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in 2010 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/inselalmanachauf1911leip
überreicht von der Firma:
Jofeph Baer & Co,
Frankfurt a. M.
Hochftraße 6
Ka lendarium
Ein jeaer kehre vor J einer Tür,
Und rein iß jedes Stadtquartier.
Ein jeder übe fein Lektion,
So zuird es gut im Rate Jhhn.
GOETHE
am 6. März 1S32.
DER REISSER
ICH bin ein Reißer früh und fpät,
Ich entwürf auf ein Lindenbrett
Bildnus von Menfchen oder Tier,
Auch Gewächs mancherlei Monier,
Hiftori und was man will haben,
Gefchrift und groß Verfalbuchftaben,
Künftlich, daß nit ift auszufprechen;
Auch kann ich wohl in Kupfer ftechen.
JANUAR
I
2
3
4
5
6
7
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
Neujahr
Abel, Seth
Enoch, Daniel
Methufalem
Simeon
Epiphanias
Melchior
Neujahr Jefus
Makarius
Genovefa
Titus
Telesphorus
Heilige 3 Könige
Lucian
8
9
IG
II
12
13
1 +
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
I. n. Ep. Balth.
Kafpar
Paulus Einfegnung
Erhard
Reinhold
Hilarius
Felix
I. n. Ep. Sever.
Julian
Agathon
Hyginus
Arkadius
Gottfried
Felix
3)
®
15
16
17
18
19
2C
21
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
2. n. Ep. Habak.
Marcellus
Antonius
Priska
Ferdinand
Fabian, Seb.
Agnes
2. n.Ep. Marceil.
Marcellus
Antonius
Petri Stuhlfeier
Kanut
Fabian, Seb.
Agnes
22
23
24
26
27
28
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
3. n.Ep. Vincentius
Emerentiana
Timotheus
Pauli Bekehrung
Polykarp
Joh. Chryibft.
Karl
3. n.Ep. Vincentius
Mar. V., Emer.
Timotheus
Pauli Bekehrung
Polykarp
Joh. Chryfoft.
Karl der' Große
C
29
3C
31
Sonntag
Montag
Dienstag
4. n. Ep. Samuel
Adelgunde
Valerius
4. n. Ep. F, V. S.
Martina
Petrus Nolask.
9
DER FURMSCHNEIDER
ICH bin ein Furmenfchneider gut.
Alls, was man mir vorreißen tut
Mit der Feder auf ein Furmbrett,
Das fchneid ich denn mit dem Gerät.
Wann mans denn druckt, fo findt fich fcharf
Das Bild, fo der Reißer entwarf;
Die fteht denn druckt auf dem Papier
Mit Schwarz, unausgeftrichen fchier.
FEBRUAR
I
Mittwoch
Brigitta
Ignatius
2
Donnerstag
Maria Reinigung
Maria Lichtm.
1
Freitag
Blafius
Blafius
4
Sonnabend
Veronika
Andreas Koriinus
5
Sonntag
5. n. Ep. Agatha
5. n. Ep. Agatha
6
Montag
Dorothea
Dorothea
3)
7
Dienstag
Richard
Romuald
8
Mittwoch
Salomon
Joh. von Matha
9
Donnerstag
Apollonia
Apollonia
lO
Freitag
Renata
Scholaftika
1 1
Sonnabend
Euphrofina
Defiderius
12
Sonntag
Sept., Eulalia
Sept., Eulalia
M
Montag
Benignus
Benignus
®
1 +
Dienstag
Valentinus
Valentinus
M
Mittwoch
Formofus
Fauftinus
i6
Donnerstag
Juliana
Juliana
17
Freitag
Konftantia
Donatus
i8
Sonnabend
Konkordia
Simeon
J9
Sonntag
Sexag., Sufanna
Sexag., Gabinus
20
Montag
Eucherius
Eleutherius
21
Dienstag
Eleonora
Eleonora
C
22
Mittwoch
Petri Stuhlfeier
Petri Stuhlfeier
21
Donnerstag
Serenus
Serenus
24
Freitag
Matthias
Matthias
25
Sonnabend
Viktorinus
Walburga
26
Sonntag
Eftomihi, Neftor
Quinqu., Alex.
-7
Montag
Leander
Leander
28
Dienstag
Faftnacht, Juftus
Faftnacht,Roman..
DER SCHRIFTGIESSER
ICH geuß die Schrift zu der Druckrei,
Gemacht aus Wismat, Zinn und Blei,
Die kann ich auch gerecht juftieren,
Die Buchitaben zufamm ornieren
Lateinifch- und deutfcher Gefchrift,
Auch was die gricchifch Sprach antrifft,
Mit Verfalen, Punkten und Zügen,
Daß ße zu der Druckerei tüs^en.
MÄRZ
I
Mittwoch
Afchermittwoch
Afcherm., Albin.
@
2
Donnerstag
Simplicius
Simplicius
1
Freitag
Kunigunde
Kunigunde
4
Sonnabend
Adrianus
Kafimir
S
Sonntag
I. Inv. Friedrich
I. Inv. Friedrich
6
Montag
Fridolin
Viktor
7
Dienstag
Felicitas
Thomas v. A.
3
8
Mittwoch
Quat., Philem.
Quat. J. d. D.
9
Donnerstag
Prudentius
Franziska
lO
Freitag
Henriette
40 Märtyrer
1 1
Sonnabend
Rofina
Eulogius
12
Sonntag
2. Rem. Gr. d. Gr.
2. Rem. G. d. G.
U
Montag
Ernft
Euphrasia
1 +
Dienstag
Zacharias
Mathilde
M
Mittwoch
Longinus
Longinus
®
i6
Donnerstag
Cyriakus
Heribert
I 7
Freitag
Gertrud
Gertrud
i8
Sonnabend
Ansehn US
Cyrillus
19
Sonntag
3. Oculi Jolcph
3. Okuli Joseph
20
Montag
Hubert
Joachim
21
Dienstag
Benediktus
Benediktus
22
Mittwoch
Mittfalt., Kaiimir
Oktavian
21
Donnerstag
Eberhard
Otto
C
24
Freitag
Gabriel
Gabriel
25
Sonnabend
Maria Verk.
Maria Verk.
26
Sonntag
4. Lätare Eman.
4. Lätare Ludg.
27
Montag
Rupert
Rupert
28
Dienstag
Malchus
Guntram -
29
Mittwoch
Euftafius
Euftafms
30
Donnerstag
Guido
Quirinus
®
31
Freitag
Arnos
Balbina
DER PAPIERER
ICH lammel Hadern zu der Mühl,
Denn treibt mirs Rad das WaiTer kühl,
Das mir die z'fchnitten Hadern mahlt,
Das Mehl in Waller wird einquellt.
Draus mach ich Bog'n, auf den Filz bring,
Durch Preß das WafTer daraus zwing.
Denn henk ichs auf, laß trucken wern,
Schneeweiß und glatt, fo hat mans gern.
APRIL
I
Sonnabend
Theodora
Hugo
2
Sonntag
5. Jud. Theodofia
5.Judika F. V. P.
.3
Montag
Chriftian
Richard
4
Dienstag
Ambrofius
Ifidorus
5
Mittwoch
Maximus
Vinzent. Ferrer
6
Donnerstag
Sixtus
Cöleitinus
3
7
Freitag
Cöleltin
Hermann
8
Sonnabend
Liborius
Albert
9
Sonntag
6. Palm. Bogisl.
6. Palm. M. Kl.
lO
Montag
Ezechiel
Ezechiel
1 1
Dienstag
Julius
Leo der Große
12
Mittwoch
Euftorgius
Julius
1.3
Donnerstag
Grün. Donnerstag
Grün. Donnerstag
®
H
Freitag
Karfreitag
Karfreitag
15
Sonnabend
Olympiades
Karfamstag
16
Sonntag
Heil. Ofterfelt
Heil. Ofterfeft
17
Montag
Oftermontag
Oftermontag
18
Dienstag
Florentin
Eleutherius
19
Mittwoch
Hermogenes
Werner
20
Donnerstag
Sulpitius
Viktor
21
Freitag
Adolarius
Anfelm
C
22
Sonnabend
Lothar
Soter u. Kajus
23
Sonntag
I . Quafimodogen.
I. Quafimod.
24
Montag
Albert
Adalbert
25
Dienstag
Markus Ev.
Markus Ev.
26
Mittwoch
Raimarus
Kletus
27
Donnerstag
Anaftafms
Anaftafius
28
Freitag
Therefe
Vitalis
@
29
Sonnabend
Sibylla
Petrus M.
30
Sonntag
2. Mif. Dom.
2. Mif. Dom.
•i^ti^K^H^tt^H
DER BUCHDRUCKER
ICH bin gefchicket mit der Preß,
So ich auftrag den Firniß reß.
Bald der Poftlierer-Stangen zuckt,
lit ein Bogen Papiers gedruckt.
Dardurch kummt manich Buch an Tag,
Das man leichthin bekummen mag.
Vor Zeit hat man die Bücher gfchrieben ;
Zu Mainz die Kunft ward erftlich trieben.
MAI
I
Montag
Philipp., Jak.
Philipp., Jak.
2
Dienstag
Sigismund
Athanafius
3
Mittwoch
Kreuz. Erfind.
Kreuz. Erfind.
4
Donnerstag
Florian
Monika
5
Freitag
Gotthard
Pius V.
D
6
Sonnabend
Dietrich
Johan. V. d. Pr.
7
Sonntag
j.Jubil.Gottfr.
3. Jub. Stanislaus
8
Montag
Stanislaus
Michael Erich.
9
Dienstag
Hiob
Gregor Naz.
lO
Mittwoch
Gordian
Antoninus
1 1
Donnerstag
Mamertus
Mamertus
12
Freitag
Pankratius
Pankratius
13
Sonnabend
Servatius
Servatius
®
14
Sonntag
4. Cant. Chrilt.
4. Cant. Bonif.
=^5
Montag
Sophia
Sophia
16
Dienstag
Peregrinus
Joh. V. Nep.
17
Mittwoch
Jobft
Ubaldus
18
Donnerstag
Erich
Venantius
19
Freitag
Potentiana
Petr. Cöleftin
20
Sonnabend
Anaftafius
Bernhardin
21
Sonntag
5. Rogate Prud.
5. Rogate Conft.
C
22
Montag
Helena
1. Bittag
23
Dienstag
Defiderius
2. Bittag
24
Mittwoch
Efther
3. Bittag
25
Donnerstag
Himmelf. Chr.
Himmelfahrt Chr.
26
Freitag
Eduard
Philipp Neri
27
Sonnabend
Beda
Beda
28
Sonntag
6. Exaudi Wilh.
6. Exaudi Wilh.
©
29
Montag
Maximilian
Maximus
30
Dienstag
Wigand
Felix
31
Mittwoch
Petronella
Petronella
DER BRIEFMALER
EIN Briefmaler bin aber ich,
Mit Illuminieren nähr ich mich,
Anftreich die Bildwerk, (o da ftehnt
Auf Papier oder Pergament,
Mit Farben und verhochs mit Gold.
Dem Patroniern bin ich abhold;
Darmit man fchlechte Arbeit macht,
Darvon man fchlechten Lohn entpfacht.
><^: «^ii^n^i i^im
:
:
JUNI
i
I
2
3
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
Nikomedes
Marquard
Erasmus
Juventlus
Erasmus
Klothilde
3
$
$
$
4
5
6
7
8
9
IG
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
Heil. Pfingftfeft
Pfingftmontag
Benignus
Quat., Lukretia
Medardus
Barnim
Onuphrius
Heil. Pfingftfeft
Pfingftmontag
Norbert
Quat., Robert
Medardus
Feliz. u. Prim,
Margareta
:
I I
12
13
15
16
17
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
Trinitatis
Klaudina
Toblas
Modeftus
Vitus
Juftina
Volkmar
Heil. Dreifaltigkeit
Bafilides
Anton V, Padua
Bafilius
Fronleichnam
Benno
Adolt
®
:
18
19
20
21
22
23
24
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
I. n. Trin. Paul.
Gerv. u. Protaf.
Raphael
Jakobina
Achatius
Bafilius
Joh. der Täufer
2.n.Pf. M. u. M.
Gerv. u. Protaf.
Silverius
Aloyfius
Paulinus
Herz-Jesu-Feft
Joh. der Täufer
C
:
1
25
26
27
28
29
30
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
2. n. Tr. Elog.
Jeremias
Sieben Schläfer
Leo
Peter und Paul
Pauli Ged.
3. n. Pf. Profp.
Johann u. Paul
Ladislaus
Leo IL
Peter und Paul
Pauli Ged.
DER HANDMALER
DIE Kunlt der Perfpektiv ich pur
Bericht bin und Konterfaktur,
Dem Menfchen ich mit Färb kann geben
Die Gitalt, als ob des Bild hab Leben.
Stadt, Schloffer, WalTer, Berg und Wald,
Ein Heer, sam lag ein Fürft zu Feld,
Kann ich auf flacher ^^^and anzeigen.
Als fteh es da leibhaftig eigen.
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1
JULI
1
I
Sonnabend
Theobald
Theobald
: 2
Sonntag
3.n.Tr.M. H.
4. n. Pf. M. H.
1
\ ^
Montag
Kornelius
Hyazinth
3)
/•
i ^
Dienstag
Ulrich
Ulrich
1
\ 5
Mittwoch
Anfehnus
Numerianus
\ '
Donnerstag
Jefaias
Jefaias
s
• 7
Freitag
Demetrius
Willibald
$
s
Sonnabend
Kilian
Kilian
1
5
$ 9
Sonntag
4. n. Tr. Cyrill.
5. n. Pf. Cyrill.
i
s ^°
Montag
Sieben Brüder
Sieben Brüder
)
s II
Dienstag
Pius
Pius
®
^
$ '2
Mittwoch
Heinrich
Joh. Gualbert
i
$ -3
Donnerstag
Margareta
Margareta
$
$ H
Freitag
Bonaventura
Bonaventura
$
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Sonnabend
Apoftel Teil.
Apoftel Teil.
\
1 .6
Sonntag
5. n. Tr. Walter
6. n. Pf. Skap.
i
t 17
Montag
Alexius
Alexius
s
$ i8
Dienstag
Karolina
Friderikus
1;
€ 19
Mittwoch
Ruth
Vinz. V. Paula
C
, 1
.0
Donnerstag
Elias
Margareta
;
9
^ 21
Freitag
Daniel
Praxedes
^ 22
Sonnabend
Maria Magd.
Maria Magd.
^
5 23
Sonntag
6. n.Tr. Albert.
7. n. Pf. Apoll.
$
j 26
» ^9
Montag
Chriftine
Chriftine
z
Dienstag
Jakobus
Jakobus
©
t
Mittwoch
Anna
Anna
Donnerstag
Bertold
Pantaleon
Freitag
Innozenz
Innozenz
1
Sonnabend
Martha
Martha
s
K
5
•f
$ 30
Sonntag
7. n. Tr. Beatrix
8. n. Pf. Abdon
$
$ 31
Montag
Germanus
Ignaz Loyola
i
DER PERMENTER
ICH kauf Schaffell, Bock und die Geiß;
Die Fell leg ich da in die Beiß,
Darnach firm ich fie lauter rein.
Spann auf die Rahm ieds Fell allein,
Schahs darnach, mach Ferment daraus
Mit großer Arbeit in mein Haus,
Aus Ohrn und Klaen feud ich Leim.
Das alles verkauf ich daheim.
i^ti^H^t-»
AUGUST
i
I
Dienstag
Petri Kettenfeft
Petri Kettenfeft
2
Mittwoch
Portiunkula
Portiunkula
D
}
i
3
Donnerstag
Auguft
Steph. Erfind.
4
Freitag
Perpetua
Dominikus
5
5
Sonnabend
Dominikus
Maria Schnee
\
6
Sonntag
S.n. Tr. V. Chr.
9. n. Pf. V. Chr.
$
7
Montag
Donatus
Kajetanus
J
8
Dienstag
Ladislaus
Cvriakus
9
^Mittwoch
Romanus
Romanus
IC
Donnerstag
Laurentius
Laurentius
®
1 1
Freitag
Titus
Tiburtius
12
Sonnabend
Klara
Klara
$
13
Sonntag
9. n. Tr. Hild.
10 n. Pf. Hipp.
$
14
Montag
Eufebius
Eufebius
$
z
I^"
Dienstag
Maria Himmelf.
Mar. Himmelfahrt
S
16
Mittwoch
Ifaak
Rochus
l
17
Donnerstag
Bertram
Liberatus
d
i
18
Freitag
Emilia
Helena
j
19
Sonnabend
Sebald
Sebald
l
20
Sonntag
10. n. Tr. Bernh.
II. n. Pf. Bernh.
l
21
Montag
Anaftafius
Anaftafius
s
22
Dienstag
Oswald
Timotheus
$
23
Mittwoch
Zachäus
Philipp Benit
$
24
Donnerstag
Bartholomäus
Bartholomäus
m
4
25
Freitag
Ludwig
Ludwig
$
26
Sonnabend
Irenäus
Zephyrinus
j
27
Sonntag
1 1. n. Tr. Gebh.
12. n. Pf. Ruf.
$
28
Montag
Auguftinus
Auguftinus
$
29
Dienstag
Joh. Enthaupt.
Joh. Enthaupt.
s
30
Mittwoch
Benjamin
Rofa
s
31
Donnerstag
Rebekka
Raimund
3
s
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w:~:^t-i^i.<^t<^fi^i-;^r'^t>
^f^^^t<^;^<^t~;^i.^^!.<^t-;^.
s^-;^
2
DER LEDRER
KÜH'NHÄUT die henk ich in den Bach,
Wurf fie in den Äfcher darnach,
Roßhäut und Kalbfell auch alfo,
Darnach würf ich fie in das Loh,
Daß fie ihr Ruh ein Zeit erlangen.
Darnach henk ichs auf an die Stangen,
Wifch ab fauber mit dem Haarwifch
Und habs feil auf dem Ledertifch.
SEPTEMBER |
I
Freitag
Ägidius
Ägidius
2
Sonnabend
Rahel, Lea
Stephan
3
Sonntag
12. n. Tr. Mans.
13. Schutzengelf.
4
Montag
Mofes
Rofalie
5
Dienstag
Nathanael
Viktorin
6
Mittwoch
Magnus
Magnus
7
Donnerstag
Regina
Regina
8
Freitag
]\Iariä Geburt
Maria Geburt
®
9
Sonnabend
Bruno
Gorgonius
lO
Sonntag
13. n. Tr. Softh.
14. n. Pf. Nik.
1 1
Montag
Gerhard
Profus
12
Dienstag
Ottilie
Guido
M
Mittwoch
Chriftlieb
Maternus
H
Donnerstag
Kreuz. Erhöh.
Kreuz. Erhöh.
IS
Freitag
Nikomedes
Nikomedes
C
i6
Sonnabend
Euphemia
Korn. u. Cypr.
17
Sonntag
14. n. Tr. Lamb.
15. n. Pf. Lamb.
i8
Montag
Titus
Thom. V. Vill.
19
Dienstag
Januarius
Januarius
20
?iIittwoch
Quat., Frieder.
Quat., Euftach.
21
Donnerstag
Matthäus Ev.
Matthäus Ev.
22
Freitag
Moritz
Moritz
©
23
Sonnabend
Joel
Thekla
2+
Sonntag
15. n. Tr. Joh. E.
16. n. Pf. Joh. E.
25
Montag
Kleophas
Kleophas
26
Dienstag
Cyprianus
Cyprianus
27
Mittwoch
Kosm. u. Dam.
Kosm. u. Dam.
28
Donnerstag
Wenzeslaus
Wenzeslaus
29
Freitag
Michael
Michael
30
Sonnabend
Hieronymus
Hieronymus
3>
• i^t*^St^H
DER GOLDSCHLAGER
SILBER, Gold ich zu Blättern fchlag,
Die zu feim Handwerk brauchen mag
Maler und Briefmaler darbei
Und ander Handwerk zu Malrei;
Auch mag man das Gold mahln und reiben,
Mit Guni gülden Schrift zu fchreiben;
Dergleich mag man das Gold auch fpinnen,
Würken und vernähen mit Sinnen.
^
OKTOBER
1
I
Sonntag
16. n. Tr. Rem.
Rofenkranzfeft
1
1
:;
2
Montag
Vollrad
Leodegar
i
3
Dienstag
Ewald
Kandidus
$
$
4
Mittwoch
Franz
Franz
5
Donnerstag
Fides
Placidus
6
Freitag
Charitas
Bruno
9
7
Sonnabend
Spes
Markus P.
$
8
Sonntag
17. n. Tr. Ephr.
18. n. Pf. Brig.
®
$
$
9
Montag
Dionyfius
Dionyfius
lO
Dienstag
Amalia
Franz Borgia
1 1
Mittwoch
Burchard
Burchard
12
Donnerstag
Ehrenfried
Maximilian
U
Freitag
Koloman
Eduard
14
Sonnabend
Wilhelmine
Eaiixtus
15
Sonntag
18. n. Tr. Hedw.
19. n. Pf. Ther.
C
$
$
16
Montag
Gallus
Gallus
$
17
Dienstag
Florentin
Hedwig
18
Mittwoch
Lukas Ev.
Lukas Ev.
is
19
Donnerstag
Ptolemäus
Petr. V. Alkant
;
1
$
20
Freitag
Wendelin
Wendelin
$
21
Sonnabend
Urfula
Urfula
:i
$
22
Sonntag
19. n. Tr. Kord.
20. n. Pf. Kord.
©
1
$
23
Montag
Severinus
Joh. V. Capiftr.
$
!
24
Dienstag
Salome
Raphael
$
15
Mittwoch
Adelheid
Krifpin
1
$
26
Donnerstag
Amandus
Evariftus
$
17
Freitag
Sabina
Sabina
$
2
28
Sonnabend
Simon, Juda
Simon, Juda
1
1
29
Sonntag
20. n. Tr. Eng.
2i.n. Pf. Narz.
1
$
30
Montag
Hartmann
Serapion
3
$
1
31
Dienstag
Wolfgang. Ref.-F.
Wolfgang
1
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DER BUCHBINDER
ICH bind mancherlei Bücher ein,
Geiltlich und weltlich, groß und klein.
In Ferment oder Bretter pur.
Und fchlag daran gute Glafur,
Und Itämpf fie auch zu einer Zier,
Und iie auch im Anfang planier.
Etlich verguld ich auf dem Schnitt,
Da verdien ich viel Geldes mit.
NOVEMBER
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
Allerheiligen
Allerseelen
Gottlieb
Charlotte
Allerheiligen
Allerseelen
Hubertus
K. Borromäus
Sonntag
]VIontag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
21. n. Tr. Erich
Leonhard
Erdmann
Klaudius
Theodorus
Martin Luther
Martin Bifchof
22. n. Pf. Em.
Leonhard
Engelbert
Vier gekr. Märt.
Theodorus
Andr. Avellin
Martin Bifchof
®
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
22. n. Tr. Kunib.
Eugen
Levinus
Leopold
Ottomar
Hugo
Gelasius
23.n. Pf. M. P.
Stanislaus K.
Jukundus
Leopold
Edmund
Gerg. Thaumat.
Otto, Eueren
Sonntag
^lontag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Sonnabend
23. n. Tr. Elif.
Amos
Maria Opfer
Büß- u. Bettag
Klemens
Chrysogonus
Katharina
24. n. Pf. Elif.
Felix V. Valois
Maria Opfer
Cäcilia
Klemens
Chryfogonus
Katharina
Sonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
24. n. Tr. Totenf.
Lot
Günter
Noah
Andreas
25. n. Pf. Konr.
Virgilius
Softhenes
Saturnin
Andreas
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DER KAUFMANN
ICH aber bin ein Handelsmann,
Hab mancherlei War bei mir ftohn:
Würz, Arlas, Tuch, Wollen und Flach;
Sammut, Seiden, Honig und Wachs
Und ander War, hie ungenannt.
Die führ ich ein und aus dem Land
Mit großer Sorg und Fährlichkeit;
Wann mich auch oft das Unglück reit.
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DEZEMBER
I
Freitag
Arnold
Eligius
2
Sonnabend
Candidus
Bibiana
3
Sonntag
I . Adv. Cafllan
I. Adv. Fr. Xav.
4
Montag
Barbara
Barbara
"?
Dienstag
Abigail
Sabbas
6
Mittwoch
Nikolaus
Nikolaus
®
7
Donnerstag
Antonia
Ambrofms
8
Freitag
Maria Empf.
Maria Empf.
9
Sonnabend
Joachim
Leokadia
lO
Sonntag
2. Adv. Judith
2. Adv. Melch.
II
Montag
Waldemar
Damafus
12
Dienstag
Epimachus
Epimachus
C
n
Mittwoch
Lucia
Lucia
14
Donnerstag
Nikasius
Nikafius
M
Freitag
Johanna
Eufebius
16
Sonnabend
Ananias
Adelheid
17
Sonntag
3. Adv. Lazarus
3. Adv. Lazarus
18
Montag
Chriftoph
Maria Erwart.
19
Dienstag
Ammon
Nemefius
20
Mittwoch
Quatemb.
Quat. Ammon
m
21
Donnerstag
Thomas Ap.
Thomas Ap.
22
Freitag
Beata
Flavian
23
Sonnabend
Ignatius
Viktoria
24.
Sonntag
4. Adv. Ad., Eva
4. Adv. Ad., Eva
2^
Montag
Heil. Chriftfeft
Heil. Chriftfeft
26
Dienstag
2. Weihn.-Feftt.
Stephanus
27
Mittwoch
Johannes Ev.
Johannes Ev.
28
Donnerstag
Unfch. Kindlein
Unfch. Kindlein
3
29
Freitag
Jonathan
Thomas B.
30
Sonnabend
David
David
31
Sonntag
S. n. Weihn., Silv.
S. n. Weihn., Silv.
FRISCH AUF , VON EICHENDORFF
ICH faß am Schreibtilch bleich und krumm,
Es war mir in meinem Kopf ganz dumm
Vor Dichten, wie ich alle die Sachen
Sollte aufs allerbefte machen.
Da guckt am Fenfter im Morgenlicht
Durchs Weinlaub ein wunderfchönes Geficht,
Guckt und lacht, kommt ganz herein
Und kramt mir unter den Blättern mein.
Ich, ganz verwundert: „Ich follt dich kennen . .
Sie aber, ftatt ihren Namen zu nennen:
„Pfui, in dem Schlafrock fiehft ja aus
Wie ein verfallenes Schilderhaus!
Willft du denn hier in der Tinte fitzen,
Schau, wie die Felder da draußen blitzen!"
So drängt fie mich fort unter Lachen und Streit,
Mir tats um die fchöne Zeit nur leid.
Drunten aber unter den Bäumen
Stand ein Roß mit funkelnden Zäumen.
Sie fchwang fich luftig mit mir hinauf,
Die Sonne draußen ging eben auf.
Und eh ich mich konnte bedenken und falTen,
Ritten wir rafch durch die ftillen Gaffen,
Und als wir kamen vor die Stadt,
Das Roß auf einmal zwei Flügel hatt.
Mir fchauerte es recht durch alle Glieder:
„Mein Gott, ifts denn fchon Frühling wieder?" ■
Sie aber wies mir, wie wir fo zogen.
Die Länder, die unten vorüberflogen,
Und hoch über dem allerfchönften Wald
Machte fie lächelnd auf einmal halt.
Da fah ich erfchrocken zwifchen den Bäumen
Meine Heimat unten, wie in Träumen,
Das Schloß, den Garten und die ftille Luft,
Die blauen Berge dahinter im Duft,
Und alle die fchöne alte Zeit
In der wunderfamen Einfamkeit,
Und als ich mich wandte, war ich allein,
Das Roß nur wiehert' in den Morgen hinein,
Mir aber wars, als war ich wieder jung,
Und wußte der Lieder noch genung!
LUCIDOR, FIGUREN ZU EINER UNGESCHRIE-
BENEN KOMÖDIE VON HUGO VON HOF-
MANNSTHAL
FRAU von Murska bewohnte zu Ende der fiebziger Jahre
in einem Hotel der inneren Stadt ein kleines Apparte-
ment. Sie führte einen nicht fehr bekannten, aber auch
nicht ganz obfkuren Adelsnamen; aus ihren Angaben war
zu entnehmen, daß ein Familiengut im ruffifchen Teile
Polens, das von Rechts wegen ihr und ihren Kindern ge-
hörte, im Augenblick requeftriert oder fonft den recht-
mäßigen Befitzern vorenthalten war. Ihre Lage fchien
geniert, aber wirklich nur für den Augenblick. Mit einer
erwachfenen Tochter Arabella, einem halb erwachfenen
Sohn Lucidor und einer alten Kammerfrau bewohnten fie
drei Schlafzimmer und einen Salon, defTen Fenfter nach der
Kärtnerftraße gingen. Hier hatte fie einige Familienporträts,
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Kupfer und Miniaturen, an den Wänden befeftigt, auf
einem Gueridon ein Stück alten Samts mit einem ge-
kickten Wappen ausgebreitet und darauf ein paar filberne
Kannen und Körbchen, gute franzöfifche Arbeit des acht-
zehnten Jahrhunderts, aufgeftellt, und hier empfing fie. Sie
hatte Briefe abgegeben, Befuche gemacht, und da fie eine
unwahrfcheinhche Menge von „Attachen" nach allen Rich-
tungen hatte, fo entftand ziemlich rafch eine Art von Salon.
Es war einer jener etwas vagen Salons, die je nach der
Strenge des Beurteilenden „möglich" oder „unmöglich" ge-
funden werden. Immerhin, Frau von Murska war alles,
nur nicht vulgär und nicht langweilig, und die Tochter
von einer noch viel ausgeprägteren Diftinktion in Wefen
und Haltung und außerordentlich fchön. Wenn man
zwifchen vier und fechs hinkam, war man ficher, die Mutter
zu finden, und faft nie ohne Gefellfchaft ; die Tochter fah
man nicht immer, und den dreizehn- oder vierzehnjährigen
Lucidor kannten nur die Intimen.
Frau von Murska war eine wirklich gebildete Frau, und
ihre Bildung hatte nichts Banales. In der Wiener großen
Welt, zu der fie fich vaguement rechnete, ohne mit ihr in
andere als eine fehr peripherifche Berührung zu kommen,
hätte fie als „Blauftrumpf" einen fchweren Stand gehabt.
Aber in ihrem Kopf war ein folches Durcheinander von
Erlebniffen, Kombinationen, Ahnungen, Irrtümern, En-
thufiasmen, Erfahrungen, Apprehenfionen, daß es nicht
der Mühe wert war, fich bei dem aufzuhalten, was fie aus
Büchern hatte. Ihr Gefpräch galoppierte von einem Gegen-
ftand zum andern und fand die unwahrfcheinlichlten Über-
gänge j ihre Ruhelofigkeit konnte Mitleid erregen — wenn
33
man fie reden hörte, Wußte man, ohne daß fie es zu er-
wähnen brauchte, daß fie bis zum Wahnfinn an Schlaf-
lofigkeft Htt und fich in Sorgen, Kombinationen und fehl-
gefchlagenen Hoffnungen verzehrte — aber es war durchaus
amüfant und wirkHch merkwürdig, ihr zuzuhören, und ohne
daß fie indiskret fein wollte, war fie es gelegentlich in der
fürchterlichken Weife. Kurz, fie war eine Närrin, aber von
der angenehmeren Sorte. Sie war eine feelengute und im
Grund eine fcharmante und gar nicht gewöhnliche Frau.
Aber ihr Ichwieriges Leben, dem fie nicht gewachfen war,
hatte fie in einer Weife in Verwirrung gebracht, daß fie in
ihrem zweiundvierzigften Jahre bereits eine phantaftifche
Figur geworden war. Die meiften ihrer Urteile, ihrer Be-
griffe waren eigenartig und von einer großen feelifchen
Feinheit; aber fie hatten fo ziemlich immer den falfcheften
Bezug und paßten durchaus nicht auf den Menfchen oder
auf das Verhältnis, worauf es gerade ankam. Je näher ein
Menfch ihr ftand, defto weniger überfah fie ihn; und es
wäre gegen alle Ordnung gewefen, wenn fie nicht von
ihren beiden Kindern das verkehrtefte Bild in fich getragen
und blindlings danach gehandelt hätte. Arabella war in
ihren Augen ein Engel, Lucidor ein hartes, kleines Ding
ohne viel Herz. Arabella war taufendmal zu gut für diefe
Welt, und Lucidor paßte ganz vorzüglich in diefe Welt
hinein. In Wirklichkeit war Arabella das Ebenbild ihres
verftorbenen Vaters: eines ftolzen, unzufriedenen und un-
geduldigen, fehr fchönen Menfchen, der leicht verachtete,
aber feine Verachtung in einer ausgezeichneten Form ^'er-
hüllte, von Männern refpektiert oder beneidet und von
vielen Frauen geliebt wurde und eines trockenen Gemütes
34
war. Der kleine Lucidor dagegen hatte nichts als Herz.
Aber ich will lieber gleich an diefer Stelle Tagen, daß Lu-
cidor kein junger Herr, fondern ein Mädchen war und
Lucile hieß. Der Einfall, die jüngere Tochter für die
Zeit des Wiener Aufenthaltes als „travefti" auftreten zu
lalTen, war, wie alle Einfälle der Frau von Murska, blitz-
artig gekommen und hatte doch zugleich die komplizier-
teren Hintergründe und Verkettungen. Hier war vor
allem, der Gedanke im Spiel, einen ganz merkwürdigen
Schachzug gegen einen alten, myfteriöfen, aber glück-
licherweife wirklich vorhandenen Onkel zu führen, der in
Wien lebte und um deffentwillen — alle diefe Hoffnungen
und Kombinationen waren äußerft vage — fie vielleicht im
Grunde gerade diefe Stadt zum Aufenthalt gewählt hatte.
Zugleich hatte aber die Verkleidung auch noch andere,
ganz reale, ganz im Vordergrund liegende Vorteile. Es
lebte fich leichter mit einer Tochter als mit zweien von
nicht ganz gleichem Alter; denn die Mädchen waren
immerhin faft vier Jahre auseinander; man kam fo mit
einem kleineren Aufwand durch. Dann war es eine noch
beffere, noch richtigere Polition für Arabella, die einzige
Tochter zu fein als die ältere; und der recht hübfche kleine
„Bruder", eine Art von Groom, gab dem fchönen Wefen
noch ein Relief.
Ein paar zufällige Umftände kamen zuftatten: die Ein-
fälle der Frau von Murska fußten nie ganz im Unrealen,
fie verknüpften nur in fonderbarer Weife das Wirkliche,
Gegebene mit dem, was ihrer Phantafie möglich oder er-
reichbar fchien. Man hatte Lucile vor fünf Jahren — fie
machte damals, als elfjähriges Kind, den Typhus durch —
35
ihre fchönen Haare kurz fchneiden mülTen. Ferner war eä
Luciles Vorliebe, im Herrenfitz zu reiten j es war eine Ge-
wohnheit von der Zeit her, w^o fie mit den kleinruffifchen
Bauernbuben die Gutspferde ungefattelt in die Schwemme
geritten hatte. Lucile nahm die Verkleidung hin, wie fie
manches andere hingenommen hätte. Ihr Gemüt war ge-
duldig, und auch das Abfurdelte wird ganz leicht zur Ge-
wohnheit. Zudem, da fie qualvoll fchüchtern war, ent-
zückte fie der Gedanke, niemals im Salon auftauchen und
das heranwachfende Mädchen fpielen zu muffen. Die alte
Kammerfrau war als einzige im Geheimnis ; den fremden
Menfchen fiel nichts auf. Niemand findet leicht als erfter
etwas Auffälliges: denn es ift den Menfchen im allge-
meinen nicht gegeben, zu fehen, was ift. Auch hatte Lu-
cile wirklich knabenhaft fchmale Hüften und auch fonft
nichts, was zu fehr das Mädchen verraten hätte. In der
Tat blieb die Sache unenthüllt, ja unverdächtigt, und als
jene Wendung kam, die aus dem kleinen Lucidor eine
Braut oder logar noch etwas Weiblicheres machte, war
alle Welt fehr erftaunt.
Natürlich blieb eine fo fchöne und in jedem Sinne gut
ausfehende junge Perfon wie Arabella nicht lange ohne
einige mehr oder weniger erklärte Verehrer. Unter diefen
war Wladimir weitaus der bedeutendfte. Er fah vorzüg-
lich aus, hatte ganz befonders fchöne Hände. Er war mehr
als wohlhabend und völlig unabhängig, ohne Eltern, ohne
Gefchwifter. Sein Vater war ein bürgerlicher öfterreichilcher
Offizier gewefen, feine Mutter eine Gräfin aus einer fehr
bekannten baltifchen Familie. Er war unter allen, die fich
mit Arabella befchäftigten, die einzige wirkliche „Partie".
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Dazu kam dann noch ein ganz befonderer Umftand, der
Frau von Murska wirklich bezauberte. Gerade er war durch
irgendwelche Familienbeziehungen mit dem fo fchwer zu
behandelnden, ib unzugänglichen und fo äußerlt wichtigen
Onkel liiert, jenemi Onkel, um deffentwillen man eigent-
lich in Wien lebte und um deffentwillen Lucile Lucidor
geworden war. Diefer Onkel, der ein ganzes Stockwerk
des Buquoyfchen Palais in der Wallnerftraße bewohnte und
früher ein fehr vielbefprochener Herr gewefen war, hatte Frau
von Murska fehr fchlecht aufgenommen. Obwohl fie doch
wirklich die Witwe feines Neffen (genauer: feines Vaters-
Bruders -Enkels) war, hatte fie ihn doch erft bei ihrem
dritten Befuch zu fehen bekommen und war darauf niemals
auch nur zum Frühftück oder zu einer Taffe Tee einge-
laden worden. Dagegen hatte er, ziemlich de mauvaise
gräce, geftattet, daß man ihm Lucidor einmal fchicke. Es
war die Eigenart des intereffanten alten Herrn, daß er
Frauen nicht leiden konnte, weder alte noch junge. Da-
gegen beftand die unfichere Hoffnung, daß er fich für einen
jungen Herrn, der immerhin fein Blutsverwandter war,
wenn er auch nicht denfelben Namen führte, irgendein-
mal in ausgiebiger Weife intereffieren könnte. Und felbft
diefe ganz unfichere Hoffnung war in einer höchft pre-
kären Lage unendlich \'iel wert. Nun war Lucidor tatfäch-
lich einmal auf Befehl der Mutter allein hingefahren, aber
nicht angenommen worden, worüber Lucidor fehr glücklich
war, die Mutter aber aus der Faffung kam, befonders als
dann auch weiterhin nichts erfolgte und der koftbare Faden
abgeriffen fchien. Diefen wieder anzuknüpfen, war nun
Wladimir durch feine doppelte Beziehung wirklich der
37
providentielle Mann. Um die Sache richtig in Gang zu
bringen, wurde in unauffälh'ger Weife Lucidor manchmal
zugezogen, wenn Wladimir ]Mutter und Tochter befuchte,
und der Zufall fügte es ausgezeichnet, daß Wladimir an
dem Burfchen Gefallen fand und ihn fchon bei der erften
Begegnung aufforderte, hie und da mit ihm auszureiten, was
nach einem rafchen, zwifchen Arabella und der Mutter
gewechfelten BHck dankend angenommen wurde. Wladi-
mirs Sympathie für den jüngeren Bruder einer Perfon, in
die er recht fehr verliebt war, war nur felbftverftändlich ;
auch gibt es kaum etwas Angenehmeres als den Blick un-
verhohlener Bewunderung aus den Augen eines netten vier-
zehnjährigen Burfchen.
