Fem.  überein. 

2.  Pedersen  H.  Albanesische  Texte.  Mit  Glossar.  (=  Abhandlungen 
der  phil.-hist.  Klasse  der  Kgl.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
15.  Bd.  Nr.  3.)     Leipzig  Hirzel.     Roy.  S«.     S  M. 


TU.     Italisch  und  Eoiimnisch. 
A.    Altitalisclie  Sprachen. 

1.  Deecke  W.  Jahresbericht  über  die  italischen  Sprachen,  auch  das 
Altlateinische,  Etruskische  und  Venetische  f.  d.  Jahre  1886 — 1893. 
(=  Jahresb.  üb.  d.  Fortschr.  d.  kl.  A.  87  Bd.  Suppl.-Bd.  z.  3.  Folge 
1.  Heft).  Berlin  Calvary  &  Co.   Subskr.-Pr.  2,40  M.  Laden-Pr.  3,60  M. 

2.  Norden  E.  De  Stilone  Cosconio  Varrone  grammaticis  commen- 
tatio.  (Im  Index  Scholarum  .  .  Gryphiswaldiae).  Greifswald  Ku- 
nike.     XIV,  21  S.  40. 

3.  Froehde  0.  Die  griechischen  und  römischen  Quellen  der  Insti- 
tXTtiones  (grammaticae)  des  Priscianus.  Fleckeisens  Jahrb.  CLI 
279—288. 

4.  Regnaiid  P.  Elements  de  grammaire  comparee  du  Grec  et  du 
Latin.  Ii«  Partie:  Phonetique.  Paris  Armand  Collin  &  Co.  XL, 
328  S.     8  fr. 

5.  Historische  Grammatik  der  lateinischen  Sprache.  Bearbeitet 
von  H.  Blase,  J.  GoUing,  G.  Landgraf,  J.  H.  Schmalz,  Fr.  Stolz, 
Jos.  Thüssing,  C.  Wagener,  A.  Weinhold.  1.  Bandes  2.  Hälfte : 
Stammbildungslehre  von  Fr.  Stolz.  Leipzig  Teubner.  VI,  S.  365— 
706.     7  M. 

6.  Neue  Fr.  Formenlehre  der  lateinischen  Sprache.  Bd.  Ill  Das 
Verbum.  3.  Auti.  v.  C.  Wagener  Lfg.  4—6.     Berlin  Calvary.  4,50  M. 

7.  Keller  ().  Zur  lateinischen  Sprachgeschichte.  2.  Tl.  Gramma- 
tische Aufsätze.     Leii)zig  Teiibner.     VIII,  405  S.     14  M. 

8.  Netusil  J.  Ortliographische  Bemerkungen  (russ.).  Fil.  obozrenie 
VII  231—233. 

Genitivus.  —  Der  Buchstabe  j. 

9.  Antoine  Ferd.  Manuel  d'orthographie  Latine  d'apres  le  Manuel 
de  W.  ßrambach,  traduit,  augmente  de  notes  et  d'explications. 
Paris  Klincksieck.     1,50  fr. 

10.  Arnold  E.  V.  und  Conway  R.  S.  The  restored  pronunciation 
of  Greek  and  Latin.     Cambridge  University  Press.     1  sh. 

11.  Rolfe  The  sources  of  our  knowledge  of  the  pronunciation  of 
Latin.     The  School  Review  IlT,  6. 

12.  Sheldon  E.  S.  H  als  Muta  bei  den  lateinischen  Grammatikern. 
Harvard  Studies  in  Class.  Pliil.  V  167. 

Anzeiger  VII  1  u.  2.  5 


66  VII.  A.  Altitalisclje  Sprachen. 

i;j.  Skutsch  V.    Zur  lateinischen  Grammatik.     BB.  XXI  84  —  91. 

1.  Der  Nom.  Sing',  hie.  Nicht  ?iic  aus  -^ho-i-ce  oder  hei-ce, 
sondern  lue  =  *ho-ce;  das  erst  später  belegte  hic  ist  als  IiTcc  (CIL. 
IX  60)  zu  fassen;  vgl.  es  =  e.ss  :  es  und  ann{e)  :  an.  —  2.  Purus. 
Degener.  Piirus  ist  rücküuitige  Ableitung  aus  imräre  von  pur  (idg. 
Teuer');  ähnlich  degener  aus  degenerare. 

14.  Mather  Maur.  W.  iacio  Compounds  in  the  Present  System  with 
Prefix  ending'  in  a  Consonant.  Am.  Phil.  Ass.  Proceedings  XXV 
S.  LV-VIII. 

Auslührlicher  Abdruck  des  Vortrags  in  Harvard  Studies  in 
Classical  l'hilology,  Vol.  VI.  —  Nur  4  sichere  poet.  Beispiele  aus 
der  Zeit  vor  dem  Tode  des  Augustvis  zeigen  ein  konsonantisch 
schliessendes  Präfix  kurz:  ähiciam  Naev,  V.  94  S.  23  R.,  ohicias 
Plaut.  Asin.  814,  conicitls  Merc.  932,  cnniciam  Rud.  769.  Die  lueisten 
andern  Beispiele  aus  den  szen.  Dichtern  sind  doppeldeutig,  jedoch 
wahrscheinlich  lang.  Lyrik  und  Epik  kennt  nur  die  Länge  bis  auf 
Germanicus  und  Maniliixs.  Woher  die  unregelmässige  Länge?  CIL. 
I  198.  50  conieciant  (123/22  v.  Chr.)  giebt  den  Schlüssel.  Solche  For- 
men mit  lecio  begegnen  51  im  ganzen:  34  aus  der  Zeit  der  Republik 
lind  Augustus,  2  aus  dem  1.  Jh.  n.  Chr.,  15  später  als  2.  Jh.  Daraus 
ergiebt  sich,  dass  iacio  in  der  Komposition  zuerst  zu  iecio  Avard, 
dass  diese  Form  von  Dichtern  und  einigen  Prosaikern  bis  zur  Au- 
gustischen Ära  bewahrt  ward,  und  dass  alsdann  erst  die  Form  der 
Umgangssprache  -icio,  die  bei  Naevius  und  Plautus  im  Dialog 
erscheint,  den  Sieg  errang.  (Str.) 

15.  Solmsen  F.  Beiträge  zur  Geschichte  der  lateinischen  Sprache. 
KZ.  XXX IV  1—36. 

1.  Der  Übergang  von  e  in  l.  Zweifellos  fest  steht  dieser  Über- 
gang nur  in  zweiter  oder  folgender  Silbe,  wenn  die  nächste  Silbe 
t  oder  /  enthält:  susjncio,  coninciinn,  dellnio.  2.  for-  aus  mr-  vgl. 
formlca  :  uupiuriS,  formldo  :  |uop|Liu),  forma  :  Mopcpr)  lit.  mirgu  'flim- 
mere', onärgas  'bunt'.  3.  natinari  'negotiari'  aus  *navatinari  zu 
navatio  (Abstraktum  zu  navare).  caelebs  *caiinle-bs  zu  skr.  kevala- 
'allein'  ^hhn-. 

16.  Pascal  C.  Trequestioni  di  fonologia.  Firenze  .Sansoni.  39  S.  2  1. 

Inhalt:  Del  -r-intervocalico  nelle  lingue  italiche. äi  in  La- 

tino.  —  La  dentale  tenue  aspirata. 

17.  Horton-Smith  L.  The  Origin  of  the  Gerund  and  Gerundixe. 
Am.  .lourn.  Phil.  XV  194—216. 

is.  Bück  C.  D.  The  (^scan-Umbrian  Verb-System.  Studies  in  Clas- 
sical Philology  of  the  University  of  Chicago.  I  S.  124—87.  Chi- 
cago University  Press. 

19.  Scheele  Versuch  einer  parallelen  Darstellung  der  lateinischen 
und  griechischen  Moduslehre.  72  S.  Programm  des  Progynnia- 
siums  zu  Thorn  1894. 

20.  Brenous  Ktude  sur  les  hellenismes  dans  la  syntaxe  latine.  Paris 
Klinck>icck.     445  S. 

21.  Simonetti  N.  Le  sintassi  italiana  e  latina  in  correlazione.  CittA, 
di  Castrllo  Lapi.     122  S.     1,25  L. 

22.  Nemec  J.  Einige  Deutungen  zur  lalcinisciu'u  Syntax  (l)öhm.). 
Gviiin.-Projir.  Kolin  1893. 


VII.  A.  Altitalisclie  Sprachen.  67 

Al)l.  teniporis  iiiid  loci.  Abi.  a)).solutiis.  Abi.  und  Gen.  qua- 
litatis.  Acc.  c.  inf.  (eig'.  ein  do])i»elter  Akkus.:  der  Inf.  ist  Acc.  rei). 
Inf.  historicus  (sein  Ursprung-  in  der  3.  PI.  Perf.  -ere  neben  -erunt 
zu  suchen).  Cum  in  bist.  Sätzen.  Consecutio  tenip.  und  abwei- 
chender Konj.  in  hypoth.  Perloden. 

53.  Brinker  K.  Bemerkung'en  zur  lateinischen  Grammatik,  l)eson- 
ders  der  Kasussyntax.     Realpr.  Schwerin.     18  S. 

24.  Pervov  P.  Bemerkung'en  über  den  Gebrauch  der  Kasus  im 
Lateinischen  verg-lichen  mit  dem  Russischen  (russ.).  A.  Der  Ge- 
nitiv. IL  Genitiv  des  Gerund,  und  der  Genitiv  bei  causa.  III.  Gen. 
possessivus  bei  esse.     Filol.  obozrenie  VII  167 — 177,  2G2 — 274. 

25.  Wölfflin  E.  Der  g-enerelle  Plural  der  Eig-ennamen.  Arch.  f. 
lat.  Lex.  IX  458. 

26.  Brugmann  K.  Die  mit  dem  SufHx  -to-  gebildeten  Partizipia 
im  Verl)alsystem  des  Lateinischen  und  des  Umbrisch-Oskischen. 
Eine  syntaktische  LTntersuchung-.     IF.  V  89—152. 

27.  Jonas  R.  Über  den  Gebrauch  der  verba  frequentativa  und 
intensiva  in  Ciceros  Briefen.  Festschrift  f.  Ludwig  Friedländer 
S.  149-162.     Leipzig-  Hirzel.     12  M. 

Enthält  eine  Statistik  der  Frequentativa  auf  -ito-,  -to,  -so  in 
Ciceros  Briefen;  die  Bezeichnung-  Frequentativa  trifft  aber  nur 
selten  zu,  eher  g-ewinnt  die  Bedeutung-  manchmal  eine  g-ewisse 
intensive  Präg-nanz  (vg-1.  iacto,  o.stento  mit  der  Nebenbedeutung-  der 
Prahlerei). 

HS.  Zimmermann  E.  Bezogener  GJebrauch  scheinbar  selbständig- 
g-ebrauchter  Priiterita  im  Lateinischen.  Festschrift  für  Ludwig- 
Friedländer  S.  467-497.     Leipzig-  Hirzel.     12  M. 

Behandelt  nach  diesem  Gesichtspunkte  die  Imperfekte,  histo- 
rischen Infinitive  und  Plusquamperfekte  u.  zw.  I.  Die  Beziehung- 
auf vorschwebende  und  in  der  Form  des  Perfekts  oder  des  Präsens 
hinzuzuerg-änzende  Handlungen  oder  Zustände  der  Verg-ang-enheit. 
II.  Die  g-eg-enseitig-e  Beziehung-  von  Handlung-en  oder  Zuständen 
im  Imperfekt,  iui  histor.  Infinitiv  oder  im  Plusquamperfekt  der 
Gleichzeitig-keit. 

29.  Nerz  F.  Perfektum  und  Imperfektum,  respektive  Passe  defini 
lind  liiqiarfait.     Gymn.-Prog-r.  Nürnberg-  Altes  Gymn.   31  S. 

30.  Hegedüs  J.  Quaedam  observationes  de  infinitivo  historico.  Eg-ye- 
temes  Phiiol.  Közlöny  S.  211—213. 

ol.  Jaenicke  H.  Erklärung-  inid  Gebrauch  des  sog-,  infinitivus  histo- 
ricus.    Fleckeisens  Jahrb.  CLI  134—138. 

Der  inf.  bist,  mit  zu  ergänzendem  coepi  im  Aktiv  od.  Passiv, 
sowie  das  praes.  bist,  vertreten  im  Lat.  die  Funktion  des  g-riech. 
aor.  ingress. 

-32.  Incze  B.  De  origine  Infinitiv!  historici.  Eg-yetemes  Phil.  Köz- 
löny S.  81—89. 

33.  Waldeck  A.  Die  induktive  Behandlung-  der  Dass-Sätze  im  La- 
teinischen.    Zeitschr.  f.  d.  Gynniasialw.  XLIX  716—731. 

-34.  Mülder  D.  Zur  lateinischen  Syntax.  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialw. 
XLIX  641-645. 


68  VII.  A.  Altitalische  Sprachen. 

Handelt  hauptsächlich  von  der  Einteilungsweise  der  dass- 
Sätze. 

35.  Wölfflin  E.  Die  Lokalsätze  im  Lateinischen.  Arch.  f.  lat.  Lex. 
IX  447-452. 

Die  Lokalsätze  sind  Relativsätze.  Form  des  lokalen  Eelati- 
vums  in  Haupt-  und  Nebensatz.  Modus  des  verallgemeinernden 
Pron.  relat.  Beziehung-  lokaler  Relativa  auf  sächliche  Begriffe  und 
auf  Personen. 

36.  Eimer  H.  C.  The  Latin  Prohibitive.  Based  upon  a  complete 
CoUection  of  the  Instances  from  the  earliest  Times  to  the  End  of 
the  Augustan  Period.  Am.  Journ.  Phil.  XV  133—153.  299—328. 
Auch  im  Sonderabdruck  erschienen.     Ithaca  N.  Y.  1894.  51  S. 


37.  Müller  C.  F.  W.    Zu  Caesars  bellum  civile.    Festschrift  f.  Ludw. 
Friedländer.     S.  543—554.     Leipzig  Hirzel.     12  M. 

Müller  geht  aus  von  Caes.  b.  civ.  I  53.  3  Quibus  litteris  nun- 
tiisque  Romam  perlatis  magni  domum  concursus  ad  Afranium 
magnaeque  gratulationes  fiebant  und  weist  durch  zahlreiche  Bei- 
spiele nach,  dass  diese  parataktisciie  Ausdrucksweise  im  Lateinischen 
sehr  gebräuchlich  ist,  ja  dass  sie  formelhaft  selbst  da  angewandt 
wurde,  wo  sie  buchstäblich  g-enommen  sinnlos  ist. 

38.  Wölfflin  E.    Das  Adverbium  recens.     Arch.  f.  lat.  Lex.  IX  35S- 
—354. 

Das  adverbielle  recens  wird  fast  nur  mit  Partie.  Perf.  Pass. 
(bezw.  Depon.)  gebraucht. 

39.  Stöcklein    J.     Untersuchungen    zur    Bedeutungslehre.     Gymn.- 
Progr.  Dillingen.     59  S. 

40.  Wölfflin  E.    Zur  Zahlensymbolik.  (Mit  Probeartikel  Septem  und 
Novem).     Arch.  f.  lat.  Lex.  IX  333—353. 

Reichlicher  Stellennachweis  über  die  Dekade  und  die  aus  der 
Dreizahl  iiervorgegangene  Knneade  bei  den  Römern.  Das  Christen- 
tum setzt  an  die  Stelle  der  lieiligen  Neun  der  Heiden  einmal  wieder 
die  Dekade,  sodann  die  Siebenzahl.  Die  Rönier  hatten  diese  von 
den  Griechen  übernommen,  die  Kirclie  von  den  Juden.  Der  Ver- 
fasser verweist  auch  auf  seinen  trüberen  Artikel  Sescenti,  mille, 
trecenti  als  unbestimmte  und  runde  Zahlen  Arch.  f.  lat.  Lex.  IX 
177 — 192  und  verheisst  eine  Fortsetzung  über  das  Duodezimalsystem. 
Zum  Schluss  versvu-ht  er  seine  Ausführungen  in  die  Grenzen  zweier 
Thesaurusartikel  (septem,  novemj  zusammenziidränüt'n.  [Vgl.  zur 
ganzen  Frage  auch  die  Ausführungen  von  Edward  Washburn  Ho])- 
kins  über  die  heiligen  Zahlen  des  Rig-Veda  (3;  7;  3.7;  3  und  7 
vereint;  3.11;  9;  90)  mit  Ausblicken  auf  die  nordische  und  klas- 
sische Litteratur  in  Oriental  Studios.  A  Selection  of  the  Papers 
reari  befcn-e  the  r)riental  Club  of  Philadeli)hia  1888— 1S94.  Boston 
(iiun  .S:   Ko.   1894  S.   141  —  159.] 

41.  Wölfflin  E.    Mille  als  unbestimmte  Zahl  hei  Plautus.     Berl.  phil. 
Wochcnschr.  XV  91. 

42.  Neidhardt  Th.  Über  Zahlensymbolik  der  Griechen  und  Römer. 
I  (Die  Drei-  und  Neunzahl).     Gymn.-Progr.  Fürth.     40  S. 

43.  Skutsch  F.    Zu  den  etruskischen  Zahlwörtern.     IF.  V  256—265. 


VII.  A.  Altitalische  Sprachen.  69 

44.  Pokrovski  M.  Seiiiasiolog'ische  Notiz  zum  lateinischen  furtum 
(russ.).     Fil.  obozrenie  VII  "236-239. 

furtum  =  Neutr.  des  Partiz.  furtus,  luspr.  "das  Gestohlene'. 
Vg-l.  dazu  die  Polemik  zwischen  A.  Sobolevski  ebd.  VIII  16.  159 — 
60  und  Pokrovski  ebd.  VIII  72-74.  171—78. 

45.  Fay  EdAv.  W.  The  Song-  of  the  Arval  Brothers:  The  manes 
Avorship  in  the  Aryan  Period.  Am.  Phil.  Ass.  Proceeding's  XXV 
S.  V— XI. 

Die  Interpretation  "is  based  on  the  assumption  that  the  hvmn 
is  a  totemic  charm  ag-ainst  fever",  womit  AV.  5, 22  zu  vergleichen  ist. — 
Etymologischer  Kommentar.  Exkurs  über  Ahnenkultus.  Etymologie 
von  meines,  das  eine  Nebenform  von  magnus  ist.  Vgl.  mäiores 
'Ahnen',  Monat  mCäus,  der  den  Manen  geweiht  war,  das  Manenfest 
mäia\  ferner  das  griech.  Epitheton  .ucyä^a  der  Dionysien  und  Eleu- 
sinien,  faeYÖAn  Beiwort  der  ehthonischen  Gottheiten  Demeter,  Perse- 
phone:  endlich  in  Indien  war  das  Hauptfest  der  Pitaras  am  8.  des 
Monats  mägha  (Jan.),  dessen  Name  zu  mah-  'gross'  gestellt  werden 
darf;  vgl.  auch  j^itä-maha  'der  göttlich  verehrte  Grossvater'.     (Str.) 

46.  Landgraf  G.  Die  Akkusativform  inguinem  bei  Ennius.  Arch. 
f.  lat.  Lex.  IX  446. 

47.  SeyfFert  O.  Jahresbericht  über  T.  Maccius  Plautus  von  1890— 
1894.  (T.  I  Jahresb.  üb.  d.  Fortschr.  d.  klass.  A.  1894  Bd.  80  S.  227— 
352.   T.  II  Ebd.  1895  Bd.  84  S.  1-60). 

48.  Leo  F.  Plautinische  Forschungen  zur  Kritik  und  Geschichte 
der  Komödie.     Berlin  Weidmann.     VII,  346  S.     13  M. 

Kap.  V  handelt  über  auslautendes  s  und  m  (S.  224—307): 
Kaj).  VI  über  Hiatus  und  Synalöphe  bei  auslautendem  ae  S.  308—332. 

49.  Himer  K.  Griechische  Wörter  in  Plautus'  Palliaten  (böhm.). 
Jahresb.  iNIittelschule  Prag,  Kleinseite. 

50.  Lindskog  De  enuntiatis  apud  Plavitum  et  Terentium  condicio- 
nalibus.     Lund  Gleerup.     145  S.     1  Kr. 

51.  Fleckeisen  A.  Noch  einmal  redux  und  nicht  reddux  bei  Plau- 
tus.    Fleckeisens  Jahrb.  CLI  277—278. 

52.  Persson  P.  Nyare  undersökningar  pA,  den  plautinska  prosodiens 
omrade.  Skrifter  utg.  af  Humanistiska  Vetenskapssamfundet  i 
Upsala  II  5.     Upsala  1894.    35  S. 

53.  Platner  S.  B.  Diminutives  in  CatuUus.  Am.  Journ.  Phil.  XVI 
186-202. 

54.  Snellman  W.  J.  De  gerundiis  orationum  Ciceronis.  Disserta- 
tion.    Helsingfors  1894.     233  S. 

55.  Lange  J.  Über  einen  besonderen  Gebrauch  des  Ablativus  ab- 
solutus  bei  Cäsar.     Fleckeisens  Jahrb.  CLI  189-209. 

56.  Winkler  L.  Der  Infinitiv  bei  Livius  in  den  Büchern  I,  XXI  u. 
XLV.     Programm  des  Gymn.  zu  Brüx.     24  S. 

57.  Fügner  F.  Lexicon  Livianum,  virorum  aliquot  doctorum  opera 
adiutus  confecit  F.  F.  Fase.  VII.  Leipzig  Teubner.  Sp.  1185 — 
1376.     2,40  M. 


70  VII.  A.  Altitalische  Sprachen. 

58.  Gerber  A.  und  Greef  A.   Lexicon  Taciteum.    Fase.  XII  ed.  A. 

Greef.     Leipzig-  Teubner.     S.  1265—1376.     3,60  M. 
5i».  Zimmermann    H.    De   Pomponii   Melae    sernione.     Programm. 

Dresden.     XXX  S.  4». 

60.  Rech  F.  Observationes  g-rammaticae.  De  in  praepositionis  cum 
accusativo  iunctae  apud  Senecam  usu.  Diss.  Freiburg"  i.  B.  79  S. 
1,20  M. 

61.  Hammelrath  Grammatisch-stilistische  Beiträg-e  zu  den  prosai- 
schen Schriften  des  L.  Annaeus  Seneca.  Gymn.-Prog-r.  Emme- 
rich.    21  S. 

62.  Gaheis  A.  De  troporum  in  L.  Annaei  Senecae  tragoediis  ge- 
neribus  ])otioribus.     Dissert.  phil.  Vindobonenses  V  1 — 64. 

63.  Juvenalis  D.  J.  Saturarum  libri  V.  Mit  erklärenden  Anmer- 
kungen von  Ludw.  Friedländer.  2  Bde.  Leipzig  Hirzel.  S.  1 — 
364;  S.  365-612  u.  108  S.  Register. 

Im  3.  Kap.  der  Einleitung  behandelt  G.  Eskuche  Juvenals 
Versbau.  Für  sprachliche  Studien  bietet  F.  Atox'f  ein  vollständiges 
Wörterverzeichnis. 

64.  Knapp  Ch.  Notes  on  the  Prejjositions  in  Gellius.  Am.  Phil. 
Ass.  Transactions  XXV  (1894)  S.  5—33. 

I.  "Our  author's  predilection  for  pre])Ositions  leads  him  1)  to 
use  them  where  they  are  unnecessary,  and  where  their  employment 
is  contrary  to  the  best  usage;  2)  to  repeat  them  without  adequate 
cause;  and  3)  where  the  choice  is  open  between  a  case  construction 
(or  a  clause)  and  a  prepositional  form,  to  prefer  the  latter."  Bei- 
spiele. —  II.  Consideration  of  tliose  points  in  the  use  of  the  indi- 
vidual  prepositions  which  seem  especially  worthy  of  notice.  Auf- 
zählung der  einzelnen  Präpp.  —  Appendix:  que  in  Verbindung  mit 
einsilbigen  Präpp.  (Str.) 

65.  Steele  R.  B.  On  the  Archaisms  noted  by  Servius  in  the  Com- 
mentary  to  Vergil.     Am.  Journ.  Phil.  XV  164—194. 

66.  Lease  E.  B.  A  syntactic,  stylistic  and  metrical  Study  of  I'ru- 
dentius.     Baltimore  Friedenwalt  Komp.     VIII,  79  S. 

67.  Moraw^ski  C.  De  sermone  scriptorum  Latinorum  aetatis  quae 
dicitur  argenteae  observationes.     Eos  II.     12  S.     0,60  M. 

68.  Cooper  F.  T.  Word  Formation  in  the  Roman  senno  ]>lebeius. 
An  Historical  Study  of  the  Development  of  Vocabulary  of  Vulgär 
and  Late  Latin  with  Special  Reference  to  the  Romance  Langiia- 
ges.     Ro.ston  (iinn.     XLVII  u.  329  S.     2,50  ?. 

69.  Miodoriski  A.  Über  die  Latinität  der  römischen  Juristen.  Eos 
II  .")2-62. 

70.  Ehrlich  E.  Beiträge  zur  Latinität  der  Itala.  Progr.  Rochlitz. 
36  S.  40. 

71.  Tow^nsend  The  Latinity  of  the  Vulgate  as  illustrating  the  col- 
loijuial  Latin  of  the  time.     School  Review  III,  6. 

72.  Diels  H.  Thesaurus  linguae  latinae.  Bericht.  Sitzungsber,  d.  Ak^ 
d.  W.  Berlin  S.  4S. 

73.  Bericht    der    Kommission    für    den    Thesaurus    linguae    latinae 


VIT.  A.  Altitulische  Sprachen.  71 

über  die  Pfingstkonferenz  zu  ^München,  3.  und  4.  Jiini  1895.     Arch. 
f.  lat.  Lex.  IX  481—483. 

74.  Landgraf  G.  Glo.ssog'raphie  und  Wörterbucli.  Arch.  f.  hit.  Lex. 
IX  355-441]. 

Der  Verf.  zeigt,  in  welcher  Weise  das  im  4.  und  5.  Bande 
des  Corpus  glossariorum  Lat.  aufgespeicherte  Glossenmaterial  ge- 
sichtet werden  niuss,  um  es  für  die  Zwecke  des  lateinischen  und 
romanischen  Wörterbuches  nutzbar  zu  machen.  Er  giebt  die  lei- 
tenden Gesichtspunkte,  einen  Hinweis  auf  die  frühere  Litteratur 
und  dann  162  alphabetisch  geordnete  Beispiele. 

75.  Vandervliet  .J.  Zu  Corp.  Gloss.  Lat.  V  p.  305.  1.  Mnemosyne. 
N.  8.  XXIIl   llö— 116. 

76.  Knapp  Ch.  A  Contribution  to  Latin  Lexicography.  Am.  Journ. 
of  Phil.  XVI  52—65. 

77.  Miszellen.     Arch.  f.  lat.  Lex.  IX  459—463. 

O.  Hey  Acces>iio  —  accessus.  E.  Lattes  HlrquitaUus.  J.  v.  d. 
Vliet  Compilare  concipüare.  Frank  Abbott  Valde  in  den  Briefen 
au  Cicero.     C.  W(eyman)  Decie.s  milies. 

78.  Amatucci  A.  II  vocabolo  'carmen'  nel  latino  arcaico.  Nota 
letta  alla  R.  Acc.  dl  Arch.,  Lettere  e  Belle  Arti  nella  tornata  del 
6.  g'iugno.     Napoli.    13  S. 

79.  Darmesteter  Jam.    quotiens,  quoties.     Mem.  Soc.  Ling*.  IX  46. 

Wie  sextans  '1/6'  das  Partizip  eines  Denominativs  von  se.vtus 
ist,  so  quotiens  'en  faisant  combien  de  fois?'  das  neutrale  Partizip 
eines  Denominativs  von  *quoti  (vg-l.  ai.  kati).  —  Von  hier  aus  ward 
die  Abstraktion  -iens  verbreitet.  (Str.) 

80.  Fay  E.  W.  Sine,  nesi,  nisi.  Xi,  nisi.  Bull.  Soc.  d.  Lingu.  XXXIX 
(IX  1)  XLIV  S. 

Sine  und  nesi  ist  dasselbe  W^ort  (Negation  ne  mit  si  :  sl-c 
'en  cas');  vgl.  si  ne  vi  velint  PI.  Amph.  206  'en  cas  qu'ils  veuillent 
non  avee  (=  saus)  violence'.  Vgl.  eng*l.  icithout  =  if  not  {icithout 
you  were  so  simjyle  Shak.).  Die  Kürze  in  sine  (wie  in  quasi)  viell. 
in  Folgte  urspr.  Betonung  *sl-ne,  *quam-si;  vgl.  mcnnma  :  mämilla, 
öffa  :  öffella.  —  Xl  aus  ne+ei  (Lok.  des  Dem.  ^-)  'pas  ainsi,  en  cas 
que  pas';  nisi  aus  nesi  durch  Anlehnung  an  ni. 

81.  Francken  C.  M.    Conplodere.   Mnemosyne  N.  F.  XXIII  148— 149. 

82.  Firancken)  C.  M.    Mirari.     Mnemosyne  N.  F.  XXIII  S.  143. 

83.  Hey  (».    Acces.sus.  Accido.     Arch.  f.  lat.  Lex.  IX  453—457. 

Probeartikel  zum  Thesaurus  Ling'uae  Latinae. 

84.  HoflFmann  E.  Die  tarquinischen  Sibyllen  -  Bücher.  Rh.  :\1.  L 
90—113. 

Sybilla  nicht  echt  italisch,  sondern  *cio-.-i\-o  'Gottsühnend'. 
(ciöc  äol.  f.  öeöc.  —  ßi\-  wie  in  iX-aoc). 

85.  Lattes  E.    Hir(iuitallus.     Arch.  f.  lat.  Lex.  IX  460. 

Geht  zurück  auf  *hirquita  (Femininum  zu  hircus,  gleichbe- 
deutend mit  Sabin,  hirpus  =  lupiis) ;  hirquitaUus  'junger  Wolf, 
junger  Bock,  puer  ad  virilitatem  accedens  a  libidine  scilicet  hirco- 
rum  dictus'. 

86.  Lejay  P.    Notes  Latines  VIII— XII.     Hev.  de  phil.  XIX  144—155. 

Sonare,  sonere\  veto,  voto;  inridentia,  incideor. 


72  VII.  A.  Altitalisfhe  Spraelien. 

87.  Ludwig  A.  Die  Bedeutung-  von  lat.  superstitio  und  lat.  ponin. 
Sitz.-Ber.  d.  k.  böhni.  Ges.  d.  Wiss.  Pray  Kivnäe  iu  Koimn.  4  S. 
0,10  M. 

88.  Meillet  A.    Latin  venärl.     Mem.  Soc.  Ling.  IX  55 — 57. 

Wie  celärp  von  Rozwadowski  IF.  IV  411  als  Iterativbildung- 
nach  Art  von  mefati  erkannt  A\orden  ist,  so  muss  auch  venärl  neben 
ai.  vanate  als  Iter.  aulg-et'asst  werden.  —  op'iniö  aus  '■^op-ueniö.  — 
Iterative  von  perfektiven  Konipp.  ersetzen  das  Imperfektiv  auch 
im  Lateinischen,    vgl.  assentärt  :  assentire,    exhicäre  :  edücere  u.  a. 

(Str.) 

89.  Mulvany  C.  M.    Enclitic  ne.     Class.  Eev.  IX  15—18. 

90.  Netusil  J.    Arnia  ancilia.     Fil.  obozrenie  VIII  39—40. 

Bedeutet  arma  ancorum.  (ancus  'Diener').  Daraus  wird  g-e- 
folg-ert,  dass  die  Salier  einst  anci  =  ministri  Marfis  hiessen  und 
dass  das  Pränomen  Ancus  in  Anciis  Martius  eher  der  'Salier'  als 
der  'Krummarmig-e'  bedeutet. 

91.  Netusil  J.    Aprtlis.     Fil.  obozrenie  VIII  71. 

Aprllin  von  aper  (wie  caprilis  von  caper),  nicht  von  aperio, 
son>t  müsste  es  '^aperilifi  *Aprllis  lauten  (wie  facllis  von  fociö). 

92.  Platner  S.  B.  Notes  on  punctum,  momentum.  Class.  Rev.  IX 
259—260. 

93.  Prellwitz  W.  Etymolog-ische  Miszellen.  VI.  Lat.  .sertniua,  .seresco 
VII.  Lat.  febris,  fimbria.     BB.  XXI  92  u.  236. 

serescere  'trocken  werden',  serenus  'trocken'  zu  Eiipöc,  sepöc. 
serenus  :  ai.  ksäti  'brennt'  =  aiGpioc  :  ai'Ouj.  —  f'ebris  aus  *bhe- 
bh{e)r-i.-s  zu  Wz.  bhcre,  bher-u  'zucken,  sieden'  in  ferreo. 

94.  Prellwitz  W.  Eine  griechische  und  eine  lateinische  Etymo- 
logie. Festschrift  f.  Ludwig  Friedländer  S.  382—398  (auch  als 
(Tvmn.-Progr.  v.  Bartenstein  erschienen).     Leijtzig-  Hirzel.     12  M. 

Sospes  aus  idg.  *suesti-pot{i)-s  'Herr  des  Wohlseins'  (ai.  suasti-s 
'Heil,  Segen'  und  j)at>-s  'Herr').  Die  Vokaiisation  in  /Sinpe.s  erklärt 
sich  aus  dem  enklitischen  Vokativ,  in  dem  das  Wort  als  Beiname 
der  Juno  häutig-  gebraucht  wurde. 

95.  Weyman  C.  Kritisch  -  sprachliche  Analekten  111.  IV.  Zeitschr. 
f.  d.  ö.  Gymn.  XLVI  296-298  u.  595—598. 

Handelt  u.  a.  über  bonus  =  pulcher  —  femina  soUer.s  'Heli- 
amiiie'  —  viontuosus  =  montanus  —  pennanere  ni.   Infinitiv. 

96.  Weyman  C.    Lat.  ojforfunus.     IF.  V  194. 

97.  Wölfflin  E.    Suilla.  Sulla.     Arch.  f.  lat.  Lex.  IX  354. 

C.  .Sempronius  Gracchus  bei  Charisius  ]).  196,  27  K:  »lui  et 
vobis  et  reipublicae  et  sibi  connnuniter  prospiciat,  non  qui  pro 
syllti  liuman inn  trucidet.  Verbessere  :  pro  tmiUa  humanam.  Ist 
aShU(i  statt  als  surula  (sura  Wade)   vielleicht   als  suilla   zu  deuten? 

98.  Zachariäe  Th.    Ein  singulare  tantum.     KZ.  XXXIV  453—455. 

ij\r|  und  silva  können  nicht  gleichgesetzt  werden:  vh}  urspr. 
'Holz'  ist  ein  singulare  tantum  nnt  der  Kollektiv-Bedeutiuig  Waid', 
fiilra  hat  andere  Grundbedeutung  und  kommt  sehr  häutig  im  Plu- 
ral vor. 

99.  Zimmermann  A.  Zu  Titas,  fifi/s,  fifio,  tifuliis.  Kh.  M.  L  159 
—160. 


VII.  A.  Altitalische  Sprachen.  73 

100.  Zycha  J.  Nisi  =  fi  jutiv.  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymu.  XL  VI  15 
—16.  

101.  Haug  F.  Bericht  über  römische  Epig-raphik.  Jahressb.  üb.  d. 
Fortsehr.  d.  klass.  A.  81.  Bd.  1894  (vollendet  1895)    S.  182—262. 

Umfasst  die  Zeit  vom  Jahr  1888  bis  Ang-ust  189o. 

102.  Mommsen  nnd  Hirschfeld  Sammlung-  der  latein.  Inschriften. 
Bericht.     Sitzungsber.  d.  Ak.  d.  W.  Berlin  S.  46—47. 

103.  Notizie  deg-li  Scavi  (=  Atti  della  R.  Acc.  dei  Lincei  Oktober 
1894— Oktober  1895). 

Bemerkenswert:  Ottobre-Dicembre  1894:  383  No.  2  Amphiati 
(-tu?)  [ajnniculi  et  mens.  III;  No.  5  Lascivos  in  trimatu  (vg-1.  CIL  VI 
24167  Phosphorus  obiit  in  trimatu).  —  Gennaio-Settembre  1895:  S.  26 
etruskische  Inschrift  aus  Vetulonia  |  Avles  .  eluskesiziisnuzni  .  .  |  .  . 
panavas  minimul  j  uvanikehirsumiSalpis  . .  .u  |  .  S.  33  gustaticium. 
Amphora  aus  Pompei.  S.  45  VESTA  POCOLO.  Beche'r  aus  Civita 
Lavinia  (dem  alten  Lanuvium).  S.  80  P,  TVLLIVS- FELVS  (= 
felix  ?■??).     S.  87  tessera  hospitalis  aus  marsischem  Gebiet 

T.  MANLIVS-T-F 
HOSPES         ^• 

T.  STAIODIVS.N 

104.  Monumenti  antichi  pubblicati  per  cura  della  reale  Accademia 
dei  Lincei.  Vol.  IV.  Antichitji  del  territorio  falisco  esposte  nel 
museo  nazionale  romano  a  villa  Giulia  ill.  da  Feiice  Barnabei  e 
da  G.  F.  Gamurrini,  A.  Cozza  ed  A.  Pasqvii.  Parte  1.  Milano 
1895  U.  Höpli.     587  S.  4«^. 

Gamurrini  bespricht  darin  eingeritzte  Vaseninschriften,  die 
für  die  Geschichte  von  Alphabet  und  Sprache  in  Italien  von  AVich- 
tigkeit  zu  sein  scheinen. 

105.  Cagnat  R.  L'annee  epigraphique.  Revue  des  publications  epi- 
graphiques  relatives  ä  l'antiquite  Romaine.     Paris  Leroux. 

106.  Cagnat  R.  Revue  des  ])ublications  epigraphiques  relatives 
ä  l'antiquite  Romaine.  Janvier — Mai-s.  Revue  arch.  XXVI  III. 
Serie  271—280. 

107.  Sylloge  ejjigraphica  orbis  Romani.  Vol.  II  fasc.  6  e  7.  Leipzig 
Fock.     ä  1,20  M. 

108.  Bullettino  della  conniiissione  archeologica  comunale  di  Roma. 
Anno  23.     Roma. 

109.  Buecheler  F.  Carmina  (latina)  epigraphica.  (=  Buecheler  et 
Riese.  Anthologia  Latina  sive  poesis  Latinae  supplementum.  Pars 
posterior,  fasc.  I).     Lipsiae  Teubner.     2  Bl.  398  S.    4  M. 

110.  Hülsen  Ch.  Miscellanea  epigraphica  (Continuazione).  Mitt.  d. 
k.  deutsch,  arch.  Inst.  Rom.  Abt.  X  52—66. 

111.  Inama  V.    Le    antiche    iscrizioni    Ronume.     Archivio  Trentino 

XII  1— 7H. 

112.  Guerriero  A.  Iscrizioni  italiane  e  latine.  Opera  postuma 
Caltag-irone,  tip.  di  Scuto.     278  S. 


74  VII.  A.  Altitalischc  Sprachen. 

113.  Dobrusky  F.  Antike  Inschriften  ans  Bnl<>arien.  Arch.  epigr. 
Mitt.  aus  (">sterr.-Ung-arn  XVIII  10*i— 107. 

114.  Arvalakten,  Ein  neues  Bruchstück  der.  Wochenscli.  1'.  kl.  Plu 
XII  Spalte  197-198. 

115.  Barnabei  Di  una  nuova  iscrizione  Latina  arcaica  votiva  a 
Diana  jiroNcniente  dal  Santuario  di  Nenii.  Rendiconti  della  R. 
Acc.  dei  Lincei.  Classe  di  scienze  morali,  storiche  e  filologiche. 
Serie  V  Vol.  IV  S.  246. 

IIG.  Breal  M.    Inscription  de  Curubis.     Rev.  de  phil.  XIX  136—138. 
Vgl.  auch  Wochenschr.  f.  kl.  Ph.  XII  Sp.  274.     Die  älteste  uns 
bekannte  lateinische  Inschrift  aus  Afrika. 

117.  Cagnat  R.  Xouvelle  inscription  latine  en  lettres  onciales. 
Rev.  de  phil.  XIX  214—217. 

118.  Tomassetti  G.  Due  epig-rati  Tuscolane.  Rendiconti  della  R. 
Acc.  dei  Lincei.  Classe  di  Scienze  nior.,  stör,  e  fil.  Serie  V  Vol.  IV 
308-311. 

119.  Ferrero  E.  Di  un'  iscrizione  di  Aosta.  Atti  della  R.  Acc.  delle 
Scienze  di  Torino.  XXX  1894/5  S.  360—364. 

120.  Schiaparelli  L.  Tre  iscrizioni  antiche  nel  Biellese.  Atti  della 
R.  Acc.  (lelle  Scienze  di  Torino  XXX  194—200. 

121.  Carton  Decouvertes  epigraphiques  et  archeologiques  faites  en 
Tunisie  (rt'g'ion  de  Dougga).     Paris  Leroux.     427  S. 

122.  Patroni  (i.  Di  un  vaso  arcaico  Messapico  con  ornati,  figure 
schematiche  ed  iscrizione  in  dialetto  locale  dipinta.  Rendiconti 
della  R.  Acc.  dei  Lincei.  Classe  di  Scienze  mor.,  stör,  e  fil. 
Serie  V  Vol.  IV  S.  300—307. 

123.  Torp  A.    Zu  den  messapischen  Inschriften.     IE.  V  195—215. 


124.  Pauly  Realencyklopädie  der  klassischen  Altertumswissenschaft, 
neu  hgg.  V.  G.  Wissowa.  3.  Halbband:  Apollo— Artemis.  Stuttgart 
Metzler.     1440  Sp.     15  M. 

Bespricht    manche    hierhergehörige   Etymologie    z.  B.  Aprilis, 
Apuli,  Ära,  Arminius. 

125.  Montelius  G.  La  civilisation  primitive  en  Italie  depiiis  Tintro- 
diictidu  lies  nu'taux.  Illustree  et  decrite.  (I.  partie.)  Stockholm, 
Berlin  Ascher  &  Ko.     VI,  548  S.  4«.     1,50  Kr. 

126.  Scaramella  G.  Dove  sia  sorto  i)er  la  prima  volta  il  nome 
'Italia'.     Studi  storici  IV  55—79. 

127.  Schneider  A.  Aus  Roms  Frühzeit.  Mitt.  d.  k.  deutsch,  arch. 
Inst.  Köm.  Abt.  X  160—178. 

128.  Modestov  V.  I.    Drevnjajsij  period?,  Rima. 

Biingt  archäiildgische  Data  zur  ältesten  Periode  Roms. 

129.  Nogara  B.  11  nome  personale  nella  Lombardia  durante  la 
dominazione  Romana.     Milano  Höpli.     12  1. 


YTI.  A.  Altitalisclie  Sprachen.  75 

130.  Brizio  E.  La  Necropoli  di  Novilara.  Monumenti  aiitichi  V 
Spalte  85—438. 

131.  Modestov  V.  I.  Faliski.  Novyja  archeolog-iceskija  dannija.  Zur. 
Min.  CCXCVIII  125-lGl. 

132.  Freemann  E.  Geschichte  Siziliens.  Deutsche  Ausgabe  von 
B.  Lupus.  1.  Bd.     Leipzig  Teubuer.     XXV,  564  S.     20  M. 

133.  Lattes  E.  I  Giudizi  dello  Stolz  e  del  Thurneysen  contro- 
ritalianitä  dell'  Etrusco  in  Relazione  colle  Fasce  della  Mummia 
colla  Pietra  di  Lenno  e  specialmente  coi  novissimi  Fittili  di  Narce. 
Riv.  di  Fil.  N.  S.  1  XXIII  della  Serie  intera  S.  449-503. 

134.  Lattes  E.    L'Italianitä  nella  lingua  Etrusca.     Milane.     3B  S. 

135.  Lattes  E.  Naharci,  Falisci  ed  Etruschi.  Studi  italiani  di  FiL 
class.  III  225—245. 

136.  Hesselmeyer  E.  Die  Pelasger-  und  Etruskerfrage.  Neues 
Korresp.  f.  d.  Gelehrten-  u.  Realsch.  Württembergs  II  373—375. 

137.  De  Charencey.  Etrusca  (Melanges  de  Linguistique  II  in  Compte 
rendu  du  3me  Congres  Scientifique  des  Catholiques.  6»ne  Section:. 
Philologie.     Bruxelles.     S.  135—139). 

Vihius-Yihenna\  Porsenna{*Porcenna)- Porcius  (vgl.  arse  in 
der  etruskischen  Inschrift  ai-se  verse  'averte  ignem'  =  lat.  arce)-^ 
Mecenas-Mucius;  hister  (etruskisch  nach  Titus  Livius)  zu  lat.  fisttila; 
etrusk.  m.i;  Tyrsenoi,  Tyrrhmoi-Tuscus,  Etrusciis  zu  Rasena,  Rha- 
sena  (anlautendes  t  euphonisch  wie  in  Thimrae  griech.  i^epoc). 


138.  Greenough  .L  B.  Frühlateinische  Prosodie.  Harvard  Studies. 
in  Class.  Phil.  V  57—73. 

139.  Bennet  Ch.  E.  Notes  on  hidden  quantities  in  Latin.  School 
Review  III,  6. 

140.  Quicherat  L.  Thesaurus  poeticus  linguae  latinae,  ou  diction- 
naire  prosodique  et  poetique  de  la  langue  latine.  Paris  Lahure 
18953.     XXIV,  256.     50  fr. 

141.  Harrington  Karl  P.  The  Saturnians  of  Livius  Andronicus  and 
Naevius  tested  according  to  the  Quantitative  Theory.  Am.  PhiL 
Ass.  Proccedings.  XXV  S.  LI— LIII. 

Statistische  Übersicht,  die  die  Schwächen  von  Lucian  Müllers 
Theorie  ins  Licht  stellt.  Schlussfrage:  "How  far  was  the  Saturnian 
metre  from  'rhythmical  prose'?"  (Str.) 

142.  Spiegel  N.  Der  numerus  Saturnius.  Eine  rythmische  Studie. 
Gymn.-Progr.  Würzburg  Altes  Gymn.     48  S. 

143.  Hafner  E.  Über  die  Sprache  der  lateinischen  Hexametriker. 
1.  Tl.  Eigennamen.  Erlanger  Inaug.-Diss.  (=  Prgr.  d.  Ludwigs- 
Gymn.  München).     München  Gotteswinter.     19  S. 

144.  Hosius  C.  De  nominum  propriorum  apud  poetas  Latinos  usu 
et  prosodia.     Fleckeisens  Jahrb.  CLI  93—112. 

145.  Lejay  P.  Le  grammairien  Virgile  et  les  rythmes  Latins.  Rev. 
de  phil.  XIX  45—64. 


76  VII.  B.  Koiiianiscli. 

(S.  aucli  Compte  reiulu  du  3">»*  Congres  ScientiH(iue  interna- 
tional des  Catholiques.   (Jmt'  Section:  Pliilolog-ie.  Bruxelles  S.  !>0— 107.) 

14(>.  Lattes  E.  Studi  metrici  intorno  all'  iscrizione  etrus^ca  della  nnim- 
niia.     Mailand  Hoej)!!.     4".     3  1.  90  c. 

München.  Gustav  Her  big. 

B.  Roinanisch. 

a)  G e m ein ro manisch. 

1.  Salverda  de  Grave  J.  J.  De  romaansche  Philologie  en  hare 
zusterwetenscliappen.     Yoordracht.     Leiden  Brill.     21  S.  8<^. 

2.  Meyer-Lübke  W.  Graniniaire  des  langues  romanes.  T.  IFi»e. 
Morphologie.    Paris  Welter.    789  S.  8^. 

5.  Vernier  T..  Observations  sur  la  phonetique  du  latin  vulgaire. 
Rev.  de  ])hil.  franc,'.  et  ])rov.  IX  32—39. 

4.  Cooper  Fred.  Taber,  Word  forniation  in  the  roman  sermo  ple- 
beius:  An  historical  study  of  the  development  of  vocabuhiry  in 
Vulgär  and  Lata  Latin,  with  special  reference  to  the  Romance 
Languages.     Boston  Ginn.     XLVII  u.  329  S.     8».    (VII  A  68.) 

o.  Voöadlo  V.  Lateinische  Kasus  in  romanischen  Fürwörtern  (böhni.) 

.   Gyinu.-l'rogr.  Klataii. 

6.  Braune  Neue  Beiträge  zur  Kenntnis  einiger  romanischer  Wör- 
ter deutscher  Herkunft.     Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX  348—369. 

Frz.  herme,  blinder;  sp.  botequin;  it.  hottare\  frz.  hourgeon; 
it.  bramare;  it.  sp.  ptg.  briuw;  prov.  chaupir,  caupir\  it.  ciocco] 
frz.  champ,  clinche,  cliver,  cobnlt,  crique  und  die  dazu  g'ehörigen 
Wortfamilien  im  Romanischen  und  Germanischen. 

7.  Scolari  F.  1  nonii  propri  di  persona  esposti  al  popolo.  Dizio- 
naretto  storico-etimologico.     Como.     194  S.  16°.     2  M. 

^.  Meyer-Lübke  W.  Romanische  Etymologien.  Ztschr.  f.  rom.  Phil. 
XIX  27;; -281. 

Prov.  bau  =  ir.  beim,  kymr.  }>an.  —  combrus  =  urkelt.  -ko))»- 
bero  'das  Zusammentragen'.  —  Aspan.  entjuedat  =  aequitas.  —  Franz. 
fade  =  fafiin.s  über  *fatidus.  —  Ostfranz,  guy  =  fränk.  gvlya,  gü- 
lia.  —  A franz.  isnele  pas  =  en  e*"  le  pati. 

9.  Babad  J.  Romanische  Etymologien.  Ztschr.  f.  rom.  IMiil.  XIX 
270—273. 

1.  Italien.  Uiglin  (lautlich  erklärt  nach  semitischen  Reflexen). 

—  2.  Ital.  marcone  'Ehemann'  (stützt  Körtings  Erklärung  von  mar- 
<:us).  —  3.  Span,  marrano  {=  aramäisch  macliramath  'gebannt,  Acr- 
Hucht'). 

10.  Meyer-Lübke  W.  Zur  Syntax  des  Suhstantivums.  Ztschr.  f. 
rom.   I'hil.  XIX  ;;05     325  u.  477— 512. 

11.  Meyer-Lübke  W.  Etymologien.    Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX  94-99. 

lt.  guaffile,  frz.  gabieu  =  germ.  '*'raij)/l.s  'Winde'.  —  Franz. 
haier  =  *(issulare  (zu  assare)  mit  Einmischung  von  germ.  häl  'dürr'. 

—  Frz.  caillou  =  gall.  calljo,  calljov.  —  Obwald.  kannuh  =  lat. 
oder  kelt.  *(armö  (ahd.  Iiarmo,  lit.  szermii  'Wiesel').  —  Frz.  meide 
=  mala.  —  Span,  iiioja/i  =  vietul(t-\-()ue. 


VII.  B.  Romanisch.  77 

12.  Meyer-Lübke  W.  Etymologien.  Ztsehr.  f.  rom.  Phil.  XIX  574— 57(>. 

1.  Rtira.  aräta  'zeigten'  =^  elätare  oder  eläfare.  IL  Aspan. 
estemado  =  aestimatus. 

13.  Ulrich  J.    Etymolog-ien.     Ztsehr.  f.  rom.  Phil.  XIX  576  f. 

1.  Latein  llex  zu  ital.  elce  (über  eine  Form  *Tllex).  —  2.  En- 
g'ad.  chiUrler,  it.  collare  'foltern,  (an  einem  Seile)  aufziehen'  =  *cor- 
dulare. 

14.  Marchot  P.  Encore  la  (jiaestion  de  -arhis.  Ztsehr.  f.  rom.  Phil. 
XIX  61—69. 

Widerlegt  den  Einwand,  dass  die  von  ihm  angenommene  Er- 
klärung- Gröbers  -ier  aiis  -erius  falsch  sei,  da  -prii/s  zu  -ir  werden 
niusste:  PI.  -ei'ü  zu  er«  und  darauf  ein  neuer  Singular  -erus  -eru. 
Akk.  PI.  -eros  aufg-ebaut.  Span.-portug.  -ero,  -eivo  kann  -ariua 
ebenso  wie  -erius  sein. 

15.  Zimmerraann  E.  Die  Geschichte  des  lateinischen  Suffixes  -ciHus 
in  den  romanischen  Sprachen.  Heidelberger  Doktor-Dissertation^ 
Darmstadt.     VI  u.  95  S.  8". 

16.  Grammont  ]M.  La  dissimilation  consonantique  dans  les  langues 
indo-europeennes  et  dans  les  langues  romanes.  Dijon,  imprimerie 
Darantiere.     215  S.  S».     Vg-1.  I  11. 

17.  Körting  G.  Das  Perfekt  im  Romanischen.  Ztsehr.  f.  frz.  Spr. 
u.  Litt.    XVII  (Referate  und  Rezensionen).    S.  122  f. 

18.  Vising'  J.  Quomodo  in  den  romanischen  Sprachen.  AbhandL 
Herrn  Prof.  Tobler dargebracht.     S.  113—123. 

19.  Goldschmidt  M.    Allerlei   Reiträg-e    zu    einem  g-ermano-romani- 

schen    Wörterbuche.     Abhandl.    Herrn    Prof.    Tobler dar- 

g-ebracht.     S.  164 — 167. 

I.  Altfr.  yaroul,  nfrz.  loup-garou  (nicht  icereicidf,  sondern 
mit  Kög-el  =  *iceriiculf  zu  g-ot.  *ifasjan),  afr.  nfrz.  bramer  (=  ■''brenn- 
man),  (jaront  (=  *ivarands),  falaise  (=  '*fali.sa).  II.  Ist  afr.  estout 
germanischen  l'rsprungs?  (Verneint.  —  estout  =  stultus.)  ITI.  Die 
Sippe  bosco  'Wald'.  I\.  Afr.  estoier  {=  ste'kan),  tache  (=  Hakko), 
techier  (=  Hekkan)  usw.  V.  It.  tirare  {=  *tir  =  ae.  tir,  an.  th^r). 
VI.  Afr.  nfrz.  guille,  afr.  guile  'Betrug'  {f/iäle  =  ae.  icile,  (juille  ^ 
■^icigüa). 

20.  de  Poyen-Bellisle  R.    Les   sons   et   les  formes   du  creole   dans 

les  Antilles.     Diss.  Chicago.     Baltimore  Murphy.     63  S.  8". 

b)   Rumänisch. 

21.  Sandfeld-Jensen  Kr.  Runiivnsk  og-  albanesisk.  Nord.  Tidsskr, 
f.  Filol.  IHR.     Ill  105—137. 

Beiträge  zur  Geschichte  der  rumänischen  Sprache.  Kritik 
der  Theorien  von  M.  Gaster  (Die  niehtlatoin.  Elemente  im  Rumä- 
nischen. Gröbers  (irundriss  T  4ü()  ff.)  und  P).  P.  Hasdeü  (Strat  .si 
Substrat,  (lenealogia  poporelor  balcanice.  Etymol.  Magnum  Romaniae 
III.  1.  .S.  I — XXXVII).  Die  rumän.  Sprache  ist  iirsprüiiglich  nicht 
in  Rumänien  selbst  entstanden.  Dieses  suciit  der  ^'erf.  durch  eine 
Reihe  von  g-rannnatischen  Übereinstimmungen  des  Rumänischen 
mit  den  Balkansprachen,  besonders  dem  Albanesischen,  nachzu- 
weisen. (Andersen.) 


78  YII.  B.  Roiiiani.seli. 

22.  Meyer-Lübke  W.  Zur  Geschichte  des  Infinitivs  im  liumänischen. 
Ablian.llunji-en  Herrn  Prof.  Tobler darg-ebracht.    S.  79— 112. 

2/i.  Rudow  W.  Neue  Helene  zu  türkischen  Lehnwörtern  im  Rumä- 
nischen.    Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX  383—430. 

24.  Ascoli  G.  J.  Sulla  voce  per  'cento'  nel  rumeno.  Arch.  glott. 
ital.  Sui)pl.   II   131   f. 

25.  Densu§ianu  Ov.  Aliteratiunea  in  limbile  romanice.  Jasi.  96  S.  8*^. 

c)    Italienisch. 

2().  Vocabolario  degli  accademici  della  Crusca.     Quinta  inipr.  Vol. 

VIII  fasc.  2  (Impiegare  —  Incomparabilissimamente).     F'irenze  Le 

Monnier  S.  241—480.  4». 
27.  Gorra  E.  Morfologia  italiana.  Collezione  Hoepli.   Milano  Hoepli. 

VI  u.   142  S.  160. 
2.S.  Simonetti  N.    Le  sintassi  italiana  e  latina  in  correlazione.  Cittä 

di  Castello,  S.  Lapi.     1,25  L. 

29.  d'Ovidio  F.  Scoglio,  maglia,  veylia  e  simili;  melo.  Arch.  glott. 
ital.  XIII  1894  361—451.     (Vgl.  Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  XX  137.) 

30.  Baist  G.    Casamatta.     Rom.  Forsch.  X  177  f. 

31.  Walker  J.  Ch.  Note  on  elision  in  modern  Italian.  Mod.  Lang. 
Notes  X  Spalte  159-162. 


32.  Rolla  P.    Fauna   popolai-e   sarda.    Miscellanea   di   dialettologia 
e  toponimia  italiana.    Casale  Cassone.    82  S.  8^. 

33.  Schipa  M.    La  migrazione  del  nome  Calahria.     Arch.  stör,  per 
le  prov.  napol.  XX  23—47. 

34.  Sarti    Saggio  di   una  Nuova  Raccolta   di  favole  in  dialetto  bo- 
lognese.     Arch.  per  lo  studio  delle  trad.  po]).  XIII,  4. 

35.  Seves    Proverbi  piemontesi.     Arch.  ])er  lo  studio  delle  trad.  pop. 
XIIL  4. 

36.  Pieri  S.    II  dialetto  di  Sillano,  testi.     Arch.  glott.  ital.  XIII  1894 
S.  ,349—354. 

37.  Pergoli  B.    Saggio  di  canti  popolari  romagnoli.     Forli  Bordan- 
dini.    XV,  228  S.     3  L. 

38.  Levi  E.    Fiorita   di  canti   tradizionali  del    po])olo   italiano   scclti 
nei  vari  dialetti  e  annotati.     Torino. 

39.  Berghoffer    Gius.    II    dialetto    fiumano ;    saggio    grannnaticale. 
Kiuinc  Moliovieh.     30  S.  8". 

40.  Accatatis  L.    Vocabolario  del  dialetto  calabrese.     Ima  i)untata. 
Castrovillari. 

41.  Salvioni  C.    Della  voce  Faicra  e  del  monte  Para/rla.    (Sonder- 
Abdr.  aus  Boll.  storico  della  Svizzera  it.  XVI.) 

42.  Pullö  Fr.  L.    Dialetti    modenesi:    schizzo    dei    dialetti    del  Frig- 
nano.     Rocca  S.  Casciano,  Cappelli.     55  S.  8«. 

43.  Rolla  P.  Gli  elementi  greci  nei  dialetti  sardi.    Palermo.  31  S.  8". 


VII.  B.  Romanisch.  79 

44.  Lovarini  K.  Testi  antie-hi  iH  letteratura  ])avaiiji.  Scelta  di 
curiositä  letterarie  dispensa  CCXLVIII.  Bologna  Romagnoli  482  S. 
1(3.     19,20  M. 

d)  Kätoro manisch. 

45.  Pallioppi  Z.  ed  Emil  Dizionari  dels  idioms  romauntschs  d'En- 
g'iadin'  ota  e  bassa,  della  Val  Müstair,  da  Bravuogn  e  Filisur  con 
particulera  consideraziun  del  idiom  d'Engiadin'  ota.  Fase.  3,  4,  5. 
Samedan  1894/95.     Lex.  H". 

46.  Alton  J.  Stories  e  Chianties  Ladines  con  vocabolavio  Ladin- 
Talian.     Innsbruck  Wagner.     IV,  199  S.  8^. 

47.  Salvioni  C.  L'inüvienza  della  tonica  nella  determinazione  dell' 
atona  finale  in  qualche  parlata  della  valle  del  Ticino.  Arch.  glott. 
ital.  XIII  1894  S.  355—360. 

48.  Ulrich  J.  Die  s-lose  Form  der  1.  PI.  im  Altoberengadinischen 
(bezw.  Provenzalischen  und  Normannischen).  Ztschr.  f.  rom.  Phil. 
XIX  463—465. 

e)  Französisch. 

49.  Ranninger  F.  Über  die  AUitteration  bei  den  Gallolateinern  des 
4.,  5.  u.  6.  Jahrh.     Progr.  Landau.     55  S.  S«. 

50.  Menger  L.  E.  'Free'  and  'Checked'  Vowels  in  Gallic  Populär 
Latin.     Publ.  of  the  Mod.  Lang.  Assoc.  of  Am.  X,  3. 


51.  Darmesteter,  Hatzfeld  und  Thomas  Dictionnaire  general 
de  la  langue  lran(;aise  du  comniencement  du  17^  siecle  jusqu'ä 
nos  joui'S.  Fase.  15  four  —  goyavier;  fasc.  16  grabat  —  hystero- 
tomie;    fasc.  17  i  —  jardinier.     Paris  Delagrave.     1  fr.   pro  Fasc. 

52.  Godefroy  F.  Dictionnaire  de  l'ancienne  langue  francaise  et  de 
tous  ses  dialectes  du  IX«  au  XVe  siecle.  T.  8.  80.  fasc.  {Bourre- 
carrefour),  (1894)  p.  357—432.  T.  9.  81  [carrel-chüe).  Paris  Bouil- 
lon.    4'^  ä  3  col. 

53.  Delboulle  A.  Notes  lexicolog'iques.  Rev.  d'Hist.  litt,  de  la  France 
II  25(5—266. 

54.  Mellerio  L.  Lexicjue  de  Ronsard,  precede  d'une  etude  sur  son 
vocabulaire,  son  orthographe  et  sa  syntaxe  et  d'une  pretace  par 
Petit  de  JuUeville.     Plön.     16».     kart.  6  fr. 

55.  Baguenault  de  Puchesse  De  quelques  mots  d'ancien  langage 
fran(,'ais  conserves  dans  lOrleanais.  Mem.  de  la  Soc.  archeol.  et 
bist,  de  r(  )rl(''anais  XXIV. 

56.  Bastin  J.  Le  vei-be  dans  la  langue  francaise.  Etüde  historiciue. 
I.  Lexicologie.     St.  Petersbourg.     120  S.  8».     85  Kop. 

57.  Skeat  W.  English  words  borrowed  from  French  before  the  con- 
quest.    Academy  1221. 

58.  Archer    A  lost  French  word.     Academv  No.  1213. 


80  VII.  B.  Komanisch. 

5!i.  Hosch    S.    Französische    Flickwörter.      Ein    Beitrag-    zur    franz. 

Lexikographie.  I.  T.     Progr.     Berlin  C4aertner.     32  S.  4"^.     1  M. 
(!0.  Meyer  P.    Anciennes   gloses  franc^aises.      Rom.  XXIV  IGl — ITo. 


Gl.  Zimmerli  J.  Die  deutsch -französische  Sprachgrenze  in  der 
Schweiz.  II.  Die  Sprachgrenze  im  jMittellande,  in  den  Freiburger-, 
Waadtländer-  und  Berner- Alpen.  Mit  14  Laiittafeln  u.  2  Karten. 
Basel  (4eorg  &  Ko.     Vll  n.  164  S.  S«.     4,80  fr. 


62.  Procop  Willi.  Über  den  Ursprung  und  die  Entwickehing  der 
französischen  Sprache.  Programm  des  neuen  Gj'mnasiums  zu 
Bernberg-.     42  S.  4». 

63.  Erzgraeber  G.  Elemente  der  historischen  Laut-  und  F'ormen- 
lehre  des  Französischen.     Berhn  Gaertner.     VI  52  8*^. 

64.  Etienne  E.  Essai  de  grammaire  de  l'ancien  fran^ais  (IXe  au 
XlVe  siecle.)    Paris  Berger-Levrault.    8".    12  Frcs. 

65.  Skala  K.  Vokalismus  des  altfranz.  Denkmals:  Li  Dialoge  Gre- 
g'oire  lo  Pape.  I.  (böhm.).     Jahrsl).  Realsch.  Pilsen. 

66.  Schanzenbach  Aus  der  [Münzstätte  der  franz.  Si)rache.  Südd. 
Blätter  f.  iiöh.  Unterrichtsanst.  III,  6. 

67.  Weiss  J.  Zum  Formenbau  des  franz.  Verbums.  Ztschr.  f.  d. 
Pealschuhvesen.  XX,  5.     S.  257—269. 

68.  Settegast  F.  Die  Bildung  der  1.  PI.  Prs.  Ind.  im  Galloroma- 
nischen,  vorzüglich  im  Französischen.  Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX 
266—270. 

Neben  sumiis  haben  noch  andere  Einflüsse  gewirkt:  auf -owies^ 
(Osten  und  Westen)  ahd.  -umes  und  -ömes,  auf  -om  kelt.  -am  (bre- 
tonisch -om)\  AA'estfranz.  und  provenz.  (katal.)  verdankt  sein  -tn 
(statt  -ms,  -ns)  dem  got.  -am,. 

69.  Mussafia  A.  Francese  vals,  valt,  valent\  sals,  sali;  ehielt,  chalL 
Rom.  XXIV  433-436. 

Reproduziert  Cornu.s  Ansicht  mit  weiterer  Ausführung:  Bei 
raloir  und  saillir  haben  fünf  stannnbetonte  rz-Formen  drei  e-For- 
m(;n  wegen  der  vortonigen  «-Formen  und  des  Perf.  widerstehen 
können,  weil  sie  nicht  wie  sonst  ähnliche  oder  gleiche  Vokale  hatten. 
Bei  chaloir  ist  c/ialt  chaille  und  chalsf  gefolgt. 

70.  Trommlitz  F.  Die  französischen  »^/-Perfekta  ausser  poi  {j)otui} 
bis  zum  i:{.  .lalirliuudert  einschliesslich.    Progr.  Stralsund.  19  S.  4". 

71.  C16dat  L.  La  conjugaison  morte  (suite.).  Rev.  de  phil.  franc,-. 
et  jirov.    IX   1—18. 

72.  C16dat  L.  Ftudes  de  grannnaire  fran(,-aise:  les  mots  invariables. 
Rev.  de  phil.  fram;.  et  prov.   IX  116—152  u.  161—166. 

7."..  Blondel  .1.  K.    IMionoIogie   mccaniciue   de   la    langue   francaise. 

(iuillauiiiin.     X".    4  fr. 
74.  Armstrong  E.  C.  The  ])ositiou  of  the  secondary  acceut  in  French 

ctymons  having  more  than  two  pretonic  syllables.  I.     Mod.  Lang. 

Notes  X  Si)alte  ;;50-:560. 


YII.  B.  Eomanisch.  81 

75.  Nordfeit  A.  Quelques  remarques  sur  les  coiisonnes  labiales 
finales.     Stockholm.     19  S.  8^. 

76.  Matzke  J.  E.  On  the  pronunciation  of  the  French  nasal  vowels 
in,  ain,  ein  in  the  XVI  and  XVII  centuries.  Publications  of  the 
Modern  Lang-.  Assoc.  of  Am.  IX,  3. 

77.  Söderhjelm  W.  Über  Akzentverschiebung  in  der  3.  Pers.  PI.  im 
Altfranzösischen.  Ofversigt  afflnska  vetensk.-soc.  forhandl.  Heft  37. 

78.  Humbert  C.  Der  französische  Artikel.  Neue  Jahrb.  für  Phil. 
n.  Pädag-.  CLII  95—106  und  267—271. 

79.  Ritschel  A.  Über  die  interjektionalen  Elemente  der  französi- 
schen Sprache.     Progr.     Ellbogen.     27  S.  8°. 

80.  Breal  Isl.  L'accusatif  du  gerondif  en  fran^ais.  Mem.  Soc.  Ling'. 
IX  95. 

81.  Le  Foyer  H.  De  la  survivance  de  Taccusatif  du  gerondif  en 
fran^ais.     Mem.  Soc.  Ling.  IX  168  f. 

Zu  IMem.  IX  95.     Zitiert  die  Eedensart  il  gele    ä  pzerre  fen- 
dant  'usque  ad  petram  fiudendum'. 

82.  de  Souza  E.  Le  role  de  1'  e  muet  dans  la  poesie  fran(jaise. 
Mercure  de  France.     Januar. 

83.  Darmesteter  A.  Cours  de  grammaire  historiqtie  de  la  langue 
francaise.  Troisiöme  partie:  Formations  des  mots  et  vie  des  mots. 
Publice  par  les  soins  de  M.  Leopold  Sudre.  Paris  Delagrave. 
VI,  169  S.  18  Jesus. 

84.  Cledat  L.  Les  lois  de  la  deriv^ation  des  sens  appliqiu''es  au 
francais.     Eev.  de  phil.  frauQ.  et  prov.  IX  49 — 55. 

85.  Horning'  A.  Die  Suffixe  -Iccu.s-  -öcciis,  -üccks  im  Französischen. 
Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX  170—188. 


86.  Tobler  A.  Vermischte  Beiträge  zur  französischen  Grammatik. 
Dritte  Eeihe.     Ztschr.  f.  rom.  PhiL  XIX  553—573. 

6.  toutie)  'lauter'.     7.  ]JOurquoi?  in  "Fragen  .  .  .,  die  wir  zum 
Zwecke  der  Eechtfertigung  an  eine  Aussage  anreihen,  deren  Inhalt 

dem  Angeredeten einer  Eechtfertigung  bedürftig  erscheinen 

mag"'  —  8.  do7}t  und  en  in  pronominaler  Funktion.  JDonf  =  d'oii-^ 
dann  Eelativsätze  im  Sinne  von  'weswegen,  womit,  wovon'  (Stoff) 
einleitend,  =  'von  denen'  (partitiv),  entsprechend  den  Bedeutungen 
von  de-  alte  und  moderne  Beispiele  des  von  den  Grammatikern 
nicht  geduldeten  Gebrauchs  von  dont:  en  gegen  die  Grammatiker- 
regel angewendet.  —  9.  si  mit  dem  Futurum  Praeteriti  in  einem 
von  zwei" Sätzen,  durch  welche  zwei  ganz  gleichmässig  bestehende 
Sachverhalte  ausgedrückt  Averden. 

87.  Gebhardt  C.  Zur  siibjektlosen  Konstruktion  im  Altfranzösischen. 
Diss.  Halle.     26  S.  8». 

88.  de  la  Grasserie  E.  De  la  fonction  concrete  du  pronom  per- 
sonncl.  Ktudes  de  grammaire  comparee.  Paris  Maisonneuve. 
15  S.  S'l 

89.  Badke  O.  Beiträge  zur  Behandlung  der  Moduslehre  im  Fran- 
zösischen.   Progr.  Stralsund.     23  S.  4°. 

Anzeiger  VII  i  u.  2.  6 


82  VII.  B.  Romanisch. 

90.  Bechtel  A.  Zur  Lehre  von  der  Übereinstimmung  des  participe 
passr.     Ztschr.  f.  d.  Kealschulwesen.  XX,  4.  S.  193—200. 

91.  Johansson  A.  Verbot  faire  med  l'öljande  infinitiv.  En  Studie 
i  modern  fransk  sj'ntax.     Norrköping.     2G  S.  4^.     0,75  Kr. 

92.  Schulze  H.  Das  französ.  Passiv  und  seine  Ersatzmittel.  Prog-r. 
Zittau.     39  S.  4«'. 

93.  Stiebeier  E.  Der  Subjonetif  in  den  verkürzten  Sätzen  des 
Franzüsisclien.     Prog'r.  Stettin.     24  S.   4^. 

94.  Keuntje  H.  Der  syntaktische  Gebrauch  des  Verbums  bei  Amyot, 
dargestellt  auf  Grund  seiner  Übersetzung-  der  Vitae  des  Plutarch. 
Ein  Beitrag"  zur  franz.  S3'ntax.     Diss.  Leipzig-,     66  S.  8*^. 

95.  Johansson  A.  Ein  Fall  des  Konjunktivs  in  indirekten  Frag-e- 
sätzen  im  Fi-anzösischen.  Ztschr.  f.  frz.  Spr.  u.  Litt.  (Referate  und 
Rezensionen)  XVII  195. 

"Es  scheint,    als   ob  auch  nach  Verben  wie  ne  pas  voir  und 
concevoir  mit  folgendem  comment  ein  Konjunlvtiv  eintreten  könne." 

96.  Huguet  E.  Etüde  sur  la  Syntaxe  de  Rabelais  comparee  ä  celle 
des  autres  prosateurs  de  1450  ä  1550.  Paris  Hachette  &  Co. 
458  S.  8^ 

97.  Humbert  C.  Der  französ.  Artikel.  Neue  Jahrb.  f.  I^hilol.  und 
Pädag-.  CLII  96—106. 

98.  Hamel  Fr.  Alb.    Moliere-Syntax.     Diss.  Halle.     26  S.  8». 

99.  Neumann  W.  Zur  Syntax  des  Relativpronomens  im  Franzö- 
sischen.    Prog'r.  Real.  Ig-Iau. 

100.  Cledat  L.  Le  superlatif  relatif  en  frauQais.  Rev.  de  phil.  franc. 
et  prov.  IX  56  f. 

101.  Cledat  L.   'Qui  vive'?    Rev.  de  phil.  franQ.  et  prov.  1X233. 

'"Qui  vive'   signitie  'Vive  qui?    Qucl   est  le  vivat  que   vous 
poussezy  .  .  .     Quel  est  votre  parti?'" 

102.  Ebeling  G.  Zur  Asymmetrie  im  Altfranzösischen.  Abhandlun- 
gen Herrn  Prof.  Tobler  ....  dargebracht.  S.  342—354. 


103.  Tertiault  T.  Dictionnaire  du  Langage  Verduno-Chalonnais. 
2.  livr.     Paris  Bouillon.     2,50  fr. 

104.  Passy  P.  Notes  sur  quelques  patois  comtois.  l'aris,  impr.  Lie- 
vens.     16  S.  80. 

105.  L.  0.  Etüde  sur  les  etymologies  des  noms  de  lieux  et  des 
noms  de  familles  dans  l'Avranchin,  avec  Supplement  pour  la  Nor- 
mandie.     Avranches,  imp.  Durand.     103  S.  8°. 

106.  Chamberlain  A.  F.  Mutation  of  gender  in  the  Canadian- 
Frcnch  dialect  of  Quebec.     Mod.  Lang.  Notes  X  Spalte  232—236. 

107.  Delaite  J.  Essai  de  granniiaire  wallone.  2'"c  partie.  Articlcs, 
öub.stantifs,  adjectifs,  pronoms  et  ])articules  de  la  languc  wallone. 
Liege  H.  Vaillant  Carinonne.     91  S.  8". 

108.  Marchai  G.    Grammaire  wallonne.     Liege.     22  S.  8'^ 


VII.  B.  Romanisch.  83 

109.  Marchot  P.  Notes  de  i)hilologie  walloime.  Coiig-res  scientiti- 
que  <3.  Sektion.     S.  114—16. 

1)  wall,  nd  =  nocte,  ner  =  '■^nöcere.  —  2)  wall,  saurerdla  'moi- 
neau,  pierrot'.  —  3)  mouchon  'oiseau',  tnouchet  'epervier'. 

110.  Ledieu  A.  Noiivelles  et  legendes  recueillies  ä  Demiiin.  Mono- 
graphie d'un  botirg-  picavd.     5e  partie.     A.  Picard.     12 o.     5  fr. 

111.  Lecomte  M.  Etudes  d'histoire  et  de  philologie.  Origine  et 
formation  des  noms  de  lieux  habites  de  I'arrondissement  de  Pro- 
vins.     (Provins)  E.  Lechevalier.     8°.     2,50  fr. 

112.  Encise  P.  Le  Patois  de  Ferrieres.  Etüde  coinparativ^e.  Moii- 
lins,  impr.  Auclaire.    48  S.  8°. 

113.  Bei  H.  Le  patois  de  Valleraiigue  (Clard).  Rev.  bourguignonne 
de  l'enseignement  sup.  V,  1. 

114.  Le'wis  Edw.  St.  Guernsey:  its  people  and  dialect.  Publ.  of 
the  Med.  Lang.  Assoc.  of  Am.  X,  1. 

115.  Du  Rusquec  H.  Nouveau  dictionnaire  pratique  et  etyinologi- 
que  du  dialecte  de  Leon,  avec  les  variantes  diverses  dans  les 
dialectes  de  Vannes,  Treguier  et  Cornonailles.    Leroxix.   8^.  15  fr. 

116.  Roussey  Ch.  Contes  populaires,  recueillis  a  Bournois  (canton. 
de  risIe-sur-le-Doubs,  arrond.  de  Beanine-les-Dames).  Societe  des 
parlers  de  France.     Paris  Welter  1894.     XI,  304  S.  80.     7,50  fr. 

117.  Mugnier  Fr.  Les  gloses  latines  frangalses  de  Jacques  Greptus. 
—  Poesie  en  patois  savoyard  de  1564.  Contributions  k  Fetude 
de  la  langue  fran^aise  et  du  patois  en  Savoie  au  XVIe  siecle. 
Paris  Champion.     63  S.  80. 

118.  Clapi  S.  Dictionnaire  Canadien-Fran(,'ais  ou  lexique-glossaire 
de  mots,  expressions  et  locutions  ne  se  trouvant  pas  dans  les 
dictionnaires  courants  et  dont  l'usage  appartient  surtout  aux  Ca- 
nadiens-Fran<,'ais.     Montreal.     8*^.     25  M. 

116.  Le  Patois-Neuchätelois,  Recueil  de  dictons  et  de  morceaux 
en  prose  et  en  vers.     Neuchatel  Berthoud.     417  S.  8".     10  fr. 

120.  Moisy  II.  Glossaire  comparatif  anglo-normaud,  donnant  plus 
de  5000  mots  aujourd'hui  bannis  du  franqais.  Caen  Brunet.  S*^. 
15  fr. 

121.  Fortier  A.  Louisiana  folk-tales  in  French  dialect  and  English 
translation.  Mem.  of  the  Amer.  Folk-Lore  Society  IL  8^.  XII, 
122  S. 

i22.  Beauquier  Ch.    Chansons    populaires    recueillies    en   Franc!;e- 

Comte.     Paris  Leroux  1894.     8».     6  fr. 
123.  Vachet  A.    Glossaire  des  gones  de  Lyon.     Yieux  mots   lyon- 

nais  recueillis.     Lyon,  impr.  Gallet.     39  S.  8°. 


124.  Breal  M.    fran(;ais  madre.     Mem.  Soc.  Ling.  IX  168. 

125.  Cohn  G.    Maurais.     Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XTX  458—463. 

Malevolus  zu  *mälevolus  zu  *mäIvolus  (als  Deminutiv  gefühlt, 


84  VII.  B.  Romanisch. 

davon    ein  Primitiv)    *malvus;   Ableitung'   *malv-{-ac  zu   *7nalvaiz; 
vom  Femininum  malvaise  aus  ein  INIask.  malvais. 

12G.  Henry  V.  fous  fol  =  lat.  follis  follem.  Mem.  See.  Ling-.  IX  169. 
"Le  foUis  est  le  gros  ballon  de  jeu,  cl'usage  courant  ä  Eome 
h  partir  de  Ponipee  (Athene  I  14  f.).  II  va  et  vient  d"nne  coiirse 
insensee;  soiivent  il  devie  hors  de  la  piste  et  va  se  bnter  au  pre- 
mier  obstacle  A-enu;  il  n'a  point  de  direction  propre  et  marchc  au 
gre  de  qui  le  pousse;  il  sert  de  jouet  ä  ceux  qui  se  le  renvoient: 
autant  de  traits  qui  eouviennent  parfaitement  ä  la  pliysionomie  du 
Tou'."  "     (Str.) 

127.  Keidel  G.  C.  Note  on  Folsitie  and  similar  expressions  in  Old- 
French  literature.     Mod.  Lang.  Notes  X   Spalte  146  —  158. 

128.  Leser  E.  Modern  French  gene  —  Old  French  gehine,  from  r/e- 
hir.     IMod.  Lang.  Notes  X  Spalte  3.'36— 337. 

129.  Horning  A.    Fr.  Gesse,  Faire.    Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX  70-76_ 

gesse  =  cicera;  faire  aus  facere  durch  Assibilation  des  c. 

130.  Cohn  G.  Zum  Ursprünge  von  abo{s)me.  Ztschr.  f.  rom.  Phil, 
XIX  51—60. 

Von  *bassimus,  Elativus  von  bassiis,  terra  '^basma  oder  pars 
'-^basma;  *basma  zu  *bai(ma  zu  bgvie  [wie  fantome  aus  fantasma], 
daraus  abo{s)mer,  abosmir\  desgleichen  chaume  (Fem.  'Brachfeld') 
von  x<J!Cua  vmd  davon  dann  cliömer  (eig.  'brachliegen'). 

131.  Lecomte  H.  Notice  sur  quelques  noms  de  lieux  des  departe- 
ments  de  l'Yonne  et  de  Seine.-et-]\Iarne  dont  le  nom  primitit'  est 
un  Souvenir  des  langu.es  et  populations  iberes  et  ligures.  Sens, 
imp.  Duchemin.     15  S.  S*^. 

132.  Schultz  0.  Über  einige  französische  Frauennamen.  Abhand- 
lungen Herrn  Prof.  Tobler  ....  dargebracht.     S.  180—209. 

1.  nfrz.  Heloise  =^  Heiluid.  —  2.  afrz.  Fur'iaut  =  Eburhild, 
Eberhild.  —  3.  provenz.  Avierna,  Vier7ia  (erstere  P"'orm  die  ursprüng- 
liche) =  ''^Avijerna  =  '^Avigerna.  —  4.  afrz.  Odferne,  llod'ierne,  prov. 
Audterna  (letzteres  aus  ersterem  umgebildet)  =  *Audigertia.  Der 
Ortsname  Audierne  (dep.  Finistere)  =  breton.  '-Alt-tigern. 

133.  Garnier  Essais  d'etymologies  de  noms  de  pays  dus  .V  l'eau  et 
de  quelques  finages  au  pays  de  montagne.  Citeaux,  imp.  Saint- 
Joseph.     20  S.  80. 

134.  d'Arbois  de  Jubainville  H.  Quelle  est  l'etymologie  du  mot 
Condorcet?  Comptes  rendus  de  l'Ac.  des  inscr.  et  belies-lettres 
XXIII  56-58. 

135.  Regnaud  P.  Quelques  etymologies  franc^'aises,  indiquees,  confir- 
mres  ou  expliquees  par  l'anglo-saxon.  Pev.  de  Phil,  franc,'.  et 
prov.  VIII  101—117. 

136.  Marchot  P.  Etymologies  fran(,'aises  et  dialectales.  Ztschr.  f. 
rom.  J'hil.  XIX  99—102. 

1.  A.  fr.  bacoide  'belette'  =  Becidf\  2.  fr.  bancroche  =  ban- 
cal-\-croche:,  3.  lorr.  kokilizn  'coquelicot'  =  coquelicot -\-  a.  fr.  jaiiy 
4.  a.  fr.  frion,  /'rioncel,  froncel,  'linot'  =  frigl'iWa]  (für  fringiila) 
-\—ovem,  dann  deminutiv  durch  -cel\  5.  fr.  dial.  barrot  'tombereau', 
c'est   un    vchiciile    ä    barre;    6.  Ir.  dial.  frirhed  'hon  morceau',    'fin 


YII.  B.  Romanisch.  85 

repas'  =  deutsch  Frühstück]  7.  Avall.  aicr  'oui'  =  a.  fr.  oel;   8.  lat. 
*quadrubrachia  =  lezard. 

137.  Horning    A.    Französische    Etymolog-ien.     Ztschr.  f.  roni.  Phil. 
XIX  102—104. 

Franz.  faroudie  =  forasticics;  afr.  mestive  =  messem  aesti- 
vam\  resse  f.  =  retia;   nprov.  cougousso  f.  =  cucutia'^    lat.  vepres. 

138.  Suchier  H.    Bagatelle.     Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XTX  104  f. 

Bagatelle  Fem.  zu  altprov.  hagastel  (Dem.  von  bagas);  aus 
dem  frz.  Worte,  das  selbst  dem  Prov.  entlehnt  ist,  stammt  das  it. 
hagattella.  Prov.  bavasfel  nach  bava,  afrz.  balestel  nach  bat  um- 
g-ebildet. 

139.  Weyman   C.    Qua   mente-comment.     Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX 
105  f. 

Belegt  die  GleichAvertig'keit  von  qua  mente  und  quomodo  aus 
Greg'or  von  Tours  als  Stütze  von  J.  Cornus  Ableitung*  comment  = 
qua  mente. 

140.  Foerster  W.    Altfr.  ?»e.s-,  nfrz.  mets  =  lat.  7nUsum.     Ztschr.  f. 
rom.  Phil.  XIX  106. 

Th.  Braunes  Ableitung"  mets  =  niederd.  met  (Zeitschr.  XVIII 
514)  ein  Irrtum. 

141.  Koerting  0.    Die  Entwickelung*  des   Suffixes   -arlus  im  Fran- 
zösischen.    Ztschr.  f.  frz.  Spr.  u.  Litt.  XVII  188—236. 

Kritik  der  bisherigen  Theorien.  Eig-ene  Erklärungen:  1)  Pri- 
mariu[!<]  und  primäriu[ni\  zu  ■"'primäri  zu  '-^primaeri  (durch  Um- 
laut), zu  *p)'imieri,  davon  Casus  rectus  *premieri-s  zu  premie7'.s,  nach 
dessen  Mut-ter  ^premieri  zu  premier  statt  zu  premir  wurde.  Mög:- 
lich  wäre  auch  '-'primäriö  zu  *p>-imanö  zu  *primai)'o  zu  'primair 
zu  '■■'premer  zu  premie?'.  Die  erstere  Mög-lichkeit  ist  wahrschein- 
licher. Contraire,  i^riniaire  sind  adverbial  g-ebrauchte  Ablative  {con- 
trario, j^fi'inärio). 

142.  Thomas  A.    Fr.  girouette.     Rom.  XXIV  119  f. 

girouet,  girouette  werden  als  deminut.  zu  *girou  =  gyrova- 
guni  aufgefnsst. 

143.  Densusianu  Ov.    Fr.  baucan.     Rom.  XXIV  586—588. 

balteatus  (rum.  bältat)  muss  neben  sich  *baUeanu.'>  g'ehabt 
haben,  ^voraus  prov.  bausan  (daraus  ist  frz.  baucan  entlehnt),  it. 
balzano  (das  mit  verengter  Bedeutung  als  balzan  im  Nfrz.  fortlebt). 

144.  Thomas  A.   Fr.  cormoran.     Rom.  XXIV  115—119. 

Von  afrz.  corp  Rabe  -{-marenc  (lat.  tnare  mit  germanischem 
Suffix    ing). 

145.  Thomas  A.    Etymologies  fran^aises.     Rom.  XXIV  581—586. 

Chevene  =  *capitTne  (von  capito):,  hanse  =  hanste  volksetymol. 
nach  anse\  Haque  in  'a  la  haque'  (zu  schreiben  ä  Vaaque,  von  ae- 
schier  zu  esca):,  orpailleur  =  arpailleur  zu  harper\  prov.  Jiiod.  roids 
=  '^'rü.'iteum. 

146.  Cornu  J.  Combre  et  derives.     Rom.  XXIV  114  f. 

"Combre,  bas-latin  combra,  combri,  vient  tres  probablement 
de  cumera,  cumerus." 

147.  Nauta  0.  A.    La  Danse  Macabre.     Rom.  XXIV  588. 

Eine  niederländische  Stelle,   in   der  Makkabeusdans  die  ße- 


86  VIT.  B.  Komaniscli. 

zeichiuing-  für  Todtentanz  ist,  wird  als  Stütze  für  die  Ableitung-  G. 
Paris'  Macahre  =  Macabe  =  Maccluibaeinn  (Koni.  XXIV  129)  beige- 
bracht. 

148.  Paris  G.    Fr.  dorne.     Rom.  XXIV  274—276. 

Dome  'cathedrale'  =  it.  duomo,  deutsch  Dom,  diese  =  lat. 
dÖ7nvm-  döme  'couisole'  =  lat.  döma  =^  bw\xa,  über  das  Proveuz. 
nach  Nordfrankreich  gCAvandert. 

149.  Thomas  A.    Etymologies  fran^aises.     Eom.  XXIV  264 — 274. 

Alrz.  aochier  =  ad-\-occare:,  artiller,  arUlleur,  artillerie  = 
atiliier  mit  Einmischung  von  arf]  goupiUon  =  volksetymologische 
Umdeiitung  von  guepülon.  fßiipiUon  zu  gerni.  vipj)-  oder  tcipp- 
(icipjie);  dazu  auch  (juipon,  jipon  (nach  jtipe)\  lioiisse-col  =^  Hals- 
kutte;  penture  zii  pendere,  nicht  zu  pandere\  ratiire  =  '*raditiira 
von  raditus]  ratoir  ratoire  =  *raditorium,  *raditoria\,  rader,  ra- 
deur,  radoire;  prov.  rasdoira  (von  rcmtoria\  radoire  für  *rasdoire, 
rader  und  radeur  davon).     Afrz.  rest  =  restis. 

150.  Schuchardt  H.    Mauvais.     Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX  577. 

151.  Pfeiffer    E.    Recherches    sur   l'origine    et   la    signification    des 
noms  de  lieux  (France,  Corse,  Algerie).  Paris  Lechevalier.    8*^.  5  fr. 

152.  Coolidge  \V.  A.    Quelques  noms   de  lieux  dans  les  vallees  du 
Visp.     Anz.  f.  Schweiz.  Gesch.  XXVI,  1. 

153.  Nordfeit   A.    En  fransk-svensk  Etymologi.     Arkiv  für  nordisk 
Filol.  N.  F.  VIII,  2  S.  201—204. 

154.  Regnaud  P.    Note  sur  la  signification  primitive  des  mots  Est 
et  Ouest.     Rev.  de  ling.  et  de  phil.  com]).  XXVIII  87—89. 

155.  Settegast  F.    Enme    in    der    Stephan-Epistel.     Ztschr.    f.    rom. 
Phil.  XIX  453—458. 

enme  =  air.  ainm,  'Name'  dann  'genannt'. 

156.  Cohn    G.    liever   und    gelegentlich    desselben.     Abhandlungea 
Herrn  Prof.  Tobler  .  .  .  dargebracht.      S.  269-288. 

liever  eine  Rückbildung  aus  reveler.  Daneben  noch  folgende 
Etymologien:  endeivle  =  *i7i-\- debilis  (nach  infirmus):,  eiirede  = 
^inrejnduH:,  maraud  zu  Marote;  mariuolo  aus  Mariuola,  daraus 
wiederum  marjolet\  radoter  ^=  reductare\  red{d)e,  ang'lonorm.  = 
rigidtin]  red{d)er  aus  redoter  gewonnen;  reve  =  rapidus;  reve  f. 
aus  dem  Verbum  *rever  aus  revere  aus  revehere^  revouage  zum 
Stamme  von  aroner:,  rijrido  =  *7-ipidiis  statt  '''repidiis  (nach  ripa)-y 
röder  =  '^'rodere. 


157.  Jeanroy  A.    Le  latin  vimen  et  ses  derives  en  ]»roven(,"al  et  eii 
fran(;ais.     Annales  du  midi  XXVT. 

158.  Thomas  A.    Les   noms   composes   et  la   derivation  en  fran(,"ais 
et  en  proven(;al.     Rom.  XXIV  3.39—356, 

1.  Kritik  des  "Traite  de  la  formation  des  mots  comiioses"  von 
A.  Darmesteter.  Die  Kompo.'iitionsableitungen  in)  Französischen 
(1.  in  der  alten  Sprache,  2.  in  der  heutigen  Schriftspraclie  mit  Aus- 
nahme der  Zusanniiensetzungen,  deren  erster  Bestandteil  Partikel 
oder  Adverb  ist).  II.  Diesselben  im  Provenzalischen  (alt  und  modern). 
III.  Zu  den  vowjioses  2^aranyiifJii-fit/i(Cs. 


Yll.  B.  Romanisch.  87 

159.  Thomas  A,  Fr.  hampe;  prov.  mod.  f/amo,  gamoun.  Rom. 
XXIV  120  f. 

Zu  deutschem  Wamme,  Nebenform  Wampe. 

160.  de  Poyen-Bellisle  R.  Totus  in  Old  French  and  Proven(,'al. 
Amer.  Joiirn.  of  Philol.  XVI  66—70. 

161.  Jeanroy  A.  Ftymologies  fran^aises  et  proveneales.  Revue 
des  Univ.  du  midi  I  98—105. 

I.  haridelle.  II.  rotier,  rater.  IIT.  anc.  fr.  ber.ser,  fr.  mod.  bercer. 

f)  P  r  0  V  e  n  z  a  1  i  s  c  h-C  a  t  a  I  a  n  i  s  c  h. 

162.  Appel  C.  Provenzalische  Chrestomathie  mit  Abriss  der  Formen- 
lehre und  CTlossar.     Leipzig  Reisland.     9  M. 

163.  Levy  E.  Provenz.  Supplementwörterbuch.  Berichtigungen  und 
Ergänzungen  zu  Raynouard  'Lexique  roman'.  II.  1.  Da  —  des- 
conoiser.     Leipzig  Reisland.     128  S.  8^*.     4  M. 

164.  Sommer  G.  Essai  sur  la  phonetique  forcalquerienne.  Dissert. 
Greifswald.     VIII,  90  S.  8^. 

165.  de  Lepinay  M.  Chansons  populaires  du  Limousin.  Bull,  de 
la  Soc.  scientifique,  bist,  et  archeol.  1894  2e  livr.  S.  257—264. 

166.  Meyer  P.  C  et  G  suivis  d'  A  en  provenQal.  Etüde  de  geogra- 
phie  linguistique  (avec  carte).     Rom.  XXIV  529—575. 

Bebandelt  die  Grenze  des  ka-  und  «<-  Gebietes  in  Frankreich. 

167.  Recueil  des  idiomes  de  la  region  Gasconne. 

Übersetzung  der  Parabel  vom  verlorenen  Sohne  in  den  Idio- 
men von  mehr  als  4000  Kommunen  von  zehn  provenzalischen  De- 
partements, die  sich  in  der  Ausstellung  zu  Bordeaux  befindet. 
S.  Ztschr.  f.  frz.  Spr.  u.  Litt.  XVII,  Ref.  u.  Rezensionen  S.  195. 

168.  Capdepic  A.  Nouvel  cssai  sur  TEtymologie  du  nom  de  Mon- 
tauban.  Extrait  du  Recueil  de  l'Academie  des  sciences,  belies 
lettres  et  arts  de  Tarn-et-Garonne.     17  S.  8*^. 

169.  Devaux  A.  La  limite  franco-proven(,*ale  en  Oisans.  (Extr.  du 
Bulletin   de  la  Societe  dauphin  d'ethnol.  et  d'anthropol.     7  S.  8*'. 

170.  Ducamin  D.  L'n  gutturale  en  gascon.  Ann.  du  Midi  VII  337 
—339. 

171.  Ledere  A.  Etüde  sur  quelques  locutions  vicieuses  en  usage 
dans  le  Midi  et  particulierement  dans  le  Sud-Ouest.  Bayonne 
impv.  Lameignere.     22  S.  18''. 

172.  Thomas  A.  Extrait  d'un  contrat  de  1512,  ä  propos  des  noms 
de  parente.     Ann.  du  Midi.  VII  453. 

Über   .seyve   =  'bcau-pere'  in   einer  limousinischen  Urkunde. 

173.  Hirschler  Petit  Vocabulaire  comprenant  ä  peu  pres  tous  les 
mots  et  expressions  judeo-proven^ales  employ^ees  par  les  Israeli- 
tes  dits  Conitadius,  avec  etymologies.     Paris. 

174.  Gastet  Etudes  grammaticales  sur  le  dialecte  gascon  du  Cou- 
serans.  Avec  un  avant- propos  de  M.  Pasquier.  (Extrait  du 
Bulletin  de  la  Societe  ariegeoise  des  sciences,  lettres  et  arts,  tom. 
TV).    Foix  Gadrat  aine.     64  S.  8». 


88  Vir.  B.  Romanisch. 

175.  P6pin  L.    Gasconismes   et  choses   de  Gascogiie.     Paris  Picard 

et  fils.     243  S.  80.     3,50  fr. 
17ß.  Soubdös    Observations   sur    quelques    inots    des    'Comptes    de 

Riscle'.     Pievue  de  Gascogne  Sept.  —  Okt. 

177.  Couture  L.  L'Etj'raologie  de  Riscle  et  d'Isc.  Rev.  de  Gascogne. 
Sept.  —  Okt. 

178.  Doujat  J.  Dictionnaii-e  de  la  lang'ue  toulousaine.  ler  fascicule  : 
lettre  A.  Avec  la  preface  de  M.  A.  Jeanroy.  Toulouse,  Bureau 
de  'Le  Gril'.     30  S.  8». 

179.  Camelat  M.  L'element  etranger  dans  le  patois  d'Arrens  (Hau- 
tes-Pyrenees).  Bulletin  de  la  Societe  des  Parlers  de  Frauee.  I 
173—215. 

180.  Balari  y  Jovany  J.  Intensivos  ö  superlativos  de  la  leng'ua 
catalaua.  MouogTafia.  Barcelona,  Est.  tip.  de  Jepi'is.  92  S.  4". 
3,50  y  4  pes. 

g)  Spanisch. 

181.  Cuervo  R.  J.  Disquisiciones  sobre  antigua  ortografia  y  pro- 
nunciacion  castellanas.     Rev,  hispau.  II  1 — 69. 

182.  Nebot  y  Perez  J.  Apuntos  para  una  g-rammätica  valenciana 
populär.     >Iadrid  Suarez  1894.     204  S.  IG«.     2  Pes. 

183.  Morel-Fatio  A.    Esp.  yog^ar.     Rom.  XXIV  592—594. 

Auf  dem  missverstandenem  yof/ö  statt  yögo  aus  jacuit  wui'de 
ein  neues  Verb  nach  der  ersten  Konjugation  yoyar  aufgebaut. 

184.  Gessner  E.  Das  spanische  indefinite  Pronomen.  Ztschr.  f. 
rom.  Phil.  XIX  153—159. 

185.  Cuervo  R.  J.  Los  casos  encliticos  y  procliticos  del  pronombre 
de  tercera  persona  en  castellano.  Rom.  XXIV  95  —  113  und  219 
—263. 

Behandelt  die  Verwirrung',  die  im  Gebrauche  des  Dat.  und 
Akk.  von  e7,  aUd  und  deren  Plur.  eingetreten  ist,  die  verschiedenea 
Regeln  der  Grarinnatiker  darüber  und  die  Gründe  der  Konfusion, 
morphologische  wie  syntaktische. 

186.  Priebsch  J.  Altspanische  Glossen.  Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XIX 
1—40. 

187.  Zei'olo  E.  Miguel  de  Toro  y  Gomez,  Isaza  E.  y  otros  escrito- 
res.  Diccionario  enciclopedico  de  la  lengua  castiiUana.  Tome  I. 
Madrid.     XVI,  182  S.  Fol.     63,75  M. 

188.  Litten  F.  W.  Über  die  Passivkonstruction  im  Spanischen.  Ver- 
handl.  des  deutschen  wissenschaftlichen  Ver.  zu  Santiago  de  Chile 
III,  1,  2. 

189.  Litten  F.  W.  Über  das  'que'  anunciativo  und  die  Adverbia  si 
ciuindo,  como  etc.  Verhandl.  des  deutschen  wissenschftl.  Ver.  zu 
Santiago  de  Chile.  III,   1   u.  2. 

190.  Hanssen  F.  So))re  la  jjronunciacion  del  diptongo  ie  cn  la 
ejioca  de  Gonzalo  de  Berceo.  Anales  de  la  Universidad.  Santiago 
de  Chile.     7  S.  8». 


VII.  B.  Romanisch.     VIII.  Keltisch.  89 

191.  Hanssen  F.  Sol)re  l;i  conju2,'acion  de  Gonzalo  de  Berceo. 
Pul)l.  en  los  ""Anales  de  la  Universidad'.   Santiago  de  Chile.  50  S.  8**. 

192.  Hanssen  F.  Suplemento  ä  la  conjugacion  de  Berceo.  Anales 
de  la  Universidad.     Santiago  de  Chile. 

193.  Lenz  R.  AiDuntaeiones  para  un  testo  de  ortologia  y  ortografia 
de  la  lengxia  castellana  (publicado  en  los  Anales  de  la  Universi- 
dad).    Santiago  de  Chile  1894. 

194.  Kayserling  Mots  espagnols  dans  le  Schibbole  Halleket.  Rev. 
des  etudes  juives. 

195.  Herizo  M.  E.  Eiementos  de  gramätica  comparada  de  las  leu- 
guas  latina  y  castellana.  P.  I.  Analogia.  Madrid  Suarez  XI  u. 
387  S.  160.     4  pes. 

h)  Portugiesisch. 

196.  Ferreira  J.  P.  Notas  sobre  a  lingua  portugueza.  Recife  Bon- 
litreau.     234  S. 

Wien.  J.  Subak. 

Till.   Keltiscli. 

1.  Zeitschrift  für  celtische  Philologie.  Heraiisgeg.  von  Kuno  Meyer 
und    L.  Chr.  Stern.   I.  Bd.    1.  Heft.     Halle  Niemeyer  1896.     176  S. 

2.  Foy  W.  Die  indog-ermanischen  s-Laute  {s  und  s)  im  Keltischen. 
IF.  VI  313—39. 

Idg".  s.  I.  Anlaut,  a)  Vor  Vokalen  (dreimal  scheint  s-  im  An- 
laut im  Brit.  erhalten:  kymr.  seith  'sieben',  sybwydd  'Föhre'  aus 
*soqo-uklu-  'Harzbaum'  und  serth  'obscoenus'  zu  an.  serdä).  —  b) 
Vor  Konsonanten:  1.  sk  und  Verbindungen,  sk  ir.  brit.  .vc;  skn  ir. 
sn,  brit.  n\  sku?.  —  2.  sq  ir.  sc  brit.  hw.  —  3.  st-  und  Verbindun- 
gen, st-  ir.  brit.  ^;  ir.  kymr.  s-,  körn.  bret.  s-  und  sl-\  str-  ir.  sr, 
brit.  erhalten.  —  4.  sp-  und  Verb.  ir.  s  bezw.  j^h  {=  f),  brit.  f  (ff); 
S}))'-  ir.  sf-  brit.  fr-  (ffr).  —  5.  sn-  S7n-  sr-  sl-  gall.  ir.  unverändert, 
brit.  verändert  zu  n-  m-  l-  {II)  fr-  {ffr).  —  6.  su-  ir.  s  und  /',  brit. 
chic.  —  7.  si?  —  c)  nach  Konsonanten,  pstr-  zu  ir.  sr-  kymr.  tr.  — - 
II.  Inlavit  a)  einfaches  s:  verloren,  b)  s-|-Kons.  oder  Kons. -[-*', 
Avobei  der  1.  Kons,  schwindet.  1)  -sk-  und  Kons.+sA;-  :  ir.  sc  brit. 
c7i;  schwindet  von -sÄr-  ein  Konson.,  so  bleibt  es  auch  brit.  erhalten. 
-ksk-  -qsk-  -tsk-  ir.  brit.  sc.  —  2)  -sq-  und  Kons. -1- .5^-  ir.  sc  brit.?  — 
3)  sf-  und  Verbindungen.  Einfaches  st  ir.  brit.  meist  zu  .s-.s-  (doch 
daneben  auch  häufige,  z.  T.  freilich  jüngere  .s-^);  -pst-  :  -ss-;  -kst- 
-qst-  :  ii".  cht-,  -str-  bleibt,  ebenso  -stl-.  —  4)  -sp-  gall.  x  brit.  h  (über 
-sc-).  —  5)  -sm-  -sn-  -.sr-  -sl-  :  s  assimiliert  sieh.  —  (5)  -si-  :  ir.  -/-.  — 
7)  -si-.  —  8).  -SS-.  —  c)  Kons.-f-s  bezw.  Kons.+s+Kons.,  wobei  aber 
die  Entwicklung  des  s  vom  1.  Kons,  abhängig  ist.  1)  -Ä:.s--  -qs-  :  ir. 
-ss-{s)  brit.  ch{h).  —  2)  -ts-  :  ir.  brit.  -ss-{s).  —  3)  -ns-  -ms-  :  Nasal 
schwindet  mit  Ersatzdehnung',  .s'  bleibt.  —  4)  -rs-  -Is-  :  Assimilation 
des  s.  —  III.  Auslaut:  ir.  brit.  geschwunden. 

Idg.  z.  1)  -zd{h)-  :  ir.  brit.  -zd-  zu  dd,  was  ir.  zu  dd,  d  (air. 
tt,  t  geschrieben)  brit.  dd,  woraus  kymr.  th{j))  körn,  d  (später  th) 
bret.  z.  —  2)  ■zg{h)-,  -zgh-;  z(/  urkelt.,  gall.  erhalten,  ir.  dy  (gesehr. 
dg)]  brit.  -gz-,  woraus  id. 

Exkurs,  kelt.  ar,  al  =  idg.  /•,  /  :  idg.  r  wird  vor  allea 
Zischlauten  (also  auch  vor  p)  zu  ar.  "  (W.  Str.) 


90  VIII.  Keltisch. 

3.  Ascoli  G.  I.  A.  Celtiea.  Siipplemonti  period.  all'  Arch.  glottoL 
ital.  Disp.  2  p.  97—131. 

1.  Ancora  dei  'pareg'giativi'  irlandosi  in  -thir.  —  2.  L'csito 
coltico  di  st  iniziale.  Anlautendes  at  wird  im  Irischen  zu  .s-,  nicht, 
■vvie  bisher  angenommen,  zu  ^;  z.  B.  ir.  scrc  Liebe,  crep^uj;  ir.  seirt 
Kl  alt  zu  CTcpeöc;  ir.  sad-  sitzen  zu  Wz.  stä,  lett.  städu,  aber  mit 
Wz.  .sed  vermengt;  ir.  s amaicj im '\ior\o\  Wz.  sfajii-.  Auch  im  Kymi". 
findet  sich  s,  und  dadurch  erledigen  sich  einige  P"'alle,  in  denen 
diese  Sprache  wider  die  Kegel  anlautendes  .s  bewahrt  und  nicht  zu: 
h  verwandelt  zu  haben  schien  (z.  B.  ir.  .sül,  kymr.  saicdl  Ferse 
Grdf.  '■"■■.sfätlä;  kymr.  sercJi  =  ir.  sei^c).  Im  Korn,  und  Bret.  erscheint 
in  der  Reg'el  st  (nkymr.  seren  Stern,  nbret.  sterenn-^  kymr.  safn 
Mund,  bret.  stafii  Gaumen  zu  cxöiaa),  aber  mit  ein  paar  unerklär- 
baren Ausnahmen  (bret.  sercli  'Konkubine';  sei'z  Test'  zu  ir.  seirt 
u.  a.).  Wo  im  kelt.  Anlaut  t  auftritt  (ir.  fiayaim  creixuu),  ist  von 
idg-.  Doppelformen  mit  und  ohne  s  auszugehen.  Ir.  tä  entsprang 
Zusammensetzungen  Avie  '"^vor-stä,  '^ad-stä,  w^oraus  mit  regelmässi- 
g'em  Schwund  des  s  fortä,  affä  entstand.  —  S.  atfä,  f(7;  iiidäs,  oldäs 
ecc.  In  Formen  mit  d  Avie  nida  (neben  nitä),  die  Zimmer  mit 
infectio  destituens  erklärt  hatte  (aus  *nin-ta-),  steckt  vielmehr  die 
AVz.  dö  'geben';  nida  'es  gibt  nicht'.  —  4.  Della  radice  che  si  contiene 
negrli  ant.  irl.  ticsal,  cisse,  ecc.  Die  Wz.  cit  ""ferre,  tollere'  (ir.  fochid 
Leiden)  liegt  auch  vor  in  ticsäl  'sublatio'  {Ho-aith-cif-tä-lo-),  fotro- 
chess  'te  abstulit',  cisse  gl.  inuecta,  foxal  'auferendi  actus'.  Zimmer 
hatte  in  einigen  dieser  Wörter  die  Wz.  (/es  angenommen. 

4.  Stokes  Wh.    Celtic  Etymologies.     BB.  XXI  122—137. 

Giebt  einige  Verbesserungen  und  eine  grosse  Eeihe  A'on  Nach- 
trägen zu  seinem  ITrkeltischen  Sprachschatz. 

5.  Nicholson  E.  W.  B.  The  Keltic  root  ob.  Academy  No.  1210' 
8.  33  f.     Vgl.  da.seibst  1211  S.  53;   1212  S.  73. 

6.  d'Arbois  de  Jubainville  H.  Etudes  sur  le  droit  celtique.  Avee 
collaboration  de  P.  Collinet.  T.  1.  2.  Paris.  XX,  388;  X,  448  pp. 
(=  Cours  de  litterature  celtique  vol.  8). 

7.  Loth  J.  Le  sort  chez  les  Germains  et  les  Celtes.  Rev.  Celt.  XVI 
313  f. 

Verschiedene  keltische  Worte  für  'Loos'  bedeuten  wörtlich 
'Ilolz  Averfen'. 

8.  Holder  A.  Alt- celtischer  Sprachschatz.  Heft  8  {Galli  —  üccöc). 
Leipz.  1896.  Sp.  1793-2064  {=  Schluss  von  Bd.  1.  .4—7/). 

9.  Streitberg  W.    Mattium,  Mattiacus.    IF.  V  87  f. 

Nicht  germanisch,  sondern  keltisch,  zu  tnati-  'gut'.  Dazu 
auch  das  aus  dem  Ortsnamen  Metzoft  zu  erschliessende  gall.  *Mat- 
iiapa.     Das  tt  stammt  aus  den  Kurznamen. 

10.  Rhys  J.    The  Cassitcrides.     Academy  No.  1222  S.  272  f. 

liringt  das  Wort  mit  dem  ir.  Frauennnmen  Ceasair  zusammen 
(vielleicht  niciitarischcn  Ursprungs),  der  früher  *(Jestaris  gelautet 
Laben  mag'. 

11.  Mayhe"W  A.  L.  The  etymology  of  'Ihtnnaucnta.  Academy 
No.  1203  S.  445. 

Vgl.  daselbst  1204  S.  466;  1205  S.  484  f.;  1206  S.  507. 

12.  Nicholson  E.  W.  B.    The  vernacular  inscriptions  of  the  ancient 


VIIT.  Keltisch.  9f 

kingdom  of  Alban.    Traiiscribed,  translated  and  explained.     Lon- 
don 1896.     IX,  90  pp. 

13.  Ogam-Inschriften.  Vgl.  Academj-  No.  1183  S.  16;  1184  S.  36  f.; 
1186  S.  83;  1192  S.  216  f.;  1210  S.  .32  V.;  1211  S.  52  f.;  1212  S.  72  f.; 
1213  S.  92;  1217  S.  165  ff.;  1218  S.  186  f.  Rhys  in  Joiirn.  of  the 
R.  Society  of  Antiquaries  of  Ireland  (Referat  Rev.  Celt.  XVI  364). 

14.  Stokes  Wh.  On  the  division  of  syllables  in  Latin  and  Irish. 
Acadeniy  No.  1191  S.  193  f. 

15.  Thurneysen  R.  Über  einige  Formen  der  Copula  im  Irischen. 
Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  1—6. 

16.  Hogan  S.  Alpabetical  Index  of  Irish  Neuter  Sul)stantives.  Todd 
Lecture  Series  vol.  VI.     Dublin. 

17.  Risteird  de  Henebre  Conach  [ir.  =  Viehseuche,  Hundswuth]. 
Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  114. 

18.  Strachan  J.  Some  notes  on  the  Milan  glosses.  Ztschr.  f.  celt. 
Philol.  I  7—16. 

19.  Zimmer  H.  Beiträge  zur  Erklärung  irischer  Sagentexte.  Ztschr, 
f.  celt.  Philol.  I  74-101. 

20.  DottinG.  Contes  irlandais  (.Suite).  II.  La  mort  des  fils  d'Usnech. 
Rev.  Celt.  XVI  421—449. 

Vgl.  Anz.  IV  105.  Giebt  in  gleicher  Behandlung  eine  Version 
jener  Sage  im  neuir.  Dialekt  von  Galway  (Connaught). 

21.  Strachan  J.  The  value  of  Irish  for  the  study  of  Scotch  Gaelic, 
Transact.  of  the  Gaelic  Society  of  Inverness  XIX  (1893—94)  p.  13  ff. 

22.  Macinnes  D.  Notes  on  Gaelic  technical  terms.  Transactions 
of  the  Gaelic  Society  of  Inverness  XIX  (1893-94)  p.  213  ff. 

23.  Max"well  Sir  H.  Scottish  land-names,  their  origine  and  meaning. 
Edingburgh  and  London  1894.     IX,  219  pp. 

Kritisches  Referat  in  Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  175  f. 

24.  Macbain  A.  Norse  dement  in  Highland  place  names.  Trans- 
act. of   the  Gaelic  Society    of  Inverness  XIX  (1893-94)  p.  217  ff- 

''Leitet  etwa  fünfzig  topographische  Namen,  namentlich  hebri- 
dische,  aus  dem  Altnordischen  her".     Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  175. 

25.  Macbean  L.  Celtic  element  in  Lowland  Scottish  song.  Transact. 
of  the  Gaelic  Society  of  Inverness  XIX  (1893-94)  p.  122  ff. 

26.  Stern  L.  Chr.  Die  ossianischen  Heldenlieder.  Ztschr.  f.  vergl. 
Litteraturgeschichte  VIII  51—86,  143—174. 

27.  Strachan  J.    A  Manx  Folksong.     Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  54—58. 

Giebt  ein  1883  aufgezeichnetes  Volkslied  in  phonetisclun-  Trans- 
skription mit  engl.  Übersetzung. 

28.  Zimmer  H.  Keltische  Studien.  16.  Über  den  Ursprung  des  so- 
genannten gradus  aequalis  beim  Adjektiv  im  Kymrischen.  KZ. 
XXXIV  161—223. 

Kritik  der  bisherigen  Erklärungen  des  Aequalis  (mkynu'.  -et, 
nkymr.  -ed).  —  Er  wird  im  Mkymr.  stets  mit  cyn  verbunden,  z.  B. 
kygadarnet  a  hrenhin  'so  stark  (kddarn)  wie  der  König'.  Es  sind 
iaÄMvrt/ii-Komposita,  gebildet  aus  eyn  und  den  im  Mkymr.  häufigen. 


92  Vlll.  Keltiscli. 

im  Xkyinr.  so  galt  wie  ausg'estorbenen  abstrakten  Substantiven  auf 
-et  (kddarnet  'Stärke').  Ganz  ebenso  z.  B.  von  meint  'Grrösse',  niver 
'Zahl'  nkymr.  cyminaint  ag  'gieichg-ross  mit  =  so  g-ross  wie',  ciinni- 
fer  'so  viele  wie'.  Also  das  obige  Beispiel  wörtlich  zu  ül)ersetzen: 
'g-leichstark  mit  {ac)  dem  König-'.  Auch  in  mkymr.  nkymr.  idioma- 
tischen Wendungen  wie  yr  cadarnet  bei  ist  wörtlich  nicht  zu  ül)er- 
setzen:  'trotzdem  so  stark  er  war',  sondern  "trotz  der  Stärke,  die 
war';  das  beweisen  Fügungen  wie  yv  meint  vei  'trotz  der  Menge, 
die  war'.  Schon  im  Mkymr.  werden  zur  Komposition  mit  ci/m-  nur 
sekundäre  Abstraktl)iklungen  auf -e^  verwandt;  also,  wiewoiil  neben 
(/icyunet  'Weisse'  auch  gwynder  besteht,  doch  nur  kywynnet,  nie 
*kyu-ynder.  Das  im  Nkymr.  allgemein  durchgeführte  cyn  mit  vokali- 
scher ^Mutation  ist  eine  Neubildung.  Mit  dem  Schwinden  der  alten 
Abstrakta  auf  -et  zog  das  Sprachgefühl  diese  Komposita  direkt  zu 
den  primären  Adjektiven.  Die  Annahme  moderner  (Trammatiker, 
dass  die  Form  auf  -ed  ohne  cyn  als  Aequalis  fungiere  oder  fungieren 
könne,  ist  zurückzuweisen.  Wohl  aber  dient  sie  in  admirativer 
Bedeutung;  es  ist  das  alte  abstrakte  Substantiv;  also  ylaned  yw 
wörtlich  nicht  'wie  schön  er  ist!'  sondern  'er  ist  eine  Schönheit'. 
Analoges  im  Bretonischen. 

29.  Kermode  P.  M.  C.  A  Welsh  inscription  in  the  Isle  of  Man. 
Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  48—51  (mit  einer  Photographie  und  einem 
Holzschnitt). 

Lautet:  Crux  Guriat.     Rhys  J.  Note  on  Guriat.  ib.  52  f. 

30.  Gaidoz  H.  Quelques  mots  gallois  d'origine  latine.  Ztschr.  f. 
celt.  I'hilol.  I  35—37. 

31.  Gaidoz  H.    Annwn.     Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  29-34. 

Es  wird  latein.  Ursprung  des  kymr.  annicn  'Jenseits',  bret. 
anaoioi  'Seelen  der  Verstorbenen'  (von  *animön-)  angenommen. 

32.  Loth  J.    e  ben;  y  ben.     Rev.  Celt.  XVI  335. 

Korn,  y  ben  {=  der  Kopf)  im  Sinne  von  'der,  die  andere'; 
bret.  eben  nur  als  Femininum  gebraucht,  wahrscheinlich  wegen  des 
Anklanges  an  das  einst  vorhandene  ben  Trau'. 

33.  Stokes  Wh.    A  Celttc  Leechbook.     Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  17—25. 

Ein  in  Leiden  befindliches,  vier  verstümmelte  Seiten  umfas.sen- 
des  Frag-ment  einer  lateinischen  Arzneimittellebre  enthält  ein  irisches 
und  meiirere  altbrctonische  Wörter,  meistens  PHanzennamen.  Vgl. 
auch  Academy  No.  1223  S.  299  f. 

34.  Zimmer  H.  Neue  Fragmente  von  Hisperica  fcunina  aus  Hand- 
schritten  in  Luxemburg  und  Paris.  Nachrichten  von  der  Kgl. 
Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Göttingen,  philol.-hist.  Kl.  1895  S.  117—165. 

liier  nur   ihrer  altbretonischen  Glossen  wegen  zu  erwähnen. 

35.  Lindsay  W.  M.  Breton  and  Old  French  glosses  in  the  Harleian 
Nonius.     Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  26. 

36.  Ernault  E.  Glossaire  moycn-breton.  2t'  ed.  corrigee  et  aug- 
mentee.  Avec  une  Preface  et  les  index  du  tome  I  des  Etudes 
grammaticales  sur  les  langues  eeltiques.  Premiere  partie  (A— G). 
Paris.     308  pp. 

37.  Bibliothöque  bretonne  armoricaine  piibl.  p.  la  Faculte  des  let- 
tres  de  Rennes.  Fase.  I:  Dictionnairc  breton-fran(,'ais  du  dialecte 
de   Vannes    de   Pierr«'    de  Chalons,    reedite    et    augraente    des 


IX.  Germanisch.    A.  Allgemeines.  93 

formes  correspondantes  jusqii'ici  inedites  du  bas-vannetais,  de 
nombreux  rapprochements  avec  les  autres  dialectes  bretons  et 
le  gallois,  siiivi  d'un  appendice  rcnfermant  d'importants  extraits 
du  dictionnaire  fran^ais-breton  manuscrit  du  meme  auteiir,  par 
J.  Ijoth.     Kennes.     [VIII,]  115  pp. 

38.  Ernault  E.    Sur    la   mutation    faible    de   d  apres  n   eu  breton. 
Ztschr.  f.  celt.  Piniol.  I  38-46. 

39.  Ernault  E.    La  desinence    bretonne    de    la    premiere    personne 
plurielle.    Rev.  Celt.  XVI  315—322. 

Das  j>  in  bret.  Formen  wie  caromp  hat  sich  hauptsächlich  in 
Verbindungen  mit  dem  Personalpronomen  ni  entwickelt  {caromni 
zu  caromiyni). 

40.  Loth  J.    Une    forme    archaique    du    nom    de    Dieu    en    breton. 
Ztschr.  f.  celt.  Philol.  I  47. 

Im  Haut-Vannetais  kommt  neben  Dile,  Düi  vereinzelt  Dileil. 
Düiü  {ü  überall  konsonantisch)  vor. 

41.  Loth  J.    Dialectica  (Suite).    Rev.  Celt.  XVI  323—33.5. 

III.  Le  breton  de  Quiberon. 

Leipzig.  Richard   Schmidt. 


IX.  Germanisch. 
A.     Allg-emeiiies. 

1.  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  germanischen  Sektion  auf 
der  XLUI.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  SchiTlmänner 
in  Köln  (25.-28.  Sept.  1895).     ZZ.  XXVII  530—34. 

Darin  u.  a.  G.  Kossinna  Vorhistorische  Archäologie:  "die 
g-erm.  Prähistorie  verdient  als  unentbehrlicher  Bestandteil  der  germ. 
Philologie  ernste  und  nachhaltige  Pflege."  —  F.  Wrede  Über  den 
deutschen  Sprachatlas  (vgl.  Anz.  VI  156).  —  F.  Jostes  Über  die  Hei- 
mat der  as.  Denkmäler.  Nach  Westfalen  gehören  nur  die  Frecken- 
horster  und  die  Essener  Heberolle;  alles  andere  stammt  aus  dem 
Osten  des  Sachsengebiets.     [Vgl.  HZ.  XL  129-192]. 

2.  Festgabe  für  Karl  "Weinhold.  Ihrem  Ehrenmitglied  zu  seinem 
fünfzigjährigen  Doktorjubiläum  dargebracht  von  der  Gesellschaft 
für  deutsche  Philologie  in  Berlin.  Leipzig  Reisland  1896.  VI  u. 
135  S.  80.     2,40  M. 

Inhalt  u.  a.  R.  Bethe  Die  altgerm.  Hundertschaft.  —  W.  Luft 
Zur  Handschrift  des  Hildebrandliedes.  —  Ders.  Zum  Dialekt  des 
Hildebrandliedes. 

3.  Festschrift  zur  50jährigen  Doktorjubelfeier  Karl  Weinholds  am 
14.  Januar  1896.    Strassburg  Trübner  1896.  VII  u.  170  S.  80.  4,50  M. 

Inhalt.  O.  Brenner  Zum  Versbau  der  Schnaderhüpfel.  — 
F.  Jönsson  Hongr.  —  F.  Kluge  Deutsche  Suffixstudien.  —  G.  Kos- 
sinna Zur  Geschichte  des  Volksnamens  'Griechen'.  —  H.  Meisner 
Die  Freunde  der  Aufklärung.  —  E.  H.  U  e  y  e  r  Totenbretter  im 
Schwarzwald.  —  F.  Pfaff  Märchen  aus  Lobenfeld.  —  P.  Pietsch 
Zur  Behandlung  des  nachvokalischen  n  einsilbiger  Wörter  in  der 
schlesischen  Mundart.   —   R.  Schröder    Marktkreuz    und   Rolands- 


94  IX.  A.  Allg-emeines. 

bild.  —  H.  "Wunderlich  Die  deutschen  Mundarten  in  der  Frank- 
furter Nationalversammlung-.  —  0.  V.  Zingerle  Etzels  Burg"  in  den 
Nibelungen. 

3a.  Germanistische  Abhandinngen,  begründet  von  Karl  Wein-, 

hohl.  hrsg.  von  Friedr.  Vogt.     12.  Hett:  Beiträge  zur  Volkskunde. 

Festschril't,    Karl  Weinhold    zum   50jährig-en    Doktorjubiläum    am 

14.  Jan.  1896  darg-ebracht  im  Namen  der  schlcsischen  Gesellschaft 

für  Volkskunde.     Breslau  Köbner  1896.     8  M. 