Frau von ]\Iurska war mehr und mehr auf den Knien vor
Wladimir. Arabella machte das ungeduldig wie die mei-
ften Haltungen ihrer Mutter, und faft unwillkürlich, ob-
wohl fie Wladimir gern fah, fing fie an, mit einem feiner
Rivalen zu kokettieren, dem Herrn von Imfanger, einem
netten und ganz eleganten Tiroler, halb Bauer, halb Gen-
tilhomme, der als Partie aber nicht einmal in Frage kam.
Als die Mutter einmal fchüchterne Vorwürfe wagte, daß
Arabella gegen Wladimir fich nicht fo betrage, wie er ein
Recht hätte, es zu erwarten, gab Arabella eine abweifende
Antwort, worin viel mehr Geringfehätzung und Kälte gegen
Wladimir pointiert war, als fie tatfächlich fühlte. Lucidor-
Lucile war zufällig zugegen. Das Blut fchoß ihr zum Her-
zen und verließ wieder iah das Herz. Ein fchneidendes
Gefühl durchzuckte fie: fie fühlte Angft, Zorn und Schmerz
in einem. Über die Schwefter erftaunte fie dumpf. Ara-
bella war ihr immer fremd. In diefem Augenblick erichien
38
fie ihr taft graulig, und fie hätte nicht lagen können, ob fie
lie bewunderte oder haßte. Dann lölte fich alles in ein
fchrankenlofes Leid. Sie ging hinaus und fperrte fich in
ihr Zimmer. Wenn man ihr geiagt hätte, dai3 fie einfach
Wladimir liebte, hätte fie es vielleicht nicht verbanden.
Sie handelte, wie fie mu(3te, automatilch, indefi'en ihr Trä-
nen herunterliefen, deren wahren Sinn fie nicht verftand.
Sie fetzte fich hin und fchrieb einen glühenden Liebesbrief
an Wladimir. Aber nicht für fich, für Arabella. Daß ihre
Handfchrift der Arabellas zum Verwechfeln ähnlich war,
hatte fie oft verdrofTen. Gewaltfam hatte fie fich eine an-
dere, recht häßliche Handfchrift angewöhnt. Aber fie
konnte fich der früheren, die ihrer Hand eigentlich gemäß
war, jederzeit bedienen. Ja, im Grunde fiel es ihr leichter,
fo zu fchreiben. Der Brief war, wie er nur denen gelingt,
die an nichts denken und eigentlich außer fich find. Er
desavouierte Arabellas ganze Natur: aber das war ja, was
er wollte, was er follte. Er war fehr unwahrfcheinlich,
aber ebendadurch wieder in gewilTer Weife wahrfcheinlich
als der Ausdruck eines gewaltfamen inneren Umfturzes.
Wenn Arabella tief und hingebend zu lieben vermocht
hätte und fich defl'en in einem jähen Durchbruch mit einem
Schlage bewußt worden wäre, fo hätte fie fich allenfalls fo
ausdrücken und mit diefer Kühnheit und glühenden Ver-
achtung von fich felber, von der Arabella, die jedermann
kannte, reden können. Der Brief war fonderbar, aber immer-
hin auch für einen kalten, gleichgültigen Lefer nicht ganz
unmöglich als ein Brief eines verborgen leidenfchaftlichen,
fchwer berechenbaren Mädchens. Für den, der \ erliebt ilt,
ift zudem die Frau, die er liebt, immer ein unberechenbares
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VVefen. Und fchließlich war es der Brief, den zu empfan-
gen ein Mann in feiner Lage im ftillen immer wünfchen
und für möglich halten kann. Ich nehme hier vorweg, daß
der Brief auch wirklich in Wladimirs Hände gelangte:
dies erfolgte in der Tat fchon am nächften Nachmittag,
auf der Treppe, unter leifem Nachfchleichen, vorfichtigem
Anrufen, Flüftern von Lucidor als dem aufgeregten, un-
gefchickten, vermeintlichen poftillon d'amour feiner fchö-
nen Schwefter. Ein Poftfkriptum war natürlich beigefügt:
es enthielt die dringende, ja flehende Bitte, fich nicht zu
erzürnen, wenn fich zunächft in Arabellas Betragen weder
gegen den Geliebten noch gegen andere auch nur die
leifefte Veränderung würde wahrnehmen laffen. Auch er
werde hoch und teuer gebeten, fich durch kein Wort, nicht
einmal durch einen Blick, merken zu laffen, daß er fich
zärtlich geliebt wifTe.
Es vergehen ein paar Tage, in denen Wladimir mit Ara-
bella nur kurze Begegnungen hat, und niemals unter vier
Augen. Er begegnet ihr, wie fie es verlangt hat; fie be-
gegnet ihm, wie fie es vorausgefagt hat. Er fühlt fich glück-
lich und unglücklich. Er weiß jetzt erft, wie gern er fie
hat. Die Situation ift danach, ihn grenzenlos ungeduldig
zu machen. Lucidor, mit dem er jetzt täglich reitet, in
defTen Gefellfchaft faft noch allein ihm wohl ift, merkt
mit Entzücken und mit Schrecken die Veränderung im
Wefen des Freundes, die wachfende heftige Ungeduld. Es
folgt ein neuer Brief, faft noch zärtlicher als der erfte, eine
neue rührende Bitte, das vielfach bedrohte Glück der fchwe-
benden Lage nicht zu ftören, fich diefe GeftändnifTe ge-
nügen zu laffen und höchftens fchriftlich, durch Lucidors
40
Hand^ zu erwidern. Jeden zweiten, dritten Tag geht jetzt
ein Brief hin oder her. Wladimir hat glückHche Tage und
Lucidor auch. Der Ton zwifchen den beiden ift verändert,
fie haben ein unerlchöpfliches Gefprächsthema. Wenn fie
in irgendeinem Gehölz des Praters vom Pferd geftiegen
find und Lucidor feinen neueften Brief übergeben hat, be-
obachtet er mit angftvoller Luft die Züge des Lefenden.
Manchmal ftellt er Fragen, die faft indiskret find; aber die
Erregung des Knaben, der in diefe Liebesfache verftrickt
ift, und feine Klugheit, ein Etwas, daß ihn täglich hübfcher
und zarter ausfehen macht, amüfiert Wladimir, und er muß
fich eingeftehen, daß es ihm, der fonft verfchloffen und
hochmütig ift, hart ankäme, nicht mit Lucidor über Ara-
bella zu fprechen. Lucidor pofiert manchmal auch den
Mädchenfeind, den kleinen, altklugen und in kindifcher
Weife zynifchen Burfchen. Was er da vorbringt, ift durch-
aus nicht banal; denn er weiß einiges von dem darunter
zu mifchen, was die Ärzte „introfpektive Wahrheiten"
nennen. Aber Wladimir, dem es nicht an Selbftgefühl
mangelt, weiß ihn zu belehren, daß die Liebe, die er ein-
flöße und die er einem folchen Wefen wie Arabella ein-
flöße, von ganz eigenartiger, mit nichts zu vergleichender
BefchafFenheit fei. Lucidor findet Wladimir in folchen
Augenblicken um fo bewundernswerter und fich felbft klein
und erbärmlich. Sie kommen aufs Heiraten, und diefes
Thema ift Lucidor eine Qual, denn dann befchäftigt fich
Wladimir faft ausfchließlich mit der Arabella des Lebens
anftatt mit der Arabella der Briefe. Auch fürchtet Luci-
dor wie den Tod jede Entfcheidung, jede einfchneidende
Veränderung. Sein einziger Gedanke ift, die Situation fo
41
hinzuziehen. Es ilt nicht zu lagen, was das arme Gefchöpf
aufbietet, um die äußerlich und innerlich (o prekäre Lage
durch Tage, durch Wochen — weiter zu denken, fehlt ihm
die Kraft — in einem notdürftigen Gleichgewicht zu er-
halten. Da ihm nun einmal die Tvlirfion zugefallen ift, bei
dem Onkel etwas für die Familie auszurichten, fo tut er
fein mögliches. Manchmal geht Wladimir mit; der Onkel
ift ein fonderbarer alter Herr, den es offenbar amüfiert,
fich vor jüngeren Leuten keinen Zwang anzutun, und feine
Konverfation ift derart, daß eine folche Stunde für Luci-
dor eine wahrhaft qualvolle kleine Prüfung bedeutet. Da-
bei fcheint dem Alten kein Gedanke ferner zu liegen als
der, irgend etwas für feine Anverwandten zu tun. Lucidor
kann nicht lügen und möchte um alles feine Mutter be-
fchwichtigen. Die Mutter, je tiefer ihre Hoffnungen, die fie
auf den Onkel gefetzt hatte, finken, fieht mit um fo grö-
ßerer Ungeduld, daß fich zwifchen Arabella und Wladimir
nichts der Entfcheidung zu nähern fcheint. Die unglück-
feligen Perfonen, von denen fie im Geldpunkt abhängig
ift, fangen an, ihr die eine wie die andere diefer glänzenden
Auslichten als non-valeur in Rechnung zu ftellen. Ihre
Angft, ihre mühfam verhohlene Ungeduld teilt fich allen mit,
am meiften dem armen Lucidor, in deffen Kopf fo unver-
trägliche Dinge durcheinander hingehen. Aber er ioU in der
feltfamen Schule des Lebens, in die er fich nun einmal begeben
hat, einige noch fubtilere und fchärfere Lektionen empfangen.
Das Wort ^on einer Doppelnatur Arabellas war niemals
ausdrücklich gefallen. Aber der Begriff ergab fich von felbft:
die Arabella des Tages war ablehnend, kokett, präzis, felbft-
ficher, weltlich und trocken faft bis zum Exzeß, die Arabella
42
der Nacht, die bei einer Kerze an den Geliebten fchrieb, war
hingebend, fehnfüchtig faft ohne Grenzen. Zufällig oder
gemäß dem Schickfal entfprach dies einer ganz geheimen
Spaltung auch in Wladimirs Wefen. Auch er hatte, wie
jedes befeelte Wefen, mehr oder minder feine Tag- und
Nachtfeite. Einem etwas trockenen Hochmut, einem Ehr-
geiz ohne Niedrigkeit und Streberei, der aber hochgefpannt
und ftändig war, ftanden andere Regungen gegenüber, oder
eigentlich ftanden nicht gegenüber, fondern duckten fich
ins Dunkel, fuchten nch zu verbergen, waren immer be-
reit, unter die dämmernde Schwelle ins Kaumbewußte hinab-
zutauchen. Eine phantafievoUe Sinnlichkeit, die fich etwa
auch in ein Tier hineinträumen konnte, in einen Hund,
in einen Schwan, hatte zu Zeiten feine Seele faft ganz in
Befitz gehabt. Diefer Zeiten des Überganges vom Knaben
zum Jüngling erinnerte er fich nicht gerne. Aber irgend
etwas davon war immer in ihm, und diefe verlafTene, auch
von keinem Gedanken überflogene, mit Willen verödete
Nachtfeite feines Wefens beftrich nun ein dunkles, ge-
heimnisvolles Licht: die Liebe der unfichtbaren, anderen
Arabella. Wäre die Arabella des Tages zufällig feine Frau
gewefen oder feine Geliebte geworden, er wäre mit ihr
immer ziemilich terre ä terre geblieben und hätte fich felbft
nie konzediert, den Phantasmen einer mit Willen unter-
drückten Kinderzeit irgendwelchen Raum in feiner Exiftenz
zu gönnen. An die im Dunklen Lebende dachte er in
anderer Weife und fchrieb ihr in anderer Weife. Was hätte
Lucidor tun follen, als der Freund begehrte, nur irgend-
ein Mehr, ein lebendigeres Zeichen zu empfangen als diefe
Zeilen auf weißem Papier? Lucidor war allein mit feiner
43
Bangigkeit, feiner Verworrenheit, feiner Liebe. Die Ara-
bella des Tages half ihm nicht. Ja, es war, als fpielte fie,
von einem Dämon angetrieben, gerade gegen ihn. Je kälter,
fprunghafter, weltlicher, koketter fie war, defto mehr er-
hoffte und erbat Wladimir von der anderen. Er bat fo gut,
daß Lucidor zu verfagen nicht den Mut fand. Hätte er ihn
gefunden, es hätte feiner zärtlichen Feder an der Wendung
gefehlt, die Abfage auszudrücken. Es kam eine Nacht, in
der Wladimir denken durfte, von Arabella in Lucidors
Zimmer empfangen, und wie empfangen worden zu fein.
Es war Lucidor irgendwie gelungen, das Fenfter nach der
Kärntnerftraße fo völlig zu verdunkeln, daß man nicht die
Hand vor den Augen fah. Daß man die Stimmen zum
unhörbarften Flüftern abdämpfen mußte, war klar: nur
eine einfache Tür trennte von der Kammerfrau. Wo
Lucidor die Nacht verbrachte, blieb ungefagt: doch war
er offenbar nicht im Geheimnis, fondern man hatte gegen
ihn einen Vorwand gebraucht. Seltfam war, daß Arabella
ihr fchönes Haar in ein dichtes Tuch feft eingewunden trug
und der Hand des Freundes fanft, aber beftimmt verfagte,
das Tuch zu löfen. Aber dies war faft das einzige, das fie
verfagte. Es gingen mehrere Nächte hin, die diefer Nacht
nicht glichen, aber es folgte wieder eine, die ihr glich, und
Wladimir war fehr glücklich. Vielleicht vraren dies die
glücklichften Tage feines ganzen Lebens. Gegen Arabella,
wenn er unter Tags mit ihr zufammen ift, gibt ihm die
Sicherheit feines nächtlichen Glückes einen eigenen Ton.
Er lernt eine befondere Luft darin finden, daß fie bei Tag
fo unbegreiflich anders ift; ihre Kraft über fich felber, daß
fie niemals auch nur in einem Blick, einer Bewegung fich
44
vergißt, hat etwas Bezauberndes. Er glaubt zu bemerken,
daß fie von Woche zu Woche um (o kälter gegen ihn ift,
je zärtlicher fie fich in den Nächten gezeigt hat. Er will
jedenfalls nicht weniger gefchickt, nicht weniger beherrfcht
erfcheinen. Indem er diefem geheimnisvoll ftarken weib-
lichen Willen fo unbedingt fich fügt, meint er, das Glück
feiner Nächte einigermaßen zu verdienen. Er fängt an,
gerade aus ihrem doppelten Wefen den ftärkften Genuß
zu ziehen. Daß ihm die gehöre, die ihm fo gar nicht zu
gehören fcheint; daß die gleiche, welche fich grenzenlos
zu verfchenken verfteht, in einer folchen unberührten, un-
berührbaren Gegenwart fich zu behaupten weiß, dies wirk-
lich zu erleben, ift fchwindelnd, wie der wiederholte Trunk
aus einem Zauberbecher. Er fieht ein, daß er dem Schickfal
auf den Knien danken müfle, in einer fo einzigartigen,
dem Geheimnis feiner Natur abgelaufchten Weife beglückt
zu werden. Er fpricht es überftrömend aus, gegen fich felber,
auch gegen Lucidor. Es gibt nichts, was den armen Lucidor
im Innerften tödlicher erfchrecken könnte.
Arabella indeffen, die wirkliche, hat fich gerade in diefen
Wochen von Wladimir fo entfchieden abgewandt, daß er
es von Stunde zu Stunde bemerken müßte, hätte er nicht
den feltfamften Antrieb, alles falfch zu deuten. Ohne daß
er fich geradezu verrät, fpürt fie zwifchen fich und ihm
ein Etwas, das früher nicht war. Sie hat fich immer mit
ihm verftanden, fie verfteht fich auch noch mit ihm; ihre
Tagfeiten find einander homogen; fie könnten eine gute
Vernunftehe führen. Mit Herrn von Imfanger verfteht fie
fich nicht, aber er gefällt ihr. Daß Wladimir ihr in diefem
Sinne nicht gefällt, fpürt fie nun ftärker; jenes unerklärliche
45
Etwas, das von ihm zu ihr zu vibrieren fcheint, macht
fie ungeduldig. Es ift nicht Werbung, auch nicht Schmei-
chelei; lie kann fich nicht klar werden, was es ift, aber
fie goutiert es nicht. Imfanger muß fehr wohl wiffen,
daß er ihr gefällt. Wladimir glaubt feinerfeits noch ganz
andere Beweiie dafür zu haben. Zwilchen den beiden jun-
gen Herren ergibt fich die fonderbarfte Situation. Jeder
meint, daß der andere doch alle Urfache habe, verftimmt
zu fein oder einfach das Feld zu räumen. Jeder findet die
Haltung, die ungeftörte Laune des andern im Grunde ein-
fach lächerlich. Keiner weiß, was er fich aus dem andern
machen foll, und einer hält den andern für einen ausge-
machten Geck und Narren.
Die Mutter ift in der qualvollften Lage. Mehrere Aus-
kunftsmittel verfagen. Befreundete Perfonen lalfen fie im
Stich. Ein unter der Maske der Freundfchaft angebotenes
Darlehen wird rückfichtslos eingefordert. Die vehementen
EntfchlülTe liegen Frau von Murska immer fehr nahe. Sie
wird den Haushalt in Wien von einem Tag auf den an-
dern auflöfen, fich bei der Bekanntfchaft brieflich verab-
Ichieden, irgendwo ein Afyl fuchen, und wäre es auf dem
fequeftrierten Gut im Haus der Verwaltersfamilie. Ara-
bella nimmt eine folche Entfchließung nicht angenehm
auf, aber Verzweiflung liegt ihrer Natur ferne. Lucidor
muß eine wahre, unbe2:renzte Verzweifluns; ano;ftvoll in
fich verfchließen. Es waren mehrere Nächte vergangen,
ohne daß fie den Freund gerufen hätte. Sie wollte ihn
diefe Nacht wieder rufen. Das Gefpräch abends zwifchen
Arabella und der Mutter, der Entfchluß zur Abreife, die
Unmöglichkeit, die Abreife zu verhindern: dies alles trifft
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lie wie ein Keulenfchlag. Und wollte fie izu einem ver-
zweifelten Mittel greifen, alles hinter fich werfen, der
Mutter alles geftehen, dem Freund vor allem offenbaren,
wer die Arabella feiner Nächte gewefen ift, fo durchfährt
fie eifig die Furcht vor feiner Enttäufchung, feinem Zorn.
Sie kommt fich wie eine Verbrecherin vor, aber gegen ihn,
an die anderen denkt fie nicht. Sie kann ihn diefe Nacht
nicht fehen. Sie fühlt, daß fie vor Scham, vor Angft und
Verwirrung vergehen würde. Statt ihn in den Armen zu
halten, fchreibt fie an ihn, zum letztenmal. Es ift der de-
mütigfte, rührendfte Brief, und nichts paßt weniger zu ihm
als der Name Arabella, womit fie ihn unterfchreibt. Sie
hat nie wirklich gehofft, feine Gattin zu v/erden. Auch
kurze Jahre, ein Jahr als feine Geliebte mit ihm zu leben,
wäre unendliches Glück. Aber auch das darf und kann
nicht fein. Er foll nicht fragen, nicht in fie dringen, be-
fchwört fie ihn. Soll morgen noch zu Befuch kommen,
aber erft gegen Abend. Den übernächften Tag dann —
find fie vielleicht fchon abgereift. Später einmal wird er
vielleicht erfahren, begreifen, fie möchte hinzufügen: ver-
zeihen, aber das Wort fcheint ihr in Arabellas Mund zu
unbegreiflich, fo fchreibt fie es nicht. Sie fchläft wenig,
fteht früh auf, fchickt den Brief durch den Lohndiener des
Hotels an Wladimir. Der Vormittag vergeht mit Packen.
Nach Tifch, ohne etwas zu erwähnen, fährt fie zu dem
Onkel. Nachts ift ihr der Gedanke gekommen. Sie v/ürde
die Worte, die Argumente finden, den fonderbaren Mann
zu erweichen. Das Wunder würde gefchehen und diefer
feftverfchnürte Geldbeutel fich öffnen. Sie denkt nicht
an die Realität diefer Dinge, nur an die Mutter, an die
47
Situation, an ihre Liebe. Mit dem Geld oder dem Brief in
der Hand würde fie der Mutter zu Füßen fallen und als ein-
zige Belohnung erbitten — was: — ihr übermüdeter, ge-
quälter Kopf verfagt beinahe — ja! nur das Selbftveritänd-
liche: daß man in Wien bliebe, daß alles bliebe, wie es ift.
Sie findet den Onkel zu Haufe. Die Details diefer Szene,
die recht fonderbar verläuft, foUen hier nicht erzählt wer-
den. Nur dies: fie erweicht ihn tatlachlich — er ilt nahe
daran, das Entfcheidende zu tun, aber eine greifenhafte
Grille wirft den Entfchluß wieder um: er wird fpäter
etwas tun, wann, das beftimmt er nicht, und damit bafta.
Sie fährt nach Haufe, fchleicht die Treppe hinauf, und in
ihrem Zimmer, zwifchen Schachteln und Koffern, auf dem
Boden hockend, gibt fie fich ganz der Verzweiflung hin.
Da glaubt fie, im Salon Wladimirs Stimme zu hören. Auf
den Zehen fchleicht fie hin und horcht. Es ift wirklich
Wladimir — mit Arabella, die mit ziemlich erhobenen
Stimmen im fonderbarften Dialog begriffen find.
Wladimir hat am Vormittag Arabellas geheimnisvollen
Abfchiedsbrief empfangen. Nie hat etwas fein Herz fo
getroffen. Er fühlt, daß zwifchen ihm und ihr etwas
Dunkles ftehe, aber nicht zwifchen Herz und Herz. Er
fühlt die Liebe und die Kraft in fich, es zu erfahren, zu
begreifen, zu verzeihen, fei es, was es fei. Er hat die un-
vergleichliche Geliebte feiner Nächte zu lieb, um ohne fie
zu leben. Seltfamerweife denkt er gar nicht an die wirk-
liche Arabella, faft kommt es ihm fonderbar vor, daß fie
es fein wird, der er gegenüberzutreten hat, um fie zu be-
fchwichtigen, aufzurichten, fie ganz und für immer zu ge-
winnen. Er kommt hin, findet im Salon die Mutter allein.
Sodoma: Port?-ät Rafaels.
Sie ift aufgeregt, wirr und phantaftifch wie nur je. Er ift
anders, als fie ihn je gefehen hat. Er küßt ihr die Hände,
er fpricht, alles in einer gerührten befangenen Weife. Er
bittet fie, ihm ein Gefpräch unter vier Augen mit Arabella
zu geftatten. Frau von Murska ift entzückt und ohne Über-
gang in allen Himmeln. Das Unwahrfcheinliche ift ihr
Element. Sie eilt, Arabella zu holen, dringt in fie, dem
edlen jungen Mann nun, wo alles fich (o herrlich ge-
wendet, ihr Ja nicht zu vertagen. Arabella ift maßlos er-
ftaunt. „Ich ftehe durchaus nicht fo mit ihm". Tagt fie
kühl. „Man ahnt nie, wie man mit Männern fteht", ent-
gegnet ihr die Mutter und fchickt fie in den Salon. Wla-
dimir ift verlegen, ergriffen und glühend. Arabella findet
mehr und mehr, daß Herr von Imfanger recht habe, Wla-
dimir einen fonderbaren Herrn zu finden. Wladimir, durch
ihre Kühle aus der Faffung, bittet fie, nun endlich die
Maske fallen zu lafTen. Arabella weiß durchaus nicht,
was fie fallen lafTen foll. Wladimir wird zugleich zärt-
lich und zornig, eine Mifchung, die Arabella fo wenig
goutiert, daß fie fchließlich aus dem Zimmer läuft und ihn
allein ftehen läßt. Wladimir in feiner maßlofen Verblüf-
fung ift um fo näher daran, fie für verrückt zu halten, als
fie ihm foeben angedeutet hat, fie halte ihn dafür und fei
mit einem Dritten über dielen Punkt ganz einer Meinung.
Wladimir v/ürde in diefem Augenblick einen fehr ratlofen
Monolog halten, wenn nicht die andere Tür aufginge und
die fonderbarfte Erfcheinung auf ihn zuftürzte, ihn um-
fchlänge, an ihm herunter zu Boden glitte. Es ift Lucidor,
aber wieder nicht Lucidor, fondern Lucile, ein liebliches
und in Tränen gebadetes Mädchen, in einem Morgenanzug
49
Arabellas, das bubenhaft kurze Haar unter einem dichten
Seidentuch verborgen. Es ift fein Freund und Vertrau-
ter, und zugleich Teine geheimnisvolle Freundin, feine
Geliebte, feine Frau. Einen Dialog, wie der fich nun
entwickelnde, kann das Leben hervorbringen und die Ko-
mödie nachzuahmen verfuchen, aber niemals die Erzäh-
lung.
Ob Lucidor nachher wirklich Wladimirs Frau wurde
oder bei Tag und in einem anderen Land das blieb, was
fie in dunkler Nacht fchon gewefen war, feine glückliche
Geliebte, fei gleichfalls hier nicht aufgezeichnet.
Es könnte bezweifelt werden, ob Wladimir ein genug
wertvoller Menfch war, um fo viel Hingabe zu verdienen.
Aber jedenfalls hätte fich die ganze Schönheit einer be-
dingungslos hingebenden Seele, wie Luciles, unter anderen
als fo feltlamen Umftänden nicht enthüllen können.
W^EIHE AN DAS ADRL\TISCHE MEER / VON
GABRIELE D'ANNUNZIO
ZU DIR, o Gott, dem großen fchreckensreichen.
Ruf ich, zu dem die Väter fchrien im Kampf
Auf Deck: hier lodern Scheiterhaufen dir und Flammen-
zeichen.
Von Pola und von des Quarnero Seiten
Fällt ich die ftolze Tanne, bittern Lorbeer
Und heilige Eichen mit den rafchen Streichen zwiefacher
Schneiden;
50
Und als ich rchmückte Mafte, Rah und Schoten
Und das Gebälk des Rumpfes mit dem Reis,
Dem nimmerwelkenden, des Siegs, gedacht ich all der
Toten;
Gedachte all der Toten, unfrer Toten
Am Grund des Meeres; aller unfrer Toten
Am Grund des Meeres, das verfchlang die Tapfern famt
ihren Booten.
Allein ich fagte: der du weckft die Heere
Der Völker, Herr mein Gott, und fie zermalmft.
Es werden leben, werden leben die, die über Meere
Verkünden deine Größe; über Meere
Verkünden deinen Ruhm ; die über Meere
Dir opfern Blut und Myrrhen vom Altar, der trägt das
Roftrum.
Durch alle Ozeane — Fiat mare noftrum!
Amen.
Zu dem Drama ^^Das Schiff^^
übertragen ^on R. G. Binding.
ZWEI GEDICHTE VON HANS CAROSSA
ERLEBNIS
SCHON befchleicht die grauen Kronen
Deines Eichwalds ein Erglühen,
Alles blaut von Anemonen,
Silbertrunken Wolken ziehen.
Jeder Hauch wirft fchwanke Sterne
Durch die Wipfel auf das Moos,
51
Und im goldnen Trug der Ferne
Scheint dir deine Welt fo groß . . .
Aber ftaunend Itehft du ftille:
Dir zu Füßen tief im Wald
Ragt aus junger Gräfer Fülle
Eines Wefens Mißgeftalt.
W^ächft ein Rüffel, drohen Krallen
Dir aus diefem bleichen Schaft,
Der den regen Gräfern allen
Starr voranfchießt, vipernhaft?
Draußen lockts aus hellen Weiten,
Doch gebannt mußt du dich bücken,
Diefen Irrwuchs dir zu deuten, —
Da erkennft du zum Entzücken
Klar wie hier ein neues Leben
Seiner Unform fich entwindet.
Eines Farnftocks Trieb, der eben
Leis den künftigen Fittich kündet . . ,
Und du fühlft, wie du auf Erden
Kaum als Kind fo warm empfunden,
Fühlft ein fremdes, niedres Werden
Dir ganz nah, dir blutverbunden.
Schuppen fallen von dir nieder,
Du begreiflt den Muttergeift,
Der den dumpflten deiner Brüder
Heilig wie dich felblt durchkreiit.
52
Und du ftehft, und all dein Schauen
Kehrt in ftolze Demut fich,
Ein unendliches Vertrauen,
Erdefohn, durchfchüttert dich . . .
BEGEGNUNG
VERGESSEN war dein trotzig müdes Lächeln,
Der Mund, der herbftlich fchon umfremdete . . .
Selbft meine Träume hatten dich vergeffen.
Doch geftern abends kamft du mir entgegen
Mit deinem Strauß verregneter Schneeglöckchen,
Ganz glücklos blickend auf den Wanderer . . .
Die Bergesnähen röteten im Winde,
Ich ftand am Strom, horchend dem Sang der Schollen,
Du näherteft ein wenig dein Geficht
Dem leicht erhobnen Strauß, als ob du dich
Zu einem Gruße neigen und zugleich
Den Duft der nalTen Blumen fpüren wollteft.
Ein Licht aus Wolken wob dich ein, veredelnd.
Daß du ganz jung mir fchienft, — o freu dich, Frau:
So jung wirft du nun immer in mir leben!
AUS DEN AUFZEICHNUNGEN DES MALTE
LAURIDS BRIGGE / VON RAINER MARIA
RILKE
I
WENN ich nach Haufe denke, wo nun niemand
mehr ift, dann glaube ich, das muß früher anders
gewefen fein. Früher wußte man (oder vielleicht man ahnte
53
es), daß man den Tod in fich hatte wie die Frucht den
Kern. Die Kinder hatten einen kleinen in fich und die
Erwachfenen einen großen. Die Frauen hatten ihn im
Schoß und die Männer in der Bruft. Den hatte man,
und das gab einem eine eigentümHche Würde und einen
stillen Stolz.
Meinem Großvater noch, dem alten Kammerherrn Brigge,
fah man es an, daß er einen Tod in fich trug. Und was
war das für einer: zwei Monate lang und fo laut, daß man
ihn hörte bis aufs Vorwerk hinaus.
Das lange, alte Herrenhaus war zu klein für diefen Tod,
es fchien, als müßte man Flügel anbauen, denn der Körper
des Kammerherrn wurde immer größer, und er wollte fort-
während aus einem Raum in den anderen getragen fein und
geriet in fürchterlichen Zorn, wenn der Tag noch nicht
zu Ende war, und es gab kein Zimmer mehr, in dem er
nicht fchon gelegen hatte. Dann ging es mit dem ganzen
Zuge von Dienern, Jungfern und Hunden, die er immer
um fich hatte, die Treppe hinauf und, unter Vorantritt
des Haushofmeifters, in feiner hochseligen Mutter Sterbe-
zimmer, das ganz in dem Zuftande, in dem fie es vor drei-
undzwanzig Jahren verlaiTen hatte, erhalten worden war
und das fonft nie jemand betreten durfte. Jetzt brach die
ganze Meute dort ein. Die Vorhänge wurden zurück-
gezogen, und das robufte Licht eines Sommernachmittags
unterfuchte alle die fcheuen, erfchrockenen Gegenftände
und drehte fich ungefchickt um in den aufgeriffenen Spie-
geln. Und die Leute machten es ebenfo. Es gab da Zo-
fen, die vor Neugierde nicht wußten, wo ihre Hände fich
gerade aufhielten, junge Bediente, die alles anglotzten, und
54
ältere Dienftleute, die herumgingen und fich zu erinnern
fuchten, was man ihnen von diefem verfchloffenen Zim-
mer, in dem fie fich nun glücklich befanden, alles erzählt
hatte.
Vor allem, aber fchien den Hunden der Aufenthalt in
einem Raum, wo alle Dinge rochen, ungemein anregend.
Die grollen, fchmalen ruffifchen Windhunde liefen be-
fchäftigt hinter den Lehnftühlen hin und her, durchquerten
in langem Tanzfehritt mit wiegender Bewegung das Ge-
mach, hoben fich wie Wappenhunde auf und fchauten,
die fchmalen Pfoten auf das weißgoldene Fenlterbrett ge-
ftützt, mit fpitzem, gefpanntem Geficht und zurückgezo-
gener Stirn nach rechts und nach links in den Hof. Kleine,
handfchuhgelbe Dachshunde faßen, mit Gefichtern, als wäre
alles ganz in der Ordnung, in dem breiten, feidenen Polfter-
feffel am Fenfter, und ein ftichelhaariger, mürrifch aus-
fehender Hühnerhund rieb feinen Rücken an der Kante
eines goldbeinigen Tifches, auf deffen gemalter Platte die
SevrestafTen zitterten.
Ja, es war für diefe geiftesabwefenden, verfchlafenen
Dinge eine fchreckliche Zeit. Es paffierte, daß aus Bü-
chern, die irgendeine haftige Hand ungefchickt geöffnet
hatte, Rofenblätter heraustaumelten, die zertreten wurden;
kleine, fchwächliche Gegenftände wurden ergriffen und,
nachdem fie fofort zerbrochen waren, fchnell wieder hin-
gelegt, manches Verbogene auch unter Vorhänge gefteckt
oder gar hinter das goldene Netz des Kamingitters ge-
worfen. Und von Zeit zu Zeit fiel etwas, fiel verhüllt auf
den Teppich, fiel hell auf das harte Parkett, aber es zer-
fchlug da und dort, zersprang fcharf oder brach faft laut-
55
los auf, denn diefe Dinge, verwöhnt wie fie waren, ver-
trugen keinerlei Fall.
Und wäre es jemandem eingefallen zu fragen, was die
Urfache von alledem fei, was über diefes ängftlich gehütete
Zimmer alles Untergangs Fülle herabgerufen habe, — fo
hätte es nur eine Antwort gegeben: der Tod.
Der Tod des Kammerherrn Chriftoph Detlev Brigge
auf Ulsgaard. Denn diefer lag, groß über feine dunkel-
blaue Uniform hinausquellend, mitten auf dem Fußboden
und rührte fich nicht. In feinem großen, fremden, nie-
mandem mehr bekannten Geficht waren die Augen zu-
gefallen: er fah nicht, was gefchah. Man hatte zuerft ver-
fucht, ihn auf das Bett zu legen, aber er hatte fich da-
gegen gewehrt, denn er haßte Betten feit jenen erften Näch-
ten, in denen feine Krankheit gewachfen war. Auch hatte
fich das Bett da oben als zu klein erwiefen, und da war
nichts anderes übriggeblieben, als ihn fo auf den Teppich
zu legen; denn hinunter hatte er nicht gewollt.
Da lag er nun, und man konnte denken, daß er geftor-
ben fei. Die Hunde hatten fich, da es langfam zu däm-
mern begann, einer nach dem anderen durch die Türfpalte
gezogen, nur der Harthaarige mit dem mürrifchen Geficht
faß bei feinem Herrn, und eine von feinen breiten, zot-
tigen Vorderpfoten lag auf Chriftoph Detlevs großer, grauer
Hand. Auch von der Dienerfchaft ftanden jetzt die meiften
draußen in dem weißen Gang, der heller war als das Zim-
mer; die aber, welche noch drinnengeblieben waren, fahen
manchmal heimlich nach dem großen, dunkelnden Haufen
in der Mitte, und fie wünfchten, daß das nichts mehr wäre
als ein großer Anzug über einem verdorbenen Ding.
56
Aber es war noch etwas. Es war eine Stimme, die
Stimme, die noch vor fieben Wochen niemand gekannt
hatte: denn es war nicht die Stimme des Kammerherrn.
Nicht Chriltoph Detlev war es, welchem diefe Stimme ge-
hörte, es w^ar Chriftoph Detlevs Tod.
Chriftoph Detlevs Tod lebte nun fchon feit vielen, vielen
Tagen auf Ulsgaard und redete mit allen und verlangte.
Verlangte, getragen zu werden, verlangte das blaue Zimmer,
'\erlangte den kleinen Salon, verlangte den Saal. Verlangte
die Hunde, verlangte, daß man lache, fpreche, fpiele und
ftill fei und alles zugleich. Verlangte Freunde zu lehen,
Frauen und Verftorbene, und verlangte felber zu fterben:
verlano-te. Verlano-te und fchrie.
o o
Denn wenn die Nacht gekommen war und die von den
übermüden Dienftleuten, welche nicht Wache hatten, ein-
zufchlafen verfuchten, dann fchrie Chriftoph Detle^'s Tod,
fchrie und ftöhnte, brüllte fo lange und anhaltend, daß die
Hunde, die zuerft mitheulten, verftummten und nicht wagten
fich hinzulegen und, auf ihren langen, fchlanken, zittern-
den Beinen ftehend, fich fürchteten. Und wenn fie es durch
die v/eite, filberne, dänifche Sommernacht im Dorfe hörten,
daß er brüllte, fo ftanden fie auf wie beim Gewitter, kleideten
fich an und blieben ohne ein Wort um die Lampe fitzen,
bis es vorüber war. Und alle taten ihr Tagewerk fchlecht
und vergaßen das Heu hereinzubringen, weil fie fich bei
Ta2;e än2;fti2:ten vor der Nacht und weil fie vom vielen
Wachfein und vom erfchreckten Aufftehen fo ermattet
waren, daß fie fich auf nichts befinnen konnten. Und wenn
fie am Sonntag in die weiße, friedliche Kirche gingen, fo
beteten fie, es möge keinen Herrn mehr auf Ulsgaard geben:
57
denn diefer war ein fchrecklicher Herr. Und was fie alle
dachten und beteten, das fagte der Pfarrer laut von der Kan-
zel herab, denn auch er hatte keine Nächte mehr und konnte
Gott nicht begreifen. Und die Glocke Tagte es, die einen
furchtbaren Rivalen bekommen hatte, der die ganze Nacht
dröhnte und gegen den fie, felbft wenn fie aus allem Metali
zu läuten begann, nichts vermochte. Ja, alle Tagten es,
und es gab einen unter den jungen Leuten, der geträumt
hatte, er wäre ins Schloß gegangen und hätte den gnädigen
Herrn erfchlagen mit feiner Miftforke, und fo aufgebracht
war man, fo zu Ende, fo überreizt, daß alle zuhörten, als
er feinen Traum erzählte, und ihn, ganz ohne es zu wiiTen,
daraufhin anfahen, ob er folcher Tat wohl gewachfen fei.
So fühlte und fprach man in der ganzen Gegend, in der
man den Kammerherrn noch vor einigen Wochen geliebt
und bedauert hatte. Aber obwohl man fo fprach, ver-
änderte fich nichts. Chriftoph Detlevs Tod, der auf Uls-
gaard wohnte, ließ fich nicht drängen. Er war für zehn
Wochen gekommen, und die blieb er. Und während diefer
Zeit war er mehr Herr, als Chriftoph Detlev Brigge es je
gewefen war, er war wie ein König, den man den Schreck-
lichen nennt, fpäter und immer.
Das war nicht der Tod irgendeines Waflerfüchtigen,
das war der böfe fürftliche Tod, den der Kammerherr fein
ganzes Leben lang in fich getragen und aus fich genährt
hatte. Alles Übermaß an Stolz, Willen und Herrenkraft,
das er felbft in feinen ruhigen Tagen nicht hatte \'erbrauchen
können, war in feinen Tod eingegangen, in den Tod, der
nun auf Ulsgaard faß und vergeudete.
Wie hätte der Kammerherr Brie2;e den angefehen, der
58
von ihm verlangt hätte, er folle einen anderen Tod fterben
als diefen. Er ftarb feinen fchweren Tod.