Inhalt:  W.  Creizcnach  Zur  Geschichte  der  Weihnachtsspiele 
und  des  Weihnachtstestes.  —  P.  Drechsler  Handwerkssprache  und 
-brauch.  —  S.  Frank el  Die  tugendhafte  und  kluge  Witwe.  —  A. 
Hillebrandt  Brahmanen  und  Cudras.  —  0.  L.  Jiriczelc  Die  Am- 
lethsag'e  auf  Island.  —  E.  Mog'k  Seg*en-  und  Banusprüche  aus  einem 
alten  Arzneibuch.  —  K.  Olbrich  Der  Jungfernsee  bei  Breslau.  — 
P.  Kegeil  Etymologische  Sagen  aus  dem  Rieseng'ebirg-e.  —  F. 
S  c  h  r  0  1 1  e  r  Zur  Charakteristik  der  schlesischen  Bauern.  —  Tb. 
Siebs  Flurnamen.  —  Fr.  Vogt  Dornröschen  —  Thalia.  —  0.  War- 
natsch  Sif. 

3b.  Festschrift  zum  siebzigsten  Geburtstage  Oskar  Schade  dar- 
g-ebracht von  seinen  Schülern  und  Verehrern.  Königsberg-  Här- 
tung 1896.     415  S.  g-r.  8«. 

Inhalt:  H.  Becker  Zur  Alexandersage.  —  B.  Brill  Zur  Kritik 
des  Laokoon.  —  H.  Fietkau  Die  drei  Ausg-aben  von  Rüekerts 
Weisheit  des  Brahmanen.  —  L.  Goldstein  Beiträge  zu  lexikal. 
Studien  ül)er  die  Schriftsprache  der  Lessingperiode.  —  F.  Graz 
Zur  Textkritik  der  sog.  Caedmonschen  Genesis.  —  E.  Hasse  Schil- 
lers Glocke  und  das  g-riech.  Chorlied.  —  L.  Jeep  alias.  —  M.  Ka- 
Uiza  Zur  Betonungs-  \md  Verslehre  des  Ae.  —  E.  Lagenpusch 
Walhallklänge  im  Heliand.  —  A.  Lud  wich  Erinnerungen  an  O. 
Erdmann.  —  K.  Marold  Zur  hs.  Überlieferung-  des  Tristan  Gott- 
frieds V.  Strassburg.  —  J.  Müller  Liscow  und  die  Bibel.  —  R. 
Nadrowski  Über  die  Entstehung-  des  Nibelungenliedes.  —  F. 
Schulz  Jagdallegorie.  —  G.  Thurau  E.  T.  A.  Hoffmanns  Erzählun- 
g-en  in  Frankreich.  —  J.  Tolkiehn  De  Livii  Andronici  Odyssia  et 
de  Cn.  Matii  Iliade  latina.  —  W.  Uhl  Der  Waise.  —  A.  Zimmer- 
mann Etymologisches  aus  dem  Bereiche  der  Germanistik.  —  O. 
Carnuth  Über  das  Etymologicum  Florentinum  Parvum  und  das 
sog.  Etym.  Mag-n.  Genuinum.  —  L.  Fischer  Die  charakteristischen 
Unterschiede  zwischen  dem  plattdeutschen  und  hochdeutschen  Dia- 
lekt in  den  Lauten  und  der  Formenbildung-  der  Substantiva.  —  U. 
Friedländer  Metrisches  zum  Iwein.  —  H.  Hartmann  Über  W. 
Cowpers  Tirocinium.  —  H.  Reich  Über  die  (Quellen  der  ältesten 
röm.  Geschichte  und  die  röm.  Nationaltrag-ödie. 


4.  Steitberg  W.  Urgermanische  Grammatik.  Einführung-  in  das 
vergleichende  Studium  der  altg-ermanischen  Dialekte.  {=  Samm- 
lung- von  Elementarbüchern  der  altg-ermanischen  Dialekte.  Unter 
^Mitwirkung  von  Prof.  Dr.  K.  D.  Bülbring-,  Prof.  Dr.  F.  Holt- 
iiausen,  Dr.  B.  Kahle,  Prof.  Dr.  V.  Michels,  Dr.  B.  Sütterlin 
hsg-.  von  W.  Streitberg-.  L  Band.)  Heidelberg  Winter  1896.  XX 
u.  372  S.  8».     8  M.  gel).  9  M. 

Inhalt.      1.    Kapitel.     Litteraturangal)en.    —    2.    Stellung    und 

Gliederung   der  g-ermanischen   S])raclie.  —   3.  Sprach])liysiolog'isclie 


IX.  A.  Allgemeines.  95 

Yorbemerkimgen.  —  4.  Das  idg\  Vokalsystem.  —  5.  Die  idg.  Vokale 
im  Gerraan.  —  6.  Das  idg*.  Koiisonanteiisystem.  —  7.  Die  idg-.  Kon- 
sonanten im  German.  —  8.  Konsonantenverbindungen  und  Ver- 
wandtes. —  9.  Der  idg.  Akzent.  —  10.  Der  germ.  Akzent.  —  11. 
Die  idg.  Nominalstammklassen  im  German.  —  12.  Nominaldeklina- 
tion. —  13.  Stammbildung  und  Flexion  der  Pronomina.  —  14.  Vorbe- 
merkungen zum  Verbum.  —  15.  Das  Präsens  (A.  Stammbildung. 
B.  Flexion).  —  16.  Das  Präteritum  (T.  das  starke,  IL  das  schwache 
Präteritum).  —  17.  Die  Modi.  —  Wortregister.  —  Nachträge  und 
Berichtigungen  1). 
5.  Wilmanns  W.    Deutsche  Grammatik.    {Gotisch,  Alt-,  Mittel-  und 

Neuhochdeutsch.)     2.    Abteilung.    Wortbildung.    1.  Hälfte.     352  S. 

6,50  M.     2.  Hälfte.    XVI  u.  S.  353— 663.  8«.     6  M.     Strassburg  Trüb- 
ner 1H96. 
€.  KauflFmann  Fr.    Deutsche  Grammatik.     Kurzgefasste  Laut-   und 

Formenlehre   des  Gotischen,    Alt-,    Mittel-  und  Neuhochdeutschen. 

2.    vermehrte  und   verbesserte   Auflage.     Marburg  Eiwert.     VT  u. 

108  S.  gr.  80.     2,10  M. 
7.  Brugmann  K.    Die    Verbindung   'dentaler   Verschlusslaut+s+i* 

im  Lateinischen  und  Germanischen.     IF.  VI  102 — 4. 

Behandelt  werden:  aestas,  ahd.  rost,  ahd.  last^  got.  heist,  ahd. 
qiiist,  lat.  custös,  ahd.  lista  'Saum'. 
S.  Mikkola  Joes.  J.    Zum  Wechsel  A'on  p  und  f  im  Germanischen. 

IF.  VI  311  f. 

Behandelt  nn.pel  'geronnene  Milch' :  schwed.  fll-mjölk.  —  nd. 
cllme  :  ahd.  flma  'Kornhaufen'.   —    an.  piös  :  fiös  'Wallischfleisch'. 

—  an.  pel  :  fei  'Feile'  (die  wohl  auf  2  verschiednen  Wurzeln  beruhn). 

—  an.  fiol  'Brett'  :  pilia  'Ruderbank'.  —  p  ist  etymologisch  älter 
als  /'.  Der  Wechsel  scheint  durch  ein  auf  p  folg'endes  l  veranlasst 
zu  sein;  es  ist  Avohl  eine  dialektische,  wenn  auch  schon  sehr  alte 
Erscheinung". 

9.  van  Helten  W.    Grammatisches.     PBrB.  XX  506—525. 

30)  Got.  aicepi  und  westgerm.  t  der  Endung  aus  e  vor 


1)  Es  sei  mir  gestattet  bei  dieser  Gelegenheit  einige  Versehn 
zu  berichtigen,  die  ich  nachträglich  bemerkt  habe,  oder  auf  die 
ich  von  befreundeter  Seite  (vorab  von  Hrn.  Dr.  Solmsen)  aufmerk- 
sam gemacht  worden  bin.  S.  41  Z.  12  v.  o.  ist  die  Gleichung*  ai. 
bharifram  griech.  cpeperpov  wohl  zu  streichen,  da  Homer  nur  q)epTpuj 
(I  236)  kennt,  qpepexpov  also  dem  Verdacht  der  Neubildung  ausge- 
setzt ist.  —  S.  51  Z.  12  V.  u.  ist  die  Grundform  lat.  screibo  zu  strei- 
chen, vgl.  F.  Solmsen  IF.  IV  244;  das  Präs.  muss  wegen  scriptum 
mit  i  angesetzt  werden.  —  S.  54  Z.  7  v.  o.  griech.  Oüpec  ist  als  un- 
belegte Form  zu  streichen.  Die  einzige  Spur  des  konsonantischen. 
Stammes  im  Griech.  ist  öup-ba,  vgl.  Brugmann  bei  Meister  Dialekte 
II  320,  Nachtrag  zu  S.  127.  —  S.  74  Z.  12  v.  u.  ist  qpüuj  zu  streichen, 
da  es  wahrscheinlicher   als  /e//'^-Verb  zu  fassen  ist,  vgl.  lesb.  qpuiiu. 

—  S.  101  letzte  Zeile  lies  ai-kad.  bfWo).  —  S.  110  Z.  14  v.  o.  ist  die 
Verg'leichung"  von  g-ot.  Ivalrban  usw.  mit  russ.  koröbif'  zu  streichen. 

—  S.  199  Z.  ll  V.  0.  streiche  qpöXov  —  (puXn.  —  S.  211  Z.  9  v.  u.  lies 
kravin.  —  S.  237  Z.  7  v.  o.  lies  äsväyds.  —  S.  243  Z.  4  v.  u.  lies  lat. 
turri.s.  —  S.  268  Z.  13  v.  u.  ist  hlc  aus  hoi-ce  zu  streichen,  vgl.  F. 
Skutsch  Bß.  XXI  S.  84  ff.  —  S.  304  Z.  3  v.  o.  streiche  xliuäui  —  Tiua- 
|uev.  —  S.  347  Z.   14  v.  u.  lies  e'i&o,uev. 


96  IX.  A.  Allgemeines. 

i  der  Folgesilbe.  Gegen  den  Einwand  IF.  Anz.  II  49,  dass,  wenn 
ö  vor  «  zu  ü  g'eworden  sei,  auch  i  vor  i  aus  e  zu  erwarten  wäre: 
dies  existiere  allerdings  in  ahd.  -Idi  =  g"ot.  -epi.  Die  Änderung' 
von  e  in  ei  geht  Avegen  der  lat.  Endung-  -etum  nicht  an.  —  '61)  Zur 
Behandlung'  von  *an-'^j  '*iic-j  im  Westg-erm.  Während  sich 
ans  '■''av-j  im  Ae.,  Niedersächs.  und  Niederiränk.  durch  die  iMittel- 
stut'e  (nij  die  Verbindung"  *?>j  bezw.  öj  (im  Gegensatz  zu  ahd.  oxiiu) 
entwickelte,  fehlt  ein  aus  iic-j  über  htj  entstandnes  icj  bezw.  uj. 
Hieraus  verschicdnc  Behandlung'  beider  Verbindung'en  zu  erschlies- 
sen :  airj  wird  aujj  (lür  a/icj),  ncj  bleibt  i/icj.  Diese  Verschieden- 
heit muss  aus  der  Zeit  vor  der  westgerm.  Konsonantendehnung' 
stammen.  —  32)  Die  westgerm.  Formen  von  g'Ot.  aaiicala. 
Gegen  Khige  IF.  IV  310,  dass  der  ?6'-Verlust  in  ahd.  seht  parallel 
dem  SchAvund  des  anlautenden  w  vor  l  r  sei.  Die  Formen  smla 
usAv.  verbieten  die  Annahme  einer  Silbentrennung'  sc-wla.  Es  sind 
vielmehr  nach  dem  Beitr.  XV  460  if.  angenommenen  Gesetz  über 
i(  aus  o  die  2  Formen  se{u-)td  und  sewal  entstanden,  deren  erste 
zu  sei-  führt.  —  33)  Zur  westgerm.  Erweichung'  der  alten  im 
Inlaut  stehenden  stimmlosen  Spiranten.  As.  Afries.  ist  nicht 
nur  ]),  sondern  aiich  /'  zwischen  stimmhaften  Lauten  stimmhaft 
g-eAvorden.  —  34)  Die  GenitiAC  burges  custes  usw.  F.  ciistes 
nach  M.  gastes.  Ferner  hurges  nach  der  ?'-Deki.,  während  nahtes 
dem  Gen.  dages  nachgebildet  ist.  —  35)  Zur  afries.  und  ag's. 
Flexion  der  li-Stämme.  Ofries.  ^  ag\s. -awz'z.  -m-?2  nur  in  .voe(?ije. 
Andi'e  Eeste  ags.  wintrn,  hrödru,  dcihtru,  die  auf  bröprhciz  usav. 
hinAveisen.  —  36)  Gab  es  westgerm.  Reflexe  \'on  got.  -ans 
-ins  -uns  des  Akk.  Flur.?  Gegen  Scherer  (HZ.  XXVI  380),  Mah- 
loAv  AEO.  127  f.)  USAV.  '^daija^z  =  faga  entbehrt  jeder  Berechtigung'. 
Vgl.  Naclitrag  S.  525  geg'en  Hirt  PBrB.  XVHI  523  ff.).  —  .37)  Zu 
den  Flexionsformen  von  a  s.  thiod{a).  Neben  dem  ö-Stamm 
existiert  fem.  und  mask.  «-Stamm:  der  mask.  i-St.  muss  ursprüng'- 
lich  sein.  —  38)  Die  as.  Dative  Sing',  eo  eu  und  craft.  Zu  den 
PBrB.  XV  487  besprochnen  sufifixlosen  Dat.-Lok.  der  a-Stämme  gehört 
eo,  {them)  craft  ist  Kompromissbildung'  ZAvischen  {them)  crofte  und 
(iliero)  craft.  —  39)  Die  westgerm.  Kasus  obliqui  des  ung'e- 
s  chlechtig'en  l'ron  omens  und  das  Possessiv  für  die2.  Plur. 
Geg:en  Kögels  Eiklärung  von  zw  che  in  got.  izfcara  an.  ydvar  (PBrB. 
TX  523  ff.).  Nimmt  mit  Brngmann  die  Grundformen  esice-  :  Avest- 
germ.  ewe-  an.  —  40)  Zur  Flexion  des  Verbum  substantiA'um. 
Gegen  Brugmanns  Ansatz  der  3.  Plur.  *izunp.  —  51)  Das  as.  Prä- 
teritum seu.  Vgl.  Eoediger  AfdA.  XX  243.  Mit  diesem  as.  griot 
=  got.  gaiyröt  seu  dagegen  nicht  =  saisö,  da  die  Form  eu  nicht 
eo  hat.     eu  ist  vielmehr  =  ew,  vg-l.  mnl.  sieu  ttSAV. 

10.  Streitberg  W.  Zur  germanischen  Grammatik.  IF.  VI  140—55. 
1)  Die  langen  silbischen  Nasale  Tind  Liqiiiden  im 
Germanischen.  Wendet  sich  gegen  die  Vertretung-  an  ar  und 
nimmt  Avegen  des  Baltischen  Zusanimenfall  von  Kürze  und  Länge 
im  Germ.  an.  —  2)  ZAvei-  und  dreimorige  Vokale  im  Ahd. 

g'ot.  gibös      =  ahd.  gcbä. 

g-ot.  sunaus  =  ahd.  fridö. 

got.  icileis  =  ahd.  uili. 
Bieraus  folgt,  idg-.  ekijds  :  yells  =  gebä  :  wili  d.  h.  A'or  (verlornem)  -z 
Avird  dreimoriger  Vokal  zu  zweimorigem,  dagegen  zAveimorig'er 
zu  einmorigem.  —  3)  Die  got.  Ja-Stämme  in  der  Komposition. 
Nach  kurzer  Silbe  bleibt  a  erhalten,  schAvindet  nach  langer.  Da.s 
ist    nur   niöglich,    Aveiin    die  Sillientrennur.g  lu-bja-    bestanden    hat; 


IX.  A.  Ail^'ciiu'iiu's.  !)7 

denn  lici  der  Trennnnii'  ■Iiih-Jii-  wäre  die  Wurz(dsill)e  Ijinji'  «j'cwe.sen. 
—  4)  alid.  i/en.  Khi<ios  KrklJlninj;"  von  (/t'ii  ans  ni-genn.  (jti-\-ehni, 
wegen  der  Dnrativ  bedeutnng  unniüglich.  —  ;'))  Herkunlt  des  e 
im  Perf.  l' 1.  der  4.  und  5.  A 1)  laii  t  rei  he.  ;/ehii))i  itf-tnum  sind 
nach  dem  Delmstufengesetz  }u\i-.*<//i<'(//ieh/ini<'ii  *<//irf//ibfiinii  usw.  ent- 
standen. Die  Dopjx'lUonsonanz  ward  naeii  dem  hingen  Vni<al  scliou 
in  der  Urzeit  vereinlaelit.  —  (5)  1)  i  e  ./rr  ?t-V  er  b  a  und  ilire  Ver- 
wandten. Man  muss  im  Germ,  sclieiden  a)  starre  b)  abstufende 
ie/io-  bezw.  ie/io-Yei-hii.  Daneben  stehn  c)  die  Kaixsativa  avif  -eie- 
-eio-  und  endlich  d)  die  eZ-Verba. 

11.  Lorentz    ii-.    Zu    den    germanischen    Auslautsgeselzcn.      IF.   V 
380 -ST. 

Gegen  Hirt  ii'\  I  1!).")  11'.,  PlirB.  XVllI  L>74  IT.  leugnet  Lorentz, 
dass  gestosseu  betonte  Länge  vor  -.s  gekürzt  worden  sei. 

Über  ahd.  L  Plur.  -mes,  die  aus  -meno  herzuleiten  sei. 

12.  Hirt  H.    Zu  <len  germanischen  Auslautsgesetzen.     IP.  VI  47— 79. 

Gegen  M.  iL  .lellinek  Zl'döG.  1893  S.  1092  ff.  und  HZ.  XXXIX. 
125  tt'.  I^^inleitung:  Unterschied  des  prinzifdellen  Stand|»unktes  xon 
H.  und  J.  —  I.  Die  Unterscheidung  von  i  d  g.  <>  und  il  (im 
Germ.).  Gegen  diese  Annahnu^  Js.  und  dessen  teilweise  Wieder- 
aufnahme von  Mahlows  Ghuchung  idg.  ö  =  germ.  e.  Dagegen  s])re- 
chen  im  Got.  die  Adverbia  auf  -o  und  der  (ien.  PI.  F.  auf  -ö,  nihö 
tui/gönö.  Im  Westgerm,  fügen  sich  zinu/d  und  ou</a  nicht  in  Js. 
Sciiema;  ebensowenig-  -o  im  Nom.  Plur.  F.  bl'mto.  —  IL  Die  nasa- 
lierten langen  Vokale,  liehandelt  A.  die  got.  Formen  n\\1^  -dii, 
das  Hirt  als  -aä  fasst  und  auf  urgerm.  -Ön  (idg*.  -dm  -am,  -ön  -du) 
zurückführt,  hairaü  =  feram.  hairandmi  =  cpepövxuuv  ai.  Med.  hhä- 
ranfäm,  hairaddu  =  blurnttditi  (Med.).  Das  -au  des  0[)t.  sei  durcii 
analogische  Verbreitung  eines  in  einzelnen  Formen  berechtigten 
-om,  zu  erklären.  Akk.  Sg.  ////></,  1.  Sg.  Prät.  iiasida  sind  nicht 
lautgesetzlich.  —  1^.  idg.  -em  im  Germ.;  got.  schleifend:  -ii,  gestossen: 
•a.  Akk.  hdiulja  =  aisl.  Iwide^  luifa  =  aisl.  Imfa  (gri(!ch.  ^fuctvriv); 
hana  =:  aisl.  iumc.  (gricch.  iroifiriv).  —  lli.  Längen  im  absoluten 
Auslaut.  1)  -pro  (Abi.).  2)  Adv.  -ö  (Abi.).  3)  nafo  mäno.  4)  a-atö 
=  vandü.  —  IV.  Gedeckte  lange  Vokale,  -eis '\\\  iciieh  könnte 
übertragen  sein,  bei  -des  der  Nebenton  in  betracht  kfunmcii.  —  V. 
Idg.  -(') i  und  -Ol.  —  VI.  ahd.  (/ehä  (Nom.  PI.). 

13.  Brugmann   K.    Der  präteritale  ]>ildungst\|»us  ahd.  hiaz  aisl.  h<'f 
und   ahd.  Huf  :i\h\.  hliop.      \\\  VI   H9— 100. 

Schliesst  sich  Jellinek  und  Sievers  an,  die  germ.  geschl.  « 
aus  ei  herleiten  (dem  entsprechend  nach  Brugmanns  Meinung  auch 
öii  zu  ö  weiterhin  Fi  geworden  sein  soll).  Die  ahd.  aisl.  Formen 
sind  ganz  von  den  re(lu])lizierten  Bildungen  got.  hai/itiit  *h<iihl(iuj> 
zu  trennen.  Es  sind  vielinehr  Präterita  mit  langem  c,  nach  7\rt 
von  ci'in  füci,  die  von  langvokalischen  Wurzeln  gei)il(lct  sind.  Auch 
auf  nichtgcrm.  Boden  lindct  sich  c-.Stufe  bei  den  Verben  alid.  scei- 
dan  und  maizau.  und  got.  Iiaititn.  Ihr  Prät.  lautete  also  ursprünglich 
*heit,  woraus  -hf^t,  hiaz  li('-t  entstand,  während  das  alte  Perfekt  durch 
haihait,  ae.  hellt  beU^gt  ist.  —  illiertragung  auf  die  \'erl)a  wie 
fähan.  —  Von  den  Verben  mit  präsentischem  (■  hat  Icfaii  (/-Wurzel, 
vgl.  lit.  Ididmi  'lasse'.  — 

Analog    dem  Prät.   mit   fi   existierte   ein  Prät.    mit    ci/    b(M   ii- 
Wurzeln.     Bei    hhtujxiii,    sfiutfan   scheinen    lang"vokalische  Wurzeln 
vorzuliegen;  zweisilbige  Wurzel  aber  bei  aukan.     Dagegen  hat  auch 
das  vokalisch  auslautende  liouwan  Langdiphthong  gehabt. 
Anzeiger  VII  1  ii.  2.  7 


98  IX.  A.  Allgemeines. 

14.  Wood  I"'r.  A.  T.  Verners  Law  in  Gotliic.  —  II.  Tlie  Reduplica- 
tiiig-  Verbs  in  Germanic.  (=  Gerinanic  Studies,  Edited  by  thc  De- 
partment of  Germanic  Languages  and  Literature.  II.)  Chicago, 
The  University  of  Chicago  Press  1895.     44  S.  gv.  8*>. 

Im  1.  Abschnitt  stellt  der  Verf.  alle  Keste  des  grannu.  Wech- 
sels im  Got.  zusammen.  In  der  2.  Abliandlung  giebt  er  eine  Er- 
klärung des  engen  germ.  P  im  Perfekt  der  reduplizierenden  Ver- 
ben, die  mit  der  P)rugmanns  in  allen  wesentlichen  Punkten  zusam- 
mentrifft. 

15.  Seiler  Die  Entwicklung  der  deutschen  Kultur  im  Sjüegel  des 
(leutsclien  Lehnworts. 

IG.  Goldschmidt  M.  Allerlei  Beiträge  zu  einem  g-ermano-romani- 
schen  Wörterbuch.  (Abhandlungen,  Hrn.  Prof.  Tobler  ....  dar- 
gebracht.    Halle  Niemeyer.) 

17.  Bruinier  J.  W.    Etymologien.     KZ.  XXXR'  344—382. 

1.  agelster.  1)  ae.  oju  'die  sich  fürchtende,  sdieue'.  2)  ml. 
(i(/azia  'picae  species'  Kosekurzname  des  8./9.  Jhs.  .3)  atzele,  von 
Haus  aus  wohl  rheinfränkisch.  Wie  tSizo  :  Sif/izo  =  *atz-a  :  agaza, 
vgl.  Gerhart  Atze:  Deminuierung.  4)  ayastria,  nur  nd.,  weiterge- 
bildet aus  *a;^h<>s-ri  g-erm.  *ajast7^iön  'die  Purchtsame',  die  schwäb.- 
schweiz.  Pormen  eyerst,  ägest  sind  Superlative  eines  adj.  .s-Stammes. 

—  5)  Die  Formen  auf  -Idra,  -lastra  :  ahd.  ayalstra  usw.  —  6)  al- 
gaster,  mfr.  alczel  zu  öXkuiüv  usw.  'die  schimmernde'.  —  7)  *alksrä 
daraus  ahd.  al.stra,  Bedeutung  wie  Nr.  6.  Die  Form  erscheint  auch 
mit  aju  zu  einem  Karmadhäraya-Kompositum  verbunden:  *ajaUa)- 
str{i)ön  u.  ä.  —  ^)  nnd.  Ncliare  'Elster'  mit  aisl.  .skjör  usw.  zu  skjarr 
'scheu'.  —  9)  hatz  usw.  —  10)  nind,  hegesfcr  usw.  'Häher'  :  ae.  hi^ora 
usw.  zu  *hehan  'schreien'.  —  11)  schw.  skata  'Elster'  zu  nnw.  skafd 
'spitz  auslaufen'  :  'Spitzschwanz'.  —  12)  Dazu  auch  hatzel  afzel  usw. 
'Scheitelperrücke'  aiis  *haflö{ti}  'Scheitelbedeckung'.  Vgl.  tirol.  hazler 
'Häher'.  ^  13)  preuss.  si>achheister  spach-  Stamm  .S7>6'j-  zu  Specht; 
Bedeutung  'sciullernd'.  —  14)  niederhess.  kaeje  =  kaehe  'Dohle'.  — 
15)  hennei).  käu.  —  1(1)  schwäb.  kägerscJi,  keckersch  Bahuvrihikompo- 
situm    aus  (pieck   und   arsch  'Wippsterz'.  —  17)  pressb.  alster-käill. 

—  18)  Handr.  vrr  Ave  'Elstei*';  Ilaer a  (Inschr.),  Gattin  des  Herolden 
Macusanns  =  liehe;  rer  Are  =■  ver  Eave  'Fraix  Rabe'.  —  19)  na- 
gelhetz u.  ä.  zu  v^Kuc  'Leichen-hetze',  d.  h.  die  Elster  als  Totenvogel. 

—  20)  algarte. 

2)  viaaaliehchen.  Die  reguläre  Kosciform  yai  ^[aria  \\\\vQ*Matza 
dazu  massliebcheii,  nass.  vKizelietx-Jieu  'Marienblümchen'. 

3)  katze.inatz  .  katze  Koseform  zu  kater.  —  motz  (in  Star- 
viatz  usw.)  :  made  =  'Madenfre.sserchen'. 

18.  Ehrismann  G.    Etymologien  IL     PBrB.  XX  4()— ()5. 

1)  sturen,  stören  und  ihre  Sippe.  Zu  idg.  ttjer-  (germ.  ahd. 
divernn)  'durcheinander  rühren'.  —  2)  Schidter  :  ai.  knfa.s,  katis, 
kati  Hüfte',  gricch.  cKfÄ.oc  'Schenker  CKeXic  'Hinterfuss,  Hüfte'  (miul. 
auch  'geräucherter  Vorderschinken  beim  Schwein').  —  3)  got.  ahd. 
sknf't  an.  skojd,  mhd.  .schöpf  'Schopf,  Hauiitliaar'.  \'gl.  an.  skuiif, 
ae.  .srm/'usw.  'Bündel,  Strohi)und,  Gari)e\  Bedeutung:  'Haarbüschel'. 

—  4)  nhd.  Schrlle  inanica,  compes,  numeila',  alid.  fiuizscal  'pessu- 
lum  d.  h.  hölzerner  PHock  als  Verschluss  für  den  Fuss'.  Dazu  iit. 
Skala  'Spahn'  griech.  cküiXoc  'I'fahl'.  —  5)  engl.  sc(dt  'Grind'  :  ai. 
kandü  'Jucken'  KeXecpöc  'aussätzig'.  —  G)  Schweiz,  heim  'weisser 
Fleck   des  A'iehs  auf  der  .Stirne'  :  KiiXdc  'blässig',   cälidus   'weissstir- 


IX.  A.  Allgemeines.  99 

mg\  —  7)  ahd.  stiura  1)  Steuevriuler  2)  Abgabe.  Diese  2.  Bedeu- 
tung kommt  durch  Vermischung  von  lat.  }<ti2is  'Geldbeitrag'  und 
stipes  Tfahl,  Stock';   sfiura  ist  eine  wörtliche  Übersetzung   beider. 

—  8)  ahd.  sicirön  ml.  adhravüre  'den  Besitz  eines  Grundstückes 
bestätigen.  Beide  gehn  in  analoger  Weise  von  swiv  'Pfahl'  bezw. 
(/i)romrt 'Säule'  aus,  wozu  der  Gebrauch  des  Stabes  bei  der  traditio 
Anlass  gab.  —  9)  mhd.  dopfe,  topfen  'Quark'  :  CTucpuu  'zusammen- 
ziehn,  dichtmachen'.  —  10)  ahd.  ^o/>/" 'Kreisel'  :  f/a-tiibüi  mhd.  tübel, 
di(j>el  usw.  'Döbel,  Pflock'.  —  11)  ahd.  dola  'Eöhre'  :  cujXriv  'Rinne, 
Röhre'  *tuöUn)  und  ai.  fünas  'Köcher'  abg.  tidi  'Köcher'.  —  12)  ae. 
dol,y  'Wvinde'  Wz.  dhehjh-  'schlagen'  verwandt  mit  Wz.  dhelbh-  'gra- 
ben' (ae.  delfan  usw.).  —  13)  obd.  doUfuss  u.  Verwandtes.  Bedeu- 
tung 'angeschwoUner  Fuss'  :  xuXi]  tüXoc  'jeder  Wulst';  tuXoc  in  der 
Bedeutung  'hölzerner  PHock,  Nagel',  TÜ\apoc  'Tüi'riegel'  :  aisl.  poUr. 

—  14)  deutsch  schnurren  :  nar,  narren  'eingeschrumpfte  Blumen- 
kohlptlanzen,  Zwetschen'.  —  15)  ae.  sceolu  'Schaar'  :  ai.  kulant  abg. 
koleno  'Familie,  Gemeinde'.  —  IG)  md.  lud  'trocken',  verwandt  mit 
schal  'trocken'  :  CKeWiu  'trocken  machen'.  —  17)  mnl.  sporkel  'Fe- 
bruar' zu  lit.  spärgas  'Ptianzenauge,  Spross'.  Bedeutung:  'Zeit  des 
•Sprossens'. 

19.  Hellquist  El.  Anmärkningar  om  nagra  nordiska  och  västger- 
mansUa  djurnamn.  Aus  Upsala  Universitets  Arsskrift  1894  (Sprak- 
vetenskapliga  Sällskapets  i  Upsala  Förhandlingar  1891—94).  Up- 
sala 1894.     18  S.  gr.  8". 

1)  nsv.  Skala  'pica  caudata'  :  griech.  cttoööc  'Glutasche'  idg. 
Adj.  '■''■sqodös  'schimmernd'.  —  2)  nsv.  skädda  aus  iirgerm.  *skaid- 
id-ön  idg.  Wz.  skheit  —  skheid.  —  3)  sv.  diall.  skolla  nht.  schölle 
'pleuronectes  platessa',  /i-Partiz.  zu  Wz.  skel-  'spalten'.  —  4)  nsv. 
hvar  'bothus'  ans  idg.  rptr-  vgl.  griech.  Trexpa  'Stein',  vgl.  sfenflun- 
dra.  —  5)  skrubba  'pleuronectes  tiesus,  cottus  scorpius'  +  {skinn)- 
skrabh(a)  'cottus  scorpius'  zu  nhd.  schroff  griech.  CKopirioc  'ein  stach- 
licher  Seefisch'.  —  6)  fsv.  lake  'Iota'  +  sv.  ulk  'cottus';  I.  lake  a) 
zu  ae.  tclacu  ivlcec  Adj.  'lau'  ahd.  tcelch  'feucht,  lau,  milde,  welk', 
oder  b)  zu  ae.  leccean  =  mhd.  lecken  'benetzen.  —  IL  ulke  zu  tdk 
'padda'.  —  7)  sv.  mal  'silurus  g'Ianis'  zu  \xaka,  |Lia\epöc  lit.  milzinas. 

—  8)  no.  hoi'r  no.,  sv.  diall.  ho7k  'acerina  cernua',  zu  {s)kers  'star- 
ren'. —  9)  nht.  stuhr  ds.  m.  m.  :  starren.  —  10)  sv.  alimi  'phoxinus 
aphya'  m.  m.,  mit  Ellritze  zu  Hira  'Erle'.  —  11)  isl.  i/Jödr  —  sv. 
diall.  jud  'fiskörn,  pandion  haliaötus'.  —  12)  nhd.  schiral  'lenciscus 
rutilus'  :  ae.  sicelan.    —    13)  sv.  id  +  nht.  aitel  m.  m.  zu  idg.  aidh 

glänzen'.  —  14)  langen  'leuciscus  Agassizii',  laugel  'löja'  zu  Wz. 
leuk  'leuchten'. 

20.  Hirt  H.  Akzentstudien.     1.  germ.  got.  püsundi.     IF.  V  344—49. 

(4egen  Kluge  Literaturbl.  f.  germ.  ii.  rom.  Phil.  1895  Sp.  330, 
der  rügt,  dass  H.  in  seinem  Akzentbuch  nicht  die  Akzentüberein- 
stimmung von  7>«.s7<rt(7«'  und  rnss.  ti/.yaca  verzeichnet  habe,  1)  Wi'ii- 
det  sich  zuerst  gegen  Vig'fussons  Annahme  eines  Kom])Of>.  püs-hundi. 
'Krafthundert',  die  weder  der  Bedeutung  noch  der  Form  nach  zu 
billigen  sei.  Auch  existiert  ein  selbständiges  */i:////t  im  (lerni.  nicht, 
was  die  erste  Voraussetzung  zu  Vigfussons  Hypothese  wäre.  Höch- 
stens Jnisundi  als  nrzeitliches  Koni]),  verständlich;  dabei  ist  alter 
das  .V  unerklärbar.  Eher  ist  püsundi  eine  Ableitung  von  *püs  nach 
Art  von  nelcundja  hulundi.  —  2)  Was  das  .Slav.-Lit.  anlangt,  so 
ist  füksfantis  wea'en    seines  k   der  Entlelniunn'    verdächtig.     Ferner 


100  IX.  A.  Allg-emeines. 

fehlt  im  Slav.  ganz    die   Erbfovm  *.seto  'IOC.     Deshalb    tj/sasfa    an» 
einfachsten  als  g-erm.  Lehnwort  zu  erklären. 

Was  die  Betonung-  betrifft,  so  ist  im  Germ,  der  Akzent  nur 
dann  bestimmbar,  wenn  man  von  einer  Komposition  absieht.  Im 
Slav.  lässt  sich  weg'en  serb.  ti.suca  überhaupt  nichts  aussagen. 

21.  Hoffmann-Krayer  E.    Got.  jains  ahd.  jener  ener  mhd.  ein  und 
Verwandtes.     KZ.  XXXIV  144-52. 

Übersicht  über  die  bisherigen  Erklärungsversuche,  die  als 
unzulänglich  bezeichnet  Averden.  Merkwürdigerweise  ist  mhd.  deik- 
tisches  ein  nie  für  die  Erklärung  verwertet  worden.  Die  germ. 
Formen  ordnen  sich  nach  folg*.  Stämmen:  1.  a)  '■^onw-,  urg'erm. 
H-j-anja-  (Epenthese!).  —  b)  ^enio-  usw.  griech.  evvricpiv,  e'vioi.  — 
2.  a)  *onö-  urgerm.  i-\-aua-.   b)  *eno-,  urgerm.  i-{-ena-. 

22.  Mikkola  Joos.  J.    Ett    par    sprAkliga    fornminnen.     Finskt  Mu- 
seum 1895.     Nr.  9/10. 

1)  finn.  haahla  Plur.  haahlaf  'grythäng'are'  entlehnt  aus  germ. 
*hählö,  das  zu  hähan  gehört.  —  2)  finn.  marhaminta  'tyglar  tili 
ridbetsel,  kapson;  grimma;  griinskaft'.  Kompositum  aus  marha- 
und  minpa-,  mi/ijnia-,  vgl.  ahd.  onindil  'lupatum'  aisl.  mel  schwed. 
mellan-mil.  Vielleicht  lautete  das  germ.  Kompositum  auch  marha- 
minpa-lsar  oder  -handa,  so  dass  das  zweite  Glied  Aveggefallen  wäre. 
Vgl.  tinn.  murkind  'Frühstück'  aus  *trmr(jina-matiz. 

23.  Osthoff  H.    Etymologica  IL     PBrB.  XX  89—97. 

Fortsetzung  aus  PBrB.  XIII  395  ff.  16)  got.  fraxtx  'Kind'  a> 
entweder  ]^ro-{-.s-ti-.s  (zu  Wz.  se-  'säen')  F.  'Hervorsäen,  Hervorgesä- 
tes d.  h.  durch  Säen  hervorgebrachtes',  b)  oder  '*prö-s{2))tis  zu 
prösäpia  'Sippschaft,  Geschlecht,  Familie'.  —  17)  got.  fraiic  'Same^ 
pro-i-wo-m  'hervorgehendes,  hervorkommendes'  (oder  auch  germ. 
fra-aiican  mit  Vollstufe). 

24.  Uhlenbeck  C.  C.    Etymologisches.    PBrB.  XX  37-45. 

1)  hi'Kjan  :  ai.  hähate  'drängt,  drückt',  das  nicht  mehr  vähate 
zu  schreiben  ist.  —  2)  brilogh  'Wildlager';  russ.  bcrJoga  'Bärenlager' 
deutet  darauf  hin,  dass  das  erste  Kompositionsglied  ein  mit  bero 
usw.  verwandtes  Wort  für  'Bär'  ist.  —  3)  nslov.  hrup  'tumultus' 
vielleicht  entlehnt  aus  got.  hrojis.  —  4)  kardamomen.  Wie  (/al(/a?it 
auf  K(dird(ia  in  der  Nähe  von  Koromandel  zurückweist,  so  erklärt 
sich  auch  K.  aus  dem  Ind.  Es  ist  Komp.  aus  Kap6a,uo-  und  äuoiuov. 
Ersteres  zu  ai.  kio-davui-,  das  neben  Schlamm"  auch  eine  bestimmte 
giftige  Knolle  bedeutet.  —  5)  Malz  zu  mahlen,  jedoch  wahrschein- 
lich erst  aus  dem  Slav.  entlehnt.  —  G)  Orkan  vielleicht  nicht  karai- 
bisch,  sondern  baskisch.  —  7)  nl.  Scheur  'Riss'  :  lit.  kiduras  'durch- 
löchert'. —  8)  Silber.  Ältere  Form  abg.  si.rebro,  dem  das  germ. 
Wort  entstammen  wird  (andere  Entlehnungen:  ham.ster  plinsjan, 
j'itf/gs.  sifiüiH'i.s,  tulkr,  for//,  intri.^gan,  malz,  .stikl.'<). 

25.  Uhlenbeck  C.  C.    Neue  Belege  von  p  aus  b  im  Anlaut.     lM->rH. 
XX  325—28. 

1)  ahd.  i>hos()  'Beutel'  usw.,  nd.  i>a.'<fen  usw.  von  germ.  Wz. 
püs  'aufblasen',  vgl.  ai.  bitna-  'Spreu,  Abfall  des  (ietreides',  busta- 
'Krustc  bei  gebratnem  Fleisch,  Schale  bei  Früchten',  gäl.  bii.-<  'Mund 
mit  dicken  Lippen'.  —  2)  nl.  peid  'Erbsenhülse',  indlen  'hervor- 
schwellen' :  lat.  biilla,  ai.  buli-  'weibliche  Scham'  lit.  bid'i.t,  z.  T.  auch 
Verwnndtschatt  mit  got.  af-bäuljan  möglich. —  3)  n\.  pronke?i:bron- 
ken  'prahlen,  brunnnen'  (vgl.  jtraclif  :  bravht,  j>rale)i  :  brallen,  pran- 
gen :  brangen).    —   4)  ßoXßöc    mit    biilbiis    auf  b/bt't.^   zurückgehend 


IX.  A.  Allgemeines.  101 

lit.  biilbe  'Kartoffel'.  —  5)  ai.  harkara-  'junger  Bock'  :  abg.  hlekati 
■meckern'. 

26.  Uhlenbeck  C.  C.   Miszellen.    PBrB.  XX  328  f. 

1)  ahd.  festi  und  arm.  hast  gehn  nicht  auf  7>a2rf«<-  sondern 
wegen  ai.  pa.sti/ä  'Haus  und  Hof,  feste  Wohnstätte'  auf  pastu-  zu- 
rück. —  2)  ahd.  meh  an.  mar  'Möwe'  :  ai.  viecaka-  'dunkelbau',  vgl. 
abg.  sinica  'Meise'  :  sinb  'blau'  u.  ä.  —  3)  strlt  kann  trotz  des  r  zu 
lat.  .■^flis  stimmen,  wenn  man  annimmt,  dass  idg.  .stl  zu  germ.  str- 
werde.  Weitere  Belege  fehlen.  —  4)  abg.  stnvo  'Leichnam,  Aas' 
scheint  aus  dem  Germ,  entlehnt:  ahd.  sferban,  sterho  'Pest'.  —  5) 
iveitivüps  =  apreuss.  icaideicuf  findet  sich  schon  bei  Schade  Wb. 
1116  (vgl.  PBrB.  XIX  523). 

27.  Wadstein  E.    Beiträge  zur  westgermanischen  Wortkunde.    ZZ. 
XXVITI  525—30. 

1)  nhd.  gären  und  aisl.  gerd  'Gest,  Heefe'  gehn  auf  Kompo- 
sita mit  ga-  zurück.  —  2)  nhd.  gaul,  mhd.  gül  'männliches  Tier 
überhaupt'  :  Wz.  ghü  'giessen'.  —  3)  nhd.  geifern,  geifer,  geifeln, 
(jeifel  :  aisl.  geipla  'loses  Geschwätz',  schw.  gepa,  gipa  'plappern' 
nt.  a.  urspr.  Bedeutung:  'Mund  öffnen'.  —  4)  nhd.  haschen  :  schwed. 
*dial.  haak  'einem  Ding  nachlaufen,  um  es  einzuholen',  vgl.  hazzen 
hazzön  'verfolgen'  as.  hatön  'nachstellen'.  —  5)  nhd.  hode  zu  s-ku 
bedecken'  (vgl.  haut).  Dazu  aisl.  skioda  'Beutel'.  —  6)  nhd.  kracke 
schlechtes  Pferd' ;  schwed.  krake  usw.  :  nhd.  krank  urspr.  'kraftlos, 
schwach'.  —  7)  nhd.  schenken,  schenke!,  schinken  :  isl.  skakkr  'schräge, 
mehr  nach  der  einen  Seite  hin  schief  stehend'.  Daher  schenken 
'ein  Gefäss  schief  stellen,  und  dadurch  den  Inhalt  ausg'iessen'.  Trotz- 
dem Schetikel  davon  nicht  zu  trennen;  vgl.  schwed.  skdnka  'hin- 
ken'. Die  Bedeutung  'schief  sein'  erklärt  sich  leicht,  wenn  man 
bedenkt,  dass  die  Wörter  ursprünglich  offenbar  von  den  Hinter- 
beinen der  Tiere  gebraucht  wurden.  —  8)  nhd.  icare  :  nord.  i:a7^a 
"Feir  aisl.  's'rober  Wollstoff'. 


27a.  Winkler  H.  Germanische  Kasussyntax.  I.  Der  Dativ,  Instru- 
mental, örtliche  und  halbörtliche  Verhältnisse.  Berlin  Dümmler 
1896.     VII  u.  551  S.  8».     10  M. 

Inhalt:  Der  got.  Dativ,  Instrumental,  die  Präpositionen  1 — 
313.  —  Der  got.  ablativartige  und  instrumentalartige  GenetiN'  313 — 
■61.  —  Der  Dativ  Instrum.  und  die  Vertreter  örtlicher  Beziehungen 
im  Ags.  363—454.  —  Der  Dativ  und  die  örtlichen  oder  halbörtlichen 
Beziehungsverhältnisse  im  Altnnrd.  454—510.  —  Deutsch  510—535. 
—  Piückblick  535—41.   —   Der  idg.  Dativ  541—551. 

28.  Wimmer  Lud\v.  F.  A.  Les  monuments  runiques  de  l'Allemagne. 
Traduit  par  E.  Beauvois.  Extrait  des  Memoires  de  la  Societe 
roy.  des  Antiquaires  du  Nord.  1894.  Koijenhagen  1895.  S.  225 
—300.  

29.  Henke  W.  Der  Typus  des  germanischen  Menschen  und  seine 
Verbreitung  im  deutschen  Volke.  Tübingen  Laupp.   50  S.  8*^.    1  M. 

50.  Wilser  L.    Stammbaum  und  Ausbreitung  der  Germanen.   Bonn 

Hanstein.     X  u.  59  S.  8".     1,20  M. 
.31.  Kossinna  G.    Der  Ursprung  des  Germanennamens.     PBrB.  XX 

258—301. 


102  IX.  A.  Allg-emeines. 

Zusammenfassende,  ki'itische  Behandlung-  der  neuern  Litte- 
ratur.  I.  Tacitus  (lerniania  Kap.  2.  Übersetzung:  LIbrigens  sei  der 
Name  Germanien  jung-  und  erst  in  neuerer  Zeit  von  ausserhalb 
beigelegt,  da  ja  bekanntermassen  die  ersten  l'berschreiter  des 
Rheins,  die  die  Gallier  vertrieben  hätten  und  jetzt  Tungern  hiessen, 
damals  Germanen  geheissen  hätten ;  mid  zwar  sei  dieser  Name,  der 
nur  ein  \'ölkerschattsname,  kein  Volksname  war,  so  nach  und  nach 
zu  der  umfassenderen  Bedeutung  eines  Volksnaniens  gelangt,  doch 
nur  in  der  Weise,  dass  die  (Tesamtheit  anfang's  nach  dem 
Sieger  infolg'e  banger  Scheu,  später  auch  an  und  für  sich 
betrachtet  (oder:  aus  sich  heraus)  mit  dem  überkommenen 
Namen  Germanen  g'enannt  wxirde."  —  II.  Die  linksrheinischen 
Germanen.  Gegen  Zeuss-Müllenhoft's  Ansicht,  dass  die  linksrheini- 
schen Germani  reine  Kelten  seien:  die  Ortsnamen  g-eben  hier  keine 
Entscheidung".  Betrachtung  der  bisherigen  Litteratur  über  die  Frag-e, 
aus  der  Much  hervorragt,  der  eine  endgültige  Überwindung  des 
i\IüllenhoiTschen  Standpunktes  bedeutet.  Die  geschichtlichen  Nach- 
richten g-eben  uns  keine  (rewähr  für  die  Existenz  des  Namens  Ger- 
manen im  3.  Jh.  vor  Chr.  Ebensowenig-  trotz  Much  die  sprach- 
lichen Quellen.  {Vacalus  usw.).  —  Exkurs  über  die  Falchovarü. 

31a.  Kossinna    G.    Zur    Geschichte    des    Volksnamens    'Griechen'. 

Festschrift  zur  50jährig-en  Doktorjubelfeier  K.  Weinholds  (Strass- 

burg  Trübner  1896)  S.  27—42. 

Referat  über  die  Ansichten,  die  PBrB.  I  197,  Kluge  Etym. 
Wörterb.  iinter  'Kaiser',  Sievers  PBrB.  XVIII  405  f.  über  die  Laut- 
form von  got.  Kreks  geäussert  haben.  —  Geschichte  des  Volksnaniens 
Graeci.  "Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  es  in  Ejnrus 
einen  griech.  Stamm  Namens  TpaiKoi  oder  fpäec  einst  geg-eben  hat. 
dass  dieser  Name  aber  auf  g-riech.  Boden  bereits  in  früher  Vorzeit 
unterg-eg-angen  ist.  Es  ist  nun  unwahrscheinlich,  dass  dieser  Name, 
der  in  Griechenland  selbst  so  früh  verschwand,  vorher  noch  auf 
dem  Wege  des  Seeverkehrs  direkt  von  (rriechenland  nach  Italien 
gelang't  ist,  wie  es  Mommsen  aimimmt.  Vielmehr  müssen  wir  an 
einen  andern  Vermittler  denken.  Dies  waren  die  Illyrier.  Der 
Name  eines  Grenzstamnies,  der  epirotischen  Graiken  oder  Graer, 
ist  bei  den  stammfremden  Nachbarn,  den  lllyriern  allmählich  zur 
Bezeichnung  des  ganzen  Volkes,  dem  jener  Grenzstamm  angehört, 
verwendet  werden."  Der  Name  ist  dann  von  dem  iapyg-isch-messa- 
pischen  Zweige  nach  Italien  gebracht  und  den  Oskern  und  Latineru 
vermittelt  worden.  In  Griechenland  ist  der  Name  in  italischem 
Sinne  nie  heimisch  g-ewesen;  deshalb  können  die  Germanen  auch 
nicht  von  den  Griechen  die  griech.  Form  FpaiKoi  entlehnt  haben.^ 
Audi  durch  die  Kömer  kann  er  nicht  nach  (Jeniiaiiien  gebracht 
worden  sein.  "Da  bleibt  als  dritte  Möglichkeit  nur  übrig,  die  (icr- 
manen  haben  den  Namen  in  Südosteuropa  an  der  (Trenze  der 
griech.  Kultursphüre  durch  Körner  kennen  gelernt.  Diese  Germa- 
nen waren  natürlich  nicht  die  Bastarnen  .  .  ."  In  Dacien  war  das 
Gebiet,  wo  Germanen,  zumal  wenn  sie  von  Osten  oder  Südosten 
eindrangen  von  der  röm.  Bevölkerung-  den  Namen  (Iraeci  empfan- 
g-en  konnten.  Dies  konnte  erst  bei  den  in  dem  sog.  skythischen 
Kriege  des  3.  Jhs.  mit  den  Taifalen  verbündeten  gotischen  Stäm- 
men der  Fall  sein.  Damals  ward  lat.  ae  in  der  Volkssprache  als 
e  gesprochen.  Es  war  ein  offenes  e,  dass  die  Goten  durch  e  wie- 
derg-aben.  Die  landläufige  Ansicht,  f'-  sei  geschlossen,  ist  falsch, 
denn  es  wechselt  im  (int.  niemals  mit  ei.  Hingegen  sei  e^  =  idg-.  e 
geschlossen  gewesen.     Das  Ostgerm.,   d.  h.  jener   durch  Auswande- 


IX.  A.  Allgemeines.  103 

i-Ting  der  Skandinavier  nach  Ostdeutschland  seit  dem  6.  Jh.  v.  Chr. 
entstandne  Sjirachzweio-,  gebe  also  eine  urs]»riinglichere  Lautform 
als  West-  und  Nordgerm.  —  Das  Wort  Kn/ks  wird  gemeinsam  mit 
andern  zur  christl.  Terminologie  gehörigen  Worten  kaum  vor  dem 
5.  Jh.  7Ai  den  Westgermanen  gelangt  sein,  aber  auch  nicht  später, 
da  die  Ags.  das  Wort  nach  England  übernahmen.  Ebenso  bezeich- 
nend ist  aber,  dass  die  Skandinavier  das  Wort  nicht  kennen,  son- 
dern Grikkir  sagen.  —  Was  das  konson.  Problem  betrifft,  so  ist 
zu  konstatieren,  dass  zur  Zeit  der  Entlehnung,  also  im  3.  Jh.  das 
Got.  noch  keine  stimmhaften  Verschlusslaute  im  Auslaut  gehabt 
haben  kann,  k  für  lat.  //  kann  nur  Lautsubstitution  sein.  —  Überblick 
über  die  weitere  Entwicklung  von  Kreks  innerhalb  des  Deutschen. 

32.  Kossinna  G.  Die  vorgeschichtliche  Ausbreitung  der  Germanen 
in  Deutschland.  Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde.  1S9B. 
S.  1-14. 

".  .  .  Kulturwechsel  und  Bevölkerungswechsel  in  ihrem  Verhält- 
nis zu  einander  .  .  .  die  unglückselige  Hypothese  von  der  Einwande- 
rung der  Idg.  aus  Asien.  Sie  verdankt  ihr  Dasein  der  unklaren 
Vermischung  zweier  Fragen:  erstens,  wo  stammt  die  europ.  Kultur 
her?  zweitens,  wo  stannnen  die  Völker  Europas  her?  Stützen  der 
asiat.  Hypothese  waren  weiter  zwei  schwere  (irundirrtümer  :  erstens, 
dass  Skr.  die  älteste,  wo  nicht  gar  die  Mutter  der  idg.  Sprachen 
sei;  zweitens,  dass  alle  Völker  die  3  aristotelischen  Wirtschaftsstufen 
des  Jägers,  Nomaden  und  Ackerbauers  ditrchgemacht  hätten  und 
das  die  Idg.  insbesondere  auf  der  Stufe  der  Nomaden  gestanden 
hätten.  Für  dies  angebliche  Nomadentum  lieferte  aber  grade  Asien 
die  schönsten  Beispiele  bis  auf  den  heutigen  Tag."  Gegen  Methode 
xind  Ergebnisse  der  "linguistischen  Paläontologie',  wie  sie  sich  nament- 
lich bei  Schrader  ündet  .  .  .  "Die  Sprachverg'leichung-  kann  eben 
aus  sich  heraus  in  der  Urgeschichte  nichts  entscheiden,  sie  kann 
hier  nur  lernen.  Im  Gegensatz  zur  Sprachvergleichung  und  ihren 
unfruchtbaren  Wortstammbäumen  steht  die  Geschichte  der  Einzel- 
sprachen, die  zwar  nicht  für  die  Urzeit,  wohl  aber  tür  den  ("ber- 
gang  von  der  Vorgeschichte  zur  Geschichte  von  allerhöchstem 
Werte  wird,  wenn  sie  mit  Hilfe  von  alten  Völker-,  (iebirgs-  und 
Flussnamen  vorhistorische  Lautübergänge  chronologisch  und  lokal 
derart  festzitlegen  vei'mag,  dass  ethnographische  Schlüsse  gezognen 
werden  können.  Dies  ist  der  Fall  bei  einigen  der  ältesten  kelt. 
Namen  in  Deutschland,  die  vor  der  sog",  g'erm.  Lautverschiebung 
von  den  (4erm.  an  ganz  bestimmten  Orten  übernommen  Avurden 
und  demnach  die  Anwesenheit  der  Kelten  und  die  Nachbarschaft 
der  Germanen  an  jenen  Orten  für  die  genannte  Zeit  erweisen."  — 
Über  die  idg.  Urheimat.  "Die  früheste  zu  ermittelnde  Verbreitung- 
der  Idg.  zeigt  ihre  Hauptmasse  im  östlichen  Mitteleuropa.  An  der 
mittlem  Donau  war  also  vielleicht  ihre  Urheimat,  von  der  sie  sich 
baunikronenartig  nach  allen  Richtungen  verzweigten,  als  durch  die 
Einführung  der  Viehzucht  und  die  Verwendung  des  Zugstieres  beim 
Ackerbau  unzählige  bisher  l)eim  Hackbau  verwendete  Menschen- 
kräftrf  frei  wurden.  Es  erfolgte  offenbar  ruckweise  das  Aussclnvär- 
men  einerseits  der  Kelten  die  Donau  aufwärts  und  den  Khein  abwärts, 
andererseits  der  Siaven  nach  den  (iegenden  des  obern  Dniestr  und 
der  obern  und  mittlem  Weichsel.  Inmitten  beider  Schwärme  gingen 
die  Germanen  zwischen  Oder  und  FAhe  abwärts.  Spätestens  zu 
Beginn  des  3.  Jh.  v.  Chr.  sassen  Germanen  in  Südschweden,  Däne- 
mark, Schlesswig-Holstein,  Mecklenburg-.  Hier  setzt  nun  die  Archäo- 
logie ein.".     Germ.  Urheimat:  Mecklenburg,  Schleswig-Holstein,  Jüt- 


104  IX.  A.  AlIgenuMiies. 

land,  dän.  Inseln,  Südschweden.  Dieser  I^rzustand  reicht  in  den 
Anfang-  des  dritten  Jahrtausends  v.  Chr.  hinauf  ScliiUlerung-  der 
Sitze  der  germ.  Stämme  in  den  ältesten  liistor.  Zeiten. 

Vg'l.  auch  das  kurze  Referat  im  Korrespondenzblatt  d.  deut- 
schen anthr.  Gesellsch.  1895  Nr.  10  S.  109-112. 

33.  Much  R.  Die  Deutung-  der  g-ermanischen  Völkernamen.  PBrl). 
XX  1-19. 

Geg-en  H.  Hirt  PBrK.  XVIII  511  ff.  Es  ist  ein  methodischer 
Fehler,  sich  auf  etym.  Deutung-  nicht  einzulassen.  Auch  die  Form 
ist  nicht  mit  der  gebotnen  Sorgfalt  behandelt.  Kritik  der  Hirtschen 
Gleichungen.  1)  -broges  -brif/es  (OpöYec  von  Haus  aus  vielleicht 
'Biber').  —  2)  Burgundioneti  —  Brigantcs.  —  3)  Cannineftites.  —  4) 
Celtae.  —  4)  Chorwaten.  —  5)  Cimbri.  —  6)  Daken.  —  7)  Aapbdvioi 
—  Danaer.  —  8)  Dorier.  —  9)  Harii.  —  10)  I.staerones.  —  11)  Xeruü 
=  Naha-narvali.  —  12)  Sabini  —  Suebi.  —  13)  Sevinones.  —  14) 
Taur-  Teur-  Ttir-.  —  15)  Triboci.  —  16)  U.sipetes.  —  17)  Ubii.  — 
18)  Veiieti.  —  19)  -viJi-.  —  20)   Volsci. 

34.  Much  R.    Die  Herkunft  der  Quaden.     PBrB.  XX  20—34. 

An  der  Donau  sind  die  Nachkommen  der  Sueben  Caesars 
neben  den  Markomannen  die  Quaden.  Dass  die  Quaden  Sueben 
nicht  nur  im  weitern,  sondern  im  engern  Sinne  sind,  bezeugen  die 
Quellen.  Auch  der  Name  spricht  tür  ihren  l^rsprimg  vom  Main : 
Quadi  und  Ubii  passen  ihren  Namen  nach  zusammen:  'die  bösen, 
schlimmen'.  Auch  die  VangioneH  'perversi'  gehören  zu  dieser 
Gruppe.  Dazu  stinnnen  die  Häuptlingsnamen  Sido  und  Vangio : 
jener  von  dem  benachbarten  Bastarnenstamm  der  Sidones,  dieser 
nach  d(!n  rhein.  ]'angione.s.  —  Auch  die  iNIarkomannen  sind  ursprüng- 
liche Quaden. 

Über  o  :  a  in  kelt.-germ.  Eigennamen.  Die  Germanen  haben 
die  Maas  früher  erreicht  als  den  Main,  wie  die  Lautform  zeigt. 

35.  Löwe  R.  Die  Reste  der  Germanen  am  schwarzen  Meere.  Eine 
ethnologische  rntersuchung.  Halle  Niemeyer  1896.  Xllu.  270S. 
gr.  so.     H  M. 

Inhalt:  I.  Die  kleinasiatischen  Germanen.  1)  Die  Gotogrie- 
chen.  —  2)  Die  Dagotthenen.  —  3)  Eine  weitere  unsichere.  Spur 
kleinasiatischer  Germanen.  —  II.  Die  Kaukasusgermnnen.  1)  Alteste 
Nachrichten  über  die  Kaukasusgermanen.  A.  Die  Eudusianer.  B. 
Die  Tetraxiten.  —  2)  Die  Abkunft  der  Ivaukasusgermanen  (von 
den  Herulern).  —  3)  Die  Fortexistenz  der  KG.  —  4)  Nachrichten, 
die  auf  die  KG.  zu  beziehen  sind.  —  II I.  Die  etwaigen  G(;rinanen 
am  kaspischen  Meere.  —  IV.  Die  Krimgoten.  1)  Abstammung  der 
Krimgoten  (Heruler).  —  2)  Die  Sprache  der  Krimgoten,  a)  Nach- 
richten vor  Busbeck,  b)  Die  Nachricht  Busbeoks.  c)  Nachrichten 
nach  P.usbecU.  —  3)  Zur  Geschichte  der  Krimgoten.  —  4)  Die  Kör- 
jicrbcsc-haffeniieit  der  Bewohner  (lotieiis.  —  5)  Charakter  und  Sitten 
der  Bewohner  (lotiens.  —  V.   Die  Gotiii  nnnores. 

36.  Reeb  W.  (iermanische  Namen  auf  rheinischen  Insciniften.  Pro- 
gramm des  (iynniasiums  zu  Mainz.     48  S.  4". 

37.  Much  R.    AAOKIAI.     PBrB.  XX  34  f. 

3  vricoi  'A\oKiai  an  der  nordöstlichsten  Spitze  der  kimbrischen 
Halbinsel.  Germ.  *(dukjnz,  Al)leitung-  von  aisl.  usw.  alka  ^AWC  : 
'Alkinsehr.  Die  Kunde  von  ihnen  ist  sicherlich  durch  die  Flotten- 
expedition  des  Tii)erius   im  J.  5  n.  Chr.   nach   dem  Süden  gelangt. 


IX.  A.  AUg-emeines.  105 

08.  Delbrück  H.    Der  ui-o-ennanische  Gau  und  Staat.     Preussische 

Jalirlnicher.  1895,  August. 
39.  Meringer  R.  Studien  zur  g-ermanischen  Volkskunde.  III.  Der 
Hausrat  des  oberdeutschen  Hauses.  Sonderabdruck  aus  Band  XXV 
(der  neuen  Folge  Band  XV)  der  Mitteilungen  der  Anthropologi- 
schen Gesellschaft  in  Wien)  S.  55— 68.  gr.  4».  Mit  41  Textillustra- 
tionen. 

Dass  der  Flur  des  obd.  Sauses  die  Stelle  des  alten  Herd- 
raumes inne  habe,  wie  Henning  xind  andere  annehmen,  trifft  niir 
für  einen  Teil  der  Fälle  zu.  Bei  andern  Typen  bildet  er  nur  einen 
Teil  des  urspr.  Herdraumes,  während  in  wieder  andern  Fällen  seine 
Entstehung  mit  dem  Herdraum  in  gar  keiner  Verbindung  steht.  — 
Die  ethnischen  Bezeichnungen  der  Haustypen  sind  verfehlt.  —  Wie 
das  obd.  Ha\is  im  wesentlichen  identisch  ist,  so  auch  sein  Hausrat. 
Ja,  dieser  noch  in  erhöhtem  Masse.  Die  wichtigsten  Geräte  der 
Küche  und  Stube  haben  nicht  nur  ihre  festen  Formen,  sondern 
auch  ihren  festen  unveränderlichen  Platz.  Der  Herd  und  seine 
Geräte.  —  Kachel-  und  Steinofen.  Entstehung  des  Zimmerofens 
aus  dem  Backofen. 

Die  Ruhelager  um  den  Ofen  zeigen,  wo  einst  im  obd.  Haus, 
nachdem  es  zwei  Räume  bekommen  hatte,  geschlafen  wurde.  Zum 
Sitzen  dient  die  Bank.  Stühle  sind  jung.  —  Altar.  —  'Wondkastl'. 
—  Weihwasserkessel.  —  In  der  Kammer  befinden  sich  Bett  (das 
ursprünglich  in  fester  Verbindung  mit  der  Wand  war)  und  Truhen. 
Der  Spint  ist  jungen  Datums.  —  Für  den  Flur  ist  kein  Gerät  cha- 
rakteristisch. —  Erörterungen  über  den  Begriff 'Haustypus'.  Typen- 
karte: "Für  jede  eiiizelne  wichtige  Eig'enschaft  des  Hauses  denke 
ich  mir  eine  Linie  in  diese  Karte  eing-etragen,  welche  zeig't,  dass 
innerhalb  dieser  Linie  die  Häuser  die  erwähnte  Eig'enschaft  be- 
sitzen. Und  so  auch  für  alle  wiehtig'en  Hausgeräte  ....  Nicht 
zwei  dieser  Linien  würden  zusannnenfallen  ....  Auch  rein  lin- 
guistische Gesichtspunkte  müssen  so  verwertet  werden;  ich  meine  die 
Avisdehnu.ngsbezirke  gleichwertiger  Benennungen.  Vor  allem  wäre 
€S  lehrreich  die  Bezirke,  wo  man  'Stube'  und  wo  man  'Zimmer' 
sagt,  genau  abzugrenzen.  Wichtig  wäre  es  auch,  zu  wissen,  ob 
es  Gegenden  giebt,  wo  man  zwar  'Zimmer',  aber  'Badestube'  sagt." 


40.  Golther  W.  Handbuch  der  germanischen  Mythologie.  Leipzig 
Hirzel.     12  M. 

41.  Zangemeister  K.  Zur  germanischen  Mythologie.  Neue  Heidel- 
berger Jahrbücher.  V  Heft  1. 

42.  Warnatsch  0.  Beiträge  zur  germ.  Mythologie  nebst  Anhang: 
Nordische  Sagen  auf  dem  Gymnasium.  Programm  des  Gymna- 
siums zu  r.cuthen.  O.-S.     20  S.  4^'. 

43.  Kauffmann  Fr.  Mythologische  Zeugnisse  aus  römischen  Inschrif- 
ten.    6.  Dea  Gannanc/abis.     PBrB.  XX  526 — 34. 

Gegen  v.  (^rienbergers  Aufsatz  HZ.  XXXVIII 189  ff.  Die  Deu- 
tung 'grata  donatrix'  scheitert,  weil  a)  f/ahis  weder  'gebende'  noch 
'Gabe,  Glück'  heissen  kann;  b)  f/arman  =  gratus  im  Wortschatz 
der  germ.  Sprachen  nicht  unterzubringen  ist;  c)  keine  Nomina 
agentis  auf  -i  existieren;  d)  auch  wenn  -gtibi.s  Nom.  ag.  wäre,  es 
doch  nicht  mit  einem  Adj.  komponiert  werden  kcinnte.  —  Jedenfalls 


lOH  IX.  A.  Ai!,i;-eiiHMnos. 

sind  Namen  und  Gottheit  g-erin.,  speziell  suebisches  Eigentum.  Die 
Bildung  schliesst  sich  an  Namen  wie  Germeiiberga  usw.  an,  deren 
Parallellormen  Enneiibe /•</(/  usw.  sind:  diese  durativ,  jene  per- 
fektiv. Ebenso  am  :  yarii  (zu  arvan-  'schneir,  riiömi,  öpvLiai,  Pt. 
AdJ.  öpuevoc  'schnell'),  ernuin-  innin-  schon  längst  =  öpiuevoc  gesetzt 
(HZ.  XX III  8).  Es  entspricht  also  ganz  g-enau  arn-  :  (/arif-  =  erman- : 
(jerman-.  Was  die  Bedeutungen  anlangt,  vgl.  dur.  öpvu|ui  'erhebe 
mich,  bewege"  :  perfektiv  äpvu|uai 'ernte,  erwerbe',  so  auch  perfektiv 
f}<rru-  'fertig,  bereit',  ihm  wird  garman-  genau  entsprechen.  Mau 
hat  also  die  zahlreichen  ae.  Komposita  mit  ijani-  im  ersten  Glied 
zu  vergleichen,  z.  B.  jearo-folm  'mit  bereiter  Hand'.  —  Dann  muss 
in  -(fahis  Substantiv  vorliegen;  es  ist  =  ahd.  *kejn,  belegt  durch 
Dat.  PI.  kejtim  'opibus',  dazu  got.  f/tibh/s  (Parallelformen  gabei :  ga- 
beigs).  Vgl.  garmangabis  Bahuvrihikompositum  wie  hiushanduH 
usw.  Sinn:  'bereitliegenden  Reichtum  besitzend,  aus  der  immer  be- 
reiten Fülle  des  Reichtums  spendend'.  Das  geht  auf  den  Ph-nte- 
segen'.  Dies  führt  uns  auf  die  suebische  Göttin  des  Tacitus  Terra 
mater,  Xerfhiis,  ihre  Kultur  stimmt  mit  dem  der  röm.  Ojts  genau 
überein. 

44.  Kock  A.    Die  Göttin  Xerfhus  und  der  Gott  A^/oy/y/-.    ZZ.  XXVIII 
289-94. 

Vgl.  des  Verf.  Aufsatz  in  der  (svensk)  Historisk  tidskrift  189& 
S.  157  ff. :  "Gm  Yn  gl  in  gar  sAsom  namn  pa  en  svensk  konunga- 
ätt."  Problem:  "Wie  kommt  es,  dass  Tacitus  nur  von  einer  weib- 
lichen Xerfhus  spricht,  während  die  isl.  Mythologie  nur  einen 
männlichen  Xiorpr  kennt?  Wie  konnnt  es  ferner,  das  der  ingvaeo- 
nische  (ingvinische)  Kultus  der  Göttin  Nerthus  in  spätem  Zeiten 
wesentlich  als  Kultus  des  Gottes  Freyr  auftritt,  während  die 
(iöttin  Freyja  eine  mehr  untergeordnete  Stellung  einnimmt?"  Die 
Gründe  sind  sprachlicher  Natur,  die  fem.  ?/-Stämme  sind  im  An. 
ausgestorben.  .Man  dachte  sich  daher  neben  der  weiblichen  Ner- 
thus einen  männlichen  Nerthus,  der  zur  Hauptperson  werden 
nmsste.  Diese  beiden  identischen  Namen  schied  man  durch  Beisatz 
von  fregr  'Herr',  fregja  'Herrin'.  Schliesslich  ging  das  fem.  Xer- 
fhus ganz  unter. 

45.  Wilken  E.    Der  Fenriswolf.     Ein    mvthologische  Untersuchung. 
ZZ.  XXVIll    ir)G-9S.  297-348. 

1.  Begriff,  l'mfang,  Einteilung  der  Mythologie:  Methode  der 
Forschung.  "Eine  gegenseitige  Koiitrole  des  vgl.  Standi)unktes  und 
desjenigen  der  Spczialforschung  anzustreben  scheint  mir  die  Auf- 
gabe der  nächsten  Zeit  zu  sein."  —  II.  Litteratur,  Zeugnisse.  — 
III.  Namen  und  Beinamen.  —  IV.  (ienealogiselie  und  polemische 
Beziehungen.  —  V.  Der  Kern  des  Mythos.  "Ein  Wesen,  das,  sei 
es  nur  die  (iestalt,  sei  es  auch  den  Charakter  eines  'Edelwolfe-s" 
besitzt,  ist  von  den  Göttern  seit  alter  Zeit  am  Himmel  gefesselt, 
weil  sie  von  diesem  Wesen  Unheil  für  sich  und  die  Welt  besorgen. 
Di<;  Götter  vollbringen  das  schwierige  Werk  nur  mit  Hilfe  der 
Zwerge  (der  geheimen  Naturkräfte) ;  diese  liefern  ihnen  ein  un.sicht- 
bares  Band,  welches  bis  zum  Weltende  den  Wolf  gefesselt  hält." 
—  VI.  Erklärung  des  Kernes:  "der  am  Hinnnel  von  den  Göttern 
mit  geheimnis^■ollem  Band  gefesselte  und  zum  l)eständigen  Auf- 
sperren der  Kiefern  genötigte  Wolf  bedeutete  ursprünglich  das 
Sternbild  ulf's  kcjtfr".  —  VII.  Betrachtung  der  Erweiterungen.  — 
VIII.  Rückblick  und  Umschau.  Seitenstück  dazu  das  Schiff  »r/////'f/?', 
<'beiitalls  t'in  Sternbild  (Sterne  =  goldne,  silberne  Nägel),  das  beim 
Weltuntergang  durcii   die   l)is  zum  Himmel   schlagenden  Wogen  Hott 


IX.  B.  Gotisch.  107 

a'emacht  wird  ii.  a.  —  Exkurs  I.  Die  Heimat  der  Götter.  —  Ex- 
kurs II.  Die  Einzelheiten  des  Berichtes  von  der  Fesselung"  des 
Wolfes. 

4().  Loth  Le  sort  chez  les  Germains  et  chez  les  Celtes.  Revue 
celtique  XVI,  3. 

47.  Scherer  W.  Karl  MüUenhoif.  Ein  Lebensbild.  Berlin  Weid- 
mann 189(;.     8*\     4  M. 

4S.  Zarncke  Ed.  Friedrich  Zarncke.  (Sonderabdruck  aus  dem  bio- 
o-raphischen  Jahrbuch  tür  Altertumskunde  LXXXVI  91 — 109). 
Berlin  Calvary.     21  S.  80.     0,80  .M. 

49.  Wolff  E.    Rudolf  Hildebrand.     ZZ.  XXVIII  73-79. 

50.  Berlit  G.  Rudolf  Hildebrand.  Ein  Erinnerungsbild.  Sonder- 
abdruck aus  Fleckeisens  Jahrbüchern.  Nebst  einer  Beilage  zur 
Geschichte  des  deutschen  Wörterbuchs  der  Brüder  (h-imm.  Leip- 
zig Teubner.     41  S.  8«.     1  M. 

51.  Wunderlich  H.  0.  Erdmann  f.  Beilage  zur  AUgem.  Zeitung- 
Nr.  167. 

52.  Gering  H.    Oskar  Erdmann.     ZZ.  XXVIII  228—35. 

W.  Str. 

B.  Gotisch. 

1.  Sievers  E.    Das  Todesjahr  des  Wulfila.     PBrB.  XX  302—322. 

Gegen  die  Einwendungen,  die  Martin  ZZ.  XXIII  369  f.  und 
Kögel  Litteraturgeschichte  1  182  wider  die  Darstellungen  des  Verf. 
Pauls  Grundriss  II,  1,  68  f.  erhoben  haben.  Sievers  weist  nach 
1)  dass  Auxentius  die  Daten  aus  Wulfilas  Lebensgeschichte  mit 
Rücksicht  auf  biblische  Parallelen  abgerundet  hat,  dass  sie  also 
nur  ungefähr,  nicht  absolut  genau  sein  können.  2)  Dass  Wulfila 
383  (nicht  3S1)  gestorben  ist.  Kögels  Behauptung,  W.  werde  nicht 
zu  einer  Synode  (einem  Konzil)  berufen,  scmdern  zu  einer  Dispu- 
tation gegen  irgend  eine  Sekte;  mit  seinem  Tod  falle  diese  dahin, 
wird  als  im  Widerspruch  mit  den  Angaben  der  Quellen  stehend 
dargethan. 

2.  Martin  E.    Wulfilas  Todesjahr.     HZ.  XL  223  f. 

Gegen  Sievers  PBrB.  XX  302  ff.  Die  Angabe  des  Auxentius, 
dass  Wulfila  40  Jahre  Bischof  gewesen  sei,  muss  exakt  sein,  da 
Auxentius  die  Zahl  in  7  -f  33  Jahre  zerlegt,  Avas  nicht  zu  einer 
Abrundung  i)asst.  Sodann  ist  es  nicht  gerechtfertigt,  mit  Sievers 
eine  zweimalige  Reise  des  Wultila  nach  Konstantindpel  während 
der  Reg'ierungszeit  des  Theodosius  anzTinehmen. 

3.  Kraus  C.    Das  gotische  Weihnachtsspiel.     PBrB.  XX  224 — 57. 

Kritik  der  bisherigen  Ansichten.  Beweis,  dass  der  Hymnus 
weder  germ.  Wörter  noch  germ.  (iötternanien  enthält,  dass  er  sich 
vielmehr  vollkommen  in  den  Rahmexi  des  byzantinischen  Hofzeri- 
moniells  einfügt  und  sich  von  den  sonst  überlieferten  Akklamatio- 
nen in  keiner  \Veise  unterscheidet.  Dunkel  bleibt  nur  der  Ausruf 
Tou\,  dessen  Aut  hellung  den  Byzantinisten  und  .Musikhistorikern 
überlassen  bleibt.  Warum  das  Spiel  als  Gotthicum  und  die  Haupt- 
acteure    als  Gotthi    bezeichnet  werden,    ist    vorläufig    nicht   zu  ent- 


108  IX.  B.  Gotisch. 

scheiden,    so    langte    die  Zusiiniinensetzung-  des    <>-anzeii  Zeriinouien- 
huciies  noch  nicht  kritisch  khirg-eleg't  ist. 

4.  Braune  W.  Gotische  Grammatik.  Mit  einigten  Lesestücken  und 
Wortverzeiclinis.  Vierte  Auflage.  (=  Sammhmg  kurzer  (iramma- 
tiken  germanischer  Dialekte.  I).  Halle  Nieuieyer.  VIII  u.  140  S. 
g-r.  80.     2,60  M. 

h.  Braune  W.  A  Gothic  grammar  with  selections  l'or  reading*  and 
a  g-lossary  translated  (from  the  4tii  g-erman  edition)  and  edited 
Avith  explanatory  notes,  coniplete  citations,  derivations  and  corres- 
pondences  by  G.  H.  Balg-.  2.  Edition.  Mihvaukee  Wis.  228  S.  8«. 
S  1,35. 

6.  Friedmann  S.  La  ling'ua  g-otica.  Grammatica,  esercizi,  testi,  voca- 
bulario  comparato  con  ispezial  riguardo  al  tedesco,  inglese,  latino 
e  g-rec(..     Mailand  Hoepli  1896.     XIV  u.  335  S.  kl.  8^.     3  L. 

7.  Bugge  Soph.    Nachtrag  zu  IF.  V  168  ff.    IF.  V  274. 

Füg't  als  weitere  armenische  Lehnwörter  im  Gotischen  hinzu: 
1)  '"'nianaiiJs  aiis  arm.  ninauaiü  'assomigliante,  imitatore'.  —  2)  kau- 
2)otJ(in  zu  arm.  kopem  'dar  delle  busse'. 

8.  Holthausen  Ferd.    Got.  ahaks  —  lat.  acdjnter.     IF.  V  274, 

Zu  lat.  accijnter  für  *aci-jnter  .  aci  =  aha-.  Weiterbildung-  mit 
dem  bei  Vogelnamen  häufig-ern  Suffix  -ko-  .  ahaks  :  *acos  =  kranich : 
ae.  cran.  Die  Bedeutung-  des  lat.  Wortes  'Taubenstösser'  bestätig-t 
die  Etymologie. 

9.  Wood  Fr.  A.    (lotliic  hai]>i.     Mod.  Lang.  Notes  X,  7. 

10.  Mourek  V.  E.  Nochmals  über  den  Eintiuss  des  Haujitsatzes  auf 
den  Modus  des  Nebensatzes  im  Gotisciien.  Sitzg'sb.  d.  Böhm.  Ges. 
d.  W.  Prag.     21.  S.  8". 

Va-I.  Anz.  IV  116.  Erwiderung-  auf  die  Kritik  E.  Bernhardts 
ZZ.  XXVI II   1.30  ft'.  ^  W.  Str. 

C.    Nordg-ermanlsch. 

1.  Carpenter  W.  H.  Articles  'Scandinavian  Lang-uag-es',  'Swedish 
Language'  and  'Norweg'ian  Language'.  Johnson's  Universal  Cy- 
cloi)aedia.     VI  227.     VII  336-38.  847  f.     New  York. 

2.  Noreen  A.  Abriss  der  altnordischen  (altisländischen)  (Jrannnatik. 
(=  Sammlung-  kurzer  (Trammatiken  germanischer  Dialekte.  C. 
Abrisse  Nr.  3).     Halle  Niemeyer  1896.     1,50  M. 

3.  Kahle  B.  Altisländisches  Elementarbuch.  (^  Sammlung-  von 
Elementarbüchern  der  altgermanischen  Dialekte.  Unter  Mitwir- 
kung- von  Prof.  Dr.  K.  D.  r.üll)ring-,  Prof.  Dr.  F.  Holthausen, 
Dr.  B.  Kalile,  Prof.  Dr.  V.  Michels,  Dr.  L.  Sütterlin  hsg. 
von  W.  Streitl)erg.    III.  Band).    Heidelberg  Winter  18!)6.     4  M. 

4.  Lentzner  K.  Oldnordisk  Formlaere.  I.  (»utlines  of  old  Icelandic 
accidence  in  modciii   Danish.     Oxford.     32  S.  8". 

ö.  Wimmer  L.  F.  A.  Les  monuments  runicjues  de  rAllemagne. 
Traduit  par  E.  Beauvois.  Mem.  de  la  soc.  roy.  des  anticjuaires 
du  Nord.    Nouv.  .ser.  1H93  S.  228-300.     (Vgl.   IF.  Anz.  V  222.) 


IX.  C.  Nordg-ermaniseli.  109- 

6.  Bugge  S.  Norg-es  Indskrifter  med  de  a-ldre  Runer.  Heft  3. 
(S.  153—264).     Chi-istiania  Brog-g-er.     4«. 

7.  Wimraer  L.  F.  A.  Om  Undei'sög'elsen  ng-  TolUning-en  af  vore 
RunemindesiiKerker.  Universitets  -  ProgTani.  Kopenhagen  1895. 
120  S.  4t«». 

8.  Wimmer  L.  F.  A.  De  danske  Riinemindesnian-ker,  undersogte 
og  tolkede.  Afbildningenie  udtorte  at"  J.  M.  Petersen.  1.  De 
historiske  Riinemindesman-ker.  Kopenhagen  Gyldendal.  174  S, 
Fol.     25  Kr. 

9.  Storm  G.  To  Runestene  fra  Sonderjvlland  og-  deres  historiske 
Betydning.  (Med  et  Tilhvg  af  S.  Bugge.)  Hist.  Tidsskr.  udg.  af 
Norske  hist.  Foren.  3.  R.  III  1894  S.  354-378. 

Über  die  geschichtliche  Bedeutung  der  Runeninschriften  auf 
den  zwei  Vedelspang-Steinen.  Was  Prof.  H.  Möller  gegen  Wimmers 
Datierung  dieser  Inschriften  angeführt  hat,  ist  nicht  stichhaltig. 
Die  Inschriften  stammen,  wie  von  Wimmer  angenommen,  aus  der 
Zeit  c.  950...  (Vgl.  IF.  Anz.  IV  117,  V  223).  S.  375— 76:  Anhang  von 
S.  Bugge  Über  den  Namen  S'dfraskalli. 

10.  Freudenthal  A.  0.  Runinskriften  k  Tuukkala  spännet.  Öfvers. 
af  Finska  Vet.  Soc.  Förh.  XXV  1882—93  S.  1—3.     Helsingfors  1893. 

Von  der  Inschrift  sind  folgende  Wörter  deutlich:  Botvi  .... 
aika  mik  s:  Botvi  .  .  .  me  possidet. 

11.  Läffler  L.  Fr.  Nägra  ord  om  Tunestenens  sijosteR  ock  den 
därmed  sammanhängande  delen  av  inskriften.  Arkiv  f.  nord. 
filol.  XII  (N.  F.  8)  S.  98-101. 

Gegen  Fr.  Kauffmann:  Rezension  von  'Upsalastiidier'  Arkiv 
f.  nord.  filol.  Bd.  II  S.  309.  Es  folgt  S.  101—2  eine  kurze  Antwort 
von  Fr.  KaufFmann. 

12.  Läffler  L.  Fr.  Ännu  en  gang  sijosteR.  Arkiv  f.  nord.  tilol.. 
XII  (N.  F.  8)  S.  214—216. 

Antwort  an  Fr.  KaufFmann.     Vergl.   ebend.  S.  101 — 102. 

13.  Kock  A.  Till  frägan  om  w-omljudet  i  fornnorskan.  Arkiv  f. 
nord.  filol.  XII  (N.  F.  8)  S.  128-170. 

Eine  eingehende  Kritik  der  von  E.  Wadstein  verötfentl.  Schrift 
"Der  Umlaut  von  a  bei  nichtsynkopiertem  u  im  Altnorwegischen" 
(Upsala  1894).  Die  verschiedenen  Hypothesen  von  Wadstein  sucht 
der  Verf.  durch  ei-neuerte  Prüfung  des  Materials  und  Heranziehen 
von  neuem  zurückzuweisen.  Zum  Schlüsse  giebt  er  ein  kurzes 
Resume  von  seiner  Lehre  von  den  Umlautsverhältnissen  (u-  und 
/r-Umlaut). 

14.  Kock  A.  Nägra  grammatiska  bidrag.  Arkiv  f.  nord.  tilul.  XI 
(N.  F.  7)  S.  315-347. 

I.  Behau  düngen  av'?<  framför  assimilerad  nasal  i 
nord.  spräk.  Bei  der  Assimilation  des  Nasals  mit  dem  folgenden 
tenuis  {tnp  zu  pp  usw.)  wird  ii  zu  «,  wenn  nicht  i,  i  oder  u  nach 
diesen  Konsonantenverbindungen  folgen,  z.  B.  isl.  />i/kkja,  got. 
pugkjan  (M'mlaut:  u  zu  //),  isl.  stiittr,  altschw.  atunter,  drukku 
Prät.*3.  PI.  von  drekka  {uhWiht).  —  II.  Preteritiformer  tili  fsv. 
hdlda,  falla  och  behandliugen  av  bry tningsdiftongen  in 
den  vngre  fsv.     Im  Gegensatz  zu  Noreen  Paul  Grundriss  I  512 


110  IX.  C.  Nordjieniiaiiisch. 

§  221  (•  erklärt  der  Verf.  die  zahlreichen  in  der  altschw.  Litt,  vor- 
kommenden Formen  des  Prät.  von  halda  und  foUn  {hhdf.  hiolt, 
Ii/iflf.  Jiiilf,  holt  usw.)  dureh  die  analo^-ische  lunwirkung-  des  Prä- 
sens, und  zwar  so,  dass  diese  sicii  stets  im  Laufe  der  Zeit  aufs 
neue  wiederholt  hat.  —  Das  aus  e  oder  /  entstandene  io  wird  im 
jüng'eren  altschwed.  zu  ie,  bleibt  aber  vor  rif,  rf,  k(k),  gg,  gJi,  ng, 
nk.  —  in.  Till  växlinyen  Id  :  II  i  fornsvenskan.  Dentales 
l-\-d  \vird  im  Schwed  ll\  in  o-ewissen  altsehwed.  Hdschr.  weehselu 
aber  in  diesem  Falle  II  und  Id.  Die  verschiedene  Behandlung'  be- 
ruht auf  der  Akzentuation,  indem  die  Exspiration  bei  Id  nach  einem 
langen  Vokal  oder  Diphthongen  schwächer  war  als  nach  den  kur- 
zen Vokalen.  Man  hat  also  .slld  zu  .s-7//,  snlld.  —  IV.  Växling-  av 
///*-  och  J-  Ijuden  i  fornsvenskan.  Gegen  Noreen  Pauls  Grund- 
riss  I  484,  §  158  c.  gh  wird  mit  einem  folg-enden  konsonantischen 
i  zu  j  (i,  y  g-eschrieben),  bleibt  aber  sowohl  vor  einem  vokalischen 
i  oder  vor  e,  als  auch  vor  anderen  Vokalen.  —  V.  Till  växling-en 
y  :  i  i  fornsvenskan.  In  den  Urkunden  aus  Västergfötland  wird 
kurzes  y  zu  i  in  relativ  unakzentuierter  Silbe  (semifortis)  unmittel- 
bar nach  einem  konsonantischen  l,  welches  sich  nach  einem  ])ala- 
talen  Konsonanten  entwickelte,  z.  B.  skylder  (verwandt),  iivmskilder 
usw.  —  VI.  Ett  dialektdrag'  i  den  heiig' a  Birg'ittas  sprak. 
Über  den  Gebrauch  von  u.,  i  im  Auslaut  statt  o,  e  in  der  Sprache 
der  heilig'en  Birg-itta.  —  VII.  Utveckling'  a  zu  o  i  relativt  oak- 
centuerad  ställning'.  Im  Altschw.  wird  (dialektisch)  a  zu  o  in 
relativ  unakzentuierter  Silbe  zwischen  i\  tc  und  r:  aluora  aus  al- 
vara,  amcorda  aus  antvarpa  usav.  —  VI  IL  Enskilda  ord.  isl.  an, 
en  :  run.  pa7i  :  pen  'quam'.  Die  Formen  cm,  en  sind  durch  Weg- 
fall des  p  in  pmi  pen  zu  erklären  (g-egen  Noreen  Pauls  Grundriss 
I  505).  In  Komparativen  hatte  man  ursprüng'lich  sehr  oft  auslau- 
tendes n:  *1)atiR((n-])(tn,  \\o\o\\  *hidii!(in-ii(in  {7ip  zu  nn  wie  finpan 
zu  pnna).  —  isl.  gc.yi((  'bellen'.  Ursprüng'l.  eine  onomatopoietische 
Bildung-:  '^ga-'wnu-um  zu  ^'gn-auian  zu  *yauian  zu  geyia.  —  isl. 
iür,  an.  iaiir,  altdäu.  ior  (:=  jo)  ist  aus  einer  Verbindung'  von  ifi, 
iaii-\-er  (Präs.  von  vera)  entstanden. 

15.  Kock  A.  Zur  Behandlung-  des  durch  u  entstandnen  Brechungs- 
diphthong's  in  den  altnord.  Sprachen.     PBrB.  XX  117—40. 

1.  Zum  Wechsel  /olitf  im  Isländischen.  —  IL  Die  Behandlung' 
des  Brechung'sdiphthongs  ///  io  im  Altg'utnischen.  —  III.  isl.  fiörir 
aschwed.  fiürir.  —  IV.  Entwicklung'  des  durch  //-Brecliung'  entstan- 
denen Diphthong's  zu  ia  im  Altnorweg'ischen  und  Ostnordischen. 

16.  Wadstein  E.  Der  Umlaut  von  a  bei  nicht  synkopiertem  u  i 
fornnoiskan.  Skrifter  utg.  af  Humanistiska  Vetenskai)ssanifundet 
i  Up.sahi   111,  5.     Upsala  1894.     8". 

17.  Wadstein  E.  Nordische  P)ildung-en  mit  <leni  Präfix  ga-.  \V.  V 
1-82. 

IS.  Karsten    'V.    E.    Studier    öfver    de    nordiska    spräkens   primära 

udiiiinalbildning'  1.     Dissertation.     Helsingfors.     121  S.  8'\ 
l!t.  Hellquist  E.    Ordfürklaringar.     Arkiv  f.  nord.  liiol.  NT  (X.  F.  7) 

S.  ;{4s-:j.-)0. 

I.  Isl.  (dlynges,  oUonges  'helt  och  hallet'.  Mit  ag's.  ecdlunjti 
'gänzlich'  zu  vergleichen,  und  mit  as.  (dang  'integ-er'  —  aiul.  ahing 
verwandt  (geg'en  Noreen  Gramm.  S  199).  —  II.  Isl.  />r<i't(f)(i,  altschw. 
I)r(f't[t)(i  'träta'  ist  eine  iterative  Bildung'  mit  Sutt'.  -tditin  :  germ. 
■pnodKitnin-  von  pmidi-,    idg'.  frank-,    lit.   fräidisniax,    mhd.  dranc, 


IX.  C.  Nordg-ermanisch.  111 

drang,  isl.  prouq.  Dieser  Stamm  steht  im  Ablautsverhältnis  zu  ido-. 
irenk-,  lit.  fri'iiJdi,  g-ot.  preihan  (von  *pri)ih-),  ahd.  dringau,  as. 
thringan,  ag-s.  pringan,  isl.  prgngi-a.  Verwandt  ist  dann  auch 
schwed.  thrä/igfa,  trängta  und  enthrätter,  enthräftin.  Vielleicht  ist 
auch  hiermit  isl.  prä  usw.  zusammenzustellen. 

•20.  Thorkelsson  P.  Beygingarreg-lur  i  islenzku  med  frönskum  sk\'- 
ring-uiii.     Kiipenhag-en  lb94.     KJO  S.  S'^'o. 

21.  Thorkelsson  J.  Beyg-ing-  sterkra  sagnorda  i  islenzku.  7.  hepti- 
IJeykjavik  1S94.     XIl"  f  S.  481—576.  S«. 

22.  Nygaard  M.  Kan  oldii  er  va're  particula  expletiva?  Ai-kiv  f. 
nord.  tilol.  XII  (N.  F.  8)  S.  117-128. 

Der  Verf.  untersucht  eine  Reihe  von  Stellen  in  der  alten  isl. 
Litt.,  wo  man  dem  relat.  er  eine  besondere  Stellung-  und  Bedeutung- 
als  'particula  expletiva'  allg-emein  zug-eschrieben  hat  (vg-1.  Egilsson 
Lex.  poet.,  das  Oxforder  Wörterbuch,  Fritzners  Wörterbuch,  Geriug's 
Glossar).  Bei  genauerer  Prttl'ung-  ergiebt  sich,  dass  keine  genügen- 
den Gründe  dafür  sprechen,  das  AVort  anders  wie  gewöhnlich  auf- 
zufassen (d.  h.  mit  relat.,  temporal,  oder  kausal.  Bedeutung). 

23.  Fritzner  J.  Ordbog  over  det  gamle  norske  Sprog.  Omarb.  og 
forbedret  Udgave.  29.  Hefte,  {väpnfimr—virdingamnnr.)  Kristia- 
nia Mailing.     S.  865-960.     8».     1,50  Kr. 

24.  Kälund  Kr.  Rettelse  til  J.  Fritzners  Gammelnorske  Ordbog. 
2.  udg.     Arkiv  f.  nord.  filol.  XI  (N.  F.  7.)  S.  314. 

Der  Art.  skrcema  in  dem  Wörterbuch  v.  Fritzner  muss  aus- 
fallen.    Cod.  A.  M.  122  b,  fol.  hat  deutlich  'skrnmir  . 

25.  Thorkelsson  J.  Supplement  til  islandske  Ordbeger.  II.  Saml. 
Ny  Udg.  2—5.  Hefte.  (Berlin)  Skandinav.  Antikvar.  192  S. 
8».     2,40  Kr. 

26.  Thorkelsson  .J.  Sup])lement  til  islandske  Ordbög-er.  III.  Sämling. 
8— 9.  Hefte,  (klökkri-rümföt).  Reykjavik  1894— 95.  S.  561— 880.  80. 

27.  Lind  E.  H.  Nagra  anmärkning-ar  om  nordiska  personnamn. 
Arkiv  f.  nord.  filol.  XI  (N.  F.  7)  S.  259—272. 

I.  Das  Betonungsverhältnis  zwischen  Vorname  und  Zuname, 
S.  259-66.     IT.  Einige  westnordische  Taufnamen,  S.  266-72. 

2S.  Gislason  K.  Forehvsninger  over  (»Idnordiske  SkjaldekAad.  Udg. 
.if  Komiiiissionen  for  det  Arnamagna-anske  Legat.  (Efterladte 
Skrifter.     1.  Bd.)     Kopenhagen  Gyldendal.     32S  S.     8».     5  Kr. 

29.  Wadstein  p].  Bidrag  tili  tolkning  ock  belysning  av  skalde-ock 
edda-dikter.  III.  En  irländsk  vikingakung  i  Vnglingatal.  Arkiv 
f.  nord.  filol.  XII  (N.  V.  8)  .S.  30-46. 

Enthält  verschiedene  Worterklärungen   (vgl.  IF.  Anz.  V  225). 

30.  Noreen  A.  Spridda  studier.  Populära  uppsatser.  Stockholm 
Geber.     212  S.     8«.     2,75  Kr. 

31.  Finska  bidrag-  tili  svensk  spräk-och  folklifsforskning,  utgifna  af 
.Svenska  landsmitlsförening-en  i  Helsingfors.  Helsingfors  Svenska 
landsmälsfören.  (1894).    318  S.  u.  1  Taf.     8^     3,75  Kr. 

32.  Beckman  N.    Bidrag-  tili    kännedomen   om    1700-talets    svenska. 


112  IX.  C.  Nordg'eniiaiiisch. 

Hofvudsakligen  efter  Sven  Hofs   arbeten  (Fortsetzung').     Arkiv  f. 

nord.  filol.  XI  (N.  F.  7)  S.  213—258.  (Anch  separ.  als  Doktor-Dissert.) 
V<rl.  IF.  Anz.  V  226.  Die  Konsonanten,  S.  213—16.  Die  Vo- 
kale, S.^216— 21.  Silbenbau  xisw.,  S.  221—23.  Akzent  und  Quantität, 
S.  223—42.  Exkurs  II.  Über  die  Quantität  der  Vokale  vor  rd,  rl, 
rn  und  über  die  Aussprache  dieser  Konsonanteng-ruppen  in  der 
Sprache  Westes,  S.  242—46.  —  Aus  der  Formenlehre.  Substantiv, 
Adjektiv,  Zahlwort,  Pronomen,  Verbum.  S.  246  —  255.  Wortbildung's- 
lehre,  S.  255—56.     Syntax,  S.  256—58.     Zusätze,  S.  258. 

33.  Noreen  A.  Inledning-  tili  modersmalets  Ijudlära.  Sommarkur- 
serna  i  IJppsala.    Grundlinjar  tili  föreläsning-ar.    Uppsala.   16  S.  8°. 

34.  Sunden  D.  A.  Svensk  sprftklära  i  sammandrag-  för  de  allmänna 
läroverken.  12.  omarb.  uppl.  Stockholm  Beckman.  247  S.  8*'. 
1,50  Kr, 

35.  Schultz  V.  E.  Grammatiska  iag-ttagelser.  Gymnasial -Progr. 
Linköping',  Eksjö  &  Vadstena  1894—95.     Linköping-.     16  S.  4^. 

Inhalt:  Beiträg-e  zur  Syntax  der  schwedischen  Sprache:  L 
Direkt  och  indirekt  tal.  IL  Pronomen.  III.  Sats  och  mening.  IV. 
Transitiva  och  intransitiva,  aktiva  och  passiva  verb.  V.  Futurum 
preteriti.  Konditionalis.  VI.  Adverbial.  Attribut.  VII.  Pronominal- 
ord. Korrelativa  ord.  VIII.  Konjunktionerna.  IX.  Satzförening-. 
Föreningsord.     Bisatzers  indelning-.     X.  NAgra  bisatser. 

36.  Cederschiöld  G.  Gm  s.  k.  subjektlösa  satser  i  svenskan.  Nord. 
Tidskr.  utg-.  af  Letterstedtska  fören.  1895.     S.  340—358. 

Allg-emeine  Bemerkungen  über  die  sogen,  subjektlosen  Sätze. 
Ausführliche  Übersicht  der  verschiedenen  Formen  von  subjektlosen 
Sätzen  im  Neuschwedischen  und  der  Bedeutungsverhältnisse  der- 
selben. 

37.  Söderwall  K.  F.  Ordbok  öfver  svenska  medeltids-spräket.  15.  h. 
(siker-skyntcr.)     Lund.     S.  329—408.     4^.     5  Kr. 

38.  Veudell  H.  Terminologien  i  äldre  Vestgöta-  och  Üstgötalagarne. 
Helsingfors  Lindstedt  1894.     68  S.     S».     3  Fmk. 

39.  Ordbok  öfver  Sven.ska  spräket,  utg.  af  Svenska  Akademien. 
1.  Bd.  H.  2—3.  (Afbild-afr;lda.)  Lund  Gleerup  1894—95.  S.  113— 
432.     4t".     ä   1,50  Kr. 

40.  Hjelmquist  Th.  ()m  bcgagnandet  af  Svenska  akademieus  ord- 
bok. Nägra  aniiiärkningar.  Lund  Gleerup  1894.    35  S.    8"\    0,25  Kr. 

41.  Cederschiöld  G.  (Jm  de  senast  framstälda  fordringarna  pA  en 
historisk  ordbok.  Programm.  Göteborg  högskola.  1894.  Göte- 
borg Wettergi-en  &  Kerber  1894.     41  S.     8".     0,50  Kr. 

42.  Dalin  A.  F.  Svenska  sprAkets  synonymer.  2.  uppl.  granskad  och 
redigerad  af  .1.  K.  Spilhannnar.  Stockholm  Beckman.  395  S.  8^*. 
3  Kr. 

43.  Eock  A.  Belysning  af  nftgra  svenska  ord  och  uttryck.  Anti- 
qvar.  tidskr.  f.  "Sverige  XVI  Nr.  3.  S.  1—24. 

Erklärung  verschiedener  schwedischen  Wörter  und  Ausdrücke: 
flicka  (Mädchen  =  norw.  fteikjd  von  verb.  ficikjd).  —  altschw. 
i<iraki/rn'tsm(vn,  iam  fik  n  rnism(e)i  (Schiedsmänner,  Kompositum 
mit  in'niDi  von  ■^'ki/rni  (<a-St.),   vgl.  mnd.  krir{e),    Entsclu!idung,    von 


IX.  C.  Nordgermanisch.  113 

korinn,  part.  zu  kiösa).  —  Altschw.  r  am  ata  flcut,  ra7amata  flcetta 
(=  "aftag-aiide  (mejande)  af  groft  gras",  vgl.  isl.  verb.  fetta).  — 
altschw.  t'ogi/er  (=  'biikhinna',  Bauchfell,  vgl.  uorw.  rogga).  — 
altschAv.  sama  u  stßica  (Rimkrön.  I  1986  ff.  saman  st  dt,  nicht  von 
stöpa,  sondern  aus  samanstmca  =  'spana  upp',  sammeln).  —  altsclnv. 
fiiper  'mäktig'.  (Die  frühere  Ansicht,  dass  sipari  =  'senare',  sp.äter, 
ist  nicht  stichhaltig,  sipari  ist  Komparativ  zu  sid  'längt  nedhäa- 
gande',  im  Norweg.  =  schwei-,  mächtig  usw.).  —  altschw.  sirla  {:= 
nschw.  särla  spät,  aus  *sictrla  von  Kompar.  s'idr  später,  vgl.  isl. 
siperla  und  sipar.  Mit  Bezug  auf  den  Ausfall  von  d  vgl.  *Iydreftr 
zu  Igritr  usw.).  —  altschw.  therdsmanadh,  altdän.  tarmaaneth 
(mit  Bugge  zii  adj.  j&wr?*  von  pverra  hinzuführen).  —  S.  13—24: 
altschw.  i  aftons,  i  aftonse,  neuschw.  i  afse,  i  jidas,  i  söndags  usw. 
Die  Formen  Präp.  i+Gen.  (^  aftons)  usw.):  urspr.  hatte  man  *aftotis 
(vgl.  got.  gistradagis)  neben  i  afton,  später  wurde  dann  auch  die 
Präp.  i  vor  den  Gen.  gesetzt.  Die  Formen  auf  -se  sind  aus  Ver- 
binchmgen  mit  dem  demonstr.  -si,  -se  entstanden,  vgl.  run.  sa-si, 
pan-si,  pau-si,  7ti)'-si  (hier).  Die  Formen  auf  -as:  im  Norweg.  hat 
man  ^  sumav  und  i  siiniar  var  =  schwed.  i  somras.  Früher  sehwed. 
i  sommars  som  var  (1510);  es  ist  dann  wahrscheinlich,  dass  man  in 
alten  Zeiten  */  somar-tcas  sagte,  wovon  *?"  somaras,  i  somras,  dgl. 
Wilriic)as,  wintr{u-)as,  iül{ic)as.  Vgl.  Schagerstrom  Arkiv  f.  n.  Fil. 
IV  338,  Noreen  ebd.  N.  F.  II  338,  Beckman  Sv.  landsw.  XIII  nr.  3.  49. 

44.  Kjöllerström  P.  A.  Svensk  namnbok.  Dopnamn,  ättenamn, 
ortnamn.     Ulricehamn  Kjöllerström.     177  S.     8"^.     1,50  Kr. 

4,5.  Nordfeit  A.  En  fransk-svensk  etymologi.  Arkiv  f.  nnrd.  filol. 
XII  (N.  F.  8)  S.  201—204. 

Der  schwedische  Ausdruck  "Klockarkärlek,   kär  som   en  klo- 
karkatt"  stanmit  vom  französ.  amour  de  clocher. 

4(5.  Lundell  J.  A.  De  svenska  folkmälen.  Sommarkurserna  i  Upp- 
sala.     Grundlinjar  tili  föreläsningar.     Uppsala.     15  S.     8^. 

47.  Sax6n  R.  Finska  länord  i  östsvenska  dialekter.  Spräkhistoriska 
studier.     Dissertation.     Helsingfors.     132  S.     8''. 

48.  Norges  gamle  Love  indhil  1387.  V.  Bd.  2.  H.  indeholdende 
Glossarium  og  Anhang  1—3,  samt  Tilla>g  og  Rettelser,  udg.  efter 
offentlig  Foranstaltning  ved  Gustav  Storni  og  Ebbe  Hertzberg. 
Christiania.     XIII  +  846  S.    4to. 

49.  Ross  H.  Norsk  Ordbog.  Tilheg  til  'Norsk  Ordbog'  af  Ivar  Aasen. 
15  —  16.  H.  (Schluss).  Kristiania  Alb.  Cammermeyer.  XX  +  997  S. 
8<'.     kpl.  12  Kr. 

50.  Falk  H.  Sprogets  visne  blomster  Fortsa-ttelse  af  'Vanskabninger 
i  det  norske  sprog'.     Christiania  Cappelen.     67  S.     8**.     1  Kr. 

51.  Larsen  A.  B.  Lydhvren  i  den  solurske  Dialekt  is;er  i  Forhold 
hil  ( )ldsi)roget.  Udgivet  for  Hans  A.  Benneches  Fond.  Videnskabs- 
selskabets  Skrifter  II.  Hist.  filos.  klasse  1894.  No.  4.  Christiania 
DybAvad.     176  S.     8".     4,80  Kr. 

52.  Falk  Hj.  Knnd  Knudsen.  Arkiv  f.  nord.  tilnl.  XII  (N.  F.  8) 
S.  92—97. 

Nekrolog  des  1895  gestorbenen  norwegischen  Spracliforschers 
K.    K. 

Anzeiger  VII  1  u.  2.  ö 


114  IX.  C.  Nordgennanisch. 

53.  Blandinger.     Daiiia  III  91—94,  104—136. 

Aus  dem  Inhalt  hervorzuheben:  IV.  O.  Sieshye  En  sprog'lig 
addition  (8.  92—9;):  der  dän.  Ausdruck  et  npir  aiis  deutseh  eins 
hier).  —  VI.  H.  Schuehard  'V'ole'  i  Lhombre  (aus  rohire,  fliegen), 
vgl.  'Dania'  III  36.  —  XI.  Kr.  Mikkelsen  Mere  oiii  substantivers 
overg-ang  til  adjektiver.  (Zu  Jesi)ers(ui  Dania  III  SO  ff.).  —  XII. 
Kr.  Nvro])  Katakreser.  (Nachlese  zu  Verf.s  Abliandl.  in  Testkrit't 
til  Villi.  Thonisen',  vgl.  IF.  Anz.  V  126).  —  XIII.  Sprogprove  fra 
Vendsyssel  von  J.  M.  Jensen.  (Spraehprobe  mit  der  Lautschrift 
von  Prof.  O.  Jespersen  Dania  I,  nebst  dänischer  Übersetzung).  — 
XIV.  Kr.  Nyrop  Ballade.     Über  das  Argot-Wort  ballade). 

54.  Dahlerup  V.    Dansk   Sprog.     Salmonsens  störe  illustr.    Konver- 
sationslexikon for  Norden.  IV  971—992. 

55.  Groth  P.  A  Danisch  and  Dano-Norwegian  Grammar.    Christiania 
Cammermeyer.     VI  +  143  S.     8^.     3  Kr. 

56.  Boberg  V.    Den  danske  Retskrivnings  Historie  i  de  sidste  200  Ar. 
Kortfattet  frenistillet.     Kopenhagen  Gjellerup.     70  S.    8^.     1  Kr. 

57.  Jespersen  O.    Den  bedste    danske  udtale.     Nord.   Tidskr.  iitg. 
af  Letterstedtska  fören.     1895.     S.  611— 631. 

58.  Jespersen  0.   Substantivers  overgang  til  adjektiver.     Dania  III 
80—90. 

Der  Verf.  giebt  hier  eine  systematische  Darstellung  von  dem 
Übergang  der  Substantive  in  die  Klasse  der  Adjektive,  besonders 
im  Dänischen.  Nach  einleitenden  Bemerkungen  ü))er  dergleichen 
Prozesse  in  der  Sprachentwicklung"  wird  das  Material  folgender 
massen  eingeteilt:  1)  Der  IJbergang  durch  den  (iebrauch  der  Sub- 
stantive in  der  Apposition,  wie  lat.  über.  2)  durch  die  Stellung  als 
Prädikatswort,  wie  deutsch  not.  S)  durch  Genitiv -Funktion,  wie 
dän.  fcelles,  .stakkels.  4)  durch  den  Gebrauch  als  erstes  Glied  eines 
Kompositums. 

59.  Jespersen  ( ».    En  sproglig  vordiforskydning.     O;/  =  At.     Dania 
III  145-183. 

Enthält  sehr  bedeutende  und  ausführliche  Untersuchungen 
über  die  Konkurrenz  der  zwei  dänischen  Konjunktionen  ot/  und 
ot.  Als  .syntaktisches  Phänomen  ist  dieses  in  den  ^  eischiedeiien 
europäischen  Sprachen  sehr  wohl  bekannt,  so  im  Deutsciien  und 
lür  ZK,  engl,  ani!  für  to,  franz.  et  für  de  usw.;  im  Dänischen 
hat  aber  dieses  Phänomen  eine  viel  g'rössere  Verbreitung,  die  nur 
durch  Mitheranziehuiig  lautlicher  Vorgäng-e  sich  erklären  lässt.  In 
der  Aussjjrache  sind  nämlich  die  zwei  Wörter  sehr  häutig  in  die 
Form  a  zusanniiengefallen.  Es  folgt  eine  l'bersicht  der  verschie- 
denen Fälle,  wo  die  VerAvechslung*  mögiicii  ist,  mit  zahlreichen  Bei- 
spielen, sowohl  aus  der  gedruckten  Litteratur,  als  auch  aus  der 
täglichen  Sprache  und  den  Dialekten.  Im  Schlüsse  der  Abhandlung 
warnt  der  Verf.  geg'en  die  Neigung  bei  sprachlichen  Erklärungen 
einseitig  ein  Prinzip  zu  befolgen.  S.  183  enthält  einige  Bemerkun- 
gen von   Dr.  O.  Sicsbye. 

60.  Dalin  .\.  F.    Dansk-norsk  och  svensk  ordl)og.     2.  up])l.  af  J.  U. 
Spilhammar.     Stockholm    ISeckman.     685  S.     8".     geb.  4  Kr. 

61.  Gigas  E.    Lhomi)res|)illets  terminologi.     Dania  III  21—36. 

lieliandelt  in  lexikalischer  Ordnung  die  im  Dänischen  üblichen 
Ternn'ni   des  Ehoml)respiels. 


IX.  C.  Nordgermanisch.  115 

<32.  Sandfeld  Jensen  Kr.    Ordet  'Laban'.     Dania  III  97—104. 

Über  den  rrsprung  des  dänischen  Schimpfnamen  Xabaii'. 
Gegen  Trier  (Festskrift  til  V.  Thomsen,  vgl.  IF.  Anz.  V  229)  behaup- 
tet der  Verf.,  dass  'Laban'  sehr  gut  mit  dem  alttestamentlichen  L. 
identisch  sein  kann.  Das  Wort  muss  vom  Niederdeutschen  gekom- 
men sein;  dort  hatte  man  verschiedene  Formen  mit  Iah-  oder  laj)-, 
mit  welchen  der  bibl.  Name  sich  leicht  verband. 

^i3.  Steenstrup  J.  C.  H.  R.  Nogle  Bidrag  til  vore  Landsbyers  og- 
Bebyggelsens  Historie.  Hist.  Tidsskr.  udg.  af  dansk  bist.  Foren. 
VI  R.  V  313—366. 

Beiträge  zur  Geschichte  der  dänischen  Dörfer  usw.  Enthält 
wichtige  Beiträge  zur  Etymologie  der  dänischen  Ortsnamen.  S.  3-48  — 
49  Note  2  Bemerkungen"  von  Prof.  Herrn.  Möller  über  die  Etymo- 
logie der  Endung  -läse.  Dieses  kann  aus  germ.  'Has-iria  oder  *lös-ia 
(von  lesen  ags.  lesan,  engl,  lease)  entstanden  sein  und  ist  mit  ags. 
l(ss  'iiasture,  pascua',  germ.  *lesicä  nahe  verwandt. 

64.  Thorsen  P.  K.  Danske  Almuesmaal.  Salmonsens  störe  illustr. 
Konversationslexikon  for  Norden  IV  1095 — 1097. 

65.  Thorsen  P.  K.  Sprogarteu  pit  Sejero.  Udgivet  af  Universitets- 
Jubilif  ets  danske  Samfund.  3.  Hefte  (Schluss).  Kopenhagen  Kleins 
Eftf.     96  S.     80.     1,75  Kr. 

■Gß.  Feilberg  H.  F.  Bidrag  til  en  Ordbog  over  jyske  Almuesmäl. 
Udg.  af  Universitets-Jubihieets  danske  Samfund.  13.  H.  {kirke- 
gaard.sdif/e  —  klavre).  Kopenhagen  Kleins  Eftf.  S.  129 — 176. 
80.     1,50  Kr. 

•67.  Larsen  K.  Gm  dansk  Argot  og  Slang.  Dania  III  49—79.  105— 
117,  (Fortsetzung  folgt). 

Über  Argot  und  Slang  im  Dänischen.  I  (S.  49  —  69.)  Allge- 
meines über  das  Verhältnis  zwischen  Argot  und  Slang.  II  A.  Argot 
des  Landmilitärs    (S.  69—79.)    B.  Argot  des  Seemilitärs  (S.  105—117). 

68.  Larsen  K.  Dansk  Soldatersprog  til  Lands  og  til  Vands.  1.  & 
2.  Opl.     Kopenhagen  Schubothe.     54  S.     8».     1  Kr. 

69.  Salin  B.  De  nordiska  guldbrakteaterna.  Nägra  bidrag  tili  känne- 
domen  om  brakteaternas  utbredning  och  kulturhistoriska  bety- 
delse.  En  arkeologisk  Studie.  Anticjuarisk  Tidskr.  f.  Sverige  XIV 
No.  2.     Stokholm  Wahlström  &  Widstrand.     111  S.     80.     2  Kr. 

Archäologische  Studien  über  die  nordischen  goldenen  Brak- 
teaten.  Beiträge  zur  Keuntniss  der  Verbreitung  der  Brakteaten 
lind  deren  kulturgeschichtlicher  Bedeutung. 

70.  Müller  S.  Vor  Oldtid.  Ku  popuher  Fremstilling  af  Danmarks 
Arka'ologi.  3—9.  Levering.  Kopenhagen  Pliilipsen.  je  48  S.  8". 
A  1   Kr. 

71.  Boye  ^'.  Fund  af  Egekister  fra  lironzealderen  i  Danmark.  Et 
monografisk  Bidrag  til  Belysning  af  ih-onzealderens  Historie.  Med 
Kobbertavler  samt  Afbildninger  i  Texten  af  A.  P.  Madsen.  2.  Hefte. 
Kbhn.  Host.     48  S.  u.  8  Taf.     Fol.     10  Kr. 

72.  Madsen  A.  P.  &  Neergaard  C.  Polyandres  Jutlandais  de  la 
periode  preromaine  de  läge  de  fer  traduit  par  E.  Beaiivois.  Mem. 


116  IX.   C.  Nordgermanisch, 

de  la  soc.  roy.  des  anti(|uaire.s  dii  Nord.  Noiiv.  ser.     1894.     S.  329 — 
364.     (Vgl.  IF.  Anz.  V  230). 

73.  Steenstrup  J.  C.  H.  R.  Hvorlaiiige  have  Danske  boet  i  Danmark  ?^ 
Nogle  BeiiKi-rkiiinger  om  arkteologisk  og  historisk  ]\Iateriales  Bevis- 
evne.     Hist.  Tidskr.  udg.  af  dansk  bist.  Foren.  VI  R.  VI  114-138. 

Gegen  die  von  Montelius  und  andern  Archäologen  u.  Sprach- 
forscbei'n  vertretene  Ansiebt,  dass  die  Bevölkerung  des  Nordens 
von  den  ältesten  Zeiten  und  durcb  alle  Entwicklungsstadien  in  den- 
selben Gegenden  gewobnt  habe.  Der  Verf.  kommt  zu  dem  Resultat, 
dass  die  archäologischen  Ergebnisse  uns  keineswegs  dazu  berech- 
tigen derartige  Theorien  aufzustellen:  sie  erzählen  von  bleibenden, 
ruhigen  Zuständen,  zur  Beleuchtung  der  einzelnen  Völkerindivi- 
dualitäten oder  eigentlichen  Begebenheiten  können  sie  aber  sehr 
wenig  beitragen,  wenn  nicht  historische  Data  hinzutreten. 

74.  Wiklund  K.  B.  Om  Kvänerna  och  deras  nationalitet.  Arkiv 
f.  nord.  Filol.  XII  (N.  F.  8)  S.  103—117. 

Nach  der  Ansicht  des  Verfassers  waren  die  'Kva^ner'  nicht, 
wie  allgemein  angenommen  wird,  finnischer  Herkunft,  vielmehr  ist 
es  wahrscheinlich,  dass  sie  zur  skandinavischen  Rasse  gehörten. 

75.  Bugge  S.  ^Nlindre  Bidrag  til  nordisk  i\Iythologi  og  Sagnhistorie. 
I.  Finmjällin.     Aarb.  f.  nord.  Oldk.  IL  R  X  123-138. 

Verf.  vermutet,  dass  von  den  zwei  Formen  finngälkn  und 
finnyälkan  die  letztere  die  ursprüngliche  ist.  *galkan  kann  aus 
*yandlikan  entstanden  sein  (vgl.  ni(in-likan)  ■=^  'gand' -  Gestalt. 
Das  Wort  ifandr  (ein  böser  Geist)  vielleicht  aus  ^(jandan  =  *(ja- 
andau,  wie  got.  (jii.skohs,  gaguds  usw.  Durch  die  X^erbindung  mit 
dem  Namen  des  finnischen  Volkes  entstand  der  Name  finngälkan. 
In  späterer  Zeit  wurde  vielleicht  die  Vorstellung  vom  Fabelthiere 
finngdlkn  von  der  Sphinx-Gestalt  beeinflusst,  denn  die  Norweger 
haben  wahrscheinlich  in  der  Vikingerzeit  in  Britannien  öfters  von 
der  Sphinx  od.  Sfinga  gehört,  und  eine  angelsächs.  Form  *finngaJikan 
aus  '■^sfingalica  <^^sphingata  etfigies)  ist  sehr  wohl  denkbar.  Die  Eigen- 
schaften des  fremden  "Wundertieres  wurden  dann  natürlich  auf  das 
einheimische  finngälkn  übertragen. 

79.  Eyjölfsson  S.  Um  (Vlin  i  alf)yrtutrii  sidari  tima.  Timarit  h. 
islenska  Ix'.Umenntafjel.  XV.     is;i4.     S.  134-197.     80. 

77.  Much  R.    Ulis  Schiff.     PBrB.  XX  35  f. 

Die  bisherigen  Erklärungen  des  Kenning  für  'Schild'  xui- 
genügend.  l'lls  ist  eine  Personifikation  des  Winters.  Bedient  sich 
des  Schneeschuhs  ;  geht  mit  einem  Knochen  wie  mit  einem  Schitt" 
übers  Meer  (Knochenschlittschuh).  Danach  zu  erwarten,  dass  der 
Schneeschuli  oder  Schlittschuh  'Ulis  Schift"  heisse.  Nun  ist  aber  der 
gebräuciilichste  Name  für  Schneeschuh  skid,  nicht  nur  =  scheit, 
sondern  auch  =  ir.  .skiafh  usw.  'Schild'.  Danach  Übertragung  leicht 
möglicii.  Doch  ist  auch  mit  der  Möglichkeit  zu  rechnen,  dass  auch 
skjoldr  dopjK'lsinnig  war;  denn  auch  es  heisst  ursprünglich  'Brett' 
(Kögel  IF.  IV  .-il!)). 

78.  Kahle  B.  Krauklieitsl)escliwöruugen  des  Nordens.  Z.  d.  Ver. 
f.  Volksk.  V  194-199. 

79.  äcepkin  J.  N.  Das  skandinavische  Begräbnis  mit  Schiff  (russ)... 
Zur.  Min.  CCXCV.     1894  Sept.     S.  38-6L 

Kopenhagen.  D.  Andersen. 


IX.  D.  Westgermanisch.  117 

D.  Westgerinaiiisch. 

Langoba  rdi  seh. 

1.  Brückner  W.  Die  Sprache  der  Langobarden.  Strassburg  Trüb- 
ner. XVI,  33S  S.  80.  8  M.  A.  u.  d.  T.:  Quellen  und  Forschun- 
gen zur  Sprach-  und  Kulturgeschichte  der  germanischen  Völker. 
Hrsg.  von  Alois  Brandl,  Ernst  Martin,  Erich  Schmidt.  75.  Hft. 

Englisch. 
Grammatik. 

2.  Garnett  Jam.  M.  The  Progress  of  p]nglish  Philology.  Am.  Phil. 
A.ss.  Proceedings  XXV  S.  XXI— XXIII. 

Übersicht  über  das  Studium  der  englischen  Sprache  in  den 
letzten  25—30  Jahren. 

3.  Lindelöf  U.  Grunddragen  af  engelska  sprakets  historiska  Ijud- 
ooh  formlära.     Helsingfors  Hagelstam.     108  S.  S^.     1,80  Kr. 

4.  Morris  E.  Historical  outlines  of  English  accidence.  Comprising 
chapters  ou  the  history  and  development  of  the  language  and 
Wordformation.  Revised  by  L.  Kellner,  Avith  the  assistance  of 
H.  Bradley.     London  Macmillan.     480  S.  8«.     6  Sh. 

5.  Cook  A.  S.  Exercises  in  old  English.  Boston  Ginn  &  Co.  73  S.  8". 

6.  Sievers  E.  Abriss  der  angelsächsischen  Grammatik.  Halle  Nie- 
meyer. III,  56  S.  m.  2  Tab.  80.  1,50  M.  A.  u.  d.  T.:  Sammlung 
kurzer  Grammatiken  germanischer  Dialekte.  Hrsg.  v.  W^.  Braune. 
C.  Abrisse.  Nr.  2. 

7.  Morsbach  L.  Mittelenglische  Grammatik.  Halle  Niemeyer.  VIII, 
192  S.  8".  4  M.  A.  u.  d.  T.:  Sammlung  kurzer  Grammatiken  ger- 
manischer Diaekte.     Hrsg.  v.  Wilh.  Braune.  VII.  1.  Hälfte. 

8.  Flügel  E.  Neueuglisches  Lesebuch.  Zur  Einführung  in  das  Stu- 
dium der  Denkmäler  selbst  nach  den  Handschriften  u.  ältesten 
Drucken  hrsg.  1.  Bd.  Die  Zeit  Heinrichs  VTII.  Halle  Niemeyer. 
XII,  547  S.  8«.     10  M. 

9.  Hewitt  H.  M.  and  Beach  G.  Manual  of  our  Mother  Tongue. 
lOti»  ed.  Vol.  2.     London   W.  H.  Allen.     VII,   391  .S.  8".     2  s.  6  d. 

10.  Sweet  H.  A  primer  of  spoken  English.  2^  ed.,  revised.  Ox- 
ford Clarendon  Press.     8».     3,6  sh. 

11.  Sweet  H.  Elementarbuch  des  gesprochenen  Englisch  (Gramma- 
tik, Texte  u.  Glossar).  3.  verb.  Auti.  Oxford  Clar.  Press,  Leipzig 
T.  0.  Weigel  Nachf.  (C.  H.  Tauchnitz).     8«.     2,40  M. 