2
IN fpäteren Jahren gefchah es mir zuweilen nachts, daß
ich aufwachte, und die Sterne ftanden fo wirklich da und
2;ina:en fo bedeutend vor, und ich konnte nicht begreifen,
wie man es über fich brachte, fo viel Welt zu verfäumen.
So ähnlich war mir, glaub ich, zumut, fooft ich von den
Büchern auffah und hinaus, wo der Sommer war, wo Abe-
lone rief. Es kam uns fehr unerwartet, daß fie rufen mußte
und daß ich nicht einmal antwortete. Es fiel mitten in
unfere feligfte Zeit. Aber da es mich nun einmal erfaßt
hatte, hielt ich mich krampfhaft ans Lefen und verbarg
mich, wichtig und eigenfinnig, vor unferen täglichen Feier-
tagen. Ungefchickt wie ich war, die vielen, oft unfchein-
baren Gelegenheiten eines natürlichen Glücks auszunutzen,
ließ ich mir nicht ungern von dem anwachfenden Zerwürf-
nis künftige Verföhnungen verfprechen, die defto reizender
wurden, je weiter man fie hinausfchob.
Übrigens war mein Lefefchlaf eines Tages fo plötzlich
zu Ende, wie er begonnen hatte; und da erzürnten wir
einander gründlich. Denn Abelone erfparte mir nun keinerlei
Spott und Überlegenheit, und wenn ich fie in der Laube
traf, behauptete fie zu lefen. An dem einen Sonntagmorgen
lag das Buch zwar gefchlolTen neben ihr, aber fie fchien
mehr als genug mit den Johannisbeeren befchäftigt, die fie
vorfichtig mittels einer Gabel aus ihren kleinen Trauben
ftreifte.
Es muß dies eine von jenen Tagesfrühen gewefen fein.
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wie es folche im Juli gibt, neue, ausgeruhte Stunden, in
denen überall etwas frohes Unüberlegtes gefchieht. Aus
Millionen kleinen ununterdrückbaren Bewegungen fetzt
fleh ein Mofaik überzeugteften Dafeins zufammen; die
Dinge fchwingen ineinander hinüber und hinaus in die
Luft, und ihre Kühle macht den Schatten klar und die
Sonne zu einem leichten, geiftigen Schein. Da gibt es im
Garten keine Hauptfache; alles ift überall, und man müßte
in allem fein, um nichts zu verläumen.
In Abelonens kleiner Handlung aber war das Ganze
nochmal. Es war fo glücklich erfunden, gerade dies zu
tun und genau fo, wie fie es tat. Ihre im Schattigen hellen
Hände arbeiteten einander fo leicht und einig zu, und vor
der Gabel fprangen mutwillig die runden Beeren her in die
mit tauduflFem Weinblatt ausgelegte Schale hinein, wo
fchon andere fich häuften, rote und blonde, glanzlichternd,
mit gefunden Kernen im herben Innern. Ich wünfchte
unter diefen Umftänden nichts als zuzufehen, aber da es
wahrfcheinlich war, daß man mirs verwies, ergriff ich, auch
um mich unbefangen zu geben, das Buch, fetzte mich an
die andere Seite des Tifches und ließ mich, ohne lang zu
blättern, irgendwo damit ein.
„Wenn du doch wenigftens laut läfeft, Leferich", fagte
Abelone nach einer Weile. Das klang lange nicht mehr
fo ftreitfüchtig, und da es, meiner Meinung nach, ernftlich
Zeit war fich auszugleichen, las ich fofort laut, immerzu
bis zu einem Abfchnitt und weiter, die nächfte Überfchrift:
An Bettine.
„Nein, nicht die Antworten", unterbrach mich Abelone
und legte auf einmal wie erfchöpft die kleine Gabel nieder,
60
Gleich darauf lachte fie über das Geficht, mit dem ich fie
anfah.
„Mein Gott, was halt du fchlecht gelefen, Malte."
Da mußte ich nun zugeben, daß ich keinen Augenblick
bei der Sache gewefen fei. „Ich las nur, damit du mich
unterbricht", geftand ich und wurde heiß und blätterte
zurück nach dem Titel des Buches. Nun wußte ich erft,
was es war. „Warum denn nicht die Antworten?" fragte
ich neugierig.
Es war, als hätte Abelone mich nicht gehört. Sie faß da
in ihrem lichten Kleid, als ob fie überall innen ganz dunkel
würde, wie ihre Augen wurden.
„Gib her", fagte fie plötzlich wie im Zorn und nahm mir
das Buch aus der Hand und fchlug es richtig dort auf, wo
fie es wollte. Und dann las fie einen von Bettinens Briefen.
Ich weiß nicht, was ich davon verftand, aber es war, als
würde mir feierlich verfprochen, diefes alles einmal einzu-
fehen. Und während ihre Stimme zunahm und endlich faft
jener glich, die ich vom Gefang her kannte, fchämte ich mich,
daß ich mir unfere Verföhnung fo gering vorgeftellt hatte.
Denn ich begriff wohl, daß fie das war. Aber nun gefchah
fie irgendwo ganz im Großen, weit über mir, wo ich nicht
hinreichte.
3
DAS VERSPRECHEN erfüllt fich noch immer, irgend-
wann ift dasfelbe Buch unter meine Bücher geraten,
unter die paar Bücher, von denen ich mich nicht trenne. Nun
fchlägt es fich auch mir an den Stellen auf, die ich gerade
meine, und wenn ich fie lele, fo bleibt es unentfchieden,
6i
ob ich an Bettine denke oder an Abelone. Nein, Bettine ift
wirklicher in mir geworden, Abelone, die ich gekannt habe,
war wie eine Vorbereitung auf fie, und nun ift fie mir in
Bettine aufgegangen wie in ihrem eigenen, unwillkürlichen
Wefen. Denn diefe wunderliche Bettine hat mit allen ihren
Briefen Raum gegeben, geräumigste Geftalt. Sie hat von An-
fang an fich im ganzen fo ausgebreitet, als war fie nach ihrem
Tod. Überall hat fie fich ganz weit ins Sein hineingelegt,
zugehörig dazu, und was ihr gefchah, das war ewig in der Na-
tur; dort erkannte fie fich und löfte fich beinah l'chmerzhaft
heraus; erriet fich mühfam zurück wie aus Überlieferungen,
befchwor fich wie einen Geift und hielt fich aus.
Eben warft du noch. Bettine; ich feh dich ein. Ift nicht
die Erde noch warm von dir, und die Vögel lafTen noch
Raum für deine Stimme. Der Tau ift ein anderer, aber
die Sterne find noch die Sterne deiner Nächte. Oder ift
nicht die Welt überhaupt von dir? denn wie oft haft du
fie in Brand gefteckt mit deiner Liebe und haft fie lodern
fehen und aufbrennen und haft fie heimlich durch eine an-
dere erfetzt, wenn alle fchliefen. Du fühlteft dich fo recht
im Einklang mit Gott, wenn du jeden Morgen eine neue
Erde von ihm verlangteft, damit doch alle drankämen, die
er gemacht hatte. Es kam dir armfälig vor, fie zu fchonen
und auszubefl'ern, du verbrauchtet fie und hielteft die Hände
hin um immer noch Welt. Denn deine Liebe war allem
gewachfen.
Wie ift es möglich, daß nicht noch alle erzählen von
deiner Liebe? Was ift denn feither gefchehen, was merk-
würdiger war ? Was befchäftigt fie denn ? Du felber
wußteft um deiner Liebe Wert, du fagteft fie laut deinem
62
größeften Dichter vor, daß er fie menfchlich mache; denn
fie war noch Element. Er aber hat fie den Leuten aus-
geredet, da er dir fchrieb. Alle haben diefe Antv/orten
gelefen und glauben ihnen mehr, weil der Dichter ihnen
deutlicher ift als die Natur. Aber vielleicht wird es fich
einmal zeigen, daß hier die Grenze feiner Größe war.
Diele Liebende ward ihm auferlegt, und er hat fie nicht
beftanden. Was heißt es, daß er nicht hat erwidern kön-
nen? Solche Liebe bedarf keiner Erwiderung, fie hat Lock-
ruf und Antwort in fich; fie erhört fich felbft. Aber de-
mütigen hätte er fich muffen vor ihr in feinem ganzen
Staat und fchreiben, was fie diktiert, mit beiden Händen,
wie Johannes auf Pathmos, kniend. Es gab keine Wahl
diefer Stimme gegenüber, die „das Amt der Engel verrich-
tete"; die gekommen war, ihn einzuhüllen und zu ent-
ziehen ins Ev/ige hinein. Da war der Wagen feiner feu-
rigen Himmelfahrt. Da war feinem Tod der dunkle Mythos
bereitet, den er leer ließ.
HERBSTSONETT / VON STEFAN ZWEIG
D
IE TAGE ftieo;en län2:ft die o-oldne Leiter
O O o
Des Sommers nieder. Spätglanz wärmt das Land.
Die Schatten wachfen früh und fallen breiter
Von allen Bäumen in des Abends Hand.
Im Laube glänzt noch, wie vom Wind verfchlagen,
Manch reife Frucht. Der Felder Bruft liegt bloß
Und Wolken, die fich weftwärts überjagen,
Machen den Himmel ernft und ruhelos.
63
über die Wälder, die fich rafch entblättern,
Zittert fchon unraitvoll der Schwalben Flug.
Und all dies mahnt: Nun fei dem Herbft bereit.
Beugft Du Dich morgen zu der Landfchaft Buch,
So blinkt vielleicht fchon aus den bunten Lettern
Des Lebens liebftes Wort: Vergänglichkeit.
DREI GLEICHNISSE DES TSCHUANG-TSE
DER WOLKENGEIST UND DER LEBEXSWIRBEL
DER Geiit der Wolken fuhr oftwärts durch den Luft-
raum, als er auf den Lebenswirbel ftieß. Er war
damit befchäftigt, fich auf die Rippen zu klatfchen und
herumzuhüpfen. Der Wolkengeift fragte: „Wer bift du,
Alter, und was ruft du hier?"
„Schlendern!'^ antwortete der Lebenswirbel und hüpfte
weiter.
„Ich möchte etwas wiffen", fagte der Wolkengeift.
„Bah!" äußerte der Lebenswirbel und fah ihn an.
„Die Beziehung von Himmel und Erde ift aus den Fugen
geraten," fagte der Wolkengeift; „die fechs Einflüffe ^ ver-
tragen fleh nicht miteinander, und die vier Jahreszeiten
kümmern fich um keine Regel mehr. Ich wünfche die
fechs Einflüffe fo zu vermifchen, daß lie alle lebenden Wefen
ernähren. Was foll ich tun:"
^ Das poiitive und das negative Weltelement, Wind, Regen,
Licht und Dunkel.
6+
J^^ÖJtttj
Albrecht Durcr{rj^ AlUi^orifchc Zeichnung nach Hans Sachsens Gedicht „Der arm gemein £/i/"
„Ich weiß nicht!" rief der Lebenswirbel und fchüttelte
den Kopf, ohne mit dem Klatfchen und Hüpfen aufzu-
hören; „ich weiß nicht!"
Der Wolkengeift konnte nicht weiterfragen. Als er
aber drei Jahre danach oftwärts durch das Land Yu-Sung
fuhr, ftieß er wieder auf den Lebenswirbel. Er war hoch-
erfreut, eilte heran und Tagte: „Haft du mich vergefTen,
o Himmlifcher? Haft du mich vergefTen, o HimmliTcher?"
Er verneigte fich tief und bat, es möge ihm gewährt wer-
den, den Lebenswirbel zu befragen. Der aber Tagte: „Ich
wandere, ohne zu wiffen, was ich Tuche. Ich Ttreife um-
her, ohne zu wiffen, wohin ich gehe. Ich fehlendere in
dieTer verzückten Art vor mich hin und erwarte die Er-
eigniffe. Was follte ich wiffen?"
„Auch ich Ttreife umher," antwortete der Wolkengeift,
„aber die Leute hängen von meinen Bewegungen ab. So
werde ich unvermeidlich zur Macht berufen. Darum
würde ich mit Freuden einen Rat empfangen."
„Daß die Ordnung des Reiches geftört iTt," Tprach der
Lebenswirbel, „daß die Bedingungen des Lebens geTchän-
det find, daß der Wille des Himmels nicht fiegt, daß die
Tiere des Feldes auseinandergetrieben find, daß die Vögel
der Luft in den Nächten Tchreien, daß Meltau an Bäumen
und Kräutern zehrt, daß ZerTtörung fich breitet über alles,
was auf der Erde kriecht: das iTt die Schuld des Regie-
rens."
„Wohl wahr," Tagte der Wolkengeift, „aber was Toll
ich tun?"
„Das iit es ja," rief der Lebenswirbel, „woraus das BöTe
kommt! Kehre um!"
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„Es gefchieht nicht oft/^ wandte der Wolkengeift ein,
„daß ich dir begegne, o HimmHfcher! Ich würde mit
Freuden einen Rat empfangen."
„Füttere denn dein Volk", fprach der Lebenswirbel,
„mit deinem Herzen. Verharre im Nichttun, und die Welt
wird aus fich felbft gut fein. Häute dich. Speie den Ver-
ftand aus. Vergiß alle Unterfchiede. Werde eins mit dem
Ungefchiedenen. Laß deinen Geilt los. Mach deine Seele
frei. Werde leer. Werde nichts! Gib allen Dingen, zu
ihrer Urbefchaffenheit heimzukehren. Wenn fie es ohne
WilTen tun, wird eine Ichlichte Reinheit daraus kommen,
die fie nie verlieren werden; aber WiiTen würde nur Ab-
weichung bringen. Suche nicht die Namen und die Be-
ziehun2;en der Dinge: und alle Din2:e werden aus fich
felbft blühen."
„Du Himmlifcher", fagte der Wolkengeift, als er fich
verneigte und Abfchied nahm, „haft mich mit Macht be-
gabt und mit Geheimnis gefüllt. Was ich lange fuchte,
habe ich nun gefunden."
DAS EWIGE STERBEN
YEN-HUI fragte Kong-Fu-Tfe: „Meifter, gehft du im
Schritt, gehe ich im Schritt. Gehft du im Trab, gehe
ich im Trab. Gehft du im Galopp, gehe ich im Galopp.
Aber jagft du aus den Schranken des Staubes, dann kann
ich nur ftehenbleiben und dir nachftarren. Wie geht das
zu:"
„Erkläre, was du meinft", fagte Kong-Fu-Tfe.
„Ich meine", fuhr Yen-Hui fort, „diefes: Wenn du
redeft, rede ich. Wenn du beweifeft, beweife ich. Wenn
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du Tao ^ predigft, predige ich Tao. Aber daß ich Tage:
,Jagrt du aus den Schranken des Staubes, dann kann ich
nur ftehenbleiben und dir nachftarren', damit meine ich:
du redeft nicht und alle glauben dir, du eiferft nicht und
alle ftimmen dir zu, du lockft nicht und alle fammeln fich
um dich. Das ift es, was ich nicht verftehen kann."
„Warum willft du dem nicht auf den Grund gehen?"
fagte Kong-Fu-Tfe. „Nichts ift fo Kummers wert wie
das Sterben des Geiltes. Das Sterben des Leibes ift von
weit geringerer Wichtigkeit.
Die Sonne fteigt im Often auf und geht im Weften unter.
Da ift kein Ort, den fie nicht erleuchtete^ und alle, die
Augen und Füße haben, hangen an ihr, um fehen und
gehen zu können. Wenn fie erfcheint, ift das Leben er-
fchienen; wenn fie fchwindet, fch windet das Leben mit ihr.
Und jeder Menfch hat feinen Sonnegeift, an dem er
hangt: wenn der geht, ftirbt er, und er lebt auf, wenn er
wiederkehrt. Schreite ich geiftbegabter Körper aber ohne
die ewige lebenerneuernde Wandlung dem Ende zu; über-
laffe ich mich für die Tage und die Nächte der ewigen Ab-
nutzung wie ein bloßes Ding; bin ich des ewigen Sterbens
nicht bewußt, bin ich trotz diefem geiftbegabten Körper
des einen nur bev/ußt, daß nichts mich vor dem Grabe
retten kann: — dann zehre ich das Leben auf, bis es im
Tode alfo ift, als hätten du und ich ein einziges Mal Schulter
an Schulter gelehnt, ehe wir für immer getrennt wurden!
Ift das nicht Kummers wert?
Du aber richteft deinen Blick auf etwas in mir, das,
wenn du blickft, fchon hingefchwunden ift. Und dennoch
^ „Die Bahn": der Urgrund und Urfinn des Seins.
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fuchft du es, als muffe es noch da fein, — wie einer auf
dem Markt verkaufte Pferde fucht. Sieh: was ich an dir
liebe, ift das Wandelbare. Warum dich grämen: Wenn
auch mein Selbft in jedem Augenblicke ftirbt, in der Wand-
lung bewährt fich das Ewige."
DER GLOCKENSPIELSTAXDER
TSCHING, der Meifter der Holzarbeiter, fchnitzte einen
Glockenfpielftänder. Als es vollendet war, erfchien
das Werk allen, die es fahen, als fei es von Geiftern ge-
fchaffen. Der Fürft von Lu fragte den Meifter: „Welches
ift diefes Geheimnis in deiner Kunftr"
„Dein Untertan ift nur ein Handwerker," antwortete
Tfching, „was für Geheimnis könnte er befitzen r Und
doch ift da etwas. Als ich daranging, den Glockenfpiel-
ftänder zu machen, hütete ich mich \or ieder Minderung
meiner Lebenskraft. Ich fammelte mich, um m.einen Geift
zur unbedingten Ruhe zu bringen. Nach drei Tagen hatte
ich allen Lohn, den ich erwerben könnte, vergeffen. Nach
fünf Tagen hatte ich allen Ruhm, den ich erwerben könnte,
vergeffen. Nach fieben Tagen hatte ich meine Glieder
und meine Geftalt ^•ergeffen. Auch der Gedanke an dei-
nen Hof, für den ich arbeiten follte, war gefchwunden.
Da fammelte fich meine Kunft, von keinem Außen mehr
geftört. Nun ging ich in den Hochwald. Ich fah die
Formen der Bäume an. Als ich einen erblickte, der die
rechte Form hatte, erfchien mir der Glockenfpielftänder,
und ich ging ans Werk. Hätte ich diefen Baum nicht ge-
funden, ich hätte die Arbeit laffen muffen. Meine himmels-
geborene Art und die himmelsgeborene Art des Baumes
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rammelten fich darauf. Was hier Geiftern beigemeffen
wurde, ift darin allein gegründet."
Deutfeh 'von Martin Bube)'.
DAS WORT VON EMILE VERHAEREN
Owie oft wandert mein trauriger Sinn,
Müde der Bücher, des Staubs der Folianten,
Zu jenen Großen von einftens hin.
Die aus glühender Bruft
Im Schrei der Liebe, im Auffchwall der Luft
Als allererfte die Dinge benannten.
Unbewußt
Entdeckten fie aus ihrem Überfchwang
Die Worte für Jubel, Schauer und Schmerz.
Sie verglichen
Selig erftaunend ein Leben lang
Ihr junges und unerfahrenes Herz
Ringsum mit der Welt.
Sie tranken
Die Augen fich voll mit den unerhörten
Neuen Dingen und neuen Gedanken.
Sie verzehrten
Gierig wie eine unendliche Beute
Die Freude,
Sich in Liebe und Luft
Gänzlich eins mit der Erde zu wifTen,
Und dies fo zu genießen.
Daß es Schrei ward und aufbrach aus ihrer Bruft.
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O diefe gefangenen Schreie, die jäh
Aus den Muskeln und Sehnen zu fpringen fchienen!
Mancher von ihnen,
Heiß aus der Nerven fchwingendem Band
Von der Seele wie filberner Pfeil entfandt,
Schmolz in ein Wort und traf die Idee.
Andere wieder, die zögernd erfchlafPten,
Tönten fich ab zu farbigen Spielen,
Andere fchwankten.
Stürzten und fielen
Zu Boden nieder.
Doch plötzlich wieder
Zu Wucht und klingender Stärke geftrafft,
Rafften fie fich, erftaunten und ftanden
In jähem Entzücken, jauchzten und dankten
Für all das, was fie nun plötzlich vor
Den Früchten, den Blumen, Wald, Wiefe und Himmel
Und der Sterne mvriadenhaft buntem Gewimmel
Mit allen Sinnen, Hand, Auge und Ohr
So feiig empfanden.
Die Zunge ftieß diefe erften Schreie
Kraftvoll ins Freie,
Dehnte und baute
Sorgfam die dumpf verfchlungenen Laute
Von Luft und Leiden, formte fie dann.
Wie Bildnerhände den lehmigen Brei.
Und erft wenn ein Mann
Mit ihnen fein Fühlen aus fich gefagt.
Wogte fein Atem frifcher und freier.
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Sein wiegender Körper gab ihnen Takt.
Sprach er fie, wandernd durch Wald und Feld
In rhythmifchem Schreiten,
So ftanden dann zwiefach die Wirklichkeiten
Vor feinem Geifte: in ihnen und dort.
Und wie geblendet
Stürmte er weiter und weiter fort
In diefer neugefundenen Welt,
Die er felber vollendet:
Im Wort.
O denkt, dies Dröhnen von Rhythmen im All,
Dies Blinken von Bildern, diefen ewigen Gang
Plötzlich in einer Sprache zu falTen!
Gefang
Aus dem Fall
Stürzender WalTer auffchäumen zu lalTen,
Lebendigen Klang
In den wirren Stößen losbrechender Winde,
Im tobenden Kampfe der Donner zu finden.
Und Mufik
Im weichen Wallen wandernder Frauen,
In leidenden Händen, aufleuchtendem Blick,
Im jähen Grauen
Brennenden Wahnfinns, im Fieber der Brunft,
In allem und allem
Was fich verbindet, entfacht und entzweit,
Um dann diefe wilde Unendlichkeit
In heißem Hirne zu faffen, zu halten
Und fie in der neuen Unendlichkeit
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Der menfchlichen Kunft
Zu ihrer höchlten Form zu geltalten. —
Seit diefem erlten Stammeln der menlchlichen Seele,
O, wie viel ging hin an Tagen und Jahren!
Gefchlechter und Füriten, unzählbare Scharen
Haben feitdem um die Erde gerungen,
Doch alle, die kamen und gingen und waren,
Haben in ihren eigenen Zungen
Luft und Schmerz in die Winde gerufen.
Alle Völker und Raffen der Erde fchufen
Raftlos die Sprache jahrhundertelang,
Doch nur in den Dichtern ward fie Gelang.
Nur in ihnen allein
Glüht heute noch unvermindert und rein
Jener heilige Brand,
In dem zu jenen dämmernden Zeiten
Der Itaunende Menfch vor den Herrlichkeiten
Der Erde Itand.
Der Rhvthmus der Welt
Rinnt ihnen lo ftark wie einft jenen Fernen
Raufchend, beraufchend durch das Blut und die Bruit.
Den kann keiner aus Büchern erlernen.
Und nur der
Entdeckt ihn — l'elber fich unbewußt — ,
Der (o fehr
Die großen Gedanken, die ihn durchbeben.
Als lebendig empfindet.
Daß fchon nicht mehr er.
7«
Sondern fie felber es find,
Die den Vers mit Raufch und Rhythmus befchwingen
Und ins weiche
Wellengleiche
Spiel des wandelnden Reimes zwingen.
Deutfeh 'von Stefan Z-tveig.
AUS DEN BRIEFEN EINES UNBEKANNTEN
AN RUDOLF GRAF HOYOS
KobenzI 19. September 69
DIES Buch gehört dem Könige" war der Titel einer
Bettinafchen Schrift. Ein Stück Sonntag aber gehört
immer dem guten Kopf, 1 das ift nun einmal eine Stiftung.
Der heutige ift befonders prachtvoll, und wäre der Him-
mel ein Tintenfaß, und ich tauchte meine Feder hinein,
meine Buchftaben wären wohl von fchönerem Blau als
Türkis, oder mit was man fonft den Himmel vergleicht,
an den man aber ftets felbft erinnern muß, will man das
Blau von anderen Dingen loben. Ohne Wind geht nun
aber das Wetter bei Wien nicht aus, doch fchützt mich
fchon mein kleiner Garten, beffer noch der künftliche
Schirm, den ich mit wenig Kunft, doch viel Behagen ge-
gen die Wetterfeite errichtete.
Etwas Robinfon Crufoe gehört notwendig zum Leben,
ein Komfort, der fix und fertig geboten wäre, tuts nicht
halb. Daß ich fo unter Bäumen fitzen und dazu tun kann,
was mich freut, daß Hühner fich vor mir im Sande baden,
^ Kofename für den Empfänger Rudolf Graf Hoyos.
n
Zwei2:e über mir fich hin und her bewegen, Blüten wie
feine Stickerei die Decke zieren, Sonne und Schatten an
den Stämmen unglaubHche Dinge leiften, daß es fo ftill
ift, und doch Stimmen von Menfchen, Tritte Vorüber-
gehender, alles, was fonft nur Geräufch ift, fo gut klingt,
alles das kann mir nichts erfetzen, und ich gehe fo gern in
die Stadt, weil ich weiß, daß ich dann wieder heraus muß.
Ich weiß nicht, ob Ihnen in Lauterbach neuere Bücher
leicht zugänglich find. Sonft empfehle ich Ihnen fehr
Simonin y le Grand Oueft de V Amirique du Nord. Die jetzt
junge Leute find, bekommen doch leicht einen gewaltigen
Einblick in das Leben. Wenn ich an den engen Hori-
zont meiner Jugend denke, mein ich, die Welt wäre ge-
platzt. Hätt ich einen Menfchen zu erziehen, einen Sohn
oder fo etwas, ich wüßt es kaum anzufalTen. Kann man
das lernen, was man braucht.^ Bis die Zeit kommt, an-
zuwenden, ift die Vorausfetzung nicht mehr. Das einzige
wäre: lernen, lernen. Das ift bald gefagt. An etwas muß
auch das Lernen gelernt werden, und da möchte ich ihm
immer am liebften die Klaffiker auf den Weg mitgeben.
So fällt man zuletzt ftets wieder in das alte Gleis der la-
teinifchen Schule.
AN ALEXANDER FREIHERRN VON WARSBERG
Wiefenhaus, Neulengbach Nr. 21, 17. Mai 1872
Im großen und ganzen — wie Herr von Schleinitz, 1
der Minifter der kleinen und halben Maßregeln, fagtc —
^ Alexander Guftav Adolph Graf von Schleinitz, preußifcher Staats-
mann (1807 — 1885).
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ift mir zumut wie einem Karpfen, der feine Jugend in pol-
nifcher Sauce zugebracht hat und auf feine alten Tage
einen Teich entdeckt. Der Bauer, der fechzig Jahr in mir
fchlummerte, ift hier erwacht, reckt die Glieder, reibt fich
die Augen, reißt das Maul auf und fragt fich: Wo war ich
fo lange?
Ich habe Schlöffer bewohnt mit herrlichen Parkanlagen,
voll blühender Büfche und Blumenrabatten; Bediente tru-
gen Kaffeebretter mit Frühftück darauf vor mir her auf
Terraffen, wo es zog und wo die Sonne von ungefchickten
Aftronomen irregeleitet zur unrechten Zeit hinfchien, breite
Kieswege kannten meinen Tritt wie die Blinden von Genua
Fiescos, ich fah die Alpen und das Meer, Felder von La-
vendel, Myrten und Thymian ohne Jungfernkranz — ge-
freut aber hat mich nichts wie diefer kleine Platz in einem
kleinen Garten, der fchon verwilderte, bevor er ein Garten
war, wo ich im Schatten meines Ahorn fitze — meines
Ahorn, wie ich auch fagen kann: meine Linde und mein
Nußbaum, das ift mein Nußbaum, das ift mein ganzer
Wald — gemeiner Flieder — Spezies: Käthchen von
Heilbronn — überragt Urwälder von Brenneffeln, wo das
Nachtpfauenauge noch als fchwarze Raupe lebt, und
Mauerwerk — allen Mörtels ledig — fchaut ziegelrot
darein . , . •
Seit einer Stunde trippelt ein kleiner Vogel um mich
herum und pickt Würmer von Grasfpitzen auf, die fich
kaum davon biegen. Wenn die Goldammern nichts da-
gegen haben, fag ich, es war eine, wegen feines Kopfes,
der fo gelb ift wie Kremnitzer Dukaten, die fich wegen
des Vergleichs gefchmeichelt fühlen können, wenn fie nicht
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gerade wegen ein bißchen Agio hochmütig find. Möglich
aber, daß er unter einem anderen Namen in der Welt-
gefchichte berühmt wurde.
Vor mir liegt ein Ich warzer, Ich maier Erdftreifen mit
grünen Punkten. Den Salat hab ich geltern abend gepflanzt
und begoffen. Ich war dazu, wie die Feuerwehr, mit
meinem ganzen Harem, Cilli und Tilli, ausgerückt und
leitete den Schlauch meiner Gartenfpritze, ein mechani-
fches Kunftwerk, deffen Präzifion jeden unwilTenfc haft-
lichen Landregen befchämt. Die Wolken find ernftlich
betroffen und ziehen fich schüchtern zurück. Diefe Leiftung
verhält fich zu einem Gewitter, wie der Achtundvierziger
Feldzug gegen Dänemark, der jenfeits der fchleswigfchen
Grenze kein Blut vergoß, zu der Hunnenfchlacht. Es fällt
kein Tropfen Waffer anderswohin als auf Peterfilie, Sellerie
und Häuptelfalat. Es ift Waffer unter der Pickelhaube:
ftrategifch, taktifch und fittlich. Einige Franktireurs-Gieß-
kannen liegen, infam kalfiert, im Gräfe, fogar vom Schnitt-
lauch verachtet.
Mein Hausftand ift um drei Hunde und einen aus dem
Nefte gefallenen Star — nicht Adolf — vermehrt. Alle
noch fehr jung. Der Star läuft im Haus frei herum, fchreit
entfetzlich, fperrt beftändig feinen Gelbfchnabel auf und
wird gefüttert, indem man ihm geweichte Semmel hinein-
ftopft. Wenn er den Kropf \oll hat, fteckt er den Kopf
unter den Flügel und fchreit noch im Schlafe — ihm träumt
von einer Semmel.
Der kleine Rattler — fechs Wochen alt — erregte mein
innigftes Mitleid. Noch nie hatte gefühlvolle ]\Ienfchheit
ein fo verbiffenes Bullenbeißeranfehen.
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Meine auf gegenfeitige Reinlichkeit gegründeten Erzie-
hungsverfuche haben ihn tief gekränkt. Ich gab ihm den
Rat, den Hausrat eines Legationsrats nicht durch feinen
Unrat zu vermehren, indem ich ihn mit der Nafe in letz-
teren ftupfte und damit alle feine lUufionen über häusliches
Glück zerftörte. Er glaubt nun aber an nichts mehr. Die
beiden jungen Bernhardiner genießen ihre volle Freiheit
in einem Stallkerker, bis fie, an Ketten, im Freien kam-
pieren werden.
AN GRÄFIN BERTA NAKO
Knebworth-Park, 25. Juni 1873
Regensburg, zwanzig Minuten Aufenthalt — Nürnberg,
dreißig Minuten Aufenthalt — Würzburg — Darmftadt —
Mainz — verlangen Sie von meinem Enthufiasmus nicht
mehr als diefe Reifebefchreibung. In Mainz übernachtete
ich und vermißte beim Aufftehen mein rechtes Bein und
fünf bis fechs Rückenwirbel, die mir unterwegs gebrochen
wurden. Mit dem Refte meiner Gliedmaßen fuhr ich den
Rhein hinab bis Köln, einer Stadt, in welcher 11 000 Jung-
frauen, fchreibe elftaufend Jungfrauen ö. W. zugrunde
gingen, dagegen aber ebenfo^'iel Flafchen Eau de Cologne
täglich verkauft werden. Zwifchen letzteren und erfteren
befteht der Unterfchied, daß erftere zwar im Geruch der
Heiligkeit ftehen, letztere aber belTer riechen. Mitten in
der Stadt begegnete ich einem alten Freund. Doch er-
kannten wir uns nicht wieder, denn ich war feit unferer
erften Begegnung um vierzig Jahre älter, er um dreihundert
Jahre jünger geworden, fo daß er mich für ein Monument
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anfah, worauf ihn aber der Lohnbediente belehrte: An
diefem Herrn ift durchaus nichts Merkwürdiges, feine Nafe
ift nicht von Albrecht Dürer, und feine Haare, die er übri-
gens gar nicht mehr hat, find nicht einmal von Hans Hol-
bein. Ich muß daher fehr bitten, ihn nicht für ein Denk-
mal zu halten, erftens, weil beim Denken nichts heraus-
kommt, und dann, weil diefer Herr wieder abreift. Sie aber
fmd hier angeftellt als Königlich Preußifcher Kölner Dom,
damit die Lohnbedienten etwas an Ihnen zu verdienen
haben. Sie haben bunte Fenfter, find katholifch geboren
und proteftantifch erzogen. Sie ftehen auf dem linken Rhein-
ufer und haben einen politifchen Charakter, d. h. Sie find
bald deutfch, bald franzöfifch, je nachdem die einen oder
die anderen Prügel gekriegt haben; denn die Weltgefchichte
ilt nicht das Weltgericht, fondern nur eine große Prügelei.
Alles dies ift fehr merkwürdig und koket zehn Silbergrofchen.
Daß ich von Köln über Brüffel nach Oftende reifte, muf-
fen Sie mir glauben, da ich es Ihnen nicht beweifen kann.
Ich habe auch felbft keine andere Gewißheit darüber, als daß
ich in der Nacht meine Koffer öffnen mußte, was ich für
belgifch halte, v/ie denn in der Tat in Brüffel ein Blatt er-
fcheint, welches die „Independance" heißt. Daß es übrigens
in Oltende Auftern geben foll, ift eine Verleumdung. Mir
ift durchaus keine bekannt geworden, was die Eingeborenen
damit zu entfchuldigen fuchen, daß die Auftern Monate
ohne r nicht lieben. Diefe Entdeckung, daß Seemufcheln
einen fehr fein entwickelten Sinn für Buchftaben haben, ift
die bedeutendfte, die ich auf diefer Reife gemacht habe.
Die Überfahrt war, da mein Magen fich nicht einbildete,
ich hätte zu\iel gegeffen, fehr angenehm. In Dover wird
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man in eine Kanone geladen und abgefchoffen, (o daß man
London mitten in die Scheibe trifft, die Charing Gross heißt.
Dort traf ich Freitag abend fechs Uhr ein, telegraphierte
nach Knebworth, fuhr nach dem Nordbahnhof, um halb
acht nach Stevenage und fand dort den Wagen, der mich
hieher führte.
Von Schloß und Park, von Rafen und Pfirfichen werde
ich Ihnen an langen Winterabenden im Kreife Ihrer Enkel
erzählen. Für jetzt nur fo viel: daß ich am lo. oder ii.
wieder in See fteche — Sie muffen diefen Ausdruck nicht
wörtlich nehmen, denn ich könnte ebenfogut fagen: ich
werde die Anker lichten, ohne deshalb eine Unternehmung
ganz von dem Verdachte zu reinigen, daß man dabei er-
faufen kann.
Am 13. denke ich in München zu fein.
Villers.
Vom Leben ausruhn ift erft Leben.
An der Grenze alles Überm.aßes liegt jede Schönheit.
Kanns nicht Licht fein, fo fei es wenigftens Schatten:
es ift doch immer eine Sonne dabei.
Die keine Meifter find und doch ftreng urteilen, find
deshalb nicht zu verdammen; denn je weniger einer in
einer Schlacht Courage hat, defto mehr muß er darauf-
halten, daß nicht auch die andern davonlaufen.
Mann und Frau find zwei Türen in dasfelbe Haus.
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DER BESUCH ' VON GOETHE
MEINE Lieblte wollt ich heut befchleichen,
Aber ihre Türe war verfchlofTen.
Hab ich doch den Schlüffel in der Tafche!
Öffn' ich leile die geliebte Türe!
Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen,
Fand das Mädchen nicht in ihrer Stube.
Endlich, da ich leis die Kammer öffne,
Find ich fie, gar zierlich eingefchlafen.
Angekleidet auf dem Sofa liegen.
Bei der Arbeit war fie eingefchlafen:
Das Geftrickte mit den Nadeln ruhte
Zwifchen den gefaltnen zarten Händen;
Und ich fetzte mich an ihre Seite,
Ging bei mir zu Rat, ob ich fie weckte.
Da betrachtet ich den fchönen Frieden,
Der auf ihren Augenlidern ruhte;
Auf den Lippen war die ftille Treue,
Auf den Wangen Lieblichkeit zu Haufe,
Und die Unfchuld eines guten Herzens
Regte fich im Bufen hin und wieder.
Jedes ihrer Glieder lag gefällig,
Aufgelöft vom fußen Götterbalfam.
Freudig faß ich da, und die Betrachtung
Hielte die Begierde, fie zu wecken.
Mit geheimen Banden feft und fefter.
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mfißmmmmm^'^''^''9m^mm
Hand-Zeichnung ■-Jon Goethe.
O du Liebe, dacht ich, kann der Schiummer'j
Der Verräter jedes falfchen Zuges,
Kann er dir nicht fchaden, nichts entdecken,
Was des Freundes zarte Meinung ftörte?
Deine holden Augen ßnd gefchloffen.
Die mich oiFen fchon allein bezaubern;
Es bewegen deine fußen Lippen
Weder fich zur Rede noch zum KuiTe;
Aufgelöft lind dieie Zauberbande
Deiner Arme, die mich ionft umfchlingen,
Und die Hand, die reizende Gefährtin
Süßer Schmeicheleien, unbeweglich.
Wärs ein Irrtum, wie ich von dir denke.
War es Selbftbetrug, wie ich dich liebe.
Müßt ichs jetzt entdecken, da fich Amor
Ohne Binde neben mich geftellet.
Lange faß ich fo und freute herzlich
Ihres Wertes mich und meiner Liebe;
Schlafend hatte fie mir fo gefallen,
Daß ich mich nicht traute fie zu wecken.
Leite leg ich ihr zwei Pomeranzen
Und zwei Rofen auf das Tifchchen nieder;
Sachte, fachte fchleich ich meiner Wege.
OfFnet fie die Augen, meine Gute,
Gleich erblickt fie diele bunte Gabe,
8i
Staunt, wie immer bei verfchloßnen Türen
Diefes freundliche Gefchenk fich finde.
Seh ich diefe Nacht den Engel wieder —
O wie freut fie fich, vergilt mir doppelt
Diefes Opfer meiner zarten Liebe!
AUS DEM SCHLUSSGESANG DER HOMERI-
SCHEN ODYSSEE ' NEU ÜBERTRAGEN VON
RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER
DOCH der Kvllenifche Gott, Hermeias, rief die ver-
ftorbnen
Seelen der Freier heraus und hielt in Händen die Rute,
Golden und fchön, damit er das Aug der Sterblichen
fänftigt.
Aller, welche er mag, und Schlafende wieder erwecket.
Winkend führt er fie an. So folgten fie fchwirrenden
Fluges.
Wie die Nachtmäuf ', hangend im Winkel heiliger Grotten,
Schwirren und flattern, gefcheucht, fo eine vom Felfen
gefallen.
Aus dem Knäuel gelöft, und drängen fich dicht aneinander,
Alfo fchwirrend folgte der Zug. Es führte die Toten
Hermes, der Heiland, alle hinab den Pfad der Verwefung.