12.  Brenner  0.  Zur  Aussprache  des  Angelsächsischen.  PBrB.  XX 
554 — 559. 

Mit  Bezug  auf  Bremer  in  IF.  IV  über  die  Chronologie  ger- 
TTianischer  Lautübergänge,  der  die  Buchstaben  mehr  als  billig  in 
•den  Vordergrund  der  Betrachtimg  gestellt  hal)e.  In  je<^//*  und  jeV;- 
fon  ist  nicht  Diplithongierung  von  ce  und  A  anzunehmen,  sondern 
der  Vorlaut  e  ist  eingetreten,  weil  <z  für  j  zu  wenig  ])alatal  war. 
Gerade  so  ist  es  mit  dem  i  in  jiefan,  trotz  des  späteren  jifan  war 
•die  Aussprache   doch  wohl   .pefcin,   und  jifnn  entstand    durch  fort- 


118  IX.  D.  Westg-ermanisch. 

schreitende  Palatalisierung  oder  durch  Anlehnung-  an  jifest  usw. 
Auch  in  hlehhan  hätte  e  bleiben  können,  wenn  hh  durch  j  palatal 
g'eworden  war.  In  ceorfmi  ist  zuerst  Dipiithongierung-  von  e  z\i  i'e 
eingetreten,  dann  Brechung",  also  cU-ßrfdnx  dann  wurde  e  geschlos- 
sen, der  Vorlaut  überflüssig  und  unterdrückt.  Der  Urechungsdiph- 
thong  eo  Hess  das  e  entschieden  vorherrschen  (wird  me.  e),  das 
diphthongierte  eo  dagegen  das  o  (me.  o).  Auch  ea  war  nach  dem 
Me.  auf  zweiter  Stelle  betont.  Ob  aber  der  Laut  ^'d  oder  «"oe  war, 
lässt  sich  nicht  sagen,  denn  auch  'Ve  hätte  me.  a  werden  müssen. 
Bei  cf<7r/'muss,  im  Gegenteil  7.W.  ceorf,  zuerst  Brechung,  dann  Diph- 
thongierung- angenoumien  werden.  Der  Brechungsdiphthong  ea 
betont  natürlich  auch  das  e,  sein  e  war  aber  offen  (hiiitete  f«")  und 
verschieden  von  dem  e  das  eo.  ''Die  Berührung  beider  beruht  nur 
in  der  gleichen  Entwicklung:  beide  lassen  den  Nachlaut  fallen:  eo 
7.\i  e  wie  CB«  zu  cß  zu  d."  So  erklärt  sich  auch,  dass  ie  me.  teils  zu 
i,  teils  (auch  schon  ags.)  zu  e  wird;  letzteres  ie  ist  eben  als  e^  zu 
fassen,  ersteres  (zugleich  das  alte  i)  hat  die  Entwicklung  i  zu  /«  zu 
?'.  Die  ie  nach  Palatalen  sind  als  «e  oder  ^e  aufzufassen.  Das  lange 
ie,  der  Umlaut  des  ea  und  eo,  ist  als  e^  aufzufassen,  so  erklärt  sich 
auch  die  häufige  Schreibung  e  dafür.  —  Die  Länge  des  eo  wird 
dadurch  wahrscheinlich,  dass  ags.  i<''on  ^=  tiiihan  und  teon  =  tei- 
han  ineinanderfiiessen,  nicht  aber  auch  Kl.  3:  seon  ist  von  fteoriy 
teon,  u-reon  usw.  immer  scharf  getrennt  geblieben. 

13.  Wood  F.  A.    Apparent  absence  of  Umlaut  in  0.  E.     Mod.  Lang. 
Notes  X  347-350. 

1.  Scheinbares  Fehlen  des  Umlautes  zeigt  sich  im  W.  S.  in 
gewissen  Wörtern,  wo  die  anderen  Dialekte  Umlaut  haben:  drean, 
dreajean;  smean,  Jivieajean;  f'rea,  eowan.  Die  drei  ersten  gehen 
zurück  auf  ''praujan,  *.smaiijaii,  ^frduja.  Das  ./  konnte  nicht  ver- 
schwinden, ohne  Umlaut  hervorzurufen.  Für  W.  S.  drean  {drea- 
j{e)an)  tind  smean  (.smeajean)  kommt  vor  Ps.  drejan,  North,  dreija, 
Ps.  sviejan.  Hier  muss  das  e,  ei  Umlaut  von  ea  sein,  vgl.  W.  S. 
ciejan,  cijan,  Ps.  cejan.  North,  ceija,  ceia  von  *kaujan.  Das  ea 
von  drean,  smean  ist  Kontraktion  des  ^lmg-elauteten  Vokals. mit 
dem  Suftixvokal:  drean  aus  *drie(j)an;  smean  aus  S7nie{j)an.  Ahn- 
lich frea  aus  *frie{j)a.  eoican  ist  dasselbe  wie  got.  aur/jan,  doch 
geht  der  Diphthong  eo  nicht  aiif  Germ.  aa{(/]u-  zurück,  sondern 
kann  in  a{(/)u  wurzeln.  Als  Grundform  des  Verbums  ist  wohl  an- 
zusehen *agjan,  prät.  anida\  daraus  im  Gotisciien  aiigjan,  aiigida,. 
im  AE.  *anjan  (oder  auicjan)  *awida.  und  weiter  ieican,  *eicede 
aus  eoirode  usw. 

2.  Gänzliches  Fehlen  des  Umlautes  bei  den  redupl.  Verben 
bkncan  claican  u.  a.  erklärt  sich  daraus,  dass  diese  Verba  im  Ae. 
nicht,  wie  in  den  meisten  anderen  german.  Dialekten,  in  die  io- 
Konjugation  übergegangen  sind. 

14.  Bülbring  K.  D.    Vokativformen   im   Altenglischen.     IF.  VI  189& 

S.  140. 

15.  Kluge  Fr.    Vokativformen  im  Altenglischen?     IF.  VI  341. 

Gegen  Bülbring  IF.  VI  140. 

16.  Cook  A.  S.    The  old   english   optative   of  unexpectant  wishing. 
Mod.  Lang.  Notes  X  56. 

Bringt  ein  Beispiel  für  diesen  Gebrauch  des  Gptativs  aus 
dem  Hatton  Ms.  der  Cura  l'astoralis  S.  445  (Sweet):  "ecdä,  ueere 
he  ander,  odde  hat  odde  ceald." 


IX.  D.  Westg-ermanisch.  119 

17.  De  Jong  R.  K.    ()n  nie.  rhymes  in  end(e)  and  ent{e).     Engl.  Stu- 
dien XXI  321—325. 

Die  von  Bülbring-  (Eng-1.  Stud.  XX  149  ff.)  für  Rob.  of  Glou- 
costers  Chronicle  festg-estellte  Scheidung-  der  Reimworte  auf  end(e) 
und  endie)  hat  Verf.  axich  in  andern  nie.  Dialekten  ge.sucht.  Doch 
bieten  nur  zwei  oder  drei  ähnliche  unterschiedene  Gruppen.  Verf. 
^iebt  die  Reime  aus  A)  "The  Roinance  of  Sir  Beues  of  Hamptoun". 
B)  The  "Romance  of  Guy  of  Warwick".  C)  "Sir  Ferumbras".  D) 
The  "Romance  of  Sir  Otuel".  E)  The  "Romance  of  Duke  Rowland". 
F)  The  "Romance  of  the  Sowdone  of  Babylone."  In  den  3  ersten  ist 
B.s  Regel  befolgt,  obg-leich  bei  dem  3.  Zweifel  mög'lich  sind.  In 
den  3  letzten  kommt  Verf.  zu  keinem  bestimmten  Erg'ebnis. 

18.  Heuser  W.    Offenes  und   geschlossenes  ee  im  Schottischen  und 
Nordenglischen.     Anglia  XVIII  114—128. 

§  1.  Die  ee-Reime  in  Wallace  (nach  d.  Ausg.  v.  J.  Moir  in 
d.  Scott.  T.  S.).  I.  eed.  "Die  eed-ReAme  spalten  sich  in  2  grosse 
Gruppen,  die  niir  in  verschAvindend  g-ering'en  Fällen  mit  einander 
gebunden  werden."  A.  eed  (geschl.  ee).  135  Reime.  B.  eed  (mit  off'. 
ee).  82  Reime.  C.  eed  reimt:  eed  niir  2  Mal.  D.  SchAvanken  zeigt 
nur  leid,  a)  leid  :  eed.  b)  leid  :  eed.  IL  eer.  Ebenfalls  zwei  grosse 
Gruppen,  die  in  niir  4  Reimen  gemischt  sind.  A.  eer.  44  Reime.  B. 
eer.  a)  Solche  Reime,  welche  gedehntes  e  enthalten,  b.  Andere  eer- 
Reime.  C.  Aiisnahmen  {eer  :  eer).  D.  Fakultativ  tonloses  -er  in  ro- 
manischen Wörtern.  III.  eel.  Eine  grosse  Gruppe,  nur  4  Reime  mit  ee 
sondern  sich  ab,  ob  zufällig",  ist  nicht  zu  sagen.  IV.  een.  Ein  grosses 
Reimsystem,  nur  2  Reime  mit  -een  =  afz.  eindre,  aindre  scheinen 
sich  abzusondern.  V.  eet.  2  kleine  Gruppen  {eet  u.  eet),  doch  iiu- 
sichere  Scheidung.  VI.  eez  (tön.  .s),  nur  5  Reime.  A.  eez.  B.  eez. 
VII.  ee.v  (tonl.  .s-).  Nur  ees  ist  im  Reime  vorhanden.  VIII.  eest.  Nur 
2  Reime  mit  ee.  IX.  eep.  Nur  e'e'-Reime.  X.  eeve,  eef.  p]ine  Gruppe. 
XI.  Aiisl.  ee.  Eine  Reimgruppe.  —  Diskussion.  I.  Nachweis  der  bei- 
den Gruppen  von  ee-Reimen.  Sicher  nachweisbar  sind  die  beiden 
Gruppen  (ee  u.  ee)  für  -eed,  -eer.  Mög'lich,  aber  nicht  sicher  nach- 
zuweisen ist  die  g'enaue  Scheidung'  für  alle  übrig'en  Fälle.  Schwan- 
ken zwischen  ee  u.  ee  nur  bei  dem  Verbum  leid  (ne.  lead).  II.  Quel- 
len der  beiden  Gruppen  von  ee-Reimen.  A.  ee.  Hierzu  gehört:  1) 
ee  aus  ae.  e,  eo,  //,  sowie  gemeinme.  ee  aus  dem  Altfrz.  2)  ee  aus 
?'.  3)  ee  aus  ae.  ce.  =  germ.  d  und  ai  -i.  4)  ee  in  iceel,  fraglichen 
Ursprungs.  B.  ee.  Hierzu  gehört:  1)  ee  aus  ae.  ea.  2)  ee  ^  in  off. 
Silbe  gedehntem  e  und  ged.  e  vor  r.  3)  Gemeinme.  ee  aus  dem  Alt- 
franz. —  Dazu  kommen  1.  einige  Fälle  von  ee  =  ae.  ce;  2.  ee  franz. 
Ursprungs  in  ramed,  affer,  /'er,  fede.  Fraglich  ist  rafreyn,  iompleyn, 
pleyn,  re.Htreyn:  3.  ee  unklaren  Ursprungs  in  Dies. 

%  2.  Die  ee-Reime  in  Henrisones  Fabeln.  (Ausg-.  v.  Diebler 
Anglia  IX  337  ff',  u.  453  ff.).  I.  eed.  Zwei  sti'eng  geschiedene  grosse 
Gruppen.  A.  eed.  B.  eed.  leid  Vh.  g'anz  zu  ee.  C.  eed.  eed  nur  in 
reid  :  yodheid.  II.  eer.  A.  eer.  B.  eer.  C.  ee>  :  eer  nicht  vorh.  D. 
Fakult.  tonl.  er  in  roman.  Wörtern.  Hier  scheint  ee  noch  erhalten. 
Auch  -eird  scheint  sich  in  die  2  Gruppen  zu  spalten.  III.  eel.  A. 
eel.  B.  eel.  IV.  een.  A.  ee«.  B.  een.  V.  eef.  Zahlreiche  Reime,  scharf 
in  2  Gruppen  geschieden:  A.  e'e'^  B.  ee^.  VI.  eez.  A.  eVs  kommt  nicht 
vor.  B.  eez.  VII.  ee.s.  Nur  ee  vorh.  VIII.  ee.st.  A.  e'e'.s^  B.  ei'.sf.  JX. 
eej^.  Nur  eep  vorh.  X.  eeve  (eef).  Nur  ee-Reime.  XI.  Ausl.  ee.  Eine 
Gruppe.  XII.  Notreim  ist  wohl  eifh  Adv.  :  teifJi.  Sonst  -eefh  nicht 
im  Reime.  —  Also  scharfe  Scheidung'  der  ee-  u.  e/'-Reinie,  nur  2 
Reime  ee  :  ee.     Mehrfach  ee  :  e,  danach  war  ee  also  auf  keinen  Fall 


120  IX.  D.  Westg-ernianisch. 

schon  zu  /  g-eworden.     Sfeir  und  speir  wie  in  Wallace  zu  ee.     An- 
dere Fälle  von  ee  aus  i  kommen  im  Reime  nicht  vor. 

19.  Heuser  W.  Nachtrag  zu  Angiia  Neue  Folge  V  69  ft".  Anglia 
XVIII  113. 

Nachtrag  zu  H.s  Aufsatz  "Zu  der  Fortentwicklung  von  an.  eo 
im  Südwesten",  betr.  d.  Part.  Perf.  von  heon,  die  Form  his,  i.s,  das 
rätselhat'tt'  miantruce  und  die  Scheidung  von  neode  und  nede. 

20.  Holthausen  F.  Die  englische  Aussprache  bis  zum  Jahre  1750 
nach  dänischen  und  schwedischen  Zeugnissen.  I.  Göteboi'gs  Högs- 
kolas  Arsskrift  1895  IV.    Göteborg  Wettergren  &  Kerber.    22  S.  8». 

21.  Tolman  The  Expressive  Power  of  English  Sounds.  The  At- 
lantic Monthly.     1895  April. 

22.  Hempl  G.  Vowel  shit'ts  in  relation  to  time  and  stress.  The 
school  review  III  6. 

23.  Dierberger  J.  John  Drydens  Reime.  Elin  Beitrag  zur  Geschichte 
der  englischen  Tonvokale.  Freiburger  Diss.  Leipzig  Fock.  114S.  8*^. 

24.  Swoboda  Die  englische  und  deutsche  Betonung  der  Komposita. 
Ztschr.  f.  d.  Realschw.  XX,  2. 

25.  Swaen  A.  E.  H.  To  shrink,  to  sing,  to  drink,  to  sink,  to  begin, 
to  Spin,  to  ring,  to  s])ring.     Anglia  XVII  486—514. 

Zeigt,  dass  die  engl,  (iranimatiken  widersprechende  Vorschrif- 
ten über  die  Form  des  Präteritums  u.  Part.  Prät.  dieser  Verba  geben 
(bez.  des  Wechsels  zwischen  a  u.  u)  u.  kommt,  nach  Beobachtung 
des  Sprachgebrauchs  der  besten  Schriftsteller,  zu  folgenden  Resul- 
taten: to  ."iJirink  —  shrank  or  shriink  —  shrunk,  shrunke7i:  to  sing  — 
}i(mg  or  siing — siing;  to  drink  —  drtmk  idrimk)  —  drnnk,  drunken 
{drank  18.  Jh.  u.  Umgangssprache) ;  to  sink  —  sank  or  sioik  —  sunk, 
sunken\  to  hegin  —  begmi  {begun  poet.)  —  hegun\  to  spin  —  spun 
{Span)  —  spun;  to  ring  —  rang  or  rung  —  rung\  to  spring  —  sprang 
or  spning  —  sprung. 

26.  Krummacher    Beispiele  zur  englischen  Syntax.     Progr.  Kassel. 

11  S.     4". 

27.  Ellinger  J.  Beiträge  zur  Syntax  des  'Victorian  English'.  Ztschr. 
f.  (l.  Realschw.  XX,  3. 

28.  Gerber  K.  Die  Substantivierung  des  Adjektivs  im  15.  und  l(i. 
Jahrhundert  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  zu  Adjektiven 
hinzutretenden  one.     Göttinger  Diss.     Leipzig  Fock.     59  S.     8". 

29.  Chance  The  use  of  'a'=certain  pronouns  of  the  third  person. 
Acadeniy  liss. 

30.  Caro  G.    Distributives  the.     Die  neueren  Sprachen  III   127—128. 

the  ist  in  einem  im  Falle  Ne.  unzweifelhaft  distributiv,  näm- 
lich bei  der  Angabe  von  Steuer-  u.  Zinsquotcn  Dieser  Gebrauch 
ist  aber  bis  jetzt  weder  in  den  Grammatiken  noch  in  den  Wörter- 
büchern erwähnt. 

31.  Bradhering  II.  Das  englische  Gerundium.  Programm  Emden. 
17  S.     80. 

32.  Ljunggren  W.   P.  F.    On    the    auxiliaries  shidl    and   /////   in  the 


IX.  D.  Westgermanisch.  121 

eng'lish  languag'e,  especially  with  regard  to  modern  engiish.  Acad. 

Diss.  Lund.     Carlskrona  Länsboktryckeriet  1894  II,  126  S.  S«. 
33.  Ellinger  J.    Zu    dem    Gebi-auche    des  Infinitivs    nach    fo    dare. 

Engl.  Studien  XXI  195—197. 

Giebt  Regeln  über  die  Anwendung  von  to  beim  Infinitiv  nacli 
to  dare  irn  modernen  Englisch. 

54.  Einenkel  E.  Die  englische  Wortstellung.  Anglia  XVII  515-520; 
XVIII,  1896,  S.  141—168. 

Die  Voranstellung  betonter  Worte  im  Hauptsatze  ist  oft  beob- 
achtet worden.  Nicht  so  im  Nebensatze,  obgleich  sie  auch  da  häufig 
vorkommt.  Da  das  Ae.  sie  jedoch  nicht  kennt,  muss  man  anneh- 
men, dass  das  Me.  sich  dabei  nicht  nach  diesem,  sondern  nach  dem 
Altfranzösischen  richtete.  Verf.  giebt  eine  Reihe  von  Belegen  für 
diese  Behauptung-. 

Im  einfachen  uneingeleiteten  Hauptsatze  steht  gew.  das  Subj. 
an  erster  Stelle.  Das  Prädikatsverb  tritt  an  die  Spitze  1.  aus  stil.- 
rhet.  Gründen.  2.  Zur  Bezeichnung  des  Eintritts  eines  neuen  Mo- 
mentes. 3.  Aus  syntaktischen  Gründen  zur  Bezeichnung  eines  den 
vorhergehenden  erklärenden  Satzes.  —  Im  Nebensatze  ist  die  Inver- 
sion viel  seltener  als  im  Hauptsatze.  Verf.  giebt  einige  Beispiele. 
—  Es  folgen  Einzelbeobachtungen  über  die  Wortstellung.  Zuletzt: 
Stellung  des  zusammengesetzten  Zahhvortes. 

35.  Williams  R.  0.  Only,  —  adversative.  —  Misplacement  of  ad- 
verb.     Mod.  Lang  Notes.  X  131-136;  318—319. 

I.  Beispiele  für  adversativen  Gebrauch  von  only,  statt  hid. 
TL  Beispiele  für  falsche  Stellung  von  only  im  Satze. 

36.  Scott  F.  N.  The  misplacement  of  Only.  Mod.  Lang.  Notes  X 
392-401. 

Mit  Bezug  auf  den  Aufsatz  von  Williams  stellt  Verf.  alles  was 
bisher  (von  Lowth  1763,  Campbell  1776,  Blair  1783,  Maetzner  1865, 
Bain  und  Genung  1887)  über  die  Stellung  von  only  gesagt  worden 
ist,  zusammen.  Die  Meinung  Bains,  nach  welcher  die  Stellung  dieses 
Adverbs  durch  das  Gesetz  der  Proximity  und  das  der  Priority 
bestimmt  wird,  scheint  ihm  die  einfachste  imd  verständlichste,  doch 
möchte  er  dem  Rhythmus  auch  etwas  Einttuss  dabei  einräumen. 
Verf.  giebt  vier  Schemata  für  die  möglichen  Stellungen  und  unter- 
sucht sie  in  Rücksicht  auf  Klarheit  und  logische  Richtigkeit. 

Bemerkungen  zu  ags.,  me.  u.  ne.  Texten. 

37.  VietorW.  Die  Northumbrischen  Runensteine.  Beiträge  zur  Text- 
kritik. (Grammatik  und  Glossar.  Mit  einer  Übersichtskarte  und 
7  Tafeln  in  Lichtdruck.     Marburg  in  H.  N.  G.  Elwert.     50  S.     4^'. 

38.  Codex  Verceilensis.  Die  angelsächs.  Handschrift  zu  Vercelli  in 
getreuer  Abbildung.  Hrsg.  v.  R.  Wülker.  Leipzig  Veit  &  Ko. 
VTIT  S.  u.  86  S.  in  Lichtdr.     4».     32  M. 

39.  Beowulf.  Hrsg.  v.  Alfr.  Holder.  IIb.  Wortschatz  mit  sämt- 
lichen Stellennachweisen.  Auch  u.  d.  T.:  Germanischer  Bücher- 
schatz. 12b.      Freiburg  i.  B.  Mohr.     94  S.  8«.     2  M. 

40.  Hulme  W.  H.  Die  Sprache  der  altenglischen  Bearbeitung  der 
Soliloquien  Augustins.  Freiburger  Diss.  Darmstadt  G.  Otto  1894. 
VHL  99  S.     80. 


122  IX.  D.  Westg-ennaniscli. 

41.  Kolkwitz  .M.    Zum  Erfurter  (ilossar.     Aiiglia  XVII  452—465. 

Laut-  und  Formenlehre  des  (ilo.ssars. 

42.  Steche  G.  Der  syntakti.sche  Gebrauc-h  der  Konjunktionen  in 
dem  ano-elsächsischen  Gedichte  von  der(ienesis.  Inau<i\-I)iss.  Leip- 
zig- Dr.  V.  A.  Pries.     64  S.     8». 

43.  Seyferth  P,  Sprache  und  Metrik  des  me.  strophischen  Gedichtes 
'Le  Morte  Arthur'  und  sein  Verhältnis  7ai  'The  Lyt'e  of  Ipomedon'. 
Berliner  Beiträg-e  f.  germ.  u.  rom.  I'hik  VIII.  Germ.  Abt.  Nr.  6. 
Berlin  Voss.     79  S.  8».     2  U. 

44.  Baldwin  Ch.  S.  The  verb  in  the  'Morte  d'Arthnr'.  Mod.  Lang. 
Notes  X  92—94. 

BeantAvortet  einigte  von  Hempl  in  seinem  Artikel  (Mod.  Lang. 
Notes  IX  479  ff.)  über  Baldwins  "The  Intiections  and  Syntax  of  the 
Morte  dArthur"  aufgeworfene  Fragen. 

45.  Herford  Dialect  and  archaism  in  the  Shepheards  Calendar.  Aca- 
demy  1206. 

Dialekte. 

46.  Dialect  Notes.  Part  VIII.  Published  by  the  American  Dialect 
Society.     Boston  J.  S.  Cushing  &  Co.     S.  357—408.  8». 

Enthält:  1.  In  General.  —  2.  The  1895  Circular  (Reprint).  — 
—  3.  Word-List:  H.  A.  Edson,  E.  M.  Faircliild  Tenuesse  Moun- 
tains; W.  M.  Tweedie  British  Maritime  ProAinces;  F.  B.  Lee  Jer- 
seyisms.  —  Additions  and  Corrections;  General  List  A.  Miscellaneous 
Contributions;  General  List  B.  Ithaca  Local  Circle.  —  4.  Report  of 
1894  Meeting.  —  5.  Members,  October  1895. 

47.  Stuart  Macgowan  W.  The  english  Dialect  Dictionary.  The 
educational  Times  1895,  1.  Sept. 

48.  Jenkinson  Sonic  vulgare  idionis.     Academy  1229. 

49.  Matthews  B.  An  other  note  on  recent  Briticisms.  Mod.  Lang. 
Not<'s  X  449-454. 

Aufzählung  und  Besprechung  einiger  auf  dem  Gebiete  der 
britischen  Inseln  gebräuchlichen  Wörter,  die  vom  'Standard  Eng- 
lish'  abweichen,   als  Anregung  zu  einem  'Dictionary  of  Briticisms'. 

50.  Heslop  Xorthumberland  words,  a  glossary  of  words  used  in  the 
eounty  of  Northuml)erland  and  in   the  Tyneside.     Athenaeum  3526. 

51.  Grandgent  Englisch  in  Amerika.  Die  neueren  Siirachen  TI 
443-4(;(i;  520—528. 

l'l)er  die  Aussprache  des  Englischen  bei  den  Gebildeten  in 
verschiedenen  Teilen  der  V.  St.     Mit  phonetischen  Texten. 

52.  Macbain  A.  Personal  Names  and  Surnames  of  the  Town  of 
Inverness.  'Northern  Chronicie '  Office  (Tnverness).  105  S.  8*^. 
3  s.  6  d. 

5.'{.  Logeman  Engeische  gouwspraken.     Nederl.  Spectator  1S95,  13. 
54.  Wilson  A.  J.    A   Glossary    of  Colloquial   Slang    and   Technical 

Terms  in  Tse  in  the  Stock  Exchange  and   in  the  Money  Market. 

London  Wilson  and   Milne.     210  S.  12".     3  sh. 


IX.  D.  Westgermanisch.  123^ 

Wörterbücher  und  Etymologien. 

55.  Murray  J.  A.  H.  New  english  dictionary  on  Iiistorical  jjrinci- 
ples.     D  —  (lerelojiment.     F—Field.    London  Frowde.  4".  17,8  Sh. 

56.  Flügel  F.,  Schmidt  J.  u  Tanger  G.  AVürterbuch  der  englischen 
und  deutschen  Sprache  für  Hand-  und  Schulgebrauch.  Unter 
besonderer  Benutzung  von  F.s  allgemeinem  englisch-deutschem 
und  deiitsch-englischem  Wörterbuch  bearbeitet  von  S.  u.  T.  2  Bde. 
Braunschweig  Westermann.     X,  968  u.  IX,  1006  S.  8*>.     10  M. 

57.  Grieb  Ch.  F.  Englisches  Wörterbuch.  10.  Aufl.  8.— 13.  Lief. 
Stuttgart  NefF.     8«.     ä  0,50  :\I. 

58.  Lloyd  Encyclopaedic  Diationary:  A  New  and  Original  Work 
of  Reference  to  the  Words  in  the  English  Language,  with  a  FuR 
Account  of  their  Origin,  Meaning,  Pronunciation  and  LTse.  With 
numerous  lUustr.  Yol.  I— VI.     London  Lloyd.     S".     ;i  4  s.  6  d. 

59.  Muret  E.  Englisches  Wörterbuch.  14.  u.  15.  Lief.  Berlin  Lan- 
genscheidt.     ä  1,.50  M. 

60.  Ogilvie  J.  The  Student's  English  Dictionary:  Literary,  Scien- 
tific, Etymological  and  Pronouncing.  New  edition,  thoroughly 
Revised  and  greatly  Augmented.  Edit.  by  Charles  Annandale 
....     London  Blackie.     VII,  864  S.  8".     7  s.  6  d. 

61.  Smith  B.  E.  Century  Cyclopaedia  of  Names:  A  Pronouncing 
and  Etymological  Dictionary.  In  4  pts.  London  T.  Fisher  Un- 
Avin.     40.     42  s. 

62.  Standard  Dictionary  A.,  of  the  English  Language  upon  Ori- 
ginal Plans,  Designed  to  give  the  Orthography,  Pronunciation, 
Meaning  and  Etymology  of  all  the  Words  and  the  Meaning  of 
Idiomatic  Phrases  in  the  Speech  and  of  the  Literature  of  the  Eng- 
lish-Speaking  Peoples.  Prepared  by  more  than  Two  Hundred 
Specialists  and  other  Scholars.  Vol.  II.  M— Z.  London  Funkand 
Wagnalls  Co.     4«. 

63.  Stormonth  J.  A  Dictionary  of  the  English  Language,  Pro- 
nouncing, Etymological  and  Expplanatory.  The  Pronunciation 
Revised  by  E.  H.  Phclp.  With  Supplement  by  W.  Bogue.  New 
ed.     London  Blackwood  and  Sons.     1298  S.  8«.     18  s. 

64.  Fallows  S.  A  Comi^lete  Dictionary  of  Synonyms  and  Anto- 
nyms, or  Synonyms  and  Words  of  Opposite  Meaning.  With  an 
Appendix  Embracing  a  Dictionary  of  Criticisms,  Americanisms, 
Colloquial  Phrases,  &c.  London  Gay  and  Bird.   510  S.   8«.  3  s.  6  d. 

65.  Skeat  English  words  borrowcd  from  French  before  the  concjuest. 
Acadeiny  1221. 

66.  Scott  Ch.  P.  G.  Englisii  Words  whicli  hav  Gaind  or  Lost  an 
Initial  Consonant  by  Attraction.  Third  Paper.  Am.  Phil.  Ass. 
Transactions  XXV  (1894)  S.  82—139. 

Vgl.  Anz.  §  VII  Initial  ch  gaind.  ich  T'  :  ich  am  wird  ?  chnm 
usw.  —  ich  habhe  :  /  chare  usw.,  ich  hadde  :  i  chad,  ich  will  :  i 
chuUe  usw.,  ich   ivont  :  chonf,  ich  icas  :  chas,  ich  icor  :  chaivr,  chi(7\ 


124  IX.  D.  West<>erinanisch. 

ich  ivot  :  /  chof  usw.  —  everich  :  ererich  one  wird  erery  chone 
usw.  —  §  VIII.  Initial  sh  lost:  uie.  fiosh-shanihles  auch  fleslunnels. 
—  §  IX.  in.  tli  lost:  north,  soufh  fin-'nlinu  ergiebt  riilivy.  —  §  X 
in.  l  gaind:  kill-oyie  erg'iobt  logie.  —  §  XII  in.  ic  g-aind:  dial.  goo 
um  'g'o  honie'  wird  zu  goo  icum.  —  am  'whom'  :  to  icom.  —  §  XII 
in.  y  g-aind.  me.  fJhi  Edward  :  dhi  Yedward.  —  §  XIV  in.  p  ov  h 
gaind.  Nach  welsh  ap,  ah  'Sohn'  :  aJ)  Owen  ergiebt  Bowen,  ap 
JRice  erg'iebt  Price  usw.  1.  ab  Abhat  BaJ)hott,  Ap  Fichard  erg'iebt 
Frichard  usw.  usw.  —  Nachträge  zu  Band  XXI II  181—305.  XXIV 
180 — 305.  Zuwachs  von  /i  (nach  Artikel  an,  nach  mine,  fhine,  nach 
<in  =  and),  Verlust  von  n  (nach  Art.  a);  Zuwach.'^  von  t  nach  at, 
Saint.  —  r-  verloren  nach  our,  yonr,  nach  Sir,  Maater.  —  d-  zu- 
gewachsen nach  yood,  old.  —  s-  zugewachsen  nach  horse.  — 

Folgerungen  für  die  etymologische  Forschung,  die  in  weiterm 
Umfang  als  bisher  mit  Attraktionen,  wie  die  beigebrachten,  rechnen 
muss.  In  der  englischen  Sprache  sind  sie  noch  nicht  in  der  ags. 
Zeit  zu  bemerken,  sondern  erst  seit  der  normannischen  Invasion. 

(W.  Str.) 

67.  Goldsmid,  Ward,  Birdwood  Elephant.  alabaster.    Athenaeum 
3530. 

68.  Prideaux,  Platt    Elephant,  alabaster.     Athenaeum  3533. 

69.  Kolkwitz    Etymologisches.     1.  Ne.  seen.     2.  Ne.   snail.     Anglia 
XVII  40(J-407.  " 

1.  Seen  ist  wegen  des  ags.  se?ie  nicht  auf  urgerm.  seuniz  aus 
seywniz  U\g.  seqnis  zurückzuführen,  sondern  auf  urg-evm.  sauniz 
aus  sagn-ntz  idg.  .sutinl.^.  2.  snail  ist  nicht,  wie  bisher,  auf  urgerm. 
snagilaz  zurückzuführen,  denn  1.  erscheint  der  Plural  stets  ohne 
Mittclvokal  {sna'yla.s);  2.  wäre  sncvgl  im  Leidener  Glossar  237  das 
einzige  Beispiel  mit  cc  zur  Bezeichnung  des  umgelauteten  a;  3. 
schreiben  die  Glossare  den  Sing,  .^neyl  oder  sna^gl,  während  das 
Suffix  -il-  sonst  als  il  oder  el  erscheint,  .'^ncegl  wird  also  auf  iirgerm. 
snaylaz  zurückgehen. 

70.  Skeat    Ar.senic.     Academy  1211. 

71.  Chance    Arsenic.    Academy  1213. 

72.  Murray    Benk,  bank.     Academy  1231. 

73.  Skeat    Boisterotis.     Academy  1213. 

74.  Toynbee,  Macsweeney,  Chance  The  etymology  of  cormorant. 
Academy   lli>.s.  1200.  1*201. 

75.  Wülfing  J.  E.    Croud  =  krächzen?    Engl.  Studien  XXI  188—189. 

Altester  Beleg  dieses  das  Geschrei  verschiedener  Tiere  bez. 
Zeitworts  im  'Land  -  Troy  -  Book'  12893.  Wurde  es  vielleicht,  wie 
dort,  überliau]it  zuerst  vom  Krächzen  der  Krähe  gesagt? 

76.  Macciure    The  etymology  of  Darentry.     Academy  1206. 

77.  Dieter  F.    Altenglisch  heahtän.     Anglia  XVII  1896  S.  291—292. 

Das  Wort  ist  nicht  mit  Sweet  als  cryst(d  zu  erklären,  sondern 
bedeutet,  wie  auch  ("orpus-glossar  604  steht,  rrii.^tidtnn,  ein  Gebäck. 
Wie  gelangte  es  aber  zu  dieser  Bedeutung?  —  Für  criiKtidum  tindet 
sich  in  den  ahd.  ( llossaren  auch  die  Bezeichnung  rinc,  rinch.  Letz- 
teres Wort   fehlt   in  dieser  Bedeutung  bei  Schade  und  Graft". 

78.  Gnerlich    IJ.    Die    Abstannnung    des    Wortes    pedigree.      Engl. 
Stud.  XXI  is'.»-i)i. 


IX.  D.  Westgennanisch.  125- 

Aus  *pied  de  (jreffe.  —  Dageg-en  Skeat  ebd.  448  (=  foot  of 
a  crane.  Der  Name  schreibt  sich  von  der  Marke  alter  x>ediyrees  her, 
die  die  Gestalt  eines  Kranichfusses  hatte.)  —  Ferner  Skeat  Athe- 
naeum  3511  und  Sweet  ebd.  3518. 

79.  Kluge  F.    Ne.  proud  —  ijride.     Engl.  Stud.  XXI  334—335. 

Aus  dem  altfrz.  proitd  entlehnt,  das  mit  einer  Reihe  frz.  Lehn- 
wörter schon  vor  der  normann.  Eroberung  nach  England  kam. 

80.  Mayhew,  Macclure  The  Qt\mo\og\  oi  slwttery.  Academy  1207. 
120S.  1209. 

81.  Baskervill  W.  M.  The  etymology  of  Yeoman.  Mod.  Lang.  Notes 
X  475—478. 

Die  bisher  angenommene  Ableitung  von  friesisch  (jü,  Gau, 
kann  nicht  befriedigen,  da  sich  sonst  keine  Entsprechung  für  dieses 
fries.  Wort  im  Englischen  findet.  Dagegen  ist  Stratmans  Etymo- 
logie geoTnan  iinnan  lautlich  unanfechtbar,  nur  die  Bedeutung  macht, 
wie  Skeat  hervorgehoben  hat,  Schwierigkeiten.  Dafür  spricht  die 
im  Ae.  häufige  Zusammensetzung  mit  geo,  gio,  iu.  Es  bedeutet 
'Voi-fahr',  aber  auch  'alter  Mann,  Dorfältester',  ist  gleich  dem  ags. 
ceorl. 

Metrik. 

82.  Schipper  J.  Grundriss  der  englischen  Metrik.  A.  u.  d.  T. : 
Wiener  Beiträge  zur  englischen  Philologie,  unter  Mitwirkung  v. 
K.  Luick  und  A.  Pogatscher  hrsg.  v.  J.  Schipper.  IL  Bd. 
Wien  Braumüller.     XXIV,  404  S.  8».     12  M. 

83.  Kaluza  M.  Die  Schwellverse  in  der  altenglischen  Dichtung. 
Engl.  Stud.  XXI  337—383. 

Nach  eingehender  Besprechung  aller  bisher  über  die  Schwell- 
verse vorgebrachten  Ansichten  kommt  K.  zu  dem  Ei-gebnis,  dass 
keine  derselben  vollkommen  befriedigt.  Nach  Abdruck  sämtlicher 
in  der  ae.  Dichtung  vorkommenden  Scliwellverse,  nach  Typen  geord- 
net, ergiebt  sich  Folgendes:  Es  lassen  sich  "sämtl.  ae.  SchAvellverse 
in  zwei  vei-schiedene  Bestandteile  zerlegen:  1)  einen  Eingang,  der 
2,  3,  4,  5,  oder  mehr  Silben  enthält,  und  2)  einen  Normaivers,  der 
in  allen  Punkten  dem  g'ewöhnlichen  Allitterationsverse  gleich,  also 
aiTch  wie  dieser  vierhebig  ist.  Wir  können  demnach  den  Schwell- 
vers definieren  als  einen  Normalvers  von  vier  Hebungen,  dem  am 
Anfang  ein  Stück  aou  wechselnder  Silbenzahl  vorgesetzt  ist."  Die 
einzelnen  Normaltypen  sind  jedoch  verschieden  geeignet  zu  Schwell- 
versen: am  besten  der  Typus  A.  Dem  vorgesetzten  Stück  konnnt 
eine  bestimmte  Zahl  Aon  Hebungen  nicht  zu,  es  "ist  als  Auftakt 
anzusehen,  der  von  beliebiger  Länge  sein  kann,  ohne  dass  dadurch 
der  Charakter  des  eigentlichen  Verses  und  die  Zahl  der  Hebungen 
derselben  irgendwie  geändert  würde."  Enthält  der  Auftakt  ein 
Nomen,  so  erhielt  er,  da  dies  die  Allitteration  auf  sich  zieht,  einen 
Reimstab,  aber  keine  Hebung  (Schwelherse  mit  versetzter  Allit- 
teration). Diese  Erklärung  d<'r  Schwellverse  als  Normalverse  mit 
erweitertem  Auftakt  ist  auf  sämtliche  Schwellverse  anwendbar.  Sie 
überbrückt  auch  die  Klutt  zwischen  Normal-  und  Schwellvers,  denn 
der  Auftakt  ist  auch  beim  Normalvers  im  Prinzip  gestattet,  wenn 
auch  selten  verwendet.  "Das  Schema  des  normalen  A- Verses  ist 
(X)  XXx(x)  XXX,  das  des  geschwellten  A-Verses  X  . . .  xxx(x)  XxS<. 
Ein  Übergang  von  der  einen  Versart  zur  andern  ist  also  ohne  jede 


12()  IX.  D.  Wcstg-ermanisch. 

St'hädig'un^'  des  Gesamtrhythmiis  in  jedem  Augenblick,  auch  iu  der 
Mitte  der  Langv.eile  möglich.  Um  eine  feierlich  erregte  Stimmung- 
zum  Ausdruck  zu  bringen,  unterbriciit  der  Dichter  den  ruhigen 
Fluss  der  knrzen  Allitterationsverse,  indem  er  sie  durch  Vorsetzung' 
eines  verstärkten  Aultaktes  anschwellen  lässt."  Die  Schwellverse 
lassen  sich  ung'etahr  mit  den  latein.  Psalmenversen  vergleichen.  — 
J3ic  Frage,  ob,  Avie  Heath  annimmt,  in  (einzelnen  Schwellversen  eine 
direkte  Verdoppelung-  des  Normalverses  zu  sehen  ist,  oder  ob  mit 
Kögel  ein  dreiteiliger  Allitterationsvers  anzunehmen  ist,  beantwortet 
Verf.  verneinend. 

84.  Trautmann  M.  Zur  Kenntnis  und  Geschichte  der  mitteleng-lisclien 
Stabzeile.     Anglia  XVIII  83-100. 

1.  Die  nie.  Stabzeile  ein  Siebentakter.  Die  bisher  geltende 
Ansicht,  dass  die  nie.  Stabzeile  eine  aus  zwei  zweitretfigen  Kurzzeilen 
bestehende  viertreifige  Langzeile  sei,  ist  unhaltbar.  "Die  nie.  Stab- 
zeile ist  ein  Siebentakter  und  enthält  vor  dem  Finschnitte  vier,  nach 
dem  Einschnitte  drei  Takte."  Beweise  bringt  Verf.  aus  den  Veröffent- 
lichungen der  Early  English  Text  Society.  2.  Auch  die  Stabzeilen 
in  Strophen  Siebentakter.  Beweise  aus  einigen  andern  Dichtungen. 
3.  Die  Zeugnisse  für  die  angebliche  Viertreftigkeit  der  nie.  Stabzeile. 
Das  Zeugnis  in  König  Jakobs  T  Revlis  and  Cavtelis  beweist  nichts 
für  die  Viertreffigkeit.  Gaseoigne  in  Certain  Notes  of  Instruction 
behauptet  allerdings  die  Viertreffigkeit  der  nie.  Stabzeile,  aber  dieser 
konnte  über  ihren  Bau  und  Gang  nichts  mehr  wissen.  Gewisse 
Abkömmlinge  derselben  waren  für  ihn,  für  seine  Zeit  und  für  den 
Süden  Englands  viertreffig  geworden.  4.  Die  nie.  Stabzeile  vielfach 
verschieden  von  der  altenglischen.  Verf.  giebt  12  Unterschiede  an. 
5.  Weshalb  das  Wesen  der  nie.  Stabzeile  bisher  nicht  erkannt  worden 
ist.  Der  Grund  lag  einerseits  darin,  dass  die  meisten  stal)enden 
Gedichte  des  Me.  nur  in  einer  Hdschr.  auf  uns  gekommen  sind 
und  fast  alle  aufgezeichnet  in  der  verwilderten  Schreibung  des  15. 
Jhs.,  die  geschichtlich  berechtigte  End-t-  weglässt  und  vmberechtigte 
setzt.  Andrerseits  macht  überhaupt  der  Umstand,  dass  die  betr. 
Dichtungen  zu  einer  Zeit  entstanden,  wo  die  engl.  Si)rache  sich 
g-erade  der  untrelfigen  e  entledigte,  Doppelformen,  teils  mit,  teils 
ohne  e,  also  häutig  vorkamen,  das  richtige  Erkennen  der  Regeln  für 
den  Leser  des  ll).  Jhs.  sciiwer.  Endlich  hat  man  auch  die  me. 
Stabzeile  immer  viel  zu  sehr  nach  der  gerade  über  die  ae.  Stab- 
^eile  herrschenden  Ansicht  beurteilt. 

Friesisch. 

s').  Siebs  Tli.    Westfries.  Studien.     [Aus:    "Alihandluugen   der   kgl. 

preu.ss.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin"].     Berlin  Keimer  in  Komm.  Ol  S. 

4«.     SJ)0  M. 
S6.  Van  Helten  W.  L.    Oudfri.  kesfigia,  kesfa,  ke.sf  enz.,  ndl.  custen, 

cu.stut(/f  enz.  Tijdsskr.  voor  nederl,  taal-  en  letterk.  XIV  293^300. 
kestigid  im  altfries.  Recht  bedeutet  1)  durch  Eid  untersuchen. 
2)  Beweis  liefern.  3)  Die  Wahl  lassen,  kest  bedeutet  1)  'voigeed'. 
2)  "Nach  gegenseitigem  Giubefinden  festgestellter  Wert";  daA  on 
al)geleitet  kesta  "um  einen  untereinander  festgestellten  Kaufpreis 
übernehmen".  Dazu  ke.stene  =  Kaufsunmie.  Zu  kesf  vgl.  ahd.  cherst, 
ags.  ci/st,  as.  kiisf  =  virtus.  Dem  kestig'ut  entspricht  ndl.  custen, 
dem  kesf  =  'vnlo-eed'  entspr.  ndl.  cust  in  cii.sfeef,  custenofe,  cu.stinge\ 
dem  kcsteno  =^  Kaufsumme'  ciiafe  in  der  Zusammenstellung  ciisfe- 
bof,    dann  das    cusfcti  =^  "Termin    einer    Kaufsumme"    in    nordholl. 


IX.  D.  Westgermanisch.  127 

Urkunden  w.  ci(sfi)ig(e),  in  ders.  Bedeutung".  Custen  =  zufrieden- 
stellen, wofür  eine  Entsprecliung'  im  Fries,  fehlte  ist  Derivatum  von 
cii.st  "das  Gewünschte",  also  eigentlich  =  "mit  dem  Gewünschten 
versehen".  Cnsthaer  =  "deug-delijk,  geldig-"  steht  auf  einer  Linie 
mit  mhd.  kürhaere  "erwähnenswert!),  vorzüglich".  Die  Formen  ghe- 
cost,  onyecost,  costinc/e  berulien  auf  dial.  cost  mit  aus  dem  Nom. 
Akk.  Sg.  stannnenden  o  für  u. 

Niederländisch. 
Grammatik. 

87.  Te  Winkel  J.  Geschiedenis  der  Nederlandsche  taal.  [Forts.] 
Noord  en  Zuid  XVIII,  (i. 

88.  Vercoullie  J.  Een  blik  in  de  geschiedenis  onzer  taal.  Noord. 
en  Zuid  XVIII,  1. 

89.  De  Jong  M.  K.  Kautteekeningen  by  de  Nederlandsche  spraak- 
kunst  door  T.  Terwev.  Noord  en  Zuid  XVIII,  3;  6;  Taal  en  letteren 
V,  4. 

90.  Gaarenstroom  J.  H.  De  Kleintoon  in  het  Nederlandsch.  Noord 
en  Zuid  XVIII  6. 

91.  Opprel  A.  De  zachte  en  scherpe  e  en  o  by  Cats.  Tijdschr. 
voor  nederl.  taal-  en  letterk.  XIV  154—167. 

Die  Mundart  von  Oud-Beierland  unterscheidet  noch  heute, 
z.  T.  abweichend  von  der  Schriftsprache,  genaii  zwischen  sanftem 
und  scharfem  e  und  o.  Eine  Untersuchung  der  betr.  Laute  im  Zee- 
ländischen  des  17.  Jhs.,  wie  wir  es  aus  Cats  kennen,  scheint  des- 
halb lohnend.  Cats  hat  7500—8000  e-Reime  und  etwa  3000  o-Reime. 
Unter  den  e-Reimen  sind  wirklich  unrein,  d.  h.  mit  Cats'  eigener 
Aussprache  in  Widerspruch,  höchstens  13,  von  den  o-Reimen  10. 
Ausserdem  hat  er  noch  scheinbar  unreine  Reime,  d.  h.  solche,  die 
mir  nach  der  heutigen  Rechtsehreibung,  nicht  nach  der  Aussprache 
des  Dicliters  unrein  sind.  Bei  dreien  der  wirklieh  unreinen  Reime, 
nämlich  vcer  :  meer,  geiceesf  :  hevree.sf,  icezen  :  icreezen  hat  der 
Dichter  wirklich  geirrt.  Die  übrigen  vgl.  unten.  Bei  den  schein- 
bar unreinen  Reimen  kommt  es  dem  Verf.  vorzüglich  darauf  an, 
festzustellen,  ob  der  Grund  davon  in  der  heutigen  Schreibung  oder 
in  des  Dichters  Dialekt  liegt.  Präteritalformen,  wie  beet,  geleek 
XI.  a.  reimen  stets  auf  Worte  mit  sanftem  e.  Das  urspr.  scharfe  e 
dieser  Formen  ist  später  nach  Analogie  der  Pluralform  in  den  meisten 
ndl.  Maa.  sanft  geworden,  Avar  es  also  im  Zeeländ.  schon  zu  Cats'  Zeit. 

—  Die  durch  Zusamraenziehung  entstandenen  Worte  reimen  a^^f  solche 
mit  sanftem  e.  Doch  finden  sicli  hier  einig-e  wirkl.  unreine  Reime, 
niiuxlich  t/esneen  :  een,  teeer  :  ik  leer,  kiceelt  :  streelt.  Das  Wort  teer 
(feeder)  reimt  stets  auf  Worte  wie  meer,  eer,  zeer,  leer:,  ohne  Zweifel 
spracii  also  C,  der  auch  vor  r  den  Unterschied  genau  beobachtet 
(entgegen  dem  heu.tigen  Bei'erländ.  Dialekt),  es  mit  scharfem  e.  Ob 
historisch  richtig?  Das  Gron.  hat  sanftes,  das  Zeel,  scharfes  e.  Viel- 
leicht geht  jenes  auf  germ.  *tid-ro,  dieses  auf  germ.  Hakl-ro  zurück. 

—  Die  Worte  slepeti  und  streken  kennt  sowohl  Cats  wie  der  heutige 
Bei'erl.  Dialekt  nur  mit  sanftem  e,  im  Gegensatz  zum  Sclirifthollän- 
diselien.  Auch  heetoi  reimt  auf  Wörter  mit  sanftem  e,  übrigens  auch 
sonst  im  Mnl.  —  Begeeren  rcümt  C.  gleiclifalls  mit  sanftem  e.  Hier  ist 
die  jetzige  Rechtschreibung  falsch.  Die  2  Fälle,  in  denen  es  auf 
scharfes  p  reimt,  sind  als  wirklich  unreine  Iveime  zu  bezeichnen.  — 
Die  Wörter  auf  -eeren  scheinen  sanftes  e  zu  haben,  die  Fremdwörter 


128  IX.  D.  Westgermanisch. 

auf  eel  dagegen  scharfes.  Unreine  Reime  sind  hier  vielleicht  ka- 
meelen  :  teleii  und  kameelen  :  kiceelen.  —  Scharfes  e  hat  C,  in  Über- 
einstimmung' mit  den  meisten  noch  unterscheidenden  Man.,  auch 
in  beest,  feest  und  tenipeest,  entgegen  Te  Winkels  Regel,  dass  e  in 
Fremdworten,  ausser  wenn  es  aus  Diphthong"  entstanden  ist,  sanft 
sei.  —  Von  den  o-Reimen  giebt  Verf.  als  unrein  an :  ironen  :  (ver)- 
toonen,  landgenooten  :  (jesproten,  höpen  :  verlopen,  oofj  :  eUeboo</, 
oogen  :  bedrogen,  oogeii  :  dögen  und  hooren  :  geboren.  Broos  :  loos 
ist  wohl  nur  scheinbar  unrein,  denn  C.  wird  bvoös  gesprochen  haben. 
Scheinbar  unrein  sind  auch  die  Reime  der  Präterita:  gebood,  koo.s, 
schoot,  toog,  verloor,  vloog  und  vloot.  Vgl.  oben  über  die  Formen 
hij  beet  usw.  Auch  bei  Zusammenziehung  zeigt  sich  sanftes  o,  Avie 
e.  —  Bei  den  Reimen  koot  :  slööt  :  schööt  und  koten  :  noten  :  ge- 
■schoten  :  rerdroten,  die  nach  der  gegenwärtigen  Rechtschreibung* 
unrein  sind,  ist  Cats  im  Rechte,  vgl.  Francks  Etym.  Wdb. ;  in  pogen 
und  droog,  drogen  spi-ach  Cats  nach  Ausweis  der  Reime  ö,  ob  ety- 
mol.  berechtigt,  lässt  Verf.  unentschieden.  Auch  bei  den  Fremd- 
wörtern hat  C.,  abweichend  von  der  jetzigen  Schriftsprache,  aber 
in  Übereinstimmung  mit  mehreren  ndl.  Maa.,  ö. 

92.  Pranck    Das  e  in  heefen.     Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  en  letterk. 
XIV  305-309. 

Mit  Bezug  auf  Opprel  Tijdschr.  XIV  154  ff.,  der  sagt,  dass 
heeten  immer  mit  e  reime.  O.s  Reime  beweisen  aber  an  sich  nichts, 
sondern  können  sich  aus  der  Häufigkeit  der  Wörter  und  der  Be- 
quemlichkeit ihrer  Bindung  erklären.  Vielleicht  ist  aber  doch,  wie 
O.  andeutet,  hinter  liefen  etwas  Besonderes  zu  suchen  und  sind  im 
Mnl.  Formen  davon  mit  e  anzuerkennen,  für  Cats  ist  dies  wohl  sogar 
nötig.  Man  könnte  zur  Erklärung  desselben  Formen  wie  *gahitan- 
neben  gahaitan-,  selbst  *hif(in  neben  haitan  konstruieren,  wobei 
man  sich,  namentlich  für  das  Part.,  auf  Parallelen  berufen  könnte, 
doch  giebt  Fr.  für  den  Infinitiv  der  Annahme  der  Umformung  von 
Mten  nach  icHen  oder  umgekehrt  den  Vorzug.  "Bei  dem  Part. 
geheten  liegt  die  Annahme  einer  alten  Ablautsfoi'ni  um  einen  Grad 
wahrscheinlicher." 

93.  Buitenrust  Hettema  Uit  de  spraakleer:  Over  naamvallen.    Taal 
en  letteren  V  1. 

94.  KolleAvijn  R.  A.    Het  geslacht    der    zelfstandige   naamwoordon 
in  V)et  Nederlaudsch.     Taal  en  letteren  V  4. 

95.  Den  Hertog  C.  H.   Concrete  en  abstracte  substantieven  (Schluss). 
Xonrd  en  Zuid  XVII  6. 

9f5.  Talen  .1.  G.    Het  bijvoeglik  naamword.     Taal  en  Uetteren  V  3. 

97.  Kollewijn    Onze  voornaamwoorden.     Taal  en  letteren  V  1. 

9S.  Bergsma   .1.    Vorm-    en    Woordverklaring.     T.    De    vervoeging 
van  de  starke  werkM'oorden.     Nord  en  Zuid  XVIII  1. 

99.  Schook  H.  W.  .1.  A.    De  causatieven  en  hun  voorwerjien.     Noord 
•  •n  Zuid  XVI 11   1. 

100.  Kat  Pzn  P.    Het  voorzetsel.     Noord  en  Zuid  XVI 11   1. 

101.  Stoett  V.  A.    Het  achtervoegsel  —  Ujk.     Taal  en  letteren  V  4. 

102.  Vierhout  C.  J.    De  rangschikking  van  oi)eenvolg('nde  adjectie- 
ven.     Xoonl  en  Zuid  XVIII  2. 


IX.  D.  Westgeniianisch.  129 

103.  Claerhout    Woorden  en  Oorden.     Gent.     20  S.  S». 

Etymologien  einiger  Ortsnamen. 

Dialekte. 

104.  Gallee  J.  H.  Woordenboek  van  het  Geldea-sch-Overijselsch  dia- 
lect.     's  Gravenhag-e  Mart.  Nijhotf.     XXVII,  77  S.   8".     5  :\I. 

105.  De  Vries  W.  Het  vocalisme  van  den  tougval  van  Noordhorn, 
een  bijdrag-e  tot  de  kennis  der  hedendaagsche  saksische  dialecten. 
Proefschrift.     Groningen  Wolters.     92  S.  80. 

106.  Dassonville  A.  De  westvlaamsche  t.  Piniol.  Bijdragen,  hejblad 
van  't  Bei  fort  IV  1. 

Geschichtliches. 

107.  Gallee  J.  H.  Litus  saxonicnm.  Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  en 
letterk.  XIV  239—240. 

Man  hat  diesen  Namen  davon  abgeleitet,  dass  unter  Karl  dein 
Grossen  Sachsen  nach  dem  siidl.  v.  d.  Scheide  gelegenen  Gebiete 
übersiedelt  worden  sind.  Winkler  meint,  dass  unter  diesen  Sachsen 
Friesen  und  Sachsen  zxi  verstehen  seien,  dass  letztere  sogar  über- 
Avogen  hätten.  Gallee  kommt  jedoch  aiif  Grnnd  der  Beobachtung 
der  Volkstracht  zu  dem  Ergebnis,  dass  die  Bevölkerung  sächsischen 
Stammes  ist. 

Wörterbücher  imd  einzelne  Etymologien. 

108.  Woordenboek  der  nederlandsche  taal.  Deel  II,  7  aü.  Band  — 
Bed.  Bew.  door  A.  Klnj'ver.  Deel  V,  afl.  7  Grond  —  Grootacli- 
tig.  Deel  V,  afl.  8.  Grootachting  —  Gulden.  Bew.  door  A.  Beets. 
Leiden  Nijhoff.     S.  953—1112  u.  929—1248. 

109.  Molenaar  A.  M.  Bloemlezing  iiit  het  Woordenboek  der  Neder- 
landsche taal.     Noord  en  Zuid  XVII  4;  XVIII  2;  6. 

110.  van  Holten  W.  L.  Etymologische  en  andere  bijdragen.  Tijdschr. 
voor  Nederl.  taal-  en  letterk.  XIV  26—37;  111—118. 

Betten,  kies,  ki'loelen.  Betten  verwandt  mit  baden.  Das  tt 
erklärt  sich  ans  friesisch  bette  =^  'nass  machen',  einem  ^rt-Verbiim 
mit  geminiertem  th.  Friesisch  ist  auch  kie,s,  keese,  kiese  (dens  mo- 
laris), mit  mnd.  kifse  zu  verbinden.  Die  Form  kese,  die  auf  einen 
Umlautsfaktor  weist  (Stamm  küsiö-  oder  knsiön-)  lautete  im  15.  Jh. 
westfries.  k&'dse;  so  erklärt  sich  das  e  und  das  ie  der  entlehnten 
Formen,  krioelen  bei  Vondel  und  Hoost  =  kryoelje  bei  G.  Japicx, 
welches  sich  aus  einer  dem  ahd.  creuelOn  entspr.  Grundform  ent- 
Avickelt  hat.  —  Eiland.  Der  erste  Bestandteil  ist  entweder  zurück- 
zuführen auf  germ.  *aici{z)  =  lat.  ovis,  oder  auf  *aici  (f.  '''agici). 
Jedenfalls  ist  eiland  ein  echt  niederfränkisches,  nicht  aus  dem  Frie- 
sischen entlehntes  Wort.  —  De  diphthongen  ar</,  oo«,  oei.  \ndraaien, 
naaien  usw.,  hooi,  sfoorien  usw.  Ijeruhen  die  Diphthonge  aai  und 
ooi  auf  altem  d  resp.  ö;  das  j  der  folgenden  Silbe  rief  das  anor- 
ganische i  hervor,  imd  dies  wurde  mit  dem  ihm  vorangehenden 
Vokal  zu  einem  Diphthong  zusammengezogen,  wodurch  natürlich 
ä  und  6  zu  ä  imd  ö  vei'kürzt  wurden.  Es  ist  eine  parallele  Ent- 
Avicklung'  wie  die  in  J)la{e]uire,  spi/u-en,  toincen,  euice  usav.,  wo  sich 
A^or  dem  w  ein  u  entwickelt  hat.  Daher  Averden  diese  beiden  Ent- 
wicklungen wohl  in  dieselbe,  nämlich  die  altniederländische  (alt- 
westniederfränkische)  Sprachperiode  fallen.     Einen  Beweis  für  diese 

Anzeiger  VII  1  u.  2.  9 


130  IX.  D.  Westyernianiseh. 

Clironoloyie  liefert  mnl.  6i  in  vloyde,  vermoien  usw.,  welches  nur 
in  einer  iZeit  entstehen  konnte,  wo  urspr.  ö  noch  nicht  zu  uo  ge- 
worden  war.  Neben  der  alten  Aussprache  öi-(j)  war  auch  die  jün- 
gere oei-{j)  schon  in  Gebraucli.  —  Plien.  Die  Erklärung-  des  ie  von 
mnl.  plien,  welche  Tijdschr.  111  121  aut  Grund  des  westniederfr. 
Lautgesetzes,  dass  i  vor  j  seine  Qualität  bewahrt,  gegeben  ist,  ist 
nicht  die  einzig"  mögliche.  Vielmehr  hat  auch  Francks  Deutung 
als  Verbuin  mit  gramm.  Wechsel  aus  '■^plehan  =  ags.  jdeon  =  'einer 
Gefahr  ausgesetzt  sein'  und  plegen,  mit  iinurspr.,  aus  der  3.  u.  4. 
Hau])tfortn  eingedrungenem  g,  ihre  Berechtiguing,  da  die  abwei- 
chende Bedeutung  des  ags.  Verbums  doch  mit  den  Bedeutungen 
von  i^legen  sich  vereinigen  lässt.  Aus  der  Bedeutung:  'sorgen  für, 
besorget  sein'  konnte  sich  die  Bedeutung:  'in  Gefahr,  einer  Gefahr 
ausgesetzt  sein'  leicht  entwickeln.  Wanconst,  icanconnen.  Um  das 
mnl.  ivanconst  'Feindschaft'  und  'Zorn',  sowie  'Misstrauen,  Verdacht' 
7.\\.  erklären,  muss  man  nach  Frauck  von  einer  Grundform  *ican- 
(jonnt  ausgehen.  Das  dann  merkwürdige  A:  darf  man  aber  nicht 
mit  Franck  als  eine  phonetische  Entwicklung  ansehen,  sondern  muss 
annehmen,  dass  ^tüangonst  'Verdacht'  in  der  V^olksetymologie  mit 
mit  dem  Adj.  tcanc  'unsicher,  unzu\'erlässig"'  in  Verbindung  gebracht 
und  so  eine  Form  'ivanc-onsf/  hervorg'erufen  wurde,  die  sich  dann 
auch  auf  das  ^icanyonst,  welches  die  anderen  Bedeutungen  hatte, 
übertrug.  Axis  diesem  ivanconst  entwickelte  sich  dann  auch  wanc- 
onnen.  —  Waers  tcanen.  Das  icaers  in  dieser  Redensart  ist  das 
komparative  Adverb  tvers  =^  'weniger  gut'.  —  De  praepositie  ont 
en  het  inchoatieve  (?)  ont-.  Es  muss  im  Altwestniederfränk.,  wie 
in  anderen  germanischen  Dialekten  auch,  neben  dem  Präfix  *ond- 
(*und)  =  mnl.  07it-  auch  eine  Präposition  *ond  {*and)  gegeben 
haben.  Das  Präfix  (=  ahd.  int-,  mhd.  ent-)  verleiht  dem  damit 
zusammengesetzten  Verbum  inchoativen  Charakter,  z.  B.  ontslapen. 
Dieser  erklärt  sich  aus  der  Bedeutung"  des  Präfixes  als  Präposition 
=  geg'en;  also  ontslapen  =  schlafen  durch  das  Inberührungkom- 
raen  mit  der  elliptisch  nicht  genannten  Ruhestätte.  So  auch  en{t)- 
hreniien  =  brennen  gegen  (den  Gegenstand,  der  den  Brand  ver- 
ursacht). Bei  onttcaken  (mhd.  entwachen)  dagegen  hat  das  Präfix 
die  Bedeutung :  mit  Entfernung,  mit  Verlassen  des  vorigen  Zustan- 
des.  —  liijten,  reus.  Diese  beiden  Worte  und  mnl.  recke  zeigen 
gegenüber  n-reken,  wreed,  w7-oegen  usw.  keine  Abweichung  von 
dem  nl.  Lautgesetz,  nach  welchem  w  vor  r  im  Anlaut  erhalten 
bleibt.  Recke  ist  Lehnwort  aus  dem  Osten,  rijten  gehört  nicht  zu 
ags.  ivritan,  sondern  zu  as.  hriten ;  rese,  ru{e)se,  reus  ist  wahrschein- 
lich zu  verbinden  mit  mhd.  mnl.  reise  Kriegszug.  Der  Vokal  von 
reus,  ruese  ist  Avohl  als  o-Umlaut  anzusehen.  So  ist  wohl  auch  für 
teugen  eine  Urform  mit  o  anzunehmen:  *ti}egon.  Ob  das  eu  von 
neuse,  iiuese  gleichen  Ursprungs  ist,  ist  schwer  zu  sag-en,  es  kann 
auch  entstanden  sein  durch  Vermeugung  von  '*nesi  oder  nasi  mit 
'*nosu.  Der  erwähnte  o-Umlaut  findet  sich  aber  nicht,  wenn  zwischen 
dem  e  des  Stammes  und  dem  o  des  Suffixes  ein  d  (=  d  oder  d) 
steht  und  auch  sonst  häutig  nicht.  In  letzterem  Falle  muss  man 
annehmen,  dass  das  vor  o  entwickelte  eu  durch  das  e  der  andern 
Fexionsformen  verdrängt  worden  ist.  Das  e  in  telen,  beven,  vegen, 
atrecen  (aus  tilon  usw.)  erklärt  sich  so,  dass  in  der  alten  Konjuga- 
tion diesen-  Verba  Foriiuni  mit  einsilbigem  (tonlosen)  Ausgang  und 
mit  zweisilbigem  Aiisgange,  dessen  nicht  anorganisciie  Pänultima 
init  Xebenton  ges|)rochcn  wurde,  vorkamen.  Von  letzteren  Formen 
muss  das  e  stammen,  was  den  Scliluss  zulässt,  dass  das  nebentonige 
o  keinen  ITmlaut  her\orriel.  —  {Hcni)teinagere)i.  mnl.  teuiageren  ist 


IX.  D.  Westgermanisch.  131 

abzuleiten  aus  dem  afrz.  {s)ainaier.  Das  te  ist  zu  erklären  aus  dem 
negativen  Imperativ  des  afrz.  Reflexivuins:  ne  t  amaier,  in  wel- 
chem derNiederl.  das  t  irrtümlich  als  zum  Verbum  gehörig-  betrachte. 
Nach  \'orbild  von  hem  vervaren  u.  a.  bildete  man  dann  auch  hem 
femai/eren  und  dadurch  wieder  entstand  ein  transitives  temayeren. 
Das  als  Präfix  gel'asste  te  gab  dann  wieder  Anlass  zu  einem  neben 
hem  harenteren  gebildeten  hem  tebarenteren,  das  häufig  vorkommt. 
—  I)üem>>.  Entstanden   aus:  inheins  +  inlandsch. 

111.  van  Veerdeghem  F.  Bijdragen  tot  onzen  zestiend'  eewschen 
taalschat.     Nord  en  Zuid  XVI II  3. 

112.  Schuchardt  H.    Bakeljauw.     PBrB.  XX  344. 

Naeli  Uhlenbeck  soll  dies  Wort  im  17.  Jh.  aus  dem  Baskischen 
ins  Holländische  entlehnt  worden  sein.  Seh.  meint,  die  Basken  hätten 
mit  den  Holl.  nur  in  spanischer  oder  franz.  Sprache  verkehrt,  also 
sei  Verwicklung  dieser  Sprache  anzunehmen. 

113.  Stoett  F.  A.  Nog  eens  "dubheUV  -u,  dubbel  u\  (Bredero,  Griane, 
vers  1340).     Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  en  letterk.  XIV  173—179. 

Die  von  Beets  u.  Bake  in  Tijdschr.  XITT  gegeb.  Erklärungen 
dieses  Wortes  befriedigen  nicht;  es  sind  vielmehr  die  Wet-iveeters, 
ein  Spottname  lür  die  Gerichtsschergen,  darunter  zu  verstehen. 

114.  De  Vreese  W.  Gewezen.  Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  en  letterk. 
XIV  287—289. 

Z;ir  Ergänzung  des  Artikels  Gewezen  im  Nederl.  Woorden- 
boek.     Belege  für  die  Bedeutung  1)  ^  engl,  late,    2)  ^=  voormalig. 

115.  Kluyver  A.  Over  de  geschiedenis  van  het  woord  gids.  VersL 
en  r\leded.  der  Kon.  Ak.  van  Wetenschappen  III  12,  1. 

116.  Kluyver  A.  Kcdis  en  Caliban.  Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  en 
letterk.  XIV  53— G4.  Der  Abschnitt  über  Caliban  ist  von  A.  E, 
H.  Swaen   ins  Englische  übersetzt  in  Engl.  Stud.  XXI  326—328. 

Kalis,  zunächst  =  rabauw,  Tagedieb,  Landstreicher,  dann 
armer  ]Mann,  stammt  aus  dem  zigeunerischen  kalo  'schwarz',  womit 
sich  die  Zigeuner  vielfach  selbst  bezeichnen,  das  al)er  vom  Volke 
dann  auch  für  Landstreicher  überhaupt  angewandt  wurde.  Caliban 
in  Shakespeares  "Sturm'  stammt  vom  zig.  kidiban  =  Schwärze,  dann 
wohl  auch  Dreck.  Kluyvers  Deutung  von  kalis  ist  hinfällig',  sowie 
ein  vor  1420  fallender  Beleg  für  das  Wort  beigebracht  wird.  —  Vgl. 
A.  Beets  ebd.  S.  65— 68.  (Belege  für /ir^^iv  =  Fremdling,  ausgehend 
von  der  Bezeichnung  Kalisbrug  für  die  Brücke  in  Utrecht,  wo  die 
'buytenrivier  vishverkoopers'  ihre  Waare  feil  hielten). 

117.  De  Vreese  W.  Ledikant.  Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  en  letterk. 
XIV  93. 

Nach  Verdams  Mnl.  Wtb.  kommt  die  Form  lidekanf,  welche 
ledikant  voranging,  erst  1577  vor.  De  Vr.  bringt  einen  Beleg  aus 
dem  J.  1548.  Auch  später,  1641,  als  ledekant  schon  längst  gebräuch- 
lich war,  brauchte  L.  Vossius  noch  die  alte  Form. 

118.  Verdam  J.  Non  fortse.  Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  eu  letterk. 
XIV  180  f. 

Weitere  Belege  für  die  vom  Verf.  Tijdschr.  XII  131  ft".  gege- 
bene Erklärung  dieses  Ausdrucks.  Vgl.  W.  de  Vreese  ebd.  290  f. 
(Der  Ausdruck  ist  nicht  selten.     Belege.) 


132  IX.  D.  Westg'ormaiiisch. 

119.  Beets  A.  Stapelzot.  Tijdschr.  voor  iiederl.  taal-  en  letterk, 
XIV  319—320. 

Stapel  hier  nicht  =  stipes  sondern  =  cicada,  das  Ganze  also 
=  'krckf'Jzot'.  Verf.  bringt  Analogien  dazu,  auch  aus  andern  Sprachen. 

120.  Müller  J.  W.  WaneAcaer.  Tijdschr.  voor  nederl.  taal-  en  letterk. 
XIV  (i.S. 

121.  Verdam  J.  Dietsche  Verscheidenheden.  Tijdschr.  voor  Nederl. 
taal-  en  letterk.  XIV  8—16. 

CXII.  Een  paar  plaatsen  uit  de  Couchy-fragmenten.  CXIIT. 
Smachten.     CXIV.  Achterstouwen. 

Deutsch. 
1.     Grammatik,     a)  Im  Ganzen  (d.  h.  ahd.,  mhd.  \\.  nhd.  zusammen). 

122.  Brenner  0.  Grundzüge  der  geschichtlichen  Grammatik  der 
deutschen  Sprache,  zugieich  Erläuterungen  zu  meiner  mittelhoch- 
deutschen Grammatik  und  zur  A'erslehre,  mit  einem  Anhang: 
Sprachproben.     München  Lindauer.     VIII,  113  S.  80.     2,40  M. 

123.  Cerf  Old,  middle  and  modern  high  german  I.  Introduction 
and  Phonology.     Athenaeum  3518. 

124.  Me'wes  K.  Einführung*  in  das  Wesen  der  Grammatik  ural  in 
die  Lehre  von  den  Partikeln  der  deutschen  Sprache.  ^Magdeburg* 
Heinrichshofens  Sort.     IX,  108  S.  80.     1,80  M. 

125.  V.  Pfister-Schwaighusen  H.  Niederdeutsch  und  Hochdeutsch. 
Frei  Deutschland.     Berlin  4.  5.  95. 

126.  Saalfeld  A.  Lose  Blätter.  Zu  Nutz  und  Frommen  des  allg-e- 
meinen  deutschen  Sprachvereines  hrsg-.  Berlin  Ernst  &  Sohn. 
VII 1,  143  S.  80.     1,40  M. 

127.  Kluge  F.  Deutsche  Sufiixstudicn.  Festsclir.  z.  50j.  Doktor- 
juhelf.  K.  Woiiiholds  S.  21—26. 

128.  Heintze  A.  Die  Stellung  des  Zeitwortes  nach  'uncV.  Wiss. 
Beih.  z.  Ztschr.  d.  allg.  dt.  Sprachv.  Heft  IX  144—152. 

Gegen  J.  Pöschel  (Wiss.  Beih.  V).  Ps.  Beweise  für  die  Um- 
stellung- sind  nicht  stichhaltig,  da  gerade  die  besten  Schriftsteller 
beider  Blütezeiten  nicht  genügend  herangezogen  sind.  Eine  Prü- 
fung dieser  ergiebt  vielmelir,  dass  das  Vorherrschen  der  Umstellung 
sich  auf  die  Zeit  des  Niedergangs  der  Litteratur  und  Sprache  be- 
schränkt: "mit  dem  Sinken  des  Schrifttums  dringt  sie  vor,  mit  dem 
Aufsteigen  tritt  sie  zurück."  Ausserdem  hat  der  Spracligebrauch 
früherer  Zeiten  für  die  GegenAvart  nur  einen  bedingten  Wert.  Vom 
Ahd.  bis  auf  Luther  kann  man  die  Umstellung  als  einen  Kest  der 
alten  Freiheit  in  der  Wortstellung  überhaupt  betrachten;  wir  dage- 
gen sind  jetzt  zu  festerer  Wortfügung  und  Stellung  gelangt,  die 
man  nicht  ohne  Not  opfern  soll.  Die  Umstellung  besteht  gegen- 
wärtig besonders  im  Kanzleidentsch.  Geschäftsdeut.sch,  Berichter- 
deutsch und  im  leichteren  Briefstil.  In  höheren  Stilgattungen,  wie 
auch  in  der  mündlichen  Kedeweise  fehlt  sie.  Schon  dadurch  ist  sie 
als  minderwertig  gekennzeichnet.  Die  Behauptung",  dass  bei  nach- 
folgender Umstellung  und  eine  besondere  Bedeutung  habe  (=  und 
zwar,  iivd  noch  dazu,  nnd  sn,  und  daher)  entspricht  häufig  nicht 
den  Thatsaclit'u    und    iiiai-ht    die    Umstellunn'    nicht    zweckmässiger, 


IX.  D.  Westgermanisch.  133 

denn  man  erführt  avif  diese  Weise  häufig'  erst  am  Ende  des  mit  und 
^eingeführten  Satzes,  dass  derselbe  ein  anderes  Suhjelct  hat,  als  der 
Torhergehende.  Eben  ans  diesem  Grunde  der  Unzweckmässig'keit 
ist  die  Umstellung"  zu  meiden. 

b)  Ahd.  und  And. 
129.  Franck  J.  Der  Diphthong  ea,  ie  im  Althochdeutschen.     HZ.  XL 
1—60. 

1.  Der  Diphthong-  im  Demonstrativpronomen.  Sievers'  Ansicht, 
dass  der  im  deutschen  Demonstrativpronomen  auftretende  Diphthong 
ie  {ea,  ia)  durch  Diplithongierung*  eines  e  entstanden  sei,  welches 
selbst  wieder  auf  in  unbetonter  Silbe  stehendes  ai  zurückzuführen 
sei,  ist  unhaltbar.  Fürs  As.  ergiebt  sich  aus  den  Hdschr.  der  Be- 
weis, "dass  der  Diphthong  im  N.  Akk.  PI.  des  Demonstrativums 
unmöglich  auf  einer  Form  Hlie  beruhen  kann,  die  mit  her  oder 
f(U  'cecidit',  als  diese  diphthongisch  wurden,  denselben  hatte."  Im 
Nom.  Sing,  ergiebt  sich  allerdings  Übereinstimmung  mit  e-,  "nur 
wo  auch  dies  ie  lautet,  finden  wir  tliie,  und  es  stünde  mithin  von 
dieser  Seite  nichts  in  Wege,  hier  das  ie  auf  Diphthongierung'  eines 
e^  entsprechenden  Lautes  zurückzuführen.  Leider  versag'en  die 
Denkmäler,  welche  für  e  ea  oder  ia  haben,  da  sie  ther  g'ebrauchen." 
Im  Akk.  S.  kann  man  nach  den  Belegen  für  fhe  die  Form  thea, 
fhia,  thie  nicht  durch  Diphthongierung  eines  e  erklären.  —  Für  den 
Nom.  PI.  Mask.  ist  Analogiebildung  anzunehmen.  Eine  Form  pe 
erschien  nicht  g'enug'  als  Plural  gekennzeichnet,  namentlich  als  die 
Adjektivendung  bereits  ö'.  geworden  war.  Diese  Adjektivform  wurde 
nun  selbst  das  Muster  für  die  Analogiebildung.  Man  erschloss  aus 
dem  Paradigma  einen  allgemeinen  Stamm  fhe  und  versah,  diesen 
mit  der  analogischen  Endung.  Die  so  entstandene  Form  fh'e-cB 
wurde  dann  einsilbig  mit  Diphthong  und  dies  dann  durch  Differen- 
zierung zu  thea^  und  weiter  zu  thia.  Auch  die  Entwicklung  von 
thece  zu  thicB,  thie  ist  möglich.  —  "Der  Akk.  Sing.  (u.  ähnl.  Nom. 
Akk.  PI.)  Fem.  ist  entstanden,  indem  unter  Aufgabe  einer  älteren, 
got.  p6  entspr.  Form,  die  gewöhnliche  Endung  der  pronominalen 
Deklination  antrat  und  die  Vokalverbindung  diphthongisch  wurde. 
Der  zweite  Komponent  erhielt  sich  unter  dem  Systemzwang'  läng'er 
in  der  Form  a."  Die  belegte  Form  the  spricht  nicht  für  eine  Grund- 
form -Hhe,  sondern  ist  Schwächvmg  einer  sonst  nicht  mehr  belegten 
älteren  Form  oder  auch  von  thea.  "Auf  dem  gleichen  Weg'e  wie 
die  bisher  erklärten  Formen  sind  .  .  .  auch  der  Nom.  Sg.  Fern.,  der 
Instr.  Sg.  und  der  N.  Akk.  PI.  Neutr.  entstanden,  indem  an  den 
St.  p('  die  entspr.  Endungen  der  nominalen  und  pronominalen  De- 
klination antraten."  "Am  schwierigsten  ist  der  Nom.  Sg.  Mask.  zu 
beurteilen."  Die  Geschichte  dieser  Form  ist  nach  mancherlei  Kich- 
tung  noch  nicht  klar.  Die  Form  thie  ist  nfränk.,  zum  Teil  sächs., 
mfränk.  und  md.  bis  zum  Ostfr.  Daneben  steht,  abgesehen  von  unbe- 
tontem (7e,  ein  nicht  diphth.  de,  als  da  aufzufassen.  Dies  ist  jeden- 
falls nicht  identisch  mit  dem  dii)hth.  die.  "der  und  die  {de)  verhal- 
ten sich,  soweit  sie  beide  ne1)eneinander  vorkommen,  im  Wesent- 
lichen wie  unbetonte  und  betonte  Form."  Auch  thie  {the)  ist  auf 
'-^ther  {Hhez)  zurückzuführen.  Aus  dem  Abfall  des  r  muss  man 
aber  M'ohl  auf  ther  schliessen.  Ist  dies  alte  Länge  oder  Dehnung- 
von  ther?  Bei  Annahme  alter  Länge  wissen  wir  immer  noch  nicht, 
was  für  ein  e  es  hat.  e^  kann  es  nicht  sein,  da  sich  *pdr  oder  pd 
nie  findet;  gegen  e^  lässt  sich  grundsätzlich  nichts  einwenden.  Bei 
letzterer  Annahme  könnte  man  auch  die  Form  thie  erklären,  denn 
<lie  Belege  widersprechen   der  Herkunft  aus  e'  nicht.     "Die  ganze 


134  IX.  D.  Wcstgerniaiiiscli, 

Annalniio  ist  aber  so  hypothetischer  Natur,  dass  sie  anderen  Er- 
I<IäruniiS\ersnclien  niciit  im  Wege  stehn  darf."  Es  -wird  eine  jün- 
gere; Analogiebildung  anzunehmen  sein.  "Sie  beruhte  auf  dem  Ne- 
beneinander von  tonlosen  Formen  auf  d  und  betonten  mit  auslaut. 
Diphthongen  in  anderen  Kasus,  z.  B.  Nom.  Plur.  ^/it?  neben /"/^/e  oder 
ihia  .  .  .,  und  nach  diesem  Vorbild  stellte  sich  auch  im  Nom.  Sg. 
I\Iask.  die  diphth.  Form  statt  der  organischen  betonten  neben  dem 
unbetonten  th9  ein."  —  In  den  Heliandhschr.  ist  der  Wechsel  zwi- 
schen thea  und  tJiie,  sie  und  .sia,  sea  interessant.  Wahrscheinlich 
stellt  sie  neben  sea  schwächer  une  stärker  betonte  Form  dar. 

2.  Die  Diphthonge  in  den  ursprünglich  redujilizierten  Präte- 
ritis.  Holthausens  Hypothese  zur  Erkl.  d.  redupl.  Präterita  {*7iehaU 
■''hellet  '^hehet  het)  ist  nicht  annehmbar.  Es  ist  Analogiebildung  au- 
zunehmen.  Bei  den  Yerbis  mit  dunklem  Wurzelvokul  liegt  die  Sache 
ziemlich  khir.  "Der  Wurzelanlaut  ist  bei  vorhandener  Differenz  an 
den  Anlaut  der  Reduplikationssilbe  getreten,  die  innere  Konsonanz 
ist  —  vielleicht  unter  Umständen  stufenweise  —  geschwunden  und 
der  Vokal  der  Reduplikationssilbe  hat  sich  mit  dem  dunkeln  Laut, 
der  von  der  W^urzelsilbe  übrig  war,  zum  Diphth.  eo  ieu)  verschmol- 
zen." Etwas  Aveniger  klar  sind  die  Verba  mit  a,  ä,  e  u.  ai.  Es  ist 
folgende  Entwickelung  anzunehmen:  *fefall  *fefdll  ''feil  (vgl.  ags. 
feoll).  Man  könnte  auch  *fecll  ^/iCif  ansetzen.  Diese  Formen  wur- 
den mit  geschliffener  Betonung  gesprochen,  der  Vokal  kann  also 
als  69  bezeichnet  werden,  eine  Art  dighthongischen  e-Lautes.  In 
der  älteren  Zeit  konnte  er  natürlich  durch  e  dargestellt  werden. 
Diese  Annahmen  setzen  für  die  Präteritalformen  entweder  eo  oder 
aber  den  langen  oder  diphth.  e-Laut  voraus.  Sievers  Behauptung, 
dass  die  mit  Konsonantverbindung  und  auch  z.  T.  die  mit  Doppel- 
konsonanz kurzen  Vokal  haben  {feng^  held),  nimmt  Fr.  mit  ten 
Brink  nur  für  einige  germ.  Dialekte  an.  Die  Länge  ist  überall 
das  ursjtrüngliche.  Denn  1)  Wäre  die  Kürze  urs])rünglich,  so  müsste 
die  Länge  durch  Analogie  entstanden  sein,  und  das  ist  bei  so  häufig" 
gebrauchten  Verben  wie  fähdn  und  haltan  unwahrscheinlich.  2) 
Die  Entwickelung  hehet  het,  scslep  slep,  Xfeivall  icel  macht  doch 
auch  ein  fefarnj  feng  wahrscheinlich.  Die  spätere  Kürzung"  ist 
durch  die  doppelte  Konsonanz  verursacht.  3)  Da  die  Entw.  der  Prä- 
terita zu  einsilbigen  Formen  sicher  so  alt  ist,  wie  die  Aulnahme 
der  älteren  lat.  Lehnwörter,  iiätten  .sie  bei  kurzem  Vokal  so  wie 
diese  behandelt  werden,  also  z.  B.  finc/,  ginij,  hing  entstehen  müs- 
sen. Vgl.  ziiis,  Spind  usw.  5)  Aiich  im  Nl.  finden  wir  die  kurzen 
Formen,  wie  im  Fränkischen,  Nd.,  Engl,  und  Nord,  und  kommen 
auch  da  ohne  die  Annahme  des  e  oder  ea  niclit  aus.  Im  Ags.  tritt 
in  allen  Verben  mit  Z+Konsonant  die  sog.  Brechung  eo  ein.  Sie 
ist  wohl  niciit,  wie  Scherer  und  Sievers  wollen,  aus  dem  dunkeln 
Timbre  der  Licjuida  zu  erklären,  weiches  durch  den  urs])r.  voran- 
gehenden (oder  folgenden)  Vokal  bedingt  sei  {fcR  aus  fefaU\  son- 
dern aus  der  Pause  oder  dem  Nachschlag,  die  in  der  Grundform 
der  Präterita  vorhanden  waren:  he.ld  oder  hold  wird  zu  hcold, 
le.lc  zu  leolc,  und  di(!  gleiche  Entwicklung  war  auch  möglich,  wenn 
der  au.^gefallene  Vokal  kein  dunkU-r  war.  Bei  Nasal  Verbindungen 
war  dies  Moment  nicht  wirksam:  fe.ng  wird  zu  feng  gekürzt;  gun- 
i/dn,  honnan  und  sjionndn  sind  Analogieformen.  Beweis  dafür  ist, 
dass  auch  die  ablaut.  Verba  mit  «-f  Dojtpelkonsonanz  dieser  Asso- 
ziation veriallen  {n-eax<m  ueox).  Aus  dem  Friesischen  lassen  sich 
Stützen  für  die  Annahme  der  ursj)r.  Länge  nicht  gewinnen,  doch 
si)riclit  auch  nichts  dagegen.  —  Z\nn  Schhisse  spriclit  Verf.  über 
das    fries.   Präteritum   lilr    und    das    as.   I'rät.  seit.     >Sen    hat  KöücI 


IX.  D.  Westgermanisch.  135 

richtig'  ziisammeiiG'Pstellt  mit  den  mnl.  Priit.  sieii,  icieu,  crieu  von 
säien,  icäien,  cräien  nntl  grien  von  groeien.  Diese  Verba  haben 
zur  2.  Hanptgriippe,  mit  dunklem  Vokal  in  der  2.  Silbe  des  Prät., 
g-ehört  und  haben  sich  der  westg.  Umbildung  Helet  gegenüber  got. 
leJüt  entzogen.  Die  fries.  Form  hie  ist  aus  Analogie  nach  Verben 
mit  gleichem  Präsens,  wie  siä,  skia  (Prät.  ske)  zu  erklären. 

o.  Der  Diphthong  in  FremdAvörtern.  Er  geht  meistens  auf 
lat.  e,  manchmal  auf  r/e,  manchmal  auf  e  zurück.  Für  die  Wörter 
mit  e  ist  die  Annahme  der  Dehnung  eine  rein  willkürliche.  Wir 
dürfen  also  nicht  von  der  Länge  ausgehen.  Im  Roman,  ist  dies  e 
diphthongiert.  Alid.  *href  *hreaf  ist  aus  rom.  bredf  entlehnt.  Verf. 
füiirt  dies  weiter  aiis  für  fieher,  Peter,  .spiegel,  alem.  kriesi  (Kir- 
schen), ]>riesfer.  piete,  Trier.  —  Bei  alter  Länge  ist  die  Sache  schwie- 
rig'er.  Got.  kreks  und  ahd.  Chreah  bezeichnen  denselben  Akt  der 
Entlehnung.  Ebenso  got.  mes  und  alem.  meas,  mias.  Das  Ag'S. 
hat  aber  mlse,  myse,  also  i  als  Vertreter  von  vom.  e.  So  hat  auch 
bei  den  übrigen  Lehnworten  mit  rom.  ^  nur  das  Deutsche  den 
Diphthong,  nicht  das  Engl,  und  Nl.  Hiemen,  nl.  i^ieni  =  Ruder, 
das  eine  Ausnahme  macht,  braucht  kein  Fremdwort  zu  sein.  Wie 
erklärt  sich  das  ea  im  Ahd.,  zumal  da  es  sonst  einen  entschieden 
offenen  Laut  vertritt?  Franz'  Ansicht,  dass  rom.  e  und  r^  früher 
bei  germ.  e-  (offen)  Unterkunft  fand,  später,  als  dies  schon  zu  ea 
geworden  war,  zu  i  wi^rde,  ist  zurückzuweisen.  Vielmehr  sind  dies 
alte  Lehnwörter,  die  bei  den  südöstl.  Germanen  ihren  Ausgang 
nahmen,  und  bei  lat.  ae  war  zur  Zeit  der  Entlehnung*  Ansatz  zu 
neuer  Diphthongierung  vorhanden,  Avelcher  auch  bei  späterer  Ent- 
lehnung f^,  ea  hätte  ergeben  müssen.  Für  die  Worte  mit  rom.  e 
reicht  diese  Erklärung  allerdings  nicht  aus. 

4.  Germanisches  e^.  Man  spricht  im  Allg.  ohne  Grund  von 
dem  uigerm.  geschl.  e.  Es  liegt  die  Frage  nahe,  ob  es  nicht  ein 
Diphthong  gewesen  ist.  Vielfach  steht  es  mit  ^-Lauten  im  Ablauts- 
verhältnis. Nach  Jellinek,  Sievers  und  Noreen  wäre  es  aus  ei  ent- 
standen. Verf.  geht  das  von  Noreen  Urg.  Laiitl.  30  gegebene  Ver- 
zeichnis der  Wörter  mit  e^  durch  und  giebt,  neben  einigen  Aus- 
merzungen, einige  Ergänzungen  dazu.  Die  Wörter,  soweit  ihnen 
etymologisch  beizukommen  ist,  machen  die  Entstehung  von  e^  aus 
/-Verbindungen  von  e  (und  e?)  wahrscheinlich.  Theoretisch  sind 
aber  auch  andere  Verbindungen  von  e  nicht  auszuschliessen. 

130.  van  Helten  W.  Weiteres  zur  altsächsischen  Grammatik.  IF. 
V  347—353. 

c)  Mhd. 

131.  Vancsa  i\r.  Das  erste  Auftreten  der  deutschen  Sprache  in  den 
Urkxindcn.  A.  u.  d.  T.:  Preisschriften,  gekrönt  u.  hrsg-.  v.  der 
fürstl.  Jablonowskischen  Gesellschaft  zu  Leipzig.  Leipzig  Hirzel. 
IX,  138  S.  8". 

132.  Brenner  0.  iMittelhochdeutsches  iu.  Ztschr.  f  d.  dt.  Unterr. 
IX  150—152. 

Br.  nimmt  zweierlei  Bedeutung  des  mhd.  in  an,  auch  Paul 
bezeichnet  dies  jetzt  als  wahrscheinlich.  Bechstein  nimmt  (Ztschr. 
VIII  568)  wieder  nur  iU  an.  Dies  ist  sicher  gesprochen  worden, 
wir  wissen  aber  lucht,  wie  weit  und  wie  lange.  Bechsteins  Ansicht, 
dass  die  Assimilation  zu  ü  zuerst  bei  Schweizern  und  Schwaben 
eingetreten  sei,  hält  Br.  nicht  für  richtig.  Die  Schwaben  und  der 
grössere  Teil  der  Baiern   haben   erst  üi,  dann   ui  daraus  gemacht. 


13G  IX.  D.  Westg-ennanisch. 

Ein  anderer  Teil  hat  entweder  unmittelbar  eü  (Bechstein)  oder  zu- 
erst äü  entwickelt  (Alemannen  nnd  Ostfranken)  und  dies  wie  i  und 
il  beliandelt,  d.  h.  du,  gesclir.  eic  daraus  g-emaeht.  So  Avird  gesehrie- 
ben bis  ins  15.  Jh.,  dann  tritt  wieder  vi  und  oi  aus  der  ländl.  Um- 
g'ang\ssprache  daneben.  In  der  Schweiz  sind  die  neuen  üü  einfache 
Länge  g-eblieben.  "Man  hat  also  für  das  12. — 13.  Jh.  die  Wahl  zwi- 
schen in,  üi,  üil  und  vielleicht  schon  ni  (was  im  13.  Jh.  schon  oft 
vorkommt,  aber  auch  üi  sein  kann)."  Dies  gilt  für  das  'org'anische' 
iu.  —  Das  nicht  'organische'  (Uml.  v.  ü)  ist  als  einfache  Länge  zu 
betrachten,  bis  das  Gegenteil  erwiesen  ist.  Es  unterschied  sich  aber 
in  Baiern    und  Schwaben   vom   organischen.     Beweis   die   heutigen 

Maa.  und   die  Schreibungen   der   besten  Zeit  (m  und  u).     Übrigens 

erleidet  auch  [org.]  iu  einen  Umlaut:  zunächst  iü,  dann  «. 

133.  Sievers  E.    Zum  Umlaut  des  iu  im  Mhd.     PBrB.  XX  330-334. 

Zii  Brenner  PßrB.  XX  80  ff.  Auch  die  alte  Müncliener  Parzi- 
valhs.  G  folgt  den  durch  Br.  festgestellten  Regeln  Es  gelten  fol- 
gende Kegeln:  1.  Altes  iu  ohne  Umlaut  erscheint  regelrecht  als  iu, 
iv  bez.  graphische  Varianten  davon.     2.  Der  Umlaut  des  alten  ü  = 

il  [=  Brs.  u]  wird  regelmässig  mit  ?/,  ?;  bezeichnet.  3.  Französisches 
u  =  il  wird  ebenso  durch  u,  v  Aviedergegeben.  4.  Umgelautetes 
iu  wird  zu  u  (d.  h.  ü).  5.  Der  Umlaut  wird  durch  Analogie  besei- 
tigt oder  verhindert:  a)  in  der  2.  3.  Sg.  Ind.  Präs.  der  starken  Verba: 
b)  in  Bildungen  wie  frivndin  usw.,  fvrin  usw.  6.  Der  Umlaut 
.iinterl)leibt  lautgesetzlich:  a)  A'or  iv\  b)  vor  r\  c)  vermutlieh  auch 
vor  (j.  Zu  jeder  Regel  gibt  S.  Belege.  Ausnahmen  finden  sich  nxir 
wenige.  Im  Reim  werden  nicht  selten  die  Reimwörter  graphisch 
aneinander  angeglichen  und  zwar  häufiger  «it  für  u  als  u  für  iu 
gesetzt  (Belege).  —  Die  Hs.  D  drückt  iu  und  il  in  gleicher  Weise 
durch  iu  ir  aus. 

134.  Schulze    B.    Die    negativ- exzipierenden    Sätze.     HZ.   XXXIX 

227—33(5. 

1.  Gegen  E.  Frey,  der  die  vom  Verf.  in  seiner  Dissertation 
"■'Zwei  ausgewählte  Kapitel  der  Lehre  von  der  mhd.  Wortstellung" 
vorgebrachte  Erklärung  des  mhd.  dünne  in  negativ-exz.  Sätzen 
angefochten  hatte,  hält  Verf.  fest  an  seiner  Meinung,  dass  danne  in 
diesem  Falle  nicht  temporal,  sondern  als  Rest  des  ursprünglischeu 
Nachsatzes  zu  fassen  sei.  Aus  der  dann  allerdings  zu  erwartenden 
Stellung  am  Ende  des  neg.-exz.  Satzes,  die  sich  nur  selten  findet, 
z.  B.  Tristan  B943  diu  {not)  ist  dln  endecllcher  tot,  ich  eine  enwende 
ez  danne,  sei  es  dann  in  den  Nebensatz  hineingeschoben  worden, 
etwa  wie  mhd.  anders.  Fre^'s  temporale  Auffassung  des  danne 
führt  ihn  bei  dannodi,  dennoch  dazu,  Sätze,  die  eine  Folge  bedeu- 
ten, als  neg.-exz.  zu  fassen.  Die  Bedeutung  der  Nachzeitigkeit,  die 
in  dem  temporal  aufgefassten  danne  liegen  würde  ,  ergiebt  zu 
schwierige  Beziehungen.  Nur  statistische  Berechnung  des  Vorkom- 
mens von  danne  am  Satzschlusse  konnte  ein  Argument  gegen  Sch- 
ergeben. 2.  oder  als  Satzverknüpfung,  z.  B.  HMS.  II  löG*  in  ge- 
sehe vil  schiere  min  lip,  aJder  ich  bin  tot,  verbindet  nicht  den  neg.- 
exz.  Satz  einfach  als  Vordersatz  mit  dem  Nachsatze,  sondern  es  ist 
vor  d(Mnselben  der  Nachsatz  als  geschwunden  anzusehen,  so  dass 
eigentlich  2  gleichwertige  Sätze  parataktisch  verl)undeii  werden. 
3.  Dass  die  Negation  ne  im  neg.-exz.  Satze  nicht  mit  Wackernagel 
•jils  eine  abgeschwächte  Fortsetzung  der  volleren  Negationsi)artikel 
des  Hauptsatzes  zu  fassen  ist,  hat  schon  Dittinar  gesehen,  da  ja. 
oft    der   vorangehende   Hauptsatz   positiv   ist.     Die   neg.-exz.   Sätze 


IX.  D.  Westgermanisch.  137 

sind  vielmohv  tirsprüng-liche  Wunschsätze.  Dass  darin  nicht  die  volle 
Negation:  ne  —  niht,  sondern  nur  na  steht,  erklärt  sich  aus  der  Kon- 
tamination zweier  Ausdrücke,  durch  welche  jeder  einzehie  an  seiner 
vollen  lebendigen  Vorstellung  verliert,  was  sich  hier  in  der  Verkür- 
zung des  vollen  Ausdruckes  der  Negation  äussert.  Das  ne  beginnt 
schon  zu  Anfang  der  mhd.  Periode  auszufallen. 

d)  Nhd. 
135.  Albertus  L.    Die  deutsche  Grammatik  des  Laurentius  Albertus 

hrsg.  von  Karl  Müller-Frau  reu  th.  Ältere  deutsche  Grammatiken 

in  Neudrucken  hrsg.  von  John  Meier.  III.     Strassburg  Trübner. 

XXXIV,  159  S.  80.     5  M. 
13().  Pabritius    H.    Das    Büchlein    gleichstimmender    Wörter,    aber 

ungleichs  Verstände  des  Hans  Fabritius,   hrsg.    von  John  Meier. 

Ältere    deutsche   Grammatiken    in   Neudrucken,    hrsg".    von   John 

Meier.  I.     Strassburg  Trübner.     XXXII,  44  S.  8°.     2  M. 
137.  Boucke  E.    P.  Augustin  Dornblüths  Observationes.     Freiburger 

Inaug.-Diss.     München  Dr.  von  Seitz  und  Schauer.     74  S.  8". 
13S.  Blatz  F.    Neuhochdeutsche    Grammatik   mit   Berücksichtigung' 

der    historischen    Entwicklung-    der    deutschen    Sprache.     3.  Aufl. 

1.  Bd.    Einleitung-,    Lautlehre,    Wortlehre.     Karlsruhe   Lang.     XI, 

856  S.  8  f.     9  M." 

139.  Vietor  W.  Die  Aussprache  des  Schriftdeutschen.  Mit  dem 
'Wörterverzeichnis  für  die  deutsche  Rechtschreibg-.  zum  Gebrauch 
in  den  preuss.  Schulen'  in  phonet.  Umschrift,  sowie  phonet.  Tex- 
ten. 3.  Aufl.  der  Schrift  'Die  Aussprache  des  W^örterverzeichnis- 
ses  f.  die  deutsche  Rechtschreibg.  in  den  preuss.  Schulen.'  Leip- 
zig Reisland.     VIII,  101  S.  mit  3  Fig.  8".     1,60  M. 

140.  Wrede  F.  Die  Entstehung  der  nhd.  Diphthonge  (mit  einer  Karte). 
HZ.  XXXIX  257—301. 

Verf.  versucht  eine  lautgesetzliche  Erklärung  der  nhd.  Diph- 
thong-e  ei  au  eu  aus  mhd.  %  Ti  iu  im  alten  deutschen  Stammlande 
mit  Hilfe  der  Fortschritte  der  deutschen  Dialektforschung.  Die 
"schriftsprachliche"  Deutung  Burdachs,  nach  welcher  die  Diphthon- 
gierung "nur  der  sprachliche  Reflex  einer  bestimmten  Kulturströ- 
mung" ist,  ist  für  diese  Gegenden  abzuweisen,  weil  dabei  einerseits 
•die  Ausdehnung-  der  neuen  Doppellaute  gerade  bis  zu  den  heuti- 
gen Grenzen  unverständlich  bleibt,  andrerseits  nicht  abzusehen  ist, 
warum  hessisch-thüringische,  niederrheinische,  alemannische  Gegen- 
den nur  in  Hiatusfällen  diphthongieren  \x\\A  drittens  dann  doch  die 
grossen  Verkehrszentren,  wie  Erfurt,  Kassel,  Aachen,  Köln  und 
Düsseldorf,  Strassburg  und  Basel  mit  der  Diphthongierung  voran- 
g-ehen  müssten,  was  durchaus  nicht  der  Fall  ist.  Ausserdeirt  deckt 
sich  das  Vorkonnnen  anderer  Charakteristika  der  nhd.  Schriftsprache 
in  den  Mundarten  keineswegs  mit  der  Ausdehnung  der  Diphthon- 
gierung-. Anders  in  den  Mischmundarten  zwischen  Harz  und  Saale 
und  in  denen  des  Kolonistenlandes  östlich  von  Saale  und  Elbe. 
Hier  g-iebt  es  keinen  uralten  einheimischen  Dialekt,  sondern  eine 
bunte  Mischsprache  gleicht  sich  erst  in  verhältnismässig*  jung-er 
Zeit  zu  einer  einheitlichen  Form  aus  und  bleibt  wegen  dieses  Man- 
gels bodenwüchsiger  Geschlossenheit  fremden  äusseren,  also  auch 
schriftsprachlichen,  Einflüssen  bedeutend  leichter  zugänglich.  Doch. 


138  IX.  D.  Westgermanisch. 

sind  trotzdem  ei  au  eu  keinesAvegs  überall  im  deutschen  Osten  als 
Kulturübertragiing-  anzTisehen,  vielmehr  eine  Frucht  der  mecha- 
nischen Nivellieriing':  "Die  ci-Maa.  nnter  den  Kolonisten  haben  in 
diesem  Punkte  des  Vokalismns  über  die  f-Maa.  g-esiegt."  —  Eine 
Zurückl'ührung'  der  Diplitliongienuig-  aiif  laxUgesetzlichc  Beding'un- 
g-en  nniss  also  von  dem  Sprachgebiet  der  alten  deutschen  Stamm- 
lande ausgehen.  Wrede  findet  die  treibende  Ursache  derselben  iu 
der  Synkope  und  Apokope  der  Ableitungs-  und  Flexions-e.  Sie 
hat  also  bei  den  ursprünglich  mehrsilbigen  Wertformen  begonnen: 
dat.  /.se  Avvirde  über  is  zu  eis\  die  einsilbigen  folgten  dann  per 
analogiam ;  diesen  dann  die  dauernd  mehrsilbigen  :  "dem  Sing. 
hcnis  folgte  der  Plural  liäuHer  trotz  bewahrter  Endung."  Schon 
früher  (Scherer,  Kauffmann)  erkannte  man  den  Di])hthongierungs- 
vorgang  als  AkzentAvirkung,  doch  Avar  der  treibende  Grund  noch 
nicht  gefunden.  Gelingt  es,  die  Zirkumfiektierung,  die  Vorstufe 
der  Dipht  iiongierung,  mit  der  aus  dem  Akzentgesetz  ohne  Aveiteres 
begi  eitiichen  Sclnvächung"  bezAV.  Tilgung  der  Ableitungs-  und  Fle- 
xionssilben geographisch  Avie  chronologisch  in  ursächlichen  Zu- 
sammenhang" zu  bringen,  so  ist  sie  ein  neuer  Beleg  für  die  nicht 
seltene  spracligeschichtliche  Erscheinung,  dass  "Monosyllaba  mit 
Zirkumflex  durch  Verkürzung  von  mehrsilbigen  Wörtern  entstan- 
den, deren  Dauer,  ExspirationsbeAvegung  und  musikalische  Modu- 
lation samt  und  sonders  in  die  eine  Silbe  zusammengerückt  sind 
(Sievers)."  Sie  beruht  also  nicht  auf  dem  Ikti;s  an  sich,  sondern  auf 
rhythmischer  Quantitätsabstufung,  erklärt  sich  aus  dem  "Prinzip  des 
Morenersatzes:  Der  Akut  einer  langen  Iktussilbe  verAvandelt  sich 
in  den  Zirkumflex,  Avenn  eine  darauf  folgende  Silbe  schAvindet." 
Zur  EntAvicklung  der  Zirkumfiektierung  zur  Diphthongierung  \er- 
gleiche  man  ahd.  ie  uo  aus  e  6.  Der  EntAvicklungsgang  der  Diph- 
thongierung ist  folgender:  Stufe  A:  mhd.  ise.  (Dat.  Sing.),  Akzent- 
verlust, geringere  Intensität  der  Flcxionssillie  (heute  in  den  nicht 
apokopierenden  nd.  Maa.).  Stufe  B:  Apokope  xmd  erster  Akt  der 
AkzentAeisrliiebung  ts-  (niedersächs.  Maa.  mit  Apokope).  Stul'e  C: 
ZAveitcr  Akt  der  Akzentverschiebung,  Zusammentreffen  A'on  Haujit- 
und  Nebeniktus  auf  der  Wurzelsilbe,  Zirkumfiektierung  derselben: 
Is  (niederrhein.).  Stitfe  D:  Differenzierung:  {is  y.n  iis  zu)  ('is  '/.\i  e'i's 
zu  äi.s  usAv.,  der  neue  Laut  ist  Nachschlag  (Grenzmaa.  des  grossen 
Diphthongiertingsgebietes  der  alten  Stammlande).  Stule  E:  nhd. 
eis.  —  Bei  Wörtern  Avie  nilid.  frU  fällt  die  Stufe  B  natürlich  aus, 
es  tritt  gleicii  C  (Ca)  ein,  d.  h.  die  Zirkumfiektierung  tritt  bei  den 
vokalisdi  auslautenden  Stämmen  um  einen  Akt  früher  ein  als  bei 
den  konsonantisch  auslautenden;  ebenso  ist  nachher  D  (Da)  neben 
C  zu  erwarten.  Das  Nebeneinander  von  mhd.  buwen  und  bniticen, 
trmcen  und  trmiwen  findet  so  seine  Erklärung.  —  Den  em])irischen 
Nachweis  seiner  These  beginnt  Verf.  bei  den  Thatsachen  der  heu- 
tigen Dialektgeo<:rai)hi(^  (nach  Wenkers  Sprachatlas).  1.  Die  nicht 
apokopierenden  Maa.  Der  bei  Weitem  grösste  Teil  des  Dialektge- 
bietes mit  bcAvalirtem  -e  liegt  auf  niedersächs.  Sprachboden,  avo 
auch  I  ü  ü  beAvalirt  ist.  AuffalU'ude  Ausnahmen  sind:  1)  Diphthon- 
gierung vom  Südende  des  Tliüringerwaldes  nacli  Norden;  2)  hier- 
von Avestlich  die  thüringische  Hiatusdipbtliongierung  —  beide  neben 
oder  trotz  Endungs-e.  Die  erste  Ausnahme  erklärt  sich  dadurch, 
dass  die  Diphthonge  auf  diesem  Gebiet  importiert  sind,  die  zweite 
dadurch,  dass  die  Apokope  ursprünglich  auch  in  diesem  Gebiete 
hcrrsciite,  das  l'lndungs-f  aber  sjiäter  durch  Einwirkung  derSchrilf- 
spraehe  Aviederhergestellt  Avurde.  Die  sogen.  Avestfälische  Diphthongie- 
rung muss  ausser  Betracht  bleiben,  da  sie  ganz  anderen  Charakters 


IX.  D.  Westgormanisch.  139 

ist,  dynamisch  steig'cnden  Akzent  hat  (der  neue  Laut  ist  Vorschlag) 
und  wohl  auf  das  gleiche  Prinzip  wie  die  sogen,  westfälische  Bre- 
chung zurückgehen  wird.  2.  Die  apokopierenden  Maa.  Die  alten 
Monophthonge  sind  bewahrt  in  den  Dialekten  an  der  Nord-  und 
Ostsee  und  in  der  Südschweiz,  diese  verweilen  eben  noch  auf  Stxife 
B,  vgl.  Schreibungen  wie  gänf\  hanf\  in  den  dortigen  Sprachatlas- 
formularen. Apokope  und  Hiatusdiphthongierung  (Stufe  C-f  Dfi) 
findet  statt  in  hessisch-thüringischen,  niederrheinischen  xmd  aleman- 
nischen Mundarten.  Der  Grund  liegt  bei  den  hessisch-thüringischen 
Mundarten  entweder  darin,  dass  sie  als  äusserster  Eand  des  allge- 
meinen Apokopegebietes  am  spätesten  von  ihr  betroffen  worden 
.sind,  oder  in  der  vielfachen  Verkürzung-  der  alten  l  ü  ü.  Am  Nie- 
derrhein ist  mit  dieser  Verkürzung  in  noch  viel  ausg-edehnterem 
Masse  zu  rechnen,  vgl.  tceng,  brong  =  icein,  braun  u.  ä.  In  den 
alemannischen  iMundarten  lassen  die  markierten  Nebenicten  auf  spä- 
tere Apokope  schliessen :  die  ahd.  langen  Endungen  wurden  später 
zu  irrationalem  e  als  die  kurzen  und  demgemäss  auch_ später  apo- 
kopiert.  Ferner  ist  auch  hier  die  Verkürzung  von  i  ü  iL  zu  berück- 
sichtigen; ausserdem  bewahren  g'erade  alem.  Maa.  alte  Konsonan- 
tenlängen bis  heute  oder  dehnen  ihre  fortes  den  lenes  gegenüber. 
—  Eis  muss  nun  noch  bewiesen  Averden,  dass  im  e?.s-Bereich  die 
Diphthongierung  jünger  ist  als  die  Apokope.  Dieser  Beweis  lässt 
sich  nur  auf  die  Schreibung  der  Handschriften  stützen,  und  diese 
sind  sehr  unziiverlässig'.  Immerhin  zeigen  sich  keine  Widers])rüche 
g-egen  die  Behauptung,  im  Gegenteil  hat  z.  B.  Nr.  XCV  der  Denk- 
mäler starke  Synkopen,  aber  keine  Diphthongierung;  bei  Beschrei- 
bung bairischer  Handschriften  kehren  nhd.  Diphthonge  und  starke 
Apokopen  und  Synkopen  als  gleichzeitige  Charakteristika  wieder. 
Im  Schwäbischen  bezeugen  Teile  von  Grieshabers  Predigten  durch 
Verwirrung  im  Setzen  oder  Unterdrücken  des  Endungs-e  die  That- 
sache  der  Apokope,  kennen  aber  noch  keine  Diphthongierung, 
jedoch  den  Zirkumflex  der  alten  Länge.  —  Von  Veränderungen  in 
anderen  Stammsilben,  die  mit  der  Apokope  zusammenhängen,  er- 
wähnt Veri.zum  Schluss  die  Monophthongierung  von  alten  ie  uo 
iie  zu  l  ü  il.     Sie  trat  da  ein,  wo  die  Apokope  unterblieb. 

141.  Grabow    Zur   Aussprache   des  Deutschen.    Südd.   Bl.    f.   h()h. 
Unterrichtsanst.  III  251-254;  263—266. 

142.  Grabow    Die  mustergültige  Aussprache  des  G.     Mitteil.  d.  dt. 
Sprachvereins  Berlin  Heft  9/10. 

143.  Jordan  R.    Deutsche  Eechtschreilning  vor  300  Jahren.     Ztschr. 
f.  d.  dt.  LTnterr.  IX  708-710. 

Aus  Becherer  Joh.,  Synopsis  grammaticae  tani  Germanicae 
quam  Latinae  et  Graecae  in  usum  juventutis  scholasticae  conscripta. 
1596. 

144.  Kluge  F.  Zu  den  Sprachdumuiheiten.    Ztschr.  d.  allg.  dt.  Sprachv. 
X  29—31. 

Der  Plural  auf  -.v  ist  nicht  kurzweg  für  falsch  zu  erklären, 
sondern  in  alter  und  mundartl.  Bedeweise  und  durch  klassische 
Zeugen  belegt,  «also  für  den  familiären  und  burschikosen  Stil  be- 
rechtigt. 

145.  Meier  J.    Singularartikel    vor    Pluraldativen.     PBrB.    XX    336 
—339. 

Weiteie  Belege  tür  den  schon  von  Rh.  Köhler,  Rud.  Hilde- 
brand  und  E.  Schmidt  beobachteten  Gebrauch,  den  Singularartikcl, 


140  IX.  U.  Westgermanisch. 

meist  in  Anselileifung-  an   eine   Präposition,    vor  JMuraldativen   an- 
zuwenden. 

146.  Schmidt  E.  Nochmals  Siug'iilarartikel  vor  Pliiraldativen.  PBrB. 
XX  560-563. 

Giebt  die  von  R.  Hildebrand,  Klug-e  x\.  a.  gesammelten  Bei- 
spiele für  diesen  Gebrauch. 

147.  Erbe  K.  Betrachtungen  über  die  zu  Städtenamen  gehörigen 
Ableitungen  auf  -er  und  -iseh.  Südd.  Bl.  f.  höh.  Unterrichtsanst. 
TTI  77-80. 

Vgl.  dazu  0.  Bender  Kleine  Bemerkungen  zu  der  deutsehen 
Bildungssilbe  -C):  ebd.  S.  155 f.  und  Bemerkungen  zu  der  deutschen 
Bildungssilbe  -isch  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Ableitungen 
von  Personen  und  Ortsnamen,  ebd.  S.  187 — 89. 

148.  Merkes  P.  W.  Der  neuhochdeutsche  Infinitiv  als  Teil  einer 
umschriebenen  Zeitform.  Historisch-grammat.  Betrachtungen.  Göt- 
tinger Diss.  Leipzig  (Göttingeu,  Yandenhoeck  u.  Ruprecht).  128  S. 
80.     3,20  M. 

149.  Merkes  P.  [W.]  Beiträge  zur  Lehre  vom  Gebrauche  des  Infini- 
tivs im  Neuhochdeutschen,  auf  historischer  Grundlage.  Purster 
Teil.     Leipzig  Robolsky  1896.     171  S.  80.     3  M. 

150.  Ipsen  P.  L.  Zur  Syntax  der  Vergleichssätze.  Ztsclir.  f.  dt. 
Spr.  IX  258--268. 

Beispiele  für  'Sparsamkeit  im  Ausdruck'  [Vgl.  Paul  Prinzipien] 
in  Vergleichssätzen  I.  nach  Komparativen;  IL  nach  'ander  und  'an- 
ders'\  in.  nach  'so'  'eben  so'  usw. 

2.    Zu  ahd.,  and.,  mhd.  xmd  nhd.  Texten. 

151.  Mourek  V.  E.  Zur  Syntax  des  althochdeutschen  Tatian.  [Aus: 
"Sitzungsber.  d.  böhm.  Gesellsch.  d.  Wiss."]  Prag  F.  Rivnäc  in 
Komm.     28  S.  80.     0,60  M. 

152.  Mourek  V.  E.  Weitere  Beiträge  zur  Syntax  des  althochdeut- 
schen Tatian.  [Aus:  "Sitzungsber.  d.  k.  böhm.  Gesellsch.  d.  Wiss."] 
Prag  F.  Rivnäc  in  Komm.     51  S.  8».     0,80  M. 

153.  Förster  K.  Der  Gebrauch  der  IModi  im  ahd.  Tastian.  Kieler 
Inaug-Diss.     Einbecli  Dr.  von  Schroedter.     62  S.  8". 

154.  Kögel  R,  Die  altsächsische  Genesis.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  altdeutschen  Dichtung  und  Verskunst.  A.  u.  d.  T.: 
Geschichte  der  deutschen  Litteratur  bis  zum  Ausgange  des  Mit- 
telalters. 1.  Bd.  Ergänzungsheft.  Strassburg  Trübner.  X,  71  S. 
8«.     1,80  M. 

155.  Sijmons  B.  Over  de  onlangs  entdeckte  fragmenten  van  eene 
ondsaksische  l)e\verking  der  Genesis.  Versl.  en  Meded.  der  koninkl. 
Ak.  V.  Wet.,  afd.  Letterkunde  111,  IIS.  123-154.  Auch  bes.:  Am- 
sterdam Muller.     32  S.  8». 

156.  Gall6e  J.  H.  Altsächsische  Sprachdenkmäler.  Nebst  Faksi- 
mile-Sammlung. Leiden  Brill.  LT,  367  S.  8»  u.  29  Lichtdr.-Taf. 
m.   1   Bl.  Text.  Fol.   Gel).  In  Leinw.,  Taf.  in  Leinw.-Mappe.    45  M. 

157.  Rothe  P.    Die   Konditionalsätze    in   Gottfrieds    von    Strassburg 


IX.  D.  Westgermanisch.  141 

'Tristan  und  Isolde'.     Hall.  Diss.     Halle  a.  S.  Druck  v.  E.  Karras 
97  S.  80. 

158.  Köhler  P.  Der  zusammengesetzte  Satz  in  den  Gedichten  Hein- 
richs von  Melk  und  in  des  armen  Hartmann  Rede  vom  glouben. 
Berliner  Diss.  34  S.  8». 

159.  Cutting  S.  W.  Der  Konjunktiv  bei  Hartmann  von  Aue.  Germa- 
nic  Studies.  Ed.  by  the  dep.  of  germanic  languages  and  literatures 
of  the  Univ.  of  Chicago.  I.     Chicago.     53  S.  und  25  Taf. 

160.  Hoskins  J.  P.  Über  die  Arten  der  Konjunktivsätze  in  dem 
Gedicht  diu  Klage.  Berlin  Mayer  u.  Müller.  ITI,  143  S.  8».  3  M. 
44  Seiten  davon  erschienen  als  Berl.  Diss. 

161.  Wimmer  P.  J.  B.  Über  den  Dialekt  Wolframs  von  Eschenbach. 
Progr.  Kalksburg.     Leipzig  Fock.     24  S.  8«. 

162.  Voss  E.  Der  Genitiv  bei  Thomas  Murner.  Leipziger  Diss. 
Leipzig  Fock.     IV,  72  S.  8». 

163.  Shumway  D.  R.  Das  ablautende  Verbum  bei  Hans  Sachs. 
Ein  Beitrag  zur  Formenlehre  des  Deutschen  im  16.  Jahrh.  Göt- 
tinger Diss.  Einbeck  (Göttingen  Vandenhoeck  u.  Ruprecht)  1894. 
149  S.  80.    3,60  M. 

164.  Sickel  H.  Joh.  Ph.  Lor.  Withofs  Metrik  und  Sprache.  Leip- 
ziger Diss.  77  S.  80. 

3.  Geschichte  der  nhd.  Schriftsprache. 

165.  Meier  J.   Das  beste  Deutsch.    PBrB.  XX  339—340. 

Jos.  Hantsehmann  setzt  1591  das  Meissnische  dem  Deutschen 
schlechthin  gleich  und  stellt  es  in  Gegensatz  zu  andern  deutschen 
Dialekten. 

166.  Drechsler  P.  Wenzel  Scherffer  imd  die  Sprache  der  Schlesier. 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache.  A.  u.  d.  T. : 
Germanistische  Abhandlungen,  begründet  v.  Karl  Weinhold,  hrsg. 
von  Frdr.  Vogt.  XI.  Heft.  Breslau  Koebner.  VIIT,  282  S.  80. 
11  M. 

4.  Dialekte. 

167.  Baldes  Die  Birkenfelder  Mundart.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis 
des  Südmittelfränkischen.  I.  Die  Lautlehre.  A.  Der  Vokalismus. 
Progr. -Beil.     Birkenfeld  Dr.   von  W.  M.  Hoestermann.     29  S.   40. 

168.  Bernhardt  J.  Die  Glückstädter  Mundart  TT.  Jb.  d.  Ver.  f.  nd. 
Sprfg.  XX  1894  S.  1—39. 

Laut-  und  Formenlehre  und  Sprachproben. 

169.  Bohnenberger  K.  ]\Ihd.  r?  im  Schwä])isch- Alemannischen.  T'BrB. 
XX  535-553. 

"ä  ist  erhalten  im  Süden  bis  zum  Vierwaldstätter-  und  \\'allen- 
see  und  in  den  obersten  Rheinthälern,  im  ül)rigen  Gebiet  gilt  langer 
ö-Laut  oder  Diphtiiong.  Geschlossenes  o  herrscht  im  Westen.  Von 
den  Schwarzwaldhöhen  nach  Osten,  vom  Vierwaldstätter-  und  Wallen- 
see  nach  Norden  wird  ofTenes  o  gesprochen,  Diphthong  [ra<]  inner- 
halb dieses  letzteren  Gebietes  in  mehreren  Bezirken,    besonders  n\\ 


142  IX.  D.  Westgermanisch. 

Osten."  Verf.  sucht  aus  Urkunden  des  13.  und  14.  Jhs.  "die  ältesten 
örtlich  und  zeitlich  g-enau  bestimmbaren  Belege  für  den  Wandel 
von  mhd.  a  im  Schwab. -Alem.  zu  g'cben."  Danach  tritt  in  der  2. 
Hiilfte  des  13.  Jhs.  im  heutig-en  Diphthong'g-ebiet  und  einem  beträcht- 
lichen Teile  des  heutig-en  ö-Gebietes  au  {a")  ein.  In  letzterem 
muss  also  dem  ö  der  Diphthong-  vorang'egang-en  sein.  Die  Ausdeh- 
nung des  Diphthong'g'ebiets  im  13.  Jh.  ist  nicht  g-anz  sicher.  Jeden- 
falls hatte  ihn  schon  im  13.  Jh.  das  Gebiet  nördlich  vom  Bodensee 
und  Rhein.  —  Anders  im  ö-Gebiete.  Für  das  linke  Rheinufer  von 
Basel  bis  Strassburg-  ist  direkte  Entwicklung-  von  ä  zu  ö  anzunehmen. 
Über  das  rechtsrheinische  ö  lässt  sich  aus  den  Urkunden  nichts  ent- 
scheiden. Linksrheinisch  kann  der  Wandel  zu  ö  schon  am  Ende 
des  13.  Jh.  begonnen  haben;  ob  aber  im  14.  Jh.  ö  oder  schon  ö 
gesprochen  wurde,  ist  aus  den  Urkunden  nicht  mit  Sicherheit  zu 
bestimmen,  ebenso  wenig  aus  sonstigen  Sprachquellen.  Dagegen 
■  lässt  sich  aus  dem  ao  für  mhd.  ä  in  Kolross'  Enchiridion  (1530)  für 
Basel  ö  wahrscheinlich  machen.  Vgl.  dann  a'  bei  Konrad  Pellican 
1503  und  Petrus  Niger  (1475)  und  die  r/«"  in  Strassburg  Urk.  d.  14. 
Jhs.  Dadurch  wäre  off.  o-Laut  für  Strassburg  im  14.  Jh.  erwiesen. 
Aus  den  Reimen  ist  nur  wenig  zu  entnehmen,  da  die  Dichter  zu 
sehr  den  alten,  nicht  den  geltenden  Lautwert  im  Auge  haben. 