Und fie glitten vorbei des Okeanos rinnenden Waffern,
Glitten dem Leukasfelien vorbei, den Toren der Sonne,
Glitten durchs Traumland flugs zur Asphodeloswiefe
hinunter.
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Wo die Geftorbenen find, ein Scheinbild menfchlicher
Mühfal.
Aber fie fanden die Seele des Peleusfohnes, Achilleus,
Und des Patroklos Geiit, Antilochos' Seele, des Helden,
Und des Aias, voreinft an Wuchs und Mienen der Erfte
Vor den Danaern allen, zunächft dem Sohne des Peleus.
Um den Achilleus ftunden die drei. Es nahete ihnen
Des Agamemnon feufzender Geift, des Atreusfohnes,
Jammerbefchwert, und andre zuhauf, fo viele mit jenem
In des Aigifthos Haus ihr Schickfal fanden und fielen.
Und es begann die Seele des Peleusfohnes, Achilleus:
„Atreusfohn, wir meinten, du warft durch alle die Tage
Immer dem blitzausfendenden Zeus der liebfte vor allem
Heldenvolk und hatteft die Macht ob wackeren Männern
Dort im troifchen Land, dem Land des Grams für die
Griechen;
Und nun wollte fich dir fo früh die Moire gefellen.
Deren Gewalt nicht einer entflieht, wer immer zur Welt
kam.
BefTer wars, du litteft den Tod im Lande der Troer,
Da du der Ehre genoffeft und warft vor vielen ein König.
Alle Achaier hätten dir dann den Hügel gefchichtet.
Dir und dem Sohn hernach ein Mal unfterblichen Ruhmes.
Nun aber ward dein Los, elendigen Todes zu fterben!"
Da erwiderte ihm die Seele des Atreusfohnes:
„Seliger Peleusfohn, Achilleus, Göttern vergleichlich.
Der du in Troja ftarbft, von Argos fern, und es fielen
Rings um dich her der Troer und Griechen edelfte Söhne,
Um deinen Leichnam kämpfend: du lagft im wölkenden
Staube
83
Breit auf breitem Gefild, der Zügel und Rofle vergeflen.
Wir aber kämpften den völligen Tag und hätten auch
dann nicht
Innegehalten im Kampf, v»'o nicht Zeus lelber geblitzet.
Siehe, wir trugen dich weg vom Streit zum Lager der
Schiffe,
Legten dich nieder aufs Bett und wufchen m.it laulichem
Waffer
Und mit Salben den herrlichen Leib; und bittere Tränen
Weinten die Danaer, trauernd um dich, und fchoren ihr
Haupthaar.
Und deine Alutter tauchte hervor mit den göttlichen
]\Ieerfraun,
Da fie die Kunde ^■ernommen, es drang ein fchauerlich
Rufen
Über das Meer, und kam ein Fürchten allen Achaiern.
Und fie hoben fich auf und hätten die Schiffe beftiegen,
Wenn fie ein Mann nicht hielt, der viel Vergangenes
wußte,
Neftor, der allen mit Rat und Weisheit immer \oraus war.
Der aber fprach mit gutem Bedacht und redete alfo:
, Hemmet, Argeier, den Lauf, flieht nicht, ihr Söhne
Achaias!
Sehet, die oVIutter kommt, es kommen die feiigen Meer-
frau n
Aus den Gewäffern herauf, den Sohn, der ftarb, zu be-
luchen/
Sprachs. So bändigten innen das Graun die ftolzen Achaier.
Doch um dein Bett verfammelten fich die Töchter des
Meeres,
84
Jammernden Lauts und taten dir an unfterbliche Kleider.
Totenklag begannen dafelblt mit Wechfelgefängen
Die neun Mulen zumal. Da fahft du keinen Argeier
Tränenlos: To rührend fcholl der fchrille Gelang uns.
Siebzehn Tage beweinten wir dich die Nacht und den Tag
durch,
Die unfterblichen Götter zumal und fterbliche Menfchen;
Dann aber gaben wir dich tags drauf dem Feuer und
fchlugen
Schafe und üppige Geißen gar viel und glänzende Rinder.
Und du verbrannteft im Göttergewand, mit Süße des Honigs
Und mit Salben benetzt; und \iel achaifche Helden,
Reuter und Fußvolk tummelten fich in blanken Gewappen,
Rings um den flammenden Stoß mit Schrein und WafFen-
getöfe.
Da es jedoch gen Frührot ging und hatte die Lohe
Des Hephaift dich völlig verzehrt, fo bargen, Achilleus,
Wir dein bleiches Gebein in lauterem Wein und Salböl;
Und deine Mutter gab ein gülden GQ^ä.ßy Dionyfos'
Eigen Gefchenk — fo fprach iie, ein Werk des Schmiedes
Hephailtos.
Darin ruht dein bleiches Gebein, o ftolzer Achilleus,
Mit des Patroklos Reft, des Menoitiosfohnes, vermenget.
Und des Antilochos Reit, den du vor allen Gefellen
Weit am meiften geliebt, nachdem Patroklos geftorben.
Dann aber fchütteten wir, das heilige Heer der Argeier,
Für euch dreie das Grabmal auf, den mächtigen Hügel,
Wo fich der Fels vordrängt in die Weite des Hellespontos,
Daß es vom Meer aus, fern, die fahrenden Männer er-
blicken,
86
Alle, die jetzund find und die, fo fpäter erfcheinen.
Doch deine Mutter erbat von den Göttern herrliche Preife,
Stellte fie mitten im Ring zur Schau den edelften Grie-
chen. —
Wahrlich, du faheft fchon oft der Helden fchönes Begräbnis,
Wenn vielleicht ein König ftarb; und alle die Jungen
Ruften zum Kampffpiel fich und gürten die Untergewänder:
Aber du hätteft am meiften geftaunt, fo du felber gefehen.
Welche Gefchenke für dich, den Liebling fämtlicher Götter,
Uns zu Preifen gefetzt die filberfüßige Thetis.
Alfo verlorft du nimmer im Tod den Namen; und ewig
Bleibet im Menfchengefchlecht dein Ruhm lebendig,
Achilleus.
Mir aber, fag, was war mirs nutz, den Krieg zu beftehen?
Schuf in der Heimat doch mir Zeus das grimme Verderben
Durch die Hand des Aigifth und mein verworfenes Eh-
weib!"
Alfo ftanden fie da und redeten untereinander.
Aber es nahete fich der Geleitsmann, ArgeYphontes,
Mit den Seelen der Freier, die droben jener erwürget.
ZWEI GEDICHTE VON RICARDA HUCH
HELL ftrömt aus Schluchten der Vergangenheit
In unfre Becher, die wir fchwärmend füllen,
Ambrofifch Blut, aus deffen Purpurhüllen
Verklärtes Leben funkelnd fich befreit:
Sehnfucht und Liebe, Tränen, Lächeln, Luft
Und Kampf und Fluch und liegende Gedanken
Der Toten, die wie wir den Feftwein tranken,
Lenzlaub im Haare, unfer nicht bewußt;
Und wir gewahren nicht, ins Heut verfonnen,
Daß jeder Tropfen, den die Zeit ergießt.
Von unfrer Seele löft und fo durchglutet
Herniederrinnt in einen dunklen Bronnen,
Der einft in andre Schalen überfließt
Beraufchter Zecher, die der Tag umflutet.
URALTER Worte kundig kommt die Nacht;
Sie löft den Dingen Rüftung ab und Bande,
Sie wechfelt die Geftalten und Gewände
Und hüllt den Streit in gleiche braune Tracht.
Da rührt das fteinerne Gebirg fich facht
Und fchwillt wie Meer hinüber in die Lande.
Der Abgrund kriecht verlangend bis zum Rande
Und trinkt der Sterne hingebeugte Pracht.
Ich halte dich und bin von dir umfchloffen,
Erfchöpfte Wandrer wiederum zu Haus;
So fühl ich dich in Fleifch und Blut gegoffen,
Von deinem Leib und Leben meins umgleitet.
Die Seele ruht von langer Sehnfucht aus.
Die eins \'om andern nicht mehr unterfcheidet.
88
ROBERT SCHUMANN / AUS DEM SPRUCH-
BUCHE DER DAVIDSBÜNDLER
DAS ift der Fluch des Talents, daß es, obgleich ficherer
und anhaltender arbeitend als das Genie, kein Ziel
erreicht, während das Genie längft auf der Spitze des Ideals
fchwebt und fich lachend oben umfieht!
Das Unglück des Nachahmers ift, daß er nur das Her-
vorftechende iich anzueignen, das Eigentlichfchöne des Ori-
ginals aber nachzubilden wie aus einer natürlichen Scheu
fich nicht getraut.
Es ift nicht gut, wenn der Menfch in einer Sache zu
'viel Leichtigkeit erworben hat.
Wir wären am Ziel? — Wir irren! Die Kunft wird
die große Fuge fein, in der fich die verfchiednen Völker-
fchaften ablöfen im Singen.
Das Außergewöhnliche am Künftler wird zu feinem Vor-
teil nicht immer im Augenblick anerkannt.
Wer fleh einmal Schranken fetzt, von dem wird leider
verlangt, daß er immer drinnen bleibe.
Durch Vergleichen kommt man auf Umwegen zum Re-
fultat; nimm die Sache, wie fie ift, mit ihrem innern Grunde
und Gegengrunde.
Die ruhige Pfyche mit zufammengefalteten Flügeln hat
nur halbe Schönheit; in die Lüfte muß fie fich fchwingen!
Verzeiht den Irrtümern der Jugend! Es gibt auch Irr-
lichter^, die dem Wanderer den rechten Weg zeigen, den
nämlich, den die Irrhchter nicht gehen.
Man denke nur, welche Umftände fich vereinigen muffen,
wenn das Schöne in feiner ganzen Würde und Herrlichkeit
auftreten foU! Wir fordern dazu einmal: große, tiefe In-
tention, Idealität eines Kunftwerkes, dann: Enthufiasmus
der Darfteilung, 3. Virtuofität der Leiftung, harmonifches
Zufammenwirken wie aus einer Seele, 4. inneres Ver-
langen und Bedürfnis des Gebenden und Empfangenden,
momentan günftigfte Stimmung (von beiden Seiten, des
Zuhörers und des Künftlers), 5. glücklichfte Konftellation
der Zeit^"erhältniffe fowie des fpezielleren Moments der
räumlichen und anderen Nebenumftände, 6. Leitung und
Mitteilung des Eindrucks, der Gefühle, Anflehten — Wider-
fpiegelung der Kunftfreude im Auge des andern. — Ift ein
folches Zufammentreffen nicht ein Wurf mit fechs Würfeln
von fechs mal fechs r
Bebt ihr nicht zufammen, ihr Kunftfchächer, bei den
Worten, die Beethoven auf feinem Sterbebette fprach: ich
glaube erft am Anfang zu fein — oder wie Jean Paul : mir
ifts, als hätt ich noch nichts gefchrieben.
Das Talent arbeitet, das Genie fchafft.
Der gebildete Mufiker wird an einer Raffaelfchen Ma-
donna mit gleichem Nutzen ftudieren können wie der
Maler an einer Mozartfchen Symphonie. Noch mehr: dem
90
Bildhauer wird jeder Schaufpieler zur ruhigen Statue, die-
fem die Werke jenes zu lebendigen Geftalten; dem Maler
wird das Gedicht zum Bild, der Mufiker fetzt das Gemälde
in Töne um.
Die Äfthetik der einen Kunft ift die der andern; nur
das Material ift verfchieden.
Das Große geht oft in ähnlichen Worten und Tönen
durch die Geifter im Kreife um.
Oft können zwei Lesarten von gleichem Wert fein. —
Die urfprüngliche ift m e i ft die beffere.
Eine Zeitfchrift foU nicht bloß die Gegenwart abfpiegeln ;
der fmkenden muß die Kritik vorauseilen und fie gleichfam
aus der Zukunft zurückbekämpfen.
Wer viel Angft hat, feine Originalität zu bewahren, ift
allerdings im Begriff, fie zu verlieren.
Nur wenige der eigentlichften genialen Werke fmd po-
pulär geworden (Don Giovanni).
Greift nicht in die Zeit ein; gebt den Jünglingen die
Alten als Studium, aber verlangt nicht von ihnen, daß fie
Einfachheit und Schmucklofigkeit bis zur Affektation trei-
ben. Läutert ihn, daß er eine befonnene Anwendung der
neuerweiterten Kunftmittel macht.
91
ROBERT SCHUMANN AN CLARA WIECK
VON oben gekommen ein Engelskind
Am Flügel fitzt und auf Lieder fmnt,
Und wie es in die Taften greift,
Im Zauberringe vorüberfchweift
Geftalt an Geftalt
Und Bild nach Bild,
Erlkönig alt
Und Mignon mild,
Und trotziger Ritter
Im Waffenflitter,
Und kniende Nonne
In Andachtwonne.
Die Menfchen, die's hörten, die haben getobt,
Als wärs eine Sängerin hochgelobt j
Das Eno-elskind aber un\'erweilt
Zurück in feine Heimat eilt.
AUS MOZARTS BRIEFEN
AN DEN VATER
Augsburg, 23. Oktober 1777.
TEULICH beim Stein brachte er mir eine Sonate vom
N
Beecke; ich glaube, ich habe das fchon gefchrieben.
Apropos wegen feinem ]\lädel! Wer fie fpielen fieht und
hört und nicht lachen muß, der mui3 von Stein wie ihr
Vater fein. Es wird völlig gegen den Diskant hinauf ge-
feffen^ beileibe nicht mitten, damit man mehr Gelegenheit
92
hat, fich zu bewegen und Grimafifen zu machen. Die
Augen werden verdreht, es wird gefchmutzt; wenn eine
Sache zweimal kömmt, fo wird fie das zweite Mal lang-
famer gefpielt; kommt fie dreimal, wieder langfamer. Def
Arm muß in alle Höhe, wenn man eine PafTage macht,
und wie die PaiTage markiert wird, fo muß es der Arm,
nicht die Finger, und das recht mit allem Fleiß fchwer
und ungefchickt tun. Das Schönfte aber ift, daß, wenn in
einer Paffage (die fortfließen foll wie Ol) notwendigerweife
die Finger gewechfelt werden muffen, fo brauchts nicht
viel acht zu geben, fondern wenn es Zeit ift, io läßt man
aus, hebt die Hand auf und fängt ganz komm^od wieder an.
Durch das hat man auch eher Hoffnung, einen falfchen
Ton zu erwifchen, und das macht oft einen kuriofen Effekt.
Ich fchreibe diefes nur, um dem Papa einen Begriff vom
Klavierfpielen und Inftruieren zu geben, damit der Papa
feinerzeit einen Nutzen daraus ziehen kann. Herr Stein
ift völlig in feine Tochter vernarrt. Sie ift achtehalb Jahr
alt, fie lernt nur noch alles auswendig. Sie kann werden,
fie hat Genie; aber auf diefe Art wird fie nichts, fie wird
niemalen viel Gefchwindigkeit bekommen, weil fie fich völlig
befleißt, die Hand fchwer zu machen. Sie wird das Not-
wendigfte und Härtefte und die Hauptfache in der Mufik
niemalen bekommen, nämlich das Tempo, weil fie fich von
Jugend auf völlig befliffen hat, nicht auf den Takt zu fpie-
len. Herr Stein und ich haben gewiß zwei Stunden mit-
einander über diefen Punkt gefprochen. Ich habe ihn aber
fchon ziemlich bekehrt, er fragt mich jetzt in allem um
Rat. Er war in den Beecke völlig vernarrt; nun fieht und
hört er, daß ich mehr fpiele als Beecke, daß ich keine
93
Grimaffen mache und doch (o expreffive fpiele, daß noch
keiner nach feinem Bekenntnis feine Pianoforte fo gut zu
traktieren gewußt hat. Daß ich immer akkurat im Takt
bleibe, über das verwundern fie fich alle. Das tempo ru-
bato in einem Adagio, daß die linke Hand nichts darum
weiß, können fie gar nicht begreifen. Bei ihnen gibt die
linke Hand nach. Graf Wolfeck und mehrere, die ganz
paffioniert für Beecke fmd, fagten neulich öffentlich im Kon-
zert, daß ich den Beecke in Sack fchiebe. Graf Wolfeck
lief immer im Saal herum und fagte: „So hab ich mein
Lebtag nichts gehört." Er fagte zu mir: „Ich muß Ihnen
fagen, daß ich Sie niemalen fo fpielen gehört wie heute;
ich werde es auch Ihrem Vater lagen, fobald ich auf Salz-
bure komme . . ."
AN ABBE BULLIXGER
Paris, 3. Jul
//'
AUerbefter Freund!
Für Sie ganz allein.
Trauern Sie mit mir, mein Freund! Dies war der
traurigfte Tag in meinem Leben, dies fchreibe ich um
zwei Uhr nachts. Ich muß es Ihnen doch fagen: meine
Mutter, meine liebe Mutter ift nicht mehr! Gott hat fie
zu fich gerufen; er wollte fie haben, das fehe ich klar,
mithin habe ich mich in den Willen Gottes zu geben.
Er hatte üe mir gegeben, er konnte fie mir auch nehmen.
Stellen Sie fich nur alle meine L^nruhe, Angfte und Sor-
gen für, die ich diefe vierzehn Tage ausgeftanden habe.
Sie ftarb, ohne daß fie etwas von fich wußte, löfchte aus
94
wie ein Licht. Sie hat drei Tage vorher gebeichtet, ift
kommuniziert worden und hat die heihge Ölung be-
kommen. Die letzten drei Tage aber phantafierte fie be-
ftändig, und heute aber um fünf Uhr einundzwanzig
Minuten griff fie in Zügen, verlor allfogleich dabei alle
Empfindung und alle Sinne. Ich drückte ihr die Hand,
redete fie an, fie fah mich aber nicht, hörte mich nicht
und empfand nichts. So lag fie bis zum Verfchied, näm-
lich in fünf Stunden, um zehn Uhr einundzwanzig Minuten
abends. Es war niemand dabei als ich, ein guter Freund
von uns (den mein Vater kennt), Herr Heina, und die
Wächterin. Die ganze Krankheit kann ich Ihnen heute
ohnmöglich fchreiben; ich bin der Meinung, daß fie hat
fterben müfTen; Gott hat es fo haben wollen. Ich bitte
Sie unterdefTen um nichts als um das Freundftück, daß
Sie meinen armen Vater ganz fachte zu diefer traurigen
Nachricht bereiten. Ich habe ihm mit der nämlichen Poft
gefchrieben, aber nur, daß fie fchwer krank ift, warte dann
nur auf eine Antwort, damit ich mich darnach richten
kann. Gott gebe ihm Stärke und Mut! Mein Freund!
ich bin nicht jetzt, fondern fchon lange her getröftet. Ich
habe aus befonderer Gnade Gottes alles mit Standhaftig-
keit und GelafTenheit ertragen. Wie es fo gefährlich
wurde, fo bat ich Gott nur um zwei Dinge, nämlich um
eine glückliche Sterbftunde für meine Mutter und dann
für mich um Stärke und Mut, und der gütige Gott hat
mich erhört und mir die zwei Gnaden im größten Maße
verliehen. Ich bitte Sie alfo, befter Freund, erhalten Sie
mir meinen Vater, fprechen Sie ihm Mut zu, daß er es
fich nicht gar zu fchwer und hart nimmt, wenn er das
95
Ärgfte erlt hören wird. Meine Schweltet- empfehle ich
Ihnen auch von ganzem Herzen. Gehen Sie doch gleich
hinaus zu ihnen, ich bitte Sie, lagen Sie ihnen noch nichts,
daß fie tot ilt, londern präparieren Sie fie nur fo dazu.
Tun Sie, was Sie wollen, wenden Sie alles an, machen
Sie nur, daß ich ruhig lein kann und daß ich nicht etwa
ein anderes Unglück noch zu erwarten habe. Erhalten Sie
mir meinen lieben Vater und meine liebe Schwefter! Geben
Sie mir gleich Antwort, ich bitte Sie. Adieu, ich bin Dero
gehorfamfter, dankbarfter Diener
W. A. M.
AN DEN VATER
Wien, 9. Juni 1781.
Nun hat es der Herr Graf Arco recht gut gemacht!
Das ift alfo die Art, die Leute zu bereden, fie an fich
zu ziehen, daß man aus angeborener Dummheit die Bitt-
fchriften nicht annimmt, aus Manglung des Muts und aus
Liebe zur Fuchsfchwanzerei dem Herren gar kein Wort
fagt, jemand vier Wochen herumzieht und endlich, da
derjenige gezwungen ift, die Bittfchrift felbft zu über-
reichen, anftatt ihm wenigftens den Zutritt zu verftatten,
ihn zur Tür hinausfchmeißt und einen Tritt im Hintern
gibt! Das ift alfo der Graf, dem es (nach Ihrem letzten
Schreiben) fo fehr vom Herzen geht: das ift alfo der Hof,
wo ich dienen, an welchem man jemand, der um etwas
fchriftlich einkommen will, anftatt daß man ihm die Über-
gebung zuwegen bringt, ihn alfo behandelt: Das gefchahe
in der Antichambre; mithin war kein ander Mittel als fich
losreißen und laufen, dann ich wollte für die fürftlichen
96
Zimmer den Refpekt nicht verlieren, wenn ihn fchon der
Arco verloren hatte. Ich habe drei Memorial gemacht,
habe fie fünfmal übergeben und fmd mir allzeit zurück-
gefchlagen worden. Ich habe fie ganz gut verwahrt, und
wer ne lefen will, kann fie lefen und fich überzeugen, daß
nicht das geringfte Anzügliche darinnen feie. Endlich,
da ich abends das Memorial durch Herrn von Kleinmayrn
zurückgefandt bekam (dann er ift hier dazu beftellt), und
als den andern Tag darauf wäre die Abreife des Erz-
bifchofs, fo war ich für Zorn ganz außer mir; wegreifen
konnte ich ihn fo nicht laffen, und da ich von Arco ge-
wußt (wenigftens fagte er mir es fo), daß er nichts darum
wiffe, mithin wie böfe könnte der Erzbifchof nicht auf
mich fein, fo lange hier zu fein und dann auf den letzten
Augenblick erft mit einer folchen Bittfchrift zu kommen.
Ich machte alfo ein anderes Memorial, worin ich ihm ent-
deckte, daß ich fchon bereits vier Wochen eine Bittfchrift
in Bereitfchaft hätte, und da ich mich, wüßte nicht warum,
fo lange damit herumgezogen fähe, fo feie ich nun ge-
nötiget, fie ihm felbft, und zwar auf den letzten Augen-
blick zu überreichen. Für diefes Memorial bekam ich
die EntlafTung meiner Dienfte auf die fchönfte Art von
der Welt. Dann wer weiß, ob es nicht auf Befehl des
Erzbifchofs gefchehen iftr Herr von Kleinmayrn, wenn
er einen ehrlichen Mann noch fo fortfpielen will, und die
Bedienten des Erzbifchofs find Zeugen, daß fein Befehl ift
vollzogen worden. Ich brauche nun gar keine Bittfchrift
mehr nachzufchicken, die Sache ift nun geendiget. Ich
will nun von der ganzen Affäre nichts mehr fchreiben,
und wenn mir der Erzbifchof nun zwölfhundert Fl.
97
Befoldung gäbe, (o ging ich nicht nach einer folchen
Behandlung. Wie leicht wäre ich nicht zu bereden ge-
wefen! Aber mit Art, nicht mit Stolz und Grobheit.
Dem Graf Arco habe ich Tagen laffen, ich habe nichts
mit ihm zu reden, weil er mich das erftemal fo ange-
fahren und wie einen Spitzbuben ausgemacht hat, wel-
ches ihm nicht zufteht. Und bei Gott! wie ich fchon
gefchrieben habe, ich wäre das letztemal auch nicht hin-
gegangen, hätte er mir nicht dazu fagen laffen, er hätte
einen Brief von Ihnen. Nun das letztemal! Was geht
es ihn an, wenn ich meine Entlaffung haben will? Und
denkt er wirklich fo gut für mich, fo foll er mit Gründen
jemand zureden oder die Sache gehen laffen, wie fie geht.
Aber nicht mit Flegel und Burfch herumwerfen und einen
bei der Tür durch einen Tritt im Arfch hinauswerfen;
doch ich habe vergefTen, daß es vielleicht Hochfürftlicher
Befehl war.
Auf Ihren Brief will ich nur ganz kurz antworten.
Dann ich bin der ganzen Sache fo müde, daß ich gar
nichts mehr da\on zu hören wünfchte. Nach der ganzen
Urfach, warum ich quittiere (die Sie wohl wiffen), würde
es keinem Vater einfallen, mit feinem Sohn darüber böfe
zu fein; vielmehr wenn er es nicht getan hätte. Defto
weniger, da Sie wußten, daß ich fchon ohne alle Urfach
dazu Luft hatte. Und Ernft kann es Ihnen ohnmöglich
fein, Sie muffen fich wegen dem Hof alfo verhalten. Doch
bitte ich Sie, mein befter Vater, nicht zu viel zu kriechen,
dann der Erzbifchof kann Ihnen nichts tun. Tat ers
doch! Ich wünfchte es faft. Das wäre wirklich eine Tat,
eine neue Tat, die ihm beim Kaifer vollends den Garaus
98
machen würde; dann der Kaifer kann ihn nicht allein
nicht leiden, fondern er haßt ihn. Wenn Sie nach einer
folchen Behandlung nach Wien gehen und dem Kaifer
die Gefchichte erzählen, fo erhalten Sie wenigftens die
nämliche Gage von ihm, denn in folchen Fällen ift der
Kaifer zu verehren.
AN KONSTANZE
Wien, 29. April 1782.
Liebfte, hefte Freundin!
Diefen Namen werden Sie mir ja doch noch wohl er-
lauben, daß ich Ihnen geben darf? So fehr werden Sie
mich ja doch nicht haffen, daß ich nicht mehr Ihr Freund
fein darf und Sie nicht mehr meine Freundin fein werden?
Und wenn Sie es auch nicht mehr fein wollen, fo können
Sie es mir doch nicht verbieten, gut für Sie, meine Freundin,
zu denken, wie ich es nun fchon gewohnt bin. Überlegen
Sie wohl, was Sie heut zu mir gefagt haben. Sie haben
mir (ohngeachtet allen meinen Bitten) dreimal den Korb
gegeben und mir gerade ins Geficht gefagt, daß Sie mit
mir nichts mehr zu tun haben wollen. Ich, dem es nicht
fo gleichgültig ift wie Ihnen, den geliebten Gegenftand zu
verlieren, bin nicht fo hitzig, unüberlegt und unvernünftig,
den Korb anzunehmen. Zu diefem Schritte Hebe ich Sie
zu fehr. Ich bitte Sie alfo noch einmal, die Urfache diefes
ganzen VerdrulTes wohl zu überlegen und zu bedenken,
welche war, daß ich mich darüber aufgehalten, daß Sie fo
unverfchämt, unüberlegt waren, Ihren Schweftern, NB. in
meiner Gegenwart, zu fagen, daß Sie fich von einem Chapeau
99
haben die Waden mefTen lafTen. Das tut kein Frauen-
zimmer, welches auf Ehren hält. Die Maxime in der Kom-
pagnie mitzumachen ift ganz gut. Dabei muß man aber
viele Nebenfachen betrachten: ob es lauter gute Freunde
und Bekannte beilammen find: ob ich ein Kind oder fchon
ein Mädchen zum Heuraten bin: befonders aber, ob ich
eine verfprochene Braut bin: hauptfächlich aber, ob lauter
Leute meinesgleichen oder niedrigere als ich, befonders aber
vornehmere als ich dabei find? Wenn es fich wirklich die
Baronin felbft hat tun lallen, fo ift es ganz was anderes,
weil fie fchon weiter eine übertragene Frau, die ohnmög-
lich mehr reizen kann, ift und überhaupt eine Liebhaberin
vom et caetera ift. Ich hoffe nicht, liebfte Freundin, daß
Sie jemals fo ein Leben führen wollten wie fie, wenn Sie
auch nicht meine Frau fein wollen. Wenn Sie fchon dem
Triebe mitzumachen (obwohl das Mitmachen einer Manns-
perfon nicht allzeit gut fteht, defto weniger aber einem
Frauenzimmer) konnten Sie aber ohnmöglich widerftehen,
fo hätten Sie in Gottes Namen das Band genommen und
fich felbft die Waden gemeffen (fo wie es noch alle Frauen-
zimmer von Ehre in meiner Gegenwart in dergleichen
Fällen getan haben) und fich nicht von einem Chapeau
(ich, ich würde es niemalens im Beifein anderer Ihnen getan
haben, ich würde Ihnen felbft das Band gereicht haben),
defto weniger alfo von einem Fremden, der mich gar nichts
angeht. Doch das ift vorbei, und ein kleines Geftändnis
Ihrer dortmaligen, etwas unüberlegten Aufführung würde
alles wieder gutgemacht haben und — wenn Sie es nicht
übel nehmen, liebfte Freundin — noch gutmachen. Dar-
aus fehen Sie, wie fehr ich Sie liebe. Ich braufe nicht auf
lOO
wie Sie, ich denke, ich überlege und ich fühle. Fühlen Sie,
haben Sie Gefühl, fo weiß ich gewiß, daß ich heute noch
ruhig werde fagen können: die Konftanze ift die tugend-
hafte, ehrliebende, vernünftige und getreue Geliebte des
rechtfchafFenen und für fie wohldenkenden
Mozart.
HEINRICH LEUTHOLD / MITTAGSRUHE
MIT fchattigem Kaftanienwalde
Senkt fich vom Apennin die Schlucht;
Limonen fchmücken reich die Halde,
Und Ol und Wein umkränzt die Bucht.
Ein dunkles Klofter liegt zur Seite,
Der Weg von Blüten überfchneit.
Vor uns dehnt fich des Meeres Weite,
Ein Sinnbild der Unendlichkeit.
Es tönt die Welt mit keiner Kunde
In unfern Frieden ftörend ein.
Wir zählen weder Tag noch Stunde:
Das ift ein füß Begrabenfein,
Das ift ein feiiges Verbluten,
Dem unfre Seelen fich geweiht.
Natur wälzt ihre Wolluftfluten
Lautlos um unfre Einfamkeit.
Aus dem Nachlaß.
lOI
LIEDER DES HAFIS
LIEBESHYMNE
GELIEBTE, deine großen Mandelaugen
Sind fchön wie Huris in dem Garten Eden^
Und deine Wangen gleichen Rofenbeeten
Des Paradiefes, — ach, und deine Locken
Verwirren wie ein Zauberwald, daraus
Man nimmer heimwärts findet, alle Welt.
Der Hauch, der deinem fchimmernden Mund entftrömt,
Ift ein verklärter Liebeshauch des Jenfeits
Und heilt die wilden Qualen meines Herzens.
Die Hügel deiner Brüfte find zwei Felder
Schneeweißer Lilien, darauf ganz matte
Syringenblüten feine Adern ziehn.
Es fchweben deine Füße wie zwei Wefen
Des Feenlandes, die von Erdenfchwere
Nichts wiiTen, über unfern Häuptern hin.
Und deine Seele? Deine zarte Seele
Ift eine Strophe aus dem Blau des Himmels,
Ein wundervoller Vers, den Allah fchrieb.
Und meine Seele, diefe arme, gänzlich
Zerrütteter Sie ift ein Opferkraut,
Geworfen in den ungeheuren Brand
IQ2
Verzückter Liebe. Da verglüht es und
Verduftet und fteigt feiig auf zum Himmel
Zu deiner Ehre, Fürftin diefer Welt!
WEIN HER!
Den Stein der Weifen her! Den Becher, Schenke,
Der alles in fich fchließt, was köftlich ift!
Wein her! Ich will der Erde Haß und Hochmut
Abwafchen mir vom härenen Gewand!
Wein her! Ich will das Netz des pfäffifchen Unfinns,
Das uns umgarnen will, in Stücke reißen!
Wein her! Ich will die Erde mir erobern,
Zu Füßen mir die ganze blühende Welt!
Wein her! Ich will zum Himmel auf! Das Diesfeits
Und Jenfeits überfegl ich kecken Flugs!
Wein her! Wein her! Bring mir den Becher, Schenke,
Der alles in fich fchließt, was köftlich ift!
DIE ALLMACHTIGE
Die höchfte Macht der Erde fitzt auf keinem Thron.
Sie blüht in deinem Angefleht, du Herrliche!
Der Tag wird durch die goldne Sonne nicht erhellt, —
Aus deinen Augen fließt das wundervolle Licht!
103
In deinen fchlanken Händen ruht die Macht des Lebens
Und auch die dunkle Macht des Todes, — wie du willft.
Du Schlimme tuft des Böfen ein gehäuftes Maß.
Tu es getroft, — der Himmel zürnt dir nicht.
Der Engel Pflicht war aufzufchreiben, was du Böfes tuft, —
Sie walten ihres Amtes nicht. Sie lieben dich.
HAFIS DER BESIEGTE
Nicht jene find gefährlich mir, die mit
Dem Schwerte dröhn. Nicht jene, die mit Blicken
Des Grimmes und des Haffes um fich werfen.
Jedoch ein roter Mund ift mir gefährlich
Und eine Locke, die auf weißem Hals liegt.
Und dunkle Augen unter dunkeln Braun,
Solchen Bezwingern bin ich nicht gewachfen!
Gern würd ich fliehn, — doch ifts fo füß zu bleiben,
Befiegt zu fein von Locke, Aug und Mund.
Wie gerne trink ich das holde Gift des Mundes,
Wie gern \erbrenn ich in den fchönen Gluten,
Die deine Augen fprühn! Und du, o Locke,
Du fein gefchwungen, die auf weißem Hals liegt,
Umfchnüre mich, bis mir der Atem ausgeht, —
Ich kenne keinen neidenswertern Tod.
Ohertra^en 'von Hans Bethge
104
HANS SACHS / EIN SCHÖNS BUHLLIED EINER
EHRLICHEN FRAUEN MIT EI'M NAMEN IN
DEN ANFÄNGEN
MIR liebt in grünem Maien
die fröhlich Summerzeit,
in der fich tut erfreuen
mit ganzer Stetigkeit
die AUerliebft auf Erden,
die mir im Herzen leit.
Ach Mai, du edler Maien,
der du den grünen Wald
gar herrlich tuft erfreuen
mit Blümlein mannigfalt,
darinnen tut fpazieren
mein Feinslieb wohlgeftalt.
(jrott, du wölleft mir geben
in diefem Maien grün
ein fröhlich, gfundes Leben,
darzu die Zart und Schön,
die du mir haft erkoren,
die mir ihr Lieb vergünn.
JDarum, du grüner Maien,
wann ich an die gedenk,
die mein Herz tut erfreuen,
der ich viel Seufzen fenk,
dieweil ich leb auf Erden,
mein Herz nit von ihr wank.
105
Ach halt an Treu und Ehren,
mein allerhöchlter Schatz,
und laß dich nit abkehren
des fchnöden Klaffers Schwatz,
gib ihren falfchen Zungen
in deim Herzen kein Platz.
Lieb! ach wollt Gott, mein Herze
kunnft fehen in dem Grund,
wie das in Liebesfchmerze
von dir ift worden wund!
Tu das mit eim Wort tröften!
So wird mein Herz gefund.
Jlrwig wollt ich mich freuen,
wenn ich dein eigen war,
und dir dienen in Treuen.
Deshalb furcht kein Gefähr!
Nichts ich, denn Ehr und Glücke,
von Gott und dir begehr.
JNach Silber und nach Golde
tu ich nit fehnen mich,
als der, die ich herzholde
hab, zu der mich verfich
aller Lieb, Treu und Ehre,
weil ich leb auf Erdrich.
Ach tu von mir nit kehren
in Liebesanefano;!
io6
Hoffnung tut mich ernähren
forthin mein Lebenlang.
Viel taufend guter Nachte
wünfch ich dir mit Gefang.
ARTHUR SCHOPENHAUER / ÜBER SCHRIFT-
STELLEREI UND STIL, LESEN UND BÜCHER
UM iinfterblich zu fein, muß ein Werk fo viele Treff-
lichkeiten haben, daß nicht leicht fich Einer findet,
der fie alle faßt und fchätzt; jedoch allezeit diefe Treff-
lichkeit von Diefem, je7ie von Jenem erkannt und verehrt
w^ird; w^odurch der Kredit des Werkes, den langen Lauf
der Jahrhunderte hindurch, und bei ftets w^echfelndem In-
tereffe, fich doch erhält, indem es bald in diefem, bald in
jejiem Sinne verehrt und nie erfchöpft w^ird. — Der Urheber
eines folchen aber, alfo Der, welcher auf ein Bleiben und
Leben noch bei der Nachwelt Anfpruch hat, kann nur ein
Menfch fein, der nicht bloß unter feinen Zeitgenoffen,
auf der weiten Erde, feines Gleichen vergeblich fucht
und von jedem Andern, durch eine fehr merkliche Ver-
fchiedenheit, augenfällig abfticht; fondern der, wenn er
fogar, wie der ewige Jude, mehrere Generationen durch-
wanderte, fich dennoch im felben Falle befinden würde;
kurz. Einer, von dem das Arioftifche „Die Natur hat
das Herrlichfte gebildet und dann die Form zerbrochen"
wirklich gilt. Denn fonft wäre nicht einzufehn, war-
um feine Gedanken nicht untergehn foUten, wie alle
andern.
107
Zu faft jeder Zeit ift, wie in der Kunft, (o auch in der
Litteratur, irgend eine falfche Grundanficht, oder Weife,
oder Manier, im Schwange und wird bewundert. Die ge-
meinen Köpfe fmd eifrig bemüht, folche fich anzueignen
und fie zu üben. Der Einfichtige erkennt und verfchmäht
fie: er bleibt außer der Mode. Aber nach einigen Jahren
kommt auch das Publikum dahinter und erkennt die Fakfe
für Das, was fie ift, verlacht fie jetzt, und die bewunderte
Schminke aller jener manierirten Werke fällt ab, wie eine
fchlechte Gypsverzierung von der damit bekleideten Mauer:
und wie diefe ftehn fie alsdann da. Nicht ärgern also,
fondern freuen foll man fich, wenn irgend eine fchon lange
im Stillen wirkende falfche Grundanficht ein Mal ent-
fchieden, laut und deutlich ausgefprochen wird: denn nun-
mehr wird das Falfche derfelben bald gefühlt, erkannt und
endlich ebenfalls ausgefprochen werden. Es ift damit, wie
wenn ein Abfceß aufgeht.
Der Sü7 ift die Phvfiognomie des Geiftes. Sie ift untrüg-
licher, als die des Leibes. Fremden Stil nachahmen heißt
eine Maske tragen. Wäre diefe auch noch fo fchön, fo
wird ücy durch das Leblofe, bald infipid und unerträglich;
fo daß felbft das häßlichfte lebendige Geficht beiTer ift.
Affektation im Stil ift dem Gefichterfchneiden zu ver-
gleichen.— Die Sprache, in welcher man fchreibt, ift die
Nationalphyfiognomie: fie ftellt große Unterfchiede feft, —
von der Griechifchen bis zur Karaibifchen.
Stilfehler foll man in fremden Schriften entdecken, um
fie in den eigenen zu vermeiden.
io8
Die Wahrheit ift nackt am fchönften, und der Eindruck,
den fie macht, um fo tiefer, als ihr Ausdruck einfacher war;
theils weil fie dann das ganze, durch keinen Nebengedanken
zerftreute Gemüth des Hörers ungehindert einnimmt; theils
weil er fühlt, daß er hier nicht durch rhetorifche Künfte
beftochen, oder getäufcht ift, fondern die ganze Wirkung
von der Sache felbft ausgeht. Z. B. welche Deklamation
über die Nichtigkeit des menfchlichen Dafeins wird wohl
mehr Eindruck machen, als Hiobs: Der Menfch, vom Weibe
geboren, lebt kurze Zeit, und ift voll Unruhe, gehet auf wie
eine Blume, und fällt ab, fliehet wie ein Schatten, und blei-
bet nicht. — Eben daher fteht die naive Poefie Goethes fo
unvergleichlich höher als die rhetorifche Schillers. Daher
auch die ftarke Wirkung mancher Volkslieder. Deshalb nun
hat man, wie in der Baukunft vor der Überladung mit Zier-
rathen, in den redenden Künften fich vor allem nicht noth-
wendigen rhetorifchen Schmuck, allen unnützen Amplifi-
kationen und überhaupt vor allem Überfluß im Ausdruck
zu hüten, alfo fich eines keiifchen Stiles zu befleißigen. Alles
Entbehrliche wirkt nachtheilig. Das Gefetz der Einfach-
heit und Naivetät, da diefe fich auch mit dem Erhabenften
verträgt, gilt für alle fchönen Künfte.
Die deutfche Sprache ift die einzige, in der man bei-
nahe lo gut fchreiben kann, wie im Griechifchen und
Lateinifchen, welches den andern europäifchen Haupt-
Iprachen, als welche bloße patois find, nachrühmen zu wollen
lächerlich fein würde. Daher eben hat, mit diefen ver-
glichen, das Deutfche etwas fo ungemein Edeles und Er-
habenes.
109
Wenige fchreiben wie ein Architekt baut, der zuvor
feinen Plan entworfen und bis ins Einzelne durchdacht
hat; — vielmehr die Meiften nur fo, wie man Domino
fpielt. Wie nämlich hier, halb durch Abficht, halb durch
Zufall, Stein an Stein fich fügt, — fo fteht es eben auch
mit der Folge und dem Zusammenhang ihrer Sätze.
Kaum daß fie ungefähr wilTen, welche Geftalt im Gan-
zen herauskommen wird und wo das Alles hinaus foU.
Viele willen felbft Dies nicht, fondern fchreiben, wie
die Korallenpolypen bauen: Periode fügt fich an Periode,
und es geht wohin Gott will. Zudem ift das Leben
der y,Jetztzeif^ eine große Gallopade: in der Litteratur
giebt fie fich kund als äußerfte Flüchtigkeit und Lieder-
lichkeit.
Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, fie zu
lefen, mitkaufen könnte, aber man verwechfelt meiftens den
Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
Zu verlangen, daß Einer Alles, was er je gelelen, be-
halten hätte, ift wie verlangen, daß er Alles, was er je
gegelTen hat, noch in fich trüge. Er hat von Diefem leib-
lich, von Jenem geiftig gelebt und ift dadurch geworden was
er ift. Wie aber der Leib das ihm Homogene aflimilirt;
fo wird Jeder behalte)!^ was ihn interejfirt^ d. h. was in fein
Gedankenfyftem oder zu feinen Zwecken paßt. Letztere
hat freilich Jeder; aber etwas einem Gedankenfyftem Ahn-
liches haben gar Wenige: daher nehmen fie an nichts ein
objektives InterelTe, und dieferhalb wieder fetzt fich von
ihrer Lektüre nichts bei ihnen an : fie behalten nichts davon.
HO
Es giebt, zu allen Zeiten, zwei Litteraturen, die ziemlich
fremd neben einander hergehn: eine wirkliche und eine
bloß fcheinbare. Jene erwächft zur bleibenden Litteratur.
Betrieben von Leuten, die für die Wiffenfchaft, oder die
Poefie, leben, geht fie ihren Gang ernft und ftill, aber
äußerft langfam, producirt in Europa kaum ein Dutzend
Werke im^ Jahrhundert, welche jedoch bleiben. Die andere,
betrieben von Leuten, die von der Wiffenfchaft, oder Poefie,
leben, geht im Galopp, unter großem Lärm und Gefchrei
der Betheiligten, und bringt jährlich viele taufend Werke zu
Markte. Aber nach wenig Jahren fragt man: wo find fie?
wo ift ihr fo früher und fo lauter Ruhm? Man kann daher
auch diefe als die fließende, jene als die ftehende Litteratur
bezeichnen.
Repetitio est mater studioriirn. Jedes irgend wichtige Buch
foll man fogleich zwei Mal lefen, theils weil man die
Sachen das zweite Mal in ihrem Zufammenhange beffer
begreift, und den Anfang erft recht verfteht, wenn man
das Ende kennt; theils weil man zu jeder Stelle das zweite
Mal eine andere Stimmung und Laune mitbringt, als beim
erften, wodurch der Eindruck verfchieden ausfällt und es
ift, wie wenn man einen Gegenftand in anderer Beleuch-
tung fieht.
Um das Gute zu lefen, ift eine Bedingung, daß man
das Schlechte nicht lefe: denn das Leben ift kurz, Zeit
und Kräfte befchränkt.
III
DAS GLÜCK DIESER WELT DER HAUSSPRUCH
DES PLANTIN ÜBERTRAGEN VON RUDOLF
ALEXANDER SCHRÖDER
TT" IN Haus befitzen, Ichön und läuberlich gericht't,
J 4 Ein Gärtlein, tapeziert mit duftenden Spalieren,
Wein, Früchte — viel Gefind und viele Kinder nicht,
Ein Weib, das feine Treu dich läßt im ftillen fpüren,
Nicht Schulden, Buhlfchaft nicht und kein Prozeffeführen,
Kein Vetter und kein Ohm, der dir dein Erb anficht.
Mit wenig fein vergnügt, den Großen nicht hofieren.
In jeder Tätigkeit ihr richtiges Gewicht,
Freimütig lein und nicht dem Ehrgeiz Nahrung geben,
Herr feiner Leidenfchaft und nicht ihr Diener leben.
Und ohne Skrupel fich am Gottesdienft erbaun,
Den Geilt fich halten frei und den Verftand ohn Scharten,
Und unterm Rofenkranz nach feinen Beeten fchaun:
Das heiß ich fänftiglich daheim den Tod erwarten.
DIE ROMANTIK DER BOURGEOISIE / VON
STEFAN ZWEIG
DIE große und unvergeßliche Tat Dickens war: die Ro-
mantik der Bourgeoifie zu entdecken, die Poefie des
Profaifchen. Er hat als erfter den Alltag der unpoetifche-
iten aller Nationen ins Dichterifche umgebogen. Er hat
Sonne durch diefes ftumpfe Grau leuchten lafTen; und wer
in England einmal gefehen hat, wie ftrahlend der Gold-
glanz ift, den dort die erftarkende Sonne aus dem trüben
112
Knäuei des Nebels fpinnt, der weiß, wie fehr ein Dichter
feine Nation befeligen mußte, der ihr künftlerifch diefe
Sekunde der Erlöfung aus dem bleiernen Hindämmern ge-
geben hat. Dickens ift diefer goldene Reif um den eng-
lifchen Alltag, der Heiligenfchein der fchlichten Dinge
und fimpeln Menfchen, die Idylle Englands. Er hat feine
Helden, feine Schickfale in den engen Straßen der Vor-
ftädte gefucht, an denen die andern Dichter achtlos vor-
beigingen. Die fuchten ihre Helden unter den Kron-
leuchtern der ariftokratifchen Salons, auf den Wegen in
den Zauberwald der fairy tales, fie forfchten nach dem
Entlegenen, Ungewöhnhchen und Außerordentlichen.
Ihnen war der Bürger die Subftanz gewordene irdifche
Schwerkraft, und fie wollten nur feurige, koftbare, in Ek-
ftafen aufftrebende Seelen, den lyrifchen, den heroifchen
Menfchen. Dickens fchämte fich nicht, den ganz ein-
fachen Tagwerker zum Helden zu machen. Er war ein
Selfmademan; er kam von unten und bewahrte diefem
Milieu eine rührende Pietät. Er hatte einen fehr merk-
würdigen Enthufiasmus für das Banale, eine Begeifterung
für ganz wertlofe altväterifche Dinge, für den Kleinkram
des Lebens. Seine Bücher find felbft fo ein curiosity shop
voll mit Gerumpel, das jeder für wertlos gehalten hätte, ein
Durcheinander von Seltfamkeiten und fchnurrigen Nichtig-
keiten, die jahrzehntelang vergeblich auf den Liebhaber ge-
wartet hatten. Aber er nahm diefe alten wertlofen, ver-
ftaubten Dinge, putzte fie blank, fügte fie zufammen und
ftellte fie in die Sonne feiner Heiterkeit. Und da fingen
fie plötzlich an zu funkeln mit einem unerhörten Glanz.
So nahm er die vielen kleinen verachteten Gefühle aus der
"3
Bruft einfacher Menfchen, horchte fie ab, fügte ihr Räder-
werk zufammen, bis fie wieder lebendig tickten. Plötz-
lich begannen fie da wie kleine Spieluhren zu furren, zu j
fchnurren und dann zu fingen, eine leife altväterifche Me-
lodie, die lieblicher war als die fchwermütigen Balladen ,
der Ritter aus Legendenland und die Kanzonen der Lady
vom See. Die ganze bürgerliche Welt hat Dickens lo aus
dem Afchenhaufen der Vergeffenheit aufgeftöbert und wie-
der blank zufammengefügt: in feinem Werk erft wurde
fie wieder eine lebendige Welt. Ihre Torheiten und Be-
fchränktheiten hat er durch Nachficht begreiflich, ihre
Schönheiten durch Liebe finnfällig gemacht, ihren Aber-
glauben verwandelt er in eine neue und fehr dichterifche
Mythologie. Das Zirpen des Heimchens am Herd ift
Mufik geworden in feiner Novelle, die Silvefterglocken
fprechen mit menfchlichen Zungen, der Zauber der Weih-
nacht \erföhnt Dichtung dem religiöfen Gefühl. Aus den
kleinen Feften hat er einen tieferen Sinn geholt; er hat '
allen diefen fchlichten Leuten die Poefie ihres täglichen
Lebens entdecken geholfen, ihnen noch lieber gemacht,
was ihnen fchon das Liebfte war, ihr home, das enge
Zimmer, wo der Kamin mit roten Flammen praffelt und
das dürre Holz zerknackt, wo der Tee am Tifche furrt
und fingt, wo die wunfchlofen Exiftenzen fich abfperren
von den gierigen Stürmen, den wilden Verwegenheiten
der Welt. Die Poefie des Alltäglichen wollte er alle die
lehren, die in den Alltag gebannt waren. Taufenden und
^Millionen hat er gezeigt, wo das Ewige in ihr armes Leben
hinabreichte, wo der Funke, der ftille Freude verfchüttet,
unter der Afche des Alltags lag, er hat fie gelehrt, ihn
114
äutflammen zu lafTen zu heiter behaglicher Glut. Helfen
wollte er den Armen und den Kindern. Was über diefen
Mittelftand des Lebens, materiell oder geiftig, hinausging,
war ihm antipathilch; er liebte nur das Gewöhnliche, das
Durchfchnittliche von ganzem Herzen. Den Reichen und
den Ariltokraten, den Begünftigten des Lebens war er
gram. Die fmd faft immer Schurken und Knaufer in fei-
nen Büchern, feiten Porträts, faft immer Karikaturen. Er
mochte iie nicht. Zu oft hatte er als Kind dem Vater
ins Schuldgefängnis, in die MariTialea, Briefe gebracht, die
Pfändungen gefehen, zu fehr die liebe Not des Geldes ge-
kannt; jahraus, jahrein war er in Hungerford Stairs ganz
oben in einem kleinen, fchmutzigen, fonnenlofen Zimmer
gefeiTen, hatte Schuhwichfe in Tiegel eingeftrichen und
mit Fäden Hunderte und Hunderte täglich umwickelt, bis
ihm die kleinen Kinderhände brannten und die Tränen der
Zurückfetzung aus den Augen fchoffen. Zu fehr hatte er
Hunger und Entbehrung gekannt an den kalten Nebel-
morgen der Londoner Straßen. Keiner hatte ihm damals
geholfen, die Karoffen waren vorübergefahren an dem frie-
renden Knaben, die Reiter vorbeigetrabt, die Tore hatten
fleh nicht aufo-etan. Nur von den kleinen Leuten hatte
er Gutes erfahren: nur ihnen wollte er darum die Gabe
erwidern. Seine Dichtung ift eminent demokratifch —
nicht fozialiftifch, dazu fehlt ihm der Sinn für das Radi-
kale — , Liebe und Mitleid allein geben ihr pathetifches
Feuer. In der bürgerlichen Welt — in der mittleren Sphäre
zwifchen Armenhaus und Rente — ift er am liebften ge-
blieben; nur bei diefen fchlichten Menfchen hat er fich
wohlgefühlt. Er malt ihre Stuben mit Behaglichkeit und
"5
Breite aus, als wollte er felbft darin wohnen, webt ihnen
bunte und immer mit fonnigem Feuer überflogene Schick-
iale, träumt ihre befcheidenen Träume; er ilt ihr Anwalt,
ihr Prediger, ihr Liebling, die helle, ewig warme Sonne
ihrer fchlichten, grautönigen Welt.
Aber wie reich ift fie durch ihn geworden, diele befchei-
dene Wirklichkeit der kleinen Exiftenzen! Das ganze bür-
gerliche Beifammenfein mit feinem Hausrat, dem Kunter-
bunt der Berufe, dem unüberfehbaren Gemifch der Ge-
fühle ift noch einmal Kosmos geworden, ein All mit Sternen
und Göttern in feinen Büchern. Aus dem flachen, ftagnie-
renden, kaum wellenden Spiegel der kleinen Exiftenzen
hat hier ein fcharfer Blick Schätze erfpäht und fie mit dem
feinmafchigften Netz ans Licht gehoben. Aus dem Ge-
wühl hat er Menfchen gefangen, o wie viele Menfchen,
Hunderte von Geftalten, genug, eine kleine Stadt zu be-
\ölkern. Unvergeßliche find unter ihnen, Geftalten, die
ewig find in der Literatur und fchon mit ihrer Exiftenz
hinausreichen in den wirklichen Sprachbegriff des Volkes,
Pickwick und Sam Weller, Pecksniff und Betfey Trot-
wood, fie alle, deren Namen in uns lächelnde Erinnerung
zauberifch entfachen. Wie reich find diefe Romane! Die
Epifoden des David Copperfield genügten für fich allein,
das dichterifche Lebenswerk eines andern mit Tatiächlich-
keiten zu verforgen; Dickens' Bücher find eben wirkliche
Romane im Sinn der Fülle und unabläfiigen Bewegtheit,
nicht wie unfere deutfchen faft alle nur ins Breite gezerrte ply-
chologifche Novellen. Es gibt keine toten Punkte in ihnen,
keine leeren fandigen Strecken, fie haben Ebbe und Flut
von Gefchehniffen, und wirklich, wie ein Meer find fie
ii6
unergründlich und unüberfehbar. Kaum kann man das hei-
tere und wilde Durcheinander der wimmelnden Menfchen
überfchauen; fie drängen herauf an die Bühne des Herzens,
ftoßen einer wieder den andern hinab, wirbeln vorbei. Wie
Wogenkämme tauchen fie auf aus der Flut der Riefen-
ftädte, ftürzen wieder in den Gifcht der Ereignifle, aber
fie tauchen neu auf, fteigen und fallen, umfchlingen ein-
ander oder ftoßen fich ab: und doch, diefe Bewegungen find
keine zufälligen, hinter der ergötzlichen Wirrnis waltet
eine Ordnung, die Fäden flechten fich immer wieder zu-
fammen in einen farbigen Teppich. Keine der Geltalten,
die nur fpaziergängerifch vorbeizuftreifen fcheinen, geht
verloren; alle ergänzen, befördern, befeinden einander,
häufen Licht oder Schatten. Kraufe, heitere, ernfte Ver-
wicklungen treiben in katzenhaftem Spiel den Knäuel der
Handlung hin und her, alle Möglichkeiten des Gefühls
klingen in rafcher Skala auf und nieder, alles ift gemengt:
Jubel, Schauer und Übermut; bald funkelt die Träne der
Rührung, bald die der lofen Heiterkeit. Gewölk zieht auf,
zerreißt, türmt fich aufs neue, aber am Schluffe ftrahlt die
vom Gewitter reine Luft in wundervoller Sonne. Manche
diefer Romane find eine Ilias von taufend Einzelkämpfen,
die Ilias einer entgötterten irdifchen Welt, manche nur
eine friedfertige befcheidene Idylle; aber alle Romane, die
vortrefflichen wie die unlesbaren, haben dies Merkmal einer
verfchwenderifchen Vielfalt. Und alle haben fie, felbft die
wildeften und melancholifcheften, in den Fels der tragifchen
Landfchaft kleine Lieblichkeiten wie Blumen eingefprengt.
Überall blühen diefe unvergeßlichen Anmutigkeiten: wie
kleine Veilchen, befcheiden und verfteckt, warten fie im
117
weitgefpannten Wiefenplan feiner Bücher, überall fprudelt
die klare Quelle forglofer Heiterkeit klingend von dem
dunkeln Geftein der fchroffen GefchehniiTe nieder. Es
gibt Kapitel bei Dickens, die man nur Landfchaften in
ihrer Wirkung vergleichen kann, fo rein find fie, fo gött-
lich unberührt von irdifch'en Trieben, fo lonnig blühend
in ihrer heiteren milden Menfchlichkeit. Um ihretwillen
fchon müßte man Dickens lieben, denn fo verfchwende-
rifch find diefe kleinen Künfte verftreut in feinem Werk,
daß ihre Fülle zur Größe wird. Wer könnte allein feine
Menfchen aufzählen, alle diefe kraufen, jovialen, gutmüti-
gen, leicht lächerlichen und immer fo amüfanten Menfchen?
Sie find aufgefangen mit all ihren Schrullen und individu-
ellen Eigentümlichkeiten, eingekapfelt in die feltfamften Be-
rufe, verwickelt in die ergötzlichften Abenteuer. Und fo
viele fie auch find, keiner ift dem andern ähnlich, fie find
minutiös bis ins kleinfte Detail perfönlich herausgearbeitet,
nichts ift Guß und Schema an ihnen, alles Sinnlichkeit
und Lebendigkeit, fie alle find nicht erfonnen, fondern ge-
fehen. Gefehen von dem ganz unvergleichlichen Blick die-
fes Dichters.
Diefer Blick ift von einer Präzifion fondergleichen, ein
wunderbares, unbeirrbares Inftrument. Dickens war ein
vifuelles Genie. Man mag jedes Bildnis von ihm, das der
Jugend und das (beffere) der Mannesjahre betrachten: es
ift beherrfcht von diefem merkwürdigen Auge. Es ift nicht
das Auge des Dichters, in fchönem Wahnfinn rollend oder
elegifch umdämmert, nicht weich und nachgiebig oder
feurig -vifionär. Es ift ein englifches Auge: kalt, grau,
fcharfblickend wie Stahl. Und ftählern war es auch wie
ii8
ein Trefor, in dem alles unverbrennbar, unverlierbar, ge-
wiflermaßen luftdicht abgefchlolTen ruhte, was ihm irgend-
einmal, geftern oder vor vielen Jahren, von der Aui3enwelt
eingezahlt worden war: das Erhabenfte wie das Gleich-
gültigfte, irgendein farbiges Schild über einem Kramladen
in London, daß der Fünfjährige vor undenklicher Zeit ge-
fehen, oder ein Baum mit feinen auffpringenden Blüten
gerade drüben vor dem Fenfter. Nichts ging diefem Auge
verloren, es war ftärker als die Zeit; fparfam reihte es Ein-
druck an Eindruck im Speicher des GedächtnifTes, bis der
Dichter ihn zurückforderte. Nichts rann in VergefTenheit,
wurde blaß oder fahl, alles lag und wartete, blieb voll Duft
und Saft, farbig und klar, nichts ftarb ab oder welkte. Un-
vergleichlich ift bei Dickens das Gedächtnis des Auges.
Mit feiner ftählernen Schneide zerteilt er den Nebel der
Kindheit: in „David Copperfield", diefer verkappten Auto-
biographie, find Erinnerungen des zweijährigen Kindes an
die Mutter und das Dienftmädchen mit MefTerfchärfe wie
Silhouetten vom Hintergrund des Unbewußten losgefchnit-
ten. Es gibt keine vagen Konturen bei Dickens; er gibt
nicht vieldeutige Möglichkeiten der Vifion, fondern zwingt
zur Deutlichkeit. Seine darftellende Kraft läßt der Phan-
tafie des Lefers keinen freien Willen, er vergewaltigt fie
(weshalb er auch der ideale Dichter einer phantafielofen
Nation wurde). Stellt zwanzig Zeichner vor feine Bücher
und verlangt die Bilder Copperfields und Pickwicks: die
Blätter werden fich ähnlich fehen, werden in unerklärlicher
Ähnlichkeit den feiften Herrn mit üer weißen Wefte und
den freundlichen Augen hinter den Brillengläfern oder den
hübfchen blonden, ängftlichen Knaben auf der Poftkutfche
119
nach Yarmouth darftellen. Dickens Tchildert (o fcharf, fo
minutiös, daß man feinem hypnotiiierenden Blicke folgen
muß; er hatte nicht den magifchen Blick Balzacs, der die
Menfchen der feurigen Wolke ihrer Leidenfchaften fich
erft chaotifch formend entringen läßt, fondern einen ganz
irdifchen Blick, einen Seemanns-, einen Jägerblick, einen
Falkenblick für die kleinen Menfchlichkeiten. Aber Klei-
nigkeiten, fagte er einmal, fmd es, die den Sinn des Lebens
ausmachen. Sein Blick hafcht nach kleinen Merkzeichen,
er fleht den Flecken am Kleid, die kleinen hilflofen Geften
der Verlegenheit, er faßt die Strähne roten Haares, die
unter einer dunkeln Perücke hervorlugt, wenn ihr Eigner
in Zorn gerät. Er fpürt die Nuancen, taftet die Bewegung
jedes einzelnen Fingers bei einem Händedruck ab, die Ab-
fchattung in einem Lächeln. Er war Jahre vor feiner
literarifchen Zeit Stenograph im Parlament gewefen und
hatte fich dort geübt, das Ausführliche ins Summarifche
zu drängen, mit einem Strich ein Wort, mit kurzem Schnör-
kel einen Satz darzustellen. Und fo hat er fpäter dichte-
rifch eine Art Kurzfchrift des Wirklichen geübt, das kleine
Zeichen hingeftellt ftatt der Befchreibung, eine Effenz der
Beobachtung aus den bunten Tatfächlichkeiten deftilliert.
Für diefe kleinen Äußerlichkeiten hatte er eine unheim-
liche Scharffichtigkeit, fein Blick überfah nichts, faßte, wie
ein guter Verfchluß am photographifchen Apparat, das
Hundertftel einer Sekunde in einer Bewegung, einer Gelte.
Nichts entging ihm. L^nd diefe Scharffichtigkeit wurde
noch gefteigert durch eine ganz merkwürdige Brechung
des Blicks, die den Gegenftand nicht wie ein Spiegel in
feiner natürlichen Proportion widergab, fondern wie ein
120
Hohlfpiegel ins Charakteriftifche übertrieb. Dickens unter-
ftreicht immer die Merkzeichen feiner Menfchen, er dreht
lie aus dem Objektiven hinüber ins Gefteigerte, ins Kari-
katuriftifche. Er macht fie intenfiver, erhebt fie zum Sym-
bol. Der wohlbeleibte Pickwick wird auch feelifch zur
Rundlichkeit, der dünne Jingle zur Dürre, der Böfe zum
Satanas, der Gute die leibhaftige Vollendung. Dickens
übertreibt wie jeder große Künftler, aber nicht ins Gran-
diofe, fondern ins Humoriftifche. Die ganze, fo unfäglich
ergötzliche Wirkung feiner Darftellung entwuchs nicht fo
fehr feiner Laune, nicht feinem Übermut, fondern fie faß
fchon in diefer merkwürdigen Winkelftellung des Auges,
das mit feiner Überfchärfe alle Erfcheinungen irgendwie
ins Wunderliche und Karikaturiftifche übertrieben auf das
Leben zurückfpiegelte.
Tatfächlich: in diefer eigenartigen Optik — und nicht
in feiner ein wenig zu bürgerlichen Seele — fteckt Dickens'
Genie. Dickens war eigentlich nie Pfychologe, einer, der
magifch die Seele des Menfchen erfaßt, aus ihrem hellen
oder dunklen Samen in geheimnisvollem Wachstum fich
die Dinge in ihren Farben und Formen entfalten ließ.
Seine Pfychologie beginnt beim Sichtbaren, er charakte-
rifiert durch Äußerlichkeiten, allerdings durch jene letzten
und feinften, die eben nur einem dichterifch fcharfen Auge
fichtbar find. Wie die englifchen Philofophen, beginnt er
nicht mit Vorausfetzungen, fondern mit Merkmalen. Die
unfcheinbarften, ganz materiellen Äußerungen des Seeli-
fchen fängt er ein und macht an ihnen durch feine merk-
würdig karikaturiftifche Optik den ganzen Charakter augen-
fällig. Aus Merkmalen läßt er die Spezies erkennen. Dem
121
Schullehrer Creakle gibt er eine leife Stimme, die mühfam
das Wort gewinnt. Und fchon ahnt man das Grauen der
Kinder vor diefem Menfchen, dem die Anftrengung des
Sprechens die Zornader über die Stirne fchwellen läßt. Sein
Uriah Heep hat immer kalte, feuchte Hände: fchon atmet
die Geftalt Mißbehagen, fchlangenhafte Widrigkeiten. Klei-
nigkeiten find das, Äußerlichkeiten, aber immer folche, die
auf das Seelifche wirken. Manchmal ift es eigentlich nur
eine lebendige Schrulle, die er darftellt; eine Schrulle, die
mit einem Menfchen umwickelt ift und ihn wie eine Puppe
mechanifch bewegt. Seine Charaktere find eigentlich immer
nur eine Summe von Merkmalen, aber von fo fcharfge-
fchnittenen, daß fie reftlos ineinanderpaffen und ein Bild
vortrefflich in Mofaik zufammenfetzen. Und darum wir-
ken fie meiftens immer nur äußerlich, fmnfällig, fie erzeu-
gen eine intenfi^■e Erinnerung des Auges, eine nur vage
des Gefühles. Rufen wir in uns eine Figur Balzacs oder
Doftojewskis beim Namen auf, den Pere Goriot oder Ras-
kolnikow, fo antwortet ein Gefühl, die Erinnerung an eine
Hingebung, eine Verzweiflung, ein Chaos der Leidenfchaft.
Sagen wir uns Pickwick, fo taucht ein Bild auf, ein jo-
vialer Herr mit reichlichen Embonpoint und goldenen
Knöpfen auf der Wefte. Hier fpüren wir es: an die Fi-
guren Dickens' denkt man wie an gemalte Bilder, an die
Doftojewskis und Balzacs wie an Mufik. Denn diefe fchaf-
fen intuitiv, Dickens nur reproduktiv, jene mit dem gei-
ftigen, Dickens mit dem körperlichen Auge. Er faßt die
Seele nicht dort, wo fit geilterhaft, nur von dem fieben-
fach glühenden Licht der vifionären Befchwörung bezwun-
gen, aus der Nacht des Unbew^ußten fteigt, er lauert dem
122
unkörperlichen Fluidum auf, dort, wo es einen Nieder-
fchlag im Wirklichen hat, er hafcht die taufend Wir-
kungen des Seelifchen auf das Körperliche, aber dort über-
seht er keine. Seine Phantafie ift eigentlich bloß Blick
und reicht darum nur aus für jene Gefühle und Geftalten
der mittleren Sphäre, die im Irdifchen wohnen; feine Men-
fchen find nur plaftifch in den gemäßigten Temperaturen
der normalen Gefühle, in den Hitzegraden der Leiden-
fchaft zerfchmelzen fie wie Wachsbilder in Sentimentalität,
oder fie erftarren im Haß und werden brüchig. Dickens
gelingen nur geradlinige Naturen, nicht jene ungleich inter-
effanteren, in denen die hundertfachen Übergänge vom
Guten zum Böfen, vom Gott zum Tier fließend find. Seine
Menfchen find immer eindeutig, entweder vortrefflich als
Helden oder niederträchtig als Schurken, fie find präde-
ftinierte Naturen, mit einem Heiligenfchein über der Stirne
oder dem Brandmal. Zwifchen good und wicked, zwi-
fchen dem Gefühlvollen und Gefühllofen pendelt feine
Welt. Darüber hinaus, in die Welt der geheimnisvollen
Zufammenhänge, der myftifchen Verkettungen, weiß feine
Methode keinen Pfad. Das Grandiofe läßt fich nicht grei-
fen, das Heroifche nicht erlernen. Es ift der Ruhm und
die Tragik Dickens*, immer in einer Mitte geblieben zu
fein zwifchen Genie und Tradition, dem Unerhörten und
dem Banalen: in den geregelten Bahnen der irdifchen
Welt, im Lieblichen und im Ergreifenden, im Behaglichen
und Bürgerlichen.
Aus der Einleitung %ur neuen Dickens-Ausgabe.
123
ODE AN EINE NACHTIGALL VON KEATS
MEIN Herz tut weh, und fchläfriges Erlahmen,
Als hätt ich Gift getrunken, quält mich fehr.
Betäubte mich ein Trank aus giftigen Samen?
Mich hüllt Vergeffenheit, ich weiß nichts mehr.
Doch ifts nicht Neid auf dein fo glücklich Los —
Nur füllt fo fchwer mit Glück dein Glück mich an:
Daß du, des Walds beflügelte Drvade,
In lieblich kühlem Schoß,
Im Schatten, den das Buchengrün dir fpann,
Der Freiheit jubeln kannft, der Sommergnade.
O Wein jetzt! Jungen Wein, den Erde kühlte.
Den dunkelkühl ein langes Jahr gereift.
Der fonngebräunten Frohfinn tanzen fühlte
Und der des Pro\en9alen Lied begreift;
O einen Becher warmen Südens jetzt!
O Hippokrene, die zum Rande fchäumt
Und gern und gut Begeifterung bereitet
Mit Lippen, rot benetzt,
Dich will ich trinken, daß ich ungefäumt
Zum Wald entfch weben kann, von dir geleitet.
Entfchweben, ganz vergehn — und ganz vergefTen,
Was du in deinem Walde nie gekannt:
Die Menfchennot, die Mühen unermefTen,
Das Sorgeniieber, das die Herzen bannt;
Du weißt nicht, wie gelähmtes Alter ftöhnt,
Wie Denken immer nur Sich-härmen heißt.
124
Wie Jugend bleichtund fchlelcht und fiecht und fchwlndet
Und wie Verzweiflung höhnt,
Wo Schönheit, wenn ihr BHck das Leben preift.
Um Liebe weinen lernt und bald erblindet.
Hinweg! Zu dir! Doch foU nicht Bacchus' Wagen
Mit Pantherkraft mich ziehn, nein! Poefie
Soll mich auf unfichtbaren Schwingen tragen.
Drückt auch dies Hirn noch müde Apathie.
Schon bin ich bei dir! Milde ift die Nacht,
Und Luna thront mit lächelndem Geficht
Und überblickt ihr Sternenvolk voll Gnade,
Doch hat fie hier nicht Macht:
Nur manchmal bläft ein Windhauch etwas Licht
Durch grüne Dämmernis auf moofige Pfade.
Ich fehe nicht, was blüht zu meinen Füßen,
Welch füßer Balfam rings an Zweigen hängt;
Doch auch im Dunkel ahn ich, was an fußen
Duftwellen atmend in die Mainacht drängt
Aus wildem Beerenbaum und Gras und Strauch:
Ich atme Weißdornduft und Rofenblühn
Und Veilchen, die in Blätterbetten fterben,
Und Mofchusrofen auch.
In denen morgens bunte Tropfen glühn
Und abends Sommerfliegen fich umwerben.
Im Dunkel laufche ich; und wie Verlangen
Mich oft fchon faßte nach dem ftillen Grab,
Wie ich dem Tod, mich herzlich zu umfangen,
125
Schon oft in Liedern liebe Namen gab,
So Icheint mir Sterben jetzt befonders fchön.
Ach, Tchmerzlos mich zu löfen in die Nacht,
Indes dein Sang in heiligen Ekltalen
Befchüttet Tal und Höhn
Und doch mein Herz nicht höher fchlagen macht.
Das nur als Duft noch fchwingt im blumigen Rafen.
Du Vöglein wurdeft nicht zum Tod geboren!
Nein, dich zertritt kein hungerndes Gefchlecht.
Was diefe Nacht mir tönt, fang in die Ohren
Dem erften König fchon, dem erften Knecht,
Und ift vielleicht derfelbe Sang, der tief
Der heimwehkranken Ruth zum Herzen klang.
Als fie in Tränen fchritt durch fremde Gaffen,
Derfelbe Sang, der tief
Bezaubernd fich um Märchenfchlöffer fchwans:
Und Feenreiche, die nun längft verlaiTen.
t?
Verlaffenl Ach, dies Wort ift wie das Klingen
Troftlofer Glocken, das zu mir mich mahnt!
Auch Phantafie kann nicht Erlöfung bringen,
Wenn ihr nicht Hoffnung einen Weg gebahnt.
Lebwohl! Lebwohl! Dein Schmerzgefang entfchwebt
Zum Wiefengrund aus Waldes hohem Dom,
Ins Tal hinab und fchweigt am dunklen Bache.
Ward mir ein Traum belebt?
Betrog die wachen Sinne ein Phantom?
Wer fagt mir, ob ich fchiafe oder w^ache!
Übertragen 'von Gifela Etzel.
126
Titel ho lz,fch7iitt des älteßen EulenCpiegelbuchs.
DER AMBOSS VON KARL VOLLMÖLLER
DEN Schlag zu leiden, nicht den Schlag zu tun
Und fekgebannt in Reifen, Block und Mauern,
Im Harren dulden und im Dulden dauern,
Der Tat entfagend, dennoch nie zu ruhn. —
Es Tank die Nacht vom rußigen Gebälk,
Die wilden Ofen, trüben EfTen feiern,
Die hohlen Bälge hängen fchlaff und welk;
Wie müde Krieger, träumelos und bleiern.
Schlafen die lauten Hämmer an der Wand.
Was blieb von Tages Schlachtgetön und Dröhnen
Als Schweigen, Afche und verglafter Sand —
Da hebt im Dunkel fich ein leifes Stöhnen;
Ein Seufzer wie des Werkmanns fpät am Tage.
Du wendeft dich und ftehft und horchft erfchrocken.
Schon fchwillt es wie das Summen großer Glocken:
Dem Herz von Stahl ward das Gefchenk der Klage,
Und, in ergreifendem und großem Hall
Die eigne Qual und fremde Tat zu preifen . .
Nun horch: Es ftöhnt das fchmerzliche Metall!
Nun horch: Es iubelt das gequälte Eifen!
HEINRICH MANN / VON LUCIA DORA FROST
DIE Schlange hat ein Geheimnis, sprach der von Unruhe
gequälte Menfch : fie ift klug, fie weiß mehr als wir; was
uns quält, ift ihr bekannt; da ilt kein Zweifel. Man fieht
128
Antowe Pesne: Friedrich der Große und feine Sch^jseßer, die Markgräfin
'von Bayreuth, als Kinder.
das wohl, wenn fie über der Landfchaft hängt, ihre Ruhe
Ichleppen läßt und fchillert vor Zufriedenheit. Kann man
denn fo augenfcheinHch glücklich, fo herausfordernd gleich-
gültig fein, ohne das Zauberwort zu kennen für alle Ver-
wandlungen? Wir wilTen, daß man es nicht kann. Man
kann nicht ruhig, man kann nicht fchön, man kann nicht
mächtig fein, bevor man eingeweiht ift in diefes Rätiel.
Aber nur Geduld: wir fchließen fie ein, diefe Hochmütige,
die böfe ift vor AllwiiTenheit; iie wird es nicht übelnehmen,
wenn man ihr fchmeichelt; und irgendwie wird fie alles ver-
raten. Auch v/ir werden einft die Mundwinkel anziehen
und zufrieden mit den Augen glänzen; auch unfer Geift
wird einft gefättigt fein und die GeheimnilTe der Welt vor
unfern Augen fchaukeln und gleiten lallen ; wir werden fo
glatt und gewiß fein wie fie und ebenfo unbedingt zifchen.
Und fo erfuhr man, was man wollte. Die Schlange hatte
kein Geheimnis, aber man fand alle, die man in ihr ver-
mutete. Die Schönheit felbft lehrte nichts, aber an ihrer
Oberfläche entzündete fich ftets der heilige Hunger des
Geiftes. Die Schönheit forderte den Menfchen heraus und
erfchloß feine Empfindung; und wenn mit dem Verftehen
der Dinge das Leiden an ihrer Fremdheit wuchs, dann
wurde die Schönheit zum zweitenmal zum Idol: durch
ihre Selbftficherheit. Eine doppelte Sehnfucht kreifte um
fie: die Sehnfucht nach einer Seele von der Weite des
Geiftes und der Sicherheit des Blutes. Die Schönheit war
der Sehnfucht des Menfchen ein Hiifsbild, ein finnlicher
Halt für ein geiftig-immaterielles Streben. Man glaubte in
ihr verwirklicht, was man erträumte. Nur alfo dichtend
kam die Menfchheit vorwärts. Sie rankte fich empor in
129
verkörperten MißverrtändniiTen, an gefchaffener oder künft-
licher Schönheit. Sie dichtete auch das Gefühl der Sehn-
fucht felblt um, in niedrigere, aber leibhaftigere Empfin-
dungen: in Neid, in Furcht, in Ehrfurcht und Anbetung.
Ihr Weg war eine leidenfchaftliche Ikonolatrie, eine Er-
niedrigung, die fie vergeiftigte.
So dichtete einit die ganze IVIenfchheit an ihrem Schick-
falj ernft, auf Leben und Tod, mit Leib und Seele, tan-
zend und leidend. Man folgte bedingungslos den Chor-
führern diefes Schickfalstanzes, denen, die am empfind-
famften waren, die ftärker litten und fchöner träumten,
deren verzweifelte Gefpanntheit fich am heftigften ent-
zündete an der hochfahrenden Unnahbarkeit der Schönheit,
denen alle Sinnlichkeit nur Vorwand war für ein geahntes
Geiitiges, die Tat ein Gleichnis und die große Gefte eine
Erfchütterung, die das Schickfal klärte. Aber folgen ihnen
auch heute die Millionen: Scheint es nicht, als hätte die
Menfchheit vergeiTen, daß fie ein geiftiges Schickfal hat.''