Genaue  Grenzen  für  die  einzelnen  Laute  lassen  sich  nicht 
feststellen.  Unsicherheit  herrscht  für  das  badische  Rheinland  von 
der  Rheinbeug'c  abwärts.  Aber  auch  au  der  Grenze  von  Diphthong 
gegen  erhaltenes  ä  bleibt  Vieles  unsicher.  Die  Bestimmung  dieser 
Grenze  hängt  mit  der  Frage  zusammen,  ol)  der  Wandel  ä  zu  ao 
zu  ö  in  seinem  ganzen  heutigen  Gebiete  an  Ort  und  Stelle  erwach- 
sen oder  von  einem  Gebietsteil  auf  den  andern  übertragen  worden 
ist.  Dass  Letzteres  der  Fall  ist,  beweist  der  Verlauf  der  heutigen 
Grenzlinie  a  :  ö,  bes.  im  äussersten  SO.  Da  also  die  Übertragung 
zuzugeben  ist,  so  ist  es  möglich,  dass  besagter  Lautwandel  die 
Teile  des  heutigen  ö-Gebietes,  aus  welchen  wir  Ende  des  13.  oder 
Anf.  des  14.  Jhs.  keine  Belege  für  Diphthonge  haben,  erst  später 
erreichte.  Vielleicht  geht  auch  ö  heute  weiter  nach  Süden,  als  ao 
je  gereicht  hat,  so  dass  also  auch  noch,  als  ao  zu  ö  geworden  war, 
A^'erschiebungen  zu  Ungunsten  von  ä  statt  hatten.  Auch  wo  der 
Wandel  angefangen  hat,  ist  nicht  zu  bestimmen.  Aus  dem  Um- 
stände, dass  die  ältesten  urkundlichen  Belege  dem  Osten  angehören, 
lässt  sich  nichts  schliessen.  Auch  der  weitere  Wandel  von  ao  zu  q 
kann  nicht  in  seinem  ganzen  Gebiet  selbständig  erw^achsen  sein. 
Vielleicht  ist  er  überhaupt  aus  dem  Gebiete  übertragen,  welches 
mhd.  ä  direkt  zu  ö  wandelte ,  vorausgesetzt ,  dass  dies  früher 
offen  war.  —  Ergebnisse:  "Die  verschiedenartige  Entwicklung-  von 
mhd.  ä  innerhalb  desselben  Stammgebietes,  welche  heute  zu  Diph- 
thong, ö  und  ö  geführt  hat,  ist  sehr  beachtenswert.  Auch  alle 
übrigen  Längen  des  i\Iiul.  sind  innerhalb  des  schwäb.-alem.  Stamm- 
gebietes verschieden  behandelt.  Liegt  bei  7,  v  und  dem  Umlaut 
von  ü  der  Unterschied  zur  Hauptsache  allein  darin,  ob  sie  diph- 
thongiert wurden  oder  nicht,  so  zeigen  e  und  ö  wie  ä  drei  Formen: 
die  alte  Länge  und  zwei  von  Haus  aus  ganz  verschiedene  Diph- 
thonge." Diese  3  Formen  sind  räumlich,  nicht  sachlich  geschieden, 
sprechen  also  gegen  Brenners  Anwendung-  des  Prinzips  des  Moren- 
ersatzes  auch  auf  die  deutschen  Maa.  —  Die  Schreibung-  vermeidet, 
wie  auch  sonst,  den  mundartlichen  Laut,  teils  aus  archaisierenden 
Bestrebungen,  teils,  um  allgemeiner  verständlich  zu  sein.  Auch 
fehlt  bei  der  Schreibung-  a  für  a"  wohl  häufig  bloss  der  Index. 
Vgl.  o  =  mh(l.''(/.  (lo,  ico,  onc,  {/on,  sfon,  ino)it(((i  im  Diphtiiongg'ebiet 


IX.  D.  Wcsto-ennaiiisch,  143 

AveriU-n  tiwi'  Rechnxing-  des  Nasals  zu  setzen  sein.  Mlid.  da  wird  man 
iiacli  nüid.  dö  g-eschriebeii  liaben  und  dauacli  auch  wä.  —  Die  lieiine 
halten  gieiciifalls  den  alten  Lautstaud  fest,  ferner  reimt  man  mhd. 
ä  mit  mhd.  ä,  was  nach  der  herrschenden  Ma.  ganz  unmöglich  war. 
Die  Motive  waren  wohl  auch  hier  Anschluss  an  das  Alte,  an  den 
g-emeiiien  Lautwert  oder  au  die  Schreibung.  Mit  Einbürgerung-  der 
Schreibung  au,  o  nehmen  auch  die  Reime  auf  mhd.  oii,  ö  zu,  und 
ä  wird  auf  ö  gereimt  auch  da,  wo  sie  niemals  lautlicli  zusammen- 
trafen. Es  Istalso  sehr  misslich,  aus  den  Reimen  Mundart  und  Hei- 
mat eines  Dichters  zu  bestimmen.  "Schlüsse  aus  dem  Fehlen  mund- 
artlicher Reime  sind  g'auz  umnög'lich." 

170.  Bohnenberger  K.  Zur  Frage  nach  der  Ausgleichung  des  Silbeu- 
g-ewichts.     ZZ.  XXVIII  515—524. 

Gegen  O.  Brenner  IF.  III  297  ff.,  streift  auch  die  Deutung- 
der  von  Streitberg  IF.  III  305 ff.  erörterten  idg.  Dehnungserschei- 
nungen. Brenners  Erklärung  für  schwäb.-alem.  hinfällig.  Dehnung- 
und  Erhaltung-  der  Kürze  sind  von  der  Natur  des  Üg.  Lautes  ab- 
hängig-. Vor  einfacher  Lenis,  einfacher  Spirans  und  einig-en  Konso- 
nanteugruppen  (bes.  r  +  Kons.)  ist  Dehnung-  eing-etreten.  Daneben 
eine  2.  Dehnung  im  schwäb!  Osten:  Auch  vor  sonst  die  Dehnung- 
verhindernder Konsonanz  Avird  gedehnt,  falls  die  Tonsilbe  schon 
Mhd.  in  Auslaut  stand,  z.  B.  köj^f  Sg.  köpf  PI. 

Auf  alem.  Boden  erscheint  die  Dehnung  ohne  Rücksicht  auf 
In-  und  Auslaut,  soweit  sie  überhaupt  vorkommt.  Die  verschiedne 
Gestalt  der  Dehnung-  weist  schon  auf  das  junge  Alter  des  Prozesses. 
Nur  die  Dehnung-  vor  7i+ Spirans  fällt  vor  die  Diphthongierungs- 
periode, alles  andere  ist  später.  Da  aber  die  Dehnung-  im  Auslaut 
xirsj)rilnglich  nur  die  schon  mhd.  auslautenden  Formen  g-etroffen  hat, 
so  niuss  die  Dehnung-  vor  Abfall  des  Endungs-e  iiiren  Anfang: 
p-enommen  haben.  Die  ältesten  Beleg-e  für  Diphthongierung  fallen 
in  die  2.  Hälfte  des  13.  Jh.,  die  Apokope  des  -e,  die  man  ins  12.  Jh. 
setzt,  muss  demnach  wahrscheinlich  anders  angesetzt  werden. 

Noch  schlimmer  steht  die  Sache  für  Brenner,  wenn  nach 
ursprünglichen  Läng- en  Silben  ausgefallen  sind.  —  Im  allgemeinen 
erhebt  sich  bei  Streitbergs  Gesetz  die  Frage,  wie  sind  die  verschied- 
nen  in  Betracht  kommenden  Momente  kausal  zu  verknüpfen?  "Der 
Hauptton,  welcher  der  Silbe  g-rössere  exspirator.  Kraft  verschafft, 
kann  auch  auf  Dehnung-  hindrängen.  Andrerseits  soll  aber  offen- 
bar im  Idg-.  und  wo  sonst  solche  Ausgleichung-  des  Silbeng-ewichts 
g-ilt,  das  Gewicht  der  Wortform  in  der  fortlaufenden  Rede  nicht 
verändert  werden.  So  kann  die  Dehnung-  nur  da  wirklich  eintreten, 
wo  zugleich  die  nächste  Silbe  erleichtert  werden  kann.  So  wäre 
also  die  Dehnung  der  Tonsilbe  und  Reduktion  der  Nachtonsilbe, 
gleichermassen  Wirkung-  des  Wortakzentes.  Auch  nach  dieser  Auf- 
fassung muss  die  Sprache  bei  der  Dehnung  der  Tonsilbe  schon 
mit  dem  Werte  der  flg-.  Silbe  rechnen,  aber  sie  thut  es  nicht  in 
Rücksicht  auf  die  gewichtlose  unbetonte  Silbe,  sondern  in  Rücksicht 
auf  die  g-ewichtige  Tonsilbe."  Ganz  entsprechend  verhält  es  sieh 
mit   der   Überdehnung-  der  Läng-en  beim  Verlust  der  tig.  Silbe. 

(W.  Str.) 

171.  Bremer  O.  Beiträge  zur  Geog-raphie  der  deutschen  Mundarten 
in  Form  einer  Kritik  von  Wenkers  Sprachatlas  des  deutsclieu 
Reiches.  A.  u.  d.  T.:  Sammlung-  kurzer  Grammatiken  deutscher 
Mundarten,    hrsg.    von   O.  Bremer.     Bd.  III.     Leipzig-  Breitkopf 


144  IX.  D.  Westgermanisch. 

u.   Härte].     XV,  2GG  S.  8^.     Mit   11    Karten   im  Text.     5  M.     Geb. 
0,50  M. 

172.  Brendicke  H.    Der  Berliner  Volksdialekt.     Schriften  d.  Ver.  f. 
d.  Gesch.  Berlins  XXXII. 

173.  Brenner  ().    Der  Verein  für  bayrische  Volkskunde  und  Mund- 
artforschung.    Mitteil,   und  Umfragen   zur  bajr.  Volkskde.  Nr.  1, 

174.  Brenner  O.    Zum  deutschen  Vokalismus.    [Fortsetzung.]     PBrB. 
XX  80-87. 

2.  Umlaut  des  iu.     Behaghels  Germ.  XXXIV  247  ff.  aufgestellte 

Unterscheidung  zwischen  unumgelauteten  iu  und  umgelauteten  {u) 
ist  bisher  nicht  genügend  beachtet  worden.  Br.  bringt  Belege  aus 
Baiern-Östereich,  Schwaben  und  Osttranken;  mundartlich  ist  sie  noch 
heute  weiter  nachzuweisen  (Hönnethal,  Rhön,  Siegerland).  Die  Schrei- 
bung iu  entstammt  wohl  der  GeAvohnheit  der  Alemannen,  bei  denen 

iw  und  ü  bald  zusammenfielen.  _  Wurde  sie  vielleicht  deshalb  nach- 
geahmt, weil  die  Aussprache  //  für  feiner  galt?  Sie  ist  aber  nicht 
so  verbreitet,  wie  man  gewöhnlich  annimmt.  Die  Nibelungenhand- 
schrift C  scheidet  iii  und  u  aufs  Sauberste.  (Beispiele).  Aus  der 
Schreibung  dieser  Handschrift  in  Verbindung  mit  andern  Belegen 
ergiebt  sich  als  Regel:  "ahd.  iu  wird  durch  folgendes  i  umgelautet 

in  ii  ausser  vor  r  und  ic,  der  Umlaut  wird  in  Oberdeutschland 
beim  starken  Verbum  2.  Kl.  durch  Ausgleich  beseitigt." 

3.  Der  Umlaut  der  Präteritopräsentia.  In  Verbindungen  wie 
tcez  ih,  meg  iJi  hat  die  Enklisis  den  Umlaut  bewirkt,  wahrscheinlich 
auch  in  deist  aus  daz  (dez)  ist.  Wir  müssen  aber  auch  Umlaut 
annehmen  in  Formen  Avie  uir  kilnnen,  müezen,  dürfen,  mihfen  usw., 
die  nicht,  wie  bisher  angenommen,  urspr.  Konjunktive  sind.  Hier 
hat  sich  das  Pronomen,  welches  immer  i  enthielt,  im  Bewusstsein 
so  eng  mit  dem  Verbum  vei-bunden,  dass  es  Umlaut  erzeugt  hat. 
Aus  den  Verbindungen  ohne  das  Pronomen  bestehen  daneben  auch 
die  unumgelauteten  Formen  fort,  aber  zAvischen  1200  und  1300  siegen 

die  umgelauteten. 

4.  Die  Aussprache  des  e.  Gegen  Nagis  Regel  (PBrP>.  XVIII 
2<)2ff".):  "Wo  V  im  Baier.  zu  ö  (geschl.  e)  gcAvorden  ist,  muss  in  der 
folgenden  Silbe  (altes  oder  neues)  i  gestanden  haben."  Br.  glaubt 
nicht,  dass  die  neuen,  zwar  oft  i  geschriebenen  Laute  der  unbetonten 
Silben  Avirklich  i  waren  und  die  Wirkung  solcher  ausübten,  1)  weil 
nur  ein  Teil  der  Hdss.  sie  als  i  auffassen;  2)  weil  sich  sonst  keine 
Wirkungen  nachweisen  lassen,  Aveder  in  der  heutigen  Aussprache, 
nocli  in  irgend  einer  umlautähnlichen  Erscheinung.  Au.-^serdem 
lassen  sich  Formen  wie  ö.s-  =  'er'  und  'ihr'  und  nök  =  weg,  auch 
wohl  Ujtps  =  etwas,  so  nicht  erklären.  Auch  kann  Br.  in  dem 
neuen  baier.  Vokal  gar  keine  z-Wirkung  entdecken,  nach  seinem 
Gefühl  ist  dersell)e  eine  Mischung  aus  ä  und  o.  Ziir  Unterschei- 
dung der  Frage  müssen  die  bair.-österr.  Untermundarten  genauer 
durchforscht  werden.  Br.  hat  von  dem  Material  folgenden  Eindruck: 
"Die  Veränderung  von  ^'in  r,  {ö)  ist  die  Regel,  Erhaltung  des  otfenen 
Lautes  ist  durch  Hindernisse  bedingt."  FAuv  Münchener  Urkunde 
von  1328  zeigt  (/(vlfoi,  fr)i])falheu,  tja'hcii  (Partiz.).  Wenn  diese 
J^aute  als  allg.  bairi.sch  gelten  dürften,  wäre  die  geschl.  Aussjiraclie 
erst  nach  dieser  L'rkumle  autgekomnien;  aber  liegt  hier  vielleicht 
Aniehnunii-  an  schwäbisclie  Schreibweise  vor? 


IX.  D.  W('st<;'criii;ini,s(.'Ii.  145 

175.  Brenner  O.  Zur  Aiisglcichunj;-  dos  Silbengewichtes.  IF.  V 
345-347. 

176.  Brenner  O.  Ein  altes  italienisch-deutsches  Sprachbuch.  Ein 
Beitrn.u-  zur  Mundartenkundc  des  15.  .Jahriiuiulerts.  Bayerns  Mund- 
arten II  384— 444.     Aucii  bes.:  München  Kaiser.     64  S.  8".     1,60  M. 

Nach    drei   Münchener   Handsclirilten    des   15.   Jhs.     Mundart 
bairisch.  ^ 

177.  Collitz  11.  Artikel  'Plattdeutsch'.  Johns^n's  rniversal  Cyclo- 
paedia.     VI  650—52.     New  York  1895. 

178.  Dalla  Torre  K.  W.  Die  volkstümlichen  Pllanzennainen  in  Tirol 
und  V()rarll)erg-.     Innsbruck  Ediin^-er.     76  S.  8".     1  M. 

179.  Damköhler  E.  Zur  Sprachgrenze  um  Aschersleben.  Arcliiv 
für  Landes-  und  Volkskunde  der  Prov.  Sachsen  V. 

180.  Dietz  Über  die  mecklenburgische  Mundart  in  Bemerkungen 
zu  Kichevs  Dialektologia  ITanibnrgensis.  Jalirb.  d.  \'cr.  f.  nd. 
Sprlg.  XX. 

181.  Eckart  R.  Aus  alten  niedersächsischen  Chroniken.  Beiträge 
zur  Sitten-  und  Sprachkunde  Niedersachsens.  1.  Heft.  Braun- 
schweig- Schwetschke  u.  Sohn.    46  S.  8".    0,60  M. 

182.  Fischer  E.  L.  Grannnatik  und  Wortsciiatz  der  plattdeutschen 
Mundart  im  prcussischen  Sanilande.  Halle,  Buchh.  des  Waisen- 
hauses.    XXIV,  260  S.  8<^.     3,60  M. 

183.  Fischer  H.  Geographie  der  schwäbischen  Mundart.  Mit  einem 
Atlas  von  28  (färb.)  Karten  (in  qu.  gr.  Fol.  m.  5  Bl.  Erklärungen, 
in  Mappe).     Tübing-en  Laupj).     VIH,  90  S.  Fol.     20  M. 

184.  Franke  C.  Die  Unterschiede  des  ostfränkisch -oberpl'älzischen 
und  obersächsischen  Dialektes,  sowie  die  von  den  vogtländisclieu 
und  erzgebirgischen  Mundarten  dazvi  eingenommene  Stellung-. 
(Schluss.)     Bayerns  Mundarten  II  317—343. 

V.  Wortbildung-.  A.  Hauptwörter.  1.  Die  Vcrkleincrung-swör- 
ter:  a)  Die  Bihlung  auf  Ja,  le  oder  li  (altes  Snf'lix  Üja)  ist  ostfrän- 
kisch. Im  Vogtländischen  ist  es  lä  oder  le  für  den  IMural,  für  (w.n 
Singular  nur  nach  l  und  ?■;  aiich  wird  le  in  der  Kosesprache  Ver- 
ben angehängt.  Das  Wester7,gel)irgische  hat  auch  li,  auch  im 
Singular,  b)  r)ie  IJildung  auf  /  ist  ober])fälzisch.  Im  Vogtl.  ist  sie 
die  regelrechte  lür  ilen  Singular,  im  Osterzgebirge  herrsciit  sie 
ausser  nach  l  durchaus,  auch  das  Westerzgebirge  kennt  sie  neben 
le.  Im  Südmeissnischen  ist  sie  mundartlich,  doch  liart  l)edräng-t 
durch  das  che7i  der  Schriftsprache;  durch  das  ganze  obersächsische 
Gebiet  gehen  mx'dl,  pisl  und  rh.il,  wohl  aiich  r/usdl  und  </ris<ll.  c) 
Die  schriftdeutsche  Bildung  auf  cJieji  haben  das  Nordmeissnische, 
Osterländ.  u.  Nordobersächs.,  das  Osterzgebirg.  hat  (^s  nur  hinter  l. 
Im  ostfränkischen  Gel)iete  iiaben  es  die-  Ivhönniaa.  "Bei  der  Ver- 
kleinerungsbildung- gehen  also  das  Vogtl.  u.  Westerzgebirg.  meist 
mit  dem  (Jstfr.,  teilweise  mit  dem:  Oberpf.,  das  Osterzgeb.  u.  Süd- 
nieissn, dagegen  nie  mit  dem  Ostfr.  u.  stets  mit  dem  Oberj)!'.  Die 
Ivhönniaa.  schliessen  sicli  deni  grösseren ,  nördlichen  Teile  des 
Obersächs.  an."  2.  An  Stelle  der  l>ildungssill>e  inif/  verwendet  das 
Ostfränkische,  Vogtl.  und  Westerzgebirg.  vielfach  itifj;  das  Osterz- 
g-eb.  und  Obersächs.  kennen  dies  nicht.  3.  Ein  grossei-,  unangeneii- 
Aiizeiger  VII  1  u.  2.  10 


146  IX.  D.  Westgermanisch. 

mer  Mensch  heisst  ostfr.  Ding  (Mask.)  oder  tinkets,  im  Vogtl.  tiia- 
kerds,  im  Obers,  n.  Erzg-eb.  thoi'ix  od.  tmxjrx.  Letztere  beiden  lieben 
überliaupt  Substantivbildung'en  \\\\\  rieh.  13.  Ei  <>-enschaft.s-  u.  IJni- 
stand-swürter.  4.  Eio-ensciiaftswörter  werden  im  Ostfr.,  Vog-tl.  und 
We.^^terzg'cb.  häufig-  mit  dem  Suflix  et  {ahfja)  g-el)ildet,  im  Obers,  u. 
OsterzgX'b.  mehr  mit  i(j,  das  Sutüx  ahfja  erscheint  dort  als  xd. 
5.  Das  Ostfr.  u.  Vogtl.  verwenden  ing  (altes  inga)  zur  Bildung*  von 
Eig-enschaftswörtern.  ß.  Statt  lieh  ist  im  Ostfr.  lecht  üblich.  7.  Zu 
meh7'  lautet  der  Superl.  im  Obers,  und  Erzg-eb.  mh-ste  {mitrsd),  im 
Vog'tl.  Komp.  merner,  niernsd.  Erg-ebnis:  in  der  Wortbildung-  neig-t 
das  Vogtl.  ganz  überwiegend  auf  die  Seite  des  Ostfr.;  das  West- 
erzgeb.  tritt  in  3  sehr  wichtigen  Punkten  auf  die  Seite  des  Ostfr., 
in  3  weniger  wichtigen  auf  die  des  Obers.,  das  Osterzgeb.  geht 
ganz  mit  dem  Südmeissnischen. 

VI.  Wortbiegung.  A.  Hauptwörter.  1.  Geschlechtswechsel 
gegen  das  Schriltdeutsche:  Die  Neigung  dazu  ist  im  Erzgeb.  und 
Vogtl.  geringer  als  im  Obersächs.  2.  Das  Obers,  hat  das  Biegungs-e 
des  Dal^iv  Sing,  bewahrt.  3.  Das  Streben  nach  strenger  Unterschei- 
dung- der  Ein-  u.  Mehrzahl  ist  im  Obers,  grösser  als  im  Ostfr,:  Die 
Pluralbildungen  mit  er  sind  häufiger,  auch  findet  sich  die  ndd.  Bil- 
dungsweise mit  s.  4.  Die  schwachen  Femininen  haben  im  Ostfr.- 
Oberpf.  vielfach  noch  die  Endung  en  im  Sing.,  im  01)ers.  u.  Erzgeb. 
gar  nicht  mehr.  5.  Dem  Dat.  PI.  der  schwachen  Feminina  wird  in 
mehreren  ostfr.  u.  vogtl.  Maa.  ein  a  oder  e  angehängt:  loinna,  fe- 
derne.  B.  Fürwörter.  6.  Das  Obers,  unterscheidet  im  Nom.  Sing, 
das  weibl.  Geschlecht  noch  von  dem  männl.  u.  sächl.  durch  die 
Formen  der  Pron.  poss.,  das  Ostfr.,  Vogtl.  u.  Erzgeb.  vermag  dies 
nicht  mehr.  Bei  ein  unterscheidet  aucb  das  Erzgeb.  noch  streng-. 
7.  Im  Ostfr.  haben  die  weibl.  Pronominaldative  ihr,  einer,  meiner, 
deiner,  seiner,  der  die  Endung  a,  im  Vogtl.  u.  Westerzg.  gilt  dies 
auch  für  der  {tere).  8.  Im  Ostfr.  wird  der  Dativ  von  sich  durch 
ihm  u.  ihr  ersetzt.  9.  Für  derselbe  usw.  ist  ostfr.  seier  üblich.  10. 
Für  solcher  usw.  gilt  obers.  sue  usw.,  Plural  im  Dorfdial.  sixe. 
Osterzg.  auch  Sing,  sixr  usw.:  sonst  hier  wie  Ostfr.  u.  Vogtl.  soter 
usw.  11.  Ehcas  ist  ostfr.  =  epes,  obers.  was  und  Erzgeb.  u.  vogtl. 
icos.  C.  Verben.  12.  Das  Ostfr.,  ausser  Rhön,  nördl.  Frankenwald 
n.  Henneberg,  erzählt  im  Perfekt,  das  Obers,  im  Präteritum,  das 
Erzg-eb.  ebenfalls,  das  Vogtl.  vermittelt  zw.  beiden.  13.  Der  Konj. 
Prät.  ist  Ostfr.  u.  Vogtl.  noch  sehr  gebräuchl.,  ausserdem  das  Kon- 
ditioneil, welches  das  Obers,  nicht  kennt.  14.— 18.  Einzellieiten. 
Ergebnis:  Die  Wortbiegung  des  Vogtl.  ist  überwiegend  ostfrän- 
kisch, mit  Hinneigung  z.  Obers.,  die  des  West-  und  noch  mehr  des 
Osterzgeb.  überw.  obersächsisch,  mit  Hinneig-ung-  z.  Ostfr. 

VII.  Wortfügung.  1.  Personennamen  haben  im  Ostfr.  u.  Vogtl. 
stets  den  Artikel  vor  sich,  Obers,  nicht.  2.  Einige  Verben,  l)es.  der 
Bewegung,  braucht  das  Ostfr.  zuweilen  reflexiv.  3.  Ostfr.  hergehen, 
herangehen  f.  herkoninien  usw.  4.  Bei  den  Verhältniswörtern,  die 
auf  d.  Frage  u-o  den  Dativ,  auf  d.  Fr.  ivohin  den  Akk.  regieren, 
lierrscht  im  Ostfr.,  Vogtl.  u.  Westerzgeb.  grosse  Unsicherheit,  wäh- 
rend d.  Obers,  im  Sing.  u.  meist  auch  im  Plural  genau  unterschei- 
det. 5.-8.  Einzelheiten.  Ergebnis:  In  der  Wortfügung  stinnnt 
Vogtl.  fast  durchweg  mit  Ostfr.,  das  Westerzg.  meist  mit  01)ers.;  das 
Osterzg.  weicht  von  Oi^ers.  gar  nicht  ab. 

VIII.  Wortschatz.  Verf.  giebt  folgende  Verzeichnisse:  1.  0.stfr. 
Wörter,  die  d.  Olx-rs.  fehlen.  2.  Ostfr.-vogtl.  Wörter  dgl.  3.  Ostfr.- 
vogtl. -westerzg.  Wörter  dgl.  4.  r)bers.  Wörter,  die  im  Ostfr.  fehlen. 
5.  Obers. -erzgeb.   Wörter   dgl.     G.  (>l)ers.-erzgel).    vogtl.  Wörter  dgl. 


IX.  D.  "Westgermanisch.  14T 

7.  Obers. -vog'tl.  Wörter  dg-1.  —  "Aiich  im  Wortschatz  nehmen  da.s 
Yog'tl.  n.  Westerzg-eb.  eine  Mittelstellung  zwischen  dem  Ostfränk. 
11.  Obersächs.  ein." 

IX.  Schlnss.  "Abg-esehen  von  der  Wortfüg-ung  weiclien  Ostfr. 
"11.  Obers,  wesentlich  von  einander  ab."  Übergang-smaa.  sind  einer- 
seits das  Henneberg,  und  Rhön.,  andrerseits  das  Meissnische.  Vom 
Vogtl.  .stellt  sich  die  Kernmundart  in  VoUalismus,  Konsonantismus, 
Wortbildung  u.  Wortfügung  überwieg-end  z.  Ostfr.,  im  Wortschatz 
nimmt  sie  Mittelstellung  ein,  im  Akzent  u.  Sprachtempo  neigt  sie 
sich  z.  Obersächsischen.  Das  Westerzgeb.  ist  oberpfälzisch -ober- 
sächs. Mischma.  von  überwiegend  obersächs.  Charakter.  Das  Ost- 
•erzgeb.  ist  erzgeb.-obers.  Übergangsmundart. 

18.5.  Fuckel  A.    Zur   Dialektgrenze  am  Thüringer  Wald.     Bayei-ns 
Mundarten  II  313— .316. 

Berichtigt  Hertels  Angaben  in  Bayerns  Maa.  I  369  ff.  üb.  d. 
Abgrenzung  des  Hennebergischen  gegen  das  Thüringische.  Die 
alte  thüring'ische  Gaug-renze,  welche  die  Z-Deminutiva  von  den  Gut- 
turaldeminativen  trennt,  verläuft  nicht  so  schroff,  wie  Hertel  an- 
nimmt: Schmalkalden-Wasungen  bildet  eine  Übergangszone  für 
fast  alle  von  H.  angegebenen  Trennungspunkte  zwischen  Meiningen 
und  Salzungen,  dem  es  bes.  im  Vokalismus  näher  steht.  Die  Grenze 
für  die  nhd.  Diphthongierung'  fällt  nicht  mit  jener  zusammen,  son- 
dern geht  südlicher  zwischen  Walldorf  u.  Wasungen  üb.  d.  Werra 
u.  zw.  Steinbach-Hallenberg  u.  Zella-Mehlis  üb.  d.  Thüringer  Wald, 
um  sich  jenseits  desselben  fortzusetzen.  Schmalkalden-Wa.sungen 
Iiat  die  alten  Laute.  Ferner  ist  in  Schm.  u.  seiner  südl.  Umgebung 
öu  gegenüb.  Henneb.-^Iein.  ä  zu  ai  geworden:  hait,  haim,  kaif 
-gegenüb.  hat,  häm,  käff-  ebenso  ist  altes  ei  erhalten,  gegen  ä  im 
Henneb.-Main.,  u.  i  zu  e  gebrochen  (kenner  statt  kinner).  Ausser- 
dem wird  der  Nasal  nicht  g-anz  abg'eworfen:  mü,  wiZ  f.  >rann,  Wa- 
o*en.  Die  lexikalischen  Verschiedenheiten,  die  das  südl.  u.  nördl. 
Henneberg  trennen,  gelten  auch  nur  zum  kleineren  Teile  f.  Schmal- 
kalden.  —  Dagegen  fällt  die  Grenze  des  Übergangs  von  nd  zu  ng 
tmd  von  nis,  nes  zu  nascht  mit  der  Deminutivgrenze  im  grossen 
Ganzen  zusammen.  Danach  ist  die  Anschauimg,  dass  hier  Thü- 
ringen und  Franken  zusaramenstossen  und  schrotf  sich  abgrenzen, 
zu  modifizieren.  —  Zum  Schluss  eine  Probe  des  Schmalkalder  Dia- 
lekts im  Anfange  des  18.  Jhs. 

186.  GillhoflF  J.    Die  Tiernamen  im  Volksmunde.     National-Zeitung 
3.  3.  95. 

187.  Glöde   O.    Zum    mecklenburgischen    Wortschatz.     Korr.-Bl.    d. 
Ver.  f.  nd.  Spracht'.  XVIII  1891/95  10 ;  27. 

Potbeit;  rajolen;  dat  lid't;  Lott  (PI.  Lotte):,  klnen. 

188.  Glöde  0.    Tiernamen    im    Volksmunde   und   in   der   Dichtung. 
Der  Sperlingsname.     Zs.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  217. 

Vgl.  Zs.  f.  d.  dt.  Unterr.  V  741—749;  VII  115-126;  VIII  2(57— 
268.     Weitere  nd.  Sperlingsnamen. 

389.  Gloöl  H.    Weseler  Deutsch.     Weseler  Zeitung  133—136. 
190.  Gradl   H.    Die    Mundarten    West))öhmens    (Schluss).      Bayerns 
.Alundarten  II  344—383. 

D.  Konsonanten  in  betonten  Silben  (und  Worten):  .s-  [Fort- 
setzung], seh,  fj,  k,  ck,  h,  j,  pf,  z.  Konsonanten-Verbindungen:  .s7t-, 
sp,  st,  tu-,  zic,  kir.     E.  Konsonanten  in  unbetonten  Silben  (u.  Wor- 


148  IX.  D.  Westg-ei-manisch. 

ten):  Umgehung  jeder  entschiedenen  Artikulation,  daher  alle  schwe- 
ren Konsonantenverbindunpen  und  alle  harten  Laute  möglichst  ver- 
bannt, Verschmelzung  zweier  Silben  und  Worte,  Auswerten  von 
Konsonanten  aus  Verbindungen  oder  Vokalisierung  solcher  (der 
Liquiden  und  des  r),  nur  schwacher  Druck  beim  S])rechen  der 
erhaltenen  Konsonanten,  selten  Anschub  gewisser  milder  Konso- 
nanten. Folgen  Belege  für  das  Gesagte.  F.  Allgemeines  zum  Kon- 
sonantismus: Lautumstellung,  Laut-  An-  u.  -Ausgleichung,  Lautver- 
tretungstabelle, gegenseitige  Lautbeeinhussung  a)  Konsonantenwir- 
kung auf  Vokale,  b)  Vokalwirkung  auf  Konsonanten.  —  Schluss- 
bemerkungen. Dialekt,  Jargon  u.  Schriftsprache.  Vom  Dialekt  zur 
Schriftsprache  sind  4  Stufen  zu  unterscheiden:  a)  Die  Landma.  b) 
Die  Stadtma.  c)  Der  Mischhngsjargon.  d)  Die  dialektische  Färbung 
des  Scliriftdeutschen  im  Munde  des  gebildeten  Nordgauers.  —  Der 
Dialekt  war  im  14.  Jh.  bereits  bis  Karlsbad,  Luditz,  Meseritz  und 
Aveiter  vorgedrungen,  wurde  aber  zur  Zeit  des  Hussitismus  mehr- 
fach durch  das  Tschechische  zurückgedrängt.  Im  17.  Jh.  eroberte 
die  deutsche  Spr.  jedoch  alles  zurück  und  machte  im  Westen  noch 
Eroberungen.  Heute  harter  Kampf  gegen  das  Slaventum  auf  der 
Linie  von  Horosedl  bis  Eisenstein.  Nördlich  Kampf  m.  d.  Ober- 
sächsischen: Früher  reichte  das  Nordgauische  bis  an  den  Hang 
des  Erzgebirges  u.  die  politische  Grenze,  wurde  aber  dann  durch 
den  Bergbau  zurückgedrängt.  Jetzt  hat  es  sein  früheres  Gebiet 
beinahe  wieder  erobcut.  —  Es  folgt  die  Aufzählung  von  45  Unter- 
mundarten des  Dialektes. 

191.  Gutzeit  W.  v.  Wörterschatz  der  deutschen  Sprache  Livlands. 
1.  TL;  3.  Tl.,  1.  Hälfte;  4.  Tl.  Nachträge  zu  A— S  und  V.  Riga 
Kj-mmel  in  Komm.  (S.  345—350,  83—118,  21—26  und  1—37.)  8». 
2,40  M. 

192.  HauflFen  A.  Die  vier  deutschen  Volksstämme  in  Böhmen.  IMitt. 
d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  XXIV  181—219. 

193.  Hennes  E.  Die  deutsch -amerikanische  Sprache.  Volksrund- 
schau 27.  11.  95. 

194.  Hertel  L.  Thüringer  Sprachschatz.  Sammlung  mundartl.  Aus- 
drücke aus  Thüringen,  nebst  Einleitung,  Sprachkarte  u.  Sprach- 
proben. Mit  Unterstützung  des  Thüringerwald- Vereins  heraus- 
gegeben.    AVeimar  ßöhlaus  Nachf.     VII,  2ßS  S.  S».     4  M. 

195.  Himmelstoss  M.  Aus  dem  baierischen  Wald.  (Schluss.)  Bayerns 
Mundarten  II  445—452. 

Wortschatz. 
19G.  Höfer  F.    Die  Volksnamen  der  Vögel  in  Niederösterreich.  Wien- 
Hernals  Franz  Maziier.     23  S.  8».     0,50  M. 

197.  Hofifmann  J.  J.  Schapbach  und  seine  Bewohner.  Bearbeitet 
nach  dem  Fragebogen  zur  badischen  Volkskunde.  Alemannia 
XXIII  1—50.  Auch  besonders.  Bonn  Hanstein.  50  S.  mit  1  Abb. 
u.  1  Taf.  80.     1  M. 

1.  Ortsname  usw.  2.  Flurnamen  usw.  3.  Familien-  u.  Tauf- 
namen. 4.  Hausbau  usw.  5.  Hausmarken.  (J.  Volkstracht.  9.  b. 
Kinderreime  usw.  f.  Ortsneckereien.  11.  Sagen.  12.  Sitten  und 
Gebräuche. 

198.  Hörmann  L.  Biographisch-kritische  Beiträge  ztxr  österreichi- 
sclien  Dialektlitteratur.     Dresden  Pierson.     III,  78  S.     1  M. 


IX.  D.  Westgermanisch.  149 

199.  Hunziker  J.  Die  Sprachvei-hältuisse  der  Westschweiz  (Schluss). 
Schweizerische  Euiidschau  V,  2  S.  277—292;  381—397.  Auch  be- 
souders.     Aarau  Saiierländer  &  Ko.     0,80  M. 

200.  Hürbin  J.  V.  Mundart,  Sprachunterricht  u.  Rechtschreibung-, 
Aarau  Sauerländer  &  Ko.     IV,  57  S.  8".     0,80  M. 

201.  Jacobi  J.  Magyarische  Lehnworte  im  Siebenbürgisch- Sächsi- 
schen.    Prog-r.  Schässburg.     39  S.  4°. 

202.  Idiotikon,  schweizerisches.  28.  29.  Heft.  Frauenfeld  Huber. 
ä  2  M. 

203.  Imme  Die  deutsche  Bergmannssprache.  Rhein.-westf.  Zeitung' 
7.  7.  95. 

204.  Zur  Kenntnis  der  deutschen  Seemanssprache.  Nordd.  Allg'. 
Ztg.  15.  9.  95. 

205.  Lugge  G.  Niederdeutsche  Pflanzennamen  (Vest  Recklinghau- 
sen).    Korr.-Bl.  d.  Ver.  f.  nd.  Sprachf.  XVIII  1894/95  11—13. 

206.  Lüpkes  W.  Ergänzungen  zu  J.  ten  Doornkaat-Koolmaus  Wör- 
terbuch der  ostfriesischen  Sprache.  Jb.  d.  Ges.  f.  bild.  Kunst  u. 
vaterl.  Altertümer  z.  Emden.     XI  157 — 171. 

207.  Martin  E.  Das  Wörterbuch  der  elsässischen  Mundarten.  Vor- 
trag. Sonderabdruck  der  'Strassburger  Neuesten  Nachrichten'. 
Strassburg,  Druckerei  der  N.  N.     15  S.  8°. 

Entwickelung  und  gegenwärtiger  Stand  des  eis.  Wörterbuchs. 

^208.  Maurmann  E.    Zu  XVH  76.     Korr.-Bl.   d.  Ver.  f.  nd.  Sprache 

XVIII  1894/95  S.  8—9. 

Über  die  Sprachgrenze  zw.  der  ravensbergischen  u.  südosna- 
brückischen,  sowie  der  osnabrückischen  und  münsterländisehen  Ma. 
Autwort  darauf  von  H.  Jellinghaus  ebd.  S.  26. 

209.  Meier  J.  Die  Herkunft  der  Siebenbürger  Sachsen.  PBrB.  XX 
335—336. 

Urkundlicher  Nachweis  für  die  Auswanderung  einer  FamUie 
aus  der  Wetterau  nach  Siebenbürgen  am  Schlüsse  des  13.  Jhs. 

210.  Mitteilungen  und  Umfragen  zur  bayerischen  Volkskunde. 
Hrsg.  im  Auftrage  des  Vereins  f.  bayer.  Volkskunde  u.  Mundart- 
forschg.  Red.:  Osk.  Brenner.  1.  Jahrg.  1895.  6  Nrn.  Augsburg, 
Würzburg  (Ballhorn  &  Gramer).     4<>.     2  M. 

211.  Nagl  J.  W.  Über  den  Gegensatz  zwischen  Stadt-  und  Land- 
dialekt in  unseren  Alpenläudern.  Zs.  f.  österr.  Volksk.  I  33 — 36; 
166—167. 

212.  Neubauer  J.  Über  Egerländer-  Tauf-  und  Heiligennaraen. 
Mitt.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  XXXIII  S.  108—117. 

213.  Neubauer  J.  Zur  Egerländer  Wortforschung.  Ein  kleiner 
Beitrag  zu  einem  Egerländer  Wörterbuche.  Zs.  f.  öst.  Volksk.  I 
225-234. 

214.  Pennsylvanisch-Deutsch.  Mitteilungen  d.  A.  D.  Schulvereins, 
Aug.-Septbr.  1895. 

215.  Fletsch  P.    Zur  Behandlung  des  nachvokalischen  -?i  einsilbiger 


150  IX.  D.  Wcötgermaiii.sch. 

Wörtei"  in  der  sclilesischeii  Mundart.  Festschrift  z.  50jälirig"eiv 
Doktorjubclf.  K.  Weinholds  S.  .S4— 117. 
21G.  Strassburger  Redensarten.  Eine  kleine  Erjiänznng-  des  be- 
reits gesammelten  und  publizierten  jNIaterials,  im  engeren  Gebiete' 
der  Strassburger  Mundart.  jMitgeteilt  von  einem  einheimiseheu 
Sprachkundigen.  Jahrbuch  f.  Gesch.,  Spr.  u.  Lit.  Els.-Lothr.  XI 
110—131. 

217.  Reichardt  E.,  Koch  E.  u.  Storch  Th.  Die  Wasunger  ]\Iund- 
art.  1.  Tl.  A.  u.  d.  T.:  Schriften  des  Vereins  f.  meiningische 
Geschichte  u.  Landeskunde.  17.  Hft.  Lex.  8^.  Meiningen  L.  v.. 
Eye  in  Komm.     VIII,  156  S.  8^.     4  :^I. 

218.  Scheel  W.  Zur  Geschichte  der  pommerschen  Kanzleisprache 
im  16.  Jahrh.     Jb.  d.  Ver.  f.  nd.  Sprfg.  XX. 

219.  Scheiner  A.  Die  Mundart  der  Siebenbürger  Sachsen.  For- 
schungen zur  deutschen  Landes-  x;.  Volkskunde,  hrsg.  v.  A. 
Kirchhoff.     i).  Bd.  2.  Heft.     Stuttgart  Engelmann.     8^. 

220.  Schiepek  J.  Untersuchungen  über  den  Satzbau  der  Egerlän- 
der  Mundart.  I.     Progr.  Graz.     42  S.  80. 

221.  Schmidt  C.  Wörterbuch  der  Strassburger  Mundart.  Aus  dem 
Nachlasse.  Mit  e.  Portr.  des  Verf.,  seiner  Biographie  u.  e.  Ver- 
zeiclniüsse  seiner  Werke.  (In  3  Lfgn.)  1.  2.  Lfg.  Strassburg" 
Heitz.     80.     Subskr.-Pr.  2,50  M. 

222.  Schreiber  H.  Die  Wichtigkeit  des  Sammeins  volkstümlicher 
Pflanzennamen.     Zs.  f.  östeiT.  Volksk.  I  36—43. 

223.  Schviller  Fr.  Einwanderung  der  Sachsen  nach  Siebenbürgen. 
Herinannstadt  Seraphin.     18  S.  8«.     0,40  M. 

224.  Schullerus  A.  Zum  Kronstädter  lateinisch-deutschen  Glossar. 
Korr.-Bl.  d.  Ver.  für  sieb.  Landesk.  XVIII,  5. 

225.  Schullerus  A.  Die  Vorgeschichte  des  siebenbürgisch-deutscheu 
Wörterbuchs.     Progr.  Hermannstadt.     44  S.  4". 

226.  Schumann  C.  Benennung  des  AVagens  und  seiner  Teile.  Korr.- 
Bl.  d.  Ver.  f.  nd.  Sprfg.  XVIII  1894  95  S.  42-43. 

Lübecker  Mundart. 

227.  Schw^artz  W.  Die  volkstümlichen  Namen  für  Kröte,  Frosch 
und  liegenwurm  in  Nord-Deutsciiland  nach  iliren  landschaftlichen 
Gruppierungen  (mit  den  einzelnen  Ortsangaben).  [Alit  einer  Karte.] 
Zs.  d.  Ver.  f.  Volksk.  V  246-264. 

228.  Socin  A.  Basler  Mundart  und  Basler  Dichter.  Neujain-sblatt 
hg.  V.  d.  Ges.  z.  Beförderung  d.  Guten  u.  Gemeinnützigen  LXXIV 
1896.     Basel  Reich.     63  S.  4». 

239.  Sprenger  K.  Zum  Göttingisch-Grubenliagenschen  Wortschatz. 
Korr.-P.l.  (1.  Ver.  f.  nd.  Spracht'.  XVIII  1894  95  S.  26—27. 

230.  Stvihrmann  Das  Mitteldeutsche  in  Ostpreussen.  I  (mit  Karte). 
Programm.    Deul.sch-Krone,  Druck  v.  F.  Garnis.     25  S.  4^*. 

231.  Tümpel  II.  Die  Bielefelder  Urkundensprache.  Jl).  d.  Ver.  f. 
nd.  Sprfg.  XX. 


IX.  D.  Westgermanisch.  151 

232.  Vogt  F.  Der  Tod  im  schlesischen  Kinderliede  und  die  Intex'- 
jektion  hunne.     ^Mitteilungen  d.  schles.  Ges.  f.  Volksk.  II,  2. 

233.  Wenker  G.  und  Wrede  F.  Der  Sprachatlas  des  Deutschen 
Eeichs.  Dichtung  und  Wahrheit.  I.  G.  Wenker:  Herrn  Bremers 
Kritik  des  Sprachatlas.  II.  F.  Wrede:  Über  richtige  Interpreta- 
tion der  Sprachatlas-Karten.     Marburg  Elwert.     52  S.  8*'.     1  M. 

234.  Wrede  F.  Berichte  über  G.  Wenkers  Sprachatlas  des  deut- 
schen Reiches.     HZ.  XL  97—117. 

59.  wie.    60.  nein  (süddeutsch).     Gl.  gebrochen.    62.  hoch.    63. 
feuer.     64.  hauen.     65.  iceisse.     66.  gut.     67.  gute. 

235.  Witte  H.  Das  deutsche  Sprachgebiet  Lothringens  und  seine 
Wandlungen  von  der  Feststellung  der  Sprachgrenze  bis  zum  Aus- 
gang des  16.  Jhs.  Forschungen  zur  deutschen  Landes-  u.  Volks- 
kunde YIII  1894  S.  407—535.  Mit  Karte.     Stuttgart  Engelhorn.  8'\ 

236.  Wolff  G.  Die  Bevölkerung  des  rechtsrheinischen  Germaniens 
nach  dem  Untergang  der  Römerherrschaft.  Vortrag.  [Aus:  'Quar- 
talblätter d.  histor.  Ver.  f.  d.  Grossherzogt.  Hessen'.]  Darmstadt 
Bergsträsser.     7  S.  8».     0,60  M. 

237.  Wossidlo  Die  Präpositionen  und  präposition.  Adverbien  in 
der  Mecklenburger  Mundart.     Jb.  d.  Ver.  f.  nd.  Sprfg.  XX. 

238.  Wunderlich  H.  Die  deutschen  Mundarten  in  der  F'rankfurter 
Nationalversammlung.  Festschrift  z.  50j.  Doktorjubelf.  K.  AVein- 
holds  S.  134-156. 

239.  Wustmann  R.  Aus  der  Geschichte  der  deutschen  Studenten- 
sprache.    Grenzboten  Nr.  12.  21.  3.  95. 

240  Zimmerli  J.  Die  deutsch-französ.  Sprachgrenze  in  der  Schweiz. 
II.  Tl.  Die  Sprachgrenze  im  Mittellande,  in  den  Freibx;rger-,  Waadt- 
länder-  und  Berner  Alpen.  Nebst  14  Lauttab.  \\.  2  Karten.  Basel 
Georg  &  Ko.     VII,  164  S.  8".     4,80  M. 

5.     Namenkunde. 
a)  Ortsnamen. 

241.  Clauss  J.  M.  B.  Historisch -topographisches  Wörterbuch  des 
Elsass.     (In  ca.  10  Lfgn.)  1.  Lfg.     Zabern  Fuchs.     V,  64  S.  8".  1  M. 

242.  Hammer  W.  Ortsnamen  der  Provinz  Brandenburg.  II.  Progr. 
Berlin  Gaertner.     30  S.  40      1  M. 

243.  Köstler  K.  Handbuch  zur  (Jebiets-  und  Ortskunde  des  König- 
reichs Bayern.  I.  Abschnitt.  Urgeschichte  und  Römerherrschaft 
bis  zum  Auftreten  der  Bajoarier.  München  Lindauer.  XVI,  152  S. 
4«     10  M. 

244.  Krieger  A.  Topographisches  Wörterbucli.  des  Grossherzogt. 
Baden.  Hrsg.  v.  der  bad.  histor.  Kommission.  3.  Abt.  Heidelberg 
Winter.     S.  321—480.  8«. 

245.  Spieser  J.  Die  mundartlichen  Formen  der  Ortsnamen  der  Um- 
gegend von  Waldhambach.  Jahrbuch  f.  Gesch.,  Spr.  u.  Lit.  E!s.- 
Lothr.  XI  211—224. 


/ 

152  IX.  D.  Westgermanisch. 

Alphabetische  Aufzählung':  1.  Arntl.  Form.  2.  Mundartl.  Form. 
3.  Frühere  Schreibungen.   Gelegentlich  etymologische  Erörterungen. 

246.  Leithäuser  J.  Barmer  Lokalnamen  aus  älterer  und  neuerer 
Zeit.     Barmer  Ztg.  11.  5.,  18.  5.,  25.  5.  1895. 

247.  Vogt  P.  Die  Ortsnamen  auf  -scheid  und  -auel  {ohl).  Ein  Bei- 
trag zur  Geschichte  der  fränkischen  Wanderungen  und  Siedelun- 
gen. (M.  2  Karten.)  Progr. -Beil.  Neuwied  L.  Heusers  Buchdr. 
64  S.  8". 

248.  Schmidkontz  J.  Ortskunde  u.  Ortsnamenforschuug  im  Dienste 
der  Sprachwissenschaft  u.  Geschichte.  I.  Untersuchungen  über 
deutsche  Ortsnamen  im  Anschluss  an  die  Deutg.  des  Namens  Kis- 
singen.     Halle  Niemeyer.     X,  94  S.  80.     2,40  M. 

249.  Bunte  B.  Über  die  Namen  Westeremden,  Emden^  Mulden, 
Milde,  ter  Muiden,  Leimuiden.  Jb.  d.  Ges.  f.  bild.  Kunst  u.  vaterl. 
Altertümer  zu  Emden  XI  412—415. 

b)  Personennamen. 

250.  Allgäusr  K.  Vergleichendes  Vor-  und  Taufnamen-Büchlein. 
Riedlingen  Ulrich.     45  S.  8".     0,60  M. 

251.  Haack  K.  Zur  Namenforschung.  Ztschr.  f  d.  dt.  Unterr.  IX 
549-5.Ö2. 

Mit  Bezug  auf  Mackels  Aufsatz  (Zs.  VIII  3).  Das  Nd.  betont 
den  2.  Bestandteil  nicht  nur  bei  Frenulwfirtern,  sond(>,ru  auch  sonst 
vielfach.  Z.  B.  Gro.ssherzog,  Bürgermeister.  Der  Grund  ist  sprach- 
])hysiologisch:  die  Oberdeutschen  sprechen  mehr  hinten,  die  Nie- 
derd.  mehr  vorn  im  Munde  und  öffnen  den  Mund  weniger.  Zum 
Schluss  legt  Verf.  einige  Vermutungen  über  Ableitung  deutscher 
Familiennamen  von  Kalendernamen  zur  Prüfung  u.  Beurteilung  vor. 

252.  Imme  Unsere  Vornamen.  Rheinisch -Westfälische  Zeitung  3- 
2.  95. 

Vgl.  dazu  dess.  Verfassers  Aufsatz:  Unsere  alten  deutscheu 
Personennamen  nach  ihrer  nationalen  Eigenart  und  ihren  Haupt- 
unterschieden.    Ebd.  15.  5.  95. 

253.  Enoop  C.  Die  Vornamen  in  Pommern.  BlI.  f.  pomm.  Volksk.  ÜI. 

254.  Menges  H.  Zur  Betonung  und  Verkürzung  der  Namen.  (Zschr. 
VIII  1<S(;;  VIII  479).     Zs.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  414-419. 

Nach  Mackel  (Zs.  VIII  186)  erklärt  sich  die  Verkürzung  der 
Vornamen  durch  ihre  Betonung:  bei  den  Oberdeutschen,  welche 
das  erste  Element  des  Namens  betonen,  überwiegt  in  den  Abkür- 
zungen das  erste  Element,  bei  den  Niederdeutschen,  welciie  das 
zweite  betonen,  das  zweite.  Bei  den  Oberdeutschen  ist  also  das 
germ.  Betonungsgesetz  lebendiger.  Dagegen  führte  Fränkel  (Zs. 
VIII  479)  südd.  Abkürzung  wie  Mali,  Sefi,  Tina  u.  a.  an,  in  denen 
der  2.  Namensteil  steckt.  Menges  will  diese  Schwierigkeit  lösen, 
beschränkt  sich  aber  auf  d.  Elsässische  (Rufach).  Die  Rufachcr 
l)etonen  in  der  ^Q^ff.  Umgangssprache  fast  alle  ihre  200  Vornamen 
auf  der  ersten  Silbe,  u.  trotzdem  bestehen  über  zwei  Drittel  der 
Abkürzungen  aus  dem  2.  Naniensteile.  Dies  erklärt  sich  daraus, 
dass  die  Abkürzung  aus  den  Namen  beim  Rufen  entstanden  sind, 
■wo  immer  der  2.  Teil  betont  wird.  Diese  Betonung  erklärt  sie!» 
aus  praktischen  Rücksichten  und   hat  Analogien  beim  Rufen  über- 


IX.  D.  Westgermanisch.  153 

haupt,  vgl.  die  Hirteurufe  däri'ä,  oleö  u.  a.  Der  2.  Teil  des  Vor- 
namens wird  aixch  betont,  wenn  er,  wie  gewöhnlich,  dem  Familien- 
namen folgt.  Dies  mag  auf  Gründen  des  Wohlklangs  beruhen, 
trug"  aber  gewiss  auch  dazu  bei,  den  2.  Namensteil  zur  Abkürzung 
zu  wählen.  —  Namen,  wie  Reuchlin,  Böcklin,  Wölfflin  werden  vom 
Verf.  nicht,  wie  H.  D.  (Zs.  VIII  412)  meint,  auf  der  2.  Silbe  betont, 
sondern,  wie  im  Elsass  überhaupt,  auf  der  ersten,  und  bei  Wölfflin 
und  Böcklin  ist  auch  der  Zusammenhang  mit  Wolf  und  Bock  noch 
lebendig".  —  Die  biblischen  Namen  werden  von  den  Elsässern  eben- 
falls deutsch,  d.  h.  auf  der  ersten  Silbe,  betont,  doch  wird  diese 
Betonung  leider  durch  die  deutsche  Schule  verdrängt  werden. 

255.  Menges  H.    Die  Rufacher  Vornamen.     Jahrbuch  f.  Gesch.,  Spr. 
u.  Lit.  Els.-Lothr.  XI  77—109. 

I.  180  Vornamen  sind  g-eg-enwärtig  in  R.  beim  Volke  in  Ge- 
"brauch:  101  männliche  und  79  weibliche.  Am  häufigsten  Joseph 
<8,88'^  o)  uiitl  iMaria  8,930/0).  Von  den  30  häufigsten  Namen  sind  22 
fremden,  8  deutschen  Ui'sprungs;  von  den  180  überhaupt  gebi-auch- 
ten  sind  133  fremdländisch:  das  Überg-ewicht  derselben  ist  auf 
kirchlichen  Einfluss  zurückzuführen  (R.  ist  katholisch).  Verf.  giebt 
ein  Verzeichnis  der  48  deutschen  Vornamen  nach  der  Häufigkeit 
ihres  Gebrauches.  Namenlisten  aus  älterer  Zeit  (15.— 18.  Jahrh.) 
ergeben,  dass  die  deutschen  Vornamen  stetig  abnehmen.  II.  Die 
Vornamen  werden  bis  auf  27,  die  Verf.  aufzählt,  französisch  aus- 
g'esprochen;  deutsch  ist  jedoch  die  Verkleinerung\ssilbe  -le  (l^)  und 
«Ze  (aZa)  und  die  Betonung  auf  der  ersten  Silbe  oder  dem  1.  Nainens- 
teile.  Diese  Betonung  herrscht  jedoch  nur  in  der  g-ewöhnlichen 
Umgangssprache  und  ohne  den  Familiennamen.  Beim  Rufen  und 
in  Verbindung  mit  dem  Familiennamen  wird  die  letzte  Silbe,  wenn  sie 
nicht  Suffix  ist,  betont.  Diese  Betonung  ist  wichtig  für  die  Abkür- 
zung" der  Vornamen:  von  den  180  Vornamen  werden  130  g-ekürxt, 
33  Kürzungen  bestehen  aus  dem  ersten,  105  aus  dem  zweiten  Na- 
inensteiie  (einige  Namen  weisen  beide  auf).  Die  Betonung"  beim 
Rufen  und  mit  dem  Familiennamen  spielt  also  für  die  Abkürzung- 
eine grössere  Rolle  als  die  der  Umgangssprache  und  ohne  Zunamen, 
Verf.  giebt  nun  die  Vornamen  mit  ihren  Abkürzungen  in  alphabe- 
tischer Reihenfolge  an,  zugleich  aber  auch  alle  andern  gebräuch- 
lichen Formen  und  die  ungekürzten  Namen.  Die  meisten  Namen, 
volle  und  gekürzte,  können  erweitert  werden  durch  das  Suffix  -i, 
welches  in  der  Rufacher  Ma.  häufig  vorkommt,  auch  bei  Gattungs- 
namen, in  verkleinernder  oder  verächtlicher  Bedeutung. 

256.  Nestle  E.    Die    schwäbischen   Familiennamen    auf  -lin.     Zs.  f. 

d.  dt.  Unterr.  IX  557—558. 

Gegen  Fränkel.  Sie  sind  keine  Patronymika,  sondern  ein- 
fach Deminutiva. 

257.  Spalter  Fr.    Zur  Namenforschung.     Z.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  486 
—489. 

Mit  Bezug  auf  Mackels  Aufsätze  in  Zs.  VIII  H.  3  u.  7.  Mae- 
kels  Beobachtungen  beweisen  für  die  germ.  Betonung  der  Namen 
im  Obd.  nichts,  da  sie  allein  stehen.  Die  Betonung  Georg  ist  nicht 
volkstümlich,  dafür  Gort],  Jörfi,  Görg,  Girgl.  Die  Betonung  frem- 
der Wörter  auf  der  ersten  Silbe  weicht  immer  mehr  der  richtigen: 

Vesuv,  Bureau  usw.  Dass  in  Abkürzungen  der  Namen  in  Süd- 
deutschland meist  der  erste  Bestandteil  festgehalten  werde,  ist  auch 
nicht  richtig.     Beweis:  Haiin  aus  Johann,  Klaus  aus  Nikolaus  u.  a. 

—    In    manchen    Gegenden,    z.    B.    Unterfranken,    leben    noch   alte 


154  IX.  D.  Westg-cnnaiiiseh. 

deutsche  Namen  fort.  Die  Gewohnheit,  Personen  nach  ihrer  Hei- 
mat zu  liezeichnen,  hat  vielfach  die  alten  deutschen  Namen  ver- 
drängt. Dabei  wurde,  wenn  der  Heimatsort  aiif  -hach  endigte^ 
statt  -bacher  -beck  gesetzt,  z.  B.  Sulzbeck,  st.  Sulzbacher.  Zusam- 
mensetzungen wie  Thorbeck,  Nunnenbeck  u.  ä.  sind  dagegen  auf 
Beck  =  Bäcker  zurückzuführen. 

258.  Spieser  J.  Die  Münsterthäler  Vornamen.  Ein  Nachtrag-  zu 
Jahrbuch  X  269—283.  Jahrbuch  f.  Gesch.,  Spr.  u.  Lit.  Els.-Lothr. 
XI  209—210. 

Alphabetische  Aufzählung  in  schriftdeutscher  und  mundart- 
licher Form. 

259.  Stehle  B.  Vornamenstudien.  Zu  Zschr.  VII  616  ff",  und  Zschr, 
VIII  483  fF.     Zs.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  68-71. 

Giebt  2  Stellen  aus  der  schwäbischen  Chronik  von  Crusius 
und  der  Thanner  Chronik  des  Malachias  Tschamser,  aus  denen  her- 
vorgelit,  dass  um  die  Wende  des  12.  Jahrhunderts  christliche  Namen 
in  Deutschland  eindrangen  auf  Veranlassung  des  Kaisers  I'ried- 
richs  I.  Barbarossa.  Da  Steinhausen  glaubt,  dass  die  Namen  der 
Geistlichen  zu  interessanten  P>rgebnissen  führen  könnten,  giebt  Stehle- 
ein  Verzeichnis  der  Äbte  des  Klosters  Murbach.  Dies  zeigt,  das.s^ 
die  lietr.  Äbte  den  deutschen  Namen  länger  treu  blieben:  erst  in 
der  Mitte  des  14.  Jhs.  findet  sich  der  erste  Johanii,  bis  dahin  fast 
nur  deutsche  Namen. 

260.  Weinhold  L.  Zur  süddeutschen  Nanienslumde.  Zs.  d.  Ver.  f.. 
Volksk.  V  119—120. 

Beinamen  aus  Steiermark. 

261.  Zimmermann  A.  Zu  dem  Aufsatz  von  E.  Mackel:  'Zur  Na- 
menforschung'.    Zs.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  552—553. 

Nicht  nur  bei  Abkürzung  fremder,  sondern  auch  deutscher 
zusammengesetzter  Namen  geht  bald  der  1.,  bald  der  2.  Bestandteil 
verloren.  Beispiel  Wulf  aus  Hunidf,  Ferro  aus  Burijundofavo,  lllu- 
dio  aus  Chlodwig  vi.  a.  Die  fremden  Namen  haben  sich  also  nach 
den  einlieiniischen  gerichtet.  Der  Grund  aber  ist  folgender:  Der 
2.  Bestandteil  trug  einen  starken  Nebenton;  trat  nun,  M'ie  häufig, 
eine  nähere  Bestimmung  hinzu,  z.  B.  in  Hartman  von  (Juice,  Liul- 
ui(j  thcr  snello,  so  erhielt  diese  den  Ilauptton  und  beide  Stamm- 
silben des  Namens  erhielten  den  gleichen  N<?benton.  Bei  Verkür- 
zung- erhielt  sich  dann  die  2.  Silbe,  weil  sie  dem  betonten  "Worte 
am  nächsten  stand.  Zum  Schluss  bringt  Verf.  aus  Schiller-Lübben, 
nnid.  Lexikon,  IJeispiele  für  deutsche  Betonung  der  Fremdwörter 
auch  im  Niederdeutschen. 

6.  Wörterbücher  und  Behandlung-  einzelner  Wörter  und  Ausdrücke^ 

262.  Amsel  [G.]  Häufigkeit  deutscher  Wörter.  Zs.  d.  allg.  deutsch. 
Sprachv.  X  47—49. 

Weiteres  über  die  Ergebnisse  des  durch  die  Bedürfnisse  der 
Berliner  Stenograi)hen  angeregten  Zählungsversuches. 

263.  Kaeding  F.  W.  Ülxu-  die  Häufigkeitsuntersuchungen  der  deiit- 
schen  Sprache.  Vortrag.  Sondcralxlruck  a.  d.  Magazin  für  Ste- 
iiograi)hie  1895. 

^»64.  Qrimm    J.    u.    W.    Deutsches    Wörterbuch.     Bd.  IV  Abt.  1.   2. 


IX.  D.  Westgermanisch.  155 

Hälfte.  11.  Lfo-.     IX.  3.-5.  Lfg.     XII.  6.  Wg.     Leipzig-  Hirzel.  4». 
h  2  M. 

265.  Heyne  ]\I.  Deutsches  Wörterbuch.  6.  Halbbd.  (Schluss.)  Lex. 
80.     Leipzig  Hirzel.     VIII  u.  Sp.  593-1464.     5  M. 

266.  Paul  H.  Deutsches  Wörterbuch.  Erste  Lieferung  (A— Gebühr) 
S.  1—160.     Halle  Niemeyer  1896.     2  M. 

Wird  in  4  bis  5  Lieferungen  erscheinen  und  den  Umfang  von 
50  Bogen  nicht  überschreiten.  Die  Vollendung  ist  für  Oktober  1896 
zu  erwarten. 

267.  Mann  F.  Kurzes  Wörterbuch  der  deutschen  Sprache.  Unter 
Beiziehung-  der  gebräuchlichsten  Fremdwörter  mit  Angabe  der 
Abstammung  und  Abwandlung  bearbeitet.  4.  Autl.  Langensalza 
Beyer  u.  Söhne.     VII,  332  S.  8».     2,50  M.,  geb.  3,60  M. 

268.  Steinmeyer  E.  u.  Sievers  E.  Die  althochdeutschen  Glossen. 
Gesammelt  und  bearbeitet.  3.  Bd.  SachUch  geordnete  Glossen. 
Bearb.  v.  St.     Berlin  Weidmann.     XII,  7-23  S.  8«.     28  M. 

269.  Dunger  H.  Die  Bereicherung  des  Wortschatzes  unserer  i\Iut- 
tersprache.  Festvortrag  gehalten  auf  der  8.  Hauptversammlung 
des  allg.  deutsch.  Sprachvereins  zu  Graz  (21.  Juli  1895).  Wiss. 
Beihefte  zur  Zs.  d.  allg.  dt.  Sprachv.  Heft  IX  S.  121  —  143. 

Für  Freunde  der  Sprachreinheit  ist  die  Frage  besonders  wich- 
tig: "Wie  kann  der  Wortschatz  unserer  IMuttersprache  aus  seineu 
eigenen  Mitteln  heraus  bereichert,  wie  können  namentlich  für  neue 
Begriffe  entsprechende  deutsche  Bezeichnungen  geschaffen  wer- 
den?" Die  Antwort  findet  sich  am  sichersten,  wenn  man  an  der 
Hand  der  Sprachgeschichte  betrachtet,  wie  bisher  die  Sprache  in 
dieser  Beziehung  verfahren  ist.  Sie  lautet:  Die  Sprache  "bedient 
sich  entAveder  bereits  vorhandener  Wörter  der  Schriftsprache,  denen 
sie  eine  andere  Bedeutung  unterschiebt,  oder  sie  entlehnt  Ausdrücke 
aus  den  Mundarten,  den  Fachsprachen  oder  aus  dem  Altdeutschen, 
oder  sie  bildet  neue  Wörter  durch  Ableitung  oder  Zusammensetzung, 
namentlich  unter  Vei-wendung  von  Eigennamen."  Dies  führt  Verf. 
an  Beispielen  weiter  aus  und  knüpft  einige  Folgerungen  daran. 

270.  Hollenberg  A.  Sprachliche  Untersuchungen  besonders  etymo- 
logischer und  onomatischer  Art,  angeknüpft  an  die  Benennung- 
des  menschlichen  Körpers  und  seiner  Teile.  Gütersloh  Bertels- 
mann.    110  S.  80.     1,50  M. 

271.  Goehrlich  K.  Der  Teufelsname  in  der  organischen  Natur. 
Leipzij)er  Ztg..  Wiss.  Beil.  Nr.  71. 

272.  Haberland  F.  Krieg  im  Frieden,  eine  etymologische  Plauderei 
über  unsere  militärische  Terminologie  II.  Progr.  Lüdenscheid. 
43  S.  8". 

273.  Fränkel  S.  Orientalische  Einflüsse  auf  die  dexüsche  Sprache. 
Mitt.  d.  schles.  Ges.  f.  Volksk.  II,  1. 

274.  Lenz  H.  K.  Jüdische  Eindringlinge  im  Wiirter-  und  Zitaten- 
schatz der  deutschen  Sprache.  Allen  Sprachreinigern  gewidmet. 
:\Iünster  Russell.     28  S.  80.     0,60  M. 

275.  Wiener  L.  German  loan-words  and  the  second  sound  siiiftingv 
Med.  Lano-.  Notes  X  10—19. 


156  IX.  D.  Westgermanisch. 

Die  Methode,  die  Aufnahraszeit  t'roinder  Worte  ins  Deutsche 
nach  ihrer  Teihiahme  oder  Nicht-Teilnahme  an  der  abd.  Lautver- 
sciiiebung'  zu  bestimmen  (welche  auch  Kluge  anwendet),  ist  nicht 
zuverlässig'.  Denn  fremde  Worte  werden  anders  behandelt  als  ein- 
heimische. Verf.  sucht  dies  an  verschiedenen  Beispielen  aus  Klu- 
g-es  Wörterbuch  zu  zeigten.  Pfalz,  Pfahl,  Pfosten,  Pflanze  sollen 
•wegen  jyf  als  vor  der  ahd.  Lautverschiebung*  entlehnt  zu  betrach- 
ten sein,  aber  sind  Paar^  Pachte  Palme,  Pech,  Petersilie  nicht  ebenso 
alt?  Weist  die  dial.  Nebenform  Trepfe  etwa  auf  2  verschiedene 
Entlehnungen  desselben  Wortes?  Turm  lai  g"ewiss  so  alt  wie -^«e^e?, 
zeigt  aber  keine  Verschiebung.  Kirchliche  Fremdwörter  zeigen 
keine  Verschiebung,  aber  doch  war  das  Christentum  schon  vor  der 
ahd.  Zeit  in  Oberdeutschland  angenommen.  —  Der  erste  Fehler  bei 
der  Behandlung-  der  Lehnwörter  liegt  in  einer  falschen  Auffassung- 
der  Lautverschiebung.  —  h  und  p,  g  und  k,  d  und  t  unterscheiden 
sich  im  Obd.  nicht  qualitativ,  wie  im  Nd.,  sondern  nur  ijuantitativ, 
sind  alle  stimmlos.  Noch  nicht  gehörte,  mit  ;:>,  k,  t  beginnende 
Worte  werden  in  der  Schweiz  heute  noch  mit  ph,  kh  (kx)  th  nach- 
gesprochen. Die  2.  Lautverschiebung  schreibt  sich  also  aus  einer 
bestimmten  Gegend  und  von  einem  bestimmten  Volksstamm,  nicht 
aus  einer  bestimmten  Zeit  her.  Zweitens  werden  Lehnwörter,  die, 
sei  es  durch  ihre  Form,  sei  es  durch  den  Gegenstand,  den  sie  be- 
zeichnen, als  exotisch  leicht  auffallen,  viel  später  den  einheimischea 
Lautgesetzen  unterworfen  als  solche,  die  einheimischen  gleichen. 
So  erklärt  sich  die  Behandlung  der  kirchlichen  Lehnwörter.  —  Man 
geht  zu  weit  in  der  Annahme  der  Entlehnung  von  Pflanzennamen 
aus  dem  Lateinischen;  eine  solche  darf  nur  angenommen  werden, 
Avo  sich  der  röm.  Ursprung  auch  historisch  erweisen  lässt.  Pfir- 
sich wird  erst  in  der  mhd.  Zeit  in  Deutscliland  bekannt,  und  das 
engl,  peach  erweist  derselbe  als  eine  späte  Entlehnung  aus  dem 
Französischen.  Rettig  kam  wahrscheinlich  ebenfalls  aus  dem  Fran- 
zösischen. —  Namentlich  l)ei  Betrachtung  der  Endsilben  führt  die 
Berücksichtigung  der  2.  Lautverschiebung  zu  trügerischen  Resul- 
taten. Die  Endsilben  werden  nämlich  häufig,  um  dem  Fremdworte 
einheimischen  Klang  zu  geben,  Endsilben  einheimischer  Wörter 
gleich  gemacht:  fremdes  -ic  -it  -ec  -ac  -at  -j  wird  zu  -ig  -ich,  vgl. 
Rettich  Pfirsich  Essig.  Bei  Tar7n  liegt  wohl  Angleichung  au  Sturm, 
Wnrni  vor.  Genügen  Lautverschiebung  und  Angleichung  der  End- 
silben nicht,  um  einem  Worte  einheimisches  Gepräge  zu  geben,  so 
tritt  die  Volksetymologie  ein.  —  Alles  dieses  muss  bei  Betrachtung 
der  Lehnworte  berücksichtigt  werden ;  die  phonetische  Betrachtung 
aber  darf  nur  als  Unterstützung  zur  historischen  hinzutreten. 

276.  HofFmann  0.  Der  Wortschatz  des  jungen  Herder.    Ein  lexikal. 

Versuch.     J'rogramm.     Berlin  Gaertner.     25  S.  4".     1  M. 

277.  EickhofiF  P.    Westfälische  Etymologien.     Korr.-Bl.  d.  Ver.  f.  nd. 
Sprfg.  XVIII  1894/95  S.  37—41.' 

Alisa,  Weichbild  {u.  Bild),  llelliveg,  Dortmund,  die  Senne. 

278.  Weber  H.    Zu  'alleweüe\    Zs.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  413-414. 

Das  von  Hildebrand  Zs.  VIII  688  als  sächsisch  -  thüringisch 
erwähnte  alleiceile  ist  auch  in  der  Pfalz  häufig  als  allen-cit  bezw. 
alleiceiij).  Die  vcrsch.  Bedeutung  des  jtfälz.  (dtewcil  [=  jetzt]  und 
des  altbayr.  äUneil  (ällwei)  [=  immer]  lässt  sich  so  erklären,  dass 
durch  Betonung  der  ersten  Haltte  der  Begriff  'alle'  in  den  Vor- 
dergrund gerückt,  durch  Betonung  der  letzten  verwischt  oder  ab- 
^•eöchwäclit  wurtle.     Alle  bedeutet  in  letzterem  Falle  entweder  'sehr 


IX.  D.  Westgermanisch.  157 

kurz'  oder  ist  ebenso  g-ebraiieht  wie  in  "Der  Wein  ist  alle",  d.  h. 
"zu  Ende";  alleiceile  also  entweder  =  "in  (vor)  sehr  kxirzer  Zeit" 
=  "jetzt",  oder  es  hat  den  Sinn  von:  "die  Zeit,  welche  wir  warte- 
ten, ist  zu  Ende",  ist  also  auch  =  "jetzt". 

279.  Sanders  D.  Bamcich.  Ztschr.  f.  dt.  Spr.  VIII  394—395;  434—435. 

Erklärung-  des  Wortes  =  Raum  zwischen  2  benachbarten 
Grundstücken. 

280.  Müller   C[arl]    Der  Bediente.     (Ztschr.    VIII  685 ff.).     Ztsclir.   f. 
d.  dt.  Unterr.  IX  221—222. 

Weitere   Beispiele  für   die  aktive  Bedeutung  des   Part.  Perf. 

281.  Sprenger  R.    Seiten  =  borgen.     Ztschr.    f.   d.   dt.   Unterr.   IX 
771—772. 

Beleg  für  dieses  Wort  aus  einem  Wirtshaus-Spruch  aus  Kaftel- 
rut  von  1798. 

282.  Sprenger  R.    Bitlenhrod.    Die  Hillebille.     Lor'en- Heckenblätter. 
Simd.     Korrbl.  d.  Ver.  f.  nd.  Sprfg.  XVIII  1894,5  S.  43—44. 

283.  Müller  C.   (Karl)    Da   wären   wir   endlich  (Ztschr.  VIII  681  ff.). 
Ztschr.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  152. 

Der  Konjunktiv  hat  nicht  so  viel  Kraft  wie  der  Indikativ: 
es  liegt  rückschauende  Betrachtung  darin. 

284.  Nestle  E.    Degen.     Ztschr.  f.  d.  dt.  Unterr.  IX  710. 

Beleg'  für  Degen  =  Krieg'smann  aus  Joh.  Freinsheini,  Teutscher 
Tugentspiegel  .  .  .     Strassburg  1639. 

285.  Dove    Das   älteste  Zeugnis  für  den   Namen   Deutsch.     Sitzber. 
d.  philol.-hist.  Kl.  d.  kgl.  bayer.  Ak.  1895,  2. 

286.  Glöde  0.    Drang.     Korr.-Bl.  d.  Ver.  f.  nd.  Sprfg.  XVIII  1894/5 
S.  43. 

Mecklenburgisch  =  eine  Art  Zauber,  Bann. 

287.  Pranck  J.    Die  Herkiinft  von  mnd.   enket.     Korr.-Bl.   d.   Ver. 
f.  nd.  Sprfg.  XVIII  1894/5  S.  5—8. 

Mit  Hülfe  des  Nordischen  zurückzuführen  auf  as.  *e7ike?inicl, 
Part.  Prät.  v.  *enkenninn. 

288.  Behaghel  0.    Mhd.  erbeit.     PBrB.  XX  344. 

Der  Umlaut  in  erbeit  ist  durch  Einwirkung  des  Diphthongs 
ei  enstanden.  Vgl.  oheim  und  ameise.  Das  Vorhandensein  oder 
Fehlen  des  Umlautes  hängt  mit  verschiedener  Betonung  der  Neben- 
silbe zusammen. 

289.  Sprenger    R.    Ergattern.      Jädlich.     Korr.-Bl.    d.    Ver.    f.    nd. 
Sprfg.  XVIII  1894/5  S.  28. 

Ergatern  mhd.  =:' erzittern '  von  Leser  auf  niederrhein.  erga- 
ten  =  'empfangen'  zurückgeführt.  Besser  passt  dazu  ergattern  = 
'mit  Mühe  erhalten',  wie  es  in  Quedlinburg  gebraucht  wird.  —  Jäd- 
lich =  gaetlich  'angemessen,  passend,  schicklich';  mhd.  getelich. 
Kein  Zusannnenhang-  mit  jagd. 

290.  Bachmann  F.    Ergattern.     Einen,    afklnen.     Korr.-Bl.   d.    Ver. 
f.  nd.  Sprfg.  XVIII  1894/5  S.  43—44. 

291.  Fränkel  L.  Materialien  zur  Begriffsentwicklung  von  nhd.  'Fräu- 
lein'.    ZZ.  XXVIIl  561—63. 


158  IX.  D.  Westg-ermanisch. 

292.  Wülfing  J.  E.  Gierhrücke,  Giergasse.   Ztschr.  d.  .allg.  dt.  Sprachv. 
X  241—243. 

Verscliiedone  Erkläriing-en  der  beiden  Worte  von  verschie- 
denen Gewähr.sniännern,  ans  denen  sich  ergiebt,  "dass  Gierhrücke 
.mit  dem  Schifferausdrucke  f/^e/'en  = 'schräge  fahren'  zusammenhängt". 
Gierstrasse,  Giergasse  usw.  ist  jedoch  noch  nicht  befriedigend  erklärt. 
Festzustellen  ist"  noch,  ob  gieren  ursprünglich  'einen  \Vinkel 
machen,  ablenken,  drehen'  bedeutet.  —  Vgl.  auch  dess.  Verfassers 
Aufsatz  über  Gierhrücke,  Giergasse  in  den  Rhein.  Geschichtsblätteru 
II  61—3,  sowie  H.  Kösters  Notizen  über  Gierstrasse  und  Gierponte 
ebd.  63  f. 

293.  Pietscli    P.    Zu    Hasenhrot.      Ztschr.    d.    allg.    dt.    Sprachv.   X 
225—226. 

Ül)er  die  Verbreitung  dieses  Wortes  im  deutschen  Sprachgebiet. 

294.  Carstens  H.    Hingsen.     Korr.-Bl.   d.   Ver.   f.  nd.    Sprfg-.  XVIII 
1894/5  S.  44. 

295.  Brugmann  K.   Nhd.  koth.     IF.  V  375-376. 

296.  Götzinger  E.  Das  Verb  'lassen'  bei  Luther  und  Goethe.   Ztschr. 
f.  d.  dt.  Unterr.  IX  169—181. 

Das  Wort  lassen  nimmt  in  der  Lutherschen  Bibel  in  Bezug 
auf  die  Häuügkeit  seines  Vorkommens  die  siebente  Stelle  ein. 
Erst  Luther  hat  es  in  dieser  Verbreitung  in  die  Bibelübersetzung 
^•ebracht;  durch  ihn  und  nach  ihm  wird  es  das  deutche  Gebetsverb, 
der  typische  Ausdruck  des  Abhängigkeitsgefühles  des  Menschen 
von  Gott.  "Für  Goethe  wurde  das  Wort  zu  einem  typisclien  Aus- 
.rtrucke  des  Abhängigkeitsgefühles  des  Menschen  vom  Menschen." 
In  der  ersten  Weimarer  Zeit,  wo  sich  Goethe  vielfach  abhängig 
und  beschränkt  fühlte,  ist  dass  Wort  in  seinen  Dichtungen  zahlreicli 
vertreten;  vorher  und  nach  der  italienischen  Reise,  die  ihn  von  diesem 
Abhängigkeitsgefühl  befreite,  viel  weniger;  nur  in  Hermann  und 
Dorothea  kommt  es  wieder  viel  vor.  —  Das  Wort  gelassen  bezeichnete 
früher  den,  der  die  Welt  und  sich  selbst  gelassen  und  sich  Gott 
gelassen  hat.  So  von  den  ^Mystikern  bis  ins  18.  Jh.  Dann  wurde 
es  "vom  religiösen  Boden  auf  den  philosophischen,  vom  christlichen 
auf  den  antiken  versetzt  und  gelassen  mit  'stoisch'  .  .  .  übertragen." 

297.  Hille    Matschop.    Korr.-Bl.   d.  Ver.   f.  nd.   Sprfg.  XVIII  1894/5 
S.  28—29. 

Erklärung  der  Bedeutung  des  Wortes. 

298.  Kunje  F.  Mutterseelenallein,  kulturhistorischePlauderei.  Thürin- 
ger Zeitung  21.  2.  95. 

299.  Wülfing  J.  E.  Ölgötze,  Ölkopf.     Ztschr.  d.  allg.  dt.  Sprachv.  X 
125-129. 

Nacli  den  meisten  Erklärungen  von  <k  u.  Götze  abzuleiten. 
Bezeichnet  ein  starr  dreinschauendes  Götzenbild  (in  manchen  Gegen- 
den zuBeleuciitungszwecken  verwandt);  dann  aixf  den  Menschen  über- 
tragen. (Jlkopf  bezeichnet  ein  rotes  Gesicht,  vom  Trinken,  Essen 
oder  durch  Aulregung.  Wo  und  in  welcher  Px-deutung  ist  dies 
Wort  sonst  noch  üblich?  —  Dazu  H.  H.  ebd.  S.  147.  Für  Anrlresens 
Ansicht,  dass  6V;/,'2P  verderl)t  sei  aus  obd.  gütze  gätze  'Schöpfgcifäss  ' 
und  'Mehlspeise'  si)richt,  dass  im  ob.  Erzgebirge  wwiQv  Ölgötze  eine 
in  der  Pfanne  gebratene  mit  Leinöl  gefettete  Speise  verstanden  wird. 
300.  Kluge  F.  Der  l'liilistor.     Eine  Wortstudie.     AZ.  1S95  Beilage  6. 


IX.  D.  Westg-ermaniscli.  159 

301.  Meier  J.    Schawelle,  Schahelle.     PBrB.  XX  574—575. 

Schabelle  =  1)  Schemel  und  2)  unruhiges,  überniütig-es  Mädchen 
imd  altes  liderliches  Weil)  sind  zwei  verschiedene  Worte.  Dem  2. 
liegt  wohl  zigeunerisch  tfichawalle  'Kinder'  zu  Grunde. 

302.  Collitz  H.  Two  modern  german  etymologies  {Schnörkel,  scTima- 
rofzen,  Schmarotzer).  Publ.  of  the  mod.  lang.  Ass.  of  America 
X  295—305. 

303.  Sanders  D.    Schwänze  f.     Ztschr.  f.  dt.  Spr.  IX  183— 18G. 

Ableitung  des  Wortes  [Börsenmanöver]  aus  dem  engl,  squeese 
ist  unwahrscheinlich;  eher  stammt  es  aus  dem  Pferdehandel. 

304.  Brugmann  K.    Ahd.  sibun  und  äband.     IF.  V  376 — 379. 

305.  Koppmann  K.  Snesewesyt.  Korr.-Bl.  d.  Ver.  f.  nd.  Sprachfg. 
XVIII  1S94/5  S.  29. 

Das  wunderliche  Wort  ist  wohl  verschrieben  für  sneselzyt 
oder  .sne.selens  zi/t. 

306.  Hintner  V.    Todfroh.     Ztschr.  f.  dt.  Spr.  VIII  388—389. 

<)sterreichisch  =  heilfroh  u.  dgl. 

307.  Dunger     Unverfroren.     Ztschr.   d.  allg.  dt.  Sprachv.  X  53—54. 

Ableitung-  dieses  Wortes  von  verfrieren  und  Bedeutungs- 
entwicklung". 

308.  Fabricius  F.  u.  Koppmann  K.  Witteldach.  Korr.-Bl.  d.  Ver. 
f.  nd.  Sprachfg.  XVIII  1894/5  S.  13-14. 

Witteldach  =  Donnerstag  vor  Ostern. 

309.  Menges  H.  Zäunen  (Ztschr.  VII  628  und  VlII  199).  Ztschr.  f. 
d.  dt.  Unterr.  IX  853—854. 

Belege  für  dies  Wort  aus  dem  Oberelsass. 

310.  Bernhardt  J.  Sich  zauen  (VII  628).  Ztschr.  f.  d.  dt.  Unterr. 
IX  149—150. 

Das  Wort  kommt  auch  im  Bergischen  vor  als  sich  tauen, 
ausserdem  mhd.  und  mnd.     Es  entspricht  got.  taujan. 

311.  Weinhold  K.  Die  altdeutschen  Verwünschungsformeln.  Sitzber. 
der  Berl.  Akad.  1895,  31.  20.  Juni.     37  S.  8" 

8.  Metrik. 

312.  MählyJ.  Etwas  vom  sprachlichen  Rhythmus.  Deutsches  Wochen- 
blatt 1895  Nr.  12. 

313.  Böhm  H,  Zur  deutschen  Metrik.  II.  Über  den  Rhythmus 
des   gesprochenen  und  des   gesungenen   Verses.     Progr.     Berlin 

Gaertner.     28  S.  4«.     1  M. 

314.  Einenkel    Die  metrische  Frage.     Anglia  XVII  407—408. 

Das  Nebeneinanderbestehen  des  Otfridischen  und  des  Stab- 
verses hat  nichts  Auffälliges:  in  der  engl.  Poesie  sehen  wir  diese 
beiden  und  später  sogar  3  Systeme,  die  Nachkommen  der  genann- 
ten und  die  neue  französische  Silbenzählung,  friedlich  nebeneinander. 
—  Der  Otfridische  Vers  entstand  wahrscheinlich,  weil  man  zu  Kirchen- 
hymnen einen  singbaren  Vers  brauchte,  der  Stabvers  aber  konnte 
wahrscheinlich  niclit  gesungen  werden. 


IGO  IX.  D.  Westgermanisch. 

315.  Franck    J.     Bciträg-e    zur    Rhythmik    des    Allitterationsverses. 
HZ.  XXXVIII  1894  S.  225-250  [In  Bibl.  1894  übersehen]. 

Der  Halbvers  der  Allitterationszeile,  ausser  Sievers' Typus  A'', 
hat  2  höchste  Gipfel,  welche  viel  mehr  betont  wurden,  als  die 
höchstbetonten  Silben  anderer  Verse.  Im  Zusammenhang  damit  ist 
anzunehmen,  dass  der  AV.  ursprünglich  in  beschleunigtem  Tempo 
vorgetragen  wurde.  Diese  2  Gii)f'el  weisen  terner  darauf  hin.  dass 
der  Vers  in  2  gleiche  Teile  zerlällt,  was  auch  dadurch  bestätigt 
wird,  dass  der  erste  Vers  in  der  Regel  dopj)elte  Allitteration  trägt. 
Sievers'  ungleichfüssige  Typen  sind  daher  zurückzuweisen.  Demi 
wenn  der  Ausgleich  nicht  bis  zur  völligen  Gleichheit  ausgedehnt 
wird,  ist  gar  kein  Rhythmus  vorhanden.  Er  besteht  in  der  Wieder- 
kehr gleicher  oder  entsprechender  BeAvegungen  oder  Bewegungs- 
reihen ,  seine  Gesetze  liegen  in  den  Gesetzen  der  Muskel-  und 
Herzthätigkeit  und  wären  aus  dieser  zu  erschliessen.  Ein  Teil  der 
Bewegungen  kann  latent  sein,  so  dass  ±  =  J.X.  Den  rhythm.  Iktus 
kann  das  Heben  der  Stimme,  der  höhere  Ton,  ersetzen.  Nach  star- 
kem Ton  auf  langer  Silbe  ist  in  altgerm.  Prosodie  nui*  eine  wirklich 
unbetonte  Silbe  möglich,  bei  Kürzen  und  schwächerem  Ton  vielleicht 
zwei.  Eine  rhj'thmische  Reihe  kann  stets  hinter  der  Hebung,  nie 
hinter  der  auf  hochbetonte  Länge  folgenden  unbetonten  Silbe  ab- 
gebrochen werden,  geschieht  es  doch,  so  übernimmt  die  unbetonte 
Silbe  einen  folgenden  Iktus.  —  Danach  hat  der  Av.  selbstverständlich 
einen  Takt.  Rhythmus  ohne  Takt  giebt  es  nicht.  "Wenn  nun  die 
Rhythmen  des  Allitterationsverses  so  stark  ausgeprägte  Eigentümlich- 
keiten zeigen,  so  ist  von  vornherein  zu  vermuten,  dass  diese  in  den 
besonders  starken  Ikten  dieses  Verses,  also  in  der  Allitteration 
selbst,  ihre  Begründung  finden."  Aus  den  übermächtigen  2  Gipfeln 
der  Halbzeile  erklärt  sich  zunächst,  dass  ausser  ihnen  andere  betonte 
Silben  höchstens  'Nebenhebungen'  tragen  können.  2.  erklärt  sich, 
dass  die  Doppelallitt.  dann  Regel  ist,  wenn  der  erste  Stab  auf  eine  Sill)e 
mit  höchster  Tonsteigerung  fällt.  So  erklärt  sich  vielleicht  auch 
der  sogenannte  Typus  C^,  obgleich  dieser  besser  zu  B  gestellt 
würde.  —  Vor  Fortführung  der  Untersuchung  fragt  Verfasser  nach 
dem  Ursprung  des  AV.  Derselbe  ist  nicht,  wie  Wiimanns  animmt, 
auf  die  Kola  der  gewöhnlichen  Rede  zurückzuführen,  sondern  die 
Allitteration  ist  auf  einen  vorhandenen  Vers  angewandt  worden,  und 
daraus  sind  die  Eigentümlichkeiten  des  AV.  zu  erklären.  Man  darf 
von  dem  walirscheinlich  idg.  Aiermal  gehobenen  Vers  ausgehen,  der 
in  der  germanischen  Volksi)oesie  fortlebt.  Als  geläufige  Typen 
sind  dann  folgende  anzunehmen:  1)  fx))<X><XXXX.  2)  (x)xX><:x:>CX:><. 
3)  {x)kX-xX^xk.  4)  (x)kXXX:><X>^.  Daraus  lassen  sich  auch  die 
Tj-pen  des  AV.  herleiten.  Verfasser  entwickelt  dies  im  Einzelnen,  zu- 
nächst beim  1.,  dann  beim  2.  Halbvers.  Auch  die  sogenannten  Schwell- 
verse finden  so  eine  genügende  Erklänxng.  Es  ist  derselbe  Vers  in 
einer  anderen  Vortragsweise.  "Die  Allitteration  hat  nicht  dieselbe 
Wucht,  wie  im  gew.  AV.,  und  darum  können  alle  Hebungen  eher  in 
ihrer  Geltung  verharren,  Avährend  die  Verstärkung  der  Ikten  doch 
schon  weit  genug  geht,  um  den  Senkungen  und  etwaigen  sprachlichen 
Nebentönen  eine  grössere  Freiheit  zu  geAvähren."  Der  Schwellvers 
stellt  den  Rest  einer  älteren  Entwicklungsstufe  dar.  Das  nächste 
Stadium  war  der  AV.,  aber  beide  Avurden  doch  noch  so  Aveit  als 
gleicliartig  emjifunden,  dass  man  sie  in  derselben  Diclitung  neben 
einander  gebrauchen  konnte.  —  "Was  den  Auftakt  betrifft,  so  müs- 
sen Avir  wohl  die  in  den  absteigenden  Typen  der  1.  Hebiing  voran- 
gehenden Versteile  Avirklich  als  solchen  ansehen  und  rhythmisch  so 


IX.  D.  Westg-ermanisc-Ii.  161 

"behandeln."  —  "Die  schwierig-e  Frage  der  'Auflösung'  wird  sich 
nur  durch  eine  zusammenfassende  Untersuchung  dieser  Erscheinung* 
in  den  verschiedenen  Versarten  mit  einiger  Sicherheit  lösen  lassen." 
Man  darf  nicht  annehmen,  dass  wX  und  _X,  wo  sie  sich  zu  entspre- 
chen scheinen,  grundsätzlich  metrisch  gleichwertig'  sind.  Ferner 
braucht  es  nicht  dasselbe  zu  sein,  ob  ^X  für  _  und  ^xx  für  _x  oder 
wX  für  _X  steht.  Einiges  lässt  sich  immerhin  für  den  AV.  mit  Wahr- 
scheinlichkeit erkennen:  "Wenn  mehrere  Hebungen  unmittelbar  auf 
einander  folgen,  so  hat  diejenige,  welche  am  steärksten  betont  ist, 
die  Neigung-,  die  Gestalt  -:X  anzunehmen,  d.  h.  statt  ±  Avird  dX 
g-ewählt,  Avährend  J-X  nicht  zulässig-  ist.  W^ollen  wir  diese  Auskunft 
aus  der  Formel  in  eine  motivierte  Erklärung  übersetzen,  so  scheint 
mir  doch  das  Bestreben  zu  erkennen,  einer  unmittelbare  Folge  von 
Hebungen  eine  grössern  Beweglichkeit  zix  verleihen."  Der  Grund, 
weshalb  ^X  zur  Auflösung-  nicht  zugelassen  wird,  ist  wohl  der,  dass 
es  rhythmisch  zu  schwer  ist.  —  Manche  Erscheinimg-  des  AV.  könnte 
man  vielleicht  überzeugender  erklären  durch  die  Annahme,  sein 
Vortrag-  sei  mit  bestimmten  körperlichen  Bewegungen  verbunden 
g-ewesen;  doch  lässt  sich  dies  schwer  wahrscheinlich  maclien.  — 
Will  man  den  AV.  nach  der  gew.  Terminologie  definieren,  so  wäre 
Heuslers  Bezeichnung  desselben  als  Zweitakter  zu  empfehlen.  — 
Verfasser  ist,  dem  Vorangehenden  entsprechend,  über  Otfrids  Vers 
anderer  Ansicht  als  Wilmanns  und  Sievers:  er  hält  den  AV.,  Otfrids 
Vers  und  den  volkstümlichen  mhd.  Reimvers  für  im  Grunde  identisch. 
Der  Eeimvers  ist  "eine  entwickelte  Fortsetzung  derselben  alten 
Ehythmen,  aus  denen  in  einer  andern  Richtung-,  und  zwar  durch 
den  Gebrauch  des  Stabreims,  die  eigenartigen  Typen  des  AV.  sich 
g-estaltet  haben." 

316.  Seitz  K.    Allitterationen.     Korr.-Bl.  d.  Ver.   f.  nd.  Sprfg.  XVHI 
1894/5  S.  41. 

Eine  Reihe  von  nd.  allitt.  Reimformeln,  deren  Heimat  Verfasser 
erfahren  möchte. 

317.  Helm  K.    Zur  Rhythmik  der  kurzen  Reimpaare  des  XVI.  Jahrh. 
Heidelberg-er  Diss.     Karlsruhe  Braun.     103  S.  m.  1.  Tab.  8^.  2  .AI. 

318.  Brenner  O.  Zum  Versbau  der  Schnaderhüpfel.   Festschrift  zur 
50j.  Doktorjubelfeier  K.  Weinholds  S.  1—12. 

Strassburo-  i.  Elsass.  Ferdinand  Mentz. 


X.     Baltisch-Slavisch. 

A.     Allgemeines. 

1.  Finck  Franz  Nik.  Über  das  Verhältnis  des  baltisch-slavischeu 
Nominalakzents  ztnn  urindogermanischen.  Marburger  Doktordis- 
sertation.    Marburg  Elwert.     VI  u.  60  S.  gr.  8».     1,80  M. 

2.  Pogodin  A.  Etymologien  (russ.).  Russ.  Fil.  Vest.  XXXI  IT  328—3-30. 

1.  Sl.  joza  :  ags.  inca,  aisl.  ekke,  lett.  if/t  'innerlichen  Schmerz 
haben'.  2.  Sl. Vf/ö«  'Fisch' :  ahd.  riqipa  rüpa  'Raupe',  auch  'Quabbe', 
lat.  rubeta.  3.  Sl.  kohhch  Mikl.  E.  W.  122  :  aisl.  haukr  'Habicht' 
{*habukar)-^  W.  kohh-.  Dazu  asl.  kohb  'augurium'.  4.  Vogelnamen 
oft  zusannnengesetzt:  so  asl.  ga-vram,  r.  za-voronok,  polab.  zecornäk, 

Anzeiger  VII  1  u.  2.  H 


162  X.  Baltisch-Slavisch.     A.  Allgemeines. 

asl.  sko-vranhch  ii.  a. :  lett.  kü  värna  'Dohle'.  5.  Asl.  za-sekh  sq-selcb 
•^horrea' :  W.  sek-  (secare),  oder  eher  aisl.  aar-  *.saihaH.  6.  Sl.  stado 
'Herde'  :  isl.  .stöd  'Gestüte'.  7.  Asl.  platiti  'bezahlen'  (zu  trennen 
von  plati  usw.) :  g".  blötan,  ahd.  plözan  (W.  plät-  pläcl-).  8.  Lit.  kväpas 
'Duft',  kvepi'U  :  aserb.  iskypeti  'ausduften'.  9.  D.  Lerche  aus  lai- 
wirche  :  sv7'hcfj  Mik.  Et.  W.  33;  ai.sl.  hieirirke  :  zu  k  vgl.  aisl.  myrkr, 
HS.  viirki :  s\.  ^'nihrknati.  10.  Asl.  2>o^/j/)e//a 'uxor  dimissa' :  aus  ursp. 
poti-  -\-  pega\  ptga  :  asl.  peyota  usw.  ('den  Mann  befleckend'),  oder 
W.  pXk-  piii-,  g.  faihö  usw.  ('den  Mann  betrügend').  Anlehnungen 
in  pocUMga  potöhega. 

3.  Mikkola  .1.  J.    Slavica.    IF.  VI  349-52. 

1)  Noch  einmal  asl.  stregq  lit.  serg77ii  'hüte'  und  Verwandtes. 
Gegen  die  Trennung  beider  durch  Sütterlin  IF.  IV  101  f.  serytni 
geht  wegen  des  Stosstons  auf  2 silbige  Wurzel  zurück.  Dem  ent- 
spricht abg.  sragh  russ.  soröga  und  poln.  srogi,  denn  sr  ist  nur 
erklärlich,  Avenn  ursprünglich  ein  Vokal  dazwischen  stand.  Die 
zweite  idg.  Wurzelform  srogh  srögh  dagegen  erscheint  als  strog- 
strüg-.  Die  Form  sterg-  in  stregq  ist  Kontaminationsbildung-  aus 
beiden  Typen.  —  2)  Slav.  zveno  'Glied,  Radfelge'  und  das  idg. 
Wort  für  Knie,  zveno  zn  ja nu-^  urspr.  Bedeutung:  'Knochen,  Glied'; 
Grundform  der  slav.  Wörter  gnen-  gnon-,  urslav.  ■■'dzveiw.  Exkurs 
gegen  Hirts  Formulierung  der  slav.  Aiislautgesetze  (IF.  II  349).  — 
3)  poln.  tricac  cech.  trvati  'dauern';  lit.  tverti  'dauein'. 

(W^  Str.) 

4.  Zubaty  J.  Über  gewisse  mit  .s-^  anlautende  AVurzeln  im  Baltiseh- 
Siavi.schen.  Sitzgsber.  d.  k.  Böhm.  Ges.  d.  W^  XVI.  Prag,  Komm. 
Kivnäc.     31  S.  8^. 

Die  sehr  zahlreichen  mit  st-  anlautenden  Wörterfamilien  zer- 
fallen in  zwei  wesentlich  verschiedene  Gruppen:  1)  mit  ursp.  Anlaut 
sth-  (hierher  z.B.  sthä)  'stehen,  steil  sein'  usw.,  2)  mit  ursp.  Anlaut 
st-  'gerinnen,  zähe  werden'  u.dgl.     Anz.  v.  Jagic  AfslPh.  XVIII  269. 

B.  Slaviscli. 

1.  Jagic  V.  Articles  'Eussian  Language'  and  'Slavic  Languages' 
in  Johnson's  Universal  Cyclopaedia.  VII  219—221,  560—564.  New 
York. 

2.  Florinskij  T.  Lekciji  po  slavjanskomu  jazykoznaniju  (Vorlesun- 
gen über  die  slav.  Sprachwissenschaft).  I.  Kiew  Universität. 
530  S.  gr.  80.     3  Rbl. 

8A.  von  Anz.  V  261.  Einleitung.  Beschreibung  des  Bulg., 
Serl).-Kroat.,  Sloven.    Anz.  von  01)lak  AfslPh.  XVIIl  247—258. 

3.  Bulitsch  S.  Slavische  Miszellen.  1.  Zur  slavischen  Palatalisierung. 
2.  Altrussisch  doniovij,  dolovh.     IF.  V  389—393. 

4.  Sobolevskij  A.  Bemerkungen  zur  slavisehen  Grammatik  (russ.). 
Zur.  Min.   CCXCIX  Mai  S.  84-93. 

1.  Sl.  ch  aus  s.  In  veno  (nicht  'ihvov,  sondern  '*res7iom),  '^vbrm 
{*chn  zu  «;  russ.  marhnut'  u.  dgl.  Neul)ildungen).  Russ.  -ennyj 
{zdorovennyj  \\.  ä.)  viell.  :  lit.  -esnis.  Ur.  ps  ts  im  Sl.  zu  ch  :  die 
Volksnamen  (Jechv  :  nilid.  kebse.  Li'chh  :  sl.  ledo,  russ.  svacha,  prjacha, 
nerjdclia  :  svatat' ,  jirjast',  rjadit'  (Aoriste  wie  vresh  jtish  Neubil- 
dungen; r.  Vesb  'die  linn.  Wepsen'  späte  Entlelnnmg).  2.  Sl.  zy  aus 
alt.  yg  (kg);    rozga  :  rogozv,   griech.  ^cxxoc,    ^nxoc;    i"-  0«^^  •  griech. 


X.  B.  Slaviscli.  163 

eXaKov  11.  s.  Sl.  sk  aus  alt.  kk  :  z.  B.  Ijasknt'  n.  Ijaza  {k—k  n.  k—g). 
Viell.  ein  urspraclil.  Lautwandel.  S.  Sl.  ^l  wurde  im  Westsl.  unter 
Umständen  zu  ^l^,  wie  im  Ariiss.  chhg?)  u.  dgl.  La»'  der  Wortak- 
zent immer  oder  meist  vor  l,  hat  das  Bölim.  /,  Poln.  ei  :  plny,  petny, 
russ.  poluyj.  Bei  unstätein  Wortakzent  böhm.  lu,  poln.  et  ot  :  b. 
chlum,  p.  chehn,  r.  chölim  Gen.  chölma.  War  der  Akzent  meist 
hinter  5?,  steht  b.  lu,  p.  ??*  ^o  :  b.  tlusty,  p.  tlusty,  r.  tohtöj.  Im 
Böhm,  auch  für  iZ  hinter  Palatalen  Z?v  :  zluna,  r.  seZ??«  (wieder  ih, 
■welches  zu  h  wurde).  4.  In  koy-o,  cbs-o  (aböhm.  c.s-e  =  *chs-e)  ist 
-o  (-e)  die  Gen. -Endung  (-o*-  -es).  Stamm  kog-  in  kogda  (vgl.  rravT- 
ax-oö  u.  dgl.);  St.  ct.s'-  :  vgl.  ai.  käsmäi  u.  dgl.  5.  Gsg.  des  Pron. 
Ps.  2.  Ps.  und  Pron.  reil.,  ursp.  Heve  '*seve  wurde  wsl.  feje  seje  (v 
zw.  Vokalen  wird  b.,  laus,  dialektisch  zu  j);  solche  Formen  mähr. 
slk.  pol.  dial.  Durch  Nachahmung  davon  auch  Dsg.  teje  '■soje. 
Ähnl.  Formen  auch  grruss.  :  G.  tejä  sejä,  D.  tee  see',  wo  jedoch 
jener  Lautwandel  unerAveislich.  6.  Nsg.  des  Part.  Pr.  Akt. :  apoln. 
rzeka  'dicens',  welches  nicht  als  durch  Nachahmung  von  Reflex- 
formen von  asl.  -e  gedeutet  werden  kann.  Solche  Formen  setzt 
auch,  als  Nachahmung*  davon,  p.  cliocia  für  *choce,  ap.  chce  'volens' 
voraus  [Vgl.  AfslPh.  XV  503  fF.].  7.  Das  sl.  Imperf.  ist  der  sigmat. 
Aor.  von  durativen  Verbalstämmen  auf  -aja-  -eja-  {-aa-  ea-).  Solehe 
Stämme  sonst:  asl.  imaamb  (kontr.  serb.  imäm,  b.  p.  umira  umiem 
usw.);  asl.  seeah  u.  dgl.  Ahnl.  St.  waren  ursp.  auch  die  sl.  Verba 
auf  -avati,  -evati,  deren  v  der  Analogie  von  byvati,  sivati  u.  dgl., 
wo  ?•  historisch  ist,  zu  verdanken. 

5.  Bulic  S.  Glossen  zu  Prof.  Sobolevskijs  Bemerkungen  zur  slavisehen 
Grammatik  (russ.).     Zur.  Min.  CCC  Juli  S.  252-258. 

Wendet  sich  mit  Hinweis  auf  Pedersen  nam.  gegen  Sobol.  1. 
an  durch  chn  zu  7i  auch  in  poln.  funa  *lükpiä  (av.  raoy.sna-).  Sl. 
veno  :  e&vov;  westsl.  n  für  dn  viell.  durch  Anlehnung  an  venhcb 
(vgl.  bes.  poln.  przyicianek  :  icianek).  Der  Lautwandel  ps,  ts,  auch 
s  nach  «-«-Vokalen  zu  c7i  ist  nicht  zu  erweisen  (Uhlenbecks  Belege 
von  dgl.  ch  lassen  sich  anders  deuten). 

6.  Blatt  G.  Kleine  Beiträge  zur  slavisehen  Lautlehre.  Gymn.-Prog. 
Brody. 

1.  Über  k  paragogicum,  vorzüglich  in  den  Mundarten  der 
poln.  Spr.  Z.  B.  p.  kto-si-k,  mähr,  kdo-si-k  'Jemand'  (n.  ktosi),  p. 
tamo-k  'dort':  Erweiterungen  durch  ein  mit  dem  Pron.  kb-  verw. 
Element.  Sonstig'e  ähnl.  Erweiterungen:  z.  B.  p.  kto-le,  kto-ko-le, 
kto-ko-li,  kfo-ko-li-icie  {wie  z.  W.  ved-),  ktokoliwie-k.  Ableitungen 
von  kb-  im  Poln.  Ansätze  zum  k  Parag.  im  Ursl.  :  asl.  pre/."6  prokh 
Grdr.  II  2-42;  meist  Neubildungen,  am  häufigsten  im  Poln.  2.  Zur 
Epenthesis.  Sl.  koüb  zu  koü,  daraus  dial.  Formen  (poln.  laus,  nsl.) 
kojii  kojn,  endlich  koj.  Ähnl.  im  Inlaut:  z.  B.  jdebanski,  meist 
gespr.  pAehajnski,  dial.  plebäjski.   Anz.  v.  Kaiina  Lud.  II  74—75. 

7.  Pedersen  H.    Das   indogermanische  .s-  im   Slavisehen.     IF.   V  33 

—87. 

8.  Kolär  J.  Steigerung  der  Adjektiva  und  verwandter  Wörter  im 
Slavisehen  (böhm.).  Sitzb.  d.  Böhm.  Ges.  d.  Wiss.  18?4  XII.  Prag 
1894.     30  S.  8". 

In  adverb.  Komparativen  wie  bolje  'mehr'  ist  je,  Neutrum 
des  pron.  Stammes  jo-,  als  suffig.  Artikel  angefügt.  In  adjekt. 
Komp.    wie  boVü  *boljaja   boljeje    ist    dasselbe  Pron.    zweimal   ent- 


164  X.  B.  Shiviscl). 

halten,  in  -h.sb  -hsi  -hie  die  Pronomina  jt  und  sh,  in  -h.sii  -hsija  -hsije- 
ausserdem  abermals  jb  als  suftig.  Artikel. 

9.  Malinowski  L.   Sprachliche  Miszellen  (poln.).     Prace  lil.  IV  1893 
S.  6Ö5— 6G5  und  V  1895  S.  112—135. 

Deutung-en  verschiedener  Wörter,  Piedensarten  u.  dj^-1.  (meist 
poln.  dial.).  Z.  B.:  p.  'inajdroicac  mandroicac  madroivdc  aus  lit. 
maddinju.  Präfix  ko-  im  Sl.  :  z.  B.  serb.  kovrtanj  'Pamde'  W.  vert- 
(Mikl.  E.  W.  152,  Matzenauer  Listy  fil.  VIII  185  ff.).  Lit.  jjerkü  pirkti 
'kaufen',  eig.  'einschlagen'  (in  die  Hand)  (vgl.  poln.  przybic,  dobic 
taryu  u.  ä.)  :  Perkünas. 

10.  Meillet  A.    Etj'mologies  slaves.     Mem.    Soc.    Lingu.   IX  49—55. 

1.  Sl.  s^{n)-  lit.  sii  (sii)  :  nq  =  ai.  sa-  :  sam-  (*S'0?/0-  Griech. 
Süv  cüv  beruht  auf  Kontamination  von  kuv  (:  sl.  ki{n),  ai.  keim)  in 
KuvciYxn  (=  cuvdYXn)  i^-  viell.  KuvrjYÖc  ursp.  '■^k-m  mit  ursp.  .sm  (vgl. 
üjLiev-).  Anderes  ss  ist  si  c.  Gen.  'de'  u.  in  einig.  Komp.  :  zu  Kard 
KÖT  (■••Kdxc),  viell.  got.  Jiand-  [handuf/s],  lat.  coti  {condonniscere,  con- 
sopire  u.  s.),  air.  cet.  2.  Sl.  nze  'jam'  (zu  griech.  aö,  lat.  aut,  got. 
auk,  vgl.  ai.  ii)  ist  durch  Anlehnung  an  juze  (ds.,  lit.  jail)  dessen 
Doublettl'orm  geworden.  Auf  Kontamination  von  jidro  (:  ju)  'Mor- 
gen' und  ustro  (:  lit.  auszrä  usw.)  beruht  die  Nebenform  idro.  3. 
Sl.  Präp.  za  :  arm.  z-  (z-  für  j  ursp.  vor  Konsonanten)  und  got.  ga 
(ursp.  ///i).  Lit.  tiz  beruht  auf  Kontamination  von  -uz  (sl.  vhzh)  aus 
%&z  '■■'iij)s  (:  griech.  lix^oc)  und  lit.  (izu  (:  sl.  zo-,  a  in  azu  und  «i  ia 
lett.  diz  ist  dunkel).  Viell.  gehört  hieher  lat.  h  in  haurire  (an.  ausa), 
häläre  (sl.  och(di),  havere  (:  avere).  Anz.  v.  Jagic  AfslPh.  XVIII 
267—268. 

11.  Meillet  A.    v.  sl.  osa.    IF.  V  331-394. 

12.  Meillet  A.    v.  sl.  zeja.     Mem.  Soc.  Ling.  IX  1896  S.  137-141. 

Sl.  ztjfi  (aus  zjä-,  lit.  ziöju)  steht  für  zjejq  durch  dissimilato- 
rischen  Verlust  des  ersten  .;.  Ähnl.  rejV/  Ifja  sm(\ja  aus  *rjeje-  usw. 
So  ist  auch  bei  Pron.  sb  s  (für  .s)  berechtigt  in  seje  u.  ä.  (I"  >^'*y& 
neben  siijb  [vgl.  bijudeth  :  hudith  :  ireuG-]  ist  die  Jotation  die  Folge 
des  Diphth.  eu  :  ai.  savyds,  ebenso  wohl  in  pljujq,  -V^i'i^  kein  ursp. 
i).  Im  Komp.  hatte  das  Sl.  ursp.  Nsg.  -ejb  (aus  -j^-Jy,  -Jt'  ursp.  -jös, 
-j*  später  Zusatz  wie  in  rata-jb,  prijatel-jb),  Gsg.  -jbm  :  durch  Aus- 
gleiciiung  ist  -ejb  -ejbm,  -jbjbsa  entstanden.  In  (-dd  aus  j(klq  ("\V. 
ja-,  neben  jochati  aus  jechcdi)  ist  j  durch  Einfluss  von  '^bda  (erst 
s]»äter  jbdd  idq)  eingebüsst.  Vorsl.  ja  ist  zu  je,  wie  jo  zu  je  usic, 
und  erst  später  dieses  je,  sofern  j  geblieben  war,  zu  ja  geworden. 

13.  Petr  V.  J.    Slavische  Etymologien.    BB.  XXI  207—217. 

1.  r.  J)dlainnt'9>c\\^\'i{\.zQx'  :  griech.  qpr|X6c,  ai.  bükt-  {üir  '-bhäla-) 
\.füllere,  got.  balva-.  2.  r.  hrdga  'Art  Bier'  :  ai.  bhrjj<di,  griech.  cppilrfiu 
(lit.  bruzgü  'rascheln'  :  r.  bruzzat'  'brummen';.  3.  asl.  brunatbifb 
'braun'  :  ahd.  brün,  griech.  qppuvri,  lat.  fiirvus  usw.  4.  asl.  breg-b 
'Strand,  Ufer'  :  lat.  frangö  usw.  (bhreg-):,  got.  bairgahei  :  ai.  bvh-; 
griech.  .«-pri-rvuiui  :  asl.  rrag^\  asl.  bn-yq  :  got.  bairgdn.  5.  r.  Mika 
'Eichkätzchen'  :  ahd.  bUich,  lat.  felis,  kynir.  bele.  6.  r.  bleknut' 
'welken'  :  lit.  blakfi,  1.  fldcus  facciis.  7.' r.  belend  'Bilsenkraut'  : 
nihd.  bil-sp,  I.  ßl-(':r  (codd.  felix).  8.  bölim.  bednd  'Kiste,  Kufe'  usw. : 
got.  ydbinda  (*ydb/dn((),  ahd.  bidt'ma,  griech.  Trieoc.  9.  asl.  bridbki 
'scharf,  herb'  :"l.  forfex,  griech.  uipQKii.  10.  asl.  brdsbno  'Speise'  : 
I.  far  usw.  11.  r.  brosf  'Knospe'  :  h\\.  frond-.  12.  r. />e(^/rr; 'Schen- 
kel'  :  bht-  in  d.  bein,    1.  fernen,    feniur.     13.  asl.  blizna   'Narbe'  :  1. 


X.  B.  Slnvisch.  165 

fluiere,  flügram.  14.  asl.  hljusff,  :  mhd.  bluosf,  I.  flös.  15.  asl.  hlh- 
•vati  'erbrechen':  g'riech.  cpXOuu,  l.  fluö.  16.  v.horniotät'  'brummen': 
ahd.  preman  usw.  17.  asl.  brhzda  :  1.  frenum  '■'freznom.  18.  asl. 
-o&?7s  'reich'  :  1.  felix?  19.  r.  horsc,  c.  ?>r.s-f  :  lit.  harstis,  alid.  hiirst, 
ai.  bhrsfis  usw.  20.  r.  hurdv  'Bohrer'  :  1.  foräre,  g'riech.  qpdpuu,  ahd. 
borön;  zur  s.  "W.  :  21.  c.  hräna  'Eg-g-e',  22.  asl.  branb,  2-3.  c.  zbran. 
24.  c.  trenn  'Balken'  :  griech.  Tpäqpr)E,  \.  trabs  (*frabmh).  25.  p.  fjtqb 
'Strunk',  ahd.  cholbe,  1.  globus,  griech.  ßOüXoc  usw.?  2G.  W.  skreb- 
skrab-.  27.  asl.  drhzi>  'dreist'  :  1.  forctis  usw.  28.  asl.  dr^zh  'stark, 
lest'  :  ai.  drhati  usw.  29.  sl.  vaditi  .sr  'hadern',  c.  zdvoditi  'wetten'  : 
lit.  vadöti,  ahd.  iveüi,  l.  vad-,  g-riech.  ä9\ov.  30.  r.  üdal'  'Tapfer- 
keit' :  1.  aicdere,  griech.  d9X.euj  (*ä^8-).  31.  asl.  (jradh.  32.  c.  hoditi 
'werfen'  :  lit.  gadinti  'verderben',  asl.  goditi  'genehm  sein'  :  g. 
göds  usw.  33.  asl.  grhdh  'stolz'  :  1.  grandis,  griech.  ßpev9oc.  34.  r. 
(/äslo,  c.  heslo  'Parole'  :  ai.  häsaka-,  1.  histvio.  35.  c.  haliti  'ein- 
wickeln' :  g-riech.  x^cvic  usw.  36.  asl.  grhsth  'Handvoll'  :  ai.  hr-, 
griech.  x^ip-  37.  asl.  grhkati  :  ai.  gharghar-,  1.  hirrire.  38.  asl.  zeti 
'ernten'  :  1.  fenum.  39.  asl.  gromada  :  1.  formldo  (r.  ogrömnyj). 
40.  asl.  grechi  :  lit.  garsüs,  griech.  xp^'oc,  1.  reus.     41.  asl.  zvizdati : 

1.  fistida;  asl.  scistati  :  g.  sviglün,  g.  ciZuu.  42.  asl.  zevi  :  ahd.  goiimo, 
griech.  x«üvoc,  1.  faux  {gheu-}.  43.  asl.  zola  'Asche'  :  favilla,  ahd. 
cholo?  ghö-.  44.  asl.  dizdb  :  lit.  dazyti  'eintunken',  ai.  dih-,  1.  2>ol- 
llngere.  45.  asl.  grcznati  :  g'riech.  ßpüxioc,  1.  gurges.  46.  asl.  praz^ 
'Bock'  :  ai.  sprh-,  griech.  cirepxiw-  —  4S.  Belege  vom  Wandel  bv  zu 
b  im  Sl. :  in  Kompos.  mit  ob-,  bt'chi]  begq  (aus  bu-e-ga)  'laufe'  :  W. 
bheii-  in  griech.  cpeu-y-. 

14.  Prusik  F.  Etymologica  (böhm.).     Krok.  IX  177—180. 

1.  W.  dhabh-  in  sl.  dobh  dobh  doba  dob?%  (lat.  faber);  als  dab- 
im  Ortsnamen  Dabiice.  2.  W.  dhegh-  u.  a.  auch  in  aböhm.  dehna 
'cacodaemon';  dog-  in  Ortsn.  Dohalice  Dozice  u.  s.,  dag-  in  böhm. 
daJini'ti  'brennen'. 

15.  Prusik  F.  P^tymologica  (böhm.).  5.  Jahresb.  der  Mädchenmittel- 
schule.    Prag. 

1.  bher-gh-  :  böhm.  b)-eh  'ripa',  öra/i 'acervus',  6rÄ 'Schober' ; 

2.  W.  dhe-  dhö-  dh-;  3.  ^-  ei,  i-e-  i-ö-  i-ä-\  4.  gl-  gei-  goi-  gof-;  5. 
ffer-  gel-  'Gurgel,  schlucken'  im  Böhm. 

16.  Uhlenbeck  C.  C.    Etymologische  Miszellen.    AfslPh.   XVII  629. 

1.  Im  Aor.  nesochh  ch  lautgesetzlich  nach  o  =  urspr.  a.  2. 
Sl.  '^sorka  'Elster'  :  lit.  szärka,  viell.  ai.  .iäri,  särikä.  3.  Russ.  sobaka 
'Hund'  aus  airan.  *aabaka  (med.  ctrciKa,  parsi  sabah). 

17.  Strehly  G.  De  quelques  mots  slaves  francises.  Revue  de  phil. 
frani;.  et  prov.  VIII  2. 

18.  Jagic  V.  Die  Geheimsprachen  bei  den  Slaven.  I.  Bibliographie 
des  Gegenstandes  und  die  slavischen  Bestandteile  der  Geheim- 
sin-achen.  Sitzgsber.  d.  K.  Ak.  d.  Wiss.  in  Wien.  Phii.-Hist.  Gl. 
CXXXIII,  V.     Wien  Komm.  Tempsky.     X  80  S.  8". 

Ausführliche  Besprechung*  mit  bulgar.  Nachträgen  von  Sis- 
manov,  Sbornik  XII  15—50. 

19.  Famincyn  A.  Altarische  und  altsemitische  Elemente  im  slavischen 
Gebranch,   Glauben   und  Kultus  (russ.).     Etnogr.  Obozrenije  N.  3. 

20.  Ljapunov  B.  M.  Kurze  Übersicht  der  Haupterscheinungen  der 
slovenischen  Litteratiir   mit  einer  Einleitung  über   das  Verhältnis 


1(56  X.  B.  Slaviseli. 

des  Slovenischen   zum  AltsUavischen    sowie   zu  den  übrigen  slav. 

Sprachen  (niss.).  Probevorl.  Zap.  Charkov.  Univ.  I  1893  S.  1—23 
Vgl.  Oblak  AlslPh.  XVII  595  ff.  (und  601  ff.)-  Eine  meist  refe- 
rierende Darstellung  der  Verwandtschaftsverhältnisse  der  südslav. 
Sprachen. 

21.  JagicV.    Ein  Kapitel  aus  der  Geschichte  der  südslavischen  Spra- 
chen.    AfslPh.  XVII  47-86. 

1.  Die  Serbo-Kroaten  sind  auch  ein  Teil  jener  slovenischen 
Stämme,  deren  Wanderung  das  VI.  Jh.  n.  Chr.  füllt  und  zu  Anfang 
des  All.  zum  Abschluss  kommt.  Die  Dialekte  der  damaligen  Slo- 
venen  waren  nahe  verwandt.  2.  Weder  in  der  neueren  Sprach- 
entwickehing  noch  in  den  ältesten  Phasen  lässt  sich  eine  scharfe 
Scheidewand  zAvischen  dem  Serbokroatischen  und  dem  Slovenischen 
auf  der  einen,  oder  dem  Bulg.  auf  der  anderen  Seite  ziehen;  die 
Übergänge  sind  vielmehr  allmählich.  3.  Das  Serbische  und  das  Kroa- 
tische sind  im  Wesentlichen  eine  Sprache.  4.  Es  ist  zur  Zeit  infolge 
unvollständiger  Kenntnisse  noch  nicht  möglich,  die  Zahl  der  süd- 
slavischen Dialekte  und  ihr  Verhältnis  zu  den  Litteratursprachen 
genau  zu  bestimmen. 

22.  Abicht  11.  Ist  die  Ähnlichkeit  des  glagolitischen  mit  dem  grusi- 
nischen Alphabet  Zufall?     Leipzig  Gerhard.     34  S.  8".     1,25  M. 

23.  Pastrnek  F.  Kroatisch-glagolitische  Fragmente  des  Landesmu- 
seums zu  Olmütz  (böhm.).  Cas.  Mat.  Mor.  XIX  3  f.,  117  f.,  223 f. 

24.  PJetersnik  M.  Slo venisch-deutsches  Wörterbuch  (Anz.  V  265) 
I— IL  Laibach  Bischöfl.  Verlag  1894-95.  XVI  883,  1X978  S.  gr.  8". 

25.  Resetar  M.  Alter  steigender  Akzent  im  Serbischen.  AfslPh. 
XVII  192-197. 

In  der  Regel  ist  der  steig.  Akzent  nur  ein  Ersatz  eines  älte- 
ren fallenden  Akz.,  dessen  urspr.  Lage  auf  der  folgenden  Silbe 
war  {f/Jfh-(i  aus  (/lärä).  Alten  steig.  Akzent  haben  stokavische  Dia- 
lekte sehr  oft  ini  Gpl.,  welcher  nach  Abfall  des  ausl.  ^  {h)  später 
noch  -ä  als  Endung  bekam :  könä,  zmä  u.  dgl.  Sonst  in  jetzt  zwei- 
silbigen, früher  (nach  Abfall  von  ausl.  ^  b)  einsilbigen  Pronominal- 
formen {mnome  u.  mnöm).  Häufiger  ist  alter  langer  steigender 
Akz.  in  eakavischen  Dial.  (daneben  wiederum  sekundärer  st. 
Akz.  als  Ersatz  eines  älteren  fallenden  auf  der  folg.  Silbe,  oder 
statt  eines  älteren  kurzen  Akzentes  eingetreten. 

26.  Sachmatov  A.  G.  Krizanic  über  den  serb.-kr.  Akzent  (Anz.  V 
265;  russ.).     Kuss.  Fil.  Vest.  XXXIII  298-327  und  XXXIV  87-124. 

27.  Valjavec  M.  I'rinos  k  naglasu  usw.  (s.  Anz.  IV  145;  Schluss). 
Kad  Jugosl.  Ak.  CXXI  132-LS5. 

28.  Baudouin  de  Courtenay  J.  ^Materialy  dlja  juznoslavjanskoj 
dialektologiji  i  etnografiji.  (Materialien  zur  südslavischen  Dialek- 
tologie und  Ethnographie.)  I.  Kesianische  Texte,  gesammelt  i.  J. 
1872,  1873  und  1877,  nebst  Beilagen  von  Ella  v.  Schoultz-Adajewski. 
Petersburg  Kais.  Akademie.  XLVIII,  708  S.  8».  8  Rbl.  Anz.  v. 
Jagic  AfslPh.  XVIII  289—290. 

29.  Meyer  G.    Serbisch   pllma.     Slovenisch  prun.     IF.   V   122-123. 

30.  Rjecuik    iirvatstoga   ili   srpskoga  jezika  (Wörterbuch  der  kroa- 


X.  B.  Slavisch.  167 

tischen  oder  serbischen  Sprache).     I— IV,  Heft  13—15  (bis  jezicac) 
(kroat.).     Agram  Akademie  1882—1895.    gr.  S". 

31.  Preradovic  D.  Einige  in  Viiks  Wörterbuch  fehlende  serbische 
Wörter  (serb.).     Letopis  Mat.  Sep.  CLXXXIV  83—112. 

32.  Brajkovic  F.  Der  Dialekt  von  Perasto  (kroat.).  Progr.  Gymn. 
Cattaro  1893. 

33.  Kusar  M.  Eapski  dijalekat  (Der  Dialekt  von  Pap).  Agram  1891. 
54  S.  8  0. 

34.  Milcetic  I.  Das  cakavische  der  (iiiarnerischen  Inseln  (kroat.). 
Ead  Jugosl.  Ak.  CXXI  92—131.  Anz.  v.  Oblak  AfslPh.  XVIII  240 
—247. 

35.  Strohal  R.  Eigentümlichkeiten  des  heutigen  Dialekts  von  Fiume 
(kroat.).     Rad.  Jxigosl.  Ak.  CXXIV  103-188. 

36.  Surmin  Gj.  Eigentümlichkeiten  des  heutigen  Dialekts  von  Sera- 
jewo  (kroat.).     Rad  Jugosl.  Ak.  CXXI  186—209. 

37.  Resetar  M.  Die  ragusanischen  Urkunden  des  XIII.— XV.  Jahr- 
hunderts.    AfslP»  XVI  1894  S.  321-368  und  XVII  1—46. 

Darstellung  der  sprachlichen  Eigenschaften  derselben. 

38.  Karadzic  V.  S.  Srpske  narodne  pjesme  (Serbische  Volkslieder). 
2.  Aufl.  I-III.  Belgrad  Kön.  Druckerei  1891—1895.  LXXX  6G2, 
VI  648,  551  S.  80.     Zus.  8  Din. 

39.  Soerensen  A.  Entstehung  der  kurzzeiligen  serbo-kroatischen 
Liederdichtung  im  Küstenland.  Hab. -Sehr.  Leipzig.  110  S.  8^.  Anz. 
V.  Resetar  AfslPh.  XVIII  297-299. 

40.  GöncziF.    Muraköz  es  nepe.    Budapest  Boruth.    154  S.  8«.     2  Fl. 

Eine  geographische  und  ethnographische  Beschreibung  der 
Murinsel. 

41.  Gönczi  F.  Die  Kroaten  in  Muraköz  (Auszug  a.  d.  Vor.).  Ethnol. 
Mitt.  aus  Ungarn  IV  163-176. 

42.  Karadzic  V.  S.  Grammatische  und  polemische  Schrii'ten  (Anz. 
V  265).  I— II.  Belgrad  Kön.  Druckerei  1894.  XV  224,  XI  511  S. 
80.     Zus.  9  Din.;  III  1,  ebd.  1896,  265  S.,  3  Din. 

43.  Oblak  V.  Einige  Kapitel  aus  der  bulgarischen  Grammatik. 
AfslPh.  XVII  178—185,  430-477. 

Eina'ehende  Ergänzungen  und  Berichtigungen  zu  Kaiinas 
Studyja  liad  historyja  jez.  bulg.  1891  (Anz.  I  195,  II  139).  I.  Die 
Nasalvokale  :  1  Überreste  des  Nasali.'-mus.  2.  q.  3.  <;.  4.  Wechsel 
der  Nasalvokale.  II.  e.  III.  a:  1.  Hcduktion  zu  h  (im  ganzen  östl. 
Gebiet),  2.  Umlaut  in  Aveichen  Lautgruppen.  IV.  o:  1.  h  für  unbet. 
o.  2.  o  für  u.  3.  a  für  unbet.  o.  4.  r.  sonst  für  unb.  o.  V.  e:  1.  Jo- 
tiertes  e.  2.  e  für  je.  3.  i  für  e.  4.  5  für  e.  5.  a  für  e.  6.  o  neben  e. 
VI.  i:  1.  e  statt  i.  2.  n  für  unbet.  i.  3.  Umlaut  des  H  zu  hi.  VII.  y. 
VIII.  «.  IX.  Die  Halbvokale.  X.  Silbenbildendes  ?•,  l.  XI.  Konso- 
nantismus. XII.  Ursl.  //,  dj:  abgesehen  von  fremdsi)rachlichem 
(serbischen)  Je,  y  (c,  d)  sind  in  Bezug  darauf  4  bulg.  Dialektgrui)pen 
zu  unterscheiden:  1.  ö.stl.  und  .südöstl.  mit  nt  zd,  2.  die  nordwestl. 
mit  c,  dz,  3.  die  mazedon.  mit  .sc  sc,  zd  (mit  Ausschluss  der  südöstl. 
und  einiger  nordwestl.  Dialekte),  und  die  nordwestmaz.  mit  .sr,  zdz. 


168  X.  B,  Slavisch. 

XIII.  l  epentlicticum.     XIV.  Wechsel    von    c   und  c.     XV.   Deklina- 
tion.    XVI.  Konjugation. 

4i.  Oblak  V.  Beiträge  zur  bulgarischen  Grammatik  (bulg.).  Sbornik 
XI  189-1  S.  517—581. 

I.  1.  Ursl.  a  e  wird  in  südmazed.  Dialekten  im  Inlaut  von 
mehr  oder  Aveniger  vereinzelten  Wörtern  durch  in  (am),  a)i,  bezw. 
eil,  in,  Ml  u.  dgi.  reflektiert.  Schon  im  XII.  Jh.  waren  a  e  in  den 
meisten  Dialekten  reine  Vokale.  2.  Ursl.  a  (im  alt.  Big.  nasales  o) 
Avurde  in),  zu  s  (welches  dann  wie  sonstiges  »  behandelt,  daher  z.  B. 
dialektisch  zu  a,  o  wird),  ausl.  zu  a  (seit  d.  13.  Jh.).  In  Mazedonien 
tritt  als  Serbismus  auch  u  für  ursp.  a  auf  {ruka,  kuaa  u.  s.);  son- 
stiges u  für  «(  beruht  auf  altem  Wechsel  A'on  u  (i  (wie  nnzd,  schon 
kchsl.  nuMa  —  nqzcla;  nasalierte  Vokale  vor  und  nach  Nasalen  wech- 
.selten  mit  nicht  nasalierten:  so  beruhn  me-sech  für  mesocb,  j)omenqti 
neben  pomcndti  u.  s.,  vgl.  Sievers  PBrB.  IV  533),  auf  volksetym. 
imd  sonstigen'  Gründen.  3.  Ursl.  e  wurde  zu  e,  dessen  Schicksale 
es  teilt  (wird  dial.  zu  i).  Daneben  in  östl.,  zentr.  und  südl.  Dial. 
auch  kl  {devLit  u.  dgl.),  wohl  nur  bei  vorherg-eh.  p  b  v  m  l  n  t  d  s. 
4.  Ursp.  e  war  in  An-  und  Inlautsilben  dial.  zu  q  geworden,  wenn 
j,  c,  .s-,  2  Vorhergeht  (daher  die  versch.  Reflexe  für  ursp.  ii-  z.  B.  in 
(Ua.\.  jocmen,  jhcmen,  jacmen);  q  dageg'en  wurde  in  Auslautsilben 
nach  .;■  c  s  z  p  b'  v  m  V  n'  r'  zu  e.  II.  Ausführliche  Darstellung* 
der  Schicksale  von  »  b  im  Bulg.  (vgl.  Anz.  V  231).  III.  Silbenbil- 
dendes r  l  aus  ursl.  vr  ^r  vh  rs,  i,l  äZ  l^  U  war  ursp.  allg.  bulg. 
Dieses  /*  /  blieb  in  einigen  mazedon.  und  zentralen  Dialekten,  in 
den  östlichen  und  einigen  zentr.  Dialekten  hat  sich  vor  oder  nach 
der  Liqu.  ein  ä  entwickelt  (sr  il,  oder  n  U),  welches  die  betreffen- 
den Wandlungen  von  Z)  mitmacht.  Urbulg.  er  wurde  im  ^Vesten 
(Mazcd.)  zu  er  (wie  im  Serb.),  im  Osten  zu  cer  (wie  im  Böhm.). 

45.  Sijanov  N.  Reduktion  des  Vokals  a  in  den  Dialekten  von  Ochrid 
und  Tetov  (bulgar.).     Sbornik  XI  1894  S.  582—585 

Jedes  unbetonte  a  wird  hier  zu  einem  irrationalen,  zwischen 
a  und  a  liegenden  Vokal. 

46.  Conev  B.  Aus  der  bulgarischen  Sprachgeschichte.  Entwicklung 
und  Gebrauch  der  Artikelform  im  Bulgarischen  (bulg.).  Big.  Prcgl. 
II  9  70-94. 

47.  Gerov  N.  Recnik  na  blgarskj'J  jazyk  (Bulgarisches  Wörterbuch, 
mit  Wörterdeutung  in  bulg.  und  russ.  Sprache).  I.  A— D.  Phili- 
popel.    LH,  396  S.  gr.  8".     8  Frcs. 

48.  Miladinoflf  J.  A.  Deutsch-bulgarisches  und  bulgarisch-deutsches 
Wörterbuch.  I,  1,  2.  Sofia,  Wien  (Weiss)  1893.  VIII,  280  S.  S». 
4  M. 

49.  Ivanov  .M.  Ein  Beitrag  zur  bulgarischen  Dialektologie  (bulg.). 
Period.  spis.  XLV  1894  S.  3!)9ff.  und  XEVI  538. 

Bemerkungen  über  den  Dial.  der  Sredna  Gora.  Anz.  v.  Ob- 
lak AfslPh.  XVII  282  ff. 

r>0.  Sandarov    I.  A.    Zur    Phonetik    der   Sciper   Mundart.     Sbornik 

XI   1S91  S.  586-590. 
1)1.  Strausz  A.    Bulgarische    ^'olksdichtungen;    übi-rsetzt    mit   EinL 

und  Anni.     Wien  Graeser.     VIII  518  S.  gr.  8«.     10  M. 


X.  B.  Slavisch.  169 

52.  Miletic  L.  Ein  Besuch  bei  den  Bulgaren  in  Banat  (bulg.)-  Big"- 
Pn-o-led  III  1  1896  S.  40-57,  2  63-88. 

53.  Sbornik  za  narodni  umotvorenija  usw.  XI.  XII.  Sofia  Staats- 
druckerei 1894.     778,  34,  196;  VI,  648,  53,  299  S.  gr.  80.     ä  5  Frcs. 

Vgl.  o.  V  266.  U.  A.:  Christov  S.  Der  Piroter  Kreis  und 
seine  Bevölkerung  (XI  259— 325);  Volkov  Th.  K.  Bulgarische  Hoch- 
zeitsgebräuche (XI  472— 516);  Gübjuv  P.  K.  Dialekt  von  Kouopcijc 
(XII  630—639);  Volkstexte,  Lexikalische  Materialien  usw. 

54.  Volkov  N.  V.  Einleitung  zum  historischen  Studium  der  russischen 
Sprache  (russ.).     Antrittsvorl.     Zur.  Min.  CCXCVI  1894  S.  255-273. 

Übersicht  der  bisherigen  grammat.  Arbeiten. 

55.  Sobolevskij  A.  Aus  der  russischen  Sprachgeschichte  (russ.). 
Zur.  Min.  CCXCVI  1894  S.  22—34. 

1.  Die  Schriftsprache  hat  ru  nur  in  Wörtern,  die  sichtliehe 
Verwandte  mit  ?;  vor  andern  Lauten  haben  {lovuska,  Ivuska  xi.  dg\.): 
sonst  nur  u  (z.  B.  kotdok,  osilb.:  zakovyka,  plaun,  2silb.:  plavati). 
Dialekte  haben  vielfach  «  für  sehr,  vu  {demka  für  deouska  u.  s.). 
Dasselbe  auch  in  Denkmälern  seit  d.  XIV.  Jh.,  mit  vielfachen  Schwan- 
kungen (z.  B.  ziictb  aus  zivqth,  Asg.  vodii  ziu).  Das  Klruss.  und 
"VVruss.  hat  nur  vu.  2.  sc  wird  in  der  Schriftspr.  etwa  .si«  ausge- 
sprochen; daneben  in  g'rossr.  Dial.  ,v.v,  selten  .s'c;  altruss.  (XI. — XII. 
Jh.)  sc.  Vor  und  hinter  Konsonanten  steht  für  sc  nur  6*;  klesnja  : 
kiest  klesci,  f/orsok  :  klruss.  horscok,  Pol'sa  :  p.  Pols'ka  (diese  Er- 
scheinung lässt  sich  seit  d.  XVI.  Jh.  verfolgen).  Überhaupt  wird 
Doppelkonsonanz  hinter  Konson.  reduziert:  skvernyj  :  altr.  skvbmhm, 
bojazno  :  ar.  bojaznhno  u.  s.  3.  Assimilation  (z.  B.  zban  aus  cban, 
imiscina  aus  muzbscina,  boltat'  aus  bhlb^tati)  und  Dissimilation  (>m 
-aus  nhn  zu  l'n  :  svjascel'nik  u.  ä.,  daneben  jedoch  sennik,  banniJc 
u.  s.)  von  benachbarten  Kons.  4.  Assimilation  von  Vokalen  (s.  Auz. 
V  262)  und  Kons,  in  benachbarten  Silben:  thmk  tonok  aus  tbmki, 
difja  für  defja,  detc,  aus  PI.  dcti  (vgl.  klr.  dytyna\  anders  v.  Roz- 
wadowski  BB.  XXI  154),  sizu  sidet',  mit  i  aus  sidisb  siditb,  asl.  se- 
d'isi,  teper  n.  toper,  ar.  topbrbvo;  ar.  zeghz?ca  aus  zeghz-  (lit.  geguze), 
gvv.  zelezo  n.  zelezo  (gelezis),  tvet  n.  cvet,  l^asa  aus  Sasa,  ar.  zizjn 
aus  zizjic,  asl.  zizdq.  Hieher  das  Übertragen  der  Erweichung  iu 
r.  stjudem  (schon  im  XIII.  Jh.)  für  sfudem,  grr.  djiiz  (:  nedag^). 
5.  Npl.  -a  bei  männl.  e/o-St.  {bereyn  yorodä  usw.,  in  der  Schriftspr. 
«twa  bei  100  Subst. ;  fehlt  fast  durchaus  im  Klr.).  6.  Für  khzbdo 
im  Aruss.  als  Nsg.  aiich  koyozbdo:  der  Aksg.  als  Nom.  gesetzt.  7. 
Von  desHh  kommen  im  Ar.  ?/i-Kasus  mit  kons.  Stamm  vor:  desjania, 
desjami.  Vgl.  auch  Aksg.  na  desja,  viell.  Schreibt',  für  desjath ; 
-aber  auch  devja-  in  Devjagorsk  (Stadtn.),  devjasil,  serb.  devesü 
"  Neunkraft '. 

56.  Boyer  P.  De  raccentuation  du  verbe  russe  (Extrait  du  'Cente- 
naire  de  l'Ecole  de  langu.  er.  viv.').  Paris  Imprimerie  Nat.  46  S.  4<*. 
Anz.  V.  Jagic  AfslPh.  XVIII  263—264.  4,25  Frs. 

57.  Hinken  G.  Die  älteren  russischen  zweistämmigen  Personen^ 
naiiicii  und  deren  Kürzung  (russ.).     Ziv.  Star.  III  1893  S.  440—461. 

Drei  Arten  der  russ.  Personennamen:  1.  Alte  zweistämmige 
Komposita  wie  Si-Jato-slavh,  Domo-zirt  u.  dgl.  samt  ihren  Kurzfor- 
men, häufig  bis  zum  XIV.  Jh.,  später  seltener,  2.  spätere  Kompo- 
sita und  Zusannnenrückungen,  wie  Gribo-edi,  Voloso-moja:,  Umoj.tja- 
jgrjazbjii,  Prolej-bragu  (vgl.  bei  Gogol  Derzi-niorda  u.  ä.),  vereinzelt 


170  X.  B.  Slavisch. 

in  alten  Ilrl^nnrlen,  am  häufigsten  jedoch  im  XVI.— XVII.  Jh.,  3. 
nichtkomiioniorte  Appellativa :  Kozuchh,  Isflemyje  u.  s.  Die  unter 
2.  3.  sind  ursprün/ilich  individuelle  Zunamen;  eigentliche  Namen 
sind  die  unter  1,  die  uralt  (z.  T.  ursprachlich)  sind  und  vieltach 
auch  daher  verstümmelt  werden.  —  Kurznamen:  I.  wie  griech.  Ni- 
KO-)iiac  :  NiKo-|Liv'ibric,  verhäitnismcässig'  selten:  Borislarh,  Boris^,  Ra- 
timirh  :  Hat  hm  (Belege  heider  Formen  bei  derselben  Person);  IL 
-wie  g-riech.  NiK-eiic  :  Ni'Ko-Mn&nc  :  sehr  häutig-,  z.  B.  Dohrilo,  Bobt-j/m, 
Gorem,  Hoch  usw.;  III.  wie  grieeh.  Kpeaiv  :  EüpuKpeiuv:  selten;  z.B. 
Nezich^=  Namuczicb  'Sohn  des  NamncfjT)  (verstumm,  aus  Domcnv'jß'?). 
Litteratur  (nebst  Miklosich  auch  MoroäUin  Slavjanskij  imenoslov 
I8ß7,  Maretic  O  narodnim  imenima  i  prezimenima,  Agram  1S8G); 
Index. 

58.  Sobolevskij  A.  Namen  der  Wohnorte  und  deren  Bedeutung* 
für  die  russische  historische  Ethnographie  (russ.).  Ziv.  Star.  III 
1893  S.  437-439. 

59.  Slovar  russk.  jazyka  (Anz.  II  141).  3.  H.,  Schluss  d.  I.  Bds.; 
da—dja.     S.  Petersburg-  Akademie.     Lex.  8^.     65  Kop. 

60.  Sreznevskij  J.  J.  Materialy  usw^  (Anz.  1 195).  I.  A— K.  (3  Hefte) 
S.  Petersburg-  Akademie  1893.     1420  Spalten  4".     3  Rbl. 

Angez.  von  Verchratskyj  Mitt.  des  Szevczenko-Ver.  V  (1895  1> 
16 — 29,  mit  zahlreichen  Nachträgen  und  Parallelen  a.  d.  Klruss. 

Gl.  Duvernois  A.  Materialy  dija  slovarja  drevne-russkago  jazyka 
(Materialien  zum  altrussischen  Wörterbuch).  Moskau  Universität 
1894.     234  S.  8».     Anz.  v.  Jagic  AfslPh.  XVIII  281. 

62.  Wiener  L.  Jüdisch-deutsche  Wörter  in  russischen  Dialekten 
(russ.).     Zivaja  Star.  V  57—70. 

63.  Makaruska  ().  Verzeichnis  i;krainischer  aus  den  türkischen 
Sprachen  entlehnten  Wörter  (klruss.).  IMitt.  des  Szevczenko-Ver. 
V  1  S.  1  —  14. 

65.  Karskij  E.  Zur  russischen  Dialektologie.  Weissruss.  öü  für  al  — 
äv  (russ.).     Russ.  Eil.  Vest.  XXXIV  158. 

66.  Broch  O.  Zum  Kleinrussischen  in  Ungarn.  AfslPh.  X\II  1894 
S.  321-416. 

Der  Dialekt   von  Ublya   im  Zempliner  Komitat   (in   der   Nähe 
der  slovakischcn  Sprachgrenze). 

67.  Verchratskyj  J.  Dialekt  der  Zamisanci  (klruss.).  ]\Iitt.  des 
Szevczenko-Ver.  III  1894  S.  153-210. 

68.  Vladimirov  P.  V.  Slovo  o  Polku  Igoreve  (Das  Lied  von  Igors 
Heerschar).  I.  Einleitung,  bisherige  Arbeiten.  Kiew  1894.  71  S. 
8».     50  Kop. 

69.  Abicht  R.  Das  Lied  von  der  Heerschar  Igorjs.  Abdruck  der 
Ed.  i)rinc.  nebst  altslovenischer  Transskription  und  Konnnentar. 
Leipzig  (lerhard.     52  S.  gr.  8".     1,80  M. 

70.  Sobolevskij  A.  Velikorusskija  narodnija  pesni  (Grossrussische 
\oIkslieder)  I.     S.  Petersburg  Staatsdruckerei.     3  Rl)l. 

iL  Hilferding  A.  Th.    One/.skija  byliny,  zapisannyja  letom  1871  g. 


X.  B.  Slavisch.  171 

(Bylincn   vom    Oiiega,    g-esammelt   im   Sommer   1871).   I.     2.   Aiitl. 
S.  "Petersburg  Kais.  Akademie  1894.     XXII,  598  S.  S«. 

72.  Balov  A.    AUitteration  in   der  Volkssprache   (russ.).     Ziv.   Star. 
IV  1894  S.  123-124. 

Die  All.  erscheint  am  häufigsten  in  Kindersprüchen  ;  einige 
Belege. 

73.  Zdanov  I.    Russkij  bylevoj  epos  (Das  russische  Geschichtsepos. 
Untersuchungen  und  Materialien).  I — V.    Petersburg.   XII,  632  S.  8^. 

74.  Kaindl  R.  F.   Die  Wetterzauberei  bei  den  Rutenen  und  Huculen. 
SA.  aus  iMitt.  d.  k.  k.  geogr.  Ges.     Wien  und  Czernowitz.     20  S.  8^^. 

75.  Zivaja  Starina    (Das  lebende  Altertum). 

Organ  der  ethnograph.  Abteilung-  der  Kais.  Russ.  Geogr.  Ge- 
sellschalt, unter  Redaktion  von  V.  Lamanskij.  Bringt  nebst  ethno- 
graph. Material  auch  wichtige  grössere  oder  kleinere  dialektolo- 
gische Beiträge,  leider  mit  vielen  Druckfehlern.  Nebst  russ.  Volks- 
tum werden  auch  andere  slavische  Völker,  sowie  auch  alle  Völker 
Eusslands  (so  nam.  die  Litauer)  berücksichtigt.  Die  Zeitschrift 
erscheint  in  Petersburg  seit  dem  II.  Jg.  (1892)  jährlich  viermal  in 
Heften  zu  etwa  8  Bogen  ä  1,50  Rbl. 

76.  Gebauer  J.    Historickä  mluvnice  jazyka  ceskeho  (s.  Anz.  V  269). 
IIT.  Deklination.  Prag  und  Wien  Tempsky  1896.  637  S.  gr.  S'K    12  Fl. 

77.  Flajshans  V.   Die  Quantität  im  Böhmischen  (böhm.).     Listy  fil. 
XXII  66—90. 

I.  Der  urslav.  Akzent  hinterliess  seine  Spuren  in  der  Quan- 
tität, indem  ursprachliche  Längen  in  betonten  Silben  beAvahrt  blieben 
(z.  B.  hriva  :  ai.  grivä),  iirsprüngliche  Kürzen  (nam.  o,  auch  e)  in 
betonten  Silben  gedehnt,  ursprüngl.  Längen  vor  betonten  Silben 
gekürzt  wurden;  ausserdem  in  Kontraktionen  und  Synkopierungen. 
Im  XII.— XIII.  Jh.  begann  er  seine  Beweglichkeit  zu  verlieren, 
indem  er  zunächst  an  Wurzelsilben  blieb,  um  nüt  der  Zeit  auf  allen 
ersten  Silben,  auch  Präfixen  und  Präpositionen,  Platz  zu  nehmen ;_ 
Spuren  älterer  Betonung  in  der  altb.  jNIetrik.  Auch  durch  Kon- 
traktion sind  Längen  entstanden.  IL  Aufzählung  der  durch  die 
lu'sl.  Betonung  im  Böhm,  bewirkten  quantitativen  Verhältnisse.  III. 
Der  neue,  auf  erster  Silbe  haftende  Akzent  bewirkt  unursprüng- 
liche Kürzen  in  folgenden  unbetonten  Silben  [räd,  mit  Negation 
nerfid),  unurs])rüngliclie  Längen  in  betonten  Silben  (dvere  für  dvefe), 
Synkopen  u.  A. 

78.  Flajshans    V.    Satzsandhi    im  Böhmischen    (böhm.).      Listy    ül. 
XXII  429—434. 

79.  Gebauer  J.    Die  Nominaldeklination    der   adjektivischen  -o-  -a- 
Stämme  (böhm.).     Listy  fil.  XXII  269—330. 

80.  Smetänka  E.  Die  Adjektiv-Adverbien  auf  -o  -P  im  Altböhmischeu 
(böhm.).     Listy  fil.  XXII  91-130. 

Wie  im  Urslav.,  überwiegen  auch  im  Altböhm.  bei  Weitem 
Adverbia  auf  -e  über  solche  auf  -o  (in  102  echten  Texten  gibt  es 
etwa  89  bezw.  6  u.  5%  Adjektiva,  die  im  Adverb  nur  -c,  bezw.  -o 
neben  -e,  oder  nur  -o  aulAveisen).  Die  slav.  Sprachen  zeigen  eine 
Tendenz,  die  -o-Adverbia  zu  vermehren  (vgl.  das  Südslav.  und 
Russ.):  so  verbreitet  sich  -o  etwa  seit  300  J.  b(;deutend  auch  in  den 
mähr.  Dialekten,    während  das  eig.  Neuböhm,  im  Wesentlichen  mit 


172  X.  B.  Slavisch. 

dem  Altböhm,  übereinstimmt.  —  Im  Ansehluss  an  S.  zieht  J.  Ge- 
bauor  (ebd.  130—133)  Folg-erungen  aiis  dem  Umstände,  dass  die 
(gefälschte)  Königinhofer  Handschrift  SS^/q  -o-  neben  12'',o  -e-Formen 
aufweist. 

81.  Bartos  F.  Unsere  Personennamen  (böhm.).  Hlidka  (Brunn) 
I(XIII)  1896  S.  32-38,  103-115,  181-188. 

82.  Blumer  J.  Die  Familiennamen  von  Leitmcritz  und  Umgebung. 
I.  Entstehung,  Ausbildung  und  Festsetzung  der  Familiennamen 
bis  zur  Zeit  des  30-jährigen  Krieges.    29.  Jahrb.  Realsch.  Leitmeritz. 

83.  Wisnar  J.  Die  Ortsnamen  der  Znaimer  Bezirkshauptmannschaft. 
Prog.  Gymn.  Znaim. 

84.  Nagl  I.  W.  Deutsche  Lehnwörter  im  Czechischen.  SA.  aus 
Stieböcks  Alt-Wien  III  N.  10-12.  Wien  Gilhofer  und  Ranschburg 
1894.     f)2  S.  kl.  8".     0,60  M. 

85.  Bartos  F.  Dialektologie  moravskA  (Mährische  Dialektologie)  II. 
Brunn  Mähr.  Akt.-Druckerei.     VIII,  522  80.    3,50  FI. 

Sclüuss  des  1886  begonnenen  Werkes.  B.  unterscheidet  in 
Mähren  4  Hauptdialekte:  1.  Slovakisch:  a.  Slov.  im  engeren  Sinn, 
b.  Valachisch,  c.  Dolisch,  2.  Lachisch  (mit  dem  Obertropauer  Dial.), 
S,  Hanakisch,  4.  Cechisch.^  Bd.  I:  Slov.  Dol.  Val.  Lach.,  Bd.  II: 
Übergangsdialekte,  Hau.,  Cech.  Zum  Schlüsse  syntaktisches  und 
lexikalisches  Material,  Fremdwörter,  Proben  des  mähr.  Verschnei- 
derslangs. 

86.  Dusek  V.  Beiträge  zur  Geschichte  der  böhmischen  Dialektologie. 
I.  Jan  Blahoslav  (böhm.).     Oas.  Mus.  LXIX  175-188,  und  462—479. 

87.  Vondräk  V.  Zur  Frage  nach  dem  Einfiuss  des  Rirchenslavischen 
auf  das  Altböhmische  (böhm.).     Gas.  Mus.  LXIX  301—314. 

Forts,  der  Anz.  V  264  erAvähnten  Aiiscinandersetzung.  Dazu 
Flajshans  ebd.  487-498,  Vondräk  498—501,  Polivka  501—502. 

88.  Zibrt  C.  Bibliograficky  pfehled  ceskych  närodnich  pisni  (Bibliogr. 
Übersicht  der  böhmischen  Volkslieder).  Sbirka  pramenuv  III  1. 
Prag  Akademie.     326  S.  gr.  8». 

S9.  Brandt  K.  Kratkaja  fonetika  i  morfologia  pol'skago  jazyka 
Kiirzgefasste  Laut-  und  Formenlehre  der  poln.  Sprache).  Akad. 
Vorlesungen.     Moskau  1894.     50  S.  8". 

Vgl.  Anz.  V.  Jagic  AfslPh.  XVII  317  f. 
SO.  Blatt  G.   0  pochodnej  spolglosce  koiicowej  j  w  jezyku  i)olskim 
i  w   niektörych   innych  jezykach   siowiai'iskieh  (Über   sekundäres 
ausl.  .;■  im  Poln.  und  in  einigen  andern  slav.  Sprachen).     Rozprawy 
d.  Krakauer  Ak.  (Phil.  Abth.  XXIV  189—211. 

Vgl.  Anz.  der  Kr.  Ak.  1894  249  ff.  -  In  neutralen  (adver- 
biellen)  Komparativen  auf  -eje  ist  im  Poln.  durch  Kintiuss  der  adjekt. 
Koin]).  -iejszy  das  ausl.  -e  verloren  gegangen.  Durch  Nachahmung* 
der  Kndung  -iej  werden  auch  Advert)ia  mit  ursp.  End.  -je  (z.  B. 
aslv.  rrsie  'inagis',  apoln.  tcirce),  und  solche  wie  asi.  ri.rcnt  'gestern' 
(vgl.  adj.  n-czorajszii)  durch  -j  erweitert:  iviixej,  tcczoraj.  Altp.  hat 
vicllach  noch  urspr.  Formen.  Vereinzelt  ersclieint  Ahnliches  im 
.Slovak.  und  Mälirischeii;  mit  dem  Poln.  hat  die  Erscheinung  gemein 
das  Unterlausitzische.    Anz.  v.  Jagic  AfslPli.  XVllI  269-290^ 


X.  B.  Slavisch.  173 

91.  Karlowicz  J.  Kopiilativa  des  Typus  hracia  (poln.)-  Prace  fil. 
V  148-149. 

Nachträge  zum  Aufsatz  über  denselben  Geg'enstand  ebd.  I 
121—121. 

92.  Krynski  A.  A.  Aus  der  Wörterg-esehichte  (poln.).  Prace  fil.  V 
136— J  47. 

1.  P.  j)orcic  'verhunzen',  asi.  prhtiti.  2.  Apoln.  icszytek  'om- 
nis',  Npl.  ni.  ivszytcy\  dies  wurde  zu  icszyscy,  woriius  s  in  tcnzysteJc 
usw.  verallgemeinert  wurde.  Ähnl.  ojciec,  Gsg.  ojca  aus  ociec  (asl. 
othch)  ojca  (aus  occa);  u.  s.  Einige  Umformungen  von  Taufnamen. 
4.  Ap.  ohcaiac  sie  :  W.  vert-.  5.  P.  ciazac,  ciadzac  'pfänden';  asl. 
tezati,  istczati,  U'za\  W.  ten-  durch  g  erweitert.  Vgl.  ahd.  diny, 
ags.  f?/«j,  nhd.  dingen. 

93.  Karlowicz  J.,  Krynski  A.,  Niedzwiedzki  W.,  Przyborowski  J. 

Slownik  jezyka  polskiego  (Wörterbuch  der  polnischen   Sprache; 
Probebogen).     Warschau  Lubowski  u.  K.     16  S.  gr.  8'^ 

94.  Wasilewski  Z.  Sammlung  volkstümlicher  Wörter  a.  d.  Dorfe 
Jaksice  (Bez.  Pinczow)  (poln.).     Prace  fil.  V  90—98. 

95.  Pracki  W.  Beitrag  zum  Volkslexikon  aus  der  Umgebung  von 
Krakau.     Prace  fil.  V  150—159. 

96.  Brückner  A.  Die  polnische  Lexikographie  im  Mittelalter  (poln). 
Prace  fil.  V  1-52. 

97.  Malino'wski  L,  Die  Sprache  der  Komödien  des  Franziszek 
Bohomolec  (f  1784)  (poln.).  Rozprawy  d.  Krakauer  Ak.  XXIV 
98—126. 

U.  A.  Spuren  des  Mazurischen,  Litauischen  (auch  lit.  Wörter 
und  Sätze)  und  Weissrussischen. 

98.  Erzepki  B.  Pröby  gwary  mazowieckiej  z  konca  XVII  1  poczatku 
XVII I  wieka  (Mazurische  Sprachproben  a.  d.  Ende  d.  XVII.  u.  Anf. 
d.  XVIII.  Jh.).  S.-A.  aus  Rocznik  Tow  Przyj.  XXI.    Posen.    11  S.  8*>. 

99.  Adelberg  S.  Ksiega  przyslow,  przypowiesci  i  wyrazen  przyslo- 
wiowych  polskych  (Sammlung*  polnischer  Sprüchwörter  und  Redens- 
arten).    Warschau  1889—1894.     XVIII,  32,  806  und  II  S.  4«.     3  Rbl. 

100.  Ciszewski  S.  Krakowiacy  (Die  Krakauer.  Eine  ethnographische 
Monographie)  I.     Krakau.   ^384  S.  8». 

101.  Zbiör  wiadomosci  (Anz.  IV  50).  XVIII.  Krakau  Akademie. 
IX,  76,  492  S.  gr.  8«. 

Nebst  polnischen  Volkstexten,  etimogr.  Materialien  usw.  auch 
Weissrussische  Volkslieder. 

102.  Lud.  Organ  Towarzystwa  Ludoznawczego  we  Lwowie,  red. 
A.  Kaiina  (Etiinograph.  Monatschrift,  seit  April  1895).  Lemberg 
Towarzystwo  Lud.     10  M.  jährl. 

103.  Brückner  A.  Polonica  (kritisierende  Bibliographie).  AfslPh. 
XVII  548—564. 

104.  Hey  G.  Die  slavischen  Siedlungen  im  Königreich  Sachsen  mit 
Erklärung  ihrer  Namen  (Angez.  v.  Mucke  AfslPh.  XVII  278  f.) 
Dresden  1893.     340  S.  8«. 


174  X.  C.  Baltisch. 

105.  Jacob  G.    Das  wendische  Rüaen  in  seinen  Ortsnamen.     Stutt- 

o-ai-t  .Saunier.     IV,  152  S.  8".    2,40  M. 
lOG.  Kühnel  P.  Die  slavischen  Orts-  xuul  Flurnamen  der  Oberlausitz. 

N.  Laus.  Mag-.  LXXI  241—288  (Fortsetzg.) 
107.  Bibliographisches.     AfsIPh.  XVII  291. 

C.  Baltisch. 

1.  Fortunatov  F.  Über  den  Akzent  und  die  Quantität  in  den  bal- 
tischen Sprachen.  I.  Der  Akzent  im  Preussischen  (russ.).  Russ.  fil. 
vest.  XXXIII  252-297. 

Die  Ursprache  hatte  bei  langen  Vokalen  zweierlei  Länge: 
die  unterbrochene  und  die  fortdauernde,  nicht  imterbrochene;  Un- 
terbrochenheit  besteht  darin,  dass  ein  Laut  oder  eine  Lautgruppe 
in  tonischer  oder  exspiratorischer  oder  beiderlei  Beziehung  in  Teile 
zerfällt  (zwei  Ton-  oder  Exspirationsgipfel,  wie  im  Lett.,  Dan.,  Liv.). 
Bei  Diphthongen  und  diphthongischen  Gruppen  (=  Vokal  mit  tautos. 
Liqu.  oder  Nas.)  bestand  dagegen  ein  Unterschied  in  dem  nicht- 
syllal)ischen  Bestandteile  (z.  B.  i  in  e/),  indem  dieser  kurz  oder 
nichtkurz  war.  Im  Lituslavischen  war  bei  langen  Vokalen  der 
alte  Unterschied  geblieben;  Diphthonge  und  diphth.  Gruppen  mit 
kurzem  nichtsyll.  Teil  waren  zu  unterbrochenen,  solche  mit  nicht- 
kurzem nichtsyll.  Teil  zu  nichtunterbroehenen  Diphthongen  gewor- 
den. Unterbrochene  Längen  und  Diphtlionge  erscheinen  im  Litaui- 
schen als  steigend,  im  Lettischen  als  gestossen  betonte  wieder 
(ßezzenbergers  These  vom  Zusammenhang  des  geschleiften  Tons 
im  Lit.  und  des  Zirkumflexes  im  Gr.  erkennt  F.  an  nur  in  Bezug 
auf  lange  Vokale  in  Diphthongen  und  diphth.  Gruppen,  z.  B.  öm; 
-äc  im  Gen.  ist  nicht  mit  lit.  -ö**  identisch).  Im  P  r  e  u  s  s  i  s  c  h  e  n 
ging  der  alte  Unterschied  nur  bei  Diphthongen  und  diphth.  Grup- 
pen im  Auslaut  verloren,  indem  hier  der  ursp.  nichtkurze  nicht- 
syllabische  Teil  kurz  Avurde;  sonst  erscheint  (wie  im  Urslav.)  in 
langen  Vokalen  und  Diphthongen  unter  altem  Akzent  die  litusl. 
Ununterbrochenheit  als  steigender  (im  Lit.  als  fallender),  die  litusl. 
Unterbrochenheit  unter  altem  Akzent  als  fallender  (im  Lit.  als  stei- 
gender) Akzent:  z.  B.  ursl.  vörm  :  lit.  varnas  =  pr.  viOrgan  :  lit. 
■mePfjq,  ursl.  voT-nä  :  1.  värna  =  p.  liaüliiis  :  1.  käidus. 

Die  pr.  Akzentverhältnisse  erkennt  man  im  Kat.  111  an  der 
Art,  wie  hier  das  Längezeichen  gesetzt  wird  (nur  dass  dies  öfters 
ausgelassen,  manchmal  auch  falsch  gesetzt  worden  ist).  1.  Vokale 
mit  Längezeichen  entsprechen  lit.  betonten  (ursp.)  Längen  mit 
beiderlei  Qualität  {ainä  :  \.  vend;  semme  :  {\.  zCriWi :  s\.  zemJ'jä  zemjä; 
rätselhaft  maiäsiiin  ficaiäsmu).  2.  Diphtlionge  in  nichtausl.  Silben 
mit  Längezeichen  auf  dem  ersten  Vokal  =  lit.  Diphthonge  mit  stei- 
gendem Akzent  (im  Pr.  eine  unursp.  Dehnung  des  ersten  Vok.); 
eit  :  lit.  elti.  'S.  Diphthonge  in  nicht  ausl.  Silben  mit  Längez.  auf 
dem  zweiten  ('iiichtsyllabischen')  Vokal  =  lit.  Diphthonge  mit  fal- 
lendem Akzent  (]>o</aüt  :  1.  (/auf/).  4.  Diphthongische  Gruppen  mit 
Längezeichen  auf  dem  Vokal  (unursp.  Dehnung)  ^  lit,  ebensolche 
mit  steig.  Akz.  iinerfjan  :  (1.  meri/a,  aber  mertja  :  1.  mergä,  äntran  : 
1.  (tüfra).  Abweichend  ist  -in(j{i]s  :  1.  -myas.  5.  a.  oä  aü  (auch  ou, 
au,  zuw.  ü  geschr.)  =  lit.  ü  (boüt  hout  haüton  :  1.  hüti)\  1.  u  bleibt 
fils  Fl  {■/..  B.  .schlRsitwei).  b.  an  aü  =  1.  ü  {poüt,  naümans  noümas; 
auch  asmau  asmu  =  lit.  e.'<mi().  Lit.  u  =  pr.  ö  (peröni,  tickrö- 
mien :  -öni  =  lit.  -dne,  vgl.  V\t. -una.s  n.  -ona.^).     Dunkel  ist    icinTit : 


X.  C.  Baltisch.  175 

■il  scheint  weder  lit.  u,  noch  lit.  d  zu  sein.  c.  Lit.  _?/  erscheint  (nicht 
konsequent)  als  pr.  et  ey  {y  =  l)  ei  (gelwan  (/e}/tca.<<  gyican  :  1.  gy- 
vas]  auch  Nsg-.  pr.  rikeis,  rikys,  wo  lit.  -yff  nicht  ursp.  steig'.  Akzent 
hat).  6.  Bei  Diphthong-en  mit  lang-em  (ersten)  Vokal  ist  icein  Unter- 
schied ersichtlich,  a.  Im  Anlaut  wurden  solche  Diphth.  verkürzt 
{kai  aus  *A;äi,  Akpl.  n.).  Verbalformen  wie  ])ostäi,  pesäi  n.  hillä, 
tceddä,  bei.  n.  bhe  sind  Neubildung"en,  indem  Formen  auf  -ä  -e  durch 
eine  Partikel  erweitert  wurden  (vg-1.  -ai  -ei  in  3.  Ps.  neben  -a,  -i,  lit. 
dziüstai).  b.  Im  Inlaut  scheint  alte  Länge  vorzuliegen  in  däiti, 
atträiti  (vgl.  lit.  papi^aschaim  Kat.  1547,  valyaite  im  Gouv.  Wilna); 
in  ettrais,  dais  Kürzung  iin  Auslaut;  in  enic a ckeimai  ist  i  aus  son- 
stigen Verbis,  und  ei  vielleicht  kein  Diphthong.  7.  Nach  einem  lit. 
(nicht  halt.)  Glesetz  wurde  im  Lit.  zuweilen  der  Akzent  vom  Aus- 
laut auf  die  vorhergehende  Silbe  übertragen;  im  Preuss.  fehlt  da 
das  Längezeichen,  wo  es  stehen  sollte,  wäre  die  Akzentlag-e  mit 
der  lit.  identisch:  der  Akzent  blieb  entweder  auf  der  Endung",  oder, 
wenn  er  übertragen  wurde  (z.  B.  bei  Synkope),  ist  dies  ohne  un- 
itrsp.  Dehnung'  geschehen.  So  deiican^  deitvs  :  1.  devq,  devas  (ai. 
devdm,  deväs),  cleicktan  :  1.  däiktq  (dass  der  Akz.  zuw.  auch  im 
Pr.  übertragen  wurde,  selbst  wenn  die  Auslautssilbe  nicht  synko- 
piert ist,  bezeuget  siclrins,  ylwas  u.  dg'L,  nachdem  nur  betonte  lang-e 
Vokale  das  Läng-ezeichen  haben).  —  Bei  Diphthongen  und  diphth. 
Gruppen  ist  der  fallende  Akzent  zuw.  eigenen  Ursprung-s:  wo  der 
kurze  syllabische  Vokal  alten  Akzent  hat  und  nur  die  innige  Ver- 
bindung' mit  einem  folg'enden  Konsonanten  neu  ist  (aus  älterem 
*peT%  '^prei  wurde  pr.  per,  prei,  vor  Kons,  per,  j)rei'^  so  auch  käiyi, 
s.  o.,  wo  äi  nicht  ursp.  äi  wiedergibt).  Wie  bei  ü  i  ü  (s.  o.  5), 
ergibt  sich  Verschiedenheit  des  Akzentes  auch  bei  e  :  lit.  e  (preuss. 
■e)  wird  im  Kat.  durch  l,  lit.  ^  (pr.  e)  durch  e  wiedergeg'eben  {billlf, 
aber  bille,  seinme-,  vgl.  lit.  e  gestossen,  weil  urspr.  monophthong'iseh, 
im  Inf.,  e  geschl.,  weil  aus  ursp.  eio/e  kontr.,  im  Prät ). 

Im  Eibinger  Vok.  bestehn  auch  Spuren  von  Akzentverschieden- 
heiten. 1.  Betontes  ä  im  Ausl.  =  o,  unbetontes  =  e  (tnergo  :  1.  mergä, 
aber  /carne  :  1.  värna\  Akzentverschiedenheit  in  ylo  :  1.  yld,  -yislo  : 
(jysla.  Auch  im  Neutr.  pl.  derselbe  Unterschied :  austo,  warfo, 
■icanso,  pelanne,  syrne).  2.  Bei  Diphthongen.  Pr.  äi  (lit.  ai)  wird 
oa  geschrieben  {roaban\  moasis  :  sl.  mechh,  lit.  malszas  bei  Schlei- 
cher, wogegen  mai.vza.s- Kursch.),  aber  spoayno  sl.  *pend  (akk.  *7>e«ä; 
daneben  sl.  penä). 

Die  Urspi'ache  hatte  j  neben  /;  ,;  z.  B.  in  Verbalstämmen  auf 
■ejo/e-  -äjoje-  (1.  -eja-  -oja-,  sl.  -eje,  -aje-),  i  in  solchen  auf  -e/o/e- 
-äioe-  (lit.  -e-,  -o-,  aslav.  -aa-  aus  -äa-).  Vg'l.  Kors  Zur.  Min.  1881 
N.  3.  Schon  im  baltsl.  geht  j  zwischen  Vokalen  (wenn  der  erste 
nicht  i  ist:  triwm  sl.  ti'bjb,  1.  trijii)  in  einen  Hauchlaut  üljer,  wel- 
cher Aäell.  vor  betontem  Vokale  bleibt,  sonst  verloren  geht.  1.  Im 
Gsg'.  der  -o'e-St.  war  in  der  Urspr.  -osio  (pronominal)  neben  -oio 
(Nominal)  [-.so  in  sl.  ceso  ist  eine  nichtphonetische  Umwandlung-  von 
-sio,  viell.  tmter  Einfiuss  des  Gpl.  -söm;  ähnl.  got.  J)is.  icul/is:,  vg'l. 
g'.  -zös  für  -.Sias].  Frühzeitig'  wurde  die  Gebrauchssphäre  der  bei- 
den Elndungen  verwirrt.  Auf  -ow  geht  griech.  -oo  (wogegen  -oio  = 
-osio),  ai.  -äya  (zum  Dsg-.  geworden;  ähnl.  Johansson  BB.  XX  81), 
lit.  -o,  sl.  -a  zurück.  Aus  Isaltsl.  *toiö  (neben  '■'iijio)  ist  ein  sl.  Hoho 
Hoyö  =  asl.  toyo  g'CAvorden ;  aslv.  g  ist  hier  nicht  sonstiges  //,  son- 
dern eine  ursp.  Fricata,  sonst  wäre  daraus  im  Russ.  und  Kaschub. 
kein  y  geworden.  Das  Nebeneinander  ^tosio  :  Hoio  hat  im  Dat.  Lok. 
sg".  neben    sm    auch    .s-lose  Formen    hervorgerufen    (sl.  tomu  fonib ; 


176  X.  C.  Baltisch. 

cesomu  cesomb  ciuc  Kontamination   ans  revnt     ceso).     2.  Lit.  -Ös  int 
Gs^".  iler  «-St.  ist  nicht  griech.  -äc,  sondern  ai.  -äyäs,  ursp.  *-«/ä.y). 

2.  Zubaty  J.  Baltische  Miszellen.  6.  Die  Postpositionen  -an  -en 
und  die  litauisch-lettischen  Lokale.  7.  Zix  den  lettischen  Genetiven 
auf  -II  -u.    IF.  VI  1896  S.  269-307. 

3.  Usener  H.  und  Solmsen  F.  T.ittauische  und  lettische  Gütternamen 
S.-A.  aus  Usener  Gütternamen  (Anz.  v.  Jagic  AfslPh.  XVII  3071'.)^ 
Götting-en  1894.     79—115  S.  8». 

4.  de  Saussure  F.  Accentuation  lituanienne.  Anz.  VI  1896  S.  157 
—166. 

5.  Mikkola  J.  J.  Litauische  Lehnwörter  im  Slavischen.  BB.  XXI 
118—121. 

1  r.  degot  usw.  'Theer'  :  lit.  degütas  (vgl.  AfslPh.  X^'I  423). 
2.  r.  jandovä  'Kanne'  :  1.  indauja.  3.  r.  jantaf-  'Bernstein'  :  1.  giii- 
täras.  4.  r.  kovn  usw.  'Pokal'  :  1.  käuszas.  5.  r.  kreslo  usw.  'Stuhl' : 
1.  kreslas.  6.  p.  kurp  'Bastschuh'  :  1.  kiirpe.  7.  r.  paklja  'Werg'  : 
1.  'j)ä-kidos.     8.  klr.  pütrja  'Art  Brei'  :  1.  pidrd. 

6.  Pogodin  A.    Lituanica.     AfslPh.  XII  633—635. 

Baltische  Wörter  in  russ.  Schriften  des  XVL  u.  XVIL  Jahrh. 
1.  donosh  'Brot'  :  lit.  dünos.  2.  kiimsi  'König-'  :  lett.  kiings.  3.  meise 
'Brot'  :  lett.  maize,  pr,  mai.se.  4.  i^oda  'Versammlung'  :  lit.  roda. 
5.  sod^  :  lit.  sodas? 

7.  Wolter  E.  Zur  litauischen  Dialektkunde.  Mitt.  Litt.  Ges.  IV 
166—188. 

I.  Die  Litauer  im  Kreise  Slonim,  Gouv.  Grodno  (Geschichte, 
Statistik,  Sprachliches,  Dialektproben).  II.  Die  Litauer  von  Osmena,. 
Gouv.  Wilna  (Wohnsitze,  Familiennamen,  Sprachliches,  Glossar, 
Texte  aiis  Asmena). 

8.  Pogodin  A.  L.  Einige  Worte  über  die  Kuren  (russ.)-  Ziv.  Star. 
III  1893  S.  571-572. 

In  den  ehemaligen  Kreisen  Ceclis,  Megowe,  Pilsaten  (Teile 
der  jetz.  Bezirke  Telsz,  Rossieny,  Szawle  im  Gouv.  Kowno,  mit  dem 
Strand  in  Kurland  bis  Memel)"  noch  heute  eine  eigene  Mundart 
(deren  Hauptvertreter  Dowkont):  z.  B.  o,  e,  oii,  ej  für  lit.  «,  ^,  ü, 
e,  Vermeidung  der  Palatalisation  bei  t  d,  Verlust  von  j  in  Diphth. 
aj  oj  ej  u.  s.;  Eigenheiten  im  Lexikon,  Avovon  vieles  mit  den  kurl. 
Letten  gemein  ist.  Es  lebte  da  seiner  Zeit  ein  eigener  baltischer 
Stamm  (Kleins  Kuren),  der  sich  einerseits  an  Letten,  anderseits  an 
Litauer  assimilierte. 

9.  Olechnowicz  W.  Anthropologische  Charakteristik  der  Litauer 
aus  der  Umgegend  von  Kl.  Oliten  (poln.).  S.-A.  aus  Zbiör  XVIII. 
Krakau  Akademie.    30  S.  8«. 

10.  Pogodin  A.  L.  Bericht  über  seine  Reise  im  Gouv.  Kowno  i.  J. 
1H93.     Ziv.  Star.  IV  1894  S.  114-119. 

U.  A.  dialektische  Bemerkiingen.  Dazu  als  Beilage  ebd.  233— 
258  dialektische  Volkstexte  mit  l'bers. 

11.  Hinken  G.  G.  Bericht  über  seine  Reise  im  Gouv.  Suwalki  Ziv. 
Star.   IV   1894  S.  133-142. 

Enthält  etlmologische  (dar.  mythologische)  und  dialektolo- 
gische Bemerkungen. 


X.  C.  Baltisch.  177 

12.  Hinken  G.  G.  Materialien  zur  litauischen  Ethnographie  (russ). 
Ziv.  Star.  IV  1894  S.  4S7-498. 

Beilage  z.  11,  mundartliche  Märchen,  Sprüchwfirter,  Rätsel 
enthaltend. 

13.  Pogodin  A,  L.  Zemaitische  Volkslieder,  g-esannnelt  von  M.  Dovoj- 
na-Silvestrovic,  mit  Übersetzung-  und  (dialektologischen)  Bemer- 
kungen.    Ziv.  Star.  III  1893  S.  519—531. 

14.  Tetzner  F.  Die  Volksgesänge  der  Litauer.  Westermanns  Mon. 
CDLXVIIT  742-750. 

15.  Hoflfheinz  W.  Giesmiu  Balsai.  Litauische  Kirchen-Gesänge. 
Tilsit  (Komm.  Winter,  Heidelberg)  1894.     IV,  113  S.  qu.  4».     5  M. 

16.  Pogodin  A.  L.  Über  die  litauischen  Hochzeitsprüche  (russ.). 
Ziv.  Star.  IV  1894  S.  90-97. 

17.  Witort  J.  Die  litauischen  Familienverhältnisse  (poln.).  Wisla 
IX  1S9G  S.  1—10. 

18.  Mierzynski  A.  Nun  eins  cum  baciilo.  Archäologische  Studie 
über  die  Kriwule  (poln.).     Wisla  IX  1896  S.  361—397. 

Nachrichten  über  den  altlit.  Brauch  den  Boten  mit  einem 
Krummstab  {Kri/icule)  von  einem  Ort  zum  andern  gehen  zu  lassen. 
Dieser  Brauch  ist  für  ganz  Polen,  Galizien,  Schlesien,  Posen,  Ost- 
und  West-Preussen,  Litauen,  Samogitien,  Lettland,  Schweden,  Nor- 
wegen, Dänemark,  bei  Deutschen,  Schotten  und  auch  turanischeu 
Völkern  verbürgt. 

19.  Mierzynski  A.  Über  die  Herrschaft  des  Criwe  über  ganz  Li- 
tauen und  dessen  Nachbarschaft  (poln.).  Alraan.  Charitas,  Peters- 
burg 1894. 

Der  Kriwe  war  ein  Priester-Seher,  deren  Wirksamkeit  auf 
Nardowien  im  Preussenland  begrenzt  war.  Die  ihm  zugeschriebene 
hierarchisciie  Obermacht  besass  er  nicht;  das  alte  Litauen  besass 
ebensowenig  einen  obersten  Priester,  als  eine  oberste  (Gottheit. 
(Jetzt  auch  russ.  in  Trudv  des  IX.  archäol.  Kongr.  in  Wilna,  Mos- 
kau 1895,  246—259). 

20.  Mitteilungen  der  Litauischen  iitterarischen  Gesellschaft.  20 
(IV  2).     Heidelberg  Winter.     S.  105-206.  8«. 

S.  0.  III  108.  ILA.:  Reinhold  H.  Über  die  Chylinskische  Bibel- 
übersetzung-. Kalwaitis  W.  Ältere  lit.  Ortsnamen  im  preussischen 
Litauen. 

21.  Baltramajtis  S.  Nachrichten  über  litauische  Handschriften  (russ.). 
Ziv.  Star.  IV  1894  S.  100—104,  545—548. 

A'erzeichnis  von  bekannten,  in  verschiedenen  Bibliotheken 
und  Sammlungen  aufbewahrten  Handschriften  (die  älteste  Bretkens 
Bibelübersetzung  v.  .1.  1579  ff.)  sowie  auch  von  solchen,  die  erwähnt 
werden,  jedoch  verschollen  sind  (die  älteste  die  dem  Bischof  Wilh. 
Graf  von  Savoven  zugeschriebene  lit.  ITbersetzung  von  Donats 
Gramm,  a.  d.  XHL  Jh.). 

22.  Catalogue  de  livres  lithuaniens  (Lagerkatalog).  Tilsit  Noveski. 
16  S.  kl.  8'\ 

23.  Schmidt  P.  Eigentümlichkeiten  in^  der  Sprache  des  lettischen 
Schriftstellers  G.  Mancelius  (russ.).     Ziv.  Starina  V  162—170. 

Anzeiger  VII  1  u.  3.  12 


178  X.  C.  Baltisch. 

Bioiirapliie  des  'Vaters  des  lett.  Schrifttums' (1593—1654).  Seine 
(wesentlich  deutsclie)  Ortliog-raphie.  Grammatisches;  U.A.:  Nsg-. -j.s- 
(gew. -6-)  bei  -/-St.  {fiici.s,  aussis);  Dsg\  -i  bei  -äSt.  {meessi  =  mesäi, 
pastari  deeni\  neben  -a/);  im  Dpi.  -mes  -ms  und  -m  {passcheeuiea, 
(Inrbeevis  u.  dgl.);  in  d.  3.  Sg.  Präs.  vielfach  a  erhalten  (neefa  u. 
dgl.),  daneben  -e  [triesse,  drebhe,  skanne);  in  der  2.  PI.  Ind.  und 
Impt.  -aita  {finnaita,  klaaszaita),  -ecta  {icareeta,  bnhsseeta),  -ahf 
{fitmaht,  sacktihf)-^  1.  u.  2.  PI.  Opt.  (glirihbäiam,  byJitahf  =  bithteetä)\ 
3.  Sg.  Prät.  -e  [nalize,  aticeade  n.  safziya,  noticka)\  Partie,  necess. 
-tins  (z.  B.  att-rastins  'inveniendus');  Präpos.,  Postpos.  {wierohp  eet 
■"heiraten',  kahjohp  'auf  die  Füsse'),  Konjunktionen  (■/..  B.  ciirrah-g 
'est-ne',  essie-g,  d.  h.  esi-g  'es-ne',  warriy  'potesne'). 

24.  Zubaty  J.  Über  die  sogenannten  Flickvokale  des  lettischen 
Volkslieds.  Sitzgsb.  Böhm.  Ges.  d.  W.  XIX.  Prag  Komm.  Kivnäc. 
24  S.  8». 

1.  Das  lett.  Volkslied  gebraucht  vielfach  vokalisch  auslaiitende 
oder  im  Auslaixt  nicht  synkopierte  Wortformen,  wo  die  g;Q\v.  Sprache 
die  Vokale  nicht  hat.  Es  ist  dies  meist  ein  Archaismus:  höchst 
selten  wird  ein  Vokal  gesungen,  wo  kein  Vokal  etymologisch  be- 
rechtigt ist  (z.  B.  Nsg.  dPvs-i  für  devs,  lit.  dSvas  divs),  aber  vielfach 
wird  ein  anderer  Vokal  gesetzt  als  der  historisch  berechtigte.  2. 
In  den  meisten  Gegenden  ist  i  der  'Flickvokal';  Aufzählung  der 
Belege,  wo  er  berechtigt  (z.  B.  Inf.  -ti),  bezw.  nicht  berechtigt  (z.  B. 
2?apreksi  für  paprPkn  aus  pajjreksu)  ist.  3.  Seltener  steht  so  -a 
(z.  B.  richtig  in  2.  PI.  -fa,  vgl.  o.  Schmidt;  eig.  die  Dualform,  un- 
richtig z.  B.  im  Inf.  -ta  für  -f  aus  -fi);  ebenso  4.  e  (richtig  z.  B.  in 
1.  2.  Ps.  PI.  -7ne,  -te,  unrichtig  im  Inf.  -fe  für  -t  aus  -ti).  5.  a,  e  als 
Tlickvokale'  sind  i  gegenüber  nur  lokal,  imd  nirgends  konseciuent 
als  'Flickvokal'  durchgeführt,  indem  dieselben  auch  hier  mit  / 
abwechseln.  6.  Ohne  etymologische  Berechtigung  scheint  -?/  nir- 
gends als  Tlickvokal'  zu  stehen.  —  Anz.  v.  Mühlenbach  Austr.  XI 
615  f.,  750  f.,  Jagic  AfslPh.  XVIII  268—269. 

25.  Mühlenbach  K.  Der  Genitiv  bei  dem  (lett.)  Infinitiv,  oder  besser 
gesagt,  bei  dem  Supinum  (lett.).     Austr.  XI  1  29  ff. 

Der  nani.  in  Livland  häufige  Gen.  (neben  Akk.)  des  Objekts 
bei  von  Zeitw.  'g-ehen'  usw.  abhängig-en  Infinitiven  (das  iirspr., 
sonst  durch  den  Inf.  verdrängte  Sup.  lebt  noch  bei  Rujen,  Livl.) 
wird  in  Übereinstimmung  mit  Zubaty  und  Obelaitis  (IF.  III  130-, 
Varpas  V  151)  als  ursp.  vom  Hauptverbiim  abhängig  gedeutet. 
Andere  Fälle,  die  darthun,  dass  das  Obj.  des  Infinitivs  eig.  urspr. 
mit  dem  Haujjtverbum  in  Ver!>indung  steht:  der  Nom.  (neben  dem 
Akk.)  des  Objekts  bei  Debitiven  und  ähnl.  Konstruktionen  [mdu 
atWc  pt'zinu'f  rihis  rärds),  der  Gen.  des  Obj.  bei  von  negativen 
Hauptverbis  abhängigen  Infinitiven;  Analoges  aus  dem  Kuss.  und 
Lit.  In  dialekt.  Infinitivformen  auf  -ta  (in  Volksliedern)  ist  -a  ein 
'■j'lickvokar  (wi(^  sonst  ?" ;  dzerta  aus  rhythmischen  Bedürfnissen 
lür  dzert). 

26.  Mühlenbach  K.  ,Siniba  und  /hudne  (lett.).  Austr.  XII  1896  S. 
112—116. 

IJber  die  lett.  Abstrakteiidungen  -fba  und  -atne. 

27.  Bezzenberger  A.  Die  preussischen  Letten  (lett.).  Austrums 
XII  ls;»(;  s.  21—25. 

28.  Ulanowska  S.  Lotysze  Infiant  polskich  (Anz.  IV  152).  IIL 
Zbi6r  XVIII. 


X.  C.  Baltisch.  179 

Schluss,  enthaltend  Märchen  und  Sagen  mit  pohiischer  Über- 
setzimg". 

29.  Bezzenberger  A.  Bemerkung-en  zu  dem  Werke  A.  Bielenstein 
über  die  ethnolog-isclie  Geog-raphie  des  Letten landes  (s.  Anz.  IV 
151).  S.-A.  a.  d.  Schriften  der  Petersburger  Ak.,  Neue  Ser.  IV 
(XXXVI). 

30.  Trusmann  G.  Über  den  Ursprung  der  Kuren  (russ.).  Ziv.  Star. 
III  1  1893  S.  64-91. 

Enthält  u.  A.  Deutung-en  lettischer  Ortsnamen. 

31.  Meringer  R.  Ein  altes  lettisches  Vaterunser.  AfslPhil.  XVII 
483— 504. 

A'erschiedene  Reproduktionen  des  vor  1550  aufg-ezeichneten 
lett.  Vaterunsers,  deren  Besprechung;  mit  Hilfe  von  Bielensteins 
dialektol.  Bestimnumg-en  wird  das  Denkmal  dem  Dialekt  des  nörd- 
lichsten Teiles  von  Kurland  (Windau  ^  Dondang-en  —  Füssen) 
zug-ewiesen. 

32.  Baron  K.  und  Wissendorff  H.  Latwju  dainas  (Anz.  V  274), 
Heft  4—5.    Riga  Druck.   Kalnin  &  Deutschmann.     233—428  S.  S^. 

33.  Wissendorff  H.  Lettische  Traditionen  (russ.).  Ziv.  Star.  V 
S.  84-86. 

Zwei  Märchen  im  Dial.  von  Jaun-Rosen  (LivL). 

34.  Skrufits  M.  Die  lettische  Volkstracht  in  ihrer  historischen  P'.nt- 
wicklung-   und  Bedeutung  (lett.).     Austr.  XI  10—14  und  240—242. 

35.  Alksnis  J.    Materialien  zur  lettischen  Volksmedizin.     Halle  1894. 

36.  Rakstu  krajums  (Anz.  IV  153).  X.  Riga  Druck.  Kalnin  & 
Deutschmann.     114  S.  8».     50  Kop. 

U.  A.:  Lautenbach  über  Ähnlichkeiten  in  den  lit.  und  lett. 
Volksliedern,  Sprüchwörtern,  VerHuehungen  und  Schimpfwörtern, 
Rätseln;  versch.  Beiträge  zur  lett.  Bibliographie,  darunter  vollstän- 
dige BibliogTaphie  inflantischer  Bücher  von  Berg. 

37.  Magazin,  hsg.  von  der  Lettisch-Litter.  Ges.  XIX.  Bds.  3.  Stück. 
Mitau  Komm.  Besthorn. 

Enthält  Wiederabdrücke  der  Anzeigen  von  Bielensteins  Die 
Grenzen  des  lett.  A'olksstammes  (Anz.  IV  151)  mit  Gegenbemerkun- 
gen; Bielensteins  Antwort  an  den  Wilnaer  Kongress  1893  über 
Rimberts  ApuUa  (=  Apule,  Dorf  in  Kurl.);  Bernewitz  Über  die 
Jüngste  Entwickelungsperiode  der  lett.  Spr.  (künstliclie,  öfters  ge- 
waltsame Bereicherung  des  Wortschatzes  durch  Bilden  von  Wörtern, 
die  in  der  neueren  Kulturentwickelung  nötig  wurden). 

38.  Bezzenberger  A.  Article 'Uld  Prussian  Language'.  Johnson'« 
Universal  Cyclopaedia  VI  293.     New  York. 

39.  Berneker  E.  Die  preussische  Sprache.  Texte,  Grammatik, 
Etymologisches  Wörterbuch.  Strassburg  Trübner  1896.  X,  335  S.  8^. 

a  M. 

Smichov  bei  Prag.  Josef  Ziibat\'-. 


Autorenregister. 


Abbott  Fr.  valde  in  den  Brie- 
fen an  Cie.  VII  A  77. 

Abel  C.  xVgyptisch  u.  Idg-.  I  41. 

Abi  cht  R.  Glagolit.  u.  grusin. 
Alphab.  X  B  22.  -  Lied  von 
Igors  Heerschar.  X  B  G9. 

Aceatatis  L.  Dial.  calabrese. 
VII  B  40. 

Achelis  Th.    H.  Steinthal.   I  S4. 

d'Acy  E.  L'äge  des  sepultnres 
des  grottes  des  Baonsse-Rousse. 

II  20. 

Adelberg  S.  Poln.  Sprichwör- 
ter 11.  Redensarten.   X  B  99. 

Adler  C.  Musenm  Collections  to 
illustrate  Religious  History.  II 
30.  —  Two  Persepolitan  Gasts. 

III  C  2. 

Albertus  L.  D.  Deutsche  Gram- 
matik. IX  D  135. 

Alksnis  J.  Zur  lett.  Volksmedi- 
zin. X  C.  35. 

Allen  T.  W.  sieh  Hill  G.  F. 

AI  lg  all  er  K.  Vor-  und  Tauf- 
namen-Büchlein. IX  D  250. 

Alton  J.  Stories  e  Chianties  La- 
dines. VII  B  46. 

Amatucci  A.  Carmen  nel  lat. 
arcaico.     VII  A  78. 

Amsel  G.  Häutigkeit  deutscher 
Wörter.  IX  D  2(52. 

Andersen  E.  Subjektlose  Sätze. 
I  31. 

Antoine  F.  Orthogr.  latine.  VII 
A  9. 

Appel  C.  Prov.  Chrest.  VII  B 
162. 

d'Arbois  de  Jubainville  H. 
Condorcet.  VII  B  134.  —  Droit 
celt.  VIII  6. 

Arcelin  A.  Quelques  problemes 
relatifs  ä  Tantiquiti'-  prcMiistori- 
que.  II  17. 

Archer  A  lest  Frcnch  word. 
VII  B  5«. 


Armstrong  E.  C.  Second.  ac- 
cent  in  French  etvmons.  VII 
B  74. 

Arnold  —  Conway  Pronuncia- 
tion  of  Greek  and  Lat.  VII  A 10. 

Ashmore  S.  G.  An  Examination 
of  Vitruvius.  I  69. 

As  coli  G.  Osservazioni  fonolo- 
giche,  concernenti  il  coltico  e 
il  neolatino.  I  70.  —  Sulla  voce 
per  cento  nel  riimeno.  VII  B  24. 
—  Celtica.  VIII  3. 

Aufrecht  Th.  Bemerkungen.  I 
47.  —  vribüc.  V  142. 

Babad  J.    Rom.  Et.  VII  B  9. 
Bachmann  F.    ergattern.  IX  D 

290. 
Badke  0.  Moduslehre  im  Franz. 

VII  B  89. 
Baguenaiilt  de  Puchesse 

Quelques   mots  d'ancien   lang. 

franc,-.    conserv.    dans    TOrlea- 

nais.  VII  B  55. 
Bahnson  K.    Etnografien  frem- 

stillet.  II  7. 
Bai  st   G.    Casamatta.  VII  B  30. 
Balari  y  Jovany  J.  Intensivos 

ö    superlativos    de    la    lengua 

catal.  VII  B.  ISO. 
Bai  des   Birkenfelder  MA.  IX  D 

167. 
Baldwin   Ch.    S.    The    Verb    in 

the  'Morte  d'Arthur".  IX  D  44. 
Balov    A.    Allitteration    in    der 

Volkssprache.  X  B  72. 
Baltramajtis  S.   Über   lit.  Hss. 

X  C  21. 
Bancalari  Voces  animalium.  V 

134. 
Bang  W.    Fragen.  HI  C  4. 
Barnabei  Iscr.  lat.  arcaica.  VII 

A  115. 
B  a  r  n  n  —Wissen  d  o  r  f f  Latwju 

dainas.  X  C  32. 


Axitorenreo'ister. 


181 


Bartels  M.  Krankhcitsbeschwö- 
rung-en.  II  oG. 

Barth  A.  Jainisme.  Hindouisme. 
III  B  104a. 

Bartholomae  Chr.  Arica  VII. 
III  A3.  —  Arica  VIII.  III  C  5. 

Bartos  F.  Unsere  Personenna- 
men. X  B  81.  —  Mähr.  Dialek- 
tologie. X  B.  85. 

Baskervill  W.  M.  Yeoman.  IX 
D  81. 

Bassett  J.  Article  'Persia'.  III 
C  6. 

Bassi  D.  Apollo  luoipaYerric.  V  168. 

Bast  in  J.  Le  verbe  dans  la  lan- 
ü-ue  l'ran<;.  VII  B  5G. 

Battle  W.  J.  Mag-ical  Curses.  169. 

Baudoiiin  de  Courtenay  J. 
Zr.  südslav.  Dialektologie  und 
i:thnolog.  X  B  28. 

Baunack  J.  Z.  d.  Inss.  aus  Epi- 
daurus.  V  98. 

Bayues  H.  Moral  Sense  in  the 
lig'ht  of  lang-uag-e.  I  43.  —  A 
Buddhist  illustrated  Ms.  in  Bur- 
mese. I  70. 

Beauquier  Ch.  Chans,  pop.  rec, 
en  Franche-Comte.    VII  ß  122. 

B  e  c  h  t  e  1  A.  Übereinstimmung- 
des  ]iart.  passe.  All  B  90. 

—  F.  Vedica.  III  B  43.  —  Par- 
erg-a.  V  12.  —  Griech.  Perso- 
nennamen. V  137. 

Beckman  N.  Om  1700-talets 
svenska.  IX  C  32. 

Beets  A.    Sfapelzof.  IX  D  119. 

Behag-hel  0.  Mhd.  et-heit.  IX  D 
288. 

Bei  H.  Patois  de  Valleraug'ue. 
VII  B  113. 

Bendali  C.  On  Pali  inss.  from 
Mag-adha.  I  70. 

Beni  Mädhav  (läng-uli  Ma- 
nual of  Tran.'ilation  t'rom  Urdu 
to  Eng-lish.  III  B  99. 

Bennet  Ch.  E.  Hidden  quanti- 
ties  in  Latin.  VII  A  139. 

Berard  V.  De  l'origine  des  Cul- 
tes  Arcadiens.  V  164. 

Berdolt  W.  Konstruktionen  mit 
oicre.  V  60. 

Berg'aig'ne  A.  40  hvnnies  du 
Rig--Veda.  III  B  51.  ' 

Berg- ho  ff  er  G.  Dial.  fiumano. 
VII  B  39. 

Berg-sma  J.  Vorm-  en  Woord- 
verklaring:.  IX  D  98. 


Berlit  G.    Rud.  Hildebrand.   IX 

A  50. 
Berneker  E.    Preuss.  Spr.  X  C 

39. 
Bernewitz     Die    jüngste    Ent- 

Avicklung-speriode  des  Lett.    X 

C  37. 
Bern  h  a  r  d  t  J.  Glückstädter  M A. 

IX  D  168.—  .sich  zauen.  IX  I) 

310. 
Besser  L.   Philologie   u.   Natur- 

forschung  I  1. 
Bethe  R.  Agerm.  Hundertschaft. 

IX  A  2. 

Bevier  L.  The  Delphian  Hymns 
and  the  Pronunciation  of  the 
Greek  Vowels  I  69. 

Beyer  E.  Tierformen  der  arkti- 
schen Region  in  Europa  wäh- 
rend der  Diluvialzeit.  II  21. 

Bezzen berger  A.  Die  preuss. 
Letten.  X  C  27.  —  Zu  A.  Bie- 
lensteins  I]thnolog.  Geogr.  d. 
Letten.  X  C  29.  -  Article  Old 
Pruss.  lang.  X  C  38. 

B  i  e  1  e  n  s  t  e  i  n  A.  Grenzen  des 
lett.  Volksstammes.  X  C  37.  — 
Rimberts  Apulia.  X  C  37. 

Blatt  G.  Zur  slav.  Lautlehre.  X 
B  6.  Sekund.  axislaut.  j  im  Poln. 

X  B  90. 

Blatz  F.  Nhd.  Gramm.  IX  D 
138. 

B 1  i  n  k  e  n  b  e  r  g  Chr.  Les  inss. 
d'Epidaure.  V  99. 

Blondel  J.  E.  Phonol.  mecani- 
que  de  la  langue  franc,'.  VII 
B  73. 

B 1 0  0  m  f  i  e  1  d  M.  Prof.  Streitberg's 
Tlieory  as  to  the  Origin  of  Cer- 
tain  I.-E.  Long  Vowels.  I  69.  — 
Aorists  in  äi  in  the  A'eda.  III 
B  11.  —  Contributions  to  the 
interjjretation  of  the  Veda.  III 
B  40.  41. 

B  I  u  m  e  r  J.  Familiennamen  in 
Leitmeritz.  X  B  82. 

Boberg  V.  Den  danske  Ret- 
skrivning-s  Historie.  IX  C  56. 

B  0  g  o  r  o  d  i  c  k  i j  V.  Hauptfakto- 
ren d.  morpholog.  Sprachent- 
wicklung. I  8. 

Böhm  H.  Rhytlnnus  des  gespro- 
chenen u.  gesung.  Verses.    IX 

D  ;;i3. 

Boiuienberger  K.  Mlul.  «  im 
Schwab.  -  Alem.   IX  D   169.    — 


182 


Autorenreg-ister. 


Ausgleichung'  des  Silbenge- 
wichts. IX  \)  170. 

Bühtlingk  0.  1.  Sing.  Med.  des 
iniiscliriebenen  Fut.  im  Skr.  III 
B  13.  —  Bock  u.  Messer.  III B  70. 

B  0  i  t  e  XI  X  J.  Langage  attribue 
a\ix  singes.  I  .o. 

Boltz  A.  Urheimat  der  Arioeu- 
ropäer.  II  4.  —  Vasantasena 
u.  die  Hetären  im  ind.  Di'ama. 

—  Vedavolk.  III  B  119. 
Boucke    E.    Dornblüths    Obser- 

vationes.  IX  D  137. 

Boye  V.  Fund  af  Egekister  fra 
Bronzealder.i  Danmark.  IX  C  71. 

Boy  er  P.  Accentuation  du  verbe 
russ.  X  B  56. 

Bradhering  H.  Engl.  Gerun- 
dium. IX  I)  31. 

V.  Bradke  P.  Skr.  Form  der  Wz. 
mit' -(ini -am«  vorKonson.,  wenn 
die  Wz.  den  Akzent  verloren 
hat.  III  B  7.  —  Etym.-gramm. 
Bemerkungen.  I  48. 

Brajkovic  F.  Dial.  v.  Perasto. 
X  B  32. 

Brandt  E.  Laut- u.  Formenlehre 
des  Pohl.  X  B  89. 

Braune  Th.  Rom.  Wörter  deut- 
scher Herk.  VII  B  6. 

—  W.    Got.  Gramm.*  IX  B  4. 

Breal  M.  Varia.  I  49.  —  i:ty- 
molpgies  I  50.   —  Varia,  I  51. 

—  Etym.  grecques  et  latines. 
I  52.  —  De  quelques  divinites 
italiques.  I  70.  —  Skr.  maUa- 
khi  III  B  9.  —  Inscr.  de  Cu- 
rubis.  VII  A  HG.  —  L'aecus. 
du  gerondif  en  franc.-.  VII  B  80. 

—  Fr.  madr('.   VII  B  124. 
Bremer  U.    Beitr.    z.   Geogr.   d. 

deiitschen  MA.  MA.    IX  I)  171. 

liren dicke  H.  Berliner  Volks- 
dialekt. IX  D  172. 

B  r  e  n  n  e  r  ( >.  Zm.  Versbau  der 
Schnaderhüpfel.  IX  A  3.  I)31S. 

—  Aiisspr.  d.  Ags.  IX  D  12.  — 
Deutsche  Gramm.  IX  1)  122.  — 
Mhd.  iu.  IX  D  132.  —  Verein 
f.  bair.  Volkskunde.  IX  D  173. 

—  Zur  Ausgk'ichung  des  Sil- 
bengewifhts.  IX  D  175.  —  Z. 
deutsch.  Vokal.  IX  D  174.  — 
Altes  ital.  -  deutsches  Sprach- 
buch. IX  D  17(5. 

B  r  e  n  o  u  s  Helh''nisme  dans  la 
svntaxe  lat.  VII  A  20. 


Brief  S.   Die  Konjunktionen  bei 

Poivb.  V  55. 
Brinker  A.  Zr.  lat.  Gramm.  VII 

A  23. 
Brinton  D.  G.  Alphabets  of  thfr 

Berbers.    I    67.    —    Prehistoric 

Flthnographv  of  Western  Asia^ 

II  12. 

Brizio  E.  La  Necropoli  dl  No- 
vilara.  VII  A  130. 

Broch  0.  Zum  Kleinruss.  in  Un- 
garn. X  B  66. 

Brückner  A.  Poln.  Lexikogr. 
im  MA.  X  B  96.  —  Polonica.  X 
B  103. 

Brückner  W.  Sprache  d.  Lan- 
gobarden. IX  D  1. 

B  r  u  g  m  a  n  n  K.  Comparative 
grammar.  I  16.  —  Griech.  Kf)p. 
V  26.  —  Zur  Ge.sch.  der  labio- 
velaren  Verschlusslaute  im  Grie- 
chischen. V  28.  —  'Apidbvri.  V 
143.  —  Part,  auf  -to-.  VII  A  26. 

—  Dent.  Verschlussl.  +  .s  -j-  ^ 
im  Lat.  u.  Germ.  IX  A  7.  — 
I).  präterit.  Bildungstyp.  ahd. 
hiaz  aisl.  het  u.  ahd.  Uof  aisl. 
hliop.  IX  A  13.  —  Nhd.  l<oth. 
IX  D  295.  —  sibun,  ähand.  IX 
D  304. 

Bruinier  J.  W.   Silber.  I  53.  — 

Etym.  IX  A  17. 
Brunn  hofer  H.  Üb.  d.  Catapa- 

tha  Brähmana.    IIT  B  64. 
Bruschi  G.    II  Partenio  di  Alc- 

mano.  V  96. 
Bücheier    F.    Carmina    (latina) 

epigr.   VII  A  109. 
B  u  c  h  h  o  1 1  z  A.  De  Persarum  sa- 

trapis  satrajiiisque.  II l  C  7. 
Bück  C.  D.    Passive    in    Oscan-^ 

ITmbrian.   I  69.    —    ( »sc.-Umbr. 

Verb-Svstem.    VII  A  is. 
Bugge  S.  Zu  IF.  V  168  ff.  IX  B  7. 

—  Norges  Indskrifter  med  de 
a'ldre  Runer.  IX  C  6.  —  Til 
nord.  Mvthol.  og  Sagnhistorie^ 
IX  C  7o. 

Bühler  G.  A  New  fra<>-ment  of 
Asoka's  edict  XIII.  HIB  .S8.  — 
Tlie  Siddapura  Edicts  of  Asoka. 

III  B  89.  —  The  Asoka  Pillar 
in  the  Terai.  111  B  90.  -  Dr. 
Bhagvänläl  IndräjTs  Inter})re- 
tation  of  the  Matliura  Lion  Pil- 
lar InscrijUlons.  III  B  91.  — 
On   the    r)ri"in    of   the    Indian 


Autorenree'ister. 


183 


Brähmaalphabet.  III  B  126.  — 
Tlie  Origin  of  the  Karösthi  Al- 
phaber. III  B  127. 

Biiitenrust  Hettema  Over 
uaainvallen.  IX  1)  9o. 

Bülbrina'  K.  I).  Vokativformen 
im  Ae.'lX  D  14. 

Bulic  S.  Slav.  Miszellen.  X  B  3. 
—  Glossen  zuSobolevskijs  Bern, 
zur  slav.  Gramm.  X  B  5. 

Bnnte  B.  Westeremden,  Emden, 
Mulden  u.  ä.  IX  D  249. 

Burg-ess  J.  Transliteration  of 
Oriental  alphabets.    I  70. 

Biiry  J.  B.  TrXeiCTiipric,  -rrXeiCTripi- 
Zoiuai.  V  144. 

Bnschan  G.  Eintiuss  d.  Rasse 
auf  pathol.  Veränderungen.  II 
10.  —  Vorgeschichtliche  Bota- 
nik.  II  23. 

Butler  S.  Writing  in  Homer.  V 
85. 

Cagnat  R.  L'annee  epigraphi- 
que.  VII  A  105.  —  Publ.  epigr. 
relat.  ä  Tantiquite  Rom.  VII  A 
106.  —  Nouvelle  inscr.  lat.  VII 
A  117. 

Caland  W.  Gautama(,'rrvddha- 
kalpa.  III  B  66.  —  Zum  Kau- 
Vikasiitra.  IIT  B  68. 

Camelat  M.  L'element  etranger 
dans  le  patois  d'Arrens.  VII  B 
179. 

Capdepie  A.  Montauhan.  VIT. 
B  168. 

Carnuth  0.  Quellenstudien  zum 
Etym.  Gudianum.  V  3.  —  Ver- 
hältnis des  Etym.  Gud.  zum 
Etym.  j\Iagnum.  V  4.  —  Ety- 
mol.  Florent.  Parv.  und  Etym. 
Magn.  Genuin.  IX  A  3b. 

Caro  G.  Distributives  the.  IX  I) 
30. 

C  a  r  0 1 1  M.  Aristotle  on  the  Faults 
of  Poetry.  I  69. 

Carpenter  W.  H.  Scand.  Langu. 
Swed.  Lang.  Norw.  Lang.  IX 
C  1. 

Carstens  H.  ?iin(/sen.  1X1)294. 

Carton  Decouvertes  epigr.  et 
arch.  f.  en  Tunisie.  VII  A  121. 

Cäsar telli  L.  C.  Sur  une  ter- 
minaison  ambigue  en  Pehlevi. 
I  70.  —  An  Indo-Eranian  Pa- 
rallel. III  A  7.  —  La  religion 
des  rois  Acheinenides.  III  C  8. 


Gastet  Dialecte  du  Coiiserans. 
VII  B  174. 

Cauer  P.  Grundfragen  der  Ho- 
merkritik. V  68. 

Cederschiöld  G.  Gm  s.  k.  sub- 
jektlösa  satser  i  svenskan.  IX 
C  36.  —  Gm  de  senast  fram- 
stälda  fordringarna  p;l  en  bist, 
ordbok.   IX  C  41. 

Cerf  0.  M.  Mod.  High  German. 
IX  I)   123. 

Chambers  C.  D.  Classification 
of  conditional  sentences.  V  56. 

Chance  F.  Arsenik.  V  145.  IX 
I)  71.  —  a  =  certain  pron.  of 
the  3.  person.  IX  I)  29. 

C  h  a  m  b  e  r  1  a  i  n  A.  F.  Mutati ou 
of  gender  in  the  Canadian- 
French  Dial.  VII  B  106. 

de  Charencey  Melanges  de  lin- 
auistique.  I  38.  P^trusca.  VIT  A 
137.    • 

Chinnock  E.  J.   Gepiöiov.  V  146. 

Chowaniec  F.  De  enuntiarum 
quae  dicuntur  subiecto  caren- 
tium  xisu  Thucydideo.  V  41. 

Christo V  P.  Piroter  Kreis.  X 
B  53. 

Ciszewski  S.  Die  Krakauer.  X 
B  100. 

Claerhout  Woorden  en  Corden. 
IX  I)  103. 

Clapi  S.  Dict.  Canadien-Frant;. 
VII  B  118. 

Clauss  J.  M.  B.  Hist.  topogr. 
Wb.  des  Elsass.   IX  D.  241. 

Cledat  L.  Conjug.  morte.  VII  B 
71.  —  YA.  de  gramm.  franc,-. 
VII  B  72.  —  Derivation  des 
sens  appliquees  au  fran^-.  VIT 
B  84.  —  Superlatif  relat.  en 
franc,-.  VIT  B  100.  —  'qui  rire?\ 
VIT  B  101.  —  Noms  de  lieux 
et  de  familles  dans  rAvranchin. 
VII  B  105. 

Van  Cleef  F.  L.  Confusion  of 
bcKO  and  xeccapec  in  Thucvdi- 
des.  1  69. 

Cohn  G.   Mauvais.    VIT   B.    125. 

—  abo(s)me'.   VII  B  130.  —  >■(}- 
rer.   VI!  B  156. 

Collitz  H.  Ar.  name  of  the  Ton- 
gue.  T  54.  I  67.  —  P^tymology 
of  dpa  and  ^(il^;.  T  69.  —  Ar- 
ticle  'Plattdeutsch'.    IX  D  177. 

—  Schnörkel,  schmarotzen.   IX 
I)  302. 


184 


Aiitorenre^rister. 


Coinbe  E.  Gramm,  grecque  du 
N.  Testament.  V  8. 

Comp  e  r  n  a  s  s  J.  De  sermone 
g-raeoo  volg-ari  Pisidiae  Phry- 
giaeque  meridionalis.  V  10. 

Conev  B.  Aus  d.  bulg.  Sprach- 
ge.sch.  X  15  46. 

C 0 n,s tan  tili i  des  M.  The  Athos 
Ms.  of  the  Hom.  Hvmns.  V  71. 

Conybeare  F.  C.  The  Old  Ar- 
men. Version  of  Plato's  Apo- 
log'v.    IV  3. 

Cook   A.  S.    Old  Eng-l.    IX  D  5. 

—  O.-E.  Optat.  of  nnexpectant 
wishing.   IX  D  16. 

Coolidg'e  W.  A.  Noms  de  lieiix 

dans  les   vallees  de  Visp.    VIT 

B  152. 
Cooper  F.  T.    Word  Formation 

in    the    ßom.    sermo  p^e&e«»s. 

VII  A  68.  B  4. 
Cornu  J.   Combre.  VII  B  146. 
Cosquin  E.    Les    contes   popu- 

laires  et  leur  origine.   II  39. 
De   Cou  H.   F.    The    Syntax    of 

the   .Subjunctive    and  Optative 

in  the  Elean,  Dialect.  I  69. 
Couture  L.    Etvm.  de  Riscle  et 

d'Isc.  VII  B  177. 
Couve  L.   Inss.   de  Delphes.    V 

109. 
Creizenach    W.     AVeihnachts- 

spiele  und  Weihnachtsfest.   IX 

A  3  a. 
Cuervo   R.   J.    Antigua    ortog-r. 

y  pronunc.  castell.    VII  B  181. 

—  Casos    enclit.    v    procl.    del 
pron.  d.  3.  pers.  VII.  B  185. 

C  u  m  0  iitFr.  Textes  et  monuments 
lig-ures  rehitifs  aux  mvsteres 
de  Mithra.  III  C  9. 

Curtius  E.  Topographie  u.  My- 
thologie. V  165. 

Cutting  S.  W.  Konjunktiv  bei 
Hartm.  v.  Aue.  IX   D  159. 

Dahlem p  V.   Dansk  Si)rog.  IX 

C  54. 
Dahlmann   J.    Mahäbliärata  als 

Epos  u.  Kechtsburh.  III  B  l'iO. 
Dal  in   A.   F.    Svenska    sprÄkets 

synonymer.  IXC42. —  Daiisk- 

norsk   och   sven.-^U    ordbog.   IX 

C  60. 
Dam  k  Ulli  er  E.  Zr.SjJi-achgrenze 

um  Aschersleben.  IX  I)  179. 
Darab  Peshotan  San  Jana  Ni- 


rangistan.  III  C  10.  —    Dinä  i 

Mainü  i  Khrat.  III  C  11. 
D  a  r  b  i  s  h  i  r  e  H.  D.   Relli<iuiae 

philologicae.  I  74. 
Darmesteter  A.  Formatioiis  de 

mots,  vie  des  mots.    VII  B  83. 

—  J.  Seleeted  Essays.  I  75.  — 
The  Supreme  God  in  the  I.-E. 
ISIvthologv.  II  34.  —  The  Zend- 
Avesta.  Part.  I^.  III  C  Pi.  — 
Afghan  Life  in  Afghan  Songs. 
III  C  13.  —  Les  Parthes  ä  Je- 
rusalem. III  C  14.  —  quofiena, 
quoties.   VII  A  79. 

D  a  r  m  e  s  t  e  t  e  r  -  H  a  t  z  f  e  1  d  -  T  h  0  - 

mas   Diction.    gen.   de   la   laii- 

gue  fran(,".  VII  B  51. 
Dassonville  A.  Westvlaam.  t. 

IX  D  106. 
Daves   E.   A.    S.    Pronunciation 

of  the  Greek  aspirates.  V  20. 
Davids    T.    Rh.     Articles    'Päli 

Language  and  Literature '.  111 

B  82. 
Deecke  W.    'EiriYpoiqpiKä.    V  125. 

—  Jahresber.  über  die  ital.  Spr. 

VII  A  1. 
DelaiteJ.  Gramm,  wallone.  VII 

B  107. 
I)ell)Oulle  A.  Notes  lexicol.  VII 

B  53. 
Delbrück   B.    Article  'Syntax '. 

I  28.    —    akinuti  aksnute.   III 

B  60. 

—  H.  Urgerm.  Gau  u.  Staat.  IX 
A  38. 

Densusianu  O.  Alit.  in  limbile 

romanice.    VII    B    25.    —    Frz. 

hau(-an.  VII  B  143. 
Dessoulavy  P.  äv  dans  Thucy- 

dide.  V  57. 
Deussen  P.    La  Philosoi)liii'  du 

Veda.  I  70. 
Devaux  A.  Limite  franco-prov. 

en  Oisans.  VII  B  169. 
Diel  H.    De  enuntiatis   finalibus 

apud  Graecorum    rerum  scrip- 

tores  posterioris  actatis.    V  59. 
Di  eis    H.    Thesaurus  lingu.   lat. 

VII  A  72. 
I)  i  e  r  b  e  r  g  e  r    J.     .J.    I  )rvdens 

Reime.  IX  D  23. 
Dieter  F.   ae.  healsfdn.  l.\  1)77. 
Dietz    Mecklenburg.  .MA.    IX   I) 

ISO. 
Dikshit  S.  B.    Age  of  the  Sata- 

patha  Brähmana.  III  B  38. 


Autorenre2-ister. 


185 


Dixon  C.  E.  Origin  of  Mytho- 
logy.  II  31. 

D  o  b  r  u  s  k  v  F.  Antike  Inss.  aus 
Bulg-arien.  YII  A  113. 

Donkin  E.  H.  eK  or  dirö  denoting' 
Position.  V  38. 

Donovan  J.  Greek  lussives.  V 
49. 

I)  0 1 1  i  n  G.  L'augnient  des  verbes 
composes  dans  i'Odvssee  et  dans 
riliade.  V  79. 

Uoujat  J.  Dict.  de  la  langue 
toulousaine.  VII  B  178. 

Dove  A.  Das  älteste  Zeu2:nis  für 
d.  Namen  deutsch.  IX  D  285. 

I )  r  e  c  h  s  1  e  r  P.  Handwerlvsspra  che 
lind -Bi-aiich.  IXASa.  —Wen- 
zel Scherffer  und  die  Spr.  d. 
Schlesier.  IX  I)  166. 

Drexler  \V.  Wer  sind  o'i  joveäv 
ÜTT^Xovxai  im  Rheaepig'ramm  v. 
Phaistos?  V  103. 

Ducamin  I).  L'n  gutt.  en  gas- 
con.  VII  B  170. 

Dum  ml  er  F.  2  gortvn.  Urkun- 
den. V  104. 

Dung  er  H.  Bereicherung  des 
Wortschatzes  unserer  ]Mutter- 
spr.  IX  I)  269.  —  Unverfroren. 
IX  D  307. 

Düntzer  H.  D.  ziisammengez. 
2silb.  Gen.  TTiiXeoc  bei  Hom. 
V  75. 

Dupont  A.  A'ie  intellectuelle  des 
populations  primitives.  II  28. 

Dusek  V.  Zr.  böhm.  Dialektolo- 
gie. X  B  86. 

Duvernois  A.  Materialien  zum 
aruss.  Wb.  X  B  61. 

E  a  r  1  e  M.  L.    Interpretation   of 

Soph.  Trachiniae  26—48.   T  69. 

—  On    the    Moods    of  Will    in 

Greek.    I  69. 
Easton  M.  W.  Phys.  Geography 

of  India.  I  67.  —  Gower's  Con- 

fesaio  Amantis.  I  69. 
Ebeling  G.  Asvnnnetrie  im  Alt- 
franz. VII  B  102. 
Eckart    11.     Aus    ,.!ien    nsächs. 

Chroniken.  IX  D  181. 
Edson  u.  P^ürclüld   Tennesse 

Mountains.  IX  D  46. 
Egg  er  s  A.    Der   ar.  Gott  Mitra. 

III  A  5. 
Ehrismann    G.     Etvm.    II.     IX 

A  18. 


Ehrlich  E.  Zr.  Latinität  d.  Itala. 

VII  A  70. 
Eichhorst  0.  Lehre  d.  Ap.  Dysk. 

vom  Pronom.  possess.  V  2. 
Eickhoff  P.  Westfäl.  Etvm.  IX 

D  277. 


E  i  n  e  n  k  e  1 

Engl. 

Wortstellg. 

IX 

D  34.  — 

Die  metr.  Frage. 

IX 

D  314. 

E 1 1  i  n  g  e  r 

J.    Z. 

Synt.    d.  V 

cto- 

rian   Ena 

1.    IX 

\)  27.    —    Infin. 

nach  to  dare.  IX  D  33. 
Ellis  A.  J.   Phonetics.   I  13. 
Eimer  H.  C.  Gnomic  Aor.  V  48. 

—  Lat.   Prohibitive.   VII  A  36. 
Emery  V.  J.  The  Great  Fire  in 

Rome  in  Time  of  Nero.   I  69. 
Encise  P.    Patois   de  Ferrieres. 

VII  B  112. 
Erbe  K.  Die  zu  Städtenamen  ge- 

höi'igen    Ableitungen    auf    -er 

-isch.  IX  D  147. 
Ernault  E.  Glossaire  moyen-bre- 

ton2.  VIII  36.  —  Mutation  faible 

de  d   apres  n  en  breton.  VIT! 

38.  —   La    desinenee    bret.    de 

la  1.  pers.  pl.    VIII  39. 
Erzepki  B.  Mazurische  Sprach- 
proben a.    d.   Ende    d.    17.   Jh. 

X  B  98. 
Erzgräber  G.    Hist.  Laut-  und 
,  Formenlehre  d.  Franz.  VII B  63. 
Etienne  E.  Essai  de  gramm.  de 

l'ancien  fran^.   VII  B  64. 
E  V  a  n  s  A.    J.    Primitive    picto- 

graphs   and  a  prae-phoenician 

Script   frora  Crete  and   the  Pe- 

loponnese.  V  93.       , 
Evjölfsson  S.    Um  Ortin.    IX  C 

"76. 

Fabricius  E.  Archäol.  Unter- 
suchungen in  Kleinasien.  VI  15. 

Fabricius  —  K  o  p  p  m  a  n  n  Wit- 
teldach.  IX  D  308. 

Fabritius  H.  Büchlein  gleich- 
stimm. Wörter.   IX  D  136. 

Fairbanks  A.  Local  Cults  in 
Homer.  I  69. 

Falk  H.  Sprogets  visne  blomster. 
IX   C    50.    —   Knud   Knudsen. 

IX  C  52. 

FalloAvs  S.  Compl.  Dict.  of  Sy- 
non.  and  Antonyms.   IX  D  64. 

Famincyn  A.  Altar,  u.  asemit. 
Elem.  im  slav.  Gebrauch  usw. 

X  B  19. 


18«; 


Autorenrealster. 


Fassbänder  F.  DePolybii  sen- 
tentiis  conditionalibus.  V  58. 

Fausltöll  V.  Setebliissara.  III 
B  85. 

Tay  E.  W.  Ar.  fr^^.  I  23.  —  Ar. 
gtt.  1  24.  —  A<>'glutination  and 
Adaptation.  T  25.  —  The  Arval 
iSong  onee  more.  T  69.  —  The 
Invariability  of  Phonetic  Law. 
T  69.  —  Schwabs  Syntax  of  the 
Greek  Compar.  V  "^37.  —  Car- 
men Arvale.  VII  A  45.  —  siiie, 
nesi,  nisi  .  ni  nisi.    VII  A  80. 

Fe  er  A.  Le  Prince  Sou-ta-ne  des 
Memoires  de  Hiouen-Thsang-. 
I  70. 

Feilberg  H.  F.  Bidrag-  til  en  Ord- 
bog-  over  jvske  AlmuesmAl.  IX 
C  66. 

Fe  11  n  er  St.    1).   homer.   Bogen. 

V  86. 

Fenn  eil  C.  F.  A.  T.-G.  Sonants 
andConsonants.  1 18.  —  Griech. 
Etymologien.    \'  147. 

Feron  P.  Notions  d'accentnation 

V  24. 

Ferreira  .1.  P.  Notas  sobre  a 
lingua  portug*.  VII  B  19(5. 

Ferrero  E.  Iser.  di  Aosta.  VIT 
A  119. 

Fick  A.   Etymologisches.   V  141. 

r'inck  F.  N.  Balt.-slav.  und  idg. 
Nonunalakzent.   X  A  1. 

Fiök  K.  Müller  Miksa  es  a  Rig- 
veda.  III  B  47. 

Fischer  L.  Unterschiede  zwi- 
schen d.  nd.  u.  hd.  1  )iall.  in 
Lauten  und  Formenbildung  der 
Subst.   IX  A  3  b. 

—  E.  L.  Grannn.  u.  Wortschatz 
d.  nd.  MA.  im  preuss.  Sandande. 
IX  I)  1H2. 

—  H.  (ieogr.  d.  schwäb.  MA.  IX 
I)  183. 

Flag"g  J.  Teiiii)oral  and  modal 
])rinciples  of  Attic  prose.  V  42. 

Flajshans  \'.  »Quantität  im  Böh- 
mischen. X  B  77.  —  Satzsajidhi 
im  Böhm.  X  B  78. 

Fleckeisen  A.  redux  nicht  red- 
dux.  Vll  A  51. 

Florinskij  T.  Slav.  Sprachwis- 
.senscli.  X  B  2. 

Flügel  E.  Neuengl.  Lesel)uch. 
IX  I)  H. 

f^  1  ü  g  e  1  —  S  c  h  m  i  d  t  —  T  a  n  g  e  r 
Wi).  d.  engl.  Si)r.  IX  I)  56. 


Förster  K.  Modi  im  ahd.  Tatian. 

IX  D  153. 

—  W.  afrz.  mes.  VII  B  140. 
Fortier  A.    Loxiisiana  folk-tales 

in  French.  VII  B  .121. 
Fortunatov   Ph.    I^ber  Akzent 
u.  Quantität  in   den  balt.  Spr. 

X  C  1. 

Fowler  H.  W.    The    Apollo    of 

Belvedere.  I  69. 
Foy  W.  Ved.  Beiträge.  III  B  42. 

—  Die  Königl.  Gewalt  nach  d. 

ai.  Rechtsbüchern.  III  B  122.  — 

Die  idg.  .s--Laute  iniKelt.  VIII2. 
Le  Fover  H.  L'accns.  du  geron- 

dif  en  fran^.  VII  B  81. 
Franc k  J.    Das  e  in  heeten.   IX 

I)  92.  —  Diphth.  ea  ie  im  Ahd. 

IX  I)  129.    —    mnd.  enket.    IX 

I)    287.    —    Zr.   Rhythmik    des 

Allitt. -Verses.  IX  D  315. 
F  r  a  n  c k  e n  C.  M.  conjüodere.  VII 

A  81.  —  "inirari.  VII  A  82. 
Franke  C.    Ostfränk.-oberpfälz. 

und  obersächs.  Dialekt.    IX  I) 

184. 

—  R.  ().  Inder.  III  B  1.  —  dru- 
l/fia?ja.  III  B  54.  —  Beziehung 

-1  der  Wortbedeutung  zin-  Wort- 
form. III  B  83.  —"Belege  aus^ 
dem  Päli  für  unbelegte  Wzz.  u. 
Wzbedeutungen  des  Dliatiipä- 

I       tlifi-  in  B  84. 

j  F r ä  n  k  e  1  L.  Begriffsentwicklung" 
von  Fr  aide  in.  IX  D  291. 

—  S.  Oriental.  Einliüsse  auf  d. 
deutsche  Si)r.    IX  D  273. 

Free  mann  E.  Cieschichte  Sizi- 
liens I.    VII  A  132. 

Freudenthal  A.  O.  Runinss.  A. 
Tuukkala  spännet.    IX  C  10. 

Friedel  E.   Webekunst.    II  25. 

Friedländer  L.  luvenal.  VII 
A  63. 

Fried  mann  S.  Lingua  gotica. 
IX  B  6. 

Fritzner  J.  Ordbog  over  det 
gamle  norske  Sprog.  IX  C  23. 

Froh  de  F.  Zur  hom.  Wortfor- 
schung. V  81.  —  Mythol.  Na- 
men. \'  138. 

—  ().  Gr.  u.  röm.  Quellen  d.  In- 
stitut, des  Priscian.   \11   A  3. 

Fuckel  A.  Dialektiirenze  im 
Thüringer  Wald.  IX  D  185. 

Fügner  F.  Lexicon  Livianum. 
VI!  A  57. 


Autorenreffister. 


187 


Fuoehi  De  tituloi-um  lonicorum 
dialecto.  V  127. 

G  a  a  V  e  u  s  t  r  0  0  ni  J.  H.  De  Klein- 

toon  in   het  Nederlandsch.    IX 

D  90. 
Gaheis  A.    De  trop.  in  L.  Aen. 

Senecae   trao-.   generibus.    VII 

A  62. 
Gaidoz  H.    Mots  gallois  d'orig-. 

lat.  VII  30.  —  annicn.  VIII  31. 
Gallee  J.  H.  Woovdenboek  van 

het  Geldersch-ovei'ijselsch  dia- 

lect.  IX  I)  104.  —   Litus  saxo- 

niciim.  IX  D  107.—  as.  Sprach- 
denkmäler. IXI)  156. 
Garbe  R.  Zum  Apastaniba  Srau- 

tasütra.  III  B  67. 
Garnett  J.  M.  Progress  of  Engl. 

Phil.  IX  ,D  2. 
Garnier  Etvm.  de  noms  de  pavs. 

VII  B  133.' 
Gebauer  J.    Hist.  mhivnice  ja- 

zyka  eesk«^ho.  X  B  76.  —  No- 
minaldeklination   der    adj.    -o- 

-a-Stämnie.  X  B  79. 
G e b  h  a  r  d  t  C.  Subjektlose  Konstr. 

im  Afranz.   VII  B  87. 
Geh  ring-  A.    Index   Homericus. 

Appendix  :      Hymn.     vocabula 

contin.    V  72. 
Geiger  W.   Singhalesisches.   III 

B  100. 
van  Gelder  H.    A    inss.    quas- 

dam  Rhodias  observationes.  V 

106. 
Gelduer  K.  Yama  u.  Yaml.  III 

B  53.   —    Avesta   8.   Liefrung. 

III  C  3.  —  Ave.^talitteratur.  III 

C  15  a. 
Gerber  E.  Substantivierung  des 

Adj.  im  Engl.  IX  D  28. 
Gerber  —  Greef   Lexicon    Ta- 

citeum.  VII  A  58. 
GeringH.  D.  Erdmann.  1XA52. 
Gerov  N.    Bulg.  Wb.  X  B  47. 
Gerstenhauer  A.  De  Alcaei  et 

Sai)phonis  copia  verborum.    V 

117. 
Gcssner    E.    Das    span.    indef. 

Pron.    VII  B  184. 
G  i  a  n  n  0  p  u  1  o  s  N.  J.    Inss.  de 

TEparchie  d'Alniyros.   V  113. 
Giesswein  A.    Elements  localo- 

demonstratit's.    I  39. 
Gigas  E.  Lhoinbrespillets  termi- 

nologi.   IX  C  61. 


G  i  1 1  h  0  ff  J.  Tiernamen  im  Volks- 
munde. IX  DJ 86. 

Ginzel  F.  K.  Über  einen  Ver- 
such d.  Alter  d.  ved.  Schriften 
aus  histor.  Sonnenfinsternissen 
zu  bestimmen.  III  B  49. 

Gislason  K.  Oldnord.  Skjalde- 
kvad.  IX  C  28. 

Gleditsch  H.  Rudolf  Westphal. 
I  83. 

G  1  ö  d  e  0.  Zm.  Mecklenb.  Wort- 
schatz. IX  D  187.  —  Tiernamen 
im  A'olksmunde.  IX  D  188.  — 
Drang.    IX  I)  286. 

Gloel  H.  Weseler  Deutsch.  IX 
D  189. 

G  n  e  r  1  i  c  h  R.  jiediijree.  IX  D 
78. 

Godefroy  F.  Diction.  de  l'anc. 
lang-ue  franc,-.  VII  B  52. 

G  ö  h  r  1  i  ch  K.  Teufelsname  in  der 
organ.  Natur.  IX  D  271. 

Gold  Schmidt  M.  Zu  einem  ger- 
man.-rom.  Wb.  VII  B  19.  IX 
A  16. 

G  0 1  d  s  m  i  d— Wa  r  d— B  i  r  d  w  o  o  d 
— P  r  i  d e a u  x— P la  1 1  Elephnnt, 
Alabaster.  IX  D  67.  68. 

Goldstein  L.  Zu  lexik.  Stud.  üb. 
die  Schriftspr.  der  Lessingpe- 
riode.  IX  A  3b. 

Golther  W.  Germ.  Mvthol.  IX 
A  40. 

Gönczi  F.  Geogr.  u.  ethnogr. 
Beschreibung  d.  Murinsel.  X  B 
40.  41. 

Goodwin  W.  W.  The  Athenian 
Ypacpn  TTapav6|Liujv    I  69. 

Gorra  E.  INIorfologia  ital.  VII 
B  27. 

Götzinger  E.  /rt.v.se/?  bei  Luther 
u.  Goethe.    IX  D  296. 

Grab  o  wZr.  Ausspr.  d.  Deutschen. 
IX  I)  141.  —  Mustergült.  Au.s- 
spr.  des  g.  IX  D  142. 

Gradl  K.  MA.  MA.  Westböh- 
mens. IX  I)  190. 

Grammont  M.  La  dissimilation. 
1  IL  VI!  i;  16.  —  De  liquidis 
sonantibus.   I  21. 

(Jrandg'ent  Eniil.  in  Amerika. 
IX  D  .51. 

de  la  Grasserie  R.  P'onction 
concrete  du  pmn.  person.  VII 
B  88. 

Gray  F.  Zr.  Textkritik  der  Caed- 
monschen  Genesis.   IX  A  3b. 


188 


Autorenreo'ister. 


Oreen  A.  0.  Practical  hindu- 
stani  g'rammar.  III  B  98. 

Green ouji'h  J.  B.  Frühlat.  Pro- 
sodie.  VII  A  138. 

Grieb  Ch.  F.  Eng-l.  Wb.  IX  I)  57. 

Grierson  G.  A.  Coiiditioii  of 
Asökainscriptionsin  India.  1  70. 

—  Stress-Accent  in  tlie  Mod.  In- 
do-Aryan  Vernaculais.  HIB  02. 

—  Plionolog-y  of  the  Mod.  Indo- 
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Griffith  R.  T.  H.  Atharva  Veda 
translated.  III  B  59. 

Grimm  J.  u.  W.  Deutsches  Wb. 
IX  I)  264. 

Groth  F.  A  Dan.  and  a  Dano- 
Norw.  Gramm.  IX  C  55. 

G  r  II  p  p  e  0.  Mvthol.  Jahresbe- 
richt.  V  162. 

de  Gubernatis  A.  Le  type  In- 
dien du  Luciter  chez  le  Dante. 
I  70. 

Gübjuv  P.  K.  Dial.  von  Konop- 
cije.  X  B  53. 

Gudeman  A.  Plutarch  as  a  Phi- 
lolog-ist.  I  69.  —  Historv  of  Class. 
Plülolog-y.  I  80. 

Guerriero  A.  Iscr.  ital.  e  latino. 
VII  A  112. 

Gummere  F.  B.  Article 'JMvtlio- 
logy'.   II  29. 

Gumplowicz  L.  Sprachwissen- 
schaft u.  Soziologie.  I  2. 

V.  Gutzeit  W.  Wörterschatz  der 
deutschen  Sprache  Livlands. 
IX  1)  191. 

Haack  K.  Zr.  Namenforschung. 
IX  I)  251. 

Haberland  F.  Milit.  Terminolo- 
gie. IX  D  272. 

Hafner  E.  S])r.  d.  lat.  Hexame- 
triker.  VII  A  143. 

Hagen  H.  Die  Kichtungen  der 
klass.  Philologie.  I  79. 

II  a  ii  n  F.  Haustiere  u.  ihre  Bezie- 
hungen z.  Wirtschaft.    II  22. 

Haie  W.  G.  Did  \'erse  Ictus  de- 
stroy  Word-Accent  in  Latin  Poe- 
try?  I  69.  —  'Fxtended'  and 
'Remote' deliberatives  in  Greek. 
^'  51.  —  Anticipatory  Sulijimc- 
tive  in  Greek  and  Latin.  V  52. 

Ha  Ina  du  Fretay  Debüts  de 
l'äge  neolithique.  II  19. 

Haniel  F.  A.  Moliere-Svntax. 
Vll   B  98. 


Hammelrath  Zu d.  pros. Schrift, 
d.  L.  Ae.  Seneca.  VII  A  61. 

Hammer  W.  Ortsnamen  der  Pro- 
vinz Brandenburg.  IX  D  242. 

Haussen  F.  Dipt.  ie  en  la  epoca 
de  Gonzalo  de  Berceo.  VII  B 
190.  —  Conjug'.  de  Gonzalo. 
VII  B  191.  —  Supplemento  ä 
la  conj.  VII  B  192. 

Hara  Prasäd  Cästri  Relation 
of  Bengali  to  'Pali  and  Sans- 
krit. III  B  95. 

de  Harlez  C.  Affinites  lingu.  du 
Hongrois.  I  42.  —  La  Religion 
Persane  sous  les  Achemenides. 
in  C  15. 

Harrington  K.  D.  Diction  of 
the  Apocolocyntosis  Divi  Clau- 
dü.  I  69. 

—  K.  H.  A  Neglected  Use  of  the 
Lat.  Impv.  I  69. 

—  K.  P.  Is  there  any  Trace  of 
the  Terpandrian  vöjuoc  in  Ti- 
bullus?  I  69. 

—  Saturnians  of  Livius  Andro- 
nicus  and  Naevius.  VII  A  141. 

Hatzidakis  G.  iräc,  iräv,  dvöpiäc, 
i.uäc,  ßoöc,    all,    -rröp,    Kfip.  V  25. 

—  Zur  Kontraktion  von  ea nach 
p  im  Att.  V  27.  —  Aussprache 
des  Y  u.  ß  bei  den  Lakonen. 
V  95.  —  'EinYpaq)iKä.  V  118.  — 
'ETTiTpotqpai   eK  06cca\iac.    V  119. 

—  TTepi  Toü  'E\\nvic|uoö  TiLv  äp- 
Xaiuuv  MoKebövuiv.  V  176. 

II  a  u  f  f  e  n   A.    Die  4  deutschen 

Volksstämme   Böhmens.    IX  D 

192. 
Haug  F.  Bericht  ü.  d.  röm.  Epi- 

graphik.  VII  A  101. 
Hegedüs  J.    De  iniin.  bist.   VII 

A  30. 
Heintze  A.    Stellung  des  Verbs 

nach  nnd.  IX  D  128. 
H  eller  L.  Der  Gana  mrsddV.  III 

B  79. 
Hellquist    E.    Nord-   ocli    väst- 

germ.    djurnamn.    I    ^fi).    IX  A 

19.    —   Ordförklaringar.    IX   C 

19. 
Helm  K.  Zr.  Rhythmik  d.  kurzen 

Reimpaare.  IX   D  .■)17. 
van   lleltenW.  Grammatisches. 

IX  A  9.  —  Oudfri.  kesfii/in.  usw. 

IX  1)  S(;.  —  Etvm.  en  andere  bij- 

dragen.  IX  I)  110.  —  Weiteres 

z.  as.  Gramm.  IX  1)  130. 


Autoreiireii'ister. 


189 


H  e  m  p  1  G.  Some  American 
Speech -]Maps.  I  69.  —  Vowel 
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stress.  IX  D  22. 

Henke  W.  Tvpus  d.  genn.  Men- 
schen.  IX  A  29. 

H  e  n  n  e  s  E.  Deutschanierikan. 
Spr.  IX  I)  193. 

Henrv  Y.  RV.  I  164,  36  =  AV. 
IX  10.  17.  YI  70.  —  A'edica.  III 
B  44.  —  fous.  YII  B  126. 

Her  big-  G.  Aktionsart  u.  Zeit- 
stufe. I  29. 

Herford  Dialect  and  archaism 
in  the  Shepheards  Calendar. 
IX  D  45. 

Herizo  M.  E.  Gram.  comp,  de 
las  lenguas  lat.  v  castell.  VII 
B  195. 

Hertel  L.  Thür.  Sprachschatz. 
IX  I)  194. 

He  rtlein  F.   olvovii.  Y  82. 

den  Hert Dg  C.  H.  Concr.  en 
abstracte  substantieven.  IX  D 
95. 

Heslop   North,  words.  IX  D  50. 

Hess  J.  J.  Zur  Aussprache  des 
Griech.  V  21. 

Hesselmeyer  E.  Pelasgei--  und 
Etruskerfrage.   YII  A  136. 

Heviser  W.  Offenes  u.  geschlos- 
senes ee  im  Schottischen  und 
Nordeng].  IX  D  18.  —  Nach- 
trag IX  D  19. 

Hewitt  —  Beach  Manual  of  our 
Mother  Tongue.  IX  D  9. 

Hey  G.  Slav.  Siedlungen  im 
Kgr.  Sachsen.  X  B  104. 

—  O.  accessio  —  accessus.  YII  A 
77.  —  accessus.  accido.  YII  A 
83. 

Hevne  M.  Deutsches  Wb.  IX  D 
265. 

Higg'ins  L.  R.  ßoi)Xo|uai  in  Hom. 
Y  83. 

Hilferding  A.  Th.  Bylinen  vom 
Onega.  X  B  71. 

Hill  G.  F.  Descriptive  names  of 
animals  in  Greece.  V  133. 

Hille  Matschop.  IX  I)  297. 

H  i  1 1  e  b  r  a  n  d  t  A.  Wz.  asth  im 
Skr.  III  B  15.  —  Yedainterpre- 
tation.  III  B  39.  —  Zu  Olden- 
bergs  Religion  des  Yeda.  III 
B  108.  —  Brahmanismus  xi.ind. 
Yolksreligion.  IIT  B  1 14.  —  Brali- 
maneu  u.  Cudras.  IX  A  3a. 


Hiller  von  Gärtringen  F.  Inss. 
aus  Rhodos.  Y  105.  —  Neue 
Ins.  von  Nisyros.  Y  107. 

H  i  m  e  r  K.  Griech.  Wörter  in 
Plaut.  Palliaten.  YII  A  49. 

Himmel  st  oss  M.  Aus  dem  bair. 
Wald.   IX  D  195. 

Hinken  G.  Die  älteren  russ. 
zweistämm.  Personennamen  u^ 
deren  Kürzung.  X  B  57.  — 
Reise  im  Gouv.  Suwalki.  X  C 
11.  —  Zur  lit.  Ethnogr.  X  C  12. 

Hintner  Y.  Todfroh.  IX  D  306. 

Hirsch  1er  Mots  et  expressions 
judeo-proven^'ales.  YII  B  173. 

Hirt  H.  Urheimat  u.  Wanderun- 
gen der  Idg.  116. —  Z.  d.  germ. 
Auslautsgesetzen.  IX  A  12.  — 
Akzentstudien.  1.  IX  A  20. 

Hirzel  A.  Rigveda  u,  s.  Sprache. 
III  B  46. 

Hjelmquist  Th.  Om  begagnan- 
det  af  svenska  akademiens  Ord- 
bok.  IX  C  40. 

Höfer  F.  Yolksnamen  der  \'ögel 
in  Niederösterreich.  IX  1 )  196. 

Hoffheinz  W.  Lit.  Kirchenge- 
sänge. X  C  15. 

Ho  ff  mann  E.  Die  tarqu.  Sibyl- 
lenbücher. YII  A  84. 

—  J.  J.  Schapbach  u.  se.  Bewoh- 
ner. IX  D  197. 

—  O.  Etymologien.  I  55.  —  Wort- 
schatz des  jungen  Herder.  IX 
D  276. 

Hoff  m  a  n  n  -  K  r  a  y  e  r  E.   Got. 

jains  ahd.  jener.  IX  A  21. 
Hogan  S.    Ir.  neuter   substanti- 

ves.  YIII  16. 
Holder  A.  Alt-celt.  Sprachschatz. 

VIII  8.  —  Wortschatz  des  Beo- 
wulf.    IX  D  39. 

Holleaux  M.  Sur  une  inscrijttion 

de  Thi'bes.  V  122. 
Hollenberg  A.  Benennung  des 

menschl.  Körpers  u.   sr.  Teile. 

IX  D  270. 

Holmes  D.  H.  Die  mit  Präposi- 
tionen zusamnienges.  Verba  bei 
Thukvdides.  V  39. 

Holthäusen  F.  Got.  ahaks.  IX 
B  8.  —  Engl.  Ausspr.  bis  1750. 
IX  D  20. 

Hom  olle  R.  Inss.  de  Deij)hes. 
V  110. 

Hoogvliet  J.  M.  Homerica:  xoi- 
cTci.  V  76. 


190 


Axitorenrecister. 


Hopkins  E.  W.  Numerical  For- 
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The  Relig'ions   of  India.    ITI  B 
105.  —  The  dog-  in  the  Rig-Veda. 
III  B  123.  —  Holv  Numbers  in   ' 
the  RV.  I  67.  IirB  124. 
Hörmann  L.    Biogr.-krit.  Beitr. 
z.  österr.  Dialektiitt.  IX  I)  198. 
Hörn  P.  Waren  die  alten  Perser 

Zoroastrier?  III  C  16. 
Hörnes  M.  Griechenhinds  älteste 
Kulturstufen.  V  178.  —  Das  Pro- 
blem der  mj'ken.  Kultur.  V  179. 
Horning  A.  -icciis  -öccus  -accus 
im    Franz.   YIl  B   85.    —    Frz. 
(jesse,  faire.  VII  B  129.  —  Frz. 
Etym.   VlI  B  137. 
Horton-Smit  ii    L.    kiccöc    and 

hedera.  I  56. 
—  T.  Origin  of  the  Gerund  and 

Gerundive.  VII  A  17. 
H  0  s  c  h    S.    Franz.    Flickwörter. 

VII  B  59. 
Hosius  C.  De  nom.  propr.  apud 

poetas  lat,  usu.  VII  A  144. 
Hoskins  J.  P.    Arten   der  Kon- 
jvxnktivsätze  in  der  Klage.   IX 
I)  160. 
Hübner  E.  Monumenta  linguae 

Ibericae.  I  37. 
Hubs  c  h  ni  a  n  n  H.  Armen.  Gram- 
matik. IV  1. 
Huguet  E.    Svntaxe   de  Rabe- 
lais. VII  B  96. 
Hülsen  Chr.    Miscellanea  epigr. 

VIT  A  110. 
Huhne  W.    H.    Quantity- Marks 
in  O.-E.  Mss.  I  ()9.  —    Sprache 
d.    ae.    Soliloquien   Augustins. 
IX  D  40. 
Humbert  C.  Der  franz.  Artikel. 

Vll   ß  78.  VII  B  97. 
Hunziker  J.  Sprachverhältnisse 

der  Westschweiz.  IX  D  199. 
Hürbin  J.  V.    Mundart,  Sprach- 
unterricht, Rechtschreibg".     IX 
D  200. 
Hussey   G.  B.    The   more  Com- 
])licated  Figures  of  Comparison 
in   l'lato.    I  69.    —    The  Incor- 
])oration   of  Several  Dialogues 
in  Plato's  llepublic.  I  69. 
Hvh'-n  J.  E.  Peinige  homer.  For- 
inen.  V  77. 

Imbert  J.    Termes   de   i)arenti' 
dans  les  inss.  Ivciennes.  I  36. 


Imme  Deutsche  Bergmannsspr. 
IX  D  203.  —  Unsere  Vornamen. 
IX  D  252. 

Inama  V.  Le  anticiii  iscr.  Rom. 
VII  A  111. 

InczeB.  Orig.  inf.  bist.  VII  A32. 

Ipsen  P.  L.  Zur  Syntax  der  Ver- 
gleichsätze. IX  I)  150. 

Ivanov  M.  Zur  bulg.  Dialektolo- 
gie. X  B  49. 

Jackson  A.  V.  W.  Two  Ancient 
Persian  Names  in  Greek.  I  69. 

—  Weighing  the  Soul  in  the 
Balance  after  Death,  an  ludian 
as  well  as  Iranian  Idea.  I  70. 
III  A  6.  —  Articles  'Nizämf, 
'  Omar  Khayyäm ',  '  Ormazd  ', 
'Ossetish',  'Pahlavi',  "Pamir 
Dialects'  'Persian  Language', 
'Psalms  of  Zoroaster'.  III  C  17. 

Jacob  G.  Das  wendische  Rügen 
in  seinen  Oi'tsnamen.  X  B  105. 

Jacobi  H.  Zur  ind.  Chronologie. 
I  70.  —  Inversion  von  Subjekt 
u.  Prädikat  im   Ind.   III  B  14. 

—  Ved.  Kalender  und  Alter  des 
Veda.  HIB  36.  —  Article 'Prä- 
krit   Languages'.  III  B  87. 