Zwar fühlt fich der Menfch gehetzter denn je; aber wie
niedrig-gewandt ift er im Flüchten! Bevor Verzweiflung
ihn fchlägt, hat er fich fchon ins Vergnügen gerettet. Er
faßt fein Schickfal nicht ins Augej er verfteht weder Leid
noch Erlöfung; er kennt kaum den großen Jäger, der ihn
jagt. Oder fehlt es an Führern? an Künftlern, Dichtern,
Sehern, die fo ftark und wefentlich lebten, daß fie Antwort
haben auf unfere Fragen; die mit der Seele leben, die ein
Schickfalsleben führen, in denen fich die große Linie des
Menfchheitschickfals wiederholt; die nicht enttäufchen,
wenn m.an mit fo gefpannten Erwartungen vor ihre Werke
tritt:
130
Dem erften Blick zeigen Heinrich Manns Romane nur
ein kühneres, ftärkeres, glänzenderes Leben, eine mutigere
und höhere Stimmung. In der „Herzogin von AlTy** quillt
ein überwältigender Reigen von gesteigerten Gebärden
herein, einfam bezweifelt von einem linkifchen Narren;
die Wunder der Hohen Schule, die Freiheit aus der Dressur
gebiert, ziehen vorüber; ein weißes Pferd in Farbenglanz
und zuckendem Schellengeklirr wird in die Manege ge-
führt; ein Zusammenklang von edler Tierheit und dem
Glanz des l'art pour l'art, dem adeligen Zeremoniell des
Herzens und der leichten Sicherheit überlegener Abenteurer ;
und alles umraufcht von den aufprallenden Garben des
Lichts, ganz leibhaftig in finnlichen Festen, und durch
die ftrotzende Fülle der Leiden und den Trotz des Ge-
nießens der Sphäre fentimentaler Teilnahm.e fcheinbar ent-
rückt. Und doch ift fchon „Die Herzogin von Affy" ein
lyrifcher Roman, ein feelifches Bekenntnis. Im Mittei-
punkt diefer überreichen, ftrotzenden Welt fteht das Wun-
der, das einzige Wunder, das ganz in fich ruhende, in fich
gefangene Wefen, unberührbar, unerklärlich und keiner
Erklärung bedürftig; die Affy, die undurchdringlich ift, am
undurchdringlichften in der Hingabe; die nichts von ihrer
Souveränität verliert, als fie einem Volk die Freiheit dar-
bietet, und die nichts von fich aufgibt als Venus. Um diefe
halb göttliche Geitalt, die Sphinx diefer V/elt, dreht fich
der Tanz der Sehnfucht, der Gier, des Neides und der
Hoffnung. Das Erregende der Unzugänglichkeit, der alte
Tanz der Gebrochenen und Gejagten um die felbftgewiffe
Schönheit, die durch nichts zu fpalten ift, feiert hier eine
mythifche Auferftehung. Die Unerfchlofl'ene erfchließt:
131
gepeinigt und empört durch die Unangreifbarkeit diefes
Lebens, das keiner Demütigung zugänglich ift, müht fich
die Welt diei'es Romans in Hai3 und Rachgier und Ver-
zückung um das Aufgehen in diefem Geheimnis, in diefem
felbi't\'erge{renen Geheimnis, das die Herzogin von Affv ift;
müht ßch und prallt ab. Selbft der Tod, der mit feinen ge-
bietendften Schmerzen um fie wirbt, ftreckt fie nur fteiler.
Daß Heinrich Mann in diefer Geftalt feine zentrale Vor-
ftellung gefunden hatte, gab ihm Macht über alle andern.
Die Sonne hatte fein Auge erweckt, und er fah. Er konnte
fich jetzt gegen das einftrömende Leben zur Wehr fetzen
und mit einer noch größeren Gebärde zurückgeben, was
auf ihn eindrückte. Keine Schönheit, die fein Stil nicht
noch erhöbe, keine Größe, keine Farbe, die er nicht mit
höherem Feuer zurückwürfe, kein Gedanke, dem er nicht
zu feinem ßnnlichen Svmbol verhülfe, keine Buntheit, die
er nicht zufammendrängend \errtärkte. An der Steilheit
der „Herzogin von AiTy" richtet fich die ganze wider-
fätzliche, mächtige Wirklichkeit. Mann fteht hier auf der
Stufe des alten Menfchen, der mit einem Wort, mit einer
einzigen Geftalt oder Vorftellung die Welt zu bewältigen
denkt, der in einem leidenfchaftlichen Monismus Rache
nimmt an der Vielheit der Erfcheinungen. Diefer gläubige
Wille lebte in dem leidenfchaftlichen Traum der indifchen
Zauberer, die Welt in eine Hand zu bannen, er lebte in
dem Glauben an die Quinteffenz, er lebt in der Energie,
die aus jeder Itarken Wefensabftraktion ftrahlt, der Ener-
gie, die entfchloiTen ift, auf das Geheimnis des Mittelpunk-
tes loszudringen, um ^■on ihm aus das Netz der Welt zu
beherrfchen.
132
Ein Irrtum, den die Menfchheit teuer bezahlt hat, an
dem fie heute noch leidet. Auch Mann hat ihn gebüßt.
Er hatte nun eine Art, mit der Welt fertig zu werden,
er wußte, wie man fie geiftig bewältigen könnte, hatte das
Funktionelle einer Methode und hätte mit ihr einen glän-
zenden Eroberungszug machen können. Er hatte die Distanz
zur Welt, die zum Stil notwendig iit. Diefer Stil hätte
wie ein Streitroß durch die Länder der Menfchen, durch
die Gefchichte getragen; aber es wäre vergebens gewefen:
diefer Stil war nur Tyrannei; ihm fehlte die Intimität der
Herrfchaft. Ein folches Gefühl muß bisweilen die Er-
oberer befchlichen haben, die unterworfene Völker aus dem
Sattel regierten; gewaltfam, anerkannt, unbezweifelt, aber
ohne Gemeinfamkeit, ausgefchloffen, zum Selbftgenuß ver-
urteilt. Es zeigt fich, daß man fich ifoliert, je mehr man
erobert. Jeder Sieger fieht fich von der Wirklichkeit ge-
trennt; fo wie der Gläubige, der in feinem Gott eine Brücke
zu allem gefunden glaubte, erfährt, daß der ihn gerade von
der Welt abfchließt, feine Weltbegierde in Weltfei ndfchaft
wandelt, feinen Glauben in Fanatismus. Ja noch mehr:
daß er ihn auch von fich felbft trennt. Die Qual des Be-
urteilenmüfTens und ihre GewifTenhaftigkeit wacht nicht
nur der Welt, fondern auch fich felbft gegenüber. Drückte
zuerft die Übermacht |der Umwelt, fo jetzt die eigene,
künftlich-gewaltfame Übermacht und Einfamkeit. Und
die Furcht vor der Abdankung.
Die Tyrannei, die verzweifelte Unbedenklichkeit des
Menfchen in einer eroberten Stellung, die Überzeugung,
daß die Kunlt wie jede große Tat nur eine rächerifche
Antwort der Emplindiamkeit fei auf die Herausforderung
^33
der Welt: diefe Probleme machten ihn ruhelos. Alle Werke
in den Jahren nach der „Herzogin von AfTy" zeigen da-
her die Seele auf der Wanderung. Er fucht die Welt ab
nach einem Ort, wo er ruhen könnte; und zurückkehrend
fch weift er um die Einfriedigung des Gartens, in dem. er
einft gleich allen gewi{3 und glücklich lebte , aus dem er
vertrieben ift, weil feine Augen aufgetan wurden. Er fieht
fo fcharf wie ein Suchender; fo wiffend wie ein Vertrie-
bener; und wirft das Bild fo mitleidlos zurück wie ein
Anfpruchsvoller, der in der Tiefe auf ein Schickfalswunder
wartet: mit allen Farben des Hohns, der Geringfehätzung
und der Sehnfucht. In diefem prüfenden Blick des Zwei-
fels wird jedes Erlebnis auf die Spitze der letzten Probe
getrieben. Wie die Frau, die an des Ritters Liebe zwei-
felt, ihren Handfchuh zwifchen zwei Gefahren wirft, wie
es den Knaben, dem fein Mut und (eine Kraft proble-
matifch find, treibt, durch die faufenden Windmühlen-
flügel zu reiten, fo wird der an Erlöfung Zweifelnde ftets
auf die letzte Frage getrieben; und nirgends zeigt fich
etwas Unbedingtes; immer endet es: alfo das ift die Grenze.
So entftehen zwifchen den ruhelos wandernden Romanen
die fteilen Novellen mit dem rapiden Tempo, den Sätzen,
die ohne zu federn aufeinanderprallen, den überganglofen,
fo kühnen wie zwingenden Farbenftellungen. Im „Pippo
Spano" flüchtet lieh ein Dichter, der Umriß einer Seele
ohne die Atmosphäre der Leiblichkeit, in die Leidenfchaft
der Seele aus Fleifch, glaubt fich gerettet und bleibt ftecken,
als es toternft wird. L^nd Lola, die „zwifchen den Raffen"
fteht, glaubt leben zu können von der Trockenheit der
Eleganz, dem Schillern der Oberfläche, dem Zeremoniell
134
des Herzens und der Dynamik der Sinne; aber vergebens:
fie ift tiefer, fie ift zu deutfch, und die Sehnfucht der Seele
nach einem weiteren Leben bleibt. Sie lebt zwifchen zwei
Männern und gehört keinem; fie muß den einen fchlagen
und den andern fchonen. Nirgends Ruhe, nirgends Er-
füllung. In diefem raftlofen Feuer erreicht der Stil feine
fchlackenlofe Reinheit, die Gedrängtheit, in der das All-
tägliche ins Mythifche gefteigert fcheint. Die Souveränität
der Technik ift ein neues Gift, das die Einfamkeit betäubt,
bis zur Unbeteiligtheit erhebt und faft erlöft, aber fchreck-
liche Abftürze im Gefolge hat, wenn der Raufch verfliegt.
In diefer Hölle leben Ute in der „Jagd nach Liebe", die
Branzilla in den „Böfen": zwifchen Raufch, Kämpfen,
Abdankung und Aufraffen. Alfo nirgends ein Ausweg?
Sehr langfam, fehr zögernd, immer wieder verleugnet
und unterdrückt quillt es empor. Schon von weit her.
Als die Affv dahinging, in Schleiern von der Farbe der
Melancholie, wenn fie fich entfchließt, in Schleiern, ge-
fchüttelt vom Schreiten und wehend vom Winde, war fie
einen Augenblick unterdrückt — bewegt von dem fernen
Klang eines volkstümlichen Inftruments, bunt und ernft
und ewig; geduldig und ohne Unruhe lockend. Diefer
Ton taucht wieder auf; fehr ftark und verheißend in dem
Roman „Zwifchen den Raffen", fchon wieder bezweifelt
in dem „Tyrannen" der ,)Böfen". Aber der Drang, das
ftolze Leiden der Einfamkeit abzudanken, wird unwider-
ftehlich und unabweisbar. Ift es denn möglich, die Men-
fchen zu empfinden, die Welt zu erleiden, ohne in ihnen
zu ruhen? Muß nicht das tätige Gefühl in dem Maße
wachfen, wie das leidende empfindet? Breitet nicht der
135
Baum gerade (o weit feine Wurzeln aus, wie er feine
Zweige treibt: Gegen die Erfchloffenheit, gegen die an-
dringende Wucht des Mitfühlens ift nur ein Rückhalt mög-
lich: die Refonanz der Allgemeinheit in fich mitzufühlen,
fich in dem zu ftärken, wo man fich mit allem berührt,
berühren könnte: der einfachen Menfchlichkeit. Gegen die
Menfchheit muß man die Menfchheit zu Hilfe rufen.
Und in diefer ftürmifchen, beftürzenden Gewißheit, daß
hier ein Ausweg fei, wo man das Ende glaubte, entfteht
ein Werk, wie es nur in der erften Frifche eines neuen
Glaubens gelingen kann, in dem Glück einer tiefen, inneren
Erlöfung, wo in einer Stunde die Qual eines ganzen Lebens
ihre Rechtfertigung findet und ihren Lohn. Diefer Roman
„Die kleine Stadt", der in klingenden, farbigen Abbrevia-
turen diefe ganze Entwicklung wiederholt, führt hinauf
zu einem jubelnden Cantico, einem Hohen Lied der Ge-
meinfchaft und ?^Ienfchlichkeit, wie zu einem Ausatmen
nach langem Seufzen. Aus der Dumpfheit, die weder gut
noch böfe, aber immer gewöhnlich ift, erwacht die kleine
Stadt durch die Berührung mit der Schönheit und dem hoch-
gefteigerten felbftficheren Leben der Kunft (verkörpert in
einer Operntruppe) zum Bewußtfein, entwickelt unter die-
fer Herausforderung ihre Leidenfchaften, Neid, Eiferfucht,
Ehrgeiz, Verfolgung, häuft ihre Schuld und wird durch
Unglück, Leiden und Kämpfe zur Verföhnung geleitet.
Die Darftellung ift von Glück getränkt, vom Glück des
Schaffens und von der Seligkeit der Erfüllung. Die Ein-
famkeitszuftände, die Zweifel tauchen nur auf wie ein Echo,
kaum noch in gegenwärtiger Qual, fo wie man im Hafen
an die Stürme zurückdenkt; fie haben ja Zweck gehabt,
fie find gerechtfertigt. Die erften Werke waren lyrifche
Romane; hier ift die Lyrik felbft Roman geworden; das
Menfchen-Selbftgefühl ift in die Tiefe gefunken, wo es mit
allen Menfchenwefen gemeinfarn geht; die Selbftbefinnung
hat zur Einmütigkeit geführt. In diefem Roman ift die
Transfubflantiation der Lvrik in Epik vollzogen. Seine
Sprache ift Mufik geworden. Sätze, wie vom Himmel ge-
fallen, erlöfchen im Blut gleich Melodien. Die Schickfale
fchlingen fich umeinander wie die Themen einer Sym-
phonie; und in den großen Gefamtfzenen, der erften Oper-
aufführung, dem Verföhnungsfeft, führt ein verklärendes
Gefühl die hundert vertrauten Einzelftimmen zur Einheit
empor, mühelos, wie die Stimme der Primadonna, in Ein-
famkeit, in Arbeit, in Entfagen geläutert, von irdifcher
Schwere verlaffen auffteigt und jeden Hörer fich felbft füh-
len macht, aber in einem neuen, reineren, höheren Element,
in dem man einander wiedererkennt und fich näher ift.
Diefer Roman ift das Refultat eines Lebens, das ganz
auf Erfahrung der Seele geftellt war; und ift der erfte Ab-
fchluß eines Gefamtwerkes. Seine vollkommene Einheit wäre
fonft ein unbegreifliches Wunder; ein tiefes Wiffen um
die Dinge, das alles durch Zauberkraft aus der Tiefe hebt,
ein in langer Einfamkeit erworbenes unerhörtes Können,
beflügelt durch den Glauben. Man kann ihn von vielen
Seiten anfehen ; man kann ihn fo tief lefen wie man will, als
Symbol oder als Vorgang, auf feine große Gliederung hin
und die weitfichtige Dispofition der Stimmführung, wie eine
Partitur oder wie ein braufendes Bekenntnis: immer ift es
ein wunderbares Werk, in einem Atem gefchaffen und mit
nie gefunkener Kraft.
137
Es wird nicht nur feine finguläre Stellung in der Ge-
Ichichte des Romans einnehmen, Tondern auch in dem Rin-
gen des Menfchen um die Erkenntnis feines geiftigen Fa-
tums. Es enthält deiTen große Linie von der Weltbegierde
durch Weltfei ndfchaft zur Weltliebe; und mahnt an die
große Aufgabe, die vor uns liegt: diefe Erkenntnis gegen-
ftändlich zu machen.
PvOBERT PRUTZ / VON DER PUMPE, DIE NICHT
MEHR HAT PIEPEN WOLLEN
DAS war der Oberhofmarfchall
Mit seiner Diener Troß und Schwall,
Der fegt heut in des Königs Haus
Gefchäfiig alle Winkel aus,
Dieweil des Königs Töchterlein
Wird nächftens einen Prinzen frein:
„Auf Flur und Treppe, Bank und Tifch,
Mit Haderlump und Flederwifch,
Ihr Knecht' und Mägde, immer frifch !
Daß nirgendwo ein Stäubchen klebt,
Auch nirgend eine Spinne webt.
Kein Fenfter klappert, keine Tür
Im ganzen fürftlichen Revier,
Und daß, fo ihr eur Leben liebt.
Mir nirgends eine Pumpe piept!
Nirgend, nirgend, nirgend, nirgend.
Nirgend eine Pumpe piept!"
„Horch, diefe hier — potz Blitz noch mal —
Die pfeift ja wirklich zum Skandal!
138
Und fteht auch juft — o Scham und Schmach!
Juft vor des Königs Schlafgemach?!
Und jeden Morgen Punkt Schlag vier
Füllt der Lakai den Eimer hier,
Und wie der Brunnen WalTer gibt,
Das ächzt und ftöhnt, das knirfcht und piept
Wie eine Katze, die verliebt?!
O toller Frevel, unerhört!
So wird des Königs Schlaf geftört?!
Der Morgenfchlaf — o heiiger Chrift,
Der juft der allerbelte ift?!
Schnell Öl und Seife, Talg und Schmeer —
Gottlob, nun piept fie fchon nicht mehr:
Freude, Freude, Freude, Freude,
Unfre Pumpe piept nicht mehr!"
Allein, allein, am Morgen drauf,
Herr Gott, wie fteht der König auf!
Er, fonft fo mild gefinnt und gut.
Schnaubt wie ein Tiger jetzt in Wut;
Umfonft wird ihm der Tifch gedeckt:
Kein Trüffelhahn, kein Ungar fchmeckt.
Das ift ein Keifen, ein Gebrumm!
Und weiß doch felber nicht, warum —
Und geht zu Bett und liegt und wacht
Und brummt die liebe lange Nacht:
Bis daß es endlich viere fchlägt
Und der Lakei das Waffer trägt —
Da plötzlich wirds hell um ihn her:
„Verdammt! die Pumpe piept nicht mehr.
139
Ja die Pumpe, ja die PumpCj
Ja die Pumpe piept nicht mehr!"
So gehts der Tage drei, auch vier,
Des Königs Auge leuchtet ftier:
Schon auf der Zung fchwebt ihm das Wort,
Dann fcheucht der Groll es wieder fort —
Bald fteht die Staatsmafchine ftill.
Weil er \"on nichts mehr hören will.
Prinzeffm Tochter ringt die Hand,
Der Eidam fteht, bleich wie die Wand,
Es weint und klagt das ganze Land: —
Bis mit des fünften Morgens Licht
Er endlich jetzt fein Schweigen bricht
Und murrt und knurrt: „Hm — Neuerung -
Das kommt davon — noch viel zu jung —
Kein Schlaf mehr nachts — geht alles quer —
Die Pumpe — hm. — piept auch nicht mehr -
Meine Pumpe, meine Pumpe,
Meine Pumpe piept nicht mehr!^'
Und allfogleich beim erften Wort
Der Hofmarfchall wie närrifch fort.
Der ganze Hofltaat hinterdrein,
Schon wird der Schloßhof faft zu klein.
Mit Kratzen, Bürften aller Art,
Der braucht die Finger, der den Bart,
Und wifcht und wetzt und fcharrt und nagt
Und dreht und biegt und zerrt und plagt
Am Pumpenfeh wengel unverzagt!
Nun wird es fein, nun kommt es fchon —
140
Umfonft! kein Laut, kein kleinfter Ton!
Die Pumpe geht Ib leis, fo facht,
Wie Elfentritt in Maiennacht,
Wie Mondesftrahl auf o-lattem Meer —
Umfonft, die Pumpe piept nicht m.ehr!
Jammer, Jammer, Jammer, Jammer,
Unfre Pumpe piept nicht mehr!
Und weil der Könis; fichtbarlich
Mit jedem Tag verfchlimmert fich.
So faßt zuletzt, in höchftem Schmerz,
Das Minifterium fich ein Herz
Und fchickt mit kräftigem Entfchluß
Zum Oberhofmechanikus:
„O Oberhofmechanice,
Sieh unfre Not, fieh unfer Weh,
Und hilf, o hilf citissime!
Der Hofmarfchall nahm zu viel Schmeer,
Die Pum.pe, horch, fie piept nicht mehr,
Der König welkt dem Grabe zu,
Die einzge Hoffnung noch bift du.
Bedenk, wer Lohn und Brot dir gibt,
Und mache, daß die Pumpe piept,
Unfre Pumpe, unfre Pumpe,
Daß die Pumpe wieder piept !^'
Der Oberhofmechanikus,
Das war ein Erzpolitikus,
Der fah als ein erfahrner Mann
Den Schaden fich erft gründlich an.
Und fprach darauf: „Ihr Herrn, m.it Gunft,
141
Da iit \'erloren alle Knnft:
Und ob es um mein Leben vrär,
Die Pumpe da, auf Wort und Ehr,
Die piept auf Erden niemals mehr!
Drum, rat ich, fetzen wir als Knauf
Ein eignes Piepwerk oben drauf,
Das ächzt und Itöhnt, das knirfcht und pfeift,
Sobald den Schwengel man ergreit^t:
Der König ift mal drin verliebt.
Drum hurtig, daß die Pumpe piept! —
Hurtig, hurtig, hurtig, hurtig.
Daß die Pumpe wieder piept!"
Getagt, getan! Mit goldnem Knauf
Flugs kommt ein Piepwerk obendrauf.
Das pfeift io fanft, das pfeifet To lind.
Kann zetern wie ein Wiegenkind,
Kann knarren, kreifchen, pulten, miaun.
Kein Kater tut es beffer, traun!
Früh morgens, wenn es viere ichlägt.
Der König horcht, vor Luft bew^egt, —
Und dreht fich um, fchläft wieder ein.
Schläft fchnarchend in den Tag hinein,
Ißt, trinkt, regiert in guter P.uh,
Beglückt fein Land, ßch felbft dazu,
Ift allgepriesen und geliebt —
L^nd alles, weil die Pumpe piept,
Unfre Pumpe, unfre Pumpe,
Vivat, unfre Pumpe piept!!
Aus den ^^Gedkhten'' IUI.
14-2
DREI AMERIKANISCHE GEDICHTE / INS DEUT-
SCHE ÜBERTRAGEN VON ALFRED WALTER
HEYMEL
GEBET UxM SCHMERZ ,' VON JOHN G. NEIHARDT
CH bettele um Frieden nie
Noch Waffenruh vor Sorgen ;
Ich gehe niemals in die Knie
Und bete nie für morgen.
r
Wir blitzen Flamm an Flamme fahl,
Ich will mein Schickfal tragen.
Wir klirren blauen Stahl an Stahl
Leg aus, ich will es wagen.
Doch Höchfter in dem großen Licht,
Beieber aller Erden,
Gewähr die Bitte: laffe nicht
Die Seele grau mir werden.
Denn was auch immer mit mir rang
Und m.einem Glückverlangen:
Tags Zauber war ein HarfenkL
Und nachts die Leiern fanden.
Und wenn auch Schlag auf Schlag mein Schild
Zerbrach in hartem P^ingen,
Hoch überm. Feld ein Geifterbild
Hub an ein Lerchenfingen.
Durch Nacht und Sturm und Seele rann
Im Zickzack Blitz und Bläue,
143
Ich frug um nichts und focht ein Mann
Das Glück und hielt die Treue.
Doch jetzt — zuletzt — der graue Tag
Würgt mich mit Nebeldämpfen.
Laß mir den Schmerz, triff Schlag auf Schlag,
Dann darf ich wieder kämpfen.
NUR EINE KURZE ZEIT VON BRLIN HOOKER
Nur eine kurze Zeit, da wir zuerft allein;
Bald wird die See mit Meilenmüdigkeit
Für immer trennen uns, mein Lieb, — allein —
Wie wird Vergeffen leicht und leichter fein;
Nur eine kurze Zeit.
Nur eine kurze Zeit, die ganz ^erfpricht
Dein Herz und deinen Hauch für kurze Zeit.
Ich feh dein Aug vergolden Flamm und Licht
In Lieb, und ilt doch Liebe nicht;
Nur eine kurze Zeit.
Nur eine kurze Zeit für mein Gedicht,
So daß du eines Tags, voll Fröhlichkeit
Und tief beglückt — ich werd es fehen nicht —
Dich felbft erkennlt in meinem Herzgedicht;
Nur eine kurze Zeit.
DIE BEGRABENE STADT VON GEORGE SYLVESTER
VIERECK.
Mein Herz gleicht einer Stadt der Fröhlichkeit,
Erbaut auf Schutt und auf zerftörten Mauern,
144
Drin meine toten Lieben dunkel kauern,
Die Eintagskönige im weißen Kleid.
Aus der begrabnen Stadt ertönt kein Schall,
Die Fledermaus nur, flatternd aus dem Neft,
Kramipft fich am Knie verlaßner Götzen feit.
Aus Schlünden ftöhnt der Flüffe Widerhall.
P'all nicht, mein Lieb, inmitten Sarkophagen,
Verfuch des tiefen Schickfals Schweigen nicht;
Die Trümmer glauben fonft, das letzte Licht
Sei da und fahren aus dem Schlaf erfchreckt;
Denn gleich verfluchter Höllenglocken Schlagen
Ift Ruf, der Schatten toter Dinge weckt.
GOTTHOLD EPHRALM LESSING VON HEIN-
RICH HEINE
SEIT Luther hat Deutfchland keinen größeren und
belferen Mann hervorgebracht als Gotthold Ephraim
Leffing. Diefe beiden find unfer Stolz und unfere Wonne.
In der Trübnis der Gegenwart fchauen wir hinauf nach
ihren trottenden Standbildern, und fie nicken eine glänzende
Verheißung. Ja, kommen wird auch der dritte Mann, der
da vollbringt, was Luther begonnen, was Leffing fortge-
fetzt, und deifen das deutfche Vaterland fo fehr bedarf, —
der dritte Befreier! — Ich fehe fchon feine goldne Rüftung,
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die aus dem purpurnen Kaifermantel hervorftrahlt „wie die
Sonne aus dem Morgenrot!"
Gleich dem Luther wirkte LelTing nicht nur, indem er
etwas Beltimmtes tat, londern indem er das deutlche Volk
bis in feine Tiefen aufregte und indem er eine heilfame
Geilterbewegung hervorbrachte, durch feine Kritik, durch
feine Polemik. Er war die lebendige Kritik feiner Zeit,
und fein ganzes Leben war Polemik. Diefe Kritik machte
fich geltend im weiteften Bereiche des Gedankens und des
GetQhls, in der Religion, in der WilTenfchaft, in der Kunft.
Diefe Polemik überwand jeden Gegner und erftarkte nach
jedem Siege. Leffing, wie er felbft eingeftand, bedurfte
eben des Kampfes zu der eignen Geiftesentwickelung. Er
glich ganz ienem fabelhaften Normann, der die Talente,
Kenntniile und Kräfte derienigen Männer erbte, die er im
Zweikampf erfchlug, und in diefer Weife endlich mit allen
möglichen Vorzügen und Vortrefflichkeiten begabt war.
Begreiflich ift es, daß folch ein ftreitluftiger Kämpe nicht
geringen Lärm in Deutfchland verurfachte, in dem ftillen
Deutichland, das damals noch fabbathlich ftiller war als
heute. Verblüfft wurden die meiften ob feiner literarifchen
Kühnheit. Aber ebendiefe kam ihm hilfreich zuftatten;
denn Oser! ift das Geheimnis des Gelingens in der Lite-
ratur, ebenfo wie in der Revolution — und in der Liebe.
Vor dem Leffingfchen Schwerte zitterten alle. Kein Kopf
war \ or ihm ficher. Ja, manchen Schädel hat er fogar
aus Übermut heruntergefchlagen, und dann war er dabei
noch fo boshaft, ihn ^'om Boden aufzuheben und dem
Publikum zu zeigen, daß er inwendig hohl v/ar. Wen
lein Schwert nicht erreichen konnte, den tötete er mit den
146
Pfeilen feines Witzes. Die Freunde bewunderten die bun-
ten Schwungfedern diefer Pfeile; die Feinde fühlten die
Spitze in ihren Herzen. Der Leffingfche Witz gleicht
nicht jenem Enjouement, jener Gaite, jenen fpringenden
Saillies, wie man hierzuland dergleichen kennt. Sein Witz
war kein kleines franzöfifches Windhündchen, das feinem
eigenen Schatten nachläuft; fein Witz war vielmehr ein
großer deutfcher Kater, der mit der Maus fpielt, ehe er fie
würgt.
Ja, Polemik war die Luft unferes Leffmgs, und daher
überlegte er nie lange, ob auch der Gegner feiner würdig
war. So hat er eben durch feine Polemik manchen Na-
men der wohlverdienteften Vergeffenheit entrilTen. Mehre
winzige Schriftftellerlein hat er mit dem geiftreichften
Spott, mit dem köftlichften Humor gleichfam umfponnen,
und in den Leffmgfchen Werken erhalten fie fich nun für
ewige Zeiten wie Infekten, die fich in einem Stück Bern-
ftein verfangen. Indem er feine Gegner tötete, machte er
fie zugleich unfterblich. Wer von uns hätte jemals etwas
von jenem Klotz erfahren, an welchen Leffing fo viel
Hohn und Scharffinn verfchwende_tJ^,..^Die"'Felfenblöcke,
die er auf diefen armen T^ntiquar gefchleudert und womit
er ihn zerfchmettert, find jetzt deffen unverwüftliches
Denkmal.
Merkwürdig ift es, daß jener witzigfte Menfch in Deutfch-
land auch zugleich der ehrlichfte war. Nichts gleicht feiner
Wahrheitsliebe. Leffing machte der Lüge nicht die min-
defte Konzeffion, felbft wenn er dadurch, in der gewöhn-
lichen Weife der Weltklugen, den Sieg der Wahrheit be-
fördern konnte. Er konnte alles für die Wahrheit tun.
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nur nicht lügen. Wer darauf denkt, Tagte er einft, die
Wahrheit unter allerlei Larven und Schminken an den
Mann zu bringen, der möchte wohl gern ihr Kuppler fein,
aber ihr Liebhaber ift er nie gewefen.
Das Ichöne Wort BufFons „der Stil ift der Menfch fel-
ber!" ift auf niemand anwendbarer als auf Leffing. Seine
Schreibart ift ganz wie fein Charakter, wahr, feft, fchmuck-
los, fchön und impofant durch die inwohnende Stärke.
Sein Stil ift o;anz der Stil der römifchen Bauwerke: höchfte
Solidität bei der höchften Einfachheit; gleich Quader-
fteinen ruhen die Sätze aufeinander, und wie bei jenen das
Gefetz der Schwere, fo ift bei diefen die logifche Schluß-
folge da's unfichtbare Bindemittel. Daher in der Leffing-
fchen Profa fo wenig von jenen Füllwörtern und Wen-
dungskünften, die wir bei unferem Periodenbau gleichfam
als Mörtel gebrauchen. Noch viel weniger finden wir
da jene Gedankenkaryatiden, welche Ihr la belle phrase
nennt.
Daß ein Mann wie Leffing niemals glücklich fein konnte,
werdet Ihr leicht begreifen. Und wenn er auch nicht die
Wahrheit geliebt hätte und wenn er fie auch nicht felbft-
willig überall verfochten hätte, fo mußte er doch unglück-
lich fein; denn er war ein Genie. „Alles wird man dir
verzeihen," fagte jüngft ein feufzender Dichter, „man ver-
zeiht dir deinen Reichtum, man verzeiht dir die hohe Ge-
burt, man verzeiht dir deine Wohlgeftalt, man läßt dir
fogar Talent hingehen, aber man ift unerbittlich gegen das
Genie." Ach! und begegnet ihm auch nicht der böfe Wille
\ on außen, fo fände das Genie doch fchon in fich felber
den Feind, der ihm Elend bereitet. Deshalb ift die Ge-
1+8
€i!t
in fünf 2lttf5U3en.
Jntroite, nam et heic Dii fiint!
APVD Gellivm.
950tt
©o(r§o(& ep^röim ieffing.
1779.
fchichte der großen Männer immer eine Märtvrerlegende;
wenn fie auch nicht litten für die große Menfchheit, fo
litten fie doch für ihre eigene Größe, für die große Art
ihres Seins, das Unphilifterliche, für ihr Mißbehagen an
der prunkenden Gemeinheit, der lächelnden Schlechtig-
keit ihrer Umgebung, ein Mißbehagen, welches fie natür-
lich zu Extra\aganzen bringt, z. B. zum Schaufpielhaus
oder gar zum Spielhaus — wie es dem armen Leffing be-
gegnete.
Mehr als diefes hat ihm aber der böfe Leumund nicht
nachfagen können, und aus feiner Biographie erfahren wir
nur, daß ihm fchöne Komödiantinnen amüfanter dünkten
als Hamburgifche Paftöre und daß ftumme Karten ihm
belfere Unterhaltung gewährten als fchwatzende Wolfi-
aner.
Es ift herzzerreißend, wenn wir in diefer Biographie
lefen, wie das Schickfal auch jede Freude diefem Manne
verfagt hat und wie es ihm nicht einmal vergönnte, in der
Umfriedung der Familie fich von feinen täglichen Kämpfen
zu erholen. Einmal nur fchien Fortuna ihn begünftigen
zu wollen, fie gab ihm ein geliebtes Weib, ein Kind —
aber diefes Glück war wie der Sonnenftrahl, der den Fit-
tich eines vorüberfliegenden Vogels vergoldet, es fchwand
ebenfo fchnell, das Weib ftarb infolge des Wochenbetts,
das Kind fchon bald nach der Geburt, und über letzteres
fchrieb er einem Freunde die gräßlich v/itzigen Worte:
„Meine Freude war nur kurz. Und ich verlor ihn un-
gern, diefen Sohn! Denn er hatte fo viel Verftand! fo viel
Verftand! — Glauben Sie nicht, daß die wenigen Stunden
meiner Vaterfchaft mich fchon zu fo einem Affen von
Vater gemacht haben! Ich weiß, was ich Tage. — War
es nicht Verftand, daß man ihn mit eifernen Zangen auf
die Welt ziehen mußte: daß er fo bald Unrat merkte? —
War es nicht Verftand, daß er die erfte Gelegenheit er-
griff, fich wieder davonzumachen? — Ich wollte es auch
einmal fo gut haben wie andere Menfchen. Aber es ift
mir fchlecht bekommen."
Ein Unglück gab es, worüber fich Leffing nie gegen
feine Freunde ausgefprochen: diefes war feine fchaurige
Einfamkeit, fein geiftiges Alleinftehn. Einige feiner Zeit-
genoffen liebten ihn, keiner verftand ihn. Mendelsfohn,
fein befter Freund, verteidigte ihn mit Eifer, als man ihn
des Spinozismus befchuldigte. Verteidigung und Eifer
waren ebenfo lächerlich wie überflüffig. Beruhige dich im
Grabe, alter Mofes ; dein Leffing war zwar auf dem Wege
zu diefem entfetzlichen Irrtum, zu diefem jammervollen
Unglück, nämlich zum Spinozismus — aber der Aller-
höchfte, der Vater im Himmel, hat ihn noch zur rechten
Zeit durch den Tod gerettet. Beruhige dich, dein Leffing
war kein Spinozift, wie die Verleumdung behauptete; er
ftarb als guter Deift wie du und Nicolai und Teller und
die „Allgemeine deutfche Bibliothek"!
Ich fage, Leffing hat den Luther fortgefetzt. Nachdem
Luther uns von der Tradition befreit und die Bibel zur
alleinigen Quelle des Chriftentums erhoben hatte, da ent-
ftand, wie ich fchon oben erzählt, ein ftarrer Wortdienft,
und der Buchftabe der Bibel herrfchte ebenfo tyrannifch
wie einft die Tradition. Zur Befreiung von diefem tyran-
nifchen Buchftaben hat nun Leffing am meiften beige-
tragen. Wie Luther ebenfalls nicht der einzige war, der
151
die Tradition bekämpft, lo kämpfte Leffmg zwar nicht
allein, aber doch am gewaltigften gegen den Buchftaben.
Hier erfchallt am lauteften leine Schlachtftimme. Hier
fchwingt er fein Schwert am freudigften, und es leuchtet
und tötet. Hier aber auch wird Leffing am ftärkften be-
drängt von der fchwarzen Schar, und in folcher Bedräng-
nis rief er einft aus:
„O sancta simplicitas! — Aber noch bin ich nicht da,
wo der gute Mann, der diefes ausrief, nur noch diefes aus-
rufen konnte. (Huß rief diefes auf dem Scheiterhaufen.)
Erft foll uns hören, erft foll über uns urteilen, wer hören
und urteilen kann und will !
„O daß Er es könnte, Er, den ich am liebften zu meinem
Richter haben miöchte! — Luther, du! — Großer, verkannter
Mann! Und von niemandem mehr verkannt als von den
Starrköpfen, die, deine Pantoffeln in der Hand, den von dir
gebahnten Weg fchreiend, aber gleichgültig daherfchlen-
dern! — Du haft uns von dem Joche der Tradition er-
löft: wer erlöfet uns von dem unerträglicheren Joche des
Buchftabens! Wer bringt uns endlich ein Chriftentum,
wie du es itzt lehren würdeft, wie es Chriftus felbft lehren
würde!"
Leffing ftarb zu Braunfchweig im Jahr 1781, verkannt,
gehaßt und verfchrien. In demfelben Jahre erfchien zu
Königsberg die „Kritik der reinen Vernunft" von Imma-
nuel Kant. Mit diefem Buche, welches durch fonderbare
Verzögerung erft am Ende der achtziger Jahre allgemein be-
kannt wurde, beginnt eine geiftige Revolution in Deutfch-
land, die mit der materiellen Revolution in Frankreich die
fonderbarften Analogien bietet und dem tieferen Denker
152
""X,.
^ ///C,
/?. / W. GSt/i'C. .
ebenfo wichtig dünken muß wie jene. Sie entwickelt fich
mit denfelben Phafen, und zwifchen beiden herrfcht der
merkwürdigfte Parallelismus. Auf beiden Seiten des Rheines
fehen wir denfelben Bruch mit der Vergangenheit, der
Tradition wird alle Ehrfurcht aufgekündigt; wie hier in
Frankreich jedes Recht, fo muß dort in Deutfchland
jeder Gedanke fich juftifizieren, und wie hier das König-
tum, der Schlußftein der alten fozialen Ordnung, fo ftürzt
dort der Deismus, der Schlußftein des geiftigen alten Re-
2:imes.
HEINRICH VON KLEISTS ABSCHIEDSBRIEFE
AN SEINE COUSINE MARIE VON KLEIST UND
SEINE SCHWESTER ULRIKE VON KLEIST
[Berlin,] d. lo. Nov. 1811.
DEINE Briefe haben mir das Herz zerfpalten, meine
teuerfte Marie, und wenn es in meiner Macht ge-
wefen wäre, fo verfichre ich Dich, ich würde den Entfchluß
zu fterben, den ich gefaßt habe, wieder aufgegeben haben.