—  J.  Magvar.  Lehnworte  im  Sie- 
benbürgvSächs.  IX  D  201. 

Jagic  V.  Articles  'Russian  Lang/ 
'Slav.  Lang.'  X  B  1.  —  Geheim- 
sprachen bei  den  Slav.  X  B  18. 

—  Kapitel  aus  d.  Geschichte  d. 
südslav.  Spr.  X  B  21. 

JänickeH.  Infin.  bist.  VIIA31. 

Jannaris  A.  N.  Kratinos  and 
Aristophanes  on  the  cry  of  the 
sheep.  V  22. 

Jansen  H.  Nachträge  zu  Lewy 
Sem.  Fremdw.  i.  Griech.  V  140. 

Jeanroy  A.  rimen  en  franc;'.  et 
en  prov.  VII  B  157.  —  Etvm. 
frany.  VII  B  161. 

Jeep  L.  alias.  IX  A  3b. 

Jenkinson  Some  vulgare  Idi- 
oms. IX  I)  48. 

Jensen  J  M.  Sprogprove  fra 
Vendsyssel.  IX  C  5.3. 

J  e  s  p  e  r  s  e  n  O.  I  )en  bedste  danske 
udtale.  IX  C  57.  —  Substanti- 
vers overgang  til  adjektiver. 
IX  C  58.  —  En  sproglig  vord- 
iferskydning.    IX  C  59. 

J  i  V  a  n'j  i  J  a  m  s  h  e  d  j  i  Modi 
The  BJis-Relief  of  Beharäm  Gour 


Aiitorenre<>"ister. 


191 


and  the  Horse  in  Ancient  Iran. 
III  C  18.  —  Charms  or  Amu- 
lets  for  some  Diseases  etc.  III 
C  19. 
Johansson  A.  Verbet  faire  med 
lölj.  inf.  VII  B  91.  —  Konj.  in 
indir.  Fragesätzen  im  Frz.  VII 
B  95. 

—  K.  F.  De  i.-e.  folkens  iirhisto- 
ria.  II  2.  —  Slvr.  adbhyds,  ad- 
hhis.  Ill  B  10.  —  Ind.  HöUen- 
vorstellung-en.    III  B  116. 

Jolly  J.  Häritasütra.  I  70. 
Jonas  ii.  Verba  frequ.  u.  intens. 

bei  Cicero.  VII  A  27. 
De  Jong-  R.  R.   On   me.  vhymes 

in  end(e)  and  €nt{e).    IX  I)  17. 

—  M.  K.  Kantteekening'en  by  de 
Ned.  spvaakknnst  door  T.  Tei"- 
wey.  IX  I)  89. 

Jönsson  F.  Hong-r.  IX  A  3. 
J  0  r  d  a  n     R.     Deutsche    Recht- 

schreibg-.  vor   300  Jahren.    IX 

D  143. 
Josef    (Erzherzog)    Zig-euner- 

g-rammatik.  ITI  B  101. 
Jostes  F.  Heimat  der  as.  Dmm. 

IX  A  1. 
Jiisti  F.  Iranisches  Namenbuch. 

III  C  20. 

Käding-  F.  W.  Häuflgkeitsunter- 
suchung'en  d.  deutscli.  Sprache. 
IX  D  263. 

Kahle  B.  Aisl.  Elementarbuch. 
IX  C  3.  —  Krankheitsbeschwö- 
rungen des  Nordens.  IX  C  78. 

K  a  i  n  d  1  R.  F.  Wetterzauberei 
bei  <len  Rutenen  und  Hercu- 
len.  X  B  74. 

Kaiina  A.  Die  ar.  (idg.)  Stämme 
und  deren  Urheimat.  II  5. 

Käluud  Kr.  Rettelse  til  J.  Fritz- 
ners Ordbog.  IX  C  24. 

Kaluza  M.  Zur  Betonungs-  und 
Verslehre  im  Ae.  IX  A  3  b.  — 
SchAvellverse  in  der  ae.  Dich- 
tung. IX  D  83, 

Kalwaitis  W.  Ältere  lit.  Ortsna- 
men im  preuss.  Litauen.  X  C  20. 

Kanga  K.  E.  Vendidad  transla- 
ted  into  Gujaräti.  HI  C  21. 

Karadzic  V.  St.  Serb.  Volkslie- 
der^.  X  B  38.  —  Gramm,  u.  po- 
lem.  Schriften.  X  B  42. 

Karlowicz  J.  Kopulativa  des 
Typus  bracia.  X  C  91. 


Karlowicz  —  Krynski  —  Nied- 
z  w  i  e  d  z  k  i  —  P  r  z  y  b  o  r  o  w  s  k  i 
Pohl.  Wb.  X  B  93. 

Karskij  E.  Zr.  russ.  Dialekto- 
logie. X  B  65. 

Karsten  T.  E.  Nord.  Spräkeiis 
prim.  Nominalbildning-.  I.  IX 
C  18. 

Kat  Pzn  P.  Heet  voorzetsel.  IX 
D  100. 

Katz  E.  Cyrus.    III  C  22. 

K  a  u  f  f  m  a  n  n  Fr.  Deutsche  Gram- 
matik 2.  IX  A  6.  —  Mytholog-. 
Zeugnisse  aus  röm.  Inss.  IX 
A  43. 

Kavserling  Mots  espag.  dans 
le  schibboleHalleket.  VIIB  194. 

Kedär  NA th  Vidvä vinod  Dis- 
course on  ancient  topics.  III 
B  118. 

Keelhoff  J.  Quelques  mots  sur 
la  gramm.  g-recciue  et  la  criti- 
que  d.  textes.  V  11.  —  i'coc  et 
le  geuitif.  A'  35.  —  öxi  et  uüc 
suivis  d'un  verbe  V  61. 

Keidel  G.G.  Folsitie.  VIIB  127. 

Keil  B.  Das  Gottesurteil  von 
Mautinea.  V  123. 

Keller  O.  Zur  lat.  Sprachg-esch. 
2.  Tl.   VII  A  7. 

Kempson  M.  Syntax  and  idioms 
of  Hindustani.  III  B  97. 

Kennedy  H.  A.  A.  Sources  of 
New  Testament  Greek.   V  9. 

Kermode  P.  M.  C.  Welsh  in- 
scription  in  the  Isle  of  Man. 
VIII  29. 

Kern  H.  PäU  patta.  III  B  86. 

Kennt  je  H.  Synt.  Gebrauch  d. 
Verbs  bei  Amyot.  VII  B  94. 

Kielhorn  F.  Svaritenädhikärah. 
III  B  76. 

Kirste  J.  Hemacandras  Dliätu- 
pätlia.  I  70.  —  Epilegomena  zu 
meiner  Ausgabe  von  Hemaclian- 
dras  ITnädigaiiasütra.  III  B  80, 

Kjelberg-  L.  s.  Wide  S. 

K  j  ö  1 1  e  r  s  t  r  ö  m  P.  A.  Svensk 
namnbok.  IX  C  44. 

K  I  e  i  n  p  a  u  I  R.  Ursprung-  der 
Sprache.  I  3. 

Klug-e  Fr.  Deutsche  Suffixstu- 
dien. IX  A3.  IX  D  127.  —  Vo- 
kativformen im  Ae.  IX  D  15.  — 
proitd  —  pride.  IX  D  79.  — 
Zu  den  Sprachduniniheiten.  IX 
D  144. 


102 


A  ut  0  renreg-i  ster. 


Kluvver  A.  Woordenboek  der 
nederl.  taal.  IX  D  108.  —  gids 
IX  I)  115.  —  Kalis  en  Caliban. 
IX  D  116. 

Knapp  C.  Notes  on  Horace.  169. 

—  Lat.  Lexicog'raphical  Notes. 
I  69.  —  To  Lat.  Lexicographv. 
Vir  A  76.  —  Prepos.  in  Gellius. 
VIT  A  64. 

K  n  0  o  p  C.  Vornamen  in  Pom- 
mern. IX  D  253. 

K  0  c  k  A.  Göttin  Nerthus.  IX 
A  44.  —  Om  »-omljiidet  i  forn- 
norskan.  IX  C  13.  —  Gramm, 
bidrag.  IX  C  14.  —  Der  durch 
u  entst.  Brechnng'sdiplith.  im 
Anord.  IX  C  15.  —  Svenslca 
ord  och  uttryck.  IX  C  43. 

Kög-el  R.  As.  Genesis.  IX  D  154. 

Kühler  P.  Zusammenges.  Satz 
bei  Heinr.  v.  Melk.    IX  I)  158. 

Kokoriidz  E.  Abi.,  Lokat.,  Instr. 
bei  Hom.  in  formeller  u.  svnt. 
Bez.  V  78. 

Kolai-  J.  Steigerung  d.  xVdj.  im 
Slav.  X  B  8. 

Kolkwitz  M.  Zum  Erfurter  Glos- 
sar. IX  D  41.  —  Etym.  IXD69. 

KoUewijn  R.  A.  Het  geslacht 
der  zelfstandige  naamwoorden 
in  het  Nederlandsch.  IX  D  94. 

—  Onze  voornaamwoorden.  IX 
I)  97. 

KövToc  K.  I.  0i\o\oYiKai  irapaTri- 
pfjceic.  V  13.  —  KpiTiKai  Kai  tP"!^- 
lUttTiKai  iTapaTr]pr]C6ic.  V  14. 

Koppmann  K.  sneseicesyt.  IX 
D  305. 

Kor  seh  Th.  Zu  ßrugmanns  grie- 
chischer Lautlehre.  V  19. 

Körting"  G.  Das  I'erf.  im  Rom. 
VII  B  17.  —  -nrius  im  Frz.  VII 
B  141. 

Kossinna  G.  Vorhist.  Arch.  IX 
AI.  —  Volksname  'Griechen'. 
IX  A3.  IX  A31a.  —  Ursprung 
d.  Germanennamens.  IX  A  31. 

—  \'orgeschiclitl.  Ausbreitung 
d.  Germ.  IX  A  32. 

Köstler  K.  Gebiets- u. Ortskunde 
Baierns.  IX  I)  243. 

K  r  a  n  t  z  S.  Addenda  lexicis  graec. 
et  lat.  V  130. 

Kraus  C.  Das  got.  Weihnachts- 
Hl)iel.  IX  B  3. 

Krause  E,  H.  L.  Nähr-  u.  Ge- 
spinstpflanzen. 11  24. 


Krejci  J.  homer.  änat  eipr||ueva. 
V  84. 

Krieger  A.  Topogr.  \Vb.  Ba- 
dens. IX  D  244. 

Kr  um  mach  er  Beispiele  z.  engl. 
Synt.  IX  D  26. 

Krynski  A.  A.  Aus  d.  Wörter- 
geschichte. X  B  92. 

Kuhn  E.  Litteratur  der  Himmel- 
und  Höllenfahrten.  I  70. 

Kühnel  P.  Slav.  Orts-  u.  Flur- 
namen d.  Oberlausitz.  X  B  106. 

Kunje  F.  mutterseelenallein.  IX 
D  29S. 

Kusar  M.  Dial.  v.  Rap.  X  B  33. 

L äff  1er  L.  Fr.  sijosteii.  IX  C 
11.  12. 

Lag  er  Crantz  O.  Griech.  Ety- 
mologien.  V  148. 

Lamb ertön  W.  A.  Notes  on 
Thucydides.  I  69. 

Landgraf  G.  Akk.  imjuineni 
bei  Eunius.  VII  A  46.  —  Glos- 
sograph.  u.  A^"örterb.  \\\  A  74. 

Lange  J.  Besond.  Gebr.  d.  AbL 
abs.  bei  Cäsar.  VII  A  55. 

Lanman  C.  R.  Reflected  Mea- 
nings.  I  45.  I  69.  —  Article 
'Sanskrit  Language'.    III  B  3. 

—  Article  Tänini'.   III  B  75. 
Larsen   A.  B.    Lydlan-en  i   den 

solorske  Dial.  IX  C  51. 
—  K.  ( )m  dansk  Argot  og  Slang. 
IXC67.  —  Dansk  Soldatersprog. 

IX  C  68. 

LattesE.  hirquitallus.  VII A 77. 
VII  A  85.  —  Stolz  c  Thurn- 
eysen  contro  l'Italianitä  dell' 
Etrusco.  VII  A  133.  —  Italia- 
nitä  nella  lingua  Etrusca.  VII 
A  134.  —  Naharci,  Falischi  ed 
Etruschi.  VII  A  135.  —  Studi 
metrici  intorno  all'  iscr.  etrusca. 
VII  A  146. 

Latyschew  B.  Inss.  aus  dem 
Taurischen  Chersonnes.  VIO  2. 

—  Analecta  ep.igraphica.  V  112. 
Lautenbach  Ähnlichkeiten  in 

lit.   u.   Ictt.   Volksliedern,   usw. 

X  C  36. 

Lawton  W.  C.  A  National  Form 

of  Verse  the  Natural  Unit  for 

the  Thought.  I  69. 
Layard  A.  H.  Early  Adventures 

in   I'ersia,   Susiana   and  Baby- 

lonia.  III  C  23. 


Autorenreo'ister. 


193 


Lease  E.  B.    Studj'   of  Pruden- 

tius.  VII  A  66. 
Leclerc  A.  Locutions  eii  usage 

dans  le  Midi.  VII  B  171. 
Lecomte  M.  Origine  des  noms 

de    lieux    habites   de   i'arrond. 

de  Provins.  VII  B  111. 

—  H.  Noms  de  lieux  des  depp. 
de  I'Yonne  et  de  Seine-et-Marne. 
VII  B  131. 

Ledieii  A.  Nouvelles  et  legen- 
des reo.  a  Demuiii.  VII  B  110. 

Lee  F.  B.    Jerseyisms.  IX  D  46. 

Lefebure  E.  Le  eulte  du  feu 
dans  rinde.  III  B  113. 

Lefmann  S.    Franz  Bopp.   I  87. 

Leithänser  J.  Barmei*  Lokal- 
namen. IX  D  246. 

Leitzsch  J.  Qiiateniis  quando- 
que  in  dialectos  Aeol.  lingua 
vulg'aris  irrep.serit.  V  116. 

Lejav  P.  Notes  Latines  VIII — 
XII.^  VII  A  86.  —  Le  g-rammai- 
rien  Virgile.    VII  A  145. 

Leland  C.  H.  English  Gipsies 
and  their  language.  III  B  102. 

Leirtzner  K.  Altnord.  Formen- 
lehre. IX  C  4. 

Lenz  H.  K.  Jüdische  Eindring- 
linge in  d.  deutsche  Sprache. 
IX  U  274. 

—  R.  Ortologia  v  ortogr.  de  la 
leno-ua  castell.  "VII  B  193. 

Leo  F.  Plaut.  Forsch.  VII  A  48. 

de  Lepinay  ]\I.  Chansons  pop. 
du  Limousin.  VII  B  165. 

Lepitre  A.  La  phonetique  Indo- 
europeenue  et  ses  progres  de- 
puis  trente  ans.  I  76. 

Leser  E.    Frz.  {iPne.   VII  B  128. 

Leumann  E.  Herkunft  dej-  6. 
ai.  Präsensklasse.  I  70.  —  Ava- 
cyaka-Litteratur.  170.  — Rhyth- 
mische Erscheinungen  in  der 
ved.  Sprache.  HI  B  6. 

Levi  E.  Canti  trad.  del  pop.  ital. 
VII  B  38. 

—  S.  Une  Poesie  inconnue  du 
Roi  Harsa  Clläditya.    I  70. 

L  e  V  V   E.    Prov.    Supplementwb. 

Vli  B  163. 
Lewis  E.    St.  Guernsev.    VII  B 

114. 
Lewv  H.  Die  sem.  Fremdwörter 

im'Griech.  V  139. 
Ijiden  E.    Zur  Wortkunde   und 

Grammatik.    I  57.    I   66. 

Anzeiger  VII  1  u.  2. 


Liebich  Br.  Candra-Vvakarana. 
III  B  78. 

Lind  E.  H.  Om  nord.  person- 
namn.  IX  C  27. 

L  i  n  d  e  1  ö  f  U.  Eng-el.  SprAkets 
hist.  Ljudlära.  IX  D  3. 

Lindsay  W.  M.  Breton  and  0. 
French  glosses.  VIII  35. 

Lindskog  D.  enunt.  ap.  Plaut,  et 
Terent.  conditionalibus.  VII  A 
50. 

Litten  F.  W.  Passivkonstr.  im 
Span.  VII  B  188.  —  que  amm- 
ciativo  u.  d.  Adv.  si  ciiando, 
como  etc.  VII  B  189. 

Ljapunov  B.  M.  Haupterschei- 
nungen d.  sloven.  Litt.  X  B  20. 

Ljunggren  W.  P.  F.  shall,  icill. 
IX  D  32. 

Lloyd  p:ncycl.  Dict.  IX  D  58. 

Logeman  Engeische  gouwspra- 
ken.  IX  I)  53. 

Loost  A.  Partikelgebrauch  Lu- 
kians.  V  64. 

Lorentz  F.  Vokaldehnung  vor 
tautosyllabischem  -ns  im  Ari- 
schen. HI  AI.  —  6ouXoc.  V 
149.  —  Z.  d.  germ.  Auslaut- 
gesetzen.  IX  A  11. 

Loth  J.  Le  sort  chez  les  Germ, 
et  les  Celtes.  VIII  7.  IX  A  46.  — 
ehen-^  yhen.  VIII  32. —  Forme 
archaique  du  nom  de  Dieu  en 
breton.  VIII  40.  —  Dialectica. 
VIII  41. 

Lovarini  E.  Litterat.  pavana. 
VII  B  44. 

Löwe  R.  Reste  d.  Germ,  am 
schwarzen  Meer.  IX  A  35. 

Lüders  H.  Vväsa-Cikshä.  III  B 
63. 

Lud  wich  A.  Homerica.  V  73.  — 
0.  Erdmann.  IX  A  3b. 

Ludwig  A.  Name  der  alten  links- 
läufigen Schrift  d.  Inder.  IH 
B  16.  —  Whitney 's  views  on 
the  solar  eclipses  mentioned  in 
the  RV.  III  B  48.  —  Die  Ge- 
schichte Videgha  Mäthava.  III 
B  65.  —  RV.  X  129.    III  B  55. 

—  Bock  u.  Messer.  1.  III  B  69. 

—  2.  III  B  71.  —  Schlussapho- 
rismus von  Päninis  Gramma- 
tik. III  B  77.  — '  Über  die  my- 
thische Grundlage  des  i\Iahä- 
bhärata.  111  B  115. 

—  A.  .supertititio panis.  VII  A  87. 

13 


194 


Autorenregister, 


Luft  W.  Hs.  des  Hildebrandlie- 
des.  rX  A  2.  —  Z.  Dial.  ds.  HL. 

IX  A  2. 

Luy-ge  G.  Nd.  Pflanzennamen. 
TX  D  205. 

Ijundell  J.  A.  De  svenska  folk- 
mklen.  IX  C  46. 

L  ü  p  k  c  s  W.  Erg-änzungen  zu 
Doornkaat  -  Koolnians  Wb.  d. 
ostfries.  Spr.  IX  D  20(5. 

Lynian  B.  S.  Chang'c  from  Surd 
to  Sonant  in  Japanese  Com- 
pounds. I  67. 

M  a  c  b  a  i  n  A.  Norse  elem.  in  Hig-h- 
land  place  names.  VIII  24.  — 
Personal  names  of  the  Town 
of  Inverness.  IX  D  52. 

M  a  c  b  e  a  n  L.  Celtic  elem.  in  Low- 
land  Scottish  song-.  VIII  25, 

Macclure  Daventry.  IX  D  76. 

Macdon  eil  A.  A.  vänara.  III  B 
18.  —  Two  Leg-ends  from  the 
Brhaddevatä.  III  B  58.  —  The 
Dwarf  and  Boar  Incarnations 
of  Visnu.   III  B  110. 

M  a  c  i  n  n  e  s  D.  Gaelic  techn.  terms. 

VIII  22. 

M  a  d  s  e  n  —  N  e  e  r g-  a  a  r  d  Polyan- 
dres Jutlandais  de  la  periode 
prerom.   IX  C  72. 

Magoun  H.  W.  Some  Plans  of 
Pliny's  Laurentinum.  I  69.  — 
Plinv's  Laurentine  Villa.  I  69. 

MählvJ.  Sprachl.  Rhythmus.  IX 
1)  312. 

Main  J.  H.  T.  Verbais  in  -xeoc 
-xeov.  T  69. 

Mair  G.    Ultima  Thule.  11  26. 

Makaruska  O.  IMcrain.,  aus  den 
türk.  Sprachen  entlehnte  Wör- 
ter. X  B  63. 

Malinowski  L.  Sprachl.  iMiszel- 
len.  X  B  9.  —  Sprache  der  Ko- 
mödien des  Franz.  Bohomolec. 

X  B  97. 

Manatt  I.  I).    Dörpfelds  Ennea- 

krounos.  I  69. 
Mann  F.  Wb.  d.  deutschen  Spr. 

IX  1)  267. 

March  F.  A.  Time  and  Space  in 
Word-Concepts.  I  12.  —  Flu- 
ency  of  Shakespeare.  I  69. 

Marchai  G.  Gramm,  walionne. 
Vll  B  108. 

Marchot  P.  -arhia.  VII  B  14.  — 
Notes  de  philol.  walionne.   VII 


B  109.   —    Etvm.   frauQ.  VII  B 

136. 
Martin   E.    Wulfilas  Todesjahr. 

IX  B  2.  —  Wl).  d.  elsäss.'MA, 

MA.  IX  I)  207. 
Marty  A.  Subjektlose  Sätze.  130. 
Math  er  M.  W.  ^öc^o  Compounds. 

VII  A  14. 

Matthews  B.  Note  on  recent  Bri- 

ticisms.  IX  I)  49. 
Matzke  J.  E.  The  French  nasal 

vowels  in  ain  ein.  VII  B  76. 
M  a  u  r  m  a  n  n    E.    Sprachg-renze 

zw.  ravensberg,  u.  südosnabr., 

zw.   osnabr.   und  münsterländ, 

I\IA.  IX  D  208. 
INI  a  X  w  e  11  H.  Scottish  land-names, 

VIII  23. 

Mayhew  A.  L.    Arsenic.   V  150, 

—  Bannauenta.   VIII  11. 

M  a  V  h  e  w  —  Macclure  sh ottery. 

IX  D  80. 

Meier  J.  Singularartikel  vor  Plu- 
raldativen. IX  D  145.  —  Das 
beste  Deutsch.  IX  D  165.  — 
Herkunft  der  Siebenbürger 
Sachsen.  IX  D  209.  —  Sclia- 
u-elle,  Schahelle.  IX  D  301. 

Mein  et   A.    Etymologies.    I   58. 

—  Varia.  I  59.    —  venärl.  VII 
A  88.  —  Etym,  slaves.  X  B  10. 

—  abg.  o.s-rt.   X  B  11.  —   abg. 
zC'jq.  X  B  12. 

Meister  R.  Epigraphische  und 
gramm.  ^litteilungen.  V  94.  — 
Aiubvr)  Zi'iv  Zdv.    V  151. 

Mellerio  L.  Lexique  de  Ron- 
sard. VII  B  54. 

Menger  L.  E,  'Free'  and  'cho- 
cked'  vowels  in  Gallic  Pop. 
Lat.  VII  B  50. 

Menges  H.  Zr.  Betong.  u.  ^'er- 
kürzg.  d.  Namen.  IX  D  254.  — 
Rufacher  ^'ornamen.  IX  D  255. 

—  zannen.  IX  I)  309. 
Menrad  Die  Genfer  Homerfrag- 
mente. V  69.  —  Homerfragment. 
V  70. 

Menzies  A.  History  of  ReHgion. 

II  32. 
M  e  r  i  n  g  e  r  R.  Hausrat  d.  obd. 

Hauses.  IX  A  39.  —  Altes  lett. 

\'aterunser.  X  C  31. 
Merkes  P.  W.  Nhd.  Inf.  als  Teil 

einer  umschrieb.  Zeitform.    IX 

D  148.     —    Gebrauch    des  Inf. 

im  Nhd.  IX  D  149. 


Autorenrcffister. 


195 


Merrill  ^Y.  A.  Some  Specimens 

of  Morl.  English.  1  69. 
M  e  t  z  g  e  V    K.    Vier    Sprachwiir- 

zeln.     Beitr.  zur  griech.  Etvm. 

V  152. 
Mewes    K.    Einführung    in    das 

"Wesen    der    Gramm,    und    die 

Lehre  von  den  Partikehi  in  d. 

deutsch.  Spr.  IX  D  124. 
Meyer   E.    Ursprung  des  Odys- 

seiismythus.   V  169. 

—  El.H.  Totenbretter  im  Schwarz- 
wald. IX  A  3. 

—  G.  Alte  u.  neue  Sprachen  in 
Kleinasien.  I  33.  —  Etymolo- 
gisches aus  den  Balkanspra- 
chen. 160.  —  s(iYh.])lhna,slox. 
pruli.  X  B  29. 

—  P.  Anc.  gloses  franv-  VII  B  60. 

—  c  et  7  suivis  d'  a  en  prov. 
VII  B  166. 

Meyer-Lübke  W.  Granimaire 
des  langues  rem.  IL    VII  B  2. 

—  Rom.  Etvm.  VII  B  8.  —  Z. 
Svnt.  d.  Siibst.  VII  B.  10.  — 
Etvm.  VII  B  11.  Et.  VII  B  12. 
— ^Inf.  im  Rumän.  VII  B  22. 

M  i  e  r  z  y  n  s  k  i  A.  nun cius  c um 
baculo.  X  C  18.  —  Herrschaft 
des  Criwe  über  Litauen.  X  C  19. 

M  i  k  k  e  1  s  e  n  Kr.  Gm  substanti- 
vers overgang  til  adj.  IX  C  53. 

Mikkola  J.  J.  Etvniol.  Beiträge 
I  61.  —  Slavica.  X  A  3.  — 
Wechsel  von  p  u.  f  im  Germ. 
IX  A  8.  —  Ett  par  spräkliga 
fornminnen.  IX  A  22.  —  Lit. 
Lehnwörter  im  Slav.  X  C  5. 

Miladinoff  J.  A.  Deutsch-bulg. 
u.  bulg.-deutsches  Wb.X  B  48. 

M  i  1  c  e  t  i  ü  I.  Das  ( Jakav.  der  quar- 
ner.  Inseln.  X  B  34. 

Miles  E.  H.  ei  of  ei  ö'  ä-fe.  V  65. 

jMiletic  L.  Besuch  bei  d.  Bulg. 
im  Banat.  X  B  52. 

Miller  C.  W.  E.  Imperf.  and  Aor. 
in  Greek.  V  44. 

Mills  L.  H.  On  the  ambiguity  of 
certain  characters  in  the  zend- 
alph.  III  C  24.  —  The  God  of 
Zoroaster.  III  C  25.  —  Zoro- 
aster  and  the  Bible.  III  C  26. 

Miodonski  A.  Latinität  d.  röm. 
Juristen.  VII  A  69. 

Mo  desto  V  V.  Drevnjajsi)  pe- 
riods  Rima.  VII  A  128.  —  Fa- 
liski.  VII  A  131. 


Mogk  E.  Segen- u.  Bannsprüche. 

IX  A  3a. 
M  o  i  s  V  H.    Glossaire  anglo  - nor- 

mand.  VII  B  120. 
Molenaar    A.    M.    Bloemlezing 

uit  het  Woordenboek  der  ne- 

derl.  taal.    IX  D  109. 
Mommsen  T.    Griech.  Präposs. 

V  40. 

IM  0  m  m  s  e  n  -  H  i  r  s  c  h  f  e  1  d  Samm- 
lung d.  lat.  Inss.  VII  A  102. 

Monro  H.  C.  Thucydides  II  54 
on  Greek  pronunciation.  V  23. 

Monte! ins  O.  La  civilis,  prim. 
en  Italie.  VIT  A  125. 

Morawski  C.  De  sermone Script. 
Lat.  aetatis  quae  die.  ar<i-ent. 
VII  A  67. 

M  o  r  e  1  - F  a  t  i  0  A.  Es]).  yogar.  VI  1 
B  183. 

Morris  R.  Engl,  accidence.  IX 
D  4. 

Morsbach  L.  Mengl.  Gramm.  I. 
IX  D  7. 

Mourek  V.  E.  Nochmals  d.  Ein- 
fluss  des  Hauptsatzes  im  Got. 
IX  B  10.  —  Z.  Svntax  des  ahd. 
Tatian.  IX  D  151.  —  Weitere 
Beitr.  z.  Svnt.  des  ahd.  Tatian. 
IX  D  152." 

Much  M.  Vor-  u.  frühgeschichtl. 
Denkmäler  aus  Österreich-Un- 
garn. II  15. 

—  R.  Deutg.  d.  germ.  Völker- 
namen. IX  A  33.  —  Herkunft 
d.  Quaden.  IX  A  34.  —  AAOKIAl. 

IX  A  37.    —  Ulis  Schilf.    IX  C 
77. 

Mucke  E.  De  consonarum  in 
graeca  lingua  geminatione.  111. 

V  29. 

Mugnier  Fr.  Les  gloses  de  Jac- 
ques Greptus.  VTI  B  116. 

Mühlenbach  K.  Gen.  beim  lett. 
Inf.  X  C  25.  —  siiiiba  u.  finatne. 

X  C  26. 

Müldcr  D.  Z.  lat.  Svnt.  VII A 34. 
Müller  C.  Bpdienter.  IX  D  280. 

—  Da  iräi'en  icir  endlich.    IX 
D  283. 

—  C.  F.  W.  Z.Caes.  bell.  civ.  VII 
A  37. 

—  F.  Abstamnning  u.  Nationali- 
tät. IT  8.  —  Rasse  u.  Volk.  II  9. 

—  ai.  ])7\r-hasica.    III  A4.    — 
Kleine  Mitteilungen.    III  C  29. 

—  Die  neupers.  Zahlwörter  von 


196 


Autorenregister. 


11—19.  TU  C  30.  —  Die  Laut- 
wertbestinnniing"  u.  d.  Traus- 
skription  des  Zend-Alphabets. 
111  C  31.  —  Über  den  Urspriing- 
des  Präteritums  im  Neupers. 
III  C  32.  —  Bemerkungen  über 
Grig'or  Narekatshi.  IV  2. 
Müller  F.  M.  Tlicosophie  oder 
psychologische  Religion.  TT  33. 

—  J.  Darmesteter  and  bis  Stii- 
dies  in  ZendLiterature.  III  C28. 

—  J.  W.    Waiieuaer.    IX  D  120. 

—  S.  Vor  Oldtid.  IX  C  70. 
Müller-Hess  E.   Les  Apadänas 

du  Sud.   I  70. 
Mulvanv  C.  M.  Enclitic  ne.  VII 

A  89. 
Munkäcsi  B.  Prähistorisches  in 

den     mag'varischen     Metallna- 
men. III  C  34. 
Muret  E.  Engl.  Wb.  IX  D  59. 
Murr  J.    Bescln-eib.  Epitheta    d. 

Blumen  bei  Griech.  u.  Rom.  V 

135. 
Murrav  J.  A.  H.  New  engl.  Dict. 

lXI)bb.  —  BenJ:,bank.  IXD72. 
Music  A.  Gnom.  Aor.in  d. griech. 

u.  d.  kroat.  Sprache.  V  46. 
Mussafia  A.    vals,  valt,   valent\ 

sah;  salt]  ehielt,  ehalt.  VII  B69. 

de  Nadaillac  Populations  lacu- 
stres  de  l'Europe.  11  13. 

Nag-1  J.  W.  Stadt-  u.  Landdial. 
in  d.  Alpenländcrn.  IX  I)  211. 

—  Deutsche    Lehnwörter    im 
Cech.  X  B  84. 

Nanjiani  K.  R.  Persian  pro- 
verbs.  III  C  35. 

Nauta  0.  A.  La  danse  Macabre. 
VII  B  147. 

Nebot  y  Perez  J.  Gramm,  va- 
Icnciana  populär.  VII  B  182. 

N  e  li  m  e  v  e  r  Svntakt.  Bern,  zu 
Herodöt.  V  34. 

Neidhardt  Th.  Drei-  u.  Neun- 
zahl bei  Griech.  \i.  Rom.  V  160 

—  l'bcr  Zahlensvmb.  d.  Gr.  u. 
Köm.  VII  A  42.' 

N  e  m  e  c  J.  Z.  lat.  Svntax.  VII A  22. 

Nerz  F.  Perf.  u.  Impf.  VII  A  29. 

Nestle  E.  Schwab.  Familienna- 
n)en  auf  -/i«.  IX  I)  256.  —  I)e- 
(/eti.  IX  D  284. 

NetUrtil  J.  Ortliogr.  Bemerkun- 
gen. VII  A  8.  —  armci  amilia. 
VII  A  89.  —  Aprllis.  VII  A  90. 


Neubauer  J.  Egerländer  Tauf- 
u.  Heiligennamen.  IX  D  212. 
—   Z.    Egerländ.    Wortforschg-. 

IX  D  213. 

Neue  Fr.    Lat.  Formenlehre  III 

4—6.  VII  A  6. 
Neu  mann  W.  Svntax  des  Rela- 

tivpron.  VII  B"99. 
Newhall  B.  Women's  Speech  in 

Classical  Literature.  I  69. 
Nicholls  G.  F.    Manual  of  Ben- 

g'ali  language.  III  B  94. 
Nicholson   E.  W.  B.    The   celt. 

root  ah.  VIII  5.  —  Vei-nac.  inss. 

of  the  ancient  kingdom  of  Al- 

ban.  VIII  12. 
Nikitskij   A.   Delphische  epigr. 

Studien.  V  111. 
Nogara   B.    II   nome  personale 

nella  Lombardia   dur.   la   dem. 

Rom.  VII  A  129. 
Nöldeke  J.  ZuHerodot.  III  119. 

III  C  36.  —  Das  iran.  National- 
epos. III  C  36a. 
Norden  E.  De  Stilone  Cosconio 

Varrone  g'rammaticis.  VII  A  2. 
Nordenstam  E.  Syntaxis  infini- 

tivi  Plotiniana.   V  62. 
Nordfeit  A,  Les  consonnes  lab. 

finales.  Vll  B  75.  —  En  fransk- 

svensk  etym.  VII  B  153.  IX  C  45. 
Noreen    Ä.    Abriss   der   anord. 

Gramm.    IX    C   2.    —    S])ridda 

studier.  IX  C  30    —  Inledn.  tili 

modersmälets  ijudlära.  IX  C  33. 
Nygaard  M.  Kau  oldn.  e?' van-e 

"particula    expletiva?    IX  C  22. 
Nyrop  Kr.  Katakreser.  IX  C  53. 

Oblak  V.    Aus  d.  bula".  Gramm. 

X  B  43.  —  Zr.  bulg.  (h-amm.  X 
B  44. 

Ogilvie  J.  The  Student's  Eng-1. 
Dict.  IX  D  60. 

Oldenberg  H.  Vedische  Reli- 
gion. I  70.  —  Ved.  Kalender  u. 
Alter  des  Veda.  III  B  35.  — 
Noch  einmal  d.  ved.  Kalender 
u.  Alter  d.  Veda.  III  B  37.  — 
Zu  Mvthologie  u.  Kultus  des 
Veda.' III  B  107.  —  Z.  Chrono- 
logie der  iud.  Metrik.  HIB  130. 

0 1  e  c  h  n  0  w i c z  W.  Anthrop.  Ciia- 
rakteristik  d.  Lit.  aus  der  Um- 
gegend von  Kl.  Oliten.  X  C  9. 

D  '  O  0  ge  M.  L.  The  ottö  koivoö  Ar- 
rangement. I  69. 


Aiitoreuresister. 


197 


Opprel  A.  De  zachte  cn  scherpe 

e  en  o  bv  Cats.  IX  D  91. 
Ost  hoff  H.  Griech.  u.  lat.  Wort- 

deutvingen.  I  62.  CA.  —  air.  uan. 

1  63.  —  Etyin.  II.  IX  A  23. 
d'Ovidio  F.  !<coijUo,mai)lia,  veq- 

lia-,  melo.  VII  B  29.    ' 
O  V  s  j  a  n  i  k  o  -  K  u  1  i  k  o  V  s  k  i  j   D. 

A^edijskis  etjixdy.  III  B  111. 

Pallioppi  Z.  Dizioiiari  dels  Idi- 
oms roinaiintschs.    VII  B  45. 

TTaiTaKiuvcTavTivoc  M.  Ai  TpdX- 
X€ic.  V  91. 

Paris  E.  Intorno  a  diie  inscri- 
zioiii  greche  trovate  in  Sar- 
deg-na."  V  129.  —  Bulletin  ar- 
cheol.   de  la  i-eliaion  a-recque. 

V  163. 

—  G.  frz.  dorne.  VIT  ß  148. 
Pascal  C.  Tre  qnestioni  di  fonol. 

VII  A  16. 
Passv  P.  Patois  comtois.  VII  B 

104.' 
P a s  t  r  n  e  k  F.  Kroat.-glagol. Frag-- 

niente  des  Mus.  zu  Olmütz.    X 

B  23. 
Paton   J.   M.    Spartan   Families. 

I  69. 
Patroni  G.  Di  iin  vaso  arcaico 

Messapico.  VII  A  122. 
Patzig'  K.  Entstehung- d.  Sprache. 

I  4. 
Paul    H.    Deut.sches  Wb.    IX  I) 

266. 
Paulv    Reaienzvklopädie^.    VII 

A  124. 
Pavolini  P.  E.  Storia  dei  sedici 

Re  nel  VII  e  XII  libro  del  Ma- 

häbhärata.  I  70. 
Pecz   W.    Zu|Lißo\ai   eic  titv  |ue\e- 

Tiiv  Tiüv  luexacpopiKUJv  cxnMÖTiuv. 

V  161. 

PedersenH.  Sprogbygning.  16. 

—  Das   alhan.  Neutrum.   VI  1. 

—  Alban.  Texte.  VI  2.  —  Idg. 
.V  im  Slav.  X  B  7. 

Pepin  L.  Gasconismes.  VI  I  B  175. 
Perg-oli  B.  Canti  pop.  roniagnoli. 

VII  B  37. 
Perrin  B.    Genesis  and  Growth 

of  an  Alexander-Myth.  1  69. 
Perrot  Die  arkad.  Kulte.  V  170. 
Persson  P.    Pä  den  ])laut.  pro- 

sod.  onirAde.  Vll  A  52. 
Pervov  P.    Gebr.    d.  Kasus  im 

Lat.  VII  A  24. 


Per  t  seh    W.    Eine   Päli-Hs.   d. 

Herzogl.  Bibliothek  zu  Gotha. 

III  ß  128. 
Petr  V.  J.    Slav.  Etym.  X  B  13. 
Pfeiffer    E.    Noms    de    lieux 

(France,    Corse,   Algerie).    VII 

B   151. 
V.  Pfist er-Sch waig'husen  H. 

Nd.  und  Hd.  IX  D  125. 
Philipps  M.  The  teaching  of  the 

Vedas.  III  B  106. 
Pietsch   P.   Nachvok.  n  einsilb. 

Wörter  im  Schles.  IX  A  3.    — 

IX   I)   215.    —    Zu    Hasenbrot. 

IX  D  293. 

Pinsero  N.  psicologia  delT  uomo 
preistorico.  II  27. 

Pipping  H.  Theorie  der  Vokale. 
I  14. 

Pischel  R.  Axt  des  Aläyya.  III 
ß  57.  —  Zur  Kenntnis  der  deut- 
schen Zigeuner.  III  ß  103. 

Pizzi  J.  Poesia  Persiana.  III  C 
37. 

PlatnerS.  ß.  Notes  on  the Metre 
of  Persius.  I  69.  —  Dimin.  in 
Catull.  VII  A  53.  —  punctum, 
momentuiii.  VII  A  92. 

P  1  a  1 1  s  J.  T.  Grammar  of  the 
Persian  Language.  III  C  38. 

Pletersnik  M.  Sloven.-deutsch. 
Wb.  X  ß  24. 

Pogodin  A.  Etym.  X  A  2.  — 
—  Lituanica.  X  C  6.  —  Über  die 
Kuren.  X  C  8.  —  Reise  im 
Gouv.  Kovno  1893.  X  C  10.  — 
2emait.  Volkslieder.  X  C  13.  — 
Lit.  Hochzeitssprüche.  X  C  16. 

Prokrovskij  M.  M.  Semasiol. 
Untersuchungen.  I  44.  —  Z. 
lat.  furtum.  VII  A  44. 

de  Poy en-ßellisle  R.  Sons  et 
formes  du  creole  d.  1.  Antilles. 
VII  B  -JO.  —  tofu.'<  in  oldFrench. 
VII  B  160. 

Pracki  W.  Zum  A'olkslexikon 
aus  der  Umgebung  v.  Krakau. 

X  B  95. 

Preller  —  Robert  Griech.  My- 
thologie 4.  Auti.  V  166. 

Prellwitz  W.  eviauröc.  V  153. — 
serenu.^.  f'eb?'i.s.  VII  A  93.  — 
.vo.vpe.s\  VII  A  94. 

Preradovie  D.  In  Vuks  Wb. 
fehlende  serb.  Wörter.  X  B  31. 

Priebsch  J.  Asi)an.  Glossen.  VII 
ß  186. 


198 


Autoreiu-eyiöter. 


P r  0  c  h  ä  z  k  ;i   F.  X.    Subjektlose 

Satze.  I  32. 
Procop   W.    Ursprung-  d.  franz. 

Spr.  VII  B  6-2. 
Prusik    F.    Etvmolog'ica.    X   B 

14.  lö. 
Pulle   F.  L.    Une  traduction  de 

Meghadüta.    I    70.    —    Dialetti 

modcnesi.  VII  B  42. 


Quicherat  L.    Thesaur.  poet. 
lin"-u.  lat.  VII  A  140. 


Rabe  H.  Zum  Lexicon  Messa- 
nense  de  Iota  subscr.  V  131.  — 
rxöjccai.  V  132. 

Ptagozin  Z.  A.  The  Storv  of  Ve- 
dic  India.  III  B  117. 

R  a  n  n  i  n  g-  e  r  F.  AUitt.  bei  den 
Gallolateinern.  VII  B  49. 

Rech  F.  Obs.  gramni.  VII  A  60. 

Reeb  W.  Germ.  Namen  auf  rhei- 
nischen Inss.  IX  A  36. 

Reg'naud   P.    Les  lois   qui   ont 

.  preside  aux  modifications  des 
explosives  initiales  dans  les 
anciens  dialectes  germaniques. 
I  70.  —  Premieres  formes  de 
la  religion  dans  l'Inde  et  la 
Grece.  II  35.  —  RV.  V,  G3,  5. 
III  B  56.  —  Gramm,  comp,  du 
Grec  et  du  Lat.  XU  A  4.  — 
Etvm.  franv.  VIT  B  135.  —  Ksf, 
(Ja est.  VII  B  154. 

R  c.  i  c  h  a  r  d  t  —  Koch  —  Storch 
Wasunger  MA.    IX  I)  217. 

R  e i  n  a  c  h  Th.  Bulletin  epigr.  V 87. 

Rcinhold  II.  Die  Chyiinskische 
Bibelübersetzung.  X  0  20. 

Reiter  S.  K\uTaiM(v)i'icTpa.  V  154. 

R e i t z e n s t e i n  Ety mologium Gu- 
dianuni  u.  (4enuinum.  V  5. 

R e  s  e  t  a  r  M.  Alter  steigender  Ak- 
zent im  Serb.  X  B  25.  —  Die 
ragus.  Urkk.  des  XI IL- XV.  Jh. 
X  B  37. 

Rh ys  J.  TheCassiterides.  VI II 10. 

de  Kidder  A.  Inss.  grecques.  V 
120.  —  Fouilles  d"(Jrchomene. 
V  121. 

Riess  E.  Ancient  Superstition. 
I  69. 

Risteird  de  He n ehre  coiuich. 
VIII   17. 

Ritschel  A.  Interjektionale  Ele- 
mente d.  Franz.  Vll  B  79. 


Rjecnik    Wb.   des  Kroat.-Serb. 

X  B  30. 
La  Roche   J.    Falscher  Grund- 
satz homer.  Metrik.  V  74. 
Rohde  E.  Die  Religion  d.  Grie- 
chen. V  167.  —  Paralipomena. 

V  171. 
Rolfe  Pronunciation  of  Lat.  MI 

A  11. 
Rolla  P.  Fauna  pop.  Sarda.  VII 

B  32.    —   Elem.  greci  nei  dial. 

sardi.   VII  B  43. 
Rosenthal   G.    De  Antiphontis 

in    partieularum    usu    proprie- 

tate.  V  63. 
Ross  H.  Norsk  Ordbog-.  IX  0  49. 
Roth    R.    Rechtschreibung-    im 

Veda.  III  B  8. 
Rot  he    P.     Konditionalsätze    in 

Gottfr.  V.  Strassburg-s  Tristan. 

IX  D  157. 
Rousselot  La  marche  des  evo- 

lutions      phonetiques      d'apres 

quelques    dial.    bas-allemands. 

I  15. 
Roussev  Ch.  Contes  pop.  rec.  ä 

Bournois.  VII  B  116. 
V.  R 0 z  w a d  0  w sk i  J.  Das  angebl. 

Präs.  sizdö.  I  27. 
R  u  b  e  u  s  0  h  n   O.    Demeter    als 

Heilgottheit.  V  172. 
Rudow   W.    Türk.    Lehnwörter 

im  Rumän.  VII  B  23. 
du  Rustiuec  H.    Dict.   du   dia- 

lecte  de  Leon.    VII  F»  115. 


Saal  fei  d   A.    Lose  Blätter.    IX 

.  D  126. 

Sachmatov  A.    Krizanic  über 

den  serb.  Akzent.  X  B  26. 
Salin  B.  De  nord.  g-uldbraktea- 

terna.  IX  C  69. 
Salver  da   de   Grave  J.  J.   De 

roman.   Phil.   VII  B  1. 
Salvioni  C.   Faicra  e  Pardu-Ja. 

VII  B  4L   —    L'inttuenza  della 

tonica   nella   determinaz.    dell' 

atona  flu.  in  (pialche  pari,  della 
^  valle  del  Ticino.  Vll  B  47. -'***J 
Sandarov   I.  A.    Zur  Piionetik 

d.  Sei  per  IMA.  X  B  50. 
Sanders  D.  Bauwich.  IX  D  279. 

—  Hchn-ünze.  IX  D  303. 
S  a  n  d  f  e  1  d  -  J  e  n  s  e  n    i\  r."?  Ru- 

nuensk  og  alban.  \1I  1'  21.  — 

Lahan.  IX  C  62. 


Aiitorenreffiytei". 


199 


Savti  Favole  in  dial.  bolog'ii.  VII 
B  34. 

Sartori  P.  Alten-  ii.  Kranken- 
tötung.  II  37. 

de  Saussure  F.  Accentuation 
lituauienne.  X  C  4. 

Saxen  R.  Finska  lAnord  i  öst- 
sven.ska  dial.   IX  C  47. 

Scaraniella  G.    II  nome  Italia. 

^  VII  A  12G. 

Scepkin  J.  N.  Das  skand.  Be- 
gräbnis mit  Schiff.   IX  C  79. 

Schanzenbach  Aus  der  Münz- 
stätte d.  franz.  Spr.   VII  B  66. 

Scheel  W.  Pommer.  Kanzleispr. 
IX  D  218. 

Scheele  Parall.  Darstellung  d. 
lat.  u.  gr.  Moduslehre.  VII  A  19. 

Seh  ein  er  A.  MA.  d.  Siebenbür- 
ger Sachsen.   IX  D  219. 

Schenkl  H.  Interpretation  der 
kvpr.  Ins.  Collitz  Nr.  68.  V  126. 

Scherer  W.  Müllenhoff.  IX  A  47. 

Schiaparelli  L.  Tre  iscr.  ant. 
nel  Biellese.  VII  A  120. 

Schiepek  J.  Satzbau  der  Eger- 
länder  MA.  TX  D  220. 

Schipa  M.  Calahria.  VII  B  33. 

Schipper  J.  Grundriss  der  engl. 
:Metr.  IX  D  82. 

SchJHt  P.  D.  Det  etnogr.  for- 
hold i  det  forhist.  Grekenland. 

V  177. 

Schmid  J.  Gnom.  Aor.  d.Griech. 

V  47. 

Schmidkontz  J.  Deutg.  des  Na- 
mens Kissingen.   IX  D  248. 

Schmidt  C.  Wb.  der  Strassb. 
MA.  IX  D  221. 

—  E.  Nochmals  Singularartikel 
vor  Pluraldativen.  IX  D  146. 

—  Job.  Kritik  d.  Sonantentheo- 
rie.  I  20.  —  1.  Sing.  Med.  des 
umschriebenen  Fut.  im  Skr.  III 
B  12. 

—  P.  Sprache  des  lett.  Schrift- 
stellers  G.  Mancelius.   X  C  23. 

S  c  li  m  i  d  t  -\\'a  r  t  e  n  b  e  r  g  H.  Rous- 
selots  Phonetical  Apparatus. 
I  69. 

Schneider  A.  Aus  Roms  Früh- 
zeit. VII  A  127. 

Schook  H.  W.  J.  A.  De  causa- 
tieven  en  hun  voorwerpen.  IX 
D  99. 

S  c  h  r  a  d  e  r  O.  Idg.  Altertums- 
kunde. II  1. 


Schreiber  H.  Wichtigkeit volks- 
tüml.  Pflanzennamen.  IX  D  222. 

von  S  c li  r  o  e  d e  r  L.  Entwicklung 
der  Indologie  in  Eurojja.  I  78. 
III  B  104.  —  Käthaka.  III  B 
61.  62.  —  Zu  Oldcnbergs  Reli- 
gion des  Veda.  III  B  109. 

Schuchardt  H.  Sind  unsere 
Personennamen  übersetzbar  ? 
I  49.    —  mauvais.    VII  B    l.'iO. 

—  'Vole'  i  Lhombre.  IX  C  53. 

—  Bakeljauw.    IX  D  112. 

V.  d.  Schulen  bürg  A.  C.  Ver- 
schiedenheit d.  mcnschl.  Sprach- 
baues. I  7. 

Schuller  Fr.  Einwanderung  d. 
Sachsen  nach  Siebenbürgen. 
IX  D  223. 

Schuller  US  A.  J.  Kronstädter 
lat. -deutsches  Glossar.  IX  D 
224.  —  Vorgeschichte  des  sie- 
benbürg.-deutschen  Wb.  IX  D 
225. 

Schultz  O.  Frz.  Fraixennamen. 
VII  B  132. 

—  V.  E.  Gramm,  iagttagelser.  IX 
C  35. 

Schulze  B.  Die  neg.-exzipieren- 
den  Sätze.  IX  I)  134. 

—  H.  Franz.  Passiv.  VII  B  92. 
Schumann    G.    Benennung  des 

Wagens  u.  seiner  Teile.  IX  1) 
226. 

S  c  h  w  a  r  t  z  W.  Volkstüml.  Namen 
für  Kröte  usw.  in  Norddeutschi. 
IX  I)  227. 

Scolari  F.  Nomi  propr.  di  per- 
sona. VII  B  7. 

Scott  Ch.  P.  G.  The  Devil  and 
his  Imps.  I  69.  —  Assumed  Sin- 
gulars. I  69.  —  Engl,  words 
wliich  hav  gaind  or  lost  an 
initial  conson.  bv  attraction. 
IX  1)  66. 

—  F.  N.  ]Misplacement  of  onli/. 
IX  I)  .86. 

Seiler  Die  Entwickig.  d.  deutscli. 
Kultur  im  Spiegel  des  deutscli. 
Lehnwortes.  IX  A  15, 

Seitz  K.  Allitterationen.  IX  D 
316. 

Senart  E.  Sur  des  inss.  nouvel- 
k's  provenant  de  l'extremenord- 
ouest  de  Tlnde.  I  70.  —  Les 
castes  dans  linde.  III  B  121.— 
Notes  d'epigraphie  indienne 
III  B  129. 


200 


Autorenros'ister. 


erg'i   G.    Origine    e    diffusione 

della  stirpe  mediterrauea.  II  3. 

etteg-ast  F.  1.  PI.  Prs.  Ind.  im 

Galloroman.  VlI  B  68.  —  Enme 

h\  der  Stei)luin- Epistel.    MI  B 

155. 

eves  Proverbi  pieinont.  VII  B 

35. 

eyferth  V.    Spr.  u.  Metr.  des 

me.    'Le   niorte   d' Arthur'.     IX 

T)  43. 

evffert  0.    Jahresber.   üb.  T. 

Macc.  Plautus  90—94.  YII  A  47. 

eymour  T.  I).  Whitney.    I  82. 

hebelew    S.    Alph.  der  arg-ol. 

See.stiidte.  V  97. 

heldon  E.  S.  h  als  Muta  bei  d. 

lat.  Gramm.  VIT  A  12. 

humwa  V  D.  R.  Ablaut.  Verb  bei 

Hans  Sachs.  IX  I)  1G3. 

ickel  H.  Withofs  Metrik  u.  Spr. 

IX  D  164. 

idg'witch    H.    eKTiiuöpoi  or  ^k- 

Tr||nöpioi.  V  155. 

iebs  Th.  Flurnamen.  IX  A  3a. 

—  Westfries.  Studien.  1X1)85. 

ieg"   E.    Was    bedeutet   j)äfhas 

im  Veda?  III  B  45. 

i  e  s  b  V  e   O.    En   sprog'lig'  addi- 

tion.'lX  C  53. 

ievers  E.  Todesjahr  des  Wul- 

tila.   IX  B  1.  —  Abri.ss  d.  ag-s. 

Gramm.  IX  I)  6.  —  Z.  Umlaut 

des  iu  im  Mhd.  IX  D  133. 

ihler   E.  G.    St.   Paul   and   the 

Lex  lulia  de  vi.  1  69.  —  Hil- 

gard's  Grammatici  Graeci,  Part 

IV.  V  1. 

N.    Reduktion  v.  a  in 
V.  Ochrid  u.  Tetov.  X 


B.   As.  Genesis.   IX  D 


1  ]  a  n  o  V 

cl.  Diall. 

B  45. 
i  j  m  0  n  s 

155. 
imonettiN.  Sintassi  ital.  e  lat. 

VlI  A  21.  VII  B  28. 
i  X  J.  Der  Ag-vieus  des  Mvs.  V 

108. 
käla  K.  N'okal.  von  'Li  Dialog'e 

Gregoire  lo  Pai)e'.  VlI  B  65. 
keat    W.    Engl,   words    borro- 

wed   fr.  French.    VII  B  57.  IX 

1)  66.  —  hoisterous.  IX  D  73. 
krufits   M.    Lett.   A'olkstracht. 

X  C  34. 
kutseh  F.    Zr.  lat.  (Iramm.  VII 

A  13.    —    Z.   d.   etrusk.  Zahlw. 

VII  A  43. 


Slaughter  M.  S.  Acta  ludorum 
saecularium  quintorum.  I  69. 

Smetänka  E.  Adjektiv -Adver- 
bien auf  -0  -0  im  Aböhm.  X 
B  80. 

Smith  B.  E.  Centurv  Cvcloj).  of 
Names.  IX  D  61. 

—  Ch.  F.  Poetical  constructions 
in  Thucvdides.   V  54. 

Smyth  H!  W.  On  Greek  Tragic 

Anapaests.  I  69. 
Sn eilmann  W.  J.  De  gerundiis 

orationum  Cie    MI  A  54. 
S  ()  b  o  I  e  V  s  k  i  j    S.    Zur  g-riech. 

Gramm.   V   16.    —    D.    eigentl. 

Opt.  in  der  g'riech.  oratio  obli- 

qua.  V  53. 

—  A.  Zr.  slav.  Gramm.  X  B  4.  — 
Aus  der  russ.  Sprachgesch.  X 
B  55.  —  Namen  der  Wohnorte 
u.  deren  Bedeute-,  für  die  russ. 
bist.  Ethnog-r.  XB  58.  —  Gross- 
russ.  Volkslieder.  X  B  70. 

So  ein   A.    Basler  MA.   u.  Basler 

Dicliter.  IX  I)  228. 
S  ö  d  e  r  h  j  e  1  m  W.  Akzentverschie- 
bung-  in    d.   3.  PI.   im  Afranz. 

VII  B  77. 
So  der  wall  K.  F.  Ordbog"  öfver 

svenska  medeltids-sprftket.    IX 

C  37. 
S  0 1  m  s  e n  F     Zum  Phi-ygischen. 

I  34.  —  Thrakisch-Phryg'isches. 

I   35.    —    Zur   Tempelordnung- 

von  Teg"ea  u.  zum  Gottesurteil 

V.   Mantineia.   V  124.  —   ßaXiöc 

V  158.  —  Z.  Gesch.  d.  lat.  Spr. 

VII  A  15. 
Sommer   G.    Phonet.   forcalque- 

rienne.  VII  B  164. 
S  ö  r  e  n  s  e  n  A.  Entstehg".  der  kurz- 

zeil.  serbo-kroat.  Liederdichtg'. 

im  Küstenland.  X  B  39. 
S  0  u  b  d  e  s    Quelques    mots    des 

'Comptes  de  liiscle'.  VII  B  176. 
de  Souza  R.    1'  e  muct  dans  la 

poesie.  VIl  B  82. 
Spalter  Fr.  Zr.  Namensforschg-. 

IX  D  257. 
Spieg'el  N.   Der  numerus  Satiir- 

nius.  VII  A  112. 
Spieser    J.    Mundartl.    Formen 

der   Ortsnamen    um  Waldliam- 

bach.    IX    D    245.    —    iMünster- 

thäler  Vornamen.  IX  D  258. 
Spr  eng- er  K.    Zm.    Göttingisch- 

Grul)enliagenschen  Wortschatz. 


Autorenreffister. 


201 


IX  D  239.  —  beifoi  =  borg-en. 
IX  D  281.  —  hillenbrod  u.  ä. 
IX  D  282.  —  er<iatfern.jädlich. 
IX  D  289. 

SrczneA'skij  J.  J.  Material v 
usw.  X  B  60. 

V.  S  t  a  c  k  e  1  b  e  r  g"  R.  Lexikali- 
sches aus  'Wis  ö  Rämln'.  III 
C  39.  —  Iraniseli-ünnisehe  lexi- 
kalische Beziehungen.  III C  40. 

Steche  G.  Synt.  Gebrauch  der 
Konj.  in  d.  ag's.  Genesis.  IX 
1)  42. 

Steele  R.  R.  Archaisms  bv  Sei-- 
vius.  VII  A  65. 

Stehle  B.  Vornameustudien.  IX 
1)  259. 

S  t  e  i  n  m  e  V  e  r-S  i  e  v  e  r  s  Ahd. Glos- 
sen. IX' D  268. 

St  eenstrup  J.  C.  H.  R.  Bidrag"  til 
vore  Landsbyers  og-  Bebyg-- 
g'elsens  Historie.  IX  C  68.  — 
Hvorla'nu'e  have  Danske  boet 
i  Danniark?  IX  C  73. 

Steinmann  V.  "Oqppa  in  Tempo- 
ralbedeutung- bei    Hom.    V  80. 

Steng-el  P.  Chthonischer  und 
Totenkult.    11  38.    —   V  173. 

Stern  L.  Chr.  Ossian.  Heldenlie- 
der.  VIII  26. 

Stevenson  S.  Y.  Feather  and 
Wing"  in  Earlv  Mvtholog-v.  I 
67. 

Stiebeier  E.  Subjunktiv  in  ver- 
kürzten Sätzen.  "VlI  B  93. 

S  t  ö  c  k  1  e  i  n  J.  Zr.  Bedeutung's- 
lehre.  VI!  A  39. 

Stoett  F.  A.  Het  achtervoegsel 
-//;•/.-.  IX  D  101.  —  'dubbeld 
u,  dubbel  u\  IX  I)  113. 

Stokes  Wh.  CelticEtym.  VIII 4. 
—  Division  of  svllables  in  Lat. 
and  Irish.  VI  11  14.  —  A  Celtic 
leechbook.  VIII  33. 

Stolz  Fr.  Lat.  Staninibiidung-. 
VII  A  5. 

Stör  m  G.  To  Runestene  fra 
Sonderjylland.  IX  C  9. 

Storniouth  J.  Dict.  of  Eng-l. 
^  Lang-.  IX  D  63. 

Stourac  F.  Genitiv  bei  Herodot. 
V  36. 

Strachan  J.  Tiie  Milan  glosses. 
VIII 18.  —  Value  of  Irish.  VIII 
21.  —  Manx  Folksong.  VIII  27. 

Strausz  A.  Bulg-.  Volksdichtun- 
o-en  X  B  51. 


Strehlv  G.  Mots  slaves  franci- 
ses.  X  B  17. 

Streitberg"  W.  Zum  Zahlwort. 
I  26.  —  Griech.  'Axaioi  äg-ypt. 
Hkaju'asa.  V  30.  —  Die  g-riech. 
Lokative  auf  -ei.  V  31.  —  Mat- 
fium,  Mattiacus.  VIII  9.  —  Ur- 
germ.  Gramm.  IX  A  4.  —  Z. 
g-erm.  Gramm.  IX  A  10. 

Strohal  R.  Heutig-er  Dial.  von 
Fiume.  X  B  35. 

Stuart  Macg-owan  The  Eng-l. 
Dialect  Dict.  IX  D  47. 

Studer  Th.  Crania  Helvetica  an- 
tiqua.  II  14' 

S  t  u  h  r  m  a  n  n  Mitteldeutsch  in 
Ostpreussen.  IX  I)  230. 

Su c h  i e r  H.  Bagatelle.  VII B  138. 

Sunden  D.  A.  Svensk  spräg'lära. 

^  IX  C  34. 

Surmin  Gj.  Heutig-er  Dial.  von 
Serajevo.  X  B  36. 

Swaen  A.  E.  H.  to  shrink  usw. 
IX  D  25. 

Sweet  H.  Primer  of  sproken 
Eng-l.  IX  D  10.  —  Elementar- 
buch d.  g-espr.  Eng-l.  ^^.  IX  Dil. 

Swoboda  W.  Fortschritt  in  d. 
Sprache.  19.  —  Eng-l.  u.  deutsche 
Betong'.  d.  Kompp.  IX  D  24. 

Talen  J.  G.  Het  bijvoeg-lik  naam- 

woord.  IX  I)  96. 
Tardy  M.  Prehistorique  du  Jura 

meridional.  II  18. 
Tavlor   G.   P.    Gujuräfi   g-ram- 

niar.  III  B  9*;. 
Tertiault  T.  Lang-ag^e  Verduno- 

Chalonnais.  VII  B  103. 
Tetzner    F.    Volksg-esänge    der 

Litauer.  X  C  14. 
Thibaut  G.   Antiquitv  of  vedic 

civilization.    111    B  34.    —    The 

Hypothesis   of  the  Babylonian 

Orig-in   of  the   socalled  Lunar. 

Zodiac.  III  B  125. 
Thomas   A.    frz.  (jiroueffe.    VII 

B  142.  —  cormoran.  VII  B  144. 

—  Etym.  frauQ.  VII  B  145.  149. 

Noms    composes   et   la   deriva- 

tion    en    franc;.    VII   B  158.    — 

frz.  hampe  VII  B  159.  —  Con- 

trat  de  1512.  VII  B  17-2. 
Thompson  E.  S.  eKTiiuöpoi.  V  157. 
—  A.  W.  Glossarv  of  g-reek  birds. 

V  136. 
Thorkelsson  J.  Bevarini?  ster- 


202 


Autorenreffistcr. 


kra  sagnorita  i  isleiizkii.  IX  C 

21.  —  Suppl.  til  islandske  Ord- 

hifger.  IX  C  25.  26. 

li  0  r  k  e  1  s  s  o  11  J 

lur.    IX  C  20. 
T  h  o  r  s  e  11  P.  K.  Danske  Almues- 

maal.  IX  C  64.   —   Sprog-arten 

\)k  Sejero.  IX  C  65. 
Tliou venin  P.    Erzähl.  Zeitfor- 
men bei  Ailianos.  V  45.  —  Ne- 

g-atioiis  (laus   ie  N.  Testament. 

V  ()•;. 
T  h  n  m  b    A.    Neiigriech.    Volks- 
sprache. V  180. 
Thurneysen  R.  Einige  Formen 

d.  Kopula  im  Ir.  VIII  15. 
Tiele  C.  P.    Siir    l'antiquite    de 

l'Avesta.  III  C  41. 
Tihon  F.   Tenips  prehistoriques 

en  Belgique.  II  16. 
T  o  b  1  e  r  A.  Zr.  l'ranz.  Gramm.  3. 

R.  VII  B  86. 
Toi  man    Expressive   Power    of 

Engl,  sounds.  IX  D  21. 
T  o  m  a  s  s  e  1 1  i  G.    Dne  epigrali 

Tuscolene.  VII  A  118. 
Torbiörnsson   T.    Likvida-me- 

tates  i  de   slav.  sprfiken.   I  66. 
Torj)  A.  Zu  d.  messap.  Inss.  VII 

A  I2;i 
da  IIa  Torre  K.  W.    Volkstüml. 

Pfianzennamen  in  Tirol.  IX  I) 

178. 
Townsend  Latinitv  of  tlie  Vul- 

gata.  VII  A  71. 
T  o  y  11  b  e  e  ,    Macs  w  e  e  n  e  y  , 

Chance  cormorant.  IX  D  74. 
Traut  mann  M.    me.  Stabzeile. 

IX  I)  84. 

Troinmlitz  P.   frz.  i<i-Perf.  VII. 

B  70. 
T r  u s m  a  ii  n  G.  l Jrsprg.  d.  Kuren. 

X  C  30. 

Tcep€Trric  T.  N.  Tu  cuvGeTa  Tfjc 
fWnviKfic  Y^uuccrjc.    V  32. 

Tümpel  II.  Bielefelder  Urkun- 
denspr.  IX  D  231. 

Tweedie  W.  -M.  l'>ritish  Maritime 
I'rovinces.  IX   I)  46. 

Uhlenbeck  C.  C.  Zur  (^uttural- 
fragc.  I  22.  —  Indische  Klank- 
leer.  III  B  5.  —  vänara.  III 
B  17.  —  Etym.  IX  A  24.  —  p 
aus  h  im  Anlaut.  IX  A  25.  — 
Miszellen.  IX  A  26.  —  Etym. 
Miszellen.  X  B  16. 


Ulanowska  S.    Lotysze  Inflant 

polskich.  X  C  27  a.*^ 
Ulrich    J.    Etym.    VII  B  13.   — 

.■j-iose  Form  d.  1.  PI.  in  Aober- 

engad.  VII   B  48. 
Uppenkamp  A.  Semit,  u.  idg-. 

Sprachvergleichung.  I  40. 
Usener-Solmsen    Lit.  u.  lett. 

Göttcrnamen.  X  C  3. 

V  a  c  h  e  t  A.  Glossaire  des  genes 
de  Lyon.  VII  B  123. 

Vahleii  J.  Observationes  g-ram- 
maticae.  V  17. 

Valjavec  M.  Prinos  k  naglasu 
usw.  X  B  27. 

de  la  Vallee  Poussin  L.  Sur 
la  Pancakrama.  I  70. 

Vancsa  M.  Das  erste  Auftreten 
d.  deutsch.  Spr.  in  d.  Urkun- 
den. IX  D  132. 

V  a  n  d  e  r  v  1  i  e  t  J.  Zm.  Corp.  g'loss. 
Lat.  V  p.  305,  1.  VII  A  75. 

Ve  reo  Ulli  e  J.    P^en  blik   in   de 

geschiedenis  onzer  taal.   IX  D 

88. 
Verdam   J.    Non  fortse.    IX  I) 

118.    —    Dietsche  Verscheiden- 

heden.  IX  D  121. 
van  Verdeghem  F.  Bijdragen 

tot  onzen  taalschat.  IX  I)  111. 
Verchratsky.j  J.  ^lA.  von  Zami- 

sanci.  X  B  67. 
Vernier   L.    Phonetique  du  lat. 

vulg-.  VII  B  3. 
Vierhout  C.  J.    De   rangschik- 

king-    van    opeenvolgende    ad- 

jectieven.  IX  D  102. 
Visin  g    J.    quomodo    im    Rom. 

VII  B  18. 
Victor  AV.    North.  Runensteine. 

IX  1)  37.  —  Ausspr.  d.  Schrift- 
deutschen.  IX  D  139. 

V  1  a  d  i  m  i  r  0  V  P.  V.  Lied  von 
Igors  Heerschar.  X  B  68. 

v.  d.  Vliet   J.    compilare  conci- 

jtilare.  VII  A  77. 
Vocadio    V.    Lat.  Kas.  in  roni. 

Pron.  VII  B  5. 

V  o  at  Fr.  1  )oriiröschen  —  Thalia. 
IX  A  3  a.  —  D.  Tod  im  schles. 
Kinderliedc  u.  die  Interjektion 
hiinnc.  IX  I)  232. 

—  P.  Örtsnamon  auf  -scheid  und 

■aidl  i-o/d).  IX  1)  247. 
Volkov  Th.  K.  Buig.  Ilochzeits- 

bräuche.    X  B  53.   —   Einleitg. 


Autorenre<i'ister. 


203 


in  das  bist.  Stud.  d.  vuss.  Spi*. 
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V  0  n  d  r  ä  k  V.  Einfliiss  des  Ksl. 
auf  d.  Aböhni.  X  B  87. 

Voss  E.  Gen.  bei  Thom.  Murnei*. 
IX  1)  162. 

deVreese  W.  geicezen.  IX  D 
114.  —  ledikcmt.  IX  D  117. 

de  Vries  W.  Vocal.  van  den 
toug'val  van  Noordhorn.  IX  D 
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Wackernagel  J.  ai.  Gramma- 
tik, in  B  4. 

Waddell  L.  A.  Triling-iial  List 
of  Näg-a  Räjas.  III  B  81. 

W  a  d  s  t  e  i  n  E.  Zr.  Avestg-erm. Wort- 
kunde. IX  A  27.  —  Umlaut  von 
a  bei  nicht  synkop.  u.  IX  C 
16.  —  Nord.  Bildgen  mit  Präfix 
ga-.  IX 017.  —  Skalde-  ock  edda- 
dikter    IX  C  29. 

Waldeck  A.  dassSätze  im  Lat. 
VII  A  33. 

Walker  J.  Ch.  On  elision  in  med. 
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pios.  V  174. 

Warnatsch  0.  Sif.  IX  A  3a.  — 
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Warren  M.  Contributions  of  the 
Lat.  Inss.  to  the  Study  of  Lat. 
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Wasilewski  Z.  Volkstüuil. Wör- 
ter aus  dem  Dorfe  Jaksice  X 
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Beiträge.  III  B  52. 

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Weinhold   K.    Die  ad.  Verwün- 

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—  L.  Zr.  süddeutschen  Namens- 
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Weiske  A.  Zur  griech.  Gramm. 

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Weiss  J.  Zm.  Formenbau  d.  franz. 

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Weissbach  F.  H.  Das  (irab  des 

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ni  C  43.    —    Die    apers.   Inss. 

III  C  44. 
Wen k er  —  Wrede  Der  Sju-ach- 

atlas  d.  deutschen  Keiclis.    IX 

D  233. 


W  e  n  t  z  el  G.  Zur  Gesch.  d.  g-riech. 
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West  E.  W.  Pahlavi  Literature. 
III  C  44a. 

Wevman  C.  decies  inilies.  VII 
A  77.  —  Analekten  III.IV.  VII 
A  95.  —  ojwrtunus.  VII  A  96. 
—  qua  mente  —  comment.  VII 
B  139. 

Wheeler  B.  I.  Participle,  Pleo- 
nasm,  Prefix,  Prepositions,  Pho- 
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Wiklund  K.  B.  Om  Kvänerna 
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V.  ^^'  i  1  a  m  0  w  i  t  z  -  ^I  ö  1 1  e  n  d  o  r  ff 
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Wilken  E.  FenrisAvolf.  IX  A  45. 

Williams  R.  O.  Only,  —  adver- 
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Wilson  A.  J.  Glossary  of  Coli. 
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mindesm.  IX  C  8. 

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W  i  m  m  e  r  e  r  R.  ^led.  Fut.  sonst 
aktiver  Verba  im  (triech.  V  43. 

Winer-Schmiedel  Gramm,  d. 
neutest.  Sprachidionis.  V  7. 


204 


Autorenreo'ister. 


te   Winkel   J.    Nederl.  taal.  IX 

I)  ST. 
WinklerH.  Germ.  Kasus.svntax 

I.    IX  A  27  a. 

—  L.  Infiii.  bei  Livius.  VII  A  56. 
Winternitz  M.  Nejamesha,  Nai- 

oaiiieslia,  Nemeso.  III  B  112. 

Wisiiar  J.  Ortsnamen  der  Znai- 
mer  Bezirk  yhauptmannschaft. 
V  ß  83. 

"NVissendortf  H.  Lett.  Traditio- 
nen. X  C  33. 

Witte  H.  Deutsches  Sprachge- 
biet Lotliringens.  IX  D  235. 

Wolf  IE.  Rud.  Hildebrand.  IX 
A  49. 

—  G.  Bevölkerung  d.rechtsrhein. 
Germaniens  nach  dem  Unter- 
gang- d.  Römerherrschaft.  IX 
I)  236. 

Wöifflin  E.  Genereller  Plur.  d. 
Eigennamen.  VII  A  25.  —  Lo- 
kalsätze im  Lat.  VII  A  35.  — 
Adv.  recens.  VII  A  38.  —  Z. 
Zalilensymholik.  VII  A  40.  — 
77iille  aLs  unbest.  Zahl.  VII  A  41. 

—  Suüla  .  Sulla.  VIT  A  97. 
AVolter  E.  Zr.  lit.  Dialcktkunde. 

X  C  7. 
Wood   Fr.   A.    I.    Verner's   Law 
in  Gothic.    —    II.  The  Redupi. 
Verb    in    Germ.    IX   A   14.    — 

—  Goth.  haipi.  IX  B  9.  —  Ap- 
parent  absence  of  Umlaut  in 
0.  E.  IX  1)  13. 

AVoodhouse  W.  J.  Aetolian  In- 
scriptions.  V  114. 

W  o  s  s  i  d  1 0  Uräpp.  u.  präposit. 
Adv.  in  d.  Mecklenburger  MA. 
IX  D  237. 

Wrede  F.  Deutsch.  Sprachatlas. 
IX  A  1.  —  Entstehg.  der  niid. 
Diphtlionge.  IX  D  140.  —  Be- 
richte über  G.  Wenkers  Sprach- 
atlas.  IX  D  234. 

\\  right  J.  H.  Note  on  Alexan- 
der Polyliistor.  I  69.  —  Ima- 
gination in  Class.  Philologv.  I 
69. 

Wülfing  J.  E.  croud.  IX  D  75. 

—  Gierbrücke,  Gierqassp.  IX 
D  292.  —  Ölgötze,  Ölkopf.  IX 
1)  299. 


Will k er  V.    Codex  Vercellensis. 

IX  I)  38. 

W  u  n  d  e  r  1  i  c  h  H.  Die  deutschen 
I\IA.  in  der  frankf.  National- 
vers. IX  A  3.  D  238.  —  O.  Erd- 
mann f.  IX  A  51. 

Wustmann  R.  Deutsche  Stu- 
dentenspr.  IX  D  239. 

Zachariae  Tli.  Ein  Singulare 
tantum  (ü\n)-  V  159.  VII  A  98. 

Zangemeister  K.  Zur  germ. 
Mythol.  IX  A  41. 

Zarncke  E.  Friedr.  Zarncke.  IX 

.  A  48. 

Zdanbv  I.  Russ.  Geschichtsepos. 

X  A  73. 

Zerolo  —  Isaza  Diccion.  en- 
cicl.  de  la  lengua  castell.  VII 
B  187.^ 

Z  i  b  r  t  C.  Bibliogr.  der  böhm. 
Volkslieder.  X  B  88. 

Ziemer  H.  Jahresbericht  über 
allgem.  und  vgl.  Sprachwissen- 
schaft.   I  77. 

Zimmer  H.  Gemeinwesteurop. 
Akzentregelung.  I  19.  —  Z.  Er- 
klärg.  ir.  Sagentexte.  VIII  19. 
—  Kelt.  Stud.  16:  gradus  ae- 
qualis  beim  Adj.  im  Kynn-.  VIII 
28.  —  Fragm.  von  Hisperica 
famina.  VIII  34. 

Z  i  m  m  e  r  1  i  J.  deutsch  -  franz. 
Sprachgrenze  in  d.  Schweiz  II. 
VII   B  61.  IX  D  240. 

Zimmermann  A.  Etym.  aus 
dem  Bereich  der  German.  IX 
A  3  b.  —  Titics,  tifio,  titulus. 
VII  A  99.  —  Zr.  Namenfor- 
schung. IX  D  261. 

—  Vj.  Bezogn.  Gebrauch  scheinb. 
selbst.  Pi-ät.  im  Lat.  VII  A  28. 

ariiis  in  den  rom.  Spr.  VII 

B  1.5. 

—  H.  De  Pomp.  Mclae  sermone. 
VII  A  .59. 

Zubaty  .1.    Mit  st-  anl.  Wz.  Wz. 

im    Balt.  -  Slav.    X  A  4.   —    ai. 

krmis.  1  65.  —  Balt.  Miszellen. 

5^  C  2.  —  Die  sog.  Flick  vokale 

des  lett.  Volksliedes.  X  C  24. 
Zvclia  J.  iiisf  =  f\  |uriv.    VII  A 

'lOO. 


Mitteilungen. 


Annual  Meeting  of  the  American  Oriental  Society  at 
AudoTer  Massachusetts. 

For  the  place  of  its  annual  meeting-,  the  American  Oriental 
Society  this  vear  chose,  not  a  bustling-  large  city  with  niany  distrac- 
tions  yet  possibly  larger  attendance,  but  they  decided  for  a  change 
to  meet  in  a  smaller,  quieter  town.  The  Board  of  Directors  seiec- 
ted  Andover,  Massachusetts,  an  early  hoine  of  learning  and  of  theo- 
logical  study  in  America,  as  the  place  in  which  the  Society  should 
hold  its  Session,  This  was  the  one  hundred  and  seventh  meeting- 
in  the  American  Oriental  Society's  history,  but  it  was  the  first  time 
that  a  meeting-  came  to  be  held  at  Andover.  The  town  itself  occu- 
pies  a  fine  position  upon  a  hill  and  commands  a  broad  outlook  for 
sonie.  miles  in  different  directions.  As  the  meeting-  took  place  in 
Easter  Week,  April  9,  10  and  11,  the  country  round  about  was  just 
beg'inning-  to  wear  its  spring-  costume  of  green.  At  the  A^arious 
sessions  of  the  Society  some  thirty  members  Avere  in  regulär  atten- 
dance and,  through  the  kind  hospitality  of  the  Faculty,  the  sections 
met  in  the  halls  of  the  Andover  Theological  Seminai-j-. 

The  meeting  Avas  opened  on  the  afternoon  of  April  9,  with 
the  presiding-  officer  of  the  Society,  Dr.  Daniel  Coit  Gilman,  Presi- 
dent of  the  Johns  Hopkins  University,  Baltimore,  in  the  chair.  Pre- 
sident Gilman,  whose  name  is  renowned  in  scholarly  circles  as  au 
educator  and  whose  distinction  has  become  world-wide  tlirough 
his  appointment  as  one  of  the  five  members  of  the  Venezuelan 
Boundary  Commission,  is  one  of  the  stauchest  supporters  and  most 
active  workers  in  behalf  of  the  Oriental  Society's  welfare.  Thauks 
to  his  skillful  direction  the  business  part  of  the  sessions  was  swiftly 
and  smoothly  despatched;  in  fact,  since  he  has  occupied  the  posi- 
tion of  presiding  officer,  maxinnim  of  work  and  minimum  of  busi- 
ness has  been  the  marked  characteristic  of  the  annual  meeting-s  of 
the  Society. 

Four  regulär  sessions  for  the  reading  of  papers  were  held; 
and  more  than  thirty  scientific  contributions  were  laid  before  the 
Society.  The  proportion  of  Ai-yan  papers  was  this  year  perhaps 
somewhat  larger  than  is  usual  at  the  meetings,  for  the  number  of 
Biblical  students  predominates  in  the  Society.  The  Communications, 
for  instance,  made  by  Prof  Paul  Haupt  (Johns  Hopkins  University, 
Baltimore),  on  ussharnä,  Ezra  V.  3,  9,  and  his  notes  on  Genesis  II. 
6  and  IV.  1,  will  be  read  with  interest  b}-  all  theologians,  wheu 
they  are  printed.  In  the  field  of  Mesopotaniian  research,  Prof.  D. 
G.  Lyon  (Harvard  University,  Cambridge)  discussed  the  questiou 
of  rhythmical  structure  as  a  feature  of  Babylonian  poetry.  Prof. 
J.  P.  Peters,  of  New  York,  contributed  evidence  toward  showing- 
that  old  Babylonian  civilization  is  even  more  i-emote  in  its  anti- 
quity  than  has  been  claimed.  Prof.  G.  F.  Moore  (Andover)  gave 
an  Interpretation  of  the  text  of  Daniel  VIII.  9—14;  he  was  foUowed 
by  Dr.  Torrey,  one  of  whose  Communications  suggested  the  mea- 
ning-  'holy'  (cf.  Holy  Gospel,  Holy  Psalms)  as  the  signitication  of 
the  term  Mpharrshe  as  applied  to  books  of  the  Syriac  Bible.  Other 
Communications  on  Semitic  subji'cts  M'ere  made  by  Professors  Mao 
donald  and  Wrig'ht,  and  by  Doctors  Johnston,  Blodget  and  Skinner. 

The  deparlment  of  .Malayan  jihilology  was  rcpresented  by 
Dr.  C.  P.  G.  Scott  (Kadnor,  Pennsylvania)   who   presented  two  mo- 


206  Mitteilung-en. 

nogTuphs  to  the  Society.  The  first  of  these  was  an  extensive  lexi- 
cal  list  of  the  Malayan  words  in  English,  with  comnients  on  each; 
the  second,  on  the  ^Tniversal'  qualities  in  the  Malay  iang-uage  dis- 
cussed  certain  elements  in  the  gTammar  and  vocabulary  of  this 
Speech  and  showed  where  borrowings  from  other  tongues  had 
taken  place. 

In  the  dei)aitment  of  Indo-Iranian  pliilology,  the  first  paper 
brought  forward  was  one  from  Prof.  E.  V.  Arnold,  of  Bangor,  North 
Wales,  who  sent  to  the  Society  the  latest  results  of  his  studies  in 
the  grammatical  development  in  the  five  epochs  of  the  Kig-Veda 
and  in  the  Atharva-Veda.  The  line  of  his  investigations  lias  ah-eady 
beconie  known  throngh  his  recent  publication  in  Kiihn's  Zeitschrift; 
the  present  additional  material,  when  ])rinted,  will  add  further  to 
the  value  of  these  researches.  The  coniniunication  of  Professor 
Arnold  was  followed  by  one  from  Mr.  Edwards  (Haverford,  Penn- 
sylvania) on  'The  Compilation  of  the  Päli  Canon'  in  which  he  drew 
a'  comparison  between  the  formation  of  the  Buddlüstic  and  of  the 
Christian  canon. 

Prof.  H.  Oertel  (Yale  University,  New.Haven)  next  presented 
a  discussion  of  the  Crityäyana  Brähmana  and  its  relation  to  the 
Jäiminiya  Brähmana';  and  Prof.  R.  J.  H.  Gottheil  (Columbia  Uni- 
versit}",  New  York  City)  in  a  paper  entitled  'Further  References  to 
Zoroaster  in  Syriac  Literature'  contributed  some  new  material  to 
our  knowledge  of  Zoroastrianism  during  the  Sassanian  period. 

Prof.  E.  W.  Hopkins  (Yale  University)  in  an  articie  on  the 
root  ska7'  traced  the  gradual  rise  of  this  supposititious  root.  The 
earlier  books,  II— VII,  of  the  Rig-Veda  have  only  two  examples  of 
it.  The  tenth  book  alone  has  five,  and  the  eighth  has  the  same 
number  with  another  Känva  example  in  the  first  book.  The  .s-  is 
an  adventitiovis  growth,  like  that  in  (s)kir,  {s)karf.  Incidentally 
important  is  the  agreement  (in  the  number  of  occurrences)  of  Bk. 
VIII  with  Bk.  X,  rather  than  with  Bks.  II— VII.  The  ninth  book 
has  only  the  stereotyped  form,  pari-\-skar,  repeated  ten  times 
and  used  always  of  Soma. 

In  his  second  monograph  ' PrcKjäthikäni  I.  The  vocabulai-y', 
Professor  Hopkins  laid  betöre  the  Society  an  analysis  of  the  voca- 
bulary  of  the  Eiglith  Mandala  of  the  Rig-Veda,  which  shows  a  stri- 
kingly  large  proportion  of  late  words,  l)oth  ÖTtaE  XeYÖ|U6va  for  Rig- 
Veda^  and  words  used  exchisively  in  Bk.  VIIT  and  in  post-Vedic 
literature.  The  paper  gave  a  list  of  siich  words  with  comments 
thereon.  The  proportion  of  late  words  in  Bk.  VIII  is  double  that 
of  Bk.  VII.  The  danger  of  trusting  to  the  'grannnatical  fest'  was 
also  emphasized.  Thus,  by  the  'grannnatical  test'  the  Välakhilyan 
portion  of  the  Rig-Veda  should  be  old,  whereas  it  is  chietly  mo(lern 
stuff,  the  grammatical  forms  being  imitations. 

Prof.  C.  R.  Lanman  (Harvard  University,  Cambridge)  made 
an  announcement  regarding  the  translation  of  the  Atharva-Veda 
Avith  a  füll  critical  and  cxegetical  commentary,  by  tiie  late  Professor 
AVhitney.  Tlie  critical  connnentary  has  l)een  made  the  most  impor- 
tant  feature  of  the  work.  No  account,  at  once  so  systematic,  exten- 
sive, and  completc,  of  the  critical  Status  of  any  Vcdic  text  has  ever 
been  uiidertaken  Ix'fore;  and  the  material  is  here  presented  in  just 
such  thoroughly  lucid,  orderly,  and  well-digested  form  as  the  pre- 
vinus  works  of  its  lamented  author  wouhl  lead  us  to  expect.  Its 
piil)lication  will,  as  we  hope,  mark  a  new  epoch  in  the  history  of 
Vedic  criticism.  The  work  is  to  ap)»ear  as  volumes  IV.  and  V.,  of 
Professor    Lanman's    Harvard    Oriental    Series.     Dr.   Lanman    also 


Mitteilung-eii.  207 

presented  sonie  specimens  of  a  considerable  collection  of  Sanskrit 
Epig-rams  of  which  he  had  made  inetrical  versions  or  paraphrases. 
He  likewise  laid  betöre  the  Society  a  paper  entitled  'Päli  Miscella- 
iiies',  in  Aviiich  he  discusses  the  bearing*  of  Päli  npon  Sanskrit  lexi- 
cog'raphy,  and  several  other  kindred  matters. 

Prof.  A.  V.  W.  Jackson  (Columbia  University,  New  York  City) 
presented  three  articles:  the  first  was  on  'Sanskrit  yamafva-  in 
Mahä-Bhärata  III.  142.  35—45  as  an  echo  of  an  old  Indo-Iranian 
leg'end':  the  second  discussed  some  Persian  names  in  the  Book  of 
Esther;  the  third  was  a  collection  of  instances  of  the  iterative  Opta- 
tive in  the  Avesta. 

Prof.  M.  Bloomfield  (Johns  Hopkins  University,  Baltimore) 
sent  two  Vedic  contrilnitions  for  publication.  The  first  of  these  is 
an  attempt  to  establish  more  definitely  the  character  of  the  'Frog'- 
hymn',  Rig'-Veda  VH.  103,  which  the  writer  reg^ards  distinctiy  as  a 
charm-hymn.  The  allusion  to  the  Brahmans  is  not  satirical  bixt  he 
sonsiders  it  as  a  nice  bit  of  diplomacy  iised  in  flattering-  the  water- 
controlling-  frog's.  The  writer  forcibly  emphasized  the  necessity,  in 
every  instance,  of  tr\-ing-  to  find  the  detinite  Situation  in  each  Vedic 
hymn,  Tor  the  hymns  were  composed  by  the  jiriest-poets,  after 
patterns  which  had  long-  ag'o  become  conventional.  Whenever  and 
wherever  we  truly  understand  a  hymn,  its  practical  purpose  beco- 
mes  apparent'.  The  ^belletristic'  vicw  of  the  hymns,  Professor 
Bloomfield  believes  has  been  carried  too  far;  'the  entire  Veda  is 
devoted  to  the  attainment  of  realistic  ends,  and  the  hymns  are  no 
exception  to  the  rule'. 

The  second  contribution  by  Dr.  Bloomfield  was  on  'The  mea- 
ning"  of  the  Compound  atharvähfßrasah,  the  ancient  name  of  the 
fourth  Veda'.  The  two  parts  of  the  Compound  are  not  unfrequently 
found  used  separate!}':  the  atharvänah  were  originally  the  auspi- 
cious  (cänfa,  hhesaja)  parts  of  the  Atharva-Veda;  in  the  m'igh'tisah 
are  the  unholy  sorceries  {gliora,  ähhicärika)  of  the  same  canon. 

In  the  election  of  otticiers  for  the  ensuing"  year,  President 
D.  C.  Gilman,  of  Johns  Hopkins  University,  was  ag-ain  chosen  to 
be  presiding-  officer.  Prof.  C.  R.  Lanman,  who  has  untiring-ly  ser- 
ved  the  Society  as  Corresponding-  Secretary  for  many  years  and 
Avho  was  ag-ain  elected  last  year,  asked  to  be  relieved  of  the  duties 
of  that  Office.  Prof.  E.  W.  Hopkins  (Yale  University,  New  Haven) 
was  nominated  as  his  successor  with  the  understanding-  that  Prof. 
H.  Oertel  of  Yale  is  to  discharge  the  secretary's  duties  during-  Dr. 
Hopkins'  absence  in  India.  An  imjtortant  Step  was  taken  with 
reg-ard  to  the  Constitution  of  the  pu!)lication  committee.  By  a  uu- 
animous  vote  it  was  decided  to  ]dacc  the  Journal  under  the  edi- 
torship  of  Prof.  C.  R.  Lanman,  especially  with  refcrence  to  Indo- 
Germanic  subjects,  and  of  Prof.  G.  F.  Moore,  jnirticularly  for  the 
Semitic  department.  The  two  editors  are  now  completing-  arrang-e- 
ments  to  have  the  publications  appear  at  regulär  stated  intervals. 
The  attention  of  Eiiropean  scholars  and  of  libraries  is  here  drawn 
to  the  fact  that  the  American  Oriental  Society's  Journal  and  l'rocee- 
ding-s  may  be  had  by  neg'otiating-  directly  with  the  officers  of  the 
Society. 

With  a  vote  of  thanks  to  the  Andover  Theological  Seminary 
for  its  kind  hospitalitv  the  Societv  adjourned  to  meet  at  Baltimore, 
April  22,  23,  24,  1897." 

Columbia  University,  New  York  City. 

A.  V.  Williams  Jackson. 


208  Mitteilungen. 

A"orläiifi;^e  Mitteilinii^eu. 

1. 

Herr  Dr.  Willy  Foy  arbeitet  an  einem  Aufsatz,  der  sich  etwa 
"Beiträge  zur  keltischen  Lautlehre"  betiteln  wird.  Er  wird  darin 
für  das  Keltische  ein  ähnliches  Gesetz  erweisen,  Avie  es  nach  Brug'- 
mann,  Streitberg  u.  a.  für  das  Arische  in  Bezug  auf  das  in  offener 
Silbe  stehende  idg*.  o  gilt,  das  danach  durch  ä  vertreten  wird.  Auch 
im  Keltischen  wird  o  unter  dem  keltischen  Hochton  zu  ä. 
Dadurch  werden  nicht  nur  die  Perfekta  wie  ir.  räith  :  kyuir.  gica- 
raict  erklärt,  sondern  auch  die  schwierigen  Formen  ir.  aduaid 
'{a,\xs*äd-ode)'.  griech.  ööuibe,  brit.  nau  'neun'  aus  *näun  (älter  *wd«?i, 
*neyn)'  u.  a.  m.  Der  Verfasser  hofft,  diesen  Aufsatz  gegen  Ende 
des  Jahres  abzuschliessen. 

Für  später  hat  er  eine  'keltische  Lautlehre'  in  Aussicht 
genommen. 

Ausserdem  gedenkt  er  eine  'Interpretation  des  Kgveda'  zu 
schreiben.  Sie  wird  voraussichtlich  bucliweise  erscheinen  und 
in  der  Weise  angelegt  sein,  dass  sich  an  die  Übersetzung  eines 
jeden  Hymnus  sofort  eine  genaue  Begründung  derselben  schliesst 
bzw.  (in  ])esondern  Fällen)  jener  vorausgeht.  Dabei  soll  auch  das 
einfachste  und  scheinbar  sicherste  Wort  einer  eingehenden  Prüfung 
unterzogen  werden;  denn  es  ist  leider  nur  zu  oft  der  Fall,  dass 
sich  Jahre  lang  auch  hierbei  eine  falsche  Auffassung  festg'esetzt 
hat,  wie  noch  vorher  in  einem  Aufsatz  über  die  ai.  Wurzel  tan  und 
ihre  Komposita  gezeigt  werden  soll. 


Dr.  Lindelöf,  Dozent  an  der  Universität  Helsingfors  (Fin- 
land)  ist  seit  längerer  Zeit  mit  einer  eingehenden  Untersuchung* 
der  Sprache  der  Rushworthglosse  zu  den  FiVangelien  Markus,  Lu- 
kas und  Johannes  (der  sog.  Glosse  Rushworth^)  beschäftigt.  Die 
Arbeit  soll  ein  vollständiges  Wörterbuch  enthalten ;  an  dasselbe 
wird  sich  eine  Darstellung  der  Mundart  des  Denkmals  anschliessen. 
Die  Sprache  der  übrigen  altnorthumbrischen  Quellen  (Runentexte, 
Durhambook,  Ritual)  wird  stets  berücksichtigt  werden,  um  eine 
geographische  Gruppierung   der  Dialektvarietäten  zu  ermöglichen. 


Personalien. 

Dr.  F.  N.  Finck  hat  sich  au  der  Universität  Marburg  a/d. 
Lahn  für  das  Fach  der  idg.  SpracJiwissenschaft  habilitiert. 

Zu  ausserordentlichen  Professoren  Avurden  ernannt  Dr.  Georg 
Holz,  Privatdozent  der  german.  Philologie  und  idg.  Sprachwissen- 
schaft an  der  Universität  Leipzig;  Dr.  Ludwig  Sütterlin,  Pri- 
vatdozent der  idg.  Sprachwissenschaft  an  der  Universität  Heidelberg. 


Bcrlclitiifiinü:. 

]F.  VII  S.  4;')  Z.  4  v.  u.  lies  8,L^5  statt  9,5. 


ANZEIGER 

FÜR  INÜOCERMANISCIIE  SPRACH-  l'ND  ALTERTUMSKUNDE. 

BEIBLATT  ZU  DEN  INDOGERMANISCHEN  FORSCHUNGEN 
HERAUSGEGEBEN 

VON 

WILHELM  STREITBERG. 


SIEBENTER  BAND.  DRITTES  HEFT. 


3Ieriiiger  K.  u.  K.  Mayer  Versprechen  und  Verlesen.  Eine 
psvchologlseh-linguistische  Studie.  Stuttgart  Göschen  1895. 
XIV  u.  204.  S.  gT.  8^     4,50  j\r. 

Immer  mehr  verengt  die  Wissenschaft  den  'Spielraum 
des  Zufalls'.  Jahrtausende  lang  hatten  die  Missgeburten  als 
unheimliche  Prodigia  gegolten  —  da  kam  Sömmering  und 
wies  Gesetzmässigkeit  auch  in  den  Missbildungen  nach.  Das 
wichtige  Werkchen,  zu  dem  ein  Linguist  und  ein  Neuropath 
sich  —  unter  der  entschiedenen  Führung  des  Ersteren  —  ver- 
einigt haben,  strebt  Ähnliches  für  die  Missgeburten  der  Rede 
an.  Im  Wesentlichen  will  es  eine  Psychologie  des  Sprach- 
fehlers geben.  Das  wirklich  geniale  'Apercu'  nun  aber,  das 
der  ganzen  Arbeit  zu  Grunde  liegt,  ist  der  Gedanke:  die 
Sprachfehler  müssen  ein  Durchschnittsbild  von  den  grössten 
Schwierigkeiten  der  gesprochenen  Rede  geben.  "Wenn  diese 
Augenblicksbildungen  in  genügender  Zahl  beobachtet  wären, 
könnten  sie  die  Richtungen  der  weiteren  Sprachentwicklung 
verraten"  (S.  166).  Da  wir  nun  ciber  seit  Scherer  Alle  glau- 
ben, die  lebendige  Sprachentwicklung  sei  zu  allen  Perioden 
wesentlich  gleichartig,  so  eröffnet  sich  hiermit  ein  neuer  Weg, 
die  Ursachen  der  Sprachveränderungen  zu  begreifen.  Wo 
früher  einfach  dekretiert  wurde,  diese  oder  jene  Lautverbin- 
dung sei  'schwer  sprechbar',  dieser  oder  jener  Laut  habe  auf 
einen  anderen  eingewirkt,  da  würde  eine  systematische  Samm- 
lung und  Bearbeitung  von  Sprechfehlern  objektivere  Kriterien 
ergeben.  Es  versteht  sich  zwar,  dass  sie  immer  nicht  ganz  ob- 
jektiv sein  würden.  Wir  wissen  (z.  B.  aus  der  Behandlung 
des  Anlauts),  dass  den  Germanen  manches  unsprechbar  schien, 
was  andere  Völker  leicht  nahmen,  die  sonst  doch  über  die 
schwierigen  germ.  Worte  spotteten.  Wir  können  auch  nicht 
bezweifeln,    dass    die  verschiedenen  Formen  des  Akzents  auf 

Anzeiger  VII  3.  X4 


210  MeringX'i'  u.  Mayer  Versprechen  und  Verlesen. 

die  Assimilationsfähigheit  der  Silben  Einfluss  haben;  auch 
nicht,  Avas  mir  besonders  wichtig  sclieiut,  dass  das  grössere 
oder  geringere  Mass  von  'Durchschulung'  in  den  Assoziatio- 
nen merkbar  wird.  Gebildete,  besonders  sprachlich  Gebildete, 
versprechen  sich  anders  als  naivere  Sprecher,  worauf  auch 
die  Verf.  (S.  168)  gelegentlich  selbst  hindeuten;  ich  erinnere 
an  Erscheinungen  wie  die  des  sog.  'Ueberhochdeutsch'.  Der- 
artige Erwägungen  wird  man  jederzeit  mit  den  durch  Stu- 
dium der  Sprachfehler  gewonnenen  Kriterien  verbinden  müs- 
sen. Deshalb  bleiben  diese  doch  aber  wichtige  Hilfsmittel: 
wir  erhalten  eine  Methode,  die  dem  physiologischen  Experi- 
ment vergleichbar  ist;  auch  dies  kann  ja  individueller  Ein- 
schränkungen  nicht  entrathen. 

Die  Verf.  haben  nun  natürlicli  noch  uiclit  eine  vollständige 
psycholog'isch-lin<j,-uistische  Ergründung  der  Sprachfehler  zu  Wege 
bringen  können.  Ihr  Materini  war  verhältnismässig  besclu-änkt: 
Sprech-,  Lese-,  Schreibfehler  akademisch  gebildeter  Leute;  mit  gemüt- 
lichem Behagen  sieht  man  durch  die  Namensangaben  des  jedes- 
maligen Sünders  sich  in  der  Mitte  angeregter  Unterhaltung  von 
Wiener  üniversitätsgenossen  und  hört  Heinzel  und  Jagic,  Fr.  Müller 
und  Frau  Dr.  Walzel,  Zwierzina  und  Much,  Detter  und  v.  Grienberger 
sich  durcli  Lapsus  iinguae  um  die  Wissenschaft  verdient  machen. 
Bei  dem  Hauptlieferanten  Meringer  kommt  weiter  die  beständige 
Selbstbeobachtung  als  gefährlicher  Faktor  hinzu.  Als  ich  vor  drei- 
zehn Jahren  selbst  Sprach-  und  Schreibfehler  zu  sammeln  an- 
fing, gab  ich  es  bald  auf,  weil  ich  mit  Verdruss  bemerkte,  wie  die 
Lust  am  Sammeln  mir  unwillkürlich  Fehler  unterschob,  die  mir  sonst 
nie  vorgekommen  waren.  —  Begrenzt  wie  das  Material  sind  aber 
auch  die  Gesichtspunkte  der  Verf.  Meringer  ging  vom  linguisti- 
schen Studium  der  Dissimilationen  aus  und  das  Geheimnis,  welche 
entfernte  Laute  aufeinander  einzuAvirken  imstande  sind  vxnd  wie 
das  geschielit  (S.  1(35),  blieb  sein  Hauptaugenmerk.  Daran  liegt  es, 
dass  gegenüber  den  rein  lautlichen  Sprachausgleichungen  die 
quantitativen  zu  kurz  kommen.  Wohl  merkt  er  Quantitätsver- 
schiebungen (z.  B.  S.  51)  an;  aber  das  im  Sinn  liegende  Durch- 
schnittsmass  einer  bestimmten  Laut-  oder  Wortverbindung  hat  eine 
viel  grössere  Bedeutung  für  die  Spraclifehler,  als  aus  dem  Buch  er- 
sichtlich ist.  Wenn  z.B.  (S.  15)  Jemand  sa.o't:  'der  enthirnte  Gross- 
hund' statt  'der  entgrosshirnte  Hund',  so  liegt  ein  Avirkliches  Ver- 
sprechen nur  an  der  ersten  Stelle  vor;  an  der  zweiten  tritt  vielmehr 
eine  Korrektur  ein :  der  Kedende  fühlt,  dass  er  eine  längere  Laut- 
gi'uppe  vorbringen  wollte  und  packt  nach;  es  spielt  also  hier  neben 
dem  pliysiologischen  Moment  das  psychologische  stark  mit  (vgl. 
über  solche  'Felder  durch  Korrektur',  eine  sehr  wichtige  Klasse, 
die  knappe  Bemerkung  S.  24).  Beiläufig  möchte  icli  hier  anmerken, 
dass  solche  unmöglichen  Wortbildinigen  wie  'Mastochsrostbraten' 
(S.  14)  imd  solche  schwerverständliche  Ausdrücke  wie  'Baiiern- 
feuilleton'  (S.  157)  aus  dem  Material  besser  auszuscheiden  wären, 
da  sie  jenseits  der  überall  vorauszusetzenden  glatten  Sprechbar- 
keit  oder  einfachen  Verständlichkeit  liegen;  was  hier  gefehlt  wird, 
ist  so  wenig  typisch  wie  Lesefehler  an  schwierigen  Inschriften  es 
für  alltägliclies  Verlesen  sind. 

Ein  anderes  Versäumnis  bei  den  Erklärungen  scheint  mir  dies, 
dass  die  Verf.,  weil  eben  ilir  Blick  zu  stark  auf  das  Phänomen  der 


Mering'er  ii.  Mayer  Versprechen  und  Verlesen.  211 

Dissimilation  g-ebannt  blieb,  die  Beeinflussung-  von  aussen  her 
vernachlässigten.  Gelegentlich  führen  sie  allerdings  Sprachfehler 
auf  Einwirkung  fertiger  Worte  zurück  (z.  B.  S.  19,  22)-,  aber  lange 
nicht  häufig  genug-.  Wenn  z.  B.  'Taps  und  Schnabak'  statt  'Schnaps 
und  Tabak',  'eine  Sorte  von  Tacher'  statt  'eine  Torte  von  Sacher' 
gesagt  Avird  (S.  20),  so  zwingen  die  wirklich  existierenden  Worte 
'Taps',  'Sorte'  diese  Fälle  von  solchen  zu  sondern,  in  denen  rein 
lautliche  Vertauschung  ohne  Vorschweben  anderer  Lautbilder  vor- 
liegt. Noch  deutlicher  ist  der  Fall  'Homo  ist  mein  Name,  der  allen 
Menschen  gemein  ist'  für  'Homo  ist  ein  Name'  (S.  111).  Die  Verf. 
sehen  hier  nur  lautliche  Beeinflussung-  durch  die  anlautenden  m\ 
viel  näher  liegt  aber  ein  davon  ganz  unabhängiges  Ausgleiten  in 
die  geläufige  Formel:  'X  ist  mein  Name'.  Oder  in  dem  Satz  'Süd- 
wost  ist  auch  kein  guter  Wind'  (S.  32)  sehen  sie  in  'wost'  nur  einen 
Eeflex  des  w  von  Wind,  während  doch  wohl  auch  'Südwest'  mitspielt. 
Hier  handelt  es  sich  indess  nur  um  die  Ausdehnung  eines 
bestimmten  Erklärungsprinzips;  dass  fertige  Worte  eine  Rolle  spielen, 
geben  die  Verf.  ja  durchaus  zu.  Völlig-  ignorieren  sie  dagegen  ein 
anderes  Moment:  die  rein  euphonische  Verbesserung.  Es 
sagt  z.  B.  Jemand:  "Kellner,  geben  Sie  mir  ein  französisches  Flast- 
Saftfleisch"  (S.  37).  Hierzu  bemerken  die  Verf.  "Das  fl  stammt  von 
'Fleisch',  st  ist  unklarer  Herkunft.  Ich  konnte  nicht  fragen,  woran 
der  Sprecher  g-leichzeitig-  gedacht  hat."  Ich  bezweifle  nicht,  dass 
'Saftfleisch'  eine  Kontamination 'Flas'  vorauswarf  und  i  rein  eupho- 
nisch angehängt  wurde,  wie  die  deutsche  Sprache  so  gern  ein  Avort- 
schliessendes  s  durch  t  vervollständigt  ('Obst').  Aehnlich  steht  es 
mit  Halbreimen  wie  'paster  noster'  (S.  35).  Ein  ungefährer  Anklang- 
hat etwas  Quälendes ;  er  strebt  nach  Ergänzung- :  darin  liegt  eigent- 
lich das  Kunstwidrig-e  ungenauer  Reime.  Man  kann  daher  häutig- 
die  Erfahrung  machen,  dass  durch  Zitier  fehler  Anklänge  zu  wirk- 
lichen Reimen  vervollständigt  werden.  Deshalb  zitiert  man  in  der 
Regel : 

Ins  Innere  der  Natur  schaut  kein  erschaffner  Geist  — 
Zu  glücklich,  wem  sie  nur  die  äussere  Schale  weist, 
während  Haller  schrieb:  'wem  sie  noch   die   äussere  Schale  weist'. 
In  dem  bekannten  Verspaar  Platens: 

Wie  mancher  dünkt  sich  Virtuos  und  schlägt  g-ewaltige  Triller, 
Der  bloss  als  leere  Phrase  drischt,  was  Goethe  sprach  und  Schiller 
beging-  ich  Aviederholt  den  Zitierfehler,  im  zweiten  Vers  zu  rezitieren 
"Und  drischt  als  leere  Phrase  bloss"  — .Ebenso  ertappte  ich  mich 
dabei,  wie  ich  in  einer  Strophe  Fontanes,  die  ich  früher  gern  her- 
sagte, Binnenreime  anbrachte: 

Es  kommt  ein  Wetter,  es  konunt  ein  Sturm, 

Die  Lüge  muss  verderben  — 

Die  Stuarts  stehen  all   zu  Rom 

Und  müssen  alle  sterben. 
Hier  sagte  ich  'Strom'  für  'Sturm'.  All  diese  Zitierfehler  sind 
euphonische  Anpassungen.  Für  den  Philologen  haben  sie  als  un- 
freiwillige Konjekturen  Interesse  und  werfen  Licht  auf  das  Anbringen 
von  Zäsurreimen  z.B.  in  den  Nibehmgenliedern;  von  Meringer  und 
Mayer  müssen  sie  aber  ausserdem  noch  als  Fingerzeige  für  geAvisse 
nicht  einfach  durch  Buchstabentausch  zu  erklärende  Aenderungen 
Beachtung-  fordern.  Es  Aväre  überhaupt  hübsch,  Avenn  die  Verf.  den 
Fehlern  beim  Sprechen,  Lesen,  Schreiben  die  Zitier-  und  Sing  fehler 
beigefügt  hätten,  die  sich  beim  Vortrag  unserer  volkstümlichen 
Ijleder  so  oft  beobachten  lassen.  Das  bekannte  "Mein  Liebchen, 
was  willst  du  noch  mehr"  mit  seinem  falschen  'noch'  vereinigt  eine 


212  Geringer  ii.  Mayer  Verspreclien  und  Verlesen. 

psycholo<>"isch  motivierte  Verdeutliclning"  mit  der  rein  mechanischen 
Aiisfüllung'  einer  Pause  durch  eine  Silbe.  Da  haben  wir  also  Avieder 
die  Herstellung-  der  normalen  Zeitlän<;-e :  weil  das  'du'  nicht  gut 
g-enu«^"  ausiichaiten  Avurde,  legte  man  ilim  das 'noch'  als  Gewichtchen 
auf.  Ein  Gegenstück  dazu,  nur  in  entgegengesetzter  Tendenz,  ist  der 
Sprachfehler  'Seinskrit'  für  'sein  Sanskrit'  (S.  o3).  Der  Sprechende 
nimmt  zu  der  immerhin  nicht  einfachen  Verbindung  einen  Anlauf 
und  dehnt  dadurch  das  sonst  proklitisclie  Pronomen;  nixn  hat  er  die 
Empfindung,  als  sei  der  Avichtige  Zeitraum  schon  ausgefüllt  und  unter- 
drückt deshalb  die  AAie  eine  Verdoppelung  der  ersten  klingende  Silbe. 
Doch  spielt  in  solchen  Fällen  allerdings  eine  bewusste  Abneigung  ge- 
gen die  Folge  an  zaacI  zu  ähnlichen  Silben  mit.  Wir  hatten  uns  in 
den  ersten  Semestern  angeAA^öhnt,  von 'Grimmatik'  und 'Lexerikon* 
zu  sprechen:  der  Scherz  ging  auf  den  Pfaden  des  Sprachgeistes, 
Avie  so  oft.  Gerade  die  Verf.  illustrieren  gern,  und  mit  Recht,  der- 
artige Erscheinungen  an  den  Spässen  Kasperles;  die  Satz-Kontami- 
nationen (S.  54)  sind  in  den  Witzhaschereien  'Wippchens'  (und 
schon  früher  in  den  analogen  Spriclnvortverkoppelungen  Schnörkels 
in  Auerbachs  Roman  'Neues  Leben';  denn  auch  die  Witzformen 
haben  ihre  Geschichte)  zum  Gegenstand  einer  bcAvussten  Technik 
gemacht  Avorden.  Die  Vertauschung  der  Anlaute  (S.  21)  hat  zu 
manciierlei  Volksscherzen  Anlass  gegeben,  z.  B.  in  dem  auf  unseren 
Schulen  jiopulären  bösen  Stück:  "In  einer  Kinderschule  sass  ein 
Zeichenlehrer  und  zeichnete  einen  Schattenriss";  in  dem  Studenten- 
AA'itz  von  den  'Denkerstirnen'  u.  dgl.  m.  (vgl.  auch  über  die  'Witz- 
maclier',  die  in  nachgemachten  Spi'achfehlern  glänzen,  S.  72;  ferner 
S.  93).  In  all  solchen  Fällen  also  AAird  nur  übertrieben  und  betont, 
Avas  alle  Tage  A-orkommt.  Mit  unserm  'Lexerikon'  ist  es  nicht  anders: 
die  Vereinfachung  beruht  vielleicht  auf  denselben  Vorgängen,  die 
den  Verfall  der  Reduplikation  beim  Verb  und  iliren  Ersatz  durch 
Dehnung  herbeigeführt  haben. 

Endlich  haben  die  Verf.  durch  zu  ausscl)liessliches  Aufsuchen 
lautphysiologischer  Ursachen  noch  eine  E^rklärung  ausgeschlossen, 
die  gär  nicht  selten  anziiAvenden  Aväre:  die  bewusste  Verein- 
fachung als  Grund  des  Sprachfehlers.  In  den  eben  angezogenen 
Beispielen  näherten  Avir  uns  ihr,  erreichten  sie  aber  noch  nicht. 
Aber  gerade  Avieder  beim  Singen  trifft  man  sie  oft.  Ich  summte 
einmal  den  AnarchisteuA-ers  vor  mich  her: 

Veux-tu  etre  bieu-heureux 

Un  jour-deux? 

Tue  ton  proprietaire! 
Bald  bemerkte  ich,  dass  ich  'popietaire'  aussprach  —  und  als 
ich  näher  zusah,    fand  ich,  dass  man  es  liier  gar  nicht  anders  aus- 
sprechen kann;    der  Rhythmus  Avird  sonst  zerstört,  Aveil  die  beiden 
zutretenden  r  oder  vielmehr  die  Schwierigkeit,    zAveimal  pr   auszu- 
sprechen, den  Vers  überlang  macht.     Ich  bin  auch  überzeugt,  dass 
man  das  Wort  in  Paris   nicht  anders    singt.     Als    ich    nun    aber   in 
Felix  Dubois'  lieblichem  Buch  'Le  peril    anarchiste'   nachsah,    fand 
ich  (S.  70.  265)  den  genauen  Text  vielmehr  so  lauten: 
Si  tu  A-eux  etre  heureux, 
Nom  de  dieu! 
Pends  ton   proprietaire. 
Der  Fall  ist  lehrreich,  Aveil  Meringer  auf  Grund  des  richtigen 
Wortlautes    ein    'pnpietaire'  geAviss  als  Assimilation  an  'pends' auf- 
gefasst  hätte,  Avährend  bei  mir  dies  Wort  doch  ganz  fehlte. 

Überhaupt  linden  sich  gerade  bei  r  (das  die  Verf.  denn  auch 
S.  89  f.,  mit  l  zusammen,  einer  Spezialuntersuchung  unterAverfen)  die 


Mering-ev  xi.  Mayer  Versprechen  und  Verlesen.  213 

verschiedensten  Fehlerqnellen  zusammen.  'Schönerianer'  aiis  'Scliö- 
nererianer'  (S.  92)  z.  B.  ist  wohl  nicht  eigentUch  ein  Fall  von  Dissimila- 
tion, wie  Verf.  meint.  Vielmehr  wird,  Avie  lautes  Nachsprechen  leicht 
lehrt,  das  r  vor  dem  j  verdoppelt,  gerade  wie  bei  der  westgerma- 
nischen Konsonantendehnung,  und  danach  wird  dann  das  'er'  als 
überflüssige  Länge  empfunden.  Dagegen  liegt  in  dem  'Zauberin' 
statt  'Zaubrerin',  das  zu  einer  Kontroverse  zwischen  Roediger  und 
Kautfmann  Anlass  gegeben  hat,  bewusste  Vereinfachung  durch  Rück- 
kehr auf  eine  ältere  Form  vor. 

"Wir  können  aber  natürlich  nicht  auf  eine  Erörterung  der 
Einzelfälle  eingehen;  die  angeführten  Beispiele  sollten  nur  zeigen, 
dass  die  Verf.,  wie  ich  glaube,  zu  ausschliesslich  mit  Einem  Erklä- 
rungsprinzip gearbeitet  haben.  Dies  selbst  aber  bleibt  deshalb  im- 
mer noch  wichtig  genug,  ja  wohl  unbedingt  das  Avichtigste.  Meringer 
formuliert  es  (S.  97)  wie  folgt:  "Fast  alle  unsere  Sprechfehler  gehen 
aus  Störungen  der  anreihenden  Thätigkeit  unseres  Intellekts  hervor. 
Wenn  "Wörter  oder  Laute  verschoben  werden,  so  geraten  sie  an 
einen  funktionell  ähnlichen  Posten."  Das  würde  noch  etwas  allge- 
mein klingen;  die  Verf.  haben  mm  aber  in  sehr  fördernder  "Weise 
festgestelft,  in  welchem  Fall  Laute  'funktionell  ähnliche  Posten' ein- 
nehmen. Sie  sind  darauf  geführt  worden,  die  relative  Intensität  der 
Laute  der  inneren  (d.  h.  dem  Redenden  vor  dem  Aussprechen  vor- 
schwebenden) Sprache  zu  erforschen  (S.  159).  Es  war  ein  geist- 
reicher Einfall,  hierfür  das  Suchen  nach  einem  vergessenen  Namen 
zu  verwenden.  "Was  zuerst  wieder  ins  Bewusstsein  kommt,  hatte 
jedenfalls  die  grösste  Intensität  vor  dem  Vergessen"  (S.  160).  Ich 
habe  mir  dafür  auch  seiner  Zeit  einige  wenige  Notizen  gemacht, 
ohne  mir  im  geringsten  darüber  klar  zu  sein,  Avie  scharfsinnig  dies 
Phänomen  ausgebeutet  Averden  könnte.  Sehr  merkwürdig  sind  nun 
auch  hierbei  die  Irrtümer.  Als  ich  den  Namen  'Lorinser'  (aus 
Heyses  'Kindern  der  Weit')  suchte,  meldete  sich  zuerst  'Lem',  dann 
'MeL,  dann  Avard  'i'  als  sicherer  Anlaut  klar,  und  bald  erschien 
der  ganze  Name,  (lieber  das  Namensuchen  Agl.  z.  B.  Lichtenberg- 
Schriften  I,  S.  27.)  Das  'Lem'  Avar  geAvissermassen  ein  stenogra- 
phisches Sigel:  L  vertrat  die  Silbe  Lor,  em  das  -in-.  Da  ich  aber 
den  Namen  auf  der  zAveiten  Silbe  betonte,  machte  der  stärkere  re- 
lative Wert  derselben  sich  in  dem  A'ermeintlichen  Anlaut  Mel  geltend, 
der  den  Reflex  der  Tonsilbe  voranstellte.  —  Als  ich  den  Namen 
'Kunibert'  suchte,  tauchte  zuerst  das  il/ auf,  der  Akzentgipfel.  Es 
ist  also  nicht  immer  gerade  der  Anlaut,  der  die  stärkste  Intensität 
hat;  Avie  oft  er  sie  aber  hat,  beweist  schon  die  grosse  Thatsache  der 
AUitteration  (S.  165).  Im  allgemeinen  gelten  auch  für  Gesunde  die 
von  den  Verf  für  Lesestörungen  der  Kranken  (S.  132)  formulierten 
Regeln:  1)  "  Die  Wurzelvokale  Averden  am  leichtesten  richtig  er- 
kannt." 2)  "Das  Akzentschema  des  Wortes  bleibt  oft  auch  bei  son- 
stiger Veränderung."  3)  "Von  den  Konsonanten  AAird  der  Wortan- 
laut resp.  der  Anlaut  der  hochl)etonten  Silbe  am  besten  erfasst  und 
wiedergegeben."  Für  die  zAveite  Regel  könnten  Avieder  Singfehler 
besonders  lehrreiche  Beispiele  liefern  und  überhaupt  Entstellungen 
fester  Laulreihen  z.  B.  in  Parodien  des  Paternoster  oder  des  Mess- 
rituals  ('Hocuspocus'  für  'Hoc  est  corpus'). 

Aus  solchen  Beobachtungen  heraus  gelangen  die  Verf.  nach 
einer  gründlichen  Durchmusteriing  der  Sprachfehler  bei  Gesunden 
imd  einer  kürzeren  der  Sclireib-,  Lese-  und  Hörfehler  sowie  der 
Sprachstörungen  bei  Kranken  zu  dem  Avichtigen  Resultat:  "Die 
Laute  der  inneren  Sprache  sind  ungleichwertig.  Bei  einem  Laute, 
der  eben  gesprochen  Avird,    klingen   alle  bereits  zxi  sprechen  beab- 


214  rip])ino-  Über  die  Theorie  der  Vokale. 

sichtig'ten,  gleichwertigen  vor,  die  zuletzt  g-esprochenen,  gleichwer- 
tigen (allerdings  etwas  schAvächcr)  nach,  so  dass  diese  Laute  fehler- 
haft jederzeit  für  den  beabsichtigten  eintreten  können"  (S.  164). 
Diese  Erkenntnis,  die  den  Namen  eines  'Lautgesetzes'  jedenfalls 
jnehr  verdient  als  recht  viele  so  betitelte  Reihen  sprachgeschicht- 
licher Thatsaclien,  wird  dann  noch  zu  einer  knrzen  Durchleuchtung 
einiger  linguistischer  Probleme  (S.  169  f.)  benutzt,  nur  ganz  eilig, 
mit  angestecktem  Streichholz  gleichsam;  wie  denn  der  von  Meringer 
selbst  (S.  IX)  entschuldigte  'etwas  ungeduldige  Abschluss  des  Manu- 
skriptes' zu  bedauern  bleibt.  Besonders  vermisst  man  eine  Über- 
sicht des  Inhalts.  j\Ian  begreift  aber  aiich,  dass  es  die  Verf.  gelü- 
stete, so  interessante  Entdeckungen  möglichst  rasch  der  Beurteilung- 
gelehrter  Kreise  vorzulegen.  Ob  in  diesen  wirklich  Paul  und  Del- 
brück die  einzigen  Philologen  waren,  deren  Fussstapfen  die  Verf. 
auf  ihrem  Wege  finden  konnten  (S.  202),  das  kann  ich  zur  Zeit 
nicht  nachprüfen,  möchte  es  aber  doch  bezweifeln.  Finden  sich 
doch  z.  B.  in  Andresens  Bemühungen,  die  (von  den  Verf.  S.  76  nur 
sehr  leicht  gestreifte)  Volksetymologie  auf  gewisse  Regeln  zu  brin- 
gen, ja  schon  in  Goethes  und  Eckermanns  Sammlungen  von  Sprach- 
und  Hörfehlern  (Hempels  Goethe-Ausgabe  29,255;  Goethes  Gespräche 
5,  76)  Spuren  ähnlicher  Tendenzen.  Aber  von  da  war  noch  ein 
gehöriger  Schritt  zu  thun,  bis  zu  diesem  (um  Herders  Ausdruck  zu 
gebrauchen)  'sachenvollen'  Buch,  an  dessen  fruchtbarer  Durchar- 
beitung die  Sprachforschung  es  keinesfalls  fehlen  lassen  darf. 

Berlin.  Richard  M.  Meyer. 


Pippiiig  H.  1.  Über  die  Theorie  der  Vokale.  (Acta  Socie- 
tatis  Scientiarum  Fennicae,  tom.  XX.  No.  IL)  Helsingfors, 
Druckerei  der  Finnischen  Litteratur  Gesellschaft.  1894. 
gr.  40.    66  S.  u.  6  Taf. 

2.  Zur  Lehre    von  den  Vokalklängen.     (Zeitschrift  für 

Biologie  von  Kühne  und  Voit,  Bd.  XXXI.)     München    und 
Leipzig  Oldenbourg  1894.     gr.  S''.  59  S. 

In  beiden  Arbeiten  setzt  Pipping  seine  mit  soviel  Aus- 
dauer und  Scharfsinn  unternommenen  Analysen  der  mit  Prof. 
Hensens  Sprachzeichner  erhaltenen  Vokalkurvcn  fort,  doch 
giebt  er  gerade  auf  Grund  der  mit  Hilfe  der  Fourierschcn 
Reihe  analysierten  Kurven  prinzipielle  Erläuterungen,  die  für 
die  Phonetik  von  Iiöchstem  Interesse  sind.  Ich  fasse  dieselben 
kurz  zusammen  : 

In  1.  wendet  sich  der  Verfasser  gegen  die  Lehre  von 
der  Einheitlichkeit  oder  Stabilität  der  Artikulationsformen, 
d.  h.  gegen  diejenigen,  Avelche  annehmen,  dass  dieselbe  Arti- 
kulationsform immer  denselben  Vokal  erzeugen  müsse.  Pip- 
ping selbst  ist  Anhänger  der  Lehre  von  den  festen  Resonanz- 
höhen: Verschiedenheiten  im  Timber  eines  Vokals  beruhen 
zum  grossen  Teil  auf  Variationen  der  Resonanzbreite ;  die  Vo- 
kale   untersclieiden    sich    untereinander    durch    V^rstärkungs- 


Pipping"  Zur  Lehre  von  den  Vokalkläng-eii.  215 

gebiete  von  verschiedener  Anzahl,  Breite  und  Lage  in  der 
Tonskala.  Konstant  sind  bei  der  Erzeugung  jedes  einzelnen 
Vokals  die  Bildung  von  Hohlräumen  mit  bestimmten  physi- 
kalischen Eigenschaften  (Resonanzhöhen  und  -  breiten)  und 
höchst  wahrscheinlich  auch  die  Vibrationsformen  der  Stimm- 
bänder. Ganz  besonders  lesenswert  sind  hier  die  Erör- 
terungen über  die  Physiologie  des  Ohres  S.  12 — 18,  sowie 
die  Bemerkung  auf  S.  4.  "Auch  bei  den  sogenannten  nor- 
malen Individuen  ist  keine  genaue  Gleichförmigkeit  in  dem 
Bau  der  Sprachwerkzeuge  vorhanden"  (vgl.  auch  S.  11  oben, 
sowie  die  Anmerk.  dazu).  Dieser  Satz,  dessen  einfache  Wahr- 
heit m.  W.  von  Niemand  angezweifelt  wird,  ist  in  phoneticis 
bis  heute  zu  oft  vergessen  worden  ^).  Im  Ganzen  verwirft 
also  der  Verfasser  die  auf  Beobachtung  der  Zungen-  und 
Lippenstellungen  gegründeten  Systeme. 

In  2.  bekämpft  Pipping  besonders  die  Ansichten  Her- 
manns, welcher  annimmt,  die  Formanten,  d.  h.  die  charakte- 
ristischen Töne  des  Vokals,  seien  nicht  harmonische  Ober- 
töne des  Grundtones,  sondern  lediglich  Mundtöne,  Avelche  zum 
Grundton  nicht  harmonisch  zu  sein  brauchen;  diese  Mund- 
töne entstehen  nach  Hermann  dadurch,  dass  der  Luftstrom, 
welcher  durch  den  in  Vibration  versetzten  Kehlkopf  entweicht, 
die  ganze  Mundhöhle  wie  einen  Resonator  anbläst.  Es  ist 
dies  wohl  die  schon  von  Milne-Edwards  und  Techmer  ver- 
tretene Ansicht. 

Dagegen  bemerkt  Pipping  zunächst,  dass  nach  Hensen 
eine  tönende  Luftlamelle  unfähig  ist,  einen  Resonator  anzu- 
blasen und  dass  wir  hieraus  schliessen  müssen,  der  tönende 
Luftstrom  sei  unfähig  einen  selbständigen,  von  der  Schwingungs- 
zahl des  Kehlkoptklanges  unabhängigen  Mundton  zu  erzeugen. 
Die  Möglichkeit  unharmonischer  Teiltöne  leugnet  Pipping  auf 
Grund  seiner  zahlreichen  Kurven-Messungen,  und  auf  Grund 
der  Thatsache,  dass  unser  Ohr  solclie  Teiltöne  eben  nicht  wahr- 
nimmt; nach  ihm  sind  die  Formanten  vielmehr  als  durch 
die  Mundhöhle  resonatorisch  verstärkte  Obertöne  zu  betrachten, 
auch  enthalten  die  Vokalklänge  lauter  harmonische  Teiltöne. 
Gerade  diese  für  den  Vokal  charakteristischen  Teiltöne  sind 
aber  nach  dem  Zeugnis  der  Phonogramme  immer  die  stärksten. 
Sie  sind  es  also  ganz  besonders,  die  uns  die  Empfindung  der 
Ton-  oder  Klanghöhe  vermitteln,  während  der  Grundton  zu 
diesem  Zwecke  entbehrlich  erscheint. 

Die  Ansichten  Pippings  greifen,  wie  man  sieht,  auf  das 
Schönste  ineinander  —  doch  Avird  es  zum  allseitigen  Ausbau 


.    1)  Hätte  mau  immer  daran  g-edacht,   so  hätte  man  z.  B.  über 
den  .s-Laut  nicht  so  polemisiert,  wie  man  es  in  der  That  gethan  hat. 


216  Sohiiüclt  Kritik  der  Soiuuitentlieorie. 

noch  mancher  langwierigen  Untersuchungen  bedürfen ;  die- 
selben worden  sich  ganz  besonders  auf  die  Funktion  der 
Mundhöhle  bei  der  Vokalbildung  zu  erstrecken  haben , 
denn  wenn  ich  auch  die  Bemerkung  Sauberschwarz'  (Pflügers 
Archiv,  Bd.  61  S.  6  Anm.  3)  gegen  Pippings  Auffassung  nicht 
als  stichhaltig  ansehen  kann,  so  sind  doch  Merkels  Ausfüh- 
rungen (Physiologie  der  menschl.  Sprache  S.  60 — 61)  bisher 
nicht  aus  der  Welt  geschaff"t. 

Löwen.  W.  Bang. 


Schmidt  J.  Kritik  der  Sonantentheorie.  Eine  sprachwissen- 
schaftliche Untersuchung.  Weimar  Böhlaus  Nachfolger  1895. 
195  S.  8^.     5  M. 

La  premiere  necessite  sera  de  nous  borner,  et  par  lä  de 
ne  dünner  aucune  analyse  juste  du  livre.  Dans  le  choix  que 
nous  sommes  oblig6  de  faire,  c'est  sur  une  question  prejudi- 
cielle,  toute  generale,  que  nous  preferons  placer  le  debat. 
M.  Johannes  Schmidt,  cela  ressort  de  toutes  les  parties  de 
sa  polemique,  ne  ccsse  de  considerer  la  thcorie  des  Sonantes 
comme  un  objet  parfaitement  delini  par  avance,  comnie  une 
doctrine  que  l'on  peut  combattre  ou  defendre,  mais  dont  le 
contenu  est  ä  tous  les  yeux  limpide.  Nous  regrettons  de  ne 
pas  voir  avec  la  meme  evidence  que  l'eminent  savant  de 
quoi  se  compose  cette  theorie,  ou  ce  qui  lui  vaut  i\  ses  yeux 
son  titre  de  theorie ;  peut-etre  par  la  meme  raison,  de  nc  pas 
savoir  au  juste  ce  qu'il  faudrait  conclure  du  volume,  meme 
ä  supposer  que  tous  les  arguraents  qu^il  contient  fussent  sans 
replique. 

La  theorie  combattiie  ne  serait  si  claire  que  si  eile  consistait, 
purement  et  simplement,  ä  soutenir  l'existence  en  iudo-eur.  des 
quatre  sons  *r  l  vi  n\  niais  d'admettre  ce  fait  brut  ne  peut  consti- 
tuer  aucune  sorte  de  point  de  vue  ou  de  theorie. 

Si  celle-ci  se  trouve  quelque  part,  ce  ne  peut  etre  qu'en  don- 
nant  h  '*r  l  m  n  une  .signilication,  soit  en  les  opposant  ä  er  el  em 
en  .  re  le  vie  ne\  soit  en  les  opposant  k  er  el  em  en  .  re  le  nie  ne\ 
seit  enfin  (dans  un  autre  sens)  ä  r  l  ni  n  consonnes. 

Je  ne  parle  pas  du  preniier  cas  qui  revient  ä  dire  que  xaröc; 
n'6tait  pas  Hentös  ou  ne  contenait  pas  le  meme  non  que  ir^vTe. 
Car,  bien  que  de  ])remiere  importance,  et  bien  qu'inipliquee  par 
*r  l  m  n  si  on  les  admct,  cette  proposition  a  la  particularite  de 
poüvoir  etre  soutenue  sans  admettre  r  l  m  n  (ainsi  que  le  fait  M. 
S.).  La  n'est  donc  en  aucun  cas,  et  les  sonantistes  seraient  les 
Premiers  k  le  nier,  la  theorie  sonantique. 

Sera-t-elle  dans  *r  l  m  n  opposes  ä  ei'  el  ^m  en?  Est-ce  lA. 
qu'est  la  vue  iinportante  detVudue  par  les  sonantistes?  ComnienQons 
par  affiriner  qu'il  y  a  en  ett'et  lä  uu  coiillit  important,  contraire- 
ment    ä   ce  qu'il  a  paru   h    cpielqiu's    criti<iues.     Ceux-ci    oubliaient 


Schmidt  Kritik  der  Sonantentheorie.  217 

que  la  these  debattue  s'etend  ä  *r  l  m  ii  ou  re  le  nie  7ie,  qui  seuls 
en  fönt  voir  le  sens.  II  y  a  un  interet  de  premier  ordre,  il  y  a 
toute  une  Opposition  de  points  de  vue,  ä,  savoir  si  perk-  et  prek- 
s'affaiblissaieut  identiquement  en  *prk-,  ou  au  contraire  differemment 
en  pei'k-  et  jjvek-.  Mais  pour  quelle  raison,  ou  quelle  est  cette  diver- 
g-ence?  Elle  n'est  point  relative  ä  la  liquide,  eile  est  entierement 
relative  ä  l'e,  au  sort  possible  ou  necessaire  d'un  e  en  indo-eur.  Et 
cette  question  est-elle  du  nioins  limitee  aux  syllabes  rent'erniant  une 
nasale  ou  liquide?  Tout  le  nionde  sait  qu'elle  ne  Test  pas  et  doit 
s'ag-iter  aussi  bien  a  propos  de  ket-  (ket-,  kt-),  de  ed-  (ed-,  d-)  et  de 
vingt  autres  cas.  Est  ce  lä  ce  que  M.  S.  a  voulu  traiter?  Nous  ne 
voudrions  le  nier  ni  l'affirmer.  En  tous  cas  on  voit  que  nous  avions 
raison  de  dire  qu'on  ne  pouvait  deviner  sans  definition  quel  prin- 
cipe devait  etre  renverse  sous  le  nom  de  theoi-ie  des  sonantes.  Car 
si  la  these  sonantique  est  en  depit  de  son  nom  ce  qu'on  vient  de 
voir  „que  l'e  indo-eur.  tombe  radicalement  ou  ne  tombe  pas",  aucun 
„sonantiste"  n'a  janiais  mis  d'importance  particuliere  ä  ce  principe, 
beaucoup  ne  se  sont  pas  lait  taute  de  lui  donner  des  entorses,  quel- 
ques-uns  meme  comme  M.  OsthofF  emcttent  des  vues  diametralement 
contraires  en  posant  par  ex.  qu'on  u'a  pas  passe  de  *keitö  ä  *kitö, 
mais  que  l'e,  s'est  d'abord  affaibli  {*keitö-  ou  *kiito),  puis  contractu,  etc. 

Enfiu  l'idee  ä  laquelle  s'identifie  la  theorie  des  Sonantes 
pourrait  etre  une  idee  relative,  non  plus  ä  r  ou  er  (termes  qui  s'ex- 
cluent  dans  des  formes  donnees),  mais  ä  r  et  ?',  n  et  n  (termes  qui 
alternent  en  des  formes  distinctes).  C'est-ä-dire  d'enseig'ner  qiaelque 
chose  sur  le  regime  auquel  est  soumise  la  difference  r-sonante^  r-con- 
sonne.  Si  c'est  lä  ce  qu'elle  a  en  vue,  deux  remarques  sont  im- 
possibles  ä  comprinier.  D'abord,  en  fait,  aucune  forraule  un  peu 
scientitique  sur  ce  .sujet  ne  pourrait  etre  donnee  sans  commencer 
par  avoir  une  theorie  physiologique  de  la  syllabe  ä  peu  pres  egale 
ä  sa  tache,  ce  qui  n'est  nullement  le  cas  aujourd'hui:  de  sorte  que 
les  principes  donnes  sur  l'indo-eur.  ressembleront  tous  plus  ou  moins 
ä  celui-ci  qu'un  ti  doit  par  ex.  etre  sonante  s'il  est  '"  entre  deux 
consonnes".  Si  ces  deux  consonnes  sont  elles-memes  des  elements 
pouvant  etre  sonantes  ou  consonnes,  je  mets  en  lait  qu'il  n'y  a  pas 
une  tormule  existante  permettant  de  se  tirer  de  lä.  Mais  ce  d6laut 
etant  peut-etre  corrigible,  lä  ne  saurait  etre  l'objection  serieuse. 
La  vraie  question  est  de  savoir  si  nous  sommes  appeles  ä  trouver 
des  regles  pour  une  chose  comme  la  coexistence  de  r  et  de  r  en 
indo-eur.  Nous  ne  pouvons  insister  longuement  lä-dessus,  mais  quand 
on  fera  pour  la  premiere  fois  une  theorie  vraie  de  la  langue,  un 
des  tout  Premiers  principes  qii'on  y  inscrira  est  que  jamais,  en  aucun 
cas,  une  regle  qui  a  pour  caractere  de  se  mouvoir  dans  un  etat 
de  lanr/ue  (=  entre  2  termes  contemporains),  et  non  dans  un  evene- 
ment  phonetique  (=  2  termes  suecessifs)  ne  peut  avoir  phis  qu'une 
validite  de  hasard.  II  est  contraire  ä  la  verite  de  l'ordre  linguisti- 
que  qti'une  alternance,  comme  Test  r-r  doive  respecter  une  forme 
reguliere.  Elle  peut  par  hasard  l'oflVir,  c'est  tout.  Et  dans  tous 
les  cas,  pour  poser  la  regle  sous  son  vrai  sens,  il  faudra  reprendro 
le  terme  anterieur  au  lieu  du  terme  contemporain,  en  considerant 
le  ou  les  evenements  phonetiques  g-räce  auxquels  coexistent  ä  la  fin 
r-r:  ainsi  comme  indication  du  procede,  ne  pas  chercher  le  prin- 
cipe de  *uks-n-os :  *uks-n-bhis.  mais  le  principe  de  '^uksenos^  *uks- 
nos  (a)  et  de  *ukse?ibhis^  uksnbhis  (b). 

On  dira  qu'il  y  a  cependant  pour  qui  veut  la  voir,  une  for- 
mule  claire  resumant  la  theoi-ie  des  sonantes  et  lui  donnant  un 
Corps.     M.  S.  la  cite  Qä  et  lä:    c'est  l'idee  de  parallelisme  constant 


218  Sfhinidt  Kritik  der  Sonnntentlieorie. 

entre  r  l  m  n  et  i  u.  "Tout  ce  qui  arx-ive  pour  i  u  arrive  pour 
r  l  VI  n."  Voilä  qui  donne  sans  doute  rillusion  de  la  clarte.  II 
n'est  pas  difficile  de  montrer  qu'il  y  a  Ih  peut-etre  une  formiile  em- 
pirique,  mais  absolument  aucun  principe.  Appliquee  au  cas  oü  on 
porte  une  appreciation  sur  '*prek-  ^prk-  ou  preA;:  >j)7'efc-,  est-ce 
serieuscment  au  nom  d'une  symetrie  necessaire  avec  u  {*tced-^ud-) 
que  Ton  nie  *prek-?  Toute  la  valeur  de  Hced-  ud-  lui-meme  est  de 
montrer  qu'on  n'a  pas  wgtZ-,  que  la  chute  de  l'e  est  absolue:  on 
n'invoque  pas  autre  chose  ä  propos  de  '-^prk-.  Appliquee  au  cas  oü 
on  veut  reglementer  la  difference  ?':r,  est-ce  encore  une  doctrine 
serieuse  que  de  se  reporter  ä  ce  quise  passe  pour  i:j,  u  :  v,  sans 
emettre  aucune  vxie  nette   sur  ce   qui  se  passe  pour  ces  dcrniers? 

II  nous  est  impossible  pour  ces  raisons  de  convenir  qu'il  y 
ait  une  chose  deterniinee  a  soutenir  ou  ä  combattre  sous  le  nom 
de  theorie  des  sonantes,  meme  en  ^puisant  les  hypotheses  sur  ce 
qu'elle  pourrait  etre;  k  plus  forte  raison  si  on  se  dispense  initiale- 
ment  de  la  dcfinir  comme  M.  S.  Ce  que  l'on  voit,  puisque  l'idee 
sonantique  peut  etre  ch^rchee  de  tant  de  differents  cötes,  c'est  que 
la  contre-theorie  de  M.  S.,  si  eile  etait  formulee  quelque  part,  nous 
aiderait  grandement  ä  sortir  d'incertitude;  mais  c'est  lä,  par  le 
regrettable  silence  de  l'auteur,  un  autre  point  obscur  qui  deman- 
derait  un  autre  nombre  de  pag-es  pour  etre  peut-etre  fixe.  Par  ce 
double  doute  sur  ce  qui  est  combattu  d'une  part,  affirme  de  l'autre, 
nous  n'apercevons  pas  le  moj^en,  tres  sincerement,  de  degager 
la  conclusion  finale. 

Si  nous  avons  du  nous  borner  ä  une  seule  remarque,  h  celle 
que  s'adressait  ä  rensemble  du  livre,  il  va  sans  dire  que  nous  ne 
pouvons  nous  croire  quitte  pour  cela  envers  un  auteur  comme  M.  S. 
et  que  nous  ne  renont^'ons  qu'ä  regret  ä  entrer  dans  la  discussion 
detaillee  des  chapitres.  Si  interessante  qu'en  soit  souvent  la  ma- 
tiere,  eile  ne  se  prete  pas  ä  un  resume.  Je  crois  que  tout  lecteur 
qui  connait  le  contenu  del'ouvrage  se  rendra  compte  lui-meme  de 
la  veritable  difficulte  qu'il  y  aux*ait  ä  extraire  tel  ou  tel  point  plus 
essentiel  que  d'autres  de  la  demonstration  de  M.  S.  Celle-ci  se  com- 
pose  en  effet  d'arg-uments  completement  depourvus  de  suite^)  et 
oü  ä  la  refutation  se  mele  couramment  une  certaine  proportion 
de  theses  positives  et  personnelles,  le  tout  formant  im  ensemble 
fort  difficile  ä  classer  et  ä  critiquer  autremcnt  que  page  par  pag-e. 


1)  Voici  l'analyse  d'un  chapitre  (chap.  IV).  —  P.  50— 52:  bacüc 
ne  prouve  pas  n.  —  52 — 54:  ?i,  ou  en,  a  donne  indo-ir.  a7i  devant 
y,  r,  m  {(jaghanvän);  il  s'ensuit,  paralt-il,  que  la  meme  chose  a  dii 
se  passer  dans  *tnt6s  (indo-ir.  *tantäs)  d'oü  diverses  conchisions. 
[Ainsi  introduction  incidente  d'une  loi  toute  nouvelle,  par  laquelle 
il  existerait  une  reduction  indo-ir.,  ou  hindime,  de  an  en  «.]  — 
54—69:  These  impossible  ä  resumer  en  peu  de  mots  sur  himsati 
ädbhufa,  pour  *admbhuta-,  oü  le  primitif  en  se  serait  reduit  entre 
deux  consonnes  ä  n-consonne  pour  etre  plus  tard  ex  pulse,  ou  con- 
serve  dans  le  cas  de  himsati.  —  69 — 71:  Iinpossibilite  physique  de 
faire  entendre  un  n.  —  71—76:  Le  n  des  desinences,  comme  -aöb-ac, 
etc.  —  76 — 80:  Inanite  des  preuves  comme  la  perte  du  d  dans 
pruss.  in.'iiitcis  (iingua),  preuves  ayant  exactement  ie  meme  carac- 
tere  que  Celle  de  haavc,  placee  ä  l'autre  extrömite  du  chapitre.  — 
Cet  exemple  est  uniquement  destine  dans  notre  pensee  ä  montrer 
la  reelle  impossibiiitö  d'une  appreciation  en  bloc  de  ce  qui  se  trouve 
raeme  dans  une  seiilo  des  divisions  du  livre. 


Grammont  De  liquidis  sonantibiis  indagationes  aliquot.       219 

Tout  ce  que  nous  pouv'ons  esperer  est  qiie  noiis  ayons  pour  notre 
part  l'occasion  de  revenir  ailleurs  sur  quelques-uues  des  idees  emises 
par  r6minent  professeur  de  Berlin. 

Ferdinand  de  Saussure. 


Graniiuoiit  M.     De  liquidis   sonantibus   indagationes    aliquot. 
Divione  1895.    63  S. 

Der  Verfasser  dieser  kleinen  Schrift  behandelt  nur  die 
Frage  nach  der  Ansetzung  sonantischer  Liquiden  im  Indo- 
germ.  Er  entscheidet  sich  für  reine  r,  /.  In  der  Hauptsache 
wird  das  Problem  nicht  gerade  beträchtlich  gefördert,  aber 
die  Schrift  enthält  doch  eine  kleine  Anzahl  hübscher  Bemer- 
kungen. Es  wird  vor  allem  der  Versuch  gemacht,  die  Stellung 
des  Svarabhaktivokales  bald  vor,  bald  hinter  der  Liquida  mit 
der  Silbentrennung  in  Zusammenhang  zu  bringen:  Graece  ac 
germanice  post  liquidam  apparet  vocalis  liquidae  propria, 
quoties  ab  illa  liquida  initium  syllaba  quaelibet  ducere  potest; 
cum  non  potest,  ante  liquidam,  ohne  dass  er  mich  überzeugt 
hätte  und  von  meinen  IF.  VII 139  flf.  entwickelten  Ansichten  ab- 
bringen könnte.  Den  Unterschied  zwischen  griech.  -la  und  ai.  i 
(xpia  und  tri)  erklärt  Grammont  so,  dass  id  geblieben,  i-a  aber 
zu  l  geworden  sei.  Idg.  Akz.  255  habe  ich  die  Sache  gerade 
umgekehrt  dargestellt.  Der  Verf.  wird  aber  mit  seinem  Hin- 
weis auf  das  Verhältnis  ])dKitum  :  pütd,  avitdr  :  üti-  Recht 
haben.  Sehr  richtig  sind  auch  die  Bemerkungen  S.  26  gegen 
Bechtel-Seelmann,  nämlich  dass  sich  zwischen  h  und  n  in 
Txnto  und  gnto  derselbe  Zwischenlaut  entwickelt  wie  in  Tcna 
und  gna.  Weiter  auf  die  Schrift  einzugehen,  bietet  sich  kein 
Anlass.  Eine  grosse  Bedeutung  hat  sie  nicht,  sie  zeugt  aber 
von  dem  erfreulichen  Interesse,  das  sprachwissenschaftliche 
Studien  jetzt  in  Frankreich  finden. 

Leipzig-Gohlis.  H.  Hirt. 


Hermann  Eduard  Gab  es  im  Indogermanischen  Nebensätze? 
Ein  Beitrag  zur  vergleichenden  Syntax.  Inaug.-Diss.  v. 
Jena.  Gütersloh  1894.  C.  Bertelsmann.  61  S.  Sonderab- 
druck aus  KZ.  XXXIII  (1894)  S.  481—535. 

Der  Verfasser,  ein  Schüler  B.  Delbrücks,  nimmt  sich 
vor,  die  Frage,  ob  es  im  Uridg.  bereits  Nebensätze  gegeben 
hat,  zum  Gegenstand  einer  besonderen  Darstellung  zu  machen. 
Ausgegangen  ist  die  Untersuchung  von  der,  wie  sich  dem 
Verfasser  herausstellt,  unberechtigten  Meinung,    dass  sich   die 


220        Heruüinn  Gab  es  im  Tndog-onnanischen  Nebensätze? 

sog-.  Tniesis  bei  Homer,  den  ai.  Verhältnissen  entsprechend, 
nur  in  Hauptsätzen  und  etwaig'en  jüngeren  Nebensatzarten 
zeige.  Obwohl  dieser  Ausg-ang'spunkt  nicht  im  Wesen  der 
Sache  begründet,  und  das  Resultat  der  von  ihm  unmittelbar 
veranlassten  Erörterung"  rein  negativ  ist,  übt  er  kaum  (S.  4) 
einen  nachtheiligen  Einfluss  auf  den  Gang  der  Untersuchung 
aus.  Dieselbe  gliedert  sich  in  6  Kapitel.  Nach  einem  durch 
den  Charakter  der  Arbeit  als  Inaug.-Diss.  veranlassten  Vor- 
wort werden  behandelt:  1.  Der  Nebensatz  und  seine  Kenn- 
zeichen S.  5 — 12.  2.  Kennzeichnung  der  Nebensätze  durch 
ein  besonderes  Wort  S.  13 — 16.  3.  Personen-,  Modus-,  Tem- 
pus-Verschiebung S.  IT — 18.  4.  Satzakzent  des  Satzes,  Tempo, 
Dauer  der  Satzpause  und  Satzstellung  (einfachste  Form  der 
Hypotaxe)  S.  19 — 25.  5.  Die  Stellung  des  Verbums  zu  dem 
Subjekt  und  den  übrigen  Satzteilen  S.  26 — 45.  6.  Satzakzent 
und  Komposition  des  Verbums  S.  46 — 61.  Das  Ergebnis  der 
Abhandlung  ist  in  den  Satz  gekleidet:  es  haben  sich  gar  keine 
Gründe  finden  lassen,  die  dafür  sprechen,  dass  es  im  Idg. 
Nebensätze  gegeben  habe.  Vergleicht  man  damit  die  weniger 
zuversichtlich  ausgesprochenen  Resultate  der  einzelnen  Ab- 
schnitte, z.  B.  die  gesperrt  gedruckten  Sätze  S.  16,  22,  25,  59, 
so  ist  das  Fazit  der  Untersuchung  wohl  richtiger  so  zu  ziehen: 
die  bisher  versuchten  Beweise  für  das  Vorhandensein  idg. 
Nebensätze  sind  nicht  zwingend,  indes  ist  eine  Entscheidung 
nach  der  einen  oder  andern  Richtung  vorläufig  (vergl.  auch 
§  4)  unmöglich.  Die  Beweisführung  zeichnet  sich  aus  durch 
übersichtliche  Darstellung,  systematisches  Vorgehen,  besonnenes 
Urteil  und  breite  Grundlage.  Auf  der  letzteren  scheint  mir 
im  Gegensatz  zu  allen  früheren,  mehr  einseitigen  Untersu- 
chungen auf  demselben  Gebiet  der  Hauptwert  dieser  Arbeit 
zu  beruhen;  sie  wird  auf  längere  Zeit  den  Rahmen  für  wei- 
tere Forschungen  zu  bilden  haben. 

Im  Einzelnen  kann  man  manchen  Einsprucli  erheben 
z.  B.  gleich  gegen  Hermanns  Definition  des  Nebensatzes  in 
dem  sonst  recht  lesenswerten  1.  Kapitel  (Schluss  von  §  1). 
Es  ist  zwar  zu  Ijilligen,  dass  Hermann  den  Nebensatz  nicht 
an  und  für  sieh,  sondern  nur  in  seiner  Verbindung  mit  dem 
Hauptsatz  definiert,  denn  eben  eine  solche  Verbindung  ist  für 
den  Begriff  des  Ne  bensatzes  wesentlich.  Aber  die  Definition 
dieses  Satzgefüges  ist  zu  weit.  Sie  passt  beispielsweise  auch 
auf  parataktische  )nev-  und  be-Sätze,  überhaupt  auf  alle  Satz- 
pare,  in  deren  einem  Satz  satzverbindende  Wörter  (^Partikeln, 
anaphorische  Pronomina)  auf  den  andern  hinweisen.  Wenn 
ich  sage:  'er  kann  nicht  kommen;  er  ist  nämlich  krank', 
so  hat  der  zweite  Hauptsatz,  so  wie  er  dasteht,  für  sich 
alhdn   keinen   Sinn,    und   die  Partikel  'nämlich',    das  'sprach- 


Hermann  Gab  es  im  Indog-ermanischeii  Nebensätze?         221 

liehe  Element',  welches  die  Sätze  an  einander  kettet,  kann 
'in  nicht  so  verknüpften  Sätzen  unter  denselben  Bedingungen 
und  in  derselben  Bedeutung  nicht  auftreten'.  Das  Moment 
der  hypotaktischen  Funktion  der  geforderten  sprachlichen 
Elemente  ist  ungenügend  berücksichtigt.  Denn  wenn  Her- 
mann mit  Kühner  meint,  der  den  andern  'ergänzende  oder 
bestimmende'  Satz  sei  der  Nebensatz,  so  leitet  er  im  Wider- 
spruch mit  sich  selbst  (S.  5  u.  und  6  o.)  die  Definition 
wieder  von  dem  logischen  Wert  des  Satzes  ab,  nicht  von 
den  die  Hypotaxe  kennzeichnenden  sprachlichen  Elementen, 
welche,  wie  der  Verfasser  ausdrücklich  betont  (S.  8  o.  und 
S.  6  0.),  für  unser  Sprachgefühl  und  die  auf  dasselbe  zu 
gründende  Definition  allein  massgebend  sind. 

Der  Wert  der  einzelnen  Kapitel  ist  ungleich.  Im  2,, 
dessen  Spezialthema  bei  der  ganzen  Frage  bisher  im  Vorder- 
grund des  Interesses  stand  (Windisch,  Jolly),  bringt  der  Ver- 
fasser kaum  etwas  Neues  bei ;  auch  das  3.  ist  mager  ausge- 
fallen ;  das  Plauptgewicht  ruht  auf  dem  4.,  5.  und  6.  Kapitel. 
Die  benutzte  Litteratur  weist  einige  Lücken  auf;  so  vermisst 
man  bei  den  allgemeinen  Ausführungen  über  die  Nebensätze 
ungern  ein  näheres  Eingehen  auf  Ph.  Wegener,  Untersuchungen 
über  die  Grundfragen  des  Sprachlebens,  Halle,  1885  Kap.  9 
und  10.  Zu  Kap.  '2  wäre  nachzutragen  Caland,  Zur  Sj^ntax 
der  Pronomina  im  Avesta  in  Verhandelingen  d,  k.  Ak.  v. 
Wetenschappen  te  Amsterdam.  Afd.  Letterkunde  XX  (1891), 
namentlich  S.  17  ff.  §  19  Avar  die  von  Hübner,  Grdr.  z.  Vorles. 
üb.  griech.  Syntax,  Berlin  1883,  S.  88  aufgeführte  Litteratur 
mehr  zu  berücksichtigen,  dazu  Joh.  Draheim,  De  Homeri  verbo- 
rum  collocatione  Berlin  1883/4.  Neu  hinzugekommen  nach  Ab- 
schluss  der  Arbeit  ist  G.  Autenrieth,  Entwicklung  der  Rela- 
tivsätze im  Indogermanischen.  Beilage  z.  Jahresbericht  1892/3 
d.  Alten  Gymn.  zu  Nürnberg.  Die  S.  49,  50  vorgebrachten 
statistischen  Angaben  über  das  Verhältnis  von  Tmesis  zu 
Nichttmesis  scheinen  mir  wertlos  zu  sein,  so  lange  nicht  auch 
die  Verhältniszahlen  des  Vorkommens  von  Haupt-  und  Neben- 
sätzen, von  verbum  finitum  und  verbum  infinitum  mit  in  Rech- 
nung gezogen  werden. 

Sonst  geht  der  Verfasser  Schwierigkeiten  nie  aus  dem 
Weg;  er  muss  sich  freilich  oft  damit  begnügen,  sie  einfach 
zu  konstatieren.  Dass  viele  seiner  Sätze  zunächst  nur  Über- 
schriften sind,  zu  denen  die  Kapitel  noch  geschrieben  werden 
müssen,  weiss  er  selbst  am  besten.  Es  wäre  zu  wünschen, 
dass  er  sich  nunmehr  auch  nach  Kräften  an  der  Ausfüllung 
der  Lücken  beteiligt,  welche  seine  tüchtige  und  dankenswerte 
Dissertation  von  neuem  aufgedeckt  hat. 

München  1895.  Gust.  Her  big. 


222  Whitney  A  Sanskrit  granniiar. 

"^Vliitney  William  Dwight,  A  Sanskrit  grammar  including  both 
the  classical  language,  and  the  older  dialects,  of  Veda 
and  Brahraana  ^).  Third  edition.  Leipzig,  Breitkopf  and  Här- 
tel.  London,  Kegan  Paul,  Trench,  Trübner  and  Cie.  1896. 
XXVI  Ö.  552.    10  Mark. 

Weder  der  Titel  noch  eine  besondere  Vorrede  giebt  Auf- 
schluss  darüber,  von  wem  und  nach  welchen  Grundsätzen 
diese  dritte  Auflage  besorgt  worden  ist.  Der  Augenschein 
lehrt,  dass  sie  in  einem  genauen  W^iederabdruck  der  zweiten 
besteht;  nur  sind  deren  Druckfehler  berichtigt,  und  haben 
sich  einige  wenige  neue  Druckfehler  eingeschlichen.  Die  Sei- 
ten der  zweiten  Auflage  sind  inne  gehalten,  meist  auch  die 
Zeilen.  Nachträge  und  sachliche  Verbesserungen  scheint  der 
vereAvigte  Verfasser  nicht  hinterlassen  zu  haben.  Dass  die 
Herausgeber  nichts  änderten,  kann  man  nur  billigen.  Ein 
trotz  seiner  Sachlichkeit  oder  vielmehr  vermöge  der  eigen- 
tümlichen Art  seiner  Sachlichkeit  so  individuelles  Werk  wie 
die  Whitneysche  Grammatik  kann  durch  Flicken  nicht  zeit- 
gemäss  gemacht  werden  und  Avird  ohne  Flicken  noch  auf 
lange  hinaus  dem  Sanskritstudium  zu  dienen  und  die  dank- 
bare Bewunderung  für  den  grossen  Forscher  lebendig  zu  er- 
halten vermögen. 

Basel.  Jakob  Wackernagel. 


€alaii(l  W.  Die  Altindischen  Todten-  und  Bestattungsgebräuche 
mit  Benützung  handschriftlicher  Quellen  dargestellt.  (Ver- 
handelingen der  Koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen 
te  Amsterdam.  Afdeeling  Letterkunde.  Deel  I.  No.  6). 
Amsterdam  1896.     4,5U  M. 

Das  Werk  ist  ein  wertvolles  Seitenstück  zu  des  Ver- 
fassers "Altindischem  Ahnenkult",  Leiden  1893.  In  der  "Ein- 
leitung" (S.  III — XIV)  werden  die  Quellen  besprochen:  es 
sind  Ritualtexte  "von  nicht  weniger  als  dr  e  i  z  eh  n  Schulen, 
von  denen  freilich  drei  fast  gleichlautend  sind;  nur  von  fünf 
dieser  dreizehn  Schulen  sind  die  Texte  bis  jetzt  gedruckt". 
Es  folgt  nach  Voraussendung  einer  detaillierten  Inhaltsangabe 
(S.  1 — 4)  die  Darstellung  der  Bestattungsgebräuche  in  4  Ab- 
schnitten: P.  "Die  Verbrennung"  (S.  5 — 84)  und  P.  "Beson- 
dere Umstände"  (S.  85 — 98),  II.  "Das  Sammeln  der  Knochen" 
(S.  99—112),  III.  "Die  Sühnung,  'Säntikarman"  (S.  113—128), 


1)  Bibliothek  indot^ermanischcr  Grammatiken  II. 


endlich  IV.  "Die  Beisetzung"  (S.  129 — 162).  Beigegeben  sind 
"Nachtrüge"  (S.  163 — 179):  I.  "Zum  ältesten  Ritus",  11.  "Die 
Praxis  nach  den  epischen  Gedichten"  und  III.  "Zur  Erlvlärung 
des  Ritus",  sowie  "Addenda"  (S.  180 — 182).  Drei  Indizes 
(S.  183 — 191)  und  eine  allgemeine  Inhaltsangabe  schliessen 
das  interessante  Buch.  Wer,  ehe  er  es  erwerben  Avill  —  es 
kostet  hocherfreulicherweise  nur  4,50  M.  —  über  Einzelheiten 
des  hier  gebotenen  Rituells  instruiert  sein  möchte,  der  lese 
Oldenbergs  "Religion  des  Veda"  S.  572 — 583  nach:  das  schöne 
Werk  wird  ja  jedermann  zur  Hand  sein.  Oldenberg  hat  hier 
eine  treffliche  Skizze  des  Bestattungsrituals  gegeben,  die  auch 
auf  Caland  einen  bedeutenden  Einfluss  ausüben  musste.  Selbst- 
verständlich aber  sollte  sie,  die  nur  allgemeine  Ziele  verfolgt 
und  als  Mittel  einem  höheren  Zwecke  dient,  keine  monogra- 
phische Arbeit  ersetzen,  die  sich  Selbstzweck  ist,  möglichst 
vollständig  sein  und  auch  jede  Schule  einzeln  zur  Sprache 
kommen  lassen  will.  Eine  Monographie  wie  die  vorliegende 
von  Dr.  Caland  ist  daher  eine  Wunschgabe,  die  ein  breiter 
Leserkreis  vom  Sanskritphilologen  an  bis  zum  Ausgräbler 
hoch  willkommen  heissen  wird.  Die  Aufgabe,  die  sich  der 
Verfasser  gestellt  hat,  war  trotz  Oldenbergs  und  weniger 
Anderer  Vorarbeiten  keine  leichte.  Schon  allein  das  weit 
zerstreute,  vielfach  nur  handschriftlich  vorhandene  Material 
zusammenzufinden,  verlangte  eine  beträchtliche  Litteraturkennt- 
nis.  Schwieriger  war  das  Verständnis  desselben,  zumal  da, 
wo  es,  wie  so  häufig,  fraglich  oder  falsch  überliefert  ist.  Eine 
Hauptschwierigkeit  aber  bestand  in  der  richtigen  Stoffver- 
teilung. Bekanntlich  geben  die  Ritualschriften  selten  etwas 
Ganzes  und  Zusammenhängendes,  und  es  begegnet  mancher 
Spruch,  manche  Notiz,  bezüglich  deren  man  im  Zweifel  sein 
kann,  auf  welche  Situation  sie  gemünzt  sind;  da  gilt  es 
scharfe  Augen  haben,  um  nichts  Verkehrtes  heraus  zu  lesen 
und  aufzubauen.  Der  Verfasser  zeigt  hierbei  hingebende 
Umsicht  und  genügenden  Scharfsinn;  um  ein  Gesamtbild  zu 
schaffen,  das  man  schwerlich  beanstanden  wird,  mag  man 
auch  in  der  Erklärung  von  Einzelpunkten  abweichender  Mei- 
nung sein.  So  war  er  denn  in  der  Lage,  den  Grundriss, 
den  Oldenberg  entworfen,  allseitig  zu  erweitern,  aber  auch 
durch  neue  Züge  wesentlich  zu  vervollständigen  resp.  zu 
modifizieren,  wie  namentlich  durch  den  dritten  Abschnitt 
"die  Sühnung",  deren  Umfang  und  Stellung  Oldenberg,  wie 
es  scheint,  noch  nicht  zum  vollen  Bewusstsein  gekommen 
war.  Freilich  gründet  Oldenberg  seinen  Entwurf  nur  auf 
ältere  Quellen,  jüngere  als  für  seinen  nächsten  Zweck  ent- 
behrlich geflissentlich  bei  Seite  schiebend,  während  Caland, 
neben  diesen  und  in  vollerem  Umfange,  auch  jüngere  Schriften 


224     Caland  Die  altindisclien  Todton-  und  Bestattungsgebräuche. 

und  sogar  Prayogas  und  Paddhatis  ganz  parallel  verwendet; 
aber  selbst  wenn  war  diese  jüngere  Hülfslitteratur  aus  Calands 
Buche  strichen,  die  Grundzüge  des  von  ihm  entworfenen 
Gesamtbildes  würden  bleiben.  Übrigens  nimmt  vielleicht 
mancher  an  dieser  parallelen  Verwendung  der  jüngeren  Litte- 
raturschicht  neben  der  älteren  Anstoss,  mit  Recht,  wenn  hier- 
durch klaffende  AVidersprüche  entständen.  Da  aber  die  jüngeren 
Quellen  in  erster  Linie  doch  nur  der  Vollständigkeit  dienen, 
sie  auch  zweifellos  vieles  Uralte  bewahrt  haben,  was  in  älteren 
Schriften  bloss  zufällig  fehlt,  sie  ausserdem  vom  Verf.  über- 
all namhaft  gemacht  werden,  so  kann  man,  meine  ich,  dieses 
Verfahren  billigen. 

Weniger  gefällt  mir,  Avas  der  Verf.  "zum  ältesten  Ritus" 
(S.  16.3 — 167)  sagt,  und  es  fragt  sich,  ob  er  vorläufig  nicht 
besser  gethan  hätte,  wenn  er  über  Oldenbergs  massvollen 
Standpunkt  nicht  hinausgegangen  Aväre.  Während  man  näm- 
lich bisher  allgemein  angenommen  hat,  dass  neben  der  Feuer- 
bestattung, die  allein  von  den  Ritualtexten  berücksichtigt 
wird,  in  altvcdischer  Zeit  auch  das  Begraben  des  Leichnams 
einherging,  oder  dass,  wie  Oldenberg  S.  570  einschränkend 
sagt,  "die  Verbrennung  die  normale  aber  keineswegs  die 
allgemein  durchgeführte  Bestattungsform  des  vedischen  Zeit- 
alters war ",  indem  thatsächlich  auch  das  Begraben  vorge- 
kommen sei  und  selbst  noch  im  grossen  Epos  erwähnt  Averde, 
sucht  Caland  vergeblich  nach  einem  "sicheren  B  e  av  e  i  s  für 
die  Beerdigung  der  Arier  in  ältester  Zeit".  Nur  Kinder  unter 
ZAA'ei  Jahren  und  Asketen  seien  wie  später  so  wohl  auch  früher 
beerdigt  Avorden.  "Eine  Spur  davon,  dass  einst,  in  vor- 
vedischer,  vorgeschichtlicher  Zeit,  die  Leiche  be- 
erdigt Avurde,  meine  ich  in  den  Ritualbüchern  entdeckt  zu 
haben."  Der  Verf.  geht  wegen  RV.  10,  18,  das  Oldenberg 
als  Beerdigungslied  beanstandet,  mit  Roth  resp.  Weber  hart 
ins  Gericht;  Avarum  aber  verscliAveigt  er  "die  Begrabenen" 
AV.  18,  2,  34,  da  ihn  doch  schon  "die  nicht  vom  Feuer 
Verbrannten"  RV.  10,  15,  14,  deren  Bedeutung  man  noch 
irgend  wie  anders  quetschen  könnte,  in  peinliche  Verlegen- 
heit bringen?  Oldenberg  hat  klar  genug  hervorgehoben,  aa'cs- 
halb  diese  beiden  Stellen  beweisend  sind  für  die  Annahme, 
dass  im  vedischen  Zeitalter  auch  das  Begraben  (selbstver- 
ständlich nicht  bloss  von  Kindern  und  Asketen  I)  eine  rituell 
anerkannte  Bestattungsform  Avar  wie  die  Feuerbestattung,  ob- 
schon  diese  letztere  als  die  "normale"  angesehen  wurde;  man 
kann  es  daher  nur  der  Verliebtheit  in  seinen  Spezialgogcn- 
stand  zuschreiben,  Avenn  Caland  leichter  Hand  über  diese 
Stellen  liinweggeiit.  Immerhin  hat  er  durch  seine  Gesamt- 
darstellung des  ßestattungsritus  so  viel  erreicht,  dass  jemand 


Caland  Die  altindischen  Todten-  und  Bestattixngsgebräuche.     225 

sich  Dank  verdienen  würde,  der  die  Beerdigungsfrage  für 
die  älteste  vedische  Periode  noch  einmal  im  Zusammenhang- 
behandelte, wobei  ihm  Calands  Buch  als  Ritualführer  gute 
Dienste  leisten  könnte.  Für  die  Exegese  würde  dabei  viel- 
leicht auch  die  Vorfrage  fruchtbar,  Avelche  Einzelzüge  aus 
dem  ursprünglicheren  Beerdigungsritus  auf  die  spätere  Feuer- 
bestattung übertragen  sind.  Caland  selbst  macht  auf  zwei 
aufmerksam;  es  Hessen  sich  aber  Avohl  mehr  finden. 

Ich  gehe  auf  Einzelheiten  über.  Der  Verf.  bespricht 
eine  Reihe  exegetisch  und  textkritisch  fraglicher  Stellen  (s. 
Index  II).  Ich  habe  nur  einen  Teil  davon  nachgeprüft. 
Manchen  von  des  Verfassers  Vorschlägen  wird  man  einleuch- 
tend finden,  manchen  als  richtig  bezweifeln  und  manchen 
direkt  beanstanden.  Um  eine  Kongruenz  mit  ^at.  Br.  12, 
5,  2,  9  ff.  zu  erhalten,  fasst  man  svargalo'ka  (antariksaloka, 
mamisyalolxa)  Acv.  Gr.  4,  4,  2  ff.  vielleicht  am  besten  als 
Bahuvrihi  sc.  Agni.  Kaue.  85,  2b  ist  in  einem  Punkt  ver- 
dorben; ity  asthitas  (so  Caland)  aber  wäre  aus  graphischen 
Gründen  schwerlich  in  iti  stliifa  (so  d.  Mss.)  verwandelt 
worden,  noch  weniger  TA.  6,  3,  11  anärtyai  ärtam  (so  Cal.) 
in  anärtam  ärtyai  (so  d.  Mss.) ;  da  hätte  die  Konjektur  ärtam 
anärtyai  doch  viel  näher  gelegen.  Ähnliche  Beispiele  Messen 
sich  vermehren.  Bei  Restituiei'ung-  eines  offenbar  verdorbenen, 
aber  nicht  lückenhaften  Textes  muss  die  diplomatische  Kritik 
zum  ersten  Grundsatz  gemacht  werden;  eine  graphisch  nicht 
ableitbare  Konjektur  taugt  daher  in  solchem  Falle  selten  etwas 
und  verdient  stets  entschiedenes  i\Iisstrauen.  Natürlich  ist 
aber  der  graphische  Gesichtspunkt  nur  die  eine  Seite;  wenn 
daher  einer  Konjektur  andere  Bedingungen  fehlen,  so  ist  sie 
selbstverständlich  auch  nichts  wert.  In  Note  425  sagt  der 
Verf.  zu  Man.  Gr.  2,  1 :  "Statt  .sirosim  ist  zu  lesen,  nicht 
.s'irortim,  wie  PW.  (kürzere  Fassung)  vorschlägt,  sondern 
.siroTxtim,  vgl.  mrsaktiniy  Es  wird  das  so  sicher  gesagt,  dass 
man  glauben  möchte,  der  Verf.  hätte  sich  dabei  etwas  be- 
sonderes gedacht;  die  Konjektur  ciroJdim  kann  aber  nur 
das  Kind  eines  grausamen  Augenblickes  sein.  Zwar  die 
graphische  Seite  hat  sie  für  sich,  auch  befriedigte  die  ihr 
gegebene  Bedeutung;  wie  soll  sie  aber  etymologisch  gerecht- 
fertigt werden?!  (clrsal-fi,  wohl  ein  volksmedizinischer  Aus- 
druck, ist  wahrscheinlich  aus  qlrsakati  verkürzt  cf,  vi'kati). 
Dagegen  entspricht  cirortim  in  PW^  allen  Bedingungen  einer 
vorzüglichen  Konjektur,  und  ich  habe  sie  in  den  Text  meiner 
demnächst  erscheinenden  Ausgabe  bloss  darum  nicht  aufge- 
nommen, weil  möglicherweise  in  der  genannten  Stelle  etwas 
anderes  als  "Kopfleiden,  Kopfschmerz"  steckt.  Überhaupt  ist 
die  Note  425   sehr  missglückt.     Aus  dem  Käth.  Gr.  wird  da 

Anzeiger  VII  3.  15 


22G     Caland  Die  altindisclien  Todteii-  und  Bestattungsyebräuche. 

hravyädas  samayüsrstcä  zitiert.  Der  Vers  kommt  nur  in 
einer  Qrirädahandschrift  vor,  ist  verdorben  und  kann  nach 
Barth  verschieden  gelesen  werden;  da  hätte  ich  aber  doch 
wenigstens  srstcä  abgetrennt  und  statt  dessen  mit  Barth 
mrstvä  gelesen.  Da  die  Mss.  des  Man.  Gr.  den  Avagraha 
gewöhnlich  nicht  schreiben,  so  kann  vyäm  selbstredend  nur 
=  'vyäm  d.  i.  avyüm  sein  (st.  agnitäyum  ist  asitäycim  zu 
I.).  Das  tarn  preta  sudänavah  [sücr  Käth.  Gr.)  gibt  frei- 
lich keinen  Sinn;  die  Biihlersche  Hs.,  die  der  Verf.  doch 
auch  in  Händen  gehabt,  liest  ja  aber  ganz  deutlich  astam 
St.  tarn  (auch  die  Verschreibungen  der  Münchener  Mss.  astä 
und  ahtam  hätten  auf  das  Richtige  leiten  können);  zu  über- 
setzen ist  also:  '"geht  nach  Hause  wohlgemut"  {sudänavah. 
hier  wohl  von  su  +  3  ^dänu  "Avohlgemut,  zufrieden").  — 
Warum  will  der  Verf.  in  Note  237  zu  TA.  6,  1,  24  tvad 
lesen,  da  er  doch  in  der  Übersetzung  mit  Recht  keinen  An- 
stoss  an  tvam  nimmt?  In  Note  17  wird  der  Kommentar  zu 
Man.  Gr.  1,  4  zitiert:  ayain  satkapälo  yah  pitryägah'^  die  Stelle 
lautet  aber  nach  dem  Bühlerschen  Ms.  ayam  satl:apälena 
pitryägah  und  nach  dem  Mttnchener  ayam  safJiapdlo  (geschr. 
°lä)  yena  infryägah,  woraus  sich  ergibt,  dass  eine  Erklärung 
des  Pitrmedha  vorliegt  und  kein  Zitat,  in  Folge  dessen  die 
weiteren  Schlüsse  des  Verf.  hinfällig  werden.  Der  Druck- 
fehler und  P^lüchtigkeiten  sind  leider  mehr,  als  sie  in  einer 
philologischen  Arbeit  vorkom)nen  sollten.  Sind  sie  auch  meist 
leicht  korrigierbar,  so  ärgern  sie  einen  doch,  zumal  w^enn 
man  noch  nachschlagen  muss.  So  hatte  ich  z.  B.  S.  155 
unterlassen,  die  falsche  Notenzahl  464*  st.  564*  sofort  auch 
mit  Index  II  zu  vergleichen ;  als  ich  daher  nachlier  auf  Grund 
des  letzteren,  wo  ebenfalls  464*  steht,  die  Stelle  wieder  finden 
wollte,  verlor  ich  eine  halbe  Stunde  Zeit.  Wie  viel  Zeit  hätte 
es  erst  gekostet,  wenn  ich  Qat.  Br.  XIII  4,  12,  11  hätte  zu- 
rechtstellen wollen,  da  hiezu  kein  Text,  sondern  nur  eine  frag- 
liche Konjektur  angeführt  wird!  Dass  es  S.  108  Z.  9  v.  u. 
"Nordosten"  st.  Südosten  heisst,  hätte  einen  Sanskritisten  auch 
ohne  das  aus  anderem  Grunde  gegebene  Zitat  in  Note  394 
kaum  irre  leiten  können;  ein  Laie  aber,  der  das  Buch  liest, 
wird  überrascht  sein,  dass  die  Mänavas  bei  der  Bestattung 
eine  Grube  nach  Nordosten  ziehen.  In  Note  162  wird  für 
A9V.  Qr.  6,  10,  1  tirthena  zitiert  und  als  falsch  für  atlrthena 
kommentiert;  nur  um  eine  Stichprobe  zu  machen,  habe  ich 
nachgesehen  und  war,  bereits  misstrauisch  gemacht,  schon  nicht 
mehr  sehr  erstaunt,  dort  in  Text  und  Kommentar  atlrthena 
zu  finden,  —  Wenn  der  Verf.  S.  6  sagt:  "liier  ist  ümsanam 
gleichbedeutend  mit  avasätiam  oder  ,smas(lnam'\  so  wäre  ich 
gespannt    zu    erfahren,    wie    er    diese  Bedeutung    vermittelte. 


Caland  Die  altindischen  Todten-  und  Bestaltungsg-ebrauche.     227 

Das  pciyah  .  .  .  samtänam  in  Kote  217  ist  nicht  durch 
"Milchspeise  .  .  .  eine  Scheibe"  zu  übersetzen,  sondern  durch 
"Milch  .  .  .  die  Haut"  (die  sich  auf  der  gekochten  Milch 
bildet).  Warum  der  Verf.  TS.  5,  7,  19  in  Note  215  über 
Webers  tadellose  Interpunktion  hinAveg  erklärt,  ist  unerfindlich. 
Dass  Ap.  Qr.  5,  9,  4  ,sil'ofä  für  samhhara  gebraucht  ist,  das 
letztere  also  aucli  "Sand"  bedeuten  kann  (S.  181  vgl.  Note 
494*),  von  dieser  Annahme  hätte  den  Verf.  schon  Sütra  5  1.  c. 
abhalten  sollen;  das  Addendum  Nr.  7  wird  dadurch  über- 
flüssig. Beim  "Schichten  der  Opfergeräte"  §  27  ist  man  er- 
staunt, was  der  Inder  nicht  alles  unmittelbar  auf  dem  Leichnam 
plazieren  kann,  zumal  wenn  noch  Stücke  des  Opfertieres  da- 
zu kommen;  resultiert  das  nicht  aus  der  Vermengung  älterer 
und  jüngerer  Quellen,  so  Aväre  die  Bemerkung  vielleicht  nicht 
überflüssig  gewesen,  dass  wir  es  'da  wohl  mehr  mit  einer 
Schematisierung  der  Ritualbücher  zu  thun  haben  als  mit  der 
Wirklichkeit.  Ein  wahres  Curiosum  ist  aber  das  folgende. 
Der  Verf.  erzählt  S.  54,  dass  nach  Baudhäyana  und  Cänkhä- 
yana  auch  dem  freizulassenden  "Umlegetier"  die  Nieren  ent- 
nommen werden.  Hiezu  sagt  er  zwar  in  Note  215:  "Ich 
sehe  jetzt,  dass  die  Stelle  im  Baudh.  pi.  sü.,  nach  welcher 
die  Nieren  auch  dem  freizulassenden  Tiere  zu  nehmen  seien, 
unecht  ist  (Korrekturnote)",  die  Sache  aber  beanstandet  er 
nicht  und  lässt  sie  wenigstens  für  Qänkh.  bestehen  (auch  für 
Baudh-,  nur  nicht  für  dessen  pi.  sü. '?).  Ich  wäre  wirklich 
neugierig  zu  sehen,  Avie  eine  Kuh,  der  man  soeben  die  Nieren 
herausgeschnitten  hat,  springt  und  davonläuft,  um,  wie  der 
Inder  sagt.  Gras  zu  essen.  Läge  da  kein  Interpretations- 
schnitzer vor,  der  unschwer  zu  verbessern  ist,  Avie  ja  Caland 
selbst  Qänkh.  Qr.  4,  14,  14  (so,  nicht  4,  4,  14!)  Avörtlich 
richtig  übersetzt,  so  könnte  man  unsere  Chirurgen  zu  den 
altindischen  Metzgern  in  die  Schule  schicken. 

Mit  meinen  Gegenbemerkungen  Avollte  ich  dem  Buche 
Ehre  erAveisen,  A'on  dem  ich  annehme,  dass  es  eine  ZAveite 
Auflage  erleben  Avird,  besonders  AA^enn  die  Zahl  der  Separat- 
abzüge nicht  gross  ist.  Sie  sind  dem  Grossen  und  Ganzen 
gegenüber,  Avas  in  Calands  Werk  Treffliches  geboten  Avird, 
natürlich  nur  von  ganz  untergeordnetem  Werte,  Es  darf 
daher  der  Herr  Verfasser  für  seine  Leistung  unseres  warmen 
Dankes  gcAviss  sein. 

KicAv,  den  23.  Oktober  189G.  Friedrich  Knauer. 


22S        Klini  Die  ursprüngliche  Gottlieit  des  vedischen  Yama. 

VAin'i   J.     Die    ursprüngliche    Gottheit    des    vedischen   Yaraa. 
Leipzig  Harrassowitz  1896.    163  S.  gr.  8^     4  M. 

Der  kenntnisreiche,  sorgfältig  arbeitende  Vf.  hat  die  von 
ihm  in  seinem  Buch  „Der  vedisclie  Yamamythus"  (1890)  be- 
handelten Fragen  im  Hinblick  namentlich  auf  die  Erörterungen 
Hillebrandts  (Ved.  Myth.  I  489  ff.)  und  Schermaus  (Vi- 
sionslitteratur  122  ff.)  einer  neuen,  eingehenden  Prüfung  un- 
terzogen, die  ihn  im  wesentlichen  dazu  geführt  hat,  seine 
alteji  Ideen  aufrecht  zu  erhalten.  Yama  ist  ihm  ursprünglich 
ein  Sonnengott,  der  Zwillingsbruder  der  Yaml,  in  welcher  er 
eine  Neumondsgöttin  vermutet.  Yama  wurde  immer  specieller 
als  der  Gott  der  untergehenden,  der  untergegangenen  Sonne 
verstanden  und  daneben  als  Vorbild  oder  Führer  in  immer 
innigere  Beziehung  zur  Menschheit  gesetzt.  Auf  diese  Weise 
gelangte  er  zu  der  Würde  eines  Beherrschers  des  Jenseits 
und  eines  Todesgottes.  Indem  er  so  immer  tiefer  in  die 
Schicksale  des  Menschendaseins  hineinverwoben  wurde,  Avurde 
er  endlich  selbst  zum  Menschen;  das  Zwillingspaar  Yama- 
Yaml  wurde  zu  einem  ersten  Menschenpaar:  woneben  als 
eine  andere  sekundäre  Phase  in  der  Geschichte  Yamas  die 
Verbindung,  mehr  oder  minder  die  Identifikation  des  Gottes 
mit  dem  irdischen  Opferagni  steht. 

So  anerkennungswert  die  Bemühungen  des  Vfs.  sind, 
durch  ausgebreitete  Sammlung  der  vedischen  Materialien  der 
Untersuchung  ein  sicheres  Fundament  zu  geben,  glaube  ich 
doch  nicht,  dass  es  ihm  gelungen  ist,  zahlreiche  ]\[issgriffe  im 
Einzelnen  zu  vermeiden  und,  was  das  Ganze  anbelangt,  den 
Ariadnefaden,  der  ihn  durch  das  Labyrinth  der  von  ihm  dis- 
kutierten vedischen  Vorstellungen  hätte  führen  können,  zu 
finden.  Sein  Sonnengott  Yama  scheint  mir  nicht  fester  be- 
gründet, als  der  von  anderer  Seite  neuerdings  aufgestellte 
]\Iondgott  Yama.  Möge  sich  immer  mehr  die  Erkenntnis 
Bahn  brechen,  dass  in  der  Zurückführung  vedischer  Götter 
auf  Xaturwesenheiten  grössere  Sparsamkeit  und  grösseres 
Misstrauen,  als  gegenwärtig  bei  vielen  Forschern  zu  herr- 
schen pflegt,  dringend  notwendig  ist. 

Kiel.  H.  Oldenberff. 


Journal  of  the  Buddhis^t  Text  Society  of  India,  edited 
by  Sarat  Candra  Das,  Vol.  I.  Part  1.  8",  86  u.  8  S.  Calcutta, 
Printed  at  tlie  Bajitist  Mission  Press.  Leipzig,  in  Kommis- 
sion  bei  Otto  Harrassowitz.    Jahrgang   10   M. 

Herr  Harrassowitz,    der  um  die    Indologie    so   verdiente 

Verleger,  hat  uns  wiederum  den  bequemen  Zugang  zu  einem 


Journal  of  tlie  Buddhi.st  Text  Society  of  ludia.  229 

neuen  vielversprechenden  litterarischen  Unternehmen  in  In- 
dien eröffnet.  Es  hat  sich  dort  am  13.  Aug.  1892  die  Bud- 
dhist Text  Society  konstituiert,  deren  '^Council"  sich  ausschliess- 
lich aus  Indern  zusammensetzt.  Der  bekannteste  Name  dar- 
unter scheint  mir  derjenige  des  Secretary  der  Gesellschaft  zu 
sein,  der  gleichzeitig  der  im  Titel  angegebene  Herausgeber 
ihrer  Zeitschrift  und  wohl  die  eigentliche  Triebfeder  des  Gan- 
zen ist.  Zweck  der  Society  ist,  '"to  make  independent  research 
in  the  domain  of  history,  philosophy,  literature,  and  in  short, 
everything  that  relates  to  the  sociological  and  religious  institu- 
tions  of  India  in  the  Buddhist  period".  Die  Zeitschrift  soll  in  2 
Heften  erscheinen ;  zahlende  Mitglieder  der  Gesellschaft  erhalten 
sie  unentgeltlich.  Die  unabhängig  davon  zu  veröffentlichenden 
Texte  werden  in  Faszikel-Form  für  Mitglieder  und  Subskribenten 
erhältlich  sein.^An  solchen  Texten  sind  zunächst  in  Aussicht  ge- 
nommen: des  Acärya  Videha  "Samanta  Küta  Varnanä"  (ausser- 
gewöhnliche  Ereignisse  aus  des  Buddha  Leben  und  eine  Schil- 
derung von  Lalikä),  vor  etwa  650  Jahren  verfasst;  das  Mo- 
numentalwerk des  Buddhaghosa,  in  Bali  und  Sanskritüber- 
setzung; und  die  Ratnamälä ,  eine  Unterredung  zwischen 
Acoka  und  seinem  geistlichen  Lehrer  Upagupta.  —  Um  das 
vorliegende  Heft  des  Journals  hat  sich  Sarat  Candra  Das  am 
meisten  verdient  gemacht.  Es  enthält  von  ihm  folgende  Ar- 
tikel: 1)  "Indian  Bandits  in  Tibet"  (S.  1 — 31,  eine  aus  Bu- 
.s'ton's  Chos  hhjufi  kompilierte  Beschreibung  des  Lebens  und 
der  Missionsthätigkeit  bengalischer,  resp.  magadhischer  Bud- 
dhisten in  Tibet:  des  (^änti  Raksita,  des  Kamala  Qila,  beide 
in  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jahrb.,  und  besonders  des  bedeu- 
tendsten darunter,  des  Dipankara  Qri  Jnäna,  alias  Atica,  geb. 
980,  t  1053  in  Tibet.  Angabe  der  von  Ati^a  verfassten 
Werke.  Seine  Lebensbeschreibung  ist  schon  um  1250  nach  Chr. 
abgefasst,  und  die  detaillierte  und  lebensvolle  Schilderung  er- 
weckt den  Eindruck  voller  Zuverlässigkeit.  Der  Umstand, 
dass  alle  diese  Missionare  aus  dem  östlichen  Indien  kamen, 
ist  bei  der  sanskritischen,  nicht  pälistischen  Beeinflussung 
des  Tibetischen  für  die  Sprachgeschichte  von  Interesse  und 
Wichtigkeit);  —  2)  The  Lamaic  hierarchy  of  Tibet  (S.  31 — 38. 
Ein  hervorragender  Schüler  des  Atiga,  Jinäkara,  mit  dem  Fa- 
miliennamen Bromton,  wurde  der  Begründer  der  grossen 
Hierarchie  von  Tibet.  Das  Jataka,  in  welchem  ihm  durch 
Atiya  seine  frühere  Existenz  dargelegt  wurde,  wird  in  Über- 
setzung mit  gegeben.  Ati^a  gebrauchte  wie  Buddha  ebenfalls 
die  Fabeln  als  Lehrmittel,  und  daher  sind  die  Jätakas  in  Ti- 
bet sehr  beliebt  geblieben) ;  —  3)  Bodhi  Patha  Pradipa  (Werk 
des  genannten  Dipankara  Qri  Jnäna,  Übersetzung  und  An- 
merkungen S.  39 — 48,    tibetischer,    im  Jahre   1038  nach  Chr. 


■230  Arnold  and  Conway  The  Restored  Prommciation. 

vollendeter  Text,  S.  57 — 64);  —  4)  Appendix:  A  brief  sketch  of 
the  Bon  religion  of  Tibet  (S.  1 — 7,  Wundererzählungen  über 
Senrab  mi-vo,  den  Stifter  der  Bon-Religion,  ganz  nach  bud- 
dhistischem Muster  zurechtgeschnitten.  Soll  auch  12  andere 
Länder,  mit  Einschluss  von  China  bekehrt  haben.  Später  als 
Lao-tse  in  China  wiedergeboren,  To  bo  continued) ;  —  5) 
Folk  tales  (2  Stücke,  S.  7 — 8  des  Appendix).  Ausserdem 
enthält  das  Heft  noch  ein  Stück  von  Buddhaghosa's  Visud- 
dhimagga  in  ''Mägadhi",  d.  h.  Päli,  und  in  Sanskrit-Über- 
setzung, S.  49 — 56;  und  eine  sehr  zarte,  dramatisch  bewegte 
und  poetische  Erzählung  des  kagmirischen  Dichters  Ksemen- 
dra,  die  MuktAlata,  Sanskrittext  und  metrische  Übersetzung 
ins  Englische,  von  Romesh  Chunder  Dutt,  S.  65 — 66.  —  Die 
Druckfehler,  die  hie  und  da  im  Hefte  vorkommen,  sollen 
nicht  aufgezählt,  nur  erwähnt  werden  behufs  Vermeidung  für 
die  Zukunft.  Auffällig  und  sehr  störend  ist  die  Umschreibung 
des  gutturalen  n  durch  n.  Das  wolle  man  abändern.  —  Im 
Übrigen  wünsche  ich  dem  entschieden  lebenskräftigen  Unter- 
nehmen, das  sich  so  vorteilhaft  und  vielversprechend  einge- 
führt hat,  ein  vivat,  crescat,  floreat! 

Berlin.  R.  Otto  Franke. 


Arnold  E.  V.  and  R.  S.  Conway  The  Restored  Pronunciation 
of  Greek  and  Latin.  Cambridge,  at  the  University  Press 
1895.  IV  u.  19  S.  8«.  1   sh. 

Das  kleine  Büchlein,  das  von  zwei  Professoren  der  Con- 
stituent  Colleges  of  the  University  of  Wales  im  Auftrage  ihrer 
Kollegen  verfasst  ist,  verfolgt  den  rein  praktischen  Zweck, 
Lehrern  und  Lernenden  in  England  als  knapper  Leitfaden 
für  die  Aussprache  des  Griechischen  und  Lateinischen  zu  die- 
nen. Es  enthält  Tabellen,  in  denen  der  Lautwert  der  ein- 
zelnen griechischen  Buchstaben  im  fünften  und  der  lateinischen 
im  ersten  Jahrhundert  v.  Chr.  durch  englische,  französische 
und  welsche  Wörter  veranschaulicht  wird,  und  kurze  Er- 
läuterungen dieser  Tabellen.  Es  giebt  durchaus  den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Forschung  wieder.  Wünschen  wir  den 
Bestrebungen  die  in  der  Aussprache  der  klassisclien  Sprachen 
zur  Zeit  in  England  noch  vielfach  herrschenden  Misstände 
zu  beseitigen  und  dem  aus  ihnen  hervorgegangenen  Schrift- 
chen den  besten  Erfolg! 

Bonn.  Felix  Solmsen. 


Schmidt  De  duali  Cri-aecorum.  231 

Schmidt  Herrn.  De  duali  Graecorum  et  emoriente  et  revivi- 
scente.  Breslauer  philologische  Abhandlungen.  Band  VI, 
Heft  4.  Breslau  Wilhelm  Koebner  1893.  54  S.  8^  2,50  M. 
Eine  fieissige  Arbeit,  die  das  Vorkommen  des  Dualis  in 
der  Prosalitteratur  von  Aristoteles  bis  auf  Dio  Chrysostomus 
verfolgt,  also  die  Untersuchung  an  dem  Punkte  aufnimmt, 
wo  sie  Keck  in  seiner  Darstellung  des  Sprachgebrauches  der 
attischen  Redner  abgebrochen  hatte.  Der  Titel  ist  nicht  ganz 
korrekt  gewählt,  insofern  als  einerseits  in  dem  Zeitpunkt,  wo 
der  Verf.  einsetzt,  der  Dual  thatsächlich  schon  abgestorben 
ist  und  nur  traditionell  in  der  Litteratur  noch  in  kümmer- 
lichen Resten  weitergeführt  wird,  andererseits  es  sich  nicht 
um  ein  wirkliches  Wiederaufleben,  sondern  nur  um  eine 
künstliche  WiederauflTrischung  des  Numerus  in  der  Litteratur 
handelt.  Es  ergiebt  sich  das  folgende  Resultat,  das  für  die 
Entwicklungsgeschichte  der  litterarischen  K0ivr|  und  des  Atti- 
zismus  von  Wert  ist:  Aristoteles,  Theophrast  und  Polyb  ge- 
brauchen noch  hin  und  Avieder  die  Gen. -Dativform  auf  -oiv, 
die  beiden  ersteren  auch  noch  die  auf  -aiv,  also  die  Formen, 
die  sich  nach  dem  Zeugnis  der  Inschriften  auch  in  der  ge- 
sprochenen Sprache  am  zähesten  gehalten  hatten,  bezeichnen- 
derweise aber  in  weitaus  den  meisten  Fällen  in  Verbindung 
mit  buoTv  oder  d)Licpoiv.  Einmal  hat  Aristoteles  auch  noch 
eine  duale  Verbform.  Die  Mathematiker,  Diodor  und  Strabo 
kennen  den  Dual  gar  nicht  mehr.  Dionys  von  Halikarnass  ist 
es,  der  ihn  wieder  in  die  Litteratur  einführt,  und  zwar  in  der 
Formel  tüu  xeipe,  und  nun  gehen  die  folgenden  Schriftsteller 
schrittweise  in  seinem  Gebrauche  weiter:  Nikolaus  von  Da- 
maskus, Philo,  Josephus  nehmen  die  Formen  auf  -oiv,  Jose- 
phus  auch  die  auf  -aiv  wieder  auf,  und  der  letztere 
braucht  zum  ersten  Mal  Avieder  eine  Verbalform  auf  -xriv. 
Mit  Dio  Chrysostomus  endlich,  der  die  Formen  auf  -uj  -e  -oiv 
in  grösserem  Umfange  und  daneben  Verbalformen  auf  -xov 
-iriv  -cr9r|v  anwendet,  ist  die  Rehabilitierung  des  Dualis  voll- 
zogen. 

Die  Belege,  die  Schra.  giebt,  sind,  soweit  ich  nach  ein 
paar  Stichproben  urteilen  kann,  im  ganzen  zuverlässig.  An 
Fehlern  habe  ich  gefunden:  bei  Theophrast  S.  15  Z.  16 
V.  o.  TT.  aicTÖ.  1,  13  statt  des  richtigen  1,  3;  S.  16  Z.  2  v.  u. 
ist  vor  3,  7  rr.  6(J)n.  ausgefallen ;  bei  Dionys  von  Halikarnass 
S.  21  Z.  5  V.  u.  X  66  statt  des  richtigen  60.  Das  Latein  des 
Verf.  ist  klar,  wenn  auch  von  Germanismen  nicht  durch- 
aus frei. 

Bonn.  Felix  Solmsen. 


232  Rhode  Psycho.     2.  Hälfte. 

Rolide  E.  Psyche.  2.  Hälfte  S.  289— 711.  8«.  Freiburg  i.  B. 
und  Leipzig  J.  C.  B.  Mohr.     12  M. 

Im  vorliegenden  zweiten  Bande  behandelt  Rohde  den 
Ursprung  und  die  EntAvicklung  des  Unsterblichkeitsglaubens 
d.  i.  der  Vorstellung,  dass  die  Seele  etwas  vom  Leibe  Ver- 
schiedenes, etwas  Göttliches  und  Uusterl)liches  sei.  Er  lässt 
diesen  Glauben  an  die  Unsterblichkeit  der  Seele  nicht  aus 
dem  alten,  volkstümlichen  Seelenglauben  hervorgegangen  sein, 
sondern  findet  seinen  Ursprung  im  thrakischen  Dionyskulte. 
In  ihrer  Exstase  glaubten  die  Dienerinnen  des  Gottes  mit 
dem  Gotte  selbst  zu  verkehren,  sie  glaubten,  während  des 
rasenden  Tanzes  habe  sich  die  Seele  vom  Leibe  entfernt,  und 
waren  betrübt,  wenn  sie  sich  nach  dem  Feste  wieder  als 
Menschen  fühlten.  Nur  der  Tod,  meinte  man,  könne  die 
Seele  auf  immer  mit  der  Gottheit  vereinen  :  daher  das  Ver- 
langen der  Thraker  nach  dem  Tode,  die  Klagen  bei  der  Ge- 
burt eines  Menschen.  —  Von  Thrakien  aus  wanderte  dann 
der  Dionyskult  nach  Griechenland,  wo  er  sich  mit  dem  Apol- 
lokulte vermischte  und  wo  jener  namentlich  in  Attika  ge- 
läutert wurde.  Aus  diesem  neuen  Dionys-Apollokulte  heraus 
sprossen  jene  Sibyllen  und  Bakiden,  jene  Wahrsager  und 
Geisterbeschwörer  und  Reinigungspriester,  die  ihre  Zeit  be- 
herrschten. Sie  sind  die  Vorläufer  der  Orphiker,  jener  Sekte, 
die  im  6.  Jahrh.  besonders  in  Unteritalien  blühte,  die  den 
Ursprung  ihres  Kultes  und  ihrer  Lehre  auf  den  thrazischen 
Dionys  zurückführten,  die  Zauberer,  Ärzte,  Dichter  zugleich 
waren  und  die  ganz  besonders  die  Unsterblichkeitslehre  aus- 
bildeten. 

Nach  dieser  Darstellung  geht  R.  auf  die  Werke  der  äl- 
teren Philosophen,  der  Dichter  von  Pindar  bis  Euripides,  auf 
den  Ideenkreis  Piatos,  des  Aristoteles  und  der  späteren  Phi- 
losophen ein  und  zeigt,  wie  diese  die  Unsterblichkeitslehre 
bald  Aveiter  gebildet,  bald  durch  Aufnahme  volkstümlichen 
Seelenglaubens  verändert  haben,  wie  Aristoteles  neben  der 
Seele  den  denkenden  Geist  als  das  Göttliche  im  Menschen 
gepredigt  hat. 

Dieselben  Vorzüge,  die  am  ersten  Teile  von  R.s  Psyche 
zu  rüinnen  waren,  zieren  auch  diesen:  eine  treffliche  Darstel- 
lungsweise, umfassende  Belesenheit  in  der  Litteratur  der  Alten, 
aber  auch  in  der  Volkskunde  der  Neuzeit,  feine  Beobachtung 
und  Kombination,  tiefes  Verständnis  der  Werke  einzelner  Per- 
sonen und  der  Anschauungen  ihrer  Zeit  lassen  uns  nicht  aus 
dem  Banne  der  Lektüre  des  trefflichen  Buches.  Gleichwohl  habe 
ich  mich  nicht  überzeugen  könncni,  dass  der  thrakische  Dionys- 
kult die  Wurzel  des  Unsterblichkeitsglaubens  gewesen  ist.  Der 
ganze  Kult   gleicht  zu  sehr   dem  Treiben  unserer  Hexen  auf 


Pcderscn  Albanesische  Texte  mit  Glossar.  233 

dem  Blocksberge,  das  ich  mir  nimmer  als  die  Wurzel  des  Glau- 
bens an  das  Göttliche  und  Unsterbliche  der  Seele  vorzustellen 
vermöchte.  Wie  der  Unsterblichkeitsglaube  nach  R.s  eignem 
Zeugnis  nicht  tief  ins  Volk  gedrungen  ist,  so  ist  er  schwer- 
lich auch  aus  der  Volksseele  hervorgegangen. 

Leipzig.  E.  Mogk. 


Pederseii  H.  Albanesische  Texte  mit  Glossar.  Leipzig  Hirzel 
1895.  208  S.  Lex.  8*>.  (Aus  dem  15.  Bande  der  Abhand- 
lungen der  phil.-hist.  Kl.  der  kgl.  sächs.  Gesellschaft  der 
Wissenschaften.)     8  M. 

Die  gesteigerte  Beschäftigung  mit  dem  Albanesischen 
macht  natürlich  auch  den  Wunsch  nach  genau  niedergeschrie- 
benen Texten  reger,  da  bei  aller  Anerkennung  dessen,  was 
namentlich  von  Hahn  geleistet  hat,  doch  das  für  wissenschaft- 
liche Forschung  brauchbare  Material  noch  ziemlich  gering  ist, 
namentlich  wenn  man  die  Seite,  deren  Bearbeitung  jetzt  am 
allermeisten  not  thut,  die  syntaktische,  in  Betracht  zieht.  Die 
von  Pedersen  veröffentlichte  Sammlung  von  Märchen,  Rät- 
seln und  Liedern  aus  Korfu  und  Epirus  ist  daher  sehr  will- 
kommen, sie  macht  durchweg  den  Eindruck  des  Zuverlässi- 
gen, und  bietet  übrigens  nicht  nur  dem  Linguisten,  sondern 
auch  dem  Märchen  forscher  Interesse.  Was  des  Verf.  eigene 
Zuthaten  betrifft,  so  bestehen  sie  von  albanesischen  Parallelen 
zu  den  Märchen  abgesehen,  namentlich  aus  einer  Einleitung, 
die  die  wesentlichsten  grammatikalischen  Eigentümlichkeiten 
zusammenstellt,  und  in  einem  Glossar,  das  hauptsächlich  die 
Wortbedeutungen  und  die  syntaktischen  Erscheinungen  be- 
rücksichtigt, wobei  es  sich  mit  Recht  nicht  bloss  auf  die 
Märchen  beschränkt.  Es  liegt  also  hier  der  Anfang  zu  einem 
beschreibenden  Wörterbuche  des  Albanesischen  vor,  während 
die  bisherigen  zumeist  sich  damit  begnügten,  bei  den  einzel- 
nen Wörtern  eine  Anzahl  Bedeutungen  in  buntem  Gemische 
zu  geben,  ohne  Rücksicht  auf  die  Phraseologie  und  auf  das 
gegenseitige  Verhältnis  dieser  Bedeutungen  zu  nehmen.  Die 
Verdienstlichkeit  und  die  Schwierigkeit  eines  solchen  Unter- 
nehmens leuchtet  sofort  ein,  es  ist  auch  die  notwendige  Vor- 
bedingung eines  weiteren  Ausbaues  der  albanesischen  Ety- 
mologie. Namentlich  die  Partikeln  sind  mit  grosser  Ausführ- 
lichkeit behandelt  und  nur  selten  wird  man  den  Ausführungen 
des  Verf.  widersprechen  müssen.  Dagegen  wird  der  Anfänger 
mit  dem  Glossare  nicht  viel  machen  können.  Meyers  Wörter- 
buch wird  als  bekannt  vorausgesetzt,  aber  in  manchen  Phallen 


234  Bennett  Appendix  to  Bennett's  Latin  Graminar. 

versagt  auch  Meyer  oder  decken  sich  die  Formen,  die  er 
giebt,  nicht  mit  den  Stichworten  unseres  Glossars.  So  wird 
S.  166  ein  ndiej  mit  drei  Stellen  belegt,  aber  ohne  Über- 
setzung. Schlägt  man  nun,  wie  in  anderen  ähnlichen  Fällen, 
Meyer  nach,  so  findet  man  ein  Stichwort  ndiej  überhaupt 
nicht  und  im  albanesischen  Wörterverzeichnis  unter  7idiej 
den  Hinweis  auf  ndeVeii  'verzeihe,  vergebe',  kann  aber  an 
den  drei  Stellen  mit  diesen  Bedeutungen  nichts  anfangen,  da 
der  Zusammenhang  'hören,  vernehmen'  fordert.  Und  ähn- 
liche Fälle  begegnen  noch  öfter,  während  man  doch  gerade 
bei  Texten  einer  von  wenigen  betriebenen  aber  für  viele  wich- 
tigen Sprache,  wie  das  Albanesische  ist,  zunächst  eher  zu 
viel  zur  Erleichterung  des  Verständnisses  thun  sollte,  als  zu 
wenig. 

Wien.  W.  Meyer-Lübke. 


Beniiett  Charles  E.     Appendix   to  Bennett's  Latin  Grammar. 

For  teachers  and  advanced  students.    Boston  Allyn  and  Ba- 

con  1895.    XIV,  232  pages;   12™°,  80  cts. 

Seiner  lateinischen  Grammatik  hat  der  Verfasser  einen 
Anhang  folgen  lassen,  der  gleichfalls  in  ausgezeichnet 
deutlichem,  übersichtlichem  Druck  eine  Reihe  wissenschaft- 
licher Bemerkungen  über  Alphabet,  Aussprache,  Quantität, 
Betonung,  Orthographie,  Laut-  und  Formenlehre,  die  Wort- 
bildung der  Adverbia  und  Präpositionen,  endlich  auch  über 
die  Syntax  der  Kasus  und  Modi  bietet.  Knappheit  und 
Klarheit  zeigt  das  kleine  Buch  durchweg  in  der  Aufstellung 
der  Probleme  sowie  in  ihrer  Beantwortung.  Aber  man  muss 
doch  fragen,  ob  wirklich  dem  wissenschaftlichen  Streben 
derer,  für  die  das  Werk  bestimmt  ist,  in  dieser  Kürze  recht 
Genüge  gethan  werden  kann.  Nicht  nur  sind  wesentliche 
Teile  der  Grammatik,  z.  B.  aus  der  Syntax  die  Tempuslehre, 
kaum  berührt;  sondern  es  bleiben  auch  in  den  behandelten 
Gebieten  wichtige  P'ragen  ganz  unerwähnt,  so  z.  B.  §  202,  6 
das  von  Lindsay  p.  547  eingehend  behandelte  Problem  der 
Entstehung  von  mcllö;  und  namentlich  wird  sehr  oft,  wo  ernste 
Zweifel  obwalten  müssen,  nur  eine  Lösung,  die  eben  dem 
Verf.  die  richtige  scheint,  geboten,  anstatt  dass  die  Frage 
selbst  gründlich  erörtert  und  der  Suchende  auf  die  verschie- 
denen Wege  ihrer  Beantwortung  hingewiesen  würde.  Wirk- 
lich fördersame  Belehrung  wird  man  erst  aus  den  grösseren 
AVerken  gewinnen,  die  der  Verf.  seiner  Darstellung  zu  Grunde 
gelegt  hat.     10s  fehlt  ihm  anderen    gegenüber    nicht  an  Selb- 


Ernaxilt  Glossaire  Moyen-Breton.  235 

ständigkeit  des  Urteils;  aber  grössere  Genauigkeit  in  der 
Wiedergabe  fremder  Ansicliten  wäre  dringend  zu  wünschen, 
so  z.  B.  in  dem,  Avas  von  Marx'  Aufstellungen  über  classis 
p.  64,  über  fortassis  p.  65  gesagt  wird.  Auch  sonst  kommen 
Flüchtigkeiten  vor:  ein  Perf.  sctssi  (p.  50)  giebt  es  nicht; 
bei  Priscian  3,  36  steht  nicht  äxillus  (p.  53),  sondern  taxülus 
(meinte  B.  hier  etwa  das  von  Marx  S.  18  genannte  äxilla?); 
ein  Verbum  connötö  (p.  76)  enthalten  unsere  Wörterbücher 
nicht;  dagegen  ist  die  p.  107  geleugnete  Form  liiemps  z.  B. 
bei  Georges  Wortf.  mannigfach  belegt. 

Kiel.  Funck. 


Ernault  E.  Glossaire  Moyen-Breton.  2™*^  edition  corrig(5e 
et  augmentee,  avec  une  Preface  et  les  Index  du  Tome  I 
des  Etudes  Gramraaticales  sur  les  Langues  Celtiques.  — 
I.  (A— G).  Paris  E.  Bouillon  1895.  308  S.  8^.  10  Fs.  II. 
(H— V)  1896.     S.  309—833  u.  XXVIII  S. 

Der  Ausgabe  des  mittelbretonischen  Dramas  Le  My- 
sfere  de  Sainte  Barhe  (Paris  1888)  hatte  Ernault  ein  Dic- 
tionnaire  efi/mologique  du  hreton  moyen  beigefügt;  es  enthält 
nicht  nur  die  Wörter  des  Mijstere  mit  allen  Belegstellen,  son- 
dern auch  die  der  andern  hauptsächlichsten  Denkmäler  des 
Mittelbretonischen.  Ausser  der  Bedeutung  sind  die  Entspre- 
chungen der  übrigen  keltischen  Dialekte  angeführt ;  bei 
dunklen  Wörtern  wird  etwa  auch  eine  etymologische  Deu- 
tung versucht,  letzteres  nicht  die  stärkste  Seite  des  Werkes. 
Zur  Ergänzung  dieses  Lexikons  hat  dann  Ernault  in  den 
Memoii'es  de  la  Societe  de  Linguistique  Bd.  VI — VIII  ein 
Glossaire  moyen-hreton  erscheinen  lassen,  auf  die  gleiche 
Weise  gearbeitet,  in  w^elchem  die  in  der  ersten  Arbeit  über- 
gangenen Texte  lexikalisch  verwertet  sind,  so  dass  manche 
Wörter  neu  oder  besser  belegt  werden.  Eine  zweite,  etwas 
erweiterte  Auflage  dieses  Supplements  ist  das  Buch,  dessen 
erster  Teil  uns  vorliegt;  es  ist  also  gleichfalls  bestimmt,  ne- 
ben dem  Dictioniiaire  etymologique  verwendet  zu  werden. 
Der  Begriff  'mittelbretonisch'  scheint  sehr  weit  gefasst,  indem 
auch  Wörter  und  Wendungen  aus  Texten  des  18**^",  ja  nicht 
selten  des  19.  Jahrhunderts  aufgeführt  Averden  und  ZAvar  nicht 
nur  da,  wo  sie  dienen  den  älteren  Sprachgebrauch  zu  erläu- 
tern. Die  Vorrede,  die  noch  aussteht,  wird  A'ermutlich  über 
dieses  Verfahren  und  den  beabsichtigten  Umfang  der  Arbeit 
aufklären.  In  einzelne  Artikel  sind  ganze  grammatische  Ab- 
handlungen   aufgenommen,    z.  B.    ü))er    den  Schwund    von    v 


236  Krnanlt  Glossaire  Moyen-Rreton. 

s.  V.  ab ;  es  wird  das  Lexikon  also  noch  einen  ausführ- 
lichen Index  verum  verlangen,  wenn  auch  diese  Partieen  zur 
Cleltung-  kommen  sollen.  Jedenfalls  werden  wir  nach  seiner 
Vollendunji'  eine  sehr  vollständig:e  Sammlung  des  älteren  hre- 
tonischen  Sprachguts  nach  gedruckten  wie  nach  geschriebenen 
Quellen  besitzen. 

Der  eben  einlaufende  zweite  Teil  (Paris  1896)  enthält 
eine  Vorrede  (^S.  VII  —  XXVIII),  den  Schluss  des  Glossars 
H— V  (S.  309—741),  Errafn  (S.  743—748),  endlich  als  An- 
hang (S.  749 — 833)  Verzeichnisse  der  gallischen,  neukeltischen, 
Intoinischen  Wörter,  die  d'Arbois  de  Jubainville  in  seinem 
Etndes  grammaücales  sur  Jes  Ictngues  celtlques  1  (Paris  F. 
Vieweg  1881)  besprochen  hat.  Die  Vorrede  bezeichnet  als 
das  Ziel  des  Werkes,  auch  alle  diejenigen  bretonischen  Wör- 
ter aufzunehmen,  die  zwar  in  mittelbretonischen  Texten 
nicht  belegt  sind,  aber  ihrem  ganzen  Habitus  nach  sich  als 
altererbtes  Sprachgut  ausweisen,  also  in  mittelbretonischer 
Zeit  bereits  vorhanden  gewesen  sein  müssen.  Der  oben  ge- 
wünschte Index  verum  fehlt  dagegen,  obschon  auch  dieser 
Teil  wieder  zusammenfassende  Abhandlungen  über  phone- 
tische Erscheinungen  bringt;  vgl.  z.  B.  über  anlautend  ni- 
für  altes  v-  brit.  gu-  s.  v.  inonien  S.  428  f. 

Freiburg  i.  B.  R.  Thurnevsen. 


Kritischer  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  roiiia- 
nischeu  Philologie.  Unter  Mitwirkung  von  über  hundert 
Fachgenossen  herausgegeben  von  Karl  Voll m öl  1er.  II.  Bd. 
1891—94.  Erste  Hälfte.  1.  Heft.  Leipzig  Renger  1896. 
gr.  80.    128   S.  pro  Heft  1/4  18  M. 

Nachdem  Vollmöller  seinen  bekannten  Prozess  mit  dem 
ersten  Verleger  des  'Kritischen  Jahresberichtes'  siegreich  zu 
Ende  geführt,  hat  er  sich,  durch  die  Mühsale,  die  ihm  der 
erste  Jalirgang  gebracht,  nicht  entmutigt,  sofort  daran  be- 
geben, sein  ebenso  schwieriges  wie  verdienstliches  Unternehmen 
wieder  in  Gang  zu  bringen.  Dass  ihm  dies  mit  dem  besten 
Erfolge  gelungen  ist,  davon  legt  das  vorliegende  Heft  ein 
rühmliches  Zeugnis  ab.  Es  enthält  Berichte  von:  L.  Sütter- 
lin  über  'Die  allgemeine  und  die  indogermanische  Sprach- 
wissenschaft', E.  Koschwitz  ül)er  'Allgemeine  Phonetik', 
F.  Skutscli  über  'Indogermanische,  altitalische  und  vorhi- 
storische lateinische  Forschung',  W.  Meyer-Lübke  über 
'Volkslatein',     'Vergleichende    romanische    Grammatik'     und 


Kritischer  Jahresbericht  hrsg'.  v.  Volhnöner.  237 

'Italienische  Grammatik',  W.  Kalb  über  '"Juristenlatein',  L. 
Traube  über  'Die  lateinische  Sprache  im  Mittelalter',  C.  de 
Lollis  über  die  'Centralitalienisehen  Dialekte',  H.  Schnee- 
gans über  'Süditalienische  Dialekte',  P.  E.  Guarnerio  über 
'Die  sardischen  Mundarten',  Th.  Gärtner  über  die  'Räto- 
romanische Sprache',  E.  Stengel  über  die  ' Altpro venzalische 
Sprache'  und  den  Anfang  eines  Berichtes  von  E.  Levy  über 
'Altpro venzalische  Texte'.  Die  Liste  zeigt,  dass  es  Vollmöller 
verstanden  hat,  sich  für  alle  Zweige  des  grossen  zu  umfassen- 
den Wissenschaftsgebietes  unzweifelhaft  kompetente  Bericht- 
erstatter zu  erwerben.  Ein  Teil  grade  der  Artikel  dieses 
ersten  Heftes  scheint  geeignet,  Leser  weit  über  den  Kreis  der 
Komanisten  hinaus  lebhaft  zu  interessieren,  die  ja  allerdings, 
dem  Zwecke  des  Jahresberichtes  entsprechend,  den  grössten 
Nutzen  aus  ihm  ziehen  und  durch  ihn  in  Stand  gesetzt  wer- 
den, wieder  den  Gesamtüberblick  über  das  Fortschreiten  ihrer 
Wissenschaft  zu  gewinnen,  den  ohne  eine  solche  Hilfe  der 
Einzelne  schon  längst  nicht  mehr  sich  zu  erwerben  vermochte. 
Die  Berichte,  die  diesmal  vier  Jahre  auf  einmal  umfassen 
mussten,  sind  im  Durchschnitt  knapper  gehalten,  als  es  die 
des  ersten  Jahrganges  waren,  ohne  merkbaren  Nachteil.  Nur 
der  Bericht  L.  Traube's  ist  etwas  gar  zu  bündig  ausgefallen 
und  enthält  fast  nur  Büchertitel,  mit  denen  allein  nicht  viel 
geholfen  ist.  Die  Individualität  und  der  Charakter  der  Refe- 
renten tritt  trotz  der  Gedrängtheit  ihrer  Beiträge  deutlich  zu 
Tage,  und  während  der  eine  z.  B.  es  für  angezeigt  hält,  auf 
jede  seiner  früher  erschienenen  Rezensionen  und  sein  dort  ab- 
gegebenes Urteil  aufmerksam  zu  machen,  spricht  der  andere 
mit  einer  gewissen  Zaghaftigkeit  selbst  von  seinen  umfang- 
reichen Arbeiten.  Die  Mehrzahl  entgeht  glücklich  den 
Klippen  der  Selbstgefälligkeit  und  der  Selbstunterschätzung. 
Nicht  ungern  sieht  man  es,  wenn  mehrfach  ein  und  dieselbe 
Arbeit  von  verschiedenem  Standpunkte  aus  zur  Beurteilung 
gelangt.  Dass  hin  und  wieder  ein  minder  wichtiges  Werk 
übergangen  oder  nur  mit  seinem  Titel  zitiert  wird,  ist  leider 
von  keinem  Berichterstatter  völlig  zu  vermeiden. 

Auf  eine  Beurteilung  der  einzelnen  Artikel,  die  selber 
nur  Zusammenstellungen  von  Beurteilungen  sind,  können  wir 
uns  natürlich  nicht  einlassen.  Der  Gesarateindruck  aber,  den 
das  neue  Heft  des  Jahresberichts  erweckt,  ist  ein  vortreff- 
licher. Man  kann  nur  wünschen,  dass  der  begonnene  Band 
nicht  wieder  ins  Stocken  gerät,  und  dass  die  hoft'entlicli 
nunmehr  regelmässig  folgenden  Jahrgänge  sich  auf  der  glei- 
chen Höhe  erhalten.  Eine  kleinere  Verspätung  in  den  Er- 
scheinungsfristen Avird  man  bei  der  Kompliziertheit  des  Unter- 
nehmens   gern    verzeihen    und    muss    man    mit  Rücksicht  auf 


238  Marchot  Les  Gloses  de  Cassel. 

die  dadurch  ermöglichte    grössere  Vollständigkeit    unter  Um- 
ständen selbst  wünschen^). 

Marbura:.  Ko  schwitz. 


Les  Gloses  de  Cassel,  le  plus  ancien  texte  reto-roman,  par 
Paul  Marchot.  Fribourg  (Suisse)  1895  (=  Collectanea 
Friburgensia.  Commentationes  academicae  Universitatis 
Friburgensis  Helvetiorum.  Fasciculus  III).  67  S.  gr.  4^^. 
3,75  Frs. 

Schon  Holtzmann  hatte  1855  auf  die  Ähnlichkeit  der 
romanischen  Sprache  dieser  Glossen  mit  dem  Churwälschen 
hingewiesen,  dann  stellte  Monaci  1892  den  Beweis  in  nächste 
Aussicht,  dass  sie  dem  rätoromanischen  Sprachgebiete  zuzu- 
Avcisen  seien.  Nun  tritt,  da  Holtzmanns  Stimme  nicht  durch- 
dringen konnte  und  Monaci  noch  immer  nicht  über  die  blosse 
Behauptung  hinausgekommen  ist,  Marchot  den  Beweis  an.  Er 
sucht  die  rein  lateinischen  Wörter  und  Formen  auszuscheiden 
und  aus  dem  romanischen  Stoffe  einige  lautliche  und  flexi- 
vische  ^Merkmale  der  Sprache  abzuleiten.  So  stellt  er  8  Merk- 
male im  Vokalismus,  10  im  Konsonantismus  und  5  in  der 
Flexion  zusammen  und  zeigt,  dass  keines  dieser  Merkmale 
dem  Rätoromanischen  fremd  sei.  Dann  erläutert  er  die  mei- 
sten der  rom.  Wörter  und  bespricht  deren  Vorkommen  im 
Eätoromanischen.  Auf  die  Vermuthungen,  die  er  im  Verlaufe 
der  Abhandlung  über  Irrthümer  der  Schreiber  aufgestellt  und 
begründet  hat,  baut  er  schliesslich  einen  kritischen  Text  auf. 
Ein  alphabetisches  Verzeichnis  der  rom.  und  lat.  Wörter  ver- 
weist auf  die  Zahl  der  Glossen,  in  denen  sie  vorkommen. 

Die  angemessene  und  durchsichtige  Anlage  wird  noch 
durch  die  reiche  Druckeinrichtung  unterstützt,  so  dass  man 
sich  in  der  ganzen  Abhandlung  sehr  bequem  zurechtfindet. 
Der  Leser  würde  nur  noch  wünschen,  dass  bei  den  vielen 
Äusserungen  von  Diez  und  Grimm,  die  M.  billigt  und  seiner 
Arbeit  einverleibt,  die  Quelle  auch  jedesmal  angegeben  wäre. 
Von  den  Druckfehlern,  die  mir  aufgefallen  sind,  trifft  einer 
ein  ahd.  Wort  (S.  21,  2.  Z.  v.  u,  stahli,  1.  stahhi),  ein  andrer 
ein  lat.  (S.  32,  1.  Z.  v.  u.  fondus,  1.  fnndus),  ein  dritter  ein 
oberländisches  iS.  36,  unter  23,  cliuvaUa,  1.  sehn-),  die  übri- 
gen nur  den  frz.  Wortlaut  des  Vfs. 

Indem  icli  mm  auf  die  Sache  selbst  einiivlie,  möchte  ich  vor 
allem  drei  Schwivrifikeiten  hervorliel)en,  die  teils  nicht  erwähnt,  teils 
nach  meiner  Meinium-  yai  Aveni"-  berücksichtij't   sind.     Der  Vf.  lässt 


1)  Seit  der  Niederschrift  obiger  Anzeig'e  sind  zwei  weitere 
Hefte  der  Jaiiresbcriciite  erschienen,  die  das  über  das  erste  Heft 
gefilllte  günstige  Urteil  nicht  in  minderem  Masse  verdienen. 


Marchot  Les  Gloses  de  Cassel.  239 

erstens  die  Frag-e  des  Alters  der  Glossen  g-anz  offen;  dadurch  wird 
die  Ziiweisung  an  ein  bestimmtes  Sprachgebiet  erschwert,  indem 
alle  verneinenden  Merkmale,  z.  B.  dass  eine  gewisse  Laiitveränderung 
noch  nicht  eingetreten  oder  eine  lat.  Form,  ein  lat.  Wort  noch  nicht 
verloren  ist,  für  keines  der  Sprachgebiete  kann  geltend  gemacht 
werden.  Doch  auch  in  dem  Falle,  dass  das  Alter  des  Denkmals 
bekannt  wäre,  würde  man  zweitens  von  den  Mundarten  Galliens, 
geschweige  Rätiens,  aus  jenem  fernen  Jahrliundert  zii  wenig  wissen, 
um  von  den  Kennzeichen,  die  uns  die  Buchstaben,  die  Formen  und 
die  AVörter  air  die  Hand  geben,  behaupten  zu  können,  dass  sie  nur 
in  dem  einen  oder  nur  in  dem  andern  Gebiete  wären  vorhanden 
gewesen.  Drittens  lässt  sich  die  Möglichkeit  nicht  abweisen,  dass 
das  Denkmal  auf  keinem  der  heute  bestellenden  rom.  Sprachgebiete 
entstanden  ist,  sondern,  wie  Holtzmann  1855  vermuthet  hat,  in  einer 
römischen  Ansiedelung  auf  jetzt  ganz  deiitschem  Boden,  in  Baiern: 
dann  kämen  der  fraglichen  Mundart  vielleicht  die  Namen  franzö- 
sich  und  rätoromaniscli  gleich  wenig  zu,  und  es  wäre  nur  etwa  die 
Frage  zu  beantworten,  welchem  dieser  zwei  Gebiete  sie  sich  näher 
angliedern  Hesse. 

In  jedem  Falle  ist  zunächst  nur  der  Weg  einzuschlagen,  den 
auch  M.  geht,  nämlich  die  sprachlichen  Merkmale  der  Glossen  zu- 
sannnenzustellen  und  mit  denen  der  rom.  Sprachen,  die  da  über- 
haupt in  betracht  kommen  können,  zu  vergleichen.  Eigentlich  Aven- 
det  M.  seinen  Blick  fast  innner  nur  dem  Rätoromanischen  zu,  und 
das  ist  insoferne  berechtigt,  als  fürs  Französische  zu  dem,  was  Diez 
vor  mehr  als  30  Jahren  gesagt  hat,  nicht  viel  hinzuzufügen  ist; 
aber  es  würde  der  l^reiten  Anlage  der  Schrift  und  dem  Bedürfnisse 
der  Leser  besser  entsprechen,  wenn  Schritt  für  Schritt  jedes  der 
beiden  Sprachgebiete  gicichmässig  im  Auge  behalten  und  zum 
Schlüsse  klare  Abrechnung  gepflogen  würde.  Wenn  man  aber 
sieht,  wie  für  das  Rätoromanische,  um  Ähnlichkeitspunkte  zu  ge- 
winnen, alle  lebenden  Mundarten  vom  Bündner  Oberland  bis  Triest 
herangezogen  Averden,  so  hat  man  immer  das  Gefühl,  es  könnten 
sich  vielleicht  noch  mehr  Ähnlichkeitspunkte  auf  frz.  Seite  dai-bie- 
ten,  wenn  man  ebenso  auch  die  frz.  Dialekte  ausbeutete.  Allerdings 
ist  die  afrz.  Litteratur  so  reich  und  die  ältesten  frz.  Denkmale  eben 
wegen  ihres  Alters  zu  einer  fast  unmittelbaren  Vergleichung  mit 
den  alten  Glossen  so  geeignet,  dass  man  auf  die  lebenden  frz.  Mund- 
arten kaum  einzugehen  brauchte,  aber  bei  dieser  Ungleichheit  der 
Waffen  ist  nun  der  ohnedies  schon  schwierige  Schiedsspruch  aber- 
mals erschwert  und  unsicher  gemacht. 

Unter  den  lautlichen  und  Hexivischen  Merkmalen  kann  nur 
eines  für  die  Zuweisung  des  Glossars  an  das  rät.  Sprachgebiet  in 
die  Wagschale  fallen:  die  Erhaltung  der  Endung -i.  In  den  ältesten 
frz.  Denkmalen  haben  wir  davon  nur  vereinzelte  Spuren,  wie  dui, 
tuit,  im  rät.  Gebiete  lebt  das  Plural  -i  und  das  -i  (-e)  des  Imperativs 
noch  heute  fort,  und  zwar  in  einem  noch  grösseren  Umfang,  als  die 
von  M.  aus  meinen  gedrängten  Darstellungen  des  Rätoromanischen 
angeführten  Stellen  sehen  lassen.  Aber  capilli,  digiti,  aynelli,  jjulli 
und  mallci  haben  rein  lateinisches  Aussehen,  und  putelii,  fidelli, 
purcelli  und  iufti  könnten  auch  als  lat.  Wörter  oder  doch  latinisierte 
Formen  angesehen  werden,  da  bekanntlich  die  Einmischung  latei- 
nischer Formen  und  lautliche  Ung-enauigkeit  zu  den  Eigenschaften 
unserer  Glossen  gehören,  he'i  pirpici  vermuthet  M.  mit  Diez,  dass  das 
■i  bloss  ein  Zeichen  für  die  Aussprache  des  c  sei;  man  kann  es 
aber  gleichfalls  für  ein  latinisierendes  Pluralzeichen  halten,  wie  ja 
im  letzten  Teile  unseres  Denkmals  der  lat.  Plural  sapienti  vorkommt: 


240  ;\Iarc'hot  Les  Gloscs  de  Cassel. 

Sfulti  sunt  romani,  sapienti  sunt  paioari.  Wer  weiss,  ob  nicht 
auch  ilic  Emlung'  -as  nur  als  ein  Zeichen  für  den  Phir.  fem.  aufzu- 
fassen ist?  (Vgl.  saccuras  und  falceas.)  Diesen  Zweifeln  stellt  sich 
die  merkwürdige  Beobachtung-  gegenüber,  die  M.  macht,  dass  näm- 
lich mit  dem  Plural-i  gerade  solche  Stämme  versehen  sind,  die 
auch  in  den  rät.  Mundarten  am  hartnäckigsten  an  der  Endung  -i 
festhalten.  Docli  Aver  kann  sagen,  was  für  Pluralformen  zu  der  Zeit 
der  Abfassung  unseres  Denkmals  in  Gallien  vorkamen? 

In  der  Behandlung  der  Laute  des  Suffixes  -arius  {sestar, 
caldaru,  manneiras)  finde  ich  nichts  spezifisch  Rätoromanisches, 
allerdings  auch  nichts  Französisches;  die  Beispiele  sind  überhaupt 
zu  wenig  zahlreich  und  nicht  liinreichend  verlässlich.  Diphthon- 
gisches au  muss  auch  in  Gallien  eimnal  bestanden  haben.  Die 
Widergabe  des  germ.  w  durch  im  entspriclit  oder  widerspricht  we- 
der allen  frz.  noch  allen  rät.  Mimdarten.  Das  Fürwort  vieo  sticht 
freilich  von  meon,  son  in  den  Eiden  ab.  aber  es  kann  das  -n  weg- 
gelassen sein,  damit  die  Form  ein  lat.  Aussehen  bekommt,  und  es 
kaini  auch  sein,  dass  irgendwo  in  Gallien  einst  Tneo  neben  meon 
bestand.  Aus  dem  Imperativ  r«d?' endlich  darf  man  nicht  schliessen, 
dass  das  Verb  der  4.  Konjugation  angehört  habe,  und  das  oberlän- 
dische radir  ist  nur  dem  dt.  radieren  nachgebildet  und  überhaupt 
(wie  Carigiet  l)emerkt)  eine  Neubildung. 

Von  den  übrigen  lautlichen  und  fiexivischen  ^Merkmalen  hat 
M.  höchstens  nachgewiesen,  dass  sie  der  ZuAveisung  der  ]\Iundart  an 
das  rät.  Gebiet  nicht  im  Wege  stünden. 

Unter  den  140  bis  150  Wörtern,  die  M.  von  lexikalischer  Seite 
betrachtet,  sind  nur  wenige  geeignet  seine  These  zu  stützen,  am 
ehesten  saccuras^  manneiras  und  (g'egen  Diez)  siciles,  vielleicht 
aucii  scapulas,  Avenn  man  es  für  rom.  lialten  darf  und  es  nicht  (wie 
M.  thut)  zu  graubünd.  schuv'i  (mit  stimmhaftem  Anlaute),  sondern 
zu  grd.,  abt.,  enneb.,  säbla  stellt,  ferner  maior,  das,  wenn  es  nicht  ein- 
fach lateinisch  ist,  mit  grd.  mäzer,  abt.  und  emieb.  maiü  zu  ver- 
gleichen ist,  brachia  (lat.?)  saniva,  das  auch  in  der  o.-eng.  und  der 
grd.  Mundart  noch  nicht  erloschen  ist,  camrnus,  pridias,  das  mir 
am  Ivhein  bis  zur  Via  mala  und  in  Sanniaun  ohne  A'okal  zwischen 
j}  \nn\  r  angegeben  Avurde,  sedella,  caldarora  und  vestid. 

Dagegen  möchte  ich  die  Wörter  nicht  für  rät.  halten,  die  sich 
nicht  in  den  besten  rät.  Mundarten  aufweisen  lassen,  sondern  nur 
iui  Friaiil  oder  gar  nur  in  Bergell,  in  Erto  oder  Triest  und  Muggia, 
Avie  talauun,  luNibidum..  j^ul'mone,  latera,  pecora,  stabulu,  ituasa, 
sim.  Ein  Verselien  ist  es,  dass  M.  für  nares  ein  bergellisches  ?iar 
heranzieiit  (=  obl.  7iarr,  d.  i.  dt.  Nai^r).  Labia  Avürde  M.  vielleicht 
iiiclit  im  o.-halbst.,  u.-eng".  lef  sehen,  Avenn  er  die  benachbarten 
Formen  kennte  (Rät.  Gramm.  S.  IH);  eher  würde  die  Form  lergia 
bei  Carigiet  passen,  Avenn  ihr  ein  reales  Dasein  zukommt.  Ebenso 
dürfte  er  die  Beiiauptung  lumbus  ^^  oh\.  lomm  zurückziehen,  Avenn 
er  Ascfili.  Arch.  glott.  it.  VII  Ö7<S  nacidäse.  Bisle  (jyensile)  kann  ich 
in  graubünd.  pec/na  nicht  Aviderlinden.  Dass  trapes  capretta  zwei 
rom.  Wörter  (inid  unübersetzt!)  seien,  kann  wohl  nur  der  behaup- 
ten, der  das  alid.  Wort  nicht  kennt  und  nicht  aufgesucht  hat.  Obl. 
cavriu  (=  capr-ifus)  liat  mit  caprixins  nichts  zu  thun,  eng.  charöt 
schAveriicIi  etwas  mit  carisa.  Das  graul)ünd.  sfer,  grd.  Me  mag  mit 
sestar  zusannuenliängen,  ist  aber  wahrsclieinlich  dort  ebenso  fremd 
(mit  der  it.  Verkiirzung  importiert)  Avie  das  dt.  ster,  star  in  Tirol. 
Zappa  (d.  Ii.  ^s-1  koniint  niciit  w\w  den  rät.  Mundarten  Graubündens 
sondern  auch  denen  Tirols  zu;  aber  sappa,  Avie  di(^  (tIosscu  haben, 
nur  dem  venezianisierten  Friaul.     Fac  Herum  ist  lateinisch,   der  Hin- 


Festschrift  zur  SOjährigen  Doktorjuljelfeier  Karl  Weinliolds.     241 

weis  auf  das  g-raxibünd.  er,  eir  (auch)  scheint  mir  daher  wertlos. 
Die  Konjektur  orbiis  octilis  für  albios  oculus  ist  doch  bei  weitem 
nicht  so  annehmbar  als  die  von  Diez:  albioculus. 

Von  den  meisten  andern  Wörtern  hat  M.  nur  gezeigt,  dass  sie 
im  Rätoromanischen  auch  vorkommen,  von  einigen  nicht  eimnal 
das  (wiewohl  es  bei  mallei  möglich  gewesen  wäre:  abt.  und  enneb., 
nach  Alton  1879  aucli  in  den  Nachbarthälern,  mai  Schlägel,  Hammer); 
am  lautesten  sprechen  für  Frankreich  nach  meiner  Meinung  auciun 
(mit  verkleinerndem  Suffix  -onem\),  hanap  imd  cramaüas. 

So  sehr  also  die  Arbeit  durch  ihre  guten  Eigenschaften  be- 
sticht, hat  sie  mich  doch  nicht  davon  überzeugen  können,  dass  das 
Casseler  Glossar  dem  rät.  Sprachgebiete  angehöre:  die  landläufige 
Ansicht,  dass  es  frz.  sei,  ist  erschüttert,  die  Vermutung  Holtzmanns 
eher  gestützt  als  widerlegt.  Am  schwächsten  ist  die  Stelle  (5  Zeilen 
auf  S.  34),  Avo  M.  die  Mundart  als  eine  friaulische  präzisiert.  Grau- 
bünden sei  durch  die  Behandlung  des  Suffixes  -arius  ausgeschlos- 
sen, weil  da  die  ursprüngliche  Form  -air  gelautet  habe  (?),  desglei- 
chen Tirol,  weil  da  lat.  mi  und  germ.  ic  erhalten  seien  (vgl.  aber 
meine  Gredner  Mundart  S.  40  und  71);  es  bleibe  somit  nur  Friaul 
übrig.  Ein  Sclihiss  auf  falschen  Prämissen.  Und  dass  die  Glossen 
in  der  That  in  ein  paar  andern  Stücken  besser  mit  den  heutigen, 
mehr  oder  weniger  stark  venezianisierten  friaul.  Dialekten  überein- 
stimmt als  mit  den  reiner  rät.  Mundarten  Graubündens  und  Tirols, 
spricht  eben  wieder  gegen  die  Ainiahme,  dass  das  Denkmal  als 
rätoromanisch  zu  bezeichnen  sei. 

Czernowitz,  2.  Juli   1895.  Tb.  Gärtner. 


Festsclirift    zur  SOjährigen  Doktor jul)elfeier  Karl  Wein- 
liolds   am    14.  Januar  1896    von    0.  Brenner,   F.  Jönsson, 
Fr.    Kluge,    G.    Kossinna,    H.    Meisner,    E.    H.    Meyer,    Fr. 
Pfaff,    P.  Pietsch,    E.  Schröder,    PI.  V\''underlich,  0."  v.  Zin- 
gerle.   Strassburg  Trübner  1896.   VIII  u.  170  S.    8'^.  4,50  M. 
In  dieser  Festschrift    sind  folgende  Arbeiten  zu  finden: 
Brenner  'Zum  Versbau  der  Schnaderhüpfel' ;  Jönsson  ' Hqrgr' ; 
Kluge  'Deutsche  Sufüxstudien',   Kossinna 'Zur  Geschichte  des 
Volksnamens  "Griechen";    Meissner  'Die  Freunde    der   Auf- 
klcärung.       Geschichte     der     Berliner     Mittwochsgesellschaft' ; 
E.  H.  Meyer  'Totenbretter  im  Schwarzwald';   Pfaff  'Märchen 
aus  Lobenfeld';  Pietscli  'Zur  Behandlung  des  naciivokaiischen 
-n  einsilbiger  AVörter  in  der  schlesischen  Mundart';  K.  Schrö- 
der 'Marktkreuz  und  Rolandsbild';  Wunderlich  'die  deutschen 
Mundarten  in  der  Frankfurter  Nationalversammlung';  v.  Zin- 
gerle  'Etzels  Burg  in  den  Nibelungen'. 

Der  vielseitige  Inhalt  dieser  Festschrift,  der  gemischt 
ist  aus  Aufsätzen  über  die  Grammatik  verschiedenster  Zeiten 
und  über  Altertumskunde,  verbietet  ein  näheres  Eingehen 
auf  alle  Teile.  Belehrung  ward  man  überall  finden.  Am 
meisten  dürfte  die  Leser  dieser  Zeitschrift  Kossinnas  Aufsatz 
interessieren,  der  die  mannigfachen  Probleme,  die  sich  an  den 

Anzeiger  VII  3.  16 


242    Festsclirii't  zur  50jährig-en  Doktorjubelfeier  Karl  Weinholds. 

Griechennamen  knüpfen,  fast  endg-ültig  löst  und  schön  dar- 
stellt. Der  Name  Graecus  ist  durch  die  Vermittlung  der  süd- 
italischen Illyrier,  die  ihn  aus  ihrer  Heimat  mitgebracht  hat- 
ten, zu  den  Kömern  gekommen.  Graecus  war  wahrscheinlich 
der  Name  eines  einzelnen  griechischen  Stammes  an  der 
Grenze  der  Illyrier,  und  diese  gebrauchten  ihn  als  Gesamt- 
namen. Um  die  Mitte  des  3.  Jahrhunderts  nach  Chr.  haben 
die  Goten  von  der  römischen  Bevölkerung  Daciens  den  Namen 
GrecHs  ülDcrnommen  und  dafür  Kreis  eingesetzt.  K  für  g 
ist  offenbar  Lautsubstitution,  weil  die  Goten  noch  keine  gut- 
turale Media  kannten,  sondern  die  Spirans  sprachen.  .Jellineks 
Media  aftVicata  bleibt  besser  ganz  aus  dem  Spiel.  Soweit 
kann  man  dem  Verf.  mit  Vergnügen  folgen,  nicht  aber,  wenn 
er  sich  weiter  auf  das  sprachliche  Gebiet  begiebt.  'Es  ist 
kein  Zweifel,  dass  e^  im  Gotischen  offen  war'  heisst  es  S.  37. 
Weshalb?  Weil  nach  einer  von  Kossinna  schon  vor  Jahren 
vorgenommenen  Prüfung  für  e"  niemals  ei  im  Got.  geschrie- 
ben wird.  Die  Thatsache  ist  richtig,  beweist  aber  gar  nichts. 
Btr.  XXI  habe  ich  gezeigt,  dass  ei  für  e  fast  ausschliesslich 
vor  i  und  u  der  folgenden  Silbe  eintritt,  e^  kommt  aber, 
wenn  ich  recht  gesehen  habe,  nur  einmal  in  dieser  Stellung 
vor;  da  e^  überhaupt  sehr  viel  seltener  als  e^  zu  belegen  ist, 
so  beweist  Kossinnas  Beobachtung  gar  nichts.  Es  ist  demnach 
anzunehmen,  dass  e^  dem  römischen  e  aus  ae  seinem  Laut- 
wert nach  (Eigenhöhe)  näher  lag,  als  e^. 

Kluge  stellt  eine  Reihe  von  Beispielen  für  gewisse  Suf- 
fixe zusammen  und  zwar  1.  niederdeutsche  Gefässnamen  mit 
einem  Suffix  -en,  altdeutsch  -fn.  2.  Belege  für  das  Verbalsuf- 
fix -enzen.  3.  nhd.  Vogelnamen  auf  -itz.  Für  Renitz  kenne 
ich  Remiz,  ausserdem  noch  Stachlitz  und  Sterlitz  für  Stieg- 
litz. 4.  Bildungen  wie  ahd.  huo^miklln.  5.  Bildungen  wie 
Seufzer. 

Anord.  horgr  als  religiöses  Kultwort  ist  eine  uralte  Be- 
zeichnung des  Götterhauses,  des  Tempels,  im  Norden  speziell 
für  die  Göttinnen  (im  Ags.  auch  der  Götterbilder  desselben, 
der  Idola). 

Leipzig-Gohlis.  H.  Hirt. 


Streitberg  W.  Urgermanische  Grammatik.  Einführung  in  das 
vgl.  Studium  der  altgerm.  Dialekte  (=  Sammlung  von  Ele- 
mentarbüchern der  altgerm.  Dialekte,  unter  Älitwirkung  von 
K.  D.  Bülbring,  F.  ilolthausen,  B.  Kahle,  V.  Michels, 
L.  Sütterlin  herausg('go]:)en  von  W.  Streitberg.  Erster 
Band.)  XX  u.  372  S.  8".  Heidelberg  Winter  1896.  8  M. 
geb.  9  M. 


Streitberg-  Urg-ermanische  Grammatik.  243 

Die  Urg-erm.  Gramm,  bildet  die  Einleitung  einer  Samm- 
lung, die  sich  zur  Aufgabe  macht,  das  praktische  Hilfsmittel 
des  englischen  Primers  auf  deutschen  Boden  zu  verpflanzen 
und  deutschen  Bedürfnissen  und  Ansprüchen  anzupassen.  Die 
Elementarbücher  wollen,  wie  der  Prospekt  der  Verlagsbuch- 
handlung hervorhebt,  zwischen  rein  wissenschaftlicher  Dar- 
stellung, die  auf  die  Anforderungen  der  Praxis  keine  Rück- 
sicht nehmen  kann,  und  kahler  Zusammenstellung  von  Para- 
digmen, die  bei  jeder  tiefer  eindringenden  Frage  die  Antwort 
schuldig  bleiben  muss,  die  rechte  Mitte  zu  treffen  suchen. 
Sie  wollen  in  engem  Rahmen  alles  bieten,  dessen  der  Anfän- 
ger bedarf,  enthalten  also  nicht  nur  eine  kurzgefasste  Gram- 
matik, die  auch  der  Syntax  ein  Plätzchen  gönnt,  sondern 
auch  eine  Textauswahl  und  ein  Wörterbuch.  Dass  in  Deutsch- 
land ein  Überfluss  an  solchen  Primern  herrsche,  wird  man 
kaum  behaupten  können.  Allerdings  existiert  die  von  Braune 
herausgegebne  Sammlung  kurzer  Grammatiken  der  german. 
Dialekte,  deren  Trefflichkeit  niemand  anzweifeln  wird.  Aber 
die  Ähnlichkeit  zwischen  diesem  und  dem  neuen  Unterneh- 
men ist  nur  eine  sehr  entfernte.  Von  Jahr  zu  Jahr  haben 
die  'kurzen'  Grammatiken  an  wissenschaftlicher  Bedeutung 
zugenommen  —  aber  auch  an  Umfang.  So  sehr  ihr  innerer 
Wert  dadurch  gewonnen  hat,  so  wird  sich  doch  nicht  leug- 
nen lassen,  dass  sie  zugleich  mehr  und  mehr  ihrem  ursprüng- 
lichen Zweck  entfremdet  worden  sind:  den  Anfänger  in  die 
german.  Philologie  einzuführen.  Die  Verf.  sind,  sozusagen, 
aus  dem  Erdgeschoss  in  den  ersten  Stock  gezogen;  die  alte 
Wohnung  ist  somit  frei  geworden.  Soll  sie  in  Zukunft  leer 
stehn?     Ich  denke,  nein. 

Aller  Anfang  ist  schwer,  sagt  das  Sprichwort  nicht  um- 
sonst. Aber  grade  deshalb,  weil  er  an  sich  schon  schwer 
ist,  haben  wir  die  Verpflichtung,  ihn  nicht  aus  Bequemlich- 
keit oder  Vorurteil  noch  zu  erschweren,  sondern  nach  besten 
Kräften  zu  erleichtern.  Denji  darüber  dürfen  wir  uns  nicht 
täuschen:  wird  die  deutsche  Philologie  zu  einer  esoterischen 
Wissenschaft,  die  nur  für  wenige  Auserwählten  existiert,  so 
sind  die  Tage  ihres  Bestehns  gezählt.  Wem  also  am  Herzen 
liegt,  dass  das  Heiligtum,  das  Jacob  Grimm  einst  erschlossen 
hat,  nicht  veröde,  dem  gilt  auch  der  ]\Iahnruf: 
"Macht  die  Pforten  breit  und  gross. 
Statt  sie  selber  zu  verrammeln!" 
Dass  bei  uns  in  Deutschland  nur  allzuviel  gegen  diese  For- 
derung gesündigt  wird,  wer  könnte  sichs  verhehlen?  Uns 
fehlt  die  durchsichtige  Klarheit  der  Franzosen,  uns  fehlt  der 
praktische  Blick  der  Engländer.  Sollen  wir  diese  glänzenden 
Eigenschaften   gering   schätzen,    weil  es  uns  Mühe  macht  sie 


244  Streitberg"  Urgernianische  Graniin.itik. 

zu  erwerben?  Fast  scheint  es,  als  ob  mancher  so  dächte. 
"Wenigstens  ist  nur  unter  dieser  Voraussetzung  die  krankhafte 
Abneigung  verständlich,  die  mancher  hervorragende  Gelehrte 
gegen  alles  hegt,  was  auf  eine  Erleichterung  des  Elementar- 
studiums  ausgeht.  Das  Schlagwort  von  der  Förderung  der 
Oberflächlichkeit  verdankt  ihr  allein  seine  Entstehung.  Und 
doch  ist  nichts  ungerechter  als  das.  Denn  je  leichter  der 
Anfänger  die  Elemente  überwindet,  um  so  frischer  bleibt  die 
Kraft,  um  so  lebhafter  das  Interesse  für  wirklich  Avissen- 
schaftliche  Aufgaben.  Und  damit,  dünkt  mich,  ist  der  Wis- 
senschaft selber  am  besten  gedient.  Ihr  kommt  jede  Erspa- 
rung an  Arbeitskraft  zu  gute. 

Von  der  Urgerm.  Gramm.,  die  als  Elinleitung'  der  ganzen 
Sammlung'  vorangelit,  lässt  sich  nicht  ebenso  wie  von  den  übrigen 
Bänden  behaupten,  dass  sie  lediglich  pralNtische  Zwecke  verfolge. 
Zwar  ein  Elementarbuch  ist  auch  sie,  Avenn  man  ein  Werk  mit  die- 
sem Namen  bezeichnen  darf,  das  zur  ersten  Einlühriing-  in  eine 
Wissenschaft  bestimmt  ist;  aber  ein  Elementarbiich,  das  nicht  der 
Spracherlernnng-,  sondern  der  Spracherklärung  dient.  Sie 
schafft  die  Grundlage  für  das  Verständnis  der  Einzeldialekte,  indem 
sie  durch  Vergleichung  der  überlieferten  Sprachformen  den  A'orge- 
schichtliclien  Sprachznstand,  den  wir  die  urgermanische  Periode  zu 
nennen  gewohnt  sind,  erschliesst  und  ihn  wiederum  in  Beziehung 
zu  den  ältesten  Sprachzuständen  der  idg.  Schwestersprachen  bringt. 
Der  Weg  der  Forschimg  führt  also  vom  Bekannten  rückwärts  em- 
por zum  Unbekannten.  Der  Weg  der  historischen  Darstellung  ist 
natürlich  der  umgekehrte.  Es  wäre  ungereimt  zu  verlangen,  die 
Methode  der  Forschung  auch  bei  der  Darstellung  der  Forschungs- 
ergebnisse anzuwenden. 