Aber ich fchwöre Dir, ift es mir ganz unmöglich länger
zu leben: meine Seele ift fo wund, daß mir, ich möchte
faft fagen, wenn ich die Nafe aus dem Fenfter ftecke, das
Tageslicht wehe tut, das mir darauf fchimmert. Das wird
mancher für Krankheit und überfpannt halten; nicht aber
Du, die fähig ift, die Welt auch aus andern Standpunkten
zu betrachten als aus dem Deinigen. Dadurch, daß ich mit
Schönheit und Sitte, feit meiner frühften Jugend an, in
meinen Gedanken und Schreibereien unaufhörlichen Um-
153
gang gepflogen, bin ich fo empfindlich geworden, daß mich
die kleinften Angriffe, denen das Gefühl jedes Menfchen
nach dem Lauf der Dinge hienieden ausgefetzt ift, doppelt
und dreifach fchmerzen. So verfichre ich Dich, wollte ich
doch lieber zehnmal den Tod erleiden, als noch einmal
wieder erleben, was ich das letztemal in Frankfurt an der
Mittagstafel zwifchen meinen beiden Schweftern, befonders
als die alte Wackern darzukam, empfunden habe; laß es
Dir nur einmal gelegentlich von Ulriken erzählen. Ich
habe meine Gelchwilter immer, zum Teil wegen ihrer gut-
gearteten Perfönlichkeiten, zum Teil wegen der Freund-
fchaft, die fie für mich hatten, von Herzen liebgehabt;
fo wenig ich davon gefprochen habe, fo gewiß ift es, daß
es einer meiner herzlichften und innigften Wünfche war,
ihnen einmal durch meine Arbeiten und Werke recht viel
Freude und Ehre zu machen. Nun ift es zwar wahr, es
war in den letzten Zeiten, von mancher Seite her, gefährlich,
fleh mit mir einzulaffen, und ich klage fie defto weniger
an, fich von mir zurückgezogen zu haben, je mehr ich die
Not des Ganzen bedenke, die zum Teil auch auf ihren
Schultern ruhte; aber der Gedanke, das Verdienft, das ich
doch zuletzt, es fei nun groß oder klein, habe, gar nicht
anerkannt zu fehn und mich ^'on ihnen als ein ganz nichts-
nutziges Glied der menfchlichen Gefellfchaft, das keiner
Teilnahme mehr wert fei, betrachtet zu fehn, ift mir über-
aus fchmerzhaft, wahrhaftig, es raubt mir nicht nur die
Freuden, die ich \"on der Zukunft hoffte, fondern es ver-
giftet mir auch die Vergangenheit. — Die Allianz, die der
König jetzt mit den Franzofen fchließt, ift auch nicht
eben gemacht, mich im Leben feftzuhalten. Mir waren
154
die Gefichter der Menfchen fchon jetzt, wenn ich ihnen
begegnete, zuwider, nun würde mich gar, wenn fie mir
auf der Strai3e begegneten, eine körperliche Empfindung
anwandeln, die ich hier nicht nennen mag. Es ift zwar
wahr, es fehlte mir fowohl als ihnen an Kraft, die Zeit
wieder einzurücken; ich fühle aber zu wohl, daß der Wille,
der in meiner Bruft lebt, etwas anderes ift als der Wille
derer, die diefe witzige Bemerkung machen: dergeftalt,
daß ich mit ihnen nichts mehr zu fchaflPen haben mag.
Was foll man doch, wenn der König diefe Allianz ab-
fchließt, länger bei ihm machen.? Die Zeit ift ja vor der Tür,
wo man wegen der Treue gegen ihn, der Aufopferung und
Standhaftigkeit und aller andern bürgerlichen Tugenden,
von ihm felbft gerichtet, an den Galgen kommen kann. —
Rechne hinzu, daß ich eine Freundin gefunden habe, deren
Seele wie ein junger Adler fliegt, wie ich noch in meinem
Leben nichts Ähnliches gefunden habe; die meine Traurig-
keit als eine höhere, feftgewurzelte und unheilbare begreift
und deshalb, obfchon fie Mittel genug in Händen hätte,
mich hier zu beglücken, mit mir fterben will, die mir die
unerhörte Luft gewährt, fich, um diefes Zweckes willen,
fo leicht aus einer ganz wunfchlofen Lage, wie ein Veilchen
aus einer Wiefe, herausheben zu lallen; die einen Vater,
der fie anbetet, einen Mann, der großmütig genug war, fie
mir abtreten zu wollen, ein Kind, fo fchön und fchöner
als die Morgenfonne, nur meinetwillen verläßt: und Du
wirft begreifen, daß meine ganze jauchzende Sorge nur fein
kann, einen Abgrund tief genug zu finden, um mit ihr
hinabzuftürzen. — Adieu noch einmal! —
155
ICH kann nicht fterben , ohne mich, zufrieden und
heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt und fomit
auch, \OT allen anderen, meine teuerite Ulrike, mit Dir ver-
föhnt zu haben. Laß fie mich, die ftrenge Äußerung, die
in dem Briefe an die Kleiften enthalten ift, laß fie mich
zurücknehmen; wirklich. Du halt an mir getan, ich läge
nicht, was in Kräften einer Schwefter, londern in Kräften
eines Menfchen ftand, um mich zu retten: die Wahrheit
ift, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe
wohl; möge Dir der Himm^el einen Tod Ichenken, nur halb
an Freude und unausfprechlicher Heiterkeit dem meinigen
gleich: das ift der herzlichfte und innigfte Wunfeh, den ich
für Dich aufzubringen weiß.
Stimmings bei Potsdam Dein
d. — am Morgen meines Todes. Heinrich.
EIN UNGEDRUCKTES GEDICHT VON LENAU
TR feine Jus^end überlebt,
w
Wen unvergeßlich Leid getroffen,
Wem fchal geworden jedes Hoffen,
Für das er fehnlich einft gebebt,
Und wenn er kalt für Ruhm und Ehren,
Kein Kuß ihm zündet mehr am Munde:
O könnt ein Zauber ihm gewähren.
Ein Kind zu fein nur eine Stunde,
Könnt er die Welt mit frifchen Blicken
Nur einmal noch und freudig lehn,
Es würd ihn ftärken und erquicken.
Bis das Gefchick ihn heißt vergehn.
156
DER WINTER / EIN GEDICHT HÖLDERLINS
AUS DEM WAHNSINN
WENN ungefehn und nun vorüber find die Bilder
Der Jahreszeit, lo kommt des Winters Dauer,
Das Feld ift leer, die Anficht fcheinet milder.
Und Stürme wehn umher und Regenfchauer.
Als wie ein Ruhetag, (o ilt des Jahres Ende
Wie einer Frage Ton, daß dieler fich vollende.
Alsdann erfcheint des Frühlings neues Werden,
So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden. ^
ZWEI GEDICHTE VON ARTHUR SCHOPEN-
HAUER
SONETT (Weimar 1808)
DIE lange Winternacht will nimmer enden;
Als kam fie nimmermehr, die Sonne weilet;
Der Sturm mit Eulen um die Wette heulet;
Die Waffen klirren an den morfchen Wänden.
Und offne Gräber ihre Geifter fenden:
Sie wollen, um mich her im Kreis verteilet.
Die Seele fchrecken, daß fie nimmer heilet; —
Doch will ich nicht auf fie die Blicke wenden.
^ Dies bisher noch nicht gedruckte Gedicht unterzeichnete Hölderlin;
„Mit Untertänigkeit Siardanelli" und datierte es „24. April 1049";
von fremder Hand wurde hinzugefügt: „d. 4ten November 1842".
157
Den Tag, den Tag, ich will ihn laut verkünden!
Nacht und Gefpenfter werden vor ihm fliehen:
Gemeldet ilt er fchon ^■om Morgenfterne.
Bald wird es licht, auch in den tiefften Gründen:
Die Welt wird Glanz und Farbe überziehen,
Ein tiefes Blau die unbegrenzte Ferne.
FINALE (Frankfurt 1856)
Ermüdet fteh ich jetzt am Ziel der Bahn,
Das matte Haupt kann kaum den Lorbeer tragen:
Doch blick ich froh auf das, was ich getan.
Stets unbeirrt durch das, was andre fagen.
ZU DEN ABBILDUNGEN
D
AS Kalendarium ift mit Holzfchnitten von Joft Amman
und Verfen von Hans Sachs aus deren gemeinfamem
Werk „Eigentliche Befchreibung aller Stände auf Erden"
ausgeftattet. Die Bilder waren vom Künftler zunächft für
ein lateinifches Werk, Hartmann Schöppers „Panoplia",
gezeichnet worden, von dem die „Eigentliche Befchreibung"
erft eine deutfche Bearbeitung ift; wir haben bei der Re-
produktion der Bilder meift das ältere Buch heranziehen
muffen. Von einem alten Hans Sachs -Druck, nämlich
einer der köftlichen Legenden von St. Petrus, ftammt auch
der Holzfchnitt auf Seite 30, ebenfo wie das Einfchlagbild
bei Seite 64, deffen befondere Bedeutung darin belteht, daß
158
es uns die beiden größten Künftler Nürnbergs im gemein-
famen Wirken vor Augen ftellt. Trotzdem dürfen wir
das Blatt hier auch ohne Hans Sachsens umfangreiches Ge-
dicht „Der arm gemein Efel" wiedergeben; fchon bald
nach Dürers Tod ift man fo verfahren. Ob Dürer der
Künltler des Blattes ift — was beitritten wird, wie wir
glauben, jedoch mit Unrecht — , kann hier nicht näher
erörtert werden.
15 15 erfchien das ältefte Eulenfpiegelbuch, von dem der
Infel -Verlag einen Fakfimiledruck nach dem einzigen erhal-
tenen Exemplar im Britifh Mufeum veranftaltet. Seite 127
ift der Titelholzfchnitt in Ori2;inalp;röße wiedero;eo;eben.
Die gleichzeitige italienifche Kunft ift durch die Oxforder
Handzeichnung Sodomas bei Seite 49 ^'ertreten, die wohl
ficher als Porträt Rafaels anzufprechen ift. Sie Ibll mit
andern Porträts eine neue Ausgabe von Gobineaus „Re-
naiffance" fchmücken, die der Infel- Verlag für 191 1 vor-
bereitet.
Drei Bilder beziehen fich auf Goethe und fein Werk.
Das Porträt bei Seite 152 — eine Rötelzeichnung von
G. M. Kraus aus dem Jahre 1776 — und die Bleiftit^zeich-
nung Goethes bei Seite 80: Chriftiane, im Gartenhaufe ein-
gefchlafen — der gleiche Vorwurf, den das Gedicht „Der
Befuch" ausführt — find dem großen „Führer durch das
Goethe-Nationalmufeum in Weimar" entnommen. Cho-
dowieckis Rötelzeichnung bei Seite 89 ftellt Lotte dar, wie
fie Werthers Diener die Piftolen übergibt; der Künftler hat
den Gegenftand wiederholt in Handzeichnungen behan-
delt, nirgends aber fo anziehend wie in diefer, der nur
das bekannte Kupfer an die Seite geftellt werden kann.
159
Antolne Pesne hat, feit er von Friedrich Wilhelm I. als
Hofmaler nach Berlin berufen wurde, bis zu feinem Tode
im Jahre 1757 alle Mitglieder der Königsfamilie wieder-
holt porträtiert. Zu feinen intereffanteften Bildern gehört
ohne Zweifel das bei Seite 129y das Friedrich den Großen
und feine Schwefter, die nachmalige Markgräfin von Bay-
reuth, die Verfafferin der berühmten Memoiren, als Kinder
darftellt.
Wie Hans Sachs, der bürgerliche Dichter Nürnbergs,
hatte auch Dickens, der Schilderer des englifchen Bürger-
tums im 19. Jahrhundert, das Glück, kongeniale lUuftra-
toren feiner Werke zu finden. Von Phiz, dem bedeutendften
unter ihnen, find die Federzeichnungen zum Copperfield,
die in der Infel- Ausgabe enthalten find und von denen eine
bei Seite 120 wiederholt ift. Einer vorhergehenden Periode
englifcher Kunft gehören die Werke John Flaxmans an,
der es mutig verfuchte, die Forderungen Winckelmanns in
Wirklichkeit umzufetzen und eine neue Antike zu fchaffen.
Das Bild auf Seite 85 ift feinem Odyffee-Zyklus entnom-
men, dem namhafteften Teil feiner Zeichnungen zu Sagen
des klaffifchen Altertums.
Die moderne Kunft ift durch Emil Preetorius vertreten
(bei Seite 137), der fchon zum Almanach für 19 10 ein
Bild aus dem von ihm vorbereiteten illuftrierten „Seebuch
des Luftfchiffers Gianozzo" von Jean Paul beigefteuert
hatte.
160
Bücher
aus dem Injel-Verlag
Diefe Richtung iß gewißy
Immer fchreite^ f ehr eitel
Finsternis und Hindernis
Drängt mich nicht zur Seite.
GOETHE
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drei Aufzügen. Unter Mitwirkung von Karl Vollmöller
übertragen von Rudolf G. Bi?idi?ig. Geheftet M. 3. — ;
in Leinen M. 4.50 ; in Leder M. 6. — . Vorziigsansgabe:
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leder M. 20. — .
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plare auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 20. — .
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163
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GOETHE: WEST-ÖSTLICHER DIVAN. Doppel-
titel, Initiale und Einbandzeichnung von Marcus Behmer.
100 Exemplare auf Japanpapier in Pergament (vergriffen) j
164
1200 Exemplare auf Büttenpapier in Halbleinen mit
Überzug nach Zeichnung von Marcus Behmer M. I2. — .
DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER VON
GOETHE. Mitachtzehn von Daniel Chodowiecki g^xeizh-
neten Werther-Bildern in elf Kupferftichen und fieben
Lichtdrucken. 400 numerierte Exemplare auf van Gelder-
Büttenpapier. In Halbleder M. 25. — ; in Leder M. 30. — .
DER JUNGE GOETHE. Begründet von Salomon Hirzel.
Neu herausgegeben von Max Morris. Sechs Bände mit
etwa 60 Lichtdrucktafeln. Einbandzeichnung von F.
H. Ehmcke. Jeder Band: geheftet M. 4.50; in Leinen
M. 6.—; in Leder M. 7.50.
Die vollftändige Sammlung aller Dichtungen, Briefe, Gefpräche,
Zeichnungen und Radierungen Goethes bis zu feiner Überfiedlung
nach Weimar. Bisher find 5 Bände erfchienen; der letzte folgt
im Frühjahr 191 1.
DAS GOETHE-NATIONAL-MUSEUM ZU WEI-
MAR. Große Ausgabe des Führers, im Auftragder Direk-
tion bearbeitet von Af. Schneite. Mit 32 Grundriffen und
26 Bildertafeln. Geheftet M. 3.— ; in Pappband M. 4.—.
BRÜDER GRIMM: KINDER- UND_H AUS-MÄR-
CHEN. Vollftändige Ausgabe. Zeichnung der Initialen,
des Titels und Einbands von Carl Weidemeyer-TVorps-
wede. Zwei Bände. Geheftet M. 7. — ; in Leinen M. 10. — j
in Leder M. 14. — . Vor-ziigs aus gäbe : 1 00 numerierte
Exemplare auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 30. — .
HAFIS: NACHDICHTUNGEN SEINER LIEDER
von Hans Bethge. Einbandzeichnung von E. R. Weiß.
Gebunden M. 5. — . Vorxugs aus gäbe: 100 numerierte
Exemplare auf chinefifchem Papier. In Seide M. 12. — .
165
ERNST HARDT: NINON VON LENCLOS. Drama
in einem Akt. Ziveite Auflage: kleine Ausgabe. Geheftet
M. 2.— ; in Pappband M. 3.—.
HEINRICH HEINES SÄMTLICHE WERKE in zehn
Bänden. Unter Mitwirkung von Jonas Fr'dnkel^ Ludwig
Krähe^ Albert Leit%ynann und Julius Peterfen herausge-
geben von Oskar Wahel. Jeder Band geheftet M. 2. — ;
in Halbpergament M. 3. — . Vorzugsausgabe (einmahg):
1000 Exemplare auf Infel-Hadernpapier. Geheftet M.
5.— ; in Halbleder M. 7.— ; in Leder M. 10.—.
Im Herbft 19 11 werden erlchienen lein Band I, II, VII und IX,
die weiteren folgen in kurzen Zwifchenräumen. 191 1 wird die
Ausgabe vollftändig vorliegen. Die Bände der gewöhnlichen Aus-
gabe werden auch einzeln abgegeben, dagegen verpflichtet der Kauf
eines Bandes der Vorzugsausgabe zur Abnahme aller folgenden.
ETHAN A. HITCHCOCK: DAS ROTE BUCH
VON APPIN. Übertragen von Sir Galahad. Geheftet
M. 3.— ; in Pappband M. 4.—.
HÖLDERLIN: DER TOD DES ExMPEDOKLES. Für
eine feftliche Aufführung bearbeitet und eingerichtet von
Wilhelm von Scholz. Geheftet M. 2. — ; in Pappband M. 3. — .
HOMER: DIE ODYSSEE. Neu ins Deutfche übertragen
von Rudolf Alexajider Schröder. Erjter Band (i. — 12.
Gefang). Gedruckt unter Leitung von Harry Graf
Keßler. Mit Titeln und Initialen von Ei'ic Gill und
drei Holzfchnitten von Ariftide Maillol. 350 numerierte
Exemplare für den Handel. In Halbpergament M. 30. — .
Diefe Homer-Ausgabe erfcheint in vier Bänden, von denen je zwei
die OdyfTee und die Ilias enthalten. Der Kauf des erften Bandes
verpflichtet zur Abnahme auch der folgenden.
166
RICARDA HUCH: DAS LEBEN DES GRAFEN
FEDERIGO CONFALONIERI. Dritte Auflage. Ge-
heftet M. 4.50; in Leinen M. 6.— ; in Leder M. 7.50.
JENS PETER JACOBSEN: MOGENS. Eine Novelle.
Übertragen von M. v.d.Borcht. 200 Exemplare: 25 auf
Japan, in Leder (vergriffen); 175 auf Büttenpapier in
Leder M. 15.—.
Gedruckt auf der Ernlt Ludwig-PreiTe Seiner Königlichen Hoheit
des Großherzogs von HefTen.
JOHN KEATS: GEDICHTE. Nachdichtung von Gifela
EtzeL Geheftet M. 7.50 ; in Halbpergament M. 9.—. Vor-
•zugsaiisgabe: 50 Exemplare auf Japanpapier. In Leder
M. 30.—.
Gedruckt auf der Ernft Ludwig-PrelTe in Darmftadt.
HEINRICH VON KLEISTS SÄMTLICHE WERKE
UND BRIEFE. Vollftändige Ausgabe in fechs Bänden,
beforgt von Wilhelm Herzog. Einbandzeichnung von
E.R.Weiß. Mit dem Jugendbildnis Kleifts in farbigerWie-
dergabe und verfchiedenen Fakfimiles. Geheftet M. 27.— ;
in Leinen M. 32.— ; in Halbpergament M. 36.—.
FRIEDRICH MAXIMILIAN KLINGER: FAUSTS
LEBEN, THATEN UND HÖLLENFAHRT. Ro-
man. Neudruck der erften Ausgabe von 179 1. Mit einem
Titelkupfer. Geheftet M. 5.— ; in Halbleder M. 7.—.
DES KNABEN WUNDERHORN. Alte deutfche Lie-
der, gefammelt \'on L. A. von Arnim und Cle?nens Bren-
tano. Jubiläumsausgabe, getreu nach den 1806 — 1808
erfchienenen Originaldrucken. Drei Bände mit einem
die Kinderlieder enthaltenden Anhang. Mit fünf Kupfer-
167
ftichen. 800 numerierte Exemplare auf handgefchöpftem
Papier. In Halbleder M. 40. — .
NIKOLAUS LENAUS SÄMTLICHE WERKE UND
BRIEFE IN SECHS BÄNDEN. Vollftändige kritifche
Ausgabe, herausgegeben von Eduard Caftle. Mit ver-
fchiedenen Bildern und Fakfimiles. Einbandzeichnung
von Emil Rudolf Weiß. Geheftet je M. 5. — ; in Leinen
M. 6. — ; in Halbleder M. 7 — . Vorztigsausgabe : 200 Ex-
emplare auf Infel-Hadernpapier. In Leder je M. 12. — .
Bisher find erfchienen Band I und II.
LESSINGS BRIEFE. Ausgewählt und herausgegeben von
Julius Peterfen. In Pappband M. 2. — ; in Leder M. 4. — .
LESSING: NATHAN DER WEISE. Ein dramatifches
Gedicht in fünf Aufzügen. 1779. Fakfimile-Neudruck
des erften „Nathan"-Druckes in 400 numerierten Exem-
plaren. Nr. I — 200 mit dem handfchriftlichen Entv^^urf
Lefiings zum Nathan, 2 Bände: in Halbleder M. 40. — ;
in Leder M. 50. — . Nr. 201 — 400 ohne den Entwurf
in Halbleder M. 20. — ; in Leder M. 25. — .
HEINRICH LEUTHOLDS GEDICHTE. Nach den
Handfchriften wiederhergeftellt von Arthur Schurig, Ein-
band von Emil Preetorius. Zweite, verbejfferte Auflage. Ge-
heftet M. 4.— ; in Leinen M. 5.—; in Leder M. 7.—.
LONGUS: DAPHNIS UND CHLOE. Roman. Über-
tragen von L^idwig JVolde. 50 Exemplare auf Japan-
papier in Kalbleder (vergriffen)-^ 250 Exemplare auf
Büttenpapier, in Leder M. 28. — .
Gedruckt auf der Ernft Ludwig-Preffe in Darmftadt.
168
HEINRICH MANN: DAS HERZ. Novellen. Geheftet
M. 4.— ; in Leinen M. 5.—.
MEMOIREN DER MARKGRÄFIN WILHELMINE
VON BAYREUTH, SCHWESTER FRIEDRICHS
DES GROSSEN. Deutlch von Annette Kolb. Mit drei
Heliogravüren. Zwei Bände. Geheftet M. 10. — ; in
Leinen M. 14. — ; in Halbleder M. 16. — . ;.
MOZARTS BRIEFE. Ausgewählt und herausgegeben von
Albert Leitxmann. In Pappband M. 2. — ; in Leder M. 4. — .
ALEXANDER OLBRICHT: ZWÖLF RADIERUN-
GEN AUS WEIMAR. 220 Exemplare: 20 auf Japan-
papier, in Kalbleder M. 40. — ; 200 auf Büttenpapier,
in Pappband M. 12. — .
GESCHICHTEN AUS DEM ALTEN PITAVAL.
Herausgegeben nach der von Schiller getroffenen Auswahl
und um weitere Stücke vermehrt von Paul Ernft. Drei
Bände. Geheftet M. 9. — ; in Leinen M. 12. — ; in Leder
M. 15.-.
DES GRAFEN AUGUST VON PLATEN GE-
DICHTE. Neu herausgegeben von Rudolf Schlöjf er. Zwei
Bände. Geheftet M. 6.50 ; in Pappbänden M. 8.— ; in
Halbleder M. 10. — . Vorxugsausgabe : loo Exemplare auf
Büttenpapier. In Leder M. 20. — .
RAINER MARIA RILKE: DIE AUFZEICHNUN-
GEN DES MALTE LAURIDS BRIGGE. Zwei
Bändchen. Zweite Auflage. Geheftet M. 4.50 ; in Papp-
bänden M. 6. — ; in Leder M. 10. — .
169
HANS SACHSENS AUSGEWÄHLTE WERKE.
(Gedichte und Dramen.) Zwei Bände. Mit Reproduk-
tionen von 60 zu den Gedichten gehörigen Holzfchnitten
von Dürer, Beham u. a. nach den Originaldrucken.
Geheftet M. 10.— ; in Halbleinen M. 12. — j in Halb-
pergament M. 14. — . Vorzugsaiisgabe: 200 numerierte
Exemplare mit kolorierten Holzfchnitten. In Schweins-
leder \l. 50.—.
SCHILLERS GESPRÄCHE. Zum erftenmal gefammelt
und herausgegeben von Julius Feterfen. In Pappband
M. 3. — ; in Leinen M. 4.— ; in Leder M. 6.—.
DER JUNGE SCHUMANN. DICHTUNGEN UND
BRIEFE. Herausgegeben von ^//r^<^*S'f/27v;wö'««. In Papp-
band M. 2.— ; in Halbleder M. 3.50.
SIEGFRIED TREBITSCH: DES FELDHERRN ER-
STERTRAUM. Novelle. Geheftet M. 2.-; in Papp-
band M. 3.—.
REDEN UND GLEICHNISSE DES TSCHUANG-
TSE. In deutfcher Auswahl von Martin Buber. Ge-
heftet M. 4. — ; in Pappband M. 5. — . Vor zugsaus gäbe:
50 Exemplare auf Japanpapier. In Kalbleder M. 25. — .
TAUSEND UND EINE NACHT. Aus der unge-
kürzten deutfchen Ausgabe in der Überfetzung von
F. P. Greve ausgewählt und eingeleitet von Paul Er?ift.
Doppeltitel, Initiale und Einband von Marcus Behner.
Vier Bände. Jeder Band in Halbleinen mit Überzug nach
Zeichnung von Marcus BehmerM.. 4., — ; in LederM.6.50.
Erfchienen ift der erfte Band, die weiteren folgen in kurzen
Zwifchenräumen bis Oftern 191 1.
170
HENRY VAN DE VELDE: ESSAYS. GeheftetM.3.50;
in Halbpergament M. 5. — .
EMILE VERHAEREN. In drei Bänden. Einbandzeich-
nungen von E. R. Weiß.
I. Band: EMILE VERHAEREN, von Stefan Zweig.
IL Band: EMILE VERHAERENS GEDICHTE,
ausgewählt und übertragen von Stefan Zweig.
III. Band: EMILE VERHAERENS DRAMEN (HE-
LENAS HEIMKEHR. DAS KLOSTER. PHI-
LIPP IL), übertragen von Stefan Zweig.
Preis des Gefamtwerkes (drei Bände): geheftet M. lO. — ;
in Leinen M. 14.— ; in Leder M. 20. — . Einx-elpreis der
Bände (die keine Bandbezeichnung tragen): geheftet
M. 3. 50; in Leinen M. 4.75; in Leder M. 7.—.
RICHARD WAGNER: AUSWAHL SEINER
SCHRIFTEN. Herausgegeben von Hoifton St. Chamber-
lain. In Pappband M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
WALDEMAR VON WASIELEWSKI: GOETHES
METEOROLOGISCHE STUDIEN. Mit neun Ta-
feln in Lichtdruck. GeheftetM.5.— jinPappbandM.6. — .
JAKOB WASSERMANN: DER LITERAT ODER
MYTHOS UND PERSÖNLICHKEIT. Geheftet
M. 2.50 ; in Leinen M. 3.50.
OSCAR WILDE: DIE ERZÄHLUNGEN UND
MÄRCHEN. Mit 10 Vollbildern fowie Initialen, Titel-
und Einbandzeichnung von Heiyirich Vogeler- Worpswede.
In Pappband M. 3. — .
171
BIS ENDE 1909 WAREN ERSCHIENEN:
ÄLTESTE DEUTSCHE DICHTUNGEN. Überfetzt
und herausgegeben von Karl JFolfskehl und Friedrich von
der Leyeri. Titel- und Einbandzeichnung von Emil Pree-
torins. Geheftet M. 5.— ; in Pappband M. 6.— ; in Per-
gament M. 10. — .
HANS CHRISTIAN ANDERSEN : MÄRCHEN.
Unter Benutzung der von Anderfen felbft beforgten
deutfchen Ausgabe übertragen xon Mathilde Ma?in. Ein-
geleitet von Sophia Bauditz. Zeichnung der Initialen, des
Titels und Einbands \'on Carl JVeiderneyer-TVorpswede.
Zwei Bände. Geheftet M. 9. — ; in Leinen M. 12. — ;
in Leder M. 15. — . Vor%ugsausgabe : lOO numerierte
Exemplare auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 30. — .
BETTINA VON ARNIM: DIE GÜNDERODE.
Zwei Bände. Herausgegeben und eingeleitet von Paul
Ernft. Titel- und Einbandzeichnung \'on JValter Tiemann.
Geheftet M. 7. — ; in Leinen M. 9.— ; in Leder M. 10. — .
Der BricfVechlel zwilchen Bettina und der Günderode.
HONORE DE BALZAC: EIN JUNGGESELLEN-
HEIM (LA RABOUILLEUSE). Übertragen von
Felix Faul Greve. Geheftet M. 4.50 ; in Leinen M. 5.50 ;
in Leder M. 7.50.
HONORE DE BALZAC: ERZÄHLUNGEN AUS
DER NAPOLEONISCHEN SPHÄRE (Oberft Cha-
bert; Eine Leidenfchaft in der Wüfte; Abfchied; El
Verdugo; Eine dunkle Begebenheit). Übertragen von
J72
Felix Paul Greve. Geheftet M. 4.50 ; in Leinen M. 5.5O;
in Leder M. 7.50.
HONORfi DE BALZAC: EUGENIE GRANDET.
DER EHEVERTRAG. Übertragen von Gifela Et%el.
Geheftet M. 4. 50; in Leinen M. 5.50; in Leder M. 7.50.
HONORE DE BALZAC: VERLORENE ILLUSIO-
NEN (Die beiden Dichter; Ein großer Mann aus der
Provinz in Paris; Die Leiden des Erfinders). Übertragen
von Hedwig Lachmann. Zwei Bände. Geheftet M. 8. — ;
in Leinen M. 10.— ; in Leder M. 14. — .
HONORE DE BALZAC: GLANZ UND ELEND
DER KURTISANEN (Von der Liebe der Dirnen;
Was alte Herren fich die Liebe koften laffen ; Der Weg
des Böfen; Vautrins letzte Verkörperung). Übertragen
von Felix Faul Greve. Zwei Bände. Geheftet M. 8.— ;
in Leinen M. 10.— ; in Leder M. 14.—.
HONORE DE BALZAC : VATER GORIOT. DAS
HAUS NUCINGEN. Übertragen von Gi[ela Etxel.
Geheftet M. 4.— ; in Leinen M. 5.— ; in Leder M. 7.—.
H0N0R£ de BALZAC: DIE GESCHICHTE DER
DREIZEHN (Ferragus; Die Herzogin von Langeais;
Das Mädchen mit den Goldaugen). Übertragen von
Ernft Hardt. Geheftet M. 4.— ; in Leinen M. 5.— ; in
Leder M. 7.—.
HONORfi DE BALZAC: DIE LILIE IM TAL. DIE
VERLASSENE FRAU. Übertragen von ReniSchickele.
Geheftet M. 4.— ; in Leinen M. 5.— ; in Leder M. 7.—.
173
HONORfi DE BALZAC: DAS MÄDCHEN MIT
DEN GOLDAUGEN. Übertragen von Em ft Rar dt.
Mit zehn Einfchaltbildern (auf Kaiferlichem Japanpapier),
Initiale, Einband- und Vorfatzzeichnung von Marcus
Behmer. 500 numerierte Exemplare auf holländifchem
Büttenpapier. In Pergament M. 20. — .
HONORE DE BALZAC: PHYSIOLOGIE DER EHE.
Eklektifch-philofophilche Betrachtungen über Glück und
Unglück in der Ehe. Übertragen von Heiririch Conrad.
Zweite Auflage. Titel- und Einbandzeichnung von Eric
Gilt. Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 5.50 ; in Leder
M. 7.50. Vorz.iigsaiisgabe: lOO numerierte Exemplare
auf Büttenpapier. In Maroquin M. 15. — .
CHARLES BAUDELAIRE: DIE BLUMEN DES
BÖSEN. In deutfche Verle übertragen von Graf Wolf
von Kalckreuth. Titel-, Vignetten- und Einbandzeich-
nung von H. JVilh. JVulff. 850 numerierte Exemplare.
Nr. I — 50 auf Büttenpapier, in Pergament M. 14. — .
Nr. 51—850 in Leder M. 7.—.
AUBREY BEARDSLEY: UNTER DEM HÜGEL.
Eine romantifche Novelle. Übertragung ^•on Rudolf
Alexander Schröder, Mit einer Zeichnung von Beardsley.
Zzveite Auflage. Geheftet M. 2.50 ; in Leder M. 4. — .
LUDWIG VAN BEETHOVENS BRIEFE. Ausgev^ählt
und herausgegeben von Albert Leiixmann. In Pappband
M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
DIE BERGPREDIGT JESU CHRISTI in der Luther-
fchen Überfetzung. Gefchrieben im alten Unzialduktus
von Graily Hezvitt^ in rot und Ichwarz gedruckt. 300
174
Exemplare auf van Gelder- Büttenpapier. In Leder
M. 30. — ; in Pergament M. 22. — .
HANS BETHGE: DIE CHINESISCHE FLÖTE.
Nachdichtungen chinefilcher Lyrik. Titel- und Einband-
zeichnung von E. R. Weiß. Zweite Auflage. Gebunden
M. 5. — . Vorxugsausgabe : lOO numerierte Exemplare auf
chinefifchem Papier. In Seide M. 12. — .
DIE BIBEL AUSGEWÄHLT. Herausgegeben von
J. undP. G. GrotjaJm. Titel- und Einbandzeichnung von
F.H.Ehmcke. In Pappband M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
OTTO JULIUS BIERBAUM: DER NEU BESTELL-
TE IRRGARTEN DER LIEBE, UM ETLICHE
GÄNGE UND LAUBEN VERMEHRT. Verliebte,
launenhafte, moralifche und andere Gedichte, Lieder und
Sprüche aus den Jahren 1885 bis 1905. Leiften, Schluß-
ftücke und Umfchlagzeichnung von Heinrich Vogeler-
JVorpswede. Titelvignette von E. R. Weiß. 7. bis 10.
Taufend (des „Irrgartens der Liebe" 41. bis 44. Taufend).
Geheftet A/I. 2.— ; in Pappband M. 3.— ; in Leder M. 5.—.
GIOVANNI DI BOCCACCIO: DAS LEBEN DAN-
TES. Übertragen von Otto Freiherrn von Taube. Titel,
Initiale und Einband von F. H. Eh?ncke. 800 Exemplare.
In Halbpergament M. 8. — ; in Leder M. 15.—.
GIOVANNI DI BOCCACCIO: DAS DEKAME-
RON. Vollftändige Ausgabe, neu übertragen von
Albert Weffelski. Titel- und Einbandzeichnung von
Walter Tiemann. Dritte Auflage (6. bis 10. Taufend).
Drei Bände. Geheftet M. 7. — j in Leinen M. 10. — ;
in Leder M. 14. — .
75
GIOVANNI DI BOCCACCIO: DIE LIEBENDE
FIAMETTA. Roman. Vollitändige Ausgabe, unter
Zugrundelegung der Überfetzung von Sophie Brentano
bearbeitet von K. Berg. Titel- und Einbandzeichnung
von JV alter Tieynann. Geheftet M. 3-50; in Leinen
M. 4.50; in Leder M. 5.—.
DIE NACHTWACHEN DES BONAVENTURA.
Herausgegeben von Franz Schlitz. Geheftet M. 4. — ; in
Halbleder" M. 6.—.
Der Verfaffer dieler Proiadichtung aus dem Zeitalter der Roman-
tik war Friedrich Gottlob Wetzel.
CLEMENS BRENTANOS FRÜHLINGSKRANZ,
aus Jugendbriefen ihm geflochten [von Bettina von yfrw/V/z],
wie er felbft fchriftlich verlangte. Zwei Bände. Ein-
geleitet von Paul Ernft. Titel- und Einbandzeichnung
von JValter Tiemann. Zzveite Auflage. Geheftet M. 6. — ;
in Leinen M. 8. — ; in Leder M. 10. — .
BRIEFWECHSEL ZWISCHEN CLEMENS BREN-
TANO UND SOPHIE MEREAU. Nach den Hand-
fchriften zum erften Male herausgegeben von Heitiz Ame-
lung. Titelrahmen von JValter Tiemann. Mit zwei Bild-
nilTen in Lichtdruck. Zwei Bände. Geheftet M. 7. — ;
in Leinen M. 9. — . Vor zugsam gäbe: lOO numerierte
Exemplare auf Büttenpapier. In Leder M. 18. — .
BRIEFE DER HERZOGIN ELISABETH CHAR-
LOTTE VON ORLEANS (LISELOTTE). Auswahl
in zwei Bänden, herausgegeben von Hans F. Helmolt.
Mit zwei Bildniffen in Heliogravüre. Zzveite Auflage.
Geheftet M. 12.— ; in Halbleder M. 16.—.
176
ELIZABETH BARRETT-BROWNING: SONET-
TE NACH DEM PORTUGIESISCHEN. Über-
tragen von Rainer Maria Rilke. Geheftet M. 3. — ; in
Halbpergament M. 4. — .
MIGUEL DE CERVANTES: DER SCHARFSIN-
NIGE RITTER DON QUIXOTE VON DER
MANCHA. Vollftändige deutfche Ausgabe in drei
Bänden, beforgt von Konrad Thorer^ eingeleitet von Felix
Poppenberg. Titel- und Einband von Carl Czefchka. Ge-
heftet M. 10. — ; in Leinen M. 14. — ; in Leder M. 18. — .
DIE NOVELLEN DES CERVANTES. Vollftändige
deutfche Ausgabe, bearbeitet von Konrad Thorer^ einge-
leitet von Felix Poppenberg. Titel- und Einband von Carl
C-zefchka. Zv/ei Bände. Geheftet M. 8. — ; in Leinen
M. 10. — ; in Leder M. 12. — .
DANIEL DEFOE: DAS LEBEN UND DIE GANTZ
UNGEMEINE BEGEBENHEITEN DES BE-
RÜHMTEN ENGELLÄNDERS MR. ROBINSON
CRUSOE . . . Neudruck des älteften deutfchen Ro-
binfonbuchesvon 1721. Mit Wiedergabe von drei Kupfer-
ftichen. Nachwort von Hermann Ullrich. Zwei Bände.
600 numerierte Exemplare. In Halbpergament M. 20. — ;
in Ganzpergament M. 30. — .
ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF : DIE
JUDENBUCHE. Ein Sittengemälde aus dem gebir-
gichten Weftfalen. Titel- und Einbandzeichnung von
Walter Tiemann. Geheftet M. 2. — ; in Leinen M. 3. — .
PAUL ERNST : DIE SELIGE INSEL. Ein Roman.
Geheftet M. 3.— ; in Leder M. 5.—.
11
PAUL ERNST: DER WEG ZUR FORM. Äfthetifche
Abhandlungen, vornehmlich zur Tragödie und Novelle.
Geheftet M. 4.—; in Pappband M. 5.—.
DAS BUCH ESTHER in der Lutherfchen Überfetzung.
Mit figürlichem Doppeltitel und Initialen von F. JV.
Kleukens. 300 Exemplare. Auf van Gelder-Büttenpapier,
in Leder mit Seidenvorfatz M. 24. — .
Gedruckt auf der Ernit Ludwig-PrefTe in Darmftadt.
FICHTES REDEN AN DIE DEUTSCHE NATION.
Revidierte Ausgabe, eingeleitet von Rudolf Eucken. In
Pappband M. 2. — ; in Leder M. 4.—.
GUSTAVE FLAUBERT: DREI ERZÄHLUNGEN
(Ein fchlichtes Herz; Die Sage von Sankt Julianus;
Herodias). Übertragen von Ernft Hardt. Zweite Auflage.
Geheftet M. 3. 50; in Halbpergament M. 5. — .
JOHN FLAXMAN: ZEICHNUNGEN ZU SAGEN
DES KLASSISCHEN ALTERTUMS. Eingeleitet
von Enift Beutler. Titel- und Einbandzeichnung von
F. H. Ehmcke. In Leinen M. 5. — .
(GLEIM, J. L. W.): PREUSSISCHE KRIEGSLIEDER
IN DEN FELDZCGEN 1756 UND 1757 VON
EINEM GRENADIER. Mit Melodien. (Mit einem
Vorbericht von LefTing.) Berlin 1759, bev Chriftian
Friedrich Voß. Mit acht Notenbeila^en und o:ertoche-
nem Titelkupfer. Neudruck in 350 Exemplaren mit
einem Nachv^^ort von Georg JVitkowski. In Leder M. 20. — .
GOETHES SÄMTLICHE WERKE IN FÜNFZEHN
BÄNDEN. Großherzog Wilhelm Er Jift- Ausgabe deutfcher
Klafßker. Titel- und Einbandzeichnung von Eric Gill.
178
Bisher find erfchlenen und einzeln käuflich:
I. II: ROMANE UND NOVELLEN. Vollftändig in zwei Bänden.
Herausgegeben von Hans Gerhard Graf und Carl Schüddekopf. In
Leder M. ii. — .
III: AUS MEINEM LEBEN. DICHTUNG UND WAHRHEIT.
Herausgegeben von Kurt Jahn. In Leder M. 6. — .
IV: ITALIENISCHE REISE; KAMPAGNE IN FRANKREICH
1792; BELAGERUNG VON MAINZ 1793. Herausgegeben von
Kurt Jahn. In Leder M. 6.—.
V: AUTOBIOGRAPHISCHE SCHRIFTEN, IIL Band. Heraus-
gegeben von Kurt Jahn. In Leder M. 5.50.
VI: DRAMATISCHE DICHTUNGEN, I. Band. Herausgegeben
von Hans Gerhard Graf. In Leder M. 4. — .
VII: DRAMATISCHE DICHTUNGEN, II. Band. Herausgegeben
von Hans Gerhard Graf In Leder M. 6. — .
IX : KUNST-SCHRIFTEN, I. Band. Herausgegeben von Max Hecker.
In Leder M. 6. — .
GOETHE : FAUST. Gefamtausgabe. Enthaltend den
Urfauft; Das Fragment (1790); Die Tragödie, I. und
II. Teil; Die Paralipomena. Herausgegeben von Hans
Gerhard Graf. Zweite Auflage (6.— 10. Taufend). In
Leinen M. 3.— ; in Leder M. 4. — .
GOETHES WERKE IN SECHS BÄNDEN. Im Auf-
trage der Goethe-Gefellfchaft herausgegeben von Erich
Schmidt. Zweite Auflage (21.— 50. Taufe?id). In Papp-
bänden M. 6.— ; in Leinen M. 8.— ; in Halbleder M. 1 2.—.
GOETHES SPRÜCHE IN PROSA. Maximen und Re-
flexionen. Herausgegeben von Her?nan Krüger-JVeftend.
In Pappband M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
GOETHES SPRÜCHE IN REIMEN. Zahme Xenien
und Invektiven. Herausgegeben von Max Hecker. In
Pappband M. 2. — ; in Leder M. 4. — .
179
AUS GOETHES TAGEBÜCHERN. Ausgewählt und
herausgegeben von Hans Gerhard Graf. In Pappband
M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
GOETHE IM GESPRÄCH. In Auswahl (ohne die mit
Eckermann geführten Gefpräche) herausgegeben von
Franx Deibel und Friedrich Gimdelfinger. Dritte Auflage.
Geheftet M. 5.— ; in Leinen M. 6.— ; in Leder M. 8.—.
Enthält die Gefpräche mit Schiller, Wieland, Herder, Schlegel,
Napoleon, Voß, Riemer, Boifferde, Kanzler von Müller, Soret,
Felix Mendelsfohn-Bartholdy u. a,
GOETHES GESPRÄCHE MIT ECKERMANN. Voll-
ftändige Ausgabe, beforgt von Fran% Deibel. Mit zwei
Porträts. Zweite Auflage (6. — 10. Taufend). Zwei Bände.
In Pappbänden M. 5. — ; in Leinen M. 7. — ; in Leder
M. 9.-.
GOETHES BRIEFE AN CHARLOTTE VON
STEIN. Vollftändige Ausgabe in drei Bänden. Heraus-
gegeben ^ on Julius Peterfen. Mit drei Silhouetten. Ti-
tel, Einband- und Vignettenzeichnungen von Heinrich
Vogeler-JForpswede. Zweite Auflage (3. und 4. Taufend).
Geheftet M. 7.— ; in Leinen M. 10.— ; in Leder M. 14.—.
GOETHES BRIEFE AN FRAU VON STEIN. In
Auswahl herausgegeben \on Julius Pete?fen. Mit drei
Silhouetten. In Pappband M. 2. — ; in Leder M. 4. — .
GOETHES BRIEFWECHSEL MIT MARIANNE
VON WILLEMER. Herausgegeben von Philipp Stein.
Mit einer Silhouette und zwei Zeichnungen in Licht-
druck. Titel- und Einbandzeichnungen von Heinrich
Vogekr-lVorpswede. Geheftet M. 4.— ; in Leinen M. 5. — ;
i«o
in Leder M. 7. — . Vovzugsausgabe: lOO numerierte Exem-
plare auf Büttenpapier. In Pergament M. 12. — .
DIE BRIEFE DER FRAU RATH GOETHE. Ge-
fammelt und herausgegeben von Albert Köfter. Mit zwei
Brief- Fakfimiles. Vierte^ vermehrte Auflage. Zwei Bände.
Geheftet M. 10.— ; in Halbleder M. 14.—.
BRIEFE VON GOETHES MUTTER. Ausgewählt
und eingeleitet von Albert Köfter. Mit einer Silhouette
der Frau Rath. 21. bis 30. Taufe7id. In Pappband M. 2.— ;
in Leder M. 4. — .
GRIMMS DEUTSCHE SAGEN. Ausgewählt und ein-
geleitet von Paul Merker. In Pappband M. 2. — ; in
Leder M. 4.—.
H. J. CHR. VON GRIMMELSH AUSEN : DER ABEN-
TEUERLICHE SIMPLICISSIMUS. Vollftändige
Tafchenausgabe in drei Bänden, beforgt von Reinhard
Buchwald. Mit den vier Radierungen von Max KUnger
in Lichtdruck. T\1.q\ von E.R. TV eiß. Geheftet M. 6.— ;
in Pappbänden M. 8. — ; in Pergament M. 14. — .
H. J. CHR. VON GRIMMELSH AUSEN: SIMPLI-
CIANISCHE SCHRIFTEN. (Trutz Simplex oder
Lebensbefchreibung der Ertzbetrügerin und Landftört-
zerin Courafche; Der feltzame Springinsfeld; Das wun-
derbare Vogelneft; Kleinere Simpliciana.) Neudruck in
400 numerierten Exemplaren mit Wiedergabe von 12
Kupferftichen und 20 Holzfchnitten der Ausgabe von
1684. Haupt- und Untertitel, Initiale, Rahmen und
Einband gezeichnet von Walter Tiemann. Nachwort
von Paul Ernft. In Schweinsleder M. 40. — .
Ibi
OTTO FRIEDRICH VON DER GROBEN: GUI-
NEISCHE REISE- BESCHREIBUNG. Marienwer-
der, gedruckt durch Simon Reinigern, anno 1694. Mit
16 Vollbildern. 500 numerierte Exemplare. In Halb-
pergament M. 18. — .
Fakfimileneudruck des älteften deutfchen Kolonialbuchs.
ERNST HARDT: GESAMMELTE ERZÄHLUN-
GEN. Geheftet M. 3.— ; in Halbpergament M. 4.—.
ERNST HARDT: AUS DEN TAGEN DES KNA-
BEN. Gedichte. 500 numerierte Exemplare. Geheftet
M. 4. — ; in Pergament M. 6. — .
ERNST HARDT: TANTRIS DER NARR. Drama
in fünf Akten. Eingangsblatt, Titel und Einband ge-
zeichnet von Marcus Behmer. Fünfte Auflage (16. — 20.
Taufend). Geheftet M. 3. — ; in Leinen M. 4. — .
ERNST HARDT: AN DEN TOREN DES LEBENS.
Eine Novelle. Zweite Jiflage. Geheftet M. 2. — ; in
Halbpergament M. 3. — .
HEINRICH HEINE: DIE NORDSEE. 300 Exem-
plare auf Japanpapier. In Pergament M. 18. — ; in Le-
der M. 22.—.
Gedruckt auf der Ernlt Ludwig-PrefTe in Darmftadt.
WILHELM HEINSE: SÄMTLICHE WERKE in
10 Bänden. Erfte vollftändige kritifche Ausgabe von
Carl Schüddekopf Leiften und Vignetten von Th. Th.
Heine. Jeder Band geheftet M. 6.— ; in Halbleder M. 8.— ;
in Ganzleder M. 9. — .
I»2
Bisher find erfchienen und werden einzeln abgegeben:
Band II: Die Begebenheiten des Enkolp. Die Kirschen.
Band III, i. Abteilung: Laidion oder die Eleufinifchen
Geheimniffe. Kleine Schriften, erfter Teil. Band III,
2. Abteilung: Kleine Schriften, zweiter Teil. Band IV:
Ardinghello und die glückfeeligen Infein. Zweite Auflage.
Band V und VI: Hildegard von Hohenthal. Band VII:
Tagebücher. Band IX und X: Briefe.
HESPERUS. Ein Jahrbuch, mit Beiträgen von Hugo von
Hof7nan7isthal, Rudolf Borchardt und Rudolf Alexander
Schröder. Geheftet M. 5.— ; in Pappband M. 6.— ; in
Pergament M. 10. — .
Enthält u. a. die „Alkeftis" von Hugo %'on Hofmannsthal.
ALFRED WALTER HEYMEL: ZEITEN. Gefam-
melte Gedichte aus den Jahren 1895— 1910. Zweite^ ver-
mehrte Auflage. Einbandzeichnung von Emil Preetorius.
Geheftet M. 2.— ; in Pappband M. 3.—.
LUDWIG VON HOFMANN: TÄNZE. Zwölf Ori-
ginallithographien. Mit einem Prolog von Hugo von
Hofmannsthal. 200 Exemplare. In Mappe M. 200. — .
HUGO VON HOFMANNSTHAL: KLEINE DRA-
MEN. Titel- und Einbandzeichnungen von Eric Gill.
(Band I: Geftern; Der Tor und der Tod; Der weiße
Fächer. Band II: Das Bergwerk zu Falun; Der Kaifer
und die Hexe; Das kleine Welttheater.) Zweite Auflage.
Geheftet M. 8.— ; in Halbpergament M. 12.—.
Beide Bände werden in befonderer Ausftattung auch einzeln ab-
gegeben. Geheftet je M. 4.- — ; in Halbpergament je M. 6. — .
183
HUGO VON HOFMANXSTHAL: DIE GESAM-
MELTEN GEDICHTE. Dritte Auflage. Titel- und
Einbandzeichnung ^■on Et-ic Gill. Geheftet M. 4. — ; in
Halbpergament M. 6. — .
HUGO VON HOFMANNSTHAL: DER TOD DES
TIZIAN. Ein dramatifches Fragment. Fimfte Auflage.
Geheftet M. i.— ; in Pappband M. 1.80.
HUGO VON HOFMANNSTHAL: DER TOR UND
DER TOD. Ein dramatifches Gedicht. Elfte Auflage.
Titel und Einband \on Hehwich Vogeler. Geheftet
M. 2. — \ in Halbpergament M. 3. — ; in Leder M. 5. — .
HUGO VON HOFMANNSTHAL: DER WEISSE
FÄCHER. Ein Zwifchenlpiel. Mit vier Holzfchnitten
von Edward Gordon Craig. 800 numerierte Exemplare.
Nr. I — 50 auf Japanpapier, in Pergament mit Seiden-
vorfatz M. 50. — ; Nr. 51 — 800 auf Büttenpapier, in
Halbpergament M. 20. — .
HUGO VON HOFMANNSTHAL: VORSPIELE.
Geheftet M. 2. — ; in Pappband M. 3. — .
RICARDA HUCH: MERKWÜRDIGE MENSCHEN
UND SCHICKSALE AUS DEM ZEITALTER
DES RISORGIMENTO. Geheftet M. 4.— ; in Papp-
band M. 5. — ; in Leder M. 7. — .
RICARDA HUCH: NEUE GEDICHTE. Geheftet
M. 3. 50; in Leder M. 6.—.
RICARDA HUCH: VITA SO.MNTUM BREVE.
Roman. Mit Initialen von Heinrich Vogeler-WorpiWßde
184
und einem Titelbilde nach Arnold BöckUn in Heliogravüre.
Vierte Auflage. Geheftet M. 6.— ; in Leder M. 8.—.
WILHELM VON HUMBOLDTS BRIEFE AN EINE
FREUNDIN. Zürn erften Male nach den Handfchrif-
ten herausgegeben von Albert Leitzmatm. Zwei Bände.
Mit einem Porträt. Geheftet M. 6.— ; in Leinen M. 8.— ;
in Leder M. lO.— .
DAS INSELBUCH. (Mit Beiträgen von Bierbaum, Blei,
Deh?nely Liliencron, Rilke, JFalfer, JVedeBidu. a. und Zeich-
nungen von Behmer, Gaski?i, Heine, Valotton, Weiß u. a.)
Geheftet M. i.— ; in Leder M. 2.—.
JOHANNES SECUNDUS: DIE KÜSSE UND DIE
FEIERLICHEN ELEGIEN. Deutfeh \on Fr ajix Blei.
Mit Goethes Gedicht „An den Geift des Johannes Se-
cundus". Mit einemx Titelporträt in Kupferdruck. In
Halbpergament M. 5.—.
KANT - AUSSPRÜCHE. Herausgegeben von Raoul
Richter. Titel- und Einbandzeichnung von F.H.Ehmcke.
In Pappband M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
SÖREN KIERKEGAARD: DAS TAGEBUCH DES
VERFÜHRERS. Erfte vollftändige deutfche Übertra-
gung von Max Dautheyidey. Zweite Auflage. Mit einer
Titelzeichnung von Walter Tiema?in. Geheftet M. 5.— ;
in Pappband M. 6.—.
HEINRICH VON KLEISTS ERZÄHLUNGEN. Ein-
geleitet von Erich Schmidt. In Pappband M. 2.—; in
Leder M. 4.— .
185
DES KNABEN WUNDERHORN. Ausgewählt und
eingeleitet von Fried?-ich Ranke. Mit Titelvignette und
Titelvollbild nach der erlten Ausgabe. In Pappband
M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
KÖRNERS WERKE, in einem Bande. Herausgegeben
von JVcrner Deetjeyi. Titel- und Einbandzeichnung von
Eric Gill. (Großhe?'zog IVilhehn Ernft- Aus gäbe deut jeher
Klaßker.) In Leder M. 3.50.
KARL ARNOLD KORTUM: DIE JOBSIADE. Ein
komifches Heldengedicht in drei Teilen. Mit den Bil-
dern der Originalausgaben und einer Einleitung in Verfen
von Otto Julius Bierbaurn. Zeichnung der Zierftücke, des
Titels und des Einbandes von Walter Tiemann. Zweite
Auflage. In Pappband M. 6. — . Vorxugsausgabe : 200 nu-
merierte Exemplare auf van Gelder-Büttenpapier. In
Schweinsleder M. 25.—.
SELMA LAGERLÖF: GÖSTA BERLING, ERZÄH-
LUNGEN AUS DEM ALTEN WERMLAND.
Übertragen von Mathilde Mayin. Zwei Bände. Drittes
Taufend. Geheftet M. 5,— ; in Pappbänden M. 7.— ;
in Leder M. 10. — .
KARL LARSEN: SCHWESTER MARIANNA UND
IHRE LIEBESBRIEFE. Übertragen von Mathilde
Ma?in. Titel- und Einbandzeichnung von JValter Tie-
mann. Geheftet M. 4.50 ; in Pergament M. 7.50.
MICHAEL LERMONTOFF: EIN HELD UNSE-
RER ZEIT. Ein Roman. Deutfche Übertragung aus
dem Rußifchen von Michael Eeofanof. Mit Titel- und
186
Einbandzeichnung von IV alter Tiemann. Geheftet M. 3. — ;
in Leinen M. 4. — ; in Leder M. 5. — .
A. R. LE SAGE: DIE GESCHICHTE DES GIL
BLAS VON SANTILLANA. Ein Roman. Deutfche
Ausgabe in zwei Bänden, beforgt von Konrad Thorer,
Nachwort von Reinhard Buchwald. Mit zwei Titel-
vignetten und acht Vollbildern nach Kupfern von Chodo-
wlecki in Lichtdruck. Geheftet M. 8. — ; in Halbfranz
M. 12. — . Vorzugsausgabc: lOO numerierte Exemplare
auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 24. — .
OTTO LUDWIG : DIE HEITERETHEI. Ein Ro-
man. Herausgegeben von Paul Merker. In Pappband
M. 2. — ; in_Leder M. 4. — .
MARTIN LUTHERS BRIEFE. In Auswahl heraus-
gegeben von Reinhard Buchzvald. Zwei Bände. Mit
einem Porträt Luthers von Lukas Cranach. Titel- und
Einbandzeichnung von E.R.Weiß. Geheftet M. 9. — ;
in Leinen M. 12. — ; in Leder M. 16. — .
HEINRICH MANN: DIE KLEINE STADT. Ein
Roman. Vierte Auflage. Geheftet M. 4. — \ in Leinen
M. 5.-.
HEINRICH MANN: DIEBÖSEN. Zwei Novellen:
Die Branzilla; Der Tyrann. Geheftet M. 2.50 ; in
Leinen M. 3.50.
JULIUS MEIER-GRAEFE : COROT UND COUR-
BET. Ein Beitrag zur Entwickelungsgefchichte der mo-
dernen Malerei. Mit 17 Vollbildern. In Halbleinen
M. 8.-.
87
WILHELM MEINHOLD: DIE BERNSTEINHEXE.
Hiftorifcher Roman. Titel- und Einbandzeichnung von
E. R. Weiß. Geheftet M. 3.—; in Halbpergament M. 4.50 ;
in Ganzpergament M. 7. — .
— — ijj
JOHANN HEINRICH MERCKS SCHRIFTEN UND
BRIEFWECHSEL. In Auswahl herausgegeben von
Kii7-t JFolff. Mit einem Porträt Mercks in Lichtdruck
und Fakfimiles. Zwei Bände. 600 numerierte Exem-
plare. Geheftet M, 14.— ; in Halbleder M. 18. — .
EDUARD MÖRIKE: DAS HUTZELMÄNNLEIN
UND ANDERE MÄRCHEN. Titel- und Einband-
zeichnung von IV alter Tieniann. Geheftet M. 3. — \ in
Leinen ]M. 4. — ; in Leder M. 5. — .
EDUARD MÖRIKE: MOZART AUF DER REISE
NACH PRAG. Eine Novelle. Mit Doppeltitel von
JValter Tiemann. Geheftet M. 2.50 5 in Leinen M. 3.50 ;
in Leder M. 4.50.
HENRI MURGER: DIE BOHExME. Szenen aus dem
Parifer Künftlerleben. Mit Titelzeichnung und fünf
Vollbildern von Fi-awz vo?i Bayros. Zweite Auflage. (3.
lüid 4. Taufend.) Geheftet M. 4.50 ; in Leinen M. 6. — j
in Leder M. 8.50.
FRIEDRICH NIETZSCHES GESAMMELTE BRIE-
FE. Fünf Teile (in Techs Bänden). Geheftet M. 48.— ;
in Leinen M. 56. — ; in Halbleder M. 64. — .
Einzeln find davon zu beziehen:
Teil I: Briefe an Wilhelm Pinder, Guitav Krug, Paul Deussen,
von Gersdorff, Dr. Carl Fuchs, Frau Marie Baumgartner, Frau
Loulfe O., Freiherrn von Seydlitz, Bürgermeifter Muncker, Theo-
dor Opitz, Karl Knortz, Frau ProfefTor Vifcher-Heußler, Freifrau
von Seydlitz, Dr. Otto Eifer, Dr. Romundt, Frau Appelationsrat
Pinder. Herausgegeben von Elifabeth Föj'fter-Nietzfche und Peter
Gaft. Geheftet M. lö. — ; in Leinen M. ii. — .
Teil II: Briefwechfel mit Erwin Rhode. Herausgegeben von Elifa-
beth Förfter-Nietzfche und Fritz, Scholl. Geheftet M. lo. — ; in
Leinen M. ii. — .
Teil III: Briefwechfel mit Fr. Ritfehl, J. Burckhardt, H. Taine, G.
Keller, H. von Stein, G. Brandes, H. von Bülow, H. von Senger,
Malvida von Meyfenbug. Herausgegeben von Elifabeth Förfter-
Nietzfche, Ciirt Wachs7nuth und Peter Gaft. Geheftet M. lo. — ;
in Leinen M. ii. — .
Teil IV: Briefe an Peter Gaft. Herausgegeben von Peter Gaft. Ge-
heftet M. 9. — ; in Leinen M. 10. — .
Teil V, zwei Bände: Briefe an Mutter und Schwefter. Heraus-
gegeben von Elifabeth Förfter-Nietzfche. Geheftet M. 12. — ; in
Leinen M. 14. — .
FRIEDRICH NIETZSCHE: ALSO SPRACH ZARA-
THUSTRA. EIN BUCH FÜR ALLE UND KEI-
NEN. Monumentalalls gäbe. Druckanordnung, Zeichnung
des Titels, der Vortitel und Füllornamente und des Ein-
bandes von Henry van de Felde. In fchwarz, purpur und
gold gedruckt aut'^ van Gelder-Büttenpapier. 500 nu-
merierte Exemplare. Nr. i — 100 in Maroquin (ver-
griffen); Nr. loi — 500 in Pergament M. 90. — .
NOVELLEN, ALTFRANZÖSISCHE. Ausgewähltvon
Paul Erjifty übertragen von Faul Hansmann. Zwei Bände.
Mit Titelholzschnitten und Zierftücken nach alten
Originalen. Titelzeichnung von Rudolf Koch. Geheftet
M. 8.—; in Pappbänden M. 10.— j in Leder M. 14.—.
189
Vorzugsausgabe: loo numerierte Exemplare auf Bütten-
papier, in Pergament M. 20. — .
NOVELLEN, ALTITALIÄNISCHE. Zwei Bände.
Ausgewählt und überfetzt von Paul Ernft. Mit vene-
zianifchen Titelholzfchnitten, Initialen und Zierftücken
aus dem 14. Jahrhundert. Zzveite Auflage. Geheftet
\l. 6. — ; in Pappbänden ]\L 8. — \ in Leder M. I2. — .
O^L^R CHAJJÄM VON NESCHAPUR : RUBA'-
IJxA.T. Aus dem Englifchen des Ediuard Fttxgerald in
deutlche Verle übertragen \q>\\ G. D. Gribble. Titel- und
Einbandzeichnung und Liitiale von Marcus Behmer. In
Pappband ]\I. 8.— ; in Leder M. 12. — .
WALTER PATER: IMAGINÄRE PORTRAITS.
übertragen von Felix Hübel. Mit altvenezianifchen Ini-
tialen. Geheftet M. 5. — ; in Leinen M. 6.50.
WALTER PATER: MARIUS DER EPIKUREER.
Ein Roman in zwei Bänden. Übertragen von Felix
Paul Greve. Geheftet M. 6.50 ; in Leinen M. 9. — ; in
Leder M. 12.—.
FRANCESCO PETRARCA: SONETTE. Ausgewählt,
überfetzt und eingeleitet von Bettina Jacobson. Mit
dem Porträt des Dichters. Geheftet ?vl. 3. 50; in Per-
gament M. 5.50.
FRANZ GRAF POCCI: LUSTIGES KOMÖDIEN-
BÜCHLEIN. Zwei Bände. In Auswahl neu heraus-
gegeben von P. E. Schmidt und K. v. Rözycki. Mit vielen
Bildern, zum Teil nach unveröffentlichten Zeichnungen
Poccis. Einbandzeichnung von F. W. Kleukens. Geheftet
M. 7. — ; in Halbpergament M. 10. — .
190
HENRIK PONTOPPIDAN: HANS IM GLÜCK.
Ein Roman in zwei Bänden. Übertragen von Mathilde
Mann. Dritte Auflage. Einbandzeichnung von E. R.
Weiß. Geheftet M. 8.— ; in Leinen M. lO.— .
ALEXANDER POPE: DER LOCKENRAUB. Ein
komifches Heldengedicht. In deutfche Verfe übertragen
von Rudolf Alexander Schj'öder. Mit den neun Bildern
und der Einbandzeichnung von Aubrey Beardsley in der
Originalgröße. 800 Exemplare, Nr. i — 100 auf Japan-
papier; in Kalbleder M. 40.—. Nr. 101—800 auf hollän-
difchem Büttenpapier; in Pappband M. 14. — .
ABBE PREVOST D'EXILES: GESCHICHTE DER
MANON LESCAUT UND DES CHEVALIER
DES GRIEUX. Deutfche Übertragung von Julius
Zeitler. Mit vier Vollbildern von Franx von Bayros.
Zweite Auflage. Geheftet M. 4.50 ; in Halbleder M. 6.— ;
in Leder M. 7.50.
RAINER MARIA RILKE: GESCHICHTEN VOM
LIEBEN GOTT. Dritte Auflage. Geheftet M. 3.— ;
in Leinen M. 4. — .
RAINER MARIA RILKE: DIE FRÜHEN GE-
DICHTE. Des Buches yyMir xur Feier^^ -z/iveite Alf läge.
Geheftet M. 4. 50; in Halbleder M. 6.50.
RAINER MARIA RILKE: NEUE GEDICHTE
(aus den Jahren 1905 — 1907). Zweite Auflage. Geheftet
M. 4.50; in Halbleder M. 6.50.
RAINER MARIA RILKE: DER NEUEN GE-
DICHTE ANDERER TEIL. Geheftet M. 4.50; in
Halbleder. M. 6.50.
191
RAINER MARIA RILKE: DAS STUNDENBUCH.
(Vom mönchifchen Leben; Von der PilgeiTchaft; Von
der Armut und vom Tode.) Mit Titel und Initialen
von JValter Tiemann. Dritte Auflage. In Halbleinen
M. 3. 50; in Pergament M. 6. — .
ARTHUR RIMBAUD: LEBEN UND DICHTUNG.
Übertragen von K. L. Ainmer^ eingeleitet von Stefan Ziueig.
Mit einem Bildnis Rimbauds in Heliogra\ üre. Geheftet
M. 6.—; in Leinen M. 7.—.
RÜBEZAHL-GESCHICHTEN: das find wahrhafftige,
und über alle Maßen poffierliche oder anmuthige Fratzen,
von dem wunderbarlichen, fehr alten und weitbefchrienen
Gefpenfte, dem Rübezahl, . . . denen Begierigen vor-
mahls theilhafFtig gemachet durch M. Johayinem Prae-
"^torhmi. Nunmehro aber für den Curiöfen Liebhaber
auffs Neue an Tag gegeben. Mit Wiedergabe von
16 Holzfchnitten der Ausgabe von 1738. 800 num-
merierte Exemplare. In Pappband M. 10. — .
KARL SCHEFFLER: PARIS. Mit 71 Vollbildern in
Autotypie. Einbandzeichnung von E. R. JVeiß. Ge-
heftet M. 10; in Halbpergament M. 12. — .
SCHILLERS SÄMTLICHE WERKE, in fechs Bänden.
Herausgegeben \on Albert Köfter und. Max Hecker. Titel-
und Einbandzeichnung von Eric Gilt. (Großherxog Wil-
helm Ernft- Ausgabe deutfcher Klaffiker) . InLeinenM.20. — ;
in Leder M. 28.—.
[Die einzelnen Bände find auch unter belonderen Titeln zum Preife
von je M. 4. — in Leinen und ]\r. 5. — in Leder erfchienen: Dramen
L Teil. Dramen IL Teil. Gedichte und Erzählungen. Hiltorifche
Schriften. Philofophifche Schriften. Überfetzungen.
192
DIE BRIEFE DES JUNGEN SCHILLER. Heraus-
gegeben von Max Hecker. Mit einer Silhouette. In Papp-
band M. 2.— ; in Leder M. 4.—.
FRIEDRICH SCHLEGEL: LUCINDE. Berlin 1799.
- FRIEDRICH SCHLEIERIVIACHERS VER-
TRAUTE BRIEFE ÜBER LUCINDE. Berlin 1800.
Mit einer Einleitung von Rudolf Frajik. 500 numerierte
Exemplare. In Pappband M. 10. — .
ADELE SCHOPENHAUER: TAGEBÜCHER. Zum
eriten Male herausgegeben von Kiü't Wolff. Zwei Bände.
Mit 17 von Adele Schopenhauer gefchnittenen Silhouetten.
Geheftet M. 6. — ; in Halbpergament M. 8. — .
SCHOPENHAUERS SÄMTLICHE WERKE, in fünf
Bänden. Titel- und Einbandzeichnungen von Eric GUI.
(Großherzog Wilhelm Ernft-Ausgabe deutjcher Klaffiker.)
In Leinen M. 20. — ; in Leder M. 26. — .
Einzeln werden die Bände wie folgt geliefert:
DIE WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG. Zwei Bände.
Herausgegeben von Eduard Grifebach. In Leinen M. 8. — ; in
Leder M. 10. — .
KLEINERE SCHRIFTEN. Herausgegeben von Max Erahn. In
Leinen M. 5. — ; in Leder M. 6. — .
PARERGA UND PARALIPOMENA. Zwei Bände. Herausgegeben
von Hans Henning. In Leinen M. 9. — ; in Leder M. 11. — .
RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER: HAMA.
Scherzhafte Gedichte und Erzählungen. Geheftet
M. 2.— ; in Pappband M. 3.—.
193
GUSTAV SCHWAB: DIE SCHÖNSTEN SAGEN
DES KLASSISCHEN ALTERTUMS. Vollftändiae
o
Ausgabe in zwei Bänden, beforgt von Ernft Beiitler.
Titel- und Einbandzeichnung von F. H. EJuncke. In
Leinen M. 8.—.
— Ausgabe m drei Bäyiden. (Alit dem Ergänzungsband:
Flaxmans Zeichnungen zu Sagen des klaffifchen Alter-
tums.) In Leinen M. 12. — .
SHAKESPEARES SONETTE. Nachdichtung von^'^wör^
Saenger. Geheftet M. 4. — ; in Halbpergament M. 5. — .
Gedruckt auf der Ernft Ludwig-Preffe in Darmftadt.
AD ALBERT STIFTER: AUS DEM ALTEN WIEN.
Herausgegeben von Otto Erich Deiitfch. Mit 20 Vollbil-
dern. Titel- und Einbandzeichnung von Heinrich JVieynk,
Geheftet M. 5.—; in Leinen M. 6.—; in Leder M. 8.—.
ADALBERT STIFTER: STUDIEN. Vollftändige
Tafchenausgabe der Erzählungen Stifters in zwei Bän-
den. Mit einer Einleitung von Johaujies Schlaf. Doppel-
titel und Einband von KariJFalfer. In Leinen M. 6. — ;
in Leder M. 8.— ^ in Pergament M. 10. — .
HENRICH STILLINGS JUGEND, EINE WAHR-
HAFTE GESCHICHTE. Mit einem Nachwort von
Fran-z Deibel. Titelvignette und Titelkupfer nach Chodo-
wiecki. In Pappband M. 4. — .
DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND
EIN NÄCHTEN. Erfte vollftändige deutfche Ausgabe
in zwölf Bänden, beforgt von Felix Paul Greve. iVIit
einer Einleitung von Hugo von Hofmannsthal und einer
194
Abhandlung von Karl Dyroff üh^r Entftehung und Ge-
fchichte des Werkes. Titel- und Einbandzeichnung von
Marcus Behmer. Geheftet M. 6o.— ; in Leinen M. 72.—;
in Leder M. 84.—.
TAUSEND UND EIN TAG. Orientalifche Erzählun-
gen. Ausgewählt und eingeleitet von Paul Ernft. Die
Übertragungen von Felix Paul Greve und Paul Ha?isma}in.
Vier Bände in der Ausftattung der Infelausgabe von
„Taufend und eine Nacht". Geheftet M, 16. — ; in
Leinen M. 20. — ; in Leder M. 28. — . Vorxugsausgabe :
100 numerierte Exemplare auf Lifelbüttenpapier. In Per-
gament mit Seidenvorfatz M. 56. — .
IWAN TURGENJEFF: GEDICHTE IN PP.OSA.
Übertragen von Th. Comichau. Mit Titel und Vi-
gnetten von Pleinrich Vogeler. Zzveite Auflage. Geheftet
M. 2.—; in Leinen M. 3.— ; in Leder M. 3.5c.
VAN DE VELDE, HENRY: VOM NEUEN STIL.
Mit einer Titelvignette des Künftlers. Geheftet M. 3.50 ;
in Halbpergament M. 5. — .
EMILE VERHAEREN: HELENAS HEIMKEHR.
Drama. Nachgedichtet von Stefan Zweig. 300 Exem-
plare: 30 auf Japanpapier; in Leder M. 40. — . 270 auf
Büttenpapier; in Halbpergament M. 15. — .
Gedruckt auf der Ernft Ludwig-PrefTe in Darmftadt.
HEINRICH VOGELER- WORPSWEDE: DIR. Ge-
dichte und Zeichnungen. Zweite Auflage. Mit vom
Künftler neu gezeichnetem Einband und Vorfatzpapier.
In Halbpergament M. 10. — .
195
VOLTAIRES BRIEFWECHSEL. Ausgewählt und
übertragen von Käthe Schirmacher. Geheftet M. 4. — ;
in Pappband M. 5. — ; in Leder M. 7. — .
WILHELM WEIGAND: DER VERSCHLOSSENE
GARTEN. Gedichte aus den Jahren 1901 bis 1909.
Geheftet M. 4. — ; in Halbpergament M. 5. — .
CHRISTOPH MARTIN WIELANDS WERKE. Drei
Bände. Ausgewählt und herausgegeben von Franz Deibel.
Titel- und Einbandzeichnung von JValter Tiemann. In
Leder M. 15. — ; in Pergament M. 20. — .
Die Bände lind auch einzeln unter folgenden Titeln zu haben:
WIELANDS KLEINE VERSERZÄHLUNGEX. In Leder M. 4.50;
in Pergament M. 6. — .
WIELAND: OBERON. In Leder M. 4.50; in Pergament M. 6.—.
WIELAND: DIE ABDERITEN. In Leder M. 6.— ; in Pergament
M. 8.—.
OSCAR WILDE: DIE BALLADE VOM ZUCHT-
HAUSE ZU READING VON C. 3. 3. Deutfche
Übertragung von IVilhelm Schölermann. Vierte Auflage.
In Pappband M. 2. — .
OSCAR WILDE: DAS BILDNIS DES DOP.IAN
GRAY. Ein Roman. Übertragen von Hedwig Lach-
mann und Giiftav Landauer. Einbandzeichnung von Walter
Tiemann. Dritte Auf läge (^.— Ct. Taufend). Geheftet M. 3.50;
in Leinen M. 4.50 ; in Leder M. 7. — .
OSCAR WILDE: GEDICHTE. Übertragen von Gifela
Etxel. Mit Titelholzfchnitt von Marcus Behmer und Ein-
bandzeichnung von K. ScJvnoll v. EifeniL-erth. Geheftet
M. 6.-5 in Halbpergament M. 8. — .
196
OSCAR WILDE: GESPRÄCHE VON DER KUNST
UND VOM LEBEN. Übertragen von Hedwig Lach-
tnann und Guftav Landauer. Geheftet M. 4. — ; in Halb-
leder M. 6.—.
STEFAN ZWEIG: DIE FRÜHEN KRÄNZE. Ge-
dichte. Titel- und Einbandzeichnung von Marcus Behner.
Geheftet M. 3.50 ; in Leder M. 6.—.
Für den INSEL -VERLAG befindet fich in Arbeit ein
Fakfimile-Neudruck der
Zweiundvierzigzeiligen ^ihel
von
Johannes Gutenberg
Mainz 1450 — 1453
Herausgeber: Geheimrat Dr. Paul Schwenke
Erfter Direktor der Königlichen Bibliothek zu Berlin
Sukfkriptionspreis :
300 Exemplare aufHayidpapier^ ungebund. M.700.—, in Schweins-
leder mit Holzdeckel und Schließen gebunden M. 850.—, bis zu
20 Exemplaren auf Pergament mit aufgelegtem Gold M. 3000.-.
Die Ausgabe erfolgt in zwei Bänden Text und einem Supp-
lementband, die im Herbit 191 1 und 1912 erfcheinen.
Die Ausführung des reich mit Miniaturen gefchmückten
Werkes erfolgt nach dem Berliner Pergament-Exemplar
in farbio-em Licntdruck. Ausführliche Ankündigunsien
ftehen unberechnet, Probefeiten zur Anficht zur Verfügung.
197
INHALT DES ALMANACHS
Kalendarium mit zwölf Gedichten von Hans Sachs
JoTeph von Eichendorff: Frifch auf .... 31
2 Hugo von Hofmannsthal: Lucidor, Figuren
^ zu einer ungefchriebenen Komödie . . 32
t Gabriele d'Annunzio: Weihe an das Adria-
jl tifche Meer 50
Hans Caroffa: Zwei Gedichte
Rainer Maria Rilke: Aus den Aufzeichnun-
$ gen des ]\lalte Laurids Brigge .... 53
5 Stefan Zweis;: Herbftlonett 62
Drei GleichnifTe des Tfchuang-Tfe ... 64
7. Emile Verhaeren: Das Wort 69
^ Aus den Briefen eines Unbekannten ... 73
Goethe: Der Beluch 80
Aus dem Schlußgefang der Homerifchen
OdvfTee, neu übertragen von Rudolf Ale-
J xander Schröder 82
$ Ricarda Huch: Zvrei Gedichte 87
$ Robert Schumann: Aus dem Spruchbuche der
S Davidsbündler 89
^ Robert Schumann: An Clara Wieck ... 92
1 Aus Mozarts Briefen 92
5 Heinrich Leuthold: Mittagsruhe .... loi
l Lieder des Hafis 10:
t Hans Sachs: Ein Ichöns Buhllied einer ehr-
jS liehen Frauen 105
$ Arthur Schopenhauer: Über Schriftftellerei
$ und Stil, Lefen und Bücher 10;
$ Der Hausfpruch des Plantin 112
^ Stefan Zweig: Die Rom.antik der Bourgeoifie 11
Keats: Ode an eine Nachtigall 124
Titelholzschnitt des älteften Volksbuches von
Till Eulenfoiegel 127
Karl Vollmöller: Der Amboß 128
Lucia Dora Froft: Heinrich Mann . . .128
Robert Prutz: Von der Pumpe, die nicht
mehr hat piepen wollen 138
Drei amerikanische Gedichte. Übertragen
von Alfred Walter Heymel 143
Heinrich Heine: Gotthold Ephraim Leffing, 145
• mit dem fakfimilierten Titel zu „Nathan
der V^eife" 149
Heinrich von Kleifts Abfchiedsbriefe an feine
Coufine Marie und feine Schwefter Ulrike 153
Lenau: Ein ungedrucktes Gedicht . . . .156
Der Winter. Ein Gedicht Hölderlins aus
dem Wahnfinn 157
Arthur Schopenhauer: Zw^ei Gedichte . .157
Zu den Abbildungen 158
Bücher aus dem Infel -Verlag 161
Bilderbeilagen :
Sodom.a: Porträt Rafaels.
Albrecht Dürer: Allegorifche Zeichnung nach $
Hans Sachsens Gedicht: Der arm gemein Efel. $
Goethe: Die fchlafende Chriftiane. |
Chodowiecki: Rötelstudie zu Werthers Leiden. 7.
Phiz: Zeichnung zum Copperfield von Dickens. ^
Antoine Pesne: Friedrich der Große und feine t
Schwefter, die Markgräfin von Bayreuth, als \
Kinder. j
Emil Preetorius: Le petit galan. ^
G. M. Kraus: Porträt Goedies (1776). $
$
Der iechfte Jahrgang des Infel-Almanachs wurde
gedruckt in der Spamerschen Buchdruckerei in
Leipzig. Umfchlag und Titelrahmen find von
Th. Th. Heine.
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PLEASE DO NOT REMOVE
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UNfVERSrTY OF TORONTO LIBRARY