Indem  die  Urgerm.  Gramm,  bis  an  die  Schwelle  der  histori- 
schen Üherlieferung  führt,  bis  zu  dem  Punkte,  wo  die  Darstellung 
der  übrigen  Elemeiitarbücher  einsetzt,  muss  ihr  billig  die  erste  Stelle 
in  der  Sammlung  zugewiesen  werden:  eine  Vorgeschichte,  die  hin- 
terdrein hinkte,  wäre  ein  schnurrig  Ding.  Vom  historischen  Stand- 
punkt ist  der  praktische  wesentlich  verschieden.  Denn  wie  der  For- 
scher muss  auch  der  Anfänger  vom  Bekannten  zum  Unbekannten, 
vom  historisch  Überlieferten  zu  dem  durch  Vergleichung  Erschloss- 
nen  aufwärtsschreiten.  Für  den  Anfänger  bildet  also  die  Urgerm. 
Gran)m.  den  Schlussstein  des  Gebäudes,  nicht  wie  für  den  Histori- 
ker den  Grundstein. 

Ich  habe  gesagt,  auch  die  Urgerm.  Gramm,  sei  ein  Ehnnen- 
tarbuch.  Will  sie  diesen  Namen  verdienen,  so  muss  sie  auch  auf 
die  Anforderimgen  der  Praxis  Rücksicht  nehmen,  muss  den  Bi'dürf- 
nissen  des  Anfängers,  der  sich  zum  ersten  Mal  auf  den  schlüpfrigen 
Boden  der  vgl.  Grammatik  wagt,  gerecht  zu  werden  suchen.  Sie 
soll  ihm  alles  bieten,  dessen  er  zum  Verständnis  bedarf,  ohne  jedoch 
ungei>ührliche  Anforderungen  an  seine  Zeit  und  seine  Arbeitskraft 
zu    stellen^).     Dass    es    mir   gelungen    sei   zwischen    diesen    beiden 


I)  In  seiner  Anzeige  der  UG.,  Literatnrblatt  1896  Sp.  18(5,  sagt  Fr. 
Kluge:  "Der  Verf.  l)egrUndet  die  Existonzbercchtigiing  seines  Buches 
noch  mit  der  ilbernisciienden  Wondung,  "^dass  zur  Stunde  eine  zusammen- 
fassende idg.  Lautlehre,  die  den  heute  herrschenden  Anschauungen  ent- 
s|iräi'lif!,    nicht   existiert'.     Man  traut    seinen  Augen  niclit,    wenn  man  das 


Streitborg'  Urg-ernianische  Grainiuatik.  245 

Klippen  immer  g-lücklicli  Iniuhxrch  zu  steuern,  wa.ü'e  ich  nicht  zu 
behaupten.  Wohl  aber  darf  ich  bel<ennen,  dass  ich  mich  stets  nach 
besten  Kräften  bemüht  habe,  den  mittlem  Kurs  innezuhalten. 

Mit  dem  elementaren  Charakter  des  Buches  häng-t  aufs  engste 
zusammen,  dass  ich  vollkommen  darauf  verzichten  musste  die  histo- 
rische Entwicklung  in  der  Auffassung  der  grammatischen  Probleme 
darzulegen.  Nur  an  ganz  A^ereinzelten  Stellen,  Avie  z.  B.  bei  der 
Behandlung  der  Lautverschiebung  oder  jener  der  Auslautgesetze,  bin 
ich  von  diesem  Prinzip  aus  leicht  verständlichen  Gründen  abgewichen. 
Sonst  aber  bin  ich  meines  Weges  geg'angen,  imbekümmert  darum, 
von  wem  oder  wie  eine  Erklärung  gefunden  sei,  die  heute  als 
Gemeingut  unsrer  Wissenschaft  betrachtet  werden  darf.  Denn  ein 
Handbuch  für  Anfänger  ist  kein  Geschichtswerk.  Seine  Aufg-abe 
ist  es  nicht,  jeden  trojanischen  Krieg,  der  um  die  Erklärung  einer 
Form  geführt  worden  ist,  bis  zum  Ei  der  Leda  zurückzuverfolgen. 
Hat  doch  nicht  alles,  was  von  historischer  Bedeutung  ist,  zugleich 
auch  praktischen  Wert.  Wer  wollte  einem  Anfänger  zumuten, 
Bopps  Konjugationssystem  oder  die  erste  Auflage  von  Potts  Ety- 
mol.  Forschungen  durchzunehmen?  Unsre  Studenten  haben  in  der 
Eegel  andre  und  wichtigere  Verpflichtungen,  als  dass  sie  sich  einen 
solchen  Luxus  gönnen  dürften.  Ein  Germanist  gar,  der  verlangt, 
dass  seine  Schüler  die  20  ersten  Bände  von  Kuhns  Zeitschrift  durch- 
arbeiten, leistet  ihnen  damit  nur  einen  schlechten  Dienst.  Denn 
das  Bleibende  darin  ist  uns  allen  schon  längst  in  Fleisch  und  Blut 
übergegangen;  das  Überlebte  aber  ist  für  jeden,  der  nicht  die  Ge- 
schichte der  Sprachwissenschaft  verfolgt,  unnützer  Ballast.  Mir 
scheint,  mehr  als  alle  Missgunst  sind  solche  Übertreibungen  dazu 
ang-ethan  die  Stellung"  der  vgl.  Grammatik  an  unsern  Universitäten 
zu  untergraben. 

Anders  liegt  allerdings  die  Sache  bei  jenen  Problemen,  wo 
sich  mehrere  Hypothesen  g-egenüberstehn,  ohne  dass  es  einer  von 
ihnen  gelungen  wäre,  die  Rivalen  in  den  Hintergrund  zu  drängen. 
Hier  ist  es  in  der  Natur  der  Diuffe  begründet,  dass  eine  Theorie 
desto  grösserm  Misstrauen  begegnet,  je  jünger  sie  ist;  bedarf  doch 
jeder  neue  Gedanke  erst  geraumer  Zeit,  bevor  er,  Schritt  für  Schritt 
vordring-end,  das  von  altern  Hypothesen  beherrschte  Gebiet  erobern 
kann.  Hiermit  allein  ist  jedoch  nicht  alles  erklärt,  vor  allem  nicht 
die  eigentümliche  Erscheinung,  dass  sich  in  der  Beurteilung  der 
sich  bekämpfenden  Theorien  nicht  selten  ein  gewisser  Gegensatz 
zwischen  der  altern  und  der  Jüngern  Generation  bemerkliar  macht. 


im  Vorwort  S.  VIII  lie.st.  Also  Bnigniauu.s  Grundriss  und  Beehtel.s  Haupt- 
probleme .sind  veraltet  und  wir  müssen  einstweilen  —  wenigstens  wir  Ger- 
manisten —   bei  St.  Belehrung  suchen." 

Ich  habe  darauf  zu  erwidern:  1)  Der  ausgehobne  Satz  begründet 
nicht  die  Existenzberechtigung  meines  Bu(;hes,  sondern  rechtfertigt  "die 
relativ  ausführliche  Behandlung  mancher  Fragen  der  allgemein-idg.  Gram- 
matik, die  beim  ersten  Blick  vielleicht  befremden  könnte." 

2)  Als  ich  die  angefüln-ten  Worte  schrieb,  d.  h.  am  10.  Okt.  1895, 
war  der  erste  Band  von  Brugmanns  Grundriss  vergrift'en;  die  zweite  Auf- 
lage ist  auch  heute  noch  nicht  erschienen. 

3)  Die  im  Druck  begriffne  Bearbeitung  des  ersten  Grundrissbandes 
ist,  wie  ich  verraten  darf,  ein  völlig  neues  Buch,  was  nicht  für  einen 
Stillstand  unserer  Wissenschaft  im  letzten  J;dirzehnt  spricht. 

Ein  Gegensatz  zwisclien  mir  und  meinem  verehrten  Freunde  Prof. 
Brugmann  besteht  demnacli  nicht. 


246  Stveitberg-  Urg-ermanische  Grammatik. 

indem  diese  in  ilirer  grossen  Mehrzahl  der  neuern  Ei-kläriing'  zu- 
neigt, während  jene  ihr  kühl,  oder  ausgesprochen  ablehnend  gegen- 
übersteht. Es  ist  billige  Weisheit  in  solchen  Fällen  den  laudator 
temjjoris  acti  zu  spielen  und  in  den  wehmütigen  Seufzer  des  alten 
Gleim  einzustinnnen:  "Wie  wars  einmal  so  schön  auf  unserm  He- 
likon!" Für  die  Erklärung  des  Zwiespaltes  ist  damit  nichts  gewon- 
nen. Diese  ist  tiefer  zu  suchen  und  scheint  mir  aus  folgenden  Er- 
wägungen hervorzugehn. 

Der  Jüngern  Generation  werden  die  Theorien  der  altern  als 
fertigte  Lehre  überliefert.  Es  ist  daher  selbstverständlich,  dass  sie 
nicht  das  gleiche  persönliche  Interesse  daran  nehmen  kann  wie 
jene,  die  diesen  Ideen  in  langen  und  mitunter  erbitterten  Kämpfen 
zum  Sieg'e  verholten  hat.  So  kommt  es,  dass  die  jüngere  Genera- 
tion in  der  Regel  ein  viel  schärferes  Auge  für  die  Lücken  und 
Schwächen  der  überlieferten  Lehre  hat  als  die  ältere  und  dass  sie 
schliesslich  ihrerseits  den  Versuch  macht,  die  lebhaft  empfundenen 
Mängel  der  bisherigen  Theorie  durch  eine  neue  Formulierung-  zu 
überwinden.  Dass  solche  Versuche  von  vornherein  allen  Anfor- 
derungen genügten,  wird  kein  Vernünftiger  behaupten.  Dass  sie 
der  altern  Anschauung  geg'enüber  im  allgemeinen  einen  Rückschritt 
bedeuteten  und  mit  der  leeren  Phrase  von  'vagen  i)  Hypothesen'  ab- 
gethan  seien,  wird  gleichfalls  kein  Urteilsfähiger  auszusprechen  wa- 
g*en.  Dagegen  ist  es  sehr  wohl  begreiflich,  dass  sie  im  grossen  und 
ganzen  bei  der  altern  Generation  weniger  Glück  machen  als  bei 
der  jüngex'n,  aus  deren  Bedürfnissen  sie  entsprungen  sind,  deren 
Gedankengang  sie  entsprechen.  Die  Verschiedenheit  der  Aufnahme 
ergiebt  sich  ganz  einfach  daraus,  dass  den  altern  die  Empfindungen 
mehr  oder  weniger  fremd  sind,  die  jene  neuen  Erklärungsversuche 
hervorgerufen  haben.  Deshalla  werden  ihnen  deren  Lücken  und 
Unvollknnimenheiten,  die  sich  nun  einmal  nirgends  vermeiden  las- 
sen, ungleich  klarer  bewusst  als  den  Jüngern.  Es  ist  nicht  uninter- 
essant zu  beol)achten,  wie  derselbe  Beweggrund  bei  den  einen 
zur  Verwerfung  der  überkommenen  Lehren  führt,  bei  den  andern 
dagegen  zur  Ablehnung  der  neu  auftauchenden.  Wessen  Blick 
auch  nur  einigermaassen  für  die  Axiffassung  historischer  Prozesse 
geübt  ist,  der  wird  dasselbe  Schauspiel  sich  mit  immer  neu  besetz- 
ten Rollen  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  abspielen  sehn.  Wären  wir 
uns  dieser  Thatsache  immer  klar  bewusst,  so  Avürde  sich  manches 
Missverständnis,  manche  Verstimmung  und  Verbitterung-  leicht  ver- 
meiden lassen. 

Dass  ich  die  Ideen  meiner  eignen  Generation  vertrete,  ist 
selbstverständlich.  Sie  bilden  in  meinen  Augen  keinen  Gegensatz 
zu  den  Gedanken  der  altern  Generation,  sondern  sind  deren  kon- 
sequente Fortentwicklung.  Der  beste  Dank  aber,  den  wir  Jüngern 
xinsern  Lehrern  abstatten  können,  scheint  mir  in  der  Weiterbildung 
ihrer  Lehre  zu  bestchn. 

Ebenso  natürlich  ist,  dass  ich  aus  den  zaliireichen,  neben- 
einander herlaufenden  oder  sich  widersprechenden  Erklärungen 
das  auswähle  und  vortrage,  was  mir  selber  am  plausil)elsten  er- 
scheint. Ich  leugne  nicht,  dass  dies  ein  subjektives  Verfahren  sei; 
aber  ich  behaupte  auch,  dass  dies  das  einzig  mögliche  Verfahren 
ist,  soll  meinem  Büchlein  Knai)i)lieit  und  Einlieitlichkeit  nicht  fehlen. 
Wenn  ich  den  drei-  oder  vierfachen  Raum  hätte  in  Anspruch  neh- 
men   wollen,    war   es  mir   ein    leichtes  gewesen,   die  verschiedenen 


1)  'V;ip'   .schf'iiion   die   neuern    Hypothesen   manchem   nur   deshalb, 
weil  er  sich  nie  die  Mühe  genommen  hat  in  ihr  Verständnis  einzudringen. 


Streitberg'  Urg-ermanische  Grammatik.  247 

Theorien  fein  säuberlich  nebeneinander  dem  Leser  ziir  gefälligen 
Auswahl  zu  präsentieren.  Das  Verfahren  hätte  mir  zweifellos  nicht 
nur  das  wohlfeile  Lob  der  Objektivität  eingetragen,  es  hätte  zugleich 
auch  den  Vorzug  der  Bequemlichkeit  gehabt,  da  ich  dabei  dem 
Leser  die  Entscheidung  hätte  zuschieben  dürfen,  die  ich  nun  auf 
eigne  Verantwortung  hin  habe  treffen  müssen. 

Aber  so  angebracht  ein  solches  Verfahren  bei  einem  grossen 
Repertorium  ist,  das  die  Anschauungen  einer  g-anzen  Epoche  dar- 
stellen will  und  soll,  so  ungeeig'net  ist  es  für  ein  Elementarbuch. 
Wer  hier  die  Einheitlichkeit  des  Charakters  opferte,  der  nähme  dem 
Werk  die  Seele  und  brächte  es  damit  um  den  besten  Teil  seiner 
Wirkungskraft.  Und  mich  freiwillig-  dessen  zu  begeben,  kann  mir 
von  keinem  billig'  Denkenden  zug'emutet  werden. 

Freilich,  eine  Verpflichtung  legt  eine  solche  Darstellungs- 
Aveise  dem  Verfasser  auf.  Was  er  sich  bei  der  Litteratur  vor  1886 
—  also  vor  dem  Jahre,  das  durch  das  Ex'scheinen  des  ersten  Gi-und- 
rissbandes  zum  Markstein  in  der  Geschichte  der  Sprachwissenschaft 
geworden  ist,  anstandslos  erlauben  durfte,  wird  den  Jüngern  For- 
schungen gegenüber  unstatthaft:  er  darf  ihren  Inhalt  nicht  als  Ge- 
meingut der  Wissenschaft  betrachten,  er  muss  durch  stete  VerAvei- 
sung-  auf  die  Quellen,  daraus  er  geschöpft  hat,  jedem,  der  Lust  dazu 
hat,  die  Nachprüfung  mög'lich  machen.  Nach  diesem  Grundsatz  bin 
ich  überall  verfahren.  Und  wenn  hier  und  da  aus  Versehn  oder  Irr- 
tum ein  erwünschtes  Zitat  Aveg'geblieben  ist,  so  bin  ich  der  erste, 
dies  zu  bedauern '). 

Um  eine  Verbrämung  alten  Besitzes  mit  neuem  Flitterputz 
handelt  es  sich  also  bei  den  Zitaten  nicht.  Wer  das  glauben  kann, 
bekundet  Avenig  Verständnis  für  das,  was  ich  gewollt  habe. 

Auch  dort  wird  meine  Absicht  missverstanden,  wo  man  sich 
die  Mühe  g'iebt  mir  nachziirechnen,  Avie  oft  dieser  oder  jener  For- 
scher genannt  sei,  und  dann  aus  der  Zahl  der  Zitate  allerhand 
Schlüsse  auf  die  Parteilichkeit  des  Buches  macht.  Wozu  das  alles? 
Die  Zitate  Avollen  doch  nur  den  Leser  darauf  aufmerksam  machen: 
'Wenn  Du  die  \'on  mir  A'ertretne  Ansicht  akzeptierst,  so  musst  Du 
Avissen,  dass  ich  durch  den  und  den  Forscher  dazu  A-eranlasst  Avor- 
den  bin.  Sieh  selber  zu,  wenn  Du  Liist  hast,  ob  Du  die  Gründe 
ebenso  plausibel  findest  Avie  ich'. 

Wenn  bei  diesem  Verfahren  die  Namen  der  Heroen  in  mei- 
nem Büchlein  seltener  erscheinen  als  die  der  Epig'onen,  so  ist  nicht 
Mangel  an  Dankbarkeit  daran  schiald.  Die  Begründung-  liegt  viel- 
mehr darin,  dass  das  Werk  ihres  Lebens  uns  zum  lebendigsten 
Besitz  g-CAvorden  ist.  mit  dem  Avir  Tag-  aus  Tag-  ein  zu  schalten 
g-eAvohnt  sind,  unwillkürlich  und  unbeAvusst,  ohne  uns  jedesmal 
ängstlich  über  seine  Herkunft  Kechenschaft  zu  geben.  Darf  man 
darin  eine  Vernachlässigung-  suchen '?  Ich  g-laube,  nein  und  ant- 
worte mit  Lessing:  dass  man  den  Meister  dann  erst  recht  lobt, 
wenn  man  über  sein  Werk  sein  Lob  vergisst. 

W^ilhelm  Streitberg. 


1)  Wie  ich  aus  der  Anzeige  Jellineks  ZZ.  XXIX  S.  383  .sehe,  habe 
ich  dessen  HZ.  XXXIX  125  If.  ausgesprochne  Ansicht  über  die  Gestaltung 
des  germ.  Auslauts  leider  z.  T.  missverstanden.  Wie  aus  den  Worten  dieses 
Gelehrton  hervorgeht,  steht  er  gegenwärtig  in  den  Grundfragen  auf  dem 
Standpunkt  der  Akzent-  oder  Morcntlieorie.  Ich  kann  nüch  flössen  natür- 
lich nur  freuen  und  hoffe,  dass  auch  die  übrig  bleibenden  Ditferenzpimkte 
mit  der  Zeit  \'erschwiuden  werden. 


248  Braune    Gotische  Grammatik. 

1.  Braune  W.  Gotische  Grammatik  (=  Sammlung  kurzer 
Graimiiatikcu  germanischer  Dialekte  I).  Vierte  Auflage. 
Halle  Niemeyer  1895.  VIII  u.  140  S.  gr.  8».    2,60  M. 

2.  Friedrich  Ludwig  Stamms  Ulfilas  oder  die  uns  er- 
haltenen Denkmäler  der  gotischen  Sprache,  neu  herausge- 
geben. Text  und  Wörterbuch  von  M.  Heyne,  Grammatik 
von  F.  Wrede  (—  Bibliothek  der  ältesten  deutschen  Litte- 
raturdenkmäler  I).  Neunte  Auflage.  Paderborn  Schöningh 
1896.  XV  u.  444  S.  gr.  8".    5  M. 

3.  Streitberg  W.  Gotisches  r]lementarbuch  (=  Sammlung 
von  Elementarbüchern  der  altgermanischen  Dialekte,  unter 
Mitwirkung  von  K.  D.  Biil bring,  F.  Holthausen,  B. 
Kahle,  V.  Michels,  L.  Sütterlin  herausgegeben  von  W. 
Streitberg.  Band  II).  Heidelberg  Winter  1897.  XII  u. 
188  S.    8».     3  M.,  geb.  3,60  M. 

4.  Friedmauii  S.  La  lingua  gotica.  Grammatica,  Esercizi, 
Testi,  Vocai)olario  comparativo.  (=  Manuali  Hoepli  Nr.  214 
—215).  Milano  Hoepli  1896.  XIV  u.  335  S.  kl.  8".  3  L. 

5.  Uhlenbeck  C  C.  Kurzgefasstes  etymologisches  Wörterbuch 
der  got.  Sprache.  Amsterdam  Müller  1896.  IV  u.  174  S. 
gr.  80.     4,80  M. 

1.  Es  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  Braunes  gotische 
Grammatik  ausführlich  zu  charakterisieren.  Denn  jeder  Ger- 
manist kennt  und  schätzt  sie  seit  langen  Jahren.  Sie  heute 
noch  einmal  besonders  zu  empfehlen,  hiesse  daher  Eulen  nach 
Athen  tragen.  Ich  will  mich  deshalb  darauf  beschränken, 
einige  Bemerkungen  zur  folgenden  Auflage  beizusteuern  und 
hoffe,  dass  der  Verf.  recht  bald  Gelegenheit  ünde,  dieses 
oder  jenes  aus  meinen  Notizen  zu  benutzen.  Denn  wenn 
ich  auch  selber  versucht  habe,  mit  ihm  in  Wettbewerb  zu 
treten,  indem  ich,  einen  andern  Ausgangspunkt  als  er  w^äh- 
lend,  mein  gotisches  Elementarbuch  schrieb,  so  kann  mich 
dieser  Umstand  doch  nicht  hindern,  seiner  Leistung  freudig  ge- 
recht zu  Averden. 

Dass  Braune  ülun-all  vom  Buchstaben  aus^i^eht,  ist  bekannt; 
ohne  den  «•anzen  Cliarakter  des  Bücliii'ins  umzugestalten,  kann  der 
Verf.  diesen  Standpunkt  niclit  jnelir  aufgeben.  VVoliI  aber  könnte  er 
in  einigen  Fällen,  wo  das  Prinzip  auf  die  Spitze  gvtriel)en  ist,  Wandel 
eintreten  lassen.  Ich  denke  vor  allem  an  die  befremdende  Beliandlung 
von  blujijwan.  Wir  erfahren  §  68,2,  dass  aohi  (/ff  siclier  einen  Ver- 
schlnsslaul  bezeichne;  trotzdem  erscheint  das  Verbum  aber  §  174 
unter  den  Belegen  der  dritten  A!)lautreihe!  Muss  dies  nicht  den 
Anfanger  in  Verwirrung-  bring'en,  wenn  er  blifffftvan  init  siggwan 
auf  eine  Linie  gestellt  sielit?  Braune  hat  die  Inkonsequenz  otTen- 
bar  mit  gutem  Bedacht  der  Orthographie  willen  l)eg-angen;  ist  es 
aber  wirklich  pädagogisch  richtig;  zwei  so  verschiedene  Lautgebilde 
wie  hliffHdii  und  sii.iyicafi  in  einen  Topf  zu  werfen,  nur  weil  die 
Orthographie  keine  üiUt-rscheidung-  zu  machen  Aersteht?     Ich  möchte 


BrauiH'  Gotische  Grammatik.  249 

die  Frage  entschieden  A-erneinen,  denn  ich  habe  in  meinen  got. 
Kolleg-ien  stets  die  Beobachtuno-  machen  können,  dass  die  angeb- 
liche Erleichterung  dem  Anfänger  nur  VerwuTung  gebracht  hat. 
Wunderlich  ist,  dass  Wrede  in  der  Einx-eihung  von  bUggwa?i  in  die 
3.  Klasse  dem  Vorbild  Braunes  unbedenklich  folgt. 

Was  den  Vokalisnius  anlangt,  so  hätte  ich  gerne  hervorge- 
hoben gesehn,  dass  Wultilas  Alphabet  ganz  im  Sinne  der  griechi- 
schen Schrift  nicht  die  Quantität,  sondern  nur  die  Qualität  der  Vo- 
kale scheidet.  Wo  scheinbar  die  Quantität  bezeichnet  wird,  ist  stets 
der  Qualitätsunterschied  das  primäre,  der  Quantitätsunterschied  das 
sekundäre.  Diese  Thatsache  ist  für  die  Aulfassung  von  ai,  au 
nicht  ohne  Bedeutung.  —  hi-saulnan  wird  §  24  Anm.  1  fälschlich 
als  bi-saul)inn  gelesen.  Es  ist  eine  regelrechte  ?t-Wurzel,  vgl.  P. 
Persson  Wurzelerweiterung  (Upsala  1891)  S.  17ö.  —  Warum  hat 
Braune  die  Doppeltransskription  iv  und  y  auch  in  der  neuen  Auf- 
lage beibehalten?  Mir  scheint  der  Nachteil  einer  solchen  Inkonse- 
quenz den  Vorteil,  der  schliesslich  doch  nur  in  einer  minimen  Be- 
quemlichkeit besteht,  erheblich  zu  übertreffen.  Der  Grundsatz  jeder 
Transskription,  dass  jedes  Zeichen  nur  auf  eine  einzige  Art  um- 
schrieben werden  dürfe,  muss  meiner  Meinung  nach  unter  allen  Um- 
ständen festg'ehalten  werden. 

Wie  §  52  aus  fimf  und  Genossen  ein  Schluss  auf  den  bila- 
bialen Charakter  des  f  gemacht  werden  könne,  verstehe  ich  nicht. 
Dass  das  urgermanische  m  auch  vor  labiodentalem  f  noch  erhalten 
sein  könnte,  zeigt  doch  pramstei  usw.;  hier  ist  sogar  vor  reinem 
Dental  die  Assimilation  unterblieben.  —  Die  Zahlen  §  56  Anm.  1 
über  h  für  f  sind  unrichtig,  vgl.  GEB.  §  30  B.  —  §  74  Anm.  1  lies 
HZ.  XXV  226  ff.  st.  XXVI.  —  §  78  Anm.  2  Gudilub  erscheint  in  der  Ur- 
kunde von  Arezzo,  nicht  in  der  von  Neapel.  —  §  63  Anm.  1  wird 
als  Beweis  für  die  'Einheitlichkeit'  des  Lautes  hi  der  Umstand  an- 
geführt, dass  saihan  wie  die  auf  einfachen  Konsonanten  ausgehen- 
den Verbalstämme  flektiert  werde.  Bev/eist  dies  aber  etwas?  Wer 
sagt  tms,  dass  nicht  die  Silbentrennung  sai-Jvan  bestanden  haben 
könne,  auch  wenn  h  keinen  einheitlichen  Laut  bezeichnete?  Noch 
weniger  beweiskräftig  ist  die  Berufung  auf  die  Art  der  Redupli- 
kation in  haihop.  Sind  etwa  st  und  sk  'einheitliche'  Laute,  weil 
es  im  Perf.  gasfaisfald  und  skaiskaip  heisst?  —  Ganz  unbrauchbar 
scheint  mir  §  78  Anm.  2  die  Regel  über  Erhaltung  und  Schwund 
des  s:  es  soll  nach  langer  Silbe  bleiben,  wofür  als  erstes  Beispiel 
akrs  genannt  wird.  Aber  nach  Braunes  eigner  AufTassung  ist  doch 
akrs  zu  lesen,  es  geht  also  g-ar  keine  lange  Silbe  voraus.  —  Wenn 
§  68  Anm.  Beitr.  9,  545.  Göttinger  Nachrichten  1885  Nr.  6  zitiert  sind, 
so  hätte  mit  dem  gleichen  Rechte  KZ.  XXI II  294,  Kluge  Germ.  Konj. 
127,  Beitr.  XIV  175  f.,  KZ.  XXXI I  219  Fussnote  angeführt  werden  müs- 
sen. Denn  Braune  denkt  doch  sicherlich  nicht  daran  Bechtels  ver- 
fehltes Lautgesetz  als  die  allein  berechtigte  Erklärung  hinzustellen. 

§  95  Anm.  1:  gawairpeis  ist  4x,  nicht  3x  belegt.  —  §  103 
Anm.  1  iinkaureinoni  steht  2.  Kor.  11,9.  —  Warum  ist  im  Paradig- 
ma der  M-Deklination  der  Vokativ  auf  -ti,  nicht  auf  -au  angesetzt? 
Dieses  kommt  in  got.  Wtirtern  8x,  jenes  nur  2x  vor.  Es  ist  des- 
halb nicht  als  das  normale  anzusehn.  —  Verwirrend  ist  es,  wenn 
§  11-1  gesag-t  wird,  die  /--Stännne  "haben  ihre  alte  konsonantische 
Flexion  im  N.  A.  D.  Plur.  dixrch  die  Formen  der  «-Dekl.  ersetzt".  Das 
trifft  doch  nur  beim  Nom.  zu;  broprum  und  bropruns  sind  doch 
tadellose  kons.  Formen.  —  §  115  hätte  zwischen  den  Partizipien, 
deren  substantivische  Flexion  belegt  ist,  und  denen,  wo  wir  sie  nur 
aus  der  Bedeutung    erschliessen,    geschieden   werden  müssen.     Von 


250  Braune  Gotische  Grammatik. 

der  letzten  Kate^'orie  fehlen  übrigens  einige  Beispiele.  §  116  fehlt 
bei  brni.sts  die  Angabe,  dass  es  Plur.  tant.  ist.  —  §  127  der  Akk. 
Sg.  F.  der  langstämmigen  jf'a-Stämme  ist  meines  AVissens  nicht  be- 
legt. —  §  131  Anm.  1.  Wenn  es  überhaupt  nötig  ist,  für  das  Fem. 
der  2f-Stämme  (das  übrigens  nur  durch  paursus  sicher  belegt  ist; 
wer  tulgus  als  Fem.  auffasst,  mutet  dem  Übersetzer  den  groben 
Fehler  hahands  F.  zu)  Zitate  zu  geben,  so  hätte  Beitr.  15,  490  min- 
destens so  gut  wie  15,  570;  16,  318  genannt  werden  müssen.  —  §  163c 
lies  ainöhun  statt  ainöhum. 

§  168,  II  stimmt  der  Satz  nicht  mehr,  dass  man  früher  'n\ -da 
eine  Form  von  'tliun'  vermutet  habe.  —  §  172  Anm.  1  erscheint 
noch  immer  ein  Verbum  deigan\  ich  vermag  nicht  einzusehn,  wes- 
halb die  Änderung-  vorgenommeji  wird:  ist  das  belegte  diyan  nicht 
eine  ebenso  gute  Form  wie  trudan?  —  Das  Prinzip,  nach  welchem 
bei  Aufzählung  der  st.  Verba  bald  Simplex,  bald  Kompositum  ge- 
geben werden,  entgeht  mir;  denn  es  werden  nicht  nur  die  belegten 
Simplizien,  sondern  auch  viele  nur  in  Kompositis  erhaltnen  Verba 
als  Simplizien  aufgeführt.  —  §  174  Anm.  1  priskan  ist  nicht  nur 
1.  Tim.  5, 18,  sondern  auch  1.  Kor.  9,  9  belegt.  —  §  177  Anm.  1  us- 
anan  ist  nicht  beleg't,  nxir  iiz-anan.  —  In  der  schw.  Kongujation 
dürften  die  unbelegten  Formen  etwas  genauer  gekennzeichnet 
sein ;  vor  allen  Dingen  sollte  hahats  nicht  in  Reih  und  Glied  mit 
den  übrigen  stehn.  Denn  es  ist  sehr  zweifelhaft,  ob  die  Form 
richtig  erschlossen  ist,  vgl.  Collitz  BB.  XVII  52.  —  Bei  den  Präterito- 
präsentien  sollte  ga-nah  nicht  in  die  5.  sondern  in  die  4.  Ablaut- 
reihe aufgenommen  werden:  wo  hat  in  der  5.  Reihe  ein  Partizip 
mit  schwundstuliger  Wurzelsilbe  wie  ^lauhts  Platz?  Auch  mag 
Aväre  besser  in  §  203  untergebracht;  seine  Zugehörigkeit  zur  5.  Klasse 
lässt  sich  weder  von  vergleichendem  noch  von  praktischem  Stand- 
punkt aus  darthun.  Im  übrigen  fehlen  bei  den  Prät.-präs.  einige 
belegten  Formen,  während  das  unbelegte  skulands  ohne  Klammern 
erscheint. 

§  220.  Dass  die  Krimgoten  mit  den  tetraxitischen  Goten  iden- 
tisch seien,  ist  mehr  als  zweifelhaft.  —  §  221.  Merkwürdig  i.st.  dass 
die  Datierung  von  Wulfilas  Todesjahr  durch  Sievers  in  Pauls  Grund- 
riss  nicht  angenommen  ist;  eine  Erwähnung  hätte  sie  wenigstens 
verdient.  Durch  die  neuern  Untersuchungen  von  Sievers  und  Jostes 
darf  sie  als  endgültig  gesichert  betrachtet  werden. 

Was  ich  hier  habe  anführen  können,  sind  natürlich  nichts 
als  Kleinigkeiten;  sie  mögen  dem  Verf.  davon  Zeugnis  ablegen, 
mit  welchem  Interesse  ich  stets  sein  Büchlein  betrachtet  habe. 

2.  Von  allen  Ausgaben  der  gotischen  Bibel  hat  sich 
die  von  Stamm-Heyne  der  grössten  Gunst  zu  erfreuen.  Zweifel- 
los verdankt  sie  ihre  Beliebtheit  der  praktischen  Anlage  ;  sie 
nmschliesst  alles,  dessen  man  für  gewöhnlich  bedarf:  einen 
konservativ  behandelten  Text,  ein  ausführliches  Wörterbuch 
und  eine  Grammatik,  bei  der  auch  die  Syntax  nicht  vergessen 
ist.  Wer  freilich  tiefer  in  die  Textgeschichte  der  got.  Bibel 
eindringen  will,  kann  Bernhardts  grosse  Ausgabe  nicht  ent- 
behren, schon  des  griech.  Textes  wegen  nicht.  Die  Text- 
ausgabe Bernhardts  kann  dagegen  nicht  neben  Stamms  Ulfilas 
aufkommen,  auch  ganz  abgesehen  davon,  dass  die  besonders 
ausgegebene  Grammatik  unbrauchbar  ist. 

Die  neue  Aullage  unterscheidet  sich  von  ihrer  Vorgängerin 


Friedrich  Ludwig-  Stamms  Ulfiias.  251 

vor  allem  dadurch,  dass  ihre  Graminatik  durch  F.  Wrede 
eine  völlige  Neubearbeitung-  iu  Laut-  und  Formenlehre  erfahren 
hat.  Dies  ist  dankbar  zu  begrüssen,  da  die  frühere  Fassung- 
eigentlich  schon  bei  ihrem  Erscheinen  nicht  mehr  auf  der 
Höhe  stand.  Jetzt  schliesst  sich  die  Grammatik  im  allgemei- 
nen ziemlich  genau  an  Braunes  Vorbild  an,  wie  der  Verf.  im 
Vorwort  ausdrücklich  hervorhebt.  Ich  bin  der  letzte,  ihm 
dies  zum  Vorwurf  zu  machen.  Freilich  kann  man  unter 
diesen  Umständen  Avohl  die  Frage  aufwerfen ,  warum  man 
nicht  überhaupt  auf  eine  grammatische  Darstellung  im  Rahmen 
des  Buches  verzichtet,  und  einfach  auf  Braunes  Büchlein  ver- 
wiesen hat. 

Wrede  hat  Braimes  Transskription  bis  auf  einen  Punkt  an- 
genommen. Schade,  dass  er  bei  diesem  a))gewicheu  ist.  Der  Grund, 
den  er  §  74  Anm.  2  gegen  das  Zeichen  h  anführt,  scheint  mir  den 
Kern  der  Frage  g"ar  nicht  zu  berühren.  Dieser  besteht  für  mich 
darin:  Das  Gotische  scheidet  To  und  hw  aufs  dexithchste,  vgl.  z.  B. 
pairhicakan  wnd  peifvo.  Welche  Zeichen  man  auch  bei  der  Umschrift 
wählen  möge,  sie  müssen  jedenfalls  so  beschaffen  sein,  dass  sie 
diesen  Unterschied  nicht  verwischen.  Dies  geschieht  aber  bei  der 
Transslcription  ?iu\  Folglich  muss  sie  verworfen  w^erden.  —  Nicht 
ganz  vermag  ich  mich  damit  zu  befreunden,  dass  der  Verf.  seinen 
Studien  über  den  Lautstand  des  Ostgotischen  allzuviel  für  das  West- 
gotische Wulfilas  entnehmen  will.  Vgl.  z.  B.  die  Lehre  von  den 
zwei  qualitativ  g-eschiednen  kurzen  z.  Schon  für  das  Ostg'ot.  scheint 
sie  mir  nicht  erwiesen,  da  die  Frage,  wie  weit  romanischer  Einfiuss 
vorliegt,  noch  unerledigt  bleibt;  erst  recht  nicht  für  das  Wulüla- 
nische  Gotisch.  —  §  18  Anm.  2  ist  mir  die  Regel  über  Elision  des 
u  A'on  -uh  nach  kurzem  Iktusvokal  und  nach  langem  Vokal  bedenk- 
lich. Anzuerkennen  ist,  dass  Wrede  für  alle  Formen  das  gleiche 
Suffix  annimmt:  aber  müsste  nicht  ein  sa-uh  zu  sauh  werden?  Ich 
vermag  mir  kaum  eine  andre  Möglichkeit  zu  denken.  Und  dann: 
welche  idg.  Form  soll  das  Enklitikon  -uh  gehabt  haben?  Mir 
scheint  sich  alles  leicht  zu  lösen,  wenn  man  mit  Liden,  Persson  und 
Hirt  von  der  Form  idg.  -mke  bezw'.  -mke  aiisgeht.  —  Wenn  u  nur  in 
Iktussilben  gebrochen  wird,  wie  es  §  28  heisst,  woher  kommt  dann 
das  unbetonte  au  in  'paurpaura^  Grade  dass  hier  selbst  im  Fremd- 
wort Brechung"  erscheint,  muss  gegen  die  Beschränkung  auf  Iktus- 
silben sprechen.  Man  vergesse  doch  auch  nicht,  dass  i  (=  idg.  e) 
vor  r  in  nicht  haupttoniger  Sillje  keineswegs  erhalten  bleibt,  son- 
dern allem  Anscheine  nach  (über  rc)  zu  a  wird. 

Was  Text  und  Glossar  anlangt,  für  die  Heyne  A^erantwort- 
lich  ist,  so  hat  sich  ihr  Charakter  nicht  wesentlich  verändert.  Im 
allg"emeinen  wird  man  dies  gutheissen  können;  doch  wäre  beim 
W^örterbuch  eine  g'enaue  Ilevision  der  Bedeutungen  sehr  erwünscht 
gewesen.  Denn,  um  nicht  auf  allerhand  Kleinigkeiten  einzugehn: 
von  den  Untersuchungen  über  die  perfektive  Aktionsart  ist  es 
gänzlich  unbeeinfiusst  geblieben.  Und  doch  wäre  eine  konsequente 
Berücksichtigung  von  nicht  geringem  Nutzen  gewesen.  Man  vgl. 
z.  B.  ana-süan  'schweigen,  ruhig  sein'.  Richtig  wäre  'verstununen'. 
Vgl.  Mark.  4,  39  jah  anasUaida  sa  icinds.  Der  Stiirm  l)eruhigte 
sich,  verstummte  auf  das  (jeheiss  Christi.  Ahnlich  liandelf  es  sich 
1.  Thess.  4,  11  um  den  Eintritt  der  Ruhe,  gabauan  Mark.  4,  32  heisst 
nicht    'wohnen',    sondern    'seine    Wohnung    aufschlagen'.      Darauf 


252  Sti'eitberg'  Gotisches  Elemeiitarbuch. 

deutet  schon  das  Hilfsverb  mag  hin;  ebenso  heben  gadrigkan  nnd 
goDtatjan  Lnk  17,8  den  Moment  des  Eintritts  der  Handlung-  hervor, 
bedeuten  also  nicht  'trinken'  und  'essen'  schlechthin.  Mark.  8,  8 
ist  gumatidedun  effektiv,  etwa  'sie  verzehrten'.  Bei  gaslepan  ist 
die  Bedeutung-  'schlafen'  überflüssig;  'entschlafen'  genügte:  Lazarus 
ga.saizlep  Joh.  11,  11  kann  nur  besag-en:  'entschlief.  Das  g'leiche 
gilt  von  1.  Kor.  11,  30.  15,  6.  18.  20.  Solcher  Beispiele  Hessen  sich 
noch  viele  beibringen.  In  fast  allen  Fällen  lässt  sich  mit  leichter 
Mühe  eine  präzisere  Übersetzung  gewinnen. 

Warum  die  wenigen  Konjekturen,  die  sich  durch  die  richtig-e 
Auffassung  der  Aktionsarten  ergeben,  g-anz  mit  Stillschweigen  über- 
gangen sind,  weiss  ich  nicht.  Ich  verstehe  sehr  wohl,  wenn  sich 
Heyne  nicht  entschliessen  kann  sie  in  den  Text  aufzunehmen,  in 
dem  Ajjparat  hätte  ihnen  aber  mit  demselben,  wo  nicht  grösserm 
Rechte  ein  Platz  gebührt  wie  zahlreiclien  Lesungen  Lobes.  So  ist 
z.  B.  Luk.  14,  35  durch  die  Parallelstelien  die  Besserung  von  ausona 
gahausjaiidonu  in  ausona  hausjandona  evident.  Elbenso  kann  kein 
Zweifel  sein,  dass  Luk.  10,  24  bei  haimjan  patei  jus  galiauseip,  jah 
ni  hausidedun  das  ga-  an  die  falsche  Stelle  geraten  ist :  es  g-ehört 
vor  hausidedun,  wie  der  Paralielsatz  .  .  .  sailvan  patei  jus  sailvip, 
jah  ni  gaselvun  aufs  Klarste  darthut.  Ähnlich  Matth.  9,  25  Mark.  9,  35; 
doch  ist  hier  die  Beweiskraft  nicht  durch  äussere  Momente  wie  bei 
den  angeführten  Stellen  vei-stärkt. 

3.  Über  mein  eignes  gotisches  Elementarbuch  habe  ich 
nur  ■v^^e^ig  zu  sagen.  Dass  es  neben  Braunes  eingebürgertem 
Büchlein  keinen  leichten  Stand  haben  werde,  kann  ich  mir 
nicht  verlichlen:  doch  glaube  ich  hoffen  zu  dürfen,  dass  es 
durch  die  Verschiedenheit  seiner  Anlage  und  seines  ganzen 
Charakters  auch  neben  jenem  seinen  Platz  behaupten  und 
dadurch  seine  Existenzberechtigung  darthun  werde. 

j\Iein  Plan  war,  in  einem  massigen  Bändchen  alles  zu 
vereinen,  was  der  angehende  Germanist  über  got.  Sprache 
und  Litteratur  wissen  muss.  Das  Werkchen  ist  daher  nicht 
für  den  Spezialisten,  sondern  für  den  Durchschnittsstudenten 
berechnet;  dessen  Bedürfnis  und  dessen  Verständnis  sucht  es 
sich  so  viel  als  möglich  anzubequemen. 

Die  einleitenden  Kapitel  orientieren  über  die  Litteratur,  über 
die  got.  Stämme,  die  erhaltnen  Litteraturdenkmäler  und  die  Persön- 
lichkeit Wultilas.  Den  ßeschluss  bildet  ein  Abschnitt  über  das  got. 
Alphabet. 

In  der  Lautlehre  hab  ich  mich  von  dem  bekannten  Schema 
Braunes  soviel  als  mög-lich  zu  emanzipieren  gesucht.  Trotz  der  an 
sich  so  einfachen  und  lichtvollen  Anordnung  der  Braunischen  Laut- 
lehre hab  ich  doch  wiederholt  in  meinen  Kollegien  beobachten 
können,  dass  mancherlei  nicht  unerhebliche  Nachteile  mit  der  g-e- 
wählten  Anordnung-  eng  zusammenhängen.  Vor  allen  Dingen 
scheint  mir  der  Laut  nicht  zu  seinem  vollen  Rechte  zu  kommen. 
Man  verstehe  mich  nicht  falsch.  Ich  will  keineswegs  behaupten, 
dass  Braune  nicht  alles  zur  Erkenntnis  des  got.  Lautstandes  not- 
wendige biete;  sondern  nur,  dass  er  sein  reiches  Material  allzu 
sehr  hinter  dem  orthographischen  Bilde  zurücktreten  lässt;  dass  er 
es  in  vi(!len  Anmerkungen  zerstreut,  so  dass  es  schon  eines  ge- 
wissen Überblicks  ül)er  den  Stoff",  einer  ziemlichen  Vertrautheit  mit 
der  Sprache  bctlarf,  um  ein  zusammenhängendes  Ganze  zu    rekon- 


Streitberg    Gotisches  Eleiiientarbuch.  253 

stvuieren.  Einen  solchen  Überblick  kann  man  aber  leider  bei  dem 
Durchschnittsstxidenten  niclit  voraussetzen.  Ich  hab  es  daher  für 
richtiger  gehalten,  die  Aussprache  der  got.  Buchstaben  in  einem 
eignen  Kapitel  dem  I^eser  im  Zusammenhang"  vorzuführen.  Man 
gewinnt  dadurch  den  Vorteil,  ihm  zugleich  den  Unterschied  zwi- 
schen Sprache  und  Schrift  fühlbar  zu  machen,  einen  Unterschied, 
der  dem  Anfänger  weit  weniger  geläxxfig  ist,  als  man  gewöhnlich 
anzunehmen  geneigt  ist. 

Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  den  Eigentümlichkeiten 
orthographischer  Natur,  die  sich  in  unsern  Handsciiriften  zerstreut 
finden.  Sie  gehn  Avohl  samt  und  sonders  nicht  auf  Wulfila  zurück, 
sondern  auf  Abschreiber.  Dennoch  sind  sie  z.  T.,  so  weit  sie  über 
blosse  graphische  Differenzen  hinausgehn,  für  die  got.  Lautge- 
schichte nicht  ohne  Interesse.  Diese  orthographischen  Besonder- 
heiten unter  den  einzelnen  Buchstaben  zu  behandeln,  scheint  mir 
nichts  weniger  als  praktisch.  Der  Lernende  wird  auf  diese  Weise 
nur  schwer  ein  befriedigendes  Bild  von  ihnen  gewinnen.  Es  em- 
pfiehlt sich  daher  sie  zusammenzufassen.  Dies  ist  um  so  ange- 
brachter, als  sich  dadurch  wiederum  eine  vorzügliche  Gelegenheit 
ergiebt  auf  die  Verschiedenheit  von  Laut  und  Buchstaben  hinzu- 
weisen. 

Dass  die  Formenlehre  sich  weniger  von  dem  hergebrachten 
Typus  entfernt  als  die  Lautlehre,  liegt  in  der  Natur  der  Dinge. 
Es  liesse  sich  hier  höchstens  hervorheben,  dass  die  Pronominal- 
flexion wie  schon  in  meiner  urgerm.  Grammatik  die  ihr  gebührende 
Stelle  vor  der  pronominal -nominalen  Flexion  der  Adjektiva  er- 
halten hat;  dient  sie  doch  dieser  zur  Voraussetzung.  Ebenso  schien 
es  empfehlenswerth  beim  Adjektivum  durch  den  Druck  nicht  nur 
zwei,  sondern  vielmehr  drei  Kategorien  von  Formen  zu  unter- 
scheiden: 1)  Formen,  die  nur  dem  Pronomen  eigentümlich  sind; 
2)  Formen,  die  von  Haus  aus  dem  Pronomen  und  dem  Nomen  ge- 
meinsam sind,  und  endlich  3)  Formen,  die  das  Adjektivum  von  der 
alten  Nom,inalflexion  bewahi-t  hat,  die  dem  Pronomen  also  fremd 
sind.  Will  man  nur  zwei  Kateg'orien  dixrch  den  Druck  unter- 
scheiden, so  ist  es  klar,  dass  man  nicht,  wie  es  g"ewöhnlich  geschieht, 
die  2.  und  3.  Klasse  zusammenfassen  darf,  sondern  dass  die  1.  und 
2.  der  3.  gegenübergestellt  werden  muss.  Denn  die  1.  und  2.  Klasse 
umfassen  das,  was  das  Adjektiv  mit  dem  Pronomen  teilt,  während 
die  3.  Kategorie  ein  der  Pronominalflexion  fremdes  Element  bringt. 

Der  syntaktische  Abschnitt  ist  besonders  axif  drei  Unter- 
suchungen aufgebaut:  auf  H.  Winklers  Kasussyntax,  auf  Moureks 
trefflicher  Syntax  des  zusammengesetzten  Satzes  und  auf  meiner 
eignen  Abhandlung  über  die  perfektive  Aktionsart  im  Gotischen. 
Natürlich  sind  auch  die  altern  Einzeluntersuchungen,  so  weit  sie 
mir  zxigänglich  waren  (nur  weniges  blieb  mir  unerreichbar)  zu  Rate 
gezogen.  Doch  war  die  Ausbeute,  die  sie  für  die  von  mir  behan- 
delten Fragen  ergaben,  verhältnismässig  gering;  denn  auf  viele 
Einzelheiten  einzugehn,  musste  ich  von  vornherein  verzichten.  Ist 
es  mir  gelungen,  wenigstens  das  wesentliche  der  Hauptfragen  über- 
sichtlich darzustellen,  so  will  ich  mich  gerne  bescheiden.  Dass  ich 
Moureks  umfassender  und  besonnener  Arbeit  gefolgt  bin,  bedarf 
hoffentlich  keiner  Rechtfertigung;  meine  Ansicht  über  Winklers  tief 
einschneidendes  Werk  findet  man  im  LCB.  1896  Nr.  40.  Was  endlich  die 
Behandlung  der  Aktionsarten  anlangt,  so  muss  ich  auch  heute  noch 
in  allen  wesentlichen  Fragen  den  von  mir  vor  sieben  Jahren  ver- 
tretenen Standpunkt  festhalten.  Meine  aus  dem  vollständig  gesam- 
melten Material  gewonnene  Auffassung  scheint  mir  durch  kerne  der 


254  Friedmann  La  lingua  gotica. 

seither  g-eäiisserten  Einwände  erschüttert.  Ich  gebe  mich  nach 
wie  vor  der  Hoffnung  iiin,  Verwandtschalt  und  Unterschied  der 
german.  und  der  siavischen  Verhältnisse  im  grossen  und  ganzen  richtig- 
bestimmt  zu  haben  und  bin  in  meiner  Ansicht  durch  wiederholte 
Besprechungen  mit  Prof.  Leskien  nur  bestärkt  worden.  Gewiss 
war  es  töriciit,  die  siavischen  Verhältnisse  unbesehn  aufs  Germanische 
zu  übertragen;  wenn  aber  das  Germanische  bei  der  Ausbildung 
des  Systems  auf  halbem  Wege  Halt  gemacht  hat,  ja  vielleicht 
noch  nicht  einmal  so  weit  gekommen  ist,  so  bleibt  doch  die  Tiiat- 
sache,  wie  ich  glaube,  unerschütterlich  bestehn,  dass  die  Grundlage 
für  beide  Sprachen  dieselbe  ist.  Man  vergesse  doch  auch  bei  der 
Beurteilung  dieser  Fragen  nicht,  dass  selbst  zwischen  Slavisch  und 
Baltisch  keine  vollständige  Übereinstimmung  herrscht.  Doch  ich 
kann  hier  auf  diese  Probleme  nicht  näher  eingehn  und  muss  mich 
-damit  begnügen  abermals  auf  meine  schon  so  lange  versprochene 
Auseinandersetzung"  uüt  Mourek  zu  verweisen. 

Man  sieht,  die  syntaktischen  Abschnitte  können  nicht  bean- 
spruchen eine  vollständige  g"ot.  Syntax  zu  bieten.  Immerhin  hoff 
ich,  dass  sie  die  praktische  Brauchbarkeit  des  Büchleins  nicht  be- 
einträchtigen, sondern  —  sei  es  auch  nur  in  recht  bescheidnen 
Grenzen  —  fördern  werden,  indem  sie  ihr  Scherflein  zum  Verständ- 
nis der  Texte  beitragen.  Vielleicht  ist  es  auch  für  den  und  jenen 
nicht  ganz  ohne  Interesse,  Bernhardts  Auflassung  der  got.  Syntax, 
die  am  besten  von  Balg  in  dessen  Wulfilaausgabe  dargestellt  ist, 
mit  einer  vielfach  abweichenden  Anschauung  zu  vergleichen. 

Die  vorstehende  Auseinandersetzung  muss  sich  damit  begnü- 
gen, ein  Bild  von  dem  zu  geben,  was  ich  gewollt  habe;  ob  es  mir 
halbwegs  gelungen  sei,  das  pädagogische  Ziel,  das  mir  vorschwebte, 
auch  zu  erreichen,  muss  dem  Urteil  andrer  überlassen   bleiben. 

Zum  Sciiluss  erlaube  ich  mir,  einige  Versehn  und  Druckfehler 
zu  berichtigen.  S.  5  Z.  9  v.  o.und  4  v.  u.  sowie  S.  6  Z.  2,  11  v.  o. 
lies:  Ptolemaios.  —  S.  5  §  4:  Über  die  ursprünglichen  Sitze  der 
Goten  vgl.  Holz  Völkertafel  des  Ptolemäus,  Zippel  Deutsche  Völker- 
bewegungen der  Römerzeit  S.  34  f.,  Much  AfdA.  XXIII  37,  Kossinna 
Zeitsciir.  \les  Vereins  für  Volkskunde  VI  10  und  IF.  VII  27ß  ff.  — 
S.  7  §  8,  1:  die  Hs.,  die  das  Schreiben  des  Auxentius  überliefert, 
trägt  jetzt  die  Signatiir  5809.  —  S.  8  §  9:  Über  Leben  und  Lehre 
Wultilas  ist  jetzt  der  wichtige  Aufsatz  von  Jostes  PBrB.  XXII  Heft  1 
zu  vergleichen.  Er  bestätigt  aufs  glänzendste  die  von  Sievers  ver- 
fochtne  Datierung  des  Todes  und  bringt  wichtige  Aufschlüsse  über 
die  Konfession  des  Gotenbischofs,  der  danach  nicht  mehr  den  Arria- 
nern  zugezählt  werden  kann.  —  S.  9  *?  11  wäre  besser  die  Bezeich- 
nung 'Häretikersynode'  vermieden  worden,  da  Vertreter  aller  Par- 
tei(;n  geladen  waren.  —  S.  10  §  12:  nicht  Sokrates,  sondern  Pliilo- 
storgios  berichtet,  das.s  W.  die  Bücher  der  Könige  nicht  ül)ersetzt 
habe.  —  S.  11  §  13:  Über  die  Vorlage  der  Übersetzung  aus  dem 
AT.  vgl.  jetzt  Kauffmann  ZZ.  XXIX  306  ff.  —  S.  13  §  14:  der  He- 
bräerbrief fehlt  nicht  deshalb,  weil  ihn  die  Arrianer  vom  Kanon 
ausgeschlossen  haben,  sondern  —  worauf  mich  Kollege  Jostes  auf- 
merksam macht  —  weil  er  damals  als  nicht  paulinisch  galt;  die 
uns  erhaltne  Us.  umfasst  aber  nur  die  Übersetzung  der  paulini- 
schen  Briefe.  —  S.  42  §81,2  lies:  Der  quantitative  Al)laut.  — 
S.  109  S  225  lies :  ö.  Ablautreihe. 

4.  In  den  Manuali  Hoepli  ist  nun  auch  eine  g'ot.  Gram- 
matik erschienen.  Sie  beruht  im  allf^'cmeinen  auf  den  gang- 
baren   deutschen    Hilfsmitteln.      Der    Spezialgrammatik    folgt 


Uhlenbeck  Etymolog-isclies  ^Yül•tel•])^leh.  255 

ein  vergleichender  Anhang,  eine  Anzahl  von  Übungs-  und 
Lesestücken,  ein  etymologisches  Wörterbuch  und  verschiedne 
Indizes.  Das  Büchiein  ist  für  seinen  Zweck  nicht  ungeeignet. 
Im  einzelnen  möchte  man  manches  anders  wünschen,  nament- 
lich im  etymol.  Wörterbuch,  das  den  modernen  Standpunkt 
nicht  immer  genügend  wahrt. 

5.  Uhlenbecks  etymol.  Wörterbuch  muss  als  recht 
brauchbares  und  willkommenes  Hilfsmittel  bezeichnet  werden; 
ich  bin  überzeugt,  dass  es  den  Studierenden  durch  seine 
praktische  Anlage  und  klare  Darstellung  gute  Dienste  leisten 
wird.  Freilich  besitzen  wir  schon  Feists  Grundriss.  Doch 
verdient  Uhlenbecks  Buch  entschieden  der  Vorzug.  Schon 
durch  seine  grössere  Vollständigkeit  sowie  durch  die  syste- 
matische Vergleichung  der  übrigen  germ.  Dialekte  ist  es  ihm 
überlegen.  Ob  die  Übersichtlichkeit  nicht  noch  mehr  ge- 
wonnen hätte,  wenn  alle  Ableitungen  und  Zusammensetzungen 
unter  dem  Hauptwort  vereinigt  worden  wären,  anstatt  als 
selbständige  Stichwörter  aufzutreten,  will  ich  dahingestellt  sein 
lassen.  Schade,  dass  sich  der  Verf.  die  dankbare  Aufgabe 
hat  entgehn  lassen,  ein  vollständiges  Litteraturverzeichnis  bei 
jedem  Artikel  zu  geben.  Mit  Hilfe  des  unerschöpflichen 
Wörterbuchs  von  Schade  wäre  die  Lösung  nicht  allzu  schwierig 
gewesen.  In  der  neuern  Litteratur  zeigt  sich  der  Verf.  ja, 
soviel  ich  nachgeprüft  habe,  wohl  bewandert.  Nur  sehr  wenig 
scheint  seiner  Aufmerksamkeit  entgangen  zu  sein. 

Es  fehlt  z.  B.  vor  allen  Dingen  die  an  drei  Stellen  von  Bezzen- 
berg-er,  Wiedemann  und  Job.  Schmidt  vorgetragne  Erklärung  der 
Flexion  der  got.  nianna.  Bei  Uhlenbeck  wird  sein  nn  noch  immer 
aus  älterm  nw  hergeleitet,  wovon  keine  Eede  sein  kann.  Auch 
Osthoffs  Vortrag  übei-  das  *■  Präsenssuffix'  germ.  nd  scheint  über- 
sehn zu  sein;  wenigstens  ist  die  ansprechende  Verbindung  von 
stigqan  mit  ai.  tuj  nicht  verzeichnet.  Bei  jer  hätte  wohl  V.  Henrys 
Hinweis  auf  "Hpri  Erwähnung  verdient.  IJntov  püsundi,  bei  dessen 
Erklärung  Uhlenbeck  eine  lobenswerte  Zurückhaltung  zeigt,  ist  jetzt 
Hirts  Aulsatz  IF.  VI  Sii  nachzutragen.  Zu  ahan-  —  dags  ist  AOS. 
Proc.  1892  S.  175  ff.  zu  vergleichen,  icrisqan  scheint  mir  zu  ai. 
vrdh  zu  gehören  und  durch  ein  Präsenssuffix  -sk^e-  abgeleitet  zu 
sein,  wie  priskan  mittels  -ske-  aus  der  in  lat.  terere  vorliegenden 
Wurzel,  vgl.  IF.  Anz.  H  50.  Ganz  zu  streichen  ist  das  Verbum 
gakroton.  Nach  Sievers'  einleuchtender  Vermutung  ist  nänüich  ga- 
krotuda  nur  für  gakrutoda  verschrieben,  das  Wort  also  mit  kriu- 
stan,  ki'iists  verwandt.  Bei  niim  '9'  hätte  vielleicht  erwähnt  wer- 
den können,  dass  idg.  '*neum  (falls  das  Wort  auf  -m  und  nicht  auf 
-n  endete)  zu  veoc  usw.  gehört.  Mit  dem  Dual  ahtau  schliesst  eine 
Beihe.     Dann  kommt  'ein  neues'. 

Wilhelm  Streitberg. 


256  Wilmanns   Deutsche  Grammatik. 

^Viluiaiiiis  W.  Deutsche  GraDimatik,  Gotisch,  Alt-,  Mittel- 
uiul  Neuhochdeutsch.  Erste  Abteilung:  Lautlehre.  Zweite, 
verbesserte  Auflage.  Strassburg  Trübner  1897.  XX  u. 
425  S.  8».  8  M.,  geb.  10  M. 
—  Zweite  Abteilung:  Wortbildung,  ebd.  1896.  XVI  u.  653  S. 
8".     12,5U  M.,  geb.   15  M. 

Unmittelbar  nach  der  Vollendung  des  zweiten  Bandes 
ist  der  erste  Band  der  deutschen  Grammatik  von  "Wilmanns 
schon  in  zweiter  Auflage  erschienen.  Gewiss  ein  Erfolg, 
dem  sich  nicht  viele  andern  auf  grammatischem  Gebiete  zur 
Seite  stellen  können.  Aber  ein  Erfolg,  der  vollauf  verdient 
ist.  Die  Thatsache,  dass  eine  grammatische  Darstellung  von 
solchem  Umfang  so  raschen  Absatz  gefunden  hat,  beweist 
aufs  beste,  dass  der  Sinn  für  grammatische  Probleme  auch 
im  weitern  Publikum  nicht  so  stark  abgenommen  haben  kann, 
wie  uns  manche  Pessimisten  glauben  machen  möchten.  Es 
muss  nur  der  rechte  Mann  kommen,  die  Sache  am  rechten 
Ende  anzupacken:  dann  braucht  man  um  die  Wirkung  nicht 
in  Sorge  zu  sein.  Wer  es  freilich  nicht  der  Mühe  wert  hält, 
dem  Verständnis  des  Lesers  entgegenzukommen,  der  darf 
sich  nicht  wundern,  Avenn  er  auf  Maugel  an  Teilnahme  trifft. 
Die  Frist,  die  zwischen  dem  Erscheinen  der  ersten  und 
dem  der  zweiten  Auflage  liegt,  beträgt  nur  wenig  mehr  als 
drei  Jahre.  Die  Vermutung  könnte  daher  nahe  liegen,  dass 
sich  der  Verf.  mit  einer  blossen  Textrevision  begnügt  habe. 
Man  dürfte  um  so  eher  zu  dieser  Annahme  neigen,  als  von 
Rechts  und  Links  mit  heissem  Bemühn  der  Versuch  gemacht 
wird,  die  Forschung  der  letzten  Jahre  auf  dem  Gebiete  der 
altgermanischen  Grammatik  als  unfruchtbar,  wenn  nicht  gar 
als  verderblich  hinzustellen.  Um  so  mehr  überrascht,  dass 
die  neue  Auflage  der  Lautlehre  nicht  nur  in  zahlreichen 
Einzelheiten  die  Spuren  der  sorgsam  nachbessernden  Hand 
des  Verf.  verrät,  sondern  dass  sie  auch  in  Fragen  voiv  hoher 
prinzipieller  Bedeutung  eine  entscheidende  und,  namentlich 
in  die  noc^  ausstehnde  Behandlung  der  Deklination,  tief  ein- 
greifende Umgestaltung  erfahren  hat.  Während  nämlich  die 
erste  Auflage  in  der  Darstellung^  der  germanischen  Auslaut- 
gesetze noch  an  der  durch  Brugmanns  Grundriss  sozusagen 
kanonisch  gewordnen  Formulierung  festhielt,  wenn  auch  eine 
Hinneigung  zur  Akzent-  oder  Morentheorie  dem  Beobachter 
unverkennbar  war,  hat  die  neue  Auflage  den  Bruch  mit  der 
Vulgatansicht  vollzogen  und  sich  im  Prinzip  auf  den  Boden 
der  neuen  Lehre  (wenn  man  diesen  Ausdruck  bei  einer  Theo- 
rie, die  im  letzten  Grunde  auf  Sclierer  zurückgeht,  überhaupt 
anwenden  darf)  gestellt.  Diese  Wendung  wird  manchem  zweifel- 
los sehr  unwillkommen  st-in,   der  sich  —  mit  Kluge  zu  sprechen 


Wilnianns  Devitsche  Grammatik.  257 

—  in  den  Gedanken  eingewiegt  hatte,  dass  etwa  Hirts  Auf- 
satz über  die  germ.  Auslautgesetze  "weder  beim  Erscheinen 
noch  späterhin  irgendwelchen  Wert  oder  im  günstigsten  Fall 
nach  Jahresfrist  nur  noch  sogen,  historischen  Wert"  habe. 
Mit  diesem  beneidenswerten  Gefühle  ruhiger  Sicherheit  wird 
es  nun  leider  zu  Ende  sein,  nachdem  sich  nicht  nur  Kauff- 
mann  in  der  2.  Auflage  seiner  deutschen  Grammatik  zur 
Akzenttheorie  bekannt  und  neuerdings  Jellinek  in  seiner  in- 
haltreichen Anzeige  meiner  Urgerm.  Grammatik  erklärt  hat 
"im  Avesentlichen  auf  demselben  Boden" ^)  zu  stehn,  sondern 
jetzt  auch  kein  geringerer  als  Wilmanns  seine  Zustimmung 
ausspricht.  Es  wird  sich  wohl  nicht  ändern  lassen:  die  Ver- 
treter der  alten  Auflassung  werden  endlich  einmal  daran 
denken  müssen,  den  Kampf  mit  Gründen  aufzunehmen,  an- 
statt es  selbstgenügsam  bei  Machtsprüchen  bewenden  zu  lassen. 
Dergleichen  mag  ja  im  Augenblick  den  ferner  Stehnden  im- 
ponieren, hat  aber  weder  im  Moment  noch  späterhin  irgend- 
welchen, selbst  nicht  einmal  sogen,  historischen  Wert.  Jeden- 
falls dürfte  soviel  feststehn,  dass  eine  ernsthafte  Diskussion, 
eine  ruhige  Abwägung  aller  Gründe,  die  sich  für  und  wider 
geltend  machen  lassen,  der  einzige  Weg  bleibt,  auf  dem  eine 
thatsächliche  Förderung  des  Problems  zu  erwarten  ist.  Denn 
wer  wollte  verkennen,  dass  gar  manche  Fragen  des  germa- 
nischen Auslauts  nach  wie  vor  recht  sehr  der  Aufhellung 
bedürftig  sind?  Aber  ist  denn  bei  der  Nasaltheorie  jeder 
Punkt  aufgeklärt  gewesen,  selbst  wenn  man  ganz  von  den 
Fällen  absehn  wollte,  wo  sie  auf  direkte  Widersprüche  stösst? 
Fast  könnte  man  es  glauben,  wenn  man  aus  dem  Munde 
ihrer  getreuen  Anhänger  ihr  Lob  erschallen  hört. 

Trügt  nicht  alles,  so  Avird  der  Schritt,  zu  dem  sich 
Wilmanns  in  der  neuen  Auflage  entschlossen  hat,  nicht  ver- 
gebens sein.  Wenn  er,  nachdem  er  Vorzüge  und  Nachteile 
beider  Theorien  mit  vollster  Unbefangenheit  gewürdigt  hat, 
zu  dem  Ergebnis  kommt,  dass  die  Akzenttheorie  "eine  be- 
friedigendere Erklärung"  biete  als  die  Nasahheorie,  so  wird 
dies  Urteil  vielleicht  auch  jene  stutzig  machen,  die  sich  über 
unbequeme  Erscheinungen  so  gerne  mit  dem  wohlfeilen  Schlag- 
wort von  einem  Tarteidogma'  hinwegsetzen.    Denn  hier  versagt 


1)  Freihch  kann  icli  die  Einsclirankung'  "dass  im  iii-sprüng'- 
lich  absoluten  Auslaut  dreimorige  Längen  früh  gekürzt  wurden 
und  gänzlicli  mit  den  zweimorigen  zusammenfielen"  doch  nicht 
ganz  für  so  unwesentlich  halten,  wie  es  Jellinek  zu  thun  scheint. 
Denn  grade  die  Bchandhmg  der  zwei-  und  der  dreimorigen  Längen 
auch  des  absoluten  Auslauts  ist,  wenn  man  den  Elrfahrungen  auf 
litaxüschem  Sprachgebiet  trauen  darf,  nicht  ohne  wesentliche  Be- 
deutung für  das  ganze  Pi-inzip. 

Anzeiger  VII  3.  J7 


258  Wilmanns  Deutsche  Grammatik. 

dieses  Universalmittel  gänzlich.  Sie  werden  sich  daher  schon 
entschlicssen  müssen,  an  die  Stelle  steriler  Negation  frucht- 
bare Mitarbeit  treten  zu  lassen.  Denn  wer  auch  nicht  zu- 
gesteht, dass  durch  die  neue  Lehr  die  Bahn  bezeichnet  sei, 
in  der  sich  die  Forschung  künftig  zu  bewegen  habe,  der 
muss  doch  einräumen,  dass  sie  die  Unhaltbarkeit  der  land- 
läufigen Anschauung  unumstösslich  dargethan  hat.  Schon  da- 
durch hat  sie  Anspruch  auf  den  Dank  aller,  bei  denen  der 
Weisheit  letzter  Schluss  nicht  in  den  Worten  zusamraenge- 
fasst  ist:  Noli  turhare  circulos  meos,  die  also  nicht  von  vorn- 
herein all  dem  mit  ausgesprochener  Abneigung  gegenüber- 
stehn,  von  dem  sie  eine  Störung  ihrer  gewohnten  Gedanken- 
gänge befürchten. 

Freilich,  wer  weiss,  ob  nicht  auch  Wilmanns  den  Vor- 
wurf über  sich  ergehn  lassen  muss,  ein  Verführer  der  Jugend 
zu  sein,  in  ihr  unschuldiges  Herz  bedenkliche  Lehren  ein- 
zuprägen, die  zu  neuen  Datums  seien,  als  dass  sie  auf  all- 
gemeine Billigung  Anspruch  machen  könnten.  Denn  der 
Jugend  gebühre  nur  das  'Sichere'.  Ich  denke,  man  braucht 
nicht  zu  besorgen,  dass  solches  Gerede  den  verehrten  Ver- 
fasser anfechten  werde.  Erinnert  es  doch  allzusehr  an  die 
hin  und  wieder  auftauchende  Forderung  weiter  Kreise,  der 
Universitätslehrer  solle  seinen  Hörern  nur  unumstössliche 
'Thatsachen  ,  keine  dem  Zweifel  unterliegenden  'Hypothesen 
vortragen.  Dergleichen  mag  für  den  ganz  plausibel  klingen, 
der  von  der  Rolle  keine  Ahnung  hat,  die  die  Hypothese  in 
der  historischen  Konstruktion  spielt;  bei  andern  aber  wird 
es  wenig  Eindruck  machen.  Wer  wissenschaftlich  zu  arbeiten 
gewohnt  ist,  sollte  doch  endlich  zu  der  Einsicht  gelangt  sein, 
dass  Hypothesen  nicht  absolute,  sondern  nur  relative  Werte 
sind;  dass  ihre  Bedeutung  von  der  Zahl  der  Jahre,  die  sie 
geherrscht,  der  Anhänger,  die  sie  gefunden  haben,  nicht  ab- 
hängig ist,  sondern  einzig  und  allein  von  der  Masse  der 
Einzelthatsachen,  die  sie  zu  erklären  fähig  sind.  Von  diesem 
Standpunkt  aus  ist  das  Verfahren,  das  Wilmanns  bei  der  Dar- 
stellung der ,  Auslautgesetze  eingeschlagen  hat,    unanfechtbar. 

Der  zweite  Band  verdient  schon  deshalb  ganz 
besondere  Beachtung,  weil  er  zum  erstenmal  seit  Jakob 
Grimm  den  Versuch  wagt,  in  grossem  Maasstab  ein  Bild  von 
der  verbalen,  nominalen  und  pronominalen  Stammbildung  der 
deutschen  Sprache  zu  geben.  Der  Anordnung  des  weitschich- 
tigen Stoffes  liat  der  Verf.  mit  Recht  die  formalen  Kategorien 
zu  Grunde  gelegt.  Denn  wie  Avenig  die  Bedeutungsklassen 
geeignet  sind  eine  klare  Übersicht  über  das  reiche  Material 
zu  gewähren,  zeigt  am  besten  Kluges  sonst  anerkennenswerte 
Stammbildungslelire :    das   recht   unglücklich  gewählte  Eintei- 


"Wilmanns  Deutsche  Grammatik.  259 

lungsprinzip  zwingt  den  Verf.  rücksichtslos  die  formalen  Kate- 
gorien zu  zerstückeln,  sehr  zum  Schaden  der  Sache.  Bei 
Wilmanns  fehlen  natürlich  auch  nicht  orientierende  Bemer- 
kungen über  die  Bedeutung  der  Sufiixe;  ob  sie  freilich  aus- 
reichend bemessen  seien,  ist  eine  Frage,  die  ich  nicht  unbe- 
dingt zu  bejahen  Avage.  Man  sähe  nicht  ungern  die  knappen 
Notizen  zu  einer  erschöpfenden  Zusammenstellung  erAveitert, 
die  sämtliche  formalen  Klassen  nach  rein  begrifflichen  Gesichts- 
punkten anordnen  müsste.  Dabei  wäre  auf  die  Stelle  zu  ver- 
weisen, wo  jedes  einzelne  Suffix  im  Zusammenhang  behandelt 
ist.  Auf  diese  Weise  Avären  alle  Vorteile  gewahrt,  die  uns 
eine  begriffliche  Anordnung  zu  bieten  vermag,  ohne  dass 
man  gezwungen  AA'äre  die  schweren  Nachteile,  die  diesem 
Einteilungsprinzip  anhaften,  mit  in  den  Kauf  zu  nehmen. 

Be\"or  ich  mir  erlaube,  verschiedne  Einzelheiten  vor- 
zubringen, die  mir  bei  der  Lektüre  ins  Auge  gefallen  sind, 
möchte  ich  noch  auf  eine  Eigentümlichkeit  aufmerksam 
machen,  die  sich  beim  ersten  wie  beim  zweiten  Bande  be- 
obachten lässt.  Täusche  ich  mich  nicht,  so  wird  der  Weg, 
der  von  der  ältesten  Periode  des  Ahd.  zum  Mhd.  führt,  vom 
Verf.  wesentlich  langsamer  durchmessen  als  die  Strecke  vom 
Mhd.  zum  Nhd.  Während  Avir  dort  im  allgemeinen  \^on 
Etappe  zu  Etappe  geleitet  werden,  sind  hier  der  Stationen 
AA'^eit  AA'eniger,  sodass  die  Darstellung  leicht  einen  fast  sprung- 
haften Charakter  bekommt.  Es  liegt  mir  ferne,  dem  Verf. 
daraus  einen  Vorwurf  zu  machen,  da  ich  mir  wohl  bewusst 
bin,  dass  für  diese  Lücke  in  erster  Linie  der  heutige  Stand 
der  Forschung  verantAA'ortlich  zu  machen  ist.  Immerhin  Hesse 
sich  doch  bis  zu  einem  gcAvissen  Grade  Abhilfe  schafften.  Im 
ersten  Bande  AA^ohl  am  einfachsten  dadurch,  dass  die  dialek- 
tischen Diff'erenzen  etwas  stärker  als  bis  jetzt  geschehn  ist, 
betont  Averden;  im  zweiten  Bande  durch  grössere  Berück- 
sichtigung des  Wortschatzes  der  frühneuhochdeutschen  Zeit. 
Ich  ZAveifle  nicht,  dass  hierdurch  das  schöne  Werk  an  Klar- 
heit noch  gcAAinnen  AA'ürde.  Brächte  dann  die  neue  Auflage  für 
jeden  der  beiden  Bände  ein  vollständiges  Wortregister,  so 
wäre  auch  die  Ausnutzung  des  reichen  Stoff'es  AA-esentlich 
erleichtert. 

Während  die  Einleitung'  des  1.  Bandes  in  dankensA\'erter 
Weise  erweitert  w^orden  ist,  A^ermisst  man  noch  immer  schmerzlich 
eine,  sei  es  auch  nocli  so  kurze,  Orientierung-  über  die  GUederung- 
der  germanischen  und  speziell  der  deutschen  Dialekte.  —  §  3  seiieint 
mir  die  Erklärung-  der  Diphthonge  nicht  glücklich  formuliert  zu 
sein:  die  BeA\'eg"ung  der  Sprach  Werkzeuge  aus  einer  Stellung  in 
die  andere  kann  doch  unmöglich  g-rade  für  die  Diphthonge  charak- 
teristisch sein;  denn  wo  findet  bei  zAvei  aufeinanderfolgenden  Lauten 
keine  Übergangsbewegung   statt?     Am   besten   dünkt   mich   noch 


260  Wilmanns  Deutsche  Grammatik. 

immer  die  Definition  von  Sievers  Phon.^  §  384.  —  Wünschenswert 
Aväre  wohl  auch,  dass  bei  den  Vokalen  mehr  auf  die  Artikulationsstel- 
lunj^en  Kücksicht  «ienommen  wäre.  —  In  den  methodologischen  Er- 
örterungen erfahren  die  von  Bremer  im  Vorwort  der  deutschen 
Phonetik  ausgesprochenen  Ansichten  mit  Eecht  wesentliche  Ein- 
schränkungen. Dass  der  Verkehr  bei  der  Ausbreitung  des  Laut- 
wandels eine  Rolle  spiele,  wird  man  nicht  leugnen;  dass  er  aber 
als  eine  Art  von  Panazee  zu  betrachten  sei,  dass  er  z.  B.  die  Aus- 
breitung der  Lautverschiebxing  bewirkt  habe,  geht  weit  über  die 
Grenze  des  Vorstellbaren  hinaus.  —  §  19a  (§  106.  1):  hano  gehört 
nicht  zu  cpövoc,  dessen  cp  auf  idg.  g^'h  zurückgeht.  Ebd.  ist  qppdxujp, 
(ppäxrip  statt  q)paTi'-ip  zu  lesen.  Über  beXqpüc  —  got.  kalbö  vgl.  Zupitza 
Gutturale  S.  77.  —  §  19b  lies  digan  st.  deigan.  —  §  19c  ahd.  gerta 
hat  urgerm.  e,  vgl.  Uhlenbeck  PBrB.  XIX  519.  —  •fpäcpi.iv  gehört 
zu  kerben,  zu  grahan  ist  dagegen  abg.  grehq  zu  stellen.  —  rign 
kann  trotz  Kluge  Wb.^  nicht  mit  ßpex^'v  auf  mregh  zurückgehn,  da 
idg.  mr-  auch  im  Germ,  zu  hr-  wird.  —  §  19,  2  fehlt  bei  huof,  skal, 
rihan  das  Etymon.  Wieso  hinkan  —  CKctZia)  auf  idg.  kh  deute,  wird 
der  Leser  kaum  erraten.  Das  Beispiel  ist  trotz  ai.  khanj  zu  streichen. 
Bei  nagal  wäre  noch  ai.  nakhä-  zu  nennen,  da  övux-  allein  nicht 
für  kh  spricht.  Das  k  von  forskön  kann  doch  nicht  ohne  weiters 
für  den  Vertreter  von  idg.  kh  gelten.  —  §  20b  Kluge-Fröhdes  Ety- 
mologie teinpus  —  peihfi  ist  durchaus  abzulehnen.  Vgl.  Zupitza 
S.  140.  —  §  20c:  wie  vereinigen  sich  halts  und  claudus?  Dass 
saihan  nicht  zu  seqiior  gehöre,  scheint  mir  Wiedemann  IE.  I  257 
sehr  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben.  Wären  übrigens  in  c)  nicht 
besser  h  und  h  ganz  von  einander  getrennt  Avorden?  —  §  20,  2: 
die  labiale  Media  ist  -in  der  Ursprache  keineswegs  so  selten  ge- 
wesen, wie  man  gewöhnlich  behauptet.  —  §  31.  Dass  für  das  Germ, 
die  Vertretung  der  labialisierten  Velare  durch  Labiale  in  so  weitem 
Umfang  angenommen  ist,  muss  auch  dem  bedenklich  scheinen,  der 
nicht  auf  dem  unbedingt  ablehnenden  Standpunkt  Bartholomaes  und 
Zupitzas  steht.  —  §  32.  Wie  stimmt  äfxiJu  zu  der  Annahme,  dass 
idg.  gv  der  Wurzelauslaut  sei?  —  §  34,  3.  Die  Frage  nach  der 
Vertretung  des  idg.  g^'h  durch  germ.  j  oder  iv  scheint  mir  auch 
nach  Zupitza  erneuter  Untersuchung  sehr  bedürftig;  Wilmanns' 
Skepsis  verdient  dalier  allen  Beifall.  Schade  ist  übrigens,  dass  g^h 
und  k^  nicht  gesondert  betrachtet  werden.  —  §  87:  iiher  päsiindi  vgl. 
Hirt  IF.  VI  344.  —  Anm.  2.  Bei  der  Behandlung  der  Prothese  und 
Aphärese  von  h  hätte  Paul  Vokal.  Aspiration  Progr.  Hamburg  1888 
genannt  werden  sollen;  Paul  scheint  mir  die  richtige  Erklärung- 
geboten zu  haben,  Garke  ihm  gegenüber  einen  Rückschritt  zu  be- 
deuten. —  §  88.  Über  got.  h  in  Johannes  vgl.  GEB.  §  22,  5  Anm.  2. 
—  §  111:  straujan  und  sternere  sind  nicht  unmittelbar  zu  ver- 
gleichen. —  §  115:  tcaldan  und  valere  dürfen  wegen  lit.  gal'eti  nicht 
zusammengestellt  werden.  §  115,  2:  die  Doppelschreibung  von  hetero- 
und  tautosyllabischem  ij  im  Got.  kann  für  einen  lautlichen  Unter- 
schied so  wenig  sprecluni  wie  die  Doppelbezeichnung  im  Runenalpha- 
bet. Was  ist  übrigens  an  der  Schreibung  sirnagoge  'bemerkens- 
wert'? Wie  sollte  der  Gote  cuva-fuj-rn  anders  wiedergeben  als  unter 
Beibehaltung  des  Zeichens  u?  §  118  Anm.  süfs  neben  sicöfi,  fidür- 
dögs  neben  fiduör  sind  doch  aus  dem  Idg.  ererbte  Schwundstufen- 
formen, gehören  also  nicht  in  die  Reihe  der  Belege  für  geschwun- 
denes usw.  tv.  Ül)rig('ns  folgt  dem  Vokal  in  süfs  weder  Nasal  noch 
Liquida,  das  Wort  .scheidet  somit  ganz  aus,  steht  mit  offar  =  übpa 
auf  einer  Stufe.  Die  Regel  wäre  am  einfachsten  so  zu  fassen, 
dass  w  von  urgerm.  u  regelmässig  schwindet.     Die   wenigen  Aus- 


Wilmaiins  Deutsche  Gramnicatik.  261 

nahmen  erklären  sich  leicht  als  Neubildiing-en.  —  §  121  Anm.:  In 
ühtiugs  (neben  dem  ühteigs  als  Analog-iehildiing-  zu  gelten  hat) 
fehlt  das  ablautende  n  von  ühticö  keineswegs:  das  Suffix  steht  auf 
der  Vollstufe,  eij  :  y-  "bei  der  Weiterbildung-  durch  ein  vokal.  Suffix 
musste  natürlich  Schwundstufe  und  zwar  unsilbischer  Vokal  ein- 
treten. —  §  122:  die  nach  Kluge  vorgetragne  Erklärung  von  ahd. 
sela  ist  durch  den  gleichfalls  genannten  Aufsatz  van  Heltens  be- 
seitigt. —  §  131.  Das  Verhältnis  der  ahd.  Formen  der  .;«»-Verba 
zu  den  got.  scheint  mir  mit  Rücksicht  auf  die  baltisch-slavische 
Entwicklung  mit  ziemlicher  Sicherheit  zu  bestimmen,  um  so  leichter, 
seitdem  Berneker  das  dem  Got.  zu  gründe  liegende  Prinzip  auch 
im  Lat.  nachgewiesen  hat.  Wenn  sich  Wilmanns  gegenüber  der 
Annahme  Kauflfmanns,  im  Westgerm,  sei  vor  n  Konsonantendehnung 
erfolgt,  sehr  zurückhaltend  äussert,  hat  er  unzweifelhaft  triftige 
Gründe.  Auch  bei  der  urgerm.  Assimilation  Avill  nicht  alles  klappen. 
Die  augenfälligste  Abweichung  bildet  ae.  degji  usav.  griech.  t6kvov  : 
dasj  des  germ.  Wortes  deutet  auf  Suffixbetonung,  trotzdem  ist  die 
Assimilation  unterblieben.  Warum?  —  §  137,  4.  Nicht  bei  allen  im 
zweiten  __ Absatz  angeführten  Wörtern  geht  nn  auf  nie  zurück.  — 
§  140.  Über  accJius  vgl.  Zupitza  S.  89,  über  ahha  ebd.  S.  60.  — 
§  149  hcoia  und  iuggö  können  in  bezug  auf  den  Abfall  des  ti  nicht 
auf  eine  Linie  gestellt  werden.  —  Was  Wrede  über  got.  -s  nach  r 
sagt,  ist  ebensowenig  stichhaltig  wie  die  Regel  Braunes.  —  Wenn 
daz  usw.  den  usw.  dieselbe  enklitische  Partikel  wie  got.  pata,  pana 
voraussetzen,  woher  kommt  es,  dass  bei  ihnen  der  auslautende 
lange  Vokal  spurlos  geschwunden  ist?  —  §  150.  Dass  ahd.  icili  mit 
got.  icüeis  auf  eine  Gi-undform  zurückgehe,  glaube  ich  IF.  VI 
142  ff.  bewiesen  zu  haben.  —  §  158,  4:   lies  anabusns  st.  anabüsns. 

—  §  159.  Unter  'Metathesis'  sind  wesentlich  verschiedne  Dinge  zu- 
sammengestellt; es  wäre  vielleicht  geratner,  die  Beispiele  unter 
Nr.  1  ganz  zit  streichen.  —  §  169  Anm.  Die  Bremersche  Erklärung 
der  e-Reihe  durch  idg.  Kontraktion  darf  heute  als  vollkommen  be- 
seitigt gelten,  da  sie  mit  den  Akzentverhältnissen  in  schroffem  Wider- 
spruch steht.  —  §  173.  Das  ai  in  aippau  scheint  mir  durch  Meringer 
PßrB.  XII  210  Fussnote  befriedigend  erklärt.  —  §  215.  Über  Wredes 
Erklärung  der  nhd.  Diphthongierung  ist  Kauffmanns  Urteil  ZZ.  XXIX 
276  Fussnote  zu  vergleichen.  —  §  245.  In  weitem  Umfang  hat  der 
Ausgleich  in  beredt  stattgefunden;  selbst  ])5lnisch  kann  man  nicht 
ganz  selten  hören.  —  256  Anm.  Wegen  fötus,  tunpus  wird  van 
Helten  doch  wohl  recht  haben,  dass  germ.  u  vor  Nasal  in  zwei- 
silbigen Wörtern  nicht  schwindet.  Der  Übertritt  in  die  ?<-Deklina- 
tion   bereitet  sonst  allzuviel  Schwierigkeit.  —   §  258    lies:  Haussen. 

—  261,  3  ahd.  menigl  verdankt  die  Länge  des  auslautenden  ^  doch 
wohl  dem  Klugeschen  Gesetz,  kann  also  nur  bedingungsweise  hier- 
her gestellt  werden.  —  §  262  vgl.  über  den  Unterschied  von  zwei- 
und  dreimorig'en  Längen  im  Ahd.  IF.  VI  142  flf.  —  §  337:  dass  der 
Wortton  im  Keltischen  die  erste  Silbe  getroffen  habe,  stiunnt  nicht. 

—  In  der  Darstellung  der  Betonung  der  nhd.  Komposita  dürfte 
dem  Schwanken  mehr  Rechnung  getragen  werden;  in  vielen  Fällen 
ist  mir  abweichende  Betonimg-  ganz  geläufig  oder  doch  aus  ver- 
schiednen  Gegenden  bekannt. 

Doch  ich  habe  die  Geduld  des  verehrten  Verf.  schon  allzu- 
lang in  Anspruch  genommen.  Ich  breche  daher  für  heute  ab, 
hoffe  jedoch  die  Fortsetzung  recht  bald  an  dieser  Stelle  begrüsseu 
zu  können. 

Wilh.  Streitherg. 


■2G-2  Storni  Englische  Philolog-ie. 

Storni  J.   Englische    Philolog-ie.   Anleitung  zum  wissenschaft- 
lichen Studium  der  englischen  Sprache.  Vom  Verfasser  für  das 
deutsche  Publikum    bearbeitet.       Zweite,  vollständig  umge- 
arbeitete   und    sehr    vermehrte    Auflage.      I.    Die     lebende 
Sprache.      1.  Abteilung:    Phonetik  und  Aussprache.     XV  u. 
484  S.   8°.    Leipzig  0.  R.  Reisland    1892.     Preis  9  M. 
Die    erste  Auflage    dieses  Buches    (1881,    deutsche  Aus- 
gabe) war  eine  hervorragende  Leistung.     Dass  auch    eine  le- 
bende Sprache  wissenschaftlich  behandelt   werden  könne,  hat 
Storm    dort    zum    ersten   Mal    gezeigt.     1887  war   der  ganze 
Vorrat  vergrifiTen,  aber  erst  jetzt  ist  es  dem  Vf.  "unter  vielen 
Schwierigkeiten '    gelungen ,    eine    zweite    Auflage    fertig    zu 
stellen.     Das  erste  Kapitel  war  (und  ist    auch  in    der   neuen 
Bearbeitung)  der  'allgemeinen  Phonetik',  das  zweite  der  'eng- 
lischen Aussprache'    gewidmet.     Wer  die   Arbeit  auf    diesem 
Gebiete  im  letzten  Jahrzehnt  auch  nur  oberflächlich  beachtet 
hat,  der  begreift,   dass  es    'eine  schwierige  Sache'  war,   'ein 
Buch  dieser  Art  nach  so  langer  Zeit  umzuarbeiten  und  ä  jour 
zu  bringen',  selbst  wenn  sich  der  Vf.  auf  die  genannten  zwei 
Kapitel    beschränkte.     Die  Umarbeitung    ist  glücklich  durch- 
geführt;   aber    freilich  —  von   dem  Vorwort,   der  Einleitung 
u.  s.  w.  abgesehen  —  füllen  die  in  erster  Auflage  72  Seiten  um- 
fassenden zwei  Kapitel  jetzt  das  ganze  Buch !  Dieses  hat  denn 
ohne  Zweifel    les    defauts    de   ses   qualites;    aber  ich  denke, 
die  meisten  Leser   werden   die  erstem  mit  den   letztern  gern 
in  den  Kauf  nehmen,    in  der  Hoffnung,    dass   recht   bald  die 
zweite  Abteilung  erscheint:    ohne  Inhaltsverzeichnis   und   Re- 
gister ist    mit  dieser  Fülle    von  Stoff   in  der  That    nicht  gut 
fertig  Averden  ^). 

Auf  das  Vorwort  folgt  die  Erklärung  der  phonetischen 
Termini,  der  Lautschrift,  die  gegen  die  1.  Aufl.  manche  Än- 
derungen und  Zusätze  zeigt,  sowie  der  Abkürzungen.  Die 
Einleitung  (S.  1 — 34)  ist  besonders  um  die  Besprechung  der 
enzyklopädischen  oder  methodischen  Bücher  von  Elze,  dem 
Unterzeichneten  und  Körting  vermehrt.  Gewiss  täuscht  sich 
Storm  nicht  in  der  Annahme,  dass  durch  die  genannten  sein 
Buch  nicht  überflüssig  geworden  ist. 

Kap.  I,  Allgemeine  Phonetik  (S.  35 — 353),  bildet  den 
Hauptinhalt  des  Bandes.  Es  giebt  eine  kritische  Musterung 
der  Fachlitteratur  von  Merkel  an  (einige  frühere  M'crdcn  ganz 
kurz  erledigt),  insbesondere    der  Schriften  von  Brücke,  Kum- 


1)  Die  2.  Abteilung-,  Rede  und  Sclirift,  die  SS.  I-^— XXII*  und 
48.5— lOHS  unifassiMid,  mit  Nachwort,  Inlialtsverzeic-hnis,  Nacliträgen 
und  austiiliriiclieiii  Register  zum  ganzen  Werk,  ist  mittlerweile  (1896) 
erschienen.    Eine  Fortsetzung  des  Werkes  wird  nicht  mehr  gephmt. 


Storni  Englische  Philologie.  263 

pelt,  Sievers,  Trautmann,  Vietor,  Bell,  Ellis,  Sweet,  P.  Passy, 
Wulff,  F.  Beyer;  zum  Teil  mit  längeren  Exkursen,  z.  B. 
über  Denasalierung-  der  frz.  Nasalvokale,  über  frz.  Akzent, 
über  Sprachmelodie  (besonders  beachtenswert  wegen  der 
Behandlung  der  litauischen  und  lettischen,  der  serbisch- 
kroatischen  und  der  chinesischen  Töne  wie  des  englischen, 
französischen,  italienischen  und  spanischen  Tonfalls);  ferner 
über  die  nordischen  Sprachen,  deren  Phonetik  im  Anschluss 
an  Werke  von  Lyttkens  und  Wulff,  Lundell,  Brekke,  Western, 
Poestion,  Storm  u.  a.  mehr  oder  weniger  eingehend  erörtert 
wird.  Die  Reihe  der  allgemein  phonetischen  Schriften  wird 
dann  fortgesetzt  durch  die  von  Techmer,  Lenz,  Jespersen, 
Hagelin,  Grandgent,  Lloyd  u.  a.  Endlich  erwähnt  Storm  die 
wichtigsten  Fachzeitschriften.  —  Bekanntlich  steht  der  Vf. 
auf  Seiten  der  englischen  Schule;  am  engsten  berührt  er  sich 
wohl  mit  Sweet,  während  ihn  Techmer  am  wenigsten  an- 
spricht. Volle  und  verdiente  Anerkennung  finden  mehrere 
jüngere  Fachgenossen,  vor  allem  P.  Passy  (auch  dessen  Bru- 
der J.  Passy)  und  Jespersen.  —  Die  knappe  Skizzierung  des 
Inhalts,  für  die  ich  hier  leider  nur  Raum  finde,  lässt  ahnen, 
welch  reiche  Belehrung  in  diesem  phonetischen  Kapitel  ein 
so  vielseitiger  und  selbständiger  Lautforscher  wie  Storm  zu 
bieten  hat. 

Das  IL  Kapitel,  Englische  Aussprache  (S.  353 — 484),  ist 
kürzer  und  bietet  Nicht-Anglisten  kein  so  mannigfaltiges  In- 
teresse. Aber  auch  hier  findet  man  umfassende  und  zuver- 
lässigste Auskunft:  kritische  Würdigung  der  Litteratur  (Schmitz, 
Mätzner,  Walker,  Smart  und  spätere  Orthoepisten;  Bell,  Sweet, 
Soames,  Murray,  Lloyd,  Western  u.  s.  w.)  und  die  eignen 
Aufstellungen  Storms,  eines  vorzüglichen  Kenners  des  ge- 
sprochenen Englisch. 

Ein  Sprachforscher,  der  mit  Fr.  Neumann  und  dem  Vf. 
(S.  VI)  glaubt,  dass  'einzig  und  allein  die  Beobachtung  der 
leben-den  Sprache  eine  sichere  Basis  für  die  Entscheidung 
prinzipieller  Fragen  der  Sprachgeschichte  bietet',  darf  an 
Storms  '  Englischer  Philologie'  nicht  vorbeigehen. 

Marburg.  W.  Vietor. 


Kluge   F.     Deutsche   Studentensprache.      Strassburg    Trübner 
1895.  X  u.  136  S.    8^.     2,50  M.,  geb.  3,50  M. 

Diese  Schrift  ist  eine  Frucht  von  Kluges  Arbeit  an  sei- 
nem deutschen  Wörterbuch.  Bei  seinen  P'orschungen  über 
die  Geschichte  mancher  erst   in  der   neueren  Sprache    auftre- 


264  Kluge  Deutsche  Studentensprache. 

tenden  Worte  richteten  sich  seine  Blicke  mit  Eecht  auf  die 
Studentensprache,  die  die  Umgangssprache,  ja  sogar  die  all- 
gemeine deutsche  Schriftsprache  in  mannigfachster  Weise  be- 
fruchtet hat.  Aus  umfänglichen  Sammlungen  auf  diesem  Ge- 
biet ging  sein  Vortrag  über  deutsche  Studentensprache  her- 
vor, der  1892  in  der  Allgemeinen  Zeitung  erschienen  ist  und 
diesen  Vortrag  legt  er  jetzt  in  erweiterter  Gestalt  vor,  nament- 
lich auch  durch  ein  Wörterbuch  vermehrt.  Der  abhandelnde 
Teil  des  Buches  dient  dazu,  die  Vielseitigkeit  und  Eeichhaltig- 
keit  des  studentischen  Sprachschatzes  zu  veranschaulichen, 
sowie  das  Material  nach  etymologischen  und  geschichtlichen 
Gesichtspunkten  zu  beleuchten.  Nach  einigen  Bemerkungen 
über  die  Entstehung  der  studentischen  Sprache  und  die  stu- 
dentische Litteratur  wird  zuntächst  auf  die  Benennungen  ein- 
gegangen, die  der  Student  sich  selbst  und  andern  gibt  (^Stu- 
denten und  Philister'),  es  folgt  die  'Trunkenlitanei'  mit  einem 
Verzeichnis  von  Biernamen  und  einer  Besprechung  des  Bier- 
komnients,  dann  die  Aufzählung  der  'antiken  Elemente'  in 
Wortschatz  und  Wortbildung,  "burschikose  Zoologie',  Benen- 
nungen aus  dem  Tierreich,  H^iblisch-theologische  Nachklänge', 
Einwirkungen  der  Gaunersprache  ('im  Banne  des  RotAvelsch'), 
'französische  Einflüsse',  zum  Schluss  zusammenfassende  Be- 
merkungen über  'grammatische  Eigenart'  und  'Ursprung  und 
Verbreitung'.  Kluge  entwirft  uns  so  ein  sehr  charakteristi- 
sches Bild  von  der  studentischen  Sprache:  Avir  l)emerken  auf 
der  einen  Seite  das  zähe  Haften  an  der  Tradition,  das  Fest- 
halten alter  Worte  und  Wendungen,  die  vor  Jahrhunderten 
aufgekommen  sind,  auf  der  andern  Seite  eine  Beweglichkeit 
und  Entwicklungsfähigkeit,  die  es  bewirkt  hat,  dass  alle  die 
Veränderungen  und  Moden,  denen  Sprache  und  Sitte  im  Laufe 
der  Zeiten  unterworfen  waren,  ihren  Niederschlag  in  der  Stu- 
dentensprache hinterlassen  haben.  Ich  unterlasse  es  zu  dem 
von  Kluge  gegebenen  Bilde  Einzelheiten,  die  aus  der  burschi- 
kosen Literatur  leicht  entnommen  werden  könnten  ^),  nachzu- 
tragen. Dass  das  bekannte  der  Kerls  auf  ein  schulmässiges 
Kerlus  zurückgehe  (S.  35),  glaube  ich  bestimmt  nicht,  es  ist 
der  in  den  Sing,  übertragene  ndd.  Plur.  (von  dem  Kluge  S.  99 
seltsam  bemerkt,  dass  er  'schon  bei  Zachariä'  vorkomme). 
Bei  der  Besprechung  von  Backfisch  (S.  71)  ist  unbeachtet 
geblieben,  dass  das  Wort  im  16.  17.  Jh.  auch  für  Baccalau- 
reu8   gebraucht    wird,    Meier  S.  47    bringt   einen  Beleg    vom 


1)  E.  Schmidt  hat  in  der  Zeitschrift  des  Vereins  für  Volks- 
kunde 5,  220.  334  rciclie  Nachtr;io-e  zusanimengestellt.  Audi  Jolm 
Meier  hat  in  seiner  llallisclion  Studentensprache  (Halle  1894),  über 
die  Khiyc  in  dem  Vorwort  seiner  Schrift  niclit  g-erecht  lU'teilt,  viele 
QueUen  verwertet,  die.  Kluge  nicht  herangezogen  hat. 


Kluge  Deutsche  Studentensprache.  265 

J.  1627  bei,  die  Entstellung  findet  sich  aber  schon  bei  Al- 
berus,  Fabeln  40,  129. 

Sehr  dankenswert  ist  das  beigegebene,  auf  Grundlage 
der  studentischen  Idiotiken  seit  1749  entworfene  Wörterbuch 
der  Studentensprache.  Kluge  hat  hier  ausser  der  eigentlichen 
studentischen  Literatur  auch  Schriftsteller  herangezogen,  die 
eine  Vorliebe  für  burschikose  Ausdrücke  haben,  z.  B.  Gaudy, 
gelegentlich  Bürger,  Heine  u.  A.  Es  ist  zu  bedauern,  dass 
er  hierin  nicht  weiter  gegangen  ist;  lag  es  auch  nicht  in  seinem 
Plan,  die  Einwirkung  der  Studentensprache  auf  die  allgemeine 
Literatursprache  darzulegen,  so  durfte  doch  bei  manchen 
"Wörtern,  die  er  aus  ziemlich  später  Quelle  belegt,  der  Hin- 
weis darauf,  dass  das  Wort  literarisch  früher  auftritt,  nicht 
fehlen.  Aus  Bürger  war  z.  B.  ein  Beleg  für  sich  bene  thun 
zu  entnehmen,  anderes  hätte  die  jugendliche  Schriftstellerei 
Lessings,  Goethes,  Schillers,  besonders  viel  die  Romanliteratur 
(Bode,  Hermes  u.  A.)  dargeboten.  Ferner  vermisst  man  die 
notwendige  Scheidung  zwischen  den  eigentlich  studentischen 
Ausdrücken  und  anderen,  die  der  allgemeinen  Umgangssprache 
angehören.  Alle  Idiotiken,  namentlich  auch  die  älteren  von 
Kindleben  und  Augustin,  haben  auch  solche  aufgenommen. 
Wörter  wie  bezechen,  Federfuchser,  läppisch,  schäkern,  schna- 
Jcisch,  schnurrig  usw.  sind  nicht  spec.  studentisch,  mag  auch 
das  eine  oder  andere  von  ihnen  in  der  Studentensprache  be- 
sonders beliebt  gewesen  sein.  Wer  die  Studentensprache  ge- 
schichtlich betrachtet,  wird  streng  zwischen  solchen  Ausdrücken, 
die  in  Studentenkreisen  aufgekommen  sind  und  solchen,  deren 
sich  die  Studentensprache  bloss  bemächtigt  hat,  unterscheiden 
müssen.  Dass  Kluge  nach  dieser  Seite  hin  nichts  Abschliessen- 
des bietet,  mindert  natürlich  nicht  den  Dank,  den  wir  ihm 
schuldig  sind.  Sein  Buch  hat  unsere  Kenntnis  der  Studenten- 
sprache in  erfreulicher  Weise  bereichert,  es  erscheint  bei 
seiner  gemeinverständlichen  und  anregenden  Darstellung  na- 
mentlich geeignet,  weitere  Kreise  für  die  Eigenart  der  studen- 
tischen Sprache  zu  interessieren. 

Leipzig.  K.  v.  Bah  der. 


Beriieker  E.  Die  preussische  Sprache.  Texte,  Grammatik, 
etymologisches  Wörterbuch.  Strassburg  Trübner  1896.  XII 
und  336  S.    8«.     8  M. 

Das  Buch  enthält  vor  Allem  einen  Wiederabdruck  der 
Katechismen,  wie  wir  gleich  hier  mit  Dank  hervorheben  wollen, 
in  ihrer  ganzen  Gestalt,  d.  h.  samt  den  Vorworten  und  dem 
wohl  für  Jedermann  unentbehrlichen  deutschen  Urtext  (diesen 


266  Berneker  Die  preussische  Sprache. 

nennt  der  Verf.  merkwürdigerweise  wiederholt  'die  deutsche 
Übersetzung'),  welcher  um  so  weniger  überflüssig  erscheint, 
als  der  Luthersche  Text  ja  vielfach  mehr  oder  weniger  ge- 
ändert wurde.  Darauf  folgt  ein  Kapitel  über  die  leider  so 
viel  zu  wünschen  übrig  lassende  Art  der  Übersetzung,  über 
die  Orthographie  der  Katechismen,  die  Akzent-,  Laut-  und 
Formenlehre  der  durch  dieselben  repräsentierten  Sprache,  ein 
Wiederabdruck  des  Elbinger  Vokabulars,  Laut-,  Formen-  und 
Betonungsichre  über  das  in  demselben  enthaltene  Material, 
im  Anhang  Grünaus  Vokabular,  und  zum  Schluss  ein  etymo- 
logisches Wörterbuch.  Die  gewählte  Einrichtung  des  Buches 
ist  wohl  nicht  die  einzig  mögliche  und  vielleicht  nicht  die 
zweckmässigste :  doch  gehen  in  dgl.  die  subjektiven  Anschau- 
ungen immer  auseinander.  Ich  hätte  es  vorgezogen,  das 
ganze  erhaltene  Material  (wozu  auch  z.  B.  die  von  Bezzenberger 
ans  Licht  gezogenen  Brocken  zu  ziehen  gewesen  wären)  trotz 
der  unzweifelhaften  teilweisen  Dialektverschiedenheit  zwischen 
dem  Enchiridion  und  Vokabular  in  Einem  zu  verarbeiten 
(auch  die  beiden  kleinen  Katechismen  bieten  ja  Abweichungen), 
den  genauen  Wiederabdruck  des  Vokabulars  zu  unterlassen 
und  dafür  im  Wörterbuch  auch  für  die  Katechismen  er- 
schöpfende Stellenangaben  zu  geben  (die  deutschen  Glossie- 
rungen des  Vokabulars  würden  in  Originali  hier  natürlich 
auch  ihre  Stelle  finden);  der  Umfang  wäre  wohl  im  ganzeji 
derselbe  geblieben.  Wer  sich  mit  dem  Preussischen  beschäf- 
tigt hat,  wird  wissen,  wie  oft  man  im  Katechismus  einzelne 
Stellen  nachzuschlagen  hat:  und  so  wird  man  auch  jetzt 
immer  noch  genötigt  sein,  Nesselmann  zu  Hilfe  zu  nehmen. 
Vielleicht  hätte  es  auch  nicht  geschadet,  dem  Textabdrucke 
in  bündigen  Fussnoten  die  allernötigsten  Aufklärungen,  bzw. 
Hinweise  auf  die  Grammatik  beizufügen. 

Es  war  wirklich  schon  an  der  Zeit,  Nesselmanns  '  Sprache 
der  alten  Preussen'  durch  ein  dem  heutigen  Stand  der  Wissen- 
schaft mehr  entsprechendes  Buch  zu  ersetzen  und  Berneker  hat 
seine  Aufgabe  im  Ganzen  mit  Glück  gelöst.  Es  wäre  überflüssig, 
den  grossen  Fortschritt,  welchen  Bernekers  Grammatik  gegen 
Nesselmann  bedeutet,  besonders  hervorzuheben :  wir  machen 
in  dieser  Beziehung  auf  seine  Akzentlehre  aufmerksam,  wel- 
cher es  gelungen  ist,  nach  Fortunatovs  Vorgang  ein  wirklich 
unerwartetes  Licht  auf  das  Preussische  zu  werfen.  Wie  scharf 
müssen  die  Tonunterschiede  im  Preussischen  gewesen  sein, 
wenn  sie  selbst  aus  einem  sonst  so  kläglichen  Werke,  wie 
Wills  Übersetzung  eines  ist,  so  deutlich  wiedererkannt  werden 
können !  Wir  machen  auf  Fortunatovs  inzwischen  erschienene 
Abhandlung  aufmerksam  (Anz.  VII  179  f.),  deren  Ergebnisse 
in  den  wichtigsten  Punkten  mit  Berneker  übereinstimmen. 


ßerneker  Die  i^rcnissische  Sprache.  267 

S.  116  werden  Ictt.  dial.  Dehnungen  von  a'r  e'r  zu  är 
er  erwähnt:  auch  i'r  u'r  wird  vielfach  dial.  so  gewandelt, 
zu  Verbindungen,  die  man  durch  eer  or  (d.  h.  etwa  ir  ür) 
Aviedergibt.  —  S.  148  ff.  wird  ein  ü  für  das  Pr.  geleugnet. 
Es  ist  möglich,  dass  manches  w,  welches  ich  als  ü  aufgefasst 
habe,  nach  Saussures  Gesetz  als  Umwandlung  von  ä  zu  deuten 
sein  wird  (wodurch  meine  Ausführungen  IF.  VI  300  ff.  z.  Th. 
zweifelhaft  werden),  aber  gänzlich  möchte  ich  dem  Preus.  ein 
ü  doch  nicht  absprechen  (auch  Fortunatov  erkennt  es  an). 
Z.  B.  in  noümans  noüson  usav.  Übrigens  erscheint  es  nach  den 
Fakten,  die  Berneker  z.  B.  S.  190,  191,  192,  209,  212  be- 
spricht, sehr  wahrscheinlich,  dass  über  die  preuss.  Verdumpfung 
von  ä  nach  gewissen  Lauten  noch  nicht  das  letzte  Wort  ge- 
sprochen worden  ist.  —  Pr.  dlrstlan  'stattlich'  gehört  wohl 
nicht  z.  W,  dhers-  (S.  158),  sondern  z.  W.  dhergh-  (lit.  dirz- 
usw.).  —  Dieselbe  Wurzelstufe  wie  hurwis  'Ochse'  S.  159 
weist  auch  poln.  Tcarw  'alter  fauler  Ochs'  (sl.  *Ä;5rü5,  oder  viell. 
■ursp.  nach  derselben  Flexion  ^ki7'Vh)  auf.  —  Zu  S.  170  be- 
merke ich  einstweilen,  dass  überhaupt  im  Balt.  Verba  -inti 
und  -Ui  in  lebhaftem  Wechsel  gewesen  sein  müssen.  Für 
z.  B.  moJcinü  mokinti  hat  das  Lit.  auch  moTciu  (neben  mokaic), 
Prät.  mokimi,  Inf.  mokyti  (daher  z.  B.  mokytojis)  gehabt.  — 
Nom.  Sg.  -ei  bei  -e-Stäramen  (178)  kann  auch  eine  Neubildung 
sein,  nach  dem  Nebeneinander  -ä  :  -ai  bei  den  -«-Stämmen 
entstanden.  —  S.  197  wird  aus  lit.  gerd-ja  eine  urlit.  Instr.- 
Endung  *-ä  für  -ä-Stämme  erschlossen;  gerade  gerd-ja  be- 
weist, dass  es  als  gerd.-jq  zu  fassen  ist :  sonst  hätte  man 
ja  ^'gerö-ja.  —  Die  zusammengesetzte  Adjektivdeklination 
(209)  wird  doch  mehr  Belege  haben.  Meines  Erachtens 
hat  richtig  Uhlenbeck  so  pirmonn-ien  pirmann-m  gedeutet 
(woher  die  Neubildung  Nsg.  pirmo7inis),  ebenso  pansda- 
monn-ien,  pansdaumann-ien  (Die  drei  Katechismen  S.  51,  52). 
—  In  B.s  Deutung  der  preuss.  Personalendungen  auf  -ai 
212  ff.  findet  man  wieder  z.  T.  die  beliebte  Erklärungsme- 
thode mittelst  suffigierter  Partikel  angewendet.  Meines  Erach- 
tens kommt  man  ganz  gut  aus,  wenn  man  das  Vorhandensein 
von  Aktivum  und  Medium  mit  Verlust  des  Diathesisunter- 
schiedes  annimmt,  wie  ja  dasselbe  im  Balt.-sl.  auch  sonst  ver- 
bürgt ist:  war  z.  B.  in  der  2.  Sg.  neben  -si  auch  ein  gleich- 
bedeutendes -sai  vorhanden,  ist  es  sehr  möglich  gewesen,  ein 
•ai  auch  z.  B.  in  der  3.  Sg.  und  sonst  einzuführen.  Jeden- 
falls mit  Recht  vergleicht  B.  preuss.  -mai  in  der  1.  PI.  mit 
lett.  -mi  -me-s.  —  Zu  lit.  budeti  (sl.  hideti)  S.  213  lautet  das 
eig.  Präsens  hudziü  (asl.  hdzdq)  Varp.  VI  185  oder  auch  budü 
(bei  Willent,  Lit.  Drucke  III  157,  3):  hundü  gehört  zum  In- 
choativ hüsti.  —  Im  Baltischen  muss  man  in  der  That  zweier- 


268  Berneker  Die  preussische  Sprache. 

lei  Infinitive  auf  -fi  unterscheiden  (S.  232/3),  die  beide,  wie 
es  scheint,  auf  einen  konsonantischen  Stamm  -t  hinweisen 
(vgl.  de  Saussure  IF.  IV  460).  Der  eine,  preuss.  -t  (apoko- 
piert  aus  -ti)  und  wohl  teilweise  lit.  -ti  -t,  ist  die  Lokativform 
ursp.  -ti:  im  Lit.  ist  ja  bei  kons.  Stämmen  die  (meist  apoko- 
pierte)  Lokativform  als  Dsg.  belegt  (de  Saussure  1.  1.;  dazu 
noch  Dsg.  dever  Jus.  660,  3 — 1,  szün  dreimal  Schleicher  Les. 
98,  dulieri,  aJcmeni  Bezzenberger  BGLS.  128,  szuni,  seseri 
Kurschat  §  733);  dieses  -ti  ist  mit  gä6.  -ti  identisch  (Bar- 
tholomae  Grundriss  I  §  259  b,  vgl.  auch  ved.  -ti  bei  Ludwig, 
Kigv.  VI  244).  Der  andere  ist  die  Dativform,  ursp.  -tai  mit 
Stosston  (av.  -te,  -töi  Bartholomae  §260,  2  d):  wohl  im  Lett. 
und  in  vielen  lit.  Dialekten,  wo  die  Infinitivendung  im  Aktiv 
-t{i),  im  Reflexiv  -tes  lautet;  wenn  zuweilen  (z.  B.  Gouv.  Su- 
walki)  auch  im  Aktivum  -/e  erscheint,  so  beruht  dies  auf  Ver- 
schleppung aus  der  Reflexivform.  Diese  andere  Infinitivform 
kann  allerdings  auch  auf  eine  Lokalform  des  -fei- Stammes 
zurückgeführt  werden.  Vgl.  Brugmann  Grdr.  II  §§  249,  260, 
1088.  6^). 

Einige  üngenauigkeiten  möchte  man  doch  lieber  ver- 
missen. So  av.  taibhycl  f.  taihyä  129,  200,  207,  lett.  swets 
f.  sicets,  abg.  zvevb  lett.  fwers  f.  zverb  fwers  162,  abg.  lesti 
f.  leiti  ebd.,  lit.  vaikamüs  f.  vaihämus  197  usw.  Auch  im 
Wörterbuch  (welches  leider  auch  nicht  vollständig  ist)  wäre 
manches  zu  verbessern.  Pr.  halsinis,  lett.  halfens  hat  tönen- 
des z  (zur  Etymologie  s.  Bezzenberger  BB.  I  256,  Johansson 
IF.  II  23,  Matzenauer  Listy  fil.  VII  9);  unter  herse  steht 
wieder  lett.  herse  st.  herfe-,  abg.  gnefeti  (n.  gnode)  gibt  es 
nicht,  sondern  giiesti,  bezw.  gnetati;  über  liermens  'Körper' 
vgl.  o.  IV  58,  V  113;  UHiidleimai  (vgl.  waidelotte)  hat  bei 
Nesselmann  eine  treffliche  Deutung  gefunden;  usw. 


1)  Den  lit.  -i'e-Infinitiv  deutet  Brugmann  IF.  VI  101  f.  anders 
als  Rf.  es  III  139  f.  versucht  hatte.  Doch  glaubt  er  angesichts  der 
Parallelität  von  slaptr  :  slaptemls  (vgl.  -ä  :  -onus,  *-inq  :  -inomis,  -cziq: 
-cziomis)  an  seiner  Deutung  festlialten  zu  dürfen,  umsomehr  als  ja 
Szyrwid  thatsächlich  zuweilen  gegen  seinen  Dialekt  verstösst. 

Smichov  bei  Prag.  Josef  Zubaty. 


Mitteilungen.  261> 

Mitteilungen. 
Karl  Terner  If. 

Am  5.  November  verschied  im  Alter  von  50  Jahren  Karl 
Verner,  Professor  der  slavischen  Philologie  an  der  Universität 
Kopenhagen. 

In  der  Geschichte  der  Sprachwissenschaft  mag  es  einzig  da- 
stehen, dass  ein  Gelehrter  von  den  Ergebnissen  seines  Forschens  so 
wenig  an  die  Öffentlichkeit  gegeben  und  dabei  durch  dieses  We- 
nige sich  einen  so  glänzenden  Namen  gemacht  hat  wie  er.  Jeder- 
mann kennt  das  '  Vernersche  Gesetz',  kennt  den  im  J.  1876  in  Kuhns 
Zeitschr.  XXIII  97—130  erschienenen  Aufsatz  mit  dem  bescheidenen 
Titel  'Eine  Ausnahme  der  ersten  Lautverschiebung'  und  weiss,  einen 
wie  tiefgehenden  Einfluss  er  auf  die  Weiterentwicklung  der  indo- 
germanischen Sprachwissenschaft  geübt  hat,  wie  er  nicht  nur  unser 
Wissen  in  einem  wichtigen  Gebiete  der  Lautlehre  bedeutend  er- 
weitert hat,  sondern  auch  berufen  gewesen  ist,  die  Methode  der 
Sprachforschung  nachhaltig  zu  bestimmen.  Dieser  Aufsatz  hatte 
sogleich  bei  seinem  Erscheinen  ein  beneidensAvertes  Schicksal:  auch 
diejenigen  unter  den  älteren  Indogermanisten,  die  sich  damals  dem 
Treiben  der  jüngeren  gegenüber  im  Allgemeinen  in  Skepsis  zu  hüllen 
liebten,  wie  G.  Curtius,  zollten  ihm  ungeteilten  Beifall. 

Über  das  Leben  und  Wirken  des  vortrefflichen  Mannes,  des 
feinsinnigen  Gelehrten  und  liebenswerten  Menschen,  wird  in  diesem 
'Anzeiger'  demnächst  ein  Andrer  ausführlicher  berichten.  Mir,  der 
dem  Verstorbenen  in  den  Jahren  seines  besten  Schaffens  persönlich 
nahe  gestanden  hat  —  wir  waren  in  der  zweiten  Hälfte  der  70  er 
Jahre  viel  zusammen,  in  Leipzig  xmd  Halle  sowie  in  Wiesbaden, 
wo  damals  unsere  beiderseitigen  Eltern  lebten  — ,  sei  hier  nur  noch 
ein  Wort  gestattet  über  eine  charakteristische  Seite  seines  Wesens,  die, 
wie  mir  scheint,  am  besten  von  denen  beurteilt  werden  kann,  welche 
mit  ihm  gerade  in  jenen  Jahren,  nicht  bloss  in  den  späteren  seines 
zunehmenden  köi-perlichen  Leidens  verkehrten.  Dass  Verner  seine 
schriftstellerische  Thätigkeit  so  früh  abschloss,  daran  ist  seine  Ge- 
sundheit, die  schon  um  1876  nicht  die  beste  war,  zum  kleinsten  Teil 
schuld  gewesen.  Er  gehörte  zu  jenen  Gelehrtennaturen,  denen  zwar 
das  Forschen  allzeit  Genuss  bereitet  und  die  sich  gerne  mit  befreun- 
deten Fachgenossen  über  das,  Avas  sie  beschäftigt,  aussprechen, 
mündlich  und  schriftlich,  denen  es  aber  fern  liegt,  mit  den  Resul- 
taten ihrer  Untersuchungen  vors  Publikum  zu  treten  und  die  Wir- 
kung auf  dieses  zu  erproben.  Vernern  war  das  Publizieren  geradezu 
vei'hasst.  Mahnungen  von  Freundesseite  pflegte  er  mit  dem  Hinweis 
auf  das  ihm  "angeborene  wissenschaftliche  Epikureertum"  zu  beg'eg- 
nen,  von  dem  er  nicht  lassen  könne  und  wolle.  Dass  der  genannte 
bedeutende  Aufsatz  über  die  urgermanische  Lautverschiebung  von 
ihm  ausgearbeitet  Avurde  und  ans  Licht  der  Öffentlichkeit  gelangte, 


270  Mitteilungen. 

ist  denn  auch  weniger  sein  Verdienst  als  das  von  Vilh.  Thomsen. 
Diese  Arbeit  bildet  einen  Abschnitt  aus  den  Untersuchungen  über 
die  Betonung  der  indogermanischen,  besonders  der  slavischen  Spra- 
chen, mit  denen  Verner  viele  Jahre  eifrig  beschäftigt  gewesen  ist 
und  die  sich  schon  gegen  Ende  der  70er  Jahre  zu  ansehnlichen 
Stössen  von  Manuskript  verdichtet  hatten.  Ob  etwas  hiervon  aus 
seinem  Nachlass  veröffentlicht  und  so  nach  seinem  Tode  die  Er- 
wartung erfüllt  werden  kann,  die  man  zu  seinen  Lebzeiten  vergeb- 
lich hegte,  werden  wir  wohl  bald  durch  seine  Kopenhagener  Freunde 
erfahi'en.  Eine  etwas  abseits  von  den  Akzentstudien  liegende  wich- 
tige Entdeckung  Verners  war  die  des  arischen  Palatalgesetzes  (alt- 
ind.  ca  =  gr.  x^  lat.  qtie).  Auch  diesen  Fund  teilte  er  nur  seinen 
Bekannten  mit  und  konnte  sich  nicht  überwinden,  ihn  durch  den 
Druck  bekannt  zu  geben,  obwohl  wenige  Seiten  genügt  hätten, 
das  Lautgesetz  vollkommen  klar  zu  stellen.  Lange  Zeit  Hess  er  sich 
von  seinen  Leipziger  Freunden  vergeblich  mahnen,  etwas  darüber 
zu  veröffentlichen.  Endlich,  nach  Jahren,  wurde  die  Entdeckung, 
die  man  nicht  länger  ignorieren  konnte,  durch  Osthoff  "im  Intei'esse 
unserer  Wissenschaft"  ans  Tageslicht  gebracht,  s.  Morpholog.  Un- 
tersuch. I  (1878),  S.  116  ff.   — 

Eequiescat  in  pace! 

Leipzig,  25.  November  1896.  K.  Brugmann. 


Die  44.  Tersammlung  deutscher  Philologen  und 
Schulmänner 

wird  in  Dresden  vom  29.  September  bis  zum  2.  Oktober  1897  statt- 
finden. Die  vorbereitenden  Geschäfte  für  die  indogermanische  Sek- 
tion haben  übernommen  Dr.  Brugmann,  Professor  an  der  Univer- 
sität Leipzig  und  Dr.  Uhle,  Gymnasialprofessorin  Dresden-Blasewitz. 
Anmeldungen  von  Vorträgen  für  die  Plenarsitzungen  sind  an 
einen  der  beiden  Präsidenten  (Oberschulrat  Dr.  Wohlrab,  Rektor 
desKgl.  Gymnasiums  zu  Dresden,  und  Geheimer  Hofrat  Dr.  Ribbeck, 
Profe.ssor  an  der  Universität  Leipzig)  vor  Mitte  Juni  1897,  für 
die  Sektionen  an  einen  der  Sektionsobmänner   gelangen  zu  lassen 


Personalien. 

Prof.  Johannes  Schmidt  in  Berlin  ist  der  Charakter  als 
geheim.  Regierungsrat  verliehen  worden.  —  Prof.  Karl  Brugmann 
ist  von  der  Universität  Princeton  (New  Jersey)  anlässlich  ihrer 
Jubelfeier  zum  Dr.  iur.  h.  c.  ernannt  worden.  —  Der  Privatdozent 
der  idg.  Sj)rach\vissenschaft  und  germanischen  Philologie  an  der 
Universität  Leipzig  Dr.  Herman  Hirt  ist  zum  ao.  Professor  er- 
nannt worden. 


LC 


J 


p 

501 
U 
Bd.  7 


Indogermanische  Forschungen 


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